Montreux: Exklusives Wohnen in der «Jazz Loft - Privera

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hilft das auch in der Politik?
nur bedingt. als Politiker muss man kaum
einmal so auf die Sekunde die beste Leistung
erbringen wie ein Sportler: Wenn ich als nationalrat
im Parlament sprechen wollte, habe ich
rasch geschaut, wer vor mir spricht. Wenn es
ein brillanter Rhetoriker war, habe ich meinen
«Start» einfach ein wenig nach hinten verschoben.
Das kann ein Skifahrer nicht. Der muss auf
abruf erfolgreich sein.
adolf Ogi spricht pointiert und mit Herzblut –
seine charakteristische mimik und gestik
verstärken seine Worte. im gespräch gönnt er
sich keine Pause; adolf Ogi sprüht vor Energie,
hellwach ist der Blick, noch immer ist der
engagierte Politiker und Sportler zu spüren.
Sie haben beruflich und politisch eine
steile karriere gemacht. gibt es einen
grundsatz, dem Sie stets treu geblieben
sind, und der ein Schlüssel zum Erfolg war?
ich habe mich immer an zwei grundsätze gehalten.
an die vier m: «man muss menschen
mögen.» Das ist ganz wichtig auch in der Funktion
als Bundesrat. alleine können Sie nicht erfolgreich
politisieren. Sie brauchen gute, ja die
besten Leute um sich herum. Und der zweite
grundsatz lautet: «i believe in what i do. and i
do what i believe in.»
Ihr name ist Programm – ogi als Abkürzung
für «offen», «gut» und «integer», so
erklären Sie selber die «Marke ogi».
als ich 1979 für den nationalrat kandidierte,
habe ich mit ein paar Freunden überlegt, was
sich aus dem kurzen, prägnanten namen Ogi
machen liesse. Wir haben herumstudiert und
sind auf die Lösung «offen, gut, integer» gekommen.
Sie ist verständlich und nicht überheblich
oder gekünstelt. Das passt zu mir und
hat offensichtlich gewirkt.
In Ihrer tätigkeit als Bundesrat und später
als Uno-Sonderberater für Sport im dienste
von Entwicklung und Frieden haben Sie
14 PRIVERA magazin 2012
die ganze Welt bereist. Was bedeutet
Ihnen das nachhausekommen?
Das Heimkommen begann eigentlich jeweils,
wenn ich eine maschine der Swissair oder Swiss
erblickt habe, egal ob in Hong Kong, Kapstadt
oder new York. Wenn ich eingestiegen bin, habe
ich mich manchmal schon zu Hause gefühlt.
Das nachhausekommen war häufig einer der
schönsten momente einer Reise, nebst allen Eindrücken
und Erinnerungen, die ich mitnehmen
konnte. Bei meinem Engagement für die UnO
habe ich grosses Elend gesehen, das war auch
belastend. Da wird man sich gerade beim Heimkommen
wieder bewusst, in welch privilegiertem
Land wir leben. Wir haben unglaubliches
«Wir haben unglaubliches
glück, hier zu leben.»
glück, wir haben ja alles vor der Haustür: Die
natur, die schönsten Berge der Welt, heimelige
Dörfer, Wirtschaftsmetropolen und ein reiches
Kulturangebot. aber wir müssen dafür sorgen,
dass das so bleibt. Wir müssen respektvoll zur
natur schauen. Wir müssen aber auch darauf
achten, dass wir unser Land nicht nur verwalten,
sondern auch gestalterisch weiterbringen.
Entspannt stellt sich adolf Ogi auch etwas
persönlicheren Fragen, und die Frage nach der
Hausarbeit entlockt ihm ein Schmunzeln …
Ein Blick zu Ihnen nach hause: Was bedeuten
Ihnen die eigenen vier Wände? Und wie
halten Sie es persönlich mit hausarbeit …?
ich koche nicht, ich putze nicht, aber ich unterstütze
meine Frau dort, wo ich etwas beitragen
kann. Wenn es im gebäudeunterhalt etwas zu
tun gibt, kümmere ich mich darum. Wir haben
kürzlich die Energieversorgung verbessert. als
ehemaliger Energieminister schaue ich natürlich,
dass wir nicht zu viel Energie verbrauchen!
meine persönliche Energie kann ich übrigens
nach wie vor am besten in Kandersteg tanken:
Dort erhole ich mich in der halben zeit doppelt
so gut wie anderswo.
Im Sommer ist die Biographie «dölf ogi –
So Wa(h)r es» erschienen. gibt es darin
themen, die Sie bisher bewusst nicht an
die Öffentlichkeit gebracht haben?
Das Buch bietet bisher unveröffentlichte ge-
schichten, anekdoten, Texte und Bilder. ich
plaudere keine Staatsgeheimnisse aus; es gibt
aber Begebenheiten, die nur ich alleine oder
zusammen mit einer weiteren Person erlebt
habe – nun gibt das Buch gelegenheit, ge-
wisse Dinge so darzustellen, wie sie wirklich
geschehen sind. Etwa wie mein Bundesrats-
kollege Delamuraz aus Unzufriedenheit über
die Departementsverteilung bereits sein Rück-
trittsschreiben verfasst hatte, und ich daraufhin
solange mit ihm gesprochen habe, bis er es
zerrissen hat …
Ist es auch ein politisches Buch?
Ja, das Buch ist ein Plädoyer für eine humane
Politik. Es soll gerade der jungen generation
zeigen, dass Politik wichtig ist – und mensch-
liche züge braucht: man kann viel erreichen,
wenn man von etwas überzeugt ist und das
auch vertritt – ohne ausgrenzung oder Besser-
wisserei, dafür aber mit Respekt für anders-
denkende. ◂
VEREIn FREUdE hERRScht
Der gemeinnützige Verein FREUDE
HERRSCHT will im Andenken an Ogis
verstorbenen Sohn Mathias Kinder
und Jugendliche für Sport und Bewegung
begeistern und unterstützt
Projekte zur Gesundheitsförderung.
Mathias’ Tugenden Lebensfreude,
Leistungsfähigkeit, Durchhaltewille,
Hilfsbereitschaft und Kameradschaft
sollen so an kommende Generationen
weiter vermittelt werden.
www.freude-herrscht.ch
PC 60-259787-0