Jahresbericht 2020 der Stiftung Liebenau
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Für eine zukunftsfähige Pflege<br />
Seit den 1990er-Jahren gewinnen vor allem die großen privaten<br />
Konzerne in Deutschland immer mehr Marktanteile. Nach<br />
den öffentlichen kommunalen Anbietern stehen nun die gemeinnützigen<br />
und dabei allen voran die kirchlichen Träger<br />
verstärkt unter Druck. Daher verfolgt die <strong>Stiftung</strong> <strong>Liebenau</strong><br />
seit langem das Ziel, einen zukunftsfähigen und fairen Tarif<br />
für die Pflege mitzugestalten. Modellprojekte haben bislang<br />
nicht zu einer Reform <strong>der</strong> Arbeitsvertragsrichtlinien des<br />
Deutschen Caritasverbands geführt. Die bischöfliche Befreiung<br />
zur Anwendung <strong>der</strong> kirchlichen Grundordnung für die<br />
im Jahre 2004 gegründete <strong>Liebenau</strong> Leben im Alter lief zum<br />
31.12.2018 aus.<br />
Auf drei wesentliche Faktoren, die in unserem Gremium<br />
immer wie<strong>der</strong> zu Unmut führten, möchte ich verweisen: Erstens:<br />
Die erheblichen Kosten <strong>der</strong> Mitgliedschaft in einer seitens<br />
<strong>der</strong> Arbeitsvertragsrichtlinien vorgegebenen Zusatzversorgungskasse<br />
(ZVK) kommen nicht vollumfänglich bei<br />
den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern an. Diese kostete<br />
die Holding und die Tochtergesellschaften im Verbund<br />
<strong>der</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Liebenau</strong> im vergangenen Jahr 8,29 bis 9,99 Prozent<br />
des ZVK-pflichtigen Bruttogehalts. Vor diesem Hintergrund<br />
plädiert unser Gremium seit langer Zeit für eine alternative<br />
und zukunftsfähige Form <strong>der</strong> Altersvorsorge, <strong>der</strong>en<br />
Beiträge ohne Abzüge auch bei den Mitarbeitenden rentenwirksam<br />
ankommen. Zweitens: Wir halten die Struktur <strong>der</strong><br />
Arbeitsvertragsrichtlinien für nicht mehr zeitgemäß. Mitarbeitende<br />
steigen mit einem verhältnismäßig niedrigen<br />
Lohnniveau ein, das dann über die Jahre hinweg ansteigt.<br />
Dies führt dann beispielsweise dazu, dass eine junge, qualifizierte<br />
Pflegefachkraft im Vergleich zu einer Pflegehilfskraft,<br />
die eine lange Betriebszugehörigkeit aufweist, relativ<br />
wenig verdient. Auf dem Arbeitsmarkt verschlechtert dieser<br />
Umstand die Arbeitgeberposition erheblich, gerade bei jungen,<br />
qualifizierten Pflegefachkräften, die dringend benötigt<br />
werden. Drittens stellt sich die Konzeptfrage. Die <strong>Liebenau</strong><br />
Leben im Alter hat in den letzten Jahren viele kleine Häuser<br />
<strong>der</strong> Pflege im ländlichen Raum aufgebaut, um Seniorinnen<br />
Mit dem Demografie-Beauftragten des Landes Baden-Württemberg,<br />
Thaddäus Kunzmann, erörterte <strong>der</strong> Ausschuss Soziale<br />
Dienste des Aufsichtsrates die Themen Wohnen, Pflege und<br />
Coronabewältigung.<br />
und Senioren eine möglichst wohnortnahe Versorgung zu<br />
ermöglichen. So beträgt die durchschnittliche Betriebsgröße<br />
von Pflegeheimen <strong>der</strong> <strong>Liebenau</strong> Leben im Alter gerade<br />
einmal 42 Plätze. Kleinere Einrichtungen können weniger<br />
wirtschaftlich betrieben werden, da Skaleneffekte und Synergien<br />
weniger Wirkung entfalten. Dennoch möchten wir<br />
am Konzept familiärer Einrichtungen im ländlichen Raum<br />
festhalten. An einer wohnortnahen Versorgung, verwurzelt<br />
in <strong>der</strong> Gemeinde, in <strong>der</strong> Betreute wie Mitarbeitende wohnen<br />
und in kirchliche und öffentliche Strukturen eingebunden<br />
sind. Diese inhaltliche Ausrichtung <strong>der</strong> Pflege halten wir<br />
zumindest für die Regionen und Län<strong>der</strong>, in denen wir tätig<br />
sind, für überlegen. Und diese Ausrichtung gehört zum<br />
Markenkern <strong>der</strong> <strong>Stiftung</strong>.<br />
Unser Ziel besteht jetzt darin, die Zukunftsfähigkeit <strong>der</strong><br />
deutschen Pflegeunternehmen <strong>der</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Liebenau</strong> zu<br />
sichern. Hierzu bedarf es <strong>der</strong> Prüfung und Umsetzung<br />
<strong>Stiftung</strong> <strong>Liebenau</strong><br />
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