Erfolg_Ausgabe Nr. 9/10 - Sep/Okt 2019
Die Zeitung "Erfolg" ist offizielles Organ des Schweizerischen KMU Verbandes
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14 Finanzen
Ausgabe 9/10 September / Oktober 2019 / ERFOLG
Mittelstandsfinanzierung:
Die Digitalisierung eröffnet neue Wege
Kleine und Mittelständische Unternehmen (KMU) bilden das Rückgrat
der globalen Wirtschaft. Nicht nur sind sie für mehr als die Hälfte des
weltweiten Bruttoinlandsprodukts verantwortlich, sie beschäftigen
auch etwa zwei drittel der globalen Arbeitnehmerschaft. Trotz ihrer
wichtigen Rolle haben KMU ein Problem wenn es um Finanzierung geht.
Insbesondere in Europa und der Schweiz ist der Zugang zum Kapitalmarkt
durch hohe Kosten, komplexe Prozesse, vielen Mittelsmännern und Informationsasymetrie
charakterisiert. Die wenigsten Unternehmen können
ihre Investitionen und Wachstumsambitionen über den eigenen Cashflow
finanzieren. So bleibt Unternehmern eine überschaubare Auswahl
an Finanzierungsmöglichkeiten. Meist wird auf Bankkredite zurückgegriffen
– für viele Unternehmen eine suboptimale Lösung, aufgrund
bereits hoher existierender Verschuldungen. Aber auch komplexe Geschäftsmodelle
oder lange Geldumschlagsdauer lassen die Kreditkonditionen
oft unattraktiv ausfallen.
Eigenkapitalfinanzierung per Venture Capital kommt für wenige Unternehmen
in Frage: Das gesuchte Profil erfordert meist einfache Skalierbarkeit
des Geschäftsmodells und enormes Wachstumspotential. Für
andere Private Equity Investoren sind die Anforderungen an das Platzierungsvolumen
zu hoch: der Overhead macht kleinere Investment-Tickets
nicht lohnend. Eine Finanzierung über existierende Marktinfrastruktur
wäre grundsätzlich attraktiv, ist aber durch hohe Eintrittsschranken wie
Kosten und Komplexität nicht abbildbar.
Die Gründung einer Aktiengesellschaft ist teuer und zeitaufwendig. Es ist
daher nicht verwunderlich, dass meist nur sehr grosse Unternehmen den
Schritt in die Aktiengesellschaft wagen. Von diesen wenigen Unternehmen
wagen noch weniger einen Börsengang oder eine öffentliche Anleihe.
Diese zu strukturieren erfordert enormes Kapital und aufwändige
Prozesse, wofür den meisten KMU Ressourcen und Know-How fehlen.
Selbst ein mittelständischer Stahlproduzent, der 15 Millionen Euro für
ein neues Werksgelände benötigt, entscheidet sich nicht für einen Börsengang.
Die Fähigkeit, Eigenkapital flexibel einzuziehen und über Anteilscheine
handelbar zu machen, bleibt ihm verwehrt.
Umgekehrt gibt es einen globalen Investitionsstau. Die weltweite Mittelschicht
ist so gross wie nie und der Bedarf an Anlagemöglichkeiten wächst.
Selbst institutionelle Investoren wie Pensionsfonds sind verzweifelt auf
der Suche nach Anlagen, die ein angemessenes Chancen-Risiko-Profil
bieten. Es klafft eine Lücke zwischen Nachfrage und Angebot: Anleihen