14.04.2021 Aufrufe

Erfolg_Ausgabe Nr. 9/10 - Sep/Okt 2019

Die Zeitung "Erfolg" ist offizielles Organ des Schweizerischen KMU Verbandes

Die Zeitung "Erfolg" ist offizielles Organ des Schweizerischen KMU Verbandes

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

18

Energiepolitik

Ausgabe 9/10 September / Oktober 2019 / ERFOLG

Stimme aus Bern: Soll die alte

Energiewelt tatsächlich die Zukunft sein?

Die Klimakrise ist auf der Agenda hoch nach

oben gerückt. Die Medien berichten täglich:

Klimastreiks, Klimawahl, Flugticketabgabe,

CO2-Gesetz, Energiewende. Letztere erlebt

derzeit ein regelrechtes «Bashing»: Alles laufe

schief mit der Energiewende. Sie werde

nie funktionieren. 2017 sei ein Fehlentscheid

passiert, den wir teuer zu bezahlen hätten.

Ich frage mich: Woher kommt diese massive und

(man wird den Verdacht nicht los) gut orchestrierte

Kritik an der Energiewende? Und was wäre

eigentlich die Alternative dazu? Die alte Welt?

Fossil und nuklear? Das eine ist der Ursprung

der Klimakrise und das andere schafft gewaltige

Probleme für Zehntausende von Jahren. Ganz

zu schweigen von den Kosten, die gerade bei

Atomkraftwerken kein Investor mehr bereit ist

zu zahlen, ausser der Staat garantiert fixe und

überhöhte Abnahmepreise für den produzierten

Strom (Beispiel England). Wir meinen: keine

echte und vor allem keine nachhaltige Alternative

zum Aufbau eines erneuerbaren Energiesystems.

Trotzdem: eine Berichterstattung dazu

sucht man vergebens.

Dabei ist die Ausgangslage längst geklärt. Es gibt

heute mindestens zwei politische Entscheide,

demokratisch legitimiert, die uns in dieser Frage

leiten müssen. 2017 hat die Schweizer Bevölkerung

mit grosser Mehrheit Ja gesagt zu einem

neuen Energiegesetz und damit zum Ausstieg

aus der alten nuklearen und fossilen Energiewelt.

Und das Parlament hat im gleichen Jahr nachgedoppelt

und das Pariser Klimaabkommen ratifiziert.

Bis dato war es so, dass in der Schweiz,

was demokratisch entschieden wurde, auch umgesetzt

wurde. Was aber passiert, ist das Gegenteil.

Wo immer möglich mobilisieren die Anhänger

der alten Welt gegen diese Entscheide. Sei es

in den Kantonen, wenn sie die Revision kantonaler

Energiegesetze bekämpfen, sei es im Parlament,

wenn sie im ersten Anlauf die Revision des

CO2-Gesetzes versenken, sei es in Kommentaren

und Berichten, in denen sie das Neue schlecht

reden und das Alte in den Himmel loben.

Wir dürfen und müssen kritisieren, was schlecht

läuft an der Umsetzung der Energiewende. Es bedeutet

aber nicht, die Demokratie auf den Kopf

zu stellen und Sturm zu laufen gegen Entscheide,

die von der Bevölkerung getragen werden. Vielmehr

müssen wir uns fragen, wo die Rahmenbedingungen

optimiert und angepasst werden

müssen, damit die Energiewende zügiger und

konsequenter umgesetzt werden kann. Wenn

der Zubau erneuerbarer Energien, die übrigens

Stefan Batzli, Geschäftsführer AEE SUISSE Dachorganisation der Wirtschaft

für erneuerbare Energien und Energieeffizienz, www.aeesuisse.ch

heute die günstigste Form der Energieproduktion

sind, stockt oder zu langsam vorwärtskommt,

müssen die tatsächlichen Ursachen

auf den Tisch. Zum Beispiel: Es braucht mehr

Verlässlichkeit und widerspruchsfreie Signale

der Politik. Es braucht einen verbindlichen Ausbaupfad

für erneuerbare Energien. Es braucht

Investitionsanreize, die der Dimension eines

Generationenprojektes gerecht werden (Man

baut ein neues Energiesystem schliesslich nicht

in 5 oder 10 Jahren.). Es braucht vereinfachte

Bewilligungsverfahren und mehr Zusammenarbeit

zwischen Gemeinden, Kantonen und

dem Bund. Es braucht eine Roadmap zum Ausbau

der Energiespeicher und zur Optimierung

der Netz- und Leitungsinfrastruktur. Es braucht

Spielregeln, die es privaten und institutionellen

Anlegern erlauben, ihr Kapital auch in Schweizer

Energieanlagen zu investieren. Es braucht Forschung

und Entwicklung. Die Schweiz als Innovationsweltmeister

kann das. Und es braucht

schliesslich viel Kommunikation und einen offenen

Dialog mit der Bevölkerung.

Wir brauchen Vieles, aber vor allem den klaren

Willen, dass man die neue Energiewelt stemmen

will. Eine halbe Energiewende, wie sie derzeit

von Teilen der Politik angestrebt wird, wird

zu keinem befriedigenden Resultat führen. Nur

nörgeln und keine echten Lösungen aufzeigen,

ist wenig zielführend. Wir haben zur Energiewende

als zentrale Antwort auf die Klimakrise

keine Alternative. Denken wir daran: Es war die

alte Welt der fossilen Energien und Grosskraftwerke,

die uns in diese Krise geführt hat. Sich

darauf zu verlassen, dass uns ein Zurück in die

Vergangenheit die Zukunft sichern kann, ist fahrlässig

und zeugt von wenig Mut und Weitsicht.

Auch weil wir viele positive Signale haben, dass

der Umbau im Gange ist und immer mehr Fahrt

aufnimmt. Beispiele dafür: Heute produzieren

wir 6 Prozent unserer Energie aus Photovoltaik,

Wind, Kleinwasserkraft und Biomasse – vor zehn

Jahren bewegten wir uns noch im Promillebereich.

Die CO2-Einsparungen im Gebäudepark

lagen 2017 bei 26.4 Prozent gegenüber dem Jahr

1990. Fossile Wärmeerzeugung wird zu Recht zu-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!