Lindner „Relax-Preis“ Daniela A. Caviglia - Bbaktuell
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Kategorie 1<br />
Seniorinnen-Preis<br />
Vreny Boesch<br />
„Lernen passierte<br />
meistens tagsüber<br />
oder abends bei uns<br />
auf dem Hof. Ich<br />
nahm den Stoff auf<br />
wie ein trockener<br />
Schwamm.“<br />
Vreny Boesch<br />
Während ihrer Schulzeit war Vreny Boesch<br />
für wenig begabt befunden worden. Sie<br />
spürte zeitlebens, dass sie ein Problem<br />
hatte, das sie mittlerweise auch benennen<br />
kann: Sie hatte Legasthenie und Dyskalkulie,<br />
was sie aber erst als erwachsene Frau<br />
erfuhr.<br />
Sie folgte einem inneren Drang, das in der<br />
Jugend entstandene Defizit auszugleichen,<br />
und besuchte verschiedene Abendkurse.<br />
Gleichzeitig führte sie einen grossen Bauernhaushalt,<br />
bekam vier Kinder und half im<br />
Betrieb mit. Die Berufsausbildung zur Bäuerin<br />
machte sie parallel dazu, mit 32 Jahren<br />
absolvierte sie die eidgenössische Bäuerinnenprüfung.<br />
Vreny Boesch war erleichtert,<br />
das Defizit war überwunden, allerdings,<br />
ihr ursprüngliches Berufsziel, Kindergärtnerin<br />
zu werden, konnte sie aufgrund der<br />
gestellten Anforderungen nicht erreichen.<br />
So konzentrierte sie sich auf die Erwachsenenbildung.<br />
Die Ausbildung zur psychologischen<br />
Beraterin brachte ihr die fachliche<br />
Qualifikation, die sie mit dem Abschluss als<br />
Kursleiterin für Erwachsene ergänzte. Mit<br />
62 absolvierte sie schliesslich das SVEB 1<br />
Doppelmodul für Ausbildende. Die Preisträgerin<br />
hat die Qualität des informellen Ler-<br />
nens früh erkannt: Bei der Feldarbeit hörte<br />
sie Info-Radio, und die Arbeit mit ausländischen<br />
Erntehelfern war für sie interkulturelle<br />
Weiterbildung im Alltag.<br />
Als Folge der Kursbesuche war sie häufig<br />
von ihrer Familie abwesend: Das förderte<br />
die Selbstständigkeit ihrer Kinder, die sie im<br />
bäuerlichen Familienbetrieb voll unterstützten.<br />
Zweimal war sie arbeitslos: mit 57 und<br />
60 Jahren. Doch auch das brachte sie nicht<br />
vom Weg ab. Bis heute lebt sie das Prinzip<br />
des lebenslangen Lernens. Die Ausbildungskosten<br />
sind für Vreny Boesch eine Investition<br />
„in den eigenen Kopf“, deutlich rentabler<br />
als der Kauf eines schicken Autos.<br />
Seit kurzem ist sie pensioniert, arbeitet aber<br />
weiterhin als Kursleiterin für Erwerbslose<br />
bei der Stiftung für Arbeitsgestaltung. Zustätzlich<br />
will sie psychologische Gesprächsgruppen<br />
gründen und den Verein für Gastfamilien<br />
SERVAS in den Oberstufen bekannt<br />
machen.<br />
65 Jahre, Diessenhofen (TG)<br />
Kursleiterin für Erwerbslose