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Diözese St. Pölten<br />
„Ich habe mein Zuhause mit meiner Frau und meinen zwei<br />
Kindern verlassen müssen, da wir nicht mehr sicher sind in<br />
Afghanistan. Wir sind jetzt an der pakistanischen Grenze<br />
und diese Grenze ist geschlossen. Was sollen wir tun?<br />
Bitte helfen Sie uns!”<br />
Eine von vielen Stimmen<br />
aus Afghanistan<br />
Nr. <strong>03</strong><br />
September <strong>2021</strong><br />
Magazin der Caritas-Auslandshilfe<br />
mit aktuellen Informationen aus unseren Schwerpunktländern<br />
Albanien, Pakistan und Senegal<br />
Caritas St. Pölten Aktuell<br />
Erscheinungsort St. Pölten<br />
Vertreibung.<br />
Flucht.<br />
Hilfe.<br />
Gewaltsame Krisen und ihre Folgen<br />
Es kam nicht<br />
ganz unerwartet<br />
… aber dass es dann doch so schnell<br />
ging, war überraschend.<br />
Mitte August übernahmen die Taliban<br />
nach zwanzigjähriger Pause wieder die<br />
Macht in Afghanistan. Innerhalb weniger<br />
Tage ist das eingetreten, wovor viele gewarnt<br />
hatten, aber bestenfalls in einigen<br />
Monaten erwartet wurde. Derzeit kann<br />
nicht abgeschätzt werden, wie sich die<br />
weitere Entwicklung darstellen wird. Vieles<br />
spricht dafür, dass es zu einem längeren<br />
Konflikt innerhalb Afghanistans kommen<br />
wird. Fix ist, dass eine Dürre das Land<br />
heimsucht und etwa die Hälfte der rund 38<br />
Millionen Einwohner des Landes akut von<br />
Hunger und Trinkwasserknappheit bedroht<br />
ist. Caritas-Präsident Michael Landau<br />
hat daher kürzlich aus gegebenem Anlass<br />
einen vier Forderungen umfassenden<br />
humanitären Aktionsplan präsentiert:<br />
1 | Verstärkung der Hilfe für Binnenflüchtlinge<br />
und in den Nachbarländern.<br />
„Die Situation in Afghanistan und in den<br />
Nachbarländern verlangt die Unterstützung<br />
Österreichs. Nothilfe zur akuten<br />
Deckung von Bedürfnissen einerseits und<br />
Betreuung von Menschen auf der Flucht<br />
andererseits sind jetzt unbedingt<br />
gefordert.“<br />
2 | Gemeinsames Vorgehen aller EU-<br />
Länder bei Asyl. „Am Ende des Tages<br />
kann es keine österreichische, keine französische<br />
oder ungarische Lösung, sondern<br />
nur eine europäische Lösung in der<br />
Flüchtlings- und Migrationsfrage geben.<br />
Wer einen Antrag auf Asyl stellt, muss Zugang<br />
zu einem fairen Verfahren haben.<br />
Das ist nicht verhandelbar und muss in<br />
Form des EU-Pakts konkret umgesetzt<br />
werden. Wir brauchen legale und sichere<br />
Zugangsmöglichkeiten zu Schutz und<br />
zwar überall und sofort.“<br />
3 | Beteiligung der Bundesregierung an<br />
humanitären Aufnahmeprogrammen.<br />
„Mit Resettlement-Programmen wurden<br />
bereits positive Erfahrungen gemacht. Vor<br />
diesem Hintergrund und nochmal dringlicher<br />
aufgrund der aktuellen Situation in<br />
Afghanistan sollte das auch für die aktuelle<br />
Bundesregierung möglich sein. Und<br />
wann, wenn nicht jetzt?“<br />
4 | Keine Abschiebungen. „Österreich<br />
ist ein Rechtsstaat und hat sowohl die<br />
Europäische Menschenrechtskonvention<br />
als auch die Genfer Flüchtlingskonvention<br />
unterzeichnet. Beide verbieten es,<br />
jemanden abzuschieben, wenn im Herkunftsland<br />
Tod, Folter oder unmenschliche<br />
Behandlung drohen.“<br />
Dem ist nichts hinzuzufügen, außer:<br />
„Lasset uns diese Forderungen<br />
gemeinsam durchsetzen!“<br />
Autor: Andreas Zinggl<br />
Am Wort<br />
Andreas Zinggl<br />
Programmmanager Pakistan<br />
Caritas der Diözese St. Pölten<br />
Die Bilder sitzen tief. Trauben von<br />
Menschen klammern sich an die<br />
Außenseite eines Flugzeugs. Manche<br />
lassen nicht mehr aus, bis sie aus<br />
großer Höhe herabstürzen. Bilder<br />
von den dramatischen Szenen am<br />
Flughafen von Kabul, als die letzten<br />
NATO-Soldaten Afghanistan verlassen<br />
haben. Was muss alles passiert sein,<br />
damit es dazu kommt? Wieviel Angst<br />
muss jemand in sich tragen, um so<br />
etwas zu tun?<br />
Zahlreiche Hilferufe sind auch an die<br />
Caritas in Österreich ergangen. Hilferufe<br />
etwa mit der Bitte, alles zu tun, um<br />
auf eine Evakuierungsliste zu kommen.<br />
Selbst wenn es der Caritas gelungen<br />
wäre, jemanden auf eine solche Liste zu<br />
setzen, es hätte bedeutet, dass jemand<br />
anderer zurückbleiben hätte müssen.<br />
Bei vielen Hilferufen ging es um die<br />
Bitte, sich um Angehörige zu kümmern<br />
– meistens Frauen und Kinder, die sich<br />
irgendwo in Afghanistan versteckt hielten<br />
oder am Landweg zu flüchten versuchten.<br />
Es waren Hilferufe, denen wir<br />
meistens nur ohnmächtig gegenüberstehen<br />
konnten. Und es sind Hilferufe<br />
vor allem von all jenen Menschen, die<br />
sich in den letzten beiden Jahrzehnten<br />
für Demokratie, Menschenrechte, eine<br />
funktionierende Justiz, für Frauenrechte,<br />
für ein besseres Bildungssystem, für ein<br />
Gesundheitswesen, zusammenfassend<br />
für Gerechtigkeit eingesetzt haben. Es<br />
kann als große Ungerechtigkeit bezeichnet<br />
werden, wenn diesen Menschen jetzt<br />
nicht geholfen wird.<br />
Wenn wir dann in diesem Zusammenhang<br />
hören, Österreich könne niemandem<br />
Asyl gewähren, weil in der Vergangenheit<br />
eh schon wer Asyl bekommen<br />
hat und dies ein falsches Signal wäre,<br />
und wenn wir hören, dass man in so<br />
einer Situation noch immer an Abschiebungen<br />
denkt, meine ich, ist den<br />
Fundamentalisten der Welt genau das<br />
gelungen, wovor sich manche in Europa<br />
schützen wollen: dem Verlust europäischer<br />
Werte, der Missachtung von<br />
Menschenrechten, der Geringschätzung<br />
christlicher Nächstenliebe.
Elaine Alam,<br />
Leiterin<br />
FACES Pakistan<br />
„Die Bedrohung von Leben und allem, was fortschrittlich ist,<br />
ist groß und die Angst um die Zukunft von Frauen, Mädchen<br />
und Kindern ist real. Ich bewundere die mutigen afghanischen<br />
Frauen, die nach wie vor ihre Rechte verteidigen und sich<br />
für Demokratie einsetzen.“<br />
Ein langer Atem, der sich lohnt<br />
„Steter Tropfen höhlt den Stein“, „Mühen<br />
der Ebene“, „Sisyphusarbeit“… Zahlreiche<br />
Redewendungen stehen für Arbeit,<br />
wenn sie langwierig, kompliziert und<br />
schwierig ist.<br />
Bei der Caritas kennt man das gut. Ein<br />
langer Atem ist nötig, so tönt es häufig.<br />
In der Inlandsarbeit trifft das genauso zu<br />
wie in der Entwicklungszusammenarbeit.<br />
Zum Beispiel in Pakistan: Seit Jahren bemüht<br />
sich die Caritas um Schulbildung<br />
und Berufsbildung für Familien, die aus<br />
Afghanistan fliehen mussten. Nicht zuletzt<br />
mit dem Ziel, dass diese vielen jungen<br />
Menschen vielleicht einmal besser<br />
gerüstet sind, wenn sie nach Afghanistan<br />
zurückkehren können. Es wurde in den<br />
Projekten genau darauf geachtet, welche<br />
Berufsgruppen in Afghanistan am ehesten<br />
gebraucht werden. Ganz besonderes<br />
Augenmerk wurde dabei auf die Berufsmöglichkeiten<br />
für Frauen gelegt.<br />
Die jüngsten Entwicklungen in Afghanistan<br />
haben diesen Ideen einmal für die nächsten<br />
Jahre einen gehörigen Strich durch die<br />
Rechnung gemacht. Und dennoch waren<br />
die Bemühungen nicht umsonst, ganz<br />
im Gegenteil. Es sind jetzt genau diese<br />
Familien, die tatkräftig mithelfen können,<br />
das Leben all jener ein wenig leichter zu<br />
machen, die sich jetzt auf der Flucht befinden.<br />
Seife und Zahnpasta werden weniger,<br />
wenn geteilt wird, Bildung und Hilfe nicht.<br />
Und die Tatsache, dass unsere Projektpartner<br />
in Pakistan zahlreiche Erfahrungen<br />
gesammelt und eine enorme Expertise<br />
aufgebaut haben, kommt den Menschen in<br />
einer Situation wie der jetzigen nur zugute.<br />
So konnte die Caritas von der ersten Minute<br />
an mit der Nothilfe für neu angekommene<br />
Flüchtlinge aus Afghanistan beginnen.<br />
Die Verteilung von Lebensmittelpaketen,<br />
Zelten und sogenannten Non-Food-Items,<br />
wie etwa Hygieneartikeln, Wasserbehältern,<br />
Decken, Matten und Kleidung, ist bereits<br />
voll im Gang.<br />
Und wie es aussieht wird die Expertise<br />
im Bereich Bildung und Berufsausbildung<br />
in den nächsten Jahren noch<br />
stärker gefragt sein. Je mehr Menschen<br />
einen sicheren Ort zum Überleben vorfinden<br />
und in den Genuss einer Ausbildung<br />
kommen, desto eher kann sich in Afghanistan<br />
Frieden entwickeln. Ein Frieden,<br />
der von Menschen getragen wird, die<br />
in ihrem Leben Würde erlebt haben und<br />
aus eigener Erfahrung wissen, was es<br />
bedeutet, einmal Hilfe erhalten zu haben,<br />
als die Not am größten war.<br />
Autor: Andreas Zinggl<br />
Seit Jahren bemüht sich die Caritas in Pakistan<br />
um Schulbildung und Berufsausbildung für<br />
Familien, die aus Afghanistan fliehen mussten.<br />
Gerade die Expertise in diesem Bereich wird in<br />
den nächsten Jahren noch stärker gefragt sein.<br />
Die Caritas konnte neu angekommenen Flüchtlingen aus Afghanistan von<br />
der ersten Minute an helfen. Die Verteilung von Lebensmitteln, Zelten,<br />
Hygieneartikeln und vielem mehr ist voll im Gang.<br />
Leben retten − Armut bekämpfen<br />
Wie Zahnräder, die ineinandergreifen:<br />
Der Begriff „Nexus“ meint die Verbindung<br />
von humanitärer Hilfe und längerfristiger<br />
Entwicklungszusammenarbeit.<br />
Die Verbindung von humanitärer Hilfe<br />
mit längerfristiger Entwicklungszusammenarbeit<br />
hat einen Namen: Nexus.<br />
Der Begriff Nexus klingt zwar etwas hochgestochen,<br />
ist aber sehr einfach erklärt: Es<br />
gibt Regionen auf der Welt, die besonders<br />
häufig von Katastrophen heimgesucht<br />
werden. Ob Erdbeben, Hochwasser oder<br />
bewaffneter Konflikt – jedes Mal aufs Neue<br />
brauchen Menschen dringend humanitäre<br />
Hilfe. Und jedes Mal stellt sich die<br />
Frage: Hätte das nicht verhindert werden<br />
können? Zum Beispiel durch Präventionsmaßnahmen<br />
im Rahmen einer vernünftigen<br />
Entwicklungszusammenarbeit oder durch<br />
Frieden fördernde Projekte, wenn es um<br />
Konflikte geht.<br />
Umgekehrt stellt sich die Frage, ob nicht<br />
langjährige und verlässliche Projektpartner<br />
eine größere Rolle in der Nothilfe nach Katastrophen<br />
spielen können. Die sind schon<br />
dort, und die kennen sich dazu auch noch<br />
besser aus.<br />
Vernetztes Denken, thematische Verknüpfungen,<br />
eine gute zeitliche Koordinierung,<br />
die Zusammenarbeit in Allianzen und vor<br />
allem die vorausschauende Abstimmung<br />
der beiden Bereiche Entwicklungszusammenarbeit<br />
und humanitäre Hilfe finden im<br />
Nexus-Gedanken Niederschlag.<br />
Dieser Gedanke ist mittlerweile so etwas<br />
wie ein Leitprinzip der Caritas Auslandshilfe.<br />
Nexus bringt Vorteile: Zum Beispiel,<br />
wenn es – gerade hochaktuell – um die<br />
Versorgung von Familien geht, die aus der<br />
Krisenregion in Afghanistan in ein Nachbarland<br />
fliehen mussten. Wer schnell hilft, hilft<br />
doppelt, so sagt man. Mit der Hilfe durch<br />
langjährige und vertrauensvolle Partnerorganisationen<br />
gelingt das, wie das oben<br />
angeführte Beispiel zeigt.<br />
Also: Sowohl Leben zu retten als auch<br />
längerfristig Armut zu bekämpfen, das ist<br />
Nexus in einem Halbsatz erklärt.<br />
Autor: Andreas Zinggl
„Es ist unsere Aufgabe sicherzugehen,<br />
dass die Grundrechte von flüchtenden<br />
Menschen gewährleistet werden.”<br />
Lorela Marku,<br />
Projektleiterin<br />
Caritas Albanien<br />
Flüchtlingshilfe auf Albanisch<br />
Wie Menschen auf der Flucht in Albanien<br />
durch bedarfsorientierte Basisversorgung<br />
ein Stück ihrer Würde wiedererhalten<br />
und die Möglichkeit haben,<br />
das Erlebte zu verarbeiten.<br />
Im Norden Albaniens findet sich zwischen<br />
mächtigen Berglandschaften,<br />
wunderschöner Flora und Fauna und<br />
dem smaragdgrünen Fierza-Stausee eine<br />
kleine Stadt mit dem klingenden Namen<br />
Kukes. Die 16.000 Einwohner fassende<br />
Stadt befindet sich unmittelbar an der<br />
Grenze zum Kosovo. Doch die Idylle<br />
täuscht, denn inmitten dieser Landschaft<br />
spielen sich tagtäglich Schicksale ab,<br />
die eng mit Flucht und Vertreibung<br />
verbunden sind.<br />
Denn an der Stadtgrenze befindet sich<br />
ein Aufnahmezentrum für Menschen auf<br />
der Flucht. Albanien ist flüchtenden und<br />
vertriebenen Menschen als Transitland<br />
entlang der Balkanroute nicht unbekannt.<br />
Jedes Jahr flüchten mehrere tausend Menschen<br />
in diese Region, um dann weiter in<br />
den Kosovo, nach Nordmazedonien und<br />
irgendwann in die Schweiz oder die EU zu<br />
gelangen. Der Staat ist in der Versorgung<br />
von Flüchtlingen auf Unterstützung angewiesen<br />
und sucht die Zusammenarbeit mit<br />
Seit September bieten die Mitarbeiter*innen<br />
der Caritas auch Beratungsgespräche<br />
für flüchtende Frauen an, um jene zu unterstützen,<br />
die Gewalterfahrungen in der Familie<br />
oder auf der Flucht gemacht haben.<br />
Ein Zusatzangebot, dass vor allem in den<br />
letzten Wochen an Bedeutung gewonnen<br />
hat. Denn mit der Flucht tausender afghanischer<br />
Frauen und Mädchen wird es mehr<br />
als nur eine warme Mahlzeit und ein Bett<br />
brauchen, um ein neues Leben beginnen<br />
zu können.<br />
„Wir müssen Flüchtlinge<br />
willkommen heißen und<br />
sie als ein Teil von uns<br />
sehen.”<br />
Ariela Mitri, Bereichsleiterin Caritas Albanien<br />
Organisationen wie der Caritas Albanien.<br />
Diese stellt zum Beispiel in Kukes, Shkodra<br />
und Durres die Ersthilfe für Flüchtlinge<br />
bereit. Hier bekommen sie eine warme<br />
Mahlzeit, Hygieneartikel, medizinische Versorgung,<br />
eine Unterkunft und eine Rechtsberatung.<br />
„Flüchtlinge haben das Recht<br />
auf eine Grundversorgung und mit Würde<br />
behandelt zu werden“, sagt Lorela Marku,<br />
Projektleiterin der Caritas Albanien.<br />
In Albanien sieht man sich zur Solidarität<br />
verpflichtet: „Wir müssen Flüchtlinge willkommen<br />
heißen und sie als ein Teil von uns<br />
sehen“, sagt Ariela Mitri, die das Migrationsprojekt<br />
der Caritas in Albanien betreut.<br />
In den nächsten Monaten hat die albanische<br />
Regierung versprochen, mehr als<br />
4.000 afghanischen Flüchtlingen temporär<br />
in Albanien ein Zuhause zu bieten. Umso<br />
mehr sind die Angebote, die die Caritas in<br />
Albanien bietet, in den nächsten Monaten<br />
gefordert.<br />
Autorin: Melissa Ofoedu<br />
Tausende Menschen auf der Flucht<br />
wurden dieses Jahr bereits von der<br />
Caritas in Albanien erstversorgt.<br />
An der Grenze werden geflüchtete Menschen von Caritas Mitarbeiter*innen<br />
erstversorgt. Im Rahmen des Migrationsprojektes hat der Fotograf Renuar Locaj<br />
für eine Fotoausstellung über Flucht und Vertreibung dieses Bild geschossen.<br />
4.000 afghanische Flüchtlinge werden<br />
von der albanischen Regierung<br />
in den nächsten Jahren aufgenommen.<br />
Caritas der Diözese St. Pölten<br />
Hasnerstraße 4, 3100 St. Pölten<br />
www.caritas-stpoelten.at<br />
Information:<br />
02742 844 455<br />
spendenservice@caritas-stpoelten.at<br />
www.caritas-stpoelten.at<br />
Spenden:<br />
Raiffeisenbank St. Pölten<br />
IBAN: AT28 3258 5000 0007 6000<br />
BIC: RLNWATWWOBG<br />
www.caritas-stpoelten.at<br />
Durch und durch. Denn es wurde<br />
Cradle to Cradle Certified gedruckt.<br />
Das ist der weltweit höchste Ökodruckstandard,<br />
bei dem ausschließlich gesunde<br />
Inhaltsstoffe verwendet werden.<br />
Die Natur sagt „Danke“. Und Sie können<br />
der Caritas der Diözese St. Pölten für dieses<br />
gesunde Magazin danken.<br />
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Impressum:<br />
Medieninhaberin und Herausgeberin:<br />
Caritas St. Pölten | Für den Inhalt verantwortlich:<br />
Christoph Riedl | Redaktion: Andreas Zinggl, Lukas<br />
Steinwendtner, Christiane Gaar, Melissa Ofoedu,<br />
Michael Tanzer<br />
Grafik: Sigrid Brandl | Hersteller: gugler<br />
Fotos: Caritas<br />
Kommunikationshaus | Verlagspostamt: Melk |<br />
Erscheinungsort: 3100 St. Pölten, Hasnerstraße 4<br />
P80638_DS_20<strong>03</strong>_Anzeige_210x104mm.indd 2 11.01.21 14:44
Abbé Fulgence,<br />
Direktor<br />
Caritas Ziguinchor/Senegal<br />
„Wenn es Frieden gibt,<br />
kann man hier ein gutes Leben führen.”<br />
Neubeginn nach der Flucht<br />
Die Casamance im Südosten Senegals<br />
ist eine sehr fruchtbare Region. In Folge<br />
eines jahrzehntelangen bewaffneten<br />
Konflikts mussten jedoch viele Menschen<br />
aus ihren Dörfern fliehen. Durch<br />
die Nutzbarmachung landwirtschaftlicher<br />
Flächen können nun verlassene<br />
Dörfer wiederbelebt werden. Ehemals<br />
Vertriebene erhalten so eine neue Perspektive.<br />
Die Caritas unterstützt die Menschen<br />
im Senegal unter anderem mit<br />
Schulungen und landwirtschaftlichem<br />
Material.<br />
Mariama wischt sich den Schweiß von<br />
der Stirn. Den ganzen Tag hat sie mit der<br />
Hacke den Boden umgeackert. Nicht weit<br />
entfernt schütten junge Männer Erde für<br />
einen Damm auf. „Der wird das Salzwasser<br />
hindern hierher zu gelangen“, erklärt<br />
die Bäuerin. Das ist äußerst wichtig, denn<br />
hier ist ein Reisfeld am Entstehen.<br />
Jahrelang lag dieses Land in dem kleinen<br />
Dorf in der Region Casamance brach. Ein<br />
über 35 Jahre andauernder bewaffneter<br />
Konflikt hatte die Dorfbewohner zur Flucht<br />
gezwungen. Vor einigen Jahren hat sich<br />
die Situation beruhigt und Mariama ist mit<br />
ihrer Familie aus der Grenzregion Gambia<br />
zurückgekehrt.<br />
Sie sind glücklich wieder in der Heimat zu<br />
sein, doch der Neubeginn gestaltete sich<br />
sehr schwierig. Infrastruktur war zerstört,<br />
Felder waren versalzen und Minen bedrohten<br />
die Sicherheit der Menschen. Mit<br />
Hilfe der Caritas versucht die Dorfgemeinschaft<br />
wieder Fuß zu fassen. „Die Casamance<br />
ist eine sehr fruchtbare Region, es<br />
gibt ausreichend Regen. Solange Frieden<br />
herrscht, können die Menschen hier gut<br />
von der Landwirtschaft leben.<br />
Dafür braucht es nur etwas Unterstützung“,<br />
erklärt Abbé Fulgence, Direktor der<br />
Caritas Ziguinchor. Dazu zählt unter anderem<br />
die Nutzbarmachung von landwirtschaftlichen<br />
Flächen. Außerdem werden<br />
Schulungen zu Obst- und Gemüseanbau<br />
und Viehzucht gehalten.<br />
Gemeinsam mit anderen Frauen hat Mariama<br />
unter anderem Auberginen, Zwiebeln<br />
und Gombobohnen angebaut. Ein Großteil<br />
dient zur Eigenversorgung, der Rest wird<br />
verkauft. Erst vor Kurzem wurden außerdem<br />
20 junge Männer als Hilfskräfte für<br />
Tierärzte geschult. Auf Grund der Abgeschiedenheit<br />
der Region und des langanhaltenden<br />
Konflikts ist die Jugendarbeitslosigkeit<br />
in dieser Region sehr hoch. Die<br />
Ausbildung soll jungen Menschen neue<br />
Perspektiven geben. „Solange es Hoffnung<br />
auf eine gute Zukunft gibt und eine<br />
Verdienstmöglichkeit, gibt es keinen Grund<br />
sich radikalen Gruppen anzuschließen.<br />
Das fördert auch den nachhaltigen Frieden<br />
in der Region“, ist sich Abbé Fulgence<br />
sicher.<br />
Konflikt in Casamance<br />
Seit über 35 Jahren schwelt<br />
in der Region ein bewaffneter<br />
Konflikt. Tausende Menschen<br />
wurden vertrieben, viele sind<br />
bis jetzt nicht zurückgekehrt.<br />
Autorin: Christiane Gaar<br />
Frauen wie Mariama bearbeiten den Boden mit der Hacke, um ihn nutzbar zu machen.<br />
20 junge Männer wurden als Hilfskräfte für Tierärzte ausgebildet<br />
und helfen dadurch, die Tiergesundheit zu verbessern.<br />
Kurz notiert<br />
Mit Brot backen Perspektiven geben<br />
Im Rahmen einer Wirtschaftspartnerschaft zwischen Caritas,<br />
dem Biobäcker Gragger und der Agentur der Österreichischen<br />
Entwicklungszusammenarbeit (ADA) entsteht<br />
derzeit in der Stadt Ziguinchor im Senegal eine Bäckerei,<br />
die wirtschaftliche Logik, ökologische Nachhaltigkeit und<br />
soziales Engagement miteinander verbindet. Junge Menschen<br />
werden zu Bäcker*innen ausgebildet, die mit großteils<br />
lokalen Ressourcen hochwertige Backwaren herstellen.<br />
Durch den Verkauf soll genügend Profit erwirtschaftet<br />
werden, um Sozialprojekte vor Ort besser umsetzen zu<br />
können. Der innovative Ofen ist außerdem sparsam und<br />
einfach in der Handhabung.<br />
Ausbau der Pflege am Balkan:<br />
COVID-19 veränderte die täglichen Routinen älterer<br />
Menschen. Die Anforderung, zu Hause bleiben zu müssen,<br />
der Mangel an physischen Kontakten mit anderen<br />
Familienmitgliedern, Freund*innen und Kolleg*innen, die<br />
vorübergehende Einstellung aller Aktivitäten sowie die<br />
Angst vor Krankheit und Tod bedeuten für viele alte Menschen<br />
eine neue Herausforderung. In Albanien beträgt die<br />
durchschnittliche Pension zwischen 100 € und<br />
250 €. Das Programm konzentriert sich auf die Organisation<br />
und Bereitstellung von häuslicher Pflege, sozialer Hilfe<br />
und direkter Unterstützung für ältere und pflegebedürftige<br />
Menschen, die aufgrund von Covid in eine Notlage geraten<br />
sind. Die Umsetzung geschieht mit Hilfe des österreichischen<br />
Bundessozialministeriums in Albanien, Bosnien<br />
und Herzegowina, Nordmazedonien und Serbien.<br />
Spendenkonto<br />
der Caritas St. Pölten:<br />
IBAN: AT28 3258 5000 0007 6000<br />
BIC: RLNWATWWOBG<br />
Bestellung der Länderinformation<br />
und Auskunft: 02742 844 455<br />
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Frisch ausgebildete Bäckerlehrlinge bei der Arbeit.