Kunstbulletin November 2020
Unsere November Ausgabe 2020, mit Beiträgen zu Peter Fischli, HSLU Design & Kunst, Julian Charrière, Connected Space, uvm.
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ling Thinking›, <strong>2020</strong>, von Marie Matusz (*1994)<br />
entwirft. Die in Toulouse geborene Künstlerin<br />
zeigt im Rahmen von ‹Épochè› im obersten<br />
Stockwerk weitere dieser kokonartigen, hängenden<br />
Gebilde neben der Arbeit ‹Sediments of<br />
Modernity›, <strong>2020</strong>: fünf schmale, zur Hälfte mit<br />
Grafitpulver gefüllte Plexiglaskästen. Von einer<br />
Lampe angestrahlt geben sie Schichtungen<br />
preis, die an Erdablagerungen erinnern.<br />
Durch die beim Betrachten unweigerlich hergestellten<br />
Verbindungen der beiden künstlerischen<br />
Positionen stärken sich diese und<br />
werden durch die Gegensätze wie auch Überschneidungen<br />
eigenständiger. Damit stechen<br />
sie vielleicht nicht als Einzelausstellung, dafür<br />
als anregende Doppelausstellung hervor. GR<br />
Alfredo Aceto · Kevin, Installation, <strong>2020</strong><br />
Roger Humbert<br />
Basel — Eine kleine, feine Ausstellung ist im<br />
Bellevue zu sehen, einem Kunstort, der sich<br />
seit vielen Jahren für Fotografie engagiert. Ein<br />
Rückblick auf das Lebenswerk des 90-jährigen<br />
Fotografen Roger Humbert zeigt nicht<br />
nur seine bekannten Experimente aus der<br />
Dunkelkammer, sondern legt den Fokus auch<br />
auf stimmungsvolle Schwarzweissaufnahmen<br />
aus seinem Frühwerk: poetische Szenen von<br />
versunken spielenden Kindern, Nächtliches<br />
aus Holland, Pariser Melancholie und natürlich<br />
der Eiffelturm! Ein Meisterwerk einer präzis<br />
konzipierten, quadratischen Komposition. Die<br />
filigranen Eisenprofile füllen das Bildformat<br />
wie ein ornamentales Netzwerk. Gleich beim<br />
Betreten der Schau wird man von zwei programmatischen<br />
Bildern empfangen – die Mona<br />
Lisa und ein Augapfel: die Intelligenz der Technik<br />
und des menschlichen Auges, als Empfänger<br />
von Lichtstrahlen, die im Gehirn zu Bildern<br />
verarbeitet werden. Und wie gemalt erscheint<br />
die Gioconda – ein computergeneriertes Bild,<br />
basierend auf einem Kupferstich. Die jüngste<br />
Werkgruppe widmet sich ungegenständlichen<br />
Farbbildern. Durch die Zerlegung des Sonnenlichts<br />
in Spektralfarben sind wundersame<br />
bunte Farbströme entstanden. Humbert baute<br />
dazu eine spezielle Anlage mit Holzbrett und<br />
Prismen. Im Dialog mit dem Licht und der<br />
technischen Intelligenz der Apparatur befragt<br />
Humbert die Fotografie als Medium. IK<br />
Marie Matusz · Sediments of Modernity, <strong>2020</strong><br />
Gianna Rovere, Master Kulturpublizistik, ZHdK<br />
→ Kunst Raum Riehen, bis 8.11.<br />
↗ www.kunstraumriehen.ch<br />
Roger Humbert · Eiffelturm, 1957<br />
→ Bellevue, bis 1.11.<br />
↗ www.bellevue-fotografie.ch<br />
66 <strong>Kunstbulletin</strong> 11/<strong>2020</strong>