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bull_08_04_Metall

Credit Suisse bulletin, 2008/04

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Seit 1895 das Magazin der Credit Suisse Nummer 4 Okt./Nov. 20<strong>08</strong><br />

<strong>Metall</strong><br />

Magnitogorsk Reportage aus Stalins Stahlstadt<br />

Meteoritenjäger Auf dem Sprung zum nächsten Fund<br />

Mythos Inflation Warum sie doch nicht eintrifft<br />

Macht des Goldes Ein <strong>Metall</strong> regiert die Welt<br />

Moto2Be 80 000 Dollar für einen guten Zweck erfahren<br />

Mary Ellen Iskenderian Women’s World Banking<br />

<strong>bull</strong>etin plus Wohnen


1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

6<br />

7<br />

Periodensystem der Elemente<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18<br />

1. Hg<br />

1,00794<br />

1s 1<br />

IUPAC – Empfehlung<br />

Benennung mit Haupt- und Nebengruppen<br />

8. Hg<br />

4,002602<br />

1s 2<br />

1 H<br />

–1,1<br />

–259 2.2<br />

–253 13.6<br />

Wasserstoff<br />

6,941<br />

[He]2s 1<br />

3 Li<br />

1<br />

181 1.0<br />

1317 5.4<br />

Lithium<br />

22,989770<br />

[Ne]3s 1<br />

2. Hg<br />

9,012182<br />

[He]2s 2<br />

4 Be<br />

2<br />

1278 1.5<br />

2970 9.3<br />

Beryllium<br />

24,3050<br />

[Ne]3s 2<br />

Relative Atommasse<br />

[Massenzahl des<br />

langlebigsten Isotops]<br />

Ordnungszahl<br />

Schmelzpunkt [°C]<br />

Siedepunkt [°C]<br />

Elementname<br />

243,0614 *<br />

[Rn]5f<br />

95 Am<br />

7 7s 2<br />

3,4,5,6<br />

994 ~1.2<br />

2607 6.0<br />

Americium<br />

<strong>Metall</strong>e<br />

Künstliches Element<br />

Elektronenkonfiguration<br />

Elementsymbol<br />

Oxidationszahlen<br />

Elektronegativität<br />

Erste Ionisierungsenergie [eV]<br />

3. Hg 4. Hg 5. Hg 6. Hg 7. Hg<br />

10,811<br />

[He]2s<br />

5 B<br />

2p 1 12,0107 [He]2s 6 C<br />

2p 2<br />

14,00674 [He]2s<br />

7 N<br />

2p 3 15,9994 [He]2s<br />

8 O<br />

2p 4 18,9984032<br />

[He]2s<br />

9 F<br />

2p 5<br />

3<br />

–4,2,4<br />

–3,2,3,4,5<br />

–2,–1<br />

–1<br />

2300 3550 –210 –218 –220 2.0 2.5 3.1 3.5 4.1<br />

–188 17.4<br />

2550 8.3 4827 11.3 –196 14.5 –183 13.6 Bor<br />

Kohlenstoff Stickstoff Sauerstoff Fluor<br />

26,981538<br />

[Ne]3s 2 3p 1<br />

28,<strong>08</strong>55<br />

[Ne]3s 2 3p 2<br />

30,973761<br />

[Ne]3s 2 3p 3<br />

32,066<br />

[Ne]3s 2 3p 4<br />

35,4527<br />

[Ne]3s 2 3p 5<br />

2 He<br />

–272 –<br />

–269 24.6<br />

Helium<br />

20,1797<br />

[He]2s<br />

10 Ne<br />

2 2p 6<br />

–249 –<br />

–246 21.6<br />

Neon<br />

39,948<br />

[Ne]3s 2 3p 6<br />

11 Na<br />

1<br />

98 1.0<br />

892 5.1<br />

Natrium<br />

39,0983<br />

[Ar]4s 1<br />

12 Mg<br />

2<br />

649 1.2<br />

1107 7.6<br />

Magnesium<br />

40,078<br />

[Ar]4s 2<br />

Halbmetalle<br />

3. Ng 4. Ng 5. Ng 6. Ng 7. Ng 8. Ng 8. Ng 8. Ng 1. Ng 2. Ng<br />

44,955910 47,867<br />

50,9415 51,9961 54,938<strong>04</strong>9 55,845 58,93320 58,6934 63,546 65,39<br />

[Ar]3d 1 4s 2 [Ar]3d 2 4s 2 [Ar]3d 3 4s 2 [Ar]3d 5 4s 1 [Ar]3d 5 4s 2 [Ar]3d 6 4s 2 [Ar]3d 7 4s 2 [Ar]3d 8 4s 2 [Ar]3d 10 4s 1 [Ar]3d 10 4s 2<br />

13 Al<br />

3<br />

661 1.5<br />

2467 6.0<br />

Aluminium<br />

69,723<br />

[Ar]3d 10 4s 2 4p 1<br />

14 Si<br />

–4,4<br />

1410 1.7<br />

2355 8.2<br />

Silicium<br />

72,61<br />

[Ar]3d 10 4s 2 4p 2<br />

15 P<br />

–3,3,5<br />

44 2.1<br />

280 10.5<br />

Phosphor<br />

74,92160<br />

[Ar]3d 10 4s 2 4p 3<br />

16 S<br />

–2,2,4,6<br />

113 2.4<br />

445 10.4<br />

Schwefel<br />

78,96<br />

[Ar]3d 10 4s 2 4p 4<br />

17 Cl<br />

–1,1,3,5,7<br />

–101 2.8<br />

–35 13.0<br />

Chlor<br />

79,9<strong>04</strong><br />

[Ar]3d 10 4s 2 4p 5<br />

18 Ar<br />

–189 –<br />

–186 15.8<br />

Argon<br />

83,80<br />

[Ar]3d 10 4s 2 4p 6<br />

19 K<br />

1<br />

64 0.9<br />

774 4.3<br />

Kalium<br />

85,4678<br />

[Kr]5s 1<br />

20 Ca<br />

2<br />

839 1.0<br />

1487 6.1<br />

Calcium<br />

87,62<br />

[Kr]5s 2<br />

21 Sc<br />

3<br />

1539 1.2<br />

2832 6.5<br />

Scandium<br />

88,90585<br />

[Kr]4d 15 s 2<br />

22 Ti<br />

3,4<br />

1660 1.3<br />

3260 6.8<br />

Titan<br />

91,224<br />

[Kr]4d 2 5s 2<br />

23 V<br />

0,2,3,4,5<br />

1890 1.5<br />

3380 6.7<br />

Vanadium<br />

92,90638<br />

[Kr]4d 4 5s 1<br />

24 Cr<br />

0,2,3,6<br />

1857 1.6<br />

2482 6.8<br />

Chrom<br />

95,94<br />

[Kr]4d 5 5s 1<br />

25 Mn<br />

–1,0,2,3,4,6,7<br />

1244 1.6<br />

2097 7.4<br />

Mangan<br />

[98]<br />

[Kr]4d 6 5s 1<br />

26 Fe<br />

–2,0,2,3,6<br />

1535 1.6<br />

2750 7.9<br />

Eisen<br />

101,07<br />

[Kr]4d 7 5s 1<br />

27 Co<br />

–1,0,2,3<br />

1495 1.7<br />

2870 7.9<br />

Cobalt<br />

102,90550<br />

[Kr]4d 8 5s 1<br />

28 Ni<br />

0,2,3<br />

1453 1.8<br />

2732 7.6<br />

Nickel<br />

106,42<br />

[Kr]4d 10<br />

29 Cu<br />

1,2<br />

1<strong>08</strong>4 1.8<br />

2595 7.7<br />

Kupfer<br />

107,8682<br />

[Kr]4d 10 5s 1<br />

30 Zn<br />

2<br />

420 1.7<br />

907 9.4<br />

Zink<br />

112,411<br />

[Kr]4d 10 5s 2<br />

31 Ga<br />

3<br />

30 1.8<br />

2403 6.0<br />

Gallium<br />

114,818<br />

[Kr]4d 10 5s 2 5p 1<br />

32 Ge<br />

4<br />

937 2.0<br />

2830 7.9<br />

Germanium<br />

118,710<br />

[Kr]4d 10 5s 2 5p 2<br />

33 As<br />

–3,3,5<br />

613(subl.) 2.2<br />

– 9.8<br />

Arsen<br />

121,760<br />

[Kr]4d 10 5s 2 5p 3<br />

34 Se<br />

–2,4,6<br />

217 2.5<br />

685 9.8<br />

Selen<br />

127,60<br />

[Kr]4d 10 5s 2 5p 4<br />

35 Br<br />

–1,1,3,5,7<br />

–7 2.7<br />

59 11.8<br />

Brom<br />

126,9<strong>04</strong>47<br />

[Kr]4d 10 5s 2 5p 5<br />

36 Kr<br />

2<br />

–157 –<br />

–152 14.0<br />

Krypton<br />

131,29<br />

[Kr]4d 10 5s 2 5p 6<br />

37 Rb<br />

1<br />

39 0.9<br />

688 4.2<br />

Rubidium<br />

132,90545<br />

[Xe]6s 1<br />

38 Sr<br />

2<br />

769 1.0<br />

1384 5.7<br />

Strontium<br />

137,327<br />

[Xe]6s 2<br />

39 Y<br />

3<br />

1523 1.1<br />

3337 6.4<br />

Yttrium<br />

57 – 71<br />

40 Zr<br />

4<br />

1852 1.2<br />

4377 6.8<br />

Zirconium<br />

178,49<br />

[Xe]4f 14 5d 2 6s 2<br />

41 Nb<br />

3,5<br />

2468 1.2<br />

4927 6.9<br />

Niobium<br />

180,9479<br />

[Xe]4f 14 5d 3 6s 2<br />

42 Mo<br />

0,2,3,4,5,6<br />

2617 1.3<br />

5560 7.1<br />

Molybdän<br />

183,84<br />

[Xe]4f 14 5d 4 6s 2<br />

43 Tc<br />

7<br />

2172 1.4<br />

5030 7.3<br />

Technetium<br />

186,207<br />

[Xe]4f 14 5d 5 6s 2<br />

44 Ru<br />

–2,0,2,3,4,6,8<br />

2310 1.4<br />

3900 7.4<br />

Ruthenium<br />

190,23<br />

[Xe]4f 14 5d 6 6s 2<br />

45 Rh<br />

0,1,2,3,4,5<br />

1966 1.5<br />

3727 7.5<br />

Rhodium<br />

192,217<br />

[Xe]4f 14 5d 7 6s 2<br />

46 Pd<br />

0,2,4<br />

1552 1.4<br />

3140 8.3<br />

Palladium<br />

195,078<br />

[Xe]4f 14 5d 9 6s 1<br />

47 Ag<br />

1,2<br />

962 1.4<br />

2212 7.6<br />

Silber<br />

196,96655<br />

[Xe]4f 14 5d 10 6s 1<br />

48 Cd<br />

2<br />

321 1.5<br />

765 9.0<br />

Cadmium<br />

200,59<br />

[Xe]4f 14 5d 10 6s 2<br />

49 In<br />

3<br />

157 1.5<br />

2<strong>08</strong>0 5.8<br />

Indium<br />

2<strong>04</strong>,3833<br />

[Xe]4f 14 5d 10 6s 2 6p 1<br />

50 Sn<br />

2,4<br />

232 1.7<br />

2270 7.3<br />

Zinn<br />

207,2<br />

[Xe]4f 14 5d 10 6s 2 6p 2<br />

51 Sb<br />

–3,3,5<br />

631 1.8<br />

1750 8.6<br />

Antimon<br />

2<strong>08</strong>,98038<br />

[Xe]4f 14 5d 10 6s 2 6p 3<br />

52 Te<br />

–2,4,6<br />

450 2.0<br />

990 9.0<br />

Tellur<br />

[209]<br />

[Xe]4f 14 5d 10 6s 2 6p 4<br />

53 I<br />

–1,1,5,7<br />

114 2.2<br />

184 10.5<br />

Iod<br />

[210]<br />

[Xe]4f 14 5d 10 6s 2 6p 5<br />

54 Xe<br />

2,4,6<br />

–112 –<br />

–107 12.1<br />

Xenon<br />

[222]<br />

[Xe]4f 14 5d 10 6s 2 6p 6<br />

55 Cs<br />

1<br />

28 0.9<br />

690 3.9<br />

Cäsium<br />

[223]<br />

[Rn]7s<br />

87 Fr<br />

1<br />

1<br />

27 0.9<br />

677 4.0<br />

Francium<br />

56 Ba<br />

2<br />

La–Lu<br />

725 1.0<br />

1640 5.2<br />

Barium<br />

[226]<br />

[Rn]7s<br />

88 Ra<br />

2<br />

700 1.0<br />

1140 5.3<br />

Radium<br />

Lanthanoide<br />

89 – 103<br />

2<br />

Ac–Lr<br />

Actinoide<br />

72 Hf<br />

4<br />

2150 1.2<br />

5400 7.0<br />

Hafnium<br />

73 Ta<br />

5<br />

2996 1.3<br />

5425 7.9<br />

Tantal<br />

[261] * [262] *<br />

1<strong>04</strong> Rf<br />

105 Db<br />

[Rn]5f<br />

14 6d 2 7s 2 Rutherfordium<br />

Dubnium<br />

74 W<br />

0,2,3,4,5,6<br />

3407 1.4<br />

5927 8.0<br />

Wolfram<br />

[263] *<br />

[Rn]5f 14 6d 3 7s 2 106 Sg<br />

Seaborgium<br />

75 Re<br />

–1,2,4,6,7<br />

3180 1.5<br />

5627 7.9<br />

Rhenium<br />

[264] *<br />

[Rn]5f 14 6d 4 7s 2 107 Bh<br />

Bohrium<br />

76 Os<br />

–2,0,2,3,4,6,8<br />

3<strong>04</strong>5 1.5<br />

5027 8.7<br />

Osmium<br />

[265] *<br />

[Rn]5f 14 6d 5 7s 2 1<strong>08</strong> Hs<br />

Hassium<br />

77 Ir<br />

–1,0,1,2,3,4,6<br />

2410 1.6<br />

4130 9.1<br />

Iridium<br />

[268] *<br />

[Rn]5f 14 6d 6 7s 2 109 Mt<br />

Meitnerium<br />

78 Pt<br />

0,2,4<br />

1772 1.4<br />

3827 9.0<br />

Platin<br />

[269] *<br />

[Rn]5f 14 6d 7 7s 2 110 Ds<br />

Darmstadtium<br />

79 Au<br />

1,3<br />

1064 1.4<br />

2940 9.2<br />

Gold<br />

[272] *<br />

[Rn]5f 14 6d 9 7s 1 111 Rg<br />

Röntgenium<br />

80 Hg<br />

1,2<br />

–39 1.5<br />

357 10.4<br />

Quecksilber<br />

[277] *<br />

[Rn]5f 14 6d 10 7s 1 112 Uub<br />

Ununbium<br />

81 Tl<br />

1,3<br />

3<strong>04</strong> 1.4<br />

1457 6.1<br />

Thallium<br />

82 Pb<br />

2,4<br />

328 1.6<br />

1740 7.4<br />

Blei<br />

[289] *<br />

113 Uut 114 Uuq<br />

Ununtrium 1<br />

Ununquadium<br />

83 Bi<br />

3,5<br />

271 1.7<br />

1560 7.3<br />

Bismut<br />

84 Po<br />

2,4,6<br />

254 1.8<br />

962 8.4<br />

Polonium<br />

[289] *<br />

115 Uup 116 Uuh<br />

Ununpentium 1<br />

Ununhexium<br />

85 At<br />

–1,1,3,5,7<br />

302 2.0<br />

337 9.5<br />

Astat<br />

86 Rn<br />

2<br />

–71 –<br />

–62 10.7<br />

Radon<br />

[293] *<br />

117 Uus 118 Uuo<br />

Ununseptium 1<br />

Ununoctium<br />

138,9055<br />

[Xe]5d 1 6s 2<br />

140,116<br />

[Xe]4f 2 6s 2<br />

140,90765<br />

[Xe]4f 3 6s 2<br />

144,24<br />

[Xe]4f 4 6s 2<br />

[145]<br />

[Xe]4f 5 6s 2<br />

150,36<br />

[Xe]4f 6 6s 2<br />

151,964<br />

[Xe]4f 7 6s 2<br />

157,25<br />

[Xe]4f 7 5d 1 6s 2<br />

158,92534<br />

[Xe]4f 9 6s 2<br />

162,50<br />

[Xe]4f 10 6s 2<br />

164,93032<br />

[Xe]4f 11 6s 2<br />

167,26<br />

[Xe]4f 12 6s 2<br />

168,93421<br />

[Xe]4f 13 6s 2<br />

173,<strong>04</strong><br />

[Xe]4f 14 6s 2<br />

174,967<br />

[Xe]4f 14 5d 1 6s 2<br />

57 La<br />

3<br />

920 1.1<br />

3454 5.6<br />

Lanthan<br />

[227]<br />

[Rn]6d 1 7s 2<br />

58 Ce<br />

3,4<br />

798 1.1<br />

3257 5.5<br />

Cer<br />

[232]<br />

[Rn]6d 2 7s 2<br />

59 Pr<br />

3,4<br />

931 1.1<br />

3212 5.4<br />

Praseodym<br />

[231]<br />

[Rn]5f 2 6d 1 7s 2<br />

60 Nd<br />

3<br />

1010 1.1<br />

3127 5.5<br />

Neodym<br />

[238]<br />

[Rn]5f 3 6d 1 7s 2<br />

61 Pm<br />

3<br />

1<strong>08</strong>0 1.1<br />

2730 5.6<br />

Promethium<br />

[237]<br />

[Rn]5f 4 6d 1 7s 2<br />

62 Sm<br />

2,3<br />

1072 1.1<br />

1778 5.6<br />

Samarium<br />

[244]<br />

[Rn]5f 6 7s 2<br />

63 Eu<br />

2,3<br />

822 1.0<br />

1597 5.7<br />

Europium<br />

[243] *<br />

[Rn]5f 7 7s 2<br />

64 Gd<br />

3<br />

1311 1.1<br />

3233 6.1<br />

Gadolinium<br />

[247] *<br />

[Rn]5f 7 6d 1 7s 2<br />

65 Tb<br />

3,4<br />

1360 1.1<br />

3<strong>04</strong>1 5.9<br />

Terbium<br />

[247] *<br />

[Rn]5f 9 7s 2<br />

66 Dy<br />

3<br />

1406<br />

2335 5.9<br />

Dysprosium<br />

[251] *<br />

[Rn]5f 10 7s 2<br />

67 Ho<br />

3<br />

1470 1.1<br />

2720 6.0<br />

Holmium<br />

[252] *<br />

[Rn]5f 11 7s 2<br />

68 Er<br />

3<br />

1522 1.1<br />

2510 6.1<br />

Erbium<br />

[257] *<br />

[Rn]5f 12 7s 2<br />

69 Tm<br />

2,3<br />

1545 1.1<br />

1727 6.2<br />

Thulium<br />

[258] *<br />

[Rn]5f 13 7s 2<br />

70 Yb<br />

2,3<br />

824 1.1<br />

1193 6.3<br />

Ytterbium<br />

[259] *<br />

[Rn]5f 14 7s 2<br />

71 Lu<br />

3<br />

1656 1.1<br />

3315 5.4<br />

Lutetium<br />

[262] *<br />

[Rn]5f 14 6d 1 7s 2<br />

89 Ac<br />

3<br />

1<strong>04</strong>7 1.0<br />

3197 6.9<br />

Actinium<br />

90 Th<br />

4<br />

1750 1.1<br />

4787 7.0<br />

Thorium<br />

91 Pa<br />

4,5<br />

1554 1.1<br />

4030 –<br />

Protactinium<br />

92 U<br />

3,4,5,6<br />

1132 1.2<br />

3818 6.1<br />

Uran<br />

93 Np<br />

3,4,5,6<br />

640 1.2<br />

3902<br />

Neptunium<br />

94 Pu<br />

3,4,5,6<br />

641 1.2<br />

3327 5.8<br />

Plutonium<br />

95 Am<br />

3,4,5,6<br />

994 ~1.2<br />

2607 6.0<br />

Americium<br />

96 Cm<br />

3,4<br />

1340 ~1.2<br />

3100<br />

Curium<br />

97 Bk<br />

3,4<br />

986 ~1.2<br />

Berkelium<br />

98 Cf<br />

3,4<br />

900 ~1.2<br />

Californium<br />

99 Es<br />

3<br />

860 ~1.2<br />

Einsteinium<br />

100 Fm<br />

3<br />

Fermium<br />

~1.2<br />

101 Md<br />

3<br />

Mendelevium<br />

~1.2<br />

102 No<br />

2,3<br />

Nobelium<br />

103 Lr<br />

3<br />

Lawrencium<br />

Alle bekannten chemischen Stoffe dieser Erde, ob Gesteine, <strong>Metall</strong>e oder Gase, sind im Periodensystem<br />

(PSE) der chemischen Elemente geordnet. Diese Anordnung erklärt die Eigenschaft und Reaktionsfähigkeit<br />

jedes einzelnen Elements. Die waagrechten Reihen werden Perioden genannt und veranschaulichen die<br />

Anzahl Schalen der Elektronenhülle (so verfügt das Element Eisen [Fe] in der vierten Reihe über vier Schalen).<br />

Die senkrechten Spalten ordnen die Elemente nach Gruppen und Nebengruppen. Die Nachbarschaft veranschaulicht<br />

ähnliche chemische Eigenschaften.


Edelmetalle<br />

Gold<br />

Silber<br />

Palladium<br />

Platin<br />

Industriemetalle<br />

Aluminium<br />

Kupfer<br />

Nickel<br />

Zink<br />

Zinn<br />

Blei<br />

196,96655<br />

[Xe]4f 14 5d 10 6s 1<br />

Au 79<br />

1,3<br />

1064 1.4<br />

2940 9.2<br />

Gold<br />

107,8682<br />

[Kr]4d 10 5s 1<br />

Ag 47<br />

1,2<br />

962 1.4<br />

2212 7.6<br />

Silber<br />

106,42<br />

[Kr]4d 10<br />

Pd 46<br />

0,2,4<br />

1552 1.4<br />

3140 8.3<br />

Palladium<br />

195,078<br />

[Xe]4f 14 5d 9 6s 1<br />

Pt 78<br />

0,2,4<br />

1772 1.4<br />

3827 9.0<br />

Platin<br />

26,981538<br />

[Ne]3s 2 3p 1<br />

Al 13<br />

3<br />

661 1.5<br />

2467 6.0<br />

Aluminium<br />

63,546<br />

[Ar]3d 10 4s 1<br />

Cu 29<br />

1,2<br />

1<strong>08</strong>4 1.8<br />

2595 7.7<br />

Kupfer<br />

58,6934<br />

[Ar]3d 8 4s 2<br />

Ni 28<br />

0,2,3<br />

1453 1.8<br />

2732 7.6<br />

Nickel<br />

65,39<br />

[Ar]3d 10 4s 2<br />

Zn 30<br />

2<br />

420 1.7<br />

907 9.4<br />

Zink<br />

118,710<br />

[Kr]4d 10 5s 2 5p 2<br />

Sn 50<br />

2,4<br />

232 1.7<br />

2270 7.3<br />

Zinn<br />

207,2<br />

[Xe]4f 14 5d 10 6s 2 6p 2<br />

Pb 82<br />

2,4<br />

328 1.6<br />

1740 7.4<br />

Blei<br />

Gold ist seit Jahrtausenden ein<br />

begehrtes <strong>Metall</strong>, das sich<br />

durch seine Seltenheit, Schönheit<br />

und hohe Beständigkeit auszeichnet<br />

und den Zentralbanken<br />

als Vermögensvorrat dient.<br />

Silber übertrifft mit seiner<br />

thermischen und elektrischen<br />

Leitfähigkeit jedes andere<br />

<strong>Metall</strong>. Es kommt vor allem als<br />

Nebenprodukt in der Kupfer-,<br />

Blei- und Zinkverarbeitung vor.<br />

Palladium zählt zu den sechs<br />

<strong>Metall</strong>en der Platingruppe (PGM).<br />

PGM treten meistens zusammen<br />

am selben Ort auf. Sie sind die<br />

seltensten metallischen Elemente.<br />

Platin, ein weiteres der sechs <strong>Metall</strong>e<br />

der Platingruppe (PGM), ist<br />

das teuerste <strong>Metall</strong> dieser Gruppe.<br />

Wie Palladium wird es für umweltfreundliche<br />

Technologien, wie<br />

etwa Katalysatoren, verwendet.<br />

Aluminium ist nach Silizium<br />

das zweithäufigste metallische<br />

Element. Aluminium und<br />

Aluminiumlegierungen werden<br />

für ein breites Spektrum an industriellen<br />

Produkten verwendet.<br />

Kupfer wird für verschiedenste<br />

Zwecke in Haushalt, Industrie<br />

und Technik verwendet. Es ist<br />

verformbar, korrosionsbeständig<br />

und ein guter Wärme- und<br />

Stromleiter.<br />

Etwa 70% des Nickels werden für<br />

die Herstellung von Austenitstahl<br />

verwendet, 10% für Superlegierungen<br />

sowie 20% für legierte<br />

Stähle, Batterien/Akkus, Katalysatoren,<br />

Chemikalien und Münzen.<br />

Zink wird vor allem als Korrosions<br />

schutz zur Beschichtung von<br />

Eisen und Stahl ver wen det.<br />

Ausserdem ist es ein für Menschen,<br />

Tiere und Pflanzen<br />

lebenswichtiges Spurenelement.<br />

Zinn wird vor allem als Schutzbeschichtung<br />

oder in Legierungen<br />

verwendet. Besonders wichtig<br />

ist Zinn zudem für viele Anwendungen,<br />

für die es keine befriedigenden<br />

Ersatzmaterialien gibt.<br />

Blei ist ein korrosionsbeständiges,<br />

dichtes und verformbares <strong>Metall</strong>,<br />

das seit mindestens 5000 Jahren<br />

verwendet wird. Heute kommt es<br />

unter anderem bei Autobatterien<br />

zum Einsatz.<br />

Grösste Produzenten (t)<br />

Australien<br />

280<br />

Südafrika<br />

270<br />

China<br />

250<br />

USA<br />

240<br />

Peru<br />

170<br />

Grösste Produzenten (t)<br />

Peru<br />

3400<br />

Mexiko<br />

3000<br />

China<br />

2700<br />

Australien<br />

2000<br />

Chile<br />

1400<br />

Grösste Produzenten (t)<br />

Russland<br />

95<br />

Südafrika<br />

93<br />

Kanada<br />

18<br />

USA<br />

14<br />

Simbabwe<br />

4<br />

Grösste Produzenten (t)<br />

Südafrika<br />

183<br />

Russland<br />

27<br />

Kanada<br />

9<br />

Simbabwe<br />

5<br />

USA<br />

3<br />

Grösste Produzenten (000 t)<br />

China<br />

12 000<br />

Kanada<br />

3100<br />

USA<br />

2600<br />

Russland<br />

2000<br />

Australien<br />

1900<br />

Grösste Produzenten (000 t)<br />

Chile<br />

5700<br />

Peru<br />

1200<br />

USA<br />

1190<br />

China<br />

920<br />

Australien<br />

860<br />

Grösste Produzenten (000 t)<br />

Russland<br />

322<br />

Kanada<br />

258<br />

USA<br />

180<br />

Indonesien<br />

145<br />

Kolumbien<br />

100<br />

Grösste Produzenten (000 t)<br />

China<br />

3013<br />

Peru<br />

1444<br />

USA<br />

783<br />

Kanada<br />

622<br />

Mexiko<br />

572<br />

Grösste Produzenten (000 t)<br />

China<br />

136<br />

Indonesien<br />

102<br />

Peru<br />

39<br />

Bolivien<br />

16<br />

Kongo<br />

12<br />

Grösste Produzenten (000 t)<br />

China<br />

1592<br />

Australien<br />

642<br />

USA<br />

410<br />

Peru<br />

329<br />

Mexiko<br />

135<br />

2007: World Gold Council, GFMS Metals Consulting<br />

Die weltweiten Goldvorräte<br />

gingen 2007 im Jahresvergleich<br />

um 3% auf 3369 Tonnen zurück,<br />

was vor allem mit einem Produktionsrückgang<br />

in den USA, in<br />

Indonesien und Südafrika zusammenhing.<br />

In Südafrika wurden<br />

mehrere Minen geschlossen, um<br />

die Minensicherheit zu verbessern.<br />

Grösste Verbraucher (t)<br />

Indien<br />

774<br />

China<br />

326<br />

USA<br />

278<br />

Türkei<br />

249<br />

Saudi-Arabien<br />

129<br />

20<strong>08</strong>: U.S. Geological Survey (USGS)<br />

Indien war auch 2007 dank<br />

seiner robusten Konjunktur der<br />

führende Goldverbraucher.<br />

558 Tonnen wurden zur Herstellung<br />

von Schmuck verwendet.<br />

China löste 2007 die USA als<br />

zweitgrösster Einzelhandelsmarkt<br />

für Schmuck ab.<br />

Hauptverwendungszwecke<br />

Schmuck, Elektronik, Münzen,<br />

Industrie und Verzierungen<br />

(Architektur)<br />

Trends<br />

Die Goldproduktion stieg 2007<br />

um über 30% auf 3547 Tonnen,<br />

die grösste Zunahme seit 1979.<br />

Die jährliche Nachfrage im<br />

Elektroniksektor erreichte rund<br />

315 Tonnen, gegenüber 306<br />

Tonnen 2006. Dies war vor allem<br />

auf höhere Halbleiterverkäufe<br />

für MP3-Player und Flachbildschirme<br />

zurückzuführen.<br />

20<strong>08</strong>: U.S. Geological Survey (USGS)<br />

Die weltweite Minenproduktion<br />

legte 2007 zu. In Latein amerika,<br />

der weltweit bedeutendsten<br />

silberproduzierenden Region,<br />

stieg 20<strong>08</strong> gemäss World Silver<br />

Survey die Produktion um 9%.<br />

Das Wachstum in China wurde<br />

vor allem von den Basismetallproduzenten<br />

getragen.<br />

Grösste Verbraucher (t)<br />

USA<br />

4670<br />

Japan<br />

3540<br />

Indien<br />

2240<br />

Italien<br />

1560<br />

GB<br />

1470<br />

20<strong>08</strong>: The Silver Institute, Commodity Research Bureau<br />

Die Nachfrage nach Silber<br />

fusst auf drei Säulen: industrielle<br />

Anwendungen und Verzierungen,<br />

Fotografie sowie Schmuck<br />

und Silberwaren. Auf diese drei<br />

Säulen entfallen gemäss Silver<br />

Institute 95% des jährlichen<br />

Silberverbrauchs.<br />

Hauptverwendungszwecke<br />

Antibakterielle Anwendungen,<br />

Elektroindustrie, Schmuck,<br />

Silberwaren und Fotografie<br />

Trends<br />

Der Silberpreis pro Feinunze<br />

lag 2007 bei durchschnittlich<br />

USD 13,40, gemäss USGS<br />

der höchste Durchschnitts preis<br />

seit 1980. Die höheren Silberpreise<br />

entsprachen dem gestiegenen<br />

Anlegerinteresse für<br />

Silver Exchange Traded Funds<br />

(ETF).<br />

2007: Johnson Matthey Noble Metals,<br />

20<strong>08</strong>: Credit Suisse Standard Securities<br />

Die gegenüber 2006 rückläufige<br />

Palladiumproduktion Südafrikas<br />

war gemäss Johnson Matthey<br />

Noble Metals grösstenteils<br />

auf Schliessungen, geologische<br />

und technische Probleme sowie<br />

auf ein schwieriges Arbeitsumfeld<br />

zurückzuführen.<br />

Grösste Verbraucher (t)<br />

Restliche Länder inkl. China<br />

65<br />

Japan<br />

47<br />

Nordamerika<br />

46<br />

Europa<br />

29<br />

2007: Johnson Matthey Noble Metals,<br />

20<strong>08</strong>: Credit Suisse Standard Securities<br />

Die Palladiumnachfrage der<br />

Schmuckindustrie ging 2007<br />

zurück. Dafür waren vor allem<br />

rückläufige Einkäufe von<br />

chinesischen Herstellern verantwortlich.<br />

Die stärkste Nach -<br />

frage stammt aus der Fahrzeugkatalysatorindustrie.<br />

Hauptverwendungszwecke<br />

Fahrzeugkatalysatoren, Elektronik,<br />

Schmuck, Zahnmedizin, Chemie<br />

Trends<br />

Der Verbrauch von Palladium<br />

in der Elektronikindustrie stieg<br />

gemäss Johnson Matthey Noble<br />

Metals 20<strong>08</strong> im sechsten aufeinanderfolgenden<br />

Jahr kräftig<br />

an. Palladium verzeichnete<br />

gemäss Credit Suisse Standard<br />

Secu rities in den letzten<br />

15 Jahren je nach Anwendung<br />

eine starke weltweite Nachfrage.<br />

20<strong>08</strong>: U.S. Geological Survey (USGS)<br />

Die weltweit grössten<br />

PGM-Vorkommen liegen gemäss<br />

USGS im südafrikanischen<br />

Bushveld Complex. Fast 80%<br />

der weltweiten Produktion entfallen<br />

auf Südafrika. Die Minenindustrie<br />

des Landes erlebte<br />

2007 ein turbulentes Jahr mit<br />

zahlreichen Minenschliessungen.<br />

Grösste Verbraucher (t)<br />

Europa<br />

71<br />

Japan<br />

71<br />

Restliche Länder inkl. China<br />

59<br />

Nordamerika<br />

31<br />

2007: Johnson Matthey Noble Metals,<br />

20<strong>08</strong>: Credit Suisse Standard Securities<br />

Strengere Emissionsvorschriften<br />

in China, Europa, Japan und<br />

weiteren Ländern dürften gemäss<br />

USGS zu einem höheren Palladiumverbrauch<br />

führen. Aufgrund<br />

der Preissteigerungen bei<br />

Platin ist damit zu rechnen, dass<br />

die Hersteller auf Palladium<br />

umsteigen.<br />

Hauptverwendungszwecke<br />

Fahrzeugkatalysatoren, Schmuck,<br />

Chemie, Elektronik, Glas- und<br />

Erdölindustrie<br />

Trends<br />

Nach einer Statistik von Johnson<br />

Matthey Noble Metals bewegte<br />

sich der Platinmarkt von einem<br />

Überschuss von 10 Tonnen<br />

für 2006 zu einem Defizit von<br />

13 Tonnen für 2007, was den<br />

Preis über das Jahr in die Höhe<br />

trieb.<br />

20<strong>08</strong>: U.S. Geological Survey (USGS)<br />

Die weltweite Aluminiumpro -<br />

duktion stieg 2007 gemäss<br />

USGS auf 38 000 000 Tonnen,<br />

gegenüber 33 700 000 Tonnen<br />

2006. Das Wachstum wurde<br />

von China und den ostasiatischen<br />

Produzenten getragen. China<br />

ist seit 2003 der weltweit grösste<br />

Aluminiumproduzent.<br />

Grösste Verbraucher (000 t)<br />

China<br />

12 347<br />

USA<br />

5580<br />

Japan<br />

2197<br />

Deutschland<br />

20<strong>08</strong><br />

Italien<br />

1020<br />

2007: World Bureau of Metal Statistics (WBMS)<br />

Chinas Verbrauch stieg 2007 auf<br />

12 347 000 Tonnen, gegenüber<br />

8 648 000 Tonnen 2006. Dieser<br />

markante Anstieg ist in erster<br />

Linie auf Infrastrukturinvestitionen<br />

zurückzuführen. Der Verbrauch<br />

dürfte gemäss Aluminium Asso -<br />

ci ation nun nach der Olympiade<br />

und im Jahr 2009 zurückgehen.<br />

Hauptverwendungszwecke<br />

Getränkedosen, Flugzeuge,<br />

Folien und Hochspannungsleitungen<br />

Trends<br />

Die weltweite Nachfrage nach<br />

Aluminium nimmt zu. 2007 belief<br />

sich der Aluminiumverbrauch<br />

gemäss WBMS auf insgesamt<br />

37 246 000 Tonnen. Dieser Wert<br />

ist seit 1998, als nur 21 889 000<br />

Tonnen verbraucht wurden,<br />

stetig gestiegen. Immer mehr<br />

Fahrzeug her steller gehen zu<br />

Aluminium über.<br />

20<strong>08</strong>: U.S. Geological Survey (USGS)<br />

Streiks in Kanada, Chile, Mexiko<br />

und Peru sowie eine Produktion<br />

unter den Erwartungen in Afrika,<br />

Indonesien und den USA führten<br />

zu rückläufigen Kupfervorräten,<br />

dennoch resultierte Ende 2007<br />

ein geringer Überschuss.<br />

Grösste Verbraucher (000 t)<br />

China<br />

4861<br />

USA<br />

2170<br />

Deutschland<br />

1392<br />

Japan<br />

1252<br />

Südkorea<br />

857<br />

2007: World Bureau of Metal Statistics (WBMS)<br />

Der weltweite Verbrauch stieg<br />

2007 gemäss World Bureau<br />

of Metal Statistics auf<br />

17 963 000 Tonnen, gegenüber<br />

16 988 000 Tonnen 2006.<br />

Eine dramatische Zunahme der<br />

chinesischen Kupferimporte<br />

weckte Bedenken, ob die Vorräte<br />

ausreichen.<br />

Hauptverwendungszwecke<br />

Elektrische Anlagen, Münzen,<br />

Mikroprozessoren und Bauwirtschaft<br />

Trends<br />

Die starke Nachfrage in China<br />

konnte 2007 den Rückgang<br />

auf dem amerikanischen Häuserund<br />

Fahrzeugmarkt, wo viel Kupfer<br />

verbraucht wird, wettmachen.<br />

Für 20<strong>08</strong> lassen die Prognosen<br />

gemäss International Copper<br />

Studies Group einen geringen<br />

Kupferüberschuss von<br />

rund 80 000 Tonnen erwarten.<br />

20<strong>08</strong>: U.S. Geological Survey (USGS)<br />

Die weltweite Nickelminenproduktion<br />

erreichte 2007 einen<br />

neuen Rekordstand und entsprach<br />

damit knapp der Nachfrage.<br />

Gemäss USGS wurden 2007<br />

119 000 Tonnen Nickel aus gekauftem<br />

Altmetall gewonnen, was<br />

52% des jährlichen Sekundärund<br />

Primärverbrauchs entsprach.<br />

Grösste Verbraucher (000 t)<br />

China<br />

328<br />

Japan<br />

196<br />

USA<br />

162<br />

Deutschland<br />

110<br />

Taiwan<br />

76<br />

2007: World Bureau of Metal Statistics (WBMS)<br />

Die Nachfrage wurde getragen<br />

vom höheren Verbrauch in China,<br />

der 2007 auf 328 000 Tonnen<br />

zulegte, gegenüber 42 000 1998.<br />

Asien verzeichnete 2007 den<br />

höchsten Verbrauch, gefolgt von<br />

Europa sowie Nord- und Lateinamerika.<br />

Zwei Drittel des Nickelverbrauchs<br />

entfallen auf Edelstahl.<br />

Hauptverwendungszwecke<br />

Luftfahrtbranche, Chemie,<br />

aufladbare Batterien und Münzen<br />

Trends<br />

Fusionen und Übernahmen haben<br />

gemäss USGS die Struktur der<br />

internationalen Nickelindustrie<br />

grundlegend verändert. Zurzeit<br />

werden weltweit zahlreiche Minenprojekte<br />

realisiert, da die Verbraucher<br />

fürchten, die Nachfrage<br />

könnte die Vorräte übersteigen.<br />

2007: World Bureau of Metal Statistics (WBMS)<br />

Auf der Angebotsseite stieg die<br />

weltweite Zinkminenproduktion<br />

2007 auf 11 115 100 Tonnen,<br />

gegenüber 10 0<strong>08</strong> 300 Tonnen<br />

2006. Dies rührt von Produktionssteige<br />

rungen in Australien, Bolivien,<br />

Brasilien, Kanada, China,<br />

Indien, Irland, Kasachstan, Mexiko,<br />

Peru, Portugal und den USA.<br />

Grösste Verbraucher (000 t)<br />

China<br />

3585<br />

USA<br />

1016<br />

Japan<br />

589<br />

Deutschland<br />

534<br />

Südkorea<br />

470<br />

20<strong>08</strong>: Commodity Research Bureau<br />

Die starke Nachfrage nach Zink,<br />

hauptsächlich getragen vom Wirtschafts-<br />

und Infrastrukturwachstum<br />

in China, übertraf 2007 die<br />

Produktion. Gemäss World Bureau<br />

of Metal Statistics lag Chinas<br />

Verbrauch 2007 bei 3 585 400<br />

Tonnen, gegenüber nur 1 402 000<br />

Tonnen im Jahr 2000.<br />

Hauptverwendungszwecke<br />

Verzinkung, Pharmazeutika,<br />

Bauwirtschaft und Messing<br />

Trends<br />

Die starke Nachfrage nach Zink,<br />

hauptsächlich getragen von<br />

Chinas Wirtschafts- und Infrastrukturwachstum,<br />

übertraf 2007<br />

erneut die Produktion. Das Angebotsdefizit<br />

für Feinzink verringerte<br />

sich 2007 gegenüber dem Vorjahr,<br />

und für 20<strong>08</strong> prognostiziert<br />

der USGS einen Überschuss.<br />

2007: World Bureau of Metal Statistics (WBMS)<br />

China war 2007 wiederum der<br />

grösste Zinnproduzent. In Indonesien,<br />

dem weltweit zweitgrössten<br />

Zinnproduzenten, führten verschiedene<br />

Ereignisse zu Produktionsunterbrüchen<br />

und Marktungewissheit.<br />

Grösste Verbraucher (000 t)<br />

China<br />

132<br />

Japan<br />

34<br />

Peru<br />

34<br />

Deutschland<br />

23<br />

Südkorea<br />

16<br />

2007: World Bureau of Metal Statistics (WBMS)<br />

Vor allem aufgrund der Nachfrage<br />

nach Elektronikprodukten<br />

stieg der chinesische Verbrauch<br />

2007 auf 132 000 Tonnen,<br />

gegenüber 20 600 Tonnen 2006.<br />

72% des Gesamtverbrauchs entfielen<br />

gemäss International<br />

Tin Research Institute auf zinnhaltige<br />

Lötmittel.<br />

Hauptverwendungszwecke<br />

Dosen, Container, Elektronik<br />

und Transport<br />

Trends<br />

Auf die gestiegenen Zinnpreise<br />

und die höhere Nachfrage der<br />

letzten Jahre reagierten die Zinnproduzenten<br />

mit der Eröffnung<br />

und dem Ausbau von Zinnminen<br />

und -hütten. Mehrere geschlossene<br />

oder teilweise stillgelegte<br />

Minen wurden wieder aktiviert.<br />

2007: World Bureau of Metal Statistics (WBMS)<br />

Die weltweite Produktion von<br />

Primär- und Sekundärblei stieg<br />

2006 im Jahresvergleich um<br />

4,3% auf den neuen Rekordstand<br />

von 8 030 000 Tonnen. Der<br />

weltweit grösste Produzent<br />

von Primär- und Sekundärblei<br />

war auch schon 2006 China.<br />

Grösste Verbraucher (000 t)<br />

China<br />

2506<br />

USA<br />

1572<br />

Deutschland<br />

400<br />

Südkorea<br />

336<br />

Italien<br />

305<br />

2007: World Bureau of Metal Statistics (WBMS)<br />

Die Bleibatterieindustrie ist der<br />

wichtigste Abnehmer von Blei und<br />

war 2007 für 89% des Bleiverbrauchs<br />

verantwortlich. Die weltweite<br />

Nachfrage blieb gegenüber<br />

dem Vorjahr nahezu unverändert,<br />

wobei Steigerungen in Asien<br />

rückläufige Tendenzen in Europa<br />

und Afrika wettmachten.<br />

Hauptverwendungszwecke<br />

Bauwirtschaft, Akkumulatoren,<br />

Batterien und Strahlungsschutz<br />

Trends<br />

Nach Auskunft des USGS-<br />

Berichts von 2007 dürften die<br />

Verkäufe von veredeltem Bleimetall<br />

für Fahrzeug- und Industriebatterien<br />

im Telekommunikationsund<br />

IT-Sektor weiterhin eine<br />

treibende Kraft des weltweiten<br />

Bleiverbrauchs bleiben.<br />

Text: Michèle Bodmer Fotos: Chris Collins, Corbis | Image Source, Getty Images | Corbis | www.coproduktion.ch | Matthias Kulka | Getty Images, SwissPress | Wolfgang Maria Weber, TV-yesterday


Editorial 03<br />

Als Sohn eines Schreiners mag ich Holz. Gerne erinnere ich mich zurück<br />

ans wilde Herumtoben in der Sägemehlkammer, an den Geruch von zersägten<br />

Baumstämmen und frisch verleimten Holzmöbeln. Holz fühlt sich weich und<br />

warm an. Dagegen ist <strong>Metall</strong> hart und kalt – und riecht nach nichts. Es wird im<br />

Hochofen erhitzt und in die gewünschte Form gegossen, um danach für die<br />

«Ewigkeit» zu erstarren.<br />

Doch genau diese Härte und diese kalte Beständigkeit machten die <strong>Metall</strong>e für<br />

die Menschheit schon früh so wertvoll. Wer sich als Erster Bronze in Form<br />

von Werkzeugen und vor allem Waffen zu Nutze machen konnte, hatte gegenüber<br />

den rivalisierenden Volksstämmen einen entscheidenden Vorteil. Aus<br />

Bronze geschmiedete Schwerter waren den schwerfälligen Steinäxten überlegen.<br />

Allerdings ging das auch nur so lange gut, bis die erste Bronzeklinge an<br />

einem noch härteren Eisenschwert zersplitterte. Und auch alle weiteren Waffen,<br />

die seit dem 16. Jahrhundert das Kriegsgeschehen bestimmen, wie Kanonen<br />

oder Gewehre, sind aus Eisen und Stahl.<br />

<strong>Metall</strong>e sorgten aber nicht nur für kriegerische Vormachtstellungen, sondern<br />

machten auch Reichtum transportabel. Schön geformte Schmuckstücke aus<br />

Kupfer oder Gold waren bereits in der späten Steinzeit ein Luxus, den sich<br />

nur wohlhabende Menschen leisten konnten. Diese Schätze liessen sich mit auf<br />

Reisen nehmen; häufig auch auf die letzte, wie Grabfunde bezeugen.<br />

In der Neuzeit sind <strong>Metall</strong>e die eigentlichen Triebfedern unseres Fortschritts<br />

und damit unseres Wohlstands. Dampfmaschinen aus Stahl brachten die ganze<br />

Industrialisierung erst ins Rollen. Auch bewegen sich die Menschen und Waren<br />

in Transportmitteln aus <strong>Metall</strong>.<br />

Foto: Cédric Widmer<br />

Gold Winner<br />

Gold Winner<br />

1. R ang<br />

Doch je mehr die Zahl der Leute wächst, die am modernen Wohlstand teilhaben,<br />

desto deutlicher zeichnen sich auch die Grenzen der metallischen Rohstoffe<br />

ab. Bereits hat ein erbitterter Wettlauf um die Erschliessung der letzten grossen<br />

Vorkommnisse und Reserven begonnen. Zwar werden laufend neue Technologien<br />

für den effizienteren Abbau und die bessere Nutzung der bestehenden<br />

Ressourcen entwickelt, doch das reicht nicht. Es braucht von uns allen einen<br />

bewussteren Umgang mit endlichen Rohstoffen wie den <strong>Metall</strong>en, das haben<br />

sie mit dem Holz gemeinsam.<br />

Daniel Huber, Chefredaktor Bulletin


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Inhalt<br />

05<br />

06<br />

27 _ Business<br />

28 _ Walter Berchtold Der CEO des Private<br />

Bankings sieht Chancen im volatilen Markt<br />

30 _ Young Investors Organization Gezielte<br />

Förderung junger Investoren aus aller Welt<br />

31 _«Best Bank» in der Schweiz Euromoney<br />

ehrt die Credit Suisse zum zweiten Mal<br />

32 _ Rekordverdächtig Die Preise für Rohstoffe<br />

waren seit 1973 noch nie so hoch<br />

33 _ Beratung Spezialisiert auf Giessereien<br />

sowie Altmetall- und Schrottverwerter<br />

34 _ Art and Entrepreneurship In London steigt<br />

eine Auktion zu Gunsten von Room to Read<br />

35 _ Invest Aktuelle Analysen und Trends<br />

43 _ Wirtschaft<br />

44 _ Trotz des Inflationstreibers Öl Das Klima<br />

in der Schweiz wird insgesamt milde bleiben<br />

48 _ Faszination Gold Warum das Edelmetall<br />

immer noch einen glänzenden Ruf geniesst<br />

52 _ Kasachstan Das aufstrebende Land bietet<br />

Investoren viele und weit entwickelte Chancen<br />

Coverfoto: Creativ Studio Heinemann, Westend61 | Foto: Thomas Eugster<br />

Schwerpunkt <strong>Metall</strong><br />

06 _ Heiss begehrte <strong>Metall</strong>e An der Londoner <strong>Metall</strong>börse<br />

wird der Weltmarktpreis immer noch durch Rufen ermittelt.<br />

09 _ Schwere Preissteigerung Das Wirtschaftswachstum<br />

hat die <strong>Metall</strong>e in den letzten Jahren massiv verteuert.<br />

10 _ Stahlharte Arbeit am Magnetberg Leben und Kultur<br />

der Stadt Magnitogorsk werden durch das Werk bestimmt.<br />

16 _ Alles Aluminium, was glänzt Das neuste Rolls-<br />

Royce-Modell besteht aus modernster Leichtbautechnik.<br />

20 _ Begehrte <strong>Metall</strong>steinbrocken Meteoritensucher<br />

übertrumpfen sich gegenseitig bei der Sammeljagd.<br />

24 _ Silber auf dem Faden Die Nanotechnologie soll in<br />

Zukunft Bildschirme auf Vorhängen möglich machen.<br />

Der Forest Stewardship Council (FSC) setzt mit<br />

10 Prinzipien und Kriterien den Standard für eine<br />

umwelt- und sozialverträgliche Waldbewirtschaftung.<br />

Schweizer Papier (Z-Offset, mit 30% FSC-Anteil), aus<br />

europäischem Zellstoff, hergestellt von der ISO-14001-<br />

zertifizierten Ziegler Papier AG, Grellingen.<br />

54 _ Kohlerevival Trotz Emissionen gilt der Brennstoff<br />

wieder als wichtiger Energielieferant<br />

51 _ Bulletin plus «Wohnen»<br />

57 _ Sponsoring<br />

58 _ Salzburger Festspiele Heuer unter dem<br />

Motto «Denn stark wie die Liebe ist der Tod»<br />

60 _ Doppelbelastung? Ein Credit Suisse<br />

Mit­arbeiter qualifizierte sich für Beijing<br />

62 _ Echo Klassik Das kammerorchesterbasel<br />

wird in München als bestes Orchester geehrt<br />

63 _ Gesellschaft<br />

64 _ Moto2Be Die Credit Suisse London sammelt<br />

für die Ausbildung benachteiligter Kinder<br />

66 _ John Tobin Der Leiter Sustainability Affairs<br />

über die Klimainitiativen der Credit Suisse<br />

68 _ Engagiert Die Credit Suisse fördert Bildung<br />

und unterstützt Umwelt- und Naturprojekte<br />

69 _ Prostatakrebs Eine Informationskampagne<br />

zur Früherkennung will Leben retten<br />

70 _ Leader Mary Ellen Iskenderian Die Leiterin<br />

des Women’s World Banking im Interview<br />

Service<br />

62 _ Impressum<br />

43 _ Wissenswert<br />

56 _ Nachlese<br />

74 _ @propos und Online-Link<br />

Ihr Link zu unserem Know-how: www.credit-suisse.com/infocus


26,981538<br />

[Ne]3s<br />

13 Al<br />

2 3p 1<br />

3<br />

661 1.5<br />

2467 6.0<br />

Aluminium<br />

63,546<br />

[Ar]3d<br />

29 Cu<br />

10 4s 1<br />

1,2<br />

1<strong>08</strong>4 1.8<br />

2595 7.7<br />

Kupfer<br />

65,39<br />

[Ar]3d<br />

30 Zn<br />

10 4s 2<br />

2<br />

420 1.7<br />

907 9.4<br />

Zink<br />

207,2<br />

[Xe]4f 14 5d<br />

82 Pb<br />

10 6s 2 6p 2<br />

2,4<br />

328 1.6<br />

1740 7.4<br />

Blei<br />

58,6934<br />

[Ar]3d<br />

28 Ni<br />

8 4s 2<br />

0,2,3<br />

1453 1.8<br />

2732 7.6<br />

Nickel<br />

118,710<br />

[Kr]4d<br />

50 Sn<br />

10 5s 2 5p 2<br />

2,4<br />

232 1.7<br />

2270 7.3<br />

Zinn


<strong>Metall</strong> <strong>Metall</strong>börse<br />

07<br />

Lauthals um die<br />

Weltmarktpreise ringen<br />

An der Londoner <strong>Metall</strong>börse wird noch immer so gehandelt wie vor 130 Jahren –<br />

durch lautes Rufen aufgeregter Männer. Im Fünfminuten-Takt werden die<br />

Weltmarkt preise für Aluminium, Kupfer, Zink, Nickel, legiertes Aluminium, Zinn<br />

und Blei ausgehandelt.<br />

Text: Axel Reiserer<br />

Foto: Thomas Eugster<br />

Das Faszinierende an London ist das Nebeneinander verschiedenster<br />

Welten. Nur wenige Schritte neben der City of London, in<br />

der die führenden Finanzinstitutionen der Welt Tag für Tag Billionen<br />

um den Globus jagen, beginnt das Armenviertel East End. Genau<br />

an dieser Schnittstelle befinden sich die ehrwürdigen Räum lichkeiten<br />

der Londoner <strong>Metall</strong>börse (kurz LME für London Metal<br />

Exchange). Diese wurde 1877 für Basismetalle, also nichteisenhaltige<br />

<strong>Metall</strong>e wie etwa Kupfer, Zinn, Nickel oder Blei, gegründet.<br />

Die Geschichte der Börse reicht allerdings noch viel weiter zurück<br />

bis zur Eröffnung der Royal Exchange unter Queen Elizabeth I. im<br />

Jahr 1571, als Händler erstmals geregelt miteinander in Austausch<br />

zu treten begannen. So manche der damals begonnenen Traditionen<br />

und Gebräuche haben bis heute noch Bestand – und existieren<br />

neben ultramodernen Praktiken des elektronischen Handels weiter.<br />

Das eben ist London.<br />

War ursprünglich England und dann Grossbritannien lange ein<br />

Rohstoffexporteur, brachten industrielle Revolution und Aufstieg<br />

zur Weltmacht einen schier unerschöpflichen Hunger nach Rohstoffen.<br />

Mit ihm strömten Verkäufer, Händler und Finanziers aus<br />

aller Welt in derartig grosser Zahl nach London, dass an der Royal<br />

Exchange ein wirres Durcheinander herrschte. Spezialisierung tat<br />

Not. So liessen sich die <strong>Metall</strong>händler rund um ein Kaffeehaus<br />

namens Jerusalem, unmittelbar neben dem heutigen Zuhause der<br />

LME, nieder und gingen in der Folge hier ihren Geschäften nach.<br />

Wer etwas zu verkaufen hatte, zog einen Kreis<br />

Dabei entwickelten sie jene Praxis, die der London Metal Exchange<br />

bis heute ihr besonderes Gepräge gibt: Ein Händler, der <strong>Metall</strong> zu<br />

verkaufen hatte, zog einen Kreis, rief «change» und alle, die um<br />

seine Waren bieten wollten, versammelten sich um den Kreis. Der<br />

schliesslich ermittelte Preis war für lange Zeit massgebend für das<br />

jeweilige <strong>Metall</strong>.<br />

Alles aber änderte sich, als massenhaft Importe ins Land kamen.<br />

Die Händler hatten ungeahnte neue Möglichkeiten, aber auch ein<br />

Problem: Niemand wusste, was der Marktpreis jener Schiffsladung<br />

Kupfer aus Chile sein würde, die man gerade angeboten bekommen<br />

hatte, wenn sie dann endlich in London eintreffen würde. An der<br />

<strong>Metall</strong>börse fand eine Revolution statt: Verträge wurden nunmehr<br />

auf Basis von drei Monaten festgelegt – das war die Durchschnittsdauer<br />

einer Schiffspassage aus Südamerika oder Südostasien.<br />

Damit fiel sowohl für Verkäufer als auch Käufer das grösste Risiko<br />

weg, und ein Geschäftsmodell war entwickelt, das sich aller Innovationen<br />

und Modifikationen zum Trotz bis heute in seinen Grundzügen<br />

gehalten hat.<br />

Ein «Ring» aus Ledersesseln<br />

An der heutigen LME steigen die Händler wie vor 130 Jahren im<br />

wahrsten Sinn des Wortes in den «Ring» und ermitteln in ihren<br />

täglichen Sitzungen zwischen 11.15 und 17.0 0 Uhr die Weltmarktpreise<br />

für Aluminium, Kupfer, Zink, Nickel, legiertes Aluminium,<br />

Zinn und Blei. Doch setzt sich der heutige Ring im Handelsraum<br />

der LME aus mit rotem Leder ausgeschlagenen Sitzen zusammen,<br />

auf denen nur Börsenmitglieder der ersten Klasse zugelassen sind.<br />

Diese allein haben das Sagen. In den jeweils fünf Minuten dauernden<br />

Handelssitzungen arbeiten den derzeit zwölf Ring händlern<br />

aber eine Vielzahl von Assistenten zu. Das Spiel von Angebot und<br />

Nachfrage spitzt sich dabei immer mehr zu, es wird immer wilder<br />

gestikuliert, Informationen werden in rasendem Tempo ausgetauscht,<br />

die wachsende Emotion macht sich in immer lauterem<br />

Rufen bemerkbar – bis nach exakt 300 Sekunden die Glocke das<br />

Ende der Sitzung verkündet. Dabei gelten strenge Regeln: Wer<br />

etwa als Ringhändler von seinem Sitz aufsteht oder sein Jackett<br />

ablegt, wird streng bestraft. Die Etikette an der LME ist diesbezüglich<br />

unnachgiebig.<br />

Zur Erholung haben die fast ausschliesslich männlichen Händler<br />

aber keine Zeit, sofort ist das nächste <strong>Metall</strong> an der Reihe. «Wir<br />

sind die letzte Börse Europas, in der auf Ausruf gehandelt wird»,<br />

erklärt Chris Evans von der LME. «Doch solange unsere Mitglieder,<br />

die zugleich unsere Eigentümer sind, das so wünschen, sehen wir<br />

keinen Grund, etwas zu ändern. Viele meinen, das direkte Geschäft,<br />

in dem sich Käufer und Verkäufer Auge in Auge gegenüberstehen,<br />

schaffe Transparenz und Vertrauen. Darauf beruht unsere ganze<br />

Existenz, und Vertrauen ist etwas, das ein Computer nicht schaffen<br />

kann.»<br />

Für die Händler hat der Ring gegenüber der Elektronik einen<br />

entscheidenden Vorteil: Es gibt keine Zeitverzögerung. In einer ><br />

Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>


<strong>08</strong><br />

<strong>Metall</strong> <strong>Metall</strong>börse<br />

Jeder Kontrakt der LME verfügt über eine physische Deckung. Die <strong>Metall</strong>e lagern in über 400 Lagerhäusern in der ganzen Welt.<br />

So stapeln sich bei einer Speditionsfirma in Hamburg unter anderem Kupfer, Zink und Nickel.<br />

Fast nichts schreibt man an der London<br />

Metal Exchange so gross wie Tradition.<br />

Mit der Einführung der elektronischen Plattform<br />

LSE Select liess man sich bis Ende<br />

2003 Zeit und dann musste man noch einmal<br />

ein paar Jahre warten, bis das System problemfrei<br />

funktionierte. Die Klagen hielten<br />

sich in Grenzen, denn der einzig «wahre»<br />

Handel an der LME wird immer noch durch<br />

Ausrufen gemacht. Wer in der wichtigsten<br />

Runde zur Mittagsstunde in den Ring<br />

steigt, der muss sich wie in einem Boxring<br />

fühlen. Was der Besucher da in 300 Sekunden<br />

sieht, ist Adrenalin pur. Wer in diesen<br />

erlauchten Kreis aufgestiegen ist, muss<br />

einiges aus halten. In grauer Vorzeit verfasste<br />

Vorschrif ten untersagten den Händlern<br />

etwa das Spucken. Gänzlich unvorstellbar<br />

ist für uns heute, dass bis vor<br />

wenigen Jahren im Zentrum des Sechs-<br />

Meter-Durchmesser-Kreises ein riesiger<br />

Aschenbecher stand. Doch schon vor<br />

Inkrafttreten des allge meinen Rauchverbots<br />

in England vor einem Jahr wurde das<br />

Laster von der Börse verbannt.<br />

Börse mit einer Monopolstellung wie der LME heisst das: Was in<br />

der letzten Sekunde des verzweifelten Rufens als Preis ermittelt<br />

worden ist, gilt weltweit und sofort von Malaysia bis Chile.<br />

Daneben baut natürlich auch die LME mittlerweile auf modernste<br />

Technik, die einen Betrieb rund um die Uhr erlaubt. Wenn<br />

Australien erwacht, sind die LME-Terminals längst bereit, und wenn<br />

die USA schlafen gehen, surren sie immer noch. Der Telefonhandel<br />

funktioniert zudem 24 Stunden am Tag.<br />

Der explodierende Bedarf nach Rohstoffen in Ländern wie<br />

China und Indien hat das Volumen der LME in den vergangenen<br />

Jahren in neue Dimensionen katapultiert. Im Vorjahr wurden Geschäfte<br />

im Wert von 9,4 Milliarden US-Dollar abgeschlossen, allein<br />

im ersten Halbjahr 20<strong>08</strong> wurde ein neuer Rekordumsatz von 54<br />

Millionen Kontrakten im Wert von 5,6 Milliarden US-Dollar (plus 18<br />

Prozent gegenüber 2007) verzeichnet.<br />

<strong>Metall</strong>e bei Bedarf real verfügbar<br />

Eine Besonderheit der LME ist, dass es für jeden Kontrakt eine<br />

physische Deckung gibt. Dafür benützt die Börse 400 Lagerhäuser<br />

in der ganzen Welt, auf die «bei Bedarf auch zurückgegriffen werden<br />

kann», wie Evans sagt, «auch wenn das nur in einem Bruchteil<br />

von einem Prozent aller Verträge tatsächlich der Fall ist». Die Frist<br />

von 3 Monaten gibt es auch noch, doch mittlerweile kann man<br />

Verträge bis zu 63 Monate abschliessen.<br />

Dieser Tage hat die LME trotz gewisser Widerstände seitens der<br />

Industrie ihren ersten Stahlkontrakt erfolgreich eingeführt. Und<br />

obwohl die beiden Plastikkontrakte, die man seit 2005 anbietet,<br />

bisher alles andere als ein grosser Renner sind, spielt man derzeit<br />

mit dem Gedanken, auch Kobalt und Molybdän an der Börse<br />

einzuführen. «Wir denken da in grösseren Zeiträumen», gibt sich<br />

Evans gelassen. Dazu hat die LME wohl allen Grund: Was auch<br />

immer an Neue rungen kommen wird, es ist gut vorstellbar, dass<br />

hier in 130 Jahren immer noch eine Handvoll Männer durch lautes<br />

Schreien die Weltmarktpreise für <strong>Metall</strong>e bestimmen. <<br />

Fotos: Thomas Eugster<br />

Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>


<strong>Metall</strong> Marktübersicht<br />

09<br />

Trends an den <strong>Metall</strong>märkten:<br />

Was Gold und Blei gemeinsam haben<br />

Die Preise für <strong>Metall</strong>e sind in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Dabei gibt es unter den verschiedenen<br />

<strong>Metall</strong>en aber wesentliche Unterschiede in Bezug auf Marktstruktur und Anwendungen.<br />

In den vergangenen fünf Jahren haben sich<br />

die Preise sowohl für Industriemetalle als<br />

auch für Edelmetalle mehr als verdreifacht.<br />

Dies ist umso bemerkenswerter, als sich die<br />

Märkte für Industrie- und Edel metalle deutlich<br />

unterscheiden.<br />

Industriemetalle sind Produktionsfaktoren<br />

für Konsum- und Investitionsgüter. So<br />

sind elektrische Anwendungen wie zum Beispiel<br />

Stromleitungen die wichtigste Anwendung<br />

für Kupfer. Aluminium wird hauptsächlich<br />

für Teile in der Automobil- und Luftfahrtindustrie<br />

verwendet. Nickel wiederum wird<br />

vor allem zur Herstellung von rostfreiem<br />

Stahl eingesetzt. Edelmetalle hingegen werden<br />

hauptsächlich in der Schmuckindustrie<br />

verwendet und haben kaum industrielle<br />

Anwendungen. Zudem werden Edelmetalle<br />

oftmals als Wertaufbewahrungsmittel oder<br />

Geldanlage eingesetzt. Dies gilt vor allem<br />

für Gold und Silber.<br />

Entsprechend unterschiedlich reagieren<br />

die beiden <strong>Metall</strong>gruppen auf Entwicklungen<br />

im Zins- und Konjunkturzyklus. Industriemetalle<br />

reagieren sehr sensibel auf<br />

Veränderungen im Konjunkturzyklus. Zieht<br />

das Wirtschaftswachstum an, so werden<br />

mehr Konsum- und Investitionsgüter produziert.<br />

Dies führt zu einem Anstieg der Nachfrage<br />

nach Industriemetallen und dementsprechend<br />

zu steigenden Preisen. Schwächt<br />

sich die Weltwirtschaft ab, fallen die Preise<br />

üblicherweise. Dadurch ist die Korrelation<br />

zwischen Konjunkturzyklus und Industriemetallpreisen<br />

mit 0,6 recht hoch.<br />

Edelmetalle reagieren verstärkt auf andere<br />

Faktoren. Zwar profitieren die Edelmetallpreise<br />

ebenfalls von höherem Wirtschaftswachstum,<br />

da Edelmetalle jedoch<br />

hauptsächlich als Geldanlage verwendet<br />

werden, reagieren sie vor allem auf die Entwicklung<br />

der Zinsen. Eine Investition in<br />

Edelmetalle wirft weder Zinsen noch Dividenden<br />

ab. Das macht eine In vestition in<br />

Edelmetalle vor allem in einem Umfeld attraktiv,<br />

in dem Zins- und Divi dendenzahlungen<br />

niedrig sind.<br />

In ihrer Funktion als Wertaufbewahrungsmittel<br />

reagieren Edelmetalle zudem<br />

sensibel auf Bewegungen des US-Dollars<br />

sowie auf Veränderungen der Inflationsrate.<br />

Tiefe Zinsen, ein schwacher US-Dollar und<br />

hohe Inflationsraten führen üblicherweise<br />

zu steigenden Edel metallpreisen. Dementsprechend<br />

sind die Edelmetallpreise negativ<br />

mit dem Zins niveau korreliert (siehe Grafik).<br />

Das Umfeld der letzten Jahre mit hohem<br />

Wirtschaftswachstum bei einem gleichzeitig<br />

schwächeren US-Dollar und einem niedrigen<br />

Zinsniveau war generell günstig sowohl<br />

für Edel- als auch für In dustriemetalle.<br />

Divergenzen in der Preisentwicklung der<br />

beiden <strong>Metall</strong>gruppen traten vor allem dann<br />

auf, wenn sich entweder das Wirtschaftswachstum<br />

abschwächte oder die Zinsen verändert<br />

wurden (siehe Grafik).<br />

Abgesehen von dem günstigen makroökonomischen<br />

Umfeld der letzten Jahre konnten<br />

<strong>Metall</strong>e jedoch auch von strukturellen<br />

Faktoren profitieren. Der Wirtschaftsaufschwung<br />

in Schwellenländern, allen voran<br />

in China, geht mit einem beispiellosen Anstieg<br />

der Inves titionen in Infrastruktur einher.<br />

Diese In frastruktur investitionen benötigen<br />

grosse Mengen an <strong>Metall</strong>en. Das führte<br />

wiederum zu einer Verknappung dieser Rohstoffe,<br />

was den Aufwärts trend der Preise<br />

deutlich verstärkt hat.<br />

In den nächsten Monaten rechnen wir sowohl<br />

für Edel- als auch für Industriemetalle<br />

mit einer Verlangsamung des Aufwärtstrends.<br />

Aufgrund der Immobilien- und Kreditkrise<br />

in den USA schwächt sich derzeit<br />

das Wirtschaftswachstum ab. Gleichzeitig<br />

steigen aufgrund der rekordhohen Ölpreise<br />

die Inflationsraten weltweit an. Als Reaktion<br />

darauf haben verschiedene Zentralbanken<br />

bereits mit Zinserhöhungen begonnen.<br />

Beides ist negativ für die <strong>Metall</strong>preise.<br />

Zwar rechnen wir nicht damit, dass die<br />

Veränderungen gross genug sein werden,<br />

um den Aufwärtstrend der letzten Jahre umzukehren,<br />

Investoren sollten jedoch mit einer<br />

deut lich verlangsamten Aufwärtsbewegung<br />

bei den <strong>Metall</strong>preisen rechnen.<br />

Tobias Merath, Rohstoffanalyst, Singapur<br />

Edelmetall- versus Industriemetallpreise<br />

In den vergangenen fünf Jahren haben sich die Preise für Edelund<br />

Industriemetalle verdreifacht. Quelle: Bloomberg, Credit Suisse<br />

Treiber für Edel- und Industriemetallpreise<br />

Die Edelmetallpreise sind negativ mit dem Zinsniveau<br />

korreliert. Quelle: Bloomberg, Credit Suisse<br />

Index, Januar 2000 = 100<br />

450<br />

400<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

00 01 02 03 <strong>04</strong> 05 06 07 <strong>08</strong><br />

Korrelation seit 1991<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

0.0<br />

–0.2<br />

–0.4<br />

–0.6<br />

Konjunkturzyklus<br />

Zinsen<br />

Industriemetalle Edelmetalle Industriemetalle Edelmetalle<br />

Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>


12,0107<br />

[He]2s 2 2p 2<br />

C 6<br />

–4,2,4<br />

3550 2.5<br />

4827 11.3<br />

Kohlenstoff<br />

In Magnitogorsk sind<br />

die Träume aus Stahl<br />

Mitten im Ural, am Schnittpunkt von Europa und Asien, liess Stalin ab 1929 aus dem<br />

Nichts der Steppe die Stahlstadt Magnitogorsk stampfen. Zeitweise träumten dort bis<br />

zu 100 000 Arbeiter von einer besseren Zukunft. Vieles hat sich in den vergangenen<br />

Jahrzehnten verändert, doch noch immer raucht es aus den Schornsteinen des Stahlwerks.<br />

Text: Ingo Petz


55,845<br />

26 Fe<br />

1535 1.6<br />

2750 7.9<br />

Eisen<br />

[Ar]3d 6 4s 2<br />

–2,0,2,3,6


12<br />

<strong>Metall</strong> Magnitogorsk<br />

Das Stahlwerk schlafe nie, sagt Galina Djurjagina. Nachts höre man<br />

es auf der asiatischen Seite des Ural-Flusses röcheln und schnauben<br />

wie ein monströses Urviech. Auch seinen Atem könne man<br />

dann riechen. Ätzend, beissend bis ins Mark. So rieche Magnitogorsk<br />

manchmal – und nicht wie eine Frühlingswiese. Dann lächelt<br />

die 55-Jährige mit den kleinen neckischen Augen und der Stimme<br />

eines Generals. Die Einwohner der von Stalin ab 1929 im Staub<br />

der Steppe errichteten Stahlstadt im Ural haben einen schwarzen,<br />

vom harten Schicksal gefrästen Humor. «So schlimm ist die Luftverschmutzung<br />

heute aber nicht mehr», erklärt schliesslich der<br />

Taxifahrer, der uns auf den Magnetberg kutschiert hatte. «Aber bis<br />

vor nicht allzu langer Zeit war das hier die Hölle. Im Winter war der<br />

Schnee schwarz vor Russ, und ich kann mich noch daran erinnern,<br />

wie wir als Kinder in einem der Stadtparks Blätter in einen Bach<br />

geworfen hatten. Und sobald sie in Berührung mit dem Wasser<br />

kamen, lösten sie sich auf. Das war eine der Hauptattrak tionen bei<br />

uns.» Dann lacht er. Zusammen mit Galina.<br />

Die Sonne brennt. Aus den Schornsteinen steigen orange, rötliche<br />

und schwarze Wölkchen in den blauen Himmel. Auch jetzt,<br />

oben auf dem Magnetberg, dem Wahrzeichen der Stadt, hört man<br />

die Arbeitsgeräusche des molochartigen Industriekomplexes, der<br />

sich auf einer Fläche von rund zehn mal zehn Kilometer in der flachen<br />

Ebene erstreckt. Dahinter, in der Ferne, auf der europäischen<br />

Seite des gestauten Flusses, erkennt man blass ein paar Plattenbauten<br />

und klassizistische Sowjetbauten der 430 000-Einwohner-<br />

Stadt, die in der flirrend-heissen Luft vor dem Wirrwarr an Walzwerken,<br />

Schornsteinen, Öfen, Rohren und unzähligen Hallen wie<br />

eine Fata Morgana wirken. Das Stahlwerk beherrscht hier die Landschaft<br />

– und das Leben. Das Kombinat ist überall präsent und<br />

sichtbar. Nicht nur in der Stadt, die sich nach ihren Anfängen auf<br />

der asiatischen Flussseite auf die europäische Seite verlagert<br />

hat – so als habe sie versucht, vor dem Werk und seinem Dreck<br />

zu flüchten. Im Museum hängen Bilder, auf denen die Schlote der<br />

alten Martins öfen häufig im Hintergrund zu sehen sind. Auf dem<br />

Kulturpalast prangen die grossen Buchstaben des Stahlwerks: MMK<br />

(Magnitogorsker <strong>Metall</strong>urgisches Kombinat). Auf Plakaten, die Theaterstücke<br />

bewerben, findet sich MMK als Sponsor. Die moderne<br />

Sportarena wurde von MMK gebaut. Und natürlich ist der berühmte<br />

und erfolgreiche Eishockey-Verein <strong>Metall</strong>urg Magnitogorsk der<br />

Werksclub des Kombinats. Am «Tag des <strong>Metall</strong>arbeiters», dem in<br />

Magnitogorsk nach dem Neujahr zweitwichtigsten Feiertag, tragen<br />

die Menschen auf dem Fest rund um die Eishockey-Arena T-Shirts<br />

mit der Aufschrift «Ich liebe MMK». Das Werk ist heute ein riesiges<br />

Unternehmen, dem auch Hotels, Krankenhäuser, Skilifte, Radiound<br />

Fernsehsender oder ganze Kurorte gehören. Rund 60 000<br />

Menschen arbeiten im grössten Stahlwerk Russlands und seinen<br />

Tochterbetrieben. Zu Sowjetzeiten waren es bis zu 100 000. MMK<br />

ist der grösste Arbeitgeber der Stadt und der grösste Steuerzahler<br />

in der Region Tscheljabinsk. Wenn es dem Stahlwerk gut geht,<br />

sagen die Leute, geht es auch den Menschen gut.<br />

Fotos Seiten 10–15: Max Sher<br />

1<br />

2<br />

3<br />

«Die Stadt der Zukunft wurde nie gebaut»<br />

Jeder in der Stadt ist mit dem Werk und seiner dramatischen<br />

Geschichte verbunden. Am 10. März 1929 waren die ersten<br />

256 Arbeiter am Magnetberg angekommen. 1931 waren es schon<br />

über 100000. Bauern, Arbeiter, Kommunisten, Enthusiasten, Gulag-<br />

Insassen, auch Ausländer wie beispielsweise der spätere DDR-<br />

Staatsratsvorsitzende Erich Honecker reisten seit Ende der ><br />

Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>


<strong>Metall</strong> Magnitogorsk<br />

13<br />

4<br />

6<br />

5<br />

7<br />

1 Galina Djurjagina wurde 1953 in einem Gulag-Lager in Sibirien geboren, wo ihre Mutter eine zehnjährige Strafe verbüsste. Nach ihrer<br />

Freilassung kam die Mutter mit Galina nach Magnitogorsk. Galina begann ein Ingenieurstudium in St. Petersburg, musste dieses aber abbrechen,<br />

als sie schwanger wurde. Sie kehrte nach Magnitogorsk zurück und wurde bei MMK Ende der Siebzigerjahre als Elektrikerin angestellt.<br />

Seither arbeitet sie in der Stahlmühle. Ihre Tochter ist eine begeisterte Weltreisende. Die beiden Frauen sind unter anderem per Autostopp<br />

durch Sibirien, China, Tibet oder auch Indien gereist. 2 Natascha Semenenkowa arbeitet als Kranführerin im neuen Stahlwerk von MMK.<br />

3 Wladimir Romanow arbeitete neun Jahre im Stahlwerk und hat seit 1992 verschiedene Unternehmen gegründet. Heute produziert er<br />

hochwertige Schmiedearbeiten. 4 In den Produktionshallen gibts immer noch Sicherheitsschilder und Propagandaposter aus der Zeit<br />

der Sowjetunion. 5 Eine der Produktionshallen von MKK. 6 Sauerstoffblasanlagen im Stahlwerk. 7 In der Stahlseilproduktion.<br />

Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>


14<br />

<strong>Metall</strong> Magnitogorsk<br />

Zwanziger in die Steppe, um aus dem Nichts das Werk und später<br />

die Stadt zu errichten – häufig mit dem Traum, eine bessere Gesellschaft<br />

zu erbauen. Das Stahlwerk entstand quasi über Nacht.<br />

Stalin hatte Magnitogorsk zum Prestigeprojekt seines ersten Fünfjahresplans<br />

gemacht – ohne Rücksicht auf Mensch und Material.<br />

Bereits 1931 wurde das erste Gusseisen produziert, 1932 floss der<br />

erste Stahl. Die radikale Industrialisierung hatte Priorität, der<br />

Mensch und seine Träume mussten warten. «Aber anders als die<br />

Fabrik wurde die Stadt der Zukunft nie gebaut», schreibt Stephen<br />

Kotkin, ein Historiker, der die Stadt Ende der Achtziger als erster<br />

Amerikaner seit über 50 Jahren besuchen durfte. Die Menschen<br />

lebten noch bis in die Sechzigerjahre in Baracken – häufig unter<br />

kaum vorstellbaren Bedingungen.<br />

Im Zweiten Weltkrieg wurden in Magnitogorsk über 50 Prozent<br />

des Stahls für die Rote Armee gegossen. Magnitogorsk wurde als<br />

«Heldenstadt» zum Symbol für die Heimatfront und dadurch zum<br />

von der Sowjetpropaganda ausgeschlachteten Mythos. Das Kombinat<br />

ist «unser Versorger und Zerstörer», schrieb die Magnitogorsker<br />

Dichterin Rima Dyshalenkowa einmal über die janusköpfige<br />

Bedeutung des Stahlkolosses für die Ural-Stadt. Magnitogorsk<br />

ist zweifelsohne keine schöne Stadt, aber es geht eine seltsame<br />

Magie von diesem Ort aus, an dem so viele Träume und Sehnsüchte<br />

geboren und gleichzeitig wieder untergegangen sind. «Magnitogorsk»,<br />

schreibt der Osteuropa-Historiker Karl Schlögel, «wurde<br />

zur Chiffre dafür, dass nichts unmöglich sein würde, wenn die Arbeiter<br />

nur Maschine und Technik überlegen handhaben würden.<br />

In Magnitogorsk besiegte das rückständige Russland gleichsam<br />

sich selbst.»<br />

«Du kannst dem Kombinat nicht entkommen»<br />

Galina arbeitet seit 30 Jahren als Elektrikerin in «Mordor », wie die<br />

Stadtjugend das Stahlwerk zuweilen nennt. Mordor, so heisst das<br />

Reich des Bösen im Tolkien-Epos «Herr der Ringe». Galina sagt:<br />

«Du kannst dem Kombinat nicht entkommen. Es ist unser Leben,<br />

unsere Kultur, unser Schicksal.» Und dann zählt sie die negativen<br />

Folgen dieser fatalen Liaison auf: die Krankheiten, unter denen die<br />

Menschen verstärkt leiden – wie Asthma und Krebs. Die Korruption,<br />

die in der Stadt wie im Land sehr verbreitet sei. Die tiefen<br />

politischen Bande zwischen der Führung des Werkes und der Stadtverwaltung.<br />

Dass es nochmals einen Bürgermeister wie Wadim<br />

Kljuwgant geben wird, der zwischen 1991 und 1994 versucht hatte,<br />

die Stadt mit Reformen und Gerichtsprozessen aus den Klauen<br />

des Kombinats zu befreien, um ihr eine etwas grössere Unabhängigkeit<br />

zu sichern, scheint heute illusorisch. «Das Kombinat ist die<br />

Stadt», sagt Galina. «Das war zu Sowjetzeiten schon so. Wurden<br />

wir früher auf den Kommunismus eingeschworen, ist es heute der<br />

Patriotismus gegenüber dem Staat und Russland.» Dann stoppt sie<br />

ihre Tirade, hält inne und sagt: «Aber natürlich hat sich das Leben<br />

in der Stadt verbessert. Vor allem nach den harten Zeiten, die von<br />

der Perestroika ausgelöst wurden, als wir lernen mussten, auf<br />

eigenen Beinen zu stehen.» Dieser Mischung aus frappierender<br />

Realitätsnähe und stolzer Loyalität zum Kombinat begegnet man<br />

häufig in Gesprächen mit Einwohnern und <strong>Metall</strong>arbeitern. Es ist,<br />

als habe sich der Mensch hier fest vorgenommen, sich unter keinen<br />

Umständen von dem Stahlwerk brechen zu lassen. Auch die<br />

Ingenieurin Tatjana Terenteva, deren Familie seit Generationen im<br />

Kombinat arbeitet, sagt, dass «die Loyalität hier sehr ausgeprägt<br />

ist. Als es in den Neunzigern nur wenig Arbeit und vor allem<br />

8<br />

wenig Geld gab, haben dennoch viele zum Kombinat gehalten. Es<br />

gab damals einige Übernahmeversuche, die zum Glück abgewendet<br />

werden konnten. Wer weiss, was dann passiert wäre? Dann wäre<br />

die Stadt vielleicht gestorben.»<br />

Tatsächlich ist das heutige Leben in Magnitogorsk auf die Zukunft<br />

gerichtet. Das versprechen nicht nur die Werbeposter am Stadt-<br />

Flughafen, die von «einer neuen Epoche in Magnitogorsk» schwärmen.<br />

Man sieht, dass sich Magnitka, wie die Stadt von den Einwohnern<br />

genannt wird, einen bescheidenen Wohlstand erarbeitet<br />

hat. Die Strassen und Parks sind sauber. Es gibt viele neue Kinderspielplätze.<br />

In Museen, in der Stadtverwaltung riecht es nach<br />

frischer Farbe. Vielerorts blühen Blumen, es wird renoviert und<br />

gebaut, auch neue Wohnungen. Denn unter akutem Wohnungsmangel<br />

leidet Magnitka seit seiner Gründung. In den Randbezirken<br />

entstehen ganze Neubaugebiete mit grossen schicken Einfamilienhäusern.<br />

Entlang des Lenin-Prospektes reihen sich unzählige<br />

Bekleidungsgeschäfte. Die Stadt gehört zu den wohlhabendsten<br />

Provinzstädten Russlands. Sie hat in den vergangenen Jahren vom<br />

wirtschaftlichen Aufschwung im Land profitiert. Offiziell liegt die<br />

Arbeitslosenquote bei 0,8 Prozent. Die düsteren Zeiten der<br />

Neunziger, als das Kombinat die Menschen teils mit Geld, teils mit<br />

Coupons für Lebensmittel bezahlen musste und die Zukunft ungewiss<br />

war, scheinen vorerst vorbei. «Ja, die Stadt erblüht», sagt<br />

Wladimir Romanow, der neun Jahre im Stahlwerk arbeitete und seit<br />

1992 verschiedene Unternehmen gegründet hat. Heute produziert<br />

er hochwertige Schmiedearbeiten. Er beschäftigt 80 Mitarbeiter,<br />

und gerade hat er ein grosses Gelände mit alten Werkshallen gekauft.<br />

Noch herrscht das Chaos. «Die Nachfrage in Russland ist<br />

riesig», sagt Romanow, während er durch die Hallen spaziert und<br />

erzählt, wie er sein neues Eigentum modernisieren will. Unternehmer<br />

wie er beweisen, dass Magnitogorsk dabei ist, sich zu wandeln<br />

und unabhängig vom alles beherrschenden Stahlwerk ein neues<br />

Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>


<strong>Metall</strong> Magnitogorsk<br />

15<br />

9 10<br />

8 Passanten im Zentrum von Magnitogorsk. 9 Eine Strassenbahn auf der Brücke, die über den Ural-Fluss führt. Sie führt an einem<br />

Obelisken vorbei, der die geografische Grenze zwischen Europa und Asien markiert. Magnitogorsk liegt auf beiden Flussufern des Urals,<br />

also in Asien und Europa. 10 Eine Ballonverkäuferin beim Jahrmarkt anlässlich des Feiertags der <strong>Metall</strong>arbeiter.<br />

Gesicht zu suchen. Ein Weg, der langwierig und schwierig sei, gibt<br />

Romanow zu bedenken. «Wir können uns vor Aufträgen zwar nicht<br />

retten. Allerdings brauche ich Kredite, um mein Geschäft aus bauen<br />

zu können. Und weil die Inflation derart hoch ist, sind auch die<br />

Zinsen extrem hoch. So kann ich das Geschäft nur langsam entwickeln.<br />

Leider.»<br />

«Wir sind in einem grossen Prozess der Veränderung»<br />

Im Stahl-Kombinat, das direkt neben dem Gelände von Romanows<br />

Firma liegt, ist die Zukunft dagegen schon angekommen. «Wir<br />

befinden uns in einem grossen Prozess der Veränderung», sagt<br />

Alexander Jakowlew mit glühenden Augen. Und ein bisschen klingt<br />

dies wie eine der sowjetischen Propagandalosungen, mit denen die<br />

Menschen über Jahrzehnte zum Durchhalten motiviert wurden. Man<br />

erwartet, dass er so schwärmt. Der kleine drahtige Mann arbeitet<br />

seit über drei Jahrzehnten im Kombinat, früher in der Produktion,<br />

heute in der Kommunikationsabteilung. Die Entwicklung des<br />

Kombinats ist allerdings nicht zu übersehen. Auf dem riesigen<br />

Areal findet man nur an den Rändern noch die Ruinen, den rostigen<br />

Stahl und rissigen Beton, die an eine andere Zeit erinnern. Ansonsten<br />

wird auch auf dem riesigen Areal gebaut und renoviert. Es<br />

ist sauber. Man sieht viele junge Leute, von denen beispielsweise<br />

die 20-jährige Natascha Semenenkowa, eine angehende Kranführerin,<br />

mit fröhlichem Gesicht sagt, dass sie hoffe, für immer bei<br />

MMK zu bleiben. «Neuer Stahl, neues Magnitogorsk», verspricht<br />

ein Plakat. Überall erblickt man neueste Technik und Anlagen von<br />

namhaften europäischen Herstellern, deren riesige detailreiche<br />

Modelle im Werksmuseum stehen, wo sie die alten sowjetischen<br />

Heldengeschichten an den Rand zu drängen scheinen. «Das ist<br />

unser neuestes Milliardenprojekt », ruft Jakowlew gegen den tosenden<br />

Baustellenlärm an. «Hier wird ein hochmodernes Walzwerk<br />

gebaut für qualitativ hochwertiges 5000-Millimeter-Stahlblech – auf<br />

über 120 000 Quadratmeter. Neueste Technik, versteht sich. Nächstes<br />

Jahr ist es fertig. Hier ist seit über vier Jahrzehnten nichts investiert<br />

worden. Wir sind dabei, das wieder aufzuholen. Qualität,<br />

Effizienz und Modernisierung haben bei uns heute Priorität.» Nach<br />

dem Ende der Sowjetunion war das Kombinat wie viele andere<br />

Staatsbetriebe privatisiert worden. Kindergärten, Landwirtschaftsbetriebe<br />

oder Bäckereien, die ebenfalls zum Kombinat gehörten,<br />

wurden abgestossen. Viele Milliarden wurden seitdem in die<br />

Modernisierung des einst «keuchenden Dinosauriers» (Stephen<br />

Kotkin) investiert. Allein bis 2013 sollen es nach dem Willen von<br />

Wiktor Raschnikow, dem milliardenschweren Hauptaktionär und<br />

Vorstandsvorsitzenden von MMK, noch einmal über zehn Milliarden<br />

US-Dollar werden. Bis dahin will MMK rund 15 Millionen Tonnen<br />

Stahl jährlich produzieren. 2007 waren es bereits rund 13,6 Millionen<br />

Tonnen, zuzüglich über 12 Millionen Tonnen an <strong>Metall</strong>produkten.<br />

MMK, das 2005 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt<br />

wurde, machte 2007 einen Gewinn von 1,6 Milliarden US-D o l l a r.<br />

Dabei profitiert das Kombinat von den extrem hohen Stahlpreisen<br />

und einem boomenden russischen Markt, für den es rund 80 Prozent<br />

seiner Produktion herstellt. «Wir hatten viele Krisen», sagt<br />

Jakowlew. «Mal gab es keine Arbeit, dann keine Gehälter. Heute<br />

haben wir eine andere Krise. Uns fehlen ausreichend qualifizierte<br />

Arbeitskräfte.»<br />

In ihrer kleinen Zweizimmerwohnung am Rande von Magnitogorsk<br />

reicht Galina Tee, Marmelade und Plätzchen. An den Wänden hängen<br />

Bilder vom Dalai Lama und Souvenirs aus Tibet. Dorthin ist sie<br />

vor zwei Jahren mit ihrer Tochter gereist – per Anhalter. Bald wolle<br />

sie in Rente gehen, sagt Galina und ihre kleinen Augen funkeln wie<br />

Edelsteine. Dann wolle sie endlich ein neues Leben wagen und<br />

ihren Traum verwirklichen. «Ich will mich als Astrologin selbst ständig<br />

machen und Ausflüge zum Magnetberg für Touristen organisieren.»<br />

Im alten Magnitogorsk wäre das wohl kaum möglich gewesen. <<br />

Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>


24,3050<br />

[Ne]3s 2<br />

12 Mg<br />

2<br />

649 1.2<br />

1107 7.6<br />

Magnesium<br />

26,981538<br />

[Ne]3s 2 3p 1<br />

13 Al<br />

3<br />

661 1.5<br />

2467 6.0<br />

Aluminium<br />

51,9961<br />

[Ar]3d 5 4s 1<br />

24 Cr<br />

0,2,3,6<br />

1857 1.6<br />

2482 6.8<br />

Chrom<br />

55,845<br />

[Ar]3d 6 4s 2<br />

26 Fe<br />

–2,0,2,3,6<br />

1535 1.6<br />

2750 7.9<br />

Eisen


<strong>Metall</strong> Rolls-Royce<br />

17<br />

Edelkarossen<br />

aus Alu und Edelstahl<br />

Motorisierte Kutschen aus Blech und Stahl bewegen die Menschheit seit mehr als einem<br />

Jahrhundert. Schon bald nach seiner Gründung 19<strong>04</strong> stand der britische Hersteller<br />

Rolls-Royce im Ruf, die besten, aber auch die teuersten Automobile der Welt zu bauen.<br />

Heute steckt unter der ehrwürdigen Hülle des neusten Rolls-Royce Phantom Coupé<br />

modernste Aluminium- und Magnesium-Leichtbautechnik.<br />

Text: Daniel Huber<br />

Foto: BMW AG<br />

Als sich der Techniker Henry Royce und der Unternehmer Charles<br />

Rolls 19<strong>04</strong> erstmals im Midland Hotel von Manchester trafen, um<br />

über eine mögliche Zusammenarbeit bei der Herstellung und dem<br />

Vertrieb von neu artigen, motorisierten Kutschen zu diskutieren,<br />

gab es für den Perfektionisten Royce nur ein Ziel: Autos zu bauen,<br />

die ihrer Zeit weit voraus sind. Der Aristokratensohn und Unternehmer<br />

Rolls hatte anfangs seine Zweifel, ob der einfache Müllerssohn<br />

Royce dazu im Stande sei. Zwar stellte die Firma F. H. Royce<br />

und Co. schon erfolgreich Krananlagen und Dynamos her, aber<br />

Automobile waren schon damals eine weitaus komplexere Geschichte.<br />

Doch als ihm Royce einen ersten Prototypen vorführte, war Rolls<br />

begeistert. Der Zweizylinder-Motor sprang per simplen Knopfdruck<br />

auf Anhieb an und fuhr sich erstaunlich ruhig und gleichmässig.<br />

Noch im selben Jahr Anfang Dezember waren die Automobile<br />

von Royce an der Autoshow von Paris bereits die grosse Sensation.<br />

Es folgte der historische Vertragsabschluss, welcher der Firma<br />

C. S. Rolls & Co. in Gross britannien die alleinigen Vertriebsrechte<br />

für Royce-Wagen zusicherte. Diese trugen fortan den Markennamen<br />

Rolls-Royce. Es sollte die Geburtsstunde eines automobilen<br />

Mythos sein.<br />

Kein anderer Konsumartikel der Neuzeit steht derart unmissverständlich<br />

für High Society und überschwänglichen Reichtum wie<br />

ein Rolls-Royce. Und in Sachen Bekanntheitsgrad kann es die<br />

Marke problemlos mit Coca-Cola oder McDonald’s aufnehmen. Egal<br />

ob in Wladiwostok, Kalkutta, Bologna, Boston oder Lima, das «RR»-<br />

Emblem inklusive der «beflügelten» Kühlerfigur sind ein Begriff.<br />

Dafür gibt es viele Gründe. Den Anfang machte sicher das ungeheuerliche<br />

Streben des Ingenieurs Henry Royce nach Perfektion.<br />

Er entwickelte seine Autos nach dem Motto: «Kleinigkeiten beeinflussen<br />

Perfektion, aber Perfektion ist keine Kleinigkeit.» Das zeigte<br />

sich zuerst vor allem an der für die damalige Zeit schier unglaublichen<br />

Zuverlässigkeit. So stellte das erste käufliche Rolls-Royce-<br />

Modell mit der Bezeichnung 40/50 HP Silver Ghost bereits 1907<br />

einen Langstreckenrekord über 14 372 Meilen auf. Das zementierte<br />

nachhaltig den Ruf der Marke, die besten Automobile der Welt zu<br />

bauen. Der Silver Ghost stand auch im Ersten Weltkrieg für die<br />

britische Armee im Einsatz und veranlasste Lt. Col. T. E. Lawrence,<br />

besser bekannt als Lawrence of Arabia, in seinem literarischen<br />

Werk «Die sieben Säulen der Weisheit» zur werbeträchtigen Aussage:<br />

«Ein Rolls-Royce in der Wüste ist mehr wert als Rubine.»<br />

Der Erfolg von Rolls-Royce rührt aber nicht nur von der technischen<br />

Raffinesse der Autos. Ebenso wichtig waren die Legenden<br />

und Mythen, die sich schon bald um die Marke rankten. Dazu gehört<br />

sicher auch der Werdegang der Kühlerfigur. Nachdem verschiedene<br />

Kunden die Kühlergrills ihrer Rolls-Royce-Automobile mit «unwürdigen»<br />

Objekten zu ver unstalten anfingen, gab der damalige Partner<br />

von Rolls und Royce, Claude Johnson, dem Bildhauer Charles<br />

Sykes den Auftrag, eine Standard-Kühlerfigur zu schaffen, welche<br />

die Eleganz und Ex klu sivität der Fahrzeuge angemessen widerspiegeln<br />

sollte. Sykes schuf die Skulptur einer Frau, welche die beiden<br />

Enden ihres zarten Umhangs festhält und diesen mit nach hinten<br />

ausgebreiteten Armen im Wind flattern lässt. Dafür soll ihm Eleanor<br />

Velasco Thornton Modell gestanden haben. Diese war die Assistentin<br />

und heimliche Geliebte des wohlhabenden John Montagu, der<br />

1905 das Auto magazin «The Car» herausbrachte. Die Kühlerfigur<br />

bekam den Namen «Spirit of Ecstasy». Warum sie im deutschsprachigen<br />

Raum – und nur dort – auch noch den Beinamen Emily trägt,<br />

weiss niemand.<br />

Ursprüngliche Gussform der «Spirit of Ecstasy» rekonstruiert<br />

Als BMW 1998 die Namensrechte von Rolls-Royce Motor Cars erwarb,<br />

war die ursprüngliche Gussform der «Spirit of Ecstasy» schon<br />

ziemlich abgenutzt. Anhand von alten Fotografien von Eleanor<br />

Thornton und mit Hilfe modernster Computeranimation wurde<br />

eine neue Vorlage geschaffen, die wieder sehr nahe zum Original<br />

zurückkehrte. Gefertigt wird die Figur mit einer althergebrachten<br />

Negativ gusstechnik in einem kleinen Familienbetrieb in Südengland.<br />

Normalerweise ist sie aus Edelstahl, teilweise gibt es sie aber auch<br />

in Sterlingsilber oder vergoldet. Aus Sicherheitsgründen klappt sich<br />

die Kühlerfigur per Knopfdruck oder automatisch beim Ver riegeln<br />

nach unten in den sicheren Schoss des stählernen Kühlergrills.<br />

In den Anfängen des Automobils gab es in der Regel unterschiedliche<br />

Hersteller für das so genannte Rolling Chassis, das sich aus<br />

Motor, Getriebe, Achsen, Antriebsstrang, Tank sowie Lenkung zusammensetzte,<br />

und den Karosserieaufbauten obendrauf. Für Letzteres<br />

waren lange Kutschenbauer verantwortlich. Das war bei ><br />

Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>


18<br />

<strong>Metall</strong> Rolls-Royce<br />

1 4<br />

2<br />

3<br />

1 Die Basis der Phantom-Limousine bildet ein so genannter Alu-Spaceframe. Beim Coupé fehlt die zentrale Säule. 2 Elegante<br />

Türöffner aus Zinkguss – beim Coupé öffnen die beiden Türen nach alter Manier nach vorne. 3 Beim Phantom Coupé gibts die Edelstahl-<br />

Motorhaube auf Wunsch unbehandelt. 4 Legte den Grundstein zum Erfolg der Marke Rolls-Royce: der legendäre Silver Ghost.<br />

Rolls-Royce nicht anders. Erst mit dem 1949 gebauten Rolls-Royce<br />

Silver Dawn wurden die Modelle erstmals in kompletter Eigenregie<br />

fabriziert und damit bis zu einem gewissen Grad standardisiert.<br />

Allerdings wurde die Rohkarosserie nach wie vor von der externen<br />

Firma Pressed Steel angeliefert. Der 1998 lancierte Silver Seraph<br />

war schliesslich der erste vollkommen in Eigenregie gebaute Rolls-<br />

Royce. Im gleichen Jahr gelang es BMW, sich die Namensrechte<br />

für die ehrwürdige Marke zu sichern. Das eigentliche Rolls-Royce-<br />

Werk in Crewe sowie die Marke Bentley gingen damals in den<br />

Besitz von Volkswagen über. Nun musste BMW möglichst schnell<br />

eine grüne Wiese finden, um darauf eine neue Fabrik zu bauen und<br />

gleich zeitig ein neues Modell zu entwickeln. Am 1. Januar 2003 war<br />

es so weit: In der neu erstellten Fabrik in Goodwood, West Sussex,<br />

feierte der komplett neue Rolls-Royce Phantom Weltpremiere.<br />

Dieser sollte die Tradition edler Materialien und althergebrachter<br />

Handwerkskunst wieder verstärkt mit modernster Automobiltechnik<br />

verbinden – also ganz im Sinne des Gründers Henry Royce.<br />

Das erneute Streben nach technischer Raffinesse zeigt sich<br />

mitunter bei der Wahl der <strong>Metall</strong>e. So sind die Karosserien der<br />

neuen RR-Modelle mehrheitlich aus Aluminium gefertigt. Dabei<br />

besteht der Alurahmen des neuen Phantom Coupé aus über<br />

200 Profilen sowie rund 300 Einzelblättern, die an 2728 Stellen<br />

von Hand zusammengeschweisst werden. Bei diesem Prozess sind<br />

gewisse Ver ziehungen des Rahmens unvermeidbar. Entsprechend<br />

werden die verschiedenen Fixpunkte für die Aufhängung des Antriebsstrangs<br />

in einer riesigen Fräsmaschine passgenau auf den<br />

Hundertstelmillimeter in den fertigen Rahmen gebohrt. Danach<br />

kommt die heikle Aufgabe, die Aluhülle auf den Rahmen zu schweissen.<br />

«Insbesondere beim Dach ist das eine hochgradige Spezialistenarbeit»,<br />

kommt Helmut Riedl, Entwicklungschef von Rolls-<br />

Royce Motor Cars, ins Schwärmen. «Da müssen zwei Schweisser<br />

simultan von zwei Seiten aufeinander zu arbeiten, sonst stimmt<br />

es am Schluss nicht.» Jeden Morgen schweisst jedes Teammitglied<br />

zuerst eine 300 Millimeter lange Testnaht, um die aktuellen atmosphärischen<br />

Einflüsse auf die <strong>Metall</strong>verarbeitung abzuschätzen.<br />

Durch die Verwendung von Aluminium wird beim Coupé rund 100<br />

Kilogramm Gewicht eingespart. Das scheint angesichts der total<br />

2590 Kilogramm kein gewaltiger Fortschritt zu sein. «Dafür sind wir<br />

mit dieser Technik enorm flexibel bei der Umsetzung von Sonderwünschen,<br />

was bei Rolls-Royce schon immer sehr wichtig war»,<br />

erklärt Riedl. Kommt dazu, dass sich bei den momentanen Stückzahlen<br />

von rund 1000 Fahrzeugen pro Jahr die Entwicklung und<br />

das Betreiben von speziellen Presswerken nicht lohnen würden.<br />

Grösstes Edelstahlteil der Autoindustrie<br />

Anders als bei der durchwegs aus Alu gefertigten Limousine sind<br />

beim Coupé Motorhaube, Frontsäule inklusive Rahmen der Windschutzscheibe<br />

sowie der nach unten klappende Teil des zweiteiligen<br />

Kofferraumdeckels aus Edelstahl. Dabei ist die Motorhaube ein<br />

weiteres handwerkliches Meisterwerk. Sie kann wahlweise auch<br />

roh, also unlackiert, geordert werden. Dazu muss das von Belgien<br />

gelieferte Rohteil zuerst maschinell und dann von Hand gebürstet<br />

werden, ein Prozess, der rund fünf Stunden dauert und aus jeder<br />

Haube ein Unikat macht. Denn die Struktur, die beim Bürsten entsteht,<br />

ist immer anders. Speziell behandelt werden muss dieses<br />

zurzeit grösste in der Autoindustrie verwendete Edelstahlteil nicht.<br />

Allerdings nimmt es mit der Zeit eine natürliche Patina an, die der<br />

Kunde belassen kann oder nicht. Ebenfalls ein technischer Leckerbissen<br />

ist die Grundplatte des Armaturenbretts, die aus ultraleichtem<br />

Druckgussmagnesium besteht (ein Drittel so schwer wie Aluminium).<br />

Allerdings ist von diesem Hightechträger nichts zu sehen. Er wird<br />

nahtlos von edlen Holzfurnieren, Lederhäuten, Chrom und natürlich<br />

auch ein paar profanen Armaturen verdeckt, ohne die selbst der<br />

Fahrer eines Rolls-Royce noch immer nicht auskommen kann. <<br />

Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>


<strong>Metall</strong> Rolls-Royce<br />

19<br />

Unterwegs im neuen Phantom Coupé<br />

Auf der Suche nach den Gründen für die Faszination Rolls-Royce erhielt Bulletin die Gelegenheit, das neu<br />

lancierte Phantom Coupé quer durch Frankreich nach Südengland ins Rolls-Royce-Werk in Goodwood zu fahren.<br />

Fotos: BMW AG | Daniel Huber<br />

«Könnte gut sein, dass uns die Zöllner an<br />

der Grenze kurz anhalten», meint Tony, der<br />

uns im imposanten schwarzen Rolls-Royce<br />

Phantom vom Genfer Flughafen abholt, um<br />

uns an den Startpunkt der Testfahrt im französischen<br />

Crozet zu chauffieren. «Die Pässe<br />

schauen sie dann zwar meistens gar nicht an.<br />

Sie wollen einfach sehen, wer da im Fond<br />

sitzt.» Ein Rolls-Royce weckt Interesse.<br />

Anders als bei teuren Sportwagen oder in<br />

jüngster Zeit vermehrt auch bei grossen Gelände<br />

wagen reagieren die Passanten aber<br />

auf einen Rolls-Royce, der ebenfalls nicht<br />

sehr sparsam mit den natürlichen Ressourcen<br />

umgeht, weder argwöhnisch noch aggressiv,<br />

sondern erstaunlich wohlwollend.<br />

So auch fünf Stunden später bei einem<br />

kurzen Kaffeestopp auf einer nüchternen<br />

Autobahnraststätte südlich von Reims. Die<br />

Leute drehen sich zwar unverhohlen nach<br />

dem neuen Phantom Coupé um, lächeln<br />

einem dann aber freundlich zu. Manche<br />

heben gar anerkennend den Daumen. Wer<br />

in einem Auto unterwegs ist, das mehr als<br />

650 000 Franken kostet, der schwebt über<br />

den üblichen Wahrnehmungsnormen. «Ein<br />

Rolls-Royce ist so jenseits, dass er schon<br />

wieder gut ist», meint denn auch ein redseliger<br />

Tischnachbar im kleinen Bistro.<br />

An sich war es lange eher ungewöhnlich,<br />

dass jemand seinen Rolls-Royce selber<br />

fährt. Nachdem der englische Hersteller<br />

1931 Bentley einverleibte, wurde Fahrspass<br />

fortan unter dem «B»-Logo der sportlicheren<br />

Schwestermarke verkauft. Dagegen entwickelten<br />

sich die pompösen Modelle von<br />

Rolls-Royce immer mehr zu chauffierten<br />

Edellimousinen. Daher rührt auch der kleine,<br />

feine Unterschied zwischen «Bentley Drivers’<br />

Club» und «Rolls-Royce Owners’ Club» –<br />

fahren und besitzen.<br />

Das im Juni neu lancierte Phantom Coupé<br />

will an die grossen Grandtourer-Modelle<br />

der Gründerjahre anknüpfen und stellt dies<br />

auf der rund 1000 Kilometer langen Teststrecke<br />

souverän unter Beweis. Dabei legt<br />

das 5,61 Meter lange, 1,99 Meter breite<br />

und vollgetankt 2670 Kilogramm schwere<br />

Ungetüm auf den kurvigen Strassen des<br />

französischen Juras tatsächlich einen Hauch<br />

von Sportlichkeit an den Tag. Schliesslich<br />

brummt – nein, nicht summt – unter der eigen­<br />

willigen Edelstahl-Motorhaube auch ein<br />

mächtiger Zwölfzylinder-Motor mit einem<br />

brachialen Drehmoment von 720 Nm und<br />

460 PS. Dass bei Rolls-Royce die profanen<br />

Leis tungsdaten des Motors so freimütig<br />

preisgegeben werden, ist übrigens auch<br />

neu. Früher gabs diesbezüglich stets die<br />

vornehm zurückhaltende Antwort: «Das<br />

Modell ist ausreichend motorisiert.» Geblieben<br />

ist im Innern die Reduktion aufs absolut<br />

Notwendige in Bezug auf technische Armaturen<br />

und sonstige Bedienteile. So sucht<br />

man vergeblich nach einem Tourenzähler.<br />

Dafür wird einem auf kleinen Leistungsmetern<br />

die momentane Kraftreserve in Prozent<br />

angegeben. Natürlich gibt es auch einen<br />

Bordcomputer und ein Navigationssystem,<br />

doch werden diese vorzugsweise über eine<br />

Drehklappe aus den Augen der Insassen<br />

5<br />

6 7<br />

verbannt. Schliesslich soll der Anblick des<br />

mit edlem Wurzelholz und Leder überzogenen<br />

Armaturenbretts nur wenn absolut<br />

nötig mit neuzeitlicher Elektronik verschandelt<br />

werden. Im Rolls-Royce Coupé schwelgt<br />

man in althergebrachter Handwerkskunst.<br />

Alles, was man berührt, fühlt sich solide an.<br />

Wo in anderen Autos ein Plastikteil, das in<br />

der Produktion ein paar Rappen kostet, die<br />

Frischluft in den Innenraum leitet, sind es im<br />

Phantom Coupé elegante Runddüsen und<br />

ein kleiner Drehknopf aus solidem Edelstahl,<br />

der sich mit zwei Fingerspitzen bedienen<br />

lässt. Warum sich das Leben auch unnötig<br />

schwer machen? Und so gleichen die Stunden<br />

auf der Autobahn und Landstrasse<br />

einem eigentlichen Dahingleiten. Ganz im<br />

Sinne der «Spirit of Ecstasy», die uns auf<br />

dem Kühlergrill stolz den Weg weist. dhu<br />

5 Das neue Phantom Coupé soll an die Grandtourer der Gründerjahre anknüpfen.<br />

6 Kein Hauch von Plastik findet sich im edlen Innern des Coupés. 7 Liebe zum optischen<br />

und haptischen Detail: die Luftdüsen aus Edelstahl.<br />

Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>


20<br />

<strong>Metall</strong> Meteoriten<br />

58,6934<br />

[Ar]3d<br />

28 Ni<br />

8 4s 2<br />

0,2,3<br />

1453 1.8<br />

2732 7.6<br />

Nickel<br />

55,845<br />

[Ar]3d<br />

26 Fe<br />

6 4s 2<br />

–2,0,2,3,6<br />

1535 1.6<br />

2750 7.9<br />

Eisen<br />

Im September 2007 schlug in Carancas im südlichen Hochland von Peru ein mächtiger Meteorit ein. Er hinterliess einen über<br />

13 Meter grossen und rund 5 Meter tiefen Krater. Anfangs brodelte das Wasser auf dem Grund und es traten stinkige Gase aus.<br />

Viele der herbeigeeilten Schaulustigen verspürten danach starke Kopfschmerzen.<br />

Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>


<strong>Metall</strong> Meteoriten<br />

21<br />

Auf der Jagd<br />

nach ausserirdischen<br />

Schätzen<br />

Die Erde wird tagtäglich von Meteoriten bombardiert. Doch nur ein Bruchteil aller<br />

metallhaltigen Steinbrocken ferner Planeten verglüht nicht beim Eintritt in die<br />

Atmosphäre oder verschwindet im Meer oder in unwegsamem Gelände. Das macht<br />

Meteoriten zu begehrten und damit wertvollen Sammlerobjekten.<br />

Text: Ute Eberle<br />

Foto: Keystone, La Republica Newspaper<br />

Der Feuerball kam ohne Vorwarnung. Es geschah an einem Samstag<br />

Mitte September 2007 in Carancas, einem Dorf im peruanischen<br />

Hochland, 1300 Kilometer südlich von Lima. Plötzlich sei<br />

das Ding aus dem Himmel auf sie zugerast, erinnerten sich die<br />

Bauern später. Dann knallte es und Erde flog durch die Luft. Ein<br />

besonders grosser Brocken landete dröhnend auf dem Dach von<br />

Javier Valle Sarmiento. So verbeult war das Wellblech hinterher,<br />

dass es aussah, als sei es in einen himmlischen Auffahrunfall verwickelt<br />

gewesen.<br />

Als die Carancasser erkundeten, was geschehen war, fanden<br />

sie einen Krater im ausgetrockneten Flussbett. Er war gross wie<br />

ein Swimmingpool und auf seinem Grund brodelte Wasser. Es stank<br />

und ein paar Dorfbewohnern begann der Kopf zu schmerzen. Übelkeit<br />

wallte in ihren Mägen auf. Erschreckt riefen die Offiziellen den<br />

Notzustand aus.<br />

Doch das war nicht das einzig Merkwürdige, das sich im September<br />

letzten Jahres in Carancas ereignen sollte. Nur wenige<br />

Tage nach dem Einschlag trafen die ersten Fremden im Dorf ein.<br />

Sie wedelten mit Dollarscheinen und hoben Gesteinsbrocken vom<br />

Boden auf, bis es sich herumgesprochen hatte: Die Unbekannten<br />

suchten Bruchteile des Objekts, das vom Himmel gefallen war.<br />

Schnell kursierte das Gerücht, der Chef der Polizei selber habe<br />

einem der Fremden ein vier Kilo schweres Stück verkauft. Aber<br />

auch die Meldung, einer der Unbekannten – ein stämmiger, blonder<br />

Amerikaner – klaue auf eigene Faust Brocken aus dem Krater.<br />

Poli zisten begannen, den Einschlagsort zu bewachen und die Situation<br />

spitzte sich genug zu, dass der Fremde hastig in ein Taxi<br />

sprang und über die Grenze nach Bolivien entschwand. Der<br />

«internatio nale Zwischenfall» sollte manche in Peru noch Wochen<br />

beschäftigen. Doch für Mike Farmer – den Amerikaner im Taxi –<br />

war es «nur ein weiterer Tag im Leben eines Meteoritenjägers».<br />

Mike Farmer hat einen der ungewöhnlichsten Berufe der Welt.<br />

Letztes Jahr reiste er 370 000 Kilometer – fast zehn Mal die<br />

Länge des Äquators. Neben Peru war er in Spanien, Argentinien,<br />

Kalifornien, Kolumbien und an anderen Orten, die aufzuzählen er<br />

keine Zeit hat. Denn man erwischt ihn schon wieder auf dem Sprung.<br />

Dieses Mal geht es nach Australien, wo er einen Monat verbringen<br />

wird. Gerade erst war er in Schweden. Und nach Mexiko muss er<br />

auch noch. All das für Steine mit dem Charme von Eisenbahnschotter.<br />

Sie liegen zu tausenden in Farmers Haus in Tucson,<br />

Arizona. Die meisten sind braun oder grau. Und viele aussen schwarz<br />

verschmurgelt.<br />

Auch wenn man es ihnen nicht ansieht: Die Steine stammen<br />

nicht von dieser Welt. Es sind Meteoriten. Und Mike Farmer verbringt<br />

seine Tage damit, sie zu finden.<br />

Meteoriten sind Bruchstücke anderer Planeten. Meist kommen<br />

sie aus dem Asteroidengürtel, jenem rotierenden Friedhof zerschlagener<br />

Himmelskörper zwischen Mars und Jupiter. Je nachdem,<br />

ob sie sich aus der Kruste oder dem Kern eines Planeten gebildet<br />

haben, bestehen Meteoriten überwiegend aus Mineralien oder<br />

<strong>Metall</strong>. Doch alle enthalten Eisen. Neben einem scharfen Blick ist<br />

ein <strong>Metall</strong>detektor deshalb das wichtigste Hilfsmittel eines Meteoritensuchers.<br />

Millionenschwerer Fund in Kansas ausgegraben<br />

Als etwa ein Mann namens Steve Arnold im Oktober 2005 Schlagzeilen<br />

machte, weil er in Kansas einen 650 Kilo schweren Pallasiten<br />

ausgrub, der zwei Meter tief im Boden steckte, war das kein Zufall.<br />

Ein Pallasit ist eine seltene Meteoritenart, bei der Kristalle in ein<br />

Nickel-Eisen-Gemisch eingebettet sind. Und Arnold hatte gezielt<br />

nach so etwas gesucht. Wie Farmer ist er ein professioneller<br />

Meteoritenjäger und war bereits wochenlang mit einem selbst<br />

gebauten, fünf Meter breiten <strong>Metall</strong>detektor über die Felder<br />

gefahren. Er hofft, dass ihm sein Fund eine Million US-Dollar einbringen<br />

wird.<br />

Gewiss: Rein objektiv sind Nickel und Eisen gewöhnliche – und<br />

damit billige – <strong>Metall</strong>e. Doch in diesem speziellen Fall stammen sie<br />

tief aus dem All. Sie trieben Jahrtausende durch das Nichts, ><br />

Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>


22 <strong>Metall</strong> Meteoriten<br />

1<br />

3<br />

2<br />

4<br />

1 Auf der Suche nach neuen Meteoriten-Schätzen ist Mike<br />

Farmer mit seinem <strong>Metall</strong>detektor häufig tagelang in abgelegenen<br />

Wüstenregionen unterwegs. 2 Der Meteorit mit der Bezeichnung<br />

ALH 84001 wird in einer speziellen Druckkammer im<br />

Johnson Space Center Laboratorium in Houston aufbewahrt,<br />

Wissenschaftler der NASA und dreier Universitäten stellten 1996<br />

die bis heute stark umstrittene Behauptung auf, dass es in<br />

diesem Gesteinsbrocken vom Mars organisches Material gebe,<br />

das auf primitive Formen des Lebens hindeute. Dieses wäre<br />

vor rund 15 Millionen Jahren auf die grosse Reise zur Erde geschickt<br />

worden.<br />

3 Vor circa 50 000 Jahren schlug im heutigen US-Bundesstaat<br />

Arizona ein 35 bis 40 Meter grosser Nickel-Eisen-Brocken<br />

aus dem All in die Halbwüste ein und hinterliess einen rund<br />

1,5 Kilo meter breiten und 170 Meter tiefen Krater. Aufgrund der<br />

schwachen Erosion in der Wüste ist er bis heute gut erhalten.<br />

4 Beispiel eines Eisenmeteorits, der in Henbury, Australien,<br />

gefunden wurde. Er wiegt 1,8 Kilogramm. Die Zusammensetzung<br />

der Meteoriten unterscheidet sie zum Teil grundlegend von<br />

den auf der Erde vorkommenden Mineralien. Eisenmeteorite<br />

bestehen aus den Eisenmineralien Kamazit, Taenit und<br />

Troilit und weisen in der Regel an der Oberfläche die typischen<br />

Schmelzerscheinungen auf.<br />

Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>


<strong>Metall</strong> Meteoriten<br />

23<br />

Fotos: Will van Overbeek | David J. Phillip, Keystone | Martin, laif | Thomas Stephan<br />

bevor sie zufällig in den Einzugsbereich der Erde gerieten, in die<br />

Atmosphäre gesaugt wurden, sich dabei glühend aufheizten und in<br />

den Boden krachten.<br />

Abgesehen von den Proben, welche die Apollo-Astronauten vom<br />

Mond mitbrachten, sind Meteoriten das einzige extraterrestrische<br />

Anschauungsmaterial, das der Mensch besitzt. Und genau das<br />

macht sie so begehrenswert.<br />

Geschätzt wird, dass weltweit zwischen vierzig und ein paar<br />

hundert Menschen hauptberuflich als Meteoritenjäger arbeiten. Ihr<br />

innerster Kern bildet – zusammen mit den Händlern und Sammlern –<br />

eine intime Bruderschaft, die geprägt ist von Eifersüchteleien und<br />

Exzentrik. Da gibt es den Ex-Klempner, der mit seinem Cowboyhut<br />

auf jeder Fachkonferenz auftauchte und heute als wissenschaftliche<br />

Autorität gilt. Den New Yorker, der nur elegant geformte Meteoriten<br />

will. Den ehemaligen Gastwirt, der Meteoriten eine Weile weit unter<br />

Marktwert verschleuderte, um die anderen zu ärgern.<br />

«Das Geschäft kann brutal sein, weil die Nachfrage oft grösser<br />

ist als das Angebot», sagt Farmer, der bereits Todesdrohungen<br />

bekam. Er erlag der Faszination der ausserirdischen Steine als<br />

Student der Geisteswissenschaften, nachdem er auf einer Mineralienshow<br />

ein kieselgrosses Exemplar erworben hatte. «Früher<br />

sammelte ich Münzen. Aber Dinge, die Menschen vor 150 Jahren<br />

geschaffen haben, interessierten mich plötzlich nicht mehr.» Obwohl<br />

seine Frau stinksauer war und Farmer kaum Geld besass,<br />

brach er sein Studium ab und wurde Meteoritenjäger.<br />

Die Erde wird jährlich von 50 000 Tonnen Geröll bombardiert<br />

Es ist ein Job, der Flexibilität, Abenteuerlust, stabile Nerven und<br />

jede Menge Ausdauer erfordert. Zwar wird unser Planet jährlich mit<br />

50 000 Tonnen kosmischem Geröll bombardiert. Doch der grösste<br />

Teil ist so klein, dass er bereits beim Atmosphäreneintritt verglüht.<br />

Pro Jahr schaffen es nur ein paar tausend Brocken zur Oberfläche<br />

und von ihnen verschwinden die meisten im Meer, in Dschungeln<br />

oder unbewohnten Wäldern, wo sie schnell verwittern.<br />

Sobald ein Meteoritenjäger hört, dass irgendwo ein Einschlag<br />

beobachtet wurde, stürzt er los. Einmal erfuhr Farmer – ein echter<br />

Arizona-Bewohner, der stolz ist, dass er nie lange Hosen trägt – um<br />

zwei Uhr mittags von einem «frischen Fall» in Kanada. Er eilte aus<br />

dem Haus, kaufte für 2000 US-Dollar Winterkleidung und sass um<br />

fünf Uhr im Flugzeug.<br />

Ein anderes Mal fuhr Farmer fast 900 Kilometer in einer Nacht,<br />

weil aus Neumexiko ein Einschlag gemeldet wurde. Müde kam er<br />

am frühen Morgen an – nur um wenig später zuzusehen, wie ein<br />

Rivale von ihm 50 Meter entfernt über ein Fragment stolperte. «Es<br />

war ein 200 000-Dollar-Fund», so Farmer. «Der Gedanke bringt<br />

mich noch heute um.»<br />

Gibt es keine neuen Augenzeugenberichte, durchkämmen die<br />

Meteoritenjäger die einzigen Regionen, in denen sich Steine lange<br />

halten und gut sichtbar sind: die Wüsten. Sie nehmen in Kauf, dass<br />

Sitznachbarn im Flugzeug scheel gucken, wenn sie erklären, womit<br />

sie ihre Tage verbringen. Sie lernen, höflich das Ziegenfleisch zu<br />

kauen, das ihnen an Lagerfeuern vorgesetzt wird, wenn sie mit<br />

Beduinen um Meteoriten verhandeln, die diese bei Streifzügen finden.<br />

Sie zahlen hunderte von Euro an Übergepäck für ihre stein bepackten<br />

Taschen. Und schlucken die Enttäuschung, wenn ihre Koffer<br />

leicht sind, weil die Suchaktion vergebens war. So wie in jenem<br />

Jahr, als Farmer alleine für Flugtickets mehr als 60 000 US-Dollar<br />

ausgab, nur um wieder und wieder ergebnislos zurückzukehren.<br />

Denn es gilt, gewaltige Flächen zu durchforsten. Um der Suche<br />

Struktur zu geben, schlägt etwa Meteoritenjäger Robert Haag<br />

manchmal willkürlich einen Golfball in die Wüste. Dann läuft er ihm<br />

nach und scannt dabei den Boden.<br />

Findige Schulkinder rekrutiert<br />

Haag ist einer der Berühmtesten der Branche. In den drei Jahrzehnten,<br />

die er im Geschäft ist, trotzte er Erdrutschen, Hitze und<br />

Banditen. In Chile durchsuchte er die Atacama-Wüste, indem er<br />

per Gleitschirm darüber hinwegsegelte. In Spanien marschierte er<br />

unwissentlich durch die Landminen einer Militärbasis. In Mexiko<br />

stürzte er mit einem Kleinflugzeug ab. In Argentinien landete er im<br />

Gefängnis (und freundete sich prompt mit den Wärtern an).<br />

Eines Tages erschien Haag in Gibeon, Namibia, wo Jahrzehnte<br />

zuvor ein gewaltiger Meteorit niedergegangen war. Das Gebiet galt<br />

als gründlich abgesucht. Haag marschierte in die Dorfschule und<br />

zeigte dem Direktor ein Bündel Dollars. Der Schulleiter liess alle<br />

400 Kinder an Haags Vorzeigemeteorit vorbeiparadieren. Kurz<br />

darauf reiste der Amerikaner mit 500 Pfund mit Hilfe der Kinder<br />

neu entdeckter Fragmente ab.<br />

Mit den Steinen, die er erluchst, erschmeichelt, erhandelt oder<br />

erspürt, macht der 52-Jährige einen Umsatz von 1000 US-Dollar<br />

pro Tag. Denn trotz ihres oft unansehnlichen Äusseren sind Meteoriten<br />

begehrte Sammlerobjekte. Nicholas Cage, Steven Spielberg,<br />

der US-Cellist Yo-Yo Ma und Scheich Saud bin Mohammed al-<br />

Thani zählen zu denen, die bereits welche erworben haben sollen.<br />

Je nach Grösse und Seltenheit kosten die Steine ein paar bis zu<br />

hunderttausenden von Euro. Absolute Toperlöse erbringen insbesondere<br />

auch die raren Meteoriten, die von Mars und Mond stammen.<br />

Für sie wurde schon bis zu 30 000 US-Dollar pro Gramm bezahlt –<br />

rund 1000 Mal der Preis von Gold.<br />

Funde sind auch für die Forschung wertvoll<br />

Forscher sehen das oft mit Unbehagen. «In Meteoriten steckt die<br />

Geschichte unseres Sonnensystems», sagt David Kring, Kosmochemiker<br />

an der Universität von Arizona. «Oft sind sie völlig ein malig.<br />

Deshalb ist es wichtig, dass wir sie studieren.» Weil Meteoriten – anders<br />

als Erdensteine – seit ihrer Entstehung vor bis zu viereinhalb<br />

Mil liarden Jahren wenige geologische Prozesse durchliefen, erhoffen<br />

sich Forscher von ihnen wertvolle Hinweise auf die Entstehung<br />

unserer kosmischen Umwelt. 1996 glaubten NASA-Forscher sogar,<br />

in einem Marsmeteoriten namens ALH 84001 Spuren primitiven<br />

Lebens entdeckt zu haben (die These ist umstritten).<br />

Solche Entdeckungen scheinen gefährdet, wenn Meteoriten von<br />

Privatfindern zerhackt und poliert werden, um anschliessend zu<br />

exorbitanten Preisen auf dem Kaminsims eines Bauunternehmers<br />

zu verschwinden. Zwar müssen die Meteoritenjäger Proben an<br />

Forscher abgeben, falls sie ihre Funde klassifizieren lassen wollen.<br />

«Doch nicht alle tun das und das Material reicht oft nicht für Studien»,<br />

so Kring.<br />

Andererseits schätzen auch die Forscher, dass dank der Meteoritenjäger<br />

heute weit mehr kosmische Trümmer gefunden werden<br />

als früher. Und sie sind realistisch genug, um zu wissen, dass sie<br />

selber gar nicht die Mittel oder die Zeit hätten, um zu jedem Einschlag<br />

zu jetten. Oder wochenlang Golfbälle durch die Wüste zu<br />

schlagen. Oder in einem Taxi zur Grenze zu hasten – in der Tasche<br />

ein paar Kilo eines Steins, der an einem Samstag im September<br />

einfach aus dem Himmel fiel. <<br />

Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>


107,8682<br />

47 Ag<br />

962 1.4<br />

2212 7.6<br />

Silber<br />

[Kr]4d 10 5s 1<br />

1,2


<strong>Metall</strong> Nanotechnologie<br />

25<br />

Silberne Fäden<br />

haben eine glänzende<br />

Zukunft<br />

Silber kann viel mehr als schön sein; schon längst findet das Edelmetall<br />

Anwendung in Technik und Medizin, doch erst die Nanotechnologie macht eine<br />

feinste Beschichtung von Fasern und Stoffen mit Silberpartikeln möglich:<br />

EKG-Messungen durch T-Shirts, geruchsfreie Sportbekleidung und Datentransport<br />

über die Jacke rücken so in die nahe Zukunft.<br />

Text: Regula Gerber<br />

Foto: Empa<br />

Chinesen verwenden schon seit 7000 Jahren Silbernadeln für die<br />

Akupunktur. Und wer im Mittelalter als Adliger um sein Leben fürchtete,<br />

testete den Wein mit einem Silberstäbchen: Verfärbte sich das<br />

<strong>Metall</strong> schwarz, so enthielt das Getränk Arsen. Die Be sonderheiten<br />

dieses <strong>Metall</strong>s erkannten die Menschen schon früh. Heute ist<br />

bekannt, dass Silber nebst einem sehr hohen Lichtreflektionsvermögen<br />

von 98 Prozent eine unübertreffliche Leitfähigkeit und<br />

eine antistatische wie auch eine antibakterielle Wirkung hat. Das<br />

Edelmetall findet nicht nur in Münzen oder Schmuck, sondern auch<br />

im Automobilbau, in der Fotografie und Elektronik und sogar bei<br />

Antibiotika Verwendung. Die Forscher der Empa (siehe Seite 26)<br />

haben schon vor Jahren auf die Einzigartigkeit von Silber und<br />

deshalb auf die Entwicklung einer neuen Technologie im Nanobereich,<br />

der Niederdruck-Plasmatechnologie, gesetzt. Damit lassen<br />

sich silberbeschichtete Fasern umweltverträglicher und mit weniger<br />

<strong>Metall</strong>verbrauch als mit den bisherigen Verfahren herstellen.<br />

Dirk Hegemann, Doktor der Materialwissenschaft und Gruppenleiter<br />

der Abteilung Plasma-modifizierte Oberflächen, erklärt die<br />

entscheidenden Unterschiede: «Das bisher bekannte Galvanikbad<br />

ist ein elektrochemisches, feuchtes Verfahren und hat Vorteile,<br />

wenn es um dicke Schichten von ein paar Mikrometern geht – ein<br />

Haar ist vergleichsweise 50 Mikrometer dick. Zurzeit sind solche<br />

Textilien beispielsweise gegen Neurodermitis auf dem Markt. Allerdings<br />

zeigen diese Produkte nach einigen Waschgängen kaum mehr<br />

Wirkung, weil ein grosser Teil des Silbers herausgewaschen wird.<br />

Unsere Technologie hingegen ist ein physikalisches, trockenes<br />

Verfahren, mit dem die Silberpartikel nur gezielt an der Oberfläche<br />

und in einer dünnen, sehr gut haftenden Schicht angebracht<br />

werden.» Unter einer dünnen Schicht sind in der Welt der Nanotechnologie<br />

wenige bis ein paar hundert Nanometer – also Millionstel<br />

Millimeter – zu verstehen. Das bedeutet, dass auf einen Kilo meter<br />

synthetisches Garn 0,5 Gramm Silber aufgetragen werden. So ein<br />

Faden behält zum einen die Eigenschaften des Silbers, also insbesondere<br />

die Leitfähigkeit und die antibakterielle Wirkung. Zum<br />

anderen werden die textilen Eigenschaften nicht verändert und er<br />

kann dadurch je nach Wunsch und wie ein unbeschichteter Faden<br />

weiterverarbeitet werden. Dirk Hegemann: «Silbernanopartikel kann<br />

man auch kaufen und in Polymere einschmelzen. Damit ist das<br />

Silber jedoch im Fadengesamtvolumen drin, wirksam ist es aber<br />

erst an der Oberfläche in der Wechselwirkung mit einer wässrigen<br />

Umgebung. Das mit unserem Verfahren beschichtete Garn kann<br />

theoretisch ein Jahr lang ununterbrochen gelöst werden, so dass<br />

dauernd Silberionen herausgewaschen werden. Je nach Aufbau<br />

und Grösse der Oberfläche werden mehr oder eben weniger Ionen<br />

herausgelöst, da ist die Anwendung entscheidend.»<br />

Umkleidekabinen als geruchsfreie Zone<br />

Und Anwendungen würden sich mehr als genug finden, davon ist<br />

auch Niklaus Zemp, Geschäftsführer der Tersuisse Multifils SA,<br />

überzeugt. Die Firma aus Emmenbrücke hat letztes Jahr die Patentrechte<br />

am Faser-Beschichtungsverfahren sowie die Pilotanlage<br />

von der Empa übernommen. Niklaus Zemp dazu: «Der reine und<br />

konstante Silberionenrelease ist sehr wichtig, damit wir die erforderliche<br />

Qualität auch erbringen können. Wir stecken nun mitten<br />

in der Entwicklung dieser metallisierten Faser. Es bestehen viele<br />

Ideen, aber die Sache ist neu und es braucht nun zusätzliche Partner,<br />

die Projekte beispielsweise im Bereich der antibakteriellen<br />

An wendung mit uns weiterentwickeln.» Damit spricht Niklaus Zemp<br />

den wohl potenzialträchtigsten Zweig an; Silber an und für sich wirkt<br />

nicht antibakteriell, aber in Kontakt mit Wasser – sei es im Körper,<br />

mit der Haut, mit Schweiss oder Luftfeuchtigkeit – oxidiert die<br />

<strong>Metall</strong>oberfläche, und aus dieser Schicht werden die antibakteriell<br />

wirkenden Silberionen herausgewaschen. Welche Menge an Silber<br />

sich aus einer Matrix herauslösen soll, definiert die Dichte an Partikel:<br />

Je mehr Ionen gelöst werden, umso grösser ist die antibakterielle<br />

Wirkung. Doch muss beachtet werden, dass einige Bakterien<br />

sehr leicht, andere kaum oder nur mit grosser Menge an<br />

Silber abzutöten sind. So kann es wirkungsvoll und ganz gezielt<br />

dort eingesetzt werden, wo die zu bekämpfenden Bakterien bekannt<br />

sind, beispielsweise im Krankenhaus. Der Markt an textilen, ><br />

Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>


26 <strong>Metall</strong> Nanotechnologie<br />

Die Empa ist die interdisziplinäre Forschungsund<br />

Dienstleistungsinstitution des ETH-Bereichs.<br />

Ihr Ziel ist es, Forschungs ergebnisse in marktfähige<br />

Innovationen umzuwandeln, um so die<br />

Wettbewerbs fähigkeit der Schweizer Wirtschaft<br />

zu erhöhen und die Lebensqualität in der<br />

Gesellschaft zu verbessern. www.empa.ch<br />

medizinischen Utensilien ist jedoch noch sehr klein. Erst Auflagen<br />

für Wunden sind erhältlich, an Pflastern beispielsweise wird noch<br />

geforscht, da hier die Menge der Silberabgabe an die Verletzung<br />

angepasst werden muss, damit keine toxische Wirkung entsteht.<br />

Eine grosse Chance sieht Dirk Hegemann hin gegen bei der Entwicklung<br />

von Implantaten: «Mit den in einer polymeren Matrix eingebundenen<br />

Silbernanopartikeln kann während zwei oder drei Tagen<br />

eine antibakterielle Wirkung erzielt werden, ohne dass das Silber<br />

die Zellen am Wachsen behindern würde. Das wäre nach einer<br />

Operation sehr hilfreich.»<br />

Direkt ins Schwärmen kommt man ob der Möglichkeiten wie<br />

antibakteriell wirkender Bekleidung, besonders für den Sport:<br />

Schon allein die Vorstellung von geruchsneutralen Tänzern in Clubs<br />

oder von Umkleidekabinen, die man ohne olfaktorischen Schock<br />

betritt, begeistert. Doch Silber hat ja noch viel mehr zu bieten: Es<br />

ist auch einer der besten elektrischen Leiter und kann dadurch<br />

einen antistatischen Effekt erzielen. «Letzteres wäre sehr erwünscht<br />

für Berufskleidung», meint Dirk Hegemann, «beispielsweise für<br />

Chirurgen im Operationssaal oder Berufe im Zusammenhang mit<br />

Mikroelektronik-Bauteilen, für Filter im Auto oder in der In dus trie,<br />

wo elektrische Aufladung vermieden werden soll.» Gemäss den<br />

Empa-Tests sei die silberverarbeitete Faser bei entsprechender<br />

textiler Einarbeitung auch sehr resistent und könne mehr als 50<br />

Waschgänge überstehen, versichert Dirk Hegemann.<br />

Produkte aus leitfähigen Fasern wie beispielsweise Handschuhe<br />

mit bereits integrierter Handybedienung oder Jacken, mit denen<br />

die MP3-Daten übertragen werden können, sind keine Zukunftsmusik<br />

mehr, sondern bereits auf dem Markt erhältlich. Alles, was<br />

keine hohen Ströme und eine damit verbundene starke Erwärmung<br />

mit sich bringt, ist denkbar. So auch ein T-Shirt, das nicht nur<br />

Körperfunktionen wie den Puls misst, sondern auch ein EKG durchführt.<br />

Umgekehrt könnte mit einem in ein anderes Material eingenähten<br />

Silberfaden anhand des elektrischen Widerstands die Unversehrtheit<br />

des Materials kontrolliert werden. Gerade bei teuren<br />

Filterstoffen in industriellen Prozessen – wo ein Wechsel von Filtern<br />

bis anhin routinemässig durchgeführt wird – würde so eine Art<br />

Detektor Kosten sparen.<br />

Nach der Forschung ist vor der neuen Idee<br />

Nach der Forschung und Entwicklung des Plasmaverfahrens beschäftigt<br />

sich die Empa bereits auch schon mit der Verfeinerung<br />

der Faser. Dirk Hegemann erklärt: «Wir untersuchen, wie sie im<br />

Kontakt mit der Haut reagiert, ob beispielsweise Verfärbungen zu<br />

vermeiden sind. Wir arbeiten aber auch an Weiterentwicklungen:<br />

mehrere Schichten auftragen, die Technik zur Kontaktierung für die<br />

Datenübertragung verfeinern, andere Fäden ausprobieren. Und<br />

wir denken an die Verwendung von <strong>Metall</strong>en wie Gold, Palladium<br />

oder Titan. Uns schweben mehrfache Beschichtungen mit unterschiedlichen<br />

<strong>Metall</strong>en vor. So könnten abgeschirmte, textile Leitungen<br />

hergestellt, Leuchtstoffe eingebracht und Bildschirme in<br />

Vorhänge integriert werden.» Und schliesslich folgt Dirk Hegemanns<br />

abschliessende Vision: «Zurzeit werden an chinesischen Hochhäusern<br />

an Stelle eines Verputzes oftmals Textilien angebracht.<br />

Würde man darauf Fotovoltaik betreiben und all diese Flächen<br />

zur Stromgewinnung nutzen, wäre das ein effizienter und sauberer<br />

Beitrag zur Lösung des Energieproblems in Asien.» In Anbetracht<br />

solch grosser Ideen stimmt es zuversichtlich, dass sich die Uridee<br />

bereits in der Umsetzung befindet. <<br />

1<br />

2<br />

1 Die von der Empa entwickelte Anlage kann einige Meter Faser pro Stunde beschichten und lässt keine umweltbelastenden Abfälle<br />

entstehen. 2 Wegen seiner optischen Attraktivität wird das Garn zurzeit auch für Versuchsprojekte in der Modebranche verwendet.<br />

Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>


Credit Suisse Business 27<br />

B u s i n e s s<br />

Informationen aus der Welt der Credit Suisse<br />

Übersicht 28_Interview mit Walter Berchtold, CEO Private Banking 30_Young Investors Organization als weltweite<br />

Talentschmiede 31_Hohe Auszeichnung 32_Rohstoffe 33_Schrottverwertung 34_Kunstauktion in London<br />

Fotos: Empa | Credit Suisse<br />

Hans-Ulrich Meister ist neuer<br />

CEO der Region Schweiz<br />

Am 1. September hat Hans-Ulrich<br />

Meister seine Funktion als CEO<br />

Credit Suisse Schweiz und als<br />

Mitglied der Geschäftsleitung der<br />

Credit Suisse angetreten. Zudem<br />

ist Hans-Ulrich Meister Mitglied<br />

des Private Banking Management<br />

Committee. Meister verfügt über<br />

eine langjährige Bankerfahrung<br />

und war zuletzt bis 2007 verantwortlich<br />

für das Privat- und Firmenkundengeschäft<br />

der UBS, welches<br />

auch das Geschäft mit multinationalen<br />

Unternehmen und institutionellen<br />

Anlegern in der Schweiz<br />

umfasste. Unter der Führung von<br />

Hans-Ulrich Meister wird die<br />

starke Stellung der Credit Suisse<br />

in der Schweiz weiter ausgebaut.<br />

Hans-Ulrich Meister hat die Nachfolge<br />

von Ulrich Körner angetreten,<br />

der die Credit Suisse nach<br />

zehn Jahren verlassen hat, um seine<br />

Karriere ausserhalb der Bank<br />

fortzusetzen. Seit 2003 war Ulrich<br />

Körner Mitglied der Geschäftsleitung,<br />

seit 2006 CEO der Region<br />

Schweiz gewesen. schi<br />

Standortqualitätsindikator<br />

Im Rahmen der Publikationsreihe<br />

«Swiss Issues Regionen» ist<br />

kürzlich ein zweiteiliger «Standortqualitätsindikator»<br />

erschienen.<br />

Aktuell sind auch die beiden Regionalstudien<br />

«Die Region Olten<br />

auf einen Blick» sowie «St. Gallen,<br />

Appenzell Innerrhoden und Ausserrhoden<br />

– Struktur und Perspektiven»,<br />

die in deutscher Sprache<br />

erhältlich sind. Sie können unter<br />

www.credit-suisse.com/<strong>bull</strong>etin<br />

weitere Research-Publikationen<br />

als PDF herunterladen oder<br />

bestellen. schi<br />

Martin Neff neuer Leiter<br />

Economic Research Schweiz<br />

Als Nachfolger von Alois Bischofberger,<br />

der Ende Juni in Ruhestand<br />

getreten ist (siehe Bulletin 3/20<strong>08</strong>)<br />

hat Martin Neff per 1. Juli die<br />

Funktion als Leiter Economic Research<br />

der Credit Suisse Schweiz<br />

übernommen. Zuvor zeichnete<br />

Neff, der seit 1992 bei der Credit<br />

Suisse arbeitet, für den Bereich<br />

Schweizer Wirtschaft verantwortlich.<br />

schi<br />

Gut gewappnet fürs Geschäft<br />

Im Juli hat die hauseigene Business<br />

School im Bahnhof Enge<br />

in Zürich einen Campus für neu<br />

eintretende Mitarbeitende der<br />

Geschäftsbereiche des Private<br />

and Business Banking Switzerland<br />

(PBB) sowie des Credit Risk<br />

Management Private Banking<br />

Schweiz (CRM Private Banking)<br />

eröffnet. Im modern ausgerüsteten<br />

Campus im Herzen der<br />

Stadt Zürich erhalten die Neueintretenden<br />

das Rüstzeug für ihren<br />

nächsten Karriereschritt: «Wir<br />

bieten ein mehrtägiges, massgeschneidertes<br />

Onboarding-Programm,<br />

das den Mitarbeitenden<br />

den Einstieg in ihre Tätigkeit<br />

erleichtert und ihnen die Unternehmenskultur<br />

der Bank näherbringt»,<br />

erklärt Johannes Toetzke,<br />

Leiter Private Banking Institute<br />

der Business School. Gleichzeitig<br />

sei das Programm eine ideale<br />

Plattform, um erste Kontakte über<br />

die Geschäftssegmente hinweg<br />

zu knüpfen. Nicole Baumann<br />

Geschäftsstelle St. Alban-<br />

Graben in Basel nach<br />

drei Jahren wiedereröffnet<br />

42 Millionen Franken investierte<br />

die Credit Suisse, um ihre Geschäftsstelle<br />

am St. Alban-Graben<br />

nach ökologischen Kriterien<br />

umzubauen und den gewandelten<br />

Bedürfnissen der Kundinnen und<br />

Kunden anzupassen. In der Anfang<br />

September wiedereröffneten<br />

Geschäftsstelle ist das neue Empfangs-<br />

und Betreuungskonzept<br />

der Credit Suisse mit dem so genannten<br />

Floor Manager umgesetzt<br />

worden, was eine noch persönlichere<br />

Betreuung erlaubt. Gleichzeitig<br />

konnte Bernhard B. Fischer,<br />

Leiter der Region Nordschweiz<br />

der Credit Suisse, mit der Ernennung<br />

von Gabriel Barell zum Leiter<br />

Private Banking Basel eine wichtige<br />

personelle Weichenstellung<br />

bekannt geben: «Unsere Bank ist<br />

seit über 100 Jahren in Basel<br />

präsent und unverändert stark von<br />

diesem Standort und der vorteilhaften<br />

Lage überzeugt. Dank<br />

Gabriel Barell – einem ausgewiesenen<br />

Kenner der Region mit<br />

langjähriger Führungs- und Bankerfahrung<br />

– ist es uns möglich,<br />

unsere starke Position im Private<br />

Banking in Basel weiter<br />

auszubauen.» schi<br />

Credit Suisse<br />

Bonviva – mehr<br />

als eine Bankbeziehung<br />

Die Bonviva Banking<br />

Pakete bieten konkrete<br />

Vorteile und erschliessen<br />

eine neue Erlebniswelt<br />

Mit den Bonviva Banking<br />

Paketen liegt den Kunden der<br />

Credit Suisse seit dem<br />

1. Oktober ein neues Angebot<br />

vor, das über eine reine Bankbeziehung<br />

hinausgeht. In<br />

jedem dieser Pakete – es wird<br />

zwischen Silver, Gold und<br />

Platinum unterschieden – sind<br />

genau definierte Leistungen<br />

gebündelt. Diese enthalten<br />

die Bonviva Banking Produkte<br />

sowie Bonviva Extras. Dabei<br />

erleichtern die ins Bonviva<br />

Banking Paket integrierten<br />

Finanzprodukte aus den<br />

Bereichen Zahlungen und<br />

Sparen sowie Kreditkarten<br />

das Banking. Die Bonviva<br />

Extras hingegen sollen zu<br />

einer erhöhten Lebensqualität<br />

beitragen: vom exklusiven<br />

Bonusprogramm über Reiseund<br />

Sicherheitsservices<br />

bis hin zur Bonviva Erlebniswelt<br />

mit Magazinen, einer<br />

Internetplattform, Veranstaltungen,<br />

Finanzinformationen<br />

sowie dem so genannten<br />

Concierge Service. Spannenden<br />

Lesestoff und einen<br />

Einblick in die Bonviva Erlebniswelt<br />

bietet das soeben<br />

erschienene Magazin bonvivaworld,<br />

das zehn Interviews<br />

enthält, so mit Noëmi Nadelmann,<br />

Thomas Bucheli,<br />

Alberto Venzago oder Cees<br />

Nooteboom. schi<br />

www.credit-suisse.com/bonviva<br />

Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>


28<br />

Credit Suisse Business<br />

Credit Suisse Private Banking<br />

Das aktuelle Marktumfeld birgt Chancen<br />

für das Private Banking<br />

Die aktuelle Kreditkrise schafft die Grundlagen für gesünderes Wachstum.<br />

«In diesem volatilen Umfeld bieten sich hervorragende Chancen für Finanzinstitute,<br />

welche die Situation gut gemeistert haben», meint Walter Berchtold, CEO<br />

Private Banking, Credit Suisse. Ausserdem unterstreicht die Krise die Bedeutung<br />

eines engen Kundenkontakts.<br />

Bulletin: Welches sind die grössten<br />

Auswirkungen der laufenden Kreditkrise<br />

auf die Private-Banking-Branche?<br />

Walter Berchtold: Am meisten leidet das Vertrauen.<br />

Die Kunden fragen sich: Sind meine<br />

Bankgeschäfte in den richtigen Händen?<br />

Wie sicher ist mein Institut ? Wie robust ist<br />

das Sicherheitsnetz des gesamten Finanzsystems?<br />

Die Situation verlangt, dass wir auf<br />

den Faktor Vertrauen setzen und möglichst<br />

nahe an unseren Kunden sind. Wir müssen<br />

die neuesten Entwicklungen erklären und<br />

aufzeigen, dass die Credit Suisse für ihre<br />

Kunden weiterhin ein sicherer Hafen ist. Das<br />

volatile Umfeld bietet aber auch hervorragende<br />

Chancen für diejenigen Finanzinstitute,<br />

welche die Situation gut gemeistert<br />

haben, denn es wird zu einer Verlagerung<br />

von Vermögen kommen. Eine weitere Konsequenz<br />

betrifft die Vermögensbildung. Ich<br />

rechne damit, dass diese zumindest vorübergehend<br />

gebremst wird. Das Wirtschaftswachstum<br />

verlangsamt sich weltweit. Die<br />

Finanzmärkte korrigieren noch weiter, was<br />

zu einer temporären Abschwächung des<br />

starken Trends der Vermögensbildung führt.<br />

Die mittel- bis langfristigen Aussichten aber<br />

sind vielversprechend.<br />

Ändern die Kunden zurzeit ihre Anlagestrategien<br />

hin zu vorsichtigerem Investment ?<br />

Die Kunden sind insbesondere seit dem<br />

ersten Halbjahr bedeutend vorsichtiger<br />

ge worden. 2007 waren sie noch recht zuversichtlich,<br />

dass es sich um eine isolierte<br />

Krise handelt, die bald gelöst würde. Stattdessen<br />

hat sie sich ausgeweitet. Wert papiere<br />

werden verkauft, Schulden werden<br />

abgebaut und die Cash-Positionen erhöht.<br />

Neue Anlagen werden vor allem in Produkte<br />

getätigt, die einen Kapitalschutz aufweisen<br />

und stabile Renditen über mehrere Zyklen<br />

hinweg bieten.<br />

Welches ist Ihre Prognose angesichts<br />

des gegenwärtigen Zustands der Märkte?<br />

Die Situation auf den Märkten dürfte noch<br />

einige Zeit schwierig bleiben, bevor eine<br />

nachhaltige Erholung einsetzt. Die Investoren<br />

müssen die verschiedenen Risiken wieder<br />

richtig einschätzen können, und das braucht<br />

Zeit, denn die negativen Auswirkungen der<br />

Kreditkrise haben sie vorsichtig gemacht.<br />

Wie gut hat sich die Credit<br />

Suisse in diesem turbulenten Marktumfeld<br />

geschlagen?<br />

Auch wir haben die Turbulenzen nicht ganz<br />

unbeschadet überstanden, aber wir verfolgten<br />

schon vor der Krise den richtigen Ansatz.<br />

Unsere Abschreibungen hielten sich in<br />

Grenzen, und die Credit Suisse ist eines der<br />

wenigen Finanzinstitute mit starker Kapitalbasis,<br />

welche die Anteile der Aktionäre nicht<br />

verwässert hat.<br />

Wie sehen die Aussichten für die<br />

Division Private Banking der Credit Suisse<br />

generell aus?<br />

Das Modell der integrierten Bank bietet uns<br />

das notwendige Rüstzeug, um unseren Kunden<br />

heute und in Zukunft aussergewöhnliche<br />

Lösungen anzubieten. Wir verfügen über<br />

eine starke Marke, die neue Kunden anzieht.<br />

Wir sollten als einer der wichtigsten Nutzniesser<br />

aus der Kreditkrise hervorgehen.<br />

Wo liegen die grössten Wachstumschancen<br />

der Division?<br />

Zuletzt ist es zu einer dramatischen Verlagerung<br />

der Kapitalflüsse in die Schwellenländer<br />

Zur Person<br />

Walter Berchtold ist CEO Private Banking, Credit Suisse. Er ist Mitglied<br />

des Executive Board und des Group Executive Board der Credit Suisse.<br />

Ausserdem ist er Verwaltungsratsmitglied der Schweizer Bankiervereinigung.<br />

Walter Berchtold stiess 1982 zur Credit Suisse First Boston<br />

und war unter anderem Leiter Arbitrage im Wertschriftenhandel,<br />

Leiter Trading & Sales, Credit Suisse Financial Services, und CEO Banking,<br />

Credit Suisse Financial Services.<br />

gekommen, sodass deren Bedeutung für die<br />

Vermögensbildung sicherlich zugenommen<br />

hat. Aber Europa und die USA bleiben die mit<br />

Abstand grössten Vermögenspools. Dank<br />

ihrer globalen Reichweite ist die Credit<br />

Suisse gut positioniert, um sich einen beträchtlichen<br />

Teil des verfügbaren Vermögenspools<br />

in allen Regionen zu sichern.<br />

Sie treffen mit Kunden aus aller<br />

Welt zusammen. Stellen Sie in den einzelnen<br />

Regionen, in denen die Credit<br />

Suisse tätig ist, ein unterschiedliches<br />

Anlageverhalten fest?<br />

Es gibt regionale Unterschiede. Bei Kunden<br />

aus Asien und Lateinamerika handelt es sich<br />

vor allem um Unternehmer, die in den letzten<br />

Jahrzehnten Firmen gegründet haben und<br />

nun Vermögen aufbauen. Ihr zentrales Anliegen<br />

ist es, mit ihren Unternehmen Geld zu<br />

verdienen und die Gewinne zu reinvestieren.<br />

In Europa und den USA gibt es mehr Familien,<br />

die über Generationen Vermögen aufgebaut<br />

haben. Bei ihnen stehen eher der<br />

Erbschaftsprozess und die Frage im Vordergrund,<br />

wie sie ihr Vermögen an die nächste<br />

Generation weitergeben können.<br />

Wie stellt die Credit Suisse sicher,<br />

dass sie die unterschiedlichen Bedürfnisse<br />

der Kunden erfüllt?<br />

Die Kunden müssen so zufrieden sein mit<br />

unserem Service, dass sie mit uns eine vertiefte<br />

Beziehung eingehen, die die Gesamt­<br />

Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>


Credit Suisse Business 29<br />

Foto: Eva-Maria Züllig<br />

«Wir sollten als einer der wichtigsten Nutzniesser aus der Kreditkrise hervorgehen.<br />

Unsere starke Position und unsere attraktive Marke ziehen neue Kunden an», erklärt<br />

Walter Berchtold, CEO Private Banking.<br />

heit ihrer finanziellen Existenz umfasst. Deshalb<br />

haben wir einen Beratungsprozess entwickelt,<br />

der bei der Zusammenarbeit mit<br />

Kunden aus aller Welt neue Massstäbe setzt.<br />

Er hilft uns, die Bedürfnisse und Anliegen<br />

der Kunden zu verstehen und diese in integrierte,<br />

massgeschneiderte Lösungen aus<br />

der gesamten Bank umzusetzen.<br />

Aber den eigentlichen Schlüssel zum Erfolg<br />

bilden nach wie vor kompetente Relationship<br />

Managers. Sie schaffen Zugang zu<br />

unseren Kunden und sorgen dafür, dass Vertrauen<br />

aufgebaut und geeignete Lösungen<br />

entwickelt werden. Mit dem seit zwei Jahren<br />

bestehenden Modell der integrierten Bank<br />

haben unsere Kunden Zugriff auf sämtliche<br />

Ressourcen und Instrumente der Bank. Wir<br />

wollen diese nutzen und so unseren bestehenden<br />

und neuen Kunden entscheidende<br />

Vorteile verschaffen.<br />

Sie haben die Bedeutung der Relationship<br />

Managers angesprochen. Werden<br />

im Private Banking weiterhin neue Leute<br />

eingestellt?<br />

Wir haben uns für die nächsten drei Jahre ein<br />

ehrgeiziges Einstellungsziel von insgesamt<br />

1000 neuen Relationship Managers gesetzt.<br />

Das Augenmerk liegt dabei auf Asien, den<br />

USA sowie auf Europa. Unsere Plattform, unsere<br />

Marke und unsere Prozesse helfen uns,<br />

hochqualifizierte Mitarbeitende einzustellen.<br />

Weil die Relationship Managers die<br />

Schnittstelle zu unseren Kunden bilden, ist es<br />

unerlässlich, dass sie unsere Beratungsphilosophie<br />

verstehen und die richtigen Fragen<br />

stellen. Das hört sich vielleicht trivial an, ist<br />

aber nicht einfach. Sie müssen sich ein genaues<br />

Bild über die finanzielle Situation des<br />

Kunden verschaffen können, sich ständig über<br />

unsere Organisation und neue Produkte auf<br />

dem Laufenden halten, das finanzielle und<br />

politische Umfeld verstehen und die geltenden<br />

Vorschriften und Bestimmungen in den verschiedenen<br />

Gerichtsbarkeiten kennen.<br />

Beim Wort Private Banking denken<br />

die meisten Leute automatisch an<br />

Ultra-High-Net-Worth-Kunden (UHNW).<br />

Ist das richtig?<br />

Im Private Banking geht es nicht allein um die<br />

Betreuung der sehr vermögenden Kunden.<br />

UHNW-Kunden sind sicher ein sehr wichtiges<br />

Kundensegment, das zusätzliche Dienstleistungen<br />

wie Treuhandstrukturen, Private-<br />

Equity- und oftmals auch Kapitalmarktdienstleistungen<br />

wünscht. Aber insgesamt richtet<br />

sich das Private Banking an alle Personen,<br />

die ein gewisses Vermögen angehäuft haben<br />

und Lösungen benötigen, die über normale<br />

Bankdienstleistungen hinausgehen.<br />

Verzeichnet das UHNW-Segment<br />

trotz der schwierigen Marktbedingungen<br />

weiteres Wachstum?<br />

Dieses Kundensegment gehört für die Credit<br />

Suisse zu den am schnellsten wachsenden<br />

Bereichen überhaupt. Ungefähr die Hälfte<br />

unserer Neugelder stammt aus diesem Segment.<br />

Die UHNW-Kunden kommen aus aller<br />

Welt, wobei Asien sowie der Mittlere Osten<br />

und Osteuropa aufgrund ihrer natürlichen<br />

Ressourcen ein enormes Wachstum verzeichnen.<br />

Ist es heute noch möglich, auf dem<br />

Schweizer Heimatmarkt der Credit Suisse<br />

zu wachsen?<br />

Obwohl der Schweizer Markt gesättigt, wenn<br />

nicht gar etwas «over-banked» ist, erzielen wir<br />

in der Schweiz nach wie vor ein überdurchschnittliches<br />

Wachstum. Dank unserer Fähigkeit,<br />

neue Produkte und Dienstleistungen –<br />

oftmals begünstigt durch unser integriertes<br />

Geschäftsmodell – zu entwickeln und anzubieten,<br />

haben sich die Bereiche Corporate<br />

Banking und Private Banking erfreulich entwickelt.<br />

Ein weiterer Wachstumstreiber im<br />

Schweizer Private-Banking-Geschäft sind<br />

die Zuflüsse von Retail-Kunden, die durch<br />

Vermögenszuwachs zu Private-Banking-Kunden<br />

werden. Wir tun aber auch viel für un sere<br />

Retail-Kunden in der Schweiz. Die hohe Qualität<br />

unseres Retail-Angebots lässt sich ohne<br />

Weiteres mit dem vergleichen, was andere<br />

Banken als Private-Banking-Dienstleistungen<br />

bezeichnen.<br />

Das Bankkundengeheimnis der<br />

Schweiz wird immer wieder infrage gestellt.<br />

Ist es heute noch von Bedeutung?<br />

Der Schutz von Einzelpersonen und deren<br />

Informationen ist ein Grundpfeiler unserer demokratischen<br />

Gesellschaft und muss bestehen<br />

bleiben. Es wurden viele Massnahmen<br />

ergriffen, um Missbrauch im Zusammenhang<br />

mit dem Bankkundengeheimnis zu vermeiden.<br />

Heute unterliegen wir strengen Compliance-<br />

Auflagen, die verhindern, dass kriminelles<br />

Geld ins System gelangt. Dorothée Enskog<br />

Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>


30<br />

Credit Suisse Business<br />

Investoren und Unternehmer der nächsten Generation<br />

Gezielte Förderung von Young<br />

Investors – seit sechs Jahren<br />

Die Young Investors Organization (YIO) und das International<br />

Program for Young Investors sind attraktive Weiterbildungs-<br />

und Vernetzungs anlässe für junge Führungskräfte<br />

und Teil der Nachwuchsförderung durch die Credit Suisse.<br />

Die Stiftung Young Global Leaders des World<br />

Economic Forum, deren Mitglieder sich 2005<br />

in Zermatt erstmals getroffen haben, ist<br />

bereits weitherum bekannt und geschätzt.<br />

Noch etwas früher entstand eine Plattform,<br />

die ähnliche Ziele verfolgt, nämlich die Führungskräfte<br />

von morgen in finanziellen und<br />

volkswirtschaftlichen Fragen zu schulen und<br />

zu vernetzen.<br />

Die Young Investors Organization (YIO),<br />

welche von der Credit Suisse als Hauptsponsor<br />

unterstützt wird, ist keineswegs geheim,<br />

aber doch diskret, und weil ein Beitritt<br />

nur auf Einladung hin möglich ist, macht das<br />

Bulletin nun erstmals auf diese fest etablierte<br />

Institution aufmerksam.<br />

Anspruchsvolles Finanzseminar Das International<br />

Program ist 2003 erstmals durchgeführt<br />

worden. Dabei handelt es sich um<br />

ein Finanzseminar auf höchstem Niveau, bei<br />

dem aber auch die Geselligkeit und das<br />

Kennenlernen des Gastlandes nicht zu kurz<br />

kommen sollen. Im August wurde ein solches<br />

einwöchiges Seminar in Zürich durchgeführt,<br />

im September folgte ein weiteres in<br />

Schanghai. Tatsächlich stammten die Teilnehmer<br />

aus 22 verschiedenen Ländern.<br />

Eine Teilnehmerstimme Die nächste<br />

Generation in ihrer Verantwortung als Investoren<br />

zu unterstützen sowie sie zu befähigen,<br />

kompetente, globale Entscheider<br />

zu werden, ist das Ziel der Credit Suisse<br />

und wird reflektiert durch die Aussage eines<br />

YIO-Mitglieds: «Die Young Investors Organization<br />

ist für mich wie eine grosse Familie. In<br />

welches Land ich auch hingehen möchte, es<br />

leben Freunde dort, die ich jederzeit besuchen<br />

kann, von denen ich lerne und die mir<br />

in meinem persönlichen und beruflichen<br />

Leben helfen. Wir sind die Generation der<br />

Zukunft. Und ich bin überzeugt, dass wir gemeinsam<br />

grosse Dinge bewirken können.»<br />

Andreas Schiendorfer<br />

Unternehmer der Zukunft Wie Babak<br />

Dastmaltschi, Head Investment Partners Ultra-<br />

High-Net-Worth Individuals Credit Suisse<br />

Europe, Middle East and Africa (EMEA), erklärt,<br />

gehören der YIO derzeit über 300 Mitglieder<br />

im Alter zwischen 20 und 45 Jahren<br />

aus 40 verschiedenen Ländern an. «Die Mitglieder<br />

können jedes Jahr an einer mehrtägigen<br />

Versammlung teilnehmen», so Babak<br />

Dastmaltschi weiter. «Dieses Jahr findet sie<br />

unter der Bezeichnung ‹EntrepreneurPlus›<br />

vom 30. Oktober bis zum 2. November in<br />

Zürich statt.» Konkret werden rund 60 Mitglieder<br />

aus aller Welt erwartet, um mit Nobelpreisträger<br />

Muhammad Yunus und weiteren<br />

Experten intensiv über Unternehmertum,<br />

die soziale Verantwortung der Unternehmer<br />

sowie Mikro finanz zu diskutieren.<br />

Meeting in Beijing Solche Begegnungen<br />

mit aussergewöhnlichen Persönlichkeiten<br />

aus Politik und Wirtschaft sind für die YIO-<br />

Mitglieder ganz besonders interessant und<br />

lehrreich. So standen letztes Jahr in Beijing<br />

Long Yongtu, Secretary-General of Boao<br />

Forum for Asia, und Jim Rogers, der amerikanische<br />

Finanzspezialist und Schriftsteller,<br />

einem interessierten Kreis Red und Antwort.<br />

Informationen aus erster Hand sind für die jungen Investoren besonders<br />

interessant. Hier referiert Long Yongtu, Secretary-General of Boao Forum<br />

for Asia.<br />

Foto: Credit Suisse<br />

Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>


Das Konzept der integrierten Bank zeitigt Erfolge<br />

Credit Suisse als «Best Bank»<br />

in der Schweiz ausgezeichnet<br />

Das renommierte britische Finanzmagazin «Euromoney» hat die Credit<br />

Suisse zum zweiten Mal in Folge als «Best Bank» in der Schweiz ausgezeichnet.<br />

Hervorgestrichen wurde unter anderem die Innovationskraft der<br />

Geschäftsbereiche Privat- und Firmenkunden, die Expertise im Wealth<br />

Management sowie die intelligenten Anlage- und Beratungslösungen.<br />

FÜR MICH.<br />

Die Klafs Sauna- und<br />

Wellness-Welt.<br />

Die Credit Suisse will die führende Bank<br />

hinsichtlich Kundenzufriedenheit und profitablen<br />

Wachstums sein. Dabei gelten die<br />

Grundsätze, dass die Kundenbedürfnisse<br />

immer im Mittelpunkt stehen, Teamwork<br />

die Grundlage des Geschäfts bildet und<br />

die gute Reputation entscheidend ist.<br />

Das Anfang 2006 eingeführte integrierte<br />

Geschäftsmodell hat die Credit<br />

Suisse einen entscheidenden Schritt nach<br />

vorne gebracht. Die Geschäftsbereiche<br />

Private Banking, Investment Banking und<br />

Asset Management arbeiten zusammen.<br />

Dadurch können die Kunden aus einer<br />

Hand umfassend beraten werden und ihnen<br />

kann über ein Eingangsfenster Zugang<br />

zu allen Dienstleistungen der globalen<br />

Bank ge boten werden.<br />

Konkret hat «Euromoney» die Innovationskraft<br />

der Geschäftsbereiche für Privat-<br />

und Firmenkunden hervorgestrichen.<br />

Die massgeschneiderten derivativen Produkte<br />

für KMU sowie das preisgekrönte<br />

Konzept für Geschäftsstellen hinsichtlich<br />

Kundenbetreuung und Erscheinungsbild<br />

wurden als beispielhaft bezeichnet.<br />

Darüber hinaus hat «Euromoney» die<br />

Kompetenz der Credit Suisse im Wealth<br />

Management gelobt, die in intelligenten<br />

Anlage- und Beratungslösungen münde,<br />

die auf die Bedürfnisse und die jeweilige<br />

Lebensphase der verschiedenen Kundengruppen<br />

ausgerichtet seien.<br />

20<strong>08</strong>» der Credit Suisse ebenfalls die<br />

gleich lautende Auszeichnung «Best Bank<br />

in Switzerland» verliehen. Das « Global<br />

Investor Magazine» wiederum hat die<br />

Credit Suisse zum «Wealth Manager of the<br />

Year 20<strong>08</strong>» gekürt, und im «Elite-Report »<br />

des «Handelsblatts» erhielt das Private<br />

Banking in der Schweiz (genauso wie in<br />

Deutschland) das Spitzenprädikat «summa<br />

cum laude».<br />

Der «Award for Excellence» unterstreicht<br />

die gute und solide Marktstellung<br />

der Credit Suisse in einem wettbewerbsintensiven<br />

und wirtschaftlich anspruchsvollen<br />

Umfeld. Gleichzeitig ist er ein zusätzlicher<br />

Antrieb im Bestreben, die Strategie<br />

der integrierten Bank konsequent<br />

umzusetzen, die daraus entstehenden<br />

Wachstumspotenziale zu nutzen und stets<br />

die besten Lösungen für unsere Kunden zu<br />

entwickeln.<br />

Die Region Schweiz ist dabei von grosser<br />

Bedeutung. «Best Bank» ist deshalb<br />

nicht nur eine Auszeichnung für die 21000<br />

Mitarbeitenden der Credit Suisse in der<br />

Schweiz, sondern ebenso sehr für die zahlreichen<br />

treuen Kundinnen und Kunden, die<br />

die Credit Suisse im Heimmarkt anspornen<br />

und stärken.<br />

Andreas Schiendorfer<br />

Sauna/Sanarium<br />

Dampfbad/ Dusche<br />

SANOSPA/Whirlpool<br />

Weitere Informationen erhalten Sie in<br />

unserem kostenlosen 170seitigen Übersichtskatalog.<br />

Beste Gesamtbeurteilung Die Auszeichnung<br />

ist umso wertvoller, als die<br />

Credit Suisse damit die letztjährige hohe<br />

Einschätzung durch «Euromoney» zu bestätigen<br />

vermochte. Zudem bestätigt der<br />

«Award for excellence» von «Euromoney»<br />

andere Auszeichnungen, welche die Bank<br />

in den letzten Monaten erhalten hat. Das<br />

Magazin «Global Finance» beispielsweise<br />

hat im Rahmen der Vergabe der «World’s<br />

Best Developed Market Banks Awards<br />

Klafs AG<br />

Oberneuhofstrasse 11<br />

CH-6342 Baar<br />

Telefon <strong>04</strong>1 760 22 42<br />

Fax <strong>04</strong>1 760 25 35<br />

baar@klafs.ch, www.klafs.ch<br />

Weitere Geschäftsstellen in: Bern, Ried-Brig VS,<br />

Chur GR, Clarens VD, Dietlikon ZH, Roggwil TG.


32<br />

Credit Suisse Business<br />

Rohstoffhandel<br />

Die Credit Suisse erweitert<br />

ihre Rohstoffplattform<br />

20<strong>08</strong> erlebten Rohstoffe ihr bestes Halbjahr seit 1973: Die Preise für Öl, Kohle,<br />

Kupfer, Aluminium und andere natürliche Ressourcen erreichten neue<br />

Rekordstände. Trotz Abkühlung der Weltkonjunktur erzielen die Rohstoffmärkte<br />

weiterhin jährliche Wachstumsraten von über 15 Prozent.<br />

Schätzungen zufolge generieren die weltweiten<br />

Rohstoffmärkte gegenwärtig Umsätze<br />

von jährlich über 23 Milliarden US-Dollar,<br />

wovon rund 40 Prozent oder 10 Milliarden<br />

US-Dollar von Finanzinstitutionen erzielt werden,<br />

die in diesem Sektor tätig sind. Der Eigenhandel<br />

– also Transaktionen, die auf Rechnung<br />

einer betei li gten Firma abgewickelt werden<br />

– macht fast die Hälfte des Umsatzes von<br />

Finanzinstitutionen auf den Rohstoffmärkten<br />

aus. Der Rest stammt aus strukturierten Produkten<br />

und Handelsbewegungen. «Finanzakteuren<br />

bietet sich ein enormes und weiter<br />

wachsendes Potenzial, denn sie können<br />

Eigenhandel betreiben, Transaktionen strukturieren<br />

und traditionelle Market-Making-<br />

Dienstleistungen anbieten. Deshalb ist die<br />

Credit Suisse eine Partnerschaft mit Glencore<br />

eingegangen, um eine umfassende Rohstoffplattform<br />

aufzubauen», erklärt Adam<br />

Knight, Co-Leiter Global Commodities der<br />

Credit Suisse. Weltweit beschäftigt die Rohstoffgruppe<br />

der Bank inzwischen über<br />

130 Mitarbeitende. Diese Zahl dürfte weiter<br />

ansteigen, denn die Bank will auch in Zukunft<br />

in ihre Rohstoffplattform investieren.<br />

«Jetzt wickeln wir den Handel mit jedem<br />

dieser Rohstoffe über Swaps ab. Ein Beweis<br />

für die Weiterentwicklung des Geschäfts»,<br />

so Knight. Der von der Rohstoffgruppe aufgebaute<br />

Handelsdesk bietet eine breite<br />

Palette an Rohstoffbasiswerten, einschliesslich<br />

Öl- und Raffinerieprodukten, Kohle, <strong>Metall</strong>en,<br />

Agrarprodukten wie Weizen, Soja,<br />

Milch und Zucker sowie in Nord amerika Gas,<br />

Strom und Emissionen. Die Anlageprodukte<br />

reichen von Rohstoffindizes bis zu Edelmetallen<br />

in physischer Form, strukturierten<br />

Notes, Warrants, Fonds und Zertifikaten.<br />

Partnerschaft mit Glencore Ein wichtiger<br />

Bestandteil des Angebots ist die Allianz mit<br />

Glencore International AG, einem der weltgrössten<br />

Produzenten von natürlichen Ressourcen.<br />

Die Partnerschaft begann 2005 mit<br />

Öl und Ölprodukten und wurde später<br />

auf Basis- und Edelmetalle sowie Agrarprodukte<br />

ausgedehnt. Sie vereint Glencores<br />

führende Rolle im Handel von physischen<br />

Rohstoffen mit dem Fachwissen und der<br />

Stärke der Credit Suisse in den Bereichen<br />

Derivate, Schwellenmärkte, strukturierte Produkte<br />

und Risikomanagement. «Dank der<br />

Partnerschaft mit Glencore können wir eine<br />

Rohstoffplattform anbieten, wie es den meisten<br />

Banken nicht möglich ist. Wir können<br />

nicht nur Risiken anhand von Benchmarks<br />

absichern, sondern auch genau jene Produkte,<br />

welche die Kunden erzeugen. Die Allianz<br />

erstreckt sich über eine voll integrierte<br />

Rohstoff plattform mit einer breiten Palette an<br />

Basisrohstoffen.»<br />

Dorothée Enskog<br />

Führende Rolle bei Innovationen Seit<br />

Abwicklung seines ersten Energiehandels im<br />

Juni 2005 spielt das Rohstoffteam der Credit<br />

Suisse in der Entwicklung neuer Rohstoffmärkte<br />

eine führende Rolle. Im September<br />

2007 richtete die Credit Suisse beispielsweise<br />

eine Plattform für den Handel mit Kobalt<br />

ein; im Mai 20<strong>08</strong> folgte eine Plattform für<br />

den ausserbörslichen Handel mit Eisenerz.<br />

«Rohstoffe gewinnen als Anlagekategorie<br />

immer mehr an Bedeutung. Dabei erhöht<br />

sich sowohl die Komplexität der möglichen<br />

Transaktionen als auch die Zahl der handelbaren<br />

Rohstoffe», meint Knight. Wer noch<br />

vor wenigen Monaten mit Eisenerz oder<br />

Kobalt handeln wollte, benötigte dazu einen<br />

physischen Kontrakt mit einem Produzenten.<br />

Eisenerz, das hier abgebaut wird, bildet einen der grössten Märkte<br />

für physische Rohstoffe weltweit. Im Mai richtete die Credit Suisse eine<br />

Plattform für den ausserbörslichen Handel von Eisenerz ein.<br />

Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>


Credit Suisse Business<br />

33<br />

Investment Banking Know-how für KMU<br />

Deutsche Märchen<br />

aus Schrott und Stahl<br />

Die Unternehmer-Beratung der Credit Suisse in Hamburg hat umfassende<br />

Branchenkenntnis, ein hervorragendes Netzwerk und langjährige Erfahrung<br />

in der Beratung von Giessereien sowie Altmetall- und Schrottverwertern.<br />

Vor drei Jahren berichteten wir über die<br />

zukunftweisende Angliederung von Swiss<br />

Steel – hervorgegangen aus den Tradi tionsunter<br />

neh men Von Roll und von Moos – an<br />

Schmolz + Bickenbach (siehe Bulletin 5/05).<br />

Fotos: Keystone, Landov | Greg Pease, Getty Images<br />

Schrott ist kein Schrott In letzter Zeit hat<br />

sich vor allem eines geändert: Aufgrund der<br />

Rohstoffverknappung und -verteuerung wird<br />

heute dem Aspekt Entsorgung und Recycling<br />

zu Recht weitaus grösseres Gewicht beigemessen<br />

als noch vor ein paar Jahren. «Die<br />

erste Tonne Stahl wurde aus Erz gemacht,<br />

die letzte Tonne Stahl wird eines Tages ganz<br />

aus Schrott sein», führt Berndt-Ulrich Scholz<br />

aus, der jedoch alles daransetzt, dass diese<br />

«letzte Tonne Stahl» reine Theorie bleibt.<br />

Mit der Unternehmer-Beratung hat die<br />

Credit Suisse ein Geschäftsmodell entwickelt,<br />

das auch für mittlere Unternehmen<br />

Investment Banking Know-how bereitstellt,<br />

das sich sonst nur Grossunternehmen leisten<br />

könnten (siehe Bulletin 1/<strong>08</strong>). Der Entwicklung<br />

bei den Rohstoffen trägt die Credit<br />

Suisse Unternehmer-Beratung Rechnung,<br />

indem sie in Hamburg eine Spezialabteilung<br />

für diesen Bereich aufgebaut hat. Die Senior-<br />

Berater Stephan von Vultejus und Andreas<br />

Tödten haben sich hier auf Entsorgung/<br />

Schrott beziehungsweise Giessereien spezialisiert.<br />

«Giessereien sind eine höchst attraktive<br />

Branche, insbesondere die für den<br />

Schiffbau tätigen Unternehmen sind zum Teil<br />

bis 2010/11 ausgelastet», erklärt Andreas<br />

Tödten. «Nachdem sich die Branche noch vor<br />

wenigen Jahren in einer schwierigen Situation<br />

befunden hat, findet derzeit ein Konsolidierungsprozess<br />

statt.» Der stark angestiegene<br />

Stahlpreis und die angekurbelte<br />

Wirtschaft haben die Perspektiven im positiven<br />

Sinne verändert. «Gegenwärtig berate<br />

ich gleich drei mittelständische Giessereien,<br />

die eine Veränderung anstreben – nun aber<br />

aus einer Position der Stärke heraus», so<br />

Trotz Rohstoffverknappung sollen die Walzen nie stillstehen.<br />

Tödten. «Zweimal handelt es sich um eine<br />

Nachfolgelösung, im dritten Fall wird ein<br />

Teilverkauf angestrebt, um das Marktpotenzial<br />

noch besser nutzen zu können.» Aus<br />

Diskretionsgründen liefert er keine näheren<br />

Informationen, doch geht er davon aus, die<br />

Transaktionen schon bald erfolgreich abschliessen<br />

zu können.<br />

Für alle eine Win-win-Situation «Die Kombination<br />

unserer fundierten Branchenkenntnis<br />

und unserer Finanzkompetenz ist ein<br />

grosser Vorteil für Unternehmer, die wir beraten»,<br />

betont Stephan von Vultejus. «Dies<br />

zahlt sich für unsere Kunden deutlich aus.»<br />

Die Scholz-Gruppe hat Anfang September<br />

20<strong>08</strong> die 1991 in Magdeburg gegründete<br />

Firma Fegert-Recycling übernommen. Karl-<br />

Friedrich Fegert war nach der Wende in seine<br />

Heimatstadt zurückgekehrt und hatte sein<br />

Recycling-Unter nehmen in Braunschweig<br />

der Tochter überlassen. Nun, 82-jährig, sah<br />

er den Zeitpunkt für die Nachfolgeregelung<br />

seiner Magde burger Firma gekommen. Die<br />

Abwicklung übertrug er der Credit Suisse.<br />

Stephan von Vultejus erstellte eine umfassende<br />

Bestandesaufnahme inklusive Businessplan,<br />

die zeigte, dass der wahre Verkaufspreis<br />

um einiges höher sein müsste, als<br />

ursprünglich angedacht. «An der einge lei teten<br />

Auktionsrunde beteiligten sich mehrere<br />

grössere Unternehmen, so dass es uns gelang,<br />

eine Wettbewerbssituation zwischen<br />

den Bietern zur Kaufpreismaximierung aufzubauen»,<br />

so der Hamburger Fachmann.<br />

«Zuletzt zeigte es sich, dass Fegert mit seinen<br />

60 Millionen Euro Umsatz am besten zur<br />

Scholz-Gruppe passt, zu der bereits gute<br />

persönliche Beziehungen auf Gesellschafterebene<br />

bestanden.»<br />

Andreas Schiendorfer<br />

Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>


34<br />

Credit Suisse Business<br />

Art and Entrepreneurship<br />

Kunst und Unternehmertum:<br />

Ausstellung und Auktion in London<br />

Die an der Art Dubai erstmals präsentierte Ausstellung «Art and Entrepreneurship»<br />

mit Werken von 19 Künstlern wird in den nächsten Tagen in Genf und Mailand<br />

gezeigt. Nach der Schlussausstellung in London kommt es am 24. Novem ber<br />

zu einer Auktion zu Gunsten des Hilfswerks Room to Read. Mitgeboten werden<br />

kann auch auf der Website www.artandentrepreneurship.com.<br />

Nach vier von sieben Stationen darf man<br />

die Idee der Credit Suisse, das ihr wichtige<br />

Unternehmertum künstlerisch abzubilden<br />

und ihm damit auch die Reverenz zu erweisen,<br />

als gelungen bezeichnen. Die zahlreichen<br />

Besucher der Ausstellung in Dubai,<br />

New York, Berlin und Moskau zeigten sich<br />

sehr interessiert und diskutierten intensiv<br />

über die Kunstwerke der 19 Künstlerinnen<br />

und Künstler aus 16 Ländern. Dies umso<br />

mehr, als jeweils einige der Künstler persönlich<br />

anwesend waren und bereitwillig den<br />

persönlichen Kontakt mit den Unternehmern<br />

suchten. Würden diese die fünf wesentlichen<br />

Merkmale des Unternehmers, «Vision», «Wissen»,<br />

«Netzwerk», «Familie» und «soziale Verantwortung»,<br />

in den Kunstwerken erkennen,<br />

was zugegebenermassen nicht immer auf<br />

den ersten Blick möglich war ? Oder hätten<br />

sie zusätzliche oder andere gewählt?<br />

Die von Kuratorin Michelle Nicol konzipierte<br />

Ausstellung wird nun vom 9. bis<br />

12. Oktober im Centre d’art contemporain<br />

in Genf und anschliessend vom 22. bis<br />

23. Ok tober im Superstudio in Mailand gezeigt.<br />

In Genf darf Bernard Lippuner, Leiter<br />

Private Banking Region Genf, die Künstler<br />

Mai-Thu Perret, Latifa Echakhch und Fabian<br />

Marti begrüssen. Für Mailand hat Nicola<br />

Gobbetto dem Gastgeber Franco Müller,<br />

Leiter Private Banking Italien, sein Kommen<br />

zugesagt.<br />

Nach einer längeren Pause wandert die<br />

Ausstellung nach London, wo sie ab 20. November<br />

im Phillips de Pury Auction House zu<br />

besichtigen ist. Die Vernissage wird wie<br />

schon in New York von Verwaltungsratspräsident<br />

Walter B. Kielholz eröffnet. Erwartet<br />

werden dazu die Künstler Matthew Smith<br />

sowie Allora & Calzadilla.<br />

Wer keine Möglichkeit hat, die Ausstellung<br />

zu besuchen, kann sich auf der Homepage<br />

www.artandentrepreneurship.com ein<br />

Bild über die Künstlerinnen und Künstler und<br />

die von ihnen zur Verfügung gestellten<br />

Werke machen und mitbieten. Zum illustren<br />

Künstlerkreis zählen: Allora & Calzadilla,<br />

Michael Bauer, Heman Chong, Plamen<br />

Dejanoff, Latifa Echakhch, Cao Fei, Nicola<br />

Gobbetto, Gonzalez & Russom, Fabian<br />

Marti, Tzu Nyen Ho, Mamiko Otsubo, Ester<br />

Partegàs, Pavel Pepperstein, Mai-Thu Perret,<br />

André Pretorius, David Benjamin Sherry,<br />

Matthew Smith, Thukral & Tagra, Miessen &<br />

Ploughfields sowie ein Anonymus.<br />

In London findet am 24. November eine Auktion<br />

statt, die von Simon de Pury persönlich<br />

geleitet wird. Auf allen Stationen konnten die<br />

interessierten Unternehmer stille Gebote abgeben,<br />

die bei der Schlussauktion genauso<br />

berücksichtigt werden wie die via Website<br />

eingereichten Gebote.<br />

Die eine Hälfte des jeweiligen Erlöses<br />

kommt den Künstlerinnen und Künstlern und<br />

die andere dem Hilfswerk Room to Read<br />

zugute.<br />

Andreas Schiendorfer<br />

Oben links André Pretorius (Südafrika/USA), «A Bird in the Hand», 2007. Oben rechts Pavel<br />

Pepperstein (Russland). «Hope», 2007. Unten links Matthew Smith (England). «Duvet With<br />

Stand No. 7», 2007. Unten rechts Plamen Dejanoff (Bulgarien). «Clown», 2006.<br />

Fotos: Credit Suisse<br />

Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>


Credit Suisse Invest 35<br />

Credit Suisse Invest<br />

Analysen und Prognosen<br />

Übersicht 36_Ausblick Global 38_Ausblick Schweiz 40_Prognosen 42_Investment Focus<br />

Highlights September 20<strong>08</strong><br />

Inhalt<br />

Der Abschwung in Europa, Japan und den USA erweist<br />

sich als markant und die Finanzmarktkrise birgt weitere<br />

Abwärts risiken. Konjunkturimpulse in China und die Rettung<br />

der US-Hypothekenfinanzierer dürften 2009 eine graduelle<br />

Erholung anstossen.<br />

Tiefere Ölpreise erlauben den Zentralbanken, ihren Fokus<br />

von der Inflation auf das Wachstum zu verschieben. Wir erwarten<br />

nächstes Jahr von der EZB Zinssenkungen und in den USA<br />

keine baldige Zinserhöhung.<br />

Ausblick Global<br />

Finanzmarktkrise verschärft<br />

sich, Inflation dürfte weiter fallen<br />

Ausblick Schweiz<br />

Solides Wachstum, doch<br />

Abwärtsrisiken nehmen zu<br />

Investment Focus<br />

Private Equity<br />

Die Kunst der Kapitalvermehrung<br />

Angesichts der globalen Wachstumsabschwächung<br />

bleiben wir Aktien gegenüber vorsichtig eingestellt und bevorzugen<br />

defensive Sektoren.<br />

Wir erwarten eine Wiederabschwächung des USD in den<br />

kommenden Monaten, da die Zinsdifferenz nach wie vor<br />

gegen den Greenback spricht und sich die Wirtschaft gegen<br />

Jahresende wieder abschwächen dürfte. Der Franken dürfte<br />

von Zinssenkungen in der Eurozone und in Grossbritannien und<br />

von anhaltend hoher Volatilität profitieren.<br />

Wir gehen nicht davon aus, dass die Erdölpreise noch deutlich<br />

weiter fallen werden. Zwar schwächt sich die Weltwirtschaft<br />

ab, doch die Lage am Erdölmarkt bleibt angespannt und die<br />

Nach frage aus den Entwicklungsländern steigt noch immer.<br />

Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>


36<br />

Credit Suisse Invest<br />

Ausblick Global<br />

Insbesondere in Europa, aber auch anderswo, haben sich vermehrt Anzeichen einer Wachstumsabkühlung eingestellt,<br />

doch die Schwellenländer reagieren mit expansiveren Massnahmen und eine Erholung zu Beginn des nächsten<br />

Jahres erscheint wahrscheinlich. Die Rohstoffpreise, insbesondere für Öl und Lebensmittel, sind seit ihren Juli-Hochs<br />

markant gefallen. Die Fluktuation der Rohstoffpreise wirkt fast wie ein automatischer Stabilisator: Sie verhindert,<br />

dass die Weltwirtschaft zu ungestüm expandiert, aber auch, dass sie zu schnell abkühlt. Die Inflation hat nun in den<br />

meisten Märkten den Zenit erreicht oder steht kurz davor.<br />

Konjunktur<br />

Stärkere Zeichen einer globalen<br />

Wachstumsabschwächung<br />

Zeichen einer merklichen globalen Wirtschaftsabschwächung haben<br />

in jüngster Zeit zugenommen. So fiel der deutsche Ifo-Index auf den<br />

tiefsten Stand seit 1993. Aufgrund der Finanzmarktkrise, die sich in<br />

den letzten Wochen weiter zugespitzt hat, sind die Risiken sogar<br />

noch weiter gestiegen. Auch in den Entwicklungsländern zeigen<br />

sich erste Zeichen einer Abschwächung, wenngleich das Wachstum<br />

noch immer robust ist. Der deutliche Rückgang der Rohstoffpreise<br />

in den vergangenen Monaten dürfte sich jedoch als hilfreich erweisen.<br />

Auch die Übernahme der Hypothekengiganten Freddie Mae und<br />

Fannie Mac sowie die Erweiterung der Massnahmen der amerikanischen<br />

Zentralbank sollten dazu beitragen, die Spannungen an<br />

den Finanzmärkten abzubauen und wir erwarten für 2009 eine graduelle<br />

Erholung. th<br />

Zahlen zum Auftragseingang in der Eurozone zeigen einen<br />

Rückgang, der auf eine Abschwächung der Exportdynamik<br />

schliessen lässt Quelle: Bloomberg, Credit Suisse<br />

YoY%, 3mma<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

–5<br />

–10<br />

–15<br />

98 99 00 01 02 03 <strong>04</strong> 05 06 07 <strong>08</strong><br />

Auftragseingänge für deutsche Unternehmen aus dem Ausland<br />

Exportwachstum der Eurozone<br />

Zinsen und Obligationen<br />

Fokus der Notenbanken wieder<br />

auf Wachstum<br />

In Folge der Ölpreiskorrektur deutlich fallende Inflationsraten in den<br />

kommenden Monaten werden es den Notenbanken global wieder<br />

erlauben, den Fokus vermehrt auf Wachstumsrisiken zu legen, insbesondere<br />

da sich die Finanzmarktkrise in jüngster Zeit verschärft<br />

hat. Wachstum unterhalb des Potenzials dürfte die EZB dazu veranlassen,<br />

ihre Zinsen zu senken und auch in Grossbritannien rechnen<br />

wir mit deutlichen Zinssenkungen im kommenden Jahr. Die britische<br />

Wirtschaft erscheint anfälliger als die der Eurozone, da in<br />

Grossbritannien der Finanzsektor bedeutender ist, die Privathaushalte<br />

stärker verschuldet sind, der Eigenheimmarkt substanziell korrigiert<br />

hat und sich die Lage am Arbeitsmarkt bereits verdüstert. th<br />

Der Ölpreis ist von den Höchstständen um 150 USD/Fass<br />

deutlich gefallen. Dies dürfte auch die globale Inflation<br />

markant sinken lassen und den Fokus der Notenbanken<br />

wieder vermehrt auf Wachstum lenken Quelle: Bloomberg, Credit Suisse<br />

USD/Fass<br />

150<br />

130<br />

110<br />

90<br />

70<br />

50<br />

30<br />

10<br />

01.<strong>04</strong><br />

09.<strong>04</strong> 09.05 09.06 09.07 09.<strong>08</strong><br />

Ölpreis<br />

Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>


Credit Suisse Invest 37<br />

Aktienmarkt<br />

Turbulenzen eröffnen Chancen<br />

für robuste Firmen<br />

Die dramatischen Ereignisse im September – wie die Rettung von<br />

Fannie und Freddie oder der Zusammenbruch von Lehman – markieren<br />

grundlegende Veränderungen im Finanzsystem, deren komplette<br />

Auswirkungen noch nicht klar ersichtlich sind. Kurzfristig<br />

denken wir, dass die Massnahmen des US-Treasury und der Fed die<br />

Art verändern wird, mit der Finanzmarkteilnehmer in nächster Zeit<br />

Risiken betrachten: Aktionäre krisengeschüttelter Unternehmen<br />

können zwar alles verlieren, aber das «Ende der Finanzwelt » ist nun<br />

weniger wahrscheinlich als Anfang September. Das bedeutet auch,<br />

dass robuste Firmen eine bessere Wettbewerbsposition haben dürften,<br />

sobald sich die Lage etwas beruhigt hat. Wir glauben daher,<br />

dass sich Investoren wieder vermehrt auf Fundamentals fokussieren<br />

und stärker zwischen guten und schlechten Firmen differenzieren<br />

werden. rs<br />

Der MSCI World hat von Jahresanfang bis zum 12. September<br />

rund 20% eingebüsst Quelle: Bloomberg<br />

1800<br />

1700<br />

1600<br />

1500<br />

1400<br />

1300<br />

1200<br />

1100<br />

1000<br />

900<br />

800<br />

12.9.03<br />

MSCI World<br />

12.9.<strong>04</strong><br />

12.9.05<br />

12.9.06<br />

12.9.07<br />

12.9.<strong>08</strong><br />

Währungen<br />

Langfristige Bodenbildung des US-Dollar<br />

Der US-Dollar hat sich im Zuge der globalen Wachstumsverlangsamung,<br />

tieferer Rohstoffpreise und Erwartungen von Zinssenkungen<br />

ausserhalb der USA seit dem Sommer deutlich aufgewertet.<br />

Der Zinsnachteil des USD ist jedoch noch immer hoch. Vielmehr<br />

dürften starke Positionsbereinigungen seit dem Sommer 20<strong>08</strong> von<br />

einer Shortposition in USD in eine hohe Longposition in USD das<br />

Ausmass der Dollarstärke erklären. Während wir davon ausgehen,<br />

dass sich der USD in einem langfristigen Bodenbildungsprozess<br />

gegenüber den europäischen Währungen befindet, sehen wir bis<br />

Ende Jahr noch Rückschlagspotenzial für den Dollar. Der Zinsnachteil<br />

des USD ist noch immer beträchtlich und das US-Wachstum<br />

dürfte sich in Q4 tendenziell verlangsamen. Langfristige Investoren<br />

können jedoch Schwächephasen des Greenback zum Aufbau von<br />

strategischen Longpositionen nutzen. mh<br />

Kurzfristige Investoren haben in kurzer Zeit ihre Positionen<br />

von Short USD in Long USD umgeschichtet. Dies begrenzt<br />

unserer Meinung nach das Aufwärtspotenzial für den USD im<br />

4. Q deutlich Quelle: Bloomberg, Credit Suisse<br />

Nettopositionierung in % der offenen Kontrakte (IMM-Daten)<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

–20<br />

–40<br />

–60<br />

15.7.<strong>08</strong> 19.8.<strong>08</strong><br />

EUR/USD GBP/USD AUD/USD NZD/USD<br />

USD/CAD USD/JPY USD/CHF<br />

Rohstoffe<br />

Wie tief kann der Erdölpreis noch fallen?<br />

Seit den Höchstständen von über USD 145 Anfang Juni hat der<br />

Erdölpreis deutlich korrigiert und ist unter USD 100 gefallen. Das<br />

schwächere globale Wirtschaftswachstum und die hohen Preise<br />

liessen die Nachfrage nach Öl vor allem in den USA deutlich sinken<br />

(siehe Abbildung). Wir denken jedoch, dass der grösste Teil der<br />

Korrektur hinter uns ist und dass sich der Preis bald wieder etwas<br />

erhohlen dürfte. Während das schwächere Wirtschaftswachstum<br />

weiterhin etwas auf die Preise drücken könnte, ist die Lage am Ölmarkt<br />

immer noch sehr eng. Das Nachfragewachstum in den aufstrebenden<br />

Ländern dürfte längerfristig robust bleiben. Zudem rechnen<br />

wir mit einer sich abschwächenden Erdölproduktion ausserhalb<br />

der Organisation für Erdöl exportierende Länder. Diese längerfristige<br />

Verengung am Erdölmarkt sollte einen weiteren starken Preiszerfall<br />

verhindern. et<br />

Die implizite US-Erdölnachfrage befindet sich seit<br />

Anfang dieses Jahres in einem deutlichen Abwärtstrend<br />

Quelle: Bloomberg, Credit Suisse<br />

Jährliche Veränderung in %<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

–2<br />

–4<br />

–6<br />

10.<strong>04</strong> 09.05 09.06 09.07 09.<strong>08</strong><br />

Veränderungsrate der US-Erdölnachfrage<br />

Geliefertes Erdöl in den USA (4W-Durchschnitt)<br />

in 1000 Fass<br />

22 000<br />

21 50 0<br />

21 000<br />

2 0 50 0<br />

20 000<br />

19 50 0<br />

Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>


38<br />

Credit Suisse Invest<br />

Ausblick Schweiz<br />

Noch zeigt sich die Schweizer Wirtschaft robust, hauptsächlich gestützt von einem solidem Arbeitsmarkt und<br />

anhaltend hoher Nachfrage aus den Entwicklungsländern. Doch die Abkühlung in den wichtigsten Exportmärkten dürfte<br />

nicht ohne Auswirkungen bleiben. Die Inflation hat ihren Höhepunkt überschritten und sollte recht rasch unter den<br />

Zielwert der Schweizer Nationalbank fallen. Diese zeigte sich zuletzt zuversichtlich, dass die Abkühlung der Wirtschaft<br />

für Entspannung an der Preisfront sorgen dürfte.<br />

Konjunktur<br />

CH-Wirtschaft immer noch<br />

vergleichsweise flott<br />

Die Schweizer Wirtschaft erwies sich bisher als ziemlich robust.<br />

20<strong>08</strong> wird das BIP um 1.9% wachsen. Dies erstaunt angesichts<br />

des grossen Anteils des Finanzsektors am BIP und der starken<br />

Auslandabhängigkeit. Eine vertiefte Analyse zeigt, dass dafür sowohl<br />

konjunkturelle als auch strukturelle Gründe verantwortlich<br />

sind. Konjunkturell trafen die Finanzkrise und die Wachstumsabschwächung<br />

in den wichtigen Exportmärkten Europa und USA die<br />

Schweiz in einem Moment der Stärke. Die Auftragsbücher waren<br />

gefüllt, die Bilanzen gesund, die Lohntüte dick und die Konsumenten<br />

in Kaufl aune. Strukturell sind zwei Aspekte hervorzuheben: Es gibt<br />

erstens keinen Credit Crunch. Und zweitens schob der Paradigmenwechsel<br />

in der Immigrationspolitik die Wachstumsgrenze nach oben.<br />

Die Personalknappheit wurde gelindert, und es kamen mehr Konsumenten<br />

ins Land. cm<br />

Schweizer Kreditmarkt ist in solider Verfassung<br />

Quelle: Schweizerische Nationalbank<br />

%<br />

8<br />

US-Subprime Krise<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

–2<br />

–4<br />

96 97 98 99 00 01 02 03 <strong>04</strong> 05 06 07 <strong>08</strong><br />

Inlandkredite (Limiten, gegenüber Vorjahr) 4-Jahresdurchschnitt<br />

Top-Thema<br />

Privatkonsum als Stütze<br />

Der private Konsum bleibt eine Wachstumsstütze. Der Konsum wird<br />

stark durch die Arbeitsmarktsituation beeinflusst. Der Arbeitsmarkt<br />

reagiert in der Regel verzögert auf Veränderungen der gesamtwirtschaftlichen<br />

Nachfrage. Es besteht daher eine hohe Wahrscheinlichkeit,<br />

dass die Beschäftigung noch bis mindestens Mitte 2009 weiter<br />

zunehmen wird, wenn auch in gedrosseltem Tempo. Eine willkommene<br />

Unterstützung erhält der private Konsum durch die Einwanderung.<br />

Erstens nimmt dadurch die Einwohnerzahl zu und somit die<br />

Anzahl Konsumenten. Wir gehen davon aus, dass sich dieses Jahr<br />

netto rund 100 000 und 2009 knapp 60 000 Ausländer neu in der<br />

Schweiz niederliessen bzw. niederlassen werden. Zweitens sind die<br />

Einwanderer zu einem grossen Teil gut qualifiziert und entsprechend<br />

kaufkräftig. cm<br />

Starke Netto-Einwanderung bringt neue Konsumenten<br />

Quelle: Bundesamt für Migration, Credit Suisse Economic Research<br />

120000<br />

100000<br />

80000<br />

60000<br />

40000<br />

20000<br />

0<br />

91 93 95 97 99 01 03 05 07<br />

09<br />

Wanderungssaldo der ständigen ausländischen Wohnbevölkerung<br />

Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>


Credit Suisse Invest 39<br />

Zinsen und Obligationen<br />

Wachstumsrisiken nehmen zu<br />

Die Abschwächung in der Eurozone, dem wichtigsten Schweizer<br />

Exportmarkt, dürfte sich auch in der Schweiz bemerkbar machen.<br />

Zwar exportiert die Schweiz zunehmend in Entwicklungsländer, doch<br />

auch dort mehren sich die Anzeichen eines Abschwungs. Vorauslaufende<br />

Indikatoren wie der Einkaufsmanagerindex des Schweizerischen<br />

Verbands für Materialwirtschaft und Einkauf haben sich deutlich<br />

abgeschwächt. Aufgrund der niedrigeren Ölpreise ist die Inflation<br />

bereits am Fallen, und wir gehen davon aus, dass sie im Laufe<br />

des nächsten Jahres unter den Zielwert der SNB von 2% fallen wird.<br />

Die SNB äusserte sich jüngst optimistisch, was die mittelfristigen<br />

Inflationsaussichten anbelangt. Gleichzeitig zeigte sie sich besorgt<br />

über die Auswirkungen der Kreditkrise auf die Schweiz, da der<br />

Bankensektor einen Grossteil der Wertschöpfung generiert. mt<br />

Die Abschwächung in der Eurozone dürfte sich negativ<br />

auf das Wachstum der Schweizer Exporte auswirken<br />

Quelle: Bloomberg, Credit Suisse<br />

Index<br />

70<br />

65<br />

60<br />

55<br />

50<br />

45<br />

40<br />

35<br />

00<br />

01<br />

02<br />

03<br />

<strong>04</strong><br />

05<br />

06 07<br />

<strong>08</strong><br />

Index<br />

110<br />

105<br />

100<br />

95<br />

90<br />

85<br />

SVME PMI<br />

Ifo-Geschäftsklima (rechte Skala)<br />

Aktienmarkt<br />

Wir bleiben vorsichtig gegenüber<br />

europäischen Aktien<br />

Europäische Aktien weisen zwar historisch tiefe Bewertungen auf,<br />

bleiben aber mehreren Risiken ausgesetzt, wie zum Beispiel dem sich<br />

stetig verschlechternden wirtschaftlichen Umfeld, was kurzfristig<br />

weiterhin der Fall sein dürfte. Wir fokussieren uns daher auf defensive<br />

Sektoren wie Nahrungsmittel- und Getränkefirmen mit Exposure<br />

zu Konsumenten in Emerging Markets. Kurzfristige Trading-Ideen für<br />

risikosuchende Investoren sehen wir in zyklischen Firmen, z. B. im<br />

Industriesektor mit Exposure zu Infrastrukturnachfrage, oder in ausgewählten<br />

Finanztiteln, die im gegenwärtigen Umfeld auf Kosten von<br />

schwächeren Konkurrenten Marktanteile gewinnen dürften. rs<br />

Der DJ EuroStoxx 50 Index (–25%) weist von Jahresanfang<br />

bis zum 12. September eine deutlich schlechtere<br />

Performance auf als der MSCI World Quelle: Bloomberg<br />

5000<br />

4500<br />

4000<br />

3500<br />

3000<br />

2500<br />

2000<br />

09.03<br />

09.<strong>04</strong> 09.05 09.06 09.07 09.<strong>08</strong><br />

DJ Euro STOXX 50<br />

Währungen<br />

Franken mit Aufwind zu EUR und GBP<br />

Der Schweizer Franken dürfte aus unserer Sicht auf 12 Monate gegenüber<br />

den übrigen europäischen Währungen weiterhin moderat<br />

ansteigen. Die Zinsdifferenzen zwischen CHF auf der einen und EUR<br />

und GBP auf der anderen Seite sollten sich aufgrund der geldpolitischen<br />

Lockerung der Europäischen Zentralbank und der Bank of<br />

England tendenziell einengen. Das Finanzmarktumfeld, d. h. die Volatilität,<br />

bleibt eine wichtige Einflussgrösse für den CHF. Wir rechnen<br />

mit einem anhaltend schwierigen Marktumfeld in den kommenden<br />

Monaten. Der Schweizer Franken dürfte deshalb aufgrund der erwarteten<br />

Zinsbewegung, anhaltend hoher Volatilität sowie der Unterbewertung<br />

zum EUR auf 12 Monate moderates Aufwertungspotenzial<br />

zum EUR haben. Sollte sich der Risikoappetit verbessern, dürfte<br />

dies den Aufwertungsdruck auf den CHF dämpfen. mh<br />

Die risikobereinigte Zinsdifferenz zwischen EUR und<br />

CHF spricht für eine moderate Aufwertung des Frankens<br />

gegenüber dem Euro Quelle: Bloomberg, Credit Suisse<br />

EUR/CHF %<br />

1.68<br />

1.66<br />

1.64<br />

1.62<br />

1.60<br />

1.58<br />

1.56<br />

1.54<br />

01.07 07.07<br />

01.<strong>08</strong><br />

07.<strong>08</strong><br />

0.60<br />

0.55<br />

0.50<br />

0.45<br />

0.40<br />

0.35<br />

0.30<br />

0.25<br />

0.20<br />

EUR/CHF-Wechselkurs Carry (EUR 3-Monats-Libor minus CHF 3-Monats-<br />

Libor dividiert durch implizite Volatilität EUR/CHF 3 Monate, rechte Skala)<br />

Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>


40<br />

Credit Suisse Invest<br />

Überblick Prognosen 12. September 20<strong>08</strong><br />

Aktien und Rohstoffe: Ausgewählte Indizes<br />

Quelle: Bloomberg, Credit Suisse<br />

Auswahl Kurs YTD Ausblick<br />

3M<br />

12M Ziele<br />

S&P 500 1’192.700 –18.77 % 1’350<br />

SMI 6’697.110 –21.07 % 8’400<br />

FTSE-100 5’005.000 –22.49 % 6’000<br />

Euro Stoxx 50 3’052.480 –30.62 % 3’500<br />

Nikkei 225 11’609.720 –24.16 % 15’000<br />

Reales BIP-Wachstum in %<br />

Quelle: Bloomberg, Credit Suisse<br />

2007 20<strong>08</strong>E 2009E<br />

CH 3.3 1.9 in Überarbeitung*<br />

EWU 2.7 1. 3 0.8<br />

USA 2.9 1.5 1.6<br />

GB 2.8 1.3 0.8<br />

Japan 2.2 1.1 1.3<br />

Gold 783.700 –6.02 % 900<br />

Öl 91.750 –4.41 % 120<br />

Dow Jones AIG<br />

Commodity Index<br />

Devisen (Wechselkurse)<br />

Quelle: Bloomberg, Credit Suisse<br />

338.389 –7.29 % 400<br />

12. 9. 2 0 0 8 3M 12M<br />

USD/CHF 1.13 1.<strong>08</strong> – 1.12<br />

EUR/CHF 1.61 1.54 – 1.58<br />

JPY/CHF 1.05 1.01 – 1.05<br />

EUR/USD 1.42 1.40 – 1.44<br />

USD/JPY 1<strong>08</strong> 105 – 109<br />

EUR/JPY 153 150 – 154<br />

EUR/GBP 0.79 0.82 – 0.84<br />

GBP/USD 1.79 1.70 – 1.74<br />

EUR/SEK 9.53 8.9 5 – 9.15<br />

EUR/NOK 8.13 7.40 – 7.60<br />

AUD/USD 0.82 0.83 – 0.87<br />

NZD/USD 0.67 0.64 – 0.68<br />

USD/CAD 1.06 1.01 – 1.05<br />

Schweizer Wirtschaft ( Veränderung gegenüber Vorjahr in %)<br />

Quelle: Credit Suisse<br />

2007 20<strong>08</strong>E<br />

Bruttoinlandprodukt (real) 3.3 1.9<br />

Privater Konsum 2.1 1.9<br />

Öffentlicher Konsum –1.1 – 0.2<br />

Ausrüstungsinvestitionen 11.0 2.5<br />

Bauinvestitionen –1.4 –2.0<br />

Exporte 9.5 3.4<br />

Importe 6.0 2.7<br />

Inflation in %<br />

Quelle: Bloomberg, Credit Suisse<br />

2007 20<strong>08</strong>E 2009E<br />

CH 0.7 2.2 in Überarbeitung*<br />

EWU 2.2 3.7 2.5<br />

USA 3.2 4.5 3.0<br />

GB 2.3 3.8 2.8<br />

Japan 0.3 2.0 1.6<br />

Kurzfristzinsen 3M-Libor<br />

Quelle: Bloomberg, Credit Suisse<br />

12. 9. 2 0 0 8 3M 12M<br />

CHF 2.73 in Überarbeitung*<br />

EUR 4.96 4.1 – 4.3<br />

USD 2.82 3.1– 3.3<br />

GBP 5.70 4.4 – 4.6<br />

JPY 0.89 0.6 – 0.8<br />

Rendite 10-j. Staatsanleihen<br />

Quelle: Bloomberg, Credit Suisse<br />

12. 9. 2 0 0 8 3M 12M<br />

CHF 2.85 in Überarbeitung*<br />

EUR 4.19 3.8 – 4.0<br />

USD 3.72 4.2 – 4.4<br />

GBP 4.60 4.5 – 4.7<br />

JPY 1.54 1.7 – 1.9<br />

* werden am 30. September 20<strong>08</strong> veröffentlicht<br />

Beschäftigung 2.7 2.2<br />

Arbeitslosenquote (%) 2.8 2.6<br />

Prognosen für 2009 werden am 30. September 20<strong>08</strong> veröffentlicht<br />

Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>


Credit Suisse Invest 41<br />

Wichtige Information<br />

Die Informationen und Meinungen in diesem Bericht wurden von Credit Suisse per angegebenem Datum erstellt und können sich ohne<br />

vorherige Mitteilung ändern. Der Bericht wurde einzig zu Informationszwecken publiziert und ist weder ein Angebot noch eine Auf forderung<br />

seitens oder im Auftrag von Credit Suisse zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder ähnlichen Finanzinstrumenten oder zur Teilnahme<br />

an einer spezifischen Handelsstrategie in irgendeiner Rechtsordnung. Der Bericht wurde ohne Berücksichtigung der Zielsetzungen, der<br />

finanziellen Situation oder der Bedürfnisse eines bestimmten Anlegers erstellt. Der Bericht enthält keinerlei Empfehlungen rechtlicher Natur<br />

oder hinsichtlich Inves titionen, Rechnungslegung oder Steuern. Er stellt auch in keiner Art und Weise eine auf die persönlichen Umstände<br />

eines Anlegers zugeschnittene oder für diesen angemessene Inves tition oder Strategie oder eine andere an einen bestimmten Anleger<br />

gerichtete Empfehlung dar. Verweise auf frühere Entwicklungen sind nicht unbedingt mass gebend für künftige Ergebnisse.<br />

Die Informationen stammen aus oder basieren auf Quellen, die Credit Suisse als zuver lässig erachtet. Dennoch kann keine Gewähr für die<br />

Richtigkeit oder Vollständigkeit der Informationen geleistet werden. Credit Suisse lehnt jede Haftung für Verluste aus der Verwendung<br />

dieses Berichts ab.<br />

WEDER DER VORLIEGENDE BERICHT NOCH KOPIEN DAVON DÜRFEN IN DIE VEREINIGTEN STAATEN VERSANDT, DORTHIN<br />

MITGENOMMEN ODER AN US- PERSONEN ABGEGEBEN WERDEN. Örtliche Gesetze oder Vorschriften können die Verteilung von<br />

Research-Berichten in bestimmten Rechtsordnungen einschränken.<br />

Dieser Bericht wird von der Schweizer Bank Credit Suisse verteilt, die der Zulassung und Re gulierung durch die Eidgenössische Bankenkommission<br />

untersteht.<br />

Das vorliegende Dokument darf ohne schriftliche Genehmigung der Credit Suisse weder ganz noch auszugsweise vervielfältigt werden.<br />

Copyright © 20<strong>08</strong> Credit Suisse Group und/oder mit ihr verbundene Unternehmen. Alle Rechte vorbehalten.<br />

Impressum Invest<br />

Herausgeber Credit Suisse, Postfach 2, 8070 Zürich Redaktion Thomas Herrmann (th), Marcus Hettinger (mh), Claude Maurer (cm), Roger Signer (rs), Eliane Tanner (et), Marcel Thieliant (mt) -<br />

Marketing Veronica Zimnic E-Mail redaktion.<strong>bull</strong>etin@credit-suisse.com Internet www.credit-suisse.com/infocus Inserate Pauletto Gmbh, Miriam Dudek, Kleinstrasse 16, 80<strong>08</strong> Zürich, Telefon und<br />

Fax +41 43 268 54 56 Druck NZZ Fretz AG Nachdruck gestattet mit dem Hinweis «Aus dem Bulletin der Credit Suisse»<br />

Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>


42<br />

Credit Suisse Invest<br />

Investment Focus<br />

Das Investment Focus ist eine thematische Publikation basierend auf Ideen<br />

der Credit Suisse Research Abteilung. Neben den wichtigsten Fakten zu attraktiven<br />

Investmentthemen wird diese Präsentation durch die Vorstellung von passen den<br />

Anlagelösungen ergänzt.<br />

Der Neue<br />

Private Equity<br />

Private Equity Anlagen nutzen die Vorteile, die mit einer direkten Kontrolle über das Management<br />

eines Unternehmens, die Ausrichtung der Strategie und die Art der betrieblichen<br />

Finanzierung (Fremd- oder Eigenkapital) einhergehen. Gute Private Equity Manager (die<br />

besseren 50 %) haben in den letzten 20 Jahren mit 23,5 % p. a. höhere Renditen erzielt als<br />

börsenkotierte Aktien mit 7,0 % (MSCI World).<br />

Wieso Private Equity? Einerseits trägt Private Equity zur Portfoliodiversifikation bei und<br />

verbessert die Erträge. Andererseits zeigt es unabhängig vom Marktumfeld eine tenden ziell<br />

gute Performance, solange der Zugang zu Managern aus dem obersten Quartil gewährleistet<br />

ist. Private Equity Fonds haben in der Regel eine Lebenszeit von 7–10 Jahren. Danach<br />

werden sie liquidiert, und die verbleibenden Erlöse werden den Anlegern zurückerstattet.<br />

Private Equity Anlagen sind also illiquid, erbringen aber tendenziell höhere Erträge als<br />

kotierte Aktien. Dies gilt sowohl für die USA als auch Europa, und ist auch über verschiedene<br />

Anlage horizonte hinweg zutreffend. Dem ist so, weil Private Equity Fonds direkten<br />

Einfluss auf die Entscheidungen der Managements ausüben und gezielt Unternehmen ins<br />

Visier nehmen, die sich für eine Restrukturierung, Aufspaltung, Fusion oder Erhöhung der<br />

Fremd finanzierung anbieten. Der Anleger wird also für die mangelnde Möglichkeit, sein Investment<br />

sofort zurückzahlen zu lassen, mit einer Illiquiditätsprämie entschädigt. Erfahren<br />

Sie mehr über diese spannende Anlagekategoriee im Investment Focus Private Equity.<br />

Die Credit Suisse bietet eine breite Palette an Anlagelösungen<br />

wie Strukturierte Produkte, Alternative Anlagen, Foreign Exchange<br />

Produkte und Mutual Funds zu diesen und weiteren Themen an.<br />

Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an Ihren persönlichen<br />

Kunden berater oder an untenstehenden Kontakt.<br />

Kontakt Maria Dolores Lamas, Managing Director, Head of Financial<br />

Products & Investment Advisory<br />

Telefon +41 44 333 31 22<br />

E-Mail structured.investments@credit-suisse.com<br />

Internet www.credit-suisse.com/structuredproducts<br />

Intranet http://buffet.csintra.net/focus<br />

Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>


Credit Suisse Wirtschaft<br />

43<br />

Wissenswert Aus dem ABC der Finanzwelt<br />

Sovereign<br />

Meistgeprägte Goldmünze der Welt<br />

Übersetzt bedeutet das englische «sovereign» unter anderem hoheitlich oder unübertrefflich,<br />

was sicher auch auf die gleichnamige Münze zutrifft. Aufgrund der zahlreichen<br />

englischen Kolonien des British Empire wurde der Sovereign auf allen fünf Kontinenten<br />

hergestellt und verbreitete sich so weltweit. Lange galt er deshalb als die Anlage- und<br />

Geldmünze schlechthin. Bestimmt hat aber auch die besondere Prägung zu einer solchen<br />

Bekanntheit geführt. Der Sovereign im Wert eines Pfundes Silber münzen wurde erstmals<br />

1489 unter der Regierung von Heinrich VII. eingeführt. Der heute bekannte, aus 22 Karat<br />

Gold bestehende Münztyp wurde in Grossbritannien im 19. Jahrhundert zur Hauptgoldmünze<br />

und zeigt auf der Rückseite das Motiv «St. George Slaying the Dragon», also den<br />

Drachen tötenden heiligen Georg. Dieses hat sich fast ununterbrochen über all die Zeit<br />

gehalten, während auf der Vorderseite die Porträts der jeweiligen englischen Regenten<br />

abgebildet sind. In den letzten 50 Jahren ist das folglich Königin Elizabeth II. Der fürstlichen<br />

Bedeutung seines Namens wird der Sovereign mittlerweile noch mehr als gerecht,<br />

beläuft sich doch sein Materialwert inzwischen auf ein Vielfaches vom ursprünglichen<br />

einen Pfund. rg<br />

Fotos: Walter Bibikow, Getty Images | Yellow Dog Productions, Getty Images | Getty Images | Steven Puetzer, Prisma<br />

Edelmetalle<br />

Sammelbezeichnung<br />

für ausserordentliche <strong>Metall</strong>e<br />

<strong>Metall</strong>konto<br />

Nur den Lieferanspruch kaufen<br />

Seit längerem gehören die Zeiten des Goldrausches wie im Kalifornien des 19. Jahrhunderts<br />

der Vergangenheit an; Edelmetalle werden heute fast ausschliesslich indus triell<br />

gewonnen. Reserven davon gibt es in den USA, Kanada, den GUS und Australien, die<br />

grössten Vorkommen finden sich jedoch in der Republik Südafrika, die mit 40 Prozent<br />

der bekannten Goldvorräte in Erzvorkommen und über 90 Prozent der Vorräte an Platingruppenmetallen<br />

als bedeutendster Edelmetallproduzent der Welt gilt.<br />

Unter Edelmetalle fallen <strong>Metall</strong>e, die sich durch wertvolle physikalische Eigenschaften,<br />

eine ausserordentliche chemische Beständigkeit und ein ansprechendes<br />

Äusseres auszeichnen. Dem entsprechen die Platingruppenmetalle Iridium, Rhodium,<br />

Osmium, Ruthenium, Platin, Palladium sowie die Elemente Silber und Gold. Nur letztere<br />

vier werden jedoch als Kapitalanlage verwendet und weltweit rund um die Uhr<br />

mittels Termin- oder Kassageschäften gehandelt.<br />

Gerade in wirtschaftlichen Krisenzeiten gelten die Edelmetalle als eine solide, da<br />

langfristig wertbeständige Geldanlage, die sich als Barren oder in Münzform erstehen<br />

lassen. Edelmetalloptionen können auch der Kursabsicherung dienen. rg<br />

Edelmetalle müssen nicht zwingend physisch als Barren oder Münzen an einem sicheren<br />

Ort zu Hause oder im Schliessfach einer Bank gelagert werden. Vielmehr können Anleger<br />

über ein so genanntes <strong>Metall</strong>konto einzig den Lieferanspruch auf eine bestimmte<br />

Menge eines Edelmetalls ( in der Regel Gold oder Silber) oder auch eine gewisse Anzahl<br />

von Edelmünzen verbuchen lassen. Dadurch lautet das <strong>Metall</strong>konto auch nicht etwa auf<br />

Euro, Dollar oder Franken, sondern auf eine bestimmte Menge des Edelmetalls. Dabei<br />

geht das <strong>Metall</strong> aber nicht physisch in den Besitz des Kontoinhabers über, sondern<br />

gehört weiterhin zum Bestand der Bank.<br />

Das jeweilige Finanzinstitut verpflichtet sich jedoch, dem Kunden auf dessen Verlangen<br />

die auf dem Konto ausgewiesene <strong>Metall</strong>menge unter Gewährung einer bestimmten<br />

Verarbeitungsfrist an einem Schalter auszuhändigen. <strong>Metall</strong>konten eignen sich für Anleger,<br />

die ein Edelmetall nicht physisch kaufen und aufbewahren wollen, aber trotzdem<br />

von dessen Wertentwicklung profitieren möchten. dhu<br />

Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>


44<br />

Wirtschaft Inflation Schweiz<br />

Ein hoher Ölpreis macht<br />

noch keine Inflation<br />

Inflation<br />

Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>


Wirtschaft Inflation Schweiz<br />

45<br />

Ein Blick in die Medien zeigt: Das Gespenst der Inflation geht um. Dabei wird<br />

insbesondere der in die Höhe geschossene Ölpreis als Inflationstreiber ins Feld geführt.<br />

Doch vieles spricht dafür, dass das Inflationsklima in der Schweiz trotz gelegentlicher<br />

rohstoffbedingter Teuerungsschocks insgesamt milde bleiben wird.<br />

Text: Claude Maurer, Credit Suisse Economic Research<br />

Eigentlich galt die Inflation bereits als ausgestorben.<br />

Und trotzdem ist sie nun in aller<br />

Munde. Wir Konsumenten hatten uns an<br />

Teuerungsraten von unter 2 Prozent gewöhnt.<br />

Weltweit sprach man von der «Great<br />

Moderation», dem Verschwinden der Inflation<br />

trotz gleichzeitig brummender Wirtschaft.<br />

Die Globalisierung führte mit China an der<br />

Spitze zu einer kaufkraftschonenden Preisentwicklung,<br />

und die Nationalbank wahrte<br />

mit ruhiger Hand die Preisstabilität. Mittlerweile<br />

ist alles anders: Wunderte man sich<br />

über hohes Wachstum bei tiefer Inflation,<br />

ist es heute genau andersrum. Im Juli<br />

dieses Jahres überstieg die Teuerung erstmals<br />

seit den Neunzigerjahren die 3-Prozent-Marke.<br />

Massgeblich verantwortlich hierfür<br />

waren die massiven Teuerungsschübe<br />

auf den Rohölmärkten. Obwohl die relative<br />

Bedeutung der Erdölprodukte im Warenkorb<br />

seit den Siebzigerjahren stetig abgenommen<br />

hat, prägen die Ölpreisschwankungen<br />

in der jüngeren Vergangenheit den Verlauf<br />

des Landesindexes der Konsumentenpreise<br />

(LIK) wieder erheblich. So war die Kategorie<br />

«Erdölprodukte» rechnerisch für rund die<br />

Hälfte des Anstiegs des Preisindexes seit<br />

2001 verantwortlich.<br />

In der Volkswirtschaftslehre wird Inflation<br />

als anhaltende Zunahme des gesamten<br />

Preisniveaus definiert. Demgemäss liegt<br />

keine Inflation vor, wenn nur einzelne Preise<br />

steigen. Ökonomisch sind Preisanstiege<br />

einzelner Produkte nur eine Veränderung<br />

der relativen Preise, welche zwar manche<br />

Konsumenten oder Produzenten, die<br />

Gesamtwirtschaft aber kaum schmerzen.<br />

Solche Preisschübe einzelner Produkte hat<br />

es immer wieder gegeben. So haben beispielsweise<br />

jüngst die Milchproduzenten<br />

ihre Preise angehoben. Einzig Ausmass und<br />

Dauer der Erdölpreissteigerungen sind neu.<br />

Demgegenüber werden auch immer wieder<br />

Produkte billiger, jüngst zum Beispiel zahlreiche<br />

elektronische Geräte. Solche Preissignale<br />

spiegeln relative Knappheiten wider<br />

und sorgen dafür, dass Güter und Kapital in<br />

der Wirtschaft effizient verteilt werden.<br />

Schweiz hat realen Einkommensverlust<br />

Auch wenn wir an der Tankstelle nur ungern<br />

tiefer ins Portemonnaie greifen, bedeuten<br />

die Preissteigerungen der Erdölprodukte<br />

noch nicht automatisch Inflation. Diese entsteht<br />

erst, wenn sich die Preissteigerungen<br />

von Erdölprodukten auf andere Güter übertragen,<br />

und hier ist vorerst Entwarnung angebracht;<br />

es gibt keinen mechanischen<br />

Effekt von den Erdölpreisen auf die übrigen<br />

Inflationsentwicklung<br />

Preise. Selbst komplexere ökonometrische<br />

Modelle finden keinen stabilen und eindeutigen<br />

Zusammenhang zwischen der LIK-<br />

Kategorie «Erdölprodukte» und den restlichen<br />

95,3 Prozent der Güter im Warenkorb.<br />

Konkret bedeutet dies, dass höhere<br />

Erdölpreise nicht automatisch zu generell<br />

höheren Preisen in den Läden führen.<br />

Nun hat aber Erdöl durchaus das Potenzial<br />

zum Inflationstreiber. Denn dieser Rohstoff<br />

wird ausschliesslich importiert. Steigende<br />

Importpreise bedeuten eine unmittelbare<br />

Wohlstandseinbusse des Inlands<br />

gegenüber dem Ausland. Diesen realen<br />

Einkommensverlust muss die Schweiz hinnehmen,<br />

zumindest auf kurze und mittlere<br />

Frist, weil diese Importe nur langsam und<br />

unvollständig ersetzt oder eingespart ><br />

Veränderung gegenüber dem Vorjahr in Prozent: Ölpreisschwankungen der jüngsten<br />

Vergangenheit prägen den Verlauf des Landesindexes stark. Quelle: Bundesamt für Statistik<br />

%<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

–2<br />

1970 1980 1990 2000 20<strong>08</strong><br />

Landesindex der Konsumentenpreise<br />

Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>


46<br />

Wirtschaft Infl ation Schweiz<br />

Inflationsdruck trifft Haushaltstypen unterschiedlich<br />

Der offizielle Teuerungsmassstab der Schweiz ist der<br />

Landes index der Konsumentenpreise (LIK). Dieser wird<br />

vom Bundes amt für Statistik monatlich erhoben. Er misst die<br />

Ent wicklung der Preise der von den privaten Haushalten<br />

konsumierten Waren und Dienstleistungen. Der für die LIK-<br />

Berechnung relevante Warenkorb gliedert sich in<br />

12 Haupt- und 83 Warengruppen sowie in 218 Index- und<br />

1<strong>04</strong>6 Er hebungspositionen. Die Warenkorbgewichtung<br />

beruht auf der jährlich durchgeführten Einkommens- und<br />

Verbrauchs erhebung (EVE). Hierzu werden von 3300<br />

zufällig aus dem Telefonverzeichnis ausgewählten privaten<br />

Haushalten detailliert Konsumausgaben erhoben und<br />

diese dann auf eine durchschnittliche Ausgabenstruktur<br />

hoch gerechnet. Im Ergebnis spiegelt der so ermittelte<br />

Warenkorb ein repräsentatives Bild der Ausgabenneigungen<br />

des durchschnittlichen Schweizer Konsumenten wider.<br />

Der indi viduelle Warenkorb kann sich aber deutlich<br />

vom amtlichen Warenkorb unterscheiden, wodurch die individuelle<br />

Teuerung spürbar von der offiziellen Inflationsrate<br />

abweichen kann.<br />

werden können. Es entbrennt ein emotional<br />

hochgeputschter Verteilungskampf. Wie ein<br />

schwarzer Peter wird die Anpassungslast<br />

umhergeschoben. Die Gewerkschaften rufen<br />

nicht nur nach vollem Teuerungsausgleich,<br />

sondern, die angebliche Gunst der<br />

Stunde nutzend, auch gleich noch nach<br />

Reallohnsteigerungen. Und die Unternehmen<br />

erhöhen mit dem Hinweis auf die gestiegenen<br />

Vorleistungskosten die Preise.<br />

Diese Entwicklung kann in der vielzitierten<br />

Lohn-Preis-Spirale münden. In einer solchen<br />

steigen die Preise auf breiter Front,<br />

die Inflation würde wieder aufflammen. Die<br />

Lohnsetzungsmacht der Arbeitnehmer und<br />

die Preissetzungsmacht der Unternehmen<br />

sind offensichtlich die Katalysatoren der<br />

Inflation.<br />

Selbsterfüllende Prophezeiung?<br />

Theory» veranschaulichen lässt; demnach<br />

kodieren die Konsumenten in einer ersten<br />

Wahrnehmungsphase die Preise der Güter,<br />

mit denen sie konfrontiert werden, in Gewinne<br />

und Verluste relativ zu einem jeweiligen<br />

güterspezifi schen Refe renzpreis.<br />

Beispielsweise mag das Volltanken<br />

des eigenen PKWs an der Tankstelle für<br />

100 Franken je nach individuellem Referenzpunkt<br />

relativ teuer oder relativ preiswert<br />

erscheinen. Falls ein Automobilist einen<br />

Preis von 100 Franken erwartet – das ist<br />

der Referenzpunkt – und eine Tankrechnung<br />

von 120 Franken erhält, wird er dies<br />

als Verlust speichern. Wird er indes mit einer<br />

Abrechnung von 80 Franken konfrontiert,<br />

nimmt er dies als Gewinn wahr. Bei der<br />

Bewertung der Gewinne und Verluste verhält<br />

sich der Konsument annahmegemäss<br />

asymmetrisch, indem Verluste höher und<br />

Gewinne tiefer bewertet werden. Demzufolge<br />

werden Preisanstiege stärker wahrgenommen.<br />

Zudem ist die gefühlte Inflation<br />

höher, je häufiger Preissteigerungen<br />

registriert werden.<br />

Preisrückgänge bei Gütern, die selten<br />

oder nicht im Rahmen eines expliziten<br />

Kaufaktes erworben werden, haben quasi<br />

keinen Effekt auf die Inflationswahrnehmung<br />

der Verbraucher. Werden beispielsweise<br />

Güter des täglichen Bedarfs<br />

wie Brot teurer und langlebige Konsumgüter<br />

billiger – zum Beispiel IT-Hardware<br />

oder Güter und Dienstleistungen wie Telefongebühren,<br />

die nur einmal monatlich via<br />

Bank einzug bezahlt werden –, steigt die gefühlte<br />

Infl ationsrate an.<br />

Einfluss der Medien<br />

Des Weiteren spielt für die Bildung der<br />

Inflationserwartungen die Berichterstattung<br />

in den Medien zum Thema Inflation eine<br />

Rolle. Die Konjunkturforschungsstelle der<br />

ETH (KOF) legt mittels Daten für Deutschland<br />

dar, wie gross der Einfluss der Medien<br />

auf die Inflationserwartungen ist. Je mehr in<br />

den Zeitungen über Inflation berichtet wird,<br />

umso differenzierter werden die Inflationserwartungen.<br />

Die Art und Weise der Berichterstattung<br />

ist aber entscheidend. Boulevardschlagzeilen<br />

über tatsächlich oder angeblich<br />

stark steigende Preise – Stichwort<br />

Teuro – treiben die Inflationserwartungen<br />

sichtlich in die Höhe.<br />

Informationen über die Inflationserwartungen<br />

der privaten Haushalte lassen sich<br />

in der Schweiz aus der vierteljährlichen<br />

Konsumentenbefragung des Staatssekretariats<br />

für Wirtschaft SECO gewinnen.<br />

Diese sind jüngst markant angestiegen und<br />

haben im zweiten Quartal 20<strong>08</strong> den höchsten<br />

Wert seit 16 Jahren erreicht, wenn man<br />

Der eigentliche Antreiber der Inflation sind<br />

die Inflationserwartungen. Diese können<br />

sich in einem wettbewerbsarmen Umfeld<br />

zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung<br />

entwickeln: Höhere Inflationser -<br />

wartungen führen über Lohnforderungen<br />

und Preiserhöhungen zu einer tatsächlich<br />

höheren Inflation.<br />

Wie aber werden die Inflationserwartungen<br />

gebildet? Sie beruhen stark auf der<br />

derzeit gefühlten Inflation, deren Entstehung<br />

sich wiederum anhand der «Prospect<br />

Inflationserwartungen und Ölpreisschocks<br />

Gemäss Forschungen fördert eine häufige Berichterstattung in den Medien zum<br />

Thema Inflation eine differenzierte Erwartungshaltung.<br />

Quelle: SECO, Credit Suisse Economic Research<br />

1. Ölkrise<br />

(1973)<br />

2. Ölkrise<br />

(1979/80)<br />

Golfkrieg<br />

(1990/91)<br />

Aktuelle<br />

Ölkrise<br />

( 2007/<strong>08</strong>)<br />

Anstieg der Inflationserwartungen 24% 95% 21% 107%<br />

Durchschnittliches Niveau der<br />

Inflationserwartungen (Index) 131 87 111 70<br />

Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>


Wirtschaft Infl ation Schweiz<br />

47<br />

von den Erwartungswerten im Vorfeld der<br />

Einführung der Mehrwertsteuer 1995 absieht.<br />

Der umfragebasierte Wert ist nur<br />

eine Momentaufnahme; soll eine aussagekräftige<br />

Beurteilung gemacht werden, ist<br />

eine Betrachtung über mehrere Quartale<br />

angebracht.<br />

Wie der Vergleich mit den markantesten<br />

früheren Ölpreisschocks zeigt, sind die Inflationserwartungen<br />

jüngst relativ deutlich<br />

angestiegen, liegen allerdings weiterhin auf<br />

einem vergleichsweise tiefen Niveau.<br />

Höhere Inflationserwartungen entwickeln<br />

aber nur einen höheren Inflationsdruck.<br />

Doch erst in einem wettbewerbsarmen<br />

Umfeld können die Unternehmen<br />

die Preise tatsächlich erhöhen und die<br />

Arbeitnehmer höhere Löhne durchsetzen,<br />

was zu Inflation führt. Die fortschreitende<br />

Globalisierung, die Liberalisierungen und<br />

der gestärkte Binnenwettbewerb haben die<br />

Voraussetzungen dafür aber strukturell verändert.<br />

So hat sich der Spielraum der Unternehmen,<br />

Preise überwälzen zu können,<br />

sichtlich verengt. Ein Blick in die Statistik<br />

zeigt, dass sich seit Mitte der Neunzigerjahre<br />

Kostensteigerungen nicht mehr einfach<br />

überwälzen lassen. Gleichzeitig hat<br />

sich der Arbeitsmarkt verändert. Allem<br />

voran aufgrund der bilateralen Verträge der<br />

Schweiz mit der EU ist das Arbeitskräftereservoir<br />

deutlich grösser geworden.<br />

Die Entwicklung wachsam verfolgen<br />

Insgesamt ist der Einfluss des Arbeitsmarktes<br />

auf die Teuerung kleiner geworden,<br />

wie sich anhand der von den Nobelpreisträgern<br />

Friedman und Phelps in die Literatur<br />

eingebrachten Spezifikation der Phillips-<br />

Kurve zeigen lässt. Die Inflation sollte zwar<br />

nicht zurückkehren, sie ist jedoch auch nicht<br />

tot. So ist Wachsamkeit an allen Orten geboten,<br />

damit die Erdölpreishausse nicht in<br />

eine Inflation mündet.<br />

Ingredienzien für Inflation sind durchaus<br />

vorhanden, haben doch die virulenten<br />

Teuerungsschübe der Erdölprodukte die<br />

Inflationserwartungen in letzter Zeit in die<br />

Höhe getrieben. Wir sind jedoch zuversichtlich,<br />

dass der jüngste Umschwung an der<br />

inflationären Wetterlage mit dem Ende des<br />

Höhenflugs der Erdölpreise rasch wieder<br />

abklingen wird. Solange das strukturelle<br />

Wettbewerbsumfeld in der Schweiz weiter<br />

verbessert wird, sollte das Inflationsklima<br />

trotz gelegentlicher rohstoffbedingter Teuerungsschocks<br />

insgesamt milde bleiben. <<br />

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48<br />

Wirtschaft Gold<br />

Gold beherrscht noch<br />

immer die Welt<br />

Seit Jahrtausenden gilt Gold als Symbol für Reichtum und Wertbeständigkeit.<br />

Aber warum übt Gold eine derart grosse Anziehungskraft aus? Was macht ausgerechnet<br />

dieses Edelmetall zu einem wertvollen Rohstoff? Matthew Rees erklärt die Bedeutung<br />

des Goldes aus historischer Sicht.<br />

75% Privatpersonen<br />

25% Zentralbanken<br />

Text: Matthew Rees<br />

In fast allen Gesellschaften strebten die Eliten<br />

nach Gold, um ihre besondere Stellung<br />

zum Ausdruck zu bringen. Gewöhnlichen<br />

Bürgern und Kaufleuten erleichterte Gold<br />

die Abwicklung von Geschäften, als noch<br />

keine Währung existierte. Die Suche nach<br />

Gold hat die Menschen tief ins Erdinnere<br />

getrieben. Die Europäer fuhren zudem<br />

über die Weltmeere, um nach unentdeckten<br />

und unerschöpflichen Goldvorkommen zu<br />

suchen und das weltweite Ansehen ihrer<br />

Könige und Königinnen zu stärken. Gold<br />

trieb die Amerikaner (und Abenteurer aus<br />

aller Welt) Mitte des 19. Jahrhunderts nach<br />

Kalifornien, wo sie es in winzigen Mengen<br />

aus den Flüssen holten.<br />

Aber weshalb flösst Gold noch immer<br />

Vertrauen ein, obwohl andere Rohstoffe wesentlich<br />

wertvoller sind? Weshalb sind im<br />

Zeitalter immer komplexerer und innovativerer<br />

Devisenmärkte und globaler Handelsbeziehungen<br />

manche Anleger, Politiker und<br />

Ökonomen nach wie vor der Auffassung,<br />

dass eine Rückkehr zum Goldstandard –<br />

um Währungen «so gut wie Gold» zu ma ­<br />

chen – den nationalen Volkswirtschaften<br />

förderlich wäre? Die einfache Antwort auf<br />

diese Fragen lautet: weil Gold seit je als<br />

Massstab für Stabilität gilt. Sobald sich<br />

über einer Lokalwährung Unheil zusammenbraute,<br />

wurde Gold schnell zu einem Bollwerk<br />

gegen sinkenden Reichtum. Praktisch<br />

überall akzeptiert und leicht zu transpor­<br />

Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>


Wirtschaft Gold 49<br />

tieren, war Gold noch nie einem Vertrauensverlust<br />

ausgesetzt, der es seines Werts beraubt<br />

hätte.<br />

Alan Greenspan, der frühere Vorsitzende<br />

der amerikanischen Notenbank (Fed), gilt<br />

seit langem als Verfechter von Gold. «Gold<br />

und wirtschaftliche Freiheit sind unzertrennlich»,<br />

schrieb er 1966. «Ohne Goldstandard<br />

gibt es keine Möglichkeit, Ersparnisse vor<br />

der Entwertung durch Inflation zu schützen.<br />

Gold fungiert als Beschützer der Eigentumsrechte.»<br />

In seinem Bestseller «The<br />

Power of Gold» spürt der Wirtschaftshistoriker<br />

Peter Bernstein dem Interesse der<br />

Menschen an Gold bis in die frühe Geschichte<br />

nach. Die alten Ägypter förderten<br />

Gold in den nubischen Gebieten im Süden.<br />

Nach Überlieferungen des altgriechischen<br />

Historikers Herodot führten die Lydier,<br />

deren Kultur sich über das Gebiet der heutigen<br />

Türkei erstreckte, etwa 600 v. Chr.<br />

als erste Zivili sation Goldmünzen ein und<br />

setzten damit den Aufschwung einer blühenden<br />

Handelskultur in Gang. Seit jener<br />

Zeit haben unzählige Gesellschaften Gold<br />

oder Silber als Tauschmedien oder zur Unterstützung<br />

anderer Geldformen wie Papierscheine<br />

genutzt.<br />

Ein seltenes und stabiles <strong>Metall</strong><br />

Für die universelle Faszination von Gold sind<br />

verschiedene Faktoren verantwortlich, vor<br />

allem aber seine Seltenheit und Stabilität.<br />

Seit 1492 sind die Goldvorräte nie um mehr<br />

als fünf Prozent jährlich gestiegen, und in<br />

den letzten 100 Jahren betrug das jährliche<br />

Wachstum regelmässig rund zwei Prozent.<br />

Der heutige Goldbestand beträgt rund<br />

24 Milliarden Unzen; davon befinden sich<br />

etwa 25 Prozent bei den Notenbanken, der<br />

Rest wird von Privatleuten gehalten. Aus<br />

volkswirtschaftlicher Sicht dienten die relativ<br />

stabilen Goldvorräte, sofern sie an eine<br />

Landeswährung gekoppelt waren, der Inflationskontrolle<br />

und übten einen mässigenden<br />

Einfluss auf die Zahlungsbilanzen aus.<br />

Ebenso bedeutend ist, dass Gold im Laufe<br />

der Geschichte stets als faktische Weltwährung<br />

angesehen wurde, wenn es Ländern<br />

(oder Kaufleuten) an einem gemeinsamen<br />

Tauschmittel mangelte. Als solche<br />

beschleunigte es das Wachstum des grenzübergreifenden<br />

Handels und trug somit zur<br />

Steigerung der wirtschaftlichen Effizienz<br />

und des weltweiten Wohlstands bei. Darüber<br />

hinaus verfügt Gold über attraktive physische<br />

Eigenschaften. Wie Nathan Lewis in<br />

seinem Buch «Gold: The Once and Future<br />

Money» schreibt, kommt es nur in einer<br />

Form vor und verbindet sich nicht mit anderen<br />

chemischen Elementen. «Es wird nicht<br />

matt und rostet nicht (…) Wegen seiner<br />

ausserordentlichen Dichte kann es nicht<br />

gefälscht werden.» Die Tatsache, dass es<br />

für Gold nur relativ wenige alternative<br />

Nutzungsmöglichkeiten gibt, bildet einen<br />

weiteren Vorteil. Nach Ansicht von Bernstein<br />

war Gold für die meisten praktischen<br />

Zwecke, die nach einem <strong>Metall</strong> verlangten,<br />

schon immer nutzlos, weil es so weich ist.<br />

Gold eignet sich weder zum Bauen noch<br />

zum Konsum. Wer die Wahl hat, Mais oder<br />

Gold als Währung einzusetzen, tut gut daran,<br />

Mais zu essen und mit Gold zu handeln.<br />

Wertvolles <strong>Metall</strong> ohne Nutzen<br />

Zugleich ist der Wert des Goldes angesichts<br />

seiner fehlenden Nützlichkeit ein Rätsel.<br />

Verglichen mit anderen Rohstoffen wie Öl,<br />

das in einer energieabhängigen Welt einen<br />

realen Wert besitzt, kann Gold für die Menschen<br />

nur deshalb wertvoll sein, weil ihm<br />

eine besondere Anziehungskraft innewohnt.<br />

Sein magischer Glanz – schon früh ein Symbol<br />

für Luxus und Reichtum – machte es über<br />

alle Kulturen hinweg begehrenswert. Der<br />

Gebrauch von Goldmünzen als Währung –<br />

oftmals in Verbindung mit Silber – war bis<br />

vor wenigen Jahrhunderten weit verbreitet.<br />

<strong>Metall</strong>münzen stellten handfesten Reich ­<br />

tum dar. Obwohl sie nicht auf einem von<br />

einer unabhängigen Behörde zugewiesenen<br />

Wert beruhten, konnten sie zwischen<br />

Städten und über Grenzen hinweg gehandelt<br />

werden, weil man wusste, dass Münzen<br />

als physisches Gut einen Wert besassen.<br />

Dennoch waren auch <strong>Metall</strong>münzen<br />

mit Pro blemen behaftet, die ihre wert ­<br />

erhaltende Funktion untergruben. Regierungen,<br />

welche die Münzen herausgaben,<br />

erkannten das Ertragspotenzial, wenn sie<br />

Gold mit weniger wertvollen <strong>Metall</strong>en<br />

mischten, sodass die Münzen tatsächlich<br />

weniger Wert besassen, als ihnen zugeschrieben<br />

wurde. Ausserdem wurden frühe<br />

Münzen gewöhnlich randlos geprägt, was<br />

skrupellose Charaktere dazu verführte, das<br />

Gold stückweise herauszubohren oder wegzuschneiden.<br />

Die Folge war, dass die Münzen<br />

im Laufe der Zeit immer kleiner wurden<br />

und an Wert verloren.<br />

In «The Power of Gold» stellt Bernstein<br />

fest, dass diese «beschnittenen» Münzen ein<br />

Loch in die persönlichen und staatlichen<br />

Finanzen reissen konnten: Als beispielsweise<br />

Englands Regierung 1696 beschnittene<br />

Silbermünzen durch neue ersetzen<br />

wollte, ergab sich für die beim Schatzminister<br />

eingegangenen 4,7 Millionen Pfund ein<br />

Silbergewicht von nicht mehr als 2,5 Millionen<br />

Pfund.<br />

Selbstverständlich konnten marginale<br />

Probleme wie diese der Begeisterung für<br />

Edelmetall nichts anhaben. Als westliche<br />

Regierungen vor etwa 300 Jahren dazu<br />

übergingen, Papiergeld in grösseren Mengen<br />

herauszugeben, mussten sie die Einlösbarkeit<br />

in Gold oder Silber garantieren, um<br />

nicht einen Vertrauensverlust zu riskieren<br />

(das britische Pfund verdankt seinen Namen<br />

einem Pfund Silber). Wie Bernstein schreibt,<br />

wurde Grossbritanniens Fähigkeit, Gold und<br />

Papiergeld miteinander zu vermählen, Ende<br />

des 18. Jahrhunderts im Krieg gegen Frankreich<br />

erstmals auf die Probe gestellt. Die<br />

Französische Revolution war so manchem<br />

noch in frischer Erinnerung, hinzu kam die<br />

Angst vor einer möglichen französischen<br />

Invasion. Deshalb sorgten sich die Besitzer<br />

von englischem Geld um den Wert ihrer<br />

Noten im Falle eines Regierungswechsels.<br />

Auf den Punkt gebracht: Würde eine neue<br />

souveräne Behörde die von der alten herausgegebenen<br />

Noten anerkennen? Diese Beden<br />

ken lösten eine Flucht ins Gold aus.<br />

Rapide schrumpfende Goldbestände bei der<br />

Bank von England zwangen die Regierung<br />

von König George III., den Goldumtausch<br />

auf Verlangen einzustellen. 1797 verabschiedete<br />

das Parlament ein einschränkendes<br />

Gesetz, in dem diese Vorkehrung verankert<br />

war, und verlangte, dass Banknoten bei allen<br />

Transaktionen zum Nennwert akzeptiert<br />

werden. Wie die Goldanhänger erwartet<br />

hatten, erhöhte sich die Geldausgabe in den<br />

nächsten zwei Jahrzehnten, da die Regierung<br />

den Krieg gegen Frankreich finanzieren<br />

musste. Die Preise für Waren und Gold<br />

stiegen ebenfalls, was den Ruf nach einer<br />

Rückkehr zur uneingeschränkten Goldeinlösung<br />

– und zur Preisstabilität – verstärkte.<br />

Sie wurde 1821 wieder eingeführt.<br />

Der Goldstandard<br />

Dieser Goldstandard blieb im Wesentlichen<br />

bis Ende des 19. Jahrhunderts bestehen.<br />

Grossbritannien war auf den weltweiten<br />

Finanzmärkten führend und hielt mit seiner<br />

Wirtschaftskraft den Standard als Gerüst für<br />

den internationalen Handel und das Finanzwesen<br />

aufrecht. Benn Steil vom amerikanischen<br />

Council on Foreign Relations schrieb<br />

im letzten Sommer in der Zeitschrift « Foreign<br />

Affairs»: «Obwohl die Aufrechterhaltung ><br />

Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>


50<br />

Wirtschaft Gold<br />

des Goldstandards aus dem 19. Jahrhundert<br />

unter der Ägide der Bank of England<br />

eine autonome Geldpolitik der einzelnen<br />

Länder stark einschränkte, unter warfen<br />

sich die Regierungen freiwillig dem System,<br />

da es billigeres Kapital und ein grösseres<br />

Handelspotenzial versprach.»<br />

Der Goldstandard blieb bis zum Ende des<br />

Ersten Weltkriegs in Kraft. Schuldenlast und<br />

Kriegsverwüstung hatten Europa schwer zugesetzt,<br />

weshalb einige Ökonomen, darunter<br />

der junge John Maynard Keynes, eine<br />

Rückkehr zum Vorkriegsstandard für wenig<br />

sinnvoll hielten, weil dies eine Fixierung des<br />

britischen Pfundes bei 4,86 US-Dollar bedeutet<br />

hätte. Unmittelbar nach Kriegsende<br />

notierte das Pfund jedoch auf einem Tiefststand<br />

von 3,40 US-Dollar.<br />

Abkommen von Bretton Woods<br />

Nach Ansicht der britischen Behörden war<br />

jedoch ein solider Geldstandard notwendig,<br />

um die Stellung des Landes als weltweites<br />

Finanzzentrum zu verteidigen, benötigtes<br />

Kapital anzuziehen und die britischen Exporte<br />

anzukurbeln. 1925 bestätigte Grossbritannien<br />

den Goldpreis aus der Vorkriegszeit.<br />

Während die USA und die verschiedenen<br />

europäischen Nationen unabhängig voneinander<br />

Strategien für den Wiederaufbau<br />

nach dem Ersten Weltkrieg entwickelten –<br />

einige blieben beim Goldstandard, andere<br />

gaben ihn auf –, versank zuerst Europa und<br />

dann die USA immer mehr im wirtschaftlichen<br />

Chaos. Die verheerenden Folgen des<br />

Zweiten Weltkriegs überzeugten die Politiker,<br />

dass die Weltwirtschaft eine konzertierte<br />

Währungs- und Handelspolitik erforderte.<br />

1944 vereinbarten die führenden<br />

Akteure des Weltfinanzsystems auf der Konferenz<br />

von Bretton Woods (US-Bundesstaat<br />

New Hampshire) eine gemeinsame Strategie,<br />

um die Stabilität des internationalen<br />

Finanzsystems wiederherzustellen. Dabei<br />

wurde der Wert des US-Dollars gegenüber<br />

Gold auf 35 Dollar pro Unze festgelegt.<br />

Die Vereinigten Staaten hielten das Bretton-Woods-System<br />

mehr als zwei Jahrzehnte<br />

mit voller Dollarkonvertibilität bei<br />

35 Dollar pro Unze aufrecht. Doch zunehmender<br />

Budgetdruck und eine Zahlungsbilanz,<br />

die sich aufgrund der wirtschaftlichen<br />

Erholung in Europa und Japan von einem<br />

Überschuss in ein Defizit kehrte, veranlassten<br />

Präsident Johnson, die Dollar-Gold-<br />

Bindung zu lockern. 1971 hob Präsident<br />

Nixon die Bindung schliesslich ganz auf. Das<br />

bedeutete das Ende eines goldbasierten<br />

Währungsstandards. Benn Steil schreibt<br />

dazu: «Als [Nixon] den Dollar offiziell vom<br />

Gold abkoppelte, (…) waren weltweit zirkulierende<br />

Gelder (…) nicht länger mit einer<br />

konkreten Forderung verbunden. Von nun<br />

an galten sämtliche Weltwährungen nur<br />

noch als Ausdruck nationaler Souveränität,<br />

wie sie von den Regierungen heraufbeschworen<br />

wurde.» Globale Anleger suchen<br />

bis heute nach einer wertbeständigen Anlage,<br />

die der Stabilität von Gold nahekommt<br />

und ausserdem Schutz gegen Inflation<br />

bietet. Seit seiner Wiedererstarkung in den<br />

Achtzigerjahren hat der Dollar im Wesentlichen<br />

diese Funktion übernommen. Mehrere<br />

Landeswährungen sind direkt an den<br />

Dollar gebunden, und die meisten internationalen<br />

Transaktionen werden in Dollar abgewickelt.<br />

Gestützt wird der Dollar allein<br />

durch das Vertrauen in die Kreditwürdigkeit<br />

der US-Regierung, verkörpert durch die<br />

Führung des Fed, welches den Dollarfluss<br />

in das weltweite Finanzsystem kontrolliert.<br />

Dennoch beschränkt sich der innenpolitische<br />

Auftrag des Fed nicht darauf, für<br />

niedrige Inflationsraten (und somit für einen<br />

robusten Dollar) zu sorgen. Die Fed-Gouverneure<br />

sind laut Gesetz auch verpflichtet,<br />

die Vollbeschäftigung zu fördern.<br />

Ist der Dollar noch «so gut wie Gold»?<br />

Der Rückgang des Dollars in den letzten<br />

Jahren, verglichen mit anderen Währungen,<br />

hat bei internationalen Anlegern Zweifel<br />

geweckt, ob der Dollar weiterhin das Etikett<br />

«so gut wie Gold» verdient. Bereits<br />

haben sich die ersten privaten Inhaber amerikanischer<br />

Schuldverschreibungen Euronotierten<br />

Wertpapieren zugewandt. Der<br />

steile Anstieg des Ölpreises von 2007 und<br />

20<strong>08</strong> nährt zudem Spekulationen, ob es<br />

sinnvoll sein könnte, Öl in einer anderen<br />

Währung als in Dollar abzurechnen. Es überrascht<br />

daher nicht, dass der Goldpreis international<br />

kräftig zulegen konnte. Zwischen<br />

August 2007 und März 20<strong>08</strong> kletterte Gold<br />

von rund 650 Dollar pro Unze auf über<br />

1030 Dollar pro Unze – und durchbrach damit<br />

den zwei Jahre zuvor erreichten Rekordstand<br />

von 850 Dollar. Im Frühling und Frühsommer<br />

dieses Jahres testete Gold erneut<br />

die 850-Dollar-Marke und trat anschliessend<br />

in eine längere Phase mit Notierungen<br />

über 900 Dollar pro Unze.<br />

Weil der Goldwert auf internationalen<br />

Märkten festgelegt wird – und weil keine<br />

Regierung den Goldpreis zugunsten der eigenen<br />

Währung manipulieren will –, ist Gold<br />

Matthew Rees schreibt<br />

regelmässig für das<br />

Bulletin. Früher verfasste<br />

er Reden für den<br />

amerikanischen Präsidenten.<br />

Heute arbeitet er<br />

als freier Journalist für<br />

einige der renommiertesten<br />

Printmedien<br />

der USA.<br />

bis zu einem gewissen Grad weiterhin immun<br />

gegen nationale Massnahmen zur Inflationsbekämpfung.<br />

Extreme Marktschwankungen<br />

Gleichzeitig ist Gold extremen Marktschwankungen<br />

ausgesetzt. Das bedeutet, dass<br />

Gold zwar Schutz gegen Wertzerfall durch<br />

Inflation bietet, aber Anlagen in Gold dennoch<br />

keine sichere Sache sind. Ausserdem<br />

weisen Goldskeptiker darauf hin, dass die<br />

begrenzten Vorräte an Gold – auf denen sein<br />

Wert seit je gründet – die neuerliche Anbindung<br />

einer Währung an Gold praktisch verunmöglichen:<br />

Die Weltwirtschaft ist zu bedeutend<br />

und umfassend, um durch ein endliches<br />

Gut, das aus der Erde gewonnen wird,<br />

bestimmt zu werden. Ein ähnliches Argument<br />

lautet, dass das normalerweise milde<br />

Inflationsklima von gesteuerten Währungen<br />

den «Boom and Bust»-Inflations- und Deflationszyklen<br />

vorzuziehen ist, die in der Vergangenheit<br />

die Entdeckung grösserer Goldvorkommen<br />

begleiteten, so etwa bei der<br />

Ausdehnung des Handels auf Amerika im<br />

16. Jahrhundert und dem Goldrausch des<br />

19. Jahrhunderts. Mit anderen Worten, ein<br />

internationales Finanzsystem ohne Gold<br />

könnte sich als stabiler erweisen als ein<br />

goldbasiertes System.<br />

Und doch hat Gold weiterhin Bestand.<br />

Auch nach vielen Jahrtausenden der Menschheitsgeschichte<br />

und unzähligen Währungsformen<br />

nimmt Gold in globalen Finanzangelegenheiten<br />

weiterhin eine prominente<br />

Stellung ein. Vielleicht ist es vor allem dieser<br />

Langlebigkeit zu verdanken, dass Gold noch<br />

immer Vertrauen weckt. <<br />

Foto: Credit Suisse<br />

Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>


ulletin plus –<br />

das Heft im Heft für<br />

Schweizer Leser<br />

Wohnen<br />

Nachdem es in der letzten, immer noch erhältlichen Ausgabe vor allem um «grünes<br />

Wohnen» gegangen ist, widmen wir uns diesmal dem Thema «Umbauen und Ren ovieren».<br />

Ein für die Schweiz ganz zentrales Thema, denn die Untersuchungen der Credit Suisse<br />

haben ergeben, dass – vor allem in den Stadtkantonen Genf und Basel – ein riesiger Renovationsbedarf<br />

vorhanden ist. Rund 40 Prozent aller bewohnten Liegenschaften müssten<br />

renoviert werden. Gleichzeitig gibt es sehr viele renovationswillige Haus besitzer,<br />

für die eine sorgfältige inhaltliche, zeitliche und finanzielle Planung wichtig ist. PDF- V e r-<br />

sionen ( d/f/i ) findet man unter www.credit-suisse.com/<strong>bull</strong>etin.<br />

Magazin der Credit Suisse | Oktober / November 20<strong>08</strong><br />

Wohnen<br />

Umbauen und Renovieren Seite <strong>04</strong> Reportage Drei Umbauprojekte | Seite <strong>08</strong> Service Daran müssen Sie denken<br />

Seite 11 Schatzung Was ist mein Haus wert ? | Seite 12 Renovationsstau Studie der Credit Suisse | Seite 15<br />

Anlegen Inflationsschutz | Seite 16 Finanzierung Planung ist zentral | Seite 19 Energieeffizienz Nachhaltig bauen


52<br />

Wirtschaft Kasachstan<br />

Die zentralasiatischen<br />

Märkte unter der Lupe<br />

Während sich Zentralasien allmählich von einem vormals staatlich kontrollierten Relikt<br />

der Sowjetunion zu einer offenen, marktorientierten Volkswirtschaft wandelt, locken<br />

die Wachstumschancen der Region weiterhin Frontier-Market-Anleger an. Die entscheidende<br />

Frage für gewiefte Frontier-Market-Anleger lautet in diesem Zusammenhang,<br />

wie man am besten in die neu aufstrebenden Märkte Zentralasiens investiert.<br />

Durchschnittliches Wirtschaftswachstum seit 2000<br />

Russland<br />

Zentralasien<br />

Welt<br />

8%<br />

4.2%<br />

Usbekistan<br />

Kasachstan<br />

Kirgistan<br />

Turkmenistan<br />

Tadschikistan<br />

China<br />

Afghanistan<br />

Pakistan<br />

Text: Eric Güller, Leiter Equity Research EMEA & India<br />

Wie jeder Frontier Market befindet sich auch<br />

Zentralasien als ausländische Anlagedestination<br />

noch in einem sehr frühen Entwicklungsstadium.<br />

Wer sich ein Bild über die<br />

Anlageaussichten in Zentralasien machen<br />

will, muss die komplexen soziopolitischen<br />

Zusammenhänge in der Geschichte der Region<br />

verstehen. Nach dem Niedergang der<br />

alten Seidenstrasse wetteiferten verschiedene<br />

Mächte – darunter Persien, Grossbritannien<br />

und Russland – um die Vorherrschaft<br />

in Zentralasien. Die heutigen Staaten<br />

der Region, wie wir sie kennen, sind aus der<br />

Sowjetunion hervorgegangen und hatten<br />

vor 1991 keine Geschichte als separate, unabhängige<br />

Staaten. Nach jahrzehntelanger<br />

Sowjetherrschaft, einschliesslich gezielter<br />

Manipulation von Sprache, Geschichte und<br />

Territorialgrenzen, tragen die zentralasiatischen<br />

Staaten heute gemeinsam an ihrem<br />

Sowjeterbe, das geprägt ist von strenger<br />

staatlicher Kontrolle über Wirtschaft und<br />

Politik. So beeinflusst beispielsweise der<br />

Übergang vom Sozialismus zur Marktwirtschaft<br />

immer noch das Geschäftsklima in<br />

Zentralasien, wobei der Grad der Marktliberalisierung<br />

zwischen den einzelnen Staaten<br />

erheblich variiert. Während Kasachstan<br />

rasch zu Strukturreformen und Wirtschaftsliberalismus<br />

überging, nahmen Länder wie<br />

Usbekistan nur langsam Reformen vor, und<br />

ein Land wie Turkmenistan hat bisher ganz<br />

auf die Umsetzung einer makroökonomischen<br />

Reformpolitik verzichtet. Obwohl<br />

die wirtschaftlichen Aussichten der Region<br />

in den Neunzigerjahren nach dem Nieder­<br />

Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>


Wirtschaft Kasachstan<br />

53<br />

gang der Sowjetunion getrübt wurden, hat<br />

sich das Wirtschaftswachstum in Zentralasien<br />

seit 2000 deutlich beschleunigt. Gegenüber<br />

einem weltweiten Durchschnittswachstum<br />

von 4,2 Prozent beliefen sich die<br />

zentralasiatischen Wachstumsraten seit<br />

2000 auf durchschnittlich 8 Prozent, was<br />

hauptsächlich einer steigenden Rohstoffproduktion<br />

und kräftig anziehenden Rohstoffpreisen<br />

zu verdanken war. Vor diesem<br />

Hintergrund wird auch deutlich, weshalb<br />

energieexportierende Staaten Zentralasiens<br />

wie Kasachstan, Usbekistan und Aserbaidschan<br />

proportional stärker von diesem<br />

Wachstum profitiert haben als ihre ressourcenarmen<br />

Nachbarn Tadschikistan und<br />

Kirgistan. Das unterschiedliche Wachstum<br />

unterstreicht die Tatsache, dass die zentralasiatischen<br />

Staaten für Frontier-Market-<br />

Anleger ebenso viele Parallelen wie Unterschiede<br />

aufweisen.<br />

Kasachstan am weitesten fortgeschritten<br />

Kasachstans Kapitalmärkte bieten in Zentralasien<br />

die fortschrittlichsten Anlagemöglichkeiten.<br />

Dieser bemerkenswerte Vorsprung<br />

ist auf den schnellen Reformprozess<br />

des Landes zurückzuführen, der 1991 praktisch<br />

unmittelbar nach Erlangung der Unabhängigkeit<br />

einsetzte. In diesem Kontext<br />

führte Kasachstan bereits im November<br />

1993 eine eigene nationale Währung ein.<br />

Gleichzeitig entwickelten die Nationalbank<br />

Kasachstans sowie 23 führende Geschäftsbanken<br />

den Devisenhandel. Diese Massnahme<br />

gab den Impuls für die Schaffung der<br />

kasachischen Börse (KASE), die im gleichen<br />

Jahr gegründet wurde. Seither hat Kasachstans<br />

Kapitalmarkt eine erstaunliche Entwicklung<br />

durchlaufen, und die Rahmenbedingungen<br />

gehören zu den fortschrittlichsten<br />

im gesamten Emerging-Markets-Universum.<br />

Zu den Errungenschaften zählen Devisenmarkt,<br />

Staatsanleihenmarkt, Aktien- und<br />

Obligationenmarkt und sogar ein Derivatemarkt<br />

für anspruchsvollere Anleger. Neben<br />

diesen vielfältigen Anlagemöglichkeiten hat<br />

auch der KASE-Aktienmarkt eine ausserordentliche<br />

Performance erzielt. So hat der<br />

KASE-Index beispielsweise seit 2003 in<br />

US-Dollar gerechnet um 2300 Prozent zugelegt.<br />

Diese eklatante Outperformance<br />

gegenüber 290 Prozent des MSCI Emerging<br />

Markets Index ist ein anschauliches Beispiel<br />

für die Wachstumschancen der heutigen<br />

Frontier Markets gegenüber dem traditionellen<br />

Emerging-Markets-Universum. Untermauert<br />

wird die Wachstumsdynamik zudem<br />

durch die Tatsache, dass der KASE-Index –<br />

trotz seiner Kursexplosion von 2300 Prozent<br />

– nach Kennzahlen weiterhin günstiger<br />

bewertet ist als das Emerging-Markets-<br />

Universum. Aber wie die meisten anderen<br />

Frontier Markets sind auch die kasachischen<br />

Finanzmärkte immer noch klein und illiquid.<br />

Während beispielsweise Kasachstans Aktienmarktkapitalisierung<br />

in Höhe von 53 Milliarden<br />

US-Dollar jene der zentralasiatischen<br />

Nachbarn weit in den Schatten stellt,<br />

beträgt dieser Wert auf globaler Ebene<br />

kaum ein Drittel der Marktkapitalisierung<br />

eines einzigen Unternehmens wie Google.<br />

Wegen dieser beschränkten Liquidität des<br />

heimischen Aktienmarktes sind viele kasachische<br />

Unternehmen zur Finanzierung ihres<br />

Wachstums auf ausländische Börsen ausgewichen,<br />

insbesondere London. Neben<br />

Portfolioinvestitionen versucht Kasachstan<br />

aber auch ausländische Direktanleger anzuziehen.<br />

Die Regierung gewährt steuerliche<br />

und regulatorische Anreize für Investitionen<br />

in verschiedene Industrien, insbesondere<br />

in den Sektoren industrielle Infrastruktur,<br />

Verarbeitungsindustrie, Baugewerbe und<br />

Tourismus.<br />

Usbekistan als Anlagedestination<br />

Auch Usbekistan bietet eine Reihe attraktiver<br />

Anlagemöglichkeiten. Obwohl Usbekistans<br />

Kapitalmärkte noch immer unterentwickelt<br />

sind (die Marktkapitalisierung der<br />

Börse in Taschkent beträgt gerade mal<br />

1,6 Milliarden US-Dollar), hat die Regierung<br />

grosse Anstrengungen unternommen, um<br />

ausländische Direktanleger anzuziehen. So<br />

hat die usbekische Regierung mehrere<br />

Initiativen gestartet, um ein anlegerfreundliches<br />

Umfeld zu schaffen. Hierzu gehören<br />

ein extrem niedriger Steuersatz von zehn<br />

Prozent für Anleger, eine siebenjährige<br />

Steuerbefreiung für Investitionen in wichtige<br />

Industrien und ein umfangreiches Privatisierungsprogramm,<br />

in dessen Rahmen<br />

die Regierung ausländische Anleger zur<br />

Teilnahme an Auktionen von staatlichen Unternehmen<br />

einlädt. Neben diesen Anreizstrukturen<br />

unterstützt die Regierung ihren<br />

Investitionsdrang durch die Verteilung von<br />

umfassendem Marketingmaterial, das die<br />

vielversprechenden und investorenfreundlichen<br />

Bedingungen für potenzielle Anleger<br />

hervorhebt. Diese und ähnliche Initiativen<br />

haben bereits positive Resultate geliefert.<br />

Ausländische Direktinvestitionen in Usbekistan<br />

sind seit 2000 um mehr als 100 Prozent<br />

auf über 164 Millionen US-Dollar gestiegen.<br />

Während diese Entwicklungen ein<br />

sicheres Indiz dafür sind, dass sich Usbekistan<br />

für ausländische Anleger öffnet, stellt<br />

die faktische Nichtkonvertierbarkeit der<br />

Währung weiterhin ein erhebliches Anlagehindernis<br />

dar, das es Anlegern noch immer<br />

erschwert, ihr Kapital innert kurzer Zeit aus<br />

Usbekistan zu repatriieren.<br />

Zentralasien ist nicht ohne Risiko<br />

Neben vielen Chancen birgt Zentralasien<br />

auch die für jeden Frontier Market typischen<br />

Risiken: Inflationsdruck, politische Ungewissheit,<br />

nicht konvertierbare Währungen<br />

und Illiquidität. Gleichzeitig sind Kasachstans<br />

erstaunliche Aktienrenditen seit 2003<br />

ein gutes Beispiel für die Überschussrendite,<br />

mit der Frontier-Market-Anleger für das<br />

Eingehen überdurchschnittlicher Risiken<br />

entschädigt werden. Alles in allem dürfte<br />

Zentralasiens Wachstumsprofil somit weiterhin<br />

Anleger anziehen. <<br />

Die Seidenstrasse im Fokus Viele Länder entlang der alten Seidenstrasse<br />

erleben seit der Jahrtausendwende eine wirtschaftliche<br />

Renaissance, allen voran der Rohstoffgigant Kasachstan, aber<br />

auch die ebenfalls sehr rohstoffreichen Nachbarn Usbekistan und<br />

Tadschikistan. Um potenziellen Investoren einen unmittelbaren<br />

Eindruck zu gewähren, lud Arthur Vayloyan, Leiter Investment Services<br />

and Products in der Division Private Banking der Credit Suisse,<br />

Anfang September zu einem Interactive Field Trip in die Region.<br />

Extensive Recherchen und der intensive Austausch mit Experten vor<br />

Ort sorgten für einen exklusiven Augenschein in diesen spannenden<br />

Frontier Markets. Die Reise nach Zentralasien ist bereits der<br />

fünfte Field Trip, den die Credit Suisse organisiert. Die bisherigen<br />

Reisen führten nach Estland (Thema «Baltic Tigers»), Boston (Nanotechnologie),<br />

Bulgarien (neue EU-Länder) und Vietnam.<br />

Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>


54<br />

Wirtschaft Kohle<br />

Kohle ist so gefragt<br />

wie nie zuvor<br />

Trotz Bedenken wegen der Kohlenstoff emissionen erlebt die Kohle in jüngster Zeit<br />

eine Renaissance. Sie gilt als wichtiger Brennstoff für die Energieerzeugung und verfügt<br />

über grosse, noch nicht erschlossene globale Reserven.<br />

Import<br />

Export<br />

Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>


Wirtschaft Kohle 55<br />

Text: Eliane Tanner, Commodity Research<br />

Der Kohlemarkt ist derzeit trotz grosser<br />

globaler Reserven so eng wie nie zuvor<br />

und der Preis des Rohstoffs entsprechend<br />

hoch. Zwei wichtige Faktoren signalisieren<br />

eine Fortsetzung dieses Trends: erstens der<br />

stark steigende Kohlekonsum, insbesondere<br />

in China und Indien, und zweitens Infrastrukturprobleme<br />

in wichtigen Produzentenländern.<br />

Hauptgrund für die strukturelle Enge<br />

am Kohlemarkt ist die kontinuierlich steigende<br />

Energienachfrage, die zunehmend<br />

über Kohlekraftwerke gedeckt wird. Die Internationale<br />

Energieagentur (IEA) prognostiziert<br />

in ihrem World Energy Outlook 2007,<br />

dass Kohle unter sämtlichen Primärenergiequellen<br />

den deutlichsten Nachfrageanstieg<br />

erleben wird.<br />

Asiens Energiebedarf steigt stark an<br />

Hohe Nachfrage treibt den Preis nach oben<br />

Trotz Sorgen über die Kohlenstoffemissionen steigen die Kohlepreisindizes API #2<br />

und API #4 sowie der Newcastle-Kohlepreis. Quelle: Bloomberg, Credit Suisse<br />

USD/metrische Tonne<br />

230<br />

210<br />

190<br />

170<br />

150<br />

130<br />

110<br />

90<br />

70<br />

50<br />

07/07<br />

09/07 11/07 01/<strong>08</strong> 03/<strong>08</strong> 05/<strong>08</strong> 07/<strong>08</strong><br />

API #2 (cif Europa) API #4 (fob Südafrika) Newcastle (fob Australien)<br />

Das starke Wirtschaftswachstum, die Industrialisierung<br />

und Urbanisierung zusammen<br />

mit einem höheren Lebensstandard treiben<br />

die Nachfrage nach Energie in Indien und<br />

China in die Höhe. Gemäss dem Basisszenario<br />

der IEA werden 2030 insgesamt<br />

rund 60 Prozent der globalen Kohlenachfrage<br />

auf China und Indien entfallen – ausgehend<br />

von 45 Prozent im Jahr 2005.<br />

Um den deutlich wachsenden Energiebedarf<br />

zu decken, ist China immer mehr auf<br />

Kohleimporte angewiesen, zumal im eigenen<br />

Land grosse Herausforderungen auf der<br />

Angebotsseite zu bewältigen sind. So konzentriert<br />

sich die Kohleproduktion zunehmend<br />

auf die Abbaugebiete im Norden, die<br />

in deutlicher Entfernung zu den wichtigsten<br />

Verbraucherregionen an der Südküste liegen.<br />

Durch den erhöhten Transportbedarf<br />

entstehen Engpässe auf der Schiene und in<br />

den Häfen, was neben einer Begrenzung<br />

des Binnenangebots auch in einem Anstieg<br />

der Kosten für den inländischen Transport<br />

resultiert. Als Folge steigt die Attraktivität<br />

importierter Kohle. China war bereits Anfang<br />

2007 Nettoimporteur von Kohle, während<br />

das Land traditionell einer der wichtigsten<br />

Exporteure von auf dem Seeweg<br />

transportierter Kohle war.<br />

Die Energienachfrage in Indien ist nach<br />

Angaben der IEA im Zeitraum von 2000–<br />

2005 jährlich um rund 3,2 Prozent gestiegen.<br />

Dabei entspricht der Pro-Kopf-Verbrauch<br />

allerdings lediglich einem Zehntel<br />

des OECD-Durchschnitts und ist somit noch<br />

extrem gering. Auch Indien ist zur Deckung<br />

seines Energiebedarfs zunehmend auf Importe<br />

angewiesen. Dies gilt insbesondere<br />

für Kohle, da die indische Wirtschaft stark<br />

von dieser Energiequelle abhängt – 2005<br />

entfielen 39 Prozent der gesamten Primärenergienachfrage<br />

auf Kohle. Die indische<br />

Produktion reicht quantitativ und qualitativ<br />

nicht aus, um den inländischen Bedarf zu<br />

decken, weshalb der Import in den vergangenen<br />

Jahren signifikant gestiegen ist.<br />

Indien verfügt zwar über grosse Kohlevorkommen.<br />

Diese weisen aber üblicherweise<br />

einen hohen Aschegehalt auf, sodass importierte<br />

Kohle hinzugefügt werden muss,<br />

um die Verunreinigungen zu reduzieren.<br />

Während diese Entwicklungen auf der<br />

Angebotsseite die Preise auf lange Sicht<br />

unterstützen, geht der jüngste kräftige Anstieg<br />

der Kohlepreise auf eine Reihe kurzfristiger<br />

Angebotsausfälle in China, Australien<br />

und Südafrika zurück. Die drei wichtigsten<br />

Ereignisse Anfang 20<strong>08</strong> waren<br />

Überschwemmungen und Regenfälle in<br />

Australien, die zu Exportunterbrechungen<br />

führten, Produktionsausfälle in Südafrika<br />

und schwere Schneestürme in China, die<br />

ebenfalls Exportengpässe nach sich zogen.<br />

Diese kurzfristigen Angebotsausfälle sind<br />

allesamt Symptome einer unzureichenden<br />

Infrastruktur für den Kohletransport, und es<br />

wird Jahre dauern, diesen gravierenden<br />

Mangel zu beheben.<br />

Australien gehört mit rund 112 Millionen<br />

metrischen Tonnen (mt) zu den grössten<br />

Kohleexporteuren. Angesichts stark gestiegener<br />

Exportvolumina ist die Kapazitätsgrenze<br />

des australischen Kohletransportsystems<br />

nahezu erreicht. Die Infrastruktur<br />

für den Kohletransport aus dem Abbaugebiet<br />

Hunter Valley dürfte bis mindestens<br />

2010 unzureichend bleiben, denn dann erst<br />

wird im Hafen von Newcastle ein dritter<br />

Kohleterminal fertiggestellt.<br />

Transportengpässe beheben<br />

Auch Südafrika kann aufgrund der begrenzten<br />

Kapazität des Schienen- und Schiffstransports<br />

die wachsende globale Koh lenachfrage<br />

nicht ausreichend bedienen.<br />

Kapazitätsengpässe im Kohleterminal von<br />

Richard’s Bay dürften 2007 einen leichten<br />

Exportrückgang auf 67,2 Millionen mt bewirkt<br />

haben. Ab Ende 2009 sollte eine gewisse<br />

Erholung einsetzen, wenn ein weiteres<br />

Expansionsprojekt abgeschlossen sein wird.<br />

Da Australien und Südafrika ihren Export<br />

kurzfristig aber nicht stark erhöhen können,<br />

muss der steigende Kohlebedarf durch eine<br />

stärkere Produktion aus Indonesien, den<br />

USA und Russland gedeckt werden. Diese<br />

dürfte jedoch nicht ausreichen, um mit dem<br />

Nachfragewachstum mitzuhalten.<br />

Kohle wird unserer Ansicht nach eine<br />

wichtige Rolle dabei spielen, den zunehmenden<br />

globalen Energiebedarf zu decken.<br />

Eine grosse Herausforderung besteht allerdings<br />

darin, die durch die Nutzung entstehenden<br />

Treibhausgase und anderen Emissionen<br />

durch technologische Neuerungen,<br />

wie saubere Kohle- und Null-Emissions-<br />

Technologien, zu reduzieren. <<br />

Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>


56 Wirtschaft Nachlese<br />

Kleiner Einsatz,<br />

grosse Wirkung<br />

Mikrofinanzierung und<br />

Mikrofranchising – Modelle<br />

gegen die Armut<br />

Von Naoko Felder-Kuzu<br />

Verlag rüffer & rub, 20<strong>08</strong>, Zürich<br />

Gebundene Ausgabe<br />

173 Seiten<br />

ISBN 3-907625-40-4<br />

Profitorientierte und sozial engagierte Kreise haben sich in den vergangenen Jahren<br />

kontinuierlich angenähert. Dies wird nicht zuletzt auf dem Gebiet der Mikrofinanzinvestitionen<br />

deutlich. Die Autorin bietet eine animierende Mischung aus konkreten<br />

Beispielen und theoretischen Hintergrundinformationen. Sie porträtiert Unternehmer,<br />

die ihren sozialen Visionen beeindruckende Taten folgen liessen, wie etwa<br />

Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus, Bill und Melinda Gates oder Warren<br />

Buffet, sowie Firmen, die verschiedene Geschäftsmodelle erfolgreich umgesetzt<br />

haben. So hat die Scojo Foundation mittels Mikrofranchising in ver schiedenen<br />

Schwellenländern einen Markt für erschwingliche Brillen geschaffen. Auf diese<br />

Weise veranschaulicht Naoko Felder-Kuzu, wie Mikrofinanz zur Überwindung der<br />

weltweiten Armut beitragen kann. Im Gegensatz zur reinen Spendenkultur werden<br />

die Menschen am unteren Ende der Wohlstandspyramide nicht einfach als Opfer,<br />

sondern als potenzielle Kunden – und Unternehmer – angesehen. Neben der Mikrofinanzierung<br />

zeigt die Autorin neue Geschäftsmodelle auf. Da nicht in allen ein<br />

Unternehmer steckt, soll Mikrofranchising helfen, durch bereits etablierte Businessmodelle<br />

diejenigen Leute zu erreichen, die nicht von sich aus die Initiative ergreifen<br />

und ein eigenes Unternehmen gründen wollen. Auf www.credit-suisse.com/<br />

infocus > Gesellschaft verlosen wir fünf signierte Exemplare des Buches. sds<br />

Andrew Carnegie<br />

Von David Nasaw<br />

Penguin, 2006<br />

878 Seiten<br />

ISBN-13: 0-14-311244-9<br />

Eine fünfseitige Zusammenfassung<br />

dieses Buchs finden Sie<br />

unter www.getabstract.com<br />

Am 4. Februar 1901 verkaufte Andrew Carnegie sein Stahlimperium für 400 Millionen<br />

US-Dollar (heutiger Wert: rund 120 Milliarden US-Dollar). Damit wurde er nach<br />

Ansicht des Bankiers J. P. Morgan, der Carnegies Unternehmen kaufte, um daraus<br />

den Konzern U. S. Steel zu schmieden, zum «reichsten Mann der Welt». Aber wer<br />

wissen will, wie man zum reichsten Mann der Welt wird, dem ist mit dieser Biografie<br />

wenig geholfen. Vielmehr erzählt David Nasaw minutiös eine tragisch-komische<br />

Geschichte: das Leben eines mittellosen, kleinwüchsigen Einwanderers, der im goldenen<br />

Zeitalter des Kapitalismus zum Raubritter, Wohltäter und Pazifisten aufstieg.<br />

Der Autor deckt viele der dunklen Machenschaften auf, mit denen Carnegie seine<br />

ersten Arbeitgeber und später leichtgläubige Investoren ausnutzte. Er korrigiert<br />

Biografien, die Carnegies dubioses Geschäft mit Eisenbahnobligationen ebenso<br />

ausblenden wie seinen erbitterten Kampf gegen die Gewerkschaften. Beschrieben<br />

wird aber auch, wie Carnegie seinen Reichtum verwendete und zu einem der grössten<br />

Philanthropen der Geschichte wurde – eine Hinterlassenschaft, die in den von ihm<br />

finanzierten Institutionen und Bibliotheken weiterbesteht. Stupende Gelehrsamkeit,<br />

fachliche Gewissenhaftigkeit und das faszinierende Porträt einer widersprüchlichen<br />

Persönlichkeit machen diese detailgetreue Chronik zum Lesevergnügen. © getAbstract<br />

The End of Detroit<br />

How the Big Three Lost<br />

Their Grip on the American<br />

Car Market<br />

Von Micheline Maynard<br />

Doubleday Broadway Publishing<br />

Group, 2003<br />

336 Seiten<br />

ISBN-13: 978-0385507691<br />

Eine fünfseitige Zusammenfassung<br />

dieses Buchs finden Sie<br />

unter www.getabstract.com<br />

Gut 100 Jahre lang schürte Detroit im US-Bundesstaat Michigan Amerikas Liebe<br />

zum Auto. Obwohl diese Leidenschaft zum Aufbau und Wandel eines ganzen Landes<br />

beitrug, bezieht sie sich heute nur noch auf das Auto an sich, aber nicht mehr auf<br />

Fahrzeuge amerikanischer Bauart. Wie Micheline Maynard schreibt, hat Detroit<br />

durch veraltete Vertriebssysteme, fantasieloses Styling, verminderte Qualität,<br />

fehlerhaftes Markenmanagement und Familienkontrolle an Einfluss verloren. Diese<br />

Faktoren führten, wenn auch in unterschiedlicher Ausprägung, zur Schwächung der<br />

«Big Three» (Ford, General Motors und Chrysler). Ausländische Autohersteller<br />

begannen den amerikanischen Markt zu umwerben. Ihre Fahrzeuge unterschieden<br />

sich in puncto Technik, Stil, Leistungsstandards und Preise von den Produkten aus<br />

Detroit. Anfang der Neunzigerjahre waren die Amerikaner mit Honda, Toyota, BMW<br />

und Volkswagen bestens vertraut. Als Autojournalistin hat Maynard sämtliche Fakten<br />

zur Hand, um ihre Geschichte zu erzählen, lässt aber auch Gespräche mit Autokäufern<br />

und anderen einfliessen, die für ihr Thema nicht unbedingt von Belang sind.<br />

Dennoch handelt es sich um einen faszinierenden Bericht über den drohenden oder<br />

unmittelbar bevorstehenden Niedergang von weiteren Ikonen der amerikanischen<br />

Wirtschaft. Eine nützliche Lektüre für Marketing- und HR-Fachleute, Corporate<br />

Change Manager und all jene, die mit einem Autokauf liebäugeln. © getAbstract<br />

Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>


Credit Suisse Sponsoring 57<br />

Sponsoring<br />

Informationen aus der Welt der Credit Suisse<br />

Übersicht 58_Salzburger Festspiele 60_Olympische Spiele in Beijing 62_Echo Klassik für kammerorchesterbasel<br />

Fotos: Rafa Rivas, AFP Photo | Gary Dineen, Getty Images | Martin Rütschi, Keystone<br />

Herbie Hancock und Monty<br />

Alexander Im Rahmen der<br />

Reihe «Jazz Classics & Recitals»<br />

spielt die Herbie Hancock Group<br />

am Sonntag, 2. November, in<br />

der Victoria Hall in Genf und am<br />

Abend darauf im KKL Luzern.<br />

Herbie Hancock (Bild unten) weist<br />

dem Jazz seit über 40 Jahren neue<br />

Wege, sei es mit kühnen Cross over-<br />

Konzepten mit Miles Davis, sei es<br />

als stilbildender Pianist. Mit seiner<br />

feinfühligen Hommage an Joni<br />

Mitchell ist Herbie Hancock ein<br />

Beweis seiner nie versiegenden<br />

Kreativität und Neugierde geglückt,<br />

ein Album («The Joni Letters»),<br />

das dem Jazz endlich wieder einmal<br />

einen Grammy für das «Album<br />

des Jahres» bescherte. Mit Monty<br />

Alexander kommt ein weiterer<br />

Pianist erster Güte in die Schweiz –<br />

am Freitag, 21. November, nach<br />

Genf sowie am Mittwoch, 26. November,<br />

nach Luzern. Das neuste<br />

Projekt trägt den Titel «Jazz &<br />

Roots». Dazu hat der Jamaikaner<br />

sein Trio mit drei Roots-Reggae-<br />

Musikern aus seiner Heimat<br />

ergänzt. Mit diesem groovigen<br />

Projekt lässt das charmante<br />

Schlitz ohr Monty Alexander nicht<br />

nur die Herzen seiner Jazzfans<br />

höherschlagen. Konzerte 20<strong>08</strong>:<br />

Count Basie Orchestra (Freitag,<br />

31. Ok tober, Kultur- Casino Bern),<br />

Michel Camilo Trio (Donnerstag,<br />

20. No vember, théâtre L’heure bleue,<br />

La Chaux-de-Fonds; Freitag,<br />

21. November, Stadtcasino Basel)<br />

sowie Sonny Rollins (Dienstag,<br />

9. Dezember, Tonhalle Zürich). schi<br />

www.allblues.ch<br />

Federer, Niggli-Luder,<br />

Sefolosha – und<br />

20<strong>08</strong>? Nicola Spirig (Triathlon),<br />

Myriam Casanova (Tennis),<br />

Thomas Lüthi (Motorradsport),<br />

Marcel Hug (Behindertensport),<br />

Jonas Hiller (Eishockey), Johan<br />

Djourou (Fussball) und Thabo<br />

Sefolosha (Basketball, siehe Bild<br />

oben) – eine Galerie bekannter<br />

Schweizer Spitzensportler. Gemeinsam<br />

ist ihnen, dass sie, in<br />

dieser Reihenfolge, an den Credit<br />

Suisse Sports Awards seit 2001<br />

bei der Wahl zum Newcomer<br />

des Jahres obenaus schwangen.<br />

Wer wird dieses Jahr die Online-<br />

Abstimmung gewinnen? Am<br />

6. Dezember erfährt man es<br />

anlässlich der im Schweizer Fernsehen<br />

übertragenen beliebten<br />

Sportlerehrung. Gleichzeitig<br />

natürlich auch, wer die neue Sportlerin,<br />

wer der Sportler des Jahres<br />

sein wird. Simone Niggli-Luder,<br />

die 14-fache OL-Weltmeisterin,<br />

wird es sicher nicht sein, denn sie<br />

ist vor wenigen Wochen Mutter<br />

geworden und hat deshalb eine<br />

Wettkampfpause eingelegt. Wird<br />

es Roger Federer nach 2003/20<strong>04</strong><br />

sowie 2006/2007 zum fünften<br />

Male schaffen? Das ist nicht sicher,<br />

doch wird gerade jetzt, wo er hin<br />

und wieder ein Spiel verliert, klar,<br />

wie grandios seine Leistung<br />

während fünf Jahren gewesen ist.<br />

Zwei andere Olympiateilnehmer<br />

dieses Jahres, Victor Röthlin<br />

(Marathon) und Fabian Cancellara<br />

(Radsport), belegten letztes<br />

Jahr hinter dem Tennischampion<br />

die Ehrenplätze. schi<br />

www.sports-awards.ch<br />

Lara Gut und Beat Feuz vor<br />

dem Durchbruch Ins Bewusstsein<br />

der breiten Öffentlichkeit<br />

rückt die Schweizer Sporthilfe jeweils<br />

mit dem Super10Kampf<br />

(siehe Bild unten), der diesmal am<br />

31. Oktober unter dem Motto<br />

«Eifach glatt» stattfindet. Seit 1970<br />

hat die neu von Catrin Wetzel als<br />

Geschäftsführerin und Jörg<br />

Schild als Präsidenten geleitete<br />

Sport hilfe mehr als 82 Millionen<br />

Franken für den Schweizer Sport<br />

zusammengetragen und vielen<br />

Nachwuchssportlern auch wertvolle<br />

ideelle Hilfe zukommen<br />

lassen. Seit 1981 werden die besten<br />

Nachwuchssportler mit<br />

Unterstützung der Credit Suisse<br />

ausgezeichnet – damals waren<br />

es die Nationalmannschaft im<br />

Synchronschwimmen sowie der<br />

Kunstturner Josef Zellweger.<br />

Nachwuchssportler des Jahres<br />

2007 sind die beiden Skifahrer<br />

Lara Gut und Beat Feuz (wie<br />

schon 2005), denen man diesen<br />

Winter bereits den Durchbruch an<br />

die Weltspitze zutraut. Ebenfalls<br />

ausgezeichnet wurde im April auf<br />

Schloss Lenzburg das Curling-<br />

Team Berner Oberland. schi<br />

www.sporthilfe.ch<br />

Credit Suisse<br />

Musikalische<br />

Weltreisen<br />

«Es gibt Leute, die Jazz primitiv<br />

und drittklassig finden;<br />

ihnen gegenüber muss ich ihn<br />

verteidigen», erklärt Jan<br />

Garbarek, der im Juli am «Live<br />

at Sunset» aufgetreten ist und<br />

letzten Winter auch im<br />

Rahmen von «All Blues Jazz<br />

Classics & Recitals» durch die<br />

Schweiz tourte. «Tatsache<br />

ist, dass alle Musik ihrem Ursprung<br />

nach primitiv ist, denn<br />

sie ist aus der Volksmusik<br />

hervorgegangen, die ja notwendig<br />

einfach und naturhaft<br />

ist.» Das kulturelle Engagement<br />

der Credit Suisse<br />

umfasst – vor allem in der<br />

Schweiz – neben klassischer<br />

Musik und bildender Kunst<br />

seit rund 15 Jahren auch Jazz.<br />

Am Schaffhauser Jazzfestival<br />

wird das vielfältige und qualitativ<br />

hochstehende Schweizer<br />

Jazzschaffen unterstützt.<br />

An den Stanser Musiktagen<br />

hingegen steht der Brückenschlag<br />

zur spannende Begegnungen<br />

ermöglichenden Weltmusik<br />

im Vordergrund. Beim<br />

Lugano Estival Jazz geht es,<br />

bei freiem Eintritt, auch<br />

darum, den Jazz populärer zu<br />

machen, bei «Live at Sunset»<br />

wiederum trifft Jazz in<br />

ge diegenem Rahmen auf<br />

klassische Musik, vor allem<br />

aber auf Rock und Pop.<br />

Seit 1996 ermöglicht die Konzertreihe<br />

«All Blues Jazz Classics<br />

& Recitals» ein Wiederhören<br />

mit Stars wie Herbie<br />

Hancock und Monty Alexander<br />

(siehe nebenstehenden Artikel)<br />

oder, im Frühjahr 2009,<br />

Al Di Meola, Rebekka Bakken<br />

oder Biréli Lagrène. schi<br />

Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>


58<br />

Credit Suisse Sponsoring<br />

Salzburger Festspiele 20<strong>08</strong><br />

Denn stärker als der Tod ist die Kunst<br />

Die Salzburger Festspiele standen dieses Jahr unter dem Motto «Denn stark<br />

wie die Liebe ist der Tod». Die Credit Suisse unterstützt diesen internationalen<br />

Kulturanlass erster Güte seit 2006 als Hauptsponsor. Die Salzburg Foundation<br />

zählt seit 2002 auf die Unterstützung der Bank.<br />

«Wir vergehen. Die Liebe erlischt. Der Tod<br />

räumt ab», stellte die deutsche Autorin Elke<br />

Heidenreich in ihrer Festspielrede fest. «Die<br />

Geschichten, die Bilder, die Musik bleiben,<br />

erzählen von uns, durch die Jahrhunderte,<br />

durch die Jahrtausende, verändern sich,<br />

gewiss, aber: bleiben. 1001 Jahre und länger<br />

noch, es ist die Kunst, die das Menschsein<br />

rettet.»<br />

Die Salzburger Festspiele 20<strong>08</strong> sind<br />

am 31. August zu Ende gegangen, vorbei<br />

202 Veranstaltungen an 14 Spielstätten in<br />

36 Tagen. Doch die Spiele gehen weiter.<br />

Mag sein, dass einige der Besucher aus über<br />

70 Ländern ebenfalls von der Rettung des<br />

Menschseins sprechen möchten, von ihrem<br />

ganz persönlichen Menschsein. In der Hektik<br />

des Berufsalltags zehren sie von Bildern, die<br />

sie in Salzburg in sich aufgesogen haben,<br />

Bilder, die darum besonders wertvoll sind,<br />

weil sich jeder seine eigenen malt.<br />

Moderne Skulpturen in der Altstadt Und<br />

doch gibt es Gemeinsamkeiten. Das Wandern<br />

durch die Altstadt, das Aufgehobensein<br />

in der Masse, das Diskutieren über die eine<br />

oder andere Veranstaltung in geselliger Runde.<br />

Das in Gedanken versunkene Betrachten<br />

der Kunstwerke der Salzburg Foundation.<br />

Gehört zu Salzburg neben den Salzburger<br />

Festspielen nicht auch der Besuch des Iglus<br />

von Mario Merz, «Ziffern im Wald», oben auf<br />

dem Mönchsberg? Ihn findet nicht jeder,<br />

doch um Anselm Kiefers «A.E.I.O.U» und<br />

Stephan Balkenhols «Sphaera» kommt man<br />

nicht herum, will es auch nicht. Die 2002 begonnene<br />

Vision, die Weltkulturerbe-Stadt<br />

Salzburg zu einem Zukunft weisenden Gesamtkunstwerk<br />

zu machen, nimmt immer<br />

deutlichere Formen an, faszinierend, auch<br />

wenn fast jedes der Objekte nicht nur Anstösse<br />

vermittelt, sondern auch Anstoss erregt,<br />

man denke nur an Lüpertz’ Mozart-<br />

Skulptur. Hinzugekommen ist nun, auf dem<br />

Makartplatz, «Caldera» des britischen Künstlers<br />

Tony Cragg, ein Kraterkessel als fünf<br />

Meter hohe, begehbare Bronzeskulptur.<br />

Jedermanns neue Buhlschaft Auch die<br />

Literatur gehört zu Salzburg. Die Buhlschaft<br />

in des Fest spielgründers Hugo von Hofmannsthals<br />

« Jedermann» spielt nun Sophie von Kessel.<br />

In Mexiko geboren, als Diplomatentochter<br />

in verschiedenen Ländern aufgewachsen,<br />

verkörpert sie die Internationalität der Festspiele<br />

– mit Künstlern aus 27 Ländern – auf<br />

ideale Art und Weise. Bereits die vierte<br />

Buhlschaft des Peter Simonischek! Die Vergänglichkeit<br />

der Liebe.<br />

Von Liebe und Tod, von Vergänglichkeit<br />

und Bestand handeln natürlich auch die<br />

Opern, welche der Credit Suisse ganz besonders<br />

am Herzen liegen. Als Head Credit<br />

Suisse Central Europe, zu dem auch die<br />

Tschechische Republik gerechnet wird, durfte<br />

Michael M. Rüdiger vor der Premiere von<br />

Antonin Dvořáks «Rusalka» zur «Sommerbegegnung»<br />

ins Haus für Mozart einladen. Die<br />

zahlreich erschienenen Medienvertreter<br />

schätzten es, von den beiden Regisseuren<br />

Jossi Wieler und Sergio Morabito Hintergrundinformationen<br />

zu erhalten, denn, keine<br />

Frage, die Inszenierung der Oper – in einer<br />

Art Unterwasser-Bordell – löste Kontroversen<br />

aus. Vorbehaltlos gelobt wurde allenthalben<br />

das Cleveland Orchestra unter der Leitung<br />

von Franz Welser-Möst. Bestnoten erhielten<br />

Camilla Nylund als Wassernixe Rusalka und<br />

Emily Magee als fremde Fürstin, überschwängliche<br />

Begeisterung gar löste Prinz<br />

Piotr Beczala aus.<br />

Zu Recht – wie auch Nino Machaidze als<br />

Juliette an der Seite von Roméo Rolando<br />

Villazón, der, aber das wirklich nur nebenbei<br />

bemerkt, beim traditionellen Fussballmatch<br />

zwischen den Wiener Philharmonikern und<br />

dem Mozarteum Salzburg auch sportliche<br />

Qualitäten zeigte. Die junge Georgierin ersetzte<br />

bekanntlich die Mutter werdende<br />

Sopranistin Anna Netrebko, deren Stern<br />

2002 als Donna Anna in Mozarts «Don Giovanni»<br />

so richtig aufgegangen war. Auch bei<br />

der diesjährigen, äusserst gelungenen Neuinszenierung<br />

von Claus Guth war Netrebko<br />

zu sehen, wo sie den mit Beifallsstürmen belohnten<br />

Auftritt ihres Verlobten Erwin Schrott<br />

als Leporello geniessen durfte. Der Bariton<br />

aus Uruguay sang, man glaubt es kaum, erstmals<br />

an den Salzburger Festspielen. Wer<br />

Christopher Maltman als Don Giovanni verpasste,<br />

kann sicher sein, dass das «waidwunde<br />

Menschsein in Echtzeit» nicht zum letzten<br />

Male in Salzburg gegeben worden ist.<br />

Kontinent entdecken, Junge fördern Viele<br />

Aufführungen und Künstler verdienten einer<br />

Erwähnung. «Otello», «Die Zauberflöte», «Herzog<br />

Blaubarts Burg». Doch wäre eine reine<br />

Aufzählung der gebotenen Leistungen Verderben.<br />

Hingewiesen sei indes auf das wiederum<br />

geglückte «Kontinent»-Projekt von Markus<br />

Hinterhäuser, dem Komponisten Salvatore<br />

Sciarrino gewidmet, dem nächstes Jahr der<br />

Kontinent Edgard Varèse folgen wird. Und<br />

schliesslich haben Festspielpräsidentin Helga<br />

Rabl-Stadler und Intendant Jürgen Flimm<br />

grosse Anstrengungen unternommen, um<br />

junge Künstler zu fördern und ein junges Publikum<br />

zu finden. So war erstmals ein Salzburger-Festspiele-Kinderchor<br />

zu hören. Und<br />

das Young Singers Project von Barbara Bonney,<br />

Evamaria Wieser und Michael Schade<br />

fasste die Präsidentin trefflich zusammen:<br />

«Salzburg holt Stars. Aber Salzburg macht<br />

auch Stars.» Wir werden das überprüfen: im<br />

Sommer 2009.<br />

Andreas Schiendorfer<br />

Fotos: Clärchen Baus-Mattar & Matthias Baus | Monika Rittershaus | A.T. Schaefer | Gunter Lepkowski | Wildbild | Credit Suisse<br />

Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>


Credit Suisse Sponsoring 59<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5 6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

1 «Roméo et Juliette» war einer der Glanzpunkte der Salzburger Festspiele 2 Juliette beziehungsweise Nino Machaidze spielte<br />

sich in die Herzen des Publikums 3 + 4 Muss man gehört und gesehen haben: Christopher Maltman als Don Giovanni 5 Piotr Beczala<br />

als Prinz mit Camilla Nylund als Wassernixe Rusalka in der Oper von Antonin Dvořák 6 Die «Rusalka»-Inszenierung sorgte für<br />

Gesprächsstoff 7 Kontinent Sciarrino – ein gelungenes Projekt. Hier Anna Radziejewska als Malaspina in «Luci mie traditrici»<br />

8 Unmittelbar vor Beginn der Salzburger Festspiele wurde die Skulptur «Caldera» von Tony Cragg von der Salzburg Foundation<br />

eingeweiht 9 Informative Diskussion in der «Sommerbegegnung 20<strong>08</strong>» der Credit Suisse (von links): Die «Rusalka»-Regisseure<br />

Sergio Morabito und Jossi Wieler, Moderator Wolfgang Herles, Redaktionsleiter «Aspekte», sowie Intendant Jürgen Flimm<br />

Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>


60<br />

Credit Suisse Sponsoring<br />

Bankmitarbeiter und Spitzensportler<br />

«Die Doppelbelastung ist gar keine»<br />

Am Morgen berät er Unternehmerkunden in St. Gallen, am Nachmittag<br />

trainiert er auf der Tartanbahn. Mit einem Exploit hat sich Andreas Kundert für<br />

die Olympischen Spiele qualifiziert. Wir sprachen mit ihm kurz vor dem<br />

Abflug. Sein krankheitsbedingter Startverzicht schmälert seine Leistung nicht.<br />

«An einem solchen Tag ist man natürlich<br />

schon sehr nervös. Das muss so sein. Ohne<br />

Kribbeln im Bauch kann man keinen Exploit<br />

landen», blickt Andreas Kundert auf das Internationale<br />

Meeting in Luzern vom 16. Juli<br />

zurück. «Gleichzeitig war ich felsenfest davon<br />

überzeugt, die Limite von 13,55 Sekunden<br />

zu schaffen. Umso mehr natürlich, als ich<br />

am Samstag zuvor dieser Marke bereits sehr<br />

nahe gekommen war.» Unaufgefordert zieht<br />

er einen Vergleich zur Bank. «Ein Bankmitarbeiter,<br />

der weiss, dass es für ihn an diesem<br />

Tag um einen Millionendeal geht, ist am Morgen<br />

auch nervös. Wichtig ist, dass man sich<br />

optimal vorbereitet und unter den gegebenen<br />

Bedingungen das Beste herausholt.»<br />

Landesrekord optimal getimt Mit 13,41<br />

Sekunden ist an jenem Mittwochabend das<br />

Projekt Beijing in die entscheidende Phase<br />

getreten. Kundert unterbot mit einer sensationellen<br />

Leistung seine eigene Bestmarke<br />

um 18 und den Landesrekord um 7 Hundertstelsekunden.<br />

Damit hievte er sich in der bereinigten<br />

Jahresweltrangliste (drei Athleten<br />

pro Nation) auf den 12. Rang.<br />

seit März 2007 bin, als Ausgleich zum Spitzensport<br />

genauso wie umgekehrt. Beides<br />

ist gleichwertig. Am Morgen beim Unternehmerdesk<br />

St. Gallen arbeiten, am Nachmittag<br />

oder frühen Abend auf der Anlage des LC<br />

Brühl trainieren, das ist für mich die optimale<br />

Kombination.» Auch am Morgen nach seinem<br />

Spitzenlauf war er im Büro anzutreffen; zugegebenermassen<br />

aber ein bisschen später,<br />

weil es in der Rekordnacht ziemlich spät geworden<br />

war.<br />

Sport als Lebensschule Sport ist für Andreas<br />

Kundert nicht nur das Wunschhobby,<br />

sondern auch eine hervorragende Lebensschule.<br />

«Als Spitzensportler kann ich Fähigkeiten<br />

stärken, die mir auch im Beruf nützlich<br />

sind. Konzentriert auf ein Ziel hinarbeiten,<br />

den Tages- und Wochenablauf minutiös planen,<br />

Durchhaltevermögen, Teamfähigkeit<br />

und mentale Stärke entwickeln, auf die eine<br />

oder andere Annehmlichkeit verzichten,<br />

Rückschläge verarbeiten, ein Netzwerk aufbauen<br />

…», zählt Kundert auf und betont, dass<br />

dies keine Plattitüden, sondern wichtige<br />

Faktoren für den beruflichen Erfolg sind.<br />

Athlet mit World Class Potential Im Sport<br />

zählt Andreas Kundert zum erlauchten Kreis<br />

von sieben Schweizer Nachwuchs-Leichtathleten<br />

mit dem Prädikat «World Class<br />

Potentials» (WCP). Gleichzeitig gehörte er<br />

zum achtköpfigen, von Marathonläufer Viktor<br />

Röthlin angeführten Leichtathle tik team in<br />

Beijing. Als WCP konnte dies nur noch die<br />

Siebenkämpferin Linda Züblin von sich sagen.<br />

Kunderts Minimalziel in Beijing war der<br />

Viertelfinal. Von seiner Saisonbest leistung<br />

Als Leichtathlet wird man nicht reich<br />

Trotzdem hinkt natürlich der Bankvergleich:<br />

«In der Schweizer Leichtathletik gibt es keine<br />

Millionendeals», meint Kundert lachend. «Ich<br />

wäre schon froh, wenn ich einen weiteren<br />

Sponsoren fände, um meine Auslagen zu<br />

decken.» Aber er beklagt sich keineswegs<br />

und stellt sofort klar, dass er auf die Dauer<br />

kein Berufssportler sein möchte. Allerdings<br />

sei er dankbar dafür gewesen, dass er 2002<br />

als einer der Ersten die Sportler-Rekrutenschule<br />

besuchen und damit unter professionellen<br />

Bedingungen habe trainieren dürfen.<br />

Beruf und Sport ergänzen sich Sport<br />

und Beruf sei für ihn keine Doppelbelastung,<br />

sondern Doppelentlastung. «Ich brauche<br />

meine Tätigkeit bei der Credit Suisse, wo ich<br />

Die Olympischen Spiele in Beijing sind ohne ihn gelaufen – es locken<br />

die Olympischen Spiele in London. Andreas Kundert ist topmotiviert.<br />

Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>


Credit Suisse Sponsoring 61<br />

Fotos: Hans Spielmann | Jacky Naegelen, RDB, Reuters | Benjamin Soland, RDB, Blicksport<br />

her hätte es für den Halbfinal reichen können.<br />

Aber es sollte anders kommen – Kundert ist<br />

aus gesundheitlichen Gründen nicht gestartet<br />

(siehe Zweittext).<br />

Eine nachhaltige Entwicklung Und wird<br />

er dereinst sein Weltklassepotenzial wirklich<br />

voll ausschöpfen? «Bis jetzt habe ich in<br />

allen Alterskategorien Spitzenklassierungen<br />

erbracht», gibt der St. Galler selbstbewusst<br />

Auskunft. «Ich erreichte beispielsweise 2005<br />

den fünften Rang an der U23-Europameisterschaft<br />

und den achten Rang an der Universiade.»<br />

Die spezifischen Schweizer Verhältnisse<br />

führen nun aber zu einer etwas gebrem sten<br />

Entwicklung. Konkurrenten, die nichts anderes<br />

als Sport betreiben, sind ihm nun vorübergehend<br />

davongesprintet. «Die Entwicklung<br />

eines Schweizer Spitzenathleten ist langsamer,<br />

dafür nachhaltiger. Beijing sind sicher<br />

nicht meine letzten Olympischen Spiele, vorausgesetzt,<br />

dass ich keine gesundheitlichen<br />

Probleme wegen der einseitigen Belastung<br />

durch die spezielle Hürdentechnik kriege.»<br />

Auf eine Prognose will sich Kundert jedoch<br />

nicht einlassen, weder dazu, wie viele<br />

Jahre er seinen Sport noch ausüben wird,<br />

noch darüber, um wie viele Hundertstelsekunden<br />

er sich zu steigern vermag.<br />

Motivation im Bankberuf ist gross Und<br />

wo steht Andreas Kundert im Beruf? «Ich bin<br />

im Beruf sehr motiviert. Doch das Potenzial<br />

zu beurteilen, liegt natürlich nicht an mir. Ich<br />

weiss, dass mein Doppelleben nur möglich<br />

ist, weil mein Chef Nello Wiesendanger und<br />

meine Arbeitskolleginnen und -kollegen viel<br />

Verständnis dafür aufbringen. Immerhin glaube<br />

ich, dass sportliche Höchstleistungen für<br />

ein Unternehmen identitätsstiftend sein können»,<br />

führt der in der Westschweiz geborene<br />

St. Galler aus. «Grundsätzlich haben die meisten<br />

Spitzensportler auch geschäftliches Talent,<br />

wenn sie den richtigen Beruf ergreifen.<br />

Ich bin überzeugt, das Richtige gefunden zu<br />

haben. Das Hochschulstudium habe ich seinerzeit<br />

abgebrochen, weil mir der Praxisbezug<br />

fehlte. Beim Unternehmerdesk gefällt<br />

es mir aber so gut, dass ich mir ernsthaft<br />

überlege, mich an einer Fachhochschule<br />

weiterzubilden.»<br />

Das wäre dann wohl einmalig: Ein Unternehmerberater<br />

der Credit Suisse, der sich<br />

an einer Fachhochschule weiterbildet, holt<br />

an den Olympischen Spielen 2012 eine Medaille.<br />

Unmöglich? Wer nicht davon träumt,<br />

kann es nicht erreichen. Andreas Schiendorfer<br />

Kunderts Riesenpech<br />

am Schweizer Tag<br />

Gold für Fabian Cancellara,<br />

Bronze für Karin Thürig, Bronze<br />

für Sergei Aschwanden. Die<br />

Schweizer Sportwelt jubelt.<br />

Am gleichen Tag meldet Andreas<br />

Kundert seinen Startverzicht.<br />

Drei Medaillen am gleichen Tag olympischer<br />

Sommerspiele ist für die Schweiz sensationell,<br />

ist einmalig. Nein, nicht einmalig,<br />

jedoch immerhin erstmalig seit 1952. Am<br />

13. August herrscht Freude in der Schweiz.<br />

Der Judoka Sergei Aschwanden hat bei seiner<br />

dritten Teilnahme dem Druck standgehalten<br />

und sich, in einer höheren Gewichtsklasse,<br />

die erhoffte Medaille erkämpft. Die<br />

Radfahrerin Karin Thürig wiederholte im<br />

Zeitfahren den Gewinn der Bronzemedaille<br />

von Athen, ihr Kollege Fabian Cancellara<br />

holte sich in der gleichen Disziplin ebenfalls<br />

seine zweite Medaille, Gold, nachdem er in<br />

Beijing bereits im Strassenrennen den dritten<br />

Platz belegt hatte.<br />

Karin Thürig ist 20<strong>04</strong> für ihren Exploit<br />

an den Credit Suisse Sports Awards mit<br />

der Wahl zur Sportlerin des Jahres belohnt<br />

worden. Fabian Cancellara, 1998 und 1999<br />

Nachwuchssportler des Jahres, musste<br />

sich damals bei der Newcomer-Wahl vom<br />

Behindertensportler Marcel Hug geschlagen<br />

geben. Auch 2006 und 2007 reichte<br />

es Cancellara trotz eines Weltmeistertitels<br />

nicht zum Sportler des Jahres, denn diese<br />

Ehre wurde mit Roger Federer dem weltbesten<br />

Einzelsportler zuteil. Und für die Credit<br />

Suisse Sports Awards 20<strong>08</strong> vom 6. Dezember<br />

herrscht erneut die Qual der Wahl.<br />

Andreas Kundert wäre ein Kandidat als<br />

Newcomer gewesen. Doch erkrankte er im<br />

Trainingslager ausserhalb von Beijing an<br />

Angina und musste ausgerechnet am<br />

Schweizer Tag einsehen, dass an einen<br />

Start aus gesundheitlichen Gründen nicht<br />

zu denken war. Kundert verfiel deswegen<br />

nicht in Lethargie. Mental hat das Unternehmen<br />

London 2012 bereits begonnen.<br />

Manch ein Sportler wählt die Olympischen<br />

Spiele als Abschluss seiner Karriere.<br />

Flavia Rigamonti zum Beispiel, die<br />

von der Sporthilfe und der Credit Suisse<br />

zur besten Nachwuchssportlerin 1997 gewählt<br />

wurde. Nur wenige Schwimmsportler<br />

können sich über zehn Jahre lang an der<br />

Spitze halten. Rigamonti gelang es mit<br />

1<br />

2<br />

3<br />

1 Fabian Cancellara holt Gold und<br />

Bronze in Beijing 2 Karin Thürig<br />

ersprintet sich zum zweiten<br />

Mal Bronze. 3 Sergei Aschwanden:<br />

«Nöd luggloh gwünnt.» Wer den<br />

Glauben an sich nicht verliert, kann<br />

vieles erreichen.<br />

einem beispielhaften Einsatzwillen, Leistungssport<br />

und Studium unter einen Hut zu<br />

bringen. Ihr Abschluss an der Southern<br />

Methodist University of Dallas hat ihr unterdessen<br />

eine Anstellung beim renommierten<br />

Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen<br />

KPMG eingetragen.<br />

Dies freut auch Martin Hodler, den Präsidenten<br />

des seit über 20 Jahren von der<br />

Credit Suisse unterstützten Schweizer<br />

Hochschulsport-Verbands SHSV. «Dies<br />

beweist», meint Hodler, «dass Spitzensport<br />

keine beruflichen Nachteile mit sich bringt.»<br />

Gemäss Geschäftsführer Leonz Eder ist<br />

rund ein Viertel der Olympiadelegation Mitglied<br />

des SHSV. schi<br />

Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>


62<br />

Credit Suisse Sponsoring<br />

15. Verleihung des Echo Klassik<br />

Hohe Auszeichnung<br />

für das kammerorchesterbasel<br />

Am 19. Oktober verleiht die Deutsche Phono-Akademie die Echo Klassik 20<strong>08</strong>.<br />

Unter den Preisträgern befinden sich das von der Credit Suisse unterstützte<br />

kammerorchesterbasel sowie Cecilia Bartoli mit dem Orchestra La Scintilla.<br />

Impressum<br />

Herausgeber<br />

Credit Suisse<br />

Postfach 2<br />

CH-8070 Zürich<br />

Telefon +41 44 333 11 11<br />

Fax +41 44 332 55 55<br />

Redaktion<br />

Daniel Huber (dhu) (Chefredaktor), Marcus Balogh (ba),<br />

Michèle Bodmer (mb), Dorothée Enskog (de), Regula Gerber (rg),<br />

Mandana Razavi (mar), Andreas Schiendorfer (schi)<br />

E-Mail<br />

redaktion.<strong>bull</strong>etin@credit-suisse.com<br />

«Komponisten wie Beethoven waren Menschen<br />

wie du und ich. Mit ihrer Musik haben<br />

sie versucht, die Welt zu beschreiben, wie<br />

man es mit Worten nicht kann, auf metaphysische<br />

Weise», erklärt Dirigent Giovanni<br />

Antonini. Dieses Jahr hat er mit dem kammerorchesterbasel<br />

die Sinfonie Nr. 6 («Pastorale»)<br />

ins Tourneeprogramm aufgenommen<br />

und die Sinfonie Nr. 5 im Juli im KKL Luzern<br />

als CD eingespielt. Dass sich die Basler in<br />

die lange Liste renommierter Orchester einreihen,<br />

die sämtliche Sinfonien Beet hovens<br />

einspielen, zeugt von grossem Selbstbewusstsein.<br />

Tatsächlich verstehen es Antonini<br />

und das Orchester, die altbekannten Sinfonien<br />

nochmals völlig eigenständig zu interpretieren.<br />

Dass ihnen dies auf höchstem Niveau<br />

gelingt, bestätigt nun der Echo Klassik<br />

in der Kategorie Ensemble/Orchester des<br />

Jahres («Sinfonieorchester») für die Einspielung<br />

der Sinfonien Nr. 3 («Eroica») und Nr. 4.<br />

Den Schweizer Klassikfreunden kann der<br />

Vergleich mit den sehr beliebten Aufnahmen<br />

des Tonhalle-Orchesters Zürich unter David<br />

Zinman (1999 mit dem Preis der Deutschen<br />

Schallplattenkritik ausgezeichnet) als äusserst<br />

reizvoll empfohlen werden.<br />

Das kammerorchesterbasel hat sich in<br />

den letzten Jahren zu einem europäischen<br />

Spitzenorchester entwickelt.<br />

Die Echo-Klassik-Preise werden seit 1994<br />

in 21 Kategorien verliehen, und dank der Liveübertragung<br />

«Echo der Stars» im ZDF werden<br />

die Interpreten und ihre Aufnahmen<br />

einem Millionenpublikum nähergebracht.<br />

Bartolis Hommage an Malibran Die<br />

grösste Beachtung finden jeweils die Auszeichnungen<br />

zum Sänger und zur Sängerin<br />

des Jahres. 20<strong>08</strong> wird diese Ehre Philippe<br />

Jaroussky sowie Cecilia Bartoli zuteil. Die<br />

temperamentvolle italienische Sopranistin<br />

überzeugte mit ihrer Hommage an die vor<br />

200 Jahren geborene Maria Malibran (siehe<br />

Bulletin 1/20<strong>08</strong>) nicht nur das Publikum,<br />

sondern auch die hochkarätige Echo-Jury.<br />

Die erfolgreiche Tournee von Cecilia Bartoli<br />

mit dem kammerorchesterbasel fi ndet am<br />

22. November in Abu Dhabi ihren Abschluss.<br />

Die Tonträgeraufnahme realisierte Bartoli<br />

allerdings mit dem Orchestra La Scintilla,<br />

dem auf alte Musik spezialisierten Teil des<br />

Orchesters des Opernhauses Zürich.<br />

Salzburger Opernaufführung Die Credit<br />

Suisse hat auch sonst allen Grund, sich<br />

über die diesjährigen Echo-Klassik-Auszeichnungen<br />

zu freuen. Geehrt als Musik-<br />

DVD-Produktion des Jahres wurde die Oper<br />

«Le Nozze di Figaro», aufgenommen an den<br />

Salzburger Festspielen 2006. Unter der<br />

Leitung von Nikolaus Harnoncourt sind dabei<br />

die Wiener Philharmoniker sowie Anna<br />

Netrebko, Dorothea Röschmann, Christine<br />

Schäfer und Ildebrando D’Arcangelo zu sehen<br />

und zu hören.<br />

Hohe Ehre für Winterthurer Orchester<br />

Den Echo Klassik für die Liedeinspielung<br />

des Jahres 20<strong>08</strong> erhält Christianne Stotijn,<br />

die mit dem Orchester des Musikkollegiums<br />

Winterthur unter Dirigent Jac van Steen «Die<br />

Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph<br />

Rilke» (Frank Martin) meisterhaft interpretiert.<br />

Andreas Schiendorfer<br />

Mitarbeit an dieser Ausgabe<br />

Ute Eberle, Eric Güller, Anja Hochberg, Ian Lewis,<br />

Claude Maurer, Anja Papp, Ingo Petz, Mathew Rees,<br />

Sebastian Schiendorfer (seb), Eliane Tanner,<br />

Andreas Thomann (ath)<br />

Internet<br />

www.credit-suisse.com/infocus<br />

Marketing<br />

Veronica Zimnic (vz)<br />

Korrektorat<br />

Claudia Marolf (notabene)<br />

Übersetzungen<br />

Credit Suisse Sprachendienst<br />

Gestaltung<br />

www.arnold.inhaltundform.com:<br />

Arno Bandli, Monika Häfliger, Petra Siegenthaler<br />

Petra Feusi (Projekt management)<br />

Inserate<br />

Pauletto GmbH, Miriam Dudek, Kleinstrasse 16,<br />

CH-80<strong>08</strong> Zürich, Telefon und Fax <strong>04</strong>3 268 54 56<br />

Beglaubigte WEMF-Aufl age 2007<br />

14 5 73 3<br />

ISSN-Registrierung<br />

ISSN 1423-1360<br />

Druck<br />

NZZ Fretz AG /Zollikofer AG<br />

Redaktions kommission<br />

René Buholzer (Head of Public Policy), Monika Dunant (Head<br />

of Communications Private Banking), Urs P. Gauch (Leiter<br />

Firmenkunden Schweiz-Grossunternehmen), Fritz Gutbrodt<br />

(Head Chairmans Offi ce), Angelika Jahn (Investment Services<br />

& Products), Hubert Lienhard (Asset Management Distribution<br />

Services), Andrés Luther (Head of Group Communications),<br />

Charles Naylor (Head of Corporate Communications),<br />

Fritz Stahel (Credit Suisse Economic Research), Christian<br />

Vonesch (Head of Private & Business Banking Aarau)<br />

Erschei nt im 114. Jahrgang<br />

(5 x pro Jahr in deutscher, französischer, italienischer und<br />

englischer Sprache) Nachdruck von Texten gestattet mit dem<br />

Hinweis «Aus dem Bulletin der Credit Suisse».<br />

Adress änderungen<br />

Bitte schriftlich und unter Beilage des Original-Zustellcouverts<br />

an Ihre Credit Suisse Geschäftsstelle oder an:<br />

Credit Suisse, ULAZ 12, Postfach 100, 8070 Zürich.<br />

Diese Publikation dient nur zu Informationszwecken.<br />

Sie bedeutet kein Angebot und keine Aufforderung seitens<br />

der Credit Suisse zum Kauf oder Verkauf von Wertschriften.<br />

Hinweise auf die frühere Performance garantieren nicht<br />

notwendi gerweise positive Entwicklungen in der Zukunft.<br />

Die Analysen und Schlussfolgerungen in dieser Publikation<br />

wurden durch die Credit Suisse erarbeitet und könnten<br />

vor ihrer Weitergabe an die Kunden von Credit Suisse bereits<br />

für Transaktionen von Gesellschaften der Credit Suisse<br />

Group verwendet worden sein. Die in diesem Dokument vertretenen<br />

Ansichten sind diejenigen der Credit Suisse<br />

zum Zeitpunkt der Drucklegung. (Änderungen bleiben vorbehalten.)<br />

Credit Suisse ist eine Schweizer Bank.<br />

Fotos: kammerorchesterbasel | Rogan Macdonald<br />

Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>


Credit Suisse Gesellschaft<br />

63<br />

In der Gesellschaft<br />

Die Credit Suisse ist überzeugt, dass die unternehmerische Verantwortung gegenüber<br />

der Gesellschaft und der Umwelt ein wichtiger Faktor für den wirtschaftlichen Erfolg ist.<br />

Übersicht 64_Vollgas für einen guten Zweck 66_Klimainitiativen 68_News international 69_Krebsfrüherkennung<br />

Die Niederlassung der Credit Suisse in London wählt jährlich eine «Wohltätigkeitsorganisation des Jahres» und veranstaltet diverse Mitarbeiteranlässe,<br />

um Geld für die jeweilige Organisation zu sammeln. Dieses Jahr fiel die Wahl der Londoner auf The Place2Be, eine Organisation,<br />

die sich an englischen Schulen engagiert, indem sie Kinder fachkundig dabei unterstützt, mit Problemen umzugehen. Diesen Sommer sammelte<br />

eine Gruppe von Credit Suisse Motorradfans auf einer gesponserten 1300-Kilometer-Tour über 80 000 US-Dollar.<br />

Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>


64<br />

Gesellschaft Wohltätigkeitsveranstaltung<br />

Vollgas für einen<br />

guten Zweck<br />

Man nehme eine Gruppe Motorradfans der Credit Suisse, teile eine 1300 Kilometer<br />

lange Route, die quer durch England führt, durch ein Wochenende, füge wolkenbruchartigen<br />

Regen sowie einige Pannen hinzu, und schon hat man das Rezept für Moto2Be.<br />

An der Veranstaltung, die vom 4. bis 6. Juli stattfand, wurden Spenden für die<br />

«Wohltätigkeits organisation des Jahres» gesammelt.<br />

Text: Ian Lewis<br />

Durch das Sponsoring der Fahrer konnte ein<br />

Betrag von mehr als 80 000 US-Dollar für<br />

The Place2Be, die von der Bank bestimmte<br />

«Wohltätigkeitsorganisation des Jahres»,<br />

ge sammelt werden. Damit belaufen sich<br />

die Spenden von Credit Suisse zugunsten<br />

von The Place2Be in diesem Jahr bereits<br />

auf rund 348 000 US-Dollar. «Der Regen<br />

machte die Fahrt zwar zum Härtetest, dennoch<br />

hatte das Team viel Spass und präsentierte<br />

sich bei seiner Rückkehr gut gelaunt»,<br />

erzählt Sally Kelly, Director bei der Credit<br />

Suisse in London. «Wir waren uns einig, dass<br />

es wohl kaum einen besseren Teambildungs-<br />

Event gibt.»<br />

Das Dröhnen der startenden Motoren<br />

hallte von den Gebäuden nahe der Londoner<br />

Niederlassung der Bank an der Canary<br />

Wharf, als die bunte Schar, bestehend aus<br />

Motorrädern, zwei Seitenwagen und einem<br />

Begleitfahrzeug, aufbrach. Für zusätzlichen<br />

Ansporn sorgte ein 14-köpfiger Chor von<br />

Mitarbeitenden der Credit Suisse, der Songs<br />

aus dem Film «Grease» anstimmte.<br />

Einblick in die Arbeit von The Place2Be<br />

Die Beifahrer in den beiden Ural-750-cm³-<br />

Gespannen, ausgerüstet mit Helm und Brille<br />

im alten Stil, machten bei der Abfahrt einen<br />

etwas beklommenen Eindruck. Es handelte<br />

sich um die Managing Directors Sergio<br />

Di-Lieto und Ian Marcus, die mittels Abstimmung<br />

im Credit Suisse Intranet als Teilnehmer<br />

auserkoren worden waren. Die ersten<br />

Zwischenhalte waren zugleich die wichtigsten<br />

der ganzen Route: In Harlow, rund<br />

40 Kilometer nördlich von London, besuchten<br />

die Teams zwei Schulen, in denen The<br />

Place2Be tätig ist. Im Rahmen von Diskussionen,<br />

gemeinsamen Arbeiten und Spielen<br />

versucht die Organisation benachteiligte<br />

Schulkinder bei der Bewältigung ihrer Pro-<br />

bleme fachkundig zu unterstützen. «Es war<br />

beeindruckend zu hören, wie positiv sich die<br />

Kinder über das Engagement von The Place2Be<br />

äusserten», erzählt Kelly.<br />

Die Kinder an den Primarschulen von Abbotsweld<br />

und Milwards bereiteten dem Team<br />

der Credit Suisse dann auch einen herzlichen<br />

Empfang. Zum anschliessenden Programm<br />

gehörten eine Motorradparade um<br />

die Spielplätze sowie akrobatische Einlagen<br />

der Seitenwagengespanne, die von Mitgliedern<br />

des einzigen Seitenwagen-Akrobatikteams<br />

Grossbritanniens pilotiert wurden.<br />

Gute Stimmung trotz widriger Umstände<br />

Um den beiden Seitenwagenpassagieren<br />

weiteres Unbehagen zu ersparen, wurden<br />

sie in Harlow abgesetzt. Das Team hingegen<br />

setzte seine Fahrt in nördlicher Richtung<br />

fort. James Leigh-Pemberton, der neue<br />

CEO der Credit Suisse in Grossbritannien<br />

und selbst routinierter Motorradfahrer, fuhr<br />

die meiste Zeit vorweg. «James verzichtete<br />

auf ein GPS zur Orientierung und setzte<br />

stattdessen auf Karten. Da uns diejenigen,<br />

die mit GPS fuhren, mehrmals vom Weg abbrachten,<br />

erwies sich seine Methode als die<br />

richtige», berichtet Kelly augenzwinkernd.<br />

Am Ende des ersten Tages traf das Team<br />

in Retford in den englischen Midlands ein.<br />

Während sich die meisten das Nachtessen<br />

schmecken liessen, lief es für ein Teammitglied<br />

weniger gut: Philippe Deneux, Managing<br />

Director der Credit Suisse in Paris,<br />

konnte aus terminlichen Gründen nicht beim<br />

Start in London dabei sein. Er nahm den<br />

Zug von Paris durch den Eurotunnel direkt<br />

nach Retford, um am Ende des ersten Tages<br />

zum Team zu stossen. Wegen Ver spätung<br />

des Zugs infolge eines elektrischen Defekts<br />

traf er jedoch erst um fünf Uhr morgens im<br />

Hotel ein. Dennoch liess er es sich nicht<br />

nehmen, gerade mal vier Stunden nach<br />

seiner Ankunft mit dem Team aufzubrechen.<br />

Am zweiten Tag erreichte die Gruppe<br />

Durham, den nördlichsten Punkt der Fahrt.<br />

Die Route führte durch eine Gegend, in der<br />

The Place2Be mehrere Schulen betreut.<br />

Danach ging es weiter zum malerischen<br />

Lake District. Als Sonntagsetappe war eine<br />

zügige Rückkehr nach London vorgesehen.<br />

Doch wieder sollte das Wetter nicht mitspielen.<br />

Der Regen wirkte sich nicht nur auf<br />

das Tempo aus, sondern sorgte im Peak-<br />

District-Nationalpark auch noch für eine<br />

Karambolage zwischen vier Motor rädern.<br />

Dennoch schaffte es das Team unversehrt<br />

zurück nach London – alle bis auf Philippe<br />

Deneux. Vom Pech verfolgt, hatte er auf<br />

dem südlichsten Abschnitt der langen Reise<br />

eine Panne mit seinem Motorrad und traf<br />

deshalb erst einen Tag nach Abschluss<br />

der Veranstaltung in Paris ein. Er nahm seine<br />

Pechsträhne jedoch wahrlich sportlich<br />

und schlug vor, für eine erneute Austragung<br />

des Anlasses allenfalls Frankreich in Betracht<br />

zu ziehen.<br />

Sollte es nicht dazu kommen, sind für<br />

dieses Jahr auf alle Fälle noch weitere Aktionen<br />

geplant, um Geld für The Place2Be<br />

zu sammeln. «Moto2Be war ein fantastischer<br />

Anlass und ein weiterer grossartiger Beweis<br />

für das Engagement der Credit Suisse zugunsten<br />

von The Place2Be», erklärt Benita<br />

Refson, Geschäftsführerin von The Place<br />

2Be. Dank der Aktion Moto2Be und weiterer<br />

Veranstaltungen für die «Wohltätigkeitsorganisation<br />

des Jahres» könne The<br />

Place2Be künftig noch mehr Kinder, Eltern<br />

und Lehrkräfte in England unterstützen. <<br />

Weitere Informationen finden Sie unter<br />

http://www.theplace2be.org.uk.<br />

Foto: Rogan Macdonald<br />

Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>


Gesellschaft Wohltätigkeitsveranstaltung 65<br />

Mitarbeitende der Credit Suisse vor dem Start zu einer gesponserten Motorradfahrt von der Londoner Canary Wharf nach Durham in<br />

Nordostengland. Mit der Aktion wurde Geld für die «Wohltätigkeitsorganisation des Jahres» gesammelt. Dieses Jahr entschied<br />

sich die Credit Suisse in England für die Unterstützung der Organisation The Place2Be, die sich für eine fachkundige Betreuung<br />

benachteiligter Kinder in englischen Schulen einsetzt.<br />

Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>


66<br />

Gesellschaft Klimainitiativen<br />

«Banken können positive<br />

Kräfte des Wandels sein»<br />

Der Klimawandel ist eine der grössten Herausforderungen der Gegenwart. Was<br />

unternimmt die Industrie, um dieser Thematik zu begegnen? John Tobin, Leiter<br />

Sustainability Affairs bei der Credit Suisse, erklärt, wie Finanzinstitute das Problem<br />

angehen und wie sie durch ihren Geschäftsbetrieb und ihre Aktivitäten einen<br />

positiven Beitrag leisten.<br />

Text: Dorothée Enskog<br />

Bulletin: Wohin geht der aktuelle Trend<br />

in der Finanzindustrie, wenn es<br />

um die Verringerung von Treibhausgasemis<br />

sionen geht?<br />

John Tobin: Die Branche hat in den letzten<br />

Jahren einschneidende Massnahmen getroffen,<br />

um die CO 2 -Emissionen bei ihren<br />

Standorten und ihren Geschäftstätigkeiten<br />

zu verringern. Viele Banken haben ihre betriebliche<br />

Energieeffizienz verbessert, indem<br />

sie beispielsweise mehr umweltfreundliche<br />

Energie bezogen oder die Zahl ihrer<br />

PC-Server verringert haben. Andere schränken<br />

Flugreisen ein und setzen vermehrt auf<br />

Videokonferenzen. Einige führende Banken,<br />

darunter auch die Credit Suisse, werden<br />

treibhausgasneutral, indem sie ihre Emissionen<br />

durch den Kauf von CO 2 -Zertifikaten<br />

kompensieren. Die Credit Suisse gehörte<br />

zu den Wegbereitern dieses Ansatzes und<br />

arbeitet in der Schweiz seit 2006 treibhausgasneutral.<br />

Bis 2009 wollen wir weltweit<br />

treibhausgasneutral werden. Aber die<br />

Finanzinstitute sind nicht nur vor der eigenen<br />

Haustür tätig geworden. Sie erlassen auch<br />

Bestimmungen und nehmen Geschäftschancen<br />

wahr, die im Endeffekt die Treibhausgasemissionen<br />

verringern.<br />

Werden auch klimaspezifische<br />

Finanzprodukte entwickelt?<br />

Einige Banken offerieren «grüne Hypotheken»<br />

mit günstigeren Zinsen für Kunden, die<br />

energieeffiziente Häuser bauen oder kaufen<br />

wollen. Ein weiteres Beispiel ist der Emissionshandel<br />

– ein Geschäft, das zurzeit enorm<br />

wächst. Die wahrscheinliche Verabschiedung<br />

eines Emissionshandelssystems im<br />

nächsten US- Kongress dürfte diesem Markt<br />

ein gewaltiges Wachstum bescheren. Die<br />

Credit Suisse war die erste Bank, die in den<br />

USA einen eigenen Carbon Trading Desk eröffnete.<br />

Ausserdem wird zurzeit eine Reihe<br />

von Indizes entwickelt, welche alternative<br />

Energiefirmen abdecken sollen.<br />

Wurden in der Industrie nicht auch<br />

freiwillige Vereinbarungen getroffen?<br />

Die 2003 verabschiedeten Equator Principles<br />

sind hierfür ein gutes Beispiel. Sie betreffen<br />

die Infrastrukturfinanzierung sowie<br />

deren potenzielle Umwelt- und Sozialfolgen,<br />

beispielsweise Ölraffinerie- und Bergbauprojekte.<br />

Über 90 Prozent der Projektfinanzierer<br />

haben diese Prinzipien übernommen.<br />

Das Ziel bestand darin, strenge Umweltund<br />

Sozialstandards zu vereinbaren, die<br />

erfüllt oder gar übertroffen werden müssen,<br />

bevor die Banken der Finanzierung eines<br />

Projekts zustimmen. Dies soll sicherstellen,<br />

dass angemessene Umwelt- und Sozialstandards<br />

auch für Projekte in Gerichtsbarkeiten<br />

gelten, deren Gesetze tiefere<br />

Standards vorgeben.<br />

Können Sie uns Näheres zum<br />

Gleneagles-Dialog über Klimawandel<br />

erzählen?<br />

Rund 100 CEOs von Unternehmen, die über<br />

zehn Prozent der Marktkapitalisierung aller<br />

börsenkotierten Unternehmen der Welt vereinen,<br />

darunter auch Brady Dougan, CEO<br />

der Credit Suisse, legten den Regierungschefs<br />

der G8-Staaten anlässlich ihres Gipfeltreffens<br />

vom Juni eine Erklärung vor.<br />

Darin riefen sie zum Kampf gegen den<br />

Klimawandel auf und lieferten gleichzeitig<br />

eine Reihe detaillierter Empfehlungen zur<br />

Schaffung eines klimapolitischen Rahmens,<br />

der das Kyoto-Abkommen ablösen soll.<br />

Die Erklärung bot den Regierungschefs<br />

der G8-Staaten eine neue Vision für künftige<br />

Klimapolitik, die dem privaten Sektor<br />

eine aktivere Rolle bei der Gestaltung und<br />

Umsetzung zuweist.<br />

Eine weitere Initiative sind die Carbon<br />

Principles von sechs führenden Banken.<br />

Worum geht es dabei?<br />

Damit sollen die Risiken bei der Finanzierung<br />

von Projekten im Energiesektor besser<br />

kontrolliert werden. Angesichts der Tatsache,<br />

dass in den USA zurzeit auf Bundesebene<br />

kein Regelwerk für CO 2 -Emissionen<br />

existiert und dass vermutlich ein Emissionshandelssystem<br />

vom nächsten US-Kongress<br />

verabschiedet werden wird, müssen diese<br />

regulatorischen Risiken angesprochen werden.<br />

Im Zentrum der Carbon Principles steht<br />

eine erhöhte Sorgfaltspflicht der beteiligten<br />

Banken bei der Beurteilung der Risiken unter<br />

Einbezug aller Projektsponsoren. Die Credit<br />

Suisse nimmt als einzige europäische Bank<br />

an dieser Initiative teil.<br />

Zeichnen sich noch weitere freiwillige<br />

Vereinbarungen ab?<br />

Zurzeit werden diverse zusätzliche Massnahmen<br />

geprüft. Ihre Umsetzung könnte erheb<br />

liche Auswirkungen auf die Verpflichtung<br />

der Banken haben, die Effizienz ihrer<br />

eigenen Aktivitäten zu erhöhen.<br />

Solche freiwilligen Vereinbarungen<br />

sind schön und gut, aber werden sie<br />

auch eingehalten?<br />

Die Reputation ist für Finanzinstitute von<br />

grosser Bedeutung. Wenn sie schon derartige<br />

Verpflichtungen vereinbaren, so gehe<br />

ich davon aus, dass sie diese auch einhalten,<br />

auch wenn sie nicht rechtlich bindend<br />

sind. Die Finanzinstitute müssen erkennen,<br />

dass sie wirksame und positive Kräfte des<br />

Wandels sein können und in der Lage sind,<br />

einen messbaren Beitrag zur Gesundheit<br />

des Planeten und seines Klimas zu leisten<br />

und zugleich finanziell erfolgreich zu sein.<br />

Erste Indizien weisen darauf hin, dass sie<br />

diese Chance wahrnehmen. <<br />

Foto: Eva-Maria Züllig<br />

Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>


Gesellschaft Klimainitiativen 67<br />

Die Credit Suisse<br />

sorgt sich<br />

um das Klima<br />

Die Credit Suisse erkannte früh die<br />

Bedeutung des Klimawandels. 2007<br />

rief die Bank die Initiative «Credit<br />

Suisse Cares for Climate» ins Leben.<br />

Ihr Ziel ist es, bis 2009 weltweit<br />

treibhausgas neutral zu arbeiten.<br />

«Die Industrie hat in den letzten Jahren einschneidende Massnahmen getroffen,<br />

um die CO 2 -Emissionen in Verbindung mit ihren Standorten und ihren Geschäftstätigkeiten<br />

zu verringern», sagt John Tobin, Leiter Public Policy Sustainability Affairs bei der<br />

Credit Suisse. «Diverse zusätzliche Massnahmen werden von der Industrie zurzeit geprüft.»<br />

Die Frage lautet nicht, ob oder warum der<br />

Klimawandel bekämpft werden soll, sondern<br />

wie. Bei der Lösung dieses Problems spielen<br />

auch die Unternehmen eine entscheidende<br />

Rolle. Deshalb unterstützt die Credit Suisse auf<br />

verschiedenen Ebenen zahlreiche Klimainitiativen<br />

und Klimaprojekte. 2006 gelang es der<br />

Credit Suisse als erstem Grossunternehmen,<br />

den gesamten Geschäftsbetrieb in der Schweiz<br />

treibhausgasneutral zu gestalten. Weltweit soll<br />

dieses Ziel 2009 erreicht werden. Dank der<br />

Verpflichtung, treibhausgasneutral zu arbeiten<br />

und Massnahmen zur Erhöhung der Energieeffizienz<br />

zu ergreifen, konnte die Bank ihre weltweiten<br />

Emissionen um rund 20 Prozent senken.<br />

Wird die Bank weltweit treibhausgasneutral,<br />

dann könnten jährlich rund 287 000 Tonnen<br />

CO 2 eingespart oder kompensiert werden.<br />

Die Credit Suisse reduziert die CO 2 -Emissionen<br />

im Zusammenhang mit ihrer Geschäftstätigkeit,<br />

indem sie etwa bei der Vergabe von<br />

neuen Energieverträgen darauf achtet, dass<br />

erneuerbare Energiequellen wie die Windkraft<br />

genutzt werden. Es genügt jedoch nicht, einzelne<br />

Energieformen zu ersetzen. Beim Neubau<br />

und bei der Renovierung von Bürogebäuden in<br />

der Schweiz hält sich die Credit Suisse an die<br />

Minergie-Standards mit geringerem Energieverbrauch.<br />

Im IT-Bereich konnten zwölf Prozent<br />

aller Server der Bank dank technischer Optimierung<br />

vom Netz genommen werden. Aber nicht<br />

alle CO 2 -Emissionen lassen sich durch eine<br />

bessere Energienutzung oder den Einsatz von<br />

grünem Strom neutralisieren. Der verbleibende<br />

Teil muss durch den Handel mit Emissionszertifikaten<br />

kompensiert werden.<br />

Nicht nur auf betrieblicher Ebene werden<br />

Massnahmen ergriffen. Eine Sensibilisierungskampagne<br />

soll die Mitarbeitenden darüber informieren,<br />

wie jeder Einzelne im Büro und zu<br />

Hause zur Verringerung unseres gemeinsamen<br />

CO 2 -Fussabdrucks beitragen kann. Durch die<br />

Unterstützung von industrieweiten Initiativen<br />

beteiligt sich die Credit Suisse zudem aktiv an<br />

der weltweiten Klimadebatte. de<br />

Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>


68<br />

Gesellschaft Meldungen<br />

Kurze Meldungen<br />

New York – ein Paradies für Velofahrer<br />

Wie kann man in New York die Schadstoffbe<br />

lastung vermindern? Indem man möglichst<br />

viele der acht Millionen Einwohner animiert,<br />

das Fahrrad zu benützen. «Wir wollen<br />

die Zahl der Velopendler verdoppeln», erklärt<br />

Janette Sadik-Khan, New York City<br />

Commis sioner des Department of Transportation.<br />

«Mit Velowegen und Abstellanlagen hält das Fahrrad<br />

Einzug in die städtische Infrastruktur.» Paul Steely White, Executive<br />

Director von Transportation Alternatives, unterstreicht die Rolle<br />

der Firmen bei der Förderung des Velos: «Arbeitgeber haben es<br />

in der Hand, New York City zu einem Paradies für Velofahrer zu<br />

machen.»<br />

Die Zitate stammen von der Verleihung des Preises «Best Company<br />

that Encourages Employees to Bike to Work» an die Credit<br />

Suisse, die im Juli stattfand. So sind die Bürogebäude der Credit<br />

Suisse in Manhattan für Radfahrer leicht zugänglich. Die Credit<br />

Suisse stellt nun ihren sportlichen Mitarbeitenden geschlossene<br />

Abstellplätze zur Verfügung, zu denen nur registrierte Personen<br />

Zutritt haben. Darüber hinaus können die Mitarbeitenden Duschen<br />

und Garderobenschränke in einem Fitnessklub zu Spezialkonditionen<br />

benutzen. In der Schweiz beteiligte sich die Credit Suisse<br />

an der Aktion «bike to work» (siehe Bulletin 3/20<strong>08</strong>). Nicht weniger<br />

als 950 Mitarbeitende machten mit. Zusammen legten sie an über<br />

12 000 Arbeitstagen rund 145 000 Kilometer Arbeitsweg auf umweltschonende<br />

Art und Weise zurück. Rechnet man die übrigen<br />

872 beteiligten Unternehmen hinzu, konnten in diesem Monat<br />

1291 Tonnen CO 2 eingespart werden. schi<br />

Airtricity-Transaktion ausgezeichnet<br />

Der Verkauf der irischen Windparkbetreiber-Gesellschaft Airtricity<br />

wurde vom Magazin «Environmental Finance» als «Renewable Energy<br />

Transaction of the Year » ausgezeichnet. Die Credit Suisse war<br />

als Beraterin von Airtricity tätig und führte das Unternehmen durch<br />

den zweiteiligen Prozess für den Verkauf an E.ON und Scottish &<br />

Southern Energy. Es handelte sich dabei um die bisher grösste<br />

M & A -Transaktion im Windkraftsektor. de<br />

Credit Suisse Award for Best Teaching<br />

2006 lancierte die Jubiläumsstiftung – in direkter Zusammenarbeit<br />

mit den Universitäten, technischen Hochschulen und Fachhochschulen<br />

– den Credit Suisse Award for Best Teaching. Mit dem<br />

grosszügig dotierten Preis möchte die Credit Suisse die Qualität<br />

der Ausbildung auf der Tertiärstufe fördern und den Wissens- und<br />

Forschungsplatz Schweiz stärken. Dieses Jahr wurde der Award<br />

for Best Teaching bereits an Prof. Filippo Carlo Wezel (Universität<br />

Tessin), Dr. Marc-Joachim Wasmer (Universität Zürich) und an Prof.<br />

Dr. phil. Rolf Peter Sieferle (Universität St. Gallen) verliehen. Mit dem<br />

Preis werden Dozenten und Dozentinnen gewürdigt, die die Ausbildung<br />

der Studierenden in besonderer Weise fördern und unterstützen.<br />

Das Auswahlverfahren und die Nomination liegen allein in<br />

der Verantwortung der Hochschulen. mar<br />

Mikrokredite in Vietnam<br />

Das Projekt «Investment in Education» der<br />

Stiftung Dariu kann einen entscheidenden<br />

Beitrag zur Überwindung der weltweiten Armut<br />

leisten und ist deshalb von der gemeinnützigen<br />

Stiftung Accentus mit bislang über<br />

150 000 US-Dollar unterstützt worden. Da in<br />

ländlichen Gebieten Vietnams das Schulwesen<br />

wenig entwickelt und die Armut weit verbreitet ist, unterstützen<br />

viele Kinder aus bedürftigen Familien ihre Eltern bei der Existenzsicherung,<br />

anstatt zur Schule zu gehen. Hier setzt das Projekt Dariu<br />

an: Vietnamesinnen erhalten nur dann einen Mikrofinanzbeitrag für<br />

den Betrieb eines Kleingewerbes, wenn sie nachweisen können,<br />

dass ihre Kinder die Schule besuchen. Damit dies nicht zu einer<br />

untragbaren Zusatzbelastung für die Familie wird, profitiert das<br />

Kind von einem Stipendium in Form von Schulmaterial, Schuluniform,<br />

Fahrrad, Nahrungsmitteln und – falls nötig – einer Brille. Auch<br />

umgekehrt gilt: Ein Stipendium erhält nur, wer sich gleichzeitig am<br />

Mikrofinanzprogramm beteiligt. Der bisherige Erfolg des Projekts<br />

ist phänomenal. Nahmen 2007 rund 2000 Familien an diesem<br />

Projekt teil, so sollen es nächstes Jahr bereits 10 000 sein. Die<br />

Rückzahlquote beträgt eindrückliche 99 Prozent. schi<br />

Neues Zuhause für Paviane<br />

Ende Oktober erhalten einige Bewohner des<br />

Zoos Zürich ein neues Zuhause. Die Dscheladas<br />

(Blutbrustpaviane), die nubischen<br />

Steinböcke, die Blauflügelgänse und die<br />

Klippschliefer werden sich in der Anlage<br />

«Afrikanisches Gebirge» sicherlich sehr wohl<br />

fühlen. Auch der Zolli Basel hat Grosses vor:<br />

Das Projekt «Erlebniswelt der Menschenaffen» tritt im Frühjahr 2009<br />

in die entscheidende Phase. Beide Zooprojekte werden grosszügig<br />

durch den Jubiläumsfonds der Credit Suisse unterstützt. mar<br />

Gold und Silber für die Credit Suisse<br />

Die unternehmerische Verantwortung gegenüber der Gesellschaft<br />

und der Umwelt ist auch ein wichtiger Faktor für den wirtschaftlichen<br />

Erfolg. Deshalb vertritt die Credit Suisse in ihrer Geschäftstätigkeit<br />

eine Politik der umsichtigen Risikobewertung, der Verantwortlichkeit<br />

und der Nachhaltigkeit. Im neuen Corporate<br />

Citi zenship Report hat die Credit Suisse der interessierten Öffentlichkeit<br />

und auch sich selbst darüber Rechenschaft abgelegt. Dieser<br />

Bericht hat nun bei der renommierten MerComm Annual Report<br />

Competition in New York die Goldmedaille in der Kategorie «Social<br />

and Public Responsibility Reports: Banks» erhalten. Beim gleichen<br />

Wettbewerb wurde der Credit Suisse eine Silbermedaille zugesprochen<br />

für ihren Jahresbericht, welcher in kurzer und illustrativer<br />

Weise die wichtigsten Themen und Ereignisse des Geschäftsjahres<br />

2007 zusammenfasst. Auszeichnungen, die Verpflichtung und Motivation<br />

sind, den eingeschlagenen Weg konsequent weiterzugehen.<br />

Beide Berichte können auf www.credit-suisse.com oder mit dem<br />

Bulletin-Talon bestellt werden. schi<br />

Fotos: Pierre Desrosiers, Bruno Morandi, Paul Souders, Getty Images<br />

Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>


Die «Vorstehende»<br />

zur Kenntnis nehmen<br />

Prostatakrebs ist bei Männern fast ebenso häufig<br />

wie Brustkrebs bei Frauen. Deshalb unterstützt der<br />

Versicherungsservice der Credit Suisse Group<br />

(Schweiz) die Informationskampagne der Stiftung<br />

Prostatakrebs forschung.<br />

Weinklimaschränke<br />

Text: Andreas Schiendorfer<br />

Die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden liegt der<br />

Credit Suisse am Herzen. Deshalb fördert<br />

sie die Aktion «bike to work» (siehe Bulletin<br />

3/20<strong>08</strong>), und deshalb unterstützt man auch<br />

die Aktivitäten der Stiftung Prostatakrebsforschung,<br />

von der natürlich eine möglichst<br />

breite Öffentlichkeit profitieren soll.<br />

Die erste anatomische Beschreibung der<br />

Prostata erfolgte bereits 300 vor Christus<br />

durch Herophilos von Chalkedon, der dieser<br />

an die Harnblase angrenzenden Drüse ihren<br />

Namen gab, welche übersetzt «die Vorstehende»<br />

bedeutet. Unpassend dazu wird aber<br />

das Thema Prostatakrebs eher nach innen<br />

gekehrt und tabuisiert. «Jeden Tag erfahren<br />

Jeden Tag erfahren im Durchschnitt<br />

15 Männer in der<br />

Schweiz, dass sie an Prostatakrebs<br />

erkrankt sind.<br />

allein in der Schweiz durchschnittlich 15 Männer,<br />

dass sie an Prostatakrebs erkrankt sind»,<br />

erklärt Urs Bracher, Geschäftsführer der<br />

Pensionskasse der Credit Suisse Group<br />

(Schweiz), dem der Versicherungsservice<br />

angegliedert ist. «Fast ein Drittel aller Krebskrankheiten<br />

der Männer betreffen die Prostata.<br />

Es sind mehr als doppelt so viele Fälle<br />

wie beim Lungenkrebs, von denen allerdings<br />

weitaus mehr tödlich verlaufen.»<br />

Das bösartige Prostatakarzinom entwickelt<br />

sich in vier Schritten, wobei es in den<br />

beiden ersten Phasen relativ einfach und<br />

erfolgreich bekämpft werden kann. «Das<br />

Problem ist, dass die Patienten ihre Er krankung<br />

zu spät erkennen, weil Prostatakrebs<br />

im Frühstadium keine Beschwerden verursacht<br />

», führt Professor Franz Recker, Präsident<br />

der Stiftung Prostatakrebsforschung,<br />

aus. «Deshalb sind Vorsorgeuntersuchungen<br />

in Form eines einfachen Bluttests von le benserhaltender<br />

Bedeutung. Ideal wäre eine<br />

jährliche Untersuchung, beginnend ab dem<br />

50. Altersjahr. In Tat und Wahrheit sind es<br />

leider wesentlich weniger. Mehr als die Hälfte<br />

der über 45-jährigen Schweizer Männer hat<br />

noch gar nie eine Untersuchung vorgenommen.<br />

Ausserdem ist es wesentlich zu wissen,<br />

dass nicht jeder früh entdeckte Tumor<br />

behandlungswürdig ist, dass aber der behandlungswürdige<br />

frühzeitig erkannt werden<br />

muss.»<br />

Verschiedene Faktoren erhöhen die<br />

Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung an<br />

Prostatakrebs. Gegen den Risikofaktor Alter<br />

ist man natürlich genauso machtlos wie bei<br />

einer genetischen Veranlagung. Dennoch<br />

bleiben genug Möglichkeiten, um das Risiko<br />

zu reduzieren. «Mit Sport, gesunder Ernährung<br />

und Nikotinstopp kann jeder Mann dazu<br />

beitragen, länger gesund zu bleiben und<br />

Prostatabeschwerden zu vermindern», betont<br />

Urs Bracher. Und Franz Recker ergänzt,<br />

dass mediterrane und asiatische Kost beim<br />

Vorbeugen besonders hilfreich sind. Da es<br />

im Süden deutlich weniger Prostatakrebsfälle<br />

gibt, geht man davon aus, dass die<br />

Sonne – die Bildung von Vitamin D – ebenfalls<br />

einen positiven Effekt hat.<br />

Am 8. November 20<strong>08</strong> findet im Hotel<br />

The Dolder Grand in Zürich ein Charity Ball<br />

zugunsten der Stiftung Prostatakrebsforschung<br />

statt, am 18. November wird im<br />

Zürcher Kongresshaus ein von Kurt Aeschbacher<br />

moderierter Publikumsanlass mit<br />

verschiedenen Fachexperten durchgeführt.<br />

Übrigens: Wissen Sie, was Nelson Mandela,<br />

Roger Moore und Robert de Niro gemeinsam<br />

haben? Keine Ahnung? Sie haben<br />

alle drei den Prostatakrebs erfolgreich bekämpft.<br />

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Leader Mary Ellen Iskenderian<br />

71<br />

«Wir wollen zum wichtigsten Sprachrohr<br />

der Frauen in der Mikrofinanz werden»<br />

Interview: Michèle Bodmer<br />

Als Präsidentin und CEO von Women’s World Banking (WWB),<br />

dem weltweit grössten Netzwerk von Mikrofinanz-Instituten und<br />

Banken, erlebt Mary Ellen Iskenderian immer wieder, wie die<br />

Träume von mittellosen Kleinstunternehmern – hauptsächlich<br />

Frauen – Wirklichkeit werden können.<br />

Foto: John Abbott<br />

Bulletin: Was waren Ihre Beweggründe,<br />

sich bei Women’s World Banking zu<br />

engagieren?<br />

Mary Ellen Iskenderian: Ich begegnete der<br />

Mikrofinanz zum ersten Mal in Osteuropa.<br />

Dort wurde mir eindrücklich aufgezeigt, wie<br />

kleine Kapitalbeträge den Unternehmergeist<br />

einer Person beflügeln und in der Familie<br />

wie auch in der Gemeinde grosse Wirkung<br />

erzielen können. Das Potenzial der Mikrofinanz,<br />

Leuten Zugang zu Finanzmitteln zu<br />

verschaffen, die keine formelle Verbindung<br />

zum Bankensektor unterhalten, hat mich<br />

überzeugt. Für mich persönlich war die Stelle<br />

bei WWB zudem die Chance, eine echte<br />

Führungsrolle zu übernehmen. Ich freute<br />

mich auf die Herausforderung, die Leitung<br />

dieser globalen Organisation zu übernehmen,<br />

die in einer sehr dynamischen Industrie<br />

am Scheideweg stand.<br />

Und wie wichtig war und ist Ihnen<br />

der Aspekt der Frauenförderung?<br />

Ich habe an der Wall Street und bei der Weltbank<br />

gearbeitet, wo auf Führungsebene<br />

Männer dominieren. Eine Organisation zu<br />

deren Mission unter anderem darin besteht,<br />

die Führungsrolle von Frauen im Finanzsektor<br />

zu fördern, bedeutet mir sehr viel.<br />

Was waren die bedeutendsten<br />

Veränderungen bei WWB, seit Sie 2006<br />

dort anfingen?<br />

Die Stärke von WWB liegt in der Effizienz<br />

unseres Netzwerks. Deshalb haben wir in<br />

den letzten Jahren mit vereinten Kräften<br />

versucht, starke Mikrofinanz-Institute aufzubauen.<br />

WWB führte als eines der ersten<br />

Mikrofinanz-Netzwerke Standards für das<br />

Finanz- und Betriebsergebnis ein. Der<br />

Schritt wurde von unseren Mitgliedern unterstützt<br />

– sogar von jenen, welche die Standards<br />

nicht einhalten konnten. Ihnen war<br />

bewusst, dass die Verbesserung der institutionellen<br />

Kapazitäten ihre Organisationen,<br />

das WWB-Netzwerk und die Mikrofinanz-<br />

Industrie insgesamt stärken würde.<br />

Und hat die Einführung dieser Standards<br />

den gewünschten Erfolg gebracht?<br />

Zunächst einmal hatte diese Forderung zur<br />

Folge, dass mehrere Mitglieder unser Netzwerk<br />

verliessen, weil sie die Auflagen nicht<br />

sind inzwischen wieder beigetreten und befinden<br />

sich in einer stärkeren Position als<br />

zuvor. Heute rangieren die MFI, also Mikrofinanz-Institute,<br />

des WWB-Netzwerks regelmässig<br />

unter den besten drei Mikrofinanz-<br />

Instituten ihres jeweiligen Landes, und 2007<br />

landeten zehn Mitglieder unseres Netzwerks<br />

auf der «Forbes-Liste» der besten 50 MFI<br />

der Welt. Aber während die institutionelle<br />

Kapazität verbessert wurde, verlor die Fokussierung<br />

auf die Frauen immer mehr an Bedeutung.<br />

Nachdem ich die Stelle bei WWB<br />

angetreten hatte, entwickelte ich deshalb<br />

einen strategischen Dreijahresplan – wir arbeiten<br />

heute in Blöcken von drei Jahren –,<br />

in dem die Fokussierung auf die Frauen<br />

wieder als Kernaufgabe definiert wurde.<br />

Welche Massnahmen ergreift WWB<br />

konkret, um sicherzustellen, dass<br />

die Frauen weiterhin von Mikrofinanzierungen<br />

profitieren?<br />

Bei unserer Strategie geht es im Wesentlichen<br />

darum, das Gleichgewicht der so<br />

genannten Double Bottom Line von sozialer<br />

Verantwortung und Profitabilität aufrecht-<br />

führen, die überwiegend weiblich ist und erfüllen konnten. Aber einige dieser Institute zuerhalten und dafür zu sorgen, dass<br />

><br />

Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>


72 Leader Mary Ellen Iskenderian<br />

Mary Ellen Iskenderian ist Präsidentin<br />

und CEO von Women’s World Banking<br />

( WWB), einem Netzwerk von<br />

Mikrofinanz-Instituten und Banken.<br />

Sie leitet das globale WWB-Team<br />

in New York bei der praktischen, tech -<br />

nischen und strategischen Unterstützung<br />

von mehr als 50 Mikrofinanz-<br />

Instituten und Banken in 30 Ländern<br />

Afrikas, Asiens, Osteuropas, Lateinamerikas<br />

und des Mittleren Ostens.<br />

Iskenderian, die 2006 zu WWB stiess,<br />

verfügt über mehr als 20 Jahre<br />

Er fahrung im Aufbau von globalen<br />

Finanzsystemen in Entwicklungsländern.<br />

Vor ihrer Tätigkeit bei WWB<br />

arbeitete Iskenderian 17 Jahre im<br />

Management der International Finance<br />

Corporation, dem für den Privatsektor<br />

zuständigen Arm der Weltbank,<br />

wo sie verschiedene Führungs positionen<br />

bekleidete. Davor war sie für<br />

die Investmentbank Lehman Brothers<br />

tätig. Sie besitzt einen MBA der<br />

Yale School of Organization and<br />

Management und einen Bachelor of<br />

Science in International Economics<br />

der Georgetown University School<br />

of Foreign Service.<br />

Frauenanliegen weiterhin im Zentrum unserer<br />

Mission stehen – und natürlich der<br />

Mitglieder unseres Netzwerks und der gesamten<br />

Mikrofinanz-Welt. Wir haben ein<br />

«Women in Leadership»-Programm lanciert,<br />

um die Vertretung von Frauen auf allen Ebenen<br />

der Industrie zu erhöhen. Ausserdem<br />

haben wir vor Kurzem einen Zuschuss der<br />

Nike Foundation erhalten, um Sparprodukte<br />

und Spardienstleistungen für junge Frauen<br />

und Mädchen zu entwickeln, die in der Mikrofinanz-Industrie<br />

untervertreten sind.<br />

WWB setzte sich schon früh für<br />

den Eintritt von Geschäftsbanken in den<br />

Mikrofinanz-Sektor ein. Weshalb?<br />

Bereits meine Vorgängerin Nancy Berry erkannte,<br />

dass der Eintritt von Banken in den<br />

Mikrofinanz-Sektor wichtig ist. Die Banken<br />

müssen eingebunden werden, damit sie sich<br />

auf diesem neuen Gebiet verantwortungsvoll<br />

engagieren.<br />

Welche anderen Vorteile bringt diese<br />

Kommerzialisierung?<br />

Dadurch strömte viel kommerzielles Kapital<br />

in den Sektor. 2005 finanzierten erstmals<br />

mehr als die Hälfte aller weltweiten Mikrofinanz-Institute<br />

über 50 Prozent ihres Geschäfts<br />

aus kommerziellen Quellen. Und<br />

seither ist dieser Anteil stark angewachsen.<br />

Die Spendenfinanzierung gehört also der<br />

Vergangenheit an, was sich im Übrigen positiv<br />

auf die Transparenz auswirkt.<br />

Die Berichterstattung derjenigen Mitglieder<br />

unseres Netzwerks, die sich stärker<br />

über kommerzielles Kapital als über Spendenkapital<br />

finanzieren, ist zweifellos besser,<br />

übersichtlicher, prägnanter und zeitnäher als<br />

jene von Instituten, die nach wie vor auf<br />

Spendenkapital angewiesen sind. Wir haben<br />

aktiv versucht, eine grössere Zahl unserer<br />

Institute dazu zu bewegen, in den Kapitalmarkt<br />

einzutreten und bei Geschäftsbanken<br />

Kredite aufzunehmen. Angesichts der<br />

Wachs tumsraten im Mikrofinanz-Sektor sind<br />

sie gezwungen, ein möglichst breites Spektrum<br />

an Quellen zu nutzen.<br />

Hat diese Kommerzialisierung nicht<br />

auch Nachteile?<br />

Kommerzialisierung und kommerzielles Kapital<br />

sind in der Praxis kein Problem. Zudem<br />

geht aus der Statistik eindeutig hervor, dass<br />

die Wachstumsraten nach der Umwandlung<br />

in regulierte Finanzinstitute emporschnellen.<br />

Das kommt weiblichen und männlichen<br />

Kunden zugute. Und trotzdem besteht die<br />

Gefahr, dass die Fokussierung auf Frauen<br />

verloren geht. Laut einer Studie, die wir<br />

im vergangenen Jahr durchgeführt haben,<br />

steigt zwar mit der zunehmenden Formalisierung<br />

der Mikrofinanz-Institute auch die<br />

Zahl der Frauen, doch nicht im gleichen Mass<br />

wie die der Männer. Mit anderen Worten: Der<br />

Anteil der Frauen nimmt ab. Uns ist es ein<br />

grosses Anliegen, dass die Institute und die<br />

Mikrofinanz-Industrie als Ganzes die Fokussierung<br />

auf die Frauen beibehalten. Ein weiteres<br />

Problem entsteht dann, wenn sich die<br />

Institute auch künftig auf Kredite konzentrieren.<br />

Die Industrie hat ihre Anfänge im Mikrokreditbereich,<br />

wo die wirkliche Innovation<br />

stattfand – die Vergabe von kleinen Darlehen<br />

ohne Sicherheit. Doch wenn diese Organisationen<br />

weiterhin kreditorientiert arbeiten,<br />

dürfte dies zur Vergabe grösserer<br />

Kredite an etablierte Unternehmen und damit<br />

zu einer Verschiebung weg von den<br />

ärmsten Kunden führen. Und das würde wiederum<br />

eine Verschiebung weg von weiblichen<br />

Kunden bedeuten, da diese unter den<br />

Ärmsten überproportional vertreten sind.<br />

Und was unternehmen Sie, um diesem<br />

Trend entgegenzuwirken?<br />

Wir empfehlen den Mitgliedern unseres<br />

Netzwerks, ihr Produktsortiment zu verbreitern,<br />

aber auch weiterhin Kleinkredite anzubieten.<br />

Für gewisse Kunden sind beispielsweise<br />

Wohnbaudarlehen sehr attraktiv, weil<br />

sie dem Kleinkreditnehmer zu beträchtlichen<br />

Miet- und Geschäftseinnahmen verhelfen<br />

können. Sparkonten bilden eine weitere sehr<br />

interessante Produktkategorie, insbesondere<br />

für Frauen. Diese sparen im Allgemeinen<br />

für ein bestimmtes Ziel, beispielsweise für<br />

die Aus- und Weiterbildung. In diesem Jahr<br />

führt WWB ausserdem ein Pilotprojekt im<br />

Bereich Mikrokrankenversicherung durch,<br />

das speziell auf Entbindungen ausgerichtet<br />

ist – hier besteht in unserer Zielbevölkerung<br />

ein enormer Bedarf.<br />

Warum ist es so wichtig, den<br />

Frauen und nicht den Männern die<br />

Darlehen zu geben?<br />

Wenn Sie einer Frau Geld leihen, hat das<br />

einen viel grösseren Einfluss auf das Wohl<br />

der Familie. Überall auf der Welt investieren<br />

Frauen die Gewinne aus ihren Kleinstunternehmen<br />

eher in die Ausbildung ihrer Kinder<br />

oder in die Verbesserung ihrer Behausungen,<br />

während Männer laut Statistik mehr Geld für<br />

Konsumgüter ausgeben. Frauen verzichten<br />

auch eher auf ein vertikales Wachstum ihres<br />

Unternehmens, das mit längeren Abwesenheiten<br />

von zuhause oder mit der Expansion<br />

in weiter entfernte Märkte verbunden wäre.<br />

Dann ist es auf der anderen Seite<br />

also ein Nachteil, dass die meisten von<br />

Foto: John Abbott<br />

Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>


Leader Mary Ellen Iskenderian<br />

73<br />

Frauen gegründeten Unternehmen nur<br />

in ihrem Bereich wachsen wollen?<br />

WWB hat sich eingehend mit der Frage beschäftigt,<br />

wie und warum sich Frauenunternehmen<br />

von Männerunternehmen unterscheiden.<br />

Horizontales Wachstum ist kein<br />

Nachteil per se, wenn es die Lebensgrundlagen<br />

und die Alterssicherung verbessert<br />

und zusätzliche Chancen für die nächste<br />

Generation schafft. Dazu braucht es jedoch<br />

Kenntnis der Finanzprodukte, die sich am<br />

besten für horizontales Wachstum eignen,<br />

sowie Klarheit über die Frage, welchen Beitrag<br />

diese Heimbetriebe im informellen Sektor<br />

zur wirtschaftlichen Entwicklung einer<br />

Gemeinde oder eines Landes leisten.<br />

Was unternimmt WWB zum Thema<br />

horizontales Wachstum?<br />

Uns ist bewusst, dass die Haushaltspflichten<br />

einer Frau, darunter die Kinderbetreuung,<br />

nicht einfach wegfallen, wenn die Frau ein<br />

Darlehen zur Gründung eines Kleinunternehmens<br />

erhält. Wir informieren unsere<br />

Mitglieder über innovative Ideen, die es<br />

Frauen ermöglichen, ihr Unternehmen in der<br />

Nähe ihres Haushalts zu führen, damit sie<br />

sich weiterhin um die übrigen Lebensbereiche<br />

kümmern können. Daneben werden<br />

aber auch infrastrukturelle und institutionelle<br />

Fragen angesprochen. Zum Beispiel:<br />

Wie können Frauen besseren Zugang zu den<br />

Märkten erlangen? Wie können wir andere<br />

Hindernisse aus dem Weg räumen, die den<br />

Ausbau ihres Unternehmens erschweren?<br />

Wie sieht die Zukunft von WWB aus?<br />

Der Mikrofinanz-Sektor entwickelt sich zurzeit<br />

äusserst dynamisch und birgt daher sowohl<br />

Herausforderungen als auch Chancen.<br />

Ich glaube, dass WWB gut positioniert ist,<br />

um auf diesem Gebiet weiterhin eine Vorreiterrolle<br />

zu spielen. Wir wollen zum wichtigsten<br />

Sprachrohr der Frauen in der Mikrofinanz<br />

werden und mit diesem Ziel vor Augen<br />

helfen, die Reichweite unserer Mitgliederinstitutionen<br />

zu vergrössern und ihre Wirkung<br />

auf arme Frauen zu vertiefen.<br />

Angesichts der zunehmenden Aufmerksamkeit<br />

und des Kapitals, das in den Mikrofinanz-Sektor<br />

fliesst, können wir nach unserem<br />

Dafürhalten rund eine Milliarde Menschen<br />

erreichen, die bis heute keinen Zugang<br />

zu den elementarsten Finanzdienstleistungen<br />

haben. Das bedingt, dass wir alle – Geschäftsbanken,<br />

Non-Profit-Organisationen,<br />

interessierte Privatpersonen – zusammenarbeiten.<br />

Aber ich bin überzeugt, dass wir<br />

dieses Ziel im Laufe unseres Lebens erreichen<br />

können. <<br />

Den Armutskreislauf durchbrechen<br />

Das Netzwerk von Women’s World Banking hat weltweit 21 Millionen<br />

einkommensschwachen Menschen neue Lebenschancen eröffnet.<br />

Vor 33 Jahren diskutierten zehn Experten<br />

an der ersten UN-Weltfrauenkonferenz über<br />

verschiedene Möglichkeiten, wie Frauen bei<br />

der Überwindung von Armut geholfen werden<br />

könnte. Die Idee war, einkommensschwachen<br />

Unternehmerinnen Kleinkredite<br />

und andere Finanzdienstleistungen anzubieten<br />

und so die weltweite Armut zu bekämpfen.<br />

Ein Jahr danach wurde Women’s World<br />

Banking (WWB) gegründet. Die Geschäftsleitung<br />

bestand ausschliesslich aus Frauen,<br />

darunter Ela Bhatt, Gründerin und Präsidentin<br />

der indischen Self Employed Women’s<br />

Association.<br />

WWB ist inzwischen zu einem weltweiten<br />

Netzwerk von über 50 Mikrofinanz-Instituten<br />

(MFI) und Banken gewachsen, die<br />

21 Millionen einkommensschwachen Menschen<br />

in 30 Ländern Kredite und andere<br />

Finanzdienstleistungen anbieten.<br />

Darüber hinaus engagiert sich WWB zusammen<br />

mit 24 Geschäftsbanken und anderen<br />

Finanzinstituten im Global Network<br />

for Banking Innovation (GNBI). Die Mitglieder<br />

des GNBI tauschen Erfolgsstrategien<br />

(Best Practices), Innovationen und<br />

Wissen zur Mikrofinanz untereinander und<br />

mit der weiteren Bankindustrie aus. Verschiedene<br />

dieser Partner helfen WWB über<br />

die traditionelle Kreditvergabe hinaus, Spar-,<br />

Investitions- und Versicherungsprodukte<br />

sowie weitere Finanzdienstleistungen zu<br />

entwickeln.<br />

Vom Sitz in New York aus bietet das<br />

globale WWB-Team zudem Beratungsleistungen<br />

für kleine Basisorganisationen und<br />

Frauengruppen auf der ganzen Welt und hilft<br />

diesen, sich zu eigenständigen Finanzunternehmen<br />

zu entwickeln.<br />

WWB gehört zu den Wegbereitern der<br />

Leistungsmessung in der Mikrofinanz-Industrie<br />

und schreibt den Organisationen ihres<br />

Netzwerks hohe Leistungsstandards vor.<br />

Gut 70 Prozent der Mitglieder rangieren in<br />

ihren jeweiligen Ländern unter den besten<br />

drei MFI, und über 75 Prozent der Kunden<br />

sind Frauen. Zurzeit vergrössern die WWB-<br />

Mitgliedsgesellschaften ihre Finanzressourcen<br />

und damit auch die Kundenbasis um<br />

jährlich 30 Prozent und weisen ein Darlehensportfolio<br />

von über 1,4 Milliarden US-<br />

Dollar auf.<br />

Grundsätzlich bietet WWB ihre Finanzdienstleistungen<br />

auch Männern an, doch geniesst<br />

der Zugang von Frauen zu Mikrofinanz-<br />

Dienstleistungen nach wie vor oberste<br />

Priorität.<br />

Obwohl Mary Ellen Iskenderian, CEO von<br />

WWB, die Mikrofinanz nicht romantisieren<br />

will, hinterliess die Geschichte einer Frau,<br />

die sie auf ihrer ersten Reise als WWB-<br />

Chefin Ende 2006 traf, einen bleibenden<br />

Eindruck. Bei einem Besuch des Kenya<br />

Women’s Finance Trust, einer der ältesten<br />

WWB-Partnerorganisationen in Afrika,<br />

lernte sie Joyce Wafukho kennen. Wafukho<br />

hatte ihre gesamten Ersparnisse sowie Darlehen<br />

von Familienmitgliedern investiert,<br />

um in ihrem abgelegenen Dorf eine kleine<br />

Eisenwarenhandlung zu eröffnen. Sie wollte<br />

ihr Warenangebot vergrössern, bekam aber<br />

von der Bank kein Darlehen. Schliesslich<br />

fand sie den Kenya Women’s Finance Trust,<br />

erhielt einen 70-Dollar-Kredit und erwarb<br />

gleichzeitig Grundkenntnisse in Buchhaltung<br />

und Finanzwesen.<br />

«Joyce hat sieben einjährige Darlehen<br />

aufgenommen und betreibt eine voll ausgestattete<br />

Eisenwarenhandlung sowie ein<br />

Holzgeschäft, über das sie Aufträge der<br />

Provinzregierung zur Einrichtung von Schulzimmern<br />

in der Region abwickelt», meint<br />

Iskenderian zu dieser Erfolgsgeschichte.<br />

Wafukhos Kleinunternehmen ist derart rasant<br />

gewachsen, dass sie heute 25 Leute<br />

beschäftigt, und ihr Mann hat seinen Job<br />

als Polizist aufgegeben, um ihr zur Seite zu<br />

stehen. Mit ihrem Gewinn hat sie ihren Kindern<br />

den Besuch der Primar- und Sekundarschule<br />

ermöglicht und ein neues Haus für<br />

die Familie gebaut.<br />

«Mir ist natürlich klar, dass nicht alle Mikrokreditnehmer<br />

eine solche Erfolgsgeschichte<br />

vorzuweisen haben», erklärt Iskenderian.<br />

«Dennoch besitzt die Mikrofinanz<br />

das Potenzial, Leben zu verändern, indem<br />

sie Menschen hilft, den Armutskreislauf zu<br />

durchbrechen.» mb<br />

Weitere Informationen über<br />

Women’s World Banking finden Sie<br />

unter www.swwb.org.<br />

Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>


74<br />

Auf einen Klick www.credit-suisse.com/infocus<br />

@propos<br />

Die schöne neue IT-Welt und ich<br />

Vor ein paar Tagen wurde ich gefragt, ob ich<br />

nicht auch für diese Kolumne im Bulletin<br />

schreiben wolle. Ich fühlte mich geehrt, zumal<br />

ich erst ein paar Monate zuvor meinen Einstand<br />

in dieser Redaktion gegeben hatte. Allerdings<br />

fragte ich mich gleichzeitig, ob ich die geeignete<br />

Person für eine Glosse zum World Wide<br />

Web sein könnte. Denn ich bin ein geouteter<br />

und relativ unheilbarer IT-Muffel.<br />

Also überlegte ich hin und her, was ich<br />

schreiben sollte. Ich fragte um Rat. Ich schrieb<br />

verschiedene Versionen, die ich alle wieder<br />

verwarf und niemandem zeigen wollte. Ich<br />

überlegte, welche originelle Internetseite ich<br />

kenne, die der Bulletin-Leser unbedingt besuchen<br />

sollte. Welchen verblüffend einfachen<br />

Trick ich kannte, um nie mehr Passwörter zu<br />

vergessen. Welches neuste und schönste<br />

Apple-Produkt ich zum Kauf empfehlen könnte.<br />

Aber ich fand nichts, worüber ich auch nur<br />

halbsweg überzeugend hätte schreiben können.<br />

Ich suchte also nach einer Story, die vor<br />

allem eins nicht verraten würde – wie beschränkt<br />

mein technisches Talent ist.<br />

Sicher könnte auch ich in meinem Alltag<br />

auf das Internet nicht mehr verzichten. Auch<br />

ich suche regelmässig alles Mögliche und Unmögliche<br />

in Suchmaschinen. Auch ich besitze<br />

einen privaten E-Mail-Account. Ausgedehnte<br />

Shoppingtouren im World Wide Web habe<br />

ich ebenfalls schon unternommen. Und sogar<br />

meine Rechnungen begleiche ich schon seit<br />

geraumer Zeit papierlos – Online Banking sei<br />

Dank. Und doch werde ich das Gefühl nicht<br />

los, dass zwischen mir und der Wunderwelt IT<br />

nach wie vor ein tiefer Graben aufreisst. Ein<br />

anja.papp@credit-suisse.com<br />

Graben, der wahrscheinlich bis auf weiteres<br />

schwer zu überqueren bleibt.<br />

Deshalb bewundere ich alle meine Freunde,<br />

die den Rest der Welt per Homepage zu allen<br />

Lebenslagen informieren. Ich lausche begeistert<br />

ihren Geschichten, ihren Abenteuern aus<br />

dem «Second Life». Immer haben sie zu allen<br />

Themen einen Ansprechpartner, wenn sie mit<br />

Facebook, MySpace und Smallworld in alle<br />

Himmelsrichtungen vernetzt sind. Und gut<br />

informiert sind sie obendrein, dank Blog, Podcast<br />

oder RSS-Service.<br />

Somit schlage ich bei solchen Gelegenheiten<br />

doch eine schmale Brücke zur Wunderwelt<br />

IT. Schon möglich, dass ich eines Tages<br />

dieses zarte Konstrukt über fremde Gewässer<br />

sogar weiter ausbauen werde. Doch momentan<br />

reicht mir meine Seite des Flusses.<br />

credit-suisse.com/infocus<br />

Online-Forum: Der Golfsport im Aufwind<br />

Volker Krajewski,<br />

Präsident der Swiss PGA,<br />

beantwortet Ihre Fragen<br />

zum Golfsport<br />

In der Schweiz wächst Golf von allen Sportarten am stärksten. Heute<br />

zählt unser Land 95 Golfclubs und rund 100 000 Spieler. Mehr als die<br />

Hälfte der Spieler sind aktive Mitglieder des Schweizerischen Golfverbandes<br />

(ASG). Im Europa-Ranking liegt die Schweiz auf Platz 15. Dem<br />

ASG sind neben den Mitgliederclubs zehn Vereine angeschlossen. Die<br />

Swiss PGA (Swiss Professional Golfers Association) ist einer davon.<br />

Seine Mitglieder sind die Golf-Professionals in der Schweiz. Mit ihrem<br />

Fachwissen und ihrer Erfahrung prägen die Mitglieder den Golfsport<br />

und helfen erfolgreich mit, den Sport immer weiter zu entwickeln und<br />

volksnah zu machen.<br />

Volker Krajewski, Head-Professional im Golfclub Schinznach-Bad,<br />

ist seit sechs Jahren Präsident der Swiss PGA. Er hat die Verbandsstatuten<br />

weitgehend erneuert – immer mit dem Ziel: «Making Golf a Better<br />

Game». Ein besseres Spiel heisst: solide Grundlagen in Technik, Etikette<br />

und Taktik, aber über allem sollen die Freude und der Spass stehen.<br />

Die Aus- und Weiterbildung liegt Krajewski daher sehr am Herzen.<br />

Er will, dass die Mitglieder den Golfsport leben und diesen Geist mit<br />

Freude weitergeben.<br />

Für alle Freunde des Golfsports – und auch für all diejenigen, die es<br />

noch werden möchten – organisiert die Credit Suisse auf ihrer Sponsoring-Website<br />

ein Online-Forum rund um den Sport mit dem kleinen<br />

weissen Ball. Haben Sie Fragen oder Anregungen zur grundsätzlichen<br />

Stossrichtung des Schweizer Golfsports? Tragen Sie sich möglicherweise<br />

selbst mit dem Gedanken, eine Karriere als Profigolfer einzuschlagen?<br />

Was denken Sie über Anzahl, Qualität und Lage der Schweizer<br />

Golfplätze? Was genau unternehmen die Verbände und Vereine in<br />

Sachen Nachwuchsförderung? Und wie gut steht die golfspielende<br />

Schweiz im Vergleich zum Ausland da? Solche und andere Fragen<br />

können Sie Volker Krajewski stellen. ath<br />

Ablauf: Das Forum startet am 6. Oktober und ist offen für Fragen bis<br />

17. Oktober. Die Fragen und Antworten werden rund zwei Wochen<br />

später im Internet aufgeschaltet. Gleichzeitig wird der Fragesteller<br />

direkt per E-Mail informiert, sobald seine Frage beantwortet wurde.<br />

Mehr Infos unter: www.credit-suisse.com/golf<br />

Fotos: Martin Stollenwerk | Swiss PGA<br />

Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>


Drive a Formula 1<br />

Incentives (Full-Service-Anbieter)<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Teambuilding<br />

Seminare / Ausbildung<br />

Gruppenerlebnisse<br />

Einzelbuchungen<br />

Gutscheine (mit Adrenalin-Box)<br />

AL-Promotion<br />

Motorsport & Events<br />

Affolternstrasse 130<br />

CH-8105 Regensdorf<br />

Telefon +41 (0)44 844 02 80<br />

info@al-promotion.com<br />

www.passion4speed.com


Mit Microfinance die Armut bekämpfen<br />

Spendenkonto<br />

80-29768-1<br />

Swisscontact fördert Kleinunternehmen in Entwicklungsländern. Oft ist diesen der Zugang zu sicheren<br />

Spar- und Kreditmöglichkeiten verwehrt. Das behindert die Entwicklung ihres Geschäftes. Unsere<br />

Projekte in Afrika, Asien und Lateinamerika unterstützen deshalb Mikrofinanz-Institutionen mit Ausbildung<br />

und Beratung. Kleinunternehmen können so von verbesserten Finanzdienstleistungen profitieren,<br />

welche auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten sind und Wachstum ermöglichen.<br />

Ihre Spende schafft Arbeit und Einkommen in Entwicklungsländern. Wir danken Ihnen dafür!<br />

www.swisscontact.org

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