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Zukunft der Handelsmittelschulen - Bbaktuell

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Schlussbericht zum Projekt<br />

„<strong>Zukunft</strong> <strong>der</strong> <strong>Handelsmittelschulen</strong>“<br />

im Auftrag vom<br />

Bundesamt für Berufsbildung<br />

und Technologie (BBT)<br />

St. Gallen, 30. September 2007<br />

Verfasser:<br />

Dr. oec. Thomas Bieker (IWP-HSG)<br />

Beat Estermann (SRED)<br />

Prof. Dr. Christoph Metzger (IWP-HSG)<br />

Dr. oec. Andrea Ze<strong>der</strong> (IWP-HSG)


Executive Summary<br />

Executive Summary<br />

Thomas Bieker / Christoph Metzger<br />

Forschungsfragen und Prämissen<br />

Das Forschungsprojekt „<strong>Zukunft</strong> <strong>der</strong> <strong>Handelsmittelschulen</strong>“ konzentrierte sich auf die Beantwortung<br />

<strong>der</strong> folgenden Forschungsfragen:<br />

! Inwieweit können mit den getesteten Modulen insgesamt die Leistungsziele für den betrieblichen<br />

Teil erreicht werden? Inwieweit werden die für ein Modul ausgewählten Leistungsziele<br />

erreicht?<br />

! Sind die Richtlinien für berufliche Praxis erfüllt? Wo bestehen Lücken?<br />

! Welche Empfehlungen für die Ausbildung in beruflicher Praxis ergibt die Evaluation bezüglich<br />

<strong>der</strong> Ausgestaltung des inhaltlichen und zeitlichen Umfangs?<br />

! Welcher Ausbildungsbedarf entsteht für Schulleiter, Lehrkräfte und Modulverantwortliche?<br />

Zudem wurden mit den Fragen <strong>der</strong> Kooperation zwischen Schule und Praxis, <strong>der</strong> Integration<br />

<strong>der</strong> Module in den Schulalltag sowie den kategoriespezifischen Analysen weitere relevante<br />

Aspekte in den Projektrahmen integriert.<br />

Im Hinblick auf die erste Forschungsfrage wird von folgenden Prämissen ausgegangen:<br />

Das Projekt ging erstens von <strong>der</strong> Annahme aus, dass über die duale kaufmännische Lehre <strong>der</strong><br />

betriebliche Leistungszielkatalog erreicht wird. Zweitens wurde angenommen, dass die durch<br />

das Bundesamt für Berufsbildung und Technologie (BBT) vorgenommene Auswahl <strong>der</strong> Leistungsziele<br />

den Erfor<strong>der</strong>nissen <strong>der</strong> Berufspraxis hinreichend Rechnung trägt. Drittens wurde<br />

davon ausgegangen, dass die durch die einzelnen Schulen ausgewählten Leistungsziele die didaktischen<br />

Potenziale, die das jeweilige Modul bietet, voll ausschöpfen. Aus Sicht des Evaluationsteams<br />

kann sich die forschungsleitende Fragestellung schliesslich nicht darauf beziehen,<br />

ob die <strong>Handelsmittelschulen</strong> (HMS) durch einzelne Module das Total <strong>der</strong> für die duale<br />

Lehre gültigen Leistungsziele erreichen.<br />

Zentrale Erkenntnisse<br />

Einerseits scheinen sämtliche untersuchten Module, nicht zuletzt aufgrund <strong>der</strong> im Curriculum<br />

von HMS festgelegten Lernziele und -inhalte, zeitlich zu knapp ausgerichtet und inhaltlich zu<br />

fokussiert, um vollumfänglich die gleichen Ziele wie die duale Lehre erreichen zu können.<br />

An<strong>der</strong>erseits wäre es unmöglich, an einer Schule die Gesamtheit <strong>der</strong> evaluierten Module<br />

durchzuführen. Wenn es also darum ginge, dass die HMS sämtliche Ziele <strong>der</strong> dualen Lehre<br />

erreichen sollen, so wären die Forschungsergebnisse ernüchternd und würden einen grundlegenden<br />

Umbau <strong>der</strong> Curricula <strong>der</strong> HMS indizieren. Zusammenfassend betrachtet, bieten jedoch<br />

alle untersuchten Module bzw. Modulkategorien das Potenzial, ausgewählte (!)<br />

betriebliche Leistungsziele zu erreichen und die Richtlinien für berufliche Praxis umzusetzen.<br />

So können <strong>Handelsmittelschulen</strong> deutlich an Attraktivität gewinnen, wenn sie praxisorientierte<br />

Module in den vollzeitschulischen Kontext integrieren. Dabei deuten die Analysen<br />

vielfach auf erhebliche Optimierungspotenziale in Bezug auf die Auswahl, För<strong>der</strong>ung und<br />

Kommunikation <strong>der</strong> Leistungsziele, die Umsetzung <strong>der</strong> Richtlinien für berufliche Praxis, die<br />

Betreuung <strong>der</strong> Lernenden bzw. die Lernortkooperation, die Integration bzw. die Vor- und<br />

Nachbereitung praxisorientierter Module sowie die Gestaltung <strong>der</strong> Infrastruktur hin, die im<br />

Folgenden skizziert werden.<br />

1


Executive Summary<br />

Empfehlungen im Hinblick auf die Leistungsziele<br />

Anzahl und Anspruchsniveau <strong>der</strong> fachlichen Ziele sind vor dem Hintergrund <strong>der</strong> konkreten<br />

Erfahrungspotenziale, die ein Modul den Lernenden tatsächlich bieten kann, (evtl. sogar für<br />

einzelne Lernende) festzulegen. Anspruchsvollere Leistungsziele aus den Bereichen Fach-,<br />

Methoden- und Sozialkompetenzen können nur dann erreicht werden, wenn Lernende umfassend<br />

betreut werden und ihnen Möglichkeiten des Erprobens, Erlebens und Reflektierens <strong>der</strong><br />

eigenen Aktivitäten gegeben werden. Schliesslich sollten Ziele im Hinblick auf die Rahmenbedingungen<br />

(konkret: Dauer <strong>der</strong> Module, Möglichkeiten <strong>der</strong> Kontaktaufnahme mit Kunden<br />

o<strong>der</strong> Lieferanten, Lernvoraussetzungen) formuliert und den Lernenden, den Lehrkräften und<br />

den externen Betreuern (z. B. Praktikumsbetreuer, Praxisexperten) kommuniziert werden.<br />

Empfehlungen im Hinblick auf die Richtlinien für berufliche Praxis<br />

Ziele zur För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Sozial- und Methodenkompetenzen <strong>der</strong> Lernenden können grundsätzlich<br />

bei allen Modulkategorien ! egal ob es sich um konkrete betriebliche Arbeiten o<strong>der</strong><br />

um eine Praxissimulation handelt ! integriert und auch geför<strong>der</strong>t werden. Dabei sollte darauf<br />

geachtet werden, dass <strong>der</strong>en För<strong>der</strong>ung einer aktiven und systematischen Schulung bedarf.<br />

Welche Empfehlungen ergeben sich im Hinblick auf die Authentizität? Die Analysen bestätigen<br />

grundsätzlich die im Rahmen des im August 2006 vorgelegten Feinkonzepts referierte<br />

Annahme, wonach Juniorfirmen in Bezug auf den Praxisbezug als authentischer beurteilt werden<br />

als Übungsfirmen und letztere wie<strong>der</strong>um als realitätsnäher als Lernbüros. Dabei scheinen<br />

reale Aussenkontakte zu an<strong>der</strong>en Übungsfirmen, zu Praxisexperten o<strong>der</strong> Marktpartnern eine<br />

grosse Bedeutung zu haben: Jedoch kann bspw. <strong>der</strong> Einbezug von Praktikern zwar die von<br />

den Beteiligten wahrgenommene Authentizität des jeweiligen Moduls positiv beeinflussen,<br />

wenn dieser neben den fachlichen auch über entsprechende pädagogisch-didaktische Kompetenzen<br />

verfügt und für die Lernenden erreichbar ist. Das in <strong>der</strong> Literatur vielfach herausgestellte<br />

Erfor<strong>der</strong>nis, Lernenden im Rahmen von Übungs- bzw. Juniorfirmen o<strong>der</strong> Auftragsübernahmen<br />

die Gelegenheit zu geben, unternehmerische Entscheide treffen zu können, muss aus<br />

folgenden Gründen relativiert werden: Mit Blick auf die finanziellen Grenzen, die sich für<br />

Vollzeitschulen ergeben, kann es nicht darum gehen, bei den Lernenden ein umfassendes<br />

Marktgespür bzw. ein umfassendes Kostenbewusstsein herzustellen und sie zu diesem Zweck<br />

einem ökonomischen Erfolgsdruck auszusetzen. Vielmehr sollte es darum gehen, die Lebenswirklichkeit<br />

<strong>der</strong> Lernenden (konkret: <strong>der</strong>en Vorwissen bzw. Interessen) mit einem (mit den<br />

gegebenen Beschränkungen im finanziellen Bereich) hohen Mass an betrieblicher Wirklichkeit<br />

zu verknüpfen.<br />

Im Hinblick auf die Eigenverantwortung <strong>der</strong> Lernenden konnte grundsätzlich bei den meisten<br />

untersuchten Kategorien ein gutes Ergebnis erzielt werden. Die Lernenden konnten zwar ihre<br />

Arbeiten offenbar meist selbständig durchführen, jedoch ihre Aktivitäten nicht immer auch<br />

eigenverantwortlich planen bzw. kontrollieren. Um dies erreichen zu können, müssen zum<br />

einen zusätzliche personelle und finanzielle Ressourcen für die Betreuung bereit gestellt werden<br />

und zum an<strong>der</strong>en die Lehrkraft nicht wie gewohnt in die Rolle des Wissensvermittlers,<br />

son<strong>der</strong>n eines Coachs schlüpfen, <strong>der</strong> die Selbständigkeit <strong>der</strong> Lernenden för<strong>der</strong>t und for<strong>der</strong>t.<br />

Betreuung <strong>der</strong> Lernenden<br />

Da eine einzelne Lehrkraft häufig bei <strong>der</strong> Betreuung praxisorientierter Module an fachliche<br />

und/o<strong>der</strong> zeitliche Grenzen stossen kann und reale Aussenkontakte wie oben skizziert so bedeutsam<br />

sind, empfiehlt sich ein Tandem aus einer externen und internen Lehrperson. Dies ermöglicht<br />

eine intensive Betreuung <strong>der</strong> einzelnen Arbeitsgruppen sowie das Realisieren von<br />

Synergiepotenzialen, weil sich die Kompetenzen von Berufspraktikern und Pädagogen sinnvoll<br />

miteinan<strong>der</strong> kombinieren lassen. Dabei sollte eine Lehrkraft ! egal ob extern o<strong>der</strong> intern<br />

! sowohl über pädagogisch-didaktische (wie Beurteilung von Methoden- und Sozialkompe-<br />

2


Executive Summary<br />

tenzen, Coaching von Gruppenarbeitsprozessen, Gestalten von Feedback) als auch über entsprechende<br />

fachliche Kompetenzen (bspw. Unternehmensgründung, Steuerung komplexer<br />

interdisziplinärer Projekte) sowie entsprechende Praxiserfahrungen verfügen, um ihre jeweiligen<br />

Kompetenzen zur Geltung bringen zu können. Selbst wenn diese Voraussetzungen erfüllt<br />

sind, müssen Betreuer den hohen Aufwand ! gerade bei <strong>der</strong> Konzeption bzw. einer erstmaligen<br />

Durchführung des Moduls ! akzeptieren. Jedoch sollten sie Lernkurven- bzw. Skaleneffekte<br />

im Rahmen einer erneuten Durchführung <strong>der</strong> Module mobilisieren.<br />

Nicht zuletzt erfor<strong>der</strong>t ein (leistungs-)zielorientiertes und auch eigenverantwortliches<br />

Arbeiten <strong>der</strong> Lernenden eine Kommunikation zentraler Eckdaten des jeweiligen Moduls<br />

hinsichtlich <strong>der</strong> Ziele und Aufträge des Moduls, <strong>der</strong> Beurteilungskriterien und/o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

möglichen kritischen Ereignisse bei <strong>der</strong> Modulbearbeitung.<br />

Kooperation zwischen Schule und Praxis<br />

Eine „gute“ Betreuung ! verstanden als Gespannstruktur einer internen Lehrkraft einerseits<br />

und eines Praxisvertreters an<strong>der</strong>erseits ! erfor<strong>der</strong>t ein koordiniertes Auftreten <strong>der</strong> beteiligten<br />

Lehrpersonen. Zudem erscheint es bedeutsam, im Rahmen <strong>der</strong> Konzeption und Durchführung<br />

praxisorientierter Module, eine Komplementarität bezüglich <strong>der</strong> Interessen <strong>der</strong> Beteiligten<br />

herzustellen. Daher ist zu empfehlen, die Planung praxisorientierter Module in Bezug auf die<br />

Eckdaten des Moduls, die Leistungsziele, die Ressourcen, die Rechte und Pflichten <strong>der</strong> Beteiligten<br />

gemeinsam zu gestalten. Dort, wo dies nicht möglich ist, ist auch hier eine Kommunikation<br />

zentraler Eckdaten des jeweiligen Moduls eine wichtige Voraussetzung für eine<br />

fruchtbare Kooperation von Schule und Praxis.<br />

Integration in den Schulalltag<br />

Die Integration in den Schulalltag indiziert bei den meisten untersuchten Modulkategorien einen<br />

Verbesserungsbedarf in Bezug auf die zeitliche und inhaltliche Einbettung des jeweiligen<br />

Moduls: Um eine zu hohe zeitliche Belastung <strong>der</strong> Beteiligten zu vermeiden, sollte zum einen<br />

vermieden werden, zu viele und zu anspruchsvolle Ziele in zu kurzer Zeit erreichen zu<br />

wollen. Zum an<strong>der</strong>en wirft dies Fragen <strong>der</strong> zeitlichen Einbettung <strong>der</strong> Module auf: So wäre<br />

bspw. zu empfehlen, dass die Schulen für die Durchführung praxisorientierter Module ein<br />

separates Unterrichtsgefäss bereitstellen und so einen Unterrichtsausfall vermeiden. Zudem<br />

sollten die Module ausserhalb <strong>der</strong> Prüfungszeiträume, <strong>der</strong> Ferien sowie weiterer Module<br />

durchgeführt werden. Schliesslich sollte bspw. durch eine schulinterne, diskursive Infrastruktur<br />

ein Optimum im Hinblick auf konfligierende Interessenlagen bei den einzelnen Anspruchsgruppen<br />

hergestellt werden (bspw. Modul am Stück bearbeiten vs. schulischen Rhythmus<br />

nicht durchbrechen). Schliesslich sollte den Phasen <strong>der</strong> Vor- und Nachbereitung praxisorientierter<br />

Module ein grösseres Gewicht verschafft werden, um mit Blick auf die angestrebten<br />

berufspraktischen Kompetenzen einen nachhaltigen Lernerfolg sicherzustellen.<br />

Infrastrukturelle Ressourcen<br />

Um den Lernenden eine möglichst authentische Erfahrung zu ermöglichen, diese in die Lage<br />

zu versetzen, Arbeiten selbständig zu erledigen und letztlich die angestrebten Lernziele auch<br />

zu erreichen, erscheint ein Zugang zu einer entsprechenden Infrastruktur unverzichtbar. Diese<br />

ist letztlich situativ im Hinblick auf die modulspezifischen Eigenarten auszugestalten.<br />

Ausblick und weiterer Forschungsbedarf<br />

Die einschlägigen Literaturempfehlungen zur Gestaltung <strong>der</strong> einzelnen Modulkategorien<br />

konnten weitgehend umgesetzt und im Hinblick auf <strong>der</strong>en Relevanz bestätigt werden. Zusätzlich<br />

zeigen die Analysen, dass sich weitere Aspekte wie die Richtlinien für berufliche Praxis<br />

(Auswahl <strong>der</strong> Leistungsziele, Authentizität, Selbständigkeit) und die Ausgestaltung <strong>der</strong> Rahmenbedingungen<br />

(z. B. Integration in den Schulalltag, Gestaltung <strong>der</strong> Betreuung, Kooperation<br />

3


Executive Summary<br />

zwischen Schule und Praxis, Bereitstellung von Infrastruktur) auf den Erfolg praxisorientierter<br />

Module auswirken können. Gesamthaft betrachtet, bieten alle untersuchten Module<br />

bzw. Modulkategorien das Potenzial, ausgewählte betriebliche Leistungsziele zu erreichen<br />

und die Richtlinien für berufliche Praxis umzusetzen. Um die Attraktivität von HMS zu<br />

verbessern und <strong>der</strong>en Profil im Vergleich zur dualen Berufslehre zu schärfen, besteht jedoch<br />

ein Klärungs- bzw. Handlungsbedarf in den folgenden Bereichen:<br />

! Evaluation <strong>der</strong> Möglichkeiten <strong>der</strong> Verknüpfung unterschiedlicher Modulkategorien an<br />

einer einzelnen Schule;<br />

! Evaluation <strong>der</strong> Wirkungen von Langzeitpraktika im Vergleich zu Kurzzeitpraktika;<br />

! Entwicklung eines Leistungszielkatalogs für HMS in Bezug auf die Berufspraxis;<br />

! Entwicklung eines Profils für die HMS: Hier geht es zum einen darum, Inhalte im Curriculum<br />

systematischer auf die Berufspraxis auszurichten und in dieser Hinsicht Vernetzungsmöglichkeiten<br />

zwischen den einzelnen Disziplinen herzustellen. Zum an<strong>der</strong>en wäre<br />

zu klären, ob ein dreijähriges bzw. vierjähriges Modell einer HMS (mit dem Ziel einer intensiveren<br />

Einbindung praxisorientierter Module) parallel geführt werden kann;<br />

! Damit die mit einer Reform <strong>der</strong> HMS verbundenen Anpassungsmassnahmen von einer<br />

breiten Basis getragen werden, erscheint es sinnvoll, den Schulen die Ziele <strong>der</strong> Reform zu<br />

kommunizieren und diese im Rahmen <strong>der</strong> Planung und Umsetzung <strong>der</strong> einzelnen Massnahmen<br />

zu beteiligen;<br />

! Zudem empfiehlt es sich, die einzelnen Schulen im Hinblick auf die bevorstehenden Verän<strong>der</strong>ungsprozesse<br />

zu begleiten.<br />

Da eine flächendeckende Einführung berufspraktischer Module ! wie die offenen Punkte<br />

illustrieren ! die einzelnen Schulen vor vielfältige strategische, personelle und organisatorische<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen stellt, wäre eine Umsetzung <strong>der</strong> intendierten Reform <strong>der</strong> <strong>Handelsmittelschulen</strong><br />

allenfalls in mittlerer Frist empfehlen.<br />

4


Inhaltsverzeichnis<br />

Executive Summary ................................................................................................................... 1<br />

Abbildungs- und Tabellenverzeichnis...................................................................................... 14<br />

Teil I ........................................................................................................................................ 15<br />

Ausgangslage und forschungsmethodisches Vorgehen ........................................................... 15<br />

1 Ausgangslage.................................................................................................................. 15<br />

2 Kritische Würdigung und Differenzierung <strong>der</strong> Ziele und Fragestellungen.................... 16<br />

3 Untersuchungsdesign (Grobkonzept) ............................................................................. 18<br />

4 Feinkonzept..................................................................................................................... 20<br />

4.1 Modulauswahl ....................................................................................................... 20<br />

4.2 Forschungsmethodische Überlegungen................................................................. 22<br />

4.3 Kritische Erfolgsfaktoren <strong>der</strong> einzelnen Modulkategorien ................................... 28<br />

4.3.1 Betriebspraktika .................................................................................................... 29<br />

4.3.2 Auftragsübernahmen ............................................................................................. 30<br />

4.3.3 Juniorfirmen .......................................................................................................... 31<br />

4.3.4 Lernbüros............................................................................................................... 33<br />

4.3.5 Übungsfirmen........................................................................................................ 35<br />

4.4 Modulspezifische Überlegungen........................................................................... 37<br />

5 Projektorganisation seitens des Auftragnehmers............................................................ 37<br />

Teil II........................................................................................................................................ 39<br />

Fallstudien zum Betriebspraktikum und kategoriespezifische Empfehlungen ........................ 39<br />

Stage en entreprise EC Aimée-Stitelmann, Plan-les-Ouates.................................................... 40<br />

1 Description du module.................................................................................................... 40<br />

1.1 Idée de base ........................................................................................................... 40<br />

1.2 Cadre temporel, étapes (structuration du module) ................................................ 40<br />

1.3 Objectifs de formation pratique............................................................................. 41<br />

1.4 Authenticité ........................................................................................................... 41<br />

1.5 Intégration dans le cadre scolaire.......................................................................... 41<br />

1.6 Évaluation des élèves ............................................................................................ 42<br />

1.7 Conditions-cadre ................................................................................................... 42<br />

2 Appréciation du module par les personnes concernées .................................................. 43<br />

2.1 Résultats ................................................................................................................ 43<br />

2.2 Authenticité ........................................................................................................... 44<br />

2.3 Autonomie des élèves............................................................................................ 45<br />

2.4 Intégration du module dans le cadre scolaire ........................................................ 45<br />

2.5 Encadrement des élèves......................................................................................... 46<br />

2.6 Conditions-cadre ................................................................................................... 46<br />

2.7 Impact du stage sur l’attractivité des ESC ............................................................ 47<br />

2.8 Appréciation globale du point de vue des personnes concernées par le stage ...... 48<br />

3 Appréciation critique et conclusions .............................................................................. 49<br />

5


Inhaltsverzeichnis<br />

Betriebspraktikum an <strong>der</strong> Kantonsschule Trogen .................................................................... 50<br />

1 Modulbeschreibung ........................................................................................................ 50<br />

1.1 Grundidee des Moduls .......................................................................................... 50<br />

1.2 Vorgehen: Phasen im Rahmen des Betriebspraktikums........................................ 50<br />

1.3 Ziele in Bezug auf Fach-, Methoden- und Sozialkompetenzen ............................ 51<br />

1.4 Authentizität .......................................................................................................... 52<br />

1.5 Integration in Schulalltag ...................................................................................... 52<br />

1.6 Beurteilung <strong>der</strong> Schüler......................................................................................... 52<br />

1.7 Rahmenbedingungen............................................................................................. 53<br />

2 Beurteilung des Moduls aus Sicht <strong>der</strong> involvierten Personen ........................................ 54<br />

2.1 Erreichung <strong>der</strong> Ziele im Rahmen des Betriebspraktikums.................................... 54<br />

2.2 Authentizität .......................................................................................................... 56<br />

2.3 Selbständigkeit <strong>der</strong> Lernenden .............................................................................. 57<br />

2.4 Integration in den Schulalltag ............................................................................... 57<br />

2.5 Betreuung <strong>der</strong> Praktikanten durch den Betrieb und die Schule ............................ 62<br />

2.6 Rahmenbedingungen............................................................................................. 64<br />

2.7 Auswirkungen des Betriebspraktikums auf Attraktivität <strong>der</strong> Handelsmittelschule.....................................................................................................................<br />

66<br />

2.8 Gesamtbeurteilung des Moduls aus Sicht <strong>der</strong> Projektbeteiligten.......................... 67<br />

3 Kritische Würdigung und Schlussfolgerungen............................................................... 68<br />

Unternehmensanalyse mit integriertem Berufspraktikum ! Wirtschaftsmittelschule Basel... 72<br />

1 Modulbeschrieb .............................................................................................................. 72<br />

1.1 Grundidee .............................................................................................................. 72<br />

1.2 Vorgehen: Arbeitsphasen/Arbeitsschritte ............................................................. 72<br />

1.3 Ziele in Bezug auf Fach-, Methoden- und Sozialkompetenzen ............................ 73<br />

1.4 Authentizität .......................................................................................................... 73<br />

1.5 Integration in den Schulalltag ............................................................................... 74<br />

1.6 Beurteilung <strong>der</strong> Lernenden.................................................................................... 75<br />

1.7 Rahmenbedingungen............................................................................................. 75<br />

2 Beurteilung des Moduls aus Sicht <strong>der</strong> involvierten Personen ........................................ 76<br />

2.1 Erreichung <strong>der</strong> Ziele in Bezug auf Fach-, Methoden- und Sozialkompetenzen ... 76<br />

2.2 Authentizität .......................................................................................................... 78<br />

2.3 Selbständigkeit ...................................................................................................... 80<br />

2.4 Integration in den Schulalltag ............................................................................... 81<br />

2.5 Betreuung <strong>der</strong> Lernenden ...................................................................................... 85<br />

2.6 Rahmenbedingungen............................................................................................. 86<br />

2.7 Auswirkungen des Moduls auf die Attraktivität <strong>der</strong> HMS ................................... 88<br />

2.8 Gesamtbeurteilung................................................................................................. 89<br />

3 Kritische Würdigung und Schlussfolgerungen............................................................... 90<br />

Vergleichende Fallstudienanalyse und Empfehlungen im Hinblick auf die Kategorie<br />

Betriebspraktika ....................................................................................................................... 93<br />

6


Inhaltsverzeichnis<br />

Fallstudien zur Auftragsübernahme und kategoriespezifische Empfehlungen...................... 105<br />

Organisation de séjours linguistiques EC Aimée-Stitelmann, Plan-les-Ouates..................... 106<br />

1 Description du module.................................................................................................. 106<br />

1.1 Idée de base ......................................................................................................... 106<br />

1.2 Cadre temporel, étapes (structuration du module) .............................................. 106<br />

1.3 Objectifs de formation pratique........................................................................... 107<br />

1.4 Authenticité ......................................................................................................... 107<br />

1.5 Intégration dans le cadre scolaire........................................................................ 108<br />

1.6 Évaluation des élèves .......................................................................................... 108<br />

1.7 Conditions-cadre ................................................................................................. 108<br />

2 Appréciation du module par les personnes concernées ................................................ 109<br />

2.1 Résultats .............................................................................................................. 109<br />

2.2 Authenticité ......................................................................................................... 111<br />

2.3 Autonomie des élèves.......................................................................................... 111<br />

2.4 Intégration du module dans le cadre scolaire ...................................................... 113<br />

2.5 Encadrement des élèves....................................................................................... 113<br />

2.6 Conditions-cadre ................................................................................................. 114<br />

2.7 Impact du module sur l’attractivité des ESC....................................................... 114<br />

2.8 Appréciation globale du point de vue des personnes concernées par le module 115<br />

3 Appréciation critique et conclusions ............................................................................ 117<br />

Content Management Systems ! Kantonsschule Frauenfeld ................................................ 119<br />

1 Modulbeschrieb ............................................................................................................ 119<br />

1.1 Grundidee ............................................................................................................ 119<br />

1.2 Vorgehen: Arbeitsphasen/Arbeitsschritte ........................................................... 119<br />

1.3 Ziele in Bezug auf Fach-, Methoden- und Sozialkompetenzen .......................... 120<br />

1.4 Authentizität ........................................................................................................ 121<br />

1.5 Integration in den Schulalltag ............................................................................. 121<br />

1.6 Beurteilung <strong>der</strong> Lernenden.................................................................................. 121<br />

1.7 Rahmenbedingungen........................................................................................... 122<br />

2 Beurteilung des Moduls aus Sicht <strong>der</strong> involvierten Personen ...................................... 123<br />

2.1 Erreichung <strong>der</strong> Ziele in Bezug auf Fach-, Methoden- und Sozialkompetenzen . 123<br />

2.2 Authentizität ........................................................................................................ 125<br />

2.3 Selbständigkeit .................................................................................................... 126<br />

2.4 Integration in den Schulalltag ............................................................................. 127<br />

2.5 Betreuung <strong>der</strong> Lernenden .................................................................................... 129<br />

2.6 Rahmenbedingungen........................................................................................... 130<br />

2.7 Auswirkungen des Moduls auf die Attraktivität <strong>der</strong> HMS ................................. 131<br />

2.8 Gesamtbeurteilung............................................................................................... 131<br />

3 Kritische Würdigung und Schlussfolgerungen............................................................. 132<br />

Auftragsübernahme am KV Liestal........................................................................................ 135<br />

1 Modulbeschrieb ............................................................................................................ 135<br />

1.1 Grundidee ............................................................................................................ 135<br />

1.2 Vorgehen: Arbeitsphasen/Arbeitsschritte ........................................................... 135<br />

1.3 Ziele in Bezug auf Fach-, Methoden- und Sozialkompetenzen .......................... 136<br />

1.4 Authentizität ........................................................................................................ 136<br />

7


Inhaltsverzeichnis<br />

1.5 Integration in Schulalltag .................................................................................... 137<br />

1.6 Beurteilung <strong>der</strong> Schüler....................................................................................... 137<br />

1.7 Rahmenbedingungen........................................................................................... 137<br />

2 Beurteilung des Moduls aus Sicht <strong>der</strong> involvierten Personen ...................................... 139<br />

2.1 Erreichung <strong>der</strong> Ziele in Bezug auf Fach-, Methoden- und Sozialkompetenzen . 139<br />

2.2 Authentizität ........................................................................................................ 140<br />

2.3 Selbständigkeit .................................................................................................... 142<br />

2.4 Integration in den Schulalltag ............................................................................. 142<br />

2.5 Betreuung <strong>der</strong> Lernenden .................................................................................... 146<br />

2.6 Rahmenbedingungen........................................................................................... 147<br />

2.7 Auswirkungen des Moduls auf die Attraktivität von HMS................................. 151<br />

2.8 Gesamtbeurteilung............................................................................................... 152<br />

3 Kritische Würdigung und Schlussfolgerungen............................................................. 154<br />

Vergleichende Fallstudienanalyse und Empfehlungen im Hinblick auf die Kategorie<br />

Auftragsübernahme ................................................................................................................ 158<br />

Fallstudien zur Juniorfirma und kategoriespezifische Empfehlungen ................................... 167<br />

Entreprise „junior“ („Entreprendre Ensemble“) à l’ESC Porrentruy..................................... 168<br />

1 Description du module.................................................................................................. 168<br />

1.1 Idée de base ......................................................................................................... 168<br />

1.2 Cadre temporel, étapes (structuration du module) .............................................. 168<br />

1.3 Objectifs de formation pratique........................................................................... 169<br />

1.4 Authenticité ......................................................................................................... 169<br />

1.5 Intégration dans le cadre scolaire........................................................................ 169<br />

1.6 Évaluation des élèves .......................................................................................... 169<br />

1.7 Conditions-cadre ................................................................................................. 169<br />

2 Appréciation du module par les personnes concernées ................................................ 171<br />

2.1 Résultats .............................................................................................................. 171<br />

2.2 Authenticité ......................................................................................................... 173<br />

2.3 Autonomie des élèves.......................................................................................... 173<br />

2.4 Intégration du module dans le cadre scolaire ...................................................... 174<br />

2.5 Encadrement des élèves....................................................................................... 175<br />

2.6 Conditions-cadre ................................................................................................. 175<br />

2.7 Impact du module sur l’attractivité des ESC....................................................... 177<br />

2.8 Appréciation globale du point de vue des personnes concernées par le module 177<br />

3 Appréciation critique et conclusions ............................................................................ 178<br />

Lernende werden wirtschaftlich tätig (Miniunternehmen) ! Handelsschule <strong>der</strong> Bündner<br />

Kantonsschule Chur ............................................................................................................... 181<br />

1 Modulbeschrieb ............................................................................................................ 181<br />

1.1 Grundidee ............................................................................................................ 181<br />

1.2 Vorgehen: Arbeitsphasen/Arbeitsschritte ........................................................... 181<br />

1.3 Ziele in Bezug auf Fach-, Methoden- und Sozialkompetenzen .......................... 182<br />

1.4 Authentizität ........................................................................................................ 183<br />

8


Inhaltsverzeichnis<br />

1.5 Integration in den Schulalltag ............................................................................. 183<br />

1.6 Beurteilung <strong>der</strong> Lernenden.................................................................................. 183<br />

1.7 Rahmenbedingungen........................................................................................... 185<br />

2 Beurteilung des Moduls aus Sicht <strong>der</strong> involvierten Personen ...................................... 185<br />

2.1 Erreichung <strong>der</strong> Ziele in Bezug auf Fach-, Methoden- und Sozialkompetenzen . 186<br />

2.2 Authentizität ........................................................................................................ 188<br />

2.3 Selbständigkeit .................................................................................................... 189<br />

2.4 Integration in den Schulalltag ............................................................................. 190<br />

2.5 Betreuung <strong>der</strong> Lernenden .................................................................................... 192<br />

2.6 Rahmenbedingungen........................................................................................... 193<br />

2.7 Auswirkungen des Moduls auf die Attraktivität <strong>der</strong> HMS ................................. 194<br />

2.8 Gesamtbeurteilung............................................................................................... 195<br />

3 Kritische Würdigung und Schlussfolgerungen............................................................. 195<br />

Stadtführungen von Jungen für Junge ! Wirtschaftsmittelschule Luzern............................. 199<br />

1 Modulbeschrieb ............................................................................................................ 199<br />

1.1 Grundidee ............................................................................................................ 199<br />

1.2 Vorgehen: Arbeitsphasen/Arbeitsschritte ........................................................... 199<br />

1.3 Ziele in Bezug auf Fach-, Methoden- und Sozialkompetenzen .......................... 200<br />

1.4 Authentizität ........................................................................................................ 202<br />

1.5 Integration in den Schulalltag ............................................................................. 202<br />

1.6 Beurteilung <strong>der</strong> Lernenden.................................................................................. 202<br />

1.7 Rahmenbedingungen........................................................................................... 203<br />

2 Beurteilung des Moduls aus Sicht <strong>der</strong> involvierten Personen ...................................... 203<br />

2.1 Erreichung <strong>der</strong> Ziele in Bezug auf Fach-, Methoden- und Sozialkompetenzen . 204<br />

2.2 Authentizität ........................................................................................................ 206<br />

2.3 Selbständigkeit .................................................................................................... 208<br />

2.4 Integration in den Schulalltag ............................................................................. 209<br />

2.5 Betreuung <strong>der</strong> Lernenden .................................................................................... 211<br />

2.6 Rahmenbedingungen........................................................................................... 214<br />

2.7 Auswirkungen des Moduls auf die Attraktivität <strong>der</strong> HMS ................................. 215<br />

2.8 Gesamtbeurteilung............................................................................................... 216<br />

3 Kritische Würdigung und Schlussfolgerungen............................................................. 217<br />

Entreprises „junior“ („Apprendre à Entreprendre“) à l’ESC Monthey.................................. 220<br />

1 Description du module.................................................................................................. 220<br />

1.1 Idée de base ......................................................................................................... 220<br />

1.2 Cadre temporel, étapes (structuration du module) .............................................. 220<br />

1.3 Objectifs de formation pratique........................................................................... 221<br />

1.4 Authenticité ......................................................................................................... 221<br />

1.5 Intégration dans le cadre scolaire........................................................................ 221<br />

1.6 Évaluation des élèves .......................................................................................... 221<br />

1.7 Conditions-cadre ................................................................................................. 221<br />

2 Appréciation du module par les personnes concernées ................................................ 222<br />

2.1 Résultats .............................................................................................................. 222<br />

2.2 Authenticité ......................................................................................................... 224<br />

2.3 Autonomie des élèves.......................................................................................... 225<br />

2.4 Intégration du module dans le cadre scolaire ...................................................... 225<br />

9


Inhaltsverzeichnis<br />

2.5 Encadrement des élèves....................................................................................... 226<br />

2.6 Conditions-cadre ................................................................................................. 226<br />

2.7 Impact du module sur l’attractivité des ESC....................................................... 227<br />

2.8 Appréciation globale du point de vue des personnes concernées par le module 228<br />

3 Appréciation critique et conclusions ............................................................................ 229<br />

Vergleichende Fallstudienanalyse und Empfehlungen im Hinblick auf die Kategorie<br />

Juniorfirma ............................................................................................................................. 231<br />

Fallstudien zum Lernbüro und kategoriespezifische Empfehlungen ..................................... 245<br />

Création d’une entreprise virtuelle à l’ESC Fribourg (Collège de Gambach)....................... 246<br />

1 Description du module.................................................................................................. 246<br />

1.1 Idée de base ......................................................................................................... 246<br />

1.2 Cadre temporel, étapes (structuration du module) .............................................. 246<br />

1.3 Objectifs de formation pratique........................................................................... 247<br />

1.4 Authenticité ......................................................................................................... 247<br />

1.5 Intégration dans le cadre scolaire........................................................................ 247<br />

1.6 Évaluation des élèves .......................................................................................... 247<br />

1.7 Conditions-cadre ................................................................................................. 248<br />

2 Appréciation du module par les personnes concernées ................................................ 249<br />

2.1 Résultats .............................................................................................................. 249<br />

2.2 Authenticité ......................................................................................................... 252<br />

2.3 Autonomie des élèves.......................................................................................... 253<br />

2.4 Intégration du module dans le cadre scolaire ...................................................... 253<br />

2.5 Encadrement des élèves....................................................................................... 254<br />

2.6 Conditions-cadre ................................................................................................. 255<br />

2.7 Impact du module sur l’attractivité des ESC....................................................... 256<br />

2.8 Appréciation globale du point de vue des personnes concernées par le module 257<br />

3 Appréciation critique et conclusions ............................................................................ 259<br />

Fiktive Unternehmensgründung an <strong>der</strong> Kantonsschule Baden .............................................. 261<br />

1 Modulbeschreibung............................................................................................. 261<br />

1.1 Grundidee des Lernbüros .................................................................................... 261<br />

1.2 Arbeitsphasen und -schritte im Rahmen des Lernbüros...................................... 261<br />

1.3 Ziele in Bezug auf Fach-, Methoden- und Sozialkompetenzen .......................... 262<br />

1.4 Authentizität ........................................................................................................ 263<br />

1.5 Integration des Lernbüros in den Schulalltag...................................................... 263<br />

1.6 Beurteilung <strong>der</strong> Schüler....................................................................................... 264<br />

1.7 Rahmenbedingungen........................................................................................... 264<br />

2 Beurteilung des Moduls aus Sicht <strong>der</strong> involvierten Personen ...................................... 265<br />

2.1 Erreichung <strong>der</strong> Ziele............................................................................................ 265<br />

2.2 Authentizität (Praxisbezug; För<strong>der</strong>ung unternehmerischen Handelns) .............. 269<br />

2.3 Selbständigkeit <strong>der</strong> Lernenden ............................................................................ 271<br />

2.4 Integration in den Schulalltag ............................................................................. 272<br />

2.6 Rahmenbedingungen........................................................................................... 276<br />

2.7 Auswirkungen des Moduls auf die Attraktivität <strong>der</strong> HMS ................................. 277<br />

2.8 Gesamtbeurteilung des Moduls aus Sicht <strong>der</strong> Projektbeteiligten........................ 278<br />

3 Kritische Würdigung und Schlussfolgerungen............................................................. 278<br />

10


Inhaltsverzeichnis<br />

La formation à la pratique professionnelle à l’ESC Neuchâtel (Lycée Jean Piaget) ............. 284<br />

1 Description du module.................................................................................................. 284<br />

1.1 Idée de base ......................................................................................................... 284<br />

1.2 Cadre temporel, étapes (structuration du programme)........................................ 284<br />

1.3 Objectifs de formation pratique........................................................................... 285<br />

1.4 Authenticité ......................................................................................................... 285<br />

1.5 Intégration dans le cadre scolaire........................................................................ 286<br />

1.6 Évaluation des élèves .......................................................................................... 286<br />

1.7 Conditions-cadre ................................................................................................. 287<br />

2 Appréciation du module par les personnes concernées ................................................ 287<br />

2.1 Résultats .............................................................................................................. 287<br />

2.2 Authenticité ......................................................................................................... 293<br />

2.3 Autonomie des élèves.......................................................................................... 294<br />

2.4 Intégration du module dans le cadre scolaire ...................................................... 294<br />

2.5 Encadrement des élèves....................................................................................... 295<br />

2.7 Impact du module sur l’attractivité des ESC....................................................... 298<br />

2.8 Appréciation globale du point de vue des personnes concernées par le module 299<br />

3 Appréciation critique et conclusions ............................................................................ 300<br />

Vergleichende Fallstudienanalyse und Empfehlungen im Hinblick auf die Kategorie<br />

Lernbüro................................................................................................................................. 302<br />

Fallstudien zur Übungsfirma und kategoriespezifische Empfehlungen................................. 318<br />

Übungsfirma am Centro Professionale Commerciale (CPC) in Locarno .............................. 319<br />

1 Modulbeschrieb ............................................................................................................ 319<br />

1.1 Grundidee ............................................................................................................ 319<br />

1.2 Vorgehen: Arbeitsphasen/Arbeitsschritte ........................................................... 319<br />

1.3 Ziele in Bezug auf Fach-, Methoden- und Sozialkompetenzen .......................... 319<br />

1.4 Authentizität ........................................................................................................ 320<br />

1.5 Integration in Schulalltag .................................................................................... 321<br />

1.6 Beurteilung <strong>der</strong> Schüler....................................................................................... 321<br />

1.7 Rahmenbedingungen........................................................................................... 321<br />

2 Beurteilung des Moduls aus Sicht <strong>der</strong> involvierten Personen ...................................... 322<br />

2.1 Erreichung <strong>der</strong> Ziele in Bezug auf Fach-, Methoden- und Sozialkompetenzen . 322<br />

2.2 Authentizität ........................................................................................................ 323<br />

2.3 Selbständigkeit .................................................................................................... 325<br />

2.4 Integration in den Schulalltag ............................................................................. 326<br />

2.5 Betreuung <strong>der</strong> Lernenden .................................................................................... 328<br />

2.6 Rahmenbedingungen........................................................................................... 329<br />

2.7 Auswirkungen des Moduls auf die Attraktivität von HMS................................. 332<br />

2.8 Gesamtbeurteilung............................................................................................... 332<br />

3 Kritische Würdigung und Schlussfolgerungen............................................................. 334<br />

11


Inhaltsverzeichnis<br />

Stages en entreprise d’entraînement ! ESTER, La Chaux-de-Fonds.................................... 339<br />

1 Description du module.................................................................................................. 339<br />

1.1 Idée de base ......................................................................................................... 339<br />

1.2 Cadre temporel, étapes (structuration du module) .............................................. 339<br />

1.3 Objectifs de formation pratique........................................................................... 340<br />

1.4 Authenticité ......................................................................................................... 340<br />

1.5 Intégration dans le cadre scolaire........................................................................ 340<br />

1.6 Évaluation des élèves .......................................................................................... 340<br />

1.7 Conditions-cadre ................................................................................................. 341<br />

2 Appréciation du module par les personnes concernées ................................................ 341<br />

2.1 Résultats .............................................................................................................. 341<br />

2.2 Authenticité ......................................................................................................... 345<br />

2.3 Autonomie des élèves.......................................................................................... 345<br />

2.4 Intégration du module dans le cadre scolaire ...................................................... 346<br />

2.5 Encadrement des élèves....................................................................................... 347<br />

2.6 Conditions-cadre ................................................................................................. 347<br />

2.7 Impact du module sur l’attractivité des ESC....................................................... 348<br />

2.8 Appréciation globale du point de vue des personnes concernées par le module 349<br />

3 Appréciation critique et conclusions ............................................................................ 351<br />

Vergleichende Fallstudienanalyse und Empfehlungen im Hinblick auf die Kategorie<br />

Übungsfirma........................................................................................................................... 353<br />

Fallstudien Verschiedenes und kategoriespezifische Empfehlungen .................................... 365<br />

Objectif Entreprise au Gymnase de Nyon.............................................................................. 366<br />

1 Description du programme ........................................................................................... 366<br />

1.1 Idée de base ......................................................................................................... 366<br />

1.2 Cadre temporel, étapes (structuration du module) .............................................. 366<br />

1.3 Objectifs de formation pratique........................................................................... 367<br />

1.4 Authenticité ......................................................................................................... 367<br />

1.5 Intégration dans le cadre scolaire........................................................................ 367<br />

1.6 Évaluation des élèves .......................................................................................... 367<br />

1.7 Conditions-cadre ................................................................................................. 368<br />

2 Appréciation du module par les personnes concernées ................................................ 368<br />

2.1 Résultats .............................................................................................................. 368<br />

2.2 Authenticité ......................................................................................................... 371<br />

2.3 Autonomie des élèves.......................................................................................... 372<br />

2.4 Intégration des modules pratiques dans le cadre scolaire ................................... 372<br />

2.5 Encadrement des élèves....................................................................................... 372<br />

2.6 Conditions-cadre ................................................................................................. 373<br />

2.7 Impact des modules pratiques sur l’attractivité des ESC .................................... 374<br />

2.8 Appréciation globale du point de vue des personnes concernées par les modules<br />

............................................................................................................................. 374<br />

3 Appréciation critique et conclusions ............................................................................ 375<br />

12


Inhaltsverzeichnis<br />

Klassenkasse ! Wirtschaftsmittelschule Bern....................................................................... 376<br />

1 Modulbeschrieb ............................................................................................................ 376<br />

1.1 Grundidee ............................................................................................................ 376<br />

1.2 Vorgehen: Arbeitsphasen/Arbeitsschritte ........................................................... 376<br />

1.3 Ziele in Bezug auf Fach-, Methoden- und Sozialkompetenzen .......................... 377<br />

1.4 Authentizität ........................................................................................................ 377<br />

1.5 Integration in den Schulalltag ............................................................................. 378<br />

1.6 Beurteilung <strong>der</strong> Lernenden.................................................................................. 378<br />

1.7 Rahmenbedingungen........................................................................................... 379<br />

2 Beurteilung des Moduls aus Sicht <strong>der</strong> involvierten Personen ...................................... 380<br />

2.1 Erreichung <strong>der</strong> Ziele in Bezug auf Fach-, Methoden- und Sozialkompetenzen . 380<br />

2.2 Authentizität ........................................................................................................ 381<br />

2.3 Selbständigkeit .................................................................................................... 382<br />

2.4 Integration in den Schulalltag ............................................................................. 383<br />

2.5 Betreuung <strong>der</strong> Lernenden .................................................................................... 385<br />

2.6 Rahmenbedingungen........................................................................................... 386<br />

2.7 Auswirkungen des Moduls auf die Attraktivität <strong>der</strong> HMS ................................. 387<br />

2.8 Gesamtbeurteilung............................................................................................... 388<br />

3 Kritische Würdigung und Schlussfolgerungen............................................................. 389<br />

Vergleichende Fallstudienanalyse und Empfehlungen im Hinblick auf die Kategorie<br />

Verschiedenes......................................................................................................................... 392<br />

Teil III .................................................................................................................................... 403<br />

Fazit und Empfehlungen zur Evaluation des Pilotprojektes „<strong>Zukunft</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Handelsmittelschulen</strong>“ ........................................................................................................... 403<br />

1 Kategoriespezifische Erkenntnisse ............................................................................... 403<br />

2 Schlussfolgerungen und Empfehlungen ....................................................................... 408<br />

2.1 Didaktische Konzeption und Umsetzung praxisorientierter Module.................. 408<br />

2.1.1 Auswahl und Umsetzung <strong>der</strong> Leistungsziele............................................. 408<br />

2.1.2 Richtlinien für berufliche Praxis................................................................ 410<br />

2.2 Gestaltung <strong>der</strong> Rahmenbedingungen................................................................... 415<br />

2.3 Auswirkungen auf die Attraktivität von HMS .................................................... 421<br />

3 Ausblick und weiterführen<strong>der</strong> Forschungsbedarf......................................................... 422<br />

Literaturverzeichnis................................................................................................................ 425<br />

Anhänge I und II .................................................................................................................... 427<br />

Anhang I: Fragestellungen aus dem Grobkonzept ................................................................. 427<br />

Anhang II: Kategorienspezifische Fragestellungen ............................................................... 434<br />

13


Abbildungs- und Tabellenverzeichnis<br />

Abbildungs- und Tabellenverzeichnis<br />

Abbildung 1<br />

Abbildung 2<br />

Abbildung 3<br />

Formen <strong>der</strong> Praxisintegration<br />

Lernbüro ! Übungsfirma – Juniorfirma<br />

Organisationsstruktur Modul „Stadtführungen von Jungen für Junge“<br />

Tabelle 1<br />

Tabelle 2<br />

Tabelle 3<br />

Tabelle 4<br />

Tabelle 5<br />

Tabelle 6<br />

Tabelle 7<br />

Tabelle 8<br />

Tabelle 9<br />

Tabelle 10<br />

Tabelle 11<br />

Tabelle 12<br />

Tabelle 13<br />

Übersicht über sämtliche Module<br />

Modulauswahl<br />

Kritische Erfolgsfaktoren zur Gestaltung von Betriebspraktika anhand <strong>der</strong><br />

Sekundäranalyse<br />

Kritische Erfolgsfaktoren zur Gestaltung von Auftragsübernahmen anhand <strong>der</strong><br />

Sekundäranalyse<br />

Kritische Erfolgsfaktoren zur Gestaltung von Juniorfirmen anhand <strong>der</strong><br />

Sekundäranalyse<br />

Kritische Erfolgsfaktoren zur Gestaltung von Lernbüros anhand <strong>der</strong><br />

Sekundäranalyse<br />

Kritische Erfolgsfaktoren zur Gestaltung von Übungsfirmen anhand <strong>der</strong><br />

Sekundäranalyse<br />

Kritische Erfolgsfaktoren zur Gestaltung von Betriebspraktika anhand <strong>der</strong><br />

Evaluation<br />

Kritische Erfolgsfaktoren zur Gestaltung von Auftragsübernahmen anhand <strong>der</strong><br />

Evaluation<br />

Kritische Erfolgsfaktoren zur Gestaltung von Juniorfirmen anhand <strong>der</strong><br />

Evaluation<br />

Kritische Erfolgsfaktoren zur Gestaltung von Lernbüros anhand <strong>der</strong><br />

Evaluation<br />

Kritische Erfolgsfaktoren zur Gestaltung von Übungsfirmen anhand <strong>der</strong><br />

Evaluation<br />

Kritische Erfolgsfaktoren zur Gestaltung von Modulen <strong>der</strong> Kategorie<br />

„Verschiedenes“ anhand <strong>der</strong> Evaluation<br />

14


Teil I: Ausgangslage und forschungsmethodisches Vorgehen<br />

Teil I<br />

Thomas Bieker / Christoph Metzger / Andrea Ze<strong>der</strong><br />

Ausgangslage und forschungsmethodisches Vorgehen<br />

1 Ausgangslage<br />

Der vorliegende Evaluationsbericht nimmt Bezug auf die Offerte zur „Evaluation des Pilotprojektes<br />

‚<strong>Zukunft</strong> <strong>der</strong> <strong>Handelsmittelschulen</strong>’“ vom 28. Oktober 2005 des Instituts für Wirtschaftspädagogik<br />

<strong>der</strong> Universität St. Gallen.<br />

Hintergrund <strong>der</strong> Untersuchung ist das neue Berufsbildungsgesetz, welches keine speziellen<br />

Regelungen für <strong>Handelsmittelschulen</strong> (HMS) enthält. Die vollzeitschulische Ausbildung wird<br />

entsprechend nur noch dann mit <strong>der</strong> dualen kaufmännischen Lehre gleichgesetzt, wenn die im<br />

Ausbildungs- und Prüfungsreglement definierten Anfor<strong>der</strong>ungen erfüllt sind.<br />

Im Rahmen eines zweijährigen Pilotprojektes wurden schweizweit an 21 Schulen im<br />

Zeitraum von August 2005 bis Juli 2007 unterschiedliche Module zur Erreichung<br />

betrieblicher Leistungsziele durchgeführt. Die zentralen Forschungsfragen des vorliegenden<br />

Evaluationsberichtes lauten: „Wie können die im Rahmen <strong>der</strong> neuen kaufmännischen<br />

Grundbildung (NKG) aufgestellten betrieblichen Leistungsziele und die Richtlinien für die<br />

berufliche Praxis entsprechend des Reglements Kauffrau/Kaufmann vom 24. Januar 2003 in<br />

einem vollzeitschulischen Ausbildungskonzept erreicht werden? Welche Ergänzungen sind<br />

allenfalls bei den Ausbildungsgängen vorzunehmen?“<br />

Der vorliegende Bericht glie<strong>der</strong>t sich in drei Teile: Im ersten Teil wird das Feinkonzept zur<br />

Evaluation des Pilotprojektes „<strong>Zukunft</strong> <strong>der</strong> <strong>Handelsmittelschulen</strong>“ vorgestellt. Dabei werden<br />

die Forschungsfragen, das Untersuchungsdesign bzw. das forschungsmethodische Vorgehen<br />

sowie die Ergebnisse einer Sekundäranalyse bezüglich kritischer Erfolgsfaktoren für unterschiedliche<br />

Formen <strong>der</strong> Integration von Praxis in vollzeitschulische Ausbildungsgänge erläutert.<br />

Im Rahmen des zweiten Teils werden die Module im Hinblick auf die Forschungsfragen<br />

evaluiert. Daran anschliessend werden Module gleicher Kategorie im Hinblick auf erreichte<br />

Leistungsziele und kritische Erfolgsfaktoren für die Umsetzung <strong>der</strong> Module miteinan<strong>der</strong> verglichen.<br />

Im Rahmen des abschliessenden dritten Teils werden die Forschungsfragen vor dem<br />

Hintergrund sämtlicher Analysen beantwortet. Zudem werden auf Grundlage aller Evaluationen<br />

Empfehlungen für die Ausbildung in beruflicher Praxis an <strong>Handelsmittelschulen</strong> gegeben.<br />

Letztlich wird die Transferierbarkeit von Modulen auf an<strong>der</strong>e <strong>Handelsmittelschulen</strong> angesprochen<br />

und aufgezeigt, wie dieser Frage im Rahmen einer Anschlussforschung weiter nachgegangen<br />

werden könnte.<br />

15


Teil I: Ausgangslage und forschungsmethodisches Vorgehen<br />

2 Kritische Würdigung und Differenzierung <strong>der</strong> Ziele und Fragestellungen<br />

Konkret soll im Rahmen des Evaluationsprojektes auf die folgenden Fragen eingegangen werden:<br />

! Inwieweit können mit den getesteten Modulen insgesamt die Leistungsziele für den betrieblichen<br />

Teil erreicht werden?<br />

! Inwieweit werden die für ein Modul ausgewählten Leistungsziele erreicht?<br />

! Sind die Richtlinien für berufliche Praxis erfüllt? Wo bestehen Lücken?<br />

! Welche Empfehlungen für die Ausbildung in beruflicher Praxis ergibt die Evaluation bezüglich<br />

<strong>der</strong> Ausgestaltung des inhaltlichen und zeitlichen Umfangs?<br />

! Welcher Ausbildungsbedarf entsteht für Schulleiter, Lehrkräfte und Modulverantwortliche?<br />

Der Zielsetzung und den Fragen kann entnommen werden, dass folgende Annahmen berechtigt<br />

sind:<br />

! Über die duale kaufmännische Lehre wird <strong>der</strong> betriebliche Leistungszielkatalog erreicht.<br />

! Durch ein einziges Modul können nicht alle Leistungsziele erreicht werden. Hierfür sind<br />

die Module thematisch zu eng angelegt und zeitlich zu knapp ausgestaltet. Es kann überdies<br />

davon ausgegangen werden, dass in vielen Modulen nur beschränkte Transfer- und<br />

Übungsgelegenheiten bestehen.<br />

! Die betrieblichen Leistungsziele lassen einen gewissen Interpretationsspielraum offen. Es<br />

wird davon ausgegangen, dass Differenzen bei <strong>der</strong> Interpretation dieser Leistungsziele<br />

zwischen den <strong>Handelsmittelschulen</strong> auf <strong>der</strong> einen und <strong>der</strong> dualen kaufmännischen Ausbildung<br />

auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite bestehen. Diese Differenzen beeinflussen möglicherweise<br />

das Niveau <strong>der</strong> Ausbildung und können im Rahmen <strong>der</strong> Evaluation nicht abschliessend<br />

ergründet werden.<br />

! Wenn Ausbildungsbetriebe neben Praktikanten auch Berufslernende nach dem dualen<br />

System ausbilden, ist dies för<strong>der</strong>lich für die Erreichung <strong>der</strong> betrieblichen Leistungsziele<br />

durch die Praktikanten.<br />

Kritisch anzufügen ist, dass sich das Pilotprojekt nur über zwei Jahre und nicht über die volle<br />

Dauer <strong>der</strong> Ausbildung erstreckt. Dadurch wird ein Vergleich zwischen Handelsmittelschülern<br />

und kaufmännischen Berufslernenden erschwert. Insbeson<strong>der</strong>e kann bei <strong>der</strong> Evaluation nicht<br />

auf den betrieblichen Teil <strong>der</strong> Lehrabschlussprüfung zurückgegriffen werden.<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> Evaluation soll zudem untersucht werden, inwieweit die Betonung „betrieblicher“<br />

auf Kosten <strong>der</strong> „schulischen“ Leistungsziele geht.<br />

Überdies ist <strong>der</strong> Transfer erfolgreicher Module auf an<strong>der</strong>e Institutionen aufgrund unterschiedlicher<br />

Rahmenbedingungen nicht zwingend möglich. Es gilt diesen im Rahmen einer Anschlussforschung<br />

zu prüfen.<br />

Die oben aufgeführten Fragestellungen werden nachfolgend vor diesem Hintergrund spezifiziert:<br />

Inwieweit können mit den getesteten Modulen insgesamt die Leistungsziele für den betrieblichen<br />

Teil erreicht werden? Inwieweit werden die für ein Modul ausgewählten Leistungsziele<br />

erreicht?<br />

! Wie beurteilen die Lernenden ihren Lernerfolg in den berufspraktischen Modulen?<br />

16


Teil I: Ausgangslage und forschungsmethodisches Vorgehen<br />

! Welche Möglichkeiten und Grenzen weisen die verschiedenen Kategorien von Modulen<br />

bezüglich des Erreichens <strong>der</strong> betrieblichen Leistungsziele (Fach-, Sozial- und Methodenkompetenzen)<br />

auf?<br />

! Wie können berufspraktische Module in <strong>Handelsmittelschulen</strong> gestaltet werden, um die<br />

betrieblichen Leistungsziele (Fach-, Sozial- und Methodenkompetenzen) zu erreichen?<br />

! Welche Schwierigkeiten können bei <strong>der</strong> Umsetzung <strong>der</strong> Module auftreten (z. B. zeitliche<br />

Belastung <strong>der</strong> Lehrkräfte, Ausbildung <strong>der</strong> Lehrkräfte, Koordinationsaufwand mit den Betrieben)?<br />

Welche Möglichkeiten des Umgangs mit diesen Schwierigkeiten bestehen?<br />

! Wie wird die Kooperation mit den Betrieben organisatorisch und inhaltlich, insbeson<strong>der</strong>e<br />

im Hinblick auf die praxisrelevanten Leistungsziele (Fach-, Sozial- und Methodenkompetenzen),<br />

gestaltet?<br />

Sind die Richtlinien für berufliche Praxis erfüllt? Wo bestehen Lücken?<br />

Ziele:<br />

! Erfor<strong>der</strong>n die verwendeten Lehr- und Lernformen zwingend Fach-, Sozial- und Methodenkompetenzen<br />

<strong>der</strong> Lernenden?<br />

Authentizität:<br />

! Wie kann <strong>der</strong> Praxisbezug <strong>der</strong> Module im Einzelnen bewertet werden?<br />

! Gehen die Lehr- und Lernformen von umfassenden Problemstellungen aus, und integrieren<br />

sie verschiedene Schulfächer?<br />

! Entsprechen die neuen Lehr- und Lernziele (Fach-, Sozial- und Methodenkompetenzen)<br />

den Bedürfnissen <strong>der</strong> beruflichen Praxis, wissend, dass sie sich so weit als möglich realen<br />

Arbeitssituationen anzunähern haben?<br />

Selbständigkeit:<br />

! Führt je<strong>der</strong> Lernende seine eigene Sequenz aus, auch wenn diese einen integralen Bestandteil<br />

des Ergebnisses einer Gruppe darstellt?<br />

! Wie wird in den Modulen die Eigenverantwortlichkeit <strong>der</strong> Lernenden sichergestellt?<br />

Planbarkeit einzelner Arbeitsschritte/Evaluation <strong>der</strong> Ergebnisse:<br />

! Gehören die Arbeiten zu einem Projekt, in welchem die einzelnen Arbeitsschritte (inkl.<br />

Meilensteine) genau geplant sind und die Ergebnisse evaluiert werden?<br />

! Erlauben es die Lehr- und Lernziele (Fach-, Sozial- und Methodenkompetenzen), den Lernenden<br />

auf die Konsequenzen einer nicht zieladäquaten Leistung aufmerksam zu machen,<br />

damit er unmittelbar darauf reagieren muss, um das Gesamtziel nicht zu gefährden?<br />

Welche Empfehlungen für die Ausbildung in beruflicher Praxis ergibt die Evaluation bezüglich<br />

<strong>der</strong> Ausgestaltung des inhaltlichen und zeitlichen Umfangs? Welcher Ausbildungsbedarf<br />

entsteht für Schulleiter, Lehrkräfte und Modulverantwortliche?<br />

! Wie kann die Praxisbezogenheit durch die Entwicklung und Umsetzung <strong>der</strong> Module beson<strong>der</strong>s<br />

erhöht werden?<br />

! Wie können berufspraktische Erfahrungs- und Anwendungsphasen so in den Ausbildungsablauf<br />

integriert werden, dass sie sich lernwirksam mit den schulischen Phasen verbinden?<br />

! Welchen Einfluss hat die Erreichung <strong>der</strong> praxisorientierten Leistungsziele (Fach-, Sozialund<br />

Methodenkompetenzen) auf die Erreichung <strong>der</strong> schulischen Leistungsziele?<br />

17


Teil I: Ausgangslage und forschungsmethodisches Vorgehen<br />

! Inwieweit können die praxisorientierten Leistungsziele (Fach-, Sozial- und Methodenkompetenzen)<br />

erreicht werden, ohne die „rein schulischen“ Leistungsziele negativ zu tangieren?<br />

! Welche Anfor<strong>der</strong>ungen stellen die Module an die Ausbildung <strong>der</strong> Lehrenden, Schulleiter<br />

und Modulverantwortlichen?<br />

! Mit welchem Infrastrukturbedarf gehen die Module einher?<br />

Wie wird die Attraktivität <strong>der</strong> <strong>Handelsmittelschulen</strong> ! insbeson<strong>der</strong>e auch mit Blick auf die<br />

Einführung <strong>der</strong> berufspraktischen Module ! beurteilt?<br />

! Bestehen Differenzen in <strong>der</strong> Akzeptanz <strong>der</strong> Betriebe gegenüber dem Bildungsabschluss <strong>der</strong><br />

dualen kaufmännischen Lehre einerseits und dem vollzeitschulischen Abschluss (HMS)<br />

an<strong>der</strong>erseits?<br />

! Wie hoch ist die Akzeptanz <strong>der</strong> Module seitens <strong>der</strong> Lernenden?<br />

! Wie entwickelt sich durch die berufspraktischen Module die Attraktivität <strong>der</strong> <strong>Handelsmittelschulen</strong><br />

aus Sicht <strong>der</strong> Schulen, Betriebe und <strong>der</strong> Lernenden?<br />

Entsprechend <strong>der</strong> Evaluationsergebnisse gilt es Empfehlungen für die Ausbildung in <strong>der</strong> beruflichen<br />

Praxis auszuarbeiten und den Ausbildungsbedarf für Schulleiter, Lehrkräfte und<br />

Modulverantwortliche abzuschätzen.<br />

3 Untersuchungsdesign (Grobkonzept)<br />

Die Forschung wurde als formative Evaluation mit Berichterstattung zuhanden <strong>der</strong> Steuergruppe<br />

gestaltet. Nach Möglichkeit wurde die Steuergruppe während <strong>der</strong> Laufzeit des Pilotprojektes<br />

in die Lage versetzt, die Ergebnisse <strong>der</strong> Forschungsgruppe konstruktiv in die<br />

weitere eigene Arbeit aufzunehmen. Eine Begleitforschung im engeren Sinne, bei <strong>der</strong> die Forschungsgruppe<br />

die individuellen Vorhaben in den einzelnen Modulen auch inhaltlich unterstützt,<br />

konnte im vorgegebenen Rahmen nicht umgesetzt werden.<br />

Die im Folgenden dargestellte Evaluation stützt sich vornehmlich auf Dokumentenanalysen<br />

(Modulbeschriebe, Ausbildungsprogramme <strong>der</strong> Betriebe, Schülerunterlagen, Selbstevaluationen<br />

und Abschlussberichte von Seiten <strong>der</strong> Schulen sowie Visitationsberichte von Seiten des<br />

BBT) sowie schriftliche und mündliche Befragungen (mit Lehrkräften, Modulverantwortlichen,<br />

Schülern, Verantwortlichen in den Betrieben, Praxisvertretern). Zudem werden Ergebnisse<br />

einer Sekundäranalyse, die in <strong>der</strong> Anfangsphase <strong>der</strong> Evaluation durchgeführt wurde, in<br />

Bezug auf kritische Erfolgsfaktoren für die Umsetzung <strong>der</strong> Praxisanteile in vollzeitschulischen<br />

Bildungsgängen vorgestellt (vgl. Modellversuchsprogramm KOLIBRI, Diesner, Euler,<br />

Walzik & Wilbers, 2004).<br />

Das Forschungsdesign wurde so angelegt, dass die 17 ausgewählten Pilotmodule einem vereinheitlichten<br />

Evaluationsprozess unterzogen werden, um mit Blick auf kritische Erfolgsfaktoren<br />

<strong>der</strong>en spätere Vergleichbarkeit zu ermöglichen. Auf Basis <strong>der</strong> Modulbeschriebe wird<br />

unter Hinzuziehung von Sekundäranalysen zu Möglichkeiten und Grenzen des Einbezugs beruflicher<br />

Praxis in die <strong>Handelsmittelschulen</strong> eine erste Bewertung vorgenommen. Die Module<br />

werden dann zunächst separat im Hinblick auf die Forschungsfragen evaluiert. Anschliessend<br />

werden Module gleicher Kategorie im Hinblick auf erreichte Leistungsziele und kritische<br />

Erfolgsfaktoren für die Umsetzung <strong>der</strong> Module miteinan<strong>der</strong> verglichen. Abschliessend<br />

werden die Forschungsfragen vor dem Hintergrund aller Auswertungen beantwortet. Zudem<br />

werden auf Grundlage aller Evaluationen Empfehlungen für die Ausbildung in beruflicher<br />

Praxis an <strong>Handelsmittelschulen</strong> gegeben. Letztlich wird die Transferierbarkeit von Modulen<br />

18


Teil I: Ausgangslage und forschungsmethodisches Vorgehen<br />

auf an<strong>der</strong>e <strong>Handelsmittelschulen</strong> angesprochen und aufgezeigt, wie dieser Frage im Rahmen<br />

einer Anschlussforschung weiter nachgegangen werden könnte.<br />

Skizzierung des zeitlichen Ablaufs <strong>der</strong> Evaluation<br />

Termin<br />

Januar 2006 –<br />

Mai 2006<br />

Januar 2006 –<br />

März 2006<br />

Ende Mai 2006<br />

Mai 2006 –<br />

April 2007<br />

Ende Juli 2006<br />

Mai 2007 –<br />

Juli 2007<br />

Juli 2007 –<br />

September 2007<br />

Evaluation<br />

! Dokumentenanalyse: Welche Leistungsziele werden mit den<br />

einzelnen Modulen angestrebt? Wie sind die Module didaktisch<br />

ausgestaltet?<br />

! Sekundäranalyse in Bezug auf kritische Erfolgsfaktoren für die<br />

Umsetzung <strong>der</strong> Praxisanteile<br />

Fertigstellung des Feinkonzeptes<br />

Analyse <strong>der</strong> einzelnen Module:<br />

! Schriftliche und mündliche Befragung <strong>der</strong> involvierten Personen<br />

! Dokumentenanalyse (z. B. Schülerunterlagen)<br />

Schriftlicher Zwischenbericht, inklusive Präsentation<br />

! Vergleich von Modulen gleicher Kategorie im Hinblick auf erreichte<br />

Leistungsziele und kritische Erfolgsfaktoren für die Umsetzung<br />

des Moduls<br />

! Abschliessende Beantwortung <strong>der</strong> Forschungsfragen vor dem Hintergrund<br />

aller evaluierten Module; Empfehlungen auf Grundlage<br />

<strong>der</strong> Evaluationen<br />

Präsentation <strong>der</strong> Schlussergebnisse<br />

Verfassen des Abschlussberichtes<br />

Das Grobkonzept wurde gegenüber den Ausführungen in <strong>der</strong> Offerte leicht modifiziert:<br />

! Anpassungen im zeitlichen Ablauf<br />

Da sich die Ergebnisse <strong>der</strong> Sekundäranalyse auf die inhaltliche Ausgestaltung <strong>der</strong> Fragebögen<br />

und Interviewleitfäden auswirken, wurde die Erstellung des Feinkonzeptes von<br />

Ende Januar 2006 auf Ende Mai 2006 verschoben.<br />

! Bereich „Evaluation erst bei wie<strong>der</strong>holter Durchführung“<br />

In <strong>der</strong> Offerte vom 28. Oktober 2005 wird zwischen Modulen, welche ein Mal resp. mehrfach<br />

durchgeführt werden unterschieden. Bei Modulen, die mehrfach durchgeführt werden,<br />

war die Evaluation erst bei wie<strong>der</strong>holtem Angebot geplant. Diese Idee wird aus folgenden<br />

Gründen nicht realisiert: Einerseits, um sicherzustellen, dass möglichst bald erste Evaluationsergebnisse<br />

vorliegen, welche den Modulverantwortlichen als Basis zur<br />

Weiterentwicklung und dem BBT für Transferüberlegungen dienen. An<strong>der</strong>erseits, da die<br />

Datenerhebung modulbezogen im Frühjahr 2007 abgeschlossen sein sollte, um dann mit<br />

<strong>der</strong> vergleichenden Analyse <strong>der</strong> Module starten zu können.<br />

Da die meisten Module im Schuljahr 2005/06 durchgeführt werden und dieses Schuljahr<br />

bereits dem Ende entgegen geht, erfolgt die Datenerhebung bei einzelnen Modulen erst zu<br />

Beginn des Schuljahres 2006/07. Es handelt sich dabei um Module, bei welchen sich eine<br />

retrospektive Betrachtung rechtfertigen lässt; so zum Beispiel bei Modulen, welche erst in<br />

den Sommerferien o<strong>der</strong> nach den Sommerferien 2006 ihren Abschluss finden.<br />

! Bereich „Teilnehmende Beobachtung“<br />

19


Teil I: Ausgangslage und forschungsmethodisches Vorgehen<br />

Wie unter Kapitel 4.2 (Teil I) dargelegt wird, konzentrieren wir uns im Rahmen <strong>der</strong> Evaluation<br />

<strong>der</strong> einzelnen Module auf die Forschungsmethoden „Dokumentenanalyse“ und<br />

„Befragung“. Auf die ursprünglich geplante teilnehmende Beobachtung wird verzichtet,<br />

weil viele Module bereits abgeschlossen sind o<strong>der</strong> kurz vor dem Abschluss stehen. Ein<br />

Wegfall <strong>der</strong> teilnehmenden Beobachtung ist wenig problematisch: Zum einen kann durch<br />

eine Beobachtung <strong>der</strong> Lernenden während <strong>der</strong> handelnden Tätigkeit (im Betriebspraktikum<br />

o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Schule) ohnehin nur ein sehr kleiner Ausschnitt <strong>der</strong> praktischen Tätigkeit im<br />

Sinne einer Momentaufnahme erfasst werden. Deshalb können hieraus kaum tiefere Erkenntnisse<br />

erwartet werden. Zum an<strong>der</strong>en könnte sich beispielsweise das Problem ergeben,<br />

dass sich die Lernenden durch die Anwesenheit <strong>der</strong> Beobachter gestört fühlen und sich<br />

nicht auf die Durchführung ihrer Aktivitäten konzentrieren können.<br />

4 Feinkonzept<br />

In <strong>der</strong> Folge wird das Evaluationskonzept im Detail vorgestellt. Dabei wird in einem ersten<br />

Schritt aufgezeigt, welche Module von <strong>der</strong> Evaluation erfasst werden und jeweils begründet,<br />

weshalb die Wahl auf die jeweiligen Module gefallen ist. In einem zweiten Schritt werden<br />

forschungsmethodische Überlegungen angestellt.<br />

4.1 Modulauswahl<br />

Tabelle 1 gibt einen Überblick über sämtliche Module, welche im Rahmen des Projekts „<strong>Zukunft</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Handelsmittelschulen</strong>“ von den Pilotschulen angeboten werden.<br />

Tabelle 1<br />

Übersicht über sämtliche Module<br />

Betriebspraktikum Auftragsübernahme Juniorfirma Lernbüro Übungsfirma Verschiedenes<br />

Locarno (K) X X<br />

Lugano X X<br />

Plan-les-Ouates X X<br />

Fribourg<br />

Delémont (K) X X<br />

Porrentruy X X<br />

Monthey<br />

Nyon<br />

Chur X X<br />

Frauenfeld<br />

X<br />

Aarau (K)<br />

X<br />

Baden<br />

X<br />

Trogen<br />

X<br />

Reinach (K)<br />

X<br />

Liestal<br />

X<br />

Neuchâtel (K)<br />

X<br />

La Chaux-de-Fonds<br />

X<br />

Basel<br />

X<br />

Bern X X X<br />

Luzern (K)<br />

Willisau X<br />

K = Konsortium<br />

X<br />

X<br />

X<br />

X<br />

20


Teil I: Ausgangslage und forschungsmethodisches Vorgehen<br />

Da die Unterteilung <strong>der</strong> Module in die drei Kategorien „Übungsfirma, Betriebspraktikum und<br />

Verschiedenes“ als zu wenig differenziert erachtet wurde, sind in Anlehnung an die Literatur<br />

weitere Kategorien definiert worden. Die einzelnen Kategorien lassen sich wie folgt charakterisieren<br />

(vgl. Teil I, Kapitel 4.3 für eine detailliertere Darstellung <strong>der</strong> Modulkategorien sowie<br />

<strong>der</strong>en kritische Erfolgsfaktoren):<br />

Konkrete betriebliche Arbeiten<br />

! Betriebspraktikum<br />

Die Lernenden arbeiten während mehrerer Wochen in einem Betrieb. Diese Form von Praxismodul<br />

ermöglicht einen direkten Einblick in die Berufswelt.<br />

! Auftragsübernahme<br />

Reale Kundenaufträge o<strong>der</strong> Teile davon werden vom Betrieb an die Schule delegiert. Die<br />

Kundenaufträge werden unter Beobachtung durch die Lehrperson durch die Lernenden abgewickelt.<br />

! Juniorfirma<br />

Bei Übungsfirmen arbeiten die Lernenden in einem ‚echten’ Unternehmen, jedoch handelt<br />

es sich um einen gänzlich von Lernenden geführten Betrieb. Die Lernenden operieren im<br />

Rahmen <strong>der</strong> Juniorfirma real am Markt mit echten Produkten o<strong>der</strong> Dienstleistungen und<br />

mit echtem Geld und Kapital. Entsprechend sind sie auch für die Akquisition von Aufträgen<br />

verantwortlich.<br />

Betriebssimulation betriebstypischer Arbeiten<br />

! Lernbüro<br />

Mit Lernbüros wird die betriebliche Realität simuliert. Die Simulation geht so weit, dass<br />

Büroräume nachgebaut werden, wie sie an betrieblichen Lernorten vorfindbar sind. Da es<br />

sich um eine geschlossene Simulation handelt, existieren keine realen Kontakte zu Unternehmen,<br />

son<strong>der</strong>n werden die Aussenbeziehungen durch Kontakte zu Lehrpersonen o<strong>der</strong><br />

Gruppen von Lernenden simuliert.<br />

! Übungsfirma<br />

Während <strong>der</strong> Geschäftsbetrieb beim Lernbüro fiktiv und bei <strong>der</strong> Juniorfirma real abgewickelt<br />

wird, stellt die Übungsfirma eine Mischform dar: Die Übungsfirma arbeitet zwar<br />

mit fiktiven Produkt- resp. Dienstleistungsströmen sowie fiktiven Geldströmen, die Aussenkontakte<br />

sind aber real. D. h. die Übungsfirma unterhält Kontakte zu an<strong>der</strong>en Übungsfirmen,<br />

zur Zentrale <strong>der</strong> Übungsfirmen und zu real existierenden Unternehmen.<br />

Verschiedenes<br />

Unter „Verschiedenes“ werden Module aufgeführt, welche keiner <strong>der</strong> obigen Kategorien zugeordnet<br />

werden können.<br />

Bei <strong>der</strong> Auswahl <strong>der</strong> 17 Module für die Evaluation sind folgende Kriterien zu beachten:<br />

! Es müssen Module sämtlicher Sprachregionen evaluiert werden.<br />

! Jede Schule fliesst mit einem Modul in die Evaluation ein. Bei Schulkonsortien wird jeweils<br />

nur eine <strong>der</strong> beiden Schulen in die Evaluation einbezogen.<br />

! In je<strong>der</strong> Modulkategorie sollten, sofern möglich, mindestens drei Module evaluiert werden,<br />

um einerseits einen vertiefenden Einblick in die verschiedenen Modulkategorien zu erhalten<br />

und an<strong>der</strong>erseits einen Vergleich zwischen den verschiedenen Modulkategorien anstellen<br />

zu können. Dies gilt nicht für die Kategorie „Verschiedenes“.<br />

21


Teil I: Ausgangslage und forschungsmethodisches Vorgehen<br />

Die Anwendung <strong>der</strong> Kriterien führte zur Wahl <strong>der</strong> grün hinterlegten Module (vgl. Tabelle 2):<br />

Tabelle 2<br />

Modulauswahl<br />

Betriebspraktikum Auftragsübernahme Juniorfirma Lernbüro Übungsfirma Verschiedenes<br />

Locarno (K) X X<br />

Lugano X X<br />

Plan-les-Ouates X X<br />

Fribourg<br />

Delémont (K) X X<br />

Porrentruy X X<br />

Monthey<br />

Nyon<br />

Chur X X<br />

Frauenfeld<br />

X<br />

Aarau (K)<br />

X<br />

Baden<br />

X<br />

Trogen<br />

X<br />

Reinach (K)<br />

X<br />

Liestal<br />

X<br />

Neuchâtel (K)<br />

X<br />

La Chaux-de-Fonds<br />

X<br />

Basel<br />

X<br />

Bern X X X<br />

Luzern (K)<br />

Willisau X<br />

K = Konsortium<br />

In <strong>der</strong> Ecole de Commerce Aimée-Stitelmann von Plan-les-Ouates wurden beide Module<br />

(„Praktikum in einem Reisebüro“ und „Organisation Sprachaufenthalt“) evaluiert, da diese inhaltlich<br />

zusammenhängen und hier die Analyse weiterer Erfolgsfaktoren in Bezug auf die Gestaltung<br />

vernetzter Module möglich wird.<br />

Schulen, <strong>der</strong>en Modul von <strong>der</strong> Evaluation nicht erfasst wurde, profitieren indirekt von den<br />

Evaluationsergebnissen. Dies, indem sie die Erkenntnisse aus <strong>der</strong> Sekundäranalyse und die<br />

Evaluationsergebnisse von Modulen <strong>der</strong> gleichen Kategorie mit den eigenen Erfahrungen vergleichen<br />

und daraus Schlüsse ziehen können. Zudem stehen die Überlegungen zur Frage <strong>der</strong><br />

Transferierbarkeit <strong>der</strong> einzelnen Module auf an<strong>der</strong>e <strong>Handelsmittelschulen</strong> (vgl. Teil I, Kapitel<br />

4.2) sämtlichen Schulen zur Verfügung.<br />

Für die Evaluation <strong>der</strong> Module an Westschweizer Schulen konnte das SRED (Service de la<br />

Recherche en Education) in Genf gewonnen werden (vgl. Teil I, Kapitel 5).<br />

X<br />

X<br />

X<br />

X<br />

4.2 Forschungsmethodische Überlegungen<br />

Wie bereits im Grobkonzept geschil<strong>der</strong>t wurde (vgl. Kapitel 3, Teil I), besteht die Evaluation<br />

forschungsmethodisch aus zwei Teilen: Aus einer Analyse von Dokumenten und Befragungen.<br />

! Dokumentenanalyse<br />

Bei <strong>der</strong> Dokumentenanalyse wurden möglichst viele im Zusammenhang mit einem Modul<br />

anfallenden Unterlagen analysiert. Dazu gehören Unterlagen, welche von Seiten <strong>der</strong> Modulverantwortlichen<br />

in <strong>der</strong> Schule erstellt wurden (z. B. Modulbeschrieb, Selbstevaluationsbericht,<br />

Abschlussbericht). Des Weiteren flossen Unterlagen von Seiten <strong>der</strong> Verantwortlichen<br />

in den Betrieben (z. B. Ausbildungsprogramme, Arbeitszeugnisse), <strong>der</strong> Visitationsbericht<br />

<strong>der</strong> Steuergruppe, im Rahmen des Moduls entstandene Schülerunterlagen<br />

(z. B. Portfolios, Praktikumsberichte, Reflexionen, Grob- und Detailkonzepte sowie Ab-<br />

22


Teil I: Ausgangslage und forschungsmethodisches Vorgehen<br />

schlussberichte) in die Dokumentenanalyse ein. Insbeson<strong>der</strong>e bei <strong>der</strong> Analyse von Schülerunterlagen<br />

galt es ressourcenbedingt eine kleine Stichprobe (z. B. drei Lernende) zu<br />

ziehen.<br />

! Befragungen<br />

Neben <strong>der</strong> Analyse von Dokumenten wurden die in einem Modul involvierten Personen<br />

befragt. Je nach Modul waren dies:<br />

– Lernende<br />

Neben <strong>der</strong> schriftlichen Befragung wurden die Schülerinnen und Schüler einer Klasse in<br />

Fokusgruppen à ca. 15 Personen ! ohne Anwesenheit von Lehrkräften o<strong>der</strong> Praktikumsbetreuenden<br />

! befragt. Haben die Schülerinnen und Schüler während des Moduls in<br />

Gruppen gearbeitet, so wurde diesen Gruppen im Rahmen des Interviews <strong>der</strong>art Rechnung<br />

getragen, dass jeweils die Gruppen als Ganzes befragt wurden. Bei kleinen Klassen<br />

musste keine Stichprobe gezogen werden, d. h. es konnten sämtliche Lernende in<br />

die Befragung einbezogen werden. Waren gleichzeitig mehr als drei Schulklassen von<br />

einem Modul betroffen, so wurden zwei Fokusgruppen gebildet.<br />

– Modulverantwortliche<br />

Die Modulverantwortlichen wurden schriftlich befragt sowie nach Möglichkeit persönlich<br />

vor Ort o<strong>der</strong> telefonisch interviewt.<br />

– Lehrkräfte<br />

Die Lehrkräfte wurden schriftlich und mündlich befragt. Die Art <strong>der</strong> mündlichen Befragung<br />

hing von <strong>der</strong> Anzahl Lehrkräfte ab: War nur eine Lehrperson in das Modul involviert,<br />

so wurde ein Einzelinterview vor Ort o<strong>der</strong> ein Telefoninterview geführt. Waren<br />

mehrere Lehrkräfte vom Modul betroffen, so wurden diese in einer Fokusgruppe befragt.<br />

Ressourcenbedingt sollte die Fokusgruppe nicht mehr als fünf Lehrkräfte umfassen.<br />

Aus organisatorischen Gründen erschien es sinnvoll, den Modulverantwortlichen<br />

gemeinsam mit den Lehrkräften zu befragen.<br />

– Praktikumsbetreuende<br />

Neben <strong>der</strong> schriftlichen Befragung wurden auch die betrieblichen Praktikumsbetreuenden<br />

in Fokusgruppen à maximal fünf Personen interviewt.<br />

– Praktiker<br />

Bei einzelnen Modulen standen den Schülerinnen und Schülern Praktiker zur Seite. Je<br />

nach Anzahl waren telefonische Interviews o<strong>der</strong> die Befragung in einer Fokusgruppe<br />

sinnvoll. Mehr als fünf Praktiker wurden allerdings nicht befragt.<br />

– Kunden<br />

Bei Auftragsübernahmen war ein telefonischer Kontakt zu max. fünf Kunden vorgesehen.<br />

Die im dritten Kapitel (Teil I) erwähnte Sekundäranalyse resp. <strong>der</strong>en Ergebnisse ! die Bewusstmachung<br />

<strong>der</strong> kritischen Erfolgsfaktoren bei <strong>der</strong> Integration von Praxisanteilen in vollzeitschulische<br />

Ausbildungsgänge ! flossen indirekt in die Dokumentenanalyse und die Befragungen<br />

ein. Dies, indem sie die inhaltliche Ausgestaltung von Fragebögen und <strong>der</strong> Interviewleitfäden<br />

mitgeprägt haben (vgl. Kapitel 4.3 Teil I, Anhang II). In <strong>der</strong> Folge wird aufgezeigt,<br />

welche forschungsmethodischen Anstrengungen unternommen wurden, um die im Grobkonzept<br />

aufgeführten Fragestellungen (vgl. Kapitel 2, Teil I) beantworten zu können. Diese Überlegungen<br />

dienten als Basis zur Erstellung eines Entwurfs von Fragekatalogen (vgl. Anhang I),<br />

welche vor <strong>der</strong>en Einsatz noch kategorienspezifisch (vgl. Kapitel 4.3, Teil I, Anhang II) und<br />

modulspezifisch adaptiert werden mussten (vgl. Kapitel 4.4, Teil I). Die schriftlichen Befragungen<br />

fanden jeweils vor den Gesprächen statt, um zu verhin<strong>der</strong>n, dass sich die Meinungen,<br />

Erfahrungen und Eindrücke vereinheitlichen.<br />

23


Teil I: Ausgangslage und forschungsmethodisches Vorgehen<br />

Fragenkomplex „Erreichung <strong>der</strong> betrieblichen Leistungsziele“<br />

Fragestellungen aus dem Grobkonzept<br />

Wie beurteilen die Lernenden ihren Lernerfolg<br />

in den berufspraktischen Modulen?<br />

Welche Möglichkeiten und Grenzen weisen die<br />

verschiedenen Kategorien von Modulen bezüglich<br />

des Erreichens <strong>der</strong> betrieblichen Leistungsziele<br />

(Fach-, Sozial- und Methodenkompetenzen)<br />

auf?<br />

Wie können berufspraktische Module in <strong>Handelsmittelschulen</strong><br />

gestaltet werden, um die betrieblichen<br />

Leistungsziele (Fach-, Sozial- und<br />

Methodenkompetenzen) zu erreichen?<br />

Welche Schwierigkeiten können bei <strong>der</strong> Umsetzung<br />

<strong>der</strong> Module auftreten (z. B. zeitliche Belastung<br />

<strong>der</strong> Lehrkräfte, Ausbildung <strong>der</strong> Lehrkräfte,<br />

Koordinationsaufwand mit den Betrieben)?<br />

Welche Möglichkeiten des Umgangs mit<br />

diesen Schwierigkeiten bestehen?<br />

Wie wird die Kooperation mit den Betrieben<br />

organisatorisch und inhaltlich, insbeson<strong>der</strong>e im<br />

Hinblick auf die praxisrelevanten Leistungsziele<br />

(Fach-, Sozial- und Methodenkompetenzen),<br />

gestaltet?<br />

Forschungsmethodisches Vorgehen<br />

Befragung:<br />

! Lernende<br />

Dokumentenanalyse:<br />

! Selbstevaluations- und Abschlussberichte<br />

! Visitationsberichte<br />

Befragung:<br />

! Lehrkräfte<br />

! Praktikumsbetreuende<br />

Dokumentenanalyse:<br />

! Selbstevaluations- und Abschlussberichte<br />

Befragung:<br />

! Lehrkräfte<br />

! Praktikumsbetreuende<br />

Dokumentenanalyse:<br />

! Selbstevaluations- und Abschlussberichte<br />

! Visitationsberichte<br />

Befragung:<br />

! Lernende<br />

! Modulverantwortliche<br />

! Lehrkräfte<br />

! Praktikumsbetreuende<br />

Dokumentenanalyse:<br />

! Modulbeschriebe<br />

! Selbstevaluations- und Abschlussberichte<br />

Befragung:<br />

! Modulverantwortliche<br />

! Lehrkräfte<br />

! Praktikumsbetreuende<br />

! Praktiker<br />

Fragenkomplex „Erfüllung <strong>der</strong> Richtlinien für die berufliche Praxis“<br />

Fragestellungen aus dem Grobkonzept<br />

Erfor<strong>der</strong>n die verwendeten Lehr- und Lernformen<br />

zwingend Fach-, Sozial- und Methodenkompetenzen<br />

<strong>der</strong> Lernenden?<br />

Forschungsmethodisches Vorgehen<br />

Dokumentenanalyse:<br />

! Modulbeschriebe<br />

! Selbstevaluations- und Abschlussberichte<br />

! Ausbildungsprogramme bei Betriebspraktika<br />

! Visitationsberichte<br />

! Schülerunterlagen (z. B. Praktikumsbericht)<br />

Befragung:<br />

! Lernende<br />

! Lehrkräfte<br />

! Praktikumsbetreuende<br />

24


Teil I: Ausgangslage und forschungsmethodisches Vorgehen<br />

Fragestellungen aus dem Grobkonzept<br />

Wie kann <strong>der</strong> Praxisbezug <strong>der</strong> Module im Einzelnen<br />

bewertet werden?<br />

Gehen die Lehr- und Lernformen von umfassenden<br />

Problemstellungen aus und integrieren sie<br />

verschiedene Schulfächer?<br />

Stellen die verwendeten Lehr- und Lernformen<br />

reale Bedingungen dar?<br />

Entsprechen die neuen Lehr- und Lernziele<br />

(Fach-, Sozial- und Methodenkompetenzen) den<br />

Bedürfnissen <strong>der</strong> beruflichen Praxis, wissend,<br />

dass sie sich so weit als möglich realen Arbeitssituationen<br />

anzunähern haben?<br />

Führt je<strong>der</strong> Lernende seine eigene Sequenz aus,<br />

auch wenn diese integraler Bestandteil des Ergebnisses<br />

einer Gruppe darstellt?<br />

Forschungsmethodisches Vorgehen<br />

Dokumentenanalyse:<br />

! Modulbeschriebe<br />

! Selbstevaluations- und Abschlussberichte<br />

! Ausbildungsprogramme bei Betriebspraktika<br />

! Visitationsberichte<br />

! Schülerunterlagen (z. B. Praktikumsbericht)<br />

Befragung:<br />

! Lernende<br />

! Modulverantwortliche<br />

! Lehrkräfte<br />

! Praktikumsbetreuende<br />

! Praktiker<br />

! Kunden<br />

Dokumentenanalyse:<br />

! Modulbeschriebe<br />

! Selbstevaluations- und Abschlussberichte<br />

! Visitationsberichte<br />

Dokumentenanalyse:<br />

! Modulbeschriebe<br />

! Selbstevaluations- und Abschlussberichte<br />

! Visitationsberichte<br />

Dokumentenanalyse:<br />

! Visitationsberichte<br />

Dokumentenanalyse:<br />

! Modulbeschriebe<br />

! Ausbildungsprogramme bei Betriebspraktika<br />

! Selbstevaluations- und Abschlussberichte<br />

! Visitationsberichte<br />

! Schülerunterlagen (z. B. Praktikumsbericht)<br />

Befragung:<br />

! Lernende<br />

! Lehrkräfte<br />

! Praktikumsbetreuende<br />

25


Teil I: Ausgangslage und forschungsmethodisches Vorgehen<br />

Fragestellungen aus dem Grobkonzept<br />

Wie wird in den Modulen die Eigenverantwortlichkeit<br />

<strong>der</strong> Lernenden sichergestellt?<br />

Gehören die Arbeiten zu einem Projekt, in welchem<br />

die einzelnen Arbeitsschritte (inkl. Meilensteine)<br />

genau geplant sind und die Ergebnisse<br />

evaluiert werden?<br />

Erlauben es die Lehr- und Lernziele (Fach-,<br />

Sozial- und Methodenkompetenzen), den Lernenden<br />

auf die Konsequenzen einer nicht zieladäquaten<br />

Leistung aufmerksam zu machen,<br />

damit er unmittelbar darauf reagieren muss, um<br />

das Gesamtziel nicht zu gefährden?<br />

Haben die ausgeführten Arbeiten einen unmittelbaren<br />

Nutzen und sind sie in ein Gesamtprojekt<br />

eingebettet?<br />

Forschungsmethodisches Vorgehen<br />

Dokumentenanalyse:<br />

! Modulbeschriebe<br />

! Ausbildungsprogramme bei Betriebspraktika<br />

! Selbstevaluations- und Abschlussberichte<br />

! Visitationsberichte<br />

! Schülerunterlagen (z. B. Praktikumsbericht)<br />

Befragung:<br />

! Lernende<br />

! Lehrkräfte<br />

! Praktikumsbetreuende<br />

Dokumentenanalyse:<br />

! Visitationsberichte<br />

Dokumentenanalyse:<br />

! Selbstevaluations- und Abschlussberichte<br />

! Visitationsberichte<br />

Dokumentenanalyse:<br />

! Modulbeschriebe<br />

! Ausbildungsprogramme bei Betriebspraktika<br />

! Visitationsberichte<br />

Befragung:<br />

! Lernende<br />

! Modulverantwortliche<br />

! Lehrkräfte<br />

! Praktikumsbetreuende<br />

Fragenkomplex „Empfehlungen/Ausbildungsbedarf“<br />

Fragestellungen aus dem Grobkonzept<br />

Wie kann die Praxisbezogenheit durch die Entwicklung<br />

und Umsetzung <strong>der</strong> Module beson<strong>der</strong>s<br />

erhöht werden?<br />

Wie können berufspraktische Erfahrungs- und<br />

Anwendungsphasen so in den Ausbildungsablauf<br />

integriert werden, dass sie sich lernwirksam<br />

mit den schulischen Phasen verbinden?<br />

Forschungsmethodisches Vorgehen<br />

Befragung:<br />

! Lehrkräfte<br />

! Praktikumsbetreuende<br />

! Praktiker<br />

Befragung:<br />

! Modulverantwortliche<br />

! Lehrkräfte<br />

! Lernende<br />

26


Teil I: Ausgangslage und forschungsmethodisches Vorgehen<br />

Fragestellungen aus dem Grobkonzept<br />

Welchen Einfluss hat die Erreichung <strong>der</strong> praxisorientierten<br />

Leistungsziele (Fach-, Sozial- und<br />

Methodenkompetenzen) auf die Erreichung <strong>der</strong><br />

schulischen Leistungsziele?<br />

Inwieweit können die praxisorientierten Leistungsziele<br />

(Fach-, Sozial- und Methodenkompetenzen)<br />

erreicht werden, ohne die „rein schulischen“<br />

Leistungsziele negativ zu tangieren?<br />

Welche Anfor<strong>der</strong>ungen stellen die Module an<br />

die Ausbildung <strong>der</strong> Lehrenden (inkl. Praktikumsbetreuende<br />

und Praktiker), Schulleiter und Modulverantwortlichen?<br />

Mit welchem Infrastrukturbedarf gehen die Module<br />

einher?<br />

Forschungsmethodisches Vorgehen<br />

Befragung:<br />

! Lehrkräfte<br />

! Lernende<br />

Befragung:<br />

! Lehrkräfte<br />

! Lernende<br />

Dokumentenanalyse:<br />

! Selbstevaluations- und Abschlussberichte<br />

! Visitationsberichte<br />

Befragung:<br />

! Modulverantwortliche<br />

! Lehrkräfte<br />

! Praktikumsbetreuende<br />

! Praktiker<br />

Dokumentenanalyse:<br />

! Selbstevaluations- und Abschlussberichte<br />

Fragenkomplex „Attraktivität HMS“<br />

Fragestellungen aus dem Grobkonzept<br />

Bestehen Differenzen in <strong>der</strong> Akzeptanz <strong>der</strong> Betriebe<br />

gegenüber dem Bildungsabschluss <strong>der</strong><br />

dualen kaufmännischen Lehre einerseits und<br />

dem vollzeitschulischen Abschluss (HMS)<br />

an<strong>der</strong>erseits?<br />

Wie hoch ist die Akzeptanz <strong>der</strong> Module seitens<br />

<strong>der</strong> Lernenden?<br />

Wie entwickelt sich durch die berufspraktischen<br />

Module die Attraktivität <strong>der</strong> <strong>Handelsmittelschulen</strong><br />

aus Sicht <strong>der</strong> Schulen, Betriebe und <strong>der</strong> Lernenden?<br />

Forschungsmethodisches Vorgehen<br />

Befragung:<br />

! Praktikumsbetreuende<br />

! Praktiker<br />

Befragung:<br />

! Lernende<br />

Befragung:<br />

! Modulverantwortliche<br />

! Lehrkräfte<br />

! Praktikumsbetreuende<br />

! Praktiker<br />

! Lernende<br />

Die Transferthematik wird in den Interviews mit den Modulverantwortlichen angesprochen,<br />

um ausfindig zu machen, welche Möglichkeiten und Grenzen in Bezug auf den Transfer eines<br />

Moduls auf an<strong>der</strong>e Schulen bestehen. Diese Ergebnisse werden durch bereits bestehende Erkenntnisse<br />

aus <strong>der</strong> Transferforschung ergänzt. Im Rahmen einer Anschlussforschung sind<br />

weiterführende Überlegungen in Bezug auf den Transfer realisierbar.<br />

27


Teil I: Ausgangslage und forschungsmethodisches Vorgehen<br />

4.3 Kritische Erfolgsfaktoren <strong>der</strong> einzelnen Modulkategorien<br />

Im Folgenden werden mit Blick auf die einzelnen Modulkategorien (Betriebspraktikum, Auftragsübernahme,<br />

Juniorfirma, Lernbüro und Übungsfirma) spezifische Erfolgsfaktoren skizziert,<br />

welche die Grundlage zur Formulierung kategorienspezifischer Fragestellungen bilden<br />

(vgl. hierzu Anhang II). Die Ausführungen basieren auf einer Literaturanalyse, die sich unter<br />

an<strong>der</strong>em auf Erfahrungsberichte von Modellversuchen in Deutschland zum einschlägigen<br />

Thema stützt. Da die Berufslehre in Frankreich und Italien unbedeutend ist, findet sich keine<br />

entsprechende Literatur zum Thema. Für die Sekundaranalyse wird deshalb auf die deutschsprachige<br />

Literatur zurückgegriffen.<br />

Mit Blick auf die am Projekt beteiligten Module, konzentrieren wir uns im Folgenden auf die<br />

Modulkategorien Betriebspraktika, Auftragsübernahmen, Juniorfirmen, Lernbüros und<br />

Übungsfirmen. Demgegenüber verzichten wir auf Erläuterungen weiterer Kategorien wie Betriebsbesichtigungen<br />

und Lehrerpraktika, die ebenfalls in <strong>der</strong> Literatur diskutiert werden. Abbildung<br />

1 gibt einen Überblick über die unterschiedlichen Formen <strong>der</strong> Integration von Praxis<br />

in vollzeitschulische Ausbildungsgänge. Untersucht man Formen <strong>der</strong> Integration von Praxis<br />

in vollzeitschulische Ausbildungsgänge genauer, so können zwei wesentliche Ansätze unterschieden<br />

werden: zum Einen wird versucht, konkrete betriebliche Arbeiten und Arbeitsprozesse<br />

für die Lernenden erlebbar zu machen, zum An<strong>der</strong>en werden betriebstypische Arbeiten<br />

in <strong>der</strong> Schule simuliert. Darüber hinaus können als sonstige Formen noch Betriebsbesichtigungen<br />

und Lehrerpraktika unterschieden werden.<br />

Abbildung 1<br />

Formen <strong>der</strong> Praxisintegration<br />

Formen <strong>der</strong><br />

Integration von Praxis in vollzeitschulische Ausbildungsgänge<br />

konkrete betriebliche<br />

Arbeiten<br />

Praxissimulation<br />

betriebstypischer Arbeiten<br />

sonstige Formen<br />

Betriebspraktika<br />

Lernbüros<br />

Übungsfirmen<br />

Auftragsübernahmen<br />

Betriebsbesichtigungen<br />

Lehrerpraktika<br />

Juniorfirmen<br />

Interessanterweise unterscheiden sich die einzelnen Formen <strong>der</strong> Praxisintegration in ihrer<br />

didaktischen Fundierung kaum. Sie zielen alle darauf ab, praktische Erfahrungen zu ermöglichen<br />

und diese anschliessend theoretisch zu reflektieren. So wird in <strong>der</strong> Regel auf handlungsorientierte<br />

Lernansätze rekurriert (Söltenfuss, 1987, S. 51!55), die aktives Handeln, eine<br />

Hinwendung zur gegenständlichen Welt und „die Überwindung eines in Theorie- und Praxislernen<br />

gespaltenen Bildungsprozesses“ (Söltenfuss, 1987, S. 52) betonen. Somit ist vielen<br />

28


Teil I: Ausgangslage und forschungsmethodisches Vorgehen<br />

Modulkategorien die enge Verzahnung von Theorie und Praxis ein wichtiges Anliegen. 1<br />

Auch spielt das För<strong>der</strong>n einer unternehmerischen Entscheidungskompetenz bei den meisten<br />

Modulkategorien eine zentrale Rolle. Dies nicht zuletzt aufgrund <strong>der</strong> Tatsache, dass die<br />

Wirtschaftsdidaktik die Lernenden auf die Bewältigung sozio-ökonomischer Lebenssituationen,<br />

wie sie sich beispielsweise in einem Betrieb darstellen können, vorbereiten soll (Euler &<br />

Hahn, 2004, S. 76). Schliesslich wird an unterschiedlichen Stellen thematisiert, inwieweit die<br />

Modulkategorien den Lernenden auf <strong>der</strong> Grundlage einer herausfor<strong>der</strong>nden „praktischen“<br />

Problemstellung einen umfassenden Einblick in die komplexe betriebliche Praxis ermöglichen<br />

bzw. jene simulieren. Obwohl diese drei Aspekte für die meisten Modulkategorien<br />

Gültigkeit haben, werden sie in <strong>der</strong> Folge im Rahmen <strong>der</strong> einzelnen Modulkategorien<br />

detailliert berücksichtigt. Dies, damit die abgeleiteten Handlungsempfehlungen einen<br />

expliziten Bezug zur jeweiligen Modulkategorie haben.<br />

4.3.1 Betriebspraktika<br />

Betriebspraktika ermöglichen einen direkten Einblick in die Berufswelt. Die Lernenden bekommen<br />

über das Praktikum die Möglichkeit, in einem Unternehmen zu arbeiten. Die Hauptfunktion<br />

des Praktikums wird bisweilen weniger darin gesehen, Fachkompetenzen zu för<strong>der</strong>n,<br />

son<strong>der</strong>n die Sozialstruktur und das Verhalten innerhalb eines Wirtschaftsunternehmens kennen<br />

zu lernen (Elster, 2001, S. 4). Vereinzelt wird <strong>der</strong> Kontakt zu einem Betrieb als<br />

vorteilhaft für den Werdegang nach <strong>der</strong> Ausbildung angesehen. So berichtet <strong>der</strong> Modellversuch<br />

VERONIKA, „dass 15-20 % <strong>der</strong> Schüler eine Anstellung über das Praktikum finden“<br />

(Elster, 2001, S. 6). Damit ein Praktikum all diese skizzierten Möglichkeiten entfalten kann,<br />

diskutiert die Literatur v. a. folgende Erfolgsfaktoren:<br />

Verzahnung von Theorie und Praxis: Dies kann erreicht werden, wenn Praktika in <strong>der</strong> Schule<br />

vor- und nachbereitet werden. Die Vorbereitung besteht in <strong>der</strong> inhaltlichen Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />

mit den im Praktikum anstehenden Arbeiten. Die (individuelle) Nachbereitung kann in<br />

unterschiedlicher Art und Weise erfolgen: So ist das Verfassen von Praktikumsberichten<br />

ebenso denkbar wie Präsentationen o<strong>der</strong> praktikumsbegleitende Lerntagebücher, die im Nachgang<br />

ausgewertet werden. Modellversuche haben gezeigt, dass Praktika umso effektiver sind,<br />

je mehr Unterrichtsfächer in die inhaltliche Vor- und Nachbereitung einbezogen werden.<br />

Noten (z. B. des Praktikumsberichts o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Präsentation) wirken sich positiv auf die Effizienzquote<br />

aus (Diesner, Euler, Walzik & Wilbers, 2004, S. 41).<br />

Was den Zeitpunkt des Praktikums angeht, zeigen die Erfahrungen, dass mehr als die Hälfte<br />

<strong>der</strong> Ausbildungszeit absolviert sein sollte, damit die Lernenden den entsprechenden Wissenshintergrund<br />

haben, um einerseits sinnvolle Tätigkeiten im Betrieb durchführen zu können und<br />

an<strong>der</strong>erseits die Erfahrungen im Nachgang in <strong>der</strong> Schule zielgerecht reflektieren zu können<br />

(o. V., 2003, S. 14).<br />

Dauer des Betriebspraktikums: Eine Untersuchung ergab, dass Betriebspraktika erst ab etwa<br />

sechs Wochen mit entscheidenden Lernfortschritten seitens <strong>der</strong> Auszubildenden verbunden<br />

sind (van Buer & Troitschanskaia, 2003, S. 195). Überdies zeigte die Untersuchung, dass ein<br />

Praktikum von 3 Monaten ausreichend ist, da danach kein wesentlicher Lernzuwachs mehr<br />

stattfindet. Um diese Bandbreite zu ermitteln, mussten die Lernenden ihren subjektiv empfundenen<br />

Lernzuwachs zu unterschiedlichen Zeitpunkten ! unter an<strong>der</strong>em nach sechs und zwölf<br />

Wochen ! während des Praktikums einschätzen.<br />

1 Zwar wird dieser Aspekt im Rahmen <strong>der</strong> Kategorie „Übungsfirma“ nicht geson<strong>der</strong>t herausgestellt. Es darf jedoch<br />

angenommen werden, dass es ganz ähnlich wie bei den übrigen Modulkategorien letztlich darum gehen<br />

muss, Erfahrungen aus einer Übungsfirma im Rahmen des Unterrichts zu reflektieren und die Lernenden darin<br />

zu unterstützen, erworbene Kompetenzen flexibel auf weitere, ähnliche Situationen anwenden zu können.<br />

29


Teil I: Ausgangslage und forschungsmethodisches Vorgehen<br />

Ergiebigkeit des Praktikums: Gemäss Euler und Löb (2000, S. 8) sind Betriebspraktika „didaktisch<br />

in <strong>der</strong> Regel erst dann lernwirksam, wenn <strong>der</strong> betriebliche Einsatz breite Erfahrungspotenziale<br />

besitzt“.<br />

Tabelle 3 fasst die kritischen Erfolgsfaktoren von Betriebspraktika zusammen.<br />

Tabelle 3<br />

Kritische Erfolgsfaktoren von Betriebspraktika anhand <strong>der</strong> Sekundäranalyse<br />

Kritischer Erfolgsfaktor<br />

Verzahnung von Theorie und<br />

Praxis<br />

Noten<br />

Zeitpunkt<br />

Dauer<br />

Ergiebigkeit des Betriebspraktikums<br />

Empfehlungen<br />

Vor- und Nachbereitung <strong>der</strong> Praktika in <strong>der</strong> Schule, wobei<br />

möglichst viele Unterrichtsfächer darin einbezogen werden<br />

sollten<br />

Noten setzen (z. B. für den Praktikumsbericht o<strong>der</strong> die Präsentation)<br />

Erst nach <strong>der</strong> Hälfte <strong>der</strong> Ausbildungszeit<br />

Mindestens sechs Wochen bis maximal 3 Monate<br />

Betriebe sollten möglichst breite Erfahrungspotenziale ermöglichen<br />

4.3.2 Auftragsübernahmen<br />

Auftragsübernahmen werden in <strong>der</strong> Regel in gemeinsamer Kooperation mit einem Betrieb<br />

durchgeführt. Ein gesamter Kundenauftrag o<strong>der</strong> Teile davon werden dabei vom Betrieb an die<br />

Schule delegiert. Daneben ist es denkbar, dass die Schule selbst bestimmte (schul-)betriebstypische<br />

Tätigkeiten (z. B. Organisation eines Sprachaufenthaltes o<strong>der</strong> eines schulinternen<br />

Anlasses etc.) an die Lernenden auslagert. Zentrales Element bei Auftragsübernahmen ist die<br />

Formulierung eines „realistischen“ Auftrages. Eine theoretische Reflexion des praktischen<br />

Tuns in <strong>der</strong> Klasse, das Kennenlernen von bzw. die Auseinan<strong>der</strong>setzung mit betrieblichen<br />

Strukturen und Denkweisen sowie die Verbesserung <strong>der</strong> Chancen <strong>der</strong> Lernenden auf dem<br />

Arbeitsmarkt (Diesner, Euler, Walzik & Wilbers, 2004, S. 43) sind Nutzenpotenziale dieser<br />

Kategorie. Damit sich diese realisieren lassen, müssen die folgenden Voraussetzungen erfüllt<br />

sein:<br />

Verzahnung von Theorie und Praxis: Aufträge sollten vom Lehrenden gut didaktisch in den<br />

Unterricht eingebunden werden. Dies ist grundsätzlich möglich, da die gemeinsame Planung<br />

des Auftrags mit dem Betrieb eine hohe Erwartungssicherheit bezüglich potenzieller Lerninhalte<br />

ermöglicht.<br />

Eine enge und kontinuierliche Zusammenarbeit von Auftraggeber und Schule ist für den<br />

Erfolg von Auftragsübernahmen zentral: So sind feste Ansprechpartner auf beiden Seiten, die<br />

eng zusammenarbeiten können und wollen (Dettmann et al., 2003, S. 198), unabdingbar. Analog<br />

zu den Betriebspraktika ist eine ‚kontinuierliche Versorgung’ <strong>der</strong> Lernenden mit<br />

Auftragsübernahmen schwer realisierbar; sie ist abhängig von <strong>der</strong> Auftragslage und dem<br />

persönlichen Engagement <strong>der</strong> Lehrperson. D. h. sie ist für den Aufbau und die Pflege von<br />

Kontakten zu Auftraggebern verantwortlich. Dementsprechend ist eine Verstetigung dieses<br />

Ansatzes nicht sichergestellt.<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen an die Lehrkräfte: Der Betreuungsaufwand während <strong>der</strong> Auftragsbearbeitungsphase<br />

ist für die Lehrpersonen sehr gross. Sie sind dafür verantwortlich, dass die Ler-<br />

30


Teil I: Ausgangslage und forschungsmethodisches Vorgehen<br />

nenden die notwendigen Voraussetzungen erfüllen, um den Auftrag sach- und termingerecht<br />

ausführen zu können (Diesner, Euler, Walzik & Wilbers, 2004, S. 42).<br />

Fokus auf Entscheidungskompetenz: Da die Verantwortung für die Auftragsabwicklung<br />

gegenüber dem Kunden letztlich beim Betrieb liegt, werden wichtige Entscheidungen im<br />

Rahmen <strong>der</strong> Auftragsabwicklung vom Betrieb gefällt. Dies kann sich negativ auf die<br />

Motivation <strong>der</strong> Lernenden auswirken. Im Modellversuch IBA äusserten die Lernenden daher<br />

den Wunsch nach stärkerer Einbeziehung und Mitentscheidung (Dettmann et al., 2003, S.<br />

199).<br />

Anspruchsniveau eines Auftrages: Dieses hängt zum einen von den Fähigkeiten <strong>der</strong> Lernenden<br />

ab. Wichtig ist, dass die Erwartungen <strong>der</strong> Praxisbetriebe an die Lernenden und Lehrkräfte<br />

richtig dosiert werden (o. V., 2003, S. 29 und 37). Zum an<strong>der</strong>en hängt das Anspruchsniveau<br />

eines Auftrages vom Vertrauen zwischen Betrieb und Schule ab. Häufig werden wesentliche<br />

Entscheidungen im Rahmen <strong>der</strong> Auftragsabwicklung vom Betrieb gefällt o<strong>der</strong> entscheidungsrelevante<br />

Daten nicht an die Schule weitergegeben. Wichtig wäre die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Entscheidungskompetenz<br />

<strong>der</strong> Lernenden.<br />

Tabelle 4 veranschaulicht die zentralen Erfolgsfaktoren für das Gelingen von Auftragsübernahmen<br />

im Überblick.<br />

Tabelle 4<br />

Kritische Erfolgsfaktoren von Auftragsübernahmen anhand <strong>der</strong> Sekundäranalyse<br />

Kritischer Erfolgsfaktor<br />

Verzahnung von Theorie und<br />

Praxis<br />

Zusammenarbeit zwischen<br />

Schule und Auftraggeber<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen an die Lehrkräfte<br />

Fokus auf Entscheidungskompetenz<br />

Anspruchsniveau des Auftrages<br />

Empfehlungen<br />

Aufträge in den Fachunterricht einbinden<br />

Enge und kontinuierliche Zusammenarbeit zwischen<br />

Schule und Auftraggeber anstreben<br />

Hohen Betreuungsaufwand einkalkulieren<br />

Die Lernenden sollten in Entscheidungen einbezogen<br />

werden bzw. mitentscheiden dürfen<br />

! Praxisaufträge auf Fähigkeiten <strong>der</strong> Lernenden abstimmen<br />

! Entscheidungskompetenz <strong>der</strong> Lernenden för<strong>der</strong>n und in<br />

realistischem Rahmen for<strong>der</strong>n<br />

4.3.3 Juniorfirmen<br />

Lernbüros, Übungs- und Juniorfirmen unterscheiden sich durch die Fragen, inwieweit Produkt-<br />

und Geldströme auf <strong>der</strong> einen Seite sowie Aussenkontakte (z. B. zu an<strong>der</strong>en Unternehmen,<br />

Wirtschaftsberatern etc.) auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite real sind. „Im Unterschied zu Lernbüros<br />

und Übungsfirmen operieren Juniorfirmen real am Markt mit echten Produkten o<strong>der</strong> Dienstleistungen<br />

und mit echtem Geld und Kapital“ (Greimel, 1998, S. 15). Juniorfirmen tragen damit<br />

das volle ökonomische Risiko. Zudem unterhalten Juniorfirmen reale Aussenkontakte.<br />

Betätigungsfel<strong>der</strong> von Juniorfirmen können von Pausenkiosken innerhalb <strong>der</strong> Schule bis hin<br />

zum Partyservice o<strong>der</strong> zur IT-Beratung reichen. Der Vorteil von Juniorfirmen besteht darin,<br />

dass die betrieblichen Vorgänge „hautnah“ erlebt werden können (Hilt, 1994, S. 115).<br />

31


Teil I: Ausgangslage und forschungsmethodisches Vorgehen<br />

Abbildung 2 visualisiert die Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Lernbüros, Übungs- und<br />

Juniorfirmen.<br />

Abbildung 2<br />

Lernbüro ! Übungsfirma – Juniorfirma<br />

Lernbüro Übungsfirma Juniorenfirma<br />

Fiktive<br />

Produkt- und<br />

Geldströme<br />

Fiktive<br />

Produkt- und<br />

Geldströme<br />

Reale<br />

Produkt- und<br />

Geldströme<br />

+ + +<br />

Fiktive<br />

Aussenkontakte<br />

Reale<br />

Aussenkontakte<br />

Reale<br />

Aussenkontakte<br />

Lernbüro Übungsfirma Juniorenfirma<br />

Die im Folgenden skizzierten Aspekte sind entscheidend für den Erfolg von Juniorfirmen:<br />

Auftragsakquisition: Die Juniorfirmen akquirieren ihre Aufträge selbst. Aufgrund <strong>der</strong> Fähigkeiten<br />

<strong>der</strong> Lernenden und <strong>der</strong> potenziellen Nachfrage wird ein Angebotsprofil entwickelt und<br />

beworben.<br />

Fokus auf Entscheidungskompetenz: In Juniorfirmen durchlaufen die Lernenden unterschiedliche<br />

Planungs- und Entscheidungsprozesse im Rahmen <strong>der</strong> Gestaltung ihres Angebots<br />

und <strong>der</strong> Abgrenzung <strong>der</strong> damit anzusprechenden Zielmärkte (Produkt-Markt-Konzept). Damit<br />

können sie den professionellen Habitus eines mo<strong>der</strong>nen Dienstleisters entwickeln und sich<br />

mit den entwickelten Konzepten identifizieren (Piening, 2003, S. 211).<br />

Verzahnung von Theorie und Praxis: Es gilt die praktischen Erfahrungen <strong>der</strong> Juniorfirma<br />

sehr eng mit den curricularen Inhalten <strong>der</strong> Ausbildung zu verweben. Zudem darf über die Tätigkeit<br />

in <strong>der</strong> Firma nicht die theoretische Reflexion <strong>der</strong> Erfahrungen vergessen werden.<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen an Lernende: Das Betreiben <strong>der</strong> Juniorfirma (z. B. das Sicherstellen von<br />

Kundennähe und die kontinuierliche Marktanalyse) benötigt Ressourcen. Es muss überdies sichergestellt<br />

sein, dass die Arbeit in <strong>der</strong> Juniorfirma in einem angemessenen zeitlichen Rahmen<br />

für die Lernenden leistbar ist.<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen an Lehrende: Es ist zu klären, ob seitens <strong>der</strong> Lehrkräfte ausreichend Kapazität<br />

für die Betreuung einer Juniorfirma vorhanden ist.<br />

Ökonomisches Risiko: Das ökonomische Risiko, das sich aus den unternehmerischen Entscheiden<br />

ergibt, muss von <strong>der</strong> Juniorfirma voll getragen werden. Entsprechend bedarf es<br />

Massnahmen, um dieses Risiko möglichst tief zu halten.<br />

Tabelle 5 fasst die kritischen Erfolgsfaktoren von Juniorfirmen zusammen.<br />

32


Teil I: Ausgangslage und forschungsmethodisches Vorgehen<br />

Tabelle 5<br />

Kritische Erfolgsfaktoren von Juniorfirmen anhand <strong>der</strong> Sekundäranalyse<br />

Kritischer Erfolgsfaktor<br />

Auftragsakquisition<br />

Fokus auf Entscheidungskompetenz<br />

Verzahnung von Theorie und<br />

Praxis<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen an Lernende<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen an Lehrende<br />

Ökonomisches Risiko<br />

Empfehlungen<br />

Die Lernenden sollten ein Angebotsprofil entsprechend<br />

ihren Fähigkeiten entwickeln<br />

Die Lernenden sollten zentrale strategische Entscheide<br />

(z. B. Produkt-Markt-Konzept) möglichst selbst treffen<br />

Enge Verzahnung <strong>der</strong> praktischen Erfahrungen mit den<br />

schulischen Inhalten; theoretische Reflexion <strong>der</strong> praktischen<br />

Erfahrungen<br />

! Genügend Ressourcen für das Betreiben <strong>der</strong> Juniorfirma<br />

bereitstellen<br />

! Sicherstellen, dass Arbeit in <strong>der</strong> Juniorfirma in angemessenem<br />

zeitlichen Rahmen für die Lernenden leistbar<br />

ist<br />

Hohen Betreuungsaufwand einkalkulieren<br />

Massnahmen ergreifen, um Risiko tief zu halten<br />

4.3.4 Lernbüros<br />

„Lernbüros […] sind Lernorte im kaufmännisch-verwaltenden Bereich, in denen auf <strong>der</strong> Basis<br />

von Simulationen […] bürowirtschaftliche bzw. kaufmännische Handlungen unter didaktischen<br />

Gesichtspunkten mit dem Ziel organisiert werden, grundlegende berufliche und soziale<br />

Handlungskompetenzen auszubilden“ (Söltenfuss, 1987, S. 49). Gegenüber den zuvor beschriebenen<br />

Formen <strong>der</strong> Praxisintegration erreichen Lernbüros ein Mehr an Steuerung durch<br />

mehr Simulation. Sie sind von <strong>der</strong> betrieblichen Realität weiter entfernt, da sie auf die Kooperation<br />

mit einem Betrieb bzw. das Nachbilden realer Produkt- und Geldströme verzichten<br />

(vgl. Abbildung 2). Im Gegensatz zur Übungsfirma stellt das Lernbüro ein „geschlossenes“<br />

Simulationsmodell dar (Greimel, 1998, S. 14). Dies, da keine realen Aussenbeziehungen zu<br />

an<strong>der</strong>en Unternehmen existieren, son<strong>der</strong>n diese durch Lehrpersonen o<strong>der</strong> durch Gruppen von<br />

Lernenden simuliert werden. So bilden ein Teil <strong>der</strong> Schülergruppen beispielsweise die Abteilungen<br />

des Lernbüros ab, während an<strong>der</strong>e Schülergruppen und Lehrpersonen die Rolle von<br />

Kunden, Lieferanten, Banken etc. übernehmen. 2 Folgende Aspekte wirken sich positiv auf<br />

den Erfolg von Lernbüros aus:<br />

2<br />

Durch den Simulationscharakter fehlt es Lernbüros an <strong>der</strong> realen Bedeutsamkeit des Handelns. Auch wenn<br />

vielfältige Aussenbeziehungen simuliert o<strong>der</strong> Arbeitsbeziehungen mit an<strong>der</strong>en Lernbüros aufgebaut werden,<br />

bleibt die Arbeit stets ohne Auswirkung auf die wirkliche Arbeitswelt. Dennoch stellt das Lernbüro keine<br />

völlig untaugliche Methode zur För<strong>der</strong>ung kaufmännisch-verwalten<strong>der</strong> Tätigkeiten und Lerninhalte dar.<br />

33


Teil I: Ausgangslage und forschungsmethodisches Vorgehen<br />

Verzahnung von Theorie und Praxis: Die Erfahrungen aus dem Lernbüro sollten im Unterricht<br />

reflektiert werden. Zur Unterstützung <strong>der</strong> theoretischen Reflexion werden häufig<br />

Lernjournale o<strong>der</strong> -tagebücher eingesetzt, in denen die Erfahrungen im Lernbüro festgehalten<br />

werden.<br />

Simulation betrieblicher Praxis: Dies erfor<strong>der</strong>t den vollständigen ‚Nachbau’ von Büroräumen,<br />

wie sie an betrieblichen Lernorten vorfindbar sind. Dies kann so weit gehen, dass, neben<br />

<strong>der</strong> technischen Infrastruktur, sogar Blumen, Bil<strong>der</strong> o<strong>der</strong> eine Kaffeemaschine mit aufgenommen<br />

werden, da diese Einrichtungsgegenstände „nicht unerheblich dazu beitragen, eine typische<br />

Büroatmosphäre zu schaffen“ (Herbold, 1987, S. 250). Dieser „Nachbau“ von Büroräumen<br />

ist einerseits von den finanziellen Mitteln abhängig, welche eine Schule aufbringen<br />

kann, und an<strong>der</strong>erseits von den baulichen Rahmenbedingungen <strong>der</strong> jeweiligen Schule (z. B.<br />

Anzahl vorhandener Räume). Die Simulation betrieblicher Praxis bezieht sich allerdings nicht<br />

nur auf solche äusserlichen Faktoren: Die Qualität eines Lernbüros hängt überdies auch von<br />

<strong>der</strong> Güte <strong>der</strong> Simulation <strong>der</strong> Geschäftsprozesse ab. Dynamische Modelle zur Simulation werden<br />

statischen Modellen vorgezogen (Benteler, 1987, S. 116). Sinnvoll ist es, wenn die Lernenden<br />

nach und nach über die einzelnen Abteilungen rotieren. Dadurch können allen Lernenden<br />

vergleichbare betriebsähnliche Lernerfahrungen geboten werden.<br />

Berücksichtigung <strong>der</strong> individuellen Lernvoraussetzungen: Die Arbeit in Lernbüros sollte<br />

auf die individuellen Lernvoraussetzungen <strong>der</strong> Lernenden abgestimmt werden. Dabei kann<br />

die Komplexität <strong>der</strong> Lernumgebung schrittweise aufgebaut werden.<br />

Lernbüro gezielt einsetzen: Der Einsatz eines Lernbüros zur För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> „einfacheren“<br />

kaufmännischen Tätigkeiten in den Bereichen Belegflüsse, Schriftverkehr und EDV-gestützte<br />

Sachbearbeitung erscheint sehr sinnvoll. Problematischer ist es jedoch im Rahmen eines<br />

Lernbüros volkswirtschaftliche o<strong>der</strong> warenbezogene Inhalte simulieren zu wollen o<strong>der</strong> die<br />

Gestaltung des innerbetrieblichen Sozialverhaltens („Kollegenbeziehungen“) zum Lerngegenstand<br />

zu machen.<br />

34


Teil I: Ausgangslage und forschungsmethodisches Vorgehen<br />

Tabelle 6 fasst die wichtigsten Aspekte im Rahmen <strong>der</strong> didaktischen Gestaltung von Lernbüros<br />

zusammen.<br />

Tabelle 6<br />

Kritische Erfolgsfaktoren von Lernbüros anhand <strong>der</strong> Sekundäranalyse<br />

Kritischer Erfolgsfaktor<br />

Verzahnung von Theorie und<br />

Praxis<br />

Simulation betrieblicher<br />

Praxis<br />

Finanzielle Ressourcen<br />

Berücksichtigung individueller<br />

Lernvoraussetzungen<br />

Lernbüro gezielt einsetzen<br />

Empfehlungen<br />

! Lernbüro-Erfahrungen im Unterricht reflektieren<br />

! Auf eine zeitliche Abstimmung zu den an<strong>der</strong>en Unterrichtsfächern<br />

und Lerneinheiten achten<br />

! Technische Infrastruktur bereitstellen und bürotypische<br />

Atmosphäre schaffen<br />

! Geschäftsprozesse möglichst anhand dynamischer<br />

Modelle simulieren<br />

! Möglichst reales Handeln ermöglichen<br />

! Job rotation vorsehen<br />

Finanzielle Ressourcen für technische Infrastruktur und<br />

das Herstellen einer betriebstypischen Atmosphäre bereitstellen<br />

! Lernbüroarbeit auf individuelle Lernvoraussetzungen<br />

<strong>der</strong> Lernenden abstimmen<br />

! Komplexität <strong>der</strong> Aufträge sukzessive erhöhen<br />

Lernbüroarbeit primär in den einfach strukturierten Bereichen<br />

wie Belegflüsse, Schriftverkehr o<strong>der</strong> EDV-gestützte<br />

Sachbearbeitung einsetzen<br />

4.3.5 Übungsfirmen<br />

Übungsfirmen bewegen sich zwischen Juniorfirmen und Lernbüros (vgl. Abbildung 2): Während<br />

<strong>der</strong> Geschäftsbetrieb beim Lernbüro fiktiv und bei <strong>der</strong> Juniorfirma real abgewickelt wird,<br />

stellt die Übungsfirma eine Mischform dar: Die Übungsfirma arbeitet zwar mit fiktiven Produkt-<br />

resp. Dienstleistungsströmen sowie fiktiven Geldströmen, die Aussenkontakte sind allerdings<br />

real.<br />

Reale Aussenkontakte: Reale Aussenkontakte sind ein konstitutives Element von Übungsfirmen.<br />

Der Grad, zu dem die Übungsfirma Aussenkontakte unterhält, wirkt sich auf den Erfolg<br />

dieses Typs aus und ist daher ein kritischer Erfolgsfaktor für das Gelingen von Übungsfirmen.<br />

Gemäss Gramlinger, Kühböck und Leithner (2000, S. 18!19) sind die realen Aussenkontakte<br />

sehr wichtig, da sie positiv auf die Arbeitsmotivation <strong>der</strong> Lernenden wirken. Die<br />

Übungsfirma unterhält Kontakte zu an<strong>der</strong>en Übungsfirmen, zur Zentrale <strong>der</strong> Übungsfirmen !<br />

diese koordiniert die Kontakte <strong>der</strong> Übungsfirmen untereinan<strong>der</strong>, simuliert die Bank, die<br />

Sozialversicherungsanstalten und das Steueramt und berät resp. unterstützt die Übungsfirmen<br />

bei Fragen ! sowie zu Partnerfirmen. Letztere „sind meistens in <strong>der</strong>selben Branche tätig wie<br />

die jeweiligen Übungsfirmen und stellen daher Branchen- und Produktinformationen,<br />

Anschauungs- und Werbematerial, Formulare, beraterische Unterstützung u. ä. zur<br />

Verfügung“ (Greimel, 1998, S. 9).<br />

35


Teil I: Ausgangslage und forschungsmethodisches Vorgehen<br />

Simulation betrieblicher Praxis: Jede Übungsfirma besteht, wie ein reales Unternehmen, aus<br />

verschiedenen Abteilungen (z. B. Personalabteilung, Sekretariat, Marketing, Verkauf, Rechnungswesen<br />

etc.). Entsprechend „sind in einer Übungsfirma alle in <strong>der</strong> Praxis anfallenden<br />

branchenspezifischen Geschäftsfälle durchzuführen“ (Gramlinger, Kühböck & Leithner,<br />

2000, S. 18). Ideal ist es, wenn die Lernenden in möglichst vielen dieser Abteilungen arbeiten<br />

können, d. h. die Lernenden zwischen den verschiedenen Abteilungen rotieren.<br />

Fokus auf Entscheidungskompetenz: Da die Produkt- resp. Dienstleistungsströme und die<br />

Geldströme lediglich simuliert werden, haben Fehlentscheidungen keine wirtschaftlichen<br />

Konsequenzen. Dies wird als Vorteil, gleichzeitig aber auch als Nachteil erachtet. Letzteres,<br />

da sich die Übungsfirma dadurch „mit <strong>der</strong> Nachahmung betrieblicher Praktiken begnügt, sich<br />

also mehr auf das Einüben als auf das Entscheiden konzentriert“ (Fix, 1989, S. 23).<br />

Der Tabelle 7 können Empfehlungen im Zusammenhang mit den kritischen Erfolgsfaktoren<br />

von Übungsfirmen entnommen werden.<br />

Tabelle 7<br />

Kritische Erfolgsfaktoren von Übungsfirmen anhand <strong>der</strong> Sekundäranalyse<br />

Kritischer Erfolgsfaktor<br />

Reale Aussenkontakte<br />

Simulation betrieblicher<br />

Praxis<br />

Fokus auf Entscheidungskompetenz<br />

Empfehlungen<br />

Möglichst viele reale Aussenkontakte vorsehen<br />

! Alle branchenspezifischen Geschäftsfälle durchführen<br />

! Job rotation vorsehen<br />

Nicht nur Nachahmen betrieblicher Praktiken, son<strong>der</strong>n<br />

auch betriebliche Entscheidungskompetenz <strong>der</strong> Lernenden<br />

för<strong>der</strong>n<br />

Obwohl sich, wie einleitend skizziert, die Zielsetzung und Erfolgsfaktoren im Rahmen <strong>der</strong><br />

einzelnen Modulkategorien ähneln, werden in <strong>der</strong> Literatur auch unterschiedliche Erfolgsfaktoren<br />

und entsprechende Handlungsempfehlungen in Bezug auf die didaktische Umsetzung<br />

<strong>der</strong> jeweiligen Modulkategorie referiert. Diese Unterschiede lassen sich inbeson<strong>der</strong>e dadurch<br />

erklären, dass die von uns im Rahmen <strong>der</strong> Sekundäranalyse ausgewerteten Studien jeweils für<br />

jede Modulkategorie ganz spezifische Erfolgsfaktoren fokussieren und Erfolgsfaktoren an<strong>der</strong>er<br />

Modulkategorien ausblenden. Da <strong>der</strong> Blick für generische, modulkategorieübergreifende<br />

Erfolgsfaktoren dadurch verloren gehen kann, wird in <strong>der</strong> Folge <strong>der</strong> Frage nachgegangen, inwieweit<br />

neben den einleitend in diesem Kapitel festgestellten generischen Erfolgsfaktoren !<br />

praktische Erfahrungen, Verzahnung von Theorie und Praxis, För<strong>der</strong>n einer unternehmerischen<br />

Entscheidungskompetenz, umfassen<strong>der</strong> Einblick in die betriebliche Praxis ! weitere<br />

Gemeinsamkeiten zwischen den einzelnen Modulkategorien angenommen werden dürfen. Im<br />

Rahmen von Betriebspraktika werden Noten als wichtiger Erfolgsfaktor in <strong>der</strong> Literatur<br />

diskutiert. Für die didaktische Umsetzung <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Modulkategorien finden sich keine<br />

entsprechenden Empfehlungen. Aus unserer Sicht ist die Vergabe von Noten jedoch ein<br />

wichtiges Kriterium für die Wertigkeit sämtlicher Module im Rahmen des schulischen<br />

Curriculums und für die Motivation <strong>der</strong> Lernenden. Sie nimmt damit Einfluss auf den<br />

Lernerfolg <strong>der</strong> Module. Ferner stellen einige Autoren im Rahmen von Betriebspraktika <strong>der</strong>en<br />

Zeitpunkt als kritischen Erfolgsfaktor heraus: So wird empfohlen, Praktika erst in <strong>der</strong> zweiten<br />

Hälfte <strong>der</strong> Ausbildung durchzuführen. Auch wenn die Forschung bei den an<strong>der</strong>en<br />

Modulkategorien hinsichtlich Zeitpunkt eine Antwort schuldig bleibt, ist anzunehmen, dass<br />

im Grundsatz ganz ähnliche Richtlinien gelten dürften wie bei Praktika: Auch<br />

Auftragsübernahmen sowie die Arbeit in Juniorfirmen, Lernbüros und Übungsfirmen setzen<br />

36


Teil I: Ausgangslage und forschungsmethodisches Vorgehen<br />

bereits vorhandene Kompetenzen bei den Lernenden voraus. Damit die Lernenden<br />

herausfor<strong>der</strong>nde, praktische Aufgaben bearbeiten können, erscheint auch hier die zweite<br />

Ausbildungshälfte geeigneter. Auch die Betreuung <strong>der</strong> Lernenden wird nur bei einzelnen<br />

Modulkategorien angesprochen, obwohl sie bestimmt bei sämtlichen Modulkategorien von<br />

zentraler Bedeutung ist. Des Weiteren wird nur bei <strong>der</strong> Modulkategorie „Auftragsübernahme“<br />

auf die Zusammenarbeit zwischen Schule und Betrieb resp. Praxis als kritischer<br />

Erfolgsfaktor hingewiesen. Dies, obwohl mit Ausnahme des Lernbüros auch bei allen an<strong>der</strong>en<br />

Modulkategorien eine mehr o<strong>der</strong> weniger starke Zusammenarbeit zwischen Schule und Praxis<br />

stattfindet und entsprechend zu pflegen ist. Diesner, Euler, Walzik und Wilbers (2004, S.<br />

90!91) schreiben in Bezug auf diese Pflege: „Lernortkooperation kann nicht wie ein Haus<br />

einmal aufgebaut, bezogen und künftig ohne grösseren Aufwand genutzt werden. Vielmehr<br />

muss sie ähnlich wie ein Garten kontinuierlich gepflegt werden.“<br />

4.4 Modulspezifische Überlegungen<br />

Die bisherigen Überlegungen zur Gestaltung <strong>der</strong> Fragenkataloge (Kapitel 4.2 und 4.3, Teil I)<br />

wurden durch modulspezifische Fragestellungen ergänzt. Diese haben sich aus den unterschiedlichen<br />

Zielen in den Bereichen Fach-, Methoden- und Sozialkompetenzen sowie <strong>der</strong><br />

individuellen Ausgestaltung und den beson<strong>der</strong>en Gegebenheiten <strong>der</strong> einzelnen Module ergeben.<br />

So wurden im Modul „Betriebspraktikum“ in Trogen beispielsweise keine Ziele in<br />

Bezug auf Methoden- o<strong>der</strong> Sozialkompetenzen angestrebt, während die Lernenden im Modul<br />

„Content Management Systems“ in Frauenfeld hinsichtlich diverser Methoden- und Sozialkompetenzen<br />

geför<strong>der</strong>t werden sollten. In Plan-les-Ouates galt es zu beachten, dass die<br />

Lernenden zwei Module absolvierten, welche inhaltliche Bezüge aufweisen: ein Praktikum in<br />

einem Reisebüro sowie die Organisation von Sprachaufenthalten. Als weiteres Beispiel ging<br />

dem Betriebspraktikum in Basel eine Unternehmensanalyse voraus; es wurde deshalb unter<br />

an<strong>der</strong>em geklärt, welcher Nutzen mit <strong>der</strong> Unternehmensanalyse einhergeht.<br />

5 Projektorganisation seitens des Auftragnehmers<br />

Projektleitung: Professor Dr. Christoph Metzger, Direktor des Instituts für Wirtschaftspädagogik<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Instituts für Wirtschaftspädagogik <strong>der</strong> Universität<br />

St. Gallen:<br />

! Dr. oec. Thomas Bieker, Dipl.-Kfm. und dipl. Wipäd.<br />

! Dr. oec. Andrea Ze<strong>der</strong>, dipl. Handelslehrerin<br />

Die Feldforschung in <strong>der</strong> französischsprachigen Schweiz erfolgte durch das SRED (Service<br />

de la Recherche en Éducation) in Genf. Konkret wurden die in <strong>der</strong> Westschweiz<br />

durchgeführten Module durch Beat Estermann, einem Mitarbeiter des SRED, evaluiert. Die<br />

Unterlagen zur Evaluation wurden dem SRED in Deutsch zur Verfügung gestellt. Bei<br />

sämtlichen Modulen wurden die Beteiligten in <strong>der</strong> Regel sowohl schriftlich als auch mündlich<br />

in <strong>der</strong>en Muttersprache befragt. Wo dies nicht möglich war, wurde mit einem Übersetzer<br />

gearbeitet. Damit die mündlichen Befragungen an allen Schulen ungefähr gleich durchgeführt<br />

und gleiche Schwerpunkte gesetzt werden konnten, war Beat Estermann vorgängig bei <strong>der</strong><br />

Datenerhebung eines Moduls in <strong>der</strong> Deutschschweiz anwesend. Die Berichterstattung über<br />

die evaluierten Module erfolgte in Form von Fallstudien. Das SRED erhielt als Muster eine<br />

Fallstudie zu einem Modul in <strong>der</strong> Deutschschweiz. Die Berichterstattung in <strong>der</strong><br />

Deutschschweiz und im Tessin erfolgt in Deutsch, diejenige in <strong>der</strong> Westschweiz in<br />

Französisch und wurde den einzelnen Schulen jeweils zur kommunikativen Validierung<br />

vorgelegt.<br />

37


Teil II: Fallstudien zum Betriebspraktikum und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

Teil II<br />

Fallstudien zum Betriebspraktikum und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

EC Aimée-Stitelmann, Plan-les-Ouates<br />

Kantonsschule Trogen<br />

Wirtschaftsmittelschule Basel<br />

39


Stage en entreprise EC Aimée-Stitelmann, Plan-les-Ouates<br />

Stage en entreprise EC Aimée-Stitelmann, Plan-les-Ouates<br />

Beat Estermann<br />

1 Description du module<br />

Le stage en agence de voyage de trois semaines, qui a eu lieu en automne 2005, formait un<br />

élément d’un programme s’étendant sur trois années scolaires, dont le but principal consistait<br />

à amener des élèves à organiser des séjours linguistiques pour leurs pairs. Du point de vue de<br />

l’organisation interne de l’école, la deuxième et la troisième année de ce programme faisaient<br />

partie de la branche „options“, dans le cadre de laquelle les élèves doivent choisir entre<br />

plusieurs projets qui leur sont proposés.<br />

1.1 Idée de base<br />

Le stage de trois semaines dans une agence de voyage devait permettre aux élèves de se familiariser<br />

avec le domaine des voyages, avant d’organiser eux-mêmes un séjour linguistique<br />

pour leurs camarades.<br />

1.2 Cadre temporel, étapes (structuration du module)<br />

Le tableau ci-dessous donne une idée du déroulement du projet entier, dont le stage formait la<br />

deuxième phase:<br />

2004/05 1 ère année Pré-projet: tous les élèves de 1 ère année exécutent un petit mandat<br />

fictif. 4 groupes d’élèves sont choisis pour participer au projet pilote<br />

(stage en entreprise et mandat – ces élèves bénéficient d’un séjour à<br />

l’étranger gratuit).<br />

2005 2 e année,<br />

1 er semestre<br />

Stage en entreprise de 3 semaines, précédé de quelques séances de<br />

préparation.<br />

2005/06 2 e année Mandat: organisation d’un séjour linguistique (3 semaines) pour<br />

les élèves de leur volée.<br />

Tâches: Recueillir les informations nécessaires; déterminer le lieu de<br />

destination; faire la demande de subventionnement; créer des supports<br />

de communication et d’information ainsi qu’une brochure d’inscription;<br />

faire de la publicité auprès des autres élèves.<br />

N.B.: Une partie du mandat a dû être confiée à une unité spécialisée du<br />

DIP.<br />

2006/07 3 e année Tâches prévues: accompagner les autres élèves durant le séjour; constituer<br />

une banque d’images sur le lieu du séjour; faire une enquête de<br />

satisfaction auprès des autres élèves; réaliser un site web sur le séjour.<br />

La première phase du projet (pré-projet), au cours de laquelle les élèves devaient mettre au<br />

point un projet fictif de séjour linguistique, concernait tous les élèves de première année (environ<br />

150 élèves, organisés en groupes de quatre). Ce projet fictif servait de base à la<br />

sélection des 16 élèves qui pouvaient participer à la suite du projet: un stage dans une agence<br />

de voyage et l’accomplissement d’un mandat (deuxième et troisième année). Sur les 16 élèves<br />

choisis, 6 se sont retirés du projet avant le stage; seuls 10 ont donc effectué le stage.<br />

40


Stage en entreprise EC Aimée-Stitelmann, Plan-les-Ouates<br />

Les trois semaines en entreprise étaient précédées de plusieurs séances de préparation à<br />

l’école (env. 10 leçons), avec comme objectifs la sensibilisation aux compétences sociales et à<br />

la présentation (jeu de rôles: entretien d’embauche) ainsi que la rédaction d’une lettre de<br />

motivation et d’un CV.<br />

1.3 Objectifs de formation pratique<br />

Le but du stage consistait à permettre aux élèves sélectionnés de faire connaissance du monde<br />

de l’entreprise. Plus particulièrement, ils devaient apprendre à effectuer des réservations, afin<br />

de pouvoir préparer le séjour linguistique dans le cadre du mandat.<br />

Pour le stage en agence de voyage, l’école avait prévu les activités suivantes:<br />

! répondre au téléphone;<br />

! gestion des catalogues;<br />

! gestion des offres principales;<br />

! courrier;<br />

! travail de fin de stage (présentation écrite et orale) consistant à rédiger une lettre d’accompagnement<br />

et une offre comprenant les points suivants: voyage dans une ville européenne<br />

non-francophone avec 3 nuits d’hébergement; offre établie avec deux moyens de transports<br />

différents (avion/train); hébergement; lieux à visiter; formalités; assurance.<br />

En outre, 26 objectifs de formation pratique, dont 11 concernent des compétences méthodologiques<br />

et sociales, ont été définis sur la base du catalogue de l’OFFT (voir le tableau au chapitre<br />

2.1 de ce rapport).<br />

1.4 Authenticité<br />

Le stage en entreprise permettait aux élèves d’être en contact avec le monde professionnel.<br />

Pour certains élèves, il s’agissait avant tout d’observer le travail quotidien des collaborateurs<br />

de l’agence de voyage et d’effectuer le travail de fin de stage, qui n’avait pas d’utilité réelle.<br />

Pour eux, il s’agissait donc avant tout d’un stage de découverte (ou stage d’observation) et<br />

non pas d’une véritable expérience pratique. D’autres élèves, par contre, ont pu effectuer<br />

davantage de tâches au sein de l’agence (répondre au téléphone, rédiger des lettres, faire des<br />

réservations d’hôtel, etc.). Pour eux, il s’agissait donc d’une période relativement courte, mais<br />

intensive, durant laquelle ils ont pu exercer une série d’activités typiques d’une agence de<br />

voyage. Notons également que, pour beaucoup d’élèves, c’était la première fois qu’ils<br />

prenaient conscience de ce que signifie un horaire de travail de 40 heures par semaine. Malheureusement,<br />

une entreprise n’a pas joué le jeu et n’occupait pas son stagiaire à plein-temps.<br />

1.5 Intégration dans le cadre scolaire<br />

Le stage était bien intégré dans le projet global du point de vue de son calendrier. Les élèves<br />

étaient cependant mal préparés aux tâches à effectuer dans le cadre du mandat (organisation<br />

d’un séjour linguistique) qui devait suivre le stage. Ainsi, ils n’étaient pas en mesure d’utiliser<br />

le stage pour se préparer de manière ciblée aux tâches qu’ils devaient accomplir par la suite.<br />

En effet, les responsables de l’école étaient partis de l’hypothèse que le stage permettrait aux<br />

élèves d’apprendre à organiser des voyages – ce qui n’était pas véritablement le cas, car les<br />

agences acquièrent „leurs“ voyages auprès de tour operators.<br />

41


Teil II: Fallstudien zum Betriebspraktikum und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

Le stage entrait par ailleurs en collision avec le programme scolaire, qui continuait pour les<br />

autres élèves. Les participants aux stages, qui étaient issus de différentes classes, devaient en<br />

principe rattraper le programme des cours manqués. C’est avant tout pour cette raison que 6<br />

élèves sur 16 se sont retirés du projet avant le stage. De fait, certains élèves et leurs parents<br />

craignaient que manquer trois semaines de cours mette en danger la réussite scolaire.<br />

1.6 Évaluation des élèves<br />

À la fin du stage, l’entreprise devait remplir une grille d’évaluation comportant 16 points<br />

regroupés en trois rubriques: attitude personnelle du stagiaire/aspect (tenue, expression orale,<br />

comportement au travail, ponctualité, motivation personnelle/dynamisme); capacité professionnelle<br />

(esprit d’initiative, intérêt pour le métier, sens de la collaboration, maîtrise de l’outil<br />

informatique); évaluation du travail confié, c’est-à-dire de l’offre de voyage (organisation du<br />

travail, capacité de rédaction, précision du travail, présentation du travail, respect des<br />

délais/avancement du travail, respect des objectifs fixés, autres observations. L’évaluation par<br />

l’entreprise de stage était ensuite transformée en une note. Celle-ci était intégrée dans la note<br />

„option“ de l’élève.<br />

1.7 Conditions-cadre<br />

Au départ, 16 élèves avaient été choisis pour participer au module sur la base de leur travail<br />

de groupe en première année – le choix portait donc en principe sur les élèves des groupes les<br />

plus performants et les plus motivés. De plus, une auto-désélection est intervenue avant le<br />

stage, 6 élèves d’étant retirés du projet. On peut donc admettre que les 10 élèves qui<br />

accomplissaient le stage étaient plus compétents et plus motivés que la moyenne des élèves de<br />

leur volée.<br />

Le stage a été accompagné par un enseignant et par la responsable du module, qui assuraient<br />

la préparation des élèves et les contacts avec les 8 agences de voyages prêtes à accueillir des<br />

stagiaires.<br />

L’organisation du stage incombait aux entreprises, qui avaient reçu de la part de l’école la<br />

liste des activités prévues (voir le chapitre 1.3 de ce rapport) ainsi qu’une grille d’évaluation<br />

(voir le chapitre 1.6 ci-dessus). Les objectifs de formation pratique définis sur la base du<br />

catalogue de l’OFFT n’ont donc été communiqués aux entreprises que de manière partielle et<br />

implicite. Durant le stage, des contacts téléphoniques ont eu lieu avec des entreprises, et la<br />

responsable de projet a en outre rendu visite à un des élèves qui voulait abandonner son stage.<br />

Après la fin des stages, une séance d’évaluation a eu lieu avec la participation de la direction<br />

de l’école, la responsable du module, l’enseignant ainsi que quatre responsables d’entreprise.<br />

Au sein des entreprises, les conditions de travail étaient assez variées: certains élèves disposaient<br />

d’un poste de travail, alors que d’autres n’en disposaient pas et devaient se contenter<br />

d’observer ce que faisaient les différents collaborateurs de l’entreprise.<br />

42


Stage en entreprise EC Aimée-Stitelmann, Plan-les-Ouates<br />

2 Appréciation du module par les personnes concernées3<br />

2.1 Résultats<br />

Le tableau ci-dessous donne un aperçu des réponses des responsables d’entreprise et des<br />

élèves à la question de savoir dans quelle mesure le stage a permis aux élèves d’atteindre les<br />

objectifs de formation pratique définis par l’école.<br />

Degré de réalisation des objectifs de formation pratique selon les enseignants et les élèves 4<br />

Objectifs de formation pratique (code OFFT) resp. entr. élèves<br />

1. Être conscient de sa présentation et de son attitude envers les clients (1.1.3) bien moy.<br />

2. Appliquer les règles du savoir-vivre (1.1.3.1) moy. bien<br />

3. Comprendre les processus de travail, les analyser et soumettre des propositions<br />

d’amélioration (1.5.1)<br />

4. Connaître les différentes possibilités de se placer sur le marché (1.7.4) bien moy.<br />

5. Faire preuve de routine professionnelle dans l’utilisation des technologies de<br />

communication mo<strong>der</strong>nes (2.1.1)<br />

6. Saisir des textes (2.1.1.1) bien moy.<br />

7. Se servir du téléphone (2.1.1.2) bien moy.<br />

8. Utiliser des appareils électroniques de transmission de données (2.1.1.3) très bien moy.<br />

9. Se servir de l’ordinateur (2.1.2) très bien moy.<br />

10. Choisir des programmes PC standard (2.1.2.1) bien moy.<br />

11. Vérifier des documents (2.1.2.2) bien mal<br />

12. Utiliser les technologies d’information (2.1.3) bien moy.<br />

13. Se procurer des informations (2.1.3.1) bien moy.<br />

14. Gérer l’agenda (2.1.3.2) bien moy.<br />

15. Traiter les informations de manière responsable (2.1.4) bien moy.<br />

16. Savoir-vivre/présentation (17) bien moy.<br />

17. Planifier son travail; fixer des objectifs et des priorités (14) moy. mal<br />

18. Sens des responsabilités (7) bien moy.<br />

19. Disposition à participer au changement (21) bien moy.<br />

20. Aptitude à la communication (11) bien moy.<br />

21. Aptitude à gérer les conflits/savoir accepter la critique (13) bien mal<br />

22. Aptitude au travail en équipe/collaboration (10) moy. moy.<br />

23. Aptitude au transfert (3) moy. mal<br />

24. Savoir choisir les outils de travail; être capable de choisir, d’évaluer et d’utiliser<br />

correctement des informations (1)<br />

25. Expérimenter de nouvelles techniques; maîtrise de techniques de créativité (5) bien moy.<br />

26. Attitude orientée vers le client/aptitude à la négociation (16) bien bien<br />

Légende<br />

cases en gris clair: objectifs dont la réalisation est douteuse, les appréciations étant divergentes<br />

cases en gris foncé: objectifs qui n’ont pas pu être atteints<br />

moy.<br />

bien<br />

bien<br />

mal<br />

moy.<br />

moy.<br />

3<br />

4<br />

Cette partie se base d’une part sur des données recueillies lors des entretiens de groupe avec 9 élèves (sur 10)<br />

ainsi qu’avec l’enseignant et la responsable en charge du projet, et d’autre part sur les données écrites issues<br />

des questionnaires remplis individuellement par 9 élèves, l’enseignant, la responsable du module et 5<br />

responsables d’entreprise (sur 8). Ces données ont été complétées par des documents fournis par l’école, y<br />

compris les procès-verbaux des séances d’évaluation interne (avec les responsables des entreprises et avec les<br />

élèves).<br />

Ces données doivent être interprétées avec précaution, étant donné que les situations vécues par les élèves et<br />

les responsables des entreprises sont très hétérogènes, ce que les moyennes ne font évidemment pas apparaître<br />

– ainsi, 3 élèves disent n’avoir rien appris du tout durant leur stage, alors que d’autres se montrent très<br />

positifs.<br />

43


Teil II: Fallstudien zum Betriebspraktikum und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

Le <strong>der</strong>nier objectif (no. 26 - attitude orientée vers le client/aptitude à la négociation) est le<br />

seul pour lequel les responsables d’entreprise et les élèves s’accordent à dire qu’il a bien été<br />

atteint. 21 objectifs n’ont, selon les élèves ou les responsables d’entreprise, que moyennement<br />

ou mal été atteints, alors que 4 objectifs n’ont pas été atteints selon les élèves et les responsables<br />

d’entreprise (3, 17, 22, 23). Pour certains de ces objectifs, ce résultat est peu étonnant,<br />

car ils sont très peu pertinents pour un stage de trois semaines; ainsi, on ne s’attendrait guère à<br />

ce qu’un élève fasse des propositions d’amélioration en si peu de temps. De même, il semble<br />

que des compétences liées au travail d’équipe n’ont guère pu être acquises durant le stage et<br />

que les stagiaires n’étaient pas très autonomes dans la planification de leur travail, ce qui n’est<br />

également pas très étonnant vu la courte durée du stage.<br />

Les moyennes des appréciations cachent pourtant une réalité très hétérogène: cinq élèves ont<br />

très bien vécu leur stage, disent y avoir appris beaucoup de choses et ont reçu une bonne<br />

évaluation de la part des entreprises. Un élève pense avoir appris bien des choses grâce au<br />

stage, mais n’a été que moyennement évalué par l’entreprise; il dit ne pas être très satisfait du<br />

stage, ce qui semble surtout dû à la mauvaise note qu’il a reçue. Un autre élève a vécu un<br />

stage „moyen“ à tous les égards (satisfaction, réalisation des objectifs, évaluation obtenue de<br />

la part de l’entreprise). Les trois élèves restants ont mal vécu leur stage et disent n’y avoir rien<br />

appris du tout; leurs entreprises sont plutôt mécontentes et leur ont donné de mauvaises<br />

appréciations.<br />

Sur la base des données qui sont à notre disposition, on peut conclure avec un certain degré de<br />

fiabilité que d’une part, le stage a été un succès pour la moitié des élèves, qui ont en outre<br />

bien pu atteindre environ un tiers des objectifs de formation pratique (2, 6, 7, 8, 18, 20, 24,<br />

26). D’autre part, trois élèves sur dix ont mal vécu leur stage et n’y ont pas appris grandchose.<br />

Étant donné que les élèves ont été choisis sur la base de critères de performance<br />

(sélection des meilleurs groupes, auto-désélection des élèves craignant l’échec scolaire) et sur<br />

la base de leur motivation (auto-désélection avant le stage), il faut admettre que ce résultat est<br />

très probablement plus positif que celui qu’on aurait obtenu avec des élèves moyens.<br />

Lorsqu’il s’agit de désigner les causes de la non-réalisation des objectifs de formation, deux<br />

responsables d’entreprise invoquent le manque d’expérience de leur stagiaire, alors que les<br />

enseignants pensent que certains élèves manquaient simplement de maturité pour bien profiter<br />

de leur stage. Un responsable d’entreprise invoque l’absence d’obligations et de responsabilité<br />

des deux parties (stagiaire et entreprise), alors qu’un autre déclare qu’une des faiblesses<br />

du stage était l’absence d’objectifs et de fil rouge pour l’entreprise et le stagiaire. Deux<br />

responsables d’entreprise sur cinq disent n’avoir pas eu suffisamment de travail à donner à<br />

leur stagiaire. De même, deux responsables auraient souhaité mieux connaître à l’avance le<br />

niveau de formation de leurs stagiaires, afin de pouvoir mieux adapter le programme à leurs<br />

compétences. La non-réalisation des objectifs de formation a donc des causes multiples:<br />

manque de maturité et d’expérience des élèves; adaptation insuffisante du programme de<br />

stage par rapport au niveau de compétences des élèves (une responsable d’entreprise ayant<br />

accueilli deux stagiaires de suite fait état d’une différence considérable entre les deux en ce<br />

qui concerne leur niveau de compétence et leur implication personnelle durant le stage); sousoccupation<br />

des élèves.<br />

2.2 Authenticité<br />

Quatre responsables d’entreprise (sur les cinq qui ont retourné le questionnaire) jugent que<br />

le stage a bien, voire très bien permis aux élèves de se rendre compte des enjeux de la<br />

pratique en entreprise, alors que l’enseignant estime que cela n’était que moyennement le<br />

cas. Plusieurs responsables d’entreprise ont d’ailleurs relevé comme points forts du stage le<br />

44


Stage en entreprise EC Aimée-Stitelmann, Plan-les-Ouates<br />

fait qu’il a permis aux élèves de découvrir le monde du travail en les confrontant à la réalité<br />

d’un travail en entreprise.<br />

2.3 Autonomie des élèves<br />

Les responsables d’entreprise estiment que les élèves ont pu agir de manière plutôt autonome<br />

dans l’exécution de leur travail, alors qu’ils jouissaient de moins d’autonomie dans sa<br />

planification et dans son contrôle. Les élèves arrivent à une conclusion similaire, en pensant<br />

pourtant avoir pu agir de manière largement autonome en ce qui concerne le contrôle de leur<br />

travail.<br />

Les trois groupes concernés – élèves, responsables d’entreprise, enseignant et responsable<br />

du module – ont en outre fourni des indications suggérant qu’un certain nombre d’élèves<br />

étaient sous-occupés durant le stage, faute d’être suffisamment proactifs pour deman<strong>der</strong> du<br />

travail et/ou parce ce qu’ils n’étaient pas suffisamment encadrés. On peut donc supposer que<br />

certains élèves, tout en étant „autonomes“ durant le stage, n’ont pas bénéficié du cadre<br />

nécessaire pour vraiment jouir de cette autonomie en effectuant un travail utile pour l’entreprise.<br />

Si, dans certains cas, on peut certes invoquer le manque d’expérience et de maturité de<br />

l’élève pour justifier cet état de fait, dans d’autres cas – un élève rapporte par exemple de ne<br />

pas avoir eu de poste de travail à sa disposition – il semble aussi y avoir eu un certain manque<br />

de volonté de l’entreprise de mieux impliquer le stagiaire dans le travail de l’agence. En effet,<br />

pour trois élèves sur dix, les activités semblent avoir été limitées à celles d’un commis de<br />

bureau (photocopies, rangement de catalogues, agrafage de documents, distribution du<br />

courrier, aller à la poste) et à l’observation des collaborateurs de l’agence de voyage. Cette<br />

analyse est d’ailleurs confirmée par les remarques de deux responsables d’entreprise ayant<br />

accueilli chacun un de ces stagiaires „commis de bureau“:<br />

„Le stage est trop long; on ne travaille que sur des programmes informatiques qui n’en<br />

permettent pas l’utilisation par des stagiaires; nous avons donc quelques problèmes<br />

pour leur donner du travail.“<br />

„Stage trop court pour ‚former’ un stagiaire, de plus sans obligation ou contrat défini.“<br />

2.4 Intégration du module dans le cadre scolaire<br />

Pour la responsable du module, l’enseignant et les élèves, l’intégration dans le cadre scolaire<br />

a été un des points faibles du module. Certains élèves n’ont pas du tout aimé le stage parce<br />

qu’ils ont manqué des cours et avaient peur de ne pas pouvoir se rendre à jour. Six élèves<br />

se sont même retirés du projet parce qu’ils avaient peur de ne pas pouvoir rattraper le<br />

programme des heures de cours manquées. Afin de calmer le jeu, l’école a pris des mesures<br />

correctives de <strong>der</strong>nière minute: des cours de rattrapage ont été organisés et des concessions<br />

ont été faites quant à la prise en compte des notes obtenues dans les autres cours pour la promotion<br />

des élèves.<br />

Avec le recul, la responsable du module et l’enseignant estiment qu’il faudrait organiser un<br />

programme de remplacement pour les autres élèves, afin d’éviter que les cours ordinaires<br />

continuent durant le stage (p.ex. en introduisant un système d’alternance entre des périodes<br />

scolaires et des périodes consacrées à des projets pratiques).<br />

Lors de l’entretien de groupe, les élèves ont affirmé que les heures de rattrapage mises en<br />

place étaient insuffisantes. Ils auraient tous souhaité en avoir davantage. Par contre, rétrospectivement<br />

(c’est-à-dire six mois après le stage), ils n’ont pas l’impression d’avoir souffert<br />

des conséquences d’éventuelles lacunes par rapport au programme scolaire. En répondant au<br />

45


Teil II: Fallstudien zum Betriebspraktikum und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

questionnaire, six des neuf élèves interrogés ont même indiqué que le stage était „bien“ (4),<br />

voire „très bien“ (2) intégré dans le cadre scolaire (contre 1 „mal“ et 2 „très mal“).<br />

La préparation des élèves au stage et la mise en valeur de leurs expériences pratiques dans le<br />

cadre scolaire sont jugées „moyennes“ par les élèves et „bonnes“ par l’enseignant, qui fait<br />

pourtant remarquer qu’il ignore dans quelle mesure les autres enseignants en tiennent compte<br />

dans leurs cours. Concernant les élèves jugés pas assez „matures“, la responsable du module<br />

et l’enseignant estiment que l’école devrait mieux les préparer au stage (p.ex. en leur confiant<br />

de petits mandats dès la première année). Deux responsables d’entreprise (sur les cinq qui<br />

ont retourné le questionnaire) estiment que les élèves étaient mal préparés au stage.<br />

La responsable du module et l’enseignant font remarquer que la motivation des élèves à<br />

apprendre en classe s’est améliorée grâce au stage. Du côté des élèves, les avis sont partagés:<br />

s’il y a effectivement des élèves qui disent que leur motivation et leur compréhension de la<br />

matière scolaire se sont améliorées grâce au stage, tout autant disent le contraire.<br />

2.5 Encadrement des élèves<br />

Trois responsables d’entreprise estiment avoir bien pu encadrer leur stagiaire, alors que le<br />

quatrième indique que ce n’était que moyennement le cas (le cinquième n’a pas répondu à<br />

cette question). Deux responsables d’entreprise font remarquer qu’ils auraient eu besoin de<br />

plus d’informations quant au niveau scolaire et aux connaissances préalables du stagiaire pour<br />

lui proposer un programme adapté. L’un des responsables évoque en outre le besoin<br />

d’acquérir des bases pédagogiques complémentaires. Du côté des élèves, l’encadrement au<br />

sein des entreprises est globalement jugé „bon“, les avis étant de nouveau partagés (4 „très<br />

bon“, 1 „bon“, 3 „moyen“, 1 „mauvais“).<br />

2.6 Conditions-cadre<br />

Selon la responsable du module et l’enseignant, il y a eu un très bon contact avec les<br />

entreprises, qui étaient intéressées à participer au projet pilote – mais pas nécessairement à<br />

accueillir des stagiaires de manière régulière. Du côté des responsables d’entreprise, la<br />

collaboration a été vécue de manière très variée. Si l’un d’entre eux se montre satisfait de<br />

„l’excellente collaboration“ et fait état d’une „discussion très ouverte sur la planification du<br />

stage“, les réponses de ses pairs sont moins positives. Ils reprochent à l’école qu’elle ne<br />

savait pas vraiment en quoi consistait le travail en agence de voyage (2 mentions), qu’ils<br />

n’avait reçu que peu d’informations et que les objectifs du stage n’étaient pas clairs (2<br />

mentions), que l’école n’était pas intéressée à adapter le programme à la réalité des agences<br />

de voyage (une mention) et qu’il n’y avait que „peu de coopération réelle“ (une mention).<br />

Des élèves ont d’ailleurs fait remarquer que certains responsables d’entreprise n’étaient pas<br />

bien informés des objectifs du stage.<br />

La disponibilité des entreprises d’accueillir des stagiaires a été jugée plutôt bonne par la<br />

responsable du module et l’enseignant, mais, selon eux, si suffisamment d’entreprises ont<br />

pu être trouvées, c’était surtout en raison du petit nombre d’élèves et du caractère nouveau du<br />

projet (phase pilote). Il serait donc difficile d’élargir l’expérience. Cette appréciation est confirmée<br />

par les responsables d’entreprise, qui jugent plutôt impossible pour les entreprises en<br />

général d’accueillir régulièrement des élèves de l’école de commerce. Une seule entreprise<br />

serait prête à accueillir à nouveau des stagiaires dans le cadre d’un projet semblable. Lors de<br />

la séance d’évaluation, organisée par l’école avec des représentants des entreprises, un<br />

responsable d’entreprise a en outre fait remarquer qu’heureusement, 6 élèves s’étaient<br />

désistés avant le stage; sinon, il y aurait eu une surcharge de travail pour les agences de<br />

voyage. Certaines agences de voyage déplorent en outre la faible motivation des élèves – un<br />

46


Stage en entreprise EC Aimée-Stitelmann, Plan-les-Ouates<br />

constat qui semble surtout être lié au fait que ceux-ci n’aspiraient pas nécessairement à un<br />

emploi dans le domaine des voyages.<br />

Interrogés sur les facteurs de succès de ce type de module, la responsable du module et<br />

l’enseignant indiquent qu’il est très important que les élèves soient motivés et bien préparés<br />

au stage. De même, un travail soutenu d’approche des entreprises est nécessaire – p.ex. par le<br />

biais des associations patronales. Aux yeux des responsables d’entreprise, il est important<br />

que les entreprises puissent mettre à disposition du temps de leurs collaborateurs, selon un<br />

planning établi au préalable; qu’elles puissent assurer un suivi avec feedback et, dans la<br />

mesure du possible, mettre à disposition de l’élève une place de travail et un ordinateur. Un<br />

responsable souhaite par ailleurs qu’un contrat plus formel, de type „apprentissage“, soit<br />

conclu (si possible pour une période de plus de trois semaines). De même, l’importance de la<br />

motivation du stagiaire est soulignée.<br />

Une certaine confusion règne à l’égard de la durée optimale du stage, celui-ci étant jugé à la<br />

fois trop court et trop long: il était trop long pour un stage de découverte (stage<br />

d’observation), dont le but est de permettre à l’élève de se faire une idée des diverses activités<br />

d’un métier, l’acquisition de compétences ne constituant pas un objectif en soi. Or, certains<br />

responsables d’entreprise semblent avoir accueilli leur stagiaire surtout dans cette optique-là.<br />

Le stage était également trop long aux yeux d’une partie des élèves, qui avaient l’impression<br />

de rater trop de cours intéressants à l’école alors qu’ils ne faisaient pas grand-chose durant le<br />

stage et avaient l’impression de ne rien y apprendre. Par contre, aux yeux de certains responsables<br />

d’entreprise et de certains élèves, le stage était trop court pour que les élèves apprennent<br />

vraiment à se servir des logiciels spécifiques aux agences de voyages (p.ex. systèmes de<br />

réservation) et pour qu’ils arrivent à effectuer une série de tâches typiques de la branche. Les<br />

élèves sont de plus plutôt favorable à l’idée d’allonger la durée du stage pour pouvoir acquérir<br />

davantage de connaissances (p.ex. en ce qui concerne l’utilisation d’outils spécifiques à la<br />

branche) – à condition que le problème du rattrapage des cours soit résolu!<br />

2.7 Impact du stage sur l’attractivité des ESC<br />

Interrogés sur l’impact d’une éventuelle introduction de stages de courte durée sur l’attractivité<br />

des écoles de commerce aux yeux des élèves potentiels, l’enseignant et la responsable<br />

du module font remarquer que, du côté des élèves, les stages (volontaires) sont bien<br />

appréciés, mais qu’il s’agit d’une question tout à fait hypothétique, car il serait impossible<br />

d’introduire des stages à large échelle. Si l’école voulait rendre les stages obligatoires pour<br />

tous les élèves, elle serait obligée de garantir un nombre suffisant de places – ce qu’elle ne<br />

peut pas faire. Les stages joueront donc un rôle plutôt marginal à l’avenir. Ils estiment qu’il<br />

n’y a déjà pas suffisamment de places d’apprentissage à Genève et que les entreprises ont déjà<br />

l’impression de faire des efforts importants pour accueillir plus d’apprentis. Le fait de devoir<br />

en plus accueillir régulièrement des stagiaires serait donc une charge excessive pour elles. Cet<br />

avis est confirmé par les responsables d’entreprise, qui trouvent que les stages constituent<br />

certainement un atout pour les élèves mais qui, pour la plupart, ne sont pas prêts à refaire<br />

l’expérience en accueillant de nouveau des élèves de l’école de commerce.<br />

Constat intéressant du côté des élèves: ils estiment tous que l’attractivité des écoles de<br />

commerce serait fortement améliorée par l’introduction de stages – et ceci malgré le fait que<br />

quatre élèves sur neuf n’ont pas ou n’ont que moyennement apprécié leur stage.<br />

47


Teil II: Fallstudien zum Betriebspraktikum und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

2.8 Appréciation globale du point de vue des personnes concernées par le stage<br />

De manière globale, la responsable du module, l’enseignant et les élèves sont plutôt satisfaits<br />

du stage, mais comme nous l’avons déjà indiqué plus haut, les élèves ont vécu leur stage<br />

de manière très variée (3 l’ayant trouvé „très bon“, 2 „bon“, 2 „moyen“ et 2 „mauvais“).<br />

L’appréciation globale du stage par les responsables d’entreprise est cependant plutôt<br />

négative (2 „bonne“ et 3 „mauvaise“): en effet, quatre entreprises sur cinq ne sont pas prêtes à<br />

refaire l’expérience.<br />

a. Points forts du stage<br />

Pour les enseignants, les points forts étaient les suivants:<br />

! Les élèves ont été confrontés aux exigences du monde professionnel.<br />

! Pour certains élèves (élèves plutôt proactifs), c’était une très bonne expérience.<br />

! Grâce au stage, la motivation des élèves pour l’apprentissage scolaire s’est améliorée.<br />

Les responsables d’entreprise ont mis en avant les avantages suivants:<br />

! Pour le stagiaire: découverte du monde de travail, confrontation aux réalités du travail en<br />

entreprise, rencontre de différents types de personnalité.<br />

! Pour le stagiaire: mise en pratique de ce qu’il a appris à l’école (surtout dans le domaine de<br />

l’informatique).<br />

! Pour l’entreprise: faire découvrir aux élèves le métier des agences de voyage, pouvoir se<br />

présenter aux jeunes.<br />

! Pour l’entreprise: gar<strong>der</strong> un lien avec les différents systèmes de formation, y compris<br />

l’école de commerce.<br />

Les élèves ont particulièrement apprécié:<br />

! Le contact avec la vie professionnelle (découverte, participation).<br />

! L’autonomie, la responsabilité.<br />

! La mise en valeur et l’amélioration des compétences acquises dans le cadre scolaire.<br />

! La bonne ambiance, la convivialité au sein de l’entreprise.<br />

! Le changement par rapport au quotidien scolaire.<br />

! Le fait d’avoir fait une „bonne expérience“.<br />

b. Points faibles du stage<br />

Les points faibles suivants ont été mis en avant par les différents acteurs:<br />

! Le stage était mal intégré dans le programme scolaire (problèmes liés au rattrapage des<br />

cours) (enseignants, élèves).<br />

! Certains élèves n’ont pas du tout aimé le stage (enseignants, élèves).<br />

! Certains élèves n’ont pas profité au maximum de leur stage parce qu’ils manquaient de<br />

maturité (enseignants).<br />

! Pour certains élèves, le stage était trop long; ils étaient sous-occupés (élèves, responsables<br />

d’entreprise).<br />

! Du côté des élèves, il y avait un manque de connaissances spécifiques au domaine des<br />

agences de voyage (élèves, responsables d’entreprise).<br />

! L’encadrement au sein de certaines entreprises était mauvais (élèves).<br />

48


Stage en entreprise EC Aimée-Stitelmann, Plan-les-Ouates<br />

3 Appréciation critique et conclusions<br />

S’il n’y a pas de doute que cinq élèves ont bien vécu leur stage et en ont retiré beaucoup en<br />

termes d’apprentissages et d’immersion dans le monde professionnel, les résultats globaux de<br />

ce module restent pourtant décevants: d’une part, sur 16 élèves, 6 se sont retirés avant le<br />

début du stage pour des raisons organisationnelles, 3 n’ont pas ou très peu bénéficié de leur<br />

stage, 2 ont moyennement bien vécu leur stage, alors que 5 seulement en ont véritablement<br />

tiré profit, en atteignant environ un tiers des objectifs de formation prévus. D’autre part, les<br />

entreprises se disent plutôt déçues et ne sont pour la plupart pas prêtes à refaire l’expérience.<br />

Il est donc logique que l’école ait décidé de ne pas reconduire ce module.<br />

Les causes de l’échec sont multiples, et il nous est difficile – sur la base des informations<br />

recueillies – d’évaluer leur poids respectif. Nous nous bornerons donc à identifier les conditions<br />

de réussite d’un tel module, telles qu’elles apparaissent à travers l’analyse de l’expérience<br />

faite à Plan-les-Ouates.<br />

Tout d’abord, il est nécessaire que les responsables de l’école fassent un travail soutenu<br />

d’approche et de suivi des entreprises, car la communication avec celles-ci joue un rôle-clé en<br />

vue du bon déroulement du stage. L’école doit savoir ce qu’elle attend du stage et communiquer<br />

ses attentes aux entreprises suffisamment à l’avance. Si les entreprises sont censées<br />

former les stagiaires, il est souhaitable qu’un accord formel soit conclu, dans lequel les droits<br />

et les devoirs des différentes parties sont fixés.<br />

Si les attentes de l’école ne correspondent pas à ce que les entreprises peuvent offrir, les<br />

objectifs du stage doivent faire l’objet de négociations. C’est également le cas en ce qui concerne<br />

la durée du stage, qui doit être fixée en fonction des objectifs de formation et des conditions-cadre<br />

au sein des entreprises.<br />

Un autre élément-clé est la motivation des élèves. L’école peut y contribuer en veillant à ce<br />

que les élèves soient bien préparés aux activités qu’ils exerceront durant le stage, afin qu’ils<br />

puissent en profiter au maximum. De même, il paraît judicieux de rendre le stage volontaire<br />

ou de laisser aux élèves le libre choix quant à la branche économique dans laquelle ils<br />

effectuent leur stage. Et finalement, il est important que le stage ne se chevauche pas avec des<br />

cours à l’école. Mais le seul fait d’être motivés ne suffit pas; il est aussi nécessaire que les<br />

élèves fassent preuve d’une certaine maturité et se montrent proactifs durant le stage.<br />

Les entreprises pour leur part doivent réaliser qu’un module de formation pratique n’est pas<br />

un stage d’observation. Elles doivent avoir suffisamment de travail (intéressant) à donner à<br />

leur stagiaire et fournir du temps de différents collaborateurs pour assurer son encadrement.<br />

Pour cela, il importe de planifier le stage à l’avance, tout en restant souple pour pouvoir<br />

adapter le programme aux compétences du stagiaire. Il serait également souhaitable que les<br />

entreprises puissent mettre à disposition du stagiaire une place de travail équipée. Finalement,<br />

il faut qu’elles assurent un suivi avec feedback. Au vu de ces exigences, il paraît évident que<br />

les entreprises doivent également pouvoir tirer profit du stage. Cela peut être le cas lorsque le<br />

stage leur permet de connaître et de se faire connaître d’élèves susceptibles de chercher un<br />

emploi dans leur branche. De même, il peut être économiquement intéressant pour les entreprises<br />

de disposer d’une force de travail d’appoint, mais pour cela, il faudrait que le stage soit<br />

plus long et que les stagiaires puissent effectivement être formés en vue de l’accomplissement<br />

de tâches également intéressantes d’un point de vue didactique. Au cas où les entreprises<br />

n’auraient que peu d’intérêt à accueillir des stagiaires, il est sans doute judicieux d’opter pour<br />

un autre type de module.<br />

49


Betriebspraktikum an <strong>der</strong> Kantonsschule Trogen<br />

Betriebspraktikum an <strong>der</strong> Kantonsschule Trogen<br />

Thomas Bieker<br />

1 Modulbeschreibung<br />

Im Folgenden wird das vierwöchige Betriebspraktikum, das im April 2006 mit einer zweiten<br />

Klasse an <strong>der</strong> Kantonsschule Trogen durchgeführt wurde, vorgestellt.<br />

1.1 Grundidee des Moduls<br />

An <strong>der</strong> Kantonsschule Trogen durchlaufen die Lernenden im Rahmen ihrer vierjährigen Ausbildung<br />

insgesamt drei kaufmännische Praktika: Im zweiten und vierten Semester absolvieren<br />

sie jeweils ein vierwöchiges Praktikum. Im letzten Jahr haben die Lernenden auf <strong>der</strong> Grundlage<br />

<strong>der</strong> Kurzpraktika und ihrer schulischen Ausbildung die Gelegenheit, ein einjähriges kaufmännisches<br />

Praktikum zu absolvieren. Hauptzielsetzung <strong>der</strong> beiden Kurzzeitpraktika ist es,<br />

den Lernenden frühzeitig die Möglichkeit zu bieten, in Kontakt mit <strong>der</strong> betrieblichen Praxis<br />

treten. Ein zusätzliches Anliegen ist es, den Lernenden den Bezug von Kurzzeit- und Langzeitpraktika<br />

aufzuzeigen, wie <strong>der</strong> Modulverantwortliche erläutert: „Einen längerfristigen Einblick<br />

in die unternehmerische Praxis erhalten die Lernenden am Ende ihrer Schulzeit, d. h. im<br />

vierten Jahr. Die ersten beiden Kurzzeitpraktika geben hier schon einen wichtigen Vorgeschmack.“<br />

Daher gibt es auch Lernende, die Kurz- und Langzeitpraktikum in einem Betrieb<br />

absolvieren: „Die Betriebe sehen, dass sie die Praktikanten 5 auch für längere Zeit gebrauchen<br />

können und bieten ihnen entsprechend ein einjähriges Praktikum an“.<br />

1.2 Vorgehen: Phasen im Rahmen des Betriebspraktikums<br />

Die Lernenden durchlaufen die folgenden Phasen: Bewerbungsphase, Betriebserkundung und<br />

das Praktikum.<br />

1. Bewerbungsphase:<br />

Die Lernenden suchen die Praktikumsstellen i. d. R. selbst, weil die Bewerbungsphase bereits<br />

wertvolle praktische Erfahrungen enthält. Lernende, die kein Praktikum finden, werden durch<br />

die Schule entsprechend unterstützt (z. B. mit Kontakten zu möglichen Praktikumsstellen).<br />

Mit Blick auf die sprachlichen Kompetenzen <strong>der</strong> Lernenden, kann grundsätzlich auch eine<br />

Unternehmung in <strong>der</strong> Westschweiz o<strong>der</strong> im Ausland (z. B. England) als Praktikumsbetrieb<br />

gewählt werden.<br />

2. Phase <strong>der</strong> Betriebserkundung:<br />

Nach <strong>der</strong> Zusage durch den Betrieb führen die Lernenden eine Betriebsanalyse (zu den Themen<br />

Internetauftritt, Rechtsform, Firmengeschichte, Produkte und Dienstleistungen, Leitbild,<br />

Branche, Organisationsstruktur) durch, die sie in Form eines schriftlichen Berichtes dokumentieren.<br />

Die Betriebserkundung zielt darauf ab, dass sich die Lernenden bereits vor dem<br />

Praktikum mit „ihrem“ Betrieb auseinan<strong>der</strong>setzen und so das Praktikum vorbereitet beginnen<br />

können.<br />

5<br />

Im Folgenden wird aus Vereinfachungsgründen ausschliesslich von „Praktikanten“ gesprochen, wobei hiermit jeweils<br />

sowohl Lernende weiblichen als auch männlichen Geschlechts gemeint sind.<br />

50


Betriebspraktikum an <strong>der</strong> Kantonsschule Trogen<br />

3. Praktikumsphase:<br />

Ziel <strong>der</strong> Praktikumsphase ist es, dass die Praktikanten (analog zur Arbeitslernsituation im<br />

Rahmen <strong>der</strong> kaufmännischen Grundbildung) eine betriebsspezifische Prozesseinheit durchlaufen<br />

und analysieren. Daneben ist es <strong>der</strong> Unternehmung überlassen, dem Praktikanten zusätzliche<br />

Einblicke in verschiedene Bereiche <strong>der</strong> Unternehmung zu gewähren. Der Praktikant verfasst<br />

nach dem Praktikum einen entsprechenden Bericht, im Rahmen dessen die jeweilige<br />

Prozesseinheit analysiert wird. Er ist nach den Bereichen Markt, Anspruchsgruppen, Produkte<br />

und Dienstleistungen, Marketing-Mix geglie<strong>der</strong>t und enthält abschliessend ein Kapitel „Rückblick<br />

und Erfahrungen“, im Rahmen dessen die zentralen Erkenntnisse aus dem Praktikum<br />

reflektierend dargestellt werden.<br />

1.3 Ziele in Bezug auf Fach-, Methoden- und Sozialkompetenzen<br />

Im Folgenden werden die Ziele in den Bereichen Fach-, Methoden- und Sozialkompetenzen,<br />

die mit dem Betriebspraktikum erreicht werden sollen, näher erläutert. In Klammern finden<br />

sich jeweils die Nummern <strong>der</strong> Ziele (gemäss Leistungszielkatalog des BBT). Ursprünglich<br />

sollten die Praktikumsbetriebe eine grössere Zahl an Leistungszielen abdecken. Es stellte sich<br />

jedoch heraus, dass die Betriebe die Zielvorgaben als unrealistisch einstuften. Daher wurde<br />

<strong>der</strong> Umfang <strong>der</strong> vorgegebenen Leistungsziele entsprechend reduziert. Dieser wird nun kurz<br />

vorgestellt. Der Frage, inwieweit die einzelnen Leistungsziele aus Sicht <strong>der</strong> Projektbeteiligten<br />

auch tatsächlich erreicht wurden, wird unter Kapitel 2.1 <strong>der</strong> Fallstudie nachgegangen.<br />

Ziele in Bezug auf Fachkompetenzen: Der für das vierwöchige Praktikum an <strong>der</strong> Kantonsschule<br />

Trogen zusammengestellte Leistungszielkatalog umfasst 14 Ziele: Das Erkennen von<br />

Kundenbedürfnissen, das Vermitteln kundenspezifischer Problemlösungen sowie die Kenntnis<br />

<strong>der</strong> grundlegenden Ziele des Unternehmens nehmen im Rahmen des Betriebspraktikums<br />

eine zentrale Rolle ein: So sollen mit dem Praktikum an <strong>der</strong> Kantonsschule Trogen die Ziele<br />

„Beschwerden entgegennehmen und formulieren“ (1.1.3.2 und 1.1.3.3), „Produkte und<br />

Dienstleistungen kennen bzw. <strong>der</strong>en Nutzen aufzeigen“ (1.2.2.1 und 1.2.2.4), „leistungswirtschaftliche<br />

Ziele kennen“ (1.4.2.1) sowie „Produktionsabläufe beschreiben“ (3.2.5.4) erreicht<br />

werden. Zudem sollen die Lernenden wissen, wie sie auch bei umfangreicheren Aufgaben,<br />

ihre Ziele erreichen können (1.4.4.1). Weitere Ziele ergeben sich aus dem Umgang mit neuen<br />

Informations- und Kommunikationstechnologien, wie sie die Lernenden typischerweise in <strong>der</strong><br />

betrieblichen Praxis vorfinden: So sollen die Lernenden Textdokumente in geeigneter<br />

Qualität erfassen können (2.1.1.1), selbst erstellte Dokumente überprüfen können (2.1.2.2),<br />

mit geeigneten Mitteln Informationen beschaffen können (2.1.3.1) sowie Telefongespräche<br />

führen können (vgl. 2.1.1.2). Zusätzlich sollen die Praktikanten ansprechende<br />

Dokumentationen erstellen (2.2.3.1) bzw. interne Schriftstücke verfassen können (vgl.<br />

2.5.1.2). Eine wichtige Kompetenz in diesem Zusammenhang ist das Anwenden <strong>der</strong><br />

Wirtschafts- und Fachsprache: So sollen die Lernenden Fachausdrücke anwenden und<br />

erklären können (2.5.1.1).<br />

Ziele in Bezug auf Methoden- und Sozialkompetenzen: Zwar weisen einige <strong>der</strong> bereits erläuterten<br />

Ziele (v. a. die Ziele im Zusammenhang mit dem Umgang mit neuen Informationsund<br />

Kommunikationstechnologien) Bezüge zu Methoden- und Sozialkompetenzen auf. Weitere<br />

Ziele in dieser Kategorie wurden jedoch nicht expliziert, weil die Erreichung dieser Ziele<br />

zum einen schwer messbar sei und zum an<strong>der</strong>en im Kontext <strong>der</strong> schulischen Ausbildung ein<br />

grosses Gewicht erfahre.<br />

51


Teil II: Fallstudien zum Betriebspraktikum und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

1.4 Authentizität<br />

Mit dem zweiten vierwöchigen kaufmännischen Praktikum Praktikum bzw. <strong>der</strong> Wahl <strong>der</strong><br />

Praktikumsstelle haben die Lernenden die Möglichkeit, einen (weiteren) Einblick in die betriebliche<br />

Realität zu erlangen. Um bereits frühzeitig, d. h. im Rahmen <strong>der</strong> Bewerbungsphase,<br />

möglichst „reale“ Bedingungen zu schaffen, sollen die Lernenden im Ausgangspunkt selbst<br />

einen Praktikumsplatz beschaffen. In diesem Zusammenhang ermöglicht <strong>der</strong> Einbezug von<br />

Praxisvertretern (aus Behörden und privaten Unternehmen) im Rahmen einer Bewerbungswerkstatt<br />

eine Vorstellung von beruflicher Realität.<br />

1.5 Integration in Schulalltag<br />

Rahmendaten wie die Festlegung des Zeitpunktes und <strong>der</strong> Dauer sowie die Vor- und Nachbereitung<br />

des Praktikums sind zentral für dessen Erfolg und werden daher im Folgenden kurz<br />

skizziert.<br />

Festlegung des Zeitpunktes und <strong>der</strong> Dauer des Betriebspraktikums: Das hier analysierte<br />

vierwöchige Praktikum wird in den letzten beiden Wochen vor den Frühlingsferien sowie<br />

während <strong>der</strong> zwei Wochen Frühlingsferien durchgeführt. Die Wahl des<br />

Praktikumszeitpunktes und <strong>der</strong> -dauer ergibt sich durch die Vielzahl an ausserschulischen<br />

Modulen: So wird im ersten Jahr (konkret im zweiten Semester) bereits ein vierwöchiges<br />

kaufmännisches Praktikum durchgeführt; im vierten Jahr absolvieren die Lernenden ein<br />

einjähriges Praktikum. Zusätzlich finden in allen drei Jahren <strong>der</strong> schulischen Ausbildung<br />

Sprachaufenthalte statt. Um, angesichts <strong>der</strong> insgesamt drei Praktika sowie <strong>der</strong> diversen<br />

Sprachaufenthalte, die für den Schulstoff zur Verfügung stehende Zeit nicht zu sehr zu<br />

reduzieren, war es das Bestreben <strong>der</strong> Schule, zumindest einen Teil des Praktikums in die<br />

Ferien zu legen und die Dauer für die ersten beiden kaufmännischen Praktika auf jeweils vier<br />

Wochen zu beschränken.<br />

Vor- und Nachbearbeitung des Betriebspraktikums: Wie einleitend erwähnt, hatten die<br />

Lernenden im Vorfeld des Praktikums die Aufgabe, sich frühzeitig mit „ihrem“ Betrieb umfassend<br />

auseinan<strong>der</strong>zusetzen und einen Bericht zur Betriebserkundung zu verfassen. Die Erfahrungen<br />

aus dem Praktikum bereiten die Lernenden individuell in Form eines schriftlichen<br />

Berichtes auf; entsprechende Ergebnispräsentationen werden bisher jedoch aufgrund <strong>der</strong><br />

hierfür notwendigen Zeit nicht durchgeführt.<br />

1.6 Beurteilung <strong>der</strong> Schüler<br />

Gegenstand <strong>der</strong> Beurteilung sind <strong>der</strong> Bericht zur Betriebserkundung, das absolvierte Praktikum<br />

sowie <strong>der</strong> Praktikumsbericht. Diese Elemente werden zwar beurteilt, sind aber nicht notenrelevant.<br />

Grundlage für die Beurteilung des Praktikums bildet zum einen ein Arbeits- bzw. Einsatzprogramm<br />

für den jeweiligen Praktikanten. Zum an<strong>der</strong>en erhalten die Betriebe von <strong>der</strong> Schule<br />

ein Beurteilungsraster, das die mit dem Praktikum abzudeckenden Lernziele enthält. Die Leistungen<br />

des Praktikanten werden jedoch durch die Betriebe bisher nicht einheitlich bewertet,<br />

weil nach Auffassung <strong>der</strong> Betriebe die o. g. Leistungsziele im Rahmen eines vierwöchigen<br />

Kurzzeitpraktikums nicht erreicht werden können o<strong>der</strong> zu wenig den betrieblichen Spezifika<br />

(Aufgabengebiete, tatsächlicher Kundenkontakt etc.) Rechnung tragen. Daher haben die<br />

Betriebe die Beurteilung <strong>der</strong> Praktikanten z. T. auf <strong>der</strong> Grundlage <strong>der</strong> standardisierten Bewertungsraster,<br />

welche diese für duale Berufslernende einsetzen, durchgeführt. 6<br />

6<br />

Um die Beurteilung des Praktikums durch die Betriebe einheitlich zu gestalten und die Leistungen <strong>der</strong> Praktikanten<br />

miteinan<strong>der</strong> vergleichen zu können, beabsichtigt die Schule, zukünftig ein standardisiertes Arbeitszeugnis einzu-<br />

52


Betriebspraktikum an <strong>der</strong> Kantonsschule Trogen<br />

Kriterien für die Beurteilung <strong>der</strong> Praktikumsberichte sind die fachliche Korrektheit und Analysetiefe<br />

<strong>der</strong> Ausführungen sowie die formale Gestaltung des Berichts.<br />

Während die konkreten Arbeiten in den Unternehmen durch die betrieblichen Betreuer beurteilt<br />

werden, bewerten die Lehrkräfte (i. d. R. Wirtschaftslehrkräfte) die unterschiedlichen Berichte<br />

(Betriebserkundung, Praktikumsbericht) <strong>der</strong> Praktikanten.<br />

1.7 Rahmenbedingungen<br />

Im Folgenden werden die für die Durchführung des Betriebspraktikums notwendigen personellen,<br />

infrastrukturellen und finanziellen Rahmenbedingungen beschrieben.<br />

Anzahl <strong>der</strong> beteiligten Personen: Das Praktikum im vierten Semester wird mit <strong>der</strong> zweiten<br />

Klasse <strong>der</strong> Kantonsschule Trogen, d. h. etwa 20 Lernenden, durchgeführt. Damit ermöglichen<br />

etwa 20 Betriebe und entsprechende Praktikumsbetreuer den Lernenden den Kontakt mit <strong>der</strong><br />

Berufspraxis. Die Anzahl an Praktikumsplätzen stellte bisher kein Problem dar, weil jeweils<br />

nur zwei Klassen gleichzeitig das Praktikum absolvieren. 7 Ferner betreuen fünf Lehrkräfte die<br />

Praktikanten im Rahmen eines Zwischenbesuchs. Der Modulverantwortliche hat die Aufgabe,<br />

die Schulen mittels unterschiedlicher Unterlagen (d. h. Informationen über den Ablauf des<br />

Praktikums, Beurteilungsraster, Leistungszielkatalog) zu informieren. Zudem evaluiert er<br />

kontinuierlich unterschiedliche Erfahrungen aus dem Praktikum und leitet daraus Konsequenzen<br />

für die zukünftige Gestaltung von Betriebspraktika ab.<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen an die beteiligten Personen: Lehrkräfte, welche Praktikanten betreuen, benötigen<br />

im Ausgangspunkt nach eigenen Angaben keine beson<strong>der</strong>e fachspezifische Ausbildung.<br />

So werden für die Praktikumsbetreuung auch Lehrkräfte „frem<strong>der</strong>“ Fachbereiche wie<br />

Mathematik o<strong>der</strong> Sport eingesetzt. Die Erfahrung aus <strong>der</strong> Betreuung von Praktikanten kann es<br />

grundsätzlich allen beteiligten Lehrkräften ermöglichen, ihren Blickwinkel für die unternehmerische<br />

Praxis zu öffnen und gegebenenfalls Ideen für den Fachunterricht zu gewinnen. Aus<br />

Sicht des Modulverantwortlichen ist es wichtig, dass betriebliche Praktikumsbetreuer bereits<br />

Erfahrungen aus <strong>der</strong> Betreuung von Praktikanten bzw. dualen Berufslernenden machen konnten.<br />

Infrastrukturelle Ressourcen: Das Modul wird in den einzelnen Betrieben, und nicht in <strong>der</strong><br />

Schule, durchgeführt. Die Betriebe können den Praktikanten auch die notwendigen Ressourcen<br />

(z. B. Telefon, Zugang zum PC) für die Bearbeitung <strong>der</strong> Aufgaben bereitstellen. Somit ergeben<br />

sich keine zusätzlichen Anfor<strong>der</strong>ungen in Bezug auf die infrastrukturellen Ressourcen<br />

in <strong>der</strong> Schule.<br />

Finanzielle Ressourcen: Der zusätzliche Arbeitsaufwand für die Schule, <strong>der</strong> für die Durchführung<br />

des Betriebspraktikums anfällt (z. B. durch eine allfällige Unterstützung <strong>der</strong> Lernenden<br />

bei <strong>der</strong> Stellensuche, den Praktikumsbesuch vor Ort sowie die Beurteilung <strong>der</strong> Praktikanten),<br />

wurde als relativ gross beschrieben. Dieser Aufwand wird zwar nicht finanziell abgegolten,<br />

jedoch können für den Besuch eines Praktikanten drei Lektionen Unterrichtszeit kompensiert<br />

werden.<br />

Kooperation mit <strong>der</strong> Praxis: Die Betriebe wurden durch den Modulverantwortlichen in Bezug<br />

auf den Praktikumsablauf, auf die mit dem Praktikum zu erreichenden Ziele sowie auf die<br />

Beurteilung durch die Schule informiert.<br />

7<br />

setzen, das <strong>der</strong>zeit bei <strong>der</strong> Fachmittelschule erprobt wird. Dieses enthält die folgenden Elemente: Aufgabenbereiche/Schwerpunkte<br />

des Einsatzes, Beurteilung <strong>der</strong> geleisteten Arbeit, Beurteilung des Einsatzes des Praktikanten,<br />

allgemeine Bemerkungen.<br />

Dieser Aspekt kann jedoch sehr bedeutsam werden, wenn grössere Schulen mit einer grösseren Anzahl an Parallelklassen<br />

ein Betriebspraktikum durchführen möchten.<br />

53


Teil II: Fallstudien zum Betriebspraktikum und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

2 Beurteilung des Moduls aus Sicht <strong>der</strong> involvierten Personen<br />

Die folgende Analyse stützt sich auf die schriftliche bzw. mündliche Befragung von zehn Lernenden,<br />

fünf betrieblichen Praktikumsbetreuern, vier Lehrkräften sowie dem Modulverantwortlichen.<br />

Im Folgenden werden die quantitativen und qualitativen Rückmeldungen <strong>der</strong> involvierten<br />

Personen wie<strong>der</strong>gegeben und interpretiert.<br />

2.1 Erreichung <strong>der</strong> Ziele im Rahmen des Betriebspraktikums<br />

Die folgende Analyse, inwieweit die Lernziele im Rahmen des Praktikums erreicht werden<br />

konnten, stützt sich auf die Angaben <strong>der</strong> Lernenden und <strong>der</strong> betrieblichen Praktikumsbetreuer.<br />

8<br />

Aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden wurde die Mehrzahl <strong>der</strong> für das Betriebspraktikum definierten<br />

Ziele entwe<strong>der</strong> „gut“ o<strong>der</strong> „sehr gut“ erreicht. 9 Inwieweit die Ziele „Beschwerden<br />

entgegennehmen und formulieren“, „Fachausdrücke korrekt anwenden“ sowie<br />

„Telefongespräche führen“ durch die Lernenden insgesamt erreicht worden sind, kann<br />

aufgrund <strong>der</strong> Streuung des Datenmaterials zwar nicht eindeutig beantwortet werden. Jedoch<br />

zeigen die Daten in Bezug auf diese Ziele einen höheren Anteil jener Lernenden, die einen<br />

mittleren bzw. schlechten Zielerreichungsgrad angeben. Mögliche Gründe hierfür bringen die<br />

Lernenden in Bezug auf diese Ziele selbst an, wie folgende Zitate verdeutlichen:<br />

„In den vier Wochen wurde ich nie mit einer Beschwerde konfrontiert. Und sonst hätte<br />

man es eine an<strong>der</strong>e Person machen lassen.“<br />

„Ich bin zu wenig mit Fachbegriffen in Verbindung gekommen.“<br />

„Ich habe nie ein Telefongespräch geführt.“<br />

Eine grosse Mehrheit <strong>der</strong> Lernenden gibt an, das Leistungsziel „Ziele erreichen“ in mittlerem<br />

Ausmass erreicht zu haben.<br />

Die Analyse <strong>der</strong> Rückmeldungen <strong>der</strong> betrieblichen Praktikumsbetreuer zu den o. g. Zielen<br />

bestätigt dieses Bild weitgehend. Dies lässt sich u. a. damit erklären, dass Praktikanten aufgrund<br />

<strong>der</strong> kurzen Praktikumsdauer noch nicht selbständig Kundenkontakt halten konnten und<br />

entsprechende Beschwerden entgegennehmen und formulieren konnten, wie folgende Zitate<br />

<strong>der</strong> betrieblichen Praktikumsbetreuer verdeutlichen:<br />

„Man muss die Lernziele wie ‚Telefongespräche führe ich zielorientiert und partnergerecht’<br />

im Rahmen des vierwöchigen Praktikums sehen: Wenn ein Telefon kommt, wo<br />

sich ein Kunde massiv beschwert, dann wären die Praktikanten sofort am Anschlag.“<br />

„Es ist nicht denkbar, dass <strong>der</strong> Praktikant auch selbständig Kundengespräche hätte führen<br />

können.“<br />

„Ziele wie Beschwerden vorbringen o<strong>der</strong> entgegennehmen, da muss man erst mal den<br />

Job kennen, bevor man als Praktikant überhaupt in eine entsprechende Situation<br />

kommt.“<br />

8<br />

9<br />

In Bezug auf die Erreichung <strong>der</strong> Lernziele ist das Datenmaterial von Seiten <strong>der</strong> Lehrkräfte nicht sehr ergiebig, weil<br />

diese die Lernziele nach eigenen Angaben im Vorfeld nicht kannten, diese nicht als relevant einstuften o<strong>der</strong> den<br />

Praktikanten nur kurz besucht haben.<br />

Jedoch zeigen die Daten aus <strong>der</strong> Befragung <strong>der</strong> betrieblichen Praktikumsbetreuer hier ein weniger optimistisches<br />

Bild, wie im Folgenden gezeigt wird. Es darf angenommen werden, dass die Praktikumsbetreuenden den Erreichungsgrad<br />

<strong>der</strong> einzelnen Leistungsziele aufgrund ihrer einschlägigen Erfahrungen im Zusammenhang mit <strong>der</strong><br />

Betreuung von Praktikanten und/o<strong>der</strong> Berufslernenden einerseits und den tatsächlichen betrieblichen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

an<strong>der</strong>erseits differenzierter beurteilen können als die Lernenden. Für die folgende Analyse <strong>der</strong> Leistungsziele<br />

und die entsprechenden Handlungsempfehlungen wird daher den Einschätzungen <strong>der</strong> betrieblichen Praktikumsbetreuer<br />

ein höheres Gewicht eingeräumt.<br />

54


Betriebspraktikum an <strong>der</strong> Kantonsschule Trogen<br />

Dementsprechend gab die Mehrheit <strong>der</strong> betrieblichen Praktikumsbetreuer an, diese Ziele<br />

schlecht bzw. gar nicht erreicht zu haben. In ähnlicher Weise gab eine Mehrheit <strong>der</strong> Befragten<br />

an, dass das Ziel „ansprechende Dokumentationen erstellen“ nur in mittlerem Ausmass o<strong>der</strong><br />

gar nicht erreicht werden konnte.<br />

„Man kann nicht erwarten, dass <strong>der</strong> Praktikant ansprechende Dokumentationen erstellt.“<br />

Vergleicht man die Daten <strong>der</strong> betrieblichen Praktikumsbetreuer mit denen <strong>der</strong> Lernenden, so<br />

fällt insgesamt auf, dass die Daten eine deutlich grössere Streuung aufweisen und damit nicht<br />

immer eine eindeutige Aussage in Bezug auf den von den Praktikumsbetreuenden wahrgenommenen<br />

Zielerreichungsgrad zulassen. 10 Zum einen kann dies darauf zurückgeführt werden,<br />

dass bei den Praktikumsbetreuenden bestimmte Arbeiten nicht anfallen und damit bestimmte<br />

Ziele auch gar nicht erreicht werden können.<br />

„Bei uns werden Textdokumente schlichtweg nicht erfasst. Das kann ich dann auch<br />

nicht bewerten.“<br />

Zum an<strong>der</strong>en bekundeten die betrieblichen Praktikumsbetreuer, dass im Vergleich zur relativ<br />

kurzen Praktikumsdauer die Ziele zu hoch gesteckt wurden, eher von einem dualen Berufslernenden<br />

erwartet werden können und daher nicht vollständig erreicht werden konnten. Dies<br />

illustrieren die folgenden Zitate:<br />

„Die Ziele sind eher zu allgemein und zu weit weg.“<br />

„Da sehe ich keine Möglichkeit, diese Ziele zu erreichen, ausser man gibt so einfache<br />

Arbeiten, dass er keinen Einblick in das Geschäft bekommt.“<br />

„In vier Wochen geht es aus unserer Sicht um ein Anlernen. Daher sollte man ganz einfache<br />

Kriterien anlegen und nicht Ziele, die man eigentlich von einem dualen Berufslernenden<br />

erwartet.“ 11<br />

Das letzte Zitat deutet bereits darauf hin, dass die betrieblichen Praktikumsbetreuer selbst<br />

entsprechende Leistungsziele definiert haben, die im Rahmen eines Kurzzeitpraktikums erreicht<br />

werden sollten. Dies belegen die folgenden Daten:<br />

„Die Ziele waren mir zu fachspezifisch. Für mich geht es eher um allgemeine Kriterien<br />

wie Arbeitsweise, Vorgehen, Genauigkeit, Geschwindigkeit, Durchhaltevermögen, Interesse<br />

und Offenheit <strong>der</strong> Praktikanten. Es geht doch bei einem Kurzzeitpraktikum eher<br />

darum, die Fähigkeit des Lernenden zu erfassen, sich in <strong>der</strong> Arbeitswelt zurechtzufinden.“<br />

„Aufnahmefähigkeit, Brücken bauen zu bereits erworbenem Wissen, Einsteigen in neue<br />

Prozesse, Vorgehensweise zur Lösungserarbeitung sind aus meiner Sicht treffen<strong>der</strong>e<br />

Ziele für ein Kurzpraktikum.“<br />

10<br />

11<br />

Ein eindeutiges Bild ergibt sich nur in Bezug auf die folgenden Ziele: Eine grosse Mehrheit <strong>der</strong> Befragten gab an,<br />

dass die Ziele im Zusammenhang mit Produkten und Dienstleistungen bzw. „Dokumente überprüfen“ jeweils „gut“<br />

erreicht werden konnten.<br />

Eine Lehrkraft äusserte sich hierzu in ähnlicher Weise: „Was im Fragebogen an Kompetenzen geför<strong>der</strong>t werden<br />

soll, ist doch gar nicht machbar.“ Dieser Aspekt wird weiter unten im Kapitel 2.1 vertiefend diskutiert.<br />

55


Teil II: Fallstudien zum Betriebspraktikum und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

2.2 Authentizität<br />

Authentizität kann zum einen durch die Qualität des Einblicks in die betriebliche Praxis, zum<br />

an<strong>der</strong>en durch die konkrete Möglichkeit <strong>der</strong> Lernenden, unternehmerische Entscheide zu treffen,<br />

hergestellt werden. Im Folgenden wird <strong>der</strong> Frage nachgegangen, als wie „authentisch“<br />

die Beteiligten das Betriebspraktikum wahrnehmen.<br />

Die Lernenden beurteilen den Praxisbezug positiv.<br />

„Ich konnte Erfahrungen zum Arbeitsleben sammeln.“<br />

„Das spürt man schon, wenn man nicht mehr wie in <strong>der</strong> Schule den Nachmittag frei hat,<br />

son<strong>der</strong>n um sechs Uhr o<strong>der</strong> halb sieben nach Hause kommt.“<br />

„Das Praktikum besteht sehr stark aus Kopfarbeit und einem längeren Arbeitstag.“<br />

Auch notierten die Lernenden die folgende Aspekte als „Stärken des Praktikums“: „Gelerntes<br />

auch praktisch anwenden können“; „Einblick in viele Berufe“; „Einblicke ins Praktische“;<br />

„Einblick in den Berufsalltag“.<br />

Einige wenige Lernende betonten jedoch, dass es im Rahmen einer Praxiserfahrung darum<br />

gehen müsse, die Lernenden zu for<strong>der</strong>n und auch zu för<strong>der</strong>n.<br />

„Ich denke wir waren z. T. unterschätzt. Es braucht eine bessere Einschätzung des<br />

Praktikanten durch den Betreuer.“<br />

„Man könnte uns anspruchsvollere Arbeiten geben, so dass wir es versuchen können,<br />

auch wenn sie denken, es sei zu schwierig.“<br />

„Betreuer haben vielleicht Angst, dass sie zu anspruchsvolle Arbeiten schlussendlich<br />

selbst machen müssen.“<br />

„Wenn man immer die gleichen Arbeiten machen muss, dann ist das immer etwas langweilig.“<br />

Die Frage, inwieweit das Praktikum einen Einblick in die betriebliche Praxis ermöglicht, beantworteten<br />

zwei betriebliche Praktikumsbetreuer mit „sehr gross“ und drei mit „gross“. 12<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> qualitativen Befragung sahen die Praktikumsbetreuenden in diesem Aspekt<br />

zugleich den Hauptzweck des Praktikums, wie folgende Zitate illustrieren:<br />

„Man muss zeigen, was in <strong>der</strong> Wirtschaft geschieht, was gelernt und umgesetzt werden<br />

kann.“<br />

„Es ist auch das Ziel, dass man Praktikanten nicht zum Aktenablegen, Kaffeekochen<br />

o<strong>der</strong> Papierkorbleeren etc. beschäftigt. Wir haben uns bemüht, dem Praktikanten einen<br />

ganzen Prozessablauf deutlich zu machen, d. h. von <strong>der</strong> Prüfung <strong>der</strong> Steuererklärung<br />

bis zur Eingabe ins System.“<br />

„Der Anteil von Kopieren sollte sehr klein gehalten werden.“<br />

Um den Lernenden auch angesichts <strong>der</strong> Kürze des Praktikums einen ergiebigen Einblick in<br />

den Betrieb zu ermöglichen, betonten die Praktikumsbetreuer, dass ein Fokussieren einzelner<br />

Prozesse bzw. Abläufe unabdingbar sei.<br />

Aus Sicht <strong>der</strong> Lehrkräfte bietet das Praktikum den Lernenden die Möglichkeit, „den Horizont<br />

zu erweitern und etwas Neues zu sehen“. Der Kontakt <strong>der</strong> Lernenden zur Berufspraxis<br />

wirke sich positiv auf die Einstellung <strong>der</strong> Lernenden bezüglich <strong>der</strong> Schule aus, wie zwei<br />

Lehrkräfte betonen.<br />

12<br />

In ähnlicher Weise geben zwei Lehrkräfte bzw. eine weitere Lehrkraft an, mit dem Praktikum einen „hohen“ bzw.<br />

„sehr hohen“ Praxisbezug erreichen zu können. Zwar sind diese Daten aufgrund <strong>der</strong> Tatsache, dass Lehrkräfte<br />

i. d. R. im Rahmen ihres Berufslebens keinen Einblick in die Betriebspraxis erlangen konnten, vorsichtig zu interpretieren.<br />

Angesichts <strong>der</strong> qualitativen Erläuterungen, die im Folgenden dargestellt werden, erlangen jedoch diese<br />

aber durchaus eine gewisse Plausibilität.<br />

56


Betriebspraktikum an <strong>der</strong> Kantonsschule Trogen<br />

„Das Praktikum gibt den Lernenden die Möglichkeit mal etwas An<strong>der</strong>es zu tun ausserhalb<br />

<strong>der</strong> Schule. Sie haben mal gesehen, wie es zugeht im Berufsleben. Eigentlich ist die<br />

Schule locker. Im Berufsleben geht es härter zu.“<br />

„Das Praktikum ist eine Auflockerung. Schule und Praktikum sind doch relativ weit<br />

weg. Eigentlich ist es doch recht an<strong>der</strong>s im Berufsleben.“<br />

Authentizität kann zudem durch die Möglichkeit <strong>der</strong> Praktikanten, unternehmerische Entscheide<br />

zu treffen, geschaffen werden. Die betreuenden Lehrkräfte stellten diesen Aspekt als<br />

eine weitere Stärke des Praktikums heraus, wie folgendes Zitat illustriert:<br />

„Die Lernenden haben selber eine Funktion übernommen und die Arbeiten erledigen<br />

können. Das wird den Lernenden sonst in <strong>der</strong> Schule abgenommen.“<br />

2.3 Selbständigkeit <strong>der</strong> Lernenden<br />

Aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden ist die Möglichkeit, selbständig zu arbeiten, eine klare Stärke des<br />

Betriebspraktikums. Insgesamt beurteilt eine grosse Mehrheit von ihnen die Frage, wie stark<br />

sie ihre Arbeiten selbständig planen und kontrollieren konnten, mit „gut“ bzw. „mittelmässig“.<br />

Als „sehr gut“ bzw. „gut“ hat ein sehr grosser Teil <strong>der</strong> Lernenden die ihnen im Praktikum<br />

gebotene Möglichkeit wahrgenommen, ihre Arbeiten selbständig durchzuführen. 13 Auch<br />

das Datenmaterial <strong>der</strong> Lehrkräfte spiegelt diese Einschätzungen wi<strong>der</strong>. In diesem Zusammenhang<br />

sehen die Lernenden die Rolle des betrieblichen Betreuers als einen Schlüsselfaktor:<br />

Dieser sollte den Lernenden als ein Coach beratend und nicht kontrollierend zur Seite stehen,<br />

wie folgende Zitate deutlich machen:<br />

„Nur Resultate überprüfen, nicht den ganzen Ablauf.“<br />

„Das ist Dir überlassen. Du kannst Dir selber Gedanken machen, wie man das am besten<br />

darstellen kann. Die Betreuer standen bei Fragen jedoch je<strong>der</strong>zeit zur Verfügung.“<br />

Nicht zuletzt aufgrund <strong>der</strong> oben skizzierten eingeschränkten Einsatzmöglichkeit von<br />

Kurzzeitpraktikanten beurteilte eine Mehrheit <strong>der</strong> betrieblichen Praktikumsbetreuer die<br />

Frage, wie stark die Lernenden ihre Arbeiten selbständig planen und kontrollieren konnten,<br />

als „mittel“ bzw. „schlecht“. Ein zwar besseres, jedoch ambivalentes Ergebnis ergab sich in<br />

Bezug auf die Frage, inwieweit die Lernenden die Möglichkeit haben, ihre Arbeiten<br />

selbständig durchzuführen. Diese Frage beurteilten drei betriebliche Praktikumsbetreuer mit<br />

„gut“ bzw. „sehr gut“; zwei weitere mit „mittelmässig“.<br />

2.4 Integration in den Schulalltag<br />

Im Folgenden werden die Wahl des Zeitpunktes und <strong>der</strong> Dauer sowie die Integration des<br />

Betriebspraktikums in den Stundenplan und Schulalltag (d. h. dessen Vor- und Nachbereitung<br />

im Rahmen des „normalen“ Unterrichts) analysiert. Zudem werden die zeitliche Belastung<br />

<strong>der</strong> Lernenden und zugleich die Auswirkung des Moduls auf die Erreichung <strong>der</strong> schulischen<br />

Leistungsziele näher erläutert.<br />

Beurteilung des Zeitpunktes des Betriebspraktikums: Die Lernenden absolvieren das<br />

zweite kaufmännische Praktikum an <strong>der</strong> Kantonsschule Trogen im vierten Semester, d. h.<br />

damit haben sie mehr als die Hälfte <strong>der</strong> (schulischen) Ausbildungszeit absolviert. Im Zusammenhang<br />

mit <strong>der</strong> Wahl des Zeitpunktes erscheint die Frage relevant, wie die Lernenden die<br />

zeitliche Einbettung des Praktikums in den Schulalltag beurteilen. So beurteilten lediglich<br />

zwei <strong>der</strong> zehn Befragten die Einbettung als „gut“ und drei von ihnen als „mittelmässig“. Die<br />

13<br />

Lediglich eine Schülerin beklagte sich in diesem Zusammenhang wie folgt: „Ich wurde immer kontrolliert. Wenn<br />

ich eine Arbeit gemacht habe, hat immer eine Person hinter mir gestanden und zugeschaut, was ich gemacht habe.“<br />

57


Teil II: Fallstudien zum Betriebspraktikum und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

restlichen fünf Lernenden gaben an, dass das Praktikum „schlecht“ bzw. „sehr schlecht“ in<br />

den Schulalltag integriert wurde. Worauf ist dies zurückzuführen? Zwei Wochen des Praktikums<br />

werden in den Frühlingsferien durchgeführt. Dies führt dazu, dass die Lernenden keine<br />

Möglichkeit haben, einem Nebenverdienst nachzugehen. Zudem fehle die Zeit für eine Erholungspause.<br />

Die Lernenden äusserten sich hierzu wie folgt:<br />

„Wir sollten wenigstens auch ein bisschen Ferien haben, so dass wir uns ein bisschen<br />

erholen können. Sonst haben wir drei Monate Schule ohne Ferien.“<br />

„Im Herbst hatten wir auch schon keine Ferien. Somit haben wir zwei Mal ein halbes<br />

Jahr keine Ferien. Eine Woche Ferien hätte mir auch schon gereicht.“<br />

„Uns wurden die Ferien weggenommen.“<br />

„Früher ist es auch gegangen, das Praktikum durchzuführen, ohne die Ferien zu beanspruchen“.<br />

„Der Gedanke <strong>der</strong> Lehrer war, dass man früher ein bisschen knapp war, um den Stoff<br />

durchzubringen. Aber die Schüler lassen doch nach.“<br />

„Die Leistungen für die Schule können auch nachlassen. In <strong>der</strong> Arbeitwelt hat man<br />

schon weniger Ferien, aber wir sind noch in <strong>der</strong> Schule.“ 14<br />

Beurteilung <strong>der</strong> Dauer des Betriebspraktikums: Ein Teil <strong>der</strong> Lernenden brachte zum<br />

Ausdruck, dass vier Wochen für ein Praktikum zu kurz (auch in Anbetracht <strong>der</strong> nötigen Einarbeitungszeit)<br />

seien. Daher begrüssen sie grundsätzlich eine Verlängerung des Praktikums.<br />

„Das Praktikum sollte mehr als vier Wochen dauern, ausser wenn die Tätigkeiten sehr<br />

monoton sind, dann ist man froh, wenn das Praktikum vorbei ist.“<br />

„Kaum ist man richtig integriert und hat begonnen, muss man auch schon wie<strong>der</strong> gehen.“<br />

„Ich finde, dass vier Wochen zu kurz sind.“<br />

Eine an<strong>der</strong>e Möglichkeit, die Ergiebigkeit des Praktikums zu verbessern skizzierte ein Lernen<strong>der</strong><br />

wie folgt:<br />

„Man könnte das Kurzzeitpraktikum evtl. an das einjährige Praktikum koppeln.“<br />

Auch die Praktikumsbetriebe würden Kurzzeitpraktikanten auch gerne für ein einjähriges<br />

Praktikum gewinnen. Ein Nutzen aus Sicht <strong>der</strong> Betriebe ist darin zu sehen, dass beide Seiten<br />

wissen, worauf sie sich „einlassen“.<br />

„Ich kenne die jeweilige Person dann schon durch das Kurzzeitpraktikum. Wenn die<br />

Chemie gestimmt hat, ist es für uns einfacher, diese Person auch zu nehmen.“<br />

„Eine Vernetzung würde auch von den Lernenden ernster genommen. Sie engagieren<br />

sich dann u. U. mehr.“<br />

„Man sollte das Kurzzeitpraktikum im dritten Jahr machen als Schnupperpraktikum.<br />

Der Praktikant weiss einerseits, worauf er sich einlässt. An<strong>der</strong>erseits kann <strong>der</strong> Betrieb<br />

bereits in einen Langzeitpraktikanten investieren. Man gibt sich Mühe und <strong>der</strong> Praktikant<br />

weiss auch, worum es geht.“<br />

In diesem Zusammenhang wäre es nach Meinung <strong>der</strong> Betriebe ergiebig, das Langzeitpraktikum<br />

direkt im Anschluss an das Kurzzeitpraktikum durchzuführen, um „ein Jahr Unterbruch<br />

zwischen dem Kurz- und dem Langzeitpraktikum“ zu vermeiden. Wenn diese Rahmenbedingungen<br />

nicht angepasst würden, so befürchten die beteiligten Praktikumsbetriebe, dass „das<br />

14<br />

Schliesslich kann sich die Wahl des Zeitpunktes für das Kurzzeitpraktikum aus Sicht <strong>der</strong> Lehrkräfte negativ auf die<br />

Möglichkeit <strong>der</strong> Betreuung auswirken (vgl. hierzu Kapitel 2.5).<br />

58


Betriebspraktikum an <strong>der</strong> Kantonsschule Trogen<br />

Kurzzeitpraktikum zu einer Alibiübung“ werde und nicht „von beiden Seiten mit dem notwendigen<br />

Ernst durchgeführt werden“ könne.<br />

Zudem befürworten die Praktikumsbetriebe eine Verlängerung <strong>der</strong> Praktikumsdauer, weil so<br />

die Kosten-Nutzen-Relation für die Betriebe (bessere Einsetzbarkeit <strong>der</strong> Praktikanten) und<br />

den Praktikanten (tieferer Einblick in den Betrieb) verbessert werden könne:<br />

„Ich sehe einen hohen Betreuungsaufwand für einen Kurzzeitpraktikanten und nur einen<br />

relativ kleinen Nutzen im Vergleich zum Langzeitpraktikanten.“<br />

„Man hat sonst gar nicht die Zeit o<strong>der</strong> kann gar nicht die Tiefe erreichen, um einen<br />

Monatspraktikanten zu betreuen.“<br />

Aus den genannten Gründen zeigten die Betriebe ein Interesse, Kurzzeitpraktikanten auch für<br />

das einjährige Praktikum zu gewinnen, weil so für beide Seiten <strong>der</strong> Nutzen aus dem Praktikum<br />

gesteigert werden könne und beide Seiten im Vorfeld wüssten, worauf „sie sich einlassen“.<br />

Letztlich kann aus Sicht <strong>der</strong> Befragten eine Beurteilung <strong>der</strong> Praktikumsdauer nur vor dem<br />

Hintergrund <strong>der</strong> Ziele, die mit dem Praktikum erreicht werden sollen, erfolgen. „Es geht uns<br />

darum, dass die Lernenden früh Kontakt mit <strong>der</strong> Praxis haben“, beschreibt <strong>der</strong> Modulverantwortliche<br />

einerseits die Hauptzielsetzung des Praktikums. An<strong>der</strong>erseits werden die mit dem<br />

Praktikum verbundenen Zielsetzungen von den Lehrkräften und den Betrieben als deutlich<br />

weitgehen<strong>der</strong> interpretiert. So äusserte sich eine Lehrkraft wie folgt:<br />

„Was ist die Zielsetzung aus dem Praktikum? Das müssen wir als Schule klären. Eine<br />

kurze Zeit kann u. U. aber reichen. Wenn aber das gesamte Handwerk gelernt werden<br />

soll, so ist dies zu kurz.“<br />

Im Umkehrschluss sollte nach Meinung <strong>der</strong> Lehrkräfte die Praktikumszeit in dem Masse<br />

verlängert werden wie das Anspruchsniveau <strong>der</strong> angestrebten Lernziele steigt. Schliesslich<br />

wird nicht nur <strong>der</strong> Leistungszielkatalog, wie oben erläutert, als zu umfangreich für die relativ<br />

kurze Praktikumsdauer empfunden, son<strong>der</strong>n auch <strong>der</strong> Umstand, dass die Praktikanten eine<br />

betriebsspezifische Prozesseinheit durchlaufen und analysieren sollen. Aus Sicht <strong>der</strong> Betriebe<br />

gehe es eher darum, „einen kleinen Bereich mit repetitiven Tätigkeiten auszuwählen, weil<br />

nicht die ganze Breite an Aufgaben im Rahmen des Kurzzeitpraktikums gezeigt werden und<br />

man sich so auf die wichtigsten Punkte konzentrieren“ könne.<br />

Vor- und Nachbearbeitung des Betriebspraktikums: Die Daten <strong>der</strong> Lernenden in Bezug<br />

auf die Frage <strong>der</strong> Vor- und Nachbereitung des Praktikums zeichnen ein ambivalentes Bild:<br />

Lediglich vier von zehn gaben an, „sehr gut“ bzw. „gut“ auf das Praktikum vorbereitet worden<br />

zu sein; sechs von ihnen beurteilten die Vorbereitung gar als „mittelmässig“ bzw.<br />

„schlecht“. Die Frage, inwieweit die im Rahmen des Praktikums gewonnenen praktischen Erfahrungen<br />

im Unterricht aufgenommen worden sind, beurteilten lediglich drei von zehn mit<br />

„gut“; sieben von ihnen bewerteten die Nachbereitung sogar als „mittelmässig“ bzw.<br />

„schlecht“.<br />

Die Lehrkräfte haben diesen Sachverhalt dagegen deutlich besser beurteilt: Eine Lehrkraft<br />

beurteilt die Vorbereitung auf das Praktikum als „gut“, eine weitere als „sehr gut“. Die Nachbereitung<br />

des Praktikums wird von den befragten Lehrkräften mit „gut“ beurteilt. Allerdings<br />

müssen diese Daten vor dem Hintergrund <strong>der</strong> folgenden Überlegungen relativiert werden: So<br />

haben sich zu diesen Fragen nur zwei <strong>der</strong> vier befragten Lehrkräfte geäussert. Diese unterrichten<br />

zudem die Fächer Deutsch und Geschichte bzw. Geographie und keine Wirtschaftsfächer.<br />

Damit darf bezweifelt werden, dass diese Lehrkräfte die Lernenden im Rahmen ihres<br />

Unterrichts auf die Praktika vorbereiten bzw. entsprechende Erfahrungen inhaltlich<br />

aufnehmen können. Diejenigen, die diese Fragen nicht beantwortet haben, gaben an „über zu<br />

wenig Kenntnisse zu verfügen bzw. nicht aufgeklärt worden zu sein“, „es nicht zu wissen“<br />

59


Teil II: Fallstudien zum Betriebspraktikum und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

bzw. „keine Angaben machen zu können“. Auch hier könnte insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Umstand eine<br />

Rolle spielen, dass Lehrer aus Fachbereichen wie Sport o<strong>der</strong> Mathematik klassischerweise<br />

nicht die Aufgabe <strong>der</strong> Vor- und Nachbereitung von Praktika haben und dies eher in <strong>der</strong><br />

Verantwortung <strong>der</strong> Wirtschaftslehrkräfte sehen. Aufgrund dieser Überlegungen wird im<br />

Folgenden eher <strong>der</strong> Einschätzung <strong>der</strong> Lernenden gefolgt, dass die Vor- und Nachbereitung <strong>der</strong><br />

Praktika offenbar noch Verbesserungspotenziale zeigt.<br />

Zeitliche Belastung <strong>der</strong> Lernenden durch das Betriebspraktikum: Die Durchführung<br />

eines Teils des Praktikums in den Frühlingsferien hat, wie oben angedeutet, die von den Lernenden<br />

wahrgenommene zeitliche Belastung für die gesamte Ausbildung insgesamt erhöht.<br />

Dabei stellen die Lernenden die im Vergleich zur Schule längere Arbeitszeit (i. d. R. achteinhalb<br />

Stunden tägliche Arbeitszeit) in den Betrieben zwar z. T. als Beson<strong>der</strong>heit heraus, ohne<br />

sich jedoch explizit darüber zu beklagen. Diese Haltung <strong>der</strong> Lernenden kann zum einen damit<br />

erklärt werden, dass sie für die vielfältigen Nutzenpotenziale (z. B. Einblick in die betriebliche<br />

Praxis, Selbständigkeit), die ihnen ein Betriebspraktikum bieten kann, auch entsprechend<br />

bereit sind, mehr zu arbeiten. Zum an<strong>der</strong>en wissen die Lernenden als junge Erwachsene (z. T.<br />

durch eigene Erfahrungen aus den Praktika, Erfahrungsberichte von dualen Berufslernenden<br />

o<strong>der</strong> Familienmitglie<strong>der</strong>n) um die Tatsache, dass es ausserhalb <strong>der</strong> Schule eine an<strong>der</strong>e<br />

Realität gibt, die von ihnen u. U. in Bezug auf Arbeitseinsatz und -zeiten mehr abverlangen<br />

wird. Dementsprechend sehen Lehrkräfte und betriebliche Betreuende diesen Kontakt mit <strong>der</strong><br />

Wirklichkeit bzw. realen Arbeitswelt, wie unter Kapitel 2.2 <strong>der</strong> vorliegenden Fallstudie<br />

erläutert, als sehr för<strong>der</strong>lich für die weitere Entwicklung <strong>der</strong> Lernenden an.<br />

Dennoch kann aufgrund <strong>der</strong> intensiveren Ausbildungszeit (Stichwort: zwei Kurzzeitpraktika<br />

innerhalb von vier Semestern) gefragt werden, wie die von den Lernenden wahrgenommene<br />

zeitliche Belastung zu reduzieren sei: Zum einen waren Betriebe bereit, flexibel auf die Bedürfnisse<br />

des Praktikanten einzugehen (z. B. Zugverbindung). Hierzu folgende Zitate <strong>der</strong> Lernenden:<br />

„Die betriebliche Arbeitszeit ist schon o. k., wenn man am Morgen einigermassen anfangen<br />

kann und um 17h00 aufhören kann. Aber jene, die am Morgen erst später anfangen<br />

können, kommen mitunter um 19h00 Heim.“<br />

„Ich konnte am Abend immer erst den Zug um 17h30 nehmen und war sehr spät zu<br />

Hause.“<br />

Eine weitere Möglichkeit, die individuell wahrgenommene zeitliche Belastung für das Betriebspraktikum<br />

zu verringern ist es, den Lernenden eine abwechslungsreiche Beschäftigung<br />

zu bieten (vgl. Kapitel 2.2 <strong>der</strong> Fallstudie). Dieser Umstand ist bei <strong>der</strong> Grossmehrheit <strong>der</strong> Befragten<br />

gegeben. Demgegenüber beklagten sich einige (wenige) Lernende wie folgt:<br />

„Ich musste jeden Tag dasselbe tun.“<br />

„Ich hatte immer die gleichen Arbeiten. Es gab einfache Arbeiten, die ich immer machen<br />

musste, wenn ich nichts zu tun hatte.“<br />

„Es war selten so, dass ich immer etwas zu tun hatte. Wenn sie Arbeiten hatten, die zu<br />

kompliziert gewesen wären, sie mir zu erklären, dann konnte ich nichts machen.“<br />

Hingegen stellten i. d. R. Lernende, interessante bzw. ergiebige Erfahrungen, die sie während<br />

des Praktikums machen konnten (und nicht die höhere zeitliche Belastung) entsprechend würdigend<br />

heraus. Schliesslich ist es aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden wichtig, für die geleistete Arbeit<br />

auch angemessen entlohnt zu werden (vgl. Kapitel 2.6.2 <strong>der</strong> Fallstudie). Es ist anzunehmen,<br />

dass <strong>der</strong> von den Praktikumsbetrieben gezahlte Lohn sich auf die von den Lernenden individuell<br />

wahrgenommene zeitliche Belastung entsprechend auswirken dürfte.<br />

Einfluss des Moduls auf das Erreichen schulischer Leistungsziele: Die Frage, inwieweit<br />

das Praktikum das Interesse bzw. Verständnis <strong>der</strong> Lernenden für den Schulstoff för<strong>der</strong>t, kann<br />

60


Betriebspraktikum an <strong>der</strong> Kantonsschule Trogen<br />

bereits einen ersten Hinweis auf den Einfluss des Moduls auf die Erreichung <strong>der</strong> schulischen<br />

Leistungsziele geben.<br />

So gab eine deutliche Mehrheit <strong>der</strong> Lernenden an, dass das Praktikum ihr Interesse für den<br />

Schulstoff „stark“ o<strong>der</strong> „mittelmässig“ för<strong>der</strong>e bzw. ihr Verständnis für den Schulstoff „stark“<br />

för<strong>der</strong>e. Zwar können die Lernenden noch nicht abschliessend beurteilen, inwieweit das Modul<br />

das Erreichen <strong>der</strong> schulischen Leistungsziele beeinflusst. Jedoch stellten die Lernenden<br />

selbst die folgenden Aspekte als einen Erfolg des Praktikums heraus.<br />

„Man macht viele neue Erfahrungen und merkt wie nützlich die Theorie in <strong>der</strong> Schule<br />

sein kann.“<br />

„Ich habe gelernt, selbständig und zielorientiert zu arbeiten.“<br />

Zudem bietet <strong>der</strong> Einblick in die Berufswelt aus Sicht <strong>der</strong> Lehrkräfte und <strong>der</strong> Lernenden, wie<br />

in Kapitel 2.2 <strong>der</strong> Fallstudie herausgearbeitet, die Möglichkeit, den Horizont <strong>der</strong> Lernenden<br />

zu erweitern, bereits erworbene Kompetenzen in die Praxis zu transferieren, etwas Neues zu<br />

sehen und letztlich die Einstellung <strong>der</strong> Lernenden bezüglich <strong>der</strong> Schule positiv zu verän<strong>der</strong>n.<br />

Diese Aspekte könnten, gemeinsam mit dem o. g. Umstand, dass das Praktikum das Interesse<br />

bzw. das Verständnis <strong>der</strong> Lernenden für den Schulstoff positiv beeinflusse, geeignet sein, dass<br />

die schulischen Leistungsziele zukünftig auch besser erreicht werden können. 15<br />

Vor dem Hintergrund dieser Daten wurden die Lehrkräfte in Bezug auf das tatsächliche<br />

Erreichen <strong>der</strong> schulischen Leistungsziele befragt. Die Daten zeigen hier jedoch kein eindeutiges<br />

Bild: Zwei <strong>der</strong> vier befragten Lehrkräfte gaben an, dass das Praktikum das Erreichen <strong>der</strong><br />

schulischen Leistungsziele in ihrem jeweiligen Fach positiv beeinflusst habe. Zudem können<br />

durch das Praktikum auch Ziele erreicht werden (wie z. B. sich selber präsentieren und organisieren,<br />

Transfer schulischen Wissens in die Praxis o<strong>der</strong> ein Gespür für unternehmerische<br />

Praxis), die im schulischen Rahmen eher keine Bedeutung haben bzw. nicht explizit geför<strong>der</strong>t<br />

werden, wie die folgenden Zitate von Lehrkräften verdeutlichen:<br />

„Ich stelle auch fest, dass bei den Praktika Fähigkeiten zum Tragen kommen, die sonst<br />

in <strong>der</strong> Schule nicht verlangt werden. Z. B. sich gut organisieren können. (…) Die Verbindlichkeit<br />

ist eine an<strong>der</strong>e.“<br />

„In <strong>der</strong> Schule lernt man Modelle. Es ist auch spannend, zu sehen, inwieweit <strong>der</strong> Lernende<br />

die Grundlagen bzw. Prinzipien auch übertragen kann.“<br />

Eine Lehrkraft gab demgegenüber an, dass sich das Praktikum negativ auf das Erreichen <strong>der</strong><br />

schulischen Leistungsziele ausgewirkt habe. Der Modulverantwortliche sieht einen möglichen<br />

Grund darin, dass für die Durchführung des Praktikums auch entsprechend Unterrichtszeit<br />

ausfällt. Zudem stützen sich diese Eindrücke <strong>der</strong> Lehrkräfte auf einzelne Momentaufnahmen<br />

(z. B. Praktikumsbesuche) bzw. Rückmeldungen aus den Praktikumsbetrieben, wie die Lehrkräfte<br />

selbst konzedieren:<br />

„Ich kann es nicht beantworten, weil ich zu wenig gesehen habe.“<br />

„Ich kann nicht nach eineinhalb Wochen Praktikum irgendetwas aussagen. Das geht<br />

nicht.“<br />

„Die Lehrperson verschafft sich einen Überblick darüber, was die Praktikanten machen.“<br />

Auch kann zu diesem frühen Zeitpunkt diese Frage noch nicht abschliessend beantwortet werden,<br />

da es denkbar ist, dass schulische Leistungsziele, die durch das Praktikum auch abgedeckt<br />

werden, erst in <strong>der</strong> <strong>Zukunft</strong> im Rahmen <strong>der</strong> Schule adressiert werden.<br />

15<br />

Eine intensivere Nachbereitung <strong>der</strong> Erfahrungen aus dem Praktikum (vgl. Kapitel 2.4.2) könnte sich hier zusätzlich<br />

positiv auswirken.<br />

61


Teil II: Fallstudien zum Betriebspraktikum und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

2.5 Betreuung <strong>der</strong> Praktikanten durch den Betrieb und die Schule<br />

Die Praktikumsbetriebe waren ausnahmslos <strong>der</strong> Meinung, sie konnten die Praktikanten jeweils<br />

„gut“ betreuen, obwohl ihnen die an sie gestellten Anfor<strong>der</strong>ungen nicht klar kommuniziert<br />

wurden (vgl. Kapitel 2.6 <strong>der</strong> Fallstudie). „Man muss junge Menschen mögen, weil man<br />

viel Zeit in Praktikanten investiert“, beschreibt ein Praxisvertreter die Herausfor<strong>der</strong>ung an<br />

eine „gute“ Praktikumsbetreuung. 16 Auch die Lehrkräfte äusserten sich positiv in Bezug auf<br />

die wahrgenommene Betreuung <strong>der</strong> Lernenden in den Betrieben wie die folgenden Zitate<br />

verdeutlichen:<br />

„Im Betrieb braucht es eine gute Betreuungsperson, die sich für die jungen Leute engagiert.<br />

Innerhalb kurzer Zeit kam eine Praktikantin auf ein erstaunliches Niveau, sp dass<br />

sie selber Dinge in den PC eingeben konnte ! dank des Engagements <strong>der</strong> Betreuerin.“<br />

„Ich hatte das Gefühl, die Lernenden werden nicht über- o<strong>der</strong> unterfor<strong>der</strong>t.“<br />

Die Antworten <strong>der</strong> Lehrkräfte in Bezug auf die Frage, wie gut diese die Lernenden während<br />

ihres Praktikums betreuen konnten, zeichnen kein einheitliches Bild: Die eine Hälfte <strong>der</strong><br />

Lehrkräfte beurteilte die Betreuungsmöglichkeit als „schlecht“, die an<strong>der</strong>e Hälfte mit „gut“<br />

bzw. „sehr gut“. Die folgenden qualitativen Einschätzungen stützen sich auf die Aussagen jener<br />

Lehrkräfte, welche die Betreuungsmöglichkeit als „schlecht“ beurteilt haben, weil ausschliesslich<br />

jene an <strong>der</strong> persönlichen Befragung teilgenommen haben. Die selbstkritische Einschätzung<br />

ist zum einen darauf zurückzuführen, dass die Lehrkräfte, wie im obigen Kapitel<br />

angedeutet, nur einen punktuellen Einblick in die jeweiligen Betriebe (d. h. im Rahmen des<br />

Praktikumsbesuchs) bekommen.<br />

Zum an<strong>der</strong>en finden sich Gründe im Rahmen <strong>der</strong> Wahl des Zeitpunktes für das Betriebspraktikum:<br />

So sind die Lehrkräfte bestrebt, die Praktikumsbesuche relativ frühzeitig, d. h. noch<br />

vor den Frühlingsferien durchzuführen, mit <strong>der</strong> Folge, dass „man nach eineinhalb Wochen<br />

Praktikum kaum irgendetwas aussagen“ könne. Auch aus Sicht <strong>der</strong> Praktikumsbetriebe kann<br />

<strong>der</strong> Zeitpunkt des Kurzzeitpraktikums um Ostern die Betreuung beeinträchtigen, weil es sein<br />

könne, „dass man keine Betreuungsperson zur Verfügung hat. Damit wäre die Erreichung <strong>der</strong><br />

Ziele zusätzlich schwierig.“ Ein weiterer Aspekt, den die beteiligten Lehrkräfte im Rahmen<br />

<strong>der</strong> Betreuung kritisch hervorhoben, gründete sich in verbesserungswürdigen Informationsflüssen<br />

bezüglich <strong>der</strong> Vorbereitung <strong>der</strong> Lernenden auf das Praktikum<br />

(Zitat: „Man müsste mich informieren, wie die Schüler vorbereitet worden sind. Z. T.<br />

hat mir dieses Wissen gefehlt.“)<br />

sowie bezüglich <strong>der</strong> konkreten Erwartungen an die schulischen Praktikumsbetreuer<br />

(Zitat: „Mir war aber nicht bewusst, dass wir die Leistungsziele auch überprüfen müssen.“).<br />

Die fehlende Klarheit <strong>der</strong> Aufgaben im Rahmen <strong>der</strong> Praktikumsbetreuung bemängelten in<br />

ähnlicher Weise auch die Praktikumsbetriebe. Der Aspekt <strong>der</strong> Klärung <strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen an<br />

schulische und betriebliche Betreuungspersonen wird weiter unten (vgl. Kapitel 2.6 <strong>der</strong><br />

Fallstudie) vertiefend behandelt.<br />

Vor diesem Hintergrund dieser Einschätzungen <strong>der</strong> schulischen und betrieblichen Praktikumsbetreuer<br />

soll nun <strong>der</strong> Frage nachgegangen werden, wie gut die Lernenden die Praktikumsbetreuung<br />

durch die Betriebe einerseits und die Lehrkräfte an<strong>der</strong>erseits empfunden ha-<br />

16<br />

Jedoch können diese Daten auch ein wenig verzerrt sein, weil an <strong>der</strong> eineinhalbstündigen Befragung insbeson<strong>der</strong>e<br />

jene Personen teilgenommen haben, denen eine „gute“ Praktikumsbetreuung ein persönliches Anliegen ist, das so<br />

in <strong>der</strong> Praxis nicht immer vorausgesetzt werden kann (Zitat: „Bei unserem Betrieb stehe ich damit alleine auf weiter<br />

Flur“).<br />

62


Betriebspraktikum an <strong>der</strong> Kantonsschule Trogen<br />

ben. Zentral für eine „gute“ Betreuung ist aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden die Möglichkeit, in den<br />

Betrieben selbständig zu arbeiten (vgl. Kapitel 2.3 <strong>der</strong> Fallstudie), abwechslungsreiche<br />

Tätigkeiten durchführen zu dürfen (vgl. Kapitel 2.2 <strong>der</strong> Fallstudie) sowie eine wertschätzende<br />

Haltung gegenüber dem Praktikanten.<br />

„Ich fand das Praktikum v. a. gut, weil die Arbeiter im Betrieb sehr freundlich waren.“<br />

Während die Lernenden die Unterstützung durch die Betriebe positiv hervorhoben, bemängelten<br />

sie eher die Unterstützung von Seiten <strong>der</strong> Lehrkraft: Mitunter fühlten sich die Lernenden<br />

bei <strong>der</strong> Suche nach einer geeigneten Stelle überfor<strong>der</strong>t.<br />

„Ich war ziemlich auf mich alleine gestellt bei <strong>der</strong> Suche eines Praktikums.“<br />

„Heutzutage ist es so schwierig, einen Praktikumsplatz zu bekommen, dass es nur über<br />

Beziehungen geht.“<br />

Wichtig ist den Lernenden ferner, dass die Lehrkräfte sich auch tatsächlich für die Verwendung<br />

des Praktikanten in den Betrieben interessieren (Zitat: „Es wäre besser, wenn die Lehrer<br />

auch mal zuschauen würden, wie <strong>der</strong> Schüler arbeitet. Sie fragen uns nur, wie es uns geht.“)<br />

sowie den Rahmen für die Diskussion möglicher Konfliktfel<strong>der</strong> in den Betrieben schaffen.<br />

„Gespräche wurden gemeinsam mit den Betreuern geführt. Wir konnten ja so gar nicht<br />

sagen, dass es uns nicht gut geht.“<br />

„Uns wurde gesagt, wir sollen den Konflikt selber mit den Betreuern im Betrieb lösen.<br />

Uns sieht man jedoch immer noch als Schüler an, da brauchen wir auch Hilfe von den<br />

Lehrkräften.“<br />

„Wenn man es nicht dem Lehrer sagen konnte, so gab es zwar in zweiter Instanz den<br />

Schulleiter. Aber man hat vor dem Schulleiter doch mehr Respekt als vor <strong>der</strong> Lehrkraft.<br />

Man öffnet sich da nicht so leicht.“ 17<br />

Dieses etwas gegensätzliche Bild in <strong>der</strong> Beurteilung <strong>der</strong> betrieblichen bzw. schulischen Betreuungsperson<br />

kommt auch im Rahmen <strong>der</strong> Analyse <strong>der</strong> quantitativen Daten zum Ausdruck:<br />

So beurteilen die Lernenden die Qualität <strong>der</strong> Betreuung durch die Lehrkräfte mehrheitlich als<br />

„mittelmässig“, jene durch die Verantwortlichen in den Betrieben grossmehrheitlich mit „sehr<br />

gut“. Wie können diese Einschätzungen interpretiert werden? Zum einen ist es denkbar, dass<br />

die verbesserungswürdige Zusammenarbeit (vgl. Kapitel 2.6 <strong>der</strong> Fallstudie) zwischen Schule<br />

und Betrieb (Stichworte: unklare Anfor<strong>der</strong>ungen an die Betreuung durch die Betriebe, unklare<br />

Leistungsziele) den Lehrkräften insgesamt (und nicht den organisatorischen Rahmenbedingungen)<br />

angelastet wird. Zum an<strong>der</strong>en ist ein Schüler u. U. eher geneigt, Fehler jedwe<strong>der</strong> Art<br />

<strong>der</strong> Schule bzw. den dortigen Rahmenbedingungen und nicht so sehr den Unternehmen anzulasten.<br />

Zudem ist häufig zu beobachten, dass Lernende den Mitarbeitenden in Unternehmen<br />

eine höhere Wertschätzung als den Lehrkräften entgegenbringen. Nicht zuletzt gehen die Vorstellungen<br />

in Bezug auf eine „gute“ Praktikumsbetreuung aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden einerseits<br />

und aus Sicht <strong>der</strong> betreuenden Lehrkräfte an<strong>der</strong>erseits auseinan<strong>der</strong>: Die Lehrkräfte sahen die<br />

Funktion <strong>der</strong> Betreuung eher „als ein Sicherheitsnetz; d. h. wenn etwas nicht funktionieren<br />

sollte, können wir eine Lösung finden“. Es gehe zudem darum, „ein Signal an die Betriebe zu<br />

senden, dass auch geschaut wird. wie die Praktikanten tatsächlich beschäftigt werden“. Nicht<br />

so sehr stand für die Lehrkräfte dagegen eine fortlaufende Begleitung während des ganzen<br />

17<br />

Auch die befragten betrieblichen Praktikumsbetreuer sehen in Bezug auf die Betreuung <strong>der</strong> Praktikanten noch<br />

Verbesserungsbedarf. So müssten die Ziele den Lehrkräften zum einen rechtzeitig kommuniziert werden (Zitat:<br />

„Der Lehrer sollte den Auftrag auch kennen, so dass er uns fragen kann, wo das Praktikum wirklich steht und sieht,<br />

dass <strong>der</strong> Praktikant nicht ausgenutzt wird o<strong>der</strong> wartend rum sitzt.“). Zum an<strong>der</strong>en gelte es, diese Ziele auch den<br />

direkten betrieblichen Betreuern zuzustellen (Zitat: „Dies wird jedoch schwierig, weil interne Schnittstellen, wie<br />

z. B. das zentrale Personalamt, den Kontakt zu den Lehrkräften halten und nicht die!Betreuer.“). Der Aspekt <strong>der</strong><br />

klaren und frühzeitigen Definition <strong>der</strong> erwarteten Produkte aus dem Praktikum wird im Kapitel 2.6 vertiefend<br />

aufgegriffen.<br />

63


Teil II: Fallstudien zum Betriebspraktikum und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

Praktikums im Vor<strong>der</strong>grund wie es sich die Lernenden offenbar gewünscht haben. Hierzu <strong>der</strong><br />

Modulverantwortliche betonte:<br />

„Dafür fehlt einfach die Zeit.“<br />

Dieser Aspekt <strong>der</strong> Gestaltung und Kommunikation <strong>der</strong> Rahmenbedingungen wird nun näher<br />

diskutiert.<br />

2.6 Rahmenbedingungen<br />

Erfüllung <strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen an die betrieblichen und schulischen Praktikumsbetreuer:<br />

Im Folgenden wird erläutert, wie sehr die betrieblichen und schulischen Praktikumsbetreuer<br />

den jeweiligen Anfor<strong>der</strong>ungen, die an sie gestellt wurden, entsprechen konnten. Zusätzlich<br />

wird dabei <strong>der</strong> Frage nachgegangen, welche Art von Unterstützung sie durch unterschiedliche<br />

Personen bzw. Stellen (z. B. durch die Schulleitung, den Modulverantwortlichen)<br />

erhalten haben, um diesen Anfor<strong>der</strong>ungen entsprechen zu können.<br />

Die befragten betrieblichen Praktikumsbetreuer fühlten sich den fachlichen Anfor<strong>der</strong>ungen,<br />

welche die Praktikumsbetreuung an sie stellt, mehrheitlich „gut“ gewachsen. Dies kann<br />

damit erklärt werden, dass diese „aufgrund <strong>der</strong> Erfahrungen mit dualen Berufslernenden keine<br />

neuen Anfor<strong>der</strong>ungen“ erfüllen müssen. Zudem fühlten sich jeweils zwei <strong>der</strong> Befragten während<br />

des Praktikums „sehr gut“ bzw. „gut“ betreut; lediglich eine Person gab an, gar nicht betreut<br />

worden zu sein. Jedoch erscheinen diese quantitativen Einschätzungen wi<strong>der</strong>sprüchlich<br />

zu den Ausführungen im vorherigen Kapitel. Die Betriebe wünschen sich, um die Praktikanten<br />

umfassend betreuen zu können, klarere Zielvorgaben von Seiten <strong>der</strong> Schule in Bezug auf<br />

die Unterstützung <strong>der</strong> Lernenden im Rahmen <strong>der</strong> Betriebsanalyse, die Vorgabe von Leistungszielen<br />

sowie den gefor<strong>der</strong>ten Umfang des Einblicks in den Betrieb.<br />

„Mir war nicht ganz klar, was im Rahmen <strong>der</strong> Betriebsanalyse verlangt war und welchen<br />

Beitrag wir als Betreuer hierzu leisten sollen.“<br />

„Die Schülerin ist gekommen und hat mir gezeigt, was im Rahmen <strong>der</strong> Analyse verlangt<br />

war. Das wusste ich vorher nicht.“<br />

„Im Vorfeld habe ich nichts von <strong>der</strong> Schule erhalten. Ich hatte keine direkte Aufgabe<br />

von <strong>der</strong> Schule.“<br />

„In einem Fall hat sich die Betreuerin sehr aufgeregt. Sie fand das System irgendwie<br />

falsch. Sie hätte vieles im Voraus nicht gewusst, wie z. B. die Unternehmensanalyse im<br />

Vorfeld.“<br />

Z. T. erreichen die entsprechenden Unterlagen <strong>der</strong> Schule zwar die Betriebe, jedoch nicht die<br />

jeweiligen Praktikumsbetreuer.<br />

„Betrieben ist auch nicht klar, was von <strong>der</strong> Betreuung her gewünscht wird. Die Dokumente,<br />

die wir als Schule vorbereitet haben, bleiben dann in einer Abteilung liegen; die<br />

Praktikumsbetreuer kennen diese Dokumente mitunter nicht.“<br />

„Betriebe dazu anleiten, die Informationen, die wir ihnen geben, auch an die Praktikumsbetreuer<br />

weiterzuleiten.“<br />

Im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Übermittlung von Informationen wünschen sich die Betriebe<br />

schliesslich einen Einblick in den Praktikumsbericht, welchen die Lernenden erstellen müssen.<br />

„Ich weiss nicht, was sie abgeliefert hat. Und es wäre auch spannend zu hören, wie sie<br />

uns als Betrieb wahrgenommen hat.“<br />

64


Betriebspraktikum an <strong>der</strong> Kantonsschule Trogen<br />

Der Einblick in den Praktikumsbericht könnte zumindest indirekt die Anfor<strong>der</strong>ungen verdeutlichen,<br />

welche an die Lernenden einerseits und an die Betriebe an<strong>der</strong>erseits gestellt werden<br />

und könnte sich u. U. positiv auf die Motivation <strong>der</strong> Praktikumsbetreuer im Betrieb auswirken.<br />

Aus Sicht <strong>der</strong> Lehrkräfte sei zwar keine zusätzliche inhaltliche Weiterbildung notwendig: 18<br />

Die Mehrheit <strong>der</strong> befragten Personen fühlte sich den Anfor<strong>der</strong>ungen, die das Praktikum an sie<br />

stellt, „sehr gut“ bzw. „gut“ gewachsen; eine weitere Lehrkraft stufte diesen Aspekt als „mittelmässig“<br />

ein; ein Weiterbildungsbedarf bestehe aus Sicht <strong>der</strong> Befragten nicht. Jedoch gaben<br />

zwei Lehrkräfte an, dass aufgrund eines einzigen Praktikumsbesuchs (und <strong>der</strong> o. g. unklaren<br />

Erwartungen an die schulischen und betrieblichen Praktikumsbetreuer) dieser Punkt noch<br />

nicht abschliessend beurteilt werden könne. Nach Ansicht <strong>der</strong> Lehrkräfte erfor<strong>der</strong>t eine Praktikumsbetreuung<br />

eher allgemeine pädagogische bzw. psychologische Anfor<strong>der</strong>ungen wie eine<br />

entsprechende Empathie- und Kommunikationsfähigkeit, welche durch jede Lehrperson abgedeckt<br />

werden können.<br />

„Interesse, Anteilnahme, ‚offenes Ohr’ für Anliegen sind wichtig für die Betreuung von<br />

Praktikantinnen und Praktikanten.“<br />

„Ich brauchte vor allem Menschenverstand und psychologisches Geschick.“<br />

Jedoch wünschen sich die befragten Lehrkräfte zusätzliche Unterstützung durch den Modulverantwortlichen<br />

bzw. die Schulleitung durch eine „genaue Einführung ins ‚Anfor<strong>der</strong>ungsprofil’<br />

<strong>der</strong> Praktikumsbetreuung“, insbeson<strong>der</strong>e in Bezug auf den Praktikumsbesuch und die Beurteilung<br />

des Praktikanten:<br />

„Vielleicht müsste die Zielsetzung des Besuches im Vorfeld kommuniziert werden, d. h.<br />

was Ziel und Gegenstand des Gesprächs sein soll.“<br />

Dies beklagten insbeson<strong>der</strong>e Lehrpersonen aus Fachbereichen wie Sport o<strong>der</strong> Mathematik,<br />

die keine Wirtschaftsfächer unterrichten und für die die betriebliche Praxis ein Stück weit<br />

entfernt liegen dürfte, wie folgende Zitate illustrieren:<br />

„Ich wusste gar nicht, dass die Lernenden vor dem Praktikum mit den Betrieben Kontakt<br />

aufnehmen mussten.“<br />

„Vor allem fachfremde Lehrkräfte bekommen keine Einführung, es war für mich nicht<br />

ganz einfach beim ersten Praktikumsbesuch.“<br />

Kooperation zwischen Schule und Betrieb: Die Lernenden wünschen sich klarere Richtlinien<br />

für die Entlöhnung <strong>der</strong> Praktikanten. Die Lernenden stellten hier zum einen deutliche<br />

Unterschiede in Bezug auf die tatsächlich gezahlten Vergütungen für das Kurzzeitpraktikum<br />

heraus: Während ein Teil <strong>der</strong> Lernenden für das Praktikum keinen bzw. einen relativ geringen<br />

Lohn bekam (ca. CHF 200.--), wurden an<strong>der</strong>e in <strong>der</strong> Grössenordnung von dualen Berufslernenden<br />

entlohnt (ca. CHF 1’200.--). Zum an<strong>der</strong>en geht es ihnen darum, dass die Betriebe für<br />

vergleichbare Tätigkeiten auch einen Lohn in vergleichbarer Höhe zahlen.<br />

„Ich denke, man müsste hier einen Minimallohn vereinbaren, so dass alle sicher etwas<br />

haben.“<br />

„Es gibt zwar immer Unterschiede. Und die kann man nicht ganz abschaffen. Aber <strong>der</strong><br />

Betrieb kann selber entscheiden, wie viel er geben will.“<br />

„Allen Lernenden ist <strong>der</strong> Lohn wichtig. Keiner von uns würde freiwillig vier Wochen arbeiten<br />

gehen.“<br />

Die beteiligten Praktikumsbetriebe bekundeten hier jedoch Unsicherheit, welcher Lohn aus<br />

Sicht <strong>der</strong> Schule akzeptiert würde und wünschen sich hier entsprechende Klarheit.<br />

18<br />

Der Modulverantwortliche stellt „keine nennenswerten Anfor<strong>der</strong>ungen, die das Praktikum an ihn stellt“ fest.<br />

65


Teil II: Fallstudien zum Betriebspraktikum und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

„Ich hatte keine Ahnung, ob Praktikanten eine Entlöhnung bekommen. Die Schule sollte<br />

klar kommunizieren, was <strong>der</strong> erwartete bzw. akzeptierte finanzielle Rahmen ist.“<br />

„Wenn sie einen Monat gearbeitet haben, so sollen sie auch etwas kriegen.“<br />

Den Aspekt <strong>der</strong> Klarheit <strong>der</strong> Informationsversorgung durch die Schule bemängeln die Betriebe<br />

ganz allgemein im Rahmen <strong>der</strong> Vor- und Nachbereitung <strong>der</strong> Praktika: So wünschten sie<br />

sich im Vorfeld eine grössere Klarheit in Bezug auf die Gestaltung <strong>der</strong> Leistungsziele, auf die<br />

Unterstützung <strong>der</strong> Lernenden im Rahmen <strong>der</strong> Betriebsanalyse sowie auf den gefor<strong>der</strong>ten Umfang<br />

des Betriebspraktikums. Im Nachgang an das Praktikum wünschen sich die Betriebe einen<br />

Einblick in den Praktikumsbericht, welchen die Lernenden erstellen müssen.<br />

Die meisten dieser Aspekte können relativ problemlos im Rahmen <strong>der</strong> Gestaltung <strong>der</strong> Informationsflüsse<br />

umgesetzt werden: So schlugen die Befragten beispielsweise selbst vor, dass<br />

die entsprechenden Unterlagen <strong>der</strong> Schule zur Vor- und Nachbereitung auch die jeweiligen<br />

Praktikumsbetreuer in den Betrieben erreichen, indem diesen die Unterlagen persönlich vor<br />

dem Praktikum zugestellt werden o<strong>der</strong> dass die Schule einen finanziellen Rahmen für die Entlöhnung<br />

<strong>der</strong> Praktikanten vorgibt. Ausnahmen bilden hier jedoch die Gestaltung <strong>der</strong> Lernziele<br />

sowie <strong>der</strong> jeweilige organisatorische Fokus des Praktikums: Die Daten deuten darauf hin, dass<br />

die Praktikumsbetriebe bei <strong>der</strong> Auswahl <strong>der</strong> Ziele, die im Rahmen des Kurzzeitpraktikums erreicht<br />

werden sollen, stärker beteiligt werden möchten. So können die tatsächlichen Aufgaben,<br />

die typischerweise im Betrieb anfallen, stärker mit einbezogen und jene Ziele ausgewählt<br />

werden, die auch im Rahmen eines Kurzzeitpraktikums erreicht werden können. Auch im<br />

Rahmen <strong>der</strong> Prozesseinheit wünschen sich die Betriebe einen grösseren Spielraum, den Gegenstand<br />

des Praktikums mit Blick auf die Möglichkeiten im Betrieb einerseits und den kurzen<br />

zeitlichen Rahmen für das Praktikum an<strong>der</strong>erseits flexibel auswählen zu können.<br />

In jenen Fällen, wo Rahmenbedingungen (z. B. in Bezug auf die Wahl des Zeitpunktes des<br />

Praktikums) nicht einfach angepasst werden können, kann eine verbesserte Kommunikation<br />

die Akzeptanz dieser Rahmenbedingungen zusätzlich unterstützen. 19<br />

Infrastruktur: Um das Praktikum durchführen zu können, wurden an <strong>der</strong> Kantonsschule<br />

Trogen, wie oben erwähnt, keine beson<strong>der</strong>en infrastrukturellen Ressourcen benötigt.<br />

2.7 Auswirkungen des Betriebspraktikums auf Attraktivität <strong>der</strong> Handelsmittelschule<br />

Für die Mehrzahl <strong>der</strong> Lernenden wirkt sich das Betriebspraktikum positiv auf die Attraktivität<br />

<strong>der</strong> Handelsmittelschule aus.<br />

Die betrieblichen Betreuer sind demgegenüber jedoch mehrheitlich <strong>der</strong> Meinung, dass sich<br />

das Kurzzeitpraktikum aufgrund <strong>der</strong> geringen Ergiebigkeit (kurze Dauer, Schwierigkeit <strong>der</strong><br />

Betreuung) des Praktikums sogar negativ auf die Attraktivität <strong>der</strong> Handelsmittelschule auswirke.<br />

Aus ihrer Sicht würde erst ein Langzeitpraktikum mit <strong>der</strong> Dauer von einem Jahr die<br />

Attraktivität <strong>der</strong> Handelsmittelschule „sehr positiv“ beeinflussen. Dies verdeutlicht das folgende<br />

Zitat:<br />

„Es ist für uns als Betrieb besser, auf ein einjähriges Praktikum umzusteigen. Man soll<br />

ja mit <strong>der</strong> Wirtschaftsmittelschule auch einen KV-Abschluss haben. Dann sollte man<br />

aber auf ein einjähriges Praktikum umsteigen mit Arbeitslernsituationen, Prozesseinhei-<br />

19<br />

Zum einen könnte es ein solches Vorgehen ermöglichen, dass die Betreuungspersonen den Anfor<strong>der</strong>ungen (noch)<br />

besser entsprechen können. Zum an<strong>der</strong>en wäre es denkbar, dass die Lernenden aufgrund einer klareren Kommunikation<br />

<strong>der</strong> Aufgaben eines schulischen Betreuers die Betreuung <strong>der</strong> Lehrkräfte auch entsprechend besser beurteilen<br />

(vgl. Kapitel 2.5).<br />

66


Betriebspraktikum an <strong>der</strong> Kantonsschule Trogen<br />

ten und schriftlicher Berufsmaturaarbeit (…) Und <strong>der</strong> Ertrag muss ja auch für uns stimmen.<br />

Bei vier Wochen habe ich da erhebliche Probleme.“<br />

Aus Sicht <strong>der</strong> Lehrkräfte können <strong>Handelsmittelschulen</strong> durch Praktika für potenzielle Lernende<br />

attraktiver werden (Zitat: „Früher war die Handelsabteilung die Schmalspurausbildung.“),<br />

weil „man die Lernenden am Arbeitsmarkt besser platzieren kann“, <strong>der</strong> „Praxisbezug<br />

nicht mehr negativ konnotiert“ sei, „an<strong>der</strong>e Voraussetzungen und Fertigkeiten bei den Lernenden<br />

angesprochen werden können“ und sich die Handelsmittelschule im Vergleich zum<br />

Gymnasium klarer abgrenzen könne.<br />

„Es gibt eine klare Abgrenzung zum Gymnasium. Früher war die Handelsabteilung die<br />

Schmalspurausbildung. Jetzt hat die Handelsmittelschule für mich einen an<strong>der</strong>en Charakter.“<br />

2.8 Gesamtbeurteilung des Moduls aus Sicht <strong>der</strong> Projektbeteiligten<br />

Die Lernenden äussern insgesamt eine hohe Zufriedenheit in Bezug auf das kaufmännische<br />

Praktikum an <strong>der</strong> Kantonsschule Trogen: Vier <strong>der</strong> befragten Lernenden beurteilen das Praktikum<br />

als „sehr gut“, sechs weitere als „gut“. Dies spiegeln exemplarisch die folgenden Zitate<br />

wi<strong>der</strong>:<br />

„Das Praktikum hat mir sehr gefallen und es hat mir auch viel gebracht.“<br />

„Die Arbeit in einem Betrieb hat mir sehr gefallen.“<br />

Die Lernenden hoben die Erreichung <strong>der</strong> Ziele, <strong>der</strong> Grad an Selbständigkeit, positiv hervor.<br />

Zudem unterstreichen sie die Möglichkeit des Praktikums, neue Erfahrungen zu machen,<br />

theoretisches Wissen in die Praxis umzusetzen und zielorientiert zu arbeiten. Als eher negativ<br />

beurteilen die Lernenden die Rahmenbedingungen des Praktikums, wie dessen Zeitpunkt (das<br />

Praktikum wird auch in den Frühlingsferien durchgeführt) o<strong>der</strong> die fehlenden Vorgaben zur<br />

Entlöhnung <strong>der</strong> Praktikanten. Die Vorbereitung auf das Praktikum und dessen Nachbereitung<br />

schätzen die Lernenden im Bereich von „mittelmässig“ ein.<br />

Die betrieblichen Praktikumsbetreuer beschreiben das Modul aufgrund des Praxiseinblicks<br />

mit einigen Einschränkungen als positiv: 20 Zwar sind die Betreuer <strong>der</strong> Meinung, das Praktikum<br />

ermögliche den Lernenden einen „sehr grossen“ bzw. „grossen“ Einblick in die betriebliche<br />

Praxis und bietet den Lernenden die Möglichkeit, ihre Arbeiten im Durchschnitt „gut“<br />

selbständig durchzuführen. Jedoch können die Praktikanten ihre Arbeiten nur in mittlerem<br />

Rahmen selbständig planen und kontrollieren, was in vier Wochen auch relativ schwierig zu<br />

erreichen sein dürfte. Zudem besteht nach Meinung <strong>der</strong> Praktikumsbetriebe Handlungsbedarf<br />

in Bezug auf die vorgegebenen Leistungsziele und den zeitlichen Rahmen: So wünschen sich<br />

diese zum einen die Vorgabe realistischerer Leistungsziele, wie folgendes Zitat illustriert:<br />

„Das schreckt auch ab, wenn die Messlatte zu hoch gesteckt wird. Dann verzichtet man<br />

lieber auf die Betreuung eines Praktikanten.“<br />

Zum an<strong>der</strong>en wünschen sie sich Flexibilität, die Ziele spezifisch an die Gegebenheiten im Betrieb<br />

adaptieren zu können.<br />

„Ich habe unseren Beurteilungsraster in Bezug auf die Lehrtochter genommen.“<br />

20<br />

Jedoch können die von den Praktikumsbetreuern erhobenen Daten dadurch verzerrt sein, weil an <strong>der</strong> eineinhalbstündigen<br />

Befragung insbeson<strong>der</strong>e Personen teilgenommen haben, denen eine „gute“ Praktikumsbetreuung ein persönliches<br />

Anliegen ist, das so in <strong>der</strong> Praxis nicht immer vorausgesetzt werden kann. M. a. W.: Es ist möglich, dass<br />

diejenigen Betriebe, die eher unzufrieden (z. B. aufgrund des geringen Nutzens von Kurzzeitpraktikanten für die<br />

Betriebe) mit dem Betriebspraktikum waren, auch nicht an <strong>der</strong> Datenerhebung teilnehmen wollten.<br />

67


Teil II: Fallstudien zum Betriebspraktikum und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

„Wir haben unser eigenes Schema genommen, weil wir das Rad nicht zweimal erfinden<br />

möchten.“<br />

Schliesslich würden die Betriebe eine Verlängerung des Praktikums bzw. eine Kopplung des<br />

Kurzzeit- an das Langzeitpraktikum begrüssen, um die Relation von Aufwand und Nutzen <strong>der</strong><br />

Praktikumsbetreuung verbessern zu können.<br />

Die Lehrkräfte stellten den hohen Praxisbezug des Moduls, die För<strong>der</strong>ung überfachlicher<br />

Kompetenzen (z. B. Fähigkeit <strong>der</strong> Lernenden, sich zu organisieren o<strong>der</strong> erworbene Kompetenzen<br />

flexibel auf betriebliche Situationen übertragen zu können), eine verbesserte Einstellung<br />

<strong>der</strong> Lernenden bezüglich <strong>der</strong> Schule sowie die Möglichkeit <strong>der</strong> Lernenden, auch unternehmerisch<br />

tätig zu werden, als positiv heraus. Die Lehrkräfte beurteilen den Grad <strong>der</strong> Selbständigkeit<br />

! wie auch die betrieblichen Praktikumsbetreuer ! mit dem die Lernenden ihre<br />

Arbeiten planen, durchführen und kontrollieren können, im Bereich von „mittel“ bis „gut“.<br />

Sie fühlen sich den inhaltlichen Anfor<strong>der</strong>ungen, welche an eine „gute“ Praktikumsbetreuung<br />

gestellt werden, gut gewachsen. Jedoch spielen organisatorische Aspekte, wie die Wahl des<br />

Praktikumszeitpunktes und die Kommunikation <strong>der</strong> Rahmenbedingungen (Erwartungen an<br />

die Lehrkräfte, Zielsetzungen, Entlöhnung <strong>der</strong> Praktikanten), aus Sicht <strong>der</strong> Lehrkräfte eine<br />

wichtige Rolle: Der Zeitpunkt des Praktikums wird als ungünstig empfunden, weil dies die<br />

Lehrkräfte dazu zwinge, den Praktikumsbesuch in <strong>der</strong> ersten Phase (und damit vor den<br />

Frühlingsferien) durchzuführen. Zudem wünschen sich die Lehrkräfte eine klarere<br />

Kommunikation <strong>der</strong> Erwartungen, welche an die Praktikumsbetreuung allgemein gestellt<br />

werden, sowie <strong>der</strong> konkreten Zielsetzungen, die mit dem Praktikum verknüpft sind.<br />

Diese Einschätzungen <strong>der</strong> Beteiligten in Bezug auf die unterschiedlichen Punkte schlagen<br />

auch auf die Beurteilung <strong>der</strong> Frage, inwieweit das Praktikum die Attraktivität <strong>der</strong> Handelsmittelschule<br />

verbessere, durch: Für die Mehrzahl <strong>der</strong> Lernenden wirkt sich das Betriebspraktikum<br />

positiv auf die Attraktivität <strong>der</strong> Handelsmittelschule aus. Die befragten Lehrkräfte sind<br />

<strong>der</strong> Meinung, dass <strong>Handelsmittelschulen</strong> durch Praktika für potenzielle Lernende attraktiver<br />

werden und damit <strong>der</strong>en Profil im Vergleich zu Gymnasien schärfen könnten. Aus Sicht <strong>der</strong><br />

betrieblichen Betreuer würde jedoch erst ein Langzeitpraktikum mit <strong>der</strong> Dauer von einem<br />

Jahr die Attraktivität <strong>der</strong> Handelsmittelschule „sehr positiv“ beeinflussen.<br />

3 Kritische Würdigung und Schlussfolgerungen<br />

Die zusammenfassende kritische Würdigung konzentriert sich auf die Frage, inwieweit die<br />

Richtlinien für berufliche Praxis und die einschlägigen Literaturempfehlungen zur Gestaltung<br />

von Betriebspraktika (z. B. durch die Vergabe von Noten, die Wahl <strong>der</strong> Dauer und des Zeitpunktes<br />

<strong>der</strong> Praktika) im Rahmen des Moduls an <strong>der</strong> Kantonsschule Trogen berücksichtigt<br />

werden konnten. Abschliessend werden weitere Erfolgsfaktoren für die organisatorische Gestaltung<br />

von Betriebspraktika herausgestellt. 21 Diese Aspekte können mit Blick auf die Planung<br />

und Durchführung von Betriebspraktika im Rahmen von an<strong>der</strong>en <strong>Handelsmittelschulen</strong><br />

wertvolle Ansatzpunkte liefern.<br />

Folgende Aspekte sind aus Sicht <strong>der</strong> beruflichen Praxis von beson<strong>der</strong>er Relevanz: Das Herstellen<br />

von Authentizität (z. B. durch eine reale, umfassende Problemstellung), die Ziele aus<br />

den Bereichen Fach-, Methoden- und Sozialkompetenz sowie die Möglichkeit <strong>der</strong> selbständigen<br />

Planung und Evaluation <strong>der</strong> Arbeitsschritte bzw. -ergebnisse. Sämtliche Beteiligten würdigten<br />

die Authentizität des Praktikums. Die Zielvorgaben, welche durch die Schule vorgege-<br />

21<br />

Um das Betriebspraktikum auch an an<strong>der</strong>en <strong>Handelsmittelschulen</strong> mit mehr als einer Klasse durchführen zu können,<br />

braucht es mehr Betriebe, die auch entsprechend bereit sind, Kurzzeitpraktikanten zu übernehmen. Dies kann<br />

aufgrund <strong>der</strong> im Folgenden aufgezeigten Einschränkungen in Bezug auf Kurzzeitpraktika jedoch nicht einfach<br />

vorausgesetzt werden.<br />

68


Betriebspraktikum an <strong>der</strong> Kantonsschule Trogen<br />

ben werden, erscheinen auf den ersten Blick mit 14 Leistungszielen sehr umfassend und z. T.<br />

auch inhaltlich anspruchsvoll. So adressieren Ziele wie „Beschwerden entgegennehmen und<br />

formulieren“ und „Ziele erreichen“ höhere Taxonomiestufen als die Ziele „leistungswirtschaftliche<br />

Ziele kennen“ o<strong>der</strong> „Herstellung bzw. Nutzen von Produkten und Dienstleistungen<br />

beschreiben“ und erfor<strong>der</strong>n daher umfassende Lernprozesse bei den Praktikanten. Hiermit<br />

kommt zwar das deutliche Bestreben zum Ausdruck, den Lernenden mit dem Kurzzeitpraktikum<br />

einen tiefen Einblick in die betriebliche Realität zu ermöglichen. Jedoch sollte stärker<br />

darauf geachtet werden, dass die Leistungsziele nicht nur realitätsnah, son<strong>der</strong>n auch<br />

realistisch sind, d. h. auch in <strong>der</strong> Kürze <strong>der</strong> Zeit erreicht werden können.<br />

Die Daten deuten darauf hin, dass die Praktikumsbetriebe bei <strong>der</strong> Auswahl <strong>der</strong> Ziele, die im<br />

Rahmen des Kurzzeitpraktikums erreicht werden sollen, stärker beteiligt werden möchten:<br />

Zum einen gilt es die tatsächlichen Aufgaben, die im jeweiligen Betrieb bzw. <strong>der</strong> jeweiligen<br />

Abteilung grundsätzlich zu erledigen sind, stärker mit in die Zielvorgaben einzubeziehen.<br />

Zum an<strong>der</strong>en sollten gemeinsam mit den Betrieben jene Ziele ausgewählt werden, die auch<br />

innerhalb von vier Wochen tatsächlich durch einen Praktikanten erreicht werden können. Ferner<br />

können im Rahmen eines Praktikums im Allgemeinen die Sozialstruktur und das<br />

Verhalten innerhalb eines Wirtschaftsunternehmens kennen gelernt werden (vgl. Elster, 2001,<br />

S. 4), wie auch die befragten Praktikumsbetreuer aus den Betrieben selbst betonten. Daher<br />

können zukünftig auch stärker Leistungsziele aus dem Bereich Sozialkompetenzen mit in die<br />

För<strong>der</strong>ung und Beurteilung von Praktikanten einfliessen. Die Anpassung <strong>der</strong> Leistungsziele<br />

an die Rahmenbedingungen des Praktikums (d. h. Einsatz <strong>der</strong> Praktikanten, Berücksichtigung<br />

<strong>der</strong> kurzen Praktikumsdauer) kann nicht zuletzt dazu beitragen, die von den Betrieben als verbesserungswürdig<br />

wahrgenommene Kosten-Nutzen-Relation in Bezug auf die Praktikumsbetreuung<br />

positiv zu verän<strong>der</strong>n, und damit letztlich ihre Bereitschaft, auch zukünftig Kurzzeitpraktikanten<br />

betreuen zu wollen, zu verbessern.<br />

Vor dem Hintergrund dieses Handlungsbedarfs im Bereich <strong>der</strong> Lernziele wird nun <strong>der</strong> Frage<br />

nachgegangen, inwieweit mit dem Praktikum die übrigen Richtlinien für berufliche Praxis abgedeckt<br />

werden können. Auch in Bezug auf den Aspekt „Selbständigkeit“ <strong>der</strong> Lernenden besteht<br />

Handlungsbedarf: Zwar gaben mit Ausnahme <strong>der</strong> Betriebe sämtliche Befragten an, dass<br />

die Lernenden ihre Arbeiten selbständig durchführen konnten. In diesem Zusammenhang<br />

wird jedoch den betrieblichen Praktikumsbetreuern stärker gefolgt, weil jene den Grad <strong>der</strong><br />

Eigenständigkeit <strong>der</strong> Lernenden „vor Ort“ am ehesten beurteilen können. So betonen die<br />

betrieblichen Praktikumsbetreuer, dass sie in <strong>der</strong> kurzen Zeit sehr viel in die Betreuung des<br />

Praktikannten investieren und die Praktikanten jedoch erst nach längerer Zeit auch entsprechend<br />

selbständig Arbeiten übernehmen und damit dem Betrieb einen Nutzen stiften könnten<br />

wie folgende Zitate illustrieren:<br />

„Ein Schnupperpraktikum erfüllt allenfalls die Schulzwecke.“<br />

„Für den Betrieb ist Ausbildung immer Aufwand.“<br />

69


Teil II: Fallstudien zum Betriebspraktikum und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

„Ich brauche sehr viel Energie für die Betreuung eines Kurzzeitpraktikums.“<br />

„Der Aufwand war wirklich sehr hoch.“<br />

In Bezug auf die selbständige Planung und Evaluation <strong>der</strong> Arbeiten durch die Lernenden<br />

muss in diesem Zusammenhang Folgendes festgehalten werden. Zwar können die einzelnen<br />

Lernenden zukünftig stärker gefor<strong>der</strong>t werden, einzelne Arbeitsschritte zu planen und <strong>der</strong>en<br />

Erreichung zu beurteilen. Jedoch darf auch hier angenommen werden, dass diese Aspekte<br />

weitgehende Kompetenzen <strong>der</strong> Lernenden erfor<strong>der</strong>n und eher kaum im Rahmen eines vierwöchigen<br />

Praktikums vollständig erreicht werden können.<br />

Weiter oben wurden die Verzahnung von Theorie und Praxis, die Vergabe von Noten, die<br />

Wahl des Zeitpunktes und <strong>der</strong> Dauer des Betriebspraktikums sowie dessen Ergiebigkeit als<br />

zentrale Erfolgsfaktoren herausgestellt. Inwieweit konnten diese Aspekte im Rahmen des hier<br />

analysierten Praktikums auch berücksichtigt werden? Die Verzahnung von Theorie und<br />

Praxis kann dadurch erreicht werden, dass Praktika in <strong>der</strong> Schule vor- und nachbereitet<br />

werden. Die Vorbereitung auf das Praktikum und dessen Nachbereitung schätzen die<br />

Lernenden im Bereich von „mittelmässig“ ein, was hier noch auf einen gewissen<br />

Handlungsbedarf hinweisen könnte.<br />

Erfahrungen aus <strong>der</strong> Literatur deuten darauf hin, dass sich Noten (z. B. des Praktikumsberichts<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Präsentation) positiv auf den Lernerfolg auswirken (vgl. Diesner, Euler, Walzik<br />

& Wilbers, 2004, S. 41). Zwar kommt <strong>der</strong> Note für das Praktikum bisher keinerlei Relevanz<br />

zu. Dennoch kann <strong>der</strong> Lernerfolg des Praktikums (auch ohne Note) aufgrund des Praxiseinblicks,<br />

<strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung überfachlicher Kompetenzen sowie <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung von Selbständigkeit<br />

und Eigenverantwortlichkeit als positiv herausgestellt werden. In diesem Zusammenhang<br />

stellt sich die Frage, ob sich die Lernenden aufgrund o<strong>der</strong> trotz <strong>der</strong> fehlenden Notenrelevanz<br />

für das Praktikum engagiert haben. Die befragten Lehrkräfte sehen, wie im Kapitel 2.2 <strong>der</strong><br />

Fallstudie erläutert, den Kontakt <strong>der</strong> Lernenden mit dem beruflichen Umfeld und das<br />

Herauslösen aus dem schulischen Rahmen mit dem Notenzwang als zentral für den Erfolg des<br />

Praktikums.<br />

„Die Lernenden kommen in ein an<strong>der</strong>es Umfeld. Haben ein positives Klima erlebt. Sie<br />

waren ohne die Vergabe von Noten sehr prozessorientiert und nicht outputorientiert.<br />

Die kontinuierliche Unterstützung durch die betrieblichen Betreuer haben sie sehr positiv<br />

erlebt.“<br />

Dass die Vergabe von Noten einen (noch) grösseren Lernerfolg bewirke, kann aus den vorliegenden<br />

Daten nicht geschlossen werden.<br />

Das kaufmännische Praktikum an <strong>der</strong> Kantonsschule Trogen findet im vierten Semester, d. h.<br />

in <strong>der</strong> zweiten Hälfte <strong>der</strong> (schulischen) Ausbildungszeit, statt. Der gewählte Zeitpunkt für das<br />

Praktikum erscheint damit im Ausgangspunkt günstig, weil angenommen werden kann, dass<br />

die Lernenden zum einen entsprechende Kompetenzen für sinnvolle Tätigkeiten im Betrieb<br />

mitbringen und zum an<strong>der</strong>en Erfahrungen aus dem Praktikum in <strong>der</strong> Schule zielgerecht<br />

reflektieren können. Jedoch wurde <strong>der</strong> Zeitpunkt für das Praktikum von allen Beteiligten als<br />

unglücklich beurteilt, weil zum einen in <strong>der</strong> Ferienzeit keine optimale Betreuung <strong>der</strong> Praktikannten<br />

sichergestellt werden kann und die Lernenden zum an<strong>der</strong>en in <strong>der</strong> Zeit von Februar<br />

bis zum Sommer auf Ferien verzichten müssen.<br />

Dauer des Betriebspraktikums: Die Praktikumsdauer unterschreitet den in <strong>der</strong> Literatur empfohlenen<br />

Zeitraum von sechs Wochen bis drei Monaten (vgl. van Buer & Troitschanskaia<br />

2003, S. 195; Diesner, Euler, Walzik & Wilbers, 2004, S. 43). Im Ausgangspunkt äusserten<br />

sich jedoch alle Beteiligten nicht zuletzt aufgrund <strong>der</strong> Ergiebigkeit <strong>der</strong> Praktika positiv in<br />

Bezug auf die Praktikumsdauer. Eine Ausnahme bilden hier jedoch die Betriebe, die sich<br />

Praktikumszeiten von etwa einem Jahr wünschen. Aufgrund des beträchtlichen Aufwandes<br />

70


Betriebspraktikum an <strong>der</strong> Kantonsschule Trogen<br />

für die Betreuung von Kurzzeitpraktikanten einerseits und des relativ geringen Nutzens an<strong>der</strong>erseits,<br />

könnte eine Folge sein, dass die Unternehmen keine Kurzzeitpraktikanten mehr<br />

betreuen möchten. So kann das folgende Zitat eines betrieblichen Praktikumsbetreuers<br />

zumindest bedenklich stimmen:<br />

„Der Aufwand war wirklich sehr hoch. Wir werden keinen Praktikanten mehr nehmen.“<br />

Dieser Aspekt in Zusammenhang mit <strong>der</strong> Durchführung von Kurzzeitpraktika könnte insbeson<strong>der</strong>e<br />

dann bedeutsam werden, wenn grössere Schulen mit einer grösseren Anzahl an Parallelklassen<br />

ein Betriebspraktikum durchführen möchten, sich jedoch nicht genügend Praktikumsbetriebe<br />

mobilisieren lassen.<br />

Die o. g. Aspekte beziehen sich auf die Gestaltung <strong>der</strong> Rahmenbedingungen für die Durchführung<br />

von Betriebspraktika. Wenn auch einzelne Rahmendaten, wie die Wahl des Praktikumszeitpunktes<br />

o<strong>der</strong> dessen Verlängerung, nicht leicht zu verän<strong>der</strong>n sind, so kann zumindest<br />

eine verbesserte Kommunikation <strong>der</strong> Rahmenbedingungen die von den Lernenden wahrgenommene<br />

Qualität <strong>der</strong> Betreuung und letztlich die Akzeptanz <strong>der</strong> Rahmenbedingungen bei<br />

den Beteiligten verbessern helfen. Ein Aspekt betrifft, wie weiter oben erläutert, den Wunsch<br />

<strong>der</strong> Betriebe, realistischere Vorgaben in Bezug auf die Leistungsziele zugrunde legen zu<br />

können. Daneben zeigt die Analyse, dass neben den oben diskutierten Rahmenbedingungen<br />

weitere Aspekte im Bereich <strong>der</strong> Entlöhnung <strong>der</strong> Praktikanten sowie <strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen an die<br />

Praktikumsbetreuung zum Tragen kommen: So wünschen sich sowohl die Praktikanten als<br />

auch die Betriebe klare Rahmenvorgaben in Bezug auf die Vergütung von Praktikanten. Auch<br />

wünschen sich die schulischen bzw. betrieblichen Praktikumsbetreuer klarere Vorgaben in<br />

Bezug auf die Erwartungen, die jeweils an sie gestellt werden. Diese Rahmendaten können<br />

grundsätzlich angepasst und den Beteiligten entsprechend kommuniziert werden.<br />

71


Unternehmensanalyse mit integriertem Berufspraktikum – Wirtschaftsmittelschule Basel<br />

Unternehmensanalyse mit integriertem Berufspraktikum ! Wirtschaftsmittelschule<br />

Basel<br />

Andrea Ze<strong>der</strong><br />

1 Modulbeschrieb<br />

1.1 Grundidee<br />

An <strong>der</strong> Wirtschaftsmittelschule Basel gehen die Lernenden am Ende des vierten Semesters in<br />

ein dreiwöchiges Berufspraktikum. Dieses Berufspraktikum wird vor- und nachbereitet, weshalb<br />

sich das gesamte Modul fast über ein ganzes Jahr erstreckt. Die Vorbereitungsarbeiten<br />

starten im Oktober des dritten Semesters, die Nachbereitung schliesst Ende September des<br />

fünften Semesters ab. Das Modul lautet deshalb auf den Namen „Unternehmensanalyse mit<br />

integriertem Berufspraktikum“, da die Schülerinnen und Schüler den Praktikumsbetrieb vor<br />

dem Praktikum analysieren und ein sogenanntes „Fact Sheet“ über den Betrieb erstellen.<br />

1.2 Vorgehen: Arbeitsphasen/Arbeitsschritte<br />

Wie bereits zuvor beschrieben, beinhaltet das Modul mehr als das eigentliche Berufspraktikum.<br />

Die Lernenden durchlaufen während dem Modul entsprechend auch mehrere Arbeitsphasen<br />

resp. Arbeitsschritte:<br />

! Phase 1: Suche nach einem geeigneten Praktikumsbetrieb<br />

Im Zentrum dieser Arbeitsphase steht <strong>der</strong> Bewerbungsprozess. Es besteht ein grosser Fundus<br />

an Unternehmen, mit welchen die Schule zusammenarbeitet. Aufgrund dieses Fundus<br />

suchen die Schülerinnen und Schüler ihren Praktikumsplatz. Die Schüler erstellen ein Bewerbungsdossier,<br />

das in Form, Stil, Inhalt und Rechtschreibung den Erwartungen <strong>der</strong> Arbeitswelt<br />

entspricht. Zu Beginn des Bewerbungsprozesses wird den Lernenden das theoretische<br />

Wissen vermittelt. Zudem kommt ein Personalleiter einer Unternehmung in den Unterricht.<br />

Dieser gibt den Lernenden ein Feedback zu ihren Bewerbungsschreiben, d. h. erläutert<br />

ihnen, welche Personen er aufgrund des Schreibens zu einem Gespräch einladen<br />

resp. nicht einladen würde und weshalb. Es werden zudem Rollenspiele durchgeführt, welche<br />

das Bewerbungsgespräch simulieren.<br />

! Phase 2: Unternehmensanalyse<br />

Die Schülerinnen und Schüler erhalten den Auftrag, den Praktikumsbetrieb zu analysieren.<br />

Sie müssen ein sogenanntes „Fact Sheet“ erstellen, welches unter an<strong>der</strong>em über die Umwelten,<br />

Anspruchsgruppen, die Umfeldentwicklung etc. Auskunft gibt. Die Lernenden beantworten<br />

im „Fact Sheet“ Fragen <strong>der</strong> folgenden Art:<br />

– Was ist das Kerngeschäft <strong>der</strong> Unternehmung?<br />

– An wen richtet sich das Leistungsangebot?<br />

– Welche Stellung hat die Unternehmung in ihrem Markt (Umsatz, Marktanteil, Mitarbeiterzahl,<br />

Konkurrenten)?<br />

– Wie entwickelt sich die Unternehmung in ihrem Markt (Entwicklung des Gesamtmarktes,<br />

Entwicklung des Unternehmens im Konkurrenzvergleich)?<br />

– Welche Entwicklungen beeinflussen das Leistungsangebot <strong>der</strong> Unternehmung (Gesellschaftliche<br />

Entwicklungen, technologische Neuerungen, volkswirtschaftliche Entwicklungen,<br />

politisch/rechtliche Entwicklungen)?<br />

72


Unternehmensanalyse mit integriertem Berufspraktikum – Wirtschaftsmittelschule Basel<br />

! Phase 3: Durchführung des Praktikums<br />

Im Rahmen des Praktikums dokumentiert jede Schülerin und je<strong>der</strong> Schüler einen Arbeitsablauf<br />

aus seiner Praktikumserfahrung detailliert und soweit möglich mit Originalformularen<br />

und zeigt auf, wie sich dieser in den umfassenden Betriebsablauf einfügt. Er ist in <strong>der</strong><br />

Lage, diesen Ablauf kritisch zu durchleuchten und auf Verbesserungsmöglichkeiten zu<br />

überprüfen (vgl. Phase 4: Praktikumsbericht).<br />

! Phase 4: Nachbearbeitung<br />

Nach dem Praktikum erstellen die Lernenden individuell einen schriftlichen Praktikumsbericht<br />

mit folgendem Inhalt: Firmenbeschreibung (Tätigkeit <strong>der</strong> Unternehmung, kurze Firmengeschichte,<br />

Zahlen und Fakten), Beschreibung <strong>der</strong> Praktikumstätigkeit (Beschreibung<br />

<strong>der</strong> Abteilung, in <strong>der</strong> das Berufspraktikum durchgeführt wurde, Einordnung <strong>der</strong> Abteilung<br />

in den unternehmerischen Gesamtzusammenhang, detaillierte Dokumentation eines konkreten<br />

Arbeitsablaufs), Konkretisierung eines Theorieaspektes aus dem BWL-Unterricht !<br />

wie z. B. Marketingkonzept, Qualitätssicherungssystem, Stellenbeschreibung, Controllingsystem<br />

mit betrieblichen Kennzahlen ! anhand <strong>der</strong> Gegebenheiten im Praktikumsbetrieb;<br />

dadurch wird die Theorie und die Praxis miteinan<strong>der</strong> verbunden.<br />

Durch die Vielzahl an schriftlich verfassten Arbeiten entsteht von je<strong>der</strong> Schülerin resp. von<br />

jedem Schüler ein Portfolio.<br />

1.3 Ziele in Bezug auf Fach-, Methoden- und Sozialkompetenzen<br />

In <strong>der</strong> Folge werden die Ziele in Bezug auf Fach-, Methoden- und Sozialkompetenzen vorgestellt,<br />

wobei diese nicht immer einzeln, son<strong>der</strong>n ! wo sinnvoll ! in grösseren Einheiten zusammengefasst<br />

aufgeführt werden. Sofern möglich, wird jeweils auf das entsprechende Leistungsziel<br />

resp. die entsprechenden Leistungsziele im betrieblichen Leistungszielkatalog <strong>der</strong><br />

dualen kaufmännischen Grundbildung hingewiesen:<br />

! Ansprechende Dokumentationen (z. B. Bewerbungsunterlagen) erstellen<br />

Fachkompetenzen: 2.1.1.1, 2.1.2.2 und 2.2.3.1<br />

! Sich (z. B. beim Bewerben) auf die Erwartungen und Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Arbeitswelt einstellen<br />

! Produkte und Dienstleistungen kennen und vorstellen<br />

Fachkompetenzen: 1.2.1.1, 1.2.2.1 und 1.2.2.2<br />

! Markt des Praktikumbetriebs beschreiben und Vernetzung zu seiner Umwelt kennen<br />

Fachkompetenzen: 3.3.6.1 unf 3.3.7.1<br />

! Arbeitsabläufe kennen und analysieren<br />

Fachkompetenzen: 1.6.1.2 und 1.6.1.3<br />

! Situationsgerecht auftreten / über angepasste Umgangsformen verfügen<br />

Fachkompetenzen: 1.1.3.1<br />

Sozialkompetenzen: 1.1<br />

! Schulisches Wissen in <strong>der</strong> berufspraktischen Anwendung konkretisieren (Transferfähigkeit)<br />

Sozialkompetenzen: 1.13<br />

1.4 Authentizität<br />

Der Praxisbezug wird im Rahmen des Moduls einerseits durch das Praktikum hergestellt.<br />

Dieses ermöglicht den Lernenden einen Einblick in die Praxis. An<strong>der</strong>erseits wird <strong>der</strong> Praxisbezug<br />

dadurch angestrebt, dass im Rahmen des Bewerbungsprozesses ein Personalleiter in die<br />

73


Teil II: Fallstudien zum Betriebspraktikum und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

Schule eingeladen wird, welcher den Lernenden eine Rückmeldung zu <strong>der</strong>en Bewerbungsdossiers<br />

gibt und ihnen zeigt, was gute Bewerbungsschreiben auszeichnet.<br />

Ob die Lernenden im Rahmen des Moduls umfassende Problemstellungen bearbeiten, lässt<br />

sich nicht beantworten. Dies, da sich die Tätigkeiten in den Praktikumsbetrieben unterscheiden<br />

und damit sehr individuell sind. Das Erstellen des „Fact Sheets“ kann insofern als umfassen<strong>der</strong><br />

Auftrag aufgefasst werden, als dass die Lernenden ihren Praktikumsbetrieb aus unterschiedlichen<br />

Blickwinkeln betrachten und analysieren müssen. Auch das Verfassen des Praktikumsberichts<br />

kann aufgrund <strong>der</strong> verschiedenartigen und zum Teil komplexen Teilaufgaben<br />

als umfassende Problemstellung betrachtet werden. Das Modul setzt Wissen aus verschiedenen<br />

Schulfächern voraus. Wahrscheinlich ist, dass die Lernenden im Modul auf Wissen aus<br />

den Schulfächern Betriebswirtschafts- und Rechtslehre, Rechnungswesen, Deutsch und Angewandte<br />

Wirtschaftsinformatik zurückgreifen müssen.<br />

1.5 Integration in den Schulalltag<br />

Das Modul ist wie folgt in den Schulalltag eingebettet:<br />

Die Arbeit <strong>der</strong> ersten Phase beginnt anfangs Oktober und endet Ende Februar. Die Lernenden<br />

suchen sich in diesem Zeitraum einen Praktikumsplatz. Dies, nachdem sie im Fach „Angewandte<br />

Wirtschaftsinformatik“ in das Erstellen von Bewerbungsunterlagen eingeführt worden<br />

sind.<br />

Die Lernenden erstellen anschliessend in ihrer Freizeit das „Fact Sheet“. Sie haben dazu bis<br />

anfangs Juni Zeit. Das Unterrichtsthema „Unternehmung und Umwelt“ wird bereits im ersten<br />

Lehrjahr behandelt. Einzelne Wirtschaftslehrkräfte wie<strong>der</strong>holen die Thematik allerdings im<br />

Zusammenhang mit diesem Auftrag nochmals.<br />

Die dritte Phase, das dreiwöchige Berufspraktikum, findet von Mitte Juni bis anfangs Juli<br />

statt. Die Lernenden können das Praktikum freiwillig um eine o<strong>der</strong> mehrere Wochen während<br />

den Sommerferien verlängern.<br />

Die Wochen zwischen Sommer- und Herbstferien werden genutzt, um das Berufspraktikum<br />

nachzubearbeiten resp. den schriftlichen Praktikumsbericht zu erstellen. Die Schülerinnen<br />

und Schüler verfassen den Bericht in ihrer Freizeit. Viele Lernende erhalten allerdings auch<br />

im Praktikumsbetrieb Zeit, um am Praktikumsbericht zu arbeiten.<br />

Die Wahl des Zeitpunkts und <strong>der</strong> Zeitdauer des Praktikums wurde durch den Modulverantwortlichen<br />

wie folgt begründet: Das Berufspraktikum im vierten Semester vor den Sommerferien<br />

durchzuführen, habe in erster Linie damit zu tun, dass in diesem Zeitraum nicht auch<br />

Lernende benachbarter <strong>Handelsmittelschulen</strong> (z. B. Reinach, Liestal) einen Praktikumsplatz<br />

benötigen. Die beiden Schulen hätten sich in Bezug auf den Zeitpunkt des Praktikums abgesprochen.<br />

Die Zeitdauer von drei Wochen wurde deshalb gewählt, da sie vor dem Hintergrund<br />

des Erreichens <strong>der</strong> schulischen Leistungsziele vertretbar schien; zwei Wochen wären zu kurz<br />

gewesen, vier Wochen zu lange.<br />

Die Lernenden werden in Bezug auf das Anfertigen von Bewerbungsunterlagen und die Unterrichtsthematik<br />

„Unternehmung und Umwelt“ theoretisch geschult und damit auf das Erstellen<br />

des eigenen Bewerbungsdossiers und das Verfassen des „Fact Sheets“ vorbereitet. Eine<br />

in den Unterricht integrierte bewusste Nachbereitung <strong>der</strong> praktischen Erfahrungen findet<br />

nicht statt. Die Lernenden konkretisieren im Rahmen des Praktikumsberichts allerdings einen<br />

Theorieaspekt aus dem Unterricht in Betriebswirtschaftslehre anhand <strong>der</strong> Gegebenheiten im<br />

Praktikumsbetrieb.<br />

74


Unternehmensanalyse mit integriertem Berufspraktikum – Wirtschaftsmittelschule Basel<br />

1.6 Beurteilung <strong>der</strong> Lernenden<br />

Die Leistungen <strong>der</strong> Schülerinnen und Schüler werden benotet und fliessen entwe<strong>der</strong> ins Fach<br />

„Angewandte Wirtschaftsinformatik“ o<strong>der</strong> ins Fach „Betriebswirtschafts- und Rechtslehre“<br />

ein. Die Leistungsbeurteilung setzt sich im Einzelnen aus den folgenden Elementen zusammen:<br />

! Die Lehrperson bewertet die Bewerbung im Hinblick auf Form, Stil, Inhalt und Rechtschreibung.<br />

Die Note fliesst als Teilnote im vierten Semester ins Fach „Angewandte Wirtschaftsinformatik“<br />

ein.<br />

! Das „Fact Sheet“ wird durch die Wirtschaftslehrkräfte beurteilt und bewertet. Die Note<br />

fliesst im vierten Semester als Teilnote (eine von ca. vier Noten) ins Fach „Betriebswirtschafts-<br />

und Rechtslehre“ ein. Da die Lehrpersonen Erfahrungen im Beurteilen und Bewerten<br />

von schriftlichen Schülerarbeiten haben, werden ihnen keine Kriterien zur Beurteilung<br />

vorgegeben.<br />

! Der Praktikumsbetrieb beurteilt den Schüler resp. die Schülerin formativ. Er füllt zu diesem<br />

Zweck ein von <strong>der</strong> Schule vorgegebenes A4-Blatt aus, welches unter an<strong>der</strong>em Auskunft<br />

gibt über:<br />

– Arbeitsschwerpunkte<br />

– Arbeitshaltung und Einsatz des Schülers resp. <strong>der</strong> Schülerin<br />

– Benehmen und Auftreten des Schülers resp. <strong>der</strong> Schülerin<br />

Die Schule empfiehlt den Praktikumsbetrieben überdies ein Arbeitszeugnis auszustellen.<br />

! Die Wirtschaftslehrkräfte beurteilen die Praktikumsberichte <strong>der</strong> Lernenden ohne vorgegebene<br />

Beurteilungskriterien. Die Lehrkräfte leiten die Kriterien aus <strong>der</strong> Korrektur an<strong>der</strong>er<br />

Schülerarbeiten ab. Eine Rolle spielen dürften dabei die Kriterien Vollständigkeit und Verständlichkeit,<br />

Glie<strong>der</strong>ung und Darstellung sowie inhaltliche Richtigkeit. Die Note fliesst<br />

im fünften Semester als Teilnote (eine von ca. vier Noten) im Fach „Betriebswirtschaftsund<br />

Rechtslehre“ ein.<br />

1.7 Rahmenbedingungen<br />

In das Modul ist die folgende Anzahl Personen involviert: Alle Schulklassen eines Jahrgangs<br />

(im Pilotjahr 2005/06 waren es fünf Schulklassen), die Praktikumsbetreuer aus den Betrieben,<br />

die Wirtschaftslehrkräfte und die Lehrkräfte des Fachs „Angewandte Wirtschaftsinformatik“<br />

aller betroffenen Klassen, die restlichen Lehrpersonen <strong>der</strong> betroffenen Klassen, <strong>der</strong><br />

Modulverantwortliche, die Schulleitung sowie Personalverantwortliche aus <strong>der</strong> Wirtschaftspraxis.<br />

Sämtliche Lehrpersonen <strong>der</strong> betroffenen Schulklassen besuchen Schülerinnen und<br />

Schüler im Praktikumsbetrieb. Da jede Klasse von ca. zehn Lehrpersonen unterrichtet wird,<br />

besucht jede Lehrperson ein bis zwei Lernende. Betriebliche Praktikumsbetreuer sollten<br />

die folgenden Anfor<strong>der</strong>ungen erfüllen: Sie sollten Freude an <strong>der</strong> Arbeit mit Jugendlichen<br />

haben und bereit sein, für die Betreuung Zeit aufzuwenden. Bei mittleren und grösseren Betrieben<br />

werden einige Aufgaben im Zusammenhang mit dem Berufspraktikum von <strong>der</strong> personalverantwortlichen<br />

Person übernommen. So organisiert diese beispielsweise das Berufspraktikum,<br />

indem sie einen Einsatzplan erstellt, das Eintrittsgespräch mit dem Schüler resp.<br />

<strong>der</strong> Schülerin führt, bei den Praktikumsbetreuern Feedback einholt und allfällige Zwischengespräche<br />

und das Austrittsgespräch mit dem resp. <strong>der</strong> Lernenden führt. An die Lehrpersonen<br />

stellt die Durchführung des Moduls folgende Anfor<strong>der</strong>ungen: An die Wirtschaftslehrkräfte<br />

stellt das Modul keine beson<strong>der</strong>en, über ihre reguläre Arbeit hinausgehende Anfor<strong>der</strong>ungen.<br />

Die Lehrkräfte des Fachs „Angewandte Wirtschaftsinformatik“ müssen mit dem Bewerbungsprozess<br />

vertraut sein und die Lernenden in das Erstellen guter Bewerbungsunterlagen<br />

einführen können. Für die Betreuung <strong>der</strong> Lernenden während dem Berufspraktikum ist es<br />

hilfreich, wenn die betreuenden Lehrkräfte über Praxis bzw. Branchenkenntnisse, vielleicht<br />

75


Teil II: Fallstudien zum Betriebspraktikum und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

sogar über Kenntnisse des Praktikumbetriebs, verfügen. Der Modulverantwortliche<br />

übernimmt die Koordinationsfunktion und ist für den Informationsaustausch mit dem<br />

Bundesamt für Berufsbildung und Technologie (BBT) zuständig. Er unterstützt die Lernenden<br />

überdies bei <strong>der</strong> Suche nach einem Praktikumsplatz und betreut die Lernenden bei Problemen<br />

am Arbeitsplatz. Der Rektor erachtet es als hilfreich, wenn <strong>der</strong> Modulverantwortliche<br />

gleichzeitig eine Wirtschaftslehrkraft ist. Dies, da <strong>der</strong> Kontakt zu den an<strong>der</strong>en<br />

Wirtschaftslehrkräften dadurch besser gewährleistet ist. Für die Kooperation mit <strong>der</strong> Praxis<br />

ist in erster Linie die Schulleitung ! primär eine Prorektorin, aber auch <strong>der</strong> Rektor !<br />

zuständig. Dies gilt sowohl für die Zusammenarbeit mit den Praktikumsbetrieben als auch für<br />

die Zusammenarbeit mit den Personalleitern, welche die Lernenden während <strong>der</strong><br />

Bewerbungsphase unterstützen. Da sehr viele Praktikumsplätze zur Durchführung des Moduls<br />

notwendig sind, ist ein sorgfältiger Umgang mit den regionalen Betrieben und eine gute<br />

Kontaktpflege unabdingbar. Soziale Kompetenzen sind hierfür von beson<strong>der</strong>er Bedeutung.<br />

Zur Durchführung des Moduls bedarf es keiner speziellen Infrastruktur, da Computer an <strong>der</strong><br />

Schule unabhängig vom Modul zur Verfügung stehen. Wichtig und nicht zu unterschätzen ist<br />

die Bereitstellung einer genügend grossen Zahl von Praktikumsplätzen.<br />

Finanziell ist eine Entlastungslektion für den Modulverantwortlichen vorzusehen. Die Lehrkräfte<br />

erhalten keine finanzielle Entschädigung. Sie erledigen ihre Arbeiten im Rahmen ihres<br />

Unterrichtspensums. Auch die Schulleitung wird nicht speziell entschädigt, da ihr Wirken ins<br />

Pflichtenheft von Schulleitungsmitglie<strong>der</strong>n gehört.<br />

2 Beurteilung des Moduls aus Sicht <strong>der</strong> involvierten Personen<br />

In den folgenden Kapiteln wird die Beurteilung des Moduls aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden, <strong>der</strong><br />

Lehrkräfte, des Modulverantwortlichen, <strong>der</strong> Schulleitung und von zwei Praxisvertretern wie<strong>der</strong>gegeben.<br />

Es wurden zwei Schulklassen mit insgeamt 30 Lernenden, vier Wirtschaftslehrkräfte,<br />

zwei Lehrkräfte des Fachs „Angewandte Wirtschaftsinformatik“ und <strong>der</strong> Modulverantwortliche<br />

schriftlich und mündlich befragt. Bei einer Lehrkraft des Fachs „Angewandte Wirtschaftsinformatik“<br />

handelt es sich gleichzeitig um die Prorektorin. Der Rektor und <strong>der</strong> Personalleiter<br />

<strong>der</strong> Bank Coop wurden interviewt. Eine Personalentwicklerin <strong>der</strong> Bank Coop,<br />

welche die Berufspraktika in <strong>der</strong> Bank Coop organisiert, wurde überdies schriftlich befragt.<br />

Die in <strong>der</strong> Folge aufgeführten Themenbereiche wurden nicht immer mit allen<br />

Personengruppen besprochen.<br />

2.1 Erreichung <strong>der</strong> Ziele in Bezug auf Fach-, Methoden- und Sozialkompetenzen<br />

Ein Teil <strong>der</strong> Ziele wurde aus Sicht <strong>der</strong> meisten Lernenden gut bis sehr gut erreicht. Konkret<br />

handelt es sich dabei um die Ziele „Bewerbungsunterlagen erstellen und überprüfen“, „sich<br />

auf Erwartungen und Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Arbeitswelt einstellen“ sowie „situationsgerechtes<br />

Auftreten resp. über angepasste Umgangsformen verfügen“. Die Ziele „Produkte und Dienstleistungen<br />

des Praktikumsbetriebs kennen“, „Arbeitsabläufe kennen und analysieren“ sowie<br />

„Ansprechende Dokumentationen erstellen“ wurden von den Lernenden mehrheitlich mit<br />

„mittelmässig“, „gut“ o<strong>der</strong> „sehr gut“ beurteilt, wobei die meisten Schülerinnen und Schüler<br />

die Kategorie „gut“ ausgewählt haben. Ein differenzierteres Bild zeigte sich bei den Leistungszielen<br />

„Markt des Praktikumsbetriebs beschreiben“, „Vernetzung des Praktikumsbetriebs<br />

mit seiner Umwelt kennen“ und „schulisches Wissen in <strong>der</strong> berufspraktischen Anwendung<br />

konkretisieren“. Beim Ziel „Markt des Praktikumsbetriebs beschreiben“ wählten sieben<br />

Lernende die Kategorie „sehr gut erreicht“, 13 Schülerinnen und Schüler die Kategorie „gut<br />

erreicht“, drei Lernende die Kategorie „mittelmässig erreicht“ und fünf Schülerinnen und<br />

Schüler die Kategorie „schlecht erreicht“. Zwei Lernende, welche bei <strong>der</strong> Sozialversiche-<br />

76


Unternehmensanalyse mit integriertem Berufspraktikum – Wirtschaftsmittelschule Basel<br />

rungsanstalt des Kantons Aargau gearbeitet haben, gaben an, dass ihr Praktikumsbetrieb überhaupt<br />

keinen Markt habe. Sie wählten deshalb die Kategorie „gar nicht erreicht“. Das Ziel<br />

„Vernetzung des Praktikumsbetriebs mit seiner Umwelt kennen“ haben fünf Lernende sehr<br />

gut erreicht, sechs Schülerinnen und Schüler gut erreicht, 11 Lernende mittelmässig erreicht,<br />

6 Lernende schlecht erreicht und zwei Schülerinnen und Schüler gar nicht erreicht. Für das<br />

schlechte Erreichen dieser beiden Leistungsziele nannten zwei Lernende Gründe: Eine Schülerin<br />

wies darauf hin, dass sie von den Mitarbeitern trotz Nachfragen nicht über den Markt<br />

und die Umwelt des Praktikumsbetriebs informiert worden sei. Ein Lernen<strong>der</strong> begründete das<br />

nicht vollständige Erreichen <strong>der</strong> Ziele damit, dass er in einer sehr kleinen Gärtnerei ! mit unübersichtlichem<br />

Markt und unübersichtlicher Umwelt ! gearbeitet habe. Den Lernenden ist es<br />

letztlich auch unterschiedlich gut gelungen, ihr schulisches Wissen im Praktikumsbetrieb anzuwenden.<br />

Fünf Lernenden ist dies sehr gut gelungen, acht Lernenden gut und zehn Schülerinnen<br />

und Schülern mittelmässig gut. Drei Lernende sind <strong>der</strong> Meinung, dass sie das schulische<br />

Wissen nur schlecht anwenden konnten und vier Lernenden sind <strong>der</strong> Ansicht, dass ihnen<br />

dies überhaupt nicht gelungen sei. Lernende, die dieses Ziel nur schlecht o<strong>der</strong> gar nicht erreichen<br />

konnten, begründeten dies unterschiedlich:<br />

„Kenntnisse aus <strong>der</strong> Schule anzuwenden, war gar nicht möglich, da in meinem Praktikumsbetrieb<br />

alles an<strong>der</strong>s läuft.“<br />

„Ich musste mit Vorlagen arbeiten, in welche man nur den Namen und das Datum eingeben<br />

musste. Ich konnte das in <strong>der</strong> Schule Gelernte deshalb gar nicht anwenden.“<br />

„In grossen Unternehmen ist alles schon vordokumentiert, d. h. es bestehen Vorlagen.<br />

Bei Buchungen muss man beispielsweise nur noch Zahlen in den Computer eingeben.“<br />

„Die in <strong>der</strong> Schule erworbenen Kenntnisse konnte ich nicht anwenden, da die Arbeit<br />

eher monoton war und darin bestand, Daten in den Computer einzugeben, Briefe zu<br />

schreiben und Kopien zu machen.“<br />

„Da ich nicht im Kerngeschäft, son<strong>der</strong>n in <strong>der</strong> Personalentwicklung des Praktikumsbetriebs<br />

tätig war, konnte ich die Theorie aus den Wirtschaftsfächern kaum anwenden.“<br />

Das Nicht-Erreichen o<strong>der</strong> schlechte Erreichen von Leistungszielen ist bei einzelnen Lernenden<br />

auch darauf zurückzuführen, dass sie im Rahmen des Praktikums nicht entsprechend geför<strong>der</strong>t<br />

worden sind. So wiesen einzelne Schülerinnen und Schüler im Klasseninterview beispielsweise<br />

darauf hin, dass sie während dem ganzen Praktikum nur zuschauen o<strong>der</strong> unqualifizierte<br />

Arbeiten (z. B. Kopieren, Kaffee machen) verrichten durften:<br />

„Ich musste laufend Briefe schreiben, wobei die Briefe eigentlich schon vorgeschrieben<br />

waren. Ich musste nur noch die Adresse und das Datum än<strong>der</strong>n. Es fehlte während dem<br />

Praktikum an Inhalten, und ich wurde überhaupt nicht herausgefor<strong>der</strong>t.“<br />

„Die Praktikumsbetreuer haben mir Dinge erzählt und ich durfte ihnen bei ihrer Arbeit<br />

zuschauen. Teilweise haben sie mich auch selber etwas arbeiten lassen. Das Praktikum<br />

war sehr theoretisch.“<br />

„Ich habe während <strong>der</strong> ganzen Praktikumszeit nur telefoniert. Ich musste Kunden eine<br />

neue Produktepalette vorstellen.“<br />

„Man hat mir kurz erzählt, was die Abteilung macht. Mir wurde keine Arbeit gegeben,<br />

ich musste einfach zuschauen. Es gab Tage, da habe ich nichts an<strong>der</strong>es gemacht als<br />

zugeschaut.“<br />

„Mir wurde die Abteilung kurz vorgestellt und ich durfte dann den Mitarbeitern bei<br />

ihrer Arbeit zuschauen und mir Notizen machen. Nach drei Tagen fragte ich nach eigener<br />

Arbeit. Ich musste dann PET-Flaschen entsorgen, Kaffeerahm einkaufen gehen,<br />

Lampen auswechseln und Dossiers ablegen. Ab und zu durfte ich auch Telefonanrufe<br />

entgegennehmen und weiterverbinden.“<br />

77


Teil II: Fallstudien zum Betriebspraktikum und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

Die Lernenden wünschten sich, dass die Schule die Betriebe und Praktikumsbetreuer besser<br />

darüber informieren würde, dass es sich um ein Wirtschaftspraktikum handle und die Schü<br />

lerinnen und Schüler entsprechend kaufmännische Tätigkeiten ausüben dürfen sollten.<br />

Aus Sicht <strong>der</strong> Lehrkräfte konnten die Ziele „Bewerbungsunterlagen erstellen und überprüfen“,<br />

„Produkte und Dienstleistungen des Praktikumsbetriebs kennen“, „schulisches Wissen<br />

in <strong>der</strong> berufspraktischen Anwendung konkretisieren“ sowie „situationsgerechtes Auftreten<br />

resp. über angepasste Umgangsformen verfügen“ gut bis sehr gut erreicht werden. Zwischen<br />

„mittelmässig“, „gut“ und „sehr gut“ beurteilten die Lehrkräfte die Leistungsziele „sich auf<br />

Erwartungen und Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Arbeitswelt einstellen“, „Markt des Praktikumsbetriebs<br />

beschreiben“, „Vernetzung des Praktikumsbetriebs mit seiner Umwelt kennen“ sowie „Ansprechende<br />

Dokumentationen erstellen“. Das Erreichen des Ziels „Arbeitsabläufe kennen und<br />

analysieren“ wurde nur von drei Wirtschaftslehrkräften beurteilt. Zwei davon erachteten das<br />

Ziel als gut und eine Lehrkraft als schlecht erreicht. Die restlichen Lehrkräfte antworteten mit<br />

„weiss nicht“. Für das unvollständige Erreichen von Leistungszielen wurden von den Lehrkräften<br />

unterschiedliche Gründe genannt: Mängel im Arbeitsverhalten <strong>der</strong> Schülerinnen und<br />

Schüler, zu kurze Praktikumsdauer sowie ! mit Letzterem verbunden ! das Ausführen isolierter,<br />

nicht zusammenhängen<strong>der</strong> Arbeiten im Praktikumsbetrieb. Im Zusammenhang mit dem<br />

Ziel „ansprechende Dokumentationen erstellen“ wies eine Lehrkraft darauf hin, dass sich die<br />

Lernenden zu stark an den schulischen Vorgaben ausgerichtet hätten und wenig kreativ geworden<br />

seien. Sie wünscht sich, dass den Schülerinnen und Schülern diesbezüglich in<br />

<strong>Zukunft</strong> mehr Freiraum zugestanden wird.<br />

Ein Vergleich <strong>der</strong> Antworten <strong>der</strong> Lernenden und <strong>der</strong> Lehrkräfte macht deutlich, dass die<br />

Lernzielerreichung hinsichtlich einiger Leistungsziele unterschiedlich beurteilt wurde. Die<br />

Lernenden beurteilten die Erreichung <strong>der</strong> Leistungsziele „sich auf Erwartungen und<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Arbeitswelt einstellen“ und „Arbeitsabläufe kennen und analysieren“<br />

positiver als die Lehrkräfte. Gerade umgekehrt verhält es sich bei den Zielen „Produkte und<br />

Dienstleistungen des Praktikumsbetriebs kennen“, „Markt des Praktikumsbetriebs<br />

beschreiben“ und „Vernetzung des Praktikumsbetriebs mit seiner Umwelt kennen“. Deutlich<br />

besser als die Lernenden beurteilten die Lehrkräfte auch die Erreichung des Ziels „schulisches<br />

Wissen in <strong>der</strong> berufspraktischen Anwendung konkretisieren“. Die Unterschiede in den<br />

Beurteilungen lassen sich nicht erklären. Bei Leistungszielen, welche sich in erster Linie auf<br />

das Praktikum beziehen, macht es jedoch Sinn, den Einschätzungen <strong>der</strong> Lernenden eine<br />

grössere Bedeutung beizumessen. Dies, da die befragten Lehrkräfte die Lernenden nur ein<br />

Mal während ihrem Praktikum besucht haben.<br />

Gemäss den Angaben einer Lehrperson konnten sich die Lernenden ! über die im Kapitel 1.3<br />

<strong>der</strong> Fallstudie aufgeführten Leistungsziele hinaus ! durch das Modul auch hinsichtlich Genauigkeit<br />

und präzisem Arbeiten verbessern.<br />

2.2 Authentizität<br />

Im Rahmen des Klasseninterviews wiesen sieben Lernende darauf hin, dass ihnen das Modul<br />

neue Erfahrungen, einen Einblick in die Praxis resp. die Arbeitswelt und Berufserfahrungen<br />

ermöglichte. Auch in <strong>der</strong> schriftlichen Befragung erwähnten ein paar Lernende den Bezug zur<br />

Praxis mit lobenden Worten:<br />

„Ich habe einen sehr tollen Einblick in die Hotelbranche gewinnen können. Ich habe<br />

viele Erfahrungen sammeln können.“<br />

„Das Praktikum ist eine sehr positive Erfahrung, die je<strong>der</strong> Schüler und jede Schülerin<br />

von <strong>der</strong> Arbeitswelt machen sollte.“<br />

78


Unternehmensanalyse mit integriertem Berufspraktikum – Wirtschaftsmittelschule Basel<br />

„Das Praktikum ist eine gute Sache. Es erleichtert den Einstieg ins Berufsleben sehr.<br />

Man sammelt Erfahrungen.“<br />

„Man sieht einmal wie das Arbeitsklima ist und hat mit Mitarbeitern zu tun.“<br />

An<strong>der</strong>e Schülerinnen und Schüler äusserten sich kritisch, wobei sie immer mit <strong>der</strong> Dauer des<br />

Praktikums argumentierten:<br />

„Die Dauer des Praktikums ist zu kurz, um wirklich Einsicht in das Geschäftsleben zu<br />

erlangen.“<br />

„Das Praktikum dauert zu wenig lange, um einen Einblick zu gewinnen.“<br />

„Es war zu kurz, um richtig in die Unternehmung (Abteilung) eingeführt zu werden.“<br />

Die Lehrkräfte beurteilten den Praxisbezug fast ausschliesslich zwischen gut und sehr gut.<br />

Eine Lehrkraft wies darauf hin, dass <strong>der</strong> Praxisbezug resp. <strong>der</strong> Einblick in die Praxis je nach<br />

Praktikumsbetrieb unterschiedlich gross sei und beurteilte die Frage deshalb innerhalb einer<br />

Bandbreite von mittelmässig bis sehr gut. Im Gespräch äusserten sich einzelne Lehrkräfte kritischer<br />

zum Praxisbezug:<br />

„Der Einblick in die Praxis ist je nach Betrieb sehr unterschiedlich. Als Wirtschaftslehrkraft<br />

würde ich den fachlichen Einblick als eher beschränkt beurteilen, da die Lernenden<br />

in <strong>der</strong> Regel keine qualifizierte, son<strong>der</strong>n eher zudienende Arbeiten verrichten.<br />

Dennoch erachte ich das Praktikum als eine sehr gute Erfahrung (z. B. Arbeitsrythmus,<br />

Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit etc.).“<br />

„Die Unternehmen staunen immer, dass unsere Schüler das Office-Paket (Powerpoint,<br />

Excel und Word) so gut kennen und anwenden können. Die Lernenden dürfen deshalb<br />

in diesem Bereich recht selbständig arbeiten. Hinsichtlich an<strong>der</strong>er schulischer Fächer<br />

können die Schüler vielleicht gar nicht so viele praktische Erfahrungen machen, einzig<br />

Buchhaltung wird von den Schülern noch ab und zu genannt.“<br />

„Es ist mehr eine Erfahrung als ein Einblick in die Praxis. Es ist schwierig zu erreichen,<br />

dass die Lernenden wirklich etwas von einem Unternehmen verstehen. Für die<br />

Theorie können sie nicht viel mitnehmen und die betriebswirtschaftliche Anwendung ist<br />

kaum Bestandteil des Praktikums.“<br />

Aus Sicht des Modulverantwortlichen und des Rektors ist <strong>der</strong> Praxisbezug eine beson<strong>der</strong>e<br />

Stärke des Moduls:<br />

„Eine beson<strong>der</strong>e Stärke des Moduls ist die Verbindung von Wirtschaftstheorie und<br />

Wirtschaftspraxis. Die Theorie wird für die Schüler begreifbar und erlebbar. Die Theorie<br />

geht ihnen dann einfacher in den Kopf. Im Betriebswirtschaftsunterricht läuft es<br />

nach dem Praktikum besser, da sie Anknüpfungspunkte haben.“<br />

„Eine bessere Verknüpfung zur Wirtschaftspraxis kann man fast nicht hinkriegen ! es<br />

ist nahezu 1:1. An<strong>der</strong>e Module sind relativ weit weg von <strong>der</strong> Praxis. Beim Praktikum<br />

sind die Lernenden mitten im Geschehen; es ist eine tolle Heranführung an die Praxis.“<br />

Damit den Schülerinnen und Schülern ein möglichst grosser Einblick in die Praxis ermöglicht<br />

wird, sollten gemäss dem Modulverantwortlichen folgende Voraussetzungen erfüllt sein:<br />

! Schriftliches Arbeitsprogramm, welches mit dem Praktikanten vor Beginn des Praktikums<br />

besprochen wird.<br />

! Arbeitsplatz mit kaufmännischer Tätigkeit, möglichst mit wechselnden Inhalten<br />

! Betreuung des Praktikanten am Arbeitsplatz durch fixe Bezugspersonen<br />

! Schriftliches o<strong>der</strong> mündliches Feedback an den Schüler resp. die Schülerin<br />

79


Teil II: Fallstudien zum Betriebspraktikum und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

Letztlich beurteilte auch die Personalentwicklerin <strong>der</strong> Bank Coop den Praxisbezug in <strong>der</strong><br />

schriftlichen Befragung mit „gut“. Eine wichtige Voraussetzung für einen möglichst grossen<br />

Praxisbezug ortet sie darin, dass die Lernenden einen Einblick in mehrere Abteilungen erhalten<br />

und selbständig arbeiten dürfen.<br />

2.3 Selbständigkeit<br />

Bei <strong>der</strong> Frage, inwieweit die Lernenden ihre Arbeiten selbständig planen, durchführen und<br />

kontrollieren konnten, zeigte sich aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden das folgende Bild: Das selbständige<br />

Planen <strong>der</strong> Arbeiten wurde von den Lernenden am Negativsten beurteilt: Vier Lernende<br />

konnten ihre Arbeiten sehr stark selbständig planen, sieben Schülerinnen und Schüler stark.<br />

14 Lernende wählten die Antwortkategorie „mittelmässig“ und fünf Lernende sind <strong>der</strong> Ansicht,<br />

dass sie ihre Arbeiten überhaupt nicht selbständig planen konnten. Die Frage nach dem<br />

selbständigen Durchführen <strong>der</strong> Arbeiten wurde von <strong>der</strong> grossen Mehrheit <strong>der</strong> Lernenden mit<br />

„stark“ resp. „sehr stark“ beurteilt. Hinsichtlich dem selbständigen Kontrollieren zeigte sich<br />

wie<strong>der</strong>um ein differenzierteres Bild. So wählten drei Lernende die Antwortkategorie „sehr<br />

stark“, 16 Lernende die Kategorie „stark“ und sechs Schülerinnen und Schüler die Kategorie<br />

„mittelmässig“. Eine Schülerin beurteilte das selbständige Kontrollieren von Arbeiten zwischen<br />

mittelmässig und stark. Drei Lernende wählten in Bezug auf das selbständige Kontrollieren<br />

die Kategorie „schwach“ und ein Lernen<strong>der</strong> ist <strong>der</strong> Ansicht, dass er seine Arbeiten<br />

überhaupt nicht selbständig kontrollieren konnte. Im Klasseninterview sprach ein Schüler die<br />

Selbständigkeit an, indem er die Übernahme von Verantwortung als beson<strong>der</strong>e Stärke des<br />

Moduls bezeichnete.<br />

Aus Sicht <strong>der</strong> Lehrkräfte zeigte sich ein ähnliches, aber negativeres Bild: Das selbständige<br />

Planen <strong>der</strong> Arbeiten wurde von einer Lehrkraft mit „schwach“ beurteilt. Eine an<strong>der</strong>e<br />

Lehrkraft ist <strong>der</strong> Ansicht, dass die Lernenden ihre Arbeiten überhaupt nicht selbständig<br />

planen konnten. Die restlichen vier Lehrkräfte wählten die Antwortkategorie „weiss nicht“. In<br />

Bezug auf das selbständige Durchführen von Arbeiten urteilten die Lehrkräfte positiver. Drei<br />

Lehrkräfte sind <strong>der</strong> Meinung, dass die Lernenden ihre Arbeiten stark selbständig durchführen<br />

konnten. Eine Lehrkraft wählte die Antwortkategorie „mittelmässig“. Zwei Lehrkräfte gaben<br />

an, es nicht zu wissen. Das selbständige Kontrollieren von Arbeiten beurteilten zwei<br />

Lehrkräfte mit schwach. Die restlichen vier Lehrkräfte wählten die Antwortkategorie „weiss<br />

nicht“. Im Gespräch wies eine Wirtschaftslehrkraft darauf hin, dass es vereinzelt Praktika gab,<br />

bei welchen die Lernenden während <strong>der</strong> ganzen drei Wochen nur zuschauen durften. Die<br />

Lehrkräfte führten hierfür folgende Gründe an:<br />

„Die Praktikumsbetreuer sind davon ausgegangen, dass dies ihre Aufgabe sei.“<br />

„Die Verantwortlichen in den Betrieben haben sich nicht die Mühe gemacht, um für die<br />

Praktikanten ein Programm aufzustellen.<br />

Die Personalentwicklerin <strong>der</strong> Bank Coop beurteilte die Selbständigkeit <strong>der</strong> Lernenden<br />

ähnlich wie die Lernenden selbst. Sie beurteilte die Selbständigkeit bei <strong>der</strong> Planung und Kontrolle<br />

<strong>der</strong> Arbeiten mit „mittelmässig“ und das selbständige Durchführen <strong>der</strong> Arbeiten mit<br />

„stark“. Sie wies überdies darauf hin, dass selbständiges Arbeiten in einer Bank nicht in allen<br />

Abteilungen (z. B. Handel, Asset Management) möglich sei. Diese Aussage wird vom Personalleiter<br />

<strong>der</strong> Bank Coop bestätigt. Eine grosse Selbständigkeit attestiert <strong>der</strong> Personalleiter<br />

sämtlichen Tätigkeiten, wo es darum geht, das Office Paket einzusetzen (z. B. Adressän<strong>der</strong>ungen<br />

erfassen, interne und externe Korrespondenz führen, Excel-Tabellen und graphische<br />

Darstellungen erstellen, Reportings erstellen).<br />

80


Unternehmensanalyse mit integriertem Berufspraktikum – Wirtschaftsmittelschule Basel<br />

2.4 Integration in den Schulalltag<br />

Bei <strong>der</strong> Frage, wie gut das Modul in den Schulalltag eingebettet gewesen sei, interessierte,<br />

ob die Wahl des Semesters, die Dauer und <strong>der</strong> Einbau in den Stundenplan als zweckmässig<br />

erachtet wurden. Die Lernenden beurteilten die Frage grossmehrheitlich mit gut. Vier Lernende<br />

sind <strong>der</strong> Ansicht, dass das Modul sehr gut eingebettet war, 19 Lernende wählten die<br />

Antwortkategorie „gut“, fünf Lernende erachten die Einbettung in den Schulalltag als mittelmässig<br />

gut und zwei Lernende als schlecht. Die Lehrkräfte und <strong>der</strong> Modulverantwortliche<br />

beurteilten die Einbettung in den Schulalltag ebenfalls mehrheitlich positiv. Vier Lehrkräfte<br />

sind <strong>der</strong> Ansicht, dass das Modul sehr gut eingebettet war, eine Lehrkraft und <strong>der</strong> Modulverantwortliche<br />

antworteten mit „gut“ und eine Lehrkraft wählte die Antwortkategorie<br />

„schlecht“.<br />

Hinsichtlich des Zeitpunkts äusserte sich eine Lernende sowohl in <strong>der</strong> schriftlichen Befragung<br />

wie auch im Klasseninterview wie folgt:<br />

„Den Zeitpunkt des Praktikums vor den Sommerferien finde ich nicht gut, weil man<br />

nach den Sommerferien den Praktikumsbericht schreiben sollte und über die Sommerferien<br />

viel vergessen geht.“<br />

Die Schülerin wünschte sich, dass das Praktikum zu Beginn des vierten Semesters stattfinden<br />

und das Verfassen des Praktikumsberichts gleich daran anschliessen würde. Ein an<strong>der</strong>er<br />

Schüler erachtet den Zeitpunkt als sehr gut gewählt. Dies, da das Praktikum am Ende des<br />

Semesters einen guten Übergang zu den Ferien ermögliche. Öfter als den Zeitpunkt<br />

kritisierten Lernende die Dauer des Praktikums (vgl. Kapitel 2.2 <strong>der</strong> Fallstudie):<br />

„Die Dauer des Praktikums ist zu kurz, um wirklich Einsicht in das Geschäftsleben zu<br />

erlangen.“<br />

„Das Praktikum dauert zu wenig lange, um einen Einblick zu gewinnen.“<br />

„Es war zu kurz, um richtig in die Unternehmung (Abteilung) eingeführt zu werden.<br />

„Die Zeitdauer ist zu kurz, nach 3 Wochen ist man erst eingearbeitet.“<br />

„Duch die kurze Dauer ist das Praktikum oberflächlich.“<br />

„In <strong>der</strong> kurzen Zeit kann man kaum selbständig arbeiten.“<br />

„Wir stehen in Konkurrenz zu den KV-Lehrlingen. Es wäre deshalb gut, wenn wir mehr<br />

Praxis erfahren könnten.“<br />

Entsprechend diesen Wortmeldungen fänden diese Schülerinnen und Schüler eine Praktikumsdauer<br />

von sechs bis acht Wochen ideal. Vor dem Hintergrund dieser Resultate erstaunt<br />

es, dass von den insgesamt 30 Lernenden nur ein einziger Schüler das Praktikum während den<br />

Sommerferien verlängerte.<br />

Neben den zahlreichen Lernenden, welche die Praktikumsdauer als zu kurz beurteilten, war<br />

das dreiwöchige Praktikum für einen Schüler zu lange. Er begründete seine Einschätzung damit,<br />

dass er oft keine Arbeit hatte. Im Klasseninterview vertrat ein Schüler überdies die Meinung,<br />

dass die Beurteilung <strong>der</strong> Praktikumsdauer sehr stark davon abhänge, wie gut es einem<br />

im Praktikum gefallen habe.<br />

Auch eine Wirtschaftslehrkraft erwähnte im Gespräch, dass die Zeitdauer von drei Wochen<br />

zu kurz ist:<br />

„Aufgrund <strong>der</strong> kurzen Zeitdauer von drei Wochen hat es nicht gereicht, tiefer in die<br />

Materie einzusteigen und mehr Verantwortung zu übernehmen. Es ist für Unternehmen<br />

schwierig, die Schüler in dieser kurzen Zeitdauer einzuarbeiten. Nach drei Wochen können<br />

sie es vielleicht, dann gehen sie aber wie<strong>der</strong>.“<br />

81


Teil II: Fallstudien zum Betriebspraktikum und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

Aus diesem Grund weist die Wirtschaftslehrkraft die Lernenden in <strong>der</strong> Bewerbungsphase<br />

jeweils darauf hin, dass sie sich für vier bis fünf Wochen bewerben sollen. Nicht zuletzt auch<br />

deshalb, da sich dadurch die Chance, einen Praktikumsplatz zu finden, in <strong>der</strong> Regel erhöht.<br />

Der Rektor wies darauf hin, dass das Praktikum zukünftig auf vier Wochen verlängert werde.<br />

Dies, da auch die Rückmeldungen <strong>der</strong> Wirtschaftspraxis dahingehend gewesen sind, dass drei<br />

Wochen zu kurz seien. Überdies erscheint das Praktikum dem Rektor auch deshalb zu kurz,<br />

da es in eine zeitintensive Vor- (Bewerbunsphase, Unternehmensanalyse resp. Erstellen des<br />

„Fact Sheets“) und Nachbereitung (Verfassen des Praktikumsberichts) eingebettet ist. Die<br />

vierte Woche des Praktikums wird zukünftig in den Sommerferien stattfinden, da es nicht<br />

möglich ist, den Schülern mehr als drei Wochen schulfreie Zeit für das Praktikum zur Verfügung<br />

zu stellen.<br />

Schliesslich wies auch <strong>der</strong> Personalleiter <strong>der</strong> Bank Coop auf den Umstand hin, dass die<br />

Praktikumsdauer von drei Wochen zu kurz ist:<br />

„Die Zeit ist zu kurz. Die drei Wochen sind schnell vorbei, insbeson<strong>der</strong>e auch deshalb,<br />

da das Praktikum bei uns in <strong>der</strong> Regel zweigeteilt ist. Wir versuchen die Praktika so<br />

auszurichten, dass die Praktikanten während ca. eineinhalb Wochen an <strong>der</strong> Front und<br />

während den restlichen eineinhalb Wochen in einer Backoffice-Abteilung arbeiten können.<br />

Wenn man den Praktikanten etwas Komplexes lehren möchte, dann ist einfach die<br />

Effizienz nicht mehr gegeben. Die kurzen Einsatzzeiten führen zu einer Begrenzung <strong>der</strong><br />

Möglichkeiten.“<br />

Auch er wünschte sich eine Verlängerung des Praktikums um mindestens eine Woche:<br />

„Persönlich fände ich eine längere Praktikumszeit besser. Die Praktikanten wären dadurch<br />

eher in <strong>der</strong> Lage selbständig zu arbeiten und unsere Mitarbeiter würden dadurch<br />

auch etwas entlastet. Ein längeres Praktikum wäre auch für die Schüler wertvoll.“<br />

Kein einheitliches Bild zeigte sich in Bezug auf die Beurteilung <strong>der</strong> Vor- und<br />

Nachbereitung des Praktikums im Unterricht durch die Lernenden. So ist ungefähr die<br />

Hälfte <strong>der</strong> Lernenden <strong>der</strong> Meinung, dass sie mittelmässig bis gut auf das Praktikum<br />

vorbereitet wurden, während die an<strong>der</strong>e Hälfte von einer schlechten o<strong>der</strong> sogar überhaupt<br />

keiner Vorbereitung sprach. In Bezug auf die Nachbereitung des Praktikums im Unterricht<br />

zeigte sich ein ähnliches Bild: Die Hälfte <strong>der</strong> Lernenden sind <strong>der</strong> Ansicht, dass ihre<br />

praktischen Erfahrungen mittelmässig, gut, teilweise sogar sehr gut in den Unterricht<br />

aufgenommen wurden, während <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Teil <strong>der</strong> Lernenden <strong>der</strong> Meinung ist, dass die<br />

Nachbereitung schlecht war o<strong>der</strong> überhaupt nicht stattgefunden habe. Im Zusammenhang mit<br />

<strong>der</strong> Vorbereitung auf das Praktikum wurden die Lernenden gefragt, als wie wichtig sie die<br />

Analyse des Praktikumsbetriebs resp. das Erstellen des „Fact Sheets“ erachten würden.<br />

Während ungefähr die Hälfte <strong>der</strong> Lernenden diese Analyse für wichtig empfindet, haben die<br />

restlichen Schülerinnen und Schüler die Antwortkategorien „mittelmässig wichtig“, „eher<br />

nicht wichtig“ und „gar nicht wichtig“ gewählt. Bezüglich <strong>der</strong> Wichtigkeit des Verfassens des<br />

Praktikumsberichts zeigte sich ein breiteres Bild: Drei Lernende wählten die<br />

Antwortkategorie „sehr wichtig“ und sechs Schülerinnen und Schüler die Kategorie<br />

„wichtig“. 11 Lernende beurteilten das Erstellen eines Praktikumsberichts als mittelmässig<br />

wichtig. Sechs resp. vier Schülerinnen und Schüler erachteten das Verfassen des Praktikumsberichts<br />

als eher nicht wichtig resp. gar nicht wichtig.<br />

Die Lernenden äusserten sich auch im Klasseninterview zur Vor- und Nachbereitung des<br />

Praktikums. Einzelne Lernende lobten die gute Vorbereitung in <strong>der</strong> Bewerbungsphase. Die<br />

Schülerinnen und Schüler schätzten es, dass ihnen gezeigt wurde, was ein gutes Bewerbungsdossier<br />

beinhaltet und dass sie Adressen von möglichen Praktikumsbetrieben erhalten haben.<br />

Im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Adressliste wurde allerdings bemängelt, dass diese nicht aktuell<br />

82


Unternehmensanalyse mit integriertem Berufspraktikum – Wirtschaftsmittelschule Basel<br />

gewesen sei. So wollten einige Unternehmen beispielsweise keinen Praktikanten anstellen,<br />

obwohl diese Unternehmungen auf <strong>der</strong> Liste aufgeführt waren. Positiv äusserten sich einzelne<br />

Lernende auch über die Hilfestellung von Seiten <strong>der</strong> Schulleitung beim Bewerben, da es für<br />

sie schwierig war, einen Praktikumsplatz zu finden. Hinsichtlich dem Erstellen des „Fact<br />

Sheets“ und des Praktikumsberichts äusserten sich diverse Lernende negativ. Gewisse Lernende<br />

hätten tendenziell am Liebsten auf das Erstellen des „Fact Sheets“ verzichtet. Es wurden<br />

die folgenden Kritikpunkte genannt:<br />

„Das Erstellen des ‚Fact Sheets’ ist unnötig, da es bereits Bestandteil des Praktikumsberichts<br />

ist. Zudem ist es selbstverständlich, dass man sich vor dem Praktikum über den<br />

Praktikumsbetrieb informiert.“<br />

„Um im Praktikumsbetrieb arbeiten zu können, habe ich die Informationen aus dem<br />

‚Fact Sheet’ gar nicht benötigt.“<br />

„Das Erstellen des ‚Fact Sheets’ war zum Teil schwierig, da die Informationen auf dem<br />

Internet veraltet waren o<strong>der</strong> gar keine Informationen auf dem Internet aufgeführt waren.<br />

Wir mussten die Informationen dann bei den Betrieben direkt einholen.“<br />

„Die Zeit zum Erstellen des ‚Fact Sheets’ war zu knapp. Wir erhielten den Auftrag erst<br />

wenige Wochen vor dem Praktikum.“<br />

„Die Lehrkräfte machten uns in Bezug auf das ‚Fact Sheet’ Vorgaben, welche wir je<br />

nach Betrieb gar nicht erfüllen konnten. Gewisse Fragen konnten wir gar nicht beantworten.<br />

Die Lehrkräfte hätten in Bezug auf die Vorgaben stärker nach <strong>der</strong> Art und<br />

Grösse des Praktikumsbetriebs unterscheiden sollen.“<br />

„Ich erachte das Verfassen eines ‚Fact Sheets’ als unnötig. Wir mussten in diesem Bericht<br />

das Unternehmen beschreiben. Aber die Unternehmung weiss selber ja eigentlich<br />

am besten, was sie macht.“<br />

„Die Lehrkräfte haben das ‚Fact Sheet’ gar nicht richtig gelesen. In meiner Arbeit stehen<br />

keine Korrekturen o<strong>der</strong> Verbesserungsvorschläge. Bei zwei an<strong>der</strong>en Schülern hatte<br />

es offensichtliche Fehler, die nicht markiert worden sind.“<br />

„Das ‚Fact Sheet’ sollte nicht benotet werden.“<br />

Die Rückmeldungen zum Verfassen des Praktikumsberichts sind ähnlich. So nannten die Lernenden<br />

folgende Kritikpunkte:<br />

„Während dem Praktikum stellt das Erstellen des Praktikumsberichts einen grossen<br />

Stress dar. Man kann sich gar nicht richtig auf das Praktikum konzentrieren, weil man<br />

vorzu sicherstellen muss, dass man nichts Wichtiges für den Praktikumsbericht vergisst.<br />

Eigentlich sollte es während dem Praktikum doch um uns gehen und nicht um die<br />

Schule.“<br />

„Es besteht die Gefahr, dass man eine schlechte Note für den Praktikumsbericht erhält,<br />

wenn man während dem Praktikum nur schlechte Erfahrungen gemacht hat.“<br />

„Ich erachte das Verfassen eines Praktikumsberichts als unnötig. Wir mussten im Bericht<br />

das Unternehmen beschreiben (‚Fact Sheet’). Aber die Unternehmung weiss<br />

selber ja eigentlich am besten, was sie macht.“<br />

„Praktikumsbetreuer lesen den Bericht nicht. Sie interessieren sich nicht für den Praktikumsbericht.“<br />

„Der Praktikumsbericht ist unnötig. Niemand interessiert sich dafür.“<br />

„Der Praktikumsbericht ist zu umfassend. Er entspricht nahezu einer Maturaarbeit.“<br />

„Analog zum ‚Fact Sheet’ sollten auch im Praktikumsbericht je nach Praktikumsbetrieb<br />

unterschiedliche Fragen beantwortet werden müssen.“<br />

„Der Praktikumsbericht sollte nicht benotet werden.“<br />

83


Teil II: Fallstudien zum Betriebspraktikum und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

Ein Teil <strong>der</strong> Lernenden, welche sich negativ zum Praktikumsbericht äusserten, wünschte sich,<br />

dass <strong>der</strong> Praktikumsbericht ersetzt würde. Die Lernenden machten konkrete Vorschläge:<br />

! Vorträge von 15 bis 20 Minuten über den Praktikumsbetrieb im Unterricht<br />

! Reflexion über die Erfahrungen im Praktikum in einem persönlichen Praktikumsjournal<br />

! Feedbackrunde im Betrieb und/o<strong>der</strong> im Unterricht<br />

Der an<strong>der</strong>e Teil <strong>der</strong> Lernenden möchte den Praktikumsbericht nicht vollständig missen. Er<br />

sollte allerdings kürzer ausfallen dürfen, d. h. es wäre ideal, wenn im Praktikumsbericht lediglich<br />

grob aufgezeigt werden müsste, welche Tätigkeiten ausgeführt wurden.<br />

In Bezug auf die Vorbereitung auf das Praktikum im Unterricht gehen auch die Meinungen<br />

<strong>der</strong> Lehrkräfte auseinan<strong>der</strong>. So wurde die Vorbereitung auf das Praktikum von den zwei<br />

Lehrpersonen des Fachs „Angewandte Wirtschaftsinformatik“ als sehr gut und von einer<br />

Wirtschaftslehrkraft als gut beurteilt. Zwei Wirtschaftslehrpersonen sind <strong>der</strong> Meinung, dass<br />

die Vorbereitung im Unterricht mittelmässig gut war und eine Wirtschaftslehrkraft wählte die<br />

Antwortkategorie „schlecht“. Bezüglich dem „Fact Sheet“ äusserten sich die Lehrkräfte<br />

durchwegs sehr positiv. Auch <strong>der</strong> Modulverantwortliche und <strong>der</strong> Rektor beurteilten das Erstellen<br />

eines „Fact Sheets“ als wichtig resp. sehr wichtig. Eine Wirtschaftslehrkraft wies im<br />

Gespräch allerdings darauf hin, dass den Schülerinnen und Schülern seiner Klasse zu wenig<br />

Zeit für das Erstellen des „Fact Sheets“ zur Verfügung gestanden sei. Die Lehrkraft räumte<br />

ein, dass sie den Zeitaufwand unter- und die Leistungen <strong>der</strong> Lernenden überschätzt hätte.<br />

Auch <strong>der</strong> Modulverantwortliche sieht in Bezug auf die Vorbereitung <strong>der</strong> Lernenden noch<br />

Handlungsbedarf:<br />

„Die Vernetzung aus Theorie und Praxis wurde von den Lehrkräften noch nicht immer<br />

mit dem nötigen Nachdruck gemacht. Ich hätte den Wunsch, dass die Unternehmensanalyse<br />

noch stärker in den Vor<strong>der</strong>grund gerückt wird. Wir wollten eigentlich, dass die<br />

Schüler neben <strong>der</strong> Unternehmung auch <strong>der</strong>en Umwelt anschauen. Dieser Aspekt wurde<br />

von Seiten <strong>der</strong> Lehrkräfte oft noch zu wenig beachtet und gewichtet.“<br />

Die Lehrkräfte beurteilten die Nachbereitung des Praktikums im Unterricht positiver als<br />

die Lernenden. So sind fünf Lehrkräfte <strong>der</strong> Ansicht, dass die praktischen Erfahrungen gut im<br />

Unterricht aufgenommen worden sind. Eine Lehrkraft beurteilte die Nachbereitung im Unterricht<br />

als mittelmässig gut. Dennoch wies eine Wirtschaftslehrkraft in <strong>der</strong> schriftlichen Befragung<br />

darauf hin, dass es interessant wäre, wenn dem Einbau des neu erworbenen Wissens in<br />

den Unterricht noch mehr Beachtung geschenkt würde. Analog zum „Fact Sheet“ wurde auch<br />

das Verfassen eines Praktikumsberichts von den Lehrkräften sehr viel positiver beurteilt als<br />

von den Lernenden. Sämtliche Lehrkräfte wählten in Bezug auf das Erstellen des Praktikumsberichts<br />

die Antwortkategorie „sehr wichtig“. Auch die Personalentwicklerin <strong>der</strong> Bank Coop<br />

findet das Verfassen eines Praktikumsberichts wichtig. Der Rektor erwähnte, dass die Lernenden<br />

zukünftig eventuell während dem Unterricht im Fach „Betriebswirtschaftliche Übungen“<br />

ein wenig Zeit für das Erstellen des Praktikumsberichts erhalten werden. Eine Wirtschaftslehrkraft<br />

und eine Lehrkraft des Fachs „Angewandte Wirtschaftsinformatik“ erzählten im Gespräch<br />

von <strong>der</strong> Nachbereitung in ihrem Unterricht. Sie hätten sich ein bis zwei Lektionen Zeit<br />

genommen, in denen sich die Lernenden gegenseitig von ihren Praktikumserfahrungen berichten<br />

konnten. Die Lernenden sollten durch die Erzählungen möglichst viele<br />

Praktikumsbetriebe kennen lernen, welche sie nach dem Diplom ansprechen können. Anstatt<br />

im Unterricht erfolgte dieser Informationsaustausch bei vielen Klassen bei einem gemeinsamen<br />

Nachtessen. Die Klassenlehrkräfte trafen sich in <strong>der</strong> Regel gegen Ende <strong>der</strong> Praktikumszeit<br />

mit ihren Klassen. Zum Teil waren bei diesen Treffen auch Fachlehrkräfte anwesend.<br />

Die Lehrkräfte beurteilten den Einfluss des Moduls auf die Erreichung <strong>der</strong> schulischen<br />

Leistungsziele mit einer Ausnahme positiv. Vier Lehrkräfte sprachen von einem positiven<br />

84


Unternehmensanalyse mit integriertem Berufspraktikum – Wirtschaftsmittelschule Basel<br />

und eine Lehrkraft von einem sehr positiven Einfluss. Lediglich eine Lehrperson ist <strong>der</strong> Ansicht,<br />

dass das Modul die Erreichung <strong>der</strong> schulischen Leistungsziele nicht beeinflusst habe.<br />

Die Angaben <strong>der</strong> Lernenden, inwieweit das Modul das Interesse und das Verständnis für<br />

den Schulstoff geför<strong>der</strong>t hat, können wie folgt zusammengefasst werden: Ein Lernen<strong>der</strong> ist<br />

<strong>der</strong> Ansicht, dass sein Interesse für den Schulstoff durch das Modul sehr stark geför<strong>der</strong>t<br />

wurde. Bei sieben an<strong>der</strong>en Schülerinnen und Schülern wurde das Interesse für den Schulstoff<br />

durch das Modul stark geför<strong>der</strong>t. Die restlichen Lernenden wählten die Antwortkategorien<br />

„mittelmässig“, „schwach“ und „gar nicht“ geför<strong>der</strong>t. Hinsichtlich <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung des Verständnisses<br />

für den Lernstoff zeigte sich ein negativeres Bild. Drei Lernende sind <strong>der</strong> Meinung,<br />

dass ihr Verständnis für den Lernstoff durch das Modul stark geför<strong>der</strong>t wurde. Die restlichen<br />

Lernenden beurteilten die För<strong>der</strong>ung des Verständnisses für den Lernstoff mit „mittelmässig“<br />

und mit „schwach“ o<strong>der</strong> sind <strong>der</strong> Ansicht, dass das Verständnis gar nicht geför<strong>der</strong>t<br />

wurde. Im Klasseninterview wies ein Schüler darauf hin, dass <strong>der</strong> Schulstoff im Rahmen des<br />

Praktikums überhaupt nicht angewendet werden konnte (vgl. Kapitel 2.1 <strong>der</strong> Fallstudie).<br />

2.5 Betreuung <strong>der</strong> Lernenden<br />

Die Lernenden gaben den Lehrkräften grossmehrheitlich mittelmässige bis sehr gute Noten<br />

in Bezug auf die Betreuung. Drei Lernende beurteilten die Betreuung als schlecht und vier<br />

Lernende sind <strong>der</strong> Ansicht, dass sie von Seiten <strong>der</strong> Lehrkräfte überhaupt nicht betreut worden<br />

seien. Einzelne Lernende diskutierten die Betreuung im Rahmen des Klasseninterviews. Konkret<br />

wurden folgende Kritikpunkte geäussert:<br />

„Die Lehrkräfte haben uns zu wenig gut informiert, insbeson<strong>der</strong>e die Klassenlehrkräfte.“<br />

„Wir haben sehr wenig Hilfestellung von Seiten <strong>der</strong> Lehrkräfte erhalten.“<br />

„Die Lehrkraft ist ein einziges Mal zu einem Mittagessen in den Betrieb gekommen.“<br />

„Nicht alle Schülerinnen und Schüler wurden von einer Lehrkraft im Praktikumsbetrieb<br />

besucht.“<br />

Die Lehrkräfte sind mit ihren Möglichkeiten zur Betreuung <strong>der</strong> Lernenden grossmehrheitlich<br />

zufrieden. Die beiden Lehrkräfte des Fachs „Angewandte Wirtschaftsinformatik“ sind <strong>der</strong><br />

Ansicht, dass sie die Lernenden sehr gut betreuen konnten. Drei Wirtschaftslehrkräfte<br />

beurteilten ihre Betreuungsmöglichkeiten als gut. Eine Wirtschaftslehrperson differenzierte<br />

ihre Antwort wie folgt:<br />

„Die Betreuung <strong>der</strong> Lernenden im Zusammenhang mit dem Verfassen des Praktikumsberichts<br />

gelang mir sehr gut. Die Betreuung <strong>der</strong> Lernenden während dem Praktikum<br />

gelang mir hingegen lediglich mittelmässig, da ich dem Betrieb fern war und die<br />

Lernenden nur ein Mal im Unternehmen besucht habe.“<br />

Die Betreuung durch die Betreuer im Betrieb beurteilten die Lernenden mit grosser Mehrheit<br />

zwischen gut und sehr gut. Nur wenige Lernende gaben an, dass sie schlecht o<strong>der</strong> überhaupt<br />

nicht betreut worden seien. Auch die Personalentwicklerin <strong>der</strong> Bank Coop ist <strong>der</strong> Ansicht,<br />

dass die Schülerinnen und Schüler während dem Praktikum gut betreut werden konnten. In<br />

<strong>der</strong> schriftlichen Befragung äusserten sich ein Teil <strong>der</strong> Schülerinnen und Schüler wie folgt zur<br />

Betreuung durch die Praktikumsbetreuer:<br />

„Das Team war sehr hilfsbereit und es herrschte ein gutes Klima in <strong>der</strong> Abteilung.“<br />

„Ich fühlte mich im Geschäft wie zu Hause, weil ein sehr angenehmes Arbeitsklima<br />

herrschte.“<br />

„Mein Praktikumsbetreuer war gut vorbereitet. Er hatte zuvor schon an<strong>der</strong>e Praktikannten.<br />

Er hat einen Plan erstellt, wann ich was machen werde.“<br />

85


Teil II: Fallstudien zum Betriebspraktikum und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

„Der Betreuer hat während <strong>der</strong> drei Wochen nur ca. 5 Minuten mit mir gesprochen.“<br />

„Die Betreuung war schlecht. In <strong>der</strong> zweiten Woche wurde ich während ca. 10 Minuten<br />

betreut. Ich hatte allerdings nicht den Eindruck, dass sich <strong>der</strong> Praktikumsbetreuer interessierte.“<br />

„Ein negativer Aspekt war, dass sich <strong>der</strong> Arbeitgeber bei Fragen keine Zeit nehmen<br />

wollte und kein Verständnis zeigte.“<br />

Auch im Klasseninterview war die Betreuung durch die Praktikumsbetreuer ein Thema. So<br />

lobten einzelne Schülerinnen und Schüler die Freundlichkeit, das gute Arbeitsklima und den<br />

guten Umgang mit den Praktikanten, während wenige an<strong>der</strong>e Schülerinnen und Schüler die<br />

Betreuung als eine Schwäche des Moduls bezeichneten. Als Kritik führten sie an, dass die<br />

Abteilungen teilweise gar nicht wussten, dass ein Praktikant kommen würde o<strong>der</strong> dass die<br />

Praktikanten mangels Zeit von einem Betreuer zum nächsten weitergereicht worden seien.<br />

Die Lernenden wünschten sich, dass die Schule die Praktikumsbetreuer besser über <strong>der</strong>en<br />

Aufgaben informieren würde. Sie stellen sich vor, dass dies im Rahmen einer Veranstaltung<br />

an <strong>der</strong> Schule erfolgen könnte. Überdies sollten die Schülerinnen und Schüler nach dem Praktikum<br />

ein Ranking <strong>der</strong> verschiedenen Unternehmen machen dürfen.<br />

2.6 Rahmenbedingungen<br />

Die Lehrkräfte sind <strong>der</strong> Meinung, dass sie die Anfor<strong>der</strong>ungen, welche das Modul an sie<br />

stellte, gut bis sehr gut erfüllen konnten. Eine Lehrperson wies allerdings darauf hin, dass sie<br />

in Bezug auf das Beurteilen und Bewerten <strong>der</strong> Schülerarbeiten (Unternehmensanalyse und<br />

Praktikumsbericht) und hinsichtlich <strong>der</strong> Standardisierung <strong>der</strong> Gespräche beim Besuch des<br />

Schülers resp. <strong>der</strong> Schülerin im Betrieb einer Weiterbildung bedürfte. So wünschte sie sich<br />

beispielsweise mehr Vorgaben zur Form und zum Inhalt des „Fact Sheets“ und des Praktikumsberichts.<br />

Eine an<strong>der</strong>e Lehrkraft sieht Weiterbildungsbedarf in Bezug auf die Kenntnis<br />

<strong>der</strong> Wirtschaftspraxis. Der Modulverantwortliche ist <strong>der</strong> Ansicht, dass er den Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

gut gewachsen war. Auch die Personalentwicklerin <strong>der</strong> Bank Coop ist <strong>der</strong> Meinung,<br />

dass sie die Anfor<strong>der</strong>ungen, welche die Organisation <strong>der</strong> Praktika an sie stellte, sehr gut erfüllen<br />

konnte.<br />

Die zeitliche Belastung durch das Modul wurde von keiner Lehrkraft als Problem thematisiert.<br />

Eine Wirtschaftslehrkraft wies sogar darauf hin, dass die zeitliche Belastung überhaupt<br />

kein Problem darstellte:<br />

„Auch wenn man vor dem Praktikum etwas Zusatzarbeit leistet, so gleicht sich das problemlos<br />

aus, da man während dem Praktikum weniger zu tun hat. Während dem Praktikum<br />

macht man ja nur einen Besuch im Praktikumsbetrieb.“<br />

Diese Besuche im Praktikumsbetrieb wurden von einigen Lehrkräften sehr geschätzt, da sie<br />

dadurch selber einen sehr interessanten Einblick in Unternehmen gewinnen und sehr viel lernen<br />

konnten. Überdies erlaubte <strong>der</strong> Besuch im Praktikumsbetrieb, die Lernenden in einem an<strong>der</strong>en<br />

Kontext als <strong>der</strong> Schule zu beobachten und sich dadurch ein viel differenzierteres Bild<br />

<strong>der</strong> Schüler zu machen.<br />

Der Rektor wies auf den sehr grossen zeitlichen Aufwand hin, welches das Modul für die<br />

Gesamtschule darstellt. Dies in erster Linie deshalb, da sehr viele Schülerinnen und Schüler<br />

einen Praktikumsplatz finden müssen. Obwohl bereits ein breites Angebot an Praktikumsplätzen<br />

existiert und sich die Schule erst dann für die Lernenden einsetzt, wenn diese alleine nicht<br />

weiter kommen, ist <strong>der</strong> Aufwand gross. Von Seiten <strong>der</strong> Schulleitung wird sehr viel Zeit in das<br />

Knüpfen neuer Beziehungen zur Wirtschaftspraxis und in die Beziehungspflege investiert.<br />

86


Unternehmensanalyse mit integriertem Berufspraktikum – Wirtschaftsmittelschule Basel<br />

Auch <strong>der</strong> Personalleiter und die Personalentwicklerin <strong>der</strong> Bank Coop wiesen darauf hin,<br />

dass die Betreuung von Praktikanten eine zeitliche Belastung darstelle resp. <strong>der</strong>en Einarbeitung<br />

zeitaufwendig sei.<br />

Die Betreuung durch zuständige Personen/Stellen wurde von den Lehrkräften gut bzw.<br />

sehr gut beurteilt. Einzig eine Wirtschaftslehrkraft wählte die Antwortkategorie „mittelmässig“.<br />

Dies mit <strong>der</strong> Begründung, dass sie sich mehr Vorgaben in Bezug auf die Form und den<br />

Inhalt von „Fact Sheet“ und Praktikumsbericht gewünscht hätte (vgl. Anfor<strong>der</strong>ungen). Aus<br />

Sicht des Modulverantwortlichen war die Betreuung durch zuständige Personen / Stellen gut<br />

und die Zusammenarbeit mit dem Rektor <strong>der</strong> Schule optimal. Die Personalentwicklerin <strong>der</strong><br />

Bank Coop wies darauf hin, dass sie für ihre Arbeit keiner weiteren Unterstützung bedarf.<br />

Dies, obwohl sie bei <strong>der</strong> Frage nach <strong>der</strong> Güte <strong>der</strong> Betreuung durch zuständige Personen/Stellen<br />

die Antwortkategorie „mittelmässig“ wählte.<br />

Die Kooperation mit <strong>der</strong> Praxis wurde von den Lehrkräften, dem Modulverantwortlichen<br />

und <strong>der</strong> Schulleitung als beson<strong>der</strong>e Herausfor<strong>der</strong>ung des Moduls bezeichnet. Dies, da<br />

für sehr viele Lernende ein Praktikumsplatz benötigt wird. Im Schuljahr 05/06 waren es zwar<br />

nur ungefähr 75 Schülerinnen und Schüler, es gab aber auch schon Schuljahre, in denen für<br />

ca. 120 Lernende ein Praktikumsplatz nötig war. Der Aufbau eines Beziehungsnetzes zur<br />

Wirtschaftspraxis erfor<strong>der</strong>t sehr viel Zeit und nach dem Aufbau ist die Kontakt- resp. Beziehungspflege<br />

sehr wichtig. Um die Praktikumsbetriebe nicht allzu stark zu belasten und sicherzustellen,<br />

dass die Unternehmen auch weiterhin Praktikumsplätze anbieten, gilt es bei <strong>der</strong><br />

Zusammenarbeit mit Betrieben gemäss den befragten Personengruppen überdies folgende<br />

Punkte zu beachten:<br />

! Den Praktikumsbetrieben sollten keine konkreten Zielvorgaben in Bezug auf das Praktikum<br />

gemacht werden. Der Rahmen sollte bewusst sehr breit gesteckt werden, um den Unternehmen<br />

einen möglichst grossen Spielraum zu lassen. In einem Brief an die Praktikumsfirmen<br />

werden folgende Ziele des Praktikums genannt:<br />

! Theoretische Kenntnisse praktisch anwenden<br />

! Teamwork in <strong>der</strong> Praxis erleben<br />

! Kontakte zu möglichen Arbeitgebern knüpfen<br />

! Impulse für den Schulunterricht erhalten<br />

! Zusammenarbeit zwischen Schule und Wirtschaft för<strong>der</strong>n<br />

Überdies werden die Praktikumsunternehmen darauf hingewiesen, dass sie den Schülerinnen<br />

und Schülern einen Einblick in die kaufmännische Praxis ermöglichen und sie die Lernenden<br />

praktische Arbeiten erledigen lassen sollten.<br />

! Das Feedbackblatt sollte sich auf wenige Punkte beschränken und eine A4-Seite nach<br />

Möglichkeit nicht überschreiten.<br />

! Die Praktikumsbetriebe sollten soweit möglich von administrativen Arbeiten und Aufgaben<br />

entlastet werden.<br />

Der Rektor und <strong>der</strong> Modulverantwortliche wiesen im Gespräch überdies darauf hin, dass es<br />

für Wirtschaftsmittelschulen immer schwieriger werde, Praktikumsplätze zu finden. Dies, da<br />

in <strong>der</strong> Zwischenzeit auch sehr viele an<strong>der</strong>e Schultypen (z. B. Gymnasien, Fachmittelschulen)<br />

Praktika anbieten. Zudem übt die Handelskammer Druck aus, indem sie die Betriebe in einer<br />

offiziellen Mitteilung darum gebeten hat, Mittelschülern keine Praktikumsstellen mehr anzubieten.<br />

Einzelne Lernende wiesen sowohl in <strong>der</strong> schriftlichen Befragung als auch im Klasseninterview<br />

darauf hin, dass sie sich während dem Praktikum unterfor<strong>der</strong>t fühlten, es ihnen langweilig<br />

war und sie schlecht betreut wurden (vgl. Kapitel 2.1 und Kapitel 2.5 <strong>der</strong> Fallstudie). Die<br />

Schulleitung wies darauf hin, dass sie Betriebe, <strong>der</strong>en Praktikumsplätze sich als wenig ge-<br />

87


Teil II: Fallstudien zum Betriebspraktikum und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

eignet erweisen, jeweils von <strong>der</strong> Adressliste streiche. Sie betonte überdies, dass es sich dabei<br />

meistens um Betriebe handle, welche die Lernenden selbst gefunden hätten. Der Modulverantwortliche<br />

machte in diesem Zusammenhang darauf aufmerksam, dass es eine gewisse Zeit<br />

benötige, bis man einen guten Fundus an Betrieben habe. Nach seiner Meinung kommt die<br />

Qualität erst mit <strong>der</strong> Kontinuität.<br />

Auch die Praxisvertreter <strong>der</strong> Bank Coop erwähnten, dass es gar nicht einfach sei, Praktikumsplätze<br />

zur Verfügung zu stellen. Dies, da die Einarbeitung von Praktikanten je nach Abteilung<br />

relativ aufwendig ist und es entsprechend nicht immer einfach ist, mögliche Einsatzorte<br />

zu finden. Der Personalleiter wies darauf hin, dass die Mitarbeitenden in <strong>der</strong> Regel schon<br />

relativ stark ausgelastet seien und insbeson<strong>der</strong>e die Angestellten <strong>der</strong> Front einem grossen<br />

Verkaufsdruck resp. Zielerreichungsdruck ausgeliefert seien.<br />

In Bezug auf die Infrastruktur und die finanziellen Ressourcen besteht aus Sicht <strong>der</strong> Lehrkräfte,<br />

des Modulverantwortlichen und <strong>der</strong> Schulleitung kein Handlungsbedarf.<br />

2.7 Auswirkungen des Moduls auf die Attraktivität <strong>der</strong> HMS<br />

Eine knappe Mehrheit <strong>der</strong> Lernenden ist <strong>der</strong> Auffassung, dass sich die Attraktivität <strong>der</strong> Handelsmittelschule<br />

durch die Einführung des Moduls „Unternehmensanalyse mit integriertem<br />

Berufspraktikum“ bei potenziellen Schülerinnen und Schülern positiv verän<strong>der</strong>n wird. Sie begründeten<br />

ihr Urteil einerseits damit, dass das Praktikum einen Einblick in die Praxis ermögliche<br />

und an<strong>der</strong>erseits damit, dass man durch das Praktikum im Anschluss an den Schulabschluss<br />

eher eine Praktikumsstelle resp. eine Arbeitsstelle finden würde. Elf Lernende sind<br />

<strong>der</strong> Ansicht, dass sich die Einführung des Moduls nicht auf die Attraktivität <strong>der</strong> HMS bei potenziellen<br />

Lernenden auswirken wird. Sie sind <strong>der</strong> Meinung, dass für die Wahl einer Ausbildung<br />

resp. des Schultyps <strong>der</strong> Abschluss o<strong>der</strong> das Diplom, das Berufsziel und/o<strong>der</strong> die Fähigkeiten<br />

und Interessen entscheidend seien. Die Wahl <strong>der</strong> Ausbildung resp. des Schultyps<br />

machten die Schülerinnen und Schüler auch von <strong>der</strong> allgemeinen Schullust abhängig. So wird<br />

sich ein schulmü<strong>der</strong> Jugendlicher aus Sicht <strong>der</strong> befragten Lernenden eher für eine duale<br />

Berufsausbildung als für eine Vollzeitausbildung entscheiden. Letztlich sind gewisse<br />

Lernende aber auch davon überzeugt, dass das Modul gegen aussen nicht bekannt ist und die<br />

Attraktivität <strong>der</strong> HMS deshalb gar nicht beeinflussen könne. Zwei Lernende sind <strong>der</strong> Ansicht,<br />

dass das Modul einen negativen Einfluss auf die Attraktivität <strong>der</strong> HMS haben könnte, da sich<br />

infolge des dreiwöchigen Praktikums vielleicht mehr Lernende für die duale<br />

Berufsausbildung entscheiden könnten.<br />

Die Lehrkräfte vertraten sehr unterschiedliche Ansichten in Bezug auf die Entwicklung <strong>der</strong><br />

Attraktivität <strong>der</strong> HMS. Zwei Lehrkräfte sind <strong>der</strong> Meinung, dass sich die Attraktivität <strong>der</strong><br />

HMS bei potenziellen Schülerinnen und Schülern sehr positiv entwickeln wird. Eine<br />

Lehrkraft verwies in ihrer Begründung auf den mit dem Praktikum verbundenen<br />

Praxiseinblick. Zwei an<strong>der</strong>e Lehrkräfte gehen davon aus, dass sich die Attraktivität <strong>der</strong> HMS<br />

infolge des Moduls nicht o<strong>der</strong> nur geringfügig positiv verän<strong>der</strong>n wird. Eine Lehrkraft<br />

begründete ihre Meinung damit, dass für die Wahl <strong>der</strong> HMS an<strong>der</strong>e Faktoren, wie zum<br />

Beispiel <strong>der</strong> angestrebte Schulabschluss, eine Rolle spielen. Die zweite Lehrperson wies<br />

darauf hin, dass es immer wie<strong>der</strong> Schülerinnen und Schüler gegeben habe, welche durch das<br />

Praktikum eine Praktikums- o<strong>der</strong> Arbeitsstelle für die Zeit nach dem Diplom gefunden hätten<br />

o<strong>der</strong> ihnen die Stellensuche später zumindest einfacher gefallen sei. Der<br />

Modulverantwortliche und <strong>der</strong> Rektor sprachen von einer sehr positiven Entwicklung. Sie<br />

begründeten ihre Einschätzung ebenfalls mit <strong>der</strong> Praxisorientierung des Moduls. Überdies<br />

sind auch die beiden befragten Personen davon überzeugt, dass das Praktikum vielen<br />

Lernenden nach dem Schulabschluss zu einer Praktikums- resp. Arbeitsstelle verhelfen<br />

könnte. Einerseits, indem die Lernenden direkt im Praktikumsbetrieb unterkommen o<strong>der</strong><br />

88


Unternehmensanalyse mit integriertem Berufspraktikum – Wirtschaftsmittelschule Basel<br />

an<strong>der</strong>erseits, indem die Schülerinnen und Schüler aufgrund des Arbeitszeugnisses des<br />

Praktikumsbetriebs eine Stelle finden könnten. Den Praktikumsbetrieben wird empfohlen,<br />

dass sie den Lernenden neben dem Feedbackblatt ein Arbeitszeugnis ausstellen. Analog zum<br />

Modulverantwortlichen und zum Rektor schätzte auch <strong>der</strong> Personalleiter <strong>der</strong> Bank Coop die<br />

Entwicklung <strong>der</strong> Attraktivität <strong>der</strong> HMS sehr positiv ein und führte die gleichen Gründe an.<br />

Überdies wies er darauf hin, dass das Praktikum es den Schülerinnen und Schülern<br />

ermögliche, in einem Betrieb resp. einer Branche zu schnuppern und dadurch den späteren<br />

Berufswunsch zu konkretisieren.<br />

2.8 Gesamtbeurteilung<br />

Gesamthaft zeigte sich eine sehr ähnliche Einschätzung von Seiten <strong>der</strong> Lernenden, <strong>der</strong> Lehrkräfte,<br />

des Modulverantwortlichen und des Rektors. So beurteilte die grosse Mehrheit <strong>der</strong><br />

Lernenden das Modul mit gut resp. sehr gut. Drei Lernende wählten die Antwortkategorie<br />

„mittelmässig“ und zwei resp. ein Schüler beurteilten das Modul als schlecht resp. sehr<br />

schlecht. Neben den von den Lernenden bereits erwähnten Stärken, erwähnten einzelne Schülerinnen<br />

und Schüler im Klasseninterview überdies das Entgeld als beson<strong>der</strong>s positiv. Die<br />

Lehrkräfte, <strong>der</strong> Modulverantwortliche und <strong>der</strong> Rektor beurteilten das Modul zwischen<br />

gut und sehr gut. Sie betonten neben den bereits erwähnten positiven Eigenschaften des Moduls<br />

und dem Entgeld insbeson<strong>der</strong>e folgende zusätzliche Stärken:<br />

„Die Schüler werden durch das Praktikum reifer. Die Lernenden sind ganz an<strong>der</strong>s,<br />

wenn sie aus dem Praktikum zurückkommen. Sie werden im Praktikum als Erwachsene<br />

behandelt, gewinnen einen Einblick in die Berufswelt, sehen, was es heisst von 8 bis 17<br />

Uhr zu arbeiten und können eine Perspektive gewinnen. Sie wissen ungefähr, was sie<br />

nach dem Diplom erwarten wird, sofern sie diesen Weg einschlagen.“<br />

„Im Praktikum werden die Schüler durch die Betriebe beurteilt, d. h. sie erhalten ein<br />

1:1 Feedback.“<br />

„Die Tätigkeit im Betrieb sozialisiert stark. Die Schüler lernen pünktlich zu sein,<br />

freundlich zu sein, anständig gekleidet zu erscheinen etc.“<br />

Der Personalleiter <strong>der</strong> Bank Coop beurteilte das Praktikum sowie desssen Vor- und Nachbereitung<br />

mit gut. Er hat einen guten Eindruck vom Modul und ist davon überzeugt, dass es<br />

für die Schülerinnen und Schüler wertvoll ist. Zudem wies er darauf hin, dass auch die Praktikumsbetriebe<br />

von den Praktika profitieren können, indem sie diese zur Vorselektion nutzen.<br />

Letzteres erwähnte auch die Personalentwicklerin <strong>der</strong> Bank Coop. Sie wies überdies darauf<br />

hin, dass die Praktikanten <strong>der</strong> Handelsmittelschule oft über gute Informatik- und Bankkenntnisse<br />

verfügten, motiviert und interessiert seien und je nach Tätigkeit nach relativ kurzer Zeit<br />

selbständig arbeiten könnten. Auch <strong>der</strong> Personalleiter <strong>der</strong> Bank Coop ist <strong>der</strong> Ansicht, dass<br />

Praktikanten <strong>der</strong> Wirtschaftsmittelschule in <strong>der</strong> Regel eine geringere Einarbeitungszeit als<br />

duale Berufslernende benötigen und sehr schnell in <strong>der</strong> Lage sind, selbständig zu arbeiten.<br />

89


Teil II: Fallstudien zum Betriebspraktikum und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

3 Kritische Würdigung und Schlussfolgerungen<br />

Der Rahmen für die kritische Würdigung und die Schlussfolgerungen wird durch die forschungsleitenden<br />

Fragestellungen abgesteckt. So wird abschliessend geprüft, inwieweit die<br />

angestrebten Leistungsziele erreicht und die Richtlinien für die berufliche Praxis erfüllt<br />

werden konnten. Hieraus werden Schlussfolgerungen und Empfehlungen abgeleitet.<br />

Wie bereits in Kapitel 2.1 <strong>der</strong> Fallstudie aufgezeigt, konnte nur ein Teil <strong>der</strong> angestrebten<br />

Leistungsziele von einer Mehrheit <strong>der</strong> Lernenden erreicht werden. Dennoch erscheint die<br />

Wahl und die Anzahl <strong>der</strong> ausgewählten Leistungsziele zweckmässig. Da vor allem Leistungsziele<br />

nicht erfüllt werden konnten, die sich auf das Praktikum beziehen, sollten die Praktikumsbetriebe<br />

allerdings über die Leistungsziele informiert werden. Damit Betriebe überhaupt<br />

Praktikumsplätze anbieten, erscheint <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Befragung gemachte Hinweis, dass den<br />

Praktikumsbetrieben nicht zu viele Vorgaben gemacht werden dürfen und sie von<br />

administrativen Arbeiten entlastet werden müssen, nachvollziehbar. Dennoch muss das<br />

Anstreben <strong>der</strong> Leistungsziele stärker von den Praktikumsbetrieben eingefor<strong>der</strong>t werden. Es<br />

kann und darf nicht sein, dass Schülerinnen und Schüler während drei Wochen mehrheitlich<br />

(o<strong>der</strong> sogar ausschliesslich) zuschauen o<strong>der</strong> unqualifizierte Arbeiten, wie z. B. Kopieren o<strong>der</strong><br />

PET-Flaschen entsorgen, verrichten müssen. Die Schule sollte die Betriebe folglich besser<br />

darüber informieren, welche Standards in einem Praktikum angestrebt werden. Betriebe,<br />

welche diese minimalen Standards nicht erreichen können, kommen als Praktikumsbetriebe<br />

nicht in Frage. Sinnvoll wäre es überdies, wenn je<strong>der</strong> Praktikumsbetrieb einen o<strong>der</strong> zwei<br />

Praktikumsbetreuer nennt, so dass die Schule diese direkt über die Ziele des Praktikums und<br />

<strong>der</strong>en Pflichtenheft informieren kann. Neben einer brieflichen Kontaktaufnahme wäre auch<br />

eine Informationsveranstaltung in <strong>der</strong> Schule denkbar.<br />

Die Richtlinien für die berufliche Praxis sind mehrheitlich erfüllt. In <strong>der</strong> Folge werden sie im<br />

Einzelnen kurz angesprochen:<br />

Trotz einzelner kritischer Stimmen wurde <strong>der</strong> Praxisbezug von allen befragten Personengruppen<br />

mehrheitlich mit gut bis sehr gut beurteilt. Kritisiert wurde in erster Linie die kurze<br />

Dauer des Praktikums. Es wurde zudem nochmals auf die Problematik hingewiesen, dass <strong>der</strong><br />

Praxisbezug und die Möglichkeiten zur praktischen Anwendung des gelernten Schulwissens<br />

je nach Praktikumsbetrieb unterschiedlich gross gewesen seien, da nicht alle Lernende<br />

entsprechende Arbeiten verrichten durften.<br />

Aufgrund <strong>der</strong> Dauer des Praktikums und <strong>der</strong> zum Teil unqualifizierten Arbeiten darf angenommen<br />

werden, dass es sich bei den im Rahmen des Praktikums zu bearbeitenden Aufträgen<br />

vermutlich nur selten um umfassende Problemstellungen gehandelt hat. Das Ausführen isolierter,<br />

nicht zusammenhängen<strong>der</strong> Arbeiten erscheint unter diesen Voraussetzungen plausibler.<br />

Die Unternehmensanalyse und das Verfassen des Praktikumsberichts dürfen hingegen als<br />

umfassende Problemstellungen betrachtet werden (vgl. Kapitel 1.4 <strong>der</strong> Fallstudie ). Die Erledigung<br />

<strong>der</strong> beiden Arbeiten setzt Wissen aus verschiedenen Fachgebieten voraus, so dass das<br />

Modul verschiedene Schulfächer integriert. Bei den Praktika sollte noch stärker darauf geachtet<br />

werden, dass das gelernte Schulwissen angewendet werden kann.<br />

Die Lernenden konnten ihre Arbeiten mehrheitlich selbstständig und eigenverantwortlich<br />

durchführen. Einschränkungen hinsichtlich Selbständigkeit sind vor allem darauf zurückzuführen,<br />

dass die Praktikumsdauer kurz war und die Praktikumsbetreuer zu wenig genau darüber<br />

informiert worden sind, dass die Lernenden während dem Praktikum möglichst selbständig<br />

arbeiten sollten. Die Planung <strong>der</strong> Arbeiten wurde den meisten Lernenden von den<br />

Praktikumsbetreuern abgenommen. Die meisten Schülerinnen und Schüler konnten ihre Arbeiten<br />

aber selbständig kontrollieren.<br />

90


Unternehmensanalyse mit integriertem Berufspraktikum – Wirtschaftsmittelschule Basel<br />

Bei wie<strong>der</strong>holter Durchführung des Moduls sollte überdies den folgenden Punkten beson<strong>der</strong>e<br />

Beachtung geschenkt werden:<br />

Aufgrund <strong>der</strong> Rückmeldung <strong>der</strong> Lernenden erscheint die zeitliche Belastung <strong>der</strong> Schülerinnen<br />

und Schüler angemessen.<br />

Der Wunsch einzelner Lernen<strong>der</strong>, das Praktikum bereits zu Beginn des vierten Semesters<br />

durchzuführen, liesse sich eventuell erfüllen. So wäre es beispielsweise denkbar, bereits in<br />

den Frühlingsferien mit dem Praktikum zu starten, damit nicht zu viel Unterrichtszeit für das<br />

Praktikum zur Verfügung gestellt werden muss. Das Praktikum zu Beginn des vierten Semesters<br />

durchzuführen, hätte den Vorteil, dass die Lernenden den Praktikumsbericht gleich<br />

im Anschluss an das Praktikum erstellen könnten und das Modul auf zwei Semester reduziert<br />

werden könnte. Berücksichtigt werden muss bei dieser Lösung allerdings die Konsequenz,<br />

dass für die Bewerbungsphase und die Unternehmensanalyse weniger Zeit übrig blieben.<br />

Die Dauer des Praktikums sollte gemäss sämtlichen befragten Personengruppen erhöht werden;<br />

eine Praktikumsdauer von mindestens sechs Wochen wäre aus Sicht des Evaluationsteams<br />

ideal .<br />

Neben <strong>der</strong> zeitlichen Belastung <strong>der</strong> Lernenden gilt es auch den Zeitaufwand für die an<strong>der</strong>en<br />

im Modul involvierten Personengruppen im Auge zu behalten. Als wenig hoch wurde dieser<br />

von den Lehrkräften beurteilt. Beachtet werden muss allerdings die zeitliche Belastung<br />

<strong>der</strong> Schulleitung und <strong>der</strong> Praktikumsbetreuer in den Betrieben. Der Zeitaufwand für das<br />

Knüpfen neuer Beziehungen zur Wirtschaftspraxis und für die Beziehungspflege wurde vom<br />

Rektor als sehr hoch, gleichzeitig aber auch als unproblematisch beurteilt, da diese Aufgaben<br />

ins Pflichtenheft <strong>der</strong> Schulleitung gehörten. Die Praktikumsbetreuer gilt es hingegen soweit<br />

wie möglich zu entlasten. Dies, indem zum Beispiel <strong>der</strong> administrative Aufwand klein<br />

gehalten wird.<br />

Sowohl bei <strong>der</strong> Vor- als auch <strong>der</strong> Nachbereitung des Praktikums im Unterricht lassen<br />

sich noch Verbesserungen erzielen. Diese sind in erster Linie darauf ausgerichtet, Theorie und<br />

Praxis noch stärker zu verknüpfen. Im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Unternehmensanalyse und<br />

dem Praktikumsbericht sollte noch stärker darauf geachtet werden, dass die Lernenden ihr<br />

schulisches Wissen auf den Praktikumsbetrieb anwenden. Umgekehrt wäre es<br />

wünschenswert, wenn die praktischen Erfahrungen <strong>der</strong> Lernenden im späteren<br />

Wirtschaftsunterricht konkret aufgenommen würden. Zur Verknüpfung von Praxis und<br />

Theorie reicht es nicht aus, wenn die Lernenden während ein bis zwei Lektionen im<br />

Unterricht o<strong>der</strong> bei einem gemeinsamen Nachtessen von <strong>der</strong>en Erfahrungen im<br />

Praktikumsbetrieb erzählen. Die von den Schülerinnen und Schülern geäusserten Kritikpunkte<br />

an „Fact Sheet“ und Praktikumsbericht sind kaum berechtigt. Wichtig erscheint, dass die<br />

Lehrkräfte den Lernenden die grosse Bedeutung dieser beiden Arbeiten ! auch im<br />

Gesamtzusammenhang ! besser aufzeigen und ihr Interesse daran deutlicher kundtun.<br />

Wichtig ist auch, dass die Lehrkräfte über klare, auch den Schülerinnen und Schülern<br />

bekannte Kriterien verfügen, anhand <strong>der</strong>er sie die Arbeiten <strong>der</strong> Lernenden beurteilen. Die im<br />

„Fact Sheet“ zu bearbeitenden Fragen sollten überdies besser auf den Praktikumsbetrieb<br />

abgestimmt sein. So macht es bei einer Sozialversicherungsanstalt beispielsweise wenig Sinn,<br />

den Markt und die Entwicklungen des Unternehmens im Markt analysieren zu lassen.<br />

Der Einfluss auf die schulischen Leistungsziele wurde von den Lehrkräften fast ausschliesslich<br />

positiv beurteilt. Die Ergebnisse aus <strong>der</strong> Schülerbefragung fielen nüchterner aus: Nur bei<br />

wenigen Lernenden konnte das Interesse und das Verständnis für den Lernstoff durch das<br />

Modul geför<strong>der</strong>t werden. Wünschenswert wäre, dass die Durchführung des Moduls einen<br />

positiveren Einfluss hätte. Dies ist dann denkbar, wenn die Lernenden im Praktikumsbetrieb<br />

qualifiziertere Arbeiten erledigen und vermehrt selbständig arbeiten dürften und <strong>der</strong><br />

91


Teil II: Fallstudien zum Betriebspraktikum und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

Verbindung von Theorie und Praxis während dem ganzen Modul mehr Beachtung geschenkt<br />

würde.<br />

Sowohl die Lehrkräfte als auch die Praktikumsbetreuer haben grossmehrheitlich gute Noten<br />

in Bezug auf die Betreuung erhalten. Es gilt bei späteren Durchführungen allerdings noch<br />

besser sicherzustellen, dass alle involvierten Lehrkräfte und Betreuer in den Betrieben ihren<br />

Pflichten hinsichtlich Betreuung nachkommen. Dies setzt voraus, dass die Schule die betroffenen<br />

Personen umfassend über <strong>der</strong>en Aufgaben informiert und eine Qualitätskontrolle stattfindet.<br />

Ausbildungsbedarf besteht bei keiner <strong>der</strong> befragten Personengruppen. Wie bereits zuvor erwähnt,<br />

müssen den Lehrkräften aber Kriterien vorgegeben werden, anhand <strong>der</strong>er sie die Leistungen<br />

<strong>der</strong> Schülerinnen und Schüler beurteilen und bewerten können. Sich auf die reiche Erfahrung<br />

<strong>der</strong> Lehrkräfte im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Beurteilung an<strong>der</strong>er Schülerarbeiten zu<br />

verlassen, genügt nicht. Überdies bedürfen die Lehrkräfte auch Vorgaben in Bezug auf den<br />

Besuch <strong>der</strong> Schüler im Praktikumsbetrieb. So sollte <strong>der</strong> Inhalt des Gesprächs mit dem Praktikumsbetreuer<br />

und dem Lernenden in etwa bekannt sein.<br />

Wie bereits mehrfach angesprochen wurde, stellt die Kooperation mit <strong>der</strong> Praxis eine beson<strong>der</strong>e<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung des Moduls dar. Abschliessend sei deshalb nochmals darauf hingewiesen,<br />

wie wichtig <strong>der</strong> Aufbau eines soliden Beziehungsnetzes zur Wirtschaftspraxis ist.<br />

Sollen die Lernenden maximal von den Berufspraktika profitieren, gilt es die Praktikumsbetriebe<br />

noch etwas stärker in die Pflicht zu nehmen. Wichtig erscheint auch, dass <strong>der</strong> Qualitätskontrolle<br />

eine grosse Beachtung geschenkt wird und nur Betriebe angefragt werden, welche<br />

den Wünschen <strong>der</strong> Schule nachkommen können.<br />

Zuammenfassend kann festgehalten werden, dass es sich beim Modul „Unternehmensanalyse<br />

mit integriertem Berufspraktikum“ um ein praxisnahes Projekt handelt, welches durch Anpassungen<br />

noch fruchtbarer resp. lehrreicher, interessanter und schülergerechter ausgestaltet werden<br />

kann.<br />

92


Teil II: Fallstudien zum Betriebspraktikum und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

Vergleichende Fallstudienanalyse und Empfehlungen im Hinblick auf die Kategorie<br />

Betriebspraktika<br />

Thomas Bieker<br />

Ein Vergleich <strong>der</strong> Module <strong>der</strong> Kategorie „Betriebspraktikum“ führt zu folgendem Ergebnis:<br />

Elemente <strong>der</strong><br />

Modulkonzeption<br />

Dauer des Praktikums<br />

Zeitpunkt<br />

Bewerbung<br />

Vorbereitung<br />

Nachbereitung<br />

Ziele Fachkompetenzen<br />

Wirtschaftsmittelschule Basel<br />

3 Wochen; evtl. freiwillige Verlängerung<br />

in den Sommerferien<br />

Am Ende des 4. Semesters<br />

Vorgabe möglicher<br />

Kontaktadressen durch Schule<br />

Unternehmensanalyse<br />

Praktikumsbericht<br />

! Ansprechende Dokumentationen<br />

erstellen<br />

! Sich auf die Erwartungen und<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Arbeitswelt<br />

einstellen<br />

! Produkte und Dienstleistungen<br />

kennen und vorstellen<br />

! Markt des Praktikumsbetriebs<br />

beschreiben und Vernetzung<br />

zu seiner Umwelt kennen<br />

! Arbeitsabläufe kennen und analysieren<br />

Kantonsschule Trogen<br />

4 Wochen, davon 2 Wochen in<br />

Frühlingsferien<br />

Zu Beginn des 4. Semesters<br />

Selbständig; Vorgabe möglicher<br />

Kontaktadressen nur dann, wenn<br />

Hilfe nötig<br />

Unternehmensanalyse<br />

Praktikumsbericht<br />

! Beschwerden entgegennehmen<br />

und formulieren<br />

! Produkte und Dienstleistungen<br />

kennen bzw. <strong>der</strong>en Nutzen aufzeigen<br />

! Leistungswirtschaftliche Ziele<br />

kennen<br />

! Produktionsabläufe beschreiben<br />

! Lernende wissen, wie sie bei<br />

umfangreicheren Aufgaben ihre<br />

Ziele erreichen<br />

! Textdokumente in geeigneter<br />

Qualität erfassen<br />

! Selbst erstellte Dokumente überprüfen<br />

! Mit geeigneten Mitteln Informationen<br />

beschaffen<br />

! Telefongespräche führen<br />

! Ansprechende Dokumentationen<br />

erstellen<br />

EC Aimée-Stitelmann,<br />

Plan-les-Ouates<br />

3 Wochen<br />

In <strong>der</strong> Mitte des dritten Semesters<br />

Offen; Branche vorgegeben<br />

(Reisebüro)<br />

Ca. 10 Lektionen Vorbereitung in<br />

<strong>der</strong> Schule<br />

Anwenden <strong>der</strong> erworbenen Kompetenzen<br />

im Rahmen <strong>der</strong> Organisation<br />

eines Sprachaufenthaltes<br />

! Bewusstsein des eigenen Auftretens<br />

und Verhaltens gegenüber<br />

Kundinnen und Kunden<br />

! Umgangsformen anwenden<br />

! Betriebliche Abläufe nachvollziehen,<br />

analysieren und gegebenenfalls<br />

Verbesserungsvorschläge<br />

unterbreiten<br />

! Verständnis für die verschiedenen<br />

Möglichkeiten des Marktauftritts<br />

entwickeln<br />

! Kaufleute zeigen professionelle<br />

Routine, wenn sie die aktuellen<br />

Kommunikationstechnologien benutzen<br />

! Textdokumente erfassen<br />

! Telefon bedienen<br />

93


Teil II: Fallstudien zum Betriebspraktikum und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

Elemente <strong>der</strong><br />

Modulkonzeption<br />

Ziele Fachkompetenzen<br />

(Fortsetzung)<br />

Ziele Sozialkompetenzen<br />

Ziele Methodenkompetenzen<br />

Wirtschaftsmittelschule Basel<br />

! Situationsgerecht auftreten/über<br />

angepasste Umgangsformen verfügen<br />

! Transferfähigkeit<br />

Keine explizit<br />

Kantonsschule Trogen<br />

! Interne Schriftstücke verfassen<br />

! Fachausdrücke anwenden und erklären<br />

Keine expliziert; in obigen Zielen zum<br />

Teil aber integriert (z. B. Telefongespräche<br />

führen)<br />

Keine expliziert; in obigen Zielen zum<br />

Teil aber integriert (z. B. mit geeigneten<br />

Mitteln Informationen beschaffen)<br />

EC Aimée-Stitelmann,<br />

Plan-les-Ouates<br />

! Elektronische Datenübermittlungsgeräte<br />

bedienen<br />

! Standard-PC Programme auswählen<br />

! Dokumente überprüfen<br />

! Informationen beschaffen<br />

! Termine planen<br />

! Verantwortlicher Umgang mit Daten<br />

! Umgangsformen/Auftreten/Äussere<br />

Erscheinung<br />

! Belastbarkeit/Ziel- und Prioritätensetzung<br />

! Verantwortungsbewusstsein<br />

! Verän<strong>der</strong>ungsbereitschaft/Umgang mit<br />

Wandel<br />

! Kommunikationsfähigkeit<br />

! Konfliktfähigkeit/Umgang mit Kritik<br />

! Teamfähigkeit/Zusammenarbeit<br />

! Transferfähigkeit<br />

! Arbeitsmethodik/mit Informationsquellen<br />

umgehen<br />

! Kreativität/Einbringen und umsetzen<br />

von Ideen<br />

! Kundenorientiertes Verhalten<br />

94


Vergleichende Fallstudienanalyse und Empfehlungen im Hinblick auf die Kategorie Betriebspraktika<br />

Beurteilung <strong>der</strong><br />

Modulkonzeption<br />

Zielerreichung<br />

Authentizität<br />

Selbständigkeit <strong>der</strong><br />

Lernenden<br />

Wirtschaftsmittelschule Basel<br />

Ziele konnten teilweise nicht von allen<br />

Lernenden erreicht werden; primär<br />

infolge qualitativ unterschiedlicher<br />

Praktikumsplätze<br />

! Praxisbezug gut bis sehr gut beurteilt<br />

! Jedoch wird kurze Dauer etwas<br />

kritisiert<br />

! Unternehmensanalyse und Praktikumsbericht<br />

stellen umfassende<br />

Problemstellungen dar; während<br />

des Praktikums selten umfassende<br />

Problemstellungen<br />

Mehrheitlich selbständiges und eigenverantwortliches<br />

Arbeiten in Bezug<br />

auf Durchführung und Kontrolle<br />

<strong>der</strong> Arbeiten. Planung <strong>der</strong> Arbeiten<br />

erfolgte meist durch Praktikumsbetreuer.<br />

Einschränkungen insbeson<strong>der</strong>e<br />

infolge <strong>der</strong> kurzen Praktikumsdauer<br />

Kantonsschule Trogen<br />

Einzelne Ziele (z. B. Beschwerden entgegennehmen<br />

und formulieren) konnten<br />

nicht erreicht werden; diese waren zu<br />

hoch gesteckt<br />

! Praxisbezug positiv wahrgenommen<br />

! Auch bei Kurzzeitpraktika kann ein<br />

ergiebiger Einblick in ausgewählte<br />

betriebliche Prozesse gewonnen werden<br />

Insbeson<strong>der</strong>e selbständiges Durchführen<br />

<strong>der</strong> Arbeiten; Planen und Kontrollieren<br />

<strong>der</strong> Arbeiten stärker eingeschränkt, insbeson<strong>der</strong>e<br />

infolge <strong>der</strong> kurzen Praktikumsdauer<br />

EC Aimée-Stitelmann,<br />

Plan-les-Ouates<br />

! Betriebliche Praktikumsbetreuer bekunden<br />

grossmehrheitlich gute Zielerreichungsgrade;<br />

Lernende melden<br />

grossmehrheitlich eher mittlere Zielerreichungsgrade<br />

zurück<br />

! Gründe: Ziele z. T. zu wenig realistisch<br />

gewählt und nicht den Betrieben<br />

vollständig mitgeteilt; fehlende Reife<br />

<strong>der</strong> Lernenden; Lernvoraussetzungen<br />

nicht genügend berücksichtigt; fehlende<br />

Arbeit<br />

! Praxisbezug unterschiedlich wahrgenommen<br />

! Betriebliche Praktikumsbetreuer beurteilen<br />

Praxisbezug als sehr gut bzw.<br />

gut; Lehrkräfte eher als mittelmässig<br />

! Insbeson<strong>der</strong>e selbständiges Durchführen<br />

<strong>der</strong> Arbeiten; Planen und Kontrollieren<br />

<strong>der</strong> Arbeiten stärker eingeschränkt,<br />

insbeson<strong>der</strong>e infolge <strong>der</strong><br />

kurzen Praktikumsdauer<br />

! Lernende könnten z. T. eigenverantwortlich<br />

Unterauslastung<br />

vermeiden<br />

95


Teil II: Fallstudien zum Betriebspraktikum und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

Beurteilung <strong>der</strong><br />

Modulkonzeption<br />

Integration in den<br />

Schulalltag<br />

Wirtschasftsmittelschule Basel<br />

! Aus Sicht einzelner Lernen<strong>der</strong><br />

sollte das Praktikum zu Beginn<br />

des 4. Semesters stattfinden. Der<br />

Praktikumsbericht könnte so noch<br />

vor den Sommerferien fertiggestellt<br />

werden<br />

! Aus Sicht sämtlicher befragten<br />

Personengruppen ist die Zeitdauer<br />

des Praktikums zu kurz<br />

! Die Vor- und Nachbereitung des<br />

Praktikums im Unterricht und damit<br />

die Verzahnung von Theorie<br />

und Praxis ist verbesserungswürdig<br />

! Während des Praktikums nur bescheidene<br />

Anwendung des schulischen<br />

Wissens; bei Unternehmensanalyse<br />

und Praktikumsbericht<br />

wurde hingegen Wissen aus<br />

verschiedenen Schulfächern<br />

integriert<br />

! Die zeitliche Belastung <strong>der</strong> Lernenden<br />

erscheint angemessen<br />

! Der Einfluss auf die schulischen<br />

Leistungsziele wurde durch Lernende<br />

und Lehrkräfte unterschiedlich<br />

eingeschätzt: Lernende haben<br />

aus eigener Sicht weit weniger<br />

profitieren können, als dies<br />

Lehrkräfte annehmen. Durch qualifiziertere<br />

Praktikumsarbeiten,<br />

selbständiges Arbeiten und eine<br />

stärkere Verknüpfung zwischen<br />

Theorie und Praxis liesse sich<br />

dieses Ergebnis verbessern<br />

Kantonsschule Trogen<br />

! Aus Sicht einzelner Lernen<strong>der</strong> ist <strong>der</strong><br />

Zeitpunkt des Praktikums unpassend,<br />

da die Frühlingsferien tangiert werden<br />

! Aus Sicht <strong>der</strong> befragten Personengruppen<br />

würde eine Verlängerung des<br />

Praktikums begrüsst<br />

! Die Vor- und Nachbereitung des Praktikums<br />

im Unterricht und damit die<br />

Verzahnung von Theorie und Praxis ist<br />

verbesserungswürdig<br />

! Die zeitliche Belastung <strong>der</strong> Lernenden<br />

ist infolge des Praktikums angestiegen;<br />

dies stellt aber kein Problem dar<br />

! Aus Sicht <strong>der</strong> befragten Personengruppen<br />

war in Bezug auf den Einfluss des<br />

Moduls auf schulische Leistungsziele<br />

keine abschliessende Beurteilung möglich.<br />

Insgesamt zeigte sich ! insbeson<strong>der</strong>e<br />

aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden ! aber<br />

ein eher positives Bild<br />

EC Aimée-Stitelmann,<br />

Plan-les-Ouates<br />

! Aus Sicht sämtlicher Beteiligten erfolgte<br />

die Einbettung des Praktikums<br />

suboptimal: zehn von 150 Lernenden<br />

absolvierten das Praktikum und konnten<br />

dem Fachunterricht während dieser<br />

Zeit nicht folgen<br />

! Dauer des Praktikums zu lang (weil zu<br />

wenig Erfahrungspotenzial) bzw. zu<br />

kurz im Hinblick auf komplexere branchentypische<br />

Prozesse wie bspw. das<br />

Reservierungssystem<br />

! Lernende würden evtl. Verlängerung<br />

des Praktikums begrüssen, wenn das<br />

Problem des Nachholens des versäumten<br />

Unterrichts gelöst wird<br />

! Die Vor- und Nachbereitung des Praktikums<br />

im Unterricht und damit die<br />

Verzahnung von Theorie und Praxis<br />

erscheint verbesserungswürdig<br />

! Um die Nachteile <strong>der</strong> zehn Praktikanten<br />

zu reduzieren, waren organisatorische<br />

Zugeständnisse notwendig (d. h.<br />

Nachholmöglichkeiten,<br />

Zugeständnisse in Bezug auf die<br />

Versetzungsrelevanz von Noten)<br />

! Aus Sicht <strong>der</strong> befragten Personengruppen<br />

war in Bezug auf den Einfluss des<br />

Moduls auf Motivation keine abschliessende<br />

Beurteilung möglich.<br />

Insgesamt zeigte sich ! mit Ausnahme<br />

<strong>der</strong> Lernenden ! ein eher positives<br />

Bild<br />

96


Vergleichende Fallstudienanalyse und Empfehlungen im Hinblick auf die Kategorie Betriebspraktika<br />

Beurteilung <strong>der</strong><br />

Modulkonzeption<br />

Betreuung <strong>der</strong><br />

Lernenden<br />

Rahmenbedingungen<br />

Wirtschaftsmittelschule Basel<br />

Mehrheitlich gute Noten; Verbesserungen<br />

möglich durch bessere Information<br />

<strong>der</strong> betreuenden Personen<br />

(Lehrkräfte und Betreuer in Betrieben)<br />

über <strong>der</strong>en Pflichten sowie<br />

durch Qualitätskontrollen<br />

! Anfor<strong>der</strong>ungen wurden von sämtlichen<br />

Personengruppen gut erfüllt<br />

! Betreuung durch zuständige Personen/Stellen<br />

wurde gut beurteilt:<br />

ein Teil <strong>der</strong> Lehrkräfte wünschte<br />

sich aber klare Kriterien zur Beurteilung<br />

<strong>der</strong> Unternehmensanalyse<br />

und des Praktikumsberichts<br />

! Die zeitliche Belastung für die betreuenden<br />

Lehrkräfte ist unkritisch;<br />

grosse Belastung einzig für<br />

diejenige Person, welche mit<br />

Unternehmen Kontakte knüpft.<br />

Gross ist zudem die zeitliche Belastung<br />

<strong>der</strong> Praktikumsbetreuer in<br />

den Betrieben<br />

! Kooperation Schule ! Praxis: Da<br />

für sehr viele Lernende Praktikumsplätze<br />

nötig sind und die<br />

Praktikanten eine zeitliche Belastung<br />

für die Betriebe darstellen,<br />

ist Networking zentral<br />

! Keine beson<strong>der</strong>e Infrastruktur nötig;<br />

1 Entlastungslektion für Modulverantwortlichen<br />

Kantonsschule Trogen<br />

Bessere Noten für betriebliche Praktikumsbetreuer<br />

als für Lehrkräfte. Lernende<br />

wünschten sich von schulischer Seite<br />

mehr Hilfe bei <strong>der</strong> Suche des Praktikumsplatzes<br />

und eine stärkere Begleitung während<br />

dem Praktikum<br />

! Anfor<strong>der</strong>ungen wurden von sämtlichen<br />

Personengruppen gut erfüllt<br />

! Betreuung durch zuständige Personen/Stellen<br />

wurde gut beurteilt: Praktikumsbetriebe<br />

und betreuende Lehrkräfte<br />

wünschten sich zum Teil aber<br />

klarere Vorgaben von Seiten <strong>der</strong> modulverantwortlichen<br />

Person. Die Betreuer<br />

in den Betrieben würden einen<br />

Einblick in die Praktikumsberichte<br />

überdies sehr schätzen<br />

! Hinsichtlich <strong>der</strong> Kooperation Schule !<br />

Praxis sind von Seiten <strong>der</strong> Betriebe<br />

Verbesserungen gewünscht: 1) Klarere<br />

Vorgaben durch die Schule (z. B. Entlöhnung<br />

<strong>der</strong> Praktikanten, Leistungsziele,<br />

Unterstützung <strong>der</strong> Lernenden im<br />

Rahmen <strong>der</strong> Unternehmensanalyse); 2)<br />

Mitwirkung <strong>der</strong> Betriebe bei <strong>der</strong> Bestimmung<br />

<strong>der</strong> Leistungsziele<br />

! Keine beson<strong>der</strong>e Infrastruktur nötig;<br />

für den Besuch von Schülerinnen und<br />

Schülern während des Praktikums dürfen<br />

Lehrkräfte 3 Lektionen kompensieren<br />

EC Aimée-Stitelmann,<br />

Plan-les-Ouates<br />

Mehrheitlich gute Noten; Verbesserungspotenziale:<br />

bessere Information <strong>der</strong> Betreuer<br />

in Betrieben über die Voraussetzungen<br />

<strong>der</strong> Lernenden; stärkerer Einbezug<br />

<strong>der</strong> Praktikanten in die Kernaktivitäten<br />

des Betriebs; Geben von Feedback<br />

zum Ende des Praktikums<br />

! Keine Hinweise in Bezug auf die Erfüllung<br />

<strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen durch die<br />

Beteiligten<br />

! Hinsichtlich <strong>der</strong> Kooperation Schule !<br />

Praxis sind von Seiten <strong>der</strong> Betriebe<br />

Verbesserungen gewünscht: 1) Klarere<br />

und realitätsnähere Zielvorgaben durch<br />

die Schule; 2) Mitwirkung <strong>der</strong> Betriebe<br />

bei <strong>der</strong> Bestimmung <strong>der</strong> Leistungsziele<br />

! Bereitstellung eines Arbeitsplatzes und<br />

PCs nicht immer gegeben<br />

! Der Grossteil <strong>der</strong> befragten<br />

Unternehmen ist nicht bereit, erneut<br />

einen Praktikanten <strong>der</strong> HMS zu<br />

beschäftigen<br />

97


Teil II: Fallstudien zum Betriebspraktikum und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

Beurteilung <strong>der</strong><br />

Modulkonzeption<br />

Auswirkungen des<br />

Moduls auf die Attraktivität<br />

<strong>der</strong> HMS<br />

Gesamtbeurteilung aus<br />

Sicht <strong>der</strong> befragten<br />

Personengruppen<br />

Wirtschaftsmittelschule Basel<br />

Unterschiedliche Einschätzung innerhalb<br />

<strong>der</strong> befragten Personengruppen:<br />

Die Antworten reichen von „keine“<br />

bis „positive“ Auswirkungen<br />

Mehrheitlich positiv<br />

Kantonsschule Trogen<br />

Positive Auswirkungen aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden<br />

und Lehrkräfte; aus Sicht <strong>der</strong> Betreuer<br />

<strong>der</strong> Betriebe sind infolge <strong>der</strong> Kürze<br />

des Praktikums allerdings auch negative<br />

Auswirkungen denkbar<br />

Mehrheitlich positiv; schlechte Kosten-<br />

Nutzen-Relation aus Sicht <strong>der</strong> Betriebe<br />

EC Aimée-Stitelmann,<br />

Plan-les-Ouates<br />

Positive Auswirkungen aus Sicht <strong>der</strong> Beteiligten.<br />

Jedoch zeigen sich betriebliche<br />

und schulische Verantwortliche aufgrund<br />

<strong>der</strong> beschränkten Verfügbarkeit an<br />

Praktikumsplätzen verhalten optimistisch<br />

Eher positiv aus Sicht <strong>der</strong> Modulverantwortlichen<br />

und <strong>der</strong> Lehrkraft, verbesserungswürdig<br />

aus Sicht eines Teils <strong>der</strong><br />

Lernenden und <strong>der</strong> betrieblichen Betreuer;<br />

schlechte Kosten-Nutzen-Relation<br />

aus Sicht <strong>der</strong> Betriebe. Die Schule verzichtet<br />

auf eine Weiterführung des<br />

Moduls<br />

98


Vergleichende Fallstudienanalyse und Empfehlungen im Hinblick auf die Kategorie Betriebspraktika<br />

Beurteilung aus Sicht des Evaluationsteams:<br />

Die zusammenfassende kritische Würdigung konzentriert sich auf die Frage, inwieweit die<br />

Leistungsziele, die Richtlinien für berufliche Praxis (Stichworte: För<strong>der</strong>ung von Fach-, Sozial-<br />

und Methodenkompetenzen, Authentizität, Selbständigkeit) und die in Kapitel 4.3.1<br />

(Teil I) behandelten einschlägigen Literaturempfehlungen zur Gestaltung von<br />

Betriebspraktika (konkret: durch die Verzahnung von Theorie und Praxis, die Vergabe von<br />

Noten, die Wahl <strong>der</strong> Dauer und des Zeitpunkts und die Ergiebigkeit <strong>der</strong> Praktika) im Rahmen<br />

<strong>der</strong> untersuchten Betriebspraktika erreicht bzw. umgesetzt werden konnten. Zusätzlich sind<br />

die Kooperation zwischen Schule und Betrieb und eine verbesserte Kommunikation <strong>der</strong><br />

Rahmenbedingungen relevante Aspekte, welche den Katalog <strong>der</strong> bisher als kritisch referierten<br />

Erfolgsfaktoren erweitern und daher ! mit Blick auf die Planung und Durchführung von<br />

Betriebspraktika im Rahmen von an<strong>der</strong>en <strong>Handelsmittelschulen</strong> ! ebenso diskutiert werden. 22<br />

Die Ergebnisse zeigen, dass die für die einzelnen Module definierten Leistungsziele nicht immer<br />

erreicht werden konnten. Gründe hierfür finden sich sowohl auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Konzeption<br />

<strong>der</strong> Praktika, als auch auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Umsetzung: Die Ziele wurden z. T. zu hoch gesteckt,<br />

zu wenig realistisch formuliert und den Betrieben nicht kommuniziert. Auch im Rahmen<br />

<strong>der</strong> Umsetzung werden Verbesserungspotenziale sowohl aus Sicht <strong>der</strong> Betriebe als auch<br />

aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden deutlich: Die Betriebe bekunden einerseits teilweise sehr heterogene<br />

Lernvoraussetzungen <strong>der</strong> Praktikanten im Hinblick auf <strong>der</strong>en Reife. Die Praktikanten beklagten<br />

sich an<strong>der</strong>erseits teilweise darüber, dass ihnen in den Betrieben zu wenig qualifizierte<br />

Arbeiten übertragen wurden. Beide Rückmeldungen deuten darauf hin, dass die Betreuung<br />

von Praktikanten umfassende Herausfor<strong>der</strong>ungen an die Betriebe stellt, die daher weiter unten<br />

näher erläutert werden. Ferner wurde im Rahmen <strong>der</strong> Erhebungen deutlich, dass sich die Betriebe<br />

eine Mitwirkungsmöglichkeit bei <strong>der</strong> Formulierung <strong>der</strong> Lernziele wünschen, um sicherzugehen,<br />

dass diese im konkreten betrieblichen Kontext (Branche, vorgesehene Abteilungen)<br />

auch erreicht werden können. Dabei stehen die Beteiligten umso eher vor <strong>der</strong> Herausfor<strong>der</strong>ung,<br />

die Lernziele einerseits generisch für möglichst alle Praktikanten und an<strong>der</strong>erseits spezifisch<br />

im Hinblick auf den jeweiligen Kontext zu definieren. Diese Aufgabe dürfte umso<br />

schwieriger werden, je mehr Unternehmen unterschiedlicher Branchen und vorgesehener Abteilungen<br />

in das Praktikum involviert sind.<br />

Die Richtlinien für berufliche Praxis konnten nur teilweise erfüllt werden: So zeigen die drei<br />

analysierten Praktika, dass mit Blick auf die Richtlinien für die berufliche Praxis bzw. die<br />

Erfor<strong>der</strong>nisse <strong>der</strong> Arbeitswelt darauf geachtet werden sollte, neben den fachlichen Zielen<br />

auch solche aus den Bereichen <strong>der</strong> Sozial- und Methodenkompetenzen zu integrieren. Grundsätzlich<br />

wurde <strong>der</strong> Praxisbezug grossmehrheitlich mit einigen Einschränkungen positiv<br />

beurteilt: Letztlich dürfte <strong>der</strong> Grad des Praxisbezugs abhängig von <strong>der</strong> Ergiebigkeit <strong>der</strong><br />

gegebenen Aufgabenstellungen und <strong>der</strong> Praktikumsdauer sein, die daher weiter unten im<br />

Zusammenhang mit <strong>der</strong> Integration von Praktika in den Schulalltag diskutiert wird. Je länger<br />

ein Praktikant im Betrieb bleibt, um so ergiebigere Aufgaben können ihm anvertraut werden.<br />

Grundsätzlich ! darauf lassen die Erfahrungen aus Trogen schliessen ! bietet aber auch ein<br />

Kurzzeitpraktikum die Möglichkeit, ausgewählte betriebliche Prozesse vertieft kennen zu<br />

lernen. Beson<strong>der</strong>s sinnvoll erscheint die Vor- und Nachbereitung <strong>der</strong> Erfahrungen aus dem<br />

Praktikum, wobei eine Unternehmensanalyse zur Vorbereitung und ein Praktikumsbericht<br />

bereits als eine umfassende Problemstellung betrachtet werden können, weil so Wissen aus<br />

unterschiedlichen Fachgebieten mobilisiert werden kann. Die von den Beteiligten<br />

wahrgenommene Authentizität kann schliesslich durch den Grad an Selbständigkeit <strong>der</strong><br />

22<br />

Um das Betriebspraktikum auch an an<strong>der</strong>en <strong>Handelsmittelschulen</strong> mit mehr als einer Klasse durchführen zu<br />

können, braucht es eine entsprechende Anzahl an Betrieben, die auch bereit sind, Praktikanten zu übernehmen.<br />

Dies kann jedoch nicht einfach vorausgesetzt werden, wie weiter unten näher erläutert wird.<br />

99


Teil II: Fallstudien zum Betriebspraktikum und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

Lernenden beeinflusst werden, <strong>der</strong> daher im Folgenden behandelt wird. Die Ergebnisse<br />

machen deutlich, dass von konkreten betrieblichen Arbeiten (vgl. Abbildung 1), wie den hier<br />

analysierten Betriebspraktika, nicht per se ein höheres Mass an Praxisorientiertheit erwartet<br />

werden darf als etwa bei <strong>der</strong> Simulation betrieblicher Arbeiten im Rahmen von Lernbüros<br />

bzw. Übungsfirmen.<br />

Eigenverantwortlichkeit in den Bereichen Planung, Durchführen und Kontrolle <strong>der</strong> Arbeiten<br />

zeigt grundsätzlich noch Verbesserungspotenzial. In diesem Zusammenhang wurde bei allen<br />

drei analysierten Modulen die relativ kurze Zeit als ein die Selbständigkeit <strong>der</strong> Lernenden begrenzen<strong>der</strong><br />

Faktor referiert: Die Möglichkeit, Arbeiten selbständig zu erledigen, impliziert<br />

erstens eine zunehmende Routinisierung von Arbeiten und damit eine bestimmte Mindestverweildauer<br />

im Betrieb. Zweitens erfor<strong>der</strong>t Eigenverantwortlichkeit den Einbezug <strong>der</strong> Praktikanten<br />

in zentrale Unternehmensprozesse, welche ein verantwortungsvolles Arbeiten <strong>der</strong><br />

Praktikanten erfor<strong>der</strong>n. Drittens impliziert Eigenverantwortlichkeit <strong>der</strong> Lernenden zum einen<br />

auch die Bereitschaft <strong>der</strong> betrieblichen Betreuer, den Praktikanten entsprechende Kompetenzen<br />

zu übertragen. Zum an<strong>der</strong>en braucht es entsprechende Kompetenzen <strong>der</strong> Lernenden, die<br />

im Rahmen von Kurzzeitpraktika wohl kaum erreicht werden können. Diese Aspekte erscheinen<br />

insbeson<strong>der</strong>e in Bezug auf die eigenverantwortliche Planung und Kontrolle von Aktivitäten<br />

durch die Lernenden relevant. Die Lernenden konnten zwar ihre Arbeiten selbständig<br />

durchführen, jedoch ihre Aktivitäten nicht immer auch planen bzw. kontrollieren. Somit<br />

konnten die Richtlinien <strong>der</strong> beruflichen Praxis teilweise erfüllt werden.<br />

Im Folgenden werden zentrale Rahmenbedingungen wie die Integration <strong>der</strong> Praktika in den<br />

Schulalltag (konkret: Vor- und Nachbereitung des Praktikums, Wahl <strong>der</strong> Dauer und des Zeitpunktes),<br />

die Betreuung <strong>der</strong> Lernenden, die Kooperation zwischen Schule und Betrieb, die bereitgestellte<br />

Infrastruktur sowie die Vergabe von Noten diskutiert. Die Frage, wie sehr durch<br />

die analysierten Praktika die übrigen schulischen Leistungsziele erreicht werden können,<br />

kann hier nicht abschliessend beantwortet werden. Jedoch fallen in diesem Zusammenhang<br />

<strong>der</strong> akute Handlungsbedarf in Bezug auf die Vor- und Nachbereitung des Praktikums sowie<br />

die Verzahnung von Theorie und Praxis im Rahmen des Schulunterrichts auf. Dies kann nicht<br />

dadurch erreicht werden, dass die Praktikanten im Vorfeld kaum eine intensive Vorbereitung<br />

auf das Praktikum haben, während des Praktikums unqualifizierte Arbeiten verrichten und im<br />

Nachgang <strong>der</strong> Klasse kurz von ihren Erfahrungen berichten. Vielmehr sollten die Lehrkräfte<br />

im Rahmen <strong>der</strong> Konzeption des Praktikums gemeinsam mit den Betrieben Ziele und<br />

Möglichkeiten des Transfers von bereits erlernten Kompetenzen in die Praxis definieren. Umgekehrt<br />

können mögliche Bezüge <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Praxis erworbenen Kompetenzen zum folgenden<br />

Unterricht hergestellt werden. Schliesslich sollten in diesem Zusammenhang Aufträge bzw.<br />

die Lernprodukte (Inhalte und Anfor<strong>der</strong>ungen an die Unternehmensanalyse und Praktikumsbericht)<br />

und entsprechende Beurteilungskriterien gemeinsam vor dem Hintergrund <strong>der</strong> Spezifika<br />

<strong>der</strong> jeweiligen Betriebe festgelegt werden. Dieser Aufwand für die Vorbereitung <strong>der</strong><br />

Praktika erscheint zwar enorm, dürfte sich aber für sämtliche Beteiligten auszahlen: So profitieren<br />

bspw. die Betriebe stärker von den Praktikanten, die Lernenden haben einen höheren<br />

Lernerfolg und die Schulen stehen zufriedenen Betrieben gegenüber, die auch zukünftig Praktikumsplätze<br />

anbieten. Eine gründliche Vorbereitung erscheint zwar relativ aufwändig, ist<br />

jedoch für den Erfolg von Kurzzeitpraktika letztlich unverzichtbar.<br />

Die Erfahrungen belegen, dass die Dauer des Praktikums letztlich situativ festgelegt werden<br />

und sich an seinem Zweck orientieren sollte (Überblick über Tätigkeiten des Betriebs vs. vertieftes<br />

Kennenlernen von Prozesseinheiten), wobei i. d. R. eine Verlängerung des Praktikums<br />

aus Sicht <strong>der</strong> Beteiligten begrüsst wird. Längere Zeitdauern wurden nicht zuletzt durch die<br />

Betriebe gewünscht, um nach anfänglichen Investitionen auch vom Praktikanten profitieren<br />

zu können. Wenn Praktika aus Sicht <strong>der</strong> Betriebe zu kurz und damit die Kosten-Nutzen-<br />

Relation zu schlecht sind, so sinkt die Bereitschaft, entsprechende Praktikanten zu<br />

100


Vergleichende Fallstudienanalyse und Empfehlungen im Hinblick auf die Kategorie Betriebspraktika<br />

übernehmen. Jedoch wäre eine zeitliche Verlängerung <strong>der</strong> Praktika nicht immer mit dem<br />

Konzept einer dreijährigen HMS kompatibel. Der Zeitpunkt für das Praktikum erscheint bei<br />

allen analysierten Modulen sinnvoll gewählt, weil die Lernenden ! mit Ausnahme des<br />

Praktikums in Plan-les-Ouates ! mehr als die Hälfte <strong>der</strong> Ausbildungszeit absolviert haben,<br />

somit über die entsprechenden Kompetenzen für sinnvolle Tätigkeiten im Betrieb verfügen<br />

und grundsätzlich die Erfahrungen zielgerecht reflektieren können. Die zeitliche Belastung<br />

<strong>der</strong> Lernenden durch ein Praktikum steigt zwar an, wenn ein Teil in die Ferien verlegt wird,<br />

wurde aber aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden letztlich als angemessen beschrieben. Insgesamt sollten<br />

die Praktika bzw. entsprechende Folgeaktivitäten (Erstellen des Praktikumsberichts) jedoch<br />

nicht die Ferien tangieren, weil Lernende so häufig sehr lange Lernphasen durchlaufen, Prozesse<br />

nicht vor den Ferien abgeschlossen werden können o<strong>der</strong> Lehrkräfte während <strong>der</strong> Ferienzeit<br />

nicht immer betreuend zur Verfügung stehen. Die Erfahrungen <strong>der</strong> HMS in Plan-les-<br />

Ouates zeigen, dass ein Praktikum für die Praktikanten nicht mit einem Unterrichtsausfall<br />

verbunden sein sollte.<br />

Insgesamt wird die Betreuung <strong>der</strong> Lernenden bzw. die Erfüllung <strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen, die an<br />

die Betreuenden gestellt werden, durch die Beteiligten als positiv beurteilt. Die Lernenden haben<br />

sich jedoch an einer <strong>der</strong> drei Schulen mehr Unterstützung bei <strong>der</strong> Suche eines Praktikumsplatzes<br />

und eine stärkere Begleitung während des Praktikums gewünscht. Um die Qualität<br />

<strong>der</strong> Betreuung verbessern zu können, wünschen sich die betrieblichen Betreuer entwe<strong>der</strong><br />

klarere Vorgaben von Seiten <strong>der</strong> Schule o<strong>der</strong> Mitgestaltungsmöglichkeiten des Praktikumsrahmens<br />

in Bezug auf die Rechte und Pflichten <strong>der</strong> Beteiligten, die zu erreichenden Lernziele,<br />

die Lernvoraussetzungen o<strong>der</strong> weitere Rahmenbedingungen (z. B. Entlöhnung des Praktikanten,<br />

Unterstützung <strong>der</strong> Lernenden bei <strong>der</strong> Erstellung zentraler Lernprodukte, Feedback am Ende<br />

des Praktikums). Ebenfalls wünschen sich die betreuenden Lehrkräfte an einer <strong>der</strong> drei<br />

untersuchten Schulen klarere Vorgaben von Seiten des Modulverantwortlichen in Bezug auf<br />

die Lernziele o<strong>der</strong> die Kriterien zur Beurteilung <strong>der</strong> Lernprodukte. Um die Qualität <strong>der</strong> Betreuung<br />

optimieren zu können, erscheint die Kooperation zwischen Schule und Betrieb verbesserungswürdig:<br />

Die Kooperation zwischen den Lernorten erscheint zum einen eminent<br />

wichtig, da in den Regionen einerseits häufig nur eine begrenzte Zahl an Praktikumsplätzen<br />

verfügbar ist. Es braucht an<strong>der</strong>erseits eine Vielzahl an Unternehmen, die bereit sind, entsprechende<br />

Kurzzeitpraktika zu betreuen. Erfahrungen sind hier häufig ernüchternd, weil die<br />

Nutzenschwelle aus Sicht <strong>der</strong> Betriebe häufig erst bei weitaus längeren Praktikumsdauern erreicht<br />

werden kann. 23 Daher erscheint es in Bezug auf das Primat <strong>der</strong> Verzahnung von<br />

Theorie und Praxis wie oben erläutert ergiebig, die Betriebe stärker in Bezug auf die zentralen<br />

Rahmendaten besser zu informieren o<strong>der</strong> diese gar in die Konzeption von Praktika<br />

einzubinden und so letztlich eine dauerhafte Kooperation <strong>der</strong> Lernorte zu institutionalisieren.<br />

Abschliessend werden <strong>der</strong> Zugang zu einem betrieblichen Arbeitsplatz und die Vergabe von<br />

Noten beurteilt: Um den Praktikanten eine authentische Erfahrung im Betrieb zu ermöglichen<br />

und diese in die Lage zu versetzen, Arbeiten selbständig zu erledigen, erscheint ein Zugang<br />

zur betrieblichen Infrastruktur unverzichtbar ! eine Voraussetzung, die jedoch nicht immer<br />

bei den untersuchten Praktika erfüllt war. Erfahrungen aus <strong>der</strong> Literatur deuten darauf hin,<br />

dass sich Noten (z. B. des Praktikumsberichts o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Präsentation) positiv auf den Lernerfolg<br />

auswirken (vgl. Diesner, Euler, Walzik & Wilbers, 2004, S. 41). Zwar kommt <strong>der</strong> Note<br />

für das Praktikum bisher (mit Ausnahme von Plan-les-Ouates) keinerlei Relevanz zu. Dass<br />

die Vergabe von Noten bzw. ein höherer Stellenwert <strong>der</strong> Praktikumsnote im Zeugnis einen<br />

(noch) grösseren Lernerfolg bewirke, kann aus den vorliegenden Daten zumindest nicht<br />

geschlossen werden. Hier können <strong>der</strong> mögliche Lernerfolg, <strong>der</strong> Praxiseinblick und die Förde-<br />

23<br />

Vor dem Hintergrund <strong>der</strong> knappen Praktikumsplätze einerseits und <strong>der</strong> oben festgestellten verbesserungswürdigen<br />

Ergiebigkeit von Praktika erscheint <strong>der</strong> Ansatz von einigen HMS ausgesprochen attraktiv, den Lernenden<br />

ein Praktikum von zwei Semestern anzubieten.<br />

101


Teil II: Fallstudien zum Betriebspraktikum und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

rung von Selbständigkeit und Eigenverantwortlichkeit aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden die Noten weniger<br />

wichtig erscheinen lassen.<br />

Insgesamt zeigen die Rahmenbedingungen für das Praktikum an den drei Schulen vielfältige<br />

Verbesserungspotenziale, die grundsätzlich realisierbar sind. Auch die Leistungsziele sowie<br />

die Richtlinien für die berufliche Praxis deuten noch auf einen entsprechenden Handlungsbedarf<br />

sowohl auf Ebene <strong>der</strong> Konzeption als auch <strong>der</strong> Umsetzung von Praktika hin. Die Beteiligten<br />

attestieren dem Praktikum meist einen positiven Einfluss auf die Attraktivität von HMS<br />

und äussern sich mehrheitlich positiv, wobei die Dauer des Praktikums o<strong>der</strong> die Verfügbarkeit<br />

von Praktikumsplätzen begrenzende Faktoren sind. Dies führt uns zu <strong>der</strong> zentralen Frage, ob<br />

ein Kurzzeitpraktikum ergiebig sein kann. Es darf einerseits bezweifelt werden, dass ein<br />

Kurzzeitpraktikum einem Vergleich mit längeren Praktikumsdauern o<strong>der</strong> einer dualen betrieblichen<br />

Ausbildung in Bezug auf die Breite o<strong>der</strong> die Tiefe standhält. An<strong>der</strong>erseits können<br />

und sollten auch im Rahmen von Kurzzeitpraktika Theorie und Praxis besser miteinan<strong>der</strong> vernetzt<br />

und sinnvolle Ziele definiert werden. Nicht zuletzt sollte darauf geachtet werden, dass<br />

Praktikanten ergiebige betriebliche Prozesse eigenverantwortlich planen, durchführen und<br />

kontrollieren und die Lernenden entsprechend gut betreut werden, um einen positiven Lernerfolg<br />

erreichen zu können. Aus Sicht <strong>der</strong> Betriebe geht es jedoch vielfach darum, einen<br />

kleineren Ausschnitt mit repetitiven Tätigkeiten auszuwählen, weil nicht die ganze Breite an<br />

betrieblichen Aufgaben im Rahmen von Kurzzeitpraktika abgebildet werden kann. Die<br />

folgende Tabelle fasst die kritischen Erfolgsfaktoren zur Gestaltung von Betriebspraktika<br />

zusammen:<br />

102


Vergleichende Fallstudienanalyse und Empfehlungen im Hinblick auf die Kategorie Betriebspraktika<br />

Tabelle 8<br />

Kritische Erfolgsfaktoren von Betriebspraktika anhand <strong>der</strong> Evaluation<br />

Kritischer<br />

Erfolgsfaktor<br />

Leistungsziele<br />

Richtlinien für<br />

berufliche Praxis<br />

Rahmenbedingungen<br />

Leistungsziele<br />

Authentizität<br />

Selbständigkeit<br />

Integration in den<br />

Schulalltag<br />

Betreuung<br />

Kooperation Schule-Betrieb<br />

Infrastruktur<br />

Empfehlungen<br />

! Ziele mit Blick auf die Lernvoraussetzungen<br />

und Spezifika <strong>der</strong> Betriebe auswählen<br />

und den Betrieben kommunizieren<br />

! Kooperation zwischen Schule und Betrieb<br />

verbessern<br />

! Übertragen qualifizierter betrieblicher<br />

Arbeiten auf den Praktikanten<br />

! Integration von Zielen aus den Bereichen<br />

Sozial- und Methodenkompetenzen<br />

! Praktikumsdauer nicht zu kurz wählen<br />

! Arbeitsplatz bereitstellen<br />

! Eigenverantwortung för<strong>der</strong>n und for<strong>der</strong>n<br />

(insbeson<strong>der</strong>e im Hinblick auf die Planung<br />

und Kontrolle von Tätigkeiten)<br />

! Praktikumsdauer nicht zu kurz wählen<br />

! Praktikum besser vor- und nachbereiten<br />

! Theorie und Praxis stärker vernetzen<br />

! Intensive Kooperation zwischen Schule<br />

und Praxis bei <strong>der</strong> Konzeption von Praktika<br />

! Ergiebige Arbeiten ermöglichen<br />

! Mindestdauer des Praktikums nicht unterschreiten<br />

! Zeitpunkt ausserhalb <strong>der</strong> Ferien wählen<br />

! Unterstützung <strong>der</strong> Lernenden bei <strong>der</strong><br />

Praktikumssuche<br />

! Voraussetzungen <strong>der</strong> Praktikumsbetreuer<br />

! Klare Kommunikation bzw. partizipatives<br />

Fixieren <strong>der</strong> Rahmendaten des<br />

Praktikums<br />

! Zugang zu einem betrieblichen Arbeitsplatz<br />

sicherstellen<br />

103


Teil II: Fallstudien zur Auftragsübernahme und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

Fallstudien zur Auftragsübernahme und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

EC Aimée-Stitelmann, Plan-les-Ouates<br />

Kantonsschule Frauenfeld<br />

KV Liestal<br />

105


Organisation de séjours linguistiques EC Aimée-Stitelmann, Plan-les-Ouates<br />

Organisation de séjours linguistiques EC Aimée-Stitelmann, Plan-les-<br />

Ouates<br />

Beat Estermann<br />

1 Description du module<br />

Une quinzaine d’élèves se sont vus confier le mandat d’organiser des séjours linguistiques de<br />

trois semaines pour leurs pairs. Le module était étalé sur trois ans, alors que la durée du mandat<br />

à proprement parler était d’environ une année. Du point de vue de l’organisation interne<br />

de l’école, la deuxième et la troisième année de ce programme faisaient partie de la branche<br />

„options“, dans le cadre de laquelle les élèves doivent choisir entre plusieurs projets qui leur<br />

sont proposés.<br />

1.1 Idée de base<br />

Dans le cadre du mandat, les élèves ont dû entreprendre les démarches nécessaires à l’organisation<br />

d’un séjour linguistique pour les élèves de leur volée (env. 40 élèves). Le mandat<br />

était précédé d’un stage dans une agence de voyage qui devait permettre aux élèves de se<br />

familiariser avec la branche des voyages.<br />

1.2 Cadre temporel, étapes (structuration du module)<br />

Le tableau ci-dessous donne une idée du déroulement du projet entier, dont le mandat formait<br />

la troisième phase:<br />

2004/05 1 ère année Pré-projet: tous les élèves de 1 ère année exécutent un petit mandat fictif.<br />

4 groupes d’élèves sont choisis pour participer au projet pilote (stage en<br />

entreprise et mandat – ces élèves bénéficieront en 3 e année d’un séjour<br />

linguistique gratuit.)<br />

2005 2 e année,<br />

1 er semestre<br />

Stage en entreprise de 3 semaines, précédé de quelques séances de<br />

préparation.<br />

2005/06 2 e année Mandat: organisation d’un séjour linguistique (3 semaines) pour les<br />

élèves de leur volée.<br />

Tâches: Recueillir les informations nécessaires; déterminer le lieu de<br />

destination; faire la demande de subventionnement; créer des supports de<br />

communication et d’information ainsi qu’une brochure d’inscription;<br />

faire de la publicité auprès des autres élèves.<br />

N.B.: Le mandat a dû être redéfini en cours de route; ainsi, ces tâches ont<br />

en partie été confiées au Centre des séjours à l’étranger – une unité<br />

spécialisée au sein du DIP.<br />

2006/07 3 e année,<br />

1 er semestre<br />

2006/07 3 e année,<br />

2 e semestre<br />

Tâches: avant le séjour: présenter le séjour aux parents d’élèves; gérer<br />

les inscriptions; durant le séjour: accompagner les autres élèves; tenir un<br />

journal de bord; effectuer un travail thématique; constituer une banque<br />

d’images sur le lieu du séjour; après le séjour: mener une enquête de<br />

satisfaction auprès des participants du séjour.<br />

Tâches prévues: réaliser un site web présentant le séjour.<br />

La première phase du projet (pré-projet), au cours de laquelle les élèves devaient mettre au<br />

point un projet fictif de séjour linguistique, concernait tous les élèves de première année<br />

106


Organisation de séjours linguistiques EC Aimée-Stitelmann, Plan-les-Ouates<br />

(environ 150 élèves, organisés en groupes de quatre). Ce projet fictif servait de base à la<br />

sélection de 16 élèves qui pouvaient participer à la suite du projet: un stage dans une agence<br />

de voyage et l’accomplissement d’un mandat (deuxième et troisième année). Sur les 16 élèves<br />

choisis, 6 se sont retirés du projet avant le stage de l’automne 2005.<br />

À la suite du stage, les 10 élèves restants (répartis en groupes de 2 à 4 élèves) se sont vus<br />

confier le mandat d’organiser des séjours linguistiques pour leurs pairs. À la rentrée 2006/07,<br />

5 élèves supplémentaires ont rejoint le groupe. Au mois de novembre 2007, des séjours de<br />

3 semaines ont eu lieu à Dublin, Florence et Münster, auxquels 43 élèves ont participé.<br />

Durant ces séjours, les élèves participant au module jouaient le rôle de personnes-relais entre<br />

les enseignants-accompagnateurs et les autres élèves. De plus, il devaient tenir un journal de<br />

bord et accomplir un travail thématique. De retour à Genève, les élèves du module ont mené<br />

une enquête de satisfaction auprès des autres participants du séjour. Pour le deuxième<br />

semestre 2007, il était prévu que les élèves du module mettent en place, en collaboration avec<br />

un autre groupe d’élèves, un site web présentant leur séjour linguistique.<br />

1.3 Objectifs de formation pratique<br />

A l’origine, le mandat prévoyait que les élèves prennent en charge toute l’organisation du<br />

séjour, y compris la conception du programme, les réservations et la gestion financière. Or, en<br />

cours de route, les responsables du projet se sont rendus compte que cette approche était<br />

impraticable pour différentes raisons: premièrement, le programme de tels séjours est typiquement<br />

mis au point par des organisations sur place et non pas depuis le pays de départ;<br />

deuxièmement, il existe au sein du DIP genevois un centre spécialisé pour l’organisation de<br />

séjours à l’étranger (Centre des séjours à l’étranger) qui – grâce à ses contacts – peut assurer<br />

une organisation moins chère, plus rapide et avec certaines garanties quant à la qualité des<br />

prestations des partenaires à l’étranger; troisièmement, l’importance du budget (presque CHF<br />

100’000.-) ne permettait pas aux responsables du module de prendre des risques et donc<br />

d’accor<strong>der</strong> une certaine marge d’autonomie aux élèves dans la gestion financière; et finalement,<br />

la gestion des finances implique l’accès à des données confidentielles que l’école ne<br />

peut pas divulguer aux élèves participant au module.<br />

Par conséquent, le contenu du module et les objectifs de formation ont été redéfinis au début<br />

de l’année 2006. Au lieu d’un travail d’organisation, les élèves ont dès lors avant tout effectué<br />

des tâches liées à la promotion du séjour et se sont occupés du suivi des inscriptions. 33 objectifs<br />

de formation pratique, dont 11 concernent des compétences méthodologiques et sociales,<br />

ont ainsi été définis sur la base du catalogue de l’OFFT (voir le tableau au chapitre 2.1 de<br />

ce rapport).<br />

1.4 Authenticité<br />

Dans le cadre du mandat, les élèves ont été amenés à entrer en contact avec le Centre des<br />

séjours à l’étranger, à présenter le séjour devant leurs pairs et leurs parents et de gérer les<br />

inscriptions – des activités tout à fait authentiques comme les auraient entreprises des responsables<br />

d’une école proposant un séjour linguistique à leurs élèves.<br />

107


Teil II: Fallstudien zur Auftragsübernahme und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

1.5 Intégration dans le cadre scolaire<br />

De manière globale, le module était bien intégré dans le cadre scolaire. Du point de vue de<br />

l’organisation interne de l’école, il a été proposé comme module à option, une demi-journée<br />

par semaine y étant consacrée. Durant le séjour, les élèves restés en Suisse ont bénéficié d’un<br />

programme alternatif, ce qui évitait les problèmes de rattrapage. L’articulation du module<br />

avec le stage en entreprise n’était cependant pas idéale. Les élèves ne pouvaient notamment<br />

pas utiliser leur stage pour se préparer de manière ciblée aux tâches qu’ils devaient accomplir<br />

durant le mandat, puisque celles-ci étaient (re-)définies après le stage.<br />

1.6 Évaluation des élèves<br />

Lors des différentes étapes du module, les élèves ont été évalués par les enseignants sur la<br />

base de grilles ad hoc 24 . Parfois, l’évaluation par les enseignants était accompagnée d’une<br />

auto-évaluation par les élèves, et dans le cas de la présentation des séjours, les prestations des<br />

élèves ont été co-évaluées par le représentant d’une agence de voyage. La note issue du<br />

module était intégrée dans la note „option“/“branches complémentaires“.<br />

1.7 Conditions-cadre<br />

En ce qui concerne les infrastructures, le module a rencontré quelques problèmes de<br />

logistique au sein de l’école, car la salle d’informatique n’était pas toujours disponible durant<br />

les heures de travail des élèves, mais finalement, les responsables ont pu trouver un modus<br />

vivendi.<br />

Le module était accompagné par un enseignant – il s’agissait de deux enseignants différents<br />

pour la deuxième et pour la troisième année, car le premier s’est vu confier d’autres responsabilités<br />

au sein d’une autre école. Parallèlement au changement de l’enseignant, la composition<br />

des groupes d’élèves a été modifiée au début de la troisième année; en effet, plusieurs<br />

élèves ayant quitté le module au début de la deuxième année à cause du stage en entreprise, 5<br />

élèves ont été rajoutés au début de la troisième année pour des raisons administratives.<br />

Dès l’hiver 2005/2006, le module s’est déroulé en collaboration étroite avec le Centre des<br />

séjours à l’étranger (DIP Genève) qui se chargeait de la programmation des séjours ainsi que<br />

des réservations et des contacts avec les partenaires à l’étranger.<br />

Durant les séjours, les élèves étaient accompagnés par des enseignants de l’école et logeaient<br />

dans des familles d’accueil. Sur place, le programme (cours et excursions) était organisé par<br />

les partenaires locaux. Des activités (visant l’apprentissage de la langue) étaient en outre<br />

proposées par les enseignants-accompagnateurs – à l’exception de Münster où les élèves (4<br />

élèves-organisateurs et 1 élève-participant) devaient eux-mêmes mettre en place de telles activités.<br />

Le module n’est pas reconductible pour des raisons financières (coût global du séjour:<br />

environ CHF 2’000.-- par élève). Plus de la moitié du coût a été prise en charge par l’État, à<br />

titre exceptionnel: participation gratuite pour les élèves-organisateurs, subventionnement<br />

partiel pour les autres et aide financière pour les élèves issus de familles défavorisées. Les<br />

responsables du module n’avaient pas prévu les problèmes liés au financement des séjours,<br />

24 Les éléments suivants ont fait l’objet d’une évaluation: le dossier (sélection de documents; tenue du dossier;<br />

archivage informatique; banque de données: adresses, contacts, références; banque d’images); le programme<br />

du séjour et le flyer; le séjour (gestion du déroulement en partenariat avec les enseignants-accompagnateurs;<br />

journal de bord); les actions de communication (présentation devant un jury, présentation aux élèves et aux<br />

parents); processus (compétences méthodologiques, travail en groupe, organisation du travail, dynamique du<br />

groupe); sondage „client“, bilan.<br />

108


Organisation de séjours linguistiques EC Aimée-Stitelmann, Plan-les-Ouates<br />

assumant que les parents d’élèves seraient d’accord de débourser CHF 2’000.-- pour un séjour<br />

de trois semaines.<br />

Suite à l’expérience pilote, l’école a mis en place une série d’autres modules (proposés en<br />

option), dont certains peuvent être assimilés à des modules de formation pratique au sens de<br />

l’OFFT: un module autour des aspects sociaux du travail, y compris un exercice pratique en<br />

rapport avec une entreprise existante; un module „Business English Certificate“; un mandat<br />

portant sur la conception et la réalisation d’une action introduisant le concept du développement<br />

durable à l’École de commerce Aimée Stitelmann; un module „multimédia – web-création“<br />

avec réalisation d’une présentation d’entreprise ou de formation professionnelle (fictive<br />

ou réelle); un mandat portant sur la prise en charge d’un espace d’exposition au sein de<br />

l’établissement scolaire; et enfin, un module dans le domaine de la psychologie.<br />

2 Appréciation du module par les personnes concernées25<br />

2.1 Résultats<br />

Le tableau ci-contre donne un aperçu des réponses des enseignants, de la responsable du<br />

module et des élèves à la question de savoir dans quelle mesure le module a permis aux<br />

élèves d’atteindre les objectifs de formation. Les objectifs présentés ici correspondent à ceux<br />

qui ont été retenus suite à la redéfinition du mandat. Lors de la première séance d’évaluation<br />

(à la fin de la 2 e année), le premier enseignant et la responsable du module se sont prononcés<br />

sur la réalisation des objectifs (par groupes d’objectifs) durant la première partie du module.<br />

Lors de la deuxième séance d’évaluation, la deuxième enseignante s’est prononcée sur la<br />

réalisation des objectifs durant le premier semestre de la troisième année. La deuxième séance<br />

d’évaluation ayant eu lieu avant la fin du module, il s’agit d’une évaluation en cours de route<br />

(portant sur environ trois quarts du module).<br />

14 objectifs ont bien pu être atteints durant au moins une partie du module (1, 4, 5, 6, 7, 12,<br />

13, 14, 19, 20, 21, 23, 27, 29). La réalisation de 17 objectifs (dont 8 des 11 objectifs méthodologiques<br />

et sociaux) suscite par contre des appréciations divergentes – il est intéressant de<br />

noter que tous ces objectifs sont bien évalués par les élèves, alors que les deux enseignants<br />

sont nettement moins optimistes. Seuls deux objectifs (17 – „appliquer le marketing-mix“; 22<br />

– „connaître les systèmes d’assurance qualité“) sont considérés comme non-atteints aussi<br />

bien par les élèves que par les enseignants. Comme la partie restante du module n’est pas particulièrement<br />

axée sur les objectifs non encore réalisés, on peut assumer que ceux-ci ne<br />

pourront dans leur grande majorité pas être atteints durant le reste du module.<br />

Lorsqu’il s’agit d’identifier les raisons de la non-réalisation de certains objectifs, les<br />

enseignants déplorent un certain manque de maturité du côté des élèves. Ainsi, ils n’ont pas<br />

pu accor<strong>der</strong> aux élèves autant d’autonomie que prévu, et ceux-ci n’ont pas toujours pu être<br />

responsabilisés. De même, la deuxième enseignante fait remarquer que les élèves ont très mal<br />

intégré les 5 élèves qui ont rejoint le groupe au début de la troisième année („il n’y avait pas<br />

de transfert des compétences spontané“)!et que la dynamique de groupe était assez mauvaise.<br />

25 Cette partie se base sur des données recueillies lors des entretiens de groupe avec:<br />

! 9 élèves (sur 10), à la fin de la deuxième année;<br />

! 14 élèves (sur 15), à la fin du premier semestre de la troisième année;<br />

! le premier enseignant et la responsable du module, à la fin de la deuxième année;<br />

! la deuxième enseignante et la responsable du module, à la fin du premier semestre de la troisième année.<br />

Ces personnes ont en outre fourni des données complémentaires par le biais d’un questionnaire. De plus, des<br />

entretiens individuels ont été menés avec la directrice de l’école, le responsable du Centre des séjours à<br />

l’étranger ainsi qu’avec les trois enseignants-accompagnateurs. Les informations ainsi recueillies ont été<br />

complétées par des documents fournis par l’école.<br />

109


Teil II: Fallstudien zur Auftragsübernahme und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

En tant que seule coach, il lui était parfois difficile d’être toujours disponible quand il le<br />

fallait.<br />

Si certains objectifs de formation n’ont très probablement pas pu être réalisés par tous les<br />

élèves parce que le module n’englobait pas suffisamment d’activités y relatives (p.ex. 2 – „se<br />

servir du téléphone“, 10 – „bon usage des données de l’entreprise“, 11 – „choisir les moyens<br />

de communication“, 17 – „appliquer le marketing-mix“, 22 – „connaître les systèmes<br />

d’assurance qualité“, 32 – „expérimenter de nouvelles techniques; maîtrise de techniques de<br />

créativité“, 33 – „attitude orientée vers le client/aptitude à la négociation“), d’autres objectifs<br />

auraient certainement mieux pu être atteints s’il avait été possible de fournir un coaching<br />

plus soutenu, le „manque de maturité des élèves“ déploré par les enseignants ne pouvant être<br />

compensé que par un encadrement plus intensif.<br />

Degré de réalisation des objectifs de formation pratique selon les enseignants et les élèves<br />

Objectifs de formation pratique (code OFFT)<br />

ens. 1/resp.<br />

(fin 2e année)<br />

ens. 2<br />

(milieu 3e)<br />

élèves<br />

(milieu 3e)<br />

1. Saisir des textes (2.1.1.1) moy. très bien bien<br />

2. Se servir du téléphone (2.1.1.2) n/a bien<br />

3. Utiliser des appareils électroniques de transmission de données (2.1.1.3) n/a bien<br />

4. Maîtriser les fonctions de la photocopieuse (2.1.1.4)<br />

5. Choisir des programmes PC standard (2.1.2.1) bien<br />

bien bien<br />

6. Vérifier des documents (2.1.2.2)<br />

7. Se procurer des informations (2.1.3.1) moy. bien très bien<br />

8. Gérer l’agenda (2.1.3.2)<br />

9. Gérer des données (2.1.4.1) moy. moy. très bien<br />

10. Bon usage des données de l’entreprise (2.1.4.2)<br />

11. Choisir les moyens de communication (2.2.1.1) n/a n/a bien<br />

12. Établir des documents agréables à l’oeil (2.2.2.1) bien bien bien<br />

13. Sauvegarde des données électroniques (2.4.1.1) très bien n/a bien<br />

14. Sécurité des données de l’entreprise (2.4.1.2)<br />

15. Critères de classement (2.4.3.1) moy.<br />

mal bien<br />

16. Evaluer les systèmes de classement (2.4.3.2)<br />

17. Appliquer le marketing-mix (1.7.3.1) moy. n/a mal<br />

18. Rédiger des procès-verbaux (2.5.1.1) pas évalué n/a bien<br />

19. Appliquer les règles du savoir-vivre (1.1.3.1) bien<br />

bien bien<br />

20. Formuler des plaintes (1.1.3.2)<br />

21. Organiser différentes manifestations (1.7.6.1) moy. bien bien<br />

22. Connaître les systèmes d’assurance qualité (1.4.1.1) pas évalué très mal moy.<br />

23. Savoir-vivre/présentation (17) bien bien très bien<br />

24. Planifier son travail; fixer des objectifs et des priorités (14) moy. moy. bien<br />

25. Sens des responsabilités (7) moy. moy. très bien<br />

26. Disposition à participer au changement (21) moy. mal bien<br />

27. Aptitude à la communication (11) bien mal très bien<br />

28. Aptitude à gérer les conflits/savoir accepter la critique (13) moy. mal bien<br />

29. Aptitude au travail en équipe/collaboration (10) bien moy. très bien<br />

30. Aptitude au transfert (3) moy. mal bien<br />

bien<br />

moy.<br />

n/a<br />

moy.<br />

mal<br />

mal<br />

moy.<br />

bien<br />

bien<br />

bien<br />

bien<br />

bien<br />

bien<br />

bien<br />

110


Organisation de séjours linguistiques EC Aimée-Stitelmann, Plan-les-Ouates<br />

Objectifs de formation pratique (code OFFT)<br />

31. Savoir choisir les outils de travail; être capable de choisir, d’évaluer et<br />

d’utiliser correctement des informations (1)<br />

32. Expérimenter de nouvelles techniques; maîtrise de techniques de<br />

créativité (5)<br />

ens. 1/resp.<br />

(fin 2e année)<br />

ens. 2<br />

(milieu 3e)<br />

élèves<br />

(milieu 3e)<br />

mal moy. bien<br />

mal mal bien<br />

33. Attitude orientée vers le client/aptitude à la négociation (16) n/a mal très bien<br />

Légende<br />

n/a: non applicable selon la/les personne(s) interrogée(s)<br />

cases en gris clair: objectifs dont la réalisation est douteuse, les appréciations entre élèves d’une part et les deux enseignants d’autre part<br />

étant divergentes<br />

cases en gris foncé: objectifs qui n’ont pas pu être atteints<br />

Étant donné que les élèves évaluent la plupart des objectifs de manière positive, on peut<br />

assumer qu’ils ont effectivement fait des progrès dans ces domaines, sans que le niveau visé<br />

par les enseignants ait pour autant pu être atteint. On peut également se deman<strong>der</strong> si les<br />

activités du module étaient bien adaptées aux compétences des élèves et si les enseignants ont<br />

évalué correctement les compétences de départ de ceux-ci. Pour trois objectifs de formation<br />

(3 – „utiliser des appareils électroniques de transmission de données“, 8 – „gérer l’agenda“,<br />

18 – „rédiger des procès-verbaux“), les raisons pour lesquelles ils n’ont pas pu être atteints<br />

(selon les enseignants) sont moins compréhensibles, car il ne devrait pas être trop difficile<br />

d’intégrer dans le module des activités y relatives sans surcharges excessives en termes<br />

d’encadrement.<br />

2.2 Authenticité<br />

La responsable du module et un enseignant estiment que le module a „très largement“<br />

permis aux élèves de se rendre compte des enjeux de la pratique en entreprise. L’autre<br />

enseignant trouve cependant que ce n’était pas tellement le cas. Les enseignants s’accordent<br />

cependant à dire que les élèves ont largement pu réagir de manière entrepreneuriale. Cet avis<br />

est partagé par le responsable du Centre des séjours à l’étranger, qui trouve que les élèves<br />

ont bien pu agir de manière entrepreneuriale en ce qui concerne la promotion des séjours<br />

auprès de leurs pairs. Il observe par ailleurs que les élèves n’ont pas pu assumer le mandat<br />

comme il était conçu par l’école, étant donné que le concept initial était tout à fait irréaliste.<br />

2.3 Autonomie des élèves<br />

La deuxième enseignante estime que les élèves n’étaient que „moyennement“ autonomes<br />

dans la planification et dans le contrôle de leurs tâches, mais „largement“ autonomes en ce<br />

qui concerne l’exécution de celles-ci. Le premier enseignant s’était montré un peu plus<br />

optimiste quant au degré d’autonomie dont bénéficiaient les élèves. Les élèves eux-mêmes<br />

estiment avoir pu planifier, exécuter et contrôler leur tâches de manière „largement“<br />

autonome. Les enseignants indiquent en outre que les tâches étaient „largement“ adaptées<br />

aux compétences des élèves (une condition qui doit être remplie si on veut accor<strong>der</strong> aux<br />

élèves un certain degré d’autonomie). Globalement, les élèves partagent cet avis, mais ils sont<br />

assez divisés (premier entretien: 1 „très largement“, 5 „largement“, 2 „moyennement“, 1 „à<br />

peine“; deuxième entretien: 2 „très largement“, 5 „largement“, 6 „moyennement“, 1 „à<br />

peine“). Il est intéressant de noter que le résultat n’est pas meilleur lors du deuxième<br />

entretien, alors qu’on aurait pu penser que le module serait mieux adapté aux compétences<br />

des élèves après la redéfinition du mandat au cours de la deuxième année. Il est cependant<br />

possible que les élèves se réfèrent dans leurs réponses à des réalités très variées, car ils<br />

déplorent également le fait qu’à certaines périodes, ils étaient submergés de travail, alors qu’à<br />

111


Teil II: Fallstudien zur Auftragsübernahme und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

d’autres, ils étaient plutôt sous-occupés. Il se peut donc que les exigences auxquelles les<br />

élèves se trouvaient confrontés au long du module variaient de manière considérable d’une<br />

étape à l’autre.<br />

L’accessibilité des données d’entreprise pour les élèves a été jugé „moyenne“ par les élèves<br />

(„bonne“ lors du premier entretien) et un des enseignants (l’autre enseignant ne s’est pas<br />

prononcé). Généralement, on peut constater que les élèves ont eu accès aux inscriptions des<br />

élèves et ont dès lors pu les traiter de manière convenable. Ils ont cependant déploré un<br />

certain manque d’informations de la part du Centre des séjours à l’étranger en vue de la<br />

présentation des séjours aux parents d’élèves (certains élèves avaient craint de ne pas être pris<br />

au sérieux par les parents s’ils ne disposaient pas de tous les détails quant au déroulement du<br />

séjour). Rétrospectivement, ce manque d’informations ne leur semble pourtant pas très grave.<br />

Enfin, les élèves n’ont pas pu effectuer un certain nombre de tâches (comptabilité,<br />

facturation) pour des raisons de confidentialité (soutien financier aux élèves défavorisés).<br />

Vu la taille relativement importante du budget, les enseignants font remarquer qu’ils<br />

n’avaient pas droit à l’erreur et devaient par conséquent contrôler de près les activités des<br />

élèves (par exemple en ce qui concerne les inscriptions). Les enseignants et la responsable<br />

du module préconiseraient dès lors de faire des projets plus simples, dans le cadre desquels<br />

les élèves peuvent se rendre compte directement des conséquences réelles de leurs actes (et<br />

non pas seulement par le biais du feedback des coachs). Ils trouvent qu’il serait préférable de<br />

préparer les élèves au module en leur confiant de petits mandats dès la première année, pour<br />

les introduire progressivement à un travail plus autonome.<br />

Les élèves pour leur part déplorent le manque d’autonomie dans la gestion du temps et des<br />

tâches. Selon eux, les directives étaient souvent peu claires – généralement, on leur disait au<br />

début de chaque cours ce qu’il fallait faire. Les élèves ne pouvaient donc pas planifier leurs<br />

tâches à moyen terme. Deux périodes-clés semblent avoir été particulièrement caractérisées<br />

par ce genre de problème: la période de lancement du mandat (après le stage en entreprise)<br />

ainsi que la rentrée de la troisième année, avec de nouvelles équipes et une nouvelle<br />

enseignante. Lors de la première de ces deux périodes problématiques, au milieu de la<br />

deuxième année (janvier 2006), beaucoup de changements sont intervenus dans le contenu du<br />

travail. Certains aspects qui auraient dû être traités par les élèves, ne l’ont pas été par la suite<br />

(p.ex. choix de la destination, organisation de l’hébergement, réservation du train). Les élèves<br />

étaient donc désorientés et ne savaient pas toujours ce qu’on attendait d’eux. Lors de la<br />

deuxième période, au début de la troisième année, les élèves ressentaient un manque d’informations<br />

et de directives de la part de l’enseignante et de la responsable du module. À leurs<br />

dires, les personnes qui les encadraient n’avaient pas d’idée claire du concept et leur<br />

donnaient parfois des instructions contradictoires.<br />

Interrogés sur l’autonomie des élèves durant le séjour, les enseignants-accompagnateurs<br />

relèvent que les élèves du module ont bien joué leur rôle de personnes-relais entre les accompagnateurs<br />

et les autres élèves. A Dublin, ils étaient responsables des ordinateurs portables et<br />

se sont en outre débrouillés pour résoudre les petits soucis qu’avaient certains participants par<br />

rapport à leur famille d’accueil (chauffage, nourriture). À Florence, ils ont assisté l’accompagnatrice<br />

dans la recherche d’informations et se sont occupés de l’information de leurs collègues,<br />

tandis qu’à Münster, les cinq élèves ont passé deux semaines sans accompagnateur;<br />

elles se sont très bien débrouillées pour effectuer les activités prévues.<br />

112


Organisation de séjours linguistiques EC Aimée-Stitelmann, Plan-les-Ouates<br />

2.4 Intégration du module dans le cadre scolaire<br />

Selon les élèves, les enseignants et la responsable du module, le module était bien, voire<br />

très bien intégré dans le cadre scolaire en ce qui concerne la gestion du temps et le contenu.<br />

De même, la préparation des élèves aux activités du module est jugée bonne par tous les<br />

intéressés. Ils estiment par contre, que les expériences acquises par les élèves au cours du<br />

module pourraient encore mieux être mises en valeur dans le cadre scolaire. L’enseignant qui<br />

s’est prononcé à ce sujet juge la mise en valeur des acquis plutôt mauvaise, alors que les<br />

élèves la trouvent moyenne.<br />

Les différentes personnes ont également été interrogées au sujet de l’impact du module sur les<br />

apprentissages dans le cadre scolaire. Un enseignant (l’autre ne s’est pas prononcé à ce sujet)<br />

trouve que le module facilite la réalisation des objectifs de formation dans le cadre scolaire.<br />

Lors de la première séance d’évaluation, les élèves estimaient que le module suscite „fortement“<br />

de l’intérêt pour la matière scolaire et facilite „considérablement“ sa compréhension;<br />

lors de la deuxième séance, ils se sont cependant montrés nettement moins positifs sur ces<br />

deux aspects (impact „moyen“). Une enseignante-accompagnatrice a cependant observé que,<br />

depuis le séjour, les élèves sont beaucoup plus motivés pour les cours de langue (elle parle<br />

d’un véritable „déclic“).<br />

Les élèves estiment que la charge de travail due au module était plutôt élevée. Ils déplorent<br />

que le travail fût mal réparti dans le temps – avec des périodes très intenses et des périodes<br />

creuses durant lesquelles ils devaient quand même venir au cours, sans avoir suffisamment de<br />

travail pour s’occuper. De manière générale, ils rejoignent l’avis des enseignants et de la<br />

responsable du module, qui estiment que le module était trop étendu/dilué dans le temps. De<br />

l’avis des élèves, une année suffirait à l’avenir – il faudrait simplement mieux organiser le<br />

module.<br />

Défi supplémentaire: il a fallu mettre en place un programme alternatif pour les élèves de<br />

l’école qui ne participaient pas au séjour, ce qui a demandé beaucoup de travail à la responsable<br />

du module. De même, les enseignants ont dû accélérer le rythme d’enseignement pour<br />

rattraper les trois semaines de programme scolaire manquées à cause du séjour. Deux tiers des<br />

élèves ont ressenti cette accélération comme négative, mais ils estiment qu’on aurait sans<br />

problème pu mieux étaler ce rattrapage dans le temps.<br />

Finalement, un enseignant a fait remarquer qu’il y avait une période de flou au début du<br />

module, suite au changement à la direction de l’établissement, qui a retardé la prise de certaines<br />

décisions.<br />

2.5 Encadrement des élèves<br />

De manière générale, les élèves estiment qu’ils ont été bien, voire très bien encadrés par leurs<br />

enseignants. Ils se plaignent cependant de certaines divergences/contradictions entre<br />

l’enseignant et la responsable du module en ce qui concerne les instructions données et l’évaluation<br />

à la fin de la deuxième année.<br />

L’enseignante qui a encadré les élèves durant la troisième année a parfois trouvé difficile de<br />

toujours être à la disposition des différents groupes d’élèves quand il le fallait. Pour elle, le<br />

module a demandé un investissement trop important en termes de temps. À son avis, il serait<br />

souhaitable de travailler à plusieurs enseignants-coachs, afin de pouvoir garantir un encadrement<br />

de qualité.<br />

113


Teil II: Fallstudien zur Auftragsübernahme und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

La responsable du module et les enseignants soulignent également le rôle important joué<br />

par le directeur du Centre des séjours à l’étranger, qui a accueilli les élèves à plusieurs<br />

reprises afin de les associer au maximum au choix de leur destination et à la mise en place du<br />

programme.<br />

2.6 Conditions-cadre<br />

Un enseignant trouve qu’il a généralement bien pu remplir les exigences posées par le<br />

module, alors que pour l’autre, ce n’était que moyennement le cas – surtout à cause de la<br />

surcharge de travail en termes de coaching durant les moments intenses. Les deux enseignants<br />

disposent d’une expérience dans l’économie privée. Leurs besoins de formation se<br />

concentrent sur des domaines assez spécifiques: le premier trouverait utile d’approfondir ses<br />

connaissances dans le domaine de la bureautique, alors que la deuxième aurait des besoins de<br />

formation dans le domaine multimédia, en vue de la création de sites web lors du deuxième<br />

semestre de la troisième année. Quant à la responsable de projet, elle estime qu’elle aurait<br />

des besoins de formation dans le domaine de la gestion de projet.<br />

La responsable du module et les enseignants sont très contents des bons contacts qu’ils ont<br />

eus avec le responsable du Centre des séjours à l’étranger. De même, un responsable d’une<br />

agence de voyage a pu être associé avec succès à l’évaluation des présentations des élèves à la<br />

fin de la deuxième année. En troisième année, les élèves ont en outre pu suivre un cours<br />

d’expression orale donné par une enseignante spécialisée. Selon la responsable du module et<br />

l’enseignante, ce cours a été un grand succès. Et enfin, la collaboration avec les enseignantsaccompagnateurs<br />

durant le séjour a également très bien fonctionné – tous les intéressés sont<br />

très satisfaits de l’expérience.<br />

Les élèves sont généralement très contents des séjours linguistiques, bien que certains se<br />

disent un peu déçus du fait que certaines parties du programme (excursions) ne pouvaient pas<br />

être réalisées.<br />

Le grand point faible du module est cependant son financement. Les responsables ont<br />

surestimé la capacité ou la volonté des parents d’élèves de financer le séjour de leurs enfants<br />

(env. CHF 2’000.-- par élève). Ainsi, l’État a cofinancé les séjours à raison de plus de 50 % –<br />

à titre exceptionnel, ce qui met en doute la durabilité du module. De même, le responsable du<br />

Centre des séjours à l’étranger fait remarquer qu’il a investi beaucoup de son temps pour<br />

encadrer les élèves sans pour autant le facturer. Il ne pense pas qu’une organisation privée<br />

puisse se permettre de faire de même.<br />

2.7 Impact du module sur l’attractivité des ESC<br />

Interrogés sur l’impact d’une éventuelle introduction de modules de ce type sur l’attractivité<br />

des écoles de commerce aux yeux des élèves potentiels, la responsable du module et un des<br />

enseignants le jugent positif, voire très positif, alors que l’autre enseignant se montre un peu<br />

moins optimiste, trouvant qu’on a un peu enlevé de substance au projet (par rapport à ce qui<br />

avait été promis aux élèves au début). La majorité des élèves trouve que de tels modules<br />

rendent l’école de commerce nettement plus attractive. Pour eux, des modules de formation<br />

pratiques sont non seulement intéressants (à cause du changement qu’ils procurent par rapport<br />

à la routine scolaire), mais également utiles pour leur avenir professionnel. Cet avis très<br />

positif des élèves est également reflété dans les réponses des personnes qui les ont accompagnés<br />

durant le séjour.<br />

114


Organisation de séjours linguistiques EC Aimée-Stitelmann, Plan-les-Ouates<br />

La responsable du module et les enseignants soulignent en outre que des modules pratiques<br />

contribuent à redynamiser l’école, qu’ils rendent le travail des uns et des autres plus visible –<br />

que ce soit à l’intérieur ou à l’extérieur de l’école – et qu’ils incitent les enseignants à<br />

réfléchir davantage en termes de transversalité. Ainsi, la directrice de l’établissement estime<br />

que le module pilote a constitué une bonne expérience pour l’école en vue de la mise en place<br />

d’autres modules (proposés en option et pour la plupart orientés vers la pratique) – malgré le<br />

fait qu’il n’ait pas directement abouti à un projet reconductible.<br />

2.8 Appréciation globale du point de vue des personnes concernées par le module<br />

Lors du premier entretien à la fin de la deuxième année, la responsable du module et<br />

l’enseignant ont jugé le module „bon“, voire „très bon“. Lors du deuxième entretien au<br />

milieu de la troisième année, les avis étaient moins positifs. Le module en général était jugé<br />

„moyen“, alors que le séjour linguistique a été évalué très positivement – un avis qui est partagé<br />

par les personnes qui ont accompagné les élèves. Les élèves, quant à eux, ont généralement<br />

bien apprécié le module.<br />

a. Points forts du module<br />

Pour les enseignants et la responsable du module, les points forts étaient les suivants:<br />

! le fait que les élèves ont pu entrer en contact avec le monde professionnel (excellent<br />

accueil des élèves par le Centre des séjours à l’étranger);<br />

! le fait d’apporter les exigences du monde professionnel à l’école;<br />

! le séjour („les élèves étaient super!“), fierté des élèves après le séjour;<br />

! le progrès des élèves pour s’exprimer en public;<br />

! le fait que les enseignants sortent de leur rôle traditionnel et se retrouvent dans le rôle de<br />

coachs;<br />

! l’autonomie des élèves;<br />

! la nouvelle dynamique que les modules pratiques apportent à l’école.<br />

Les élèves ont particulièrement apprécié:<br />

! le séjour linguistique (apprentissage de la langue, meilleure connaissance des autres élèves,<br />

satisfaction personnelle suite à la concrétisation du voyage);<br />

! la présentation du projet devant les parents d’élèves (apprendre à s’exprimer devant un<br />

public);<br />

! la création du dossier de voyage et la promotion du séjour auprès de leurs collègues;<br />

! la réalisation d’un journal de bord (cela permet de gar<strong>der</strong> une trace du travail effectué, ce<br />

qui est un atout dans la recherche d’une place de stage ou d’un emploi);<br />

! le travail en groupe;<br />

! l’autonomie et les responsabilités, p.ex. en ce qui concerne la gestion du temps (remarque<br />

faite uniquement lors de la première séance);<br />

! l’encadrement de qualité par l’enseignant (remarque faite uniquement lors de la première<br />

séance).<br />

Les enseignants-accompagnateurs et le responsable du Centre des séjours à l’étranger<br />

ont mis en avant les points forts suivants:<br />

! l’immersion des élèves dans une culture différente;<br />

! l’amélioration de leurs compétences linguistiques;<br />

115


Teil II: Fallstudien zur Auftragsübernahme und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

! l’impact bénéfique sur la cohésion du groupe;<br />

! un meilleur rapport entre l’enseignant et les élèves grâce au fait de s’être côtoyés en dehors<br />

du cadre scolaire.<br />

b. Points faibles du module/difficultés<br />

La plupart des points faibles et difficultés du module ont déjà été exposés plus haut. Voici un<br />

résumé des points mis en avant par les élèves et les enseignants.<br />

Les élèves et les enseignants trouvent que le module était trop long et le travail trop éparpillé<br />

dans le temps. Les enseignants suggèrent donc d’introduire des périodes-blocs (alternance<br />

entre périodes de cours et modules pratiques) et de raccourcir le module. Les élèves trouvent<br />

aussi qu’il faudrait raccourcir le module („Une année suffit.“) et mieux répartir le travail dans<br />

le temps (ou au moins annuler les cours lorsqu’il n’y a pas de tâches à effectuer). Cela<br />

permettrait également d’éviter le trou de motivation après le retour du séjour.<br />

Les élèves et les enseignants ont déploré le changement de l’objet du mandat en cours de<br />

route suite à une mauvaise conception du module au départ. Cela a entraîné une certaine<br />

désorientation parmi les élèves au milieu de la deuxième année. De même, le changement de<br />

l’enseignant et l’arrivée de nouveaux élèves au début de la troisième année ont également<br />

bouleversé la bonne marché du projet: les élèves évoquent des „consignes peu claires“, alors<br />

que l’enseignante fait état de difficultés d’encadrement – surtout en ce qui concerne l’intégration<br />

des nouveaux élèves.<br />

Les élèves et la deuxième enseignante déplorent un certain manque d’autonomie du côté des<br />

élèves durant la troisième année. Si l’enseignante invoque le manque de maturité et une<br />

certaine passivité des élèves ainsi que la grande envergure du projet, empêchant de confier<br />

certaines tâches aux élèves, ceux-ci estiment qu’ils n’ont pas pu agir de manière autonome,<br />

les consignes reçues n’étant pas suffisamment claires. De même, ils disent ne pas avoir pu<br />

planifier leurs tâches de manière autonome, puisqu’ils apprenaient au début de chaque cours<br />

ce qu’il fallait faire. Selon les enseignants et la responsable du module, on pourrait remédier à<br />

ce problème en donnant aux élèves des mandats de moindre envergure, dans le cadre desquels<br />

ils peuvent davantage se frotter à la réalité – au lieu d’être toujours suivis de près par le<br />

coach.<br />

Certains élèves invoquent en outre les points négatifs suivants:<br />

! Les changements intervenus au cours du séjour par rapport au programme qu’ils avaient<br />

décidé – ils concèdent qu’il s’agissait plutôt de détails, mais ils trouvent dommage que les<br />

seuls aspects du programme sur lesquels ils avaient un droit de regard aient été changés<br />

après coup.<br />

! La perte de temps sur le programme scolaire.<br />

! Le fait que le travail thématique effectué durant le séjour n’ait pas été repris dans le cadre<br />

du cours.<br />

De leur côté, les enseignants et la responsable du module ont encore fait état des difficultés<br />

suivantes:<br />

! La nécessité de mettre en place un programme alternatif pour les élèves de l’école qui ne<br />

participaient pas au séjour. Il serait préférable de travailler en „immersion“, c’est-à-dire<br />

d’alterner des périodes d’enseignement classique avec des modules pratiques.<br />

! Le fait que la salle d’informatique n’était pas toujours disponible durant les heures de<br />

travail des élèves.<br />

116


Organisation de séjours linguistiques EC Aimée-Stitelmann, Plan-les-Ouates<br />

! Le fait que les élèves n’étaient pas suffisamment avertis dès le départ des modalités du<br />

projet. Il faudra donc s’assurer à l’avenir que les élèves puissent faire le choix de leur<br />

option en toute connaissance de cause.<br />

! Une certaine impatience du côté des élèves de passer au travail concret dès le départ; or, il<br />

fallait un travail de préparation relativement important. Il serait donc utile de mieux préparer<br />

les élèves au mandat, en leur confiant de petits mandats dès la première année pour<br />

leur apprendre à travailler en équipe et de manière de plus en plus autonome.<br />

3 Appréciation critique et conclusions<br />

Étant donné la satisfaction des élèves et leur sentiment d’avoir acquis un grand nombre de<br />

compétences grâce au module, celui-ci peut être considéré comme une réussite, d’autant plus<br />

qu’il a contribué à redynamiser l’école et que les séjours linguistiques ont été un grand<br />

succès.<br />

L’expérience a cependant également montré à quel point il est indispensable de bien définir<br />

dès le départ le mandat confié aux élèves. En l’occurrence, l’école a navigué à vue dans un<br />

premier temps et les élèves se sentaient par conséquent désorientés. Force est de constater<br />

qu’il ne peut pas y avoir d’encadrement de qualité et de responsabilisation des élèves si le<br />

coach n’a pas d’idée claire sur le contenu et la faisabilité du mandat. Heureusement, l’école a<br />

eu la chance de pouvoir bénéficier de l’appui du responsable du Centre des séjours à l’étranger,<br />

qui a aidé à redéfinir le mandat. Cette redéfinition du projet en fonction de la réalité sur le<br />

terrain (nécessité d’organiser les séjours par le biais du Centre des séjours afin de maintenir<br />

les coûts dans un cadre acceptable) a sans aucun doute été nécessaire, bien qu’elle ait en<br />

partie fait perdre au module son caractère interdisciplinaire (gestion financière). Il faut<br />

cependant rester modeste lors de la définition du contenu et des objectifs de formation d’un<br />

mandat, car des tâches trop exigeantes empêchent les coachs de transférer des responsabilités<br />

aux élèves, limitant les possibilités de travail autonome.<br />

Le changement d’enseignant et la modification de la composition du groupe d’élèves, intervenus<br />

au début de la troisième année, n’étaient sans doute pas bénéfiques pour la bonne<br />

marche du projet. Ils seraient donc à éviter. De même, des considérations administratives<br />

mises à part, les raisons de continuer le module après le séjour ne sont pas évidentes. Il<br />

faudrait donc que les travaux qui s’ensuivent fassent également l’objet d’un mandat clair,<br />

avec des objectifs bien définis en termes de produits attendus et de tâches à accomplir par les<br />

élèves. Selon toute apparence, un tel mandat n’existait pas à la fin du mois de janvier 2007 –<br />

ou il n’avait pas (encore) été communiqué aux élèves.<br />

De manière générale, on peut retenir de l’expérience qu’il est primordial que les activités<br />

organisées autour d’un mandat suivent en premier lieu la logique de celui-ci et non pas la<br />

seule logique de l’école. Une attention particulière doit donc être prêtée à la compatibilité du<br />

mandat et de son organisation avec le cadre scolaire, car toute activité en lien avec le mandat<br />

et tout changement par rapport à celui-ci doivent en principe pouvoir être justifiés en fonction<br />

du mandat. Par conséquent, les exigences de l’école en termes de produits attendus, délais,<br />

etc. doivent être clairement posées dès le départ afin de fixer un cadre à l’intérieur duquel les<br />

élèves peuvent ensuite agir de la façon la plus autonome possible. N’oublions pas que le rôle<br />

primaire du coach consiste à assister les élèves dans la réalisation du mandat et non pas à faire<br />

le relais entre l’école et les élèves pour expliquer à ces <strong>der</strong>niers les nouvelles exigences de la<br />

première. Vis-à-vis de l’école en tant que mandante, le coach devrait pouvoir garantir d’être<br />

en mesure d’amener les élèves à effectuer les tâches prévues dans les délais convenus, ce qui<br />

implique qu’il connaisse les compétences des élèves, les limites de ses propres compétences<br />

et surtout qu’il ait une vision globale des processus nécessaires à l’accomplissement du<br />

mandat. Sinon, un coaching crédible et efficace est impossible.<br />

117


Teil II: Fallstudien zur Auftragsübernahme und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

En vue d’une meilleure intégration du module dans le cadre scolaire, il faudrait également<br />

faire des efforts supplémentaires pour mieux valoriser, dans le cadre de l’enseignement, les<br />

compétences que les élèves ont acquises dans le cadre du module. S’il est impossible<br />

d’exploiter toutes les synergies entre les cours traditionnels et un module pratique dès sa<br />

première édition, il faudrait pourtant y prêter une attention particulière lors des éditions suivantes,<br />

ce qui nécessite une réflexion interne à l’école et une certaine adhésion du corps<br />

enseignant aux modules pratiques. Les enseignants de l’EC Aimée-Stitelmann semblent être<br />

plutôt favorables à ce genre de modules; on peut donc penser que les synergies entre le<br />

module pratique et les cours scolaires auraient pu être exploitées à moyen terme.<br />

Quant aux objectifs de formation pratique, il est difficile de déterminer le degré de réalisation.<br />

Au vu des résultats de notre enquête, on a l’impression que, d’un côté, les enseignants ont<br />

surestimé les compétences que les élèves avaient au départ, en mettant la barre des objectifs à<br />

atteindre relativement haut sans leur donner pour autant les moyens de les atteindre (p.ex.<br />

grâce à un coaching ciblé et soutenu en lien avec un mandat clair et délimité); d’un autre côté,<br />

les élèves, qui n’avaient au départ aucune expérience pratique dans les domaines touchés par<br />

le module, ont clairement l’impression d’avoir fait des progrès grâce à celui-ci. On peut donc<br />

émettre deux hypothèses: soit les élèves manquent effectivement de maturité et ont de la<br />

peine à atteindre la plupart des objectifs de formation pratique, sans pourtant s’en rendre<br />

compte; soit les enseignants ont mis la barre trop haut par rapport aux moyens à la disposition<br />

des élèves pour atteindre les objectifs visés.<br />

Malheureusement, le module n’a pu eu lieu que grâce à un financement exceptionnel, ce qui<br />

limite son utilité en tant que module pilote, puisqu’il ne pourra pas être reconduit. On peut<br />

toutefois espérer qu’il a servi de catalyseur à la mise en place d’autres modules de formation<br />

pratique. En principe, les conclusions que les responsables ont tiré de cette première expérience<br />

vont dans le bon sens: création de modules plus compacts, mieux intégrés dans le cadre<br />

scolaire et mieux adaptés aux compétences des élèves. Encore faudrait-il vérifier lesquels des<br />

modules offerts à présent dans le cadre des „options“ remplissent effectivement les conditions<br />

d’un module de formation pratique au sens de l’OFFT – notamment en ce qui concerne les<br />

objectifs de formation.<br />

Notons finalement que la présente évaluation ne peut pas rendre justice aux séjours linguistiques,<br />

car il faudrait pour cela estimer leur contribution à l’apprentissage des langues et à<br />

l’acquisition de compétences interculturelles. Il serait donc utile de vérifier dans quelle<br />

mesure un séjour de trois semaines peut remplacer 2 à 3 heures hebdomadaires d’enseignement<br />

de langue durant une année. – Si tel était le cas, la formule proposée par le Centre de<br />

séjours à l’étranger pourrait être intéressante pour l’école, même du point de vue financier.<br />

118


Teil II: Fallstudien zur Auftragsübernahme und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

Content Management Systems ! Kantonsschule Frauenfeld<br />

Andrea Ze<strong>der</strong><br />

1 Modulbeschrieb<br />

1.1 Grundidee<br />

An <strong>der</strong> Handelsmittelschule <strong>der</strong> Kantonsschule Frauenfeld arbeiten die Lernenden einer<br />

Schulklasse während dem vierten Semester am Praxismodul „Content Management Systems“.<br />

Die Schülerinnen und Schüler erarbeiten in Gruppen Homepages für Lehrpersonen o<strong>der</strong> Kunden<br />

ausserhalb des Schulumfeldes (z. B. CEVI, Kin<strong>der</strong>hort).<br />

1.2 Vorgehen: Arbeitsphasen/Arbeitsschritte<br />

Die Lernenden werden zu Beginn des Moduls theoretisch geschult und eignen sich in Gruppen<br />

Expertenwissen an. So befasst sich eine Gruppe beispielsweise mit Marketing, an<strong>der</strong>e<br />

Gruppen mit dem Softwareprogramm Dreamweaver resp. Photoshop und wie<strong>der</strong> eine an<strong>der</strong>e<br />

Gruppe mit educanet. Um die Kundenaufträge zu bewältigen bilden sich immer wie<strong>der</strong> neue<br />

Gruppen, wobei die Gruppen jeweils aus je einem Experten aus den verschiedenen Expertenteams<br />

bestehen. Während <strong>der</strong> Arbeit im Modul werden die folgenden Phasen resp. Arbeitsschritte<br />

durchlaufen:<br />

1. Software lernen<br />

Die Klasse lernt die Funktionalitäten eines CMS kennen. Es wird eine Einführung gegeben<br />

und anschliessend mit einem Coaching-System gearbeitet.<br />

2. Marktforschung<br />

Die Klasse klärt mit dem Wissen über das Potenzial <strong>der</strong> Software die Bedürfnisse <strong>der</strong><br />

Lehrkräfte für eigene Homepages ab. Zu diesem Zweck erarbeiten die Schüler in Teams<br />

zuerst Vorschläge, wie die Bedürfnisse <strong>der</strong> Lehrpersonen am besten erfasst werden könnten.<br />

3. Marketingkonzept<br />

Aufgrund <strong>der</strong> Auswertungen <strong>der</strong> Marktforschung wird von den Teams ein Marketingkonzept<br />

erarbeitet.<br />

4. Angebotskonzept<br />

Das beste Marketingkonzept wird gewählt und darauf basierend ein Angebotsprozess definiert<br />

und umgesetzt. Arbeitsteilig werden passende Informations- und Werbeunterlagen<br />

erstellt, Vorbereitungsraster für Verhandlungsgespräche ausgearbeitet, Zielkataloge formuliert,<br />

Offertbriefe verfasst.<br />

5. Verhandlungen/Umsetzung/Kontrolle<br />

Die Teams treten mit den Lehrkräften in Verhandlungen, offerieren ihre Angebote, setzen<br />

diese gemäss Terminplan um, schulen die Anwen<strong>der</strong>, erstellen Bedienermanuals, überprüfen<br />

die Zielerreichung, definieren allfällige Massnahmen und übernehmen die Rechnungsstellung.<br />

6. Optimierung<br />

Die Teams machen Vorschläge, welche Aufgaben wie zentralisiert und einheitlich erstellt<br />

werden könnten (z. B. Bedienermanuals, Buchhaltung).<br />

119


Teil II: Fallstudien zur Auftragsübernahme und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

1.3 Ziele in Bezug auf Fach-, Methoden- und Sozialkompetenzen<br />

In <strong>der</strong> Folge werden die Ziele in Bezug auf Fach-, Methoden- und Sozialkompetenzen vorgestellt,<br />

wobei diese nicht immer einzeln, son<strong>der</strong>n ! wo sinnvoll ! in grösseren Einheiten zusammengefasst<br />

aufgeführt werden. Es wird jeweils auf das entsprechende Leistungsziel resp.<br />

die entsprechenden Leistungsziele im betrieblichen Leistungszielkatalog <strong>der</strong> dualen kaufmännischen<br />

Grundbildung hingewiesen:<br />

! Produkt- und Marktziele des eigenen „Mini-Unternehmens“ kennen<br />

Fachkompetenzen: 1.4.2.1<br />

! Dienstleistungen und Produkte vermitteln<br />

Fachkompetenzen: 1.2.1.1, 1.2.2.1, 1.2.2.2 und 1.2.2.4<br />

! Marketing-Mix anwenden<br />

Fachkompetenzen: 1.7.4.2<br />

! Arbeitsabläufe beschreiben<br />

Fachkompetenzen: 1.6.1.2<br />

! Anlässe organisieren<br />

Fachkompetenzen: 1.7.7.1<br />

! Protokolle führen<br />

Fachkompetenzen: 2.5.1.2<br />

! Mit Daten umgehen<br />

Fachkompetenzen: 2.1.4.1 und 2.4.1.1<br />

! Projekte managen<br />

Fachkompetenzen: 1.4.4.1, 1.4.4.2 und 2.1.3.2<br />

Methodenkompetenzen: 2.1, 2.8 und 2.12<br />

Sozialkompetenzen: 1.2 und 1.8<br />

! Arbeitstechniken einsetzen<br />

Fachkompetenzen: 1.5.1.5 und 2.1.3.1<br />

Methodenkompetenzen: 2.2 und 2.5<br />

! Ansprechende Dokumentationen und Präsentationen erstellen<br />

Fachkompetenzen: 1.7.5.2 und 2.2.3.1<br />

Methodenkompetenzen: 2.6<br />

! Kommunikativ sein<br />

Fachkompetenzen: 1.1.1.1, 1.1.1.2, 1.1.1.3, 1.6.1.4, 4.4.1.1 und 4.4.1.2<br />

Methodenkompetenzen: 2.9<br />

Sozialkompetenzen: 1.6 und 1.15<br />

! Über angepasste Umgangsformen verfügen<br />

Fachkompetenzen: 1.1.3.1<br />

Sozialkompetenzen: 1.14<br />

! Verantwortung übernehmen<br />

Sozialkompetenzen: 1.4<br />

! Über ein gesundes Selbstbewusstsein verfügen<br />

Sozialkompetenzen: 1.11<br />

! Lernfähig sein<br />

Sozialkompetenzen: 1.9<br />

! Teamfähig sein<br />

Sozialkompetenzen: 1.12<br />

120


Content Management Systems – Kantonsschule Frauenfeld<br />

1.4 Authentizität<br />

Der Praxisbezug wird im Rahmen des Moduls dadurch hergestellt, dass die Lernenden Aufträge<br />

von (externen) Kunden erledigen und dabei wie kleine Mini-Unternehmen agieren. Die<br />

für das Modul verantwortliche Person verzichtet bewusst auf die Zusammenarbeit mit Praxisexpertinnen<br />

und -experten, da sie im Zusammenhang mit an<strong>der</strong>en Projekten schlechte Erfahrungen<br />

gemacht hat. Überdies begründet sie den Entscheid damit, dass <strong>der</strong> Praxisbezug unabhängig<br />

vom Modul „Content Management Systems“ auch über Praktika hergestellt werde.<br />

Bei den im Rahmen des Moduls zu bearbeitenden Aufträgen handelt es sich um umfassende<br />

Problemstellungen, <strong>der</strong>en Bearbeitung Wissen aus verschiedenen Schulfächern voraussetzt.<br />

1.5 Integration in den Schulalltag<br />

Die Lernenden arbeiten im vierten Semester jeden Mittwoch am Vormittag während vier<br />

Lektionen am Modul. Die Arbeit im Modul erstreckt sich über das gesamte Semester. Die<br />

Wahl des Zeitpunkts und <strong>der</strong> Zeitdauer wird wie folgt begründet: Einerseits verfügten die<br />

Lernenden im vierten Semester bereits über das erfor<strong>der</strong>liche Basiswissen, an<strong>der</strong>erseits<br />

liessen das naturwissenschaftliche Projekt sowie das Auslandpraktikum im dritten Semester<br />

und das Büropraktikum im fünften Semester gar keine an<strong>der</strong>e Wahl zu. Wichtig sei überdies,<br />

dass das Modul neben dem gewöhnlichen Schulunterricht Platz habe. Das Modul in eine<br />

Projektwoche zu verlegen, wäre unmöglich, da die Lehrpersonen an unterschiedlichen<br />

Abteilungen <strong>der</strong> Schule unterrichten.<br />

Die Lernenden werden vor <strong>der</strong> praktischen Arbeit theoretisch geschult und damit auf die Arbeit<br />

im Modul vorbereitet. Eine in den Unterricht integrierte Nachbereitung findet nicht statt.<br />

Die Lernenden werden im Rahmen des Portfolios aber zur Reflexion über die Erreichung <strong>der</strong><br />

Leistungsziele, ihre gewonnenen Erfahrungen, ihr Vorgehen, die Qualität ihrer Arbeit und ihr<br />

Arbeitsverhalten angehalten.<br />

1.6 Beurteilung <strong>der</strong> Lernenden<br />

Die Leistungen <strong>der</strong> Schülerinnen und Schüler werden benotet; die Gesamtnote fliesst in<br />

einem separaten Fach „Sozialwissenschaftliches Projekt (SOWI-Projekt)“ in das Zeugnis ein.<br />

Neben <strong>der</strong> summativen Leistungsbeurteilung erhalten die Lernenden auch formative<br />

Rückmeldungen. Es finden Selbst- und Fremdevaluationen ! aus Sicht <strong>der</strong> Kunden und <strong>der</strong><br />

Lehrpersonen ! statt. Die Leistungsbeurteilung setzt sich im Einzelnen aus den folgenden<br />

Elementen zusammen:<br />

! Formative Leistungsbeurteilung<br />

! Die Lernenden einer Gruppe werden während <strong>der</strong> Erfüllung eines Auftrages von den<br />

Lehrpersonen und den Mitglie<strong>der</strong>n an<strong>der</strong>er Gruppen beobachtet. Sie erhalten Rückmeldungen<br />

von den Beobachtern.<br />

! Bei <strong>der</strong> Besprechung von Zwischenresultaten erhalten die Lernenden Rückmeldungen<br />

von den Kunden.<br />

! Die Lernenden werden im Rahmen des Portfolios aufgefor<strong>der</strong>t, je drei Ziele in Bezug<br />

auf die Sozial- und Methodenkompetenzen auszuwählen und sich hinsichtlich <strong>der</strong> Erreichung<br />

dieser Ziele unter Angabe von Gründen, selbst zu beurteilen resp. sich selber eine<br />

Note zu geben. Den Lernenden steht hierzu ein sechsstufiger Beurteilungsraster (rubrics)<br />

zur Verfügung. Die Lehrpersonen beurteilen die Erreichung <strong>der</strong> Ziele parallel dazu.<br />

Im Anschluss findet ein Gespräch statt, in welchem auch Vorschläge für die <strong>Zukunft</strong><br />

diskutiert werden.<br />

121


Teil II: Fallstudien zur Auftragsübernahme und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

! Summative Leistungsbeurteilung<br />

Die Gesamtnote setzt sich aus den folgenden drei Teilnoten zusammen:<br />

! Die Lehrpersonen benoten einen Gruppenauftrag anhand im Vorfeld definierter Ziele<br />

und eines sechsstufigen Beurteilungsrasters.<br />

! Das Portfolio wird aufgrund von Vorgaben in <strong>der</strong> Wegleitung und Kriterien im Auftragsbeschrieb<br />

von den Lehrpersonen benotet. Neben dem oben beschriebenen Auftrag<br />

zu den Zielen in Bezug auf die Sozial- und Methodenkompetenzen haben die Lernenden<br />

analog auch Ziele in Bezug auf die Fachkompetenzen auszuwählen und <strong>der</strong>en Erreichung<br />

unter Angabe von Gründen selber zu bewerten. Überdies werden sie aufgefor<strong>der</strong>t,<br />

sich über zusätzlich erworbene, d. h. nicht im Leistungszielkatalog aufgeführte<br />

Fachkompetenzen Gedanken zu machen, sich insgesamt einzuschätzen und sich Ziele<br />

für die <strong>Zukunft</strong> zu setzen. Bei <strong>der</strong> Beurteilung werden formale (Aufmachung, Titelblatt,<br />

Inhaltsverzeichnis und Anhang; Layout, Formate, Bil<strong>der</strong> und Darstellungen; Sprache<br />

und Zitieren) sowie inhaltliche Aspekte (Einleitung, Hauptteil, Zusammenfassung;<br />

Hauptteil: Vollständigkeit, Sorgfalt und Tiefe <strong>der</strong> Analyse) beachtet.<br />

! Die Kunden bewerten zwei Produkte resp. Dienstleistungen anhand <strong>der</strong> folgenden sechs<br />

Fragen: 1. Wie wurde auf Ihre Wünsche eingegangen? Wie gut wurden Sie beraten?<br />

2. Wie effizient wurde Ihr Auftrag erledigt? 3. Wie sorgfältig wurde Ihr Auftrag erledigt?<br />

4. Wie verlässlich wurden die Termine eingehalten? 5. Wie angenehm fanden Sie<br />

die Zusammenarbeit? 6. Wie gut erfüllt das Endprodukt Ihre Erwartungen? Daneben<br />

finden die Kunden im Beurteilungsbogen auch Platz, um Anregungen, Wünsche und<br />

Kommentare anzubringen.<br />

1.7 Rahmenbedingungen<br />

In das Modul ist die folgende Anzahl Personen involviert: Eine Schulklasse, zwei Lehrpersonen<br />

und ein Modulverantwortlicher. An die Lehrpersonen stellt die Durchführung des Moduls<br />

folgende Anfor<strong>der</strong>ungen: Sie müssen über das im Modul erfor<strong>der</strong>liche Expertenwissen<br />

(z. B. Softwareprogramm zur Homepageerstellung) verfügen, den Mut haben, sich auf Neues<br />

und Unbekanntes einzulassen, flexibel und experimentierfreudig sein sowie Freude am Coaching<br />

von Lernenden haben. Der Modulverantwortliche übernimmt die Koordinationsfunktion<br />

und ist für den Informationsaustausch mit dem Bundesamt für Berufsbildung und Technologie<br />

(BBT) zuständig. Auch er sollte flexibel und risikofreudig sein. Überdies sollte <strong>der</strong><br />

Modulverantwortliche über vielseitige Interessen und über Berufs- und Lebenserfahrung verfügen<br />

sowie willens und bereit sein, sich weiterzubilden.<br />

In Bezug auf die Infrastruktur bedarf die Durchführung des Moduls Arbeitsplätze für die<br />

Lernenden, Computer und Softwareprogramme. Hinsichtlich Finanzen gilt folgende Regelung:<br />

Für die Vorbereitung des Moduls wird den Lehrkräften je eine Lektion entschädigt.<br />

Während dem Semester, in welchem das Modul durchgeführt wird, beträgt die Entschädigung<br />

pro Lehrperson drei Lektionen.<br />

Die Kooperation mit <strong>der</strong> Praxis resp. den externen Kunden erfolgt, abgesehen von <strong>der</strong> Kundengewinnung,<br />

über die Lernenden. Die externen Kunden konnten durch eine <strong>der</strong> beiden<br />

Lehrkräfte resp. den Modulverantwortlichen gewonnen werden. Nach dem Aufgleisen stehen<br />

die Kunden nur noch mit den Lernenden in Kontakt. Die Lehrpersonen beaufsichtigen die Arbeiten<br />

<strong>der</strong> Lernenden allerdings kontinuierlich; so geben sie den Lernenden beispielsweise<br />

immer wie<strong>der</strong> Anregungen und Tipps, prüfen ! zumindest in einer Anfangsphase ! ausgehende<br />

e-mails o<strong>der</strong> korrigieren Arbeiten <strong>der</strong> Lernenden.<br />

122


Content Management Systems – Kantonsschule Frauenfeld<br />

2 Beurteilung des Moduls aus Sicht <strong>der</strong> involvierten Personen<br />

In den folgenden Kapiteln wird die Beurteilung des Moduls aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden, <strong>der</strong><br />

Lehrkräfte und des Modulverantwortlichen wie<strong>der</strong>gegeben. Es wurden 16 Lernende, zwei<br />

Lehrkräfte und ein Modulverantwortlicher schriftlich und mündlich befragt. Überdies wurden<br />

zwei Kunden ! eine Lehrkraft und ein Vertreter vom Christlichen Verein Junger Männer und<br />

Frauen (CEVI) ! telefonisch interviewt. Die in <strong>der</strong> Folge aufgeführten Themenbereiche wurden<br />

nicht immer mit allen Personengruppen besprochen.<br />

2.1 Erreichung <strong>der</strong> Ziele in Bezug auf Fach-, Methoden- und Sozialkompetenzen<br />

Ein grosser Teil <strong>der</strong> Ziele wurde aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden gut bis sehr gut erreicht. Konkret<br />

handelt es sich dabei um die Ziele „Produkt- und Marktziele des eigenen ‚Mini-Unternehmens’<br />

kennen“, „Protokolle führen“, „Mit Daten umgehen“, „Arbeitstechniken einsetzen“,<br />

„Ansprechende Dokumentationen und Präsentationen erstellen“, „Kommunikativ sein“,<br />

„Über angepasste Umgangsformen verfügen“, „Verantwortung übernehmen“, „Über ein gesundes<br />

Selbstbewusstsein verfügen“ und „Teamfähig sein“.<br />

Mittelmässig bis gut erreicht werden konnten aus Schülersicht die Ziele „Dienstleistungen<br />

und Produkte vermitteln“, „Marketing-Mix anwenden“, „Anlässe organisieren“, „Projekte<br />

managen“ und „Lernfähig sein“.<br />

Zwischen schlecht bis gut stuften die Lernenden die Erreichung des Ziels „Arbeitsabläufe beschreiben“<br />

ein.<br />

Aus Sicht <strong>der</strong> Lehrkräfte konnten die Ziele „Protokolle führen“, „Mit Daten umgehen“, „Arbeitstechniken<br />

einsetzen“, „Ansprechende Dokumentationen und Präsentationen erstellen“,<br />

„Kommunikativ sein“, „Über angepasste Umgangsformen verfügen“, „Verantwortung übernehmen“,<br />

„Über ein gesundes Selbstbewusstsein verfügen“ sowie „Teamfähig sein“ gut bis<br />

sehr gut erreicht werden.<br />

Zwischen mittelmässig und gut erreicht erwähnten die Lehrkräfte die Leistungsziele „Produkt-<br />

und Marktziele des eigenen ‚Mini-Unternehmens’ kennen“, „Marketing-Mix anwenden“,<br />

„Projekte managen“ sowie „Lernfähig sein“.<br />

Mittelmässig erreicht werden konnten aus Lehrersicht die Leistungsziele „Dienstleistungen<br />

und Produkte vermitteln“, „Arbeitsabläufe beschreiben“ und „Anlässe organisieren“.<br />

Ein Vergleich <strong>der</strong> Antworten <strong>der</strong> Lernenden und <strong>der</strong> Lehrkräfte macht deutlich, dass die<br />

Lernzielerreichung von beiden Befragten sehr ähnlich beurteilt wurde. Unterschiede bestehen<br />

einzig hinsichtlich <strong>der</strong> Leistungsziele „Produkt- und Marktziele des eigenen ‚Mini-Unternehmens’<br />

kennen“, „Dienstleistungen und Produkte vermitteln“ sowie „Anlässe organisieren“.<br />

Die Beurteilungsdifferenzen sind jeweils gering. Es fällt auf, dass die Lehrkräfte die Erreichung<br />

<strong>der</strong> Leistungsziele kritischer einschätzten als die Lernenden.<br />

Im Interview wurde deutlich, dass die Lehrkräfte und <strong>der</strong> Modulverantwortliche die Erreichung<br />

<strong>der</strong> Ziele als beson<strong>der</strong>s herausfor<strong>der</strong>nd erachten. Sie begründeten dies einerseits damit,<br />

dass die Lernenden ! im Gegensatz zum normalen Schulunterricht ! aufgrund <strong>der</strong> Arbeitsteilung<br />

unterschiedliche Ziele anstreben würden. An<strong>der</strong>erseits wiesen sie darauf hin, dass es<br />

immer darauf zu achten galt, dass die leistungsschwächeren Lernenden nicht zu kurz kämen<br />

und nur die „Lea<strong>der</strong>“ <strong>der</strong> Klasse vom Modul profitieren würden.<br />

Das Nicht-Erreichen von Leistungszielen lässt sich aufgrund <strong>der</strong> Angaben <strong>der</strong> Lernenden und<br />

<strong>der</strong> Lehrkräfte unter an<strong>der</strong>em darauf zurückführen, dass ! wie bereits oben erwähnt ! durch<br />

die Arbeitsteilung je nach Schülergruppe gar nicht alle Leistungsziele erreicht werden konnten.<br />

Die Lehrpersonen erwähnten überdies, dass <strong>der</strong> Aufbau des Softwarewissens sehr viel<br />

123


Teil II: Fallstudien zur Auftragsübernahme und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

Zeit in Anspruch nahm und auf Kosten <strong>der</strong> Erreichung an<strong>der</strong>er Leistungsziele ging. Letztlich<br />

wurde die Anzahl angestrebter Leistungsziele von einer Lehrperson im Nachhinein als zu<br />

gross erachtet. Die Lehrpersonen würden sich deshalb bei einer zukünftigen Durchführung<br />

auf weniger Leistungsziele beschränken und darauf achten, dass <strong>der</strong> Aufbau des Softwarewissens<br />

vor <strong>der</strong> Durchführung des Moduls stattfindet. Überdies erwähnte eine Lehrperson,<br />

dass sie den Lernenden zukünftig ein bereits bestehendes Projektmanagement-Tool an die<br />

Hand geben würde, um insbeson<strong>der</strong>e Probleme mit dem Zeitmanagement zu verhin<strong>der</strong>n o<strong>der</strong><br />

zumindest zu verringern: Die Lernenden wurden in die Suche nach einem geeigneten Tool<br />

einbezogen; dieses Vorgehen scheiterte. Es hat sich dann ein einfaches System mit Checklisten<br />

durchgesetzt. Diesen Checklisten konnte entnommen werden, wer woran und wie lange<br />

(noch) arbeitet. Dennoch war den Lernenden nicht immer klar, wer gerade woran arbeitete.<br />

Sie hätten sich jeweils zu Beginn einer Arbeitsphase eine kurze Informationsrunde gewünscht.<br />

Gemäss den Angaben einer Lehrperson konnten, über die im Kapitel 1.3 <strong>der</strong> Fallstudie<br />

vorgestellten Leistungsziele hinaus, die folgenden Ziele erreicht werden:<br />

„Die Lernenden konnten für die Komplexität und die Vernetzung <strong>der</strong> eigenen Aufgaben<br />

mit den Tätigkeiten und Leistungen an<strong>der</strong>er ‚Mitarbeiter’ sensibilisiert werden und<br />

konnten dadurch erkennen, wie wichtig Verlässlichkeit und Verantwortungsbewusstsein<br />

sind.“<br />

„Die Lernenden konnten die Einsicht gewinnen, dass durchdachte, perfektionierte,<br />

sorgfältige Lösungen einen enormen Einsatz verlangen und dieser nötig ist, um im<br />

Markt erfolgreich zu sein.“<br />

„Die Lernenden konnten Erfahrungen im Umgang mit Lea<strong>der</strong>-Rollen sowie Wissen um<br />

die Auswirkungen auf das Klassenklima gewinnen.“<br />

Indirekt wurden auch die Kunden danach befragt, wie sie die Erreichung einzelner Aspekte<br />

von ausgewählten Zielen beurteilen. Die Meinung <strong>der</strong> Kunden wird in <strong>der</strong> Folge dargelegt:<br />

Das Vorgehen <strong>der</strong> Schülerinnen und Schüler bei <strong>der</strong> Kontaktaufnahme und beim Eruieren von<br />

Kundenbedürfnissen lässt sich im Fall von CEVI kaum beurteilen, da <strong>der</strong> Kontakt über eine<br />

Lehrkraft zustande kam und den Lernenden ein schriftlicher Auftrag mit relativ detaillierten<br />

Angaben zu Wünschen und Bedürfnissen abgegeben wurde. Beim zweiten Kunden kam es bei<br />

<strong>der</strong> Kontaktaufnahme zu Schwierigkeiten, da die Lernenden den ersten Termin für ein<br />

Zusammentreffen nicht wahrgenommen haben. Sie hatten sich einen an<strong>der</strong>en Termin notiert.<br />

Mit <strong>der</strong> Bedürfnisabfrage ist <strong>der</strong> Kunde zufrieden, auch wenn die Lernenden dabei nicht beson<strong>der</strong>s<br />

strukturiert vorgegangen sind:<br />

„Sie haben ihr Produkt resp. ihre Dienstleistung kaum vorgestellt, son<strong>der</strong>n sind eigentlich<br />

mitten drin gestartet.“<br />

Beide Kunden sind <strong>der</strong> Ansicht, dass die Schülerinnen und Schüler gut bis sehr gut auf ihre<br />

Bedürfnisse eingegangen sind.<br />

Die Kunden wurden überdies danach befragt, wie zufrieden sie mit dem entstandenen Produkt<br />

seien. Die Antworten waren durchwegs positiv:<br />

„Die Schülerinnen und Schüler haben für mich auf Basis von educanet eine Homepage<br />

errichtet, in welcher ich meine Klassen erfassen und Arbeitsunterlagen ablegen kann.<br />

Sie haben sehr professionell gearbeitet. Ich bin sehr zufrieden mit <strong>der</strong> entstandenen<br />

Homepage.“<br />

„Die Lernenden haben für den CEVI eine Homepage errichtet. Ich würde diese als gut<br />

bis sehr gut beurteilen. Lediglich ein paar Detailwünsche konnten nicht erfüllt werden.<br />

124


Content Management Systems – Kantonsschule Frauenfeld<br />

Einzelne Dinge (z. B. Struktur resp. Aufbau <strong>der</strong> Homepage, Darstellung) hätten auch<br />

an<strong>der</strong>s gemacht werden können; dies hätte aber auch einem Profi passieren können.“<br />

Die Entwicklung <strong>der</strong> Lernenden im Laufe <strong>der</strong> Zeit liess sich aus Kundensicht nur teilweise<br />

beurteilen. Ein Kunde ist <strong>der</strong> Ansicht, dass er zu wenig nahe an den Lernenden dran war, um<br />

dies beurteilen zu können. Der an<strong>der</strong>e Kunde stellte fest, dass die Lernenden im Laufe <strong>der</strong><br />

Zeit an Sicherheit im Umgang gewonnen haben. So waren sie beim ersten Treffen noch sehr<br />

ängstlich, wurden dann aber mit <strong>der</strong> Zeit ! in positiver Art und Weise ! immer lockerer.<br />

2.2 Authentizität<br />

Neben einer kritischen Schülerstimme erwähnten zwei Lernende den Bezug zur Praxis mit<br />

lobenden Worten:<br />

„Die Idee, uns Praxiserfahrungen zu ermöglichen, finde ich eigentlich gut. Viele Erfahrungen<br />

konnte man in Wirklichkeit allerdings nicht gewinnen, da man einfach vier Lektionen<br />

pro Woche am PC gearbeitet hat.“<br />

„Man hat durch das Modul gelernt, wie es in <strong>der</strong> Realität aussehen könnte. Man hat<br />

auch die Probleme gesehen, die entstehen können und dass man zum Teil auch parallel<br />

etwas pünktlich machen muss.“<br />

„Ich denke, wir haben einiges dazu gelernt, was uns später im Arbeitsbereich von Nutzen<br />

sein wird.“<br />

Analog zu den Angaben im Fragebogen, wo die Lehrkräfte und <strong>der</strong> Modulverantwortliche<br />

den Praxisbezug mit gut beurteilten, zeigte sich auch im Gespräch mit den beiden Personengruppen,<br />

dass sie den Praxisbezug im Rahmen des Moduls wahrgenommen haben; und dies,<br />

obwohl keine Zusammenarbeit mit Praxisexpertinnen und -experten stattfand:<br />

„Schüler verlieren etwas von ihrer ‚Weltfremdheit’, d. h. sie lernen, welche<br />

Sorgfaltsansprüche in <strong>der</strong> Praxis gehegt werden.“<br />

Der Modulverantwortliche begründete den Verzicht auf die Zusammenarbeit mit Praxisexpertinnen<br />

und -experten mit schlechten Erfahrungen in <strong>der</strong> Vergangenheit. Für ihn ist es wichtig,<br />

dass man die Wirkung des Einsatzes von Praxisexperten nicht überschätzt:<br />

„Sowohl Lehrkräfte als auch Praxisexperten haben Kernkompetenzen sowie Stärken<br />

und Schwächen. Beide stossen an Grenzen: Lehrkräften fehlt auf <strong>der</strong> einen Seite zum<br />

Teil <strong>der</strong> Bezug zur Praxis, Praxisexperten auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite das pädagogische<br />

Knowhow.“<br />

Die Lehrkräfte liessen nicht unerwähnt, dass sie von Seiten <strong>der</strong> Lernenden zum Teil die Kritik<br />

vernehmen mussten, dass die Arbeit im Modul nicht ganz <strong>der</strong> Realität entspreche. Diese Kritik<br />

brachten die Lernenden dann an, wenn sie nicht selbständig und eigenverantwortlich arbeiten<br />

konnten. Als Beispiel sei erwähnt, dass die Lernenden ihre Anliegen jeweils nicht selber<br />

beim Hausdienst o<strong>der</strong> bei aussenstehenden Lehrkräften anbringen konnten, son<strong>der</strong>n hierzu<br />

immer die modulverantwortlichen Lehrkräfte einschalten mussten.<br />

Beide Lehrkräfte sind <strong>der</strong> Ansicht, dass das unternehmerische Handeln, d. h. das eigenständige<br />

Fällen von unternehmerischen Entscheiden und <strong>der</strong>en Umsetzung, im Rahmen des Moduls<br />

gut geför<strong>der</strong>t wurde.<br />

Beide Kunden vertreten die Meinung, dass die Lernenden durch die Arbeit im Modul einen<br />

Einblick in die betriebliche Praxis erhalten haben, sie erwähnen aber nicht, wie gross dieser<br />

Einblick ist:<br />

125


Teil II: Fallstudien zur Auftragsübernahme und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

„Durch die praktische Tätigkeit und den Kundenkontakt konnten die Lernenden einen<br />

Einblick in die Praxis gewinnen.“<br />

2.3 Selbständigkeit<br />

Bei <strong>der</strong> Frage, inwieweit die Lernenden ihre Arbeiten selbständig planen, durchführen und<br />

evaluieren konnten, zeigte sich aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden das folgende Bild: Das selbständige<br />

Planen <strong>der</strong> Arbeiten wurde von <strong>der</strong> Mehrheit <strong>der</strong> Lernenden mit gut bis sehr gut beurteilt. Ein<br />

sehr uneinheitliches Bild zeigt sich bezüglich dem selbständigen Durchführen <strong>der</strong> Arbeiten;<br />

während etwas mehr als die Hälfte <strong>der</strong> Lernenden <strong>der</strong> Ansicht ist, dass sie die Arbeiten gut bis<br />

sehr gut selbständig durchführen konnten, sind die restlichen Lernenden <strong>der</strong> Meinung, dass<br />

ihnen dies nur schlecht bis mittelmässig gelungen sei. In Bezug auf das selbständige Kontrollieren<br />

bewegen sich die Aussagen <strong>der</strong> Lernenden grossmehrheitlich zwischen mittelmässig<br />

und gut. Im Gespräch erwähnten drei von vier Schülergruppen, dass sie das selbständige Arbeiten<br />

als beson<strong>der</strong>e Stärke des Moduls erachten würden. Eine Gruppe erwähnte auch die<br />

Übernahme von Verantwortung lobenswert.<br />

Aus Sicht <strong>der</strong> Lehrkräfte zeigte sich ein an<strong>der</strong>es Bild: So sind die Lehrkräfte <strong>der</strong> Ansicht,<br />

dass die Lernenden ihre Arbeiten im Rahmen des Moduls nur mittelmässig selbständig planen<br />

konnten. Höchstwerte gaben die Lehrkräfte in Bezug auf das selbständige Durchführen <strong>der</strong><br />

Arbeiten. Das selbständige Evaluieren beurteilten sie mit gut. Die Unterschiede zu den Angaben<br />

<strong>der</strong> Lernenden lassen sich eventuell dadurch erklären, dass die beiden Personengruppen<br />

vielleicht von unterschiedlichen Definitionen <strong>der</strong> Begriffe „Planen“ und „Durchführen“ ausgegangen<br />

sind. So wäre es beispielsweise denkbar, dass die Lernenden die unter Kapitel 2.2<br />

<strong>der</strong> Fallstudie angesprochenen Probleme mit dem Hausdienst und aussenstehenden Lehrkräften<br />

unter „Durchführen“ und die Lehrpersonen diese unter „Planen“ subsumierten.<br />

Im Gespräch ergänzten die Lehrpersonen ihre Einschätzungen im Fragebogen zur Selbständigkeit.<br />

Die Lehrkräfte wollten das Projektmanagement zuerst an die Lernenden delegieren.<br />

Sie behielten es dann doch in den eigenen Händen, da im Rahmen des Moduls immer wie<strong>der</strong><br />

Friktionen (z. B. Bedarf an mehr Webspace) auftraten, welche nur durch das Eingreifen <strong>der</strong><br />

Lehrkräfte haben überwunden werden können. Die Lehrpersonen betonten aber, dass die Lernenden<br />

innerhalb <strong>der</strong> einzelnen Projekte resp. bei <strong>der</strong> Erledigung <strong>der</strong> einzelnen Kundenaufträge<br />

selbständig und eigenverantwortlich gearbeitet und sie nur gelegentlich den Stand <strong>der</strong><br />

Arbeiten bei den Lernenden abgefragt hätten. Dies, um zu klären, ob Personen über- resp. unterbeschäftigt<br />

seien und in welchen Gruppen Bedarf an weiterem resp. an<strong>der</strong>em Personal bestehe.<br />

Die Lehrpersonen lobten überdies den Umstand, dass die Lernenden an eigenen Erfahrungen<br />

hätten lernen können, im Sinne von „try and error“:<br />

„Die Lernenden lernen wie ein Kind, das mit den Händen auf eine heisse Herdplatte<br />

kommt.“<br />

„Da das Projekt für uns neu war, konnten wir gewisse Leistungen schlicht nicht erbringen,<br />

son<strong>der</strong>n mussten sie den Schülern übertragen. Wenn man zum Beispiel das Erstellen<br />

von Websites anschaut, da bin ich ja selber nicht fit.“<br />

126


Content Management Systems – Kantonsschule Frauenfeld<br />

2.4 Integration in den Schulalltag<br />

Sämtliche befragten Personengruppen wurden gefragt, wie gut das Modul in den Schulalltag<br />

eingebettet gewesen sei. D. h. es interessierte, ob die Wahl des Semesters, die Dauer und <strong>der</strong><br />

Einbau in den Stundenplan als zweckmässig erachtet wurde. Die Lernenden beurteilten die<br />

Frage grossmehrheitlich mit Angaben zwischen mittelmässig und schlecht. Dem wi<strong>der</strong>sprechen<br />

die Aussagen <strong>der</strong> Lehrkräfte und des Modulverantwortlichen, wonach das Modul<br />

sehr gut in den Schulalltag eingebettet gewesen sei.<br />

Die Lernenden begründeten die mittelmässige bis schlechte Beurteilung insbeson<strong>der</strong>e mit <strong>der</strong><br />

ungeeigneten Semesterwahl. Dies, da im vierten Semester die Mathematikdiplomprüfung<br />

stattfinde, eine Vielzahl von Semesterprüfungen zu bewältigen sei und überdies ein Arbeitsplatz<br />

für das Büropraktikum im fünften Semester gesucht werden müsse. Auch eine Lehrperson<br />

wies auf diesen unglücklichen Umstand hin und würde zukünftig ein an<strong>der</strong>es Semester<br />

für die Durchführung des Moduls auswählen. Der Modulverantwortliche wies im Gespräch<br />

allerdings darauf hin, dass die Wahl eines an<strong>der</strong>en Semesters kaum in Frage käme. Im ersten<br />

Ausbildungsjahr sollten die Lernenden zuerst Basiswissen erwerben. Das dritte und fünfte<br />

Semester sei bereits durch an<strong>der</strong>e Aktivitäten belegt: Im dritten Semester finde neben dem<br />

Auslandpraktikum ein naturwissenschaftliches Projekt statt und im fünften Semester das<br />

Büropraktikum. Das sechste Semester käme schliesslich infolge <strong>der</strong> Diplomprüfungen nicht<br />

in Frage (vgl. Kapitel 1.5 <strong>der</strong> Fallstudie). Als weiteren Grund für die mittelmässige bis<br />

schlechte Beurteilung nannten die Lernenden die zu kurze Dauer des Moduls resp. die<br />

ungenügende Anzahl Lektionen, welche wöchentlich für das Modul zur Verfügung stand. So<br />

wünschten sich einzelne Lernende eine Ausweitung des Moduls auf zwei Semester o<strong>der</strong> eine<br />

grössere wöchentliche Lektionendotation:<br />

„Pro Woche hatten wir vier Lektionen Projekt. Um sich wirklich darauf konzentrieren<br />

zu können, fand ich es zu wenig Zeit.“<br />

Kein einheitliches Bild zeigte sich in Bezug auf die Beurteilung <strong>der</strong> Vor- und Nachbereitung<br />

des Moduls im Unterricht durch die Lernenden. So ist ungefähr die Hälfte <strong>der</strong> Lernenden<br />

<strong>der</strong> Meinung, dass sie gut bis sehr gut auf das Modul vorbereitet wurden, während die an<strong>der</strong>e<br />

Hälfte von einer mittelmässig bis schlechten Vorbereitung sprach. In Bezug auf die<br />

Nachbereitung des Moduls im Unterricht zeigte sich ein sehr ähnliches Bild: Die Hälfte <strong>der</strong><br />

Lernenden ist <strong>der</strong> Ansicht, dass ihre praktischen Erfahrungen gut bis sehr gut in den Unterricht<br />

aufgenommen wurden, während <strong>der</strong> grosse Teil <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Hälfte die Nachbereitung<br />

als mittelmässig bis schlecht bezeichnete. Zwei Lernende sind <strong>der</strong> Meinung, dass die praktischen<br />

Erfahrungen überhaupt nicht im Unterricht aufgenommen wurden.<br />

Auch bei den Lehrkräften gehen die Meinungen auseinan<strong>der</strong>. So wurde die Vorbereitung auf<br />

das Modul von einer Lehrperson mit gut und von <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Lehrperson mit mittelmässig<br />

beurteilt. Eine Lehrperson wies darauf hin, dass sie die praktischen Erfahrungen <strong>der</strong> Lernenden<br />

ins Fach „Betriebs- und Rechtskunde“ hat einfliessen lassen. Bei <strong>der</strong> zweiten Lehrperson<br />

hat bisher keine Nachbereitung <strong>der</strong> praktischen Erfahrungen im Unterricht stattgefunden, sie<br />

holt dies eventuell aber noch zu einem späteren Zeitpunkt nach.<br />

Die eine Hälfte <strong>der</strong> Lernenden beurteilte die Abstimmung <strong>der</strong> Praxisaufträge auf ihre Fähigkeiten<br />

mit mittelmässig. Gleichzeitig ist aber auch etwas weniger als die an<strong>der</strong>e Hälfte <strong>der</strong><br />

Lernenden <strong>der</strong> Meinung, dass die Aufträge gut bis sehr gut auf die eigenen Fähigkeiten abgestimmt<br />

gewesen seien. Nur zwei Lernende erachteten die Abstimmung als schlecht. Im Klasseninterview<br />

wurde die ungenügende Abstimmung <strong>der</strong> Praxisaufträge auf die Fähigkeiten <strong>der</strong><br />

Lernenden von einzelnen Schülerinnen und Schülern als Schwäche des Moduls genannt. So<br />

wiesen drei Lernende darauf hin, dass sie über zu wenig Vorwissen verfügt hätten, um die<br />

Praxisaufträge ausführen zu können. Sie wünschten sich, dass zu Beginn des Moduls nicht<br />

nur das Softwareprogramm Dreamweaver, son<strong>der</strong>n sämtliche Gruppenthemen kurz angespro-<br />

127


Teil II: Fallstudien zur Auftragsübernahme und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

chen würden und anschliessend jede Gruppe intensiv in ihrem jeweiligen Thema geschult<br />

würde. Überdies erachteten die Lernenden die Ansprüche <strong>der</strong> Kunden zum Teil als übertrieben<br />

hoch. Im mangelnden Vorwissen sehen die Lernenden unter an<strong>der</strong>em auch einen<br />

Grund dafür, dass die Arbeit ungerecht zwischen den Lernenden verteilt war. Das folgende<br />

Zitat verdeutlicht dies:<br />

„In erster Linie sind ‚Könner’ zum Zug gekommen. Wenn man keine Stärken hat, wurde<br />

man nicht eingesetzt.“<br />

Die Kritik <strong>der</strong> Lernenden steht im Zusammenhang mit <strong>der</strong> bereits unter Kapitel 2.1 <strong>der</strong> Fallstudie<br />

geäusserten Befürchtung <strong>der</strong> Lehrkräfte und des Modulverantwortlichen, dass leistungsschwächere<br />

Schülerinnen und Schüler weniger von <strong>der</strong> Durchführung des Moduls profitieren<br />

könnten.<br />

Die Lehrkräfte beurteilten die Abstimmung <strong>der</strong> Praxisaufträge auf die Fähigkeiten <strong>der</strong> Lernenden<br />

unterschiedlich. So ist eine Lehrperson <strong>der</strong> Ansicht, dass die Abstimmung sehr gut<br />

gelungen sei, während die zweite Lehrperson die Abstimmung je nach Schülerin resp. Schüler<br />

zwischen mittelmässig und gut beurteilte.<br />

Sowohl die Mehrheit <strong>der</strong> Lernenden als auch die Lehrkräfte sprachen von einer starken bis<br />

sehr starken zeitlichen Belastung. Die Schülerinnen und Schüler sehen in <strong>der</strong> grossen Zeitbelastung<br />

zugleich auch den grössten Schwachpunkt des Moduls. Folgende Gründe wurden<br />

von Schülerseite vorgebracht:<br />

! Ein Semester ist zu knapp.<br />

! Vier Lektionen pro Woche reichen nicht aus.<br />

! Falsche Vorbereitung: zu viel unnötige Theorie<br />

„Zu Beginn des Moduls wurden alle Lernenden in das Webpublishing-Programm<br />

Dreamweaver eingeführt. Dieses Programm wurde später aber nur von einer kleinen<br />

Schülergruppe verwendet.“<br />

! Zu späte Durchführung des Lehrerkonvents 26<br />

„Der Lehrerkonvent fand erst nach ca. <strong>der</strong> Hälfte <strong>der</strong> Projektzeit statt. Aus diesem<br />

Grund fehlten in <strong>der</strong> ersten Projekthalbzeit Aufträge; in <strong>der</strong> zweiten Projekthälfte wurden<br />

wir mit Aufträgen ‚überschüttet’.“<br />

„Die ersten Wochen bis zum Eintreffen <strong>der</strong> Aufträge haben die Lektionen nur aus Rumsitzen<br />

bestanden. Momentan werde ich jedoch mit Arbeit überhäuft.“<br />

! Zusätzlich zu erledigende Arbeiten (z. B. Portfolio)<br />

! Ausfälle<br />

Da auch die Lehrkräfte die zeitliche Belastung für die Lernenden als problematisch erachten,<br />

erscheint es ihnen wichtig, dass die Schülerinnen und Schüler gleich zu Beginn des Moduls<br />

darauf aufmerksam gemacht werden:<br />

„Es ist wichtig, dass man die Schüler informiert, dass das Semester sehr streng werde<br />

und die Planung wichtig sei.“<br />

26<br />

Der Lehrerkonvent fand erst ungefähr nach <strong>der</strong> Hälfte <strong>der</strong> Projektzeit resp. des Semesters statt. Der Lehrerkonvent<br />

diente im Rahmen des Moduls zur Kundenakquisition.<br />

128


Content Management Systems – Kantonsschule Frauenfeld<br />

Die Lehrkräfte beurteilten den Einfluss des Moduls auf die Erreichung <strong>der</strong> schulischen<br />

Leistungsziele unterschiedlich. So betonte eine Lehrperson 27 die positive Einflussnahme auf<br />

die schulischen Leistungsziele im Fach Betriebs- und Rechtskunde, während die zweite Lehrperson<br />

keinen Einfluss erkennen konnte. Die Angaben <strong>der</strong> Lernenden, inwieweit das Modul<br />

das Interesse und das Verständnis für den Schulstoff geför<strong>der</strong>t hat, können wie folgt zusammengefasst<br />

werden: Drei Lernende sind <strong>der</strong> Ansicht, dass ihr Interesse für den Schulstoff<br />

durch das Modul stark gestiegen sei. In Bezug auf die För<strong>der</strong>ung des Verständnisses für den<br />

Schulstoff finden sich zwei Schülerinnen und Schüler, die eine positive Verän<strong>der</strong>ung wahrnehmen<br />

konnten. Die restlichen Lernenden beurteilten die beiden Fragen mit mittelmässig,<br />

schlecht o<strong>der</strong> gar nicht, wobei die Beurteilungen mittelmässig und gar nicht jeweils die<br />

stärksten Ausprägungen annahmen. Interessant sind die im schriftlichen Fragebogen und im<br />

Klasseninterview gemachten Aussagen von Lernenden:<br />

„Das Projekt ist wichtig für uns, jedoch nicht so wichtig wie z. B. Betriebswirtschaft<br />

und Recht. Die Lehrkräfte waren vollkommen von dem Projekt angefressen und vernachlässigten<br />

den an<strong>der</strong>en Unterricht. Wir benützten im Fach Betriebs- und Rechtskunde<br />

oft zusätzliche Zeit für das Modul.“<br />

„Das Projekt geht mit einem riesigen Zeitaufwand einher und verkürzt unsere Zeit, um<br />

für die wirklich ‚wichtigen’ Fächer zu arbeiten.“<br />

2.5 Betreuung <strong>der</strong> Lernenden<br />

Die Lernenden gaben sowohl den Lehrkräften als auch den Kunden mehrheitlich gute Noten<br />

in Bezug auf die Betreuung. Einzelne Lernende diskutierten die Betreuung im Rahmen des<br />

Klasseninterviews allerdings als Schwachpunkt des Moduls. Konkret wurden von Seiten <strong>der</strong><br />

Lernenden folgende Kritikpunkte geäussert:<br />

„Die Lehrer haben sich inhaltlich zu wenig gut abgesprochen und haben den Lernenden<br />

deshalb unterschiedlich Feedback gegeben.“<br />

„Die verschiedenen Schülergruppen wurden unterschiedlich gut betreut. Die Marketinggruppe<br />

wurde beispielsweise sehr viel besser betreut als die an<strong>der</strong>en Gruppen.“<br />

„Die Lehrer waren bei Fragen zum Teil nicht erreichbar.“<br />

Die Lehrkräfte sind mit ihren Möglichkeiten zur Betreuung <strong>der</strong> Lernenden unterschiedlich<br />

zufrieden. Eine Lehrperson ist <strong>der</strong> Ansicht, dass sie die Lernenden gut betreuen konnte. Die<br />

zweite Lehrperson beurteilte die Betreuung <strong>der</strong> Lernenden als lediglich mittelmässig. Sie hätte<br />

sich eine intensivere Betreuung gewünscht und erachtet die Betreuungsmöglichkeiten eines<br />

Betreuers von Berufslernenden in <strong>der</strong> Praxis als grösser.<br />

Beide Lehrpersonen würden sich mehr Zeit für die Betreuung <strong>der</strong> Lernenden ! insbeson<strong>der</strong>e<br />

<strong>der</strong> leistungsschwächeren Lernenden ! wünschen:<br />

„Die leistungsschwächeren Schülerinnen und Schüler muss man enger begleiten. Man<br />

muss ihnen immer ‚auf die Pelle rücken’, schauen, wo sie dran sind; zum Teil sind sie<br />

auch zu scheu, um zum richtigen Zeitpunkt Hilfe zu holen. Wenn man immer nahe an<br />

diesen Schülern dran ist, kann man sie besser steuern und für die gefor<strong>der</strong>te Sorgfalt<br />

und Leistung sensibilisieren.“<br />

27<br />

Es handelt sich dabei um diejenige Lehrperson, welche die praktischen Erfahrungen <strong>der</strong> Lernenden in den<br />

Betriebs- und Rechtskunde-Unterricht einfliessen liess (vgl. vorne unter Vor- und Nachbereitung).<br />

129


Teil II: Fallstudien zur Auftragsübernahme und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

„Bei leistungsschwächeren Schülerinnen und Schülern ist es wichtig, dass man sie eng<br />

führt, immer wie<strong>der</strong> Zwischenziele mit ihnen vereinbart und sie auch kontrolliert. So<br />

kann man Aktivität reinbringen. Wenn man dies aber mit drei bis vier Schülern macht,<br />

dann ist <strong>der</strong> Morgen gelaufen.“<br />

Die Kunden sind unterschiedlicher Auffassung darüber, wie stark sie die Schülerinnen während<br />

<strong>der</strong> Auftragsabwicklung betreut haben:<br />

„Betreut? Eigentlich überhaupt nicht.“<br />

„Betrachtet man die Vorgaben, welche wir den Lernenden gemacht haben, dann haben<br />

wir sie eher stark betreut. Betrachtet man auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite die Anzahl Treffen,<br />

dann haben wir die Lernenden nicht stark betreut.“<br />

2.6 Rahmenbedingungen<br />

Die Lehrkräfte sind <strong>der</strong> Meinung, dass sie die Anfor<strong>der</strong>ungen, welche das Modul an sie<br />

stellte, gut bis sehr gut erfüllen konnten. Eine Lehrperson wies allerdings darauf hin, dass sie<br />

in Bezug auf die verwendete Software und die in <strong>der</strong> Praxis bewährten administrativen Abläufe<br />

einer Weiterbildung bedürfte. Auch <strong>der</strong> Modulverantwortliche ist <strong>der</strong> Ansicht, dass er<br />

den Anfor<strong>der</strong>ungen sehr gut gewachsen war.<br />

Beide Lehrkräfte stuften die zeitliche Belastung durch das Modul als hoch ein. Die Gründe<br />

für die hohe Zeitbelastung sehen die Lehrpersonen in <strong>der</strong> erstmaligen Durchführung des Moduls,<br />

den vielen ausserhalb des eigentlichen Unterrichts anfallenden Arbeiten und dem intensiven<br />

Betreuungsverhältnis ! für 18 Lernende standen lediglich zwei Lehrkräfte zur Verfügung.<br />

Die Lehrpersonen sind sich allerdings einig, dass ein grosser Teil <strong>der</strong> geleisteten Stunden<br />

bei einer wie<strong>der</strong>holten Durchführung des Moduls wegfallen würde. So zum Beispiel die<br />

Zeit für die Erstellung <strong>der</strong> Beurteilungsraster. Dennoch wäre aus Sicht <strong>der</strong> Lehrkräfte eine<br />

grössere Lektionenentschädigung diskussionswürdig. Auch <strong>der</strong> Modulverantwortliche erachtet<br />

die Lektionenentschädigung als zu gering (vgl. Kapitel 1.7 <strong>der</strong> Fallstudie).<br />

Die Betreuung durch zuständige Personen/Stellen ! insbeson<strong>der</strong>e durch das Bundesamt für<br />

Berufsbildung und Technologie ! wurde von den zwei Lehrkräften als mittelmässig resp.<br />

gut beurteilt. Die Lehrkräfte hätten sich eine klarere und zeitgerechtere Bekanntgabe <strong>der</strong> Ziele<br />

durch das BBT gewünscht. Überdies hätten es die Lehrpersonen geschätzt, wenn nicht nur die<br />

Modulverantwortlichen, son<strong>der</strong>n auch sie zu Informationsveranstaltungen des BBT’s eingeladen<br />

worden wären. Aus Sicht des Modulverantwortlichen war die Betreuung gut:<br />

„Es war alles da, was man brauchte.“<br />

Die Kooperation mit <strong>der</strong> Praxis hat sich aus Sicht <strong>der</strong> Lehrkräfte bewährt. Die Zusammenarbeit<br />

mit den Kunden hat gut funktioniert, wobei die Lehrkräfte das persönliche Aufgleisen<br />

des Kundenkontakts als sehr wichtig erachten:<br />

„Ohne den persönlichen Kontakt ist es gar nicht möglich, ich wüsste nicht wie.“<br />

Die Lehrkräfte und <strong>der</strong> Modulverantwortliche wiesen darauf hin, dass es bei <strong>der</strong> Arbeit im<br />

Modul die Konkurrenzproblematik und den Datenschutz zu beachten gelte. Sie betonten, dass<br />

nur Projekte umgesetzt werden sollten, die sonst nicht realisiert würden. Trotz Datenschutzproblematik<br />

beurteilten die Lehrkräfte den Zugriff <strong>der</strong> Lernenden auf die Unternehmensdaten<br />

mit gut.<br />

In Bezug auf die Infrastruktur betonte eine Lehrkraft, dass noch Verbesserungspotenzial<br />

vorhanden sei. So würde sie zukünftig darauf achten, dass den Lernenden zwei möglichst nah<br />

beieinan<strong>der</strong> liegende Schulzimmer zur Arbeit am Modul zur Verfügung stehen würden ! ein<br />

130


Content Management Systems – Kantonsschule Frauenfeld<br />

Computerraum und ein normales Schulzimmer. Überdies sollten den Lernenden in genügen<strong>der</strong><br />

Anzahl Computer bereitgestellt werden:<br />

„Unsere Schule bietet in Bezug auf Infrastruktur sehr viel. Lei<strong>der</strong> haben wir aber gerade<br />

dasjenige Informatikzimmer ausgewählt, das von seiner Art her am Meisten ‚einer<br />

Höhle’ gleichkommt. Das Zimmer war auch knapp mit PC’s bestückt. Es war eng. In so<br />

einem Raum kann man nicht wirklich kreativ sein, es ist ungemütlich.“<br />

Die Lehrkraft würde sich wünschen, dass sie sich in <strong>der</strong> Lektion vor dem Unterricht in diesen<br />

Räumen vorbereiten könnte. Überdies würde ein Zugriff auf das Schulnetz von zu Hause aus<br />

die Arbeit weiter erleichtern.<br />

2.7 Auswirkungen des Moduls auf die Attraktivität <strong>der</strong> HMS<br />

Die Mehrheit <strong>der</strong> Lernenden ist <strong>der</strong> Auffassung, dass sich die Attraktivität <strong>der</strong> Handelsmittelschule<br />

durch die Einführung des Moduls „Content Management Systems“ bei potenziellen<br />

Schülerinnen und Schülern nicht verän<strong>der</strong>n wird. Sie begründeten ihr Urteil damit, dass für<br />

die Wahl einer Ausbildung resp. des Schultyps <strong>der</strong> Abschluss entscheidend sei, das Modul gegen<br />

aussen nicht bekannt sei und sich die Vor- und Nachteile des Moduls gegenseitig aufheben<br />

würden. Für vier Lernende wäre eine positive Einflussnahme vorstellbar; dies, da das Errichten<br />

von Homepages von Jugendlichen begrüsst werde. Zwei Lernende erachten die zeitliche<br />

Belastung durch die Arbeit im Modul als so hoch, dass sie von einem negativen Einfluss<br />

des Moduls auf die Attraktivität <strong>der</strong> HMS ausgehen.<br />

Die Lehrkräfte sind <strong>der</strong> Ansicht, dass sich die Attraktivität <strong>der</strong> HMS bei potenziellen Schülerinnen<br />

und Schülern durch die Einführung des Moduls nicht o<strong>der</strong> höchstens minim positiv<br />

verän<strong>der</strong>n wird. Der Modulverantwortliche sprach von einer leicht positiven Entwicklung<br />

und erklärte seine Einschätzung wie folgt:<br />

„Durch ein solches Modul wird sicherlich unser ‚Feuer’ und Engagement sichtbar. Das<br />

Modul ist allerdings bestenfalls ein Mosaikstein. Es braucht viele Mosaiksteine um<br />

attraktiv zu sein.“<br />

Als weiterer und wichtigerer Mosaikstein erachtet <strong>der</strong> Modulverantwortliche das Büro- und<br />

Auslandpraktikum. Dies, da die Praktika insbeson<strong>der</strong>e von Seiten <strong>der</strong> Betriebe sehr geschätzt<br />

und den Schülerinnen und Schülern im Anschluss an die Ausbildung die Arbeitsplatzsuche<br />

erleichtern würden.<br />

2.8 Gesamtbeurteilung<br />

Gesamthaft zeigte sich eine ähnliche Einschätzung von Seiten <strong>der</strong> Lernenden und <strong>der</strong> Lehrkräfte.<br />

So beurteilten die Hälfte <strong>der</strong> Lernenden das Modul mit mittelmässig, sechs Schülerinnen<br />

und Schüler mit gut und ein Lernen<strong>der</strong> mit schlecht. Eine Schülerin resp. ein Schüler gab<br />

keine Antwort. Die Lehrkräfte beurteilten das Modul insgesamt zwischen mittelmässig und<br />

gut. Sie betonten, dass die Durchführung des Moduls im Vergleich zu an<strong>der</strong>en Projekten sowohl<br />

für sie als Lehrkräfte als auch für die Lernenden anspruchsvoller, stressreicher und !<br />

nicht zuletzt bedingt durch die Informatik ! auch mit grösseren Unsicherheiten verbunden<br />

war. Gleichzeitig wurde die Vielseitigkeit des Moduls von einer Lehrperson gelobt:<br />

„Ich erachte das Modul als äusserst wertvoll für die Schüler, da sehr viele Aspekte zum<br />

Tragen kommen und sehr viele Aspekte mit einspielen.“<br />

131


Teil II: Fallstudien zur Auftragsübernahme und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

Der Modulverantwortliche nahm im Rahmen <strong>der</strong> Gesamtbeurteilung wie folgt Stellung:<br />

„Wenn man nicht unrealistisch hohe Erwartungen hat, ist das Projekt eine sinnvolle<br />

Ergänzung zum übrigen Lehrplan.“<br />

Er wies überdies darauf hin, dass die Durchführung des Moduls nur deshalb möglich war, da<br />

die Schule bereits über mehrjährige Projekterfahrung verfügte. Zudem betonte auch er, dass<br />

die Durchführung eines solchen Moduls infolge <strong>der</strong> damit verbundenen Unsicherheiten mutige<br />

Lehrkräfte voraussetze.<br />

Ein Kunde äusserte spontan, dass er das Modul als eine sehr gute Idee erachte.<br />

3 Kritische Würdigung und Schlussfolgerungen<br />

Der Rahmen für die kritische Würdigung und die Schlussfolgerungen wird durch die forschungsleitenden<br />

Fragestellungen abgesteckt. So wird abschliessend geprüft, inwieweit die<br />

angestrebten Leistungsziele erreicht und die Richtlinien für die berufliche Praxis erfüllt<br />

werden konnten. Hieraus werden Schlussfolgerungen und Empfehlungen abgeleitet.<br />

Wie bereits in Kapitel 2.1 <strong>der</strong> Fallstudie aufgezeigt, konnten die angestrebten Leistungsziele<br />

mehrheitlich erreicht werden. Die Wahl <strong>der</strong> Leistungsziele erscheint zweckmässig, allerdings<br />

wird die Zahl <strong>der</strong> ausgewählten Leistungsziele ! insbeson<strong>der</strong>e mit Blick auf die Dauer des<br />

Moduls ! als zu umfangreich erachtet. Hinsichtlich Leistungszielerreichung sollten unabhängig<br />

davon, ob es sich um Fach-, Methoden- o<strong>der</strong> Sozialkompetenzen handelt, entsprechend<br />

Prioritäten resp. Schwerpunkte gesetzt werden. In Bezug auf die Methoden- und Sozialkompetenzen<br />

sollte überdies darauf geachtet werden, dass auch <strong>der</strong>en För<strong>der</strong>ung einer aktiven und<br />

systematischen Schulung bedarf. Zur Verbesserung <strong>der</strong> Teamfähigkeit (Sozialkompetenz<br />

1.12) genügt eine Arbeit in Gruppen beispielsweise nicht.<br />

Da die Lernenden je nach Gruppe unterschiedliche Zielsetzungen anstreben, wäre es sinnvoll<br />

die Leistungsziele für die einzelnen Gruppen getrennt auszuweisen. Die Schülerinnen und<br />

Schüler könnten sich so stärker an den Leistungszielen orientieren und wären so auch besser<br />

in <strong>der</strong> Lage, im Rahmen des Portfolios über die Leistungszielerreichung zu reflektieren. Überdies<br />

würde durch diese Massnahme die Anzahl <strong>der</strong> zu erreichenden Leistungsziele ! zumindest<br />

bezogen auf die einzelnen Lernenden ! reduziert.<br />

Die Richtlinien für die berufliche Praxis sind mehrheitlich erfüllt. In <strong>der</strong> Folge werden sie im<br />

Einzelnen kurz angesprochen:<br />

Der Praxisbezug wurde sowohl von Seiten <strong>der</strong> Lernenden als auch <strong>der</strong> Lehrkräfte und des<br />

Modulverantwortlichen mehrheitlich mit gut beurteilt, obwohl in keiner Art und Weise eine<br />

Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> Praxis stattfand und keine Materialien aus <strong>der</strong> Praxis verwendet wurden.<br />

Vermutlich wurde die Beurteilung des Praxis- und Realitätsbezugs durch die<br />

Bearbeitung externer Kundenaufträge positiv beeinflusst. Auch die Kunden attestierten dem<br />

Modul, dass es den Lernenden einen Einblick in die betriebliche Praxis ermögliche. Aus Sicht<br />

des Evaluationsteams könnte <strong>der</strong> Praxis- und Realitätsbezug durch den gezielten Einsatz von<br />

Praxisexpertinnen und -experten weiter ausgebaut werden. So wäre es denkbar, dass die<br />

einzelnen Expertengruppen (die Marketinggruppe, die Webpublisher-Gruppe etc.)<br />

gelegentlich durch Praktiker in ihrer Arbeit unterstützt würden. Um möglichst reale<br />

Bedingungen zu schaffen, wäre es auch ideal, wenn sämtliche Aufträge von externen Kunden<br />

stammen würden. Lehrkräfte stellen zwar ein relativ einfach erreichbares Kundensegment<br />

dar, die Erledigung von Aufträgen für externe Kunden wäre <strong>der</strong> Praxis aber näher.<br />

Bei den im Rahmen des Moduls zu bearbeitenden Aufträgen handelt es sich um umfassende<br />

Problemstellungen. Die Erledigung <strong>der</strong> Arbeiten setzt Wissen aus verschiedenen Gebieten<br />

132


Content Management Systems – Kantonsschule Frauenfeld<br />

voraus; so müssen die Lernenden beispielsweise in <strong>der</strong> Lage sein, ihre Produkte und Dienstleistungen<br />

zu vermarkten, Homepages zu erstellen und administrative Arbeiten, wie z. B.<br />

Korrespondenz, zu erledigen. Das Beispiel macht deutlich, dass das Modul verschiedene<br />

Schulfächer integriert.<br />

Die Lernenden konnten zu einem grossen Teil selbständig und eigenverantwortlich handeln,<br />

stiessen dabei allerdings auch an Grenzen (vgl. Kapitel 2.2 und 2.3 <strong>der</strong> Fallstudie). Die<br />

Probleme mit dem Hausdienst und den aussenstehenden Lehrkräften liessen sich aus Sicht des<br />

Evaluationsteams durch eine bessere, schulinterne Kommunikation im Vorfeld <strong>der</strong> Durchführung<br />

des Moduls verringern, wenn nicht sogar beheben. Es stellt sich überdies die Frage, ob<br />

nicht auch die Akquisition von externen Kundenaufträgen an die Lernenden delegiert werden<br />

könnte. Neben zusätzlicher Selbständigkeit würde das Modul dadurch weiter an Praxisnähe<br />

gewinnen.<br />

Im Rahmen des Moduls wurde auf eine genaue Planung <strong>der</strong> Arbeitsschritte und die Evaluation<br />

<strong>der</strong> Ergebnisse Wert gelegt. So arbeiteten die Lernenden bei <strong>der</strong> Planung mit Checklisten.<br />

Auf nicht zieladäquate Leistungen wurden die Lernenden durch formative Leistungsbeurteilungen<br />

von Seiten <strong>der</strong> Lehrkräfte und <strong>der</strong> Kunden aufmerksam gemacht und konnten unmittelbar<br />

darauf reagieren.<br />

Bei wie<strong>der</strong>holter Durchführung des Moduls sollte überdies den folgenden Punkten beson<strong>der</strong>e<br />

Beachtung geschenkt werden:<br />

Das Modul sollte so ausgestaltet werden, dass die zeitliche Belastung für die Lernenden erträglich<br />

bleibt. An <strong>der</strong> Wahl des Semesters, <strong>der</strong> Dauer des Moduls und <strong>der</strong> Anzahl Lektionen<br />

pro Woche sind entsprechend <strong>der</strong> Angaben des Modulverantwortlichen keine Anpassungen<br />

möglich. Auf das Portfolio sollte aus Sicht des Evaluationsteams nicht verzichtet werden, da<br />

dieses ein wichtiges Instrument zur För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Selbstreflexion darstellt. Die zeitliche Belastung<br />

<strong>der</strong> Lernenden könnte aber beispielsweise dadurch reduziert werden, dass die Lernenden<br />

gezielter und eventuell vor <strong>der</strong> eigentlichen Durchführung des Moduls auf ihre Aufgaben<br />

im Rahmen des Moduls vorbereitet werden. Sinnvoll wäre auch eine bessere Verteilung <strong>der</strong><br />

zu bearbeitenden Kundenaufträge über das Semester, ohne auf die auch in <strong>der</strong> Praxis auftretenden<br />

Tief- und Hochphasen vollkommen zu verzichten. So müsste frühzeitig mit <strong>der</strong> Gewinnung<br />

von Kundenaufträgen gestartet werden. Neben <strong>der</strong> zeitlichen Belastung <strong>der</strong> Lernenden<br />

gilt es, auch den Zeitaufwand für die Lehrkräfte im Auge zu behalten. Dieser wird allerdings<br />

! wie die Lehrkräfte selber betonten ! bei einer wie<strong>der</strong>holten Durchführung des Moduls<br />

nicht mehr so hoch sein, da zahlreiche Vorbereitungsarbeiten, wie z. B. das Erstellen von<br />

Beurteilungsrastern, wegfallen. Bei einer wie<strong>der</strong>holten Durchführung wird sich die Aufgabe<br />

<strong>der</strong> Lehrkräfte in erster Linie auf die Betreuung <strong>der</strong> Lernenden konzentrieren. Die<br />

Zusammenarbeit mit Praxisexpertinnen und -experten könnte die Lehrkräfte von dieser<br />

Aufgabe entlasten. Eine grössere Lektionenentschädigung gilt es innerhalb <strong>der</strong> Schulleitung<br />

zu diskutieren.<br />

Wichtig ist auch, dass die Praxisaufträge besser auf die Fähigkeiten <strong>der</strong> Lernenden abgestimmt<br />

werden. Erreichen lässt sich dies, indem die Verantwortlichkeiten klar geregelt und<br />

die Lernenden gezielt auf ihre Aufgaben vorbereitet werden.<br />

Überdies sollte im Vorfeld genau überlegt werden, wie eine gerechte Arbeitsteilung zwischen<br />

den einzelnen Lernenden und Gruppen erreicht werden kann. Aufgrund <strong>der</strong> Anlage des<br />

Moduls lassen sich kurzfristige Unterbeschäftigungen einzelner Lernen<strong>der</strong> resp. Schülergruppen<br />

vermutlich nicht ganz vermeiden. Dies ist nicht weiter schlimm, sofern die Lernenden auf<br />

an<strong>der</strong>e Art und Weise sinnvoll beschäftigt werden. Denkbar wäre zum Beispiel, dass die<br />

Schülerinnen und Schüler an ihrem Portfolio arbeiten. Bei <strong>der</strong> Aufteilung <strong>der</strong> Schülerinnen<br />

und Schüler nach Funktionen (z. B. Marketing, Webpublisher) gilt es sicherzustellen, dass die<br />

133


Teil II: Fallstudien zur Auftragsübernahme und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

jeweilige Anzahl an Lernenden innerhalb einer Funktion dem Bedarf entspricht. So braucht es<br />

beispielsweise mehr Webpublisher als Marketingspezialisten.<br />

Auf jeden Fall verhin<strong>der</strong>t werden muss, dass die schulischen Leistungsziele unter <strong>der</strong> Durchführung<br />

des Moduls in negativer Hinsicht tangiert werden. Einzelne Lernende wiesen darauf<br />

hin, dass <strong>der</strong> Unterricht im Fach Betriebs- und Rechtskunde infolge des Moduls vernachlässigt<br />

wurde. Wie bereits weiter oben unter „zeitliche Belastung“ aufgeführt, sollte das Modul<br />

so angepasst werden, dass es sich im Rahmen <strong>der</strong> dafür vorgesehenen Zeit von vier Lektionen<br />

pro Woche gut bewerkstelligen lässt. Dass gewisse Arbeiten ausserhalb <strong>der</strong> Schulzeit als<br />

„Hausaufgaben“ erledigt werden müssen, ist durchaus vertretbar. Der Aufwand hierfür sollte<br />

allerdings mit an<strong>der</strong>en Fächern vergleichbar sein. Wünschenswert wäre, dass die Durchführung<br />

des Moduls die schulischen Leistungsziele positiv beeinflusst. Dies ist dann denkbar,<br />

wenn die praktischen Erfahrungen aus dem Modul in den Fachunterricht eingebunden werden.<br />

Es sollte deshalb darauf geachtet werden, dass während und im Anschluss an das Modul<br />

möglichst oft Bezüge zu den schulischen Inhalten hergestellt werden. Dies setzt voraus, dass<br />

die Lehrkräfte aus den Fachgebieten Betriebswirtschaft und Recht sowie Information und<br />

Kommunikation zumindest in groben Zügen über die Inhalte des Moduls und die Schülerleistungen<br />

informiert sind.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e wenn keine Praxisexpertinnen und -experten beigezogen werden, gilt es die<br />

Lehrkräfte noch besser auszubilden resp. besser auf ihre Rolle vorzubereiten. Von Seiten einer<br />

Lehrkraft wurde im Rahmen <strong>der</strong> Evaluation <strong>der</strong> Wunsch geäussert, dass sie die im Modul<br />

verwendete Software besser kennen und mehr über bewährte betriebliche Abläufe wissen<br />

möchte (vgl. Kapitel 2.6 <strong>der</strong> Fallstudie). Der erste Wunsch lässt sich relativ einfach erfüllen;<br />

sei es, indem den Lehrkräften die entsprechende Zeit zum Selbststudium zur Verfügung gestellt<br />

wird o<strong>der</strong> indem sie eine entsprechende Weiterbildung besuchen können. Schwieriger<br />

wird die Erfüllung des zweiten Wunsches. Ideal wäre es, wenn die im Modul involvierten<br />

Lehrkräfte über Erfahrungen in <strong>der</strong> Privatwirtschaft verfügen würden. Weisen die Lehrkräfte<br />

keine solchen Erfahrungen auf, so wäre ein Firmenbesuch denkbar. Ein solches Vorgehen ist<br />

allerdings nur beschränkt zielführend, da dadurch in <strong>der</strong> Regel nur ein sehr kleiner Einblick in<br />

die Betriebspraxis gewonnen werden kann.<br />

Verbesserungen sind auch hinsichtlich <strong>der</strong> Infrastruktur notwendig. Aus Sicht einer Lehrperson<br />

wurden mögliche Ansatzpunkte unter Kapitel 2.6 <strong>der</strong> Fallstudie diskutiert. Sie bedürfen<br />

keiner Ergänzungen und werden an dieser Stelle nicht wie<strong>der</strong>holt.<br />

Zuammenfassend kann festgehalten werden, dass es sich beim Modul „Content Management<br />

Systems“ um ein interessantes und lehrreiches Projekt handelt, welches durch kleinere Anpassungen<br />

noch praxisnäher, schülergerechter und weniger zeitkritisch ausgestaltet werden kann.<br />

134


Teil II: Fallstudien zur Auftragsübernahme und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

Auftragsübernahme am KV Liestal<br />

Thomas Bieker<br />

1 Modulbeschrieb<br />

1.1 Grundidee<br />

Das Marketing-Modul am KV Liestal verfolgte das Ziel, für eine Unternehmung Teile des<br />

Marketing-Mixes (konkret: Werbe- bzw. Kommunikationskonzept) praxistauglich zu realisieren.<br />

Auftraggeber war die Einglie<strong>der</strong>ungsstätte Baselland (ESB). Die ESB ist eine soziale<br />

Institution, die jugendlichen und erwachsenen Menschen mit einer Behin<strong>der</strong>ung nicht nur Arbeitsplätze,<br />

son<strong>der</strong>n auch eine Lebensgemeinschaft bietet. Die Lernenden einer zweiten Klasse<br />

des KV Liestal (konkret: 5. Semester) haben die Aufgabe erhalten, für zwei Produkte (d. h.<br />

einen Nussknacker und einen Feueranzün<strong>der</strong>), die von <strong>der</strong> ESB hergestellt und vertrieben<br />

werden, ein Werbekonzept zu entwickeln und umzusetzen. Unterstützt wurden die Lernenden<br />

dabei nicht nur von Lehrkräften unterschiedlicher Fachbereiche, son<strong>der</strong>n auch durch externe<br />

Partner (z. B. Grafiker, IT-Firma). Ziel war es zwar, die Arbeitsumgebung für die Lernenden<br />

realitätsnah zu gestalten. Jedoch war die Umsetzung <strong>der</strong> erarbeiteten Konzepte kein direktes<br />

Ziel, um den Arbeits- bzw. Koordinationsaufwand für alle Beteiligten in einem überschaubaren<br />

Rahmen zu belassen. Im Folgenden werden die fünf Arbeitsphasen bzw. -schritte, welche<br />

die Lernenden im Rahmen des Marketing-Moduls durchlaufen haben, näher erläutert.<br />

1.2 Vorgehen: Arbeitsphasen/Arbeitsschritte<br />

Das Marketing-Modul am KV Liestal glie<strong>der</strong>t sich in fünf verschiedene Arbeitsschritte, die<br />

jeweils in Form einer Gruppen- bzw. Einzelarbeit erledigt werden sollen. Zu Beginn des<br />

Moduls hatten die Lernenden die Gelegenheit, die ESB kennenzulernen.<br />

1. Einen Flyer herstellen (lassen): Die Mitarbeitenden bereiten den Auftrag an den Grafiker<br />

vor, d. h. sie erstellen die Texte, legen das Illustrationsmaterial fest und definieren die<br />

Vorgaben an den Grafiker.<br />

2. Ein Mailing organisieren: Die Mitarbeitenden verfassen einen Werbebrief und stellen einen<br />

Bestellcoupon her, wie<strong>der</strong>um nach den Corporate Design-Vorgaben <strong>der</strong> Firma. Zusätzlich<br />

aktualisieren die Lernenden einen vorgegebenen Kundenstamm, einschliesslich <strong>der</strong> im<br />

letzten Halbjahr eingegangenen Mutationen (Adressän<strong>der</strong>ungen auf Karten o<strong>der</strong> als Mail<br />

in einem Ordner abgelegt, briefliche Anfragen, Telefonnotizen u. a. reale Informationen).<br />

Die Flyer werden schliesslich gemeinsam mit dem Werbebrief und <strong>der</strong> Bestellkarte an die<br />

Stammkunden verschickt.<br />

3. Einen Internet-Auftritt vorbereiten: Das neu entwickelte Angebot wird in den Internet-Auftritt<br />

<strong>der</strong> Firma aufgenommen. Die ESB möchte den Internet-Auftritt des neuen Produkts<br />

mit einer Aktion o<strong>der</strong> einem Wettbewerb verbinden. Die Lernenden verfassen die Texte<br />

für den Internet-Auftritt, erstellen ein Bestellformular sowie einen Download-Flyer bzw.<br />

Aktionsgutschein und erteilen dem Webmaster einen schriftlichen Auftrag.<br />

4. Eine Powerpoint-Präsentation herstellen: Das neu entwickelte Produkt soll den Zielgruppen<br />

adäquat kommuniziert werden. Die Lernenden legen gemeinsam die Texte fest, die für<br />

die Präsentation verwendet werden sollen und greifen dabei auf die bestehenden Texte<br />

(Flyer, Mailing, Internet) zurück.<br />

5. Eine Medienkonferenz planen: Das Teilmodul 5 verbindet einzelne Arbeiten aus den Teilmodulen<br />

1 bis 4 zu einem koordinierten Gemeinschaftsprodukt. Die Mitarbeitenden erstellen<br />

eine Checkliste aller Vorbereitungsarbeiten, die für die Planung einer Medienkonferenz<br />

135


Teil II: Fallstudien zur Auftragsübernahme und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

notwendig sind. Ausgangsmaterial ist das vollständige Handout einer realen Medienkonferenz.<br />

Die Gruppe leitet daraus ab, welche Vorbereitungsarbeiten zu leisten sind und legt<br />

den Programmablauf fest.<br />

1.3 Ziele in Bezug auf Fach-, Methoden- und Sozialkompetenzen<br />

Im Folgenden werden die Leistungsziele, die mit <strong>der</strong> Auftragsübernahme erreicht werden sollen,<br />

näher erläutert. Dabei wurden nicht nur Ziele aus dem Bereich <strong>der</strong> Fachkompetenz, son<strong>der</strong>n<br />

auch ausgewählte Methoden- und Sozialkompetenzen in den Projektrahmen integriert. In<br />

Klammern finden sich jeweils die Nummern <strong>der</strong> Ziele (gemäss Leistungszielkatalog des<br />

BBT). Der Frage, inwieweit die einzelnen Leistungsziele aus Sicht <strong>der</strong> Projektbeteiligten<br />

auch tatsächlich erreicht wurden, wird unter Kapitel 2.1 <strong>der</strong> Fallstudie nachgegangen.<br />

Ziele in Bezug auf Fachkompetenzen: Die Ziele im Bereich <strong>der</strong> Fachkompetenzen orientierten<br />

sich zum einen stark an den oben skizzierten Arbeitsphasen bzw. -schritten: So wurden<br />

die Ziele „Produkte und Dienstleistungen vorstellen“ bzw. das Aufzeigen von <strong>der</strong>en Nutzen<br />

(1.2.2.2 und 1.2.2.4), „Ziele festlegen und erreichen“ (1.4.2.1 und 1.4.2.2), „Arbeitsabläufe<br />

beschreiben“ (1.5.1.2) im Rahmen <strong>der</strong> Modulkonzeption ausgewählt. Im Bereich Information<br />

und Kommunikation wurden die folgenden Ziele ausgewählt: „Textdokumente erfassen“<br />

(2.1.1.1), „elektronische Datenübermittlungsgeräte bedienen“ (2.1.1.3), „Standard PC-Programme<br />

auswählen“ (2.1.2.1), „Dokumente überprüfen“ (3.1.2.2), „Daten pflegen“ (2.1.4.1),<br />

„Umgang mit Daten des Lehrbetriebs“ (2.1.4.2) sowie „ansprechende Dokumentationen erstellen“<br />

(2.2.2.1). Schliesslich sollten die Lernenden gefor<strong>der</strong>t werden, ihren Markt zu beschreiben<br />

(3.2.3.1), Erwartungen von Anspruchgruppen zu erkennen (3.2.4.1), den<br />

Marketing-Mix anzuwenden (1.7.3.1), Firmendokumentationen bzw. Kurzpräsentationen<br />

zusammenzustellen (1.7.4.1) sowie Anlässe zu organisieren (1.7.6.2).<br />

Ziele in Bezug auf Methodenkompetenzen: Hier sollten die Lernenden lernen, Ziele und<br />

Prioritäten zu setzen (2.12).<br />

Ziele in Bezug auf Sozialkompetenzen: Im Bereich Sozialkompetenzen waren die Lernenden<br />

gefor<strong>der</strong>t, mit Belastungen umzugehen (1.2), Leistungsbereitschaft zu entwickeln (1.8),<br />

gut auf an<strong>der</strong>e zu hören und sich klar und verständlich auszudrücken (1.6) sowie in einem<br />

Team engagiert und konstruktiv zu arbeiten und an<strong>der</strong>e zur Zusammenarbeit zu motivieren<br />

(1.12).<br />

1.4 Authentizität<br />

Mit dem Werbekonzept sollten die Lernenden (gemessen an <strong>der</strong> kurzen zur Verfügung stehenden<br />

Unterrichtszeit) eine relativ umfassende Problemstellung bearbeiten. Der Praxisbezug<br />

soll wie folgt hergestellt werden: Zum einen wurde mit realen Produkten (Nussknacker und<br />

Feueranzün<strong>der</strong>) <strong>der</strong> Partnerfirma (ESB) gearbeitet. Zum an<strong>der</strong>en wurde in Zusammenarbeit<br />

mit dieser Firma ein möglichst realistisches Firmenumfeld hergestellt. Die Lernenden lernten<br />

die ESB zum einen vor Beginn <strong>der</strong> Arbeit durch eine Betriebsbesichtigung und Mitarbeiten in<br />

<strong>der</strong> Fertigung näher kennen. Zum an<strong>der</strong>en mussten die Lernenden zur Erstellung des Werbekonzepts<br />

den Kontakt zu unterschiedlichen Praxisexperten (Grafiker, Webmaster) herstellen.<br />

Zudem wurde die Verantwortung für die Gestaltung <strong>der</strong> Kommunikationsflüsse den Lernenden<br />

(Einholen von Informationen bei den Experten, Übermittlung <strong>der</strong> Entwürfe an die Experten)<br />

übertragen. Nicht zuletzt sollten die Lernenden mit dem Marketing-Modul gefor<strong>der</strong>t werden,<br />

Kompetenzen aus unterschiedlichen Bereichen bzw. Fächern einzubringen (Deutsch, Informatik,<br />

Marketing bzw. Betriebs- und Rechtskunde).<br />

136


Auftragsübernahme am KV Liestal<br />

1.5 Integration in Schulalltag<br />

Rahmendaten wie die Festlegung des Zeitpunktes und <strong>der</strong> Dauer sowie die Vor- und Nachbereitung<br />

des Moduls sind zentral für dessen Erfolg und werden daher im Folgenden kurz<br />

skizziert.<br />

Festlegung des Zeitpunktes und <strong>der</strong> Dauer des Moduls:<br />

Das Modul fand in <strong>der</strong> Zeit von Ende März (Betriebsbesichtigung bei <strong>der</strong> ESB) bis Mitte Mai<br />

2006 (Schlusspräsentation) statt. Das Modul wurde aus folgenden Gründen mit einer zweiten<br />

Klasse (d. h. im vierten Semester) durchgeführt: Die Lernenden verfügten zum einen über das<br />

entsprechende Vorwissen (v. a. Informatik). Zum an<strong>der</strong>en werden im dritten Jahr weitere Module<br />

wie ein vierwöchiges Praktikum, eine schriftliche interdisziplinäre Arbeit sowie eine<br />

Englischprüfung („First Certificate in English“) durchgeführt bzw. vorbereitet.<br />

Das Modul wurde auf 5½ Arbeitstage ausgerichtet. Dabei wurde jeweils ein ganzer Tag für<br />

die Bearbeitung <strong>der</strong> oben genannten Arbeitsschritte zur Verfügung gestellt.<br />

Vor- und Nachbereitung des Moduls:<br />

Eine Vorbereitung <strong>der</strong> Lernenden auf die Inhalte des Marketing-Moduls fand zumindest indirekt<br />

statt, weil sich die Lernenden in den Fächern Deutsch und Informatik die für das Modul<br />

notwendigen Voraussetzungen erarbeiten konnten. Wie oben erwähnt, hatten die Lernenden<br />

zudem im Vorfeld des Moduls die Gelegenheit, sich frühzeitig mit „ihrem“ Auftraggeber im<br />

Rahmen einer Betriebserkundung auseinan<strong>der</strong>zusetzen. Die Erfahrungen aus dem Modul bereiteten<br />

die Lernenden individuell in Form einer öffentlichen Ergebnispräsentation auf, bei<br />

<strong>der</strong> nicht nur <strong>der</strong> Auftraggeber bzw. die Praxisexperten, son<strong>der</strong>n auch die lokale Presse eingeladen<br />

wurden.<br />

1.6 Beurteilung <strong>der</strong> Schüler<br />

Die Qualität <strong>der</strong> Bearbeitung <strong>der</strong> einzelnen Teilaufträge durch die Lernenden wurde nach unterschiedlichen<br />

Kriterien beurteilt. So wurde <strong>der</strong> Flyer nach den Kriterien sprachliche und<br />

sachliche Richtigkeit, Angemessenheit (Adressatenbezug) und Wirksamkeit durch die betreuende<br />

Lehrperson beurteilt. Der Praxisexperte gab zudem in Bezug auf die Realisierbarkeit<br />

und die Qualität <strong>der</strong> Übermittlung des Auftrags (Briefing) ein formatives Feedback. Das Mailing<br />

wurde neben diesen Kriterien in Bezug auf die Qualität des aktualisierten Kundenstamms<br />

(konkret: Vollständigkeit, Genauigkeit) sowie auf grafische Gestaltung und Zweckmässigkeit<br />

hin beurteilt. Beurteilungskriterien für die Erstellung <strong>der</strong> Homepage waren schliesslich die<br />

sprachliche Wirksamkeit, die Internet-Angemessenheit sowie die Funktionalität. Die Powerpoint-Präsentation<br />

wurde bezüglich Qualität und Präsentationstechnik (Sprache, Mimik, Gestik)<br />

beurteilt.<br />

Neben einer Beurteilung <strong>der</strong> jeweiligen Lernprodukte (Flyer, Mailing etc.) als eine Gruppenleistung,<br />

wurden auch Einzelbeiträge beurteilt. Beide Elemente zusammen bildeten die<br />

Grundlage für eine formative Beurteilung, die im Zeugnis vermerkt wurde.<br />

1.7 Rahmenbedingungen<br />

Im Folgenden werden die für die Durchführung des Moduls notwendigen personellen, infrastrukturellen<br />

und finanziellen Rahmenbedingungen erläutert. Zudem wird die Zusammenarbeit<br />

zwischen dem KV Liestal und dem Auftraggeber (ESB) näher erläutert.<br />

Anzahl <strong>der</strong> beteiligten Personen: Das Marketing-Modul am KV Liestal wurde mit 20 Lernenden<br />

einer zweiten Klasse (viertes Semester) durchgeführt. Dabei ermöglichten die ESB<br />

(Auftraggeber) und zwei Praxisvertreter (Grafiker, Webmaster) den Lernenden den Kontakt<br />

137


Teil II: Fallstudien zur Auftragsübernahme und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

mit <strong>der</strong> Berufspraxis. Die Mobilisierung eines Auftraggebers sowie <strong>der</strong> Praxisexperten stellte<br />

kein Problem dar, weil nur eine Klasse das Modul bearbeitet hat. 28 Ferner betreuten vier Lehrkräfte<br />

aus unterschiedlichen Fachbereichen (Deutsch, Informatik, Wirtschaftsfächer) die Lernenden<br />

im Rahmen <strong>der</strong> unterschiedlichen Teilmodule. Der Modulverantwortliche (zugleich<br />

Schulleiter des KV Liestal) koordinierte die unterschiedlichen Aktivitäten im Rahmen des<br />

Marketing-Moduls.<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen an die beteiligten Personen: Lehrkräfte, welche die Lernenden im Rahmen<br />

des Marketing-Moduls betreuten, benötigten nach eigenen Angaben, neben ihrer fachspezifischen<br />

und pädagogischen Ausbildung keine weiteren Kompetenzen.<br />

Infrastrukturelle Ressourcen: Das Modul wird in <strong>der</strong> Schule durchgeführt. Dementsprechend<br />

wurden durch das KV Liestal auch die notwendigen Ressourcen (z. B. Zugang zum PC<br />

bzw. Internet) für die Bearbeitung <strong>der</strong> Aufgaben bereitgestellt.<br />

Finanzielle Ressourcen: Der zusätzliche Arbeitsaufwand für die Schule, <strong>der</strong> für die Durchführung<br />

des Marketing-Moduls anfällt, wurde als relativ gross beschrieben. Das Bundesamt<br />

für Berufsbildung und Technologie (BBT) hat zur Deckung dieses Mehraufwandes CHF<br />

20’000.-- zur Verfügung gestellt. Der Grafiker wurde mit CHF 5’000.-- und <strong>der</strong> Webmaster<br />

mit CHF 2’000.-- entschädigt. Das restliche Budget verteilte sich auf die betreuenden Lehrkräfte<br />

sowie den Modulverantwortlichen.<br />

Kooperation mit <strong>der</strong> Praxis: Der Modulverantwortliche (zugleich Schulleiter des KV Liestal)<br />

und eine Lehrkraft stellten den Kontakt zur ESB und den dortigen Gruppenleitern her, um<br />

die Interessen des Auftraggebers einerseits und <strong>der</strong> Schule an<strong>der</strong>erseits im Vorfeld<br />

transparent machen zu können: Im Interesse <strong>der</strong> ESB war es, Öffentlichkeitsarbeit für das<br />

eigene Tun zu betreiben sowie die Möglichkeit, die im Rahmen des Moduls entwickelten<br />

Konzepte zu übernehmen. Im Interesse <strong>der</strong> Schule war es vor<strong>der</strong>gründig, eine Unternehmung<br />

zu finden, welche die Vermarktung ihrer Produkte weiterentwickeln wollte. Der Kontakt<br />

zwischen Schule und ESB wurde während <strong>der</strong> Bearbeitung des Marketing-Moduls durch die<br />

Lehrkräfte aufrecht erhalten. Neben <strong>der</strong> Projektvorphase (konkret: Betriebsbesichtigung)<br />

haben die Lernenden keinen weiteren direkten Kontakt mit <strong>der</strong> ESB gehabt. Die<br />

Zusammenarbeit mit den Praxisexperten (Webmaster, Grafiker) lag jedoch in <strong>der</strong><br />

Verantwortung <strong>der</strong> Lernenden. Dies erläutert eine Lehrkraft wie folgt:<br />

„Jede Gruppe musste mit dem Praktiker Kontakt aufnehmen und die Spezifikation<br />

durchgeben. Dann mussten die Lernenden dem Grafiker den Auftrag selbständig übermitteln.<br />

Da haben wir als Lehrer nicht reingeredet.“<br />

28<br />

Dieser Aspekt kann jedoch nach Einschätzung eines Teils <strong>der</strong> Lehrkräfte sehr bedeutsam werden, wenn<br />

Schulen mit einer grösseren Anzahl an Parallelklassen ein solches Modul durchführen möchten. Dieser<br />

Aspekt wird daher in Kapitel 3 erneut aufgenommen.<br />

138


Auftragsübernahme am KV Liestal<br />

2 Beurteilung des Moduls aus Sicht <strong>der</strong> involvierten Personen<br />

Die folgende Analyse stützt sich auf die schriftliche bzw. mündliche Befragung von zwanzig<br />

Lernenden 29 , einem betrieblichen Praxisexperten, drei Lehrkräften sowie dem Modulverantwortlichen<br />

(zugleich Schulleiter des KV Liestal). Im Folgenden werden die quantitativen und<br />

qualitativen Rückmeldungen <strong>der</strong> involvierten Personen wie<strong>der</strong>gegeben und interpretiert.<br />

2.1 Erreichung <strong>der</strong> Ziele in Bezug auf Fach-, Methoden- und Sozialkompetenzen<br />

Aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden wurde die Mehrzahl (d. h. 20 von insgesamt 29) <strong>der</strong> für das Modul<br />

definierten Ziele im Mittel entwe<strong>der</strong> „gut“ o<strong>der</strong> „sehr gut“ erreicht. Dies betrifft v. a. die Ziele,<br />

die im Rahmen <strong>der</strong> Teilaufträge (vgl. Kapitel 1.2 <strong>der</strong> Fallstudie) des Moduls im Vor<strong>der</strong>grund<br />

gestanden haben (z. B. „Textdokumente erfassen“, „Dokumente überprüfen“,<br />

„Produkte und Dienstleistungen“, „elektronische Datenübermittlungsgeräte bedienen“,<br />

„Standard PC-Programme auswählen“, „Daten pflegen“, „ansprechende Dokumentationen<br />

erstellen“, „Firmendokumentation bzw. Kurzpräsentation zusammenstellen“).<br />

Inwieweit demgegenüber die restlichen neun Ziele 30 , die einen mittelbaren Bezug zu den oben<br />

genannten Teilaufträgen zeigen, durch die Lernenden erreicht worden sind, kann aufgrund <strong>der</strong><br />

Streuung des Datenmaterials zwar nicht eindeutig beantwortet werden. Jedoch zeigen die<br />

Daten in Bezug auf diese Ziele einen höheren Anteil jener Lernenden, die einen mittleren<br />

bzw. (in wenigen Fällen) gar schlechten Zielerreichungsgrad angeben. In Bezug auf die Ziele<br />

„Arbeitsabläufe beschreiben“ und „Teamfähigkeit/Zusammenarbeit“ bringen die Lernenden<br />

mögliche Gründe selbst an, wie folgende Zitate verdeutlichen:<br />

„Ich kann mich nicht daran erinnern, ein Flussdiagramm erstellt zu haben.“<br />

„Zu viele unterschiedliche Meinungen. Oft Streit zwischen zwei Leuten. Jedoch nicht<br />

wirklich gravierend. Es gelang uns trotzdem, als Team zu arbeiten.“<br />

In Bezug auf die übrigen Ziele haben sich die Lernenden nicht weiter geäussert. Aus Sicht <strong>der</strong><br />

beteiligten Lehrkräfte hat die Erreichung dieser Ziele (mit Ausnahme <strong>der</strong> Ziele „Leistungsbereitschaft/mit<br />

Belastungen umgehen“ und „Kommunikationsfähigkeit“) auch nicht im Vor<strong>der</strong>grund<br />

gestanden. Diese Ziele werden im Folgenden zusammen mit den entsprechenden<br />

Statements <strong>der</strong> Lehrkräfte aufgeführt:<br />

„‚Ziele festlegen und erreichen’: Manche haben geplant, manche nicht. Das ist sehr<br />

gruppenabhängig. Wir haben keine Ziele verbindlich festlegen lassen. Die Sechs-Stufen-<br />

Methode haben die Lernenden auch nicht kennengelernt.“<br />

„Das Ziel ‚Arbeitsabläufe beschreiben’ ist für uns kein Thema gewesen.“<br />

„Das Ziel ‚Markt beschreiben’ ist etwas hoch gesteckt, aber haben sie zum Teil gemacht.“<br />

„Das Ziel ‚Markt beschreiben’ finde ich ein bisschen hoch gestochen.“<br />

29<br />

30<br />

Bei <strong>der</strong> Auswertung des Datenmaterials fällt auf, dass die Lernenden sich im Rahmen <strong>der</strong> quantitativen<br />

Befragung i. d. R. sehr positiv zu den unterschiedlichen Items geäussert haben, während die Rückmeldungen<br />

<strong>der</strong> Lernenden im Rahmen <strong>der</strong> offenen mündlichen Befragung teilweise auch ohne gezieltes Nachfragen<br />

durch den Interviewer etwas kritischer lauten. Ohne mögliche Gründe für dieses Antwortverhalten <strong>der</strong> Lernenden<br />

an dieser Stelle vertiefend behandeln zu wollen (Stichworte: zeitliche Rahmenbedingungen <strong>der</strong> Befragung,<br />

aktuelle Stimmungen in <strong>der</strong> Klasse, positive bzw. negative Formulierung <strong>der</strong> Items usw.), zeigen<br />

die Daten aus <strong>der</strong> unstrukturierten, qualitativen Befragung <strong>der</strong> Lernenden ein etwas differenzierteres Bild<br />

und werden daher vertiefend in die folgende Analyse miteinbezogen.<br />

Dies betrifft v. a. die folgenden Ziele: „Ziele festlegen und erreichen“ gemäss <strong>der</strong> Sechs-Stufenmethode,<br />

„Arbeitsabläufe beschreiben“, „Markt beschreiben“, „Erwartungen von Anspruchsgruppen erkennen“, „Marketing-Mix<br />

anwenden“, „Anlässe organisieren“, „Leistungsbereitschaft/mit Belastungen umgehen“, „Kommunikationsfähigkeit“<br />

sowie „Teamfähigkeit/Zusammenarbeit“.<br />

139


Teil II: Fallstudien zur Auftragsübernahme und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

„‚Erwartungen von Anspruchsgruppen erkennen’ war kein Ziel.“<br />

„‚Marketing-Mix anwenden’: Der Focus lag auf Produkt/Leistung bzw. Kommunikation,<br />

d. h. Preis und Distribution waren nicht Gegenstand des Moduls.“<br />

„‚Anlässe organisieren’: Die Lernenden haben schon die Präsentation gemacht. Sie<br />

mussten das auch ein bisschen organisieren. Sie haben dies jedoch nicht ganz selbständig<br />

gemacht.“<br />

„‚Umgang mit Daten des Auftraggebers’ war nicht Aufgabe <strong>der</strong> Lernenden.“<br />

„‚Teamfähigkeit/Zusammenarbeit’: „Sie haben zumindest gelernt, dass es sinnvoll wäre,<br />

sensibel mit den Bedürfnissen an<strong>der</strong>er umzugehen.“<br />

Der Modulverantwortliche ist jedoch <strong>der</strong> Meinung, dass im Rahmen des Moduls praktisch<br />

alle Leistungsziele berücksichtigt werden konnten. Er sieht jedoch die Erreichung des Zieles<br />

„Belastbarkeit/Ziel- und Prioritätensetzung“ in dem gegebenen zeitlichen Rahmen als schwierig<br />

an, wie folgendes Zitat illustriert:<br />

„Zeitmanagement wäre etwas hoch gewesen für eine Woche, aber gestreift worden ist<br />

es schon.“<br />

Die externen am Modul beteiligten Personen (konkret: Praxispartner, Auftraggeber) haben<br />

zwar keine Kenntnis <strong>der</strong> Leistungsziele. Der Praxispartner sieht auch, analog <strong>der</strong> oben genannten<br />

Rückmeldungen <strong>der</strong> Lernenden und <strong>der</strong> Lehrkräfte noch Potenzial in Bezug auf das<br />

Ziel „Ziele festlegen und erreichen“:<br />

„Dass die Lernenden etwas selber machen können. Auch selber steuern <strong>der</strong> Prozesse<br />

von Anfang an.“<br />

2.2 Authentizität<br />

Authentizität kann zum einen durch die Qualität des Einblicks in die betriebliche Praxis, zum<br />

an<strong>der</strong>en durch die konkrete Möglichkeit <strong>der</strong> Lernenden, unternehmerische Entscheide zu treffen<br />

31 , hergestellt werden. Im Folgenden wird <strong>der</strong> Frage nachgegangen, als wie „authentisch“<br />

die Beteiligten das Modul wahrnehmen.<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> qualitativen Befragung beurteilten die Lernenden den Praxisbezug als eine<br />

klare Stärke des Moduls. Auch wurde <strong>der</strong> Einblick in die ESB zur Vorbereitung des Moduls<br />

von den Lernenden als eine wertvolle Erfahrung beurteilt.<br />

Die befragten Lehrkräfte beurteilen den Praxisbezug des Moduls als sehr hoch. Der Kontakt<br />

<strong>der</strong> Lernenden mit <strong>der</strong> betrieblichen Praxis und <strong>der</strong> damit verbundenen Arbeitsweise (Stichworte:<br />

Selbständigkeit und Pausenregelung) wird zudem als sehr wichtig beurteilt. Dies verdeutlicht<br />

die folgende Aussage einer Lehrkraft:<br />

„Die Zusammenarbeit mit Praxisleuten stellt eine Neuerung des Unterrichts dar. Und<br />

selbständige Arbeitsmöglichkeiten sowie an<strong>der</strong>e Arbeitszeiten. Kein 45-Minuten-Rhythmus.<br />

Es geht in Richtung Arbeitswelt.“<br />

31<br />

Nicht gemeint ist hier jedoch die Kompetenz <strong>der</strong> Lernenden, auch unternehmerisch handeln zu können. Im<br />

Vor<strong>der</strong>grund steht vielmehr die Möglichkeit <strong>der</strong> Lernenden, in betriebliche Entscheidungen miteinbezogen<br />

zu werden bzw. ausgewählte Entscheidungen eigenverantwortlich treffen zu können (vgl. Dettmann et al.<br />

2003, S. 199; o. V. 2003, S. 29. und 37).<br />

140


Auftragsübernahme am KV Liestal<br />

Der Modulverantwortliche äusserte sich in diesem Zusammenhang in ähnlicher Weise:<br />

„Ich halte das Modul Marketing für eine sinnvolle Ergänzung zum Schulunterricht, weil<br />

damit eine direkte Verbindung zur Arbeitswelt geschaffen werden konnte. Die Lernenden<br />

konnten über den ‚Tellerrand des schulischen Lernens’ hinausblicken und für kurze<br />

Zeit spüren, was es heisst, ein Mitarbeiter eines Unternehmens zu sein.“<br />

Jedoch ist aus Sicht <strong>der</strong> Lehrkräfte <strong>der</strong> Praxisbezug, <strong>der</strong> mit dem Modul hergestellt werden<br />

konnte, auch begrenzt. Dies, weil Arbeitsaufträge <strong>der</strong> Unternehmen mit Blick auf die Voraussetzungen<br />

<strong>der</strong> Lernenden und die verfügbare Zeit entsprechend angepasst werden müssen,<br />

wie eine Lehrkraft (stellvertretend für die an<strong>der</strong>en) erläuterte:<br />

„Am Anfang sind die Lernenden schon mit überschwänglichen Ideen gekommen, wie<br />

z. B. das ganze Marketing für ein Produkt zu gestalten und das Produkt herzustellen.<br />

(…) Aber wir wollten Arbeitsschritte, die mit <strong>der</strong> Praxis vergleichbar sind. Wir haben<br />

daher einen Kompromiss gesucht. Wir haben quasi Sachbearbeiterjobs entwickelt mit<br />

kleineren Aufträgen.“<br />

In eine ähnliche Richtung lautet die Rückmeldung eines Praxisvertreters. Aus seiner Sicht<br />

geht es im Rahmen eines solchen Moduls eher darum, einen Eindruck von „<strong>der</strong>“ betrieblichen<br />

Praxis zu erhalten.<br />

„Man kann zwar schnuppern und sehen, welche grossen Schritte später im Berufsleben<br />

auf sie zukommen. Daher finde ich es wichtig, dass es solche Module gibt.“<br />

Zwar könne <strong>der</strong> Eindruck, den die Lernenden von „<strong>der</strong>“ Praxis erhalten, durch eine Verlängerung<br />

des Moduls vergrössert werden.<br />

„Es bleibt eigentlich immer ein Schnuppern. Ein zwei- bis dreimonatiges Praktikum<br />

wäre etwas An<strong>der</strong>s.“<br />

Jedoch wäre <strong>der</strong> Lerneffekt auch im Rahmen eines mehrmonatigen Praktikums aus Sicht des<br />

Unternehmers begrenzt und könne die Lernenden nicht vollumfänglich unternehmerisch tätig<br />

werden lassen.<br />

„Es ist vom Unternehmerischen schon noch weit weg, weil die Lernenden nur einen<br />

kleinen Teil sehen. Auch bei meinen Angestellten kann die Fähigkeit, unternehmerisch<br />

zu denken, weit weg sein. Da kommt man wirklich nur rein, wenn es um das eigene Geld<br />

geht.“<br />

Aus Sicht des Auftraggebers geht es darum, einen Einblick in die Praxis von Werbeschaffenden<br />

zu erlangen:<br />

„Na ja, das Modul ermöglicht Kenntnisse <strong>der</strong> Praxis. Mehr nicht. Gute Einblicke, das<br />

glaube ich schon. Der Schwerpunkt liegt darin, das Kundenbedürfnis zu erfassen und<br />

das Handwerkszeug <strong>der</strong> Promotion kennenzulernen.“<br />

Die Lehrkräfte äusserten sich diesbezüglich in ähnlicher Weise:<br />

„Unternehmerisch wirken, da habe ich meine Mühe mit“.<br />

„Unternehmerisch arbeiten ist zu früh für unsere Schüler.“<br />

141


Teil II: Fallstudien zur Auftragsübernahme und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

2.3 Selbständigkeit<br />

Die Lernenden beurteilen die Möglichkeiten, im Rahmen des Moduls Arbeiten selbständig<br />

zu planen, durchzuführen und zu kontrollieren grossmehrheitlich mit „sehr gut“ o<strong>der</strong> „gut“.<br />

Jedoch bekundeten die Lernenden im Rahmen <strong>der</strong> qualitativen Befragung, dass die Lehrkräfte<br />

die Gruppenarbeitsprozesse im Verlauf des Moduls zu stark gesteuert haben und z. T. die<br />

Gruppenarbeit durch Einzelarbeit ersetzt haben. 32 Hierzu folgende Zitate von unterschiedlichen<br />

Lernenden:<br />

„Am Anfang hat es noch geheissen, die Gruppe übernimmt die Leitung bzw. Verantwortung<br />

für ihr Tun. Im ersten und zweiten Modul war das ja noch <strong>der</strong> Fall. Aber ab<br />

dem dritten Teilmodul haben die Lehrer jedoch gesagt, bis dann und dann müsst Ihr das<br />

und jenes fertig haben.“<br />

„Wenn wir mehr Eigenverantwortung gehabt hätten, dann wäre es unser Produkt gewesen<br />

und nicht jenes <strong>der</strong> Lehrer.“<br />

„Ab dem dritten Modul gab es keine Gruppenarbeit mehr, son<strong>der</strong>n nur noch Einzelarbeit.“<br />

„Z.T. schenkten uns die Lehrpersonen zu wenig Vertrauen und haben die Gruppenleitung<br />

übernommen.“<br />

Auch die Lehrkräfte konzedieren den letzten Aspekt und begründen dies mit <strong>der</strong> Notwendigkeit,<br />

nicht nur Gruppen- son<strong>der</strong>n auch Einzelnoten zu setzen.<br />

„Beim Werbebrief hatten wir sowohl eine Gruppen- und eine Einzelnote setzen müssen.<br />

Das haben wir lange diskutiert und war letztlich Vorgabe vom BBT.“<br />

Die befragten Lehrkräfte beurteilten die Frage, inwieweit die Lernenden ihre Arbeitsschritte<br />

selbständig planen können mit „gut“. Die Möglichkeiten <strong>der</strong> Lernenden, Arbeitsschritte selbständig<br />

durchzuführen und zu kontrollieren, beurteilte jeweils eine Lehrkraft mit „sehr gut“<br />

und die an<strong>der</strong>en beiden Lehrkräfte mit „gut“. Aus Sicht <strong>der</strong> Lehrkräfte mussten die Lernenden<br />

zwar z. T. etwas „angeschoben“ werden, haben aber in <strong>der</strong> Folge insgesamt ein relativ hohes<br />

Mass an Eigenverantwortlichkeit an den Tag gelegt:<br />

„Lernende mussten nachbessern, brauchte Anschub durch die Lehrer, weil die Lehrer i.<br />

d. R. nicht in <strong>der</strong> Klasse unterrichtet haben. Die Schüler mussten jeden Tag ihr Mail<br />

überprüfen, ob etwas vom Grafiker zurückkam. Das war schon spannend.“<br />

2.4 Integration in den Schulalltag<br />

Im Folgenden werden die Wahl des Zeitpunktes und <strong>der</strong> Dauer sowie die Integration des<br />

Moduls in den Stundenplan und Schulalltag (d. h. dessen Vor- und Nachbereitung im Rahmen<br />

des „normalen“ Unterrichts) analysiert. Zudem werden die zeitliche Belastung <strong>der</strong> Lernenden<br />

und zugleich die Auswirkung des Moduls auf die Erreichung <strong>der</strong> schulischen Leistungsziele<br />

näher erläutert.<br />

Beurteilung des Zeitpunktes des Marketing-Moduls:<br />

Die quantitativen Daten belegen, dass drei Viertel <strong>der</strong> Lernenden die Einbettung des Moduls<br />

in den Schulalltag (d. h. Wahl des Semesters bzw. des Wochentags, zeitlicher bzw. inhaltlicher<br />

Einbau in den Stundenplan) als „sehr gut“ o<strong>der</strong> „gut“ beurteilen. Demgegenüber beurteilt<br />

ein Viertel <strong>der</strong> Schülerinnen und Schüler diesen Aspekt aus folgenden Gründen als „mittelmässig“<br />

o<strong>der</strong> als „schlecht“: Zum einen fanden im gewählten Zeitraum (Semesterende) eine<br />

Vielzahl an Prüfungen statt, für die sich die Lernenden vorbereiten und für die entsprechende<br />

32<br />

Der von den Lernenden wahrgenommene Grad <strong>der</strong> Selbständigkeit wird somit zu einem Teil durch die<br />

Gestaltung des organisatorischen Rahmens beeinflusst und daher unter Kapitel 2.6 erneut aufgenommen.<br />

142


Auftragsübernahme am KV Liestal<br />

Termine gefunden werden mussten. Zum an<strong>der</strong>en musste <strong>der</strong> für das Semester vorgesehene<br />

Unterrichtsstoff in <strong>der</strong> restlichen verfügbaren Zeit behandelt werden, was die von den Lernenden<br />

wahrgenommene zeitliche Belastung erhöht hat. Hierzu folgende Statements von drei<br />

Lernenden:<br />

„Negativ war die Wahl des Zeitpunktes. In dieser Zeit hatten wir viele Tests, weil es Semesterende<br />

war und wir ausser den Tests auch noch DELF-Diplomprüfungen hatten.“<br />

„Der Zeitstress war das grösste Problem. Auch mussten wir gewisse Prüfungen verschieben<br />

und hatten kleine Konflikte mit den Lehrern, die auch dazu gezwungen waren,<br />

ihren Stoff zu unterrichten.“<br />

„Organisation <strong>der</strong> Schule war schlecht. Danach standen wir unter Druck, mussten den<br />

Stoff aufholen und viele Prüfungen schreiben. Das Modul hat uns belastet.“<br />

Zwei <strong>der</strong> drei befragten Lehrkräfte beurteilen die Integration des Moduls in den Schulalltag<br />

als „sehr gut“, eine weitere als „gut“. Die Daten lassen keine Aussage in Bezug auf die von<br />

den Lernenden wahrgenommenen Problembereiche (Stichworte: Vielzahl an Prüfungen gegen<br />

Semesterende, knappe Unterrichtszeit) zu.<br />

Der Modulverantwortliche konzedierte die oben skizzierten Problembereiche und beurteilt<br />

den Einbau des Moduls in das Semester daher als „mittelmässig“. 33 Zwar hätte eine Durchführung<br />

des Marketing-Moduls im Rahmen einer Blockwoche die oben genannten Probleme<br />

abmil<strong>der</strong>n können. Dies wäre jedoch aus seiner Sicht nicht praktikabel gewesen, weil Praxisexperten<br />

nicht uneingeschränkt verfügbar waren und die Lernenden für das Vorbereiten bzw.<br />

Fertigstellen <strong>der</strong> Schlusspräsentation einen Zeitpuffer benötigten. 34<br />

Beurteilung <strong>der</strong> Dauer des Marketing-Moduls:<br />

Die Lernenden äusserten sich in <strong>der</strong> Regel we<strong>der</strong> positiv noch negativ in Bezug auf die<br />

Dauer des Marketing-Moduls. Lediglich ein kleinerer Teil von ihnen hätte eine Verlängerung<br />

des zeitlichen Rahmens des Moduls befürwortet:<br />

„Ich fände es besser, wenn das Modul nicht nur eine Woche, son<strong>der</strong>n zwei, aber dafür<br />

intensiver und nicht mit allzu grossen Zeitabständen zwischen den einzelnen Teilmodulen<br />

durchgeführt würde.“<br />

„Etwas mehr als eine Unterrichtswoche ist meiner Meinung nach zu knapp! Mindestens<br />

zwei Unterrichtswochen wären angemessen.“<br />

In jedem Fall wünschen sich die Lernenden eine verbesserte Zeitplanung <strong>der</strong> einzelnen<br />

Teilarbeitsschritte durch die Lehrkräfte.<br />

Die Lehrkräfte hätten sich für die einzelnen Teilaufträge zwar mehr Zeit gewünscht, wie<br />

folgende Zitate illustrieren:<br />

„Zu wenig Zeit. Ich hätte gern mehr Zeit gehabt. Man hätte ein bisschen mehr<br />

rausholen können, wenn sie mehr Zeit gehabt hätten. O<strong>der</strong> im Vorfeld, dass man im<br />

Unterricht z. B. auch die Korrespondenz hätte vorbereiten können o<strong>der</strong> das Gestalten<br />

<strong>der</strong> Homepage. Ich glaube, auch die Schüler hätten gerne mehr Zeit gehabt.“<br />

„Wir haben im Rahmen eines Mailings den Fragebogen mit Flyer an potenzielle Kunden<br />

geschickt, die Feedback geben konnten. Es gab sehr differenzierte Feedbacks, weil<br />

wir sehr kompetente Leute angesprochen haben. Ein Problem war jedoch, dass <strong>der</strong> Auf-<br />

33<br />

34<br />

Auch eine Min<strong>der</strong>heit <strong>der</strong> Lernenden betonte in diesem Zusammenhang, dass es wichtig sei, das Modul<br />

zumindest auf einen kürzen Zeitraum zu konzentrieren, um für die einzelnen Arbeitsschritte „mehr Zeit am<br />

Stück“ zu haben.<br />

Aus Sicht des Auftraggebers ist ein Zeitpuffer wichtig, um die Zwischenergebnisse kontinuierlich höher<br />

entwickeln zu können: „Es wäre wichtig, zwischen dem Auftrag und <strong>der</strong> Auswertung einen Zwischenstopp<br />

einzulegen.“<br />

143


Teil II: Fallstudien zur Auftragsübernahme und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

wand für die Auswertung sehr gross war. Da hätten sie noch mehr Zeit investieren können.“<br />

Jedoch bedeutete die Durchführung des Marketing-Moduls aus Sicht <strong>der</strong> Lehrkräfte einen hohen<br />

Zeitaufwand für die Betriebe, <strong>der</strong> nicht ins Unermessliche gesteigert werden dürfe. Hierzu<br />

folgende Rückmeldungen von zwei Lehrkräften:<br />

„Eine Herausfor<strong>der</strong>ung des Moduls ist <strong>der</strong> Zeitaufwand für Betriebe.“<br />

„Welche Firma ist bereit, viel Zeit für eine o<strong>der</strong> mehrere Klassen zu investieren? Da sehe<br />

ich praktisch ganz grosse Schwierigkeiten, das so umzusetzen.“<br />

Auch <strong>der</strong> Praxisvertreter betonte, dass die Lernenden vielleicht mit einer Verlängerung <strong>der</strong><br />

Moduldauer auch eine grössere Tiefe im Rahmen <strong>der</strong> Bearbeitung <strong>der</strong> unterschiedlichen Aufträge<br />

hätten erlangen können: 35<br />

„Die Lernenden brauchen mehr Zeit, um sich mit Sachen vertieft auseinan<strong>der</strong> zu setzen.“<br />

Vor- und Nachbearbeitung des Marketing-Moduls:<br />

Wie sehr wurde aus Sicht <strong>der</strong> Befragten <strong>der</strong> Praxisauftrag auf die Fähigkeiten <strong>der</strong> Lernenden<br />

abgestimmt? Die Lernenden gaben grossmehrheitlich an, dass <strong>der</strong> Praxisauftrag „sehr gut“<br />

bzw. „gut“ auf <strong>der</strong>en Lernvoraussetzungen abgestimmt war; lediglich drei von zwanzig beurteilten<br />

diesen Aspekt als „mittelmässig“ bzw. „schlecht“. Die zentralen Grundlagen zur Erledigung<br />

<strong>der</strong> einleitend skizzierten Teilaufträge wurden zum grossen Teil in <strong>der</strong> Vergangenheit<br />

mit den Lernenden erarbeitet. Ein Lernen<strong>der</strong> äusserte sich in diesem Zusammenhang wie<br />

folgt:<br />

„Natürlich war dies (Flyergestaltung) eine ansprechende Arbeit, da man sehr viele Details<br />

berücksichtigen musste, die wir aus <strong>der</strong> Wirtschaftslehre mitgenommen haben.“<br />

Die Daten aus <strong>der</strong> Befragung <strong>der</strong> Lehrkräfte deuten in eine ähnliche Richtung: zwei Lehrkräfte<br />

beurteilten die Abstimmung <strong>der</strong> Aufträge auf die Fähigkeiten <strong>der</strong> Lernenden als „sehr<br />

gut“, eine als „mittelmässig“.<br />

Auch die Daten <strong>der</strong> Lernenden in Bezug auf die Frage <strong>der</strong> Vor- und Nachbereitung des Moduls<br />

sind (insgesamt) positiv: Acht von zwanzig gaben an, „gut“ auf das Modul vorbereitet<br />

worden zu sein; elf von ihnen beurteilten die Vorbereitung als „mittelmässig“ und eine weitere<br />

gab an „gar nicht“ auf das Modul vorbereitet worden zu sein. Die Antworten auf die<br />

Frage, inwieweit die im Rahmen des Moduls gewonnenen praktischen Erfahrungen im Unterricht<br />

aufgenommen worden sind, zeigen ein ähnliches Bild: So beurteilten acht <strong>der</strong> zwanzig<br />

Schülerinnen und Schüler diese Frage mit „gut“; zehn von ihnen bewerteten die Nachbereitung<br />

als „mittelmässig“, zwei weitere als „schlecht“.<br />

Die Lehrkräfte schätzen den Aspekt <strong>der</strong> Vor- bzw. Nachbereitung positiver als die Lernenden<br />

ein. Demnach konnten die Lehrkräfte nach eigenen Angaben die Lernenden „gut“ auf die<br />

Inhalte des Moduls vorbereiten bzw. konnten die Inhalte aus dem Modul in den Fachunterricht<br />

„gut“ integrieren. Hierzu ein Zitat:<br />

„Im Bereich Informatik ist da gewaltig viel, was ins Praktische umgesetzt wurde.“<br />

35<br />

An an<strong>der</strong>er Stelle wurde demgegenüber zugleich deutlich, dass <strong>der</strong> befragte Praxisvertreter nicht bereit war,<br />

zusätzliche Zeit für die Begleitung eines solchen Praxismoduls zu mobilisieren (vgl. 2.6).<br />

144


Auftragsübernahme am KV Liestal<br />

Zeitliche Belastung <strong>der</strong> Lernenden durch das Marketing-Modul:<br />

Weiter oben (vgl. Abschnitt „Integration in den Schulalltag) wurde bereits die von den Lernenden<br />

wahrgenommene hohe zeitliche Belastung angesprochen. Die quantitativen Daten <strong>der</strong><br />

Lernenden zu <strong>der</strong> Frage, wie stark sie sich zeitlich belastet fühlten, erlauben keine eindeutige<br />

Aussage: So gab die Hälfte <strong>der</strong> Lernenden an, das Modul habe sie „sehr stark“ bzw. „stark“<br />

belastet; rund ein Drittel gab an, das Modul habe sie „mittelmässig“ belastet. Gründe hierfür<br />

wurden im Rahmen <strong>der</strong> qualitativen Befragung deutlich. Der Kern <strong>der</strong> von den Lernenden<br />

geäusserten Kritik betrifft die Zeit, die für einzelne Aufträge zur Verfügung gestellt wird. Für<br />

die Bearbeitung eines Teils <strong>der</strong> Aufträge (konkret: Vorbereiten eines Geschäftsbriefes) wurde<br />

durch die Lehrkräfte aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden zu viel, für einen an<strong>der</strong>en Teil (konkret: Gestaltung<br />

einer Homepage) eher zu wenig Zeit zur Verfügung gestellt. Die durch die Lehrkräfte<br />

kalkulierten Zeitbudgets sollten sich nach Meinung <strong>der</strong> Lernenden stärker an den Voraussetzungen<br />

<strong>der</strong> Lernenden bzw. dem Anspruchsniveau <strong>der</strong> Aufträge orientieren, wie folgende<br />

Rückmeldungen unterschiedlicher Schülerinnen und Schüler belegen:<br />

„Ich fand das Erstellen einer Homepage sehr schwer. Es gab zwei bis drei Leute, die<br />

schon mal eine Homepage erstellt haben. Für alle an<strong>der</strong>en war es neu. Ich finde, es<br />

wurde zu wenig Zeit gegeben und zu wenig erklärt. Ich hatte ziemlichen Stress.“<br />

„Die Zeiteinteilungen <strong>der</strong> einzelnen Teilmodule war nicht immer gut. Z. B. bei <strong>der</strong><br />

Homepage hatten wir zu wenig Zeit. Bei an<strong>der</strong>en Teilmodulen hatten wir jedoch zu viel<br />

Zeit.“<br />

„Viel zu wenig Zeit. Innerhalb von einem halben Tag mussten wir lernen, wie man eine<br />

Homepage erstellt und dann noch selbst eine kreieren. Für die Briefe hatten wir dagegen<br />

viel zu viel Zeit. Die Zeiteinteilung hätte man besser planen sollen.“<br />

„Bei ein paar Teilen hat man zu viel Zeit (z. B. Anfertigung von Briefen) bekommen. Bei<br />

<strong>der</strong> Homepage dagegen zu wenig. Eine bessere Aufteilung wäre wichtig.“<br />

„Zur Vorbereitung <strong>der</strong> Endpräsentation haben wir einen zusätzlichen Nachmittag bekommen.<br />

Aber auch dieser war sehr eng.“<br />

„Ich hatte oft zu viel Zeit und Vieles wurde wie<strong>der</strong>holt.“<br />

Die Lehrkräfte gaben an, dass die Bearbeitung des Moduls die Lernenden „sehr stark“ o<strong>der</strong><br />

„stark“ belastet habe.<br />

Einfluss des Moduls auf das Erreichen schulischer Leistungsziele:<br />

Die Frage, inwieweit das Marketing-Modul das Interesse bzw. Verständnis <strong>der</strong> Lernenden für<br />

den Schulstoff för<strong>der</strong>t, kann bereits einen ersten Hinweis auf den Einfluss des Moduls auf die<br />

Erreichung <strong>der</strong> schulischen Leistungsziele geben. Jedoch lassen die Daten <strong>der</strong> Lernenden<br />

hier aufgrund einer grossen Streuung keine eindeutige Schlussfolgerung zu: So gab eine Hälfte<br />

<strong>der</strong> Lernenden an, das Modul för<strong>der</strong>e <strong>der</strong>en Interesse für den Schulstoff „sehr stark“ bzw.<br />

„stark“. Demgegenüber gab die an<strong>der</strong>e Hälfte an, das Modul habe nur einen „mittelmässigen“<br />

bzw. „schwachen“ Einfluss auf das Interesse für die schulischen Inhalte. Ähnlich sehen die<br />

Daten in Bezug auf die För<strong>der</strong>ung des Verständnisses für den Schulstoff aus: Acht <strong>der</strong> befragten<br />

zwanzig Lernenden gaben an, das Modul habe <strong>der</strong>en Verständnis für den Schulstoff<br />

„stark“ geför<strong>der</strong>t. Demgegenüber sehen sieben Lernende allenfalls einen „mittelmässigen“,<br />

drei weitere einen „schwachen“ sowie ein Lernen<strong>der</strong> „gar keinen“ Zusammenhang.<br />

Demgegenüber gaben sämtliche Lehrkräfte an, das Modul för<strong>der</strong>e das Erreichen <strong>der</strong> schulischen<br />

Leistungsziele „sehr stark“. Dabei konzentrieren sich die Rückmeldungen <strong>der</strong> Lehrkräfte<br />

auf die selbständige Planung ganzer Arbeitsprozesse, das Kennenlernen eigener Grenzen<br />

und Möglichkeiten, die Zusammenarbeit im Team bzw. die Kommunikationsfähigkeit,<br />

wie folgende Zitate verdeutlichen:<br />

145


Teil II: Fallstudien zur Auftragsübernahme und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

„Die Schüler haben einen Prozess planen müssen. Da war die Schwierigkeit, sich in<br />

einen Prozess hineinzudenken. (…) Das haben sie im täglichen Leben in <strong>der</strong> Schule<br />

nicht.“<br />

„Sich selber besser einschätzen lernen, sie haben erfahren, wenn einer die Gruppe führt<br />

und an<strong>der</strong>e überrollt.“<br />

„Verbesserung <strong>der</strong> Teamfähigkeit, Zusammenarbeit, Merken, dass man aufeinan<strong>der</strong> angewiesen<br />

ist.“<br />

„Entwickeln von Kommunikationsfähigkeit. Sie müssen Kontakt aufnehmen, das ist sehr<br />

wichtig. Hier haben die Lernenden oft Hemmungen. Ist eine sehr gute Übung, einen<br />

Brief zu schreiben. Da lernen sie viel.“<br />

2.5 Betreuung <strong>der</strong> Lernenden<br />

Die Lernenden fühlten sich im Rahmen des Moduls grossmehrheitlich entwe<strong>der</strong> „sehr gut“<br />

o<strong>der</strong> „gut“ von den Lehrkräften betreut. Die Betreuung durch die Praxisvertreter wird ebenfalls<br />

von <strong>der</strong> grossen Mehrheit <strong>der</strong> Lernenden entwe<strong>der</strong> als „sehr gut“ o<strong>der</strong> „gut“ beurteilt.<br />

Auch im Rahmen <strong>der</strong> qualitativen Befragung hoben die Lernenden die Betreuung als klare<br />

Stärke des Moduls lobend hervor. Im Folgenden werden, stellvertretend für weitere Lernende,<br />

einige Rückmeldungen in Bezug auf die Betreuung zitiert:<br />

„Die Unterstützung durch die Lehrkräfte und Fachleute hat mir gut gefallen.“<br />

„Am Anfang haben die Lehrer nur geschaut, wie die Gruppe arbeitet ohne direkt zu<br />

steuern. Ratschläge gab es erst am Schluss, als alles gemacht war. Das fand ich gut.“ 36<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> qualitativen Befragung <strong>der</strong> Lernenden wurden jedoch auch Verbesserungspotenziale<br />

in Bezug auf die Betreuung <strong>der</strong> Lernenden durch die Lehrkräfte deutlich. 37 Hierzu<br />

folgendes Zitat:<br />

„Die Lehrer sind manchmal selber in einen Stress hineingekommen. Z. B. beim Verschicken<br />

<strong>der</strong> Briefe wurde einer für alle Gruppen gedruckt. Dann gab es einen Fehler<br />

und wir mussten alle Briefe wie<strong>der</strong> aufmachen. Ein Lehrer ist dann in ein totales Chaos<br />

hineingeraten. Eine Hektik ist ausgebrochen.“<br />

Die Lehrkräfte sind <strong>der</strong> Meinung, sie konnten die Lernenden entwe<strong>der</strong> „sehr gut“ o<strong>der</strong> „gut“<br />

betreuen.<br />

Ein Praxisvertreter (Grafiker) sah seine Aufgabe zum einen darin, den Lernenden Theorieinput<br />

(z. B. zur Gestaltung von Werbemassnahmen) zu geben. Zum an<strong>der</strong>en hat er den Lernenden<br />

(formatives) Feedback zur Gestaltung ihrer jeweiligen Flyer sowie zur Gestaltung <strong>der</strong><br />

Kommunikationsflüsse zwischen Lernenden und Betrieb gegeben.<br />

36<br />

37<br />

Das letzte Votum bezieht sich auf die Möglichkeit <strong>der</strong> Lernenden, Gruppenarbeitsprozesse eigenverantwortlich<br />

planen, durchführen und kontrollieren zu können und wird im anschliessenden Kapitel („Rahmenbedingungen“)<br />

erneut aufgenommen.<br />

Daneben haben die Lernenden weitere Kritikpunkte, z. B. in Bezug auf die Steuerung <strong>der</strong> Arbeitsprozesse<br />

durch die Lehrenden, hervorgebracht: So hat die Mehrheit, wie bereits kurz weiter oben erwähnt, <strong>der</strong> Lernenden<br />

den Umstand als unglücklich empfunden, dass im Laufe des Moduls die Gruppenarbeit durch Einzelarbeiten<br />

abgelöst wurde. Dieser Aspekt ist jedoch weniger auf die direkte Betreuung <strong>der</strong> Lernenden durch<br />

die Lehrenden, son<strong>der</strong>n auf die Gestaltung <strong>der</strong> Rahmenbedingungen zurückzuführen und wird daher im anschliessenden<br />

Kapitel diskutiert.<br />

146


Auftragsübernahme am KV Liestal<br />

2.6 Rahmenbedingungen<br />

Wie im vorherigen Kapitel erläutert, fühlen sich die Lernenden durch die Lehrer einerseits<br />

sowie durch die Praxisvertreter an<strong>der</strong>erseits „sehr gut“ bzw. „gut“ betreut. Im Folgenden werden<br />

zunächst die Rahmenbedingungen für diese von den Lernenden wahrgenommene Betreuung<br />

(d. h. die Anfor<strong>der</strong>ungen an die Beteiligten und <strong>der</strong>en Qualifikationen) näher analysiert.<br />

Im Anschluss daran wird die Zusammenarbeit zwischen dem KV Liestal und dem Auftraggeber<br />

(ESB) näher analysiert. Abschliessend wird das organisatorische Setting des Marketing-Moduls<br />

(Auswahl <strong>der</strong> Produkte, Ziele des Moduls, Notenrelevanz, Gestaltung <strong>der</strong><br />

Gruppenarbeitsprozesse) aus Sicht <strong>der</strong> Beteiligten kritisch gewürdigt.<br />

Erfüllung <strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen an die Lehrkräfte und die Praxisexperten: Im Folgenden<br />

wird erläutert, wie sehr die Lehrkräfte und die Praxisexperten den jeweiligen Anfor<strong>der</strong>ungen,<br />

die an sie gestellt wurden, entsprechen konnten. Zusätzlich wird dabei <strong>der</strong> Frage nachgegangen,<br />

welche Art von Unterstützung sie durch unterschiedliche Personen bzw. Stellen (z. B.<br />

durch die Schulleitung, den Modulverantwortlichen) erhalten haben, um diesen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

entsprechen zu können und welche Unterstützung sie sich hier zusätzlich gewünscht hätten.<br />

Die befragten Lehrkräfte und <strong>der</strong> Modulverantwortliche fühlten sich den Anfor<strong>der</strong>ungen,<br />

die das Modul an sie stellte, „sehr gut“ bzw. „gut“ gewachsen. Gründe hierfür finden sich in<br />

den Kompetenzen einerseits, welche die Lehrkräfte einbringen konnten, und den Anfor<strong>der</strong>ungen,<br />

die das Modul an sie stellte sowie die Unterstützung durch unterschiedliche Personen<br />

bzw. Stellen an<strong>der</strong>erseits. Diese Aspekte werden im Folgenden kurz erläutert. Einen Weiterbildungsbedarf<br />

sehen die befragten Lehrkräfte mit einer Ausnahme einer Lehrperson, die sich<br />

stärker in den Bereich <strong>der</strong> Websitegestaltung bzw. <strong>der</strong> Gestaltung von Formularen einarbeiten<br />

möchte, nicht. Zwei Lehrkräfte fühlten sich „gut“ durch zuständige Personen bzw. Stellen betreut,<br />

eine weitere beurteilte hier die Unterstützung mit „sehr gut“. Inhaltlich konnten sie im<br />

Rahmen des Moduls und <strong>der</strong> Teilaufträge jeweils ihre fachbezogenen Kompetenzen aus den<br />

Bereichen Deutsch bzw. Textverarbeitung, Marketing und Informatik zur Geltung bringen.<br />

Dies erläutert <strong>der</strong> Modulverantwortliche wie folgt:<br />

„Die Auswahl <strong>der</strong> Lehrpersonen ist ganz wichtig. Wir hatten für jedes Teilmodul Spezialisten,<br />

die in dem jeweiligen Thema arbeiten und auch begeistert sind.“<br />

Auch die Lehrkräfte sehen in <strong>der</strong> Auswahl und <strong>der</strong> Zusammensetzung des Teams einen wesentlichen<br />

Aspekt, <strong>der</strong> sich auf das Gelingen des Moduls ausgewirkt hat:<br />

„Wir sind eine sehr gute Gruppe gewesen, wo je<strong>der</strong> von <strong>der</strong> Lehrerschaft seine Kompetenzen<br />

einbringen konnte. Wir sind sehr motiviert gewesen. Hatten einen grossen Aufwand.<br />

Das Resultat ist gut.“<br />

Ein Praxisexperte (Grafiker) sieht neben den inhaltlichen auch eine methodisch-didaktische<br />

Qualifikation als wesentlich für eine „gute“ Betreuung <strong>der</strong> Lernenden an. Dabei kann das Erläutern<br />

des betrieblichen Tagesgeschäfts in einer für die Lernenden verständlichen Weise aus<br />

Sicht des Praxisexperten eine Herausfor<strong>der</strong>ung sein.<br />

„Ich habe in <strong>der</strong> Vergangenheit auch mit Auszubildenden zu tun gehabt und betreue<br />

Praktikanten. Man muss sich natürlich auch mit <strong>der</strong> Materie auseinan<strong>der</strong>setzen, mit <strong>der</strong><br />

man arbeitet. (…) Es war eine grosse Herausfor<strong>der</strong>ung, den Lernenden zu erklären, um<br />

was es geht. Dies im Rahmen zu zeigen, in dem sie es verstehen können, ist nicht einfach.“<br />

Ein direkter Weiterbildungsbedarf bestehe aus Sicht des Praxisexperten jedoch nicht. Allerdings<br />

wies er auch darauf hin, dass es ihm hier nicht möglich sei, zusätzliche Zeit zu investieren:<br />

147


Teil II: Fallstudien zur Auftragsübernahme und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

„Eher keine Weiterbildung, weil ich das nicht aufgrund des zusätzlichen Zeitaufwands<br />

machen würde. Wenn ich mir einen Tag Zeit nehmen kann für den Unterricht, dann ist<br />

es gut.“<br />

Im Folgenden wird <strong>der</strong> Frage nachgegangen, als wie gut die Beteiligten die Zusammenarbeit<br />

zwischen Schule und Praxis (als ein weiteres zentrales Rahmendatum) wahrgenommen haben.<br />

Alle Beteiligten äusserten sich hier sehr positiv. Die Lernenden brachten dies wie folgt zum<br />

Ausdruck:<br />

„Die ESB stand immer für Fragen zur Verfügung.“<br />

„Der Kontakt mit behin<strong>der</strong>ten Menschen hat mir sehr gut gefallen.“<br />

„Die ESB war ein sehr netter Auftraggeber und ich würde sofort wie<strong>der</strong> einwilligen,<br />

wenn es um ein solches Projekt gehen würde.“<br />

Auch die Lehrkräfte beurteilen die Zusammenarbeit zwischen Schule und dem Auftraggeber<br />

als sehr gelungen, und könnten sich vorstellen, mit <strong>der</strong> ESB gegebenenfalls ein entsprechendes<br />

Anschlussprojekt zu initiieren. Die Lehrkräfte sehen in <strong>der</strong> Zusammenarbeit zwischen<br />

Schule und Praxis (d. h. ESB, Praxisexperten) einen Schlüssel für den Erfolg des Projekts,<br />

wie die folgenden Zitate unterschiedlicher Lehrkräfte verdeutlichen:<br />

„Ganz problemlose Zusammenarbeit.“<br />

„Kontakt zum Betrieb, <strong>der</strong> mit Behin<strong>der</strong>ten arbeitet. Sie haben einen halben Tag mit den<br />

Behin<strong>der</strong>ten gearbeitet. Die ESB ist ein Glücksfall gewesen, hat sich so ergeben. Es war<br />

gut, dass die Behin<strong>der</strong>tenstätte so auf die Öffentlichkeitsarbeit Wert legt.“<br />

Nicht zuletzt aufgrund <strong>der</strong> Komplementarität <strong>der</strong> Interessen von Schule und Auftraggeber<br />

wurde die Zusammenarbeit als problemlos beschrieben. Im Interesse <strong>der</strong> Schule lag es einerseits,<br />

einen Auftraggeber zu finden, <strong>der</strong> zwar ein bereits existierendes Produkt besser vermarkten<br />

möchte, aber nicht unbedingt verwertbare Konzepte von den Lernenden erwartete.<br />

Der Auftraggeber (ESB) erhoffte sich durch dieses Projekt an<strong>der</strong>erseits die Möglichkeit, sein<br />

Tun, z. B. in Form von Zeitungsartikeln, öffentlichkeitswirksam herausstellen zu können. Im<br />

Zentrum des Interesses <strong>der</strong> ESB stand zwar nicht die Umsetzung <strong>der</strong> von den Lernenden entwickelten<br />

Werbekonzepte. Dennoch brachte die ESB ihre Wertschätzung <strong>der</strong> Arbeiten <strong>der</strong><br />

Lernenden u. a. auch dadurch zum Ausdruck, dass diese die entwickelten Konzepte sofort auf<br />

ihrer Homepage platziert hat. Hierzu eine Lehrkraft:<br />

„Das war sehr kooperativ. Wir hatten alle Möglichkeiten. Die Unternehmung ist nicht<br />

angewiesen auf uns. Wir konnten ihnen ja effektiv zwar nichts Grosses liefern. Jedoch<br />

konnten sie nach aussen hin kommunizieren, dass man Schüler mitarbeiten lässt und<br />

ihnen die betrieblichen Abläufe aufzeigt. Da gab es ja auch einen entsprechend positiven<br />

Zeitungsartikel. Die ESB hat zudem die Flyer ohne zu zögern, direkt auf ihre Homepage<br />

gestellt.“<br />

Nicht zuletzt dürfen die von den Lernenden entwickelten Konzepte nichts kosten, weil die<br />

ESB für die Öffentlichkeitsarbeit bzw. die produktbezogene Kommunikation nur über begrenzte<br />

Budgets verfügt. Die Kooperation mit einer Schule erlaubt <strong>der</strong> ESB dabei auf kompetente<br />

Personen zuzugreifen. Der Auftraggeber hierzu:<br />

„Wir sind auch interessiert, als Non-profit-Organisation mit jugendlichen Leuten in<br />

Kontakt zu kommen. Wir hatten kaum Kosten, das ist natürlich auch ein Aspekt. Wir<br />

hatten ein gutes Produkt für sehr wenig Geld. Auch Networking ist uns wichtig, d. h. wir<br />

können auf die Schule mit konkreten Problemen zugehen, man kennt Fachleute dort.“<br />

Eine deutliche Mehrheit <strong>der</strong> Lernenden beurteilt den Zugriff auf die für ihren Auftrag notwendigen<br />

Unternehmensdaten, wie z. B. die Logos <strong>der</strong> ESB bzw. entsprechen<strong>der</strong> Partnerinsti-<br />

148


Auftragsübernahme am KV Liestal<br />

tutionen, als „sehr gut“ bzw. „gut“. Ein Zugriff auf sensible, strategische Unternehmensdaten<br />

war aufgrund <strong>der</strong> Anlage des Projekts nicht notwendig.<br />

Ein Teil <strong>der</strong> befragten Lehrkräfte sowie <strong>der</strong> Modulverantwortliche sehen in <strong>der</strong> Möglichkeit,<br />

geeignete Firmen als Auftraggeber zu mobilisieren, einen Engpassfaktor:<br />

„Wenn ich mir aber vorstelle, ein solches Modul mit vier o<strong>der</strong> fünf Parallelklassen<br />

durchzuführen, kann das schwierig werden. Sucht mal entsprechende Klassen und motivierte<br />

Lehrer. Dann die Preisfrage: Kann man das finanzieren? Das Hauptproblem ist,<br />

eine Unternehmung mit einem sehr einfachen Produkt zu finden. Der Schüler muss sich<br />

ins Produkt einarbeiten können. Er muss das Produkt durch und durch kennen, um Werbung<br />

machen zu können.“<br />

„Evtl. Schwierigkeit, geeignete Firmen zu finden. Mit <strong>der</strong> ESB war das ideal. Aber wenn<br />

man das regelmässig machen würde und mit mehreren Klassen, kann es schon Engpässe<br />

geben.“<br />

Der Praxisexperte (Grafiker) beurteilte die Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> Schule als sehr gut. Aus<br />

seiner Sicht war die Organisation (Vorlaufzeit von etwa einem halben Jahr, genaues Festlegen<br />

<strong>der</strong> einzelnen Termine und <strong>der</strong> Teilaufträge) des Moduls sehr positiv. Dies brachte er wie<br />

folgt zum Ausdruck:<br />

„Die Entwürfe zum Konzept des Moduls habe ich immer wie<strong>der</strong> gesehen und rechtzeitig<br />

kommentieren können. Ich konnte im Vorfeld auch dabei helfen, das Anspruchsniveau<br />

<strong>der</strong> Aufträge realistisch zu gestalten.“<br />

Neben <strong>der</strong> Realisierbarkeit <strong>der</strong> einzelnen Ideen war ihm nicht das Hervorbringen „perfekter“<br />

Lernprodukte, son<strong>der</strong>n eine Beteiligung <strong>der</strong> Lernenden (gemäss ihren Lernvoraussetzungen)<br />

ein zentrales Anliegen im Rahmen des Moduls. Daneben zeigte er sich in Bezug auf die<br />

Durchführung des Moduls sehr zufrieden, wobei er die unterschiedlichen Entwürfe <strong>der</strong> Lernenden<br />

jeweils kommentieren und ihnen dabei Anstösse für eine Weiterentwicklung geben<br />

konnte. Als eine Verbesserungsmöglichkeit hat <strong>der</strong> Praxisexperte die Möglichkeit genannt,<br />

dass die Lernenden im Vorfeld des Moduls evtl. eine Betriebsbesichtigung machen können,<br />

um eine genauere Vorstellung von „<strong>der</strong>“ Unternehmenspraxis erlangen und sich von Beginn<br />

an (noch) zielorientierter einbringen zu können.<br />

Aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden zeigt das organisatorische Setting des Marketing-Moduls am KV<br />

Liestal, ungeachtet <strong>der</strong> insgesamt als sehr positiv beurteilten Rahmenbedingungen, noch Verbesserungspotenziale<br />

in den Bereichen Gestaltung und Kommunikation <strong>der</strong> Rahmenbedingungen<br />

(konkret: Auswahl <strong>der</strong> Produkte, Zielvorgaben und Notenrelevanz, Gestaltung <strong>der</strong><br />

Gruppenarbeitsprozesse). Diese werden im Folgenden näher erläutert. Zwar wurden weiter<br />

oben die bestehenden Produkte <strong>der</strong> ESB als wichtige Voraussetzung für die Erarbeitung eines<br />

Kommunikationskonzeptes herausgestellt. Jedoch äusserten sich die Lernenden in diesem Zusammenhang<br />

auch negativ, weil sie sich nicht mit dem Produkt identifizieren konnten, wie<br />

folgende Zitate von Lernenden illustrieren:<br />

„Wir mussten Werbung machen für ein Produkt, das wir selber nicht kaufen würden.“<br />

„Falls weitere solche Module geplant sind, sollten vielleicht ein wenig interessantere<br />

Produkte gewählt werden.“<br />

„Nicht sehr anspruchsvolle Produkte.“<br />

„Das nächste Mal bessere Produkte.“<br />

In diesem Zusammenhang betonte eine einzelne Schülerin jedoch, dass die Produkte <strong>der</strong> ESB<br />

die Authentizität des Marketing-Moduls (vgl. Kapitel 2.2 <strong>der</strong> Fallstudie) auch positiv beeinflusst<br />

haben könnten:<br />

149


Teil II: Fallstudien zur Auftragsübernahme und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

„Ich finde es gar nicht so schlecht, dass wir ein doofes Produkt hatten. Man kann ja<br />

nicht immer alles im Leben haben. Das fand ich noch realistisch.“<br />

Die Lernenden beklagten zudem, dass die Ziele des Marketing-Moduls und die Notenrelevanz<br />

zu Beginn nicht geklärt wurden.<br />

„Ich hatte das Gefühl, die Lehrer haben selber nicht gewusst, was sie da machen. Z. B.<br />

bei <strong>der</strong> Homepage.“<br />

„Wir wurden nur immer stückweise informiert. Ich hätte mir von Beginn an einen klaren<br />

Überblick gewünscht.“<br />

„Zum Teil hatte ich das Gefühl, dass man selbst nicht wusste, was genau das Ziel bzw.<br />

<strong>der</strong> Sinn des jeweiligen Auftrags war. Es war ja auch ein Pilotprojekt, doch bei <strong>der</strong> Planung<br />

weiterer solcher Module sollte man bei <strong>der</strong> Organisation zu 100 % alles abklären<br />

und bis ins Detail organisieren.“<br />

Auch die Lehrkräfte haben diesen Punkt als diskussionswürdig herausgestellt:<br />

„Lernende hatten nicht den Gesamtüberblick (d. h. den Ablauf bis zur Präsentation) gehabt.<br />

Das ist auch eine Frage. Hätten wir am Anfang den Gesamtüberblick geben müssen<br />

(…)? Der ganze Ablauf bis zur Präsentation war ihnen möglicherweise nicht so<br />

klar.“<br />

Zudem haben die Lernenden unklare Vorgaben in Bezug auf die Benotung <strong>der</strong> Leistungen<br />

im Modul bemängelt, wie folgende Rückmeldungen verdeutlichen:<br />

„Am Anfang hat es geheissen, dass je<strong>der</strong> eine Note bekommt. Aber bekommen habe ich<br />

nur einen Zettel, wo steht, dass man ‚gut’, ‚genügend’ bestanden bzw. abgeschlossen<br />

hat. Die Note steht gar nicht da.“<br />

„Man muss sich entscheiden, ob man Noten setzen will o<strong>der</strong> Einschätzungen in Worten<br />

formuliert.“<br />

„Am Anfang haben sie gesagt, diese Note fliesst in die Deutschnote ein. Das ist jedoch<br />

nie geschehen. Dann haben sie gesagt, dass sie nur einen Vermerk machen.“<br />

„Ich könnte den Fünfer brauchen.“<br />

Aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden ist die Gestaltung <strong>der</strong> Gruppenarbeitsprozesse (z. B. Festlegung <strong>der</strong><br />

Gruppengrösse, die Möglichkeit ihre Gruppenarbeitsprozesse selber steuern zu können) zentral.<br />

So plädierte ein Teil <strong>der</strong> Lernenden für kleinere Arbeitsgruppen:<br />

„Die Gruppen waren viel zu gross. Wir waren eine Sechsergruppe. Wenn wir eine<br />

Dreiergruppe gewesen wären, hätten wir besser diskutieren können.“<br />

Neben einer Gruppennote haben die Lehrkräfte auch Wert darauf gelegt, die Leistungen <strong>der</strong><br />

einzelnen Gruppenmitglie<strong>der</strong> zu erfassen. Den Lernenden wurde dies zwar kommuniziert. Jedoch<br />

hatten diese für diese Massnahme nur wenig Verständnis, wie folgende Rückmeldungen<br />

verdeutlichen:<br />

„Am Anfang hat man gesagt, dass je Teilmodul ein Gruppenleiter bestimmt wird. Später<br />

hatten wir aber letztlich alles Einzelarbeit.“<br />

„Wir hätten lieber Team- als Einzelarbeit.“<br />

„Man musste oft alles zweimal machen. Einmal als Gruppe und dann als Einzelner.<br />

Man musste dann in <strong>der</strong> Gruppe besprechen, welches die beste Lösung ist und dann<br />

auch noch ausbessern. Dies, damit die Lehrkräfte Noten setzen konnten.“<br />

„Man hätte nur einen Brief verfassen sollen und den dann überarbeiten. Und nicht fünf<br />

Briefe in einer Gruppe, den man dann auch noch jeweils überarbeiten muss.“<br />

„Man hätte die Gruppen auch sich selbst überlassen können.“<br />

150


Auftragsübernahme am KV Liestal<br />

Insbeson<strong>der</strong>e konnten die Lernenden nicht verstehen, warum man von <strong>der</strong> Gruppen- zur Einzelarbeit<br />

übergewechselt ist, wo am Ende im Zeugnis letztlich nur formative und nicht summative<br />

Einschätzungen vermerkt wurden. Hierzu folgende Aussagen:<br />

„Wegen des Zwangs, eine Einzelnote zu setzen, sind die Lehrkräfte von <strong>der</strong> Gruppenzur<br />

Einzelarbeit übergegangen. Letztlich gab es jedoch keine Noten.“<br />

„Warum wurden Einzelnoten gesetzt, wenn letztlich etwas in Worten geschrieben<br />

steht?“<br />

Abschliessend werden infrastrukturelle und finanzielle Ressourcen, die für die erfolgreiche<br />

Durchführung <strong>der</strong> Auftragsübernahme am KV Liestal entscheidend waren, analysiert: So<br />

muss eine Schule aus Sicht <strong>der</strong> Lehrkräfte über die nötige Infrastruktur verfügen. Im Falle des<br />

Moduls hatte die Klasse ein Computerzimmer (inkl. Internetzugang) zur Verfügung. In Bezug<br />

auf die Finanzen betonte <strong>der</strong> Modulverantwortliche, dass <strong>der</strong> vom BBT zur Verfügung gestellte<br />

finanzielle Rahmen in <strong>der</strong> Höhe von CHF 20’000.-- nicht ausgereicht hat, die tatsächlichen<br />

Aufwendungen abdecken zu können. Insbeson<strong>der</strong>e die Stundenansätze <strong>der</strong> Praxisexperten<br />

können aus seiner Sicht für Schulen ein limitieren<strong>der</strong> Faktor sein. Zukünftig wäre es<br />

gemäss dem Modulverantwortlichen eine Möglichkeit, Firmen als Sponsoren zu gewinnen,<br />

die einen Teil <strong>der</strong> Arbeitszeit ihrer Mitarbeiter für die Begleitung einer solchen Auftragsübernahme<br />

bereitstellen.<br />

2.7 Auswirkungen des Moduls auf die Attraktivität von HMS<br />

Dieses Kapitel geht <strong>der</strong> Frage nach, wie sich die Einführung dieses praxisorientierten Moduls<br />

auf die Attraktivität <strong>der</strong> HMS (aus Sicht potenzieller Lernen<strong>der</strong>) auswirkt. Aus Sicht <strong>der</strong><br />

Lernenden wirkt sich das Modul grossmehrheitlich „sehr positiv“ bzw. „positiv“ auf die<br />

Attraktivität von HMS aus. Die Lehrkräfte beurteilen diese Frage dagegen unterschiedlich:<br />

Während eine Lehrkraft eine deutliche Steigerung <strong>der</strong> Attraktivität erwartet, gehen zwei Lehrkräfte<br />

allenfalls von einer leichten Attraktivitätsverbesserung von HMS durch die Einführung<br />

praxisorientierter Module aus. Dies aufgrund <strong>der</strong> Tatsache, weil die Attraktivität von HMS<br />

auch durch weitere Faktoren wie Sprachdiplome beeinflusst wird. Hierzu folgende Statements<br />

<strong>der</strong> Lehrkräfte:<br />

„Ich finde den Bezug zur Praxis sehr wichtig. Wenn meine Kin<strong>der</strong> eine schulische Laufbahn<br />

auswählen, dann ist das doch sehr wichtig.“<br />

„Kommt darauf an, wie man die Module verkauft. Kann einen Stein zur Attraktivität<br />

beitragen (neben internationalen Sprachdiplomen). Steigert die Attraktivität ganz<br />

leicht.“<br />

„Ich bin nicht überzeugt. Die Eltern sehen den Abschluss. Was hat man in <strong>der</strong> Hand?<br />

Was kann man damit machen? Solche Sachen (Praxisbezug) werden einfach vorausgesetzt.<br />

Tut es zumindest nicht verschlechtern. Kann sicher positiv beeinflussen. Sprachdiplome<br />

etc. aber viel entscheiden<strong>der</strong>.“<br />

Der Modulverantwortliche stellt die Möglichkeit, in Kontakt mit <strong>der</strong> unternehmerischen<br />

Praxis zu gelangen, als einen klaren Vorteil <strong>der</strong>artiger Module heraus, was letztlich auch die<br />

Beschäftigungsmöglichkeiten von Absolventen und damit die Attraktivität von HMS allgemein<br />

verbessern kann.<br />

„Wir als HMS kämpfen ja damit, dass wir zu wenig Praxisnähe haben. Alles, was in diese<br />

Richtung geht, kann hilfreich sein. Je mehr jemand Luft aus <strong>der</strong> Praxis geschnuppert<br />

hat, umso leichter kann er sich aus Sicht potenzieller Arbeitgeber einarbeiten.“<br />

151


Teil II: Fallstudien zur Auftragsübernahme und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

2.8 Gesamtbeurteilung<br />

Die grosse Mehrheit <strong>der</strong> Lernenden beurteilte das Modul als „sehr gut“ bzw. „gut“. Drei<br />

Viertel <strong>der</strong> Lernenden gaben an, das Modul habe keine negativen Aspekte; lediglich ein Viertel<br />

von ihnen bekundete, das Modul habe auch negative Aspekte. Folgende Kommentare <strong>der</strong><br />

Lernenden verdeutlichen, als wie positiv die Lernenden das Modul wahrgenommen haben:<br />

„Die Woche hat mir sehr grosse Freude bereitet. Vielen Dank nochmals allen Beteiligten.“<br />

„Ich denke, für’s erste Mal war das Modul sehr gut. Aber es war ein wenig unorganisiert<br />

und es gibt noch kleine Verbesserungsmöglichkeiten.“<br />

„Ich habe es als abwechslungsreiche und interessante Woche empfunden. Sehr empfehlenswert.“<br />

„Das Modul ist eine gute Sache, von <strong>der</strong> man viel profitieren kann: Teamwork, Praxis,<br />

Abwechslung von <strong>der</strong> Schule, viel Neues zu lernen.“<br />

„Wir hatten eine tolle Zeit und es war sehr interessant.“<br />

„Wir hatten alle viel Spass und es hat die Gruppen zusammengeschweisst. Es war sehr<br />

interessant.“<br />

Eine Lehrkraft beurteilte das Modul mit „sehr gut“, die beiden an<strong>der</strong>en mit „gut“. Der Modulverantwortliche<br />

hob das Engagement <strong>der</strong> Lernenden lobend hervor. Die Schülerinnen<br />

und Schüler haben sich offenbar, nicht zuletzt aufgrund <strong>der</strong> Inhalte <strong>der</strong> Teilaufträge sowie <strong>der</strong><br />

realen Rahmenbedingungen, stark in das Modul investiert und z. T. Mehrarbeit geleistet:<br />

„Zusätzlich wurden Termine durch Fachlehrer angeboten, wo sie bei Bedarf haben<br />

‚Überstunden’ machen können. Erstaunlicherweise haben das die Lernenden gut angenommen.<br />

Es ging natürlich um Dinge, die sie begeistert haben (Web, Powerpoint-Präsentationen)<br />

und haben Erfolgsdruck durch die öffentliche Präsentation gehabt.“<br />

Aus Sicht des Auftraggebers (ESB) ist das Produkt aus dem Modul sehr positiv:<br />

„Wenn ich das Ergebnis anschaue, so war das sehr gut. Die Lernenden haben den Kern<br />

<strong>der</strong> Sache erfasst und passende Konzepte entwickelt. Die Jugendlichen waren sehr motiviert.<br />

Sie waren sehr gespannt, einen Einblick in die Praxis zu bekommen. Die Nähe zur<br />

Produktion, zum Produkt, <strong>der</strong> Kontakt zu einem Auftraggeber fanden sie ganz spannend.“<br />

Nach diesen allgemeinen Einschätzungen werden im Folgenden die Aspekte Lernziele, Authentizität<br />

des Moduls, Selbständigkeit <strong>der</strong> Lernenden, Integration des Moduls in den Schulalltag,<br />

Betreuung <strong>der</strong> Lernenden sowie die Gestaltung <strong>der</strong> Rahmenbedingungen im Sinne eines<br />

kurzen Zwischenfazits aufgenommen.<br />

Aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden und <strong>der</strong> Lehrkräfte wurden die definierten Leistungsziele grossmehrheitlich<br />

im Mittel entwe<strong>der</strong> „gut“ o<strong>der</strong> „sehr gut“ erreicht. Dies betrifft v. a. die Ziele,<br />

die im Rahmen <strong>der</strong> Teilaufträge (vgl. Kapitel 1.2 <strong>der</strong> Fallstudie) des Moduls im Vor<strong>der</strong>grund<br />

gestanden haben (z. B. „Textdokumente erfassen“, „Dokumente überprüfen“, „Produkte und<br />

Dienstleistungen“, „elektronische Datenübermittlungsgeräte bedienen“, „Standard PC-Programme<br />

auswählen“, „Daten pflegen“, „ansprechende Dokumentationen erstellen“, „Firmendokumentation<br />

bzw. Kurzpräsentation zusammenstellen“). Demgegenüber beurteilten ein<br />

bedeuten<strong>der</strong> Teil <strong>der</strong> Lernenden sowie die Lehrkräfte die Erreichung anspruchsvollerer Ziele,<br />

die relativ umfangreiche Arbeits- und Reflexionsprozesse erfor<strong>der</strong>n (konkret: „Ziele festlegen<br />

und erreichen“, „Arbeitsabläufe beschreiben“, „Markt beschreiben“, „Erwartungen von Anspruchsgruppen<br />

erkennen“, „Marketing-Mix anwenden“, „Anlässe organisieren“ „Leistungsbereitschaft/mit<br />

Belastungen umgehen“, „Kommunikationsfähigkeit“ sowie „Teamfähigkeit/<br />

Zusammenarbeit“) als eher mittelmässig.<br />

152


Auftragsübernahme am KV Liestal<br />

Die Lernenden und die Lehrkräfte hoben ferner den Grad an Authentizität bzw. Praxisbezug,<br />

<strong>der</strong> im Rahmen des Moduls erreicht wurde, als positiv hervor. Zudem unterstreichen<br />

die Lernenden die Möglichkeit im Rahmen des Moduls, neue Erfahrungen zu machen sowie<br />

ihre Arbeiten, selbständig zu planen, durchzuführen und zu kontrollieren.<br />

Zugleich betonten die Lernenden im Rahmen <strong>der</strong> qualitativen Befragung, dass die Lehrkräfte<br />

Gruppenarbeitsprozesse nicht zu stark steuern sollten.<br />

Aus Sicht <strong>der</strong> Lehrkräfte, des befragten Praxisexperten (Grafiker) sowie des Auftraggebers<br />

erlaubt ein solches Modul zwar vielfältige Eindrücke von <strong>der</strong> betrieblichen Praxis. Lernende<br />

werden zwar an wichtigen unternehmerischen Entscheiden beteiligt. Jedoch kann angesichts<br />

<strong>der</strong> Kürze und <strong>der</strong> inhaltlichen Beschränkung nicht die Fähigkeit <strong>der</strong> Lernenden geför<strong>der</strong>t<br />

werden, auch unternehmerisch zu handeln.<br />

In Bezug auf die Integration des Marketing-Moduls wurden die Wahl des Zeitpunktes und <strong>der</strong><br />

Dauer des Marketing-Moduls, dessen Vor- und Nachbereitung näher analysiert. Zudem wurde<br />

die zeitliche Belastung <strong>der</strong> Lernenden durch das Marketing-Modul sowie dessen Einfluss auf<br />

das Erreichen schulischer Leistungsziele näher betrachtet. Was die Einbettung in den<br />

Schulalltag des KV Liestal anbetrifft, so zeigen die quantitativen Daten hohe<br />

Zufriedenheitswerte, sowohl von Seiten <strong>der</strong> Lernenden als auch <strong>der</strong> Lehrkräfte. Jedoch<br />

belegen die qualitativen Daten, dass zumindest ein Teil <strong>der</strong> Lernenden sowie <strong>der</strong><br />

Modulverantwortliche den gewählten Zeitpunkt aufgrund <strong>der</strong> knapper werdenden Zeit für<br />

Fachunterricht und Prüfungen als etwas unglücklich beurteilen. Bezüglich <strong>der</strong> Dauer des<br />

Moduls hätten sich die Lehrkräfte, <strong>der</strong> Praxisexperte und zumindest ein kleinerer Teil<br />

<strong>der</strong> Lernenden eine Verlängerung des Moduls gewünscht. Aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden und <strong>der</strong><br />

Lehrkräfte war <strong>der</strong> Praxisauftrag „sehr gut“ bzw. „gut“ auf die Voraussetzungen <strong>der</strong><br />

Lernenden abgestimmt. Den Aspekt <strong>der</strong> Vor- und Nachbereitung des Moduls beurteilen die<br />

Lehrkräfte mit „gut“, die Lernenden mit „gut“ o<strong>der</strong> „mittelmässig“. Aus Sicht <strong>der</strong> Lehrkräfte<br />

hat das Modul die Lernenden zeitlich „sehr stark“ bzw. „stark“ belastet. Eine Hälfte <strong>der</strong><br />

Lernenden stimmt dieser Einschätzung zu, ein Drittel <strong>der</strong> Lernenden bekundete<br />

demgegenüber lediglich eine „mittelmässige“ Arbeitsbelastung. Um die Arbeitsbelastung<br />

reduzieren zu können, regten die Lernenden an, die Bearbeitungszeit für die einzelnen<br />

Teilmodule stärker auf das Anspruchsniveau bzw. die Lernvoraussetzungen abzustimmen. In<br />

Bezug auf die Frage, wie sehr das Modul das Interesse bzw. Verständnis <strong>der</strong> Lernenden für<br />

den Schulstoff för<strong>der</strong>e, zeigen die Daten folgendes Bild: Während die Lernenden sich hier<br />

z. T. sehr unterschiedlich äusserten ! die Rückmeldungen reichen von „sehr stark“ bzw.<br />

„stark“ bis hin zu „mittelmässig“ bzw. „schwach“ ! betonen die Lehrkräfte, das Modul<br />

för<strong>der</strong>e das Erreichen <strong>der</strong> schulischen Leistungsziele „sehr stark“.<br />

Die Lernenden fühlten sich im Rahmen des Moduls zudem grossmehrheitlich entwe<strong>der</strong> „sehr<br />

gut“ o<strong>der</strong> „gut“ von den Lehrkräften und den Praxisvertretern betreut. Die Lehrkräfte sind<br />

<strong>der</strong> Meinung, sie konnten die Lernenden entwe<strong>der</strong> „sehr gut“ o<strong>der</strong> „gut“ betreuen; die Lehrkräfte<br />

und <strong>der</strong> Modulverantwortliche fühlten sich den Anfor<strong>der</strong>ungen, die das Modul an sie<br />

stellte, „sehr gut“ o<strong>der</strong> „gut“ gewachsen. Ein Weiterbildungsbedarf besteht aus Sicht <strong>der</strong> Befragten<br />

nicht. 38 Die Unterstützung durch zuständige Stellen beurteilen die Befragten mit „gut“<br />

o<strong>der</strong> „sehr gut“. Die Zusammenarbeit zwischen dem KV Liestal und <strong>der</strong> Einglie<strong>der</strong>ungsstätte<br />

Baselland (ESB) beschreiben die Beteiligten als sehr positiv. Aus Sicht <strong>der</strong> Beteiligten sind<br />

eine Interessenkomplementarität zwischen Auftraggeber und Schule sowie das rechtzeitige<br />

Einbeziehen von Praxisexperten zentral für die Planung und Durchführung einer Auftragsübernahme<br />

wie sie das Marketing-Modul darstellt. Obwohl die Zusammenarbeit zwischen<br />

Schule und Praxis als sehr positiv empfunden wurde, könnte das Mobilisieren von geeigneten<br />

38<br />

Der Praxisexperte betonte in diesem Zusammenhang, dass er selbst bei akutem Weiterbildungsbedarf aufgrund<br />

<strong>der</strong> begrenzten Zeit keinen entsprechenden Kurs belegen würde.<br />

153


Teil II: Fallstudien zur Auftragsübernahme und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

Partnerbetrieben aus Sicht <strong>der</strong> Lehrkräfte ein Engpassfaktor sein, wenn Interessen zwischen<br />

einer Schule und einem Auftraggeber nicht immer in Einklang gebracht werden können bzw.<br />

ein solches Modul mit einer Vielzahl an Parallelklassen durchgeführt werden soll.<br />

Ungeachtet dieser sehr positiven Rückmeldungen <strong>der</strong> Lernenden in Bezug auf die Gestaltung<br />

<strong>der</strong> Rahmenbedingungen zeigt das organisatorische Setting des Marketing-Moduls am KV<br />

Liestal aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden noch Verbesserungspotenziale in den Bereichen Gestaltung<br />

und Kommunikation <strong>der</strong> Rahmenbedingungen: So sollten aus Sicht <strong>der</strong> Schülerinnen und<br />

Schüler Produkte gewählt werden, die einen grösseren Bezug zu <strong>der</strong>en Lebenswirklichkeit haben.<br />

Ferner gelte es organisatorische Rahmenbedingungen (z. B. Notenrelevanz, Gestaltung<br />

<strong>der</strong> Gruppenarbeitsprozesse) im Vorfeld klarer festzulegen bzw. zu kommunizieren. Zudem<br />

wünschen sich die Lernenden, Gruppenarbeitsprozesse im gesamten Verlauf des Moduls eigenverantwortlich<br />

steuern zu können und zur Bearbeitung <strong>der</strong> Teilmodule kleinere Arbeitsgruppen.<br />

Aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden wirkt sich das Modul wie oben erläutert grossmehrheitlich „sehr<br />

positiv“ bzw. „positiv“ auf die Attraktivität von HMS aus. Ein Teil <strong>der</strong> Lehrkräfte sowie <strong>der</strong><br />

Modulverantwortliche gehen von einem sehr positiven Einfluss des Moduls auf die Attraktivität<br />

<strong>der</strong> HMS aus, ein an<strong>der</strong>er Teil sieht hier lediglich einen leichten Zusammenhang.<br />

3 Kritische Würdigung und Schlussfolgerungen<br />

Die zusammenfassende kritische Würdigung konzentriert sich auf die Fragen, inwieweit die<br />

Richtlinien für berufliche Praxis (Stichworte: Authentizität, Leistungsziele, Selbständigkeit)<br />

und inwieweit die einschlägigen Literaturempfehlungen zur Gestaltung von Auftragsübernahmen<br />

(d. h. Verzahnung von Theorie und Praxis, Zusammenarbeit zwischen Schule und Betrieb,<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen an die Lehrkräfte, Fokus auf Entscheidungskompetenz, Anspruchsniveau<br />

des Auftrags) im Rahmen des Moduls am KV Liestal berücksichtigt werden konnten.<br />

Abschliessend werden generelle Erfolgsfaktoren für die organisatorische Gestaltung von<br />

Auftragsübernahmen herausgestellt. Diese Aspekte können mit Blick auf die Planung und<br />

Durchführung von ähnlichen Modulen im Rahmen von an<strong>der</strong>en <strong>Handelsmittelschulen</strong> wertvolle<br />

Ansatzpunkte liefern.<br />

Folgende Aspekte sind aus Sicht <strong>der</strong> beruflichen Praxis von beson<strong>der</strong>er Relevanz: Das Herstellen<br />

von Authentizität (z. B. durch eine reale, umfassende Problemstellung), Leistungsziele<br />

aus den Bereichen Fach-, Methoden- und Sozialkompetenz sowie die Möglichkeit <strong>der</strong> selbständigen<br />

Planung und Evaluation <strong>der</strong> Arbeitsschritte bzw. -ergebnisse.<br />

Zwar muss die Möglichkeit <strong>der</strong> Lernenden, im Rahmen des Moduls eine umfassende und<br />

reale Aufgabenstellung bearbeiten zu können, letztlich vor dem Hintergrund <strong>der</strong> (begrenzten)<br />

Dauer und dem Niveau <strong>der</strong> Teilaufträge beurteilt werden. Jedoch stellten sämtliche Beteiligten<br />

die Authentizität des Marketing-Moduls am KV Liestal aufgrund des Praxiseinblicks und<br />

<strong>der</strong> realen Aufgabenstellung als eine klare Stärke heraus.<br />

Die Zielvorgaben, welche durch die Schule vorgegeben wurden, erscheinen mit 29 Leistungszielen<br />

als äusserst umfassend und inhaltlich z. T. sehr anspruchsvoll. Insgesamt fällt auf, dass<br />

weniger anspruchsvolle Ziele, die im Rahmen <strong>der</strong> einzelnen Arbeitsschritte (vgl. Kapitel 1.2<br />

<strong>der</strong> Fallstudie) erreicht werden sollten (z. B. „Textdokumente erfassen“, „Dokumente überprüfen“,<br />

„Produkte und Dienstleistungen“, „elektronische Datenübermittlungsgeräte bedienen“,<br />

„Standard PC-Programme auswählen“, „Daten pflegen“, „ansprechende Dokumentationen<br />

erstellen“, „Firmendokumentation bzw. Kurzpräsentation zusammenstellen“) grossmehrheitlich<br />

im Mittel entwe<strong>der</strong> „gut“ o<strong>der</strong> „sehr gut“ erreicht werden konnten. Demgegenüber<br />

beurteilte ein bedeuten<strong>der</strong> Teil <strong>der</strong> Befragten die Erreichung anspruchsvollerer Ziele als eher<br />

154


Auftragsübernahme am KV Liestal<br />

„mittelmässig“. 39 Im Bereich <strong>der</strong> Fachkompetenzen konnten etwas mehr als die Hälfte (konkret<br />

9 von 17) <strong>der</strong> anspruchsvolleren Ziele aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden „gut“ bzw. „sehr gut“ erreicht<br />

werden. Die restlichen (anspruchsvollen) Ziele aus diesem Bereich konnten aus Sicht<br />

einer signifikanten Zahl <strong>der</strong> Lernenden lediglich „mittelmässig“ erreicht werden. In ähnlicher<br />

Weise zeigen die Daten zu den Zielen aus den Bereichen <strong>der</strong> Sozial- und Methodenkompetenzen<br />

einen höheren Anteil jener Lernenden, die einen mittleren bzw. (in wenigen Fällen)<br />

schlechten Zielerreichungsgrad angeben. Zwar erscheinen die ausgewählten Leistungsziele<br />

mit Blick auf die im Rahmen des Moduls erfor<strong>der</strong>lichen bzw. för<strong>der</strong>baren Kompetenzen realitätsnah.<br />

Jedoch erscheint die Erreichung dieser Ziele in <strong>der</strong> verfügbaren Zeit nicht realistisch.<br />

Ein wichtiger Grund für diesen Befund ist nicht zuletzt darin zu sehen, dass die<br />

Leistungsziele den befragten Lehrkräften nicht bekannt waren und mit den konkretisierten<br />

Teilaufträgen (z. B. einen Werbebrief erstellen) verwechselt wurden, wie folgende Zitate<br />

verdeutlichen:<br />

„Woher haben Sie diese Leistungsziele? Die haben wir nie so gesehen. Ich bin völlig erstaunt.<br />

Wir haben uns nicht auf diese Ziele abgestützt.“<br />

„Unsere Ziele kann man nicht klar definieren. Wenn Sie einen Werbebrief schreiben,<br />

kann man sagen, was drin sein muss und wie dieser aufgebaut ist. Und wenn die Note<br />

stimmt, ist das Ziel erreicht.“<br />

Es kann zumindest angenommen werden, dass eine Kommunikation <strong>der</strong> Leistungsziele o<strong>der</strong><br />

gar eine Beteiligung <strong>der</strong> Lehrkräfte bei <strong>der</strong> Auswahl (noch) positivere Zielerreichungsgrade<br />

ergeben hätte.<br />

Ein weiteres Element <strong>der</strong> Richtlinien für berufliche Praxis stellt die Selbständigkeit <strong>der</strong> Lernenden<br />

dar. Das Modul zielte darauf ab, den Lernenden ein hohes Mass an Eigenverantwortlichkeit<br />

durch die Kommunikation mit den Praxisexperten (Stichworte: Gestaltung des<br />

Briefings an den Grafiker, Übermittlung <strong>der</strong> relevanten Daten, Umsetzen <strong>der</strong> Verbesserungsvorschläge)<br />

und das Definieren eines Gruppenleiters zukommen zu lassen. Den letzten<br />

Aspekt erläutert <strong>der</strong> Modulverantwortliche wie folgt:<br />

„Je<strong>der</strong> musste mal die Gruppenverantwortung übernehmen. Ist spannend gewesen zu<br />

sehen, wie sich je<strong>der</strong> geschlagen hat.“<br />

Auch die Lernenden hoben die Möglichkeit im Rahmen des Moduls, ihre Arbeiten selbständig<br />

zu planen, durchzuführen und zu kontrollieren, als zentrales Element hervor. Jedoch betonten<br />

die Lernenden zugleich, dass die Lehrkräfte Gruppenarbeitsprozesse nicht zu stark<br />

steuern sollten, indem beispielsweise bei <strong>der</strong> Bearbeitung eines Teilauftrags von einer<br />

Gruppen- zu einer Einzelarbeit übergewechselt wird. Dieses Vorgehen begründeten die<br />

Lehrkräfte v. a. damit, neben Gruppen- auch Einzelnoten ermitteln zu können. Dennoch ist es<br />

grundsätzlich möglich, dass man Einzelnoten setzt (z. B. Eindrücke aus Beobachtungen,<br />

Vorausaufträge als Hausaufgabe), ohne die Gruppenarbeitsprozesse völlig ausser Kraft zu<br />

setzen. In diesem Zusammenhang wurde zudem deutlich, dass die Lehrkräfte nicht nur<br />

bemüht sein sollten, Gruppenarbeiten zu för<strong>der</strong>n, son<strong>der</strong>n hier auch entsprechende<br />

Arbeitsfortschritte konsequent einzufor<strong>der</strong>n, wie folgendes Zitat einer Lehrkraft illustriert:<br />

„Da sind die Gruppen überfor<strong>der</strong>t gewesen, aus den vier bzw. fünf Briefen <strong>der</strong><br />

einzelnen Gruppenmitglie<strong>der</strong> einen gemeinsamen zu erstellen. Letztlich haben sie dann<br />

einfach einen ausgewählt.“<br />

39<br />

Dies betrifft die folgenden Leistungsziele: „Ziele festlegen und erreichen“, „Arbeitsabläufe beschreiben“,<br />

„Markt beschreiben“, „Erwartungen von Anspruchsgruppen erkennen“, „Marketing-Mix anwenden“, „Anlässe<br />

organisieren“, „Leistungsbereitschaft/mit Belastungen umgehen“, „Kommunikationsfähigkeit“ sowie<br />

„Teamfähigkeit/Zusammenarbeit“.<br />

155


Teil II: Fallstudien zur Auftragsübernahme und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

Weiter oben wurden die Verzahnung von Theorie und Praxis, die Zusammenarbeit zwischen<br />

Schule und Betrieb, die Anfor<strong>der</strong>ungen an die Lehrkräfte, <strong>der</strong> Fokus auf Entscheidungskompetenz<br />

sowie das Anspruchsniveau des Auftrags als generische Erfolgsfaktoren für eine Auftragsübernahme<br />

herausgestellt. Inwieweit konnten diese Aspekte im Rahmen des hier analysierten<br />

Moduls berücksichtigt werden? Theorie und Praxis wurden aus Sicht <strong>der</strong> Beteiligten<br />

zwar dadurch miteinan<strong>der</strong> verwoben, weil die Aufträge in den Schulalltag eingebunden wurden.<br />

Jedoch erlauben die Daten keine abschliessende Aussage darüber, wie gut die Lernenden<br />

auf die Inhalte des Moduls im Rahmen des Schulunterrichts vorbereitet wurden bzw. wie intensiv<br />

die im Rahmen des Moduls erarbeiteten Lernprodukte zum Gegenstand des weiteren<br />

Unterrichts gemacht wurden. 40 Auch kann an dieser Stelle keine eindeutige Aussage darüber<br />

getroffen werden, wie sehr das Marketing-Modul am KV Liestal das Erreichen <strong>der</strong> schulischen<br />

Leistungsziele geför<strong>der</strong>t hat. Sämtliche Lehrkräfte gaben zwar an, das Modul för<strong>der</strong>e<br />

das Erreichen schulischer Ziele „sehr stark“. Jedoch liegen keine weiteren Daten vor, die diesen<br />

Zusammenhang stärker verdeutlichen könnten. Auch die Rückmeldungen <strong>der</strong> Lernenden<br />

zeigen keinen eindeutigen Zusammenhang zwischen dem Modul und <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung des Interesses<br />

bzw. des Verständnisses für den Schulstoff.<br />

Die Zusammenarbeit zwischen dem KV Liestal einerseits und dem Auftraggeber an<strong>der</strong>erseits<br />

wurde als sehr positiv beschrieben. Entscheidend für das Gelingen dieser Kooperation scheint<br />

das Herstellen gleichgerichteter Interessen: Der Auftraggeber hatte ein Interesse an (kostengünstigen)<br />

Ideen zur Gestaltung eines Werbekonzeptes, am Herstellen von Öffentlichkeit in<br />

Bezug auf die Ziele <strong>der</strong> ESB sowie an einer Vernetzung mit Fachleuten aus dem Umfeld des<br />

KV Liestal. Demgegenüber war die Schule daran interessiert, für ein reales Produkt ein entsprechendes<br />

Konzept erstellen zu können, ohne sich jedoch dem Zwang auszusetzen, ein umsetzbares<br />

Konzept liefern zu müssen. Diese Komplementarität <strong>der</strong> Interessen ist zugleich ein<br />

wesentliches Element für das Gelingen einer Auftragsübernahme. Zwar wurde die<br />

Zusammenarbeit zwischen Schule und Praxis von den Beteiligten als sehr positiv empfunden.<br />

Dennoch könnte das Mobilisieren von geeigneten Partnerbetrieben ein Engpassfaktor sein,<br />

wenn Interessen zwischen einer Schule und einem Auftraggeber nicht in Einklang gebracht<br />

werden können bzw. ein solches Modul mit einer Vielzahl an Parallelklassen durchgeführt<br />

werden soll.<br />

Die Empfehlungen aus <strong>der</strong> Literatur zur Gestaltung von Auftragsübernahmen stellen ferner<br />

die Bedeutung <strong>der</strong> Betreuer für das Gelingen entsprechen<strong>der</strong> Module heraus. Die Daten zum<br />

Marketing-Modul am KV Liestal belegen, dass sich die Lernenden „sehr gut“ o<strong>der</strong> „gut“ von<br />

den Lehrkräften und den Praxisexperten betreut fühlten. Darüber hinaus hatten die Lernenden<br />

die Gelegenheit, im Rahmen <strong>der</strong> Konzeptentwicklung wesentliche unternehmerische Entscheide<br />

selber zu treffen. Ein wesentlicher Punkt wurde in diesem Zusammenhang deutlich:<br />

Zwar kann das Anspruchsniveau <strong>der</strong> Teilaufträge (abgesehen von <strong>der</strong> oben diskutierten Auswahl<br />

<strong>der</strong> Leistungsziele) als sehr angemessen beurteilt werden, weil es zum einen die Voraussetzungen<br />

<strong>der</strong> Lernenden und zum an<strong>der</strong>en die konkreten Anfor<strong>der</strong>ungen des Auftraggebers<br />

berücksichtigt. Es kann jedoch aufgrund <strong>der</strong> Kürze, <strong>der</strong> inhaltlichen Fokussierung <strong>der</strong> Teilaufträge<br />

sowie des begrenzten Kontakts zwischen Lernenden und dem Auftraggeber nicht auch<br />

die Fähigkeit <strong>der</strong> Lernenden geför<strong>der</strong>t werden, unternehmerisch zu handeln. 41<br />

Nicht zuletzt zeigen die Daten, dass organisatorische Rahmenbedingungen (Noten, Zeitpunkt<br />

und -dauer) bzw. <strong>der</strong>en flexible Anpassung wesentlich für die Durchführung eines praxis-<br />

40<br />

41<br />

Den Aspekt <strong>der</strong> Vor- und Nachbereitung des Moduls beurteilen die Lehrkräfte mit „gut“, die Lernenden<br />

entwe<strong>der</strong> mit „gut“ o<strong>der</strong> „mittelmässig“.<br />

Auch in <strong>der</strong> Literatur wird in Bezug auf die Planung und Durchführung von Auftragsübernahmen (statt einer<br />

pauschalen unternehmerischen Entscheidungskompetenz) etwas bescheidener gefor<strong>der</strong>t, die Lernenden in<br />

Entscheidungen miteinzubeziehen bzw. die Entscheidungskompetenz <strong>der</strong> Lernenden in einem realistischen<br />

Rahmen zu för<strong>der</strong>n (vgl. Dettmann et al. 2003, S. 199; o. V. 2003, S. 29. und 37).<br />

156


Auftragsübernahme am KV Liestal<br />

orientierten Moduls wie einer Auftragsübernahme sein können. Die Befunde deuten darauf<br />

hin, dass <strong>der</strong> Grad an intrinsischer Motivation <strong>der</strong> Lernenden in dem Masse steigt, wie die<br />

Praxisaufträge auf die jeweiligen Lernvoraussetzungen abgestimmt sind und von den Lernenden<br />

als „real“ wahrgenommen werden. Je grösser die intrinsische Motivation <strong>der</strong> Lernenden<br />

letztlich ist, desto geringer letztlich die Bedeutung von Noten. Dennoch ist darauf zu achten,<br />

dass den Lernenden das Proze<strong>der</strong>e zur Notenermittlung ! im konkreten Fall wurden Einzel-<br />

und Gruppennoten kombiniert ! sowie <strong>der</strong>en Stellenwert im Zeugnis frühzeitig kommuniziert<br />

werden.<br />

Ferner wünschen sich die Lernenden eine dem Niveau <strong>der</strong> Teilaufträge angepasste Zeitplanung,<br />

um ein gleichmässiges Auslastungsniveau zu erreichen. Nicht zuletzt erscheint die<br />

Wahl bzw. Kommunikation des Zeitpunktes, zu dem eine Auftragsübernahme durchgeführt<br />

wird, für die Zufriedenheit <strong>der</strong> Beteiligten massgebend zu sein: Einerseits erscheint die Wahl<br />

des Semesters im konkreten Fall sehr günstig, weil die Lernenden im vierten Semester bereits<br />

über entsprechende Kompetenzen (v. a. im Bereich Informatik) verfügen und im dritten Jahr<br />

zahlreiche Module (d. h. ein vierwöchiges Praktikum, eine schriftliche interdisziplinäre<br />

Arbeit sowie eine Englischprüfung) durchgeführt werden. An<strong>der</strong>erseits beanspruchte das<br />

Modul immerhin rund eine Woche und damit einen nicht unwesentlichen Teil des Semesters:<br />

So fanden im gewählten Zeitraum (Semesterende) eine Vielzahl an Prüfungen statt, für die<br />

sich die Lernenden vorbereiten mussten und für die entsprechende Termine gefunden werden<br />

mussten. Zudem musste <strong>der</strong> für das Semester vorgesehene Unterrichtsstoff in <strong>der</strong> restlichen<br />

verfügbaren Zeit behandelt werden. Die Fülle an Prüfungen und Unterrichtsstoff in den Kernfächern<br />

geben Grund zu <strong>der</strong> Annahme, dass ein praxisorientiertes Modul wie eine Auftragsübernahme<br />

angesichts des Rahmenlehrplanes für HMS auch nicht mehr Zeit beanspruchen<br />

sollte, wenn das Erreichen <strong>der</strong> Lernziele in an<strong>der</strong>en Fächern nicht gefährdet werden soll. 42<br />

42<br />

Dabei erscheint die Ressource Zeit nicht allein aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden und <strong>der</strong> Lehrkräfte begrenzt. Auch<br />

<strong>der</strong> befragte Praxisexperte betonte, dass er aus Gründen <strong>der</strong> Wirtschaftlichkeit für die Begleitung eines praxisorientierten<br />

Moduls letztlich nur über ein begrenztes Zeitbudget verfüge.<br />

157


Vergleichende Fallstudienanalyse und Empfehlungen im Hinblick auf die Kategorie Auftragsübernahme<br />

Vergleichende Fallstudienanalyse und Empfehlungen im Hinblick auf die Kategorie<br />

Auftragsübernahme<br />

Thomas Bieker<br />

Ein Vergleich <strong>der</strong> Module <strong>der</strong> Kategorie „Auftragsübernahme“ führt zu folgendem Ergebnis:<br />

Elemente <strong>der</strong><br />

Modulkonzeption<br />

Dauer<br />

Zeitpunkt<br />

Vorbereitung<br />

Nachbereitung<br />

Ziele Fachkompetenzen<br />

KV Liestal<br />

5.5 Arbeitstage (verteilt auf ca. sechs<br />

Wochen)<br />

5. Semester<br />

Indirekte Vorbereitung im Rahmen<br />

<strong>der</strong> Fächer Deutsch und Informatik<br />

Betriebserkundung<br />

Öffentliche Ergebnispräsentation<br />

! Produkte und Dienstleistungen<br />

vorstellen und <strong>der</strong>en Nutzen aufzeigen<br />

! Arbeitsabläufe beschreiben<br />

! Textdokumente erfassen<br />

! Elektronische Datenübermittlungsgeräte<br />

bedienen<br />

! Standard PC-Programme auswählen<br />

! Dokumente überprüfen<br />

! Daten pflegen<br />

! Umgang mit Daten des Lehrbetriebes<br />

! Ansprechende Dokumentationen<br />

erstellen<br />

! Markt beschreiben<br />

! Erwartungen von Anspruchsgruppen<br />

erkennen<br />

! Marketing-Mix anwenden<br />

! Firmendokumentationen bzw.<br />

Kurzpräsentationen zusammenstellen<br />

! Anlässe organisieren<br />

Kantonsschule Frauenfeld<br />

Vier Semesterwochenlektionen<br />

4. Semester<br />

Schulung <strong>der</strong> Lernenden in Bezug auf die<br />

praktische Arbeit<br />

Findet zwar nicht statt, jedoch Reflexion<br />

im Rahmen des Portfolios bezüglich Zielerreichung,<br />

Erfahrungen, Vorgehen etc.<br />

! Produkt- und Marktziele des eigenen<br />

„Mini-Unternehmens“ kennen<br />

! Dienstleistungen und Produkte vermitteln<br />

! Marketing-Mix anwenden<br />

! Arbeitsabläufe beschreiben<br />

! Anlässe organisieren<br />

! Protokolle führen<br />

! Mit Daten umgehen<br />

! Projekte managen<br />

! Arbeitstechniken einsetzen<br />

! Ansprechende Dokumentationen und<br />

Präsentationen erstellen<br />

! Kommunikativ sein<br />

! Über angepasste Umgangsformen verfügen<br />

! Verantwortung übernehmen<br />

! Über ein gesundes Selbstbewusstsein<br />

verfügen<br />

! Lernfähig sein<br />

! Teamfähig sein<br />

EC Aimée-Stitelmann,<br />

Plan-les-Ouates<br />

Ein Halbtag pro Woche<br />

Im zweiten und dritten Jahr<br />

Vorbereitung im Rahmen eines<br />

Praktikums in einem Reisebüro<br />

! Textdokumente erfassen<br />

! Telefon bedienen<br />

! Elektronische Datenübermittlungsgeräte<br />

bedienen<br />

! Mit dem Kopiergerät vertraut<br />

sein<br />

! Standard-PC Programme auswählen<br />

! Dokumente überprüfen<br />

! Informationen beschaffen<br />

! Termine planen<br />

! Daten pflegen<br />

! Umgang mit Daten des Lehrbetriebes<br />

! Kommunikationsmittel auswählen<br />

! Ansprechende Dokumentationen<br />

und Präsentationen erstellen<br />

! Elektronische Datensicherheit<br />

! Datensicherheit im Lehrbetrieb<br />

! Ordnungskriterien einer Ablage<br />

! Ablagesysteme beurteilen<br />

158


Vergleichende Fallstudienanalyse und Empfehlungen im Hinblick auf die Kategorie Auftragsübernahme<br />

Elemente <strong>der</strong><br />

Modulkonzeption<br />

Ziele Fachkompetenzen<br />

(Fortsetzung)<br />

Ziele Sozialkompetenzen<br />

Ziele Methodenkompetenzen<br />

KV Liestal<br />

! Mit Belastungen umgehen<br />

! Leistungsbereitschaft entwickeln<br />

! Gut auf an<strong>der</strong>e hören und sich klar<br />

und verständlich ausdrücken<br />

! In einem Team engagiert und<br />

konstruktiv arbeiten und an<strong>der</strong>e<br />

zur Zusammenarbeit motivieren<br />

! Ziele und Prioritäten setzen<br />

Kantonsschule Frauenfeld<br />

! Kommunikationsfähigkeit<br />

! Verhandlungsfähigkeit<br />

! Angepasste Umgangsformen<br />

! Verantwortungsbereitschaft<br />

! Gesundes Selbstbewusstsein<br />

! Lernfähigkeit<br />

! Teamfähigkeit<br />

! Mit Belastungen umgehen<br />

! Leistungsbereitschaft<br />

! Analytisches und geplantes Vorgehen<br />

! Arbeitstechniken<br />

! Mit Informationsquellen umgehen<br />

! Präsentationstechniken<br />

! Projektmanagement<br />

! Verhandlungstechniken<br />

! Ziele und Prioritäten setzen<br />

EC Aimée-Stitelmann,<br />

Plan-les-Ouates<br />

! Marketing-Mix anwenden<br />

! Qualitätssicherungssystem kennen<br />

! Protokollführung<br />

! Umgangsformen anwenden<br />

! Beschwerden formulieren<br />

! Anlässe organisieren<br />

! Umgangsformen/Auftreten/Äussere<br />

Erscheinung<br />

! Belastbarkeit/Ziel- und Prioritätensetzung<br />

! Verantwortungsbewusstsein<br />

! Verän<strong>der</strong>ungsbereitschaft/Umgang mit<br />

Wandel<br />

! Kommunikationsfähigkeit<br />

! Konfliktfähigkeit/Umgang mit Kritik<br />

! Teamfähigkeit/Zusammenarbeit<br />

! Transferfähigkeit<br />

! Arbeitsmethodik/mit Informationsquellen<br />

umgehen<br />

! Kreativität/Einbringen und umsetzen<br />

von Ideen<br />

! Kundenorientiertes Verhalten<br />

159


Teil II: Fallstudien zur Auftragsübernahme und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

Beurteilung <strong>der</strong><br />

Modulkonzeption<br />

Zielerreichung<br />

Authentizität<br />

Selbständigkeit <strong>der</strong><br />

Lernenden<br />

KV Liestal<br />

! Mehrzahl <strong>der</strong> Ziele entwe<strong>der</strong><br />

„gut“ o<strong>der</strong> „sehr gut“ erreicht<br />

! Ein Teil <strong>der</strong> Ziele nicht erreicht.<br />

Mögliche Gründe: Ziele wurden<br />

inhaltlich nicht im Rahmen <strong>der</strong><br />

Teilaufträge abgedeckt, ungünstige<br />

Bildung von Arbeitsgruppen,<br />

Ziele den Beteiligten gegenüber<br />

nicht kommuniziert sowie z. T. zu<br />

anspruchsvolle Ziele (z. B.<br />

Arbeitsabläufe beschreiben o<strong>der</strong><br />

Ziele festlegen und erreichen)<br />

! Praxisbezug von allen Beteiligten<br />

positiv beurteilt<br />

! Aufgrund begrenzter Dauer des<br />

Moduls lässt sich unternehmerische<br />

Entscheidungskompetenz<br />

nicht för<strong>der</strong>n<br />

! Lernende wünschen sich realitätsnähere<br />

Produkte<br />

! Selbständiges und eigenverantwortliches<br />

Arbeiten in Bezug auf<br />

Durchführung und Kontrolle <strong>der</strong><br />

Arbeiten<br />

! Jedoch sollten Lehrkräfte aus<br />

Sicht <strong>der</strong> Lernenden, Gruppenarbeitsprozesse<br />

nicht zu stark<br />

steuern<br />

Kantonsschule Frauenfeld<br />

! Kunden beurteilen Leistungen positiv<br />

bzw. sehr positiv<br />

! Ein grosser Teil <strong>der</strong> Ziele konnte aus<br />

Sicht <strong>der</strong> Lernenden und Lehrkräfte<br />

erreicht werden<br />

! Mögliche Gründe für Nichterreichen<br />

von Zielen: Lernende gingen arbeitsteilig<br />

vor, Komplexität <strong>der</strong> Erreichung<br />

einzelner Ziele, hohe Anzahl an Zielen,<br />

Zeitmanagement <strong>der</strong> Lernenden<br />

! Praxisbezug positiv wahrgenommen<br />

(obwohl faktisch kein direkter Praxisbezug<br />

vorhanden war)<br />

! Jedoch begrenzt durch kurze Dauer<br />

o<strong>der</strong> Eigenverantwortlichkeit<br />

! Unterschiedliche Rückmeldungen von<br />

Lernenden und Lehrkräften; insgesamt<br />

arbeiteten die Lernenden zu einem<br />

grossen Teil selbständig, stiessen jedoch<br />

auch an ihre Grenzen<br />

EC Aimée-Stitelmann,<br />

Plan-les-Ouates<br />

! Lernende bekunden grossmehrheitlich<br />

gute Zielerreichungsgrade; Lehrkräfte<br />

sind weniger optimistisch<br />

! Mögliche Gründe: fehlende Reife bzw.<br />

Eigenverantwortlichkeit <strong>der</strong> Lernenden,<br />

begrenzte Möglichkeiten <strong>der</strong> Betreuung,<br />

z. T. belastetes Gruppenklima,<br />

Lernvoraussetzungen nicht im Vorfeld<br />

erfasst<br />

! Praxisbezug unterschiedlich wahrgenommen<br />

! Betrieblicher Vertreter beurteilt Praxisbezug<br />

trotz <strong>der</strong> anfänglich unrealistischen<br />

Modulanlage positiv; Lehrkräfte<br />

beurteilen Praxisbezug von „weitgehend“<br />

bis „gar nicht“<br />

! Unterschiedliche Rückmeldungen von<br />

Lernenden und Lehrkräften; insgesamt<br />

arbeiteten die Lernenden zu einem<br />

grossen Teil selbständig, stiessen auch<br />

an Grenzen in Bezug auf die Planung<br />

und Kontrolle ihrer Arbeiten (s. u.)<br />

! Zugang zu vertraulichen Daten nicht<br />

immer gegeben; daher Einschränkungen<br />

bezüglich <strong>der</strong> Eigenverantwortlichkeit<br />

<strong>der</strong> Lernenden<br />

! Aufträge nicht immer klar erteilt, Informationen<br />

nicht immer vorhanden<br />

160


Vergleichende Fallstudienanalyse und Empfehlungen im Hinblick auf die Kategorie Auftragsübernahme<br />

Beurteilung <strong>der</strong><br />

Modulkonzeption<br />

Integration in den<br />

Schulalltag<br />

Betreuung <strong>der</strong><br />

Lernenden<br />

KV Liestal<br />

! Zeitliche Einbettung von Lernenden<br />

und Lehrkräften positiv beurteilt<br />

! Die Vor- und Nachbereitung des<br />

Praktikums im Unterricht und damit<br />

die Verzahnung von Theorie<br />

und Praxis wird durch die Lehrkräfte<br />

mit „gut“ und die Lernenden<br />

mit „gut“ bzw. „mittelmässig“<br />

beurteilt<br />

! Grundsätzlich würden Betreuende<br />

eine Verlängerung des Moduls<br />

begrüssen, jedoch beklagen Lernende<br />

z. T. eine hohe zusätzliche<br />

zeitliche Belastung<br />

! Lernende wünschen sich realistischere<br />

Zeitvorgaben für Teilaufträge<br />

! Der Einfluss auf die schulischen<br />

Leistungsziele wurde durch Lernende<br />

und Lehrkräfte unterschiedlich<br />

eingeschätzt: Lernende<br />

haben insgesamt offenbar weniger<br />

profitieren können, als dies<br />

Lehrkräfte annehmen<br />

Mehrheitlich gute bzw. sehr gute<br />

Noten<br />

Kantonsschule Frauenfeld<br />

! Zeitliche Einbettung von Lernenden<br />

mittelmässig bzw. schlecht und von<br />

den Lehrkräften bzw. dem Modulverantwortlichen<br />

gut beurteilt<br />

! Zeitliche Belastung <strong>der</strong> Lernenden ist<br />

infolge des Moduls stark angestiegen<br />

! Semesterwahl, Dauer bzw. Anzahl<br />

Lektionen ungünstig beurteilt<br />

! Die Vor- und Nachbereitung des Praktikums<br />

im Unterricht und damit die<br />

Verzahnung von Theorie und Praxis<br />

sehr unterschiedlich beurteilt<br />

! Aus Sicht <strong>der</strong> befragten Personengruppen<br />

war in Bezug auf den Einfluss<br />

des Moduls auf schulische Leistungsziele<br />

keine abschliessende Beurteilung<br />

möglich. Insgesamt zeigte<br />

sich aber ein Verbesserungspotenzial<br />

Mehrheitlich gute Noten; Verbesserungspotenziale:<br />

Koordination zwischen den<br />

Lehrkräften, Erreichbarkeit bzw. Kompetenzen<br />

<strong>der</strong> Lehrpersonen, Zeit für die<br />

Betreuung<br />

EC Aimée-Stitelmann,<br />

Plan-les-Ouates<br />

! Aus Sicht sämtlicher Beteiligten erfolgte<br />

die zeitliche Einbettung des<br />

Moduls gut bzw. sehr gut<br />

! Die Vorbereitung des Moduls im Unterricht<br />

und damit die Verzahnung<br />

von Theorie und Praxis wird mit gut<br />

beurteilt; die Nachbereitung zeigt<br />

offenbar deutliches<br />

Verbesserungspotenzial<br />

! Lernende beklagen deutliche Belastungsspitzen<br />

und Unterauslastungen<br />

und würden eine Verkürzung <strong>der</strong> Modulgesamtdauer<br />

begrüssen<br />

! Lehrkräfte mussten Rhythmus beschleunigen,<br />

um Schulstoff durchzubringen;<br />

auch Modulverantwortlicher<br />

beklagt hohen Zusatzaufwand durch<br />

Organisation eines Alternativprogrammes<br />

für an<strong>der</strong>e Lernende<br />

! Aus Sicht <strong>der</strong> befragten Personengruppen<br />

war in Bezug auf den Einfluss<br />

des Moduls auf die Motivation<br />

bzw. das Interesse am sonstigen<br />

Schulstoff keine abschliessende Beurteilung<br />

möglich. Insgesamt zeigte sich<br />

! mit Ausnahme <strong>der</strong> zweiten Befragung<br />

<strong>der</strong> Lernenden ! aber ein eher<br />

positives Bild<br />

Mehrheitlich gute Beurteilungen; Verbesserungspotenziale:<br />

Koordination zwischen<br />

den Lehrkräften, Erreichbarkeit bzw.<br />

Kompetenzen <strong>der</strong> Lehrpersonen, Zeit für<br />

die Betreuung<br />

161


Teil II: Fallstudien zur Auftragsübernahme und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

Beurteilung <strong>der</strong><br />

Modulkonzeption<br />

Rahmenbedingungen<br />

Auswirkungen des<br />

Moduls auf die<br />

Attraktivität <strong>der</strong> HMS<br />

Gesamtbeurteilung aus<br />

Sicht <strong>der</strong> befragten<br />

Personengruppen<br />

KV Liestal<br />

! Anfor<strong>der</strong>ungen konnten von<br />

sämtlichen Personengruppen gut<br />

erfüllt werden; es besteht kein<br />

Weiterbildungsbedarf<br />

! Betreuung durch zuständige Personen/Stellen<br />

wurde gut beurteilt<br />

! Kooperation Schule ! Praxis wird<br />

als sehr positiv beurteilt<br />

! Lernende wünschen sich grössere<br />

Klarheit in Bezug auf die Notenrelevanz<br />

o<strong>der</strong> die Gestaltung von<br />

Gruppenarbeitsprozessen<br />

! Infrastruktur (PCs, Internetzugang)<br />

wurde bereitgestellt<br />

! Finanzierung durch das BBT<br />

(20’000.-- CHF) war nicht ausreichend,<br />

um die Kosten zu<br />

decken; Schule überlegt, zukünftig<br />

für die Auftragsübernahme<br />

Sponsoren zu gewinnen<br />

Unterschiedliche Einschätzung innerhalb<br />

<strong>der</strong> befragten Personengruppen:<br />

Die Antworten reichen von „sehr<br />

positiv“ bzw. „positiv“ aus Sicht <strong>der</strong><br />

Lernenden bis zu „sehr positiv“ bzw.<br />

„leicht“ (Lehrkräfte)<br />

Mehrheitlich „sehr gut“ bzw. „gut“<br />

Kantonsschule Frauenfeld<br />

! Anfor<strong>der</strong>ungen wurden gut bzw. sehr<br />

gut erfüllt<br />

! Hohe zeitliche Belastung <strong>der</strong> Lehrkräfte<br />

insbeson<strong>der</strong>e aufgrund <strong>der</strong> erstmaligen<br />

Durchführung (ggf. grössere<br />

Entschädigung anstreben)<br />

! Betreuung durch zuständige Personen/<br />

Stellen wurde als mittelmässig bzw.<br />

gut beurteilt<br />

! Kooperation Schule ! Praxis hat sich<br />

bewährt<br />

! Infrastruktur zeigt Verbesserungspotenzial<br />

(Räume, externer Zugriff<br />

aufs Schulnetz)<br />

Unterschiedliche Einschätzung innerhalb<br />

<strong>der</strong> befragten Personengruppen: Die Antworten<br />

reichen von „gar nicht“ aus Sicht<br />

<strong>der</strong> Mehrheit <strong>der</strong> Lernenden bis zu<br />

„leicht“ (Lehrkräfte und Modulverantwortlicher)<br />

Mehrheitlich „mittelmässig“ bis „gut“<br />

EC Aimée-Stitelmann,<br />

Plan-les-Ouates<br />

! Erfüllung <strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen aus<br />

Sicht <strong>der</strong> Lehrkräfte „gut“ bzw. „mittelmässig“<br />

! Hohe zeitliche Belastung <strong>der</strong> Lehrkräfte,<br />

suboptimales Coaching <strong>der</strong><br />

Lernenden<br />

! Lehrkräfte und Modulverantwortliche<br />

bekunden Weiterbildungsbedarf<br />

! Kooperation Schule - Praxis einerseits<br />

und schulinterne Zusammenarbeit<br />

an<strong>der</strong>erseits sehr positiv<br />

! Hoher finanzieller Aufwand (ca. CHF<br />

2’000.-- pro Lernendem): Durchführung<br />

des Moduls war nur durch<br />

staatliche Subventionen möglich<br />

! Kostenlose Betreuung <strong>der</strong> Lernenden<br />

durch das Centre des séjours à<br />

l'étranger (Erziehungsdepartement des<br />

Kantons Genf)<br />

Grossmehrheitlich positive Auswirkungen<br />

aus Sicht <strong>der</strong> Beteiligten<br />

Verbesserungswürdig aus Sicht <strong>der</strong> Modulverantwortlichen<br />

und <strong>der</strong> Lehrkräfte,<br />

positiv aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden<br />

162


Vergleichende Fallstudienanalyse und Empfehlungen im Hinblick auf die Kategorie Auftragsübernahme<br />

Beurteilung aus Sicht des Evaluationsteams:<br />

Die zusammenfassende kritische Würdigung konzentriert sich auf die Frage, inwieweit die<br />

Leistungsziele, die Richtlinien für berufliche Praxis (Stichworte: För<strong>der</strong>ung von Fach-, Sozial-<br />

und Methodenkompetenzen, Authentizität, Selbständigkeit) und die in Kapitel 4.3.2<br />

(Teil I) behandelten einschlägigen Literaturempfehlungen zur Gestaltung von<br />

Auftragsübernahmen (konkret: durch die Verzahnung von Theorie und Praxis,<br />

Zusammenarbeit zwischen Schule und Auftraggeber, Anfor<strong>der</strong>ungen an die Lehrkräfte, Fokus<br />

auf Entscheidungskompetenz sowie Anspruchsniveau des Auftrags) im Rahmen <strong>der</strong> drei<br />

untersuchten Module erreicht bzw. umgesetzt werden konnten.<br />

Die Ergebnisse zeigen insgesamt positive Zielerreichungsgrade, wobei die für die einzelnen<br />

Module definierten Leistungsziele nicht vollumfänglich erreicht werden konnten. Gründe<br />

hierfür finden sich sowohl auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Konzeption <strong>der</strong> Praktika, als auch auf <strong>der</strong> Ebene<br />

<strong>der</strong> Umsetzung: Die Ziele waren angesichts <strong>der</strong> Lernvoraussetzungen z. T. zu hoch gesteckt,<br />

zu zahlreich und im Hinblick auf die Teilaufträge des Moduls nicht immer sinnvoll gewählt.<br />

Auch im Rahmen <strong>der</strong> Umsetzung werden Verbesserungspotenziale deutlich: Die Lehrkräfte<br />

bekunden einerseits teilweise sehr heterogene Lernvoraussetzungen im Hinblick auf die Reife<br />

<strong>der</strong> Lernenden. Die Lehrkräfte beklagten sich an<strong>der</strong>erseits teilweise darüber, dass ihnen eine<br />

umfassende Betreuung <strong>der</strong> Lernenden zeitlich nicht immer möglich war, was daher weiter<br />

unten näher erläutert wird. Schliesslich bringt es das Bilden von Arbeitsgruppen und damit<br />

die Aufgabenteilung bzw. -zerlegung mit sich, dass im Ausgangspunkt nicht alle Lernenden<br />

auch alle Leistungsziele erreichen können und belastete Gruppenklimata eine weitgehende<br />

Zielerreichung unmöglich machen. Der letzte Aspekt wirft die Frage auf, ob Lehrkräfte die<br />

Zusammensetzung von Arbeitsgruppen im Hinblick auf die Lernvoraussetzungen und die<br />

unterschiedlichen Charaktere steuern sollten.<br />

Die Richtlinien für berufliche Praxis konnten mittelmässig bis gut erfüllt werden: So wurden<br />

im Rahmen <strong>der</strong> drei analysierten Auftragsübernahmen mit Blick auf die Richtlinien für die<br />

berufliche Praxis deutlich, dass neben den fachlichen Zielen auch solche aus den Bereichen<br />

<strong>der</strong> Sozial- und Methodenkompetenzen integriert werden sollten. Grundsätzlich wurde <strong>der</strong><br />

Praxisbezug mit einigen Einschränkungen bei zwei <strong>der</strong> drei Module aufgrund <strong>der</strong> vielfältigen<br />

Praxiskontakte positiv beurteilt: Evtl. sollten Lernende bei <strong>der</strong> Modulkonzeption (konkret:<br />

Auswahl des Firmenpartners bzw. <strong>der</strong> Produkte) im Vorfeld beteiligt werden. Letztlich dürfte<br />

<strong>der</strong> Grad des Praxisbezugs abhängig von <strong>der</strong> Dauer sein, die daher weiter unten im Zusammenhang<br />

mit <strong>der</strong> Integration des Moduls in den Schulalltag diskutiert wird. Je länger ein<br />

Lernen<strong>der</strong> bei einer Auftragsübernahme tätig wird, um so ergiebigere Aufgaben können ihm<br />

anvertraut werden. Die von den Beteiligten wahrgenommene Authentizität kann schliesslich<br />

durch den Grad an Selbständigkeit <strong>der</strong> Lernenden beeinflusst werden, <strong>der</strong> daher im Folgenden<br />

behandelt wird. Die Ergebnisse machen deutlich, dass von konkreten betrieblichen Arbeiten<br />

(vgl. Abbildung 1), wie den hier analysierten Auftragsübernahmen (o<strong>der</strong> den in Teil I diskutierten<br />

Betriebspraktika), nicht per se ein höheres Mass an Praxisorientiertheit erwartet werden<br />

darf, als etwa bei <strong>der</strong> Simulation betrieblicher Arbeiten im Rahmen von Lernbüros bzw.<br />

Übungsfirmen. Grundsätzlich stellt das Herstellen von Eigenverantwortlichkeit umfassende<br />

Aufgaben an die betreuenden Lehrkräfte: Zum einen sollten ! darauf lassen die Daten aus<br />

Plan-les-Ouates schliessen ! den Lernenden entsprechende Informationen zugänglich gemacht<br />

und Aufträge klar erteilt werden, um weitgehend eigenverantwortlich arbeiten zu können.<br />

Zum an<strong>der</strong>en wurde im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Analyse <strong>der</strong> Module am KV Liestal und<br />

an <strong>der</strong> EC Aimée Stitelmann in Plan-les-Ouates deutlich, dass Lehrkräfte ein hohes Mass an<br />

Eigenverantwortung <strong>der</strong> Lernenden nur dadurch erzeugen können, wenn sie auch entsprechende<br />

Verantwortlichkeiten bzw. Kompetenzen an die jeweiligen Arbeitsgruppen delegieren<br />

und Gruppenarbeitsprozesse nicht zu stark steuern.<br />

163


Teil II: Fallstudien zur Auftragsübernahme und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

Im Folgenden werden zentrale Rahmenbedingungen, wie die Integration <strong>der</strong> Auftragsübernahme<br />

in den Schulalltag (konkret: Vor- und Nachbereitung des Praktikums, Wahl <strong>der</strong> Dauer<br />

und des Zeitpunktes), die Betreuung <strong>der</strong> Lernenden, die Kooperation zwischen Schule und<br />

Praxis sowie die bereitgestellte Infrastruktur, diskutiert. Die Frage, wie sehr durch die analysierten<br />

Module die übrigen schulischen Leistungsziele erreicht werden können, kann hier<br />

nicht abschliessend beantwortet werden. Jedoch fallen in diesem Zusammenhang <strong>der</strong> Handlungsbedarf<br />

in Bezug auf die Vor- und Nachbereitung des Praktikums sowie die Verzahnung<br />

von Theorie und Praxis im Rahmen des Schulunterrichts auf. Die zeitliche Einbettung <strong>der</strong><br />

Module in den Schulalltag wird grundsätzlich positiv beurteilt. Jedoch zeigt die Analyse, dass<br />

die von den Lernenden (und auch einem Teil <strong>der</strong> Lehrkräfte) wahrgenommene zeitliche Belastung<br />

durch eine Auftragsübernahme stark ansteigt, wenn die Vorgabezeiten für die einzelnen<br />

Teilaufträge schlecht kalkuliert wurden und entsprechende Belastungsspitzen abgepuffert<br />

werden müssen. Daher haben die Lernenden sich in Plan-les-Ouates für eine Verkürzung<br />

<strong>der</strong> Moduldauer ausgesprochen und bei den beiden an<strong>der</strong>en Modulen zumindest nicht<br />

für eine Verlängerung des Moduls plädiert. Dabei bedeuten die Konzeption und die Durchführung<br />

eines praxisorientierten Moduls ! insbeson<strong>der</strong>e wenn es sich um ein Pilotprojekt handelt<br />

! immer einen gewissen zusätzlichen Zeitaufwand. Vor diesem Hintergrund erscheint die<br />

Rückmeldung eines Modulverantwortlichen mehr als verständlich, <strong>der</strong> seinen hohen zusätzlichen<br />

Aufwand im Zusammenhang mit dem Praxismodul damit erklärte, dass er für jene Lernenden,<br />

die nicht an dem Modul teilnehmen konnten, ein Alternativprogramm aufgleisen<br />

musste. Aus diesem Grund wäre zu überlegen, ein Modul mit allen Lernenden verbindlich zu<br />

bearbeiten und nicht zu viele Wahlmöglichkeiten zu schaffen. Der Einfluss <strong>der</strong> untersuchten<br />

Module des Typs Auftragsübernahme auf Motivation, Interesse bzw. Verständnis <strong>der</strong> Lernenden<br />

bezüglich des sonstigen Schulstoffes indiziert grossmehrheitlich ein Verbesserungspotenzial,<br />

das sich u. U. mit einer verbesserten Vor- und Nachbereitung realisieren lassen könnte.<br />

Insgesamt wird die Betreuung <strong>der</strong> Lernenden bzw. die Erfüllung <strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen an die<br />

Beteiligten als positiv beurteilt. Um die Qualität <strong>der</strong> Betreuung optimieren zu können, erscheint<br />

bei zwei <strong>der</strong> drei evaluierten Module die Koordination zwischen den Lehrkräften<br />

verbesserungswürdig (Klarheit bzw. Einheitlichkeit <strong>der</strong> Auftragserteilung, Geben von Feedback).<br />

Zudem bekundeten die Lehrkräfte vielfach den hohen zeitlichen Aufwand, <strong>der</strong> für die<br />

Betreuung notwendig wird. Diesem Umstand kann zum einen dadurch begegnet werden, dass<br />

genügend personelle Ressourcen für die Betreuung <strong>der</strong> Lernenden mobilisiert werden. Zum<br />

an<strong>der</strong>en ! und dies hat sich bei den Modulen deutlich gezeigt ! sollten Lernziele und daraus<br />

abgeleitete Aufträge die Lernenden nicht überfor<strong>der</strong>n und klar auf <strong>der</strong>en Voraussetzungen abgestellt<br />

sein. Die betreuenden Personengruppen konnten nach eigenen Angaben die an sie gestellten<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen gut erfüllen, ein Weiterbildungsbedarf wurde nur an einer Schule<br />

bekundet. Die Unterstützung <strong>der</strong> Lehrkräfte durch die entsprechenden Stellen wie auch die<br />

Kooperation zwischen Schule und Praxis (konkret: Kontakt zwischen Lernenden und Praxis,<br />

Komplementarität <strong>der</strong> Interessen <strong>der</strong> Beteiligten) zeigen positive Ergebnisse. In Bezug auf die<br />

für das Modul zur Verfügung stehende Infrastruktur wurde nur vereinzelt ein Anpassungsbedarf<br />

in Bezug auf die Räumlichkeiten o<strong>der</strong> den externen Zugriff auf das Schulnetz bekundet,<br />

<strong>der</strong> sich wohl ohne grössere Schwierigkeiten realisieren lassen dürfte. Erheblicher erscheint<br />

<strong>der</strong> zum Teil beträchtliche finanzielle Aufwand, <strong>der</strong> in einem untersuchten Fall die erneute<br />

Durchführung völlig, bei einem weiteren zumindest teilweise in Frage stellt.<br />

164


Vergleichende Fallstudienanalyse und Empfehlungen im Hinblick auf die Kategorie Auftragsübernahme<br />

Hier ergeben sich folgende Handlungsfel<strong>der</strong> für die Schulen:<br />

1. Mobilisieren von betrieblichem Know-how, wobei Praxisexperten für ihr Engagement allenfalls<br />

„symbolisch“ entschädigt werden können 43 ,<br />

2. mobilisieren von sonstigen Kostensenkungspotenzialen Lehrplan, um die Module durchführen<br />

zu können,<br />

3. suche nach externen Geldgebern (Firmen als Sponsoren, Subventionen durch die öffentliche<br />

Hand).<br />

Insgesamt wurden die Rahmenbedingungen für die Auftragsübernahmen an den drei Schulen<br />

„gut“ bis „mittelmässig“ beurteilt. Auch die Leistungsziele sowie die Richtlinien für die berufliche<br />

Praxis deuten noch auf einen entsprechenden Handlungsbedarf sowohl auf <strong>der</strong> Ebene<br />

<strong>der</strong> Konzeption als auch <strong>der</strong> Umsetzung von Auftragsübernahmen hin. Die Beteiligten attestieren<br />

den Auftragsübernahmen meist einen positiven Einfluss auf die Attraktivität von HMS<br />

und äussern sich mehrheitlich positiv.<br />

Schliesslich soll die Frage aufgenommen werden, inwieweit die einschlägigen Literaturempfehlungen<br />

zur Gestaltung von Auftragsübernahmen (konkret: durch die Verzahnung von<br />

Theorie und Praxis, Zusammenarbeit zwischen Schule und Auftraggeber, Anfor<strong>der</strong>ungen an<br />

die Lehrkräfte, Fokus auf Entscheidungskompetenz sowie Anspruchsniveau des Auftrags) im<br />

Rahmen <strong>der</strong> drei untersuchten Module erreicht bzw. umgesetzt werden konnten. Mit Ausnahme<br />

des Fokus auf Entscheidungskompetenz wurde die Erfüllung sämtlicher Kriterien bereits<br />

diskutiert, wobei gesamthaft mittelmässige bzw. gute Resultate erzielt werden konnten. Die<br />

bisherigen Ausführungen unterstreichen damit die Bedeutung <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Literatur referierten<br />

kritischen Erfolgsfaktoren im Zusammenhang mit Auftragsübernahmen. Die Fallstudien geben<br />

keine direkten Hinweise darüber, wie sehr die Lernenden in zentrale Entscheidungen auf<br />

<strong>der</strong> Seite des Auftraggebers mit einbezogen wurden. Jedoch deuten die Daten darauf hin, dass<br />

Module einseitig durch die Modulverantwortlichen vorgegeben bzw. modifiziert wurden.<br />

Daher wäre zu empfehlen, die Lernenden stärker an zentralen betrieblichen Fragestellungen,<br />

die für die Umsetzung bzw. Tragfähigkeit <strong>der</strong> entwickelten Konzepte bedeutsam sein können,<br />

zu beteiligen. In Bezug auf die Frage, wie sehr die Modul die Fähigkeit <strong>der</strong> Lernenden geför<strong>der</strong>t<br />

haben, unternehmerisch zu handeln, erscheinen die Daten ambivalent: Während sich<br />

in Plan-les-Ouates die Lehrkräfte und <strong>der</strong> Verantwortliche des Centre des séjours à l’étranger<br />

diesbezüglich sehr positiv äussern, muss aufgrund <strong>der</strong> Kürze des Moduls am KV Liestal, <strong>der</strong><br />

inhaltlichen Fokussierung <strong>der</strong> Teilaufträge sowie des begrenzten Kontakts zwischen Lernenden<br />

und dem Auftraggeber, die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> unternehmerischen Entscheidungskompetenz<br />

<strong>der</strong> Lernenden eher bezweifelt werden. Die folgende Tabelle fasst die kritischen Erfolgsfaktoren<br />

für die Kategorie Auftragsübernahmen zusammen. Dabei wird deutlich, dass sich weitere,<br />

nicht in <strong>der</strong> Literatur behandelte Elemente, wie die Auswahl <strong>der</strong> Leistungsziele und die<br />

Aspekte <strong>der</strong> Integration in den Schulalltag (Dauer des Moduls, Zeitvorgaben für Teilaufträge<br />

o<strong>der</strong> Einsatz des Moduls in <strong>der</strong> Breite), zusätzlich auf den Erfolg von Auftragsübernahmen<br />

auswirken können.<br />

43<br />

Jedoch dürfte dies die Menge <strong>der</strong> hierzu bereiten Praxispartner bereits im Vorfeld beschränken.<br />

165


Teil II: Fallstudien zur Auftragsübernahme und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

Tabelle 9<br />

Kritische Erfolgsfaktoren von Auftragsübernahmen anhand <strong>der</strong> Evaluation<br />

Kritischer<br />

Erfolgsfaktor<br />

Leistungsziele<br />

Richtlinien für<br />

berufliche Praxis<br />

Rahmenbedingungen<br />

Leistungsziele<br />

Authentizität<br />

Selbständigkeit<br />

Integration in den Schulalltag<br />

Betreuung<br />

Kooperation Schule-Betrieb<br />

Ressourcen<br />

Empfehlungen<br />

! Inhalt und Anzahl <strong>der</strong> Ziele mit Blick auf<br />

die Lernvoraussetzungen auswählen<br />

! Lernziele auf die Aufträge abstimmen<br />

! Betreuung <strong>der</strong> Lernenden sicherstellen<br />

! Arbeitsgruppen mit Blick auf<br />

Leistungsvermögen und Sympathien<br />

zusammensetzen<br />

! Integration von Zielen aus den Bereichen<br />

Sozial- und Methodenkompetenzen<br />

! Lernende bei Modulkonzeption beteiligen<br />

(z. B. Produktauswahl)<br />

! Eigenverantwortung för<strong>der</strong>n und for<strong>der</strong>n<br />

! Zugang zu entscheidungsrelevanten Daten<br />

ermöglichen<br />

! Aufträge klar erteilen<br />

! Module nicht zu kurz gestalten<br />

! Lernende nicht überbetreuen<br />

! Praktikum besser vor- und nachbereiten<br />

bzw. Theorie und Praxis stärker vernetzen<br />

! Vorgabezeiten für Teilaufträge sorgfältig<br />

kalkulieren<br />

! Modul mit <strong>der</strong> ganzen Klasse durchführen<br />

! Koordination zwischen den Lehrkräften<br />

sicherstellen<br />

! Hohen Zeitaufwand berücksichtigen<br />

! Kontakt zwischen Lernenden und Praxis<br />

sicherstellen<br />

! Komplementarität zwischen den Interessen<br />

<strong>der</strong> Beteiligten herstellen<br />

! Zugang zu entscheidungsrelevanten Daten<br />

sicherstellen<br />

! Lernende stärker an zentralen Entscheidungen<br />

beteiligen<br />

! Lernende nicht durch zu komplexe Aufgaben<br />

überfor<strong>der</strong>n<br />

! Bereitstellung finanzieller Mittel sicherstellen<br />

166


Teil II: Fallstudien zur Juniorfirma und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

Fallstudien zur Juniorfirma und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

HMS Porrentruy<br />

Handelsschule <strong>der</strong> Bündner Kantonsschule Chur<br />

Wirtschaftsmittelschule Luzern<br />

HMS Monthey<br />

167


Entreprise „junior“ („Entreprendre Ensemble“) à l’ESC Porrentruy<br />

Entreprise „junior“ („Entreprendre Ensemble“) à l’ESC Porrentruy<br />

Beat Estermann<br />

1 Description du module<br />

Durant l’année 2005/06, le module „Entreprendre Ensemble“ a eu lieu pour la deuxième fois<br />

à l’ESC Porrentruy. Il avait été lancé par Créapole, le centre cantonal jurassien de ressources<br />

pour la création d’entreprises, dont l’activité s’inscrit dans la logique d’un programme cantonal<br />

de développement économique. Des modules similaires ont lieu à l’ESC Delémont ainsi<br />

que dans d’autres écoles du canton.<br />

1.1 Idée de base<br />

Le module consistait à laisser une quinzaine d’élèves de la troisième année créer une entreprise<br />

et commercialiser un produit qu’ils ont imaginé eux-mêmes. Il s’agissait ainsi de se<br />

rapprocher des exigences de la nouvelle formation professionnelle en orientant les études plus<br />

vers la pratique, de promouvoir l’esprit d’entreprise dans le milieu scolaire et de développer<br />

les ressources personnelles des élèves dans le cadre de la gestion d’un projet.<br />

1.2 Cadre temporel, étapes (structuration du module)<br />

Le projet s’est déroulé sur une année, à raison de deux heures par semaine, tirées de deux<br />

disciplines différentes. De plus, les élèves ont régulièrement été amenés à travailler en dehors<br />

du temps réglementaire.<br />

a. Phase de créativité, choix du produit (env. 5 semaines)<br />

Au mois de juin 2005, lors de deux journées de créativité, les élèves ont imaginé différents<br />

produits ou services qu’ils pourraient créer et commercialiser.<br />

Dès la rentrée au mois d’août, les élèves ont dû choisir les quatre meilleures propositions; en<br />

groupes de trois ou quatre, ils ont détaillé leurs propositions et préparé des présentations en<br />

vue de la journée de sélection.<br />

Le 20 septembre, un comité de sélection, composé de 2 membres de Genilem VS/Créapole,<br />

3 personnes issues de la pratique professionnelle ainsi que d’un membre de la direction de<br />

l’ESC Porrentruy, a choisi un produit parmi les quatre proposés. En l’occurrence, le choix est<br />

tombé sur une horloge à images représentant les activités d’un bébé au cours de la journée.<br />

b. Phase entreprise „junior“ (env. 8 mois)<br />

Lancement de l’entreprise: organisation des élèves selon différents domaines d’activités –<br />

mais cette organisation n’était pas rigide, les élèves pouvant intervenir, tout au long du projet,<br />

dans les différents domaines d’activités de l’entreprise. Une responsable d’entreprise a été<br />

nommée pour la durée du projet. Suite à des difficultés internes au groupe, la responsable<br />

d’entreprise a voulu quitter son poste à la fin du mois de mars. Les enseignants sont alors<br />

intervenus en la remplaçant par un comité de direction, composé de 4 membres.<br />

Dans une première phase, les activités des élèves tournaient autour de la mise au point du<br />

produit, la recherche de fournisseurs et la création d’un prototype, avant qu’ils passent à la<br />

production et à la commercialisation.<br />

En groupes de 2 à 3, les élèves ont par ailleurs dû rédiger un travail thématique (appelé „travail<br />

interdisciplinaire“) dans les domaines suivants: étude de marché, motivation, protection<br />

168


Entreprise „junior“ („Entreprendre Ensemble“) à l’ESC Porrentruy<br />

de l’idée, business plan, création d’un site Internet. Ces travaux servaient de base à l’activité<br />

de l’entreprise „junior“.<br />

1.3 Objectifs de formation pratique<br />

44 objectifs de formation pratique, dont 8 concernent des compétences méthodologiques et<br />

sociales, ont été définis sur la base du catalogue de l’OFFT (voir le tableau au chapitre 2.1 de<br />

ce rapport).<br />

1.4 Authenticité<br />

L’entreprise „junior“ permet d’abor<strong>der</strong> toute une gamme de problématiques dans différentes<br />

disciplines et d’en faire ressortir les interdépendances. Les démarches réelles que doivent<br />

entreprendre les élèves (recherche d’un produit, production, commercialisation) garantissent<br />

au projet un haut degré d’authenticité.<br />

1.5 Intégration dans le cadre scolaire<br />

Le module a eu lieu durant la troisième (<strong>der</strong>nière) année des élèves. L’organisation de deux<br />

journées de créativité en fin de la deuxième année a permis une entrée en matière rapide dès<br />

la rentrée au mois d’août. Aspect négatif: le fait que la fin du projet coïncide avec les<br />

examens finaux pose un problème dès que des imprévus le retardent de quelques semaines.<br />

De même, il ne reste pas de temps, dans le cadre scolaire, pour analyser le projet en<br />

rétrospective et d’en tirer des enseignements avec un peu de recul.<br />

Selon les responsables et les enseignants, le cadre temporel avait été imposé par Genilem VS<br />

qui préconise des projets d’une durée d’une année. A l’avenir, le projet commencera au début<br />

de la deuxième année et sera étalé sur trois semestres, ce qui permettra de désamorcer les<br />

problèmes susmentionnés.<br />

1.6 Évaluation des élèves<br />

Ont fait l’objet d’une évaluation les procès-verbaux (rédigés chaque fois par deux élèves<br />

différentes), la correspondance, la gestion administrative, la campagne publicitaire ainsi que<br />

les „travaux interdisciplinaires“. De même, le savoir, le savoir-faire et le savoir-être des<br />

élèves 44 ont été évalués sur la base d’observations par les enseignants. Des le 2 e semestre, les<br />

élèves ont également été amenés à s’auto-évaluer.<br />

Les notes étaient intégrées dans celles d’autres disciplines (Marketing ou Ressources<br />

humaines, en fonction du semestre, ainsi que Techniques de bureau). Le travail interdisciplinaire<br />

a fait l’objet d’une note à part entière dans le bulletin scolaire.<br />

1.7 Conditions-cadre<br />

44 Les aspects évalués étaient les suivants: savoir et savoir faire – maîtrise de l’outil informatique, maîtrise de la<br />

matière, maîtrise de l’orthographe, respect des consignes, respect des délais, production de documents de<br />

qualité, respect du temps à disposition, capacité de synthèse, adaptation aux lignes du projet; savoir-être –<br />

participation active et disponibilité, esprit d’entreprise, créativité et capacité de suggérer des idées, motivation<br />

et dynamisme, ponctualité et présence, adaptation aux changements, échanges avec les membres de son<br />

groupe, échanges avec les autres groupes et avec les professeurs, échanges avec l’extérieur, gestion des<br />

conflits, tolérance et respect des autres.<br />

169


Teil II: Fallstudien zur Juniorfirma und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

Tous les élèves de troisième année (15 personnes) devaient participer au module. A l’avenir,<br />

celui-ci sera proposé en option, les élèves y prendront donc part sur la base d’un volontariat;<br />

les responsables s’attendent à ce que cela ait un impact positif sur la motivation des élèves.<br />

Le module a été accompagné par trois enseignants (représentant les branches comptabilité,<br />

marketing et techniques de bureau) qui ont encadré les élèves en leur accordant beaucoup<br />

d’autonomie. Ce rôle de coach est différent du rôle classique des enseignants et implique<br />

qu’ils relâchent en partie le contrôle, tout en restant disponibles pour ai<strong>der</strong> à gérer des<br />

conflits, pour (ré-)orienter l’organisation ou pour donner des conseils là où cela s’avère<br />

nécessaire.<br />

En outre, trois types d’acteurs externes sont intervenus au cours du module:<br />

! Genilem VS (3 personnes différentes ont assuré cette tâche au cours du module), par le<br />

biais de Créapole, a suivi le projet à raison d’une intervention par mois – l’année précédente<br />

une telle intervention avait encore eu lieu tous les 15 jours. Les représentants de<br />

Genilem se chargent en partie du coaching des élèves. Selon l’un d’entre eux, leur tâche<br />

consiste „à apporter un regard extérieur par rapport à l’avancement du projet et à apporter<br />

de l’expérience en matière de création d’entreprise.“ De même, ils donnent dans certains<br />

cas des cours sur des sujets en relation avec la création de l’entreprise (comment faire une<br />

étude de marché ou un business plan ?), or ces cours peuvent également être donnés par<br />

des enseignants sur place. Les représentants de Genilem sont rémunérés par le biais d’un<br />

fonds de promotion économique du Canton de Jura. Ce budget n’est donc pas géré par<br />

l’école. Les élèves ont par ailleurs pu assister à une journée de présentation de jeunes<br />

entreprises organisée par Créapole.<br />

! Un responsable du marketing d’une banque est intervenu durant 3 à 4 heures dans le cadre<br />

des cours pour apprendre aux élèves les bases du marketing. De même, il a participé à<br />

l’évaluation des travaux pratiques des élèves en matière de publicité (préparation de la<br />

campagne publicitaire pour leur produit). Cette personne a été indemnisée pour son intervention.<br />

! Différentes personnes ont été contactées par les élèves lors de leurs démarches en vue de la<br />

recherche d’un fournisseur pour leur produit. Les enseignants et les responsables du projet<br />

ont fait remarquer que notamment le fournisseur principal a joué un rôle important en ce<br />

qui concerne l’encadrement des élèves. Or, il n’a été en contact avec le projet que par le<br />

biais de ces <strong>der</strong>niers et son engagement avait lieu sur une base volontaire.<br />

En ce qui concerne le financement du projet, un fonds de CHF 5’000.-- a été constitué (financé<br />

à l’origine par Créapole lors du lancement du projet). Ce fonds est renouvelé par l’activité<br />

de l’entreprise „junior“. En cas de pertes, l’école renouvelle le fonds, et en cas d’un bénéfice<br />

supérieur à CHF 200.--, celui-ci est réparti pour moitié aux élèves, l’autre moitié étant utilisée<br />

pour constituer une réserve en vue de projets à venir. Les élèves n’assument aucun risque<br />

économique – à part celui de ne recevoir aucune rémunération pour leur travail.<br />

Enfin, en ce qui concerne les infrastructures, les élèves ont souvent été amenés à travailler<br />

dans une salle d’informatique commune qu’ils devaient partager avec d’autres élèves. Un<br />

projet de rénovation est cependant en cours qui permettra d’aménager une salle en bureau.<br />

170


Entreprise „junior“ („Entreprendre Ensemble“) à l’ESC Porrentruy<br />

2 Appréciation du module par les personnes concernées 45<br />

2.1 Résultats<br />

Le tableau ci-dessous donne un aperçu des réponses des enseignants et des élèves à la<br />

question de savoir dans quelle mesure le module a permis aux élèves d’atteindre les objectifs<br />

de formation pratique du module. Les objectifs correspondent à ceux fixés au départ.<br />

Degré de réalisation des objectifs de formation pratique selon les enseignants et les élèves<br />

Objectifs de formation pratique (code OFFT) ens. élèves<br />

1. Sens des responsabilités (7) très bien bien<br />

2. Aptitude à la communication (11) très bien bien<br />

3. Aptitude à gérer les conflits / savoir accepter la critique (13) bien bien<br />

4. Planifier son travail; fixer des objectifs et des priorités (14) bien bien<br />

5. Aptitude au travail en équipe / collaboration (10) très bien bien<br />

6. Aptitude au transfert (3) très bien bien<br />

7. Expérimenter de nouvelles techniques; maîtrise de techniques de créativité (5) très bien bien<br />

8. Attitude orientée vers le client / aptitude à la négociation (16) très bien bien<br />

9. Préparer un entretien avec un client (1.1.1.1) très bien bien<br />

10. Entretien de vente: présenter des arguments et des propositions (1.1.2.1) très bien moy.<br />

11. Classifier les clients (1.1.2.2) très bien bien<br />

12. Formuler des plaintes (1.1.3.2) très bien bien<br />

13. Présenter des produits et des services (1.2.2.2) très bien bien<br />

14. Connaître les formes de vente (1.2.2.3) bien moy.<br />

15. Montrer l’utilité des produits ou des services (1.2.2.4) très bien bien<br />

16. Réfuter des objections (1.3.1.1) très bien bien<br />

17. Planifier son travail de manière systématique (1.4.2.1) très bien bien<br />

18. Fixer les objectifs d’un travail d’équipe (1.4.2.2) très bien bien<br />

19. Saisir des textes (2.1.1.1) très bien bien<br />

20. Utiliser des appareils électroniques de transmission de données (2.1.1.3) très bien bien<br />

21. Maîtriser les fonctions de la photocopieuse (2.1.1.4) très bien bien<br />

22. Choisir des programmes PC standard (2.1.2.1) très bien bien<br />

23. Se procurer des informations (2.1.3.1) très bien très bien<br />

24. Gérer des données (2.1.4.1) très bien très bien<br />

25. Vérifier des documents (2.1.2.2) très bien très bien<br />

26. Choisir les moyens de communication (2.2.1.1) très bien bien<br />

45<br />

Cette partie se base sur des données recueillies lors des entretiens de groupe avec :<br />

! une dizaine d’élèves (10 sur 15) – l’entretien avait lieu uniquement avec des filles, alors que le groupe<br />

comptait trois garçons;<br />

! les trois enseignants qui ont accompagné le projet, le responsable du module à l’ESC de Porrentruy ainsi<br />

que le responsable du projet pour le Canton du Jura, rapportant également les expériences lors d’un<br />

module semblable à l’ESC Delémont;<br />

! la représentante de Créapole, la personne externe qui a assuré le cours de marketing ainsi que le représentant<br />

du fournisseur principal.<br />

Ces personnes ont en outre fourni des données complémentaires par le biais d’un questionnaire. De plus, un<br />

entretien téléphonique a été mené avec un représentant de Genilem VS qui était intervenu au cours du projet.<br />

Ces démarches ayant eu lieu après la fin du module, le présent rapport porte sur l’intégralité de celui-ci.<br />

171


Teil II: Fallstudien zur Juniorfirma und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

Objectifs de formation pratique (code OFFT) ens. élèves<br />

27. Établir des documents agréables à l’oeil (2.2.2.1) très bien très bien<br />

28. Expliquer la protection des données (2.4.2.2) bien moy.<br />

29. Rédiger des procès-verbaux (2.5.1.1) très bien bien<br />

30. Expliquer les relevés de compte (3.2.1.2) très bien bien<br />

31. Rédiger une description de poste (3.2.2.1) bien bien<br />

32. Décrire le marché (3.2.3.1) très bien bien<br />

33. Définir les attentes des parties prenantes (stakehol<strong>der</strong>s) (3.2.4.1) bien moy.<br />

34. Evaluer des offres (3.2.5.1) très bien bien<br />

35. Citer les éléments d’un contrat de vente (3.2.5.3) très bien moy.<br />

36. Citer les centres de coûts (3.3.2.1) moy. moy.<br />

37. Concevoir les techniques quantitatives de gestion comme instrument de contrôle de<br />

gestion (3.3.2.3)<br />

très bien<br />

38. Appliquer le marketing-mix (1.7.3.1) très bien bien<br />

39. Réunir la documentation et préparer une brève présentation sur son entreprise (1.7.4.1) très bien bien<br />

40. Etablir des factures (1.7.5.1) moy. bien<br />

41. Comptabiliser les documents reçus (1.7.5.2) très bien bien<br />

42. Expliquer les statistiques d’entreprise (1.7.5.3) bien bien<br />

43. Organiser différentes manifestations (1.7.6.1) bien moy.<br />

44. Expliquer les bases légales (1.7.6.2) moy. moy<br />

Légende<br />

cases en gris clair: objectifs dont la réalisation est douteuse, les appréciations étant divergentes<br />

cases en gris foncé: objectifs qui n’ont pas pu être atteints<br />

bien<br />

La plupart des objectifs ont bien ou très bien pu être atteints. Pour 7 objectifs (10, 14, 28, 33,<br />

35, 40, 43), la réalisation a été jugée moyenne par au moins un des groupes (enseignants ou<br />

élèves), les élèves étant généralement un peu moins optimistes que les enseignants, tandis que<br />

pour deux objectifs (36, 44), les deux groupes jugent la réalisation moyenne. Les thèmes correspondants<br />

n’ont probablement pas été suffisamment abordés; ainsi une élève fait remarquer<br />

au sujet de l’objectif 44: „quant à certaines informations concernant le droit, nous n’avons pas<br />

eu des précisions“. De leur côté, les enseignants observent que „cela reste une petite<br />

entreprise non assujettie à la TVA, qui peut démarrer ou non selon que le projet est réalisable<br />

ou non“.<br />

Les dispersions des réponses chez les élèves n’ont rien de particulier sauf pour l’objectif<br />

„appliquer le marketing-mix“ (38) où 5 élèves ont répondu par „très bien“, tandis que 3 ont<br />

répondu par „mal“, voire „très mal“, alors que 2 élèves n’ont pas donné d’indication. Une<br />

élève indique par ailleurs ne pas avoir touché le domaine du marketing. Cela pourrait être dû à<br />

un effet de spécialisation au sein du groupe.<br />

Les enseignants concèdent par ailleurs, qu’une telle spécialisation est dans une certaine<br />

mesure inévitable. Ils soulignent par contre qu’ils ont observé que des élèves qui sont plutôt<br />

faibles dans le cadre scolaire, se sont très fortement engagés lors du module pratique. Globalement,<br />

on ne pourrait donc pas conclure que la dynamique du module serait telle que des<br />

élèves restent en marge. Les enseignants estiment en outre que certains objectifs pourraient<br />

encore être mieux atteints si le module était organisé sur deux ans, puisqu’on aurait „plus de<br />

temps à disposition pour choisir et mettre en place le meilleur projet“. Ainsi, le fait que le<br />

projet avait été retardé par des difficultés à trouver un fournisseur pourrait avoir eu un impact<br />

négatif sur certains apprentissages qui auraient dû se faire durant la phase de commercialisation<br />

qui, en l’occurrence, entrait en collision avec les examens finaux.<br />

172


Entreprise „junior“ („Entreprendre Ensemble“) à l’ESC Porrentruy<br />

En ce qui concerne l’évolution des prestations des élèves au cours du module, tous les<br />

experts/praticiens affirment avoir pu observer des progrès notables. Le représentant de<br />

Genilem fait pourtant remarquer que le projet tout en étant „bien mené“ ne se trouvait pas<br />

parmi les meilleurs de ceux qu’il accompagnait durant la même période. Il fait notamment<br />

observer que „c’étaient souvent les mêmes élèves qui effectuaient les tâches“, qu’il y avait<br />

„un noyau dur d’élèves qui se chargeaient d’une grande partie du travail.“ Ce constat est<br />

d’ailleurs reflété par la manière dont les élèves jugent leur charge de travail (très élevée: 2;<br />

élevée: 5; moyenne: 2; faible: 1) et par la remarque d’une élève qui fait observer que „tout le<br />

monde ne se sentait pas concerné par le projet“.<br />

2.2 Authenticité<br />

Le module est généralement jugé authentique. Ainsi, les enseignants et les responsables<br />

jugent le rapport avec la pratique très bon, et les enseignants estiment que les élèves ont très<br />

bien pu se rendre compte des enjeux de la pratique en entreprise – un avis partagé par les<br />

experts/praticiens qui évaluent cet aspect comme positif (2), voire très positif (2). La<br />

représentante de Créapole soulève que „le projet permet aux élèves notamment de développer<br />

le goût du risque, de se prendre en charge, d’apprendre à accepter l’échec, de gérer le risque,<br />

de travailler en groupe et de se frotter à l’économie“, tandis que le fournisseur principal fait<br />

remarquer que „le projet permet aux élèves de passer de la théorie à la pratique“, qu’ils „se<br />

rendent notamment compte des problèmes de la mise en œuvre: des problèmes de délais ainsi<br />

que des problèmes techniques.“<br />

Quant à la question de savoir dans quelle mesure les élèves ont pu agir de manière entrepreneuriale,<br />

les réponses sont presque tout aussi positives, avec quelques bémols pourtant.<br />

Ainsi, le fournisseur principal fait observer que „les élèves ne se rendent pas compte de la<br />

structure des prix“. Il dit avoir fait des concessions importantes par rapport aux conditions de<br />

vente. Le produit aurait été vendu aux élèves largement au-dessous du prix réel. Selon lui,<br />

ceci était partiellement dû au fait que l’envergure restreinte du projet ne permettait pas de<br />

profiter d’éventuelles économies d’échelle et qu’il n’a donc pas facturé les coûts fixes réels.<br />

Mais même lors d’une production plus importante, il doute fortement que le produit soit<br />

économiquement viable sous les conditions actuelles (production dans la région) – ce dont les<br />

élèves ne se sont pas forcément rendus compte. Le représentant de Génilem, pour sa part, fait<br />

remarquer que „tous les élèves ne sont pas des entrepreneurs – certains sont plutôt des<br />

exécutants, parfois de manière très indépendante, mais parfois il faut bien les encadrer“.<br />

2.3 Autonomie des élèves<br />

Les enseignants estiment que les élèves ont très largement pu agir de manière autonome en<br />

ce qui concerne la planification, la mise en œuvre et le contrôle de leurs tâches.<br />

Similairement, mais de manière un peu moins nette, les élèves trouvent qu’elles ont pu agir de<br />

manière largement autonome.<br />

Les enseignants disent avoir laissé beaucoup d’autonomie aux élèves: „le rôle des<br />

enseignants était d’observer et de signaler d’éventuels problèmes afin d’inciter les élèves à les<br />

résoudre“. Il ressort d’ailleurs des procès-verbaux des séances qu’ils ont effectivement bien<br />

agi en coachs, en laissant les élèves s’occuper du projet, tout en leur posant des questions<br />

critiques lorsque cela était nécessaire. Ils indiquent en outre avoir souvent été consultés par<br />

les élèves pour qu’ils vérifient leur travail. Cependant, tous les contacts avec des tiers auraient<br />

été établis et entretenus par les élèves, ce qui est notamment confirmé par le fournisseur<br />

principal.<br />

173


Teil II: Fallstudien zur Juniorfirma und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

En ce qui concerne l’organisation interne de l’entreprise „junior“, les élèves auraient eu main<br />

libre. Or, dans un des procès-verbaux des élèves (séance du 20 sept. 2005), on peut lire que<br />

„les enseignants décident de rendre l’organisation moins rigide que celle de l’année <strong>der</strong>nière<br />

afin que les élèves puissent intervenir, tout au long du projet, dans les différents domaines<br />

d’activité de l’entreprise“. De même, les enseignants sont intervenus à un moment donné pour<br />

remplacer la directrice, qui était au départ seule à assumer les tâches de coordination, par un<br />

comité de direction. Il semblerait donc que les enseignants ont pour le moins imposé la<br />

structure organisationnelle.<br />

Condition préalable à l’autonomie des élèves, l’adaptation de l’offre de l’entreprise „junior“<br />

aux compétences des élèves est jugée bonne aussi bien par les enseignants que par une<br />

majorité des élèves.<br />

2.4 Intégration du module dans le cadre scolaire<br />

Le responsable du module, les enseignants et les élèves sont unanimes: l’intégration dans le<br />

cadre scolaire et la gestion du temps ont été des points faibles du module, notamment pour<br />

deux raisons:<br />

Premièrement, la charge de travail pour les élèves était trop élevée, car le projet demandait un<br />

investissement important de leur part, sans que pour autant les exigences des autres<br />

disciplines soient allégées. Les élèves estiment qu’il faudrait plutôt 3 à 4 heures par semaine<br />

pour effectuer le travail au lieu des 2 heures dont elles disposaient. Les enseignants déplorent<br />

par ailleurs un certain manque de flexibilité (et parfois de reconnaissance) de la part des<br />

autres enseignants. A ce sujet, les élèves font remarquer qu’elles ont parfois pu travailler<br />

durant les heures des autres cours si les enseignants respectifs donnaient leur accord. Le<br />

module avait donc tendance à empiéter sur les cours des autres disciplines. Vu le caractère<br />

interdisciplinaire du module, cela peut certainement être justifié, mais on peut s’attendre à ce<br />

que de tels arrangements nécessitent un travail de coordination important avec les enseignants<br />

des autres branches si l’on veut éviter d’éventuels conflits.<br />

Deuxièmement, vers la fin, le projet entrait en collision avec la préparation aux examens<br />

finaux, et donc avec une période intense du point de vue du travail scolaire.<br />

Par conséquent, les enseignants et les élèves s’accordent à dire qu’il faudrait étaler le projet<br />

sur trois ou quatre semestres – proposition qui sera mise en œuvre dès la rentrée 2006 (3<br />

semestres). Les remarques des experts/praticiens lors de l’entretien de groupe vont dans le<br />

même sens: deux d’entre eux trouvent que le timing du projet n’était pas optimal et qu’il<br />

faudrait peut-être envisager d’intervenir au début du projet pour faire accélérer les choses. La<br />

représentante de Créapole explique cependant que les élèves étaient confrontés à une série de<br />

difficultés: un premier produit non-viable, des refus du côté de certains fournisseurs, etc. Pour<br />

elle, les retards qui en résultent sont inévitables, dans la mesure où la confrontation avec ces<br />

difficultés contribue à l’apprentissage.<br />

La préparation des élèves et la mise en valeur des expériences pratiques dans le cadre scolaire<br />

sont jugées bonnes par les enseignants, tandis que l’avis des élèves est un peu moins positif<br />

(préparation assez bonne, avec une élève qui indique pourtant avoir été mal préparée; mise en<br />

valeur des expériences pratiques plutôt moyenne). Les enseignants estiment par ailleurs que le<br />

module a contribué à une meilleure acquisition des compétences scolaires par les élèves,<br />

tandis que ces <strong>der</strong>nières sont un peu moins enthousiastes (impacts moyens sur l’intérêt pour la<br />

matière scolaire et sur la compréhension de celle-ci), ce qui pourrait s’expliquer par le fait que<br />

la palette des branches qui entrent en ligne de compte est plus large du point de vue des élèves<br />

qui doivent passer leurs examens finaux également dans des branches peu concernées par le<br />

174


Entreprise „junior“ („Entreprendre Ensemble“) à l’ESC Porrentruy<br />

module, tandis que les enseignants sont issus des branches les plus concernées par le module.<br />

Les enseignants souhaiteraient d’ailleurs que les enseignants ne participant pas au projet<br />

abordent également des thèmes en relation avec le projet.<br />

2.5 Encadrement des élèves<br />

Les enseignants et les experts/praticiens, en tenant compte de leur rôle respectif, estiment<br />

tous avoir bien pu encadrer les élèves. Du côté des élèves, l’encadrement est jugé „bon“ à<br />

„très bon“ en ce qui concerne les enseignants et „bon“ en ce qui concerne les personnes issues<br />

du monde professionnel.<br />

2.6 Conditions-cadre<br />

Deux enseignants estiment avoir toujours été à la hauteur de leur tâche, tandis que l’un<br />

d’entre eux ne peut affirmer qu’il aurait su gérer seul les situations de conflit qui sont<br />

survenues en classe. Il souhaiterait donc bénéficier d’un cours de gestion de conflits. Selon le<br />

responsable du module, „les besoins de formation les plus manifestes se trouvent au niveau<br />

de la gestion de projet et de la créativité“ – un avis qui est partagé par tous les enseignants.<br />

Tous les enseignants disent d’ailleurs avoir beaucoup appris sur le tas. L’encadrement qu’ils<br />

ont reçus de la part des instances compétentes est jugé bon. En ce qui concerne l’encadrement<br />

par Genilem, un des enseignants souhaiterait avoir plus d’autonomie. Les deux responsables<br />

s’expriment également dans ce sens.<br />

En ce qui concerne la coopération avec les personnes issues de la pratique, les enseignants et<br />

les responsables sont entièrement satisfaits de l’intervention de la personne externe qui<br />

assurait le cours de marketing et évaluent très positivement le travail d’encadrement fourni<br />

par le fournisseur principal „qu’il ne faut dans aucun cas sous-estimer!“ De même, ils ont<br />

jugé très positif que les élèves aient pu assister à la présentation de jeunes entrepreneurs. De<br />

leur côté, les experts/praticiens concernés sont tout à fait satisfaits de la coopération avec<br />

l’école ou le rôle qu’ils ont joué dans le cadre du projet. Les expériences faites avec Genilem<br />

sont cependant mitigées, que ce soit à Porrentruy ou à Delémont 46 :<br />

Tout d’abord, les enseignants et les responsables constatent qu’il y avait une grande<br />

différence entre les trois personnes qui sont intervenues au cours du projet en ce qui concerne<br />

leur façon d’intervenir. Généralement, les enseignants souhaiteraient gar<strong>der</strong> eux-mêmes le<br />

contrôle du projet. Or, par rapport à une des personnes de Genilem, ils avaient l’impression<br />

qu’elle voulait exercer trop de contrôle sur le projet et imposer à tout prix les structures et la<br />

façon de faire préconisées par Genilem. De même, il a été remarqué que cette personne n’était<br />

pas toujours très bien préparée. Un des responsables fait remarquer qu’elle fait le tour de<br />

quatre écoles jurassiennes lors d’une seule journée – „si l’on n’a donc pas de chance et qu’elle<br />

arrive au milieu de l’après-midi (comme par exemple à Delémont), on risque qu’elle soit<br />

fatiguée et mal préparée. Les interventions des deux autres personnes ont cependant été<br />

jugées meilleures.<br />

Deuxièmement, aux yeux des enseignants et des responsables, un coaching professionnel<br />

régulier de la part de Genilem n’est pas indispensable. Généralement, ils estiment qu’une intervention<br />

par mois peut être bonne, mais qu’une intervention tous les 15 jours, c’est trop<br />

fréquent. Ils déplorent par ailleurs que les interventions n’aient pas toujours eu lieu au bon<br />

46<br />

L’ESC Porrentruy travaillait pour la deuxième fois de suite avec Genilem; pour l’ESC Delémont, c’était la<br />

première fois. Les interventions avaient eu lieu une fois tous les quinze jours durant la première année et une<br />

fois par mois durant la deuxième année à Porrentruy et une fois tous les quinze jours à Delémont. Ce sont<br />

d’ailleurs les mêmes personnes qui sont intervenues dans les deux écoles.<br />

175


Teil II: Fallstudien zur Juniorfirma und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

moment; or, l’emploi du temps des personnes de Genilem est très chargé, d’où des contraintes<br />

importantes en ce qui concerne la gestion des horaires. Ils estiment qu’en principe les<br />

enseignants peuvent se charger du coaching dès la deuxième année du programme. Genilem<br />

serait donc surtout une aide au démarrage du programme dans une école. Ce rôle important<br />

d’un apport externe lors du démarrage est par ailleurs confirmé par un des responsables qui<br />

fait observer qu’il serait „difficile de monter à l’école un tel projet sans aide extérieure et sans<br />

avoir à sa disposition des enseignants qui ont déjà géré un projet similaire“. A partir de la<br />

deuxième année, ils souhaiteraient pouvoir avoir recours aux gens de Genilem uniquement<br />

lorsque le besoin se manifeste.<br />

Troisièmement, l’école a envie de s’éloigner un peu du cadre prévu par Genilem VS, notamment<br />

en ce qui concerne la durée du projet (3 semestres au lieu de 2 semestres) et l’organisation<br />

de l’équipe (comité de direction au lieu d’un seul directeur parmi les élèves). De même,<br />

les enseignants et les responsables ont l’impression que la logique de Genilem tend parfois<br />

trop vers la spécialisation des élèves au sein du groupe. Les objectifs pédagogiques ne correspondraient<br />

pas toujours aux objectifs en vue du bon fonctionnement de l’entreprise<br />

„junior“. Ainsi, Genilem ferait très tôt un bilan de compétences pour dégager les compétences<br />

„naturelles“ de chaque élève. Ensuite, les divisions de l’entreprise seraient faites selon ces<br />

compétences. De même, les enseignants ont l’impression que le but principal d’une des intervenantes<br />

consistait à faire tourner l’entreprise en s’appuyant au mieux sur les compétences<br />

présentes parmi les élèves. Or, comme l’un des responsables le fait remarquer, ce qui importe<br />

pour l’école, est qu’un apprentissage se fasse, le succès commercial étant tout à fait secondaire.<br />

Quatrièmement, les responsables et les enseignants estiment pouvoir bénéficier d’un meilleur<br />

rapport qualité/prix en ayant recours à des gens de la place lorsque le besoin se manifeste. De<br />

ce point de vue, il serait souhaitable que l’école puisse gérer une enveloppe budgétaire ad hoc<br />

au lieu de se voir imposer les services de Genilem par le biais de Créapole. Cela leur permettrait<br />

également de défrayer les intervenants locaux, car pour l’instant, ceux-ci travaillent<br />

sur la base d’un bénévolat et les enseignants se trouvent donc un peu mal à l’aise de les<br />

solliciter davantage, même si cela était souhaitable du point de vue pédagogique.<br />

Et finalement, des remarques faites par différentes personnes dans le cadre des entretiens<br />

laissent entendre que la relation entre les écoles et Créapole pourrait être meilleure. Cela ne<br />

facilite probablement pas la tâche des écoles en ce qui concerne la coordination avec<br />

Genilem.<br />

Du côté de Genilem, la personne interrogée se félicite que les enseignants aient été très<br />

impliqués dans le projet et confirme en partie les constats faits par ces <strong>der</strong>niers en concédant<br />

qu’il „faudrait peut-être des interventions plus ciblées“ pour permettre aux élèves d’agir plus<br />

de manière entrepreneuriale. Elle a d’ailleurs eu l’impression que le regard externe qu’elle<br />

apportait „agaçait“ un peu les enseignants, qu’ils „voulaient gar<strong>der</strong> le project lead“. Selon<br />

elle, l’échange ne s’est pas encore très bien mis en place. Pourtant, à Porrentruy, la situation<br />

se serait améliorée avec le temps, tandis qu’à Delémont, cela aurait été plus dur (mauvais<br />

choix du produit; mauvaise motivation des élèves). Or, elle fait remarquer que, par rapport<br />

aux autres 13 projets qu’elle suivait, celui de l’ESC Delémont était „un cas particulier“.<br />

Concernant la fréquence des visites, le représentant de Genilem trouve qu’une visite par mois<br />

est optimale. Pour lui, c’est un bon rythme, à condition qu’il garde le contact avec le projet<br />

entre deux visites. Il est donc très important qu’il reçoive les procès-verbaux de toutes les<br />

réunions des enseignants – ce qui n’aurait pas toujours été le cas pour Porrentruy. De son<br />

point de vue, les interventions d’un coach externe dans les classes restent indispensables.<br />

176


Entreprise „junior“ („Entreprendre Ensemble“) à l’ESC Porrentruy<br />

Quant à la question de la structure organisationnelle, il relève qu’à un moment donné, un<br />

remodelage a eu lieu puisque la directrice était démotivée. Selon lui, le remplacement de la<br />

directrice par un groupe de direction ainsi que l’abolition des divisions „n’ont pas dérangé“.<br />

2.7 Impact du module sur l’attractivité des ESC<br />

Les enseignants relèvent qu’à l’interne, la réaction est d’un côté très positive (pour les élèves<br />

de la deuxième année de l’année prochaine, le cours est offert à option; 50% des élèves ont<br />

choisi ce projet, ce qui veut dire qu’il est très bien accueilli). D’un autre côté, les futurs élèves<br />

de la troisième année qui seront les <strong>der</strong>niers à faire le module en une année, sont beaucoup<br />

moins positifs puisqu’ils s’attendent à une surcharge de travail. A l’externe, par rapport à des<br />

élèves ‘potentiels’, ils ne pensent pas que le module affecte l’attractivité de l’école de commerce.<br />

Il font d’ailleurs remarquer que le module a permis d’entrer en contact avec les parents<br />

des élèves et de les impliquer dans ce qui se fait à l’école. De même, les échos de la part des<br />

entreprises auraient été très favorables.<br />

Les élèves trouvent toutes que l’impact du module sur l’attractivité des ESC est „positif“ – un<br />

avais partagé par les deux praticiens/experts qui se sont exprimés à ce sujet. Ces <strong>der</strong>niers<br />

font d’ailleurs observer que „de tels modules pratiques rendent les écoles de commerce plus<br />

attractives, notamment parce qu’elles sont souvent confrontées avec le reproche d’être trop<br />

théoriques“, que „de tels projets améliorent le niveau de l’école“ et que „la participation<br />

dans un tel projet est un élément intéressant du CV qui peut servir aux élèves à se distinguer<br />

par rapport à d’autres postulants lors d’un entretien d’embauche“. Selon le coach externe de<br />

Genilem, les élèves motivés en profitent le plus. C’est pourquoi ce serait judicieux, à son avis,<br />

de proposer le module sur la base d’un volontariat (cours à option) pour éviter les problèmes<br />

de motivation.<br />

2.8 Appréciation globale du point de vue des personnes concernées par le module<br />

Toutes les élèves et un enseignant trouvent que le module était „bon“, tandis que les deux<br />

autres enseignants et le responsable le trouvaient „très bon“.<br />

a. Points forts du module<br />

Pour les enseignants, les points forts étaient les suivants:<br />

! Mise en pratique des connaissances théoriques apprises à l’école (donner un sens à ce que<br />

les élèves ont appris dans le cadre scolaire; confrontation avec la réalité).<br />

! Responsabilisation des élèves.<br />

! Autonomie des élèves: le fait que les élèves doivent eux-mêmes gérer un projet et assumer<br />

les conséquences de leurs actes, qu’ils doivent faire face aux échecs.<br />

! Amélioration du savoir-être des élèves; application de certaines compétences comme par<br />

exemple celles nécessaires pour s’exprimer devant un public; développement de leur esprit<br />

d’initiative. Les élèves apprennent à se connaître les uns les autres (compétences sociales).<br />

! Rôle des enseignants: sortir du rôle traditionnel et être à disposition des élèves tout en leur<br />

accordant un haut degré d’autonomie.<br />

! Le contact qu’ont les élèves avec l’extérieur: le projet, c’est bien du réel; les élèves se<br />

comportent différemment et se donnent plus de soin.<br />

Les élèves ont particulièrement apprécié:<br />

! L’esprit de groupe et le travail en groupe.<br />

! La prise de responsabilité et l’autonomie dans leur travail.<br />

177


Teil II: Fallstudien zur Juniorfirma und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

! Le fait d’avoir réussi à résoudre de nombreux problèmes (au sein du groupe et par rapport<br />

au produit) et d’avoir su s’adapter aux changements.<br />

! La grande motivation au début du projet et la fierté lors de la commercialisation du produit<br />

(NB: au milieu du projet, elles étaient confrontées à une baisse de motivation).<br />

! Le fait de pouvoir faire preuve de créativité.<br />

b. Points faibles du module<br />

Outre les problèmes de gestion du temps, de la surcharge de travail pour les élèves et de la<br />

mauvaise intégration du module dans le cadre scolaire, les problèmes suivants ont été<br />

soulevés:<br />

Les enseignants font état de difficultés lors de l’évaluation des élèves. Pour eux, il est parfois<br />

difficile de donner une note à des élèves travaillant en groupe. Notamment, le „savoir-être“<br />

leur semble difficile à évaluer. De plus, les enseignants ne sont pas toujours présents quand<br />

les élèves travaillent. Ils ont remédié à ces difficultés en introduisant un système d’autoévaluation<br />

qui facilite la discussion avec les élèves. Dans la mesure où ils gagnent de l’expérience<br />

avec ce genre de projet, il leur est plus facile d’évaluer les élèves.<br />

Les enseignants déplorent également qu’il n’y ait pas de bureau à disposition pour les élèves.<br />

Ils souhaiteraient qu’une salle soit aménagée en bureau. Selon le responsable, un projet de<br />

rénovation est en cours qui prévoit ce genre d’aménagement.<br />

Les enseignants relèvent par ailleurs trois difficultés qui ont touché les élèves, mais qu’ils ne<br />

considèrent pas pour autant comme des faiblesses du projet puisqu’elles représentent des<br />

éléments importants en vue de l’apprentissage: le fait de se retrouver au début avec un produit<br />

non-viable, les problèmes de communication au sein du groupe ainsi que les périodes creuses<br />

en termes de motivation.<br />

Les élèves disent avoir été démotivées au milieu du projet par le fait que le premier produit<br />

qu’elles avaient imaginé s’avérait non-viable. De même, elles trouvaient que le choix du<br />

produit était restreint, car il y aurait peu d’entreprises différentes dans le canton du Jura qui<br />

pourraient servir de partenaires.<br />

Les élèves font également état de problèmes de communication, aussi bien avec les entreprises,<br />

qu’au sein de la classe. Elles disent ne pas toujours avoir été prises au sérieux par les<br />

entreprises, mais elles estiment que ces problèmes de communication font partie de l’apprentissage.<br />

Il n’y a donc pas de mesures concrètes à prendre.<br />

3 Appréciation critique et conclusions<br />

A l’évidence, le module est sur de bons rails:<br />

! La collaboration entre la direction et les enseignants est bonne; le projet bénéficie du<br />

soutien de la direction (c’est par ailleurs un aspect qui est jugé crucial par le représentant<br />

de Genilem).<br />

! Les enseignants se sentent déjà dans une large mesure à l’aise dans leur rôle de coachs. (Il<br />

s’agit là d’un aspect assez sensible, car une appréciation correcte de la situation et de la<br />

question de savoir combien de liberté on peut/doit laisser aux élèves à un moment donné<br />

du projet est cruciale en vue de la bonne marche du projet ainsi que pour la réalisation des<br />

objectifs pédagogiques.)<br />

! La plupart des objectifs de formation ont été atteints.<br />

! Les élèves et les enseignants sont globalement satisfaits du module.<br />

178


Entreprise „junior“ („Entreprendre Ensemble“) à l’ESC Porrentruy<br />

En outre, des solutions prometteuses ont été envisagées pour un certain nombre de problèmes<br />

qui ont été identifiés au cours des deux premières années du projet, comme le problème de la<br />

gestion du temps et de la surcharge de travail pour les élèves, le manque de motivation de la<br />

part de certains élèves, le manque d’infrastructures adéquates ainsi que la situation insatisfaisante<br />

due au fait que le module ne donne pas lieu à une note à part.<br />

Par rapport à deux aspects de ces adaptations, il faut cependant rester vigilant:<br />

Le fait de commencer le projet en deuxième année implique que les élèves auront tendance à<br />

être moins matures et à avoir moins de connaissances théoriques. D’un côté, cela pourrait<br />

avoir un effet négatif sur la gestion du temps, dans la mesure où davantage de cours théoriques<br />

doivent être donnés dans le cadre du projet; de l’autre côté, cela posera davantage le défi<br />

de mieux coordonner le contenu du module avec les enseignements théoriques dans différentes<br />

branches – un défi qui pourrait cependant représenter une grande chance en ce qui concerne<br />

une meilleure intégration du module dans le cadre scolaire – pour autant que davantage<br />

d’enseignants se rallient au projet.<br />

En ce qui concerne les prévisions selon lesquelles la motivation des élèves serait nettement<br />

meilleure si le module était proposé en option, la prudence reste de mise: pour que les élèves<br />

puissent faire un choix informé, il faudra bien leur présenter le projet avec ses avantages et<br />

ses inconvénients. Un des praticiens suggère d’ailleurs d’organiser la transmission<br />

d’expériences d’une génération d’élèves à l’autre, notamment dans le but de mieux les<br />

préparer aux difficultés qui les guettent. De même, tout indique que la motivation des élèves<br />

est fortement dépendante de la bonne marche du projet et de la qualité du choix du produit –<br />

des aspects qui ne dépendent pas uniquement de la motivation préalable des élèves.<br />

Outre les problèmes pour lesquels des solutions ont déjà été envisagées, une difficulté potentiellement<br />

plus sérieuse persiste:<br />

La collaboration entre l’école (les écoles), Créapole et Genilem doit s’améliorer – c’est par<br />

ailleurs le souhait de plusieurs acteurs concernés. Il semble crucial, en vue de la bonne<br />

marche du projet, qu’un rapport de confiance s’établisse entre les enseignants et les<br />

intervenants de Genilem, d’autant plus qu’ils sont appelés à coacher les élèves en commun.<br />

Au vu des informations récoltées, il semblerait que les causes de ce manque de confiance sont<br />

multiples et que des malentendus subsistent. Malheureusement, il est impossible, sur la seule<br />

base des données à disposition, de faire des recommandations concernant la manière dont une<br />

meilleure entente pourrait être trouvée.<br />

A Porrentruy, ce manque de confiance entre l’école, Créapole et Genilem n’a pas fait l’objet<br />

de remarques de la part des élèves et on peut donc supposer qu’il n’a pas eu des répercussions<br />

importantes sur le projet. Cela n’empêche pas qu’il s’agit d’un problème qui peut potentiellement<br />

mettre en danger la bonne marche du projet si l’on n’y prête pas suffisamment attention.<br />

Et une <strong>der</strong>nière difficulté qui n’a que partiellement posé des problèmes à Porrentruy, mais qui<br />

a l’air d’avoir joué un rôle important à Delémont, semble être inhérente aux modules du type<br />

entreprise „junior“. Elle concerne le choix du produit qui représente un moment très délicat<br />

au cours du module. En l’occurrence, le choix du produit effectué par un comité de sélection<br />

qui était appelé à choisir parmi des propositions émanant des élèves. Selon le représentant de<br />

Genilem, il est parfois difficile d’apprécier la réalisabilité des produits, car celle-ci „dépend<br />

énormément des élèves et des ressources qu’ils peuvent mobiliser ainsi que de leur motivation“.<br />

Et on pourrait ajouter que la motivation des élèves (et probablement aussi celle des<br />

coachs) dépend dans une large mesure du choix du produit. Au vu des expériences faites à<br />

Porrentruy et à Delémont, il semble intéressant de porter la réflexion sur deux points en particulier:<br />

179


Teil II: Fallstudien zur Juniorfirma und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

Premièrement, il paraît important de tenir compte, lors du choix du produit, de la motivation<br />

des élèves en vue de la réalisation de tel ou tel produit. Comme il faut ensuite rassembler<br />

toute la classe autour du produit choisi, il pourrait être souhaitable de deman<strong>der</strong> également<br />

l’avis aux élèves, si possible après avoir entendu le point de vue des experts – il faudrait<br />

évidemment encore réfléchir à la manière dont on pourrait tenir compte de leur avis, mais sa<br />

prise en compte sur la seule base des présentations devant le comité de sélection pourrait<br />

s’avérer insuffisante. En outre, des situations dans lesquelles ni les élèves ni les coachs ne<br />

croient au produit – ce qui semble avoir été le cas à Delémont – doivent être évitées. On peut<br />

dans ce contexte également soulever la question de savoir qui est en fin de compte<br />

responsable du choix du produit. Mais peut-être, de tels cas malheureux font tout simplement<br />

partie du risque entrepreneurial que prennent les écoles lorsqu’elles optent pour un module du<br />

type entreprise „junior“, qui doit évidemment être mis en rapport avec les bénéfices en termes<br />

d’apprentissages qu’un tel module peut potentiellement procurer.<br />

Deuxièmement, les expériences à Delémont et à Porrentruy, ainsi que d’autres expériences<br />

faites par le représentant de Genilem, semblent indiquer que des produits tangibles sont mieux<br />

adaptés pour un tel module que la fourniture d’un service. Il pourrait effectivement être<br />

intéressant de vérifier cette hypothèse à la lumière des expériences qui ont été faites ailleurs.<br />

À première vue, il semble surtout important de veiller dès le départ à ce que les élèves ne<br />

soient pas appelés, lors de la concrétisation du projet, à investir beaucoup de temps pour des<br />

tâches répétitives ou de longue haleine qui n’ont pas de rapport direct avec les objectifs de<br />

formation 47 .<br />

47 Dans le cas d’un service comme par exemple le bar à jus de fruits de l’ESC Delémont, il y a effectivement un<br />

risque que, lorsqu’il est concrétisé à plusieurs reprises sans réaliser un bénéfice, cela ait un impact négatif sur<br />

la motivation des élèves.<br />

180


Teil II: Fallstudien zur Juniorfirma und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

Lernende werden wirtschaftlich tätig (Miniunternehmen) ! Handelsschule<br />

<strong>der</strong> Bündner Kantonsschule Chur<br />

Andrea Ze<strong>der</strong><br />

1 Modulbeschrieb<br />

1.1 Grundidee<br />

An <strong>der</strong> Handelsmittelschule <strong>der</strong> Bündner Kantonsschule Chur führen die Lernenden zweier<br />

Klassen während des zweiten Schuljahres in kleinen Gruppen reale Miniunternehmungen,<br />

wobei es sich um Produktions- o<strong>der</strong> Dienstleistungsunternehmen handeln kann. Die Verbindung<br />

zur YES-Organisation (Young Enterprise Switzerland) wird im Rahmen des Pilotprojektes<br />

bewusst geprüft.<br />

1.2 Vorgehen: Arbeitsphasen/Arbeitsschritte<br />

Bei <strong>der</strong> Durchführung des Moduls werden die folgenden Arbeitsphasen resp. Arbeitsschritte<br />

durchlaufen:<br />

August<br />

August/September<br />

September<br />

Oktober<br />

Oktober/November<br />

November/April<br />

Mai<br />

Projektstart, Vorstellen des YES-Projektes, Motivation<br />

Planung <strong>der</strong> Vorgehensweise, Einführung ins Projektmanagement<br />

Klassenübergreifende Bildung <strong>der</strong> Arbeitsgruppen resp. Miniunternehmen<br />

Die Zuteilung <strong>der</strong> Lernenden zu einem Miniunternehmen und einer<br />

Funktion innerhalb des Unternehmens funktionierte wie folgt: In einem<br />

Brainstorming wurden mögliche Produkt- und Dienstleistungsideen<br />

gesammelt. Das Ideenangebot wurde anschliessend gemeinsam<br />

auf vier Produkte resp. Dienstleistungen eingeschränkt und die Lernenden<br />

konnten sich entscheiden, in welchem Miniunternehmen und<br />

in welcher Funktion (Geschäftsführer, Einkauf, Produktion, Marketing,<br />

Verkauf, Finanzen und Rechnungswesen, Administration) sie<br />

gerne tätig wären.<br />

Produktfindung und Unternehmensorganisation, Business-Plan<br />

Gründungsversammlung: Im Rahmen <strong>der</strong> Gründungsversammlung<br />

legen die Lernenden die Statuten für ihr Miniunternehmen fest und<br />

regeln darin unter an<strong>der</strong>em die Höhe des Lohnes.<br />

Eröffnungsveranstaltung: Die Eröffnungsveranstaltung findet an <strong>der</strong><br />

Schule statt. Die Schülerinnen und Schüler organisieren die Veranstaltung<br />

und werben bei Familie, Freunden und Bekannten sowie<br />

Lehrkräften für den Anlass. Anwesend sind auch <strong>der</strong> Leiter <strong>der</strong> YES-<br />

Organisation und Medienleute. Die Miniunternehmen stellen sich<br />

während jeweils rund einer halben Stunde vor. Während dem anschliessenden<br />

Apéro verkaufen die Lernenden Partizipationsscheine<br />

an Interessierte.<br />

Produktentwicklung und Marketingkonzept<br />

Vermarktung, Produkterweiterung<br />

Abgabe des Geschäftsberichtes an die YES-Organisation<br />

181


Teil II: Fallstudien zur Juniorfirma und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

Juni<br />

Bis Herbstferien<br />

Teilnahme am nationalen Wettbewerb <strong>der</strong> YES-Organisation: Am nationalen<br />

Wettbewerb betreibt jedes Miniunternehmen einen Verkaufsstand.<br />

Jedes Miniunternehmen nimmt überdies an einem ca. 15-<br />

minütigen Panelinterview teil und hält eine Präsentation vor dem<br />

gesamten Plenum. Der Geschäftsbericht dient hierzu als Basis.<br />

Lagerverkauf, Liquidation<br />

Nach <strong>der</strong> Startphase im Klassenverband (August/September) organisieren die Lernenden ihre<br />

Tätigkeit weitgehend selbständig, erhalten dabei aber Unterstützung durch Lehrpersonen und<br />

Fachpersonen aus <strong>der</strong> Wirtschaft. Für jedes Miniunternehmen ist ein Praxisexperte vorgesehen.<br />

1.3 Ziele in Bezug auf Fach-, Methoden- und Sozialkompetenzen<br />

In <strong>der</strong> Folge werden die Ziele in Bezug auf Fach-, Methoden- und Sozialkompetenzen vorgestellt,<br />

wobei diese nicht immer einzeln, son<strong>der</strong>n ! wo sinnvoll ! in grösseren Einheiten zusammengefasst<br />

aufgeführt werden. Es wird jeweils auf das entsprechende Leistungsziel im<br />

betrieblichen Leistungszielkatalog <strong>der</strong> dualen kaufmännischen Grundbildung hingewiesen:<br />

! Nutzen des Produktes resp. <strong>der</strong> Dienstleistung aufzeigen<br />

Fachkompetenzen: 1.2.2.4<br />

! Marketing-Mix anwenden<br />

Fachkompetenzen: 1.7.3.1<br />

! Firmendokumentationen bzw. Kundenpräsentation erstellen<br />

Fachkompetenzen: 1.7.4.1<br />

! Anlässe organisieren<br />

Fachkompetenzen: 1.7.6.1<br />

! Standard PC-Programme auswählen<br />

Fachkompetenzen: 2.1.2.1<br />

! Protokolle führen<br />

Fachkompetenzen: 2.5.1.2<br />

! Ziele erreichen<br />

Fachkompetenzen: 1.4.4.1<br />

! Projekte managen<br />

Methodenkompetenzen: 2.8<br />

! Verantwortung übernehmen<br />

Sozialkompetenzen: 1.4<br />

! Kommunikativ sein<br />

Sozialkompetenzen: 1.6<br />

! Konfliktfähig sein<br />

Sozialkompetenzen: 1.7<br />

! Teamfähig sein<br />

Sozialkompetenzen: 1.12<br />

! Kreativ sein<br />

Methodenkompetenzen: 2.4<br />

182


Lernende werden wirtschaftlich tätig (Miniunternehmen) ! Handelsschule <strong>der</strong> Bündner Kantonsschule Chur<br />

1.4 Authentizität<br />

Der Praxisbezug wird im Rahmen des Moduls in zweierlei Hinsicht hergestellt: Einerseits<br />

führen die Lernenden reale Unternehmen und an<strong>der</strong>erseits werden sie bei ihrer Arbeit durch<br />

Praxisexperten unterstützt.<br />

Bei den im Rahmen des Moduls zu bearbeitenden Aufträgen handelt es sich insbeson<strong>der</strong>e<br />

aufgrund <strong>der</strong> realen Gegebenheiten um umfassende Problemstellungen, <strong>der</strong>en Bearbeitung<br />

Wissen aus verschiedenen Schulfächern voraussetzt. Die Lernenden sind mit sämtlichen<br />

Problemstellungen konfrontiert, welche bei <strong>der</strong> Gründung, Führung und Liquidation eines<br />

Unternehmens anfallen. Da das Handeln <strong>der</strong> Lernenden auch finanzielle Konsequenzen hat,<br />

ist die mit <strong>der</strong> Unternehmenstätigkeit einhergehende Verantwortung beson<strong>der</strong>s gross.<br />

1.5 Integration in den Schulalltag<br />

Die Lernenden arbeiten im zweiten Schuljahr wöchentlich während drei Lektionen im Fach<br />

„Angewandte Wirtschaftsfächer“ am Modul. Die Wahl des Zeitpunkts lässt sich darauf zurückführen,<br />

dass den Lernenden im ersten Schuljahr das notwendige Wissen fehlt und im dritten<br />

Schuljahr die Abschlussprüfungen stattfinden. Die Zeitdauer von einem Jahr ergibt sich<br />

nicht aufgrund von Vorgaben <strong>der</strong> YES-Organisation, son<strong>der</strong>n weil das Modul im Rahmen des<br />

Fachs „Angewandte Wirtschaftsfächer“ durchgeführt und dieses Fach nach einem Jahr abgeschlossen<br />

wird.<br />

Die Lernenden werden vor <strong>der</strong> Unternehmensgründung in Projektmanagement geschult und<br />

damit auf die Arbeit im Modul vorbereitet. Gezielte fachliche Inputs sind im Rahmen des<br />

Moduls nicht vorgesehen, da diese bereits im Wirtschaftsunterricht gegeben worden sind.<br />

Selbstverständlich erhalten die Lernenden bei Bedarf aber auch Unterstützung inhaltlicher Art<br />

durch die Lehrpersonen und/o<strong>der</strong> die Praxisexperten. Eine bewusst in den Unterricht integrierte<br />

Nachbereitung findet nicht statt. Die Lernenden werden aber angehalten, individuell in<br />

einem Arbeitsjournal zu reflektieren. Das Arbeitsjournal enthält folgende Bestandteile:<br />

Datum Tätigkeit Reflexion<br />

! Welche Arbeiten habe ich ausgeführt?<br />

! Welche Themen wurden<br />

behandelt?<br />

! Eingesetzte Techniken/Hilfsmittel<br />

! Wichtige Ergebnisse<br />

! Wann, was, wie, wer, wo?<br />

! Feststellungen:<br />

! Positive/negative Erfahrungen<br />

! Wie ist es mir ergangen?<br />

! Wo lagen die Ursachen, welche<br />

Erkenntnisse ziehe ich daraus?<br />

! Folgerungen:<br />

! Zielsetzungen<br />

! Nächste Arbeitsschritte<br />

1.6 Beurteilung <strong>der</strong> Lernenden<br />

Die Kontrolle und Beurteilung des Projektverlaufes erfolgt prozessbegleitend durch Festlegung<br />

von Meilensteinen. Da je<strong>der</strong> Lernende eine eigenständige Funktion im Miniunternehmen<br />

ausübt, ist eine individuelle Beurteilung möglich. Die Leistungen <strong>der</strong> Schülerinnen und<br />

Schüler werden benotet; die Gesamtnote fliesst während zwei Semestern jeweils im Fach<br />

„Angewandte Wirtschaftsfächer“ ins Zeugnis ein und setzt sich wie folgt zusammen:<br />

183


Teil II: Fallstudien zur Juniorfirma und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

1. Semester 2. Semester<br />

Prüfung mit Fragen zu Kreativitätstechniken,<br />

Nutzwertanalyse, Marketing und Projektmanagement<br />

Die Prüfung führt zu einer individuellen<br />

Note; diese wird zu 1/3 gewichtet.<br />

Beurteilung Unternehmung:<br />

! Eröffnungsveranstaltung<br />

! Produktfortschritt<br />

Die Unternehmensbeurteilung führt zu einer<br />

Gruppennote; diese wird zu 1/3 gewichtet.<br />

Persönliche Beurteilung:<br />

! Interne Mitarbeiterbeurteilung<br />

Die Lernenden beurteilen sich gegenseitig<br />

anhand eines Beurteilungsbogens. Der Beurteilungsbogen<br />

richtet sich nach Modellen<br />

<strong>der</strong> Praxis und enthält folgende Kriterien:<br />

Arbeitsergebnisse nach Quantität und<br />

Qualität, Verhalten bei <strong>der</strong> Arbeit und gegenüber<br />

Dritten, beson<strong>der</strong>e Kompetenzen<br />

wie Umsicht,<br />

Verantwortungsbewusstsein,<br />

Selbständigkeit, Initiative, Denk- und Urteilsfähigkeit,<br />

Entscheidungsvermögen<br />

und Fertigkeiten (z. B. Computerbedienung)<br />

! Persönliche Dokumente<br />

Die Lernenden führen einen Ordner, in<br />

welchem sie interne (z. B. Business-Plan)<br />

und externe Dokumente (z. B. Quartalsbericht<br />

an YES-Organisation) ablegen.<br />

! Arbeitsjournal<br />

Die persönliche Beurteilung führt zu einer<br />

individuellen Note; diese wird zu 1/3 gewichtet.<br />

Prüfung mit Fragen zur konkreten Tätigkeit<br />

während dem Projekt sowie einer Fallstudie<br />

mit Wissensfragen. Der Fallstudie liegt ein<br />

früheres YES-Unternehmen zugrunde. Zu<br />

je<strong>der</strong> Funktion in diesem Unternehmen werden<br />

Fragen generiert. Es wird geprüft, ob die<br />

Lernenden in <strong>der</strong> Lage sind, ihre während<br />

dem Modul gemachten Erfahrungen auf die<br />

Fallstudie zu übertragen.<br />

Die Prüfung führt zu einer individuellen Note;<br />

diese wird zu 1/4 gewichtet.<br />

Beurteilung Unternehnung:<br />

! MUBA<br />

! Quartalsbericht<br />

! Nationaler Wettbewerb<br />

Die Unternehmensbeurteilung führt zu einer<br />

Gruppennote; diese wird zu 1/4 gewichtet.<br />

Persönliche Beurteilung:<br />

Mitarbeiterbeurteilung anhand Anteil Quartalsbericht,<br />

Geschäftsbericht sowie Arbeitsjournal<br />

Die Prüfung führt zu einer individuellen Note;<br />

diese wird zu 1/2 gewichtet.<br />

184


Lernende werden wirtschaftlich tätig (Miniunternehmen) ! Handelsschule <strong>der</strong> Bündner Kantonsschule Chur<br />

1.7 Rahmenbedingungen<br />

In das Modul ist die folgende Anzahl Personen involviert: Zwei Schulklassen, zwei Lehrpersonen,<br />

vier Praxisexperten und <strong>der</strong> Modulverantwortliche 48 . An die Lehrpersonen stellt die<br />

Durchführung des Moduls folgende Anfor<strong>der</strong>ungen: Die Lehrkräfte müssen den Projektverlauf<br />

von YES kennen. Überdies stellt das Modul hohe Anfor<strong>der</strong>ungen in Bezug auf die Beurteilung<br />

<strong>der</strong> Lernenden. Die Praxisexperten sollten aus Sicht <strong>der</strong> Lehrkräfte die folgenden<br />

Voraussetzungen erfüllen: Sie sollten gut mit Lernenden <strong>der</strong> Sekundarstufe II umgehen können,<br />

einen schnellen Zugang zu den Schülerinnen und Schülern finden und Freude an <strong>der</strong> Arbeit<br />

mit jungen Menschen haben. Ähnliche Anfor<strong>der</strong>ungen nennen die Praxisexperten selbst:<br />

Praxisexperten sollten kommunikativ und extroviertiert sein, einen guten Umgang mit jungen<br />

Leuten pflegen sowie über ein didaktisches Grundgespür verfügen. Das Fachwissen steht<br />

zwar nicht im Vor<strong>der</strong>grund, ideal wäre es aber, wenn die Praxisexperten aus kleineren Betrieben<br />

stammen und entsprechendes Generalistenwissen mitbringen. Der Modulverantwortliche<br />

übernimmt die Koordinationsfunktion und ist für den Informationsaustausch mit dem<br />

Bundesamt für Berufsbildung und Technologie (BBT) zuständig.<br />

In Bezug auf die Infrastruktur stehen den Lernenden zwei Schulzimmer und ein Informatikzimmer<br />

zur Verfügung. Finanziell ist mit Kosten für die Teilnahme am YES-Programm sowie<br />

mit Reise- und Unterkunftskosten für die MUBA und den nationalen Wettbewerb zu<br />

rechnen. Für die Teilnahme am YES-Programm rechnet <strong>der</strong> Modulverantwortliche mit einem<br />

Betrag von mindestens Fr. 500.-- pro Miniunternehmen. Für die Reise- und<br />

Unterkunftskosten ist mit weiteren Fr. 200.-- pro Schüler zu rechnen. Überdies wird jede<br />

Lehrperson im Rahmen des Fachs „Angewandte Wirtschaftsfächer“ mit drei Lektionen<br />

entschädigt. Die Tätigkeit <strong>der</strong> Praxisexperten wird finanziell nicht abgegolten.<br />

Die Praxisexperten werden durch die beiden Lehrkräfte gewonnen. Ansonsten erfolgt die Kooperation<br />

mit <strong>der</strong> Praxis über die Lernenden, d. h. die Lernenden tauschen sich direkt mit<br />

den Praxisexperten aus und stellen den Kontakt zu Lieferanten und Kunden her. Die Lehrpersonen<br />

und Praxisexperten stehen den Lernenden bei Fragen zur Verfügung, geben Tipps und<br />

Anregungen.<br />

2 Beurteilung des Moduls aus Sicht <strong>der</strong> involvierten Personen<br />

Im Rahmen des Moduls sind vier Miniunternehmen entstanden. Die Firma „Beltart“ brachte<br />

Metallklammern auf den Markt, mit welchen sich Gürtelenden fixieren lassen. Die Miniunternehmung<br />

„I-Gang“ gab auf einer eigens erstellten Homepage Tipps für das Bündner Nachtleben<br />

ab. Eine Tischlampe zu produzieren, welche wie ein Cocktailglas aussieht, war die Idee<br />

<strong>der</strong> Miniunternehmung „Lampafiaber“ und die Firma „Pacom“ lancierte Taschen für iPods.<br />

Die folgenden Abbildungen zeigen die Produkte <strong>der</strong> Firmen „Beltart“, „Lampafiaber“ und<br />

„Pacom“:<br />

Beltart Lampafiaber Pacom<br />

48<br />

Der Modulverantwortliche ist gleichzeitig als eine <strong>der</strong> beiden Lehrkräfte ins Modul involviert.<br />

185


Teil II: Fallstudien zur Juniorfirma und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

In den folgenden Kapiteln wird die Beurteilung des Moduls aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden, <strong>der</strong><br />

Lehrkräfte, des Modulverantwortlichen sowie <strong>der</strong> Praxisexperten wie<strong>der</strong>gegeben. Es wurden<br />

18 Lernende sowie zwei Lehrkräfte ! eine Lehrkraft auch in ihrer Funktion als Modulverantwortlicher<br />

! schriftlich und mündlich befragt. Überdies wurden zwei Praxisexperten telefonisch<br />

interviewt. Die in <strong>der</strong> Folge aufgeführten Themenbereiche wurden nicht immer mit allen<br />

Personengruppen besprochen.<br />

2.1 Erreichung <strong>der</strong> Ziele in Bezug auf Fach-, Methoden- und Sozialkompetenzen<br />

Bei einem grossen Teil <strong>der</strong> Ziele haben die Kategorien „mittelmässig“ und „gut“ die meisten<br />

Schülerstimmen erhalten. Konkret handelt es sich dabei um die Ziele „Nutzen des Produktes<br />

resp. <strong>der</strong> Dienstleistung aufzeigen“, „Marketing-Mix anwenden“, „Anlässe organisieren“,<br />

„Standard PC-Programme auswählen“, „Ziele erreichen“, „Projekte managen“, „Konfliktfähig<br />

sein“ sowie „Kreativ sein“.<br />

Die Erreichung <strong>der</strong> Ziele „Firmendokumentation bzw. Kurzpräsentation erstellen“, „Kommunikativ<br />

sein“ und „Teamfähig sein“ wurde von den meisten Lernenden mit „gut“ bis „sehr<br />

gut“ beurteilt.<br />

Als mittelmässig bis sehr gut erreicht beurteilten die Lernenden das Ziel „Verantwortung<br />

übernehmen“.<br />

Das Erreichen des Ziels „Protokolle führen“ wurde sehr unterschiedlich beurteilt. Von <strong>der</strong><br />

einen Hälfte <strong>der</strong> Lernenden wurde die Zielerreichung mit „gut“ beurteilt. Eine befragte Person<br />

erachtete das Ziel sogar als sehr gut erreicht. Gleichzeitig fanden sich aber auch zwei Lernende,<br />

welche die Zielerreichung als mittelmässig, und drei Lernende, welche die Zielerreichung<br />

als schlecht einstuften. Drei Lernende hatten sogar das Gefühl, dieses Ziel überhaupt nicht erreicht<br />

zu haben.<br />

Auch bei an<strong>der</strong>en Leistungszielen gab es vereinzelt Lernende, die <strong>der</strong> Meinung waren, diese<br />

überhaupt nicht erreicht zu haben. So bei den Zielen „Anlässe organisieren“, „Ziele erreichen“,<br />

„Projekte managen“ und „Kreativ sein“.<br />

Aus Sicht bei<strong>der</strong> Lehrkräfte konnten die Ziele „Nutzen des Produktes resp. <strong>der</strong> Dienstleistung<br />

aufzeigen“, „Firmendokumentation bzw. Kurzpräsentation erstellen“ und „Standard<br />

PC-Programme auswählen“ gut bis sehr gut erreicht werden. Das Erreichen des<br />

Leistungsziels „Marketing-Mix anwenden“ beurteilten die Lehrkräfte mit „mittelmässig“ bis<br />

„gut“. Mittelmässig bis schlecht erreicht wurden aus Sicht <strong>der</strong> beiden Lehrkräfte die Ziele<br />

„Protokolle führen“, „Ziele erreichen“ und „Projekte managen“. Bei den übrigen Zielen !<br />

„Anlässe organisieren“, „Verantwortung übernehmen“, „Kommunikativ sein“, „Konfliktfähig<br />

sein“, „Teamfähig sein“ und „Kreativ sein“ ! gingen die Meinungen <strong>der</strong> beiden Lehrkräfte<br />

weit auseinan<strong>der</strong>. So beurteilte diejenige Lehrkraft, welche gleichzeitig modulverantwortlich<br />

ist, das Erreichen dieser Leistungsziele mit „gut“ bis „sehr gut“, während die an<strong>der</strong>e Lehrkraft<br />

die Leistungszielerreichung mit „schlecht“ beurteilte.<br />

Im Interview wurden die Lehrkräfte auf die Stärken des Moduls angesprochen. Im Zusammenhang<br />

mit <strong>der</strong> Zielerreichung wurden folgende Aussagen gemacht:<br />

„Hinsichtlich <strong>der</strong> Kommunikation untereinan<strong>der</strong> haben die Lernenden sehr viel gelernt.<br />

So zum Beispiel in Bezug auf den Umgang mit Konflikten o<strong>der</strong> die klare Kommunikation,<br />

damit keine Fehler entstehen.“<br />

„Die Lernenden konnten ihre Informatikkenntnisse praktisch anwenden und für etwas<br />

Konkretes nutzen.“<br />

186


Lernende werden wirtschaftlich tätig (Miniunternehmen) ! Handelsschule <strong>der</strong> Bündner Kantonsschule Chur<br />

„Die Lernenden haben gelernt zu präsentieren. Sie konnten sich nicht verstecken. So<br />

mussten sie beispielsweise bei <strong>der</strong> Eröffnungsveranstaltung und dem nationalen Wettbewerb<br />

eine Präsentation halten. Dies wird ihnen bei <strong>der</strong> Suche nach einer Praktikumsstelle<br />

und im späteren Berufsleben nützen.“<br />

„Teamfähigkeit und Sozialkompetenzen lernen die Schüler in einem solchen Projekt bestimmt<br />

besser als im normalen Frontalunterricht.“<br />

Ein Vergleich <strong>der</strong> Antworten <strong>der</strong> Lernenden und <strong>der</strong> Lehrkräfte fällt schwer, da die beiden<br />

Lehrkräfte das Erreichen <strong>der</strong> Leistungsziele zum Teil sehr unterschiedlich eingeschätzt haben.<br />

Beschränkt sich <strong>der</strong> Vergleich auf diejenigen Leistungsziele, bei denen die zwei<br />

Lehrpersonen mehr o<strong>der</strong> weniger gleicher Meinung sind, zeigt sich, dass die<br />

Lernzielerreichung von den beiden befragten Gruppen oftmals unterschiedlich beurteilt<br />

wurde. Einzig die Erreichung <strong>der</strong> Leistungsziele „Marketing-Mix anwenden“ und<br />

„Firmendokumentation bzw. Kurzpräsentation erstellen“ wurde von beiden Personengruppen<br />

gleich eingeschätzt. Das Erreichen <strong>der</strong> Leistungsziele „Nutzen des Produktes resp. <strong>der</strong><br />

Dienstleistung aufzeigen“ und „Standard PC-Programme auswählen“ wurde von den<br />

Lernenden kritischer eingeschätzt als von den Lehrkräften. Das umgekehrte Bild zeigt sich<br />

bezüglich <strong>der</strong> Ziele „Protokolle führen“, „Ziele erreichen“ und „Projekte managen“.<br />

Das Nicht-Erreichen von Leistungszielen begründeten die Lernenden in erster Linie damit,<br />

dass sie nicht mit allen Unternehmenstätigkeiten in Kontakt gekommen sind. Da die Schüler<br />

in <strong>der</strong> Regel nur eine o<strong>der</strong> wenige Funktionen im Miniunternehmen übernahmen, gehörten<br />

auch nicht alle unternehmerischen Tätigkeiten zum Aufgabengebiet eines Schülers. So haben<br />

beispielsweise nur diejenigen Schüler Protokolle geführt, welche in <strong>der</strong> Administration des<br />

Miniunternehmens tätig waren. Die Lehrkräfte führten unter an<strong>der</strong>em folgende Gründe für<br />

das Nicht-Erreichen von Leistungszielen an: Zeitdruck, die Konkurrenzsituation zwischen <strong>der</strong><br />

praktischen Arbeit einerseits und <strong>der</strong> Vermittlung von Hintergrundinformationen an<strong>der</strong>erseits<br />

sowie die zum Teil fehlende o<strong>der</strong> mangelnde Motivation auf Seiten <strong>der</strong> Lernenden:<br />

„Wenn die Schüler ein Produkt gewählt haben, das sich nur sehr schwer produzieren<br />

und/o<strong>der</strong> nur schwer verkaufen liess, dann wirkte sich dies negativ auf die Motivation<br />

aus.“<br />

Die Lehrkräfte hatten bei dieser Aussage insbeson<strong>der</strong>e die Miniunternehmungen „Lampafiaber“<br />

und „I-Gang“ vor Augen. Bei <strong>der</strong> Miniunternehmung „Lampafiaber“ entpuppte sich die<br />

Produktion eines elektrischen Geräts als äusserst schwierig. Bei <strong>der</strong> Firma „I-Gang“ zeigte<br />

sich rasch, dass sich <strong>der</strong>en Dienstleistung nur sehr schwer verkaufen liess.<br />

Die fehlende o<strong>der</strong> mangelnde Motivation wurde durch Aussagen einzelner Lernenden in <strong>der</strong><br />

schriftlichen Befragung bestätigt:<br />

„Da je<strong>der</strong> Schüler teilnehmen musste, war die Motivation unterschiedlich gross. Zudem<br />

liess die Motivation extrem schnell nach, wenn das Produkt nicht einen hohen Absatz<br />

fand.“<br />

„Einige Leute zeigten wenig o<strong>der</strong> gar keinen Einsatz. So verbleibt ein Grossteil <strong>der</strong> Arbeit<br />

immer bei den selben Leuten, welche die Suppe dann auslöffeln müssen. Grössere<br />

finanzielle Einbindung o<strong>der</strong> Durchführung als Wahlfach wäre wünschenswert.“<br />

„Ich finde, es sollte freiwillig sein. So würden diejenigen mitmachen, die es wirklich<br />

interessiert und welche die Zeit dafür aufwenden können und wollen.“<br />

„Ich finde, die Mitarbeit im Projekt sollte freiwillig sein. So wäre die Motivation grösser.“<br />

187


Teil II: Fallstudien zur Juniorfirma und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

„An an<strong>der</strong>en Schulen ist die Mitarbeit im Projekt freiwillig. Bei uns hiess es einfach<br />

‚so, wir machen das Projekt und basta’. So war die Motivation schon von Anfang an<br />

nicht beson<strong>der</strong>s gross.“<br />

„Die Lust und das Interesse waren in meiner Gruppe gering.“<br />

„Wenn man vom Produkt nicht wirklich überzeugt ist, engagiert man sich nicht allzu<br />

sehr.“<br />

Auch im Klasseninterview wiesen Vertreter einer Miniunternehmung auf die unmotivierte<br />

Arbeitshaltung einzelner Lernen<strong>der</strong> hin. So erwähnten sie, dass die Arbeitshaltung bei einzelnen<br />

Gruppenmitglie<strong>der</strong>n extrem schlecht war und sich dies aufgrund <strong>der</strong> seltenen Anwesenheit<br />

dieser Lernenden negativ auf die Arbeitsteilung ausgewirkt hätte:<br />

„Als Konsequenz haben die Engagierten dann halt einfach noch Zusatzarbeit geleistet.“<br />

Sowohl die Lernenden als auch die Lehrkräfte erachten es als wichtig, dass zukünftig Produkte<br />

resp. Dienstleistungen gewählt werden, welche sich relativ einfach realisieren und verkaufen<br />

lassen. Ein Lernen<strong>der</strong> ist überdies <strong>der</strong> Meinung, dass Mitarbeitende mit ungenügen<strong>der</strong> Arbeitsleistung<br />

aus einem Miniunternehmen sollten entlassen werden dürfen.<br />

Gemäss den Angaben des Modulverantwortlichen konnten über die im Kapitel 1.3 <strong>der</strong><br />

Fallstudie vorgestellten Leistungsziele hinaus, das Unternehmertum <strong>der</strong> Lernenden geför<strong>der</strong>t,<br />

<strong>der</strong> Umgang mit Misserfolgen geübt und Alltagswissen erworben werden.<br />

Aus Sicht <strong>der</strong> Praxisexperten haben sich die Schülerinnen und Schüler im Laufe <strong>der</strong> Zeit<br />

positiv entwickelt. So erwähnt ein Praxisexperte die Fortschritte im Bereich „Fund Raising“,<br />

die zunehmende Kreativität <strong>der</strong> Lernenden und das vermehrte Einbringen eigener Ideen. Der<br />

zweite Praxisexperte weist neben <strong>der</strong> positiven Entwicklung in fachlicher Hinsicht auf die<br />

sozialen Fortschritte hin. So konnte er beispielsweise feststellen, dass die Schülerinnen und<br />

Schüler im Laufe <strong>der</strong> Zeit besser mit Konflikten innerhalb <strong>der</strong> Gruppe umgehen und Arbeiten<br />

souveräner delegieren konnten.<br />

2.2 Authentizität<br />

Im Klasseninterview wurden die Schülerinnen und Schüler nach den Stärken des Moduls<br />

befragt. Eine Schülergruppe führte dabei unter den Stärken die Möglichkeit, praktische Erfahrungen<br />

zu sammeln, an. Auch die Lehrkräfte gaben dem Praxisbezug gute Noten. So sind<br />

beide Lehrkräfte <strong>der</strong> Meinung, dass <strong>der</strong> Praxisbezug des Moduls sehr gross sei und das Modul<br />

den Lernenden einen grossen Einblick in die betriebliche Praxis verschafft habe. Im Interview<br />

erwähnten die Lehrpersonen die praktische Arbeit resp. die Möglichkeit, praktische Erfahrungen<br />

zu gewinnen, als eine beson<strong>der</strong>e Stärke des Moduls:<br />

„Das Modul bringt den Lernenden praktische Arbeit. Ihr Engagement und alle Entscheidungen,<br />

welche sie treffen, haben praktische Konsequenzen.“<br />

„Die Schülerinnen und Schüler müssen im Rahmen des Moduls Kontakt zur Praxis,<br />

d. h. zu Lieferanten und Kunden, herstellen. Sie haben nicht nur mit Personen von <strong>der</strong><br />

Schule zu tun, son<strong>der</strong>n müssen ‚nach aussen’. Sie müssen Verhandlungen führen und<br />

Verträge abschliessen. Es zeigte sich, dass dies für die Lernenden schwierig, aber auch<br />

eine sehr wichtige Erfahrung war.“<br />

Aus Sicht <strong>der</strong> beiden Praxisexperten ermöglichte das Modul den Lernenden einen mittelmässig<br />

bis grossen Einblick in die betriebliche Praxis:<br />

„Der Einblick in die betriebliche Praxis ist nicht schlecht. Falls es einem Miniunternehmen<br />

sogar gelingt, zu produzieren und zu verkaufen, dann ist <strong>der</strong> Einblick sogar gross.“<br />

188


Lernende werden wirtschaftlich tätig (Miniunternehmen) ! Handelsschule <strong>der</strong> Bündner Kantonsschule Chur<br />

„Die Lernenden konnten Erfahrungen von <strong>der</strong> Produktion bis zum Verkauf sammeln.<br />

Sie haben dadurch einen Prozess kennengelernt, welche Kleinstunternehmen in <strong>der</strong><br />

realen Wirtschaft erleben. Praxisorientiert ist das Modul aber auch deshalb, da die<br />

Lernenden 'auf die Nase fliegen' können. Praxisfern ist vielleicht, dass die Schülerinnen<br />

und Schüler zum Teil in mehreren Funktionen tätig waren.“<br />

Beide Lehrkräfte sind <strong>der</strong> Ansicht, dass das unternehmerische Handeln, d. h. das eigenständige<br />

Fällen von unternehmerischen Entscheiden und <strong>der</strong>en Umsetzung, im Rahmen des<br />

Moduls gut bis sehr gut geför<strong>der</strong>t wurde. So wies <strong>der</strong> Modulverantwortliche bereits im Zusammenhang<br />

mit <strong>der</strong> Erreichung zusätzlicher Leistungsziele darauf hin, dass durch das Modul<br />

das Unternehmertum <strong>der</strong> Lernenden geför<strong>der</strong>t worden sei (vgl. Kapitel 2.1 <strong>der</strong> Fallstudie).<br />

Das Unternehmertum drückt sich nicht zuletzt in <strong>der</strong> Übernahme von Verantwortung und im<br />

Tragen von Konsequenzen aus dem eigenen Handeln aus; beides Dinge, welche die<br />

Lehrkräfte im Gespräch als beson<strong>der</strong>e Stärken des Moduls bezeichneten. Die Meinung <strong>der</strong><br />

Praxisexperten geht hinsichtlich <strong>der</strong> Frage, wie stark die Lernenden unternehmerisch<br />

handeln konnten, auseinan<strong>der</strong>. Einer <strong>der</strong> beiden Praxisexperten beantwortete die Frage mit<br />

„mittelmässig“ bis „stark“ und begründete seine Einschätzung damit, dass die Lernenden im<br />

Rahmen des Moduls Folgendes lernen konnten: Unternehmensgründung, Mittelbeschaffung,<br />

Kontakt mit Lieferanten und Kunden, Zahlungsverkehr und Unternehmensliquidation. Der<br />

zweite Praxisexperte beantwortete die Frage skeptischer. Aus seiner Sicht ist<br />

Unternehmertum nicht o<strong>der</strong> höchstens mittelmässig aufgekommen:<br />

„Es ging den Schülern nicht darum, Geld zu verdienen, son<strong>der</strong>n ein tolles und billiges<br />

Produkt auf den ‚Schüler’-Markt zu bringen, das sie auch selber gerne hätten. Den<br />

Schülern geht es finanziell gut. Es bestand für sie überhaupt kein Druck, Geld zu<br />

erwirtschaften.“<br />

Zukünftig möchten die Lehrkräfte in erster Linie Miniunternehmen zulassen, welche ein Produkt<br />

anbieten. Dies, um sicherzustellen, dass die Lernenden wirklich den ganzen Prozess, den<br />

ein Produkt durchläuft, kennen lernen und mit Lieferanten in Kontakt treten müssen. Dienstleistungsunternehmen<br />

kommen nur noch dann in Frage, wenn sie diese Bedingung ebenfalls<br />

grösstenteils erfüllen (z. B. Party-Service).<br />

2.3 Selbständigkeit<br />

Bei <strong>der</strong> Frage, inwieweit die Lernenden ihre Arbeiten selbständig planen, durchführen und<br />

evaluieren konnten, zeigte sich aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden das folgende Bild: Das selbständige<br />

Planen und Kontrollieren <strong>der</strong> Arbeiten wurde von <strong>der</strong> Mehrheit <strong>der</strong> Lernenden mit „mittelmässig“<br />

bis „gut“ beurteilt. Das selbständige Durchführen <strong>der</strong> Arbeiten beurteilten drei Lernende<br />

mit „sehr gut“, 12 Lernende mit „gut“ und wie<strong>der</strong>um drei Lernende mit „mittelmässig“.<br />

Dieses eher positive Bild wurde im Klasseninterview durch eine Schülergruppe bestätigt,<br />

welche das selbständige Arbeiten als beson<strong>der</strong>e Stärke des Moduls hervorhob. Daneben wurde<br />

das Thema „Selbständigkeit“ von einzelnen Schülerinnen und Schülern aber auch negativ<br />

beurteilt:<br />

„Lei<strong>der</strong> mussten wir uns an viele Vorschriften (z. B. im Zusammenhang mit Ordnerführung,<br />

Arbeitsjournal) halten. So selbständig, wie immer angedeutet wurde, waren<br />

wir nicht.“<br />

„Die Lehrkräfte haben uns gesagt, dass sie uns mit diesem Projekt zur Selbständigkeit<br />

erziehen wollen. Gleichzeitig haben sie uns einen Ordner führen lassen und haben uns<br />

klare Registervorgaben gemacht.“<br />

189


Teil II: Fallstudien zur Juniorfirma und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

„An an<strong>der</strong>en Schulen können die Schüler selbständiger arbeiten, d. h. die Lehrer sind<br />

den Schülern nur bei Fragen behilflich. Bei uns war es so, dass wir jede Woche während<br />

drei Lektionen am Projekt arbeiteten. Die Lehrer sagten uns jede Woche, was wir<br />

zu tun hätten.“<br />

„Infolge <strong>der</strong> schlechten Selbstdisziplin braucht unsere Klasse Kontrolle. Ich glaube, es<br />

hätte Vieles nicht geklappt, wenn uns die Lehrkräfte selbständiger hätten arbeiten lassen.“<br />

Die Lehrkräfte sind <strong>der</strong> Ansicht, dass die Lernenden ihre Arbeiten im Rahmen des Moduls<br />

gut selbständig planen konnten. Das selbständige Durchführen <strong>der</strong> Arbeiten beurteilten die<br />

Lehrpersonen mit „gut“ bis „sehr gut“ und das selbständige Kontrollieren mit „mittelmässig“<br />

bis „gut“.<br />

Während die Lehrkräfte beide <strong>der</strong> Meinung sind, dass die Lernenden Kundenaufträge sehr<br />

selbständig gewinnen konnten, zeigte sich bei den Lernenden ein viel differenzierteres Bild:<br />

Drei Lernende sind <strong>der</strong> Ansicht, dass sie die Kundenaufträge sehr selbständig gewinnen konnten,<br />

während fünf Schülerinnen und Schüler die Frage nach <strong>der</strong> selbständigen Kundengewinnung<br />

mit „selbständig“ und sechs Lernende mit „mittelmässig selbständig“ beantworteten.<br />

Drei Lernende beurteilten ihre Selbständigkeit bei <strong>der</strong> Gewinnung von Kunden mit „eher<br />

nicht selbständig“ und ein Lernen<strong>der</strong> mit „gar nicht selbständig“.<br />

2.4 Integration in den Schulalltag<br />

Lernende und Lehrkräfte wurden gefragt, wie gut das Modul in den Schulalltag eingebettet<br />

gewesen sei, d. h. es interessierte, ob die Wahl des Semesters, die Dauer und <strong>der</strong> Einbau in<br />

den Stundenplan als zweckmässig erachtet wurde. Die Lernenden beurteilten die Frage zwar<br />

unterschiedlich, aber grossmehrheitlich mit Angaben zwischen gut und sehr gut. Lernende,<br />

welche die Einbettung in den Schulalltag als mittelmässig bis sehr schlecht beurteilten, argumentierten<br />

insbeson<strong>der</strong>e mit <strong>der</strong> Wahl des Schuljahres o<strong>der</strong> <strong>der</strong> zu kleinen wöchentlichen<br />

Stundendotation:<br />

„Ich war ziemlich unter Zeitdruck, da auch Diplomprüfungen anstanden. Meiner Meinung<br />

nach sollte das YES-Projekt im ersten Schuljahr durchgeführt werden.“<br />

„Ich finde den Zeitpunkt schlecht gewählt. Man hat genügend an<strong>der</strong>e Sachen um die<br />

Ohren.“<br />

„Drei Lektionen pro Woche sind eindeutig zu wenig.“<br />

Auch die Lehrpersonen sind <strong>der</strong> Ansicht, dass das Modul sehr gut in den Schulalltag eingebettet<br />

gewesen sei.<br />

Die Vor- und Nachbereitung des Moduls im Unterricht haben die Lernenden grossmehrheitlich<br />

mit „mittelmässig“ bis „gut“ beurteilt. Bei den Lehrkräften wurde die Frage nur von<br />

<strong>der</strong>jenigen Lehrkraft beantwortet, die für das Modul verantwortlich ist. Sie ist <strong>der</strong> Meinung,<br />

dass die Lernenden mittelmässig auf das Modul vorbereitet wurden und dass die im Modul<br />

gewonnenen praktischen Erfahrungen <strong>der</strong> Lernenden mittelmässig im Unterricht aufgenommen<br />

worden seien. Die zweite Lehrperson machte keine Angaben zur Vor- und Nachbereitung,<br />

da sie die Klassen ausserhalb des Moduls nicht unterrichtet. Beide Lehrkräfte sind <strong>der</strong><br />

Ansicht, dass die Vor- und Nachbereitung verbessert werden könnte, wenn das Modul von<br />

den jeweiligen Wirtschaftslehrkräften <strong>der</strong> involvierten Klassen durchgeführt werden würde.<br />

Eine solche Kopplung wäre aus Sicht <strong>der</strong> beiden befragten Lehrpersonen resp. des Modulverantwortlichen<br />

wünschenswert, sollte aber dennoch nicht fix vorgegeben werden. Dies, da eine<br />

Lehrkraft, welche ins Modul involviert ist, primär motiviert sein sollte.<br />

190


Lernende werden wirtschaftlich tätig (Miniunternehmen) ! Handelsschule <strong>der</strong> Bündner Kantonsschule Chur<br />

Die grosse Mehrheit <strong>der</strong> Lernenden ist <strong>der</strong> Meinung, dass das Angebot (Produkt o<strong>der</strong> Dienstleistung)<br />

ihres Miniunternehmens mittelmässig bis gut auf ihre Fähigkeiten abgestimmt war.<br />

Aus Sicht <strong>der</strong> Lehrkräfte hat die Abstimmung gut funktioniert.<br />

Die Lernenden beurteilten die zeitliche Belastung ! mit einer Ausnahme ! als mittelmässig<br />

bis sehr stark:<br />

„Mir persönlich brachte die Arbeit im Modul in erster Linie mehr Stress.“<br />

„Das Modul ist zu zeitaufwendig.“<br />

„Manchmal wurde es mir zu viel, auch ausserhalb <strong>der</strong> Schule für das Projekt zu arbeiten.“<br />

Für die relativ starke zeitliche Belastung führten die Lernenden insbeson<strong>der</strong>e folgende<br />

Gründe an:<br />

! Verfassen von Quartalsberichten und Abschlussbericht<br />

Die Termine für die Abgabe von Quartalsberichten und Abschlussbericht wurden immer<br />

sehr kurzfristig angekündigt.<br />

! Mangelndes Vorwissen<br />

Wir hatten wenig bis gar keine Ahnung, wie ein Geschäftsbericht aufgebaut werden muss<br />

und was in einem Geschäftsbericht stehen muss.<br />

! Schlechte Selbstdisziplin<br />

Wir haben die uns zur Verfügung stehende Zeit nicht sinnvoll ausgenutzt.<br />

Die Schülerinnen und Schüler würden sich wünschen, dass die Abgabetermine für die Geschäftsberichte<br />

bereits zu Beginn des Projektes bekannt gegeben würden. Zudem wären genauere<br />

Informationen zum Inhalt und zum Aufbau wünschenswert.<br />

Die Lehrkräfte sprachen von einer mittelmässigen zeitlichen Belastung <strong>der</strong> Lernenden und<br />

wiesen darauf hin, dass die zeitliche Belastung je nach Einsatz und Engagement <strong>der</strong> Schülerinnen<br />

und Schüler unterschiedlich gross war. Die Lehrkräfte betonten, dass das Modul bei<br />

durchschnittlichem Einsatz aber nicht mehr Zeit in Anspruch nehme als drei Lektionen Unterricht<br />

und Hausaufgaben.<br />

Eine Lehrperson wies in <strong>der</strong> schriftlichen Befragung auf die positive Einflussnahme des<br />

Moduls auf die schulischen Leistungsziele hin, während die zweite Lehrperson hierzu keine<br />

Angaben machte. Die Angaben <strong>der</strong> Lernenden, inwieweit das Modul das Interesse und das<br />

Verständnis für den Schulstoff geför<strong>der</strong>t hat, können wie folgt zusammengefasst werden: In<br />

Bezug auf die För<strong>der</strong>ung des Interesses zeigte sich ein sehr breites Bild. So sind drei Lernende<br />

<strong>der</strong> Ansicht, dass ihr Interesse für den Schulstoff durch das Modul sehr stark gestiegen sei.<br />

Vier Lernende beurteilten die För<strong>der</strong>ung des Interesses mit stark und sechs Lernende mit<br />

mittelmässig. Gleichzeitig sind vier Lernende <strong>der</strong> Meinung, dass ihr Interesse für den Schulstoff<br />

durch das Modul nur schwach geför<strong>der</strong>t wurde. Ein Lernen<strong>der</strong> antwortete, dass das Modul<br />

sein Interesse für den Schulstoff gar nicht geför<strong>der</strong>t habe. In Bezug auf die För<strong>der</strong>ung des<br />

Verständnisses für den Schulstoff zeigt sich ein etwas einheitlicheres und positiveres Bild. So<br />

wurde die Frage mit „mittelmässig“, „stark“ und „sehr stark“ beantwortet. Einzig ein Lernen<strong>der</strong><br />

ist <strong>der</strong> Meinung, dass ihm die Arbeit im Modul gar nicht geholfen habe, den<br />

Schulstoff besser zu verstehen. Interessant ist <strong>der</strong> im schriftlichen Fragebogen gemachte<br />

Kommentar eines Lernenden:<br />

„Es war nicht sehr einfach, sich von <strong>der</strong> Theorie auf die Praxis umzustellen. Auch wenn<br />

uns gesagt wurde, dass die schulischen Leistungen Vorrag haben, musste man doch<br />

auch noch die Aufgaben für die Miniunternehmung erledigen. Aus meiner Sicht wurde<br />

die Schule in den Hintergrund gestellt.“<br />

191


Teil II: Fallstudien zur Juniorfirma und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

2.5 Betreuung <strong>der</strong> Lernenden<br />

Die Lernenden gaben den Lehrkräften mehrheitlich gute bis sehr gute Noten in Bezug auf<br />

die Betreuung:<br />

„Die Lehrpersonen haben sehr viel Rücksicht auf uns genommen und Abgabetermine<br />

nach hinten angepasst, wenn sie gemerkt haben, dass wir in Verzug sind. Sie sind uns<br />

beispielsweise auch entgegen gekommen, wenn wir in an<strong>der</strong>en Fächern viele Prüfungen<br />

hatten.“<br />

„Die Lehrer standen uns bei Fragen immer zur Verfügung.“<br />

Einzelne Lernende erwähnten im Rahmen des Klasseninterviews allerdings auch Kritikpunkte:<br />

„Die Kommunikation lief nicht immer reibungslos ab. So wurden uns Termine beispielsweise<br />

immer sehr kurzfristig bekannt gegeben.“<br />

„Die Lehrer wussten nicht immer ganz genau, was wir machen müssen. Da sie uns<br />

kaum Vorgaben machten, handelten wir nach unserem Gutdünken. Sie haben uns dann<br />

im Nachhinein gesagt, wie sie es eigentlich gerne hätten.“<br />

„Die Lehrkräfte sollten vermehrt in den Gruppen anwesend sein und mehr in die<br />

Gruppen ‚reinhören’ ! insbeson<strong>der</strong>e auch für die Beurteilung und Bewertung unserer<br />

Leistungen.“<br />

„Die Unterstützung durch Lehrpersonen klappte nicht immer einwandfrei. Oft wurden<br />

wir zu wenig zur Einhaltung von Terminen ermahnt. Auch wertvolle Tipps erhielten wir<br />

nur sporadisch.“<br />

Die Kritik in Bezug auf die Kommunikationsprobleme schwächte eine Schülerin ab, indem<br />

sie darauf hinwies, dass Kommunikationsprobleme immer zweiseitig seien:<br />

„Man kann nicht immer erwarten, dass die Lehrer auf uns zukommen. Wir hätten ja<br />

auch aktiv mit Fragen auf die Lehrer zugehen können.“<br />

Die Beurteilung <strong>der</strong> Betreuung durch die Praxisexperten fiel mehrheitlich mittelmässig bis<br />

gut aus. Einzig eine Miniunternehmung gab ihrem Praxisexperten sehr schlechte Noten. Im<br />

Gespräch mit den Lehrkräften stellte sich heraus, dass es bei diesem Miniunternehmen zu<br />

(Kommunikations-)Problemen gekommen ist. Der Praxisexperte machte den Lernenden auf<br />

<strong>der</strong> einen Seite relativ rigide Vorgaben, die Schülerinnen und Schüler hielten sich auf <strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>en Seite nicht an Termine. Es kam deshalb relativ rasch zur Trennung. Die Lernenden<br />

einer an<strong>der</strong>en Miniunternehmung erwähnten im Klasseninterview, dass ihnen ihr Praxisexperte<br />

sehr gute Tipps gegeben hätte.<br />

Die Lehrkräfte sind mit ihren Möglichkeiten zur Betreuung <strong>der</strong> Lernenden gut zufrieden.<br />

Die Betreuung durch die Praxisexperten war aus Sicht <strong>der</strong> Lehrkräfte teilweise schwierig.<br />

Dies aus verschiedenen Gründen: Erstens sei es nicht für alle Praxisexperten gleich einfach<br />

gewesen, den Zugang zu den Lernenden zu finden. Zweitens hätten die Praxisexperten zu<br />

wenig genau gewusst, ob die Lernenden bei Fragen auf sie zukommen würden resp. wie stark<br />

sie von sich aus auf die Lernenden zugehen sollten. Drittens sei es für die Praxisexperten<br />

schwierig gewesen, das richtige Mass an „Selbständigkeit“ auf <strong>der</strong> einen Seite und „Vorgaben<br />

machen“ auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite zu finden. Viertens hätten die Schülerinnen und Schüler oft<br />

nicht gewusst, was sie die Praxisexperten fragen könnten:<br />

„Die Berater wurden viel zu wenig beansprucht. Ich glaube, die Lernenden haben gar<br />

nicht gemerkt, wenn sie einen Input hätten brauchen können. Bei konkreten Problemen<br />

(z. B. Buchhaltung) haben sie schneller um Hilfe gebeten. Ansonsten haben sie gar nicht<br />

gemerkt, wenn ihnen Informationen fehlten.“<br />

192


Lernende werden wirtschaftlich tätig (Miniunternehmen) ! Handelsschule <strong>der</strong> Bündner Kantonsschule Chur<br />

Dieses von den Lehrkräften aufgezeigte Bild wird durch einen Praxisexperten bestätigt. Er<br />

konnte die Lernenden zu Beginn des Moduls im Zusammenhang mit dem Fund Raising sehr<br />

gut unterstützen. Nicht funktioniert hat allerdings die sonstige Beratertätigkeit:<br />

„Die Schüler haben meine Kapazität gar nicht genutzt. Ich weiss nicht, ob sie keine<br />

Fragen hatten o<strong>der</strong> nicht wussten, welche Fragen sie stellen müssen. Aus diesem Grund<br />

habe ich als Berater wenig bis gar nichts gemacht; ausser in Bezug auf die Mittelbeschaffung<br />

haben gar keine Beratungsgespräche stattgefunden.“<br />

Der Praxisexperte hätte sich gewünscht, dass die Lehrkräfte den Schülerinnen und Schülern<br />

stärker aufgezeigt hätten, in welchen Situationen sich <strong>der</strong> Beizug eines Beraters eignet und<br />

welche Fragen man einem Berater stellen könnte. Der zweite Praxisexperte ist <strong>der</strong> Auffassung,<br />

dass er die Lernenden gut betreuen konnte.<br />

2.6 Rahmenbedingungen<br />

Die Lehrkräfte sind <strong>der</strong> Meinung, dass sie die Anfor<strong>der</strong>ungen, welche das Modul an sie<br />

stellte, gut erfüllen konnten. Aus ihrer Sicht wäre eine Weiterbildung in Personalbeurteilung<br />

nützlich. Überdies wären die Lehrkräfte froh um Hilfestellungen im Zusammenhang mit <strong>der</strong><br />

Beurteilung von Geschäftsberichten. Hilfreich wäre auch ein Einblick in die betriebliche Praxis.<br />

Die befragten Praxisexperten sind <strong>der</strong> Ansicht, dass sie den Anfor<strong>der</strong>ungen sehr gut gewachsen<br />

waren. Verbesserungspotenzial sehen sie allerdings hinsichtlich <strong>der</strong> Kommunikation<br />

zwischen den Lehrkräften und den Praxisexperten. Die Praxisexperten wünschten sich, besser<br />

in ihre Arbeit eingeführt zu werden:<br />

„Mir war zu Beginn nicht ganz klar, was von mir erwartet wird. Es bräuchte unbedingt<br />

eine bessere resp. informativere Einführung von Seiten <strong>der</strong> Lehrpersonen.“<br />

Beide Lehrkräfte stuften die zeitliche Belastung durch das Modul als relativ hoch ein. Überdies<br />

sind sie <strong>der</strong> Ansicht, dass <strong>der</strong> Zeitaufwand grösser ist als in drei regulären Unterrichtslektionen;<br />

<strong>der</strong> zeitliche Aufwand entspricht in ihren Augen ungefähr vier regulären Unterrichtslektionen.<br />

Die Gründe für die hohe Zeitbelastung sehen die Lehrpersonen in <strong>der</strong> erstmaligen<br />

Durchführung des Moduls, den vielen ausserhalb des eigentlichen Unterrichts anfallenden<br />

Arbeiten (z. B. MUBA, nationaler Wettbewerb), dem Team-Teaching und dem enorm<br />

grossen Beurteilungsaufwand.<br />

In Bezug auf die Frage, wie gut die Lehrkräfte resp. <strong>der</strong> Modulverantwortliche während dem<br />

Modul durch zuständige Personen/Stellen betreut worden sei, äusserte <strong>der</strong> Modulverantwortliche<br />

den Wunsch einer breiteren Abstützung des Moduls durch Organisationen <strong>der</strong> Arbeitswelt.<br />

Er fühlte sich nur mittelmässig betreut, währenddem die Lehrkraft die Betreuung<br />

als sehr gut beurteilte.<br />

Die Kooperation mit <strong>der</strong> Praxis hat sich aus Sicht <strong>der</strong> Lehrkräfte bewährt. Die Zusammenarbeit<br />

mit den Praxisexperten hat mehrheitlich gut funktioniert. Überdies nahmen die Lehrkräfte<br />

bei den Lieferanten eine erhöhte Bereitschaft wahr, den Schülern nicht nur ein Produkt<br />

zu liefern, son<strong>der</strong>n auf die Lernenden einzugehen. Die Praxisexperten wünschten sich neben<br />

einer soli<strong>der</strong>en Einführung in ihre Arbeit, noch stärker über die Entwicklungen im Projekt informiert<br />

zu werden:<br />

„Ich habe den Schülern Tipps zur Mittelbeschaffung gegeben. Ich weiss, dass sie Geld<br />

beschaffen konnten, habe aber nie erfahren von wem und in welcher Höhe.“<br />

„Es wäre interessant gewesen, wenn ich die Quartalsberichte und den Abschlussbericht<br />

erhalten hätte.“<br />

193


Teil II: Fallstudien zur Juniorfirma und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

In Bezug auf die Infrastruktur wäre es aus Sicht des Modulverantwortlichen ideal, wenn<br />

man in den Schulzimmern noch verstärkt eine Büroatmosphäre (z. B. Arbeitsinseln) schaffen<br />

könnte. In finanzieller Sicht wurden von Seiten <strong>der</strong> Lehrkräfte keine Wünsche geäussert, obwohl<br />

die Entschädigung von je drei Wochenlektionen als knapp bezeichnet wurde.<br />

2.7 Auswirkungen des Moduls auf die Attraktivität <strong>der</strong> HMS<br />

Die Lernenden sind <strong>der</strong> Auffassung, dass sich die Attraktivität <strong>der</strong> Handelsmittelschule<br />

durch die Einführung des Moduls „Lernende werden wirtschaftlich tätig“ bei potenziellen<br />

Schülerinnen und Schülern positiv o<strong>der</strong> sogar sehr positiv entwickeln wird. Einzelne Lernende<br />

begründeten ihr Urteil wie folgt:<br />

! Im Modul „Lernende werden wirtschaftlich tätig“ lässt sich die bisher gelernte Theorie anwenden.<br />

! Das Modul hat einen Bezug zur Praxis.<br />

! Im Modul lassen sich eigene Ideen umsetzen.<br />

! Das Modul macht die Ausbildung interessanter und abwechslungsreicher.<br />

Die Lehrkräfte ! und damit auch <strong>der</strong> Modulverantwortliche ! sind <strong>der</strong> Ansicht, dass sich<br />

die Attraktivität <strong>der</strong> HMS bei potenziellen Schülerinnen und Schülern durch die Einführung<br />

des Moduls positiv verän<strong>der</strong>n wird. Der Modulverantwortliche begründet seine positive Einschätzung<br />

damit, dass die Lernenden durch die Arbeit im Modul Praxiserfahrungen und Berufsqualifikationen<br />

gewinnen können. Er ist überdies <strong>der</strong> Ansicht, dass die Schule durch das<br />

Modul zeigt, dass sie sich weiter entwickelt, das Leistungsangebot über den normalen Standardunterricht<br />

hinausgeht und sich die Lehrkräfte engagieren. Schliesslich leitet er sein positives<br />

Urteil aus Rückmeldungen von Schülern ab, welche das Modul als interessant empfanden.<br />

Aus Sicht <strong>der</strong> zweiten Lehrkraft erhöht sich die Attraktivität, weil die Schüler im Rahmen des<br />

Moduls selber aktiv werden können, die Arbeit im Modul aus dem normalen Schulrahmen<br />

rausfällt, und es <strong>der</strong> erste Schritt <strong>der</strong> Lernenden in Richtung Unternehmertum ist. Überdies ist<br />

die Lehrkraft überzeugt, dass sich die im Modul gewonnenen Erfahrungen positiv bei <strong>der</strong><br />

Stellensuche auswirken werden.<br />

Die Praxisexperten haben die Frage nach den Auswirkungen des Moduls auf die<br />

Attraktivität <strong>der</strong> HMS sehr unterschiedlich beurteilt. So ist ein Praxisexperte <strong>der</strong> Ansicht, dass<br />

sich die Attraktivität sehr positiv entwickeln wird:<br />

„Das Modul bietet den Schülern die Möglichkeit, das theoretische Wissen anzuwenden<br />

und auszutesten ! ein sehr wichtiger Punkt in <strong>der</strong> Berufsbildung. Die Schüler können<br />

durch das Modul Praxisluft schnuppern. Sie sehen beispielsweise, was passiert, wenn<br />

sie zu viel bei Lieferanten bestellen und dann nicht absetzen können, die Ware am<br />

Lager bleibt und das Kapital gebunden ist. O<strong>der</strong> sie erkennen, dass es im Rahmen ihrer<br />

kurzen Unternehmenstätigkeit zeitlich unrealistisch ist, mit chinesischen Lieferanten zu<br />

verhandeln etc.“<br />

Der zweite Praxisexperte vertritt die Meinung, dass <strong>der</strong> Entscheid, die HMS zu besuchen, von<br />

an<strong>der</strong>en Faktoren als dem Praxismodul abhängig sei. Aus diesem Grund geht er davon aus,<br />

dass sich die Attraktivität <strong>der</strong> HMS bei potenziellen Lernenden durch die Einführung des<br />

Moduls nicht verän<strong>der</strong>n wird. Beide Praxisexperten können sich vorstellen, dass sich die im<br />

Modul gewonnenen Erfahrungen positiv auf die spätere Stellensuche auswirken könnten,<br />

wenn auch nicht in riesigem Ausmass.<br />

194


Lernende werden wirtschaftlich tätig (Miniunternehmen) ! Handelsschule <strong>der</strong> Bündner Kantonsschule Chur<br />

2.8 Gesamtbeurteilung<br />

Die grosse Mehrheit <strong>der</strong> Lernenden beurteilte das Modul gesamthaft mit „mittelmässig“ bis<br />

„gut“. Konkret wurde das Modul von einem Lernenden mit „sehr gut“, von acht Lernenden<br />

mit „gut“, von sieben Lernenden mit „mittelmässig“ und von zwei Lernenden mit „schlecht“<br />

beurteilt. Im Klasseninterview lobte ein Miniunternehmen das Modul als eine sehr gute Idee.<br />

Zwei Lernende wiesen in <strong>der</strong> schriftlichen Befragung darauf hin, dass sie das Modul weiterempfehlen<br />

würden:<br />

„Ich empfehle, das Modul auch in <strong>Zukunft</strong> weiter zu führen.“<br />

„Die Idee des gesamten YES-Projektes finde ich eine gute Sache und würde es an<strong>der</strong>en<br />

Schulen und Klassen gerne weiter empfehlen.“<br />

Die Lehrkraft und <strong>der</strong> Modulverantwortliche beurteilten das Modul insgesamt zwischen<br />

gut bis sehr gut. Der Modulverantwortliche betonte, dass die Lernenden durch das Modul<br />

praktisch arbeiten lernen und ihr Handeln praktische Konsequenzen habe. Die Lehrkraft wies<br />

in ihrer Begründung ebenfalls auf den Praxisbezug hin: Sie begrüsst, dass die Lernenden nicht<br />

nur mit Lehrkräften, son<strong>der</strong>n auch mit Lieferanten und Kunden zu tun haben, sie Verhandlungen<br />

führen und Verträge abschliessen müssen.<br />

Die Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> YES-Organisation wurde aufgrund <strong>der</strong> vielen For<strong>der</strong>ungen<br />

(z. B. Firmenportrait, Quartalsberichte, Teilnahme am nationalen Wettbewerb etc.), sowohl<br />

von <strong>der</strong> Lehrkraft als auch vom Modulverantwortlichen, als sehr aufwendig eingestuft. Als<br />

problematisch erachten die Lehrkraft und <strong>der</strong> Modulverantwortliche auch die Verbindung von<br />

Theorie und Praxis:<br />

„Bei den Schülern ist eine starke Tendenz spürbar, einfach zu wirtschaften und weniger<br />

zu reflektieren. Wir hätten uns gewünscht, dass die Schüler theoretische Bedürfnisse<br />

o<strong>der</strong> Lücken selber erkennen und sich die entsprechenden Informationen holen, indem<br />

sie sich zum Beispiel an uns Lehrkräfte wenden.“<br />

3 Kritische Würdigung und Schlussfolgerungen<br />

Der Rahmen für die kritische Würdigung und die Schlussfolgerungen wird durch die forschungsleitenden<br />

Fragestellungen abgesteckt. So wird abschliessend geprüft, inwieweit die<br />

angestrebten Leistungsziele erreicht und die Richtlinien für die berufliche Praxis erfüllt<br />

werden konnten. Hieraus werden Schlussfolgerungen und Empfehlungen abgeleitet.<br />

Wie bereits in Kapitel 2.1 <strong>der</strong> Fallstudie aufgezeigt, konnten die angestrebten Leistungsziele<br />

mehrheitlich erreicht werden. Die Wahl und die Anzahl <strong>der</strong> fachlichen Leistungsziele erscheint<br />

zweckmässig, sie sollten aber für jede Unternehmensfunktion einzeln ausgewiesen<br />

werden. Dies, da die Lernenden eine o<strong>der</strong> wenige Unternehmensfunktionen inne hatten. Die<br />

Lernenden könnten sich so stärker an den Leistungszielen orientieren. Bei den Methoden- und<br />

Sozialkompetenzen sollte darauf geachtet werden, dass auch <strong>der</strong>en För<strong>der</strong>ung einer aktiven<br />

und systematischen Schulung bedarf. Zur Verbesserung <strong>der</strong> Teamfähigkeit (Sozialkompetenz<br />

1.12) genügt eine Arbeit in Gruppen beispielsweise nicht. Aus diesem Grund erscheint eine<br />

Reduktion <strong>der</strong> Anzahl Ziele in Bezug auf die Sozialkompetenzen als überlegenswert. Sowohl<br />

die Lernenden als auch die Lehrkräfte sehen in <strong>der</strong> mangelnden Motivation den Hauptgrund<br />

für das Nicht-Erreichen von Leistungszielen. Das Modul auf freiwillige Basis zu stellen, d. h.<br />

die Lernenden beispielsweise zwischen verschiedenen Praxismodulen wählen zu lassen, erscheint<br />

aufgrund des relativ grossen, mit dem Modul verbundenen Aufwandes ! insbeson<strong>der</strong>e<br />

durch die Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> YES-Organisation ! als nicht erstrebenswert. Um die Motivation<br />

<strong>der</strong> Lernenden möglichst hoch zu halten, sollten die Lehrkräfte die Lernenden bei <strong>der</strong><br />

Wahl ihres Produktes resp. ihrer Dienstleistung unterstützen. Dies, indem sie darauf achten,<br />

195


Teil II: Fallstudien zur Juniorfirma und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

dass einfach realisierbare und möglichst einfach absetzbare Leistungen ausgewählt werden.<br />

Die Lehrkräfte sollten überdies über den Arbeitseinsatz <strong>der</strong> Lernenden wachen, um sicherzustellen,<br />

dass alle Mitglie<strong>der</strong> einer Miniunternehmung mitarbeiten.<br />

Die Richtlinien für die berufliche Praxis sind grösstenteils erfüllt. In <strong>der</strong> Folge werden sie im<br />

Einzelnen kurz angesprochen:<br />

Der Praxisbezug darf als äusserst gelungen bezeichnet werden. Er wurde entsprechend auch<br />

von allen involvierten Personengruppen als gross beurteilt. Der Praxisbezug wird nicht zuletzt<br />

auch dadurch gestärkt, dass das von einem Praxisexperten erwähnte „auf die Nase fliegen<br />

können“ finanzielle Folgen haben kann. So tragen die Lernenden Verantwortung für das<br />

ihnen von Lehrpersonen, Familie und Freunden anvertraute Geld ! selbst dann, wenn es sich<br />

nur um kleinere Beträge pro Person handelt. Überdies verlieren die Lernenden bei<br />

Misswirtschaft auch ihr eigenes in die Unternehmung investierte Kapital. Um den Lernenden<br />

einen möglichst grossen Einblick in die Praxis zu ermöglichen, erscheint es wichtig, dass die<br />

Lehrpersonen darauf achten, dass die Lernenden den gesamten Prozess, welchen ein Produkt<br />

durchläuft, kennenlernen können. Ob die Schülerinnen und Schüler eine o<strong>der</strong> mehrere<br />

Unternehmensfunktionen abdecken, spielt aus Sicht des Evaluationsteams eine<br />

untergeordnete Rolle, solange die Arbeitsteilung gerecht ist.<br />

Die Lernenden waren im Rahmen des Moduls mit einer umfassenden Problemstellung<br />

konfrontiert, <strong>der</strong>en Lösung Wissen aus verschiedenen Gebieten voraussetzt. Das Modul<br />

integriert entsprechend verschiedene Schulfächer. Die Lehrkräfte können den Umfang <strong>der</strong><br />

Problemstellung zudem erhöhen, indem sie nur Miniunternehmen zulassen, die Sachgüter<br />

anbieten. Dies, da dadurch ein Kontakt mit Lieferanten zwingend ist.<br />

Die Lernenden konnten ihre Tätigkeiten im Rahmen des Moduls zu einem grossen Teil selbständig<br />

planen, durchführen und kontrollieren. Letzteres fiel den Schülerinnen und Schülern<br />

insbeson<strong>der</strong>e deshalb nicht allzu schwer, da ihr Handeln oftmals unmittelbar spürbare<br />

Konsequenzen zur Folge hatte. Die von einzelnen Lernenden geäusserte Kritik, dass ihnen<br />

von Lehrerseite zu viele Vorgaben gemacht wurden, muss differenziert betrachtet werden:<br />

Vorgaben sind im Rahmen eines solchen Moduls sinnvoll, solange es sich um eine Art Leitplanken<br />

handelt, innerhalb <strong>der</strong>er sich die Lernenden selbständig bewegen können. Auch die<br />

von den Lernenden kritisierten Vorgaben im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Ordnerführung o<strong>der</strong><br />

dem Arbeitsjournal sind nötig, um den Beurteilungs- und Bewertungsaufwand einerseits in<br />

Grenzen zu halten und den Lernenden an<strong>der</strong>erseits im Falle des Arbeitsjournals eine Stütze zu<br />

geben. Gerade, wenn die Schülerinnen und Schüler über keine o<strong>der</strong> nur wenige Erfahrungen<br />

im Führen eines Arbeitsjournals verfügen, sind solche Anleitungen hilfreich. Wenig för<strong>der</strong>lich<br />

für die Selbständigkeit <strong>der</strong> Lernenden sind hingegen Vorgaben, welche die Schülerinnen<br />

und Schüler zu stark führen und einschränken. So sollte den Lernenden beispielsweise nicht<br />

vorgegeben werden, welche Arbeiten sie wann zu erledigen hätten. Dies, da insbeson<strong>der</strong>e<br />

auch <strong>der</strong> richtige Umgang mit <strong>der</strong> Zeit ein wichtiger Schritt in die Selbständigkeit darstellt.<br />

Letztlich muss die Frage über das Ausmass an Selbständigkeit aber immer auch vor dem<br />

Hintergrund <strong>der</strong> Klasse beantwortet werden. So gibt es Klassen, die stärker resp. weniger<br />

stark gelenkt werden müssen.<br />

Bei wie<strong>der</strong>holter Durchführung des Moduls sollte überdies den folgenden Punkten beson<strong>der</strong>e<br />

Beachtung geschenkt werden:<br />

Das Modul sollte so ausgestaltet werden, dass die zeitliche Belastung für die Lernenden erträglich<br />

bleibt. Die Wahl <strong>der</strong> Semester, die Dauer des Moduls und die Anzahl Lektionen pro<br />

Woche erscheinen sowohl aus Sicht <strong>der</strong> befragten Personengruppen als auch des Evaluationsteams<br />

als sinnvoll. Auf das Arbeitsjournal sollte ! trotz vereinzelter Kritik von Seiten <strong>der</strong><br />

Lernenden ! aus <strong>der</strong> Sicht des Evaluationsteams nicht verzichtet werden, da dieses ein<br />

196


Lernende werden wirtschaftlich tätig (Miniunternehmen) ! Handelsschule <strong>der</strong> Bündner Kantonsschule Chur<br />

wichtiges Instrument zur För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Selbstreflexion darstellt. Es wäre sogar denkbar, das<br />

Arbeitsjournal noch vermehrt für eine Verbindung von Theorie und Praxis einzusetzen (vgl.<br />

Kapitel 2.8 <strong>der</strong> Fallstudie). Da das Modul in die YES-Organisation eingebunden ist, sind viele<br />

Aufträge (z. B. Erstellen eines Firmenportraits, Verfassen von Quartalsberichten) verbindlich<br />

vorgegeben. Gemäss Angaben <strong>der</strong> Lernenden waren die Abgabetermine jeweils erst sehr<br />

kurzfristig bekannt. Um die Arbeitsbelastung besser zu verteilen und Spitzenbelastungen zu<br />

verhin<strong>der</strong>n, wäre es wünschenswert, den Schülerinnen und Schülern die Termine bereits zu<br />

Beginn des Moduls bekanntzugeben. Die Lehrkräfte sollten den Arbeitsprozess und die Arbeitsergebnisse<br />

<strong>der</strong> Miniunternehmen überdies immer etwas im Auge behalten, so dass die<br />

Schülerinnen und Schüler bei Bedarf rechtzeitig auf einen anstehenden Termin hingewiesen<br />

werden können. Die zeitliche Belastung <strong>der</strong> Lernenden könnte zudem dadurch reduziert<br />

werden, dass die Lernenden gezielter ! eventuell sogar vor <strong>der</strong> eigentlichen Durchführung des<br />

Moduls im Wirtschaftsunterricht ! auf ihre Aufgaben im Rahmen des Moduls vorbereitet<br />

werden. Überhaupt wäre es aufgrund <strong>der</strong> Anlage des Moduls sinnvoll, wenn dieses von Wirtschaftslehrkräften<br />

durchgeführt würde. Dies könnte im Sinne einer Nachbereitung überdies<br />

den Einbezug <strong>der</strong> im Modul gewonnenen praktischen Erfahrungen im späteren Wirtschaftsunterricht<br />

begünstigen.<br />

Neben <strong>der</strong> zeitlichen Belastung <strong>der</strong> Lernenden gilt es, auch den Zeitaufwand für die Lehrkräfte<br />

im Auge zu behalten. Dieser wurde von ihnen als relativ hoch eingeschätzt. Wie die Lehrkräfte<br />

selber betonten, wird <strong>der</strong> Zeitaufwand bei einer wie<strong>der</strong>holten Durchführung des Moduls<br />

nicht mehr ganz so hoch sein. Zeitliche Einsparungen lassen sich allerdings nur sehr<br />

schwer realisieren, da viele Arbeiten ausserhalb des eigentlichen Unterrichts (z. B. die Teilnahme<br />

an <strong>der</strong> MUBA o<strong>der</strong> am nationalen Wettbewerb) anfallen und nicht reduzierbar sind.<br />

Eventuell könnten die Lehrkräfte durch eine noch stärkere und kontinuierlichere Einbindung<br />

von Praxisexpertinnen und -experten entlastet werden. Des weiteren wäre es denkbar, das<br />

sehr umfangreiche und zeitintensive Beurteilungskonzept zu reduzieren, um den<br />

Beurteilungsaufwand zu schmälern. So wäre es beispielsweise denkbar, nur einen <strong>der</strong> beiden<br />

externen Auftritte, d. h. den Auftritt an <strong>der</strong> MUBA o<strong>der</strong> am nationalen Wettbewerb, zu<br />

beurteilen. Würden die Praxisexperten stärker einbezogen, wäre es auch denkbar, diese<br />

beispielsweise den Produktfortschritt beurteilen und bewerten zu lassen.<br />

Die Abstimmung des Angebots (Produkt o<strong>der</strong> Dienstleistung) eines Miniunternehmens mit<br />

den Fähigkeiten <strong>der</strong> Unternehmensmitglie<strong>der</strong> hat relativ gut geklappt, da die Lernenden<br />

die Zugehörigkeit zu einem Miniunternehmen selber bestimmen konnten. Als sinnvoll<br />

erachtet das Evaluationsteam überdies, dass die Schülerinnen und Schüler ihre Funktion(en)<br />

im Miniunternehmen selber wählen konnten. Problematisch wird dieses Vorgehen nur dann,<br />

wenn die Lernenden die Auswahlentscheide nicht aufgrund ihres Interesses und aufgrund<br />

ihrer Fähigkeiten treffen, son<strong>der</strong>n deshalb so wählen, um mit ihren Freunden<br />

zusammenarbeiten zu können. Die Lehrpersonen sollten die Lernenden in solchen Fällen<br />

zumindest auf die daraus allenfalls entstehenden Schwierigkeiten aufmerksam machen.<br />

Probleme in Bezug auf eine gerechte Arbeitsteilung gab es insbeson<strong>der</strong>e deshalb, da <strong>der</strong> Arbeitseinsatz<br />

einzelner Lernen<strong>der</strong> ungenügend war. Dies führte dazu, dass Unternehmensmitglie<strong>der</strong><br />

Arbeiten erledigen mussten, welche nicht in ihr Aufgabengebiet gehörten. Es stellt<br />

sich die Frage, ob die Lernenden solche Konflikte im Sinne <strong>der</strong> Selbständigkeit selber austragen<br />

sollen o<strong>der</strong> ob die Lehrkräfte eingreifen müssen. Der Vorschlag eines Lernenden, dass<br />

man unmotivierte und wenig einsatzbereite Unternehmensmitglie<strong>der</strong> sollte entlassen können,<br />

wäre zwar praxisnah, erscheint aus Sicht des Evaluationsteams aber nicht realisierbar. Die interne<br />

Mitarbeiterbeurteilung (vgl. Kapitel 1.6 <strong>der</strong> Fallstudie) stellt hingegen ein geeignetes<br />

Instrument dar, um einer ungerechten Arbeitsteilung vorzubeugen. Dies allerdings nur dann,<br />

wenn die Lernenden tatsächlich den Mut besitzen, ihren Kolleginnen und Kollegen schlechte<br />

Noten zu geben. Im vorliegenden Fall hat <strong>der</strong> Einsatz dieses Instruments nur unzureichend<br />

197


Teil II: Fallstudien zur Juniorfirma und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

funktioniert. Vermutlich müsste ihm ein grösseres Gewicht an <strong>der</strong> Gesamtbeurteilung beigemessen<br />

werden.<br />

Der Einfluss des Moduls auf die schulischen Leistungsziele sowie auf das Interesse und das<br />

Verständnis <strong>der</strong> Lernenden für den Schulstoff wurde fast ausschliesslich positiv beurteilt.<br />

Dieses Ergebnis erstaunt ein wenig, da die im Modul gewonnenen praktischen Erfahrungen<br />

im Unterricht kaum aufgenommen und nachbereitet wurden. Es wäre falsch, daraus zu<br />

schliessen, dass das Herstellen von Bezügen zu den schulischen Inhalten während und im<br />

Anschluss an das Modul nicht notwendig sei.<br />

Die Betreuung <strong>der</strong> Lernenden hat mehrheitlich gut funktioniert. Die Betreuung durch die<br />

Praxisexperten könnte verbessert werden, indem diese noch fundierter in ihre Tätigkeit eingeführt<br />

werden und ihnen ein Pflichtenheft an die Hand gegeben wird, an dem sie sich während<br />

<strong>der</strong> Betreuung orientieren können. Der Impuls, die Lernenden zu unterstützen, muss !<br />

aufgrund <strong>der</strong> Erfahrungen bei <strong>der</strong> Durchführung des Moduls ! vermutlich in erster Linie von<br />

den Praxisexperten ausgehen, da die Schülerinnen und Schüler zu wenig genau erkennen,<br />

wann sie Hilfe benötigen könnten. Die Hinweise <strong>der</strong> Praxisexperten, dass es sich bei den Praxisexperten<br />

im Idealfall um Personen mit einem didaktischen Flair und Personen aus kleinen<br />

Betrieben mit einem Generalistenwissen handeln sollte, sind bestimmt berechtigt, lassen sich<br />

vermutlich aber kaum immer in die Realität umsetzen. Noch wichtiger erscheint dem Evaluationsteam,<br />

dass Praxisexperten gewonnen werden können, die gerne mit Jugendlichen zusammenarbeiten<br />

und zu einem grossen Engagement bereit sind.<br />

Obwohl die Lehrkräfte die Anfor<strong>der</strong>ungen, welche das Modul an sie stellte, gut erfüllen<br />

konnten, würden sie eine Weiterbildung in Personalbeurteilung begrüssen. Eigene Erfahrungen<br />

in <strong>der</strong> betrieblichen Praxis o<strong>der</strong> zumindest einen Einblick in die betriebliche Praxis erachten<br />

sie zwar nicht als zwingend notwendig, aber doch als sehr hilfreich. Auch aus Sicht<br />

des Evaluationsteams wäre es ideal, wenn die im Modul involvierten Lehrkräfte über<br />

Erfahrungen in <strong>der</strong> Privatwirtschaft verfügen würden. Durch die intensive Zusammenarbeit<br />

mit Praxisexperten kann fehlendes Praxiswissen <strong>der</strong> Lehrkräfte allerdings teilweise kompensiert<br />

werden. Im Zusammenhang mit den Praxisexperten sollte, wie bereits erwähnt, darauf<br />

geachtet werden, dass diese noch besser auf ihre Tätigkeit im Rahmen des Moduls vorbereitet<br />

werden.<br />

Hinsichtlich <strong>der</strong> Infrastruktur sind aus Sicht des Evaluationsteams keine zwingenden Verbesserungen<br />

notwendig. Die von einer Lehrkraft gewünschte stärkere Büroatmosphäre in den<br />

Schulzimmern wäre zwar stimulierend, ist für die Arbeit im Modul aber nicht zwingend erfor<strong>der</strong>lich.<br />

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass es sich beim Modul „Lernende werden<br />

wirtschaftlich tätig“ um ein sehr gutes Projekt handelt, welches insbeson<strong>der</strong>e durch seine Praxisnähe<br />

und die relativ grosse Selbständigkeit <strong>der</strong> Schülerinnen und Schüler positiv auffällt.<br />

Kleinere Probleme und Schwierigkeiten, welche sich bei <strong>der</strong> Durchführung gezeigt haben,<br />

können durch geringe Anpassungen grösstenteils behoben werden.<br />

198


Teil II: Fallstudien zur Juniorfirma und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

Stadtführungen von Jungen für Junge ! Wirtschaftsmittelschule<br />

Luzern<br />

Andrea Ze<strong>der</strong><br />

1 Modulbeschrieb<br />

1.1 Grundidee<br />

An <strong>der</strong> Wirtschaftsmittelschule Luzern arbeiten Lernende im Rahmen des Wahlfachs Tourismus<br />

während dem vierten Semester und zu Beginn des fünften Semesters am Praxismodul<br />

„Stadtführungen von Jungen für Junge“. Die Schülerinnen und Schüler bieten während den<br />

Sommerferien Führungen in <strong>der</strong> Stadt Luzern an. Das Angebot richtet sich an ein junges,<br />

touristisches Publikum zwischen 18 und 25 Jahren.<br />

1.2 Vorgehen: Arbeitsphasen/Arbeitsschritte<br />

Während <strong>der</strong> Projektphase 2005/06 arbeiteten zwei Klassen 49 am Modul. In beiden Klassen<br />

arbeiteten die Lernenden in vier Gruppen ! einer Marketinggruppe, welche für den Verkauf<br />

zuständig ist, einer Informatikgruppe, welche die Website erstellt und unterhält, einer Führungsgruppe,<br />

welche die Führungen entwickelt sowie einer Sekretariats- resp. Organisationsgruppe,<br />

welche Koordinationsaufgaben übernimmt. Die Organisationsstruktur sieht in beiden<br />

Modulklassen wie folgt aus:<br />

Abbildung 3<br />

Organisationsstruktur Modul „Stadtführungen von Jungen für Junge“<br />

A<br />

Abteilungen<br />

B<br />

C<br />

Gruppen<br />

Informatik Marketing Führungen Organisation<br />

# Mitarbeiter<br />

ca. 3 ca. 4 ca. 6 ca. 2<br />

Eine Lehrperson (A) leitet das Modul als Geschäftsführer. Je ein Schüler resp. eine Schülerin<br />

(B und C) führen eine Abteilung; sie sind Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Geschäftsleitung. Jede Gruppe wird<br />

von einem Schüler resp. einer Schülerin geleitet. Die idealen Gruppengrössen (exkl. Gruppenleiter)<br />

können <strong>der</strong> Abbildung 3 entnommen werden.<br />

49<br />

Eine Klasse setzt sich aus Diplom- und Berufsmaturitätsschülern zusammen. Die zweite Klasse besteht ausschliesslich<br />

aus Berufsmaturitätsschülern.<br />

199


Teil II: Fallstudien zur Juniorfirma und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

Die Durchführung des Moduls nimmt ein Semester in Anspruch. Es werden dabei die folgenden<br />

Arbeitsphasen resp. Arbeitsschritte durchlaufen:<br />

! Einführungsveranstaltung<br />

Im Klassenrahmen werden folgende Punkte erläutert und geklärt: Rahmenbedingungen,<br />

Ziele des Projekts, Organisation <strong>der</strong> Klasse, Zeitgefässe und Arbeitsorte sowie Pflichtenund<br />

Aufgabenhefte<br />

! Organisations- und Arbeitsplanung<br />

Innerhalb <strong>der</strong> Geschäftsleitung und im Gruppenrahmen erfolgt eine gründliche Sichtung<br />

<strong>der</strong> Aufgaben, Ziele, Produkte, welche erstellt resp. erarbeitet werden müssen. Das Hauptziel<br />

besteht darin, dass jede Gruppe ihre Aufträge und den zeitlichen Rahmen kennt und<br />

ihren Platz resp. ihre Aufgabe innerhalb <strong>der</strong> Organisation erläutern kann. Überdies sollen<br />

sich die Lernenden über den Informationsfluss im Klaren sein.<br />

! Erarbeiten <strong>der</strong> Strategien/Erarbeiten <strong>der</strong> angestrebten Produkte<br />

Die Lernenden arbeiten im Gruppenrahmen. Die Arbeiten und Vorgehensweisen sind<br />

gruppenspezifisch und vom Detailgehalt <strong>der</strong> Pflichten- und Aufgabenhefte abhängig. Dieser<br />

Block stellt die Hauptarbeit des Moduls dar. Er kann fast beliebig lange gestaltet werden,<br />

je nach Aufgaben und Ansprüchen an das Produkt.<br />

Zusätzlich zur Arbeit in den Gruppen erhalten die Lernenden in den Fächern Geographie<br />

und Geschichte klassische Basisinformationen zu Luzern.<br />

Während dieser dritten Phase trifft sich die Geschäftsleitung regelmässig o<strong>der</strong> je nach Bedarf<br />

zum Informationsaustausch, zur Koordination und zur Festlegung von Steuerungsmassnahmen.<br />

! Vorbereitung <strong>der</strong> Präsentation<br />

Die Lernenden führen die Teilprodukte im Klassenrahmen zu einer ca. 15 minütigen Präsentation<br />

zusammen. Aufhänger bildet die Website, welche über den Beamer an eine Leinwand<br />

projiziert wird.<br />

Für die Planung und Koordination <strong>der</strong> Veranstaltung ist die Geschäftsleitung zuständig.<br />

! Präsentation <strong>der</strong> Produkte<br />

! Nachbereitung <strong>der</strong> Produkte<br />

Beide Klassen bereiten ihre Produkte aufgrund <strong>der</strong> Rückmeldungen <strong>der</strong> Lehrkraft nach,<br />

d. h. sie beheben die noch bestehenden Schwachpunkte. Die Schülerinnen und Schüler <strong>der</strong><br />

beiden Klassen lernen die Führungen aufgrund <strong>der</strong> erstellten Dossiers <strong>der</strong> Führungsgruppen.<br />

! Führungen durchführen<br />

Die Verantwortlichen für die Koordination und Zuteilung <strong>der</strong> Führungsanfragen wechseln<br />

sich gemäss dem Organisationsplan ab. Nach je<strong>der</strong> Führung füllen die Teilnehmer einen<br />

Feedbackbogen aus und geben diesen dem Führer resp. <strong>der</strong> Führerin ab.<br />

! Auswertungsphase<br />

Die Schülerinnen und Schüler werten die Feedbackbogen aus und erstellen Statistiken.<br />

1.3 Ziele in Bezug auf Fach-, Methoden- und Sozialkompetenzen<br />

In <strong>der</strong> Folge werden die Ziele in Bezug auf Fach-, Methoden- und Sozialkompetenzen vorgestellt,<br />

wobei diese nicht immer einzeln, son<strong>der</strong>n ! wo sinnvoll ! in grösseren Einheiten zusammengefasst<br />

aufgeführt werden. Es wird jeweils auf das entsprechende Leistungsziel resp.<br />

die entsprechenden Leistungsziele im betrieblichen Leistungszielkatalog <strong>der</strong> dualen kaufmännischen<br />

Grundbildung hingewiesen:<br />

200


Stadtführungen von Jungen für Junge ! Wirtschaftsmittelschule Luzern<br />

! Dienstleistungen (= Führungen) anhand Marketing Mix vermitteln<br />

Fachkompetenzen: 1.2.1.1, 1.2.2.1, 1.2.2.2 und 1.7.3.1<br />

! Anlässe (= Führungen) planen, durchführen und auswerten<br />

Fachkompetenzen: 1.7.6.1 und 1.2.1.3<br />

! Statistiken des eigenen Miniunternehmens erklären<br />

Fachkompetenzen: 1.7.5.3 und 1.7.5.4<br />

! Image des eigenen Miniunternehmens kennen<br />

Fachkompetenzen: 3.1.1.3<br />

! Aufbau- und Ablauforganisation kennen und beschreiben<br />

Fachkompetenzen: 1.6.1.1 und 1.6.1.2<br />

! Textdokumente und Präsentationen erstellen<br />

Fachkompetenzen: 2.1.1.1, 2.1.2.2, 2.2.2.1 und 1.7.4.1<br />

! Standard PC-Programme auswählen<br />

Fachkompetenzen: 2.1.2.1<br />

! Mit dem Kopiergerät vertraut sein<br />

Fachkompetenzen: 2.1.1.4<br />

! Ökologisch und energiesparend denken und handeln<br />

Fachkompetenzen: 2.3.1.1 und 3.1.5.1<br />

! Die goldene Regel <strong>der</strong> Ethik anwenden<br />

Fachkompetenzen: 3.1.1.1<br />

! Analytisch und geplant vorgehen<br />

Fachkompetenzen: 2.1.3.1<br />

Methodenkompetenzen: 2.1<br />

! Projekte managen<br />

Fachkompetenzen: 1.4.4.1, 1.4.4.2 und 2.1.3.2<br />

Methodenkompetenzen: 2.12<br />

Sozialkompetenzen: 1.2<br />

! Situationsgerecht auftreten (angepasste Umgangsformen)<br />

Fachkompetenzen: 1.1.3.1<br />

Sozialkompetenzen: 1.1<br />

! Kommunikativ sein, Verhandlungsgeschick zeigen, konfliktfähig sein<br />

Fachkompetenzen: 1.1.3.2<br />

Methodenkompetenzen: 2.9<br />

Sozialkompetenzen: 1.6 und 1.7<br />

! Transferfähig sein<br />

Sozialkompetenzen: 1.13<br />

! Kreativ sein<br />

Methodenkompetenzen: 2.4<br />

! Verantwortung übernehmen<br />

Sozialkompetenzen: 1.4<br />

! Leistungsbereit sein<br />

Sozialkompetenzen: 1.8<br />

! Flexibel sein<br />

Sozialkompetenzen: 1.5<br />

! Teamfähig sein<br />

Sozialkompetenzen: 1.12<br />

201


Teil II: Fallstudien zur Juniorfirma und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

1.4 Authentizität<br />

Der Praxisbezug wird im Rahmen des Moduls auf verschiedene Art und Weise hergestellt:<br />

Erstens führen die Lernenden reale Stadtführungen in Luzern durch und kommen dabei mit<br />

Kunden in Kontakt. Zweitens werden Praxisexperten herangezogen, welche die Lernenden<br />

bei <strong>der</strong>en Arbeit in Gruppen unterstützen. Die Intensität <strong>der</strong> Unterstützung ist je nach Gruppe<br />

unterschiedlich gross. Die Lernenden stellen den Praxisexperten ihre Konzepte vor und erhalten<br />

von den Praxisexperten eine Rückmeldung. Der Praxisbezug wird drittens dadurch hergestellt,<br />

dass die Lernenden mit externen Stellen (z. B. Unternehmungen und Institutionen) zu<br />

tun haben.<br />

Bei den im Rahmen des Moduls zu bearbeitenden Aufträgen handelt es sich um umfassende<br />

Problemstellungen, <strong>der</strong>en Bearbeitung Wissen aus verschiedenen Schulfächern voraussetzt.<br />

Konkret arbeitet das Modul mit Wissen aus den Schulfächern Betriebswirtschaft, Geschichte,<br />

Geographie, Deutsch, Englisch, Französisch und Informatik.<br />

1.5 Integration in den Schulalltag<br />

Die Lernenden des Wahlfachs Tourismus arbeiten im vierten Semester während einer<br />

Doppellektion pro Woche am Modul. Die Arbeit im Modul erstreckt sich über das gesamte<br />

Semester und tangiert infolge <strong>der</strong> Auswertungsphase auch noch das fünfte Semester.<br />

Eingebunden ist das Modul in das Fach Geographie. Auch im Fach „Kunst und Kultur“<br />

werden den Lernenden klassische Basisinformationen zu Luzern vermittelt. Die Wahl des<br />

Zeitpunkts und <strong>der</strong> Zeitdauer wird wie folgt begründet: Im ersten Lehrjahr verfügen die<br />

Lernenden über zu wenig Kenntnisse und im dritten Lehrjahr sind die Schülerinnen und<br />

Schüler aufgrund des anstehenden Diploms zu sehr belastet, um die Arbeiten im Modul zu<br />

bewältigen. Die Dauer eines Semesters wurde gewählt, damit die Arbeit im Modul auch<br />

genügend Zeit zum Reifen bekommt. Die Lernenden sollten sich über einen längeren<br />

Zeitraum mit den Fragestellungen des Moduls befassen können. Dies nicht zuletzt auch zur<br />

För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Nachhaltigkeit. Die Zeitdauer eines ganzen Schuljahres kam nicht in Frage, da<br />

die Durchführung eines solchen Moduls auf Kosten an<strong>der</strong>er Schulfächer ! in diesem Fall auf<br />

Kosten des Fachs Geographie ! geht. Das Wahlfach Tourismus wurde für die Durchführung<br />

des Moduls deshalb ausgewählt, da in an<strong>der</strong>en Fächern rigi<strong>der</strong>e curriculare Vorgaben<br />

bestehen.<br />

Die Lernenden werden parallel zur praktischen Arbeit theoretisch geschult und damit auf die<br />

Arbeit im Modul vorbereitet. Konkret werden die Lernenden, wie bereits oben erwähnt, in<br />

den Fächern Geographie sowie „Kunst und Kultur“ bezüglich klassischer Basisinformationen<br />

zu Luzern geschult. Eine in den Unterricht integrierte, bewusste Nachbereitung findet nicht<br />

statt.<br />

1.6 Beurteilung <strong>der</strong> Lernenden<br />

Die Leistungen <strong>der</strong> Schülerinnen und Schüler werden benotet; die Gesamtnote fliesst im<br />

Wahlbereich Tourismus in das Zeugnis des vierten Semesters ein. Die Leistungsbeurteilung<br />

setzt sich im Einzelnen aus den folgenden Elementen zusammen, welche alle gleich stark gewichtet<br />

werden:<br />

202


Stadtführungen von Jungen für Junge ! Wirtschaftsmittelschule Luzern<br />

! Prüfung zum Thema „BBT-Projekt“ mit Einzelbewertung<br />

! 5!10 minütige Präsentation mit Gruppenbewertung<br />

Die Gruppen werden von den Geschäftsleitungsmitglie<strong>der</strong>n beurteilt. Sie benutzen dabei<br />

einen Kriterienkatalog, welcher zuvor von den Abteilungsleitern erstellt wird (vgl. Kapitel<br />

1.2 <strong>der</strong> Fallstudie).<br />

! Prüfung zum Thema „Grundkenntnisse über Luzern“ mit Einzelbewertung<br />

1.7 Rahmenbedingungen<br />

In das Modul ist die folgende Anzahl Personen involviert: Zwei Schulklassen, eine Lehrperson,<br />

<strong>der</strong> Modulverantwortliche sowie ein Praxisexperte für jede Gruppe. An die Lehrperson<br />

stellt die Durchführung des Moduls insbeson<strong>der</strong>e die folgenden Anfor<strong>der</strong>ungen: Neben <strong>der</strong><br />

fachlichen Kompetenz sollte eine in das Modul involvierte Lehrperson sehr flexibel und belastbar<br />

sein. Der Modulverantwortliche übernimmt die Koordinationsfunktion und ist für den<br />

Informationsaustausch mit dem Bundesamt für Berufsbildung und Technologie (BBT) zuständig.<br />

Er sollte ebenfalls sehr flexibel sein, da das Modul gemäss den Aussagen des Modulverantwortlichen<br />

sehr unterschiedliche Anfor<strong>der</strong>ungen stellt:<br />

„Der Modulverantwortliche muss alles auf einmal sein: Planer, Vorbereiter, Koordinator,<br />

Kontrolleur, Korrigieren<strong>der</strong>, Fachspezialist auf verschiedenen Gebieten,<br />

Motivator, ‚Relativator’, Psychologe, Mediator, Organisator, Schlichter, Richter,<br />

Führer und Leiter.“<br />

Auch die Anfor<strong>der</strong>ungen an die Praxisexperten sind vielfältig. So sollten diese neben dem<br />

fachlichen Wissen insbeson<strong>der</strong>e einen guten Umgang mit jungen Menschen pflegen. Überdies<br />

ist es wichtig, dass sie die Lernenden zu motivieren wissen und über organisatorische Fähigkeiten<br />

verfügen. Bei den Praxisexperten handelt es sich mehrheitlich um Lehrkräfte <strong>der</strong> Wirtschaftsmittelschule<br />

Luzern, welche über langjährige Erfahrung in <strong>der</strong> Wirtschaftspraxis verfügen<br />

o<strong>der</strong> neben ihrer Tätigkeit an <strong>der</strong> Schule in <strong>der</strong> Wirtschaftspraxis arbeiten.<br />

In Bezug auf die Infrastruktur bedarf die Durchführung des Moduls Arbeitsplätze, Computer<br />

und ein Telefon. Finanziell ist für das Modul mit Telefon-, Druck- und Personalkosten zu<br />

rechnen. Die Lehrkraft arbeitet im Rahmen ihres regulären Pensums und <strong>der</strong> Modulverantwortliche<br />

im Rahmen seiner Arbeit als Prorektor am Modul. Die Praxisexperten werden mit<br />

Fr. 250.-- pro Doppellektion entschädigt.<br />

Die Kooperation mit <strong>der</strong> Praxis erfolgt sowohl über die Lehrkraft und den Modulverantwortlichen<br />

als auch über die Lernenden direkt. So werden die Praxisexperten durch die Lehrkraft<br />

und den Modulverantwortlichen in einzelne Doppellektionen eingeladen, daneben<br />

finden aber auch selbstorganisierte Kontakte zwischen den Praxisexperten und den<br />

Schülerinnen und Schülern statt.<br />

2 Beurteilung des Moduls aus Sicht <strong>der</strong> involvierten Personen<br />

In den folgenden Kapiteln wird die Beurteilung des Moduls aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden, <strong>der</strong><br />

Lehrkraft, des Modulverantwortlichen und <strong>der</strong> Praxisexperten wie<strong>der</strong>gegeben. 18 Lernende<br />

einer Schulklasse und <strong>der</strong> Modulverantwortliche wurden schriftlich und mündlich befragt.<br />

Die Lehrkraft und die Praxisexperten wurden interviewt. Die in <strong>der</strong> Folge aufgeführten<br />

Themenbereiche wurden nicht immer mit allen Personengruppen besprochen.<br />

Die Klasse resp. die Miniunternehmung, welche befragt wurde, hat im Rahmen des Moduls<br />

zwei Führungen entwickelt: Eine Club- resp. Bar-Tour und eine Kickboard-Tour. Die Club-<br />

203


Teil II: Fallstudien zur Juniorfirma und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

Tour sollte Jugendliche und junge Erwachsene ansprechen. Die Kickboard-Tour richtete sich<br />

primär an Schulklassen auf Schulreisen.<br />

2.1 Erreichung <strong>der</strong> Ziele in Bezug auf Fach-, Methoden- und Sozialkompetenzen<br />

Die Ziele wurden aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden unterschiedlich gut erreicht. Im Klasseninterview<br />

sprachen einzelne Lernende davon, dass „das Kommunizieren lernen“ eine beson<strong>der</strong>e Stärke<br />

des Moduls sei. Gemäss <strong>der</strong> schriftlichen Befragung konnten die Ziele „Textdokumente und<br />

Präsentationen erstellen“, „analytisch und geplant vorgehen“, „kommunikativ sein“, „Verantwortung<br />

übernehmen“ und „teamfähig sein“ grossmehrheitlich gut bis sehr gut erreicht werden.<br />

In einer grösseren Bandbreite, d. h. grossmehrheitlich zwischen mittelmässig und sehr<br />

gut erreicht, beurteilten die Lernenden die Ziele „Aufbau- und Ablauforganisation kennen<br />

und beschreiben“, „Standard PC-Programme auswählen“, „Projekte managen“, „situationsgerechtes<br />

auftreten“, „konfliktfähig sein“ und „transferfähig sein“. Die Ziele „Anlässe (=<br />

Führungen) planen, durchführen und auswerten“, „Image des eigenen Miniunternehmens<br />

kennen“, „verhandlungsfähig sein“ und „flexibel sein“ wurden von <strong>der</strong> grossen Mehrheit <strong>der</strong><br />

Schülerinnen und Schüler mittelmässig bis gut erreicht. Bei den restlichen Zielen fiel die<br />

Beurteilung breiter aus: Die Beurteilung <strong>der</strong> Ziele „Dienstleistungen (= Führungen) anhand<br />

Marketing-Mix vermitteln“, „mit dem Kopiergerät vertraut sein“, „ökologisch und<br />

energiesparend denken und handeln“ sowie „kreativ sein“ fiel in <strong>der</strong> Tendenz deutlicher<br />

positiv aus. Umgekehrt verhält es sich mit dem Ziel „die goldene Regel <strong>der</strong> Ethik anwenden“.<br />

Das Erreichen dieses Ziels wurde tendenziell eher negativ beurteilt. Die<br />

Schülerrückmeldungen in Bezug auf die Ziele „Statistiken des eigenen Miniunternehmens<br />

erklären“ sowie „leistungsbereit sein“ sind nahezu normal verteilt. Bei beiden Zielen finden<br />

sich entsprechend jeweils am meisten Lernende, welche die Antwortkategorie „mittelmässig“<br />

gewählt haben. Daneben gibt es aber auch Schülerinnen und Schüler, welche diese Ziele gut<br />

resp. sehr gut erreicht haben, und Lernende, welche die Ziele schlecht erreicht haben resp.<br />

überhaupt nicht haben erreichen können.<br />

Bei gewissen Zielen machten mehrere Lernende gleiche o<strong>der</strong> sehr ähnliche Angaben, aus welchem<br />

Grund sie die Ziele nicht (vollständig) erreichen konnten. In Bezug auf das Ziel „die<br />

goldene Regel <strong>der</strong> Ethik anwenden“ wiesen einzelne Schülerinnen und Schüler darauf hin,<br />

dass sie diese Regel gar nicht kennen würden. Obwohl die Erreichung des Ziels „mit dem<br />

Kopiergerät vertraut sein“ von den Schülerinnen und Schülern deutlicher positiv beurteilt<br />

wurde, erwähnten einige Lernende, dass sie während <strong>der</strong> gesamten Moduldauer gar nie Kopien<br />

erstellt hätten. Das Nicht-Erreichen des Ziels „ökologisch und energiesparend denken<br />

und handeln“ führen einzelne Lernende darauf zurück, dass dieses Thema während dem Modul<br />

nicht behandelt worden sei. Das Auswerten von Anlässen resp. Führungen wurde gemäss<br />

einer Schülerin deshalb nicht erreicht, weil sie gar nie Feedback bei Kunden eingeholt hätten.<br />

Eine an<strong>der</strong>e Schülerin des gleichen Miniunternehmens ist an<strong>der</strong>er Meinung: Sie wies darauf<br />

hin, dass sie Feedback eingeholt hätten, dabei aber zu wenig professionell vorgegangen seien<br />

und das Ziel deshalb nicht vollständig hätten erreichen können. Ein Lernen<strong>der</strong> führt das<br />

unvollständige Erreichen des Ziels „Dienstleistungen (= Führungen) anhand Marketing-Mix<br />

vermitteln“ darauf zurück, dass zu wenig mit diesem Instrument gearbeitet worden sei. Ein<br />

Schüler machte letztlich die fehlende Motivation auf Seiten <strong>der</strong> Lernenden für das Nicht-Erreichen<br />

von Zielen verantwortlich.<br />

Die Lehrkraft wies darauf hin, dass sie das Modul im Hinblick auf das Erreichen von sozialen<br />

Kompetenzen als brillant erachten würde. So sind während <strong>der</strong> Arbeit im Modul beispielsweise<br />

einige zwischenmenschliche Konflikte an die Oberfläche getreten, die latent schon seit<br />

längerer Zeit in dieser Klasse brodelten. Lei<strong>der</strong> ist es <strong>der</strong> Lehrkraft gemäss eigenen Angaben<br />

nicht gelungen, die sozialen Konflikte, welche primär zwischen den Gruppen aufgetreten<br />

204


Stadtführungen von Jungen für Junge ! Wirtschaftsmittelschule Luzern<br />

sind, in Wert zu setzen. Sie ist <strong>der</strong> Ansicht, dass ihr hierzu sowohl das Wissen als auch die<br />

Zeit gefehlt hätte und es ideal gewesen wäre, wenn während <strong>der</strong> Arbeit im Modul immer auch<br />

eine Psychologin o<strong>der</strong> ein Psychologe anwesend gewesen wäre.<br />

Der Modulverantwortliche wies bei einzelnen Zielen darauf hin, weshalb diese aus seiner<br />

Sicht nicht o<strong>der</strong> nicht vollständig erreicht werden konnten:<br />

! Statistiken des eigenen Miniunternehmens erklären<br />

Da nur wenige Führungen stattgefunden haben, konnten die Miniunternehmen keine Statistiken<br />

erstellen. Zu Beginn <strong>der</strong> Arbeit im Modul wurde aber das Profil eines „Luzern-<br />

Touristen“ erstellt. Zu diesem Zweck mussten die Lernenden Daten erheben sowie Statistiken<br />

erstellen.<br />

! Image des eigenen Miniunternehmens kennen<br />

Im Rahmen des Moduls traten gemäss dem Modulverantwortlichen fundamentale Probleme<br />

auf, welche es zu lösen galt. Das Ziel „Image des eigenen Miniunternehmens kennen“<br />

beurteilte er im Nachhinein deshalb als zu hoch gegriffen.<br />

! Aufbau- und Ablauforganisation kennen und beschreiben<br />

Die Lernenden mussten das Organigramm ihres Miniunternehmens kennen. Der Zahlungsverkehr<br />

und die Auftragsabwicklung waren im Miniunternehmen <strong>der</strong>art einfach gestaltet,<br />

dass sie weit entfernt von realen betrieblichen Abläufen waren.<br />

! Ökologisch und energiesparend denken und handeln<br />

Der Modulverantwortliche bezeichnete die Erreichung dieses Ziels als illusorisch. Die<br />

Schülerinnen und Schüler seien zum Teil nicht einmal in <strong>der</strong> Lage, ihren Arbeitsplatz sauber<br />

aufgeräumt zu hinterlassen.<br />

! Die goldene Regel <strong>der</strong> Ethik anwenden<br />

Analog zu den vorher genannten Zielen erachtet <strong>der</strong> Modulverantwortliche auch die Erreichung<br />

dieses Ziels als Utopie.<br />

Der Modulverantwortliche wies überdies darauf hin, dass beide Miniunternehmen zwar ein<br />

Führungsangebot aufgestellt, eigentliche Führungen aber kaum stattgefunden haben. Die<br />

Schülerinnen und Schüler <strong>der</strong> befragten Klasse gaben im Klasseninterview an, dass lediglich<br />

zwei Kickboard-Touren durchgeführt worden seien. Den Grund für die mangelnde Umsetzung<br />

sieht <strong>der</strong> Modulverantwortliche darin, dass keine Kontrolle durch die Lehrkraft stattgefunden<br />

habe. Die Lernenden sehen zwei weitere Gründe, weshalb kaum Führungen stattgefunden<br />

haben. Einerseits sei ihr Marktauftritt zu wenig professionell gewesen und<br />

an<strong>der</strong>erseits seien sie zu faul gewesen, um in den Sommerferien Führungen durchzuführen.<br />

Auch die Lehrkraft wies darauf hin, dass die Kontrolle <strong>der</strong> Lernenden schwierig war. So<br />

wusste sie beispielsweise nicht, ob in den Sommerferien auch wirklich Werbung für die<br />

Führungen gemacht wurde. Die Lehrkraft bestätigte im Klasseninterview überdies die<br />

mangelnde Professionalität des Marktauftritts. Sie machte hierfür insbeson<strong>der</strong>e nicht gut<br />

funktionierende Informationsflüsse zwischen <strong>der</strong> Führungs- und <strong>der</strong> Marketinggruppe<br />

verantwortlich.<br />

Ein Vergleich <strong>der</strong> Antworten <strong>der</strong> Lernenden, <strong>der</strong> Lehrkraft und des Modulverantwortlichen<br />

zeigt tendenziell ähnliche Einschätzungen. Eine detailliertere Analyse ist nicht möglich, da<br />

we<strong>der</strong> von Seiten <strong>der</strong> Lehrkraft noch von Seiten des Modulverantwortlichen vollständige Angaben<br />

hinsichtlich Erreichung <strong>der</strong> Leistungsziele vorliegen.<br />

Die Praxisexperten konnten die Leistungsentwicklung <strong>der</strong> Schülerinnen und Schüler nicht<br />

beurteilen. Ein Praxisexperte wies darauf hin, dass <strong>der</strong> Zeitraum für eine solche Beurteilung<br />

zu kurz gewesen sei. Der zweite Praxisexperte erwähnte, dass er zu wenig Kontakt zu den<br />

Lernenden gehabt hätte, um dies beurteilen zu können. Aufgefallen ist aber auch den Praxisexperten,<br />

welche sozialen Spannungen und Konflikte es im Rahmen des Moduls zu bewälti-<br />

205


Teil II: Fallstudien zur Juniorfirma und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

gen galt. Überdies wies auch ein Praxisexperte darauf hin, dass das Modul sehr geeignet sei,<br />

um die Kommunikation ! innerhalb und zwischen den Gruppen, aber auch mit externen Stellen<br />

! zu för<strong>der</strong>n.<br />

2.2 Authentizität<br />

Im Klasseninterview bezeichneten zwei Lernende den Bezug zur Praxis als Stärke des Moduls.<br />

Überdies wies ein Schüler darauf hin, dass das Modul eine gute Erfahrung für das Leben<br />

und für die Berufswelt darstelle. Auch in <strong>der</strong> schriftlichen Befragung äusserten sich einzelne<br />

Schülerinnen und Schüler lobend:<br />

„Das Modul finde ich eine gute Erfahrung, da es einen Einblick in die Berufswelt ermöglicht.“<br />

„Das Modul war o<strong>der</strong> ist eine gute Idee. Es bringt Farbe in den grauen Schulalltag,<br />

und es gibt einen Einblick in die Praxis.“<br />

„Die Idee eines praxisorientierten Projekts ist grundsätzlich sehr gut.“<br />

„Ich finde das Modul gut, weil es eine praktische Übung darstellt. Es gibt einen Einblick,<br />

und man kann Eindrücke gewinnen, wie man etwas Neues planen und organisieren<br />

sollte.“<br />

Die Lehrkraft beurteilte den Praxisbezug des Moduls als enorm gross. Im Gespräch wies sie<br />

sogar darauf hin, dass <strong>der</strong> Praxisbezug des Moduls fast zu gross gewesen sei, um ihn im relativ<br />

engen „Schulkorsett“ (eine Doppellektion pro Woche) bewältigen zu können. Gemäss<br />

Aussagen <strong>der</strong> Lehrkraft hatte die Gruppe „Führungen“ in beiden Klassen am meisten Aussenkontakte.<br />

An zweiter Stelle folgte jeweils <strong>der</strong>jenige Teil <strong>der</strong> Marketinggruppe, welcher sich<br />

mit <strong>der</strong> Sponsorensuche beschäftigt hatte. Die Lehrkraft wies neben den Aussenkontakten auf<br />

diverse an<strong>der</strong>e Punkte hin, welche den grossen Praxis- und Realitätsbezug verdeutlichen, und<br />

welche in dieser Art auch in einem richtigen Unternehmen auftreten könnten. Diese werden in<br />

<strong>der</strong> Folge kurz angesprochen:<br />

! Soziale Konflikte<br />

Das Modul hat gemäss <strong>der</strong> Lehrkraft soziale Konflikte an die Oberfläche gebracht, welche<br />

schon lange in <strong>der</strong> Klasse schwelten.<br />

! Konsequenzen des eigenen Handelns<br />

Mit Hilfe des Moduls konnten die Lernenden erkennen, welche negativen Konsequenzen<br />

es haben kann, wenn sie ihren Verpflichtungen resp. ihrer Verantwortung nicht nachkommen.<br />

Überdies werde den Schülerinnen und Schülern bewusst, dass diese negativen Konsequenzen<br />

nicht nur sie selbst, son<strong>der</strong>n alle Lernenden des Miniunternehmens treffen.<br />

! Restriktionen<br />

Die Lernenden mussten während <strong>der</strong> Arbeit im Modul immer wie<strong>der</strong> neue Hürden meistern.<br />

So mussten sich die Lernenden im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Club-Tour beispielsweise<br />

damit auseinan<strong>der</strong>setzen, wie sie mit Jugendlichen unter 18 Jahren umgehen sollen. Sie<br />

hatten zu Beginn ihrer Arbeit nicht daran gedacht, dass Min<strong>der</strong>jährigen <strong>der</strong> Zutritt zu<br />

Clubs verboten ist. Schwierig war es auch, ein regelmässiges Angebot an Club-Touren<br />

aufzustellen. Dies, da die Clubs unterschiedliche Öffnungszeiten haben und Tage, an<br />

denen in den Clubs Live-Konzerte abgehalten werden, für die Club-Touren nicht in Frage<br />

kamen. Im Zusammenhang mit den Kickboard-Touren waren die Schülerinnen und<br />

Schüler an<strong>der</strong>en Problemen ausgesetzt. So brauchte es beispielsweise einen Lagerort für 35<br />

Kickboards, zu dem die Lernenden je<strong>der</strong>zeit Zugang haben. Die Schule kam als Lagerort<br />

nicht in Frage, da die Schulleitung den Lernenden keinen Schlüssel zur Verfügung stellen<br />

wollte.<br />

206


Stadtführungen von Jungen für Junge ! Wirtschaftsmittelschule Luzern<br />

! Aufbrechen utopischer Vorstellungen<br />

Aus Sicht <strong>der</strong> Lehrkraft konnte die Arbeit im Modul mithelfen, utopische Vorstellungen<br />

darüber, wie ein Unternehmen Geld verdient, bei den Lernenden aufzubrechen. Viele<br />

Schülerinnen und Schüler hätten die Vorstellung gehabt, dass ein Unternehmen einfach so<br />

Geld erwirtschafte. Sie hätten sich die harte Knochenarbeit dahinter kaum vorstellen können.<br />

Ein von <strong>der</strong> Lehrkraft geäussertes Beispiel macht die Distanz <strong>der</strong> Lernenden zur Wirtschaftspraxis<br />

sichtbar: Ein Ziel des Moduls war es, dass die Miniunternehmen mit den<br />

Führungen ein wenig Geld verdienen. Um wirtschaften zu können, haben die Lernenden<br />

von <strong>der</strong> Schule ein entsprechendes Startkapital erhalten. Einzelne Schülerinnen glaubten,<br />

dass dieses Geld für sie persönlich als „Lohn“ bestimmt sei. Sie erkannten nicht, dass<br />

dieses Geld für den Betrieb des Miniunternehmens notwendig ist und sie „ihr Geld“ durch<br />

Führungen erst erwirtschaften müssen.<br />

Als wenig praxisbezogen aus Sicht <strong>der</strong> Geschäftsleitung bezeichnete die Lehrkraft die personelle<br />

Zusammensetzung <strong>der</strong> Miniunternehmen. So wies sie darauf hin, dass das Personal in<br />

einem Unternehmen ausgewählt würde, Anstellungsbedingungen gelten würden und<br />

Mitarbeiter auch entlassen werden könnten. Gleichzeitig machte die Lehrkraft aber auch<br />

darauf aufmerksam, dass diese „Schicksalsgemeinschaft“ aus Sicht <strong>der</strong> Schülerinnen und<br />

Schüler durchaus Praxisbezug hätte, da sie sich ihre Arbeitskolleginnen und -kollegen später<br />

im Beruf auch nicht aussuchen können.<br />

Der Modulverantwortliche erwähnte im Zusammenhang mit dem Praxisbezug, dass die Arbeit<br />

im Modul eine Auseinan<strong>der</strong>setzung mit prinzipiellen Fragen ermögliche. So sähen die<br />

Lernenden aufgrund <strong>der</strong> vorgegebenen Ziele beispielsweise, was von ihnen als<br />

kaufmännische Angestellte in <strong>der</strong> Praxis später erwartet werde.<br />

Auch die Praxisexperten äusserten sich zum Praxisbezug. Sie beurteilten den Einblick in die<br />

betriebliche Praxis zwischen mittelmässig und gross. Beide Praxisexperten wiesen darauf hin,<br />

dass die Arbeit im Modul zwar keinen Einblick in einen Betrieb ermögliche, sie aber dennoch<br />

sehr stark mit Unternehmertum zu tun habe:<br />

„Die Schüler übernehmen ‚betriebliche Aktivitäten’. Es besteht diesbezüglich ein sehr<br />

grosser Unterschied zum Schulunterricht.“<br />

„Es war durchaus eine betriebliche Aktivität spürbar, insbeson<strong>der</strong>e auch durch den<br />

ziemlich grossen Druck gegen Ende des Projekts.“<br />

Der Einblick in die betriebliche Praxis könnte aus Sicht <strong>der</strong> Praxisexperten durch verschiedene<br />

Massnahmen erhöht werden. So sollten die Lernenden anstelle zweier Wochenlektionen<br />

beispielsweise in ein bis zwei Projektwochen am Modul arbeiten. Dadurch würden die Schülerinnen<br />

und Schüler nicht immer wie<strong>der</strong> aus <strong>der</strong> Arbeit und dem spezifischen Projektdenken<br />

herausgerisssen. Ein Praxisexperte fände es auch ideal, wenn Firmenbesuche eingeplant würden,<br />

wobei es sich um Unternehmen handeln sollte, welche selber Führungen anbieten. Die<br />

Schülerinnen und Schüler könnten dadurch einen Blick fürs Ganze gewinnen. Sie wären so<br />

besser in <strong>der</strong> Lage, ihre Aufgabe im Miniunternehmen zu erkennen und einzuordnen.<br />

Die Praxisexperten äusserten sich unterschiedlich in Bezug auf das unternehmerische Handeln<br />

resp. das eigenständige Fällen von unternehmerischen Entscheiden und <strong>der</strong>en Umsetzung<br />

im Rahmen des Moduls. Eine Praxisexpertin beurteilte das unternehmerische Handeln<br />

als sehr stark. Sie begründete ihre Meinung mit <strong>der</strong> Gewinnorientierung des Moduls und den<br />

vielen Aussenkontakten. In den Augen des zweiten Praxisexperten konnten die Lernenden nur<br />

schwach unternehmerisch handeln. Er ist <strong>der</strong> Ansicht, dass die Schülerinnen und Schüler zu<br />

wenig haben erkennen können, welche Kosten in <strong>der</strong> Realität für ein Unternehmen anfallen.<br />

207


Teil II: Fallstudien zur Juniorfirma und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

2.3 Selbständigkeit<br />

Bei <strong>der</strong> Frage, inwieweit die Lernenden ihre Arbeiten selbständig planen, durchführen und<br />

evaluieren konnten, zeigte sich aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden das folgende Bild: Das selbständige<br />

Planen und Durchführen <strong>der</strong> Arbeiten wurde von <strong>der</strong> Mehrheit <strong>der</strong> Lernenden zwischen mittelmässig<br />

und sehr gut beurteilt. Hinsichtlich <strong>der</strong> selbständigen Kontrolle <strong>der</strong> Arbeiten bewegten<br />

sich die Antworten grossmehrheitlich zwischen mittelmässig und gut. Interessant ist<br />

das sehr breite Bild in Bezug auf die Frage nach <strong>der</strong> Selbständigkeit bei <strong>der</strong> Akquise von Führungen.<br />

So sind zwei Lernende <strong>der</strong> Meinung, dass sie sehr selbständig Kunden für Führungen<br />

gewinnen konnten. Vier Lernende wählten die Antwortkategorie „gut“ und vier an<strong>der</strong>e Lernende<br />

die Antwortkategorie „mittelmässig“. Vier Lernende sind <strong>der</strong> Ansicht, dass sie nur<br />

schlecht in <strong>der</strong> Lage gewesen seien, selbständig Kunden für Führungen zu gewinnen, vier<br />

Lernenden gelang dies gar nicht. Einzelne Lernende machten in <strong>der</strong> schriftlichen Befragung<br />

Ergänzungen zum Thema „Selbständigkeit“. Überdies wurde die Selbständigkeit auch im<br />

Klasseninterview angesprochen. Neben positiven Rückmeldungen meinten einzelne Lernende,<br />

dass ihnen fast zu viele Freiheiten eingeräumt worden seien, und dass <strong>der</strong> Druck und die<br />

Kontrolle von oben gefehlt resp. erst gegen Ende des Projekts eingesetzt habe. Erwähnt wurde<br />

überdies, dass die verschiedenen Gruppen eine unterschiedlich grosse Verantwortung für das<br />

Gelingen des Projekts trugen. So bezeichnete beispielsweise die Marketinggruppe ihre Aufgabe<br />

<strong>der</strong> Sponsorensuche als sehr verantwortungsvoll.<br />

Im Gespräch erwähnte die Lehrkraft die Kundenakquisition. Sie wies darauf hin, dass die<br />

Schülerinnen und Schüler die Kunden für die Kickboard-Touren nicht selber gewonnen hätten.<br />

Die Kontaktaufnahme zu Schulklassen resp. den entsprechenden Lehrpersonen erfolgte<br />

über die Lehrkraft. Sie wusste von Klassen, welche für eine Schulreise o<strong>der</strong> ein Klassenlager<br />

nach Luzern kommen. Überdies wurde die Lehrkraft direkt von einem Interessenten angesprochen,<br />

<strong>der</strong> vom Projekt gehört hatte. Die Lehrkraft erwähnte ! entgegen den Angaben <strong>der</strong><br />

Lernenden ! in ihren Ausführungen auch stattgefundene Club-Touren und sprach davon, dass<br />

die Lernenden diese mit Freunden durchgeführt hätten.<br />

Die Lehrkraft erkannte bei <strong>der</strong> Durchführung des Moduls, dass <strong>der</strong> Selbständigkeit Grenzen<br />

gesetzt sind. Dies, da die Schülerinnen und Schüler noch sehr jung seien:<br />

„Die Lernenden sind sich die gefor<strong>der</strong>te Arbeitsweise nicht gewohnt. Es braucht sehr<br />

viel Zeit, dass sich die Schüler von <strong>der</strong> herkömmlichen Schülerrolle lösen, Eigeninitiative<br />

entwickeln und Verantwortung übernehmen.“<br />

Das folgende von <strong>der</strong> Lehrkraft erwähnte Beispiel zeigt die Grenzen <strong>der</strong> Selbständigkeit deutlich<br />

auf:<br />

„Die Lernenden hätten bei <strong>der</strong> Bank ein für ihren Zweck geeignetes Konto eröffnen und<br />

sich bei Versicherungen über die Haftpflichtversicherung informieren sollen. All dies<br />

hat nicht geklappt. Die Lernenden wussten nicht, wie sie dies bewerkstelligen müssen.<br />

So habe letztlich ich es gemacht.“<br />

Der Modulverantwortliche ist <strong>der</strong> Ansicht, dass das Modul hohe Anfor<strong>der</strong>ungen an die Lernenden<br />

stellt. Dies insbeson<strong>der</strong>e deshalb, da sie als verantwortliches Subjekt im Klassenverband<br />

agieren. Er wies im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Selbständigkeit allerdings auch auf einen<br />

Wi<strong>der</strong>spruch innerhalb des Moduls hin:<br />

„Auf <strong>der</strong> einen Seite for<strong>der</strong>n wir von den Lernenden Selbständigkeit, auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />

Seite müssen sie sich aber innerhalb sehr enger Leitplanken bewegen.“<br />

Der Modulverantwortliche beschrieb, dass die Schülerinnen und Schüler innerhalb dieser<br />

Leitplanken kreativ sein mussten:<br />

208


Stadtführungen von Jungen für Junge ! Wirtschaftsmittelschule Luzern<br />

„Es wurde von ihnen verlangt, dass sie innerhalb eines relativ kurzfristigen Zeitrahmens<br />

Ideen generieren, die realisierbar sind. Die eigentlich spannende und lehrreiche<br />

Erfahrung, Ideen ein Stück weit zu verfolgen, welche sich letztlich doch nicht umsetzen<br />

lassen, konnten die Lernenden im Rahmen dieses Moduls nicht gewinnen.“<br />

Gemäss Aussagen des Modulverantwortlichen musste die Lehrkraft die Lernenden aufgrund<br />

<strong>der</strong> kurzen Zeitdauer sowie aus organisatorischen und finanziellen Gründen relativ stark lenken<br />

und bei nicht umsetzbaren Ideen rasch intervenieren.<br />

Im Gespräch äusserte sich ein Praxisexperte unaufgefor<strong>der</strong>t zur Selbständigkeit <strong>der</strong> Lernenden.<br />

Er ist <strong>der</strong> Ansicht, dass das selbständige Arbeiten <strong>der</strong> Lernenden durch das Modul stark<br />

geför<strong>der</strong>t wurde.<br />

2.4 Integration in den Schulalltag<br />

Die Lernenden wurden gefragt, wie gut das Modul in den Schulalltag eingebettet gewesen<br />

sei. Es interessierte dabei, ob die Wahl des Semesters, die Dauer und <strong>der</strong> Einbau in den Stundenplan<br />

als zweckmässig erachtet wurde. Die Lernenden beurteilten die Frage zwischen mittelmässig<br />

und sehr gut. Die Antwortkategorie „gut“ wurde von den Lernenden mit Abstand<br />

am meisten gewählt. Einzelne Schülerinnen und Schüler erachteten es als negativ, dass die<br />

Führungen in den Sommerferien stattgefunden haben. Nicht zuletzt auch deshalb, da die Organisation<br />

von Führungen aufgrund von Ferienabwesenheiten gewisser Lernen<strong>der</strong> schwierig<br />

war. Ein Schüler führte als weitere Kritik an, dass sehr viele Telefongespräche ausserhalb <strong>der</strong><br />

Schulzeit haben geführt werden müssen. Auch die Zeitdauer des Moduls wurde vereinzelt<br />

kritisiert:<br />

„Wir hatten zu wenig Zeit für die Arbeit im Modul. So hatten wir am Ende zu wenige<br />

Sponsoren und auch zu wenige Kunden für unsere Führungen.“<br />

„Für das Modul hätte mehr Zeit zur Verfügung gestellt werden müssen.“<br />

Die Zeitprobleme liessen sich gemäss Schüleraussagen allerdings nicht nur darauf zurückführen,<br />

dass die Zeitdauer für die Arbeit im Modul zu kurz bemessen war. Einzelne Lernende<br />

wiesen auch darauf hin, dass sie die verfügbare Zeit, insbeson<strong>der</strong>e in <strong>der</strong> Anfangsphase, zum<br />

Teil vertrödelt hätten. Die Schülerinnen und Schüler hätten sich mehr Führung, mehr Druck<br />

und mehr Kontrolle durch die Lehrkraft gewünscht. Im Klasseninterview wurden auch Alternativen<br />

zum zur Verfügung stehenden Zeitgefäss von einer Doppellektion pro Woche diskutiert.<br />

Neben einer Erweiterung auf drei Lektionen pro Woche erschiene den Lernenden auch<br />

eine Kombination aus einer Projektwoche und einer Doppellektion pro Woche denkbar. So<br />

könnte das Modul in einer Projektwoche starten und dann während einem Schulsemester mit<br />

einer Doppellektion pro Woche zu Ende geführt werden. Für das Modul lediglich eine Projektwoche<br />

einzusetzen, erscheint den Lernenden nicht plausibel, da man innerhalb einer Woche<br />

kaum genügend Sponsoren finden würde. Der Vorschlag einer Schülerin, die Doppellektion<br />

in zwei Einzellektionen pro Woche aufzuteilen, wurde von an<strong>der</strong>en Lernenden wegen<br />

dem „erneuten Eindenken müssen“ als nicht sinnvoll beurteilt. Die Schülerin erwähnte den<br />

Vorschlag deshalb, da sie gelegentlich auf Antworten von externen Stellen warten mussten<br />

und die Doppellektionen deshalb nicht immer produktiv nutzen konnten.<br />

Auch die Lehrkraft thematisierte das zur Verfügung gestellte Zeitgefäss im Gespräch. Sie<br />

wies darauf hin, dass zwei Lektionen pro Woche ein relativ geringes Zeitbudget darstelle. Als<br />

problematisch stufte die Lehrkraft auch die dauernden Unterbrüche ein. Sie könnte sich deshalb<br />

vorstellen, das Modul im Rahmen von einer o<strong>der</strong> zwei Projektwochen durchzuführen.<br />

Wird das Modul weiterhin während einer Doppellektion pro Woche durchgeführt, werden die<br />

Lernenden auch zukünftig Arbeiten in <strong>der</strong> Freizeit erledigen müssen. Dies, da es vorkommen<br />

könne, dass Gespräche mit externen Stellen auch ausserhalb <strong>der</strong> Doppellektion geführt wer-<br />

209


Teil II: Fallstudien zur Juniorfirma und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

den müssen. Im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Arbeitsproduktivität <strong>der</strong> Lernenden erwähnte die<br />

Lehrkraft überdies Folgendes:<br />

„Die Lernenden sind bei ihrer Arbeit abhängig von Antworten externer Stellen. Wenn<br />

diese Antworten nicht sofort kommen, steht die Arbeit still. Die Lernenden haben Mühe,<br />

konzeptionell zu denken. So sehen sie beispielsweise nicht, was sie in <strong>der</strong> Zwischenzeit<br />

arbeiten könnten. Sie warten dann einfach.“<br />

Als problematisch stufte die Lehrkraft die Tatsache ein, dass in einer Klasse Lernende aus<br />

einer Diplomklasse mitarbeiteten (vgl. Kapitel 1.2 <strong>der</strong> Fallstudie). Diese gingen sechs<br />

Wochen vor den Sommerferien ins achtwöchige Praktikum und standen deshalb nicht mehr<br />

für die Arbeit im Projekt zur Verfügung. Die Lehrkraft verteilte diese Schüler so auf die<br />

einzelnen Gruppen, dass <strong>der</strong>en Fehlen möglichst zu keinen schwerwiegenden Konsequenzen<br />

führte.<br />

Die Praxisexperten äusserten sich ebenfalls kritisch über das Zeitgefäss und würden sich<br />

eine Arbeit in Projektwochen wünschen:<br />

„Ich finde es unglücklich, dass die Lernenden im gewöhnlichen Schulbetrieb an einem<br />

solchen Projekt arbeiten müssen. Es wäre besser, wenn man das Modul innerhalb von<br />

drei Wochen durchführen würde. In <strong>der</strong> ersten Woche könnten die Lernenden in das<br />

Modul eingeführt werden. In <strong>der</strong> zweiten Woche könnte man die Schülerinnen und<br />

Schüler mehrheitlich für sich selber arbeiten lassen und in <strong>der</strong> dritten Woche bliebe<br />

Zeit, um das Projekt abzuschliessen. Belässt man das Projekt im normalen Schulbetrieb,<br />

verbleiben die Lernenden im Lektionendenken. Zudem bleibt das Programm in diesem<br />

Fall zeitlich sehr gedrängt.“<br />

„Wenn man die Lernenden in Projektwochen am Modul arbeiten liesse, könnten die<br />

Schüler länger in ‚diesem Denken’ verharren. In einem kompakten Prozess könnte auch<br />

<strong>der</strong> Praxisbezug vergrössert werden.“<br />

Sowohl die Vor- als auch die Nachbereitung des Moduls im Unterricht beurteilten die Lernenden<br />

grossmehrheitlich mit mittelmässig o<strong>der</strong> gut. In Bezug auf die Vorbereitung wählte<br />

die Mehrheit <strong>der</strong> Lernenden die Antwortkategorie „gut“, hinsichtlich <strong>der</strong> Nachbereitung wurde<br />

öfter die Antwortkategorie „mittelmässig“ gewählt. Im Klasseninterview erwähnte ein Lernen<strong>der</strong><br />

die gute Einführung als Stärke des Moduls. Im Gegensatz dazu hätten sich, gemäss<br />

den Ausführungen in <strong>der</strong> schriftlichen Befragung, einzelne Lernende eine bessere Vorbereitung<br />

gewünscht. Ein Schüler fühlte sich regelrecht „ins kalte Wasser geworfen“. Die Angaben<br />

<strong>der</strong> Lernenden hinsichtlich <strong>der</strong> Nachbereitung erstaunen, da gar keine systematische Nachbereitung<br />

im Unterricht stattfand (vgl. Kapitel 1.5 <strong>der</strong> Fallstudie).<br />

Die Lehrkraft könnte sich vorstellen, die Vorbereitung auf weitere Fächer auszudehnen. So<br />

würde es aus ihrer Sicht beispielsweise Sinn machen, dass die Lernenden bereits im Vorfeld<br />

im Fach Betriebswirtschaft Vorarbeiten für das Modul leisten müssten.<br />

Die Lernenden beurteilten die Abstimmung ihres Angebots (= Inhalte <strong>der</strong> Führungen)<br />

auf ihre Fähigkeiten sehr unterschiedlich: Zwei Lernende sind <strong>der</strong> Ansicht, dass die Abstimmung<br />

sehr gut gelungen sei, sieben Schülerinnen und Schüler sprachen von einer guten und<br />

vier Lernende von einer mittelmässigen Abstimmung und fünf Lernende sind schliesslich <strong>der</strong><br />

Meinung, dass ihr Angebot schlecht auf ihre Fähigkeiten abgestimmt war. Unabhängig von<br />

<strong>der</strong> Abstimmung des Angebots mit den Fähigkeiten <strong>der</strong> Lernenden, erwähnten einzelne Lernende<br />

im Klasseninterview, dass sie sich mit dem Angebot nicht wirklich hätten identifizieren<br />

können und dies zu Motivationsproblemen geführt habe:<br />

„Wenn nicht die ganze Klasse hinter einer Idee steht, funktioniert es nicht.“<br />

„Ein gutes Ergebnis kann nur erzielt werden, wenn sich alle Lernenden bemühen.“<br />

210


Stadtführungen von Jungen für Junge ! Wirtschaftsmittelschule Luzern<br />

„Ein solches Projekt kann nur dann funktionieren, wenn die ganze Klasse zusammenhält<br />

und motiviert ist. Bei uns waren viele Schüler nicht einmal mit <strong>der</strong> Führungsidee<br />

einverstanden. Sie waren deshalb auch nicht motiviert.“<br />

„Das grösste Problem war die Motivation. Nicht alle Schüler konnten sich mit dem<br />

Projekt identifizieren.“<br />

Die Lernenden hätten sich gewünscht, dass das Führungsangebot demokratisch bestimmt<br />

worden wäre.<br />

Diverse Lernende äusserten sich zudem kritisch über die Gruppenzuteilung. Dies, da diese<br />

weniger aufgrund des Interesses für eine Tätigkeit, son<strong>der</strong>n vielmehr aufgrund kollegialer<br />

Überlegungen erfolgt sei. Die Schülerinnen und Schüler fänden es besser, wenn die Gruppenzuteilung<br />

anonym erfolgen würde. Anonym in dem Sinne, dass die Lernenden nicht wissen,<br />

wer sich in welche Gruppe einträgt. Eine an<strong>der</strong>e Variante bestünde aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden<br />

darin, dass die Lehrkraft die Zuteilung vornimmt. Dies, da die Lehrkraft am Besten wisse,<br />

welche Tätigkeit für einen Schüler geeignet sei. Im Klasseninterview erwähnte ein Lernen<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Informatikgruppe zudem, dass er die Gruppe während <strong>der</strong> Arbeit im Modul gerne einmal<br />

gewechselt hätte. Dies, da er es langweilig fand, immer in <strong>der</strong> gleichen Gruppe tätig zu sein.<br />

Die Lernenden sprachen mehrheitlich von einer mittelmässigen zeitlichen Belastung. Drei<br />

Lernende empfanden die zeitliche Belastung lediglich als schwach, je zwei Schülerinnen und<br />

Schüler gaben an, stark resp. sehr stark zeitlich belastet gewesen zu sein. Eine Schülerin, welche<br />

die zeitliche Belastung als sehr gross empfand, war <strong>der</strong> Informatikgruppe zugeteilt. Sie<br />

begründete die zeitliche Belastung damit, dass sie die Software „Frontpage“ zum Erstellen<br />

von Websites zuvor nicht gekannt habe.<br />

In Bezug auf den Einfluss des Moduls auf die Erreichung <strong>der</strong> schulischen Leistungsziele<br />

liegen keine Angaben von Seiten <strong>der</strong> Lehrkraft vor. Die Angaben <strong>der</strong> Lernenden, inwieweit<br />

das Modul das Interesse und das Verständnis für den Schulstoff geför<strong>der</strong>t habe, sind sehr<br />

unterschiedlich. So wurde bei beiden Fragen das gesamte Antwortspektrum abgedeckt, die<br />

Antwortkategorie „mittelmässig“ jedoch am meisten ausgewählt. Sieht man von den jeweils<br />

neun Lernenden ab, welche sich für die Antwortkategorie „mittelmässig“ entschieden haben,<br />

zeigt sich das folgende Bild: Das Interesse für den Schulstoff konnte bei drei Lernenden sehr<br />

stark und bei zwei Lernenden stark geför<strong>der</strong>t werden. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite gibt es aber auch<br />

je zwei Lernende, <strong>der</strong>en Interesse nur schwach resp. überhaupt nicht geför<strong>der</strong>t werden konnte.<br />

Ein sehr ähnliches Bild zeigt sich in Bezug auf die För<strong>der</strong>ung des Verständnisses für den<br />

Schulstoff. Dieses konnte bei einem Schüler sehr stark und bei drei Lernenden stark geför<strong>der</strong>t<br />

werden. Zwei Lernende sind hingegen <strong>der</strong> Meinung, dass ihr Verständnis nur schwach geför<strong>der</strong>t<br />

werden konnte, und drei Lernende konnten gar keine För<strong>der</strong>ung ihres Verständnisses<br />

erkennen.<br />

2.5 Betreuung <strong>der</strong> Lernenden<br />

Die Lernenden gaben grossmehrheitlich an, dass sie sich durch die Lehrkräfte mittelmässig<br />

bis gut betreut fühlten. Drei Lernende sind <strong>der</strong> Ansicht, dass die Betreuung sehr gut war, ein<br />

Lernen<strong>der</strong> beurteilte die Betreuung als schlecht. Wie bereits im Kapitel 2.3 und im Kapitel 2.4<br />

<strong>der</strong> Fallstudie ausgeführt wurde, hätten sich einzelne Lernende allerdings mehr Druck und<br />

eine stärkere Kontrolle durch die Lehrkraft gewünscht; das Mass an Freiheit war ihnen zu<br />

gross.<br />

In <strong>der</strong> schriftlichen Befragung erwähnte ein Schüler die Hilfsbereitschaft <strong>der</strong> Lehrkraft mit<br />

lobenden Worten:<br />

211


Teil II: Fallstudien zur Juniorfirma und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

„Da wir über keine Berufserfahrung verfügen, war es schwierig, in einem solchen Modul<br />

zu arbeiten. Die Lehrkraft hat uns aber gut in das Modul eingeführt und wir<br />

konnten bei ihr Hilfe holen.“<br />

Vereinzelt wiesen Schülerinnen und Schüler darauf hin, dass das Modul zu wenig gut ausgearbeitet<br />

und organisiert gewesen sei. Sie sehen nicht zuletzt darin einen Grund, dass es bei <strong>der</strong><br />

Umsetzung des Moduls haperte:<br />

„Die Idee war toll, aber die Durchführung des Projekts war kompliziert und ist uns<br />

überhaupt nicht gelungen.“<br />

„Es wäre eine gute Idee gewesen, es funktionierte aber nicht nach Plan.“<br />

„Das Modul ist eine gute Idee, es sollte aber besser vorbereitet werden. Zudem sollten<br />

die Gruppen besser in ihre Aufgaben eingeführt werden.“<br />

„Die Gruppenaufgaben waren unklar, d. h. wir wussten gar nicht genau, welche Gruppe<br />

was machen muss. So haben wir die Gruppengrenzen zum Teil überschritten und uns<br />

gegenseitig geholfen. Es war etwas ein Durcheinan<strong>der</strong>.“<br />

„Das Ganze sollte irgendwie professioneller sein.“<br />

Verbesserungswürdig ist aus Sicht einzelner Lernen<strong>der</strong> auch <strong>der</strong> Austausch zwischen den<br />

Gruppen. Gemäss Angaben <strong>der</strong> Schülerinnen und Schüler habe nur ein bis zwei Mal ein Austausch<br />

im Klassenplenum stattgefunden. Daneben sei eine „Briefpost“ geplant gewesen.<br />

Diese schriftliche Kommunikation habe allerdings nicht funktioniert:<br />

„Es war geplant, dass wir uns Mitteilungen o<strong>der</strong> Fragen schriftlich zukommen lassen.<br />

Gelbe Zettel wären beispielsweise für die Informatikgruppe und grüne Zettel für die<br />

Marketinggruppe bestimmt gewesen. Wir haben jedoch gar nicht gewusst, wo wir diese<br />

‚Briefe’ hätten deponieren sollen.“<br />

Ein mündlicher Austausch war deshalb kaum möglich, da die Gruppen während <strong>der</strong> Doppellektion<br />

nur sehr selten im Schulzimmer arbeiteten. So war die Führungsgruppe beispielsweise<br />

oft in <strong>der</strong> Stadt unterwegs. Das Nicht-Wissen, wo sich die an<strong>der</strong>en Gruppen aufhalten, erschwerte<br />

die Kommunikation. Die Schülerinnen und Schüler hätten sich gewünscht, dass sich<br />

die Klasse zu Beginn <strong>der</strong> Doppellektion jeweils im Schulzimmer getroffen und ein kurzer<br />

Austausch stattgefunden hätte. Denkbar wäre aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden auch gewesen, dass<br />

jede Gruppe einen Kommunikator bestimmt hätte, <strong>der</strong> für die Kommunikation zwischen den<br />

Gruppen zuständig gewesen wäre. Ein Schüler brachte überdies die Idee ein, dass anstelle <strong>der</strong><br />

funktionsorientierten besser eine produktorientierte Organisation gewählt worden wäre, da<br />

dies die Kommunikation erleichtert hätte.<br />

Die Betreuung durch die Praxisexperten wurde von den Lernenden weniger gut beurteilt. Nur<br />

vier Schülerinnen und Schüler gaben den Praxisexperten gute Noten und zwei Lernende beurteilten<br />

die Betreuung als mittelmässig. Sieben Lernende sind <strong>der</strong> Meinung, dass sie schlecht<br />

betreut wurden und vier Schülerinnen und Schüler gaben gar an, dass sie sich von den Praxisexperten<br />

überhaupt nicht betreut gefühlt hätten. Ein Lernen<strong>der</strong> machte keine Angabe. Auch<br />

im Klasseninterview wurde die Betreuung durch die Praxisexperten als Schwäche des Moduls<br />

thematisiert. Folgende Kritikpunkte wurden genannt:<br />

„Die Praxisexperten waren während zwei Doppellektionen anwesend. Sie haben uns<br />

danach nicht mehr begleitet und waren insbeson<strong>der</strong>e in <strong>der</strong> schwierigen Phase des Projekts<br />

nicht anwesend.“<br />

„Unser Praxisexperte war telefonisch nie erreichbar. Er hat uns auch versprochen,<br />

dass er für uns Sponsoren finden würde. Am Schluss hatten wir aber keine. Er hat uns<br />

im Stich gelassen.“<br />

212


Stadtführungen von Jungen für Junge ! Wirtschaftsmittelschule Luzern<br />

„Den Praxisexperten unserer Gruppe haben wir gar nie gesehen. Dies war nicht weiter<br />

tragisch, wir haben ihn auch nicht gebraucht.“<br />

„Wir hatten keine Ahnung wie man eine Website erstellt. Der Praxisexperte hat uns<br />

kurz ein paar Dinge gezeigt, uns dann aber alleine gelassen. Anhand eines Lehrmittels<br />

haben wir uns das Wissen dann selber angeeignet.“<br />

Die Lernenden sehen folgende Verbesserungsmöglichkeiten:<br />

„Die Praxisexperten müssen ‚von oben’ stärker in die Pflicht genommen werden. Als<br />

Schüler können wir keinen Einfluss nehmen.“<br />

„Die Praxisexperten sollten uns dann Hilfestellung anbieten, wenn es am Wichtigsten<br />

ist (z. B. bei <strong>der</strong> Sponsorensuche im Falle <strong>der</strong> Marketinggruppe). Es macht wenig Sinn,<br />

wenn die Praxisexperten nur zu Beginn zwei Mal kommen und dann nur noch per Telefon<br />

erreichbar sind (o<strong>der</strong> eben nicht).“<br />

Die Schülerinnen und Schüler wünschten sich überdies, dass es sich bei den Praxisexperten<br />

ausschliesslich um Personen aus <strong>der</strong> Wirtschaftspraxis handeln würde, d. h. keine Lehrkräfte<br />

als Praxisexperten eingesetzt würden.<br />

Die Lehrkraft und <strong>der</strong> Modulverantwortliche wiesen im Gespräch darauf hin, dass die<br />

Möglichkeiten <strong>der</strong> Lehrkraft zur Betreuung <strong>der</strong> Lernenden sehr schnell an Grenzen gestossen<br />

sei. Dies in erster Linie wegen <strong>der</strong> grossen Führungsspanne. So musste die Lehrkraft während<br />

den Doppellektionen jeweils für die unterschiedlichsten Anliegen <strong>der</strong> Lernenden zur Verfügung<br />

stehen und gleichzeitig einen Überblick und die Kontrolle über sämtliche Aktivitäten im<br />

Modul bewahren. Die Lehrkraft sieht eine Möglichkeit, wie sich dieses Problem bei einer erneuten<br />

Durchführung des Moduls bewältigen liesse. Für jede Gruppe sollte eine an<strong>der</strong>e Lehrkraft,<br />

idealerweise aus dem entsprechenden Fachgebiet (z. B. Informatiklehrperson für Informatikgruppe<br />

o<strong>der</strong> Wirtschaftslehrperson für Marketinggruppe), zuständig sein. Gemeinsam<br />

könnten diese vier Lehrpersonen die Geschäftsleitung für das Modul bilden. Neben <strong>der</strong> Entlastung<br />

erschiene <strong>der</strong> Lehrkraft diese Vorgehensweise auch deshalb sehr sinnvoll, da die Lernenden<br />

dadurch fachlich kompetenter und konstanter betreut werden könnten. Zudem könnten<br />

die Lernenden besser kontrolliert werden, und es könnte viel konsequenter auf nicht erledigte<br />

Arbeiten <strong>der</strong> Schülerinnen und Schüler reagiert werden.<br />

Auch die Praxisexperten sind mit ihren Möglichkeiten zur Betreuung <strong>der</strong> Lernenden nicht<br />

zufrieden. So sind beide befragten Experten <strong>der</strong> Meinung, dass sie die Schülerinnen und<br />

Schüler lediglich schlecht bis mittelmässig betreuen konnten. Sie begründeten diese Einschätzung<br />

mit dem riesigen Betreuungsbedarf einzelner Gruppen, <strong>der</strong> teilweise so gross gewesen<br />

sei, dass sie ihn aus zeitlichen Gründen nicht vollständig haben abdecken können:<br />

„In einer Informatikgruppe war ein ‚Crack’ dabei, <strong>der</strong> konnte die Homepage mühelos<br />

erstellen. Ich habe von dieser Gruppe deshalb während <strong>der</strong> gesamten Projektzeit nichts<br />

mehr gehört. Die an<strong>der</strong>e Informatikgruppe hatte zuvor noch nie eine Website erstellt.<br />

Sie hat deshalb mehr Unterstützung gebraucht. Ich habe dieser Gruppe deshalb bis zum<br />

Schluss per e-mail o<strong>der</strong> auch telefonisch Support geleistet.“<br />

Der Praxisexperte <strong>der</strong> Informatikgruppen wies überdies darauf hin, dass die beiden eingeplanten<br />

Unterrichtsbesuche für die Betreuung <strong>der</strong> Lernenden nicht ausgereicht hätten (vgl. oben)<br />

und in einem zu kurzen Abstand aufeinan<strong>der</strong> gefolgt seien. Letzteres kritisierte er deshalb, da<br />

sich die Erstellung einer Homepage nicht in so kurzer Frist bewerkstelligen lasse.<br />

213


Teil II: Fallstudien zur Juniorfirma und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

2.6 Rahmenbedingungen<br />

Die Lehrkraft ist <strong>der</strong> Meinung, dass sie die Anfor<strong>der</strong>ungen, welche das Modul an sie<br />

stellte, nur zum Teil erfüllen konnte. Im Interview wies sie darauf hin, dass sie als<br />

Geographielehrperson fachlich teilweise zu wenig kompetent war sowie den Anliegen und<br />

Bedürfnissen <strong>der</strong> Lernenden nicht immer befriedigend nachkommen konnte; auch ihre<br />

Kontrollfunktion konnte die Lehrkraft gemäss eigenen Angaben nur sehr beschränkt<br />

wahrnehmen (vgl. Kapitel 2.5 <strong>der</strong> Fallstudie). Die Lehrkraft erwähnte überdies, dass es ihr<br />

nicht genügend gelang, soziale Konflikte in Wert zu setzen (vgl. Kapitel 2.1 <strong>der</strong> Fallstudie).<br />

Der Modulverantwortliche ist <strong>der</strong> Ansicht, dass die Anfor<strong>der</strong>ungen und <strong>der</strong> Kräfteverschleiss<br />

enorm hoch waren und er entsprechend den Angaben im Kapitel 1.7 <strong>der</strong> Fallstudie<br />

gleichzeitig Planer, Vorbereiter, Koordinator, Kontrolleur, Korrigieren<strong>der</strong>, Fachspezialist auf<br />

verschiedenen Gebieten, Motivator, ‚Relativator’, Psychologe, Mediator, Organisator,<br />

Schlichter, Richter, Führer und Leiter sein musste. Dennoch sieht er we<strong>der</strong> für sich selbst<br />

noch für die restlichen in das Modul involvierten Personen einen Weiterbildungsbedarf.<br />

Wichtig erscheint ihm jedoch, dass bei einer zukünftigen Durchführung mehr Lehrpersonen<br />

aktiv ! und zwar von <strong>der</strong> Planung bis zum Abschluss ! in das Modul eingebunden werden.<br />

Die Praxisexperten fühlten sich den Anfor<strong>der</strong>ungen gut bis sehr gut gewachsen. Sie sind beide<br />

<strong>der</strong> Ansicht, dass sie ihren Auftrag gut haben erfüllen können. Ein Praxisexperte wies allerdings<br />

darauf hin, dass die Beurteilung aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden vermutlich weniger gut ausfallen<br />

würde, da sich diese noch mehr Unterstützung und konkrete Lösungen erhofft hätten.<br />

Beide Praxisexperten sind <strong>der</strong> Meinung, dass mehr Zeit als zwei Doppellektionen für die Betreuung<br />

durch die Praxisexperten vorgesehen werden müsste (vgl. Kapitel 2.5 <strong>der</strong> Fallstudie).<br />

Ein Praxisexperte wies überdies darauf hin, dass es ideal wäre, wenn die Praxisexperten im<br />

Vorfeld mehr über das Vorwissen <strong>der</strong> Schülerinnen und Schüler wissen würden.<br />

Die Lehrkraft und <strong>der</strong> Modulverantwortliche stuften die zeitliche Belastung durch das<br />

Modul als sehr hoch ein. Die Gründe für die hohe Zeitbelastung <strong>der</strong> Lehrkraft werden in erster<br />

Linie darin gesehen, dass die Führungsspanne bei <strong>der</strong> Durchführung des Moduls sehr<br />

gross war und keine an<strong>der</strong>en Lehrpersonen aktiv am Modul mitarbeiteten. Doch auch für die<br />

Planung des Projekts brauchte die Lehrkraft mehr als 240 Arbeitsstunden. Neben <strong>der</strong> Planung<br />

und <strong>der</strong> eigentlichen Arbeit mit den Schülerinnen und Schülern während <strong>der</strong> Durchführung<br />

führte das Reporting zu einer weiteren zeitlichen Belastung. Es war <strong>der</strong> Lehrkraft und dem<br />

Modulverantwortlichen ein Anliegen, den ganzen Prozess fortlaufend und nicht erst am Ende<br />

zu dokumentieren. Es entstand dadurch eine Art Tagebuch, das aufzeigt, welche Probleme<br />

aufgetreten sind, wie diese gelöst wurden etc.<br />

Zur Betreuung durch zuständige Personen/Stellen ! nahm lediglich die Lehrkraft Stellung.<br />

Sie hätte sich ! abgesehen von <strong>der</strong> sehr guten Zusammenarbeit mit dem Modulverantwortlichen<br />

! noch etwas mehr Unterstützung von Seiten <strong>der</strong> Schulleitung gewünscht.<br />

Die Kooperation mit <strong>der</strong> Praxis ist aus Sicht <strong>der</strong> Lehrkraft noch verbesserungswürdig. Der<br />

Kontakt zu Aussenstellen hat recht gut funktioniert. Wie bereits im obigen Kapitel 2.2 thematisiert,<br />

hatten allerdings in erster Linie die Führungs- und Marketinggruppen Aussenkontakte.<br />

Auch die Praxisexperten sind in den einzelnen Gruppen unterschiedlich stark zum Einsatz<br />

gekommen ! abhängig von <strong>der</strong> zeitlichen Verfügbarkeit <strong>der</strong> Praxisexperten, aber auch vom<br />

Vorwissen <strong>der</strong> Lernenden. Als problematisch stufte die Lehrkraft die Tatsache ein, dass es<br />

sich bei den Praxisexperten mehrheitlich um Lehrkräfte handelte. Dies, da sie von den Schülerinnen<br />

und Schülern nicht als Praxisexperten wahrgenommen worden seien. Da es<br />

schwierig ist an „echte“ Praxisexperten heranzukommen, würde die Lehrkraft zukünftig<br />

gänzlich auf die Zusammenarbeit mit Praxisexperten verzichten. Anstelle <strong>der</strong> Praxisexperten<br />

214


Stadtführungen von Jungen für Junge ! Wirtschaftsmittelschule Luzern<br />

sollte jede Schülergruppe durch eine Lehrperson begleitet werden (vgl. Kapitel 2.5 <strong>der</strong><br />

Fallstudie).<br />

Der Modulverantwortliche wies im Gespräch auf eine weitere Schwierigkeit bei <strong>der</strong> Zusammenarbeit<br />

mit Praxisexperten hin. Er erachtet es als schwierig, den Praxisexperten im<br />

Rahmen des Moduls eine eigene Position zu geben. Dies, da sich diese geschickt zwischen<br />

„Feedback geben“ und „eigene Ideen einbringen“ positionieren müssen. Gemäss den<br />

Erzählungen des Modulverantwortlichen ist einem Praxisexperten diese Positionierung<br />

überhaupt nicht gelungen. So habe dieser beispielsweise Ideen in die Schülergruppe<br />

eingebracht, welche sich nicht realisieren liessen. Der Modulverantwortliche wünschte sich<br />

deshalb, dass nur Praxisexperten mit pädagogischem Hintergrund für die Arbeit im Modul<br />

eingesetzt würden:<br />

„Praxisexperten müssen in <strong>der</strong> Lage sein, das richtige Mass zwischen For<strong>der</strong>n und<br />

För<strong>der</strong>n zu finden.“<br />

Zur Zusammenarbeit Schule ! Praxis äusserten sich auch die Praxisexperten. Sie schätzten<br />

die klaren Zielvorgaben von <strong>der</strong> Schule, anhand <strong>der</strong>er sie genau wussten, was von ihnen erwartet<br />

wird. Ein Praxisexperte wies allerdings darauf hin, dass <strong>der</strong> Zielkatalog den Rahmen<br />

des Möglichen sprengte und er deshalb nicht alle Ziele habe erreichen können. Der direkte<br />

Kontakt zwischen den Lernenden und den Praxisexperten funktionierte gemäss den Angaben<br />

<strong>der</strong> Praxisexperten nicht. Es wurde anstelle immer im Dreieck Schüler ! Lehrkraft ! Praxisexperte<br />

kommuniziert. Für zukünftige Durchführungen erscheinen den Praxisexperten die folgenden<br />

Punkte wichtig:<br />

! Frühzeitige Kommunikation<br />

Die Praxisexperten sollten frühzeitig sowohl schriftlich als auch mündlich darüber informiert<br />

werden, welchen Auftrag sie zu erfüllen und welche Ziele sie zu erreichen haben.<br />

! Mehr Plenumsveranstaltungen<br />

Dem Austausch zwischen den verschiedenen Gruppen eines Miniunternehmens sollte mehr<br />

Beachtung geschenkt werden. Die Lernenden könnten dadurch eher einen Blick fürs Ganze<br />

entwickeln. Sie könnten so besser erkennen, wer beteiligt ist, wer für welche Aufgaben zuständig<br />

ist, welche Probleme bestehen etc. Die Funktion <strong>der</strong> Praxisexperten würde den<br />

Lernenden dadurch auch klarer. Sinnvoll wären beispielsweise eine Kick-Off-<br />

Veranstaltung sowie Veranstaltungen, wenn Meilensteine erreicht worden sind.<br />

! Mehr Zeit für Unvorhergesehenes, die Lösung von Problemen und die Bewältigung von<br />

sozialen Konflikten einrechnen<br />

In Bezug auf die Infrastruktur sieht die Lehrkraft noch Verbesserungspotenzial. So würde<br />

sie zukünftig darauf achten, dass den Lernenden ein eigens für die Arbeit im Modul eingerichteter<br />

Raum mit Computer und Telefon zur Verfügung stünde. Auch finanziell besteht<br />

Handlungsbedarf. Die zwei Lektionen pro Klasse decken den tatsächlichen Aufwand nicht ab.<br />

Die Arbeit <strong>der</strong> Lehrkraft müsste aus Sicht des Modulverantwortlichen mit ein bis zwei zusätzlichen<br />

Lektionen entschädigt werden. Auch die Lehrkraft vergleicht die Arbeit im Modul<br />

mit vier regulären Unterrichtslektionen. Für die Betreuung <strong>der</strong> Lehrkraft und das Reporting<br />

würde überdies eine Entschädigung des Modulverantwortlichen im Umfang von einer Wochenlektion<br />

als notwendig erachtet.<br />

2.7 Auswirkungen des Moduls auf die Attraktivität <strong>der</strong> HMS<br />

Die Mehrheit <strong>der</strong> Lernenden ist <strong>der</strong> Auffassung, dass sich die Attraktivität <strong>der</strong><br />

Handelsmittelschule durch die Einführung des Moduls „Stadtführungen von Jungen für<br />

Junge“ bei potenziellen Schülerinnen und Schülern nicht verän<strong>der</strong>n wird. Sie begründeten ihr<br />

Urteil damit, dass für die Wahl einer Ausbildung resp. des Schultyps <strong>der</strong> Abschluss resp. das<br />

215


Teil II: Fallstudien zur Juniorfirma und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

zukünftige Ziel (z. B. Wirtschaftsstudium) entscheidend sei, und dass das Modul zu klein sei,<br />

um den Entscheid für eine Ausbildung beeinflussen zu können. Für drei Lernende wäre eine<br />

positive Einflussnahme vorstellbar; dies, da die Arbeit im Modul ! gerade bei<br />

Berufsmaturitätsschülern, bei denen das achtwöchige Praktikum abgeschafft wurde ! einen<br />

Einblick in die Praxis ermögliche und bei guter Arbeit ein Gewinn erwirtschaftet werden<br />

könne. Ein Lernen<strong>der</strong> verglich das Modul mit dem achtwöchigen Praktikum und beurteilte<br />

das Modul als weniger praxisnah. Er könnte sich deshalb einen negativen Einfluss des<br />

Moduls auf die Attraktivität <strong>der</strong> HMS vorstellen.<br />

Die Lehrkraft ist <strong>der</strong> Ansicht, dass sich die Attraktivität <strong>der</strong> HMS bei potenziellen Schülerinnen<br />

und Schülern durch die Einführung des Moduls positiv bis sehr positiv verän<strong>der</strong>n wird.<br />

Dies, da „Unterricht ausserhalb des Schulzimmers“ attraktivitätssteigernd wirke. Gleichzeitig<br />

warnt sie aber auch vor den mittel- und langfristigen Reaktionen <strong>der</strong> Schülerinnen und Schüler<br />

auf das Modul:<br />

„Da auch hinter einem solchen Modul Arbeit steckt und mit viel Freiheit auch viel Verantwortung<br />

einhergeht, ist die Gefahr von Enttäuschung bei den Lernenden gross.“<br />

Auch <strong>der</strong> Modulverantwortliche sprach von einer positiven Entwicklung <strong>der</strong> Attraktivität,<br />

da die Lernenden im Rahmen des Moduls selber etwas umsetzen könnten. Er ist allerdings<br />

analog <strong>der</strong> Mehrheit <strong>der</strong> Schülerinnen und Schüler davon überzeugt, dass das Modul nur eine<br />

kleine Grösse innerhalb sämtlicher Attraktivitätsfaktoren darstelle.<br />

Die Praxisexperten sind sich einig, dass sich das Modul kaum ! höchstens leicht positiv !<br />

auf die Entwicklung <strong>der</strong> Attraktivität <strong>der</strong> HMS bei potenziellen Lernenden auswirken wird.<br />

Dies, da an<strong>der</strong>e Faktoren bei <strong>der</strong> Wahl <strong>der</strong> Ausbildung mehr Gewicht hätten und die potenziellen<br />

Schülerinnen und Schüler noch zu jung seien, um die Bedeutung des Moduls überhaupt<br />

richtig abschätzen zu können. Die Praxisexperten fänden es ideal, wenn die Lernenden<br />

nicht nur eine Note, son<strong>der</strong>n auch eine Art Arbeitsbestätigung für die Mitwirkung im Modul<br />

erhalten würden. Dies, da ihnen eine solche Bestätigung bei <strong>der</strong> späteren Arbeitsplatzsuche<br />

helfen könnte.<br />

2.8 Gesamtbeurteilung<br />

Die grosse Mehrheit <strong>der</strong> Lernenden beurteilte das Modul zwischen mittelmässig und gut. Die<br />

Lernenden empfanden das Modul als Abwechslung zum Schulalltag. Obwohl bei <strong>der</strong> Umsetzung<br />

Probleme aufgetreten sind, zogen einzelne Schülerinnen und Schüler in <strong>der</strong> schriftlichen<br />

Befragung eine positive Bilanz:<br />

„Alles in allem war es eine gute Erfahrung, und es hat auch Spass gemacht.“<br />

„Ich denke, man sollte das Modul auch zukünftig durchführen.“<br />

„Es war ein interessantes und abwechslungsreiches Projekt. Schade war einzig, dass<br />

wir keine Kunden für die Führungen hatten.“<br />

„Es war eine gute Erfahrung, auch wenn Vieles nicht geklappt hat.“<br />

„Auch wenn unser Projekt nicht so gut funktioniert hat, wie wir uns dies gewünscht haben,<br />

konnte dennoch je<strong>der</strong> von uns etwas auf den Weg mitnehmen, um es bei einem<br />

nächsten Mal besser zu machen.“<br />

Bei einer Wahl zwischen dem Modul und dem achtwöchigen Praktikum würden sich die Lernenden<br />

aber alle für das Praktikum entscheiden.<br />

Die Lehrkraft beurteilte das Modul insgesamt mit „mittelmässig“, da sich das Modul aus<br />

ihrer Sicht aus sehr guten, aber auch sehr schlechten Punkten zusammensetzte. Die Lehrkraft<br />

würde das Modul am Liebsten erneut durchführen, da sie aufgrund <strong>der</strong> gemachten Erfahrun-<br />

216


Stadtführungen von Jungen für Junge ! Wirtschaftsmittelschule Luzern<br />

gen jetzt Vieles besser machen könnte. Der Modulverantwortliche gab dem Modul eine gute<br />

Note. Dies insbeson<strong>der</strong>e deshalb, da auch ein Scheitern sehr wertvoll sein könne. Er ist <strong>der</strong><br />

Ansicht, dass das Modul etwas zu ehrgeizig ausgestaltet war, d. h. die Ziele zu hoch gesteckt<br />

waren. Dass das Modul resp. die Unternehmensidee „Junge für Junge“ die Lernenden bei <strong>der</strong>en<br />

Interessen abholt, erachtet <strong>der</strong> Modulverantwortliche als beson<strong>der</strong>e Stärke des Moduls.<br />

Auch ein Praxisexperte wies im Gespräch darauf hin, dass er das Produkt „Stadtführungen<br />

von Jungen für Junge“ als sehr attraktiv erachten würde.<br />

3 Kritische Würdigung und Schlussfolgerungen<br />

Der Rahmen für die kritische Würdigung und die Schlussfolgerungen wird durch die forschungsleitenden<br />

Fragestellungen abgesteckt. So wird abschliessend geprüft, inwieweit die<br />

angestrebten Leistungsziele erreicht und die Richtlinien für die berufliche Praxis erfüllt<br />

werden konnten. Hieraus werden Schlussfolgerungen und Empfehlungen abgeleitet.<br />

Wie bereits in Kapitel 2.1 <strong>der</strong> Fallstudie aufgezeigt, konnten die angestrebten Leistungsziele<br />

mehrheitlich erreicht werden. Die Wahl <strong>der</strong> Leistungsziele erscheint zwar zweckmässig,<br />

allerdings wird die Zahl <strong>der</strong> ausgewählten Leistungsziele ! insbeson<strong>der</strong>e mit Blick auf die<br />

Dauer des Moduls ! als zu umfangreich erachtet. Hinsichtlich Leistungszielerreichung sollten<br />

unabhängig davon, ob es sich um Fach-, Methoden- o<strong>der</strong> Sozialkompetenzen handelt, entsprechend<br />

Prioritäten resp. Schwerpunkte gesetzt werden. Überdies muss verstärkt darauf geachtet<br />

werden, dass die Lernenden hinsichtlich dieser Ziele auch wirklich aktiv und systematisch<br />

geschult werden. Dies gilt ganz beson<strong>der</strong>s auch für die För<strong>der</strong>ung von Methodenund<br />

Sozialkompetenzen. Wie von <strong>der</strong> Lehrkraft richtig erkannt wurde, genügt das Vorliegen<br />

von Konflikten zur Verbesserung <strong>der</strong> Konfliktfähigkeit (Sozialkompetenz 1.7) beispielsweise<br />

nicht. Um Konflikte „in Wert zu setzen“ bedarf es eines bewussten Umgangs mit diesen<br />

Konflikten und einer aktiven Schulung <strong>der</strong> Lernenden, wie sie Konflikte konstruktiv<br />

austragen können. Da die Lernenden je nach Gruppe unterschiedliche Zielsetzungen<br />

anstreben, wäre es sinnvoll die Leistungsziele für die einzelnen Gruppen getrennt<br />

auszuweisen. Die Schülerinnen und Schüler könnten sich dadurch stärker an den<br />

Leistungszielen orientieren und wüssten so besser über ihr Aufgabengebiet Bescheid.<br />

Überdies würde durch diese Massnahme die Anzahl <strong>der</strong> zu erreichenden Leistungsziele !<br />

zumindest bezogen auf die einzelnen Lernenden ! reduziert.<br />

Die Richtlinien für die berufliche Praxis sind mehrheitlich erfüllt. In <strong>der</strong> Folge werden sie im<br />

Einzelnen kurz angesprochen:<br />

Der Praxisbezug wurde sowohl von Seiten <strong>der</strong> Lernenden als auch <strong>der</strong> Lehrkraft und des Modulverantwortlichen<br />

als gross beurteilt. Beson<strong>der</strong>s hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang<br />

die Tatsache, dass sich die Schülerinnen und Schüler mit vielen realen Problemen auseinan<strong>der</strong>setzen<br />

mussten. Dennoch sollte hinsichtlich des Praxisbezugs noch besser<br />

sichergestellt werden, dass sämtliche Gruppen innerhalb einer Miniunternehmung mit <strong>der</strong><br />

Praxis in Berührung kommen. So waren die Informatik- und die Sekretariatsgruppen gemäss<br />

<strong>der</strong> Lehrkraft kaum mit externen Stellen in Kontakt. Die Vorstellung des<br />

Modulverantwortlichen, dass die Lernenden durch die Arbeit im Modul erkennen könnten,<br />

was die Wirtschaftspraxis später von ihnen als Angestellte erwarte, kann nur sehr begrenzt<br />

gestützt werden. Dies, da die Schülerinnen und Schüler im Rahmen des Moduls nur einen<br />

kleinen Teil <strong>der</strong>jenigen Leistungsziele kennenlernen, <strong>der</strong>en Erreichen von dualen<br />

Berufslernenden gefor<strong>der</strong>t wird. Der Praxisbezug könnte weiter dadurch verbessert werden,<br />

dass mit Experten aus <strong>der</strong> Wirtschaftspraxis zusammengearbeitet wird. Dass die Lernenden<br />

Lehrkräfte ! trotz <strong>der</strong>en Erfahrung aus <strong>der</strong> Wirtschaftspraxis ! nicht als Praxisexperten<br />

217


Teil II: Fallstudien zur Juniorfirma und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

erkennen, ist nachvollziehbar. Wird mit Lehrkräften zusammengearbeitet, sollte <strong>der</strong> Begriff<br />

„Praxisexperte“ deshalb nicht verwendet werden.<br />

Bei den im Rahmen des Moduls zu bearbeitenden Aufträgen handelt es sich um umfassende<br />

Problemstellungen. Die Erledigung <strong>der</strong> Arbeiten setzt Wissen aus verschiedenen Gebieten<br />

voraus; so müssen die Lernenden beispielsweise in <strong>der</strong> Lage sein, ein Führungsangebot zu<br />

entwickeln, dieses zu vermarkten und bei entsprechen<strong>der</strong> Nachfrage Führungen durchzuführen.<br />

Das Beispiel macht deutlich, dass das Modul verschiedene Schulfächer integriert.<br />

Die Selbständigkeit und Eigenverantwortlichkeit <strong>der</strong> Lernenden wurde von Seiten <strong>der</strong> Lernenden<br />

positiver beurteilt als von Seiten <strong>der</strong> Lehrkraft und des Modulverantwortlichen. Aus<br />

Sicht des Evaluationsteams sollte genauer überlegt werden, welche Arbeiten die Schülerinnen<br />

und Schüler selbständig erledigen können und bei welchen Aufgaben die Lernenden Hilfe<br />

bedürfen, damit entsprechend reagiert werden kann. Sichergestellt werden sollte auch, dass<br />

alle Gruppen ungefähr die gleiche Verantwortung für das Gelingen des Projekts tragen. Unter<br />

diesem Aspekt betrachtet, ist die Berechtigung einer Sekretariatsgruppe zum Beispiel eher<br />

fragwürdig, und es stellt sich die Frage, ob diese Aufgaben nicht auf die drei an<strong>der</strong>en<br />

Gruppen verteilt werden könnten. Die Kundenakquisition sollte zwingend ins Pflichtenheft<br />

<strong>der</strong> Lernenden gehören, auch wenn ihnen diese Schwierigkeiten bereitete. Neben zusätzlicher<br />

Selbständigkeit würde das Modul dadurch weiter an Praxisnähe gewinnen. Die Lehrkraft und<br />

die Praxisexperten sollten die Schülerinnen und Schüler während ihrer Arbeit am Modul<br />

lediglich beratend unterstützen, d. h. die Funktion eines Coaches übernehmen. Überdies sollte<br />

die Lehrkraft ihre Kontrollfunktion deutlicher wahrnehmen.<br />

Inwieweit im Rahmen des Moduls auf eine genaue Planung <strong>der</strong> Arbeitsschritte und eine<br />

Evaluation <strong>der</strong> Ergebnisse Wert gelegt wurde, lässt sich aus den Untersuchungsergebnissen<br />

kaum ableiten. Bekannt ist lediglich, dass keine Feedback-Statistiken erstellt werden konnten,<br />

da kaum Führungen stattgefunden haben. Während <strong>der</strong> Arbeit im Modul wurden die Lernenden<br />

primär durch Rückmeldungen von Seiten <strong>der</strong> Lehrperson, aber auch durch Rückmeldungen<br />

<strong>der</strong> Praxisexperten auf nicht zieladäquate Leistungen aufmerksam gemacht.<br />

Bei wie<strong>der</strong>holter Durchführung des Moduls sollte überdies den folgenden Punkten beson<strong>der</strong>e<br />

Beachtung geschenkt werden:<br />

Die zeitliche Belastung stellte für die Mehrheit <strong>der</strong> Lernenden kein Problem dar. Dennoch<br />

gilt es zu überlegen, ob die Wahl des Semesters, die Dauer des Moduls und die Anzahl Lektionen<br />

pro Woche sinnvoll sind. Das Semester erscheint deshalb etwas unglücklich gewählt,<br />

da die Schülerinnen und Schüler <strong>der</strong> Diplomklassen in den letzten Wochen des Projekts aufgrund<br />

des achtwöchigen Praktikums nicht mehr anwesend sind. Eine zeitliche Überschneidung<br />

von Modul und Praktikum sollte unbedingt verhin<strong>der</strong>t werden. Die vorgesehene Arbeit<br />

während <strong>der</strong> Sommerferien erscheint unrealistisch und ist vermutlich mit ein Grund dafür,<br />

dass kaum Führungen stattgefunden haben. Das Praxismodul sollte zeitlich so ausgestaltet<br />

werden, dass nicht auf Ferien <strong>der</strong> Lernenden zurückgegriffen werden muss. Die Dauer eines<br />

Semesters erscheint zweckmässig, sofern das den Lernenden zur Verfügung stehende Zeitgefäss<br />

von einer Doppellektion pro Woche erweitert wird. Da die Lernenden Sponsoren suchen<br />

müssen, kann das Modul nicht in einer Projektwoche durchgeführt werden. Es wäre aber<br />

denkbar, in einer Projektwoche in das Modul einzusteigen und dann während des Semesters<br />

in einer Doppellektion pro Woche am Modul weiterzuarbeiten. Ab <strong>der</strong> zweiten Hälfte des Semesters<br />

sollten die Schülerinnen und Schüler in <strong>der</strong> Lage sein, Führungen durchzuführen. Da<br />

diese mehrheitlich in <strong>der</strong> Freizeit <strong>der</strong> Schülerinnen und Schüler stattfinden werden, gilt es zu<br />

überlegen, wie die Lernenden hierfür zeitlich entschädigt werden können.<br />

218


Stadtführungen von Jungen für Junge ! Wirtschaftsmittelschule Luzern<br />

Die zeitliche Belastung <strong>der</strong> Lehrkraft gilt es zu reduzieren. Möglichkeiten bestehen darin,<br />

mehr Lehrpersonen in das Modul zu involvieren und/o<strong>der</strong> die Praxisexperten intensiver mitarbeiten<br />

zu lassen. Dadurch liesse sich auch die Betreuungssituation <strong>der</strong> Lernenden deutlich<br />

verbessern. Der Vorschlag <strong>der</strong> Lehrkraft, für jede Gruppe eine fachlich kompetente Lehrkraft<br />

einzusetzen, wäre ideal, ist aus finanziellen Gründen aber kaum umsetzbar.<br />

Hinsichtlich <strong>der</strong> Vor- und Nachbereitung im Unterricht bestehen noch Verbesserungsmöglichkeiten.<br />

So gilt es die Lernenden noch besser auf ihre Aufgaben im Rahmen des Moduls<br />

vorzubereiten. Um den Transfer sicherzustellen und die schulischen Leistungsziele möglichst<br />

positiv zu beeinflussen, wäre <strong>der</strong> Einbezug <strong>der</strong> gewonnenen praktischen Erfahrungen,<br />

insbeson<strong>der</strong>e im Wirtschaftsunterricht, wünschenswert. Dies setzt einen stärkeren Austausch<br />

zwischen <strong>der</strong> ins Modul involvierten Lehrperson und <strong>der</strong> Wirtschaftslehrkraft voraus. Günstig<br />

wäre es, wenn eine Wirtschaftslehrkraft im Modul mitarbeiten würde. So könnten überdies<br />

bereits während <strong>der</strong> Arbeit am Modul Bezüge zu den schulischen Inhalten hergestellt werden.<br />

Wichtig ist auch, dass <strong>der</strong> Austausch zwischen den Gruppen gewährleistet ist. Der von den<br />

Lernenden gemachte Vorschlag, dass sich die Gruppen jeweils zu Beginn einer Doppellektion<br />

treffen, wird als sinnvoll erachtet.<br />

Die Lehrkraft fühlte sich den Anfor<strong>der</strong>ungen, welche das Modul an sie stellte, nur zum Teil<br />

gewachsen. Sie hatte insbeson<strong>der</strong>e das Gefühl, dass sie fachlich zu wenig kompetent war und<br />

die Lernenden nicht befriedigend betreuen konnte. Wie bereits zuvor erwähnt, lässt sich diese<br />

Situation zukünftig dadurch verbessern, dass mehr Lehrpersonen ! im Idealfall mit entsprechendem<br />

fachlichen Hintergrund ! in das Modul involviert sind und/o<strong>der</strong> die Praxisexperten<br />

intensiver mitarbeiten. Letztere gilt es sehr gut auf ihre Funktion im Rahmen des Moduls vorzubereiten.<br />

Verbesserungen sind auch hinsichtlich <strong>der</strong> Infrastruktur notwendig. Aus Sicht <strong>der</strong> Lehrperson<br />

sollte den Lernenden zukünftig ein eigens für die Arbeit im Modul eingerichteter Raum<br />

mit Computer und Telefon zur Verfügung stehen. Da mehr Lehrpersonen in das Modul involviert<br />

und/o<strong>der</strong> die Praxisexperten intensiver im Modul mitarbeiten sollten, gilt es überdies die<br />

finanzielle Situation zu überdenken.<br />

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass es sich beim Modul „Stadtführungen von<br />

Jungen für Junge“ um ein schülernahes Projekt handelt. Damit die Umsetzung gelingt und das<br />

Modul für die Schülerinnen und Schüler lehrreich ist, muss es noch besser in den Schulalltag<br />

integriert werden. Zudem sollte die Betreuungssituation <strong>der</strong> Lernenden verbessert werden.<br />

219


Entreprises „junior“ („Apprendre à Entreprendre“) à l’ESC Monthey<br />

Entreprises „junior“ („Apprendre à Entreprendre“) à l’ESC Monthey<br />

Beat Estermann<br />

1 Description du module<br />

Durant l’année 2005/06, le module „Apprendre à Entreprendre“ (AàE) a eu lieu pour la<br />

quatrième fois à l’ESC Monthey. Il avait été lancé à l’initiative du Département de<br />

l’économie et du délégué École-Économie du canton du Valais et en partenariat avec Genilem<br />

Valais (Centre de compétences financières SA). Des modules semblables ont lieu dans<br />

d’autres écoles du canton (écoles de commerce, écoles professionnelles).<br />

1.1 Idée de base<br />

Deux classes d’élèves de deuxième année créent une entreprise et commercialisent un produit<br />

qu’ils ont imaginé eux-mêmes. Le but principal de la démarche consiste à stimuler l’esprit<br />

d’entreprise des élèves (favoriser l’esprit d’initiative, susciter le goût du risque) et à développer<br />

leurs ressources personnelles (savoir-faire, savoir-être, esprit d’équipe) dans le cadre de la<br />

gestion d’un projet.<br />

1.2 Cadre temporel, étapes (structuration du module)<br />

Après quelques travaux préparatifs, l’essentiel du module s’est déroulé sur une année (deuxième<br />

année d’études), à raison de deux heures par semaine. Les deux projets n’ayant pas pu être<br />

bouclés avant les vacances d’été, la fin des activités ont eu lieu en début de la troisième année<br />

d’études.<br />

a. Phase de créativité, choix du produit (2 e semestre de la première année et env. 2 mois de<br />

la deuxième année)<br />

Dès la première année, dans le cadre du cours d’introduction à l’économie d’entreprise et au<br />

droit, les élèves ont été préparés et sensibilisés au projet. Ainsi, ils ont dû présenter leurs<br />

premières idées de manière à ce que, à la fin de la première année, ils aient réuni 7 à 8 idées<br />

de projet.<br />

Dès la rentrée scolaire, les élèves ont travaillé leurs idées de projet et mis au point leurs présentations<br />

en vue d’une journée de sélection à mi-octobre, au cours de laquelle un jury, composé<br />

de praticiens, d’un représentant du canton ainsi que du directeur de l’école, a sélectionné<br />

un projet par classe.<br />

b. Phase entreprises „junior“ (temps prévu: 8 à 9 mois)<br />

Les deux entreprises ont été lancées. Pour la durée du projet, les élèves étaient organisés en<br />

différents départements: marketing, production, logistique, finances et ressources humaines.<br />

Chaque département avait son responsable. Dans une classe, une responsable de département<br />

œuvrait également en tant que directrice, alors que dans l’autre classe, la direction était<br />

assurée par deux élèves qui n’avaient pas d’autres charges.<br />

220


Entreprises „junior“ („Apprendre à Entreprendre“) à l’ESC Monthey<br />

1.3 Objectifs de formation pratique<br />

40 objectifs de formation pratique, dont 9 concernent des compétences méthodologiques et<br />

sociales, ont été définis sur la base du catalogue de l’OFFT (voir le tableau au chapitre 2.1 de<br />

ce rapport).<br />

1.4 Authenticité<br />

L’entreprise „junior“ permet d’abor<strong>der</strong> toute une gamme de problématiques dans différentes<br />

disciplines et d’en faire ressortir les interdépendances. Les démarches réelles que doivent<br />

entreprendre les élèves (recherche d’un produit, production, commercialisation) garantissent<br />

au module un haut degré d’authenticité.<br />

1.5 Intégration dans le cadre scolaire<br />

Le module a eu lieu durant la deuxième année de l’école de commerce. Il a été précédé par<br />

une série d’autres modules en première année (charte de l’école ! charte d’entreprise, vente,<br />

gestion de conflits) ainsi que par un cours d’introduction à l’économie d’entreprise et au droit.<br />

En troisième année, les élèves suivent des modules consacrés au marketing et à la<br />

négociation, qui leur permettent d’approfondir les expériences acquises dans le cadre de<br />

l’entreprise „junior“.<br />

Les élèves étaient suivis de près par quatre enseignants (deux par classe), qui jouaient le rôle<br />

de coachs. De plus, certaines questions liées aux entreprises „junior“ ont pu être abordées<br />

dans le cadre de l’enseignement des différentes branches concernées. Selon les responsables<br />

du module, tous les enseignants de l’école adhèrent au projet et sont prêts à intégrer dans leur<br />

enseignement des activités en lien avec le module, si l’occasion se présente.<br />

1.6 Évaluation des élèves<br />

Les élèves sont évalués par leurs pairs (évaluation du personnel par le groupe RH) ainsi que<br />

par les coachs, selon une grille d’évaluation dont les critères principaux portent sur des<br />

aspects organisationnels, la prise de responsabilité, l’attitude des élèves ainsi que la communication<br />

au sein du groupe 50 . L’évaluation avait en principe lieu par rapport aux groupes<br />

d’élèves (départements d’entreprise) dans leur ensemble, mais en cas de besoin, l’évaluation<br />

pouvait également se faire pour un élève particulier. Le module n’a pas fait l’objet d’une note.<br />

1.7 Conditions-cadre<br />

Depuis deux ans, le module est obligatoire – tous les élèves de deuxième année (deux classes<br />

de 25 élèves) devaient donc y participer.<br />

Les quatre enseignants qui ont assuré le suivi du module étaient organisés en équipes de deux,<br />

avec chaque fois un enseignant expérimenté dans l’accompagnement de ce genre de module<br />

et un enseignant moins expérimenté. Les enseignants avaient par ailleurs été préparés à leur<br />

rôle de coach par le biais d’une formation de deux jours organisée au niveau du canton du<br />

Valais. Les enseignants qui avaient accompagné le module durant les trois premières années<br />

50<br />

Les aspects évalués étaient les suivants: organisation: respect des consignes, respect des délais, gestion du<br />

PV, répartition du travail au sein du groupe; responsabilité: participation active/disponibilité au sein du<br />

groupe, esprit d’entreprise; attitude: créativité/capacité à suggérer des idées, motivation/dynamisme, adaptation<br />

aux changements; communication: échanges au sein du groupe, échanges avec les autres groupes/avec<br />

les professeurs, échanges avec l’extérieur, gestion des conflits, qualité des informations échangées.<br />

221


Teil II: Fallstudien zur Juniorfirma und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

après son lancement avaient en outre bénéficié de l’appui d’un coach de Genilem VS. Pour<br />

des raisons financières, le module n’est aujourd’hui plus accompagné par Genilem VS.<br />

En ce qui concerne le financement de l’activité entrepreneuriale des élèves, un fonds de<br />

démarrage de CHF 3’000.-- a été mis à disposition de chaque classe. Si les dépenses d’un<br />

projet dépassent ce montant, les élèves sont amenés à trouver d’autres sources de financement<br />

(sponsors, vente de gâteaux, etc.). Si un projet est dans les chiffres noirs en fin d’année, le<br />

fonds de départ doit être remboursé à l’école. Un éventuel bénéfice reste, selon la réglementation<br />

en vigueur, à la disposition de la classe. Dans le cas d’un groupe, les enseignants ont<br />

obligé les élèves à acheter eux-mêmes environ la moitié des sacs produits dans le cadre du<br />

module, afin de les revendre à titre personnel. Chaque élève a ainsi assumé un risque financier<br />

à hauteur de CHF 120.-- (les 25 élèves ont donc assumé un risque financier de l’ordre de CHF<br />

3’000.--).<br />

Comme ce type de module est déjà bien établi à l’échelle du canton du Valais, les écoles<br />

bénéficient d’un certain appui. Ainsi, des cours de formation pour les enseignants (2 jours de<br />

formation pour les débutants en matière d’AàE) sont offerts, dans le cadre desquels les<br />

enseignants bénéficient également des échanges avec leurs homologues d’autres écoles. De<br />

même, le délégué École-Économie assure une série de tâches de coordination liées au<br />

mandats de coaching de Genilem VS, à la constitution de jurys pour les journées de sélection,<br />

à l’évaluation 51 de la démarche „AàE“ et à l’établissement de „bonnes pratiques“ 52 .<br />

2 Appréciation du module par les personnes concernées 53<br />

2.1 Résultats<br />

Le tableau ci-dessous donne un aperçu des réponses des enseignants et des élèves à la<br />

question de savoir dans quelle mesure le module a permis aux élèves d’atteindre les objectifs<br />

de formation pratique du module. Les objectifs correspondent à ceux qui ont été fixés au départ<br />

– à une exception près: nous n’avons pas pris en compte l’objectif 37 („trouver des<br />

locaux“ 1.7.2.1), car provenant d’une édition précédente du module, il n’était pas pertinent<br />

lors de l’édition 2005/06.<br />

51<br />

52<br />

53<br />

Voir Dayer, Stéphane: „Démarche ‘Apprendre à Entreprendre’ 2001-2006 – Synthèse de l’évaluation“, avriljuin<br />

2006.<br />

http://www.ecole-economie.ch/upload/files/Unternehmerwerden/AaE_Resultats_evaluation_v_complete_10_<br />

06_F.pdf<br />

Voir Dayer, Stéphane: „Apprendre à Entreprendre – Mode d’emploi“, novembre 2005.<br />

http://www.ecole-economie.ch/upload/files/Apprendre-Entreprendre/Mode-emploi-version-complete-F.pdf<br />

Cette partie se base sur des données recueillies lors des entretiens de groupe avec :<br />

! 10 élèves (sur 25) de la première et 7 élèves (sur 25) de la deuxième classe. Le premier groupe<br />

comprenait entre autres les 5 responsables de division, dont une assurait également la direction; les élèves<br />

du deuxième groupe avaient été tirés au sort, il comprenait 3 responsables (sur 7).<br />

! Les quatre enseignants qui ont accompagné le projet ainsi que la personne qui représente le projet vis-àvis<br />

de l’OFFT.<br />

! 4 membres du groupe de sélection de l’année 2006/07.<br />

Les élèves, les enseignants et le représentant du projet ont en outre fourni des données complémentaires par<br />

le biais d’un questionnaire, et un entretien téléphonique a été mené avec le délégué École-Économie, qui<br />

avait également fait partie du jury lors de la volée 2006/07. En outre, la participation à la journée de sélection<br />

nous a permis de faire un certain nombre d’observations et d’avoir des échanges informels avec différentes<br />

personnes en marge de cette manifestation.<br />

222


Entreprises „junior“ („Apprendre à Entreprendre“) à l’ESC Monthey<br />

Degré de réalisation des objectifs de formation pratique selon les enseignants et les élèves<br />

Objectifs de formation pratique (code OFFT) ens. élèves<br />

1. Planifier son travail; fixer des objectifs et des priorités (14) bien bien<br />

2. Disposition à participer au changement (21) bien bien<br />

3. Aptitude à la communication (11) moy. très bien<br />

4. Aptitude à gérer les conflits/savoir accepter la critique (13) bien bien<br />

5. Aptitude au travail en équipe/collaboration (10) très bien très bien<br />

6. Aptitude au transfert (3) bien bien<br />

7. Savoir choisir les outils de travail; être capable de choisir, d’évaluer et d’utiliser<br />

correctement des informations (1)<br />

8. Expérimenter de nouvelles techniques; maîtrise de techniques de créativité (5) très bien bien<br />

9. Attitude orientée vers le client/aptitude à la négociation (16) bien bien<br />

10. Préparer un entretien avec un client (1.1.1.1) très bien bien<br />

11. Entretien de vente: présenter des arguments et des propositions (1.1.2.1) bien bien<br />

12. Classifier les clients (1.1.2.2) pas d’ind. bien<br />

13. Appliquer les règles du savoir-vivre (1.1.3.1) bien très bien<br />

14. Formuler des plaintes (1.1.3.2) mal bien<br />

15. Connaître les prestations de service (1.2.1.1) bien bien<br />

16. Expliquer un fichier clients (1.2.1.2) moy. bien<br />

17. Gérer un fichier clients (1.2.1.3) mal moy.<br />

18. Connaître les produits et les services (1.2.2.1) très bien bien<br />

19. Présenter des produits et des services (1.2.2.2) très bien bien<br />

20. Connaître les formes de vente (1.2.2.3) très bien bien<br />

21. Montrer l’utilité des produits ou des services (1.2.2.4) très bien très bien<br />

22. Réfuter des objections (1.3.1.1) bien bien<br />

23. Planifier son travail de manière systématique (1.4.2.1) mal bien<br />

24. Fixer les objectifs d’un travail d’équipe (1.4.2.2) moy. bien<br />

25. Interpréter des organigrammes (1.5.1.1) bien bien<br />

26. Décrire des processus de travail (1.5.1.2) pas d’ind. moy.<br />

27. Analyser des processus de travail (1.5.1.3) bien bien<br />

28. Se servir du téléphone (2.1.1.2) bien bien<br />

29. Rédiger des procès-verbaux (2.5.1.1) très bien bien<br />

30. Evaluer des offres (3.2.5.1) très bien bien<br />

31. Gérer un stock (3.2.5.2) pas d’ind. moy.<br />

32. Décrire des processus de production (3.2.5.4) bien bien<br />

33. Expliquer le plan comptable (3.3.1.1) bien bien<br />

34. Connaître les travaux liés aux pièces comptables (3.3.1.2) bien moy.<br />

35. Citer les centres de coûts (3.3.2.1) bien bien<br />

36. Concevoir les techniques quantitatives de gestion comme instrument de contrôle de<br />

gestion (3.3.2.3)<br />

38. Réunir la documentation et préparer une brève présentation sur son entreprise (1.7.4.1) bien bien<br />

39. Organiser différentes manifestations (1.7.6.1) bien bien<br />

40. Expliquer les bases légales (1.7.6.2) très bien bien<br />

Légende<br />

cases en gris clair: objectifs dont la réalisation est douteuse, les appréciations étant divergentes<br />

cases en gris foncé: objectifs qui n’ont pas pu être atteints<br />

bien<br />

bien<br />

bien<br />

bien<br />

223


Teil II: Fallstudien zur Juniorfirma und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

Pour 3 objectifs (12, 26, 31), les enseignants n’ont pas fourni d’indications, puisque de leur<br />

point de vue ces objectifs n’avaient pas été traités. Si nous les assimilons à des objectifs<br />

„mal“ atteints du point de vue des enseignants, la situation se présente comme suit: environ<br />

trois quarts des objectifs ont bien ou très bien pu être atteints, 7 objectifs (3, 12, 14, 16, 23,<br />

24, 34) n’ont que moyennement ou mal pu être atteint du point de vue d’au moins une des<br />

deux parties (enseignants ou élèves), alors que 3 objectifs (17, 26, 31) n’ont pas été atteints.<br />

Les enseignants expliquent la non-réalisation d’un certain nombre d’objectifs par le fait que<br />

les classes étaient subdivisées en départements et qu’il était impossible, faute de temps, de<br />

faire circuler les élèves dans tous les secteurs. Ce constat est corroboré par les commentaires<br />

des élèves et par l’analyse de leurs réponses, qui fait apparaître onze objectifs mieux atteints<br />

par certains groupes que par d’autres 54 :<br />

! le groupe „Finances“ a pu mieux atteindre les objectifs 17 (gérer un fichier clients), 23<br />

(planifier son travail de manière systématique), 26 (décrire des processus de travail), 34<br />

(connaître les travaux liés aux pièces comptables), 35 (citer les centres de coûts) et 36<br />

(concevoir des techniques quantitatives de gestion comme instrument de contrôle de<br />

gestion);<br />

! le groupe „Marketing“ a pu mieux atteindre les objectifs 19 (présenter des produits et des<br />

services), 20 (connaître les formes de vente), 28 (se servir du téléphone);<br />

! le groupe „Logistique“ a pu mieux atteindre l’objectif 31 (gérer un stock); et<br />

! le groupe „Production“ a pu mieux atteindre l’objectif 18 (connaître les produits et les<br />

services).<br />

L’objectif 23 à part (il ne paraît pas tout à fait évident que les élèves du groupe „Finances“<br />

soient les seuls à avoir pu apprendre à planifier leur travail), ces constats n’ont rien<br />

d’étonnant, les objectifs correspondant aux activités typiques dans les différents<br />

départements.<br />

2.2 Authenticité<br />

Le module est généralement jugé authentique. Ainsi, les enseignants et le responsable jugent<br />

le rapport avec la pratique bon, voire très bon, et les enseignants estiment que les élèves ont<br />

très bien pu se rendre compte des enjeux de la pratique en entreprise et agir de manière entrepreneuriale<br />

– un avis partagé par les membres du comité de sélection qui évaluent cet aspect<br />

comme positif, voire très positif. Ces <strong>der</strong>niers font remarquer que, dans le cadre du module,<br />

les élèves sont amenés à faire un travail pratique, à travailler en équipe, à prendre des contacts<br />

à l’extérieur de l’école pour se créer un premier réseau dans l’économie, à établir un budget, à<br />

évaluer leurs activités en termes budgétaires et finalement à entreprendre quasiment toutes les<br />

démarches nécessaires à la création d’une entreprise. Les élèves soulignent aussi<br />

l’authenticité du module: „il nous a permis de mieux connaître le monde du travail, car on a<br />

eu beaucoup de contacts avec des entreprises. Cela nous a permis de nous ‘enfuir’ de notre<br />

cocon scolaire pour nous faire découvrir le vrai monde.“ Ou encore: „AàE est une excellente<br />

méthode pour se plonger de manière concrète dans le monde du travail, c’est très intéressant<br />

et constructif… on fait ainsi face aux réalités du monde professionnel!“ Le délégué École-<br />

Économie fait cependant remarquer que le rapport avec la pratique et la valeur pédagogique<br />

des modules „AàE“ varient en fonction des projets et des élèves, qu’il existe d’énormes différences<br />

sur ce plan d’une année à l’autre.<br />

54<br />

Les réponses des directrices (2 élèves) et du seul élève de l’échantillon faisant partie du département RH<br />

n’ont pas été pris en compte. Vu le nombre restreint d’élèves interrogés pour chaque groupe, il convient<br />

d’interpréter ces résultats avec prudence.<br />

224


Entreprises „junior“ („Apprendre à Entreprendre“) à l’ESC Monthey<br />

2.3 Autonomie des élèves<br />

Les enseignants estiment que les élèves ont largement pu agir de manière autonome dans la<br />

planification, la mise en œuvre et le contrôle de leurs tâches – les élèves partagent cet avis.<br />

Les enseignants font également mention d’un rapport différent avec les élèves grâce au fait<br />

que le module les amène à sortir de leur rôle traditionnel et à les assister en tant que coachs.<br />

Les élèves du premier groupe interrogé ont cependant eu l’impression que les enseignants se<br />

sont trop fortement impliqués dans leurs décisions. Ils estiment que les enseignants devraient<br />

se concentrer davantage sur le coaching individuel (entretiens avec les élèves, feedback) et<br />

moins essayer d’influencer la prise de décision collective des élèves. Les élèves du deuxième<br />

groupe appréciaient le fait que les enseignants leur ont fait confiance en leur accordant<br />

beaucoup d’autonomie. Ils ont particulièrement souligné l’importance d’avoir pu choisir euxmêmes<br />

leur projet et de s’être identifiés à celui-ci. A leur avis, ce serait très négatif si les<br />

enseignants essayaient de mettre en avant leurs propres idées lors de la mise au point des<br />

propositions de projets 55 .<br />

Selon les enseignants, les élèves choisissent eux-mêmes leur hiérarchie, mais il paraît que la<br />

structure de base de l’entreprise (répartition des élèves en 5 départements) reste toujours la<br />

même. Les élèves apprécient l’existence d’une structure d’entreprise fixe, mais un des<br />

groupes aurait souhaité changer la composition des départements afin de remédier à des<br />

problèmes de resquillage 56 au sein d’un département. Cela a pourtant été interdit par les<br />

enseignants, malgré une décision du comité de direction de l’entreprise „junior“ allant dans ce<br />

sens. Il semble donc que les élèves n’avaient pas tout à fait les mains libres en ce qui concerne<br />

l’organisation interne de leur entreprise.<br />

Condition préalable à l’autonomie des élèves, l’adaptation de l’offre de l’entreprise „junior“<br />

aux compétences des élèves est jugée „très bonne“ par les enseignants et „bonne“ par la<br />

majorité des élèves.<br />

2.4 Intégration du module dans le cadre scolaire<br />

Du point de vue de la gestion du temps et du contenu, le module était „bien“ intégré dans le<br />

cadre scolaire selon les élèves, et „très bien“ selon les enseignants. La charge de travail des<br />

élèves est jugée „moyenne“ par les enseignants et „élevée“ par la majorité des élèves. Un des<br />

deux groupes d’élèves faisait observer que l’irrégularité de la quantité de travail créait parfois<br />

des difficultés. Selon eux, certains départements avaient beaucoup de travail au début du<br />

module, mais peu à la fin – et vice versa. À leurs yeux, cela fait cependant partie de ce genre<br />

de module, et ils ne pensent pas qu’il faudrait assouplir la structure d’entreprise afin de<br />

pouvoir concentrer à tout moment la force de travail de tous les élèves dans les départements<br />

les plus sollicités.<br />

Selon les enseignants, une durée de 8 à 9 mois à partir du lancement de l’entreprise „junior“<br />

n’est pas toujours suffisante. Ainsi il est arrivé à plusieurs reprises que des projets ont été<br />

prolongés jusqu’au mois de septembre de la troisième année. C’était également le cas pour les<br />

deux groupes interrogés, dont l’un continuait ces activités même au mois d’octobre. Pour être<br />

réaliste, il faudrait donc prévoir une durée d’environ 12 mois pour la phase d’entreprise<br />

„junior“.<br />

55<br />

56<br />

Selon eux, un des groupes de la volée 2006/07 travaillerait sur un projet mis en avant par les enseignants et<br />

retenu par le comité de sélection, ce qui aurait un impact néfaste sur la motivation des élèves. Malheureusement,<br />

nous n’avons pas pu vérifier cette allégation dans le cadre de notre évaluation.<br />

Le terme est employé ici pour désigner le phénomène des élèves se soustrayant à la part du travail de groupe<br />

qui leur incombe (free ri<strong>der</strong>s).<br />

225


Teil II: Fallstudien zur Juniorfirma und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

La préparation des élèves et la mise en valeur des expériences pratiques dans le cadre scolaire<br />

sont jugées bonnes par les élèves, alors que les enseignants estiment que la préparation était<br />

très bonne, mais ne se prononcent pas sur la mise en valeur des expériences pratiques. Ils<br />

soulignent cependant que les enseignants qui ne sont pas directement impliqués dans l’entreprise<br />

„junior“ soutiennent pleinement le module, ce qui permet de créer des liens entre le<br />

module pratique et les cours théoriques en y abordant des sujets spécifiques en lien avec<br />

l’entreprise „junior“.<br />

Les enseignants estiment par ailleurs que le module a contribué à une meilleure acquisition<br />

des compétences scolaires par les élèves – ce qui est confirmé par les élèves qui trouvent que<br />

le module a plutôt augmenté leur intérêt pour la matière scolaire et amélioré leur compréhension<br />

de celle-ci.<br />

2.5 Encadrement des élèves<br />

Les enseignants estiment qu’ils ont bien pu encadrer les élèves, mais concèdent qu’il a parfois<br />

été difficile d’observer les élèves dans toutes leurs activités et de savoir quand intervenir<br />

en tant que coachs. Dans un des groupes, les enseignants disent rétrospectivement qu’ils<br />

auraient davantage dû ai<strong>der</strong> les élèves à digérer l’échec après la sélection des projets.<br />

Quant au comité de sélection, le contact avec les élèves est trop ponctuel pour qu’il puisse<br />

assurer des fonctions d’encadrement. Son rôle consiste plutôt à donner un feed-back<br />

sommaire aux enseignants, qui doivent le relayer aux élèves. Un des membres du comité de<br />

sélection trouve dommage que le comité ne puisse pas donner un feedback plus individualisé,<br />

en faisant toutefois observer que cela serait trop exigeant en termes de temps.<br />

Du côté des élèves, l’encadrement par les enseignants est jugé de manière très différente par<br />

les deux groupes. Si le premier groupe l’a trouvé plutôt „moyen“ (2 „très positif“, 2 „positif“,<br />

4 „moyen“, 2 „négatif“), le deuxième groupe le juge „très positif“ (6 „très positif“, 1 „positif“).<br />

Les deux groupes étaient confrontés à des problèmes de resquillage et au manque de<br />

motivation chez certains élèves (en partie dû au fait que leur projet préféré n’avait pas été<br />

retenu). Dans les deux cas, les élèves rapportent que les enseignants avaient dit vouloir intervenir,<br />

mais qu’ils n’ont finalement pas pu faire changer l’attitude des élèves concernés. Dans<br />

le premier groupe, quelques élèves déploraient le manque de feedback personnalisé et le fait<br />

que le rapport entre les élèves et les enseignants était parfois caractérisé par un bras de fer sur<br />

des décisions stratégiques (choix du fournisseur, composition des départements). Selon toute<br />

apparence, la différence dans l’appréciation de l’encadrement par les deux groupes d’élèves<br />

s’explique par le fait que les élèves du premier groupe avaient souvent l’impression que les<br />

enseignants essayaient d’imposer leurs idées au lieu de jouer le rôle de facilitateurs en les<br />

conseillant.<br />

2.6 Conditions-cadre<br />

De manière générale, les enseignants se sentaient à la hauteur de leur tâche, mais ils disent ne<br />

pas disposer de beaucoup d’expérience en matière de gestion d’entreprise. Il serait donc utile,<br />

selon eux, de pouvoir suivre un cours de perfectionnement en matière de gestion de projet. Ils<br />

font d’ailleurs remarquer que les échanges qu’ils ont pu avoir avec des enseignants impliqués<br />

dans des projets similaires leur ont été très utiles. Il font de plus état d’un certain manque<br />

d’apports „externes“. Ainsi, ils souhaiteraient que Genilem VS vienne faire des présentations<br />

de cas d’entreprises (récits d’échecs ou de succès) en première année, afin de mieux préparer<br />

les élèves au module entreprise „junior“. Selon eux, cela ne c’est pas fait jusqu’à présent à<br />

cause des contraintes budgétaires. Les enseignants et le représentant du projet soulignent<br />

226


Entreprises „junior“ („Apprendre à Entreprendre“) à l’ESC Monthey<br />

par ailleurs l’importance d’avoir été assistés par les coachs de Genilem VS durant les premières<br />

années suivant le lancement du module.<br />

La collaboration entre les enseignants et le comité de sélection est jugée bonne aussi bien par<br />

les enseignants que par les membres du comité de sélection. Les enseignants font entièrement<br />

confiance au comité de sélection et sont contents de ses choix. Le délégué École-<br />

Économie fait remarquer que la présence de personnes externes à l’école lors de la présentation<br />

des projets constitue un apport psychologique important pour les élèves: le fait de<br />

devoir présenter leurs projets et répondre aux questions du comité de sélection les aide à<br />

apprendre à s’exprimer devant un public. De plus, la sélection d’un seul projet par classe leur<br />

permet d’apprendre à digérer des échecs. Mais les enseignants bénéficient aussi de ce contact,<br />

car le fait d’assister au débat au sein du jury leur permet d’obtenir un feedback par rapport à<br />

leur travail.<br />

Interrogé sur la composition idéale du jury, le délégué École-Économie dit que la taille<br />

minimale d’un jury fonctionnel est d’au moins 5 personnes: 2 représentants de l’école, 2<br />

représentants de l’économie et lui-même. Les critères de sélection lors de la désignation des<br />

membres du jury sont les suivants: les enseignants doivent avoir une optique inter-disciplinaire<br />

et pouvoir imaginer l’intégration des activités d’entreprise à l’école. Souvent, ils s’avère<br />

utile de faire appel à des enseignants d’autres écoles disposant d’une expérience en lien avec<br />

des modules „AàE“. Les chefs d’entreprise faisant partie du comité de sélection doivent avoir<br />

une idée en ce qui concerne le développement de nouveaux produits et disposer d’une expérience<br />

de la réalité sur le marché, afin de pouvoir évaluer les prix de production et de vente.<br />

Les représentants des milieux économiques ayant fait partie du jury en automne 2006<br />

trouvent pour leur part très important que les membres du comité de sélection soient issus du<br />

monde économique, qu’ils aient une idée de la création d’entreprises et qu’ils disposent d’une<br />

expérience en tant qu’entrepreneurs. En général, ils ont jugé la composition du jury satisfaisante<br />

57 , mais un membre du comité de sélection a fait remarquer que ce serait un atout d’y<br />

associer également un banquier.<br />

2.7 Impact du module sur l’attractivité des ESC<br />

Quasiment tous les élèves trouvent que l’attractivité de l’ESC s’est améliorée grâce à<br />

l’introduction du module „AàE“. Ils estiment que suivre un tel module est un atout dans leur<br />

CV qui leur permettra de mieux se „vendre“ vis-à-vis de futurs employeurs. De plus, ils trouvent<br />

qu’avoir „monté“ une entreprise, c’est une bonne expérience, et que le module leur a<br />

permis d’avoir des idées plus claires pour leur avenir.<br />

Les enseignants, et le représentant du projet estiment que le module a un impact très positif<br />

sur l’attractivité de l’ESC aux yeux des élèves. Ainsi, il leur serait plus facile de trouver une<br />

place de stage avec le dossier du projet à l’appui, car ces activités seraient un point fort dans<br />

leur CV. Ils estiment que le module est également une bonne préparation aux études à la<br />

HEG. De plus, ils soulignent que l’image de l’école (chez les entrepreneurs et au sein de la<br />

population locale) s’est fortement améliorée grâce à l’introduction de ce module pratique. Les<br />

membres du comité de sélection soulignent également la forte amélioration de l’image de<br />

marque de l’école de commerce grâce à l’introduction des modules „Apprendre à Entreprendre“<br />

et font observer que, lors du recrutement, l’existence d’un tel module peut faire<br />

pencher la balance en faveur d’un élève de l’école de commerce par rapport à un apprenti formé<br />

dans le système dual.<br />

57<br />

Le comité de sélection pour la volée 2006/07 était composée du directeur de l’école, de l’ancien directeur de<br />

l’école, d’un agent général d’assurances, du directeur d’une PME, d’un fiduciaire et du délégué École-Économie.<br />

227


Teil II: Fallstudien zur Juniorfirma und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

2.8 Appréciation globale du point de vue des personnes concernées par le module<br />

Les enseignants, le représentant du projet et quasiment tous les élèves du deuxième groupe<br />

ont trouvé le module „très bon“, alors que la quasi-totalité des élèves du premier groupe l’ont<br />

jugé „bon“. Du côté des membres du comité de sélection, l’appréciation du module est<br />

également „bonne“, voire „très bonne“.<br />

a. Points forts du module<br />

Pour les enseignants, les points forts étaient les suivants:<br />

! le rapport avec la pratique;<br />

! la responsabilisation des élèves, le fait qu’ils doivent jouer un rôle actif;<br />

! le fait de pouvoir agir en tant que coachs et entrer dans un rapport différent avec les élèves;<br />

! le fait que le projet fait ressortir la personnalité des élèves sous un angle différent de celui<br />

des cours;<br />

! le fait que le module permet d’enseigner des matières de manière plus approfondie à la demande<br />

des élèves, dans le cadre d’un coaching spécifique (p.ex. marketing).<br />

Les élèves ont particulièrement apprécié:<br />

! le travail en groupes et la collaboration au sein de la classe (apprentissage du travail en<br />

équipe; changement par rapport au cadre scolaire habituel);<br />

! l’expérience professionnelle, l’expérience de la réalité commerciale (y compris le fait de<br />

devoir respecter des délais);<br />

! la prise de responsabilités;<br />

! la mise en pratique des connaissances théoriques apprises en cours;<br />

! la place accordée à l’expression orale (présentations, rapports avec la presse, contacts avec<br />

l’extérieur) (1er groupe);<br />

! l’apprentissage du fonctionnement d’une entreprise (2e groupe);<br />

! la bonne répartition des tâches au sein de la classe (1er groupe);<br />

! la très bonne gestion du projet par les enseignants, qui leur ont laissé beaucoup d’autonomie<br />

(2e groupe).<br />

Les membres du comité de sélection trouvent positif:<br />

! que les élèves doivent effectuer un travail pratique en entreprenant toutes les démarches<br />

nécessaires à la création d’une entreprise;<br />

! qu’ils soient amenés à travailler en équipe;<br />

! qu’on les oblige à prendre des contacts à l’extérieur de l’école et qu’ils se créent ainsi un<br />

premier réseau économique;<br />

! qu’ils doivent établir un budget et raisonner en fonction de celui-ci; et<br />

! que le module mobilise toutes les compétences des élèves.<br />

b. Points faibles du module<br />

Outre les points déjà abordés (les problèmes de resquillage, le manque de motivation chez<br />

certains élèves, le fait que tous les élèves n’ont pas pu se familiariser avec tous les secteurs de<br />

l’entreprise „junior“, l’obligation pour les élèves d’une classe d’acheter leurs produits ainsi<br />

qu’un certain mécontentement dans une classe par rapport à l’encadrement fourni par les<br />

enseignants), les problèmes suivants ont été soulevés:<br />

228


Entreprises „junior“ („Apprendre à Entreprendre“) à l’ESC Monthey<br />

Autant les enseignants que les élèves estiment que le nombre d’élèves par groupe était trop<br />

élevé. Pour les enseignants, cela rendait un encadrement individuel très difficile, tandis que<br />

les élèves se plaignent de n’avoir pas toujours eu du travail pour tous. Les enseignants<br />

suggèrent donc d’augmenter le budget afin de faire trois projets en parallèle.<br />

Les enseignants et les élèves font état d’une mauvaise communication parmi les élèves,<br />

surtout au départ, ce qui entraînait le dépassement de délais et des conflits personnels. La<br />

résolution de ce genre de difficultés faisant partie de l’apprentissage des élèves, il n’y a pas de<br />

mesures concrètes à prendre.<br />

Les enseignants estiment que la sélection du projet constitue un moment très délicat, car elle<br />

crée des déçus qui risquent de ne pas s’investir dans le projet sélectionné. Ce constat est confirmé<br />

par les élèves, qui font observer que les deux classes ont connu des problèmes liés au<br />

manque de motivation de certains élèves parce qu’ils n’étaient pas contents du choix du<br />

projet.<br />

Les enseignants trouvent que les élèves ne mettaient pas toujours les bonnes personnes aux<br />

bons postes; ainsi la directrice du 2 e groupe n’a pas été assez forte. Selon eux, il faudrait donc<br />

davantage induire les élèves à des réflexions sur les exigences des différents postes avant de<br />

les attribuer (surtout en ce qui concerne les postes de direction ou de responsable de division).<br />

Les élèves font observer qu’ils n’étaient pas toujours pris au sérieux par les partenaires<br />

externes (fournisseurs, sponsors ou clients potentiels), car parfois, les gens pensaient qu’il<br />

s’agissait d’un „simple exercice“. Mais il leur est également arrivé que des interlocuteurs<br />

disent avoir fait de mauvaises expériences dans le passé avec des projets similaires. Avec le<br />

recul, ils estiment qu’ils auraient dû encore mieux expliquer leur démarche aux gens.<br />

Dans une classe, une certaine confusion a régné autour de la reprise du projet par un groupe<br />

d’élèves. Selon toute apparence, il y avait un malentendu entre les élèves et la direction<br />

concernant les modalités de la restitution du fonds de démarrage. De plus, les élèves ne<br />

s’accordaient pas entre eux sur la question de savoir qui allait reprendre l’entreprise.<br />

Et finalement, les membres du comité de sélection déplorent que les élèves aient l’air de se<br />

concentrer exagérément sur des gadgets publicitaires lors de la recherche de projets; il<br />

faudrait donc leur donner la consigne d’être plus originaux, le but n’étant pas de transformer<br />

les élèves en sous-traitants.<br />

3 Appréciation critique et conclusions<br />

Sur la base des informations recueillies, on peut conclure que le module fonctionne bien:<br />

! Les élèves et les enseignants concernés en sont généralement satisfaits.<br />

! Le module est bien accueilli par les autres enseignants de l’école et par les milieux<br />

économiques.<br />

! Les enseignants et les membres du comité de sélection sont satisfaits de leur collaboration.<br />

! Trois quarts des objectifs de formation pratique peuvent être atteints.<br />

! Le module a contribué à améliorer la réputation de l’école de commerce et il procure aux<br />

élèves un avantage réel sur le marché du travail.<br />

! Le module est bien intégré au niveau cantonal, et l’école bénéficie de services mis à disposition<br />

par le canton concernant la formation d’enseignants, le coaching, l’évaluation et<br />

l’établissement de bonnes pratiques.<br />

229


Teil II: Fallstudien zur Juniorfirma und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

! Le module est sorti de sa phase pilote, l’encadrement des élèves étant dès lors assuré sans<br />

l’appui de Genilem; un système de rotation parmi les enseignants permet à l’école de conserver<br />

son savoir-faire interne et assure le fonctionnement durable du module.<br />

Le module présente cependant aussi quelques faiblesses qui semblent être communes aux<br />

modules du type „AàE“, car elles ont également été relevées par le délégué École-Économie<br />

dans sa synthèse de l’évaluation portant sur les cinq premières années de cette démarche dans<br />

le canton du Valais:<br />

! La motivation des élèves peut être très variée, les aspects psychologiques jouant un rôle<br />

très important (choix du projet, degré d’autonomie accordé aux élèves, etc.). Or, il paraît<br />

assez difficile de satisfaire tous les élèves à la fois ce qui implique qu’il faudra toujours<br />

compter avec un certain nombre d’élèves démotivés.<br />

! Il est difficile, voire impossible, de faire de sorte que chaque élève puisse travailler dans<br />

chaque département et acquérir des compétences dans tous les domaines; les apprentissages<br />

peuvent donc varier assez fortement d’un élève à l’autre.<br />

! Une durée du module de 8 à 9 mois à partir de la sélection du projet est insuffisante.<br />

! Il est difficile d’évaluer les travaux et les acquis des élèves de manière individuelle.<br />

Tous ces inconvénients pourraient en principe être réduits en diminuant le nombre d’élèves<br />

par projet et en allongeant la durée du module – ce qui soulève évidemment la question des<br />

ressources mises à disposition. Dans le cas de Monthey, il y avait visiblement trop d’élèves<br />

par classe, ce qui avait comme conséquence que tous les élèves n’étaient pas toujours<br />

occupés. Dans ces conditions, il est difficile de remédier aux problèmes de resquillage ou de<br />

permettre aux élèves d’effectuer des tâches dans différents départements. Par contre, il n’est<br />

pas toujours aisé de trouver suffisamment de bons projets pour faire travailler les élèves dans<br />

des groupes plus restreints. Lors de la journée de sélection, certains membres du jury ont<br />

même suggéré de faire travailler les deux classes sur un seul projet – les idées de projet d’une<br />

classe ne les ayant pas enthousiasmés. La proposition a tout de suite été rejetée par les<br />

représentants de l’école invoquant des incompatibilités au niveau des horaires, mais il paraît<br />

évident que mener un tel projet avec une cinquantaine d’élèves ne ferait qu’accentuer<br />

inutilement les inconvénients du module.<br />

Outre les problèmes cités ci-dessus, qui sont dans une certaine mesure inhérents aux modules<br />

du type „AàE“, une autre faiblesse spécifique à un des groupes de l’ESC Monthey a été<br />

constatée: l’encadrement n’a pas toujours eu lieu selon les règles de l’art. D’une part, il aurait<br />

certainement été souhaitable que les enseignants et les responsables de l’école se tiennent<br />

davantage à la bonne pratique recommandée par le délégué École-Économie, selon laquelle<br />

„[d]urant toute la démarche, il est très important de laisser la parole aux jeunes. Au moment<br />

des choix, s’efforcer de ‘faire déci<strong>der</strong>’ les jeunes et non les adultes qui les entourent“ 58 .<br />

D’autre part, obliger les élèves à acheter leurs produits constitue une pratique déplorable qui<br />

s’explique mal sous l’angle didactique, bien qu’elle soit compréhensible face aux problèmes<br />

de resquillage. Si ces problèmes liés à l’encadrement ont eu un effet négatif sur la satisfaction<br />

des élèves, ils ne semblent cependant pas avoir affecté la réalisation des objectifs de formation,<br />

les résultats des deux groupes d’élèves étant similaires. Bien que les problèmes liés à<br />

l’encadrement dans le premier groupe n’aient pas eu des effets catastrophiques, il serait certainement<br />

utile que l’équipe concernée repense son rôle en tant que coachs et que la direction<br />

de l’école insiste sur le fait que le coaching consiste avant tout à assister les élèves dans leurs<br />

décisions et non à prendre des décisions à leur place.<br />

58<br />

S. Dayer, „Apprendre à Entreprendre – mode d’emploi“, novembre 2005, p. 11.<br />

230


Teil II: Fallstudien zur Juniorfirma und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

Vergleichende Fallstudienanalyse und Empfehlungen im Hinblick auf die Kategorie<br />

Juniorfirma<br />

Thomas Bieker<br />

Ein Vergleich <strong>der</strong> evaluierten Module <strong>der</strong> Kategorie „Juniorfirma“ führt zu folgendem Ergebnis:<br />

Elemente <strong>der</strong><br />

Modulkonzeption<br />

Integration in den<br />

Schulalltag und<br />

Betreuung <strong>der</strong><br />

Lernenden<br />

Ziele Fachkompetenzen<br />

HMS Monthey<br />

! Juniorfirma wird im<br />

zweiten Jahr (und eines<br />

Teils des zweiten bzw.<br />

fünften Semesters) bearbeitet<br />

! Eine Doppellektion pro<br />

Woche<br />

! Kundengespräch vorbereiten<br />

! Argumente und Vorschläge<br />

bringen<br />

! Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Kundenresp.<br />

Anspruchsgruppen<br />

! Umgangsformen anwenden<br />

! Beschwerden formulieren<br />

! Dienstleistungen kennen<br />

! Kundendatei erklären<br />

! Kundendatei führen<br />

! Produkte und Dienstleistungen<br />

kennen<br />

! Produkte und Dienstleistungen<br />

vorstellen<br />

! Verkaufsformen kennen<br />

! Nutzen <strong>der</strong> Produkte/<br />

Dienstleistungen aufzeigen<br />

! Einwände entkräften<br />

! Ziele erreichen<br />

! Ziele für die Teamleistung<br />

festlegen<br />

Wirtschaftsmittelschule<br />

Luzern<br />

! Juniorfirma wird im<br />

vierten und eines Teils<br />

des fünften Semesters<br />

bearbeitet<br />

! Eine Doppellektion pro<br />

Woche<br />

! Dienstleistungen<br />

(= Führungen) anhand<br />

Marketing-Mix vermitteln<br />

! Anlässe (= Führungen)<br />

planen, durchführen und<br />

auswerten<br />

! Statistiken des eigenen<br />

Miniunternehmens erklären<br />

! Image des eigenen<br />

Miniunternehmens<br />

kennen<br />

! Aufbau- und Ablauforganisation<br />

kennen und<br />

beschreiben<br />

! Textdokumente und Präsentationen<br />

erstellen<br />

! Standard PC-Programme<br />

auswählen<br />

! Mit dem Kopiergerät<br />

vertraut sein<br />

! Ökologisch und energiesparend<br />

denken und<br />

handeln<br />

! Die goldene Regel <strong>der</strong><br />

Ethik anwenden<br />

Handelsschule <strong>der</strong> Bündner<br />

Kantonsschule Chur<br />

! Juniorfirma während<br />

des zweiten Schuljahres<br />

! Drei Wochenlektionen<br />

! Nutzen des Produktes<br />

resp. <strong>der</strong> Dienstleistung<br />

aufzeigen<br />

! Marketing-Mix anwenden<br />

! Firmendokumentation<br />

en bzw. Kundenpräsentation<br />

erstellen<br />

! Anlässe organisieren<br />

! Standard PC-Programme<br />

auswählen<br />

! Protokolle führen<br />

! Ziele erreichen<br />

HMS Porrentruy<br />

! Juniorfirma während des<br />

dritten Schuljahres<br />

(Vorbereitung bereits<br />

am Ende des 2. Schuljahres)<br />

! Eine Doppellektion pro<br />

Woche<br />

! Kundengespräch vorbereiten<br />

! Argumente und Vorschläge<br />

bringen<br />

! Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Kundenresp.<br />

Anspruchsgruppen<br />

! Beschwerden formulieren<br />

! Produkte und Dienstleistungen<br />

vorstellen<br />

! Nutzen des Produktes<br />

resp. <strong>der</strong> Dienstleistung<br />

aufzeigen<br />

! Verkaufsformen kennen<br />

! Einwände entkräften<br />

! Ziele erreichen<br />

! Ziele für die Teamleistung<br />

festlegen<br />

! Textdokumente erstellen<br />

! Elektronische Datenübermittlungsgeräte<br />

bedienen<br />

! Standard PC-Programme<br />

auswählen<br />

! Mit dem Kopiergerät<br />

vertraut sein<br />

231


Teil II: Fallstudien zur Juniorfirma und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

Elemente <strong>der</strong><br />

Modulkonzeption<br />

Ziele Fachkompetenzen<br />

(Fortsetzung)<br />

HMS Monthey<br />

! Organigramme interpretieren<br />

! Arbeitsabläufe beschreiben<br />

! Arbeitsabläufe analysieren<br />

! Telefon bedienen<br />

! Protokollführung<br />

! Offerten beurteilen<br />

! Lager bewirtschaften<br />

! Produktionsabläufe beschreiben<br />

! Kontenplan des Lehrbetriebes<br />

erklären<br />

! Arbeiten an Buchungsbelegen<br />

kennen<br />

! Kostenstellen nennen<br />

! Das Rechnungswesen als<br />

Führungsinstrument<br />

kennen<br />

! Firmendokumentation<br />

bzw. Kurzpräsentation zusammenstellen<br />

! Anlässe organisieren<br />

! Gesetzliche Grundlagen<br />

erläutern<br />

Wirtschaftsmittelschule<br />

Luzern<br />

! Analytisch und geplant<br />

vorgehen<br />

! Projekte managen<br />

! Situationsgerecht auftreten<br />

(angepasste Umgangsformen)<br />

! Kommunikativ sein, Verhandlungsgeschick<br />

zeigen,<br />

konfliktfähig sein<br />

Handelsschule <strong>der</strong> Bündner<br />

Kantonsschule Chur<br />

HMS Porrentruy<br />

! Informationen beschaffen<br />

! Daten pflegen<br />

! Dokumente überprüfen<br />

! Kommunikationsmittel auswählen<br />

! Ansprechende Dokumentationen<br />

erstellen<br />

! Datenschutz erklären<br />

! Protokollführung<br />

! Kontoauszüge erklären<br />

! Stellenbeschreibung verfassen<br />

! Markt beschreiben<br />

! Erwartungen von Anspruchsgruppen<br />

erkennen<br />

! Offerten beurteilen<br />

! Kaufvertragsinhalte nennen<br />

! Kostenstellen nennen<br />

! Das Rechnungswesen als<br />

Führungsinstrument kennen<br />

! Marketing-Mix anwenden<br />

! Firmendokumentation bzw.<br />

Kurzpräsentation zusammenstellen<br />

! Rechnungen erstellen<br />

! Belege kontieren<br />

! Statistiken des Lehrbetriebes<br />

erklären<br />

! Anlässe organisieren<br />

! Gesetzliche Grundlagen erläutern<br />

232


Vergleichende Fallstudienanalyse und Empfehlungen im Hinblick auf die Kategorie Juniorfirma<br />

Elemente <strong>der</strong><br />

Modulkonzeption<br />

Ziele Sozialkompetenzen<br />

Ziele Methodenkompetenzen<br />

HMS Monthey<br />

! Belastbarkeit/Ziel- und<br />

Prioritätensetzung<br />

! Verän<strong>der</strong>ungsbereitschaft/<br />

Umgang mit Wandel<br />

! Kommunikationsfähigkeit<br />

! Konfliktfähigkeit/Umgang<br />

mit Kritik<br />

! Teamfähig sein<br />

! Transferfähig sein<br />

! Arbeitsmethodik bzw. mit<br />

Informationsquellen umgehen<br />

! Kreativ sein<br />

! Kundenorientiertes Verhalten<br />

Wirtschaftsmittelschule<br />

Luzern<br />

! Transferfähig sein<br />

! Verantwortung übernehmen<br />

! Leistungsbereit sein<br />

! Flexibel sein<br />

! Teamfähig sein<br />

! Umgangsformen/Auftreten/Äussere<br />

Erscheinung<br />

! Belastbarkeit/Ziel- und<br />

Prioritätensetzung<br />

! Kommunikationsfähigkeit<br />

! Konfliktfähigkeit/Umgang<br />

mit Kritik<br />

! Kreativ sein<br />

! Kundenorientiertes Verhalten<br />

Handelsschule <strong>der</strong> Bündner<br />

Kantonsschule Chur<br />

! Verantwortung übernehmen<br />

! Kommunikativ sein<br />

! Konfliktfähig sein<br />

! Teamfähig sein<br />

! Projekte managen<br />

! Kreativ sein<br />

HMS Porrentruy<br />

! Verantwortung übernehmen<br />

! Kommunikationsfähigkeit<br />

! Konfliktfähig sein<br />

! Belastbarkeit/Ziel- und Prioritätensetzung<br />

! Teamfähig sein<br />

! Transferfähig sein<br />

! Kreativ sein<br />

! Kundenorientiertes Verhalten<br />

233


Teil II: Fallstudien zur Juniorfirma und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

Beurteilung <strong>der</strong><br />

Modulkonzeption<br />

Beurteilung <strong>der</strong> Zielerreichung<br />

Beurteilung <strong>der</strong> Herstellung<br />

von Authentizität<br />

HMS Monthey<br />

! Drei Viertel <strong>der</strong> Ziele erreicht<br />

! Evtl. Leistungsziele für die<br />

Lernenden gemäss ihrer<br />

unternehmerischen Funktion<br />

spezifizieren<br />

! Praxisbezug aus Sicht <strong>der</strong><br />

Befragten positiv beurteilt<br />

Wirtschaftsmittelschule<br />

Luzern<br />

! Angestrebte Leistungsziele<br />

mehrheitlich erreicht<br />

! Gründe für Nichterreichen:<br />

(1) Ziele mit Blick auf die<br />

Dauer des Moduls zu umfangreich,<br />

(2) Ziele z. T. zu<br />

wenig durch Betreuende<br />

geför<strong>der</strong>t, (3) zu wenige<br />

Anwendungsmöglichkeiten,<br />

(4) suboptimale Koordination<br />

zwischen den Arbeitsgruppen<br />

! Evtl. Leistungsziele für unterschiedliche<br />

Arbeitsgruppen<br />

spezifizieren<br />

! Methoden- bzw. Sozialkompetenzen<br />

erfor<strong>der</strong>n<br />

umfangreiche Betreuung<br />

<strong>der</strong> Lernenden<br />

! Wissen aus verschiedenen<br />

Schulfächern integriert<br />

! Aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden,<br />

<strong>der</strong> Lehrkraft und des Modulverantwortlichen<br />

„gross“<br />

! Aus Sicht <strong>der</strong> Praxisexperten<br />

mittelmässiger bzw.<br />

grosser Praxisbezug<br />

! Bearbeiten realer Probleme<br />

! Divergierende Einschätzungen<br />

in Bezug auf unternehmerisches<br />

Handeln<br />

Handelsschule <strong>der</strong> Bündner<br />

Kantonsschule Chur<br />

! Leistungsziele mehrheitlich<br />

erreicht<br />

! Evtl. Leistungsziele für die<br />

Lernenden gemäss ihrer<br />

unternehmerischen<br />

Funktion spezifizieren<br />

! Evtl. Motivation <strong>der</strong> Lernenden<br />

durch Coaching auf<br />

hohem Niveau halten<br />

! Grundsätzlich können im<br />

Modul auch Sozialkompetenzen<br />

geför<strong>der</strong>t werden,<br />

jedoch erfor<strong>der</strong>t dies eine<br />

umfangreichere Betreuung<br />

<strong>der</strong> Lernenden (evtl. auch<br />

Reduktion <strong>der</strong> Zielvorgaben<br />

überlegen)<br />

! Aus Sicht <strong>der</strong> Beteiligten<br />

äusserst gelungen<br />

! Abbilden eines finanziellen<br />

Risikos<br />

! Vielfältige Praxiskontakte<br />

! Umfassende Aufgabenstellung,<br />

Wissen aus verschiedenen<br />

Schulfächern integriert<br />

! Leicht divergierende Einschätzungen<br />

in Bezug auf<br />

unternehmerisches Handeln,<br />

insgesamt aber positiv<br />

HMS Porrentruy<br />

! Fachliche Ziele mehrheitlich<br />

„gut“ bzw. „sehr gut“<br />

erreicht; einzelne Ziele<br />

konnten infolge <strong>der</strong> Arbeitsteilung<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong> knappen<br />

Zeit nicht durch alle<br />

Lernenden erreicht werden<br />

! Motivation <strong>der</strong> Lernenden<br />

verbessern<br />

! Praxisbezug positiv bzw.<br />

sehr positiv wahrgenommen<br />

! Einschätzungen in Bezug<br />

auf unternehmerisches<br />

Handeln insgesamt positiv;<br />

ggf. hier Betreuung <strong>der</strong><br />

Lernenden anpassen<br />

234


Vergleichende Fallstudienanalyse und Empfehlungen im Hinblick auf die Kategorie Juniorfirma<br />

Beurteilung <strong>der</strong><br />

Modulkonzeption<br />

Beurteilung <strong>der</strong> Herstellung<br />

von Authentizität<br />

(Fortsetzung)<br />

Beurteilung <strong>der</strong> Selbständigkeit<br />

<strong>der</strong> Lernenden<br />

HMS Monthey<br />

! Aus Sicht <strong>der</strong> Lehrkräfte<br />

und <strong>der</strong> Lernenden selbständiges<br />

und eigenverantwortliches<br />

Arbeiten in Bezug<br />

auf Planung, Durchführung<br />

und Kontrolle <strong>der</strong><br />

Aktivitäten<br />

! Lehrkräfte sollten Lernende<br />

eher als Coaches begleiten<br />

und nicht zu stark<br />

steuern<br />

Wirtschaftsmittelschule<br />

Luzern<br />

! Verbesserungspotenzial in<br />

folgenden Bereichen: Herstellen<br />

eines betrieblichen<br />

Arbeitsrhythmus (Spezialwochen),<br />

Firmenbesuche,<br />

Kontakt aller Lernenden<br />

mit <strong>der</strong> Praxis, evtl. Kooperation<br />

mit externen<br />

Praxisexperten anstreben<br />

! Selbständigkeit wird durch<br />

die Lernenden positiver<br />

(d. h. „mittelmässig“ bis<br />

„gut“) als durch die Lehrkraft<br />

bzw. den Modulverantwortlichen<br />

bewertet<br />

! Planung und Evaluation<br />

eigener Aktivitäten nicht<br />

abschliessend beurteilbar<br />

! Verbesserungsmöglichkeiten:<br />

Lehrkräfte sollten Lernende<br />

besser als Coaches<br />

begleiten, aber auch Ergebnisse<br />

kontrollieren; zudem<br />

bessere Auswahl <strong>der</strong><br />

Aufgaben, welche durch<br />

die Lernenden selbständig<br />

erledigt werden können sowie<br />

allen Gruppen vergleichbares<br />

Mass an Verantwortung<br />

übertragen<br />

Handelsschule <strong>der</strong> Bündner<br />

Kantonsschule Chur<br />

! Verbesserungspotenzial:<br />

Prozess, den ein Produkt<br />

durchläuft, kennenlernen<br />

! Zu einem grossen Teil selbständiges<br />

und eigenverantwortliches<br />

Arbeiten in Bezug<br />

auf Planung, Durchführung<br />

und Kontrolle <strong>der</strong><br />

Aktivitäten<br />

! Verbesserungsmöglichkeiten:<br />

Vorgaben <strong>der</strong> Lehrenden<br />

an die Lernenden we<strong>der</strong><br />

zu eng noch zu breit<br />

fassen<br />

HMS Porrentruy<br />

Selbständiges und eigenverantwortliches<br />

Arbeiten in Bezug<br />

auf Planung und Durchführung<br />

und Kontrolle <strong>der</strong><br />

Aktivitäten aus Sicht <strong>der</strong><br />

Lehrkräfte und Lernenden<br />

235


Teil II: Fallstudien zur Juniorfirma und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

Beurteilung <strong>der</strong><br />

Modulkonzeption<br />

Beurteilung <strong>der</strong><br />

Integration in den<br />

Schulalltag<br />

HMS Monthey<br />

! Lernende beurteilen Einbettung<br />

mehrheitlich mit<br />

„gut“, Lehrkräfte mit „sehr<br />

gut“<br />

! Zeitliche Belastung <strong>der</strong><br />

Lernenden aus Sicht <strong>der</strong><br />

Lehrkräfte „mittelmässig“,<br />

aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden<br />

„vergrössert“<br />

! Lernende bekunden Phasen<br />

von Unter- und Überauslastungen<br />

! Modul zu kurz angelegt<br />

! Vor- und Nachbereitung<br />

<strong>der</strong> Juniorfirma im Unterricht<br />

und damit die Verzahnung<br />

von Theorie und<br />

Praxis wurde durch die<br />

Beteiligten gut beurteilt<br />

! Der Einfluss des Moduls<br />

auf die schulischen Leistungsziele<br />

bzw. Motivation<br />

und Interesse <strong>der</strong> Lernenden<br />

wurde durch die Beteiligten<br />

positiv eingeschätzt<br />

Wirtschaftsmittelschule<br />

Luzern<br />

! Lernende beurteilen Einbettung<br />

mehrheitlich mit<br />

„gut“, jedoch erscheint die<br />

Wahl des Semesters unglücklich<br />

! Lernende beklagten z. T.<br />

einen Zeitmangel<br />

! Vor- und Nachbereitung<br />

erscheinen verbesserungswürdig<br />

! Zeitliche Belastung für die<br />

Lernenden jedoch mehrheitlich<br />

unproblematisch;<br />

hohe zeitliche Belastung<br />

<strong>der</strong> Lehrkraft und des<br />

Modulverantwortlichen<br />

(evtl. zukünftig mehr betreuende<br />

Lehrkräfte einsetzen)<br />

! Gruppeneinteilung aus<br />

Sicht <strong>der</strong> Lernenden unzweckmässig<br />

! Der Einfluss des Moduls<br />

auf die schulischen Leistungsziele<br />

wurde durch die<br />

Lernenden unterschiedlich<br />

eingeschätzt, zeigt jedoch<br />

Verbesserungspotenzial<br />

Handelsschule <strong>der</strong> Bündner<br />

Kantonsschule Chur<br />

! Zeitliche Einbettung aus<br />

Sicht <strong>der</strong> Befragten sinnvoll<br />

! Insgesamt hohe zeitliche<br />

Belastung <strong>der</strong> Lernenden<br />

und Lehrkräfte feststellbar<br />

! Unter- und Überauslastungen<br />

<strong>der</strong> Lernenden vermeiden<br />

(z. B. Abgabetermine<br />

für die einzelnen<br />

Produkte im Vorfeld spezifizieren,<br />

„Terminüberwachung“<br />

durch Lehrkräfte,<br />

Arbeiten in <strong>der</strong> Gruppe<br />

gerechter verteilen)<br />

! Lehrkräfte durch vermehrten<br />

Einbezug von Praktikern<br />

entlasten<br />

! Vor- und Nachbereitung<br />

erscheinen verbesserungswürdig<br />

! Gruppeneinteilung unzweckmässig<br />

! Der Einfluss des Moduls<br />

auf die schulischen Leistungsziele<br />

bzw. Motivation<br />

und Interesse <strong>der</strong> Lernenden<br />

wurde durch die Beteiligten<br />

grundsätzlich positiv<br />

eingeschätzt<br />

HMS Porrentruy<br />

! Aus Sicht <strong>der</strong> Beteiligten<br />

Modul in Bezug auf die<br />

Abschlussprüfung nicht gut<br />

integriert<br />

! Aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden zu<br />

hohe zeitliche Belastung<br />

durch das Modul; zudem<br />

konfligiere das Modul mit<br />

<strong>der</strong> Vorbereitung <strong>der</strong><br />

Schlussprüfungen<br />

! Aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden<br />

könnte das Modul das Erreichen<br />

von Zielen an<strong>der</strong>er<br />

Fächer negativ beeinflussen<br />

! Lernende würden eine deutliche<br />

zeitliche Ausdehnung<br />

des Moduls begrüssen<br />

! Vor- und Nachbereitung aus<br />

Sicht <strong>der</strong> Lernenden etwas<br />

schlechter („ziemlich gut“<br />

bzw. „mittelmässig“) als<br />

durch die Lehrkräfte („gut“)<br />

beurteilt<br />

! Lehrkräfte sehen einen<br />

positiven mittleren Einfluss<br />

des Moduls auf schulische<br />

Leistungsziele; Einfluss des<br />

Moduls auf Motivation und<br />

Interesse gemäss den Lernenden<br />

„mittelmässig“<br />

236


Vergleichende Fallstudienanalyse und Empfehlungen im Hinblick auf die Kategorie Juniorfirma<br />

Beurteilung <strong>der</strong><br />

Modulkonzeption<br />

Beurteilung <strong>der</strong><br />

Betreuung <strong>der</strong> Lernenden<br />

Beurteilung <strong>der</strong><br />

Rahmenbedingungen<br />

HMS Monthey<br />

! Betreuung wird durch<br />

Lehrkräfte gut beurteilt,<br />

zeigt jedoch aus Sicht <strong>der</strong><br />

Lernenden Verbesserungspotenzial<br />

! Einzelne Mitglie<strong>der</strong> des<br />

Comité de sélection<br />

würden gerne ein<br />

individualisierteres<br />

Feedback geben können<br />

! Lernende bekunden Verbesserungspotenzial<br />

in folgenden<br />

Bereichen: Gruppensteuerung<br />

durch Lehrkräfte,<br />

Motivation bzw.<br />

Free-Ri<strong>der</strong>-Problematik in<br />

den Arbeitsgruppen<br />

! Lehrkräfte fühlten sich den<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen gewachsen;<br />

ein Weiterbildungsbedarf<br />

besteht in Bezug<br />

auf Unternehmensführung<br />

bzw. Projektführung<br />

! Zusammenarbeit zwischen<br />

Comité de sélection und<br />

Lehrkräften positiv<br />

Wirtschaftsmittelschule<br />

Luzern<br />

! Lernende beurteilen Betreuung<br />

durch die Lehrkraft<br />

mit „mittelmässig“<br />

bzw. „gut“; Betreuung<br />

durch Praxisexperten erscheint<br />

stark verbesserungswürdig<br />

! Beteiligte bekunden Verbesserungspotenzial<br />

in<br />

folgenden Bereichen:<br />

Stärkeres Führen <strong>der</strong> Lernenden,<br />

Planung des Moduls,<br />

Klarheit <strong>der</strong> Aufträge,<br />

Austausch zwischen<br />

den Arbeitsgruppen,<br />

Kommunikation, Verfügbarkeit<br />

<strong>der</strong> Praxisexperten,<br />

personelle Ressourcen<br />

! (Geographie-)lehrkraft<br />

fühlte sich den Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

nur teilweise gewachsen<br />

! Modulverantwortlicher bekundet<br />

zwar sehr hohe<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen, jedoch<br />

keinen<br />

Weiterbildungsbedarf<br />

! Evtl. zukünftig mehr betreuende<br />

Lehrkräfte/Praxisexperten<br />

einsetzen<br />

Handelsschule <strong>der</strong> Bündner<br />

Kantonsschule Chur<br />

! Betreuung <strong>der</strong> Lernenden<br />

hat mehrheitlich gut<br />

funktioniert<br />

! Beteiligte bekunden Verbesserungspotenzial<br />

in folgenden<br />

Bereichen: Briefing<br />

<strong>der</strong> Praxisexperten,<br />

Kommunikation <strong>der</strong> Abgabetermine<br />

einzelner Arbeiten,<br />

Vorgaben, Gruppensteuerung<br />

durch Praktiker<br />

! Lehrkräfte und Praxisexperten<br />

konnten die<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen gut<br />

erfüllen; Lehrkräfte<br />

wünschen sich Weiterbildung<br />

zur Personalbeurteilung<br />

und Einblick in<br />

die Praxis<br />

! Praxisexperten besser im<br />

Hinblick auf ihre Betreuertätigkeit<br />

briefen<br />

HMS Porrentruy<br />

! Betreuung durch Lehrkräfte<br />

wird durch alle Beteiligten<br />

als „gut“ bzw. „sehr gut“<br />

beurteilt<br />

! Lehrkräfte fühlten sich den<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen gut gewachsen;<br />

evtl. Weiterbildungsbedarf<br />

im Hinblick auf Konfliktlösung,<br />

Projektführung<br />

und Kreativität<br />

! Betreuung durch zuständige<br />

Personen bzw. Stellen aus<br />

Sicht <strong>der</strong> Lehrkräfte positiv<br />

237


Teil II: Fallstudien zur Juniorfirma und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

Beurteilung <strong>der</strong><br />

Modulkonzeption<br />

Beurteilung <strong>der</strong><br />

Rahmenbedingungen<br />

(Fortsetzung)<br />

HMS Monthey<br />

! Zusammenarbeit mit Genilem<br />

Valais evtl. wie<strong>der</strong><br />

aufnehmen und hierfür<br />

zusätzliche finanzielle<br />

Mittel bereitstellen<br />

! Betreuung durch zuständige<br />

Personen bzw. Stellen<br />

beurteilen Lehrkräfte als<br />

gut<br />

! Keine Hinweise zur Infrastruktur<br />

Wirtschaftsmittelschule<br />

Luzern<br />

! Betreuung durch zuständige<br />

Personen bzw. Stellen<br />

verbesserungswürdig aus<br />

Sicht <strong>der</strong> Lehrkraft<br />

! Kooperation mit <strong>der</strong> Praxis<br />

verbesserungswürdig: Ergiebigkeit<br />

<strong>der</strong> Aussenkontakte,<br />

Rolle des Praktikers<br />

im Modul, Praxishintergrund<br />

und pädagogische<br />

Kompetenzen <strong>der</strong><br />

Experten, Briefing <strong>der</strong><br />

Experten, Zeit, Austausch<br />

zwischen den Gruppen<br />

! Infrastruktur zeigt Verbesserungspotenzial<br />

(z. B.<br />

Zugang zu PCs, Telefon)<br />

! Mehr finanzielle Ressourcen<br />

für die externen und<br />

internen Betreuer bereitstellen<br />

Handelsschule <strong>der</strong> Bündner<br />

Kantonsschule Chur<br />

! Betreuung durch zuständige<br />

Personen bzw. Stellen<br />

aus Sicht <strong>der</strong> Lehrkraft gut,<br />

aus Sicht des Modulverantwortlichen<br />

mittelmässig<br />

! Kooperation mit <strong>der</strong> Praxis<br />

grundsätzlich positiv, aber<br />

auch verbesserungswürdig:<br />

Briefing <strong>der</strong> Experten über<br />

<strong>der</strong>en Aufgaben und über<br />

Ergebnisse <strong>der</strong> Lernenden<br />

! Infrastruktur evtl. stärker<br />

im Hinblick auf eine Büroatmosphäre<br />

ausrichten<br />

! Knappe finanzielle Entschädigung<br />

<strong>der</strong> Lehrkräfte<br />

HMS Porrentruy<br />

! Kooperation mit Praxis<br />

verbesserungswürdig, um<br />

Vertrauen herzustellen;<br />

problematisch erscheint ein<br />

Zielkonflikt zwischen<br />

Schule (Lernerfolg) und<br />

Genilem (wirtschaftlicher<br />

Erfolg <strong>der</strong> Konzepte); zudem<br />

wird Betreuung durch<br />

Genilem als verbesserungswürdig<br />

beschrieben:<br />

Lehrkräfte wünschen sich<br />

mehr Autonomie und eine<br />

bessere Vorbereitung <strong>der</strong><br />

Experten sowie eine zielbzw.<br />

bedarfsorientiertere<br />

Begleitung<br />

! Genilem stellt in Bezug auf<br />

Kooperation mit <strong>der</strong> Schule<br />

fest, dass Lehrkräfte die<br />

Führung behalten wollen<br />

! Infrastruktur verbesserungswürdig<br />

238


Vergleichende Fallstudienanalyse und Empfehlungen im Hinblick auf die Kategorie Juniorfirma<br />

Beurteilung <strong>der</strong><br />

Modulkonzeption<br />

Beurteilung <strong>der</strong><br />

Auswirkungen des<br />

Moduls auf die<br />

Attraktivität <strong>der</strong> HMS<br />

Gesamtbeurteilung aus<br />

<strong>der</strong> Sicht <strong>der</strong> befragten<br />

Personen<br />

HMS Monthey<br />

! Positive Auswirkungen des<br />

Moduls auf die Attraktivität<br />

von HMS aus Sicht aller<br />

Befragten<br />

! Konzept positiv bzw. sehr<br />

positiv beurteilt<br />

Wirtschaftsmittelschule<br />

Luzern<br />

! Sehr unterschiedliche Einschätzungen<br />

innerhalb <strong>der</strong><br />

befragten Personengruppen:<br />

Die Antworten reichen<br />

von „gar nicht“<br />

(Lernende) bis „positiv“<br />

o<strong>der</strong> „sehr positiv“ (Lehrkraft<br />

und Modulverantwortlicher)<br />

! Modul aus Sicht <strong>der</strong> Lehrkraft<br />

„mittelmässig“, aus<br />

Sicht <strong>der</strong> Lernenden „mittelmässig“<br />

bzw. „gut“<br />

! Modulverantwortlicher<br />

gibt dem Modul eine gute<br />

Note<br />

Handelsschule <strong>der</strong> Bündner<br />

Kantonsschule Chur<br />

! Positive bzw. sehr positive<br />

Auswirkungen des Moduls<br />

auf die Attraktivität von<br />

HMS aus Sicht <strong>der</strong> Lernende<br />

! Positive Auswirkungen<br />

aus Sicht <strong>der</strong> Lehrkräfte<br />

und des Modulverantwortlichen<br />

! Heterogene Einschätzungen<br />

durch Praxisexperten<br />

! Modul aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden<br />

„mittelmässig“<br />

bzw. „gut“<br />

! Modulverantwortlicher<br />

und Lehrkräfte geben dem<br />

Modul eine gute bzw. sehr<br />

gute Note<br />

! Herausfor<strong>der</strong>ungen: Verbindung<br />

von Theorie und<br />

Praxis, Kooperation mit<br />

YES<br />

HMS Porrentruy<br />

! Positive Auswirkungen des<br />

Moduls auf die Attraktivität<br />

von HMS aus Sicht <strong>der</strong> befragten<br />

Lernenden und Praktiker;<br />

Lehrkräfte äussern<br />

sich demgegenüber etwas<br />

zurückhaltend<br />

! Modul aus Sicht <strong>der</strong> Befragten<br />

„gut“ bzw. „sehr<br />

gut“<br />

239


Teil II: Fallstudien zur Juniorfirma und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

Beurteilung aus Sicht des Evaluationsteams<br />

Die zusammenfassende kritische Würdigung <strong>der</strong> Erfahrungen im Zusammenhang mit den<br />

evaluierten Juniorfirmen konzentriert sich auf die Fragen, wie sehr die Leistungsziele, die<br />

Richtlinien für berufliche Praxis (Stichworte: Leistungsziele, Authentizität, Selbständigkeit)<br />

und die einschlägigen Literaturempfehlungen zur Gestaltung von Juniorfirmen (konkret: Auftragsakquisition,<br />

Entscheidungskompetenz <strong>der</strong> Lernenden, Verzahnung von Theorie und Praxis,<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen an Lernende und Lehrende, ökonomisches Risiko) berücksichtigt werden<br />

konnten. Abschliessend werden ! mit Blick auf die Planung und Durchführung von ähnlichen<br />

Modulen im Rahmen von an<strong>der</strong>en <strong>Handelsmittelschulen</strong> ! generelle Erfolgsfaktoren für die<br />

organisatorische Gestaltung von Juniorfirmen zusammenfassend herausgestellt.<br />

Die Analyse <strong>der</strong> Erreichung <strong>der</strong> Leistungsziele zeigt positive Resultate: In Bezug auf die<br />

Leistungsziele fällt auf, dass die fachlichen Ziele grossmehrheitlich erreicht werden konnten.<br />

Die Analysen machen auch deutlich, dass Leistungsziele nicht nur realitätsnah, son<strong>der</strong>n auch<br />

vor dem Hintergrund <strong>der</strong> Kontextbedingungen (konkret: verfügbare Zeit für das Modul;<br />

inhaltliche Elemente <strong>der</strong> Juniorfirma; Arbeitsteilung in den Gruppen) realistisch ausgewählt<br />

werden sollten: So kann es Sinn machen, den für das Modul vorgesehenen (z. T. sehr umfangreichen)<br />

Kanon an Leistungszielen im Vorfeld auf jene Ziele zu reduzieren, die auch realistischerweise<br />

erreicht werden können. Ferner erscheint es nötig, angesichts des z. T. stark arbeitsteiligen<br />

Vorgehens in den einzelnen Juniorfirmen, für die einzelnen Lernenden individuelle<br />

Leistungsziele zu spezifizieren. Zusätzlich sollten die Betreuer darauf achten, die Motivation<br />

<strong>der</strong> Lernenden als Coaches auf einem hohen Niveau zu halten, damit die<br />

Leistungsziele auch erreicht werden können. Bei den Methoden- und Sozialkompetenzen<br />

sollte darauf geachtet werden, dass <strong>der</strong>en För<strong>der</strong>ung einer aktiven und systematischen<br />

Schulung bedarf. Um die Teamfähigkeit zu verbessern, genügt Arbeit in Gruppen<br />

beispielsweise nicht. Aus diesem Grund erscheint auch hier eine Konkretisierung <strong>der</strong> Anzahl<br />

Ziele bezüglich <strong>der</strong> Sozial- und Methodenkompetenzen überlegenswert. Dass die drei<br />

analysierten Module auch Ziele aus den Bereichen Methoden- und Sozialkompetenzen<br />

integriert haben, erscheint zum einen vor dem Hintergrund <strong>der</strong> Richtlinien für berufliche<br />

Praxis dennoch erfreulich.<br />

Zentral erscheint mit Blick auf die Richtlinien für berufliche Praxis zudem die Frage, wie <strong>der</strong><br />

Praxisbezug aus Sicht <strong>der</strong> Beteiligten beurteilt wird. Dieser wird insgesamt als eine deutliche<br />

Stärke wahrgenommen, weil mit <strong>der</strong> Juniorfirma reale Probleme bearbeitet, vielfältige Praxiskontakte<br />

geknüpft und erworbene Kompetenzen aus unterschiedlichen Fächern integriert werden.<br />

Auch die Mitgestaltungsmöglichkeit <strong>der</strong> Lernenden in <strong>der</strong> Konzeptionsphase dürfte den<br />

von den Lernenden wahrgenommenen Grad an Authentizität positiv beeinflusst haben, weil<br />

die Juniorfirmen so inhaltlich stärker mit <strong>der</strong> Lebenswirklichkeit <strong>der</strong> Schülerinnen und Schüler<br />

verknüpft werden konnten.<br />

Hinsichtlich <strong>der</strong> Frage, wie sehr das Modul die Fähigkeit <strong>der</strong> Lernenden geför<strong>der</strong>t hat, unternehmerisch<br />

zu handeln, erscheinen die Daten zwar nicht immer eindeutig, jedoch insgesamt<br />

positiv: Einerseits kann im Rahmen einer Juniorfirma (wie die Daten aus den Fallstudien<br />

Luzern und Chur illustrieren) die betriebliche Realität in Bezug auf ein Kostenbewusstsein<br />

bzw. einen ökonomischen Erfolgsdruck <strong>der</strong> Lernenden aus Sicht <strong>der</strong> Praxisvertreter letztlich<br />

nicht vollständig abgebildet werden. An<strong>der</strong>erseits konkretisiert sich Unternehmertum nicht<br />

zuletzt in <strong>der</strong> Übernahme von Verantwortung und im Tragen von Konsequenzen aus dem<br />

eigenen Handeln. Bei allen Modulen konnte eine hohe Eigenverantwortlichkeit <strong>der</strong> Lernenden<br />

im Rahmen <strong>der</strong> Planung, Durchführung und Kontrolle <strong>der</strong> Aktivitäten festgestellt werden.<br />

Sinnvoll kann es in diesem Zusammenhang sein, die Lernenden mit einem angemessenen<br />

ökonomischen Risiko zu konfrontieren: Wenn die Lernenden die eigenen Planungen mit den<br />

tatsächlich erzielten Resultaten und die damit verbundenen ökonomischen (positiven o<strong>der</strong><br />

240


Vergleichende Fallstudienanalyse und Empfehlungen im Hinblick auf die Kategorie Juniorfirma<br />

negativen) Konsequenzen für ihre Juniorfirma erkennen ! dies lassen die Daten aus Chur vermuten<br />

! kann grundsätzlich zugleich ein hohes Mass an Selbständigkeit und ein höherer<br />

Lernerfolg realisiert werden. Aber auch an dieser Stelle wird deutlich, dass die Steuerung <strong>der</strong><br />

jeweiligen Gruppenarbeitsprozesse nicht den Lernenden alleine überantwortet werden kann.<br />

Die Lehrkraft und die Praxisexperten sollten die Schülerinnen und Schüler während ihrer Arbeit<br />

am Modul beratend unterstützen, d. h. die Funktion eines Coaches übernehmen. Die Betreuenden<br />

sollten Aufträge we<strong>der</strong> zu eng (dies könnte gängelnd wirken) noch zu weit (dies<br />

könnte zu Orientierungs- bzw. Motivationsproblemen in <strong>der</strong> Gruppe führen) fassen. Überdies<br />

sollte die Lehrkraft ihre Kontrollfunktion wahrnehmen, um Fehlentwicklungen o<strong>der</strong> Leerlaufphasen<br />

in den Gruppen vermeiden zu helfen. Dies erfor<strong>der</strong>t jedoch entsprechende Ressourcen,<br />

wie weiter unten diskutiert wird. Die Richtlinien für berufliche Praxis (Stichworte: Authentizität,<br />

Leistungsziele, Selbständigkeit) konnten im Rahmen <strong>der</strong> analysierten Juniorfirmen mit<br />

den genannten Einschränkungen im Bereich <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung von Sozial- und Methodenkompetenzen<br />

relativ gut berücksichtigt werden.<br />

Die Integration <strong>der</strong> Module in den Fachunterricht (konkret: Wahl des Zeitpunkts und <strong>der</strong><br />

Dauer <strong>der</strong> Juniorfirma, Vor- und Nachbereitung des Moduls im Unterricht bzw. Verzahnung<br />

von Theorie und Praxis) präsentiert sich gesamthaft als mittelmässig. Die Module wurden bei<br />

allen Schulen im zweiten bzw. dritten Schuljahr durchgeführt. Fehlende Reife bzw. Kompetenzen<br />

<strong>der</strong> Lernenden wurden nur in einem Fall als nicht optimal für das Durchführen einer<br />

Juniorfirma erwähnt. Der gewählte Zeitpunkt wurde bei zwei <strong>der</strong> vier betrachteten Module jedoch<br />

als verbesserungswürdig beurteilt, weil sich das jeweilige Modul mit einem mehrwöchigen<br />

Praktikum bzw. den Vorbereitungen für die Schlussprüfungen überschneide. Zudem wurde<br />

durch die Beteiligten vorgeschlagen, die Dauer des Modus angesichts einer hohen zeitlichen<br />

Belastung <strong>der</strong> Lernenden und Lehrkräfte deutlich zu verlängern bzw. hierfür zusätzliche<br />

Zeitgefässe im Stundenplan vorzusehen. Die als hoch wahrgenommene zeitliche Belastung<br />

<strong>der</strong> Beteiligten lässt sich zudem durch im Vorfeld fixierte und kommunizierte zeitliche Meilensteine<br />

sowie eine intensivere Betreuung <strong>der</strong> einzelnen Arbeitsgruppen reduzieren. Zusätzlich<br />

sollten mehr betreuende Lehrkräfte eingesetzt werden. Auch die Vor- und Nachbereitung<br />

<strong>der</strong> Juniorfirma im Unterricht und damit die Verzahnung von Theorie und Praxis wurden bei<br />

zwei <strong>der</strong> vier analysierten Module als verbesserungswürdig beurteilt. Vor dem Hintergrund<br />

<strong>der</strong> als verbesserungswürdig beurteilten Vor- und Nachbereitung <strong>der</strong> Juniorfirmen und <strong>der</strong><br />

z. T. hohen zeitlichen Belastung <strong>der</strong> Lernenden erscheint <strong>der</strong> teilweise suboptimale Einfluss<br />

des Moduls auf das Erreichen <strong>der</strong> schulischen Leistungsziele plausibel. In einem Fall bekundeten<br />

die Lernenden sogar, das Modul könnte das Erreichen von schulischen Zielen negativ<br />

beeinflussen.<br />

Die Betreuung <strong>der</strong> Lernenden wurde ! insgesamt betrachtet ! als mittelmässig bzw. gut beurteilt,<br />

wobei ein Verbesserungspotenzial im Hinblick auf das Coaching <strong>der</strong> Lernenden teilweise<br />

akut wurde. Die Lehrkräfte sollten den Lernenden die inhaltlichen und zeitlichen Vorgaben<br />

klar kommunizieren, die Gruppenprozesse stärker zielorientiert begleiten sowie auf Motivationsprobleme<br />

und Trittbrettfahrerverhalten einzelner Lernen<strong>der</strong> angemessen reagieren können.<br />

Auch betreuende Praxisvertreter sollten im Hinblick auf die an sie gestellten Erwartungen<br />

im Vorfeld durch die Lehrkräfte informiert werden. Praxisexperten sollten zudem für die<br />

einzelnen Arbeitsgruppen erreichbar sein und hinsichtlich ihrer Aufgaben sowie <strong>der</strong> entstandenen<br />

Lernprodukte informiert werden. Zudem kann <strong>der</strong> Austausch zwischen den Arbeitsgruppen<br />

intensiver gestaltet werden, um den Lernenden eine tiefere Lernerfahrung zu ermöglichen.<br />

Um eine hohe Qualität <strong>der</strong> Betreuung sicherzustellen, müssen für die Durchführung<br />

einer Juniorfirma genügend personelle (und letztlich finanzielle) Ressourcen bereitgestellt<br />

werden. Hier scheint eine Kooperation mit professionalisierten Beratern aus dem Bereich <strong>der</strong><br />

Unternehmungsgründung ein sehr ergiebiger Ansatz zu sein: So wurde im Zusammenhang<br />

mit <strong>der</strong> konkreten Produktauswahl deutlich, dass die Machbarkeit <strong>der</strong> Projektkonzepte durch<br />

241


Teil II: Fallstudien zur Juniorfirma und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

Externe alleine schwierig zu beurteilen ist, weil dies letztlich von <strong>der</strong> Motivation und den<br />

Kompetenzen <strong>der</strong> Lernenden und Betreuer abhängt. Umgekehrt könnte eine Ablehnung eines<br />

problematischen Projektvorschlags durch die Betreuenden die Motivation <strong>der</strong> Lernenden negativ<br />

beeinträchtigen und letzteren die Möglichkeit, wichtige Erfahrungen bei <strong>der</strong> Umsetzung<br />

ihrer Projektidee und dem Umgang mit den entsprechenden Herausfor<strong>der</strong>ungen bereits im<br />

Vorfeld nehmen.<br />

Die Analysen zeigen, dass eine Lehrperson o<strong>der</strong> ein Praktiker sowohl über pädagogischdidaktische<br />

als auch über entsprechende fachliche Kompetenzen verfügen sollte, um ihre<br />

Kompetenzen auch im Rahmen <strong>der</strong> Begleitung von Juniorfirmen zur Geltung bringen zu<br />

können. Die Lehrkräfte fühlten sich den Anfor<strong>der</strong>ungen meist gut gewachsen und bekundeten<br />

inhaltlich z. T. einen Weiterbildungsbedarf in Bezug auf Aspekte <strong>der</strong> Unternehmens- bzw.<br />

Projektführung, Konfliktlösung o<strong>der</strong> Personalbeurteilung. Zudem wurde im Zusammenhang<br />

mit <strong>der</strong> Kooperation auch deutlich, dass diese nicht immer vor Ort sein können und diese zu<br />

kurzfristig wichtige Termine spezifizieren, was einen Einfluss auf die oben als hoch herausgestellte<br />

zeitliche Belastung <strong>der</strong> Lernenden haben könnte. Nicht zuletzt, dies belegen die Befunde<br />

aus dem Modul Porrentruy, sollten inhaltliche und hierarchische Zielkonflikte zwischen<br />

den betreuenden internen o<strong>der</strong> externen Lehrpersonen vermieden werden: Während die Vertreter<br />

des För<strong>der</strong>ungsnetzwerks für Unternehmungsgründung (Genilem VS) v. a. auf den wirtschaftlichen<br />

Erfolg <strong>der</strong> durch die Lernenden erarbeiteten Konzepte abheben, fokussieren die<br />

Lehrkräfte eher den Lernerfolg, <strong>der</strong> sich insgesamt für die Lernenden innerhalb von Juniorfirmen<br />

ergibt. Beide Kooperationspartner beklagen, <strong>der</strong> jeweils an<strong>der</strong>e führe das Gesamtprojekt<br />

im Hinblick auf diese Ziele zu stark. Die Betreuung <strong>der</strong> Lehrkräfte bzw. des Modulverantwortlichen<br />

durch zuständige Stellen wurde mehrheitlich mit gut o<strong>der</strong> mittelmässig beurteilt.<br />

In Bezug auf die Infrastruktur wurde im Rahmen von drei Modulen ein Verbesserungspotenzial<br />

(z. B. Zugang zu PCs o<strong>der</strong> Telefonen, Schaffen einer typischen Büroatmosphäre)<br />

bekundet. Insgesamt betrachtet erscheinen die in den drei Juniorfirmen festgestellten<br />

Rahmenbedingungen verbesserungswürdig.<br />

Abschliessend wird <strong>der</strong> Frage nachgegangen, wie sehr die in <strong>der</strong> einschlägigen Literatur diskutierten<br />

kritischen Erfolgsfaktoren (konkret: Auftragsakquisition, Entscheidungskompetenz<br />

<strong>der</strong> Lernenden, Verzahnung von Theorie und Praxis, Anfor<strong>der</strong>ungen an Lernende und<br />

Lehrende, ökonomisches Risiko) umgesetzt werden konnten. Positiv erscheint, dass die<br />

Juniorfirmen ihr Konzept im vorgegebenen Rahmen weitgehend selbst entwickeln konnten.<br />

Auch <strong>der</strong> Fokus auf Entscheidungskompetenz konnte im gegebenen Rahmen mit den oben<br />

diskutierten Einschränkungen gelegt werden. Auch das ökonomische Risiko, das sich aus den<br />

unternehmerischen Entscheiden ergibt und von <strong>der</strong> Juniorfirma getragen werden muss,<br />

erscheint aus pädagogisch-didaktischer Sicht häufig sinnvoll dosiert: Die Lernenden sollen<br />

einerseits die Konsequenzen ihres Handelns spüren können und an<strong>der</strong>erseits nicht einem zu<br />

grossen ökonomischem Risiko ausgesetzt werden. Als klare Schwachpunkte <strong>der</strong> evaluierten<br />

Module haben sich demgegenüber ! wie oben erläutert ! die Verzahnung von Theorie und<br />

Praxis, die zeitliche Belastung <strong>der</strong> Lernenden und Lehrkräfte heraus kristallisiert. Diese<br />

Aspekte lassen sich aber grundsätzlich, wie dargelegt wurde, konzeptionell beheben.<br />

Grundsätzlich erscheinen die Erfahrungen im Zusammenhang mit den analysierten Juniorfirmen<br />

ambivalent: Zum einen können Lernende im Rahmen grundsätzlich sehr ergiebige,<br />

authentische und individuelle Lernpotenziale realisieren. Dabei können die Richtlinien für die<br />

berufliche Praxis (Authentizität, Leistungsziele, Selbständigkeit) und die einschlägigen Literaturempfehlungen<br />

in Bezug auf die Gestaltung von Juniorfirmen in den Schulalltag aufgenommen<br />

werden. Vor diesem Hintergrund erscheint <strong>der</strong> grossmehrheitlich als positiv beurteilte<br />

Zusammenhang zwischen <strong>der</strong> Durchführung von Juniorfirmen und <strong>der</strong> Attraktivität von<br />

HMS zunächst sehr erfreulich. Zum an<strong>der</strong>en, und dies zeigt bspw. die Gestaltung <strong>der</strong> Rahmenbedingungen<br />

(Integration in den Schulalltag, Betreuung <strong>der</strong> Lernenden, Auswahl und<br />

242


Vergleichende Fallstudienanalyse und Empfehlungen im Hinblick auf die Kategorie Juniorfirma<br />

Kommunikation von Lernzielen), besteht noch ein Handlungsbedarf in Bezug auf die praxisnahe<br />

und adressatengerechte Umsetzung <strong>der</strong> einzelnen Konzepte. Dabei lassen sich die meisten<br />

<strong>der</strong> festgestellten Mängel grundsätzlich ! wie oben ausgeführt ! beheben.<br />

Die folgende Tabelle fasst die kritischen Erfolgsfaktoren zusammen. Dabei wird deutlich,<br />

dass neben den in <strong>der</strong> Literatur diskutierten Erfolgsfaktoren zur Gestaltung von Juniorfirmen<br />

(konkret: Auftragsakquisition, Entscheidungskompetenz <strong>der</strong> Lernenden, Verzahnung von<br />

Theorie und Praxis, Anfor<strong>der</strong>ungen an Lernende und Lehrende, ökonomisches Risiko) weitere<br />

Aspekte, wie die Kooperation zwischen den Lernorten, die Auswahl bzw. Kommunikation<br />

von Lernzielen, die För<strong>der</strong>barkeit von Sozial- und Methodenkompetenzen, die Kommunikation<br />

<strong>der</strong> Rahmenbedingungen sowie die Bereitstellung von Infrastruktur, eine wichtige<br />

Rolle spielen.<br />

243


Teil II: Fallstudien zur Juniorfirma und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

Tabelle 10<br />

Kritische Erfolgsfaktoren von Juniorfirmen anhand <strong>der</strong> Evaluation<br />

Kritischer<br />

Erfolgsfaktor<br />

Leistungsziele<br />

Richtlinien für<br />

berufliche Praxis<br />

Rahmenbedingungen<br />

Leistungsziele<br />

Authentizität<br />

Selbständigkeit<br />

Integration in den<br />

Schulalltag<br />

Betreuung<br />

Kooperation Lehrkräfte<br />

und Praxisexperten<br />

Infrastruktur<br />

Empfehlungen<br />

! Ziele mit Blick auf die Rahmenbedingungen<br />

des Moduls auswählen<br />

! Ziele individuell vorgeben<br />

! Betreuung <strong>der</strong> Lernenden sicherstellen, um<br />

Sozial- und Methodenkompetenzen för<strong>der</strong>n<br />

zu können<br />

! Mitgestaltungsmöglichkeit <strong>der</strong> Lernenden<br />

in <strong>der</strong> Konzeptionsphase sicherstellen<br />

! Aufzeigen von Konsequenzen bei Fehlern<br />

! Praxisexperten einbeziehen<br />

! Ökonomisches Risiko für die Lernenden<br />

angemessen gestalten<br />

! Eigenverantwortung för<strong>der</strong>n und for<strong>der</strong>n<br />

(s. Betreuung)<br />

! Aufträge we<strong>der</strong> zu eng noch zu weit fassen<br />

! Durchführung des Moduls ausserhalb <strong>der</strong><br />

Prüfungszeiträume<br />

! Zeitvorgaben für Teilaufträge definieren<br />

! Erfahrungen aus <strong>der</strong> Juniorfirma intensiver<br />

vor- und nachbereiten<br />

! Zu hohe zeitliche Belastung <strong>der</strong> Lernenden<br />

und Lehrkräfte vermeiden<br />

! Lernenden inhaltliche und zeitliche Rahmenvorgaben<br />

mitteilen<br />

! Rolle von Praktikern im Vorfeld klären<br />

! Erreichbarkeit <strong>der</strong> Praxisvertreter sicherstellen<br />

! Kompetente und genügende Betreuung<br />

sicherstellen<br />

! Nutzung von Synergien zwischen Lehrkräften<br />

und Praxisexperten<br />

! Konzepte <strong>der</strong> Lernenden umsichtig beurteilen<br />

! Betreuer sollten über fachliche und pädagogisch-didaktische<br />

Kompetenzen<br />

verfügen<br />

! Vermeiden von Zielkonflikten<br />

! Zugang zur notwendigen Infrastruktur<br />

sicherstellen<br />

! Schaffen einer betriebstypischen Atmosphäre<br />

244


Teil II: Fallstudien zum Lernbüro und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

Fallstudien zum Lernbüro und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

Collège de Gambach (ESC Fribourg)<br />

Kantonsschule Baden<br />

Lycée Jean Piaget (ESC Neuchâtel)<br />

245


Création d’une entreprise virtuelle à l’ESC Fribourg (Collège de Gambach)<br />

Création d’une entreprise virtuelle à l’ESC Fribourg (Collège de<br />

Gambach)<br />

Beat Estermann<br />

1 Description du module<br />

Du semestre d’hiver 2005 au semestre d’hiver 2006, le module pilote „Création d’une entreprise<br />

virtuelle“ (Gambach Challenge Enterprise) a eu lieu à l’École de commerce du Collège<br />

de Gambach à Fribourg. Le même module est mené en parallèle avec des élèves francophones<br />

et germanophones. Une expérience similaire a d’ailleurs lieu avec une classe gymnasiale, qui<br />

a débuté en 2004.<br />

1.1 Idée de base<br />

Dans le cadre du module, les élèves sont appelés à imaginer un produit et à faire les démarches<br />

nécessaires en vue de sa production et sa commercialisation. Cela devrait permettre<br />

aux élèves de connaître les étapes nécessaires à la création d’une entreprise en se mettant dans<br />

la peau d’un entrepreneur, de se créer des réseaux par le biais desquels ils peuvent obtenir des<br />

informations, d’apprendre à réaliser des documents commerciaux de qualité, d’apprendre à<br />

collaborer et à gérer des conflits ainsi que d’acquérir les compétences nécessaires pour planifier<br />

un projet. Ainsi, le module devrait permettre à l’École de commerce d’orienter la formation<br />

davantage vers la pratique professionnelle.<br />

1.2 Cadre temporel, étapes (structuration du module)<br />

Le module se déroule sur 3 semestres, à raison de deux heures par semaine. Il peut être<br />

découpé en trois phases:<br />

a. Cours d’introduction (6 à 7 semaines)<br />

Lors de la première phase du module, un cours d’introduction a lieu en classe, qui permet aux<br />

élèves d’acquérir les bases nécessaires pour la suite du projet.<br />

b. Mise au point des projets d’entreprise (env. 1,5 semestres)<br />

En 8 groupes de 2 à 4 élèves (francophones) et en 3 groupes de 6 à 7 élèves (germanophones),<br />

respectivement, les élèves mettent au point des projets d’entreprise. Cette deuxième phase<br />

débute par l’imagination d’un produit et se termine par la présentation du projet devant un<br />

comité de sélection. Le travail est réparti en sept étapes 59 (ou „escales“ si l’on se tient aux<br />

métaphores inspirées de la navigation maritime utilisées dans le cadre du module); au début<br />

de chaque étape, les élèves reçoivent des consignes sur la base desquelles ils procèdent de<br />

manière autonome.<br />

59<br />

Les étapes sont les suivantes: Mise en route – établir une convention réglant la collaboration en groupe; 1 ère<br />

étape – choisir un projet; 2 ème étape – imaginer une étude de marché et de la concurrence; 3 ème étape – faire<br />

des prévisions de ventes et décrire le processus de distribution envisagé; 4 ème étape – faire des prévisions du<br />

chiffre d’affaires; 5 ème étape – établir un compte de résultat prévisionnel, faire le plan d’investissement et<br />

déterminer les moyens de financement; 6 ème étape – choisir la forme juridique de l’entreprise; 7 ème étape –<br />

établir un plan de communication.<br />

246


Création d’une entreprise virtuelle à l’ESC Fribourg (Collège de Gambach)<br />

c. Phase entreprise virtuelle/entreprise „junior“ (1 semestre)<br />

Lors de la troisième phase, les projets sélectionnés sont concrétisés. En l’occurrence, trois<br />

projets ont été sélectionnés pour la section francophone et trois aussi pour la section germanophone.<br />

Cela implique que les élèves francophones devront être regroupés pour cette <strong>der</strong>nière<br />

partie du module. Si la „concrétisation“ aura lieu dans le cadre purement virtuel ou si elle<br />

prendra la forme d’entreprises „junior“ avec une production réelle et des contacts avec une<br />

clientèle réelle n’a pas encore été décidé lors de la visite de l’école à la fin de la phase deux.<br />

1.3 Objectifs de formation pratique<br />

23 objectifs de formation pratique, dont 9 concernent des compétences méthodologiques et<br />

sociales, ont été définis sur la base du catalogue de l’OFFT (voir le tableau au chapitre 2.1 de<br />

ce rapport).<br />

1.4 Authenticité<br />

La création d’une entreprise virtuelle permet aux élèves de connaître différentes étapes<br />

nécessaires en vue de la création d’entreprise. De même, le module permet d’abor<strong>der</strong> toute<br />

une gamme de problématiques dans différentes disciplines et d’en faire ressortir les interdépendances.<br />

Le degré d’authenticité du module dépend cependant très largement de la manière<br />

dont chaque groupe d’élèves conçoit son projet, et notamment de la plausibilité du produit<br />

qu’ils ont imaginé.<br />

1.5 Intégration dans le cadre scolaire<br />

Le module concerne tous les élèves qui ont entamé leur 3 e semestre à l’École de commerce en<br />

automne 2005. Le fait de terminer le module à la fin du 5 e semestre permet aux élèves de bien<br />

préparer leurs examens finaux. Quant aux projets d’entreprise jugés réalisables, Genilem Fribourg<br />

est prêt à tenir à chaud les projets durant le 6 e semestre afin de préserver la possibilité<br />

que les élèves puissent lancer leur projet après la fin de leur scolarité.<br />

Au départ, la durée du module devait être d’une année (en correspondance avec les instructions<br />

reçues de l’OFFT). Lorsque les consignes de l’OFFT ont changé, le projet a été étendu<br />

sur trois semestres.<br />

1.6 Évaluation des élèves<br />

Font l’objet d’une évaluation les connaissances acquises lors de la phase d’introduction, les<br />

travaux accomplis par les groupes dans le cadre de chaque étape ainsi que le portfolio de<br />

chaque élève 60 .<br />

60<br />

Pour les étapes, les critères d’évaluation sont les suivants: aspects techniques – présentation du document,<br />

qualité de la langue, créativité, respect des consignes et des délais, respect de la convention du groupe et une<br />

répartition équitable du travail (ce <strong>der</strong>nier point est apprécié sur la base d’une auto-évaluation des élèves);<br />

contenu – structuration du document, pertinence et citation correcte des références, cohérence et viabilité du<br />

projet; attitude au travail.<br />

Concernant le portfolio, les critères d’évaluation sont: aspects techniques – structuration du portfolio,<br />

présentation du portfolio, qualité de la langue, originalité; contenu – structure, pertinence et citation correcte<br />

des références, cohérence de l’argumentation (arguments objectifs, expression de l’opinion personnelle),<br />

qualité de la démarche personnelle; présentation orale du portfolio devant les enseignants – contenu, qualité<br />

de la langue, aspects non-verbaux de la présentation, capacité de répondre aux questions.<br />

247


Teil II: Fallstudien zum Lernbüro und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

Les notes comptent pour 25 % de la note semestrielle de deux autres disciplines (langue<br />

maternelle et gestion financière).<br />

A part l’évaluation formelle, des entretiens avec les enseignants permettent aux élèves<br />

d’obtenir un feedback. De même, une mise en commun et une séance de feedback a lieu au<br />

terme de chaque étape, tandis que la viabilité des projets est jugée 61 par un jury lors de la<br />

journée de sélection à la fin de la première année du module.<br />

1.7 Conditions-cadre<br />

Tous les élèves de la deuxième année (les filières avec et sans maturité professionnelle confondues)<br />

devaient participer au module – 48 élèves au total (28 francophones et 20 germanophones).<br />

Chacun des groupes linguistiques est accompagné par deux enseignants (francophones: issus<br />

de la branche économique; germanophones: issus des branches économique et langue maternelle);<br />

ils interviennent dans le cadre du module en tant que coachs.<br />

En outre, deux types d’acteurs externes interviennent dans le cadre du module:<br />

! L’instance de supervision – trois experts rémunérés (un représentant de Genilem Fribourg,<br />

un représentant de la Promotion économique du canton de Fribourg ainsi qu’un enseignant<br />

à l’École professionnelle commerciale de Fribourg) dont le rôle consiste à porter un regard<br />

externe sur le module et à formuler des recommandations afin d’assurer que le module<br />

corresponde au mieux à la pratique professionnelle et que les objectifs de formation pratique<br />

puissent être atteints. L’instance de supervision s’organise de manière indépendante.<br />

Ses membres n’interagissent en principe pas directement avec les élèves, mais ont accès<br />

aux dossiers des élèves; un des experts joue cependant également le rôle de parrain.<br />

! Une dizaine de „parrains“ – des praticiens dont le rôle serait de servir de personnes<br />

„ressource“ pour les élèves qui cherchent des informations. Or, seulement quelques-uns<br />

parmi ces parrains ont effectivement joué ce rôle durant les deux premier semestres du<br />

module, beaucoup d’entre eux n’ayant pas été sollicités par les élèves. Quelques parrains<br />

ont également œuvré en tant que jurés lors de la présentation des projets à la fin de la<br />

première année du module (juin 2006). De même, des parrains ont assisté à une conférence<br />

de presse organisée par l’école. Les parrains ne sont pas rémunérés par l’école.<br />

Les enseignants alémaniques considéraient les parrains avant tout comme „Stille Reserve“;<br />

ils étaient donc plutôt une instance à laquelle les enseignants pouvaient avoir recours si le<br />

besoin se manifestait, et moins des personnes „ressources“ à la disposition des élèves.<br />

En ce qui concerne les infrastructures à disposition, les différents groupes ont souvent été<br />

contraints de se partager une salle d’informatique. A l’origine, l’acquisition d’ordinateurs portables<br />

avait été prévue, mais, faute de moyens, ceux-ci n’ont pas pu être achetés. Dans le<br />

cadre de la rénovation du bâtiment de l’école, qui aura lieu ces prochaines années, des salles<br />

adaptées à des petits groupes pourraient être aménagées.<br />

61<br />

Les projets francophones étaient jugés sur la base de deux critères: présentation (contenu, manière de présenter)<br />

et viabilité, alors que les projets germanophones étaient jugés sur la base de trois critères: présentation<br />

(manière de présenter), viabilité et originalité du projet.<br />

248


Création d’une entreprise virtuelle à l’ESC Fribourg (Collège de Gambach)<br />

2 Appréciation du module par les personnes concernées62<br />

2.1 Résultats<br />

Le tableau ci-dessous donne un aperçu des réponses des enseignants et des élèves à la<br />

question de savoir dans quelle mesure le module a permis aux élèves d’atteindre les objectifs<br />

de formation pratique. Les objectifs correspondent à ceux qui ont été fixés au départ pour<br />

l’intégralité du module. Comme les données ont déjà été recueillies à la fin du deuxième semestre<br />

du module, il s’agit d’une évaluation en cours de route.<br />

Environ la moitié des objectifs ont bien ou très bien pu être atteints (3, 4, 6, 7, 8, 12, 15, 17,<br />

18, 19, 20). En ce qui concerne les objectifs en matières de compétences méthodologiques et<br />

sociales, quatre sur neuf (16, 21, 22, 23) n’ont que moyennement pu être atteints aux yeux des<br />

enseignants germanophones, alors que pour les enseignants francophones et les élèves des<br />

deux groupes linguistiques, ils ont bien ou très bien pu être atteints. Pour au moins deux<br />

d’entre eux (22 – gestion des conflits; 23 – aptitude au travail en équipe), les données<br />

pourraient être biaisées à cause de la différence de la taille des groupes, les élèves germanophones<br />

travaillant dans des groupes plus grands ce qui pourrait compliquer la gestion des<br />

groupes et rendre celle des conflits plus complexe.<br />

Quatre objectifs disciplinaires (5, 9, 11, 13) n’ont que moyennement ou mal pu être atteints<br />

par un des groupes linguistiques. Les réponses divergentes entre les enseignants et les élèves<br />

germanophones en ce qui concerne la capacité de choisir correctement les moyens de<br />

communication (11) pourraient être dues au fait que peu d’élèves ont effectivement eu des<br />

contacts réels avec des personnes externes. Plus étonnant sont les résultats mitigés concernant<br />

la capacité de réfuter des objections, la gestion de l’agenda et la rédaction de procès-verbaux<br />

chez les francophones (5, 9, 13), ces objectifs étant liés à des activités qui auraient facilement<br />

pu être abordées dans le cadre du module. L’objectif disciplinaire lié à la stratégie de marketing<br />

(14) n’a que moyennement pu être atteint aux yeux des élèves des deux groupes, alors<br />

que les enseignants sont un peu plus optimistes. Peut-être la question du marketing n’a pas<br />

bénéficiée de l’attention qu’elle aurait méritée; selon un élève, „le marketing n’a pas été mis<br />

en avant dans les escales [étapes]: dommage!“, alors que lors de l’entretien de groupe, les<br />

élèves francophones font remarquer que la question du marketing a été abordée en classe, et<br />

non pas en fonction des produits des équipes. Mais le marketing deviendrait sans doute une<br />

des préoccupations centrales, au cas où des projets entreraient dans la phase „entreprise<br />

junior“ lors du troisième semestre du module.<br />

Trois objectifs (1, 2, 10) n’ont que moyennement pu être atteints par les deux groupes. Ceci<br />

n’a rien d’étonnant, car ils concernent les rapports avec des clients. Or, aucun projet n’était<br />

encore passé au stade de la commercialisation. Une élève fait d’ailleurs remarquer que son<br />

projet n’a „aucun client, ni virtuel, ni réel“. La réalisation de ces objectifs de formation dépendra<br />

donc très fortement de la question de savoir si les projets entreront dans la phase de<br />

62<br />

Cette partie se base sur des données recueillies lors des entretiens de groupe avec :<br />

! 7 élèves francophones (sur 28, représentant 2 groupes sur 8);<br />

! 15 élèves germanophones (sur 18, représentant tous les trois groupes);<br />

! 3 enseignants qui ont accompagné le module, y compris le responsable du module (2 germanophones et<br />

1 francophone).<br />

Ces personnes (ainsi que le deuxième enseignant francophone) ont en outre fourni des données complémentaires<br />

par le biais d’un questionnaire. De plus, des entretiens individuels ont été menés avec trois „parrains“<br />

ainsi qu’avec les trois membres de l’instance de supervision. Les parrains interviewés étaient ceux qui<br />

avaient également évalués les projets lors de la journée de sélection.<br />

En outre, la participation à la journée de sélection nous a permis de faire un certain nombre d’observations et<br />

d’avoir des échanges informels avec différentes personnes en marge de cette manifestation. Toutes ces<br />

démarches ayant eu lieu à la fin du deuxième semestre du module, le présent rapport porte donc uniquement<br />

sur les deux tiers de celui-ci.<br />

249


Teil II: Fallstudien zum Lernbüro und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

commercialisation durant le troisième semestre du module. Il semble en effet difficile de les<br />

atteindre dans un contexte purement virtuel.<br />

Degré de réalisation des objectifs de formation pratique selon les enseignants et les élèves<br />

Objectifs de formation pratique (code OFFT) ens. (fr) el. (fr) ens. (de) el. (de)<br />

1. Entretien de vente: présenter des arguments et des propositions<br />

(1.1.2.1)<br />

moyen moyen mal bien*<br />

2. Classifier les clients (1.1.2.2) moyen bien moyen moyen<br />

3. Présenter des produits et des services (1.2.2.2) bien bien bien bien*<br />

4. Montrer l’utilité des produits ou des services (1.2.2.4) très bien bien très bien bien<br />

5. Réfuter des objections (1.3.1.1) bien moyen bien bien<br />

6. Planifier son travail de manière systématique (1.4.2.1) bien bien bien bien<br />

7. Fixer les objectifs d’un travail d’équipe (1.4.2.2) bien bien bien bien<br />

8. Se procurer des informations (2.1.3.1) très bien très bien bien très bien<br />

9. Gérer l’agenda (2.1.3.2) moyen bien bien bien<br />

10. Décrire le marché (3.2.3.1) moyen bien moyen moyen*<br />

11. Choisir les moyens de communication (2.2.1.1) très bien bien très bien moyen<br />

12. Établir des documents agréables à l’œil (2.2.2.1) bien très bien bien bien<br />

13. Rédiger des procès-verbaux (2.5.1.1) moyen moyen très bien bien<br />

14. Appliquer le marketing-mix (1.7.3.1) bien moyen bien moyen<br />

15. Savoir choisir les outils de travail; être capable de choisir, d’évaluer<br />

et d’utiliser correctement des informations (1)<br />

16. Expérimenter de nouvelles techniques; maîtrise de techniques de<br />

créativité (5)<br />

bien bien bien bien<br />

bien bien moyen bien*<br />

17. Savoir-vivre/présentation (17) très bien très bien bien bien*<br />

18. Planifier son travail; fixer des objectifs et des priorités (14) bien bien bien bien<br />

19. Sens des responsabilités (7) bien très bien bien bien<br />

20. Disposition à participer au changement (21) bien bien bien bien<br />

21. Aptitude à la communication (11) bien bien moyen bien*<br />

22. Aptitude à gérer les conflits/savoir accepter la critique (13) bien bien moyen bien*<br />

23. Aptitude au travail en équipe/collaboration (10) très bien très bien moyen bien<br />

Légende<br />

cases en gris clair: objectifs dont la réalisation est douteuse pour au moins un des groupes linguistiques, les appréciations étant divergentes<br />

cases en gris foncé: objectifs qui n’ont, à toute vraisemblance, pas pu être atteints<br />

* avec des différences considérables entre les trois groupes d’élèves germanophones (voir les explications dans le texte)<br />

Les dispersions des réponses chez les élèves n’appellent pas à des commentaires particuliers,<br />

sauf dans trois cas:<br />

Le premier concerne les élèves francophones: quant à la capacité de rédiger des procèsverbaux<br />

(13), un élève trouve que l’objectif a „très bien“ pu être atteint, alors que deux ont<br />

mis „moyennement“ et quatre „mal“, voire „très mal“. Deux élèves mentionnent d’ailleurs<br />

qu’elles n’avaient pas appris à rédiger des procès-verbaux et qu’elles n’avaient eu aucune<br />

occasion d’en rédiger un. Un autre dit d’avoir insuffisamment appris à rédiger des procès-verbaux<br />

en traitement de texte. Tout semble donc indiquer que ce thème n’a pas reçu suffisamment<br />

d’attention chez les francophones, alors que la rédaction du procès-verbal des séances<br />

de groupe aurait facilement pu faire l’objet d’une activité régulière, assumée à tour de rôle par<br />

les différents membres de chaque groupe.<br />

250


Création d’une entreprise virtuelle à l’ESC Fribourg (Collège de Gambach)<br />

Chez les Alémaniques, des différences importantes dans l’appréciation de l’objectif „réfuter<br />

des objections“ (5) sont apparues à l’intérieur de deux groupes (avec chaque fois 2 élèves qui<br />

mettent „très bien“, alors que d’autres élèves mettent „mal“ ou „moyennement“). Globalement,<br />

plus de la moitié des élèves indiquent de n’avoir que „mal“ ou „moyennement“ atteint<br />

cet objectif (4 „très bien“, 2 „bien“, 6 „moyen“, 2 „mal“, 1 „sans indication“). Quant à<br />

l’aptitude de gérer les conflits et d’accepter la critique (22), il y a des différences importantes<br />

entre les trois groupes germanophones: Dans un groupe, cela a l’air d’avoir bien marché (2<br />

„très bien“, 4 „bien“), dans un autre, le verdict est mitigé (2 „très bien“, 1 „bien“, 1<br />

„moyennement“, 1 „mal“), alors que l’objectif n’a apparemment pas pu être atteint dans le<br />

troisième groupe (1 „bien“, 1 „moyennement“, 2 „très mal“). Tout indique que le <strong>der</strong>nier<br />

groupe a connu le moins de difficultés en ce qui concerne son organisation interne; on doit<br />

donc retenir l’hypothèse que l’absence de conflits dans ce groupe s’est traduit par une absence<br />

d’apprentissages en vue de l’objectif 22. 63<br />

En comparant les réponses des trois groupes germanophones, on constate par ailleurs que<br />

pour 7 objectifs (1, 3, 10, 16, 17, 21, 22) la différence entre les trois moyennes égale ou<br />

excède 1 point (sur une échelle de 5) – et que pour tous ces objectifs, l’ordre des trois groupes<br />

est le même. Pour le reste des objectifs, les moyennes globales des trois groupes sont<br />

semblables (avec une différence de 0.2 points). A la lumière des informations recueillies dans<br />

le cadre de l’évaluation, ces divergences restent largement inexpliquées. Force est de<br />

constater que le groupe qui a été le mieux évalué par les enseignants et qui a à toute<br />

vraisemblance connu le moins de problèmes à l’interne (conflits, resquillage, etc.) s’est<br />

montré moins positif à l’évaluation que les autres groupes. – Ce groupe était-il plus ambitieux<br />

que les autres? Le projet de ces élèves était-il plus avancé que les autres et se posaient-ils<br />

donc des questions que les autres élèves ne se posaient pas encore?<br />

Deux membres de l’instance de supervision se sont prononcés sur l’évolution des prestations<br />

des élèves avec le temps. L’un d’entre eux, ayant été en contact avec une partie des élèves,<br />

pense que „de manière générale, les élèves ont vraiment acquis des compétences“, surtout en<br />

ce qui concerne la culture générale de l’entreprise, tandis que l’autre fait remarquer que – à<br />

juger sur la base des dossiers d’élèves – les différences entre les groupes étaient assez grandes<br />

en ce qui concerne les produits ainsi que la qualité du travail et l’approche. Selon lui, c’étaient<br />

toujours les mêmes groupes qui fournissaient un bon travail. Et il précise par ailleurs que la<br />

qualité des travaux effectués à chaque étape du module ne dépendait pas de la réalisabilité des<br />

produits.<br />

63<br />

L’interprétation de ces données n’est pas aisée, car une mauvaise appréciation de ce point par les élèves peut<br />

d’une part être due au fait qu’il n’y a pas eu de conflits et donc rien à apprendre en la matière ou d’autre part,<br />

qu’il y a des conflits importants qui n’ont pas été résolus. A l’inverse, une appréciation positive peut indiquer<br />

l’absence de conflits importants ou bien la résolution fructueuse d’un conflit. Le véritable défi en vue de<br />

l’apprentissage consiste à transformer des situations conflictuelles en une expérience positive pour toutes les<br />

personnes impliquées. L’analyse par groupe a donné le résultat suivant: d’une part, uniquement des membres<br />

du premier groupe, qui évalue ce point le plus positivement, font mention de conflits lorsqu’on leur demande<br />

d’indiquer des points négatifs du projet – un processus d’apprentissage y semble donc bien avoir eu lieu;<br />

d’autre part, le groupe qui a été désigné comme le moins conflictuel par les enseignants évalue cet objectif 2<br />

points en-dessous du premier groupe (2.3 vs. 4.3 sur une échelle de 5) – l’absence de conflits aurait donc<br />

pour effet que les élèves concernés estiment qu’ils n’ont rien appris en termes de gestion de conflits.<br />

251


Teil II: Fallstudien zum Lernbüro und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

2.2 Authenticité<br />

L’authenticité du module est globalement jugée moyenne par les acteurs – la situation étant<br />

par ailleurs assez différente d’un groupe d’élèves à l’autre. Si tous les enseignants jugent le<br />

rapport avec la pratique „bon“, les élèves se montrent beaucoup plus nuancés: aussi bien les<br />

francophones que les germanophones considèrent des éléments ayant trait à la pratique en<br />

entreprise comme des points forts du module („Einsicht in ein Unternehmen“; „se rendre<br />

compte de ce que c’est une entreprise et sa création“, „aperçu du monde professionnel“).<br />

Mais au même temps, ils trouvent que le rapport du module avec la pratique est insuffisant,<br />

qu’il est trop théorique et qu’il ne permet pas d’acquérir suffisamment d’expériences pratiques.<br />

La majorité des élèves alémaniques et certains élèves francophones préfèrerait pour<br />

cette raison faire un stage en entreprise 64 . Les deux groupes francophones qui ont été interrogés<br />

font remarquer que l’un d’entre eux a vécu la création d’une entreprise de manière très<br />

réelle, mais pas l’autre.<br />

En ce qui concerne la possibilité pour les élèves de se rendre compte des enjeux de la pratique<br />

en entreprise, la plupart des enseignants et des membres de l’instance de supervision la<br />

jugent „bonne“, les <strong>der</strong>niers faisant pourtant remarquer qu’il y avait des différences considérables<br />

d’un groupe à l’autre. Les trois parrains qui ont été appelés à juger des projets lors<br />

de la journée de sélection se montrent cependant moins optimistes. Deux d’entre eux, qui<br />

n’avaient pas été contactés par les élèves au cours de l’année, la jugent „mauvaise“ et<br />

„moyenne à bonne“, respectivement, et déplorent le peu de contacts réels que les élèves ont<br />

eu avec des personnes issues de la pratique, alors que le troisième, qui avait été contacté par<br />

un groupe d’élèves, la juge „bonne“ en faisant remarquer qu’“à travers les cas pratiques, les<br />

élèves sont vraiment confrontés à la réalité de la vie économique. De plus, ils doivent entrer<br />

en contact avec des personnes issues de l’économie et faire jouer leurs relations.“ Si l’on se<br />

tient au critère des contacts réels avec des personnes extérieures, il convient de noter que<br />

certains groupes ont demandé des renseignements à des personnes externes autres que les<br />

parrains prévus à cet effet, alors que les parrains avaient effectivement très peu été sollicités.<br />

La possibilité de se rendre compte des enjeux de la pratique en entreprise semble donc varier<br />

très fortement d’un groupe à l’autre. On peut d’ailleurs supposer qu’il est assez difficile pour<br />

les élèves d’entretenir des contacts réels avec des personnes externes si leur projet est purement<br />

virtuel, voire complètement irréaliste.<br />

Nous avons également demandé aux parrains et aux membres de l’instance de supervision<br />

dans quelle mesure le module permettait aux élèves d’agir de manière entrepreneuriale. Les<br />

mêmes constats ont été faits: quelques groupes agissaient bien en entrepreneurs en imaginant<br />

un produit viable et en faisant jouer leurs relations personnelles afin de se créer un réseau,<br />

alors que d’autres groupes „étaient pris dans des projets complètement fictifs“, voire „utopiques“.<br />

Seuls deux projets sur onze ont d’ailleurs été jugés potentiellement viables.<br />

Quant à la possibilité de simuler des processus réels comme ils existent au sein d’une entreprise,<br />

les enseignants francophones la jugent „bonne“ alors que les enseignants germanophones<br />

la trouvent „moyenne“. En ce qui concerne la création d’une atmosphère typique<br />

d’une entreprise, elle est jugée „moyenne“, voire „mauvaise“ par les enseignants – un avis<br />

largement partagé par les élèves.<br />

64<br />

Les élèves de la branche „maturité professionnelle“ doivent faire trois stages de 6 semaines (durant la<br />

période d’été), alors que les autres élèves ne sont pas obligés de faire un stage au cours de leur formation.<br />

252


Création d’une entreprise virtuelle à l’ESC Fribourg (Collège de Gambach)<br />

Dans le but de rendre le module plus authentique, une série de propositions d’amélioration ont<br />

été faites par les différents acteurs:<br />

! Faire intervenir les parrains plus rapidement pour que le contact entre les parrains et les<br />

élèves soit plus étroit (les enseignants pourraient s’imaginer que les élèves soient suivis par<br />

un parrain au cours des différents modules) [enseignants, instance de supervision]; recourir<br />

davantage aux praticiens pour obtenir des informations (les enseignants devraient<br />

mieux informer sur leur rôle) [élèves (de)].<br />

! Donner aux élèves un feedback après les deux premières étapes (choix du produit/définition<br />

du marché) pour que les projets restent réalistes (sinon les étapes successives sont<br />

difficiles à réaliser) – il faudrait donc aiguiller davantage les élèves durant les phases initiales,<br />

lorsqu’ils choisissent leur produit [instance de supervision]; définir pour chaque<br />

étape du projet des conditions que les élèves doivent remplir avant de passer à l’étape suivante<br />

[parrain].<br />

! Introduire la dimension de la production dans le domaine de compétence des élèves: „il<br />

faut les sensibiliser en ce qui concerne l’importance du choix d’un bon produit pour toutes<br />

les étapes ultérieures. Il est important que les élèves ne sachent pas uniquement adopter<br />

l’optique du résultat, mais aussi celle de la création et de la définition du produit“, ceci<br />

d’autant plus qu’“en pratique, il y a souvent des tensions entre le marketing et la production“<br />

[membre de l’instance de supervision].<br />

! Abor<strong>der</strong> la question du marketing en fonction des produits des équipes [élèves (fr)].<br />

! Faire une activité continue (p.ex. effectuer régulièrement des tâches de comptabilité, etc.)<br />

pour acquérir des routines [élèves (fr)].<br />

! Organiser des visites d’entreprises [élèves (de)].<br />

2.3 Autonomie des élèves<br />

Les enseignants et les élèves estiment que ces <strong>der</strong>niers ont largement pu agir de manière<br />

autonome en ce qui concerne la planification, la mise en œuvre et le contrôle de leurs activités<br />

– avec une exception: les enseignants francophones jugent que l’autonomie des élèves lors du<br />

contrôle de leurs tâches était „moyenne“. Les enseignants et les élèves trouvent que les tâches<br />

correspondaient bien aux compétences des élèves.<br />

Les enseignants considèrent l’autonomie accordée aux élèves dans leur travail et le fait qu’ils<br />

se retrouvent eux-mêmes dans le rôle de coachs comme des points positifs du module. Similairement,<br />

les élèves comptent „l’autonomie dans la gestion des tâches et du temps“, „le fait<br />

de devoir se débrouiller“ ainsi que „selbständiges Arbeiten und Planen“ parmi les points<br />

forts du module.<br />

2.4 Intégration du module dans le cadre scolaire<br />

Tous les enseignants et la majorité des élèves trouvent que l’intégration du module dans le<br />

cadre scolaire en ce qui concerne la gestion du temps et le contenu est bonne, voire très<br />

bonne. Ils estiment en outre que les élèves ont généralement bien été préparés, dans le cadre<br />

de l’enseignement scolaire, aux activités pratiques du module. Quant à certains contenus des<br />

étapes du module (p.ex. la mise en œuvre d’une étude de marché), les élèves francophones<br />

estiment que les explications n’ont pas toujours eu lieu au bon moment (mauvaise préparation<br />

aux tâches pratiques). Selon les enseignants, les expériences pratiques acquises dans le cadre<br />

du module auraient bien été mises en valeur dans le cadre de l’enseignement scolaire, alors<br />

que les élèves trouvent que ce n’était que moyennement le cas. Les enseignants estiment par<br />

ailleurs que le module a contribué à une meilleure acquisition des compétences scolaires par<br />

253


Teil II: Fallstudien zum Lernbüro und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

les élèves, tandis que ces <strong>der</strong>niers sont moins enthousiastes (impacts moyens sur l’intérêt pour<br />

la matière scolaire et sur la compréhension de celle-ci). Les enseignants souhaitent par<br />

ailleurs que les enseignants qui ne sont pas directement impliqués dans le module<br />

harmonisent leurs enseignements avec celui-ci.<br />

2.5 Encadrement des élèves<br />

Tous les acteurs s’accordent à dire que l’encadrement des élèves doit encore être amélioré.<br />

Ainsi, trois types de problèmes ont été identifiés:<br />

! L’encadrement et l’orientation des élèves par les enseignants au début du module sont<br />

jugés insuffisants. Le problème est plus marqué chez les francophones, mais certaines critiques<br />

allant dans ce sens ont également été formulées par les élèves germanophones.<br />

Selon les élèves des deux groupes linguistiques, les enseignants n’avaient pas clairement<br />

communiqué si leurs projets devaient être axés autour d’un produit réaliste/réalisable ou<br />

s’ils pouvaient être purement hypothétiques. Les enseignants n’ont pas non plus réagi<br />

rapidement pour que les élèves corrigent leur tir. Par conséquent, le degré de réalité des<br />

différents projets est très variable. Du point de vue des élèves, cela a posé un problème lors<br />

de l’évaluation des différentes étapes du projet, où le critère de la viabilité était récurrent.<br />

De plus, le fait de travailler sur un projet complètement utopique rend les contacts avec des<br />

personnes externes très difficiles. Les enseignants et les membres de l’instance de supervision<br />

s’accordent donc à dire qu’il faudrait un suivi plus rapproché lors des premières<br />

phases du projet. Les élèves francophones ont d’ailleurs fait remarquer que les enseignants<br />

ne leur avaient pas assez clairement expliqué le rôle du portfolio personnel. Ils souhaiteraient<br />

également que les consignes lors de chaque module soient mieux expliquées (en ce<br />

qui concerne les produits attendus, etc.) – surtout au début du module. Cette analyse est<br />

confirmée par les enseignants qui concèdent qu’il était „parfois difficile de juger combien<br />

d’autonomie il convient d’accor<strong>der</strong> aux élèves“ et qui font remarquer qu’en rétrospective,<br />

ils interviendraient davantage au début du module. Un des membres de l’instance de supervision<br />

souhaiterait d’ailleurs que l’école mette plus de temps à disposition des enseignants<br />

pour l’encadrement des élèves.<br />

! L’implication des parrains dans le projet est insuffisante. Le problème est plus marqué<br />

chez les germanophones, mais il concerne également certains groupes francophones. Les<br />

élèves germanophones font remarquer que les compétences des enseignants ne permettent<br />

parfois pas un encadrement de qualité. Il serait donc nécessaire de faire intervenir des<br />

parrains externes. Par conséquent, il souhaiteraient qu’ils soient mieux informés sur le rôle<br />

des parrains en tant que personnes „ressources“ externes. Rappelons que seulement deux<br />

ou trois parrains ont effectivement joué leur rôle, les autres n’ayant pas été sollicités par<br />

les élèves. Il serait donc souhaitable que le contact entre les parrains et les élèves soit plus<br />

étroit, p.ex. en faisant intervenir les parrains plus rapidement. Les enseignants pourraient<br />

également s’imaginer que les élèves soient suivis par un parrain au cours des différents<br />

modules. Du côté des parrains, celui qui a également été membre de l’instance de supervision<br />

(et qui avait par conséquent accès à tous les dossiers du projet) dit très bien avoir pu<br />

encadrer les élèves („il y avait beaucoup d’écoute de la part des élèves“), alors que le second<br />

qui a également été contacté par des élèves ne se sent pas encore très à l’aise dans son<br />

rôle et estime qu’il n’a pas été en mesure de bien encadrer les élèves.<br />

! L’évaluation des différentes étapes semble avoir posé des problèmes aux élèves. Ainsi, les<br />

élèves germanophones trouvent que les enseignants n’ont pas assez d’imagination lorsqu’ils<br />

justifient les notes. A leur avis, les fiches d’évaluation devraient être mieux adaptées<br />

aux différents modules. Les élèves des deux groupes linguistiques suggèrent d’ailleurs<br />

qu’une personne externe („neutre“) évalue leurs projets (en vue de la note qui sera<br />

254


Création d’une entreprise virtuelle à l’ESC Fribourg (Collège de Gambach)<br />

attribuée). Les élèves francophones souhaiteraient que les enseignants jouent davantage le<br />

rôle de coachs et non pas celui d’évaluateurs qui attribuent une note.<br />

Globalement, l’encadrement par les enseignants est jugé „moyen“ par les élèves et les<br />

enseignants francophones et „bon“ par les élèves et les enseignants germanophones.<br />

Inversement, les élèves francophones estiment que l’encadrement par les personnes externes<br />

était bon, alors que les élèves germanophones ont un avis très partagé – et ceci à travers tous<br />

les trois groupes (1 „très bon“, 5 „bon“, 1 „moyen“, 8 „très mauvais“). Ce résultat pourrait<br />

s’expliquer par le fait qu’il n’était pas très clair ce qu’il fallait évaluer: d’un côté, il n’y avait<br />

pas eu de contacts avec les parrains officiels, de l’autre côté, certains groupes ont contacté<br />

d’autres personnes externes pour solliciter des renseignements, ce qui a apparemment assez<br />

bien fonctionné.<br />

En ce qui concerne un éventuel encadrement plus intensif par les parrains, il n’est pas sûr,<br />

selon un des parrains, si un nombre suffisant de parrains pourrait être trouvés qui soient prêts<br />

à s’engager dans le projet à long terme et de manière relativement intensive. Un autre parrain<br />

craint que le rôle de parrain devienne trop intensif s’il faut véritablement encadrer les élèves.<br />

L’école devrait donc soit disposer d’un grand nombre de parrains bénévoles, soit rémunérer<br />

les parrains. Il semble donc douteux que, dans la configuration actuelle du module, les<br />

parrains puissent effectivement fournir un travail d’encadrement. La personne qui a joué le<br />

double rôle de parrain et de membre de l’instance de supervision fait d’ailleurs remarquer<br />

qu’“il y a dans de tels projets toujours deux populations d’élèves: ceux qui ont une mentalité<br />

de créateurs d’entreprises et d’autres qui abordent le module plutôt comme une tâche<br />

scolaire“. Il dit avoir été contacté par le premier type d’élèves et que cela s’est très bien passé,<br />

mais qu’on ne peut pas nécessairement en déduire que cette forme d’encadrement sur demande<br />

fonctionnerait pour tous les élèves.<br />

2.6 Conditions-cadre<br />

Les enseignants font remarquer que le module exige un investissement conséquent de leur<br />

part et qu’il implique une certaine instabilité par rapport à un enseignement traditionnel dans<br />

la mesure où les étudiants sont très autonomes. Un des enseignants dit s’être formé sur la thématique<br />

de la création d’entreprise. Pour le reste, les enseignants disent ne pas ressentir des<br />

besoins de formation. Ils souhaiteraient par contre avoir des contacts avec des enseignants qui<br />

mettent en œuvre des projets similaires afin de pouvoir échanger leurs expériences.<br />

Quant aux parrains, il est important qu’ils soient disponibles et qu’il s’agisse de personnes<br />

qui aient de la facilité dans le contact avec les élèves. A juger des réponses des parrains interrogés,<br />

ils remplissent ces exigences, mais pour certains, cela reste purement hypothétique.<br />

Vu que ce sont probablement les parrains les plus impliqués dans le projet qui ont été interrogés,<br />

il est difficile à dire dans quelle mesure les autres parrains auraient pu remplir ces<br />

conditions. Le rôle accordé aux parrains lors de la journée de sélection n’est d’ailleurs pas<br />

facile – surtout chez les Romands: un des parrains trouvait l’évaluation astreignante tandis<br />

que l’autre estime que la sélection devrait être faite par l’instance de supervision, en<br />

connaissance des dossiers, et qu’elle devrait avoir lieu plus tôt dans le projet. Chez les<br />

Alémaniques, la tâche du „sélectionneur“ était plus facile, car il n’y avait que trois projets à<br />

classer sur la base des présentations – tous les projets étant retenus pour la suite,<br />

indépendamment de leur qualité et de leur viabilité.<br />

En ce qui concerne la tâche des membres de l’instance de supervision, elle nécessite de<br />

bonnes connaissances en matière de création d’entreprises, une culture générale économique<br />

large et la capacité de gar<strong>der</strong> une vision „macro“ de la situation afin de pouvoir intervenir si<br />

le projet s’éloigne trop de la trajectoire visée – aussi bien du point de vue pédagogique que du<br />

255


Teil II: Fallstudien zum Lernbüro und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

point de vue de la création d’entreprise. Ses trois membres disent avoir tout à fait été à la<br />

hauteur de leur tâche et qu’ils se complètent bien entre eux.<br />

La coopération entre l’école et les personnes externes est caractérisée par un certain flou concernant<br />

les rôles des un et des autres. Ainsi, la moitié des parrains et des membres de l’instance<br />

de supervision interrogés auraient souhaité que leur rôle soit mieux défini par l’école – cela<br />

concernait surtout des personnes qui n’ont pas indiqué d’entretenir des liens privés avec des<br />

enseignants du module. Les personnes interrogées font cependant preuve d’une certaine<br />

compréhension à l’égard de ce manque de clarté et une d’entre elles fait remarquer que „des<br />

premières passerelles ont été créées entre l’école et le monde pratique. En sachant que c’est<br />

une chose assez difficile, c’est un très bon début“. Les membres de l’instance de supervision<br />

se disent d’ailleurs très contents en ce qui concerne la transparence des informations et la qualité<br />

des contacts avec l’école. En revanche, tous les partenaires externes s’attendent à ce que<br />

les rôles soient mieux définis à l’avenir. Trois points méritent une attention particulière:<br />

! Certains parrains souhaiteraient disposer d’un cahier des charges qui décrit leur rôle. Si<br />

les parrains étaient appelés à encadrer davantage les élèves, ils devraient en outre connaître<br />

les objectifs de formation, ce qui n’est pas le cas actuellement.<br />

! Les modalités de la sélection des projets doivent être revues: un des parrains estime que la<br />

sélection serait plus objective si plus de parrains y étaient associés; de même, il<br />

souhaiterait que l’école fournisse une grille d’appréciation et que le jury soit mieux<br />

encadré; peut-être la sélection des projets devrait être effectuée par l’instance de<br />

supervision qui a accès aux dossiers et qui se dit elle-même surtout compétente de juger<br />

de la viabilité des projets des élèves (mémo du 30 mai 2006). Un des membres de<br />

l’instance estime d’ailleurs qu’il faudrait mener un débat sur les critères selon lesquels les<br />

projets sont choisis (logique pédagogique vs. logique de création d’entreprise).<br />

! L’instance de supervision estime qu’il serait important de pouvoir intervenir plus tôt dans<br />

les projets pour pouvoir les recadrer. Selon le fonctionnement actuel, ce rôle devrait être<br />

assumé par les enseignants et le chef du projet. Or, un des membres de l’instance de supervision<br />

estime que ces <strong>der</strong>niers n’ont pas forcément l’expérience et les compétences<br />

nécessaires. Un coaching extérieur serait donc indispensable. Ainsi, il pourrait imaginer de<br />

faire quelques séances de contrôle qui permettent de donner le bon aiguillage. Selon lui,<br />

des séances de 10 à 15 minutes par groupe seraient suffisantes.<br />

En ce qui concerne les infrastructures, les enseignants ont relevé que les différents groupes<br />

d’élèves n’apprécient pas toujours l’obligation de partager une salle informatique. Ils souhaiteraient<br />

par conséquent que des salles professionnelles, adaptées à des petits groupes soient<br />

aménagées. Au vu des réponses des élèves, ce manque en matière d’infrastructures aurait<br />

davantage été ressenti chez les francophones qui jugent la qualité des infrastructures „moyenne“,<br />

alors qu’elle est jugée „bonne“ par les élèves germanophones.<br />

2.7 Impact du module sur l’attractivité des ESC<br />

Les enseignants et tous les partenaires externes trouvent que le module a un impact positif,<br />

voire très positif, sur l’attractivité des ESC du point de vue des élèves potentiels – un avis qui<br />

est largement partagé par les élèves francophones qui ont particulièrement apprécié de<br />

pouvoir se faire une idée du monde professionnel et de travailler en groupe. Ceux d’entre eux<br />

qui n’ont pas trop aimé le module font valoir des problèmes liés à la gestion des conflits et du<br />

temps. Le verdict des élèves germanophones est nettement moins positif (3 „impact positif“,<br />

7 „impact moyen“, 5 „impact négatif“). L’impact positif serait surtout dû à l’effet d’annonce,<br />

car l’idée en soi serait intéressante. Ils apprécieraient surtout le changement par rapport au<br />

quotidien scolaire. Or, les attentes suscitées au début du projet n’ont pas été satisfaites. Ils ne<br />

256


Création d’une entreprise virtuelle à l’ESC Fribourg (Collège de Gambach)<br />

recomman<strong>der</strong>aient donc pas la reconduite du projet, à moins que des améliorations conséquentes<br />

y soient apportées. Pour eux, le module reste trop théorique.<br />

Des membres de l’instance de supervision font d’ailleurs remarquer que les élèves doivent<br />

déjà disposer d’une certaine maturité pour pouvoir profiter du module, ce qui, selon eux, était<br />

le cas pour environ trois quarts des élèves. De même, des modifications seraient encore<br />

nécessaires pour que son potentiel puisse véritablement être réalisé.<br />

2.8 Appréciation globale du point de vue des personnes concernées par le module<br />

La plupart des enseignants et des élèves interrogés jugent le module „bon“.<br />

a. Points forts du module<br />

Pour les enseignants, les points forts étaient les suivants:<br />

! La dynamique du groupe: les élèves ont appris énormément en travaillant en groupe et en<br />

étant confrontés aux problèmes liés à la dynamique de groupe.<br />

! L’autonomie accordée aux élèves dans leur travail et le fait que les enseignants se retrouvent<br />

dans le rôle de coachs.<br />

! Le fait que les élèves ont pu expérimenter ce que cela signifie d’être des entrepreneurs et<br />

se rendre compte des aspects positifs et négatifs de ce rôle.<br />

! L’interdisciplinarité des enseignants (chez les germanophones).<br />

Les élèves ont particulièrement apprécié:<br />

! Le travail de groupe: esprit d’équipe, prise de décision collective, gestion des conflits,<br />

acquisition de compétences sociales de savoir-vivre en groupe, changement par rapport<br />

aux activités dans le cadre scolaire.<br />

! Le fait de pouvoir se rendre compte de ce que c’est une entreprise et sa création.<br />

! L’autonomie dans la gestion des tâches et du temps ainsi que le fait de devoir se débrouiller.<br />

! La rencontre et la prise de contact avec des professionnels (chez les francophones).<br />

! L’encouragement de la créativité (chez les germanophones).<br />

! Le développement personnel (chez les germanophones).<br />

! La bonne intégration de la matière scolaire dans le module (chez les germanophones).<br />

Les partenaires externes mentionnent les aspects positifs suivants:<br />

! La possibilité pour les élèves de devenir créatifs et de „monter“ une entreprise dans un<br />

cadre protégé.<br />

! L’utilité du dossier (portfolio) lors de la recherche d’emploi.<br />

! Le fait que les élèves puissent acquérir des compétences (culture générale de l’entreprise).<br />

! Le fait qu’on exige des élèves de travailler au sein d’une équipe, de devenir actifs (créativité,<br />

recherche d’informations) et de respecter des délais.<br />

! La complémentarité du module pratique par rapport à l’enseignement scolaire.<br />

! Les échanges entre le monde des entreprises et l’école.<br />

257


Teil II: Fallstudien zum Lernbüro und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

b. Points faibles du module<br />

Outre les problèmes d’encadrement et un certain manque d’informations au début du module<br />

(rôle du portfolio, degré de réalité attendu), le rapport insuffisant avec la pratique, un certain<br />

manque du côté des infrastructures ainsi que les difficultés liées à l’évaluation lors des<br />

différentes étapes (chez les francophones), les problèmes suivants ont été soulevés:<br />

Les enseignants et la quasi-totalité des élèves souhaiteraient que le module fasse l’objet<br />

d’une note à part entière. Les enseignants font remarquer que le fait de devoir répartir la note<br />

sur deux autres matières peut mener à des interférences avec d’autres matières et les<br />

enseignants respectifs. Des élèves francophones suggèrent que la note soit en partie prise en<br />

compte pour „économie d’entreprise“ et non pas pour „comptabilité“, car ils n’ont pas fait de<br />

la comptabilité durant les deux premiers semestres du module. Des élèves germanophones<br />

déplorent que le module demande un grand investissement de leur part, alors que la note n’est<br />

que faiblement prise en compte.<br />

Les enseignants font état de difficultés concernant la composition des groupes. Ainsi, ils ont<br />

observé que les élèves se regroupent parfois spontanément en fonction de leur performance<br />

(les bons élèves ensemble et les minimalistes ensemble). Ils trouvent alors difficile de déci<strong>der</strong><br />

s’il convient d’intervenir. Un problème similaire se pose à la fin du deuxième semestre<br />

lorsqu’il s’agit de regrouper les élèves autour des projets retenus pour la suite. De plus, ils<br />

jugent que les groupes de 6 à 7 élèves chez les germanophones étaient trop grands et qu’ils<br />

rencontraient souvent des problèmes de resquillage 65 . Ces constats sont largement confirmés<br />

par les réponses des élèves. Des enseignants proposent par ailleurs de mieux sensibiliser les<br />

élèves au départ du module aux problèmes liés à la dynamique de groupe (p.ex. à travers des<br />

jeux de rôle, etc.)<br />

Les enseignants souhaiteraient par ailleurs que les enseignants d’autres disciplines s’impliquent<br />

davantage dans le projet. Ils jugent important que la direction de l’école encourage<br />

l’harmonisation du programme scolaire avec le module pratique (surtout en ce qui concerne<br />

les branches professionnelles). Pour eux, cela représente un certain défi, puisqu’il n’est pas<br />

sûr que tous les enseignants soient ravis du projet, bien que, dans le cas de certains<br />

enseignants proactifs, la collaboration fonctionne déjà très bien.<br />

Les élèves germanophones déplorent que la sélection des groupes n’ait pas eu lieu plus tôt.<br />

Ils trouvaient démotivant de travailler en sachant que seulement un ou deux projets sur trois<br />

seraient retenus en vue du troisième semestre. Finalement, les enseignants ont annoncé, lors<br />

de la journée de sélection, de vouloir continuer avec les trois projets, mais cela ne change rien<br />

au fait que certains élèves ont passé le deuxième semestre à travailler sur un projet dont ils<br />

étaient sûrs qu’il allait être abandonné.<br />

Les élèves font également état de problèmes liés à la mauvaise gestion du temps au sein des<br />

groupes; certains souhaiteraient que les enseignants interviennent davantage, mais ils concèdent<br />

en général que ces difficultés font partie du processus d’apprentissage – à l’instar de cet<br />

élève qui observe qu’“on a vraiment été lâchés dans la nature et au début, cela nous a<br />

passablement posé des problèmes. Avec le temps, nous avons pu nous structurer pour<br />

effectuer un travail de qualité.“<br />

65<br />

Le terme est employé ici pour désigner le phénomène des élèves se soustrayant à la part du travail de groupe<br />

qui leur incombe (free ri<strong>der</strong>s).<br />

258


Création d’une entreprise virtuelle à l’ESC Fribourg (Collège de Gambach)<br />

3 Appréciation critique et conclusions<br />

L’ESC Fribourg a le mérite d’expérimenter avec un module hybride, combinant des aspects<br />

d’une entreprise virtuelle avec ceux d’une entreprise „junior“, ce qui permet de combiner les<br />

avantages de l’un et de l’autre – au risque d’en cumuler également les inconvénients. De plus,<br />

le fait d’oser un tel acte de balance s’est traduit par un certain flou dans les consignes et dans<br />

les rôles attribués aux différents acteurs assurant l’encadrement des élèves. L’avenir de ce<br />

modèle hybride dépendra donc du poids relatif des avantages et des inconvénients ainsi que<br />

de la possibilité de définir un rôle clair pour chaque type d’intervenants.<br />

Un des points forts du module est le haut degré d’autonomie dont bénéficient les élèves. Le<br />

fait que ceux-ci travaillent en plusieurs petits groupes et qu’il n’est pas nécessaire d’aboutir<br />

assez rapidement à un produit estimé suffisamment viable pour être produit et commercialisé<br />

permet aux enseignants (coachs) de laisser aux élèves main libre aussi bien dans le choix du<br />

produit que dans les questions organisationnelles.<br />

Ce travail relativement autonome en équipes permet aux élèves d’acquérir les compétences<br />

sociales nécessaires pour concevoir et gérer un projet en commun. Du moins dans certains<br />

groupes, des apprentissages précieux ont ainsi déjà été faits et dans d’autres, il sera sans doute<br />

possible d’en faire durant le reste du module, pour autant que les élèves arrivent – grâce à<br />

l’aide de leurs coachs – à surmonter leurs conflits internes.<br />

Le module est en outre bien intégré dans le cadre scolaire en ce qui concerne le moment et la<br />

durée de sa mise en œuvre. La meilleure implication d’autres enseignants, l’introduction<br />

d’une note à part pour le module ainsi que l’aménagement de salles plus petites sont certes<br />

des domaines qui nécessitent encore des efforts, mais qui ne semblent pas poser des<br />

problèmes insurmontables à moyen terme.<br />

De même, la plupart des objectifs de formation pratique qui n’ont pas directement trait au<br />

rapport avec les clients peuvent en principe être atteints dans le cadre du module, même si<br />

dans certains cas, des améliorations peuvent encore être faites (p.ex. rédiger des procèsverbaux,<br />

gérer l’agenda, réfuter des objections lors d’un entretien).<br />

Et finalement, de premiers liens entre l’école et le monde pratique ont pu être établis, qui<br />

garantissent dans une certaine mesure que le module reste en rapport avec la pratique.<br />

Dans sa configuration actuelle, le module présente cependant aussi des faiblesses:<br />

L’encadrement des élèves est insuffisant. Si chez les francophones, il pourrait certes encore<br />

être amélioré grâce à un suivi plus soutenu des projets par les enseignants, l’expérience chez<br />

les germanophones semble indiquer que l’appui d’intervenants externes serait quand même<br />

utile pour bien encadrer les élèves. Dans la mesure où il est jugé nécessaire d’aboutir à des<br />

projets relativement viables, un tel appui paraît même indispensable.<br />

Le fait de donner aux élèves une liste de personnes à contacter pour se procurer des informations<br />

constitue certainement un encouragement à approcher des personnes externes, mais il<br />

semble tout aussi important d’inciter les élèves à se constituer leur propre réseau de personnes<br />

„ressources“, indépendamment des parrains préalablement identifiés en tant que tels. Cette<br />

tâche leur est facilitée s’ils travaillent sur des projets relativement proches de la réalité. De<br />

même, l’expérience montre qu’il est vraisemblablement illusoire de vouloir croire que les<br />

parrains ou ces personnes externes puissent fournir un véritable travail d’encadrement: un<br />

encadrement sur demande expresse des élèves, par des personnes qui n’ont connaissance ni<br />

des dossiers ni des objectifs de formation, semble en effet un peu aléatoire et risque de ne pas<br />

profiter aux élèves qui en auraient le plus besoin.<br />

Les élèves ont eu peu de contacts réels avec des personnes externes et n’ont en général pas pu<br />

atteindre les objectifs de formation qui concernent de tels contacts. Bien que le module ne soit<br />

259


Teil II: Fallstudien zum Lernbüro und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

pas encore terminé et qu’on peut donc espérer que certains objectifs pourront encore être<br />

atteints, cela paraît pourtant difficile au cas où les produits, les fournisseurs et les clients<br />

resteraient purement hypothétiques. Or, la plupart des projets retenus ne dépasseront<br />

probablement pas le stade du prototype. Si la viabilité 66 des projets n’est pas indispensable<br />

pour apprendre à établir des documents, pour imaginer des canaux de distribution ou pour<br />

réfléchir à la forme juridique de la future entreprise, elle est primordiale lorsqu’il s’agit<br />

d’établir des contacts réels avec des fournisseurs ou des clients potentiels. Ainsi, en vue de la<br />

réalisation d’un certain nombre d’objectifs (1, 2, 10, 14), la logique pédagogique et celle de la<br />

création d’entreprise se rejoignent assez clairement. Et même si l’on décidait de renoncer à<br />

ces objectifs, il serait souhaitable que le couple produit/marché soit défini de manière<br />

suffisamment réaliste pour que les groupes puissent accomplir les différentes étapes du<br />

module sans se lancer dans des conjectures trop utopiques.<br />

Si le travail en petites équipes permet d’accor<strong>der</strong> aux élèves un haut degré d’autonomie,<br />

l’éclatement des classes en groupes de 3 à 4 élèves amène également le risque d’un certain<br />

décalage entre les différents groupes en ce qui concerne les performances et les<br />

apprentissages des élèves. De même, les efforts nécessaires pour assurer un encadrement de<br />

qualité sont certainement importants lorsqu’il s’agit de suivre de près six à huit projets. La<br />

suite de l’expérience au cours du troisième semestre montrera s’il est envisageable pour deux<br />

enseignants d’accompagner trois projets en parallèle jusqu’à la phase de la production et de la<br />

commercialisation. De même, il faudra peut-être également revenir sur la question de savoir à<br />

quel moment il convient de procé<strong>der</strong> à la sélection des projets. Si elle intervient relativement<br />

tard comme c’est le cas actuellement, il est possible de travailler plus longtemps en petits<br />

groupes avec tous les avantages que cela apporte; par contre, le processus de regroupement<br />

des élèves après la sélection n’en est certainement pas facilité, et il reste tout naturellement<br />

moins de temps pour le lancement des entreprises suite à la sélection.<br />

En vue de l’amélioration du projet, le fait de disposer d’une instance de supervision avec<br />

laquelle un bon dialogue a pu être établi constitue certainement un grand avantage. Ainsi, on<br />

peut espérer qu’une vision plus claire du projet émergera à la suite de ce premier essai. Il est<br />

pourtant trop tôt pour nous lancer dans des spéculations. L’activité de l’instance de supervision<br />

aura un impact sur le projet à moyen terme; dans la configuration actuelle, ses<br />

membres ne peuvent guère remédier aux problèmes actuels. Le projet continuera donc pour<br />

l’instant de naviguer à vue.<br />

En conclusion, nous ne pouvons que nous rallier à la proposition de la part des enseignants<br />

d’organiser des échanges d’expériences avec d’autres enseignants travaillant sur des projets<br />

similaires. En ce qui concerne le lieu de rencontre, il paraît difficile d’en trouver un meilleur<br />

endroit que le Collège de Gambach – école bilingue, située à 5 minutes de la gare de<br />

Fribourg. Pour ce qui est du financement, il est peu douteux que ce serait un bon<br />

investissement – que les fonds viennent des écoles mêmes ou de la Confédération.<br />

66<br />

Afin d’éviter les malentendus: il ne s’agit pas nécessairement de travailler sur de produits qui seraient viables<br />

à long terme, mais sur des produits qui sont suffisamment viables pour qu’on puisse en faire un prototype et<br />

entrer en phase de commercialisation sans que cela entraîne des engagements financiers incontrôlables.<br />

260


Teil II: Fallstudien zum Lernbüro und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

Fiktive Unternehmensgründung an <strong>der</strong> Kantonsschule Baden<br />

Thomas Bieker<br />

1 Modulbeschreibung<br />

Im Folgenden wird das Modul „Unternehmungsgründung, Produktentwicklung, Marketingkonzept“,<br />

das an <strong>der</strong> Kantonsschule Baden im Sommerhalbjahr 2006 im Rahmen von insgesamt<br />

20 Lektionen durchgeführt wurde, vorgestellt.<br />

1.1 Grundidee des Lernbüros<br />

Die Schüler einer zweiten Klasse mit 18 Lernenden entwickelten im Zeitraum von Februar bis<br />

Juli 2006 in sechs Gruppen mit jeweils zwei bis vier Lernenden eine Idee für ein marktfähiges<br />

Produkt bzw. eine Dienstleistung. Jede Gruppe gründete hierzu eine fiktive Unternehmung,<br />

stellte einen Business-Plan auf und erarbeitete ein Marketingkonzept. Um das finanzielle<br />

Risiko für die Lernenden zu minimieren, erfolgte jedoch keine tatsächliche Unternehmensgründung.<br />

Auch die Produkt- und Dienstleistungen wurden zwar (von einem Teil <strong>der</strong><br />

Lernenden) als Prototyp entwickelt, jedoch i. d. R. nicht kommerzialisiert. Die Lernenden<br />

unterhielten zwar reale Kontakte zur Aussenwelt (z. B. zu Banken, Lieferanten,<br />

Praxisexperten), jedoch nicht zu an<strong>der</strong>en Lernenden einer Übungsfirma. Damit entspricht das<br />

Modul an <strong>der</strong> Kantonsschule Baden dem Typus „Lernbüro“.<br />

1.2 Arbeitsphasen und -schritte im Rahmen des Lernbüros<br />

Jede Arbeitsgruppe wies die folgenden betrieblichen Funktionsbereiche auf:<br />

! Einkauf<br />

! Produktion<br />

! Verkauf, Marketing<br />

! Finanzen<br />

! Administration<br />

Je<strong>der</strong> Funktionsbereich wurde durch mindestens einen Lernenden repräsentiert. Die Lernenden<br />

haben zu lokalen Unternehmen Kontakt aufgenommen, um praktische Hilfe bei <strong>der</strong> Realisierung<br />

ihrer Produktidee zu mobilisieren. Das Projekt glie<strong>der</strong>te sich in die folgenden sieben<br />

Arbeitsphasen bzw. Arbeitsschritte:<br />

1. Ideenfindung (Brainstorming in Gruppen);<br />

2. Gestaltung einer einfachen Marktforschung (d. h. Durchführung und Auswertung einer<br />

Marktanalyse);<br />

3. Kontaktaufnahme mit externen Personen und Stellen (z. B. Gang zu Behörden, Post,<br />

Banken, Druckereien; Einbezug möglicher Sponsoren, technischer Berater usw.);<br />

4. Realisierung eines Prototyps für das Produkt bzw. die Dienstleistung;<br />

5. Aufstellen eines Business-Planes (d. h. Planung mit verschiedenen Szenarien);<br />

6. Erstellen eines „Unternehmensdossiers“ (d. h. schriftliche Arbeit mit vollständigem Business-Plan);<br />

7. Mündliche Präsentation <strong>der</strong> entwickelten Konzepte.<br />

261


Teil II: Fallstudien zum Lernbüro und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

Um die einzelnen Arbeitsschritte effektiv und effizient bewältigen zu können, waren die Lernenden<br />

gefor<strong>der</strong>t, regelmässig (d. h. alle 2 Wochen) Rechenschaft über ihre Tätigkeiten in<br />

Form eines Protokolls abzugeben.<br />

1.3 Ziele in Bezug auf Fach-, Methoden- und Sozialkompetenzen<br />

Im Folgenden werden die Ziele in den Bereichen Fach-, Methoden- und Sozialkompetenzen,<br />

die mit dem Lernbüro erreicht werden sollen, näher erläutert. In Klammern finden sich<br />

jeweils die Nummern <strong>der</strong> Ziele (gemäss Leistungszielkatalog des BBT). Der Frage, inwieweit<br />

die einzelnen Leistungsziele aus Sicht <strong>der</strong> Projektbeteiligten auch tatsächlich erreicht wurden,<br />

wird unter Kapitel 2.1 <strong>der</strong> Fallstudie nachgegangen.<br />

Ziele in Bezug auf Fachkompetenzen: Die Ziele im Bereich <strong>der</strong> Fachkompetenzen orientierten<br />

sich zum einen stark an den oben skizzierten Arbeitsphasen bzw. -schritten: So sind das<br />

Führen von Gesprächen mit potenziellen Kunden (1.1.1.1) bzw. die Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Kundengruppen<br />

(1.1.2.2) zentrale Elemente für die Durchführung einer Marktforschung. Im Rahmen<br />

<strong>der</strong> Kontaktaufnahme zu externen Stellen ging es v. a. darum, die jeweilige Idee des Produktes<br />

bzw. <strong>der</strong> Dienstleistung und <strong>der</strong>en Nutzen vorzustellen (1.2.1.1 bzw. 1.2.2.4). Zum an<strong>der</strong>en<br />

durchliefen die einzelnen Unternehmungen bzw. Arbeitsgruppen folgende Prozesse zur<br />

Realisierung des jeweiligen Unternehmenskonzeptes: Sie planten die einzelnen Arbeitsschritte<br />

mit <strong>der</strong> Sechs-Stufenmethode, um ihre Ziele erreichen zu können (1.4.4.1); sie entwarfen,<br />

beschrieben, analysierten und verbesserten, sofern nötig, ihre Arbeitsabläufe 67 und lernten,<br />

Organigramme zu entwerfen und zu interpretieren (1.5.1.1 und 1.5.1.3). Um diese Ziele im<br />

Bereich Fachkompetenzen erreichen zu können, waren die Lernenden gefor<strong>der</strong>t, die<br />

Wirtschafts- und Fachsprache in angemessener Weise anzuwenden (Kernkompetenzen<br />

gemäss 2.5). Im Rahmen des Moduls an <strong>der</strong> Kantonsschule Baden wurden nicht alleine Fach-,<br />

son<strong>der</strong>n auch Methoden- und Sozialkompetenzen adressiert, die im Folgenden skizziert<br />

werden.<br />

Ziele in Bezug auf Methodenkompetenzen: Umfassende Methodenkompetenzen bei den<br />

Lernenden sind für die Bewältigung einer komplexen Aufgabenstellung, wie sie die<br />

Gründung einer (fiktiven) Unternehmung darstellt, gleichermassen Voraussetzung und Ziel.<br />

Dies betrifft v. a. die Bereiche Ideenfindung und -bewertung: Die Lernenden mussten zum<br />

einen analytisch und geplant vorgehen und dabei Informationen selbständig richtig<br />

auswählen, bewerten und anwenden (2.1.1.3). Um ein konkretes Produkt bzw. eine konkrete<br />

Dienstleistung zu entwickeln, wendeten die Lernenden Kreativitätstechniken (Brainstorming,<br />

Mindmapping, Feldarbeiten) an und brachten so fundierte und praxisgerechte Ideen ein (2.4).<br />

Die Lernenden wandten dabei Wissen aus verschiedenen Fachbereichen (d. h.<br />

Betriebswirtschaft, Rechnungswesen, Recht) vernetzt an (2.11). Um jedoch die Vielfalt <strong>der</strong><br />

Ideen am ursprünglichen Ziel ausrichten zu können, waren die Lernenden gefor<strong>der</strong>t, mittels<br />

einschlägiger Methoden Ziele und Prioritäten zu setzen und ihre Arbeit systematisch zu<br />

planen (2.12). Die Lernenden mussten zudem Überlastungen frühzeitig erkennen und<br />

gegebenenfalls situationsgerecht reagieren. Nicht zuletzt waren die Lernenden im Projekt<br />

gefor<strong>der</strong>t, ihre Kompetenzen im Rahmen <strong>der</strong> Präsentationstechnik im Rahmen von Zwischenund<br />

Endpräsentationen <strong>der</strong> jeweiligen Ergebnisse einzusetzen bzw. auszubauen (2.6).<br />

Ziele in Bezug auf Sozialkompetenzen: Auch Sozialkompetenzen sind für eine (fiktive) Unternehmungsgründung<br />

gleichermassen Voraussetzung und Ziel. Um einen Beitrag zur Gruppenarbeit<br />

erbringen zu können, musste je<strong>der</strong> Lernende die grundlegenden Dinge aus seinem<br />

67<br />

Dieses Ziel ist zwar nicht expliziter Bestandteil <strong>der</strong> Leistungszielkataloge, weist aber Bezüge zum Bereich<br />

1.6 („Betriebliche Abläufe“), d. h. zu den fachbezogenen Leistungszielen 1.6.1.2 („Arbeitsabläufe beschreiben“)<br />

und 1.6.1.3 („Arbeitsabläufe analysieren“) auf.<br />

262


Lernbüro an <strong>der</strong> Kantonsschule Baden<br />

Verantwortungsbereich realistisch und systematisch planen, d. h. „richtige“ Prioritäten setzen<br />

(1.8). Auch war es ein Anliegen des Projektes, dass die Lernenden ihre Kenntnisse gezielt und<br />

wirkungsvoll zur Bewältigung <strong>der</strong> im Projekt gestellten Aufgaben einsetzen (1.13). Jedoch<br />

wird die Leistungsfähigkeit einer Gruppe nicht alleine durch die einzelnen Individuen, son<strong>der</strong>n<br />

wesentlich durch die Austauschprozesse zwischen den Gruppenmitglie<strong>der</strong>n bestimmt. Im<br />

Modul kamen daher auch Kompetenzen wie die Kommunikations-, Team- und Konfliktfähigkeit<br />

<strong>der</strong> Lernenden zum Tragen: So mussten die Schülerinnen und Schüler die Anliegen Dritter<br />

interpretieren und sich selber klar und verständlich artikulieren (1.6). Die Unternehmensmitglie<strong>der</strong><br />

hatten die Aufgabe, engagiert und konstruktiv in ihrem Team zu arbeiten und an<strong>der</strong>e<br />

zur Zusammenarbeit zu motivieren. Sie waren gefor<strong>der</strong>t, sensibel mit Ansprüchen und<br />

Bedürfnissen Dritter umzugehen (1.12). Bei Konflikten im Team ging es für die Lernenden<br />

darum, diese auf sachliche und konstruktive Art auszutragen und zu bereinigen (1.7).<br />

1.4 Authentizität<br />

Durch die Auswahl <strong>der</strong> oben skizzierten Leistungsziele, die umfassende Problemstellung, das<br />

Abbilden betriebswirtschaftlicher Funktionsbereiche, den Kontakt zur Berufspraxis, das Erstellen<br />

realer Produkte bzw. eines Prototypen sowie die bereitgestellten finanziellen Ressourcen,<br />

sollte mit dem Modul eine hohe Realitätsnähe hergestellt werden.<br />

So wurden nicht ausschliesslich Fachkompetenzen, son<strong>der</strong>n auch Methoden- und Sozialkompetenzen<br />

angesprochen. Das Projekt ging von einer umfassenden Problemstellung aus, wie sie<br />

die Gründung einer (fiktiven) Unternehmung darstellt. Auch die Tatsache, dass die Lernenden,<br />

wie oben dargestellt, zentrale Funktionsbereiche einer Unternehmung abdeckten (d. h.<br />

Produktion bzw. Einkauf, Verkauf, Marketing, Finanzen und Administration), unterstreicht<br />

das Anliegen des Projektes, einen hohen betrieblichen Praxisbezug zu ermöglichen. Zudem<br />

war aus Sicht <strong>der</strong> Modulverantwortlichen <strong>der</strong> Kontakt zur realen Aussenwelt (z. B. Zulieferbetriebe,<br />

Wirtschaftsexperten) zentral für das Gelingen des Moduls. So waren die Lernenden<br />

gefor<strong>der</strong>t, Kontakt mit lokalen Betrieben aufzunehmen, um sich in Bezug auf die Erstellung<br />

des Prototyps bzw. für die Realisierung <strong>der</strong> Geschäftsidee beraten zu lassen. In eine ähnliche<br />

Richtung zielte auch die Zusammenarbeit mit einem Unternehmer, <strong>der</strong> die Lernenden im<br />

Rahmen ihrer individuellen Projekte unterstützte (vgl. das folgende Kapitel 1.5). Nicht zuletzt<br />

sollten sich die Lernenden durch den für das Projekt bereitgestellten finanziellen Rahmen<br />

(vgl. Kapitel 1.7 <strong>der</strong> Fallstudie) in die Rolle einer Unternehmerin bzw. eines Unternehmers<br />

hineinversetzen können.<br />

1.5 Integration des Lernbüros in den Schulalltag<br />

Neben den bisher vorgestellten Faktoren sind weitere Rahmendaten wie die Festlegung des<br />

Zeitpunktes und <strong>der</strong> Dauer sowie die Vor- und Nachbereitung <strong>der</strong> Erfahrungen aus dem Lernbüro<br />

im „normalen“ Unterricht zentral für ihren Erfolg und werden daher kurz skizziert.<br />

Festlegung des Zeitpunktes und <strong>der</strong> Dauer des Lernbüros: Das Modul an <strong>der</strong> Kantonsschule<br />

Baden wurde mit einer zweiten Klasse im Zeitraum von Februar bis Juni 2006 mit jeweils<br />

zwei Wochenlektionen durchgeführt. Die Durchführung des Moduls wurde durch ein<br />

fünfwöchiges Praktikum unterbrochen, so dass schlussendlich für das Modul insgesamt ca. 20<br />

Lektionen eingesetzt werden konnten. Was sind Gründe für die Wahl des Zeitpunktes? Zum<br />

einen verfügen die Lernenden über entsprechendes Vorwissen, zum an<strong>der</strong>en stehen sie nicht<br />

unmittelbar vor den Abschlussprüfungen (was für die Durchführung eines relativ zeitintensiven<br />

und eher prüfungsirrelevanten Projektes ungünstig wäre). Was die Festlegung <strong>der</strong> Dauer<br />

des Projektes anbelangt, so ging es <strong>der</strong> Lehrkraft darum, das Lernbüro im Rahmen von einem<br />

Semester konzentriert durchzuführen.<br />

263


Teil II: Fallstudien zum Lernbüro und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

Weitere Aspekte, welche die Einbettung in den Schulalltag betreffen, sind im organisatorischen<br />

Setting für die Durchführung des Moduls zu sehen. Die Lehrkraft hat zum einen<br />

Wert darauf gelegt, das Modul zu einer „Randzeit“ im Stundenplan durchzuführen, damit die<br />

Lernenden notwendige Aktivitäten wie das Programmieren <strong>der</strong> Homepage o<strong>der</strong> die Kontaktaufnahme<br />

mit potenziellen Lieferanten auch ausserhalb <strong>der</strong> Unterrichtszeit erledigen konnten<br />

und hierfür nicht an<strong>der</strong>e Fächer bzw. Unterrichtsstunden beanspruchen mussten. Zum an<strong>der</strong>en<br />

war es <strong>der</strong> Lehrkraft ein Anliegen, dass das Modul im schulischen Rahmen (d. h. zu den im<br />

Stundenplan dafür vorgesehenen Zeiten und innerhalb <strong>der</strong> schulischen Räume) durchgeführt<br />

wurde, um die Lernenden auch entsprechend betreuen zu können.<br />

Vor- und Nachbearbeitung des Lernbüros: Die Lehrkraft hat im Vorfeld mit den Lehrkräften<br />

<strong>der</strong> Fächer Betriebs- und Rechtskunde bzw. Rechnungswesen Kontakt aufgenommen,<br />

um die Voraussetzungen in den Bereichen Wissen und Fertigkeiten <strong>der</strong> Lernenden zu erfassen<br />

und die Aufträge dementsprechend zu gestalten. Nach <strong>der</strong> Durchführung des Moduls haben<br />

die einzelnen Arbeitsgruppen ein individuelles Feedback zu ihren Leistungen erhalten. Eine<br />

Nachbearbeitung <strong>der</strong> Erfahrungen aus dem Lernbüro fand aufgrund begrenzter zeitlicher<br />

Ressourcen somit zwar bilateral mit den einzelnen Gruppen, jedoch nicht im Plenum statt.<br />

Offen ist zudem die Frage, inwieweit die zentralen Erfahrungen aus dem Modul im „klassischen“<br />

Unterricht aufgenommen wurden.<br />

1.6 Beurteilung <strong>der</strong> Schüler<br />

Das Lernbüro konnte im Rahmen eines eigenen Unterrichtsgefässes durchgeführt werden,<br />

d. h. die Lernenden haben für das Projekt eine separate Zeugnisnote im zweiten Semester erhalten.<br />

Die Lehrkraft und <strong>der</strong> Praxisexperte bildeten gemeinsam die Note gemäss <strong>der</strong> im Folgenden<br />

erläuterten Lernprodukte (z. B. Dossiers, Präsentationen und Protokolle <strong>der</strong> Lernenden)<br />

und Kriterien:<br />

Das schriftliche Dossier wurde nach inhaltlichen (d. h. Aufbau, Logik, Richtigkeit <strong>der</strong> Analyse,<br />

Vollständigkeit, Realisierbarkeit, Originalität) und formalen Kriterien (d. h. Darstellung,<br />

Qualität <strong>der</strong> Abbildungen und Bezug zum Text, vollständige Quellenangaben, Sprache, Stil)<br />

beurteilt. Die mündliche Präsentation wurde nach den Kriterien Informationsgehalt, Qualität<br />

<strong>der</strong> Ausführungen, Lebendigkeit, angemessener Einsatz von Hilfsmitteln, Austausch zwischen<br />

den Gruppenmitglie<strong>der</strong>n bewertet. Zusätzlich war je<strong>der</strong> einzelne Lernende gefor<strong>der</strong>t,<br />

alle zwei Wochen ein Protokoll in Bezug auf den individuellen Arbeitsfortschritt<br />

anzufertigen.<br />

Bei <strong>der</strong> inhaltlichen Beurteilung sämtlicher Lernprodukte erlangten zusätzlich berufspraktische<br />

Überlegungen wie die Realitätsnähe <strong>der</strong> Annahmen im Business-Plan, <strong>der</strong> Innovationsgrad<br />

bzw. die Realitätsnähe des Produkt-Markt-Konzeptes eine wichtige Bedeutung. Um die<br />

Leistung jedes Einzelnen stärker zu gewichten, wurde neben <strong>der</strong> Gruppennote (Gesamtdossier,<br />

Präsentation) eine individuelle Note gesetzt (individuelle Berichte, Protokolle, individuelles<br />

Engagement). Im Rahmen <strong>der</strong> summativen Beurteilung flossen die Gruppen- und Individualnote<br />

zu jeweils 50 % in die Endnote ein. Zusätzlich gaben Lehrkraft und/o<strong>der</strong> Praxispartner<br />

den beteiligten Arbeitsgruppen kontinuierlich formative Rückmeldungen.<br />

1.7 Rahmenbedingungen<br />

Im Folgenden werden die für die Durchführung des Moduls notwendigen personellen, infrastrukturellen<br />

und finanziellen Rahmenbedingungen beschrieben.<br />

264


Lernbüro an <strong>der</strong> Kantonsschule Baden<br />

Anzahl involvierte Personen: Neben <strong>der</strong> Lehrkraft (zugleich auch Modulverantwortliche)<br />

und den 18 Lernenden wurde, wie oben bereits erläutert, ein Praxisexperte in die Durchführung<br />

und Beurteilung des Projektes einbezogen.<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen an involvierte Personen: Zum einen waren umfassende Kompetenzen im<br />

Bereich <strong>der</strong> Unternehmungsgründung (z. B. Erstellen eines Business-Planes bzw. eines Produkt-Markt-Konzeptes,<br />

Schritte zur Unternehmensgründung) unabdingbare Voraussetzung<br />

für die Durchführung des Moduls, welche durch die Wirtschaftslehrkraft einerseits und den<br />

Praxisexperten an<strong>der</strong>erseits abgedeckt werden sollten. Zum an<strong>der</strong>en setzte die Durchführung<br />

eines Lernbüros aus Sicht <strong>der</strong> Lehrkraft auch bestimmte Kompetenzen bei den Lernenden<br />

voraus, wie folgendes Zitat verdeutlicht:<br />

„Man ist abhängig vom Stoffprogramm, das sie schon durchgenommen haben. Die Vorkenntnisse<br />

<strong>der</strong> Lernenden in den Bereichen Rechnungswesen, Betriebs- und Rechtskunde bzw.<br />

Marketing sind zufrieden stellend.“<br />

Infrastrukturelle Ressourcen: Für die Durchführung des Moduls benötigten die Lernenden<br />

Zugang zu Computern (v. a. für Textverarbeitung, Internetrecherchen etc.).<br />

Finanzielle Ressourcen: Im Rahmen des Moduls standen pro Unternehmen bzw. Arbeitsgruppe<br />

ca. CHF 400.-- für Material, Telefonate, Reisekosten usw. zur Verfügung. Zusätzlich<br />

konnten für einen externen Praxisexperten insgesamt ca. CHF 1’500.-- eingesetzt werden.<br />

Kooperation zwischen Schule und Praxis: Der Praxisexperte (selbständiger Verleger aus<br />

Zürich) betreute die Lernenden während etwa 40 % <strong>der</strong> für das Modul zur Verfügung stehenden<br />

Zeit, d. h. er wurde im Rahmen von vier Nachmittagen im Umfang von jeweils zwei<br />

Lektionen in das Modul eingebunden. Die ersten zwei <strong>der</strong> insgesamt acht Lektionen wurden<br />

für einen Lehrvortrag zum Thema Produkt-Markt-Ziele genutzt, vier Lektionen wurden auf<br />

das gruppenindividuelle Coaching und zwei Lektionen auf das gruppenindividuelle Feedback<br />

verwendet. Den Hauptnutzen dieser Kooperation sieht die Lehrkraft zum einen in <strong>der</strong> Verbesserung<br />

<strong>der</strong> Betreuung <strong>der</strong> einzelnen Arbeitsgruppen (durch zusätzliche personelle<br />

Ressourcen) und zum an<strong>der</strong>en in <strong>der</strong> Mobilisierung unternehmerischer Kompetenzen.<br />

2 Beurteilung des Moduls aus Sicht <strong>der</strong> involvierten Personen<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> Evaluation wurden sechs Lernende sowie die betreuende Lehrkraft (zugleich<br />

Modulverantwortliche) zu <strong>der</strong>en Erfahrungen aus dem Projekt sowohl mündlich als auch<br />

schriftlich befragt. Zusätzlich wurde <strong>der</strong> Praxisexperte, <strong>der</strong> die Lernenden während <strong>der</strong><br />

Durchführung und Beurteilung des Moduls begleitet hat, zu seinen Eindrücken aus dem<br />

Modul interviewt. Im Folgenden werden diese Rückmeldungen <strong>der</strong> beteiligten Personen<br />

wie<strong>der</strong>gegeben.<br />

2.1 Erreichung <strong>der</strong> Ziele<br />

Erreichung <strong>der</strong> Ziele im Bereich Fachkompetenzen: Aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden und <strong>der</strong><br />

Lehrkraft konnten mit dem Modul die marketingbezogenen Leistungsziele mit Ausnahme<br />

des Zieles „Gespräche mit potenziellen Kunden durchführen“ entwe<strong>der</strong> „sehr gut“ o<strong>der</strong> „gut“<br />

erreicht werden: 68 So segmentierten die Lernenden im Rahmen des Lernbüros „ihren“ Gesamtmarkt<br />

in für sie relevante Kundensegmente und mussten die jeweilige Idee des Produktes<br />

bzw. <strong>der</strong> Dienstleistung und <strong>der</strong>en Nutzen vorstellen.<br />

68<br />

Der Praxisexperte war zwar insgesamt <strong>der</strong> Ansicht, dass mit dem Modul die Leistungsziele abgedeckt werden<br />

konnten. Da er jedoch „die Leistungsziele nicht im Detail“ kannte und in diesem Zusammenhang keine<br />

näheren quantitativen Daten zu den einzelnen Leistungszielen vorliegen, stützen sich die folgenden Ausführungen<br />

auf die Angaben <strong>der</strong> Lernenden und <strong>der</strong> Lehrkraft.<br />

265


Teil II: Fallstudien zum Lernbüro und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

Die Erstellung des Business-Planes erfor<strong>der</strong>te die Fähigkeit <strong>der</strong> Lernenden, Gespräche mit<br />

potenziellen Kunden durchzuführen, Ziele zu erreichen, Arbeitsschritte systematisch zu planen,<br />

zu beschreiben und zu analysieren sowie die Aufbauorganisation zu definieren. Aus<br />

Sicht <strong>der</strong> grossen Mehrheit <strong>der</strong> befragten Lernenden wurden diese vier <strong>der</strong> insgesamt neun<br />

Leistungsziele lediglich in „gutem“ bis „mittelmässigem“ Ausmass erreicht. Dieser Eindruck<br />

konnte weitgehend durch die entsprechenden Einschätzungen <strong>der</strong> Lehrkraft bestätigt<br />

werden. Mögliche Gründe für diesen Zielerreichungsgrad werden im Folgenden diskutiert.<br />

Die Analyse <strong>der</strong> Schülerdossiers gibt keinerlei Hinweise darauf, wie sehr die Lernenden<br />

Gespräche mit potenziellen Kunden vorbereitet bzw. durchgeführt haben, um <strong>der</strong>en tatsächlichen<br />

Bedürfnisse ermitteln zu können. Aufgrund <strong>der</strong> Komplexität <strong>der</strong> Aufgabenstellung einerseits<br />

und des begrenzten zeitlichen Rahmens an<strong>der</strong>erseits, beschränkte sich nach Auskunft<br />

<strong>der</strong> Fachlehrkraft die Marktuntersuchung eher auf die Gewinnung quantitativer Daten (z. B.<br />

Preiszahlungsbereitschaft potenzieller Kunden) bzw. auf die Auswertung allgemeiner sekundärstatistischer<br />

Daten (z. B. Operationalisierung des Volumens des avisierten Zielmarktes).<br />

Im Vor<strong>der</strong>grund stand somit nicht eine umfassende, qualitative Ergründung <strong>der</strong> Kundenbedürfnisse.<br />

69<br />

Als Stärke stellten die Lernenden zwar <strong>der</strong>en Selbständigkeit und Eigenverantwortlichkeit<br />

im Modul heraus (vgl. Kapitel 2.3 <strong>der</strong> Fallstudie). Jedoch könnte <strong>der</strong> subjektiv als hoch wahrgenommene<br />

Freiheitsgrad die Lernenden auch überfor<strong>der</strong>t haben. So fühlten sich die Schülerinnen<br />

und Schüler bezüglich <strong>der</strong> Erstellung des Business-Planes, wobei sie ihre Arbeitsschritte<br />

systematisch zu planen, zu beschreiben und zu analysieren hatten, nicht genügend<br />

vorbereitet. Dies brachten einige Lernende wie folgt zum Ausdruck:<br />

„Ich fand die Vorbereitung von <strong>der</strong> Schule nicht sehr gut. Wir haben so etwas noch nie<br />

gemacht und wussten nicht, was in einen Business-Plan gehört. Wir kannten den Ablauf<br />

zu dessen Erstellung nicht. Wir hatten da nicht grosse Erklärungen dazu.“<br />

„Die Lehrkraft hat zwar einen Business-Plan gezeigt, aber nur einmal; ich möchte noch<br />

sagen, dass ich es schade fand, dass wir nicht richtig vorbereitet wurden. D. h. wir<br />

wurden eigentlich ins ‚kalte Wasser’ geworfen, wir wussten anfangs nicht, wie vorgehen<br />

und auch nicht, wie wir den Business-Plan gestalten sollten. Sonst hat mir das Projekt<br />

Spass gemacht.“<br />

„Wir waren schulisch noch nicht vollwertig ausgebildet, also man kann nicht alles<br />

wahrheitsgetreu ausführen.“<br />

Erst im späteren Verlauf des Moduls wurden die Lernenden in Bezug auf das Erstellen des<br />

Business-Planes unterstützt. Die Lernenden hätten sich hier jedoch früher eine entsprechende<br />

Unterstützung gewünscht, was auch die Lehrkraft bzw. <strong>der</strong> Praxisexperte konzedierten.<br />

Auch das Ziel „Organigramme zu entwickeln und zu interpretieren“ wurde aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden<br />

in mittlerem Ausmass erreicht. Alle befragten Arbeitsgruppen legten zwar eine Aufbauorganisation<br />

fest. Jedoch kann die Aufgaben- und Kompetenzverteilung bei kleineren Arbeitsgruppen<br />

relativ schnell geregelt werden (Zitat: „Bei einer Zwei-Mann-Unternehmung<br />

69<br />

Die Lehrkraft beurteilte die Erreichung dieses Zieles mit „sehr gut“, die Lernenden im Durchschnitt mit<br />

„gut“ bzw. „mittelmässig“. Diese Unterschiede in <strong>der</strong> Beurteilung könnten u. U. mit unterschiedlichen<br />

Erwartungen <strong>der</strong> Lehrkraft einerseits und <strong>der</strong> Lernenden an<strong>der</strong>erseits in Bezug auf dieses Ziel erklärt<br />

werden: So könnten die Lernenden die tatsächlichen Erwartungen <strong>der</strong> Lehrkraft in Bezug auf die Erreichung<br />

dieses Zieles überinterpretiert haben. Ein an<strong>der</strong>er möglicher Grund betrifft die Fähigkeit <strong>der</strong> Lernenden, ihre<br />

Leistungen fortlaufend selbst „objektiv“ beurteilen zu müssen, was jedoch von Lernenden im zweiten<br />

Semester nicht einfach vorausgesetzt werden kann. Dieser Aspekt wird im Folgenden vertiefend analysiert.<br />

266


Lernbüro an <strong>der</strong> Kantonsschule Baden<br />

finde ich das nicht so dringend.“), so dass dieses Ziel für die Lernenden nicht im Vor<strong>der</strong>grund<br />

gestanden haben könnte. 70<br />

Erreichung <strong>der</strong> Ziele im Bereich Methodenkompetenzen: Aus Sicht nahezu aller Lernenden<br />

und <strong>der</strong> Lehrkraft, konnten mit dem Modul „Unternehmungsgründung, Produktentwicklung,<br />

Marketingkonzept“ die Mehrzahl <strong>der</strong> (d. h. drei <strong>der</strong> insgesamt fünf) Ziele im Bereich<br />

Methodenkompetenzen entwe<strong>der</strong> „sehr gut“ o<strong>der</strong> „gut“ erreicht werden: Die Lernenden<br />

konnten nach eigener Auffassung analytisch und geplant vorgehen und dabei Informationen<br />

selbständig richtig auswählen, bewerten und anwenden. Sie wandten zur Konzeption des Produktes<br />

bzw. <strong>der</strong> Dienstleistung Kreativitätstechniken an und brachten fundierte und praxisgerechte<br />

Ideen ein. Auch mobilisierten die Lernenden bereits erworbene Kompetenzen aus verschiedenen<br />

Unterrichtsfächern. Diesen Eindruck betonte <strong>der</strong> Praxisexperte wie folgt:<br />

„Die unternehmerische Tätigkeit ist eine Vernetzung vieler Dinge, z. B. rechtliche<br />

Aspekte abklären, ob man die Tätigkeit überhaupt ausführen darf (z. B. Gesellschaftsund<br />

Haftungsfragen). Mit dem Modul wurde auch die Fähigkeit des vernetzten Denkens<br />

bei den Lernenden geför<strong>der</strong>t.“<br />

Das Leistungsziel „Ziele und Prioritäten setzen“ wurde aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden in gutem bis<br />

mittelmässigem Grad erreicht. 71 Dieses Ziel weist enge Bezüge zu dem oben diskutierten Ziel<br />

„Arbeitsabläufe entwerfen, beschreiben, analysieren und gegebenenfalls verbessern“ auf, das<br />

aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden und <strong>der</strong> Lehrkraft ebenfalls gut bis mittelmässig erreicht wurde.<br />

Mögliche Gründe hierfür werden weiter unten diskutiert (vgl. Kapitel 3 <strong>der</strong> Fallstudie).<br />

Auch konnte das Ziel „Überlastungen frühzeitig erkennen und situationsgerecht reagieren“<br />

nur in mittlerem Ausmass erreicht werden. Die Lernenden schreiben diesen mittleren Zielerreichungsgrad<br />

den äusseren Umständen (wie z. B. den zeitlichen Rahmen) und nicht sich<br />

selbst zu, wie folgende Zitate belegen:<br />

„Die Zeit war knapp. Man sollte mehr Zeit einberechnen.“<br />

„Wir hätten mehr leisten können, wenn wir ein bisschen mehr Zeit gehabt hätten.“<br />

Jedoch ziehen die Lernenden nicht die eigenen Steuerungsmöglichkeiten, indem sie beispielsweise<br />

sinnvolle Prioritäten setzen, den Auftrag gemeinsam mit den Betreuern mit Blick auf<br />

die Durchführbarkeit bzw. Belastung konkretisieren o<strong>der</strong> einschränken, in Betracht. Insofern<br />

ist die Fähigkeit <strong>der</strong> Lernenden, Überlastungen frühzeitig zu erkennen und situationsgerecht<br />

zu reagieren, nicht nur ein Ziel, son<strong>der</strong>n auch eine wichtige Voraussetzung für die Durchführung<br />

eines solchen Projektes und wird daher weiter unten (vgl. Kapitel 2.5 <strong>der</strong> Fallstudie)<br />

erneut aufgegriffen. Ist diese nicht gegeben, so sollte darauf geachtet werden, die Lernenden<br />

nicht inhaltlich und/o<strong>der</strong> zeitlich zu überfor<strong>der</strong>n. Dies illustriert das folgende Zitat eines<br />

Lernenden:<br />

„Die Lehrkraft hat einfach immer nur mehr verlangt. Bei einer Nachfrage unsererseits<br />

nach einem Beispiel für einen Business-Plan hat sie gesagt, dass sie viel mehr verlange.<br />

Nur wussten wir eigentlich nicht, was genau.“<br />

70<br />

71<br />

Die Lehrkraft beurteilte die Erreichung dieses Zieles demgegenüber mit „gut“. Gründe für diese<br />

(marginalen) Unterschiede in <strong>der</strong> Beurteilung könnten u. U. mit unterschiedlichen Erwartungen <strong>der</strong> Lehrkraft<br />

einerseits und <strong>der</strong> Lernenden an<strong>der</strong>erseits in Bezug auf dieses Ziel erklärt werden: So könnten die Lernenden<br />

die tatsächlichen Erwartungen <strong>der</strong> Lehrkraft in Bezug auf die Erreichung dieses Zieles überinterpretiert<br />

haben.<br />

In Bezug auf das Lernziel im Bereich Präsentationstechniken kann anhand <strong>der</strong> vorliegenden Daten nichts<br />

Abschliessendes gesagt werden: Zwar gibt die Lehrkraft an, dass die Lernenden dieses Ziel „sehr gut“ erreichen<br />

konnten. Jedoch zeigen die Daten <strong>der</strong> Lernenden zum Erreichungsgrad dieses Zieles eine deutliche<br />

Varianz.<br />

267


Teil II: Fallstudien zum Lernbüro und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

Erreichung <strong>der</strong> Ziele im Bereich Sozialkompetenzen: Aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden konnten<br />

mit Hilfe des Moduls die Mehrzahl <strong>der</strong> (d. h. vier <strong>der</strong> insgesamt sieben) Ziele aus dem Bereich<br />

Sozialkompetenzen „sehr gut“ o<strong>der</strong> „gut“ erreicht werden. Die Lehrkraft beurteilte mit<br />

nur einer Ausnahme das Erreichen sämtlicher Ziele im Bereich Sozialkompetenzen mit „gut“.<br />

Zwar zeigen die quantitativen Daten in Bezug auf den Transfer von bereits erarbeiteten Wissensinhalten<br />

in die „Praxis“ des Lernbüros kein eindeutiges Bild. Die Lehrkraft beurteilt die<br />

Erreichung dieses Zieles mit „gut“. Demgegenüber zeigen die quantitativen Daten <strong>der</strong> Lernenden<br />

in Bezug auf dieses Ziel eine grosse Varianz: So gaben jeweils zwei Lernende an, das<br />

Ziel „sehr gut“, „gut“ und „mittelmässig“ erreicht zu haben. Jedoch war <strong>der</strong> Wissenstransfer<br />

aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden, wie die qualitativen Daten zeigen, ein zentraler Baustein für den<br />

Erfolg dieses Projektes:<br />

„Wir haben in den an<strong>der</strong>en Fächern theoretisches Wissen erarbeitet, wie man eine Unternehmung<br />

führen muss usw. Jetzt haben wir selbst unternehmerische Entscheide fällen<br />

können und konnten dabei das Wissen gut verwenden, das wir uns vorher angeeignet<br />

haben.“<br />

„Wir haben ja Rechnungswesen, Betriebswirtschaftslehre und Recht. Wir hatten da Vieles<br />

theoretisch. Wir haben da aber nie etwas Richtiges gemacht. Im Modul mussten wir<br />

dagegen z. B. einen Gesellschaftsvertrag aufsetzen und da konnten wir auch wie<strong>der</strong> das<br />

theoretische Wissen einsetzen.“<br />

„Sehr gutes Projekt, welches es ermöglicht, die gelernten Wirtschaftskenntnisse im Alltag<br />

anzuwenden und sich mit neuen Problemen auseinan<strong>der</strong>zusetzen. Man hat selber<br />

Lösungen suchen müssen und sich so ernsthaft mit dem Thema auseinan<strong>der</strong>gesetzt.“<br />

Zudem gab eine grosse Mehrheit <strong>der</strong> Lernenden (wie die Lehrkraft) an, dass sie das Ziel<br />

„auf an<strong>der</strong>e zu hören und sich klar und verständlich auszudrücken“ „gut“ erreichen konnten.<br />

Zwei Drittel <strong>der</strong> Befragten gaben ferner an, dass sie ihre Teamfähigkeit entwe<strong>der</strong> „gut“ o<strong>der</strong><br />

„sehr gut“ verbessern konnten. Schliesslich meldete die Mehrheit <strong>der</strong> Lernenden (neben <strong>der</strong><br />

Lehrkraft) zurück, dass das Ziel „konfliktträchtige Situationen erkennen und diese bereinigen<br />

zu wollen“ in gutem Ausmass erreicht werden konnte. Die Lehrkraft bestätigte diesen Eindruck<br />

wie folgt:<br />

„In grösseren Gruppen kam es manchmal vor, dass Einige fehlten. Dies hat die an<strong>der</strong>en<br />

Gruppenmitglie<strong>der</strong> geärgert. O<strong>der</strong>: Der Finanzchef war angewiesen auf die Arbeit <strong>der</strong><br />

An<strong>der</strong>en. D. h. alle mussten Spannungen aushalten, Konflikte bewältigen.“ 72<br />

Demgegenüber wurden drei <strong>der</strong> sieben Ziele aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden lediglich in gutem bis<br />

mittelmässigem Ausmass erreicht. Dies betrifft die Belastbarkeit <strong>der</strong> Lernenden, die Fähigkeit<br />

<strong>der</strong> Lernenden, Ziele und Prioritäten zu setzen 73 sowie <strong>der</strong>en Kritikfähigkeit. Worauf ist dies<br />

zurückzuführen?<br />

Einzelne Lernende erreichten nach eigenen Angaben die Grenzen ihrer Belastbarkeit dadurch,<br />

dass häufig Arbeiten unzuverlässiger Teammitglie<strong>der</strong> durch den Rest <strong>der</strong> Gruppe mit übernommen<br />

werden mussten. 74 Der Themenkreis „Belastbarkeit/Ziel- und Prioritätensetzung“<br />

72<br />

73<br />

74<br />

Jedoch darf hier von den Lernenden einer zweiten Klasse nicht zu viel erwartet werden: So stellte ein Lernen<strong>der</strong><br />

sogar das Entstehen von Konflikten, wie sie typischerweise bei Gruppenarbeitsprozessen auftreten,<br />

völlig in Frage: „Welche Konflikte? Es gab praktisch keine Konflikte, deshalb wurde ich auch überhaupt<br />

nicht in diesem Bereich gefor<strong>der</strong>t.“<br />

Jedoch ist hier die quantitative Datenlage nicht eindeutig: Die eine Hälfte <strong>der</strong> Lernenden gab an, dieses Ziel<br />

„sehr gut“ bzw. „gut“ erreicht zu haben. Die an<strong>der</strong>e Hälfte bekundete hier einen „mittelmässigen“ Zielerreichungsgrad.<br />

Jedoch wird an dieser Stelle <strong>der</strong> Einschätzung <strong>der</strong> Lehrkraft gefolgt, wonach dieses Ziel „mittelmässig“<br />

erreicht worden sei.<br />

Als Lösungsansatz schlagen die Lernenden eine Verbesserung des Stellenwertes <strong>der</strong> Note dieses Freifaches<br />

vor, um die restlichen Lernenden (extrinsisch) für dieses Freifach zu motivieren (vgl. Kapitel 2.4.3).<br />

268


Lernbüro an <strong>der</strong> Kantonsschule Baden<br />

weist enge Bezüge zu den oben genannten Zielen „Arbeitsabläufe kontinuierlich zu analysieren<br />

bzw. zu verbessern“ sowie „Ziele erreichen“ auf. Mögliche Gründe für diesen Zielerreichungsgrad<br />

werden weiter unten diskutiert (vgl. Kapitel 3 <strong>der</strong> Fallstudie).<br />

Als grundsätzlich „gut“ beurteilen die Lernenden und die Lehrkraft, wie oben erläutert, die<br />

Fähigkeit <strong>der</strong> Lernenden, Konflikte zu erkennen und diese zu bereinigen. Aber wie gross ist<br />

die Bereitschaft <strong>der</strong> Lernenden, Kritik am eigenen Verhalten anzunehmen? Ein Teil <strong>der</strong> Lernenden<br />

beurteilt die eigene Kritikfähigkeit als „gut“, ein an<strong>der</strong>er als „mittelmässig“. Ergiebig<br />

für das Gesamtprojekt war aus Sicht <strong>der</strong> Lehrkraft die Unterstützung durch den Praxisexperten,<br />

<strong>der</strong> ihnen die Notwendigkeit für entsprechende Anpassungsmassnahmen deutlich machte:<br />

„Wenn eine dritte Person etwas Ähnliches wie ich als Lehrperson sagt, dann kommt<br />

Vieles rüber bei den Lernenden. Damit hat eine Wende stattgefunden.“<br />

Die Lernenden zeigen sich umso kritikfähiger, wenn ihnen <strong>der</strong> Sinn und Zweck eines bestimmten<br />

Vorgehens bzw. bestimmter Rahmenbedingungen rechtzeitig kommuniziert wird.<br />

Einzelne Schüler räumten ein, dass das Entstehen von Konflikten ein Bestandteil <strong>der</strong> Gruppenarbeit<br />

war und zogen hier auch die eigene Verantwortung für die Gestaltung einer „guten“<br />

Gruppenarbeit in Betracht, wie folgendes Zitat verdeutlicht:<br />

„Wir mussten uns auf die an<strong>der</strong>en verlassen können. Wenn eine Person nicht mitgearbeitet<br />

hatte, dann musste man diese Person entsprechend anschubsen o<strong>der</strong> selbst die Arbeit<br />

übernehmen. Das fand ich ein bisschen nervig. Aber es ist halt ein eigenes Problem,<br />

denn wir haben die Gruppen ausgewählt.“<br />

Ein an<strong>der</strong>er Schüler stimmte hier zu:<br />

„Da sind wir selber Schuld.“<br />

Zwischenfazit: Es fällt auf, dass mit dem Modul aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden und <strong>der</strong> Lehrkraft<br />

die meisten Ziele sehr gut bzw. gut erreicht werden konnten. Die anspruchsvolleren Ziele im<br />

Bereich Fachkompetenzen wie „Kundengespräche vorbereiten“, „Ziele erreichen“, „Arbeitsabläufe<br />

entwerfen, beschreiben und analysieren“ sowie „Organigramme entwickeln und interpretieren“<br />

wurden mittelmässig bzw. gut erreicht. Im Bereich <strong>der</strong> Methodenkompetenz wurden<br />

lediglich die Leistungsziele „Überlastungen erkennen und situationsgerecht reagieren“<br />

und „Ziele und Prioritäten setzen“ in gutem bis mittelmässigem Ausmass erreicht; die Erreichung<br />

<strong>der</strong> übrigen Ziele wurde mit „gut“ beurteilt. Im Bereich <strong>der</strong> Sozialkompetenzen zeigen<br />

die Belastbarkeit <strong>der</strong> Lernenden bzw. <strong>der</strong>en Fähigkeit, Ziele und Prioritäten zu setzen sowie<br />

<strong>der</strong>en Kritikfähigkeit noch Optimierungsmöglichkeiten.<br />

2.2 Authentizität (Praxisbezug; För<strong>der</strong>ung unternehmerischen Handelns)<br />

Das Projekt wurde von den Lernenden aus folgenden Gründen als „innovativ“ beurteilt: Zum<br />

einen konnten sie kreativ sein; zum an<strong>der</strong>en wurde es als eine Abwechslung zum normalen<br />

Schulalltag beschrieben. Inwieweit wurde das Modul durch die Lernenden auch als realitätsnah<br />

wahrgenommen? Hier spielt zum einen die umfassende Problemstellung eine wichtige<br />

Rolle. Zum an<strong>der</strong>en geht es um das Herstellen realer Bedingungen. Dies wurde durch die Simulation<br />

betriebswirtschaftlicher Funktionsbereiche, den Kontakt mit externen Stellen, das<br />

Erstellen von Prototypen <strong>der</strong> zu vermarktenden Produkte sowie das Bereitstellen ökonomischer<br />

Ressourcen zu erreichen versucht.<br />

Zur Frage, inwieweit die bearbeitete Problemstellung als „umfassend“ bezeichnet werden<br />

kann, liegen von Seiten den Befragten keine Angaben vor. Dieser Aspekt wird weiter unten<br />

erneut aufgenommen und vertiefend analysiert. Die Frage, inwieweit das Modul die Fähigkeit<br />

<strong>der</strong> Lernenden för<strong>der</strong>n konnte, unternehmerisch zu handeln, beantwortete <strong>der</strong> Praxisexperte<br />

wie folgt:<br />

269


Teil II: Fallstudien zum Lernbüro und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

„So wie die Lernenden gearbeitet haben, war es echt beeindruckend, was für einen tiefen<br />

Einblick sie in die Praxis gewinnen konnten.“<br />

Dabei wird <strong>der</strong> Grad <strong>der</strong> Einsicht in die betriebliche Praxis durch die Anzahl <strong>der</strong> Abteilungen<br />

festgelegt, welche die Lernenden im Laufe des Moduls durchlaufen haben. Alle Lernenden<br />

haben neben <strong>der</strong> eigenen Abteilung Einsicht in weitere Abteilungen nehmen können (d. h.<br />

vier Lernende haben vier <strong>der</strong> sechs Abteilungen, zwei Lernende zwei <strong>der</strong> sechs Abteilungen<br />

kennen gelernt). Der folgende Abschnitt behandelt die Frage, inwieweit diese Einblicke auch<br />

umfassend i. S. des Job-Rotation-Ansatzes waren. Die Daten in Bezug auf diese Frage erlauben<br />

an dieser Stelle keine eindeutigen Schlussfolgerungen (vgl. hierzu Kapitel 3 <strong>der</strong><br />

Fallstudie). Einerseits ist das Konzept bei koordinierenden Aufgaben bzw. Zweiergruppen<br />

schwierig umzusetzen, wie die folgenden Zitate illustrieren:<br />

„Ich als Administrator musste in allen Bereichen ein bisschen den Überblick haben und<br />

so das Ganze zusammenführen.“<br />

„Bei unserem Zwei-Personen-Unternehmen finde ich diese Frage sehr schwer zu beantworten.“<br />

An<strong>der</strong>e gaben an, die Aufgaben aufgeteilt zu haben und damit nicht immer alles von den an<strong>der</strong>en<br />

Abteilungen mitbekommen zu haben. Ein Lernen<strong>der</strong> bekundete Schwierigkeiten in Bezug<br />

auf das Job-Rotation-Konzept, weil man sich im Rahmen einer Unternehmensgründung<br />

dann nicht im Rahmen <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Bereiche einbringen könne, wenn die grundlegenden Entscheide<br />

bereits getroffen seien:<br />

„Es war teils schwierig, sich mit eigenen Ideen entsprechend einzubringen.“<br />

An<strong>der</strong>erseits stellte dieses Konzept die Lernenden vor die Herausfor<strong>der</strong>ung, Eigenverantwortung<br />

zu übernehmen, indem sie die Lern- und Gruppenarbeitsprozesse selbständig steuern<br />

und/o<strong>der</strong> die Mitlernenden o<strong>der</strong> die Betreuenden aktiv um Unterstützung bitten. Dies illustrieren<br />

folgende Zitate:<br />

„Wir haben zwar z. T. Aufgabenbereiche aufgeteilt, trotzdem hatte je<strong>der</strong> die Möglichkeit,<br />

dem Partner zu helfen und in an<strong>der</strong>e Bereiche zu schauen.“<br />

„Da unsere Unternehmung nur aus vier Gesellschaftern besteht, mussten wir uns oft gegenseitig<br />

unterstützen und aushelfen und waren so in allen Unternehmensbereichen ein<br />

wenig tätig.“ 75<br />

Ein weiteres Element, das sich auf den von den Beteiligten wahrgenommenen Realitätsbezug<br />

auswirkt, ist die Häufigkeit des Kontaktes <strong>der</strong> Lernenden zur realen Aussenwelt. Die quantitativen<br />

Daten <strong>der</strong> Lernenden lassen hier keine eindeutige Schlussfolgerung zu. Auch die<br />

Lehrkraft kommt in diesem Zusammenhang nicht zu einer abschliessenden Einschätzung:<br />

„Z. T. haben die Lernenden Gespräche mit lokalen Geschäften geführt, um Produkte<br />

auszustellen. Die konkreten Kontakte haben überall stattgefunden, z. T. aber nur ansatzweise<br />

und nicht überall.“<br />

Demgegenüber betonte <strong>der</strong> Praxisexperte im Gespräch, dass die Lernenden z. T. „eine sehr<br />

breite Kontaktbasis zu an<strong>der</strong>en Unternehmen wie Banken o<strong>der</strong> Produktionsunternehmen hergestellt“<br />

sowie Verkaufsveranstaltungen nach dem Geschäftsmodell von „Tupperware“<br />

durchgeführt haben. Verbesserungspotenzial in Bezug auf den Kontakt <strong>der</strong> Lernenden mit <strong>der</strong><br />

Aussenwelt besteht aus Sicht <strong>der</strong> Lehrkraft und des Praxisexperten z. B. darin, dass die Lernenden<br />

die Gelegenheit erhalten, die Produktionsprozesse zur Fertigung <strong>der</strong> jeweiligen Pro-<br />

75<br />

In diesem Zusammenhang ist darauf hinzuweisen, dass die Lernenden dies jedoch nicht als verbesserungswürdig<br />

herausgestellt haben (nicht zuletzt, weil die Umsetzung von „Job-Rotation“ aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden<br />

kein Ziel des Moduls darstellte).<br />

270


Lernbüro an <strong>der</strong> Kantonsschule Baden<br />

dukte kennen zu lernen sowie „in eine echte Buchhaltung hineinzuschauen“ (z. B. Rechnungen<br />

erfassen und bezahlen. Liquidität regelmässig prüfen).<br />

Die Lernenden hoben zudem die Bedeutung realer Produkte hervor, wobei <strong>der</strong> Produktbegriff<br />

weiter gefasst werden kann, wie ein Lernen<strong>der</strong> betonte:<br />

„Wir haben Vieles hergestellt, nicht nur das Produkt. Auch einen Prospekt, wo unser<br />

Produkt umfassend dargestellt ist und Visitenkarten.“<br />

In diesem Zusammenhang betonten die Lernenden auch die Wichtigkeit ökonomischer Ressourcen,<br />

um ein solches Projekt überhaupt durchführen zu können. Ungeachtet <strong>der</strong> bisher<br />

diskutierten Elemente (d. h. Leistungsziele, Problemstellung, Simulation betriebswirtschaftlicher<br />

Funktionsbereiche, Kontakt mit externen Stellen, das Erstellen von „Produkten“ i. w. S.<br />

sowie ökonomische Ressourcen) sind die Rückmeldungen <strong>der</strong> Lernenden in Bezug auf die<br />

Frage, als wie „real“ das Lernbüro (als ein Modell <strong>der</strong> Wirklichkeit) aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden<br />

wahrgenommen wurde, ambivalent: Zwar wirkte sich <strong>der</strong> Umstand, dass Fehlentscheidungen<br />

innerhalb des Lernbüros keine ökonomischen Konsequenzen für die Lernenden haben, im<br />

Mittel positiv auf <strong>der</strong>en Motivation aus:<br />

„An Motivation hat es nie gefehlt.“<br />

An<strong>der</strong>erseits beklagte ein Grossteil <strong>der</strong> Lernenden, dass im Rahmen des Lernbüros letztlich<br />

alles fiktiv gewesen sei:<br />

„Ich fand es ein bisschen schade, dass <strong>der</strong> grosse Aufwand, den wir getrieben haben,<br />

letztlich für ein fiktives Projekt war. Natürlich ist es besser für uns gewesen, das Kapital<br />

zu bewahren, weil wir vermutlich mit unserem Projekt Verlust gemacht hätten. Ich hätte<br />

es dennoch interessant gefunden, das Projekt für nur einen Monat unter realen Bedingungen<br />

durchzuführen.“<br />

„Das Projekt war fast ein wenig zu fiktiv.“<br />

„Ich konnte mich nicht so richtig mit dem Projekt identifizieren. Ist halt eben nur ein<br />

fiktives Projekt.“<br />

„Die Firma ist zu fiktiv, um einen Kredit beantragen zu können. Man hatte zudem kein<br />

Budget.“<br />

Ungeachtet dieser skizzierten Einschränkungen (Fiktivität, Kontakt zur Aussenwelt) haben<br />

die Lernenden den Praxisbezug des Moduls insgesamt letztlich aufgrund realer Produkte (Prototypen,<br />

Visitenkarten, Prospekte), <strong>der</strong> Bereitstellung finanzieller Mittel (vgl. obiges Kapitel<br />

1.7) sowie <strong>der</strong> realitätsnahen Aufgabenstellung als eine klare Stärke herausgestellt.<br />

2.3 Selbständigkeit <strong>der</strong> Lernenden<br />

Die Lernenden sind <strong>der</strong> Meinung, dass sie im Rahmen des Moduls ihre Arbeiten „sehr gut“<br />

o<strong>der</strong> „gut“ selbständig planen, durchführen und kontrollieren konnten. Dies illustrieren die<br />

folgenden Zitate:<br />

„Wir waren auf uns alleine gestellt, wir konnten das produzieren, was wir wollten. Wir<br />

konnten vorgehen, wie wir wollten. Wir waren völlig frei. Wir hatten keine Richtlinien.“;<br />

„es gab keine Beschränkung bei <strong>der</strong> Wahl <strong>der</strong> Produkte und Dienstleistungen.“<br />

76<br />

76<br />

Die Lernenden haben zwar, wie auch unter Kapitel 2.1.1 herausgestellt wurde, <strong>der</strong>en Selbständigkeit und<br />

Eigenverantwortlichkeit im Modul als positiv herausgestellt. Jedoch könnte <strong>der</strong> subjektiv als hoch wahrgenommene<br />

Freiheitsgrad die Lernenden auch überfor<strong>der</strong>n. Dieser zentrale Aspekt wird weiter unten (vgl.<br />

Kapitel 2.5) vertieft.<br />

271


Teil II: Fallstudien zum Lernbüro und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

Auch die Lehrkraft beurteilt die Möglichkeit <strong>der</strong> Lernenden, ihre Arbeiten selbständig zu<br />

planen, durchzuführen und zu kontrollieren als „gut“. Dies illustriert das folgende Zitat:<br />

„Je<strong>der</strong> war verantwortlich für seinen Bereich und musste Bericht erstatten, was in seinem<br />

Bereich jeweils passiert ist. Dies hat den Vorteil, dass je<strong>der</strong> in die Pflicht genommen<br />

wird.“<br />

2.4 Integration in den Schulalltag<br />

Im Folgenden werden die Wahl des Zeitpunktes und die Dauer des Moduls sowie dessen Integration<br />

in den Stundenplan und in den Schulalltag analysiert. Zudem werden die zeitliche Belastung<br />

<strong>der</strong> Lernenden und, damit verbunden, die Auswirkung des Moduls auf die Erreichung<br />

<strong>der</strong> schulischen Leistungsziele näher erläutert. Lediglich zwei <strong>der</strong> (insgesamt sechs befragten)<br />

Lernenden beurteilen die Integration in den Schulalltag als „gut“, demgegenüber vier als<br />

„schlecht“. Gründe hierfür finden sich in <strong>der</strong> Festlegung des Zeitpunktes und <strong>der</strong> Dauer für<br />

die Durchführung des Moduls.<br />

Festlegung des Zeitpunktes des Moduls: Zunächst wird die Unterbrechung des Moduls<br />

durch das Praktikum von den Lernenden als ungünstig beurteilt. Faktisch ergeben sich hier<br />

jedoch wenig Möglichkeiten, dies zu än<strong>der</strong>n, wenn man die Überlegungen <strong>der</strong> Lehrkraft berücksichtigt:<br />

Zum einen verfügen die Lernenden im zweiten Jahr über entsprechendes Vorwissen,<br />

zum an<strong>der</strong>en stehen sie nicht unmittelbar vor den Abschlussprüfungen, die am Ende<br />

des dritten Jahres stattfinden. Ein Ausweichen auf das erste Semester im zweiten Jahr wäre<br />

auch ungünstig, weil hier ein mehrwöchiger Sprachaufenthalt durchgeführt wird. Daneben<br />

wurde von den Lernenden die Wahl des Zeitpunktes (konkret im zweiten Semester) kritisiert,<br />

weil hier die Noten in den Kernfächern ein entsprechendes Engagement <strong>der</strong> Lernenden erfor<strong>der</strong>n.<br />

Festlegung <strong>der</strong> Dauer des Moduls: Zudem stand aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden, wie weiter oben<br />

dargestellt, zu wenig Zeit für die Bearbeitung <strong>der</strong> Aufgaben des Moduls zur Verfügung. Auch<br />

hier ergeben sich nach Meinung <strong>der</strong> Lehrkraft mit Blick auf die übrigen Unterrichtsfächer<br />

nur wenig Möglichkeiten, den zeitlichen Rahmen für das Modul auszuweiten. Zudem betonte<br />

die Lehrkraft, dass ein Ausdehnen des Projektes auf zwei Semester die Motivation <strong>der</strong> Lernenden<br />

und <strong>der</strong>en Lernerfolg zumindest nicht hätten verbessern können.<br />

Ein weiterer Aspekt, <strong>der</strong> die Einbettung in den Schulalltag betrifft, ist <strong>der</strong> organisatorische<br />

Rahmen für die Durchführung des Moduls. So legte die Lehrkraft Wert darauf, dass das Modul<br />

im schulischen Rahmen (d. h. zu den im Stundenplan dafür vorgesehenen Zeiten und innerhalb<br />

<strong>der</strong> schulischen Räume) durchgeführt wurde, um die Lernenden auch entsprechend<br />

betreuen zu können. Ein Teil <strong>der</strong> Lernenden fühlte sich hierdurch etwas gegängelt (vgl.<br />

Kapitel 2.5 <strong>der</strong> Fallstudie). Die Lehrkraft hat zudem, wie einleitend erläutert, Wert darauf<br />

gelegt, das Modul zu einer „Randzeit“ im Stundenplan durchzuführen, um den Unterricht in<br />

an<strong>der</strong>en Fächern nicht zu beeinträchtigen. Diesen Aspekt stellten die Lernenden we<strong>der</strong> als<br />

eine beson<strong>der</strong>e Stärke noch als eine Schwäche des Moduls heraus.<br />

Vorbereitung des Moduls: In Bezug auf die Frage, wie sehr sich die Lernenden auf das<br />

Modul vorbereitet fühlten, ergab sich ein ambivalentes Bild. So beurteilten zwei von ihnen<br />

diese Frage mit „gut“ und drei von ihnen mit „schlecht“. Die negative Einschätzung bezüglich<br />

<strong>der</strong> Vorbereitung kann auf die Erstellung des Business-Planes zurückgeführt werden. Hier<br />

fühlten sich die Lernenden, wie bereits in Kapitel 2.1 <strong>der</strong> Fallstudie erläutert, nicht genügend<br />

vorbereitet. Die Lehrkraft beurteilt demgegenüber die Vorbereitung <strong>der</strong> Lernenden auf die<br />

Inhalte des Moduls mit „gut“. So hat sie im Vorfeld mit den Lehrkräften <strong>der</strong> Fächer Betriebsund<br />

Rechtskunde bzw. Rechnungswesen Kontakt aufgenommen, um die Kompetenzen <strong>der</strong><br />

272


Lernbüro an <strong>der</strong> Kantonsschule Baden<br />

Lernenden (Wissen, Fertigkeiten) zu ermitteln und den Praxisauftrag entsprechend auf die<br />

Lernenden abstimmen zu können.<br />

Nachbereitung des Moduls: Ferner waren vier Lernende <strong>der</strong> Meinung, dass praktische Erfahrungen<br />

aus dem Modul im Schulunterricht „mittelmässig“ aufgenommen wurden. Zwei<br />

Lernende beurteilen diesen Aspekt sogar als schlecht. Die Lehrkraft hat keine Kenntnis inwieweit<br />

die Erfahrungen durch ihre Kollegen im Rahmen <strong>der</strong> Fächer Betriebswirtschaftslehre,<br />

Recht o<strong>der</strong> Rechnungswesen aufgenommen wurden.<br />

Zeitliche Belastung <strong>der</strong> Lernenden: In <strong>der</strong> Wahrnehmung <strong>der</strong> Lernenden stehen „Aufwand“<br />

(d. h. zeitlicher Einsatz für das Projekt) und „Ertrag“ (d. h. Stellenwert <strong>der</strong> Zeugnisnote<br />

für das Modul) in einem unausgewogenen Verhältnis:<br />

„Das Problem ist auch, dass es ein Ergänzungsfach ist. Das ist nicht für alle gleich<br />

wichtig. Deshalb engagieren sich auch nicht alle. Für einige zählt es nicht, für einige<br />

zählt es.“<br />

„Es waren ja eigentlich nur zwei Schulstunden eingeplant. Aber wir haben mehr gearbeitet.“<br />

„Das hier ist ein Freifach. Dafür haben wir mehr Zeit aufgewendet als für Fächer wie<br />

Wirtschaft und Recht.“<br />

Die Lehrkraft schlug vor, das Fach mittelfristig, z. B. durch eine Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Rahmenbedingungen<br />

o<strong>der</strong> die Integration in an<strong>der</strong>e Unterrichtsfächer, in <strong>der</strong> Wahrnehmung <strong>der</strong> Lernenden<br />

aufzuwerten. Dies nicht zuletzt aufgrund <strong>der</strong> Tatsache, dass „infolge des hohen Zeitdrucks“,<br />

so die Lehrkraft, „an<strong>der</strong>e Fächer darunter leiden könnten. Man investiert sich sehr in dieses<br />

Fach, aber es ist eine Note von vielen“. Zudem schlug ein Lernen<strong>der</strong> vor, die Laufzeit des<br />

Moduls zu verlängern, um die freiwerdende Zeit für eine intensivere Bearbeitung <strong>der</strong> Inhalte<br />

nutzen zu können. Dies empfiehlt die Lehrkraft jedoch ebenfalls nicht, weil lange Projektlaufzeiten<br />

die Motivation <strong>der</strong> Lernenden negativ beeinflussen könnte und nicht immer bessere<br />

Ergebnisse hervorrufen:<br />

„Man muss aufpassen, dass sich kein Überdruss bei den Lernenden breit macht. Ein gewisser<br />

Zeitdruck schadet nicht. Glaube nicht, dass die Ergebnisse bei längerer Laufzeit<br />

noch besser gewesen wären.“<br />

Last but not least kann man die von den Lernenden als hoch wahrgenommene zeitliche Belastung<br />

durch eine Intensivierung <strong>der</strong> Betreuung sowie durch klarere Aufträge zu reduzieren<br />

versuchen (vgl. Kapitel 3 <strong>der</strong> Fallstudie).<br />

Einfluss des Moduls auf die Erreichung schulischer Leistungsziele: Die grosse Mehrheit<br />

<strong>der</strong> Lernenden bekundete, das Modul för<strong>der</strong>e das Verständnis bzw. ihr Interesse für den<br />

Schulstoff „sehr stark“ bzw. „stark“. So war aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden wie unter 2.1 erläutert<br />

beispielsweise <strong>der</strong> Transfer von bereits erarbeiteten Wissensinhalten in die „Praxis“ des Lernbüros<br />

ein zentraler Baustein für den Erfolg dieses Projektes. Auch die Lehrkraft gab an, dass<br />

das Modul die Erreichung <strong>der</strong> schulischen Leistungsziele positiv beeinflusse. Jedoch sei es<br />

auch denkbar, dass die Durchführung des Moduls die Erreichung <strong>der</strong> übrigen schulischen<br />

Leistungsziele negativ beeinflusst. Das Projekt wirkte sich nach Meinung <strong>der</strong> Lehrkraft im<br />

Ausgangspunkt zwar nicht negativ auf die Erreichung <strong>der</strong> übrigen Lernziele in den an<strong>der</strong>en<br />

Fächern aus, weil ein separates Gefäss für dieses Modul in den Stundenplan integriert wurde:<br />

„Wenn ein solches spezielles Gefäss für den Projektunterricht nicht existieren würde, so<br />

ginge dieses Projekt wahrscheinlich zulasten <strong>der</strong> Stoffvermittlung. Da fehlen die Stunden<br />

hinterher beim Diplom.“<br />

Jedoch haben die Lernenden wie oben erläutert viel gearbeitet und sich stark in das Projekt<br />

investiert. Es lässt sich jedoch nicht sagen, inwieweit dieses relativ hohe Engagement <strong>der</strong> Ler-<br />

273


Teil II: Fallstudien zum Lernbüro und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

nenden die Erreichung <strong>der</strong> Leistungsziele in den an<strong>der</strong>en Fächern negativ beeinflussen könnte.<br />

Der Praxisvertreter ist <strong>der</strong> Ansicht, dass das Modul die Erreichung schulischer Leistungsziele<br />

zumindest indirekt positiv beeinflusst, weil die Lernenden im Rahmen des Moduls ihr<br />

Selbstbewusstsein stärken und gegebenenfalls die Scheu vor abstrakten Inhalten abbauen<br />

konnten.<br />

2.5 Betreuung <strong>der</strong> Lernenden durch die Lehrkraft und den Praxisexperten<br />

Um die von den Lernenden als hoch wahrgenommene individuelle zeitliche Belastung (vgl.<br />

obiges Kapitel 2.4) reduzieren zu können, erscheint die Unterstützung durch die Betreuenden<br />

zentral. Im Folgenden werden daher die Betreuung durch die Lehrkraft einerseits und durch<br />

den Praxisexperten an<strong>der</strong>erseits diskutiert.<br />

In Bezug auf die von den Lernenden wahrgenommene Betreuung durch die Lehrkraft ergibt<br />

sich bei den quantitativen Daten ein ambivalentes Bild: Während sich zwei Lernende „gut“<br />

bzw. „sehr gut“ durch die Lehrkraft betreut fühlten, beurteilten drei Lernende die Betreuung<br />

als „mittelmässig“ und eine weitere als „schlecht“. Die folgenden Zitate deuten darauf hin,<br />

dass sich die Lernenden offenbar mehr Unterstützung von <strong>der</strong> Lehrkraft gewünscht hätten:<br />

„Die Lehrkraft hat mich nicht unterstützt. Wenn ich eine Frage hatte, so sagte sie, das<br />

sei mein Problem. So musste ich diese Dinge mit an<strong>der</strong>en Lehrkräften <strong>der</strong> Fächer Rechnungswesen<br />

bzw. Betriebswirtschaftslehre und Recht anschauen. Für mich war sie überflüssig.“<br />

„Mir hätte es mehr gebracht, wenn man die Zeit flexibler hätte einsetzen können und<br />

z. B. für die Erledigung <strong>der</strong> einzelnen Dinge hätte auch gehen können.“<br />

Wie sind diese Daten zu deuten? Wie weiter oben (vgl. Kapitel 2.1) herausgearbeitet, fühlte<br />

sich ein Teil <strong>der</strong> befragten Lernenden bezüglich <strong>der</strong> Erstellung des Business-Planes nicht genügend<br />

durch die Lehrkraft vorbereitet und überfor<strong>der</strong>t. Auch haben sich die Lernenden bei<br />

<strong>der</strong> Kontaktaufnahme eines Praxisexperten etwas alleine gelassen gefühlt.<br />

Jedoch haben die Lernenden den Wunsch bekundet, im Rahmen des Moduls auch möglichst<br />

viel Zeit auf die Erstellung des Business-Planes verwenden zu wollen und die im Lehrvortrag<br />

dargebotenen Inhalte eher als „störend“ empfunden. Dies verdeutlicht bereits die an die Lehrkraft<br />

gestellte Herausfor<strong>der</strong>ung, die Lernenden einerseits aktiv zu betreuen und zu unterstützen<br />

und ihnen an<strong>der</strong>erseits genügend Freiräume für eigenverantwortliches Arbeiten zu gewähren.<br />

Die Lehrkraft erläutert dies wie folgt:<br />

„Eventuell kann man den Business-Plan vorher frontal unterrichten. Aber es ist schwierig,<br />

die Aufmerksamkeit <strong>der</strong> Lernenden für mehr als eine Viertelstunde zu bekommen.<br />

Im klassischen Unterricht ist das natürlich an<strong>der</strong>s. (…) Auf <strong>der</strong> einen Seite beklagen die<br />

Lernenden sich, dass man sie alleine lässt. Aber wenn sie vom Praktiker eine komplexe<br />

Struktur zum Produkt-Markt-Konzept, was sehr relevant für ihre Gruppenarbeiten war,<br />

bekommen, dann sagen sie, dass es anstrengend sei, zwei Stunden zuzuhören.“<br />

Die Lehrkraft definierte ihre Rolle als Betreuerin <strong>der</strong> Arbeitsgruppen dahingehend, dass sie<br />

die Lernenden bei <strong>der</strong> Lösung ihrer Probleme zwar unterstützt, jedoch keine „fertigen“<br />

Lösungen liefert. Die Lehrkraft führte diesen Gedanken wie folgt aus:<br />

„Die Lernenden entwickeln Eigeninitiative, sie haben eine Holschuld, d. h. bei Problemen<br />

müssen sie aktiv werden. Die Lehrkraft muss das Verantwortungsbewusstsein <strong>der</strong><br />

Lernenden durch Coaching (d. h. Betreuung, Impulse) unterstützen.“<br />

274


Lernbüro an <strong>der</strong> Kantonsschule Baden<br />

„Es hat auch mit Reife zu tun. Einige haben reklamiert, sind chronische Motzer. An<strong>der</strong>e<br />

haben aktiv gehandelt und ihre Probleme aktiv vorgebracht.“<br />

Wie wurde die Eigenverantwortlichkeit <strong>der</strong> Lernenden im Rahmen des Projektes geför<strong>der</strong>t?<br />

Je<strong>der</strong> Lernende musste alle zwei Wochen über seine/ihre Aktivitäten Bericht erstatten. Die<br />

Lehrkraft betonte zudem, die zentralen Aufträge klar kommuniziert zu haben:<br />

„Es geht darum, ‚Spielregeln’ und wichtige Elemente <strong>der</strong> Projektarbeit, wie Bewertungskriterien,<br />

Realisierbarkeit <strong>der</strong> Projektideen, Aufstellen eines Business-Planes, Erstellen<br />

von Protokollen, Marktforschung durchführen, Marketing-Konzept erstellen etc.,<br />

von Beginn an zu kommunizieren.“<br />

Ungeachtet dieser kommunizierten Rahmenbedingungen waren die Erwartungen an die betreuende<br />

Lehrkraft wi<strong>der</strong>sprüchlich. Einerseits wünschen sich die Lernenden, wie oben erläutert,<br />

eine bessere Unterstützung durch die Lehrkraft. An<strong>der</strong>erseits hätte ein Teil von ihnen<br />

die Bearbeitung des Projektes gerne nach Hause verlegt:<br />

„Ich hätte es besser gefunden, wenn wir das erledigen hätten können, was zu erledigen<br />

ist. Ich musste immer erst herkommen. Wenn ich nach <strong>der</strong> Schule die Möglichkeit gehabt<br />

hätte zu gehen, hätte ich die Zeit besser ausnützen können. Aber wir mussten immer<br />

erst hierher kommen.“<br />

Neben <strong>der</strong> Definition <strong>der</strong> Rolle <strong>der</strong> Lehrkraft, müssen für ein zielführendes Coaching auch<br />

entsprechende Ressourcen bereit stehen. Eine Lehrkraft, welche die Bedürfnisse je<strong>der</strong> Gruppe<br />

aufnehmen und entsprechende Hilfestellung geben möchte, braucht hierfür Zeit, wie folgende<br />

Zitate <strong>der</strong> Lernenden verdeutlichen:<br />

„Die Besprechungszeit mit <strong>der</strong> Lehrkraft sollte klarer und besser eingeteilt werden.“<br />

„Wenn man die Lehrkraft etwas fragen wollte, musste diese jedoch immer erst mit den<br />

an<strong>der</strong>en Gruppen reden.“<br />

Die Lehrkraft hierzu:<br />

„Ich konnte die Gruppen lediglich punktuell unterstützen. Ich musste von Gruppe zu<br />

Gruppe gehen. Es braucht eine zweite Person. Die Lernenden hätten dann eine intensivere<br />

Betreuung gehabt.“<br />

Daher wäre es wünschenswert, dass für die Coachingprozesse bei allen Terminen neben <strong>der</strong><br />

Lehrkraft eine weitere Person einbezogen würde, um die Gruppen individuell und umfassend<br />

bei ihren Arbeitsprozessen unterstützen zu können.<br />

Vor diesem Hintergrund wird <strong>der</strong> Frage nachgegangen, wie die Betreuung durch den Praxisexperten<br />

beurteilt wurde. Die Betreuung durch den Praxisexperten beurteilen die Lernenden<br />

im Mittel als „gut“. Die Lehrkraft schätzte die Unterstützung durch den Praktiker in beson<strong>der</strong>er<br />

Weise, wie folgendes Zitat zum Ausdruck bringt:<br />

„Der Praxisexperte hat die Lernenden gezwungen, sich realistischer mit ihren<br />

Projekten zu beschäftigen. Eine Gruppe hat er sogar stark gelenkt. Die Lernenden<br />

haben das eingesehen. Sonst wären sie verloren gewesen.“<br />

Der Praxisexperte sah seine Funktion im Rahmen des Moduls wie folgt:<br />

„Es ging mir um die Einführung in gewisse Punkte des Marketings und Unternehmertums,<br />

von denen ich glaube, dass diese in <strong>der</strong> Praxis beson<strong>der</strong>s wichtig sind und in <strong>der</strong><br />

Schule nicht immer behandelt werden.“<br />

Durch ein geschicktes Coaching von Seiten <strong>der</strong> Betreuer können die Lernenden bei <strong>der</strong> Operationalisierung<br />

von Teilzielen und Massnahmen zu <strong>der</strong>en Erreichung unterstützt werden.<br />

Dementsprechend konnte <strong>der</strong> Praxisexperte im Verlauf des Moduls eine insgesamt höhere<br />

275


Teil II: Fallstudien zum Lernbüro und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

Motivation <strong>der</strong> Lernenden feststellen. Zudem wurden die Effektivität (d. h. die Gruppe fasst<br />

die „richtigen“ Dinge an) und die Effizienz (d. h. die Gruppe erledigt ihre Teilaufgaben<br />

gründlich) <strong>der</strong> Gruppenarbeitsprozesse verbessert, die von den Lernenden wahrgenommene<br />

zeitliche Belastung reduziert:<br />

„Die Lernenden haben mehr Sicherheit gewonnen. Ich konnte die Anfor<strong>der</strong>ungen klären,<br />

die Lernenden beruhigen und ihnen den richtigen Weg aufzeigen.“<br />

Nicht zuletzt aufgrund <strong>der</strong> grossen Zufriedenheit <strong>der</strong> Lernenden mit dem Engagement des<br />

Praxisexperten wurde einerseits ein frühzeitigerer Einbezug des Praktikers durch die Lernenden<br />

gewünscht:<br />

„Erst als fast alle Arbeitsgruppen einen Prototypen hergestellt hatten, hat <strong>der</strong> Experte<br />

uns mit Blick auf die Kundenbedürfnisse über die Wahl des Produktes unterrichtet. Eine<br />

frühzeitigere Einführung wäre besser gewesen.“<br />

An<strong>der</strong>erseits kann festgestellt werden, dass die Lernenden zwischen den einzelnen Besuchen<br />

des Praxisexperten keinen weiteren Kontakt zu dieser Person (z. B. per Telefon o<strong>der</strong> Mail)<br />

gesucht haben. Somit muss die Beurteilung <strong>der</strong> Betreuer durch die Lernenden immer vor dem<br />

Hintergrund des Grades an Selbständigkeit bzw. Eigenverantwortlichkeit <strong>der</strong> Lernenden erfolgen<br />

(vgl. hierzu Kapitel 3 <strong>der</strong> Fallstudie).<br />

2.6 Rahmenbedingungen<br />

In diesem Kapitel werden die organisatorischen, personellen und infrastrukturellen Rahmenbedingungen<br />

des Moduls aus Sicht <strong>der</strong> Beteiligten kritisch gewürdigt.<br />

Kooperation zwischen Schule und Praxis: Um die an den Praxisexperten gestellten Erwartungen<br />

erfüllen zu können, erscheint aus Sicht des Praxisvertreters die organisatorische und<br />

inhaltliche Zusammenarbeit zwischen <strong>der</strong> Schule und <strong>der</strong> Praxis zentral: Diese hat sich nach<br />

Meinung des Praxisexperten als „sehr unkompliziert und sehr einfach erwiesen“. Der Praxisexperte<br />

wurde in Bezug auf die Erwartungen (d. h. Zuständigkeit: Unterstützung <strong>der</strong> Gruppen,<br />

Rahmenbedingungen), die an ihn gestellt wurden, „klar instruiert“. Der Praxisexperte betonte,<br />

dass eine entsprechende Instruktion in Bezug auf die Ziele des Projektes, die Aufgaben des<br />

Praxisexperten, den Ablaufplan, das didaktische Konzept etc., durch die Lehrkraft in einer für<br />

den Praktiker verständlichen Art und Weise sehr wichtig sei, um einen Praxisexperten in ein<br />

solches Projekt integrieren zu können. Dies nicht zuletzt vor dem Hintergrund <strong>der</strong> Tatsache,<br />

dass ein Unternehmer für die aktive Begleitung eines solchen Moduls keine Weiterbildungsmassnahme<br />

belegen kann bzw. möchte.<br />

Erfüllung <strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen an involvierte Personen: Wie im vorherigen Abschnitt erläutert,<br />

stufte eine Mehrheit <strong>der</strong> Lernenden die Betreuung durch die Lehrkraft als „mittelmässig“<br />

bzw. „schlecht“ ein. Im Folgenden wird <strong>der</strong> Frage nachgegangen, wie die Lehrkraft<br />

bzw. <strong>der</strong> Praxisvertreter sich selbst den an sie gestellten Anfor<strong>der</strong>ungen gewachsen fühlten<br />

und welcher Ausbildungsbedarf hier eventuell noch besteht. Die Lehrkraft fühlte sich<br />

den an sie gestellten Anfor<strong>der</strong>ungen „gut“ gewachsen. Als zentrale Anfor<strong>der</strong>ung sieht sie, wie<br />

auch im obigen Abschnitt herausgearbeitet, den unterschiedlichen Erwartungen, welche die<br />

Lernenden an sie stellen, gerecht zu werden:<br />

„Es ist schwierig, die verschiedenen Erwartungen an die Lehrkraft als inputgebende<br />

Lehrperson, als ‚Coach’ (ohne die Lernenden zu bevormunden), als Vermittlungsstelle<br />

bei Konflikten, als Informationsstelle für Praxisbezüge und notengebende Person optimal<br />

zu erfüllen.“<br />

Jedoch bekundete die Lehrkraft, dass sich die Spannungen, die sich aus den unterschiedlichen<br />

Erwartungen ergeben können, „in einem vernünftigen Rahmen“ bewegt haben. Ein Weiterbil-<br />

276


Lernbüro an <strong>der</strong> Kantonsschule Baden<br />

dungsbedarf besteht nach Ansicht <strong>der</strong> Lehrkraft nicht, ergiebig wäre jedoch ein Austausch mit<br />

an<strong>der</strong>en Lehrkräften, welche ebenfalls Lernbüros betreuen. In diesem Zusammenhang sah die<br />

Lehrkraft in <strong>der</strong> Mitarbeit des Praxisexperten einen „sehr wertvollen Beitrag zum Gelingen<br />

des Projekts“.<br />

Aufgrund <strong>der</strong> oben erläuterten Zusammenarbeit zwischen <strong>der</strong> Lehrkraft einerseits und dem<br />

Praxisexperten an<strong>der</strong>erseits, konnte sich <strong>der</strong> Praxisexperte in Bezug auf die Erreichung von<br />

„eigentlich allen Leistungszielen (…) einbringen, (…), die Lernenden kontinuierlich auf mögliche<br />

Mängel hinweisen o<strong>der</strong> positiv verstärken“. Aus Sicht des Praxisexperten sind zudem<br />

Empathiefähigkeit und betriebswirtschaftliche Kompetenzen wichtige Voraussetzungen, um<br />

ein Lernbüro betreuen zu können. Dies erläutert er wie folgt: „Zum einen geht es darum, sich<br />

in die Situation eines jungen Menschen hineinzuversetzen und die Erwartungen <strong>der</strong> Lernenden<br />

an den Unternehmer zu verstehen. Zum an<strong>der</strong>en muss man wissen, wie man den Lernenden<br />

helfen kann, eine solche Arbeit mit viel Spass zu leisten.“<br />

Infrastruktur: Zum einen benötigen die Lernenden entsprechenden Zugang zu Computern.<br />

Diese Voraussetzungen waren im Ausgangspunkt gegeben. Jedoch beklagte sich ein Teil <strong>der</strong><br />

Lernenden, dass die für das Programmieren einer Homepage notwendige Software nicht zur<br />

Verfügung stand und potenzielle Lieferanten für die Produkte <strong>der</strong> Arbeitsgruppen nicht im<br />

schulischen Rahmen angerufen werden konnten:<br />

„In den Schulstunden hatten wir nicht die nötigen Mittel. Die Gestaltung <strong>der</strong> Homepage<br />

mussten wir in <strong>der</strong> Freizeit durchführen. Bei <strong>der</strong> Anfrage von Lieferanten und Einkäufen<br />

mussten wir auf die Freizeit ausweichen.“<br />

2.7 Auswirkungen des Moduls auf die Attraktivität <strong>der</strong> HMS<br />

Aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden wirkt sich das Modul an <strong>der</strong> Kantonsschule Baden sehr positiv auf<br />

die Attraktivität <strong>der</strong> HMS aus. Die Lehrkraft beurteilt diesen Aspekt grundsätzlich ebenfalls<br />

als positiv, nicht zuletzt weil die Schule traditionell bemüht ist, ihre Attraktivität auch durch<br />

an<strong>der</strong>e Module, wie Praktika, zu vergrössern:<br />

„Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Projekt eine negative Auswertung haben könnte.<br />

Das haben die Lernenden wirklich gerne gemacht. Inwieweit das aber die Entscheidung,<br />

eine HMS zu wählen, beeinflusst, kann ich nicht sagen. Vielleicht zählen da auch<br />

die übrigen Praxisbestandteile im Rahmen <strong>der</strong> Ausbildung. Unsere Schule hat schon seit<br />

längerer Zeit Praxisbestandteile in die Ausbildung eingebaut. Das fünfwöchige Praktikum<br />

gab es schon immer.“<br />

Auch <strong>der</strong> betreuende Praxisexperte ging davon aus, dass sich das Modul positiv auf die<br />

Attraktivität von HMS auswirkt. Zum einen weil die Lernenden eine klarere Vorstellung in<br />

Bezug auf ihr späteres Berufsleben gewinnen können, zum an<strong>der</strong>en weil sie eigene Neigungen<br />

und Kompetenzen bewusst erleben können:<br />

„Im ganzen Projekt liegt viel Emotionalität. Der Lernende kann spüren, ob ihm eine unternehmerische<br />

Tätigkeit gefallen würde o<strong>der</strong> nicht. Will er sich mit Problemen, die eine<br />

Lösung for<strong>der</strong>n, in <strong>Zukunft</strong> auseinan<strong>der</strong>setzen o<strong>der</strong> nicht. Er kann herausfinden, ob er<br />

kreative Spielräume o<strong>der</strong> klare Anweisungen bzw. Vorschriften braucht. Er kann spüren,<br />

wo er als Mensch glücklicher ist ! im Unternehmen o<strong>der</strong> in einer öffentlichen Verwaltung.“<br />

277


Teil II: Fallstudien zum Lernbüro und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

2.8 Gesamtbeurteilung des Moduls aus Sicht <strong>der</strong> Projektbeteiligten<br />

Die Lernenden beurteilen das Lernbüro an <strong>der</strong> Kantonsschule Baden fast ausnahmslos mit<br />

„sehr gut“ o<strong>der</strong> „gut“. Als beson<strong>der</strong>e Stärke des Moduls haben die Lernenden den hohen Grad<br />

<strong>der</strong> Selbständigkeit, die Vernetzung von Theorie und Praxis, das Herstellen „realer“ unternehmerischer<br />

Situationen sowie den innovativen Ansatz des Unterrichts (Kreativität, individuelle<br />

Arbeit, Abwechslung) hervorgehoben. Die Lernenden stellen in erster Linie einen positiven<br />

Einfluss zwischen dem Modul und dem Erreichen <strong>der</strong> schulischen Leistungsziele heraus. In<br />

eine ähnliche Richtung lauteten die Rückmeldungen <strong>der</strong> Lehrkraft und des Praxisexperten.<br />

Als wichtiges Element für das Gelingen des Moduls stellten alle Projektbeteiligten die Unterstützung<br />

durch einen selbständigen Unternehmer heraus, <strong>der</strong> die einzelnen Arbeitsgruppen bei<br />

<strong>der</strong> Bewältigung <strong>der</strong> individuellen Probleme betreute. Es fällt schliesslich auf, dass mit dem<br />

Lernbüro aus Sicht <strong>der</strong> Befragten eine Vielzahl <strong>der</strong> Leistungsziele entwe<strong>der</strong> sehr gut o<strong>der</strong> gut<br />

erreicht werden konnten.<br />

Was kann aus Sicht <strong>der</strong> Beteiligten verbessert werden? Die Hälfte <strong>der</strong> befragten Lernenden<br />

gab an, dass das Projekt keine negativen Aspekte mit sich gebracht habe. Die an<strong>der</strong>e Hälfte<br />

<strong>der</strong> Lernenden stellte negative Aspekte in Bezug auf die Vorbereitung auf das Modul bzw. die<br />

Betreuung, den Realitätsbezug sowie auf den Zeitpunkt bzw. den zeitlichen Rahmen für die<br />

Durchführung des Moduls heraus. Als eine Herausfor<strong>der</strong>ung im Modul stellte die Lehrkraft<br />

das Stärken <strong>der</strong> Eigenverantwortlichkeit <strong>der</strong> Lernenden für ihre Gruppenarbeitsprozesse (konkret<br />

Abholen von Unterstützung bei <strong>der</strong> Lehrkraft, Lösen von gruppeninternen Konflikten bei<br />

<strong>der</strong> Aufgabenverteilung), den relativ hohen Zeitdruck <strong>der</strong> Lernenden sowie die Unterstützung<br />

<strong>der</strong> Arbeitsgruppen heraus. Schliesslich betonten alle Beteiligten, dass <strong>der</strong> Praxisexperte frühzeitiger<br />

mit einbezogen werden sollte.<br />

Aufgrund des höheren Gewichts positiver Aspekte im Vergleich zu den negativen Aspekten,<br />

gingen sämtliche Beteiligten davon aus, dass sich das Modul aus Sicht <strong>der</strong> Projektbeteiligten<br />

positiv auf die Attraktivität <strong>der</strong> HMS auswirken wird.<br />

3 Kritische Würdigung und Schlussfolgerungen<br />

Zunächst werden die mit dem Modul angesprochenen Leistungsziele und <strong>der</strong>en Erreichung<br />

kritisch analysiert. Die zusammenfassende kritische Würdigung konzentriert sich zudem auf<br />

die Frage, inwieweit die Richtlinien für berufliche Praxis im Rahmen des Moduls an <strong>der</strong> Kantonsschule<br />

Baden berücksichtigt werden konnten. Im Rahmen dieser Analyse werden die einschlägigen<br />

Literaturempfehlungen zur Gestaltung von Lernbüros mit einbezogen. Abschliessend<br />

werden weitere Erfolgsfaktoren für die Gestaltung des organisatorischen Rahmens von<br />

Lernbüros herausgestellt. Diese Aspekte können mit Blick auf die Planung und Durchführung<br />

von Lernbüros im Rahmen von an<strong>der</strong>en <strong>Handelsmittelschulen</strong> wertvolle Ansatzpunkte liefern.<br />

Berücksichtigt man den für die Durchführung des Moduls knapp bemessenen zeitlichen Rahmen<br />

von etwa 20 Lektionen, so erstaunen die in den Schülerdossiers dokumentierten Ergebnisse.<br />

Trotz <strong>der</strong> hohen inhaltlichen und zeitlichen Belastung <strong>der</strong> Lernenden konnte zudem<br />

eine relativ hohe Motivation und Zufriedenheit <strong>der</strong> Lernenden mit dem Gesamtprojekt festgestellt<br />

werden.<br />

Inwieweit konnten mit dem Modul die adressierten Leistungsziele auch erreicht werden?<br />

Zwar wurde mit dem Modul „Unternehmungsgründung, Produktentwicklung, Marketingkonzept“<br />

an <strong>der</strong> Kantonsschule Baden eine Mehrzahl <strong>der</strong> Leistungsziele erreicht. Die Analyse<br />

zeigt jedoch, dass zentrale Schlüsselkompetenzen für die Durchführung eines Lernbüros, wie<br />

„Arbeitsabläufe kontinuierlich analysieren bzw. verbessern“, „Ziele erreichen“ sowie<br />

„‚richtige’ „Ziele und Prioritäten setzen“ an<strong>der</strong>s als Ziele wie „Kundengespräche vorbereiten“<br />

o<strong>der</strong> „Organigramme entwickeln und interpretieren“, nicht leicht geför<strong>der</strong>t werden können.<br />

278


Lernbüro an <strong>der</strong> Kantonsschule Baden<br />

Hier ist zu fragen, wie sehr die Lernenden ihre Fähigkeit verbessern konnten, ihre „Arbeitsschritte<br />

systematisch zu planen, zu analysieren, zu beschreiben und fortlaufend anzupassen“<br />

bzw. „Ziele zu erreichen“. Es ist anzunehmen, dass die Rahmenbedingungen (d. h. <strong>der</strong> punktuelle<br />

Beizug des Praxisexperten zu zwei Terminen mit jeweils zwei Lektionen für die individuelle<br />

Betreuung <strong>der</strong> Gruppen, <strong>der</strong> mit zwei Lektionen knappe zeitliche Rahmen, die hohe<br />

Komplexität <strong>der</strong> Gruppenaufträge und die relativ hohe Anzahl <strong>der</strong> Arbeitsgruppen) auch den<br />

Verlauf <strong>der</strong> Beratungsgespräche beeinflussten. So wurden die Lernenden bei <strong>der</strong> Planung<br />

konkreter Arbeitsschritte o<strong>der</strong> dem Setzen von Zielen zwar unterstützt. Ihre Kompetenzen,<br />

Arbeitsschritte systematisch zu planen, zu analysieren, zu beschreiben und fortlaufend zu<br />

verbessern o<strong>der</strong> Ziele zu setzen bzw. diese eigenverantwortlich zu erreichen, dürften aufgrund<br />

<strong>der</strong> oben skizzierten Rahmenbedingungen jedoch (wenn überhaupt) nur ansatzweise geför<strong>der</strong>t<br />

worden sein. Der Fokus dürfte eher auf <strong>der</strong> Erstellung eines bestimmten Lernproduktes (z. B.<br />

Erstellen eines Business-Planes o<strong>der</strong> Festlegen <strong>der</strong> Aufbauorganisation) und nicht auf <strong>der</strong><br />

För<strong>der</strong>ung und Reflexion <strong>der</strong> hierfür notwendigen Methodenkompetenzen gelegen haben.<br />

Dieser Aspekt zeigt sich auch in den Protokollen <strong>der</strong> Lernenden: Zwar waren die Lernenden<br />

auch gefor<strong>der</strong>t, jeweils die geplanten Schritte in Bezug auf das weitere Vorgehen im Projekt<br />

auszuweisen, empfanden dies gemäss <strong>der</strong> Fachlehrkraft jedoch „als sehr lästig“ und haben<br />

dies, wenn überhaupt, „nur ansatzweise erledigt“.<br />

Wenn diese Ziele auch (erfreulicherweise) sehr realitätsnah erscheinen, muss jedoch die För<strong>der</strong>ung<br />

dieser Ziele im Rahmen eines relativ kurzen Moduls als wenig realistisch eingestuft<br />

werden. Somit sind diese Kompetenzen eher wichtige Voraussetzungen für die Durchführung<br />

eines Lernbüros, die im Vorfeld geschaffen werden sollten. In diesem Zusammenhang kann<br />

gar noch etwas kritischer gefragt werden, ob die Gründung einer (fiktiven) Unternehmung<br />

bzw. die Erstellung eines Business-Planes eine Aufgabe ist, die auch dualen Berufslernenden<br />

zugemutet werden kann, und damit auch sinnvoll in den Rahmen von vollzeitschulischen<br />

Ausbildungsgängen integriert werden soll. M. a. W.: Es geht im Rahmen <strong>der</strong> Gestaltung darum,<br />

die Lernenden zwar mit einer für sie herausfor<strong>der</strong>nden Problemstellung zu konfrontieren,<br />

jedoch sollte sowohl bei <strong>der</strong> Problemstellung als auch bei <strong>der</strong> Fixierung <strong>der</strong> Lernziele<br />

eine Überfor<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Lernenden vermieden werden.<br />

Bevor <strong>der</strong> Frage nachgegangen wird, inwieweit das Modul die Richtlinien für berufliche Praxis<br />

abdecken konnte, wird die Auswahl <strong>der</strong> Leistungsziele in Bezug auf die übrigen schulischen<br />

Leistungsziele beurteilt. Dabei kann eine Verzahnung <strong>der</strong> schulischen Leistungsziele<br />

und <strong>der</strong> Ziele für das Lernbüro festgestellt werden, so dass im Vorfeld erworbene Kompetenzen<br />

ausgebaut bzw. gefestigt werden konnten: So war aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden, wie<br />

unter 2.1 erläutert, beispielsweise <strong>der</strong> Transfer von bereits erarbeiteten Wissensinhalten in die<br />

„Praxis“ des Lernbüros ein zentraler Baustein für den Erfolg dieses Projektes. Umgekehrt<br />

dürfte erwartet werden, dass die Lernenden bestimmte im Projekt erarbeitete Wissensinhalte<br />

zu gegebener Zeit auch wie<strong>der</strong> in den Fachunterricht einfliessen lassen werden. Auch könnte<br />

sich die Bereitschaft <strong>der</strong> Lernenden, sich nach einer „praktischen“ Erfahrung im Rahmen<br />

eines Lernbüros erneut vertieft mit „theoretischen“ Wissensinhalten im Rahmen des Fachunterrichts<br />

auseinan<strong>der</strong> zu setzen, vergrössert haben. Jedoch sollten die Lehrkräfte <strong>der</strong> Fächer<br />

Betriebs- und Rechtskunde bzw. Rechnungswesen, wie unter Kapitel 2.4 <strong>der</strong> Fallstudie<br />

herausgearbeitet wurde, auch die Gelegenheit erhalten, von den im Rahmen des Moduls<br />

erworbenen Kompetenzen <strong>der</strong> Lernenden zu erfahren und diese Kompetenzen zu einem<br />

späteren Zeitpunkt in den jeweiligen Fachunterricht mit einzubeziehen.<br />

Im Folgenden wird <strong>der</strong> Frage nachgegangen, inwieweit mit dem Modul die Richtlinien für berufliche<br />

Praxis erfüllt werden (konkret: Integration von Sozial- und Methodenkompetenzen,<br />

Herstellen von Authentizität, Möglichkeit <strong>der</strong> selbständigen Planung, Durchführung und<br />

Kontrolle <strong>der</strong> Arbeitsschritte bzw. -ergebnisse). Das Modul spricht zwar eine Vielzahl praxisnaher<br />

Fach-, Methoden- und Sozialkompetenzen an, die auch mehrheitlich „gut“ bzw. „sehr<br />

279


Teil II: Fallstudien zum Lernbüro und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

gut“ erreicht werden konnten. Auch hier zeigt sich jedoch, dass anspruchsvollere Leistungsziele,<br />

wie „Ziele und Prioritäten setzen“ o<strong>der</strong> „Überlastungen frühzeitig erkennen und situationsgerecht<br />

reagieren“, nicht vollständig erreicht werden konnten. Zudem adressieren diese<br />

Ziele wichtige Schlüsselkompetenzen für eine Unternehmensgründung, die somit Voraussetzung<br />

für eine erfolgreiche Unternehmensgründung sind und daher im Vorfeld geför<strong>der</strong>t werden<br />

sollten.<br />

Wie ist die Authentizität des Projektes (hoher Praxisbezug, umfassende Problemstellung,<br />

Realitätsnähe durch Abbilden betrieblicher Funktionsbereiche) zu beurteilen? Durch die<br />

Auswahl <strong>der</strong> adressierten Leistungsziele, die umfassende Problemstellung, das Abbilden<br />

betriebswirtschaftlicher Funktionsbereiche, den Kontakt zur Berufspraxis, das Erstellen realer<br />

Produkte bzw. eines Prototypen sowie die bereitgestellten finanziellen Ressourcen, konnte<br />

mit dem Modul eine hohe Realitätsnähe hergestellt werden. Das Projekt ging von einer (zu?)<br />

umfassenden Problemstellung aus, wie sie die Gründung einer (fiktiven) Unternehmung<br />

darstellt. Auch die Tatsache, dass die Lernenden, wie oben dargestellt, zentrale<br />

Funktionsbereiche einer Unternehmung abdeckten (d. h. Produktion bzw. Einkauf, Verkauf,<br />

Marketing, Finanzen und Administration), unterstreicht das Anliegen des Projektes, einen<br />

hohen betrieblichen Praxisbezug zu ermöglichen. Nicht zuletzt konnten sich die Lernenden,<br />

durch den für das Projekt bereitgestellten finanziellen Rahmen (vgl. Kapitel 1.7 <strong>der</strong><br />

Fallstudie), in die Rolle einer Unternehmerin bzw. eines Unternehmers hineinversetzen, wie<br />

folgendes Zitat illustriert:<br />

„Wenn wir kein Geld bekommen hätten, hätten wir das auch nicht gemacht. Als Schüler<br />

hat man ja nicht Unmengen Geld.“<br />

Zudem ist <strong>der</strong> Kontakt zur realen Aussenwelt (z. B. Zulieferbetriebe, Wirtschaftsexperten)<br />

zentral für das Gelingen eines Lernbüros: So nahmen die Lernenden Kontakt mit lokalen<br />

Betrieben auf, um sich in Bezug auf die Erstellung des Prototyps bzw. für die Realisierung<br />

<strong>der</strong> Geschäftsidee beraten zu lassen. In diesem Zusammenhang dürfte die Zusammenarbeit<br />

mit einem Unternehmer, <strong>der</strong> die Lernenden im Rahmen ihrer individuellen Projekte unterstützte<br />

(vgl. Kapitel 1.5 <strong>der</strong> Fallstudie), die von den Lernenden wahrgenommene Praxisnähe<br />

des Moduls positiv beeinflusst haben. Ein Teil <strong>der</strong> Lernenden hat zwar Kontakte zur Unternehmenspraxis<br />

knüpfen können. Jedoch wurde in diesem Zusammenhang deutlich, dass sich<br />

ein Grossteil <strong>der</strong> Lernenden durchaus intensivere Aussenkontakte zu an<strong>der</strong>en Unternehmen<br />

(Banken, Lieferanten, Beratungsunternehmen etc.) gewünscht hätte, beispielsweise um die<br />

Realisierbarkeit <strong>der</strong> Business-Pläne abklären zu können. Jedoch waren einige Lernende damit<br />

überfor<strong>der</strong>t, Kontakte zur Aussenwelt herzustellen und hätten sich hier zusätzliche Unterstützung<br />

durch die Lehrkraft o<strong>der</strong> den Praxispartner gewünscht. Es kann angenommen werden,<br />

dass eine Intensivierung <strong>der</strong> Aussenkontakte den von den Lernenden wahrgenommenen<br />

Realitätsbezug des Moduls und damit auch <strong>der</strong>en Motivation zusätzlich erhöht hätte.<br />

Auch zeichnet sich das Projekt insgesamt durch einen hohen Praxisbezug aus und wirkt dadurch<br />

insgesamt realitätsnah, weil die verschiedenen betrieblichen Funktionsbereiche abgebildet<br />

werden. Dennoch muss hier eine Einschränkung in Bezug auf den Aspekt „Job-Rotation“<br />

vorgenommen werden: Zwar erhielten die Lernenden einen Einblick in die Tätigkeiten und<br />

Abläufe <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Funktionsbereiche, konnten jedoch kein tieferes Verständnis <strong>der</strong> Aufgaben<br />

und Probleme des jeweils an<strong>der</strong>en Bereichs erlangen. Damit kann an dieser Stelle nicht<br />

von „Job-Rotation“ gesprochen werden, weil die Lernenden nicht die Gelegenheit erhalten,<br />

begründete Entscheidungen in den an<strong>der</strong>en Funktionsbereichen selbst zu treffen. Die einschlägige<br />

Literatur empfiehlt zwar, dass die Lernenden im Rahmen eines „Lernbüros“ möglichst<br />

auch unterschiedliche Abteilungen kennen lernen. Ziel des Moduls war es jedoch nicht,<br />

das Konzept „Job-Rotation“ umzusetzen. So ging es im Rahmen des Moduls weniger um das<br />

operative Führen einer Unternehmung, son<strong>der</strong>n um strategische Entscheide. Das gewählte<br />

280


Lernbüro an <strong>der</strong> Kantonsschule Baden<br />

didaktische Design des Lernbüros spricht somit eher für eine Zuordnung <strong>der</strong> betrieblichen<br />

Funktionsbereiche zu festen Aufgabenträgern als für ein Job-Rotation-Konzept.<br />

Die Projektkonzeption sowie die Analyse <strong>der</strong> Lernprodukte zeigen ferner, dass die einzelnen<br />

Arbeitsgruppen „typische“ Fragestellungen <strong>der</strong> zentralen Funktionsbereiche eines Unternehmens<br />

(Einkauf, Produktion, Verkauf, Marketing, Finanzen und Administration) bearbeitet haben.<br />

Der Praxisexperte sah im Projekt aber „eine Vernetzung vieler Dinge“, wie Gesellschafts-<br />

und Haftungsfragen bis hin zu Fragestellungen des Marketings, realitätsnah abgedeckt.<br />

Ungeachtet <strong>der</strong> zahlreichen Aspekte, welche für eine hohe Authentizität des Lernbüros sprechen,<br />

hat ein Teil <strong>der</strong> Lernenden das Modul letztlich als Fiktion erlebt. Worauf ist dies zurückzuführen?<br />

Zum einen konnten im Rahmen des Moduls keine bzw. nur in begrenztem<br />

Ausmass „reale“ unternehmerische Entscheide getroffen werden: Zwar wirkte sich <strong>der</strong> Umstand,<br />

dass Fehlentscheidungen in einem Lernbüro keine ökonomischen Konsequenzen für<br />

die Lernenden haben, im Mittel positiv auf <strong>der</strong>en Motivation aus. Jedoch beklagen die Lernenden,<br />

„dass alles fiktiv“ sei. Dieses Bild bestätigt beispielsweise die Forschungsergebnisse<br />

von Fix (1989, S. 23).<br />

Daher ist zu fragen, wie <strong>der</strong> Realitätsbezug des Moduls an <strong>der</strong> Kantonsschule Baden verbessert<br />

werden kann. In diesem Zusammenhang erscheint <strong>der</strong> frühere Einbezug des Praxisexperten<br />

sehr wichtig, um das Modul von Beginn an realitätsnah gestalten zu können, Aufträge zu<br />

konkretisieren und die Lernenden in Bezug auf die wesentlichen Entscheide im Rahmen <strong>der</strong><br />

Unternehmensgründung unterstützen zu können. Auch kann <strong>der</strong> Experte die Kontaktaufnahme<br />

mit <strong>der</strong> unternehmerischen Praxis unterstützen. Mit einem stärkeren Einbezug von Praxispartnern<br />

in das Projekt dürfte auch die Betreuung <strong>der</strong> Lernenden verbessert werden.<br />

Ein weiteres Element <strong>der</strong> Richtlinien für berufliche Praxis ist die Selbständigkeit <strong>der</strong> Lernenden.<br />

Wie kann <strong>der</strong> Grad <strong>der</strong> Selbständigkeit <strong>der</strong> Lernenden beurteilt werden? Die Lernenden<br />

(z. B. durch kontinuierliche Arbeitsplanungen, gruppenindividuelles Feedback in Bezug auf<br />

Projektfortschritt) waren gefor<strong>der</strong>t, einzelne Arbeitsschritte zu planen und <strong>der</strong>en Erreichung<br />

zu evaluieren. Zwar konnten die Lernenden selbständig arbeiten, jedoch kann in diesem Zusammenhang<br />

die Fähigkeit <strong>der</strong> Lernenden verbessert werden, die einzelnen Arbeitsschritte<br />

selbständig zu planen und zu evaluieren. Die Lehrkraft skizzierte die an sie gestellten Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

wie folgt:<br />

„Die Lehrkraft bewegt sich im Spannungsfeld, einerseits Probleme <strong>der</strong> Lernenden lösen<br />

zu müssen und ihnen an<strong>der</strong>erseits Zeit für eigenes Arbeiten zu lassen bzw. diese nicht zu<br />

bevormunden. Die oben erläuterte wi<strong>der</strong>sprüchliche Erwartungshaltung an die Lehrkraft<br />

zeigten die Lernenden nicht gegenüber dem Praxisexperten.“<br />

Wie kann die Selbständigkeit/Eigenverantwortung <strong>der</strong> Lernenden verbessert werden? Zunächst<br />

sollte darauf geachtet werden, dass die Selbständigkeit <strong>der</strong> Lernenden ! analog zu den<br />

an<strong>der</strong>en anspruchsvolleren Leistungszielen des Moduls ! auch im übrigen Fachunterricht geför<strong>der</strong>t<br />

wird und nicht erst im Rahmen eines entsprechenden praxisorientierten Moduls. In<br />

einem solchen Projekt, bei dem die Eigenverantwortung bzw. Selbständigkeit <strong>der</strong> Lernenden<br />

sowohl Voraussetzung als auch Ziel sind, kann es zum einen nicht darum gehen, den Lernenden<br />

die wesentlichen Schritte abnehmen zu wollen o<strong>der</strong> sie zum an<strong>der</strong>en, wie an einer Stelle<br />

von den Lernenden gewünscht, völlig selbständig machen zu lassen. Derartige Signale würden<br />

nämlich bedeuten, dass man mit Eigenverantwortlichkeit <strong>der</strong> Lernenden we<strong>der</strong> rechnet<br />

noch bereit ist, diese einzufor<strong>der</strong>n. Auch kann es nicht darum gehen, dass man den Grad <strong>der</strong><br />

Selbständigkeit bzw. Eigenverantwortung <strong>der</strong> Lernenden dadurch zu erhöhen versucht, indem<br />

man den Lernenden (noch) mehr Freiräume gewährt, wie folgendes Zitat <strong>der</strong> Lehrkraft<br />

illustriert:<br />

281


Teil II: Fallstudien zum Lernbüro und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

„Ich hatte die grösste Mühe, die Gruppe <strong>der</strong> Homepage-Gestaltung zu packen. Sie wollten<br />

immer zu Hause arbeiten, weil das Programm zur Erstellung <strong>der</strong> Homepage nur zu<br />

Hause laufe.“<br />

Dadurch würde man den Lernenden bzw. den einzelnen Gruppen noch weniger die Möglichkeit<br />

geben, in Bezug auf ihren Arbeitsfortschritt und ihre spezifischen Problemlagen ein regelmässiges<br />

und sorgfältiges Feedback zu empfangen. Dass dies jedoch unabdingbar ist, zeigen<br />

die vielfältigen Schil<strong>der</strong>ungen sämtlicher Projektbeteiligter. Die Lehrkraft muss zudem<br />

den Lernenden ihre Rolle als Coach von Beginn an klarer kommunizieren. Auch können klare<br />

inhaltliche Aufträge, die auf die Lernvoraussetzungen <strong>der</strong> Schülerinnen und Schüler abgestellt<br />

sind sowie ergänzende und rechtzeitige inhaltliche Inputs (z. B. Erstellen eines Business-Planes)<br />

einer zeitlichen bzw. inhaltlichen Überfor<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Lernenden entgegenwirken.<br />

Last but not least benötigt eine Lehrkraft angesichts <strong>der</strong> grossen Zahl <strong>der</strong> involvierten<br />

Arbeitsgruppen rechtzeitig <strong>der</strong> Unterstützung durch Praxisvertreter, um die unterschiedlichen<br />

Aufgaben, welche an eine Betreuung eines Lernbüros gestellt werden, erfüllen zu können.<br />

Dennoch kann nicht erwartet werden, dass mit <strong>der</strong>artigen Rahmenbedingungen die Lehrkraft<br />

letztlich von den Lernenden wie ein externer Experte wahrgenommen und (bei gleicher Leistung)<br />

auch entsprechend gleich beurteilt wird. Was sind Gründe hierfür? Zum einen könnte<br />

dies in <strong>der</strong> Wertschätzung begründet liegen, die die Lernenden <strong>der</strong> „Theorie“ einerseits und<br />

<strong>der</strong> „Praxis“ an<strong>der</strong>erseits entgegenbringen (vgl. hierzu Kapitel 2.1 <strong>der</strong> Fallstudie): Dort wurde<br />

deutlich, dass aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden in <strong>der</strong> Schule zwar „theoretisches Wissen erarbeitet“<br />

wird, im Modul jedoch erstmals die Gelegenheit geboten wird, „selbst unternehmerische<br />

Entscheide fällen zu können“. Die Lernenden brachten zudem zum Ausdruck, dass sie in den<br />

einzelnen Fächern Vieles theoretisch behandelt haben, jedoch „nie etwas Richtiges gemacht“<br />

hätten. Nicht zuletzt könnten sich Wirtschaftsmittelschüler (z. B. im Gegensatz zu Gymnasiasten)<br />

dadurch auszeichnen, dass „praktische“, d. h. direkt umsetzbare Wissensinhalte<br />

(„Verfügungswissen“) gegenüber „theoretischen“ Überlegungen („Orientierungswissen“)<br />

überbewertet werden. Es darf angenommen werden, dass sich diese Einstellung auch in <strong>der</strong><br />

Wahrnehmung bzw. <strong>der</strong> Haltung gegenüber den unterschiedlichen Betreuern und letztlich im<br />

Verhalten gegenüber <strong>der</strong> Lehrkraft einerseits und dem Praxisexperten an<strong>der</strong>erseits konkretisiert.<br />

Hierzu ein Zitat eines Lernenden:<br />

„Diese Gespräche waren aber nicht wichtig mit <strong>der</strong> Lehrkraft. Mit dem Praxispartner<br />

hingegen schon.“<br />

Die Lehrkraft in ähnlicher Weise:<br />

„Der Autoritätswert eines Praktikers ist höher. Was er sagt, kann nicht in Frage gestellt<br />

werden. Was <strong>der</strong> Lehrer sagt hingegen schon.“<br />

Abschliessend werden Empfehlungen in Bezug auf die Gestaltung <strong>der</strong> organisatorischen Rahmenbedingungen<br />

(infrastrukturelle und zeitliche Bedingungen) gegeben. Um die Lernenden<br />

zum einen optimal betreuen zu können, erscheint es wichtig, dass die Mehrzahl <strong>der</strong> Arbeiten<br />

auch in <strong>der</strong> Schule erledigt werden können (z. B. das Programmieren einer Homepage erfor<strong>der</strong>t<br />

bestimmte Software; die Kontaktaufnahme mit potenziellen Lieferanten erfor<strong>der</strong>t ein<br />

Telefon). Damit dürfte zum an<strong>der</strong>en Zusatzarbeit im häuslichen Rahmen reduziert werden,<br />

weil sichergestellt werden kann, dass die Lernenden die im Stundenplan berücksichtigte Zeit<br />

auch tatsächlich dem Projekt widmen, die Lernenden im Team am Projekt arbeiten und nicht<br />

„auf den letzten Drücker“ ihre einzelnen Arbeiten zu einer Gruppenleistung zusammenführen<br />

müssen. Zudem erhöht dies die Möglichkeit, dass die Lernenden im Falle von Problemen o<strong>der</strong><br />

Unsicherheiten bereits in <strong>der</strong> Schule die notwendige Unterstützung durch die Betreuer in <strong>der</strong><br />

Schule abrufen können und letztlich (mittelbar) den Grad an Eigenverantwortung und Selbständigkeit.<br />

282


Lernbüro an <strong>der</strong> Kantonsschule Baden<br />

Die Lernenden haben den Zeitpunkt, zu dem das Modul durchgeführt wird, kritisiert, weil<br />

durch ein Praktikum eine durchgängige Bearbeitung des Moduls nicht möglich sei. Jedoch<br />

muss an dieser Stelle betont werden, dass die Lernenden einer zweiten Klasse einerseits über<br />

für ein Lernbüro notwendiges Vorwissen verfügen und an<strong>der</strong>erseits nicht unmittelbar vor den<br />

Abschlussprüfungen stehen. Vor diesem Hintergrund erscheint es sinnvoll, das Modul mit<br />

Lernendem des zweiten Jahres durchzuführen. Ein Ausweichen auf das erste Semester im<br />

zweiten Jahr wäre auch ungünstig, weil hier ein mehrwöchiger Sprachaufenthalt durchgeführt<br />

wird. Schliesslich ist davon auszugehen, dass Projekte, die nicht „an einem Stück“ bearbeitet<br />

werden können, auch kennzeichnend für die berufliche Praxis sein dürften und daher entsprechende<br />

Kompetenzen <strong>der</strong> Lernenden erfor<strong>der</strong>n. In Bezug auf die Dauer wünschten sich<br />

ein Teil <strong>der</strong> Lernenden mehr Zeit für die Bearbeitung <strong>der</strong> Aufgaben des Moduls. Wenn sich<br />

hier auch nur wenig Möglichkeiten ergeben, den zeitlichen Rahmen für das Modul auszuweiten,<br />

so wird hier jedoch bezweifelt, dass sich die Lernenden aufgrund <strong>der</strong> relativ geringen Bedeutung<br />

<strong>der</strong> Zeugnisnote für das Fach, über einen längeren Zeitraum mit gleicher Intensität<br />

und Begeisterung ihrem Modul gewidmet hätten. Allenfalls sollte auch hier darauf geachtet<br />

werden, dass die intensive zeitliche Belastung durch klarere Aufträge bzw. intensivere<br />

Begleitung <strong>der</strong> einzelnen Arbeitsgruppen reduziert wird.<br />

283


La formation à la pratique professionnelle à l’ESC Neuchâtel (Lycée Jean Piaget)<br />

La formation à la pratique professionnelle à l’ESC Neuchâtel<br />

(Lycée Jean Piaget)<br />

Beat Estermann<br />

1 Description du module<br />

Durant la deuxième et la troisième année de leurs études, les élèves suivent une „formation à<br />

la pratique professionnelle“ (FPP) comprenant quatre modules pratiques du type „entreprise<br />

virtuelle“ (simulation des activités d’une entreprise). Ces modules sont expérimentés depuis<br />

plusieurs années avec des groupes pilotes, l’objectif étant de les introduire à terme pour tous<br />

les élèves de l’école de commerce, soit une centaine d’élèves de la filière „diplôme de commerce“<br />

(DC) et une centaine d’élèves de la filière „maturité professionnelle commerciale“<br />

(MPC) par cohorte.<br />

La présente évaluation concerne deux groupes d’élèves, suivis séparément par deux équipes<br />

d’enseignants différentes: une centaine d’élèves DC qui ont suivi le premier et le deuxième<br />

module durant l’année scolaire 2006/2007 (et qui suivront les deux autres modules durant<br />

l’année scolaire 2007/2008) et une centaine d’élèves MPC qui ont accompli les deux premiers<br />

modules durant l’année scolaire 2005/2006 et les deux <strong>der</strong>niers au semestre d’hiver 2006.<br />

1.1 Idée de base<br />

Chaque module de formation pratique concerne un secteur économique différent et comprend<br />

une grande variété de tâches se rapprochant autant que possible de situations réelles dans le<br />

domaine économique en question. Certaines de ces tâches prévoient des jeux de rôle entre les<br />

élèves et des intervenants externes ou des enseignants (p.ex. entretien de vente, demande de<br />

crédit, demande d’une augmentation de salaire, etc.).<br />

Pour l’école, l’objectif principal de la FPP consiste à „immerger – durant quatre heures consécutives<br />

– l’élève dans l’activité professionnelle quotidienne d’un apprenti du secteur d’activité<br />

professionnelle choisi. En conséquence, le travail fourni par l’apprenant constitue une<br />

part du travail global de l’entreprise ‚fictive’ dans laquelle il est ‚employé’. Ainsi, l’élève –<br />

dans le cadre de ‚son entreprise’ – doit exécuter [des] tâches que lui demande son employeur.“<br />

1.2 Cadre temporel, étapes (structuration du programme)<br />

Les modules sont étalés sur deux années scolaires, à raison de 2 heures par semaine prévues à<br />

l’horaire. Ces heures sont regroupées en blocs de 3 heures 30 (filière MPC) ou 4 heures<br />

(filière DC), occupant tous les jeudi (filière MPC) ou vendredi (filière DC) après-midi durant<br />

plusieurs semaines. Ainsi, des périodes FPP alternent avec des périodes durant lesquelles les<br />

élèves ont congé. En troisième année, les deux modules sont concentrés sur le premier semestre<br />

– les élèves ont donc un après-midi de congé hebdomadaire durant le deuxième<br />

semestre. Le tableau ci-dessous donne une idée de la répartition des modules dans le temps.<br />

284


La formation à la pratique professionnelle à l’ESC Neuchâtel (Lycée Jean Piaget)<br />

2 e année, 1 er semestre Module 1: Gestion d’un stand d’exposition (secteur commercial)<br />

2 e année, 2 e semestre Module 2: Gestion d’un centre de fitness (secteur des services)<br />

3 e année, 1 er semestre<br />

(évt. début du 2 e semestre)<br />

Module 3: Gestion d’une entreprise artisanale.<br />

Module 4: Gestion d’une entreprise industrielle.<br />

Chaque module comporte une session d’introduction et plusieurs sessions avec des tâches à<br />

réaliser par les élèves, suivies d’une évaluation finale.<br />

En règle générale, les élèves prennent connaissance des tâches à réaliser par le biais d’un<br />

cahier des charges qui leur est remis au début de chaque session. Ce <strong>der</strong>nier stipule pour<br />

chaque tâche le nombre d’élèves devant participer à son exécution. Parfois, des élèves sont<br />

désignés explicitement pour telle ou telle tâche – soit pour garantir la cohérence par rapport<br />

aux tâches précédentes (la personne ayant effectué une tâche doit également s’occuper<br />

d’éventuelles corrections à apporter), soit pour garantir une certaine rotation des élèves entre<br />

les domaines concernés (afin d’éviter que ce soit toujours la même personne qui s’occupe du<br />

même type de tâches) ou pour éviter que les germanophones effectuent toutes les tâches<br />

faisant appel à des connaissances de l’allemand. Les cahiers des charges de la filière MPC<br />

comprennent également pour chaque tâche une indication du temps estimé nécessaire à sa<br />

réalisation et une clé de répartition des tâches parmi les élèves. Ces indications ne figurent pas<br />

dans les cahiers des charges de la filière DC. À part cela, les cahiers des charges des deux<br />

filières sont structurés de la même façon, avec des différences de contenu (volume et<br />

difficulté des tâches).<br />

Dans la filière MPC, un examen a lieu à la fin de chaque module, sous la forme d’un questionnaire<br />

à choix multiples et d’une interrogation orale par groupe. Les élèves DC sont<br />

évalués uniquement sur la base du travail effectué dans le cadre des activités pratiques du<br />

module.<br />

1.3 Objectifs de formation pratique<br />

L’école a établi un catalogue des compétences sollicitées par la FPP, indiquant chaque fois les<br />

activités concernées. Comme ce catalogue met l’accent davantage sur des activités que sur<br />

des objectifs de formation précis, nous avons prié les deux responsables du programme de<br />

nous indiquer sur la base du catalogue de l’OFFT les objectifs de formation pratique abordés<br />

dans le cadre de la FPP. Le responsable du module DC a ainsi désigné, pour les deux premiers<br />

modules, 22 objectifs de formation pratique, dont 6 concernent des compétences méthodologiques<br />

et sociales, tandis que le responsable du module MPC a désigné, pour les quatre modules,<br />

58 objectifs, dont 11 concernent des compétences méthodologiques et sociales (voir le<br />

tableau au chapitre 2.1 de ce rapport).<br />

1.4 Authenticité<br />

Le travail dans le cadre d’une entreprise virtuelle permet aux élèves de se faire une idée concrète<br />

de certaines activités exercées au sein d’une entreprise réelle. Afin de proposer aux<br />

élèves des tâches qui correspondent au mieux à la réalité, les enseignants se sont documentés<br />

et ont pris contact avec des personnes appartenant au secteur de l’activité choisie ou à des<br />

membres des organisations du monde du travail. Certaines tâches prévoient en outre l’intervention<br />

de personnes externes dans le cadre de jeux de rôle. Cela garantit des activités aussi<br />

proches que possible de la réalité et confronte les élèves à des interlocuteurs qu’ils ne<br />

connaissent pas déjà du cadre scolaire.<br />

285


Teil II: Fallstudien zum Lernbüro und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

L’école s’efforce également à reproduire les conditions réelles d’une entreprise, en mettant à<br />

disposition des élèves, qui travaillent en groupes de 4 à 5, les appareils (ordinateur, imprimante,<br />

téléphone, fax, photocopieuse), logiciels et matériel de bureau dont ils disposeraient dans<br />

la réalité.<br />

Force est cependant de constater que les élèves doivent travailler dans des salles de cours et<br />

dans des salles d’informatique qui ne sont pas spécialement aménagées en bureaux. De plus,<br />

ces salles sont éparpillées dans le bâtiment et plusieurs groupes sont appelés à travailler dans<br />

une même salle. Il n’est ainsi guère possible de recréer l’ambiance d’une entreprise. De<br />

même, les élèves n’ont pas l’occasion de se frotter à la réalité en dehors de l’école, puisqu’ils<br />

ne sont à aucun moment amenés à sortir du cadre de la simulation. Tout au long du module,<br />

ils accomplissent des tâches définies par leurs enseignants, qui leur donnent un feedback en<br />

forme de notes.<br />

1.5 Intégration dans le cadre scolaire<br />

La FPP est suivie par tous les élèves de la volée. Les activités des modules se concentrent de<br />

manière générale sur les heures de cours prévues à cet effet. Dans certains cas, les élèves ont<br />

des tâches à faire à la maison (préparation d’entretiens avec des intervenants externes). Étant<br />

donné le caractère virtuel de ces tâches et le fait que les modules se déroulent au sein de<br />

l’école même, l’intégration de la FPP dans le cadre scolaire ne pose pas de problèmes particuliers<br />

du point de vue organisationnel. Quant au contenu des modules, une harmonisation de la<br />

FPP avec les plans d’études est envisagée.<br />

1.6 Évaluation des élèves<br />

Chaque tâche effectuée par les élèves fait en principe l’objet d’une note sur la base de critères<br />

qui sont communiqués aux élèves à l’avance 77 . Ainsi, chaque groupe obtient une note par<br />

tâche, qui contribue à la note finale du groupe. La note de chaque élève est ensuite calculée<br />

sur la base de la note du groupe, augmentée ou diminuée d’un point au maximum en fonction<br />

de sa participation et de son comportement.<br />

Les élèves MPC doivent en outre passer un test à la fin de chaque module, qui porte sur une<br />

partie des aspects traités dans le cadre de celui-ci.<br />

La note issue de la FPP est prise en compte dans le calcul des notes de différentes branches:<br />

français (à raison de 20 %), bureautique (20 %), informatique (20 %) et TQG (15 %). En<br />

troisième année de la filière MPC, la note de la FPP est d’abord combinée avec la note d’un<br />

travail interdisciplinaire (TIP), avant d’être intégrée dans les notes des différentes branches.<br />

77<br />

Les notes obtenues pour les tâches sont exprimées en fonction du jeu de rôle de l’entreprise virtuelle (les<br />

employés face à leur chef de bureau):<br />

6: votre chef de bureau accepte votre travail sans correction<br />

5: votre chef de bureau vous demande d’apporter de petites corrections<br />

4: votre chef de bureau vous demande des modifications significatives<br />

3: votre chef de bureau vous demande des modifications importantes<br />

2: votre chef de bureau vous demande de refaire le travail<br />

1: votre chef de bureau vous demande de refaire le travail et vous avertit qu’il n’acceptera plus à l’avenir un<br />

travail aussi insuffisant<br />

Les élèves MPC sont en outre pénalisés par le biais de la note: si un fichier n’est pas déposé au bon endroit<br />

ou s’il ne porte pas le nom correct (attribution de la note 1); si une tâche n’a pas été exécutée ou si les<br />

documents n’ont pas été rendus à temps (attribution de la note 1); ou si un document de plusieurs pages n’est<br />

pas agrafé (diminution de la note de 2 points). Le règlement pour les élèves DC est un peu moins strict en ce<br />

qui concerne ces exigences.<br />

286


La formation à la pratique professionnelle à l’ESC Neuchâtel (Lycée Jean Piaget)<br />

1.7 Conditions-cadre<br />

Tous les élèves de la volée concernée, c’est-à-dire une centaine d’élèves au total pour<br />

chacune des deux filières, doivent suivre les modules pratiques. Lorsque le programme sera<br />

entièrement déployé, les modules pratiques concerneront au niveau de l’école environ 400<br />

élèves simultanément, puisque la FPP est étalée sur deux ans.<br />

Le travail des élèves dans le cadre de la FPP est encadré par 5 ou 6 enseignants venant de<br />

branches différentes. L’encadrement est donc assuré par des équipes véritablement pluridisciplinaires<br />

qui, en plus, font appel à des intervenants externes – pour la plupart des directeurs<br />

d’entreprise – qui participent aux jeux de rôle et fournissent en principe un feedback aux<br />

élèves. Ainsi, au cours des trois semestres, chaque élève MPC a eu l’occasion d’avoir 4 à 5<br />

entretiens de 10 ! 15 minutes (jeu de rôle et feedback) avec une personne externe. Certains<br />

intervenants externes ont également fait part de leurs impressions en plénum (réunion de tous<br />

les élèves à la fin de la session), mais cette pratique a été abandonnée ensuite, les élèves<br />

n’étant plus concentrés en fin de journée et ne pensant qu’à rentrer chez eux. Dans la filière<br />

DC, seulement environ un quart des élèves ont pu mener un entretien avec un intervenant<br />

externe.<br />

La trame du travail en entreprise virtuelle est fournie par un guide volumineux 78 qui décrit<br />

pour chaque module l’entreprise dans laquelle les élèves travaillent ainsi que toutes les tâches<br />

qu’ils doivent effectuer. Ces guides témoignent d’un énorme travail conceptuel et logistique<br />

de la part des enseignants.<br />

Une particularité de l’école réside dans le fait qu’environ un tiers des élèves sont germanophones.<br />

Au sein de l’école, il existe donc des classes francophones et des classes bilingues.<br />

Les modules pratiques permettent de mélanger les élèves des différentes classes, ce qui favorise<br />

les échanges entre germanophones et francophones, d’autant plus qu’au début de chaque<br />

semestre, les groupes de travail sont recomposés. Puisque certains élèves germanophones<br />

viennent de loin (trajets pouvant atteindre 90 minutes), ils sont peu tolérants en ce qui concerne<br />

les dépassements d’horaire qui leur font manquer le train.<br />

2 Appréciation du module par les personnes concernées 79<br />

2.1 Résultats<br />

Le tableau de la page suivante donne un aperçu des réponses des enseignants et des élèves à<br />

la question de savoir dans quelle mesure le module a permis aux élèves d’atteindre les objectifs<br />

de formation pratique. Les objectifs correspondent à ceux qui ont été désignés par le<br />

responsable du programme après la fin des quatre modules pour la filière MPC (et donc pour<br />

le programme entier), et à la fin des deux premiers modules pour la filière DC (et donc pour la<br />

première moitié du programme).<br />

78<br />

79<br />

À titre d’exemple: la partie concernant le premier module de la filière MPC comprend une centaine de pages,<br />

celle de la filière DC fait à peu près la moitié de cette taille.<br />

Cette partie se base sur des données recueillies lors des entretiens de groupe avec :<br />

! deux groupes d’élèves MPC (au total 25 élèves sur ca. 100);<br />

! deux groupes d’élèves DC (au total 27 sur ca. 100);<br />

! les 6 enseignants qui ont encadré les élèves MPC, y compris le responsable du programme;<br />

! 4 des 5 enseignants qui ont encadré les élèves DC, y compris le responsable du programme.<br />

Ces personnes, ainsi que le cinquième enseignant des élèves DC et 56 élèves DC supplémentaires ont également<br />

fourni des données complémentaires par le biais d’un questionnaire. De plus, des entretiens individuels<br />

ont été menés avec 8 intervenants externes (sur 22) pour les élèves MPC et un intervenant (sur 3) pour les<br />

élèves DC, qui avaient tous participé aux modules pratiques à raison d’un ou de deux après-midis, avec<br />

chaque fois une douzaine de jeux de rôle avec des élèves. L’école a en outre fourni une série de documents<br />

sur le module, et nous avons eu l’occasion d’assister les élèves DC dans leur travail.<br />

287


Teil II: Fallstudien zum Lernbüro und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

Degré de réalisation des objectifs de formation pratique selon les enseignants et les élèves<br />

Objectifs de formation pratique (code OFFT)<br />

ens.<br />

DC<br />

élèves DC ens. MPC élèves<br />

MPC<br />

1. Savoir-vivre / présentation (17) n/a n/a bien moy.<br />

2. Planifier son travail; fixer des objectifs et des priorités (14) bien bien bien moy.<br />

3. Sens des responsabilités (7) bien bien bien moy.<br />

4. Disposition à participer au changement (21) n/a n/a bien moy.<br />

5. Aptitude à la communication (11) bien bien bien moy.<br />

6. Aptitude à gérer les conflits / savoir accepter la critique (13) bien bien bien moy.<br />

7. Aptitude au travail en équipe / collaboration (10) très bien très bien très bien moy.<br />

8. Aptitude au transfert (3) n/a n/a bien moy.<br />

9. Savoir choisir les outils de travail; être capable de choisir, d’évaluer et<br />

d’utiliser correctement des informations (1)<br />

10. Expérimenter de nouvelles techniques; maîtrise de techniques de<br />

créativité (5)<br />

bien bien bien moy.<br />

n/a n/a moy. moy.<br />

11. Attitude orientée vers le client / aptitude à la négociation (16) n/a n/a bien moy.<br />

12. Préparer un entretien avec un client (1.1.1.1) bien bien bien bien<br />

13. Entretien de vente: présenter des arguments et des propositions<br />

(1.1.2.1)<br />

n/a n/a bien moy.<br />

14. Classifier les clients (1.1.2.2) n/a n/a mal moy.<br />

15. Appliquer les règles du savoir-vivre (1.1.3.1) n/a n/a bien moy.<br />

16. Formuler des plaintes (1.1.3.2) n/a n/a bien moy.<br />

17. Connaître les prestations de service (1.2.1.1) bien bien bien moy.<br />

18. Expliquer un fichier clients (1.2.1.2) n/a n/a bien moy.<br />

19. Gérer un fichier clients (1.2.1.3) n/a n/a bien moy.<br />

20. Connaître les produits et les services (1.2.2.1) n/a n/a bien moy.<br />

21. Présenter des produits et des services (1.2.2.2) n/a n/a moy. moy.<br />

22. Planifier son travail de manière systématique (1.4.2.1) n/a n/a bien moy.<br />

23. Fixer les objectifs d’un travail d’équipe (1.4.2.2) bien bien très bien moy.<br />

24. Décrire les assurances sociales (1.7.1.3) n/a n/a bien mal<br />

25. Expliquer les déductions sociales d’un décompte de salaire (1.7.1.4) bien moy. très bien mal<br />

26. Appliquer le marketing-mix (1.7.3.1) n/a n/a bien mal<br />

27. Réunir la documentation et préparer une brève présentation sur son<br />

entreprise (1.7.4.1)<br />

bien bien bien moy.<br />

28. Établir des factures (1.7.5.1) n/a n/a bien mal<br />

29. Comptabiliser les documents reçus (1.7.5.2) bien moy. très bien moy.<br />

30. Expliquer les statistiques d’entreprise (1.7.5.3) n/a n/a p. du tout moy.<br />

31. Organiser différentes manifestations (1.7.6.1) n/a n/a très bien moy.<br />

32. Saisir des textes (2.1.1.1) bien bien très bien moy.<br />

33. Se servir du téléphone (2.1.1.2) bien bien bien moy.<br />

34. Utiliser des appareils électroniques de transmission de données<br />

(2.1.1.3)<br />

Légende<br />

n/a: non applicable, l’objectif ne faisant pas partie des objectifs indiqués par le responsable du programme<br />

cases en gris clair: objectifs dont la réalisation est douteuse, les appréciations étant divergentes<br />

cases en gris foncé: objectifs qui n’ont pas pu être atteints<br />

suite du tableau à la page suivante …<br />

n/a n/a moy. moy.<br />

288


La formation à la pratique professionnelle à l’ESC Neuchâtel (Lycée Jean Piaget)<br />

Degré de réalisation des objectifs de formation pratique selon les enseignants et les élèves<br />

(suite)<br />

Objectifs de formation pratique (code OFFT)<br />

ens.<br />

DC<br />

élèves<br />

DC<br />

ens.<br />

MPC<br />

élèves<br />

MPC<br />

35. Maîtriser les fonctions de la photocopieuse (2.1.1.4) bien bien bien moy.<br />

36. Choisir des programmes PC standard (2.1.2.1) bien bien bien moy.<br />

37. Vérifier des documents (2.1.2.2) bien bien très bien moy.<br />

38. Se procurer des informations (2.1.3.1) bien bien très bien moy.<br />

39. Gérer des données (2.1.4.1) bien bien très bien moy.<br />

40. Choisir les moyens de communication (2.2.1.1) n/a n/a très bien moy.<br />

41. Établir des documents agréables à l’œil (2.2.2.1) bien bien très bien moy.<br />

42. Utiliser l’imprimante/la photocopieuse de manière écologique (2.3.1.1) n/a n/a mal moy.<br />

43. Ergonomie du poste de travail (2.3.3.1) n/a n/a moy. moy.<br />

44. Sauvegarde des données électroniques (2.4.1.1) n/a n/a bien moy.<br />

45. Sécurité des données de l’entreprise (2.4.1.2) n/a n/a bien moy.<br />

46. Critères de classement (2.4.3.1) bien bien très bien moy.<br />

47. Évaluer les systèmes de classement (2.4.3.2) n/a n/a très bien moy.<br />

48. Rédiger des procès-verbaux (2.5.1.1) bien moy. très bien moy.<br />

49. Connaître le système de paiement (3.2.1.1) n/a n/a bien mal<br />

50. Expliquer les relevés de compte (3.2.1.2) n/a n/a très bien mal<br />

51. Rédiger une offre d’emploi (3.2.2.2) n/a n/a moy. moy.<br />

52. Recruter du personnel (3.2.2.3) n/a n/a mal mal<br />

53. Décrire le marché (3.2.3.1) n/a n/a mal moy.<br />

54. Évaluer des offres (3.2.5.1) n/a n/a bien moy.<br />

55. Gérer un stock (3.2.5.2) n/a n/a p. du tout moy.<br />

56. Décrire des processus de production (3.2.5.4) n/a n/a bien moy.<br />

57. Expliquer le plan comptable (3.3.1.1) n/a n/a très bien moy.<br />

58. Connaître les travaux liés aux pièces comptables (3.3.1.2) n/a n/a très bien mal<br />

59. Communiquer par écrit dans une langue étrangère (allemand/français)* bien moy. n/a n/a<br />

60. Mener des entretiens dans une langue étrangère (allemand/français)* moy. moy. n/a n/a<br />

Légende<br />

n/a: non applicable, l’objectif ne faisant pas partie des objectifs indiqués par le responsable du programme<br />

cases en gris clair: objectifs dont la réalisation est douteuse, les appréciations étant divergentes<br />

cases en gris foncé: objectifs qui n’ont pas pu être atteints<br />

* Les objectifs concernant les langues étrangères ont été indiqués par le responsable du programme des élèves DC, indépendamment du<br />

catalogue de l’OFFT.<br />

Pour les élèves DC, 19 des 22 objectifs définis sur la base du catalogue de l’OFFT ont pu être<br />

bien ou très bien atteints. La réalisation de trois objectifs est mise en doute, les élèves<br />

estimant qu’ils n’ont que moyennement pu être atteints: 25 – Expliquer les déductions<br />

sociales d’un décompte de salaire (1.7.1.4), 29 – Comptabiliser les documents reçus (1.7.5.2),<br />

48 – Rédiger des procès-verbaux (2.5.1.1). Par rapport à l’objectif 29, deux élèves déclarent<br />

qu’ils sont plutôt faibles en comptabilité et qu’ils ont donc essayé d’éviter ce genre de tâches<br />

durant le module. Les résultats pour les deux objectifs que l’école a définis en dehors du<br />

catalogue de l’OFFT, à savoir la communication écrite et orale dans une langue étrangère<br />

(allemand/ français), sont plutôt décevants: en ce qui concerne la communication écrite, les<br />

élèves estiment que l’objectif n’a été que moyennement atteint, alors que les enseignants<br />

289


Teil II: Fallstudien zum Lernbüro und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

trouvent qu’il a pu être bien atteint; quant à la communication orale, l’objectif n’a pas pu être<br />

atteint aussi bien selon les enseignants que selon les élèves. Ces deux objectifs sont nettement<br />

mieux évalués par les élèves germanophones, qui sont immergés dans un contexte<br />

francophone, que par les élèves francophones, qui doivent effectuer des tâches plutôt<br />

ponctuelles en allemand. Selon ces <strong>der</strong>niers, c’est surtout le manque de compétences<br />

préalables qui les a empêchés d’atteindre ces deux objectifs.<br />

Pour les élèves MPC, les résultats sont nettement moins bons: sur les 58 objectifs de formation<br />

désignés par le responsable du programme, un seul a clairement pu être atteint grâce<br />

aux modules pratiques: le no. 12 – Préparer un entretien avec un client. Il s’agit d’un objectif<br />

qui a pu être abordé grâce aux jeux de rôle avec les intervenants externes. Neuf objectifs<br />

n’ont clairement pas pu être atteints: 14 – Classifier les clients, 30 – Expliquer les statistiques<br />

d’entreprise, 34 – Utiliser des appareils électroniques de transmission de données, 42 – Utiliser<br />

l’imprimante/la photocopieuse de manière écologique, 43 – Ergonomie du poste de<br />

travail, 51 – Rédiger une offre d’emploi, 52 – Recruter du personnel, 53 – Décrire le marché,<br />

55 – Gérer un stock. La grande majorité des objectifs, par contre, est considérée comme<br />

atteinte par les enseignants, alors que les élèves les évaluent de manière plutôt négative, voire<br />

clairement négative.<br />

La réalisation globale des objectifs de formation est jugée de la manière suivante par les<br />

élèves MPC (moyenne des appréciations de tous les objectifs): un élève considère que les<br />

objectifs ne sont globalement pas du tout atteints, 4 élèves les considèrent comme mal<br />

atteints, 18 comme moyennement atteints et 2 seulement comme bien atteints. Du point de<br />

vue de la grande majorité des élèves MPC, la FPP est donc peu efficace pour atteindre les<br />

objectifs de formation fixés. Les enseignants, cependant, jugent la réalisation des objectifs<br />

tous globalement bonne.<br />

Comment interpréter ces résultats médiocres du point de vue des élèves MPC, la différence<br />

entre les résultats des élèves DC et MPC ainsi que les divergences entre l’appréciation des<br />

élèves MPC et celle de leurs enseignants? – En ce qui concerne la différence entre les<br />

résultats des élèves DC et MPC, nous sommes face au paradoxe que les élèves DC, qui sont<br />

tendanciellement d’un niveau plus faible, qui ont suivi une année d’études de moins et qui<br />

n’ont accompli que la moitié des modules (qui en plus étaient moins étoffés), ont clairement<br />

l’impression d’avoir appris davantage que les élèves MPC. Il serait effectivement difficile<br />

d’admettre que les élèves DC aient objectivement atteint un meilleur niveau que les élèves<br />

MPC. Il faut donc chercher l’explication ailleurs: d’une part, on pourrait penser que les élèves<br />

MPC mettent la barre simplement plus haut ou qu’ils sont davantage concernés par le phénomène<br />

de la spécialisation des élèves à l’intérieur des groupes. Autres hypothèses : un moins<br />

bon encadrement par les enseignants ou de nombreux objectifs atteints en dehors de modules<br />

pratiques. Cela n’explique cependant pas la grande divergence entre les appréciations des<br />

enseignants et celles des élèves MPC pour toute une série d’objectifs.<br />

Sur la base des informations recueillies, on peut a priori imaginer plusieurs explications à<br />

cette divergence et aux appréciations médiocres des élèves MPC. Voici une brève discussion<br />

de quatre hypothèses:<br />

Première hypothèse: les élèves se spécialisent au sein des groupes et s’arrangent pour<br />

décrocher une meilleure note; les enseignants surévaluent dès lors leurs acquis<br />

À la lumière des remarques faites par les enseignants et les élèves, on a l’impression que les<br />

enseignants focalisent leur attention sur les résultats du travail des élèves, en négligeant<br />

largement les processus de travail. Puisque les notes sont attribuées sur la base des travaux<br />

soumis à la fin de chaque session, les élèves sont incités à se spécialiser à l’intérieur des<br />

groupes et à frau<strong>der</strong> (par exemple en se passant des informations/fichiers entre groupes ou en<br />

les dérobant), sans que les enseignants puissent véritablement empêcher ces pratiques qui font<br />

290


La formation à la pratique professionnelle à l’ESC Neuchâtel (Lycée Jean Piaget)<br />

obstacle à l’apprentissage. Certains élèves citent les tâches de comptabilité parmi celles qu’ils<br />

ont évitées tout au long du programme. Un autre se prononce de manière plus générale:<br />

„durant la FPP, je n’ai rien appris car étant donné que la FPP est notée et que le choix des<br />

tâches est totalement libre, j’ai toujours choisi les tâches où j’étais très bon! Donc au final,<br />

j’ai fait 4 fois la création de badges et je n’ai jamais ouvert le logiciel Crésus, car je ne suis<br />

pas bon en TQG. Vu qu’il y avait toujours quelqu’un de bon dans mon groupe, j’ai toujours<br />

laissé faire …“. L’hypothèse de la spécialisation des élèves est également soutenue par le fait<br />

que 40 % env. des élèves MPC disent n’avoir travaillé au cours des modules pratiques que<br />

dans un ou deux secteurs d’une entreprise – pour 20 % env. des élèves DC, qui n’avaient<br />

pourtant effectué que la moitié du programme au moment du remplissage du questionnaire.<br />

Du côté des enseignants, on se doute de cette spécialisation, à l’instar de celui d’entre eux qui<br />

fait remarquer lors de l’entretien: „globalement, on peut dire que les élèves ont atteint les objectifs<br />

de formation, dans le sens qu’il y a pour chaque tâche quelques-uns qui la maîtrisent;<br />

que les objectifs soient atteints par les élèves au niveau individuel me paraît cependant<br />

beaucoup moins sûr“.<br />

Deuxième hypothèse: les enseignants perçoivent la routine comme faisant partie de l’apprentissage,<br />

mais pas les élèves<br />

Il ressort de certains documents comme de l’entretien de groupe que, pour les enseignants, la<br />

routine fait partie des objectifs de formation. Il pourraient donc avoir tendance à définir des<br />

objectifs de formation déjà atteints par les élèves avant de suivre les modules, mais qui font<br />

l’objet d’un approfondissement par la répétition. Ainsi, certains élèves déclarent pour un<br />

grand nombre d’objectifs qu’ils les avaient déjà atteints avant le début du programme ou<br />

qu’ils les ont atteints grâce à l’enseignement en classe et non grâce aux modules pratiques. Ils<br />

répondent donc par la négative quand on leur demande si les modules leur ont permis<br />

d’atteindre ces objectifs de formation. Afin de vérifier cette deuxième hypothèse, nous avons<br />

analysé les appréciations des objectifs à la lumière des indications fournies par le responsable<br />

du projet, qui a annoté dans son questionnaire certains objectifs en précisant par exemple<br />

„non abordé“ ou „acquis scolaires“/„acquis scolaires, renforcés dans le cadre de la FPP“. Le<br />

tableau ci-dessous contient les valeurs moyennes des appréciations des enseignants et des<br />

élèves pour ces différentes classes d’objectifs disciplinaires („non abordés“, „acquis<br />

scolaires“, „autres“).<br />

Scores moyens pour les différentes classes d’objectifs sur une échelle de 1 à 5 (filière MPC)<br />

Classes d’objectifs selon les indications du responsable du<br />

programme<br />

„objectifs non abordés“ (5 objectifs disciplinaires) 1.6 2.7<br />

ens.<br />

élèves<br />

„acquis scolaires (renforcés dans le cadre de la FPP)“ (7 objectifs<br />

disciplinaires) 4.3 3.0<br />

autres objectifs disciplinaires (35 objectifs) 4.1 2.8<br />

totalité des 47 objectifs disciplinaires 3.8 2.8<br />

totalité des 58 objectifs 3.8 2.9<br />

On peut tout d’abord constater que les enseignants confirment les indications du responsable<br />

du programme – les objectifs „non abordés“ étant nettement moins bien évalués. Les objectifs<br />

déjà acquis par ailleurs sont en moyenne évalués plus positivement par les enseignants que les<br />

autres objectifs, ce qui serait cohérent avec notre deuxième hypothèse. Du côté des élèves, les<br />

moyennes sont toutefois distribuées selon le même pattern que chez les enseignants, ce qui<br />

invalide l’hypothèse. Le fait que certains élèves estiment que la routine ne fait pas partie de<br />

291


Teil II: Fallstudien zum Lernbüro und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

l’apprentissage, n’explique donc pas les divergences entre les appréciations. Notons au passage<br />

que les élèves, dans leurs appréciations, ne font guère de distinction entre les „objectifs<br />

non abordés“ et le reste des objectifs.<br />

Troisième hypothèse: les enseignants portent un regard insuffisant sur les processus de<br />

travail et surévaluent la réalisation des objectifs<br />

Comme nous l’avons mentionné plus haut, les enseignants n’ont guère pu observer les processus<br />

de travail et ne peuvent donc pas donner un feedback en vue de leur amélioration. Ce<br />

constat est reflété par les remarques des enseignants, qui trouvent que l’encadrement des<br />

élèves était insuffisant, qu’ils manquaient de temps pour remédier aux lacunes des élèves et<br />

qu’il était impossible d’assurer un suivi personnel des élèves, mais aussi par celles des élèves,<br />

qui se plaignent de la mauvaise qualité de l’encadrement et déplorent que les corrections<br />

n’aient pas toujours été faites à temps („les erreurs étaient donc répétées et entraient également<br />

dans l’appréciation suivante“) et que les critères d’évaluation fussent parfois inadéquats<br />

ou incompréhensibles („on ne savait jamais ce qu’on a fait faux!“). Certains élèves évoquent<br />

également des évaluations peu cohérentes („d’un côté, il était possible d’obtenir une bonne<br />

note, même si un travail n’avait pas été fait, de l’autre côté, quelqu’un pouvait bien faire un<br />

travail et quand même recevoir une mauvaise note“). Les élèves trouvent en outre que le<br />

temps de travail indicatif pour chaque tâche ne correspondait pas du tout à la réalité. Pour<br />

certaines tâches, le temps de travail estimé par les enseignants était selon eux clairement sousévalué,<br />

alors que pour d’autres, il était surévalué.<br />

Comment distinguer cette troisième hypothèse de la première (spécialisation des élèves)? –<br />

Parmi les objectifs de formation, nous pouvons en identifier quelques-uns qui renvoient à des<br />

situations auxquelles tous les élèves étaient sans doute exposés, mais qui, selon eux, n’ont<br />

tout de même pas pu être atteints. Il s’agit d’objectifs comme: 2 – Planifier son travail; fixer<br />

des objectifs et des priorités, 6 – Aptitude à gérer les conflits/savoir accepter la critique ou<br />

encore, 7 – Aptitude au travail en équipe / collaboration. En effet, beaucoup d’élèves ont été<br />

stressés par les modules pratiques. De même, la composition des groupes, imposée, a changé<br />

plusieurs fois – il est donc peu probable qu’ils n’aient pas connu des situations de conflits<br />

durant les trois semestres du programme. L’exemple montre bien qu’il ne suffit pas d’exposer<br />

les élèves à des situations spécifiques et de leur répéter qu’ils n’ont pas (encore) atteint les<br />

objectifs pour qu’ils fassent des progrès; il faudrait les encadrer davantage. Les trois objectifs<br />

cités ne sont probablement pas les seuls concernés par la troisième hypothèse, mais ce sont les<br />

seuls pour lesquels une spécialisation des élèves (voir notre première hypothèse) n’entre<br />

guère en ligne de compte. Une mauvaise maîtrise des objectifs de formation par les<br />

enseignants pourrait également expliquer le fait que les élèves évaluent la réalisation des<br />

objectifs de formation „non abordés“ en moyenne presque tout aussi bien que la réalisation<br />

des objectifs abordés (voir le tableau ci-dessus).<br />

Quatrième hypothèse: les élèves ont une attitude négative vis-à-vis des modules de formation<br />

pratique et sous-évaluent par conséquent le taux de réalisation des objectifs<br />

Les élèves MPC sont convaincus que le module ne leur apprend rien. Leurs enseignants estiment<br />

que cet avis est aussi fréquent chez les enseignants de l’école qui ne sont pas impliqués<br />

dans les modules pratiques. Le climat général dans l’école aurait donc pu influencer l’attitude<br />

des élèves et ceux-ci auraient par conséquent pu sous-estimer la réalisation des objectifs de<br />

formation. Les enseignants font également état d’une certaine résistance de la part des élèves<br />

MPC. Selon eux, les élèves ne comprennent pas les enjeux du module et les enseignants n’ont<br />

pas réussi à leur transmettre le message. Selon les enseignants MPC, ce phénomène était<br />

plus accentué pour le groupe d’élèves de la filière MPC que pour le groupe d’élèves DC<br />

qu’ils avaient suivi l’année précédente. À première vue, notre quatrième hypothèse est<br />

confirmée par le fait que les élèves qui n’ont pas aimé le module ont tendance à dire qu’ils ont<br />

292


La formation à la pratique professionnelle à l’ESC Neuchâtel (Lycée Jean Piaget)<br />

mal atteint les objectifs de formation. On ne saurait cependant écarter l’hypothèse inverse, à<br />

savoir que les élèves ayant une attitude positive vis-à-vis des modules de formation pratique<br />

surévaluent le taux de réalisation des objectifs: en effet, le seul élève à avoir „très bien“<br />

apprécié les modules pratiques évalue le taux de réalisation des objectifs clairement au-dessus<br />

de tous les autres élèves, ce qui ne l’empêche pas de noter dans son commentaire à la fin du<br />

questionnaire: „La FPP me plaît, car on apprend à connaître les Romands ainsi que les<br />

Suisses-allemands. Grâce à la FPP, j’ai réussi à faire beaucoup de connaissances. Du point<br />

de vue de l’aspect social, la FPP est très bien! Or, durant la FPP, je n’ai rien appris …“.<br />

L’attitude générale des élèves semble donc avoir un impact sur leur appréciation des objectifs,<br />

mais ce phénomène joue au mieux dans les deux sens, et au pire plutôt dans le sens inverse:<br />

les quelques élèves ayant apprécié les modules tendent à surévaluer le taux de réalisation des<br />

objectifs. Autre élément qui va à l’encontre de notre quatrième hypothèse: les enseignants<br />

DC trouvent l’attitude des enseignants de l’école vis-à-vis des modules pratiques plutôt<br />

bonne; d’autres enseignants trouvent dérangeant que la note du module soit prise en compte<br />

dans le calcul de la note de leur matière, tout en étant généralement satisfaits des retombées<br />

du module en termes d’apprentissages. Confrontés aux remarques plutôt négatives de leurs<br />

collègues, les enseignants DC concèdent qu’il y a effectivement des différences entre les<br />

enseignants des différentes branches et qu’il y a au sein de l’école des enseignants plus ou<br />

moins scolaires. Selon eux, on ne pourrait cependant pas dire qu’il y a au sein du corps<br />

enseignant un refus généralisé vis-à-vis des modules pratiques.<br />

Tout compte fait, notre discussion des quatre hypothèses peut être résumée par les constats<br />

suivants: les élèves MPC ne semblent effectivement pas avoir appris grand-chose dans les<br />

modules pratiques. Certains d’entre eux ne voient pas le sens du travail de routine et estiment<br />

avoir déjà atteint certains objectifs de formation en dehors des modules pratiques – mais cela<br />

n’a pas d’impact important sur leur appréciation globale des modules. On peut cependant<br />

affirmer que les enseignants maîtrisent mal les processus de travail de leurs élèves, que<br />

l’encadrement est lacunaire, que les élèves se spécialisent au sein des groupes (voire à travers<br />

les groupes), qu’ils fraudent et induisent par là, du côté des enseignants, une surévaluation de<br />

l’impact des modules en termes d’apprentissages.<br />

2.2 Authenticité<br />

Les enseignants DC et MPC trouvent que les modules sont „largement à très largement“ en<br />

rapport avec la pratique en entreprise, que les élèves peuvent „largement“ (enseignants<br />

MPC), voire „très largement“ (enseignants DC) se rendre compte des enjeux de la pratique<br />

en entreprise et qu’il est „largement“ possible de simuler, dans le cadre des modules, différents<br />

processus du monde réel des entreprises. Les enseignants DC trouvent que<br />

l’atmosphère typique d’une entreprise a „largement“ pu être recréée dans le cadre des<br />

modules, alors que leurs élèves sont un peu moins positifs („moyennement“). Du côté de la<br />

filière MPC, aussi bien les enseignants que leurs élèves estiment qu’il „n’a guère“ été<br />

possible de recréer l’atmosphère typique d’une entreprise. Vu la ressemblance des modules, il<br />

convient de constater que les enseignants et les élèves de la filière DC se montrent nettement<br />

moins exigeants par rapport à cet aspect-là. En ce qui concerne l’impact du caractère virtuel<br />

des modules sur la motivation des élèves, on constate de nouveau une différence entre<br />

l’appréciation des enseignants MPC (impact „plutôt négatif“) et celle des enseignants DC<br />

(impact „plutôt positif“). Chez les élèves, on retrouve la même tendance, mais moins marquée<br />

(impact „moyen“ des deux côtés en arrondissant les moyennes). Tous les groupes interrogés,<br />

élèves et enseignants confondus, estiment en outre que le caractère virtuel des modules n’a<br />

pas d’impact notable sur les apprentissages des élèves.<br />

293


Teil II: Fallstudien zum Lernbüro und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

Les enseignants MPC font remarquer que les modules pratiques sont une occasion bienvenue<br />

de donner du sens à l’enseignement théorique grâce à une pratique virtuelle. Les enseignants<br />

DC pour leur part se félicitent que les élèves se prennent au jeu (en téléphonant par exemple à<br />

des personnes à l’extérieur de l’école pour obtenir des renseignements) et soulignent l’apport<br />

des modules pratiques en termes d’„orientation“ des élèves (pour certains élèves, les modules<br />

auraient été un déclic quant au choix de leur profession). Du côté des élèves, les avis sont<br />

mitigés: les élèves MPC trouvent très positifs les liens qu’ils ont pu avoir avec le monde du<br />

travail par le biais des jeux de rôle impliquant des intervenants externes, mais estiment pour le<br />

reste que la FPP est loin de la réalité, que les élèves ne travaillent que sous la pression des<br />

notes et ne prennent pas les modules très au sérieux. Les élèves DC se réjouissent du fait que<br />

la FPP les initie à la pratique professionnelle et qu’ils puissent ainsi appliquer les connaissances<br />

acquises dans les cours théoriques. Certains trouvent les modules très authentiques,<br />

alors que d’autres sont d’un avis contraire.<br />

La plupart des intervenants externes estiment que les jeux de rôle ont permis aux élèves de<br />

bien se rendre compte des enjeux de la pratique en entreprise, même s’ils ont été relativement<br />

courts et n’ont pas permis de donner aux élèves une vision globale de la vie en entreprise.<br />

2.3 Autonomie des élèves<br />

Les enseignants et les élèves estiment que ces <strong>der</strong>niers ont „largement“, voire „très largement“<br />

pu agir de manière autonome dans la planification, la mise en œuvre et le contrôle de<br />

leurs activités – avec une exception: les élèves MPC estiment qu’ils n’étaient que „moyennement“<br />

autonomes dans le contrôle de leurs tâches. En ce qui concerne la planification de<br />

celles-ci, ils sont assez partagés, certains d’entre eux déplorant qu’il ne soit pas possible de<br />

planifier les tâches à travers plusieurs sessions.<br />

Les enseignants et les élèves estiment que les tâches correspondent bien au niveau de<br />

compétence de ces <strong>der</strong>niers – ce qui est une condition préalable à leur autonomie. De même,<br />

les enseignants trouvent qu’ils ont bien pu augmenter la complexité des tâches au cours des<br />

modules. Selon les élèves, cela n’a cependant que moyennement été le cas.<br />

2.4 Intégration du module dans le cadre scolaire<br />

Globalement, tous aspects confondus, l’intégration de la FPP dans le cadre scolaire est jugée<br />

„bonne“ par les enseignants, „moyenne“ par les élèves DC et „mauvaise“ par les élèves<br />

MPC.<br />

Les enseignants DC trouvent que les modules sont „très bien“ intégrés dans le cadre scolaire<br />

du point de vue de la gestion du temps et du contenu. Les enseignants MPC se montrent un<br />

peu moins positifs, en jugeant cet aspect „moyen“ à „bon“. Ils font notamment remarquer que<br />

le regroupement de deux modules au premier semestre de la troisième année ne leur laissait<br />

aucun répit. Les élèves sont nettement moins positifs que leurs enseignants, les élèves DC<br />

jugeant l’intégration des modules dans le cadre scolaire „moyenne“ et les élèves MPC<br />

„mauvaise“. Les élèves (DC et MPC) trouvent que leurs enseignants n’ont pas toujours bien<br />

évalué la durée nécessaire à l’accomplissement des tâches, ce qui entraînait une surcharge de<br />

certaines sessions. Des élèves DC estiment en outre que leur journée (vendredi) est bien<br />

longue, avec 5 périodes d’enseignement le matin et 5 périodes de FPP l’après-midi.<br />

294


La formation à la pratique professionnelle à l’ESC Neuchâtel (Lycée Jean Piaget)<br />

La préparation des élèves, dans le cadre scolaire, aux activités des modules pratiques ainsi<br />

que la mise en valeur des expériences pratiques dans le cadre de l’enseignement scolaire sont<br />

jugées „positives“ par les enseignants (DC et MPC), „moyennes“ par les élèves DC et<br />

„négatives“ par les élèves MPC. Les élèves DC font état d’un certain décalage entre<br />

l’enseignement scolaire et les modules pratiques. Le fait que certaines classes n’avaient pas<br />

encore abordé les bases théoriques des activités pratiques des modules, alors que d’autres<br />

étaient plus en avance sur leur programme, ne faisait que renforcer la tendance à la spécialisation<br />

au sein des équipes et créait des injustices entre les groupes. Ces élèves souhaiteraient<br />

donc que les cours théoriques soient mieux coordonnés avec les activités des modules. Leurs<br />

enseignants trouvent également qu’il faudrait encore mieux adapter le programme scolaire au<br />

contenu du module. Selon eux, cela ne devrait pas poser de grands problèmes, vu qu’ils ont le<br />

soutien de la direction et que certains de leurs collègues manifestent d’ores et déjà la volonté<br />

d’ajuster davantage le contenu de leur enseignement aux exigences de la pratique. Comme ces<br />

enseignants ne disposent parfois pas d’une expérience pratique dans le domaine commercial,<br />

la FPP peut servir de catalyseur à ces ajustements.<br />

Selon les enseignants (DC et MPC), les modules pratiques ont facilité l’acquisition de<br />

compétences scolaires par les élèves. Selon les élèves DC, les modules n’ont ni suscité leur<br />

l’intérêt pour la matière scolaire ni amélioré leur compréhension de celle-ci, alors que les<br />

élèves MPC jugent l’impact du module par rapport à ces deux aspects plutôt négatif.<br />

2.5 Encadrement des élèves<br />

Les enseignants DC estiment qu’ils ont bien pu encadrer les élèves, tandis que les<br />

enseignants MPC disent en majorité qu’ils n’ont pu assurer l’encadrement que de façon<br />

insuffisante. Les élèves (DC et MPC) trouvent l’encadrement par les enseignants „moyen“.<br />

L’encadrement des élèves par les enseignants repose sur trois piliers principaux: les instructions<br />

contenues dans le cahier des tâches servant de base aux activités des modules pratiques,<br />

le coaching durant les sessions et l’évaluation du travail des élèves.<br />

La trame du travail en entreprise virtuelle est fournie par un guide volumineux qui contient le<br />

cahier des tâches, le planning de chaque session (avec des délais pour les diverses tâches) et,<br />

dans le cas de la filière MPC, une estimation du temps de travail nécessaire pour chaque tâche<br />

et une clé de répartition des tâches entre les élèves. En ce qui concerne le cahier des tâches,<br />

les élèves (DC et MPC) se plaignent d’un manque de clarté des instructions par endroits et<br />

d’une mauvaise estimation du temps nécessaire pour effectuer les différentes tâches. Ainsi,<br />

certaines sessions ont été surchargées, alors que durant d’autres les élèves n’ont „pas eu<br />

grand chose à faire“. Les élèves des deux filières font par conséquent état d’une „mauvaise<br />

gestion du temps du côté des enseignants“. Des élèves de la filière MPC auraient en outre<br />

souhaité pouvoir gérer leur temps et leurs tâches à travers plusieurs sessions et suggèrent de<br />

renoncer à l’indication du temps de travail nécessaire pour chaque tâche, puisque, selon eux,<br />

les estimations étaient souvent loin de la réalité.<br />

En ce qui concerne le coaching durant les sessions, les élèves apprécient en général le fait que<br />

les enseignants les poussent à travailler de manière autonome, mais ils émettent néanmoins<br />

deux critiques: une certaine inaccessibilité des enseignants durant les sessions et un manque<br />

de regard des enseignants sur le travail des élèves en vue de prévenir le resquillage 80 et les<br />

fraudes.<br />

80<br />

Le terme est employé ici pour désigner le phénomène des élèves se soustrayant à la part du travail de groupe<br />

qui leur incombe (free ri<strong>der</strong>s).<br />

295


Teil II: Fallstudien zum Lernbüro und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

L’inaccessibilité des enseignants rapportée par les élèves s’explique surtout par le fait que<br />

tous les enseignants ne peuvent pas toujours répondre aux questions des élèves, ignorant<br />

parfois le détail du travail demandé aux élèves. Les élèves (DC et MPC) se plaignent par<br />

conséquent de devoir parfois attendre longuement avant de pouvoir poser des questions à<br />

l’enseignant compétent. Ce constat est confirmé par les enseignants, qui font remarquer<br />

qu’ils travaillent en équipes interdisciplinaires, mais qu’ils ne sont pas tous polyvalents. Du<br />

coup, il est souvent difficile pour l’enseignant assurant le suivi d’une tâche donnée d’être<br />

toujours à la disposition des élèves au bon moment, vu qu’une vingtaine de groupes<br />

travaillent en parallèle. Les élèves suggèrent donc que la FPP soit confiée à des enseignants<br />

que les élèves voient également dans les cours, pour qu’ils puissent y recevoir des<br />

explications complémentaires sur les modules. De même, ils souhaiteraient qu’un plus grand<br />

nombre d’enseignants soient affectés à la FPP. Les enseignants arrivent à la même<br />

conclusion: ceux de la filière MPC pourraient s’imaginer qu’un enseignant supplémentaire,<br />

voire une personne externe, soit affecté à la FPP afin d’assurer un coaching plus rapproché.<br />

Les enseignants de la filière DC font cependant remarquer qu’il est impossible d’augmenter<br />

le nombre d’enseignants sans alourdir excessivement la charge de coordination au sein de<br />

l’équipe.<br />

Un manque de regard des enseignants sur les processus de travail des élèves est ressenti dans<br />

les deux filières, ce problème étant pourtant beaucoup plus accentué dans la filière MPC:<br />

selon les élèves, certains d’entre eux ne font pas grand-chose ou évitent de faire les tâches qui<br />

leur ont été attribuées par les enseignants dans le souci d’assurer un tournus des élèves entre<br />

les différents types de tâche, instaurant des pratiques de tricheries. Tout cela n’échappe pas<br />

complètement aux enseignants, mais ils sont largement démunis face à ces problèmes. Dans<br />

la filière DC, la tricherie semble jouer un rôle beaucoup moins important, la collaboration des<br />

élèves ayant, selon les enseignants, souvent lieu dans un esprit d’entraide qui bénéficie aux<br />

deux parties: apprentissage du côté de l’élève faible et valorisation des compétences de<br />

l’élève plus fort. Les élèves DC se plaignent cependant également de problèmes de<br />

resquillage et, à croire certains de leurs commentaires, les rapports entre élèves francophones<br />

et germanophones se déroulent parfois dans une mauvaise ambiance.<br />

En ce qui concerne l’évaluation du travail et l’attribution de notes, les élèves (DC et MPC)<br />

estiment que le feedback est souvent insuffisant et regrettent qu’il prenne le plus souvent la<br />

seule forme d’une note. Les élèves des deux filières se plaignent de critères d’évaluation<br />

fréquemment incompris: „on ne sait souvent pas ce qu’on a fait faux!“ Les élèves ne comprennent<br />

pas toujours les erreurs que les enseignants leur reprochent et il y a donc un risque<br />

de les répéter. Les élèves souhaiteraient par conséquent que les enseignants fournissent plus<br />

d’explications autour des évaluations et que les notes soient complétées par des remarques<br />

plus détaillées, aidant les élèves à comprendre leurs erreurs. Les élèves MPC se plaignent en<br />

outre de critères d’évaluation parfois inadéquats (critères subjectifs, appréciations considérées<br />

comme erronées ou injustes par les élèves) et d’évaluations qui ne sont pas toujours faites en<br />

temps voulu, avec pour conséquence des erreurs répétées et leur report dans l’évaluation de la<br />

session suivante. Les enseignants MPC reconnaissent que, lors des sessions, ils manquent<br />

souvent de temps pour ai<strong>der</strong> les élèves à remédier à leurs erreurs de la session précédente, car<br />

ils sont déjà pris par différentes tâches de la session actuelle: appels téléphoniques (jeux de<br />

rôle), e-mail, etc. Ainsi, le feedback que les élèves obtiennent de leur part se résume souvent<br />

aux notes attribuées aux différentes tâches.<br />

L’encadrement par les personnes externes est jugé „bon“ par les élèves DC et „moyen“ par<br />

les élèves MPC. Rappelons qu’environ un quart seulement des élèves DC a effectué un jeu de<br />

rôle avec un intervenant externe, alors que chaque élève MPC a effectué 4 à 5 jeux de rôle de<br />

10 à 15 minutes chacun. Ces entretiens étaient souvent suivis d’un feedback individuel immédiat<br />

par l’intervenant sur la base d’une grille d’appréciation fournie par l’école. Dans la<br />

296


La formation à la pratique professionnelle à l’ESC Neuchâtel (Lycée Jean Piaget)<br />

filière MPC, certains intervenants ont également rapporté leurs impressions à la fin de la<br />

session devant tous les élèves. Certains élèves MPC déplorent le manque de contact et de<br />

feedback de la part des intervenants externes. Trois intervenants externes sur huit (filière<br />

MPC) disent effectivement ne pas avoir eu suffisamment de temps pour donner un feedback<br />

personnalisé aux élèves. La moitié des intervenants interrogés auraient donc souhaité avoir<br />

un contact plus intensif avec les élèves et font différentes suggestions allant dans ce sens 81 .<br />

L’autre moitié se dit cependant tout à fait satisfaite de la formule existante.<br />

2.6 Conditions-cadre<br />

La qualité de l’infrastructure technique est jugée „bonne“ par les enseignants DC et les<br />

élèves DC, „moyenne à bonne“ par les enseignants MPC et „moyenne“ par les élèves MPC.<br />

Les enseignants des deux filières trouvent que l’espace de travail des élèves a été surchargé et<br />

regrettent ne pas avoir pu séparer les différentes équipes. Selon les enseignants DC, on<br />

pourrait remédier à ce problème en mettant à disposition des ordinateurs portables. Selon les<br />

enseignants MPC, il faudrait également mettre à disposition du matériel de bureau et un téléphone<br />

pour chaque groupe d’élèves, ce qui éviterait les files d’attente. L’infrastructure informatique<br />

est jugée de manière générale adéquate.<br />

Dans les deux filières, les horaires posent des problèmes: les élèves MPC ont un horaire très<br />

chargé et n’ont donc pas toujours une pause suffisante à midi (parfois seulement 45 minutes),<br />

alors que les modules pratiques dépassent parfois le cadre de l’horaire prévu, empêchant des<br />

élèves d’attraper leur train en fin d’après-midi. Les élèves DC se plaignent également de sessions<br />

trop longues et d’un horaire très chargé. Les enseignants MPC estiment que la confection<br />

globale des horaires au niveau de l’école devrait être améliorée pour résoudre ces<br />

problèmes.<br />

Questionnés sur les exigences de la FPP pour eux personnellement, les enseignants MPC ont<br />

mentionné le grand investissement de temps (préparation et correction des tâches) et les<br />

contraintes du travail d’équipe. Les enseignants DC pour leur part ont mis en avant la capacité<br />

de gérer un grand nombre d’élèves, la faculté de collaborer dans une équipe pluridisciplinaire<br />

et celle d’adapter le rôle d’un coach et d’être à l’écoute des élèves. Tous les<br />

enseignants estiment avoir „bien“ ou „très bien“ pu répondre aux exigences du module. Les<br />

enseignants MPC trouvent néanmoins l’expérience très épuisante – surtout en ce qui<br />

concerne la troisième année (deux modules d’affilée). Malgré la surcharge de travail, ils<br />

estiment que les décharges d’heures d’enseignement sont globalement correctes. Pour eux, il<br />

serait simplement préférable de pouvoir travailler au rythme d’un cours pratique tous les 15<br />

jours – ou au moins de pouvoir bénéficier d’un temps de relâche entre deux blocs de cours<br />

pratiques. En ce qui concerne leurs besoins de formation, trois enseignants souhaiteraient<br />

faire un stage pratique en entreprise, trois aimeraient pouvoir disposer de documents ou de cas<br />

concrets issus de la pratique et autant trouveraient utile de compléter leur formation afin<br />

d’être plus polyvalents. Un enseignant souhaiterait en outre mieux connaître les attentes des<br />

entreprises par rapport aux jeunes sortant de l’école de commerce. Certains enseignants<br />

soulignent également le fait qu’ils ont appris beaucoup de choses sur le tas en travaillant au<br />

sein d’une équipe pluridisciplinaire.<br />

81<br />

Certains souhaiteraient avoir plus de temps à disposition pour chaque entretien, d’autres pourraient<br />

s’imaginer avoir des contacts de longue durée avec les élèves et d’être associés à la préparation d’un cours en<br />

rapport avec l’entretien ou encore de mener plus d’entretiens. Ainsi, un intervenant propose la formule<br />

suivante:<br />

1. Petit jeu de rôle selon la formule actuelle (pour que les élèves aient un peu le trac);<br />

2. Cours co-organisé par l’intervenant et les enseignants;<br />

3. Deuxième exercice pratique pour vérifier les apprentissages.<br />

297


Teil II: Fallstudien zum Lernbüro und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

De manière générale, les enseignants se sentent bien encadrés et soutenus par la direction de<br />

l’école. Les enseignants MPC, dont certains pilotent le programme déjà pour la troisième<br />

fois, auraient souhaité un appui spécifique de la part de l’OFFT pour la mise en place d’un<br />

programme pratique dans une grande école (environ 400 élèves concernés). De même, ils se<br />

demandent pourquoi l’évaluation n’est pas intervenue plus tôt et se plaignent d’un certain<br />

manque d’intérêt du côté des „experts“ fédéraux. Plusieurs d’entre eux se sentent un peu<br />

lâchés („on nous a largement laissés libres dans la façon de mener notre projet. Mais …<br />

étions-nous dans le droit chemin?“).<br />

La collaboration entre l’école et les intervenants est jugée très positive par tous les intéressés.<br />

Pour les enseignants MPC, c’est une bonne occasion pour l’école de se faire connaître. À<br />

l’avenir, ils aimeraient développer également une collaboration avec la poste et une banque.<br />

Certains intervenants trouvaient leur intervention un peu trop courte, pas assez étoffée. Selon<br />

eux, on pourrait faire davantage dans ce sens. L’un d’entre eux estime que son jeu de rôle<br />

manquait de réalisme („lorsqu’il s’agit de détails techniques, p.ex. en parlant de l’achat d’un<br />

centre d’usinage pour la production de cadrans, les enseignants devraient consulter quelqu’un<br />

qui vient du métier pour s’assurer que la situation décrite soit effectivement plausible“).<br />

D’autres auraient aimé un feed-back par rapport à leur intervention. Tous les intervenants<br />

se disent par ailleurs prêts à refaire l’expérience.<br />

En ce qui concerne l’attitude générale des enseignants de l’école, les enseignants MPC<br />

trouvent qu’ils sont nombreux à être hostiles à la FPP. Selon eux, on trouve parmi les<br />

enseignants opposés aux modules pratiques des enseignants très engagés qui s’investissent<br />

beaucoup dans leur branche et qui estiment pouvoir faire un travail plus efficace en<br />

enseignant la matière dans le cadre scolaire. Les enseignants DC font une toute autre analyse<br />

de la situation, jugeant l’attitude des autres enseignants plutôt bonne. Les enseignants des<br />

deux filières s’accordent cependant à dire que l’introduction d’une note à part entière pour la<br />

FPP ne ferait pas seulement diminuer les tensions avec certains collègues, mais permettrait de<br />

surcroît de mieux valoriser la formation pratique aux yeux des élèves et d’employeurs potentiels.<br />

2.7 Impact du module sur l’attractivité des ESC<br />

Les enseignants des deux filières trouvent que la FPP a un impact très positif sur l’attractivité<br />

des ESC aux yeux de futurs élèves. Les enseignants MPC sont confiants qu’il sera<br />

possible de vaincre les résistances des élèves et de certains de leurs collègues et de bien<br />

ancrer le module dans la culture de l’école; de leur côté, les enseignants DC ont l’impression<br />

que les élèves aiment bien travailler dans le cadre des modules pratiques et sont convaincus<br />

de l’existence d’une demande d’expériences pratiques sur le marché du travail (pour les<br />

élèves, avoir fait la FPP constitue donc un atout qu’ils pourront faire valoir lors de la<br />

recherche d’un emploi).<br />

Les élèves DC estiment en majorité que le module a un impact positif sur l’attractivité de<br />

l’école de commerce: beaucoup d’entre eux préfèrent la pratique aux cours scolaires, aiment<br />

bien gérer eux-mêmes leur temps et leurs tâches et apprécient le fait que le module leur permet<br />

de voir en pratique ce qu’ils ont appris en théorie. Quelques voix critiques déplorent le<br />

manque d’authenticité de certains modules et trouvent qu’il faudrait encore en améliorer<br />

l’organisation. Chez les élèves MPC, les avis sont cependant tout sauf édifiants: il n’y en a<br />

pas un seul pour trouver que l’attractivité de l’école de commerce s’améliore grâce au module<br />

– au contraire, ils estiment qu’elle en souffre (40 % jugent l’impact du module sur l’attractivité<br />

de l’école „moyen“, 20 % „négatif“ et 40 % „très négatif“). Si les plus optimistes<br />

d’entre eux trouvent les modules pratiques „supportables“ à condition qu’ils soient encore<br />

298


La formation à la pratique professionnelle à l’ESC Neuchâtel (Lycée Jean Piaget)<br />

améliorés et soient notés à part entière, d’autres préfèreraient clairement faire un stage et<br />

soulignent leur manque d’intérêt et d’engagement pour ce genre de module.<br />

2.8 Appréciation globale du point de vue des personnes concernées par le module<br />

Globalement, les enseignants DC trouvent les modules pratiques „très bons“, les enseignants<br />

MPC „bons à très bon“, les élèves DC „bons“ et les élèves MPC „moyens“.<br />

a. Points forts de la FPP<br />

Pour les enseignants, les points forts étaient les suivants:<br />

! la collaboration dans une équipe interdisciplinaire (enseignants DC et MPC);<br />

! l’autonomie des élèves (gestion du temps) (enseignants MPC et DC);<br />

! le bilinguisme des groupes, le dépassement du clivage habituel entre les élèves alémaniques<br />

et francophones (enseignants MPC et DC);<br />

! la créativité du côté des enseignants, l’enrichissement personnel (enseignants MPC);<br />

! l’éclatement du cadre scolaire: le fait de sortir du rôle traditionnel d’enseignant et de porter<br />

un regard différent sur les élèves (enseignants MPC);<br />

! la possibilité de donner un sens à l’enseignement théorique dans le cadre d’une pratique<br />

virtuelle (enseignants MPC);<br />

! l’attitude constructive/favorable du côté des élèves, leur taux de présence élevé, leur dynamique<br />

de groupe, le fait qu’ils se prennent au jeu (enseignants DC);<br />

! les progrès des élèves (en ce qui concerne le travail d’équipe) (enseignants DC);<br />

! l’impact positif des intervenants externes sur les apprentissages des élèves (enseignants<br />

DC);<br />

! l’occasion pour les élèves de se familiariser avec des aspects techniques qu’ils ne connaissaient<br />

guère avant: comptabilité, bureautique, logiciels, classement, fax, etc. (enseignants<br />

DC);<br />

! la valeur d’„orientation“ de la FPP: pour certains élèves, les modules pratiques ont été un<br />

déclic dans le choix de leur profession (enseignants DC).<br />

Les élèves ont particulièrement apprécié:<br />

! le travail d’équipe, la collaboration entre élèves (élèves MPC et DC);<br />

! les échanges entre les élèves de différentes classes (élèves DC et MPC);<br />

! l’autonomie dans la gestion du temps et des tâches, le fait de devoir respecter des délais<br />

(élèves DC et MPC);<br />

! le fait d’avoir appris à travailler avec des gens qui ont des avis divergents (élèves MPC);<br />

! les liens avec le monde du travail, les entretiens avec les professionnels (élèves MPC);<br />

! les échanges linguistiques et interculturels entre élèves francophones et germanophones<br />

(élèves MPC);<br />

! les progrès que les Suisses-allemands ont faits en français (élèves MPC);<br />

! l’initiation à la pratique professionnelle, la mise en pratique de la théorie (élèves DC);<br />

! la découverte de la branche „marketing“, absente du programme scolaire (élèves DC);<br />

! les apprentissages, l’acquisition d’expérience (comptabilité, comptes rendus) (élèves DC).<br />

Se référant à leurs interventions dans le cadre des jeux de rôle, les intervenants externes relèvent<br />

que celles-ci permettent de changer les attitudes des jeunes vis-à-vis de l’économie et<br />

de donner aux professionnels une idée du niveau des élèves de l’école de commerce. Ils<br />

299


Teil II: Fallstudien zum Lernbüro und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

estiment en outre que leur collaboration avec l’école contribue à surmonter le clivage entre<br />

l’économie et l’enseignement. Aux yeux d’un intervenant, l’image de l’école de commerce<br />

s’est nettement améliorée grâce aux modules pratiques.<br />

b. Points faibles de la FPP<br />

Tous les points faibles et difficultés mentionnés par les différents interlocuteurs ont déjà été<br />

exposés auparavant, à savoir notamment:<br />

! les lacunes dans l’encadrement des élèves;<br />

! une culture de l’école pas toujours propice aux modules pratiques;<br />

! les problèmes d’horaire;<br />

! la nécessité d’intégrer la note de la FPP à celle d’autres matières;<br />

! l’inefficacité de la FPP en ce qui concerne la réalisation des objectifs de formation par les<br />

élèves MPC;<br />

! les comportements stratégiques des élèves MPC dans le souci de décrocher une meilleure<br />

note;<br />

! le manque de motivation et la mauvaise ambiance chez les élèves MPC;<br />

! la surcharge de travail des enseignants MPC;<br />

! l’insuffisance de l’espace de travail pour la filière MPC.<br />

3 Appréciation critique et conclusions<br />

L’ESC Neuchâtel (Lycée Jean Piaget) a le mérite d’avoir soumis des modules pratiques du<br />

type „entreprise virtuelle“ à un test en grandeur réelle dans une école de commerce d’une<br />

certaine taille. Si l’expérience a remporté un certain succès auprès des élèves DC, elle a<br />

également montré les limites d’une telle approche pour des élèves MPC. Il paraît en effet<br />

difficile d’exploiter des économies d’échelle en assurant une bonne partie de l’encadrement<br />

des élèves par le bais de supports papier (instructions dans le cahier des tâches et critique du<br />

travail à travers les fiches d’appréciation), car ceux-ci ne constituent pas une alternative<br />

viable à un encadrement basé sur des rapports directs entre coachs et élèves. De plus, la<br />

centration exagérée sur les notes entraîne des effets pervers, car elle fait perdre de vue aux<br />

élèves l’objectif primaire des modules pratiques: l’acquisition de compétences.<br />

La présente évaluation fait apparaître une différence nette entre les élèves MPC et DC quant à<br />

la réalisation des objectifs de formation, ce qui peut surprendre à première vue. Selon toute<br />

vraisemblance, ces deux filières accueillent des publics bien différents: les élèves MPC sont<br />

non seulement plus exigeants vis-à-vis des modules pratiques et plus difficiles à motiver pour<br />

des tâches „virtuelles“, mais mettent également plus facilement en œuvre des stratégies<br />

d’évitement dans le but de décrocher une bonne note. De même, les élèves MPC sont moins<br />

enthousiasmés par l’aspect „pratique“ des modules et ne semblent pas y voir une bonne<br />

occasion de se faire une idée des différentes spécialisations au sein de leur branche dans la<br />

perspective d’un choix professionnel. Pour eux, le rapport à la pratique en entreprise et à leur<br />

avenir professionnel est davantage ancré dans leur „travail interdisciplinaire“ (travail de maturité),<br />

qu’ils doivent rédiger en troisième année, et davantage encore dans le stage de longue<br />

durée (stage de maturité professionnelle) qu’ils effectueront en quatrième année. Le sens que<br />

les élèves MPC attribuent à la FPP n’est donc pas du tout le même que pour les élèves DC.<br />

S’y ajoutent des problèmes structurels inhérents aux modules pratiques mis en œuvre à l’ESC<br />

Neuchâtel, présents dans les deux filières bien que nettement plus accentués dans la filière<br />

MPC: une certaine tendance à l’encadrement „par le papier“ et un souci excessif des notes,<br />

qui risque d’éclipser la dimension apprentissage. Dans la filière DC, la pression de la note et<br />

300


La formation à la pratique professionnelle à l’ESC Neuchâtel (Lycée Jean Piaget)<br />

le manque d’explications des enseignants sur les évaluations font quelques mécontents parmi<br />

les élèves, alors que, dans la filière MPC, le dispositif d’encadrement et d’appréciation a été<br />

complètement perverti: Sous la pression, les élèves ont délaissé les apprentissages en faveur<br />

de stratégies d’optimisation des notes, alors que leurs enseignants ont délaissé l’encadrement<br />

personnalisé des élèves en se concentrant sur les aspects formels de leur travail: le bon déroulement<br />

des modules (travail conceptuel et logistique) et la correction des travaux rendus par<br />

les élèves. Afin de rendre justice aux enseignants MPC, il convient évidemment de tenir<br />

compte de leur surcroît de travail par rapport aux enseignants DC. Comme les élèves MPC<br />

effectuent plus de tâches par période d’enseignement, on peut s’attendre à ce que la préparation,<br />

la mise en œuvre (jeux de rôle, etc.) et la correction des travaux nécessitent un<br />

investissement d’autant plus élevé de la part des enseignants.<br />

Les différences importantes entre les deux filières en ce qui concerne la réalisation des objectifs<br />

de formation incitent à se deman<strong>der</strong> s’il est raisonnable de mettre en œuvre le même<br />

type de modules pratiques dans les deux filières. Pour la filière DC, l’approche actuelle a<br />

donné des résultats satisfaisants, bien que des améliorations soient encore possibles. Il<br />

faudrait surtout y repenser le rôle des enseignants en favorisant l’encadrement personnalisé<br />

des élèves et en mettant leurs apprentissages au centre de la démarche, quitte à renoncer aux<br />

notes pour une partie au moins des tâches. De même, il serait certainement utile d’augmenter<br />

la collaboration avec des personnes externes pour que tous les élèves puissent bénéficier d’un<br />

entretien avec un intervenant externe. Cela mis à part, une meilleure harmonisation du<br />

contenu des cours théoriques et des modules pratiques permettra à l’avenir d’exploiter encore<br />

mieux les synergies entre les deux formes d’enseignement.<br />

Pour la filière MPC, les points positifs à retenir en cas de poursuite du programme sont sans<br />

doute la collaboration avec des intervenants externes, le fait de faire travailler les élèves en<br />

équipes ainsi que les échanges entre les élèves des différentes régions linguistiques. Pour le<br />

reste, il faudra sans doute repenser radicalement la FPP, voire opter pour un autre type de<br />

module pratique qui a déjà fait ses preuves dans d’autres écoles (entreprises junior ou autre).<br />

S’il fallait absolument retenir le même genre de module, on pourrait par exemple envisager de<br />

réduire le programme à deux modules, de ramener le nombre d’élèves effectuant le même<br />

module en parallèle à une cinquantaine, de faire encadrer ces élèves par 4 à 5 enseignants, de<br />

remplacer les notes par un portfolio personnel dans lequel chaque élève documente les tâches<br />

qu’il a effectuées ainsi que les apprentissages qu’elles lui ont permis de faire, d’assurer un<br />

feedback moins formel sur la base d’un contact personnel avec les élèves concernés et, finalement,<br />

d’intensifier les contacts avec les intervenants externes en les impliquant également<br />

dans les démarches préparatoires. Quant aux objectifs de formation, on pourrait en choisir une<br />

bonne trentaine qui ont tout à la fois un sens aux yeux des élèves (en évitant de miser trop sur<br />

la routine) et peuvent être abordés effectivement dans le cadre des modules pratiques. Par ce<br />

biais, il sera sans doute possible de faire un grand bond en avant dans l’efficience du programme<br />

(nombre d’objectifs de formation réalisés divisé par le nombre d’unités de ressources<br />

engagées pour chaque élève).<br />

301


Teil II: Fallstudien zum Lernbüro und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

Vergleichende Fallstudienanalyse und Empfehlungen im Hinblick auf die Kategorie<br />

Lernbüro<br />

Thomas Bieker<br />

Ein Vergleich <strong>der</strong> evaluierten Module <strong>der</strong> Kategorie „Lernbüro“ führt zu folgendem Ergebnis:<br />

Elemente <strong>der</strong><br />

Modulkonzeption<br />

Inhalt<br />

Dauer und<br />

Zeitpunkt<br />

Herstellen von<br />

Authentizität<br />

Integration in den<br />

Schulalltag und<br />

Betreuung <strong>der</strong><br />

Lernenden<br />

Collège de Gambach<br />

(ESC Fribourg)<br />

! Aspekte <strong>der</strong> virtuellen Unternehmungsgründung<br />

(z. B.<br />

Rechtsformwahl)<br />

! Entwicklung, Produktion und<br />

Vermarktung eines Produkts<br />

! Drei Semester mit je zwei Wochenlektionen<br />

! Beginn des dritten Semesters<br />

bis Ende des fünften Semesters<br />

! Optional: Realisierung des Projekts<br />

nach <strong>der</strong> Schule<br />

! Notwendige Schritte für die<br />

Gründung einer Unternehmung<br />

! Konzeption eines Produkts<br />

! Einbezug vielfältiger Problembereiche<br />

! Ständige Betreuung <strong>der</strong> Lernenden<br />

durch je zwei Lehrpersonen<br />

(entwe<strong>der</strong> zwei Wirtschaftslehrer<br />

o<strong>der</strong> eine Wirtschafts-<br />

und eine Sprachlehrkraft)<br />

sowie Externe<br />

Lycée Jean Piaget<br />

(ESC Neuchâtel)<br />

! Vielfältige Module: Führen eines<br />

Messestandes, Führen eines Fitnesscenters,<br />

Führen einer Handwerksund<br />

Industrieunternehmung<br />

! Vielfältige Aktivitäten (z. B. Verkaufsgespräch,<br />

Kreditantrag, Gespräch<br />

im Hinblick auf eine Gehaltserhöhung)<br />

! Drittes, viertes und fünftes Semester<br />

betroffen<br />

! Ein Nachmittag pro Woche<br />

! Abbilden zentraler betrieblicher<br />

Aktivitäten<br />

! Lehrkräfte haben Kontakte zu externen<br />

Experten hergestellt<br />

! Integration Externer in das Modul<br />

! Abbilden betrieblicher Infrastruktur<br />

! Betreuung durch interne Lehrkraft,<br />

Beizug von Praktikern<br />

Kantonsschule Baden<br />

! Aspekte <strong>der</strong> Unternehmungsgründung:<br />

Idee für<br />

ein marktfähiges Produkt bzw.<br />

eine Dienstleistung, Erstellen<br />

eines Business-Plans<br />

! Aspekte <strong>der</strong> operativen Führung:<br />

Erarbeitung eines Marketingkonzepts<br />

! Viertes Semester<br />

! Zwei Lektionen pro Woche<br />

(Randzeiten im Stundenplan)<br />

! Umfassende Problemstellung<br />

! Reale Kontakte zur Aussenwelt<br />

(z. B. zu Banken, Lieferanten,<br />

Praxisexperten)<br />

! Abbilden zentraler betrieblicher<br />

Funktionsbereiche<br />

! Erstellen realer Produkte bzw.<br />

Prototypen<br />

! Bereitstellen finanzieller<br />

Ressourcen<br />

! Betreuung durch interne Lehrkraft,<br />

punktueller Beizug eines<br />

Praktikers<br />

302


Vergleichende Fallstudienanalyse und Empfehlungen im Hinblick auf die Kategorie Lernbüro<br />

Elemente <strong>der</strong><br />

Modulkonzeption<br />

Beurteilung <strong>der</strong><br />

Lernenden<br />

Rahmenbedingungen<br />

Ziele Fachkompetenzen<br />

Collège de Gambach<br />

(ESC Fribourg)<br />

! Beurteilungsgrundlagen: Erworbene<br />

Kenntnisse, Lernprodukte<br />

(z. B. Gruppenarbeiten, Portfolio<br />

einzelner Lernen<strong>der</strong>)<br />

! Sowohl summative als auch formative<br />

kriteriengeleitete Beurteilung<br />

! Projektkonzepte durch Jury beurteilt<br />

! Note zu 25 % in Fächer Muttersprache<br />

und Rechnungswesen<br />

integriert<br />

! 28 bzw. 18 Lernende<br />

! Ein Informatikzimmer<br />

! Verkaufsgespräch: Argumente<br />

und Vorschläge bringen<br />

! Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Kunden- resp.<br />

Anspruchsgruppen<br />

! Produkte und Dienstleistungen<br />

vorstellen<br />

! Vorstellung des Produkts bzw.<br />

<strong>der</strong> Dienstleistung und des entsprechenden<br />

Nutzens<br />

! Einwände entkräften<br />

! Ziele erreichen<br />

! Ziele für die Teamleistung festlegen<br />

! Informationen beschaffen<br />

! Termine planen<br />

! Markt beschreiben<br />

! Kommunikationsmittel auswählen<br />

Lycée Jean Piaget<br />

(ESC Neuchâtel)<br />

! Beurteilungsgrundlagen: Lernprodukte<br />

(Diplomschüler); Modulschlussprüfungen<br />

und mündliche Befragung (angehende<br />

Berufsmaturanden)<br />

! Sowohl summative als auch formative<br />

kriteriengeleitete Beurteilung<br />

! Sowohl Gruppen- als auch Einzelnoten<br />

! Einbezug <strong>der</strong> Noten in an<strong>der</strong>e Fächer<br />

! Ca. 100 Lernende pro Jahrgang und<br />

Abteilung<br />

! Kundengespräch vorbereiten<br />

! Argumente und Vorschläge bringen<br />

! Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Kunden- resp. Anspruchsgruppen<br />

! Umgangsformen anwenden<br />

! Beschwerden formulieren<br />

! Dienstleistungen kennen<br />

! Kundendatei erklären<br />

! Kundendatei führen<br />

! Produkte und Dienstleistungen kennen<br />

! Produkte und Dienstleistungen vorstellen<br />

! Ziele erreichen<br />

! Ziele für die Teamleistung festlegen<br />

! Sozialversicherungen beschreiben<br />

! Sozialversicherungsabzüge <strong>der</strong><br />

eigenen Lohnabrechnung beschreiben<br />

Kantonsschule Baden<br />

! Beurteilungsgrundlage: Lernprodukte<br />

(z. B. Dossiers, Präsentationen und<br />

Protokolle <strong>der</strong> Lernenden)<br />

! Sowohl summative als auch formative<br />

kriteriengeleitete Beurteilung<br />

! Note nicht in an<strong>der</strong>e Fächer integriert,<br />

son<strong>der</strong>n als Ergänzungsfach im Zeugnis<br />

ausgewiesen<br />

! 18 Lernende<br />

! Zugang zu PCs<br />

! Führen von Gesprächen mit potenziellen<br />

Kunden<br />

! Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Kundengruppen<br />

! Vorstellung des Produkts bzw. <strong>der</strong><br />

Dienstleistung und des entsprechenden<br />

Nutzens<br />

! Planen <strong>der</strong> einzelnen Arbeitsschritte<br />

mit <strong>der</strong> Sechs-Stufenmethode, um<br />

Ziele erreichen zu können<br />

! Entwerfen, Beschreiben, Analysieren<br />

und Verbesserung <strong>der</strong> Arbeitsabläufe<br />

! Organigramme entwerfen und interpretieren<br />

! Wirtschafts- und Fachsprache in angemessener<br />

Weise anwenden<br />

303


Teil II: Fallstudien zum Lernbüro und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

Elemente <strong>der</strong><br />

Modulkonzeption<br />

Ziele Fachkompetenzen<br />

(Fortsetzung)<br />

Collège de Gambach<br />

(ESC Fribourg)<br />

! Ansprechende Dokumentationen<br />

erstellen<br />

! Protokollführung<br />

! Marketingmix anwenden<br />

Lycée Jean Piaget<br />

(ESC Neuchâtel)<br />

! Marketingmix anwenden<br />

! Firmendokumentation bzw. Kurzpräsentation<br />

zusammenstellen<br />

! Rechnungen erstellen<br />

! Belege kontieren<br />

! Statistiken des Lehrbetriebes erklären<br />

! Anlässe organisieren<br />

! Textdokumente erfassen<br />

! Telefon bedienen<br />

! Elektronische Datenübermittlungsgeräte<br />

bedienen<br />

! Mit dem Kopiergerät vertraut sein<br />

! Standard PC-Programme auswählen<br />

! Dokumente überprüfen<br />

! Informationen beschaffen<br />

! Daten pflegen<br />

! Kommunikationsmittel auswählen<br />

! Ansprechende Dokumentationen erstellen<br />

! Mit Drucker/Fotokopierer ökologisch<br />

sinnvoll umgehen<br />

! Ergonomie des Arbeitsplatzes<br />

! Elektronische Datensicherheit<br />

! Datensicherheit im Lehrbetrieb<br />

! Ordnungskriterien einer Ablage<br />

! Ablagesysteme beurteilen<br />

! Protokollführung<br />

! Das Zahlungssystem des Lehrbetriebes<br />

erklären<br />

! Kontoauszüge erklären<br />

! Stelleninserat formulieren<br />

! Personal suchen<br />

! Markt beschreiben<br />

Kantonsschule Baden<br />

304


Vergleichende Fallstudienanalyse und Empfehlungen im Hinblick auf die Kategorie Lernbüro<br />

Elemente <strong>der</strong><br />

Modulkonzeption<br />

Ziele Fachkompetenzen<br />

(Fortsetzung)<br />

Ziele Sozialkompetenzen<br />

Ziele Methodenkompetenzen<br />

Collège de Gambach<br />

(ESC Fribourg)<br />

! Situationsgerechtes Auftreten<br />

! Verantwortungsbewusstsein<br />

! Verän<strong>der</strong>ungsbereitschaft/Umgang<br />

mit Wandel<br />

! Kommunikationsfähigkeit<br />

! Konfliktfähigkeit/Umgang mit<br />

Kritik<br />

! Teamfähigkeit/Zusammenarbeit<br />

! Arbeitsmethodik/mit Informationsquellen<br />

umgehen<br />

! Kreativität/Einbringen und Umsetzen<br />

von Ideen<br />

! Belastbarkeit/Ziel- und Prioritätensetzung<br />

Lycée Jean Piaget<br />

(ESC Neuchâtel)<br />

! Offerten beurteilen<br />

! Lager bewirtschaften<br />

! Produktionsabläufe beschreiben<br />

! Kontenplan des Lehrbetriebes erklären<br />

! Arbeiten an Buchungsbelegen kennen<br />

! Schriftlich in einer Fremdsprache<br />

kommunizieren (dt. bzw. frz.)<br />

! Gespräche in einer Fremdsprache führen<br />

(dt. bzw. frz.)<br />

! Situationsgerechtes Auftreten<br />

! „Richtige“ Prioritäten setzen<br />

! Verantwortungsbewusstsein<br />

! Verän<strong>der</strong>ungsbereitschaft/Umgang<br />

mit Wandel<br />

! Kommunikationsfähigkeit<br />

! Konfliktfähigkeit/Umgang mit Kritik<br />

! Teamfähigkeit/Zusammenarbeit<br />

! Informationen selbständig auswählen,<br />

bewerten und anwenden<br />

! Kreativitätstechniken anwenden<br />

! Kundenorientiertes Verhalten<br />

Kantonsschule Baden<br />

! „Richtige“ Prioritäten setzen<br />

! Kenntnisse gezielt und wirkungsvoll<br />

zur Bewältigung <strong>der</strong> im Projekt gestellten<br />

Aufgaben einsetzen<br />

! Anliegen Dritter interpretieren und<br />

sich klar und verständlich artikulieren<br />

! Engagiert und konstruktiv im Team<br />

arbeiten und an<strong>der</strong>e zur Zusammenarbeit<br />

motivieren<br />

! Sensibel mit Ansprüchen und Bedürfnissen<br />

Dritter umgehen<br />

! Konflikte im Team sachlich und konstruktiv<br />

austragen und bereinigen<br />

! Informationen selbständig auswählen,<br />

bewerten und anwenden<br />

! Kreativitätstechniken anwenden<br />

! Einbringen fundierter und praxisgerechter<br />

Ideen<br />

! Vernetzte Anwendung von Wissen<br />

aus verschiedenen Fachbereichen<br />

305


Teil II: Fallstudien zum Lernbüro und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

Elemente <strong>der</strong><br />

Modulkonzeption<br />

Ziele<br />

Methodenkompetenzen<br />

(Fortsetzung)<br />

Collège de Gambach<br />

(ESC Fribourg)<br />

Lycée Jean Piaget<br />

(ESC Neuchâtel)<br />

Kantonsschule Baden<br />

! Mittels einschlägiger Methoden Ziele<br />

und Prioritäten setzen bzw. die Arbeit<br />

systematisch planen<br />

! Überlastungen frühzeitig erkennen<br />

und situationsgerecht reagieren<br />

! Präsentationstechnik<br />

306


Vergleichende Fallstudienanalyse und Empfehlungen im Hinblick auf die Kategorie Lernbüro<br />

Beurteilung <strong>der</strong><br />

Modulkonzeption<br />

Beurteilung <strong>der</strong><br />

Zielerreichung<br />

Beurteilung <strong>der</strong><br />

Herstellung von<br />

Authentizität<br />

Beurteilung <strong>der</strong><br />

Selbständigkeit <strong>der</strong><br />

Lernenden<br />

Collège de Gambach<br />

(ESC Fribourg)<br />

! Fachliche Ziele zum Evaluationszeitpunkt<br />

grds. zur Hälfte erreicht;<br />

Ziele in Bezug auf Externe<br />

(z. B. Kunden o<strong>der</strong> Lieferanten)<br />

wurden noch nicht erreicht<br />

! Ziele aus Bereich Sozialkompetenzen<br />

teilweise erreicht, Gruppenarbeitsprozesse<br />

positiv<br />

! Zwei <strong>der</strong> drei Ziele aus Bereich<br />

Methodenkompetenz erreicht<br />

! Praxisbezug zeigt aus Sicht <strong>der</strong><br />

Befragten Verbesserungspotenzial<br />

in folgenden Bereichen: frühere<br />

und häufigere Kontakte mit<br />

<strong>der</strong> Praxis, För<strong>der</strong>ung unternehmerischer<br />

Kompetenzen <strong>der</strong> Lernenden,<br />

regelmässiges Feedback,<br />

Einbezug <strong>der</strong> Phase <strong>der</strong> Produktion,<br />

Routinetätigkeiten integrieren,<br />

Betriebsbesichtigungen<br />

durchführen<br />

! Fast ausnahmslos selbständiges<br />

und eigenverantwortliches Arbeiten<br />

in Bezug auf Planung, Durchführung<br />

und Kontrolle <strong>der</strong> Aktivitäten<br />

! Lernende und Lehrkräfte sehen<br />

die Selbständigkeit als eine klare<br />

Stärke des Moduls an<br />

Lycée Jean Piaget<br />

(ESC Neuchâtel)<br />

! Ziele aus Sicht <strong>der</strong> Diplommittelschüler<br />

grossmehrheitlich erreicht;<br />

einzelne Ziele (z. B. Belege kontieren,<br />

in einer Fremdsprache schriftlich o<strong>der</strong><br />

mündlich kommunizieren) konnten<br />

nicht vollständig erreicht werden, weil<br />

diese zu hoch gesteckt waren<br />

! Ziele aus Sicht <strong>der</strong> angehenden Berufsmaturanden<br />

grossmehrheitlich<br />

nicht besser als mittelmässig erreicht<br />

! Grad des Praxisbezugs des Moduls im<br />

Zweig DC („diplôme de commerce)<br />

durch die Lehrkräfte sehr gut, durch<br />

die Lernenden mittelmässig beurteilt<br />

! Grad des Praxisbezugs des Moduls im<br />

Bereich MPC („maturité professionelle<br />

commerciale“) durch die Lehrkräfte<br />

und die Lernenden schlecht beurteilt<br />

! Fast ausnahmslos selbständiges und<br />

eigenverantwortliches Arbeiten in Bezug<br />

auf Planung und Durchführung<br />

und Kontrolle <strong>der</strong> Aktivitäten<br />

! Ausnahme: Angehende Berufsmaturanden<br />

sehen Verbesserungspotenzial<br />

im Bereich <strong>der</strong> eigenverantwortlichen<br />

Planung und Kontrolle <strong>der</strong> eigenen<br />

Arbeiten<br />

Kantonsschule Baden<br />

! Fachliche Ziele grossmehrheitlich erreicht;<br />

einzelne Ziele (z. B. Kundengespräche<br />

vorbereiten, Arbeitsabläufe<br />

beschreiben und analysieren) konnten<br />

nicht vollständig erreicht werden;<br />

diese waren zu hoch gesteckt<br />

! Ziele aus Bereich Methoden- und Sozialkompetenzen<br />

wurden mit Ausnahme<br />

anspruchsvollerer Ziele (z. B.<br />

„Ziele und Prioritäten setzen“) erreicht<br />

! Praxisbezug grundsätzlich positiv<br />

wahrgenommen; jedoch beurteilen die<br />

Lernenden die Aktivitäten letztlich als<br />

fiktiv<br />

! Verbesserungspotenzial in folgenden<br />

Bereichen: Herausstellen von Konsequenzen<br />

bei Fehlern, mehr Budget<br />

für die Arbeitsgruppe<br />

! Selbständiges und eigenverantwortliches<br />

Arbeiten in Bezug auf Planung<br />

und Durchführung und Kontrolle <strong>der</strong><br />

Aktivitäten<br />

307


Teil II: Fallstudien zum Lernbüro und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

Beurteilung <strong>der</strong><br />

Modulkonzeption<br />

Beurteilung <strong>der</strong><br />

Integration in den<br />

Schulalltag<br />

Collège de Gambach<br />

(ESC Fribourg)<br />

! Zeitpunkt und Dauer werden positiv<br />

beurteilt<br />

! Vorbereitung des Lernbüros im<br />

Unterricht und damit die Verzahnung<br />

von Theorie und Praxis<br />

wurde durch die Beteiligten gut<br />

bzw. sehr gut beurteilt<br />

! Nachbereitung des Moduls im<br />

Unterricht aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden<br />

verbesserungswürdig<br />

! Zeitliche Belastung we<strong>der</strong> als<br />

positiv noch als negativ herausgestellt<br />

! Der Einfluss des Moduls auf die<br />

schulischen Leistungsziele wurde<br />

durch die Lehrkräfte besser eingeschätzt<br />

als durch die Lernenden<br />

und zeigt aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden<br />

noch Verbesserungspotenzial<br />

Lycée Jean Piaget<br />

(ESC Neuchâtel)<br />

! Integration des Moduls wird von den<br />

Beteiligten unterschiedlich beurteilt:<br />

Aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden ist das Modul<br />

„mittelmässig“ (DC) bzw.<br />

„schlecht“ (MPC) eingebettet, da Arbeiten<br />

z. T. länger als kalkuliert<br />

dauerten; Lehrkräfte beurteilen<br />

Integration „sehr gut“ (DC) bzw.<br />

„mittel bis gut“ (MPC)<br />

! Zeitliche Einbettung des Moduls in<br />

den Stundenplan aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden<br />

verbesserungswürdig<br />

! Die Vor- und Nachbereitung des<br />

Moduls im Unterricht erscheinen aus<br />

Sicht <strong>der</strong> Lernenden verbesserungswürdig;<br />

Lehrkräfte beurteilen diesen<br />

Aspekt als positiv<br />

! Zeitliche Belastung als negativ<br />

herausgestellt<br />

! Der Einfluss des Moduls auf die schulischen<br />

Leistungsziele bzw. das Interesse<br />

<strong>der</strong> Lernenden wurde durch die<br />

Lehrkräfte besser eingeschätzt als<br />

durch die Lernenden und zeigt aus<br />

Sicht <strong>der</strong> Lernenden noch Verbesserungspotenzial<br />

Kantonsschule Baden<br />

! Aus Sicht einzelner Lernen<strong>der</strong> ist <strong>der</strong><br />

Zeitpunkt des Praktikums unpassend,<br />

da Unterbruch durch ein Praktikum<br />

! Aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden besteht zu<br />

wenig Zeit für die Bearbeitung <strong>der</strong><br />

Aufträge<br />

! Die Vor- und Nachbereitung des<br />

Praktikums im Unterricht und damit<br />

die Verzahnung von Theorie und<br />

Praxis erscheinen<br />

verbesserungswürdig<br />

! Die zeitliche Belastung <strong>der</strong> Lernenden<br />

ist vor dem Hintergrund des geringen<br />

Stellenwerts <strong>der</strong> Zeugnisnote für das<br />

Modul hoch<br />

! Aus Sicht <strong>der</strong> befragten Personengruppen<br />

war in Bezug auf den Einfluss<br />

des Moduls auf das Erreichen<br />

<strong>der</strong> schulischen Leistungsziele keine<br />

abschliessende Beurteilung möglich.<br />

Insgesamt zeigte sich aber ein sehr<br />

positives Bild<br />

308


Vergleichende Fallstudienanalyse und Empfehlungen im Hinblick auf die Kategorie Lernbüro<br />

Beurteilung <strong>der</strong><br />

Modulkonzeption<br />

Beurteilung <strong>der</strong><br />

Betreuung <strong>der</strong><br />

Lernenden<br />

Beurteilung <strong>der</strong><br />

Rahmenbedingungen<br />

Collège de Gambach<br />

(ESC Fribourg)<br />

! Betreuung <strong>der</strong> Lernenden gut (fr)<br />

bzw. mittelmässig beurteilt (de)<br />

! Betreuung zeigt in den folgenden<br />

drei Bereichen Verbesserungspotenzial:<br />

(1) Betreuung und<br />

Orientierung <strong>der</strong> Lernenden beim<br />

Projektstart durch die Lehrkräfte<br />

suboptimal, (2) Stärkerer Einbezug<br />

<strong>der</strong> externen „Paten“ (Verfügbarkeit?),<br />

(3) Beurteilung evtl.<br />

gemeinsam mit Externen vornehmen<br />

und Beurteilungsraster<br />

stärker auf die Teilmodule abstimmen;<br />

Lehrkraft eher als<br />

Coach und nicht als „Evaluator“<br />

! Lehrkräfte und „Paten“ fühlten<br />

sich den Anfor<strong>der</strong>ungen grossmehrheitlich<br />

gewachsen<br />

! Herausfor<strong>der</strong>ungen für Lehrkräfte<br />

sind <strong>der</strong> relativ hohe Arbeitsaufwand<br />

und die fehlende Planbarkeit<br />

<strong>der</strong> Gruppenarbeitsprozesse,<br />

ein Weiterbildungsbedarf bestand<br />

aus Sicht einer Lehrkraft im Bereich<br />

<strong>der</strong> Unternehmungsgründung;<br />

Supervisoren würden<br />

Coaching <strong>der</strong> Lehrkräfte und des<br />

Modulverantwortlichen im Hinblick<br />

auf die Projektsteuerung<br />

begrüssen<br />

Lycée Jean Piaget<br />

(ESC Neuchâtel)<br />

! Betreuung aus Sicht <strong>der</strong> internen Lehrkräfte<br />

bzw. <strong>der</strong> Lernenden als mittelmässig<br />

und <strong>der</strong> Praxispartner als gut<br />

bzw. mittelmässig beurteilt<br />

! Betreuung zeigt in den folgenden<br />

Bereichen Verbesserungspotenzial:<br />

(1) Orientierung <strong>der</strong> Lernenden beim<br />

Projektstart durch die Lehrkräfte suboptimal,<br />

(2) bessere Betreuung <strong>der</strong> Lernenden<br />

während des Moduls durch<br />

Lehrkräfte, (3) Beurteilung <strong>der</strong> Lernenden,<br />

(4) Geben von Feedback, (5) Einbezug<br />

<strong>der</strong> Praxisexperten<br />

! Lehrkräfte fühlten sich den Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

gut o<strong>der</strong> sehr gut gewachsen<br />

! Herausfor<strong>der</strong>ungen aus Sicht <strong>der</strong> Lehrkräfte<br />

sind <strong>der</strong> zeitliche Ressourcenaufwand,<br />

die Betreuung bzw. das<br />

Coaching einer grossen Zahl an Lernenden<br />

sowie die Interdisziplinarität<br />

<strong>der</strong> Modulanlage<br />

! Weiterbildungsbedarf aus Sicht <strong>der</strong><br />

Lehrkräfte: Betriebspraktikum, konkrete<br />

Praxisfallstudien, Lehrerausbildung<br />

abschliessen<br />

Kantonsschule Baden<br />

! Bessere Noten für betrieblichen<br />

Betreuer als für die interne Lehrkraft<br />

! Z.T. sehr hohe Anfor<strong>der</strong>ungen durch<br />

die Lernenden an die (interne) Lehrkraft<br />

(wi<strong>der</strong>sprüchliche Erwartungen<br />

<strong>der</strong> Lernenden, begrenzte Ressourcen<br />

für die Betreuung)<br />

! Lernende wünschten sich von schulischer<br />

Seite mehr Hilfe bei <strong>der</strong> Kontaktaufnahme<br />

mit Praktikern o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Erstellung des Business-Plans<br />

! Klären <strong>der</strong> Rolle <strong>der</strong> Lehrkraft als<br />

Coach und nicht als „Wissensvermittler“<br />

! Lehrkräfte fühlten sich den Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

gut gewachsen<br />

! Es besteht kein Weiterbildungsbedarf<br />

! Kooperation mit <strong>der</strong> Schule sehr gut<br />

beurteilt (Erfolgsfaktoren: klare Instruktion<br />

des Praktikers durch die Lehrkraft)<br />

! Infrastruktur: Zugang zu PCs zwar gegeben,<br />

jedoch fehlt z. T. notwendige<br />

Software<br />

309


Teil II: Fallstudien zum Lernbüro und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

Beurteilung <strong>der</strong><br />

Modulkonzeption<br />

Beurteilung <strong>der</strong><br />

Rahmenbedingungen<br />

(Fortsetzung)<br />

Beurteilung <strong>der</strong> Auswirkungen<br />

des Moduls<br />

auf die Attraktivität <strong>der</strong><br />

HMS<br />

Collège de Gambach<br />

(ESC Fribourg)<br />

! „Paten“ brauchen methodischdidaktische<br />

Qualifikation und<br />

müssen verfügbar sein<br />

! „Supervisoren“ benötigen methodisch-didaktische<br />

Qualifikation<br />

und konzeptionelle Weitsicht sowie<br />

Kompetenzen aus dem Bereich<br />

<strong>der</strong> Unternehmungsgründung<br />

! Zusammenarbeit zwischen internen<br />

und externen Lehrpersonen<br />

verbesserungswürdig in Bezug<br />

auf die Anfor<strong>der</strong>ungen, die von<br />

<strong>der</strong> Schule an die externen Betreuer<br />

gestellt werden, die Lernziele<br />

und die Auswahlkriterien<br />

<strong>der</strong> Projekte<br />

! (Räumliche) Infrastruktur zeigt<br />

Verbesserungspotenzial<br />

! Lernende wünschen sich eine<br />

separate Note<br />

Unterschiedliche Einschätzung innerhalb<br />

<strong>der</strong> befragten Personengruppen:<br />

Die Antworten reichen von<br />

„gut“ bzw. „sehr gut“ auf Seiten <strong>der</strong><br />

Lehrkräfte bzw. <strong>der</strong> Externen und<br />

eines Teils <strong>der</strong> Lernenden (fr) bis<br />

hin zu deutlich nüchternen Einschätzungen<br />

aus Sicht <strong>der</strong> deutschsprachigen<br />

Lernenden<br />

Lycée Jean Piaget<br />

(ESC Neuchâtel)<br />

! Lehrkräfte fühlen sich gut durch die<br />

Schulleitung betreut; dennoch bestehen<br />

in <strong>der</strong> Lehrerschaft z. T. Reaktanzen<br />

in Bezug auf das Modul<br />

! Zusammenarbeit zwischen Lehrkräften<br />

und Praktikern wird sehr positiv<br />

beschrieben (Verbesserungspotenzial:<br />

Realitätsgrad <strong>der</strong> Fälle, Feedback <strong>der</strong><br />

Praktiker)<br />

! Bereitgestellte technische Infrastruktur<br />

zeigt aus Sicht <strong>der</strong> Beteiligten<br />

Verbesserungspotenzial (Zugang zu<br />

Laptops, Büromaterial, Telefon)<br />

! Evtl. separate Zeugnisnote anstreben<br />

Unterschiedliche Einschätzung innerhalb<br />

<strong>der</strong> befragten Personengruppen: Sehr<br />

positive bzw. positive Auswirkungen des<br />

Moduls auf die Attraktivität von HMS<br />

aus Sicht <strong>der</strong> Lehrkräfte bzw. <strong>der</strong> Lernenden<br />

des Bereichs DC; MPC-Lernende<br />

sehen mehrheitlich einen negativen<br />

o<strong>der</strong> sehr negativen Einfluss<br />

Kantonsschule Baden<br />

Positive Auswirkungen des Moduls auf<br />

die Attraktivität von HMS aus Sicht <strong>der</strong><br />

Lernenden und Lehrkräfte<br />

310


Vergleichende Fallstudienanalyse und Empfehlungen im Hinblick auf die Kategorie Lernbüro<br />

Beurteilung <strong>der</strong><br />

Modulkonzeption<br />

Gesamtbeurteilung aus<br />

Sicht <strong>der</strong> befragten<br />

Personengruppen<br />

Collège de Gambach<br />

(ESC Fribourg)<br />

Modul mehrheitlich positiv beurteilt,<br />

wobei Verbesserungspotenziale in<br />

den Bereichen Betreuung, Praxisbezug,<br />

Infrastruktur sowie Beurteilung<br />

nutzbar gemacht werden können<br />

Lycée Jean Piaget<br />

(ESC Neuchâtel)<br />

Positive Einschätzungen von Seiten <strong>der</strong><br />

Lehrkräfte und von Lernenden aus dem<br />

Bereich DC, mittelmässige Bewertungen<br />

von Seiten <strong>der</strong> MPC-Lernenden<br />

Kantonsschule Baden<br />

Modul wird fast ausnahmslos sehr positiv<br />

beurteilt<br />

311


Teil II: Fallstudien zum Lernbüro und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

Beurteilung aus Sicht des Evaluationsteams<br />

Die zusammenfassende kritische Würdigung <strong>der</strong> Erfahrungen im Zusammenhang mit den<br />

Lernbüros konzentriert sich auf die Leistungsziele, die Richtlinien für berufliche Praxis, die<br />

Integration in den Schulalltag, die Betreuung <strong>der</strong> Lernenden und weitere organisatorische<br />

Rahmenbedingungen. Schliesslich wird <strong>der</strong> Frage nachgegangen, wie sehr die einschlägigen<br />

Literaturempfehlungen zur Gestaltung von Lernbüros (d. h. Verzahnung von Theorie und Praxis,<br />

Simulation von betrieblicher Praxis, finanzielle Ressourcen, Berücksichtigung individueller<br />

Voraussetzungen sowie inhaltlicher Fokus des Lernbüros) umgesetzt werden konnten. Abschliessend<br />

werden ! mit Blick auf die Planung und Durchführung von ähnlichen Modulen an<br />

<strong>Handelsmittelschulen</strong> ! generelle Erfolgsfaktoren für die organisatorische Gestaltung von<br />

Lernbüros zusammenfassend herausgestellt.<br />

Z. T. deuten die sehr umfassenden Zielkataloge darauf hin, dass die Schulen bei <strong>der</strong> Modulkonzeption<br />

versucht haben, den Bedürfnissen <strong>der</strong> beruflichen Praxis umfassend Rechnung zu<br />

tragen. Die Tatsache, dass Leistungsziele nicht immer erreicht werden konnten, deutet darauf<br />

hin, dass noch Verbesserungsmöglichkeiten im Hinblick auf die Auswahl <strong>der</strong> Leistungsziele<br />

bestehen. So haben die Analysen gezeigt, dass Ziele mit Blick auf die Lernvoraussetzungen,<br />

die für das Modul zur Verfügung stehenden Ressourcen sowie die Modulanlage definiert werden<br />

sollten: Um anspruchsvollere und realitätsnahe Ziele erreichen zu können (z. B. in einer<br />

Fremdsprache kommunizieren, Ziele und Prioritäten setzen), sollten die Lernvoraussetzungen<br />

im Vorfeld des Lernbüros geschaffen werden und für die Durchführung des Moduls auch ausreichende<br />

zeitliche, personelle und finanzielle Ressourcen (konkret: Moduldauer, Betreuung<br />

durch Lehrpersonen und Praxisexperten und Infrastruktur) bereitgestellt werden. Wenn Externe<br />

kontaktiert werden sollen (z. B. Kunden o<strong>der</strong> Lieferanten), dann bedeutet dies, dass die<br />

Betreuenden auch entsprechende Kontaktmöglichkeiten zur betrieblichen Praxis schaffen.<br />

O<strong>der</strong> wenn im Rahmen des Lernbüros Marketingaspekte ein beson<strong>der</strong>es Gewicht bekommen<br />

sollen, so sollte im Rahmen <strong>der</strong> didaktischen Umsetzung auch ein entsprechen<strong>der</strong> inhaltlicher<br />

Fokus erkennbar werden. Zudem wurde deutlich, dass Betreuende nicht (summativ) die Zielerreichung<br />

<strong>der</strong> Lernenden kontrollieren, son<strong>der</strong>n die Begleitung <strong>der</strong> Gruppenarbeitsprozesse<br />

in den Vor<strong>der</strong>grund rücken sollten. Hiermit angesprochen ist die Betreuung, die weiter unten<br />

geson<strong>der</strong>t diskutiert wird. Nicht zuletzt verdeutlichen die Erfahrungen aus dem Lernbüro an<br />

<strong>der</strong> HMS Neuchâtel, dass Reaktanzen bei den Lernenden, die einer Erreichung <strong>der</strong> Lernziele<br />

entgegen stehen können, im Vorfeld abgebaut werden sollten. Sobald eine <strong>der</strong> o. g. Voraussetzungen<br />

nicht erfüllt ist, wären die Schulen im Rahmen <strong>der</strong> Konzeption eines Lernbüros<br />

besser beraten, bescheidenere Ziele zu wählen, die im gegebenen Rahmen auch realistischerweise<br />

erreicht werden können.<br />

Dass die drei analysierten Module auch Ziele aus den Bereichen Methoden- und Sozialkompetenzen<br />

integriert haben, erscheint vor dem Hintergrund <strong>der</strong> Richtlinien für berufliche Praxis<br />

sehr erfreulich. Auch die Beteiligten in Neuchâtel und Fribourg stellten die För<strong>der</strong>barkeit von<br />

Sozialkompetenzen im Rahmen <strong>der</strong> Gruppenarbeitsprozesse als eine klare Stärke <strong>der</strong> jeweiligen<br />

Module heraus. Jedoch deuten die heterogenen Zielerreichungsgrade ! wie oben erläutert<br />

! auf einen entsprechenden Handlungsbedarf hin. So sind Gruppenarbeitsprozesse noch keine<br />

hinreichende Bedingung dafür, dass die Kompetenzen <strong>der</strong> Lernenden, Konflikte zu lösen o<strong>der</strong><br />

Teamprozesse zu gestalten, geför<strong>der</strong>t werden. Erst wenn in Arbeitsgruppen auch konflikthaltige<br />

Situationen entstehen (vgl. Modul an <strong>der</strong> HMS in Fribourg), die im Rahmen eines geschickten<br />

Coachings abgebildet und zielorientiert gelöst werden können (vgl. Erfahrungen<br />

aus Neuchâtel und Baden), können Sozial- und Methodenkompetenzen nachhaltig geför<strong>der</strong>t<br />

werden. Aus dem Blickwinkel <strong>der</strong> beruflichen Praxis erscheint ferner die Frage relevant, als<br />

wie authentisch <strong>der</strong> Praxisbezug aus Sicht <strong>der</strong> Beteiligten beurteilt wird. Dieser wird bei zwei<br />

<strong>der</strong> drei evaluierten Lernbüros als grundsätzlich verbesserungswürdig wahrgenommen, wobei<br />

die Beteiligten unterschiedliche Verbesserungspotenziale referiert haben, die von <strong>der</strong><br />

312


Vergleichende Fallstudienanalyse und Empfehlungen im Hinblick auf die Kategorie Lernbüro<br />

Gestaltung von Feedback, das Herausstellen von Konsequenzen bei Fehlern bis hin zur<br />

Integration von Routinetätigkeiten reichen. Ein Konsens scheint bei zwei <strong>der</strong> drei analysierten<br />

Module dahingehend zu bestehen, dass ein Kontakt mit <strong>der</strong> betrieblichen Praxis stärker und<br />

früher erfolgen sollte. Dies erscheint wenig überraschend, weil das Herstellen von<br />

Authentizität eine Herausfor<strong>der</strong>ung im Rahmen <strong>der</strong> Planung und Durchführung von<br />

Simulationen wie Lernbüros o<strong>der</strong> Übungsfirmen sein dürfte. Nicht zuletzt ist <strong>der</strong> Grad an<br />

Eigenverantwortlichkeit <strong>der</strong> Lernenden ein wichtiges Element <strong>der</strong> Richtlinien für berufliche<br />

Praxis. Diese wird fast ausnahmslos positiv beurteilt. Ein Verbesserungspotenzial wurde nur<br />

von einem Teil <strong>der</strong> Lernenden an <strong>der</strong> HMS in Neuchâtel im Rahmen <strong>der</strong> Planung und<br />

Kontrolle <strong>der</strong> Aktivitäten bekundet. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die betriebliche<br />

Praxis zwar grundsätzlich auch durch Lernbüros abgebildet werden kann, wenn die<br />

betriebliche Welt durch den intensiven und frühzeitigen Einbezug von Praxisexperten o<strong>der</strong><br />

durch die Bereitstellung von Infrastruktur authentisch nachgebildet werden kann.<br />

Da die Betreuung <strong>der</strong> Lernenden sowohl im Hinblick auf die Erreichung <strong>der</strong> Leistungsziele<br />

als auch auf das Herstellen von Authentizität zentral ist, werden im Folgenden kritische Erfolgsfaktoren<br />

für eine „gute“ Betreuung von Lernenden in Lernbüros referiert. Im Zusammenhang<br />

mit <strong>der</strong> Betreuung <strong>der</strong> Lernenden wurde auch deutlich, dass Lehrkräfte an zeitliche<br />

Grenzen stossen können, wenn im Rahmen eines Lernbüros theoretische Konzepte wie bspw.<br />

ein Business-Plan o<strong>der</strong> Aspekte <strong>der</strong> Unternehmungsgründung eingeführt und daran anschliessend<br />

die einzelnen Gruppen im Rahmen <strong>der</strong> gruppenindividuellen Ausgestaltung <strong>der</strong> Business-Pläne<br />

begleitet werden sollen. Auch deuten die von den Lehrkräften referierten Erfolgsfaktoren<br />

bzw. Weiterbildungsbedarfe im Hinblick auf die Begleitung von Lernbüros auf fachliche<br />

Grenzen hin: So wünschen sich diese z. T. durch ein Betriebspraktikum sowie konkrete<br />

Praxisfallstudien einen verstärkten Einblick in die Unternehmenspraxis. Um daher eine hohe<br />

Qualität <strong>der</strong> Betreuung von Lernbüros sicher zu stellen, müssen für die Durchführung eines<br />

Lernbüros genügend personelle (und letztlich finanzielle) Ressourcen bereitgestellt werden:<br />

Ein Tandem einer externen und internen Lehrperson ermöglicht hier eine bessere Betreuung<br />

<strong>der</strong> einzelnen Arbeitsgruppen sowie das Realisieren von Synergiepotenzialen, weil sich die<br />

Kompetenzen von Berufspraktikern und Pädagogen sinnvoll miteinan<strong>der</strong> kombinieren lassen.<br />

Dies hat wie oben erläutert den Vorteil, dass ein Praxisexperte dem Modul aufgrund seines<br />

persönlichen Erfahrungsschatzes und <strong>der</strong> jeweiligen Fachkompetenz zu einem hohen Mass an<br />

Authentizität verhelfen kann und die Beziehung zu den Lernenden ! an<strong>der</strong>s als dies häufig<br />

bei internen Lehrkräften <strong>der</strong> Fall sein dürfte ! nicht durch vorhergegangene Ereignisse vorbelastet<br />

ist. Die Analysen zeigen aber auch, dass eine Lehrkraft ! egal ob extern o<strong>der</strong> intern !<br />

neben ihren fachlichen auch über pädagogisch-didaktische Kompetenzen verfügen sollte, um<br />

ihre Fachkompetenzen auch im Rahmen <strong>der</strong> Begleitung von Lernbüros zur Geltung bringen<br />

zu können. Daher erscheint es in diesem Zusammenhang wichtig, dass die Kontaktaufnahme<br />

zu Praktikern nicht den Lernenden überantwortet wird, son<strong>der</strong>n Praxisexperten im Vorfeld<br />

durch die Schulen für die Begleitung von Lernbüros gewonnen werden können. Ungeachtet<br />

<strong>der</strong> verfügbaren personellen Ressourcen erscheint die Begleitung von Lernbüros (und auch<br />

Übungsfirmen, vgl. Kapitel 4.3.4 und 4.3.5, Teil I) eine komplexe Coaching-Aufgabe, welche<br />

die beteiligten Lehrkräfte vor umfassende Herausfor<strong>der</strong>ungen stellt. Dabei sollten Lehrkräfte<br />

die Betreuung <strong>der</strong> Lernenden nicht darauf beschränken, die Lernprodukte summativ zu<br />

beurteilen. Die Rückmeldungen <strong>der</strong> Lernenden deuten ! analog zu den Erfahrungen aus <strong>der</strong><br />

Übungsfirma ! darauf hin, dass die Lehrkräfte ein stärkeres Gewicht auf die kommunikative<br />

Begründung ihrer Beurteilung im Rahmen von formativen Feedbackgesprächen legen und die<br />

Gruppenarbeitsprozesse durch ein zielführendes Coaching intensiv begleiten sollten. In<br />

diesem Zusammenhang ! und darauf deuten die Daten aus <strong>der</strong> Kantonsschule Baden hin !<br />

sollte vor dem Hintergrund des Primats <strong>der</strong> Authentizität und <strong>der</strong> Eigenverantwortlichkeit<br />

darauf geachtet werden, dass den Lernenden das verän<strong>der</strong>te Selbstverständnis <strong>der</strong> Lehrkraft,<br />

313


Teil II: Fallstudien zum Lernbüro und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

die sie möglicherweise aus an<strong>der</strong>en Unterrichtssituationen kennen, rechtzeitig kommuniziert<br />

wird.<br />

Die Integration des Moduls in den Fachunterricht betreffen die Wahl des Zeitpunkts und <strong>der</strong><br />

Dauer <strong>der</strong> Lernbüros, die Vor- und Nachbereitung des Moduls im Unterricht und damit die<br />

Verzahnung von Theorie und Praxis. Die Wahl des „richtigen“ Zeitpunkts für ein Lernbüro<br />

muss letztlich situativ erfolgen, wobei folgende Aspekte eine Rolle spielen:<br />

! Einbettung des Moduls in den Stundenplan (vgl. Neuchâtel)<br />

! Vermeiden des Unterbrechens des Moduls durch an<strong>der</strong>e Module wie Praktika<br />

Ferner deuten die Erfahrungen darauf hin, dass eine Unter- bzw. Überauslastung <strong>der</strong> Lernenden<br />

vermieden werden sollte. Auch die Vor- und Nachbereitung des Praktikums im Unterricht<br />

und damit die Verzahnung von Theorie und Praxis erscheinen zentral: Zum einen sollte bei<br />

<strong>der</strong> Vorbereitung darauf geachtet werden, dass komplexere Lernvoraussetzungen bspw. im<br />

Hinblick auf das Erstellen eines Business-Planes o<strong>der</strong> das selbständige Planen und Steuern<br />

<strong>der</strong> Arbeitsprozesse im Vorfeld im Fachunterricht geschaffen werden. Zum an<strong>der</strong>en sollten<br />

zentrale Erfahrungen, welche die Lernenden im Rahmen <strong>der</strong> drei analysierten Lernbüros<br />

mobilisieren konnten, im späteren Fachunterricht erneut aufgenommen werden, um zum einen<br />

das Erreichen <strong>der</strong> übrigen schulischen Leistungsziele positiv zu beeinflussen und zum<br />

an<strong>der</strong>en einen tieferen und nachhaltigen Lernerfolg zu erreichen. Die Erfahrungen im<br />

Zusammenhang mit dem Lernbüro in Neuchâtel und Baden machen deutlich, dass es daher<br />

sinnvoll sein kann, Austauschprozesse zwischen den Lehrkräften herzustellen, um<br />

Lernvoraussetzungen im Vorfeld und Möglichkeiten des Transfers im Nachgang eruieren zu<br />

können. Zudem erscheint eine separate Zeugnisnote aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden wichtig, um den<br />

Stellenwert des Moduls zu verdeutlichen und die praxisbezogenen Leistungen <strong>der</strong> Lernenden<br />

gegenüber potenziellen Arbeitgebern dokumentieren zu können. Nicht zuletzt muss darauf<br />

geachtet werden, dass die Lernenden und Lehrkräfte einen Zugang zu <strong>der</strong> für das Modul<br />

benötigten Infrastruktur haben. Insgesamt erscheinen die in den drei Lernbüros festgestellten<br />

Rahmenbedingungen insbeson<strong>der</strong>e in den Bereichen Betreuung <strong>der</strong> Lernenden, Integration in<br />

den Schulalltag und Bereitstellung notwendiger Infrastruktur verbesserungswürdig.<br />

Abschliessend werden die Literaturempfehlungen aus Kapitel 4.3.4 (Teil I) zur Gestaltung<br />

von Lernbüros (d. h. Verzahnung von Theorie und Praxis, Simulation von betrieblicher<br />

Praxis, finanzielle Ressourcen, Berücksichtigung individueller Voraussetzungen sowie<br />

inhaltlicher Fokus des Lernbüros) erneut aufgenommen. Sämtliche Bereiche mit Ausnahme<br />

des inhaltlichen Fokus von Lernbüros wurden bereits oben erläutert. So wird in <strong>der</strong> Literatur<br />

empfohlen, Lernbüroarbeit primär in einfach strukturierten Bereichen wie Belegflüssen,<br />

Schriftverkehr o<strong>der</strong> EDV-gestützter Sachbearbeitung einzusetzen. Dies erscheint<br />

grundsätzlich plausibel, weil komplexere Inhalte (konkret: Aspekte <strong>der</strong><br />

Unternehmungsgründung und -führung) wie sie im Rahmen <strong>der</strong> hier analysierten Module<br />

adressiert wurden, schnell an ihre Grenzen stossen, weil sie umfassende Anfor<strong>der</strong>ungen an<br />

die Betreuung <strong>der</strong> Lernenden stellen.<br />

Grundsätzlich erscheinen die Erfahrungen im Zusammenhang mit den analysierten Lernbüros<br />

ambivalent: Zum einen können Lernende unterstützt durch interne Lehrkräfte und externe<br />

Praxisexperten grundsätzlich ergiebige Lernpotenziale realisieren. Konzeptionell können die<br />

Richtlinien für die berufliche Praxis und die einschlägigen Literaturempfehlungen in Bezug<br />

auf die Gestaltung von Lernbüros (d. h. Verzahnung von Theorie und Praxis, Simulation von<br />

betrieblicher Praxis, finanzielle Ressourcen, Berücksichtigung individueller Voraussetzungen<br />

sowie inhaltlicher Fokus des Lernbüros) zentrale betriebliche Aspekte simulieren. Vor diesem<br />

Hintergrund erscheint <strong>der</strong> mehrheitlich als positiv beurteilte Zusammenhang zwischen <strong>der</strong><br />

Durchführung von Lernbüros und <strong>der</strong> Attraktivität von HMS zunächst sehr erfreulich. Zum<br />

an<strong>der</strong>en zeigt die Analyse <strong>der</strong> kritischen Erfolgsfaktoren noch einen deutlichen Handlungsbe-<br />

314


Vergleichende Fallstudienanalyse und Empfehlungen im Hinblick auf die Kategorie Lernbüro<br />

darf in Bezug auf die praxisnahe und adressatengerechte Umsetzung <strong>der</strong> einzelnen Konzepte<br />

auf. Dabei lassen sich die meisten <strong>der</strong> festgestellten Mängel grundsätzlich beheben. Jedoch<br />

dürfte auch hier ausser Frage stehen, dass ein Lernbüro bei einem Vergleich mit einer dualen<br />

Berufslehre o<strong>der</strong> einem längeren Praktikum bezüglich Tiefe und Breite des Praxiseinblicks<br />

das Nachsehen hat. Zudem muss bezweifelt werden, dass sich ein Lernbüro für inhaltlich anspruchsvollere<br />

Aufgaben wie Aspekte <strong>der</strong> Unternehmungsgründung und -führung eignet.<br />

Welcher duale Berufslernende o<strong>der</strong> Praktikant wird mit <strong>der</strong>lei umfassenden Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

konfrontiert? Welche Lehrkraft kann die hierzu erfor<strong>der</strong>lichen Kompetenzen, die für eine<br />

Unternehmungsgründung relevant sind, mitbringen? Welcher Praxisexperte wird, eine entsprechende<br />

Entschädigung seines Einsatzes vorausgesetzt, genügend zeitliche Ressourcen für<br />

die Betreuung von Lernbüros und die hierfür notwendige Koordination mit den Lehrkräften<br />

mitbringen? Wenn auch diese Fragen in diesem Zusammenhang zugunsten des Fazits nicht<br />

abschliessend beantwortet werden sollen, so werfen das Anspruchsniveau <strong>der</strong> Inhalte und <strong>der</strong><br />

Lernziele <strong>der</strong> vorliegenden Module die Frage auf, ob <strong>der</strong> Versuch, Aspekte <strong>der</strong> Unternehmungsgründung<br />

im vollzeitschulischen Kontext zu simulieren, letztlich über das Ziel hinaus<br />

schiesst.<br />

Die folgende Tabelle fasst die kritischen Erfolgsfaktoren zusammen. Dabei wird deutlich,<br />

dass neben den in <strong>der</strong> Literatur diskutierten Erfolgsfaktoren zur Gestaltung von Lernbüros<br />

(d. h. Verzahnung von Theorie und Praxis, Simulation von betrieblicher Praxis, finanzielle<br />

Ressourcen, Berücksichtigung individueller Voraussetzungen sowie inhaltlicher Fokus des<br />

Lernbüros) weitere Aspekte eine Rolle spielen (z. B. Auswahl <strong>der</strong> Leistungsziele, Betreuung<br />

<strong>der</strong> Lernenden, Kommunikation <strong>der</strong> Rahmenbedingungen, Notenrelevanz).<br />

315


Teil II: Fallstudien zum Lernbüro und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

Tabelle 11<br />

Kritische Erfolgsfaktoren von Lernbüros anhand <strong>der</strong> Evaluation<br />

Kritischer<br />

Erfolgsfaktor<br />

Leistungsziele<br />

Richtlinien für<br />

berufliche Praxis<br />

Rahmenbedingungen<br />

Inhaltlicher Fokus<br />

Leistungsziele<br />

Authentizität<br />

Selbständigkeit<br />

Betreuung<br />

Kooperation Lehrkräfte<br />

und Praxisexperten<br />

Integration in den Schulalltag<br />

Infrastruktur<br />

Empfehlungen<br />

! Ziele mit Blick auf die Lernvoraussetzungen<br />

und Rahmenbedingungen des Moduls<br />

auswählen<br />

! Schaffen von Kontaktmöglichkeiten zur<br />

Praxis<br />

! Betreuung <strong>der</strong> Lernenden und Inhalte mit<br />

Lernzielen verknüpfen<br />

! Integration von Zielen aus den Bereichen<br />

Sozial- und Methodenkompetenzen<br />

! Rechtzeitig und intensiv Kontakt mit <strong>der</strong><br />

Praxis herstellen<br />

! Arbeitsplatz bereitstellen<br />

! Eigenverantwortung för<strong>der</strong>n und for<strong>der</strong>n<br />

(insbeson<strong>der</strong>e im Hinblick auf die Planung<br />

und Kontrolle von Tätigkeiten)<br />

! Kompetente und genügende Betreuung<br />

sicherstellen<br />

! Formative und summative Beurteilung<br />

ausgewogen gestalten<br />

! Feedback geben<br />

! Den Lernenden die Rolle <strong>der</strong> Lehrkraft<br />

als Coach kommunizieren<br />

! Produkt und Markt durch die Lerenden<br />

definieren lassen<br />

! Klare Kommunikation bzw. partizipatives<br />

Fixieren <strong>der</strong> Rahmendaten des Lernbüros<br />

! Nutzung von Synergien zwischen Lehrkräften<br />

und Praxisexperten<br />

! Fachliche und pädagogisch-didaktische<br />

Kompetenzen sicherstellen<br />

! Realistische Zeitvorgaben für Teilaufträge<br />

definieren<br />

! Erfahrungen aus dem Lernbüro intensiver<br />

vor- und nachbereiten<br />

! Notenrelevanz sicherstellen<br />

! Zugang zur notwendigen Infrastruktur sicherstellen<br />

! Lernbüroarbeit primär in den einfach<br />

strukturierten Bereichen wie Belegflüssen,<br />

Schriftverkehr o<strong>der</strong> EDV-gestützter<br />

Sachbearbeitung einsetzen<br />

316


Teil II: Fallstudien zur Übungsfirma und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

Fallstudien zur Übungsfirma und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

Centro Professionale Commerciale Locarno (CPC)<br />

ESTER, La Chaux-de-Fonds<br />

318


Übungsfirma am Centro Professionale Commerciale (CPC) in Locarno<br />

Übungsfirma am Centro Professionale Commerciale (CPC) in<br />

Locarno<br />

Thomas Bieker<br />

1 Modulbeschrieb<br />

1.1 Grundidee<br />

Die Lernenden des Centro Professionale Commerciale in Locarno (CPC) absolvieren während<br />

ihrer dreijährigen vollzeitschulischen Ausbildung im zweiten bzw. dritten Jahr zwei je zweiwöchige<br />

Praktika. Zusätzlich führen sie im dritten Jahr mit dem Modul „Pratica Aziendale“<br />

für einen halben Tag pro Woche eine Übungsfirma, die im Folgenden analysiert wird. Im<br />

Rahmen des Moduls wird jede Klasse in vier bzw. fünf Gruppen eingeteilt, wobei die<br />

Lernenden entwe<strong>der</strong> ein Dienstleistungs- (konkret: Treuhandbüro) o<strong>der</strong> ein<br />

Handelsunternehmen (konkret: Schreibwarenhandlung) gründen und auch führen sollen.<br />

Dabei werden mit den Lernenden nicht sämtliche Prozesse einer Unternehmung, son<strong>der</strong>n<br />

ausgewählte Aktivitäten bzw. Prozesse einer Unternehmung simuliert.<br />

1.2 Vorgehen: Arbeitsphasen/Arbeitsschritte<br />

Inhaltlich geht es im Rahmen <strong>der</strong> Übungsfirma sowohl um eine Phase <strong>der</strong> Unternehmensgründung<br />

(im zweiten Jahr) als auch <strong>der</strong> operativen Unternehmensführung (im dritten Jahr).<br />

So erstellen die Lernenden zunächst einen Business Plan, richten ihren Arbeitsplatz ein und<br />

behandeln Fragen <strong>der</strong> Rechtsformwahl sowie Aspekte <strong>der</strong> Aufbauorganisation. In <strong>der</strong> operativen<br />

Phase wird ein Marketingkonzept erstellt, ein neuer Mitarbeiter gesucht bzw. die Buchhaltung<br />

mit entsprechenden Buchhaltungsprogrammen geführt.<br />

1.3 Ziele in Bezug auf Fach-, Methoden- und Sozialkompetenzen<br />

Im Folgenden werden die 34 Leistungsziele, die mit <strong>der</strong> Übungsfirma erreicht werden sollen,<br />

näher erläutert. Dabei wurden nicht nur Ziele aus dem Bereich <strong>der</strong> Fachkompetenz, son<strong>der</strong>n<br />

auch ausgewählte Methoden- und Sozialkompetenzen in den Projektrahmen integriert. In<br />

Klammern finden sich, sofern nichts An<strong>der</strong>es angegeben ist, jeweils die Nummern <strong>der</strong> Ziele<br />

(gemäss Leistungszielkatalog des BBT). Der Frage, inwieweit die einzelnen Leistungsziele<br />

im aus Sicht <strong>der</strong> Projektbeteiligten auch tatsächlich erreicht wurden, wird unter Kapitel 2.1<br />

<strong>der</strong> Fallstudie nachgegangen.<br />

Ziele in Bezug auf Fachkompetenzen: Die insgesamt 25 Ziele im Bereich <strong>der</strong> Fachkompetenzen<br />

orientierten sich stark an den oben skizzierten Arbeitsphasen bzw. -schritten und werden<br />

im Folgenden anhand <strong>der</strong> Bereiche „Branche und Firma“, „Information, Kommunikation<br />

und Administration“, „betriebswirtschaftliches Umfeld beschreiben und Handlungsmöglichkeiten<br />

aufzeigen“ bzw. „Voraussetzungen <strong>der</strong> Weltwirtschaft verstehen und Wechselwirkungen<br />

zwischen Unternehmen und Mitwelt erkennen“ sowie „Rechnungswesen anwenden und<br />

als Führungsinstrument verstehen“ aufgeführt: So wurden aus dem Bereich Branche und Firma<br />

die folgenden Leistungsziele für das Modul definiert: „Beschwerden formulieren“<br />

(1.1.3.2), „Produkte und Dienstleistungen kennen“ (1.2.2.1), „Produkte und Dienstleistungen<br />

319


Teil II: Fallstudien zur Übungsfirma und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

vorstellen“ (1.2.2.2), „Ziele für die Teamleistung festlegen“ (1.4.2.2), „Organigramme interpretieren“<br />

(1.5.1.1) sowie „Marketing-Mix anwenden“ (1.7.3.1). 82<br />

Im Bereich „Information, Kommunikation und Administration“ geht es im Allgemeinen insbeson<strong>der</strong>e<br />

darum, dass die Lernenden „aktuelle Technologien einsetzen“ bzw. entsprechende<br />

„Kommunikationsmittel auswählen“. Im Speziellen geht es dabei um folgende Ziele: „Textdokumente<br />

erfassen“ (2.1.1.1), „Telefon bedienen“ (2.1.1.2), „elektronische Datenübermittlungsgeräte<br />

bedienen“ (2.1.1.3), „mit dem Kopiergerät vertraut sein“ (2.1.1.4), „Standard PC-<br />

Programme auswählen“ (2.1.2.1), „Dokumente überprüfen“ (2.1.2.2), „Informationen<br />

beschaffen“ (2.1.3.1), „Kommunikationsmittel auswählen“ (2.2.1.1), „organisatorische<br />

Einrichtung des Arbeitsplatzes“ (2.3.2.1), „ansprechende Dokumentationen erstellen“<br />

(2.2.2.1) sowie die „Wirtschafts- und Fachsprache anwenden“ (2.5).<br />

In Bezug auf den Bereich „Betriebswirtschaftliches Umfeld beschreiben und Handlungsmöglichkeiten<br />

aufzeigen“ bzw. „Voraussetzungen <strong>der</strong> Weltwirtschaft verstehen und Wechselwirkungen<br />

zwischen Unternehmen und Mitwelt erkennen“ sollen folgende Ziele erreicht werden:<br />

„Ökologische und energiesparende Massnahmen beurteilen“ (3.1.5.1) 83 , „das Zahlungssystem<br />

des Lehrbetriebs erklären“ (3.2.1.1), „Kontoauszüge erklären“ (3.2.1.2), „Stelleninserat formulieren“<br />

(3.2.2.2), „Personal suchen“ (3.2.2.3) und „Offerten beurteilen“ (3.2.5.1).<br />

Nicht zuletzt sollen im Bereich Rechnungswesen die Lernenden in die Lage versetzt werden,<br />

den „Kontenplan des Betriebs zu erklären“ (3.3.1.1) sowie „Arbeiten an Buchungsbelegen“<br />

(3.3.1.2) kennen zu lernen.<br />

Mit den insgesamt fünf Zielen in Bezug auf Methodenkompetenzen sollen die Schülerinnen<br />

und Schüler dazu befähigt werden, analytisch und geplant vorzugehen (konkret: „Arbeitsmethodik<br />

bzw. mit Informationsquellen umgehen“ ! 2.1), Arbeitstechniken bspw. durch die<br />

Visualisierung von unterschiedlichen betrieblichen Abläufen gestalten zu lernen (2.2) sowie<br />

Ideen einzubringen und umzusetzen (2.4). Nicht zuletzt sollen mit dem Modul die Präsentationskompetenzen<br />

<strong>der</strong> Lernenden (2.6) und ein „kundenorientiertes Verhalten“ (2.9) geför<strong>der</strong>t<br />

werden.<br />

Die vier Ziele mit dem Fokus Sozialkompetenzen stellen die Kompetenzen <strong>der</strong> Lernenden<br />

in den Vor<strong>der</strong>grund, situationsgerecht aufzutreten (1.1), dem jeweiligen Gesprächspartner<br />

aufmerksam zuzuhören und sich dabei selbst klar und verständlich auszudrücken (1.6), in einem<br />

Team engagiert und konstruktiv mitzuarbeiten und an<strong>der</strong>e zur Zusammenarbeit zu motivieren<br />

(1.12) sowie Gelerntes in unterschiedlichen Aufgabenstellungen anzuwenden (1.13).<br />

1.4 Authentizität<br />

Mit den einzelnen oben erläuterten Aufträgen bearbeiten die Lernenden relativ umfassende<br />

Problemstellungen. Der Praxisbezug soll wie folgt hergestellt werden: Zum einen wird in je<strong>der</strong><br />

Klasse neben <strong>der</strong> Fachlehrkraft eine Person aus dem Unternehmenskontext eingebunden,<br />

die ihre jeweiligen Kompetenzen bspw. zu Fragen <strong>der</strong> Unternehmensgründung, <strong>der</strong> Versicherung<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Ergonomie bzw. Ökologie des Arbeitsplatzes einbringt. Zum an<strong>der</strong>en wird im<br />

Schulkontext durch die Bereitstellung einer geeigneten Infrastruktur ein möglichst realistisches<br />

Firmenumfeld hergestellt (vgl. Kapitel 1.7 <strong>der</strong> Fallstudie). Nicht zuletzt sollte die Zusammenarbeit<br />

mit <strong>der</strong> „Società svizzera degli impiegati del commercio“ (SIC Ticino) erwähnt<br />

werden, wo die Lernenden im ersten und dritten Jahr während jeweils zwei Wochen in<br />

Übungsfirmen arbeiten. Die Zusammenarbeit mit an<strong>der</strong>en Übungsfirmen soll auch im Rah-<br />

82<br />

83<br />

Dieses Ziel ist nicht im Zielkatalog des BBT, son<strong>der</strong>n im Katalog <strong>der</strong> Leistungsziele für die Neue kaufmännische<br />

Grundbildung (NKG) enthalten.<br />

Dieses Ziel ist nicht im Zielkatalog des BBT, son<strong>der</strong>n im Katalog <strong>der</strong> Leistungsziele für die Neue kaufmännische<br />

Grundbildung (NKG) enthalten.<br />

320


Übungsfirma am Centro Professionale Commerciale (CPC) in Locarno<br />

men des Moduls „Pratica Aziendale“ fortgesetzt werden. Dabei sollen Austauschprozesse<br />

zwischen unterschiedlichen (virtuellen) Unternehmen, die jeweils von Lernenden geführt<br />

werden, die Komplexität <strong>der</strong> Praxis abbilden.<br />

1.5 Integration in Schulalltag<br />

Die Festlegung des Zeitpunktes und <strong>der</strong> Dauer des Moduls sowie dessen Vor- und Nachbereitung<br />

können sich auf den Erfolg des Moduls insgesamt auswirken und werden daher im Folgenden<br />

kurz skizziert.<br />

Festlegung des Zeitpunktes und <strong>der</strong> Dauer des Moduls: Das Modul beginnt im ersten Semester<br />

des zweiten Jahres und endet nach dem ersten Semester des dritten Jahres. Es läuft damit<br />

insgesamt über 3 Semester und wird pro Woche mit einem Halbtag durchgeführt.<br />

Vor- und Nachbereitung des Moduls: Eine Vorbereitung <strong>der</strong> Lernenden auf die Inhalte des<br />

Moduls fand im Rahmen <strong>der</strong> Fächer Wirtschaft und Recht, Rechnungswesen sowie Deutsch<br />

und Informatik statt, wo die für das Modul notwendigen Kompetenzen erarbeitet wurden.<br />

1.6 Beurteilung <strong>der</strong> Schüler<br />

Die gemäss den in Kapitel 1.2 <strong>der</strong> Fallstudie skizzierten Teilaufträge entstandenen Lernprodukte<br />

(z. B. Business Plan, Arbeitsplatzgestaltung, Stellenanzeige, Korrespondenz, Buchhaltung,<br />

Unternehmenspräsentation) werden nach unterschiedlichen Kriterien beurteilt. Beobachtungen<br />

<strong>der</strong> Lernenden sowie Gespräche mit den Lernenden bilden eine zusätzliche Beurteilungsgrundlage.<br />

Dabei sind sowohl Leistungsziele, als auch Methoden- und Sozialkompetenzen<br />

Gegenstand einer sowohl summativen als auch formativen Beurteilung. Die ermittelte<br />

Note wird nicht in an<strong>der</strong>e Fächer integriert, son<strong>der</strong>n im Abschlusszeugnis als Note für<br />

„Praktisches Arbeiten“ ausgewiesen.<br />

1.7 Rahmenbedingungen<br />

Im Folgenden werden die für die Durchführung des Moduls notwendigen personellen und infrastrukturellen<br />

Rahmenbedingungen erläutert.<br />

Anzahl <strong>der</strong> beteiligten Personen: Die Übungsfirma am CPC in Locarno wurde mit 5 Klassen<br />

im dritten Jahr durchgeführt. Dabei betreuten jeweils eine Lehrkraft aus dem Bereich<br />

„Wirtschaft und Gesellschaft“ sowie eine externe Person mit Praxishintergrund eine Klasse.<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen an die beteiligten Personen: Lehrkräfte, welche die Lernenden im Rahmen<br />

des Marketing-Moduls betreuten, benötigten nach eigenen Angaben v. a. fachspezifische bzw.<br />

pädagogische Kompetenzen.<br />

Infrastrukturelle Ressourcen: Das Modul wird in <strong>der</strong> Schule durchgeführt. Dementsprechend<br />

wurden durch das CPC Locarno auch die notwendigen Ressourcen für die Bearbeitung<br />

<strong>der</strong> Aufgaben bereitgestellt. So stehen für die Durchführung des Moduls drei Klassenzimmer<br />

für die Sitzungen im Plenum, mehrere kleine Arbeitszimmer für Gruppensitzungen, Telefonund<br />

Faxapparate, PCs mit entsprechendem Internetzugang sowie Büromaterialien zur Verfügung.<br />

321


Teil II: Fallstudien zur Übungsfirma und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

2 Beurteilung des Moduls aus Sicht <strong>der</strong> involvierten Personen<br />

Die folgende Analyse stützt sich auf die schriftliche bzw. mündliche Befragung von achtzehn<br />

Lernenden aus insgesamt zwei Halbklassen 84 , acht Lehrkräften sowie dem Modulverantwortlichen.<br />

Letzterer war zugleich auch als Lehrkraft im Modul „Pratica Aziendale“ eingesetzt.<br />

Im Folgenden werden die quantitativen und qualitativen Rückmeldungen <strong>der</strong> involvierten<br />

Personen wie<strong>der</strong>gegeben und interpretiert. Die Lehrkräfte wurden in französischer Sprache,<br />

die Lernenden in italienischer Sprache befragt, weshalb die folgenden Auswertungen auch<br />

Zitate in den o. g. Sprachen beinhalten.<br />

2.1 Erreichung <strong>der</strong> Ziele in Bezug auf Fach-, Methoden- und Sozialkompetenzen<br />

Mit Ausnahme weniger Leistungsziele, stellte die grosse Mehrheit <strong>der</strong> Lernenden bei<strong>der</strong><br />

Gruppen in Bezug auf sämtliche Leistungsziele im Ausgangspunkt einen mittleren o<strong>der</strong><br />

besseren Zielerreichungsgrad fest. Aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden bei<strong>der</strong> Gruppen wurde ein sehr<br />

grosser Anteil <strong>der</strong> für das Modul definierten Ziele im Mittel entwe<strong>der</strong> „gut“ o<strong>der</strong> „sehr gut“<br />

erreicht. Dies betrifft v. a. die fachlichen Leistungsziele, die auch im Rahmen <strong>der</strong> Teilaufträge<br />

(vgl. Kapitel 1.2 <strong>der</strong> Fallstudie) des Moduls vor<strong>der</strong>gründig adressiert wurden (z. B.<br />

„Beschaffung von Informationen“, „Offerten beurteilen“, „Einrichtung des Arbeitsplatzes“,<br />

„Stelleninserat formulieren“, „Marketing-Mix anwenden“ o<strong>der</strong> „Dokumente überprüfen“). 85<br />

Jedoch zeigen die Daten aus beiden befragten Teilklassen in Bezug auf die im Folgenden referierten<br />

Ziele einen höheren Anteil jener Lernenden, die einen mittleren bzw. (in wenigen<br />

Fällen) gar schlechten Zielerreichungsgrad angeben. Eher tiefere Zielerreichungsgrade bzw.<br />

Ziele mit höherem Anteil weniger zufriedener Lernenden aus beiden Gruppen lauten wie<br />

folgt: „Mit dem Kopiergerät vertraut sein“, „Arbeiten an Buchungsbelegen kennen“, „Belege<br />

kontieren“ sowie „Wirtschafts- und Fachsprache anwenden“. 86<br />

Zudem zeigen die Daten auch z. T. deutliche Varianzen innerhalb und/o<strong>der</strong> zwischen den befragten<br />

Teilklassen bezüglich <strong>der</strong> Beurteilung des Zielerreichungsgrades. 87 Dabei fällt auf,<br />

dass sich teilweise ein bedeuten<strong>der</strong> Teil <strong>der</strong> Lernenden in Bezug auf die Erreichung <strong>der</strong> einzelnen<br />

Leistungsziele auch kritischer äusserte. Dies betrifft die folgenden Lernziele: „Textdokumente<br />

erfassen“, „Telefon bedienen“, „Präsentation <strong>der</strong> Arbeitsergebnisse“, „elektronische<br />

Datenübermittlungsgeräte bedienen“, „ökologische und energiesparende Massnahmen beurteilen“,<br />

„Arbeitsabläufe beschreiben und analysieren“, „Standard PC-Programme auswählen“,<br />

84<br />

85<br />

86<br />

87<br />

Das Modul „Pratica Aziendale“ am CPC in Locarno wurde in fünf parallelen Klassen unterrichtet. Um ein<br />

aussagekräftigeres Bild zu erhalten, wurden insgesamt 18 Lernende aus zwei Halbklassen zu <strong>der</strong>en Eindrücken<br />

aus dem Modul sowohl schriftlich als auch mündlich befragt. Die Auswahl <strong>der</strong> Lernenden und Klassen<br />

erfolgte grundsätzlich nach dem Zufallsprinzip, wobei die Breite <strong>der</strong> Realität berücksichtigt werden sollte:<br />

So wurden aus je<strong>der</strong> Übungsfirma jeweils zwei Lernende gewählt. Eine Teilklasse bestand aus angehenden<br />

Berufsmaturanden, eine an<strong>der</strong>e Teilklasse aus angehenden Diplomschülern.<br />

Obwohl die Ziele „Marketing-Mix anwenden“ bzw. „Informationen beschaffen“ (zur Erstellung des<br />

Business Plans) aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden „gut“ erreicht wurden, hätten sich die Schülerinnen und Schüler<br />

mehr Unterstützung durch die Lehrkräfte o<strong>der</strong> eine bessere Vorbereitung im Hinblick auf diese Konzepte im<br />

Rahmen des früheren Unterrichts gewünscht. Auf diesen Aspekt wird in Kapitel 2.4 („Integration in den<br />

Schulalltag“) näher eingegangen.<br />

Mögliche Gründe hierfür werden im Fazit <strong>der</strong> vorliegenden Fallstudie diskutiert.<br />

Ohne an dieser Stelle eine abschliessende Aussage in Bezug auf den Grund für die unterschiedlichen Einschätzungen<br />

machen zu können, so kommen potenziell sachliche und zeitliche Aspekte in Betracht: Die Lernenden<br />

(konkret: eine Teilklasse mit angehenden Berufsmaturanden, eine an<strong>der</strong>e Klasse mit angehenden<br />

Diplomschülern) dürften sich im Hinblick auf das kognitive Niveau einerseits und die Fähigkeit zur Selbsteinschätzung<br />

an<strong>der</strong>erseits unterscheiden. Zudem wurde eine Teilklasse für die Zwecke <strong>der</strong> vorliegenden<br />

Evaluation geson<strong>der</strong>t am Freitagnachmittag aufgeboten. Ausgeschlossen werden kann an dieser Stelle eine<br />

unterschiedliche „Grundstimmung“ in Bezug auf das Modul. So waren aus Sicht des Evaluationsteams keine<br />

grösseren Reaktanzen <strong>der</strong> Lernenden in Bezug auf das Modul insgesamt wahrnehmbar.<br />

322


Übungsfirma am Centro Professionale Commerciale (CPC) in Locarno<br />

„Zahlungssystem des Lehrbetriebs erklären“, „Kontoauszüge erklären“, „Organigramme interpretieren“<br />

sowie „Produkte und Dienstleistungen vorstellen“.<br />

Wie schätzen die Lehrkräfte die Erreichung <strong>der</strong> Leistungsziele ein? Aus Sicht <strong>der</strong> Lehrkräfte<br />

wurde ein sehr grosser Teil <strong>der</strong> für das Modul definierten Ziele im Mittel „gut“ erreicht. Ein<br />

Verbesserungspotenzial aus Sicht <strong>der</strong> Lehrenden besteht im Hinblick auf die folgenden fachlichen<br />

Leistungsziele: „Offerten beurteilen“, „ökologische und energiesparende Massnahmen<br />

beurteilen“, „Arbeitsabläufe analysieren“, „Telefon bedienen“, „mit dem Kopiergerät vertraut<br />

sein“ sowie „Arbeiten an Buchungsbelegen kennen“. Die Lehrkräfte führen suboptimale Zielerreichungsgrade<br />

auf ungleiche Voraussetzungen <strong>der</strong> Lernenden, fehlendes Engagement bzw.<br />

Interesse o<strong>der</strong> fehlende Eigenverantwortlichkeit <strong>der</strong> Lernenden, zu spezifische Zielvorgaben<br />

o<strong>der</strong> den gegebenen schulischen Rahmen zurück.<br />

Zusätzlich zeigt die Analyse <strong>der</strong> Daten aus <strong>der</strong> Befragung <strong>der</strong> Lernenden, dass die Ziele aus<br />

dem Bereich Methoden- bzw. Sozialkompetenzen (konkret: „Einbringen und Umsetzen von<br />

Ideen“, „situationsgerechtes Auftreten“, „Teamfähigkeit bzw. Zusammenarbeit“, „Kommunikationsfähigkeit“,<br />

„Transferfähigkeit“ sowie „Arbeitsmethodik bzw. mit Informationsquellen<br />

umgehen“) aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden grossmehrheitlich „sehr gut“ o<strong>der</strong> „gut“ erreicht worden<br />

sind. V. a. den Aspekt <strong>der</strong> Verbesserung <strong>der</strong> Teamfähigkeit hoben die Lernenden im Rahmen<br />

<strong>der</strong> qualitativen Befragung als eine deutliche Stärke des Moduls hervor:<br />

„Si impara a collaborare con altre persone. Ci si deve adattare e si deve lavorare<br />

anche con persone che non si conoscono bene o con cui non si va d’accordo.“<br />

„Nell’ambito del Team abbiamo imparato ad aiutare e ad essere aiutati acquisendo<br />

sicurezza. Alla fine è importante che tutto il gruppo faccia un buon lavoro.“<br />

Dabei ist jedoch die Datenlage bezüglich <strong>der</strong> Beurteilung des Zielerreichungsgrades <strong>der</strong> übrigen<br />

Ziele aus dem Bereich Methoden- und Sozialkompetenzen nicht immer eindeutig: So zeigen<br />

sich bei den Lernzielen „kundenorientiertes Verhalten“ sowie „Kundengespräche vorbereiten“<br />

innerhalb <strong>der</strong> Lernenden <strong>der</strong> ersten Gruppe eine grössere Varianz <strong>der</strong> Einschätzungen<br />

bezüglich des Zielerreichungsgrades.<br />

Aus Sicht <strong>der</strong> Lehrkräfte wurden die meisten Ziele aus dem Bereich Methoden- bzw. Sozialkompetenzen<br />

grossmehrheitlich „gut“ erreicht. Ausnahmen bilden die Ziele „Kundengespräch<br />

vorbereiten“, „Ideen einbringen und umsetzen“, „Transferfähigkeit“ sowie „Arbeitsmethodik<br />

bzw. mit Informationsquellen umgehen“, wo sich eher mittlere bzw. schlechte Zielerreichungsgrade<br />

finden. Im Gruppeninterview stellten die Lehrenden die För<strong>der</strong>barkeit von Sozialkompetenzen<br />

als eine beson<strong>der</strong>e Stärke des Moduls heraus, wie folgende Zitate illustrieren:<br />

„Compétences utiles pour la pratique; conscience de ce que les élèves sont en train de<br />

faire; ils savent pourquoi ils le font.“<br />

„Tu ne peux pas rester là-bas sans rien faire: on aide les autres, il y a une dynamique<br />

sociale.“<br />

2.2 Authentizität<br />

Im Folgenden wird <strong>der</strong> Frage nachgegangen, als wie „authentisch“ die Beteiligten das Modul<br />

wahrnehmen. Authentizität kann zum einen durch die Qualität des Einblicks in die betriebliche<br />

Praxis (hier: die einzelnen Prozesse <strong>der</strong> Übungsfirma) erreicht werden. Dabei kann<br />

bspw. die Anzahl <strong>der</strong> von den Lernenden durchlaufenen unterschiedlichen „Abteilungen“<br />

bzw. „Unternehmensbereiche“ die Vielfältigkeit <strong>der</strong> Erfahrungspotenziale, welche die<br />

Übungsfirma den Lernenden ermöglicht, beeinflussen. Aber auch die organisatorischen Rahmenbedingungen,<br />

wie die bereitgestellte Infrastruktur o<strong>der</strong> die Qualität <strong>der</strong> geschaffenen<br />

323


Teil II: Fallstudien zur Übungsfirma und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

Büroatmosphäre, können sich auf die von den Beteiligten wahrgenommene Authentizität beeinflussen.<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> qualitativen Befragung beurteilten die Lernenden bei<strong>der</strong> Gruppen den Praxisbezug<br />

als eine klare Stärke des Moduls, weil es zum einen den Transfer des Erlernten in<br />

die Praxis und zum an<strong>der</strong>en eine Vorstellung <strong>der</strong> Funktionsweise einer „realen“ Unternehmung<br />

und damit vielfältige Erfahrungspotenziale (z. B. Kennenlernen <strong>der</strong> eigenen Interessenschwerpunkte,<br />

Umgang mit „Kunden“) ermögliche. Jedoch wurde die Frage des tatsächlichen<br />

Realitätsbezuges in einer Gruppe auch etwas kontrovers diskutiert: Zwar ermögliche das Modul<br />

auch den Kontakt mit an<strong>der</strong>en Übungsfirmen. Diese seien jedoch letztlich fiktiv. Dennoch<br />

wurde die Authentizität des Moduls vor dem Hintergrund des schulischen Kontexts grundsätzlich<br />

positiv beurteilt, wie folgende Rückmeldungen <strong>der</strong> Lernenden aus beiden Gruppen<br />

illustrieren: 88<br />

„Si può capire più o meno come funziona l’azienda e applichiamo quello che abbiamo<br />

studiato.“<br />

„Abbiamo creato l’azienda partendo da zero. Ci dà la possibilità di applicare la teoria<br />

alla pratica.“<br />

„È una buona esperienza per il mondo del lavoro.“<br />

„Secondo me, il progetto è ottimo, puoi anche capire se il lavoro ti piace o no.“<br />

„Ho potuto capire come funziona un’azienda nella realtà.“<br />

„Ho avuto la possibilità di avere contatti con la clientela. Ad esempio per le offerte e la<br />

richiesta di informazioni riguardanti l’azienda.“<br />

Die quantitative Befragung <strong>der</strong> Lernenden bestätigte diese insgesamt positiven qualitativen<br />

Eindrücke weitestgehend: Die Qualität <strong>der</strong> bereitgestellten Infrastruktur wurde von den Lernenden<br />

grossmehrheitlich mit „sehr gut“ o<strong>der</strong> „gut“ beurteilt. Die Qualität <strong>der</strong> für das Modul<br />

geschaffenen Büroatmosphäre wurde grossmehrheitlich als „sehr gut“ o<strong>der</strong> „gut“ beurteilt.<br />

Die Rückmeldungen <strong>der</strong> Lernenden in Bezug auf die Frage, wie viele unterschiedliche Abteilungen<br />

diese im Rahmen des Moduls kennen lernen konnten, zeichnen ein ambivalentes<br />

Bild und lassen keine eindeutige Aussage zu, ein Job-Rotation-Ansatz wurde offenbar nicht<br />

verfolgt. 89 Den Lernerfolg, <strong>der</strong> im Rahmen <strong>der</strong> „künstlich“ geschaffenen Übungsfirma realisiert<br />

wurde, beurteilte eine deutliche Mehrheit <strong>der</strong> Lernenden in beiden Gruppen als „mittelmässig“.<br />

Die Analyse <strong>der</strong> Antworten zu <strong>der</strong> Frage, wie sich die „künstlich“ geschaffene Arbeitswelt<br />

auf die Motivation ausgewirkt hat, lässt aufgrund <strong>der</strong> grossen Varianz <strong>der</strong> Daten jedoch<br />

keine eindeutige Aussage zu.<br />

Auch die befragten Lehrkräfte beurteilen den Praxisbezug des Moduls als positiv. Die Lernenden<br />

erlangen eine konkrete Vorstellung von „<strong>der</strong>“ betrieblichen Praxis und <strong>der</strong> damit verbundenen<br />

Arbeitsweise. Dabei könnten die für die berufliche Praxis so bedeutsamen Sozialkompetenzen<br />

sowie die Problemlösekompetenz geför<strong>der</strong>t werden. Dies verdeutlichen die folgenden<br />

Aussagen unterschiedlicher Lehrkräfte:<br />

„On peut capter ce qui se passe dans un bureau.“<br />

„Ils ont appris les compétences sociales qui vont être utiles.“<br />

„On peut résoudre des problèmes très proches de la réalité, on doit réagir tout de<br />

suite.“<br />

Diese positiven qualitativen Eindrücke wurden im Rahmen <strong>der</strong> quantitativen Befragung <strong>der</strong><br />

Lehrkräfte bestätigt: So beurteilen die Lehrkräfte den Praxisbezug des Moduls bzw. die Mög-<br />

88<br />

89<br />

Jedoch beurteilen die Lernenden die Realitätsnähe des Moduls im Vergleich zu den Aktivitäten im Rahmen<br />

von SIC Ticino als weniger attraktiv, wie im Kapitel 2.6 näher erläutert wird.<br />

Jedoch gab keiner <strong>der</strong> Lernenden an, im Laufe <strong>der</strong> Zeit weniger als zwei Abteilungen durchlaufen zu haben.<br />

324


Übungsfirma am Centro Professionale Commerciale (CPC) in Locarno<br />

lichkeit des Einblicks in die betriebliche Praxis mit „gut“ o<strong>der</strong> „sehr gut“. Die Möglichkeit,<br />

mit dem Modul unterschiedliche unternehmerische Geschäftsprozesse zu simulieren sowie die<br />

Qualität <strong>der</strong> bereitgestellten Infrastruktur wurde von den Lehrkräften ohne Ausnahme mit<br />

„sehr gut“ beurteilt. Die Qualität <strong>der</strong> für das Modul geschaffenen Büroatmosphäre wurde<br />

mehrheitlich als „gut“ beurteilt. Die Antworten <strong>der</strong> Lehrkräfte in Bezug auf die Frage, wie<br />

viele Abteilungen die Lernenden im Rahmen <strong>der</strong> Übungsfirma durchlaufen, zeichnen zwar<br />

kein eindeutiges Bild. Jedoch gab keine Lehrkraft an, dass die Lernenden einen Einblick in<br />

weniger als drei Abteilungen erlangen würden.<br />

Jedoch ist aus Sicht <strong>der</strong> Lehrkräfte <strong>der</strong> Praxisbezug, <strong>der</strong> mit dem Modul hergestellt werden<br />

konnte, auch begrenzt. Dies, weil die Lernenden letztlich im Schulkontext verblieben und <strong>der</strong>en<br />

Eigenverantwortlichkeit sich nicht unbegrenzt för<strong>der</strong>n lasse, wie eine Lehrkraft (stellvertretend<br />

für die an<strong>der</strong>en) erläuterte:<br />

„Ils sont encore des élèves qui vont encore à l'école. Ils ne se rendent pas tous compte<br />

qu'ils vont aller travailler bientôt.“<br />

Dies spiegeln auch die quantitativen Daten wi<strong>der</strong>: Die Motivation und den Lernerfolg, <strong>der</strong> im<br />

Rahmen <strong>der</strong> „künstlich“ geschaffenen Übungsfirma realisiert wurde, beurteilte eine deutliche<br />

Mehrheit <strong>der</strong> Lehrkräfte als „mittelmässig“. Ungeachtet <strong>der</strong> aus Sicht <strong>der</strong> Lehrkräfte bestehenden<br />

Restriktionen, die sich aus dem organisatorischen Rahmen ergeben (konkret: Schulkontext),<br />

soll <strong>der</strong> Aspekt <strong>der</strong> Selbständigkeit <strong>der</strong> Lernenden im Folgenden näher analysiert<br />

werden.<br />

2.3 Selbständigkeit<br />

Die Lernenden beurteilen die Möglichkeiten, im Rahmen des Moduls Arbeiten selbständig<br />

planen, durchführen und kontrollieren zu können, grossmehrheitlich als „sehr gut“ o<strong>der</strong> „gut“.<br />

Die grosse Mehrheit <strong>der</strong> befragten Lehrkräfte beurteilt die Frage, inwieweit die Lernenden<br />

ihre Arbeitsschritte selbständig planen und durchführen können, mit „sehr gut“ bzw. „gut“.<br />

Lediglich in Bezug auf die Frage, wie sehr die Lernenden den Erfolg <strong>der</strong> eigenen Arbeitsschritte<br />

auch kontrolliert haben, ergab sich ein ambivalentes Bild: Während eine Hälfte diese<br />

Frage entwe<strong>der</strong> mit „sehr gut“ o<strong>der</strong> „gut“ beantwortete, schätzte die an<strong>der</strong>e Hälfte <strong>der</strong> befragten<br />

Lehrerschaft diesen Aspekt als „mittelmässig“ o<strong>der</strong> gar „schlecht“ ein. Aus Sicht <strong>der</strong><br />

Lehrkräfte mussten die Lernenden zwar z. T. etwas „angeschoben“ werden, haben aber in <strong>der</strong><br />

Folge insgesamt ein relativ hohes Mass an Eigenverantwortlichkeit an den Tag gelegt, wie die<br />

Rückmeldungen von zwei Lehrkräften verdeutlichen:<br />

„Après deux mois, cela change. Ils commencent à réfléchir et analysent la situation:<br />

p.ex. des salaires trop élevés; recherche d'un nouveau fournisseur; propres achats;<br />

analyse de la comptabilité. Pendant les heures du laboratoire ils commencent à travailler.“<br />

„Il y a une progression. Au début, ils ont tout le temps demandé ce qu'il fallait faire et<br />

quand. Donc, chaque matin, on leur a donné des consignes minimales. Au fur et à<br />

mesure qu'on a fait cela, ils ont demandé moins.“<br />

Dabei betonte eine Lehrkraft, dass das Erreichen einer vollständigen Selbständigkeit <strong>der</strong> Lernenden<br />

im schulischen Kontext, wie im vorigen Abschnitt dargestellt wurde, letztlich<br />

utopisch sei.<br />

325


Teil II: Fallstudien zur Übungsfirma und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

2.4 Integration in den Schulalltag<br />

Im Folgenden werden die Wahl des Zeitpunktes und <strong>der</strong> Dauer sowie die Integration des Moduls<br />

in den Stundenplan und in den Schulalltag (d. h. dessen Vor- und Nachbereitung im Rahmen<br />

des „normalen“ Unterrichts) analysiert. Zudem werden die zeitliche Belastung <strong>der</strong> Lernenden<br />

und zugleich die Auswirkung des Moduls auf die Erreichung <strong>der</strong> schulischen Leistungsziele<br />

näher erläutert.<br />

Beurteilung des Zeitpunktes <strong>der</strong> Übungsfirma: Die quantitativen Daten aus <strong>der</strong> Befragung<br />

<strong>der</strong> Lernenden weisen in beiden Gruppen eine grosse Varianz auf und lassen keine<br />

eindeutige Aussage in Bezug auf die Einbettung des Moduls in den Schulalltag (d. h. Wahl<br />

des Semesters bzw. des Wochentages, zeitlicher bzw. inhaltlicher Einbau in den Stundenplan)<br />

zu: So beurteilte in beiden Teilklassen ein Teil <strong>der</strong> Lernenden diesen Aspekt mit „sehr gut“<br />

o<strong>der</strong> „gut“, während ein an<strong>der</strong>er Teil die Einbettung des Moduls in den Schulalltag gar als<br />

„mittelmässig“, „schlecht“ o<strong>der</strong> „sehr schlecht“ bezeichnete. Eine mögliche Ursache ist darin<br />

zu sehen, dass ! an<strong>der</strong>s als im Rahmen von SIC Ticino ! eine Übungsfirma im vollzeitschulischen<br />

Kontext aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden auch Nachteile mit sich bringt (konkret: Arbeitsrhythmus<br />

gemäss Stundenplan, fehlende Konsequenzen bei Fehlern, parallele schulische<br />

Verpflichtungen ausserhalb <strong>der</strong> Übungsfirma): 90<br />

„Questa pratica dovrebbe svolgersi due o tre settimane consecutivamente e non per un<br />

giorno alla settimana.“<br />

Sieben <strong>der</strong> neun befragten Lehrkräfte beurteilen demgegenüber die Integration des Moduls<br />

in den Schulalltag als „sehr gut“, zwei weitere als „gut“. Auch hier ermöglichen die qualitativen<br />

Daten keine weiteren Aussagen in Bezug auf mögliche von den Lernenden wahrgenommene<br />

Problembereiche.<br />

Beurteilung <strong>der</strong> Dauer <strong>der</strong> Übungsfirma: Die Lernenden äusserten sich in <strong>der</strong> Regel<br />

we<strong>der</strong> positiv noch negativ in Bezug auf die Dauer des Moduls. In jedem Fall wünschen sich<br />

die Lernenden eine verbesserte Zeitplanung <strong>der</strong> einzelnen Teilaufträge durch die Lehrkräfte.<br />

So sei es aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden zum einen wichtig, dass im Nachgang an die bisher relativ<br />

zeitintensive Phase <strong>der</strong> Unternehmensgründung auch entsprechende Zeitbudgets für die<br />

operative Führung <strong>der</strong> jeweiligen Übungsfirmen zur Verfügung gestellt werden. 91<br />

„Forse abbiamo impiegato parecchio tempo per aprire l’azienda e quindi ne è rimasto<br />

poco per gestirla. Forse sarebbe stato meglio cominciare prima.“<br />

„Io penso che il progetto sia buono, ma sarebbe meglio partire prima; un anno per<br />

creare la ditta e un anno poi per gestirla.“<br />

„Abbiamo perso troppo tempo per attività poco importanti (es. creazione del logo e<br />

della carta intestata) mentre abbiamo dedicato poco tempo ad attività più importanti.“<br />

Zudem sollten die Lehrkräfte weniger anspruchsvolle Aufträge auch mit vergleichsweise kleineren<br />

Zeitbudgets erteilen:<br />

„Utilizzo di troppo tempo per attività che potrebbero essere svolte in meno tempo.“<br />

„È stato perso troppo tempo per la creazione del logo e della carta intestata.“<br />

„Abbiamo perso troppo tempo per la carta intestata.“<br />

Daher empfehlen die Lernenden eine an<strong>der</strong>e zeitliche Gewichtung <strong>der</strong> einzelnen Aktivitäten<br />

innerhalb des Moduls, um letztlich auch eine grössere Realitätsnähe erreichen zu können:<br />

90<br />

91<br />

Diese Aspekte können sich auf den von den Lernenden wahrgenommenen Grad an Authentizität auswirken<br />

und werden daher im Rahmen des Fazits vertiefend analysiert.<br />

Der Aspekt <strong>der</strong> zeitlichen Gewichtung einzelner Aufträge wird im Rahmen <strong>der</strong> Beurteilung <strong>der</strong> Rahmenbedingungen<br />

(vgl. Kapitel 2.6) erneut aufgenommen.<br />

326


Übungsfirma am Centro Professionale Commerciale (CPC) in Locarno<br />

„Sì, per alcuni lavori importanti (es. una presentazione con Powerpoint) ci hanno dato<br />

un’ora mentre per il logo abbiamo lavorato otto ore. Per migliorare sarebbe necessario<br />

scegliere meglio le priorità usando semplicemente il buon senso.“<br />

„L’attività è svolta in modo lento e poco reale. Non si riescono a raggiungere gli obiettivi.<br />

Si dovrebbero chie<strong>der</strong>e maggiori consigli agli allievi per avere dei suggerimenti<br />

perché il modulo è una buona idea ma è strutturato male.“<br />

„Sarebbe meglio avere più tempo. Quattro semestri; nel secondo iniziare con il<br />

business plan e poi partire e gestire la ditta.“<br />

Die Lehrkräfte haben jedoch in Bezug auf die zeitliche Gewichtung <strong>der</strong> Teilaufträge keinen<br />

Verbesserungsbedarf herausgestellt.<br />

Vorbereitung <strong>der</strong> Übungsfirma: Wie sehr wurde aus Sicht <strong>der</strong> Befragten das Modul auf die<br />

Fähigkeiten <strong>der</strong> Lernenden abgestimmt? In beiden Gruppen fühlte sich eine grosse Mehrheit<br />

<strong>der</strong> Lernenden im vorherigen Fachunterricht „gut“ bzw. „mittelmässig“ auf die Übungsfirma<br />

vorbereitet; lediglich ein bzw. zwei Lernende beurteilten diesen Aspekt als „schlecht“ bzw.<br />

gaben an, eine Vorbereitung sei „gar nicht“ erfolgt. So wurden die zentralen Grundlagen zur<br />

Erstellung des Business Plans o<strong>der</strong> zur Gestaltung eines Marketing-Mix aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden<br />

als nicht genügend erarbeitet. Hierzu folgende Zitate von Lernenden <strong>der</strong> zweiten Gruppe:<br />

92 „All’inizio ci hanno fatto aprire un’azienda e lavorare senza averci dato molte informazioni.<br />

Non eravamo preparati per il business plan. Non sapevamo da dove cominciare.“<br />

„Sì, hanno pensato che avevamo già le conoscenze per il business plan.“<br />

„Sì forse con riferimento al business plan sarebbe stato meglio avere un esempio. Noi<br />

siamo studenti a tempo pieno e non si può preten<strong>der</strong>e che noi già lo sappiamo. Sarebbe<br />

stato meglio già in seconda introdurre il business plan così al terzo anno uno sa già<br />

cosa fare.“<br />

Die Daten aus <strong>der</strong> Befragung <strong>der</strong> Lehrkräfte deuten in diesem Zusammenhang klar in eine<br />

an<strong>der</strong>e Richtung: So bewerteten die Lehrkräfte die Abstimmung <strong>der</strong> Aufträge auf die Fähigkeiten<br />

<strong>der</strong> Lernenden grossmehrheitlich als „sehr gut“ o<strong>der</strong> „gut“; lediglich eine Lehrperson<br />

stufte dies als „mittelmässig“ ein.<br />

Nachbereitung <strong>der</strong> Übungsfirma: Wie beurteilen die Lernenden die Nachbereitung des<br />

Moduls im Rahmen des Unterrichts? So beurteilten die Lernenden in beiden Gruppen diese<br />

Frage grossmehrheitlich mit „gut“ o<strong>der</strong> „mittelmässig“. Die Daten aus <strong>der</strong> mündlichen Befragung<br />

<strong>der</strong> Lernenden lassen keinen Rückschluss in Bezug auf eine Verbesserung des Transfers<br />

<strong>der</strong> im Rahmen des Moduls erworbenen Kompetenzen in den Fachunterricht zu.<br />

Die Lehrkräfte schätzen den Aspekt <strong>der</strong> Nachbereitung ähnlich ein: So konnten drei Lehrkräfte<br />

nach eigenen Angaben die Inhalte aus dem Modul in den Fachunterricht „gut“ integrieren.<br />

Zwei stuften diesen Aspekt als „mittelmässig“ ein; eine weitere als „schlecht“. Eine Lehrkraft<br />

wünschte sich in diesem Zusammenhang zusätzliche Lektionen:<br />

„Sarebbe bello avere a disposizione anche delle ore-lezione supplementari per approfondire<br />

o ripetere la teoria.“<br />

Einfluss <strong>der</strong> Übungsfirma auf das Erreichen schulischer Leistungsziele: Die Frage,<br />

inwieweit das Modul das Interesse bzw. Verständnis <strong>der</strong> Lernenden für den Schulstoff<br />

för<strong>der</strong>t, kann bereits einen Hinweis auf den Einfluss des Moduls auf die Erreichung <strong>der</strong><br />

schulischen Leistungsziele geben. Jedoch lassen auch hier die Daten aus <strong>der</strong> Befragung von<br />

92<br />

Die Daten aus <strong>der</strong> Befragung <strong>der</strong> ersten Gruppe geben hinsichtlich einer möglicherweise verbesserungswürdigen<br />

Vorbereitung <strong>der</strong> Lernenden keinen Hinweis.<br />

327


Teil II: Fallstudien zur Übungsfirma und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

Lernenden bei<strong>der</strong> Gruppen keine klare Schlussfolgerung zu: In <strong>der</strong> ersten Gruppe bekundet<br />

eine deutliche Mehrheit, das Modul för<strong>der</strong>e das Interesse bzw. das Verständnis „mittelmässig“<br />

bzw. „schwach“ o<strong>der</strong> „gar nicht“. Die Ergebnisse aus <strong>der</strong> Befragung <strong>der</strong> zweiten Gruppe<br />

zeichnen in diesem Zusammenhang ein positiveres Bild: So gab dagegen die Mehrheit an, das<br />

Modul för<strong>der</strong>e ihr Interesse bzw. das Verständnis für den Schulstoff „sehr stark“, „stark“ bzw.<br />

„mittelmässig“.<br />

Demgegenüber bestätigen die befragten Lehrkräfte grundsätzlich den Zusammenhang zwischen<br />

<strong>der</strong> Durchführung des Moduls und dem Erreichen <strong>der</strong> schulischen Leistungsziele, wobei<br />

hier keine eindeutige Aussage in Bezug auf die Stärke des Zusammenhangs möglich ist:<br />

Eine Lehrkraft gab an, das Modul habe die Erreichung <strong>der</strong> schulischen Leistungsziele „sehr<br />

positiv“ beeinflusst. Drei beurteilten diesen Zusammenhang als „positiv“, vier weitere als<br />

„mittelmässig“.<br />

2.5 Betreuung <strong>der</strong> Lernenden<br />

Die Lernenden bei<strong>der</strong> befragter Halbklassen fühlten sich im Rahmen des Moduls grossmehrheitlich<br />

entwe<strong>der</strong> „gut“ o<strong>der</strong> „mittelmässig“ durch die (internen) Lehrkräfte betreut. Die qualitativen<br />

Daten geben keinen direkten Hinweis in Bezug auf ein Verbesserungspotenzial. Ein<br />

Lernen<strong>der</strong> kritisierte jedoch die Qualität <strong>der</strong> Unterrichtsvorbereitung sowie die didaktische<br />

Kompetenz <strong>der</strong> Lehrkräfte, wobei nicht ersichtlich wird, ob sich die Kritik auf die interne,<br />

externe o<strong>der</strong> beide Lehrkräfte bezieht:<br />

„Qualche volte i professori non chiariscono bene o non sono preparati.“<br />

In Bezug auf die Betreuung <strong>der</strong> Lernenden durch die Praxisvertreter erscheint die Datenlage<br />

zunächst weniger eindeutig: Während in <strong>der</strong> zweiten Gruppe die Betreuung durch die Praxisvertreter<br />

von <strong>der</strong> grossen Mehrheit <strong>der</strong> Lernenden entwe<strong>der</strong> als „sehr gut“ o<strong>der</strong> „gut“ beurteilt<br />

wird, stufte die Mehrheit <strong>der</strong> Lernenden <strong>der</strong> ersten Gruppe die Betreuung als „schlecht“ ein<br />

o<strong>der</strong> gab an, eine entsprechende Betreuung habe überhaupt nicht stattgefunden. Obwohl die<br />

Lernenden <strong>der</strong> zweiten Gruppe die Betreuung durch die Praxisvertreter grossmehrheitlich als<br />

„sehr gut“ o<strong>der</strong> „gut“ beurteilten, brachten diese im Rahmen <strong>der</strong> ergänzenden qualitativen Befragung<br />

auch verbesserungswürdige Aspekte in Bezug auf die Betreuung an, die nun näher erläutert<br />

werden. Dabei beurteilen die Lernenden bei<strong>der</strong> Gruppen die Qualität <strong>der</strong> Unterstützung<br />

durch die internen Lehrkräfte besser als jene durch die externen Lehrkräfte.<br />

„La docente interna (corrispondenza) era buona, l’altra (economia e contabilità)<br />

purtroppo non altrettanto. I suoi messaggi di insegnamento non arrivano agli allievi.“<br />

„È stata molto valida la collaborazione e il supporto ricevuto dal docente interno<br />

mentre lo stesso non si può dire della docente esterna. Forse non è abituata<br />

all’ambiente scolastico.“<br />

Aus diesen Zitaten wird bereits ersichtlich, dass die externen Lehrkräfte (an<strong>der</strong>s als die internen)<br />

die Lernenden nicht immer erreichen konnten bzw. keine pädagogisch-didaktischen Erfahrungen<br />

mitbringen. In eine ähnliche Richtung deuten die folgenden Rückmeldungen unterschiedlicher<br />

Lernen<strong>der</strong> aus beiden Gruppen:<br />

328


Übungsfirma am Centro Professionale Commerciale (CPC) in Locarno<br />

„Una spiega le cose e capisci bene con l’altra non capisci niente.“<br />

„La docente esterna non è abituata. Lei dà tutto per scontato e se chiediamo<br />

spiegazioni ci dice: Ma come non lo sai? Poca pazienza, poca disponibilità.“<br />

„Sì, è poco disponibile e forse non ha attitudini all’insegnamento.“<br />

„Sì, non sapevi se era affidabile o no.“<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> qualitativen Befragung <strong>der</strong> Lernenden bei<strong>der</strong> Teilklassen wurden Verbesserungspotenziale<br />

in Bezug auf die Betreuung <strong>der</strong> Lernenden durch die Lehrkräfte deutlich.<br />

Diese beziehen sich auf die inhaltliche Abstimmung <strong>der</strong> internen und externen Lehrkräfte wie<br />

folgende Zitate unterschiedlicher Lernen<strong>der</strong> verdeutlichen: 93<br />

„Sì, una ti diceva una cosa, l’altra te ne diceva un’altra.“<br />

„Dovrebbero andare d’accordo nel lavoro non dire una cosa, l’altra ne dice un’altra.“<br />

Die (internen und externen) Lehrkräfte sind an<strong>der</strong>s als die Lernenden grossmehrheitlich <strong>der</strong><br />

Meinung, sie konnten die Lernenden entwe<strong>der</strong> „sehr gut“ o<strong>der</strong> „gut“ betreuen.<br />

2.6 Rahmenbedingungen<br />

Wie im vorherigen Kapitel erläutert, fühlen sich die Lernenden durch die Lehrkräfte grundsätzlich<br />

„gut“ bzw. „mittelmässig“ betreut. Jedoch äusserten die Lernenden in beiden Gruppen<br />

auch Kritik an <strong>der</strong> Qualität <strong>der</strong> Betreuung durch die externen Unterrichtskräfte. Im Folgenden<br />

werden daher die Anfor<strong>der</strong>ungen an die Beteiligten und <strong>der</strong>en Qualifikationen näher<br />

analysiert. Danach wird <strong>der</strong> oben angesprochene Aspekt <strong>der</strong> Kooperation zwischen internen<br />

und externen Lehrkräften erneut aufgenommen. Abschliessend wird das organisatorische<br />

Setting des Marketing-Moduls (Ziele des Moduls, Notensetzung) aus Sicht <strong>der</strong> Beteiligten<br />

kritisch gewürdigt.<br />

Erfüllung <strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen an die Lehrkräfte: Im Folgenden wird erläutert, wie sehr die<br />

internen und externen Lehrkräfte den jeweiligen Anfor<strong>der</strong>ungen, die an sie gestellt wurden,<br />

entsprechen konnten. Zusätzlich wird dabei <strong>der</strong> Frage nachgegangen, welche Art von Unterstützung<br />

sie durch unterschiedliche Personen bzw. Stellen (z. B. durch die Schulleitung, den<br />

Modulverantwortlichen) erhalten haben, um diesen Anfor<strong>der</strong>ungen entsprechen zu können<br />

und welche Unterstützung sie sich in diesem Zusammenhang zusätzlich gewünscht hätten.<br />

Die befragten Lehrkräfte fühlten sich den Anfor<strong>der</strong>ungen, die das Modul an sie stellte,<br />

grossmehrheitlich „sehr gut“ bzw. „gut“ gewachsen. Gründe hierfür finden sich in den<br />

Kompetenzen einerseits, welche die Lehrkräfte einbringen konnten, und den Anfor<strong>der</strong>ungen,<br />

die das Modul an sie stellte sowie die Unterstützung durch unterschiedliche Personen bzw.<br />

Stellen an<strong>der</strong>erseits. Einen Weiterbildungsbedarf sehen die befragten Lehrkräfte z. T. im<br />

methodisch-didaktischen Bereich einerseits (z. B. Planung des Moduls, Notengebung,<br />

Gestaltung von Feedback) und im inhaltlichen Bereich an<strong>der</strong>erseits (z. B. Rechnungswesen in<br />

<strong>der</strong> Praxis). Zusätzlich gaben einige Lehrkräfte eine kaufmännische Ausbildung sowie eine<br />

entsprechende Berufserfahrung als wichtige Erfolgsfaktoren für die Durchführung des<br />

Moduls an. Die Lehrkräfte fühlten sich grossmehrheitlich „sehr gut“ bzw. „gut“ durch<br />

zuständige Personen bzw. Stellen betreut. Drei Lehrkräfte sahen in diesem Zusammenhang<br />

Verbesserungspotenzial in Bezug auf die durch die Schule bereitgestellte Infrastruktur<br />

(konkret: Beamer, Videogerät). 94<br />

93<br />

94<br />

Der Aspekt <strong>der</strong> Koordination zwischen internen und externen Lehrkräften wird im folgenden Abschnitt 2.6<br />

(„Rahmenbedingungen“) erneut aufgenommen.<br />

Eine Lehrkraft hätte sich, abweichend von <strong>der</strong> Gruppenmeinung, die im Rahmen <strong>der</strong> mündlichen Befragung<br />

deutlich wurde, Praxisdokumente gewünscht (z. B. Verträge, Rechnungen, Bankdokumente). Eine an<strong>der</strong>e<br />

Lehrkraft hätte sich genauere Informationen zu den Hausaufgaben sowie eine bessere Vergütung gewünscht.<br />

329


Teil II: Fallstudien zur Übungsfirma und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

Zusammenarbeit zwischen den internen und externen Lehrkräften: Im Folgenden wird<br />

<strong>der</strong> Frage nachgegangen, als wie gut die Beteiligten die Zusammenarbeit zwischen den beiden<br />

Lehrkräften (als ein weiteres zentrales Rahmendatum) wahrgenommen haben. Die Lernenden<br />

bemängelten ! wie unter 2.5 herausgearbeitet ! die inhaltliche Koordination zwischen<br />

den Lehrkräften.<br />

Die internen und externen Lehrkräfte beurteilten demgegenüber ihre Zusammenarbeit als<br />

sehr gelungen. Als Stärken <strong>der</strong> Zusammenarbeit haben diese das Abbilden betrieblicher Praxis,<br />

den interdisziplinären Ansatz, die Vernetzung von Theorie und Praxis herausgestellt.<br />

Nicht zuletzt wurden diese Stärken dadurch möglich, dass die Lehrkräfte ihre individuellen<br />

Kompetenzen jeweils zur Geltung bringen konnten.<br />

Organisatorisches Setting: Aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden zeigt das organisatorische Setting des<br />

Moduls noch Verbesserungspotenziale in den Bereichen Gestaltung und Kommunikation <strong>der</strong><br />

Rahmenbedingungen (konkret: Zielvorgaben und Notensetzung). In diesem Zusammenhang<br />

zeichnen die Rückmeldungen <strong>der</strong> Lernenden jedoch kein eindeutiges Bild: Während die Lernenden<br />

<strong>der</strong> ersten Gruppe in Bezug auf Zielvorgaben und die Notensetzung einen deutlichen<br />

Verbesserungsbedarf herausstellten, zeigten sich die Lernenden <strong>der</strong> zweiten Gruppe in Bezug<br />

auf diese Aspekte zufrieden. Die befragten Schülerinnen und Schüler <strong>der</strong> ersten Gruppe haben<br />

klare Lernziele vermisst wie folgende Rückmeldungen verdeutlichen:<br />

„Io personalmente non ho saputo quali erano i nostri obiettivi.“<br />

„Io penso che gli obiettivi neanche i docenti li sappiano bene, perché non ce li hanno<br />

spiegati.“<br />

„A volte sembrava una cosa un po’ campata per aria, nemmeno i docenti sapevano cosa<br />

dovevamo imparare dal corso.“<br />

Auch von Seiten <strong>der</strong> Lehrkräfte besteht im Hinblick auf die Klärung <strong>der</strong> Lernziele Verbesserungspotenzial:<br />

„Per esempio, fissando e spiegando gli obiettivi in modo più preciso.“<br />

Die Lehrkräfte stellten im Rahmen <strong>der</strong> qualitativen Befragung die Möglichkeit, zu Beginn<br />

des Moduls enger gefasste Aufgaben zu stellen, als eine Verbesserungsmöglichkeit heraus.<br />

Der Modulverantwortliche gab in diesem Zusammenhang an, dass den Lernenden „zwar<br />

nicht immer klare Lernziele mitgeteilt“ würden. Jedoch lege man grossen Wert darauf, die<br />

(Teil-)Aufträge klar festzulegen und zu kommunizieren.<br />

Die Lernenden <strong>der</strong> ersten Gruppe beklagten zudem, dass ihnen die Kriterien für die Beurteilung<br />

<strong>der</strong> Lernprodukte nicht kommuniziert wurden und dass sie die Notengebung nicht nachvollziehen<br />

konnten, wie folgende Zitate verdeutlichen:<br />

„Mi dà fastidio avere una nota di Pratica Aziendale sul libretto della maturità. Non<br />

sappiamo con che criteri ci valutano e come. Non si capisce niente della valutazione.<br />

C’è qualcuno che alla SIC ha un 5,5 e qui ha un 4!4,5 e non si capisce perché. Poi se<br />

un datore di lavoro vede il libretto potrebbe interpretare male il voto.“<br />

„Sì, non si capisce su che base valutano. Io ad esempio ho fatto una lettera e<br />

curriculum per una assunzione ed è stata valutata male ma poi la stessa lettera e<br />

curriculum nella realtà mi hanno fatto avere un colloquio.“<br />

„Sarebbe meglio sapere ad esempio su cosa e su che argomenti vengono fatti i test.“<br />

„Non si capisce più che cosa vogliono. Io faccio A e non va bene. Lui fa Z e non va<br />

bene. Non e mai giusto per loro.“<br />

330


Übungsfirma am Centro Professionale Commerciale (CPC) in Locarno<br />

Als Ergänzung einer summativen Beurteilung wünschten sich die Lernenden <strong>der</strong> ersten Gruppe<br />

ein entsprechendes (qualitatives) Feedback in Bezug auf ihre jeweiligen Leistungen wie<br />

folgende Rückmeldung illustriert:<br />

„Certe cose, come ad esempio un curriculum, non si possono valutare con dei voti.<br />

Avere un feedback di tipo qualitativo sarebbe meglio. Così sappiamo dove dobbiamo<br />

migliorare.“<br />

Die Lehrkräfte betonten jedoch demgegenüber in diesem Zusammenhang im Rahmen <strong>der</strong><br />

mündlichen Befragung, dass sie ausreichend Zeit für das Geben von Feedback einkalkulierten.<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> schriftlichen Befragung wurde, wie oben erläutert, jedoch auch deutlich,<br />

dass ein Teil <strong>der</strong> Lehrkräfte in Bezug auf das Geben von Feedback einen entsprechenden<br />

Weiterbildungsbedarf sieht. Zusätzlich gaben die Lehrkräfte an, dass sie sich mehr Klarheit in<br />

Bezug auf die Beurteilung von Sozial- und Methodenkompetenzen wünschten.<br />

Last but not least beurteilen die befragten Lernenden bei<strong>der</strong> Gruppen die Realitätsnähe des<br />

Moduls zwar insgesamt als positiv (vgl. hierzu Kapitel 2.2 <strong>der</strong> Fallstudie: „Authentizität“),<br />

jedoch im Vergleich zu SIC als weniger gelungen. Sie begründen dies u. a. mit <strong>der</strong> Möglichkeit,<br />

sich ausschliesslich während zweier zusammenhängen<strong>der</strong> Wochen auf die Aktivitäten<br />

<strong>der</strong> Übungsfirma konzentrieren zu können und nicht etwa am selben Tag im Anschluss an das<br />

Modul noch eine Prüfung in einem an<strong>der</strong>en Fach vorbereiten zu müssen. Eine grössere Realitätsnähe<br />

würde zudem dadurch erreicht, dass Fehler mit stärkeren Konsequenzen verbunden<br />

seien. Hierzu folgende Rückmeldungen.<br />

„Alla SIC è diverso. Si lavora dalle 8.00 fino alle 16.00 e poi è finito. Alla fine qua è<br />

solo una volta alla settimana.“<br />

„Sì, alla SIC vai otto ore e lavori. E se fai errori ci sono più conseguenze. È più reale.<br />

Qua arriviamo al mattino e pensiamo già che dobbiamo anche studiare perché il giorno<br />

dopo ci sarà un test. Alla SIC lavori e poi sai che hai finito.“<br />

„SIC è un mondo diverso.“<br />

Die Lernenden <strong>der</strong> ersten Gruppe gaben zusätzlich an, dass die Übungsfirma in Anbetracht<br />

<strong>der</strong> Laufzeit von neun Monaten zu wenig ergiebige Ergebnisse ermöglicht habe. Zusätzlich<br />

wünschten sie sich mehr Abwechslung, um die betriebliche Praxis abbilden zu können (z. B.<br />

nicht ausschliesslich Treuhandbüros o<strong>der</strong> Schreibwarenhandlungen gründen bzw. führen).<br />

Schliesslich sei die Übungsfirma „virtuell“, d. h. man habe nie eine Buchhaltung für eine<br />

reale Firma geführt. Aufgrund <strong>der</strong> oben skizzierten Vorteile von SIC würden es die<br />

Lernenden begrüssen, mehr Zeit im Lernbüro von SIC verbringen zu können.<br />

„Preferirei avere più tempo alla SIC.“<br />

Die Lehrkräfte beurteilen den Realitäts- bzw. Praxisbezug <strong>der</strong> Übungsfirma, wie unter 2.2<br />

herausgearbeitet, als „sehr gut“ bzw. „gut“ und hoben in diesem Zusammenhang im Rahmen<br />

<strong>der</strong> mündlichen Befragung die Qualität <strong>der</strong> im Rahmen <strong>der</strong> Übungsfirma verwendeten Praxisdokumente<br />

(z. B. Verträge, Rechnungen, Bankdokumente) hervor. Als eine Verbesserungsmöglichkeit<br />

haben die Lehrkräfte die Möglichkeit genannt, dass die Lernenden im Vorfeld<br />

des Moduls evtl. eine Betriebsbesichtigung machen können, um eine genauere Vorstellung<br />

von „<strong>der</strong>“ Unternehmenspraxis zu erlangen und sich von Beginn an (noch) zielorientierter<br />

einbringen zu können.<br />

Nicht zuletzt beurteilt ein Teil <strong>der</strong> Lehrkräfte den Stundenplan als verbesserungswürdig, weil<br />

nicht alle Klassen am gleichen Tag verfügbar sind.<br />

331


Teil II: Fallstudien zur Übungsfirma und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

2.7 Auswirkungen des Moduls auf die Attraktivität von HMS<br />

Dieses Kapitel geht <strong>der</strong> Frage nach, wie sich die Einführung dieses praxisorientierten Moduls<br />

auf die Attraktivität <strong>der</strong> HMS (aus Sicht potenzieller Lernen<strong>der</strong>) auswirkt. Aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden<br />

ergibt sich ein uneindeutiges Bild: So gaben die Lernenden <strong>der</strong> ersten Gruppe grossmehrheitlich<br />

an, das Modul wirke sich „mittelmässig“ auf die Attraktivität von HMS aus. Die<br />

Mehrheit <strong>der</strong> Lernenden <strong>der</strong> zweiten Gruppe ist <strong>der</strong> Meinung, das Modul wirke sich positiv<br />

auf die Attraktivität von HMS aus. Die Lehrkräfte beurteilen diese Frage in ähnlicher Weise<br />

wie die zweite Gruppe <strong>der</strong> befragten Lernenden: Während eine Lehrkraft eine Steigerung <strong>der</strong><br />

Attraktivität in mittlerem Ausmass erwartet, gehen die übrigen Lehrkräfte von einer Attraktivitätsverbesserung<br />

von HMS durch die Einführung praxisorientierter Module aus.<br />

2.8 Gesamtbeurteilung<br />

Die einleitenden Zitate von Lernenden lassen bereits vermuten, dass das Modul insgesamt<br />

vom Konzept her gut zu beurteilen ist, jedoch auch noch Verbesserungspotenziale aufweist:<br />

„Trovo l’idea di Pratica Aziendale molto bella e interessante. Peccato però che non è<br />

ancora sviluppata bene.“<br />

„Il modulo può essere una finestra che si affaccia sul mondo del lavoro.“<br />

„È una buona idea, ma non ancora strutturata bene.“<br />

Die Mehrheit <strong>der</strong> Lernenden beurteilte das Modul auch im Rahmen <strong>der</strong> quantitativen Befragung<br />

grundsätzlich als „gut“, wobei die Stärken des Moduls die Schwächen überkompensieren:<br />

„Comunque il modulo ha più aspetti positivi che negativi. Deve solo essere un po’<br />

migliorato. Le prossime volte sarà sicuramente meglio.“<br />

Die Mehrheit <strong>der</strong> Lernenden bei<strong>der</strong> Teilklassen gab an, das Modul habe auch negative<br />

Aspekte. Dabei könnten sich <strong>der</strong> von den Lernenden im Vergleich zu SIC wahrgenommene<br />

schlechtere Grad an Authentizität und die weiter oben analysierten Rahmenbedingungen ausgewirkt<br />

haben:<br />

„Penso che il modulo sia una perdita di tempo se continua ad essere strutturato così.“<br />

„Il modulo è un buon progetto ma forse non è abbastanza realistico, così noi non ci<br />

impegniamo abbastanza. Alla SIC di Bellinzona era più bello. Alla SIC è tutto più reale<br />

e ci sono due settimane consecutive.“<br />

Die Lehrkräfte und <strong>der</strong> Modulverantwortliche beurteilten das Modul insgesamt gesehen<br />

mit „gut“.<br />

Nach diesen allgemeinen Einschätzungen werden im Folgenden die Aspekte Lernziele, Authentizität<br />

des Moduls, Selbständigkeit <strong>der</strong> Lernenden, Integration des Moduls in den Schulalltag,<br />

Betreuung <strong>der</strong> Lernenden, die Gestaltung <strong>der</strong> Rahmenbedingungen sowie die von den<br />

Beteiligten erwartete Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Attraktivität von <strong>Handelsmittelschulen</strong> im Sinne eines<br />

kurzen Zwischenfazits aufgenommen.<br />

Aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden und <strong>der</strong> Lehrkräfte wurden die definierten Leistungsziele grossmehrheitlich<br />

im Mittel entwe<strong>der</strong> „gut“ o<strong>der</strong> „sehr gut“ erreicht. Dies betrifft v. a. die Ziele,<br />

die im Rahmen <strong>der</strong> Teilaufträge (vgl. Kapitel 1.2 <strong>der</strong> Fallstudie) des Moduls im Vor<strong>der</strong>grund<br />

gestanden haben (z. B. „Beschaffung von Informationen“, „Offerten beurteilen“, „Einrichtung<br />

des Arbeitsplatzes“, „Stelleninserat formulieren“, „Marketing-Mix anwenden“ o<strong>der</strong> „Dokumente<br />

überprüfen“). Dabei fällt auf, dass ein bedeuten<strong>der</strong> Teil <strong>der</strong> Lernenden sowie die Lehrkräfte<br />

die Erreichung anspruchsvollerer Ziele, die relativ umfangreiche Arbeits- und Reflexionsprozesse<br />

erfor<strong>der</strong>n (konkret: „Arbeitsabläufe beschreiben und analysieren“,<br />

332


Übungsfirma am Centro Professionale Commerciale (CPC) in Locarno<br />

„ökologische und energiesparende Massnahmen beurteilen“, „Transferfähigkeit“ sowie<br />

„Kundengespräch vorbereiten“) als eher mittelmässig beurteilt. Als sehr positiv beurteilen<br />

alle Beteiligten die Möglichkeit des Moduls, die Sozialkompetenzen <strong>der</strong> Lernenden zu<br />

för<strong>der</strong>n.<br />

Die Lernenden und die Lehrkräfte hoben ferner den Grad an Authentizität bzw. Praxisbezug,<br />

<strong>der</strong> im Rahmen des Moduls „Pratica Aziendale“ am CPC in Locarno erreicht wurde,<br />

nicht nur aufgrund <strong>der</strong> geschaffenen Büroatmosphäre bzw. <strong>der</strong> bereitgestellten Infrastruktur<br />

als positiv hervor. Aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden erlaubt ein solches Modul vielfältige Eindrücke<br />

von „<strong>der</strong>“ betrieblichen Praxis. Jedoch muss <strong>der</strong> von den Lernenden wahrgenommene Grad<br />

des Praxisbezuges angesichts <strong>der</strong> Tatsache, dass diese letztlich im Schulkontext verbleiben<br />

und allenfalls auf virtueller Ebene mit an<strong>der</strong>en Übungsfirmen (SIC Ticino) interagieren,<br />

etwas relativiert werden. Eng verbunden mit dem Aspekt <strong>der</strong> Authentizität ist die Frage nach<br />

dem Grad <strong>der</strong> Selbständigkeit, den die Lernenden erreichen können. Dabei beurteilten die<br />

Lernenden grossmehrheitlich die Möglichkeit, im Rahmen des Moduls, ihre Arbeiten selbständig<br />

zu planen, durchzuführen und zu kontrollieren als „sehr gut“ bzw. „gut“. Auch die<br />

Lehrkräfte schätzen den Grad <strong>der</strong> Selbständigkeit <strong>der</strong> Lernenden in Bezug auf die Planungsund<br />

Durchführungsphasen als „sehr gut“ o<strong>der</strong> „gut“ ein. Lediglich in Bezug auf die Frage,<br />

wie sehr die Lernenden den Erfolg <strong>der</strong> eigenen Arbeitsschritte auch kontrollieren konnten,<br />

zeigte sich die Hälfte <strong>der</strong> befragten Lehrpersonen skeptisch.<br />

In Bezug auf die Integration <strong>der</strong> Übungsfirma wurden weiter oben die Wahl des Zeitpunktes<br />

und <strong>der</strong> Dauer, die Vor- und Nachbereitung <strong>der</strong> Aufträge innerhalb <strong>der</strong> Übungsfirma sowie<br />

<strong>der</strong> Einfluss des Moduls auf das Erreichen schulischer Leistungsziele beleuchtet. Was die<br />

Einbettung in den Schulalltag des CPC Locarno anbetrifft, so zeigen die quantitativen Daten<br />

von Seiten <strong>der</strong> Lehrkräfte hohe Zufriedenheitswerte. Jedoch zeigen die Daten aus <strong>der</strong><br />

Befragung <strong>der</strong> Lernenden, dass zumindest ein Teil <strong>der</strong> Lernenden Zeitpunkt und Dauer als<br />

etwas unglücklich beurteilen. Dabei hätten sich die Lernenden im Hinblick auf die<br />

Komplexität <strong>der</strong> einzelnen Aufträge eine realistischere Zeitplanung durch die Lehrkräfte<br />

gewünscht. Aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden und <strong>der</strong> Lehrkräfte war <strong>der</strong> Praxisauftrag „sehr gut“<br />

bzw. „gut“ auf die Voraussetzungen <strong>der</strong> Lernenden abgestimmt.<br />

Den Aspekt <strong>der</strong> Vorbereitung des Moduls beurteilen die Lernenden bei<strong>der</strong> Teilklassen mehrheitlich<br />

mit „gut“ bzw. „mittelmässig“, wobei eine Min<strong>der</strong>heit in beiden Gruppen bekundet,<br />

die Vorbereitung sei „schlecht“ o<strong>der</strong> „gar nicht“ erfolgt. Aus Sicht <strong>der</strong> Lehrkräfte konnten<br />

im Rahmen des Moduls bzw. seiner Teilaufträge die Lernvoraussetzungen <strong>der</strong> Lernenden<br />

grossmehrheitlich „sehr gut“ bzw. „gut“ berücksichtigt werden. Sowohl Schüler- als auch<br />

Lehrerschaft beurteilten die Frage, wie sehr die Inhalte aus dem Modul im Rahmen des Fachunterrichts<br />

aufgenommen werden konnten, grossmehrheitlich mit „gut“ o<strong>der</strong> „mittelmässig“.<br />

In Bezug auf die Frage, wie sehr das Modul das Interesse bzw. Verständnis <strong>der</strong> Lernenden für<br />

den Schulstoff för<strong>der</strong>e, zeigen die Daten folgendes Bild: Während die Lernenden aus den beiden<br />

Teilgruppen sich hier sehr unterschiedlich äusserten, betonen die Lehrkräfte, das Modul<br />

för<strong>der</strong>e grundsätzlich das Erreichen <strong>der</strong> schulischen Leistungsziele.<br />

Die Lernenden fühlten sich im Rahmen des Moduls zudem grossmehrheitlich entwe<strong>der</strong> „gut“<br />

o<strong>der</strong> „mittelmässig“ von den (internen) Lehrkräften betreut: Als verbesserungswürdig stuften<br />

die Lernenden bei<strong>der</strong> Teilklassen die Betreuung durch die externen Lehrpersonen ein, wobei<br />

sie insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong>en didaktischen Kompetenzen monierten. Zudem bekundeten die Lernenden,<br />

die internen und externen Lehrkräfte hätten sich zu wenig abgesprochen und z. T. unterschiedliche<br />

Rückmeldungen in Bezug auf denselben Sachverhalt gegeben. Die grosse Mehrheit<br />

<strong>der</strong> Lehrkräfte ist demgegenüber <strong>der</strong> Meinung, sie konnten die Lernenden entwe<strong>der</strong><br />

„sehr gut“ o<strong>der</strong> „gut“ betreuen und haben die Zusammenarbeit zwischen internen und externen<br />

Lehrpersonen als sehr gelungen beurteilt.<br />

333


Teil II: Fallstudien zur Übungsfirma und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

Die Lehrkräfte und <strong>der</strong> Modulverantwortliche fühlten sich den Anfor<strong>der</strong>ungen, die das Modul<br />

an sie stellte, grossmehrheitlich „sehr gut“ o<strong>der</strong> „gut“ gewachsen. Ein Weiterbildungsbedarf<br />

besteht aus Sicht <strong>der</strong> Befragten im methodisch-didaktischen Bereich. Zusätzlich sei ein berufspraktischer<br />

Hintergrund für die Begleitung eines solchen Moduls eine gute Vorbereitung.<br />

Ein Weiterbildungsbedarf bestehe im Hinblick auf die Beurteilung <strong>der</strong> Methoden- und Sozialkompetenzen<br />

<strong>der</strong> Lernenden. Die Unterstützung durch zuständige Stellen beurteilen die Befragten<br />

insgesamt mit „gut“ o<strong>der</strong> „sehr gut“.<br />

Das organisatorische Setting des Moduls zeigt aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden Verbesserungspotenziale<br />

in den Bereichen Gestaltung und Kommunikation <strong>der</strong> Rahmenbedingungen: So sollten<br />

aus Sicht <strong>der</strong> Schülerinnen und Schüler Lernziele klarer kommuniziert werden. Ferner gelte<br />

es organisatorische Rahmenbedingungen (z. B. Notenrelevanz) im Vorfeld klarer festzulegen<br />

bzw. zu kommunizieren. Letztlich wurde die Realitätsnähe des Moduls im Vergleich zu SIC<br />

als weniger gut beurteilt, weil im Rahmen des Moduls im Vergleich zu „<strong>der</strong>“ Unternehmenspraxis<br />

gemachte Fehler kaum Konsequenzen haben bzw. zu wenig effizient vorgegangen würde.<br />

Aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden <strong>der</strong> zweiten Gruppe wirkt sich das Modul wie oben erläutert grossmehrheitlich<br />

„positiv“ auf die Attraktivität von HMS aus. Die Lernenden <strong>der</strong> ersten Gruppe<br />

vermuten hier jedoch nur einen mittleren Zusammenhang. Die Lehrkräfte sowie <strong>der</strong> Modulverantwortliche<br />

gehen grossmehrheitlich von einem positiven Einfluss des Moduls auf die<br />

Attraktivität <strong>der</strong> HMS aus.<br />

3 Kritische Würdigung und Schlussfolgerungen<br />

Die zusammenfassende kritische Würdigung konzentriert sich auf die Fragen, inwieweit die<br />

Richtlinien für berufliche Praxis (Stichworte: Authentizität, Leistungsziele, Selbständigkeit)<br />

und wie sehr die einschlägigen Literaturempfehlungen zur Gestaltung von Übungsfirmen<br />

(d. h. reale Aussenkontakte, Simulation betrieblicher Praxis sowie För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Entscheidungskompetenz<br />

<strong>der</strong> Lernenden) im Rahmen des Moduls am Centro Professionale Commerciale<br />

(CPC) in Locarno berücksichtigt werden konnten. Abschliessend werden generelle Erfolgsfaktoren<br />

für die organisatorische Gestaltung von Übungsfirmen herausgestellt. Diese<br />

Aspekte können mit Blick auf die Planung und Durchführung von ähnlichen Modulen im<br />

Rahmen von an<strong>der</strong>en <strong>Handelsmittelschulen</strong> hilfreiche Ansatzpunkte liefern.<br />

Folgende Aspekte sind aus Sicht <strong>der</strong> beruflichen Praxis von beson<strong>der</strong>er Relevanz: Das Herstellen<br />

von Authentizität (z. B. durch eine reale, umfassende Problemstellung), Leistungsziele<br />

aus den Bereichen Fach-, Methoden- und Sozialkompetenz sowie die Möglichkeit <strong>der</strong> selbständigen<br />

Planung und Evaluation <strong>der</strong> Arbeitsschritte bzw. -ergebnisse.<br />

Zwar muss die Möglichkeit <strong>der</strong> Lernenden, im Rahmen des Moduls eine umfassende und<br />

reale Aufgabenstellung bearbeiten zu können, letztlich vor dem Hintergrund <strong>der</strong> (begrenzten)<br />

Dauer und dem Niveau <strong>der</strong> Teilaufträge beurteilt werden. Jedoch stellten die Beteiligten die<br />

Authentizität <strong>der</strong> Übungsfirma aufgrund des Praxiseinblicks und <strong>der</strong> realen Aufgabenstellung<br />

zwar grundsätzlich als eine Stärke heraus. Jedoch brachten die Lernenden in diesem Zusammenhang<br />

nicht zuletzt aufgrund <strong>der</strong> Vergleichsmöglichkeit mit ihren Erfahrungen im Rahmen<br />

von SIC Ticino auch zum Ausdruck, dass die Erfahrungen im schulischen Kontext fiktiv seien<br />

und <strong>der</strong> Lernerfolg daher als eher „mittelmässig“ zu beurteilen sei. Demgegenüber wurden die<br />

Erfahrungen im Rahmen von SIC Ticino durch die Lernenden aus folgenden Gründen als<br />

realitätsnäher beurteilt: Arbeitsrhythmus analog zum betrieblichen Kontext (d. h. ganztägig<br />

und jeden Tag), stärkere Konsequenzen bei Fehlern sowie ausserhalb <strong>der</strong> Übungsfirma keine<br />

weiteren (schulischen) Verpflichtungen. Zusätzlich könnten die zeitliche Gewichtung <strong>der</strong> einzelnen<br />

Teilaufträge und die Stimmigkeit <strong>der</strong> Zielvorgaben den von den Lernenden wahrge-<br />

334


Übungsfirma am Centro Professionale Commerciale (CPC) in Locarno<br />

nommenen Grad an Authentizität beeinflusst haben. Dabei beklagten sich die Schülerinnen<br />

und Schüler bspw. darüber, dass für das Erstellen des Business Plans vergleichsweise wenig<br />

und für das Erstellen eines Logos vergleichsweise viel Zeit zur Verfügung gestanden habe.<br />

Zudem erscheint es den Lernenden zentral, dass Lehrkräfte glaubwürdig sind: So sollten sie<br />

(aus organisatorischen Gründen) Kopien nicht für die Lernenden erledigen, wenn es ein Lernziel<br />

ist „mit dem Kopiergerät vertraut (zu) sein“. Auch sollten aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden Zielkonflikte<br />

vermieden werden und sie beklagten den Wi<strong>der</strong>spruch zwischen <strong>der</strong> Vielzahl an<br />

Kopien und dem ökologischen Gedanken (vgl. Lernziel 3.1.5.1). Jedoch muss an dieser Stelle<br />

betont werden, dass hier aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden letztlich Idealvorstellungen referiert<br />

werden, die so auch im betrieblichen Kontext wohl eher selten angetroffen werden können. In<br />

welchem Betrieb können die Lernenden eine gleichmässige Arbeitsbelastung o<strong>der</strong> eine<br />

vollständige Harmonie <strong>der</strong> Zielvorgaben erwarten? Hierin dürfte sich eher eine Tendenz bei<br />

den Lernenden konkretisieren, Aktivitäten ausserhalb des schulischen Kontexts (externe<br />

Übungsfirma, Betrieb) besser bzw. als „realitätsnäher“ als schulinterne Aktivitäten zu<br />

beurteilen. Analysiert man die Inhalte des Moduls, so findet man einen ausgesprochen<br />

interessanten Querschnitt in Bezug auf die Tätigkeiten eines Treuhandbüros bzw. einer<br />

Schreibwarenhandlung, <strong>der</strong> grundsätzlich auch vielfältige Bezüge zu den durch die Lernenden<br />

bereits erworbenen Kompetenzen erlaubt: So erstellen die Lernenden in <strong>der</strong> Phase <strong>der</strong> Unternehmensgründung<br />

zunächst einen Business Plan, richten ihren Arbeitsplatz ein und behandeln<br />

Fragen <strong>der</strong> Rechtsformwahl sowie Aspekte <strong>der</strong> Aufbauorganisation. In <strong>der</strong> operativen Phase<br />

<strong>der</strong> Unternehmensführung wird ein Marketingkonzept erstellt, ein neuer Mitarbeiter gesucht<br />

bzw. die Buchhaltung mit entsprechenden Buchhaltungsprogrammen geführt. Zudem<br />

erscheint <strong>der</strong> Einbezug einer externen Lehrkraft in die Übungsfirma aufgrund ihrer<br />

Fachkompetenz bzw. <strong>der</strong> beruflichen Erfahrung konzeptionell grundsätzlich sehr<br />

überzeugend. Jedoch seien in diesem Zusammenhang die folgenden drei Einwände in Bezug<br />

auf die inhaltliche Ausgestaltung des Moduls im Hinblick auf den Zweck und letztlich den<br />

Grad an Authentizität <strong>der</strong> Übungsfirma angebracht: 95<br />

Erstens sind bspw. Aspekte <strong>der</strong> Personalauswahl und des Rechnungswesens eher keine zentralen<br />

Geschäftsprozesse einer Unternehmung, son<strong>der</strong>n unterstützende Prozesse. Das Marketing-Teilmodul<br />

(konkret: Erstellen von Logos, Slogans, Firmenbriefpapier sowie einer Preisund<br />

Konditionenliste) erscheint vor diesem Hintergrund zwar relevant, jedoch wurde die Gestaltung<br />

des Logos für die Übungsfirma aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden zeitlich zu grosszügig budgetiert.<br />

Zweitens wäre in diesem Zusammenhang die Frage aufzuwerfen, ob die zeitintensive<br />

Phase <strong>der</strong> Unternehmensgründung (Erstellen eines Business Plans, Einrichten des Arbeitsplatzes,<br />

Aspekte <strong>der</strong> Rechtsformwahl und Aufbauorganisation) entwe<strong>der</strong> vorgezogen o<strong>der</strong><br />

zeitlich gestrafft und so letztlich <strong>der</strong> Fokus stärker auf das operative Führen <strong>der</strong> Übungsfirma<br />

gelegt werden könnte. Drittens erscheint es wichtig, dass für das Modul notwendige Kompetenzen<br />

im Vorfeld erarbeitet werden (z. B. Erstellen eines Business Plans).<br />

Eng verbunden mit den Aufgaben, welche die Lernenden innerhalb <strong>der</strong> Übungsfirma erledigen,<br />

ist die Auswahl <strong>der</strong> durch die Schule definierten Leistungsziele, welche im Rahmen des<br />

Moduls erreicht werden sollen. Die Zielvorgaben, welche durch die Schule vorgegeben wurden,<br />

erscheinen mit 34 Leistungszielen sehr umfassend und inhaltlich z. T. auch relativ anspruchsvoll.<br />

Mit Blick auf die Richtlinien für die berufliche Praxis ist die Integration von Zielen<br />

in Bezug auf Methoden- und Sozialkompetenzen sehr zu begrüssen, wobei jedoch ein klarer<br />

Fokus auf die Integration von fachlichen Lernzielen erkennbar ist (konkret: 25 von 34<br />

Zielen). Sehr erfreulich ist zudem, dass ein grosser Teil <strong>der</strong> definierten Leistungsziele aus<br />

Sicht <strong>der</strong> Beteiligten im Mittel entwe<strong>der</strong> „gut“ o<strong>der</strong> „sehr gut“ erreicht werden konnten. Dies<br />

betrifft v. a. die Ziele, die im Rahmen <strong>der</strong> Teilaufträge (vgl. Kapitel 1.2 <strong>der</strong> Fallstudie) des<br />

95<br />

Die Steuergruppe des BBT kommt in diesem Zusammenhang im Visitationsbericht zur Übungsfirma am<br />

CPC in Locarno zum Schluss, dass die „Übungsanlage nicht sehr praxisnah“ ist.<br />

335


Teil II: Fallstudien zur Übungsfirma und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

Moduls im Vor<strong>der</strong>grund gestanden haben (z. B. „Beschaffung von Informationen“, „Offerten<br />

beurteilen“, „Einrichtung des Arbeitsplatzes“, „Stelleninserat formulieren“, „Marketing-Mix<br />

anwenden“ o<strong>der</strong> „Dokumente überprüfen“). Tendenziell fällt auf, dass ein bedeuten<strong>der</strong> Teil<br />

<strong>der</strong> Befragten die Erreichung anspruchsvollerer Ziele, die höhere Taxonomiestufen adressieren<br />

und damit relativ umfangreiche Arbeits- und Reflexionsprozesse erfor<strong>der</strong>n, als eher mittelmässig<br />

beurteilen (z. B. „Arbeitsabläufe beschreiben und analysieren“, „ökologische und<br />

energiesparende Massnahmen beurteilen“, „Kundengespräch vorbereiten“ sowie die Verbesserung<br />

<strong>der</strong> Transferfähigkeit). Als sehr positiv beurteilen alle Beteiligten die Möglichkeit des<br />

Moduls, die Sozialkompetenzen <strong>der</strong> Lernenden zu för<strong>der</strong>n, wenngleich nicht alle Ziele aus<br />

dem Bereich Sozialkompetenzen (z. B. „Kommunikationsfähigkeit“ sowie „Teamfähigkeit/<br />

Zusammenarbeit“) im Rahmen des Moduls vollständig erreicht werden konnten. Dabei könnten<br />

die folgenden Aspekte für die Beurteilung des Zielerreichungsgrades durch die Lernenden<br />

eine Rolle gespielt haben:<br />

! Einige <strong>der</strong> adressierten Kompetenzbereiche wurden im Rahmen des Moduls nicht geför<strong>der</strong>t:<br />

So beklagten sich die Lernenden in Bezug auf das Ziel „mit dem Kopiergerät vertraut<br />

sein“ wie bereits angedeutet darüber, dass die Lehrkräfte die Kopieraufträge für die Lernenden<br />

aus organisatorischen Gründen selbst erledigt haben.<br />

! Ein weiterer möglicher Grund könnte darin bestehen, dass die Lernziele mit Blick auf die<br />

Voraussetzungen <strong>der</strong> Lernenden bzw. den gegebenen zeitlichen Rahmen relativ anspruchsvoll<br />

gewählt wurden.<br />

! Evtl. lassen sich bestimmte Ziele, die eine stärkere Vernetzung mit <strong>der</strong> Wirklichkeit implizieren,<br />

(z. B. „Kundengespräch vorbereiten) im vollzeitschulischen Kontext aufgrund des<br />

oben diskutierten eingeschränkten Grades an Authentizität nur schwierig erreichen.<br />

! Die Lernziele sollten den Lernenden im Vorfeld mitgeteilt und näher erläutert werden.<br />

! Ferner könnten sich bei den Lernenden in Bezug auf die Erreichung <strong>der</strong> Ziele auch Motivationsprobleme<br />

ergeben haben: So beklagten sich die Lernenden <strong>der</strong> zweiten Gruppe im<br />

Hinblick auf die Ziele aus dem Bereich Rechnungswesen darüber, dass bei SIC Ticino und<br />

in <strong>der</strong> Schule unterschiedliche Buchhaltungsprogramme eingesetzt werden (konkret: Winway<br />

und Banana).<br />

! Zudem sollten die Leistungsziele im Hinblick auf die aktuelle (gewählte Beispielunternehmung)<br />

o<strong>der</strong> potenzielle Lebenswirklichkeit (mögliche zukünftige Beschäftigung) <strong>der</strong> Lernenden<br />

ausgewählt werden, wie die folgenden beiden Zitate von Lernenden verdeutlichen:<br />

„Noi siamo ad esempio una fiduciaria ma non abbiamo mai fatto la contabilità per altri.“<br />

„A me non serve saper creare il logo. Sinceramente penso che quando mi recherò in<br />

azienda il mio lavoro non sarà creare loghi.“<br />

Die z. T. mittelmässigen Zielerreichungsgrade werfen zumindest die Frage auf, ob im Rahmen<br />

<strong>der</strong> Konzeption des Moduls nicht eine stärkere Auswahl <strong>der</strong> Leistungsziele und Aktivitäten<br />

<strong>der</strong> Übungsfirma getroffen werden sollte, wie eine Lehrkraft im Gruppeninterview konzedierte:<br />

„On a quatre heures. C'est beaucoup. Mais on ne peut pas faire un tas de choses. Faire<br />

peu à peu mais profondément. On a besoin d'éléments répétitifs et il faut pas trop charger<br />

le programme.“<br />

Ein drittes und letztes Element <strong>der</strong> Richtlinien für berufliche Praxis betrifft die Selbständigkeit<br />

<strong>der</strong> Lernenden. Dabei beurteilten die Lernenden die Möglichkeit, im Rahmen des Moduls,<br />

ihre Arbeiten selbständig zu planen, durchzuführen und zu kontrollieren grossmehrheitlich<br />

als „sehr gut“ bzw. „gut“. Auch die Lehrkräfte schätzen den Grad <strong>der</strong> Selbständigkeit <strong>der</strong><br />

Lernenden in Bezug auf die Planungs- und Durchführungsphase als „sehr gut“ o<strong>der</strong> „gut“ ein.<br />

Lediglich in Bezug auf die Frage, wie sehr die Lernenden den Erfolg <strong>der</strong> eigenen Arbeits-<br />

336


Übungsfirma am Centro Professionale Commerciale (CPC) in Locarno<br />

schritte auch kontrollieren konnten, zeigte sich die Hälfte <strong>der</strong> befragten Lehrpersonen skeptisch.<br />

Dabei stellt die Verbesserung <strong>der</strong> Eigenverantwortung <strong>der</strong> Lernenden zwar ein wichtiges<br />

Ziel dar, um das sich die Lehrkräfte auch kontinuierlich bemühen. Jedoch muss hier zumindest<br />

bezweifelt werden, dass dieses Ziel im vollzeitschulischen Kontext vollständig erreicht<br />

werden kann. Somit konnten die Richtlinien für berufliche Praxis im Rahmen <strong>der</strong><br />

Übungsfirma am CPC Locarno (mit den genannten Einschränkungen) weitgehend berücksichtigt<br />

werden.<br />

Weiter oben wurden reale Aussenkontakte, die Simulation betrieblicher Praxis sowie die För<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> Entscheidungskompetenz <strong>der</strong> Lernenden als generische Erfolgsfaktoren für eine<br />

Übungsfirma herausgestellt. Inwieweit konnten diese Aspekte im Rahmen des hier analysierten<br />

Moduls berücksichtigt werden? Die Lernenden haben Aussenkontakte zu an<strong>der</strong>en<br />

Übungsfirmen (SIC Ticino) unterhalten. Dabei wurde einerseits deutlich, dass die Lernenden<br />

die Authentizität <strong>der</strong> Übungsfirma am CPC in Locarno aufgrund <strong>der</strong> vielfältigen Erfahrungspotenziale<br />

(konkret: Kennenlernen <strong>der</strong> eigenen Neigungen, Schaffen von Anwendungsmöglichkeiten<br />

des bisher Erlernten in einem Praxiskontext), <strong>der</strong> Infrastruktur o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Büroatmosphäre<br />

grundsätzlich als positiv beurteilen. Zusätzlich wäre es evtl. ergiebig, die Lernenden<br />

im Sinne von Job Rotation innerhalb ihrer eigenen Übungsfirma breitere Erfahrungspotenziale<br />

erschliessen zu lassen, indem die Verantwortlichkeiten regelmässig neu zugeteilt werden.<br />

Zusätzlich könnten, wie oben erläutert, eine verbesserte zeitliche Gewichtung <strong>der</strong> einzelnen<br />

Teilaufträge und konsistentere Zielvorgaben den von den Lernenden wahrgenommenen<br />

Grad an Authentizität zusätzlich verbessern helfen. An<strong>der</strong>erseits wurde aber auch deutlich,<br />

dass eine vollständige Simulation betrieblicher Praxis im vollzeitschulischen Kontext aufgrund<br />

bestehen<strong>der</strong> Restriktionen (Arbeitsrhythmus gemäss Stundenplan, fehlende<br />

Konsequenzen bei Fehlern, parallele schulische Verpflichtungen ausserhalb <strong>der</strong> Übungsfirma)<br />

eher nicht erwartet werden kann. Schliesslich ist aufgrund <strong>der</strong> inhaltlichen Konzeption des<br />

Moduls anzunehmen, dass die Lernenden im Rahmen <strong>der</strong> Konzeptentwicklung die<br />

Gelegenheit hatten, wesentliche unternehmerische Entscheide selber zu treffen (z. B.<br />

Rechtsformwahl, Erstellen des Business Plans). Ein wesentlicher Punkt wurde in diesem<br />

Zusammenhang deutlich: Zwar kann das Anspruchsniveau <strong>der</strong> Teilaufträge (abgesehen von<br />

einzelnen Leistungszielen) als sehr angemessen beurteilt werden, weil die Voraussetzungen<br />

<strong>der</strong> Lernenden „gut“ berücksichtigt werden konnten. Aufgrund <strong>der</strong> Modulanlage (beschränkte<br />

Dauer, punktuelle Aktivitäten in <strong>der</strong> Übungsfirma, inhaltliche Fokussierung <strong>der</strong> Teilaufträge<br />

sowie begrenzter Kontakt zwischen Lernenden und <strong>der</strong> Aussenwelt) ist davon auszugehen,<br />

dass nicht vollumfänglich die Fähigkeit <strong>der</strong> Lernenden geför<strong>der</strong>t werden kann,<br />

unternehmerische Entscheide zu treffen. 96 Insgesamt konnten somit die einschlägigen<br />

Empfehlungen zur Gestaltung von Übungsfirmen gut umgesetzt werden.<br />

Nicht zuletzt können organisatorische Rahmenbedingungen (Integration in den Schulalltag,<br />

Betreuung <strong>der</strong> Lernenden, Noten) bzw. <strong>der</strong>en flexible Anpassung wesentlich für die Durchführung<br />

einer Übungsfirma sein. Was die Einbettung des Moduls in den Schulalltag<br />

anbetrifft, so zeigen die quantitativen Daten von Seiten <strong>der</strong> Lehrkräfte hohe<br />

Zufriedenheitswerte. Demgegenüber beurteilt zumindest ein Teil <strong>der</strong> Lernenden den<br />

gewählten Zeitpunkt bzw. die gewählte Dauer als etwas unglücklich. Aus Sicht <strong>der</strong> Lehrkräfte<br />

war das Modul „gut“ auf die Voraussetzungen <strong>der</strong> Lernenden abgestimmt. Den Aspekt <strong>der</strong><br />

Vorbereitung des Moduls beurteilen die Lernenden bei<strong>der</strong> Teilklassen mehrheitlich mit „gut“<br />

bzw. „mittelmässig“, wobei eine Min<strong>der</strong>heit in beiden Gruppen angab, die Vorbereitung sei<br />

„schlecht“ o<strong>der</strong> „gar nicht“ erfolgt. Ein Teil <strong>der</strong> befragten Lehrpersonen und Lernenden ist<br />

96<br />

So wird in <strong>der</strong> Literatur in Bezug auf die Planung und Durchführung von Auftragsübernahmen (statt einer<br />

pauschalen unternehmerischen Entscheidungskompetenz) etwas bescheidener gefor<strong>der</strong>t, die Lernenden in<br />

Entscheidungen miteinzubeziehen bzw. die Entscheidungskompetenz <strong>der</strong> Lernenden in einem realistischen<br />

Rahmen zu för<strong>der</strong>n (vgl. Dettmann et al. 2003, S. 199; o. V. 2003, S. 29 und 37).<br />

337


Teil II: Fallstudien zur Übungsfirma und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

<strong>der</strong> Meinung, dass die Inhalte aus dem Modul im Rahmen des Fachunterrichts zukünftig<br />

besser aufgenommen werden könnten. In Bezug auf die Frage, wie sehr das Modul das<br />

Interesse bzw. Verständnis <strong>der</strong> Lernenden für den Schulstoff för<strong>der</strong>e, zeigen die Daten <strong>der</strong><br />

Lernenden eine grosse Varianz. Demgegenüber betonen die Lehrkräfte grossmehrheitlich, das<br />

Modul för<strong>der</strong>e das Erreichen <strong>der</strong> schulischen Leistungsziele „stark“ bzw. „mittel“. Nicht<br />

zuletzt muss hier <strong>der</strong> erhebliche organisatorische Aufwand erwähnt werden, <strong>der</strong> durch das<br />

Modul entsteht: Um das Modul in allen fünf Parallelklassen des dritten Jahres durchführen zu<br />

können, mussten insgesamt acht zusätzliche externe Lehrkräfte mobilisiert und <strong>der</strong>en<br />

begrenzte zeitliche Verfügbarkeit im Rahmen <strong>der</strong> Stundenplanung berücksichtigt werden.<br />

Das Modul besticht insbeson<strong>der</strong>e durch die Kooperation einer internen und einer externen<br />

Lehrkraft, die sowohl ein hohes Mass an fachlichen als auch pädagogisch-didaktischen Kompetenzen<br />

einbringen können. Während sich die Lernenden grossmehrheitlich entwe<strong>der</strong> „gut“<br />

o<strong>der</strong> „mittelmässig“ von den (internen) Lehrkräften betreut fühlten, so stellten sie die Betreuung<br />

durch die externen Lehrpersonen als verbesserungswürdig heraus, wobei sie insbeson<strong>der</strong>e<br />

die didaktischen Kompetenzen <strong>der</strong> externen Personen monierten. Dabei ist es grundsätzlich<br />

möglich, dass die beteiligten Lehrpersonen ihre jeweiligen individuellen Kompetenzen<br />

sinnvoll zur Geltung bringen und so letztlich Synergiepotenziale mobilisieren können. In<br />

diesem Zusammenhang kritisierten die Lernenden jedoch die Koordination zwischen internen<br />

und externen Lehrkräften. Das organisatorische Setting des Moduls zeigt schliesslich auch<br />

Verbesserungspotenziale in den Bereichen Gestaltung und Kommunikation <strong>der</strong> Rahmenbedingungen:<br />

So sollten aus Sicht <strong>der</strong> Schülerinnen und Schüler zum einen die Lernziele klarer<br />

kommuniziert werden. Zum an<strong>der</strong>en wäre es aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden wichtig, dass den Lernenden<br />

die Kriterien zur Notenermittlung sowie die Gründe für die jeweilige Beurteilung im<br />

Sinne eines formativen Feedbacks kommuniziert werden. In diesem Zusammenhang sehen die<br />

Lehrkräfte die Beurteilung von Fach- und Methodenkompetenzen als eine Herausfor<strong>der</strong>ung<br />

an und sehen hier einen entsprechenden Weiterbildungsbedarf.<br />

Im obigen Abschnitt wurde deutlich, dass die organisatorische Gestaltung des Moduls v. a. im<br />

Hinblick auf dessen Nachbereitung, die Betreuung <strong>der</strong> Lernenden sowie die Kommunikation<br />

<strong>der</strong> Rahmenbedingungen noch Verbesserungspotenziale zeigt. Vor dem Hintergrund <strong>der</strong><br />

Richtlinien für die berufliche Praxis (Stichworte: Authentizität, Leistungsziele, Selbständigkeit)<br />

und einschlägigen Empfehlungen zur Gestaltung von Übungsfirmen (d. h. reale Aussenkontakte,<br />

Simulation betrieblicher Praxis sowie För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Entscheidungskompetenz <strong>der</strong><br />

Lernenden) ist das Modul am Centro Professionale Commerciale (CPC) in Locarno grundsätzlich<br />

jedoch als positiv zu beurteilen.<br />

338


Stages en entreprise d’entraînement – ESTER, La Chaux-de-Fonds<br />

Stages en entreprise d’entraînement ! ESTER, La Chaux-de-Fonds<br />

Beat Estermann<br />

1 Description du module<br />

En 2006, les élèves de la filière commerciale (2 classes DC et 1 classe MPC 97 ) de l’ESTER à<br />

La Chaux-de-Fonds ont pour la première fois effectué deux stages à l’entreprise d’entraînement<br />

„Arc-en-Ciel“, gérée par la section „La Chaux-de-Fonds – Neuchâtel“ de la Société des<br />

employés de commerce. Ceci, après que l’ESTER et l’entreprise d’entraînement aient déjà<br />

collaboré à un projet pilote qui concernait les apprentis de commerce.<br />

1.1 Idée de base<br />

Dans le cadre du module, les élèves ont effectué deux stages de deux semaines dans l’entreprise<br />

d’entraînement où ils avaient l’occasion de se familiariser avec deux ou trois départements.<br />

Cette formule permet à l’école de mettre en place un module de formation pratique<br />

sans créer de concurrence sur le marché du travail par rapport aux places d’apprentissage<br />

(déjà trop peu nombreuses) et aux stages existants (quatrième année MPC). Le module devrait<br />

permettre aux élèves de compléter leur formation théorique et de se familiariser avec le monde<br />

du travail pour mieux pouvoir répondre aux exigences du marché. Pour l’école, le module<br />

est également un moyen d’intensifier les contacts avec les associations professionnelles et de<br />

promouvoir auprès des employeurs la réputation de la formation commerciale à plein temps.<br />

1.2 Cadre temporel, étapes (structuration du module)<br />

Les stages en entreprise d’entraînement ont eu lieu à la fin de la deuxième et au début de la<br />

troisième année de l’école de commerce. Ils ont été précédés par une série de modules préparatoires<br />

au cours de la deuxième année et seront suivis de modules complémentaires durant<br />

la troisième. À l’avenir, les élèves effectueront également des modules préparatoires durant<br />

leur première année. Les étapes seront donc les suivantes:<br />

a. Cas pratiques (première année – à l’avenir)<br />

Cas pratiques concernant l’économie d’énergie et l’organisation d’un séminaire destinés à<br />

familiariser les élèves avec des outils méthodologiques, des techniques de présentation, et des<br />

outils de bureautique (prise de note, mémo, téléphone, présentations Power Point).<br />

b. Modules préparatoires (deuxième année)<br />

Modules préparatoires visant la familiarisation avec les logiciels Budget, WinwayZ et Outlook.<br />

c. Entreprise d’entraînement (fin de la deuxième et début de la troisième année)<br />

Deux stages de deux semaines dans l’entreprise d’entraînement.<br />

97<br />

DC: Diplôme de commerce; MPC: Maturité professionnelle commerciale<br />

339


Teil II: Fallstudien zur Übungsfirma und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

d. Modules complémentaires (troisième année)<br />

Modules complémentaires à la pratique d’entreprise, tels que „Entretien d’embauche“, „Marketing“<br />

et „WinwayZ – gestion débiteurs“.<br />

Durant leur quatrième année, les élèves de la filière MPC effectuent en outre le stage de<br />

longue durée exigé (39 semaines).<br />

1.3 Objectifs de formation pratique<br />

64 objectifs de formation pratique, dont 8 concernent des compétences méthodologiques et<br />

sociales, ont été définis sur la base d’un catalogue légèrement différent de celui de l’OFFT<br />

(voir le tableau au chapitre 2.1 de ce rapport).<br />

1.4 Authenticité<br />

Le stage dans l’entreprise d’entraînement Arc-en-Ciel permet aux élèves de se familiariser<br />

avec une série de tâches typiques d’une entreprise de vente par correspondance et d’entretenir<br />

des contacts réels avec d’autres entreprises d’entraînement en Suisse et à l’étranger. Les<br />

élèves sortent du cadre scolaire et doivent respecter un horaire fixe de 40 heures par semaine.<br />

Mais l’authenticité du module a ses limites: les actes des élèves n’ont que peu de<br />

conséquences réelles sur la bonne marche de l’entreprise d’entraînement, car leur travail est<br />

toujours vérifié par les coachs, et lorsqu’ils ne peuvent pas répondre à un appel, c’est le coach<br />

qui prend le relais. Il n’y a donc pas de vraie responsabilisation des élèves. De même, les<br />

élèves y vont par classes entières et doivent parfois effectuer la même tâche en parallèle. De<br />

plus, la durée du stage est trop courte pour que les élèves puissent vraiment se rendre compte<br />

des résultats de leur propre travail, et les contacts en temps réel avec les autres entreprises<br />

d’entraînement sont assez rares.<br />

1.5 Intégration dans le cadre scolaire<br />

Les stages dans l’entreprise d’entraînement ont eu lieu à la fin de la deuxième et au début de<br />

la troisième année. Pour la durée du stage, il n’y a pas de cours pour la classe concernée.<br />

Comme toutes les classes ne peuvent pas être prises en charge simultanément par l’entreprise<br />

d’entraînement, certains compromis ont dû être faits et le calendrier n’était donc pas toujours<br />

idéal (mauvais choix du moment par rapport aux examens finaux d’anglais en deuxième<br />

année ou encore par rapport aux vacances et au voyage d’études en troisième année).<br />

1.6 Évaluation des élèves<br />

Les élèves sont évalués moyennant des STA 98 (une pour chaque département 99 ), calquées sur<br />

celles utilisées par l’entreprise d’entraînement pour les apprentis de commerce, et par le biais<br />

d’une „unité de formation“ (document détaillant des processus de travail) que les élèves<br />

doivent soumettre et défendre oralement lors de leur deuxième stage.<br />

Pour l’instant, la note est encore intégrée dans celle des branches économiques. Une fois sorti<br />

de sa phase pilote, il est prévu que le module fasse l’objet d’une note à part entière.<br />

98<br />

99<br />

Situations de travail et d’apprentissage<br />

Les élèves ont travaillé dans les départements suivants: secrétariat, ventes, achats, ressources humaines,<br />

comptabilité et marketing.<br />

340


Stages en entreprise d’entraînement – ESTER, La Chaux-de-Fonds<br />

1.7 Conditions-cadre<br />

Tous les élèves de la volée (3 classes d’environ 20 élèves) ont dû effectuer le module.<br />

Au sein de l’entreprise d’entraînement, les élèves étaient encadrés par deux coachs qui disposent<br />

d’une expérience dans le cadre de la formation de chômeurs et d’apprentis de commerce.<br />

Durant le stage, ces deux coachs assumaient la responsabilité organisationnelle et s’occupaient<br />

du relevé des absences et du suivi du comportement des élèves (les mauvais comportements<br />

devaient être signalés à l’école).<br />

L’infrastructure mise à disposition par l’entreprise d’entraînement est encore lacunaire et des<br />

investissements supplémentaires doivent être réalisés à l’avenir si le module est retenu. Pour<br />

l’instant, les élèves travaillent tous dans la même salle à des postes de travail improvisés<br />

(tables équipées d’ordinateurs portables prêtés par l’école). La plupart des postes de travail ne<br />

sont pas (encore) équipés d’un téléphone.<br />

2 Appréciation du module par les personnes concernées100<br />

2.1 Résultats<br />

Le tableau à la page suivante donne un aperçu des réponses des coachs et des élèves à la<br />

question de savoir dans quelle mesure le module a permis aux élèves d’atteindre les objectifs<br />

de formation pratique. Les objectifs correspondent à ceux qui ont été fixés au départ.<br />

La quasi-totalité des objectifs ont bien ou très bien pu être atteints par les élèves qui ont<br />

effectué les modules respectifs (les élèves de la filière DC en ont effectué deux, alors que la<br />

plupart des élèves de la filière MPC devaient en effectuer 3 – un lors du premier et deux lors<br />

du deuxième stage). Il convient cependant de noter que les données concernant les départements<br />

„achats“, „comptabilité“, „ressources humaines“, „secrétariat“ et „ventes“ ne peuvent<br />

pas être considérées comme fiables, le nombre d’élèves interrogés étant très petit. Pour les<br />

objectifs restants, seul l’objectif 7 (gérer les informations) a posé des problèmes aux yeux des<br />

coachs, alors que les élèves les jugent tous comme „bien“ ou „très bien“ atteints.<br />

Le tableau ne fait cependant pas apparaître que les auto-évaluations des élèves MPC étaient<br />

nettement moins bonnes que celles des élèves de la filière DC. Ceci est particulièrement vrai<br />

pour les objectifs spécifiques des différents départements. Ainsi, les trois élèves MPC qui ont<br />

effectué leur premier stage au sein du département „marketing“ estiment que 5 objectifs sur 8<br />

n’ont que moyennement, voire mal pu être atteints 101 . Les remarques faites par les élèves et<br />

par un des coachs suggèrent que ce mauvais résultat est surtout imputable à un manque de<br />

100 Cette partie se base sur des données recueillies lors des entretiens de groupe avec:<br />

! deux groupes d’élèves (le premier comptait 11 élèves DC qui avaient tous effectué un stage dans le<br />

département „marketing“ et un autre stage dans un département différent; le deuxième groupe comptait 7<br />

élèves MPC qui venaient de commencer leur deuxième stage et avaient tous travaillé dans le département<br />

„comptabilité“.<br />

! le directeur, la sous-directrice et la responsable du module du côté de l’école;<br />

! les deux coachs qui ont encadré les élèves ainsi que le président de la SEC La Chaux-de-Fonds –<br />

Neuchâtel.<br />

Les élèves, la responsable du module et les coachs ont en outre fourni des informations par le biais d’un<br />

questionnaire. De plus, un entretien téléphonique supplémentaire a été mené avec la responsable du module.<br />

La visite de l’entreprise d’entraînement nous a en outre permis de nous faire une idée de l’aménagement des<br />

postes de travail des élèves.<br />

101 Il s’agit des objectifs suivants:<br />

31 – Connaître les produits et les services (mal);<br />

32 – Présenter des produits et des services (moyennement);<br />

33 – Connaître les produits de la concurrence (moyennement);<br />

34 – Fixer les objectifs d’un travail d’équipe (mal);<br />

36 – Savoir organiser les processus de travail de manière consciente et efficace (moyennement).<br />

341


Teil II: Fallstudien zur Übungsfirma und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

motivation du côté des élèves et à une mauvaise ambiance parmi eux, qui en outre avaient été<br />

relativement nombreux à travailler au département „marketing“ (8 élèves à la fois, sans<br />

aucune structure hiérarchique).<br />

Les prestations des élèves se sont bien améliorées d’un stage à l’autre selon les coachs. De<br />

plus, ces <strong>der</strong>niers étaient parfois même surpris par la rapidité des élèves qui – par conséquent<br />

– étaient à certains moments sous-occupés. Le programme doit donc être revu, et des objectifs<br />

plus ambitieux pourront être fixés à l’avenir – soit en augmentant le nombre de tâches à effectuer<br />

dans chaque département, soit en laissant évoluer les élèves dans plus de départements<br />

différents. Les premières adaptations allant dans ce sens ont déjà été faites lors du deuxième<br />

stage. Mais, tous les efforts n’ont pas encore porté leurs fruits; ainsi, l’introduction de modules<br />

dans le cadre desquels les élèves doivent mener des entretiens téléphoniques dans une<br />

langue étrangère s’est heurtée à des obstacles (manque de ressources du côté de l’entreprise<br />

d’entraînement; caractère peu authentique des entretiens lorsque des enseignants de l’école<br />

jouent les interlocuteurs à l’autre bout du fil; peu d’occasions d’avoir des échanges en temps<br />

réel avec des entreprises d’entraînement dans d’autres régions linguistiques).<br />

342


Stages en entreprise d’entraînement – ESTER, La Chaux-de-Fonds<br />

Degré de réalisation des objectifs de formation pratique selon les coachs et les élèves 102<br />

Objectifs de formation pratique (code OFFT) coachs élèves<br />

Compétences méthodologiques et sociales (tous les départements)<br />

Utilisation à bon escient des installations et du matériel de l’entreprise pas évalué pas évalué<br />

Motivation à effectuer des tâches peu intéressantes/disposition à la performance pas évalué pas évalué<br />

Disposition à l’apprentissage permanent pas évalué pas évalué<br />

1. Autonomie, initiative personnelle en l’absence d’instructions bien bien<br />

2. Aptitude à la communication (11) bien très bien<br />

3. Planifier son travail; fixer des objectifs et des priorités (14) bien bien<br />

4. Savoir-vivre/présentation (17) bien très bien<br />

5. Être à l’écoute des autres collaborateurs/contribuer à une bonne ambiance au sein de<br />

l’entreprise<br />

Compétences disciplinaires (tous les départements) – 18 élèves<br />

6. Être en mesure d’appliquer une méthode de planification du travail bien bien<br />

7. Gérer les informations moy. bien<br />

8. Saisir des textes (2.1.1.1) bien bien<br />

bien<br />

très bien<br />

9. Choisir des programmes PC standard (2.1.2.1) très bien très bien<br />

10. Se procurer des informations (2.1.3.1) bien très bien<br />

11. Gérer des données (2.1.4.1) très bien très bien<br />

12. Critères de classement (2.4.3.1) bien bien<br />

13. Connaître les termes techniques bien bien<br />

Compétences disciplinaires (département „achats“) – 5 élèves<br />

14. Formuler des plaintes (1.1.3.2) bien bien<br />

15. Connaître le coût de fabrication bien bien<br />

16. Comptabiliser les documents reçus (1.7.5.2) bien bien<br />

17. Utiliser des appareils électroniques de transmission de données (2.1.1.3) très bien très bien<br />

18. Choisir les moyens de communication (2.2.1.1) très bien bien<br />

19. Sauvegarde des données électroniques (2.4.1.1) bien très bien<br />

20. Evaluer des offres (3.2.5.1) bien bien<br />

21. Gérer un stock (3.2.5.2) bien bien<br />

Légende<br />

cases en gris clair: objectifs dont la réalisation est douteuse, les appréciations étant divergentes<br />

Suite du tableau à la page suivante…<br />

102 Dans le cadre de la présente évaluation, trois compétences méthodologiques et sociales qui ne font pas partie<br />

du catalogue de l’OFFT (version du 5 décembre 2004) n’ont pas été prises en compte parce qu’elles ne se<br />

prêtent pas facilement à l’auto-évaluation par les élèves et que, dans certains cas, il s’agit plutôt d’attitudes et<br />

d’inclinations que de compétences. En ce qui concerne les compétences disciplinaires, elles ont toutes été prises<br />

en compte; celles qui ne figurent pas dans le catalogue de l’OFFT (version du 5 décembre 2004) ne sont<br />

identifiées que par leur libellé, alors que les autres sont aussi identifiées par leur code OFFT. Nous avons<br />

indiqué pour chaque département le nombre de réponses sur lequel l’évaluation repose. Comme les réponses<br />

des élèves n’ont pas été prises en compte pour les départements dans lesquels ils n’avaient pas encore terminé<br />

leur stage, les élèves DC sont nettement surreprésentés par rapport aux élèves MPC (22/7). Notons également<br />

que pour la plupart des départements, les données ne reposent que sur un très petit nombre d’élèves.<br />

343


Teil II: Fallstudien zur Übungsfirma und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

Réalisation des objectifs de formation pratique selon les coachs et les élèves (suite)<br />

Objectifs de formation pratique (code OFFT) coachs élèves<br />

Compétences disciplinaires (département „comptabilité“) – 4 élèves<br />

22. Répondre aux plaintes bien bien<br />

23. Décrire des processus de travail (1.5.1.2) bien bien<br />

24. Expliquer les impôts et les taxes bien bien<br />

25. Expliquer la protection des données (2.4.2.2) bien mal<br />

26. Connaître le système de paiement (3.2.1.1) très bien bien<br />

27. Expliquer les relevés de compte (3.2.1.2) très bien bien<br />

28. Expliquer le plan comptable (3.3.1.1) bien moy.<br />

29. Connaître les travaux liés aux pièces comptables (3.3.1.2) très bien bien<br />

Compétences disciplinaires (département „marketing“) – 13 élèves<br />

30. Entretien de vente: présenter des arguments et des propositions (1.1.2.1) bien bien<br />

31. Connaître les produits et les services (1.2.2.1) bien bien<br />

32. Présenter des produits et des services (1.2.2.2) bien bien<br />

33. Connaître les produits de la concurrence bien bien<br />

34. Fixer les objectifs d’un travail d’équipe (1.4.2.2) bien bien<br />

35. Expliquer les critères de l’assortiment bien bien<br />

36. Savoir organiser les processus de travail de manière consciente et efficace bien très bien<br />

37. Établir des documents agréables à l’oeil (2.2.2.1) bien très bien<br />

Compétences disciplinaires (département „ressources humaines“) – 3 élèves<br />

38. Pouvoir citer les raisons d’établir un schéma directeur bien très bien<br />

39. Connaître et savoir utiliser les canaux d’informations concernant la branche bien très bien<br />

40. Décrire les assurances sociales (1.7.1.3) bien très bien<br />

41. Expliquer les déductions sociales d’un décompte de salaire (1.7.1.4) bien très bien<br />

42. Décrire les assurances de l’entreprise (1.7.5.5) bien très bien<br />

43. Expliquer les bases légales (1.7.6.2) bien bien<br />

44. Connaître les réglementations contractuelles dans le domaine de l’infrastructure<br />

(1.7.6.3)<br />

45. Être en mesure de formuler des propos clairs et adaptés au destinataire bien bien<br />

Compétences disciplinaires (département „secrétariat“) – 1 élève<br />

46. S’enquérir des besoins du client très bien très bien<br />

47. Identifier les besoins des clients et les faire comprendre à des tiers bien très bien<br />

48. Gérer un fichier clients (1.2.1.3) bien moy.<br />

49. Se servir du téléphone (2.1.1.2) bien très bien<br />

50. Gérer l’agenda (2.1.3.2) bien très bien<br />

51. Rédiger des procès-verbaux (2.5.1.1) bien très bien<br />

52. Rédiger des notes internes bien bien<br />

53. Mener des entretiens avec des clients bien très bien<br />

Compétences disciplinaires (département „ventes“) – 2 élèves<br />

54. Préparer un entretien avec un client (1.1.1.1) bien très bien<br />

55. Mener un entretien avec un client bien très bien<br />

56. Connaître les prestations de service (1.2.1.1) bien très bien<br />

57. Connaître les formes de vente (1.2.2.3) bien très bien<br />

58. Etablir des factures (1.7.5.1) bien très bien<br />

59. Expliquer les statistiques d’entreprise (1.7.5.3) bien bien<br />

60. Citer les éléments d’un contrat de vente (3.2.5.3) bien moy.<br />

61. Mener un entretien téléphonique de manière ciblée bien bien<br />

Légende<br />

cases en gris clair: objectifs dont la réalisation est douteuse, les appréciations étant divergentes<br />

bien<br />

bien<br />

344


Stages en entreprise d’entraînement – ESTER, La Chaux-de-Fonds<br />

2.2 Authenticité<br />

Les coachs et la responsable du module estiment que le module est très proche de la<br />

pratique et qu’il a largement, voire très largement permis aux élèves de se rendre compte des<br />

enjeux de la pratique en entreprise. Du côté des élèves, les propos sont un peu plus nuancés:<br />

les deux groupes (filières DC et MPC) soulignent le côté pratique du module et trouvent qu’il<br />

leur donne l’occasion de voir si le métier leur plaît. Or, les élèves semblent surtout se référer<br />

aux aspects „pratiques“ par opposition aux aspects „théoriques“ des cours dispensés à l’école,<br />

car les deux groupes ont aussi souligné le caractère fictif du travail, le manque de réalisme et<br />

l’absence de responsabilisation des élèves. Si ce manque d’authenticité n’a pas gêné la plupart<br />

des élèves de la filière DC, les élèves MPC disent que leur motivation en a beaucoup souffert.<br />

Le travail des élèves au sein de l’entreprise d’entraînement n’a pas de conséquences économiques<br />

réelles, et la mise en œuvre du concept de l’entreprise d’entraînement a été telle que les<br />

actes des élèves avaient très peu de conséquences sur la bonne marche de l’entreprise<br />

d’entraînement. Ainsi, des élèves se plaignent que les coachs leur rappellent constamment le<br />

caractère fictif de leur travail et font remarquer qu’ils devaient parfois effectuer le même travail<br />

en parallèle (p.ex. saisie de factures identiques). De même, le rythme des échanges entre<br />

les différentes entreprises d’entraînement est souvent trop lent pour que les élèves puissent se<br />

rendre compte des effets de leurs actes durant leur stage d’une ou deux semaines au sein d’un<br />

département. Aux yeux des coachs de l’entreprise d’entraînement, ce côté fictif du travail<br />

avait un impact positif sur la motivation des élèves et sur leur réussite en termes d’acquisition<br />

de compétences. La responsable du module est un peu moins positive, en concédant que<br />

l’absence de contacts avec le monde du travail réel n’a pas un impact positif sur la motivation<br />

des élèves, alors qu’elle juge l’impact en termes d’apprentissages plutôt positif. Les élèves,<br />

pour leur part, ont des avis très partagés (impact sur la motivation: 2 „très positif“; 5 „positif“;<br />

7 „moyen“; 2 „négatif“; 2 „très négatif“/impact en ce qui concerne l’acquisition de compétences:<br />

2 „très positif“; 9 „positif“; 3 „moyen“; 3 „négatif“; 1 „très négatif“).<br />

Comme l’entreprise d’entraînement „Arc-en-Ciel“ fait partie d’un réseau de quelques milliers<br />

d’entreprises d’entraînement dans le monde entier, les élèves peuvent – du moins en théorie –<br />

entretenir des contacts réels avec des personnes dans d’autres entreprises d’entraînement. À la<br />

question de savoir quelle était la fréquence de ces contacts, les coachs et la responsable du<br />

module ont répondu qu’ils étaient fréquents, mais qu’ils ont davantage eu lieu par lettre ou<br />

par e-mail que par téléphone (la plupart des postes de travail n’étant pas équipés d’un téléphone).<br />

Les élèves ont pour leur part déploré le manque de contacts avec d’autres entreprises<br />

d’entraînement. Selon eux, il y a eu très peu de contacts, à l’exception des travaux préparatifs<br />

de SWISSMEET, une foire d’entreprises d’entraînement, dans le cadre desquels ils ont dû<br />

coordonner leurs activités avec celles d’autres entreprises d’entraînement et rassembler des<br />

informations en vue de l’organisation réelle de la foire (hébergement et déplacements des participants).<br />

Ils ont beaucoup apprécié ces contacts, mais sont généralement resté sur leur faim.<br />

À toute évidence, le traitement de commandes, de factures ou de réclamations écrites venant<br />

d’autres entreprises d’entraînement n’a pas été vécu par les élèves comme des „contacts avec<br />

d’autres entreprises d’entraînement“.<br />

2.3 Autonomie des élèves<br />

Les coachs et la responsable du module estiment que les élèves ont très largement pu agir de<br />

manière autonome dans la planification, la mise en œuvre et le contrôle de leurs tâches.<br />

Similairement, mais de manière un peu moins nette, les élèves trouvent qu’ils ont pu agir de<br />

manière largement autonome. Les élèves de la filière DC ont évalué positivement<br />

l’obligation de se débrouiller et de prendre l’initiative sans toujours poser des questions.<br />

Leurs collègues de la filière MPC trouvaient que les règles étaient tantôt trop strictes, les<br />

345


Teil II: Fallstudien zur Übungsfirma und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

élèves tantôt trop libres dans leur travail. Dans le département „marketing“, par exemple, où<br />

ils étaient huit à travailler sur un projet et à souffrir de problèmes de communication interne<br />

(plusieurs élèves revendiquant le lea<strong>der</strong>ship du groupe), ils auraient préféré travailler dans des<br />

équipes plus petites et souhaité de la part des coachs une meilleure structuration du groupe.<br />

L’adaptation des activités aux compétences des élèves a été jugée très bonne par les élèves de<br />

la filière DC, alors que les élèves MPC étaient plutôt sous-occupés. Selon les coachs, ces<br />

élèves n’avaient pas toujours suffisamment de travail („ils étaient très rapides à effectuer<br />

leurs tâches“), mais ils oubliaient aussi souvent une partie de leur travail („ils avançaient<br />

trop vite“). Du point de vue des coachs, les élèves MPC ont besoin d’être suivis de plus près<br />

que les élèves DC. Ils envisagent donc à l’avenir de leur donner plus de mandats ciblés et<br />

adaptés à leurs compétences et besoins.<br />

Les élèves MPC ont en outre déploré que le début et la fin du travail ainsi que les heures de<br />

pause étaient réglementés de manière uniforme. Ils auraient souhaité pouvoir travailler selon<br />

un horaire flexible.<br />

2.4 Intégration du module dans le cadre scolaire<br />

De manière générale, les élèves et la responsable du module trouvent que les stages en<br />

entreprise d’entraînement étaient plutôt bien intégrés dans le cadre scolaire en ce qui concerne<br />

la gestion du temps et le contenu. Aux yeux des coachs, le moment des stages en entreprise<br />

d’entraînement était bien choisi. Selon eux, il ne faudrait pas commencer plus tôt, car il faut<br />

que les élèves aient déjà une certaine maturité.<br />

Les différents groupes interrogés ont toutefois identifié une série de points à améliorer: certains<br />

élèves de la filière DC ont déploré la collision du stage de deuxième année avec la préparation<br />

de leurs examens finaux d’anglais. Selon la responsable du module, par contre, le<br />

choix du moment du premier stage est idéal du point de vue de l’école, puisque de nombreux<br />

cours sont de toute façon supprimés à cause des examens finaux des élèves de troisième<br />

année. En ce qui concerne la date du deuxième stage, les élèves et la responsable du module<br />

s’accordent à dire que, pour certains groupes, la proximité du voyage d’études, des vacances<br />

d’automne et du stage en entreprise d’entraînement cassait trop le rythme scolaire. Selon la<br />

responsable du module et la direction de l’école, les élèves MPC travailleront donc à<br />

l’avenir dans l’idéal selon la formule 1 x 2 semaines (donc uniquement un stage en fin de 2 e<br />

année), et les élèves DC selon la formule 2 semaines + 1 semaine, avec les stages de troisième<br />

année à partir de mi-novembre. La durée de stage par département serait réduite à une semaine.<br />

Ce souhait de diminuer la durée des stages en entreprise d’entraînement n’est pourtant<br />

partagé ni par les élèves, ni par les coachs de l’entreprise d’entraînement. Ainsi, les élèves<br />

DC proposeraient la formule 3 x 2 semaines (le premier stage à la fin de la 1 ère année, le<br />

deuxième avant Noël de la 2 e année et le troisième au début de la 3 e année) ou<br />

alternativement, la formule 2 x 3 semaines. Les élèves MPC n’ont pas d’avis tranché<br />

concernant la durée des stages: comme ils étaient parfois sous-occupés, ils trouvaient que<br />

deux semaines, c’était trop long pour certains départements (par exemple „comptabilité“),<br />

d’autant plus qu’ils avaient l’impression, à l’issue de la première semaine, d’avoir déjà vu<br />

tout le programme qu’on leur proposait. Les coachs, de leur côté, trouvent qu’une durée de<br />

deux semaines par département est vraiment le minimum. Selon eux, il faudrait plutôt<br />

allonger la durée des stages en entreprise d’entraînement pour assurer une rotation des élèves<br />

dans tous les départements – par exemple en introduisant un stage de deux mois.<br />

La préparation des élèves aux activités pratiques du module est jugée „plutôt bonne“ par les<br />

élèves et „bonne“ par la responsable du module et les coachs. Aux yeux des coachs, l’école<br />

devrait cependant mieux promouvoir certaines compétences (comme l’autonomie dans le tra-<br />

346


Stages en entreprise d’entraînement – ESTER, La Chaux-de-Fonds<br />

vail et le travail en équipe) pour que les élèves soient mieux préparés aux activités de l’entreprise<br />

d’entraînement.<br />

Les élèves trouvent par ailleurs que les expériences pratiques acquises grâce au module n’ont<br />

que moyennement été mises en valeur à l’école suite au stage en entreprise d’entraînement, et<br />

les responsables de l’école pensent qu’il faudra encore améliorer la communication des objectifs<br />

du guide méthodique à l’ensemble du corps enseignant, afin de mieux pouvoir exploiter<br />

les synergies entre la formation théorique et le module pratique. Selon les responsables de<br />

l’école, cela ne devrait pas leur poser trop de problèmes, les enseignants étant généralement<br />

très favorables au module.<br />

Si la responsable du module trouve que le module a un impact positif sur l’acquisition de<br />

compétences scolaires par les élèves, ces <strong>der</strong>niers sont moins optimistes: de manière générale,<br />

les élèves trouvent que le module n’a que moyennement suscité de l’intérêt pour la matière<br />

scolaire ou facilité la compréhension de celle-ci.<br />

2.5 Encadrement des élèves<br />

Les coachs estiment qu’ils ont „très bien“ pu encadrer les élèves, ce qui est confirmé par les<br />

élèves DC. Les élèves MPC sont un peu moins positifs, jugeant l’encadrement „bon“. Ils<br />

auraient parfois souhaité bénéficier de plus de séances de débriefing et de feedback, afin<br />

d’avoir davantage de „retour“ de la part des coachs – d’autant plus que le travail revêtait souvent<br />

un caractère purement fictif. Aussi bien les remarques des coachs („les ‘fouteurs’ de<br />

merde de l’école ne changent pas leur comportement à l’entreprise d’entraînement“) que celles<br />

faites par les représentants de l’école suggèrent que les coachs étaient parfois dépassés par<br />

des problèmes de discipline. Aux yeux de la responsable du module et de la direction de<br />

l’école, ces problèmes comportementaux – comme d’ailleurs le problème de sous-occupation<br />

des élèves MPC – sont surtout dus à un encadrement insuffisant de la part des coachs qui,<br />

selon eux, n’ont peut-être pas les capacités professionnelles nécessaires pour bien s’adapter à<br />

ce public d’adolescents. Cette mise en cause du travail des coachs par la direction de l’école<br />

n’est pas passée inaperçue des élèves DC, qui déploraient un „manque d’appui de la part de<br />

la direction de l’école“. Concrètement, ils avaient l’impression que la direction de l’école<br />

reprochait aux coachs de ne pas leur donner suffisamment à faire et critiquait le travail des<br />

coachs – ce qui, selon les élèves DC, était totalement injustifié, car ils se sentaient très bien<br />

encadrés et regrettaient de devoir rédiger un rapport de stage supplémentaire pour l’école. À<br />

leur avis, ces tensions entre la direction de l’école et l’entreprise d’entraînement n’ont pourtant<br />

pas terni leur relation avec les coachs.<br />

2.6 Conditions-cadre<br />

La responsable du module assurait le relais entre l’école et l’entreprise d’entraînement<br />

(négociation des conditions, planification, communication vis-à-vis du corps enseignant) et<br />

suivait les élèves sur place. Elle pense avoir été à la hauteur de sa tâche et n’éprouve pas de<br />

besoins de formation, car ayant travaillé plus de 12 ans en entreprise (vente, marketing et<br />

ressources humaines), elle se sent tout à fait à l’aise dans sa fonction.<br />

Les coachs disent également bien avoir pu répondre aux exigences du module. Ils soulignent<br />

que pour remplir leur tâche, il leur faut une bonne connaissance du fonctionnement des départements<br />

d’une entreprise ainsi que des connaissances en comptabilité et en informatique. De<br />

même, ils doivent être capables d’encadrer des groupes et de gérer des conflits. Ils disposent<br />

d’une formation en tant que formateurs d’adultes et ne ressentent pas de besoins de formation<br />

spécifiques en relation avec le module. Ils se félicitent de la bonne collaboration avec l’école,<br />

qui a eu lieu dans un esprit de partenariat.<br />

347


Teil II: Fallstudien zur Übungsfirma und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

Les infrastructures sont encore jugées insuffisantes par les responsables de l’école, qui<br />

s’attendent à ce que l’entreprise d’entraînement fasse des investissements supplémentaires si<br />

le projet est retenu. Il s’agirait surtout d’équiper chaque poste de travail d’un téléphone et de<br />

mieux aménager l’entreprise, car pour l’instant les élèves sont nombreux à travailler dans la<br />

même salle. Les responsables de l’entreprise d’entraînement pensent aussi que si des stages<br />

en entreprise d’entraînement étaient introduits pour toutes les écoles de commerce, le<br />

réseau des entreprises d’entraînement se développerait, ce qui permettrait de mettre sur pied<br />

un programme plus intéressant.<br />

Le coût du module est jugé relativement élevé par les responsables de l’école, qui se<br />

montrent toutefois confiants de pouvoir le négocier à la baisse à moyen terme, grâce à des<br />

économies d’échelle du côté de l’entreprise d’entraînement. De même, ils pensent supprimer<br />

à l’avenir le deuxième stage des élèves MPC.<br />

2.7 Impact du module sur l’attractivité des ESC<br />

La responsable du module pense que l’attractivité des ESC aux yeux des élèves potentiels<br />

s’améliorerait grâce à l’introduction de stages dans l’entreprise d’entraînement, à condition<br />

qu’un poids suffisant soit accordé à ce module (par exemple en donnant une note séparée pour<br />

les activités pratiques, qui deviendraient un passage obligé pour l’obtention du CFC). De<br />

même, il faudra que l’école fasse de la promotion auprès des employeurs potentiels pour que<br />

ce côté pratique du cursus soit connu et reconnu par ces <strong>der</strong>niers. Les coachs partagent cet<br />

avis. Les élèves étant satisfaits, ils se disent confiants dans le bouche à oreille. Ils soulignent<br />

en outre l’importance pour les élèves de sortir de l’école; les stages en entreprise d’entraînement<br />

leur permettant de mettre en pratique les compétences théoriques acquises à l’école.<br />

Tous les élèves de la filière DC pensent que le module aura un impact très positif sur l’attractivité<br />

de l’école de commerce. Ils trouvent qu’il leur permet d’améliorer leur capacité concurrentielle<br />

vis-à-vis des apprentis du système dual. Ils ont l’impression d’avoir appris à travailler<br />

et ont fortement apprécié de pouvoir sortir du cadre scolaire et de collaborer en équipe.<br />

Interrogés sur les raisons d’avoir choisi la formation à l’école de commerce à plein temps, la<br />

moitié de ces élèves disent suivre la voie scolaire parce qu’ils n’ont pas trouvé de place<br />

d’apprentissage. L’autre moitié avait une véritable préférence pour la filière scolaire.<br />

Les élèves MPC sont d’un avis un peu moins positif. Ils trouvent certes en majorité que le<br />

module aura un impact positif sur l’attractivité de l’école de commerce puisque le stage en<br />

entreprise d’entraînement permet aux élèves de mieux connaître le monde du travail avant<br />

l’obtention du CFC. Certains estiment pourtant que les stages en entreprise d’entraînement<br />

sont bien trop courts pour intéresser de futurs patrons. Ils font remarquer que du point de vue<br />

de leur CV, des expériences professionnelles réelles seraient beaucoup plus intéressantes (un<br />

élève dit travailler à 20% comme employé de commerce à côté de sa formation et met en<br />

question le degré de réalité du travail effectué en entreprise d’entraînement; il n’envisage pas<br />

de mentionner ce stage dans son CV). Cinq des sept élèves MPC interrogés auraient préféré<br />

effectuer un stage dans une vraie entreprise. Interrogés sur leurs projets d’avenir, les deux<br />

élèves qui pensent que l’attractivité des écoles de commerce ne s’améliorerait pas grâce à<br />

l’introduction d’un tel module envisagent des études après leur maturité professionnelle. Les<br />

5 autres ont l’intention de chercher un emploi.<br />

348


Stages en entreprise d’entraînement – ESTER, La Chaux-de-Fonds<br />

2.8 Appréciation globale du point de vue des personnes concernées par le module<br />

Les responsables de l’école, les coachs et les élèves DC trouvent que le module était „bon“,<br />

alors que les élèves MPC le jugent „moyen“.<br />

a. Points forts du module<br />

Pour les responsables de l’école, les points forts étaient les suivants:<br />

! Réactions très positives de la part des élèves: pour la moitié d’entre eux, l’expérience a été<br />

une révélation (du point de vue de l’orientation, car ils se sont fait une idée de leur<br />

branche, mais aussi en ce qui concerne l’intérêt pour les matières scolaires que le stage a<br />

suscité).<br />

! Les coachs étaient surpris de la rapidité des élèves.<br />

! Les élèves ont généralement bien joué le jeu en réduisant leurs activités extrascolaires<br />

pendant la durée du module.<br />

! Les élèves ont pu appliquer directement les connaissances professionnelles acquises à<br />

l’école.<br />

! Perception très positive du module de la part des enseignants de l’école, qui étaient<br />

nombreux à rendre visite aux élèves durant leur stage en entreprise d’entraînement; ils ont<br />

manifesté leur intérêt pour les unités d’enseignement modulaires et seraient enclins à<br />

élargir leur rôle en encadrant les élèves davantage comme des coachs.<br />

Les coachs trouvent positif:<br />

! Le fait qu’il s’agit d’un bon concept convenant bien aux élèves, bien que certaines adaptations<br />

soient encore nécessaires.<br />

! Les apprentissages des élèves, leur évolution d’un stage à l’autre.<br />

! Le dynamisme et le degré de motivation des élèves, leur soif d’apprendre.<br />

! La ponctualité des élèves.<br />

! Les réactions de la part des élèves, pour qui le module est une occasion de mieux connaître<br />

le métier: suite au premier stage, deux élèves ont arrêté l’école – l’une pour changer de<br />

profession, car elle avait réalisé grâce au stage que celle-ci ne lui convenait pas, l’autre<br />

pour chercher une place d’apprentissage, tellement elle avait adoré le travail de secrétariat.<br />

Les élèves ont particulièrement apprécié:<br />

! L’aspect pratique du travail: l’expérience pratique et le fait de pouvoir sortir du cadre<br />

scolaire et du train-train quotidien.<br />

! Le fait de pouvoir s’affirmer dans de nouveaux domaines, de découvrir de nouveaux<br />

départements avec des activités qui ne sont pas pratiquées à l’école, de découvrir et<br />

d’acquérir de nouvelles compétences.<br />

! L’esprit d’équipe, la collaboration entre élèves (élèves DC).<br />

! L’autonomie (élèves DC).<br />

! Le fait de pouvoir effectuer des travaux divers qui étaient bien adaptés au niveau des<br />

élèves (élèves DC).<br />

! Le renforcement de la confiance en soi (élèves DC).<br />

! Le fait d’avoir l’occasion de voir si le métier leur plaît (élèves DC).<br />

! Le fait de devoir s’habituer à un horaire de 40 heures (quelques élèves MPC, remarque<br />

contestée par d’autres).<br />

349


Teil II: Fallstudien zur Übungsfirma und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

b. Points faibles du module<br />

Une série de difficultés ont déjà été évoquées ci-dessus, à savoir:<br />

! La rareté des contacts avec d’autres entreprises d’entraînement.<br />

! Le fait que les dates des stages n’étaient pas toujours idéales.<br />

! L’intégration insuffisante du module pratique dans le cadre scolaire (préparation et mise en<br />

valeur des expériences acquises).<br />

! Les infrastructures encore insuffisantes.<br />

! Le coût relativement élevé du module.<br />

! L’impossibilité de décerner une note à part pour le module.<br />

! Le manque d’authenticité perçu par les élèves (ressenti comme négatif surtout par les<br />

élèves MPC).<br />

! La sous-occupation des élèves MPC et les problèmes liés à leur encadrement.<br />

En outre, les problèmes suivants ont été soulevés:<br />

Les responsables de l’école déplorent qu’une rotation complète des élèves à travers tous les<br />

départements de l’entreprise ne puisse pas avoir lieu. Cet aspect a été amélioré quelque peu:<br />

durant le deuxième stage, les élèves MPC ont pu travailler dans deux secteurs différents.<br />

Les coachs pour leur part font état de problèmes liés au choix de la branche par les élèves:<br />

certains élèves ne savent pas à l’avance ce qu’implique la branche qu’ils ont choisie. D’autres<br />

ne peuvent pas toujours être occupés dans leur branche préférée, ce qui peut avoir un impact<br />

négatif sur la motivation des élèves.<br />

Les élèves de la filière DC relèvent que la durée de stage est inappropriée par rapport à des<br />

projets interactifs comme SWISSMEET. De même, ils estiment que la durée est insuffisante<br />

pour voir tous les départements (rotation).<br />

Les élèves de la filière MPC déplorent que l’horaire de travail soit réglementé de manière<br />

uniforme. Ils souhaiteraient un horaire flexible. Certains d’entre eux trouvaient embêtant de<br />

devoir travailler 40 heures par semaine. En partie, „parce que c’est dur“, mais surtout „parce<br />

qu’il n’y a rien à la clé“ – ils souhaiteraient donc qu’on les rémunère ou qu’on leur fournisse<br />

un travail plus intéressant, sans quoi ils ne voient souvent pas le sens de leur travail au sein de<br />

l’entreprise d’entraînement.<br />

Il convient de noter que parmi les élèves de la filière MPC, les avis divergent en ce qui concerne<br />

l’horaire de 40 heures et la routine dans le travail. Pour certains d’entre eux – comme<br />

pour la majorité des élèves de la filière DC – le stage est une occasion de se rendre compte du<br />

quotidien réel du travail professionnel et de se familiariser avec les activités d’un département<br />

précis, alors que pour d’autres, c’est plutôt une occasion de découvrir différents départements<br />

d’une entreprise, mais pas nécessairement de se familiariser avec les activités d’un ou de deux<br />

départements. Si l’entreprise d’entraînement répond assez bien aux besoins du premier type<br />

d’élèves (logique de la routine), les élèves souhaitant découvrir le maximum de départements<br />

sans trop aller dans les détails et sans devoir effectuer des tâches répétitives (logique de la<br />

découverte), sont restés sur leur faim.<br />

350


Stages en entreprise d’entraînement – ESTER, La Chaux-de-Fonds<br />

3 Appréciation critique et conclusions<br />

L’ESTER a relevé avec succès le défi de trouver une formule qui permette à l’école de commerce<br />

de jouer le rôle d’un tampon conjoncturel, en fournissant une alternative à l’apprentissage<br />

en entreprise, tout en intégrant dans son cursus un module de formation pratique.<br />

Ainsi, les stages en entreprise d’entraînement permettent d’intégrer la pratique dans le programme<br />

scolaire sans que l’école devienne pour autant tributaire de la bonne conjoncture économique<br />

(pas besoin de trouver des places de stages, des intervenants externes ou des partenaires<br />

économiques).<br />

En ce qui concerne les élèves de la filière DC, les résultats du module pilote sont réjouissants,<br />

bien que des améliorations soient encore possibles. Ainsi, les objectifs de formation fixés ont<br />

globalement pu être atteints, les élèves ont pu se faire une idée de la pratique en entreprise et<br />

sont satisfaits de l’expérience. Le module a en outre été bien accueilli par les enseignants de<br />

l’école, et il existe une forte volonté au sein de celle-ci d’exploiter les synergies entre<br />

l’enseignement scolaire et le module pratique.<br />

On peut donc facilement s’imaginer que la collaboration entre l’école et l’entreprise d’entraînement<br />

se développe et se perpétue. Outre la meilleure exploitation des synergies, on pourrait<br />

envisager d’allonger la durée totale des stages, en augmentant proportionnellement le nombre<br />

d’objectifs à atteindre et le nombre de secteurs d’entreprise visités par les élèves. De même, il<br />

paraît utile de repenser le concept afin de mieux tirer profit des avantages de l’entreprise<br />

d’entraînement, à savoir les contacts réels qu’elle entretient avec d’autres entreprises d’entraînement.<br />

Pour l’instant, ce côté dynamique n’est malheureusement guère perçu par les élèves.<br />

Il faudra donc s’efforcer de leur permettre d’expérimenter plusieurs boucles de rétroaction<br />

dans leurs contacts avec les autres entreprises. Pour cela, il paraît inévitable soit de ralentir le<br />

rythme du stage (c’est-à-dire d’abandonner l’idée d’avoir des stages en bloc à plein-temps<br />

dans un département donné), soit d’accélérer le rythme des interactions, en favorisant les<br />

échanges en temps réel.<br />

L’expérience ne peut d’ailleurs que gagner en richesse si l’on trouve des moyens pour que les<br />

élèves s’identifient davantage à „leur“ entreprise et se l’approprient – ce qui signifie pour les<br />

coachs de lâcher prise afin que les élèves puissent expérimenter eux-mêmes les conséquences<br />

de leurs actes à l’intérieur du monde virtuel des entreprises d’entraînement – ce qui n’est que<br />

très rarement le cas actuellement et ne semble pas avoir été une priorité pour les coachs.<br />

Les résultats du module pilote sont cependant moins bons pour les élèves de la filière MPC.<br />

Une bonne partie de ces élèves veut avant tout découvrir un grand nombre de départements et<br />

se faire une idée de la diversité des tâches. Une minorité seulement trouve utile d’acquérir de<br />

la routine en accomplissant des tâches typiques dans un ou deux départements spécifiques.<br />

Les propositions des responsables de l’école d’accélérer le rythme de travail, d’augmenter le<br />

taux de rotation entre les départements, de favoriser une vue globale sur l’entreprise et de<br />

réduire la durée des stages, visent à remédier à cette situation. Or, ces mesures ne rencontrent<br />

pas un grand enthousiasme du côté des représentants de l’entreprise d’entraînement, très<br />

sceptiques par rapport à cette logique de la „découverte“ (à l’opposition de la logique de la<br />

„routine“). Ce scepticisme peut s’expliquer par le fait que la logique de la „découverte“ va à<br />

l’encontre de la logique de l’entreprise d’entraînement, dont l’activité économique (virtuelle)<br />

dépend de l’implication active des élèves. Car si ceux-ci rechignent à effectuer aussi des<br />

travaux de routine (enregistrement des commandes, facturation, comptabilité), il est impossible<br />

d’assurer un certain volume de transactions, sans lequel on ne peut pas mettre en évidence<br />

le côté dynamique de l’entreprise. De même, il paraît difficile, voire impossible, de<br />

permettre aux élèves d’expérimenter le côté dynamique de l’entreprise si on réduit la durée du<br />

stage à 2 ou 3 jours par département. À moins de trouver une formule qui permette de ré-<br />

351


Teil II: Fallstudien zur Übungsfirma und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

soudre ces contradictions, il faudra probablement abandonner l’idée du „stage de découverte“<br />

au sein de l’entreprise d’entraînement.<br />

En fin de compte, la question de savoir s’il est souhaitable ou non de maintenir le module<br />

pour la filière MPC dépend largement du public-cible visé: si l’école de commerce veut former<br />

de futurs étudiants, il faudrait plutôt y renoncer. S’il s’agit par contre de cibler des élèves<br />

qui, suite à leur maturité professionnelle, envisagent d’exercer le métier d’employé(e) de<br />

commerce, les stages dans l’entreprise d’entraînement ont certainement leur utilité.<br />

352


Teil II: Fallstudien zur Übungsfirma und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

Vergleichende Fallstudienanalyse und Empfehlungen im Hinblick auf die Kategorie<br />

Übungsfirma<br />

Thomas Bieker<br />

Ein Vergleich <strong>der</strong> evaluierten Module <strong>der</strong> Kategorie „Übungsfirma“ führt zu folgendem Ergebnis:<br />

Elemente <strong>der</strong><br />

Modulkonzeption<br />

Inhalt<br />

Herstellen von Authentizität<br />

Integration in den<br />

Schulalltag und<br />

Betreuung <strong>der</strong><br />

Lernenden<br />

Beurteilung <strong>der</strong><br />

Lernenden<br />

Centro Professionale Commerciale Locarno (CPC)<br />

! Aspekte <strong>der</strong> Unternehmensgründung: Erstellen eines Business-Plans,<br />

Einrichten des Arbeitsplatzes, Rechtsformwahl<br />

und Aufbauorganisation<br />

! Aspekte <strong>der</strong> operativen Unternehmensführung: Erstellen eines<br />

Marketingkonzepts, Mitarbeitereinstellung, Führen <strong>der</strong> Buchhaltung<br />

! Abbilden ausgewählter betrieblicher Prozesse<br />

! Einbezug von Praxisexperten<br />

! Kooperation mit an<strong>der</strong>en Übungsfirmen<br />

! Schaffung einer Büroatmosphäre<br />

! Bereitstellung notwendiger Infrastruktur<br />

! Übungsfirma im fünften Semester<br />

! Ein Halbtag pro Woche<br />

! Ständige Betreuung <strong>der</strong> Lernenden durch eine interne und<br />

externe Lehrperson<br />

! Beurteilungsgrundlage: Lernprodukte (z. B. Business-Plan,<br />

Arbeitsplatzgestaltung, Stellenanzeige, Korrespondenz,<br />

Buchhaltung, Unternehmenspräsentation), Beobachtungen <strong>der</strong><br />

Lernenden sowie Gespräche mit den Lernenden<br />

! Sowohl summative als auch formative kriteriengeleitete Beurteilung<br />

! Note nicht in an<strong>der</strong>e Fächer integriert, son<strong>der</strong>n im Abschlusszeugnis<br />

als Note für „Praktisches Arbeiten“ ausgewiesen<br />

ESTER, La Chaux-de-Fonds<br />

! Durchlaufen <strong>der</strong> Abteilungen Sekretariat,<br />

Verkauf, Einkauf, Personal,<br />

Buchhaltung und Marketing im Rahmen<br />

<strong>der</strong> Übungsfirma „Arc-en-Ciel(2-<br />

3 Abteilungen pro Lernendem)<br />

! Kennenlernen einer Reihe von typischen<br />

Aufgaben einer Vertriebsgesellschaft<br />

! Ausserhalb des schulischen Rahmens<br />

! Betreuung durch zwei Coaches in <strong>der</strong><br />

Übungsfirma; zusätzlich punktuelle<br />

Praktikumsbesuche durch Lehrkräfte<br />

! Zwei Praktika in <strong>der</strong> Übungsfirma<br />

„Arc-en-Ciel“ im vierten bzw. fünften<br />

Semester<br />

! Zweimal zwei Wochen (Vollzeit)<br />

! Gleiche Beurteilungskriterien wie für<br />

duale Berufslernende<br />

! Einbezug <strong>der</strong> Note in die Wirtschaftsfächer<br />

353


Teil II: Fallstudien zur Übungsfirma und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

Elemente <strong>der</strong><br />

Modulkonzeption<br />

Ziele Fachkompetenzen<br />

Ziele Sozialkompetenzen<br />

Centro Professionale Commerciale Locarno (CPC)<br />

! Produkte und Dienstleistungen kennen<br />

! Produkte und Dienstleistungen vorstellen<br />

! Ziele für die Teamleistung festlegen<br />

! Organigramme interpretieren<br />

! Marketing-Mix anwenden<br />

! Textdokumente erfassen<br />

! Telefon bedienen<br />

! Elektronische Datenübermittlungsgeräte bedienen<br />

! Mit dem Kopiergerät vertraut sein<br />

! Standard PC-Programme auswählen<br />

! Dokumente überprüfen<br />

! Informationen beschaffen<br />

! Kommunikationsmittel auswählen<br />

! Organisatorische Einrichtung des Arbeitsplatzes<br />

! Ansprechende Dokumentationen erstellen<br />

! Wirtschafts- und Fachsprache anwenden<br />

! Ökologische und energiesparende Massnahmen beurteilen<br />

! Das Zahlungssystem des Lehrbetriebes erklären<br />

! Kontoauszüge erklären<br />

! Stelleninserat formulieren<br />

! Personal suchen<br />

! Offerten beurteilen<br />

! Kontenplan des Betriebs erklären<br />

! Arbeiten an Buchungsbelegen kennen lernen<br />

! Situationsgerechtes Auftreten<br />

! Aufmerksames Zuhören des jeweiligen Gesprächspartners und<br />

sich dabei selbst klar und verständlich ausdrücken<br />

! In einem Team engagiert und konstruktiv mitarbeiten und an<strong>der</strong>e<br />

zur Zusammenarbeit motivieren<br />

! Gelerntes in unterschiedlichen Aufgabenstellungen anwenden<br />

ESTER, La Chaux-de-Fonds<br />

Vgl. Leistungsziele gemäss <strong>der</strong> Fallstudie, da zum<br />

Teil vom Leistungszielkatalog abweichende Ziele<br />

integriert wurden<br />

Vgl. Leistungsziele gemäss <strong>der</strong> Fallstudie, da zum<br />

Teil vom Leistungszielkatalog abweichende Ziele<br />

integriert wurden<br />

354


Vergleichende Fallstudienanalyse und Empfehlungen im Hinblick auf die Kategorie Übungsfirma<br />

Elemente <strong>der</strong><br />

Modulkonzeption<br />

Ziele<br />

Methodenkompetenzen<br />

Centro Professionale Commerciale Locarno (CPC)<br />

! Arbeitsmethodik bzw. mit Informationsquellen umgehen<br />

! Arbeitstechniken bspw. durch die Visualisierung von unterschiedlichen<br />

betrieblichen Abläufen gestalten<br />

! Ideen einbringen und umsetzen<br />

! Präsentationskompetenzen<br />

! Kundenorientiertes Verhalten<br />

ESTER, La Chaux-de-Fonds<br />

Vgl. Leistungsziele gemäss <strong>der</strong> Fallstudie, da zum<br />

Teil vom Leistungszielkatalog abweichende Ziele<br />

integriert wurden<br />

355


Teil II: Fallstudien zur Übungsfirma und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

Beurteilung <strong>der</strong><br />

Modulkonzeption<br />

Beurteilung <strong>der</strong> Zielerreichung<br />

Beurteilung <strong>der</strong> Herstellung<br />

von Authentizität<br />

Beurteilung <strong>der</strong> Selbständigkeit<br />

<strong>der</strong> Lernenden<br />

Centro Professionale Commerciale Locarno (CPC)<br />

! Fachliche Ziele grossmehrheitlich erreicht; anspruchsvollere Ziele<br />

(z. B. Arbeitsabläufe beschreiben und analysieren) wurden eher<br />

mittelmässig erreicht<br />

! Ziele aus Bereich Methoden- und Sozialkompetenzen grossmehrheitlich<br />

erreicht<br />

! Wissen aus verschiedenen Schulfächern integriert<br />

! För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> praxisrelevanten Sozialkompetenzen <strong>der</strong> Lernenden<br />

! Praxisbezug aus Sicht <strong>der</strong> Befragten grundsätzlich positiv beurteilt;<br />

jedoch beurteilen die Lernenden die Aktivitäten ausserhalb<br />

des schulischen Kontexts (konkret: SIC Ticino) als deutlich<br />

realitätsnäher<br />

! Verbesserungspotenzial in folgenden Bereichen: Herausstellen<br />

von Konsequenzen bei Fehlern, Herstellen eines betrieblichen<br />

Arbeitsrhythmus, Abbilden <strong>der</strong> Unternehmensvielfalt, realistische<br />

Zeitvorgaben, zeitliches Trennen von Aktivitäten in <strong>der</strong> Übungsfirma<br />

und in <strong>der</strong> Schule<br />

! Mehrheitlich selbständiges und eigenverantwortliches Arbeiten in<br />

Bezug auf Planung und Durchführung <strong>der</strong> Aktivitäten. Kontrolle<br />

<strong>der</strong> Arbeiten erfolgte meist durch die Lehrkräfte<br />

! Einschränkungen insbeson<strong>der</strong>e aufgrund des schulischen<br />

Kontexts<br />

ESTER, La Chaux-de-Fonds<br />

! Fachliche Ziele grossmehrheitlich erreicht;<br />

einzelne Ziele v. a. aus dem Marketingbereich<br />

(z. B. Produkte und Dienstleistungen kennen<br />

bzw. vorstellen) konnten nicht vollständig<br />

erreicht werden<br />

! Ziele aus Bereich Methoden- und Sozialkompetenzen<br />

wurden mit Ausnahme anspruchsvollerer<br />

Ziele (z. B. „Ziele setzen, Arbeitsschritte<br />

planen“) erreicht<br />

! Praxisbezug grundsätzlich positiv wahrgenommen;<br />

jedoch beurteilte ein Teil <strong>der</strong> Lernenden<br />

die Aktivitäten letztlich als fiktiv und zeigte<br />

sich weniger motiviert<br />

! Verbesserungspotenzial in folgenden Bereichen:<br />

Erhöhung <strong>der</strong> Eigenverantwortlichkeit<br />

<strong>der</strong> Lernenden, Konsequenzen bei Fehlern,<br />

(telefonische) Kontaktaufnahme mit Lernenden<br />

an<strong>der</strong>er Übungsfirmen<br />

! Selbständiges und eigenverantwortliches Arbeiten<br />

in Bezug auf Planung und Durchführung<br />

und Kontrolle <strong>der</strong> Aktivitäten aus Sicht <strong>der</strong><br />

Lehrkräfte<br />

! Aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden grundsätzlich positiv.<br />

Diese wünschen sich jedoch klarere Strukturen<br />

sowie eine bessere Auslastung<br />

356


Vergleichende Fallstudienanalyse und Empfehlungen im Hinblick auf die Kategorie Übungsfirma<br />

Beurteilung <strong>der</strong><br />

Modulkonzeption<br />

Beurteilung <strong>der</strong> Integration<br />

in den Schulalltag<br />

Beurteilung <strong>der</strong> Betreuung<br />

<strong>der</strong> Lernenden<br />

Centro Professionale Commerciale Locarno (CPC)<br />

! Keine eindeutige Aussage in Bezug auf den gewählten Zeitpunkt<br />

möglich<br />

! Lernende würden es vorziehen, über einen bestimmten Zeitraum<br />

jeden Tag in <strong>der</strong> Übungsfirma aktiv zu sein (analog SIC Ticino)<br />

! Lernende wünschen sich für die einzelnen Aktivitäten realistischere<br />

Zeitvorgaben durch die Lehrkräfte<br />

! Vorbereitung <strong>der</strong> Übungsfirma im Unterricht und damit die Verzahnung<br />

von Theorie und Praxis wurde durch die Lernenden mit<br />

Ausnahme <strong>der</strong> Bereiche Business-Plan und Marketing gut bzw.<br />

mittelmässig beurteilt<br />

! Nachbereitung des Praktikums im Unterricht erscheint verbesserungswürdig<br />

! Zeitliche Belastung we<strong>der</strong> als positiv noch als negativ herausgestellt<br />

! Der Einfluss des Moduls auf die schulischen Leistungsziele wurde<br />

durch die Beteiligten unterschiedlich eingeschätzt, zeigt grundsätzlich<br />

jedoch Verbesserungspotenzial<br />

! Lernende haben aus eigener Sicht weniger profitieren können, wie<br />

dies Lehrkräfte annehmen<br />

! Lernende wünschen sich teilweise vermehrt Feedback<br />

! Verbesserungen bei externen Lehrkräften (Praktikern) v. a. im<br />

pädagogisch-didaktischen Bereich und in <strong>der</strong> Koordination zwischen<br />

internen und externen Lehrkräften möglich<br />

ESTER, La Chaux-de-Fonds<br />

! Aus Sicht <strong>der</strong> Beteiligten Modul in Bezug<br />

grundsätzlich gut in den Schulalltag integriert<br />

! Aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden konfligiert das erste<br />

Praktikum mit <strong>der</strong> Vorbereitung <strong>der</strong> Schlussprüfung<br />

im Fach Englisch<br />

! Aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden und <strong>der</strong> Modulverantwortlichen<br />

unterbricht das zweite Praktikum<br />

zu sehr den schulischen Rhythmus<br />

! Beurteilung <strong>der</strong> Dauer: Ein Teil <strong>der</strong> Lernenden<br />

(konkret: Diplomschüler) würden eine zeitliche<br />

Ausdehnung <strong>der</strong> Praktika begrüssen; Coaches<br />

würden ein längeres Verbleiben in je<strong>der</strong> Abteilung<br />

begrüssen<br />

! Vorbereitung aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden eher gut<br />

und aus Sicht <strong>der</strong> Modulverantwortlichen bzw.<br />

<strong>der</strong> Coaches gut beurteilt. Ein Verbesserungsbedarf<br />

besteht bezüglich Eigenverantwortung<br />

und Gruppenarbeit<br />

! Nachbereitung verbesserungswürdig<br />

! Lernende sehen (an<strong>der</strong>s als die Modulverantwortliche)<br />

nur einen mittleren Einfluss des<br />

Moduls auf schulische Leistungsziele<br />

! Betreuung wird durch die Diplomschüler als<br />

sehr gut und durch die angehenden Berufsmaturanden<br />

als gut beurteilt<br />

! Ein Teil <strong>der</strong> Lernenden wünscht sich mehr<br />

Feedback von den Coaches<br />

! Schulleitung bzw. Modulverantwortlicher ist im<br />

Hinblick auf die Betreuung <strong>der</strong> Lernenden<br />

durch die Coaches unzufrieden; dies hat allerdings<br />

die Beziehung zwischen Lernenden und<br />

Coaches nicht beeinträchtigt<br />

357


Teil II: Fallstudien zur Übungsfirma und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

Beurteilung <strong>der</strong><br />

Modulkonzeption<br />

Beurteilung <strong>der</strong> Rahmenbedingungen<br />

Beurteilung <strong>der</strong> Auswirkungen<br />

des Moduls auf<br />

die Attraktivität <strong>der</strong> HMS<br />

Gesamtbeurteilung aus<br />

Sicht <strong>der</strong> befragten<br />

Personengruppen<br />

Centro Professionale Commerciale Locarno (CPC)<br />

! Lehrkräfte fühlten sich den Anfor<strong>der</strong>ungen grossmehrheitlich sehr<br />

gut bzw. gut gewachsen<br />

! Ein Weiterbildungsbedarf besteht im methodisch-didaktischen<br />

Bereich (Modulplanung, Notengebung und Gestaltung von Feedback)<br />

und im inhaltlichen Bereich (z. B. Rechnungswesen in <strong>der</strong><br />

Praxis)<br />

! Zusammenarbeit zwischen internen und externen Lehrkräften<br />

wurde unterschiedlich beurteilt: Lehrkräfte beurteilen diesen<br />

Aspekt deutlich positiver als die Lernenden<br />

! Betreuung durch zuständige Personen bzw. Stellen beurteilen<br />

Lehrkräfte als gut<br />

! Infrastruktur zeigt aus Sicht eines Teils <strong>der</strong> Lehrkräfte Verbesserungspotenzial<br />

(z. B. Beamer, Videogeräte)<br />

! Lernziele und Noten sind einem signifikanten Teil <strong>der</strong> Lernenden<br />

unklar geblieben<br />

Unterschiedliche Einschätzung innerhalb <strong>der</strong> befragten Personengruppen:<br />

Die Antworten reichen von „mittelmässig“ bis „gut“<br />

! Konzept mehrheitlich positiv beurteilt, wobei Verbesserungspotenziale<br />

bei <strong>der</strong> weiteren Umsetzung des Moduls nutzbar gemacht<br />

werden können<br />

ESTER, La Chaux-de-Fonds<br />

! Modulverantwortliche und Coaches fühlten<br />

sich den Anfor<strong>der</strong>ungen gut gewachsen<br />

! Es besteht kein Weiterbildungsbedarf<br />

! Coaches aus den Übungsfirmen wünschen sich<br />

eine bessere Unterstützung von Seiten <strong>der</strong><br />

Schulleitung<br />

! Infrastruktur aus Sicht <strong>der</strong> Schule in <strong>der</strong><br />

Übungsfirma verbesserungswürdig (Verfügbarkeit<br />

von Telefonapparaten und Räumen)<br />

! Relativ hohe Kosten<br />

! Positive Auswirkungen des Moduls auf die<br />

Attraktivität von HMS aus Sicht <strong>der</strong> befragten<br />

Diplomschüler und Lehrkräfte; zukünftige Berufsmaturanden<br />

bezweifeln jedoch, dass potenzielle<br />

Arbeitgeber die (relativ kurzen) Praktika<br />

in einer (fiktiven) Übungsfirma ebenfalls<br />

als attraktivitätssteigernd beurteilen werden<br />

! Modul aus Sicht <strong>der</strong> befragten Diplomschüler<br />

und Lehrkräfte gut<br />

! Zukünftige Berufsmaturanden beurteilen Modul<br />

als mittelmässig<br />

358


Vergleichende Fallstudienanalyse und Empfehlungen im Hinblick auf die Kategorie Übungsfirma<br />

Beurteilung aus Sicht des Evaluationsteams<br />

Die zusammenfassende kritische Würdigung <strong>der</strong> Erfahrungen im Zusammenhang mit den<br />

Übungsfirmen konzentriert sich auf die Fragen, inwieweit die Leistungsziele, die Richtlinien<br />

für berufliche Praxis (Stichworte: Leistungsziele, Authentizität, Selbständigkeit) und wie sehr<br />

die einschlägigen Literaturempfehlungen zur Gestaltung von Übungsfirmen (d. h. reale Aussenkontakte,<br />

Simulation betrieblicher Praxis sowie För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Entscheidungskompetenz<br />

<strong>der</strong> Lernenden) umgesetzt werden konnten. Abschliessend werden ! mit Blick auf die Planung<br />

und Durchführung von ähnlichen Modulen im Rahmen von an<strong>der</strong>en <strong>Handelsmittelschulen</strong><br />

! generelle Erfolgsfaktoren für die organisatorische Gestaltung von Übungsfirmen herausgestellt.<br />

Die Analyse <strong>der</strong> Erreichung <strong>der</strong> Leistungsziele zeigt positive Resultate. In Bezug auf die<br />

Leistungsziele fällt zunächst auf, dass die fachlichen Ziele grossmehrheitlich erreicht werden<br />

konnten. Lediglich anspruchsvollere fachliche Ziele wie „Produkte und Dienstleistungen kennen<br />

bzw. vorstellen“ o<strong>der</strong> Ziele aus den Bereichen Sozial- und Methodenkompetenzen wie<br />

„Arbeitsabläufe beschreiben und analysieren“ o<strong>der</strong> „Ziele setzen“ und „Arbeitsschritte planen“<br />

zeigen Verbesserungspotenziale bezüglich <strong>der</strong> Zielerreichung. Die Analysen zeigen zudem,<br />

dass Leistungsziele nicht nur realitätsnah, son<strong>der</strong>n auch vor dem Hintergrund <strong>der</strong> Kontextbedingungen<br />

(konkret: Lernvoraussetzungen, verfügbare Zeit für das Modul, Möglichkeiten,<br />

welche die jeweilige Modulkategorie bietet) realistisch ausgewählt werden sollten: So<br />

scheinen kundenbezogene Zielsetzungen bzw. Telefongespräche zwischen Lernenden unterschiedlicher<br />

Übungsfirmen schwierig zu erreichen bzw. zu simulieren. Dass die drei analysierten<br />

Module auch Ziele aus den Bereichen Methoden- und Sozialkompetenzen integriert<br />

haben, erscheint vor dem Hintergrund <strong>der</strong> Richtlinien für berufliche Praxis sehr erfreulich.<br />

Zentral erscheint mit Blick auf die Richtlinien für berufliche Praxis zudem die Frage, wie <strong>der</strong><br />

Praxisbezug aus Sicht <strong>der</strong> Beteiligten beurteilt wird. Dieser wird grundsätzlich positiv wahrgenommen,<br />

weil den Lernenden bspw. ein Transfer des Erlernten in die Praxis vielfältige<br />

neue Erfahrungspotenziale ermöglicht (z. B. Kennenlernen <strong>der</strong> eigenen Interessenschwerpunkte,<br />

Umgang mit „Kunden“). Entscheidend erscheint in diesem Zusammenhang <strong>der</strong> Vergleichsmassstab:<br />

Wird das Modul Übungsfirma mit dem konventionellen Schulunterricht verglichen,<br />

so fallen die Rückmeldungen <strong>der</strong> Lernenden sehr positiv aus. Jedoch beurteilen die<br />

Lernenden die Aktivitäten innerhalb <strong>der</strong> Schule letztlich als fiktiv, wenn sie die Möglichkeit<br />

haben, Erfahrungen ausserhalb des schulischen Kontexts (konkret: schulexterne Übungsfirmen<br />

wie SIC Ticino o<strong>der</strong> Arc-en-Ciel) zu mobilisieren. Jedoch deuten die Aktivitäten bei <strong>der</strong><br />

Übungsfirma Arc-en-Ciel darauf hin, dass nicht per se eine hohe Authentizität erreicht wird,<br />

wenn man den Schulkontext verlässt. Herausfor<strong>der</strong>ungen bei <strong>der</strong> Gestaltung von Übungsfirmen<br />

sind dabei bspw. eine Erhöhung <strong>der</strong> Eigenverantwortlichkeit <strong>der</strong> Lernenden, v. a. im<br />

Rahmen <strong>der</strong> Planung und Kontrolle <strong>der</strong> Aktivitäten durch die Gruppenmitglie<strong>der</strong>, das Aufzeigen<br />

von Konsequenzen bei Fehlern o<strong>der</strong> (telefonische) Kontaktaufnahme mit Lernenden an<strong>der</strong>er<br />

Übungsfirmen.<br />

Im Folgenden werden kritische Erfolgsfaktoren in Bezug auf die praxisorientierte Gestaltung<br />

von Übungsfirmen referiert, die sich grundsätzlich im Rahmen einer Übungsfirma umsetzen<br />

lassen: Sehr positiv und motivierend kann für die Lernenden <strong>der</strong> Einbezug von Unternehmern<br />

o<strong>der</strong> Coaches wirken, wenn sie eine hohe Fachkompetenz mit einer pädagogisch-didaktischen<br />

Kompetenz verknüpfen können. Ferner schätzen die Lernenden einen betrieblichen Arbeitsrhythmus<br />

bzw. ein zeitliches und räumliches Trennen von Aktivitäten in <strong>der</strong> Übungsfirma und<br />

in <strong>der</strong> Schule, realistische Zeitvorgaben für die einzelnen Arbeitsaufträge und damit ein Verhin<strong>der</strong>n<br />

von Über- und Unterauslastungen. Zudem wünschen sich die Lernenden häufig Budgets<br />

und einen Lohn. Dieser Wunsch muss aber vor dem Hintergrund von Budgetrestriktionen<br />

359


Teil II: Fallstudien zur Übungsfirma und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

von HMS einerseits und dem tatsächlichen ökonomischen Wertbeitrag <strong>der</strong> Lernenden an<strong>der</strong>erseits<br />

als nicht realistisch beurteilt werden.<br />

Einige Aktivitäten wie das Führen von Kundengesprächen scheinen sich aus Sicht <strong>der</strong> Beteiligten<br />

eher weniger für eine Übungsfirma zu eignen, wenn nicht ein tatsächlicher Kontakt mit<br />

<strong>der</strong> Praxis hergestellt wird. Ein zentraler Punkt betrifft zudem das Abbilden <strong>der</strong> Unternehmensvielfalt<br />

durch die einzelnen Übungsfirmen: Sollen die Lernenden hier eine Vielzahl unterschiedlicher<br />

Abteilungen mit kurzer Verweildauer und entsprechend eher oberflächlichen<br />

Erfahrungen durchlaufen o<strong>der</strong> wäre ein umgekehrtes Vorgehen vorzuziehen? Diese grundlegende<br />

Frage ist letztlich ! so lassen die Erfahrungen aus <strong>der</strong> Übungsfirma Arc-en-Ciel vermuten<br />

! situativ vor dem Hintergrund <strong>der</strong> allgemeinen Ausbildungsricht- bzw. -grobziele zu beantworten:<br />

Hier legen die Analysen den Schluss nahe, dass angehende Berufsmaturanden, die<br />

im Nachgang an ihre schulische Ausbildung evtl. ein Hochschulstudium anstreben, eher eine<br />

Vielzahl verschiedener Abteilungen durchlaufen möchten, um einen Gesamtüberblick über<br />

die Vielzahl <strong>der</strong> unterschiedlichen Aufgaben zu bekommen. Umgekehrt dürften es Diplomschüler<br />

vorziehen, im Rahmen einer begrenzten Anzahl unterschiedlicher Abteilungen, die<br />

Vielfalt <strong>der</strong> operativen Arbeitsprozesse in ihrer Tiefe kennen zu lernen. Letztlich muss jedoch<br />

angesichts <strong>der</strong> relativ kurzen Dauer, die für die Übungsfirmen zur Verfügung steht, davon<br />

ausgegangen werden, dass an<strong>der</strong>e Formen <strong>der</strong> Ausbildung bzw. Modulkategorien wie eine<br />

duale Berufslehre o<strong>der</strong> ein längerfristiges Praktikum den Übungsfirmen in Bezug auf den<br />

Grad an Authentizität überlegen sein dürften.<br />

Die Daten zeigen insgesamt, dass die Lernenden ihre Arbeiten selbständig und eigenverantwortlich<br />

geplant und durchgeführt haben. Die Kontrolle <strong>der</strong> Arbeiten erfolgte im Rahmen <strong>der</strong><br />

Übungsfirma am CPC Locarno durch die Lehrkräfte. Letztlich stellt sich einerseits die Frage,<br />

ob im schulischen Kontext eine vollständige Selbständigkeit <strong>der</strong> Lernenden bspw. vor dem<br />

Hintergrund fest etablierter Routinen hergestellt werden kann: So wird die Kontrolle <strong>der</strong><br />

Lernprodukte <strong>der</strong> Lehrkraft überantwortet. An<strong>der</strong>erseits darf auch bezweifelt werden, dass ein<br />

dualer Berufslernen<strong>der</strong> o<strong>der</strong> ein Praktikant seine Aktivitäten völlig selbständig plant, durchführt<br />

und kontrolliert. Die Richtlinien für berufliche Praxis (Stichworte: Authentizität, Leistungsziele,<br />

Selbständigkeit) konnten im Rahmen <strong>der</strong> analysierten Übungsfirmen mit den genannten<br />

Einschränkungen in genügend bis gutem Ausmass berücksichtigt werden.<br />

Die Integration des Moduls in den Fachunterricht betreffen die Wahl des Zeitpunkts und <strong>der</strong><br />

Dauer <strong>der</strong> Übungsfirma, die Vor- und Nachbereitung des Moduls im Unterricht und damit die<br />

Verzahnung von Theorie und Praxis. Die Wahl des „richtigen“ Zeitpunkts muss letztlich situativ<br />

erfolgen, wobei folgende Aspekte eine Rolle spielen:<br />

! Durchführung des Moduls ausserhalb <strong>der</strong> Prüfungszeiträume<br />

! Durchführung des Moduls „am Stück“<br />

! Vermeiden des Durchbrechens des schulischen Rhythmus<br />

Ferner deuten die Erfahrungen darauf hin, dass die Dauer <strong>der</strong> Durchführung <strong>der</strong> Übungsfirma<br />

und <strong>der</strong> Umfang <strong>der</strong> einzelnen Arbeiten besser aufeinan<strong>der</strong> abgestimmt werden sollten, um eine<br />

Unter- bzw. Überauslastung <strong>der</strong> Lernenden zu vermeiden. Interessanterweise würde ein<br />

Teil <strong>der</strong> Beteiligten im Hinblick auf die Breite (d. h. unterschiedliche Abteilungen) als auch<br />

die Tiefe <strong>der</strong> Lernerfahrungen (konkret: Verweildauer in je<strong>der</strong> Abteilung) eine zeitliche Verlängerung<br />

des Moduls begrüssen. Auch die Vor- und Nachbereitung <strong>der</strong> Übungsfirma im Unterricht<br />

und damit die Verzahnung von Theorie und Praxis erscheinen verbesserungswürdig:<br />

Zum einen sollte im Rahmen <strong>der</strong> Vorbereitung darauf geachtet werden, dass komplexere<br />

Lernvoraussetzungen wie bspw. Erstellen eines Business-Planes o<strong>der</strong> das selbständige Planen<br />

und Steuern <strong>der</strong> Arbeitsprozesse im Vorfeld im Rahmen des Fachunterrichts geschaffen werden.<br />

Zum an<strong>der</strong>en sollten zentrale Lernerfahrungen, welche die Lernenden im Rahmen von<br />

360


Vergleichende Fallstudienanalyse und Empfehlungen im Hinblick auf die Kategorie Übungsfirma<br />

Übungsfirmen mobilisieren konnten, im späteren Fachunterricht erneut aufgenommen<br />

werden, um das Erreichen <strong>der</strong> übrigen schulischen Leistungsziele positiv zu beeinflussen und<br />

einen tieferen und nachhaltigen Lernerfolg zu erreichen. Hier könnte es sinnvoll sein, Austauschprozesse<br />

zwischen den Lehrkräften herzustellen, um Lernvoraussetzungen im Vorfeld<br />

und Möglichkeiten des Transfers im Nachgang eruieren zu können.<br />

Um eine hohe Qualität <strong>der</strong> Betreuung zu ermöglichen, müssen für die Durchführung einer<br />

Übungsfirma genügend personelle (und letztlich finanzielle) Ressourcen bereitgestellt werden:<br />

Die Rückmeldungen <strong>der</strong> Lernenden aus Locarno und La-Chaux-de-Fonds deuten darauf<br />

hin, dass die Lehrkräfte ein stärkeres Gewicht auf die kommunikative Begründung ihrer Beurteilung<br />

im Rahmen von Feedbackgesprächen legen sollten. Ein Tandem einer externen und<br />

internen Lehrperson ermöglicht hier eine bessere Betreuung <strong>der</strong> einzelnen Arbeitsgruppen<br />

bzw. Übungsfirmen sowie das Realisieren von Synergiepotenzialen, weil sich die Kompetenzen<br />

von Berufspraktikern und Pädagogen sinnvoll miteinan<strong>der</strong> kombinieren lassen. Die Analysen<br />

zeigen aber auch, dass eine Lehrkraft ! egal ob extern o<strong>der</strong> intern ! sowohl über pädagogisch-didaktische<br />

als auch über entsprechende fachliche Kompetenzen verfügen sollte, um<br />

ihre Fachkompetenzen auch im Rahmen <strong>der</strong> Begleitung von Übungsfirmen zur Geltung bringen<br />

zu können. Eine „gute“ Betreuung erfor<strong>der</strong>t, wie die Erfahrungen aus Locarno bestätigen,<br />

aber auch ein koordiniertes Auftreten <strong>der</strong> beteiligten Lehrpersonen. Vor diesem Hintergrund<br />

lassen die Erfahrungen aus <strong>der</strong> Fallstudie zu ESTER (La-Chaux-de-Fonds) vermuten, dass<br />

personelle Betreuungsstrukturen auch die Gelegenheit nutzen sollten, sich im Hinblick auf<br />

eine längerfristige Kooperation kontinuierlich weiterzuentwickeln. Ungeachtet <strong>der</strong> verfügbaren<br />

personellen Ressourcen erscheint die Begleitung von Übungsfirmen eine komplexe<br />

Coaching-Aufgabe, welche die beteiligten Lehrkräfte vor umfassende Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

stellt.<br />

Mit <strong>der</strong> Integration <strong>der</strong> Übungsfirma in den Schulalltag und <strong>der</strong> Betreuung <strong>der</strong> Lernenden<br />

wurden bereits zentrale Rahmenbedingungen bezüglich <strong>der</strong> Ausgestaltung von Übungsfirmen<br />

diskutiert. Des weiteren ! darauf deuten die Erfahrungen im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Übungsfirma<br />

am CPC Locarno hin ! können sich in Bezug auf die Kommunikation <strong>der</strong> Leistungsziele<br />

und <strong>der</strong> Noten weitere wichtige Erfolgsfaktoren ergeben, die daher im Folgenden näher<br />

erläutert werden sollen: Umfang und Anspruchsniveau <strong>der</strong> Leistungsziele sollten im Hinblick<br />

auf die Rahmenbedingungen ausgewählt werden und den Lernenden gegenüber begründet<br />

werden. Auch sollten Aufträge, die auf die Lernvoraussetzungen <strong>der</strong> Schülerinnen und Schüler<br />

abgestellt sind, klar erteilt werden. Dies hilft eine zeitliche bzw. inhaltliche Überfor<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> Lernenden zu vermeiden und die von den Lernenden wahrgenommene Arbeitsbelastung<br />

zu reduzieren. Die Einschätzungen <strong>der</strong> Leistungen <strong>der</strong> Lernenden durch die Betreuer sollten,<br />

so die Befunde aus beiden Fallstudien, im Rahmen eines Feedback-Gesprächs besprochen<br />

werden. Dabei erscheint eine separate Zeugnisnote aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden wichtig, um den<br />

Stellenwert des Moduls zu verdeutlichen und um die praxisbezogenen Leistungen <strong>der</strong> Lernenden<br />

gegenüber potenziellen Arbeitgebern dokumentieren zu können. Nicht zuletzt muss<br />

darauf geachtet werden, dass die Lernenden und Lehrkräfte einen Zugang zu <strong>der</strong> für das<br />

Modul benötigten Infrastruktur haben. Insgesamt betrachtet erscheinen die in den drei<br />

Übungsfirmen festgestellten Rahmenbedingungen zum Teil stark verbesserungswürdig.<br />

Grundsätzlich erscheinen die Erfahrungen im Zusammenhang mit den analysierten Übungsfirmen<br />

ambivalent: Zum einen können Lernende im Rahmen von externen, professionalisierten<br />

Übungsfirmen, unabhängig von verfügbaren Praktikumsplätzen o<strong>der</strong> Praxisexperten, entsprechende<br />

grundsätzlich ergiebige Lernpotenziale realisieren. Konzeptionell können die<br />

Richtlinien für die berufliche Praxis (Authentizität, Leistungsziele, Selbständigkeit) und die<br />

einschlägigen Literaturempfehlungen in Bezug auf die Gestaltung von Übungsfirmen (d. h.<br />

reale Aussenkontakte, Simulation betrieblicher Praxis sowie För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Entscheidungs-<br />

361


Teil II: Fallstudien zur Übungsfirma und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

kompetenz <strong>der</strong> Lernenden 103 ) zentrale betriebliche Elemente simulieren. Vor diesem Hintergrund<br />

erscheint <strong>der</strong> mehrheitlich als positiv beurteilte Zusammenhang zwischen <strong>der</strong> Durchführung<br />

von Übungsfirmen und <strong>der</strong> Attraktivität von HMS zunächst sehr erfreulich. Zum<br />

an<strong>der</strong>en, und dies zeigt bspw. die Gestaltung <strong>der</strong> Rahmenbedingungen (Integration in den<br />

Schulalltag, Betreuung <strong>der</strong> Lernenden, Auswahl und Kommunikation von Lernzielen, Gestaltung<br />

von Feedback), besteht noch ein Handlungsbedarf in Bezug auf die praxisnahe und<br />

adressatengerechte Umsetzung <strong>der</strong> einzelnen Konzepte. Dabei lassen sich die meisten <strong>der</strong><br />

festgestellten Mängel ! mit Ausnahme <strong>der</strong> im Vergleich zur dualen Berufslehre geringeren<br />

Tiefe und Breite des Einblicks in die Praxis ! grundsätzlich beheben.<br />

Die folgende Tabelle fasst die kritischen Erfolgsfaktoren zusammen. Dabei wird deutlich,<br />

dass neben den in <strong>der</strong> Literatur diskutierten Erfolgsfaktoren zur Gestaltung von Übungsfirmen<br />

(d. h. reale Aussenkontakte, Simulation betrieblicher Praxis sowie För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Entscheidungskompetenz<br />

<strong>der</strong> Lernenden) weitere Aspekte (konkret: Integration in den Schulalltag,<br />

Betreuung <strong>der</strong> Lernenden, Auswahl und Kommunikation von Lernzielen, Gestaltung von<br />

Feedback) eine Rolle spielen.<br />

103 Die Lernenden können mit den Modulen grundsätzlich zentrale unternehmerische Entscheidungen treffen.<br />

Aufgrund <strong>der</strong> Modulanlage (beschränkte Dauer, punktuelle Aktivitäten in <strong>der</strong> Übungsfirma, inhaltliche Fokussierung<br />

<strong>der</strong> Teilaufträge sowie begrenzter Kontakt zwischen Lernenden und <strong>der</strong> Aussenwelt, fehlende<br />

ökonomische Konsequenz von Fehlentscheidungen) ist jedoch davon auszugehen, dass im Rahmen einer<br />

Übungsfirma nicht vollumfänglich die Fähigkeit <strong>der</strong> Lernenden geför<strong>der</strong>t werden kann, unternehmerische<br />

Entscheide zu treffen.<br />

362


Vergleichende Fallstudienanalyse und Empfehlungen im Hinblick auf die Kategorie Übungsfirma<br />

Tabelle 12<br />

Kritische Erfolgsfaktoren von Übungsfirmen anhand <strong>der</strong> Evaluation<br />

Kritischer<br />

Erfolgsfaktor<br />

Leistungsziele<br />

Richtlinien für<br />

berufliche Praxis<br />

Rahmenbedingungen<br />

Leistungsziele<br />

Authentizität<br />

Selbständigkeit<br />

Integration in den Schulalltag<br />

Betreuung<br />

Kooperation Lehrkräfte<br />

und Praxisexperten<br />

Kommunikation<br />

Infrastruktur<br />

Empfehlungen<br />

! Ziele mit Blick auf die Lernvoraussetzungen<br />

und Rahmenbedingungen des Moduls<br />

auswählen<br />

! Schaffen von Kontaktmöglichkeiten zur<br />

Praxis<br />

! Integration von Zielen aus den Bereichen<br />

Sozial- und Methodenkompetenzen<br />

! Aufzeigen von Konsequenzen bei Fehlern<br />

! Kontaktaufnahme mit an<strong>der</strong>en Übungsfirmen<br />

ermöglichen<br />

! Einbezug von Unternehmern o<strong>der</strong> Coaches<br />

(siehe Betreuung)<br />

! Herstellen eines betrieblichen Arbeitsrhythmus<br />

! Breite und Tiefe <strong>der</strong> Praxiserfahrung zielgruppengerecht<br />

gestalten<br />

! Eigenverantwortung för<strong>der</strong>n und for<strong>der</strong>n<br />

(insbeson<strong>der</strong>e im Hinblick auf die eigenverantwortliche<br />

Kontrolle von Tätigkeiten)<br />

! Durchführung des Moduls ausserhalb <strong>der</strong><br />

Prüfungszeiträume<br />

! Durchführung des Moduls am Stück<br />

! Vermeiden des Durchbrechens des schulischen<br />

Rhythmus<br />

! Realistische Zeitvorgaben für Teilaufträge<br />

definieren<br />

! Erfahrungen aus dem Lernbüro intensiver<br />

vor- und nachbereiten<br />

! Kompetente und genügende Betreuung sicherstellen<br />

! Feedback geben<br />

! Nutzung von Synergien zwischen Lehrkräften<br />

und Praxisexperten<br />

! Fach- und pädagogisch-didaktische Kompetenzen<br />

zentral<br />

! Koordiniertes Auftreten externer und interner<br />

Lehrkräfte<br />

! Lernziele, daraus abgeleitete Aufträge und<br />

Noten den Lernenden gegenüber kommunikativ<br />

begründen<br />

! Zugang zur notwendigen Infrastruktur sicherstellen<br />

363


Teil II : Fallstudien Verschiedenes und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

Fallstudien Verschiedenes und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

Gymnasium Nyon<br />

Wirtschaftsmittelschule Bern<br />

365


Objectif Entreprise au Gymnase de Nyon<br />

Objectif Entreprise au Gymnase de Nyon<br />

Beat Estermann<br />

1 Description du programme<br />

Au cours de l’année scolaire 2006/2007, une trentaine d’élèves suivent une série de modules<br />

pratiques, réunis dans un programme nommé „Objectif Entreprise“. Ces modules ont lieu<br />

pour la première fois à l’école de diplôme du Gymnase de Nyon et concernent tous les élèves<br />

de l’option „économie et commerce“.<br />

1.1 Idée de base<br />

Dans le cadre du programme „Objectif Entreprise“, les élèves effectuent 5 modules de formation<br />

pratique, dont certains ont pour objet la simulation des activités d’une entreprise, alors<br />

que d’autres sont organisés autour de la visite et de l’analyse d’entreprises réelles.<br />

Pour l’école, ce type de modules permet de valoriser le savoir-faire existant au sein de l’école,<br />

tout en renforçant les contacts avec le monde professionnel.<br />

1.2 Cadre temporel, étapes (structuration du module)<br />

Les modules sont étalés sur une année scolaire (troisième année), à raison de 3 heures par<br />

semaine. Le tableau ci-dessous donne une idée du contenu des modules et de leur répartition<br />

dans le temps.<br />

Modules (par ordre chronologique)<br />

7 après-midi Comptabilité générale (Cas Dubois)<br />

Le Cas Dubois est un ensemble de pièces comptables qui représentent l’activité d’une menuiserieagencement<br />

pour un mois de décembre. Les élèves doivent classer les pièces et tenir une comptabilité.<br />

2 après-midi Ressources humaines (RH, 1 ère partie: CV et lettres de motivation)<br />

Chaque élève rédige son CV ainsi qu’une lettre de motivation par rapport à un poste défini. Les CV et<br />

les lettres de motivations sont ensuite corrigés et commentés par un intervenant externe.<br />

6 après-midi Analyse d’une entreprise (1 ère partie: marketing)<br />

Les élèves, par groupes de deux, choisissent une entreprise et un produit/une gamme de produits. Sur<br />

la base d’interviews et d’analyses de documents, ils établissent un rapport retraçant l’environnement<br />

économique dans lequel évolue le produit ainsi que les grandes étapes du cycle de vie de celui-ci. Ce<br />

rapport fait partie du travail interdisciplinaire (travail de diplôme).<br />

3 après-midi Ressources humaines (RH, 2 e partie: entretiens d’embauche)<br />

À travers des jeux de rôles organisés par des intervenants externes, les élèves se familiarisent avec les<br />

entretiens d’embauche.<br />

2 après-midi Bourse et marchés financiers<br />

Cours théorique suivi d’une visite à la Banque cantonale vaudoise: explication des métiers de la<br />

banque et du marché boursier.<br />

4 après-midi Analyse d’une entreprise (2 e partie: analyse financière)<br />

Analyse des bilans d’au moins trois années successives de l’entreprise choisie. Le rapport fait<br />

également partie du travail interdisciplinaire (travail de diplôme).<br />

366


Objectif Entreprise au Gymnase de Nyon<br />

1 semaine par<br />

blocs occupant<br />

environ 50 %<br />

de l’horaire<br />

Modèle d’entreprise interactif (jeu informatique de simulation SEMECO)<br />

SEMECO permet de simuler tous les aspects majeurs de la gestion d’une entreprise. Ainsi, chaque<br />

groupe de 5-6 élèves se voit confier la gestion d’une entreprise pour un minimum de 4 exercices<br />

comptables; les entreprises sont en concurrence. À la fin de la simulation, chaque groupe présente à<br />

l’assemblée des actionnaires ses résultats et justifie ses décisions. Les groupes sont coachés par des<br />

intervenants externes.<br />

4 après-midi Analyse d’une entreprise (3 e partie: présentations)<br />

Présentation des travaux interdisciplinaires (travaux de diplôme) devant les autres élèves et éventuellement<br />

devant des invités externes.<br />

En quatrième année, la plupart des élèves effectueront leur stage de 39 semaines. À l’avenir,<br />

il est prévu que les élèves fassent, au cours de leur deuxième année, aussi un stage de deux semaines<br />

dans une entreprise.<br />

Notre visite de l’école ayant eu lieu au début de la deuxième partie du module „Analyse d’une<br />

entreprise“, le présent rapport ne tient pas compte de tous les travaux en lien avec le travail<br />

interdisciplinaire ainsi que de la simulation d’entreprises SEMECO.<br />

1.3 Objectifs de formation pratique<br />

44 objectifs de formation pratique ont été définis, dont 33 figurent dans le catalogue de<br />

l’OFFT. Parmi ces <strong>der</strong>niers, 8 concernent des compétences méthodologiques et sociales (voir<br />

les tableaux au chapitre 2.1 de ce rapport).<br />

1.4 Authenticité<br />

Le travail dans le cadre de modules ayant pour but de simuler des processus d’une entreprise<br />

(Cas Dubois, entretiens d’embauche, SEMECO) permet aux élèves de se faire une idée concrète<br />

des activités exercées au sein d’une entreprise réelle. De même, les visites d’entreprises<br />

et les contacts réels avec des professionnels en vue de la rédaction du travail interdisciplinaire<br />

permettent aux élèves de se rendre compte de différents aspects de la vie économique.<br />

1.5 Intégration dans le cadre scolaire<br />

Les modules pratiques sont suivis par tous les élèves de l’option „économie et commerce“.<br />

Des problèmes de coordination se sont posés néanmoins lors de cette première édition, puisque<br />

les élèves étaient issus de quatre classes différentes, qui comprenaient également des<br />

élèves de l’école de culture générale. Dès l’année prochaine, les élèves seront regroupés dans<br />

des classes séparées. Du point de vue de l’horaire, les modules pratiques ne posent pas des<br />

problèmes particuliers, à l’exception du module SEMECO qui nécessite un aménagement<br />

spécial de l’horaire et la suppression de certains autres cours – d’où un besoin de coordination<br />

avec les autres enseignants.<br />

1.6 Évaluation des élèves<br />

Les élèves sont généralement évalués à l’aide de grilles d’objectifs spécifiques à chaque module.<br />

Deux modules donnent lieu à des notes: le Cas Dubois et le travail interdisciplinaire.<br />

Les autres modules font uniquement l’objet d’évaluations formatives.<br />

367


Teil II : Fallstudien Verschiedenes und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

Cette année, les notes issues des modules pratiques sont intégrées dans les notes de<br />

différentes branches (économie d’entreprise, gestion financière et informatique de gestion).<br />

Étant donné que les enseignants concernés sont tous impliqués dans le suivi des modules<br />

pratiques, cela ne pose pas des problèmes particuliers de coordination. Dès l’année prochaine,<br />

les modules de formation pratique feront l’objet d’une note à part entière.<br />

1.7 Conditions-cadre<br />

Durant le programme „Objectif Entreprise“, les élèves sont encadrés par 4 enseignants venant<br />

des branches économiques. Les enseignants font en outre appel à des intervenants externes<br />

pour l’évaluation des travaux (Cas Dubois) ou pour des unités de formation spécifiques (Cas<br />

Dubois, Ressources humaines et SEMECO). Les objectifs de formation de ces séances sont<br />

soit communiqués aux intervenants, soit fixés en collaboration avec ces <strong>der</strong>niers. Pour le Cas<br />

Dubois, le contact entre l’intervenante externe et les élèves s’est limité à un cours magistral,<br />

alors que les intervenants du module RH ont assuré un véritable coaching. Un tel coaching est<br />

également prévu pour le module SEMECO. Les intervenants externes sont rémunérés par<br />

l’école.<br />

Notons au passage qu’au Gymnase de Nyon, les filières „maturité professionnelle commerciale“<br />

et „diplôme de commerce“ ne sont pas séparées – la plupart des élèves envisagent de<br />

faire la maturité professionnelle (stage de 39 semaines en quatrième année).<br />

2 Appréciation du module par les personnes concernées 104<br />

2.1 Résultats<br />

Le tableau ci-dessous donne un aperçu des réponses des enseignants et des élèves à la<br />

question de savoir dans quelle mesure le module a permis aux élèves d’atteindre les objectifs<br />

de formation pratique (il s’agit des objectifs qui ont été fixés par l’école sur la base du catalogue<br />

de l’OFFT pour les modules déjà abordés au moment de l’évaluation).<br />

104 Cette partie se base sur des données recueillies lors des entretiens de groupe avec :<br />

! un groupe d’élèves (14 élèves sur 29);<br />

! les 4 enseignants qui ont encadré les élèves, y compris le responsable du projet.<br />

Ces personnes ont en outre fourni des données complémentaires par le biais d’un questionnaire. De plus, des<br />

entretiens ont été menés avec 3 intervenants externes (Cas Dubois et module RH). L’école a en outre fourni<br />

une série de documents sur le module.<br />

368


Objectif Entreprise au Gymnase de Nyon<br />

Degré de réalisation des objectifs de formation pratique selon les enseignants et les élèves<br />

Objectifs de formation pratique (code OFFT) ens. élèves<br />

1. Planifier son travail; fixer des objectifs et des priorités (14) très bien moy.<br />

2. Sens des responsabilités (7) bien bien<br />

3. Aptitude au transfert (3) très bien bien<br />

4. Aptitude à la communication (11) très bien bien<br />

5. Aptitude au travail en équipe/collaboration (10) bien bien<br />

6. Savoir choisir les outils de travail; être capable de choisir, d’évaluer et d’utiliser<br />

correctement des informations (1)<br />

très bien<br />

7. Savoir-vivre/présentation (17) très bien bien<br />

8. Aptitude à gérer les conflits/savoir accepter la critique (13) bien bien<br />

9. Expliquer les relevés de compte (3.2.1.2) très bien bien<br />

10. Expliquer le plan comptable (3.3.1.1) bien bien<br />

11. Connaître les travaux liés aux pièces comptables (3.3.1.2) très bien moy.<br />

12. Sauvegarde des données électroniques (2.4.1.1) très bien moy.<br />

13. Critères de classement (2.4.3.1) bien bien<br />

14. Évaluer les systèmes de classement (2.4.3.2) moy. moy.<br />

15. Comptabiliser les documents reçus (1.7.5.2) bien moy.<br />

16. Présenter des produits et des services (1.2.2.2) bien bien<br />

17. Planifier son travail de manière systématique (1.4.2.1) moy. moy.<br />

18. Décrire le marché (3.2.3.1) bien bien<br />

19. Saisir des textes (2.1.1.1) très bien bien<br />

20. Choisir des programmes PC standard (2.1.2.1) très bien bien<br />

21. Vérifier des documents (2.1.2.2) très bien bien<br />

22. Se procurer des informations (2.1.3.1) très bien bien<br />

23. Gérer des données (2.1.4.1) très bien bien<br />

24. Établir des documents agréables à l’oeil (2.2.2.1) très bien bien<br />

25. Appliquer les règles du savoir-vivre (1.1.3.1) bien bien<br />

26. Gérer l’agenda (2.1.3.2) moy. bien<br />

27. Utiliser l’imprimante/la photocopieuse de manière écologique (2.3.1.1) moy. moy.<br />

28. Réunir la documentation et préparer une brève présentation sur son entreprise (1.7.4.1) bien bien<br />

Légende<br />

cases en gris clair: objectifs dont la réalisation est douteuse, les appréciations étant divergentes<br />

cases en gris foncé: objectifs qui n’ont pas pu être atteints<br />

bien<br />

Plus de deux tiers des objectifs de formation ont pu être bien atteints; cinq objectifs donnent<br />

lieu à des appréciations divergentes – leur réalisation paraît donc douteuse (1, 11, 12, 15, 26),<br />

alors que trois objectifs n’ont clairement pas pu être atteints (14, 17, 27).<br />

Une première série d’objectifs ayant posé des problèmes concerne la planification du travail:<br />

1. – Planifier son travail; fixer des objectifs et des priorités; 17. – Planifier son travail de<br />

manière systématique ; 26. – Gérer l’agenda. Les élèves sont assez divisés quant à l’appréciation<br />

de ces objectifs. Il semble que certains d’entre eux les aient assez bien atteints, alors que<br />

d’autres trouvent que les modules pratiques n’ont pas contribué à les atteindre. Les élèves<br />

s’accordent cependant à dire qu’il y a eu au cours du programme (notamment dans le cadre du<br />

Cas Dubois et pour le travail interdisciplinaire) un certain volume de tâches qui devaient être<br />

effectuées dans des délais relativement courts. Les élèves étaient donc sans doute mis dans<br />

des situations où ils devaient planifier leur travail. On peut cependant se deman<strong>der</strong> si une<br />

attention suffisante a été prêtée au suivi des élèves, y compris à la mise à disposition d’outils<br />

méthodologiques leur permettant d’apprendre à organiser leur travail de manière efficace et à<br />

gérer leur stress.<br />

369


Teil II : Fallstudien Verschiedenes und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

Une deuxième série d’objectifs problématiques concerne le Cas Dubois (comptabilité): 11. –<br />

Connaître les travaux liés aux pièces comptables ; 12. – Sauvegarde des données électroniques<br />

; 14. – Évaluer les systèmes de classement ; 15. – Comptabiliser les documents reçus.<br />

Plusieurs élèves disent n’avoir pas eu suffisamment de temps pour effectuer les travaux<br />

comptables. Mais de nouveau, les avis des élèves sont partagés: pour certains, ces objectifs<br />

ont clairement pu être atteints, alors que pour d’autres, ce n’est pas du tout le cas. L’attitude<br />

des élèves par rapport à ce module est ambiguë: la grande majorité des élèves dit ne pas avoir<br />

aimé faire le Cas Dubois. Ils le considèrent toutefois comme très instructif, et d’après certains<br />

d’entre eux, c’était le module qui était le plus proche de la pratique. Si certains élèves se<br />

plaignent des délais trop courts, d’autres contestent cet avis en disant que c’est justement la<br />

pression qui a été caractéristique d’une pratique en entreprise. Les remarques des enseignants<br />

se recoupent largement avec celles des élèves: selon eux, certains élèves (faibles) restaient à<br />

l’écart et plusieurs d’entre eux n’ont clairement pas atteint les objectifs. Les enseignants font<br />

également observer que, par moments, ils étaient submergés par les corrections et que, par<br />

conséquent, les erreurs n’étaient pas toujours identifiées et corrigées à temps. Aussi, certains<br />

élèves passaient trop de temps à faire des corrections, prenant ainsi de plus en plus de retard.<br />

Selon les enseignants, il faudrait donc mieux initier les élèves aux tâches et prévoir plus de<br />

temps au début du module afin de pouvoir bien encadrer les élèves. Il pourrait en outre être<br />

utile de prévoir une séance de rattrapage après 3 à 4 séances afin de permettre aux élèves<br />

faibles de rattraper leur retard. Les propos de l’intervenante externe vont dans le même sens:<br />

globalement, elle trouvait les dossiers des élèves assez bons. Mais à côté de travaux excellents,<br />

il y avait aussi des travaux clairement insuffisants. Selon elle, les enseignants devraient<br />

être plus rigoureux lors des contrôles intermédiaires et assurer un meilleur suivi, le but de<br />

l’exercice étant d’amener tous les élèves à soumettre un bon travail à la fin.<br />

Un <strong>der</strong>nier objectif problématique concerne le respect de l’environnement lors de l’utilisation<br />

de l’imprimante ou de la photocopieuse. Selon les élèves, cet aspect n’a pas du tout été thématisé<br />

au cours des modules pratiques. Il faudrait donc vérifier dans quelle mesure il sera<br />

possible de l’intégrer dans le programme. Pour l’abor<strong>der</strong> sous l’angle pratique, il faudrait évidemment<br />

que les élèves disposent d’une certaine marge de décision: impression recto-verso,<br />

utilisation de papier recyclé, etc.<br />

En plus des objectifs évalués dans le cadre de la présente évaluation, l’école s’est fixé une<br />

série d’autres objectifs de formation pratique qui ne figurent pas dans le catalogue de l’OFFT<br />

(compétences méthodologiques et sociales) ou qui n’avaient pas encore été abordés au moment<br />

de notre visite (voir le tableau ci-dessous).<br />

370


Objectif Entreprise au Gymnase de Nyon<br />

Objectifs de formation pratique définis par l’école, mais pas pris en compte lors de l’évaluation<br />

Objectifs de formation pratique (code OFFT, si applicable)<br />

29. Respecter les règles de base pour l’enregistrement et le classement des pièces comptables déjà abordé<br />

30. Utiliser les techniques de gestion de projets déjà abordé<br />

31. Évaluer les informations des pièces comptables et enregistrer les opérations correspondantes déjà abordé<br />

32. Appliquer le marketing-mix (1.7.3.1) déjà abordé (?)<br />

33. Fixer les objectifs d’un travail d’équipe (1.4.2.2) pas encore abordé<br />

34. Gérer un stock (3.2.5.2) pas encore abordé<br />

35. Maîtriser les fonctions de la photocopieuse (2.1.1.4) pas encore abordé<br />

36. Rédiger des procès-verbaux (2.5.1.1) pas encore abordé<br />

37. Discrétion pas encore abordé<br />

38. Comportement écologique pas encore abordé<br />

39. Savoir-vivre (civilité) pas encore abordé<br />

40. Aptitude aux négociations pas encore abordé<br />

41. Communiquer son rapport aux valeurs pas encore abordé<br />

42. Techniques de travail pas encore abordé<br />

43. Techniques de décision pas encore abordé<br />

44. Techniques de présentation pas encore abordé<br />

Quant aux cinq objectifs compris dans le catalogue de l’OFFT, ils peuvent très vraisemblablement<br />

être atteints grâce aux modules restants: ainsi, la question du marketing-mix (32) est<br />

abordée dans le cadre du travail interdisciplinaire, alors que les objectifs 33 à 36 seront traités<br />

dans le cadre du module SEMECO.<br />

2.2 Authenticité<br />

Les élèves et les enseignants trouvent que l’atmosphère typique d’une entreprise a bien pu<br />

être recréée pour les modules du type entreprise virtuelle, et les intervenants externes estiment<br />

que les élèves ont bien pu se rendre compte des enjeux de la pratique en entreprise. En<br />

ce qui concerne le Cas Dubois, l’intervenante externe estime que le module permettait bien<br />

aux élèves de voir le rapport entre les pièces comptables, le journal comptable et le<br />

classement des pièces. Selon elle, il faudrait cependant accor<strong>der</strong> davantage d’importance au<br />

classement, p.ex. en mettant les élèves dans la situation de devoir trouver et présenter une<br />

pièce précise. Quant au module RH, les deux intervenants sont convaincus que les élèves ont<br />

pu se faire une bonne idée du processus de recrutement. En ce qui concerne les entretiens<br />

d’embauche, il s’agit bien sûr d’une simulation, mais selon eux le recours aux jeux de rôle est<br />

indispensable pour en montrer certains aspects. Selon les enseignants, le fait d’inviter des<br />

intervenants externes pour faire les simulations d’entretien rend celles-ci beaucoup plus<br />

crédibles aux yeux des élèves. Les élèves ont particulièrement apprécié la visite de la BCV,<br />

qui leur a permis de se faire une idée des métiers du secteur bancaire et de la réalité de la<br />

bourse: „on voit ce qui se passe après le gymnase!“ Les élèves ont d’ailleurs été priés de se<br />

présenter en tenue formelle lors de la visite de la banque. Selon les enseignants, c’était une<br />

très bonne occasion de leur faire comprendre l’importance de la tenue vestimentaire dans le<br />

monde des affaires.<br />

371


Teil II : Fallstudien Verschiedenes und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

2.3 Autonomie des élèves<br />

Les enseignants estiment que les élèves peuvent „très largement“ agir de manière autonome<br />

en ce qui concerne la planification, la mise en œuvre et le contrôle de leurs activités. Les<br />

élèves trouvent que c’est „largement“ le cas.<br />

2.4 Intégration des modules pratiques dans le cadre scolaire<br />

Pour la majorité des enseignants et des élèves, l’intégration des module dans le cadre scolaire<br />

est bonne, voire très bonne du point de vue de la gestion du temps et du contenu. Ils estiment<br />

que les élèves ont généralement bien été préparés aux activités pratiques du module dans le<br />

cadre de l’enseignement scolaire, et que les expériences pratiques ont bien été mises en valeur<br />

dans les cours. Les enseignants et les élèves font cependant remarquer que certains élèves<br />

étaient dépassés par le rythme de travail au début du programme. De même, il conviendrait de<br />

mieux coordonner les contenus des cours théoriques avec ceux des modules pratiques, p.ex.<br />

en préparant les élèves à certaines activités de ces modules dès la fin de la deuxième année.<br />

Les enseignants envisagent également de faire quelques modifications quant à l’ordre des<br />

modules – selon eux, il faudrait notamment introduire le travail interdisciplinaire (analyse<br />

d’une entreprise) plus tôt et amener les élèves à choisir leur entreprise dès le début du programme<br />

– un avis qui est partagé par les élèves. Les enseignants font en outre remarquer<br />

qu’ils espèrent à l’avenir exploiter également les synergies avec les stages de deux semaines<br />

en deuxième année et mieux définir le module RH en vue du stage de longue durée en<br />

quatrième année. Ainsi, les élèves auraient une source de motivation supplémentaire pour<br />

s’investir davantage dans le cadre du module RH. Les deux intervenants externes ont fait<br />

des remarques allant dans le même sens, estimant qu’il faudrait impliquer davantage certains<br />

élèves restés un peu passifs. Selon eux, ce serait important de bien montrer aux élèves comment<br />

ces exercices peuvent leur être utiles et de les responsabiliser par un projet personnel<br />

(peut-être même en leur laissant le libre choix de l’emploi pour lequel ils postulent).<br />

Les enseignants trouvent que les modules pratiques ont joué un rôle positif, voire très positif<br />

en ce qui concerne l’acquisition de compétences scolaires par les élèves. Ceux-ci trouvent<br />

également que les modules pratiques leur ont permis de mieux comprendre la matière<br />

scolaire, et pour deux tiers d’entre eux, la formation pratique a suscité de l’intérêt pour la<br />

matière scolaire.<br />

Lors de l’aménagement des horaires pour le module SEMECO, les enseignants ont rencontré<br />

des problèmes de coordination par rapport à d’autres cours. Malheureusement, il leur était<br />

impossible de bloquer une semaine entière pour ce module. Le contenu du module sera donc<br />

quelque peu allégé. À l’avenir, il faudrait donc s’y prendre beaucoup plus tôt et bloquer la<br />

semaine suffisamment à l’avance pour que les autres enseignants puissent prendre leurs dispositions.<br />

La coordination sera également facilitée dès l’année prochaine, dans la mesure où<br />

les élèves suivant les modules pratiques (école de commerce) seront regroupés dans des classes<br />

séparées et non pas mélangés avec les élèves de l’école de culture générale.<br />

2.5 Encadrement des élèves<br />

Les enseignants trouvent qu’ils ont généralement bien pu encadrer les élèves, tout en faisant<br />

observer que quelques ajustements restent à faire par rapport au Cas Dubois et au suivi du<br />

travail interdisciplinaire. Selon eux, il n’est pas toujours facile de faire avancer les élèves les<br />

plus faibles/les moins motivés. Cet avis est confirmé par les élèves qui trouvent que<br />

l’encadrement de la part des enseignants était généralement bon, bien que certains d’entre eux<br />

au raient souhaité être mieux préparés au Cas Dubois et avertis plus tôt des conditions du<br />

travail interdisciplinaire (critères d’évaluation, choix de l’entreprise). Un élève fait toutefois<br />

372


Objectif Entreprise au Gymnase de Nyon<br />

remarquer qu’il a bien apprécié la nouvelle formule du travail de diplôme: „je suis très<br />

satisfait de ce nouveau module, car ayant redoublé ma 3 ème année, j’ai pu voir la différence<br />

entre le travail de diplôme [de l’année <strong>der</strong>nière] et le travail que l’on a dû faire [cette<br />

année]. Je trouve que l’on est bien plus encadrés avec ce travail.“<br />

Les élèves sont également satisfaits de l’encadrement reçu de la part des intervenants<br />

externes. Ceux-ci font cependant observer qu’ils n’ont pas pu fournir un véritable<br />

encadrement, vu qu’il s’agissait d’interventions ponctuelles (un seul d’entre eux à rencontré<br />

les élèves à deux reprises).<br />

2.6 Conditions-cadre<br />

L’infrastructure technique est jugée très bonne par les enseignants et plutôt bonne par les<br />

élèves. Ces <strong>der</strong>niers se plaignaient pourtant que les ordinateurs tombent souvent en panne,<br />

bien que l’équipement soit tout neuf. Ils disent ne pas toujours avoir pu enregistrer leur<br />

travail. Au moment de l’entretien, le problème n’avait pas encore été résolu aux dires des<br />

élèves.<br />

Les enseignants trouvent qu’ils ont généralement été à la hauteur de leur tâche et la plupart<br />

n’éprouve pas de besoins de formation. Une enseignante trouverait cependant utile de se former<br />

davantage dans le domaine des ressources humaines. Pour le reste, les enseignants font<br />

remarquer qu’ils se sont en principe fixés des objectifs de formation pour lesquels ils possédaient<br />

les compétences nécessaires – faisant sinon appel à des intervenants externes.<br />

Les enseignants font état d’une certaine surcharge de travail, qui s’explique en partie par le<br />

fait qu’il s’agit de la première édition du programme et qu’il faut donc beaucoup travailler en<br />

équipe pour régler toutes les questions ouvertes. Un congé maladie prolongé de l’un d’entre<br />

eux a en outre aggravé la situation. Les enseignants estiment cependant que leur charge de<br />

travail sera allégée lors des éditions suivantes, étant donné qu’ils pourront profiter des acquis<br />

de la première année (documentation, critères d’évaluation, critères de sélection des entreprises,<br />

etc.).<br />

Les intervenants externes se félicitent de la bonne collaboration avec l’école et se disent<br />

prêts à refaire l’expérience. Les enseignants sont également très contents de la collaboration.<br />

Ils ont cependant rencontré des difficultés à trouver des intervenants externes. Selon eux, il<br />

n’est pas facile de faire venir des personnes à plusieurs reprises et à différentes étapes du<br />

programme, car il faut composer avec les contraintes au niveau de leur disponibilité. Cet avis<br />

est confirmé par l’intervenante externe du Cas Dubois, qui pourrait s’imaginer qu’on suive les<br />

élèves de plus près (en plusieurs séances), mais qui fait aussitôt remarquer qu’il faudrait dès<br />

lors trouver quelqu’un qui ait de l’expérience dans le coaching de jeunes et qui soit suffisamment<br />

disponible.<br />

Selon les enseignants et les élèves, le choix des entreprises à analyser dans le cadre du travail<br />

interdisciplinaire (marketing et analyse financière) posait des problèmes: le profil de certaines<br />

entreprises n’était pas idéal par rapport au bagage théorique des élèves (p.ex. entreprises<br />

publiques ou parapubliques), alors que d’autres ne voulaient pas divulguer leurs bilans. Aussi,<br />

tous les élèves n’ont pas eu un contact personnel avec un représentant de l’entreprise analysée<br />

(ils ont pourtant pu prendre contact par e-mail). Par conséquent, certains élèves ont du mal à<br />

effectuer l’analyse de „leur“ entreprise. Il faudrait donc à l’avenir émettre des critères clairs<br />

pour la sélection des entreprises et encourager les élèves à en trouver une dès le début de<br />

l’année scolaire, quitte à en chercher une autre s’il s’avère que les critères ne sont pas<br />

remplis 105 .<br />

105 En ce qui concerne les critères de choix des entreprises à l’analyser, il faudrait selon les enseignants que:<br />

373


Teil II : Fallstudien Verschiedenes und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

2.7 Impact des modules pratiques sur l’attractivité des ESC<br />

La majorité des élèves et des enseignants ainsi que tous les intervenants externes estiment<br />

que les modules pratiques ont un impact positif, voire très positif, sur l’attractivité des ESC<br />

pour de futurs élèves. Ils trouvent important que la vision pratique soit intégrée dans la formation<br />

scolaire. De plus, ils estiment que les élèves ont beaucoup appris grâce à ces modules.<br />

Certains élèves pensent en outre que la formation pratique est un élément qu’ils pourront<br />

mettre en avant dans leur recherche d’un emploi. D’autres élèves sont un peu moins optimistes,<br />

mais leurs remarques sont plutôt rassurantes: sur les deux élèves qui trouvent que les<br />

modules pratiques n’ont pas d’impact particulier sur l’attractivité des ESC, l’un trouve qu’il<br />

faudrait allonger le programme, en commençant avec les modules pratiques dès la deuxième<br />

année, tandis que l’autre estime qu’il serait probablement mieux de faire des stages.<br />

Confronté à la question de l’attractivité des écoles de commerce, un des intervenants externes<br />

du module RH fait remarquer que l’objectif primaire ne devrait pas consister à rendre<br />

la formation commerciale très attractive, mais de bien montrer aux élèves ce que c’est le commerce,<br />

car il y a sur le marché du travail trop de personnes s’orientant vers ce domaine, alors<br />

qu’il n’est pas du tout certain que c’est effectivement le type de travail qui leur convient. À<br />

son avis, les modules pratiques devraient surtout permettre de mieux orienter les élèves et de<br />

leur faire découvrir les différents métiers du domaine du commerce – ce qui est tout à fait le<br />

cas selon les deux intervenants externes du module RH.<br />

2.8 Appréciation globale du point de vue des personnes concernées par les modules<br />

Les enseignants et la plupart des élèves jugent les modules „bons“, voire „très bons“. Pour le<br />

directeur de l’école, il s’agissait d’une expérience salutaire qui a permis de réformer la façon<br />

d’enseigner au Gymnase et de faire intervenir des personnes externes.<br />

a. Points forts des modules<br />

Pour les enseignants, les points forts sont les suivants:<br />

! l’intégration des éléments théoriques dans une formation à la pratique professionnelle;<br />

! le fait que les élèves ont beaucoup appris;<br />

! l’enrichissement personnel des enseignants (d’autres méthodes de travail, une relation<br />

différente avec les élèves, des contacts avec le monde professionnel);<br />

! une meilleure intégration des élèves qui sont un peu à la traîne.<br />

Les élèves ont particulièrement apprécié:<br />

! la visite de la BCV et l’approche du monde financier (le fait de porter un regard sur<br />

différents secteurs de l’économie);<br />

! la préparation à la pratique en entreprise, le rapport étroit avec la réalité en entreprise (Cas<br />

Dubois, module RH);<br />

! le changement par rapport à l’enseignement scolaire et le fait de quitter le cadre de l’école;<br />

! le film „Wall Street“ (familiarisation avec le monde de la bourse).<br />

! l’entreprise choisie soit d’une certaine taille (les micro-entreprises et certaines petites entreprises pouvant<br />

poser des problèmes lors de l’analyse);<br />

! les rapports de gestion soient disponibles: qu’ils aient été publiés ou que l’entreprise soit prête à les<br />

communiquer;<br />

! l’entreprise n’appartienne pas au secteur public ou parapublic;<br />

! les élèves puissent établir un contact direct avec une personne au sein de l’entreprise.<br />

De plus, il est important que les élèves choisissent un produit ou une gamme de produits de cette entreprise<br />

afin de bien pouvoir cerner le marché correspondant.<br />

374


Objectif Entreprise au Gymnase de Nyon<br />

Les intervenants externes mentionnent les aspects positifs suivants:<br />

! la collaboration avec l’école est un enrichissement mutuel;<br />

! c’est très intéressant et motivant de travailler avec des élèves, puisque cela permet d’abor<strong>der</strong><br />

les problèmes liés à la recherche d’un emploi plus tôt (remarque faite par un dirigeant<br />

d’une entreprise d’entraînement active dans la formation de chômeurs).<br />

b. Points faibles des modules<br />

Tous les points faibles et difficultés mentionnés par les différents interlocuteurs ont déjà été<br />

exposés auparavant, dont notamment:<br />

! les problèmes liés à l’organisation des modules (gestion du temps, instructions, sélection<br />

des entreprises, coordination avec les autres cours, aménagement des horaires pour le module<br />

SEMECO) et au suivi des travaux comptables (Cas Dubois);<br />

! la surcharge de travail des enseignants;<br />

! les difficultés à trouver des intervenants externes;<br />

! les pannes informatiques.<br />

3 Appréciation critique et conclusions<br />

De toute évidence, le programme de formation pratique a bien démarré: les personnes concernées<br />

par les modules en sont satisfaites, deux tiers des objectifs de formation pratique ont<br />

pu être atteints, et les responsables de la mise en œuvre ont l’air de bien cerner les problèmes<br />

qui sont apparus lors de cette première édition.<br />

Lors des éditions suivantes, il s’agira donc surtout d’optimiser la gestion du temps et la<br />

chronologie des modules. De même, il faudra encore mieux exploiter les synergies entre les<br />

cours théoriques et les modules pratiques en adaptant le contenu des cours en deuxième année<br />

pour mieux préparer les élèves aux activités des modules. Une attention particulière devra<br />

également être portée aux objectifs de formation pratique qui n’ont pas encore pu être atteints<br />

de manière satisfaisante. Les points faibles ont été identifiés – il s’agit donc simplement de<br />

faire les ajustements nécessaires, à savoir:<br />

! une meilleure préparation des élèves au contenu de certains modules;<br />

! des instructions plus claires (Cas Dubois, travail interdisciplinaire);<br />

! un suivi plus soutenu par rapport à quelques aspects cruciaux, comme par exemple la<br />

recherche des entreprises à analyser;<br />

! un meilleur encadrement des élèves qui ont des difficultés en comptabilité ou dans la<br />

gestion de leur temps.<br />

Un des plus grands défis portera sur la bonne intégration des élèves faibles et la motivation de<br />

tous les élèves à s’engager dans tous les modules. Cela ne paraît pas impossible, vu leur<br />

attitude généralement positive. Le succès dépendra vraisemblablement de la combinaison de<br />

plusieurs éléments:<br />

! la mise en valeur de l’expérience pratique en vue de la recherche d’un emploi ou d’une<br />

place de stage;<br />

! la mise en avant de l’aspect de l’orientation (insister sur le fait que les modules pratiques<br />

permettent aux élèves de se faire une idée des différents métiers du domaine commercial et<br />

de se rendre compte de leurs forces et de leurs faiblesses);<br />

! ainsi qu’une évaluation des élèves axée sur l’apprentissage (dans l’idéal, toute note devrait<br />

être attribuée dans une visée formative).<br />

Terminons, en guise de conclusion, sur la remarque apportée par un élève à la fin de son<br />

questionnaire: „je pense que c’est une très bonne chose et je vous encourage à continuer!“<br />

375


Klassenkasse ! Wirtschaftsmittelschule Bern<br />

Klassenkasse ! Wirtschaftsmittelschule Bern<br />

Andrea Ze<strong>der</strong><br />

1 Modulbeschrieb<br />

1.1 Grundidee<br />

An <strong>der</strong> Wirtschaftsmittelschule Bern arbeiten die Lernenden einer Schulklasse während dem<br />

zweiten Ausbildungsjahr am Modul „Klassenkasse“. Die Schülerinnen und Schüler führen dabei<br />

während eines ganzen Jahres individuell o<strong>der</strong> in Teamarbeit eine Klassenkasse. Während<br />

dem Pilotjahr 2005/06 wurden 18 Klassenkassen geführt. Über die Klassenkassen werden<br />

Lehrmittel- und Materialbezüge sowie alle weiteren Ausgaben verschiedener Veranstaltungen<br />

(z. B. Sporttage, Exkursionen, Theaterbesuche, Arbeitswochen, Studienreisen, Schul- und<br />

Prüfungsgebühren) abgerechnet.<br />

1.2 Vorgehen: Arbeitsphasen/Arbeitsschritte<br />

Das Modul lässt sich in drei Phasen unterteilen:<br />

! Einführungsphase<br />

Die Lernenden werden über grundsätzliche Inhalte sowie wichtige Schritte und Termine in<br />

<strong>der</strong> Abwicklung informiert, lernen die Excel-Tabelle kennen und erhalten eine Einführung<br />

in den elektronischen Zahlungsverkehr (Postfinance resp. Yellownet). Diese Einführung<br />

erfolgt durch den Modulverantwortlichen, die Rechnungswesenlehrperson sowie den Leiter<br />

resp. die Leiterin des Material- und Ausbildungszentrums (MAZ) im Rahmen des<br />

Rechnungswesenunterrichts. Die allgemeine Einführung in das Projekt durch den Modulverantwortlichen<br />

nimmt ungefähr eine Lektion in Anspruch. Die Rechnungswesenlehrkraft<br />

benötigt für die Einführung in die Excel-Tabelle und in den elektronischen Zahlungsverkehr<br />

ca. 2 Lektionen.<br />

Die Klassenlehrkräfte übergeben den Lernenden anschliessend die Klassenkassen. Die<br />

Lernenden eröffnen diese, d. h. erfassen aufgrund <strong>der</strong> Klassenliste die Namen und Vornamen<br />

<strong>der</strong> Schülerinnen und Schüler und übertragen die bestehenden Saldi. Überdies erstellen<br />

die Klassenlehrkräfte zusammen mit den Schülern einen Arbeitsplan mit folgendem<br />

Inhalt: Einzahlungsplan, Termine für Besprechungen, Vereinbarung bezüglich Datenträger,<br />

Termin für persönliches Vorstellen in <strong>der</strong> Klasse.<br />

! Realisierungsphase<br />

Die Realisierungsphase beinhaltet das eigentliche Führen <strong>der</strong> Klassenkassen während des<br />

ganzen Schuljahres. Die Lernenden aktualisieren die Buchführung in <strong>der</strong> Excel-Tabelle<br />

und führen folgende Arbeiten selbständig durch:<br />

o Einzahlungen gemäss Gutschriftsanzeigen <strong>der</strong> Post erfassen<br />

o Rechnungen des MAZ den Schülerinnen und Schülern belasten<br />

o Zahlungsauffor<strong>der</strong>ungen verfassen und zustellen<br />

o Schriftliche Mahnung nach Nichteinhaltung <strong>der</strong> ersten Zahlungsauffor<strong>der</strong>ung<br />

o Durchführung eines Mahngespräches nach Nichteinhaltung <strong>der</strong> zweiten Zahlungsauffor<strong>der</strong>ung.<br />

Die Klassenlehrkraft nimmt am Gespräch teil und beurteilt den Lernenden<br />

(vgl. Kapitel 1.6 <strong>der</strong> Fallstudie)<br />

o Im Oktober, Januar und Juni Zwischenabrechnungen erstellen und mit Begleitschreiben<br />

den Schülerinnen und Schülern zustellen<br />

376


Klassenkasse ! Wirtschaftsmittelschule Bern<br />

Sämtliche Korrespondenz muss vor dem Absenden <strong>der</strong> zuständigen Klassenlehrkraft vorgelegt<br />

werden. Diese überprüft die Dokumente anhand vorgegebener Kriterien (vgl. Kapitel<br />

1.6 <strong>der</strong> Fallstudie). Der Zugriff auf das Postkonto über Postfinance kann nur unter Aufsicht<br />

<strong>der</strong> Klassenlehrkraft erfolgen. Die Lernenden haben keinen Zugang zu den Passwörtern.<br />

Pro Semester finden zwei Kontrolltreffen zwischen <strong>der</strong> Klassenlehrkraft und dem<br />

kassenführenden Schüler statt. Bei diesen Treffen wird die Führung <strong>der</strong> Buchhaltung kontrolliert<br />

und anhand vorgegebener Kriterien beurteilt (vgl. Kapitel 1.6 <strong>der</strong> Fallstudie).<br />

Daneben treffen sich die Klassenlehrkräfte mit den Lernenden, wenn Zahlungen fällig<br />

sind.<br />

Die Lernenden arbeiten in unterschiedlichen Zeitgefässen an den Arbeiten des Moduls. So<br />

sind die Klassenlehrerstunde, Lektionen des Rechnungswesenunterrichts und die Freizeit<br />

<strong>der</strong> Lernenden betroffen. Bei Fragen im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Buchhaltung und Kassenführung<br />

können sich die Schülerinnen und Schüler an die Rechnungswesenlehrkraft wenden.<br />

! Auswertungsphase<br />

Die Lernenden schliessen die Klassenkassen ab und übergeben sie mit sämtlichen dazugehörigen<br />

Dokumenten den verantwortlichen Klassenlehrkräften. Diese revidieren die Kassen<br />

und beurteilen den Schüler resp. die Schülerin ein letztes Mal anhand <strong>der</strong> vorgegebenen<br />

Kriterien (vgl. Kapitel 1.6 <strong>der</strong> Fallstudie).<br />

1.3 Ziele in Bezug auf Fach-, Methoden- und Sozialkompetenzen<br />

In <strong>der</strong> Folge werden die Ziele in Bezug auf Fach-, Methoden- und Sozialkompetenzen vorgestellt.<br />

Es wird jeweils auf das entsprechende Leistungsziel im betrieblichen Leistungszielkatalog<br />

<strong>der</strong> dualen kaufmännischen Grundbildung hingewiesen:<br />

! Elektronische Daten sichern<br />

Fachkompetenzen: 2.4.1.1<br />

! Elektronisch Zahlungen ausführen<br />

Fachkompetenzen: 3.3.1.1<br />

! Buchhaltung führen<br />

Fachkompetenzen: 3.4.1.2<br />

! Arbeitstechniken einsetzen<br />

Methodenkompetenzen: 2.2<br />

! Ziele und Prioritäten setzen<br />

Methodenkompetenzen: 2.12<br />

! Verantwortung übernehmen<br />

Sozialkompetenzen: 1.4<br />

! Kommunikativ sein<br />

Sozialkompetenzen: 1.6<br />

1.4 Authentizität<br />

Im Rahmen des Moduls arbeiten die Lernenden praxisorientiert, indem sie selber eine kleine<br />

Buchhaltung führen und Verantwortung für ihr Handeln übernehmen müssen. Ein Austausch<br />

mit Personen aus <strong>der</strong> Wirtschaftspraxis findet allerdings nicht statt. Einen Praxisbezug im<br />

herkömmlichen Sinne gibt es bei diesem Modul folglich nicht. Die Lernenden arbeiten während<br />

dem Modul weitgehend selbständig. Einzig das Ausführen von Zahlungen über Postfinance<br />

und die Kontrolle <strong>der</strong> Arbeiten obliegt den Klassenlehrkräften.<br />

377


Teil II : Fallstudien Verschiedenes und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

Bei dem im Rahmen des Moduls zu bearbeitenden Auftrag handelt es sich um eine umfassende<br />

Problemstellung. Dies, da die Lernenden sämtliche Tätigkeiten von <strong>der</strong> Eröffnung bis<br />

zum Abschluss <strong>der</strong> Klassenkasse ausführen und auch das Mahnwesen betreiben. Die Bearbeitung<br />

des Moduls setzt Wissen aus verschiedenen Schulfächern voraus. Konkret arbeitet das<br />

Modul mit Wissen aus den Schulfächern Rechnungswesen, Korrespondenz, Informatik und<br />

Deutsch.<br />

1.5 Integration in den Schulalltag<br />

Die Lernenden werden im Rahmen des Rechnungswesenunterrichts im dritten Semester während<br />

drei bis vier Lektionen ins Modul und damit in das Führen einer Klassenkasse eingeführt.<br />

Danach arbeiten die Schülerinnen und Schüler mehrheitlich selbständig und erhalten<br />

hierfür Zeitgefässe in <strong>der</strong> Klassenlehrerstunde und im Rechnungswesenunterricht. Die Lernenden<br />

arbeiten zusätzlich in ihrer Freizeit am Modul. Die Arbeit im Modul erstreckt sich<br />

über das gesamte zweite Ausbildungsjahr. Die Wahl des Zeitpunkts und <strong>der</strong> Zeitdauer wird<br />

wie folgt begründet: Das dritte Ausbildungsjahr kommt für die Durchführung des Moduls<br />

infolge <strong>der</strong> Diplomprüfungen nicht in Frage und während dem ersten Ausbildungsjahr fehlen<br />

den Lernenden die notwendigen Buchhaltungskenntnisse. Da das Kassenjahr einem Schuljahr<br />

entspricht, wurde die Dauer des Moduls auf ein Jahr festgelegt. Eine kürzere Dauer hätte zu<br />

einem künstlichen Übergang geführt und zusätzliche Schnittstellen geschaffen.<br />

Die Lernenden werden vor <strong>der</strong> praktischen Arbeit theoretisch geschult und damit auf die Arbeit<br />

im Modul vorbereitet (vgl. Kapitel 1.2 <strong>der</strong> Fallstudie). Überdies werden den Schülerinnen<br />

und Schülern im Korrespondenzunterricht diejenigen Textsorten näher gebracht, welche<br />

sie während dem Modul brauchen werden. Während <strong>der</strong> Arbeit am Modul können die Lernenden<br />

Fragen im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Buchhaltung und <strong>der</strong> Kassenführung an die Rechnungswesenlehrkraft<br />

richten. Eine in den Unterricht integrierte bewusste Nachbereitung findet<br />

nicht statt.<br />

1.6 Beurteilung <strong>der</strong> Lernenden<br />

Die Leistungen <strong>der</strong> Schülerinnen und Schüler werden durch die Klassenlehrkräfte benotet; die<br />

Gesamtnote fliesst sowohl im dritten als auch im vierten Semester als Teilnote im Fach Rechnungswesen<br />

ins Zeugnis ein. Die Leistungsbeurteilung besteht aus drei Teilen:<br />

! Kontrolle <strong>der</strong> Buchführung<br />

Die Klassenlehrkraft kontrolliert die Buchführung anhand <strong>der</strong> folgenden Kriterien:<br />

– Kontrolltermin eingehalten<br />

– Alle Einzahlungen auf Konto gemäss Gutschriften von Postfinance erfasst und in Schülerkonti<br />

eingetragen<br />

– Rechnungen des MAZ o<strong>der</strong> von Dritten korrekt den betreffenden Schülern und Schülerinnen<br />

belastet<br />

– Zahlungen über Postfinance innerhalb <strong>der</strong> Zahlungsfristen erledigt<br />

– Datensicherung korrekt und vollständig (elektronisch/Papier)<br />

– Zahlungsauffor<strong>der</strong>ung an Klasse schriftlich verfasst und termingerecht zugestellt (gemäss<br />

Arbeits- und Zahlungsplan)<br />

– Schriftliche Mahnung nach Nichteinhaltung <strong>der</strong> ersten Zahlungsauffor<strong>der</strong>ung allen Betroffenen<br />

termingerecht zugestellt<br />

– Mahngespräch nach Nichteinhaltung <strong>der</strong> zweiten Zahlungsauffor<strong>der</strong>ung organisiert<br />

– Zwischenabrechnungen termingerecht gemacht und versandfertig vorbereitet<br />

378


Klassenkasse ! Wirtschaftsmittelschule Bern<br />

! Bewertung <strong>der</strong> Korrespondenz<br />

Die Korrespondenz wird je nach Bedarf durch die Klassenlehrkraft kontrolliert. Dabei beurteilt<br />

sie die Leistungen des Schülers resp. <strong>der</strong> Schülerin nach folgenden Kriterien:<br />

Formale Kriterien:<br />

– Rahmentexte (z. B. Absen<strong>der</strong>- und Empfängeradresse, Ort und Termin, Inhaltsangabe,<br />

Anrede und Grussformel, evtl. Beilagenvermerk) vorhanden<br />

– Darstellung gemäss Standardbrief<br />

– Glie<strong>der</strong>ung: Grund des Briefes (Ausgangslage), Eigentliche Mitteilung, For<strong>der</strong>ung<br />

(Kernbotschaft), Briefschluss<br />

– Sprache (Rechtschreibung, Grammatik)<br />

Inhaltliche Kriterien:<br />

– Sachliche Korrektheit des Inhalts<br />

– Eindeutigkeit: Brief schliesst Rückfragen aus, For<strong>der</strong>ungen sind begründet, Brief ist<br />

vollständig, rechtlich einwandfrei und eindeutig<br />

– Partnerschaftlichkeit: „Ton“ ist partnerbezogen, anständig, sachgerecht, Erfolg versprechend<br />

! Bewertung eines Mahngesprächs<br />

Die Gespräche mit säumigen Schuldnern hat die Klassenlehrkraft anhand eines standardisierten<br />

Bewertungsblattes zu beobachten und zu bewerten. Hierzu dienen ihr die folgenden<br />

Kriterien:<br />

– Formale Kriterien: Schriftliche Einladung zugestellt, Gruppenraum reserviert, Belege/<br />

Unterlagen zur Buchführung vorhanden<br />

– Gesprächsteile: Begrüssung, Erläuterungen zum Kontostand, Frage nach Gründen für<br />

Zahlungsverzögerung, Vereinbarungen, Verabschiedung<br />

– Gesprächsführung: Strukturiert, zielorientiert, partnerschaftlich und wertschätzend<br />

Die Lernenden führen einen Ordner, in dem sie alle im Zusammenhang mit dem Modul anfallenden<br />

Dokumente sammeln. Dieser Ordner dient den Klassenlehrkräften als Grundlage für<br />

die Beurteilung und Bewertung. Die Klassenlehrkräfte beurteilen bei den ein Mal pro Quartal<br />

stattfindenden Kontrolltreffen die vorliegenden Unterlagen. Diese unterscheiden sich je nach<br />

Klassenkasse resp. von Lernenden zu Lernenden. Es ist aber vorgesehen, dass die Lernenden<br />

in jedem Semester mindestens einen Kontoauszug mit Begleitbrief an die Schülerinnen und<br />

Schüler versenden müssen.<br />

1.7 Rahmenbedingungen<br />

In das Modul ist die folgende Anzahl Personen involviert: Eine Schulklasse, die Rechnungswesenlehrperson,<br />

die Klassenlehrkräfte, die Leiterin o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Leiter des MAZ und <strong>der</strong> Modulverantwortliche.<br />

Die Korrespondenzlehrperson hat mit dem Modul nur indirekt zu tun. Dies,<br />

indem sie den Schülerinnen und Schülern diejenigen Textsorten näher bringt, welche sie während<br />

<strong>der</strong> Arbeit am Modul benötigen. Die Durchführung des Moduls stellt folgende Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

an die Beteiligten: Die Rechnungswesenlehrkraft muss abgesehen von buchhalterischen<br />

Fachkenntnissen und EDV-Kenntnissen (insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> schuleigenen Buchhaltungssoftware<br />

auf Excelbasis sowie von Postfinance resp. Yellownet) mit <strong>der</strong> Führung <strong>der</strong> Klassenkasse<br />

vertraut sein. Die Klassenlehrkräfte sollten analog <strong>der</strong> Rechnungswesenlehrkraft über<br />

EDV-Kenntnisse verfügen. Korrespondenz-Kenntnisse und ein Basiswissen in Buchhaltung<br />

sind überdies wichtig. Sie müssen insbeson<strong>der</strong>e auch rechtzeitig über das Vorgehen informiert<br />

sowie mit <strong>der</strong> Führung <strong>der</strong> Klassenkasse und mit den verschiedenen Begleitpapieren<br />

(z. B. Qualitätsüberprüfungsformulare) vertraut gemacht werden. Der Modulverantwortliche<br />

übernimmt die Koordinationsfunktion und ist für den Informationsaustausch mit dem Bundes-<br />

379


Teil II : Fallstudien Verschiedenes und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

amt für Berufsbildung und Technologie (BBT) zuständig. Er ist schulintern zudem für die<br />

Ausarbeitung von Pflichtenheften, für die Entwicklung von Beurteilungsbögen sowie das Erstellen<br />

detaillierter Ablaufpläne zuständig. Überdies informiert und schult <strong>der</strong> Modulverantwortliche<br />

die Klassenlehrkräfte und übernimmt bei Bedarf das „trouble shooting“. Wichtig ist<br />

zudem, dass auch <strong>der</strong> Modulverantwortliche eine Ahnung von Postfinance, von <strong>der</strong> schuleigenen<br />

Buchhaltungssoftware und von Korrespondenz hat.<br />

Die Durchführung des Moduls bedarf folgen<strong>der</strong> Infrastruktur: Computerarbeitsplätze und<br />

eine Buchhaltungssoftware. Finanziell verursacht das Modul zusätzliche Material- und Portokosten<br />

im Umfang von ca. CHF 60.-- pro Klassenkasse. Um die Kosten in Grenzen zu halten,<br />

wird darauf geachtet, dass die Lernenden nur einen Teil <strong>der</strong> Korrespondenz per Post versenden.<br />

Anstelle besuchen die Schülerinnen und Schüler die Klassen in ihrem Unterricht und<br />

verteilen die Korrespondenz direkt an die Lernenden. Der Modulverantwortliche erhält für die<br />

Leitung des Projekts eine Entschädigung von einer Lektion. Weitere Projektleitungsmitglie<strong>der</strong><br />

werden mit je einer Viertellektion entschädigt. Finanzielle Entschädigungen für die<br />

involvierten Lehrpersonen sind nicht vorgesehen. Die Rechnungswesenlehrperson erbringt<br />

ihre Leistung im Rahmen des regulären Rechnungswesenunterrichts. Die Klassenlehrkräfte<br />

betreuen die Lernenden im Rahmen ihrer Klassenlehrertätigkeit, welche mit einer Lektion<br />

entschädigt ist.<br />

2 Beurteilung des Moduls aus Sicht <strong>der</strong> involvierten Personen<br />

In den folgenden Kapiteln wird die Beurteilung des Moduls aus Sicht von 10 Lernenden, <strong>der</strong><br />

Rechnungswesenlehrkraft, von vier Klassenlehrkräften und des Modulverantwortlichen wie<strong>der</strong>gegeben.<br />

Sie wurden alle schriftlich und mündlich befragt. Die in <strong>der</strong> Folge aufgeführten<br />

Themenbereiche wurden aber nicht immer mit allen Personengruppen behandelt. Die Schule<br />

hat während <strong>der</strong> Durchführung des Moduls selber eine Befragung <strong>der</strong> Lernenden durchgeführt.<br />

Bei ergänzenden o<strong>der</strong> abweichenden Ergebnissen werden diese in <strong>der</strong> Folge vorgestellt.<br />

2.1 Erreichung <strong>der</strong> Ziele in Bezug auf Fach-, Methoden- und Sozialkompetenzen<br />

Sämtliche Ziele wurden aus Sicht <strong>der</strong> Mehrheit <strong>der</strong> Lernenden gut bis sehr gut erreicht. Bei<br />

den Zielen „Buchhaltung führen“ und „Ziele und Prioritäten setzen“ war jeweils ein Schüler<br />

<strong>der</strong> Ansicht, dass er das Ziel nur mittelmässig erreichen konnte. Beim Ziel „Kommunikativ<br />

sein“ äusserten zwei Lernende, dass sie dieses nur mittelmässig erreicht hätten. Die Erreichung<br />

des Ziels „Arbeitstechniken einsetzen“ wurde von einer Lernenden mit „mittelmässig“<br />

und von einem Schüler mit „schlecht“ beurteilt.<br />

In <strong>der</strong> Schuluntersuchung wurden die Lernenden gefragt, welche zusätzlichen Kompetenzen<br />

sie aufgrund des Moduls haben erwerben können. Die Schüler sprachen von Kompetenzerweiterungen<br />

in den folgenden Bereichen: Übernahme von Verantwortung, Umgang mit Postfinance<br />

resp. Yellownet, Informatikanwendung und Korrespondenz.<br />

Gemäss <strong>der</strong> Rechnungswesenlehrkraft wurden sämtliche Leistungsziele gut bis sehr gut erreicht.<br />

In Bezug auf die Datensicherheit und die Datenablage sieht die Rechnungswesenlehrperson<br />

allerdings noch Verbesserungspotenzial. So ist die Sicherung von Daten auf Disketten<br />

nicht optimal, da <strong>der</strong> Umfang von Dateien zum Teil zu gross ist und die Dateien für die Lehrkräfte<br />

nicht je<strong>der</strong>zeit einsehbar sind. Durch die Sicherung <strong>der</strong> Daten auf dem Schulserver<br />

könnten diese Schwierigkeiten gemäss <strong>der</strong> Rechnungswesenlehrkraft behoben werden. Hinsichtlich<br />

<strong>der</strong> Dateiablage wünschte sich die Rechnungswesenlehrkraft eine grössere Sorgfalt<br />

auf Seiten <strong>der</strong> Schülerinnen und Schüler. Eine vorgegebene Registereinteilung für den zu führenden<br />

Ordner und regelmässigere Kontrollen durch die Klassenlehrkräfte könnte gemäss <strong>der</strong><br />

Rechnungswesenlehrkraft zielführend wirken. Das Ziel „Kommunikativ sein“ konnten die<br />

380


Klassenkasse ! Wirtschaftsmittelschule Bern<br />

Lernenden aus Sicht <strong>der</strong> Rechnungswesenlehrkraft nicht in vollem Umfang erreichen, da sie !<br />

entgegen <strong>der</strong> ursprünglichen Planung ! keine Mahngespräche mit säumigen Lernenden<br />

durchführen mussten.<br />

Auch die Klassenlehrkräfte äusserten sich mit einer Ausnahme positiv bis sehr positiv in<br />

Bezug auf die Zielerreichung. Eine Klassenlehrkraft beurteilte die Ziele „Verantwortung<br />

übernehmen“ und „Kommunikativ sein“ als mittelmässig erreicht und die Ziele „Buchhaltung<br />

führen“, „Arbeitstechniken einsetzen“ sowie „Ziele und Prioritäten setzen“ als schlecht<br />

erreicht. Sie führt dies einerseits darauf zurück, dass <strong>der</strong> Lernende nicht beson<strong>der</strong>s motiviert<br />

und fachlich wenig kompetent gewesen sei, an<strong>der</strong>erseits aber auch darauf, dass er den Schüler<br />

selber zu wenig habe unterstützen und kontrollieren können. Dies, da er selber noch nie eine<br />

Klassenkasse geführt habe. Aus seiner Sicht ist es wichtig, dass Klassenlehrkräfte, welche<br />

Lernende im Rahmen des Moduls betreuen, über mindestens ein Jahr Erfahrung im Führen<br />

einer Klassenkasse verfügen.<br />

Zwei Klassenlehrkräfte erwähnten das Erreichen von zwei über den Zielkatalog (vgl. Kapitel<br />

1.3 <strong>der</strong> Fallstudie) hinausgehenden Zielen. Da die Besprechungen oft im Lehrerzimmer stattfanden,<br />

konnten die Schülerinnen und Schüler vermehrt in den Berufsalltag von Lehrkräften<br />

Einblick nehmen. Überdies standen die Lernenden in direkterem Kontakt mit einer Lehrperson<br />

als im täglichen Unterricht.<br />

2.2 Authentizität<br />

Im Klasseninterview lobten fünf Lernende den Praxisbezug des Moduls:<br />

„Wir konnten praktische Erfahrungen gewinnen ! nicht immer nur Theorie!“<br />

„In Korrespondenz konnten wir das Gelernte praktisch anwenden.“<br />

„Wir haben den Zahlungsverkehr via Internet kennengelernt.“<br />

Ähnliche Aussagen machten die Lernenden auch in <strong>der</strong> von <strong>der</strong> Schule durchgeführten Befragung.<br />

Die Schülerinnen und Schüler wurden gefragt, welche Tätigkeiten im Rahmen des<br />

Moduls einen Bezug zur Praxis hätten. Sie nannten darauf das Kennenlernen und Anwenden<br />

von Postfinance resp. Yellownet, das Führen eines Kassenbuches resp. Kassenkontos im<br />

Excel, die Geschäftskorrespondenz und die persönliche Organisation (z. B. Unterlagen ordnen,<br />

Termine vereinbaren und einhalten).<br />

Analog zu den Angaben im Fragebogen, wo die Lehrkräfte und <strong>der</strong> Modulverantwortliche<br />

den Praxisbezug mit gut bis sehr gut beurteilten, zeigte sich auch im Gespräch, dass sie den<br />

Praxisbezug im Rahmen des Moduls als positiv bis sehr positiv wahrgenommen haben. So<br />

machten die Klassenlehrkräfte beispielsweise folgende Aussagen:<br />

„Meine Schülerin hat einen Einblick in die Praxis erhalten. Sie hat auch gemerkt, dass<br />

es Konsequenzen hat, wenn man etwas falsch macht, d. h. das Ganze nicht nur eine Versuchsanordnung<br />

darstellt.“<br />

„Das Modul ermöglicht den Lernenden eine sehr praxisbezogene Arbeit. Ich hatte das<br />

Gefühl, dass meine Schülerin gerne gearbeitet hat, weil sie Gelerntes anwenden konnte.“<br />

„Das Modul war sehr gut wegen dem Praxisbezug. Die Schüler haben es gerne gemacht<br />

und sie haben gut und zuverlässig gearbeitet. Die Lernenden haben selber erwähnt,<br />

dass sie das Modul als sehr praxisbezogen erachten würden.“<br />

381


Teil II : Fallstudien Verschiedenes und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

Der Modulverantwortliche schränkte die Grösse des Praxisbezugs infolge <strong>der</strong> fehlenden Mitwirkung<br />

von Experten aus <strong>der</strong> Praxis minim ein:<br />

„Ich erachte den Praxisbezug als gross. Sehr gross wäre er dann, wenn noch externe<br />

Personen in das Modul einbezogen wären. Ich denke aber, dass wir aus dem schulischen<br />

Rahmen das Maximum rausgeholt haben.“<br />

Der Modulverantwortliche begründete den Verzicht auf die Zusammenarbeit mit Praxisexpertinnen<br />

und -experten damit, dass sich diese im Rahmen des Moduls nicht wirklich anbieten<br />

und eher „etwas gesucht“ wirken würde.<br />

2.3 Selbständigkeit<br />

Bei <strong>der</strong> Frage, inwieweit die Lernenden ihre Arbeiten selbständig planen, durchführen und<br />

evaluieren konnten, zeigte sich aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden das folgende Bild: Das selbständige<br />

Planen und Durchführen <strong>der</strong> Arbeiten wurde von <strong>der</strong> Mehrheit <strong>der</strong> Lernenden mit „stark“ bis<br />

„sehr stark“ beurteilt. Hinsichtlich des selbständigen Planens sind zwei Lernende <strong>der</strong> Ansicht,<br />

dass dies nur mittelmässig gelungen sei, das selbständige Durchführen wurde von einem<br />

Schüler mit „mittelmässig“ beurteilt. Für die Beurteilung des selbständigen Kontrollierens <strong>der</strong><br />

Arbeit haben die Lernenden die Kategorien „mittelmässig“ bis „stark“ gewählt.<br />

Ein ähnliches, allerdings noch etwas positiveres Bild zeigte sich aus Sicht <strong>der</strong> Lehrkräfte: So<br />

sind die Lehrkräfte <strong>der</strong> Ansicht, dass die Schülerinnen und Schüler ihre Arbeit im Rahmen<br />

des Moduls stark bis sehr stark selbständig planen, durchführen und kontrollieren konnten.<br />

Einzig die Rechnungswesenlehrperson beurteilte die selbständige Kontrolle <strong>der</strong> Arbeit mit<br />

„mittelmässig“.<br />

Im Gespräch ergänzten sowohl die Lernenden als auch die Lehrpersonen ihre Einschätzungen<br />

zur Selbständigkeit. Einzelne Lernende erachteten es als Stärke, dass sie im Rahmen des Moduls<br />

selber planen, Termine vereinbaren und sich selber organisieren mussten. Es gab aber<br />

auch Lernende, welche die Verantwortung, die im Zusammenhang mit Mahngesprächen auf<br />

ihnen lastete, als zu gross erachteten. Die modulverantwortlichen Personen haben bereits<br />

während dem Modul auf solche Schülerrückmeldungen reagiert, indem sie das Führen von<br />

Mahngesprächen aus dem Pflichtenheft <strong>der</strong> Lernenden strichen. Mahngespräche werden bei<br />

zukünftigen Durchführungen des Moduls von allem Anfang an durch die Klassenlehrkräfte<br />

geführt. Entsprechend <strong>der</strong> Rechnungswesenlehrkraft hätten allerdings nicht viele<br />

Mahngespräche geführt werden müssen:<br />

„Die Zahlungsmoral war nicht so schlecht. Mit dem Mahnungsschreiben ist das Geld in<br />

<strong>der</strong> Regel gekommen. Ich habe auch beobachtet, dass die Schüler in <strong>der</strong> Pause auf die<br />

säumigen Lernenden zugegangen sind und sie an die offene Rechnung erinnert haben.<br />

In ein bis zwei Fällen hätte man ein Mahngespräch führen können. Es handelte sich dabei<br />

jedoch um Schüler, welche schon lange „im Minus“ waren. Da solche Gespräche<br />

beson<strong>der</strong>s schwierig sind, wurden sie von den Klassenlehrkräften durchgeführt.“<br />

Einzelne Klassenlehrkräfte hoben positiv hervor, dass die Lernenden durch das Modul Verantwortung<br />

übernehmen und sich selber organisieren müssen:<br />

„Die Lernenden sind für eine Klassenkasse verantwortlich. Sie müssen vor einer Klasse<br />

über die eigene Tätigkeit Rechenschaft ablegen und Fragen <strong>der</strong> Schüler beantworten<br />

können.“<br />

„Sie müssen lernen, sich zu organisieren. Eine Schülerin hat bei mir einen Termin nicht<br />

eingehalten und deshalb bei <strong>der</strong> Note einen Abzug erhalten. Dadurch hat sie gemerkt,<br />

dass man sich an Vereinbarungen halten muss.“<br />

382


Klassenkasse ! Wirtschaftsmittelschule Bern<br />

Neben diesen positiven Wortmeldungen wiesen die Lehrkräfte und <strong>der</strong> Modulverantwortliche<br />

im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Selbständigkeit aber auch auf eine beson<strong>der</strong>e Schwierigkeit hin:<br />

Die Klassenlehrkräfte haben die Lernenden unterschiedlich stark geführt und beaufsichtigt.<br />

Der Modulverantwortliche erwähnte im Gespräch beispielsweise:<br />

„Es hat Klassenlehrkräfte gegeben, welche fast bei je<strong>der</strong> Tätigkeit ihres Schülers daneben<br />

gesessen sind. Regelmässig habe ich die Klassenlehrkräfte darüber informiert, dass<br />

sie die Lernenden selbständig arbeiten lassen und sich nur zu den vereinbarten Kontrollterminen<br />

und bei anstehenden Zahlungen mit den Schülern treffen sollen. Einzelne<br />

Klassenlehrkräfte konnten sich bis am Ende des Moduls nicht daran halten. Vielleicht<br />

haben diese sogar eine Schattenbuchhaltung geführt, um sicherzustellen, dass keine<br />

Fehler entstehen.“<br />

Um diese Problematik zukünftig zu umgehen, werden bei späteren Durchführungen nur noch<br />

zwei Lehrpersonen für die Betreuung <strong>der</strong> klassenkassenführenden Lernenden zuständig sein.<br />

2.4 Integration in den Schulalltag<br />

Die Schülerinnen und Schüler arbeiteten während <strong>der</strong> Klassenlehrerstunde, im Rechnungswesenunterricht<br />

sowie in ihrer Freizeit am Modul. Insgesamt wurden während <strong>der</strong> Schulzeit ungefähr<br />

28 bis 30 Lektionen für die Arbeit am Modul eingesetzt. Es handelte sich dabei mehrheitlich<br />

um Klassenlehrerstunden.<br />

Alle Personengruppen wurden gefragt, wie gut das Modul in den Schulalltag eingebettet gewesen<br />

sei, d. h. es interessierte, ob die Wahl des Semesters, die Dauer und <strong>der</strong> Einbau in den<br />

Stundenplan als zweckmässig erachtet wurde. Die Lernenden beurteilten die Frage grösstenteils<br />

negativ. Dem wi<strong>der</strong>sprechen die Aussagen <strong>der</strong> Lehrkräfte und des Modulverantwortlichen,<br />

wonach das Modul gut bis sehr gut in den Schulalltag eingebettet gewesen sei.<br />

Die Lernenden begründeten die überwiegend schlechte Beurteilung in erster Linie damit, dass<br />

für die Arbeit am Modul kein spezielles Gefäss im Stundenplan vorgesehen gewesen sei und<br />

sie deshalb neben <strong>der</strong> Klassenlehrerstunde auch im Rechnungswesenunterricht und in <strong>der</strong><br />

Freizeit am Modul arbeiten mussten. Sie bemängelten überdies, dass dieses Vorgehen zu<br />

stofflichen Rückständen im Rechnungswesen geführt habe. Die Lernenden wünschen sich,<br />

dass ein spezielles Lektionsgefäss für die Arbeit am Modul geschaffen wird und in dieser<br />

Lektion immer eine Lehrperson zur Beantwortung von Fragen anwesend ist. Der Modulverantwortliche<br />

und die Rechnungswesenlehrkraft unterstützen den Wunsch nach einem eigenen<br />

Lektionsgefäss. Auch sie finden es sehr wichtig, dass nicht die Klassenlehrerstunde und/o<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Fachunterricht für das Modul benutzt werden müssen. Einer Schülerin missfiel überdies,<br />

dass <strong>der</strong> Abschluss <strong>der</strong> Klassenkassen zeitlich auf das Ende des Schuljahres fiel. Dies, da in<br />

dieser Zeit auch sehr viele Prüfungen zu bewältigen waren.<br />

Die Frage nach <strong>der</strong> Vor- und Nachbereitung des Moduls im Unterricht wurde von Seiten <strong>der</strong><br />

Lernenden und <strong>der</strong> Lehrkräfte unterschiedlich ! von den Lehrkräften aber tendenziell positiver<br />

! beantwortet. Die Lernenden sind <strong>der</strong> Meinung, dass sie mittelmässig bis gut auf das<br />

Modul vorbereitet wurden. Im Klasseninterview erwähnten zwei Lernende, dass sie sich eine<br />

bessere Einführung in das Modul gewünscht hätten:<br />

„Wir wussten zu Beginn nicht genau, was wir machen müssen. Wir waren zum Teil<br />

überfor<strong>der</strong>t.“<br />

In Bezug auf die Nachbereitung zeigte sich ein differenzierteres Bild. So sind je zwei Lernende<br />

<strong>der</strong> Ansicht, dass die praktischen Erfahrungen gut bzw. mittelmässig im Unterricht aufgenommen<br />

worden sind. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite sind zwei resp. vier Lernende <strong>der</strong> Meinung, dass<br />

die Nachbereitung des Moduls im Unterricht schlecht war resp. gar nicht stattgefunden habe.<br />

383


Teil II : Fallstudien Verschiedenes und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

Die Lehrkräfte sind <strong>der</strong> Ansicht, dass die Lernenden im Rahmen des Rechnungswesen- und<br />

Korrespondenzunterrichts gut bis sehr gut auf das Modul vorbereitet worden sind. Die Nachbereitung<br />

im Unterricht wurde je nach Fach, welches die befragten Lehrkräfte unterrichten,<br />

unterschiedlich beurteilt. Von Bedeutung sind die Angaben <strong>der</strong> Rechnungswesenlehrkraft. Sie<br />

ist <strong>der</strong> Meinung, dass sie die praktischen Erfahrungen <strong>der</strong> Lernenden nur mittelmässig in<br />

ihren Unterricht hat einfliessen lassen. Dies insbeson<strong>der</strong>e auch deshalb, da im Rechnungswesenunterricht<br />

eher kompliziertere Transaktionen verbucht werden müssen als beim Führen<br />

von Klassenkassen. An<strong>der</strong>s anwortete die Klassenlehrkraft, welche die Lernenden in Korrespondenz<br />

unterrichtet. Ihr gelang die Nachbereitung <strong>der</strong> praktischen Erfahrungen im Unterricht<br />

sehr gut.<br />

Die Mehrheit <strong>der</strong> Lernenden sprach von einer relativ starken zeitlichen Belastung. So wurde<br />

die zeitliche Belastung auch im Klasseninterview mehrfach von Schülerinnen und Schülern<br />

angesprochen. Sie erwähnten, dass sie ganze Mittagspausen und auch sonstige Freizeit für die<br />

Arbeit am Modul hätten einsetzen müssen. Eine Schülerin wies allerdings darauf hin, dass die<br />

zeitliche Belastung je nach Schüler unterschiedlich gross gewesen sei, d. h. <strong>der</strong> zeitliche Aufwand<br />

je nach Klassenkasse und je nach betreuen<strong>der</strong> Klassenlehrkraft divergierte. Letzteres<br />

lässt sich dadurch erklären, dass die Klassenlehrkräfte die Schülerinnen und Schüler unterschiedlich<br />

stark selbständig arbeiten liessen (vgl. Kapitel 2.3 <strong>der</strong> Fallstudie). Die unterschiedliche<br />

Zeitbelastung aus oben genannten Gründen wurde von den Lehrkräften und dem Modulverantwortlichen<br />

bestätigt. Im grossen Ganzen erschien <strong>der</strong> Zeitaufwand den Lehrkräften<br />

und dem Modulverantwortlichen aber als verhältnismässig und damit als wenig problematisch.<br />

Dies insbeson<strong>der</strong>e auch deshalb, da die Schülerinnen und Schüler für ihre Arbeit in <strong>der</strong><br />

Freizeit mit zwei bis drei freien Halbtagen entschädigt wurden. Der Modulverantwortliche<br />

wies überdies darauf hin, dass die zeitliche Belastung <strong>der</strong> Lernenden sehr stark von <strong>der</strong>en Arbeitsweise<br />

abhängig gewesen sei:<br />

„Ich habe festgestellt, dass <strong>der</strong> grössere Teil <strong>der</strong> Klasse mit <strong>der</strong> Zeit gemerkt hat, dass<br />

man die Klassenkasse mit einem gut vertretbaren Aufwand führen kann, wenn man die<br />

Arbeiten jeweils sofort erledigt. Es gab aber auch Schüler, welche die Arbeiten haben<br />

liegen lassen. Sie haben sich keinen konkreten Arbeitsplan gemacht. Bei einzelnen<br />

Schülern hat sich die Arbeit deshalb angestaut.“<br />

Die Lehrkräfte beurteilten den Einfluss des Moduls auf die Erreichung <strong>der</strong> schulischen<br />

Leistungsziele unterschiedlich. So betonte je eine Klassenlehrkraft die positive resp. sehr positive<br />

Einflussnahme des Moduls auf die Erreichung <strong>der</strong> schulischen Leistungsziele. Die beiden<br />

an<strong>der</strong>en Klassenlehrkräfte beantworteten die Frage mit „weiss nicht“. Die Rechnungswesenlehrkraft<br />

geht davon aus, dass das Modul die Erreichung <strong>der</strong> schulischen Leistungsziele<br />

nicht beeinflusst habe. Er könnte sich aber vorstellen, dass den Schülern im Rechnungswesenunterricht<br />

die Arbeit mit Belegen heute leichter falle.<br />

Die Angaben <strong>der</strong> Lernenden, inwieweit das Modul das Interesse und das Verständnis für den<br />

Schulstoff geför<strong>der</strong>t habe, können wie folgt zusammengefasst werden: Das Interesse und das<br />

Verständnis für den Schulstoff konnten durch das Modul bei jeweils einem Schüler ! es handelt<br />

sich dabei um unterschiedliche Lernende ! stark gesteigert werden. Die restlichen Lernenden<br />

wählten zur Beantwortung <strong>der</strong> beiden Fragen die Kategorien „mittelmässig“,<br />

„schwach“ o<strong>der</strong> „gar nicht“, wobei die Kategorie „gar nicht“ bei <strong>der</strong> Frage nach <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung<br />

des Interesses und die Kategorien „mittelmässig“ und „schwach“ bei <strong>der</strong> Frage nach <strong>der</strong><br />

För<strong>der</strong>ung des Verständnisses die stärksten Ausprägungen annahmen.<br />

384


Klassenkasse ! Wirtschaftsmittelschule Bern<br />

2.5 Betreuung <strong>der</strong> Lernenden<br />

Die Beurteilung <strong>der</strong> Betreuung durch die Rechnungswesenlehrkraft fiel bei den Lernenden<br />

sehr unterschiedlich aus. So wählten je drei Lernende die Kategorien „sehr gut“ resp. „gut“,<br />

ein Lernen<strong>der</strong> beurteilte die Betreuung mit „mittelmässig“ und drei Lernende mit „schlecht“.<br />

Im Interview erwähnte ein Schüler, dass sie zwar in das Modul eingeführt worden seien,<br />

ihnen aber niemand die eigentlichen Tätigkeiten erklärt habe:<br />

„Uns wurde die Arbeit so übergeben, als wüssten wir, was zu tun ist. Fragen hätten vermieden<br />

werden können, wenn uns von Anfang an alles gut erklärt worden wäre.“<br />

Entgegen dieser Einschätzung ist die Rechnungswesenlehrkraft <strong>der</strong> Meinung, dass sie die<br />

Schülerinnen und Schüler sehr gut habe betreuen können.<br />

Die Klassenlehrkräfte sind <strong>der</strong> Ansicht, dass ihre Betreuung <strong>der</strong> Lernenden sehr gut funktioniert<br />

habe. Einzig eine Klassenlehrkraft gab sich in Bezug auf die Betreuung eine schlechte<br />

Note. Die Beurteilung <strong>der</strong> Betreuung durch die Klassenlehrkräfte fiel in <strong>der</strong> schriftlichen Befragung<br />

<strong>der</strong> Lernenden positiv aus. So wählten beinahe alle Befragten die Kategorie „sehr<br />

gut“. Nur zwei Lernende beurteilten die Betreuung mit „gut“. Interessant ist dieses Ergebnis<br />

vor dem Hintergrund des Klasseninterviews. Viele Lernende kritisierten im Rahmen des<br />

Klasseninterviews die Betreuung durch die Klassenlehrkräfte. Sie wiesen beispielsweise<br />

darauf hin, dass einzelne Klassenlehrkräfte wenig kompetent waren:<br />

„Ich musste einfach selber ausprobieren. Meine Klassenlehrkraft hat mir gesagt:<br />

‚Mach einfach mal. Mach es, wie es Dir gefällt!’“<br />

„Meine Klassenlehrkraft wusste gar nicht genau, von was sie spricht.“<br />

„Meine Klassenlehrkraft wusste gar nicht, was sie machen muss. Ich habe es ihr dann<br />

erklärt.“<br />

Diese Einschätzung wird von <strong>der</strong> Klassenlehrkraft, welche sich in Bezug auf die Betreuung<br />

selbst eine schlechte Note erteilt hat, geteilt. Sie hatte noch gar nie selber eine Klassenkasse<br />

geführt. Aus diesem Grund konnte sie den Anfor<strong>der</strong>ungen, welche das Modul an sie stellte,<br />

nicht genügen:<br />

„Ich war im ersten Moment froh, dass es dieses Modul gibt und ein Schüler für die<br />

Klassenkasse zuständig ist. Im zweiten Moment zeigte sich dann aber die Schwierigkeit,<br />

dass ich gar nicht richtig wusste, wo Schwierigkeiten auftauchen könnten. Ich habe<br />

meine Kontrollfunktion deshalb gar nicht gut wahrnehmen können.“<br />

Eine an<strong>der</strong>e Klassenlehrkraft wies darauf hin, dass sie die Klassenkasse vor dem Modul schon<br />

zwei Jahre selber geführt habe, dabei aber an<strong>der</strong>s vorgegangen sei wie ihre Schülerin:<br />

„Ich habe die Klassenkasse auf meine Art geführt, nicht unbedingt so, wie es die Schüler<br />

machen müssen. Meine Schülerin hat mich dann aufgeklärt, wie ich es besser machen<br />

könnte.“<br />

Auch die Rechnungswesenlehrkraft bestätigte das Bild <strong>der</strong> Lernenden durch den Hinweis,<br />

dass einzelne Klassenlehrkräfte die Kassen früher selber schlechter geführt haben als die<br />

Schüler heute.<br />

Die Schüler kritisierten zudem, dass sie je nach Klassenlehrkraft unterschiedlich stark betreut<br />

wurden und die Klassenlehrkräfte unterschiedliche Anfor<strong>der</strong>ungen an die Lernenden gestellt<br />

haben. Diese Kritik geht mit <strong>der</strong> bereits unter Kapitel 2.3 <strong>der</strong> Fallstudie angesprochenen<br />

unterschiedlich starken Selbständigkeit <strong>der</strong> Lernenden einher. Die Schüler äusserten den<br />

Wunsch, dass die Klassenlehrkräfte besser in das Modul und ihre damit verbundene Arbeit<br />

eingeführt würden. Überdies wünschen sie sich eine vermehrte Kontrolle ihrer Arbeit durch<br />

die Klassenlehrkräfte, damit Fehler in <strong>der</strong> Kassenführung frühzeitig erkannt werden könnten.<br />

385


Teil II : Fallstudien Verschiedenes und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

Auch einzelne Klassenlehrkräfte wiesen darauf hin, dass die Betreuung unterschiedlich stark<br />

ausgefallen sei. Sie rechtfertigten dies damit, dass das Ausmass <strong>der</strong> Betreuung von den<br />

Kenntnissen, Fähigkeiten und <strong>der</strong> Leistungsbereitschaft <strong>der</strong> Lernenden abhängig gemacht<br />

worden sei. Die Rechnungswesenlehrkraft erachtet es zwar als wichtig, dass die<br />

Klassenlehrkräfte die Selbständigkeit und Betreuung individuell auf die Lernenden<br />

abstimmen, weist gleichzeitig aber auch darauf hin, dass die Schülerinnen und Schüler !<br />

gerade auch im Hinblick auf die Beurteilung und Bewertung <strong>der</strong> Leistungen ! möglichst<br />

gleich behandelt werden sollten. Überdies betont die Rechnungswesenlehrkraft, dass <strong>der</strong><br />

Kontrolle <strong>der</strong> Kassenführung bei einer nächsten Durchführung mehr Beachtung geschenkt<br />

werden müsse, um Fehler rechtzeitig zu erkennen. So wird zukünftig ein Mal pro Monat ein<br />

Saldovergleich zwischen <strong>der</strong> Klassenkassendatei und dem Postcheckkonto erfolgen.<br />

Die unterschiedlichen Anfor<strong>der</strong>ungen, welche die Klassenlehrkräfte an die Schülerinnen und<br />

Schüler stellten, hatten ! gemäss Aussagen <strong>der</strong> Lernenden ! letztlich auch zur Folge, dass die<br />

Schülerleistungen trotz vorhandenen Beurteilungskriterien unterschiedlich streng bewertet<br />

worden sind. Kommafehler wurden beispielsweise je nach Lehrkraft unterschiedlich gehandhabt.<br />

O<strong>der</strong> es gab Klassenlehrkräfte, welche die Lernenden zuerst verbessern liessen und erst<br />

dann eine Note setzten. Auch die Rechnungswesenlehrkraft erwähnte, dass sie Unterschiede<br />

in <strong>der</strong> Strenge <strong>der</strong> Beurteilung <strong>der</strong> Schülerleistungen vermutete. So haben aus Sicht <strong>der</strong> Rechnungswesenlehrkraft<br />

Handelslehrer vermutlich oftmals strengere und damit schlechtere Noten<br />

für die Kassenführung gesetzt als Klassenlehrkräfte aus an<strong>der</strong>en Fachbereichen. Trotz Unterschieden<br />

in <strong>der</strong> Strenge <strong>der</strong> Beurteilung hat sich gemäss Aussage <strong>der</strong> Rechnungswesenlehrkraft<br />

die Rechnungswesennote aber bei den meisten Lernenden durch die Arbeit im Modul<br />

verbessert.<br />

2.6 Rahmenbedingungen<br />

Die Lehrkräfte sind nahezu alle <strong>der</strong> Meinung, dass sie die Anfor<strong>der</strong>ungen, welche das Modul<br />

an sie stellte, sehr gut erfüllen konnten. Einzig die Klassenlehrkraft, <strong>der</strong> die Betreuung<br />

ihres Schülers nicht gut gelungen ist (vgl. Kapitel 2.5 <strong>der</strong> Fallstudie), wie<strong>der</strong>holte nochmals,<br />

dass sie den Anfor<strong>der</strong>ungen nur schlecht gewachsen gewesen sei. Sie folgert daraus, dass nur<br />

Klassenlehrkräfte in das Modul eingebunden werden sollten, welche das Führen <strong>der</strong> Klassenkasse<br />

selber beherrschen.<br />

Die Rechnungswesenlehrkraft stufte die zeitliche Belastung durch das Modul als hoch ein.<br />

Den grossen Zeitaufwand erklärt sie sich einerseits dadurch, dass die Schüler bei inhaltlichen<br />

und technischen Fragen o<strong>der</strong> Problemen oft zu ihr gekommen sind und an<strong>der</strong>erseits dadurch,<br />

dass sie die Post aller 18 Klassenkassen erhielt und diese an die einzelnen Klassen weiter verteilte.<br />

Der Modulverantwortliche vermutet aufgrund <strong>der</strong> als Klassenlehrkraft eigens gemachten Erfahrung,<br />

dass die zeitliche Belastung <strong>der</strong> Klassenlehrkräfte durch das Modul zurückgegangen<br />

ist. Dies, da sie die Klassenkassen nicht mehr selber führen müssen. Aufgrund <strong>der</strong> Unterschiede<br />

in <strong>der</strong> Betreuungsintensität weist er aber auf individuelle Unterschiede hinsichtlich<br />

<strong>der</strong> zeitlichen Belastung hin. Den eigenen Betreuungsaufwand stufte <strong>der</strong> Modulverantwortliche<br />

als relativ gross ein, ohne darin allerdings ein Problem zu sehen. So musste er die Klassenlehrkräfte<br />

beispielsweise immer wie<strong>der</strong> informieren o<strong>der</strong> an wichtige Dinge erinnern.<br />

Die Klassenlehrkräfte sind <strong>der</strong> Ansicht, dass sie während dem Modul gut bis sehr gut durch<br />

zuständige Personen/Stellen ! in erster Linie durch den Modulverantwortlichen, durch die<br />

Rechnungswesenlehrkraft, aber auch durch weitere Projektleitungsmitglie<strong>der</strong> ! betreut worden<br />

sind.<br />

386


Klassenkasse ! Wirtschaftsmittelschule Bern<br />

In Bezug auf die Infrastruktur o<strong>der</strong> die finanziellen Ressourcen sehen we<strong>der</strong> die Lehrkräfte<br />

noch <strong>der</strong> Modulverantwortliche Verbesserungspotenzial. Die Lernenden wiesen allerdings auf<br />

Schwierigkeiten bei <strong>der</strong> Materialbeschaffung hin. So hatten sie zum Beispiel Mühe, Material<br />

wie Couverts und Marken vom Schulsekretariat zu erhalten. Die Schülerinnen und Schüler<br />

haben das Material deshalb zum Teil selber eingekauft.<br />

Der finanzielle Aufwand im Zusammenhang mit dem Modul wird sich bei den folgenden<br />

Durchführungen verän<strong>der</strong>n. Dies, da die Lernenden während dem Führen <strong>der</strong> Klassenkassen<br />

durch zwei speziell dafür eingesetzte Lehrkräfte betreut werden (vgl. Kapitel 2.3 <strong>der</strong> Fallstudie).<br />

Pro Lehrkraft wird zukünftig eine halbe Lektion entschädigt werden.<br />

2.7 Auswirkungen des Moduls auf die Attraktivität <strong>der</strong> HMS<br />

Die Mehrheit <strong>der</strong> Lernenden ist <strong>der</strong> Auffassung, dass sich die Attraktivität <strong>der</strong> Handelsmittelschule<br />

durch die Einführung des Moduls „Klassenkasse“ bei potenziellen Schülerinnen und<br />

Schülern nicht verän<strong>der</strong>n wird. Sie begründeten ihr Urteil damit, dass für die Wahl einer Ausbildung<br />

resp. des Schultyps <strong>der</strong> Abschluss entscheidend sei, das Modul zu klein und zu unbedeutend<br />

sei und sich die Vor- und Nachteile des Moduls gegenseitig aufheben würden. Für<br />

vier Lernende wäre eine positive Einflussnahme vorstellbar; dies, da das Führen von Klassenkassen<br />

den Lernenden praktische Erfahrungen ermögliche und das Modul die Innovationsbereitschaft<br />

einer Schule zeige.<br />

Die Rechnungswesenlehrkraft geht davon aus, dass sich die Attraktivität <strong>der</strong> HMS durch<br />

das Modul positiv, vielleicht sogar sehr positiv entwickeln wird. Sie erachtet dabei analog den<br />

Lernenden insbeson<strong>der</strong>e die Praxisnähe des Moduls als attraktivitätssteigernd. Überdies erwartet<br />

sie positive Reaktionen auf Seiten <strong>der</strong> Eltern, wenn eine Schule nicht mehr mit Bargeld<br />

funktioniert.<br />

Von einer mehrheitlich positiven Entwicklung <strong>der</strong> Attraktivität <strong>der</strong> HMS bei potenziellen<br />

Schülerinnen und Schülern gehen auch die Klassenlehrkräfte aus. Analog zu den Lernenden<br />

und <strong>der</strong> Rechnungswesenlehrkraft nennen auch die Klassenlehrkräfte den Praxisbezug als Begründung.<br />

Daneben wird von einer Klassenlehrkraft aber auch die intensive Kommunikation<br />

mit den Lehrkräften, die Terminplanung und die Übernahme von Verantwortung als Gründe<br />

für eine positive Entwicklung aufgeführt. Einzelne Klassenlehrkräfte sind überzeugt, dass die<br />

positive Entwicklung <strong>der</strong> Attraktivität insbeson<strong>der</strong>e davon abhängt, ob Lernende, welche das<br />

Modul kennengelernt haben, ein positives Bild zu potenziellen Schülerinnen und Schülern<br />

weitertragen. In <strong>der</strong> starken Rechnungswesenlastigkeit des Moduls, <strong>der</strong> hohen Zeitbelastung<br />

und <strong>der</strong> grossen Verantwortung sehen einzelne Klassenlehrkräfte aber auch mögliche Gründe,<br />

weshalb sich die Attraktivität <strong>der</strong> HMS nicht positiv entwickeln wird.<br />

Der Modulverantwortliche geht davon aus, dass sich die Attraktivität <strong>der</strong> HMS bei potenziellen<br />

Lernenden durch das Modul positiv, vielleicht sogar sehr positiv entwickeln wird. Der<br />

Modulverantwortliche sieht den Nutzen des Moduls ebenfalls primär im damit einhergehenden<br />

Praxisbezug:<br />

„Das Modul ist ein sehr gutes Signal gegen aussen. Es zeigt, dass die HMS nach wie<br />

vor eine sehr breite Allgemeinbildung bietet, gleichzeitig aber auch in <strong>der</strong> Lage ist,<br />

Praxis zu simulieren o<strong>der</strong> sogar unter realen Bedingungen in den Schulbetrieb reinzuholen.“<br />

Aufgrund <strong>der</strong> laufend zunehmenden Konkurrenzsituation unter den verschiedenen Schultypen<br />

(Gymnasium, HMS, KV, FMS) sind solche Signale aus Sicht des Modulverantwortlichen beson<strong>der</strong>s<br />

wichtig. Einen Anreiz könnte gemäss dem Modulverantwortlichen auch die Ausbildungsbestätigung<br />

darstellen, welche die Schüler im Anschluss an das Modul erhalten. Die<br />

Bestätigung zeigt, dass die Lernenden von Buchführung eine Ahnung haben. Dadurch könn-<br />

387


Teil II : Fallstudien Verschiedenes und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

ten sie auf dem Arbeitsmarkt vielleicht bessere Chancen resp. Vorteile gegenüber Schülerinnen<br />

und Schülern von an<strong>der</strong>en Schulen haben.<br />

2.8 Gesamtbeurteilung<br />

Im Einklang zu den bisherigen Ausführungen zeigte sich auch bei <strong>der</strong> Gesamtbeurteilung des<br />

Moduls eine positivere Einschätzung von Seiten <strong>der</strong> Lehrkräfte und des Modulverantwortlichen<br />

als von Seiten <strong>der</strong> Lernenden. Eine Hälfte <strong>der</strong> Lernenden beurteilte das Modul mit<br />

„gut“ und die an<strong>der</strong>e Hälfte mit „mittelmässig“. Einzelne Lernende äusserten sich im<br />

Klasseninterview zu ihrer Einschätzung:<br />

„Es handelt sich um ein gutes Projekt, eine Abwechslung zur sonst ausschliesslich theoretischen<br />

Arbeit in <strong>der</strong> Schule.“<br />

„Das Modul ermöglicht eine praxisnahe Arbeit. Die ganze Organisation (z. B. Einführung)<br />

sollte aber noch verbessert werden.“<br />

„Das Modul wäre eigentlich eine gute Sache. Die Durchführung war aber nicht optimal,<br />

da wir zu wenig gut eingeführt wurden.“<br />

Die Rechnungswesenlehrkraft und drei <strong>der</strong> befragten Klassenlehrkräfte beurteilten das<br />

Modul insgesamt mit „sehr gut“. Eine Klassenlehrkraft stufte das Modul zwischen mittelmässig<br />

und gut ein. Dies, da sie aufgrund <strong>der</strong> ungünstigen Konstellation von fehlen<strong>der</strong> eigener Erfahrung<br />

im Führen von Klassenkassen und eines eher demotivierten und wenig leistungsbereiten<br />

Schülers negative Erfahrungen gemacht hatte. Der Modulverantwortliche beurteilte<br />

das Modul zwischen gut bis sehr gut. Als Schwäche des Moduls ! insbeson<strong>der</strong>e im Falle<br />

grösserer Schulen ! führte <strong>der</strong> Modulverantwortliche die Tatsache an, dass jedes Schuljahr<br />

nur eine Klasse am Modul arbeiten kann.<br />

Die überwiegend positive Gesamtbeurteilung wurde durch folgende Wortmeldungen in den<br />

Gesprächen untermauert:<br />

„Ich erachte das Modul als sehr gut, da es sehr praktisch ist und man es sehr gut in den<br />

Schulalltag integrieren konnte. Die Klassenkassen wurden früher durch die Klassenlehrkräfte<br />

geführt, d. h. die Lernenden erbringen eine sinnvolle Leistung für die Schule,<br />

ihre Arbeit versandet nicht einfach in <strong>der</strong> Luft.“<br />

„Retrospektiv betrachtet, habe ich das Gefühl, dass die Lernenden eine sehr betriebsnahe<br />

Arbeit haben leisten müssen, und es überdies eine Erleichterung für den Schulbetrieb<br />

gebracht hat. Hinter dem Modul steht <strong>der</strong> Gedanke, dass es sich bei einer Schule<br />

um einen Betrieb handelt.“<br />

„Das Modul integriert sehr viele Bereiche: Buchhaltung, elektronischer Zahlungsverkehr,<br />

Korrespondenz, Sozialkompetenzen.“<br />

„Das Modul ermöglichte eine neue o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Schüler-Lehrer-Zusammenarbeit.<br />

Beide Seiten mussten ihr bisheriges Rollenverhalten beiseite stellen: Von Lehrer-<br />

Schüler zu Vorgesetzten-Angestellten.“<br />

„Wenn die Anzahl Schüler mit <strong>der</strong> Anzahl Klassenkassen <strong>der</strong> Schule übereinstimmt,<br />

dann müssen alle Schüler die gleiche Aufgabe übernehmen. Sie tragen alle die gleiche<br />

Verantwortung und können die Arbeit nicht auf An<strong>der</strong>e abschieben.“<br />

Der Modulverantwortliche wies darauf hin, dass einzelne Schülerinnen und Schüler mit ihrer<br />

neuen Rolle im Rahmen des Moduls Mühe hatten und diese als Belastung empfanden.<br />

Die Lernenden trugen die Verantwortung für Klassenkassen mit Beträgen zwischen CHF<br />

10’000.-- und CHF 20’000.--. Sie mussten sich daran gewöhnen, dass die Arbeit dann gemacht<br />

werden muss, wenn sie anfällt und sie vielleicht auch die eine o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Überstunde<br />

leisten müssen. Überdies hatten Fehler Konsequenzen, welche sich nicht nur in einer schlech-<br />

388


Klassenkasse ! Wirtschaftsmittelschule Bern<br />

ten Note wi<strong>der</strong>spiegeln: Die Schülerinnen und Schüler mussten die Arbeit bei Fehlern nochmals<br />

neu machen.<br />

Bei <strong>der</strong> Durchführung des Moduls hat die Schülerzahl nicht mit <strong>der</strong> Anzahl Klassenkassen<br />

übereingestimmt. Vereinzelt haben die Schüler eine Klassenkasse im Team geführt. Dabei<br />

sind aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden Probleme aufgetreten: So war es einerseits terminlich schwierig,<br />

sich abzustimmen, an<strong>der</strong>erseits haben sich einzelne Schülerinnen und Schüler vor <strong>der</strong> Arbeit<br />

gedrückt und ihren Teamkollegen resp. ihre Teamkollegin arbeiten lassen. Letzteres fiel auch<br />

den betroffenen Klassenlehrkräften auf. Sie liessen ihre Beobachtungen deshalb bei <strong>der</strong> Bewertung<br />

einfliessen. Teilweise haben die Lernenden den Klassenlehrkräften gleich selber mitgeteilt,<br />

wer welche Arbeiten erledigt hatte.<br />

3 Kritische Würdigung und Schlussfolgerungen<br />

Der Rahmen für die kritische Würdigung und die Schlussfolgerungen wird durch die forschungsleitenden<br />

Fragestellungen abgesteckt. So wird abschliessend geprüft, inwieweit die<br />

angestrebten Leistungsziele erreicht und die Richtlinien für die berufliche Praxis erfüllt<br />

werden konnten. Hieraus werden Schlussfolgerungen und Empfehlungen abgeleitet.<br />

Wie bereits in Kapitel 2.1 <strong>der</strong> Fallstudie aufgezeigt, konnten die angestrebten Leistungsziele<br />

mehrheitlich erreicht werden. Die Wahl <strong>der</strong> Leistungsziele erscheint zweckmässig. Sehr sinnvoll<br />

und realistisch ist überdies auch die Anzahl ausgewählter Leistungsziele zu beurteilen. In<br />

Bezug auf die Methoden- und Sozialkompetenzen sollte allerdings darauf geachtet werden,<br />

dass auch <strong>der</strong>en För<strong>der</strong>ung einer aktiven und systematischen Schulung bedarf. Es genügt beispielsweise<br />

nicht, wenn die Lehrkräfte die Lernenden zur Verbesserung <strong>der</strong> Arbeitstechniken<br />

(Methodenkompetenz 2.2) selbständig arbeiten lassen. Um die Ziele in Bezug auf die Methoden-<br />

und Sozialkompetenzen erreichen zu können, müssen die Schülerinnen und Schüler<br />

analog dem Erreichen fachlicher Ziele bewusst geför<strong>der</strong>t werden. Durch kleine Anpassungen<br />

am Modul, die bereits im Kapitel 2.1 <strong>der</strong> Fallstudie vorgestellt und für die folgenden Durchführungen<br />

des Moduls auch bereits umgesetzt worden sind, lassen sich zukünftig auch die<br />

bisher nicht vollumfänglich erreichten fachlichen Ziele besser erreichen.<br />

Die Richtlinien für die berufliche Praxis sind mehrheitlich erfüllt. In <strong>der</strong> Folge werden sie im<br />

Einzelnen kurz angesprochen:<br />

Der Praxisbezug wurde sowohl von Seiten <strong>der</strong> Lernenden als auch von Seiten <strong>der</strong> Lehrkräfte<br />

und des Modulverantwortlichen mehrheitlich mit gut bis sehr gut beurteilt. Dieses Ergebnis<br />

erstaunt im ersten Moment, da im Rahmen des Moduls in keiner Art und Weise mit <strong>der</strong> Wirtschaftspraxis<br />

zusammengearbeitet wurde und auch keine Materialien aus <strong>der</strong> Wirtschaftspraxis<br />

verwendet wurden. Vermutlich wurde die Beurteilung des Praxis- und Realitätsbezugs<br />

durch das selbständige Führen einer kleinen Buchhaltung und durch das Anwenden des im<br />

Rechnungswesen-, Informatik- und Korrespondenzunterrichts Gelernten positiv beeinflusst.<br />

Auch wenn eine Zusammenarbeit mit Vertretern <strong>der</strong> Wirtschaftspraxis aus Sicht des Evaluationsteams<br />

wünschenswert wäre, drängt sie sich bei diesem Modul nicht auf. Die Buchführung<br />

<strong>der</strong> Klassenkassen ist nicht so komplex, dass die Lernenden einen Wirtschaftsberater an<br />

ihrer Seite bräuchten. Zudem arbeiten die Schülerinnen und Schüler mit einer schulinternen<br />

Buchhaltungssoftware, welche den Wirtschaftsvertretern fremd wäre. Denkbar wäre höchstens<br />

ein Firmenbesuch, bei welchem den Lernenden ein Einblick in die Buchhaltung ermöglicht<br />

wird.<br />

Da die Lernenden keine Mahngespräche führen mussten, war die im Rahmen des Moduls zu<br />

bearbeitende Problemstellung nicht ganz so umfassend wie ursprünglich geplant. Dennoch<br />

setzt die Erledigung <strong>der</strong> Arbeiten Wissen aus verschiedenen Gebieten voraus und integriert<br />

damit verschiedene Schulfächer.<br />

389


Teil II : Fallstudien Verschiedenes und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

Die Lernenden konnten zu einem grossen Teil selbständig und eigenverantwortlich handeln.<br />

Die Durchführung von Mahngesprächen wurde auf Wunsch <strong>der</strong> Schülerinnen und Schüler<br />

allerdings aus <strong>der</strong>en Pflichtenheft gestrichen. Obwohl die zu bearbeitende Problemstellung<br />

dadurch eingeschränkt wurde, wird dieses Vorgehen vom Evaluationsteam als sinnvoll erachtet,<br />

da solche Gespräche heikel und für die betroffenen Personen oft auch sehr unangenehm<br />

sind. Dieses Vorgehen ist nicht zuletzt auch aus Diskretionsgründen zu befürworten. Wichtig<br />

erscheint dem Evaluationsteam, dass die hinsichtlich Selbständigkeit geltenden „Spielregeln“<br />

für alle kassenführenden Schülerinnen und Schüler in etwa gleich sind. So sollte darauf geachtet<br />

werden, dass sämtlichen Lernenden ungefähr das gleiche Mass an Selbständigkeit und<br />

Eigenverantwortung übertragen wird, d. h. individuellen Unterschieden bezüglich Wissen und<br />

Fähigkeiten nur soweit unbedingt notwendig Beachtung geschenkt wird. Die Reduktion <strong>der</strong><br />

Anzahl betreuen<strong>der</strong> Lehrpersonen erscheint vor diesem Hintergrund sehr sinnvoll. Im Sinne<br />

einer gerechten Arbeitsteilung sollte überdies sichergestellt werden, dass alle Lernenden ungefähr<br />

das gleiche Arbeitspensum zu bewältigen haben. So sollten Lernende, welche zu zweit<br />

eine Klassenkasse führen, beispielsweise einen Zusatzauftrag erledigen müssen.<br />

Im Rahmen des Moduls wurde sowohl auf eine genaue Planung <strong>der</strong> Arbeitsschritte als auch<br />

auf die Evaluation <strong>der</strong> Ergebnisse Wert gelegt. So erstellten die Klassenlehrkräfte zu<br />

Beginn des Moduls mit den Lernenden einen Arbeitsplan. Zur Kontrolle <strong>der</strong> Buchführung und<br />

<strong>der</strong> Korrespondenz fand jedes Quartal ein Treffen zwischen den kassenführenden Schülern<br />

und den Klassenlehrkräften statt. Die Ausführungen machen deutlich, dass den<br />

Klassenlehrkräften sowohl bei <strong>der</strong> Planung als auch bei <strong>der</strong> Evaluation <strong>der</strong> Arbeiten eine<br />

relativ grosse Bedeutung zukommt und entsprechend noch ein Ausbaupotenzial hinsichtlich<br />

<strong>der</strong> Selbständigkeit <strong>der</strong> Lernenden besteht.<br />

Bei einer wie<strong>der</strong>holten Durchführung des Moduls sollte überdies den folgenden Punkten beson<strong>der</strong>e<br />

Beachtung geschenkt werden:<br />

Aus Sicht <strong>der</strong> Lehrkräfte und des Modulverantwortlichen war die zeitliche Belastung verhältnismässig<br />

und unproblematisch, aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden hingegen zu gross. Das Modul sollte<br />

so ausgestaltet werden, dass die zeitliche Belastung für die Lernenden vertretbar bleibt. Dass<br />

gewisse Arbeiten ausserhalb <strong>der</strong> Schulzeit als „Hausaufgaben“ erledigt werden müssen, ist<br />

durchaus akzeptabel. Der Aufwand hierfür sollte allerdings mit demjenigen für an<strong>der</strong>e Fächer<br />

vergleichbar sein. Durch die Einführung eines separaten Zeitgefässes liesse sich <strong>der</strong> in <strong>der</strong><br />

Freizeit zu leistende Arbeitsaufwand <strong>der</strong> Schülerinnen und Schüler reduzieren. Eine Lektion<br />

pro Woche würde für die Arbeit am Modul ausreichen. An <strong>der</strong> Wahl <strong>der</strong> Semester und <strong>der</strong><br />

Dauer des Moduls sind keine Anpassungen nötig. Neben <strong>der</strong> zeitlichen Belastung <strong>der</strong> Lernenden<br />

gilt es, auch den Zeitaufwand für die Lehrkräfte und den Modulverantwortlichen im<br />

Auge zu behalten. Der Arbeitsaufwand war insbeson<strong>der</strong>e für die Rechnungswesenlehrkraft<br />

und den Modulverantwortlichen relativ gross. Da die kassenführenden Lernenden zukünftig<br />

nicht mehr durch die Klassenlehrkräfte, son<strong>der</strong>n durch zwei kompetente Lehrpersonen betreut<br />

werden, wird sich <strong>der</strong> Zeitaufwand für den Modulverantwortlichen mit grosser Wahrscheinlichkeit<br />

reduzieren. Verän<strong>der</strong>ungen am Arbeitsaufwand <strong>der</strong> Rechnungswesenlehrkraft sind<br />

deshalb aber nicht zu erwarten. Auch <strong>der</strong> Arbeitsaufwand für die beiden betreuenden Lehrpersonen<br />

wird vermutlich relativ gross sein. Es gilt diesen ! wie geplant ! finanziell zu entschädigen.<br />

Auf Wunsch <strong>der</strong> Lernenden sollte eine noch gezieltere und intensivere Einführung in das Modul<br />

erfolgen. Die Lernenden wären dadurch besser auf ihre Aufgaben im Rahmen des Moduls<br />

vorbereitet, was sich nicht zuletzt auch positiv auf die zeitliche Belastung <strong>der</strong> Lernenden<br />

auswirken könnte. Auf eine Nachbereitung im Rechnungswesenunterricht sollte nicht<br />

verzichtet werden, auch wenn die praktischen Erfahrungen nur sehr begrenzt für<br />

kompliziertere Transaktionen nutzbar gemacht werden können.<br />

390


Klassenkasse ! Wirtschaftsmittelschule Bern<br />

Auf jeden Fall verhin<strong>der</strong>t werden muss, dass die schulischen Leistungsziele unter <strong>der</strong> Durchführung<br />

des Moduls in negativer Hinsicht tangiert werden. Einzelne Lernende wiesen darauf<br />

hin, dass <strong>der</strong> Rechnungswesenunterricht infolge des Moduls vernachlässigt wurde. Wie bereits<br />

weiter oben unter „zeitliche Belastung“ aufgeführt, sollte ein eigenes Zeitgefäss für das<br />

Modul geschaffen werden, so dass nicht mehr auf die Rechnungswesenlektionen zurückgegriffen<br />

werden muss. Wünschenswert wäre, dass die Durchführung des Moduls die schulischen<br />

Leistungsziele positiv beeinflusst. Dies ist dann denkbar, wenn die praktischen Erfahrungen<br />

aus dem Modul in den Fachunterricht eingebunden werden.<br />

Die zukünftige Reduktion <strong>der</strong> Anzahl betreuen<strong>der</strong> Lehrkräfte auf zwei Personen wird aus<br />

Sicht des Evaluationsteams begrüsst. Dies, da dieses Vorgehen ! bei entsprechen<strong>der</strong> Ausbildung<br />

(Postfinance, schulintere Buchhaltungssoftware, Buchhaltungs- und Korrespondenzkenntnisse)<br />

<strong>der</strong> betreuenden Lehrkräfte ! eine kompetente Betreuung <strong>der</strong> Schülerinnen und<br />

Schüler ermöglicht und sicherstellt, dass an alle Lernenden ungefähr die gleichen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

gestellt werden. Letztlich sind dadurch auch gerechtere Bewertungen <strong>der</strong> Schülerleistungen<br />

zu erwarten.<br />

Die Lernenden hatten Mühe, Verbrauchsmaterialien (z. B. Couverts, Marken) beim Schulsekretariat<br />

zu beschaffen. Durch eine entsprechende Information des Schulsekretariats sollten<br />

solche Probleme bei einer nächsten Durchführung nicht mehr auftreten.<br />

Schulen, welche das Modul neu durchführen möchten, müssen mit zusätzlichen Kosten für<br />

die Entwicklung <strong>der</strong> schulinternen Buchhaltungssoftware rechnen. An <strong>der</strong> Wirtschaftsmittelschule<br />

Bern wurde die Software unabhängig vom Modul viele Jahre zuvor entwickelt. Der<br />

finanzielle Aufwand konnte nicht mehr beziffert werden.<br />

Das Modul „Klassenkasse“ ist ein interessantes und lehrreiches Projekt, welches insbeson<strong>der</strong>e<br />

durch seine relativ einfache Umsetzbarkeit besticht. Im Vergleich zu an<strong>der</strong>en Modulen konzentriert<br />

sich dieses Modul auf die Erreichung weniger, aber sinnvoll ausgewählter Leistungsziele.<br />

Hinsichtlich Selbständigkeit und Eigenverantwortung besteht noch ein gewisses Ausbaupotenzial.<br />

Die Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> Wirtschaftspraxis bietet sich bei diesem Modul<br />

zwar nicht an, könnte aber, je nach Bedeutung, welche dem herkömmlichen Praxisbezug beigemessen<br />

wird, dennoch als grösster Kritikpunkt aufgeführt werden.<br />

391


Empfehlungen im Hinblick auf die Kategorie Verschiedenes<br />

Vergleichende Fallstudienanalyse und Empfehlungen im Hinblick auf die Kategorie<br />

Verschiedenes<br />

Thomas Bieker<br />

Ein Vergleich <strong>der</strong> evaluierten Module <strong>der</strong> Kategorie „Verschiedenes“ führt zu folgendem Ergebnis:<br />

Elemente <strong>der</strong><br />

Modulkonzeption<br />

Inhalte<br />

Herstellen von<br />

Authentizität<br />

Integration in den<br />

Schulalltag und Betreuung<br />

<strong>der</strong> Lernenden<br />

Beurteilung <strong>der</strong> Lernenden<br />

Gymnasium Nyon<br />

! Aspekte <strong>der</strong> Simulation von Aktivitäten einer Unternehmung:<br />

Rechnungswesen, Bewerbungsunterlagen<br />

zusammenstellen, Führen eines<br />

Vorstellungsgesprächs, Unternehmenssimulation<br />

SEMECO<br />

! Aspekte <strong>der</strong> Analyse von realen Unternehmen:<br />

Analyse des Marketingkonzepts und <strong>der</strong> Finanzen<br />

einer realen Unternehmung und Präsentation <strong>der</strong><br />

Ergebnisse; Funktionsweise einer Bank und einer<br />

Börse<br />

! Abbilden ausgewählter betrieblicher Prozesse<br />

! Einbezug von Praxisexperten<br />

! Betriebsbesichtigungen<br />

! Modul im dritten Jahr durchgeführt<br />

! Drei Lektionen pro Woche<br />

! Koordinationsprobleme, da Lernende aus vier<br />

unterschiedlichen Klassen beteiligt<br />

! Stundenplan kann beibehalten werden (ausser:<br />

SEMECO im Rahmen von Spezialwochen<br />

durchgeführt)<br />

! Beurteilungsgrundlage: Lernprodukte<br />

! Sowohl summative als auch formative<br />

kriteriengeleitete Beurteilung<br />

! Note (bisher) in an<strong>der</strong>e Fächer integriert;<br />

zukünftig wird Note im Abschlusszeugnis separat<br />

ausgewiesen<br />

Wirtschaftsmittelschule Bern<br />

! Führen einer Klassenkasse<br />

! Einführungs-, Realisierungs- und Auswertungsphase<br />

! Lernende führen eigenverantwortlich eine Klassenkasse<br />

(Beträge zwischen CHF 10’000.-- und<br />

CHF 20’000.--)<br />

! Jedoch kein Austausch mit Praxisexperten<br />

! Umfassende Problemstellung<br />

! Mobilisieren von Vorwissen aus unterschiedlichen<br />

Schulfächern<br />

! Betreuung durch unterschiedliche Lehrkräfte<br />

! Modul findet über das ganze zweite Schuljahr<br />

statt<br />

! Lernende arbeiten sowohl in <strong>der</strong> Schule als auch<br />

in <strong>der</strong> Freizeit am Modul<br />

! Beurteilungsgrundlage: Lernprodukte, welche<br />

die Lernenden in einem Ordner sammeln<br />

! Einbezug <strong>der</strong> Note in das Fach Rechnungswesen<br />

! Quartalsweise kriteriengeleitete Kontrolle <strong>der</strong><br />

Buchhaltung, <strong>der</strong> Korrespondenz sowie des<br />

Mahngesprächs<br />

392


Vergleichende Fallstudienanalyse und Empfehlungen im Hinblick auf die Kategorie Verschiedenes<br />

Elemente <strong>der</strong><br />

Modulkonzeption<br />

Ziele Fachkompetenzen<br />

Ziele Sozialkompetenzen<br />

Ziele Methodenkompetenzen<br />

Gymnasium Nyon<br />

! Kontoauszüge erklären<br />

! Kontenplan des Lehrbetriebes erklären<br />

! Arbeiten an Buchungsbelegen kennen<br />

! Elektronische Datensicherheit<br />

! Ordnungskriterien einer Ablage<br />

! Ablagesysteme beurteilen<br />

! Belege kontieren<br />

! Produkte und Dienstleistungen vorstellen<br />

! Ziele erreichen<br />

! Textdokumente erfassen<br />

! Standard PC-Programme auswählen<br />

! Dokumente überprüfen<br />

! Informationen beschaffen<br />

! Daten pflegen<br />

! Ansprechende Dokumentationen erstellen<br />

! Termine planen<br />

! Mit Drucker/Fotokopierer ökologisch sinnvoll umgehen<br />

! Umgangsformen anwenden<br />

! Firmendokumentation bzw. Kurzpräsentation zusammenstellen<br />

! Markt beschreiben<br />

! Belastbarkeit/Ziel- und Prioritätensetzung<br />

! Verantwortungsbewusstsein<br />

! Transferfähigkeit<br />

! Kommunikationsfähigkeit<br />

! Teamfähigkeit/Zusammenarbeit<br />

! Umgangsformen/Auftreten/Äussere Erscheinung<br />

! Konfliktfähigkeit/Umgang mit Kritik<br />

! Arbeitsmethodik/mit Informationsquellen umgehen<br />

Wirtschaftsmittelschule Bern<br />

! Elektronische Daten sichern<br />

! Elektronisch Zahlungen ausführen<br />

! Buchhaltung führen<br />

! Verantwortung übernehmen<br />

! Kommunikativ sein<br />

! Arbeitstechniken einsetzen<br />

! Ziele und Prioritäten setzen<br />

393


Teil II : Fallstudien Verschiedenes und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

Beurteilung <strong>der</strong><br />

Modulkonzeption<br />

Beurteilung <strong>der</strong> Zielerreichung<br />

Beurteilung <strong>der</strong> Herstellung<br />

von Authentizität<br />

Beurteilung <strong>der</strong> Selbständigkeit<br />

<strong>der</strong> Lernenden<br />

Gymnasium Nyon<br />

! Ziele grossmehrheitlich erreicht<br />

! Verbesserungspotenzial in Bezug auf die Zielsetzungen aus<br />

dem Bereich Arbeitsplanung, Buchhaltung sowie Ökologie<br />

bspw. durch eine intensivere Betreuung (s. u.) realisierbar<br />

! Praxisbezug aus Sicht <strong>der</strong> Befragten positiv beurteilt<br />

! Integration von Praxisexperten in Teile des Moduls<br />

! „Sehr weitgehend“ bzw. „weitgehend“ selbständiges und<br />

eigenverantwortliches Arbeiten in Bezug auf Planung,<br />

Durchführung und Kontrolle <strong>der</strong> Aktivitäten aus Sicht <strong>der</strong><br />

Lehrkräfte bzw. <strong>der</strong> Lernenden<br />

Wirtschaftsmittelschule Bern<br />

! Wahl <strong>der</strong> Ziele erscheint zweckmässig in Bezug auf<br />

Inhalt und Anzahl<br />

! Ziele aus Sicht <strong>der</strong> Mehrheit <strong>der</strong> Lernenden und <strong>der</strong><br />

Lehrkräfte „gut“ bis „sehr gut“ erreicht;<br />

„Kommunikativ sein“ nicht erreicht, weil keine<br />

Mahngespräche geführt wurden<br />

! Zudem ermöglichte das Modul aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden<br />

und <strong>der</strong> Klassenlehrkräfte das Erreichen weiterer,<br />

nicht im Vorfeld definierter Ziele<br />

! Praxisbezug von allen Beteiligten mehrheitlich mit<br />

„gut“ bis „sehr gut“ beurteilt, obwohl kein Kontakt<br />

mit <strong>der</strong> Praxis hergestellt wird<br />

! Jedoch wird die Anwendung <strong>der</strong> Kompetenzen aus<br />

unterschiedlichen Fächern geschätzt<br />

! Einbezug von Praktikern wird vom Modulverantwortlichen<br />

als Selbstzweck empfunden und daher<br />

abgelehnt<br />

! Problemstellung nicht ganz so umfassend wie geplant,<br />

da Lernende keine Mahngespräche führen müssen<br />

! Selbständiges und eigenverantwortliches Arbeiten in<br />

Bezug auf Planung und Durchführung und Kontrolle<br />

<strong>der</strong> Aktivitäten aus Sicht <strong>der</strong> Lehrkräfte<br />

! Aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden Planung und Durchführung<br />

<strong>der</strong> Aktivitäten grundsätzlich „stark“ bis „sehr stark“;<br />

Kontrolle „mittelmässig“ bis „stark“<br />

! Modulverantwortliche beobachteten aber auch die<br />

Tendenz einiger Klassenlehrkräfte, die Lernenden<br />

übermässig zu betreuen<br />

394


Vergleichende Fallstudienanalyse und Empfehlungen im Hinblick auf die Kategorie Verschiedenes<br />

Beurteilung <strong>der</strong><br />

Modulkonzeption<br />

Beurteilung <strong>der</strong> Integration<br />

in den Schulalltag<br />

Gymnasium Nyon<br />

! Beteiligte beurteilen die Integration des Moduls in den schulischen<br />

Rahmen mehrheitlich „gut“ bzw. „sehr gut“<br />

! Die Vor- und Nachbereitung des Moduls im Unterricht und<br />

damit die Verzahnung von Theorie und Praxis wurde durch<br />

die Beteiligten mit „gut“ beurteilt; Verbesserungspotenzial im<br />

Hinblick auf die Vorbereitung des Moduls, die Sequenzierung<br />

<strong>der</strong> einzelnen Teile sowie die Schaffung von Synergien mit<br />

den Praktika<br />

! Zeitliche Belastung we<strong>der</strong> als positiv noch als negativ herausgestellt<br />

! Der Einfluss des Moduls auf die schulischen Leistungsziele<br />

sowie die Motivation bzw. das Interesse <strong>der</strong> Lernenden wurde<br />

durch die Beteiligten positiv eingeschätzt<br />

! SEMECO zukünftig besser im Rahmen einer Spezialwoche<br />

durchführen<br />

Wirtschaftsmittelschule Bern<br />

! Lernende beurteilen die Integration grösstenteils negativ,<br />

da kein separates Gefäss bereitgestellt wurde, sie<br />

das Modul auch in <strong>der</strong> Freizeit bearbeiten mussten und<br />

sie zusätzlich mit stofflichen Rückständen im Rechnungswesen<br />

konfrontiert waren<br />

! Lernende beklagen teilweise eine hohe zeitliche Belastung<br />

! Aus Sicht <strong>der</strong> übrigen Beteiligten war das Modul<br />

grundsätzlich „gut“ bis „sehr gut“ in den Schulalltag<br />

integriert<br />

! Keine Hinweise in Bezug auf die Beurteilung <strong>der</strong><br />

Dauer<br />

! Vorbereitung aus Sicht <strong>der</strong> Lehrkräfte positiv, aus<br />

Sicht <strong>der</strong> Lernenden „gut“ bzw. „mittelmässig“ beurteilt.<br />

Ein Verbesserungsbedarf besteht aus Sicht <strong>der</strong><br />

Lernenden bezüglich <strong>der</strong> Einführung in das Modul<br />

! Nachbereitung aus Sicht sämtlicher Befragten unterschiedlich,<br />

jedoch insgesamt verbesserungswürdig<br />

beurteilt (v. a. im Rahmen des Faches Rechnungswesen)<br />

! Lernende sehen nur einen suboptimalen Einfluss des<br />

Moduls auf <strong>der</strong>en Interesse bzw. Verständnis für den<br />

Schulstoff; sehr divergierende Einschätzungen von<br />

Seiten <strong>der</strong> Lehrkräfte<br />

395


Teil II : Fallstudien Verschiedenes und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

Beurteilung <strong>der</strong><br />

Modulkonzeption<br />

Beurteilung <strong>der</strong> Betreuung<br />

<strong>der</strong> Lernenden<br />

Beurteilung <strong>der</strong><br />

Rahmenbedingungen<br />

Gymnasium Nyon<br />

! Lernende und Lehrkräfte beurteilen die Betreuung grundsätzlich<br />

mit „gut“<br />

! Lernende zeigen sich zufrieden mit <strong>der</strong> Betreuung durch die<br />

Praxisexperten<br />

! Verbesserungen aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden v. a. im Hinblick auf<br />

die Einführung in den Buchhaltungsfall „Dubois“ und die<br />

allgemeinen Rahmenbedingungen wie Beurteilungskriterien,<br />

Wahl <strong>der</strong> Unternehmung möglich<br />

! Lehrkräfte fühlten sich den Anfor<strong>der</strong>ungen gut gewachsen; ein<br />

Weiterbildungsbedarf bestehe daher nicht<br />

! Jedoch hoher Arbeitsaufwand für die erstmalige<br />

Durchführung des Moduls und die Koordination mit den<br />

Beteiligten<br />

! Zusammenarbeit zwischen internen und externen Lehrkräften<br />

wird positiv beurteilt; jedoch besteht ein Engpass, was die<br />

Verfügbarkeit und die pädagogisch-didaktischen Eigenschaften<br />

von Externen betrifft<br />

! Infrastruktur grundsätzlich positiv beurteilt, jedoch besteht aus<br />

Sicht eines Teils <strong>der</strong> Lernenden bezüglich <strong>der</strong> Stabilität <strong>der</strong><br />

PCs noch Verbesserungspotenzial<br />

! Zukünftig die Lernenden im Hinblick auf die Unternehmensanalyse<br />

besser vorbereiten (konkret: Kriterien für die Auswahl<br />

<strong>der</strong> Unternehmen vorgeben)<br />

Wirtschaftsmittelschule Bern<br />

! Betreuung <strong>der</strong> Lernenden durch die Rechnungswesenlehrkraft<br />

sehr unterschiedlich beurteilt<br />

! Z.T. deutliche Kritik bezüglich <strong>der</strong> Qualität <strong>der</strong> Betreuung<br />

durch die Klassenlehrkräfte<br />

! Lernende wünschen sich eine Kontrolle ihrer Arbeit<br />

durch die Klassenlehrkräfte<br />

! Lernende wünschen sich eine bessere Einführung <strong>der</strong><br />

Klassenlehrkräfte in das Modul in Bezug auf die<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen an die Betreuung<br />

! Lernende wünschen sich eine einheitlichere Vergabe<br />

von Noten<br />

! Lehrkräfte fühlten sich den Anfor<strong>der</strong>ungen gut gewachsen;<br />

es besteht aus Sicht <strong>der</strong> Lehrkräfte grossmehrheitlich<br />

kein Weiterbildungsbedarf<br />

! Rechnungswesenlehrkraft und Modulverantwortliche<br />

schätzen Betreuungsaufwand als relativ hoch ein<br />

! Klassenlehrkräfte fühlten sich gut bis sehr gut betreut<br />

! Infrastruktur aus Sicht <strong>der</strong> Beteiligten grundsätzlich<br />

gut (Ausnahme: Materialbeschaffung)<br />

! Relativ geringe Kosten für die Durchführung des<br />

Moduls<br />

396


Vergleichende Fallstudienanalyse und Empfehlungen im Hinblick auf die Kategorie Verschiedenes<br />

Beurteilung <strong>der</strong><br />

Modulkonzeption<br />

Beurteilung <strong>der</strong> Auswirkungen<br />

des Moduls auf die<br />

Attraktivität <strong>der</strong> HMS<br />

Gesamtbeurteilung aus<br />

Sicht <strong>der</strong> befragten Personengruppen<br />

Gymnasium Nyon<br />

! Positive bis sehr positive Auswirkungen des Moduls auf die<br />

Attraktivität von HMS aus Sicht sämtlicher Befragten<br />

! Aus Sicht <strong>der</strong> Praxisexperten bringt das Modul den Lernenden<br />

unterschiedliche Tätigkeitsfel<strong>der</strong> im Handel näher<br />

! Konzept durch Lehrende bzw. Lernende „gut“ bzw. „sehr gut“<br />

beurteilt<br />

Wirtschaftsmittelschule Bern<br />

! Positive bis sehr positive Auswirkungen des Moduls<br />

auf die Attraktivität von HMS aus Sicht <strong>der</strong> befragten<br />

Rechnungswesenlehrkraft und des Modulverantwortlichen;<br />

Klassenlehrkräfte äussern sich mehrheitlich<br />

positiv; Lernende erwarten jedoch keine Verän<strong>der</strong>ung,<br />

da Modul bspw. zu klein sei<br />

! Modul aus Sicht <strong>der</strong> befragten Lehrkräfte und des Modulverantwortlichen<br />

positiv beurteilt<br />

! Lernende beurteilen Modul als „gut“ bis „mittelmässig“<br />

397


Teil II : Fallstudien Verschiedenes und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

Beurteilung aus Sicht des Evaluationsteams<br />

Die zusammenfassende kritische Würdigung <strong>der</strong> Erfahrungen im Zusammenhang mit den<br />

Modulen, die keiner Kategorie zugeordnet werden konnten, konzentriert sich auf die Fragen,<br />

inwieweit die Leistungsziele und die Richtlinien für berufliche Praxis (Stichworte: Leistungsziele,<br />

Authentizität, Selbständigkeit) umgesetzt werden konnten. Abschliessend werden ! mit<br />

Blick auf die Planung und Durchführung von ähnlichen Modulen im Rahmen von an<strong>der</strong>en<br />

<strong>Handelsmittelschulen</strong> ! generelle Erfolgsfaktoren für die organisatorische Gestaltung von<br />

praxisorientierten Modulen herausgestellt.<br />

Zunächst fällt auf, dass sich die Anzahl und die inhaltlichen Stossrichtungen <strong>der</strong> Leistungsziele<br />

<strong>der</strong> beiden Module stark voneinan<strong>der</strong> unterscheiden. Die Analyse <strong>der</strong> Erreichung <strong>der</strong><br />

Leistungsziele zeigt bei beiden Modulen positive Resultate: In Bezug auf die Leistungsziele<br />

fällt zunächst auf, dass die fachlichen Ziele an beiden Schulen grossmehrheitlich erreicht werden<br />

konnten. Dabei deuten die Daten zum einen darauf hin, dass auch mit einer begrenzten<br />

Anzahl von Leistungszielen durchaus erfreuliche Resultate erreicht werden können. Zum an<strong>der</strong>en<br />

scheint die Anzahl <strong>der</strong> Leistungsziele, vorbehaltlich des gegebenen organisatorischen<br />

Rahmens (Dauer des Moduls, verfügbare Zeit etc.) und des Anspruchsniveaus, ein Optimierungsproblem<br />

darzustellen: Das Modul an <strong>der</strong> Wirtschaftsmittelschule in Bern konzentriert<br />

sich auf die Erreichung von sieben Leistungszielen, während für das Modul „Objectif Entreprise“<br />

insgesamt 44 Ziele definiert wurden. Darüber hinaus konnten an <strong>der</strong> Wirtschaftsmittelschule<br />

Bern weitere Ziele, die im Vorfeld nicht definiert wurden, erreicht werden. Die Analysen<br />

aus beiden Modulen zeigen zudem, dass Leistungsziele nicht nur realitätsnah, son<strong>der</strong>n<br />

auch vor dem Hintergrund <strong>der</strong> Kontextbedingungen (konkret: Betreuung, Möglichkeiten, welche<br />

die jeweilige Modulkategorie bietet) realistisch ausgewählt werden sollten: Das Erreichen<br />

anspruchsvollerer Ziele (bspw. im Zusammenhang mit <strong>der</strong> eigenverantwortlichen Planung <strong>der</strong><br />

Arbeitsprozesse o<strong>der</strong> aus dem Bereich <strong>der</strong> Buchhaltung) ist zum einen an eine kontinuierliche<br />

Begleitung <strong>der</strong> Lernenden durch die Lehrkraft und zum an<strong>der</strong>en an entsprechende methodische<br />

Instrumente geknüpft. Schliesslich scheint das Ziel „Kommunikativ sein“ schwierig zu<br />

erreichen, wenn die Lernenden ! an<strong>der</strong>s als ursprünglich vorgesehen ! keine Mahngespräche<br />

führen.<br />

Dass die drei analysierten Module auch Ziele aus den Bereichen Methoden- und Sozialkompetenzen<br />

integriert haben, erscheint vor dem Hintergrund <strong>der</strong> Richtlinien für berufliche Praxis<br />

sehr erfreulich, wenngleich <strong>der</strong>en Erreichung, wie oben skizziert, noch teilweise ein Verbesserungspotenzial<br />

aufzeigt (z. B. „Kommunikativ sein“ o<strong>der</strong> „Belastbarkeit/Ziel- und Prioritätensetzung“).<br />

Zentral erscheint mit Blick auf die Richtlinien für berufliche Praxis zudem die<br />

Frage, wie <strong>der</strong> Praxisbezug aus Sicht <strong>der</strong> Beteiligten beurteilt wird. Dieser wird sehr positiv<br />

wahrgenommen, weil den Lernenden bspw. ein Transfer des Erlernten in die Praxis vielfältige<br />

neue Erfahrungspotenziale ermöglicht. Zudem wurde im Rahmen <strong>der</strong> Durchführung des Moduls<br />

am Gymnasium von Nyon, an<strong>der</strong>s als an <strong>der</strong> Wirtschaftsmittelschule in Bern, ein Praxisexperte<br />

integriert. In diesem Zusammenhang überraschen die ausgesprochen positiven Rückmeldungen<br />

in Bezug auf die von den Beteiligten wahrgenommene Authentizität des Moduls<br />

an <strong>der</strong> Wirtschaftsmittelschule in Bern. Der Einbezug von Praktikern, so lässt sich aus dem<br />

Vergleich <strong>der</strong> beiden Module folgern, kann zwar die von den Beteiligten wahrgenommene<br />

Authentizität des Moduls positiv beeinflussen, ist jedoch nicht zwingend eine notwendige<br />

Voraussetzung für die Verbesserung des Praxisbezugs. Vielmehr kommt es offenbar darauf<br />

an, dass <strong>der</strong> Beizug eines Experten einerseits einen echten didaktischen Mehrwert bietet und<br />

an<strong>der</strong>erseits eine aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden inhaltlich ergiebige und „echte“ Aufgabenstellung<br />

(z. B. Kennenlernen und Anwenden von Postfinance bzw. Yellownet, Führen eines Kassenbuches<br />

bzw. -kontos mit Excel, Erledigen <strong>der</strong> Geschäftskorrespondenz) bearbeitet wird, wobei<br />

die Lernenden bereits erworbene Kompetenzen aufnehmen können. Schliesslich wird <strong>der</strong><br />

Grad <strong>der</strong> Eigenverantwortlichkeit <strong>der</strong> Lernenden positiv durch die Beteiligten beurteilt. Je-<br />

398


Vergleichende Fallstudienanalyse und Empfehlungen im Hinblick auf die Kategorie Verschiedenes<br />

doch machen die Erfahrungen aus dem Modul an <strong>der</strong> Wirtschaftsmittelschule Bern auch deutlich,<br />

dass Eigenverantwortung nicht nur geför<strong>der</strong>t, son<strong>der</strong>n auch gefor<strong>der</strong>t werden muss. Für<br />

die Lehrkräfte heisst dies konkret, die Lernenden nicht übermässig stark zu betreuen. In diesem<br />

Zusammenhang müssen die Lehrkräfte in Bezug auf ihre Rolle im Vorfeld durch den<br />

Modulverantwortlichen instruiert werden. Insgesamt betrachtet konnten die Richtlinien für<br />

berufliche Praxis im Rahmen <strong>der</strong> Module gut umgesetzt werden.<br />

Die Integration des Moduls in den Fachunterricht betrifft die Wahl des Zeitpunkts und die<br />

Dauer des Moduls, dessen Vor- und Nachbereitung im Unterricht und damit die Verzahnung<br />

von Theorie und Praxis. Die Erfahrungen im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Integration <strong>der</strong> Module<br />

sind heterogen: Während die Lernenden am Gymnasium Nyon die Integration positiv beurteilten,<br />

beklagten sich die befragten Schülerinnen und Schüler an <strong>der</strong> Wirtschaftsmittelschule<br />

Bern darüber, dass für die Durchführung des Moduls kein separates Unterrichtsgefäss bereitgestellt<br />

wurde und sie das Modul in <strong>der</strong> Folge auch in <strong>der</strong> Freizeit o<strong>der</strong> im Rechnungswesenunterricht<br />

bearbeiten mussten. Hierdurch haben sich zusätzlich stoffliche Rückstände ergeben.<br />

In Bezug auf die Vor- und Nachbereitung <strong>der</strong> Module im Unterricht und damit die Verzahnung<br />

von Theorie und Praxis lassen sich Verbesserungspotenziale realisieren: Zum einen sollten<br />

die Lernenden besser in das Modul eingeführt werden und bewusst Synergien mit an<strong>der</strong>en<br />

Praxiselementen wie Praktika genutzt werden. Zum an<strong>der</strong>en sollten zentrale Lernerfahrungen,<br />

welche die Lernenden im Rahmen <strong>der</strong> Module realisieren konnten, im späteren Fachunterricht<br />

erneut aufgenommen werden, um das Erreichen <strong>der</strong> übrigen schulischen Leistungsziele stärker<br />

zu beeinflussen und einen tieferen und nachhaltigen Lernerfolg zu erreichen.<br />

Um eine hohe Qualität <strong>der</strong> Betreuung zu ermöglichen, müssen entsprechende Rahmenbedingungen<br />

wie Beurteilungskriterien und Anfor<strong>der</strong>ungen an die Betreuung den Beteiligten im<br />

Vorfeld mitgeteilt werden. Die Erfahrungen aus den Modulen machen ! analog zu den Einschätzungen<br />

im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Authentizität ! auch deutlich, dass <strong>der</strong> Einbezug von<br />

Praktikern zwar die von den Beteiligten wahrgenommene Qualität <strong>der</strong> Betreuung positiv beeinflussen<br />

kann, jedoch keine notwendige Voraussetzung für die Verbesserung <strong>der</strong> Qualität<br />

<strong>der</strong> Betreuung darstellt. Jedoch muss darauf geachtet werden, dass ein Praxisexperte, sofern er<br />

nur punktuell hinzugezogen wird, die von den Lernenden wahrgenommene Qualität <strong>der</strong> Betreuung<br />

nur marginal beeinflussen kann. Die Analysen zeigen zudem, dass eine Lehrkraft !<br />

egal ob extern o<strong>der</strong> intern ! sowohl über pädagogisch-didaktische als auch über entsprechende<br />

fachliche Kompetenzen verfügen sollte, um ihre Fachkompetenzen auch im Rahmen <strong>der</strong><br />

Begleitung praxisorientierter Module zur Geltung bringen zu können. Insgesamt gesehen<br />

fühlten sich die Lehrkräfte den Anfor<strong>der</strong>ungen, die das Modul an sie stellte, gut gewachsen<br />

und bekundeten daher keinen Weiterbildungsbedarf, wenngleich <strong>der</strong> Betreuungsaufwand !<br />

angesichts <strong>der</strong> erstmaligen Durchführung <strong>der</strong> Module und <strong>der</strong> Komplexität <strong>der</strong> Modulanordnung<br />

! durch die Lehrkräfte als relativ hoch beurteilt wird. Vor diesem Hintergrund kann eine<br />

erneute Durchführung <strong>der</strong> Module empfohlen werden, um die gemachten Erfahrungen zukünftig<br />

zur Geltung zu bringen und damit zeitliche Einsparpotenziale realisieren zu können.<br />

Die Qualität <strong>der</strong> Infrastruktur wurde bei beiden Modulen positiv beurteilt. Ausnahmen bildeten<br />

die technische Stabilität <strong>der</strong> PCs sowie die schulintern nicht klar kommunizierten Kompetenzen<br />

<strong>der</strong> Lernenden, für die Modulbearbeitung eigenverantwortlich vom Schulsekretariat<br />

Büromaterial beziehen zu dürfen. Sehr interessant erscheint <strong>der</strong> Ansatz <strong>der</strong> Wirtschaftsmittelschule<br />

in Bern sowohl aus ökonomischen als auch aus pädagogischen Gründen: Zum einen<br />

verursachte die Durchführung des Moduls relativ geringe Kosten. Zum an<strong>der</strong>en wurde mit <strong>der</strong><br />

Führung von Klassenkassen ein echter Mehrwert für die Schule geschaffen. Insgesamt betrachtet<br />

erscheinen die vorgefundenen Rahmenbedingungen in den Bereichen Integration des<br />

Moduls in den Schulalltag, Betreuung <strong>der</strong> Lernenden und Infrastruktur mit den erwähnten<br />

399


Teil II : Fallstudien Verschiedenes und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

Einschränkungen angemessen und können mit Blick auf eine erneute Durchführung <strong>der</strong> Module<br />

problemlos angepasst werden.<br />

Die folgende Tabelle fasst die im Rahmen <strong>der</strong> Module herausgestellten kritischen Erfolgsfaktoren<br />

zusammen.<br />

400


Vergleichende Fallstudienanalyse und Empfehlungen im Hinblick auf die Kategorie Verschiedenes<br />

Tabelle 13<br />

Kritische Erfolgsfaktoren für die Gestaltung von Modulen <strong>der</strong> Kategorie<br />

„Verschiedenes“ anhand <strong>der</strong> Evaluation<br />

Kritischer<br />

Erfolgsfaktor<br />

Leistungsziele<br />

Richtlinien für<br />

berufliche Praxis<br />

Rahmenbedingungen<br />

Leistungsziele<br />

Authentizität<br />

Selbständigkeit<br />

Integration in den<br />

Schulalltag<br />

Betreuung<br />

Kooperation Lehrkräfte<br />

und Praxisexperten<br />

Infrastruktur<br />

Empfehlungen<br />

! Anzahl und Anspruchsniveau <strong>der</strong> Ziele<br />

mit Blick auf die Rahmenbedingungen<br />

des Moduls festlegen<br />

! Schaffen von Betreuungsmöglichkeiten<br />

und weiteren Rahmenbedingungen zur<br />

Erreichung anspruchsvollerer Ziele<br />

! Integration von Zielen aus den Bereichen<br />

Sozial- und Methodenkompetenzen<br />

! Schaffen einer „echten“ praxisrelevanten<br />

Aufgabenstellung<br />

! Schaffen von Anwendungsmöglichkeiten<br />

für bereits im Vorfeld erworbene Kompetenzen<br />

! Einbezug von Unternehmern o<strong>der</strong><br />

Coaches (siehe Betreuung)<br />

! Praxisexperten einsetzen, wenn ein didaktischer<br />

Mehrwert geschaffen wird<br />

! Eigenverantwortung för<strong>der</strong>n und for<strong>der</strong>n<br />

! Briefing <strong>der</strong> beteiligten Lehrkräfte<br />

! Bereitstellung separater Unterrichtsgefässe<br />

! Schaffung von Synergien mit an<strong>der</strong>en<br />

Praxismodulen<br />

! Lernerfahrungen im Fachunterricht bewusst<br />

aufnehmen<br />

! Rahmenbedingungen wie Beurteilungskriterien<br />

bzw. Anfor<strong>der</strong>ungen an die<br />

Betreuung kommunizieren<br />

! Hohen Aufwand bei erstmaliger Durchführung<br />

akzeptieren und wie<strong>der</strong>holte<br />

Durchführung anstreben<br />

! Fachliche und pädagogisch-didaktische<br />

Kompetenzen zentral<br />

! Technische Stabilität von PCs<br />

gewährleisten<br />

! Zugang zu notwendigen Ressourcen sicherstellen<br />

401


Teil III: Fazit und Empfehlungen zur Evaluation des Pilotprojektes „<strong>Zukunft</strong> <strong>der</strong> <strong>Handelsmittelschulen</strong>“<br />

Teil III<br />

Thomas Bieker / Christoph Metzger<br />

Fazit und Empfehlungen zur Evaluation des Pilotprojektes<br />

„<strong>Zukunft</strong> <strong>der</strong> <strong>Handelsmittelschulen</strong>“<br />

1 Kategoriespezifische Erkenntnisse<br />

Zunächst sei an dieser Stelle allen evaluierten Pilotschulen herzlich für <strong>der</strong>en Bereitschaft gedankt,<br />

ihre vielfältigen Erfahrungen im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Einführung praxisorientierter<br />

Module transparent zu machen. Erst auf <strong>der</strong> Grundlage dieser Zusammenarbeit wurden die<br />

vielfältigen Erfolgsfaktoren im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Integration berufspraktischer Elemente<br />

in den Rahmen von Vollzeitschulen sichtbar, die im Folgenden zusammenfassend aufgenommen<br />

werden.<br />

Die zusammenfassende kritische Würdigung konzentriert sich dabei auf die Frage, wie sehr<br />

die Leistungsziele, die Richtlinien für berufliche Praxis (Stichworte: För<strong>der</strong>ung von Fach-,<br />

Sozial- und Methodenkompetenzen, Authentizität, Selbständigkeit) und die Rahmenbedingungen<br />

(z. B. Integration in den Schulalltag, Gestaltung <strong>der</strong> Betreuung, Kooperation zwischen<br />

Schule und Praxis, Bereitstellung von Infrastruktur) im Rahmen <strong>der</strong> untersuchten Modulkategorien<br />

zielführend gestaltet werden konnten. Dabei wird deutlich, dass die einschlägigen Literaturempfehlungen<br />

zur Gestaltung <strong>der</strong> einzelnen Modulkategorien zum einen weitgehend umgesetzt<br />

und zum an<strong>der</strong>en in Bezug auf <strong>der</strong>en Relevanz bestätigt werden konnten. 106 Jedoch<br />

können sich zusätzliche Faktoren, welche in <strong>der</strong> ausgewerteten Literatur nicht behandelt wurden,<br />

wie die Gestaltung <strong>der</strong> Rahmenbedingungen (z. B. Integration in den Schulalltag, Gestaltung<br />

<strong>der</strong> Betreuung, Kooperation zwischen Schule und Praxis, Bereitstellung von Infrastruktur)<br />

o<strong>der</strong> die Elemente <strong>der</strong> Richtlinien für berufliche Praxis (konkret: Auswahl <strong>der</strong> Leistungsziele,<br />

Authentizität, Selbständigkeit), auf den Erfolg von praxisorientierten Modulen auswirken.<br />

Die folgende Tabelle fasst die Beurteilungen <strong>der</strong> unterschiedlichen Aspekte (Zielerreichung,<br />

Herstellen von Authentizität, Selbständigkeit <strong>der</strong> Lernenden, Integration in den Schulalltag,<br />

Betreuung <strong>der</strong> Lernenden, Gestaltung <strong>der</strong> Rahmenbedingungen, Auswirkungen des<br />

Moduls auf die Attraktivität <strong>der</strong> HMS sowie die Gesamtbeurteilung) durch die Befragten für<br />

die unterschiedlichen Modulkategorien zusammen. Die Darstellung soll nicht über die<br />

Schwierigkeit hinwegtäuschen, angesichts <strong>der</strong> Vielzahl von Modulen innerhalb einer Kategorie,<br />

den z. T. erheblichen Varianzen bezüglich <strong>der</strong> erfassten Meinungen einer Kategorie und<br />

den z. T. stark aggregierten Items (vgl. Elemente, die in Bezug auf Rahmenbedingungen analysiert<br />

wurden), ein abschliessendes Gesamturteil zu bilden. Dennoch kann diese Verdichtung<br />

im Sinne einer Synopse hilfreich in Bezug auf die Beantwortung <strong>der</strong> Frage sein, mit welchen<br />

Modulkategorien die unterschiedlichen Kriterien abgedeckt bzw. eher nicht abgedeckt werden<br />

können. Dies wird im Folgenden näher erläutert.<br />

106 Jedoch wurden in Bezug auf die Gestaltung von Praktika auch Aspekte deutlich, die von den Empfehlungen<br />

<strong>der</strong> einschlägigen Literatur abweichen: So werden in <strong>der</strong> Literatur Dauern von sechs Wochen bis drei<br />

Monaten für Praktika empfohlen. Im Rahmen des vorliegenden Projekts wurden von den Beteiligten, Zeitdauern<br />

von „mehr als vier Wochen“, „mindestens sechs Wochen“ bis hin zu „einem Jahr“ favorisiert.<br />

Längere Zeitdauern wurden nicht zuletzt durch die Betriebe gewünscht, um nach anfänglichen Investitionen<br />

auch vom Praktikanten profitieren zu können. Dass die Vergabe von Noten bzw. ein höherer Stellenwert <strong>der</strong><br />

Praktikumsnote im Zeugnis einen (noch) grösseren Lernerfolg bewirke, kann aus den vorliegenden Daten<br />

zumindest nicht geschlossen werden. Hier können <strong>der</strong> mögliche Lernerfolg, <strong>der</strong> Praxiseinblick und die<br />

För<strong>der</strong>ung von Selbständigkeit und Eigenverantwortlichkeit aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden die Noten weniger<br />

wichtig erscheinen lassen.<br />

403


Teil III: Fazit und Empfehlungen zur Evaluation des Pilotprojektes „<strong>Zukunft</strong> <strong>der</strong> <strong>Handelsmittelschulen</strong>“<br />

Beurteilung <strong>der</strong> Modulelemente<br />

durch die Befragten<br />

Betriebspraktikum<br />

Auftragsübernahme<br />

Erreichung fachlicher<br />

Lernziele<br />

0/-<br />

+/0<br />

Zielerreichung: Sozial- und<br />

Methodenkompetenzen<br />

0/-<br />

+/0<br />

Authentizität<br />

+<br />

+/0<br />

Selbständigkeit <strong>der</strong><br />

Lernenden<br />

0<br />

+/0<br />

Integration in den<br />

Schulalltag<br />

-/--<br />

+/0<br />

Betreuung <strong>der</strong> Lernenden<br />

+<br />

+<br />

Rahmenbedingungen<br />

0<br />

+/0<br />

Auswirkungen des Moduls<br />

auf die Attraktivität <strong>der</strong> HMS<br />

+/0<br />

+/0<br />

Gesamtbeurteilung aus Sicht <strong>der</strong><br />

befragten Personengruppen<br />

+/0<br />

+/0<br />

Legende: ++ = sehr gut, + = gut, 0 = mittelmässig, - = schlecht, -- = sehr schlecht<br />

Juniorfirma<br />

+<br />

0<br />

++/+<br />

+<br />

0<br />

+/0<br />

+/-<br />

+<br />

+<br />

Lernbüro<br />

+/0<br />

+/0<br />

0<br />

++/+<br />

0<br />

+/0<br />

+<br />

+<br />

+/0<br />

Übungsfirma<br />

+<br />

+<br />

+/-<br />

+<br />

0<br />

0/-<br />

+/0<br />

+/0<br />

+/0<br />

Verschiedenes<br />

+<br />

+<br />

++/+<br />

+<br />

+/-<br />

+/-<br />

+<br />

++/+<br />

+/0<br />

404


Teil III: Fazit und Empfehlungen zur Evaluation des Pilotprojektes „<strong>Zukunft</strong> <strong>der</strong> <strong>Handelsmittelschulen</strong>“<br />

Die in <strong>der</strong> obigen Tabelle dargestellten Ergebnisse zeigen, dass die für die einzelnen Module<br />

definierten Leistungsziele nicht immer erreicht werden konnten. Der folgende Abschnitt geht<br />

daher <strong>der</strong> Frage nach, wie sehr dies auf eine bestimmte Modulkategorie zurückzuführen ist.<br />

Grundsätzlich scheint ein Zusammenhang zwischen <strong>der</strong> Modulkategorie und <strong>der</strong> Erreichbarkeit<br />

von Leistungszielen zu bestehen: So erscheint das Erreichen kundenbezogener Ziele<br />

(z. B. „Kundengespräche vorbereiten“, „Verkaufsgespräch: Argumente und Vorschläge bringen“,.<br />

„Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Kunden- resp. Anspruchsgruppen“ o<strong>der</strong> den „Markt beschreiben“) zumindest<br />

schwierig, wenn das betriebliche Geschehen im vollzeitschulischen Kontext im Rahmen<br />

eines Lernbüros bzw. einer Übungsfirma lediglich simuliert wird. Zudem zeigen die Daten,<br />

dass Lernbüros eher bei einfach strukturierten betrieblichen Bereichen wie Belegflüssen,<br />

Schriftverkehr o<strong>der</strong> EDV-gestützter Sachbearbeitung eingesetzt werden sollten. Dies bedeutet<br />

auch, dass auf komplexere Lerninhalte bzw. -ziele bei Lernbüros verzichtet werden sollte.<br />

Umgekehrt wurden im Rahmen von inhaltlich anspruchsvollen Modulen <strong>der</strong> Kategorie<br />

„Juniorfirma“ auch sophistiziertere Lernziele bzw. höhere Taxonomiestufen adressiert und<br />

aus Sicht <strong>der</strong> Befragten zumindest mittelmässig erreicht, die bei den übrigen Kategorien eher<br />

nicht angesprochen werden (z. B. „Erwartungen von Anspruchsgruppen erkennen“, „Offerten<br />

beurteilen“, „das Rechnungswesen als Führungsinstrument kennen“, „Rechnungen erstellen“,<br />

„Statistiken des Lehrbetriebes erklären“, „Anlässe organisieren“ o<strong>der</strong> „gesetzliche<br />

Grundlagen erläutern“). Jedoch sind komplexere Modulanordnungen ! wie bspw. die Juniorfirma<br />

an <strong>der</strong> HMS in Porrentruy ! mit längeren Laufzeiten und einer Vielfalt von Aktivitäten<br />

keinesfalls eine hinreichende Bedingung für das vollständige Erreichen <strong>der</strong> Leistungsziele,<br />

wenn den Lernenden im schulischen Kontext bspw. zu wenig Zeit für die Bearbeitung des<br />

Moduls zur Verfügung gestellt wird. Ferner deuten die Befunde im Zusammenhang mit <strong>der</strong><br />

Kategorie „Verschiedenes“ auch darauf hin, dass auch mit einer begrenzten Anzahl von Leistungszielen<br />

durchaus erfreuliche Resultate erzielt werden können, wenn die Leistungsziele im<br />

gegebenen organisatorischen Rahmen (Dauer des Moduls, verfügbare Zeit, Tätigkeiten bzw.<br />

Inhalte etc.) auch tatsächlich erreicht werden. Grundsätzlich können Sozial- und Methodenkompetenzen<br />

bei allen Modulkategorien ! egal ob es sich um konkrete betriebliche Arbeiten<br />

o<strong>der</strong> um eine Praxissimulation handelt ! integriert und auch geför<strong>der</strong>t werden. Aber wie<br />

auch bei den fachlichen Zielen sollte mit Blick auf die Richtlinien für berufliche Praxis darauf<br />

geachtet werden, dass <strong>der</strong>en För<strong>der</strong>ung einer aktiven und systematischen Schulung bedarf.<br />

Zieht man ein Zwischenfazit, so lässt sich feststellen, dass im Ausgangspunkt alle untersuchten<br />

Modulkategorien das Potenzial bieten, betriebliche Leistungsziele auch zu erreichen.<br />

Gründe für suboptimale Zielerreichungsgründe lassen sich dabei nicht immer auf eine bestimmte<br />

Modulkategorie, son<strong>der</strong>n insbeson<strong>der</strong>e auf Aspekte <strong>der</strong> Planung und Umsetzung <strong>der</strong><br />

einzelnen Module zurückführen. Diese bedeutet einerseits, dass Schulen sich im Hinblick auf<br />

die Leistungsziele, die ein Modul erreichen soll, nicht zu viel vornehmen sollten. An<strong>der</strong>erseits<br />

sollte <strong>der</strong> Fokus stärker sowohl auf die Ebene <strong>der</strong> Konzeption, als auch <strong>der</strong> Umsetzung praxisorientierter<br />

Module gelegt werden: So sollten Ziele im Hinblick auf die Rahmenbedingungen<br />

(konkret: Dauer <strong>der</strong> Module, Möglichkeiten <strong>der</strong> Kontaktaufnahme mit Kunden o<strong>der</strong><br />

Lieferanten, Lernvoraussetzungen) formuliert und den Beteiligten (z. B. Praktikumsbetrieben,<br />

den Lernenden, den externen Betreuern) kommuniziert werden. Zusätzlich scheint die Auswahl<br />

einer Modulkategorie die Menge möglicher Leistungsziele zu beschränken. Um Leistungsziele<br />

erreichen zu können, wurden im Rahmen <strong>der</strong> Umsetzung Verbesserungspotenziale<br />

im Hinblick auf die Betreuung (z. B. Coaching, Vergabe qualifizierter Arbeiten bei<br />

Betriebspraktika) <strong>der</strong> Lernenden deutlich, die weiter unten diskutiert werden.<br />

Die Analyse <strong>der</strong> Richtlinien für berufliche Praxis (konkret: Authentizität, Selbständigkeit) <strong>der</strong><br />

einzelnen Kategorien för<strong>der</strong>t ein uneinheitliches Bild zutage: So konnten diese Richtlinien bei<br />

den Kategorien „Übungsfirma“, „Verschiedenes“ und „Juniorfirma“ umgesetzt, bei den Kategorien<br />

„Auftragsübernahme“ o<strong>der</strong> „Lernbüro“ jedoch nur teilweise umgesetzt werden. Die<br />

405


Teil III: Fazit und Empfehlungen zur Evaluation des Pilotprojektes „<strong>Zukunft</strong> <strong>der</strong> <strong>Handelsmittelschulen</strong>“<br />

Ergebnisse erscheinen aus den folgenden Gründen interessant: So wird deutlich, dass Juniorfirmen<br />

in Bezug auf den Praxisbezug als authentischer beurteilt werden als Übungsfirmen und<br />

letztere wie<strong>der</strong>um als realitätsnäher als die Lernbüros. 107 Generell wurde <strong>der</strong> Einbezug von<br />

Praxisexperten bei Übungsfirmen als ein zentrales Element beschrieben, um das Modul aus<br />

Sicht <strong>der</strong> Beteiligten möglichst authentisch erscheinen zu lassen. Jedoch kann von konkreten<br />

betrieblichen Arbeiten (vgl. Abbildung 1), wie den hier analysierten Auftragsübernahmen,<br />

nicht per se ein höheres Mass an Praxisorientiertheit erwartet werden, als etwa bei <strong>der</strong> Simulation<br />

betrieblicher Arbeiten im Rahmen von Übungsfirmen. Auch konnte aus Sicht <strong>der</strong> Beteiligten<br />

mit dem Modul „Klassenkasse“ an <strong>der</strong> Wirtschaftsmittelschule Bern ein hoher Grad<br />

an Authentizität erreicht werden, obwohl kein Kontakt zur betrieblichen Praxis hergestellt<br />

wurde. Wie sind diese Daten zu deuten? Der Einbezug von Praktikern kann zwar die von den<br />

Beteiligten wahrgenommene Authentizität des jeweiligen Moduls positiv beeinflussen, ist jedoch<br />

nicht notwendigerweise eine hinreichende Voraussetzung für die Verbesserung des Praxisbezugs,<br />

wie weiter unten vertiefend diskutiert wird.<br />

Interessanterweise wurde die Frage <strong>der</strong> Vergütung o<strong>der</strong> eine grössere Notenrelevanz eher selten<br />

durch die Lernenden angesprochen. Es geht für die Lernenden eher, wie bspw. die Erfahrungen<br />

im Zusammenhang mit den Praktika illustrieren, um die Möglichkeiten eines Praxiseinblicks.<br />

Umgekehrt haben Lernende bei jenen Modulen, die sie insgesamt eher schlechter<br />

beurteilen, häufiger die Frage <strong>der</strong> „Gegenleistung“ angesprochen. Dabei erscheint eine separate<br />

Zeugnisnote aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden <strong>der</strong> analysierten Übungsfirmen wichtig, um den<br />

Stellenwert des Moduls zu verdeutlichen und um die praxisbezogenen Leistungen gegenüber<br />

potenziellen Arbeitgebern dokumentieren zu können. Die Einschätzungen <strong>der</strong> Leistungen <strong>der</strong><br />

Lernenden durch die Betreuer sollten zudem, so die Befunde aus den Übungsfirmen, im Rahmen<br />

eines Feedback-Gesprächs besprochen werden.<br />

Im Ausgangspunkt konnte bei den meisten untersuchten Kategorien ein hohes bzw. sehr<br />

hohes Mass an Eigenverantwortung erreicht werden. In Bezug auf die Eigenverantwortlichkeit<br />

wurde bei den Kategorien „Betriebspraktikum“ und „Auftragsübernahme“ jedoch auch<br />

noch ein Verbesserungspotenzial deutlich: 108 Die Lernenden konnten zwar ihre Arbeiten<br />

offenbar meist selbständig durchführen, jedoch ihre Aktivitäten nicht immer auch eigenverantwortlich<br />

planen bzw. kontrollieren. Im Ausgangspunkt erscheint es bei sämtlichen Modulkategorien<br />

möglich, ein hohes Mass an Eigenverantwortlichkeit <strong>der</strong> Lernenden zu erreichen.<br />

Gründe für die leicht divergierenden Rückmeldungen <strong>der</strong> Beteiligten lassen sich daher<br />

nicht auf unterschiedliche Modulkategorien zurückführen. Vielmehr scheinen sich eher Elemente<br />

<strong>der</strong> Modulkonzeption (Klarheit <strong>der</strong> erteilten Aufträge, Möglichkeiten <strong>der</strong> Routinisierung<br />

von Arbeiten bzw. die Dauer für die Durchführung des Moduls) und <strong>der</strong> Betreuung <strong>der</strong><br />

107 Dies spiegelt die in <strong>der</strong> Abbildung 2 enthaltene Reihenfolge wi<strong>der</strong>, wonach Lernbüros letztlich fiktive und<br />

Juniorfirmen reale Produkt- und Geldströme bzw. Aussenkontakte unterhalten. Übungsfirmen zeichnen sich<br />

demgegenüber durch fiktive Produkt- und Geldströme sowie reale Aussenkontakte aus.<br />

108 Die Daten sind jedoch auch unter Umständen vorsichtig zu interpretieren: So stellt sich die Frage, ob im<br />

schulischen Kontext vor dem Hintergrund fest etablierter Routinen eine vollständige Selbständigkeit <strong>der</strong><br />

Lernenden hergestellt werden kann. Sehr häufig wird die Planung <strong>der</strong> einzelnen Arbeitsschritte bzw. die<br />

Kontrolle <strong>der</strong> entstandenen Lernprodukte <strong>der</strong> Lehrkraft überantwortet. Daher ist zu fragen, ob sich die<br />

Rückmeldungen <strong>der</strong> Praktiker aus dem Betriebspraktikum, die eine Eigenverantwortung von Mitarbeitern<br />

nicht allein auf die Phase <strong>der</strong> Durchführung, son<strong>der</strong>n gerade auch auf die Aspekte <strong>der</strong> Planung und Kontrolle<br />

beziehen dürften, in diesem Zusammenhang aussagekräftiger sein könnten als jene <strong>der</strong> Lehrkräfte. Vor<br />

diesem Hintergrund erscheint es plausibel, dass Praktikumsbetreuer die Selbständigkeit <strong>der</strong> Lernenden<br />

an<strong>der</strong>s als die Beteiligten <strong>der</strong> übrigen Modulkategorien als „mittelmässig“ beurteilt haben, und aufgrund <strong>der</strong><br />

kurzen Praktikumsdauern insbeson<strong>der</strong>e ein Verbesserungspotenzial bei den Lernenden bezüglich <strong>der</strong>en<br />

eigenverantwortlichen Planung und Kontrolle von Arbeiten bekundet haben. Aus den genannten Gründen<br />

könnte es sein, dass in Bezug auf das eigenverantwortliche Planen und Kontrollieren insgesamt noch ein<br />

Verbesserungspotenzial besteht.<br />

406


Teil III: Fazit und Empfehlungen zur Evaluation des Pilotprojektes „<strong>Zukunft</strong> <strong>der</strong> <strong>Handelsmittelschulen</strong>“<br />

Lernenden (hier v. a. die Qualität <strong>der</strong> Betreuung) auf die Selbständigkeit <strong>der</strong> Lernenden auszuwirken,<br />

wie weiter unten näher erläutert wird.<br />

Integration in den Schulalltag<br />

Im Folgenden werden zentrale Rahmenbedingungen, wie die Integration <strong>der</strong> Module in den<br />

Schulalltag (konkret: Vor- und Nachbereitung des Moduls, Wahl <strong>der</strong> Dauer und des Zeitpunkts),<br />

die Betreuung <strong>der</strong> Lernenden, die Kooperation zwischen Schule und Praxis, die bereitgestellte<br />

Infrastruktur sowie die Vergabe von Noten, diskutiert. Die Daten bezüglich <strong>der</strong><br />

Integration <strong>der</strong> einzelnen Module in den Schulalltag weisen bei sämtlichen Modulkategorien<br />

auf einen deutlichen Verbesserungsbedarf hin. Dabei darf davon ausgegangen werden, dass<br />

die Vorausssetzungen <strong>der</strong> Integration des Praxismoduls in den Schulalltag unabhängig von<br />

<strong>der</strong> jeweiligen Modulkategorie erfüllt sein sollten und sie sich im Ausgangspunkt durch<br />

sämtliche Modulkategorien gleichermassen gleich gut erfüllen lassen dürften. Jedoch erscheint<br />

es auch plausibel, dass eine sinnvolle Integration zumindest teilweise von <strong>der</strong><br />

Komplexität des Moduls (z. B. Anzahl <strong>der</strong> involvierten Klassen bzw. Lernenden) sowie dem<br />

Grad des Praxisbezugs bzw. <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> involvierten Betreuer und damit indirekt auch<br />

von <strong>der</strong> Modulkategorie abhängt, wie im Folgenden im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Vor- und<br />

Nachbereitung illustriert wird: So bedeutet die Vor- und Nachbereitung <strong>der</strong> individuellen Erfahrungen<br />

aus einem Betriebspraktikum o<strong>der</strong> aus stark arbeitsteilig organisierten Juniorfirmen<br />

einen höheren Aufwand als eine Simulation, bei <strong>der</strong> alle Lernenden die gleichen Arbeitsschritte<br />

vollziehen. Im Hinblick auf die Vorbereitung konkreter Aktivitäten <strong>der</strong> Unternehmensgründung<br />

bzw. des Erstellens eines Business-Plans erscheinen die Möglichkeiten <strong>der</strong><br />

Vorbereitung im Fachunterricht eher begrenzt. Jedoch sollten zentrale Lernprodukte (bspw.<br />

Business-Plan o<strong>der</strong> Marketing-Konzept), welche die Lernenden bspw. innerhalb von Lernbüros<br />

o<strong>der</strong> Übungsfirmen erarbeiten sollen, insbeson<strong>der</strong>e dann im Vorfeld durch die Lehrkraft<br />

konzeptionell eingeführt worden sein, wenn für die Bearbeitung <strong>der</strong> Module nur wenig<br />

Zeit zur Verfügung steht. Bezüglich <strong>der</strong> Festlegung <strong>der</strong> Dauer <strong>der</strong> einzelnen Module ist<br />

festzustellen, dass alle Module, nicht zuletzt aufgrund <strong>der</strong> im Curriculum von HMS<br />

festgelegten Ziele, zeitlich zu knapp ausgerichtet erscheinen, um die gleichen Ziele <strong>der</strong> dualen<br />

Lehre erreichen zu können.<br />

Betreuung <strong>der</strong> Lernenden<br />

Insgesamt wird die Betreuung <strong>der</strong> Lernenden bzw. die Erfüllung <strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen an die<br />

Beteiligten nicht immer positiv beurteilt. Die Betreuung <strong>der</strong> Lernenden kann sich auf das Erreichen<br />

<strong>der</strong> Lernziele und den Grad <strong>der</strong> Selbständigkeit <strong>der</strong> Lernenden, wie oben erläutert,<br />

auswirken. Eine „gute“ Betreuung erscheint grundsätzlich bei sämtlichen Modulkategorien<br />

möglich. Die Daten zeigen jedoch, dass Lehrkräfte gerade bei komplexeren Aufgabenstellungen<br />

(z. B. im Rahmen von Juniorfirmen, Lernbüros o<strong>der</strong> Übungsfirmen), die zudem von einer<br />

Vielzahl unterschiedlicher Gruppen bearbeitet werden, häufig an inhaltliche und zeitliche<br />

Grenzen stossen.<br />

Rahmenbedingungen<br />

Die Rückmeldungen <strong>der</strong> Beteiligten beziehen sich auf die Kommunikation <strong>der</strong> Rahmenbedingungen<br />

(konkret: Leistungsziele, Aufträge des Moduls, Beurteilungskriterien, Rechte und<br />

Pflichten <strong>der</strong> Betreuenden). Ein Vergleich <strong>der</strong> Rahmenbedingungen <strong>der</strong> einzelnen Modulkategorien<br />

konzentriert sich auf die Aspekte <strong>der</strong> Kooperation zwischen Schule und Unternehmenspraxis,<br />

den Zugang zur Infrastruktur, die Vergabe von Noten, die Kommunikation sowie<br />

die Unterstützung durch die Schulleitung bzw. den Modulverantwortlichen. Die Analyse <strong>der</strong><br />

Daten zeigt, dass die Rahmenbedingungen aus Sicht <strong>der</strong> Befragten grossmehrheitlich als mittelmässig<br />

o<strong>der</strong> gut beurteilt wurden. Dabei ist anzunehmen, dass sich diese Rahmendaten<br />

i. d. R. durch sämtliche Modulkategorien gleichermassen gleich gut erfüllen lassen dürften.<br />

Jedoch erscheint es auch hier plausibel, dass eine zielführende Gestaltung <strong>der</strong> Rahmenbedin-<br />

407


Teil III: Fazit und Empfehlungen zur Evaluation des Pilotprojektes „<strong>Zukunft</strong> <strong>der</strong> <strong>Handelsmittelschulen</strong>“<br />

gungen zumindest teilweise von <strong>der</strong> Komplexität des Moduls (z. B. Anzahl <strong>der</strong> involvierten<br />

Klassen bzw. Lernenden) sowie dem Grad des Praxisbezugs bzw. <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> involvierten<br />

Betreuer und damit indirekt auch von <strong>der</strong> Modulkategorie abhängt: So bedeutet ein Betriebspraktikum<br />

einen höheren Koordinations- bzw. Kommunikationsaufwand als eine Simulation,<br />

bei <strong>der</strong> ausschliesslich im Schulkontext verblieben wird und keine Praxisvertreter integriert<br />

werden.<br />

Um den Lernenden eine möglichst authentische Erfahrung zu ermöglichen und diese in die<br />

Lage zu versetzen, Arbeiten selbständig zu erledigen, erscheint ein Zugang zu einer entsprechenden<br />

Infrastruktur unverzichtbar ! eine Voraussetzung, die jedoch nicht immer bei den<br />

untersuchten Modulen erfüllt war. Nicht zuletzt war die Unterstützung durch die Schulleitung<br />

bzw. den Modulverantwortlichen mit wenigen Ausnahmen bei allen untersuchten Modulen<br />

gegeben.<br />

2 Schlussfolgerungen und Empfehlungen<br />

Das vorliegende Kapitel nimmt die Kernfrage auf, ob die <strong>Handelsmittelschulen</strong> die duale<br />

Lehre ersetzen können. Dabei werden, vor dem Hintergrund <strong>der</strong> gemachten Erfahrungen einerseits<br />

und den eingangs formulierten Forschungsfragen an<strong>der</strong>erseits, entsprechende Handlungsempfehlungen<br />

für <strong>Handelsmittelschulen</strong> in Bezug auf die Lernziele, die Richtlinien für<br />

berufliche Praxis und die zentralen Rahmenbedingungen formuliert, die bei <strong>der</strong> Integration<br />

von Praxismodulen in den vollzeitschulischen Kontext eine wichtige Rolle spielen. Zusätzlich<br />

werden weitere Aspekte (z. B. Auswahl <strong>der</strong> Leistungsziele, Integration <strong>der</strong> Module in den<br />

Schulalltag o<strong>der</strong> die Kommunikation <strong>der</strong> Rahmenbedingungen), die bisher nicht durch die<br />

Forschungsfragen adressiert wurden, in die folgenden Ausführungen integriert. Dabei scheint<br />

sich zwar die eingangs aufgestellte Hypothese zu bestätigen, dass die HMS im Rahmen <strong>der</strong><br />

Praxismodule nicht alle Ziele <strong>der</strong> dualen Lehre erreichen kann. Dennoch kann bei entsprechen<strong>der</strong><br />

Berücksichtigung <strong>der</strong> Handlungsempfehlungen durchaus ein interessanter Anteil von<br />

Praxis in den vollzeitschulischen Kontext integriert werden.<br />

2.1 Didaktische Konzeption und Umsetzung praxisorientierter Module<br />

Im Folgenden werden Handlungsempfehlungen in Bezug auf die Auswahl und das Erreichen<br />

<strong>der</strong> Leistungsziele sowie die Richtlinie für die berufliche Praxis zusammenfassend dargestellt.<br />

2.1.1 Auswahl und Umsetzung <strong>der</strong> Leistungsziele<br />

Im Folgenden wird davon ausgegangen, dass <strong>der</strong> durch das Bundesamt für Berufsbildung und<br />

Technologie (BBT) den Schulen zur Verfügung gestellte Leistungszielkatalog die Bedürfnisse<br />

<strong>der</strong> Berufspraxis abdeckt. In diesem Kapitel wird <strong>der</strong> einleitend vorgestellten zentralen Forschungsfrage<br />

nachgegangen, inwieweit mit den getesteten Modulen insgesamt die Leistungsziele<br />

für den betrieblichen Teil erreicht werden konnten. Die Ergebnisse zeigen insgesamt<br />

betrachtet gute bzw. mittelmässige Zielerreichungsgrade. Verbesserungspotenziale finden<br />

sich sowohl auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Konzeption, als auch <strong>der</strong> Umsetzung <strong>der</strong> praxisorientierten<br />

Module.<br />

Auswahl <strong>der</strong> Leistungsziele<br />

Gründe für suboptimale Zielerreichungsgründe lassen sich wie oben erläutert nicht immer auf<br />

eine bestimmte Modulkategorie, son<strong>der</strong>n eher auf Aspekte <strong>der</strong> Planung und Umsetzung <strong>der</strong><br />

einzelnen Module zurückführen: So waren die ausgewählten Ziele z. T. zu hoch gesteckt, im<br />

Hinblick auf die Rahmenbedingungen (konkret: Dauer <strong>der</strong> Module, För<strong>der</strong>barkeit von Leistungszielen<br />

im gegebenen Rahmen, Lernvoraussetzungen) z. T. zu wenig realistisch formu-<br />

408


Teil III: Fazit und Empfehlungen zur Evaluation des Pilotprojektes „<strong>Zukunft</strong> <strong>der</strong> <strong>Handelsmittelschulen</strong>“<br />

liert o<strong>der</strong> den Beteiligten nicht kommuniziert (z. B. Praktikumsbetrieben, den Lernenden, den<br />

externen Betreuern). Zusätzlich scheint, wie weiter oben erläutert, die Auswahl einer Modulkategorie<br />

und damit das didaktische Setting die Menge möglicher Leistungsziele zu beschränken.<br />

So empfiehlt sich zum einen eine Konkretisierung <strong>der</strong> Anzahl und des Anspruchsniveaus<br />

<strong>der</strong> fachlichen Ziele vor dem Hintergrund <strong>der</strong> konkreten Erfahrungspotenziale, die ein Modul<br />

bieten kann. Der Einbezug von Praktikern in die Phase <strong>der</strong> Modulkonzeption kann in diesem<br />

Zusammenhang sehr hilfreich sein, weil so Leistungsziele im Hinblick auf die konkreten Erfahrungspotenziale,<br />

die ein geplantes Modul einerseits bietet, und die berufspraktischen Erfor<strong>der</strong>nisse<br />

o<strong>der</strong> Möglichkeiten an<strong>der</strong>erseits, spezifiziert werden können. Zum an<strong>der</strong>en kann<br />

es sinnvoll sein, die Leistungsziele für jede Arbeitsgruppe o<strong>der</strong> jeden einzelnen Lernenden<br />

nach Massgabe <strong>der</strong> konkreten Aufgaben zu konsolidieren bzw. individuell festzulegen.<br />

Insgesamt ist darauf zu achten, dass die Formulierung von Lernzielen kein Selbstzweck bzw.<br />

eine Pflichtübung ist (wie punktuell zu beobachten war), son<strong>der</strong>n den didaktischen Rahmen<br />

für die daraus abzuleitenden Lerninhalte, die einzusetzenden Methoden und die Lernerfolgskontrollen<br />

vorgeben. Die Lernenden erkennen einerseits so stärker den Sinn des Moduls, die<br />

Betreuenden (Lehrer o<strong>der</strong> Praxisexperten) können die einzelnen Aufträge und die Betreuung<br />

<strong>der</strong> Lernenden zielorientiert gestalten.<br />

Umsetzung <strong>der</strong> Leistungsziele<br />

Damit Leistungsziele erfolgreich umgesetzt werden können, sollten diese den Lehrenden,<br />

Lernenden und Externen mitgeteilt werden, insbeson<strong>der</strong>e dann, wenn diese nicht an <strong>der</strong><br />

Auswahl <strong>der</strong> Ziele beteiligt wurden. In aller Regel bieten, wie im Rahmen des<br />

Kategorienvergleichs erläutert, alle untersuchten Modulkategorien das Potenzial, ausgewählte<br />

betriebliche Leistungsziele auch zu erreichen. Jedoch zeigen die Daten auch, dass das<br />

Erreichen komplexerer betrieblicher Leistungsziele an eine entsprechende Moduldauer und<br />

einen betrieblichen Kontext geknüpft ist. Damit scheinen sich im Ausgangspunkt konkrete<br />

betriebliche Tätigkeiten im Rahmen von Betriebspraktika, Juniorfirmen o<strong>der</strong> Auftragsübernahmen<br />

(vgl. Abbildung 1) besser als die übrigen Kategorien zu eignen. Jedoch gilt es auch<br />

hier, den Lernenden breite Erfahrungspotenziale bzw. konkrete Anwendungssituationen zu<br />

ermöglichen, um die entsprechenden Kompetenzen zu för<strong>der</strong>n. Dabei muss aus Sicht des Evaluationsteams<br />

aber kritisch, wie oben im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Auswahl <strong>der</strong> Leistungsziele<br />

deutlich wurde, gefragt werden, wie sehr bspw. ein Praktikant, insbeson<strong>der</strong>e wenn es sich um<br />

ein Kurzzeitpraktikum handelt, tatsächlich Kundengespräche führt und damit seine kommunikativen<br />

Kompetenzen verbessern kann.<br />

Um Leistungsziele erreichen zu können, wurden im Rahmen <strong>der</strong> Umsetzung Verbesserungspotenziale<br />

im Hinblick auf die Betreuung <strong>der</strong> Lernenden deutlich. Damit insbeson<strong>der</strong>e anspruchsvollere<br />

Leistungsziele erreicht werden können, müssen die Lernenden intensiv betreut<br />

werden 109 und (wie insbeson<strong>der</strong>e bei den Betriebspraktika deutlich wurde) qualifizierte Arbeiten<br />

übernehmen dürfen. 110 Die Bedeutung <strong>der</strong> Betreuung <strong>der</strong> Lernenden wurde insbeson<strong>der</strong>e<br />

vor dem Hintergrund <strong>der</strong> Ziele aus den Bereichen <strong>der</strong> Sozial- und Methodenkompetenzen<br />

deutlich: Diese Ziele können i. d. R. bei allen Modulkategorien ! egal ob es sich um konkrete<br />

betriebliche Arbeiten o<strong>der</strong> um eine Praxissimulation handelt ! integriert und auch geför<strong>der</strong>t<br />

werden. Aber wie auch bei den fachlichen Zielen sollte mit Blick auf die Richtlinien für be-<br />

109 So wirken sich die zeitliche Belastung <strong>der</strong> Lehrkräfte, <strong>der</strong>en Ausbildung o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Koordinationsaufwand mit<br />

den Betrieben auf das Erreichen von Leistungszielen aus. Die Aspekte <strong>der</strong> Betreuung und <strong>der</strong> Kooperation<br />

zwischen Schule und Praxis werden daher weiter unten vertiefend diskutiert.<br />

110 Das Erreichen anspruchsvollerer Ziele ist zum einen an eine kontinuierliche Begleitung <strong>der</strong> Lernenden durch<br />

die Lehrkraft und zum an<strong>der</strong>en an entsprechende methodische Instrumente geknüpft. Zusätzlich sollten daher<br />

die Leistungsziele auch im Hinblick auf die personellen Ressourcen spezifiziert werden, damit die Leistungsziele<br />

auch erreicht werden können. Der Aspekt <strong>der</strong> Betreuung <strong>der</strong> Lernenden wird weiter unten vertiefend<br />

behandelt.<br />

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Teil III: Fazit und Empfehlungen zur Evaluation des Pilotprojektes „<strong>Zukunft</strong> <strong>der</strong> <strong>Handelsmittelschulen</strong>“<br />

rufliche Praxis darauf geachtet werden, dass <strong>der</strong>en För<strong>der</strong>ung einer aktiven und systematischen<br />

Schulung bedarf. Um die Teamfähigkeit <strong>der</strong> Lernenden zu verbessern, genügt bspw.<br />

das Durchführen einer Gruppenarbeit nicht. Um Sozialkompetenzen för<strong>der</strong>n zu können,<br />

benötigen die Lernenden vielfältige Möglichkeiten des Planens, Erprobens und Reflektierens<br />

des eigenen sozialen Verhaltens (vgl. hierzu auch bspw. Euler & Hahn, 2004, S. 445!463).<br />

Um die Kommunikationsfähigkeit <strong>der</strong> Lernenden im Hinblick auf Kunden verbessern zu<br />

können (vgl. Kategorie Verschiedenes), müssen die Lernenden die geplanten Mahngespräche<br />

auch tatsächlich durchführen und entsprechende Erfahrungen reflektieren können. O<strong>der</strong> um<br />

die Lernenden dabei zu unterstützen, „Ziele und Prioritäten zu setzen“, muss eine<br />

kontinuierliche Betreuung <strong>der</strong> Lernenden sichergestellt werden, wobei diese mit Instrumenten<br />

des Projektmanagements (bspw. Führen eines Arbeits- und Zeitplans o<strong>der</strong> Lernjournals,<br />

Erstellen von Dispositionen) vertraut gemacht werden sollten, um ihr prozedurales Wissen<br />

auch erweitern zu können (vgl. Metzger, 2006, S. 16!17, S. 19!41 und S. 55!58).<br />

Dabei soll an dieser Stelle keinesfalls <strong>der</strong> Anschein erweckt werden, dass Sozialkompetenzen<br />

im vollzeitschulischen Kontext einfach zu för<strong>der</strong>n seien: Aus Sicht des Evaluationsteams<br />

kann bspw. ein kundenorientiertes Verhalten, die Verbesserung <strong>der</strong> Kommunikationsfähigkeit<br />

im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Geschäftswelt o<strong>der</strong> die Umgangsformen bzw. die äussere Erscheinung<br />

<strong>der</strong> Lernenden nur begrenzt im geschützten Raum einer Schule geför<strong>der</strong>t werden, wenn<br />

sich für die Lernenden nur punktuelle bzw. zeitlich limitierte Kontakte mit <strong>der</strong> Aussenwelt ergeben.<br />

Auch darf aus unserer Sicht nicht immer vorausgesetzt werden, dass Lehrkräfte, insbeson<strong>der</strong>e<br />

wenn sie in ihrem Werdegang keinen wirtschaftlichen Hintergrund haben, selbst die<br />

in <strong>der</strong> Geschäftswelt gängigen Umgangsformen kennen und sich dementsprechend als „Modell“<br />

verhalten. Zwar können mit praxisorientierten Modulen grundsätzlich Möglichkeiten<br />

des Erlebens, Bewältigens und Reflektierens lehrreicher Situationen geschaffen bzw. genutzt<br />

werden. Insgesamt betrachtet darf an dieser Stelle bezweifelt werden, dass punktuelle, kürzere<br />

Module ausreichend sind, um Ziele aus den Bereichen Methoden- und Sozialkompetenzen<br />

auch nachhaltig för<strong>der</strong>n zu können (vgl. hierzu auch bspw. Euler & Hahn, 2004, S. 450!453).<br />

Vielfach war im Rahmen <strong>der</strong> Evaluation beobachtbar, dass einschlägige Methodenkompetenzen<br />

eher eine Voraussetzung für die Bearbeitung <strong>der</strong> komplexeren Anfor<strong>der</strong>ungen des Moduls<br />

waren und nicht allein ein Ziel. Daher sollte ! und diese Empfehlung dürfte auch für die fachlichen<br />

Lernziele gültig sein ! auf eine umfassende Vor- und Nachbereitung <strong>der</strong> Lernerfahrungen<br />

geachtet werden. Angesichts <strong>der</strong> umfassenden Anfor<strong>der</strong>ungen, die sich im Hinblick<br />

auf die För<strong>der</strong>ung von Sozial- und Methodenkompetenzen ergeben, erscheint auch hier eine<br />

Konkretisierung <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> Ziele ratsam. Eine Fokussierung bedeutet dann zwar, dass<br />

nicht sämtliche Sozial- und Methodenkompetenzen aus <strong>der</strong> dualen Lehre geför<strong>der</strong>t werden.<br />

Sie dürfte aber sicherstellen, dass die ausgewählten Ziele auch tatsächlich erreicht werden.<br />

2.1.2 Richtlinien für berufliche Praxis<br />

Die Frage <strong>der</strong> Integration von Sozial- und Methodenkompetenzen als ein wichtiges berufspraktisches<br />

Element wurde bereits im obigen Kapitel aufgenommen. Zudem erscheinen die<br />

Authentizität <strong>der</strong> Module und das Mass an Selbständigkeit aus Sicht <strong>der</strong> beruflichen Praxis<br />

zentral. Daher werden im Folgenden Handlungsempfehlungen herausgearbeitet, um ein Praxismodul<br />

authentisch zu gestalten und ein hohes Mass an Selbständigkeit <strong>der</strong> Lernenden zu<br />

ermöglichen.<br />

Authentizität<br />

Angesichts <strong>der</strong> oben diskutierten Lernziele wird zunächst <strong>der</strong> Forschungsfrage nachgegangen,<br />

wie sehr die neuen Lehr- und Lernziele (Fach-, Sozial- und Methodenkompetenzen) den Be-<br />

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Teil III: Fazit und Empfehlungen zur Evaluation des Pilotprojektes „<strong>Zukunft</strong> <strong>der</strong> <strong>Handelsmittelschulen</strong>“<br />

dürfnissen <strong>der</strong> beruflichen Praxis im Hinblick auf das Herstellen möglichst authentischer Arbeitssituationen<br />

entsprechen.<br />

Die Daten in Bezug auf diese Frage erscheinen aus folgenden Gründen wenig ergiebig. Einerseits<br />

fühlten sich Praktiker, insbeson<strong>der</strong>e wenn sie keine Berufslernenden betreuen, in Bezug<br />

auf die Beantwortung dieser Frage überfor<strong>der</strong>t (vgl. Auswertungen zum Modul an <strong>der</strong><br />

Kantonsschule Baden). An<strong>der</strong>erseits haben sich die Vertreter <strong>der</strong> beruflichen Praxis insgesamt<br />

eher positiv in Bezug auf die einzelnen Module bzw. <strong>der</strong>en Auswirkungen auf die Attraktivität<br />

von HMS geäussert. Vor diesem Hintergrund erscheinen die Rückmeldungen <strong>der</strong> Praktikumsbetreuenden<br />

(vgl. Modul an <strong>der</strong> Kantonsschule Trogen), die regelmässig duale<br />

Berufslernende bzw. Praktikanten betreuen, aufschlussreich: Diese bestätigten die oben<br />

formulierte Empfehlung, mit Kurzzeitpraktika nicht zu viel in zu kurzer Zeit erreichen zu<br />

wollen und daher Anzahl und Anspruchsnvivau <strong>der</strong> Leistungsziele entsprechend <strong>der</strong><br />

jeweiligen Kontextbedingungen zu reduzieren. Ferner wurde im Rahmen <strong>der</strong> Erhebungen<br />

deutlich, dass sich die Betriebe eine Mitwirkungsmöglichkeit bei <strong>der</strong> Formulierung <strong>der</strong><br />

Lernziele wünschen, um sicherzugehen, dass diese im konkreten betrieblichen Kontext<br />

(Branche, vorgesehene Abteilungen) auch erreicht werden können. Zudem wurde in diesem<br />

Zusammenhang deutlich, dass dabei, wie von den Schulen vorgesehen, nicht allein Fachson<strong>der</strong>n<br />

auch Sozial- und Methodenkompetenzen in den Rahmen von Praktika integriert<br />

werden sollten. 111<br />

Der folgende Abschnitt nimmt die forschungsleitenden Fragen auf, wie sehr die Lehr- und<br />

Lernformen von umfassenden Problemstellungen ausgehen und wie gross <strong>der</strong> Praxisbezug <strong>der</strong><br />

Module im Einzelnen bewertet werden kann. Mehrheitlich wurden die Problemstellungen als<br />

umfassend und als authentisch beurteilt. 112 Um ein Modul möglichst authentisch wirken zu<br />

lassen, ergeben sich sowohl allgemeine (d. h. von <strong>der</strong> Modulkategorie unabhängige) Erfolgsfaktoren<br />

und jene, die mit einer bestimmten Modulkategorie verbunden sind. Beide Arten von<br />

Erfolgsfaktoren werden im Folgenden näher erläutert.<br />

Unabhängig von <strong>der</strong> Modulkategorie haben die Beteiligten vielfältige Verbesserungspotenziale<br />

referiert. Diese Verbesserungspotenziale betreffen unterschiedliche <strong>der</strong> im Rahmen <strong>der</strong><br />

Modulkategorien behandelte kritische Erfolgsfaktoren: In Bezug auf die Integration des Moduls<br />

wurde teilweise die Schaffung von Anwendungsmöglichkeiten für im Vorfeld erworbene<br />

Kompetenzen sowie das Herstellen eines betrieblichen Arbeitsrhythmus als verbesserungswürdig<br />

und wichtig für das Herstellen von Authentizität referiert. An dieser Stelle wurde aufgrund<br />

<strong>der</strong> Analysen deutlich, dass <strong>der</strong> Begriff <strong>der</strong> Authentizität wie folgt interpretiert werden<br />

muss: Authentizität bedeutet zum einen, aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden zentrale Elemente <strong>der</strong> betriebliche<br />

Praxis zu integrieren und zum an<strong>der</strong>en die Lebenswirklichkeit <strong>der</strong> Lernenden (die<br />

oft noch keine Vorstellung von <strong>der</strong> betrieblichen Praxis haben!) im Rahmen <strong>der</strong> Konzeption<br />

von Praxismodulen zu berücksichtigen. 113 In Bezug auf die Betreuung besteht vielfach aus<br />

Sicht <strong>der</strong> Beteiligten ein Verbesserungspotenzial hinsichtlich des Herausstellens von Konse-<br />

111 Grundsätzlich wären die entsprechenden Anpassungen mit den vom BBT vorgegebenen Leistungszielen, die<br />

sich an jenen <strong>der</strong> Neuen Kaufmännischen Grundbildung (NKG) orientieren, möglich. Offen erscheint jedoch<br />

die Frage, ob <strong>der</strong> Leistungszielkatalog des BBT den Bedürfnissen <strong>der</strong> beruflichen Praxis hinreichend Rechnung<br />

trägt. Diese Frage wird weiter unten im Rahmen des Ausblicks erneut aufgenommen.<br />

112 Grundsätzlich als umfassend wurden die Problemstellungen im Rahmen <strong>der</strong> folgenden 9 Module beurteilt:<br />

Chur, Luzern, Porrentruy, Monthey, Frauenfeld, Neuchâtel, Fribourg, Baden und Locarno. Mit Einschränkungen<br />

wurden die Module in Bern und Liestal als umfassend eingestuft. Keinen definitiven Rückschluss<br />

erlauben die Daten <strong>der</strong> beiden Module in Plan-les-Ouates sowie <strong>der</strong> Module in Nyon, Basel, Trogen und La-<br />

Chaux-de-Fonds.<br />

113 Um ein Modul aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden möglichst authentisch wirken zu lassen und damit die Akzeptanz <strong>der</strong><br />

Module sicherzustellen, kann es daher sinnvoll sein, die Lernenden in die Phase <strong>der</strong> Konzeption des Moduls<br />

(z. B. in Bezug auf die Auswahl <strong>der</strong> Branche o<strong>der</strong> eines Produktes im Rahmen eines Lernbüros, einer Junioro<strong>der</strong><br />

einer Übungsfirma; in Bezug auf mögliche Praktikumsstellen) zu integrieren.<br />

411


Teil III: Fazit und Empfehlungen zur Evaluation des Pilotprojektes „<strong>Zukunft</strong> <strong>der</strong> <strong>Handelsmittelschulen</strong>“<br />

quenzen bei Fehlern 114 , <strong>der</strong> Gestaltung des Feedbacks sowie des Einbezugs von Praxisexperten,<br />

um Module authentisch wirken zu lassen. Schliesslich wurde deutlich, dass auch infrastrukturelle<br />

Ressourcen wie das Zurverfügungstellen eines Arbeitsplatzes, <strong>der</strong> Zugang zur<br />

notwendigen Hard- und Software, den von den Lernenden wahrgenommenen Grad an<br />

Authentizität beeinflussen können. Letztlich könnte man sich die Frage stellen, wie sehr ein<br />

gewisses Mass an Stress, dem die Lernenden im Rahmen von praxisorientierten Modulen<br />

ausgesetzt werden, den wahrgenommenen Grad an Authentizität positiv beeinflussen kann.<br />

Zwar sollten Phasen <strong>der</strong> Unterauslastung <strong>der</strong> Lernenden etwa durch eine realistische<br />

Zeitplanung vermieden werden. Jedoch sollte, aufgrund <strong>der</strong> z. T. hohen zeitlichen<br />

Belastungen <strong>der</strong> Lernenden und <strong>der</strong> Tatsache, dass niemand <strong>der</strong> Befragten Stress als einen<br />

Bestimmungsfaktoren für betriebliche Praxis referiert hat, auf das bewusste Herbeiführen von<br />

Stress bzw. Phasen <strong>der</strong> Überlastung eher verzichtet werden.<br />

Ein Konsens scheint bspw. bei <strong>der</strong> Mehrzahl <strong>der</strong> analysierten Lernbüros dahingehend zu bestehen,<br />

dass ein Kontakt mit <strong>der</strong> betrieblichen Praxis stärker und früher erfolgen sollte. Dies<br />

erscheint wenig überraschend, weil das Herstellen von Authentizität ein limitieren<strong>der</strong> Faktor<br />

im Rahmen <strong>der</strong> Planung und Durchführung von Simulationen wie Lernbüros o<strong>der</strong> Übungsfirmen<br />

sein dürfte. Dieser Aspekt führt uns zu jenen Faktoren, die von <strong>der</strong> Modulkategorie abhängig<br />

sind und daher im Folgenden diskutiert werden. Weiter oben wurde erläutert, dass die<br />

im Projekt untersuchten Juniorfirmen in Bezug auf den Praxisbezug als authentischer beurteilt<br />

werden als Übungsfirmen und letztere wie<strong>der</strong>um als realitätsnäher als Lernbüros. 115 Dass diese<br />

Reihenfolge jedoch keineswegs eine Gesetzmässigkeit darstellt, indizieren die folgenden<br />

Beobachtungen: So wurde im Lernbüro an <strong>der</strong> Kantonsschule Baden, wobei Produkt- bzw.<br />

Geldflüsse fiktiv waren und sich für die Lernenden kaum Aussenkontakte ergeben haben,<br />

nicht zuletzt durch die Unterstützung durch den Praxisexperten ein aus Sicht <strong>der</strong> Beteiligten<br />

ein relativ zufrieden stellendes Mass an Authentizität erreicht. Umgekehrt konnte in <strong>der</strong><br />

Übungsfirma in La-Chaux-de-Fonds das didaktische Potenzial nicht voll ausgeschöpft werden,<br />

weil direkte Kontakte zu an<strong>der</strong>en Firmen nur punktuell stattfanden o<strong>der</strong> ! an<strong>der</strong>s als ursprünglich<br />

beabsichtigt ! den Lernenden keine bzw. nur begrenzte Kontaktmöglichkeiten zu<br />

Übungsfirmen an<strong>der</strong>er Sprachregionen ermöglicht wurden. Schliesslich wurde im Rahmen<br />

eines Lernbüros deutlich, dass die Lehrkräfte die Lehr-Lernprozesse zum einen hinsichtlich<br />

<strong>der</strong> Gestaltung <strong>der</strong> Unterrichtsmaterialien und zum an<strong>der</strong>en hinsichtlich <strong>der</strong> Gestaltung eines<br />

direkten Feedbacks selber steuern konnten und damit letztlich sogar den Übungsfirmen<br />

bezüglich des Lernerfolges überlegen waren.<br />

Die obigen Ausführungen im Zusammenhang mit den Lernbüros haben bereits einen ersten<br />

Hinweis darauf gegeben, dass reale Aussenkontakte einerseits und reale Produkte- bzw. Geldströme<br />

an<strong>der</strong>erseits zentrale Einflussfaktoren für den von den Beteiligten wahrgenommenen<br />

Grad an Authentizität sind. Jedoch wurden reale Produkt- bzw. Geldströme von den Beteiligten<br />

! an<strong>der</strong>s als die Aussenkontakte ! kaum positiv o<strong>der</strong> negativ bzw. als beson<strong>der</strong>e Treiber<br />

für das Herstellen von Authentizität herausgestellt. Analog konnte bei Modulen <strong>der</strong> Kategorien<br />

„Auftragsübernahme“ und „Betriebspraktikum“, nicht zuletzt aufgrund realer Kunden<br />

bzw. Auftraggeber bei jeweils zwei <strong>der</strong> drei evaluierten Module, ein positiver Grad an Authentizität<br />

erreicht werden. Auch im Rahmen von Übungsfirmen wurde <strong>der</strong> Einbezug von<br />

Praxisexperten als ein zentrales Element beschrieben, um das Modul aus Sicht <strong>der</strong> Beteiligten<br />

114 Die Erfahrungen aus den Fallstudien deuten darauf hin, dass das Herausstellen von (ökonomischen) Konsequenzen<br />

bei Fehlern aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden sowohl motivierend (vgl. Module <strong>der</strong> Kategorie „Übungsfirma“)<br />

als auch demotivierend (vgl. Lernbüro an <strong>der</strong> Kantonsschule Baden) wirken kann und lassen in diesem<br />

Zusammenhang keine abschliessende Beurteilung zu.<br />

115 Dies spiegelt die in <strong>der</strong> Abbildung 2 (vgl. Teil I) enthaltene Reihenfolge wi<strong>der</strong>, wonach Lernbüros letztlich<br />

fiktive und Juniorfirmen reale Produkt- und Geldströme und Aussenkontakte unterhalten. Übungsfirmen<br />

zeichnen sich demgegenüber durch fiktive Produkt- und Geldströme sowie reale Aussenkontakte aus.<br />

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Teil III: Fazit und Empfehlungen zur Evaluation des Pilotprojektes „<strong>Zukunft</strong> <strong>der</strong> <strong>Handelsmittelschulen</strong>“<br />

möglichst authentisch erscheinen zu lassen. Diese Ergebnisse lassen vermuten, dass reale<br />

Aussenkontakte (etwa durch den Einbezug von Praktikern o<strong>der</strong> die Übernahme betrieblicher<br />

Tätigkeiten) wichtig sind, um das Modul authentisch wirken zu lassen. Dabei kann jedoch<br />

von konkreten betrieblichen Arbeiten, wie den analysierten Auftragsübernahmen, nicht per se<br />

ein höheres Mass an Praxisorientiertheit erwartet werden, als etwa bei <strong>der</strong> Simulation betrieblicher<br />

Arbeiten im Rahmen von Übungsfirmen. Auch konnte aus Sicht <strong>der</strong> Beteiligten mit<br />

dem Modul „Klassenkasse“ an <strong>der</strong> Wirtschaftsmittelschule Bern (vgl. Kategorie<br />

„Verschiedenes“) ein hoher Grad an Authentizität erreicht werden, obwohl kein Kontakt zur<br />

betrieblichen Praxis hergestellt wurde. Es kommt gemäss den Erfahrungen aus dem<br />

analysierten Modul „Klassenkasse“ an <strong>der</strong> Wirtschaftsmittelschule Bern offenbar darauf an,<br />

dass <strong>der</strong> Beizug eines Experten einen echten didaktischen Mehrwert bietet. Wie oben erläutert<br />

besteht vielfach aus Sicht <strong>der</strong> Beteiligten in Bezug auf die Betreuung ein<br />

Verbesserungspotenzial (bspw. bezüglich des Herausstellens von Konsequenzen bei Fehlern<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Gestaltung des Feedbacks). Zudem kann <strong>der</strong> blosse Beizug eines Praktikers eine aus<br />

Sicht <strong>der</strong> Lernenden inhaltlich ergiebige und „authentische“ Aufgabenstellung nicht ersetzen<br />

(z. B. Kennenlernen und Anwenden von in <strong>der</strong> Praxis gängigen internetbasierten<br />

Zahlungssystemen, Führen eines Kassenbuches bzw. -kontos mit Excel, Erledigen <strong>der</strong><br />

Geschäftskorrespondenz), wobei die Lernenden bereits erworbene Kompetenzen aufnehmen<br />

können.<br />

Mit Blick auf die Authentizität wird in <strong>der</strong> Literatur (vgl. Teil I) im Hinblick auf die Gestaltung<br />

bzw. Durchführung von Übungsfirmen, Auftragsübernahmen und Juniorfirmen vielfach<br />

empfohlen, die unternehmerische Entscheidungskompetenz <strong>der</strong> Lernenden zu för<strong>der</strong>n. In<br />

Bezug auf die Frage, wie sehr das jeweilige Modul die Fähigkeit <strong>der</strong> Lernenden geför<strong>der</strong>t hat,<br />

unternehmerisch zu handeln, erscheinen die Daten nicht immer eindeutig: Einerseits kann im<br />

Rahmen einer Juniorfirma (wie die Daten aus den Fallstudien Luzern und Chur illustrieren)<br />

die betriebliche Realität in Bezug auf ein Kostenbewusstsein bzw. einen ökonomischen Erfolgsdruck<br />

letztlich aus Sicht <strong>der</strong> Praxisvertreter nicht vollständig abgebildet werden. Aber an<br />

dieser Stelle erscheint aus Sicht des Evaluationsteams die Frage bedeutsam, wie sehr die unternehmerische<br />

Entscheidungskompetenz (wie sie offenbar von Praxisvertretern verstanden<br />

wird) <strong>der</strong> Lernenden im Rahmen von praxisorientierten Modulen tatsächlich zu för<strong>der</strong>n sei.<br />

Es geht aus Sicht <strong>der</strong> Autoren (auch mit Blick auf die finanziellen Grenzen, die sich für<br />

Vollzeitschulen ergeben) eher nicht darum, bei den Lernenden ein umfassendes Marktgespür<br />

bzw. ein umfassendes Kostenbewusstsein herzustellen und sie zu diesem Zweck einem<br />

ökonomischen Erfolgsdruck auszusetzen. Vielmehr muss es, wie oben erläutert darum gehen,<br />

die Lebenswirklichkeit <strong>der</strong> Lernenden (Vorwissen, Interessen etc.) mit einem (mit den<br />

gegebenen Beschränkungen im finanziellen Bereich) hohen Mass an betrieblicher Wirklichkeit<br />

zu verknüpfen. Da sich Unternehmertum nicht zuletzt in <strong>der</strong> Übernahme von Verantwortung<br />

und im Tragen von Konsequenzen aus dem eigenen Handeln konkretisiert, kann ein<br />

gewisses ökonomisches Risiko, wie die Daten aus den evaluierten Juniorfirmen<br />

verdeutlichen, durchaus sinnvoll sein. Dennoch erscheint hier die selbständige Planung und<br />

Kontrolle <strong>der</strong> Aktivitäten durch die Lernenden (wie bei einer Vielzahl <strong>der</strong> Module deutlich<br />

wurde) bedeutsam, weil so letztlich Konsequenzen des eigenen „unternehmerischen“ Handelns<br />

deutlich gemacht werden können. Dies wäre aus unserer Sicht auch im Rahmen von<br />

Unternehmensplanspielen bzw. -simulationen möglich und erfor<strong>der</strong>t aus unserer Sicht nicht<br />

zwingend umfangreiche ökonomische Ressourcen. Mit Blick auf die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> unternehmerischen<br />

Entscheidungskompetenz ist schliesslich zu fragen, welcher duale Berufslernende<br />

hier entsprechende Lernpotenziale im Unternehmen tatsächlich realisieren kann.<br />

In ähnlicher Weise muss kritisch gefragt werden, ob Lernende (wie häufig in <strong>der</strong> Literatur zur<br />

Planung und Durchführung von Juniorfirmen, Lernbüros gefor<strong>der</strong>t wird) alle Aufgaben i. S.<br />

eines Job-rotation-Ansatzes übernehmen sollten. Diese Frage sollte aus Sicht des Evaluations-<br />

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Teil III: Fazit und Empfehlungen zur Evaluation des Pilotprojektes „<strong>Zukunft</strong> <strong>der</strong> <strong>Handelsmittelschulen</strong>“<br />

teams im Hinblick auf die Erfahrungen, die ein dualer Berufslernen<strong>der</strong> machen kann, eher<br />

verneint werden. Auch deuten unterschiedliche Erfahrungen aus den Modulen darauf hin,<br />

dass (nicht zuletzt aufgrund im Vergleich zur dualen Berufslehre kurzen Dauer) ein<br />

arbeitsteiliges Vorgehen durchaus sinnvoll sein kann. Insgesamt lässt sich im Hinblick auf die<br />

Gestaltung authentischer Lehr-Lern-Arrangements festhalten, dass praxisorientierte Module<br />

im vollzeitschulischen Kontext unter bestimmten oben dargelegten Voraussetzungen eine<br />

grundlegende Vorstellung von „<strong>der</strong>“ Praxis geben, diese Erfahrungen jedoch nicht ersetzen<br />

können. Dabei scheinen einerseits reale Aussenkontakte (zu Kunden, Lieferanten bzw. Praxisexperten)<br />

für das Herstellen von Authentizität bedeutsam zu sein.<br />

Selbständigkeit<br />

Hinsichtlich <strong>der</strong> Selbständigkeit ist zunächst zu fragen, ob je<strong>der</strong> Lernende seine eigene Sequenz<br />

ausführen konnte, auch wenn diese einen integralen Bestandteil des Ergebnisses einer<br />

Gruppe darstellte. Dabei ist zu fragen, ob die Arbeiten zu einem Projekt gehören, in welchem<br />

die einzelnen Arbeitsschritte (inkl. Meilensteine) genau geplant sind und die Ergebnisse eigenverantwortlich<br />

durch die Lernenden evaluiert werden. Abschliessend wird untersucht,<br />

durch welche Erfolgsfaktoren in den Modulen die Eigenverantwortlichkeit <strong>der</strong> Lernenden erreicht<br />

wird.<br />

Die Lernenden konnten zwar ihre Arbeiten offenbar meist selbständig durchführen, jedoch<br />

ihre Aktivitäten nicht immer auch planen bzw. kontrollieren. Wie weiter oben erläutert, scheinen<br />

sich Aspekte <strong>der</strong> Betreuung <strong>der</strong> Lernenden (hier v. a. die Qualität <strong>der</strong> Betreuung) und <strong>der</strong><br />

Modulkonzeption (konkret: Klarheit <strong>der</strong> erteilten Aufträge, Möglichkeiten <strong>der</strong> Routinisierung<br />

von Arbeiten bzw. die Dauer für die Durchführung des Moduls) auf die Selbständigkeit <strong>der</strong><br />

Lernenden auszuwirken. So wurde bezüglich <strong>der</strong> Eigenverantwortlichkeit <strong>der</strong> Lernenden mitunter<br />

ein Verbesserungspotenzial in den Bereichen Planung und/o<strong>der</strong> Kontrolle deutlich. Die<br />

Planung bzw. Kontrolle <strong>der</strong> Arbeiten erfolgte z. B. im Rahmen <strong>der</strong> Übungsfirma am CPC<br />

Locarno o<strong>der</strong> <strong>der</strong> untersuchten Praktika durch die Lehrkräfte bzw. die Praktikumsbetreuenden.<br />

Zudem impliziert Eigenverantwortlichkeit <strong>der</strong> Lernenden die Bereitschaft und die<br />

Fähigkeit <strong>der</strong> Betreuer (egal ob Lehrkraft o<strong>der</strong> Praktiker), den Lernenden entsprechende<br />

Kompetenzen zu übertragen bzw. ! wie die Erfahrungen im Zusammenhang mit den untersuchten<br />

Auftragsübernahmen zeigen ! entscheidungsrelevante Daten zur Verfügung zu stellen<br />

und diese in diesem Zusammenhang angemessen zu unterstützen bzw. zu coachen. Dabei<br />

sollten die Lernenden we<strong>der</strong> über- noch unterdurchschnittlich betreut werden (vgl. hierzu die<br />

Erfahrungen aus den Modulen in Monthey und Liestal). Dies erfor<strong>der</strong>t vielfach eine Durchbrechung<br />

<strong>der</strong> schulischen Routine, wo die Planung und Kontrolle von Arbeiten eher selten<br />

den Lernenden überantwortet wird. Zusätzlich erscheinen in Bezug auf die Modulkonzeption<br />

folgende Überlegungen relevant: Die Möglichkeit, Aufträge selbständig zu erledigen, impliziert<br />

eine zunehmende Routinisierung von Arbeiten und damit eine bestimmte Mindestdauer<br />

<strong>der</strong> Durchführung <strong>der</strong> jeweiligen Module. Die dadurch frei werdende Zeit kann für die<br />

zeitlich umfangreichen Planungs- und Reflexionsphasen genutzt werden. Zudem sollten Aufträge<br />

we<strong>der</strong> zu weit noch zu eng gefasst und den Lernenden gegenüber klar kommuniziert<br />

werden, um ein eigenverantwortliches Arbeiten zu ermöglichen. 116<br />

Letztlich stellt sich einerseits die Frage, ob im schulischen Kontext eine vollständige Selbständigkeit<br />

<strong>der</strong> Lernenden bspw. vor dem Hintergrund fest etablierter Routinen hergestellt<br />

werden kann: So wird die Planung <strong>der</strong> einzelnen Arbeitsschritte bzw. die Kontrolle <strong>der</strong><br />

116 Scaffolding (vgl. Dubs 1995, S. 137!140) umgreift die Hilfestellung einer Lehrkraft, welche die Lernenden<br />

in die Lage versetzt, ein komplexeres Problem zu lösen o<strong>der</strong> ein Ziel zu erreichen, was ohne die Lehrkraft<br />

nicht möglich gewesen wäre. Dabei sollte sich die Lehrperson darum bemühen, durch eine Vielfalt<br />

anregen<strong>der</strong> Interventionen einen sinnvollen und anspruchsvollen Lernprozess aufrechtzuerhalten, ohne dabei<br />

die Lernenden zu überfor<strong>der</strong>n.<br />

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Teil III: Fazit und Empfehlungen zur Evaluation des Pilotprojektes „<strong>Zukunft</strong> <strong>der</strong> <strong>Handelsmittelschulen</strong>“<br />

entstandenen Lernprodukte sehr häufig <strong>der</strong> Lehrkraft überantwortet. An<strong>der</strong>erseits darf auch<br />

bezweifelt werden, dass ein dualer Berufslernen<strong>der</strong> o<strong>der</strong> ein Praktikant, seine Aktivitäten<br />

völlig selbständig plant, durchführt und kontrolliert. 117<br />

2.2 Gestaltung <strong>der</strong> Rahmenbedingungen<br />

Im Folgenden werden die Möglichkeiten <strong>der</strong> Integration <strong>der</strong> Module in den Schulalltag, die<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen an die Betreuer und die infrastrukturellen Ressourcen sowie Erfolgsfaktoren<br />

zur Gestaltung <strong>der</strong> Kooperation zwischen Schule und betrieblicher Praxis, diskutiert.<br />

Integration in den Schulalltag<br />

Im Hinblick auf die Integration <strong>der</strong> Module in den Schulalltag erscheinen die folgenden einleitend<br />

herausgestellten Forschungsfragen relevant:<br />

! Wie können berufspraktische Erfahrungs- und Anwendungsphasen so in den Ausbildungsablauf<br />

integriert werden, dass sie sich lernwirksam mit den schulischen Phasen verbinden?<br />

! Welchen Einfluss hat die Erreichung <strong>der</strong> praxisorientierten Leistungsziele (Fach-, Sozialund<br />

Methodenkompetenzen) auf die Erreichung <strong>der</strong> schulischen Leistungsziele?<br />

! Inwieweit können die praxisorientierten Leistungsziele (Fach-, Sozial- und Methodenkompetenzen)<br />

erreicht werden, ohne die „rein schulischen“ Leistungsziele negativ zu tangieren?<br />

Neben den mit diesen Fragen adressierten Aspekten <strong>der</strong> Vor- und Nachbereitung <strong>der</strong> jeweiligen<br />

Module, werden im Folgenden weitere Empfehlungen im Hinblick auf die Integration <strong>der</strong><br />

Module in den Schulalltag (konkret: Zeitpunkt und Dauer) abgeleitet. Es scheint ein Zusammenhang<br />

zwischen Vor- und Nachbereitung <strong>der</strong> Module und Einfluss des Moduls auf die<br />

schulischen Leistungsziele bzw. die Motivation und das Interesse <strong>der</strong> Lernenden zu bestehen:<br />

In jenen Modulen, wo die Vor- und Nachbereitung positiv beurteilt wurde, wurde grundsätzlich<br />

auch <strong>der</strong> Einfluss des Moduls auf die schulischen Leistungsziele bzw. die Motivation und<br />

das Interesse <strong>der</strong> Lernenden dementsprechend positiv beurteilt (z. B. Juniorfirma in Monthey,<br />

Modul in Nyon, Auftragsübernahme in Plan-les-Ouates). 118 Umgekehrt wurde in jenen Modulen,<br />

wo die Vor- und Nachbereitung mittelmässig o<strong>der</strong> negativ beurteilt wurde, auch <strong>der</strong><br />

Einfluss des Moduls auf die schulischen Leistungsziele bzw. die Motivation und das Interesse<br />

<strong>der</strong> Lernenden i. d. R. entsprechend mittelmässig o<strong>der</strong> negativ beurteilt (z. B. Erfahrungen aus<br />

den beiden Übungsfirmen, Module an den HMS Fribourg und Neuchâtel, Betriebspraktikum<br />

in Basel, Modul in Bern, Kantonsschule Frauenfeld). 119<br />

117 Die Beantwortung <strong>der</strong> folgenden Forschungs(unter-)frage erscheint schwierig: „Erlauben es die Lehr- und<br />

Lernziele (Fach-, Sozial- und Methodenkompetenzen), den Lernenden auf die Konsequenzen einer nicht<br />

zieladäquaten Leistung aufmerksam zu machen, damit er unmittelbar darauf reagieren muss, um das<br />

Gesamtziel nicht zu gefährden?“ Die gewonnenen Daten zeigen zwar vereinzelt einen Zusammenhang<br />

zwischen den gewählten Lehr- bzw. Lernzielen und <strong>der</strong> Eigenverantwortlichkeit <strong>der</strong> Lernenden. So wurde<br />

vereinzelt ein entsprechendes Methodenrepertoire im Hinblick auf die Projektmanagementkompetenz <strong>der</strong><br />

Lernenden als relevant herausgestellt. Jedoch wird im Folgenden davon ausgegangen, dass die Qualität <strong>der</strong><br />

Betreuung einerseits und Elemente <strong>der</strong> Modulkonzeption an<strong>der</strong>erseits für die Eigenverantwortung <strong>der</strong><br />

Lernenden vor<strong>der</strong>gründig relevant sein dürften.<br />

118 Ausnahmen von dieser Regel bilden die evaluierten Module an <strong>der</strong> Kantonsschule Chur und das Modul am<br />

KV Liestal. Am KV Liestal dürften sich nicht die (grundsätzlich positiv beurteilte) Vor- und Nachbereitung,<br />

son<strong>der</strong>n zeitliche Belastungsspitzen negativ auf das Erreichen <strong>der</strong> übrigen schulischen Leistungsziele ausgewirkt<br />

haben.<br />

119 Von dieser Regel weichen die evaluierten Module in Baden, Trogen und Plan-les-Ouates (Auftragsübernahme)<br />

ab. Jedoch mussten Lehrkräfte, die im Rahmen <strong>der</strong> Auftragsübernahme in Plan-les-Ouates tätig wurden,<br />

häufig den Rhythmus beschleunigen, um den sonstigen Schulstoff durchzubringen (insbeson<strong>der</strong>e bei anspruchsvolleren<br />

Modulen hohe zeitliche Anfor<strong>der</strong>ungen an die Lernenden).<br />

415


Teil III: Fazit und Empfehlungen zur Evaluation des Pilotprojektes „<strong>Zukunft</strong> <strong>der</strong> <strong>Handelsmittelschulen</strong>“<br />

Bei zahlreichen Modulen fällt ein Handlungsbedarf in Bezug auf die Vor- und Nachbereitung<br />

<strong>der</strong> Module und damit in Bezug auf die Verzahnung von Theorie und Praxis auf. Um die<br />

Module mit den schulischen Elementen besser zu verknüpfen, sollten die Lehrkräfte bzw. <strong>der</strong><br />

Modulverantwortliche im Vorfeld bei <strong>der</strong> Konzeption des Moduls ! idealerweise gemeinsam<br />

mit <strong>der</strong> Praxis ! Lernziele und Möglichkeiten des Transfers von bereits erlernten Kompetenzen<br />

in die „Praxis“ definieren. Umgekehrt können mögliche Bezüge <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Praxis erworbenen<br />

Kompetenzen zum folgenden Unterricht hergestellt werden. Im Ausgangspunkt sind<br />

die Fragen <strong>der</strong> Vor- und Nachbereitung von praxisorientierten Modulen zwar, wie oben<br />

erwähnt, unabhängig von <strong>der</strong> gewählten Modulkategorie. So erscheint es bei Praktika wenig<br />

akzeptabel, dass die Praktikanten im Vorfeld kaum eine intensive Vorbereitung auf das<br />

Praktikum haben, während des Praktikums unqualifizierte Arbeiten verrichten und im Nachgang<br />

an das Praktikum ihren Mitlernenden kurz von ihren Erfahrungen berichten. Jedoch<br />

dürften die Aspekte <strong>der</strong> Vor- und Nachbereitung umso schwieriger zu erfüllen sein, je heterogener<br />

die Lernerfahrungen im Zusammenhang mit dem jeweiligen Praxismodul sind: So darf<br />

zum einen davon ausgegangen werden, dass Praktikanten, die in unterschiedlichen Branchen,<br />

Abteilungen eingesetzt werden und dort unterschiedliche Arbeiten erledigen sollen, unterschiedliche<br />

Lernvoraussetzungen erfüllen müssen, die nur schwierig vollständig im Rahmen<br />

des dem Praktikum vorhergehenden Unterrichts geschaffen werden können. Zum an<strong>der</strong>en ist<br />

anzunehmen, dass die Lernerfahrungen von Praktikanten, die in unterschiedlichen Branchen,<br />

Abteilungen eingesetzt wurden und unterschiedliche Arbeiten erledigen konnten, divergierende<br />

Lernerfahrungen haben, die nur schwierig im Rahmen des nachfolgenden Unterrichts individuell<br />

zur Geltung gebracht werden können. An<strong>der</strong>s als bei Praktika, sollten zentrale Lernprodukte<br />

(bspw. Business-Plan o<strong>der</strong> Marketing-Konzept), welche die Lernenden im Rahmen<br />

bspw. von Lernbüros o<strong>der</strong> Übungsfirmen erarbeiten sollen, insbeson<strong>der</strong>e dann im Vorfeld<br />

durch die Lehrkraft konzeptionell eingeführt worden sein, wenn für die Bearbeitung <strong>der</strong><br />

Module nur wenig Zeit zur Verfügung steht. Wenn auch hier eine Nachbereitung in folgenden<br />

Fächern nicht immer ergiebig erscheint ! z. T. sind Verknüpfungspunkte im Curriculum nur<br />

schwer zu eruieren o<strong>der</strong> sind den Lernenden die Lernerfahrungen nicht mehr präsent ! , so<br />

sollten die Betreuer darauf achten, den Prozess <strong>der</strong> Erstellung <strong>der</strong>artiger komplexer Lernprodukte<br />

als Coaches zu begleiten, um hier bei den Lernenden nachhaltige Lernerfolge zu ermöglichen.<br />

In Bezug auf die Wahl des Zeitpunkts ergeben sich die folgenden generischen Aspekte, die<br />

grundsätzlich unabhängig von <strong>der</strong> jeweils gewählten Modulkategorie sind:<br />

! Modul fix in den Stundenplan integrieren bzw. konkretes Unterrichtsgefäss bereitstellen,<br />

! Durchführen bzw. Abschliessen von Modulen ausserhalb <strong>der</strong> Ferien (Erholung <strong>der</strong> Lernenden<br />

berücksichtigen, Verfügbarkeit von Lehrkräften sicherstellen),<br />

! Modul am Stück bearbeiten (Unterbruch durch Schule o<strong>der</strong> ein Praktikum vermeiden),<br />

! schulischen Rhythmus nicht durchbrechen,<br />

! sicherstellen, dass sich kein Unterrichtsausfall ergibt,<br />

! Durchführen des Moduls ausserhalb <strong>der</strong> Prüfungszeiträume.<br />

! Zeitliche Einbettung in den Stundenplan: Randzeiten wählen, um Flexibilität <strong>der</strong> Lernenden<br />

zu erhöhen; Modul nicht an jenen Tagen mit zu vielen weiteren Lektionen durchführen<br />

Jedoch muss an dieser Stelle betont werden, dass sich wohl selten sämtliche <strong>der</strong> oben aufgeführten<br />

Kriterien berücksichtigen lassen. Es gibt Restriktionen in Bezug auf die personellen,<br />

zeitlichen und räumlichen Ressourcen, die z. T. Kompromisse erfor<strong>der</strong>n (z. B. Stundenplan,<br />

Verfügbarkeit von Praktikern und Zimmern). Auch wurden sogar von Vertretern einer Anspruchsgruppe<br />

z. T. konfligierende Anliegen formuliert: So wünschten sich die Lernenden<br />

bspw. einerseits, ein Modul am Stück bearbeiten zu dürfen, ohne an<strong>der</strong>erseits den schulischen<br />

416


Teil III: Fazit und Empfehlungen zur Evaluation des Pilotprojektes „<strong>Zukunft</strong> <strong>der</strong> <strong>Handelsmittelschulen</strong>“<br />

Rhythmus zu durchbrechen. Interessant erscheint in diesem Zusammenhang, dass bei Juniorfirmen<br />

o<strong>der</strong> einzelnen Betriebspraktika trotz suboptimaler zeitlicher Einbettung das Gesamturteil<br />

<strong>der</strong> Lernenden letztlich doch positiv ausfällt. Offenbar scheinen die Lernenden auch<br />

hier ! analog zur Frage <strong>der</strong> Vergabe von Noten ! suboptimale Rahmenbedingungen eher zu<br />

akzeptieren, wenn durch das Modul vielfältige Lernpotenziale geschaffen werden.<br />

Hinsichtlich <strong>der</strong> Dauer <strong>der</strong> einzelnen Module muss festgestellt werden, dass die untersuchten<br />

Module zeitlich zu knapp ausgerichtet sein dürften, um die gleichen Ziele <strong>der</strong> dualen Lehre<br />

erreichen zu können. Die zu kurze Dauer <strong>der</strong> einzelnen Module haben hier und dort sowohl<br />

die betrieblichen Experten, die Lehrkräfte und interessanterweise auch die Lernenden konzediert.<br />

So zeigen die Erfahrungen im Zusammenhang mit den evaluierten Betriebspraktika,<br />

dass ein vierwöchiges Praktikum zu kurz sein dürfte, um den Lernenden nicht allein einen<br />

Überblick über die Tätigkeiten des Betriebs zu geben, son<strong>der</strong>n ! wie bspw. ursprünglich<br />

durch die Kantonsschule Trogen intendiert ! ein vertieftes Kennenlernen von Prozesseinheiten<br />

zu ermöglichen. Dabei wird i. d. R. eine Verlängerung des Praktikums auch aus Sicht <strong>der</strong><br />

Betriebe begrüsst, um nach anfänglichen Investitionen auch von <strong>der</strong> Praktikantin bzw. vom<br />

Praktikanten profitieren zu können. Wenn Praktika in <strong>der</strong> Wahrnehmung <strong>der</strong> Betriebe zu kurz<br />

und damit die Kosten-Nutzen-Relation zu schlecht sind, so sinkt die Bereitschaft, entsprechende<br />

Praktikanten zu übernehmen.<br />

Zudem deuten die z. T. sehr hohen zeitlichen Belastungen <strong>der</strong> Beteiligten (z. B. bei den einzelnen<br />

Juniorfirmen) darauf hin, dass teilweise versucht wird, zu viele Ziele in zu kurzer Zeit<br />

erreichen zu wollen. Interessanterweise tolerieren Lernende Mehrbelastung, wenn Lernpotenziale<br />

realisiert werden können (Bsp. Praktika in Trogen und Plan-les-Ouates). Um jedoch einerseits<br />

die Motivation <strong>der</strong> Lernenden nicht zu stark zu belasten und den sonstigen schulischen<br />

Stoff nicht zu gefährden, wäre es nahe liegend, die einzelnen Module einfach zu verlängern.<br />

120 Dabei sollte aber eine Verlängerung berufspraktischer Module nicht losgelöst von<br />

<strong>der</strong> Gesamtdauer <strong>der</strong> Ausbildung an HMS diskutiert werden, weil die Länge des Moduls mit<br />

den übrigen schulischen Zielen konfligieren könnte. Des Weiteren sollten alle Lernenden<br />

eines Jahrgangs an <strong>der</strong> Durchführung berufspraktischer Module beteiligt (und nicht wie in<br />

Plan-les-Ouates nur ein Teil einer Klasse) werden, um eine Chancengleichheit hinsichtlich<br />

<strong>der</strong> übrigen schulischen Leistungsziele zu gewährleisten. In diesem Zusammenhang könnten<br />

sich hier die vielfach von den Lehrkräften und Modulverantwortlichen im Rahmen <strong>der</strong> ersten<br />

Durchführung <strong>der</strong> Module beklagte zeitliche Belastung durch Economies of scale (weitere<br />

Durchführungen des gleichen Moduls) und Economies of scope (Umsetzung des gleichen<br />

Moduls in <strong>der</strong> Breite) reduzieren lassen. 121 Nicht zuletzt können, wenn Module mehrfach<br />

durchgeführt werden, wichtige Lernerfahrungen im Sinne einer Höherentwicklung <strong>der</strong> Module<br />

mobilisiert werden.<br />

Nicht zuletzt zeigt die gleichmässige Nutzung <strong>der</strong> Ressource Zeit noch Optimierungspotenzial:<br />

So erscheint es aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden wichtig, die Zeitvorgaben für einzelne Modulteile<br />

realistischer zu gestalten und klare zeitliche Meilensteine mit genügend Vorlauf zu kommunizieren,<br />

um einerseits Leerlaufzeiten und an<strong>der</strong>erseits eine z. T. von den Lernenden<br />

wahrgenommene kontraproduktive zeitliche Belastung (Dysstress) zu vermeiden.<br />

120 Die Frage <strong>der</strong> Verlängerung <strong>der</strong> einzelnen Module wirft die weit reichende Frage <strong>der</strong> Gesamtdauer einer<br />

vollzeitschulischen Ausbildung auf, die im Fazit erneut aufgenommen wird.<br />

121 Zudem sollte ein Modul mit allen Lernenden verbindlich bearbeitet und nicht zu viele Wahlmöglichkeiten<br />

geschaffen werden. So hat sich einerseits im Zusammenhang mit dem Praktikum in Plan-les-Ouates eine zusätzliche<br />

Belastung für jene Lernenden ergeben, die während des Praktikums relevanten Schulstoff verpasst<br />

haben. An<strong>der</strong>erseits musste <strong>der</strong> Modulverantwortliche bei <strong>der</strong> Auftragsübernahme ein Alternativprogramm<br />

für jene entwickeln, die nicht am Sprachaufenthalt teilgenommen haben.<br />

417


Teil III: Fazit und Empfehlungen zur Evaluation des Pilotprojektes „<strong>Zukunft</strong> <strong>der</strong> <strong>Handelsmittelschulen</strong>“<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen an die Betreuer und Weiterbildungsbedarf<br />

Da sich die Qualität <strong>der</strong> Betreuung <strong>der</strong> Lernenden ! wie weiter oben erläutert ! zentral auf<br />

das Erreichen <strong>der</strong> Leistungsziele und auf die Selbständigkeit <strong>der</strong> Lernenden auswirken kann,<br />

werden im Folgenden Kriterien abgeleitet, die im Hinblick auf eine „gute” Betreuung zu<br />

erfüllen sind. Daran anschliessend werden die Anfor<strong>der</strong>ungen, welche die Durchführung praxisorientierter<br />

Module an die Betreuenden stellt sowie ein möglicher Weiterbildungsbedarf<br />

diskutiert. Abschliessend wird <strong>der</strong> für eine „gute“ Betreuung relevante Aspekt <strong>der</strong> Koordination<br />

zwischen Lehrkräften und Praxisvertretern thematisiert.<br />

Alle Beteiligten (Lernende, Lehrkräfte, Praktiker) haben sich ein besseres Briefing in Bezug<br />

auf zentrale Eckdaten des Moduls (d. h. Ziele und Aufträge des Moduls,<br />

Beurteilungskriterien, mögliche kritische Ereignisse bei <strong>der</strong> Modulbearbeitung) gewünscht.<br />

Ebenfalls wünschen sich die betreuenden Lehrkräfte teils klarere Vorgaben von Seiten des<br />

Modulverantwortlichen hinsichtlich <strong>der</strong> Lernziele o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Kriterien zur Beurteilung <strong>der</strong><br />

Lernprodukte. Um die Qualität <strong>der</strong> Betreuung verbessern zu können, wünschen sich die<br />

Praktiker mitunter klarere Vorgaben von Seiten <strong>der</strong> Schule bezüglich <strong>der</strong> Rechte und<br />

Pflichten <strong>der</strong> Beteiligten, <strong>der</strong> zu erreichenden Lernziele, <strong>der</strong> Lernvoraussetzungen und/o<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> weitere Rahmenbedingungen im Sinne eines Pflichtenheftes (z. B. Entlöhnung des<br />

Praktikanten, Unterstützung <strong>der</strong> Lernenden bei <strong>der</strong> Erstellung zentraler Lernprodukte,<br />

Feedback am Ende des Praktikums). Generell sollte dabei die Rolle <strong>der</strong> Coaches bezüglich<br />

<strong>der</strong>en Rechte und Pflichten (egal ob Praxisvertreter o<strong>der</strong> Lehrkraft) vorab geklärt und den<br />

Lernenden kommuniziert werden. Zudem wünschen sich die Praxisvertreter z. T. Mitgestaltungsmöglichkeiten<br />

bezüglich des Modulrahmens bzw. <strong>der</strong> Konkretisierung <strong>der</strong> Leistungsziele.<br />

Die Lernenden haben sich bspw. eine klarere kommunikative Begründung <strong>der</strong> Noten<br />

gewünscht. Noten sollten zudem einheitlich über alle Klassen vergeben werden. Erfahrungen<br />

aus <strong>der</strong> Literatur deuten zwar darauf hin, dass sich Noten positiv auf den Lernerfolg von<br />

Praktikanten auswirken (vgl. Diesner, Euler, Walzik & Wilbers, 2004, S. 41). In diesem<br />

Zusammenhang muss jedoch auf die Bedeutung von Noten etwas differenzierter eingegangen<br />

werden: Grundsätzlich konnte in jenen Fällen, wo <strong>der</strong> Note für das Praktikum keinerlei<br />

Relevanz zukommt, nicht festgestellt werden, dass die Vergabe von Noten bzw. ein höherer<br />

Stellenwert <strong>der</strong> Praktikumsnote im Zeugnis einen (noch) grösseren Lernerfolg bewirke, wenn<br />

aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden zentrale motivierende Elemente (wie bspw. Möglichkeit des Praxiseinblicks,<br />

Eigenverantwortlichkeit) weitgehend abgedeckt werden können. Dabei kann aufgrund<br />

unterschiedlicher Erfahrungen bspw. aus den untersuchten Lernbüros bzw. Übungsfirmen<br />

aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden eine separate Zeugnisnote grundsätzlich wichtig erscheinen, um<br />

den Stellenwert des Moduls zu verdeutlichen und die praxisbezogenen Leistungen <strong>der</strong><br />

Lernenden potenziellen Arbeitgebern dokumentieren zu können. So zeigen die Erfahrungen<br />

im Zusammenhang mit dem evaluierten Modul in Monthey, dass auf Noten gar völlig<br />

verzichtet werden kann, wenn die individuellen Tätigkeiten bzw. <strong>der</strong> individuelle Lernerfolg<br />

in einem persönlichen Dossier dokumentiert werden, auf das im Rahmen <strong>der</strong> späteren<br />

Stellensuche (Praktikums- o<strong>der</strong> Arbeitsstelle) zurückgegriffen werden kann. Demgegenüber<br />

kann in jenen Fällen, wo <strong>der</strong> formative Charakter <strong>der</strong> Notengebung in den Hintergrund rückt<br />

(siehe bspw. die in Neuchâtel und Nyon durchgeführten Module), die Vergabe von Noten<br />

auch kontraproduktiv sein. Wenn auch aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden eine ergiebige<br />

Aufgabenstellung bzw. ein formatives Feedback wichtiger als summative Noten sein können,<br />

so darf an<strong>der</strong>erseits nicht vergessen werden, dass Noten sich bspw. disziplinierend auf die<br />

betrieblichen Praktikumsbetreuenden auswirken können, da mit dem Einfor<strong>der</strong>n einer Note<br />

durch die Schule eine gewisse Formalisierung <strong>der</strong> Ausbildungsziele bzw. eine seriöse<br />

Betreuung und Beurteilung <strong>der</strong> Lernenden verbunden ist.<br />

418


Teil III: Fazit und Empfehlungen zur Evaluation des Pilotprojektes „<strong>Zukunft</strong> <strong>der</strong> <strong>Handelsmittelschulen</strong>“<br />

Eine „gute“ Betreuung ist, wie oben erwähnt, im Rahmen von sämtlichen Modulkategorien<br />

grundsätzlich möglich, wobei Lehrkräfte bei komplexeren Aufgabenstellungen, die zudem<br />

von einer Vielzahl unterschiedlicher Gruppen bearbeitet werden, häufig an inhaltliche und<br />

zeitliche Grenzen stossen können. So bringen Lehrkräfte fachlich offenbar nicht immer die<br />

notwendigen Kompetenzen bezüglich <strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>lichen Aktivitäten zur Unternehmensgründung<br />

(konkret: Erstellen eines Business-Plans) und/o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Projektsteuerung mit. Selbst<br />

wenn eine Lehrkraft die entsprechenden Kompetenzen aufgrund einschlägiger berufspraktischer<br />

Erfahrungen einbringen kann (vgl. Daten aus dem Modul an <strong>der</strong> Wirtschaftsmittelschule<br />

Luzern), so stellt sich die Frage, ob die Lehrkraft von den Lernenden auch als Praxisvertreter<br />

wahrgenommen bzw. entsprechend akzeptiert wird. Zudem können Beziehungen<br />

zwischen Lehrkraft und Lernenden aus früherem Unterricht belastet sein. Nicht zuletzt übernehmen<br />

die Lehrkräfte ! wie weiter oben unter dem Aspekt Selbständigkeit erläutert ! vielfach<br />

die Kontrolle <strong>der</strong> Aktivitäten <strong>der</strong> Lernenden, wobei den Lernenden jedoch nicht immer<br />

(wie bspw. im Rahmen <strong>der</strong> Juniorfirma in Monthey, den beiden untersuchten Übungsfirmen<br />

sowie dem Lernbüro in Neuchâtel), angesichts bestehen<strong>der</strong> zeitlicher bzw. personeller<br />

Restriktionen <strong>der</strong> Betreuung, ein angemessenes Feedback hinsichtlich ihrer Leistungen gegeben<br />

wird. Um die durch die Lernenden vielfach beklagte Free-ri<strong>der</strong>-Problematik in den Arbeitsgruppen<br />

angehen zu können, brauchen die Lehrkräfte entsprechende zeitliche Ressourcen.<br />

Schliesslich wird, dies illustrieren bspw. die Erfahrungen bei zwei <strong>der</strong> drei Auftragsübernahmen<br />

und einzelner Juniorfirmen, die Erreichbarkeit <strong>der</strong> Betreuer als verbesserungswürdig<br />

beurteilt.<br />

Vor diesem Hintergrund ergeben sich die folgenden Empfehlungen: Einerseits sollte darauf<br />

geachtet werden, dass für die Betreuung <strong>der</strong> Lernenden im Rahmen berufspraktisch orientierter<br />

Module auch genügend personelle (und letztlich finanzielle) Ressourcen bereitgestellt<br />

werden. Ein Tandem einer externen und internen Lehrperson ermöglicht hier eine bessere Betreuung<br />

<strong>der</strong> einzelnen Arbeitsgruppen sowie das Realisieren von Synergiepotenzialen, weil<br />

sich die Kompetenzen von Berufspraktikern und Pädagogen sinnvoll miteinan<strong>der</strong> kombinieren<br />

lassen. Die Befunde deuten zudem darauf hin, dass eine Lehrkraft ! egal ob extern o<strong>der</strong><br />

intern ! sowohl über pädagogisch-didaktische (wie Beurteilung von Methoden- und Sozialkompetenzen,<br />

Coaching von Gruppenarbeitsprozessen, Gestalten von Feedback) sowie über<br />

entsprechende fachliche Kompetenzen (bspw. Unternehmensgründung, Steuerung komplexer<br />

interdisziplinärer Projekte) entsprechende Praxiserfahrungen verfügen sollte, um ihre jeweiligen<br />

Kompetenzen auch im Rahmen <strong>der</strong> Begleitung von Übungsfirmen zur Geltung bringen zu<br />

können. So können fehlende Praxiskompetenzen einer Lehrkraft durch einen Externen nicht<br />

kompensiert werden (insbeson<strong>der</strong>e dann, wenn <strong>der</strong> Praxisexperte die Lernenden aufgrund hoher<br />

Opportunitätskosten nur punktuell begleitet). Umgekehrt können fehlende pädagogischdidaktische<br />

Kompetenzen des Praktikers nicht durch die interne Lehrkraft kompensiert werden.<br />

Tandem wie oben dargelegt grundsätzlich gut. So wurde vereinzelt ein inhaltlicher Weiterbildungsbedarf,<br />

<strong>der</strong> sich bei den Lehrkräften meist auf fachliche und den Praxisexperten<br />

meist auf pädagogisch-didaktische Fähigkeiten bezieht. Grundsätzlich zeigen die Daten<br />

reflektierte Rückmeldungen <strong>der</strong> Beteiligten, die darauf schliessen lassen, dass Lehrende Verbesserungspotenziale<br />

in Bezug auf die Qualität <strong>der</strong> Betreuung realisieren können und wollen.<br />

Dies erfor<strong>der</strong>t eine entsprechende Schulkultur, einen Weiterbildungsbedarf <strong>der</strong> Schulleitung<br />

kommunizieren zu dürfen. An<strong>der</strong>s als bei den Lehrkräften dürfte die Bereitschaft <strong>der</strong> Praxisexperten,<br />

sich pädagogisch-didaktisch auf die Unterrichtssituationen vorbereiten zu wollen,<br />

aufgrund <strong>der</strong> relativ hohen Opportunitätskosten begrenzt sein. Daher erscheint es ! wie<br />

bereits einleitend erwähnt ! umso wichtiger, die Praktiker im Hinblick auf <strong>der</strong>en Eignung im<br />

Vorfeld gezielt auszuwählen und diese frühzeitig im Hinblick auf ihre Rolle, ihre Rechte und<br />

Pflichten sowie mögliche Problemfel<strong>der</strong> zu instruieren.<br />

419


Teil III: Fazit und Empfehlungen zur Evaluation des Pilotprojektes „<strong>Zukunft</strong> <strong>der</strong> <strong>Handelsmittelschulen</strong>“<br />

Eine „gute“ Betreuung erfor<strong>der</strong>t nicht zuletzt, wie die Erfahrungen aus Locarno bestätigen,<br />

ein koordiniertes Auftreten <strong>der</strong> beteiligten Lehrpersonen, was Fragen <strong>der</strong> Gestaltung <strong>der</strong><br />

Kooperation zwischen Schule und Praxis aufwirft, die daher im Folgenden behandelt werden.<br />

Kooperation zwischen <strong>der</strong> Schule und <strong>der</strong> Praxis<br />

Allgemein erscheint es bedeutsam, im Rahmen <strong>der</strong> Konzeption und Durchführung praxisorientierter<br />

Module, eine Komplementarität bezüglich <strong>der</strong> unterschiedlichen Interessen <strong>der</strong><br />

Beteiligten herzustellen: Im Interesse des KV Liestal lag es bspw. bei <strong>der</strong> Planung <strong>der</strong> Auftragsübernahme<br />

einerseits, einen Auftraggeber zu finden, <strong>der</strong> zwar ein bereits existierendes<br />

Produkt besser vermarkten möchte, aber nicht unbedingt verwertbare Konzepte von den Lernenden<br />

erwartete. Der Auftraggeber erhoffte sich durch dieses Projekt an<strong>der</strong>erseits die Möglichkeit,<br />

sein Tun, z. B. in Form von Zeitungsartikeln, öffentlichkeitswirksam herausstellen zu<br />

können. Um den Lernenden möglichst authentische Lernerfahrungen zu ermöglichen, könnte<br />

es ! wie oben erläutert ! wichtig sein, einen Kontakt zwischen Lernenden und Praxis während<br />

<strong>der</strong> Bearbeitung praxisorientierter Module sicherzustellen. Im beson<strong>der</strong>en Fall <strong>der</strong> Auftragsübernahmen<br />

war zudem ein Zugang <strong>der</strong> Lernenden zu entscheidungsrelevanten Daten<br />

des Betriebs eine wichtige Voraussetzung für das Herstellen von Authentizität und eine für<br />

beide Seiten ergiebige Kooperation. Umgekehrt ! dies belegen die Befunde aus <strong>der</strong> Juniorfirma<br />

an <strong>der</strong> HMS Porrentruy ! sollten inhaltliche und hierarchische Zielkonflikte zwischen den<br />

betreuenden internen o<strong>der</strong> externen Lehrpersonen vermieden werden: Während die Vertreter<br />

des För<strong>der</strong>ungsnetzwerks für Unternehmungsgründung v. a. auf den wirtschaftlichen Erfolg<br />

<strong>der</strong> durch die Lernenden erarbeiteten Konzepte abheben, fokussieren die Lehrkräfte eher den<br />

Lernerfolg, <strong>der</strong> sich insgesamt für die Lernenden innerhalb von Juniorfirmen ergibt. Beide<br />

Kooperationspartner beklagen, <strong>der</strong> jeweils an<strong>der</strong>e führe das Gesamtprojekt im Hinblick auf<br />

diese Ziele zu stark. Daher ist erneut zu empfehlen, die Planung praxisorientierter Module in<br />

Bezug auf die Eckdaten des Moduls, die Leistungsziele, die Ressourcen, die Rechte und<br />

Pflichten <strong>der</strong> Beteiligten gemeinsam zu gestalten. Dabei sollten Interessenkomplementaritäten<br />

und -gegensätze transparent gemacht werden und so bereits im Vorfeld den Boden für eine<br />

fruchtbare Kooperation zwischen den Lernorten bereitet werden.<br />

Nicht zuletzt muss angesichts <strong>der</strong> Erfahrungen im Zusammenhang mit den evaluierten Betriebspraktika<br />

erwähnt werden, dass die meisten Praxismodule konjunkturresistent sind, während<br />

an<strong>der</strong>e stärker von <strong>der</strong> Konjunktur abhängen: So entscheiden sich Lernende, die in konjunkturell<br />

schwierigen Zeiten keine Ausbildungsstelle finden, häufig für eine vollzeitschulische<br />

Ausbildung. Dies beschert den HMS zwar u. U. eine erfreulich grössere Anzahl neuer<br />

Lernen<strong>der</strong>, stellt die HMS jedoch vor die Herausfor<strong>der</strong>ung, eine entsprechende zusätzliche<br />

Anzahl an Praktikumsplätzen bereitzustellen. Wie weiter oben erläutert, sinkt jedoch die Bereitschaft<br />

<strong>der</strong> Betriebe, entsprechende Kurzzeitpraktikanten zu übernehmen. Angesichts <strong>der</strong><br />

(in konjunkturschwachen Zeiten zusätzlich) begrenzten Anzahl an Praktikumsplätzen, <strong>der</strong> zu<br />

kurzen Dauer von Betriebspraktika und <strong>der</strong> damit verbundenen suboptimalen Kosten-Nutzen-<br />

Relation für die Betriebe, ist daher eine Verlängerung <strong>der</strong> Praktika zu empfehlen, um den<br />

Interessen <strong>der</strong> Praxis stärker Rechnung zu tragen.<br />

Finanzielle und infrastrukturelle Ressourcen<br />

Im Hinblick auf die Ressourcen sollte, wie oben bereits erläutert wurde, darauf geachtet werden,<br />

dass Lehrende und Lernende bei dem Versuch die betriebliche Praxis in ihrer Komplexität<br />

abbilden zu wollen, nicht zeitlich überfor<strong>der</strong>t werden. 122 Betreuer sollten den hohen Aufwand<br />

gerade bei einer erstmaligen Konzeption bzw. Durchführung eines Praxismoduls akzeptieren,<br />

an<strong>der</strong>erseits (wie oben bereits angedeutet) die Realisierung von Lernkurven- bzw.<br />

Skaleneffekten im Rahmen einer erneuten Durchführung eines Moduls anstreben. Dennoch<br />

122 Das Modul in Bern erscheint vor diesem Hintergrund sehr erfreulich.<br />

420


Teil III: Fazit und Empfehlungen zur Evaluation des Pilotprojektes „<strong>Zukunft</strong> <strong>der</strong> <strong>Handelsmittelschulen</strong>“<br />

braucht es eine Unterstützung durch die jeweilige Schulleitung, um Weiterbildungsmassnahmen<br />

belegen zu können (finanzielle Ressourcen, Entlastungen <strong>der</strong> Lehrkräfte).<br />

Um den Lernenden eine möglichst authentische Erfahrung zu ermöglichen und diese in die<br />

Lage zu versetzen, Arbeiten selbständig zu erledigen, erscheint ein Zugang zu einer entsprechenden<br />

Infrastruktur unverzichtbar ! eine Voraussetzung, die jedoch nicht immer bei den<br />

untersuchten Modulen erfüllt war: So waren bei den Modulkategorien bzw. bei <strong>der</strong> grossen<br />

Mehrheit <strong>der</strong> untersuchten Module (mit Ausnahme <strong>der</strong> Module <strong>der</strong> Kategorien „Verschiedenes“<br />

und „Auftragsübernahme“) ein Zugang zur notwendigen Infrastruktur nicht immer gegeben.<br />

Dabei sind die Anfor<strong>der</strong>ungen, die jeweils an die Infrastruktur gestellt werden,<br />

letztlich situativ zu sehen und nicht unbedingt an eine bestimmte Modulkategorie geknüpft:<br />

So wurden den Lernenden bei den Modulen von <strong>der</strong> Büroeinrichtung, Hard- und Software<br />

(PC mit entsprechenden Programmen, Telefon, Kopierer), Räumen bis hin zum Verbrauchsmaterial<br />

unterschiedliche Ressourcen bereitgestellt. Zwar liegen nicht für alle Module<br />

Daten bezüglich <strong>der</strong> jeweils hierfür aufgewendeten finanziellen Ressourcen vor. Dennoch<br />

dürfte die insgesamt stark verbesserungswürdige Qualität <strong>der</strong> bereitgestellten infrastrukturellen<br />

Ressourcen darauf zurückzuführen sein, dass die Schulen nicht immer die hierfür finanziellen<br />

Mittel aufwenden können. Auch die Analyse eines Moduls <strong>der</strong> Kategorie Betriebspraktika<br />

zeigt, dass den Lernenden auch dort nicht immer ein angemessener Arbeitsplatz<br />

bereitgestellt wurde, was sich zumindest teilweise auf die Erreichung <strong>der</strong> Leistungsziele<br />

ausgewirkt haben dürfte.<br />

Aufgrund <strong>der</strong> z. T. umfangreichen Anfor<strong>der</strong>ungen an die personellen und infrastrukturellen<br />

(s. u.) Ressourcen bei konkreten betrieblichen Arbeiten (insbeson<strong>der</strong>e bei Auftragsübernahmen)<br />

als auch <strong>der</strong> Praxissimulation betriebstypischer Arbeiten (insbeson<strong>der</strong>e beim Besuch<br />

von Übungsfirmen), dürfte die Frage <strong>der</strong> Finanzierung für jene Schulen bedeutsam sein, die<br />

praxisorientierte Module in den vollzeitschulischen Kontext integrieren möchten. Dabei<br />

kommen folgende Möglichkeiten in Betracht:<br />

1. Mobilisieren von betrieblichem Know-how, wobei Praxisexperten für ihr Engagement zumindest<br />

„symbolisch“ entschädigt werden sollten, 123<br />

2. Mobilisieren von sonstigen Kostensenkungspotenzialen im Lehrplan bzw. Konsolidieren<br />

<strong>der</strong> Lerninhalte, um die Module mit den freigewordenen Ressourcen gegenfinanzieren zu<br />

können,<br />

3. Suche nach externen Geldgebern (z. B. Firmen als Sponsoren, Subventionen durch die<br />

öffentliche Hand).<br />

2.3 Auswirkungen auf die Attraktivität von HMS<br />

Im Folgenden wird die zentrale forschungsleitende Frage aufgenommen, wie sich die Attraktivität<br />

<strong>der</strong> <strong>Handelsmittelschulen</strong> aufgrund <strong>der</strong> Einführung berufspraktischer Module entwickeln<br />

wird.<br />

Die Beteiligten attestieren den Modulen vielfach einen positiven Einfluss auf die Attraktivität<br />

von HMS und äusserten sich abschliessend i. d. R. positiv in Bezug auf die jeweiligen Module.<br />

Insgesamt betrachtet zeigen die Rahmenbedingungen <strong>der</strong> analysierten Module vielfältige<br />

Verbesserungspotenziale, die auch grundsätzlich realisierbar sind. Auch die Leistungsziele<br />

sowie die Richtlinien für die berufliche Praxis deuten noch auf einen entsprechenden<br />

Handlungsbedarf, sowohl auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Konzeption als auch <strong>der</strong> Umsetzung <strong>der</strong> Module,<br />

hin. Hinsichtlich <strong>der</strong> Akzeptanz <strong>der</strong> Module seitens <strong>der</strong> Lernenden ergibt sich mehrheitlich<br />

ein positives Bild. 124 Lehrkräfte und Modulverantwortliche bekundeten grossmehrheitlich ei-<br />

123 Jedoch dürfte dies die Menge <strong>der</strong> hierzu bereiten Praxispartner bereits im Vorfeld beschränken.<br />

124 Einen negativen bzw. gar keinen Einfluss auf die Attraktivität von HMS bekundeten die Lernenden lediglich<br />

im Rahmen von fünf <strong>der</strong> insgesamt 17 evaluierten Module (konkret: Fribourg, Neuchâtel, Luzern, La-Chaux-<br />

421


Teil III: Fazit und Empfehlungen zur Evaluation des Pilotprojektes „<strong>Zukunft</strong> <strong>der</strong> <strong>Handelsmittelschulen</strong>“<br />

nen positiven o<strong>der</strong> sehr positiven Zusammenhang zwischen <strong>der</strong> Einführung berufspraktischer<br />

Module einerseits und <strong>der</strong> Attraktivität von <strong>Handelsmittelschulen</strong> an<strong>der</strong>erseits. Als wie<br />

verlässlich sind diese Daten zu deuten? Wie sehr dies Lernende o<strong>der</strong> Lehrkräfte beurteilen<br />

können, hängt letztlich von <strong>der</strong>en Hintergrund bzw. Praxisbezug ab. In jedem Fall erscheinen<br />

die Rückmeldungen <strong>der</strong> Praxisvertreter relevant, wenn sie die Möglichkeit haben, Lernende<br />

aus Vollzeitschulen mit dualen Berufslernenden hinsichtlich ihrer Leistungen zu vergleichen.<br />

Hier liegen jedoch nur wenige Daten vor, wobei die betrieblichen Betreuer im Rahmen <strong>der</strong><br />

Evaluation <strong>der</strong> Praktika noch einen deutlichen Handlungsbedarf (bspw. in Bezug auf die<br />

Auswahl und Kommunikation <strong>der</strong> Leistungsziele und die Gestaltung <strong>der</strong> Dauer) bekundeten,<br />

um eine Vergleichbarkeit <strong>der</strong> Bildungsabschlüsse <strong>der</strong> dualen kaufmännischen Lehre einerseits<br />

und dem vollzeitschulischen Abschluss einer HMS an<strong>der</strong>erseits herstellen zu können. Die<br />

Erfahrungen im Zusammenhang mit dem evaluierten Modul in Fribourg zeigen, dass Banken<br />

junge Menschen mit einer abgeschlossenen Banklehre gegenüber jenen mit einer vollzeitschulischen<br />

Ausbildung bevorzugen, weil <strong>der</strong> Bankensektor viel in die Ausbildung des Nachwuchses<br />

investiert, um bankspezfische Aspekte stärker in die Ausbildung zu integrieren.<br />

Wenn es auch an dieser Stelle eindeutig zu früh erscheint, arbeitsmarktliche Konsequenzen<br />

aus <strong>der</strong> intendierten HMS-Reform abzuschätzen, so konnten die Ergebnisse die eingangs aufgestellte<br />

Vermutung bestätigen, dass die HMS im Rahmen <strong>der</strong> Praxismodule nicht alle Ziele<br />

<strong>der</strong> dualen Lehre erreichen und daher im Ausgangspunkt auch aus Sicht <strong>der</strong> Berufspraxis<br />

nicht das gleiche Mass an Attraktivität entfalten kann. Offen bleibt jedoch ! ausgehend von<br />

den einschlägigen Erfahrungen im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Neuen Kaufmännischen<br />

Grundbildung ! die Frage, inwieweit die duale Lehre die berufspraktischen Ziele erreicht.<br />

Nichtsdestotrotz können HMS grundsätzlich auch mit kürzer angelegten Modulen eine<br />

bessere Vernetzung von Theorie und Praxis erreichen und damit <strong>der</strong>en Attraktivität<br />

verbessern, wenn die oben herausgearbeiteten Empfehlungen berücksichtigt werden.<br />

3 Ausblick und weiterführen<strong>der</strong> Forschungsbedarf<br />

Um die wesentlichen Ergebnisse des Forschungsprojekts sowie den weiteren Forschungsbzw.<br />

Handlungsbedarf aufzeigen zu können, erscheint ein Blick auf die dem vorliegenden<br />

Projekt zugrunde liegenden drei zentralen Prämissen bedeutsam: Das Projekt ging erstens von<br />

<strong>der</strong> Annahme aus, dass über die duale kaufmännische Lehre <strong>der</strong> betriebliche Leistungszielkatalog<br />

erreicht wird. Zweitens wurde angenommen, dass die durch das Bundesamt für Berufsbildung<br />

und Technologie (BBT) vorgenommene Auswahl <strong>der</strong> Leistungsziele den Erfor<strong>der</strong>nissen<br />

<strong>der</strong> Berufspraxis hinreichend Rechnung trägt. Drittens wurde davon ausgegangen, dass<br />

die durch die einzelnen Schulen ausgewählten Leistungsziele die didaktischen Potenziale, die<br />

das jeweilige Modul bietet, voll ausschöpfen.<br />

Vor dem Hintergrund dieser Annahmen betrachtet, können durch einzelne Module das Total<br />

<strong>der</strong> für die duale Lehre gültigen Leistungsziele allenfalls dann erreicht werden, wenn ein<br />

grundlegen<strong>der</strong> Umbau <strong>der</strong> Curricula für die HMS vorgenommen würde. Jedoch bieten alle<br />

untersuchten Module bzw. Modulkategorien im Ausgangspunkt bereits heute das Potenzial,<br />

ausgewählte betriebliche Leistungsziele zu erreichen und die Richtlinien für berufliche Praxis<br />

umzusetzen. Insgesamt scheinen sämtliche untersuchte Module, nicht zuletzt aufgrund <strong>der</strong> im<br />

Curriculum von HMS festgelegten Ziele, jedoch zeitlich zu knapp ausgerichtet, um die gleichen<br />

Ziele <strong>der</strong> dualen Lehre erreichen zu können. Dennoch besteht für HMS das Potenzial,<br />

mittels praxisorientierter Module ausgewählte (!) Ziele zu erreichen. Somit können <strong>Handelsmittelschulen</strong><br />

deutlich an Attraktivität gewinnen, wenn sie praxisorientierte Module in den<br />

de-Fonds und Bern). Dabei können sich grundsätzlich vielfältige Gründe im Hinblick auf die Betreuung, den<br />

Praxisbezug, die bereitgestellte Infrastruktur o<strong>der</strong> die relativ kurze Dauer auf diese Einschätzung ausgewirkt<br />

und z. T. gegenseitig verstärkt haben.<br />

422


Teil III: Fazit und Empfehlungen zur Evaluation des Pilotprojektes „<strong>Zukunft</strong> <strong>der</strong> <strong>Handelsmittelschulen</strong>“<br />

vollzeitschulischen Kontext integrieren. Dabei deuten die Analysen jedoch vielfach auf deutliche<br />

Optimierungspotenziale in Bezug auf Auswahl, För<strong>der</strong>ung und Kommunikation <strong>der</strong><br />

Leistungsziele, Vor- und Nachbereitung praxisorientierter Module sowie die Betreuung <strong>der</strong><br />

Lernenden hin. Angesichts <strong>der</strong> oben referierten Prämissen ergibt sich jedoch nicht allein ein<br />

Handlungs-, son<strong>der</strong>n auch ein weiterer Forschungsbedarf:<br />

1. Im Hinblick auf die erste Annahme wäre kritisch zu prüfen, ob die für die duale kaufmännische<br />

Lehre vorgesehenen Leistungsziele auch tatsächlich durch dual Berufslernende<br />

erreicht werden. So muss kritisch hinterfragt werden, wie sehr ein dualer Berufslernen<strong>der</strong><br />

anspruchsvollere Ziele wie „betriebliche Abläufe nachvollziehen, analysieren und gegebenenfalls<br />

Verbesserungsvorschläge unterbreiten“, „Belastbarkeit/Ziel- und Prioritätensetzung“<br />

o<strong>der</strong> „Beschwerden entgegennehmen und formulieren“ auch tatsächlich erreicht<br />

bzw. <strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ung, unternehmerisch handeln zu können, gerecht wird. Die Erfahrungen<br />

im Zusammenhang mit einem Teil <strong>der</strong> evaluierten Praktika zeigen, dass Praktikanten<br />

nicht immer ergiebige Arbeiten übernehmen dürfen o<strong>der</strong> einen hierfür notwendigen Arbeitsplatz<br />

zur Verfügung gestellt bekommen. Dies wirft die Frage auf, ob sich dual<br />

Berufslernende nicht auch ähnlichen Restriktionen gegenüber sehen. Zudem muss kritisch<br />

gefragt werden, welcher duale Berufslernende mit umfassenden Herausfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong><br />

Unternehmungsgründung und -führung konfrontiert wird und welche Lehrkraft die hierzu<br />

erfor<strong>der</strong>lichen Kompetenzen mitbringen kann. Zudem darf im Hinblick auf die Richtlinien<br />

für die berufliche Praxis bezweifelt werden, dass ein dualer Berufslernen<strong>der</strong>, seine Aktivitäten<br />

völlig selbständig plant, durchführt und kontrolliert.<br />

2. Zweitens wurde angenommen, dass die durch das Bundesamt für Berufsbildung und Technologie<br />

(BBT) vorgenommene Auswahl <strong>der</strong> Leistungsziele den Erfor<strong>der</strong>nissen <strong>der</strong> Berufspraxis<br />

hinreichend Rechnung trägt. Die den Schulen zugänglich gemachten Leistungszielvorgaben,<br />

die auf <strong>der</strong> Grundlage des Leistungszielkatalogs für die Neue Kaufmännische<br />

Grundbildung zusammengestellt worden sind, müssten u. U. im Hinblick auf die Erfor<strong>der</strong>nisse<br />

<strong>der</strong> Berufspraxis einerseits und die didaktischen Potenziale einer Modulkategorie<br />

an<strong>der</strong>erseits angepasst werden. Diese Frage, die nicht (will man nicht von einem empirischen<br />

Sein auf ein normatives Sollen schliessen) aufgrund <strong>der</strong> Befragung von Lernenden<br />

o<strong>der</strong> Lehrkräften beantwortet werden kann, geht mit weitgehenden normativen Überlegungen<br />

bezüglich des Sinn und Zwecks einer praxisorientierten Ausbildung und damit des<br />

Verhältnisses von „theoretischen“ und „praktischen“ Inhalten einher.<br />

3. Drittens wäre zu prüfen, ob die durch die einzelnen Schulen ausgewählten Leistungsziele<br />

auch die didaktischen Potenziale, die das jeweilige Modul bietet, voll ausschöpfen. Zudem<br />

erscheint es ergiebig, dass HMS auch jene Leistungsziele aus dem Katalog integrieren, die<br />

auch im „normalen“ Schulunterricht erreicht werden können.<br />

Diese drei referierten Punkte und die Ergebnisse <strong>der</strong> damit verbundenen ergänzenden Untersuchungen<br />

hätten u. U. zwar zur Konsequenz, dass die Anfor<strong>der</strong>ungen, die an die Konzeption<br />

und Umsetzung praxisorientierter Module in einem vollzeitschulischen Kontext gestellt werden,<br />

weniger weitreichend wären. Ein weiterer Forschungs- bzw. Handlungsbedarf ergibt sich<br />

dennoch, aufgrund unterschiedlicher Erfahrungen aus dem HMS-Projekt, in den folgenden<br />

Bereichen:<br />

! Zu definieren wäre das gewünschte zukünftige Profil von HMS. So wäre angesichts <strong>der</strong><br />

Grenzen bezüglich <strong>der</strong> Erreichbarkeit von Leistungszielen bspw. zu fragen, ob HMS hinsichtlich<br />

<strong>der</strong> Praxiserfahrungen ein von <strong>der</strong> dualen Lehre abweichendes Profil haben können<br />

und dürfen. Zudem erscheint ! angesichts bereits heute bestehen<strong>der</strong> drei- bzw. vierjähriger<br />

Ausbildungsgänge ! die Frage bedeutsam, ob im Hinblick auf die Ausbildungsdauer<br />

auch zukünftig unterschiedliche HMS-Profile denkbar sind.<br />

423


Teil III: Fazit und Empfehlungen zur Evaluation des Pilotprojektes „<strong>Zukunft</strong> <strong>der</strong> <strong>Handelsmittelschulen</strong>“<br />

! In diesem Zusammenhang wäre es aus Sicht <strong>der</strong> Schulen, die eine dreijährige vollzeitschulische<br />

Ausbildung mit einem einjährigen Praktikum verbinden, wichtig zu erfahren, welche<br />

Wirkungen Langzeitpraktika im Vergleich zu den übrigen Modulen bzw. Modulkategorien<br />

entfalten können. Auch wäre es sehr ergiebig zu erforschen, welche zusätzlichen Wirkungen<br />

im Hinblick auf die diesem Projekt zugrunde liegenden Forschungsfragen von einer<br />

kombinierten Durchführung mehrerer Module an einer Schule ausgehen könnten.<br />

! Wenn eine grössere Praxisorientierung das Ziel <strong>der</strong> Reform von HMS ist, so gilt es folgende<br />

Aspekte zu beachten: Zum einen erscheint es grundsätzlich sinnvoll, die einzelnen Curricula<br />

systematischer im Hinblick auf die Verortung von Praxis zu überarbeiten. So liessen<br />

sich bspw. Aspekte <strong>der</strong> Investitionsrechnung in den Rahmen des Faches Mathematik integrieren.<br />

Zum an<strong>der</strong>en sollte bei <strong>der</strong> Umsetzung ein Zick-Zack-Kurs vermieden werden, weil<br />

so unnötige Reaktanzen in den Schulen entstehen könnten. Bspw. wurden an einigen Schulen<br />

Curricula unlängst angepasst und dabei aus ökonomischen Gründen praxisrelevante Fächer<br />

wie Investitionsrechnung o<strong>der</strong> Absatzlehre gestrichen.<br />

! Im Hinblick auf die Vorbereitung <strong>der</strong> Umsetzung <strong>der</strong> geplanten Reform, sollten Schlüsselfaktoren,<br />

die es im Rahmen <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ungsprozesse zu berücksichtigen gilt, herausgearbeitet<br />

werden, damit eine Reform auch schulintern getragen wird. Dabei zeichnen sich bereist<br />

heute Barrieren des Nicht-Könnens bzw. Nicht-Wollens bei den Lehrkräften ab. So<br />

wäre bspw. zu klären, welche Lehrkraft eine Vorstellung von <strong>der</strong> Praxis hat und auch über<br />

das notwendige Netzwerk zur Praxis verfügt. Zudem sollte <strong>der</strong> Frage nachgegangen werden,<br />

wie die unterschiedlichen Erfahrungen im Zusammenhang mit den Modulen auch im<br />

späteren Unterricht aufgenommen werden können.<br />

! Die Analysen zeigen zudem, dass z. T. erhebliche organisatorische Vorkehrungen an den<br />

Schulen getroffen worden sind, um das Modul als Pilot im Rahmen einer Auswahl von<br />

Klassen durchzuführen. Wenn praxisorientierte Module in <strong>der</strong> Breite bei sämtlichen Klassen<br />

eines Jahrganges durchgeführt werden, so dürften Komplexität durch die Vielzahl <strong>der</strong><br />

intern und extern Beteiligten und die Herausfor<strong>der</strong>ungen im Hinblick auf die Mobilisierung<br />

von Praktikern (Unternehmer, Praktikumsbetriebe etc.) grösser werden.<br />

! Die angestrebte Reform impliziert damit weitreichende Konsequenzen im Hinblick auf das<br />

Management bzw. die Entwicklung von <strong>Handelsmittelschulen</strong> (vgl. Dubs, 2005; Seitz &<br />

Capaul, 2007): So ist zu erwarten, dass die Reform Schulen intern vor die Herausfor<strong>der</strong>ung<br />

weitreichen<strong>der</strong> Entwicklungsprozesse (z. B. Lehrplan- und Unterrichtsentwicklung) stellt<br />

und im Rahmen <strong>der</strong> Umsetzung umfassende strategische, strukturelle, kulturelle sowie mitarbeiterbezogene<br />

Fragen (bspw. Personalbeschaffung und -auswahl) aufwirft. Zudem müssen<br />

Fragen <strong>der</strong> Finanzierung einer auf Qualität und Wirksamkeit ausgerichteten Umsetzung<br />

berufspraktischer Module in Bezug auf die Bereitstellung infrastruktureller und personeller<br />

Ressourcen thematisiert werden. Schulextern stellt Kooperation zwischen den<br />

beteiligten Lernorten ein zentrales Element für die Institutionalisierung praxisorientierter<br />

Module in den vollzeitschulischen Kontext dar.<br />

Da eine flächendeckende Einführung berufspraktischer Module, wie die offenen Punkte illustrieren,<br />

die einzelnen Schulen vor vielfältige strategische, personelle und organisatorische<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen stellt, dürfte sich eine Umsetzung <strong>der</strong> angestrebten Reform von <strong>Handelsmittelschulen</strong><br />

allenfalls in mittlerer Frist empfehlen.<br />

424


Literaturverzeichnis<br />

Literaturverzeichnis<br />

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Übungsfirmen-Landschaft 1999 dar? Eine empirische Untersuchung im Vergleich mit<br />

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425


Teil III: Fazit und Empfehlungen zur Evaluation des Pilotprojektes „<strong>Zukunft</strong> <strong>der</strong> <strong>Handelsmittelschulen</strong>“<br />

Metzger, C. (2006). Lern- und Arbeitsstrategien: WLI-Hochschule. Ein Fachbuch für Studierende<br />

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Berlin: Insitut für Erziehungswissenschaften, Abteilung Wirtschaftspädagogik,<br />

Philosophische Fakultät IV <strong>der</strong> Humboldt-Universität Berlin.<br />

426


Anhang I: Fragestellungen aus dem Grobkonzept<br />

Anhänge I und II<br />

Die in Kapitel 4.2 (Teil I) skizzierten Überlegungen bildeten die Grundlage für die Erstellung<br />

sowohl kategorie- als auch modulspezifischer Fragebögen und werden im Folgenden im Rahmen<br />

<strong>der</strong> Anhänge I und II näher erläutert. Mit Blick auf den Umfang des vorliegenden Projektberichts<br />

wird auf eine Integration sämtlicher Fragebögen verzichtet. Diese wurden geson<strong>der</strong>t<br />

dokumentiert und können Interessenten auf Wunsch zur Verfügung gestellt werden.<br />

Anhang I: Fragestellungen aus dem Grobkonzept 125<br />

Fragen an Schülerinnen und Schüler<br />

Themenfeld 1:<br />

Beurteilung des Moduls insgesamt<br />

S: Wie beurteilen Sie das Modul insgesamt?<br />

M: Worin sehen Sie die Stärken resp. Schwächen des Moduls? Bitte begründen Sie Ihre Antwort.<br />

M: Durch welche Massnahmen könnten die Schwächen beseitigt werden?<br />

Themenfeld 2:<br />

Erreichung <strong>der</strong> betrieblichen Leistungsziele (Fach-, Methoden- und Sozialkompetenzen)<br />

S: Welche Tätigkeiten haben Sie im Rahmen des Moduls ausgeführt?<br />

S: Wie gut hat Ihnen das Modul ermöglicht die Ziele in Bezug auf Fach-, Methoden- und<br />

Sozialkompetenzen zu erreichen? 126<br />

S: Falls einzelne Ziele im Rahmen des Moduls nicht erreichbar waren: Worauf führen Sie dies<br />

zurück?<br />

Themenfeld 3:<br />

Praxisbezug<br />

M: Wie beurteilen Sie den Praxisbezug des Moduls? Bitte begründen Sie Ihre Antwort.<br />

Themenfeld 4:<br />

Selbständigkeit<br />

S: Wie stark konnten Sie Ihre Arbeit selbständig planen, durchführen und evaluieren?<br />

Themenfeld 5:<br />

Integration in Schulalltag<br />

S: Wie gut war das Modul in den Schulalltag eingebettet?<br />

S: Wie gut wurden Sie im Unterricht auf die Inhalte des Moduls vorbereitet?<br />

S: Wie gut wurden Ihre im Rahmen des Moduls gewonnenen praktischen Erfahrungen im<br />

Unterricht aufgenommen?<br />

S: Wie stark för<strong>der</strong>t das Modul das Interesse für den Schulstoff?<br />

S: Wie stark hilft Ihnen das Modul, den Schulstoff besser zu verstehen?<br />

Themenfeld 6:<br />

Attraktivität <strong>der</strong> HMS<br />

M: Was denken Sie: Wie entwickelt sich die Attraktivität <strong>der</strong> Handelsmittelschule bei potenziellen<br />

SchülerInnen durch die Einführung des Moduls? Aus welchem Grund?<br />

125 M = mündliche Befragung; S = schriftliche Befragung.<br />

126 Zur Vereinfachung werden sämtliche Leistungsziele visualisiert.<br />

427


Anhang I: Fragestellungen aus dem Grobkonzept<br />

Fragen an Lehrkräfte<br />

Themenfeld 1:<br />

Beurteilung des Moduls insgesamt<br />

M: Wie beurteilen Sie das Modul insgesamt?<br />

M: Worin sehen Sie die Stärken des Moduls?<br />

M: Worin sehen Sie die Schwächen des Moduls resp. welche Schwierigkeiten sind bei <strong>der</strong><br />

Umsetzung des Moduls aufgetreten?<br />

M: Welche Massnahmen könnten gegen die Schwächen resp. Schwierigkeiten ergriffen werden?<br />

Themenfeld 2:<br />

Erreichung <strong>der</strong> betrieblichen Leistungsziele (Fach-, Methoden- und Sozialkompetenzen)<br />

S: Wie gut konnten die Ziele in Bezug auf Fach-, Methoden- und Sozialkompetenzen im<br />

Rahmen des Moduls erreicht werden? 127<br />

S: Falls die Lernenden einzelne Ziele nicht erreicht haben: Worauf führen Sie dies zurück?<br />

S: Kann das Modul so gestaltet werden, dass sich die Ziele zukünftig erreichen lassen? Wenn ja,<br />

wie?<br />

S: Konnten durch das Modul Ziele erreicht werden, <strong>der</strong>en Erreichung nicht vorgesehen war?<br />

Wenn ja, welche?<br />

Themenfeld 3:<br />

Praxisbezug<br />

S: Wie gross ist <strong>der</strong> Praxisbezug des Moduls?<br />

Themenfeld 4:<br />

Selbständigkeit<br />

S: Wie stark konnten die Lernenden ihre Arbeit selbständig planen, durchführen und evaluieren?<br />

Themenfeld 5:<br />

Integration in Schulalltag<br />

S: Wie gut war das Modul in den Schulalltag eingebettet?<br />

S: Wie gut wurden die Lernenden im Unterricht auf die Inhalte des Moduls vorbereitet?<br />

S: Wie gut wurden die im Rahmen des Moduls gewonnenen praktischen Erfahrungen <strong>der</strong><br />

Lernenden in Ihrem Unterricht aufgenommen?<br />

S: Wie hat das Modul die Erreichung <strong>der</strong> schulischen Leistungsziele beeinflusst?<br />

Themenfeld 6:<br />

Zusammenarbeit Schule ! Praxis<br />

M: Wie wird die Kooperation Schule ! Praxis organisatorisch gestaltet?<br />

M: Wie wird die Kooperation Schule ! Praxis im Hinblick auf die praxisrelevanten Leistungsziele<br />

(Fach-, Methoden- und Sozialkompetenzen) inhaltlich gestaltet?<br />

M:. Was hat sich in Bezug auf die Kooperation mit <strong>der</strong> Praxis bewährt resp. nicht bewährt? Bitte<br />

begründen Sie Ihre Antwort.<br />

M: Durch welche Massnahmen könnte die Zusammenarbeit verbessert werden?<br />

Themenfeld 7:<br />

Ausbildungsbedarf<br />

S: Welche Anfor<strong>der</strong>ungen stellte das Modul an Sie?<br />

S: Wie gut fühlten Sie sich diesen Anfor<strong>der</strong>ungen gewachsen? Welcher Weiterbildungsbedarf<br />

besteht aus Ihrer Sicht?<br />

S: Wie gut wurden Sie während dem Modul durch zuständige Personen/Stellen betreut? Welche<br />

Unterstützung hätten Sie sich gewünscht?<br />

127 Zur Vereinfachung werden sämtliche Leistungsziele visualisiert.<br />

428


Anhang I: Fragestellungen aus dem Grobkonzept<br />

Themenfeld 8:<br />

Attraktivität <strong>der</strong> HMS<br />

M: Was denken Sie: Wie entwickelt sich die Attraktivität <strong>der</strong> Handelsmittelschule bei potenziellen<br />

SchülerInnen durch die Einführung des Moduls? Aus welchem Grund?<br />

429


Anhang I: Fragestellungen aus dem Grobkonzept<br />

Fragen an Modulverantwortliche<br />

Themenfeld 1:<br />

Beurteilung des Moduls insgesamt<br />

M: Wie beurteilen Sie das Modul insgesamt?<br />

M: Worin sehen Sie die Stärken des Moduls?<br />

M: Worin sehen Sie die Schwächen des Moduls resp. welche Schwierigkeiten sind bei <strong>der</strong><br />

Umsetzung des Moduls aufgetreten?<br />

M: Welche Massnahmen könnten gegen die Schwächen resp. Schwierigkeiten ergriffen werden?<br />

Themenfeld 2:<br />

Praxisbezug<br />

S: Wie gross ist <strong>der</strong> Praxisbezug des Moduls?<br />

Themenfeld 3:<br />

Integration in Schulalltag<br />

S: Wie gut war das Modul in den Schulalltag eingebettet?<br />

Themenfeld 4:<br />

Zusammenarbeit Schule ! Praxis<br />

M: Wie wird die Kooperation Schule ! Praxis organisatorisch gestaltet?<br />

M: Wie wird die Kooperation Schule ! Praxis im Hinblick auf die praxisrelevanten Leistungsziele<br />

(Fach-, Methoden- und Sozialkompetenzen) inhaltlich gestaltet?<br />

M:. Was hat sich in Bezug auf die Kooperation mit <strong>der</strong> Praxis bewährt resp. nicht bewährt? Bitte<br />

begründen Sie Ihre Antwort.<br />

M: Durch welche Massnahmen könnte die Zusammenarbeit verbessert werden?<br />

Themenfeld 5:<br />

Ausbildungsbedarf<br />

S: Welche Anfor<strong>der</strong>ungen stellte das Modul an Sie?<br />

S: Wie gut fühlten Sie sich diesen Anfor<strong>der</strong>ungen gewachsen? Welcher Weiterbildungsbedarf<br />

besteht aus Ihrer Sicht?<br />

S: Wie gut wurden Sie während dem Modul durch zuständige Personen/Stellen betreut? Welche<br />

Unterstützung hätten Sie sich gewünscht?<br />

Themenfeld 6:<br />

Attraktivität <strong>der</strong> HMS<br />

M: Was denken Sie: Wie entwickelt sich die Attraktivität <strong>der</strong> Handelsmittelschule bei potenziellen<br />

SchülerInnen durch die Einführung des Moduls? Aus welchem Grund?<br />

430


Anhang I: Fragestellungen aus dem Grobkonzept<br />

Fragen an Praktikumsbetreuende<br />

Themenfeld 1:<br />

Beurteilung des Moduls insgesamt<br />

M: Wie beurteilen Sie das Modul insgesamt?<br />

M: Worin sehen Sie die Stärken des Moduls?<br />

M: Worin sehen Sie die Schwächen des Moduls resp. welche Schwierigkeiten sind bei <strong>der</strong><br />

Umsetzung des Moduls aufgetreten?<br />

M: Welche Massnahmen könnten gegen die Schwächen resp. Schwierigkeiten ergriffen werden?<br />

Themenfeld 2:<br />

Erreichung <strong>der</strong> betrieblichen Leistungsziele (Fach-, Methoden- und Sozialkompetenzen)<br />

S: Welche Tätigkeiten hat Ihr Praktikant resp. Ihre Praktikantin im Rahmen des Praktikums<br />

ausgeführt?<br />

S: Wie gut konnte Ihr Praktikant resp. Ihre Praktikantin die Ziele in Bezug auf Fach-, Methoden-<br />

und Sozialkompetenzen im Rahmen des Moduls erreichen? 128<br />

S: Falls Ihr Praktikant resp. Ihre Praktikantin einzelne Ziele nicht erreicht hat: Worauf führen<br />

Sie dies zurück?<br />

S: Kann das Modul so gestaltet werden, dass sich die Ziele zukünftig erreichen lassen? Wenn ja,<br />

wie?<br />

S: Konnten durch das Modul Ziele erreicht werden, <strong>der</strong>en Erreichung nicht vorgesehen war?<br />

Wenn ja, welche?<br />

Themenfeld 3:<br />

Praxisbezug<br />

S: Einen wie grossen Einblick in die betriebliche Praxis ermöglichte das Praktikum Ihrem Praktikanten<br />

resp. Ihrer Praktikantin?<br />

Themenfeld 4:<br />

Selbständigkeit<br />

S: Wie stark konnte Ihr Praktikant resp. Ihre Praktikantin die Arbeit selbständig planen, durchführen<br />

und evaluieren?<br />

Themenfeld 5:<br />

Zusammenarbeit Schule ! Betrieb<br />

M: Wie wird die Kooperation Schule ! Betrieb organisatorisch gestaltet?<br />

M: Wie wird die Kooperation Schule ! Betrieb im Hinblick auf die praxisrelevanten Leistungsziele<br />

(Fach-, Methoden- und Sozialkompetenzen) inhaltlich gestaltet?<br />

M:. Was hat sich in Bezug auf die Kooperation mit <strong>der</strong> Praxis bewährt resp. nicht bewährt? Bitte<br />

begründen Sie Ihre Antwort.<br />

M: Durch welche Massnahmen könnte die Zusammenarbeit verbessert werden?<br />

Themenfeld 6:<br />

Ausbildungsbedarf<br />

S: Welche Anfor<strong>der</strong>ungen stellte die Praktikumsbetreuung an Sie?<br />

S: Wie gut fühlten Sie sich diesen Anfor<strong>der</strong>ungen gewachsen? Welcher Weiterbildungsbedarf<br />

besteht aus Ihrer Sicht?<br />

S: Wie gut wurden Sie während dem Modul durch zuständige Personen/Stellen betreut? Welche<br />

Unterstützung hätten Sie sich gewünscht?<br />

Themenfeld 7:<br />

Attraktivität <strong>der</strong> HMS<br />

M: Was denken Sie: Wie entwickelt sich die Attraktivität <strong>der</strong> Handelsmittelschule bei potenziellen<br />

SchülerInnen durch die Einführung des Moduls? Aus welchem Grund?<br />

128 Zur Vereinfachung werden sämtliche Leistungsziele visualisiert.<br />

431


Anhang I: Fragestellungen aus dem Grobkonzept<br />

Fragen an Praktikerinnen und Praktiker<br />

Themenfeld 1:<br />

Funktion<br />

M: Welche Rolle haben Sie im Rahmen des Moduls übernommen?<br />

Themenfeld 2:<br />

Entwicklung <strong>der</strong> Schülerleistungen<br />

M: Wie haben sich die Leistungen <strong>der</strong> SchülerInnen im Laufe <strong>der</strong> Zeit entwickelt? Bitte begründen<br />

Sie Ihre Antwort.<br />

Themenfeld 3:<br />

Praxisbezug<br />

M: Einen wie grossen Einblick in die betriebliche Praxis ermöglichte das Modul den SchülerInnen?<br />

Bitte begründen Sie Ihre Antwort.<br />

M: Wie könnte <strong>der</strong> Einblick in die betriebliche Praxis vergrössert werden?<br />

Themenfeld 4:<br />

Zusammenarbeit Schule ! Praxis<br />

M: Wie wird die Kooperation Schule ! Praxis organisatorisch gestaltet?<br />

M: Wie wird die Kooperation Schule ! Praxis im Hinblick auf die praxisrelevanten Leistungsziele<br />

(Fach-, Methoden- und Sozialkompetenzen) inhaltlich gestaltet?<br />

M:. Was hat sich in Bezug auf die Kooperation mit <strong>der</strong> Praxis bewährt resp. nicht bewährt? Bitte<br />

begründen Sie Ihre Antwort.<br />

M: Durch welche Massnahmen könnte die Zusammenarbeit verbessert werden?<br />

Themenfeld 5:<br />

Ausbildungsbedarf<br />

S: Welche Anfor<strong>der</strong>ungen stellte die Mitarbeit im Rahmen des Moduls an Sie?<br />

S: Wie gut fühlten Sie sich diesen Anfor<strong>der</strong>ungen gewachsen? Welcher Weiterbildungsbedarf<br />

besteht aus Ihrer Sicht?<br />

Themenfeld 6:<br />

Attraktivität <strong>der</strong> HMS<br />

M: Was denken Sie: Wie entwickelt sich die Attraktivität <strong>der</strong> Handelsmittelschule bei potenziellen<br />

SchülerInnen durch die Einführung des Moduls? Aus welchem Grund?<br />

432


Anhang I: Fragestellungen aus dem Grobkonzept<br />

Fragen an Kundinnen und Kunden<br />

Themenfeld 1:<br />

Kontaktaufnahme<br />

M: Wie ist <strong>der</strong> Kontakt zwischen den SchülerInnen und Ihnen zustande gekommen?<br />

M: Wie beurteilen Sie das Vorgehen <strong>der</strong> SchülerInnen bei <strong>der</strong> Kontaktaufnahme?<br />

Themenfeld 2:<br />

Kundenbedürfnisse<br />

M: Wie gut haben die SchülerInnen Ihre Bedürfnisse erfragt? Bitte begründen Sie Ihre Antwort.<br />

M: Wie gut sind die SchülerInnen auf Ihre Bedürfnisse eingegangen? Bitte begründen Sie<br />

Ihre Antwort.<br />

Themenfeld 3:<br />

Zufriedenheit mit dem Produkt<br />

M: Wie zufrieden sind Sie mit dem entstandenen Produkt?<br />

M: Falls sie mit dem Produkt nicht vollständig zufrieden sind: Worauf führen Sie die „Mängel“<br />

zurück?<br />

Themenfeld 4:<br />

Entwicklung <strong>der</strong> Schülerleistungen<br />

M: Wie haben sich die Leistungen <strong>der</strong> SchülerInnen im Laufe <strong>der</strong> Zeit entwickelt? Bitte begründen<br />

Sie Ihre Antwort.<br />

Themenfeld 5:<br />

Praxisbezug<br />

M: Einen wie grossen Einblick in die betriebliche Praxis ermöglichte das Modul den SchülerInnen?<br />

433


Anhang II: Kategorienspezifische Fragestellungen<br />

Anhang II: Kategorienspezifische Fragestellungen<br />

Im Folgenden werden kategorienspezifische Fragen für die Modulkategorien Betriebspraktikum,<br />

Auftragsübernahme, Juniorfirma, Lernbüro und Übungsfirma vorgestellt. Sie ergeben<br />

sich aufgrund <strong>der</strong> unter Kapitel 4.3 im Teil I dargestellten kritischen Erfolgsfaktoren <strong>der</strong> einzelnen<br />

Modulkategorien. Die Fragen richten sich in <strong>der</strong> Regel an mehrere in einem Modul involvierte<br />

Personenkreise (z. B. Lehrkräfte, Modulverantwortliche und Praktikumsbetreuende).<br />

Zum Erhalt <strong>der</strong> Übersichtlichkeit wird im Rahmen <strong>der</strong> folgenden Darstellungen allerdings auf<br />

eine Spezifizierung <strong>der</strong> Personenkreise verzichtet.<br />

Kategorienspezifische Fragestellungen für die Kategorie „Betriebspraktikum“<br />

! Wann fand das Praktikum statt? Wie lange dauerte das Praktikum? Wie lässt sich die Wahl<br />

des Zeitpunktes und <strong>der</strong> Dauer begründen?<br />

! Einen wie grossen Einblick in die betriebliche Praxis ermöglichte das Praktikum dem<br />

Praktikanten resp. <strong>der</strong> Praktikantin?<br />

! Welche Voraussetzungen sollten Praktikumsbetriebe erfüllen, um einem Praktikanten resp.<br />

einer Praktikantin einen hohen Lernerfolg zu ermöglichen?<br />

! Wie gut konnten die Praktikanten betreut werden (z. B. Anleitung, positive Rückmeldung,<br />

sachliche Kritik)?<br />

! Wie gut wurden die Lernenden im Unterricht auf das Praktikum vorbereitet? Wie gut wurden<br />

die im Rahmen des Praktikums gewonnenen praktischen Erfahrungen <strong>der</strong> Lernenden<br />

im Unterricht aufgenommen?<br />

! Mit welchen Methoden (z. B. Beobachtung) wurden die Schülerleistungen beurteilt? Nach<br />

welchen Kriterien wurden die Schülerleistungen beurteilt? Sofern die Schülerleistungen<br />

benotet werden: Welche Bedeutung kommt <strong>der</strong> Bewertung zu (z. B. separate Zeugnisnote<br />

versus Integration <strong>der</strong> Note in ein Schulfach, Gewichtung)?<br />

Kategorienspezifische Fragestellungen für die Kategorie „Auftragsübernahme“<br />

! Wann fand das Modul statt? Wie lange dauerte das Modul? Wie lässt sich die Wahl des<br />

Zeitpunktes und <strong>der</strong> Dauer begründen?<br />

! Wie gut waren die Praxisaufträge auf die Fähigkeiten <strong>der</strong> Lernenden abgestimmt?<br />

! Wie gut konnten die Lernenden auf die notwendigen Unternehmensdaten zugreifen?<br />

! Wie stark konnten die Lernenden ! angemessen an die jeweilige Situation ! unternehmerisch<br />

handeln?<br />

! Wie gut konnten die Lernenden betreut werden (z. B. Anleitung, positive Rückmeldung,<br />

sachliche Kritik)?<br />

! Wie gut funktionierte die Zusammenarbeit zwischen Schule und Auftraggeber?<br />

! Wie gut wurden die Lernenden im Unterricht auf das Modul vorbereitet? Wie gut wurden<br />

die im Rahmen des Moduls gewonnenen praktischen Erfahrungen <strong>der</strong> Lernenden im Unterricht<br />

aufgenommen?<br />

! Mit welchen Methoden (z. B. Beobachtung) wurden die Schülerleistungen beurteilt? Nach<br />

welchen Kriterien wurden die Schülerleistungen beurteilt? Sofern die Schülerleistungen<br />

benotet werden: Welche Bedeutung kommt <strong>der</strong> Bewertung zu (z. B. separate Zeugnisnote<br />

versus Integration <strong>der</strong> Note in ein Schulfach, Gewichtung)?<br />

434


Anhang II: Kategorienspezifische Fragestellungen<br />

Kategorienspezifische Fragestellungen für die Kategorie „Juniorfirma“<br />

! Wann fand das Modul statt? Wie lange dauerte das Modul? Wie lässt sich die Wahl des<br />

Zeitpunktes und <strong>der</strong> Dauer begründen?<br />

! Wie selbständig konnten die Lernenden ihre Aufträge akquirieren?<br />

! Wie gut stimmten die Lernenden ihr Angebot auf ihre Fähigkeiten ab?<br />

! Wie stark konnten die Lernenden – angemessen an die jeweilige Situation – unternehmerisch<br />

handeln?<br />

! Wie stark waren die Lernenden zeitlich belastet?<br />

! Wer trägt mögliche finanzielle Verluste aus dem Modul (ökonomisches Risiko)? Welche<br />

Massnahmen wurden ergriffen, um das ökonomische Risiko tief zu halten?<br />

! Wie gut konnten die Lernenden betreut werden (z. B. Anleitung, positive Rückmeldung,<br />

sachliche Kritik)?<br />

! Wie gut wurden die Lernenden im Unterricht auf das Modul vorbereitet? Wie gut wurden<br />

die im Rahmen des Moduls gewonnenen praktischen Erfahrungen <strong>der</strong> Lernenden im Unterricht<br />

aufgenommen?<br />

! Mit welchen Methoden (z. B. Beobachtung) wurden die Schülerleistungen beurteilt? Nach<br />

welchen Kriterien wurden die Schülerleistungen beurteilt? Sofern die Schülerleistungen<br />

benotet werden: Welche Bedeutung kommt <strong>der</strong> Bewertung zu (z. B. separate Zeugnisnote<br />

versus Integration <strong>der</strong> Note in ein Schulfach, Gewichtung)?<br />

Kategorienspezifische Fragestellungen für die Kategorie „Lernbüro“<br />

! Wann fand das Modul statt? Wie lange dauerte das Modul? Nach welchen Kriterien wurde<br />

<strong>der</strong> Zeitpunkt und die Dauer des Moduls gewählt?<br />

! Wie stark wurde für das Modul eine typische Büroatmosphäre geschaffen? Wie beurteilen<br />

Sie die für das Modul bereitgestellte technische Infrastruktur?<br />

! Wie gut gelang es, unterschiedliche unternehmerische Geschäftsprozesse zu simulieren?<br />

! Wie viele Abteilungen lernten die Lernenden im Rahmen des Moduls kennen? Wie gut<br />

lässt sich das Konzept „job rotation“ im Rahmen des Moduls umsetzen?<br />

! Wie gut war die Arbeit im Rahmen des Moduls auf die Fähigkeiten <strong>der</strong> Lernenden abgestimmt?<br />

Wie stark wurde die Komplexität <strong>der</strong> Aufträge im Laufe <strong>der</strong> Zeit erhöht?<br />

! Wie wirkte sich <strong>der</strong> Umstand, dass das Modul ohne die wirkliche Arbeitswelt auskommt,<br />

auf die Motivation und den Lernerfolg <strong>der</strong> Lernenden aus?<br />

! Für welche kaufmännischen Tätigkeiten in einem Unternehmen (z. B. Belegflüsse, Schriftverkehr)<br />

eignet sich <strong>der</strong> Einsatz eines solchen Moduls und in welchen nicht?<br />

! Wie gut konnten die Lernenden betreut werden (z. B. Anleitung, positive Rückmeldung,<br />

sachliche Kritik)?<br />

! Wie gut wurden die Lernenden im Unterricht auf das Modul vorbereitet? Wie gut wurden<br />

die im Rahmen des Moduls gewonnenen praktischen Erfahrungen <strong>der</strong> Lernenden im Unterricht<br />

aufgenommen?<br />

! Mit welchen Methoden (z. B. Beobachtung) wurden die Schülerleistungen beurteilt? Nach<br />

welchen Kriterien wurden die Schülerleistungen beurteilt? Sofern die Schülerleistungen<br />

benotet werden: Welche Bedeutung kommt <strong>der</strong> Bewertung zu (z. B. separate Zeugnisnote<br />

versus Integration <strong>der</strong> Note in ein Schulfach, Gewichtung)?<br />

435


Anhang II: Kategorienspezifische Fragestellungen<br />

Kategoriespezifische Fragestellungen für die Kategorie „Übungsfirma“<br />

! Wann fand das Modul statt? Wie lange dauerte das Modul? Nach welchen Kriterien wurde<br />

<strong>der</strong> Zeitpunkt und die Dauer des Moduls gewählt?<br />

! Wie häufig unterhielten die Lernenden Kontakt zur realen Aussenwelt (d. h. zu an<strong>der</strong>en<br />

Übungsfirmen, Praktikern und/o<strong>der</strong> Behörden)?<br />

! Wie gut gelang es, unterschiedliche branchentypische Geschäftsprozesse zu simulieren?<br />

! Wie viele Abteilungen lernten die Lernenden im Rahmen des Moduls kennen (job rotation)?<br />

Wie gut lässt sich das Konzept „job rotation“ im Rahmen des Moduls umsetzen?<br />

! Wie stark konnten die Lernenden – angemessen an die jeweilige Situation – unternehmerisch<br />

handeln?<br />

! Fehlentscheidungen hatten im Rahmen des Moduls keine ökonomischen Konsequenzen.<br />

Wie stark wirkte sich dies auf den Lernerfolg und die Motivation <strong>der</strong> Lernenden aus?<br />

! Wie gut konnten die Lernenden betreut werden (z. B. Anleitung, positive Rückmeldung,<br />

sachliche Kritik)?<br />

! Wie gut wurden die Lernenden im Unterricht auf das Modul vorbereitet? Wie gut wurden<br />

die im Rahmen des Moduls gewonnenen praktischen Erfahrungen <strong>der</strong> Lernenden im Unterricht<br />

aufgenommen?<br />

! Mit welchen Methoden (z. B. Beobachtung) wurden die Schülerleistungen beurteilt? Nach<br />

welchen Kriterien wurden die Schülerleistungen beurteilt? Sofern die Schülerleistungen<br />

benotet werden: Welche Bedeutung kommt <strong>der</strong> Bewertung zu (z. B. separate Zeugnisnote<br />

versus Integration <strong>der</strong> Note in ein Schulfach, Gewichtung)?<br />

436

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