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EWa 21-39

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4 Regional<br />

29. Oktober 20<strong>21</strong><br />

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... Nachricht, daß ich deswegen<br />

mit vierundzwanzig<br />

Stunden Arrest bestraft<br />

würde. Ein Unteroffizier in<br />

Waffen führte mich Zivilisten<br />

den weiten Weg nach<br />

Altona zum Militärgefängnis.<br />

Da aber an dem Tag<br />

die Zellen dort alle besetzt<br />

waren, ließ man mich wieder<br />

gehen und vertröstete<br />

mich auf andermal. Bei<br />

dem andernmal holte mich<br />

ein gemeiner Soldat ab. Der<br />

fragte, ob ich einverstanden<br />

wäre, daß er mich abtransportiere.<br />

Ich könnte als Unteroffizier<br />

ja eigentlich einen<br />

Unteroffizier verlangen.<br />

In seiner Abteilung wäre<br />

aber gerade kein Unteroffizier<br />

frei. Es lockte mich,<br />

den Gemeinen abzulehnen.<br />

Er war aber so hilflos und<br />

gutmütig,<br />

daß ich Cmit<br />

ihm ging.<br />

M<br />

Unterwegs<br />

Y<br />

beschwatzte<br />

ich ihn, mit<br />

CM<br />

mir verbo-<br />

MY<br />

tenerwei-<br />

se in einer CY<br />

entlegenen<br />

CMY<br />

S c h e n k e<br />

einzukehren.<br />

Dort<br />

K<br />

besoff er<br />

sich auf meine Kosten so<br />

sehr, daß er, nachdem er<br />

mich im Arrestlokal unter<br />

vorschriftsmäßigem Zeremoniell<br />

abgeliefert hatte,<br />

selbst abgeführt wurde.<br />

Man nahm mir die Hosenträger<br />

ab, damit ich mich<br />

nicht erhängen könnte. Ich<br />

verbrachte vierundzwanzig<br />

abscheuliche Stunden<br />

bei Wasser und Brot. Kaum<br />

erträglich, obwohl meine<br />

Phantasie viele Spiele in der<br />

kahlen Zelle erfand.<br />

Mit Telschow zusammen<br />

nahm ich 1906 Tanzunterricht<br />

bei Herrn Eckardt. Polka,<br />

Rheinländer, Menuett,<br />

Moulinette, Quadrille, Walzer.<br />

Ach Walzer! Ich gab<br />

mir die erdenklichste Mühe,<br />

aber Walzer lernte ich nie.<br />

– Als der Unterricht soweit<br />

Mein Leben bis zum Kriege<br />

Fortsetzungsroman von Joachim Ringelnatz Folge 132<br />

fortgeschritten war, daß<br />

wir zum erstenmal mit den<br />

Damen zusammen tanzten,<br />

verliebte sich Telschow sofort<br />

in die gleiche Dame wie<br />

ich. Wir schwuren uns, es<br />

ehrlich abzuwarten und zu<br />

ertragen, für wen von uns<br />

»Schwälbchen« sich entscheiden<br />

würde. Es stand<br />

schlimm für mich, denn<br />

ich hatte krumme Beine,<br />

eine lange Nase und einen<br />

Gang, der ebenso unsicher<br />

war wie meine Handschrift.<br />

Telschow dagegen war ein<br />

stattlicher Bursche, der sich<br />

mit einer spaßigen Eitelkeit<br />

kleidete und pflegte.<br />

Schwälbchens Schwester<br />

nahm auch an dem Tanzkursus<br />

teil. Die beiden pflegten<br />

nach der Stunde mit<br />

dem Alsterdampfer heimzufahren.<br />

Um nun Schwälbchens<br />

Meinung über uns<br />

zu ergründen, steckten<br />

wir uns hinter Freudling.<br />

Der richtete es so ein, daß<br />

er zur gegebenen Zeit auf<br />

dem Dampfer neben unsere<br />

Tanzdamen zu sitzen kam.<br />

Da hörte er zwar, wie diese<br />

über uns sprachen und daß<br />

sie mich den »kleinen Frechen«<br />

nannten. Aber eine<br />

Stellungnahme war aus<br />

dem Gespräch nicht zu entnehmen.<br />

Und das einzige<br />

Resultat dieses Manövers<br />

war, daß Freudling künftig<br />

an unseren Liebeserlebnissen<br />

mit Schwälbchen als<br />

Dritter teilnahm.<br />

Eine unbändige Tanzwut<br />

überfiel uns. Als der Eckardtsche<br />

Kursus beendigt<br />

war, machten wir alle öffentlichen<br />

und privaten Bälle<br />

mit. In den verschiedenen<br />

Sälen des Etablissements<br />

Sagebiel fanden allabendlich<br />

mehrere statt. Wie besuchten<br />

sie alle, indem wir<br />

uns hineinschlichen oder<br />

hineindrängten. Dann fielen<br />

wir häufig sehr auf,<br />

besonders ich, der ich den<br />

Walzerschritt nicht begriffen<br />

hatte und statt dessen<br />

höchst sonderbare und<br />

kühne Sprünge machte.<br />

Mein bergmännischer Bruder<br />

richtete sich eine Wohnung<br />

in Lüneburg ein,<br />

weil er in der Heide nach<br />

Kali bohren sollte. Da zog<br />

ich denn zu ihm, und wir<br />

führten zusammen nachts<br />

ein flottes Junggesellenleben.<br />

Ich mußte morgens<br />

sehr früh aufstehen, um<br />

den Schnell-<br />

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Tragisch<br />

CUXHAVEN re · Ein tragischer<br />

Unfall hat sich am<br />

Donnerstag gegen 14 Uhr<br />

im Bereich der Einmündung<br />

Leuchturmweg/Bei der Alten<br />

Liebe und dem dortigen<br />

Parkplatz ereignet. Nach<br />

polizeilicher Kenntnis verlor<br />

ein 64-jähriger Fahrzeugführer<br />

aufgrund eines medizinischen<br />

Notfalls die Kontrolle<br />

über einen Pkw der<br />

Marke Opel. In der Folge kollidierte<br />

er erst vorwärts und<br />

anschließend rückwärts<br />

mit dort verbauten Pollern<br />

und einem weiteren Pkw.<br />

Trotz sofort eingeleiteter<br />

Rettungsmaßnahmen verstarb<br />

der Fahrzeugführer<br />

noch im Rettungswagen.<br />

Ein Notfallseelsorger kümmerte<br />

sich um die Ehefrau<br />

des 64-Jährigen.<br />

zug nach<br />

Hamburg zu<br />

erreichen.<br />

Mein Bruder<br />

als Älterer<br />

und wohlbestallter<br />

Bergdirektor<br />

bezahlte,<br />

was wir im<br />

W i r t s h a u s<br />

verzehrten.<br />

Um mich<br />

dankbar zu zeigen, brachte<br />

ich ihm eines Nachts ein<br />

Mädchen aus Hamburg<br />

mit. Er schlief aber schon<br />

und nahm das Geschenk<br />

nicht an.<br />

Im Januar 1907 wurde ich<br />

Kommis und ließ mich<br />

nach Leipzig versetzen, wo<br />

ein Herr Kirchner die Ruberoidgesellschaft<br />

vertrat.<br />

Der wohnte mit seiner jungen<br />

Frau in einer hübschen<br />

Wohnung. Mir wurde dort<br />

ein Zimmer als Büro eingerichtet,<br />

wo ich nun auf<br />

der Maschine klapperte<br />

und andere Arbeiten verrichtete.<br />

Mit der prickelnden<br />

Aussicht auf ein Fenster<br />

vis-à-vis, hinter dessen<br />

durchsichtiger Gardine sich<br />

zuweilen eine schöne Dame<br />

Fortsetzung folgt...<br />

Mit Vielseitigkeit überzeugt<br />

Stadtschreiberin nahm mit zwei Lesungen Abschied<br />

OTTERNDORF tw · „So<br />

fühlt es sich an, wenn man<br />

Zeit hat, wenn man Zeit hat,<br />

wenn man Zeit hat‘, sang<br />

ich vor mich hin, um mich<br />

wachzuhalten. Und wusste<br />

bereits, dass ich wenige<br />

Wochen später nicht mehr<br />

der Meinung sein würde, an<br />

diesem Tag Zeit gehabt zu<br />

haben: Ich hätte jede Minute<br />

nutzen, zu Hause bleiben und<br />

im Text fortfahren sollen.“<br />

Mit diesen Zeilen (und natürlich<br />

ein paar mehr) verabschiedete<br />

sich die Otterndorfer<br />

Stadtschreiberin Almut<br />

Tina Schmidt am Mittwoch<br />

bei einer Lesung aus ihrem<br />

Roman „Zeitverschiebung“<br />

in den Seelandhallen von<br />

ihrem Zuhause auf Zeit und<br />

legte am Donnerstag noch<br />

mit einer zweiten Lesung aus<br />

ihrem Buch „In Wirklichkeit“<br />

nach.<br />

„So schnell geht die Zeit vorbei“,<br />

befand den auch der<br />

Kulturausschussvorsitzende<br />

Hans-Volker Feldmann.<br />

„Gerade erst angekommen,<br />

müssen wir schon wieder Abschied<br />

nehmen.“ Abschied<br />

nehmen, von einer außerge-<br />

HEMMOOR sh · Diese<br />

Wahl war aller Ehren wert.<br />

Bei der Stichwahl zum neuen<br />

Samtgemeindebürgermeister<br />

in Hemmoor hat sich<br />

Jan Tiedemann von der SPD<br />

gegen die parteilose Birte<br />

Zöllner durchgesetzt. Und<br />

das zwar deutlich, aber nicht<br />

deklassierend. In Prozenten<br />

ausgedrückt: 56,60 zu 43,30.<br />

Damit hat Hemmoor einen<br />

Die Otterndorfer Stadtschreiberin Almut Tina Schmidt verabschiedete<br />

sich mit zwei Leseabenden in denen sie aus ihren Romanen „Zeitverschiebung“<br />

und „In Wirklichkeit“ las<br />

Foto: tw<br />

neuen Verwaltungschef,<br />

Hechthausen dagegen einen<br />

Bürgermeister weniger.<br />

Denn ein Samtgemeindebürgermeister<br />

kann nicht<br />

parallel in einer Orts-Gemeinde<br />

Bürgermeister sein.<br />

In Hechthausen, sofern der<br />

Rat dementsprechend zustimmt,<br />

steht dann wohl<br />

Michael Krüschke vor einer<br />

neuen Aufgabe.<br />

In der Wahlnacht gratulierte<br />

Birte Zöllner ohne Zögern<br />

Jan Tiedemann. Sie wird<br />

sich, wie sie versichert, „ohne<br />

Frust und Groll wieder der<br />

Arbeit“ bei einem ortsansässigen<br />

Geldinstitut widmen.<br />

Sie sei, so Zöllner, „sehr gelassen<br />

auf die Aufgabe eines<br />

parteilosen Amtes zugegangen“.<br />

Dementsprechend könne<br />

sie sich jetzt wieder anderen<br />

Aufgaben widmen.<br />

Anderen Aufgaben muss<br />

sich auch Jan Tiedemann in<br />

Zukunft widmen. Deshalb<br />

wird sein bisheriger Arbeitgeber<br />

ihn wohl auch freistellen.<br />

Er zeigte sich in der<br />

Wahlnacht sehr zufrieden.<br />

Und dankte neben seinem<br />

tollen Team vor allem seiner<br />

Familie. Die hätte zwar<br />

geahnt, was in der Wahlzeit<br />

auf sie zukommt, aber<br />

trotzdem „voll mitgezogen.“<br />

Er hätte, so Jan Tiedemann,<br />

mit einem knapperen Ergebnis<br />

gerechnet. Jetzt würde<br />

er erstmal durchatmen und<br />

als erstes die Mitarbeiter der<br />

Verwaltung in Einzelgesprächen<br />

kennenlernen. Und<br />

ein Bürgermeister sollte als<br />

Verwaltungschef die Arbeitsabläufe<br />

kennen. Er sei dementsprechend<br />

Verwaltungschef<br />

und Bürgermeister. In<br />

dieser Funktion wolle er für<br />

die Hemmoorer da sein. Eine<br />

wöhnlichen Schriftstellerin,<br />

„die uns mit ihrer Vielseitigkeit<br />

überzeugt hat. Tiefgründig<br />

und ernst, aber auch<br />

spritzig und humorvoll“.<br />

Er erinnerte an eine Zeit,<br />

die von der Corona-Krise geprägt<br />

war und viel zu wenig<br />

Zeit für Begegnungen zuließ.<br />

Eine Zeit, an die sich Almut<br />

Tina Schmidt dennoch gerne<br />

zurück erinnert. Neben Lesungen<br />

etwa am Süderwall<br />

und auf dem Olymp in der<br />

Wingst, blieb ihr vor allem<br />

ihre letzte Veranstaltung<br />

in Erinnerung. Eine Lesung<br />

bei den Schülern der sechsten<br />

Klasse des Otterndorfer<br />

Gymnasium. „Die Kinder<br />

haben so toll zugehört und<br />

ausnahmslos kluge Fragen<br />

gestellt“, war sie noch<br />

ganz beeindruckt von dieser<br />

Begegnung.<br />

Angekommen war sie im<br />

Frühjahr mit „großem Gepäck“,<br />

nämlich vielen unfertigen<br />

Texten. Und die vor<br />

allem anfängliche Ruhe,<br />

„konnte ich gut gebrauchen.<br />

Denn dieses Gepäck habe ich<br />

verkleinert. Ein schöner Effekt<br />

der Coronazeit“.<br />

Eine Ruhe, die auch zu ihrem<br />

Schreibstil passt, wie sie<br />

in einer abschließenden Fragerunde<br />

verriet. Sie schreibt<br />

parallel an mehreren Sachen.<br />

„Ich glaube es ist der<br />

Qualität zuträglich, wenn<br />

man eine Pause einlegt, Ruhe<br />

hat und Zeit.“ Manchmal sei<br />

sie aber auch ein bisschen<br />

zu gemächlich, lasse sich zu<br />

viel Zeit. Ist dabei der Protagonistin<br />

ihres Buchs „Zeitverschiebung“<br />

durchaus ein<br />

bisschen ähnlich. „Sie hat<br />

mehr mit mir zu tun als alle<br />

anderen Protagonisten in<br />

meinen Büchern“, sagte sie,<br />

betonte aber auch: „Das bin<br />

definitiv nicht ich, aber sie ist<br />

mir ziemlich nah. Sich im Leben<br />

und in der Zeit zurechtfinden<br />

zu müssen und in der<br />

Arbeitsplanung chaotisch zu<br />

sein. Aber es geht mit zunehmendem<br />

Alter immer besser“,<br />

meinte sie schmunzelnd.<br />

Jetzt wo das Stadtschreiberstipendium<br />

und ihre Zeit im<br />

Gartenhaus zu Ende gehe,<br />

spüre sie „eine vorgezogene<br />

Sentimentalität“. Und auch<br />

wenn es wieder Zeit werde in<br />

Wien zu sein, „könnte es von<br />

mir aus noch ein bisschen<br />

weitergehen“. Sie hat es vor<br />

allem genossen, ein paar Monate<br />

den völligen Gegenpool<br />

zur Großstadt zu leben. Ihre<br />

Erfahrungen als Stadtschreiberin<br />

in Otterndorf, würden<br />

sie glatt verleiten, sich gleich<br />

auf eine neue Ausschreibung<br />

zu bewerben. „Aber so lange<br />

lässt mich meine Familie<br />

nicht wieder weg. Deshalb ist<br />

die nächste Zeit erst einmal<br />

unverplant.<br />

Ihre letzte Woche nutzte Almut<br />

Tina Schmidt dann, um<br />

mit dem Rad noch einmal<br />

alle Ecken abzufahren, um<br />

sie klar mitzunehmen. „Spuren<br />

der Erfahrung“, die vielleicht<br />

auch Einzug in eines<br />

ihrer neuen Projekte finden.<br />

Hemmoor hat einen Neuen<br />

Jan Tiedemann folgt auf Samtgemeindebürgermeister Brauer<br />

Jan Tiedemann feierte mit Familie und Freunden am Wahlabend wie<br />

gewohnt in Klint<br />

Fotos: sh<br />

Wählerin habe ihm, und das<br />

wolle er mitnehmen, gesagt,<br />

er solle ansprechbar bleiben<br />

und zwar nicht nur in Wahlzeiten<br />

am Wahlstand. „Das<br />

habe ich versprochen.“<br />

Birte Zöllner erreichte in der Stichwahl<br />

nur Platz 2

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