bull_08_04_Metall
Credit Suisse bulletin, 2008/04
Credit Suisse bulletin, 2008/04
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Seit 1895 das Magazin der Credit Suisse Nummer 4 Okt./Nov. 20<strong>08</strong><br />
<strong>Metall</strong><br />
Magnitogorsk Reportage aus Stalins Stahlstadt<br />
Meteoritenjäger Auf dem Sprung zum nächsten Fund<br />
Mythos Inflation Warum sie doch nicht eintrifft<br />
Macht des Goldes Ein <strong>Metall</strong> regiert die Welt<br />
Moto2Be 80 000 Dollar für einen guten Zweck erfahren<br />
Mary Ellen Iskenderian Women’s World Banking<br />
<strong>bull</strong>etin plus Wohnen
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
6<br />
7<br />
Periodensystem der Elemente<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18<br />
1. Hg<br />
1,00794<br />
1s 1<br />
IUPAC – Empfehlung<br />
Benennung mit Haupt- und Nebengruppen<br />
8. Hg<br />
4,002602<br />
1s 2<br />
1 H<br />
–1,1<br />
–259 2.2<br />
–253 13.6<br />
Wasserstoff<br />
6,941<br />
[He]2s 1<br />
3 Li<br />
1<br />
181 1.0<br />
1317 5.4<br />
Lithium<br />
22,989770<br />
[Ne]3s 1<br />
2. Hg<br />
9,012182<br />
[He]2s 2<br />
4 Be<br />
2<br />
1278 1.5<br />
2970 9.3<br />
Beryllium<br />
24,3050<br />
[Ne]3s 2<br />
Relative Atommasse<br />
[Massenzahl des<br />
langlebigsten Isotops]<br />
Ordnungszahl<br />
Schmelzpunkt [°C]<br />
Siedepunkt [°C]<br />
Elementname<br />
243,0614 *<br />
[Rn]5f<br />
95 Am<br />
7 7s 2<br />
3,4,5,6<br />
994 ~1.2<br />
2607 6.0<br />
Americium<br />
<strong>Metall</strong>e<br />
Künstliches Element<br />
Elektronenkonfiguration<br />
Elementsymbol<br />
Oxidationszahlen<br />
Elektronegativität<br />
Erste Ionisierungsenergie [eV]<br />
3. Hg 4. Hg 5. Hg 6. Hg 7. Hg<br />
10,811<br />
[He]2s<br />
5 B<br />
2p 1 12,0107 [He]2s 6 C<br />
2p 2<br />
14,00674 [He]2s<br />
7 N<br />
2p 3 15,9994 [He]2s<br />
8 O<br />
2p 4 18,9984032<br />
[He]2s<br />
9 F<br />
2p 5<br />
3<br />
–4,2,4<br />
–3,2,3,4,5<br />
–2,–1<br />
–1<br />
2300 3550 –210 –218 –220 2.0 2.5 3.1 3.5 4.1<br />
–188 17.4<br />
2550 8.3 4827 11.3 –196 14.5 –183 13.6 Bor<br />
Kohlenstoff Stickstoff Sauerstoff Fluor<br />
26,981538<br />
[Ne]3s 2 3p 1<br />
28,<strong>08</strong>55<br />
[Ne]3s 2 3p 2<br />
30,973761<br />
[Ne]3s 2 3p 3<br />
32,066<br />
[Ne]3s 2 3p 4<br />
35,4527<br />
[Ne]3s 2 3p 5<br />
2 He<br />
–272 –<br />
–269 24.6<br />
Helium<br />
20,1797<br />
[He]2s<br />
10 Ne<br />
2 2p 6<br />
–249 –<br />
–246 21.6<br />
Neon<br />
39,948<br />
[Ne]3s 2 3p 6<br />
11 Na<br />
1<br />
98 1.0<br />
892 5.1<br />
Natrium<br />
39,0983<br />
[Ar]4s 1<br />
12 Mg<br />
2<br />
649 1.2<br />
1107 7.6<br />
Magnesium<br />
40,078<br />
[Ar]4s 2<br />
Halbmetalle<br />
3. Ng 4. Ng 5. Ng 6. Ng 7. Ng 8. Ng 8. Ng 8. Ng 1. Ng 2. Ng<br />
44,955910 47,867<br />
50,9415 51,9961 54,938<strong>04</strong>9 55,845 58,93320 58,6934 63,546 65,39<br />
[Ar]3d 1 4s 2 [Ar]3d 2 4s 2 [Ar]3d 3 4s 2 [Ar]3d 5 4s 1 [Ar]3d 5 4s 2 [Ar]3d 6 4s 2 [Ar]3d 7 4s 2 [Ar]3d 8 4s 2 [Ar]3d 10 4s 1 [Ar]3d 10 4s 2<br />
13 Al<br />
3<br />
661 1.5<br />
2467 6.0<br />
Aluminium<br />
69,723<br />
[Ar]3d 10 4s 2 4p 1<br />
14 Si<br />
–4,4<br />
1410 1.7<br />
2355 8.2<br />
Silicium<br />
72,61<br />
[Ar]3d 10 4s 2 4p 2<br />
15 P<br />
–3,3,5<br />
44 2.1<br />
280 10.5<br />
Phosphor<br />
74,92160<br />
[Ar]3d 10 4s 2 4p 3<br />
16 S<br />
–2,2,4,6<br />
113 2.4<br />
445 10.4<br />
Schwefel<br />
78,96<br />
[Ar]3d 10 4s 2 4p 4<br />
17 Cl<br />
–1,1,3,5,7<br />
–101 2.8<br />
–35 13.0<br />
Chlor<br />
79,9<strong>04</strong><br />
[Ar]3d 10 4s 2 4p 5<br />
18 Ar<br />
–189 –<br />
–186 15.8<br />
Argon<br />
83,80<br />
[Ar]3d 10 4s 2 4p 6<br />
19 K<br />
1<br />
64 0.9<br />
774 4.3<br />
Kalium<br />
85,4678<br />
[Kr]5s 1<br />
20 Ca<br />
2<br />
839 1.0<br />
1487 6.1<br />
Calcium<br />
87,62<br />
[Kr]5s 2<br />
21 Sc<br />
3<br />
1539 1.2<br />
2832 6.5<br />
Scandium<br />
88,90585<br />
[Kr]4d 15 s 2<br />
22 Ti<br />
3,4<br />
1660 1.3<br />
3260 6.8<br />
Titan<br />
91,224<br />
[Kr]4d 2 5s 2<br />
23 V<br />
0,2,3,4,5<br />
1890 1.5<br />
3380 6.7<br />
Vanadium<br />
92,90638<br />
[Kr]4d 4 5s 1<br />
24 Cr<br />
0,2,3,6<br />
1857 1.6<br />
2482 6.8<br />
Chrom<br />
95,94<br />
[Kr]4d 5 5s 1<br />
25 Mn<br />
–1,0,2,3,4,6,7<br />
1244 1.6<br />
2097 7.4<br />
Mangan<br />
[98]<br />
[Kr]4d 6 5s 1<br />
26 Fe<br />
–2,0,2,3,6<br />
1535 1.6<br />
2750 7.9<br />
Eisen<br />
101,07<br />
[Kr]4d 7 5s 1<br />
27 Co<br />
–1,0,2,3<br />
1495 1.7<br />
2870 7.9<br />
Cobalt<br />
102,90550<br />
[Kr]4d 8 5s 1<br />
28 Ni<br />
0,2,3<br />
1453 1.8<br />
2732 7.6<br />
Nickel<br />
106,42<br />
[Kr]4d 10<br />
29 Cu<br />
1,2<br />
1<strong>08</strong>4 1.8<br />
2595 7.7<br />
Kupfer<br />
107,8682<br />
[Kr]4d 10 5s 1<br />
30 Zn<br />
2<br />
420 1.7<br />
907 9.4<br />
Zink<br />
112,411<br />
[Kr]4d 10 5s 2<br />
31 Ga<br />
3<br />
30 1.8<br />
2403 6.0<br />
Gallium<br />
114,818<br />
[Kr]4d 10 5s 2 5p 1<br />
32 Ge<br />
4<br />
937 2.0<br />
2830 7.9<br />
Germanium<br />
118,710<br />
[Kr]4d 10 5s 2 5p 2<br />
33 As<br />
–3,3,5<br />
613(subl.) 2.2<br />
– 9.8<br />
Arsen<br />
121,760<br />
[Kr]4d 10 5s 2 5p 3<br />
34 Se<br />
–2,4,6<br />
217 2.5<br />
685 9.8<br />
Selen<br />
127,60<br />
[Kr]4d 10 5s 2 5p 4<br />
35 Br<br />
–1,1,3,5,7<br />
–7 2.7<br />
59 11.8<br />
Brom<br />
126,9<strong>04</strong>47<br />
[Kr]4d 10 5s 2 5p 5<br />
36 Kr<br />
2<br />
–157 –<br />
–152 14.0<br />
Krypton<br />
131,29<br />
[Kr]4d 10 5s 2 5p 6<br />
37 Rb<br />
1<br />
39 0.9<br />
688 4.2<br />
Rubidium<br />
132,90545<br />
[Xe]6s 1<br />
38 Sr<br />
2<br />
769 1.0<br />
1384 5.7<br />
Strontium<br />
137,327<br />
[Xe]6s 2<br />
39 Y<br />
3<br />
1523 1.1<br />
3337 6.4<br />
Yttrium<br />
57 – 71<br />
40 Zr<br />
4<br />
1852 1.2<br />
4377 6.8<br />
Zirconium<br />
178,49<br />
[Xe]4f 14 5d 2 6s 2<br />
41 Nb<br />
3,5<br />
2468 1.2<br />
4927 6.9<br />
Niobium<br />
180,9479<br />
[Xe]4f 14 5d 3 6s 2<br />
42 Mo<br />
0,2,3,4,5,6<br />
2617 1.3<br />
5560 7.1<br />
Molybdän<br />
183,84<br />
[Xe]4f 14 5d 4 6s 2<br />
43 Tc<br />
7<br />
2172 1.4<br />
5030 7.3<br />
Technetium<br />
186,207<br />
[Xe]4f 14 5d 5 6s 2<br />
44 Ru<br />
–2,0,2,3,4,6,8<br />
2310 1.4<br />
3900 7.4<br />
Ruthenium<br />
190,23<br />
[Xe]4f 14 5d 6 6s 2<br />
45 Rh<br />
0,1,2,3,4,5<br />
1966 1.5<br />
3727 7.5<br />
Rhodium<br />
192,217<br />
[Xe]4f 14 5d 7 6s 2<br />
46 Pd<br />
0,2,4<br />
1552 1.4<br />
3140 8.3<br />
Palladium<br />
195,078<br />
[Xe]4f 14 5d 9 6s 1<br />
47 Ag<br />
1,2<br />
962 1.4<br />
2212 7.6<br />
Silber<br />
196,96655<br />
[Xe]4f 14 5d 10 6s 1<br />
48 Cd<br />
2<br />
321 1.5<br />
765 9.0<br />
Cadmium<br />
200,59<br />
[Xe]4f 14 5d 10 6s 2<br />
49 In<br />
3<br />
157 1.5<br />
2<strong>08</strong>0 5.8<br />
Indium<br />
2<strong>04</strong>,3833<br />
[Xe]4f 14 5d 10 6s 2 6p 1<br />
50 Sn<br />
2,4<br />
232 1.7<br />
2270 7.3<br />
Zinn<br />
207,2<br />
[Xe]4f 14 5d 10 6s 2 6p 2<br />
51 Sb<br />
–3,3,5<br />
631 1.8<br />
1750 8.6<br />
Antimon<br />
2<strong>08</strong>,98038<br />
[Xe]4f 14 5d 10 6s 2 6p 3<br />
52 Te<br />
–2,4,6<br />
450 2.0<br />
990 9.0<br />
Tellur<br />
[209]<br />
[Xe]4f 14 5d 10 6s 2 6p 4<br />
53 I<br />
–1,1,5,7<br />
114 2.2<br />
184 10.5<br />
Iod<br />
[210]<br />
[Xe]4f 14 5d 10 6s 2 6p 5<br />
54 Xe<br />
2,4,6<br />
–112 –<br />
–107 12.1<br />
Xenon<br />
[222]<br />
[Xe]4f 14 5d 10 6s 2 6p 6<br />
55 Cs<br />
1<br />
28 0.9<br />
690 3.9<br />
Cäsium<br />
[223]<br />
[Rn]7s<br />
87 Fr<br />
1<br />
1<br />
27 0.9<br />
677 4.0<br />
Francium<br />
56 Ba<br />
2<br />
La–Lu<br />
725 1.0<br />
1640 5.2<br />
Barium<br />
[226]<br />
[Rn]7s<br />
88 Ra<br />
2<br />
700 1.0<br />
1140 5.3<br />
Radium<br />
Lanthanoide<br />
89 – 103<br />
2<br />
Ac–Lr<br />
Actinoide<br />
72 Hf<br />
4<br />
2150 1.2<br />
5400 7.0<br />
Hafnium<br />
73 Ta<br />
5<br />
2996 1.3<br />
5425 7.9<br />
Tantal<br />
[261] * [262] *<br />
1<strong>04</strong> Rf<br />
105 Db<br />
[Rn]5f<br />
14 6d 2 7s 2 Rutherfordium<br />
Dubnium<br />
74 W<br />
0,2,3,4,5,6<br />
3407 1.4<br />
5927 8.0<br />
Wolfram<br />
[263] *<br />
[Rn]5f 14 6d 3 7s 2 106 Sg<br />
Seaborgium<br />
75 Re<br />
–1,2,4,6,7<br />
3180 1.5<br />
5627 7.9<br />
Rhenium<br />
[264] *<br />
[Rn]5f 14 6d 4 7s 2 107 Bh<br />
Bohrium<br />
76 Os<br />
–2,0,2,3,4,6,8<br />
3<strong>04</strong>5 1.5<br />
5027 8.7<br />
Osmium<br />
[265] *<br />
[Rn]5f 14 6d 5 7s 2 1<strong>08</strong> Hs<br />
Hassium<br />
77 Ir<br />
–1,0,1,2,3,4,6<br />
2410 1.6<br />
4130 9.1<br />
Iridium<br />
[268] *<br />
[Rn]5f 14 6d 6 7s 2 109 Mt<br />
Meitnerium<br />
78 Pt<br />
0,2,4<br />
1772 1.4<br />
3827 9.0<br />
Platin<br />
[269] *<br />
[Rn]5f 14 6d 7 7s 2 110 Ds<br />
Darmstadtium<br />
79 Au<br />
1,3<br />
1064 1.4<br />
2940 9.2<br />
Gold<br />
[272] *<br />
[Rn]5f 14 6d 9 7s 1 111 Rg<br />
Röntgenium<br />
80 Hg<br />
1,2<br />
–39 1.5<br />
357 10.4<br />
Quecksilber<br />
[277] *<br />
[Rn]5f 14 6d 10 7s 1 112 Uub<br />
Ununbium<br />
81 Tl<br />
1,3<br />
3<strong>04</strong> 1.4<br />
1457 6.1<br />
Thallium<br />
82 Pb<br />
2,4<br />
328 1.6<br />
1740 7.4<br />
Blei<br />
[289] *<br />
113 Uut 114 Uuq<br />
Ununtrium 1<br />
Ununquadium<br />
83 Bi<br />
3,5<br />
271 1.7<br />
1560 7.3<br />
Bismut<br />
84 Po<br />
2,4,6<br />
254 1.8<br />
962 8.4<br />
Polonium<br />
[289] *<br />
115 Uup 116 Uuh<br />
Ununpentium 1<br />
Ununhexium<br />
85 At<br />
–1,1,3,5,7<br />
302 2.0<br />
337 9.5<br />
Astat<br />
86 Rn<br />
2<br />
–71 –<br />
–62 10.7<br />
Radon<br />
[293] *<br />
117 Uus 118 Uuo<br />
Ununseptium 1<br />
Ununoctium<br />
138,9055<br />
[Xe]5d 1 6s 2<br />
140,116<br />
[Xe]4f 2 6s 2<br />
140,90765<br />
[Xe]4f 3 6s 2<br />
144,24<br />
[Xe]4f 4 6s 2<br />
[145]<br />
[Xe]4f 5 6s 2<br />
150,36<br />
[Xe]4f 6 6s 2<br />
151,964<br />
[Xe]4f 7 6s 2<br />
157,25<br />
[Xe]4f 7 5d 1 6s 2<br />
158,92534<br />
[Xe]4f 9 6s 2<br />
162,50<br />
[Xe]4f 10 6s 2<br />
164,93032<br />
[Xe]4f 11 6s 2<br />
167,26<br />
[Xe]4f 12 6s 2<br />
168,93421<br />
[Xe]4f 13 6s 2<br />
173,<strong>04</strong><br />
[Xe]4f 14 6s 2<br />
174,967<br />
[Xe]4f 14 5d 1 6s 2<br />
57 La<br />
3<br />
920 1.1<br />
3454 5.6<br />
Lanthan<br />
[227]<br />
[Rn]6d 1 7s 2<br />
58 Ce<br />
3,4<br />
798 1.1<br />
3257 5.5<br />
Cer<br />
[232]<br />
[Rn]6d 2 7s 2<br />
59 Pr<br />
3,4<br />
931 1.1<br />
3212 5.4<br />
Praseodym<br />
[231]<br />
[Rn]5f 2 6d 1 7s 2<br />
60 Nd<br />
3<br />
1010 1.1<br />
3127 5.5<br />
Neodym<br />
[238]<br />
[Rn]5f 3 6d 1 7s 2<br />
61 Pm<br />
3<br />
1<strong>08</strong>0 1.1<br />
2730 5.6<br />
Promethium<br />
[237]<br />
[Rn]5f 4 6d 1 7s 2<br />
62 Sm<br />
2,3<br />
1072 1.1<br />
1778 5.6<br />
Samarium<br />
[244]<br />
[Rn]5f 6 7s 2<br />
63 Eu<br />
2,3<br />
822 1.0<br />
1597 5.7<br />
Europium<br />
[243] *<br />
[Rn]5f 7 7s 2<br />
64 Gd<br />
3<br />
1311 1.1<br />
3233 6.1<br />
Gadolinium<br />
[247] *<br />
[Rn]5f 7 6d 1 7s 2<br />
65 Tb<br />
3,4<br />
1360 1.1<br />
3<strong>04</strong>1 5.9<br />
Terbium<br />
[247] *<br />
[Rn]5f 9 7s 2<br />
66 Dy<br />
3<br />
1406<br />
2335 5.9<br />
Dysprosium<br />
[251] *<br />
[Rn]5f 10 7s 2<br />
67 Ho<br />
3<br />
1470 1.1<br />
2720 6.0<br />
Holmium<br />
[252] *<br />
[Rn]5f 11 7s 2<br />
68 Er<br />
3<br />
1522 1.1<br />
2510 6.1<br />
Erbium<br />
[257] *<br />
[Rn]5f 12 7s 2<br />
69 Tm<br />
2,3<br />
1545 1.1<br />
1727 6.2<br />
Thulium<br />
[258] *<br />
[Rn]5f 13 7s 2<br />
70 Yb<br />
2,3<br />
824 1.1<br />
1193 6.3<br />
Ytterbium<br />
[259] *<br />
[Rn]5f 14 7s 2<br />
71 Lu<br />
3<br />
1656 1.1<br />
3315 5.4<br />
Lutetium<br />
[262] *<br />
[Rn]5f 14 6d 1 7s 2<br />
89 Ac<br />
3<br />
1<strong>04</strong>7 1.0<br />
3197 6.9<br />
Actinium<br />
90 Th<br />
4<br />
1750 1.1<br />
4787 7.0<br />
Thorium<br />
91 Pa<br />
4,5<br />
1554 1.1<br />
4030 –<br />
Protactinium<br />
92 U<br />
3,4,5,6<br />
1132 1.2<br />
3818 6.1<br />
Uran<br />
93 Np<br />
3,4,5,6<br />
640 1.2<br />
3902<br />
Neptunium<br />
94 Pu<br />
3,4,5,6<br />
641 1.2<br />
3327 5.8<br />
Plutonium<br />
95 Am<br />
3,4,5,6<br />
994 ~1.2<br />
2607 6.0<br />
Americium<br />
96 Cm<br />
3,4<br />
1340 ~1.2<br />
3100<br />
Curium<br />
97 Bk<br />
3,4<br />
986 ~1.2<br />
Berkelium<br />
98 Cf<br />
3,4<br />
900 ~1.2<br />
Californium<br />
99 Es<br />
3<br />
860 ~1.2<br />
Einsteinium<br />
100 Fm<br />
3<br />
Fermium<br />
~1.2<br />
101 Md<br />
3<br />
Mendelevium<br />
~1.2<br />
102 No<br />
2,3<br />
Nobelium<br />
103 Lr<br />
3<br />
Lawrencium<br />
Alle bekannten chemischen Stoffe dieser Erde, ob Gesteine, <strong>Metall</strong>e oder Gase, sind im Periodensystem<br />
(PSE) der chemischen Elemente geordnet. Diese Anordnung erklärt die Eigenschaft und Reaktionsfähigkeit<br />
jedes einzelnen Elements. Die waagrechten Reihen werden Perioden genannt und veranschaulichen die<br />
Anzahl Schalen der Elektronenhülle (so verfügt das Element Eisen [Fe] in der vierten Reihe über vier Schalen).<br />
Die senkrechten Spalten ordnen die Elemente nach Gruppen und Nebengruppen. Die Nachbarschaft veranschaulicht<br />
ähnliche chemische Eigenschaften.
Edelmetalle<br />
Gold<br />
Silber<br />
Palladium<br />
Platin<br />
Industriemetalle<br />
Aluminium<br />
Kupfer<br />
Nickel<br />
Zink<br />
Zinn<br />
Blei<br />
196,96655<br />
[Xe]4f 14 5d 10 6s 1<br />
Au 79<br />
1,3<br />
1064 1.4<br />
2940 9.2<br />
Gold<br />
107,8682<br />
[Kr]4d 10 5s 1<br />
Ag 47<br />
1,2<br />
962 1.4<br />
2212 7.6<br />
Silber<br />
106,42<br />
[Kr]4d 10<br />
Pd 46<br />
0,2,4<br />
1552 1.4<br />
3140 8.3<br />
Palladium<br />
195,078<br />
[Xe]4f 14 5d 9 6s 1<br />
Pt 78<br />
0,2,4<br />
1772 1.4<br />
3827 9.0<br />
Platin<br />
26,981538<br />
[Ne]3s 2 3p 1<br />
Al 13<br />
3<br />
661 1.5<br />
2467 6.0<br />
Aluminium<br />
63,546<br />
[Ar]3d 10 4s 1<br />
Cu 29<br />
1,2<br />
1<strong>08</strong>4 1.8<br />
2595 7.7<br />
Kupfer<br />
58,6934<br />
[Ar]3d 8 4s 2<br />
Ni 28<br />
0,2,3<br />
1453 1.8<br />
2732 7.6<br />
Nickel<br />
65,39<br />
[Ar]3d 10 4s 2<br />
Zn 30<br />
2<br />
420 1.7<br />
907 9.4<br />
Zink<br />
118,710<br />
[Kr]4d 10 5s 2 5p 2<br />
Sn 50<br />
2,4<br />
232 1.7<br />
2270 7.3<br />
Zinn<br />
207,2<br />
[Xe]4f 14 5d 10 6s 2 6p 2<br />
Pb 82<br />
2,4<br />
328 1.6<br />
1740 7.4<br />
Blei<br />
Gold ist seit Jahrtausenden ein<br />
begehrtes <strong>Metall</strong>, das sich<br />
durch seine Seltenheit, Schönheit<br />
und hohe Beständigkeit auszeichnet<br />
und den Zentralbanken<br />
als Vermögensvorrat dient.<br />
Silber übertrifft mit seiner<br />
thermischen und elektrischen<br />
Leitfähigkeit jedes andere<br />
<strong>Metall</strong>. Es kommt vor allem als<br />
Nebenprodukt in der Kupfer-,<br />
Blei- und Zinkverarbeitung vor.<br />
Palladium zählt zu den sechs<br />
<strong>Metall</strong>en der Platingruppe (PGM).<br />
PGM treten meistens zusammen<br />
am selben Ort auf. Sie sind die<br />
seltensten metallischen Elemente.<br />
Platin, ein weiteres der sechs <strong>Metall</strong>e<br />
der Platingruppe (PGM), ist<br />
das teuerste <strong>Metall</strong> dieser Gruppe.<br />
Wie Palladium wird es für umweltfreundliche<br />
Technologien, wie<br />
etwa Katalysatoren, verwendet.<br />
Aluminium ist nach Silizium<br />
das zweithäufigste metallische<br />
Element. Aluminium und<br />
Aluminiumlegierungen werden<br />
für ein breites Spektrum an industriellen<br />
Produkten verwendet.<br />
Kupfer wird für verschiedenste<br />
Zwecke in Haushalt, Industrie<br />
und Technik verwendet. Es ist<br />
verformbar, korrosionsbeständig<br />
und ein guter Wärme- und<br />
Stromleiter.<br />
Etwa 70% des Nickels werden für<br />
die Herstellung von Austenitstahl<br />
verwendet, 10% für Superlegierungen<br />
sowie 20% für legierte<br />
Stähle, Batterien/Akkus, Katalysatoren,<br />
Chemikalien und Münzen.<br />
Zink wird vor allem als Korrosions<br />
schutz zur Beschichtung von<br />
Eisen und Stahl ver wen det.<br />
Ausserdem ist es ein für Menschen,<br />
Tiere und Pflanzen<br />
lebenswichtiges Spurenelement.<br />
Zinn wird vor allem als Schutzbeschichtung<br />
oder in Legierungen<br />
verwendet. Besonders wichtig<br />
ist Zinn zudem für viele Anwendungen,<br />
für die es keine befriedigenden<br />
Ersatzmaterialien gibt.<br />
Blei ist ein korrosionsbeständiges,<br />
dichtes und verformbares <strong>Metall</strong>,<br />
das seit mindestens 5000 Jahren<br />
verwendet wird. Heute kommt es<br />
unter anderem bei Autobatterien<br />
zum Einsatz.<br />
Grösste Produzenten (t)<br />
Australien<br />
280<br />
Südafrika<br />
270<br />
China<br />
250<br />
USA<br />
240<br />
Peru<br />
170<br />
Grösste Produzenten (t)<br />
Peru<br />
3400<br />
Mexiko<br />
3000<br />
China<br />
2700<br />
Australien<br />
2000<br />
Chile<br />
1400<br />
Grösste Produzenten (t)<br />
Russland<br />
95<br />
Südafrika<br />
93<br />
Kanada<br />
18<br />
USA<br />
14<br />
Simbabwe<br />
4<br />
Grösste Produzenten (t)<br />
Südafrika<br />
183<br />
Russland<br />
27<br />
Kanada<br />
9<br />
Simbabwe<br />
5<br />
USA<br />
3<br />
Grösste Produzenten (000 t)<br />
China<br />
12 000<br />
Kanada<br />
3100<br />
USA<br />
2600<br />
Russland<br />
2000<br />
Australien<br />
1900<br />
Grösste Produzenten (000 t)<br />
Chile<br />
5700<br />
Peru<br />
1200<br />
USA<br />
1190<br />
China<br />
920<br />
Australien<br />
860<br />
Grösste Produzenten (000 t)<br />
Russland<br />
322<br />
Kanada<br />
258<br />
USA<br />
180<br />
Indonesien<br />
145<br />
Kolumbien<br />
100<br />
Grösste Produzenten (000 t)<br />
China<br />
3013<br />
Peru<br />
1444<br />
USA<br />
783<br />
Kanada<br />
622<br />
Mexiko<br />
572<br />
Grösste Produzenten (000 t)<br />
China<br />
136<br />
Indonesien<br />
102<br />
Peru<br />
39<br />
Bolivien<br />
16<br />
Kongo<br />
12<br />
Grösste Produzenten (000 t)<br />
China<br />
1592<br />
Australien<br />
642<br />
USA<br />
410<br />
Peru<br />
329<br />
Mexiko<br />
135<br />
2007: World Gold Council, GFMS Metals Consulting<br />
Die weltweiten Goldvorräte<br />
gingen 2007 im Jahresvergleich<br />
um 3% auf 3369 Tonnen zurück,<br />
was vor allem mit einem Produktionsrückgang<br />
in den USA, in<br />
Indonesien und Südafrika zusammenhing.<br />
In Südafrika wurden<br />
mehrere Minen geschlossen, um<br />
die Minensicherheit zu verbessern.<br />
Grösste Verbraucher (t)<br />
Indien<br />
774<br />
China<br />
326<br />
USA<br />
278<br />
Türkei<br />
249<br />
Saudi-Arabien<br />
129<br />
20<strong>08</strong>: U.S. Geological Survey (USGS)<br />
Indien war auch 2007 dank<br />
seiner robusten Konjunktur der<br />
führende Goldverbraucher.<br />
558 Tonnen wurden zur Herstellung<br />
von Schmuck verwendet.<br />
China löste 2007 die USA als<br />
zweitgrösster Einzelhandelsmarkt<br />
für Schmuck ab.<br />
Hauptverwendungszwecke<br />
Schmuck, Elektronik, Münzen,<br />
Industrie und Verzierungen<br />
(Architektur)<br />
Trends<br />
Die Goldproduktion stieg 2007<br />
um über 30% auf 3547 Tonnen,<br />
die grösste Zunahme seit 1979.<br />
Die jährliche Nachfrage im<br />
Elektroniksektor erreichte rund<br />
315 Tonnen, gegenüber 306<br />
Tonnen 2006. Dies war vor allem<br />
auf höhere Halbleiterverkäufe<br />
für MP3-Player und Flachbildschirme<br />
zurückzuführen.<br />
20<strong>08</strong>: U.S. Geological Survey (USGS)<br />
Die weltweite Minenproduktion<br />
legte 2007 zu. In Latein amerika,<br />
der weltweit bedeutendsten<br />
silberproduzierenden Region,<br />
stieg 20<strong>08</strong> gemäss World Silver<br />
Survey die Produktion um 9%.<br />
Das Wachstum in China wurde<br />
vor allem von den Basismetallproduzenten<br />
getragen.<br />
Grösste Verbraucher (t)<br />
USA<br />
4670<br />
Japan<br />
3540<br />
Indien<br />
2240<br />
Italien<br />
1560<br />
GB<br />
1470<br />
20<strong>08</strong>: The Silver Institute, Commodity Research Bureau<br />
Die Nachfrage nach Silber<br />
fusst auf drei Säulen: industrielle<br />
Anwendungen und Verzierungen,<br />
Fotografie sowie Schmuck<br />
und Silberwaren. Auf diese drei<br />
Säulen entfallen gemäss Silver<br />
Institute 95% des jährlichen<br />
Silberverbrauchs.<br />
Hauptverwendungszwecke<br />
Antibakterielle Anwendungen,<br />
Elektroindustrie, Schmuck,<br />
Silberwaren und Fotografie<br />
Trends<br />
Der Silberpreis pro Feinunze<br />
lag 2007 bei durchschnittlich<br />
USD 13,40, gemäss USGS<br />
der höchste Durchschnitts preis<br />
seit 1980. Die höheren Silberpreise<br />
entsprachen dem gestiegenen<br />
Anlegerinteresse für<br />
Silver Exchange Traded Funds<br />
(ETF).<br />
2007: Johnson Matthey Noble Metals,<br />
20<strong>08</strong>: Credit Suisse Standard Securities<br />
Die gegenüber 2006 rückläufige<br />
Palladiumproduktion Südafrikas<br />
war gemäss Johnson Matthey<br />
Noble Metals grösstenteils<br />
auf Schliessungen, geologische<br />
und technische Probleme sowie<br />
auf ein schwieriges Arbeitsumfeld<br />
zurückzuführen.<br />
Grösste Verbraucher (t)<br />
Restliche Länder inkl. China<br />
65<br />
Japan<br />
47<br />
Nordamerika<br />
46<br />
Europa<br />
29<br />
2007: Johnson Matthey Noble Metals,<br />
20<strong>08</strong>: Credit Suisse Standard Securities<br />
Die Palladiumnachfrage der<br />
Schmuckindustrie ging 2007<br />
zurück. Dafür waren vor allem<br />
rückläufige Einkäufe von<br />
chinesischen Herstellern verantwortlich.<br />
Die stärkste Nach -<br />
frage stammt aus der Fahrzeugkatalysatorindustrie.<br />
Hauptverwendungszwecke<br />
Fahrzeugkatalysatoren, Elektronik,<br />
Schmuck, Zahnmedizin, Chemie<br />
Trends<br />
Der Verbrauch von Palladium<br />
in der Elektronikindustrie stieg<br />
gemäss Johnson Matthey Noble<br />
Metals 20<strong>08</strong> im sechsten aufeinanderfolgenden<br />
Jahr kräftig<br />
an. Palladium verzeichnete<br />
gemäss Credit Suisse Standard<br />
Secu rities in den letzten<br />
15 Jahren je nach Anwendung<br />
eine starke weltweite Nachfrage.<br />
20<strong>08</strong>: U.S. Geological Survey (USGS)<br />
Die weltweit grössten<br />
PGM-Vorkommen liegen gemäss<br />
USGS im südafrikanischen<br />
Bushveld Complex. Fast 80%<br />
der weltweiten Produktion entfallen<br />
auf Südafrika. Die Minenindustrie<br />
des Landes erlebte<br />
2007 ein turbulentes Jahr mit<br />
zahlreichen Minenschliessungen.<br />
Grösste Verbraucher (t)<br />
Europa<br />
71<br />
Japan<br />
71<br />
Restliche Länder inkl. China<br />
59<br />
Nordamerika<br />
31<br />
2007: Johnson Matthey Noble Metals,<br />
20<strong>08</strong>: Credit Suisse Standard Securities<br />
Strengere Emissionsvorschriften<br />
in China, Europa, Japan und<br />
weiteren Ländern dürften gemäss<br />
USGS zu einem höheren Palladiumverbrauch<br />
führen. Aufgrund<br />
der Preissteigerungen bei<br />
Platin ist damit zu rechnen, dass<br />
die Hersteller auf Palladium<br />
umsteigen.<br />
Hauptverwendungszwecke<br />
Fahrzeugkatalysatoren, Schmuck,<br />
Chemie, Elektronik, Glas- und<br />
Erdölindustrie<br />
Trends<br />
Nach einer Statistik von Johnson<br />
Matthey Noble Metals bewegte<br />
sich der Platinmarkt von einem<br />
Überschuss von 10 Tonnen<br />
für 2006 zu einem Defizit von<br />
13 Tonnen für 2007, was den<br />
Preis über das Jahr in die Höhe<br />
trieb.<br />
20<strong>08</strong>: U.S. Geological Survey (USGS)<br />
Die weltweite Aluminiumpro -<br />
duktion stieg 2007 gemäss<br />
USGS auf 38 000 000 Tonnen,<br />
gegenüber 33 700 000 Tonnen<br />
2006. Das Wachstum wurde<br />
von China und den ostasiatischen<br />
Produzenten getragen. China<br />
ist seit 2003 der weltweit grösste<br />
Aluminiumproduzent.<br />
Grösste Verbraucher (000 t)<br />
China<br />
12 347<br />
USA<br />
5580<br />
Japan<br />
2197<br />
Deutschland<br />
20<strong>08</strong><br />
Italien<br />
1020<br />
2007: World Bureau of Metal Statistics (WBMS)<br />
Chinas Verbrauch stieg 2007 auf<br />
12 347 000 Tonnen, gegenüber<br />
8 648 000 Tonnen 2006. Dieser<br />
markante Anstieg ist in erster<br />
Linie auf Infrastrukturinvestitionen<br />
zurückzuführen. Der Verbrauch<br />
dürfte gemäss Aluminium Asso -<br />
ci ation nun nach der Olympiade<br />
und im Jahr 2009 zurückgehen.<br />
Hauptverwendungszwecke<br />
Getränkedosen, Flugzeuge,<br />
Folien und Hochspannungsleitungen<br />
Trends<br />
Die weltweite Nachfrage nach<br />
Aluminium nimmt zu. 2007 belief<br />
sich der Aluminiumverbrauch<br />
gemäss WBMS auf insgesamt<br />
37 246 000 Tonnen. Dieser Wert<br />
ist seit 1998, als nur 21 889 000<br />
Tonnen verbraucht wurden,<br />
stetig gestiegen. Immer mehr<br />
Fahrzeug her steller gehen zu<br />
Aluminium über.<br />
20<strong>08</strong>: U.S. Geological Survey (USGS)<br />
Streiks in Kanada, Chile, Mexiko<br />
und Peru sowie eine Produktion<br />
unter den Erwartungen in Afrika,<br />
Indonesien und den USA führten<br />
zu rückläufigen Kupfervorräten,<br />
dennoch resultierte Ende 2007<br />
ein geringer Überschuss.<br />
Grösste Verbraucher (000 t)<br />
China<br />
4861<br />
USA<br />
2170<br />
Deutschland<br />
1392<br />
Japan<br />
1252<br />
Südkorea<br />
857<br />
2007: World Bureau of Metal Statistics (WBMS)<br />
Der weltweite Verbrauch stieg<br />
2007 gemäss World Bureau<br />
of Metal Statistics auf<br />
17 963 000 Tonnen, gegenüber<br />
16 988 000 Tonnen 2006.<br />
Eine dramatische Zunahme der<br />
chinesischen Kupferimporte<br />
weckte Bedenken, ob die Vorräte<br />
ausreichen.<br />
Hauptverwendungszwecke<br />
Elektrische Anlagen, Münzen,<br />
Mikroprozessoren und Bauwirtschaft<br />
Trends<br />
Die starke Nachfrage in China<br />
konnte 2007 den Rückgang<br />
auf dem amerikanischen Häuserund<br />
Fahrzeugmarkt, wo viel Kupfer<br />
verbraucht wird, wettmachen.<br />
Für 20<strong>08</strong> lassen die Prognosen<br />
gemäss International Copper<br />
Studies Group einen geringen<br />
Kupferüberschuss von<br />
rund 80 000 Tonnen erwarten.<br />
20<strong>08</strong>: U.S. Geological Survey (USGS)<br />
Die weltweite Nickelminenproduktion<br />
erreichte 2007 einen<br />
neuen Rekordstand und entsprach<br />
damit knapp der Nachfrage.<br />
Gemäss USGS wurden 2007<br />
119 000 Tonnen Nickel aus gekauftem<br />
Altmetall gewonnen, was<br />
52% des jährlichen Sekundärund<br />
Primärverbrauchs entsprach.<br />
Grösste Verbraucher (000 t)<br />
China<br />
328<br />
Japan<br />
196<br />
USA<br />
162<br />
Deutschland<br />
110<br />
Taiwan<br />
76<br />
2007: World Bureau of Metal Statistics (WBMS)<br />
Die Nachfrage wurde getragen<br />
vom höheren Verbrauch in China,<br />
der 2007 auf 328 000 Tonnen<br />
zulegte, gegenüber 42 000 1998.<br />
Asien verzeichnete 2007 den<br />
höchsten Verbrauch, gefolgt von<br />
Europa sowie Nord- und Lateinamerika.<br />
Zwei Drittel des Nickelverbrauchs<br />
entfallen auf Edelstahl.<br />
Hauptverwendungszwecke<br />
Luftfahrtbranche, Chemie,<br />
aufladbare Batterien und Münzen<br />
Trends<br />
Fusionen und Übernahmen haben<br />
gemäss USGS die Struktur der<br />
internationalen Nickelindustrie<br />
grundlegend verändert. Zurzeit<br />
werden weltweit zahlreiche Minenprojekte<br />
realisiert, da die Verbraucher<br />
fürchten, die Nachfrage<br />
könnte die Vorräte übersteigen.<br />
2007: World Bureau of Metal Statistics (WBMS)<br />
Auf der Angebotsseite stieg die<br />
weltweite Zinkminenproduktion<br />
2007 auf 11 115 100 Tonnen,<br />
gegenüber 10 0<strong>08</strong> 300 Tonnen<br />
2006. Dies rührt von Produktionssteige<br />
rungen in Australien, Bolivien,<br />
Brasilien, Kanada, China,<br />
Indien, Irland, Kasachstan, Mexiko,<br />
Peru, Portugal und den USA.<br />
Grösste Verbraucher (000 t)<br />
China<br />
3585<br />
USA<br />
1016<br />
Japan<br />
589<br />
Deutschland<br />
534<br />
Südkorea<br />
470<br />
20<strong>08</strong>: Commodity Research Bureau<br />
Die starke Nachfrage nach Zink,<br />
hauptsächlich getragen vom Wirtschafts-<br />
und Infrastrukturwachstum<br />
in China, übertraf 2007 die<br />
Produktion. Gemäss World Bureau<br />
of Metal Statistics lag Chinas<br />
Verbrauch 2007 bei 3 585 400<br />
Tonnen, gegenüber nur 1 402 000<br />
Tonnen im Jahr 2000.<br />
Hauptverwendungszwecke<br />
Verzinkung, Pharmazeutika,<br />
Bauwirtschaft und Messing<br />
Trends<br />
Die starke Nachfrage nach Zink,<br />
hauptsächlich getragen von<br />
Chinas Wirtschafts- und Infrastrukturwachstum,<br />
übertraf 2007<br />
erneut die Produktion. Das Angebotsdefizit<br />
für Feinzink verringerte<br />
sich 2007 gegenüber dem Vorjahr,<br />
und für 20<strong>08</strong> prognostiziert<br />
der USGS einen Überschuss.<br />
2007: World Bureau of Metal Statistics (WBMS)<br />
China war 2007 wiederum der<br />
grösste Zinnproduzent. In Indonesien,<br />
dem weltweit zweitgrössten<br />
Zinnproduzenten, führten verschiedene<br />
Ereignisse zu Produktionsunterbrüchen<br />
und Marktungewissheit.<br />
Grösste Verbraucher (000 t)<br />
China<br />
132<br />
Japan<br />
34<br />
Peru<br />
34<br />
Deutschland<br />
23<br />
Südkorea<br />
16<br />
2007: World Bureau of Metal Statistics (WBMS)<br />
Vor allem aufgrund der Nachfrage<br />
nach Elektronikprodukten<br />
stieg der chinesische Verbrauch<br />
2007 auf 132 000 Tonnen,<br />
gegenüber 20 600 Tonnen 2006.<br />
72% des Gesamtverbrauchs entfielen<br />
gemäss International<br />
Tin Research Institute auf zinnhaltige<br />
Lötmittel.<br />
Hauptverwendungszwecke<br />
Dosen, Container, Elektronik<br />
und Transport<br />
Trends<br />
Auf die gestiegenen Zinnpreise<br />
und die höhere Nachfrage der<br />
letzten Jahre reagierten die Zinnproduzenten<br />
mit der Eröffnung<br />
und dem Ausbau von Zinnminen<br />
und -hütten. Mehrere geschlossene<br />
oder teilweise stillgelegte<br />
Minen wurden wieder aktiviert.<br />
2007: World Bureau of Metal Statistics (WBMS)<br />
Die weltweite Produktion von<br />
Primär- und Sekundärblei stieg<br />
2006 im Jahresvergleich um<br />
4,3% auf den neuen Rekordstand<br />
von 8 030 000 Tonnen. Der<br />
weltweit grösste Produzent<br />
von Primär- und Sekundärblei<br />
war auch schon 2006 China.<br />
Grösste Verbraucher (000 t)<br />
China<br />
2506<br />
USA<br />
1572<br />
Deutschland<br />
400<br />
Südkorea<br />
336<br />
Italien<br />
305<br />
2007: World Bureau of Metal Statistics (WBMS)<br />
Die Bleibatterieindustrie ist der<br />
wichtigste Abnehmer von Blei und<br />
war 2007 für 89% des Bleiverbrauchs<br />
verantwortlich. Die weltweite<br />
Nachfrage blieb gegenüber<br />
dem Vorjahr nahezu unverändert,<br />
wobei Steigerungen in Asien<br />
rückläufige Tendenzen in Europa<br />
und Afrika wettmachten.<br />
Hauptverwendungszwecke<br />
Bauwirtschaft, Akkumulatoren,<br />
Batterien und Strahlungsschutz<br />
Trends<br />
Nach Auskunft des USGS-<br />
Berichts von 2007 dürften die<br />
Verkäufe von veredeltem Bleimetall<br />
für Fahrzeug- und Industriebatterien<br />
im Telekommunikationsund<br />
IT-Sektor weiterhin eine<br />
treibende Kraft des weltweiten<br />
Bleiverbrauchs bleiben.<br />
Text: Michèle Bodmer Fotos: Chris Collins, Corbis | Image Source, Getty Images | Corbis | www.coproduktion.ch | Matthias Kulka | Getty Images, SwissPress | Wolfgang Maria Weber, TV-yesterday
Editorial 03<br />
Als Sohn eines Schreiners mag ich Holz. Gerne erinnere ich mich zurück<br />
ans wilde Herumtoben in der Sägemehlkammer, an den Geruch von zersägten<br />
Baumstämmen und frisch verleimten Holzmöbeln. Holz fühlt sich weich und<br />
warm an. Dagegen ist <strong>Metall</strong> hart und kalt – und riecht nach nichts. Es wird im<br />
Hochofen erhitzt und in die gewünschte Form gegossen, um danach für die<br />
«Ewigkeit» zu erstarren.<br />
Doch genau diese Härte und diese kalte Beständigkeit machten die <strong>Metall</strong>e für<br />
die Menschheit schon früh so wertvoll. Wer sich als Erster Bronze in Form<br />
von Werkzeugen und vor allem Waffen zu Nutze machen konnte, hatte gegenüber<br />
den rivalisierenden Volksstämmen einen entscheidenden Vorteil. Aus<br />
Bronze geschmiedete Schwerter waren den schwerfälligen Steinäxten überlegen.<br />
Allerdings ging das auch nur so lange gut, bis die erste Bronzeklinge an<br />
einem noch härteren Eisenschwert zersplitterte. Und auch alle weiteren Waffen,<br />
die seit dem 16. Jahrhundert das Kriegsgeschehen bestimmen, wie Kanonen<br />
oder Gewehre, sind aus Eisen und Stahl.<br />
<strong>Metall</strong>e sorgten aber nicht nur für kriegerische Vormachtstellungen, sondern<br />
machten auch Reichtum transportabel. Schön geformte Schmuckstücke aus<br />
Kupfer oder Gold waren bereits in der späten Steinzeit ein Luxus, den sich<br />
nur wohlhabende Menschen leisten konnten. Diese Schätze liessen sich mit auf<br />
Reisen nehmen; häufig auch auf die letzte, wie Grabfunde bezeugen.<br />
In der Neuzeit sind <strong>Metall</strong>e die eigentlichen Triebfedern unseres Fortschritts<br />
und damit unseres Wohlstands. Dampfmaschinen aus Stahl brachten die ganze<br />
Industrialisierung erst ins Rollen. Auch bewegen sich die Menschen und Waren<br />
in Transportmitteln aus <strong>Metall</strong>.<br />
Foto: Cédric Widmer<br />
Gold Winner<br />
Gold Winner<br />
1. R ang<br />
Doch je mehr die Zahl der Leute wächst, die am modernen Wohlstand teilhaben,<br />
desto deutlicher zeichnen sich auch die Grenzen der metallischen Rohstoffe<br />
ab. Bereits hat ein erbitterter Wettlauf um die Erschliessung der letzten grossen<br />
Vorkommnisse und Reserven begonnen. Zwar werden laufend neue Technologien<br />
für den effizienteren Abbau und die bessere Nutzung der bestehenden<br />
Ressourcen entwickelt, doch das reicht nicht. Es braucht von uns allen einen<br />
bewussteren Umgang mit endlichen Rohstoffen wie den <strong>Metall</strong>en, das haben<br />
sie mit dem Holz gemeinsam.<br />
Daniel Huber, Chefredaktor Bulletin
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Inhalt<br />
05<br />
06<br />
27 _ Business<br />
28 _ Walter Berchtold Der CEO des Private<br />
Bankings sieht Chancen im volatilen Markt<br />
30 _ Young Investors Organization Gezielte<br />
Förderung junger Investoren aus aller Welt<br />
31 _«Best Bank» in der Schweiz Euromoney<br />
ehrt die Credit Suisse zum zweiten Mal<br />
32 _ Rekordverdächtig Die Preise für Rohstoffe<br />
waren seit 1973 noch nie so hoch<br />
33 _ Beratung Spezialisiert auf Giessereien<br />
sowie Altmetall- und Schrottverwerter<br />
34 _ Art and Entrepreneurship In London steigt<br />
eine Auktion zu Gunsten von Room to Read<br />
35 _ Invest Aktuelle Analysen und Trends<br />
43 _ Wirtschaft<br />
44 _ Trotz des Inflationstreibers Öl Das Klima<br />
in der Schweiz wird insgesamt milde bleiben<br />
48 _ Faszination Gold Warum das Edelmetall<br />
immer noch einen glänzenden Ruf geniesst<br />
52 _ Kasachstan Das aufstrebende Land bietet<br />
Investoren viele und weit entwickelte Chancen<br />
Coverfoto: Creativ Studio Heinemann, Westend61 | Foto: Thomas Eugster<br />
Schwerpunkt <strong>Metall</strong><br />
06 _ Heiss begehrte <strong>Metall</strong>e An der Londoner <strong>Metall</strong>börse<br />
wird der Weltmarktpreis immer noch durch Rufen ermittelt.<br />
09 _ Schwere Preissteigerung Das Wirtschaftswachstum<br />
hat die <strong>Metall</strong>e in den letzten Jahren massiv verteuert.<br />
10 _ Stahlharte Arbeit am Magnetberg Leben und Kultur<br />
der Stadt Magnitogorsk werden durch das Werk bestimmt.<br />
16 _ Alles Aluminium, was glänzt Das neuste Rolls-<br />
Royce-Modell besteht aus modernster Leichtbautechnik.<br />
20 _ Begehrte <strong>Metall</strong>steinbrocken Meteoritensucher<br />
übertrumpfen sich gegenseitig bei der Sammeljagd.<br />
24 _ Silber auf dem Faden Die Nanotechnologie soll in<br />
Zukunft Bildschirme auf Vorhängen möglich machen.<br />
Der Forest Stewardship Council (FSC) setzt mit<br />
10 Prinzipien und Kriterien den Standard für eine<br />
umwelt- und sozialverträgliche Waldbewirtschaftung.<br />
Schweizer Papier (Z-Offset, mit 30% FSC-Anteil), aus<br />
europäischem Zellstoff, hergestellt von der ISO-14001-<br />
zertifizierten Ziegler Papier AG, Grellingen.<br />
54 _ Kohlerevival Trotz Emissionen gilt der Brennstoff<br />
wieder als wichtiger Energielieferant<br />
51 _ Bulletin plus «Wohnen»<br />
57 _ Sponsoring<br />
58 _ Salzburger Festspiele Heuer unter dem<br />
Motto «Denn stark wie die Liebe ist der Tod»<br />
60 _ Doppelbelastung? Ein Credit Suisse<br />
Mitarbeiter qualifizierte sich für Beijing<br />
62 _ Echo Klassik Das kammerorchesterbasel<br />
wird in München als bestes Orchester geehrt<br />
63 _ Gesellschaft<br />
64 _ Moto2Be Die Credit Suisse London sammelt<br />
für die Ausbildung benachteiligter Kinder<br />
66 _ John Tobin Der Leiter Sustainability Affairs<br />
über die Klimainitiativen der Credit Suisse<br />
68 _ Engagiert Die Credit Suisse fördert Bildung<br />
und unterstützt Umwelt- und Naturprojekte<br />
69 _ Prostatakrebs Eine Informationskampagne<br />
zur Früherkennung will Leben retten<br />
70 _ Leader Mary Ellen Iskenderian Die Leiterin<br />
des Women’s World Banking im Interview<br />
Service<br />
62 _ Impressum<br />
43 _ Wissenswert<br />
56 _ Nachlese<br />
74 _ @propos und Online-Link<br />
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26,981538<br />
[Ne]3s<br />
13 Al<br />
2 3p 1<br />
3<br />
661 1.5<br />
2467 6.0<br />
Aluminium<br />
63,546<br />
[Ar]3d<br />
29 Cu<br />
10 4s 1<br />
1,2<br />
1<strong>08</strong>4 1.8<br />
2595 7.7<br />
Kupfer<br />
65,39<br />
[Ar]3d<br />
30 Zn<br />
10 4s 2<br />
2<br />
420 1.7<br />
907 9.4<br />
Zink<br />
207,2<br />
[Xe]4f 14 5d<br />
82 Pb<br />
10 6s 2 6p 2<br />
2,4<br />
328 1.6<br />
1740 7.4<br />
Blei<br />
58,6934<br />
[Ar]3d<br />
28 Ni<br />
8 4s 2<br />
0,2,3<br />
1453 1.8<br />
2732 7.6<br />
Nickel<br />
118,710<br />
[Kr]4d<br />
50 Sn<br />
10 5s 2 5p 2<br />
2,4<br />
232 1.7<br />
2270 7.3<br />
Zinn
<strong>Metall</strong> <strong>Metall</strong>börse<br />
07<br />
Lauthals um die<br />
Weltmarktpreise ringen<br />
An der Londoner <strong>Metall</strong>börse wird noch immer so gehandelt wie vor 130 Jahren –<br />
durch lautes Rufen aufgeregter Männer. Im Fünfminuten-Takt werden die<br />
Weltmarkt preise für Aluminium, Kupfer, Zink, Nickel, legiertes Aluminium, Zinn<br />
und Blei ausgehandelt.<br />
Text: Axel Reiserer<br />
Foto: Thomas Eugster<br />
Das Faszinierende an London ist das Nebeneinander verschiedenster<br />
Welten. Nur wenige Schritte neben der City of London, in<br />
der die führenden Finanzinstitutionen der Welt Tag für Tag Billionen<br />
um den Globus jagen, beginnt das Armenviertel East End. Genau<br />
an dieser Schnittstelle befinden sich die ehrwürdigen Räum lichkeiten<br />
der Londoner <strong>Metall</strong>börse (kurz LME für London Metal<br />
Exchange). Diese wurde 1877 für Basismetalle, also nichteisenhaltige<br />
<strong>Metall</strong>e wie etwa Kupfer, Zinn, Nickel oder Blei, gegründet.<br />
Die Geschichte der Börse reicht allerdings noch viel weiter zurück<br />
bis zur Eröffnung der Royal Exchange unter Queen Elizabeth I. im<br />
Jahr 1571, als Händler erstmals geregelt miteinander in Austausch<br />
zu treten begannen. So manche der damals begonnenen Traditionen<br />
und Gebräuche haben bis heute noch Bestand – und existieren<br />
neben ultramodernen Praktiken des elektronischen Handels weiter.<br />
Das eben ist London.<br />
War ursprünglich England und dann Grossbritannien lange ein<br />
Rohstoffexporteur, brachten industrielle Revolution und Aufstieg<br />
zur Weltmacht einen schier unerschöpflichen Hunger nach Rohstoffen.<br />
Mit ihm strömten Verkäufer, Händler und Finanziers aus<br />
aller Welt in derartig grosser Zahl nach London, dass an der Royal<br />
Exchange ein wirres Durcheinander herrschte. Spezialisierung tat<br />
Not. So liessen sich die <strong>Metall</strong>händler rund um ein Kaffeehaus<br />
namens Jerusalem, unmittelbar neben dem heutigen Zuhause der<br />
LME, nieder und gingen in der Folge hier ihren Geschäften nach.<br />
Wer etwas zu verkaufen hatte, zog einen Kreis<br />
Dabei entwickelten sie jene Praxis, die der London Metal Exchange<br />
bis heute ihr besonderes Gepräge gibt: Ein Händler, der <strong>Metall</strong> zu<br />
verkaufen hatte, zog einen Kreis, rief «change» und alle, die um<br />
seine Waren bieten wollten, versammelten sich um den Kreis. Der<br />
schliesslich ermittelte Preis war für lange Zeit massgebend für das<br />
jeweilige <strong>Metall</strong>.<br />
Alles aber änderte sich, als massenhaft Importe ins Land kamen.<br />
Die Händler hatten ungeahnte neue Möglichkeiten, aber auch ein<br />
Problem: Niemand wusste, was der Marktpreis jener Schiffsladung<br />
Kupfer aus Chile sein würde, die man gerade angeboten bekommen<br />
hatte, wenn sie dann endlich in London eintreffen würde. An der<br />
<strong>Metall</strong>börse fand eine Revolution statt: Verträge wurden nunmehr<br />
auf Basis von drei Monaten festgelegt – das war die Durchschnittsdauer<br />
einer Schiffspassage aus Südamerika oder Südostasien.<br />
Damit fiel sowohl für Verkäufer als auch Käufer das grösste Risiko<br />
weg, und ein Geschäftsmodell war entwickelt, das sich aller Innovationen<br />
und Modifikationen zum Trotz bis heute in seinen Grundzügen<br />
gehalten hat.<br />
Ein «Ring» aus Ledersesseln<br />
An der heutigen LME steigen die Händler wie vor 130 Jahren im<br />
wahrsten Sinn des Wortes in den «Ring» und ermitteln in ihren<br />
täglichen Sitzungen zwischen 11.15 und 17.0 0 Uhr die Weltmarktpreise<br />
für Aluminium, Kupfer, Zink, Nickel, legiertes Aluminium,<br />
Zinn und Blei. Doch setzt sich der heutige Ring im Handelsraum<br />
der LME aus mit rotem Leder ausgeschlagenen Sitzen zusammen,<br />
auf denen nur Börsenmitglieder der ersten Klasse zugelassen sind.<br />
Diese allein haben das Sagen. In den jeweils fünf Minuten dauernden<br />
Handelssitzungen arbeiten den derzeit zwölf Ring händlern<br />
aber eine Vielzahl von Assistenten zu. Das Spiel von Angebot und<br />
Nachfrage spitzt sich dabei immer mehr zu, es wird immer wilder<br />
gestikuliert, Informationen werden in rasendem Tempo ausgetauscht,<br />
die wachsende Emotion macht sich in immer lauterem<br />
Rufen bemerkbar – bis nach exakt 300 Sekunden die Glocke das<br />
Ende der Sitzung verkündet. Dabei gelten strenge Regeln: Wer<br />
etwa als Ringhändler von seinem Sitz aufsteht oder sein Jackett<br />
ablegt, wird streng bestraft. Die Etikette an der LME ist diesbezüglich<br />
unnachgiebig.<br />
Zur Erholung haben die fast ausschliesslich männlichen Händler<br />
aber keine Zeit, sofort ist das nächste <strong>Metall</strong> an der Reihe. «Wir<br />
sind die letzte Börse Europas, in der auf Ausruf gehandelt wird»,<br />
erklärt Chris Evans von der LME. «Doch solange unsere Mitglieder,<br />
die zugleich unsere Eigentümer sind, das so wünschen, sehen wir<br />
keinen Grund, etwas zu ändern. Viele meinen, das direkte Geschäft,<br />
in dem sich Käufer und Verkäufer Auge in Auge gegenüberstehen,<br />
schaffe Transparenz und Vertrauen. Darauf beruht unsere ganze<br />
Existenz, und Vertrauen ist etwas, das ein Computer nicht schaffen<br />
kann.»<br />
Für die Händler hat der Ring gegenüber der Elektronik einen<br />
entscheidenden Vorteil: Es gibt keine Zeitverzögerung. In einer ><br />
Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>
<strong>08</strong><br />
<strong>Metall</strong> <strong>Metall</strong>börse<br />
Jeder Kontrakt der LME verfügt über eine physische Deckung. Die <strong>Metall</strong>e lagern in über 400 Lagerhäusern in der ganzen Welt.<br />
So stapeln sich bei einer Speditionsfirma in Hamburg unter anderem Kupfer, Zink und Nickel.<br />
Fast nichts schreibt man an der London<br />
Metal Exchange so gross wie Tradition.<br />
Mit der Einführung der elektronischen Plattform<br />
LSE Select liess man sich bis Ende<br />
2003 Zeit und dann musste man noch einmal<br />
ein paar Jahre warten, bis das System problemfrei<br />
funktionierte. Die Klagen hielten<br />
sich in Grenzen, denn der einzig «wahre»<br />
Handel an der LME wird immer noch durch<br />
Ausrufen gemacht. Wer in der wichtigsten<br />
Runde zur Mittagsstunde in den Ring<br />
steigt, der muss sich wie in einem Boxring<br />
fühlen. Was der Besucher da in 300 Sekunden<br />
sieht, ist Adrenalin pur. Wer in diesen<br />
erlauchten Kreis aufgestiegen ist, muss<br />
einiges aus halten. In grauer Vorzeit verfasste<br />
Vorschrif ten untersagten den Händlern<br />
etwa das Spucken. Gänzlich unvorstellbar<br />
ist für uns heute, dass bis vor<br />
wenigen Jahren im Zentrum des Sechs-<br />
Meter-Durchmesser-Kreises ein riesiger<br />
Aschenbecher stand. Doch schon vor<br />
Inkrafttreten des allge meinen Rauchverbots<br />
in England vor einem Jahr wurde das<br />
Laster von der Börse verbannt.<br />
Börse mit einer Monopolstellung wie der LME heisst das: Was in<br />
der letzten Sekunde des verzweifelten Rufens als Preis ermittelt<br />
worden ist, gilt weltweit und sofort von Malaysia bis Chile.<br />
Daneben baut natürlich auch die LME mittlerweile auf modernste<br />
Technik, die einen Betrieb rund um die Uhr erlaubt. Wenn<br />
Australien erwacht, sind die LME-Terminals längst bereit, und wenn<br />
die USA schlafen gehen, surren sie immer noch. Der Telefonhandel<br />
funktioniert zudem 24 Stunden am Tag.<br />
Der explodierende Bedarf nach Rohstoffen in Ländern wie<br />
China und Indien hat das Volumen der LME in den vergangenen<br />
Jahren in neue Dimensionen katapultiert. Im Vorjahr wurden Geschäfte<br />
im Wert von 9,4 Milliarden US-Dollar abgeschlossen, allein<br />
im ersten Halbjahr 20<strong>08</strong> wurde ein neuer Rekordumsatz von 54<br />
Millionen Kontrakten im Wert von 5,6 Milliarden US-Dollar (plus 18<br />
Prozent gegenüber 2007) verzeichnet.<br />
<strong>Metall</strong>e bei Bedarf real verfügbar<br />
Eine Besonderheit der LME ist, dass es für jeden Kontrakt eine<br />
physische Deckung gibt. Dafür benützt die Börse 400 Lagerhäuser<br />
in der ganzen Welt, auf die «bei Bedarf auch zurückgegriffen werden<br />
kann», wie Evans sagt, «auch wenn das nur in einem Bruchteil<br />
von einem Prozent aller Verträge tatsächlich der Fall ist». Die Frist<br />
von 3 Monaten gibt es auch noch, doch mittlerweile kann man<br />
Verträge bis zu 63 Monate abschliessen.<br />
Dieser Tage hat die LME trotz gewisser Widerstände seitens der<br />
Industrie ihren ersten Stahlkontrakt erfolgreich eingeführt. Und<br />
obwohl die beiden Plastikkontrakte, die man seit 2005 anbietet,<br />
bisher alles andere als ein grosser Renner sind, spielt man derzeit<br />
mit dem Gedanken, auch Kobalt und Molybdän an der Börse<br />
einzuführen. «Wir denken da in grösseren Zeiträumen», gibt sich<br />
Evans gelassen. Dazu hat die LME wohl allen Grund: Was auch<br />
immer an Neue rungen kommen wird, es ist gut vorstellbar, dass<br />
hier in 130 Jahren immer noch eine Handvoll Männer durch lautes<br />
Schreien die Weltmarktpreise für <strong>Metall</strong>e bestimmen. <<br />
Fotos: Thomas Eugster<br />
Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>
<strong>Metall</strong> Marktübersicht<br />
09<br />
Trends an den <strong>Metall</strong>märkten:<br />
Was Gold und Blei gemeinsam haben<br />
Die Preise für <strong>Metall</strong>e sind in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Dabei gibt es unter den verschiedenen<br />
<strong>Metall</strong>en aber wesentliche Unterschiede in Bezug auf Marktstruktur und Anwendungen.<br />
In den vergangenen fünf Jahren haben sich<br />
die Preise sowohl für Industriemetalle als<br />
auch für Edelmetalle mehr als verdreifacht.<br />
Dies ist umso bemerkenswerter, als sich die<br />
Märkte für Industrie- und Edel metalle deutlich<br />
unterscheiden.<br />
Industriemetalle sind Produktionsfaktoren<br />
für Konsum- und Investitionsgüter. So<br />
sind elektrische Anwendungen wie zum Beispiel<br />
Stromleitungen die wichtigste Anwendung<br />
für Kupfer. Aluminium wird hauptsächlich<br />
für Teile in der Automobil- und Luftfahrtindustrie<br />
verwendet. Nickel wiederum wird<br />
vor allem zur Herstellung von rostfreiem<br />
Stahl eingesetzt. Edelmetalle hingegen werden<br />
hauptsächlich in der Schmuckindustrie<br />
verwendet und haben kaum industrielle<br />
Anwendungen. Zudem werden Edelmetalle<br />
oftmals als Wertaufbewahrungsmittel oder<br />
Geldanlage eingesetzt. Dies gilt vor allem<br />
für Gold und Silber.<br />
Entsprechend unterschiedlich reagieren<br />
die beiden <strong>Metall</strong>gruppen auf Entwicklungen<br />
im Zins- und Konjunkturzyklus. Industriemetalle<br />
reagieren sehr sensibel auf<br />
Veränderungen im Konjunkturzyklus. Zieht<br />
das Wirtschaftswachstum an, so werden<br />
mehr Konsum- und Investitionsgüter produziert.<br />
Dies führt zu einem Anstieg der Nachfrage<br />
nach Industriemetallen und dementsprechend<br />
zu steigenden Preisen. Schwächt<br />
sich die Weltwirtschaft ab, fallen die Preise<br />
üblicherweise. Dadurch ist die Korrelation<br />
zwischen Konjunkturzyklus und Industriemetallpreisen<br />
mit 0,6 recht hoch.<br />
Edelmetalle reagieren verstärkt auf andere<br />
Faktoren. Zwar profitieren die Edelmetallpreise<br />
ebenfalls von höherem Wirtschaftswachstum,<br />
da Edelmetalle jedoch<br />
hauptsächlich als Geldanlage verwendet<br />
werden, reagieren sie vor allem auf die Entwicklung<br />
der Zinsen. Eine Investition in<br />
Edelmetalle wirft weder Zinsen noch Dividenden<br />
ab. Das macht eine In vestition in<br />
Edelmetalle vor allem in einem Umfeld attraktiv,<br />
in dem Zins- und Divi dendenzahlungen<br />
niedrig sind.<br />
In ihrer Funktion als Wertaufbewahrungsmittel<br />
reagieren Edelmetalle zudem<br />
sensibel auf Bewegungen des US-Dollars<br />
sowie auf Veränderungen der Inflationsrate.<br />
Tiefe Zinsen, ein schwacher US-Dollar und<br />
hohe Inflationsraten führen üblicherweise<br />
zu steigenden Edel metallpreisen. Dementsprechend<br />
sind die Edelmetallpreise negativ<br />
mit dem Zins niveau korreliert (siehe Grafik).<br />
Das Umfeld der letzten Jahre mit hohem<br />
Wirtschaftswachstum bei einem gleichzeitig<br />
schwächeren US-Dollar und einem niedrigen<br />
Zinsniveau war generell günstig sowohl<br />
für Edel- als auch für In dustriemetalle.<br />
Divergenzen in der Preisentwicklung der<br />
beiden <strong>Metall</strong>gruppen traten vor allem dann<br />
auf, wenn sich entweder das Wirtschaftswachstum<br />
abschwächte oder die Zinsen verändert<br />
wurden (siehe Grafik).<br />
Abgesehen von dem günstigen makroökonomischen<br />
Umfeld der letzten Jahre konnten<br />
<strong>Metall</strong>e jedoch auch von strukturellen<br />
Faktoren profitieren. Der Wirtschaftsaufschwung<br />
in Schwellenländern, allen voran<br />
in China, geht mit einem beispiellosen Anstieg<br />
der Inves titionen in Infrastruktur einher.<br />
Diese In frastruktur investitionen benötigen<br />
grosse Mengen an <strong>Metall</strong>en. Das führte<br />
wiederum zu einer Verknappung dieser Rohstoffe,<br />
was den Aufwärts trend der Preise<br />
deutlich verstärkt hat.<br />
In den nächsten Monaten rechnen wir sowohl<br />
für Edel- als auch für Industriemetalle<br />
mit einer Verlangsamung des Aufwärtstrends.<br />
Aufgrund der Immobilien- und Kreditkrise<br />
in den USA schwächt sich derzeit<br />
das Wirtschaftswachstum ab. Gleichzeitig<br />
steigen aufgrund der rekordhohen Ölpreise<br />
die Inflationsraten weltweit an. Als Reaktion<br />
darauf haben verschiedene Zentralbanken<br />
bereits mit Zinserhöhungen begonnen.<br />
Beides ist negativ für die <strong>Metall</strong>preise.<br />
Zwar rechnen wir nicht damit, dass die<br />
Veränderungen gross genug sein werden,<br />
um den Aufwärtstrend der letzten Jahre umzukehren,<br />
Investoren sollten jedoch mit einer<br />
deut lich verlangsamten Aufwärtsbewegung<br />
bei den <strong>Metall</strong>preisen rechnen.<br />
Tobias Merath, Rohstoffanalyst, Singapur<br />
Edelmetall- versus Industriemetallpreise<br />
In den vergangenen fünf Jahren haben sich die Preise für Edelund<br />
Industriemetalle verdreifacht. Quelle: Bloomberg, Credit Suisse<br />
Treiber für Edel- und Industriemetallpreise<br />
Die Edelmetallpreise sind negativ mit dem Zinsniveau<br />
korreliert. Quelle: Bloomberg, Credit Suisse<br />
Index, Januar 2000 = 100<br />
450<br />
400<br />
350<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
00 01 02 03 <strong>04</strong> 05 06 07 <strong>08</strong><br />
Korrelation seit 1991<br />
0.8<br />
0.6<br />
0.4<br />
0.2<br />
0.0<br />
–0.2<br />
–0.4<br />
–0.6<br />
Konjunkturzyklus<br />
Zinsen<br />
Industriemetalle Edelmetalle Industriemetalle Edelmetalle<br />
Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>
12,0107<br />
[He]2s 2 2p 2<br />
C 6<br />
–4,2,4<br />
3550 2.5<br />
4827 11.3<br />
Kohlenstoff<br />
In Magnitogorsk sind<br />
die Träume aus Stahl<br />
Mitten im Ural, am Schnittpunkt von Europa und Asien, liess Stalin ab 1929 aus dem<br />
Nichts der Steppe die Stahlstadt Magnitogorsk stampfen. Zeitweise träumten dort bis<br />
zu 100 000 Arbeiter von einer besseren Zukunft. Vieles hat sich in den vergangenen<br />
Jahrzehnten verändert, doch noch immer raucht es aus den Schornsteinen des Stahlwerks.<br />
Text: Ingo Petz
55,845<br />
26 Fe<br />
1535 1.6<br />
2750 7.9<br />
Eisen<br />
[Ar]3d 6 4s 2<br />
–2,0,2,3,6
12<br />
<strong>Metall</strong> Magnitogorsk<br />
Das Stahlwerk schlafe nie, sagt Galina Djurjagina. Nachts höre man<br />
es auf der asiatischen Seite des Ural-Flusses röcheln und schnauben<br />
wie ein monströses Urviech. Auch seinen Atem könne man<br />
dann riechen. Ätzend, beissend bis ins Mark. So rieche Magnitogorsk<br />
manchmal – und nicht wie eine Frühlingswiese. Dann lächelt<br />
die 55-Jährige mit den kleinen neckischen Augen und der Stimme<br />
eines Generals. Die Einwohner der von Stalin ab 1929 im Staub<br />
der Steppe errichteten Stahlstadt im Ural haben einen schwarzen,<br />
vom harten Schicksal gefrästen Humor. «So schlimm ist die Luftverschmutzung<br />
heute aber nicht mehr», erklärt schliesslich der<br />
Taxifahrer, der uns auf den Magnetberg kutschiert hatte. «Aber bis<br />
vor nicht allzu langer Zeit war das hier die Hölle. Im Winter war der<br />
Schnee schwarz vor Russ, und ich kann mich noch daran erinnern,<br />
wie wir als Kinder in einem der Stadtparks Blätter in einen Bach<br />
geworfen hatten. Und sobald sie in Berührung mit dem Wasser<br />
kamen, lösten sie sich auf. Das war eine der Hauptattrak tionen bei<br />
uns.» Dann lacht er. Zusammen mit Galina.<br />
Die Sonne brennt. Aus den Schornsteinen steigen orange, rötliche<br />
und schwarze Wölkchen in den blauen Himmel. Auch jetzt,<br />
oben auf dem Magnetberg, dem Wahrzeichen der Stadt, hört man<br />
die Arbeitsgeräusche des molochartigen Industriekomplexes, der<br />
sich auf einer Fläche von rund zehn mal zehn Kilometer in der flachen<br />
Ebene erstreckt. Dahinter, in der Ferne, auf der europäischen<br />
Seite des gestauten Flusses, erkennt man blass ein paar Plattenbauten<br />
und klassizistische Sowjetbauten der 430 000-Einwohner-<br />
Stadt, die in der flirrend-heissen Luft vor dem Wirrwarr an Walzwerken,<br />
Schornsteinen, Öfen, Rohren und unzähligen Hallen wie<br />
eine Fata Morgana wirken. Das Stahlwerk beherrscht hier die Landschaft<br />
– und das Leben. Das Kombinat ist überall präsent und<br />
sichtbar. Nicht nur in der Stadt, die sich nach ihren Anfängen auf<br />
der asiatischen Flussseite auf die europäische Seite verlagert<br />
hat – so als habe sie versucht, vor dem Werk und seinem Dreck<br />
zu flüchten. Im Museum hängen Bilder, auf denen die Schlote der<br />
alten Martins öfen häufig im Hintergrund zu sehen sind. Auf dem<br />
Kulturpalast prangen die grossen Buchstaben des Stahlwerks: MMK<br />
(Magnitogorsker <strong>Metall</strong>urgisches Kombinat). Auf Plakaten, die Theaterstücke<br />
bewerben, findet sich MMK als Sponsor. Die moderne<br />
Sportarena wurde von MMK gebaut. Und natürlich ist der berühmte<br />
und erfolgreiche Eishockey-Verein <strong>Metall</strong>urg Magnitogorsk der<br />
Werksclub des Kombinats. Am «Tag des <strong>Metall</strong>arbeiters», dem in<br />
Magnitogorsk nach dem Neujahr zweitwichtigsten Feiertag, tragen<br />
die Menschen auf dem Fest rund um die Eishockey-Arena T-Shirts<br />
mit der Aufschrift «Ich liebe MMK». Das Werk ist heute ein riesiges<br />
Unternehmen, dem auch Hotels, Krankenhäuser, Skilifte, Radiound<br />
Fernsehsender oder ganze Kurorte gehören. Rund 60 000<br />
Menschen arbeiten im grössten Stahlwerk Russlands und seinen<br />
Tochterbetrieben. Zu Sowjetzeiten waren es bis zu 100 000. MMK<br />
ist der grösste Arbeitgeber der Stadt und der grösste Steuerzahler<br />
in der Region Tscheljabinsk. Wenn es dem Stahlwerk gut geht,<br />
sagen die Leute, geht es auch den Menschen gut.<br />
Fotos Seiten 10–15: Max Sher<br />
1<br />
2<br />
3<br />
«Die Stadt der Zukunft wurde nie gebaut»<br />
Jeder in der Stadt ist mit dem Werk und seiner dramatischen<br />
Geschichte verbunden. Am 10. März 1929 waren die ersten<br />
256 Arbeiter am Magnetberg angekommen. 1931 waren es schon<br />
über 100000. Bauern, Arbeiter, Kommunisten, Enthusiasten, Gulag-<br />
Insassen, auch Ausländer wie beispielsweise der spätere DDR-<br />
Staatsratsvorsitzende Erich Honecker reisten seit Ende der ><br />
Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>
<strong>Metall</strong> Magnitogorsk<br />
13<br />
4<br />
6<br />
5<br />
7<br />
1 Galina Djurjagina wurde 1953 in einem Gulag-Lager in Sibirien geboren, wo ihre Mutter eine zehnjährige Strafe verbüsste. Nach ihrer<br />
Freilassung kam die Mutter mit Galina nach Magnitogorsk. Galina begann ein Ingenieurstudium in St. Petersburg, musste dieses aber abbrechen,<br />
als sie schwanger wurde. Sie kehrte nach Magnitogorsk zurück und wurde bei MMK Ende der Siebzigerjahre als Elektrikerin angestellt.<br />
Seither arbeitet sie in der Stahlmühle. Ihre Tochter ist eine begeisterte Weltreisende. Die beiden Frauen sind unter anderem per Autostopp<br />
durch Sibirien, China, Tibet oder auch Indien gereist. 2 Natascha Semenenkowa arbeitet als Kranführerin im neuen Stahlwerk von MMK.<br />
3 Wladimir Romanow arbeitete neun Jahre im Stahlwerk und hat seit 1992 verschiedene Unternehmen gegründet. Heute produziert er<br />
hochwertige Schmiedearbeiten. 4 In den Produktionshallen gibts immer noch Sicherheitsschilder und Propagandaposter aus der Zeit<br />
der Sowjetunion. 5 Eine der Produktionshallen von MKK. 6 Sauerstoffblasanlagen im Stahlwerk. 7 In der Stahlseilproduktion.<br />
Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>
14<br />
<strong>Metall</strong> Magnitogorsk<br />
Zwanziger in die Steppe, um aus dem Nichts das Werk und später<br />
die Stadt zu errichten – häufig mit dem Traum, eine bessere Gesellschaft<br />
zu erbauen. Das Stahlwerk entstand quasi über Nacht.<br />
Stalin hatte Magnitogorsk zum Prestigeprojekt seines ersten Fünfjahresplans<br />
gemacht – ohne Rücksicht auf Mensch und Material.<br />
Bereits 1931 wurde das erste Gusseisen produziert, 1932 floss der<br />
erste Stahl. Die radikale Industrialisierung hatte Priorität, der<br />
Mensch und seine Träume mussten warten. «Aber anders als die<br />
Fabrik wurde die Stadt der Zukunft nie gebaut», schreibt Stephen<br />
Kotkin, ein Historiker, der die Stadt Ende der Achtziger als erster<br />
Amerikaner seit über 50 Jahren besuchen durfte. Die Menschen<br />
lebten noch bis in die Sechzigerjahre in Baracken – häufig unter<br />
kaum vorstellbaren Bedingungen.<br />
Im Zweiten Weltkrieg wurden in Magnitogorsk über 50 Prozent<br />
des Stahls für die Rote Armee gegossen. Magnitogorsk wurde als<br />
«Heldenstadt» zum Symbol für die Heimatfront und dadurch zum<br />
von der Sowjetpropaganda ausgeschlachteten Mythos. Das Kombinat<br />
ist «unser Versorger und Zerstörer», schrieb die Magnitogorsker<br />
Dichterin Rima Dyshalenkowa einmal über die janusköpfige<br />
Bedeutung des Stahlkolosses für die Ural-Stadt. Magnitogorsk<br />
ist zweifelsohne keine schöne Stadt, aber es geht eine seltsame<br />
Magie von diesem Ort aus, an dem so viele Träume und Sehnsüchte<br />
geboren und gleichzeitig wieder untergegangen sind. «Magnitogorsk»,<br />
schreibt der Osteuropa-Historiker Karl Schlögel, «wurde<br />
zur Chiffre dafür, dass nichts unmöglich sein würde, wenn die Arbeiter<br />
nur Maschine und Technik überlegen handhaben würden.<br />
In Magnitogorsk besiegte das rückständige Russland gleichsam<br />
sich selbst.»<br />
«Du kannst dem Kombinat nicht entkommen»<br />
Galina arbeitet seit 30 Jahren als Elektrikerin in «Mordor », wie die<br />
Stadtjugend das Stahlwerk zuweilen nennt. Mordor, so heisst das<br />
Reich des Bösen im Tolkien-Epos «Herr der Ringe». Galina sagt:<br />
«Du kannst dem Kombinat nicht entkommen. Es ist unser Leben,<br />
unsere Kultur, unser Schicksal.» Und dann zählt sie die negativen<br />
Folgen dieser fatalen Liaison auf: die Krankheiten, unter denen die<br />
Menschen verstärkt leiden – wie Asthma und Krebs. Die Korruption,<br />
die in der Stadt wie im Land sehr verbreitet sei. Die tiefen<br />
politischen Bande zwischen der Führung des Werkes und der Stadtverwaltung.<br />
Dass es nochmals einen Bürgermeister wie Wadim<br />
Kljuwgant geben wird, der zwischen 1991 und 1994 versucht hatte,<br />
die Stadt mit Reformen und Gerichtsprozessen aus den Klauen<br />
des Kombinats zu befreien, um ihr eine etwas grössere Unabhängigkeit<br />
zu sichern, scheint heute illusorisch. «Das Kombinat ist die<br />
Stadt», sagt Galina. «Das war zu Sowjetzeiten schon so. Wurden<br />
wir früher auf den Kommunismus eingeschworen, ist es heute der<br />
Patriotismus gegenüber dem Staat und Russland.» Dann stoppt sie<br />
ihre Tirade, hält inne und sagt: «Aber natürlich hat sich das Leben<br />
in der Stadt verbessert. Vor allem nach den harten Zeiten, die von<br />
der Perestroika ausgelöst wurden, als wir lernen mussten, auf<br />
eigenen Beinen zu stehen.» Dieser Mischung aus frappierender<br />
Realitätsnähe und stolzer Loyalität zum Kombinat begegnet man<br />
häufig in Gesprächen mit Einwohnern und <strong>Metall</strong>arbeitern. Es ist,<br />
als habe sich der Mensch hier fest vorgenommen, sich unter keinen<br />
Umständen von dem Stahlwerk brechen zu lassen. Auch die<br />
Ingenieurin Tatjana Terenteva, deren Familie seit Generationen im<br />
Kombinat arbeitet, sagt, dass «die Loyalität hier sehr ausgeprägt<br />
ist. Als es in den Neunzigern nur wenig Arbeit und vor allem<br />
8<br />
wenig Geld gab, haben dennoch viele zum Kombinat gehalten. Es<br />
gab damals einige Übernahmeversuche, die zum Glück abgewendet<br />
werden konnten. Wer weiss, was dann passiert wäre? Dann wäre<br />
die Stadt vielleicht gestorben.»<br />
Tatsächlich ist das heutige Leben in Magnitogorsk auf die Zukunft<br />
gerichtet. Das versprechen nicht nur die Werbeposter am Stadt-<br />
Flughafen, die von «einer neuen Epoche in Magnitogorsk» schwärmen.<br />
Man sieht, dass sich Magnitka, wie die Stadt von den Einwohnern<br />
genannt wird, einen bescheidenen Wohlstand erarbeitet<br />
hat. Die Strassen und Parks sind sauber. Es gibt viele neue Kinderspielplätze.<br />
In Museen, in der Stadtverwaltung riecht es nach<br />
frischer Farbe. Vielerorts blühen Blumen, es wird renoviert und<br />
gebaut, auch neue Wohnungen. Denn unter akutem Wohnungsmangel<br />
leidet Magnitka seit seiner Gründung. In den Randbezirken<br />
entstehen ganze Neubaugebiete mit grossen schicken Einfamilienhäusern.<br />
Entlang des Lenin-Prospektes reihen sich unzählige<br />
Bekleidungsgeschäfte. Die Stadt gehört zu den wohlhabendsten<br />
Provinzstädten Russlands. Sie hat in den vergangenen Jahren vom<br />
wirtschaftlichen Aufschwung im Land profitiert. Offiziell liegt die<br />
Arbeitslosenquote bei 0,8 Prozent. Die düsteren Zeiten der<br />
Neunziger, als das Kombinat die Menschen teils mit Geld, teils mit<br />
Coupons für Lebensmittel bezahlen musste und die Zukunft ungewiss<br />
war, scheinen vorerst vorbei. «Ja, die Stadt erblüht», sagt<br />
Wladimir Romanow, der neun Jahre im Stahlwerk arbeitete und seit<br />
1992 verschiedene Unternehmen gegründet hat. Heute produziert<br />
er hochwertige Schmiedearbeiten. Er beschäftigt 80 Mitarbeiter,<br />
und gerade hat er ein grosses Gelände mit alten Werkshallen gekauft.<br />
Noch herrscht das Chaos. «Die Nachfrage in Russland ist<br />
riesig», sagt Romanow, während er durch die Hallen spaziert und<br />
erzählt, wie er sein neues Eigentum modernisieren will. Unternehmer<br />
wie er beweisen, dass Magnitogorsk dabei ist, sich zu wandeln<br />
und unabhängig vom alles beherrschenden Stahlwerk ein neues<br />
Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>
<strong>Metall</strong> Magnitogorsk<br />
15<br />
9 10<br />
8 Passanten im Zentrum von Magnitogorsk. 9 Eine Strassenbahn auf der Brücke, die über den Ural-Fluss führt. Sie führt an einem<br />
Obelisken vorbei, der die geografische Grenze zwischen Europa und Asien markiert. Magnitogorsk liegt auf beiden Flussufern des Urals,<br />
also in Asien und Europa. 10 Eine Ballonverkäuferin beim Jahrmarkt anlässlich des Feiertags der <strong>Metall</strong>arbeiter.<br />
Gesicht zu suchen. Ein Weg, der langwierig und schwierig sei, gibt<br />
Romanow zu bedenken. «Wir können uns vor Aufträgen zwar nicht<br />
retten. Allerdings brauche ich Kredite, um mein Geschäft aus bauen<br />
zu können. Und weil die Inflation derart hoch ist, sind auch die<br />
Zinsen extrem hoch. So kann ich das Geschäft nur langsam entwickeln.<br />
Leider.»<br />
«Wir sind in einem grossen Prozess der Veränderung»<br />
Im Stahl-Kombinat, das direkt neben dem Gelände von Romanows<br />
Firma liegt, ist die Zukunft dagegen schon angekommen. «Wir<br />
befinden uns in einem grossen Prozess der Veränderung», sagt<br />
Alexander Jakowlew mit glühenden Augen. Und ein bisschen klingt<br />
dies wie eine der sowjetischen Propagandalosungen, mit denen die<br />
Menschen über Jahrzehnte zum Durchhalten motiviert wurden. Man<br />
erwartet, dass er so schwärmt. Der kleine drahtige Mann arbeitet<br />
seit über drei Jahrzehnten im Kombinat, früher in der Produktion,<br />
heute in der Kommunikationsabteilung. Die Entwicklung des<br />
Kombinats ist allerdings nicht zu übersehen. Auf dem riesigen<br />
Areal findet man nur an den Rändern noch die Ruinen, den rostigen<br />
Stahl und rissigen Beton, die an eine andere Zeit erinnern. Ansonsten<br />
wird auch auf dem riesigen Areal gebaut und renoviert. Es<br />
ist sauber. Man sieht viele junge Leute, von denen beispielsweise<br />
die 20-jährige Natascha Semenenkowa, eine angehende Kranführerin,<br />
mit fröhlichem Gesicht sagt, dass sie hoffe, für immer bei<br />
MMK zu bleiben. «Neuer Stahl, neues Magnitogorsk», verspricht<br />
ein Plakat. Überall erblickt man neueste Technik und Anlagen von<br />
namhaften europäischen Herstellern, deren riesige detailreiche<br />
Modelle im Werksmuseum stehen, wo sie die alten sowjetischen<br />
Heldengeschichten an den Rand zu drängen scheinen. «Das ist<br />
unser neuestes Milliardenprojekt », ruft Jakowlew gegen den tosenden<br />
Baustellenlärm an. «Hier wird ein hochmodernes Walzwerk<br />
gebaut für qualitativ hochwertiges 5000-Millimeter-Stahlblech – auf<br />
über 120 000 Quadratmeter. Neueste Technik, versteht sich. Nächstes<br />
Jahr ist es fertig. Hier ist seit über vier Jahrzehnten nichts investiert<br />
worden. Wir sind dabei, das wieder aufzuholen. Qualität,<br />
Effizienz und Modernisierung haben bei uns heute Priorität.» Nach<br />
dem Ende der Sowjetunion war das Kombinat wie viele andere<br />
Staatsbetriebe privatisiert worden. Kindergärten, Landwirtschaftsbetriebe<br />
oder Bäckereien, die ebenfalls zum Kombinat gehörten,<br />
wurden abgestossen. Viele Milliarden wurden seitdem in die<br />
Modernisierung des einst «keuchenden Dinosauriers» (Stephen<br />
Kotkin) investiert. Allein bis 2013 sollen es nach dem Willen von<br />
Wiktor Raschnikow, dem milliardenschweren Hauptaktionär und<br />
Vorstandsvorsitzenden von MMK, noch einmal über zehn Milliarden<br />
US-Dollar werden. Bis dahin will MMK rund 15 Millionen Tonnen<br />
Stahl jährlich produzieren. 2007 waren es bereits rund 13,6 Millionen<br />
Tonnen, zuzüglich über 12 Millionen Tonnen an <strong>Metall</strong>produkten.<br />
MMK, das 2005 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt<br />
wurde, machte 2007 einen Gewinn von 1,6 Milliarden US-D o l l a r.<br />
Dabei profitiert das Kombinat von den extrem hohen Stahlpreisen<br />
und einem boomenden russischen Markt, für den es rund 80 Prozent<br />
seiner Produktion herstellt. «Wir hatten viele Krisen», sagt<br />
Jakowlew. «Mal gab es keine Arbeit, dann keine Gehälter. Heute<br />
haben wir eine andere Krise. Uns fehlen ausreichend qualifizierte<br />
Arbeitskräfte.»<br />
In ihrer kleinen Zweizimmerwohnung am Rande von Magnitogorsk<br />
reicht Galina Tee, Marmelade und Plätzchen. An den Wänden hängen<br />
Bilder vom Dalai Lama und Souvenirs aus Tibet. Dorthin ist sie<br />
vor zwei Jahren mit ihrer Tochter gereist – per Anhalter. Bald wolle<br />
sie in Rente gehen, sagt Galina und ihre kleinen Augen funkeln wie<br />
Edelsteine. Dann wolle sie endlich ein neues Leben wagen und<br />
ihren Traum verwirklichen. «Ich will mich als Astrologin selbst ständig<br />
machen und Ausflüge zum Magnetberg für Touristen organisieren.»<br />
Im alten Magnitogorsk wäre das wohl kaum möglich gewesen. <<br />
Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>
24,3050<br />
[Ne]3s 2<br />
12 Mg<br />
2<br />
649 1.2<br />
1107 7.6<br />
Magnesium<br />
26,981538<br />
[Ne]3s 2 3p 1<br />
13 Al<br />
3<br />
661 1.5<br />
2467 6.0<br />
Aluminium<br />
51,9961<br />
[Ar]3d 5 4s 1<br />
24 Cr<br />
0,2,3,6<br />
1857 1.6<br />
2482 6.8<br />
Chrom<br />
55,845<br />
[Ar]3d 6 4s 2<br />
26 Fe<br />
–2,0,2,3,6<br />
1535 1.6<br />
2750 7.9<br />
Eisen
<strong>Metall</strong> Rolls-Royce<br />
17<br />
Edelkarossen<br />
aus Alu und Edelstahl<br />
Motorisierte Kutschen aus Blech und Stahl bewegen die Menschheit seit mehr als einem<br />
Jahrhundert. Schon bald nach seiner Gründung 19<strong>04</strong> stand der britische Hersteller<br />
Rolls-Royce im Ruf, die besten, aber auch die teuersten Automobile der Welt zu bauen.<br />
Heute steckt unter der ehrwürdigen Hülle des neusten Rolls-Royce Phantom Coupé<br />
modernste Aluminium- und Magnesium-Leichtbautechnik.<br />
Text: Daniel Huber<br />
Foto: BMW AG<br />
Als sich der Techniker Henry Royce und der Unternehmer Charles<br />
Rolls 19<strong>04</strong> erstmals im Midland Hotel von Manchester trafen, um<br />
über eine mögliche Zusammenarbeit bei der Herstellung und dem<br />
Vertrieb von neu artigen, motorisierten Kutschen zu diskutieren,<br />
gab es für den Perfektionisten Royce nur ein Ziel: Autos zu bauen,<br />
die ihrer Zeit weit voraus sind. Der Aristokratensohn und Unternehmer<br />
Rolls hatte anfangs seine Zweifel, ob der einfache Müllerssohn<br />
Royce dazu im Stande sei. Zwar stellte die Firma F. H. Royce<br />
und Co. schon erfolgreich Krananlagen und Dynamos her, aber<br />
Automobile waren schon damals eine weitaus komplexere Geschichte.<br />
Doch als ihm Royce einen ersten Prototypen vorführte, war Rolls<br />
begeistert. Der Zweizylinder-Motor sprang per simplen Knopfdruck<br />
auf Anhieb an und fuhr sich erstaunlich ruhig und gleichmässig.<br />
Noch im selben Jahr Anfang Dezember waren die Automobile<br />
von Royce an der Autoshow von Paris bereits die grosse Sensation.<br />
Es folgte der historische Vertragsabschluss, welcher der Firma<br />
C. S. Rolls & Co. in Gross britannien die alleinigen Vertriebsrechte<br />
für Royce-Wagen zusicherte. Diese trugen fortan den Markennamen<br />
Rolls-Royce. Es sollte die Geburtsstunde eines automobilen<br />
Mythos sein.<br />
Kein anderer Konsumartikel der Neuzeit steht derart unmissverständlich<br />
für High Society und überschwänglichen Reichtum wie<br />
ein Rolls-Royce. Und in Sachen Bekanntheitsgrad kann es die<br />
Marke problemlos mit Coca-Cola oder McDonald’s aufnehmen. Egal<br />
ob in Wladiwostok, Kalkutta, Bologna, Boston oder Lima, das «RR»-<br />
Emblem inklusive der «beflügelten» Kühlerfigur sind ein Begriff.<br />
Dafür gibt es viele Gründe. Den Anfang machte sicher das ungeheuerliche<br />
Streben des Ingenieurs Henry Royce nach Perfektion.<br />
Er entwickelte seine Autos nach dem Motto: «Kleinigkeiten beeinflussen<br />
Perfektion, aber Perfektion ist keine Kleinigkeit.» Das zeigte<br />
sich zuerst vor allem an der für die damalige Zeit schier unglaublichen<br />
Zuverlässigkeit. So stellte das erste käufliche Rolls-Royce-<br />
Modell mit der Bezeichnung 40/50 HP Silver Ghost bereits 1907<br />
einen Langstreckenrekord über 14 372 Meilen auf. Das zementierte<br />
nachhaltig den Ruf der Marke, die besten Automobile der Welt zu<br />
bauen. Der Silver Ghost stand auch im Ersten Weltkrieg für die<br />
britische Armee im Einsatz und veranlasste Lt. Col. T. E. Lawrence,<br />
besser bekannt als Lawrence of Arabia, in seinem literarischen<br />
Werk «Die sieben Säulen der Weisheit» zur werbeträchtigen Aussage:<br />
«Ein Rolls-Royce in der Wüste ist mehr wert als Rubine.»<br />
Der Erfolg von Rolls-Royce rührt aber nicht nur von der technischen<br />
Raffinesse der Autos. Ebenso wichtig waren die Legenden<br />
und Mythen, die sich schon bald um die Marke rankten. Dazu gehört<br />
sicher auch der Werdegang der Kühlerfigur. Nachdem verschiedene<br />
Kunden die Kühlergrills ihrer Rolls-Royce-Automobile mit «unwürdigen»<br />
Objekten zu ver unstalten anfingen, gab der damalige Partner<br />
von Rolls und Royce, Claude Johnson, dem Bildhauer Charles<br />
Sykes den Auftrag, eine Standard-Kühlerfigur zu schaffen, welche<br />
die Eleganz und Ex klu sivität der Fahrzeuge angemessen widerspiegeln<br />
sollte. Sykes schuf die Skulptur einer Frau, welche die beiden<br />
Enden ihres zarten Umhangs festhält und diesen mit nach hinten<br />
ausgebreiteten Armen im Wind flattern lässt. Dafür soll ihm Eleanor<br />
Velasco Thornton Modell gestanden haben. Diese war die Assistentin<br />
und heimliche Geliebte des wohlhabenden John Montagu, der<br />
1905 das Auto magazin «The Car» herausbrachte. Die Kühlerfigur<br />
bekam den Namen «Spirit of Ecstasy». Warum sie im deutschsprachigen<br />
Raum – und nur dort – auch noch den Beinamen Emily trägt,<br />
weiss niemand.<br />
Ursprüngliche Gussform der «Spirit of Ecstasy» rekonstruiert<br />
Als BMW 1998 die Namensrechte von Rolls-Royce Motor Cars erwarb,<br />
war die ursprüngliche Gussform der «Spirit of Ecstasy» schon<br />
ziemlich abgenutzt. Anhand von alten Fotografien von Eleanor<br />
Thornton und mit Hilfe modernster Computeranimation wurde<br />
eine neue Vorlage geschaffen, die wieder sehr nahe zum Original<br />
zurückkehrte. Gefertigt wird die Figur mit einer althergebrachten<br />
Negativ gusstechnik in einem kleinen Familienbetrieb in Südengland.<br />
Normalerweise ist sie aus Edelstahl, teilweise gibt es sie aber auch<br />
in Sterlingsilber oder vergoldet. Aus Sicherheitsgründen klappt sich<br />
die Kühlerfigur per Knopfdruck oder automatisch beim Ver riegeln<br />
nach unten in den sicheren Schoss des stählernen Kühlergrills.<br />
In den Anfängen des Automobils gab es in der Regel unterschiedliche<br />
Hersteller für das so genannte Rolling Chassis, das sich aus<br />
Motor, Getriebe, Achsen, Antriebsstrang, Tank sowie Lenkung zusammensetzte,<br />
und den Karosserieaufbauten obendrauf. Für Letzteres<br />
waren lange Kutschenbauer verantwortlich. Das war bei ><br />
Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>
18<br />
<strong>Metall</strong> Rolls-Royce<br />
1 4<br />
2<br />
3<br />
1 Die Basis der Phantom-Limousine bildet ein so genannter Alu-Spaceframe. Beim Coupé fehlt die zentrale Säule. 2 Elegante<br />
Türöffner aus Zinkguss – beim Coupé öffnen die beiden Türen nach alter Manier nach vorne. 3 Beim Phantom Coupé gibts die Edelstahl-<br />
Motorhaube auf Wunsch unbehandelt. 4 Legte den Grundstein zum Erfolg der Marke Rolls-Royce: der legendäre Silver Ghost.<br />
Rolls-Royce nicht anders. Erst mit dem 1949 gebauten Rolls-Royce<br />
Silver Dawn wurden die Modelle erstmals in kompletter Eigenregie<br />
fabriziert und damit bis zu einem gewissen Grad standardisiert.<br />
Allerdings wurde die Rohkarosserie nach wie vor von der externen<br />
Firma Pressed Steel angeliefert. Der 1998 lancierte Silver Seraph<br />
war schliesslich der erste vollkommen in Eigenregie gebaute Rolls-<br />
Royce. Im gleichen Jahr gelang es BMW, sich die Namensrechte<br />
für die ehrwürdige Marke zu sichern. Das eigentliche Rolls-Royce-<br />
Werk in Crewe sowie die Marke Bentley gingen damals in den<br />
Besitz von Volkswagen über. Nun musste BMW möglichst schnell<br />
eine grüne Wiese finden, um darauf eine neue Fabrik zu bauen und<br />
gleich zeitig ein neues Modell zu entwickeln. Am 1. Januar 2003 war<br />
es so weit: In der neu erstellten Fabrik in Goodwood, West Sussex,<br />
feierte der komplett neue Rolls-Royce Phantom Weltpremiere.<br />
Dieser sollte die Tradition edler Materialien und althergebrachter<br />
Handwerkskunst wieder verstärkt mit modernster Automobiltechnik<br />
verbinden – also ganz im Sinne des Gründers Henry Royce.<br />
Das erneute Streben nach technischer Raffinesse zeigt sich<br />
mitunter bei der Wahl der <strong>Metall</strong>e. So sind die Karosserien der<br />
neuen RR-Modelle mehrheitlich aus Aluminium gefertigt. Dabei<br />
besteht der Alurahmen des neuen Phantom Coupé aus über<br />
200 Profilen sowie rund 300 Einzelblättern, die an 2728 Stellen<br />
von Hand zusammengeschweisst werden. Bei diesem Prozess sind<br />
gewisse Ver ziehungen des Rahmens unvermeidbar. Entsprechend<br />
werden die verschiedenen Fixpunkte für die Aufhängung des Antriebsstrangs<br />
in einer riesigen Fräsmaschine passgenau auf den<br />
Hundertstelmillimeter in den fertigen Rahmen gebohrt. Danach<br />
kommt die heikle Aufgabe, die Aluhülle auf den Rahmen zu schweissen.<br />
«Insbesondere beim Dach ist das eine hochgradige Spezialistenarbeit»,<br />
kommt Helmut Riedl, Entwicklungschef von Rolls-<br />
Royce Motor Cars, ins Schwärmen. «Da müssen zwei Schweisser<br />
simultan von zwei Seiten aufeinander zu arbeiten, sonst stimmt<br />
es am Schluss nicht.» Jeden Morgen schweisst jedes Teammitglied<br />
zuerst eine 300 Millimeter lange Testnaht, um die aktuellen atmosphärischen<br />
Einflüsse auf die <strong>Metall</strong>verarbeitung abzuschätzen.<br />
Durch die Verwendung von Aluminium wird beim Coupé rund 100<br />
Kilogramm Gewicht eingespart. Das scheint angesichts der total<br />
2590 Kilogramm kein gewaltiger Fortschritt zu sein. «Dafür sind wir<br />
mit dieser Technik enorm flexibel bei der Umsetzung von Sonderwünschen,<br />
was bei Rolls-Royce schon immer sehr wichtig war»,<br />
erklärt Riedl. Kommt dazu, dass sich bei den momentanen Stückzahlen<br />
von rund 1000 Fahrzeugen pro Jahr die Entwicklung und<br />
das Betreiben von speziellen Presswerken nicht lohnen würden.<br />
Grösstes Edelstahlteil der Autoindustrie<br />
Anders als bei der durchwegs aus Alu gefertigten Limousine sind<br />
beim Coupé Motorhaube, Frontsäule inklusive Rahmen der Windschutzscheibe<br />
sowie der nach unten klappende Teil des zweiteiligen<br />
Kofferraumdeckels aus Edelstahl. Dabei ist die Motorhaube ein<br />
weiteres handwerkliches Meisterwerk. Sie kann wahlweise auch<br />
roh, also unlackiert, geordert werden. Dazu muss das von Belgien<br />
gelieferte Rohteil zuerst maschinell und dann von Hand gebürstet<br />
werden, ein Prozess, der rund fünf Stunden dauert und aus jeder<br />
Haube ein Unikat macht. Denn die Struktur, die beim Bürsten entsteht,<br />
ist immer anders. Speziell behandelt werden muss dieses<br />
zurzeit grösste in der Autoindustrie verwendete Edelstahlteil nicht.<br />
Allerdings nimmt es mit der Zeit eine natürliche Patina an, die der<br />
Kunde belassen kann oder nicht. Ebenfalls ein technischer Leckerbissen<br />
ist die Grundplatte des Armaturenbretts, die aus ultraleichtem<br />
Druckgussmagnesium besteht (ein Drittel so schwer wie Aluminium).<br />
Allerdings ist von diesem Hightechträger nichts zu sehen. Er wird<br />
nahtlos von edlen Holzfurnieren, Lederhäuten, Chrom und natürlich<br />
auch ein paar profanen Armaturen verdeckt, ohne die selbst der<br />
Fahrer eines Rolls-Royce noch immer nicht auskommen kann. <<br />
Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>
<strong>Metall</strong> Rolls-Royce<br />
19<br />
Unterwegs im neuen Phantom Coupé<br />
Auf der Suche nach den Gründen für die Faszination Rolls-Royce erhielt Bulletin die Gelegenheit, das neu<br />
lancierte Phantom Coupé quer durch Frankreich nach Südengland ins Rolls-Royce-Werk in Goodwood zu fahren.<br />
Fotos: BMW AG | Daniel Huber<br />
«Könnte gut sein, dass uns die Zöllner an<br />
der Grenze kurz anhalten», meint Tony, der<br />
uns im imposanten schwarzen Rolls-Royce<br />
Phantom vom Genfer Flughafen abholt, um<br />
uns an den Startpunkt der Testfahrt im französischen<br />
Crozet zu chauffieren. «Die Pässe<br />
schauen sie dann zwar meistens gar nicht an.<br />
Sie wollen einfach sehen, wer da im Fond<br />
sitzt.» Ein Rolls-Royce weckt Interesse.<br />
Anders als bei teuren Sportwagen oder in<br />
jüngster Zeit vermehrt auch bei grossen Gelände<br />
wagen reagieren die Passanten aber<br />
auf einen Rolls-Royce, der ebenfalls nicht<br />
sehr sparsam mit den natürlichen Ressourcen<br />
umgeht, weder argwöhnisch noch aggressiv,<br />
sondern erstaunlich wohlwollend.<br />
So auch fünf Stunden später bei einem<br />
kurzen Kaffeestopp auf einer nüchternen<br />
Autobahnraststätte südlich von Reims. Die<br />
Leute drehen sich zwar unverhohlen nach<br />
dem neuen Phantom Coupé um, lächeln<br />
einem dann aber freundlich zu. Manche<br />
heben gar anerkennend den Daumen. Wer<br />
in einem Auto unterwegs ist, das mehr als<br />
650 000 Franken kostet, der schwebt über<br />
den üblichen Wahrnehmungsnormen. «Ein<br />
Rolls-Royce ist so jenseits, dass er schon<br />
wieder gut ist», meint denn auch ein redseliger<br />
Tischnachbar im kleinen Bistro.<br />
An sich war es lange eher ungewöhnlich,<br />
dass jemand seinen Rolls-Royce selber<br />
fährt. Nachdem der englische Hersteller<br />
1931 Bentley einverleibte, wurde Fahrspass<br />
fortan unter dem «B»-Logo der sportlicheren<br />
Schwestermarke verkauft. Dagegen entwickelten<br />
sich die pompösen Modelle von<br />
Rolls-Royce immer mehr zu chauffierten<br />
Edellimousinen. Daher rührt auch der kleine,<br />
feine Unterschied zwischen «Bentley Drivers’<br />
Club» und «Rolls-Royce Owners’ Club» –<br />
fahren und besitzen.<br />
Das im Juni neu lancierte Phantom Coupé<br />
will an die grossen Grandtourer-Modelle<br />
der Gründerjahre anknüpfen und stellt dies<br />
auf der rund 1000 Kilometer langen Teststrecke<br />
souverän unter Beweis. Dabei legt<br />
das 5,61 Meter lange, 1,99 Meter breite<br />
und vollgetankt 2670 Kilogramm schwere<br />
Ungetüm auf den kurvigen Strassen des<br />
französischen Juras tatsächlich einen Hauch<br />
von Sportlichkeit an den Tag. Schliesslich<br />
brummt – nein, nicht summt – unter der eigen<br />
willigen Edelstahl-Motorhaube auch ein<br />
mächtiger Zwölfzylinder-Motor mit einem<br />
brachialen Drehmoment von 720 Nm und<br />
460 PS. Dass bei Rolls-Royce die profanen<br />
Leis tungsdaten des Motors so freimütig<br />
preisgegeben werden, ist übrigens auch<br />
neu. Früher gabs diesbezüglich stets die<br />
vornehm zurückhaltende Antwort: «Das<br />
Modell ist ausreichend motorisiert.» Geblieben<br />
ist im Innern die Reduktion aufs absolut<br />
Notwendige in Bezug auf technische Armaturen<br />
und sonstige Bedienteile. So sucht<br />
man vergeblich nach einem Tourenzähler.<br />
Dafür wird einem auf kleinen Leistungsmetern<br />
die momentane Kraftreserve in Prozent<br />
angegeben. Natürlich gibt es auch einen<br />
Bordcomputer und ein Navigationssystem,<br />
doch werden diese vorzugsweise über eine<br />
Drehklappe aus den Augen der Insassen<br />
5<br />
6 7<br />
verbannt. Schliesslich soll der Anblick des<br />
mit edlem Wurzelholz und Leder überzogenen<br />
Armaturenbretts nur wenn absolut<br />
nötig mit neuzeitlicher Elektronik verschandelt<br />
werden. Im Rolls-Royce Coupé schwelgt<br />
man in althergebrachter Handwerkskunst.<br />
Alles, was man berührt, fühlt sich solide an.<br />
Wo in anderen Autos ein Plastikteil, das in<br />
der Produktion ein paar Rappen kostet, die<br />
Frischluft in den Innenraum leitet, sind es im<br />
Phantom Coupé elegante Runddüsen und<br />
ein kleiner Drehknopf aus solidem Edelstahl,<br />
der sich mit zwei Fingerspitzen bedienen<br />
lässt. Warum sich das Leben auch unnötig<br />
schwer machen? Und so gleichen die Stunden<br />
auf der Autobahn und Landstrasse<br />
einem eigentlichen Dahingleiten. Ganz im<br />
Sinne der «Spirit of Ecstasy», die uns auf<br />
dem Kühlergrill stolz den Weg weist. dhu<br />
5 Das neue Phantom Coupé soll an die Grandtourer der Gründerjahre anknüpfen.<br />
6 Kein Hauch von Plastik findet sich im edlen Innern des Coupés. 7 Liebe zum optischen<br />
und haptischen Detail: die Luftdüsen aus Edelstahl.<br />
Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>
20<br />
<strong>Metall</strong> Meteoriten<br />
58,6934<br />
[Ar]3d<br />
28 Ni<br />
8 4s 2<br />
0,2,3<br />
1453 1.8<br />
2732 7.6<br />
Nickel<br />
55,845<br />
[Ar]3d<br />
26 Fe<br />
6 4s 2<br />
–2,0,2,3,6<br />
1535 1.6<br />
2750 7.9<br />
Eisen<br />
Im September 2007 schlug in Carancas im südlichen Hochland von Peru ein mächtiger Meteorit ein. Er hinterliess einen über<br />
13 Meter grossen und rund 5 Meter tiefen Krater. Anfangs brodelte das Wasser auf dem Grund und es traten stinkige Gase aus.<br />
Viele der herbeigeeilten Schaulustigen verspürten danach starke Kopfschmerzen.<br />
Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>
<strong>Metall</strong> Meteoriten<br />
21<br />
Auf der Jagd<br />
nach ausserirdischen<br />
Schätzen<br />
Die Erde wird tagtäglich von Meteoriten bombardiert. Doch nur ein Bruchteil aller<br />
metallhaltigen Steinbrocken ferner Planeten verglüht nicht beim Eintritt in die<br />
Atmosphäre oder verschwindet im Meer oder in unwegsamem Gelände. Das macht<br />
Meteoriten zu begehrten und damit wertvollen Sammlerobjekten.<br />
Text: Ute Eberle<br />
Foto: Keystone, La Republica Newspaper<br />
Der Feuerball kam ohne Vorwarnung. Es geschah an einem Samstag<br />
Mitte September 2007 in Carancas, einem Dorf im peruanischen<br />
Hochland, 1300 Kilometer südlich von Lima. Plötzlich sei<br />
das Ding aus dem Himmel auf sie zugerast, erinnerten sich die<br />
Bauern später. Dann knallte es und Erde flog durch die Luft. Ein<br />
besonders grosser Brocken landete dröhnend auf dem Dach von<br />
Javier Valle Sarmiento. So verbeult war das Wellblech hinterher,<br />
dass es aussah, als sei es in einen himmlischen Auffahrunfall verwickelt<br />
gewesen.<br />
Als die Carancasser erkundeten, was geschehen war, fanden<br />
sie einen Krater im ausgetrockneten Flussbett. Er war gross wie<br />
ein Swimmingpool und auf seinem Grund brodelte Wasser. Es stank<br />
und ein paar Dorfbewohnern begann der Kopf zu schmerzen. Übelkeit<br />
wallte in ihren Mägen auf. Erschreckt riefen die Offiziellen den<br />
Notzustand aus.<br />
Doch das war nicht das einzig Merkwürdige, das sich im September<br />
letzten Jahres in Carancas ereignen sollte. Nur wenige<br />
Tage nach dem Einschlag trafen die ersten Fremden im Dorf ein.<br />
Sie wedelten mit Dollarscheinen und hoben Gesteinsbrocken vom<br />
Boden auf, bis es sich herumgesprochen hatte: Die Unbekannten<br />
suchten Bruchteile des Objekts, das vom Himmel gefallen war.<br />
Schnell kursierte das Gerücht, der Chef der Polizei selber habe<br />
einem der Fremden ein vier Kilo schweres Stück verkauft. Aber<br />
auch die Meldung, einer der Unbekannten – ein stämmiger, blonder<br />
Amerikaner – klaue auf eigene Faust Brocken aus dem Krater.<br />
Poli zisten begannen, den Einschlagsort zu bewachen und die Situation<br />
spitzte sich genug zu, dass der Fremde hastig in ein Taxi<br />
sprang und über die Grenze nach Bolivien entschwand. Der<br />
«internatio nale Zwischenfall» sollte manche in Peru noch Wochen<br />
beschäftigen. Doch für Mike Farmer – den Amerikaner im Taxi –<br />
war es «nur ein weiterer Tag im Leben eines Meteoritenjägers».<br />
Mike Farmer hat einen der ungewöhnlichsten Berufe der Welt.<br />
Letztes Jahr reiste er 370 000 Kilometer – fast zehn Mal die<br />
Länge des Äquators. Neben Peru war er in Spanien, Argentinien,<br />
Kalifornien, Kolumbien und an anderen Orten, die aufzuzählen er<br />
keine Zeit hat. Denn man erwischt ihn schon wieder auf dem Sprung.<br />
Dieses Mal geht es nach Australien, wo er einen Monat verbringen<br />
wird. Gerade erst war er in Schweden. Und nach Mexiko muss er<br />
auch noch. All das für Steine mit dem Charme von Eisenbahnschotter.<br />
Sie liegen zu tausenden in Farmers Haus in Tucson,<br />
Arizona. Die meisten sind braun oder grau. Und viele aussen schwarz<br />
verschmurgelt.<br />
Auch wenn man es ihnen nicht ansieht: Die Steine stammen<br />
nicht von dieser Welt. Es sind Meteoriten. Und Mike Farmer verbringt<br />
seine Tage damit, sie zu finden.<br />
Meteoriten sind Bruchstücke anderer Planeten. Meist kommen<br />
sie aus dem Asteroidengürtel, jenem rotierenden Friedhof zerschlagener<br />
Himmelskörper zwischen Mars und Jupiter. Je nachdem,<br />
ob sie sich aus der Kruste oder dem Kern eines Planeten gebildet<br />
haben, bestehen Meteoriten überwiegend aus Mineralien oder<br />
<strong>Metall</strong>. Doch alle enthalten Eisen. Neben einem scharfen Blick ist<br />
ein <strong>Metall</strong>detektor deshalb das wichtigste Hilfsmittel eines Meteoritensuchers.<br />
Millionenschwerer Fund in Kansas ausgegraben<br />
Als etwa ein Mann namens Steve Arnold im Oktober 2005 Schlagzeilen<br />
machte, weil er in Kansas einen 650 Kilo schweren Pallasiten<br />
ausgrub, der zwei Meter tief im Boden steckte, war das kein Zufall.<br />
Ein Pallasit ist eine seltene Meteoritenart, bei der Kristalle in ein<br />
Nickel-Eisen-Gemisch eingebettet sind. Und Arnold hatte gezielt<br />
nach so etwas gesucht. Wie Farmer ist er ein professioneller<br />
Meteoritenjäger und war bereits wochenlang mit einem selbst<br />
gebauten, fünf Meter breiten <strong>Metall</strong>detektor über die Felder<br />
gefahren. Er hofft, dass ihm sein Fund eine Million US-Dollar einbringen<br />
wird.<br />
Gewiss: Rein objektiv sind Nickel und Eisen gewöhnliche – und<br />
damit billige – <strong>Metall</strong>e. Doch in diesem speziellen Fall stammen sie<br />
tief aus dem All. Sie trieben Jahrtausende durch das Nichts, ><br />
Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>
22 <strong>Metall</strong> Meteoriten<br />
1<br />
3<br />
2<br />
4<br />
1 Auf der Suche nach neuen Meteoriten-Schätzen ist Mike<br />
Farmer mit seinem <strong>Metall</strong>detektor häufig tagelang in abgelegenen<br />
Wüstenregionen unterwegs. 2 Der Meteorit mit der Bezeichnung<br />
ALH 84001 wird in einer speziellen Druckkammer im<br />
Johnson Space Center Laboratorium in Houston aufbewahrt,<br />
Wissenschaftler der NASA und dreier Universitäten stellten 1996<br />
die bis heute stark umstrittene Behauptung auf, dass es in<br />
diesem Gesteinsbrocken vom Mars organisches Material gebe,<br />
das auf primitive Formen des Lebens hindeute. Dieses wäre<br />
vor rund 15 Millionen Jahren auf die grosse Reise zur Erde geschickt<br />
worden.<br />
3 Vor circa 50 000 Jahren schlug im heutigen US-Bundesstaat<br />
Arizona ein 35 bis 40 Meter grosser Nickel-Eisen-Brocken<br />
aus dem All in die Halbwüste ein und hinterliess einen rund<br />
1,5 Kilo meter breiten und 170 Meter tiefen Krater. Aufgrund der<br />
schwachen Erosion in der Wüste ist er bis heute gut erhalten.<br />
4 Beispiel eines Eisenmeteorits, der in Henbury, Australien,<br />
gefunden wurde. Er wiegt 1,8 Kilogramm. Die Zusammensetzung<br />
der Meteoriten unterscheidet sie zum Teil grundlegend von<br />
den auf der Erde vorkommenden Mineralien. Eisenmeteorite<br />
bestehen aus den Eisenmineralien Kamazit, Taenit und<br />
Troilit und weisen in der Regel an der Oberfläche die typischen<br />
Schmelzerscheinungen auf.<br />
Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>
<strong>Metall</strong> Meteoriten<br />
23<br />
Fotos: Will van Overbeek | David J. Phillip, Keystone | Martin, laif | Thomas Stephan<br />
bevor sie zufällig in den Einzugsbereich der Erde gerieten, in die<br />
Atmosphäre gesaugt wurden, sich dabei glühend aufheizten und in<br />
den Boden krachten.<br />
Abgesehen von den Proben, welche die Apollo-Astronauten vom<br />
Mond mitbrachten, sind Meteoriten das einzige extraterrestrische<br />
Anschauungsmaterial, das der Mensch besitzt. Und genau das<br />
macht sie so begehrenswert.<br />
Geschätzt wird, dass weltweit zwischen vierzig und ein paar<br />
hundert Menschen hauptberuflich als Meteoritenjäger arbeiten. Ihr<br />
innerster Kern bildet – zusammen mit den Händlern und Sammlern –<br />
eine intime Bruderschaft, die geprägt ist von Eifersüchteleien und<br />
Exzentrik. Da gibt es den Ex-Klempner, der mit seinem Cowboyhut<br />
auf jeder Fachkonferenz auftauchte und heute als wissenschaftliche<br />
Autorität gilt. Den New Yorker, der nur elegant geformte Meteoriten<br />
will. Den ehemaligen Gastwirt, der Meteoriten eine Weile weit unter<br />
Marktwert verschleuderte, um die anderen zu ärgern.<br />
«Das Geschäft kann brutal sein, weil die Nachfrage oft grösser<br />
ist als das Angebot», sagt Farmer, der bereits Todesdrohungen<br />
bekam. Er erlag der Faszination der ausserirdischen Steine als<br />
Student der Geisteswissenschaften, nachdem er auf einer Mineralienshow<br />
ein kieselgrosses Exemplar erworben hatte. «Früher<br />
sammelte ich Münzen. Aber Dinge, die Menschen vor 150 Jahren<br />
geschaffen haben, interessierten mich plötzlich nicht mehr.» Obwohl<br />
seine Frau stinksauer war und Farmer kaum Geld besass,<br />
brach er sein Studium ab und wurde Meteoritenjäger.<br />
Die Erde wird jährlich von 50 000 Tonnen Geröll bombardiert<br />
Es ist ein Job, der Flexibilität, Abenteuerlust, stabile Nerven und<br />
jede Menge Ausdauer erfordert. Zwar wird unser Planet jährlich mit<br />
50 000 Tonnen kosmischem Geröll bombardiert. Doch der grösste<br />
Teil ist so klein, dass er bereits beim Atmosphäreneintritt verglüht.<br />
Pro Jahr schaffen es nur ein paar tausend Brocken zur Oberfläche<br />
und von ihnen verschwinden die meisten im Meer, in Dschungeln<br />
oder unbewohnten Wäldern, wo sie schnell verwittern.<br />
Sobald ein Meteoritenjäger hört, dass irgendwo ein Einschlag<br />
beobachtet wurde, stürzt er los. Einmal erfuhr Farmer – ein echter<br />
Arizona-Bewohner, der stolz ist, dass er nie lange Hosen trägt – um<br />
zwei Uhr mittags von einem «frischen Fall» in Kanada. Er eilte aus<br />
dem Haus, kaufte für 2000 US-Dollar Winterkleidung und sass um<br />
fünf Uhr im Flugzeug.<br />
Ein anderes Mal fuhr Farmer fast 900 Kilometer in einer Nacht,<br />
weil aus Neumexiko ein Einschlag gemeldet wurde. Müde kam er<br />
am frühen Morgen an – nur um wenig später zuzusehen, wie ein<br />
Rivale von ihm 50 Meter entfernt über ein Fragment stolperte. «Es<br />
war ein 200 000-Dollar-Fund», so Farmer. «Der Gedanke bringt<br />
mich noch heute um.»<br />
Gibt es keine neuen Augenzeugenberichte, durchkämmen die<br />
Meteoritenjäger die einzigen Regionen, in denen sich Steine lange<br />
halten und gut sichtbar sind: die Wüsten. Sie nehmen in Kauf, dass<br />
Sitznachbarn im Flugzeug scheel gucken, wenn sie erklären, womit<br />
sie ihre Tage verbringen. Sie lernen, höflich das Ziegenfleisch zu<br />
kauen, das ihnen an Lagerfeuern vorgesetzt wird, wenn sie mit<br />
Beduinen um Meteoriten verhandeln, die diese bei Streifzügen finden.<br />
Sie zahlen hunderte von Euro an Übergepäck für ihre stein bepackten<br />
Taschen. Und schlucken die Enttäuschung, wenn ihre Koffer<br />
leicht sind, weil die Suchaktion vergebens war. So wie in jenem<br />
Jahr, als Farmer alleine für Flugtickets mehr als 60 000 US-Dollar<br />
ausgab, nur um wieder und wieder ergebnislos zurückzukehren.<br />
Denn es gilt, gewaltige Flächen zu durchforsten. Um der Suche<br />
Struktur zu geben, schlägt etwa Meteoritenjäger Robert Haag<br />
manchmal willkürlich einen Golfball in die Wüste. Dann läuft er ihm<br />
nach und scannt dabei den Boden.<br />
Findige Schulkinder rekrutiert<br />
Haag ist einer der Berühmtesten der Branche. In den drei Jahrzehnten,<br />
die er im Geschäft ist, trotzte er Erdrutschen, Hitze und<br />
Banditen. In Chile durchsuchte er die Atacama-Wüste, indem er<br />
per Gleitschirm darüber hinwegsegelte. In Spanien marschierte er<br />
unwissentlich durch die Landminen einer Militärbasis. In Mexiko<br />
stürzte er mit einem Kleinflugzeug ab. In Argentinien landete er im<br />
Gefängnis (und freundete sich prompt mit den Wärtern an).<br />
Eines Tages erschien Haag in Gibeon, Namibia, wo Jahrzehnte<br />
zuvor ein gewaltiger Meteorit niedergegangen war. Das Gebiet galt<br />
als gründlich abgesucht. Haag marschierte in die Dorfschule und<br />
zeigte dem Direktor ein Bündel Dollars. Der Schulleiter liess alle<br />
400 Kinder an Haags Vorzeigemeteorit vorbeiparadieren. Kurz<br />
darauf reiste der Amerikaner mit 500 Pfund mit Hilfe der Kinder<br />
neu entdeckter Fragmente ab.<br />
Mit den Steinen, die er erluchst, erschmeichelt, erhandelt oder<br />
erspürt, macht der 52-Jährige einen Umsatz von 1000 US-Dollar<br />
pro Tag. Denn trotz ihres oft unansehnlichen Äusseren sind Meteoriten<br />
begehrte Sammlerobjekte. Nicholas Cage, Steven Spielberg,<br />
der US-Cellist Yo-Yo Ma und Scheich Saud bin Mohammed al-<br />
Thani zählen zu denen, die bereits welche erworben haben sollen.<br />
Je nach Grösse und Seltenheit kosten die Steine ein paar bis zu<br />
hunderttausenden von Euro. Absolute Toperlöse erbringen insbesondere<br />
auch die raren Meteoriten, die von Mars und Mond stammen.<br />
Für sie wurde schon bis zu 30 000 US-Dollar pro Gramm bezahlt –<br />
rund 1000 Mal der Preis von Gold.<br />
Funde sind auch für die Forschung wertvoll<br />
Forscher sehen das oft mit Unbehagen. «In Meteoriten steckt die<br />
Geschichte unseres Sonnensystems», sagt David Kring, Kosmochemiker<br />
an der Universität von Arizona. «Oft sind sie völlig ein malig.<br />
Deshalb ist es wichtig, dass wir sie studieren.» Weil Meteoriten – anders<br />
als Erdensteine – seit ihrer Entstehung vor bis zu viereinhalb<br />
Mil liarden Jahren wenige geologische Prozesse durchliefen, erhoffen<br />
sich Forscher von ihnen wertvolle Hinweise auf die Entstehung<br />
unserer kosmischen Umwelt. 1996 glaubten NASA-Forscher sogar,<br />
in einem Marsmeteoriten namens ALH 84001 Spuren primitiven<br />
Lebens entdeckt zu haben (die These ist umstritten).<br />
Solche Entdeckungen scheinen gefährdet, wenn Meteoriten von<br />
Privatfindern zerhackt und poliert werden, um anschliessend zu<br />
exorbitanten Preisen auf dem Kaminsims eines Bauunternehmers<br />
zu verschwinden. Zwar müssen die Meteoritenjäger Proben an<br />
Forscher abgeben, falls sie ihre Funde klassifizieren lassen wollen.<br />
«Doch nicht alle tun das und das Material reicht oft nicht für Studien»,<br />
so Kring.<br />
Andererseits schätzen auch die Forscher, dass dank der Meteoritenjäger<br />
heute weit mehr kosmische Trümmer gefunden werden<br />
als früher. Und sie sind realistisch genug, um zu wissen, dass sie<br />
selber gar nicht die Mittel oder die Zeit hätten, um zu jedem Einschlag<br />
zu jetten. Oder wochenlang Golfbälle durch die Wüste zu<br />
schlagen. Oder in einem Taxi zur Grenze zu hasten – in der Tasche<br />
ein paar Kilo eines Steins, der an einem Samstag im September<br />
einfach aus dem Himmel fiel. <<br />
Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>
107,8682<br />
47 Ag<br />
962 1.4<br />
2212 7.6<br />
Silber<br />
[Kr]4d 10 5s 1<br />
1,2
<strong>Metall</strong> Nanotechnologie<br />
25<br />
Silberne Fäden<br />
haben eine glänzende<br />
Zukunft<br />
Silber kann viel mehr als schön sein; schon längst findet das Edelmetall<br />
Anwendung in Technik und Medizin, doch erst die Nanotechnologie macht eine<br />
feinste Beschichtung von Fasern und Stoffen mit Silberpartikeln möglich:<br />
EKG-Messungen durch T-Shirts, geruchsfreie Sportbekleidung und Datentransport<br />
über die Jacke rücken so in die nahe Zukunft.<br />
Text: Regula Gerber<br />
Foto: Empa<br />
Chinesen verwenden schon seit 7000 Jahren Silbernadeln für die<br />
Akupunktur. Und wer im Mittelalter als Adliger um sein Leben fürchtete,<br />
testete den Wein mit einem Silberstäbchen: Verfärbte sich das<br />
<strong>Metall</strong> schwarz, so enthielt das Getränk Arsen. Die Be sonderheiten<br />
dieses <strong>Metall</strong>s erkannten die Menschen schon früh. Heute ist<br />
bekannt, dass Silber nebst einem sehr hohen Lichtreflektionsvermögen<br />
von 98 Prozent eine unübertreffliche Leitfähigkeit und<br />
eine antistatische wie auch eine antibakterielle Wirkung hat. Das<br />
Edelmetall findet nicht nur in Münzen oder Schmuck, sondern auch<br />
im Automobilbau, in der Fotografie und Elektronik und sogar bei<br />
Antibiotika Verwendung. Die Forscher der Empa (siehe Seite 26)<br />
haben schon vor Jahren auf die Einzigartigkeit von Silber und<br />
deshalb auf die Entwicklung einer neuen Technologie im Nanobereich,<br />
der Niederdruck-Plasmatechnologie, gesetzt. Damit lassen<br />
sich silberbeschichtete Fasern umweltverträglicher und mit weniger<br />
<strong>Metall</strong>verbrauch als mit den bisherigen Verfahren herstellen.<br />
Dirk Hegemann, Doktor der Materialwissenschaft und Gruppenleiter<br />
der Abteilung Plasma-modifizierte Oberflächen, erklärt die<br />
entscheidenden Unterschiede: «Das bisher bekannte Galvanikbad<br />
ist ein elektrochemisches, feuchtes Verfahren und hat Vorteile,<br />
wenn es um dicke Schichten von ein paar Mikrometern geht – ein<br />
Haar ist vergleichsweise 50 Mikrometer dick. Zurzeit sind solche<br />
Textilien beispielsweise gegen Neurodermitis auf dem Markt. Allerdings<br />
zeigen diese Produkte nach einigen Waschgängen kaum mehr<br />
Wirkung, weil ein grosser Teil des Silbers herausgewaschen wird.<br />
Unsere Technologie hingegen ist ein physikalisches, trockenes<br />
Verfahren, mit dem die Silberpartikel nur gezielt an der Oberfläche<br />
und in einer dünnen, sehr gut haftenden Schicht angebracht<br />
werden.» Unter einer dünnen Schicht sind in der Welt der Nanotechnologie<br />
wenige bis ein paar hundert Nanometer – also Millionstel<br />
Millimeter – zu verstehen. Das bedeutet, dass auf einen Kilo meter<br />
synthetisches Garn 0,5 Gramm Silber aufgetragen werden. So ein<br />
Faden behält zum einen die Eigenschaften des Silbers, also insbesondere<br />
die Leitfähigkeit und die antibakterielle Wirkung. Zum<br />
anderen werden die textilen Eigenschaften nicht verändert und er<br />
kann dadurch je nach Wunsch und wie ein unbeschichteter Faden<br />
weiterverarbeitet werden. Dirk Hegemann: «Silbernanopartikel kann<br />
man auch kaufen und in Polymere einschmelzen. Damit ist das<br />
Silber jedoch im Fadengesamtvolumen drin, wirksam ist es aber<br />
erst an der Oberfläche in der Wechselwirkung mit einer wässrigen<br />
Umgebung. Das mit unserem Verfahren beschichtete Garn kann<br />
theoretisch ein Jahr lang ununterbrochen gelöst werden, so dass<br />
dauernd Silberionen herausgewaschen werden. Je nach Aufbau<br />
und Grösse der Oberfläche werden mehr oder eben weniger Ionen<br />
herausgelöst, da ist die Anwendung entscheidend.»<br />
Umkleidekabinen als geruchsfreie Zone<br />
Und Anwendungen würden sich mehr als genug finden, davon ist<br />
auch Niklaus Zemp, Geschäftsführer der Tersuisse Multifils SA,<br />
überzeugt. Die Firma aus Emmenbrücke hat letztes Jahr die Patentrechte<br />
am Faser-Beschichtungsverfahren sowie die Pilotanlage<br />
von der Empa übernommen. Niklaus Zemp dazu: «Der reine und<br />
konstante Silberionenrelease ist sehr wichtig, damit wir die erforderliche<br />
Qualität auch erbringen können. Wir stecken nun mitten<br />
in der Entwicklung dieser metallisierten Faser. Es bestehen viele<br />
Ideen, aber die Sache ist neu und es braucht nun zusätzliche Partner,<br />
die Projekte beispielsweise im Bereich der antibakteriellen<br />
An wendung mit uns weiterentwickeln.» Damit spricht Niklaus Zemp<br />
den wohl potenzialträchtigsten Zweig an; Silber an und für sich wirkt<br />
nicht antibakteriell, aber in Kontakt mit Wasser – sei es im Körper,<br />
mit der Haut, mit Schweiss oder Luftfeuchtigkeit – oxidiert die<br />
<strong>Metall</strong>oberfläche, und aus dieser Schicht werden die antibakteriell<br />
wirkenden Silberionen herausgewaschen. Welche Menge an Silber<br />
sich aus einer Matrix herauslösen soll, definiert die Dichte an Partikel:<br />
Je mehr Ionen gelöst werden, umso grösser ist die antibakterielle<br />
Wirkung. Doch muss beachtet werden, dass einige Bakterien<br />
sehr leicht, andere kaum oder nur mit grosser Menge an<br />
Silber abzutöten sind. So kann es wirkungsvoll und ganz gezielt<br />
dort eingesetzt werden, wo die zu bekämpfenden Bakterien bekannt<br />
sind, beispielsweise im Krankenhaus. Der Markt an textilen, ><br />
Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>
26 <strong>Metall</strong> Nanotechnologie<br />
Die Empa ist die interdisziplinäre Forschungsund<br />
Dienstleistungsinstitution des ETH-Bereichs.<br />
Ihr Ziel ist es, Forschungs ergebnisse in marktfähige<br />
Innovationen umzuwandeln, um so die<br />
Wettbewerbs fähigkeit der Schweizer Wirtschaft<br />
zu erhöhen und die Lebensqualität in der<br />
Gesellschaft zu verbessern. www.empa.ch<br />
medizinischen Utensilien ist jedoch noch sehr klein. Erst Auflagen<br />
für Wunden sind erhältlich, an Pflastern beispielsweise wird noch<br />
geforscht, da hier die Menge der Silberabgabe an die Verletzung<br />
angepasst werden muss, damit keine toxische Wirkung entsteht.<br />
Eine grosse Chance sieht Dirk Hegemann hin gegen bei der Entwicklung<br />
von Implantaten: «Mit den in einer polymeren Matrix eingebundenen<br />
Silbernanopartikeln kann während zwei oder drei Tagen<br />
eine antibakterielle Wirkung erzielt werden, ohne dass das Silber<br />
die Zellen am Wachsen behindern würde. Das wäre nach einer<br />
Operation sehr hilfreich.»<br />
Direkt ins Schwärmen kommt man ob der Möglichkeiten wie<br />
antibakteriell wirkender Bekleidung, besonders für den Sport:<br />
Schon allein die Vorstellung von geruchsneutralen Tänzern in Clubs<br />
oder von Umkleidekabinen, die man ohne olfaktorischen Schock<br />
betritt, begeistert. Doch Silber hat ja noch viel mehr zu bieten: Es<br />
ist auch einer der besten elektrischen Leiter und kann dadurch<br />
einen antistatischen Effekt erzielen. «Letzteres wäre sehr erwünscht<br />
für Berufskleidung», meint Dirk Hegemann, «beispielsweise für<br />
Chirurgen im Operationssaal oder Berufe im Zusammenhang mit<br />
Mikroelektronik-Bauteilen, für Filter im Auto oder in der In dus trie,<br />
wo elektrische Aufladung vermieden werden soll.» Gemäss den<br />
Empa-Tests sei die silberverarbeitete Faser bei entsprechender<br />
textiler Einarbeitung auch sehr resistent und könne mehr als 50<br />
Waschgänge überstehen, versichert Dirk Hegemann.<br />
Produkte aus leitfähigen Fasern wie beispielsweise Handschuhe<br />
mit bereits integrierter Handybedienung oder Jacken, mit denen<br />
die MP3-Daten übertragen werden können, sind keine Zukunftsmusik<br />
mehr, sondern bereits auf dem Markt erhältlich. Alles, was<br />
keine hohen Ströme und eine damit verbundene starke Erwärmung<br />
mit sich bringt, ist denkbar. So auch ein T-Shirt, das nicht nur<br />
Körperfunktionen wie den Puls misst, sondern auch ein EKG durchführt.<br />
Umgekehrt könnte mit einem in ein anderes Material eingenähten<br />
Silberfaden anhand des elektrischen Widerstands die Unversehrtheit<br />
des Materials kontrolliert werden. Gerade bei teuren<br />
Filterstoffen in industriellen Prozessen – wo ein Wechsel von Filtern<br />
bis anhin routinemässig durchgeführt wird – würde so eine Art<br />
Detektor Kosten sparen.<br />
Nach der Forschung ist vor der neuen Idee<br />
Nach der Forschung und Entwicklung des Plasmaverfahrens beschäftigt<br />
sich die Empa bereits auch schon mit der Verfeinerung<br />
der Faser. Dirk Hegemann erklärt: «Wir untersuchen, wie sie im<br />
Kontakt mit der Haut reagiert, ob beispielsweise Verfärbungen zu<br />
vermeiden sind. Wir arbeiten aber auch an Weiterentwicklungen:<br />
mehrere Schichten auftragen, die Technik zur Kontaktierung für die<br />
Datenübertragung verfeinern, andere Fäden ausprobieren. Und<br />
wir denken an die Verwendung von <strong>Metall</strong>en wie Gold, Palladium<br />
oder Titan. Uns schweben mehrfache Beschichtungen mit unterschiedlichen<br />
<strong>Metall</strong>en vor. So könnten abgeschirmte, textile Leitungen<br />
hergestellt, Leuchtstoffe eingebracht und Bildschirme in<br />
Vorhänge integriert werden.» Und schliesslich folgt Dirk Hegemanns<br />
abschliessende Vision: «Zurzeit werden an chinesischen Hochhäusern<br />
an Stelle eines Verputzes oftmals Textilien angebracht.<br />
Würde man darauf Fotovoltaik betreiben und all diese Flächen<br />
zur Stromgewinnung nutzen, wäre das ein effizienter und sauberer<br />
Beitrag zur Lösung des Energieproblems in Asien.» In Anbetracht<br />
solch grosser Ideen stimmt es zuversichtlich, dass sich die Uridee<br />
bereits in der Umsetzung befindet. <<br />
1<br />
2<br />
1 Die von der Empa entwickelte Anlage kann einige Meter Faser pro Stunde beschichten und lässt keine umweltbelastenden Abfälle<br />
entstehen. 2 Wegen seiner optischen Attraktivität wird das Garn zurzeit auch für Versuchsprojekte in der Modebranche verwendet.<br />
Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>
Credit Suisse Business 27<br />
B u s i n e s s<br />
Informationen aus der Welt der Credit Suisse<br />
Übersicht 28_Interview mit Walter Berchtold, CEO Private Banking 30_Young Investors Organization als weltweite<br />
Talentschmiede 31_Hohe Auszeichnung 32_Rohstoffe 33_Schrottverwertung 34_Kunstauktion in London<br />
Fotos: Empa | Credit Suisse<br />
Hans-Ulrich Meister ist neuer<br />
CEO der Region Schweiz<br />
Am 1. September hat Hans-Ulrich<br />
Meister seine Funktion als CEO<br />
Credit Suisse Schweiz und als<br />
Mitglied der Geschäftsleitung der<br />
Credit Suisse angetreten. Zudem<br />
ist Hans-Ulrich Meister Mitglied<br />
des Private Banking Management<br />
Committee. Meister verfügt über<br />
eine langjährige Bankerfahrung<br />
und war zuletzt bis 2007 verantwortlich<br />
für das Privat- und Firmenkundengeschäft<br />
der UBS, welches<br />
auch das Geschäft mit multinationalen<br />
Unternehmen und institutionellen<br />
Anlegern in der Schweiz<br />
umfasste. Unter der Führung von<br />
Hans-Ulrich Meister wird die<br />
starke Stellung der Credit Suisse<br />
in der Schweiz weiter ausgebaut.<br />
Hans-Ulrich Meister hat die Nachfolge<br />
von Ulrich Körner angetreten,<br />
der die Credit Suisse nach<br />
zehn Jahren verlassen hat, um seine<br />
Karriere ausserhalb der Bank<br />
fortzusetzen. Seit 2003 war Ulrich<br />
Körner Mitglied der Geschäftsleitung,<br />
seit 2006 CEO der Region<br />
Schweiz gewesen. schi<br />
Standortqualitätsindikator<br />
Im Rahmen der Publikationsreihe<br />
«Swiss Issues Regionen» ist<br />
kürzlich ein zweiteiliger «Standortqualitätsindikator»<br />
erschienen.<br />
Aktuell sind auch die beiden Regionalstudien<br />
«Die Region Olten<br />
auf einen Blick» sowie «St. Gallen,<br />
Appenzell Innerrhoden und Ausserrhoden<br />
– Struktur und Perspektiven»,<br />
die in deutscher Sprache<br />
erhältlich sind. Sie können unter<br />
www.credit-suisse.com/<strong>bull</strong>etin<br />
weitere Research-Publikationen<br />
als PDF herunterladen oder<br />
bestellen. schi<br />
Martin Neff neuer Leiter<br />
Economic Research Schweiz<br />
Als Nachfolger von Alois Bischofberger,<br />
der Ende Juni in Ruhestand<br />
getreten ist (siehe Bulletin 3/20<strong>08</strong>)<br />
hat Martin Neff per 1. Juli die<br />
Funktion als Leiter Economic Research<br />
der Credit Suisse Schweiz<br />
übernommen. Zuvor zeichnete<br />
Neff, der seit 1992 bei der Credit<br />
Suisse arbeitet, für den Bereich<br />
Schweizer Wirtschaft verantwortlich.<br />
schi<br />
Gut gewappnet fürs Geschäft<br />
Im Juli hat die hauseigene Business<br />
School im Bahnhof Enge<br />
in Zürich einen Campus für neu<br />
eintretende Mitarbeitende der<br />
Geschäftsbereiche des Private<br />
and Business Banking Switzerland<br />
(PBB) sowie des Credit Risk<br />
Management Private Banking<br />
Schweiz (CRM Private Banking)<br />
eröffnet. Im modern ausgerüsteten<br />
Campus im Herzen der<br />
Stadt Zürich erhalten die Neueintretenden<br />
das Rüstzeug für ihren<br />
nächsten Karriereschritt: «Wir<br />
bieten ein mehrtägiges, massgeschneidertes<br />
Onboarding-Programm,<br />
das den Mitarbeitenden<br />
den Einstieg in ihre Tätigkeit<br />
erleichtert und ihnen die Unternehmenskultur<br />
der Bank näherbringt»,<br />
erklärt Johannes Toetzke,<br />
Leiter Private Banking Institute<br />
der Business School. Gleichzeitig<br />
sei das Programm eine ideale<br />
Plattform, um erste Kontakte über<br />
die Geschäftssegmente hinweg<br />
zu knüpfen. Nicole Baumann<br />
Geschäftsstelle St. Alban-<br />
Graben in Basel nach<br />
drei Jahren wiedereröffnet<br />
42 Millionen Franken investierte<br />
die Credit Suisse, um ihre Geschäftsstelle<br />
am St. Alban-Graben<br />
nach ökologischen Kriterien<br />
umzubauen und den gewandelten<br />
Bedürfnissen der Kundinnen und<br />
Kunden anzupassen. In der Anfang<br />
September wiedereröffneten<br />
Geschäftsstelle ist das neue Empfangs-<br />
und Betreuungskonzept<br />
der Credit Suisse mit dem so genannten<br />
Floor Manager umgesetzt<br />
worden, was eine noch persönlichere<br />
Betreuung erlaubt. Gleichzeitig<br />
konnte Bernhard B. Fischer,<br />
Leiter der Region Nordschweiz<br />
der Credit Suisse, mit der Ernennung<br />
von Gabriel Barell zum Leiter<br />
Private Banking Basel eine wichtige<br />
personelle Weichenstellung<br />
bekannt geben: «Unsere Bank ist<br />
seit über 100 Jahren in Basel<br />
präsent und unverändert stark von<br />
diesem Standort und der vorteilhaften<br />
Lage überzeugt. Dank<br />
Gabriel Barell – einem ausgewiesenen<br />
Kenner der Region mit<br />
langjähriger Führungs- und Bankerfahrung<br />
– ist es uns möglich,<br />
unsere starke Position im Private<br />
Banking in Basel weiter<br />
auszubauen.» schi<br />
Credit Suisse<br />
Bonviva – mehr<br />
als eine Bankbeziehung<br />
Die Bonviva Banking<br />
Pakete bieten konkrete<br />
Vorteile und erschliessen<br />
eine neue Erlebniswelt<br />
Mit den Bonviva Banking<br />
Paketen liegt den Kunden der<br />
Credit Suisse seit dem<br />
1. Oktober ein neues Angebot<br />
vor, das über eine reine Bankbeziehung<br />
hinausgeht. In<br />
jedem dieser Pakete – es wird<br />
zwischen Silver, Gold und<br />
Platinum unterschieden – sind<br />
genau definierte Leistungen<br />
gebündelt. Diese enthalten<br />
die Bonviva Banking Produkte<br />
sowie Bonviva Extras. Dabei<br />
erleichtern die ins Bonviva<br />
Banking Paket integrierten<br />
Finanzprodukte aus den<br />
Bereichen Zahlungen und<br />
Sparen sowie Kreditkarten<br />
das Banking. Die Bonviva<br />
Extras hingegen sollen zu<br />
einer erhöhten Lebensqualität<br />
beitragen: vom exklusiven<br />
Bonusprogramm über Reiseund<br />
Sicherheitsservices<br />
bis hin zur Bonviva Erlebniswelt<br />
mit Magazinen, einer<br />
Internetplattform, Veranstaltungen,<br />
Finanzinformationen<br />
sowie dem so genannten<br />
Concierge Service. Spannenden<br />
Lesestoff und einen<br />
Einblick in die Bonviva Erlebniswelt<br />
bietet das soeben<br />
erschienene Magazin bonvivaworld,<br />
das zehn Interviews<br />
enthält, so mit Noëmi Nadelmann,<br />
Thomas Bucheli,<br />
Alberto Venzago oder Cees<br />
Nooteboom. schi<br />
www.credit-suisse.com/bonviva<br />
Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>
28<br />
Credit Suisse Business<br />
Credit Suisse Private Banking<br />
Das aktuelle Marktumfeld birgt Chancen<br />
für das Private Banking<br />
Die aktuelle Kreditkrise schafft die Grundlagen für gesünderes Wachstum.<br />
«In diesem volatilen Umfeld bieten sich hervorragende Chancen für Finanzinstitute,<br />
welche die Situation gut gemeistert haben», meint Walter Berchtold, CEO<br />
Private Banking, Credit Suisse. Ausserdem unterstreicht die Krise die Bedeutung<br />
eines engen Kundenkontakts.<br />
Bulletin: Welches sind die grössten<br />
Auswirkungen der laufenden Kreditkrise<br />
auf die Private-Banking-Branche?<br />
Walter Berchtold: Am meisten leidet das Vertrauen.<br />
Die Kunden fragen sich: Sind meine<br />
Bankgeschäfte in den richtigen Händen?<br />
Wie sicher ist mein Institut ? Wie robust ist<br />
das Sicherheitsnetz des gesamten Finanzsystems?<br />
Die Situation verlangt, dass wir auf<br />
den Faktor Vertrauen setzen und möglichst<br />
nahe an unseren Kunden sind. Wir müssen<br />
die neuesten Entwicklungen erklären und<br />
aufzeigen, dass die Credit Suisse für ihre<br />
Kunden weiterhin ein sicherer Hafen ist. Das<br />
volatile Umfeld bietet aber auch hervorragende<br />
Chancen für diejenigen Finanzinstitute,<br />
welche die Situation gut gemeistert<br />
haben, denn es wird zu einer Verlagerung<br />
von Vermögen kommen. Eine weitere Konsequenz<br />
betrifft die Vermögensbildung. Ich<br />
rechne damit, dass diese zumindest vorübergehend<br />
gebremst wird. Das Wirtschaftswachstum<br />
verlangsamt sich weltweit. Die<br />
Finanzmärkte korrigieren noch weiter, was<br />
zu einer temporären Abschwächung des<br />
starken Trends der Vermögensbildung führt.<br />
Die mittel- bis langfristigen Aussichten aber<br />
sind vielversprechend.<br />
Ändern die Kunden zurzeit ihre Anlagestrategien<br />
hin zu vorsichtigerem Investment ?<br />
Die Kunden sind insbesondere seit dem<br />
ersten Halbjahr bedeutend vorsichtiger<br />
ge worden. 2007 waren sie noch recht zuversichtlich,<br />
dass es sich um eine isolierte<br />
Krise handelt, die bald gelöst würde. Stattdessen<br />
hat sie sich ausgeweitet. Wert papiere<br />
werden verkauft, Schulden werden<br />
abgebaut und die Cash-Positionen erhöht.<br />
Neue Anlagen werden vor allem in Produkte<br />
getätigt, die einen Kapitalschutz aufweisen<br />
und stabile Renditen über mehrere Zyklen<br />
hinweg bieten.<br />
Welches ist Ihre Prognose angesichts<br />
des gegenwärtigen Zustands der Märkte?<br />
Die Situation auf den Märkten dürfte noch<br />
einige Zeit schwierig bleiben, bevor eine<br />
nachhaltige Erholung einsetzt. Die Investoren<br />
müssen die verschiedenen Risiken wieder<br />
richtig einschätzen können, und das braucht<br />
Zeit, denn die negativen Auswirkungen der<br />
Kreditkrise haben sie vorsichtig gemacht.<br />
Wie gut hat sich die Credit<br />
Suisse in diesem turbulenten Marktumfeld<br />
geschlagen?<br />
Auch wir haben die Turbulenzen nicht ganz<br />
unbeschadet überstanden, aber wir verfolgten<br />
schon vor der Krise den richtigen Ansatz.<br />
Unsere Abschreibungen hielten sich in<br />
Grenzen, und die Credit Suisse ist eines der<br />
wenigen Finanzinstitute mit starker Kapitalbasis,<br />
welche die Anteile der Aktionäre nicht<br />
verwässert hat.<br />
Wie sehen die Aussichten für die<br />
Division Private Banking der Credit Suisse<br />
generell aus?<br />
Das Modell der integrierten Bank bietet uns<br />
das notwendige Rüstzeug, um unseren Kunden<br />
heute und in Zukunft aussergewöhnliche<br />
Lösungen anzubieten. Wir verfügen über<br />
eine starke Marke, die neue Kunden anzieht.<br />
Wir sollten als einer der wichtigsten Nutzniesser<br />
aus der Kreditkrise hervorgehen.<br />
Wo liegen die grössten Wachstumschancen<br />
der Division?<br />
Zuletzt ist es zu einer dramatischen Verlagerung<br />
der Kapitalflüsse in die Schwellenländer<br />
Zur Person<br />
Walter Berchtold ist CEO Private Banking, Credit Suisse. Er ist Mitglied<br />
des Executive Board und des Group Executive Board der Credit Suisse.<br />
Ausserdem ist er Verwaltungsratsmitglied der Schweizer Bankiervereinigung.<br />
Walter Berchtold stiess 1982 zur Credit Suisse First Boston<br />
und war unter anderem Leiter Arbitrage im Wertschriftenhandel,<br />
Leiter Trading & Sales, Credit Suisse Financial Services, und CEO Banking,<br />
Credit Suisse Financial Services.<br />
gekommen, sodass deren Bedeutung für die<br />
Vermögensbildung sicherlich zugenommen<br />
hat. Aber Europa und die USA bleiben die mit<br />
Abstand grössten Vermögenspools. Dank<br />
ihrer globalen Reichweite ist die Credit<br />
Suisse gut positioniert, um sich einen beträchtlichen<br />
Teil des verfügbaren Vermögenspools<br />
in allen Regionen zu sichern.<br />
Sie treffen mit Kunden aus aller<br />
Welt zusammen. Stellen Sie in den einzelnen<br />
Regionen, in denen die Credit<br />
Suisse tätig ist, ein unterschiedliches<br />
Anlageverhalten fest?<br />
Es gibt regionale Unterschiede. Bei Kunden<br />
aus Asien und Lateinamerika handelt es sich<br />
vor allem um Unternehmer, die in den letzten<br />
Jahrzehnten Firmen gegründet haben und<br />
nun Vermögen aufbauen. Ihr zentrales Anliegen<br />
ist es, mit ihren Unternehmen Geld zu<br />
verdienen und die Gewinne zu reinvestieren.<br />
In Europa und den USA gibt es mehr Familien,<br />
die über Generationen Vermögen aufgebaut<br />
haben. Bei ihnen stehen eher der<br />
Erbschaftsprozess und die Frage im Vordergrund,<br />
wie sie ihr Vermögen an die nächste<br />
Generation weitergeben können.<br />
Wie stellt die Credit Suisse sicher,<br />
dass sie die unterschiedlichen Bedürfnisse<br />
der Kunden erfüllt?<br />
Die Kunden müssen so zufrieden sein mit<br />
unserem Service, dass sie mit uns eine vertiefte<br />
Beziehung eingehen, die die Gesamt<br />
Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>
Credit Suisse Business 29<br />
Foto: Eva-Maria Züllig<br />
«Wir sollten als einer der wichtigsten Nutzniesser aus der Kreditkrise hervorgehen.<br />
Unsere starke Position und unsere attraktive Marke ziehen neue Kunden an», erklärt<br />
Walter Berchtold, CEO Private Banking.<br />
heit ihrer finanziellen Existenz umfasst. Deshalb<br />
haben wir einen Beratungsprozess entwickelt,<br />
der bei der Zusammenarbeit mit<br />
Kunden aus aller Welt neue Massstäbe setzt.<br />
Er hilft uns, die Bedürfnisse und Anliegen<br />
der Kunden zu verstehen und diese in integrierte,<br />
massgeschneiderte Lösungen aus<br />
der gesamten Bank umzusetzen.<br />
Aber den eigentlichen Schlüssel zum Erfolg<br />
bilden nach wie vor kompetente Relationship<br />
Managers. Sie schaffen Zugang zu<br />
unseren Kunden und sorgen dafür, dass Vertrauen<br />
aufgebaut und geeignete Lösungen<br />
entwickelt werden. Mit dem seit zwei Jahren<br />
bestehenden Modell der integrierten Bank<br />
haben unsere Kunden Zugriff auf sämtliche<br />
Ressourcen und Instrumente der Bank. Wir<br />
wollen diese nutzen und so unseren bestehenden<br />
und neuen Kunden entscheidende<br />
Vorteile verschaffen.<br />
Sie haben die Bedeutung der Relationship<br />
Managers angesprochen. Werden<br />
im Private Banking weiterhin neue Leute<br />
eingestellt?<br />
Wir haben uns für die nächsten drei Jahre ein<br />
ehrgeiziges Einstellungsziel von insgesamt<br />
1000 neuen Relationship Managers gesetzt.<br />
Das Augenmerk liegt dabei auf Asien, den<br />
USA sowie auf Europa. Unsere Plattform, unsere<br />
Marke und unsere Prozesse helfen uns,<br />
hochqualifizierte Mitarbeitende einzustellen.<br />
Weil die Relationship Managers die<br />
Schnittstelle zu unseren Kunden bilden, ist es<br />
unerlässlich, dass sie unsere Beratungsphilosophie<br />
verstehen und die richtigen Fragen<br />
stellen. Das hört sich vielleicht trivial an, ist<br />
aber nicht einfach. Sie müssen sich ein genaues<br />
Bild über die finanzielle Situation des<br />
Kunden verschaffen können, sich ständig über<br />
unsere Organisation und neue Produkte auf<br />
dem Laufenden halten, das finanzielle und<br />
politische Umfeld verstehen und die geltenden<br />
Vorschriften und Bestimmungen in den verschiedenen<br />
Gerichtsbarkeiten kennen.<br />
Beim Wort Private Banking denken<br />
die meisten Leute automatisch an<br />
Ultra-High-Net-Worth-Kunden (UHNW).<br />
Ist das richtig?<br />
Im Private Banking geht es nicht allein um die<br />
Betreuung der sehr vermögenden Kunden.<br />
UHNW-Kunden sind sicher ein sehr wichtiges<br />
Kundensegment, das zusätzliche Dienstleistungen<br />
wie Treuhandstrukturen, Private-<br />
Equity- und oftmals auch Kapitalmarktdienstleistungen<br />
wünscht. Aber insgesamt richtet<br />
sich das Private Banking an alle Personen,<br />
die ein gewisses Vermögen angehäuft haben<br />
und Lösungen benötigen, die über normale<br />
Bankdienstleistungen hinausgehen.<br />
Verzeichnet das UHNW-Segment<br />
trotz der schwierigen Marktbedingungen<br />
weiteres Wachstum?<br />
Dieses Kundensegment gehört für die Credit<br />
Suisse zu den am schnellsten wachsenden<br />
Bereichen überhaupt. Ungefähr die Hälfte<br />
unserer Neugelder stammt aus diesem Segment.<br />
Die UHNW-Kunden kommen aus aller<br />
Welt, wobei Asien sowie der Mittlere Osten<br />
und Osteuropa aufgrund ihrer natürlichen<br />
Ressourcen ein enormes Wachstum verzeichnen.<br />
Ist es heute noch möglich, auf dem<br />
Schweizer Heimatmarkt der Credit Suisse<br />
zu wachsen?<br />
Obwohl der Schweizer Markt gesättigt, wenn<br />
nicht gar etwas «over-banked» ist, erzielen wir<br />
in der Schweiz nach wie vor ein überdurchschnittliches<br />
Wachstum. Dank unserer Fähigkeit,<br />
neue Produkte und Dienstleistungen –<br />
oftmals begünstigt durch unser integriertes<br />
Geschäftsmodell – zu entwickeln und anzubieten,<br />
haben sich die Bereiche Corporate<br />
Banking und Private Banking erfreulich entwickelt.<br />
Ein weiterer Wachstumstreiber im<br />
Schweizer Private-Banking-Geschäft sind<br />
die Zuflüsse von Retail-Kunden, die durch<br />
Vermögenszuwachs zu Private-Banking-Kunden<br />
werden. Wir tun aber auch viel für un sere<br />
Retail-Kunden in der Schweiz. Die hohe Qualität<br />
unseres Retail-Angebots lässt sich ohne<br />
Weiteres mit dem vergleichen, was andere<br />
Banken als Private-Banking-Dienstleistungen<br />
bezeichnen.<br />
Das Bankkundengeheimnis der<br />
Schweiz wird immer wieder infrage gestellt.<br />
Ist es heute noch von Bedeutung?<br />
Der Schutz von Einzelpersonen und deren<br />
Informationen ist ein Grundpfeiler unserer demokratischen<br />
Gesellschaft und muss bestehen<br />
bleiben. Es wurden viele Massnahmen<br />
ergriffen, um Missbrauch im Zusammenhang<br />
mit dem Bankkundengeheimnis zu vermeiden.<br />
Heute unterliegen wir strengen Compliance-<br />
Auflagen, die verhindern, dass kriminelles<br />
Geld ins System gelangt. Dorothée Enskog<br />
Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>
30<br />
Credit Suisse Business<br />
Investoren und Unternehmer der nächsten Generation<br />
Gezielte Förderung von Young<br />
Investors – seit sechs Jahren<br />
Die Young Investors Organization (YIO) und das International<br />
Program for Young Investors sind attraktive Weiterbildungs-<br />
und Vernetzungs anlässe für junge Führungskräfte<br />
und Teil der Nachwuchsförderung durch die Credit Suisse.<br />
Die Stiftung Young Global Leaders des World<br />
Economic Forum, deren Mitglieder sich 2005<br />
in Zermatt erstmals getroffen haben, ist<br />
bereits weitherum bekannt und geschätzt.<br />
Noch etwas früher entstand eine Plattform,<br />
die ähnliche Ziele verfolgt, nämlich die Führungskräfte<br />
von morgen in finanziellen und<br />
volkswirtschaftlichen Fragen zu schulen und<br />
zu vernetzen.<br />
Die Young Investors Organization (YIO),<br />
welche von der Credit Suisse als Hauptsponsor<br />
unterstützt wird, ist keineswegs geheim,<br />
aber doch diskret, und weil ein Beitritt<br />
nur auf Einladung hin möglich ist, macht das<br />
Bulletin nun erstmals auf diese fest etablierte<br />
Institution aufmerksam.<br />
Anspruchsvolles Finanzseminar Das International<br />
Program ist 2003 erstmals durchgeführt<br />
worden. Dabei handelt es sich um<br />
ein Finanzseminar auf höchstem Niveau, bei<br />
dem aber auch die Geselligkeit und das<br />
Kennenlernen des Gastlandes nicht zu kurz<br />
kommen sollen. Im August wurde ein solches<br />
einwöchiges Seminar in Zürich durchgeführt,<br />
im September folgte ein weiteres in<br />
Schanghai. Tatsächlich stammten die Teilnehmer<br />
aus 22 verschiedenen Ländern.<br />
Eine Teilnehmerstimme Die nächste<br />
Generation in ihrer Verantwortung als Investoren<br />
zu unterstützen sowie sie zu befähigen,<br />
kompetente, globale Entscheider<br />
zu werden, ist das Ziel der Credit Suisse<br />
und wird reflektiert durch die Aussage eines<br />
YIO-Mitglieds: «Die Young Investors Organization<br />
ist für mich wie eine grosse Familie. In<br />
welches Land ich auch hingehen möchte, es<br />
leben Freunde dort, die ich jederzeit besuchen<br />
kann, von denen ich lerne und die mir<br />
in meinem persönlichen und beruflichen<br />
Leben helfen. Wir sind die Generation der<br />
Zukunft. Und ich bin überzeugt, dass wir gemeinsam<br />
grosse Dinge bewirken können.»<br />
Andreas Schiendorfer<br />
Unternehmer der Zukunft Wie Babak<br />
Dastmaltschi, Head Investment Partners Ultra-<br />
High-Net-Worth Individuals Credit Suisse<br />
Europe, Middle East and Africa (EMEA), erklärt,<br />
gehören der YIO derzeit über 300 Mitglieder<br />
im Alter zwischen 20 und 45 Jahren<br />
aus 40 verschiedenen Ländern an. «Die Mitglieder<br />
können jedes Jahr an einer mehrtägigen<br />
Versammlung teilnehmen», so Babak<br />
Dastmaltschi weiter. «Dieses Jahr findet sie<br />
unter der Bezeichnung ‹EntrepreneurPlus›<br />
vom 30. Oktober bis zum 2. November in<br />
Zürich statt.» Konkret werden rund 60 Mitglieder<br />
aus aller Welt erwartet, um mit Nobelpreisträger<br />
Muhammad Yunus und weiteren<br />
Experten intensiv über Unternehmertum,<br />
die soziale Verantwortung der Unternehmer<br />
sowie Mikro finanz zu diskutieren.<br />
Meeting in Beijing Solche Begegnungen<br />
mit aussergewöhnlichen Persönlichkeiten<br />
aus Politik und Wirtschaft sind für die YIO-<br />
Mitglieder ganz besonders interessant und<br />
lehrreich. So standen letztes Jahr in Beijing<br />
Long Yongtu, Secretary-General of Boao<br />
Forum for Asia, und Jim Rogers, der amerikanische<br />
Finanzspezialist und Schriftsteller,<br />
einem interessierten Kreis Red und Antwort.<br />
Informationen aus erster Hand sind für die jungen Investoren besonders<br />
interessant. Hier referiert Long Yongtu, Secretary-General of Boao Forum<br />
for Asia.<br />
Foto: Credit Suisse<br />
Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>
Das Konzept der integrierten Bank zeitigt Erfolge<br />
Credit Suisse als «Best Bank»<br />
in der Schweiz ausgezeichnet<br />
Das renommierte britische Finanzmagazin «Euromoney» hat die Credit<br />
Suisse zum zweiten Mal in Folge als «Best Bank» in der Schweiz ausgezeichnet.<br />
Hervorgestrichen wurde unter anderem die Innovationskraft der<br />
Geschäftsbereiche Privat- und Firmenkunden, die Expertise im Wealth<br />
Management sowie die intelligenten Anlage- und Beratungslösungen.<br />
FÜR MICH.<br />
Die Klafs Sauna- und<br />
Wellness-Welt.<br />
Die Credit Suisse will die führende Bank<br />
hinsichtlich Kundenzufriedenheit und profitablen<br />
Wachstums sein. Dabei gelten die<br />
Grundsätze, dass die Kundenbedürfnisse<br />
immer im Mittelpunkt stehen, Teamwork<br />
die Grundlage des Geschäfts bildet und<br />
die gute Reputation entscheidend ist.<br />
Das Anfang 2006 eingeführte integrierte<br />
Geschäftsmodell hat die Credit<br />
Suisse einen entscheidenden Schritt nach<br />
vorne gebracht. Die Geschäftsbereiche<br />
Private Banking, Investment Banking und<br />
Asset Management arbeiten zusammen.<br />
Dadurch können die Kunden aus einer<br />
Hand umfassend beraten werden und ihnen<br />
kann über ein Eingangsfenster Zugang<br />
zu allen Dienstleistungen der globalen<br />
Bank ge boten werden.<br />
Konkret hat «Euromoney» die Innovationskraft<br />
der Geschäftsbereiche für Privat-<br />
und Firmenkunden hervorgestrichen.<br />
Die massgeschneiderten derivativen Produkte<br />
für KMU sowie das preisgekrönte<br />
Konzept für Geschäftsstellen hinsichtlich<br />
Kundenbetreuung und Erscheinungsbild<br />
wurden als beispielhaft bezeichnet.<br />
Darüber hinaus hat «Euromoney» die<br />
Kompetenz der Credit Suisse im Wealth<br />
Management gelobt, die in intelligenten<br />
Anlage- und Beratungslösungen münde,<br />
die auf die Bedürfnisse und die jeweilige<br />
Lebensphase der verschiedenen Kundengruppen<br />
ausgerichtet seien.<br />
20<strong>08</strong>» der Credit Suisse ebenfalls die<br />
gleich lautende Auszeichnung «Best Bank<br />
in Switzerland» verliehen. Das « Global<br />
Investor Magazine» wiederum hat die<br />
Credit Suisse zum «Wealth Manager of the<br />
Year 20<strong>08</strong>» gekürt, und im «Elite-Report »<br />
des «Handelsblatts» erhielt das Private<br />
Banking in der Schweiz (genauso wie in<br />
Deutschland) das Spitzenprädikat «summa<br />
cum laude».<br />
Der «Award for Excellence» unterstreicht<br />
die gute und solide Marktstellung<br />
der Credit Suisse in einem wettbewerbsintensiven<br />
und wirtschaftlich anspruchsvollen<br />
Umfeld. Gleichzeitig ist er ein zusätzlicher<br />
Antrieb im Bestreben, die Strategie<br />
der integrierten Bank konsequent<br />
umzusetzen, die daraus entstehenden<br />
Wachstumspotenziale zu nutzen und stets<br />
die besten Lösungen für unsere Kunden zu<br />
entwickeln.<br />
Die Region Schweiz ist dabei von grosser<br />
Bedeutung. «Best Bank» ist deshalb<br />
nicht nur eine Auszeichnung für die 21000<br />
Mitarbeitenden der Credit Suisse in der<br />
Schweiz, sondern ebenso sehr für die zahlreichen<br />
treuen Kundinnen und Kunden, die<br />
die Credit Suisse im Heimmarkt anspornen<br />
und stärken.<br />
Andreas Schiendorfer<br />
Sauna/Sanarium<br />
Dampfbad/ Dusche<br />
SANOSPA/Whirlpool<br />
Weitere Informationen erhalten Sie in<br />
unserem kostenlosen 170seitigen Übersichtskatalog.<br />
Beste Gesamtbeurteilung Die Auszeichnung<br />
ist umso wertvoller, als die<br />
Credit Suisse damit die letztjährige hohe<br />
Einschätzung durch «Euromoney» zu bestätigen<br />
vermochte. Zudem bestätigt der<br />
«Award for excellence» von «Euromoney»<br />
andere Auszeichnungen, welche die Bank<br />
in den letzten Monaten erhalten hat. Das<br />
Magazin «Global Finance» beispielsweise<br />
hat im Rahmen der Vergabe der «World’s<br />
Best Developed Market Banks Awards<br />
Klafs AG<br />
Oberneuhofstrasse 11<br />
CH-6342 Baar<br />
Telefon <strong>04</strong>1 760 22 42<br />
Fax <strong>04</strong>1 760 25 35<br />
baar@klafs.ch, www.klafs.ch<br />
Weitere Geschäftsstellen in: Bern, Ried-Brig VS,<br />
Chur GR, Clarens VD, Dietlikon ZH, Roggwil TG.
32<br />
Credit Suisse Business<br />
Rohstoffhandel<br />
Die Credit Suisse erweitert<br />
ihre Rohstoffplattform<br />
20<strong>08</strong> erlebten Rohstoffe ihr bestes Halbjahr seit 1973: Die Preise für Öl, Kohle,<br />
Kupfer, Aluminium und andere natürliche Ressourcen erreichten neue<br />
Rekordstände. Trotz Abkühlung der Weltkonjunktur erzielen die Rohstoffmärkte<br />
weiterhin jährliche Wachstumsraten von über 15 Prozent.<br />
Schätzungen zufolge generieren die weltweiten<br />
Rohstoffmärkte gegenwärtig Umsätze<br />
von jährlich über 23 Milliarden US-Dollar,<br />
wovon rund 40 Prozent oder 10 Milliarden<br />
US-Dollar von Finanzinstitutionen erzielt werden,<br />
die in diesem Sektor tätig sind. Der Eigenhandel<br />
– also Transaktionen, die auf Rechnung<br />
einer betei li gten Firma abgewickelt werden<br />
– macht fast die Hälfte des Umsatzes von<br />
Finanzinstitutionen auf den Rohstoffmärkten<br />
aus. Der Rest stammt aus strukturierten Produkten<br />
und Handelsbewegungen. «Finanzakteuren<br />
bietet sich ein enormes und weiter<br />
wachsendes Potenzial, denn sie können<br />
Eigenhandel betreiben, Transaktionen strukturieren<br />
und traditionelle Market-Making-<br />
Dienstleistungen anbieten. Deshalb ist die<br />
Credit Suisse eine Partnerschaft mit Glencore<br />
eingegangen, um eine umfassende Rohstoffplattform<br />
aufzubauen», erklärt Adam<br />
Knight, Co-Leiter Global Commodities der<br />
Credit Suisse. Weltweit beschäftigt die Rohstoffgruppe<br />
der Bank inzwischen über<br />
130 Mitarbeitende. Diese Zahl dürfte weiter<br />
ansteigen, denn die Bank will auch in Zukunft<br />
in ihre Rohstoffplattform investieren.<br />
«Jetzt wickeln wir den Handel mit jedem<br />
dieser Rohstoffe über Swaps ab. Ein Beweis<br />
für die Weiterentwicklung des Geschäfts»,<br />
so Knight. Der von der Rohstoffgruppe aufgebaute<br />
Handelsdesk bietet eine breite<br />
Palette an Rohstoffbasiswerten, einschliesslich<br />
Öl- und Raffinerieprodukten, Kohle, <strong>Metall</strong>en,<br />
Agrarprodukten wie Weizen, Soja,<br />
Milch und Zucker sowie in Nord amerika Gas,<br />
Strom und Emissionen. Die Anlageprodukte<br />
reichen von Rohstoffindizes bis zu Edelmetallen<br />
in physischer Form, strukturierten<br />
Notes, Warrants, Fonds und Zertifikaten.<br />
Partnerschaft mit Glencore Ein wichtiger<br />
Bestandteil des Angebots ist die Allianz mit<br />
Glencore International AG, einem der weltgrössten<br />
Produzenten von natürlichen Ressourcen.<br />
Die Partnerschaft begann 2005 mit<br />
Öl und Ölprodukten und wurde später<br />
auf Basis- und Edelmetalle sowie Agrarprodukte<br />
ausgedehnt. Sie vereint Glencores<br />
führende Rolle im Handel von physischen<br />
Rohstoffen mit dem Fachwissen und der<br />
Stärke der Credit Suisse in den Bereichen<br />
Derivate, Schwellenmärkte, strukturierte Produkte<br />
und Risikomanagement. «Dank der<br />
Partnerschaft mit Glencore können wir eine<br />
Rohstoffplattform anbieten, wie es den meisten<br />
Banken nicht möglich ist. Wir können<br />
nicht nur Risiken anhand von Benchmarks<br />
absichern, sondern auch genau jene Produkte,<br />
welche die Kunden erzeugen. Die Allianz<br />
erstreckt sich über eine voll integrierte<br />
Rohstoff plattform mit einer breiten Palette an<br />
Basisrohstoffen.»<br />
Dorothée Enskog<br />
Führende Rolle bei Innovationen Seit<br />
Abwicklung seines ersten Energiehandels im<br />
Juni 2005 spielt das Rohstoffteam der Credit<br />
Suisse in der Entwicklung neuer Rohstoffmärkte<br />
eine führende Rolle. Im September<br />
2007 richtete die Credit Suisse beispielsweise<br />
eine Plattform für den Handel mit Kobalt<br />
ein; im Mai 20<strong>08</strong> folgte eine Plattform für<br />
den ausserbörslichen Handel mit Eisenerz.<br />
«Rohstoffe gewinnen als Anlagekategorie<br />
immer mehr an Bedeutung. Dabei erhöht<br />
sich sowohl die Komplexität der möglichen<br />
Transaktionen als auch die Zahl der handelbaren<br />
Rohstoffe», meint Knight. Wer noch<br />
vor wenigen Monaten mit Eisenerz oder<br />
Kobalt handeln wollte, benötigte dazu einen<br />
physischen Kontrakt mit einem Produzenten.<br />
Eisenerz, das hier abgebaut wird, bildet einen der grössten Märkte<br />
für physische Rohstoffe weltweit. Im Mai richtete die Credit Suisse eine<br />
Plattform für den ausserbörslichen Handel von Eisenerz ein.<br />
Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>
Credit Suisse Business<br />
33<br />
Investment Banking Know-how für KMU<br />
Deutsche Märchen<br />
aus Schrott und Stahl<br />
Die Unternehmer-Beratung der Credit Suisse in Hamburg hat umfassende<br />
Branchenkenntnis, ein hervorragendes Netzwerk und langjährige Erfahrung<br />
in der Beratung von Giessereien sowie Altmetall- und Schrottverwertern.<br />
Vor drei Jahren berichteten wir über die<br />
zukunftweisende Angliederung von Swiss<br />
Steel – hervorgegangen aus den Tradi tionsunter<br />
neh men Von Roll und von Moos – an<br />
Schmolz + Bickenbach (siehe Bulletin 5/05).<br />
Fotos: Keystone, Landov | Greg Pease, Getty Images<br />
Schrott ist kein Schrott In letzter Zeit hat<br />
sich vor allem eines geändert: Aufgrund der<br />
Rohstoffverknappung und -verteuerung wird<br />
heute dem Aspekt Entsorgung und Recycling<br />
zu Recht weitaus grösseres Gewicht beigemessen<br />
als noch vor ein paar Jahren. «Die<br />
erste Tonne Stahl wurde aus Erz gemacht,<br />
die letzte Tonne Stahl wird eines Tages ganz<br />
aus Schrott sein», führt Berndt-Ulrich Scholz<br />
aus, der jedoch alles daransetzt, dass diese<br />
«letzte Tonne Stahl» reine Theorie bleibt.<br />
Mit der Unternehmer-Beratung hat die<br />
Credit Suisse ein Geschäftsmodell entwickelt,<br />
das auch für mittlere Unternehmen<br />
Investment Banking Know-how bereitstellt,<br />
das sich sonst nur Grossunternehmen leisten<br />
könnten (siehe Bulletin 1/<strong>08</strong>). Der Entwicklung<br />
bei den Rohstoffen trägt die Credit<br />
Suisse Unternehmer-Beratung Rechnung,<br />
indem sie in Hamburg eine Spezialabteilung<br />
für diesen Bereich aufgebaut hat. Die Senior-<br />
Berater Stephan von Vultejus und Andreas<br />
Tödten haben sich hier auf Entsorgung/<br />
Schrott beziehungsweise Giessereien spezialisiert.<br />
«Giessereien sind eine höchst attraktive<br />
Branche, insbesondere die für den<br />
Schiffbau tätigen Unternehmen sind zum Teil<br />
bis 2010/11 ausgelastet», erklärt Andreas<br />
Tödten. «Nachdem sich die Branche noch vor<br />
wenigen Jahren in einer schwierigen Situation<br />
befunden hat, findet derzeit ein Konsolidierungsprozess<br />
statt.» Der stark angestiegene<br />
Stahlpreis und die angekurbelte<br />
Wirtschaft haben die Perspektiven im positiven<br />
Sinne verändert. «Gegenwärtig berate<br />
ich gleich drei mittelständische Giessereien,<br />
die eine Veränderung anstreben – nun aber<br />
aus einer Position der Stärke heraus», so<br />
Trotz Rohstoffverknappung sollen die Walzen nie stillstehen.<br />
Tödten. «Zweimal handelt es sich um eine<br />
Nachfolgelösung, im dritten Fall wird ein<br />
Teilverkauf angestrebt, um das Marktpotenzial<br />
noch besser nutzen zu können.» Aus<br />
Diskretionsgründen liefert er keine näheren<br />
Informationen, doch geht er davon aus, die<br />
Transaktionen schon bald erfolgreich abschliessen<br />
zu können.<br />
Für alle eine Win-win-Situation «Die Kombination<br />
unserer fundierten Branchenkenntnis<br />
und unserer Finanzkompetenz ist ein<br />
grosser Vorteil für Unternehmer, die wir beraten»,<br />
betont Stephan von Vultejus. «Dies<br />
zahlt sich für unsere Kunden deutlich aus.»<br />
Die Scholz-Gruppe hat Anfang September<br />
20<strong>08</strong> die 1991 in Magdeburg gegründete<br />
Firma Fegert-Recycling übernommen. Karl-<br />
Friedrich Fegert war nach der Wende in seine<br />
Heimatstadt zurückgekehrt und hatte sein<br />
Recycling-Unter nehmen in Braunschweig<br />
der Tochter überlassen. Nun, 82-jährig, sah<br />
er den Zeitpunkt für die Nachfolgeregelung<br />
seiner Magde burger Firma gekommen. Die<br />
Abwicklung übertrug er der Credit Suisse.<br />
Stephan von Vultejus erstellte eine umfassende<br />
Bestandesaufnahme inklusive Businessplan,<br />
die zeigte, dass der wahre Verkaufspreis<br />
um einiges höher sein müsste, als<br />
ursprünglich angedacht. «An der einge lei teten<br />
Auktionsrunde beteiligten sich mehrere<br />
grössere Unternehmen, so dass es uns gelang,<br />
eine Wettbewerbssituation zwischen<br />
den Bietern zur Kaufpreismaximierung aufzubauen»,<br />
so der Hamburger Fachmann.<br />
«Zuletzt zeigte es sich, dass Fegert mit seinen<br />
60 Millionen Euro Umsatz am besten zur<br />
Scholz-Gruppe passt, zu der bereits gute<br />
persönliche Beziehungen auf Gesellschafterebene<br />
bestanden.»<br />
Andreas Schiendorfer<br />
Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>
34<br />
Credit Suisse Business<br />
Art and Entrepreneurship<br />
Kunst und Unternehmertum:<br />
Ausstellung und Auktion in London<br />
Die an der Art Dubai erstmals präsentierte Ausstellung «Art and Entrepreneurship»<br />
mit Werken von 19 Künstlern wird in den nächsten Tagen in Genf und Mailand<br />
gezeigt. Nach der Schlussausstellung in London kommt es am 24. Novem ber<br />
zu einer Auktion zu Gunsten des Hilfswerks Room to Read. Mitgeboten werden<br />
kann auch auf der Website www.artandentrepreneurship.com.<br />
Nach vier von sieben Stationen darf man<br />
die Idee der Credit Suisse, das ihr wichtige<br />
Unternehmertum künstlerisch abzubilden<br />
und ihm damit auch die Reverenz zu erweisen,<br />
als gelungen bezeichnen. Die zahlreichen<br />
Besucher der Ausstellung in Dubai,<br />
New York, Berlin und Moskau zeigten sich<br />
sehr interessiert und diskutierten intensiv<br />
über die Kunstwerke der 19 Künstlerinnen<br />
und Künstler aus 16 Ländern. Dies umso<br />
mehr, als jeweils einige der Künstler persönlich<br />
anwesend waren und bereitwillig den<br />
persönlichen Kontakt mit den Unternehmern<br />
suchten. Würden diese die fünf wesentlichen<br />
Merkmale des Unternehmers, «Vision», «Wissen»,<br />
«Netzwerk», «Familie» und «soziale Verantwortung»,<br />
in den Kunstwerken erkennen,<br />
was zugegebenermassen nicht immer auf<br />
den ersten Blick möglich war ? Oder hätten<br />
sie zusätzliche oder andere gewählt?<br />
Die von Kuratorin Michelle Nicol konzipierte<br />
Ausstellung wird nun vom 9. bis<br />
12. Oktober im Centre d’art contemporain<br />
in Genf und anschliessend vom 22. bis<br />
23. Ok tober im Superstudio in Mailand gezeigt.<br />
In Genf darf Bernard Lippuner, Leiter<br />
Private Banking Region Genf, die Künstler<br />
Mai-Thu Perret, Latifa Echakhch und Fabian<br />
Marti begrüssen. Für Mailand hat Nicola<br />
Gobbetto dem Gastgeber Franco Müller,<br />
Leiter Private Banking Italien, sein Kommen<br />
zugesagt.<br />
Nach einer längeren Pause wandert die<br />
Ausstellung nach London, wo sie ab 20. November<br />
im Phillips de Pury Auction House zu<br />
besichtigen ist. Die Vernissage wird wie<br />
schon in New York von Verwaltungsratspräsident<br />
Walter B. Kielholz eröffnet. Erwartet<br />
werden dazu die Künstler Matthew Smith<br />
sowie Allora & Calzadilla.<br />
Wer keine Möglichkeit hat, die Ausstellung<br />
zu besuchen, kann sich auf der Homepage<br />
www.artandentrepreneurship.com ein<br />
Bild über die Künstlerinnen und Künstler und<br />
die von ihnen zur Verfügung gestellten<br />
Werke machen und mitbieten. Zum illustren<br />
Künstlerkreis zählen: Allora & Calzadilla,<br />
Michael Bauer, Heman Chong, Plamen<br />
Dejanoff, Latifa Echakhch, Cao Fei, Nicola<br />
Gobbetto, Gonzalez & Russom, Fabian<br />
Marti, Tzu Nyen Ho, Mamiko Otsubo, Ester<br />
Partegàs, Pavel Pepperstein, Mai-Thu Perret,<br />
André Pretorius, David Benjamin Sherry,<br />
Matthew Smith, Thukral & Tagra, Miessen &<br />
Ploughfields sowie ein Anonymus.<br />
In London findet am 24. November eine Auktion<br />
statt, die von Simon de Pury persönlich<br />
geleitet wird. Auf allen Stationen konnten die<br />
interessierten Unternehmer stille Gebote abgeben,<br />
die bei der Schlussauktion genauso<br />
berücksichtigt werden wie die via Website<br />
eingereichten Gebote.<br />
Die eine Hälfte des jeweiligen Erlöses<br />
kommt den Künstlerinnen und Künstlern und<br />
die andere dem Hilfswerk Room to Read<br />
zugute.<br />
Andreas Schiendorfer<br />
Oben links André Pretorius (Südafrika/USA), «A Bird in the Hand», 2007. Oben rechts Pavel<br />
Pepperstein (Russland). «Hope», 2007. Unten links Matthew Smith (England). «Duvet With<br />
Stand No. 7», 2007. Unten rechts Plamen Dejanoff (Bulgarien). «Clown», 2006.<br />
Fotos: Credit Suisse<br />
Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>
Credit Suisse Invest 35<br />
Credit Suisse Invest<br />
Analysen und Prognosen<br />
Übersicht 36_Ausblick Global 38_Ausblick Schweiz 40_Prognosen 42_Investment Focus<br />
Highlights September 20<strong>08</strong><br />
Inhalt<br />
Der Abschwung in Europa, Japan und den USA erweist<br />
sich als markant und die Finanzmarktkrise birgt weitere<br />
Abwärts risiken. Konjunkturimpulse in China und die Rettung<br />
der US-Hypothekenfinanzierer dürften 2009 eine graduelle<br />
Erholung anstossen.<br />
Tiefere Ölpreise erlauben den Zentralbanken, ihren Fokus<br />
von der Inflation auf das Wachstum zu verschieben. Wir erwarten<br />
nächstes Jahr von der EZB Zinssenkungen und in den USA<br />
keine baldige Zinserhöhung.<br />
Ausblick Global<br />
Finanzmarktkrise verschärft<br />
sich, Inflation dürfte weiter fallen<br />
Ausblick Schweiz<br />
Solides Wachstum, doch<br />
Abwärtsrisiken nehmen zu<br />
Investment Focus<br />
Private Equity<br />
Die Kunst der Kapitalvermehrung<br />
Angesichts der globalen Wachstumsabschwächung<br />
bleiben wir Aktien gegenüber vorsichtig eingestellt und bevorzugen<br />
defensive Sektoren.<br />
Wir erwarten eine Wiederabschwächung des USD in den<br />
kommenden Monaten, da die Zinsdifferenz nach wie vor<br />
gegen den Greenback spricht und sich die Wirtschaft gegen<br />
Jahresende wieder abschwächen dürfte. Der Franken dürfte<br />
von Zinssenkungen in der Eurozone und in Grossbritannien und<br />
von anhaltend hoher Volatilität profitieren.<br />
Wir gehen nicht davon aus, dass die Erdölpreise noch deutlich<br />
weiter fallen werden. Zwar schwächt sich die Weltwirtschaft<br />
ab, doch die Lage am Erdölmarkt bleibt angespannt und die<br />
Nach frage aus den Entwicklungsländern steigt noch immer.<br />
Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>
36<br />
Credit Suisse Invest<br />
Ausblick Global<br />
Insbesondere in Europa, aber auch anderswo, haben sich vermehrt Anzeichen einer Wachstumsabkühlung eingestellt,<br />
doch die Schwellenländer reagieren mit expansiveren Massnahmen und eine Erholung zu Beginn des nächsten<br />
Jahres erscheint wahrscheinlich. Die Rohstoffpreise, insbesondere für Öl und Lebensmittel, sind seit ihren Juli-Hochs<br />
markant gefallen. Die Fluktuation der Rohstoffpreise wirkt fast wie ein automatischer Stabilisator: Sie verhindert,<br />
dass die Weltwirtschaft zu ungestüm expandiert, aber auch, dass sie zu schnell abkühlt. Die Inflation hat nun in den<br />
meisten Märkten den Zenit erreicht oder steht kurz davor.<br />
Konjunktur<br />
Stärkere Zeichen einer globalen<br />
Wachstumsabschwächung<br />
Zeichen einer merklichen globalen Wirtschaftsabschwächung haben<br />
in jüngster Zeit zugenommen. So fiel der deutsche Ifo-Index auf den<br />
tiefsten Stand seit 1993. Aufgrund der Finanzmarktkrise, die sich in<br />
den letzten Wochen weiter zugespitzt hat, sind die Risiken sogar<br />
noch weiter gestiegen. Auch in den Entwicklungsländern zeigen<br />
sich erste Zeichen einer Abschwächung, wenngleich das Wachstum<br />
noch immer robust ist. Der deutliche Rückgang der Rohstoffpreise<br />
in den vergangenen Monaten dürfte sich jedoch als hilfreich erweisen.<br />
Auch die Übernahme der Hypothekengiganten Freddie Mae und<br />
Fannie Mac sowie die Erweiterung der Massnahmen der amerikanischen<br />
Zentralbank sollten dazu beitragen, die Spannungen an<br />
den Finanzmärkten abzubauen und wir erwarten für 2009 eine graduelle<br />
Erholung. th<br />
Zahlen zum Auftragseingang in der Eurozone zeigen einen<br />
Rückgang, der auf eine Abschwächung der Exportdynamik<br />
schliessen lässt Quelle: Bloomberg, Credit Suisse<br />
YoY%, 3mma<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
–5<br />
–10<br />
–15<br />
98 99 00 01 02 03 <strong>04</strong> 05 06 07 <strong>08</strong><br />
Auftragseingänge für deutsche Unternehmen aus dem Ausland<br />
Exportwachstum der Eurozone<br />
Zinsen und Obligationen<br />
Fokus der Notenbanken wieder<br />
auf Wachstum<br />
In Folge der Ölpreiskorrektur deutlich fallende Inflationsraten in den<br />
kommenden Monaten werden es den Notenbanken global wieder<br />
erlauben, den Fokus vermehrt auf Wachstumsrisiken zu legen, insbesondere<br />
da sich die Finanzmarktkrise in jüngster Zeit verschärft<br />
hat. Wachstum unterhalb des Potenzials dürfte die EZB dazu veranlassen,<br />
ihre Zinsen zu senken und auch in Grossbritannien rechnen<br />
wir mit deutlichen Zinssenkungen im kommenden Jahr. Die britische<br />
Wirtschaft erscheint anfälliger als die der Eurozone, da in<br />
Grossbritannien der Finanzsektor bedeutender ist, die Privathaushalte<br />
stärker verschuldet sind, der Eigenheimmarkt substanziell korrigiert<br />
hat und sich die Lage am Arbeitsmarkt bereits verdüstert. th<br />
Der Ölpreis ist von den Höchstständen um 150 USD/Fass<br />
deutlich gefallen. Dies dürfte auch die globale Inflation<br />
markant sinken lassen und den Fokus der Notenbanken<br />
wieder vermehrt auf Wachstum lenken Quelle: Bloomberg, Credit Suisse<br />
USD/Fass<br />
150<br />
130<br />
110<br />
90<br />
70<br />
50<br />
30<br />
10<br />
01.<strong>04</strong><br />
09.<strong>04</strong> 09.05 09.06 09.07 09.<strong>08</strong><br />
Ölpreis<br />
Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>
Credit Suisse Invest 37<br />
Aktienmarkt<br />
Turbulenzen eröffnen Chancen<br />
für robuste Firmen<br />
Die dramatischen Ereignisse im September – wie die Rettung von<br />
Fannie und Freddie oder der Zusammenbruch von Lehman – markieren<br />
grundlegende Veränderungen im Finanzsystem, deren komplette<br />
Auswirkungen noch nicht klar ersichtlich sind. Kurzfristig<br />
denken wir, dass die Massnahmen des US-Treasury und der Fed die<br />
Art verändern wird, mit der Finanzmarkteilnehmer in nächster Zeit<br />
Risiken betrachten: Aktionäre krisengeschüttelter Unternehmen<br />
können zwar alles verlieren, aber das «Ende der Finanzwelt » ist nun<br />
weniger wahrscheinlich als Anfang September. Das bedeutet auch,<br />
dass robuste Firmen eine bessere Wettbewerbsposition haben dürften,<br />
sobald sich die Lage etwas beruhigt hat. Wir glauben daher,<br />
dass sich Investoren wieder vermehrt auf Fundamentals fokussieren<br />
und stärker zwischen guten und schlechten Firmen differenzieren<br />
werden. rs<br />
Der MSCI World hat von Jahresanfang bis zum 12. September<br />
rund 20% eingebüsst Quelle: Bloomberg<br />
1800<br />
1700<br />
1600<br />
1500<br />
1400<br />
1300<br />
1200<br />
1100<br />
1000<br />
900<br />
800<br />
12.9.03<br />
MSCI World<br />
12.9.<strong>04</strong><br />
12.9.05<br />
12.9.06<br />
12.9.07<br />
12.9.<strong>08</strong><br />
Währungen<br />
Langfristige Bodenbildung des US-Dollar<br />
Der US-Dollar hat sich im Zuge der globalen Wachstumsverlangsamung,<br />
tieferer Rohstoffpreise und Erwartungen von Zinssenkungen<br />
ausserhalb der USA seit dem Sommer deutlich aufgewertet.<br />
Der Zinsnachteil des USD ist jedoch noch immer hoch. Vielmehr<br />
dürften starke Positionsbereinigungen seit dem Sommer 20<strong>08</strong> von<br />
einer Shortposition in USD in eine hohe Longposition in USD das<br />
Ausmass der Dollarstärke erklären. Während wir davon ausgehen,<br />
dass sich der USD in einem langfristigen Bodenbildungsprozess<br />
gegenüber den europäischen Währungen befindet, sehen wir bis<br />
Ende Jahr noch Rückschlagspotenzial für den Dollar. Der Zinsnachteil<br />
des USD ist noch immer beträchtlich und das US-Wachstum<br />
dürfte sich in Q4 tendenziell verlangsamen. Langfristige Investoren<br />
können jedoch Schwächephasen des Greenback zum Aufbau von<br />
strategischen Longpositionen nutzen. mh<br />
Kurzfristige Investoren haben in kurzer Zeit ihre Positionen<br />
von Short USD in Long USD umgeschichtet. Dies begrenzt<br />
unserer Meinung nach das Aufwärtspotenzial für den USD im<br />
4. Q deutlich Quelle: Bloomberg, Credit Suisse<br />
Nettopositionierung in % der offenen Kontrakte (IMM-Daten)<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
–20<br />
–40<br />
–60<br />
15.7.<strong>08</strong> 19.8.<strong>08</strong><br />
EUR/USD GBP/USD AUD/USD NZD/USD<br />
USD/CAD USD/JPY USD/CHF<br />
Rohstoffe<br />
Wie tief kann der Erdölpreis noch fallen?<br />
Seit den Höchstständen von über USD 145 Anfang Juni hat der<br />
Erdölpreis deutlich korrigiert und ist unter USD 100 gefallen. Das<br />
schwächere globale Wirtschaftswachstum und die hohen Preise<br />
liessen die Nachfrage nach Öl vor allem in den USA deutlich sinken<br />
(siehe Abbildung). Wir denken jedoch, dass der grösste Teil der<br />
Korrektur hinter uns ist und dass sich der Preis bald wieder etwas<br />
erhohlen dürfte. Während das schwächere Wirtschaftswachstum<br />
weiterhin etwas auf die Preise drücken könnte, ist die Lage am Ölmarkt<br />
immer noch sehr eng. Das Nachfragewachstum in den aufstrebenden<br />
Ländern dürfte längerfristig robust bleiben. Zudem rechnen<br />
wir mit einer sich abschwächenden Erdölproduktion ausserhalb<br />
der Organisation für Erdöl exportierende Länder. Diese längerfristige<br />
Verengung am Erdölmarkt sollte einen weiteren starken Preiszerfall<br />
verhindern. et<br />
Die implizite US-Erdölnachfrage befindet sich seit<br />
Anfang dieses Jahres in einem deutlichen Abwärtstrend<br />
Quelle: Bloomberg, Credit Suisse<br />
Jährliche Veränderung in %<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
–2<br />
–4<br />
–6<br />
10.<strong>04</strong> 09.05 09.06 09.07 09.<strong>08</strong><br />
Veränderungsrate der US-Erdölnachfrage<br />
Geliefertes Erdöl in den USA (4W-Durchschnitt)<br />
in 1000 Fass<br />
22 000<br />
21 50 0<br />
21 000<br />
2 0 50 0<br />
20 000<br />
19 50 0<br />
Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>
38<br />
Credit Suisse Invest<br />
Ausblick Schweiz<br />
Noch zeigt sich die Schweizer Wirtschaft robust, hauptsächlich gestützt von einem solidem Arbeitsmarkt und<br />
anhaltend hoher Nachfrage aus den Entwicklungsländern. Doch die Abkühlung in den wichtigsten Exportmärkten dürfte<br />
nicht ohne Auswirkungen bleiben. Die Inflation hat ihren Höhepunkt überschritten und sollte recht rasch unter den<br />
Zielwert der Schweizer Nationalbank fallen. Diese zeigte sich zuletzt zuversichtlich, dass die Abkühlung der Wirtschaft<br />
für Entspannung an der Preisfront sorgen dürfte.<br />
Konjunktur<br />
CH-Wirtschaft immer noch<br />
vergleichsweise flott<br />
Die Schweizer Wirtschaft erwies sich bisher als ziemlich robust.<br />
20<strong>08</strong> wird das BIP um 1.9% wachsen. Dies erstaunt angesichts<br />
des grossen Anteils des Finanzsektors am BIP und der starken<br />
Auslandabhängigkeit. Eine vertiefte Analyse zeigt, dass dafür sowohl<br />
konjunkturelle als auch strukturelle Gründe verantwortlich<br />
sind. Konjunkturell trafen die Finanzkrise und die Wachstumsabschwächung<br />
in den wichtigen Exportmärkten Europa und USA die<br />
Schweiz in einem Moment der Stärke. Die Auftragsbücher waren<br />
gefüllt, die Bilanzen gesund, die Lohntüte dick und die Konsumenten<br />
in Kaufl aune. Strukturell sind zwei Aspekte hervorzuheben: Es gibt<br />
erstens keinen Credit Crunch. Und zweitens schob der Paradigmenwechsel<br />
in der Immigrationspolitik die Wachstumsgrenze nach oben.<br />
Die Personalknappheit wurde gelindert, und es kamen mehr Konsumenten<br />
ins Land. cm<br />
Schweizer Kreditmarkt ist in solider Verfassung<br />
Quelle: Schweizerische Nationalbank<br />
%<br />
8<br />
US-Subprime Krise<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
–2<br />
–4<br />
96 97 98 99 00 01 02 03 <strong>04</strong> 05 06 07 <strong>08</strong><br />
Inlandkredite (Limiten, gegenüber Vorjahr) 4-Jahresdurchschnitt<br />
Top-Thema<br />
Privatkonsum als Stütze<br />
Der private Konsum bleibt eine Wachstumsstütze. Der Konsum wird<br />
stark durch die Arbeitsmarktsituation beeinflusst. Der Arbeitsmarkt<br />
reagiert in der Regel verzögert auf Veränderungen der gesamtwirtschaftlichen<br />
Nachfrage. Es besteht daher eine hohe Wahrscheinlichkeit,<br />
dass die Beschäftigung noch bis mindestens Mitte 2009 weiter<br />
zunehmen wird, wenn auch in gedrosseltem Tempo. Eine willkommene<br />
Unterstützung erhält der private Konsum durch die Einwanderung.<br />
Erstens nimmt dadurch die Einwohnerzahl zu und somit die<br />
Anzahl Konsumenten. Wir gehen davon aus, dass sich dieses Jahr<br />
netto rund 100 000 und 2009 knapp 60 000 Ausländer neu in der<br />
Schweiz niederliessen bzw. niederlassen werden. Zweitens sind die<br />
Einwanderer zu einem grossen Teil gut qualifiziert und entsprechend<br />
kaufkräftig. cm<br />
Starke Netto-Einwanderung bringt neue Konsumenten<br />
Quelle: Bundesamt für Migration, Credit Suisse Economic Research<br />
120000<br />
100000<br />
80000<br />
60000<br />
40000<br />
20000<br />
0<br />
91 93 95 97 99 01 03 05 07<br />
09<br />
Wanderungssaldo der ständigen ausländischen Wohnbevölkerung<br />
Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>
Credit Suisse Invest 39<br />
Zinsen und Obligationen<br />
Wachstumsrisiken nehmen zu<br />
Die Abschwächung in der Eurozone, dem wichtigsten Schweizer<br />
Exportmarkt, dürfte sich auch in der Schweiz bemerkbar machen.<br />
Zwar exportiert die Schweiz zunehmend in Entwicklungsländer, doch<br />
auch dort mehren sich die Anzeichen eines Abschwungs. Vorauslaufende<br />
Indikatoren wie der Einkaufsmanagerindex des Schweizerischen<br />
Verbands für Materialwirtschaft und Einkauf haben sich deutlich<br />
abgeschwächt. Aufgrund der niedrigeren Ölpreise ist die Inflation<br />
bereits am Fallen, und wir gehen davon aus, dass sie im Laufe<br />
des nächsten Jahres unter den Zielwert der SNB von 2% fallen wird.<br />
Die SNB äusserte sich jüngst optimistisch, was die mittelfristigen<br />
Inflationsaussichten anbelangt. Gleichzeitig zeigte sie sich besorgt<br />
über die Auswirkungen der Kreditkrise auf die Schweiz, da der<br />
Bankensektor einen Grossteil der Wertschöpfung generiert. mt<br />
Die Abschwächung in der Eurozone dürfte sich negativ<br />
auf das Wachstum der Schweizer Exporte auswirken<br />
Quelle: Bloomberg, Credit Suisse<br />
Index<br />
70<br />
65<br />
60<br />
55<br />
50<br />
45<br />
40<br />
35<br />
00<br />
01<br />
02<br />
03<br />
<strong>04</strong><br />
05<br />
06 07<br />
<strong>08</strong><br />
Index<br />
110<br />
105<br />
100<br />
95<br />
90<br />
85<br />
SVME PMI<br />
Ifo-Geschäftsklima (rechte Skala)<br />
Aktienmarkt<br />
Wir bleiben vorsichtig gegenüber<br />
europäischen Aktien<br />
Europäische Aktien weisen zwar historisch tiefe Bewertungen auf,<br />
bleiben aber mehreren Risiken ausgesetzt, wie zum Beispiel dem sich<br />
stetig verschlechternden wirtschaftlichen Umfeld, was kurzfristig<br />
weiterhin der Fall sein dürfte. Wir fokussieren uns daher auf defensive<br />
Sektoren wie Nahrungsmittel- und Getränkefirmen mit Exposure<br />
zu Konsumenten in Emerging Markets. Kurzfristige Trading-Ideen für<br />
risikosuchende Investoren sehen wir in zyklischen Firmen, z. B. im<br />
Industriesektor mit Exposure zu Infrastrukturnachfrage, oder in ausgewählten<br />
Finanztiteln, die im gegenwärtigen Umfeld auf Kosten von<br />
schwächeren Konkurrenten Marktanteile gewinnen dürften. rs<br />
Der DJ EuroStoxx 50 Index (–25%) weist von Jahresanfang<br />
bis zum 12. September eine deutlich schlechtere<br />
Performance auf als der MSCI World Quelle: Bloomberg<br />
5000<br />
4500<br />
4000<br />
3500<br />
3000<br />
2500<br />
2000<br />
09.03<br />
09.<strong>04</strong> 09.05 09.06 09.07 09.<strong>08</strong><br />
DJ Euro STOXX 50<br />
Währungen<br />
Franken mit Aufwind zu EUR und GBP<br />
Der Schweizer Franken dürfte aus unserer Sicht auf 12 Monate gegenüber<br />
den übrigen europäischen Währungen weiterhin moderat<br />
ansteigen. Die Zinsdifferenzen zwischen CHF auf der einen und EUR<br />
und GBP auf der anderen Seite sollten sich aufgrund der geldpolitischen<br />
Lockerung der Europäischen Zentralbank und der Bank of<br />
England tendenziell einengen. Das Finanzmarktumfeld, d. h. die Volatilität,<br />
bleibt eine wichtige Einflussgrösse für den CHF. Wir rechnen<br />
mit einem anhaltend schwierigen Marktumfeld in den kommenden<br />
Monaten. Der Schweizer Franken dürfte deshalb aufgrund der erwarteten<br />
Zinsbewegung, anhaltend hoher Volatilität sowie der Unterbewertung<br />
zum EUR auf 12 Monate moderates Aufwertungspotenzial<br />
zum EUR haben. Sollte sich der Risikoappetit verbessern, dürfte<br />
dies den Aufwertungsdruck auf den CHF dämpfen. mh<br />
Die risikobereinigte Zinsdifferenz zwischen EUR und<br />
CHF spricht für eine moderate Aufwertung des Frankens<br />
gegenüber dem Euro Quelle: Bloomberg, Credit Suisse<br />
EUR/CHF %<br />
1.68<br />
1.66<br />
1.64<br />
1.62<br />
1.60<br />
1.58<br />
1.56<br />
1.54<br />
01.07 07.07<br />
01.<strong>08</strong><br />
07.<strong>08</strong><br />
0.60<br />
0.55<br />
0.50<br />
0.45<br />
0.40<br />
0.35<br />
0.30<br />
0.25<br />
0.20<br />
EUR/CHF-Wechselkurs Carry (EUR 3-Monats-Libor minus CHF 3-Monats-<br />
Libor dividiert durch implizite Volatilität EUR/CHF 3 Monate, rechte Skala)<br />
Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>
40<br />
Credit Suisse Invest<br />
Überblick Prognosen 12. September 20<strong>08</strong><br />
Aktien und Rohstoffe: Ausgewählte Indizes<br />
Quelle: Bloomberg, Credit Suisse<br />
Auswahl Kurs YTD Ausblick<br />
3M<br />
12M Ziele<br />
S&P 500 1’192.700 –18.77 % 1’350<br />
SMI 6’697.110 –21.07 % 8’400<br />
FTSE-100 5’005.000 –22.49 % 6’000<br />
Euro Stoxx 50 3’052.480 –30.62 % 3’500<br />
Nikkei 225 11’609.720 –24.16 % 15’000<br />
Reales BIP-Wachstum in %<br />
Quelle: Bloomberg, Credit Suisse<br />
2007 20<strong>08</strong>E 2009E<br />
CH 3.3 1.9 in Überarbeitung*<br />
EWU 2.7 1. 3 0.8<br />
USA 2.9 1.5 1.6<br />
GB 2.8 1.3 0.8<br />
Japan 2.2 1.1 1.3<br />
Gold 783.700 –6.02 % 900<br />
Öl 91.750 –4.41 % 120<br />
Dow Jones AIG<br />
Commodity Index<br />
Devisen (Wechselkurse)<br />
Quelle: Bloomberg, Credit Suisse<br />
338.389 –7.29 % 400<br />
12. 9. 2 0 0 8 3M 12M<br />
USD/CHF 1.13 1.<strong>08</strong> – 1.12<br />
EUR/CHF 1.61 1.54 – 1.58<br />
JPY/CHF 1.05 1.01 – 1.05<br />
EUR/USD 1.42 1.40 – 1.44<br />
USD/JPY 1<strong>08</strong> 105 – 109<br />
EUR/JPY 153 150 – 154<br />
EUR/GBP 0.79 0.82 – 0.84<br />
GBP/USD 1.79 1.70 – 1.74<br />
EUR/SEK 9.53 8.9 5 – 9.15<br />
EUR/NOK 8.13 7.40 – 7.60<br />
AUD/USD 0.82 0.83 – 0.87<br />
NZD/USD 0.67 0.64 – 0.68<br />
USD/CAD 1.06 1.01 – 1.05<br />
Schweizer Wirtschaft ( Veränderung gegenüber Vorjahr in %)<br />
Quelle: Credit Suisse<br />
2007 20<strong>08</strong>E<br />
Bruttoinlandprodukt (real) 3.3 1.9<br />
Privater Konsum 2.1 1.9<br />
Öffentlicher Konsum –1.1 – 0.2<br />
Ausrüstungsinvestitionen 11.0 2.5<br />
Bauinvestitionen –1.4 –2.0<br />
Exporte 9.5 3.4<br />
Importe 6.0 2.7<br />
Inflation in %<br />
Quelle: Bloomberg, Credit Suisse<br />
2007 20<strong>08</strong>E 2009E<br />
CH 0.7 2.2 in Überarbeitung*<br />
EWU 2.2 3.7 2.5<br />
USA 3.2 4.5 3.0<br />
GB 2.3 3.8 2.8<br />
Japan 0.3 2.0 1.6<br />
Kurzfristzinsen 3M-Libor<br />
Quelle: Bloomberg, Credit Suisse<br />
12. 9. 2 0 0 8 3M 12M<br />
CHF 2.73 in Überarbeitung*<br />
EUR 4.96 4.1 – 4.3<br />
USD 2.82 3.1– 3.3<br />
GBP 5.70 4.4 – 4.6<br />
JPY 0.89 0.6 – 0.8<br />
Rendite 10-j. Staatsanleihen<br />
Quelle: Bloomberg, Credit Suisse<br />
12. 9. 2 0 0 8 3M 12M<br />
CHF 2.85 in Überarbeitung*<br />
EUR 4.19 3.8 – 4.0<br />
USD 3.72 4.2 – 4.4<br />
GBP 4.60 4.5 – 4.7<br />
JPY 1.54 1.7 – 1.9<br />
* werden am 30. September 20<strong>08</strong> veröffentlicht<br />
Beschäftigung 2.7 2.2<br />
Arbeitslosenquote (%) 2.8 2.6<br />
Prognosen für 2009 werden am 30. September 20<strong>08</strong> veröffentlicht<br />
Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>
Credit Suisse Invest 41<br />
Wichtige Information<br />
Die Informationen und Meinungen in diesem Bericht wurden von Credit Suisse per angegebenem Datum erstellt und können sich ohne<br />
vorherige Mitteilung ändern. Der Bericht wurde einzig zu Informationszwecken publiziert und ist weder ein Angebot noch eine Auf forderung<br />
seitens oder im Auftrag von Credit Suisse zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder ähnlichen Finanzinstrumenten oder zur Teilnahme<br />
an einer spezifischen Handelsstrategie in irgendeiner Rechtsordnung. Der Bericht wurde ohne Berücksichtigung der Zielsetzungen, der<br />
finanziellen Situation oder der Bedürfnisse eines bestimmten Anlegers erstellt. Der Bericht enthält keinerlei Empfehlungen rechtlicher Natur<br />
oder hinsichtlich Inves titionen, Rechnungslegung oder Steuern. Er stellt auch in keiner Art und Weise eine auf die persönlichen Umstände<br />
eines Anlegers zugeschnittene oder für diesen angemessene Inves tition oder Strategie oder eine andere an einen bestimmten Anleger<br />
gerichtete Empfehlung dar. Verweise auf frühere Entwicklungen sind nicht unbedingt mass gebend für künftige Ergebnisse.<br />
Die Informationen stammen aus oder basieren auf Quellen, die Credit Suisse als zuver lässig erachtet. Dennoch kann keine Gewähr für die<br />
Richtigkeit oder Vollständigkeit der Informationen geleistet werden. Credit Suisse lehnt jede Haftung für Verluste aus der Verwendung<br />
dieses Berichts ab.<br />
WEDER DER VORLIEGENDE BERICHT NOCH KOPIEN DAVON DÜRFEN IN DIE VEREINIGTEN STAATEN VERSANDT, DORTHIN<br />
MITGENOMMEN ODER AN US- PERSONEN ABGEGEBEN WERDEN. Örtliche Gesetze oder Vorschriften können die Verteilung von<br />
Research-Berichten in bestimmten Rechtsordnungen einschränken.<br />
Dieser Bericht wird von der Schweizer Bank Credit Suisse verteilt, die der Zulassung und Re gulierung durch die Eidgenössische Bankenkommission<br />
untersteht.<br />
Das vorliegende Dokument darf ohne schriftliche Genehmigung der Credit Suisse weder ganz noch auszugsweise vervielfältigt werden.<br />
Copyright © 20<strong>08</strong> Credit Suisse Group und/oder mit ihr verbundene Unternehmen. Alle Rechte vorbehalten.<br />
Impressum Invest<br />
Herausgeber Credit Suisse, Postfach 2, 8070 Zürich Redaktion Thomas Herrmann (th), Marcus Hettinger (mh), Claude Maurer (cm), Roger Signer (rs), Eliane Tanner (et), Marcel Thieliant (mt) -<br />
Marketing Veronica Zimnic E-Mail redaktion.<strong>bull</strong>etin@credit-suisse.com Internet www.credit-suisse.com/infocus Inserate Pauletto Gmbh, Miriam Dudek, Kleinstrasse 16, 80<strong>08</strong> Zürich, Telefon und<br />
Fax +41 43 268 54 56 Druck NZZ Fretz AG Nachdruck gestattet mit dem Hinweis «Aus dem Bulletin der Credit Suisse»<br />
Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>
42<br />
Credit Suisse Invest<br />
Investment Focus<br />
Das Investment Focus ist eine thematische Publikation basierend auf Ideen<br />
der Credit Suisse Research Abteilung. Neben den wichtigsten Fakten zu attraktiven<br />
Investmentthemen wird diese Präsentation durch die Vorstellung von passen den<br />
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Private Equity<br />
Private Equity Anlagen nutzen die Vorteile, die mit einer direkten Kontrolle über das Management<br />
eines Unternehmens, die Ausrichtung der Strategie und die Art der betrieblichen<br />
Finanzierung (Fremd- oder Eigenkapital) einhergehen. Gute Private Equity Manager (die<br />
besseren 50 %) haben in den letzten 20 Jahren mit 23,5 % p. a. höhere Renditen erzielt als<br />
börsenkotierte Aktien mit 7,0 % (MSCI World).<br />
Wieso Private Equity? Einerseits trägt Private Equity zur Portfoliodiversifikation bei und<br />
verbessert die Erträge. Andererseits zeigt es unabhängig vom Marktumfeld eine tenden ziell<br />
gute Performance, solange der Zugang zu Managern aus dem obersten Quartil gewährleistet<br />
ist. Private Equity Fonds haben in der Regel eine Lebenszeit von 7–10 Jahren. Danach<br />
werden sie liquidiert, und die verbleibenden Erlöse werden den Anlegern zurückerstattet.<br />
Private Equity Anlagen sind also illiquid, erbringen aber tendenziell höhere Erträge als<br />
kotierte Aktien. Dies gilt sowohl für die USA als auch Europa, und ist auch über verschiedene<br />
Anlage horizonte hinweg zutreffend. Dem ist so, weil Private Equity Fonds direkten<br />
Einfluss auf die Entscheidungen der Managements ausüben und gezielt Unternehmen ins<br />
Visier nehmen, die sich für eine Restrukturierung, Aufspaltung, Fusion oder Erhöhung der<br />
Fremd finanzierung anbieten. Der Anleger wird also für die mangelnde Möglichkeit, sein Investment<br />
sofort zurückzahlen zu lassen, mit einer Illiquiditätsprämie entschädigt. Erfahren<br />
Sie mehr über diese spannende Anlagekategoriee im Investment Focus Private Equity.<br />
Die Credit Suisse bietet eine breite Palette an Anlagelösungen<br />
wie Strukturierte Produkte, Alternative Anlagen, Foreign Exchange<br />
Produkte und Mutual Funds zu diesen und weiteren Themen an.<br />
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Kunden berater oder an untenstehenden Kontakt.<br />
Kontakt Maria Dolores Lamas, Managing Director, Head of Financial<br />
Products & Investment Advisory<br />
Telefon +41 44 333 31 22<br />
E-Mail structured.investments@credit-suisse.com<br />
Internet www.credit-suisse.com/structuredproducts<br />
Intranet http://buffet.csintra.net/focus<br />
Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>
Credit Suisse Wirtschaft<br />
43<br />
Wissenswert Aus dem ABC der Finanzwelt<br />
Sovereign<br />
Meistgeprägte Goldmünze der Welt<br />
Übersetzt bedeutet das englische «sovereign» unter anderem hoheitlich oder unübertrefflich,<br />
was sicher auch auf die gleichnamige Münze zutrifft. Aufgrund der zahlreichen<br />
englischen Kolonien des British Empire wurde der Sovereign auf allen fünf Kontinenten<br />
hergestellt und verbreitete sich so weltweit. Lange galt er deshalb als die Anlage- und<br />
Geldmünze schlechthin. Bestimmt hat aber auch die besondere Prägung zu einer solchen<br />
Bekanntheit geführt. Der Sovereign im Wert eines Pfundes Silber münzen wurde erstmals<br />
1489 unter der Regierung von Heinrich VII. eingeführt. Der heute bekannte, aus 22 Karat<br />
Gold bestehende Münztyp wurde in Grossbritannien im 19. Jahrhundert zur Hauptgoldmünze<br />
und zeigt auf der Rückseite das Motiv «St. George Slaying the Dragon», also den<br />
Drachen tötenden heiligen Georg. Dieses hat sich fast ununterbrochen über all die Zeit<br />
gehalten, während auf der Vorderseite die Porträts der jeweiligen englischen Regenten<br />
abgebildet sind. In den letzten 50 Jahren ist das folglich Königin Elizabeth II. Der fürstlichen<br />
Bedeutung seines Namens wird der Sovereign mittlerweile noch mehr als gerecht,<br />
beläuft sich doch sein Materialwert inzwischen auf ein Vielfaches vom ursprünglichen<br />
einen Pfund. rg<br />
Fotos: Walter Bibikow, Getty Images | Yellow Dog Productions, Getty Images | Getty Images | Steven Puetzer, Prisma<br />
Edelmetalle<br />
Sammelbezeichnung<br />
für ausserordentliche <strong>Metall</strong>e<br />
<strong>Metall</strong>konto<br />
Nur den Lieferanspruch kaufen<br />
Seit längerem gehören die Zeiten des Goldrausches wie im Kalifornien des 19. Jahrhunderts<br />
der Vergangenheit an; Edelmetalle werden heute fast ausschliesslich indus triell<br />
gewonnen. Reserven davon gibt es in den USA, Kanada, den GUS und Australien, die<br />
grössten Vorkommen finden sich jedoch in der Republik Südafrika, die mit 40 Prozent<br />
der bekannten Goldvorräte in Erzvorkommen und über 90 Prozent der Vorräte an Platingruppenmetallen<br />
als bedeutendster Edelmetallproduzent der Welt gilt.<br />
Unter Edelmetalle fallen <strong>Metall</strong>e, die sich durch wertvolle physikalische Eigenschaften,<br />
eine ausserordentliche chemische Beständigkeit und ein ansprechendes<br />
Äusseres auszeichnen. Dem entsprechen die Platingruppenmetalle Iridium, Rhodium,<br />
Osmium, Ruthenium, Platin, Palladium sowie die Elemente Silber und Gold. Nur letztere<br />
vier werden jedoch als Kapitalanlage verwendet und weltweit rund um die Uhr<br />
mittels Termin- oder Kassageschäften gehandelt.<br />
Gerade in wirtschaftlichen Krisenzeiten gelten die Edelmetalle als eine solide, da<br />
langfristig wertbeständige Geldanlage, die sich als Barren oder in Münzform erstehen<br />
lassen. Edelmetalloptionen können auch der Kursabsicherung dienen. rg<br />
Edelmetalle müssen nicht zwingend physisch als Barren oder Münzen an einem sicheren<br />
Ort zu Hause oder im Schliessfach einer Bank gelagert werden. Vielmehr können Anleger<br />
über ein so genanntes <strong>Metall</strong>konto einzig den Lieferanspruch auf eine bestimmte<br />
Menge eines Edelmetalls ( in der Regel Gold oder Silber) oder auch eine gewisse Anzahl<br />
von Edelmünzen verbuchen lassen. Dadurch lautet das <strong>Metall</strong>konto auch nicht etwa auf<br />
Euro, Dollar oder Franken, sondern auf eine bestimmte Menge des Edelmetalls. Dabei<br />
geht das <strong>Metall</strong> aber nicht physisch in den Besitz des Kontoinhabers über, sondern<br />
gehört weiterhin zum Bestand der Bank.<br />
Das jeweilige Finanzinstitut verpflichtet sich jedoch, dem Kunden auf dessen Verlangen<br />
die auf dem Konto ausgewiesene <strong>Metall</strong>menge unter Gewährung einer bestimmten<br />
Verarbeitungsfrist an einem Schalter auszuhändigen. <strong>Metall</strong>konten eignen sich für Anleger,<br />
die ein Edelmetall nicht physisch kaufen und aufbewahren wollen, aber trotzdem<br />
von dessen Wertentwicklung profitieren möchten. dhu<br />
Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>
44<br />
Wirtschaft Inflation Schweiz<br />
Ein hoher Ölpreis macht<br />
noch keine Inflation<br />
Inflation<br />
Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>
Wirtschaft Inflation Schweiz<br />
45<br />
Ein Blick in die Medien zeigt: Das Gespenst der Inflation geht um. Dabei wird<br />
insbesondere der in die Höhe geschossene Ölpreis als Inflationstreiber ins Feld geführt.<br />
Doch vieles spricht dafür, dass das Inflationsklima in der Schweiz trotz gelegentlicher<br />
rohstoffbedingter Teuerungsschocks insgesamt milde bleiben wird.<br />
Text: Claude Maurer, Credit Suisse Economic Research<br />
Eigentlich galt die Inflation bereits als ausgestorben.<br />
Und trotzdem ist sie nun in aller<br />
Munde. Wir Konsumenten hatten uns an<br />
Teuerungsraten von unter 2 Prozent gewöhnt.<br />
Weltweit sprach man von der «Great<br />
Moderation», dem Verschwinden der Inflation<br />
trotz gleichzeitig brummender Wirtschaft.<br />
Die Globalisierung führte mit China an der<br />
Spitze zu einer kaufkraftschonenden Preisentwicklung,<br />
und die Nationalbank wahrte<br />
mit ruhiger Hand die Preisstabilität. Mittlerweile<br />
ist alles anders: Wunderte man sich<br />
über hohes Wachstum bei tiefer Inflation,<br />
ist es heute genau andersrum. Im Juli<br />
dieses Jahres überstieg die Teuerung erstmals<br />
seit den Neunzigerjahren die 3-Prozent-Marke.<br />
Massgeblich verantwortlich hierfür<br />
waren die massiven Teuerungsschübe<br />
auf den Rohölmärkten. Obwohl die relative<br />
Bedeutung der Erdölprodukte im Warenkorb<br />
seit den Siebzigerjahren stetig abgenommen<br />
hat, prägen die Ölpreisschwankungen<br />
in der jüngeren Vergangenheit den Verlauf<br />
des Landesindexes der Konsumentenpreise<br />
(LIK) wieder erheblich. So war die Kategorie<br />
«Erdölprodukte» rechnerisch für rund die<br />
Hälfte des Anstiegs des Preisindexes seit<br />
2001 verantwortlich.<br />
In der Volkswirtschaftslehre wird Inflation<br />
als anhaltende Zunahme des gesamten<br />
Preisniveaus definiert. Demgemäss liegt<br />
keine Inflation vor, wenn nur einzelne Preise<br />
steigen. Ökonomisch sind Preisanstiege<br />
einzelner Produkte nur eine Veränderung<br />
der relativen Preise, welche zwar manche<br />
Konsumenten oder Produzenten, die<br />
Gesamtwirtschaft aber kaum schmerzen.<br />
Solche Preisschübe einzelner Produkte hat<br />
es immer wieder gegeben. So haben beispielsweise<br />
jüngst die Milchproduzenten<br />
ihre Preise angehoben. Einzig Ausmass und<br />
Dauer der Erdölpreissteigerungen sind neu.<br />
Demgegenüber werden auch immer wieder<br />
Produkte billiger, jüngst zum Beispiel zahlreiche<br />
elektronische Geräte. Solche Preissignale<br />
spiegeln relative Knappheiten wider<br />
und sorgen dafür, dass Güter und Kapital in<br />
der Wirtschaft effizient verteilt werden.<br />
Schweiz hat realen Einkommensverlust<br />
Auch wenn wir an der Tankstelle nur ungern<br />
tiefer ins Portemonnaie greifen, bedeuten<br />
die Preissteigerungen der Erdölprodukte<br />
noch nicht automatisch Inflation. Diese entsteht<br />
erst, wenn sich die Preissteigerungen<br />
von Erdölprodukten auf andere Güter übertragen,<br />
und hier ist vorerst Entwarnung angebracht;<br />
es gibt keinen mechanischen<br />
Effekt von den Erdölpreisen auf die übrigen<br />
Inflationsentwicklung<br />
Preise. Selbst komplexere ökonometrische<br />
Modelle finden keinen stabilen und eindeutigen<br />
Zusammenhang zwischen der LIK-<br />
Kategorie «Erdölprodukte» und den restlichen<br />
95,3 Prozent der Güter im Warenkorb.<br />
Konkret bedeutet dies, dass höhere<br />
Erdölpreise nicht automatisch zu generell<br />
höheren Preisen in den Läden führen.<br />
Nun hat aber Erdöl durchaus das Potenzial<br />
zum Inflationstreiber. Denn dieser Rohstoff<br />
wird ausschliesslich importiert. Steigende<br />
Importpreise bedeuten eine unmittelbare<br />
Wohlstandseinbusse des Inlands<br />
gegenüber dem Ausland. Diesen realen<br />
Einkommensverlust muss die Schweiz hinnehmen,<br />
zumindest auf kurze und mittlere<br />
Frist, weil diese Importe nur langsam und<br />
unvollständig ersetzt oder eingespart ><br />
Veränderung gegenüber dem Vorjahr in Prozent: Ölpreisschwankungen der jüngsten<br />
Vergangenheit prägen den Verlauf des Landesindexes stark. Quelle: Bundesamt für Statistik<br />
%<br />
14<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
–2<br />
1970 1980 1990 2000 20<strong>08</strong><br />
Landesindex der Konsumentenpreise<br />
Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>
46<br />
Wirtschaft Infl ation Schweiz<br />
Inflationsdruck trifft Haushaltstypen unterschiedlich<br />
Der offizielle Teuerungsmassstab der Schweiz ist der<br />
Landes index der Konsumentenpreise (LIK). Dieser wird<br />
vom Bundes amt für Statistik monatlich erhoben. Er misst die<br />
Ent wicklung der Preise der von den privaten Haushalten<br />
konsumierten Waren und Dienstleistungen. Der für die LIK-<br />
Berechnung relevante Warenkorb gliedert sich in<br />
12 Haupt- und 83 Warengruppen sowie in 218 Index- und<br />
1<strong>04</strong>6 Er hebungspositionen. Die Warenkorbgewichtung<br />
beruht auf der jährlich durchgeführten Einkommens- und<br />
Verbrauchs erhebung (EVE). Hierzu werden von 3300<br />
zufällig aus dem Telefonverzeichnis ausgewählten privaten<br />
Haushalten detailliert Konsumausgaben erhoben und<br />
diese dann auf eine durchschnittliche Ausgabenstruktur<br />
hoch gerechnet. Im Ergebnis spiegelt der so ermittelte<br />
Warenkorb ein repräsentatives Bild der Ausgabenneigungen<br />
des durchschnittlichen Schweizer Konsumenten wider.<br />
Der indi viduelle Warenkorb kann sich aber deutlich<br />
vom amtlichen Warenkorb unterscheiden, wodurch die individuelle<br />
Teuerung spürbar von der offiziellen Inflationsrate<br />
abweichen kann.<br />
werden können. Es entbrennt ein emotional<br />
hochgeputschter Verteilungskampf. Wie ein<br />
schwarzer Peter wird die Anpassungslast<br />
umhergeschoben. Die Gewerkschaften rufen<br />
nicht nur nach vollem Teuerungsausgleich,<br />
sondern, die angebliche Gunst der<br />
Stunde nutzend, auch gleich noch nach<br />
Reallohnsteigerungen. Und die Unternehmen<br />
erhöhen mit dem Hinweis auf die gestiegenen<br />
Vorleistungskosten die Preise.<br />
Diese Entwicklung kann in der vielzitierten<br />
Lohn-Preis-Spirale münden. In einer solchen<br />
steigen die Preise auf breiter Front,<br />
die Inflation würde wieder aufflammen. Die<br />
Lohnsetzungsmacht der Arbeitnehmer und<br />
die Preissetzungsmacht der Unternehmen<br />
sind offensichtlich die Katalysatoren der<br />
Inflation.<br />
Selbsterfüllende Prophezeiung?<br />
Theory» veranschaulichen lässt; demnach<br />
kodieren die Konsumenten in einer ersten<br />
Wahrnehmungsphase die Preise der Güter,<br />
mit denen sie konfrontiert werden, in Gewinne<br />
und Verluste relativ zu einem jeweiligen<br />
güterspezifi schen Refe renzpreis.<br />
Beispielsweise mag das Volltanken<br />
des eigenen PKWs an der Tankstelle für<br />
100 Franken je nach individuellem Referenzpunkt<br />
relativ teuer oder relativ preiswert<br />
erscheinen. Falls ein Automobilist einen<br />
Preis von 100 Franken erwartet – das ist<br />
der Referenzpunkt – und eine Tankrechnung<br />
von 120 Franken erhält, wird er dies<br />
als Verlust speichern. Wird er indes mit einer<br />
Abrechnung von 80 Franken konfrontiert,<br />
nimmt er dies als Gewinn wahr. Bei der<br />
Bewertung der Gewinne und Verluste verhält<br />
sich der Konsument annahmegemäss<br />
asymmetrisch, indem Verluste höher und<br />
Gewinne tiefer bewertet werden. Demzufolge<br />
werden Preisanstiege stärker wahrgenommen.<br />
Zudem ist die gefühlte Inflation<br />
höher, je häufiger Preissteigerungen<br />
registriert werden.<br />
Preisrückgänge bei Gütern, die selten<br />
oder nicht im Rahmen eines expliziten<br />
Kaufaktes erworben werden, haben quasi<br />
keinen Effekt auf die Inflationswahrnehmung<br />
der Verbraucher. Werden beispielsweise<br />
Güter des täglichen Bedarfs<br />
wie Brot teurer und langlebige Konsumgüter<br />
billiger – zum Beispiel IT-Hardware<br />
oder Güter und Dienstleistungen wie Telefongebühren,<br />
die nur einmal monatlich via<br />
Bank einzug bezahlt werden –, steigt die gefühlte<br />
Infl ationsrate an.<br />
Einfluss der Medien<br />
Des Weiteren spielt für die Bildung der<br />
Inflationserwartungen die Berichterstattung<br />
in den Medien zum Thema Inflation eine<br />
Rolle. Die Konjunkturforschungsstelle der<br />
ETH (KOF) legt mittels Daten für Deutschland<br />
dar, wie gross der Einfluss der Medien<br />
auf die Inflationserwartungen ist. Je mehr in<br />
den Zeitungen über Inflation berichtet wird,<br />
umso differenzierter werden die Inflationserwartungen.<br />
Die Art und Weise der Berichterstattung<br />
ist aber entscheidend. Boulevardschlagzeilen<br />
über tatsächlich oder angeblich<br />
stark steigende Preise – Stichwort<br />
Teuro – treiben die Inflationserwartungen<br />
sichtlich in die Höhe.<br />
Informationen über die Inflationserwartungen<br />
der privaten Haushalte lassen sich<br />
in der Schweiz aus der vierteljährlichen<br />
Konsumentenbefragung des Staatssekretariats<br />
für Wirtschaft SECO gewinnen.<br />
Diese sind jüngst markant angestiegen und<br />
haben im zweiten Quartal 20<strong>08</strong> den höchsten<br />
Wert seit 16 Jahren erreicht, wenn man<br />
Der eigentliche Antreiber der Inflation sind<br />
die Inflationserwartungen. Diese können<br />
sich in einem wettbewerbsarmen Umfeld<br />
zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung<br />
entwickeln: Höhere Inflationser -<br />
wartungen führen über Lohnforderungen<br />
und Preiserhöhungen zu einer tatsächlich<br />
höheren Inflation.<br />
Wie aber werden die Inflationserwartungen<br />
gebildet? Sie beruhen stark auf der<br />
derzeit gefühlten Inflation, deren Entstehung<br />
sich wiederum anhand der «Prospect<br />
Inflationserwartungen und Ölpreisschocks<br />
Gemäss Forschungen fördert eine häufige Berichterstattung in den Medien zum<br />
Thema Inflation eine differenzierte Erwartungshaltung.<br />
Quelle: SECO, Credit Suisse Economic Research<br />
1. Ölkrise<br />
(1973)<br />
2. Ölkrise<br />
(1979/80)<br />
Golfkrieg<br />
(1990/91)<br />
Aktuelle<br />
Ölkrise<br />
( 2007/<strong>08</strong>)<br />
Anstieg der Inflationserwartungen 24% 95% 21% 107%<br />
Durchschnittliches Niveau der<br />
Inflationserwartungen (Index) 131 87 111 70<br />
Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>
Wirtschaft Infl ation Schweiz<br />
47<br />
von den Erwartungswerten im Vorfeld der<br />
Einführung der Mehrwertsteuer 1995 absieht.<br />
Der umfragebasierte Wert ist nur<br />
eine Momentaufnahme; soll eine aussagekräftige<br />
Beurteilung gemacht werden, ist<br />
eine Betrachtung über mehrere Quartale<br />
angebracht.<br />
Wie der Vergleich mit den markantesten<br />
früheren Ölpreisschocks zeigt, sind die Inflationserwartungen<br />
jüngst relativ deutlich<br />
angestiegen, liegen allerdings weiterhin auf<br />
einem vergleichsweise tiefen Niveau.<br />
Höhere Inflationserwartungen entwickeln<br />
aber nur einen höheren Inflationsdruck.<br />
Doch erst in einem wettbewerbsarmen<br />
Umfeld können die Unternehmen<br />
die Preise tatsächlich erhöhen und die<br />
Arbeitnehmer höhere Löhne durchsetzen,<br />
was zu Inflation führt. Die fortschreitende<br />
Globalisierung, die Liberalisierungen und<br />
der gestärkte Binnenwettbewerb haben die<br />
Voraussetzungen dafür aber strukturell verändert.<br />
So hat sich der Spielraum der Unternehmen,<br />
Preise überwälzen zu können,<br />
sichtlich verengt. Ein Blick in die Statistik<br />
zeigt, dass sich seit Mitte der Neunzigerjahre<br />
Kostensteigerungen nicht mehr einfach<br />
überwälzen lassen. Gleichzeitig hat<br />
sich der Arbeitsmarkt verändert. Allem<br />
voran aufgrund der bilateralen Verträge der<br />
Schweiz mit der EU ist das Arbeitskräftereservoir<br />
deutlich grösser geworden.<br />
Die Entwicklung wachsam verfolgen<br />
Insgesamt ist der Einfluss des Arbeitsmarktes<br />
auf die Teuerung kleiner geworden,<br />
wie sich anhand der von den Nobelpreisträgern<br />
Friedman und Phelps in die Literatur<br />
eingebrachten Spezifikation der Phillips-<br />
Kurve zeigen lässt. Die Inflation sollte zwar<br />
nicht zurückkehren, sie ist jedoch auch nicht<br />
tot. So ist Wachsamkeit an allen Orten geboten,<br />
damit die Erdölpreishausse nicht in<br />
eine Inflation mündet.<br />
Ingredienzien für Inflation sind durchaus<br />
vorhanden, haben doch die virulenten<br />
Teuerungsschübe der Erdölprodukte die<br />
Inflationserwartungen in letzter Zeit in die<br />
Höhe getrieben. Wir sind jedoch zuversichtlich,<br />
dass der jüngste Umschwung an der<br />
inflationären Wetterlage mit dem Ende des<br />
Höhenflugs der Erdölpreise rasch wieder<br />
abklingen wird. Solange das strukturelle<br />
Wettbewerbsumfeld in der Schweiz weiter<br />
verbessert wird, sollte das Inflationsklima<br />
trotz gelegentlicher rohstoffbedingter Teuerungsschocks<br />
insgesamt milde bleiben. <<br />
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48<br />
Wirtschaft Gold<br />
Gold beherrscht noch<br />
immer die Welt<br />
Seit Jahrtausenden gilt Gold als Symbol für Reichtum und Wertbeständigkeit.<br />
Aber warum übt Gold eine derart grosse Anziehungskraft aus? Was macht ausgerechnet<br />
dieses Edelmetall zu einem wertvollen Rohstoff? Matthew Rees erklärt die Bedeutung<br />
des Goldes aus historischer Sicht.<br />
75% Privatpersonen<br />
25% Zentralbanken<br />
Text: Matthew Rees<br />
In fast allen Gesellschaften strebten die Eliten<br />
nach Gold, um ihre besondere Stellung<br />
zum Ausdruck zu bringen. Gewöhnlichen<br />
Bürgern und Kaufleuten erleichterte Gold<br />
die Abwicklung von Geschäften, als noch<br />
keine Währung existierte. Die Suche nach<br />
Gold hat die Menschen tief ins Erdinnere<br />
getrieben. Die Europäer fuhren zudem<br />
über die Weltmeere, um nach unentdeckten<br />
und unerschöpflichen Goldvorkommen zu<br />
suchen und das weltweite Ansehen ihrer<br />
Könige und Königinnen zu stärken. Gold<br />
trieb die Amerikaner (und Abenteurer aus<br />
aller Welt) Mitte des 19. Jahrhunderts nach<br />
Kalifornien, wo sie es in winzigen Mengen<br />
aus den Flüssen holten.<br />
Aber weshalb flösst Gold noch immer<br />
Vertrauen ein, obwohl andere Rohstoffe wesentlich<br />
wertvoller sind? Weshalb sind im<br />
Zeitalter immer komplexerer und innovativerer<br />
Devisenmärkte und globaler Handelsbeziehungen<br />
manche Anleger, Politiker und<br />
Ökonomen nach wie vor der Auffassung,<br />
dass eine Rückkehr zum Goldstandard –<br />
um Währungen «so gut wie Gold» zu ma <br />
chen – den nationalen Volkswirtschaften<br />
förderlich wäre? Die einfache Antwort auf<br />
diese Fragen lautet: weil Gold seit je als<br />
Massstab für Stabilität gilt. Sobald sich<br />
über einer Lokalwährung Unheil zusammenbraute,<br />
wurde Gold schnell zu einem Bollwerk<br />
gegen sinkenden Reichtum. Praktisch<br />
überall akzeptiert und leicht zu transpor<br />
Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>
Wirtschaft Gold 49<br />
tieren, war Gold noch nie einem Vertrauensverlust<br />
ausgesetzt, der es seines Werts beraubt<br />
hätte.<br />
Alan Greenspan, der frühere Vorsitzende<br />
der amerikanischen Notenbank (Fed), gilt<br />
seit langem als Verfechter von Gold. «Gold<br />
und wirtschaftliche Freiheit sind unzertrennlich»,<br />
schrieb er 1966. «Ohne Goldstandard<br />
gibt es keine Möglichkeit, Ersparnisse vor<br />
der Entwertung durch Inflation zu schützen.<br />
Gold fungiert als Beschützer der Eigentumsrechte.»<br />
In seinem Bestseller «The<br />
Power of Gold» spürt der Wirtschaftshistoriker<br />
Peter Bernstein dem Interesse der<br />
Menschen an Gold bis in die frühe Geschichte<br />
nach. Die alten Ägypter förderten<br />
Gold in den nubischen Gebieten im Süden.<br />
Nach Überlieferungen des altgriechischen<br />
Historikers Herodot führten die Lydier,<br />
deren Kultur sich über das Gebiet der heutigen<br />
Türkei erstreckte, etwa 600 v. Chr.<br />
als erste Zivili sation Goldmünzen ein und<br />
setzten damit den Aufschwung einer blühenden<br />
Handelskultur in Gang. Seit jener<br />
Zeit haben unzählige Gesellschaften Gold<br />
oder Silber als Tauschmedien oder zur Unterstützung<br />
anderer Geldformen wie Papierscheine<br />
genutzt.<br />
Ein seltenes und stabiles <strong>Metall</strong><br />
Für die universelle Faszination von Gold sind<br />
verschiedene Faktoren verantwortlich, vor<br />
allem aber seine Seltenheit und Stabilität.<br />
Seit 1492 sind die Goldvorräte nie um mehr<br />
als fünf Prozent jährlich gestiegen, und in<br />
den letzten 100 Jahren betrug das jährliche<br />
Wachstum regelmässig rund zwei Prozent.<br />
Der heutige Goldbestand beträgt rund<br />
24 Milliarden Unzen; davon befinden sich<br />
etwa 25 Prozent bei den Notenbanken, der<br />
Rest wird von Privatleuten gehalten. Aus<br />
volkswirtschaftlicher Sicht dienten die relativ<br />
stabilen Goldvorräte, sofern sie an eine<br />
Landeswährung gekoppelt waren, der Inflationskontrolle<br />
und übten einen mässigenden<br />
Einfluss auf die Zahlungsbilanzen aus.<br />
Ebenso bedeutend ist, dass Gold im Laufe<br />
der Geschichte stets als faktische Weltwährung<br />
angesehen wurde, wenn es Ländern<br />
(oder Kaufleuten) an einem gemeinsamen<br />
Tauschmittel mangelte. Als solche<br />
beschleunigte es das Wachstum des grenzübergreifenden<br />
Handels und trug somit zur<br />
Steigerung der wirtschaftlichen Effizienz<br />
und des weltweiten Wohlstands bei. Darüber<br />
hinaus verfügt Gold über attraktive physische<br />
Eigenschaften. Wie Nathan Lewis in<br />
seinem Buch «Gold: The Once and Future<br />
Money» schreibt, kommt es nur in einer<br />
Form vor und verbindet sich nicht mit anderen<br />
chemischen Elementen. «Es wird nicht<br />
matt und rostet nicht (…) Wegen seiner<br />
ausserordentlichen Dichte kann es nicht<br />
gefälscht werden.» Die Tatsache, dass es<br />
für Gold nur relativ wenige alternative<br />
Nutzungsmöglichkeiten gibt, bildet einen<br />
weiteren Vorteil. Nach Ansicht von Bernstein<br />
war Gold für die meisten praktischen<br />
Zwecke, die nach einem <strong>Metall</strong> verlangten,<br />
schon immer nutzlos, weil es so weich ist.<br />
Gold eignet sich weder zum Bauen noch<br />
zum Konsum. Wer die Wahl hat, Mais oder<br />
Gold als Währung einzusetzen, tut gut daran,<br />
Mais zu essen und mit Gold zu handeln.<br />
Wertvolles <strong>Metall</strong> ohne Nutzen<br />
Zugleich ist der Wert des Goldes angesichts<br />
seiner fehlenden Nützlichkeit ein Rätsel.<br />
Verglichen mit anderen Rohstoffen wie Öl,<br />
das in einer energieabhängigen Welt einen<br />
realen Wert besitzt, kann Gold für die Menschen<br />
nur deshalb wertvoll sein, weil ihm<br />
eine besondere Anziehungskraft innewohnt.<br />
Sein magischer Glanz – schon früh ein Symbol<br />
für Luxus und Reichtum – machte es über<br />
alle Kulturen hinweg begehrenswert. Der<br />
Gebrauch von Goldmünzen als Währung –<br />
oftmals in Verbindung mit Silber – war bis<br />
vor wenigen Jahrhunderten weit verbreitet.<br />
<strong>Metall</strong>münzen stellten handfesten Reich <br />
tum dar. Obwohl sie nicht auf einem von<br />
einer unabhängigen Behörde zugewiesenen<br />
Wert beruhten, konnten sie zwischen<br />
Städten und über Grenzen hinweg gehandelt<br />
werden, weil man wusste, dass Münzen<br />
als physisches Gut einen Wert besassen.<br />
Dennoch waren auch <strong>Metall</strong>münzen<br />
mit Pro blemen behaftet, die ihre wert <br />
erhaltende Funktion untergruben. Regierungen,<br />
welche die Münzen herausgaben,<br />
erkannten das Ertragspotenzial, wenn sie<br />
Gold mit weniger wertvollen <strong>Metall</strong>en<br />
mischten, sodass die Münzen tatsächlich<br />
weniger Wert besassen, als ihnen zugeschrieben<br />
wurde. Ausserdem wurden frühe<br />
Münzen gewöhnlich randlos geprägt, was<br />
skrupellose Charaktere dazu verführte, das<br />
Gold stückweise herauszubohren oder wegzuschneiden.<br />
Die Folge war, dass die Münzen<br />
im Laufe der Zeit immer kleiner wurden<br />
und an Wert verloren.<br />
In «The Power of Gold» stellt Bernstein<br />
fest, dass diese «beschnittenen» Münzen ein<br />
Loch in die persönlichen und staatlichen<br />
Finanzen reissen konnten: Als beispielsweise<br />
Englands Regierung 1696 beschnittene<br />
Silbermünzen durch neue ersetzen<br />
wollte, ergab sich für die beim Schatzminister<br />
eingegangenen 4,7 Millionen Pfund ein<br />
Silbergewicht von nicht mehr als 2,5 Millionen<br />
Pfund.<br />
Selbstverständlich konnten marginale<br />
Probleme wie diese der Begeisterung für<br />
Edelmetall nichts anhaben. Als westliche<br />
Regierungen vor etwa 300 Jahren dazu<br />
übergingen, Papiergeld in grösseren Mengen<br />
herauszugeben, mussten sie die Einlösbarkeit<br />
in Gold oder Silber garantieren, um<br />
nicht einen Vertrauensverlust zu riskieren<br />
(das britische Pfund verdankt seinen Namen<br />
einem Pfund Silber). Wie Bernstein schreibt,<br />
wurde Grossbritanniens Fähigkeit, Gold und<br />
Papiergeld miteinander zu vermählen, Ende<br />
des 18. Jahrhunderts im Krieg gegen Frankreich<br />
erstmals auf die Probe gestellt. Die<br />
Französische Revolution war so manchem<br />
noch in frischer Erinnerung, hinzu kam die<br />
Angst vor einer möglichen französischen<br />
Invasion. Deshalb sorgten sich die Besitzer<br />
von englischem Geld um den Wert ihrer<br />
Noten im Falle eines Regierungswechsels.<br />
Auf den Punkt gebracht: Würde eine neue<br />
souveräne Behörde die von der alten herausgegebenen<br />
Noten anerkennen? Diese Beden<br />
ken lösten eine Flucht ins Gold aus.<br />
Rapide schrumpfende Goldbestände bei der<br />
Bank von England zwangen die Regierung<br />
von König George III., den Goldumtausch<br />
auf Verlangen einzustellen. 1797 verabschiedete<br />
das Parlament ein einschränkendes<br />
Gesetz, in dem diese Vorkehrung verankert<br />
war, und verlangte, dass Banknoten bei allen<br />
Transaktionen zum Nennwert akzeptiert<br />
werden. Wie die Goldanhänger erwartet<br />
hatten, erhöhte sich die Geldausgabe in den<br />
nächsten zwei Jahrzehnten, da die Regierung<br />
den Krieg gegen Frankreich finanzieren<br />
musste. Die Preise für Waren und Gold<br />
stiegen ebenfalls, was den Ruf nach einer<br />
Rückkehr zur uneingeschränkten Goldeinlösung<br />
– und zur Preisstabilität – verstärkte.<br />
Sie wurde 1821 wieder eingeführt.<br />
Der Goldstandard<br />
Dieser Goldstandard blieb im Wesentlichen<br />
bis Ende des 19. Jahrhunderts bestehen.<br />
Grossbritannien war auf den weltweiten<br />
Finanzmärkten führend und hielt mit seiner<br />
Wirtschaftskraft den Standard als Gerüst für<br />
den internationalen Handel und das Finanzwesen<br />
aufrecht. Benn Steil vom amerikanischen<br />
Council on Foreign Relations schrieb<br />
im letzten Sommer in der Zeitschrift « Foreign<br />
Affairs»: «Obwohl die Aufrechterhaltung ><br />
Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>
50<br />
Wirtschaft Gold<br />
des Goldstandards aus dem 19. Jahrhundert<br />
unter der Ägide der Bank of England<br />
eine autonome Geldpolitik der einzelnen<br />
Länder stark einschränkte, unter warfen<br />
sich die Regierungen freiwillig dem System,<br />
da es billigeres Kapital und ein grösseres<br />
Handelspotenzial versprach.»<br />
Der Goldstandard blieb bis zum Ende des<br />
Ersten Weltkriegs in Kraft. Schuldenlast und<br />
Kriegsverwüstung hatten Europa schwer zugesetzt,<br />
weshalb einige Ökonomen, darunter<br />
der junge John Maynard Keynes, eine<br />
Rückkehr zum Vorkriegsstandard für wenig<br />
sinnvoll hielten, weil dies eine Fixierung des<br />
britischen Pfundes bei 4,86 US-Dollar bedeutet<br />
hätte. Unmittelbar nach Kriegsende<br />
notierte das Pfund jedoch auf einem Tiefststand<br />
von 3,40 US-Dollar.<br />
Abkommen von Bretton Woods<br />
Nach Ansicht der britischen Behörden war<br />
jedoch ein solider Geldstandard notwendig,<br />
um die Stellung des Landes als weltweites<br />
Finanzzentrum zu verteidigen, benötigtes<br />
Kapital anzuziehen und die britischen Exporte<br />
anzukurbeln. 1925 bestätigte Grossbritannien<br />
den Goldpreis aus der Vorkriegszeit.<br />
Während die USA und die verschiedenen<br />
europäischen Nationen unabhängig voneinander<br />
Strategien für den Wiederaufbau<br />
nach dem Ersten Weltkrieg entwickelten –<br />
einige blieben beim Goldstandard, andere<br />
gaben ihn auf –, versank zuerst Europa und<br />
dann die USA immer mehr im wirtschaftlichen<br />
Chaos. Die verheerenden Folgen des<br />
Zweiten Weltkriegs überzeugten die Politiker,<br />
dass die Weltwirtschaft eine konzertierte<br />
Währungs- und Handelspolitik erforderte.<br />
1944 vereinbarten die führenden<br />
Akteure des Weltfinanzsystems auf der Konferenz<br />
von Bretton Woods (US-Bundesstaat<br />
New Hampshire) eine gemeinsame Strategie,<br />
um die Stabilität des internationalen<br />
Finanzsystems wiederherzustellen. Dabei<br />
wurde der Wert des US-Dollars gegenüber<br />
Gold auf 35 Dollar pro Unze festgelegt.<br />
Die Vereinigten Staaten hielten das Bretton-Woods-System<br />
mehr als zwei Jahrzehnte<br />
mit voller Dollarkonvertibilität bei<br />
35 Dollar pro Unze aufrecht. Doch zunehmender<br />
Budgetdruck und eine Zahlungsbilanz,<br />
die sich aufgrund der wirtschaftlichen<br />
Erholung in Europa und Japan von einem<br />
Überschuss in ein Defizit kehrte, veranlassten<br />
Präsident Johnson, die Dollar-Gold-<br />
Bindung zu lockern. 1971 hob Präsident<br />
Nixon die Bindung schliesslich ganz auf. Das<br />
bedeutete das Ende eines goldbasierten<br />
Währungsstandards. Benn Steil schreibt<br />
dazu: «Als [Nixon] den Dollar offiziell vom<br />
Gold abkoppelte, (…) waren weltweit zirkulierende<br />
Gelder (…) nicht länger mit einer<br />
konkreten Forderung verbunden. Von nun<br />
an galten sämtliche Weltwährungen nur<br />
noch als Ausdruck nationaler Souveränität,<br />
wie sie von den Regierungen heraufbeschworen<br />
wurde.» Globale Anleger suchen<br />
bis heute nach einer wertbeständigen Anlage,<br />
die der Stabilität von Gold nahekommt<br />
und ausserdem Schutz gegen Inflation<br />
bietet. Seit seiner Wiedererstarkung in den<br />
Achtzigerjahren hat der Dollar im Wesentlichen<br />
diese Funktion übernommen. Mehrere<br />
Landeswährungen sind direkt an den<br />
Dollar gebunden, und die meisten internationalen<br />
Transaktionen werden in Dollar abgewickelt.<br />
Gestützt wird der Dollar allein<br />
durch das Vertrauen in die Kreditwürdigkeit<br />
der US-Regierung, verkörpert durch die<br />
Führung des Fed, welches den Dollarfluss<br />
in das weltweite Finanzsystem kontrolliert.<br />
Dennoch beschränkt sich der innenpolitische<br />
Auftrag des Fed nicht darauf, für<br />
niedrige Inflationsraten (und somit für einen<br />
robusten Dollar) zu sorgen. Die Fed-Gouverneure<br />
sind laut Gesetz auch verpflichtet,<br />
die Vollbeschäftigung zu fördern.<br />
Ist der Dollar noch «so gut wie Gold»?<br />
Der Rückgang des Dollars in den letzten<br />
Jahren, verglichen mit anderen Währungen,<br />
hat bei internationalen Anlegern Zweifel<br />
geweckt, ob der Dollar weiterhin das Etikett<br />
«so gut wie Gold» verdient. Bereits<br />
haben sich die ersten privaten Inhaber amerikanischer<br />
Schuldverschreibungen Euronotierten<br />
Wertpapieren zugewandt. Der<br />
steile Anstieg des Ölpreises von 2007 und<br />
20<strong>08</strong> nährt zudem Spekulationen, ob es<br />
sinnvoll sein könnte, Öl in einer anderen<br />
Währung als in Dollar abzurechnen. Es überrascht<br />
daher nicht, dass der Goldpreis international<br />
kräftig zulegen konnte. Zwischen<br />
August 2007 und März 20<strong>08</strong> kletterte Gold<br />
von rund 650 Dollar pro Unze auf über<br />
1030 Dollar pro Unze – und durchbrach damit<br />
den zwei Jahre zuvor erreichten Rekordstand<br />
von 850 Dollar. Im Frühling und Frühsommer<br />
dieses Jahres testete Gold erneut<br />
die 850-Dollar-Marke und trat anschliessend<br />
in eine längere Phase mit Notierungen<br />
über 900 Dollar pro Unze.<br />
Weil der Goldwert auf internationalen<br />
Märkten festgelegt wird – und weil keine<br />
Regierung den Goldpreis zugunsten der eigenen<br />
Währung manipulieren will –, ist Gold<br />
Matthew Rees schreibt<br />
regelmässig für das<br />
Bulletin. Früher verfasste<br />
er Reden für den<br />
amerikanischen Präsidenten.<br />
Heute arbeitet er<br />
als freier Journalist für<br />
einige der renommiertesten<br />
Printmedien<br />
der USA.<br />
bis zu einem gewissen Grad weiterhin immun<br />
gegen nationale Massnahmen zur Inflationsbekämpfung.<br />
Extreme Marktschwankungen<br />
Gleichzeitig ist Gold extremen Marktschwankungen<br />
ausgesetzt. Das bedeutet, dass<br />
Gold zwar Schutz gegen Wertzerfall durch<br />
Inflation bietet, aber Anlagen in Gold dennoch<br />
keine sichere Sache sind. Ausserdem<br />
weisen Goldskeptiker darauf hin, dass die<br />
begrenzten Vorräte an Gold – auf denen sein<br />
Wert seit je gründet – die neuerliche Anbindung<br />
einer Währung an Gold praktisch verunmöglichen:<br />
Die Weltwirtschaft ist zu bedeutend<br />
und umfassend, um durch ein endliches<br />
Gut, das aus der Erde gewonnen wird,<br />
bestimmt zu werden. Ein ähnliches Argument<br />
lautet, dass das normalerweise milde<br />
Inflationsklima von gesteuerten Währungen<br />
den «Boom and Bust»-Inflations- und Deflationszyklen<br />
vorzuziehen ist, die in der Vergangenheit<br />
die Entdeckung grösserer Goldvorkommen<br />
begleiteten, so etwa bei der<br />
Ausdehnung des Handels auf Amerika im<br />
16. Jahrhundert und dem Goldrausch des<br />
19. Jahrhunderts. Mit anderen Worten, ein<br />
internationales Finanzsystem ohne Gold<br />
könnte sich als stabiler erweisen als ein<br />
goldbasiertes System.<br />
Und doch hat Gold weiterhin Bestand.<br />
Auch nach vielen Jahrtausenden der Menschheitsgeschichte<br />
und unzähligen Währungsformen<br />
nimmt Gold in globalen Finanzangelegenheiten<br />
weiterhin eine prominente<br />
Stellung ein. Vielleicht ist es vor allem dieser<br />
Langlebigkeit zu verdanken, dass Gold noch<br />
immer Vertrauen weckt. <<br />
Foto: Credit Suisse<br />
Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>
ulletin plus –<br />
das Heft im Heft für<br />
Schweizer Leser<br />
Wohnen<br />
Nachdem es in der letzten, immer noch erhältlichen Ausgabe vor allem um «grünes<br />
Wohnen» gegangen ist, widmen wir uns diesmal dem Thema «Umbauen und Ren ovieren».<br />
Ein für die Schweiz ganz zentrales Thema, denn die Untersuchungen der Credit Suisse<br />
haben ergeben, dass – vor allem in den Stadtkantonen Genf und Basel – ein riesiger Renovationsbedarf<br />
vorhanden ist. Rund 40 Prozent aller bewohnten Liegenschaften müssten<br />
renoviert werden. Gleichzeitig gibt es sehr viele renovationswillige Haus besitzer,<br />
für die eine sorgfältige inhaltliche, zeitliche und finanzielle Planung wichtig ist. PDF- V e r-<br />
sionen ( d/f/i ) findet man unter www.credit-suisse.com/<strong>bull</strong>etin.<br />
Magazin der Credit Suisse | Oktober / November 20<strong>08</strong><br />
Wohnen<br />
Umbauen und Renovieren Seite <strong>04</strong> Reportage Drei Umbauprojekte | Seite <strong>08</strong> Service Daran müssen Sie denken<br />
Seite 11 Schatzung Was ist mein Haus wert ? | Seite 12 Renovationsstau Studie der Credit Suisse | Seite 15<br />
Anlegen Inflationsschutz | Seite 16 Finanzierung Planung ist zentral | Seite 19 Energieeffizienz Nachhaltig bauen
52<br />
Wirtschaft Kasachstan<br />
Die zentralasiatischen<br />
Märkte unter der Lupe<br />
Während sich Zentralasien allmählich von einem vormals staatlich kontrollierten Relikt<br />
der Sowjetunion zu einer offenen, marktorientierten Volkswirtschaft wandelt, locken<br />
die Wachstumschancen der Region weiterhin Frontier-Market-Anleger an. Die entscheidende<br />
Frage für gewiefte Frontier-Market-Anleger lautet in diesem Zusammenhang,<br />
wie man am besten in die neu aufstrebenden Märkte Zentralasiens investiert.<br />
Durchschnittliches Wirtschaftswachstum seit 2000<br />
Russland<br />
Zentralasien<br />
Welt<br />
8%<br />
4.2%<br />
Usbekistan<br />
Kasachstan<br />
Kirgistan<br />
Turkmenistan<br />
Tadschikistan<br />
China<br />
Afghanistan<br />
Pakistan<br />
Text: Eric Güller, Leiter Equity Research EMEA & India<br />
Wie jeder Frontier Market befindet sich auch<br />
Zentralasien als ausländische Anlagedestination<br />
noch in einem sehr frühen Entwicklungsstadium.<br />
Wer sich ein Bild über die<br />
Anlageaussichten in Zentralasien machen<br />
will, muss die komplexen soziopolitischen<br />
Zusammenhänge in der Geschichte der Region<br />
verstehen. Nach dem Niedergang der<br />
alten Seidenstrasse wetteiferten verschiedene<br />
Mächte – darunter Persien, Grossbritannien<br />
und Russland – um die Vorherrschaft<br />
in Zentralasien. Die heutigen Staaten<br />
der Region, wie wir sie kennen, sind aus der<br />
Sowjetunion hervorgegangen und hatten<br />
vor 1991 keine Geschichte als separate, unabhängige<br />
Staaten. Nach jahrzehntelanger<br />
Sowjetherrschaft, einschliesslich gezielter<br />
Manipulation von Sprache, Geschichte und<br />
Territorialgrenzen, tragen die zentralasiatischen<br />
Staaten heute gemeinsam an ihrem<br />
Sowjeterbe, das geprägt ist von strenger<br />
staatlicher Kontrolle über Wirtschaft und<br />
Politik. So beeinflusst beispielsweise der<br />
Übergang vom Sozialismus zur Marktwirtschaft<br />
immer noch das Geschäftsklima in<br />
Zentralasien, wobei der Grad der Marktliberalisierung<br />
zwischen den einzelnen Staaten<br />
erheblich variiert. Während Kasachstan<br />
rasch zu Strukturreformen und Wirtschaftsliberalismus<br />
überging, nahmen Länder wie<br />
Usbekistan nur langsam Reformen vor, und<br />
ein Land wie Turkmenistan hat bisher ganz<br />
auf die Umsetzung einer makroökonomischen<br />
Reformpolitik verzichtet. Obwohl<br />
die wirtschaftlichen Aussichten der Region<br />
in den Neunzigerjahren nach dem Nieder<br />
Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>
Wirtschaft Kasachstan<br />
53<br />
gang der Sowjetunion getrübt wurden, hat<br />
sich das Wirtschaftswachstum in Zentralasien<br />
seit 2000 deutlich beschleunigt. Gegenüber<br />
einem weltweiten Durchschnittswachstum<br />
von 4,2 Prozent beliefen sich die<br />
zentralasiatischen Wachstumsraten seit<br />
2000 auf durchschnittlich 8 Prozent, was<br />
hauptsächlich einer steigenden Rohstoffproduktion<br />
und kräftig anziehenden Rohstoffpreisen<br />
zu verdanken war. Vor diesem<br />
Hintergrund wird auch deutlich, weshalb<br />
energieexportierende Staaten Zentralasiens<br />
wie Kasachstan, Usbekistan und Aserbaidschan<br />
proportional stärker von diesem<br />
Wachstum profitiert haben als ihre ressourcenarmen<br />
Nachbarn Tadschikistan und<br />
Kirgistan. Das unterschiedliche Wachstum<br />
unterstreicht die Tatsache, dass die zentralasiatischen<br />
Staaten für Frontier-Market-<br />
Anleger ebenso viele Parallelen wie Unterschiede<br />
aufweisen.<br />
Kasachstan am weitesten fortgeschritten<br />
Kasachstans Kapitalmärkte bieten in Zentralasien<br />
die fortschrittlichsten Anlagemöglichkeiten.<br />
Dieser bemerkenswerte Vorsprung<br />
ist auf den schnellen Reformprozess<br />
des Landes zurückzuführen, der 1991 praktisch<br />
unmittelbar nach Erlangung der Unabhängigkeit<br />
einsetzte. In diesem Kontext<br />
führte Kasachstan bereits im November<br />
1993 eine eigene nationale Währung ein.<br />
Gleichzeitig entwickelten die Nationalbank<br />
Kasachstans sowie 23 führende Geschäftsbanken<br />
den Devisenhandel. Diese Massnahme<br />
gab den Impuls für die Schaffung der<br />
kasachischen Börse (KASE), die im gleichen<br />
Jahr gegründet wurde. Seither hat Kasachstans<br />
Kapitalmarkt eine erstaunliche Entwicklung<br />
durchlaufen, und die Rahmenbedingungen<br />
gehören zu den fortschrittlichsten<br />
im gesamten Emerging-Markets-Universum.<br />
Zu den Errungenschaften zählen Devisenmarkt,<br />
Staatsanleihenmarkt, Aktien- und<br />
Obligationenmarkt und sogar ein Derivatemarkt<br />
für anspruchsvollere Anleger. Neben<br />
diesen vielfältigen Anlagemöglichkeiten hat<br />
auch der KASE-Aktienmarkt eine ausserordentliche<br />
Performance erzielt. So hat der<br />
KASE-Index beispielsweise seit 2003 in<br />
US-Dollar gerechnet um 2300 Prozent zugelegt.<br />
Diese eklatante Outperformance<br />
gegenüber 290 Prozent des MSCI Emerging<br />
Markets Index ist ein anschauliches Beispiel<br />
für die Wachstumschancen der heutigen<br />
Frontier Markets gegenüber dem traditionellen<br />
Emerging-Markets-Universum. Untermauert<br />
wird die Wachstumsdynamik zudem<br />
durch die Tatsache, dass der KASE-Index –<br />
trotz seiner Kursexplosion von 2300 Prozent<br />
– nach Kennzahlen weiterhin günstiger<br />
bewertet ist als das Emerging-Markets-<br />
Universum. Aber wie die meisten anderen<br />
Frontier Markets sind auch die kasachischen<br />
Finanzmärkte immer noch klein und illiquid.<br />
Während beispielsweise Kasachstans Aktienmarktkapitalisierung<br />
in Höhe von 53 Milliarden<br />
US-Dollar jene der zentralasiatischen<br />
Nachbarn weit in den Schatten stellt,<br />
beträgt dieser Wert auf globaler Ebene<br />
kaum ein Drittel der Marktkapitalisierung<br />
eines einzigen Unternehmens wie Google.<br />
Wegen dieser beschränkten Liquidität des<br />
heimischen Aktienmarktes sind viele kasachische<br />
Unternehmen zur Finanzierung ihres<br />
Wachstums auf ausländische Börsen ausgewichen,<br />
insbesondere London. Neben<br />
Portfolioinvestitionen versucht Kasachstan<br />
aber auch ausländische Direktanleger anzuziehen.<br />
Die Regierung gewährt steuerliche<br />
und regulatorische Anreize für Investitionen<br />
in verschiedene Industrien, insbesondere<br />
in den Sektoren industrielle Infrastruktur,<br />
Verarbeitungsindustrie, Baugewerbe und<br />
Tourismus.<br />
Usbekistan als Anlagedestination<br />
Auch Usbekistan bietet eine Reihe attraktiver<br />
Anlagemöglichkeiten. Obwohl Usbekistans<br />
Kapitalmärkte noch immer unterentwickelt<br />
sind (die Marktkapitalisierung der<br />
Börse in Taschkent beträgt gerade mal<br />
1,6 Milliarden US-Dollar), hat die Regierung<br />
grosse Anstrengungen unternommen, um<br />
ausländische Direktanleger anzuziehen. So<br />
hat die usbekische Regierung mehrere<br />
Initiativen gestartet, um ein anlegerfreundliches<br />
Umfeld zu schaffen. Hierzu gehören<br />
ein extrem niedriger Steuersatz von zehn<br />
Prozent für Anleger, eine siebenjährige<br />
Steuerbefreiung für Investitionen in wichtige<br />
Industrien und ein umfangreiches Privatisierungsprogramm,<br />
in dessen Rahmen<br />
die Regierung ausländische Anleger zur<br />
Teilnahme an Auktionen von staatlichen Unternehmen<br />
einlädt. Neben diesen Anreizstrukturen<br />
unterstützt die Regierung ihren<br />
Investitionsdrang durch die Verteilung von<br />
umfassendem Marketingmaterial, das die<br />
vielversprechenden und investorenfreundlichen<br />
Bedingungen für potenzielle Anleger<br />
hervorhebt. Diese und ähnliche Initiativen<br />
haben bereits positive Resultate geliefert.<br />
Ausländische Direktinvestitionen in Usbekistan<br />
sind seit 2000 um mehr als 100 Prozent<br />
auf über 164 Millionen US-Dollar gestiegen.<br />
Während diese Entwicklungen ein<br />
sicheres Indiz dafür sind, dass sich Usbekistan<br />
für ausländische Anleger öffnet, stellt<br />
die faktische Nichtkonvertierbarkeit der<br />
Währung weiterhin ein erhebliches Anlagehindernis<br />
dar, das es Anlegern noch immer<br />
erschwert, ihr Kapital innert kurzer Zeit aus<br />
Usbekistan zu repatriieren.<br />
Zentralasien ist nicht ohne Risiko<br />
Neben vielen Chancen birgt Zentralasien<br />
auch die für jeden Frontier Market typischen<br />
Risiken: Inflationsdruck, politische Ungewissheit,<br />
nicht konvertierbare Währungen<br />
und Illiquidität. Gleichzeitig sind Kasachstans<br />
erstaunliche Aktienrenditen seit 2003<br />
ein gutes Beispiel für die Überschussrendite,<br />
mit der Frontier-Market-Anleger für das<br />
Eingehen überdurchschnittlicher Risiken<br />
entschädigt werden. Alles in allem dürfte<br />
Zentralasiens Wachstumsprofil somit weiterhin<br />
Anleger anziehen. <<br />
Die Seidenstrasse im Fokus Viele Länder entlang der alten Seidenstrasse<br />
erleben seit der Jahrtausendwende eine wirtschaftliche<br />
Renaissance, allen voran der Rohstoffgigant Kasachstan, aber<br />
auch die ebenfalls sehr rohstoffreichen Nachbarn Usbekistan und<br />
Tadschikistan. Um potenziellen Investoren einen unmittelbaren<br />
Eindruck zu gewähren, lud Arthur Vayloyan, Leiter Investment Services<br />
and Products in der Division Private Banking der Credit Suisse,<br />
Anfang September zu einem Interactive Field Trip in die Region.<br />
Extensive Recherchen und der intensive Austausch mit Experten vor<br />
Ort sorgten für einen exklusiven Augenschein in diesen spannenden<br />
Frontier Markets. Die Reise nach Zentralasien ist bereits der<br />
fünfte Field Trip, den die Credit Suisse organisiert. Die bisherigen<br />
Reisen führten nach Estland (Thema «Baltic Tigers»), Boston (Nanotechnologie),<br />
Bulgarien (neue EU-Länder) und Vietnam.<br />
Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>
54<br />
Wirtschaft Kohle<br />
Kohle ist so gefragt<br />
wie nie zuvor<br />
Trotz Bedenken wegen der Kohlenstoff emissionen erlebt die Kohle in jüngster Zeit<br />
eine Renaissance. Sie gilt als wichtiger Brennstoff für die Energieerzeugung und verfügt<br />
über grosse, noch nicht erschlossene globale Reserven.<br />
Import<br />
Export<br />
Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>
Wirtschaft Kohle 55<br />
Text: Eliane Tanner, Commodity Research<br />
Der Kohlemarkt ist derzeit trotz grosser<br />
globaler Reserven so eng wie nie zuvor<br />
und der Preis des Rohstoffs entsprechend<br />
hoch. Zwei wichtige Faktoren signalisieren<br />
eine Fortsetzung dieses Trends: erstens der<br />
stark steigende Kohlekonsum, insbesondere<br />
in China und Indien, und zweitens Infrastrukturprobleme<br />
in wichtigen Produzentenländern.<br />
Hauptgrund für die strukturelle Enge<br />
am Kohlemarkt ist die kontinuierlich steigende<br />
Energienachfrage, die zunehmend<br />
über Kohlekraftwerke gedeckt wird. Die Internationale<br />
Energieagentur (IEA) prognostiziert<br />
in ihrem World Energy Outlook 2007,<br />
dass Kohle unter sämtlichen Primärenergiequellen<br />
den deutlichsten Nachfrageanstieg<br />
erleben wird.<br />
Asiens Energiebedarf steigt stark an<br />
Hohe Nachfrage treibt den Preis nach oben<br />
Trotz Sorgen über die Kohlenstoffemissionen steigen die Kohlepreisindizes API #2<br />
und API #4 sowie der Newcastle-Kohlepreis. Quelle: Bloomberg, Credit Suisse<br />
USD/metrische Tonne<br />
230<br />
210<br />
190<br />
170<br />
150<br />
130<br />
110<br />
90<br />
70<br />
50<br />
07/07<br />
09/07 11/07 01/<strong>08</strong> 03/<strong>08</strong> 05/<strong>08</strong> 07/<strong>08</strong><br />
API #2 (cif Europa) API #4 (fob Südafrika) Newcastle (fob Australien)<br />
Das starke Wirtschaftswachstum, die Industrialisierung<br />
und Urbanisierung zusammen<br />
mit einem höheren Lebensstandard treiben<br />
die Nachfrage nach Energie in Indien und<br />
China in die Höhe. Gemäss dem Basisszenario<br />
der IEA werden 2030 insgesamt<br />
rund 60 Prozent der globalen Kohlenachfrage<br />
auf China und Indien entfallen – ausgehend<br />
von 45 Prozent im Jahr 2005.<br />
Um den deutlich wachsenden Energiebedarf<br />
zu decken, ist China immer mehr auf<br />
Kohleimporte angewiesen, zumal im eigenen<br />
Land grosse Herausforderungen auf der<br />
Angebotsseite zu bewältigen sind. So konzentriert<br />
sich die Kohleproduktion zunehmend<br />
auf die Abbaugebiete im Norden, die<br />
in deutlicher Entfernung zu den wichtigsten<br />
Verbraucherregionen an der Südküste liegen.<br />
Durch den erhöhten Transportbedarf<br />
entstehen Engpässe auf der Schiene und in<br />
den Häfen, was neben einer Begrenzung<br />
des Binnenangebots auch in einem Anstieg<br />
der Kosten für den inländischen Transport<br />
resultiert. Als Folge steigt die Attraktivität<br />
importierter Kohle. China war bereits Anfang<br />
2007 Nettoimporteur von Kohle, während<br />
das Land traditionell einer der wichtigsten<br />
Exporteure von auf dem Seeweg<br />
transportierter Kohle war.<br />
Die Energienachfrage in Indien ist nach<br />
Angaben der IEA im Zeitraum von 2000–<br />
2005 jährlich um rund 3,2 Prozent gestiegen.<br />
Dabei entspricht der Pro-Kopf-Verbrauch<br />
allerdings lediglich einem Zehntel<br />
des OECD-Durchschnitts und ist somit noch<br />
extrem gering. Auch Indien ist zur Deckung<br />
seines Energiebedarfs zunehmend auf Importe<br />
angewiesen. Dies gilt insbesondere<br />
für Kohle, da die indische Wirtschaft stark<br />
von dieser Energiequelle abhängt – 2005<br />
entfielen 39 Prozent der gesamten Primärenergienachfrage<br />
auf Kohle. Die indische<br />
Produktion reicht quantitativ und qualitativ<br />
nicht aus, um den inländischen Bedarf zu<br />
decken, weshalb der Import in den vergangenen<br />
Jahren signifikant gestiegen ist.<br />
Indien verfügt zwar über grosse Kohlevorkommen.<br />
Diese weisen aber üblicherweise<br />
einen hohen Aschegehalt auf, sodass importierte<br />
Kohle hinzugefügt werden muss,<br />
um die Verunreinigungen zu reduzieren.<br />
Während diese Entwicklungen auf der<br />
Angebotsseite die Preise auf lange Sicht<br />
unterstützen, geht der jüngste kräftige Anstieg<br />
der Kohlepreise auf eine Reihe kurzfristiger<br />
Angebotsausfälle in China, Australien<br />
und Südafrika zurück. Die drei wichtigsten<br />
Ereignisse Anfang 20<strong>08</strong> waren<br />
Überschwemmungen und Regenfälle in<br />
Australien, die zu Exportunterbrechungen<br />
führten, Produktionsausfälle in Südafrika<br />
und schwere Schneestürme in China, die<br />
ebenfalls Exportengpässe nach sich zogen.<br />
Diese kurzfristigen Angebotsausfälle sind<br />
allesamt Symptome einer unzureichenden<br />
Infrastruktur für den Kohletransport, und es<br />
wird Jahre dauern, diesen gravierenden<br />
Mangel zu beheben.<br />
Australien gehört mit rund 112 Millionen<br />
metrischen Tonnen (mt) zu den grössten<br />
Kohleexporteuren. Angesichts stark gestiegener<br />
Exportvolumina ist die Kapazitätsgrenze<br />
des australischen Kohletransportsystems<br />
nahezu erreicht. Die Infrastruktur<br />
für den Kohletransport aus dem Abbaugebiet<br />
Hunter Valley dürfte bis mindestens<br />
2010 unzureichend bleiben, denn dann erst<br />
wird im Hafen von Newcastle ein dritter<br />
Kohleterminal fertiggestellt.<br />
Transportengpässe beheben<br />
Auch Südafrika kann aufgrund der begrenzten<br />
Kapazität des Schienen- und Schiffstransports<br />
die wachsende globale Koh lenachfrage<br />
nicht ausreichend bedienen.<br />
Kapazitätsengpässe im Kohleterminal von<br />
Richard’s Bay dürften 2007 einen leichten<br />
Exportrückgang auf 67,2 Millionen mt bewirkt<br />
haben. Ab Ende 2009 sollte eine gewisse<br />
Erholung einsetzen, wenn ein weiteres<br />
Expansionsprojekt abgeschlossen sein wird.<br />
Da Australien und Südafrika ihren Export<br />
kurzfristig aber nicht stark erhöhen können,<br />
muss der steigende Kohlebedarf durch eine<br />
stärkere Produktion aus Indonesien, den<br />
USA und Russland gedeckt werden. Diese<br />
dürfte jedoch nicht ausreichen, um mit dem<br />
Nachfragewachstum mitzuhalten.<br />
Kohle wird unserer Ansicht nach eine<br />
wichtige Rolle dabei spielen, den zunehmenden<br />
globalen Energiebedarf zu decken.<br />
Eine grosse Herausforderung besteht allerdings<br />
darin, die durch die Nutzung entstehenden<br />
Treibhausgase und anderen Emissionen<br />
durch technologische Neuerungen,<br />
wie saubere Kohle- und Null-Emissions-<br />
Technologien, zu reduzieren. <<br />
Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>
56 Wirtschaft Nachlese<br />
Kleiner Einsatz,<br />
grosse Wirkung<br />
Mikrofinanzierung und<br />
Mikrofranchising – Modelle<br />
gegen die Armut<br />
Von Naoko Felder-Kuzu<br />
Verlag rüffer & rub, 20<strong>08</strong>, Zürich<br />
Gebundene Ausgabe<br />
173 Seiten<br />
ISBN 3-907625-40-4<br />
Profitorientierte und sozial engagierte Kreise haben sich in den vergangenen Jahren<br />
kontinuierlich angenähert. Dies wird nicht zuletzt auf dem Gebiet der Mikrofinanzinvestitionen<br />
deutlich. Die Autorin bietet eine animierende Mischung aus konkreten<br />
Beispielen und theoretischen Hintergrundinformationen. Sie porträtiert Unternehmer,<br />
die ihren sozialen Visionen beeindruckende Taten folgen liessen, wie etwa<br />
Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus, Bill und Melinda Gates oder Warren<br />
Buffet, sowie Firmen, die verschiedene Geschäftsmodelle erfolgreich umgesetzt<br />
haben. So hat die Scojo Foundation mittels Mikrofranchising in ver schiedenen<br />
Schwellenländern einen Markt für erschwingliche Brillen geschaffen. Auf diese<br />
Weise veranschaulicht Naoko Felder-Kuzu, wie Mikrofinanz zur Überwindung der<br />
weltweiten Armut beitragen kann. Im Gegensatz zur reinen Spendenkultur werden<br />
die Menschen am unteren Ende der Wohlstandspyramide nicht einfach als Opfer,<br />
sondern als potenzielle Kunden – und Unternehmer – angesehen. Neben der Mikrofinanzierung<br />
zeigt die Autorin neue Geschäftsmodelle auf. Da nicht in allen ein<br />
Unternehmer steckt, soll Mikrofranchising helfen, durch bereits etablierte Businessmodelle<br />
diejenigen Leute zu erreichen, die nicht von sich aus die Initiative ergreifen<br />
und ein eigenes Unternehmen gründen wollen. Auf www.credit-suisse.com/<br />
infocus > Gesellschaft verlosen wir fünf signierte Exemplare des Buches. sds<br />
Andrew Carnegie<br />
Von David Nasaw<br />
Penguin, 2006<br />
878 Seiten<br />
ISBN-13: 0-14-311244-9<br />
Eine fünfseitige Zusammenfassung<br />
dieses Buchs finden Sie<br />
unter www.getabstract.com<br />
Am 4. Februar 1901 verkaufte Andrew Carnegie sein Stahlimperium für 400 Millionen<br />
US-Dollar (heutiger Wert: rund 120 Milliarden US-Dollar). Damit wurde er nach<br />
Ansicht des Bankiers J. P. Morgan, der Carnegies Unternehmen kaufte, um daraus<br />
den Konzern U. S. Steel zu schmieden, zum «reichsten Mann der Welt». Aber wer<br />
wissen will, wie man zum reichsten Mann der Welt wird, dem ist mit dieser Biografie<br />
wenig geholfen. Vielmehr erzählt David Nasaw minutiös eine tragisch-komische<br />
Geschichte: das Leben eines mittellosen, kleinwüchsigen Einwanderers, der im goldenen<br />
Zeitalter des Kapitalismus zum Raubritter, Wohltäter und Pazifisten aufstieg.<br />
Der Autor deckt viele der dunklen Machenschaften auf, mit denen Carnegie seine<br />
ersten Arbeitgeber und später leichtgläubige Investoren ausnutzte. Er korrigiert<br />
Biografien, die Carnegies dubioses Geschäft mit Eisenbahnobligationen ebenso<br />
ausblenden wie seinen erbitterten Kampf gegen die Gewerkschaften. Beschrieben<br />
wird aber auch, wie Carnegie seinen Reichtum verwendete und zu einem der grössten<br />
Philanthropen der Geschichte wurde – eine Hinterlassenschaft, die in den von ihm<br />
finanzierten Institutionen und Bibliotheken weiterbesteht. Stupende Gelehrsamkeit,<br />
fachliche Gewissenhaftigkeit und das faszinierende Porträt einer widersprüchlichen<br />
Persönlichkeit machen diese detailgetreue Chronik zum Lesevergnügen. © getAbstract<br />
The End of Detroit<br />
How the Big Three Lost<br />
Their Grip on the American<br />
Car Market<br />
Von Micheline Maynard<br />
Doubleday Broadway Publishing<br />
Group, 2003<br />
336 Seiten<br />
ISBN-13: 978-0385507691<br />
Eine fünfseitige Zusammenfassung<br />
dieses Buchs finden Sie<br />
unter www.getabstract.com<br />
Gut 100 Jahre lang schürte Detroit im US-Bundesstaat Michigan Amerikas Liebe<br />
zum Auto. Obwohl diese Leidenschaft zum Aufbau und Wandel eines ganzen Landes<br />
beitrug, bezieht sie sich heute nur noch auf das Auto an sich, aber nicht mehr auf<br />
Fahrzeuge amerikanischer Bauart. Wie Micheline Maynard schreibt, hat Detroit<br />
durch veraltete Vertriebssysteme, fantasieloses Styling, verminderte Qualität,<br />
fehlerhaftes Markenmanagement und Familienkontrolle an Einfluss verloren. Diese<br />
Faktoren führten, wenn auch in unterschiedlicher Ausprägung, zur Schwächung der<br />
«Big Three» (Ford, General Motors und Chrysler). Ausländische Autohersteller<br />
begannen den amerikanischen Markt zu umwerben. Ihre Fahrzeuge unterschieden<br />
sich in puncto Technik, Stil, Leistungsstandards und Preise von den Produkten aus<br />
Detroit. Anfang der Neunzigerjahre waren die Amerikaner mit Honda, Toyota, BMW<br />
und Volkswagen bestens vertraut. Als Autojournalistin hat Maynard sämtliche Fakten<br />
zur Hand, um ihre Geschichte zu erzählen, lässt aber auch Gespräche mit Autokäufern<br />
und anderen einfliessen, die für ihr Thema nicht unbedingt von Belang sind.<br />
Dennoch handelt es sich um einen faszinierenden Bericht über den drohenden oder<br />
unmittelbar bevorstehenden Niedergang von weiteren Ikonen der amerikanischen<br />
Wirtschaft. Eine nützliche Lektüre für Marketing- und HR-Fachleute, Corporate<br />
Change Manager und all jene, die mit einem Autokauf liebäugeln. © getAbstract<br />
Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>
Credit Suisse Sponsoring 57<br />
Sponsoring<br />
Informationen aus der Welt der Credit Suisse<br />
Übersicht 58_Salzburger Festspiele 60_Olympische Spiele in Beijing 62_Echo Klassik für kammerorchesterbasel<br />
Fotos: Rafa Rivas, AFP Photo | Gary Dineen, Getty Images | Martin Rütschi, Keystone<br />
Herbie Hancock und Monty<br />
Alexander Im Rahmen der<br />
Reihe «Jazz Classics & Recitals»<br />
spielt die Herbie Hancock Group<br />
am Sonntag, 2. November, in<br />
der Victoria Hall in Genf und am<br />
Abend darauf im KKL Luzern.<br />
Herbie Hancock (Bild unten) weist<br />
dem Jazz seit über 40 Jahren neue<br />
Wege, sei es mit kühnen Cross over-<br />
Konzepten mit Miles Davis, sei es<br />
als stilbildender Pianist. Mit seiner<br />
feinfühligen Hommage an Joni<br />
Mitchell ist Herbie Hancock ein<br />
Beweis seiner nie versiegenden<br />
Kreativität und Neugierde geglückt,<br />
ein Album («The Joni Letters»),<br />
das dem Jazz endlich wieder einmal<br />
einen Grammy für das «Album<br />
des Jahres» bescherte. Mit Monty<br />
Alexander kommt ein weiterer<br />
Pianist erster Güte in die Schweiz –<br />
am Freitag, 21. November, nach<br />
Genf sowie am Mittwoch, 26. November,<br />
nach Luzern. Das neuste<br />
Projekt trägt den Titel «Jazz &<br />
Roots». Dazu hat der Jamaikaner<br />
sein Trio mit drei Roots-Reggae-<br />
Musikern aus seiner Heimat<br />
ergänzt. Mit diesem groovigen<br />
Projekt lässt das charmante<br />
Schlitz ohr Monty Alexander nicht<br />
nur die Herzen seiner Jazzfans<br />
höherschlagen. Konzerte 20<strong>08</strong>:<br />
Count Basie Orchestra (Freitag,<br />
31. Ok tober, Kultur- Casino Bern),<br />
Michel Camilo Trio (Donnerstag,<br />
20. No vember, théâtre L’heure bleue,<br />
La Chaux-de-Fonds; Freitag,<br />
21. November, Stadtcasino Basel)<br />
sowie Sonny Rollins (Dienstag,<br />
9. Dezember, Tonhalle Zürich). schi<br />
www.allblues.ch<br />
Federer, Niggli-Luder,<br />
Sefolosha – und<br />
20<strong>08</strong>? Nicola Spirig (Triathlon),<br />
Myriam Casanova (Tennis),<br />
Thomas Lüthi (Motorradsport),<br />
Marcel Hug (Behindertensport),<br />
Jonas Hiller (Eishockey), Johan<br />
Djourou (Fussball) und Thabo<br />
Sefolosha (Basketball, siehe Bild<br />
oben) – eine Galerie bekannter<br />
Schweizer Spitzensportler. Gemeinsam<br />
ist ihnen, dass sie, in<br />
dieser Reihenfolge, an den Credit<br />
Suisse Sports Awards seit 2001<br />
bei der Wahl zum Newcomer<br />
des Jahres obenaus schwangen.<br />
Wer wird dieses Jahr die Online-<br />
Abstimmung gewinnen? Am<br />
6. Dezember erfährt man es<br />
anlässlich der im Schweizer Fernsehen<br />
übertragenen beliebten<br />
Sportlerehrung. Gleichzeitig<br />
natürlich auch, wer die neue Sportlerin,<br />
wer der Sportler des Jahres<br />
sein wird. Simone Niggli-Luder,<br />
die 14-fache OL-Weltmeisterin,<br />
wird es sicher nicht sein, denn sie<br />
ist vor wenigen Wochen Mutter<br />
geworden und hat deshalb eine<br />
Wettkampfpause eingelegt. Wird<br />
es Roger Federer nach 2003/20<strong>04</strong><br />
sowie 2006/2007 zum fünften<br />
Male schaffen? Das ist nicht sicher,<br />
doch wird gerade jetzt, wo er hin<br />
und wieder ein Spiel verliert, klar,<br />
wie grandios seine Leistung<br />
während fünf Jahren gewesen ist.<br />
Zwei andere Olympiateilnehmer<br />
dieses Jahres, Victor Röthlin<br />
(Marathon) und Fabian Cancellara<br />
(Radsport), belegten letztes<br />
Jahr hinter dem Tennischampion<br />
die Ehrenplätze. schi<br />
www.sports-awards.ch<br />
Lara Gut und Beat Feuz vor<br />
dem Durchbruch Ins Bewusstsein<br />
der breiten Öffentlichkeit<br />
rückt die Schweizer Sporthilfe jeweils<br />
mit dem Super10Kampf<br />
(siehe Bild unten), der diesmal am<br />
31. Oktober unter dem Motto<br />
«Eifach glatt» stattfindet. Seit 1970<br />
hat die neu von Catrin Wetzel als<br />
Geschäftsführerin und Jörg<br />
Schild als Präsidenten geleitete<br />
Sport hilfe mehr als 82 Millionen<br />
Franken für den Schweizer Sport<br />
zusammengetragen und vielen<br />
Nachwuchssportlern auch wertvolle<br />
ideelle Hilfe zukommen<br />
lassen. Seit 1981 werden die besten<br />
Nachwuchssportler mit<br />
Unterstützung der Credit Suisse<br />
ausgezeichnet – damals waren<br />
es die Nationalmannschaft im<br />
Synchronschwimmen sowie der<br />
Kunstturner Josef Zellweger.<br />
Nachwuchssportler des Jahres<br />
2007 sind die beiden Skifahrer<br />
Lara Gut und Beat Feuz (wie<br />
schon 2005), denen man diesen<br />
Winter bereits den Durchbruch an<br />
die Weltspitze zutraut. Ebenfalls<br />
ausgezeichnet wurde im April auf<br />
Schloss Lenzburg das Curling-<br />
Team Berner Oberland. schi<br />
www.sporthilfe.ch<br />
Credit Suisse<br />
Musikalische<br />
Weltreisen<br />
«Es gibt Leute, die Jazz primitiv<br />
und drittklassig finden;<br />
ihnen gegenüber muss ich ihn<br />
verteidigen», erklärt Jan<br />
Garbarek, der im Juli am «Live<br />
at Sunset» aufgetreten ist und<br />
letzten Winter auch im<br />
Rahmen von «All Blues Jazz<br />
Classics & Recitals» durch die<br />
Schweiz tourte. «Tatsache<br />
ist, dass alle Musik ihrem Ursprung<br />
nach primitiv ist, denn<br />
sie ist aus der Volksmusik<br />
hervorgegangen, die ja notwendig<br />
einfach und naturhaft<br />
ist.» Das kulturelle Engagement<br />
der Credit Suisse<br />
umfasst – vor allem in der<br />
Schweiz – neben klassischer<br />
Musik und bildender Kunst<br />
seit rund 15 Jahren auch Jazz.<br />
Am Schaffhauser Jazzfestival<br />
wird das vielfältige und qualitativ<br />
hochstehende Schweizer<br />
Jazzschaffen unterstützt.<br />
An den Stanser Musiktagen<br />
hingegen steht der Brückenschlag<br />
zur spannende Begegnungen<br />
ermöglichenden Weltmusik<br />
im Vordergrund. Beim<br />
Lugano Estival Jazz geht es,<br />
bei freiem Eintritt, auch<br />
darum, den Jazz populärer zu<br />
machen, bei «Live at Sunset»<br />
wiederum trifft Jazz in<br />
ge diegenem Rahmen auf<br />
klassische Musik, vor allem<br />
aber auf Rock und Pop.<br />
Seit 1996 ermöglicht die Konzertreihe<br />
«All Blues Jazz Classics<br />
& Recitals» ein Wiederhören<br />
mit Stars wie Herbie<br />
Hancock und Monty Alexander<br />
(siehe nebenstehenden Artikel)<br />
oder, im Frühjahr 2009,<br />
Al Di Meola, Rebekka Bakken<br />
oder Biréli Lagrène. schi<br />
Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>
58<br />
Credit Suisse Sponsoring<br />
Salzburger Festspiele 20<strong>08</strong><br />
Denn stärker als der Tod ist die Kunst<br />
Die Salzburger Festspiele standen dieses Jahr unter dem Motto «Denn stark<br />
wie die Liebe ist der Tod». Die Credit Suisse unterstützt diesen internationalen<br />
Kulturanlass erster Güte seit 2006 als Hauptsponsor. Die Salzburg Foundation<br />
zählt seit 2002 auf die Unterstützung der Bank.<br />
«Wir vergehen. Die Liebe erlischt. Der Tod<br />
räumt ab», stellte die deutsche Autorin Elke<br />
Heidenreich in ihrer Festspielrede fest. «Die<br />
Geschichten, die Bilder, die Musik bleiben,<br />
erzählen von uns, durch die Jahrhunderte,<br />
durch die Jahrtausende, verändern sich,<br />
gewiss, aber: bleiben. 1001 Jahre und länger<br />
noch, es ist die Kunst, die das Menschsein<br />
rettet.»<br />
Die Salzburger Festspiele 20<strong>08</strong> sind<br />
am 31. August zu Ende gegangen, vorbei<br />
202 Veranstaltungen an 14 Spielstätten in<br />
36 Tagen. Doch die Spiele gehen weiter.<br />
Mag sein, dass einige der Besucher aus über<br />
70 Ländern ebenfalls von der Rettung des<br />
Menschseins sprechen möchten, von ihrem<br />
ganz persönlichen Menschsein. In der Hektik<br />
des Berufsalltags zehren sie von Bildern, die<br />
sie in Salzburg in sich aufgesogen haben,<br />
Bilder, die darum besonders wertvoll sind,<br />
weil sich jeder seine eigenen malt.<br />
Moderne Skulpturen in der Altstadt Und<br />
doch gibt es Gemeinsamkeiten. Das Wandern<br />
durch die Altstadt, das Aufgehobensein<br />
in der Masse, das Diskutieren über die eine<br />
oder andere Veranstaltung in geselliger Runde.<br />
Das in Gedanken versunkene Betrachten<br />
der Kunstwerke der Salzburg Foundation.<br />
Gehört zu Salzburg neben den Salzburger<br />
Festspielen nicht auch der Besuch des Iglus<br />
von Mario Merz, «Ziffern im Wald», oben auf<br />
dem Mönchsberg? Ihn findet nicht jeder,<br />
doch um Anselm Kiefers «A.E.I.O.U» und<br />
Stephan Balkenhols «Sphaera» kommt man<br />
nicht herum, will es auch nicht. Die 2002 begonnene<br />
Vision, die Weltkulturerbe-Stadt<br />
Salzburg zu einem Zukunft weisenden Gesamtkunstwerk<br />
zu machen, nimmt immer<br />
deutlichere Formen an, faszinierend, auch<br />
wenn fast jedes der Objekte nicht nur Anstösse<br />
vermittelt, sondern auch Anstoss erregt,<br />
man denke nur an Lüpertz’ Mozart-<br />
Skulptur. Hinzugekommen ist nun, auf dem<br />
Makartplatz, «Caldera» des britischen Künstlers<br />
Tony Cragg, ein Kraterkessel als fünf<br />
Meter hohe, begehbare Bronzeskulptur.<br />
Jedermanns neue Buhlschaft Auch die<br />
Literatur gehört zu Salzburg. Die Buhlschaft<br />
in des Fest spielgründers Hugo von Hofmannsthals<br />
« Jedermann» spielt nun Sophie von Kessel.<br />
In Mexiko geboren, als Diplomatentochter<br />
in verschiedenen Ländern aufgewachsen,<br />
verkörpert sie die Internationalität der Festspiele<br />
– mit Künstlern aus 27 Ländern – auf<br />
ideale Art und Weise. Bereits die vierte<br />
Buhlschaft des Peter Simonischek! Die Vergänglichkeit<br />
der Liebe.<br />
Von Liebe und Tod, von Vergänglichkeit<br />
und Bestand handeln natürlich auch die<br />
Opern, welche der Credit Suisse ganz besonders<br />
am Herzen liegen. Als Head Credit<br />
Suisse Central Europe, zu dem auch die<br />
Tschechische Republik gerechnet wird, durfte<br />
Michael M. Rüdiger vor der Premiere von<br />
Antonin Dvořáks «Rusalka» zur «Sommerbegegnung»<br />
ins Haus für Mozart einladen. Die<br />
zahlreich erschienenen Medienvertreter<br />
schätzten es, von den beiden Regisseuren<br />
Jossi Wieler und Sergio Morabito Hintergrundinformationen<br />
zu erhalten, denn, keine<br />
Frage, die Inszenierung der Oper – in einer<br />
Art Unterwasser-Bordell – löste Kontroversen<br />
aus. Vorbehaltlos gelobt wurde allenthalben<br />
das Cleveland Orchestra unter der Leitung<br />
von Franz Welser-Möst. Bestnoten erhielten<br />
Camilla Nylund als Wassernixe Rusalka und<br />
Emily Magee als fremde Fürstin, überschwängliche<br />
Begeisterung gar löste Prinz<br />
Piotr Beczala aus.<br />
Zu Recht – wie auch Nino Machaidze als<br />
Juliette an der Seite von Roméo Rolando<br />
Villazón, der, aber das wirklich nur nebenbei<br />
bemerkt, beim traditionellen Fussballmatch<br />
zwischen den Wiener Philharmonikern und<br />
dem Mozarteum Salzburg auch sportliche<br />
Qualitäten zeigte. Die junge Georgierin ersetzte<br />
bekanntlich die Mutter werdende<br />
Sopranistin Anna Netrebko, deren Stern<br />
2002 als Donna Anna in Mozarts «Don Giovanni»<br />
so richtig aufgegangen war. Auch bei<br />
der diesjährigen, äusserst gelungenen Neuinszenierung<br />
von Claus Guth war Netrebko<br />
zu sehen, wo sie den mit Beifallsstürmen belohnten<br />
Auftritt ihres Verlobten Erwin Schrott<br />
als Leporello geniessen durfte. Der Bariton<br />
aus Uruguay sang, man glaubt es kaum, erstmals<br />
an den Salzburger Festspielen. Wer<br />
Christopher Maltman als Don Giovanni verpasste,<br />
kann sicher sein, dass das «waidwunde<br />
Menschsein in Echtzeit» nicht zum letzten<br />
Male in Salzburg gegeben worden ist.<br />
Kontinent entdecken, Junge fördern Viele<br />
Aufführungen und Künstler verdienten einer<br />
Erwähnung. «Otello», «Die Zauberflöte», «Herzog<br />
Blaubarts Burg». Doch wäre eine reine<br />
Aufzählung der gebotenen Leistungen Verderben.<br />
Hingewiesen sei indes auf das wiederum<br />
geglückte «Kontinent»-Projekt von Markus<br />
Hinterhäuser, dem Komponisten Salvatore<br />
Sciarrino gewidmet, dem nächstes Jahr der<br />
Kontinent Edgard Varèse folgen wird. Und<br />
schliesslich haben Festspielpräsidentin Helga<br />
Rabl-Stadler und Intendant Jürgen Flimm<br />
grosse Anstrengungen unternommen, um<br />
junge Künstler zu fördern und ein junges Publikum<br />
zu finden. So war erstmals ein Salzburger-Festspiele-Kinderchor<br />
zu hören. Und<br />
das Young Singers Project von Barbara Bonney,<br />
Evamaria Wieser und Michael Schade<br />
fasste die Präsidentin trefflich zusammen:<br />
«Salzburg holt Stars. Aber Salzburg macht<br />
auch Stars.» Wir werden das überprüfen: im<br />
Sommer 2009.<br />
Andreas Schiendorfer<br />
Fotos: Clärchen Baus-Mattar & Matthias Baus | Monika Rittershaus | A.T. Schaefer | Gunter Lepkowski | Wildbild | Credit Suisse<br />
Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>
Credit Suisse Sponsoring 59<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5 6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
1 «Roméo et Juliette» war einer der Glanzpunkte der Salzburger Festspiele 2 Juliette beziehungsweise Nino Machaidze spielte<br />
sich in die Herzen des Publikums 3 + 4 Muss man gehört und gesehen haben: Christopher Maltman als Don Giovanni 5 Piotr Beczala<br />
als Prinz mit Camilla Nylund als Wassernixe Rusalka in der Oper von Antonin Dvořák 6 Die «Rusalka»-Inszenierung sorgte für<br />
Gesprächsstoff 7 Kontinent Sciarrino – ein gelungenes Projekt. Hier Anna Radziejewska als Malaspina in «Luci mie traditrici»<br />
8 Unmittelbar vor Beginn der Salzburger Festspiele wurde die Skulptur «Caldera» von Tony Cragg von der Salzburg Foundation<br />
eingeweiht 9 Informative Diskussion in der «Sommerbegegnung 20<strong>08</strong>» der Credit Suisse (von links): Die «Rusalka»-Regisseure<br />
Sergio Morabito und Jossi Wieler, Moderator Wolfgang Herles, Redaktionsleiter «Aspekte», sowie Intendant Jürgen Flimm<br />
Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>
60<br />
Credit Suisse Sponsoring<br />
Bankmitarbeiter und Spitzensportler<br />
«Die Doppelbelastung ist gar keine»<br />
Am Morgen berät er Unternehmerkunden in St. Gallen, am Nachmittag<br />
trainiert er auf der Tartanbahn. Mit einem Exploit hat sich Andreas Kundert für<br />
die Olympischen Spiele qualifiziert. Wir sprachen mit ihm kurz vor dem<br />
Abflug. Sein krankheitsbedingter Startverzicht schmälert seine Leistung nicht.<br />
«An einem solchen Tag ist man natürlich<br />
schon sehr nervös. Das muss so sein. Ohne<br />
Kribbeln im Bauch kann man keinen Exploit<br />
landen», blickt Andreas Kundert auf das Internationale<br />
Meeting in Luzern vom 16. Juli<br />
zurück. «Gleichzeitig war ich felsenfest davon<br />
überzeugt, die Limite von 13,55 Sekunden<br />
zu schaffen. Umso mehr natürlich, als ich<br />
am Samstag zuvor dieser Marke bereits sehr<br />
nahe gekommen war.» Unaufgefordert zieht<br />
er einen Vergleich zur Bank. «Ein Bankmitarbeiter,<br />
der weiss, dass es für ihn an diesem<br />
Tag um einen Millionendeal geht, ist am Morgen<br />
auch nervös. Wichtig ist, dass man sich<br />
optimal vorbereitet und unter den gegebenen<br />
Bedingungen das Beste herausholt.»<br />
Landesrekord optimal getimt Mit 13,41<br />
Sekunden ist an jenem Mittwochabend das<br />
Projekt Beijing in die entscheidende Phase<br />
getreten. Kundert unterbot mit einer sensationellen<br />
Leistung seine eigene Bestmarke<br />
um 18 und den Landesrekord um 7 Hundertstelsekunden.<br />
Damit hievte er sich in der bereinigten<br />
Jahresweltrangliste (drei Athleten<br />
pro Nation) auf den 12. Rang.<br />
seit März 2007 bin, als Ausgleich zum Spitzensport<br />
genauso wie umgekehrt. Beides<br />
ist gleichwertig. Am Morgen beim Unternehmerdesk<br />
St. Gallen arbeiten, am Nachmittag<br />
oder frühen Abend auf der Anlage des LC<br />
Brühl trainieren, das ist für mich die optimale<br />
Kombination.» Auch am Morgen nach seinem<br />
Spitzenlauf war er im Büro anzutreffen; zugegebenermassen<br />
aber ein bisschen später,<br />
weil es in der Rekordnacht ziemlich spät geworden<br />
war.<br />
Sport als Lebensschule Sport ist für Andreas<br />
Kundert nicht nur das Wunschhobby,<br />
sondern auch eine hervorragende Lebensschule.<br />
«Als Spitzensportler kann ich Fähigkeiten<br />
stärken, die mir auch im Beruf nützlich<br />
sind. Konzentriert auf ein Ziel hinarbeiten,<br />
den Tages- und Wochenablauf minutiös planen,<br />
Durchhaltevermögen, Teamfähigkeit<br />
und mentale Stärke entwickeln, auf die eine<br />
oder andere Annehmlichkeit verzichten,<br />
Rückschläge verarbeiten, ein Netzwerk aufbauen<br />
…», zählt Kundert auf und betont, dass<br />
dies keine Plattitüden, sondern wichtige<br />
Faktoren für den beruflichen Erfolg sind.<br />
Athlet mit World Class Potential Im Sport<br />
zählt Andreas Kundert zum erlauchten Kreis<br />
von sieben Schweizer Nachwuchs-Leichtathleten<br />
mit dem Prädikat «World Class<br />
Potentials» (WCP). Gleichzeitig gehörte er<br />
zum achtköpfigen, von Marathonläufer Viktor<br />
Röthlin angeführten Leichtathle tik team in<br />
Beijing. Als WCP konnte dies nur noch die<br />
Siebenkämpferin Linda Züblin von sich sagen.<br />
Kunderts Minimalziel in Beijing war der<br />
Viertelfinal. Von seiner Saisonbest leistung<br />
Als Leichtathlet wird man nicht reich<br />
Trotzdem hinkt natürlich der Bankvergleich:<br />
«In der Schweizer Leichtathletik gibt es keine<br />
Millionendeals», meint Kundert lachend. «Ich<br />
wäre schon froh, wenn ich einen weiteren<br />
Sponsoren fände, um meine Auslagen zu<br />
decken.» Aber er beklagt sich keineswegs<br />
und stellt sofort klar, dass er auf die Dauer<br />
kein Berufssportler sein möchte. Allerdings<br />
sei er dankbar dafür gewesen, dass er 2002<br />
als einer der Ersten die Sportler-Rekrutenschule<br />
besuchen und damit unter professionellen<br />
Bedingungen habe trainieren dürfen.<br />
Beruf und Sport ergänzen sich Sport<br />
und Beruf sei für ihn keine Doppelbelastung,<br />
sondern Doppelentlastung. «Ich brauche<br />
meine Tätigkeit bei der Credit Suisse, wo ich<br />
Die Olympischen Spiele in Beijing sind ohne ihn gelaufen – es locken<br />
die Olympischen Spiele in London. Andreas Kundert ist topmotiviert.<br />
Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>
Credit Suisse Sponsoring 61<br />
Fotos: Hans Spielmann | Jacky Naegelen, RDB, Reuters | Benjamin Soland, RDB, Blicksport<br />
her hätte es für den Halbfinal reichen können.<br />
Aber es sollte anders kommen – Kundert ist<br />
aus gesundheitlichen Gründen nicht gestartet<br />
(siehe Zweittext).<br />
Eine nachhaltige Entwicklung Und wird<br />
er dereinst sein Weltklassepotenzial wirklich<br />
voll ausschöpfen? «Bis jetzt habe ich in<br />
allen Alterskategorien Spitzenklassierungen<br />
erbracht», gibt der St. Galler selbstbewusst<br />
Auskunft. «Ich erreichte beispielsweise 2005<br />
den fünften Rang an der U23-Europameisterschaft<br />
und den achten Rang an der Universiade.»<br />
Die spezifischen Schweizer Verhältnisse<br />
führen nun aber zu einer etwas gebrem sten<br />
Entwicklung. Konkurrenten, die nichts anderes<br />
als Sport betreiben, sind ihm nun vorübergehend<br />
davongesprintet. «Die Entwicklung<br />
eines Schweizer Spitzenathleten ist langsamer,<br />
dafür nachhaltiger. Beijing sind sicher<br />
nicht meine letzten Olympischen Spiele, vorausgesetzt,<br />
dass ich keine gesundheitlichen<br />
Probleme wegen der einseitigen Belastung<br />
durch die spezielle Hürdentechnik kriege.»<br />
Auf eine Prognose will sich Kundert jedoch<br />
nicht einlassen, weder dazu, wie viele<br />
Jahre er seinen Sport noch ausüben wird,<br />
noch darüber, um wie viele Hundertstelsekunden<br />
er sich zu steigern vermag.<br />
Motivation im Bankberuf ist gross Und<br />
wo steht Andreas Kundert im Beruf? «Ich bin<br />
im Beruf sehr motiviert. Doch das Potenzial<br />
zu beurteilen, liegt natürlich nicht an mir. Ich<br />
weiss, dass mein Doppelleben nur möglich<br />
ist, weil mein Chef Nello Wiesendanger und<br />
meine Arbeitskolleginnen und -kollegen viel<br />
Verständnis dafür aufbringen. Immerhin glaube<br />
ich, dass sportliche Höchstleistungen für<br />
ein Unternehmen identitätsstiftend sein können»,<br />
führt der in der Westschweiz geborene<br />
St. Galler aus. «Grundsätzlich haben die meisten<br />
Spitzensportler auch geschäftliches Talent,<br />
wenn sie den richtigen Beruf ergreifen.<br />
Ich bin überzeugt, das Richtige gefunden zu<br />
haben. Das Hochschulstudium habe ich seinerzeit<br />
abgebrochen, weil mir der Praxisbezug<br />
fehlte. Beim Unternehmerdesk gefällt<br />
es mir aber so gut, dass ich mir ernsthaft<br />
überlege, mich an einer Fachhochschule<br />
weiterzubilden.»<br />
Das wäre dann wohl einmalig: Ein Unternehmerberater<br />
der Credit Suisse, der sich<br />
an einer Fachhochschule weiterbildet, holt<br />
an den Olympischen Spielen 2012 eine Medaille.<br />
Unmöglich? Wer nicht davon träumt,<br />
kann es nicht erreichen. Andreas Schiendorfer<br />
Kunderts Riesenpech<br />
am Schweizer Tag<br />
Gold für Fabian Cancellara,<br />
Bronze für Karin Thürig, Bronze<br />
für Sergei Aschwanden. Die<br />
Schweizer Sportwelt jubelt.<br />
Am gleichen Tag meldet Andreas<br />
Kundert seinen Startverzicht.<br />
Drei Medaillen am gleichen Tag olympischer<br />
Sommerspiele ist für die Schweiz sensationell,<br />
ist einmalig. Nein, nicht einmalig,<br />
jedoch immerhin erstmalig seit 1952. Am<br />
13. August herrscht Freude in der Schweiz.<br />
Der Judoka Sergei Aschwanden hat bei seiner<br />
dritten Teilnahme dem Druck standgehalten<br />
und sich, in einer höheren Gewichtsklasse,<br />
die erhoffte Medaille erkämpft. Die<br />
Radfahrerin Karin Thürig wiederholte im<br />
Zeitfahren den Gewinn der Bronzemedaille<br />
von Athen, ihr Kollege Fabian Cancellara<br />
holte sich in der gleichen Disziplin ebenfalls<br />
seine zweite Medaille, Gold, nachdem er in<br />
Beijing bereits im Strassenrennen den dritten<br />
Platz belegt hatte.<br />
Karin Thürig ist 20<strong>04</strong> für ihren Exploit<br />
an den Credit Suisse Sports Awards mit<br />
der Wahl zur Sportlerin des Jahres belohnt<br />
worden. Fabian Cancellara, 1998 und 1999<br />
Nachwuchssportler des Jahres, musste<br />
sich damals bei der Newcomer-Wahl vom<br />
Behindertensportler Marcel Hug geschlagen<br />
geben. Auch 2006 und 2007 reichte<br />
es Cancellara trotz eines Weltmeistertitels<br />
nicht zum Sportler des Jahres, denn diese<br />
Ehre wurde mit Roger Federer dem weltbesten<br />
Einzelsportler zuteil. Und für die Credit<br />
Suisse Sports Awards 20<strong>08</strong> vom 6. Dezember<br />
herrscht erneut die Qual der Wahl.<br />
Andreas Kundert wäre ein Kandidat als<br />
Newcomer gewesen. Doch erkrankte er im<br />
Trainingslager ausserhalb von Beijing an<br />
Angina und musste ausgerechnet am<br />
Schweizer Tag einsehen, dass an einen<br />
Start aus gesundheitlichen Gründen nicht<br />
zu denken war. Kundert verfiel deswegen<br />
nicht in Lethargie. Mental hat das Unternehmen<br />
London 2012 bereits begonnen.<br />
Manch ein Sportler wählt die Olympischen<br />
Spiele als Abschluss seiner Karriere.<br />
Flavia Rigamonti zum Beispiel, die<br />
von der Sporthilfe und der Credit Suisse<br />
zur besten Nachwuchssportlerin 1997 gewählt<br />
wurde. Nur wenige Schwimmsportler<br />
können sich über zehn Jahre lang an der<br />
Spitze halten. Rigamonti gelang es mit<br />
1<br />
2<br />
3<br />
1 Fabian Cancellara holt Gold und<br />
Bronze in Beijing 2 Karin Thürig<br />
ersprintet sich zum zweiten<br />
Mal Bronze. 3 Sergei Aschwanden:<br />
«Nöd luggloh gwünnt.» Wer den<br />
Glauben an sich nicht verliert, kann<br />
vieles erreichen.<br />
einem beispielhaften Einsatzwillen, Leistungssport<br />
und Studium unter einen Hut zu<br />
bringen. Ihr Abschluss an der Southern<br />
Methodist University of Dallas hat ihr unterdessen<br />
eine Anstellung beim renommierten<br />
Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen<br />
KPMG eingetragen.<br />
Dies freut auch Martin Hodler, den Präsidenten<br />
des seit über 20 Jahren von der<br />
Credit Suisse unterstützten Schweizer<br />
Hochschulsport-Verbands SHSV. «Dies<br />
beweist», meint Hodler, «dass Spitzensport<br />
keine beruflichen Nachteile mit sich bringt.»<br />
Gemäss Geschäftsführer Leonz Eder ist<br />
rund ein Viertel der Olympiadelegation Mitglied<br />
des SHSV. schi<br />
Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>
62<br />
Credit Suisse Sponsoring<br />
15. Verleihung des Echo Klassik<br />
Hohe Auszeichnung<br />
für das kammerorchesterbasel<br />
Am 19. Oktober verleiht die Deutsche Phono-Akademie die Echo Klassik 20<strong>08</strong>.<br />
Unter den Preisträgern befinden sich das von der Credit Suisse unterstützte<br />
kammerorchesterbasel sowie Cecilia Bartoli mit dem Orchestra La Scintilla.<br />
Impressum<br />
Herausgeber<br />
Credit Suisse<br />
Postfach 2<br />
CH-8070 Zürich<br />
Telefon +41 44 333 11 11<br />
Fax +41 44 332 55 55<br />
Redaktion<br />
Daniel Huber (dhu) (Chefredaktor), Marcus Balogh (ba),<br />
Michèle Bodmer (mb), Dorothée Enskog (de), Regula Gerber (rg),<br />
Mandana Razavi (mar), Andreas Schiendorfer (schi)<br />
E-Mail<br />
redaktion.<strong>bull</strong>etin@credit-suisse.com<br />
«Komponisten wie Beethoven waren Menschen<br />
wie du und ich. Mit ihrer Musik haben<br />
sie versucht, die Welt zu beschreiben, wie<br />
man es mit Worten nicht kann, auf metaphysische<br />
Weise», erklärt Dirigent Giovanni<br />
Antonini. Dieses Jahr hat er mit dem kammerorchesterbasel<br />
die Sinfonie Nr. 6 («Pastorale»)<br />
ins Tourneeprogramm aufgenommen<br />
und die Sinfonie Nr. 5 im Juli im KKL Luzern<br />
als CD eingespielt. Dass sich die Basler in<br />
die lange Liste renommierter Orchester einreihen,<br />
die sämtliche Sinfonien Beet hovens<br />
einspielen, zeugt von grossem Selbstbewusstsein.<br />
Tatsächlich verstehen es Antonini<br />
und das Orchester, die altbekannten Sinfonien<br />
nochmals völlig eigenständig zu interpretieren.<br />
Dass ihnen dies auf höchstem Niveau<br />
gelingt, bestätigt nun der Echo Klassik<br />
in der Kategorie Ensemble/Orchester des<br />
Jahres («Sinfonieorchester») für die Einspielung<br />
der Sinfonien Nr. 3 («Eroica») und Nr. 4.<br />
Den Schweizer Klassikfreunden kann der<br />
Vergleich mit den sehr beliebten Aufnahmen<br />
des Tonhalle-Orchesters Zürich unter David<br />
Zinman (1999 mit dem Preis der Deutschen<br />
Schallplattenkritik ausgezeichnet) als äusserst<br />
reizvoll empfohlen werden.<br />
Das kammerorchesterbasel hat sich in<br />
den letzten Jahren zu einem europäischen<br />
Spitzenorchester entwickelt.<br />
Die Echo-Klassik-Preise werden seit 1994<br />
in 21 Kategorien verliehen, und dank der Liveübertragung<br />
«Echo der Stars» im ZDF werden<br />
die Interpreten und ihre Aufnahmen<br />
einem Millionenpublikum nähergebracht.<br />
Bartolis Hommage an Malibran Die<br />
grösste Beachtung finden jeweils die Auszeichnungen<br />
zum Sänger und zur Sängerin<br />
des Jahres. 20<strong>08</strong> wird diese Ehre Philippe<br />
Jaroussky sowie Cecilia Bartoli zuteil. Die<br />
temperamentvolle italienische Sopranistin<br />
überzeugte mit ihrer Hommage an die vor<br />
200 Jahren geborene Maria Malibran (siehe<br />
Bulletin 1/20<strong>08</strong>) nicht nur das Publikum,<br />
sondern auch die hochkarätige Echo-Jury.<br />
Die erfolgreiche Tournee von Cecilia Bartoli<br />
mit dem kammerorchesterbasel fi ndet am<br />
22. November in Abu Dhabi ihren Abschluss.<br />
Die Tonträgeraufnahme realisierte Bartoli<br />
allerdings mit dem Orchestra La Scintilla,<br />
dem auf alte Musik spezialisierten Teil des<br />
Orchesters des Opernhauses Zürich.<br />
Salzburger Opernaufführung Die Credit<br />
Suisse hat auch sonst allen Grund, sich<br />
über die diesjährigen Echo-Klassik-Auszeichnungen<br />
zu freuen. Geehrt als Musik-<br />
DVD-Produktion des Jahres wurde die Oper<br />
«Le Nozze di Figaro», aufgenommen an den<br />
Salzburger Festspielen 2006. Unter der<br />
Leitung von Nikolaus Harnoncourt sind dabei<br />
die Wiener Philharmoniker sowie Anna<br />
Netrebko, Dorothea Röschmann, Christine<br />
Schäfer und Ildebrando D’Arcangelo zu sehen<br />
und zu hören.<br />
Hohe Ehre für Winterthurer Orchester<br />
Den Echo Klassik für die Liedeinspielung<br />
des Jahres 20<strong>08</strong> erhält Christianne Stotijn,<br />
die mit dem Orchester des Musikkollegiums<br />
Winterthur unter Dirigent Jac van Steen «Die<br />
Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph<br />
Rilke» (Frank Martin) meisterhaft interpretiert.<br />
Andreas Schiendorfer<br />
Mitarbeit an dieser Ausgabe<br />
Ute Eberle, Eric Güller, Anja Hochberg, Ian Lewis,<br />
Claude Maurer, Anja Papp, Ingo Petz, Mathew Rees,<br />
Sebastian Schiendorfer (seb), Eliane Tanner,<br />
Andreas Thomann (ath)<br />
Internet<br />
www.credit-suisse.com/infocus<br />
Marketing<br />
Veronica Zimnic (vz)<br />
Korrektorat<br />
Claudia Marolf (notabene)<br />
Übersetzungen<br />
Credit Suisse Sprachendienst<br />
Gestaltung<br />
www.arnold.inhaltundform.com:<br />
Arno Bandli, Monika Häfliger, Petra Siegenthaler<br />
Petra Feusi (Projekt management)<br />
Inserate<br />
Pauletto GmbH, Miriam Dudek, Kleinstrasse 16,<br />
CH-80<strong>08</strong> Zürich, Telefon und Fax <strong>04</strong>3 268 54 56<br />
Beglaubigte WEMF-Aufl age 2007<br />
14 5 73 3<br />
ISSN-Registrierung<br />
ISSN 1423-1360<br />
Druck<br />
NZZ Fretz AG /Zollikofer AG<br />
Redaktions kommission<br />
René Buholzer (Head of Public Policy), Monika Dunant (Head<br />
of Communications Private Banking), Urs P. Gauch (Leiter<br />
Firmenkunden Schweiz-Grossunternehmen), Fritz Gutbrodt<br />
(Head Chairmans Offi ce), Angelika Jahn (Investment Services<br />
& Products), Hubert Lienhard (Asset Management Distribution<br />
Services), Andrés Luther (Head of Group Communications),<br />
Charles Naylor (Head of Corporate Communications),<br />
Fritz Stahel (Credit Suisse Economic Research), Christian<br />
Vonesch (Head of Private & Business Banking Aarau)<br />
Erschei nt im 114. Jahrgang<br />
(5 x pro Jahr in deutscher, französischer, italienischer und<br />
englischer Sprache) Nachdruck von Texten gestattet mit dem<br />
Hinweis «Aus dem Bulletin der Credit Suisse».<br />
Adress änderungen<br />
Bitte schriftlich und unter Beilage des Original-Zustellcouverts<br />
an Ihre Credit Suisse Geschäftsstelle oder an:<br />
Credit Suisse, ULAZ 12, Postfach 100, 8070 Zürich.<br />
Diese Publikation dient nur zu Informationszwecken.<br />
Sie bedeutet kein Angebot und keine Aufforderung seitens<br />
der Credit Suisse zum Kauf oder Verkauf von Wertschriften.<br />
Hinweise auf die frühere Performance garantieren nicht<br />
notwendi gerweise positive Entwicklungen in der Zukunft.<br />
Die Analysen und Schlussfolgerungen in dieser Publikation<br />
wurden durch die Credit Suisse erarbeitet und könnten<br />
vor ihrer Weitergabe an die Kunden von Credit Suisse bereits<br />
für Transaktionen von Gesellschaften der Credit Suisse<br />
Group verwendet worden sein. Die in diesem Dokument vertretenen<br />
Ansichten sind diejenigen der Credit Suisse<br />
zum Zeitpunkt der Drucklegung. (Änderungen bleiben vorbehalten.)<br />
Credit Suisse ist eine Schweizer Bank.<br />
Fotos: kammerorchesterbasel | Rogan Macdonald<br />
Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>
Credit Suisse Gesellschaft<br />
63<br />
In der Gesellschaft<br />
Die Credit Suisse ist überzeugt, dass die unternehmerische Verantwortung gegenüber<br />
der Gesellschaft und der Umwelt ein wichtiger Faktor für den wirtschaftlichen Erfolg ist.<br />
Übersicht 64_Vollgas für einen guten Zweck 66_Klimainitiativen 68_News international 69_Krebsfrüherkennung<br />
Die Niederlassung der Credit Suisse in London wählt jährlich eine «Wohltätigkeitsorganisation des Jahres» und veranstaltet diverse Mitarbeiteranlässe,<br />
um Geld für die jeweilige Organisation zu sammeln. Dieses Jahr fiel die Wahl der Londoner auf The Place2Be, eine Organisation,<br />
die sich an englischen Schulen engagiert, indem sie Kinder fachkundig dabei unterstützt, mit Problemen umzugehen. Diesen Sommer sammelte<br />
eine Gruppe von Credit Suisse Motorradfans auf einer gesponserten 1300-Kilometer-Tour über 80 000 US-Dollar.<br />
Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>
64<br />
Gesellschaft Wohltätigkeitsveranstaltung<br />
Vollgas für einen<br />
guten Zweck<br />
Man nehme eine Gruppe Motorradfans der Credit Suisse, teile eine 1300 Kilometer<br />
lange Route, die quer durch England führt, durch ein Wochenende, füge wolkenbruchartigen<br />
Regen sowie einige Pannen hinzu, und schon hat man das Rezept für Moto2Be.<br />
An der Veranstaltung, die vom 4. bis 6. Juli stattfand, wurden Spenden für die<br />
«Wohltätigkeits organisation des Jahres» gesammelt.<br />
Text: Ian Lewis<br />
Durch das Sponsoring der Fahrer konnte ein<br />
Betrag von mehr als 80 000 US-Dollar für<br />
The Place2Be, die von der Bank bestimmte<br />
«Wohltätigkeitsorganisation des Jahres»,<br />
ge sammelt werden. Damit belaufen sich<br />
die Spenden von Credit Suisse zugunsten<br />
von The Place2Be in diesem Jahr bereits<br />
auf rund 348 000 US-Dollar. «Der Regen<br />
machte die Fahrt zwar zum Härtetest, dennoch<br />
hatte das Team viel Spass und präsentierte<br />
sich bei seiner Rückkehr gut gelaunt»,<br />
erzählt Sally Kelly, Director bei der Credit<br />
Suisse in London. «Wir waren uns einig, dass<br />
es wohl kaum einen besseren Teambildungs-<br />
Event gibt.»<br />
Das Dröhnen der startenden Motoren<br />
hallte von den Gebäuden nahe der Londoner<br />
Niederlassung der Bank an der Canary<br />
Wharf, als die bunte Schar, bestehend aus<br />
Motorrädern, zwei Seitenwagen und einem<br />
Begleitfahrzeug, aufbrach. Für zusätzlichen<br />
Ansporn sorgte ein 14-köpfiger Chor von<br />
Mitarbeitenden der Credit Suisse, der Songs<br />
aus dem Film «Grease» anstimmte.<br />
Einblick in die Arbeit von The Place2Be<br />
Die Beifahrer in den beiden Ural-750-cm³-<br />
Gespannen, ausgerüstet mit Helm und Brille<br />
im alten Stil, machten bei der Abfahrt einen<br />
etwas beklommenen Eindruck. Es handelte<br />
sich um die Managing Directors Sergio<br />
Di-Lieto und Ian Marcus, die mittels Abstimmung<br />
im Credit Suisse Intranet als Teilnehmer<br />
auserkoren worden waren. Die ersten<br />
Zwischenhalte waren zugleich die wichtigsten<br />
der ganzen Route: In Harlow, rund<br />
40 Kilometer nördlich von London, besuchten<br />
die Teams zwei Schulen, in denen The<br />
Place2Be tätig ist. Im Rahmen von Diskussionen,<br />
gemeinsamen Arbeiten und Spielen<br />
versucht die Organisation benachteiligte<br />
Schulkinder bei der Bewältigung ihrer Pro-<br />
bleme fachkundig zu unterstützen. «Es war<br />
beeindruckend zu hören, wie positiv sich die<br />
Kinder über das Engagement von The Place2Be<br />
äusserten», erzählt Kelly.<br />
Die Kinder an den Primarschulen von Abbotsweld<br />
und Milwards bereiteten dem Team<br />
der Credit Suisse dann auch einen herzlichen<br />
Empfang. Zum anschliessenden Programm<br />
gehörten eine Motorradparade um<br />
die Spielplätze sowie akrobatische Einlagen<br />
der Seitenwagengespanne, die von Mitgliedern<br />
des einzigen Seitenwagen-Akrobatikteams<br />
Grossbritanniens pilotiert wurden.<br />
Gute Stimmung trotz widriger Umstände<br />
Um den beiden Seitenwagenpassagieren<br />
weiteres Unbehagen zu ersparen, wurden<br />
sie in Harlow abgesetzt. Das Team hingegen<br />
setzte seine Fahrt in nördlicher Richtung<br />
fort. James Leigh-Pemberton, der neue<br />
CEO der Credit Suisse in Grossbritannien<br />
und selbst routinierter Motorradfahrer, fuhr<br />
die meiste Zeit vorweg. «James verzichtete<br />
auf ein GPS zur Orientierung und setzte<br />
stattdessen auf Karten. Da uns diejenigen,<br />
die mit GPS fuhren, mehrmals vom Weg abbrachten,<br />
erwies sich seine Methode als die<br />
richtige», berichtet Kelly augenzwinkernd.<br />
Am Ende des ersten Tages traf das Team<br />
in Retford in den englischen Midlands ein.<br />
Während sich die meisten das Nachtessen<br />
schmecken liessen, lief es für ein Teammitglied<br />
weniger gut: Philippe Deneux, Managing<br />
Director der Credit Suisse in Paris,<br />
konnte aus terminlichen Gründen nicht beim<br />
Start in London dabei sein. Er nahm den<br />
Zug von Paris durch den Eurotunnel direkt<br />
nach Retford, um am Ende des ersten Tages<br />
zum Team zu stossen. Wegen Ver spätung<br />
des Zugs infolge eines elektrischen Defekts<br />
traf er jedoch erst um fünf Uhr morgens im<br />
Hotel ein. Dennoch liess er es sich nicht<br />
nehmen, gerade mal vier Stunden nach<br />
seiner Ankunft mit dem Team aufzubrechen.<br />
Am zweiten Tag erreichte die Gruppe<br />
Durham, den nördlichsten Punkt der Fahrt.<br />
Die Route führte durch eine Gegend, in der<br />
The Place2Be mehrere Schulen betreut.<br />
Danach ging es weiter zum malerischen<br />
Lake District. Als Sonntagsetappe war eine<br />
zügige Rückkehr nach London vorgesehen.<br />
Doch wieder sollte das Wetter nicht mitspielen.<br />
Der Regen wirkte sich nicht nur auf<br />
das Tempo aus, sondern sorgte im Peak-<br />
District-Nationalpark auch noch für eine<br />
Karambolage zwischen vier Motor rädern.<br />
Dennoch schaffte es das Team unversehrt<br />
zurück nach London – alle bis auf Philippe<br />
Deneux. Vom Pech verfolgt, hatte er auf<br />
dem südlichsten Abschnitt der langen Reise<br />
eine Panne mit seinem Motorrad und traf<br />
deshalb erst einen Tag nach Abschluss<br />
der Veranstaltung in Paris ein. Er nahm seine<br />
Pechsträhne jedoch wahrlich sportlich<br />
und schlug vor, für eine erneute Austragung<br />
des Anlasses allenfalls Frankreich in Betracht<br />
zu ziehen.<br />
Sollte es nicht dazu kommen, sind für<br />
dieses Jahr auf alle Fälle noch weitere Aktionen<br />
geplant, um Geld für The Place2Be<br />
zu sammeln. «Moto2Be war ein fantastischer<br />
Anlass und ein weiterer grossartiger Beweis<br />
für das Engagement der Credit Suisse zugunsten<br />
von The Place2Be», erklärt Benita<br />
Refson, Geschäftsführerin von The Place<br />
2Be. Dank der Aktion Moto2Be und weiterer<br />
Veranstaltungen für die «Wohltätigkeitsorganisation<br />
des Jahres» könne The<br />
Place2Be künftig noch mehr Kinder, Eltern<br />
und Lehrkräfte in England unterstützen. <<br />
Weitere Informationen finden Sie unter<br />
http://www.theplace2be.org.uk.<br />
Foto: Rogan Macdonald<br />
Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>
Gesellschaft Wohltätigkeitsveranstaltung 65<br />
Mitarbeitende der Credit Suisse vor dem Start zu einer gesponserten Motorradfahrt von der Londoner Canary Wharf nach Durham in<br />
Nordostengland. Mit der Aktion wurde Geld für die «Wohltätigkeitsorganisation des Jahres» gesammelt. Dieses Jahr entschied<br />
sich die Credit Suisse in England für die Unterstützung der Organisation The Place2Be, die sich für eine fachkundige Betreuung<br />
benachteiligter Kinder in englischen Schulen einsetzt.<br />
Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>
66<br />
Gesellschaft Klimainitiativen<br />
«Banken können positive<br />
Kräfte des Wandels sein»<br />
Der Klimawandel ist eine der grössten Herausforderungen der Gegenwart. Was<br />
unternimmt die Industrie, um dieser Thematik zu begegnen? John Tobin, Leiter<br />
Sustainability Affairs bei der Credit Suisse, erklärt, wie Finanzinstitute das Problem<br />
angehen und wie sie durch ihren Geschäftsbetrieb und ihre Aktivitäten einen<br />
positiven Beitrag leisten.<br />
Text: Dorothée Enskog<br />
Bulletin: Wohin geht der aktuelle Trend<br />
in der Finanzindustrie, wenn es<br />
um die Verringerung von Treibhausgasemis<br />
sionen geht?<br />
John Tobin: Die Branche hat in den letzten<br />
Jahren einschneidende Massnahmen getroffen,<br />
um die CO 2 -Emissionen bei ihren<br />
Standorten und ihren Geschäftstätigkeiten<br />
zu verringern. Viele Banken haben ihre betriebliche<br />
Energieeffizienz verbessert, indem<br />
sie beispielsweise mehr umweltfreundliche<br />
Energie bezogen oder die Zahl ihrer<br />
PC-Server verringert haben. Andere schränken<br />
Flugreisen ein und setzen vermehrt auf<br />
Videokonferenzen. Einige führende Banken,<br />
darunter auch die Credit Suisse, werden<br />
treibhausgasneutral, indem sie ihre Emissionen<br />
durch den Kauf von CO 2 -Zertifikaten<br />
kompensieren. Die Credit Suisse gehörte<br />
zu den Wegbereitern dieses Ansatzes und<br />
arbeitet in der Schweiz seit 2006 treibhausgasneutral.<br />
Bis 2009 wollen wir weltweit<br />
treibhausgasneutral werden. Aber die<br />
Finanzinstitute sind nicht nur vor der eigenen<br />
Haustür tätig geworden. Sie erlassen auch<br />
Bestimmungen und nehmen Geschäftschancen<br />
wahr, die im Endeffekt die Treibhausgasemissionen<br />
verringern.<br />
Werden auch klimaspezifische<br />
Finanzprodukte entwickelt?<br />
Einige Banken offerieren «grüne Hypotheken»<br />
mit günstigeren Zinsen für Kunden, die<br />
energieeffiziente Häuser bauen oder kaufen<br />
wollen. Ein weiteres Beispiel ist der Emissionshandel<br />
– ein Geschäft, das zurzeit enorm<br />
wächst. Die wahrscheinliche Verabschiedung<br />
eines Emissionshandelssystems im<br />
nächsten US- Kongress dürfte diesem Markt<br />
ein gewaltiges Wachstum bescheren. Die<br />
Credit Suisse war die erste Bank, die in den<br />
USA einen eigenen Carbon Trading Desk eröffnete.<br />
Ausserdem wird zurzeit eine Reihe<br />
von Indizes entwickelt, welche alternative<br />
Energiefirmen abdecken sollen.<br />
Wurden in der Industrie nicht auch<br />
freiwillige Vereinbarungen getroffen?<br />
Die 2003 verabschiedeten Equator Principles<br />
sind hierfür ein gutes Beispiel. Sie betreffen<br />
die Infrastrukturfinanzierung sowie<br />
deren potenzielle Umwelt- und Sozialfolgen,<br />
beispielsweise Ölraffinerie- und Bergbauprojekte.<br />
Über 90 Prozent der Projektfinanzierer<br />
haben diese Prinzipien übernommen.<br />
Das Ziel bestand darin, strenge Umweltund<br />
Sozialstandards zu vereinbaren, die<br />
erfüllt oder gar übertroffen werden müssen,<br />
bevor die Banken der Finanzierung eines<br />
Projekts zustimmen. Dies soll sicherstellen,<br />
dass angemessene Umwelt- und Sozialstandards<br />
auch für Projekte in Gerichtsbarkeiten<br />
gelten, deren Gesetze tiefere<br />
Standards vorgeben.<br />
Können Sie uns Näheres zum<br />
Gleneagles-Dialog über Klimawandel<br />
erzählen?<br />
Rund 100 CEOs von Unternehmen, die über<br />
zehn Prozent der Marktkapitalisierung aller<br />
börsenkotierten Unternehmen der Welt vereinen,<br />
darunter auch Brady Dougan, CEO<br />
der Credit Suisse, legten den Regierungschefs<br />
der G8-Staaten anlässlich ihres Gipfeltreffens<br />
vom Juni eine Erklärung vor.<br />
Darin riefen sie zum Kampf gegen den<br />
Klimawandel auf und lieferten gleichzeitig<br />
eine Reihe detaillierter Empfehlungen zur<br />
Schaffung eines klimapolitischen Rahmens,<br />
der das Kyoto-Abkommen ablösen soll.<br />
Die Erklärung bot den Regierungschefs<br />
der G8-Staaten eine neue Vision für künftige<br />
Klimapolitik, die dem privaten Sektor<br />
eine aktivere Rolle bei der Gestaltung und<br />
Umsetzung zuweist.<br />
Eine weitere Initiative sind die Carbon<br />
Principles von sechs führenden Banken.<br />
Worum geht es dabei?<br />
Damit sollen die Risiken bei der Finanzierung<br />
von Projekten im Energiesektor besser<br />
kontrolliert werden. Angesichts der Tatsache,<br />
dass in den USA zurzeit auf Bundesebene<br />
kein Regelwerk für CO 2 -Emissionen<br />
existiert und dass vermutlich ein Emissionshandelssystem<br />
vom nächsten US-Kongress<br />
verabschiedet werden wird, müssen diese<br />
regulatorischen Risiken angesprochen werden.<br />
Im Zentrum der Carbon Principles steht<br />
eine erhöhte Sorgfaltspflicht der beteiligten<br />
Banken bei der Beurteilung der Risiken unter<br />
Einbezug aller Projektsponsoren. Die Credit<br />
Suisse nimmt als einzige europäische Bank<br />
an dieser Initiative teil.<br />
Zeichnen sich noch weitere freiwillige<br />
Vereinbarungen ab?<br />
Zurzeit werden diverse zusätzliche Massnahmen<br />
geprüft. Ihre Umsetzung könnte erheb<br />
liche Auswirkungen auf die Verpflichtung<br />
der Banken haben, die Effizienz ihrer<br />
eigenen Aktivitäten zu erhöhen.<br />
Solche freiwilligen Vereinbarungen<br />
sind schön und gut, aber werden sie<br />
auch eingehalten?<br />
Die Reputation ist für Finanzinstitute von<br />
grosser Bedeutung. Wenn sie schon derartige<br />
Verpflichtungen vereinbaren, so gehe<br />
ich davon aus, dass sie diese auch einhalten,<br />
auch wenn sie nicht rechtlich bindend<br />
sind. Die Finanzinstitute müssen erkennen,<br />
dass sie wirksame und positive Kräfte des<br />
Wandels sein können und in der Lage sind,<br />
einen messbaren Beitrag zur Gesundheit<br />
des Planeten und seines Klimas zu leisten<br />
und zugleich finanziell erfolgreich zu sein.<br />
Erste Indizien weisen darauf hin, dass sie<br />
diese Chance wahrnehmen. <<br />
Foto: Eva-Maria Züllig<br />
Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>
Gesellschaft Klimainitiativen 67<br />
Die Credit Suisse<br />
sorgt sich<br />
um das Klima<br />
Die Credit Suisse erkannte früh die<br />
Bedeutung des Klimawandels. 2007<br />
rief die Bank die Initiative «Credit<br />
Suisse Cares for Climate» ins Leben.<br />
Ihr Ziel ist es, bis 2009 weltweit<br />
treibhausgas neutral zu arbeiten.<br />
«Die Industrie hat in den letzten Jahren einschneidende Massnahmen getroffen,<br />
um die CO 2 -Emissionen in Verbindung mit ihren Standorten und ihren Geschäftstätigkeiten<br />
zu verringern», sagt John Tobin, Leiter Public Policy Sustainability Affairs bei der<br />
Credit Suisse. «Diverse zusätzliche Massnahmen werden von der Industrie zurzeit geprüft.»<br />
Die Frage lautet nicht, ob oder warum der<br />
Klimawandel bekämpft werden soll, sondern<br />
wie. Bei der Lösung dieses Problems spielen<br />
auch die Unternehmen eine entscheidende<br />
Rolle. Deshalb unterstützt die Credit Suisse auf<br />
verschiedenen Ebenen zahlreiche Klimainitiativen<br />
und Klimaprojekte. 2006 gelang es der<br />
Credit Suisse als erstem Grossunternehmen,<br />
den gesamten Geschäftsbetrieb in der Schweiz<br />
treibhausgasneutral zu gestalten. Weltweit soll<br />
dieses Ziel 2009 erreicht werden. Dank der<br />
Verpflichtung, treibhausgasneutral zu arbeiten<br />
und Massnahmen zur Erhöhung der Energieeffizienz<br />
zu ergreifen, konnte die Bank ihre weltweiten<br />
Emissionen um rund 20 Prozent senken.<br />
Wird die Bank weltweit treibhausgasneutral,<br />
dann könnten jährlich rund 287 000 Tonnen<br />
CO 2 eingespart oder kompensiert werden.<br />
Die Credit Suisse reduziert die CO 2 -Emissionen<br />
im Zusammenhang mit ihrer Geschäftstätigkeit,<br />
indem sie etwa bei der Vergabe von<br />
neuen Energieverträgen darauf achtet, dass<br />
erneuerbare Energiequellen wie die Windkraft<br />
genutzt werden. Es genügt jedoch nicht, einzelne<br />
Energieformen zu ersetzen. Beim Neubau<br />
und bei der Renovierung von Bürogebäuden in<br />
der Schweiz hält sich die Credit Suisse an die<br />
Minergie-Standards mit geringerem Energieverbrauch.<br />
Im IT-Bereich konnten zwölf Prozent<br />
aller Server der Bank dank technischer Optimierung<br />
vom Netz genommen werden. Aber nicht<br />
alle CO 2 -Emissionen lassen sich durch eine<br />
bessere Energienutzung oder den Einsatz von<br />
grünem Strom neutralisieren. Der verbleibende<br />
Teil muss durch den Handel mit Emissionszertifikaten<br />
kompensiert werden.<br />
Nicht nur auf betrieblicher Ebene werden<br />
Massnahmen ergriffen. Eine Sensibilisierungskampagne<br />
soll die Mitarbeitenden darüber informieren,<br />
wie jeder Einzelne im Büro und zu<br />
Hause zur Verringerung unseres gemeinsamen<br />
CO 2 -Fussabdrucks beitragen kann. Durch die<br />
Unterstützung von industrieweiten Initiativen<br />
beteiligt sich die Credit Suisse zudem aktiv an<br />
der weltweiten Klimadebatte. de<br />
Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>
68<br />
Gesellschaft Meldungen<br />
Kurze Meldungen<br />
New York – ein Paradies für Velofahrer<br />
Wie kann man in New York die Schadstoffbe<br />
lastung vermindern? Indem man möglichst<br />
viele der acht Millionen Einwohner animiert,<br />
das Fahrrad zu benützen. «Wir wollen<br />
die Zahl der Velopendler verdoppeln», erklärt<br />
Janette Sadik-Khan, New York City<br />
Commis sioner des Department of Transportation.<br />
«Mit Velowegen und Abstellanlagen hält das Fahrrad<br />
Einzug in die städtische Infrastruktur.» Paul Steely White, Executive<br />
Director von Transportation Alternatives, unterstreicht die Rolle<br />
der Firmen bei der Förderung des Velos: «Arbeitgeber haben es<br />
in der Hand, New York City zu einem Paradies für Velofahrer zu<br />
machen.»<br />
Die Zitate stammen von der Verleihung des Preises «Best Company<br />
that Encourages Employees to Bike to Work» an die Credit<br />
Suisse, die im Juli stattfand. So sind die Bürogebäude der Credit<br />
Suisse in Manhattan für Radfahrer leicht zugänglich. Die Credit<br />
Suisse stellt nun ihren sportlichen Mitarbeitenden geschlossene<br />
Abstellplätze zur Verfügung, zu denen nur registrierte Personen<br />
Zutritt haben. Darüber hinaus können die Mitarbeitenden Duschen<br />
und Garderobenschränke in einem Fitnessklub zu Spezialkonditionen<br />
benutzen. In der Schweiz beteiligte sich die Credit Suisse<br />
an der Aktion «bike to work» (siehe Bulletin 3/20<strong>08</strong>). Nicht weniger<br />
als 950 Mitarbeitende machten mit. Zusammen legten sie an über<br />
12 000 Arbeitstagen rund 145 000 Kilometer Arbeitsweg auf umweltschonende<br />
Art und Weise zurück. Rechnet man die übrigen<br />
872 beteiligten Unternehmen hinzu, konnten in diesem Monat<br />
1291 Tonnen CO 2 eingespart werden. schi<br />
Airtricity-Transaktion ausgezeichnet<br />
Der Verkauf der irischen Windparkbetreiber-Gesellschaft Airtricity<br />
wurde vom Magazin «Environmental Finance» als «Renewable Energy<br />
Transaction of the Year » ausgezeichnet. Die Credit Suisse war<br />
als Beraterin von Airtricity tätig und führte das Unternehmen durch<br />
den zweiteiligen Prozess für den Verkauf an E.ON und Scottish &<br />
Southern Energy. Es handelte sich dabei um die bisher grösste<br />
M & A -Transaktion im Windkraftsektor. de<br />
Credit Suisse Award for Best Teaching<br />
2006 lancierte die Jubiläumsstiftung – in direkter Zusammenarbeit<br />
mit den Universitäten, technischen Hochschulen und Fachhochschulen<br />
– den Credit Suisse Award for Best Teaching. Mit dem<br />
grosszügig dotierten Preis möchte die Credit Suisse die Qualität<br />
der Ausbildung auf der Tertiärstufe fördern und den Wissens- und<br />
Forschungsplatz Schweiz stärken. Dieses Jahr wurde der Award<br />
for Best Teaching bereits an Prof. Filippo Carlo Wezel (Universität<br />
Tessin), Dr. Marc-Joachim Wasmer (Universität Zürich) und an Prof.<br />
Dr. phil. Rolf Peter Sieferle (Universität St. Gallen) verliehen. Mit dem<br />
Preis werden Dozenten und Dozentinnen gewürdigt, die die Ausbildung<br />
der Studierenden in besonderer Weise fördern und unterstützen.<br />
Das Auswahlverfahren und die Nomination liegen allein in<br />
der Verantwortung der Hochschulen. mar<br />
Mikrokredite in Vietnam<br />
Das Projekt «Investment in Education» der<br />
Stiftung Dariu kann einen entscheidenden<br />
Beitrag zur Überwindung der weltweiten Armut<br />
leisten und ist deshalb von der gemeinnützigen<br />
Stiftung Accentus mit bislang über<br />
150 000 US-Dollar unterstützt worden. Da in<br />
ländlichen Gebieten Vietnams das Schulwesen<br />
wenig entwickelt und die Armut weit verbreitet ist, unterstützen<br />
viele Kinder aus bedürftigen Familien ihre Eltern bei der Existenzsicherung,<br />
anstatt zur Schule zu gehen. Hier setzt das Projekt Dariu<br />
an: Vietnamesinnen erhalten nur dann einen Mikrofinanzbeitrag für<br />
den Betrieb eines Kleingewerbes, wenn sie nachweisen können,<br />
dass ihre Kinder die Schule besuchen. Damit dies nicht zu einer<br />
untragbaren Zusatzbelastung für die Familie wird, profitiert das<br />
Kind von einem Stipendium in Form von Schulmaterial, Schuluniform,<br />
Fahrrad, Nahrungsmitteln und – falls nötig – einer Brille. Auch<br />
umgekehrt gilt: Ein Stipendium erhält nur, wer sich gleichzeitig am<br />
Mikrofinanzprogramm beteiligt. Der bisherige Erfolg des Projekts<br />
ist phänomenal. Nahmen 2007 rund 2000 Familien an diesem<br />
Projekt teil, so sollen es nächstes Jahr bereits 10 000 sein. Die<br />
Rückzahlquote beträgt eindrückliche 99 Prozent. schi<br />
Neues Zuhause für Paviane<br />
Ende Oktober erhalten einige Bewohner des<br />
Zoos Zürich ein neues Zuhause. Die Dscheladas<br />
(Blutbrustpaviane), die nubischen<br />
Steinböcke, die Blauflügelgänse und die<br />
Klippschliefer werden sich in der Anlage<br />
«Afrikanisches Gebirge» sicherlich sehr wohl<br />
fühlen. Auch der Zolli Basel hat Grosses vor:<br />
Das Projekt «Erlebniswelt der Menschenaffen» tritt im Frühjahr 2009<br />
in die entscheidende Phase. Beide Zooprojekte werden grosszügig<br />
durch den Jubiläumsfonds der Credit Suisse unterstützt. mar<br />
Gold und Silber für die Credit Suisse<br />
Die unternehmerische Verantwortung gegenüber der Gesellschaft<br />
und der Umwelt ist auch ein wichtiger Faktor für den wirtschaftlichen<br />
Erfolg. Deshalb vertritt die Credit Suisse in ihrer Geschäftstätigkeit<br />
eine Politik der umsichtigen Risikobewertung, der Verantwortlichkeit<br />
und der Nachhaltigkeit. Im neuen Corporate<br />
Citi zenship Report hat die Credit Suisse der interessierten Öffentlichkeit<br />
und auch sich selbst darüber Rechenschaft abgelegt. Dieser<br />
Bericht hat nun bei der renommierten MerComm Annual Report<br />
Competition in New York die Goldmedaille in der Kategorie «Social<br />
and Public Responsibility Reports: Banks» erhalten. Beim gleichen<br />
Wettbewerb wurde der Credit Suisse eine Silbermedaille zugesprochen<br />
für ihren Jahresbericht, welcher in kurzer und illustrativer<br />
Weise die wichtigsten Themen und Ereignisse des Geschäftsjahres<br />
2007 zusammenfasst. Auszeichnungen, die Verpflichtung und Motivation<br />
sind, den eingeschlagenen Weg konsequent weiterzugehen.<br />
Beide Berichte können auf www.credit-suisse.com oder mit dem<br />
Bulletin-Talon bestellt werden. schi<br />
Fotos: Pierre Desrosiers, Bruno Morandi, Paul Souders, Getty Images<br />
Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>
Die «Vorstehende»<br />
zur Kenntnis nehmen<br />
Prostatakrebs ist bei Männern fast ebenso häufig<br />
wie Brustkrebs bei Frauen. Deshalb unterstützt der<br />
Versicherungsservice der Credit Suisse Group<br />
(Schweiz) die Informationskampagne der Stiftung<br />
Prostatakrebs forschung.<br />
Weinklimaschränke<br />
Text: Andreas Schiendorfer<br />
Die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden liegt der<br />
Credit Suisse am Herzen. Deshalb fördert<br />
sie die Aktion «bike to work» (siehe Bulletin<br />
3/20<strong>08</strong>), und deshalb unterstützt man auch<br />
die Aktivitäten der Stiftung Prostatakrebsforschung,<br />
von der natürlich eine möglichst<br />
breite Öffentlichkeit profitieren soll.<br />
Die erste anatomische Beschreibung der<br />
Prostata erfolgte bereits 300 vor Christus<br />
durch Herophilos von Chalkedon, der dieser<br />
an die Harnblase angrenzenden Drüse ihren<br />
Namen gab, welche übersetzt «die Vorstehende»<br />
bedeutet. Unpassend dazu wird aber<br />
das Thema Prostatakrebs eher nach innen<br />
gekehrt und tabuisiert. «Jeden Tag erfahren<br />
Jeden Tag erfahren im Durchschnitt<br />
15 Männer in der<br />
Schweiz, dass sie an Prostatakrebs<br />
erkrankt sind.<br />
allein in der Schweiz durchschnittlich 15 Männer,<br />
dass sie an Prostatakrebs erkrankt sind»,<br />
erklärt Urs Bracher, Geschäftsführer der<br />
Pensionskasse der Credit Suisse Group<br />
(Schweiz), dem der Versicherungsservice<br />
angegliedert ist. «Fast ein Drittel aller Krebskrankheiten<br />
der Männer betreffen die Prostata.<br />
Es sind mehr als doppelt so viele Fälle<br />
wie beim Lungenkrebs, von denen allerdings<br />
weitaus mehr tödlich verlaufen.»<br />
Das bösartige Prostatakarzinom entwickelt<br />
sich in vier Schritten, wobei es in den<br />
beiden ersten Phasen relativ einfach und<br />
erfolgreich bekämpft werden kann. «Das<br />
Problem ist, dass die Patienten ihre Er krankung<br />
zu spät erkennen, weil Prostatakrebs<br />
im Frühstadium keine Beschwerden verursacht<br />
», führt Professor Franz Recker, Präsident<br />
der Stiftung Prostatakrebsforschung,<br />
aus. «Deshalb sind Vorsorgeuntersuchungen<br />
in Form eines einfachen Bluttests von le benserhaltender<br />
Bedeutung. Ideal wäre eine<br />
jährliche Untersuchung, beginnend ab dem<br />
50. Altersjahr. In Tat und Wahrheit sind es<br />
leider wesentlich weniger. Mehr als die Hälfte<br />
der über 45-jährigen Schweizer Männer hat<br />
noch gar nie eine Untersuchung vorgenommen.<br />
Ausserdem ist es wesentlich zu wissen,<br />
dass nicht jeder früh entdeckte Tumor<br />
behandlungswürdig ist, dass aber der behandlungswürdige<br />
frühzeitig erkannt werden<br />
muss.»<br />
Verschiedene Faktoren erhöhen die<br />
Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung an<br />
Prostatakrebs. Gegen den Risikofaktor Alter<br />
ist man natürlich genauso machtlos wie bei<br />
einer genetischen Veranlagung. Dennoch<br />
bleiben genug Möglichkeiten, um das Risiko<br />
zu reduzieren. «Mit Sport, gesunder Ernährung<br />
und Nikotinstopp kann jeder Mann dazu<br />
beitragen, länger gesund zu bleiben und<br />
Prostatabeschwerden zu vermindern», betont<br />
Urs Bracher. Und Franz Recker ergänzt,<br />
dass mediterrane und asiatische Kost beim<br />
Vorbeugen besonders hilfreich sind. Da es<br />
im Süden deutlich weniger Prostatakrebsfälle<br />
gibt, geht man davon aus, dass die<br />
Sonne – die Bildung von Vitamin D – ebenfalls<br />
einen positiven Effekt hat.<br />
Am 8. November 20<strong>08</strong> findet im Hotel<br />
The Dolder Grand in Zürich ein Charity Ball<br />
zugunsten der Stiftung Prostatakrebsforschung<br />
statt, am 18. November wird im<br />
Zürcher Kongresshaus ein von Kurt Aeschbacher<br />
moderierter Publikumsanlass mit<br />
verschiedenen Fachexperten durchgeführt.<br />
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Roger Moore und Robert de Niro gemeinsam<br />
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alle drei den Prostatakrebs erfolgreich bekämpft.<br />
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Leader Mary Ellen Iskenderian<br />
71<br />
«Wir wollen zum wichtigsten Sprachrohr<br />
der Frauen in der Mikrofinanz werden»<br />
Interview: Michèle Bodmer<br />
Als Präsidentin und CEO von Women’s World Banking (WWB),<br />
dem weltweit grössten Netzwerk von Mikrofinanz-Instituten und<br />
Banken, erlebt Mary Ellen Iskenderian immer wieder, wie die<br />
Träume von mittellosen Kleinstunternehmern – hauptsächlich<br />
Frauen – Wirklichkeit werden können.<br />
Foto: John Abbott<br />
Bulletin: Was waren Ihre Beweggründe,<br />
sich bei Women’s World Banking zu<br />
engagieren?<br />
Mary Ellen Iskenderian: Ich begegnete der<br />
Mikrofinanz zum ersten Mal in Osteuropa.<br />
Dort wurde mir eindrücklich aufgezeigt, wie<br />
kleine Kapitalbeträge den Unternehmergeist<br />
einer Person beflügeln und in der Familie<br />
wie auch in der Gemeinde grosse Wirkung<br />
erzielen können. Das Potenzial der Mikrofinanz,<br />
Leuten Zugang zu Finanzmitteln zu<br />
verschaffen, die keine formelle Verbindung<br />
zum Bankensektor unterhalten, hat mich<br />
überzeugt. Für mich persönlich war die Stelle<br />
bei WWB zudem die Chance, eine echte<br />
Führungsrolle zu übernehmen. Ich freute<br />
mich auf die Herausforderung, die Leitung<br />
dieser globalen Organisation zu übernehmen,<br />
die in einer sehr dynamischen Industrie<br />
am Scheideweg stand.<br />
Und wie wichtig war und ist Ihnen<br />
der Aspekt der Frauenförderung?<br />
Ich habe an der Wall Street und bei der Weltbank<br />
gearbeitet, wo auf Führungsebene<br />
Männer dominieren. Eine Organisation zu<br />
deren Mission unter anderem darin besteht,<br />
die Führungsrolle von Frauen im Finanzsektor<br />
zu fördern, bedeutet mir sehr viel.<br />
Was waren die bedeutendsten<br />
Veränderungen bei WWB, seit Sie 2006<br />
dort anfingen?<br />
Die Stärke von WWB liegt in der Effizienz<br />
unseres Netzwerks. Deshalb haben wir in<br />
den letzten Jahren mit vereinten Kräften<br />
versucht, starke Mikrofinanz-Institute aufzubauen.<br />
WWB führte als eines der ersten<br />
Mikrofinanz-Netzwerke Standards für das<br />
Finanz- und Betriebsergebnis ein. Der<br />
Schritt wurde von unseren Mitgliedern unterstützt<br />
– sogar von jenen, welche die Standards<br />
nicht einhalten konnten. Ihnen war<br />
bewusst, dass die Verbesserung der institutionellen<br />
Kapazitäten ihre Organisationen,<br />
das WWB-Netzwerk und die Mikrofinanz-<br />
Industrie insgesamt stärken würde.<br />
Und hat die Einführung dieser Standards<br />
den gewünschten Erfolg gebracht?<br />
Zunächst einmal hatte diese Forderung zur<br />
Folge, dass mehrere Mitglieder unser Netzwerk<br />
verliessen, weil sie die Auflagen nicht<br />
sind inzwischen wieder beigetreten und befinden<br />
sich in einer stärkeren Position als<br />
zuvor. Heute rangieren die MFI, also Mikrofinanz-Institute,<br />
des WWB-Netzwerks regelmässig<br />
unter den besten drei Mikrofinanz-<br />
Instituten ihres jeweiligen Landes, und 2007<br />
landeten zehn Mitglieder unseres Netzwerks<br />
auf der «Forbes-Liste» der besten 50 MFI<br />
der Welt. Aber während die institutionelle<br />
Kapazität verbessert wurde, verlor die Fokussierung<br />
auf die Frauen immer mehr an Bedeutung.<br />
Nachdem ich die Stelle bei WWB<br />
angetreten hatte, entwickelte ich deshalb<br />
einen strategischen Dreijahresplan – wir arbeiten<br />
heute in Blöcken von drei Jahren –,<br />
in dem die Fokussierung auf die Frauen<br />
wieder als Kernaufgabe definiert wurde.<br />
Welche Massnahmen ergreift WWB<br />
konkret, um sicherzustellen, dass<br />
die Frauen weiterhin von Mikrofinanzierungen<br />
profitieren?<br />
Bei unserer Strategie geht es im Wesentlichen<br />
darum, das Gleichgewicht der so<br />
genannten Double Bottom Line von sozialer<br />
Verantwortung und Profitabilität aufrecht-<br />
führen, die überwiegend weiblich ist und erfüllen konnten. Aber einige dieser Institute zuerhalten und dafür zu sorgen, dass<br />
><br />
Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>
72 Leader Mary Ellen Iskenderian<br />
Mary Ellen Iskenderian ist Präsidentin<br />
und CEO von Women’s World Banking<br />
( WWB), einem Netzwerk von<br />
Mikrofinanz-Instituten und Banken.<br />
Sie leitet das globale WWB-Team<br />
in New York bei der praktischen, tech -<br />
nischen und strategischen Unterstützung<br />
von mehr als 50 Mikrofinanz-<br />
Instituten und Banken in 30 Ländern<br />
Afrikas, Asiens, Osteuropas, Lateinamerikas<br />
und des Mittleren Ostens.<br />
Iskenderian, die 2006 zu WWB stiess,<br />
verfügt über mehr als 20 Jahre<br />
Er fahrung im Aufbau von globalen<br />
Finanzsystemen in Entwicklungsländern.<br />
Vor ihrer Tätigkeit bei WWB<br />
arbeitete Iskenderian 17 Jahre im<br />
Management der International Finance<br />
Corporation, dem für den Privatsektor<br />
zuständigen Arm der Weltbank,<br />
wo sie verschiedene Führungs positionen<br />
bekleidete. Davor war sie für<br />
die Investmentbank Lehman Brothers<br />
tätig. Sie besitzt einen MBA der<br />
Yale School of Organization and<br />
Management und einen Bachelor of<br />
Science in International Economics<br />
der Georgetown University School<br />
of Foreign Service.<br />
Frauenanliegen weiterhin im Zentrum unserer<br />
Mission stehen – und natürlich der<br />
Mitglieder unseres Netzwerks und der gesamten<br />
Mikrofinanz-Welt. Wir haben ein<br />
«Women in Leadership»-Programm lanciert,<br />
um die Vertretung von Frauen auf allen Ebenen<br />
der Industrie zu erhöhen. Ausserdem<br />
haben wir vor Kurzem einen Zuschuss der<br />
Nike Foundation erhalten, um Sparprodukte<br />
und Spardienstleistungen für junge Frauen<br />
und Mädchen zu entwickeln, die in der Mikrofinanz-Industrie<br />
untervertreten sind.<br />
WWB setzte sich schon früh für<br />
den Eintritt von Geschäftsbanken in den<br />
Mikrofinanz-Sektor ein. Weshalb?<br />
Bereits meine Vorgängerin Nancy Berry erkannte,<br />
dass der Eintritt von Banken in den<br />
Mikrofinanz-Sektor wichtig ist. Die Banken<br />
müssen eingebunden werden, damit sie sich<br />
auf diesem neuen Gebiet verantwortungsvoll<br />
engagieren.<br />
Welche anderen Vorteile bringt diese<br />
Kommerzialisierung?<br />
Dadurch strömte viel kommerzielles Kapital<br />
in den Sektor. 2005 finanzierten erstmals<br />
mehr als die Hälfte aller weltweiten Mikrofinanz-Institute<br />
über 50 Prozent ihres Geschäfts<br />
aus kommerziellen Quellen. Und<br />
seither ist dieser Anteil stark angewachsen.<br />
Die Spendenfinanzierung gehört also der<br />
Vergangenheit an, was sich im Übrigen positiv<br />
auf die Transparenz auswirkt.<br />
Die Berichterstattung derjenigen Mitglieder<br />
unseres Netzwerks, die sich stärker<br />
über kommerzielles Kapital als über Spendenkapital<br />
finanzieren, ist zweifellos besser,<br />
übersichtlicher, prägnanter und zeitnäher als<br />
jene von Instituten, die nach wie vor auf<br />
Spendenkapital angewiesen sind. Wir haben<br />
aktiv versucht, eine grössere Zahl unserer<br />
Institute dazu zu bewegen, in den Kapitalmarkt<br />
einzutreten und bei Geschäftsbanken<br />
Kredite aufzunehmen. Angesichts der<br />
Wachs tumsraten im Mikrofinanz-Sektor sind<br />
sie gezwungen, ein möglichst breites Spektrum<br />
an Quellen zu nutzen.<br />
Hat diese Kommerzialisierung nicht<br />
auch Nachteile?<br />
Kommerzialisierung und kommerzielles Kapital<br />
sind in der Praxis kein Problem. Zudem<br />
geht aus der Statistik eindeutig hervor, dass<br />
die Wachstumsraten nach der Umwandlung<br />
in regulierte Finanzinstitute emporschnellen.<br />
Das kommt weiblichen und männlichen<br />
Kunden zugute. Und trotzdem besteht die<br />
Gefahr, dass die Fokussierung auf Frauen<br />
verloren geht. Laut einer Studie, die wir<br />
im vergangenen Jahr durchgeführt haben,<br />
steigt zwar mit der zunehmenden Formalisierung<br />
der Mikrofinanz-Institute auch die<br />
Zahl der Frauen, doch nicht im gleichen Mass<br />
wie die der Männer. Mit anderen Worten: Der<br />
Anteil der Frauen nimmt ab. Uns ist es ein<br />
grosses Anliegen, dass die Institute und die<br />
Mikrofinanz-Industrie als Ganzes die Fokussierung<br />
auf die Frauen beibehalten. Ein weiteres<br />
Problem entsteht dann, wenn sich die<br />
Institute auch künftig auf Kredite konzentrieren.<br />
Die Industrie hat ihre Anfänge im Mikrokreditbereich,<br />
wo die wirkliche Innovation<br />
stattfand – die Vergabe von kleinen Darlehen<br />
ohne Sicherheit. Doch wenn diese Organisationen<br />
weiterhin kreditorientiert arbeiten,<br />
dürfte dies zur Vergabe grösserer<br />
Kredite an etablierte Unternehmen und damit<br />
zu einer Verschiebung weg von den<br />
ärmsten Kunden führen. Und das würde wiederum<br />
eine Verschiebung weg von weiblichen<br />
Kunden bedeuten, da diese unter den<br />
Ärmsten überproportional vertreten sind.<br />
Und was unternehmen Sie, um diesem<br />
Trend entgegenzuwirken?<br />
Wir empfehlen den Mitgliedern unseres<br />
Netzwerks, ihr Produktsortiment zu verbreitern,<br />
aber auch weiterhin Kleinkredite anzubieten.<br />
Für gewisse Kunden sind beispielsweise<br />
Wohnbaudarlehen sehr attraktiv, weil<br />
sie dem Kleinkreditnehmer zu beträchtlichen<br />
Miet- und Geschäftseinnahmen verhelfen<br />
können. Sparkonten bilden eine weitere sehr<br />
interessante Produktkategorie, insbesondere<br />
für Frauen. Diese sparen im Allgemeinen<br />
für ein bestimmtes Ziel, beispielsweise für<br />
die Aus- und Weiterbildung. In diesem Jahr<br />
führt WWB ausserdem ein Pilotprojekt im<br />
Bereich Mikrokrankenversicherung durch,<br />
das speziell auf Entbindungen ausgerichtet<br />
ist – hier besteht in unserer Zielbevölkerung<br />
ein enormer Bedarf.<br />
Warum ist es so wichtig, den<br />
Frauen und nicht den Männern die<br />
Darlehen zu geben?<br />
Wenn Sie einer Frau Geld leihen, hat das<br />
einen viel grösseren Einfluss auf das Wohl<br />
der Familie. Überall auf der Welt investieren<br />
Frauen die Gewinne aus ihren Kleinstunternehmen<br />
eher in die Ausbildung ihrer Kinder<br />
oder in die Verbesserung ihrer Behausungen,<br />
während Männer laut Statistik mehr Geld für<br />
Konsumgüter ausgeben. Frauen verzichten<br />
auch eher auf ein vertikales Wachstum ihres<br />
Unternehmens, das mit längeren Abwesenheiten<br />
von zuhause oder mit der Expansion<br />
in weiter entfernte Märkte verbunden wäre.<br />
Dann ist es auf der anderen Seite<br />
also ein Nachteil, dass die meisten von<br />
Foto: John Abbott<br />
Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>
Leader Mary Ellen Iskenderian<br />
73<br />
Frauen gegründeten Unternehmen nur<br />
in ihrem Bereich wachsen wollen?<br />
WWB hat sich eingehend mit der Frage beschäftigt,<br />
wie und warum sich Frauenunternehmen<br />
von Männerunternehmen unterscheiden.<br />
Horizontales Wachstum ist kein<br />
Nachteil per se, wenn es die Lebensgrundlagen<br />
und die Alterssicherung verbessert<br />
und zusätzliche Chancen für die nächste<br />
Generation schafft. Dazu braucht es jedoch<br />
Kenntnis der Finanzprodukte, die sich am<br />
besten für horizontales Wachstum eignen,<br />
sowie Klarheit über die Frage, welchen Beitrag<br />
diese Heimbetriebe im informellen Sektor<br />
zur wirtschaftlichen Entwicklung einer<br />
Gemeinde oder eines Landes leisten.<br />
Was unternimmt WWB zum Thema<br />
horizontales Wachstum?<br />
Uns ist bewusst, dass die Haushaltspflichten<br />
einer Frau, darunter die Kinderbetreuung,<br />
nicht einfach wegfallen, wenn die Frau ein<br />
Darlehen zur Gründung eines Kleinunternehmens<br />
erhält. Wir informieren unsere<br />
Mitglieder über innovative Ideen, die es<br />
Frauen ermöglichen, ihr Unternehmen in der<br />
Nähe ihres Haushalts zu führen, damit sie<br />
sich weiterhin um die übrigen Lebensbereiche<br />
kümmern können. Daneben werden<br />
aber auch infrastrukturelle und institutionelle<br />
Fragen angesprochen. Zum Beispiel:<br />
Wie können Frauen besseren Zugang zu den<br />
Märkten erlangen? Wie können wir andere<br />
Hindernisse aus dem Weg räumen, die den<br />
Ausbau ihres Unternehmens erschweren?<br />
Wie sieht die Zukunft von WWB aus?<br />
Der Mikrofinanz-Sektor entwickelt sich zurzeit<br />
äusserst dynamisch und birgt daher sowohl<br />
Herausforderungen als auch Chancen.<br />
Ich glaube, dass WWB gut positioniert ist,<br />
um auf diesem Gebiet weiterhin eine Vorreiterrolle<br />
zu spielen. Wir wollen zum wichtigsten<br />
Sprachrohr der Frauen in der Mikrofinanz<br />
werden und mit diesem Ziel vor Augen<br />
helfen, die Reichweite unserer Mitgliederinstitutionen<br />
zu vergrössern und ihre Wirkung<br />
auf arme Frauen zu vertiefen.<br />
Angesichts der zunehmenden Aufmerksamkeit<br />
und des Kapitals, das in den Mikrofinanz-Sektor<br />
fliesst, können wir nach unserem<br />
Dafürhalten rund eine Milliarde Menschen<br />
erreichen, die bis heute keinen Zugang<br />
zu den elementarsten Finanzdienstleistungen<br />
haben. Das bedingt, dass wir alle – Geschäftsbanken,<br />
Non-Profit-Organisationen,<br />
interessierte Privatpersonen – zusammenarbeiten.<br />
Aber ich bin überzeugt, dass wir<br />
dieses Ziel im Laufe unseres Lebens erreichen<br />
können. <<br />
Den Armutskreislauf durchbrechen<br />
Das Netzwerk von Women’s World Banking hat weltweit 21 Millionen<br />
einkommensschwachen Menschen neue Lebenschancen eröffnet.<br />
Vor 33 Jahren diskutierten zehn Experten<br />
an der ersten UN-Weltfrauenkonferenz über<br />
verschiedene Möglichkeiten, wie Frauen bei<br />
der Überwindung von Armut geholfen werden<br />
könnte. Die Idee war, einkommensschwachen<br />
Unternehmerinnen Kleinkredite<br />
und andere Finanzdienstleistungen anzubieten<br />
und so die weltweite Armut zu bekämpfen.<br />
Ein Jahr danach wurde Women’s World<br />
Banking (WWB) gegründet. Die Geschäftsleitung<br />
bestand ausschliesslich aus Frauen,<br />
darunter Ela Bhatt, Gründerin und Präsidentin<br />
der indischen Self Employed Women’s<br />
Association.<br />
WWB ist inzwischen zu einem weltweiten<br />
Netzwerk von über 50 Mikrofinanz-Instituten<br />
(MFI) und Banken gewachsen, die<br />
21 Millionen einkommensschwachen Menschen<br />
in 30 Ländern Kredite und andere<br />
Finanzdienstleistungen anbieten.<br />
Darüber hinaus engagiert sich WWB zusammen<br />
mit 24 Geschäftsbanken und anderen<br />
Finanzinstituten im Global Network<br />
for Banking Innovation (GNBI). Die Mitglieder<br />
des GNBI tauschen Erfolgsstrategien<br />
(Best Practices), Innovationen und<br />
Wissen zur Mikrofinanz untereinander und<br />
mit der weiteren Bankindustrie aus. Verschiedene<br />
dieser Partner helfen WWB über<br />
die traditionelle Kreditvergabe hinaus, Spar-,<br />
Investitions- und Versicherungsprodukte<br />
sowie weitere Finanzdienstleistungen zu<br />
entwickeln.<br />
Vom Sitz in New York aus bietet das<br />
globale WWB-Team zudem Beratungsleistungen<br />
für kleine Basisorganisationen und<br />
Frauengruppen auf der ganzen Welt und hilft<br />
diesen, sich zu eigenständigen Finanzunternehmen<br />
zu entwickeln.<br />
WWB gehört zu den Wegbereitern der<br />
Leistungsmessung in der Mikrofinanz-Industrie<br />
und schreibt den Organisationen ihres<br />
Netzwerks hohe Leistungsstandards vor.<br />
Gut 70 Prozent der Mitglieder rangieren in<br />
ihren jeweiligen Ländern unter den besten<br />
drei MFI, und über 75 Prozent der Kunden<br />
sind Frauen. Zurzeit vergrössern die WWB-<br />
Mitgliedsgesellschaften ihre Finanzressourcen<br />
und damit auch die Kundenbasis um<br />
jährlich 30 Prozent und weisen ein Darlehensportfolio<br />
von über 1,4 Milliarden US-<br />
Dollar auf.<br />
Grundsätzlich bietet WWB ihre Finanzdienstleistungen<br />
auch Männern an, doch geniesst<br />
der Zugang von Frauen zu Mikrofinanz-<br />
Dienstleistungen nach wie vor oberste<br />
Priorität.<br />
Obwohl Mary Ellen Iskenderian, CEO von<br />
WWB, die Mikrofinanz nicht romantisieren<br />
will, hinterliess die Geschichte einer Frau,<br />
die sie auf ihrer ersten Reise als WWB-<br />
Chefin Ende 2006 traf, einen bleibenden<br />
Eindruck. Bei einem Besuch des Kenya<br />
Women’s Finance Trust, einer der ältesten<br />
WWB-Partnerorganisationen in Afrika,<br />
lernte sie Joyce Wafukho kennen. Wafukho<br />
hatte ihre gesamten Ersparnisse sowie Darlehen<br />
von Familienmitgliedern investiert,<br />
um in ihrem abgelegenen Dorf eine kleine<br />
Eisenwarenhandlung zu eröffnen. Sie wollte<br />
ihr Warenangebot vergrössern, bekam aber<br />
von der Bank kein Darlehen. Schliesslich<br />
fand sie den Kenya Women’s Finance Trust,<br />
erhielt einen 70-Dollar-Kredit und erwarb<br />
gleichzeitig Grundkenntnisse in Buchhaltung<br />
und Finanzwesen.<br />
«Joyce hat sieben einjährige Darlehen<br />
aufgenommen und betreibt eine voll ausgestattete<br />
Eisenwarenhandlung sowie ein<br />
Holzgeschäft, über das sie Aufträge der<br />
Provinzregierung zur Einrichtung von Schulzimmern<br />
in der Region abwickelt», meint<br />
Iskenderian zu dieser Erfolgsgeschichte.<br />
Wafukhos Kleinunternehmen ist derart rasant<br />
gewachsen, dass sie heute 25 Leute<br />
beschäftigt, und ihr Mann hat seinen Job<br />
als Polizist aufgegeben, um ihr zur Seite zu<br />
stehen. Mit ihrem Gewinn hat sie ihren Kindern<br />
den Besuch der Primar- und Sekundarschule<br />
ermöglicht und ein neues Haus für<br />
die Familie gebaut.<br />
«Mir ist natürlich klar, dass nicht alle Mikrokreditnehmer<br />
eine solche Erfolgsgeschichte<br />
vorzuweisen haben», erklärt Iskenderian.<br />
«Dennoch besitzt die Mikrofinanz<br />
das Potenzial, Leben zu verändern, indem<br />
sie Menschen hilft, den Armutskreislauf zu<br />
durchbrechen.» mb<br />
Weitere Informationen über<br />
Women’s World Banking finden Sie<br />
unter www.swwb.org.<br />
Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>
74<br />
Auf einen Klick www.credit-suisse.com/infocus<br />
@propos<br />
Die schöne neue IT-Welt und ich<br />
Vor ein paar Tagen wurde ich gefragt, ob ich<br />
nicht auch für diese Kolumne im Bulletin<br />
schreiben wolle. Ich fühlte mich geehrt, zumal<br />
ich erst ein paar Monate zuvor meinen Einstand<br />
in dieser Redaktion gegeben hatte. Allerdings<br />
fragte ich mich gleichzeitig, ob ich die geeignete<br />
Person für eine Glosse zum World Wide<br />
Web sein könnte. Denn ich bin ein geouteter<br />
und relativ unheilbarer IT-Muffel.<br />
Also überlegte ich hin und her, was ich<br />
schreiben sollte. Ich fragte um Rat. Ich schrieb<br />
verschiedene Versionen, die ich alle wieder<br />
verwarf und niemandem zeigen wollte. Ich<br />
überlegte, welche originelle Internetseite ich<br />
kenne, die der Bulletin-Leser unbedingt besuchen<br />
sollte. Welchen verblüffend einfachen<br />
Trick ich kannte, um nie mehr Passwörter zu<br />
vergessen. Welches neuste und schönste<br />
Apple-Produkt ich zum Kauf empfehlen könnte.<br />
Aber ich fand nichts, worüber ich auch nur<br />
halbsweg überzeugend hätte schreiben können.<br />
Ich suchte also nach einer Story, die vor<br />
allem eins nicht verraten würde – wie beschränkt<br />
mein technisches Talent ist.<br />
Sicher könnte auch ich in meinem Alltag<br />
auf das Internet nicht mehr verzichten. Auch<br />
ich suche regelmässig alles Mögliche und Unmögliche<br />
in Suchmaschinen. Auch ich besitze<br />
einen privaten E-Mail-Account. Ausgedehnte<br />
Shoppingtouren im World Wide Web habe<br />
ich ebenfalls schon unternommen. Und sogar<br />
meine Rechnungen begleiche ich schon seit<br />
geraumer Zeit papierlos – Online Banking sei<br />
Dank. Und doch werde ich das Gefühl nicht<br />
los, dass zwischen mir und der Wunderwelt IT<br />
nach wie vor ein tiefer Graben aufreisst. Ein<br />
anja.papp@credit-suisse.com<br />
Graben, der wahrscheinlich bis auf weiteres<br />
schwer zu überqueren bleibt.<br />
Deshalb bewundere ich alle meine Freunde,<br />
die den Rest der Welt per Homepage zu allen<br />
Lebenslagen informieren. Ich lausche begeistert<br />
ihren Geschichten, ihren Abenteuern aus<br />
dem «Second Life». Immer haben sie zu allen<br />
Themen einen Ansprechpartner, wenn sie mit<br />
Facebook, MySpace und Smallworld in alle<br />
Himmelsrichtungen vernetzt sind. Und gut<br />
informiert sind sie obendrein, dank Blog, Podcast<br />
oder RSS-Service.<br />
Somit schlage ich bei solchen Gelegenheiten<br />
doch eine schmale Brücke zur Wunderwelt<br />
IT. Schon möglich, dass ich eines Tages<br />
dieses zarte Konstrukt über fremde Gewässer<br />
sogar weiter ausbauen werde. Doch momentan<br />
reicht mir meine Seite des Flusses.<br />
credit-suisse.com/infocus<br />
Online-Forum: Der Golfsport im Aufwind<br />
Volker Krajewski,<br />
Präsident der Swiss PGA,<br />
beantwortet Ihre Fragen<br />
zum Golfsport<br />
In der Schweiz wächst Golf von allen Sportarten am stärksten. Heute<br />
zählt unser Land 95 Golfclubs und rund 100 000 Spieler. Mehr als die<br />
Hälfte der Spieler sind aktive Mitglieder des Schweizerischen Golfverbandes<br />
(ASG). Im Europa-Ranking liegt die Schweiz auf Platz 15. Dem<br />
ASG sind neben den Mitgliederclubs zehn Vereine angeschlossen. Die<br />
Swiss PGA (Swiss Professional Golfers Association) ist einer davon.<br />
Seine Mitglieder sind die Golf-Professionals in der Schweiz. Mit ihrem<br />
Fachwissen und ihrer Erfahrung prägen die Mitglieder den Golfsport<br />
und helfen erfolgreich mit, den Sport immer weiter zu entwickeln und<br />
volksnah zu machen.<br />
Volker Krajewski, Head-Professional im Golfclub Schinznach-Bad,<br />
ist seit sechs Jahren Präsident der Swiss PGA. Er hat die Verbandsstatuten<br />
weitgehend erneuert – immer mit dem Ziel: «Making Golf a Better<br />
Game». Ein besseres Spiel heisst: solide Grundlagen in Technik, Etikette<br />
und Taktik, aber über allem sollen die Freude und der Spass stehen.<br />
Die Aus- und Weiterbildung liegt Krajewski daher sehr am Herzen.<br />
Er will, dass die Mitglieder den Golfsport leben und diesen Geist mit<br />
Freude weitergeben.<br />
Für alle Freunde des Golfsports – und auch für all diejenigen, die es<br />
noch werden möchten – organisiert die Credit Suisse auf ihrer Sponsoring-Website<br />
ein Online-Forum rund um den Sport mit dem kleinen<br />
weissen Ball. Haben Sie Fragen oder Anregungen zur grundsätzlichen<br />
Stossrichtung des Schweizer Golfsports? Tragen Sie sich möglicherweise<br />
selbst mit dem Gedanken, eine Karriere als Profigolfer einzuschlagen?<br />
Was denken Sie über Anzahl, Qualität und Lage der Schweizer<br />
Golfplätze? Was genau unternehmen die Verbände und Vereine in<br />
Sachen Nachwuchsförderung? Und wie gut steht die golfspielende<br />
Schweiz im Vergleich zum Ausland da? Solche und andere Fragen<br />
können Sie Volker Krajewski stellen. ath<br />
Ablauf: Das Forum startet am 6. Oktober und ist offen für Fragen bis<br />
17. Oktober. Die Fragen und Antworten werden rund zwei Wochen<br />
später im Internet aufgeschaltet. Gleichzeitig wird der Fragesteller<br />
direkt per E-Mail informiert, sobald seine Frage beantwortet wurde.<br />
Mehr Infos unter: www.credit-suisse.com/golf<br />
Fotos: Martin Stollenwerk | Swiss PGA<br />
Credit Suisse Bulletin 4/<strong>08</strong>
Drive a Formula 1<br />
Incentives (Full-Service-Anbieter)<br />
<br />
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<br />
<br />
<br />
Teambuilding<br />
Seminare / Ausbildung<br />
Gruppenerlebnisse<br />
Einzelbuchungen<br />
Gutscheine (mit Adrenalin-Box)<br />
AL-Promotion<br />
Motorsport & Events<br />
Affolternstrasse 130<br />
CH-8105 Regensdorf<br />
Telefon +41 (0)44 844 02 80<br />
info@al-promotion.com<br />
www.passion4speed.com
Mit Microfinance die Armut bekämpfen<br />
Spendenkonto<br />
80-29768-1<br />
Swisscontact fördert Kleinunternehmen in Entwicklungsländern. Oft ist diesen der Zugang zu sicheren<br />
Spar- und Kreditmöglichkeiten verwehrt. Das behindert die Entwicklung ihres Geschäftes. Unsere<br />
Projekte in Afrika, Asien und Lateinamerika unterstützen deshalb Mikrofinanz-Institutionen mit Ausbildung<br />
und Beratung. Kleinunternehmen können so von verbesserten Finanzdienstleistungen profitieren,<br />
welche auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten sind und Wachstum ermöglichen.<br />
Ihre Spende schafft Arbeit und Einkommen in Entwicklungsländern. Wir danken Ihnen dafür!<br />
www.swisscontact.org