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BRefF 2021/2022

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der Juristinnen war zunächst leider<br />

nur kurz: 1933 stellte der DJV seine<br />

Arbeit ein und die Gründerinnen verließen<br />

Deutschland. Die nun folgenden<br />

Berufsverbote und antisemitische<br />

Verfolgung im Nationalsozialismus<br />

trafen die Frauen der ersten Generation<br />

der Juristinnen hart. An einige<br />

der Biografien erinnert die vom<br />

Deutschen Juristinnenbund herausgegebene<br />

Ausstellung »Jüdische Juristinnen<br />

und Juristinnen jüdischer<br />

Herkunft«. 100 Jahre nach dem historischen<br />

Datum der Berufszulassung<br />

erinnert der Deutsche Juristinnenbund<br />

in einer vom Bundesministerium<br />

der Justiz und für Verbraucherschutz<br />

finanzierten großen Kampagne<br />

im Jahr <strong>2022</strong> an die Kämpfe, die Juristinnen<br />

zu führen hatten und stellt<br />

die Frage, wo wir heute stehen.<br />

Frauen als Geliebte, Ehefrau<br />

und Sekretärin<br />

Wo stehen wir heute? Es studieren<br />

inzwischen deutlich mehr Frauen als<br />

Männer Jura. Es sind aber nur knapp<br />

18 % der juristischen Lehrstühle mit<br />

Frauen besetzt. Die Studentinnen<br />

werden nur von einem verschwindend<br />

kleinen Anteil Professorinnen<br />

unterrichtet. Es fehlen dadurch in dieser<br />

für Juristinnen prägenden Lebensphase<br />

schlicht Vorbilder. Inwieweit<br />

sie das Studium und auch die Referendarinnenzeit<br />

als diskriminierungsfreien<br />

Raum erleben, beschäftigt den<br />

Arbeitsstab Ausbildung und Beruf des<br />

Deutschen Juristinnenbundes. Wer<br />

kennt sie nicht, die sexistischen (oder<br />

rassistischen) Fallbeispiele, die die<br />

Ausbildung zum Teil immer noch prägen.<br />

In meinem Jura studium vor über<br />

20 Jahren habe ich mich darüber<br />

geärgert – so viel scheint sich nicht<br />

verändert zu haben. Eine Studie von<br />

Dana-Sophia Valentiner2 hat es untersucht:<br />

Frauen kommen in Klausurfällen<br />

weniger häufig vor und wenn,<br />

dann in einer ausgesprochen stereotypen<br />

Darstellungswelt, als Geliebte,<br />

Ehefrau oder Sekretärin, als Schablone<br />

in ihrer Beziehung zu einem<br />

Mann. Oder als kleines Dummchen<br />

mit absurden Rechtsproblemen – der<br />

ab gebrochene Fingernagel zum Beispiel.<br />

Da die juristische Ausbildung<br />

stark von Fallbearbeitung geprägt ist,<br />

ist es nicht egal, wie die Fälle ausgestaltet<br />

sind. Wie wir über die Welt<br />

reden bzw. schreiben, prägt die Sicht<br />

auf die Welt und ist nicht nur Ausdruck<br />

dieser Sicht. In einem Instagram-Account<br />

mit dem Titel »Juristenausbildung.<br />

Üble Nachlese« sammelt<br />

der Arbeitsstab Ausbildung und Beruf<br />

des djb solche Negativ-Fallbeispiele<br />

aus der Ausbildung – Einreichungen<br />

sind willkommen!<br />

In Prüfungen ohne<br />

Prüferin schneiden Frauen<br />

schlechter ab<br />

Eine Studie zum juristischen Prüfungswesen<br />

in NRW aus dem Jahr 20183<br />

hat erschreckende Erkenntnisse zu<br />

Tage gefördert. Frauen schneiden in<br />

den Staatsexamina statistisch schlechter<br />

ab als Männer (in der schriftlichen<br />

und in der mündlichen Prüfung). Für<br />

letztere gilt dies selbst dann, wenn<br />

sie zuvor in den schriftlichen Prüfungen<br />

gleiche Ergebnisse erzielten. Die<br />

Wahrscheinlichkeit, dass Frauen die<br />

2 Valentiner, (Geschlechter)Rollenstereotype in juristischen<br />

Ausbildungsfällen – Eine hamburgische Studie<br />

(unter Mitarbeit von Bilawa, Beeck, Jacobs), Hamburg<br />

2017.<br />

3 Glöckner/Traxler/Towfigh, Geschlechts- und Herkunftseffekte<br />

bei der Benotung juristischer Staatsprüfungen,<br />

ZDRW 2 218, S. 115 ff.<br />

Der Deutsche<br />

Juristinnen bund e.V.<br />

(djb)<br />

wurde 1948 gegründet und<br />

setzt sich seitdem für die<br />

Gleichstellung von Frauen und<br />

Männern in Recht und Gesellschaft<br />

ein. Mitglied werden<br />

kann jede Frau, die Rechts- oder<br />

Wirtschaftswissenschaften<br />

studiert oder studiert hat. In<br />

Landesverbänden und Regionalgruppen<br />

ist der djb vor Ort<br />

aktiv. Juristinnen in Aus bildung<br />

finden Ansprechpartnerinnen,<br />

können sich vernetzen und<br />

vom Mentoringprogramm des<br />

djb profitieren. Der Arbeitsstab<br />

Ausbildung und Beruf im djb<br />

befasst sich mit Ausbildungsfragen<br />

und dem juristischen<br />

Prüfungswesen. Im Podcast<br />

Justitias Töchter (abrufbar über<br />

alle Podcast-Apps) wird einmal<br />

im Monat eine aktuelle Frage<br />

der feministischen Rechts politik<br />

diskutiert.<br />

Weitere Informa tionen:<br />

www.djb.de<br />

Twitter: @juristinnenbund<br />

10 Beck'scher Referendarführer <strong>2021</strong> / <strong>2022</strong> · www.beck.de

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