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Projektreise 02/2021

Zeitschrift der Caritas Auslandshilfe

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Diözese St. Pölten<br />

„Man muss die Bedingungen so gestalten,<br />

dass Kleinbäuer*innen nicht nur überleben,<br />

sondern gut leben können.” Seite 3<br />

Léon Sarr,<br />

Programmmanager<br />

Caritas Tambacounda/Senegal<br />

Nr. <strong>02</strong><br />

Mai 2<strong>02</strong>1<br />

Magazin der Caritas-Auslandshilfe<br />

mit aktuellen Informationen aus unseren Schwerpunktländern<br />

Albanien, Pakistan und Senegal<br />

Caritas St. Pölten Aktuell<br />

Erscheinungsort St. Pölten<br />

Große<br />

Aufgaben für<br />

kleinbäuerliche<br />

Landwirtschaft<br />

Können Kleinbäuer*innen<br />

die<br />

Welt ernähren?<br />

„Romantischen Populismus“ nennen<br />

es die einen, wenn die Bedeutung der<br />

Kleinbäuer*innen hervorgehoben wird.<br />

Viel Arbeit, geringes Einkommen,<br />

volles Risiko, Armut und Hunger<br />

seien die Begleiterscheinungen der kleinbäuerlichen<br />

Landwirtschaft, so deren<br />

Diagnose – und Frauen und Kinder müssten<br />

oftmals einen beachtlichen Teil der<br />

Arbeitsbelastung stemmen. Ohne industrielle<br />

Landwirtschaft werde es nicht gehen,<br />

ob mit Gentechnik oder ohne, jedenfalls<br />

mit Einsatz von Maschinen, Mineraldünger<br />

und Digitalisierung. Der Mensch hätte<br />

Besseres verdient als sich abzurackern.<br />

Die anderen meinen, die Zukunft der<br />

Landwirtschaft liege in den Händen von<br />

Kleinbäuer*innen. Sie würden den entscheidenden<br />

Anteil leisten, wenn es<br />

darum geht, den Hunger in der Welt zu<br />

beseitigen. Die traditionellen, naturnahen<br />

Anbaumethoden in ihrer ganzen Vielfalt<br />

seien die Lösung. Begriffe wie „Agroökologie“,<br />

„Agroforstwirtschaft“ oder „Solidarische<br />

Landwirtschaft“ würden mehr nach<br />

Zukunft klingen als Hybridsaatgut und<br />

Monokultur.<br />

Und wer hat recht? Ist das dieselbe Frage<br />

wie jene, was wichtiger sei, Ökologie oder<br />

Ökonomie, mit der immer gleichlautenden<br />

Antwort, das sei nicht zwangsläufig ein<br />

Widerspruch? Möglicherweise. Die Größe<br />

der Anbaufläche ist nur ein Merkmal von<br />

vielen, wenn es um Landwirtschaft geht.<br />

Es gibt große landwirtschaftliche Betriebe,<br />

die nachhaltig agieren und Kleinbäuer*innen,<br />

die dem Boden zu viel abverlangen.<br />

Hingegen gibt es auch Kleinbäuer*innen,<br />

die sich genossenschaftlich organisieren,<br />

um einen fairen Preis für ihre Produkte<br />

zu kriegen, der ihnen ermöglicht, Vielfalt<br />

und Stabilität zu gewährleisten, Wasser<br />

sparende Bewässerungstechniken einzusetzen,<br />

in Bodenschutzpflanzen und Bienen<br />

zu investieren oder Biogas in Kreislaufwirtschaft<br />

zu nutzen. Über Landrechte<br />

Bescheid zu wissen gehört genauso<br />

dazu, mitunter auch die Nutzung digitaler<br />

Technik. Die Caritas unterstützt seit vielen<br />

Jahren Kleinbäuer*innen, die diesen Weg<br />

einschlagen. Wie die Erfahrung zeigt, war<br />

das in den jüngsten Krisen, ob Dürre oder<br />

Corona, der richtige Weg.<br />

Kleinbäuer*innen, die in einem Projekt der<br />

Caritas unterstützt wurden, sind allesamt<br />

gut durch die Krisen gekommen. In Zeiten<br />

des Klimawandels sollte das Motivation<br />

genug sein, diesen Weg weiterzugehen.<br />

Die Arbeitsbedingungen in landwirtschaftlichen<br />

Großbetrieben sollen ja auch nicht<br />

immer die besten sein …<br />

Autor: Andreas Zinggl<br />

Am Wort<br />

Lukas Steinwendtner<br />

Leiter Auslandshilfe<br />

Caritas der Diözese St. Pölten<br />

Der Kampf gegen den Hunger ist eine<br />

komplexe Herausforderung für die<br />

Welt. Kleinbäuer*innen bilden das<br />

Rückgrat der Welternährung. In dieser<br />

Ausgabe der „<strong>Projektreise</strong>“ berichten<br />

wir über ihre Herausforderungen und<br />

Chancen.<br />

Die Nachhaltigkeitsziele der UNO<br />

wollen unter anderem den Hunger<br />

bis 2030 besiegen – eine Kursänderung<br />

ist notwendig! Der Welthunger-Index<br />

(WHI) 2<strong>02</strong>0 zeigt, dass Hunger und Unterernährung<br />

global betrachtet seit der<br />

Jahrtausendwende zurückgegangen<br />

sind. Doch Covid-19 und bewaffnete<br />

Konflikte haben diese Entwicklung wieder<br />

umgedreht. Die Zahl der an Hunger<br />

leidenden Menschen steigt wieder. Laut<br />

dem WHI wird die Ernährungslage in<br />

40 Ländern als ernst oder sehr ernst eingestuft<br />

– für viele vielleicht überraschend<br />

ist, dass sich hier auch sehr viele asiatische<br />

Staaten einreihen (Pakistan, Afghanistan,<br />

Banglasdesh…).<br />

Die weitverbreitete Armut und die sich<br />

zunehmend verschlechternden Bedingungen<br />

für kleinbäuerliche Betriebe (Verdrängung<br />

durch Großbetriebe, Raubbau<br />

an den Ressourcen, Landflucht, soziale<br />

Umwälzungen u. ä.) wirken sich weltweit<br />

auf die Ernährungs- und Gesundheitslage<br />

aus. Unsere derzeitigen Ernährungssysteme<br />

sind ungeeignet, die aktuellen<br />

Krisen zu bewältigen. Durch intensive<br />

Landwirtschaft oder Massentierhaltung<br />

tragen sie zur Zerstörung von Artenvielfalt<br />

und Lebensräumen sowie dem rasanten<br />

Fortschreiten des Klimawandels<br />

bei. Wollen wir den Hunger bis 2030<br />

weltweit besiegen, dann müssen wir umdenken,<br />

wie wir Nahrung produzieren,<br />

verarbeiten, vermarkten, konsumieren<br />

und Lebensmittelabfälle und -verluste<br />

reduzieren. Und wir müssen versuchen,<br />

die Gesundheit von Menschen, Tieren,<br />

Pflanzen und ihrer gemeinsamen Umwelt<br />

zu verbessern. Dazu gibt es viele<br />

Handlungsanleitungen. Eine davon<br />

heißt, kleinbäuerliche Betriebe dabei zu<br />

unterstützten, nachhaltig zu produzieren.<br />

Um diese Unterstützung auch in Zukunft<br />

leisten zu können, bitte ich an<br />

dieser Stelle um Ihre Spende. Danke!


Christiane Gaar,<br />

Länderreferentin Senegal<br />

„Die Biogasanlage hat viele Vorteile: Neben der Produktion<br />

von organischem Dünger und Gas wird die Arbeitslast der<br />

Frauen reduziert und das Abholzen von Wäldern verringert.“<br />

„Die Frauen tragen oft die Hauptlast in der<br />

Landwirtschaft, vor allem, wenn die Männer der<br />

Familie in den Städten versuchen, Arbeit zu finden.”<br />

Seynabou Diouf,<br />

Mitarbeiterin Caritas Tambacounda,<br />

Expertin für Ernährungssicherheit<br />

Ein Königreich für die Biene<br />

Überleben ist nicht genug<br />

In der kleinbäuerlichen Landwirtschaft<br />

spielen Bienen eine Schlüsselrolle. Sie<br />

tragen durch die Bestäubung von Pflanzen<br />

zur Vielfalt bei und helfen auf natürliche<br />

Weise bei der Schädlingsbekämpfung.<br />

Ihr Fehlen zwingt Bäuer*innen<br />

vermehrt zum Einsatz von teuren Pestiziden.<br />

An den Folgen dieser Schädlingsbekämpfung<br />

leiden Böden, Insekten und<br />

nicht zuletzt Kleinbäuer*innen.<br />

Der naheliegende Gedanke lautet daher:<br />

Wenn wir Kleinbäuer*innen unterstützen<br />

wollen, sollten wir uns um die Bienen kümmern.<br />

Sie helfen uns beim Helfen.<br />

Die Caritas unterstützt in Pakistan die Bienenzucht<br />

bei Kleinbäuer*innen. Mit Hilfe der<br />

Bienenzucht werden nicht nur natürliche<br />

Bestäuber gefördert, sondern Menschen in<br />

armen Regionen eine neue Einnahmequelle<br />

ermöglicht. Die Bäuer*innen erhalten von<br />

der Caritas Bienenstöcke, Schulungen zur<br />

Imkerei sowie die dazu erforderliche Ausrüstung<br />

(Schutzhandschuhe und Hüte, Bienenkästen,<br />

Rahmen für Bienenstöcke sowie<br />

Honigsiebe und -schleudern).<br />

Zafarrulah Khan, 67 Jahre alt, erhielt beispielsweise<br />

vor zwei Jahren eine mehrwöchige<br />

Imkereiausbildung samt Ausrüstung.<br />

Seither kann er vom Verkauf des Honigs ein<br />

kleines Zusatzeinkommen erwirtschaften.<br />

Sein bereits erwachsener Sohn Nias hat<br />

sich durch seine Mitarbeit viel Wissen angeeignet<br />

und absolviert derzeit ebenfalls<br />

die Ausbildung, um zukünftig die Aufgabe<br />

von Zafarrulah Khan übernehmen zu können.<br />

Der zusätzliche Bienenstock, der zum<br />

Abschluss überreicht wird, kann den Honigertrag<br />

weiter aufbessern und wer weiß,<br />

vielleicht wird genau das bald die Haupteinnahmequelle<br />

der Familie. Derzeit sieht es<br />

jedenfalls ganz danach aus.<br />

„Dank der Imkerausbildung<br />

kann ich meinen Honig<br />

verkaufen und etwas dazuverdienen.<br />

Mein Sohn wird<br />

dieses Geschäft eines Tages<br />

übernehmen und so für<br />

seine Familie sorgen .”<br />

Zafarrulah Khan, Imker aus Pakistan<br />

Wesentlicher Bestandteil des Projekts ist<br />

auch die Schaffung von Bodenschutzpflanzen<br />

entlang der Wegränder und Ackergrenzen.<br />

Gut für die Bienen – und gut für die<br />

gesamte Landwirtschaft, zumal die Erosion<br />

damit hintangehalten werden kann und die<br />

Artenvielfalt für Stabilität sorgt. Und was für<br />

die Bienen ein Königreich darstellt, bedeutet<br />

letztendlich für alle Kleinbäuer*innen einen<br />

höheren Ertrag und ein Schritt in Richtung<br />

Ernährungssicherheit.<br />

Autor: Andreas Zinggl<br />

Im Rahmen des Projekts werden Imker*innen wie Zafarrulah Khan ausgebildet,<br />

Bienenstöcke und Honigschleudern angeschafft sowie Bodenschutzpflanzungen<br />

durchgeführt, um Bienen einen geeigneten Lebensraum zu bieten.<br />

Mist als Wachstumsgarant<br />

Eine der neuen Biogasanlagen kurz vor der Fertigstellung.<br />

In der ersten Projektphase werden bereits vier Anlagen gebaut.<br />

30 Bienenstöcke sind bereits aktiv<br />

40 Imker*innen und ihre Familien profitieren<br />

Tausende Kleinbauern erhalten bessere<br />

Produktionsbedingungen durch die<br />

Bestäubung der Pflanzen<br />

Wie eine Biogasanlage im Senegal<br />

ländliche Entwicklung fördern soll.<br />

Es ist heiß in Sinthiou Djéka, einem kleinen<br />

Dorf in der Region Tambacounda im westlichen<br />

Senegal. Yaya Sidibe wischt sich<br />

den Schweiß aus der Stirn. Wie viele andere<br />

im Dorf ist er Kleinbauer und bereitet<br />

sich auf die nächste Regenzeit vor. Mais,<br />

Hirse und Erdnüsse will er auf 2 ha Land<br />

anbauen. Heute ist er damit beschäftigt,<br />

Kuhdung zu sammeln. Vor kurzem wurde<br />

mit der Unterstützung der Caritas in seinem<br />

Dorf eine Biogasanlage gebaut. Die<br />

soll nun kräftig von allen Dorfbewohner*innen<br />

mit tierischem Mist befüllt<br />

werden. Pünktlich zum Anbau der<br />

Pflanzen sollen dann alle davon profitieren,<br />

was eigentlich als Nebenprodukt von<br />

Biogasanlagen gilt: organischem Dünger.<br />

Der Erwerb von Dünger ist teuer und um<br />

hochwertigen Dünger selbst herzustellen,<br />

fehlt der Bevölkerung oft der Zugang zu<br />

Ressourcen oder Wissen. Der Einsatz von<br />

Mineraldünger ist zwar umstritten, aber<br />

verbreitet – Bodenfruchtbarkeit auf den<br />

nährstoffarmen Böden ohne Düngung herzustellen,<br />

ist sehr schwierig. Die typischen<br />

Bilder von Sahelböden sind bekannt: vertrocknet,<br />

versalzen, mit Rissen übersät,<br />

die Humusschicht weitgehend abgetragen.<br />

Auch Herr Sidibe hat regelmäßig mit<br />

dieser nährstoffarmen Bodenbeschaffenheit<br />

zu kämpfen. Die Herausforderung: um<br />

ein gutes Auskommen seiner Familie absichern<br />

zu können muss sich die Produktivität<br />

seiner Felder steigern, ohne gleichzeitig<br />

die Natur zu belasten und den Boden<br />

zusätzlich auszulaugen. Herr Sidibe hofft<br />

diesem Problem unter anderem mit selbst<br />

produzierten organischem Dünger begegnen<br />

zu können. Seine Frau freut sich<br />

über das in der Anlage produzierte Gas,<br />

welches sie nun zum Kochen verwenden<br />

kann. Normalerweise ist sie viele Stunden<br />

in der Woche damit beschäftigt für die<br />

Zubereitung der Mahlzeiten Feuerholz zu<br />

sammeln. Die dafür nötigen Abholzungen<br />

verschlechtern den Zustand des Bodens<br />

aber weiter. Die Biogasanlage hat für das<br />

Dorf viele Vorteile: Neben der Herstellung<br />

von organischem Dünger und Gas wird die<br />

Arbeitslast der Frauen deutlich reduziert<br />

und das Abholzen von Wäldern verringert.<br />

Autorin: Christiane Gaar<br />

Die Caritas Diözese Tambacounda im<br />

östlichen Senegal unterstützt im Kampf<br />

gegen Armut und Hunger vor allem<br />

Kleinbäuer*innen und ihre Familien, die<br />

besonders oft von Ernährungsunsicherheit<br />

betroffen sind. Léon Sarr ist Programmmanager<br />

und erklärt, mit welchen<br />

Herausforderungen die ländliche Bevölkerung<br />

zu kämpfen hat und wie diesen<br />

begegnet werden kann.<br />

Die Arbeitsbedingungen für Kleinbäuer*innen sind schwierig, gleichzeitig<br />

stellen sie die Ernährung der Bevölkerung sicher.<br />

Caritas der Diözese St. Pölten<br />

Hasnerstraße 4, 3100 St. Pölten<br />

www.caritas-stpoelten.at<br />

Information:<br />

<strong>02</strong>742 844 455<br />

spendenservice@caritas-stpoelten.at<br />

www.caritas-stpoelten.at<br />

Spenden:<br />

Raiffeisenbank St. Pölten<br />

IBAN: AT28 3258 5000 0007 6000<br />

BIC: RLNWATWWOBG<br />

www.caritas-stpoelten.at<br />

Impressum:<br />

Medieninhaberin und Herausgeberin:<br />

Caritas St. Pölten | Für den Inhalt verantwortlich:<br />

Christoph Riedl | Redaktion: Andreas Zinggl, Lukas<br />

Steinwendtner, Christiane Gaar, Simone Modelhart<br />

Grafik: Sigrid Brandl | Hersteller: gugler<br />

Fotos: Caritas<br />

Kommunikationshaus | Verlagspostamt: Melk |<br />

Erscheinungsort: 3100 St. Pölten, Hasnerstraße 4<br />

80 Prozent der senegalesischen Bevölkerung<br />

sind in der Landwirtschaft tätig.<br />

Was kennzeichnet diesen Bereich und<br />

welche Herausforderungen sind damit<br />

verbunden?<br />

Ein Großteil dieser Menschen sind Subsistenzbäuer*innen,<br />

das heißt, sie produzieren<br />

nur für den eigenen Bedarf und das<br />

unter schwierigsten Bedingungen.<br />

Der Boden ist nicht besonders nährstoffreich,<br />

es fehlt an landwirtschaftlichen Geräten,<br />

gutem Saatgut, Dünger und Wissen.<br />

Der Zugang zu Krediten ist fast unmöglich,<br />

Investitionen wären aber bitter nötig.<br />

Außerdem ist Wasser ein knappes Gut<br />

– viele Anbaumethoden sind von der jährlichen<br />

Regenzeit abhängig und diese ist<br />

durch den Klimawandel immer stärkeren<br />

Schwankungen ausgesetzt. Für viele junge<br />

Leute sind diese Bedingungen nicht mehr<br />

attraktiv, weshalb sie in die Städte abwandern,<br />

um sich dort durchzuschlagen.<br />

Die Ausgangsbedingungen für Kleinbäuer*innen<br />

sind also denkbar schlecht.<br />

Wie kann sich ihre Situation in Zukunft<br />

verbessern?<br />

Man muss die Bedingungen so gestalten,<br />

dass Kleinbäuer*innen nicht nur überleben,<br />

sondern gut leben können. Das hat<br />

zum einen viel mit dem Zugang zu Ressourcen<br />

zu tun, auch einem guten Wassermanagement.<br />

Wasser müsste das ganze<br />

Jahr verfügbar sein, nicht nur von Juni bis<br />

September. Außerdem müssten Bäuer*innen<br />

sich selbst auch als Produzent*innen<br />

und Unternehmer*innen sehen, die durch<br />

ihre Produktion Einkommen schaffen.<br />

Gleichzeitig muss der Wert dieser lokalen<br />

Produkte auch gesehen und geschützt<br />

werden. Der Senegal importiert Reis aus<br />

Asien oder Zwiebeln aus Europa. Diese<br />

werden zum gleichen Preis oder sogar<br />

billiger angeboten als die lokalen Produkte.<br />

Wie soll das Kleinbäuer*innen motivieren,<br />

wenn die Konkurrenz so groß ist?<br />

Das klingt nach einem Kampf gegen<br />

Windmühlen. Was macht die Caritas<br />

konkret vor Ort, um diese Bedingungen<br />

zu verbessern?<br />

Wir engagieren uns auf unterschiedlichen<br />

Ebenen. Eine Mitarbeiterin, Seynabou<br />

Diouf, ist zum Beispiel Expertin für Ernährungssicherheit.<br />

Sie weiß, welche Maßnahmen<br />

eine Gruppe Menschen im Dorf<br />

treffen muss, um für schwierige Situationen,<br />

wie zum Beispiel Dürren, gerüstet zu sein.<br />

Besonderes Augenmerk dabei liegt in der<br />

Unterstützung der Bäuer*innen als Gemeinschaft.<br />

Wenn sie sich zusammenschließen,<br />

können sie ihre Forderungen besser vertreten<br />

und auch gemeinsam Materialien wie<br />

Traktoren oder Saatgut kaufen.<br />

„Im Mittelpunkt der Arbeit<br />

steht das Wohl der Menschen,<br />

die Caritas versucht, Hunger<br />

und Armut zu bekämpfen. Das<br />

Wohl der Menschen ist aber<br />

abhängig vom Wohl der Natur.”<br />

Léon Sarr, Programmmanager Caritas Tambacounda<br />

Unterstützt die Caritas eine bestimmte<br />

Art der Landwirtschaft?<br />

Im Mittelpunkt der Arbeit steht das Wohl<br />

der Menschen, die Caritas versucht, Hunger<br />

und Armut zu bekämpfen. Das Wohl<br />

der Menschen ist aber abhängig vom<br />

Wohl der Natur. Dünger ist im Senegal<br />

sehr teuer, eine richtige Düngung könnte<br />

die Erträge aber wesentlich steigern. Die<br />

senegalesische Regierung subventioniert<br />

synthetischen Dünger, der schnell Erträge<br />

gibt, aber langfristig die Böden auslaugt.<br />

Biologischer Dünger ist aber dreimal teurer.<br />

Wir versuchen den Bäuer*innen zu zeigen,<br />

wie sie selbst durch Biogasanlagen<br />

oder Kompostiermethoden biologischen<br />

Dünger herstellen können. Armutsbekämpfung<br />

soll also Hand in Hand gehen<br />

mit Umweltschutz.<br />

Videos und Fotos zum Thema finden Sie<br />

hier: caritas-stpoelten.at/projektreise<br />

Autorin: Christiane Gaar<br />

Durch und durch. Denn es wurde<br />

Cradle to Cradle Certified gedruckt.<br />

Das ist der weltweit höchste Ökodruckstandard,<br />

bei dem ausschließlich gesunde<br />

Inhaltsstoffe verwendet werden.<br />

Die Natur sagt „Danke“. Und Sie können<br />

der Caritas der Diözese St. Pölten für dieses<br />

gesunde Magazin danken.<br />

P80638_DS_2003_Anzeige_210x104mm.indd 2 11.01.21 14:44<br />

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Lukas Steinwendtner, Leiter<br />

Auslandshilfe Caritas St. Pölten<br />

„Wollen wir den Hunger bis 2030 weltweit besiegen,<br />

dann müssen wir umdenken, wie wir Nahrung<br />

produzieren, verarbeiten, vermarkten, konsumieren<br />

und Lebensmittelabfälle und -verluste reduzieren.” Seite 1<br />

Wer gut kocht, isst meist auch gut<br />

Es ist einiges los im Wohnzimmer der<br />

Familie Rrapushi in Kamza in Tirana. In<br />

der einfachen Ein-Zimmer-Behausung<br />

ist ein provisorischer Herdaufsatz auf<br />

eine orange Gasflasche geschraubt<br />

und Vadhe, die Mutter von fünf Kindern,<br />

schneidet gerade frisches Gemüse für<br />

ein Reisgericht. Dazu bekommt sie Anweisungen<br />

von Sara. Sara lehrt Vadhe<br />

das Kochen mit einfachen Zutaten.<br />

Für die Familie ist täglich eine gute<br />

warme Mahlzeit zu sich zu nehmen<br />

nicht selbstverständlich.<br />

Normalerweise bekommen die Kinder von<br />

Vadhe ihr gesundes Mittagessen im Kinderzentrum<br />

Eden, das seit vielen Jahren<br />

von der Caritas unterstützt wird. Kinder<br />

aus ärmsten Familien in Tirana werden<br />

dort bei ihren Schulaufgaben unterstützt,<br />

können im Kinderzentrum ihre Freizeit<br />

verbringen und bekommen warme Mahlzeiten.<br />

Doch in der Corona-Pandemie war<br />

das Kinderzentrum geschlossen.<br />

Nicht nur weil Vadhe wenig Geld für Lebensmittel<br />

hat, ist das Kochen eine Herausforderung,<br />

sondern auch, weil sie es<br />

nie gelernt hat.<br />

Kinderzentrum Eden<br />

Normalerweise werden rund<br />

80 Kinder zwischen 5 und<br />

15 Jahren im Kinderzentrum<br />

begleitet. Während des<br />

Lockdowns bekamen die<br />

Familien Hausbesuche von<br />

den Sozialarbeiter*innen.<br />

So lernt Vadhe jetzt von Sara, wie man<br />

richtige Zutaten einkauft und wie man<br />

diese zu schmackhaften und vielseitigen<br />

Gerichten zubereitet. Ohne dieses Wissen<br />

ist die Ernährung in der Familie dominiert<br />

von Dosengerichten, Sandwiches oder<br />

Fertiggerichten, die zu viel Zucker oder<br />

Salz enthalten. Zu wenig, zu einseitig, ungesund<br />

und auch zu teuer.<br />

Sara ist normalerweise Köchin im Kinderzentrum<br />

Eden. Da das Zentrum coronabedingt<br />

geschlossen hatte, haben sich<br />

die Sozialarbeiter*innen und Sara, die mit<br />

armutsgefährdeten Familien in Tirana arbeiten,<br />

ein neues Projekt einfallen lassen.<br />

Bei Familienbesuchen während der Pandemie,<br />

bei denen die Sozialarbeiter*innen<br />

Lebensmittel und Lernmaterial verteilten,<br />

wurde Sara und ihren Kolleg*innen<br />

bewusst, dass in vielen Familien das<br />

Wissen um die Grundkenntnisse des<br />

Kochens fehlten.<br />

Die Idee: Mit einer mobilen Küche wird zu<br />

den Familien gegangen und gemeinsam<br />

gekocht. Sara und eine Sozialarbeiterin organisieren<br />

mit der Familie den Einkauf und<br />

das gemeinsame Kochen. Das Kochen<br />

findet zum Teil in den Haushalten statt, zusätzliche<br />

Kochkurse werden in der Küche<br />

des Tageszentrums angeboten.<br />

Viele der Teilnehmer*innen sind sehr<br />

glücklich über dieses Angebot. Vadhe ist<br />

hochzufrieden mit dem Gelernten.<br />

Sie hat die Freude am Kochen entdeckt<br />

und viele neue und gesunde Rezepte<br />

ausprobiert.<br />

Autor: Lukas Steinwendtner<br />

Vadhe lässt ihren Sohn das frisch zubereitete Essen kosten. Er ist sichtlich zufrieden.<br />

Sara zeigt Vadhe ein gesundes Rezept aus einfachen Zutaten.<br />

Kurz notiert<br />

Ausstellung: Spuren und Masken der Flucht<br />

In der Landesgalerie Niederösterreich in Krems werden<br />

Werke von in Österreich lebenden Künstler*innen vorgestellt,<br />

die ihre eigene Fluchterfahrung ganz unterschiedlich<br />

bearbeiten oder als Merkmal der Identifizierung<br />

zurückweisen. Am 16. Mai sprach Caritasdirektor Hannes<br />

Ziselsberger in der Landesgalerie über die Ursachen von<br />

Flucht, das Engagement der Caritas, diese vor Ort zu bekämpfen<br />

und über die Flüchtlingshilfe in Österreich.<br />

Teil der Ausstellung sind auch Fotos, die im Rahmen des<br />

Projekts INTER-VIEWS von Caritas/Verein ipsum in Pakistan<br />

und Österreich entstanden sind. Zentrale Akteur*innen<br />

sind Menschen mit Fluchthintergrund aus Afghanistan<br />

und Menschen, die schon länger in Österreich oder Pakistan<br />

leben. Als Handwerkszeug dient die Fotografie. So<br />

fotografieren die Teilnehmer*innen in ihrem Alltag zu Fragen<br />

wie: „Welche Bedeutung haben Beziehungen bisher<br />

in meinem Leben? Was wünsche ich mir für meine Beziehungen<br />

in der Zukunft?“<br />

Zu sehen ist die Ausstellung noch bis 26.9.2<strong>02</strong>1<br />

in der Landesgalerie Niederösterreich in Krems.<br />

Herzlich Willkommen<br />

Wir freuen uns, Melissa Ofoedu neu in unserem Team der<br />

Auslandshilfe der Caritas St. Pölten begrüßen zu dürfen.<br />

Melissa Ofoedu hat in Österreich und den USA studiert,<br />

und für internationale Organisationen in Österreich und<br />

Südafrika mit Schwerpunkten in Entwicklungszusammenarbeit<br />

und Gendergerechtigkeit gearbeitet.<br />

Spendenkonto<br />

der Caritas St. Pölten:<br />

IBAN: AT28 3258 5000 0007 6000<br />

BIC: RLNWATWWOBG<br />

Bestellung der Länderinformation<br />

und Auskunft: <strong>02</strong>742 844 455<br />

spendenservice@caritas-stpoelten.at<br />

Neu im Team der Auslandshilfe: Melissa Ofoedu

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