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Berufsschule 2020-2

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Ausgabe 2/<strong>2020</strong><br />

www.goed-berufsschule.at<br />

Außergewöhnliche<br />

Zeiten erfordern<br />

außergewöhnliche<br />

Wege<br />

Bundesleitung 12 – Gewerkschaft <strong>Berufsschule</strong><br />

+++ EINHALTEN DER HYGIENEMASSNAHMEN: DIE BS EHDV, PRINZGASSE 3, 1220 WIEN ZEIGT, WIEʼS GEHT +++<br />

FOTOS: NICOLE FEICHTINGER


VORWORT<br />

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen!<br />

HERAUSFORDERUNG VORBILDLICH<br />

GEMEISTERT<br />

Lernort Schule – Der 13. März und noch<br />

viel mehr der 16. März <strong>2020</strong> werden uns<br />

noch lange in Erinnerung bleiben. Von der<br />

offiziellen Mitteilung des BMBWF bis zur<br />

Umsetzung vor Ort blieben unseren Schulleitungen<br />

und den BerufsschullehrerInnen nur wenige<br />

Stunden für das Umstellen vom gewohnten Unterricht<br />

in der Schule auf den „neuen Regelunterricht“ –<br />

Distance-Learning wurde geboren.<br />

Lernort Betrieb – Fast zeitgleich wurden wir per Verordnung<br />

in Kenntnis gesetzt, dass wir nicht mit allen<br />

Lehrlingen im Unterricht rechnen können, da diese in<br />

Berufen zur „Grundversorgung bzw. der Systemerhaltung“<br />

mithalfen und somit Schulfreierklärungen für<br />

ganze Berufsgruppen erfolgten. Einzelne Apotheken<br />

sowie Betriebe im Handel u. dgl. mussten tatsächlich<br />

zum Schutz der Risikogruppe auf Lehrlinge zurückgreifen,<br />

um die Grundversorgung für die ersten Tage<br />

zu sichern. Für viele Lehrlinge sah die Realität aber<br />

anders aus: „Schulfrei erklärt“, aber doch zu Hause<br />

sitzend wurden sie freiwillig von der Kollegenschaft<br />

unterrichtet, individuelle Lösungen wurden erst nach<br />

Ostern umgesetzt. Was hier aber den überwiegenden<br />

Teil der Schulen und Betriebe auszeichnete, war die<br />

Bereitschaft, für beide Seiten Lösungen möglichst<br />

individuell zu schaffen, um die schulischen wie auch<br />

wirtschaftlichen Interessen zu wahren. Der enorme<br />

Einsatz, die Improvisationsbereitschaft sowie der aufopfernde<br />

zeitliche Aufwand der BerufsschullehrerInnen<br />

haben gezeigt, dass gerade die duale Ausbildung<br />

auch in Krisenzeiten ein Erfolgsmodell mit Potenzial<br />

ist. Euch allen ein herzliches DANKE!<br />

Digitaler Unterricht – was bleibt? Hier werden wir die<br />

Schulerhalter nicht aus der Pflicht nehmen, die Nachrüstung<br />

der Hardware rasch voranzutreiben, um die<br />

Digitalisierung 4.0, die die Lehrerschaft mit den eigenen<br />

privaten PCs und Laptops während der Distance-<br />

Learning-Phase so hervorragend gemeistert und<br />

vorangetrieben hat, auch in den Schulen fortsetzen zu<br />

können. Für den Sommer wünsche ich euch im Namen<br />

des Bundesleitungsteams gute erholsame Wochen.<br />

Wir hoffen, dass sich die beruflichen Überraschungen<br />

über den Sommer in Grenzen halten werden.<br />

Beste Grüße<br />

Andreas Mascher<br />

Vorsitzender der Gewerkschaft <strong>Berufsschule</strong><br />

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen!<br />

Die Corona-Krise hat unser ganzes Land sowohl beruflich<br />

als auch privat verändert. Die Kolleginnen und<br />

Kollegen haben im Home-Office eine sehr gute Leistung<br />

erbracht, sie müssen neben ihrer Unterrichtstätigkeit<br />

aber auch viele Aufgaben erfüllen. Daher<br />

müssen unsere KollegInnen unterstützt werden.<br />

Verwaltungsunterstützung für LandeslehrerInnen<br />

an berufsbildenden Pflichtschulen<br />

Von der Führung eines Klassenbuches über Statistiken<br />

bis zu Kustodiate und anderen Tätigkeiten müssen<br />

die BerufsschullehrerInnen große administrative<br />

Aufgaben erbringen. Durch viele Schulorganisationsformen<br />

wie Lehrgangsunterricht, Blockunterricht,<br />

Jahresunterricht ergeben sich noch mehr Verwaltungsaufgaben.<br />

Ziel muss es sein, unsere LehrerInnen<br />

vorwiegend pädagogisch und erzieherisch im<br />

Unterricht einzusetzen und sie von zeitraubenden<br />

Verwaltungsaufgaben zu befreien. Ich fordere für unsere<br />

KollegInnen eine Halbtagskraft pro Direktion zur<br />

ausschließlichen Durchführung und Unterstützung<br />

bei Verwaltungstätigkeiten<br />

der LehrerInnen.<br />

Bundesweites einheitliches Altersteilzeitmodell<br />

für LehrerInnen<br />

Durch ein kontinuierliches Anheben des<br />

Pension-Antrittsalters muss es für LehrerInnen<br />

genauso möglich sein, die Arbeitszeit ohne<br />

nachfolgende gravierende Kürzung der Pension, zeitnah<br />

zum Pensionsantritt, zu verringern.<br />

Unsere Kolleginnen und Kollegen kann man mit Recht<br />

als Heldinnen und Helden des Alltags bezeichnen.<br />

Zu glauben, dass nur die jetzige schwere Krise große<br />

Herausforderungen an unsere Kolleginnen und Kollegen<br />

stellt, ist ein Irrtum. Zu jeder Zeit werden unsere<br />

BerufsschullehrerInnen sehr stark gefordert.<br />

Gerhard Herberger<br />

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XXXX<br />

Im Präsenzunterricht werden die vorgeschriebenen Hygienemaßnahmen von den Schülerinnen und Schülern<br />

unterschiedlich akzeptiert. Oft ist dies von der Umsetzung im Lehrbetrieb oder im privaten Bereich abhängig.<br />

Shutdown<br />

Der Corona-Shutdown aus der Sicht von zwei BerufsschuldirektorInnen.<br />

FOTO: FRANZ PLEIL<br />

Zu Jahresbeginn schien das COVID-19-Virus<br />

ein rein asiatisches Problem zu sein. Dies<br />

änderte sich schlagartig durch Bilder aus<br />

überlasteten italienischen Spitälern, Meldungen<br />

von unzähligen Todesopfern und Medienberichten.<br />

Am Mittwoch, den 10. März, kam dann ein E-Mail<br />

von BM Dr. Heinz Fassmann an die Direktionen indem<br />

die etappenweise Schließung der Schulen<br />

angekündigt wurde. Beunruhigte LehrerInnen und<br />

SchülerInnen stellten aufgeregt Frage um Frage an<br />

uns. Wird der Berufsschulunterricht ausgesetzt?<br />

Kehren BerufsschülerInnen in den Lehrbetrieb zurück<br />

oder bleiben sie zu Hause? Wann wird der „verlorene“<br />

Unterricht nachgeholt? Kann es auch wie in<br />

anderen Schultypen ein Distance-Learning geben?<br />

Wie können SchülerInnen, die nicht EDV-affin sind,<br />

dies bewältigen? Wie werden LehrerInnen in dieser<br />

Zeit bezahlt?<br />

Obwohl viele Details absolut noch nicht bekannt und<br />

viele Fragen offen waren, musste schnell gehandelt<br />

werden, um auf alle Eventualitäten vorbereitet zu<br />

sein. Die Direktionen haben größtenteils selbstständig<br />

entschieden und alle Vorbereitungen getroffen,<br />

einen Fernunterricht aufzubauen. Die anwesenden<br />

LehrerInnen haben mit den anwesenden SchülerInnen<br />

Kontaktdaten ausgetauscht, Lernplattformen<br />

und Kommunikationskanäle (wie z. B. LMS, Moodle,<br />

Microsoft Teams, Google Classroom, Edu School,<br />

Zoom, Discord, WhatsApp …) eingerichtet, Arbeitsaufträge<br />

erteilt usw.<br />

UMSTELLUNG AUF DISTANCE-LEARNING<br />

Es war Freitag, der 13. März <strong>2020</strong>, als dann die offizielle<br />

Mitteilung vom BMBWF und den Bildungsdirek tionen<br />

kam, dass ab Montag, 16. März, die BerufsschülerInnen<br />

zu Hause über Distance-Learning unterrichtet<br />

werden. Einerseits eine Erleichterung, als man wusste,<br />

dass SchülerInnen und LehrerInnen weiterhin „beschäftigt“<br />

werden und es auch Sinn macht, den Unterricht<br />

weiterzuführen (zu Beginn war nur von Wiederholen<br />

und Festigen die Rede). Andererseits war<br />

eine große Unsicherheit da, wie lange das so gehen<br />

wird. Bleibt es bei den angekündigten drei Wochen?<br />

Auch die Schülerwohnhäuser und Internate mussten<br />

geräumt werden, und die SchülerInnen mussten alles<br />

mit nach Hause nehmen, bevor sie an diesem Freitag<br />

abreisten. Ein Gefühl, als würden wir jetzt ein sinkendes<br />

Schiff verlassen! Bei den ganzjährig organisierten<br />

<strong>Berufsschule</strong>n mussten dann, in so mancher Klasse,<br />

noch in der darauffolgenden Woche, in Abwesenheit<br />

von SchülerInnen, mittels elektronischer Kommuni-<br />

Von Franz Pleil,<br />

Direktor der<br />

LBS Mistelbach<br />

Martina Jeindl,<br />

Direktorin der<br />

LBS Graz 3<br />

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SCHULE<br />

kation die Lernplattformen aufgebaut werden. Stolz<br />

zurückblickend funktionierte das Distance-Learning<br />

aufgrund des tollen Engagements vieler LehrerInnen<br />

überraschend schnell und gut. Vereinzelt sind SchülerInnen<br />

„abgetaucht“; mit großem Einsatz und unterschiedlichsten<br />

Maßnahmen wie WhatsApp- und Telefonkontaktaufnahmen<br />

bis spät in die Nacht versuchten<br />

die LehrerInnen, alle in diesem Fernunterricht<br />

mitzunehmen und niemand zurückzulassen.<br />

PRÄSENZUNTERRICHT MIT HYGIENEMASSNAHMEN<br />

Die nächste Herausforderung ließ nicht lange auf sich<br />

warten, lehrgangsmäßige <strong>Berufsschule</strong>n mussten<br />

den 3. Lehrgang per Fernunterricht abschließen, die<br />

Benotung und das Erstellen der Zeugnisse sollten<br />

möglichst ohne persönliche Kontakte erfolgen, Klassenkonferenzen<br />

wurden über Video geführt, und alles<br />

funktionierte aufgrund des großen Engagements<br />

aller. Gleichzeitig wurde die Planung des Starts des<br />

4. Lehrgangs für das Distance-Learning vorbereitet.<br />

Schwierigkeiten bereiteten neben den vielen offenen<br />

Fragen allgemeine Medienmeldungen, die nicht<br />

auf das Berufsschulwesen zutrafen und von SchülerInnen,<br />

Eltern und Lehrbetrieben oft falsch interpretiert<br />

wurden. Die Telefone in den beiden Wochen des<br />

Lehrgangswechsels liefen in den Direktionen heiß.<br />

Obwohl auch hier (in Direktionen und Sekretariaten)<br />

durch Home-Office die sozialen Kontakte ausgedünnt<br />

werden mussten. Schließlich die Nachricht<br />

vom BMBWF, der Schulbetrieb wird etappenweise<br />

(Abschlussklassen ab 4. Mai und weitere Klassen im<br />

Schichtbetrieb ab 3. Juni) wieder hochgefahren, und<br />

Schülerbeherbergungsbetriebe öffnen ihre Zimmer<br />

mit geringer Schülerbelegung (max. 2 Schüler pro<br />

Zimmer).<br />

Das Distance-Learning funktionierte schnell und gut.<br />

Zitat aus der Verordnung: „Schülerinnen und Schüler<br />

von Abschlussklassen … können … von der Schulbehörde<br />

in Abstimmung mit der Schulleitung ab 4. Mai<br />

vom ortsungebundenen Unterricht ausgenommen<br />

werden.“<br />

Diese Verordnung wurde in den Bundesländern unterschiedlich<br />

umgesetzt, und auch die Situationen<br />

an den einzelnen Schulen sind sehr individuell. Daher<br />

waren auch hier die Direktionen gefordert, in kurzer<br />

Zeit Planungen durchzuführen; die Schülerkontakte<br />

zu minimieren, die Stundenpläne und Raumpläne für<br />

die Präsenzphase zu optimieren, die Hygieneartikel,<br />

zu organisieren und vieles andere mehr. Im Präsenzunterricht<br />

werden die vorgeschriebenen Hygienemaßnahmen<br />

von den SchülerInnen unterschiedlich<br />

akzeptiert. Diese ist oft davon abhängig, wie Hygienemaßnahmen<br />

(MNS-Maske und Abstand halten) in<br />

ihrem Lehrbetrieb oder im Privatbereich eingehalten<br />

wurden. Abschließend können wir die Erfahrungen<br />

aus dieser Krise zusammenfassen:<br />

1. Entscheidungen mussten und müssen in dieser<br />

Krise vom BMBWF schnell getroffen werden und<br />

von den Direktionen rasch umgesetzt werden.<br />

Danke an die MitarbeiterInnen des BMBWF und an<br />

den Bundesvorsitzenden Andreas Mascher, die im<br />

Berufsschulbereich trotz aller Schwierigkeiten die<br />

Sozialpartnerschaft leben.<br />

2. Die Kommunikation mit allen Beteiligten und klare<br />

Information an alle Beteiligte sind eines der wichtigsten<br />

Kriterien für das Funktionieren des Krisenmanagements<br />

der Schule.<br />

3. Den Lehrerinnen und Lehrern gilt ein großer Dank<br />

für das Engagement im Distance-Learning, den Zusammenhalt<br />

im LehrerInnenteam und der Unterstützung<br />

bei den durchzuführenden Maßnahmen.<br />

4. Leider ist es durch den „ortsungebundenen Unterricht“<br />

und das „Home-Office“ schwierig, private<br />

und dienstliche Räume und Zeiten abzugrenzen,<br />

und die „ständige Verfügbarkeit“ führt oftmals zu<br />

einer hohen Belastung der Kollegenschaft.<br />

Obwohl wir im Berufsschulbereich trotz aller Herausforderungen<br />

bis jetzt die Krise gut meistern konnten,<br />

wissen wir zum derzeitigen Zeitpunkt noch immer<br />

nicht, wie es im Herbst weitergehen wird. Wie wirken<br />

sich „Schulöffnungen“ aus? Wird es eine weitere Infektionswelle<br />

geben? Welche Maßnahmen müssen<br />

weiterhin gesetzt werden? Auf alle Fälle wissen wir,<br />

dass dieses Virus seine Spuren in vielen Bereichen<br />

unseres Lebens hinterlassen wird. l<br />

FOTO: MARTINA JEINDL<br />

4 • www.goed-berufsschule.at 2-20


Österreich – Europa – die ganze Welt in den Fängen der Covid-19-Pandemie<br />

Liebe Kolleginnen und Kollegen!<br />

Von heute auf morgen prägte „Open Distance<br />

Learning“ unseren Schulalltag. Dass diese Art des<br />

Unterrichtens so gut funktioniert, ist durch den<br />

enormen Einsatz der EDV-Kustoden, das großartige<br />

Engagement sowie die Kreativität aller KollegInnen<br />

gesichert. Vielen herzlichen Dank dafür!<br />

Einerseits stellt sich der Zugewinn an digitalen<br />

Kompetenzen und Eigenständigkeit für unsere<br />

SchülerInnen als äußerst positiv dar, andererseits<br />

zeigt uns diese Ausnahmesituation, dass nur durch<br />

Präsenzunterricht fachpraktische und soziale Fähigkeiten<br />

bestens gefördert werden können. Positiv<br />

zu bewerten sind auch jene Aussagen von SchülerInnen,<br />

dass sie sich sehr darauf freuen, wieder in<br />

der <strong>Berufsschule</strong> lernen zu dürfen!<br />

Eine spannende Zeit mit vielen Herausforderungen<br />

und Erkenntnissen!<br />

Bleibt gesund!<br />

Liebe Grüße aus Salzburg, Andrea<br />

Von<br />

Andrea Galster<br />

ZA-Vorsitzende Salzburg<br />

Ob zu Hause in Videokonferenzen<br />

oder vor Ort<br />

im Lehrbetrieb –<br />

Zusammenhalt prägt<br />

diese Ausnahme situation.<br />

Über Nacht ist alles anders<br />

Keine „Vorbereitungszeit“ … Das „Leben“ muss<br />

dennoch weiterlaufen, aber WIE? Anders eben! …<br />

Diese Situation stellt ALLE vor enorme Herausforderungen,<br />

aber explizit angesprochen auf den<br />

Bereich der Personalvertretung können wir Folgendes<br />

sagen:<br />

Dieses „WIE“ hat natürlich schlagartig einen regelrechten<br />

Ansturm von Telefonaten und einer<br />

Schwemme von Nachrichten und E-Mails seitens<br />

der Kollegenschaft an die Zentralausschüsse ausgelöst.<br />

Sorgen, Ängste, Unsicherheit sowie inhaltliche<br />

Fragen Einzelner stehen nach wie vor auf der<br />

Tagesordnung.<br />

Die Palette an Anliegen ist äußerst umfangreich<br />

und an uns, an den ZA, als nicht immer der richtige<br />

Adressat, gerichtet. Fragen wie: Wann wird<br />

wie unterrichtet; setzen wir mit Lehrgängen aus,<br />

unterbrechen wir Lehrgänge; wird in den Ferien<br />

unterrichtet; Fragen zu Lernplattformen; Hilfe um<br />

Unterstützung, weil zu wenig Kapazität<br />

vorhanden war; was tun,<br />

wenn Lehrlinge keine Arbeitsaufträge<br />

abgeben; Beurteilungsfragen;<br />

Liste der kritischen Infrastruktur<br />

überdenken; können<br />

Schülerwohnheime öffnen; wie kann dort alles<br />

ablaufen; wer zählt zu den Risikogruppen; was ist<br />

zu tun, wenn nahe Angehörige der Risikogruppe<br />

angehören; können Lehrlinge nicht doch von der<br />

Kurzarbeit abgemeldet werden; ist man an den<br />

Stundenplan zeitmäßig gebunden – und, und, und<br />

…<br />

Das Wesentlichste war und ist, so schnell als möglich<br />

richtige Informationen zu erhalten. Wir richten<br />

deshalb an dieser Stelle den größten DANK an die<br />

Bundesgremien, da sie uns Tag und Nacht mit den<br />

aktuellsten Infos versorgen und wir mit ihnen im<br />

konstruktiven Austausch stehen können.<br />

So fordernd diese Zeit für alle auch ist – und es gilt<br />

ein BESONDERES DANKESCHÖN ALLEN, die mit<br />

unfassbarem Einsatz und Engagement für unsere<br />

Jugendlichen tätig sind –, so ist zu bedenken, dass<br />

die Gesundheit den höchsten Wert darstellt und<br />

wir alle gemeinsam deshalb weiterhin versuchen<br />

sollen, bestmöglich durch diese<br />

Zeit zu kommen. Die ZAs unterstützen!<br />

Beste Wünsche und<br />

GESUND BLEIBEN –<br />

Belinda und Elisabeth<br />

Elisabeth Faistenauer,<br />

ZA-Vorsitzende Tirol<br />

Belinda Kalab,<br />

ZA-Vorsitzende NÖ<br />

5 • www.goed-berufsschule.at 2-20


ZU HAUSE<br />

Home-Office und<br />

Distance-Learning<br />

Aus der Sicht einer Mutter, einer Berufsschullehrerin und<br />

einer Gewerkschafterin … Ein Bericht aus Wien.<br />

VON NICOLE FEICHTINGER<br />

Am Freitag, den 13. März <strong>2020</strong>, war es für<br />

mich traurige Gewissheit – die Schulen<br />

schlossen ihre Tore – kein direkter Kontakt<br />

mit den Schülerinnen und Schülern im Unterricht!<br />

In Windeseile wurden sämtliche Plattformen für<br />

den Online-Unterricht durchforstet, studiert und<br />

aktiviert. Laptops und/oder Notebooks wurden<br />

für die Schülerinnen und Schüler organisiert, Aufgaben<br />

auf Homepages geladen, Schulmailadressen<br />

benutzt und bekanntgegeben. Die Digitalisierung<br />

konnte in wenigen Tagen fast flächendeckend<br />

umgesetzt werden. In Krisenzeiten werden wohl<br />

Kräfte wachgerüttelt, die sonst im Verborgenen<br />

schlummern.<br />

EIN NEUER TAGESABLAUF<br />

Viele unserer Schülerinnen und Schüler im Handel<br />

waren aber auch vor Ort und haben gezeigt, dass sie<br />

ein wichtiger Motor für die Wirtschaft sind. Plötzlich<br />

stieg das Ansehen des Lehrberufs, aber auch das<br />

des Lehrers. Schule ist eben nicht nur ein Ort der<br />

Wissensvermittlung! Es geht um soziale Bindungen,<br />

um die Beziehungsebene und die Tatsache, dass<br />

der Lehrer als Person in einem Bildungssystem<br />

nicht online ersetzbar ist.<br />

Für mich persönlich war es eine Umstellung – bisher<br />

war die Digitalisierung noch nicht wirklich<br />

angekommen. Als Lehrerin und Mutter<br />

schulpflichtiger Kinder war die erste Herausforderung,<br />

einen geregelten Tagesablauf<br />

zu organisieren – und alles, was dazu<br />

gehört. Aber ich hatte Glück, denn meine<br />

Töchter gehören zu den ehrgeizigen und<br />

interessierten Schülerinnen, und so habe<br />

ich sie, wenn überhaupt, nur begleitet – und dafür<br />

möchte ich hier an dieser Stelle ein großes DANKE-<br />

SCHÖN an meine beiden Mädels sagen!<br />

Dadurch war und ist es für mich eine ruhige, besonnene<br />

Zeit – es geht uns körperlich und psychisch gut<br />

– nur der soziale Kontakt zur Außenwelt fehlt! Die<br />

Freude über die Schulöffnung ab 18. Mai <strong>2020</strong> war<br />

vor allem für die Jüngere ein lang ersehntes Ereignis.<br />

Meine Töchter schätzen ihre Lehrerinnen und Lehrer<br />

sehr, und auch ich durfte mich über viele Schülerinnen<br />

und Schüler freuen, die zugaben, dass die Schule,<br />

die anderen Lehrlinge, aber auch wir, die Lehrerinnen<br />

und Lehrer, fehlen! Das tat gut, denn es ging mir nicht<br />

anders.<br />

Einiges wird in so einer Situation nichtig, manches<br />

komplett uninteressant. Der tägliche Kampf um meinen<br />

Laptop wurde mit einem Zeitplan besiegt, die<br />

tägliche Frage nach dem Mittag- und Abend essen<br />

war nach ungefähr zwei Wochen erledigt, als ich<br />

feststellte, dass wir genug an Kochbüchern im Haus<br />

haben und ich meiner Kreativität freien Lauf lassen<br />

konnte. In den ersten Wochen wurde unter anderem<br />

geputzt, ausgemistet, gebacken und viel gelesen –<br />

unglaublich, wie viele Bücher ein Heim bei uns gefunden<br />

haben und trotzdem nicht gelesen wurden. Aber<br />

nach dem ersten Schock über diesen Lockdown kam<br />

Ehrgeizig und interessiert: Jasmin und Victoria<br />

Feichtinger arbeiten sehr selbstständig.<br />

6 • www.goed-berufsschule.at 2-20


ZU HAUSE<br />

Home-Schooling: Feedback von<br />

SchülerInnen des 3. Lehrgangs der<br />

<strong>Berufsschule</strong> 3 Wels<br />

Unsere Mottotafel im<br />

Hause Feichtinger<br />

trotz allem auch eine Phase des „Ich mag jetzt nicht<br />

mehr!“ und ein großer Wunsch nach der alten „Normalität“.<br />

ZEIT FÜR EIN UMDENKEN<br />

Wir sind soziale Wesen und brauchen in den meisten<br />

Fällen auch Kontakt zu anderen Menschen. Umso<br />

größer war die Freude über die geplanten Schulöffnungen.<br />

An dieser Stelle bedanke ich mich aber auch<br />

bei „meiner“ Schulleitung, OSRin Eva-Maria REDL,<br />

BEd und SRin Dagmar RÄUSCHL, BEd, MSc, die dafür<br />

gesorgt haben, dass wir gut informiert (tägliche Morgenpost<br />

online) blieben und gut ausgestattet und geschützt<br />

den Unterricht wieder aufnehmen konnten.<br />

Diese Zeit hat aber auch zu kritischen Gedanken<br />

und teilweise auch Unmut geführt – aus gewerkschaftlicher<br />

Sicht: Plötzlich werden Desinfektionsmittel<br />

und Seifen in großen Mengen zur Verfügung<br />

gestellt, wo es gerade in Wien in vielen Klassenräumen<br />

am Warmwasser scheitert! Gut, im Klassenraum<br />

vielleicht nicht weiter tragisch, aber wie sieht<br />

es da in manchen Werkstätten und ähnlichen Praxisräumen<br />

aus? Die Realität ist leider erschütternd:<br />

Da können manche Räume nicht genutzt werden,<br />

da die Wasserleitungen von Legionellen befallen<br />

sind! In anderen Schulen sind schlicht und ergreifend<br />

keine Anschlüsse in den Werkstätten vorhanden,<br />

weshalb die Schülerinnen und Schüler erst zu<br />

den WC-Waschbecken gehen müssen, um sich die<br />

Hände gründlich zu waschen.<br />

Der Schulerhalter beschwichtigt seit Jahren – nach<br />

dieser Krisenzeit sollte es aber an der Zeit für ein Umdenken<br />

sein – für die Gesundheit unserer Schülerinnen<br />

und Schüler, aber auch für die Gesundheit unserer<br />

Kolleginnen und Kollegen! Nicht nur in Zeiten der<br />

Corona-Krise! Dies sollte eine Selbstverständlichkeit<br />

sein! Wir dürfen gespannt sein! l<br />

„Als auf Grund der Corona-Krise das Lernen von zu Hause<br />

aus begann, wussten wir zunächst alle nicht, wie es weitergehen<br />

würde, und waren etwas überfordert. Doch ich<br />

habe dann angefangen, das Home-Learning als Chance<br />

zu sehen, selbstständiger zu werden und das Beste daraus<br />

zu machen. … Trotz dieser oft sehr zeitintensiven<br />

Arbeiten, an denen ich teilweise deutlich länger als in<br />

der Schule gesessen bin, war es eine interessante Erfahrung,<br />

die auch gute Seiten hatte.“ (1. Klasse <strong>Berufsschule</strong>,<br />

Bürokaufmann/-frau – 1BK)<br />

„Am Anfang hatte ich etwas meine Zweifel, weil ich dachte,<br />

ich kann keinen um Hilfe fragen und in derselben Sekunde<br />

eine Rückmeldung erhalten. Zu Hause ist das eben<br />

nicht so, man muss seinen Kopf etwas mehr anstrengen<br />

als sonst. Gut gefallen hat mir, dass es einige Lehrer gab,<br />

welche wirklich Rücksicht genommen haben, weil sie<br />

wussten, dass es für uns alle eine Ausnahmesituation ist.<br />

Die Lehrer waren auch immer erreichbar und haben auf<br />

jede Frage geantwortet.“ (1BK)<br />

„Es war in manchen Fächern ziemlich schwierig, Dinge<br />

nur anhand der Bücher oder mitgeschickten Word-<br />

Dokumente zu lernen. Deshalb hatte ich auch manchmal<br />

Stress mit den Abgabeterminen, weil es sehr viel zu machen<br />

gab und ich mir vorher alles zu dem Thema durchlesen<br />

musste. Mit den Klassenkollegen war ich immer in<br />

Kontakt, und wir haben uns oft helfen können. Auch meine<br />

Eltern waren oft hilfsbereit bei Fragen. Im Notfall habe<br />

ich eine E-Mail an die Lehrer gesendet.“ (1BK)<br />

„Die Internetverbindung spielt auch eine große Rolle.<br />

Manchmal konnte man sehr langsam am PC arbeiten,<br />

oder das Schicken der Aufgaben hat sehr lange gedauert.“<br />

(1BK)<br />

„Obwohl ich bis jetzt noch nicht so viel über diese Themen<br />

gewusst habe und vor Ihrem Unterricht auch ehrlich<br />

gesagt wenig Interesse dafür hatte, haben Sie es trotzdem<br />

geschafft, mich für dieses Fach zu begeistern und Interesse<br />

für Laptops, Software, Speicherkarten usw. aufzubringen.<br />

Ich finde, dass es wichtig ist, sich etwas auszukennen,<br />

wenn man z. B. eine App downloadet, und dass<br />

man weiß, wie viel z. B. 192 MB eigentlich sind.“ (1BK)<br />

„Als durch das Coronavirus die Schule von zu Hause stattfand,<br />

war um einiges mehr zu erledigen als in der <strong>Berufsschule</strong>.<br />

Es war eigentlich jeden Tag für mich persönlich<br />

sehr stressig und umfangreich und vor 18 bis 19 Uhr war<br />

ich selten mit den Arbeitsaufträgen ganz fertig.“ (1BK)<br />

7 • www.goed-berufsschule.at 2-20


INFO-ECKE<br />

Immer bestens informiert<br />

Unter www.goed-berufsschule.at finden Sie alle wichtigen Informationen.<br />

VON NICOLE FEICHTINGER<br />

ZUM BEISPIEL:<br />

• aktuelle Informationen<br />

• Kontaktdaten des<br />

Vorsitzenden<br />

Andreas Mascher<br />

• alle Ausgaben der<br />

Zeitung beginnend<br />

ab 2010<br />

• Linksammlung<br />

IMPRESSUM<br />

„www.goed-berufsschule.at“ ist die Zeitschrift der Bundesleitung der Gewerkschaft <strong>Berufsschule</strong> in der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst.<br />

Herausgeber und Medieninhaber: GÖD Wirtschaftsbetriebe GmbH, Teinfaltstraße 7, 1010 Wien. Redaktion: Nicole Feichtinger (Leitung),<br />

Schenkenstraße 4/5, 1010 Wien, Tel.: 01/534 54-451. Konzeption, Redaktion, Produktion: Modern Times Media Verlags ges.m.b.H. Chefin<br />

vom Dienst: Hannah Reichart, Lagergasse 6/2/35, 1030 Wien, Tel.: 01/513 15 50. Hersteller: Druckerei Berger, 3580 Horn, Wiener Straße<br />

80. Verlagsort: Wien. Herstellungsort: Horn. DVR-Nr.: 0046655. Namentlich gekennzeichnete Beiträge stellen die Meinung des Autors dar,<br />

die sich nicht mit der Meinung der Redaktion decken muss. © GÖD – Gewerkschaft Öffentlicher Dienst. Text und Design des vorliegenden<br />

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