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bull_08_04_Metall

Credit Suisse bulletin, 2008/04

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<strong>Metall</strong> Marktübersicht<br />

09<br />

Trends an den <strong>Metall</strong>märkten:<br />

Was Gold und Blei gemeinsam haben<br />

Die Preise für <strong>Metall</strong>e sind in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Dabei gibt es unter den verschiedenen<br />

<strong>Metall</strong>en aber wesentliche Unterschiede in Bezug auf Marktstruktur und Anwendungen.<br />

In den vergangenen fünf Jahren haben sich<br />

die Preise sowohl für Industriemetalle als<br />

auch für Edelmetalle mehr als verdreifacht.<br />

Dies ist umso bemerkenswerter, als sich die<br />

Märkte für Industrie- und Edel metalle deutlich<br />

unterscheiden.<br />

Industriemetalle sind Produktionsfaktoren<br />

für Konsum- und Investitionsgüter. So<br />

sind elektrische Anwendungen wie zum Beispiel<br />

Stromleitungen die wichtigste Anwendung<br />

für Kupfer. Aluminium wird hauptsächlich<br />

für Teile in der Automobil- und Luftfahrtindustrie<br />

verwendet. Nickel wiederum wird<br />

vor allem zur Herstellung von rostfreiem<br />

Stahl eingesetzt. Edelmetalle hingegen werden<br />

hauptsächlich in der Schmuckindustrie<br />

verwendet und haben kaum industrielle<br />

Anwendungen. Zudem werden Edelmetalle<br />

oftmals als Wertaufbewahrungsmittel oder<br />

Geldanlage eingesetzt. Dies gilt vor allem<br />

für Gold und Silber.<br />

Entsprechend unterschiedlich reagieren<br />

die beiden <strong>Metall</strong>gruppen auf Entwicklungen<br />

im Zins- und Konjunkturzyklus. Industriemetalle<br />

reagieren sehr sensibel auf<br />

Veränderungen im Konjunkturzyklus. Zieht<br />

das Wirtschaftswachstum an, so werden<br />

mehr Konsum- und Investitionsgüter produziert.<br />

Dies führt zu einem Anstieg der Nachfrage<br />

nach Industriemetallen und dementsprechend<br />

zu steigenden Preisen. Schwächt<br />

sich die Weltwirtschaft ab, fallen die Preise<br />

üblicherweise. Dadurch ist die Korrelation<br />

zwischen Konjunkturzyklus und Industriemetallpreisen<br />

mit 0,6 recht hoch.<br />

Edelmetalle reagieren verstärkt auf andere<br />

Faktoren. Zwar profitieren die Edelmetallpreise<br />

ebenfalls von höherem Wirtschaftswachstum,<br />

da Edelmetalle jedoch<br />

hauptsächlich als Geldanlage verwendet<br />

werden, reagieren sie vor allem auf die Entwicklung<br />

der Zinsen. Eine Investition in<br />

Edelmetalle wirft weder Zinsen noch Dividenden<br />

ab. Das macht eine In vestition in<br />

Edelmetalle vor allem in einem Umfeld attraktiv,<br />

in dem Zins- und Divi dendenzahlungen<br />

niedrig sind.<br />

In ihrer Funktion als Wertaufbewahrungsmittel<br />

reagieren Edelmetalle zudem<br />

sensibel auf Bewegungen des US-Dollars<br />

sowie auf Veränderungen der Inflationsrate.<br />

Tiefe Zinsen, ein schwacher US-Dollar und<br />

hohe Inflationsraten führen üblicherweise<br />

zu steigenden Edel metallpreisen. Dementsprechend<br />

sind die Edelmetallpreise negativ<br />

mit dem Zins niveau korreliert (siehe Grafik).<br />

Das Umfeld der letzten Jahre mit hohem<br />

Wirtschaftswachstum bei einem gleichzeitig<br />

schwächeren US-Dollar und einem niedrigen<br />

Zinsniveau war generell günstig sowohl<br />

für Edel- als auch für In dustriemetalle.<br />

Divergenzen in der Preisentwicklung der<br />

beiden <strong>Metall</strong>gruppen traten vor allem dann<br />

auf, wenn sich entweder das Wirtschaftswachstum<br />

abschwächte oder die Zinsen verändert<br />

wurden (siehe Grafik).<br />

Abgesehen von dem günstigen makroökonomischen<br />

Umfeld der letzten Jahre konnten<br />

<strong>Metall</strong>e jedoch auch von strukturellen<br />

Faktoren profitieren. Der Wirtschaftsaufschwung<br />

in Schwellenländern, allen voran<br />

in China, geht mit einem beispiellosen Anstieg<br />

der Inves titionen in Infrastruktur einher.<br />

Diese In frastruktur investitionen benötigen<br />

grosse Mengen an <strong>Metall</strong>en. Das führte<br />

wiederum zu einer Verknappung dieser Rohstoffe,<br />

was den Aufwärts trend der Preise<br />

deutlich verstärkt hat.<br />

In den nächsten Monaten rechnen wir sowohl<br />

für Edel- als auch für Industriemetalle<br />

mit einer Verlangsamung des Aufwärtstrends.<br />

Aufgrund der Immobilien- und Kreditkrise<br />

in den USA schwächt sich derzeit<br />

das Wirtschaftswachstum ab. Gleichzeitig<br />

steigen aufgrund der rekordhohen Ölpreise<br />

die Inflationsraten weltweit an. Als Reaktion<br />

darauf haben verschiedene Zentralbanken<br />

bereits mit Zinserhöhungen begonnen.<br />

Beides ist negativ für die <strong>Metall</strong>preise.<br />

Zwar rechnen wir nicht damit, dass die<br />

Veränderungen gross genug sein werden,<br />

um den Aufwärtstrend der letzten Jahre umzukehren,<br />

Investoren sollten jedoch mit einer<br />

deut lich verlangsamten Aufwärtsbewegung<br />

bei den <strong>Metall</strong>preisen rechnen.<br />

Tobias Merath, Rohstoffanalyst, Singapur<br />

Edelmetall- versus Industriemetallpreise<br />

In den vergangenen fünf Jahren haben sich die Preise für Edelund<br />

Industriemetalle verdreifacht. Quelle: Bloomberg, Credit Suisse<br />

Treiber für Edel- und Industriemetallpreise<br />

Die Edelmetallpreise sind negativ mit dem Zinsniveau<br />

korreliert. Quelle: Bloomberg, Credit Suisse<br />

Index, Januar 2000 = 100<br />

450<br />

400<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

00 01 02 03 <strong>04</strong> 05 06 07 <strong>08</strong><br />

Korrelation seit 1991<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

0.0<br />

–0.2<br />

–0.4<br />

–0.6<br />

Konjunkturzyklus<br />

Zinsen<br />

Industriemetalle Edelmetalle Industriemetalle Edelmetalle<br />

Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>

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