Jurybericht - Planungsamt - Basel-Stadt
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Beurteilung des Preisgerichts<br />
Aufbauend auf den unterschiedlichen Abschnitten<br />
der Rheinuferpromenade entsteht eine Abfolge von<br />
Doppelreihe, Einzelreihe und einer freien Streuung<br />
von Bäumen. Die Varianz in der Anordnung ist nachvollziehbar<br />
und durchaus stimmig, allerdings scheint<br />
sie etwas im Widerspruch zu der von den Projektverfassern<br />
gewünschten Zusammengehörigkeit zu stehen.<br />
Durch die radikale Minimierung des motorisierten<br />
Individualverkehrs und das komplette Auflösen<br />
der Parkplätze wird die Promenade zur grosszügigen<br />
und sicheren Verbindung für Fussgänger und Radfahrer.<br />
In der Materialisierung des Promenadenbelags<br />
wird stark auf die unterschiedlichen Abschnitte<br />
und deren Nutzung Bezug genommen. Daraus<br />
resultiert aber eine äusserst heterogene Abfolge<br />
(Chaussierung mit Drainasphaltstreifen, Natursteinpflaster<br />
mit geschliffenem Natursteinpflasterstreifen,<br />
Chaussierung mit Drainasphaltstreifen, Natursteinpflaster<br />
mit geschliffenem Natursteinpflasterstreifen,<br />
Asphalt). Bei dieser umfangreichen Auflistung wird<br />
klar, dass auch hier der Wunsch nach Einheitlichkeit,<br />
über die ganze Länge der Promenade, ziemlich strapaziert<br />
wird. Die Materialvielfalt im Belag bringt viel<br />
Unruhe und wird aus Sicht der Gebrauchstauglichkeit<br />
als ungenügend bewertet. Denn nicht nur die<br />
Chaussierung, sondern auch die Natursteinpflästerung<br />
erschwert die Begeh-, Befahr- und Berollbarkeit<br />
stark. Zur Materialisierung der Baumscheiben<br />
und der Entwässerung gibt es keine Informationen.<br />
Dies könnte man vordergründig als nebensächlich<br />
erachten, doch bei einer solch reduzierten Materialisierung<br />
in den Abschnitten einerseits und der Heterogenität<br />
in der Längsrichtung andererseits stellen<br />
sich hier technische und gestalterische Fragen, die<br />
leider unbeantwortet bleiben.<br />
Mit dem Verständnis der Projektverfasser, dass die<br />
Rheinuferpromenade eigentlich zweiteilig ist (Promenade<br />
und Bermenweg) wird - der Aufgabenstellung<br />
entsprechend - vorgeschlagen den Bermenweg<br />
im Abschnitt Mittlere Brücke bis Wettsteinbrücke zu<br />
ergänzen und darüber hinaus in den Abschnitt der<br />
Solitudenpromenade zu erweitern. Im Zusammen-<br />
hang mit dem hohen Nutzungsdruck und dem Bedürfnis<br />
nach Bewegung und Aufenthalt direkt am<br />
Wasser überzeugt dieser Vorschlag durchaus. Allerdings<br />
wurde die gewünschte Verbesserung des<br />
Rheinzugangs nur punktuell gelöst und kann die Erwartungen<br />
nicht erfüllen.<br />
Neu soll es beim Solitude-Park und beim Stachelrain<br />
eine Buvette haben. An der Mündung der Römerstrasse<br />
wird ein Kiosk vorgeschlagen. Zudem soll<br />
es auf der ganzen Länge der Promenade zusätzliche<br />
Trinkbrunnen und dezentral platzierte Veloabstellplätze<br />
geben.<br />
Der Abschnitt des Schaffhauser Rheinwegs wird geprägt<br />
durch einen lockeren Baumhain, der durch seine<br />
Struktur den Bezug zur Theodorsgraben-Anlage<br />
und den Solitude-Park sucht. Der Hain resultiert aus<br />
der Ergänzung der bestehenden Ahornreihe durch<br />
Linden, Zürgelbaum und Sumpfeiche. Durch die<br />
freie Anordnung wird die Dynamik der Promenade<br />
gebremst und führt so zur Stärkung der Aufenthaltsqualität,<br />
so lautet zumindest die Zielformulierung<br />
der Verfasser. Die in diesem Abschnitt vorgeschlagene<br />
Organisation der Bäume und die Chaussierung<br />
führen zu einer historisch und nahezu ländlich<br />
anmutenden Erscheinung, die in sich zwar stimmig<br />
ist, welche aber dem urbanen Kontext und den<br />
heutigen Nutzungsansprüchen nicht gerecht wird.<br />
Ein zusätzlicher Platz und Sitzstufen im Bereich des<br />
heutigen Strands erweitern das Aufenthaltsangebot.<br />
Das bestehende Geländer wird neu durch eine<br />
Specksteinplatte abgedeckt. Es können Zeichen und<br />
Botschaften hinterlassen werden und sie wird so zum<br />
‘Messageboard‘. Es entsteht eine Schichtung aus<br />
verschiedenen Informationen und dokumentiert so<br />
den Wechsel und die Veränderung des Ortes.<br />
Das sehr atmosphärisch dargestellte Projekt nutzt,<br />
aus Sicht der Jury, den sich geschaffenen Spielraum,<br />
der aus dem vollständigen Verzicht auf den<br />
MIV resultiert, leider nicht genügend aus. Trotz der<br />
beschriebenen Mängel überzeugt das Projekt aber<br />
durch seine Ruhe und schlichte Eleganz.<br />
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