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Die musst du kennen – Menschen machen ... - Buchhandel.de

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Sandra Maischberger (Hg.)<br />

<strong>Die</strong> <strong>musst</strong> <strong>du</strong> <strong>kennen</strong> <strong>–</strong><br />

<strong>Menschen</strong> <strong>machen</strong> Geschichte


<strong>Die</strong> <strong>musst</strong> <strong>du</strong> <strong>kennen</strong> <strong>–</strong><br />

<strong>Menschen</strong> <strong>machen</strong> Geschichte<br />

Herausgegeben von<br />

Sandra Maischberger<br />

Mit Porträts von Ute Simon und<br />

Illustrationen von Manfred Rohrbeck


cbj ist <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r- und Jugendbuchverlag<br />

in <strong>de</strong>r Verlagsgruppe Random House<br />

www.cbj-verlag.<strong>de</strong><br />

Umwelthinweis:<br />

<strong>Die</strong>ses Buch wur<strong>de</strong> auf chlorfrei gebleichtem Papier gedruckt.<br />

Gesetzt nach <strong>de</strong>n Regeln <strong>de</strong>r neuen Rechtschreibung<br />

1. Auflage 2004<br />

© 2004 cbj, München<br />

Alle Rechte vorbehalten<br />

Autoren: Burghard Bartos, Dr. Sabine Buttinger, Dr. Jürgen Dendorfer, Christian Gögger,<br />

Michael Grafenburg, Dr. Ulf Hailer, Dr. Jan Keupp, Esther Kose, Ulrich Kriest, Claudia Lange,<br />

Ulrike Halbe-Bauer, Dr. Brigitta Neumeister-Taroni, Dr. Erdmann Neumeister, Petra Niethammer,<br />

Dr. Frank Raberg, PD Dr. Eva Schlotheuber, Maximilian Schuh, Anna Taube, Dr. Werner Tietz,<br />

Maja Ueberle-Pfaff<br />

Konzeption und Betreuung: Lektoratsbüro bookpartner, Obernburg<br />

Bildredaktion: Sonja Storz<br />

Illustrationen <strong>de</strong>r Porträts und Symbole: Ute Simon<br />

Illustrationen <strong>de</strong>r Kapitelanfänge: Manfred Rohrbeck<br />

Einbandgestaltung: Susanne Hee<strong>de</strong>r, Hamburg<br />

Einbandfotos: Archiv für Kunst und Geschichte, Berlin, und dpa<br />

Bildnachweis für farbigen Bildteil: S. 1<strong>–</strong>15: Archiv für Kunst und Geschichte, Berlin;<br />

S. 16: Installation »Hasengrab«: Städtische Galerie im Lenbachhaus, München;<br />

Skulptur »Kleine Eule«: Sammlung Kröller-Müller Museum, Otterlo, Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong><br />

Umschlaggestaltung: init, Bielefeld<br />

at . Herstellung: Ina Hochbach<br />

Satz und Layout: Buch-Werkstatt GmbH, Bad Aibling/Kim Backus<br />

Druck: Westermann, Zwickau<br />

ISBN 3-570-12871-7<br />

Printed in Germany


Inhalt<br />

Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />

Kapitel 1: <strong>Die</strong> Antike<br />

Ein historischer Überblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />

Persönlichkeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16<br />

POLITIK Solon · Perikles · Alexan<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Große · Spartacus · Hannibal · Gaius Julius<br />

Cäsar · Kleopatra · Augustus · Nero · Hadrian · Konstantin <strong>de</strong>r Große · Attila ·<br />

Justinian I. PHILOSOPHIE Thales · Pythagoras · Sokrates · Aristoteles · Platon · Seneca ·<br />

Cicero LITERATUR Homer · Herodot · Aristophanes · Vergil RELIGION Konfuzius ·<br />

Buddha · Moses · Jesus Christus<br />

Kapitel 2: Das Mittelalter<br />

Ein historischer Überblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52<br />

Persönlichkeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56<br />

POLITIK Karl <strong>de</strong>r Große · Otto <strong>de</strong>r Große · Theophanu · Heinrich IV. · Dschingis<br />

Khan · Wilhelm <strong>de</strong>r Eroberer · Friedrich I. Barbarossa · Urban II. · Friedrich II.<br />

von Staufen ENTDECKER Leif Eriksson · Heinrich von Portugal · Marco Polo ·<br />

LITERATUR Walther von <strong>de</strong>r Vogelwei<strong>de</strong> · Dante Alighieri KUNST Giotto di Bondone ·<br />

Hieronymus Bosch RELIGION Benedikt von Nursia · Meister Eckhart · Augustinus ·<br />

Franz von Assisi · Thomas von Aquin · Mohammed<br />

Kapitel 3: <strong>Die</strong> Renaissance<br />

Ein historischer Überblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86<br />

Persönlichkeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90<br />

POLITIK Süleiman II. · Karl V. · Heinrich VIII. · Elisabeth I. · Katharina <strong>de</strong>’ Medici ·<br />

Isabella von Kastilien und Ferdinand von Aragón ENTDECKER Christoph Kolumbus ·<br />

Ferdinand Magellan · Francisco Pizarro · Hernán Cortés · Bartolomëu Diaz ·<br />

Vasco da Gama NATURWISSENSCHAFTEN Nikolaus Kopernikus · Galileo Galilei ·<br />

Johann Gutenberg WIRTSCHAFT Jakob Fugger II. · Lorenzo <strong>de</strong>’ Medici<br />

KUNST Lucrezia Borgia · Sandro Botticelli · Donatello · Leonardo da Vinci ·<br />

Michelangelo Buonarroti · Raffael · Filippo Brunelleschi · Andrea Palladio ·<br />

Albrecht Dürer RELIGION Martin Luther · Ulrich Zwingli · Johannes Calvin


Kapitel 4: Das 17. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />

Ein historischer Überblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132<br />

Persönlichkeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 136<br />

POLITIK Ludwig XIV. · Kardinal Richelieu · Fürst von Wallenstein · Oliver Cromwell ·<br />

Peter I., <strong>de</strong>r Große NATURWISSENSCHAFTEN Johannes Kepler · Edmond Halley<br />

PHILOSOPHIE René Descartes · Gottfried Wilhelm Leibniz LITERATUR William<br />

Shakespeare · Miguel <strong>de</strong> Cervantes · Molière · Andreas Gryphius · Hans Jakob<br />

Christoph von Grimmelshausen KUNST Gian Lorenzo Bernini · Michelangelo da<br />

Caravaggio · Peter Paul Rubens · Rembrandt Harmensz van Rijn · <strong>Die</strong>go <strong>de</strong> Silva ·<br />

Velázquez · Andreas Schlüter · Balthasar Neumann<br />

Kapitel 5: Das 18. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />

Ein historischer Überblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 164<br />

Persönlichkeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 168<br />

POLITIK Friedrich II., <strong>de</strong>r Große · Katharina II., die Große · Maria Theresia · Marie<br />

Antoinette · Maximilien Robespierre · Napoleon Bonaparte · Thomas Jefferson ·<br />

Benjamin Franklin · George Washington NATURWISSENSCHAFTEN Isaac Newton ·<br />

Carl von Linné · An<strong>de</strong>rs Celsius · James Watt · Alessandro Volta · Michael Faraday ·<br />

Friedrich Wilhelm Herschel · Étienne Jacques und Michel Joseph <strong>de</strong> Montgolfier<br />

PHILOSOPHIE John Locke · Immanuel Kant · Voltaire LITERATUR Gotthold Ephraim<br />

Lessing · Johann Wolfgang von Goethe · Friedrich von Schiller · Heinrich von Kleist<br />

KUNST Francisco <strong>de</strong> Goya · John Constable · Caspar David Friedrich · Karl Friedrich<br />

Schinkel MUSIK Johann Sebastian Bach · Georg Friedrich Hän<strong>de</strong>l · Wolfgang<br />

Ama<strong>de</strong>us Mozart · Ludwig van Beethoven<br />

Kapitel 6: Das 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />

Ein historischer Überblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 210<br />

Persönlichkeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 214<br />

POLITIK Klemens W. von Metternich · Otto von Bismarck · Victoria · Abraham<br />

Lincoln · General Ulysses S. Grant · Emmeline Pankhurst PHILOSOPHIE Karl Marx ·<br />

Friedrich Nietzsche NATURWISSENSCHAFTEN Gregor Johann Men<strong>de</strong>l · Charles Darwin ·<br />

Alexan<strong>de</strong>r von Humboldt · Robert Koch · Thomas Alva Edison · Heinrich Hertz ·<br />

Max Planck · Carl Friedrich Gauß · Carl Benz · Wilbur und Orville Wright<br />

LITERATUR Gustave Flaubert · Charles Dickens · Georg Büchner · Jacob und Wilhelm<br />

Grimm · Heinrich Heine · Theodor Fontane · Gerhart Hauptmann · Bertha von<br />

Suttner KUNST Clau<strong>de</strong> Monet · Vincent van Gogh · Auguste Rodin · Edvard Munch<br />

MUSIK Franz Schubert · Frédéric Chopin · Richard Strauss · Richard Wagner ·<br />

Giuseppe Verdi · Arnold Schönberg


Kapitel 7: Das 20. und 21. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />

Ein historischer Überblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 256<br />

Persönlichkeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 260<br />

POLITIK Wilhelm II. · Paul von Hin<strong>de</strong>nburg · Nikolaus II. · Lenin · Josef Stalin · Adolf<br />

Hitler · Benito Mussolini · Francisco Franco · Franklin D. Roosevelt · Winston<br />

Churchill · Mao Tse Tung · Mahatma Gandhi · Charles <strong>de</strong> Gaulle · Konrad<br />

A<strong>de</strong>nauer · Elisabeth II. · John F. Kennedy · Martin Luther King jun. · Nelson<br />

Man<strong>de</strong>la · Willy Brandt · Michail Gorbatschow RELIGION Dalai Lama · Johannes<br />

Paul II. NATURWISSENSCHAFTEN Marie Curie · Wilhelm Conrad Röntgen · Rosalind<br />

Franklin und James Watson · Linus Pauling · Alexan<strong>de</strong>r Fleming · Robert<br />

Oppenheimer · Albert Einstein · Ferdinand Porsche · Edwin Hubble<br />

ENTDECKER Neil Armstrong WIRTSCHAFT John Maynard Keynes · Werner von Siemens ·<br />

<strong>Die</strong> Faber-Castells · Bill Gates · Alan Greenspan LITERATUR Thomas Mann · Bertolt<br />

Brecht · Erich Kästner · Agatha Christie · Astrid Lindgren · Simone <strong>de</strong> Beauvoir und<br />

Jean-Paul Sartre · Ernest Hemingway · Hermann Hesse · Günter Grass · Alexan<strong>de</strong>r<br />

Solschenizyn · Stephen King KUNST Walter Gropius · Ludwig Mies van <strong>de</strong>r Rohe ·<br />

Paula Mo<strong>de</strong>rsohn-Becker · Frida Kahlo · Paul Klee · Pablo Picasso · Salvador Dalí ·<br />

Andy Warhol · Joseph Beuys · Peter Eisenman MUSIK Maria Callas · Leonard<br />

Bernstein · Duke Ellington · Elvis Presley · <strong>Die</strong> Beatles · Jimi Hendrix · ABBA ·<br />

Madonna FILM Charlie Chaplin · Walt Disney · Alfred Hitchcock · Ingmar<br />

Bergman · François Truffaut · Steven Spielberg · Marilyn Monroe · Julia Roberts<br />

Glossar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 340<br />

Register . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 343<br />

<strong>Die</strong> Herausgeberin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 351<br />

<strong>Die</strong> Autoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 352<br />

* Begriffe, die im Text mit einem Sternchen<br />

versehen sind, fin<strong>de</strong>st <strong>du</strong> im Glossar näher<br />

erklärt.<br />

* <strong>Die</strong> in <strong>de</strong>n Texten aufgeführten Daten<br />

hinter Herrschern und Päpsten geben<br />

die Zeit an, in <strong>de</strong>r diese regiert<br />

haben.<br />

Wichtige Hinweise<br />

* Hinter allen Personen, die keine Biografie<br />

im Buch haben, stehen in Klammern die<br />

Lebensdaten.<br />

* Sind Namen im »historischen Überblick«<br />

und im Register in Großbuchstaben gesetzt,<br />

so weist das darauf hin, dass es zu diesen<br />

Personen eine Biografie gibt.


8<br />

Vorwort<br />

Wer will schon wissen, was man wissen muss. O<strong>de</strong>r wen man <strong>kennen</strong> muss. Freiwillig! In einer<br />

Zeit, in <strong>de</strong>r je<strong>de</strong>r Star einer Fernsehsen<strong>du</strong>ng wer<strong>de</strong>n kann, obwohl (o<strong>de</strong>r vielleicht weil)<br />

er Shakespeare für <strong>de</strong>n Bru<strong>de</strong>r von Jacques Cousteau hält.<br />

Mir ist Bil<strong>du</strong>ng auf Befehl irgendwann suspekt gewor<strong>de</strong>n. In weiten Teilen <strong>de</strong>r Schulzeit<br />

fand ich die Werke von Walt Disney allesamt spannen<strong>de</strong>r als die von Goethe und kam damit<br />

irgendwie <strong>du</strong>rch. Dass ich nicht alles wusste, begann mich erst später zu stören: als ich mit<br />

19 Jahren, direkt nach Abschluss <strong>de</strong>r Schule, die Chance bekam, im Radio als Journalistin<br />

zu arbeiten. Damit erfüllte sich mein größter Traum, und zwar sehr viel schneller, als ich gehofft<br />

hatte. Lei<strong>de</strong>r wur<strong>de</strong> mir aber in <strong>de</strong>n Konferenzen mit Kollegen auch furchtbar schnell<br />

klar, wie viel es war, das ich nicht wusste. Mein Freund und Kollege Rolf lin<strong>de</strong>rte meine Verzweiflung:<br />

»Du <strong>musst</strong> nicht alles wissen«, sagte er, »<strong>du</strong> <strong>musst</strong> nur wissen, wo man es nachschlägt.«<br />

Das war ein Anfang. So begann ich nachzuschlagen, las Stichworte, Texte, Bücher.<br />

Und weil man nur sieht, was man weiß, und nur das richtig Spaß macht, wuchs mit je<strong>de</strong>m<br />

Mosaikstein meine Lust auf mehr.<br />

Das vorliegen<strong>de</strong> Nachschlagewerk hätte meinen Durst auf Wissen früher geweckt. Weil es<br />

das enthält, was mich auch heute noch am meisten interessiert: <strong>Menschen</strong> und ihre Geschichte.<br />

Ereignisse wer<strong>de</strong>n spannen<strong>de</strong>r, wenn wir sie <strong>du</strong>rch die Augen <strong>de</strong>rjenigen sehen, die<br />

sie erlebt haben, selbst wenn das Geschehen hun<strong>de</strong>rte von Jahren zurückliegt. Wie im Italien<br />

<strong>de</strong>s 15. Jahrhun<strong>de</strong>rts Politik gemacht wur<strong>de</strong>, wird am Schicksal <strong>de</strong>r Lucrezia Borgia klarer,<br />

als an trockenen Fakten: vom Vater und Bru<strong>de</strong>r vor <strong>de</strong>m elften Lebensjahr zweimal verlobt<br />

danach dreimal verheiratet, einmal vermutlich sogar geschwängert. O<strong>de</strong>r Alexan<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />

Große: Es ist irgendwie tröstlich, dass auch eine historische Gestalt wie er schon 343 v. Chr.<br />

einem großem Vorbild nacheiferte. Ebenso die Tatsache, dass Alexan<strong>de</strong>r Fleming 1928 <strong>de</strong>n<br />

Wirkstoff Penicillin nur fand, weil er vor seinem Urlaub <strong>de</strong>n Schreibtisch nicht or<strong>de</strong>ntlich<br />

aufgeräumt hatte. Und schließlich Astrid Lindgren, die Pippi Langstrumpf nur <strong>de</strong>shalb laufen<br />

lehrte, weil sie sich selbst <strong>de</strong>n Fuß verstaucht hatte. Auf diese Weise wer<strong>de</strong>n die sieben<br />

Epochen <strong>de</strong>r Menschheit <strong>–</strong> von <strong>de</strong>r Antike bis zu unserer Gegenwart im 21. Jahrhun<strong>de</strong>rt <strong>–</strong><br />

lebendig.<br />

<strong>Die</strong> Einleitung zu je<strong>de</strong>m Kapitel gibt wertvolles Hintergrundwissen über die wichtigsten<br />

historischen Ereignisse <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n Epoche, aber auch über <strong>de</strong>n jeweiligen Zeitgeist<br />

und Lebensstil. Politik, Kunst und Wissenschaft stehen dabei nebeneinan<strong>de</strong>r, was auf einen<br />

Blick zeigt, dass in ein und <strong>de</strong>mselben Jahrzehnt nicht nur Hitler, son<strong>de</strong>rn auch Picasso,<br />

Chaplin und Gropius geboren wur<strong>de</strong>n. So lässt sich Vergangenheit einmal an<strong>de</strong>rs begreifen<br />

als vielleicht im Schulunterricht.<br />

Bleibt die Frage: Warum muss ich das alles wissen? Ich könnte hier weit ausholen, warum<br />

es wichtig ist, die Wurzeln <strong>de</strong>r eigenen Kultur zu <strong>kennen</strong>, zu wissen, wie jung unsere Demokratie<br />

ist, wie lange wir ohne Elektrizität gelebt haben o<strong>de</strong>r dass schon die <strong>Menschen</strong> im Mittelalter<br />

dachten, am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Zeit angekommen zu sein. Da dieses Buch aber von einzelnen<br />

<strong>Menschen</strong> han<strong>de</strong>lt, soll die Antwort hier ebenfalls beim Einzelnen liegen: beim Leser.<br />

Warum nicht das Leben an<strong>de</strong>rer als Anregung für das eigene nehmen? Wer sich für Autos<br />

interessiert, wird vielleicht <strong>du</strong>rch Ferdinand Porsche inspiriert, <strong>de</strong>r erst für Merce<strong>de</strong>s die Silberpfeile,<br />

dann für VW <strong>de</strong>n Volkswagen und erst danach einen Sportwagen namens Porsche


erfand. Wen Politik fasziniert, <strong>de</strong>r wird vielleicht eher Karl <strong>de</strong>n Großen lesen, <strong>de</strong>r sagte: »Gutes<br />

Tun ist besser als gutes Wissen, doch geht das Wissen <strong>de</strong>m Tun voraus.« Und wer ein Star<br />

wer<strong>de</strong>n will, kann an Madonna Maß nehmen <strong>–</strong> sei es, weil sie so gut singt o<strong>de</strong>r weil man<br />

glaubt, es besser zu können.<br />

Natürlich stehen auf <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Seiten nicht alle, die man <strong>kennen</strong> sollte. Und über die,<br />

die hier stehen, erfährt man nicht alles, was man wissen könnte: Wie soll eine Seite für Jesus,<br />

Napoleon o<strong>de</strong>r Beethoven reichen? <strong>Die</strong>ses Buch ist ein Anfang, eine Vorspeise. Sie macht Appetit<br />

auf mehr. Es ist auch nicht je<strong>de</strong> Persönlichkeit hier für je<strong>de</strong>n von uns gleich wichtig. Im<br />

Laufe <strong>de</strong>s Lebens fin<strong>de</strong>t man seine eigenen »Hel<strong>de</strong>n«. <strong>Die</strong>s hier könnte aber <strong>de</strong>r Grundstein<br />

zum eigenen Buch wer<strong>de</strong>n: <strong>Die</strong> will ich <strong>kennen</strong>.<br />

P. S. <strong>Die</strong> Namen <strong>de</strong>r Stars aus <strong>de</strong>r Fernsehsen<strong>du</strong>ng waren übrigens schnell vergessen. <strong>Die</strong><br />

wirklichen Stars waren ja auch die Macher. <strong>Die</strong> wussten natürlich, wer Shakespeare war <strong>–</strong><br />

das Spiel <strong>de</strong>r Narren im Käfig hatten sie perfekt inszeniert.<br />

Berlin, im Juli 2004<br />

Dialog aus »Big Brother«, RTL II, 2000:<br />

Zlatko: (spielt auf <strong>de</strong>r Gitarre) Sag mal ehrlich, muss man <strong>de</strong>n <strong>kennen</strong>?<br />

Kerstin: Vom Namen her, Shakespeare?<br />

Zlatko: (spielt die Melodie von Smoke on the Water) Doch, <strong>de</strong>n kenne ich schon. Wenn <strong>du</strong> mich<br />

aber fragst, was <strong>de</strong>r alles gemacht hat, keine Ahnung. Ob <strong>de</strong>r Romane geschrieben hat,<br />

Filme gemacht hat o<strong>de</strong>r Dokumentationen. Keine Ahnung.<br />

Kerstin und John lachen<br />

John: Das ist <strong>de</strong>r Bru<strong>de</strong>r von Jacques Cousteau.<br />

Zlatko: Warum lacht ihr so? Und wer ist Jacques Cousteau?<br />

Kerstin: Das ist so lustig, eh. Das <strong>musst</strong> <strong>du</strong> jetzt auch aushalten. Das ist so, wie wenn man …<br />

Zlatko: Ich versteh’s halt bloß nicht.<br />

Kerstin: Shakespeare ist … Da gab’s einen Film, Shakespeare in Love. Hast <strong>du</strong> <strong>de</strong>n gesehen?<br />

Zlatko: Nö.<br />

9


Antike


12<br />

Antike Mittelalter Renaissance 17.<br />

Ein historischer Überblick<br />

<strong>Die</strong> Entwicklung <strong>de</strong>r Demokratie<br />

<strong>Die</strong> Geschichte <strong>de</strong>r Antike ist die Geschichte <strong>de</strong>r griechisch-römischen Kultur <strong>de</strong>s Mittelmeerraums<br />

und <strong>de</strong>r angrenzen<strong>de</strong>n Län<strong>de</strong>r von ca. 1500 v. Chr. bis ca. 500 n. Chr. <strong>Die</strong> ersten<br />

griechischen Zentren, die geschichtlich fassbar sind, waren bronzezeitliche Burgsiedlungen<br />

wie Mykene und Tiryns, in <strong>de</strong>nen ein Fürst wohnte und über ein kleines Territorium<br />

herrschte. <strong>Die</strong>se Gesellschaft ging um 1200 v. Chr. zugrun<strong>de</strong> und es folgten die »<strong>du</strong>nklen<br />

Jahrhun<strong>de</strong>rte«. Aus dieser Zeit besitzen wir nur wenige Schriftzeugnisse und die damaligen<br />

<strong>Menschen</strong> hinterließen keine Spuren ihrer Kultur. <strong>Die</strong> großen Burgen verfielen und die A<strong>de</strong>lsleute<br />

auf <strong>de</strong>n Gutshöfen übernahmen die Herrschaft (ländliche A<strong>de</strong>lsherrschaft).<br />

Gleichzeitig breiteten sich die Griechen in mehreren Wan<strong>de</strong>rungsschüben<br />

In Athen hing das Wahlrecht<br />

vom Vermögen ab. Frauen<br />

waren von <strong>de</strong>r politischen<br />

Macht ausgeschlossen und<br />

blieben es die ganze<br />

Antike hin<strong>du</strong>rch.<br />

aus. Um 800 v. Chr. waren ganz Griechenland und das westliche Kleinasien<br />

(heute türkische Westküste) von Griechen besie<strong>de</strong>lt. <strong>Die</strong> Griechen begannen,<br />

auch Kolonien* zu grün<strong>de</strong>n, zum Beispiel am Schwarzen Meer, auf Sizilien (Syrakus),<br />

in Italien, in Südfrankreich (Massalia, heute Marseille) und sogar in<br />

Spanien. Der Han<strong>de</strong>l blühte auf und es entwickelte sich eine Bürgerschicht aus<br />

wohlhaben<strong>de</strong>n Bauern, Handwerkern und Händlern. <strong>Die</strong>se dienten neben <strong>de</strong>n<br />

Adligen (Aristokraten*) als Schwerbewaffnete im Heer und for<strong>de</strong>rten auch po-<br />

litische Mitbestimmung im Staat (Polis). Männer wie Solon führten Reformen <strong>du</strong>rch und gaben<br />

<strong>de</strong>n Nichta<strong>de</strong>ligen politische Rechte. In vielen griechischen Staaten kam es <strong>de</strong>nnoch zu Unruhen<br />

und einzelne Aristokraten machten sich mithilfe ihrer Anhänger zum Alleinherrscher<br />

(Tyrann). <strong>Die</strong> Tyrannen schalteten die an<strong>de</strong>ren A<strong>de</strong>lsfamilien aus und beseitigten so die Grundlage<br />

<strong>de</strong>r A<strong>de</strong>lsherrschaft. Als die Tyrannen selbst vertrieben wur<strong>de</strong>n, war <strong>de</strong>r Weg zur Volksherrschaft<br />

(Demokratie) frei. Es entstan<strong>de</strong>n viele kleine, selbstständige und meist <strong>de</strong>mokratische<br />

Poleis. Allerdings bekamen nicht alle Bewohner dieser Kleinstaaten die gleichen Rechte.<br />

<strong>Die</strong> griechische Kultur<br />

<strong>Die</strong> griechische Kultur erreichte im 5. Jahrhun<strong>de</strong>rt v. Chr., <strong>de</strong>r so genannten Klassischen Epoche,<br />

ihren Höhepunkt. Der Mensch wur<strong>de</strong> erstmals als Indivi<strong>du</strong>um ent<strong>de</strong>ckt und dargestellt.<br />

Künstler wie die Bildhauer Phidias (um 480<strong>–</strong>430 v. Chr.) und Polyklet (um 470<strong>–</strong>410 v. Chr.)<br />

schufen unter Perikles berühmte Werke, zum Beispiel die Zeus-Statue im Heiligtum von<br />

Olympia aus Gold und Elfenbein und die Skulpturen <strong>de</strong>s Athena-Tempels auf <strong>de</strong>r Akropolis<br />

von Athen (Parthenon, eingeweiht 432 v. Chr.). Ihre Werke und die ihrer Zeitgenossen fan<strong>de</strong>n<br />

bis in die Mo<strong>de</strong>rne immer wie<strong>de</strong>r Bewun<strong>de</strong>rer und Nachahmer.<br />

<strong>Die</strong> Griechen, wie später auch die Römer, beteten zu vielen Göttern und errichteten für sie<br />

zahllose Kultstätten und Tempel. Heute noch bekannt ist zum Beispiel das Orakel von Delphi,<br />

eine Kultstätte für Apollon, <strong>de</strong>n Gott <strong>de</strong>s Krieges und <strong>de</strong>r Künste. Hier holten sich Herrscher<br />

und Weise aus <strong>de</strong>r antiken Welt Rat.<br />

<strong>Die</strong> Ruinen <strong>de</strong>r griechischen Tempel zeugen heute noch von <strong>de</strong>r damaligen imposanten Bauweise.<br />

Durch diese Monumente wur<strong>de</strong> die Grundlage für die europäische Baukunst geschaffen.<br />

Aber auch in <strong>de</strong>n Wissenschaften, in <strong>de</strong>r Philosophie, in <strong>de</strong>n Theaterkünsten und im Sport<br />

legten die Griechen <strong>de</strong>r Antike <strong>de</strong>n Grundstein für unsere europäische Kultur. Es war die Zeit


Jh. 18. Jh. 19. Jh. 20./21. Jh.<br />

<strong>de</strong>s »Vaters <strong>de</strong>r Geschichtsschreibung«, Herodot, und <strong>de</strong>r Philosophen Sokrates, Aristoteles<br />

und Platon, <strong>de</strong>r die Aka<strong>de</strong>mie in Athen grün<strong>de</strong>te. Unsere Mathematikwissenschaft begrün<strong>de</strong>t<br />

sich unter an<strong>de</strong>rem auf <strong>de</strong>n Erkenntnissen <strong>de</strong>r Wissenschaftler Thales, Pythagoras<br />

und Euklid (525<strong>–</strong>456 v. Chr.). <strong>Die</strong> antiken Dramen wie die <strong>de</strong>s Aristophanes wer<strong>de</strong>n heute noch<br />

auf unseren Bühnen gespielt. <strong>Die</strong> Olympischen Spiele, die zu Beginn zu Ehren <strong>de</strong>s Göttervaters<br />

Zeus in <strong>de</strong>ssen Heiligtum in Olympos veranstaltet und mehr als Training für <strong>de</strong>n Krieg angesehen<br />

wur<strong>de</strong>n, wur<strong>de</strong>n ab <strong>de</strong>m 6. Jahrhun<strong>de</strong>rt v. Chr. so abgehalten, wie wir sie <strong>kennen</strong>.<br />

Das mächtige Athen und die Perser<br />

Das 5. Jahrhun<strong>de</strong>rt war eine Zeit vieler Kriege. In <strong>de</strong>n Perserkriegen verteidigten sich die<br />

Griechen erfolgreich gegen die Perser und besiegten sie in <strong>de</strong>n Schlachten von Marathon (490<br />

v. Chr.), Salamis (480 v. Chr.) und Platää (479 v. Chr.). Athen hatte in diesem Kampf die<br />

wichtigste Rolle gespielt. Es grün<strong>de</strong>te <strong>de</strong>n Delisch-Attischen Seebund zum Schutz gegen künftige<br />

Angriffe <strong>de</strong>r Perser und zahlreiche Kleinstaaten (Poleis) traten <strong>de</strong>m Bund<br />

bei. Athen war nun neben Sparta die größte Macht Griechenlands und damit 42,2 km rannte <strong>de</strong>r Bote<br />

ein Konkurrent für die Spartaner. Das führte zum Peloponnesischen Krieg 490 v. Chr. von Marathon nach<br />

(431<strong>–</strong>404 v. Chr.), <strong>de</strong>r mit einer vollständigen Nie<strong>de</strong>rlage Athens en<strong>de</strong>te. Aber Athen, um <strong>de</strong>n Sieg <strong>de</strong>r Grie-<br />

auch Sparta hatte große Verluste erlitten und langsam zeigte das Polissystem<br />

chen zu verkün<strong>de</strong>n. <strong>Die</strong>s war<br />

<strong>de</strong>r Ursprung <strong>de</strong>s Marathonlaufs.<br />

seine Schwächen. <strong>Die</strong> vielen griechischen Kleinstaaten hatten kaum gemeinsame<br />

Interessen und zerstörten sich immer mehr gegenseitig.<br />

Ein En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Kriegszustands war nur noch mithilfe <strong>de</strong>s Perserkönigs möglich, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n<br />

Griechen 386 v. Chr. einen allgemeinen Landfrie<strong>de</strong>n diktierte. Als <strong>de</strong>r makedonische König<br />

Philipp II. (um 382<strong>–</strong>336 v. Chr.) die Griechen schließlich 338 v. Chr. angriff, waren sie eine<br />

leichte Beute. Sie folgten <strong>de</strong>m Makedonen und auch <strong>de</strong>ssen Sohn und Nachfolger Alexan<strong>de</strong>r<br />

(später »<strong>de</strong>r Große« genannt) auf seinem Feldzug gegen das Perserreich nach Osten.<br />

Alexan<strong>de</strong>r und seine Verbün<strong>de</strong>ten besiegten <strong>de</strong>n persischen Großkönig und eroberten riesige<br />

Landstriche. Der makedonische König herrschte vom Balkan bis nach Indien und Ägypten.<br />

<strong>Die</strong> großen Eroberungen Alexan<strong>de</strong>rs brachten auch die griechische Sprache und Kultur in die<br />

besiegten Län<strong>de</strong>r. <strong>Die</strong>sen Vorgang nennt man Hellenisierung.<br />

Nach Alexan<strong>de</strong>rs Tod zerfiel das riesige Reich. Es bil<strong>de</strong>ten sich mehrere kleine Königtümer,<br />

in <strong>de</strong>nen eine griechisch-makedonische Oberschicht das Sagen hatte. <strong>Die</strong> Könige dieser<br />

hellenistischen Reiche stammten von Offizieren Alexan<strong>de</strong>rs ab. Sie führten fast ununterbrochen<br />

Krieg gegeneinan<strong>de</strong>r, da auch noch nach mehreren Generationen <strong>de</strong>r Traum von <strong>de</strong>r<br />

Einheit <strong>de</strong>s Alexan<strong>de</strong>rreiches weiterlebte. All diese Reiche wur<strong>de</strong>n jedoch nach und nach von<br />

<strong>de</strong>n Römern in Besitz genommen und zu Provinzen <strong>de</strong>s Römischen Reichs gemacht.<br />

<strong>Die</strong> Römer erobern die antike Welt<br />

<strong>Die</strong> Römer hatten im Laufe <strong>de</strong>s 5. Jahrhun<strong>de</strong>rts v. Chr. aus ihrem kleinen Stadtstaat am Tiber<br />

die führen<strong>de</strong> Macht <strong>de</strong>r mittelitalischen Region Latium gemacht. <strong>Die</strong> römische Republik besaß<br />

Elemente mehrerer Verfassungsformen. An das Königtum erinnerte das Oberamt <strong>de</strong>s<br />

Konsuls, das allerdings doppelt und jährlich neu besetzt wur<strong>de</strong>. <strong>Die</strong> Volksversammlung (Demokratie)<br />

aller erwachsenen Männer beschloss über Gesetze und wählte die Amtsträger. Ein<br />

aristokratisches Element war <strong>de</strong>r Senat, in <strong>de</strong>m die ehemaligen hohen Amtsträger saßen, also<br />

die führen<strong>de</strong>n Männer <strong>de</strong>s Staates. Der Senat war die mächtigste dieser drei Einrichtungen. 13


Im 4. Jahrhun<strong>de</strong>rt v. Chr. besiegten die Römer die benachbarten Etrusker und an<strong>de</strong>re<br />

Stämme, bis sie um 280 v. Chr. ganz Italien beherrschten. <strong>Die</strong> besiegten Völker versklavten sie<br />

nicht, son<strong>de</strong>rn ließen ihnen die eigene Verwaltung und machten sie zu ihren<br />

Der Nahe Osten wur<strong>de</strong> hellenis- Verbün<strong>de</strong>ten. In <strong>de</strong>n drei Punischen Kriegen besiegten sie Hannibal und die<br />

tisch. Deswegen ist zum Karthager und gewannen so das gesamte westliche Mittelmeer zu ihrem Reich<br />

Beispiel das Neue Testament hinzu. <strong>Die</strong> dortigen Völker machten sie nun nicht mehr zu Verbün<strong>de</strong>ten, son-<br />

auf Griechisch, nicht etwa <strong>de</strong>rn sie richteten die ersten Provinzen ein, die von Statthaltern regiert wur<strong>de</strong>n.<br />

auf Hebräisch o<strong>de</strong>r<br />

Weil Hannibal vom makedonischen König und einigen griechischen Staaten<br />

Aramäisch verfasst.<br />

unterstützt wor<strong>de</strong>n war, wandten die Römer sich nun nach Osten. Sie besiegten<br />

die Makedonen und erklärten die Griechen für frei, machten Makedonien<br />

und Griechenland allerdings wenig später <strong>de</strong>nnoch zu Provinzen. Es folgten Westkleinasien,<br />

das <strong>de</strong>n Römern von Attalos III. von Pergamon (um 170<strong>–</strong>133 v. Chr.) vermacht wur<strong>de</strong>, und<br />

wenig später <strong>de</strong>r ganze übrige östliche Mittelmeerraum. <strong>Die</strong> Römer bezeichneten das Mittelmeer<br />

nun selbstbewusst als »unser Meer«.<br />

Innenpolitisch hatte es immer Streit zwischen verschie<strong>de</strong>nen Parteien gegeben. Anfangs<br />

kämpften die nichta<strong>de</strong>ligen Plebeier* mit <strong>de</strong>n a<strong>de</strong>ligen Patriziern* um Mitbestimmung im Staat<br />

(»Stän<strong>de</strong>kämpfe«), später die Unterschichten gegen die Mächtigen (Nobilität). In diesen Kämpfen<br />

setzten sich schließlich jeweils diejenigen <strong>du</strong>rch, die das Heer hinter sich hatten. Marius (um<br />

158<strong>–</strong>86 v. Chr.), Sulla (138<strong>–</strong>78 v. Chr.), Pompeius (106-48 v. Chr.) und Julius Cäsar waren<br />

solche Militärmachthaber. <strong>Die</strong> Verfassung wur<strong>de</strong> jedoch nie angetastet. Erst Augustus wan<strong>de</strong>lte<br />

die Republik schließlich zum so genannten Prinzipat um, in <strong>de</strong>m ein Mann als Princeps* ganz legal<br />

an <strong>de</strong>r Spitze <strong>de</strong>s Reiches stand. Daraus entwickelte sich das Kaisertum, das vererbt wur<strong>de</strong>.<br />

14<br />

Antike Mittelalter Renaissance 17.<br />

Kunst und Wissenschaft<br />

Im 2. Jahrhun<strong>de</strong>rt n. Chr. erlebte das Römische Reich noch einmal eine Zeit mit allgemeinem<br />

Frie<strong>de</strong>n (pax romana) und Wohlstand. <strong>Die</strong> Künste und Wissenschaften blühten. <strong>Die</strong> Römer<br />

hatten die medizinischen Erkenntnisse <strong>de</strong>r Griechen weiterentwickelt. So ent<strong>de</strong>ckte Galen<br />

(129<strong>–</strong>199 n. Chr.), Leibarzt <strong>de</strong>s Kaisers Marc Aurel (161<strong>–</strong>180 n. Chr.), als Erster <strong>de</strong>n<br />

Blutkreislauf. Außer<strong>de</strong>m fasste er das medizinische Wissen <strong>de</strong>r Antike in einem System zusammen.<br />

<strong>Die</strong>ses galt bis in die Neuzeit hinein. Beson<strong>de</strong>rs im Städtebau taten sich die Römer<br />

hervor. Abwasserkanäle, Wasserleitungen (Aquä<strong>du</strong>kte), Ba<strong>de</strong>anstalten (Thermen) waren<br />

eine Selbstverständlichkeit, ebenso wie gepflasterte Straßen.<br />

In <strong>de</strong>n Künsten erlangten die Römer beson<strong>de</strong>re Beachtung <strong>du</strong>rch ihre Glas- und Mosaikkunst.<br />

Auch die Wandmalerei war sehr kunstvoll, wie man unter an<strong>de</strong>rem noch in Pompeji<br />

sehen kann. <strong>Die</strong> Römer entwickelten außer<strong>de</strong>m <strong>de</strong>n Wohnungsbau weiter. Ihre Stadthäuser<br />

waren mehrstöckig und die reicheren Bürger hatten sogar Häuser mit Heizung. Wie die Griechen<br />

liebten auch die Römer das Theater, erfreuten sich aber ebenso an Wagenrennen und<br />

Zirkusspielen mit Gladiatoren und wil<strong>de</strong>n Tieren!<br />

Das Römische Reich wird geteilt<br />

Allmählich wur<strong>de</strong>n jedoch die Grenzen unsicher und das Militär erhielt so große Be<strong>de</strong>utung,<br />

dass die Feldherrn auch die Kaiserwür<strong>de</strong> unter sich verteilten (Soldatenkaiser im 3. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />

n. Chr.). Häufig kam es zu blutigen Bürgerkriegen, weil es mehrere Kaiseranwärter<br />

gleichzeitig gab. Unter Konstantin <strong>de</strong>m Großen und seiner Dynastie wur<strong>de</strong> das Reich


Jh. 18. Jh. 19. Jh. 20./21. Jh.<br />

noch einmal gefestigt, das Christentum erhielt eine führen<strong>de</strong> Rolle. Zuvor hatte es häufige Christenverfolgungen<br />

gegeben, weil sich die Christen weigerten, <strong>de</strong>n Staatsgöttern zu opfern. Nun<br />

wur<strong>de</strong>n die alten römischen Kulte immer mehr benachteiligt und 391/2 n. Chr. ganz verboten.<br />

395 wur<strong>de</strong> das Imperium zwischen <strong>de</strong>m 11-jährigen Kaiser Honorius (393<strong>–</strong>423) im Westen<br />

und <strong>de</strong>m 17-jährigen Arcadius (383<strong>–</strong>408) im Osten endgültig geteilt. Fortan herrschten Generäle,<br />

Hofbeamte und die Mütter <strong>de</strong>r Kaiser. Gleichzeitig drängten Germanen, die selbst von<br />

<strong>de</strong>n Hunnen vertrieben wor<strong>de</strong>n waren, gegen die römischen Grenzen. Das römische Ostreich<br />

(auch »Byzantinisches Reich« genannt) erkaufte sich <strong>de</strong>n Frie<strong>de</strong>n <strong>du</strong>rch große Tribute in Gold.<br />

Das weniger wohlhaben<strong>de</strong> Westreich konnte keine vergleichbaren Summen auftreiben und<br />

wur<strong>de</strong> immer häufiger von germanischen Stämmen überfallen. Der weströmische Kaiserhof<br />

zog von Rom ins sicherere Mailand und später nach Ravenna um. 410 wur<strong>de</strong> Rom von <strong>de</strong>n<br />

Westgoten erobert und geplün<strong>de</strong>rt. <strong>Die</strong>ses Ereignis verursachte allgemeines<br />

Entsetzen im Reich, <strong>de</strong>nn zuletzt war Rom 384 v. Chr. von Fein<strong>de</strong>n erobert<br />

wor<strong>de</strong>n. 476 n. Chr. schließlich wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r letzte weströmische Kaiser Romulus<br />

Augustulus (475<strong>–</strong>476) abgesetzt.<br />

<strong>Die</strong> römischen Straßen waren<br />

sehr gut ausgebaut, vor allem<br />

für die Truppen und die Boten,<br />

die schnell Nachrichten überbringen<br />

<strong>musst</strong>en.<br />

Das En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Antike<br />

Auch auf kulturellem Gebiet vollzogen sich Einschnitte. 529 schloss <strong>de</strong>r oströmische<br />

Kaiser Justinian I. in Athen die Aka<strong>de</strong>mie und im selben Jahr grün<strong>de</strong>te an<strong>de</strong>rerseits<br />

Benedikt von Nursia in Italien das Kloster Montecassino als erstes Zentrum <strong>de</strong>s geistigen<br />

Lebens <strong>de</strong>s Mittelalters. Überall im Westreich bil<strong>de</strong>ten Germanenstämme nun eigene Staaten:<br />

<strong>Die</strong> Ostgoten in Italien, die Westgoten in Südfrankreich und Spanien, die Franken in Nordfrankreich,<br />

die Vandalen in Nordafrika. Justinian I. eroberte zwar im 6. Jahrhun<strong>de</strong>rt noch einmal große<br />

Teile <strong>de</strong>s westlichen Mittelmeerraums, doch <strong>musst</strong>en diese Eroberungen bald wie<strong>de</strong>r aufgegeben<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

<strong>Die</strong> Antike war vorüber. Doch sie lebt in ihrem Erbe weiter bis heute. Das betrifft nicht<br />

nur die Künste und Wissenschaften, son<strong>de</strong>rn auch die großen Religionen unserer Welt. Das<br />

Ju<strong>de</strong>ntum, <strong>de</strong>r Buddhismus und das Christentum haben ihren Ursprung in dieser Zeit.<br />

Als im archaischen Griechenland Kunst und Kultur blühten, entstand in Indien bereits <strong>de</strong>r<br />

Buddhismus. Er war im 6. Jahrhun<strong>de</strong>rt dort aufgekommen. Ebenso friedfertig wie sein Begrün<strong>de</strong>r,<br />

<strong>de</strong>r Fürstensohn Buddha, verbreitete er sich zunächst in Asien und dann über die<br />

ganze Welt.<br />

<strong>Die</strong> Ju<strong>de</strong>n waren in babylonische Gefangenschaft geraten, lebten in Ägypten in Knechtschaft<br />

und ihre Heimat Judäa wur<strong>de</strong> sowohl von Alexan<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Großen als auch von <strong>de</strong>n Römern<br />

besetzt. Als die Römer Judäa eroberten und Hero<strong>de</strong>s (37<strong>–</strong>4 v. Chr.) als König einsetzten,<br />

erlaubten sie <strong>de</strong>n Ju<strong>de</strong>n jedoch die weitere Ausübung ihrer Religion, wie sie es bei allen eroberten<br />

Völkern taten. Doch die Ju<strong>de</strong>n wehrten sich gegen die Eindringlinge und je<strong>de</strong>n Einfluss auf<br />

ihre Traditionen und es brachen viele Aufstän<strong>de</strong> aus. <strong>Die</strong> Ju<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>n schließlich aus Judäa<br />

vertrieben, doch das Ju<strong>de</strong>ntum zerbrach nicht. Trotz aller Lei<strong>de</strong>n, die die Ju<strong>de</strong>n im Laufe ihrer<br />

Geschichte er<strong>du</strong>l<strong>de</strong>n <strong>musst</strong>en, bestehen das jüdische Volk und sein Glaube bis heute fort.<br />

Zu <strong>de</strong>r Zeit <strong>de</strong>s römischen Statthalters Pontius Pilatus (26<strong>–</strong>36 n. Chr.) erwachte in Judäa<br />

auch das Christentum. Der Prediger Jesus von Nazareth, <strong>de</strong>r wie ein Verbrecher ans<br />

Kreuz genagelt wur<strong>de</strong> und bis dahin gar nicht so viel Aufsehen erregt hatte, sollte <strong>de</strong>r Begrün<strong>de</strong>r<br />

einer weiteren Weltreligion wer<strong>de</strong>n <strong>–</strong> <strong>de</strong>s Christentums. 15


Solon<br />

Solon war ein herausragen<strong>de</strong>r athenischer<br />

Staatsmann und zählte zu <strong>de</strong>n »Sieben Weisen«<br />

Griechenlands. <strong>Die</strong>se sieben Männer, zu<br />

<strong>de</strong>nen auch Thales von Milet und Pythagoras<br />

gehörten, hatten im 6. und 7. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />

v. Chr. in <strong>de</strong>r Politik, Wissenschaft und Philosophie<br />

wichtige Verän<strong>de</strong>rungen und Erkenntnisse<br />

bewirkt.<br />

Solon stammte aus einer vornehmen Familie<br />

und gehörte damit zur Führungsschicht. In<br />

Athen war um 600 v. Chr. die politische Situation<br />

angespannt. Einige Adlige vermehrten<br />

ihren Landbesitz auf Kosten<br />

<strong>de</strong>r Kleinbauern, die aufgrund<br />

<strong>Die</strong> von Solon <strong>du</strong>rchgebrachten<br />

Gesetze wur<strong>de</strong>n auf drehbaren von Überbevölkerung, Erbtei-<br />

Gestellen auf <strong>de</strong>r Agora, lung und Missernten immer<br />

<strong>de</strong>m Hauptplatz von Athen, tiefer in Schul<strong>de</strong>n gerieten. Sie<br />

aufgestellt, damit sie <strong>musst</strong>en ihr Land verkaufen<br />

je<strong>de</strong>r lesen konnte.<br />

und sich zum Teil sogar in<br />

Schuldknechtschaft begeben.<br />

Manchmal <strong>du</strong>rften sie so auf ihrem ehemaligen<br />

Besitz bleiben und für ihren neuen Herrn<br />

als Sklaven arbeiten, aber sie konnten von<br />

diesem genauso ins Ausland verkauft wer<strong>de</strong>n.<br />

<strong>Die</strong> staatliche Macht lag in <strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>r Adligen. Doch eine wohlhaben<strong>de</strong> Mittelschicht,<br />

die im Heer als Schwerbewaffnete<br />

(Hopliten) diente und die Hauptlast <strong>de</strong>r Kriege<br />

trug, strebte aus diesen Grün<strong>de</strong>n nun ebenfalls<br />

nach Mitbestimmung.<br />

Um diese Konflikte zu entschärfen, hatte<br />

sich Solon überlegt, dass sich die Interessen<br />

<strong>de</strong>r Einzelnen <strong>de</strong>m Gesamtwohl <strong>de</strong>r Gemeinschaft<br />

unterordnen sollten. <strong>Die</strong>se I<strong>de</strong>e vertrat<br />

er in seinen Gedichten: »Denn von feindlichen<br />

Kräften wird schnell die geliebte Stadt innerlich<br />

zersetzt <strong>du</strong>rch Zusammenschlüsse, wie sie<br />

Ungerechten lieb sind. <strong>Die</strong>ses macht sich breit<br />

im Volke als Unglück, und von <strong>de</strong>n Armen<br />

kommen viele in frem<strong>de</strong>s Land, verkauft und<br />

mit entehren<strong>de</strong>n Fesseln gebun<strong>de</strong>n. So kommt<br />

das Unglück <strong>de</strong>r gesamten Gemein<strong>de</strong> je<strong>de</strong>m<br />

16<br />

Antike Mittelalter Renaissance 17.<br />

Einzelnen ins Haus …« Mit <strong>de</strong>n »Zusammenschlüssen«<br />

meinte Solon die persönlichen<br />

Gefolgschaften <strong>de</strong>r Aristokraten*, Hetairien<br />

genannt, die hauptsächlich <strong>de</strong>m Ziel dienten,<br />

ihrem Oberhaupt zur Tyrannenherrschaft zu<br />

verhelfen.<br />

Im Jahre 594 v. Chr. wur<strong>de</strong> Solon zum<br />

höchsten Amtsträger (Archon) Athens gewählt<br />

und bekam so die Gelegenheit, seine<br />

I<strong>de</strong>en in Reformen umzusetzen. Er tilgte alle<br />

Schul<strong>de</strong>n, schaffte die Schuldknechtschaft für<br />

alle Zeiten ab und kaufte die ins Ausland verkauften<br />

Sklaven zurück. Außer<strong>de</strong>m brachte er<br />

ein Gesetz <strong>du</strong>rch, um die Überbevölkerung<br />

auf <strong>de</strong>m Land zu beheben: Je<strong>de</strong>r Bürger <strong>musst</strong>e<br />

seine Söhne, wenn er ihnen nicht ausreichend<br />

Land zur Verfügung stellen konnte, ein<br />

Handwerk erlernen lassen. Weiterhin teilte<br />

Solon die Bürger nach ihrem Vermögen in vier<br />

Besitzklassen ein. Dabei bekamen die Reichsten<br />

zwar die meisten politischen Rechte, hatten<br />

aber auch die größten Verpflichtungen gegenüber<br />

<strong>de</strong>m Staat. Konnten sie diese nicht<br />

mehr erfüllen, wur<strong>de</strong>n sie in eine niedrigere<br />

Klasse eingestuft. Eine adlige Herkunft be<strong>de</strong>utete<br />

nun nicht mehr automatisch auch politischen<br />

Einfluss.<br />

Nach seinem Amtsjahr zog Solon sich aus<br />

<strong>de</strong>r Politik zurück. Seine Reformen konnten<br />

nicht verhin<strong>de</strong>rn, dass sich 30 Jahre später <strong>de</strong>r<br />

Aristokrat* Peisistratos (um 600<strong>–</strong>528 v. Chr.)<br />

zum Tyrannen aufschwang. Dennoch muss<br />

man sie als ersten Schritt zur Demokratie betrachten.<br />

um 640 v. Chr. Solon wird in Athen<br />

(Griechenland) geboren<br />

594 v. Chr. Solon erhält das Amt <strong>de</strong>s<br />

Archonten und führt seine<br />

Reformen <strong>du</strong>rch<br />

um 560 v. Chr. Solon stirbt in Athen


Jh. 18. Jh. 19. Jh. 20./21. Jh.<br />

Perikles<br />

Perikles war einer <strong>de</strong>r be<strong>de</strong>utendsten athenischen<br />

Staatsmänner <strong>de</strong>r Klassischen Epoche.<br />

Seine Mutter träumte angeblich vor seiner<br />

Geburt, sie wer<strong>de</strong> einen Löwen gebären.<br />

Über seine ersten 40 Lebensjahre ist nichts<br />

bekannt. 455 v. Chr. wur<strong>de</strong> Perikles erstmals<br />

vom athenischen Volk zum Strategen* gewählt<br />

und war so für die Kriegführung zuständig.<br />

Doch er hatte auch großen Einfluss auf die<br />

Innenpolitik. Im Jahre 451 v. Chr. brachte Perikles<br />

sein erstes Gesetz vor die Volksversammlung,<br />

wonach nur <strong>de</strong>r das Bürgerrecht<br />

haben sollte, <strong>de</strong>ssen Eltern es auch besaßen.<br />

<strong>Die</strong>ses Gesetz war gegen <strong>de</strong>n A<strong>de</strong>l gerichtet,<br />

<strong>de</strong>r oft »international« heiratete, und machte<br />

Perikles beim einfachen Volk beliebt. Seit<br />

443 v. Chr. wur<strong>de</strong> er je<strong>de</strong>s Jahr bis zu seinem<br />

To<strong>de</strong> wie<strong>de</strong>r gewählt.<br />

Perikles war <strong>de</strong>r mächtigste Mann Athens.<br />

Er ließ seine politischen Maßnahmen allerdings<br />

oft auf sehr brutale Weise <strong>du</strong>rchsetzen.<br />

So zwang er die Insel Samos wie<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n Delisch-Attischen<br />

Seebund zurück. <strong>Die</strong>ser Seebund<br />

war ursprünglich ein Schutzbund <strong>de</strong>r<br />

Griechen gegen die Perser. Athen besaß die<br />

stärkste Flotte Griechenlands und schützte<br />

mit ihr die an<strong>de</strong>ren Bun<strong>de</strong>smitglie<strong>de</strong>r. <strong>Die</strong>se<br />

bezahlten dafür hohe Abgaben an Athen. Unter<br />

Perikles wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Seebund allerdings immer<br />

mehr zu einem Mittel, mit <strong>de</strong>m die Athener<br />

ihre Bündnispartner beherrschten und<br />

ausbeuteten. Perikles gewann da<strong>du</strong>rch allerdings<br />

nicht nur Anhänger, son<strong>de</strong>rn auch viele<br />

Kritiker. Er ließ <strong>de</strong>swegen politische Scherze<br />

auf <strong>de</strong>r Bühne verbieten. <strong>Die</strong>ses Gesetz blieb<br />

jedoch nur kurze Zeit in Kraft.<br />

Unter Perikles erlangte Athen großen Reichtum<br />

und es wur<strong>de</strong>n einige <strong>de</strong>r berühmtesten<br />

antiken Bauten errichtet wie <strong>de</strong>r heute noch<br />

zu besichtigen<strong>de</strong> Athena-Tempel (Parthenon)<br />

auf <strong>de</strong>r Akropolis von Athen<br />

mit <strong>de</strong>m Kultbild <strong>de</strong>r Athena<br />

Der Dichter Kratinos<br />

aus Gold und Elfenbein. Peri- (um 510<strong>–</strong>423) sagte in<br />

kles för<strong>de</strong>rte auch die Wissen- Anspielung auf die Herrschsucht<br />

schaften. Berühmte Philoso- <strong>de</strong>s Perikles und seine Kopfphen<br />

wie Sokrates und <strong>de</strong>r form: »Da kommt <strong>de</strong>r zwiebelköpfige<br />

Zeus einherstolziert.«<br />

Geschichtsschreiber Herodot<br />

lebten zu seiner Zeit. <strong>Die</strong> Reformen,<br />

die <strong>de</strong>r Stratege <strong>du</strong>rchführen ließ, bil<strong>de</strong>ten<br />

<strong>de</strong>n Grundstein für die Errichtung <strong>de</strong>r<br />

Demokratie. Dazu gehörte unter an<strong>de</strong>rem<br />

eine Versammlung aller volljährigen Bürger<br />

Athens, in <strong>de</strong>r über Krieg, Frie<strong>de</strong>n und Gesetze<br />

entschie<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>.<br />

Schließlich war es Perikles, <strong>de</strong>r die Athener<br />

in <strong>de</strong>n ersten zwei Jahren <strong>de</strong>s Peloponnesischen<br />

Krieges (431<strong>–</strong>404 v. Chr.) gegen Sparta<br />

anführte. Als Athen von <strong>de</strong>n Spartanern belagert<br />

wur<strong>de</strong>, brach die Pest aus, an <strong>de</strong>r auch<br />

Perikles starb.<br />

um 495 v. Chr. Perikles wird in Athen<br />

(Griechenland) geboren<br />

443<strong>–</strong>429 v. Chr. Perikles wird je<strong>de</strong>s Jahr<br />

erneut zum Strategen in<br />

Athen gewählt<br />

429 v. Chr. Perikles stirbt in Athen<br />

an <strong>de</strong>r Pest<br />

17


Alexan<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Große<br />

Alexan<strong>de</strong>rs Vater war Philipp II., König von<br />

Makedonien (um 382<strong>–</strong>336 v. Chr.). Alexan<strong>de</strong>r<br />

wur<strong>de</strong> als Krieger erzo-<br />

In Gordion (Phrygien) soll gen; er sollte aber auch grie-<br />

Alexan<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n scheinbar chische Kultur und Literatur<br />

unentwirrbaren »Gordischen <strong>kennen</strong> lernen. Hierfür holten<br />

Knoten« mit einem Schwert- seine Eltern <strong>de</strong>n später behieb<br />

<strong>du</strong>rchgeschlagen haben.<br />

rühmten Philosophen Aristoteles<br />

an <strong>de</strong>n Königshof, <strong>de</strong>r<br />

Alexan<strong>de</strong>r von 343 bis 340 v. Chr. unterrichtete.<br />

Alexan<strong>de</strong>rs Lieblingsbuch war die Geschichte<br />

von <strong>de</strong>r Belagerung und Eroberung<br />

Troias, die Ilias von Homer. Der stärkste<br />

Krieger vor Troia, Achilles, wur<strong>de</strong> zu seinem<br />

größten Vorbild, wohl auch weil Alexan<strong>de</strong>r<br />

seinen Stammbaum mütterlicherseits auf<br />

Achilles zurückführte.<br />

Schon mit 16 Jahren übernahm Alexan<strong>de</strong>r<br />

wichtige politische und militärische Aufgaben.<br />

In <strong>de</strong>r berühmten Schlacht bei Chaironeia 338<br />

v. Chr. besiegte Alexan<strong>de</strong>r als erst 18-jähriger<br />

Reiterführer die Thebaner. Makedonien stieg<br />

<strong>du</strong>rch diesen Sieg zur führen<strong>de</strong>n Macht in Hellas<br />

(Griechenland) auf. Im Sommer 336 v. Chr.<br />

wur<strong>de</strong> Philipp II. ermor<strong>de</strong>t. Manche Forscher<br />

vermuten, dass Alexan<strong>de</strong>r daran beteiligt war.<br />

Er folgte seinem Vater auf <strong>de</strong>n Thron, wobei er<br />

18<br />

Antike Mittelalter Renaissance 17.<br />

nicht davor zurückschreckte, seine Rivalen<br />

brutal zu beseitigen. Mit 20 Jahren war Alexan<strong>de</strong>r<br />

König von Makedonien.<br />

Er erneuerte das von seinem Vater mit <strong>de</strong>n<br />

Griechen geschlossene Bündnis (Korinthischer<br />

Bund) und wur<strong>de</strong> zum obersten Feldherrn ernannt.<br />

Daraufhin nahm er ein Vorhaben seines<br />

Vaters in Angriff: <strong>de</strong>n Krieg gegen das persische<br />

Weltreich. Um die Griechen für diesen<br />

Krieg zu gewinnen, hatte schon Philipp II. an<br />

<strong>de</strong>n fast 150 Jahre zurückliegen<strong>de</strong>n Überfall<br />

<strong>de</strong>s Perserkönigs Xerxes auf Griechenland<br />

(480 v. Chr.) und die dabei begangenen Frevel,<br />

wie etwa die Zerstörung <strong>de</strong>r griechischen<br />

Heiligtümer, erinnert.<br />

Alexan<strong>de</strong>r begann im Frühjahr 334 v. Chr.<br />

<strong>de</strong>n als »Rachefeldzug« begrün<strong>de</strong>ten Krieg mit<br />

32 000 Fußsoldaten und 5000 Reitern. Getrieben<br />

vom Wunsch, es <strong>de</strong>n Hel<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Vorzeit<br />

gleichzutun, startete er damit ein gewaltiges<br />

Unternehmen, <strong>de</strong>ssen Ausgang niemand vorhersehen<br />

konnte. Nach <strong>de</strong>m Übersetzen <strong>de</strong>s<br />

Heeres nach Kleinasien führte Alexan<strong>de</strong>r in<br />

Troia am Grab seines »Ahnherrn« Achilles<br />

Ehrenopfer <strong>du</strong>rch. Ein erster Sieg gelang am<br />

Fluss Granikos über ein von persischen Gouverneuren<br />

aufgebotenes Heer. <strong>Die</strong> meisten <strong>de</strong>r<br />

griechischen Städte Kleinasiens unterwarfen<br />

sich daraufhin. Alexan<strong>de</strong>r zog mit seinem<br />

Heer weiter über Gordion in Phrygien nach<br />

Kilikien. Im November 333 v. Chr. schlug er<br />

in <strong>de</strong>r berühmten Schlacht bei Issos das persische<br />

Heer unter Großkönig Dareios III.<br />

(336<strong>–</strong>330 v. Chr.) vernichtend.<br />

Alexan<strong>de</strong>r brachte nun im Verlauf von eineinhalb<br />

Jahren <strong>de</strong>n östlichen Mittelmeerraum<br />

einschließlich Ägypten unter seine Kontrolle.<br />

In <strong>de</strong>r ägyptischen Stadt Memphis ließ sich<br />

Alexan<strong>de</strong>r die Pharaonenkrone aufsetzen. Er<br />

grün<strong>de</strong>te an <strong>de</strong>r Nilmün<strong>du</strong>ng die Stadt Alexandria,<br />

die zu einer <strong>de</strong>r glänzendsten Metropolen<br />

am Mittelmeer aufblühte. Von Ägypten<br />

führte Alexan<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n »Rachefeldzug« nach<br />

Osten fort. Am 1.10.331 v. Chr. gelang ihm


Jh. 18. Jh. 19. Jh. 20./21. Jh.<br />

bei Gaugamela im heutigen Nordirak <strong>de</strong>r entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />

Sieg über <strong>de</strong>n Perserkönig. Anschließend<br />

eroberte Alexan<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r sich nun<br />

als »König von Asien« ausrufen ließ, fast<br />

kampflos die persischen Palaststädte Susa und<br />

Persepolis. In Persepolis ließ er <strong>de</strong>n Palast <strong>de</strong>r<br />

Achämeni<strong>de</strong>n (persische Herrscherfamilie)<br />

nie<strong>de</strong>rbrennen, trotz <strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>nken seines<br />

Heerführers, nicht das zu zerstören, was man<br />

beherrschen wolle. Alexan<strong>de</strong>r bereute diese<br />

Untat später.<br />

Obwohl das Ziel seines Feldzugs nun erreicht<br />

war, führte Alexan<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Krieg gegen<br />

die Perser fort. In <strong>de</strong>n Jahren 330 bis<br />

327 v. Chr. wur<strong>de</strong>n in schweren Kämpfen die<br />

ostiranischen Provinzen erobert (im Grenzgebiet<br />

<strong>de</strong>r heutigen Staaten Afghanistan, Usbekistan,<br />

Tadschikistan); dabei überschritt<br />

Alexan<strong>de</strong>r unter größten Strapazen <strong>de</strong>n Hin<strong>du</strong>kusch<br />

(Gebirge im heutigen Afghanistan).<br />

Da er schon so weit gekommen war, wollte<br />

Alexan<strong>de</strong>r nun bis an die Grenzen <strong>de</strong>r bewohnten<br />

Welt, bis an <strong>de</strong>n Indischen Ozean,<br />

vorstoßen. <strong>Die</strong>ser als »Indienfeldzug« bekannte<br />

Vormarsch führte zur Unterwerfung<br />

nordindischer Stämme. Am Fluss Hyphasis<br />

(heute Beas) verweigerte das völlig erschöpfte<br />

Heer im Sommer 326 v. Chr. schließlich <strong>de</strong>n<br />

Weitermarsch und zwang <strong>de</strong>n enttäuschten<br />

Alexan<strong>de</strong>r zur Umkehr. Auf Schiffen erreichte<br />

<strong>de</strong>r größte Teil <strong>de</strong>s Heeres im Juli 325 v. Chr.<br />

die Mün<strong>du</strong>ng <strong>de</strong>s In<strong>du</strong>s. Dort begann <strong>de</strong>r<br />

Rückweg nach Westen.<br />

Während sich Alexan<strong>de</strong>r unter größten<br />

Strapazen und <strong>de</strong>m Verlust vieler <strong>Menschen</strong>leben<br />

mit seinen Truppen <strong>du</strong>rch die Wüsten Gedrosiens<br />

quälte, erforschte gleichzeitig die<br />

Flotte unter Admiral Nearchos <strong>de</strong>n Seeweg<br />

zum Persischen Golf. Anfang 323 v. Chr. erreichte<br />

Alexan<strong>de</strong>r wie<strong>de</strong>r Mesopotamien<br />

(Zweistromland). Er hatte innerhalb von zehn<br />

Jahren eine Strecke von 20 000 Kilometern zurückgelegt.<br />

In Babylon zurück, erkrankte Alexan<strong>de</strong>r<br />

schwer und starb.<br />

Das Wirken Alexan<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>s Großen hat die<br />

Welt verän<strong>de</strong>rt, obwohl das Reich bald nach<br />

seinem Tod in <strong>de</strong>n Kämpfen <strong>de</strong>r Nachfolger<br />

zerfiel. Seine Kriegszüge bis an die Grenzen<br />

<strong>de</strong>r damaligen Welt und darüber hinaus waren<br />

<strong>de</strong>r historische Hintergrund für die Entstehung<br />

<strong>de</strong>r hellenistischen Staaten. Im Verlauf<br />

<strong>de</strong>s Alexan<strong>de</strong>rzuges wur<strong>de</strong>n zur Sicherung <strong>de</strong>r<br />

eroberten Gebiete mehr als 70 Städte nach<br />

griechischem Muster gegrün<strong>de</strong>t. Somit breiteten<br />

sich griechische Sprache und Bil<strong>du</strong>ng im<br />

Vor<strong>de</strong>ren Orient aus. Das öst-<br />

liche Mittelmeer mit seinen<br />

Randgebieten wuchs zu einem<br />

von griechischer Lebensweise<br />

geprägten Raum. Damit war<br />

eine wesentliche Vorausset-<br />

zung nicht nur für die Entwicklung <strong>de</strong>s Römischen<br />

Reiches, son<strong>de</strong>rn auch für die Ausbreitung<br />

<strong>de</strong>s Christentums geschaffen.<br />

Juli 356 v. Chr. Alexan<strong>de</strong>r wird in Pella<br />

(Makedonien) geboren<br />

343<strong>–</strong>340 v. Chr. Aristoteles unterrichtet<br />

<strong>de</strong>n jungen Alexan<strong>de</strong>r<br />

336 v. Chr. Alexan<strong>de</strong>r besteigt <strong>de</strong>n<br />

Königsthron<br />

Frühjahr 334 v. Chr. Beginn <strong>de</strong>s »Alexan<strong>de</strong>rzuges«<br />

333 v. Chr. Schlacht bei Issos<br />

1.10.331 v. Chr. Sieg über Dareios III.<br />

in <strong>de</strong>r Schlacht bei<br />

Gaugamela<br />

327<strong>–</strong>325 v. Chr. »Indienfeldzug«<br />

323 v. Chr. Alexan<strong>de</strong>r kehrt nach<br />

Mesopotamien zurück<br />

13.6.323 v. Chr. Alexan<strong>de</strong>r stirbt in<br />

Babylon<br />

Das Datum <strong>de</strong>r Schlacht bei<br />

Issos kann man sich sehr<br />

leicht merken: »333 <strong>–</strong> bei<br />

Issos Keilerei!«<br />

19


Spartacus<br />

Spartacus war <strong>de</strong>r Anführer <strong>de</strong>r Aufständischen<br />

im größten Sklavenkrieg gegen Rom.<br />

Er stammte aus Thrakien (Balkan), vermutlich<br />

aus einer adligen Familie und kam als<br />

Kriegsgefangener nach Italien. Dort wur<strong>de</strong><br />

er zum <strong>Die</strong>nst als Gladiator verurteilt. <strong>Die</strong><br />

Gladiatoren waren die »Stars« <strong>de</strong>r großen<br />

römischen Feste. Sie traten als<br />

In Rom gab es Gerüchte, Kämpfer auf Leben und Tod<br />

dass die aufständischen Skla- auf. Überlebten sie, wur<strong>de</strong> ihven<br />

sich aus <strong>de</strong>m Eisen ihrer<br />

nen die Freiheit versprochen,<br />

Ketten Schwerter schmie<strong>de</strong>n<br />

und ihre ehemaligen Herren als aber nur die wenigsten erhiel-<br />

Gladiatoren gegeneinan<strong>de</strong>r ten sie nach vielen gewonne-<br />

kämpfen lassen wollten.<br />

nen Kämpfen tatsächlich. Im<br />

Jahre 73 v. Chr. gelang Spartacus<br />

mit 70 an<strong>de</strong>ren Sklaven die Flucht aus<br />

<strong>de</strong>r Gladiatorenschule von Capua (bei Neapel).<br />

Sie versteckten sich an <strong>de</strong>n Hängen <strong>de</strong>s<br />

Vulkans Vesuv.<br />

Schon bald erhielt Spartacus großen Zulauf<br />

von Sklaven, die in <strong>de</strong>r Landwirtschaft arbeiteten,<br />

und auch von einigen armen Freien, die<br />

als Landarbeiter und Hirten kaum besser als<br />

die Sklaven lebten. Mit List überwältigte er<br />

3000 römische Soldaten, die zu seiner Festnahme<br />

geschickt wor<strong>de</strong>n waren, und zog zunächst<br />

plün<strong>de</strong>rnd <strong>du</strong>rch Süditalien. <strong>Die</strong> Rö-<br />

20<br />

Antike Mittelalter Renaissance 17.<br />

mer konnten ihn nicht aufhalten, <strong>de</strong>nn ihre<br />

besten Legionen führten gera<strong>de</strong> Krieg in Spanien<br />

und in Kleinasien. Spartacus zog schließlich<br />

nach Norditalien, sodass seine Leute in<br />

ihre jeweilige Heimat gelangen konnten <strong>–</strong><br />

nach Spanien, Gallien o<strong>de</strong>r Thrakien. <strong>Die</strong><br />

Sklavenarmee war mittlerweile auf zwischen<br />

40 000 und 120 000 Mann angewachsen.<br />

Spartacus geriet jedoch in Streit mit seinen Unterführern.<br />

Sie zwangen ihn vermutlich, nach<br />

Italien umzukehren, weil sie an <strong>de</strong>n mühelosen<br />

Plün<strong>de</strong>rungen Gefallen gefun<strong>de</strong>n hatten.<br />

Schließlich gelang es <strong>de</strong>m römischen Konsul*<br />

Licinius Crassus (115<strong>–</strong>53 v. Chr.), die<br />

Aufständischen nach Süditalien abzudrängen.<br />

Wenig später stellte Crassus die Armee <strong>de</strong>s<br />

Spartacus und besiegte sie vollständig; Spartacus<br />

fiel im Kampf. 6000 Überleben<strong>de</strong> ließ<br />

Crassus zur Abschreckung entlang <strong>de</strong>r Via<br />

Appia zwischen Rom und Brindisi kreuzigen.<br />

<strong>Die</strong> Ansichten über Spartacus sind sehr unterschiedlich.<br />

Während Cicero und <strong>de</strong>r römische<br />

Geschichtsschreiber Florus (Anfang 2. Jh.<br />

v. Chr.) ihn verachteten, rühmte <strong>de</strong>r griechische<br />

Schriftsteller Plutarch (46<strong>–</strong>120 n. Chr.)<br />

an ihm Kraft, Verstand und Herzensgüte.<br />

Spartacus sah sich wohl nicht als einen Verbesserer<br />

<strong>de</strong>r Weltordnung, son<strong>de</strong>rn er war einfach<br />

ein Mann, <strong>de</strong>r in Freiheit leben wollte!<br />

Heute gilt Spartacus als Symbol für <strong>de</strong>n<br />

gerechten Kampf gegen Unterdrückung und<br />

wur<strong>de</strong> unter an<strong>de</strong>rem von Gotthold Ephraim<br />

Lessing, Voltaire und Karl Marx hoch geschätzt.<br />

110/100 v. Chr. Spartacus wird in Thrakien<br />

geboren<br />

73<strong>–</strong>71 v. Chr. Sklavenaufstand unter <strong>de</strong>r<br />

Führung <strong>de</strong>s Spartacus in<br />

Italien<br />

71 v. Chr. Spartacus stirbt auf <strong>de</strong>m<br />

Schlachtfeld


Jh. 18. Jh. 19. Jh. 20./21. Jh.<br />

Hannibal<br />

Der Karthager Hannibal ging als brillanter<br />

Feldherr in die Geschichte ein. Beson<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>r<br />

Feldzug über die Alpen mit seinen Elefanten<br />

sollte unvergessen bleiben.<br />

Karthago, in <strong>de</strong>r Nähe <strong>de</strong>s heutigen Tunis<br />

gelegen, hatte große Teile Nordafrikas sowie<br />

Sardinien, Korsika und Westsizilien unter<br />

seine Kontrolle gebracht. Auf Sizilien gerieten<br />

die Karthager (auch Punier genannt)<br />

in Konflikt mit Rom. Im Ersten Punischen<br />

Krieg (264<strong>–</strong>241 v. Chr.), in <strong>de</strong>m unter an<strong>de</strong>rem<br />

Hannibals Vater Hamilkar (ca.<br />

275<strong>–</strong>227 v. Chr.) die karthagischen Armeen<br />

führte, verlor Karthago alle Besitzungen außerhalb<br />

Afrikas.<br />

<strong>Die</strong>sen Verlust glichen die Karthager in<br />

Spanien aus, wo Hannibal ab 221 v. Chr.<br />

Oberfeldherr <strong>de</strong>r karthagischen Truppen war.<br />

In<strong>de</strong>m er auch die Stadt Saguntum einnahm,<br />

die mit Rom verbün<strong>de</strong>t war, brach er <strong>de</strong>n<br />

Zweiten Punischen Krieg (219<strong>–</strong>201 v. Chr.)<br />

vom Zaun. <strong>Die</strong> Römer erklärten Karthago erneut<br />

<strong>de</strong>n Krieg. Um einem römischen Angriff<br />

zuvorzukommen, zog Hannibal mit einer großen<br />

Armee von ca. 50 000 Mann von Spanien<br />

nach Südfrankreich. Nach ersten kleineren<br />

Gefechten umging er die römischen Stellungen<br />

an <strong>de</strong>r Rhône und zog mit seiner ganzen<br />

Armee, darunter auch 21 Kriegselefanten, in<br />

drei Wochen über die Alpen. Auf diesem<br />

Marsch verlor Hannibal etwa die Hälfte seiner<br />

Truppen und kam mit nur noch 20 000<br />

Fußsoldaten, 6000 Reitern und wenigen Elefanten<br />

in Oberitalien an. Dennoch besiegte er<br />

mit keltischen Verbün<strong>de</strong>ten die römischen Legionen<br />

in mehreren Schlachten: an <strong>de</strong>r Trebia,<br />

am Trasimenischen See und vor allem in <strong>de</strong>r<br />

Schlacht bei Cannae, wo die Römer umzingelt<br />

und fast vollständig vernichtet wur<strong>de</strong>n. Nach<br />

dieser Schlacht gab es keine römische Armee<br />

mehr in Italien, Hannibal stand vor <strong>de</strong>n Toren<br />

Roms.<br />

<strong>Die</strong> meisten römischen Verbün<strong>de</strong>ten blieben<br />

aber treu und so entwickelte sich ein zäher<br />

Stellungskrieg. <strong>Die</strong> Römer lehnten Verhandlungen<br />

ab und Hannibal konnte Rom<br />

nicht direkt angreifen, weil auch er hohe Verluste<br />

erlitten hatte. Schließlich lan<strong>de</strong>ten die<br />

Römer unter ihrem Feldherrn Scipio Africanus<br />

(um 235<strong>–</strong>183 v. Chr.) in Afrika. Hannibal,<br />

<strong>de</strong>r eilig zurückgerufen wor<strong>de</strong>n war, unterlag<br />

ihm bei Zama. Karthago <strong>musst</strong>e seine<br />

Kriegsflotte abtreten und sein Gebiet wur<strong>de</strong><br />

auf die unmittelbare Umge-<br />

bung <strong>de</strong>r Stadt beschränkt.<br />

Für einige Zeit kehrte Ruhe<br />

in Hannibals Leben ein und er<br />

engagierte sich als Politiker in<br />

seiner Heimatstadt. Er führte<br />

unter an<strong>de</strong>rem <strong>de</strong>mokratische<br />

Reformen <strong>de</strong>s obersten Gerichtshofs und <strong>de</strong>r<br />

Finanzverwaltung <strong>du</strong>rch. Doch Hannibal hatte<br />

einflussreiche Fein<strong>de</strong> unter <strong>de</strong>n Aristokraten*<br />

Karthagos, die ihn bei <strong>de</strong>n Römern verleum<strong>de</strong>ten.<br />

Daraufhin floh er in <strong>de</strong>n östlichen<br />

Mittelmeerraum. Als seine Auslieferung nach<br />

Rom bevorstand, nahm Hannibal sich mit<br />

Gift das Leben. Karthago wur<strong>de</strong> am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s<br />

Dritten Punischen Kriegs (149<strong>–</strong>146 v. Chr.)<br />

von <strong>de</strong>n Römern <strong>de</strong>m Erdbo<strong>de</strong>n gleichgemacht.<br />

247/6 v. Chr. Hannibal wird in Karthago<br />

(Nordafrika) geboren<br />

219 v. Chr. Alpenübergang mit <strong>de</strong>n<br />

Elefanten<br />

216 v. Chr. Sieg von Cannae<br />

202 v. Chr. Nie<strong>de</strong>rlage von Zama<br />

183 v. Chr. Hannibal begeht Selbstmord<br />

»Hannibal ad portas!«<br />

(Hannibal vor <strong>de</strong>n Toren!) <strong>–</strong><br />

das war <strong>de</strong>r Schreckensruf<br />

<strong>de</strong>r Römer, als Hannibal<br />

vor Rom stand.<br />

21


Gaius Julius Cäsar<br />

Gaius Julius Cäsar war eine <strong>de</strong>r einflussreichsten<br />

Gestalten in <strong>de</strong>r römischen Geschichte. Er<br />

war <strong>de</strong>r Wegbereiter für die Kaiserherrschaft<br />

im Römischen Reich, die von seinem Großneffen,<br />

<strong>de</strong>m späteren Kaiser Augustus, endgültig<br />

<strong>du</strong>rchgesetzt wur<strong>de</strong>.<br />

Da Cäsar aus einer hoch angesehenen Familie<br />

stammte, war er nach römischer Sitte zu einer<br />

politischen Laufbahn verpflichtet. Ehrgeiz<br />

und Machtwille führten ihn bis ins höchste<br />

Amt <strong>de</strong>r römischen Republik, das Konsulat.<br />

Er schloss mit <strong>de</strong>n einflussreichen Politikern<br />

Licinius Crassus (115<strong>–</strong>53 v. Chr.) und Pompeius<br />

(106-48 v. Chr.) ein Bündnis (»Erstes Triumvirat«).<br />

Als Konsul han<strong>de</strong>lte Cäsar äußerst<br />

rücksichtslos und schreckte auch vor <strong>de</strong>r Anwen<strong>du</strong>ng<br />

von Gewalt nicht zurück. <strong>Die</strong>s verschaffte<br />

ihm in Rom viele Fein<strong>de</strong>.<br />

Nach Ablauf seines Konsulats wur<strong>de</strong> Cäsar<br />

Provinzgouverneur in Oberitalien (Provinz<br />

Gallia Cisalpina), Dal-<br />

Beim Überschreiten <strong>de</strong>s matien und Südfrankreich.<br />

Rubikon äußerte Cäsar <strong>de</strong>n Als Statthalter zettelte er ver-<br />

uns allen bekannten Satz: schie<strong>de</strong>ne Feldzüge gegen ein-<br />

»<strong>Die</strong> Würfel sind gefallen!«<br />

heimische Stämme an, <strong>de</strong>nn er<br />

brauchte militärische Erfolge.<br />

52 v. Chr. kam es zum berühmten Aufstand<br />

gallischer Stämme unter <strong>de</strong>r Führung <strong>de</strong>s Vercingetorix<br />

(gest. 46 v. Chr.). Nach harten<br />

Kämpfen besiegte Cäsar die Gallier und unterwarf<br />

dann das Gebiet zwischen Rhein und<br />

Pyrenäen. Durch seine Siege war er einer <strong>de</strong>r<br />

mächtigsten Männer im Römischen Reich gewor<strong>de</strong>n.<br />

Als Cäsar nach Rom zurückwollte, kam es<br />

zur offenen Gegnerschaft mit Pompeius und<br />

<strong>de</strong>m Senat. Cäsar wollte wie<strong>de</strong>r Konsul wer<strong>de</strong>n<br />

und sollte nach <strong>de</strong>m Gesetz seinen Posten<br />

als Statthalter und seine Legionen abgeben.<br />

<strong>Die</strong>s hätte das politische Aus für Cäsar<br />

be<strong>de</strong>utet. So setzte er alles auf eine Karte: Er<br />

überschritt mit seinen Soldaten <strong>de</strong>n Rubi-<br />

22<br />

Antike Mittelalter Renaissance 17.<br />

kon, <strong>de</strong>n Grenzfluss zwischen Italien und <strong>de</strong>r<br />

Provinz Gallia Cisalpina, und löste damit einen<br />

Bürgerkrieg aus.<br />

Es kam zur entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Schlacht gegen<br />

Pompeius bei Pharsalos in Thessalien. Cäsar<br />

siegte. Pompeius gelang die Flucht nach<br />

Ägypten, wo er noch vor <strong>de</strong>r Ankunft Cäsars<br />

ermor<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>. In Alexandria mischte sich<br />

Cäsar in die ägyptischen Thronstreitereien ein<br />

und sorgte dafür, dass Kleopatra <strong>de</strong>n Königsthron<br />

besteigen konnte. Im Anschluss an das<br />

ägyptische Abenteuer zog er siegreich gegen<br />

die Pompeianer in Kleinasien, Nordafrika<br />

und Spanien. Cäsar war nun alleiniger Machthaber.<br />

Als Cäsar zum Diktator »auf Lebenszeit«<br />

ernannt wur<strong>de</strong>, kam es zur Verschwörung seiner<br />

Gegner. Während einer Senatssitzung wur<strong>de</strong><br />

er ermor<strong>de</strong>t, ausgerechnet an einer Ehrenstatue<br />

<strong>de</strong>s Pompeius.<br />

Cäsars historische Be<strong>de</strong>utung liegt nicht<br />

zuletzt in <strong>de</strong>r Eroberung Galliens. <strong>Die</strong>se war<br />

<strong>de</strong>r Ausgangspunkt für die Romanisierung<br />

<strong>de</strong>r Region und damit für die Entwicklung<br />

<strong>de</strong>s Französischen und für die kulturelle Einheit<br />

<strong>de</strong>s späteren Frankreichs.<br />

13.7.100 v. Chr. Gaius Julius Cäsar wird in<br />

Rom (Italien) geboren<br />

68 v. Chr. Beginn seiner politischen<br />

Karriere<br />

59 v. Chr. Erstes Konsulat und Triumvirat<br />

mit Crassus und Pompeius<br />

58<strong>–</strong>51 v. Chr. Cäsar unterwirft Gallien<br />

49 v. Chr. Überschreitung <strong>de</strong>s Rubikon,<br />

Beginn <strong>de</strong>s Bürgerkriegs<br />

48 v. Chr. Schlacht von Pharsalos,<br />

Nie<strong>de</strong>rlage <strong>de</strong>s Pompeius<br />

47<strong>–</strong>45 v. Chr. Cäsar erringt Stellung als<br />

alleiniger Machthaber<br />

15.3.44 v. Chr. Cäsar wird in Rom ermor<strong>de</strong>t


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