Mehr Platz für Cocktails - Ultimo auf draht
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In Das Nest der beiden zeichnenden Autoren Loisel<br />
und Tripp ist die Geschichte noch das unwichtigste<br />
Element. Die bieder-behäbige Erzählung von der armen<br />
jungen Witwe Marie, die aus der dörflichen Enge<br />
eines kanadischen Weilers ausbricht und im 6. Band<br />
Ernest endlich wieder zurückkehrt, ist geradezu atemberaubend<br />
uninteressant. Aber die Atmosphäre, die<br />
Bilder, die Figuren, die da zu sehen sind, machen diese<br />
Reihe zu einer der interessantesten der letzten Jahre.<br />
Die Nest-Wärme der Bilder verdeckt dabei keinesfalls<br />
die Konflikte und spießige Enge, aber es findet sich alles<br />
zu einer großen Gemeinschaft zusammen, in der<br />
sich die Probleme fast von selbst regeln. Hier baut das<br />
Dorf eine neue Brücke, denn nur so kommt man in die<br />
Stadt, wo man dringend Vorräte k<strong>auf</strong>en muss. Den Wagen<br />
dazu hat leider Marie, und die ist hier noch in<br />
Montreal, aber das wird sich schon finden. Die herbstliche<br />
Kühle der Bilder kontrastiert in diesem Band den<br />
manchmal geradezu wilden Humor (eine Dorfschlägerei,<br />
schöner als bei Asterix, ist hier zu sehen) und unterstreicht<br />
die Veränderung, die das Dorf durchlebt.<br />
Immerhin hat man gelernt, mit einem Schwulen zu leben,<br />
und jetzt wird man auch einer Witwe verzeihen, die sich in der Großstadt offenkundig<br />
prächtig amüsiert hat. (Carlsen, Hamburg 2012, 72 S., HC, 18,-) /// -aco-<br />
COMICS<br />
Hit-Girl war immer schon die eigentliche Heldin in Kick-Ass. Mutig also, dass<br />
Mark Millar sie in seiner furiosen Fortsetzung Kick-Ass 2 – Jetzt wird wieder<br />
in die Eier gekickt <strong>auf</strong>s Abstellgleis schiebt, weil sie doch Mama und Papa versprechen<br />
musste, fortan ein braves Mädchen zu sein. Ihrer Ausdrucksweise ist,<br />
wie man sehen kann, davon nicht betroffen. Kick-Ass selbst, der eigentliche Superheldenimitator,<br />
schließt sich einer Gerechtigkeitsliga an, die aus lauter Kaputniks<br />
besteht und trotzdem Gutes tut. Zumindest solange bis der Finsterling<br />
„Red Mist“ aus dem 1. Teil wieder <strong>auf</strong>taucht, an seiner Seite eine oberfiese Superheldin,<br />
die mal Putins Leibwächterin war (und der vergessenen Underground-Heroine<br />
„Octobriana“ bis <strong>auf</strong> die Augenklappe und die letzten Zentimeter<br />
ihrer Riesentitten gleicht) und die Guten kräftig <strong>auf</strong>mischt. Zeichnerisch ist<br />
das, was John Romita jr. abliefert, immer noch nicht wirklich gut, aber witzig<br />
und effektvoll. Unser Band hatte ein paar seltsame Unschärfen im Druck, von denen<br />
wir hoffen, dass sie sich nicht durch die Gesamt<strong>auf</strong>lage ziehen. Ansonsten<br />
ist Kick-Ass 2 ebenso rüde, originell und witzig wie sein legendärer Vorgänger.<br />
Dass Romita seine Figuren übrigens nicht versucht hat, der ebenfalls legendären<br />
Verfilmung anzupassen, ist ehrenvoll. Hit-Girl sieht eben nicht aus wie Chloë<br />
Grace Moretz, auch wenn die in der Film-Fortsetzung wieder dabei sein wird. (Panini,<br />
Stuttgart 2012, 100 S., SC, 12,95) /// -aco-<br />
Tja, extreme Situationen erfordern extreme Maßnahmen. Deshalb sitzen die Herren<br />
von der Nahrungsmittelpolizei inmitten einer Gruppe aggressiver Kampfschlampen.<br />
Denn jetzt geht es weniger um die Durchsetzung des Verbotes, Hühnerfleisch<br />
zu essen als darum, die Erde vor einer etwaigen Invasion zu bewahren.<br />
Chew – Bulle mit Biss von John Layman und Rob Guillory istauchimvierten<br />
Teil Flambiert ganz schön abgefahren. Allerdings ist der melancholische Unterton<br />
der ersten Bände zugunsten einer recht krawalligen Rahmenhandlung<br />
<strong>auf</strong>gegeben worden. Tony Chus Fähigkeiten, allein durch Kauen den Dingen ihre<br />
Geheimnisse zu entreißen, spielt kaum noch eine Rolle. (Cross Cult bei Amigo, Ludwigsburg<br />
2012, 128 S., HC, 16,80) /// - aco-<br />
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