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TRENDYone | Das Magazin – Ulm – Juni 2021

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Lokales 7<br />

„Dranbleiben ist die Devise“<br />

Gold Ochsen Geschäftsführerin<br />

Ulrike Freund im Interview<br />

Am 13. Mai <strong>2021</strong> feierte Ulrike Freund ihr 30-jähriges Jubiläum als Geschäftsführerin<br />

der Brauerei Gold Ochsen. Seitdem ihr die Verantwortung<br />

von ihrem Vater August Leibinger III. 1991 übertragen wurde,<br />

hat sie alles darangesetzt, das <strong>Ulm</strong>er Traditionsunternehmen auf Kurs zu<br />

halten. Zahlreiche Preise und Auszeichnungen für die Produkte aus <strong>Ulm</strong><br />

sprechen für sich. Ulrike Freund ist mehr als nur Brauereichefin. Ihr starkes<br />

unternehmerisches wie gesellschaftliches Engagement findet seit jeher weit<br />

über die Grenzen <strong>Ulm</strong>s hinaus Anerkennung. Im Interview sprach sie über<br />

ihre Verbindung zur Brautradition und ihre positiven Blick in die Zukunft <strong>–</strong><br />

trotz Pandemie.<br />

<strong>TRENDYone</strong>: Im Alter von 36 Jahren<br />

wurden Sie von Ihrem Vater zur Geschäftsführerin<br />

der Brauerei Gold<br />

Ochsen ernannt. Diese leiten Sie bis<br />

heute erfolgreich in fünfter Familiengeneration.<br />

Kann man sagen, dass Ihnen<br />

die Liebe dazu in die Wiege gelegt<br />

wurde?<br />

• Ulrike Freund: Natürlich hat die<br />

Brauerei schon immer das Leben meiner<br />

Familie bestimmt. Sie war der ganze<br />

Stolz meines Vaters, der sie selbst 1940<br />

vom Großvater übernommen hatte<br />

und ihr nach harten Kriegsjahren und<br />

großer Zerstörung durch die Bombenangriffe<br />

im Dezember 1944 zu neuem<br />

Glanz verhalf. Insofern war die Kindheit<br />

von mir und meinen drei Geschwistern<br />

klar davon geprägt. Allerdings hatte ich<br />

mir meine eigene berufliche Laufbahn<br />

ursprünglich mal ganz anders vorgestellt.<br />

Nach einer in <strong>Ulm</strong> absolvierten<br />

Ausbildung zur Bankkauffrau und dem<br />

Einstieg ins Arbeitsleben zog es mich<br />

1978 für sieben Jahre nach München.<br />

Meine Rückkehr nach <strong>Ulm</strong> war dann<br />

eher ein Ergebnis der Umstände. Zum<br />

einen spielte meine persönliche Situation<br />

eine Rolle. Während ich in München<br />

meine berufliche Laufbahn im Bankwesen<br />

verfolgte, gründeten viele meiner<br />

Jugendfreundinnen eine Familie. Da<br />

kommt man automatisch an den Punkt<br />

sich zu fragen, wie es mit einem selbst<br />

weitergehen soll. Zudem wünschte sich<br />

mein Vater meine Rückkehr nach <strong>Ulm</strong>.<br />

Er eröffnete mir eine Position im Unternehmen,<br />

die ich schließlich annahm. Am<br />

1. Januar 1985 stieg ich in die Brauerei<br />

ein und erfüllte zunächst die Aufgabe<br />

der Revision, 1988 erhielt ich Prokura.<br />

Wie sieht die Lage der Brauerei in<br />

der aktuellen Pandemielage genau<br />

aus und haben Sie jemals ähnliche<br />

herausfordernde Situationen in der<br />

Brauerei erlebt?<br />

• Die Einschnitte durch den Wegfall<br />

der Gastronomie und Veranstaltungsgeschäfts<br />

sind immens <strong>–</strong> gerade bei den<br />

alkoholfreien Getränken. Beim Bier können<br />

die Verluste durch den Absatz von<br />

Flaschenware über den Handel noch einigermaßen<br />

ausgeglichen werden. Auch<br />

wenn wir hoffentlich mit einem blauen<br />

Auge davonkommen, sprechen wir sicher<br />

von der wirtschaftlich schwersten<br />

Zeit, die ich persönlich mit der Brauerei<br />

erlebt habe. Zwei Ereignisse der Vergangenheit<br />

waren ähnlich dramatisch: <strong>Das</strong><br />

ist zum einen der durch Schweißarbeiten<br />

einer Fremdfirma auf dem Brauereigelände<br />

ausgelöste Großbrand im Jahr<br />

2003, bei dem vier Gärtanks vollständig<br />

zerstört wurden. Der Sachschaden allein<br />

belief sich damals auf über eine Million<br />

Euro. Noch größer war der Schock 2013,<br />

als uns PepsiCo <strong>–</strong> wie allen anderen Abfüllungspartnern<br />

<strong>–</strong> nach fast 50-jähriger,<br />

guter Zusammenarbeit die Konzession<br />

aufgekündigt hat. <strong>Das</strong> war ein harter<br />

Schlag. Die beiden Beispiele zeigen jedoch,<br />

dass es vor allem darauf ankommt,<br />

nicht den Kopf in den Sand zu stecken.<br />

Auswege aus brenzligen Situationen gibt<br />

es, auch wenn es dafür manchmal eben<br />

eine große Portion Initiative, Ausdauer<br />

und Zusammenhalt braucht.<br />

Glauben Sie, dass es eine Frau schwerer<br />

hat als ein Mann, in dieser Branche<br />

zu bestehen?<br />

• <strong>Das</strong> kann ich gar nicht so genau sagen.<br />

Zahlenmäßig ist es sicher so, dass<br />

Männer in dem Umfeld nach wie vor<br />

stärker vertreten sind, gerade in Leitungspositionen.<br />

In der Geschichte<br />

der Familie Leibinger und der Brauerei<br />

Gold Ochsen war das aber nicht das<br />

erste Mal der Fall. So nahm beispielsweise<br />

meine Urgroßmutter nach dem<br />

Tod ihres Mannes zusammen mit ihrem<br />

Schwager die Zügel der Brauerei in die<br />

Hand. Eine Frau an der Spitze von Gold<br />

Ochsen ist also kein gänzlich neues<br />

Bild. Ich hatte eigentlich nie ein Problem<br />

damit, mich in meiner Position<br />

durchzusetzen. Allerdings erinnere ich<br />

mich durchaus an die ein oder andere<br />

Situation, in der mein Auftreten zu Irritation<br />

auf der (männlichen) Gegenseite<br />

führte. Vor vielen Jahren war ich einmal<br />

gemeinsam mit einem <strong>–</strong> mittlerweile<br />

im Ruhestand befindlichen <strong>–</strong> Prokuristen<br />

der <strong>Ulm</strong>er Getränke Vertrieb GmbH<br />

auf Kundentermin. Nachdem der Fokus<br />

im Vorfeld die meiste Zeit auf meinem<br />

männlichen Kollegen lag, fragte der<br />

Kunde dann irgendwann am Verhandlungstisch,<br />

ob ich die Sekretärin wäre.<br />

Nach Auflösung dieses Rätsels war<br />

es ihm sichtlich peinlich, die anschließenden<br />

Vertragsabschlüsse liefen gut.<br />

Vorkommnisse wie dieses gehören<br />

aber eher zur Ausnahme. Ich bin davon<br />

überzeugt, dass man sich <strong>–</strong> egal ob als<br />

Mann oder als Frau <strong>–</strong> Respekt vor allem<br />

mit Engagement für die Sache verdient.<br />

Wofür engagieren Sie sich in der<br />

Brauerei?<br />

• Qualität und Nachhaltigkeit. Dies gilt<br />

vor allem bei den Produkten und Leistungen<br />

von Gold Ochsen. Die Herstellung<br />

in unserem Haus erfüllt höchste<br />

Standards. Hierfür kombinieren wir die<br />

handwerkliche Kunst des Bierbrauens<br />

mit ausgesuchten, regionalen Rohstoffen<br />

und modernster Technik. <strong>Das</strong> geht<br />

nicht ohne entsprechende Investitionen.<br />

Ein Großteil unseres Gewinns wird in die<br />

laufende Modernisierung gesteckt, das<br />

war schon bei meinem Vater so. Erst in<br />

diesem Jahr haben wir eine neue Abfüllanlage<br />

für Fässer in Betrieb genommen,<br />

trotz massiver Umsatzeinbußen durch<br />

Corona. Aber ich glaube, dass es nichts<br />

bringt, solche Themen schleifen zu lassen<br />

<strong>–</strong> eher im Gegenteil. Dazu muss ich<br />

allerdings sagen, dass die Brauerei trotz<br />

allem wirtschaftlich nach wie vor gut dasteht.<br />

Natürlich habe ich die Finanzen<br />

stets im Hinterkopf, die Unabhängigkeit<br />

von Banken war mir stets sehr wichtig.<br />

-Advertorial-

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