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Papiers Folteropfer und Suizid Das Genfer Ambulatorium für Folter

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Im Gespräch<br />

8<br />

Andrea Faes <strong>und</strong> Thomas Hofer schliessen<br />

im Herbst ihr Psychologiestudium an der<br />

Universität Bern ab. Für ihre Lizentiatsarbeit<br />

haben sie am <strong>Ambulatorium</strong> <strong>für</strong> <strong>Folter</strong><strong>und</strong><br />

Kriegsopfer eine Untersuchung über<br />

die <strong>Suizid</strong>alität, die Neigung zum Selbstmord,<br />

bei <strong><strong>Folter</strong>opfer</strong>n durchgeführt. Im<br />

folgenden Interview erzählen sie, wie sie<br />

die Studie angepackt <strong>und</strong> die Forschungsarbeit<br />

mit <strong><strong>Folter</strong>opfer</strong>n erlebt haben.<br />

Ein Aufsteller<br />

<strong>für</strong> alle Beteiligten<br />

Andrea Faes studiert Psychologie,<br />

Psychopathologie <strong>und</strong> Neuropsychologie<br />

an der Universität<br />

Bern. Neben ihrem Studium<br />

arbeitet sie als Teilzeitangestellte<br />

bei der Schweizerischen Radio<strong>und</strong><br />

Fernsehgesellschaft im<br />

betriebspsychologischen Bereich.<br />

Im Rahmen ihres Studiums hat<br />

Andrea Faes zudem ein Praktikum<br />

in der psychiatrischen Klinik<br />

in Oberwil (ZG) gemacht.<br />

Thomas Hofer studiert ebenfalls<br />

Psychologie, Psychopathologie<br />

<strong>und</strong> Neuropsychologie an der<br />

Universität Bern. Während der<br />

Untersuchung <strong>für</strong> die Lizentiatsarbeit<br />

hat er ein fünfmonatiges<br />

Praktikum im <strong>Ambulatorium</strong> <strong>für</strong><br />

<strong>Folter</strong>- <strong>und</strong> Kriegsopfer in Bern<br />

absolviert. Neben dem Studium<br />

arbeitet er als Primarlehrer.<br />

Was haben Sie in Ihrer Untersuchung am<br />

<strong>Ambulatorium</strong> <strong>für</strong> <strong>Folter</strong>- <strong>und</strong> Kriegsopfer<br />

Bern genau untersucht?<br />

Andrea Faes: Ganz kurz gesagt, wollten wir<br />

schauen, welche Einflussgrössen die <strong>Suizid</strong>alität<br />

bei <strong><strong>Folter</strong>opfer</strong>n beeinflussen. Oder<br />

anders ausgedrückt: Uns interessierte, was es<br />

ausmacht, dass <strong><strong>Folter</strong>opfer</strong> am Leben bleiben.<br />

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, Ihre<br />

Lizentiatsarbeit zu diesem eher schwierigen<br />

Thema zu schreiben?<br />

Thomas Hofer: Die Idee <strong>für</strong> die Untersuchung<br />

stammt nicht von uns, sie kam vom<br />

<strong>Ambulatorium</strong> <strong>für</strong> <strong>Folter</strong>- <strong>und</strong> Kriegsopfer in<br />

Bern. Dort hat man die Beobachtung gemacht,<br />

dass die Patienten während dem Therapieprozess<br />

sehr wenig suizidale Handlungen begehen.<br />

Conrad Frey, der Leiter des <strong>Ambulatorium</strong>s,<br />

hat uns diesen Input gegeben. Daraus<br />

haben wir dann unsere Forschungsfrage entwickelt.<br />

Wie sind Sie bei Ihrer Untersuchung vorgegangen?<br />

Hofer: Am Anfang war es <strong>für</strong> uns sehr<br />

schwierig: Es gibt einen Berg von Theorien<br />

<strong>und</strong> Modellen, mit denen man eine solche<br />

Frage zumindest teilweise klären könnte. Wir<br />

haben uns letztendlich auf das Konzept des<br />

«Sense of Coherence» <strong>und</strong> die Konsistenztheorie<br />

beschränkt (siehe Kasten), weil wir das<br />

Gefühl hatten, dass diese das Phänomen der<br />

tiefen Selbstmordrate während dem Therapieprozess<br />

vielleicht am ehesten erklärbar<br />

machen.<br />

Welche Schritte folgten danach?<br />

Faes: Nachdem wir die Theorien ausgesucht<br />

hatten, stellten wir verschiedene Fragebogen<br />

zusammen <strong>und</strong> präsentierten diese dem Team<br />

im <strong>Ambulatorium</strong>. Aufgr<strong>und</strong> der Besprechung<br />

mussten wir dann einige Änderungen vornehmen:<br />

Die Fragebogen waren zu lang, so wie<br />

wir sie geplant hatten. <strong>Das</strong> Therapieteam<br />

erklärte uns, dass es <strong>für</strong> die Patienten schwierig<br />

sei, sich über eine so lange Zeit zu konzentrieren.<br />

So haben wir uns entschieden, eine<br />

gestaffelte Form zu verwenden. Wir haben die<br />

Andrea Faes <strong>und</strong> Thomas Hofer haben eine Lizenziatsarbeit zum Thema <strong>Suizid</strong>alität bei<br />

<strong><strong>Folter</strong>opfer</strong>n geschrieben.<br />

(Foto: Regula Bättig)

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