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Band46

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1<br />

Deutsche Schwimmtrainer – Vereinigung e.V.<br />

S C H W I M M E N<br />

LERNEN UND OPTIMIEREN<br />

Band 46<br />

2021<br />

ISBN 3-934706-45-2<br />

Hrsg./Red.: DSTV / Winfried Leopold


2<br />

Redaktionsadresse<br />

Winfried Leopold<br />

Viehweide 27<br />

04824 Beucha<br />

w.leopold@gmx.de


3<br />

INHALTSVERZEICHNIS<br />

Seite<br />

Rüdiger Tretow 5<br />

Vorwort<br />

Thomas Nörrenberg 6<br />

Blick über den Beckenrand: Basics des Herz-Kreislaufsystems<br />

einschließlich Belastungsauswirkungen im Ausdauerbereich und<br />

Höhentrainingseffekte<br />

Oliver Stoll 27<br />

Die Psychologie der langen Strecken<br />

Philipp Cool 39<br />

Aufbautraining: Hin zur Individualisierung und Spezialisierung<br />

eines Langstrecklers<br />

Doris Koschig 45<br />

Masterstraining: Auch Ältere können lange Strecken schwimmen<br />

Jeannette Komma 67<br />

Ideen zum spielerischen technikorientierten Kraulausdauertraining<br />

André Engel 74<br />

Ist HIIT der Hit bei langen Strecken?<br />

Sebastian Fischer 86<br />

Biomechanische Grundlagen der Kraultechnik<br />

Ilka Staub, Luis Ohlendorf, Katharina Nuyen & Inga Fokken 105<br />

Entwicklung eines funktionalen Bewegungsverständnisses als<br />

Voraussetzung für das Erlernen elementarer Kraul-Technikelemente<br />

Hanno Deyle 117<br />

Warum Schlafen ein Leistungsfaktor ist


4<br />

Thomas Nörrenberg 127<br />

(Lebensbedrohliche) Zwischenfälle in Training und Wettkampf<br />

Es folgen 4 Arbeiten im Rahmen der DSV-Trainer-A-Lizenz-Ausbildung<br />

Jochen Stetina 143<br />

Krafttraining im Nachwuchsleistungssport Schwimmen<br />

Unterschiedliche Effekte verschiedener Periodisierungsmodelle<br />

im Krafttraining und die Auswirkung auf die Trainingsgestaltung<br />

innerhalb der verschiedenen Trainingszyklen<br />

Hannah Ney 169<br />

Internationale Nachwuchskonzepte - Charakterisierung der Strukturen<br />

und Vergleiche der Modelle im langfristigen Leistungsaufbau im<br />

Schwimmsport<br />

Tim-Thorben Suck 201<br />

Strategien zur Steigerung der intrinsischen Motivation im Training<br />

von Wettkampfschwimmern<br />

Christian Landfried 215<br />

Stroke Index im Schwimmsport - Eine systematische Übersichtsarbeit


5<br />

VORWORT<br />

Liebe Leserin, lieber Leser dieses Bandes!<br />

Die Corona-Pandemie hat uns alle mächtig durcheinandergewirbelt. So auch im<br />

Schwimmsport. Die meisten Trainerinnen und Trainer hatten kaum Möglichkeiten<br />

ihre Gruppen in Schwimmbädern zu betreuen. Auch diejenigen, die Kaderathletinnen<br />

und -athleten betreuen, konnten dies nur mit großen Abstrichen<br />

und Auflagen erfüllen. Ich möchte allen für ihr großes Engagement in diesen<br />

besonderen Zeiten ein dickes Dankeschön sagen. Ich bin mir auch ziemlich sicher,<br />

dass dies von Euren Schwimmerinnen und Schwimmern anerkannt und<br />

Wert geschätzt wird.<br />

Auch die regelmäßige Fortbildung hat unter der Pandemie gelitten. So mussten<br />

wir die Jahrestagung im Mai 2020, geplant und vorbereitet für Nürnberg,<br />

trotz vieler Verschiebungsversuche ersatzlos 2020 ausfallen lassen.<br />

Die 3. (und letzte durch die DSTV durchgeführte) Trainertagung Leistungssport<br />

haben wir im September 2020 dann als virtuelle Fortbildung online durchgeführt.<br />

Diese als Test veranstaltete Fortbildung ist trotz großer Skepsis und Unsicherheit<br />

im Vorfeld ein sehr guter Erfolg geworden. Diesen Erfolg verdanken<br />

wir in erster Linie Lukas Mundelsee, der die Tagung inhaltlich und technisch<br />

hervorragend federführend organisiert hat, aber auch den Teilnehmerinnen und<br />

Teilnehmern, die mutig und ausdauernd genug waren, sich fast drei Tage vor<br />

den Bildschirm zu setzen.<br />

So war es relativ logisch, dass wir auch die in diesem Band abgebildete Jahrestrainertagung<br />

2021 im Mai, auch sie sollte als Präsenztagung in Nürnberg<br />

durchgeführt werden, wieder virtuell online haben stattfinden lassen. Hier danke<br />

ich zusätzlich allen Referentinnen und Referenten, dass auch sie hierbei online<br />

zur Verfügung standen. Diese virtuelle Tagung verlief ebenfalls sehr gut. Trotzdem<br />

fehlte hier wieder der persönliche Kontakt und die auch der Fortbildung<br />

dienenden Gespräche aller Teilnehmenden vor allem in den Pausen.<br />

Wie schon in anderen Bänden haben wir in diesem vier „Hausarbeiten“ von erfolgreichen<br />

Trainerinnen und Trainern aus der DSV-A-Lizenz-Ausbildung mit<br />

aufgenommen. Diesen Autorinnen und Autoren ebenfalls herzlicher Dank. Ich<br />

darf Ihnen die Lektüre dieser Arbeiten wärmstens empfehlen.<br />

Ihr Hasso-Rüdiger Tretow<br />

(DSTV-Präsident)


6<br />

Thomas Nörrenberg<br />

BLICK ÜBER DEN BECKENRAND:<br />

BASICS DES HERZ-KREISLAUFSYSTEMS EINSCHLIEß-<br />

LICH BELASTUNGSAUSWIRKUNGEN IM AUSDAUER-<br />

BEREICH UND HÖHENTRAININGSEFFEKTE<br />

Der sprachlichen einfachheitshalber wird der Text in der männlichen Form verfasst,<br />

gleichwohl sind auch immer die weiblichen Formen damit angesprochen.<br />

Insbesondere im Langstreckenschwimmen ist die Ausdauerleistungsfähigkeit<br />

neben der Technik und der Muskelkraft des jeweiligen Schwimmers von mitentscheidender<br />

Bedeutung für die erzielbare (Dauer-)geschwindigkeit. Deshalb<br />

spielt das Transportsystem für die energieliefernden Stoffe hierbei eine besondere<br />

Rolle. Hierzu gehören die Lunge, Blut und selbstverständlich auch das<br />

Herz-Kreislaufsystem selber. Diese aufgezählten Organsysteme sind trainierbar,<br />

wenn auch jeweils unterschiedlich stark. Außerdem sind der Trainierbarkeit<br />

der einzelnen Organsysteme Grenzen gesetzt. Aber nicht nur die Qualität und<br />

Quantität eines Trainings ist für das Erreichen bestmöglicher Ausdauerwerte<br />

entscheidend, sondern auch die jeweiligen genetischen Voraussetzungen, individuelle<br />

Maximalwerte können wohl nicht überschritten werden.<br />

Selbstverständlich muss auch der Organismus gesund sein, also er darf keine<br />

krankhaften (und seien sie scheinbar noch so klein) Veränderungen haben. Beim<br />

Hochleistungstraining ist die komplette Gesundheit deshalb absolute Voraussetzung.<br />

Im Gesundheits- und Breitensport ist das in der Regel nach ärztlicher<br />

Kontrolle und entsprechendem, angepasstem Training nicht mehr ganz so eng<br />

zu sehen. Im Gegenteil, bei bestimmten Erkrankungen (z.B. bei koronarer Herzerkrankung)<br />

wird angepasstes (Ausdauer-)Training zur besseren Leistungsfähigkeit<br />

im Alltag häufig sogar dringend angeraten. In diesem Artikel sollen<br />

ausschließlich trainingsbedingte Veränderungen im Ausdauerbereich dargelegt<br />

werden.<br />

Um die trainingsbedingten Veränderungen durch Ausdauertraining und dessen<br />

möglichen Grenzen besser verstehen zu können, soll zu Beginn eine kurze Beschreibung<br />

über die Funktion der entscheidenden Organsysteme voran gestellt<br />

werden.<br />

Für die Energiegewinnung im Ausdauerbereich (aerober Stoffwechsel) wird<br />

in der Muskelzelle Glucose (Traubenzucker), evtl. auch bestimmte Fette und<br />

vor allem Sauerstoff benötigt. Diese Substrate müssen schnellstmöglichst und


7<br />

gleichzeitig in größtmöglicher Menge vom Speicher (z.B. die Glucose aus der<br />

Leber) oder vom Aufnahmeorgan (Sauerstoff durch die Lunge) zum Zielorgan<br />

(in diesem Fall die Muskelzellen) angeliefert werden. Desto leistungsfähiger<br />

dieses Transportsystem ist, desto mehr Energiesubstrate können im gleichen<br />

Zeitraum für die Muskulatur zur Verfügung gestellt werden. Dieses Angebot<br />

muss natürlich auch von den Muskelzellen genutzt werden können. Parallel<br />

dazu müssen die durch die Energiegewinnung entstandenen Abfallprodukte<br />

ebenfalls so schnell wie möglich entsorgt werden (z.B. das Kohlendioxid über<br />

die Lunge an die Umgebung). Die energieliefernden Substrate bzw. Abfallstoffe<br />

werden mit Hilfe des Bluts über das Herz-Kreislaufsystem transportiert. Im<br />

folgenden Abschnitt sind kurz die Wege des Herz-Kreislaufsystems aufgeführt.<br />

Kleiner und großer Kreislauf mit dem Herz als Pumpe:<br />

Das Herz besitzt vier Innenräume, welche einerseits durch die Herzscheidewand<br />

(Septum = S in Abb.1) und andererseits durch Herzklappen voneinander<br />

getrennt sind. Dadurch entsteht im Prinzip eine rechte und eine linke Herzhälfte.<br />

Durch diese Trennung entstehen zwei gekoppelte Kreisläufe: der kleine Lungenkreislauf<br />

und der große Körperkreislauf (Abb.1).<br />

Wie sind nun diese beiden Kreisläufe einschließlich dem Herz als Pumpe miteinander<br />

verkoppelt? Um dies beantworten zu können, soll mit den Erläuterungen<br />

an einem bestimmten Punkt dieser Kreisläufe begonnen werden, z.B. am<br />

Eingang zur rechten Herzhälfte. Sauerstoffarmes (O 2 ) und kohlendioxidreiches<br />

(CO2) Blut (in Abb.1 als gestricheltes Blut gekennzeichnet), also verbrauchtes<br />

Blut aus den Organsystemen, gelangt über die untere und obere Hohlvene (Vena<br />

cava, wobei der Einfachheithalber nur eine eingezeichnet ist) in das rechte Herz,<br />

bzw. in den rechten Herzvorhof (RA = rechtes Atrium (Vorhof)). Von dort wird<br />

das Blut teils aktiv (Pumpfunktion des Vorhof), teils passiv (Sogwirkung der<br />

nachfolgenden Herzkammer) über die rechte Vorhofklappe (T = Trikuspidalklappe)<br />

in die rechte Herzkammer (RV = rechter Ventrikel (Kammer) geleitet.<br />

Ist die Herzkammer mit einer bestimmten Menge Blut gefüllt, wird es dann über<br />

die rechte Kammerklappe (P = Pulmonalklappe) in die sogenannte Pulmonalarterie<br />

(Lungenarterie) aktiv weitergepumpt. Die Pulmonalarterie führt in die<br />

Lunge (kleiner Lungenkreislauf), wo das Blut mit Sauerstoff angereichert (in<br />

Abb. 1 als gepunktetes Blut gekennzeichnet) und das Kohlendioxid weitgehend<br />

abgeatmet wird. Wie der Gasaustausch in der Lunge funktioniert, wird weiter<br />

unten erläutert.<br />

Das Blut gelangt dann über die so genannten Pulmonalvenen (Lungenvenen) in<br />

den linken Herzvorhof (LA = linkes Atrium). Von dort aus wird das Blut nun<br />

wiederum teils aktiv, teils passiv über die linke Vorhofklappe (M = Mitralklappe)<br />

in die linke Herzkammer (LV = linker Ventrikel) geleitet und von dort aus


der Lunge funktioniert, wird weiter unten erläutert. Das Blut gelangt dann über die so genannten<br />

8 Pulmonalvenen (Lungenvenen) in den linken Herzvorhof (LA = linkes Atrium). Von<br />

dort aus wird das Blut nun wiederum teils aktiv, teils passiv über die linke Vorhofklappe (M =<br />

Mitralklappe) im Vergleich in die zum linke rechten Herzkammer Ventrikel (LV mit = wesentlich linker Ventrikel) größerer geleitet Kraft und über von die dort linke aus im<br />

Vergleich zum rechten Ventrikel mit wesentlich größerer Kraft über die linke Kammerklappe<br />

Kammerklappe (A = Aortenklappe) in die Hauptschlagader (Aorta) des großen<br />

(A = Aortenklappe) in die Hauptschlagader (Aorta) des großen Körperkreislaufs ausgeworfen.<br />

Von<br />

Körperkreislaufs<br />

hier aus wird das<br />

ausgeworfen.<br />

Blut über das Gefäßsystem<br />

Von hier aus<br />

zu<br />

wird<br />

den<br />

das<br />

einzelnen<br />

Blut über<br />

Organen<br />

das Gefäßsystem<br />

stellvertretend zu den einzelnen Muskel Organen eingezeichnet) (in Abb. 1 transportiert ist hierfür stellvertretend und verteilt; der ein im Muskel Blut enthal-<br />

(in Abb.1 ist<br />

hierfür<br />

tene Sauerstoff eingezeichnet) wird dort transportiert zu einem nicht und verteilt; unbeträchtlichen der im Blut Teil enthaltene verbraucht. Sauerstoff wird<br />

dort zu einem nicht unbeträchtlichen Teil verbraucht.<br />

Abb.1: Schematischer Herzaufbau in Verbindung mit dem kleinen und großen Kreislauf<br />

Abb.1: Schematischer Herzaufbau in Verbindung mit dem kleinen und großen Kreislauf<br />

Gleichzeitig wird an dieser Stelle dem Blut das aus dem Stoffwechsel stammende<br />

Abfallprodukt wird an dieser Kohlendioxid Stelle dem Blut zum das Abtransport aus dem Stoffwechsel hinzugefügt. stammende Das nun sauer-<br />

Abfallpro-<br />

Gleichzeitig<br />

dukt stoffarme Kohlendioxid und zum kohlendioxidreiche Abtransport hinzugefügt. Blut wird Das im nun venösen sauerstoffarme System gesammelt und kohlendioxidreiche<br />

letztendlich Blut wird im über venösen die obere System und gesammelt untere Hohlvene und letztendlich in den rechten über die Vorhof obere (=RA) und untere<br />

und<br />

Hohlvene geleitet, in den wo rechten sich der Vorhof Kreis (=RA) wieder geleitet, schließt. wo Genauer sich der betrachtet, Kreis wieder handelt schließt. es Genauer sich<br />

betrachtet, hier tatsächlich handelt es sich nur hier um tatsächlich einen Kreislauf, nur um einen es sind Kreislauf, hier lediglich es sind zwei hier lediglich Pumpen zwei<br />

Pumpen (rechtes (rechtes und und linkes linkes Herz) Herz) innerhalb eines Kreislaufs hintereinander eingesetzt. eingesetzt. Trotzdem<br />

wird<br />

Trotzdem<br />

der Einfachheit<br />

wird der Einfachheit<br />

halber immer<br />

halber<br />

von<br />

immer<br />

einem großen<br />

von einem<br />

und<br />

großen<br />

einem kleinen<br />

und einem<br />

Kreislauf<br />

kleinen<br />

Kreislauf gesprochen.<br />

gesprochen.<br />

Die vier Herzklappen besitzen eine Ventilfunktion, so dass das Blut nur in eine<br />

Richtung fließen kann. Versucht das Blut aus irgendeinem Grund umgekehrt zu<br />

fließen, verschließen sich die Klappen. Eine Steuerung sorgt dafür, dass sich jeweils<br />

im richtigen Moment auch immer die entsprechenden Klappen öffnen und<br />

schließen. Gleichfalls müssen sich auch immer abwechselnd die Vorhöfe und<br />

erst anschließend die Hauptkammern kontrahieren (zusammenziehen). Denn<br />

erst wenn sich die Vorhöfe zu den Herzkammern hin entleert und diese dadurch<br />

ihre maximale Blutfüllung erhalten haben, dürfen sie logischerweise das Blut in<br />

die jeweiligen Kreisläufe pumpen.


Die Pumpfunktion und der Wirkungsgrad des Herzens wird durch das Vierkammersystem<br />

optimiert. Theoretisch wäre auch ein Zweikammer- oder auch nur<br />

ein Einkammersystem denkbar, die aber jeweils nur mit einem deutlich geringeren<br />

Wirkungsgrad arbeiten würden.<br />

Da die Lungenstrombahn in der Regel wesentlich kürzer und auch nur ein<br />

durchblutetes Organ enthält (eben die Lunge selbst), ist der Widerstand durch<br />

einen gleichzeitig vorhandenen großen Querschnitt der entsprechenden Lungengefäße<br />

für das Blut hier sehr viel kleiner als im großen Kreislauf mit seinen<br />

vielen Organen und Muskeln. Daher ist die rechte Herzhälfte muskelmäßig auch<br />

entsprechend schwächer als die linke ausgeprägt. Im großen Kreislauf muss im<br />

wachen Ruhezustand ein Blutdruck von ca. 120mmHg (ein Maß für den erzeugten<br />

Druck) vom Herzen aufgebracht werden, im Lungenkreislauf reichen hier<br />

bereits ca. 25mmHg. Entsprechend ist der durchschnittliche Blutdruck in der<br />

linken Herzkammer deutlich höher als in der rechten.<br />

Selbstverständlich ist die Blutmenge, die in beiden Kreisläufen gepumpt werden<br />

muss, gleich hoch! Würde in einer Herzhälfte pro Schlag durchschnittlich<br />

nur 10 Milliliter mehr als in der anderen Herzhälfte gepumpt werden, wäre bei<br />

einem Gesamtblutvolumen von ca. 6 Liter dann nach ca. 300 Herzschlägen das<br />

gesamte Blut in einem Teil des Kreislaufes.<br />

Der menschliche Durchschnittsorganismus benötigt im wachen Ruhezustand für<br />

eine ausreichende Versorgung aller Organe und Zellen etwa 4-5 Liter Blut pro<br />

Minute. Die gepumpte Blutmenge wird daher auch als Herzminutenvolumen<br />

(HMV) bezeichnet und wird bei einem gesunden Herz ohne Probleme erfüllt.<br />

Da das gesunde Herz bei einem Durchschnittsmenschen in Ruhe etwa 60-80<br />

mal pro Minute (Herzfrequenz = HF) pumpt (umgangssprachlich auch als Herzschlag<br />

bezeichnet), muss pro Herzschlag etwa 70ml Blut gepumpt werden (70ml<br />

(=0.07l) * 70/min = 4900ml = 4.9 Liter/ min). Die Menge an Blut, die während<br />

eines Herzschlags gepumpt wird, wird daher auch als Schlagvolumen (SV) bezeichnet.<br />

Das Herzminutenvolumen wird also bestimmt durch die Herzfrequenz<br />

(Herzschläge pro Minute) und dem Schlagvolumen in (Milli-)Litern.<br />

Während eines Herzschlags wird das Herz aber nicht vollständig leer gepumpt,<br />

sondern es verbleibt ein Blutrest in den Kammern. Die Blutmenge, die jeweils<br />

in der Kammer verbleibt, ist neben einigen weiteren Faktoren u.a. abhängig von<br />

der Belastungsintensität. Desto höher diese ist, desto mehr Blut wird pro Schlag<br />

bis zu einem jeweiligen Maximalwert ausgeworfen.<br />

Die tatsächliche Größe des HMV‘s steigt logischerweise mit zunehmender Körpergröße<br />

und -gewicht an, weil entsprechend mehr Energie auch schon im Ruhezustand<br />

benötigt wird. Natürlich ist das HMV auch von der Intensität einer<br />

körperlichen Belastung abhängig.<br />

9


10<br />

Lunge:<br />

Über die Lunge wird der Sauerstoff aus der Umgebungsluft aufgenommen und<br />

das Abfallprodukt Kohlendioxid nebst Wasser aus dem aeroben Stoffwechsel<br />

abgegeben. Die Lunge ist in zwei Flügel aufgeteilt, umschließt das Herz und<br />

füllt nahezu den gesamten Brustkorb (Thorax) aus. Die Luft wird eingeatmet,<br />

gelangt über die Luftröhre und Bronchien schließlich in die Lungenbläschen<br />

(Alveolen), siehe Abb. 2. Die Lungenbläschen besitzen nur eine ganz dünne<br />

Wand und sind umschlossen von sehr dünnen Blutgefäßen (Lungenkapillaren),<br />

die aus den Lungenarterien hervorgehen. Dort findet dann der eigentliche Gasaustausch<br />

statt (Abb.3).<br />

Die Atemmechanik der Lunge soll im Folgenden etwas genauer betrachtet werden,<br />

wozu Abb. 4 dient. Diese Abbildung zeigt eine mechanische Lungenfunktionsprüfung.<br />

Der Erwachsene atmet im Ruhezustand etwa 12-16mal pro Minute<br />

Die (Atemfrequenz Atemmechanik = der AF), Lunge wobei soll bei im jedem Folgenden Atemzug etwas etwa genauer 500ml betrachtet zunächst werden, ein- wozu (Inspiration<br />

dient. = Diese Einatmung) Abbildung und zeigt dann eine wieder mechanische ausgeatmet Lungenfunktionsprüfung. (Exspiration = Ausatmung)<br />

Der Erwach-<br />

Abb.4<br />

sene werden. atmet im Diese Ruhezustand Luftmenge etwa wird 12-16mal auch pro als Minute Atemzugvolumen (Atemfrequenz(AZV) = AF), wobei bezeichnet. bei jedem<br />

Aus Atemzug dem AZV etwa 500ml und der zunächst AF lässt ein- (Inspiration sich das sogenannte = Einatmung) Atemminutenvolumen<br />

und dann wieder ausgeatmet<br />

(Exspiration = Ausatmung) werden. Diese Luftmenge wird auch als Atemzugvolumen<br />

(AMV) berechnen, was im obigen Beispiel etwa 6 bis 8 Liter (z.B. 0.5l * 12 =<br />

(AZV) bezeichnet. Aus dem AZV und der AF lässt sich das sogenannte Atemminutenvolumen<br />

6l) pro (AMV) Minute berechnen, beträgt. Dieses was im relativ obigen Beispiel geringe etwa Atemzugvolumen 6 bis 8 Liter (z.B. von 0.5l jeweils * 12 = 0.5 6l)<br />

pro Liter Minute im körperlichen beträgt. Dieses Ruhezustand relativ geringe Atemzugvolumen ist an den kleinen von Kurvenausschlägen jeweils 0.5 Liter im körperlichen<br />

in der Ruhezustand Abb. 4 zu ist erkennen. an den kleinen Kurvenausschlägen links in der Abb.4 zu<br />

links<br />

erkennen.<br />

Abb.2: 2: Schema des des Atemwegs<br />

Abb.3: Aufbau Lungenbläschen (Alveolen)<br />

Der Der Mensch Mensch kann kann natürlich natürlich noch tiefer noch einatmen, tiefer einatmen, die Luftmenge die Luftmenge der maximalen der Inspiration maximalen<br />

(=IRV) Inspiration bezeichnet. (großer Wird Kurvenausschlag hingegen maximal in ausgeatmet Abb. 4 nach (großer oben) Kurvenausschlag wird hierbei als in<br />

(großer Kurvenausschlag in Abb.4 nach oben) wird hierbei als inspiratorisches Reservevolumen<br />

Abb.4 inspiratorisches nach unten), erhält Reservevolumen man die Luftmenge (=IRV) des exspiratorischen bezeichnet. Wird Reservevolumens hingegen maximal (=ERV).<br />

Nach ausgeatmet maximaler (großer Ausatmung Kurvenausschlag ist die Lunge jedoch in noch Abb. nicht 4 nach vollständig unten), leer, erhält es verbleibt man das die<br />

sogenannte Luftmenge Residualvolumen des exspiratorischen (=RV). Für Reservevolumens die aktive Atmung steht (=ERV). also lediglich Nach maximaler der Bereich<br />

zwischen der maximalen Ein- und Ausatmung zur Verfügung und wird als Vitalkapazität (VC)<br />

bezeichnet. Wird nun noch das Residualvolumen hinzugefügt, wird die Totalkapazität (TLC)<br />

der Lunge erhalten (Abb.4). Die Kapazitäten werden jeweils in Liter gemessen.


Abb.2: Schema des Atemwegs<br />

Abb.3: Aufbau Lungenbläschen (Alveolen)<br />

11<br />

Der Mensch kann natürlich noch tiefer einatmen, die Luftmenge der maximalen Inspiration<br />

(großer Ausatmung Kurvenausschlag ist die Lunge in Abb.4 jedoch nach noch oben) nicht wird hierbei vollständig als inspiratorisches leer, verbleibt Reservevolumen<br />

(=IRV) bezeichnet. Wird hingegen maximal ausgeatmet (großer Kurvenausschlag in<br />

das<br />

Abb.4 sogenannte nach unten), Residualvolumen erhält man die Luftmenge (=RV). Für des die exspiratorischen aktive Atmung Reservevolumens steht also lediglich (=ERV).<br />

Nach der Bereich maximaler zwischen Ausatmung der ist maximalen die Lunge jedoch Ein- noch und nicht Ausatmung vollständig zur leer, Verfügung es verbleibt und das<br />

sogenannte wird als Vitalkapazität Residualvolumen (VC) (=RV). bezeichnet. Für die aktive Wird Atmung nun noch steht also das lediglich Residualvolumen der Bereich<br />

zwischen hinzugefügt, der maximalen wird die Ein- Totalkapazität und Ausatmung (TLC) zur Verfügung der Lunge und wird erhalten als Vitalkapazität (Abb. 4). Die (VC)<br />

bezeichnet. Wird nun noch das Residualvolumen hinzugefügt, wird die Totalkapazität (TLC)<br />

der<br />

Kapazitäten<br />

Lunge erhalten<br />

werden<br />

(Abb.4).<br />

jeweils<br />

Die Kapazitäten<br />

in Liter gemessen.<br />

werden jeweils in Liter gemessen.<br />

Abb. 4: Lungenfunktionsparameter<br />

Abb.4: Lungenfunktionsparameter<br />

Sowohl die Vitalkapazität als auch die Totalkapazität einer gesunden Lunge<br />

hängen hauptsächlich von der Körpergröße, vom Trainingszustand, vom Geschlecht<br />

und vom Alter ab.<br />

Um die Vitalkapazität komplett ausnutzen zu können, wird etwas Zeit benötigt.<br />

Für (sport-) medizinische Zwecke ist die Menge an Luft, die nach maximaler Inspiration<br />

innerhalb von einer Sekunde als Anteil der Vitalkapazität ausgeatmet<br />

werden kann, entscheidend. Dies wird auch als Einsekundenkapazität oder forciertes<br />

Expirationsvolumen (FEV1) bezeichnet, sie beträgt normalerweise etwa<br />

80% der Vitalkapazität (rechte Ausatmungskurve in Abb. 4).<br />

Sauerstoffaufnahme:<br />

Das Maß für die (Ausdauer-)leistungsfähigkeit einer Person ist die maximal<br />

mögliche Sauerstoffaufnahme (VO 2max ). Desto mehr Sauerstoff der Sportler relativ<br />

zum Körpergewicht aufnehmen kann, um so leistungsfähiger ist er in der<br />

Regel. Die Sauerstoffaufnahme wird in Liter bzw. Milliliter gemessen. Es sollten<br />

aber besser nicht die Absolutwerte miteinander verglichen werden, sondern<br />

die Relativwerte in Relation zum Körpergewicht, also ml O 2 /kg Körpergewicht.<br />

Besitzen zwei Personen nämlich beide eine maximale Sauerstoffaufnahme von<br />

3 Liter, so wird diejenige besser sein, die dabei das geringere Körpergewicht<br />

aufweist (gleiche übrige Bedingungen, Technik usw. vorausgesetzt). Die ma-


12<br />

ximale Sauerstoffaufnahme hängt im Wesentlichen von der Pumpleistung des<br />

Herzens und von der vorhandenen Menge an Hämoglobin ab.<br />

Blut:<br />

Das Transportmedium für die energieliefernden Substrate ist hierbei das Blut,<br />

welches im Wesentlichen aus zwei Anteilen besteht, dem Blutplasma (Flüssigkeit<br />

mit vielen Inhaltsstoffen, wie z.B. Glucose) und den roten Blutzellen (Erythrocyten),<br />

welche mittels dem Hämoglobin (=Hb) Sauerstoff transportieren.<br />

Das Verhältnis zwischen Erythrocyten und Plasma wird als Hämatokrit (= HkT)<br />

bezeichnet und liegt bei untrainierten, aber sonst gesunden Personen im Bereich<br />

von 0.35-0.45 (35-45% Anteil von Erythrocyten am Gesamtblut). Nebenbei besteht<br />

das Blut noch aus weiteren Blutzelltypen und Stoffen, die aber hier jetzt<br />

nicht interessieren sollen.<br />

Das Hämoglobin der roten Blutzellen nimmt den Sauerstoff aus der Lunge auf,<br />

transportiert zusätzlich Traubenzucker (Glucose) und Fette zu den Zielmuskelzellen.<br />

Die durch die energieliefernden Prozesse entstandenenen Abfallprodukte,<br />

u.a. Laktat, Kohlendioxid und Wasser werden ebenfalls durch das Blut transportiert.<br />

Kohlendioxid, teilweise wird auch das Wasser nach dem Transport über<br />

die Lunge durch Abatmung entfernt. Wasser wird aber auch noch zusätzlich<br />

über den Schweiß und den Urin entfernt. Das durch anaerobe Prozesse entstandene<br />

Laktat wird im Körper unter dem Verbrauch von Energie selbst wieder<br />

abgebaut.<br />

Muskulatur:<br />

Eine Muskelzelle besitzt zahlreiche Zellbestandteile, die zum Teil auch für die<br />

Energiegewinnung notwendig sind. Insbesondere seien hier die Mitochondrien<br />

genannt, sie werden als Kraftwerke der Zellen bezeichnet.<br />

Veränderungen bei körperlicher Belastung:<br />

Es ist nur logisch, dass bei steigender körperlicher Belastung das Herz-Kreislaufsystem<br />

immer stärker gefordert wird, weil immer mehr Energie benötigt<br />

wird. Dafür muss der Blutfluss gesteigert werden. Am Ehesten merken wir<br />

das dadurch, dass mit zunehmender körperlicher Belastung das Herz schneller<br />

schlägt (Puls steigt an) und bei längeren Belastungen das Schwitzen begonnen<br />

wird (auch im Wasser, nur wird es hier in der Regel nicht bemerkt). Aber das ist<br />

selbstverständlich nicht alles, was hierbei im Körper passiert.<br />

Die Herzfrequenz (=Puls), beträgt im Ruhezustand um die 60-80/min, nimmt<br />

mit zunehmender Belastung in etwa linear bis zu einem individuellen Grenzwert<br />

von ca. 160-210/min zu: Damit können wir den Blutfluss etwa um den Fak-


tor 3-4 steigern. Gleichzeitig kann auch das Schlagvolumen ein wenig gesteigert<br />

werden, z.B. von 70ml auf 100ml. Dies bedeutet eine weitere Steigerung um ca.<br />

40%, so dass wir vom Ruhezustand bis zur vollen Belastung die Blutflussmenge<br />

(HZV) um ca. das 5-6fache steigern können. Bei Untrainierten männlichen<br />

Personen kann ein durchschnittliches maximales HMV von ca. 20-25 Litern erreicht<br />

werden. Weibliche Personen sind wie meistens benachteiligt, sie schaffen<br />

normalerweise nur um 30-40% geringere Werte.<br />

Eine beliebige HF-Steigerung ist deshalb nicht möglich, weil die Zeit zum Auffüllen<br />

der Herzkammern immer kürzer wird und ab einer gewissen Herzfrequenz<br />

die Herzleistung wieder absinken würde. Ein gesundes Herz erreicht diesen<br />

Punkt nicht, es schützt sich gewissermaßen selber. Gleichzeitig bedeutet das<br />

aber eine Leistungsbeschränkung, d.h. die individuelle Leistung erreicht ihren<br />

Maximalwert.<br />

Die Muskulatur wird im Ruhezustand nur relativ gering durchblutet, bei steigender<br />

Belastung nimmt sie jedoch stark zu, kann bei voller Belastung durchaus<br />

bis auf das 30-40fache der Ruhedurchblutung ansteigen. Gleichzeitig nimmt die<br />

Sauerstoffausschöpfung aus dem Blut nicht unerheblich zu.<br />

Zusätzlich steigt allerdings auch der Blutdruck an. Er wird in mmHg gemessen<br />

und beträgt im wachen Ruhezustand idealerweise ca. 115mmHg/75mmHg<br />

(systolischer und diastolischer Wert). Es werden zwei Werte angegeben, weil in<br />

der Auffüllphase des Herzens (wo in diesem Zeitpunkt kein Blut gepumpt wird)<br />

durch ein Mechanismus der großen Hauptschlagader (Aorta) der Druck nicht<br />

auf Null fällt.<br />

Bei Belastung steigt der Blutdruck an, ist aber sowohl von der Sportart als auch<br />

vom Typ und vom Zustand des Gefäßsystems her abhängig. Sportarten mit einer<br />

hohen Kraftbelastung (wie z.B. Radfahren lässt den Blutdruck stärker ansteigen<br />

(Anstieg des Gefäßwiderstandes durch Zusammendrücken der Blutgefäße<br />

durch die Muskulatur beim Pedalentreten) als z.B. beim Laufen (weniger<br />

Krafteinsatz). Bei Schwimmern sind wenig Daten zu erheben, weil während<br />

der Schwimmbelastung nicht einfach Blutdruck gemessen werden kann, sondern<br />

in der Regel nur nach der Belastung. Grundsätzlich nimmt der systolische<br />

Blutdruck etwa linear mit der körperlichen Belastung zu. Spitzenblutdruckwerte<br />

unter voller Fahrradergometerbelastung von 250mmHg systolisch und mehr<br />

sind daher möglich.<br />

Bei reinen Kraftbelastungen, z.B. Gewichtheben können die Druckwerte aber<br />

kurzzeitig auch noch höhere Werte annehmen. Hier sind insbesondere die diastolischen<br />

Werte betroffen, weil sie stark vom Gefäßwiderstand in der Muskulatur<br />

abhängig sind. Der Gefäßwiderstand steigt nämlich mit zunehmender<br />

Kraftbelastung im Vergleich zum Fahrradfahren viel stärker an, weil die anschwellenden<br />

Muskeln die Blutgefäße unter Umständen komplett abdrücken.<br />

13


14<br />

Daher gibt es im Gegensatz zur dynamischen Belastung solange keine Entlastung,<br />

bis die Belastung (z.B. das Gewicht) beendet oder zumindest entscheidend<br />

reduziert wird.<br />

Auch die Beinpresse kann zu sehr hohen Druckwerten in der Nähe von 300mmHg<br />

systolisch führen. Diese Belastungen kann natürlich nur ein gesundes Gefäßsystem<br />

aushalten, desto älter, desto problematischer können diese Blutdruckspitzen<br />

werden.<br />

Weiterhin muss mit zunehmender Belastung auch mehr Sauerstoff aufgenommen<br />

und Kohlendioxid über die Lunge abgegeben werden. Dazu gibt es zwei<br />

Möglichkeiten: Erstens werden die Atemzüge tiefer und zweitens die Atemfrequenz<br />

schneller. Normalerweise liegt ein Atemzugvolumen (AZV) von ca. 0.5l<br />

vor, dieses kann aber bis auf 2-3l gesteigert werden. Die Atemfrequenz (AF)<br />

von ca. 15/min im Ruhezustand kann auf 40-60 Züge pro Minute ansteigen. Ab<br />

einer bestimmten Atemfrequenz nimmt das AZV aber wieder ab, weil durch<br />

die Ausatemzeit (Abb. 4 rechts) die Vitalkapazität nicht mehr voll genutzt werden<br />

kann. Insgesamt können wir damit etwa 100l/min Atemminutenvolumen<br />

(AMV) schaffen. Dies bedeutet vom Ruhezustand aus eine Steigerung um den<br />

Faktor 10-15.<br />

Wenn nun regelmäßig körperlicher Sport getrieben wird, wird der gesunde Organismus<br />

sich den erhöhten Leistungsanforderungen anpassen. Letztlich ist das<br />

der Trainingseffekt, der jedoch je nach Belastungsdauer und -häufigkeit unterschiedlicher<br />

Qualität und Quantität ist. Allerdings gibt es auch hier jeweils individuelle<br />

Grenzen, welche vom Trainingsaufwand, von der Trainingsintensität,<br />

vom Alter und natürlich von den genetischen Voraussetzungen her abhängig<br />

sind.<br />

Durch Ausdauertraining passen sich im Wesentlichen die Organe an, die für<br />

die ausreichende Energiegewinnung primär notwendig sind, in erster Linie das<br />

Herz.<br />

Veränderungen des Herzens durch Ausdauertraining:<br />

Für den Arzt ist bei einem Ausdauertrainierten zunächst die deutlich geringere<br />

Herzfrequenz im Ruhezustand am auffälligsten. Während beim Untrainierten<br />

die Ruheherzfrequenz in der Regel zwischen 60 und 80 Schlägen pro Minute<br />

liegt, liegen sie bei Ausdauertrainierten bei 40-60 Schlägen pro Minute. Untere<br />

Extremwerte bei Hochleistungssportlern können im Schlaf bis zu 25 Schläge<br />

pro Minute sein!<br />

Früher wurde angenommen, dass die niedrige Herzfrequenz immer Folge einer<br />

absoluten Herzvergrößerung ist, weil es dann im Ruhezustand durch das da-


zugehörige, vergrößerte Schlagvolumen mit weniger Herzschlägen das gleiche<br />

Herzminutenvolumen (HMV) aufbauen kann. Dies ist nach neueren Untersuchungen<br />

jedoch eher die Ausnahme, da durch den Sport vergrößerte Herzen<br />

weniger häufig sind, als zunächst angenommen wurde. Vielmehr kann die sogenannte<br />

Bradykardie (Herzfrequenz unter 60 Schlägen pro Minute) Folge einer<br />

einfachen Ökonomisierung des Kreislaufs durch das Ausdauertraining sein.<br />

Die Ruheherzfrequenz verringert sich schon nach relativ wenigen Ausdauertrainingseinheiten,<br />

ohne dass eine Herzvergrößerung nachweisbar ist. Der Körper<br />

lernt mit seiner Energie ökonomischer umzugehen. Eine Herzvergrößerung<br />

ist daher bei breitensportlichen Aktivitäten (z.B. 3x30min Ausdauersport in der<br />

Woche) in der Regel nicht zu beobachten.<br />

Wird jedoch ein sehr intensives Ausdauertraining in leistungssportlichen Dimensionen<br />

über Jahre durchgeführt, wird sich mit hoher Wahrscheinlichkeit<br />

nach eine echte Herzvergrößerung (Sportherz) entwickeln. Dieses ist dadurch<br />

charakterisiert, dass sich die Herzkammern im Durchmesser vergrößern und<br />

gleichzeitig (wenn auch weniger stark) die Wanddicke zunimmt. Dies gilt gleichermaßen<br />

sowohl für die rechte als auch für die linke Herzhälfte, da sowohl<br />

durch die Lunge als auch durch den Körper jeweils die gleiche Menge Blut gepumpt<br />

werden muss.<br />

Leistungssportliche Dimensionen bedeuten hierbei, dass in der Woche wirklich<br />

schon recht viel trainiert werden muss. Tab. 1 zeigt Richtwerte, ab welchem<br />

Trainingsumfang (in Kilometern pro Woche) ein Sportherz zu erwarten ist. In<br />

dieser Tabelle ist zu erkennen, dass z.B. im Schwimmsport mindestens etwa 30<br />

km pro Woche im „ersten“ Trainingsjahr geschwommen werden müssen, bevor<br />

ein Sportherz erwartet werden kann. Dabei sollten diese Trainingsumfänge<br />

mindestens auf drei, besser aber auf fünf bis sechs Einheiten pro Woche verteilt<br />

werden. In dieser Tabelle ist weiterhin zu erkennen, dass der zur Sportherzausbildung<br />

erforderliche Trainingsumfang mit zunehmender Trainingsdauer (in<br />

Jahren) etwas abnimmt. Beispielsweise werden im fünften Trainingsjahr nur<br />

noch durchschnittlich 20 km Schwimmen pro Woche benötigt, um mit hoher<br />

Wahrscheinlichkeit ein Sportherz zu erhalten. Voraussetzung ist, dass in den<br />

Jahren zuvor auch mit entsprechenden Umfängen trainiert worden ist. Im Laufen<br />

und Radfahren sind die Verhältnisse ähnlich, nur die Kilometerstrecken sind<br />

aufgrund der hier erreichbaren Geschwindigkeiten entsprechend höher.<br />

Werden die Schwellenwerte nicht erreicht, weil beispielsweise nur 10 Kilometer<br />

pro Woche geschwommen oder 100 Kilometer pro Woche Rad gefahren werden,<br />

ist ein Sportherz in der Regel nicht zu erwarten. Trotzdem muss bei Überschreitung<br />

der entsprechenden Schwellenwerte nicht unbedingt ein Sportherz vorhanden<br />

sein. Desto mehr jedoch jeweils die Schwellenwerte überschritten werden,<br />

desto wahrscheinlicher wird jedoch eine Sportherzentwicklung. Außerdem ist<br />

15


16<br />

es häufig so, dass ein Sportherz in seiner Größe entsprechend dem jeweiligen<br />

Trainingsumfang bis zu einem individuellen Grenzwert immer weiter zunimmt.<br />

Liegt eine Herzvergrößerung vor und wird die entsprechende Schwelle nicht erreicht,<br />

so muss bis zum Beweis des Gegenteils dies allerdings als krankhaft angenommen<br />

Außerdem ist werden. häufig so, Beispielsweise dass ein Sportherz kann in seiner Größe entsprechende Herzvergrößerung<br />

dem jeweiligen Trainingsumfang<br />

durch einen bis zu angeborenen einem individuellen oder Grenzwert erworbenen immer Herzfehler weiter zunimmt. bedingt sein.<br />

auch<br />

Liegt eine Herzvergrößerung vor und wird die entsprechende Schwelle nicht erreicht, so muss<br />

Tabelle<br />

bis zum<br />

1: Schwellenwerte<br />

Beweis des Gegenteils<br />

für den jeweils<br />

dies allerdings<br />

notwendigen<br />

als krankhaft<br />

Trainingsumfang<br />

angenommen<br />

in Kilometer<br />

werden.<br />

pro<br />

Beispielsweise<br />

kann eine entsprechende Herzvergrößerung auch durch einen angeborenen oder erwor-<br />

Woche<br />

(aufgeteilt in mindestens drei Trainingseinheiten pro Woche) in einer bestimmten Sportart, welche<br />

benen Herzfehler bedingt sein.<br />

die Entwicklung eines Sportherzens erwarten lässt (weitere Erläuterungen siehe Text).<br />

Trainingsdauer<br />

in Jahre: Schwimmen: Laufen: Radfahren:<br />

1 30 110 300<br />

2 25 100 250<br />

> 3 22 85 220<br />

> 5 20 75 200<br />

> 10 15 65 170<br />

Tabelle 1: Schwellenwerte für den jeweils notwendigen Trainingsumfang in Kilometer pro<br />

Um Woche ein Sportherz (aufgeteilt in entstehen mindestens zu drei lassen, Trainingseinheiten muss im Ausdauerbereich pro Woche) in allerdings einer bestimmten nicht<br />

nur Sportart, schon welche ausreichend die Entwicklung viel, sondern eines Sportherzens überwiegend erwarten auch lässt mit (weitere mindestens Erläuterungen 70%<br />

der siehe maximalen Text). Leistungsfähigkeit (VO2max) trainiert werden. Es gibt deshalb<br />

hauptsächlich zwei Gründe dafür, dass selbst bei körperlich schwerst arbeitenden<br />

Personen in der Regel keine Sportherzen gefunden werden: der eine Grund<br />

Um ein Sportherz entstehen zu lassen, muss im Ausdauerbereich allerdings nicht nur schon<br />

ausreichend viel, sondern überwiegend auch mit mindestens 70% der maximalen Leistungsfähigkeit<br />

der, dass ist<br />

(VO2max)<br />

diese Personen trainiert werden. während Es gibt ihrer deshalb Arbeit hauptsächlich über den gesamten zwei Gründe Arbeitszeitraum<br />

selbst betrachtet, bei körperlich doch schwerst deutlich arbeitenden unter Personen den entsprechenden in der Regel keine Intensitätsschwellen<br />

Sportherzen gefunden<br />

dafür, dass<br />

von werden: ca. 70% der eine ihrer Grund maximalen ist der, dass Leistungsfähigkeit diese Personen während bleiben. ihrer Arbeit Der über andere den gesamten Grund<br />

Arbeitszeitraum betrachtet, doch deutlich unter den entsprechenden Intensitätsschwellen von<br />

ist der, dass körperliche Schwerstarbeit in der Regel keine Ausdauerleistung<br />

ca. 70% ihrer maximalen Leistungsfähigkeit bleiben. Der andere Grund ist der, dass körperliche<br />

(was Schwerstarbeit ja auch ein in weiteres, der Regel mit keine entscheidendes Ausdauerleistung Kriterium ist (was ja für auch die ein Entstehung<br />

weiteres, mit<br />

ist<br />

eines entscheidendes Sportherzens Kriterium ist), für sondern die Entstehung eher ein eines Krafttraining Sportherzens mit ist), Pausen sondern darstellt. eher ein Krafttraining<br />

mit Pausen Arbeitsmuskulatur darstellt. Eine vergrößerte ist deshalb Arbeitsmuskulatur in diesem Personenkreis ist deshalb in schon diesem häufig Perso-<br />

Eine<br />

vergrößerte<br />

nenkreis schon häufig anzutreffen.<br />

anzutreffen.<br />

Eine Herzvergrößerung kann schon recht große Dimensionen annehmen. Bei einer männlichen,<br />

Herzvergrößerung nicht sporttreibenden kann Durchschnittsperson schon recht große liegt die Dimensionen Summe des gesamten annehmen. Herzvolu-<br />

Bei<br />

Eine<br />

einer mens männlichen, beider Kammern nicht mit sporttreibenden jeweiligen Vorhöfen Durchschnittsperson einschließlich der Herzmuskelmasse liegt die Summe bei<br />

ca. 600-800ml, also etwa einem dreiviertel Liter. Das größte, bisher vermessene Sportherz besaß<br />

ein Volumen von ca. 1700ml, also mehr als Doppelte. Entsprechend schaffte dieses Herz<br />

des gesamten Herzvolumens beider Kammern mit den jeweiligen Vorhöfen einschließlich<br />

während maximaler der Herzmuskelmasse körperlicher Belastung bei ca. im 600-800ml, Vergleich zu also einem etwa untrainierten einem dreivierteschnittsbürger<br />

Liter. Das auch größte, mehr bisher als das vermessene doppelte Herzminutenvolumen. Sportherz besaß Im ein Vergleich Volumen zum von untrai-<br />

ca.<br />

Durch-<br />

1700ml, nierten Herz also geschieht mehr als dies Doppelte. neben einer Entsprechend etwas besseren Arbeitsökonomie schaffte dieses hauptsächlich Herz während durch<br />

eine deutliche Zunahme des Schlagvolumens.<br />

maximaler körperlicher Belastung im Vergleich zu einem untrainierten Durchschnittsbürger<br />

Normalerweise besitzt auch mehr der linke als Ventrikel das doppelte in der Diastole Herzminutenvolumen. (also im erschlafften Im Zustand) Vergleich einen<br />

maximalen Durchmesser in Abhängigkeit von der Körpergröße des entsprechenden Individuums<br />

von etwa 40-56mm (LVedd = linker Ventrikel: enddiastolischer Durchmesser, also der<br />

Zeitpunkt der maximalen Füllung durch maximale Erweiterung der beiden Kammern). Bei


17<br />

zum untrainierten Herz geschieht dies neben einer etwas besseren Arbeitsökonomie<br />

hauptsächlich durch eine deutliche Zunahme des Schlagvolumens.<br />

Normalerweise besitzt der linke Ventrikel in der Diastole (also im erschlafften<br />

Zustand) einen maximalen Durchmesser in Abhängigkeit von der Körpergröße<br />

des entsprechenden Individuums von etwa 40-56mm (LVedd = linker Ventrikel:<br />

enddiastolischer Durchmesser, also der Zeitpunkt der maximalen Füllung durch<br />

maximale Erweiterung der beiden Kammern). Bei Hochausdauertrainierten<br />

(z.B. bei Radrennfahrern) wurden hingegen Werte bis 70mm gemessen. Gleichzeitig<br />

war die linke Herzwand bis auf etwa 13mm verdickt, weil das Pumpen<br />

einer vergrößerten Menge Blut auch etwas mehr Kraft erfordert (Untrainierte<br />

etwa 10-11mm). Es wird hierbei von einer exzentrischen Hypertrophie des<br />

Herzens gesprochen, weil der Kammerdurchmesser und die Herzwanddicke<br />

gemeinsam zunehmen. Nimmt allerdings die Muskelwand im Verhältnis zum<br />

Kammerdurchmesser zu stark zu (sogenannter Herzindex), kann das ein Hinweis<br />

auf eine Herzerkrankung oder Doping sein.<br />

Die Kammervergrößerung des Sportherzens hat zur Folge, dass das maximale<br />

Schlagvolumen von normalerweise ca. 100-120ml bis auf 240ml gesteigert werden<br />

kann. Das maximale HMV (normalerweise ca. 20-25 Liter/Minute bei einer<br />

männlichen und etwa 13-15 Liter/Minute bei einer weiblichen Durchschnittsperson)<br />

kann dann bei einer Herzfrequenz von 200/min über 40 Liter pro Minute<br />

betragen. Der Radrennfahrer Miguel Indurain soll sogar bis 50l/min geschafft<br />

haben. Dies hat natürlich zur Folge, dass die Frequenzen eines Sportherzens im<br />

Gegensatz zum untrainierten Herz nicht nur unter Ruhebedingungen, sondern<br />

auch bei vergleichbaren körperlichen Belastungen deutlich niedriger ausfallen.<br />

Allerdings ist die maximal erreichbare Herzfrequenz beim Sportherz meistens<br />

etwas niedriger, spielt aber für das maximal erreichbare HMV kaum eine Rolle.<br />

Früher wurde ein Sportherz als krankhaft angesehen, weil bei einer Herzschwäche<br />

das betroffene Herz ebenfalls häufig vergrößert ist. Diese Ansicht ist heutzutage<br />

nicht mehr zu vertreten, da das Sportherz ein leistungsangepasstes Herz ist.<br />

Voraussetzung hierfür ist jedoch, dass das entsprechende Herz keine Fehler oder<br />

noch so geringe sonstige Schäden aufweist. Das Sportherz ist entsprechend seiner<br />

Größe im Gegensatz zum krankhaft vergrößerten Herz und auch noch zum<br />

„normalen“ bzw. untrainierten Herz deutlich leistungsfähiger. Auch auf zellulärer<br />

bzw. biochemischer Ebene zeigen sich deutlich positive Veränderungen des<br />

Sportherzens im Vergleich zum krankhaften Herz. Extreme Sportherzen können<br />

entsprechend ihrer Größe ja ein HMV von über 40 Liter aufbauen, es werden im<br />

Fahrradergometertest 500 Watt und mehr erreicht. Ein krankhaft vergrößertes<br />

Herz kann dies natürlich nicht, im Gegenteil, es schafft vielleicht nur noch 8 bis


18<br />

9 Liter Blut pro Minute gegenüber den ca. 20 Litern einer männlichen, untrainierten<br />

Durchschnittsperson zu pumpen.<br />

Die Größenzunahme erreicht das Sportherz durch reine Verdickung und Verlängerung<br />

der Herzmuskelfasern und nicht etwa durch eine Zunahme der<br />

Muskelzellanzahl. Die Diffusionsstrecken von der Kapillare bis zur Mitte der<br />

Herzmuskelzellen nehmen daher zu, trotzdem ist auch unter Sauerstoffmangelbedingungen<br />

zu keinem Zeitpunkt eine Sauerstoffunterversorgung festgestellt<br />

worden, da die offensichtlich zunehmende Kapillarisierung des Herzmuskels<br />

diesen Negativfaktor mehr als wett macht. Die koronare Durchblutung reicht<br />

beim gesunden Sportherz unter physiologischen Bedingungen offensichtlich<br />

immer aus.<br />

Durch die Herzvergrößerung nimmt logischerweise auch das Herzgewicht zu.<br />

Wenn allerdings ein sogenanntes kritisches Herzgewicht überschritten wird,<br />

sind nun doch durch zu lang werdende Diffusionsstrecken Sauerstoffmangelzustände<br />

mit anschließenden Herzschäden zu erwarten. Es wird heutzutage angenommen,<br />

dass das kritische Herzgewicht bei etwa 7.5g/kg Körpergewicht liegt.<br />

Interessant ist, dass dieses kritische Gewicht beim gesunden Herzen auch bei<br />

extremen Ausdauertrainingsumfängen von fünf bis sechs Stunden pro Tag nicht<br />

überschritten wird. Nur bei einem krankhaft vergrößerten Herzen, z.B. durch<br />

chronischen Bluthochdruck oder einer Aortenklappenverengung kann das individuelle<br />

kritische Herzgewicht überschritten werden. Der Grund für die fehlende<br />

Überschreitung des kritischen Herzgewichtes beim Ausdauersport ist wohl<br />

der, dass selbst der noch so hart trainierende Sportler Erholungspausen macht.<br />

Keiner trainiert 24 Stunden am Tag, das Herz z.B. mit einer Aortenklappenstenose<br />

(Stenose = Engstelle, Position der Aortenklappe (A) siehe Abb. 1) hingegen<br />

muss diesen erhöhten Widerstand in der Ausflussbahn aber immer, also<br />

auch im Schlaf überwinden! Das betroffene Herz bekommt in solchen Fällen<br />

keine Erholungspause.<br />

Nach jetziger Auffassung ist das Herz der leistungsbegrenzende Faktor für die<br />

aerobe Ausdauerleistung, bzw. für die maximale Sauerstoffaufnahme (VO2max),<br />

sofern alle anderen Organsysteme einschließlich der Muskulatur nicht krankhaft<br />

verändert sind. Wäre es einem Herzen möglich, noch mehr Minutenvolumen<br />

(HMV) aufzubauen, wäre die Gesamtausdauerleistungsfähigkeit und damit die<br />

maximale Sauerstoffaufnahme (eine entsprechend leistungsfähige Lunge kann<br />

vorausgesetzt werden) noch größer. Durch die heutigen hohen Trainingsumfänge<br />

sind jedoch die natürlichen Grenzen der Sportherzgrößen weitgehend<br />

erreicht, so dass eine weitere Verbesserung der Ausdauerleistungen nur noch<br />

durch eine ökonomischere Energiegewinnung auf der Muskelzellebene erfolgen<br />

kann. Diese Vermutung wird auch dadurch gestützt, dass die Sportler der bisher<br />

größten Sportherzen von 1600ml und 1700ml Gesamtvolumen (Radrennfahrer)


19<br />

ihre Karrieren bereits vor einigen Jahrzehnten beendet haben. Bis heute wurden<br />

anscheinend keine größeren Sportherzen gefunden, obwohl die Trai-ningsmethoden<br />

in der Zwischenzeit sicher noch intensiviert und verbessert worden sind.<br />

Die Entwicklung eines Sportherzen im Hinblick auf seine Quantität scheint allerdings<br />

auch von genetischen Faktoren her abhängig zu sein.<br />

Die bisher größten Sportherzen besitzen also offensichtlich die Radrennfahrer.<br />

Aber auch Skilangläufer, Langstreckenläufer, Triathleten und auch Rennruderer<br />

stehen den Herzgrößen der Radrennfahrer nur wenig nach. Schwimmer erreichen<br />

allerdings in der Regel nicht ganz so große Sportherzen, da die olympischen<br />

Strecken im Schwimmbad bis 1500m Freistil (um 15 Minuten) im Vergleich<br />

zu Marathonläufen (über zwei Stunden) oder Radrennen (große Touren<br />

über mehrere Tage täglich bis zu sechs Stunden) wohl einfach noch zu kurz<br />

sind. Vielleicht wird sich dies in Zukunft ändern, weil die Freiwasserwettkämpfe<br />

mit Streckenlängen bis zu 25km (Zeitaufwand für Spitzenschwimmer bis zu<br />

fünf Stunden) immer populärer werden.<br />

Ein Sportherz bildet sich nach Beendigung der leistungssportlichen Aktivitäten<br />

innerhalb von einigen Wochen fast wieder bis auf seine ursprüngliche Größe zurück.<br />

Eine im Alter festgestellte wesentliche Herzvergrößerung ist also nicht dadurch<br />

zu erklären, dass in der Jugend Ausdauersport betrieben wurde. Wird also<br />

bei einer Untersuchung ein vergrößertes Herz festgestellt, ohne dass dabei die in<br />

Tab. 1 angegebenen Umfänge trainiert werden (was beim Senioren-Schwimmsport<br />

auch häufig der Fall sein dürfte), ist der Sport normalerweise nicht die Ursache<br />

der Herzvergrößerung. Hier muss dann nach einer anderen Erkrankung,<br />

beispiels-weise einer Hypertonie (Bluthochdruck) oder einem Herzklappenfehler<br />

gefahndet werden.<br />

Schäden für das Sportherz durch ein abruptes Beenden des Trainings ohne krankhafte<br />

Ursachen sind im Gegensatz zu den gängigen Meinungen in der Regel<br />

jedoch nicht automatisch zu erwarten. Schwere Schäden wie z.B. Herzinfarkte,<br />

Herzschwächen, Herzverfettungen sind durch eine zu schnelle Trainingsreduktion<br />

zwar möglich, bilden glücklicherweise doch eher die Ausnahme.<br />

Manchmal treten einige meist harmlose Beschwerden (z.B. Herzstiche, Herzrhythmusstörungen)<br />

als akutes Entlastungssyndrom nach dem Ende der (leistungs)sportlichen<br />

Aktivitäten auf. Unabhängig davon, sollten aber auch ehemalige<br />

Leistungssportler zumindest ein wenig Ausdauersport weiter betreiben,<br />

um den positiven Nutzen eines moderaten Ausdauertrainings für die Gesundheit<br />

zu erhalten. Eine besondere Anfälligkeit für das ehemalige Sportherz für einen<br />

Infarkt und andere Herzerkrankungen scheint nach heutiger Auffassung wohl<br />

nicht zu bestehen. Umgekehrt besteht dann aber auch kein besonderer Schutz<br />

gegen diese Herzkrankheiten!


20<br />

Veränderungen des Blutdrucks durch Ausdauertraining:<br />

Wie verhält sich der Blutdruck durch regelmäßige Ausdaueraktivitäten? Hier<br />

sind deutlich weniger Veränderungen zu finden. Das Markanteste ist häufig die<br />

geringe Absenkung des Ruheblutdrucks um ca. 5-10mmHg systolisch. Leider<br />

entwickeln sich einige Schwimmer durch ihren Sport in die entgegengesetzte<br />

Richtung, d.h. sie bekommen eine Schwimmerhypertonie (Bluthochdruck). In<br />

der Regel ist diese nicht sehr stark ausgeprägt, aber trotzdem messbar. Wie sich<br />

das auf das spätere Leben auswirkt, ist noch unbekannt.<br />

Veränderungen der Lunge durch Ausdauertraining:<br />

Im Gegensatz zu der sonst üblichen Meinung ist die Lunge relativ wenig trainierbar.<br />

Das liegt unter anderem daran, dass die maximale Sauerstoffdiffusionsrate<br />

von den Alveolen in die Lungenkapillaren normalerweise relativ wenig<br />

trainierbar und unter anderem eher vom Alter abhängig ist. Eine Lunge kann im<br />

Gegensatz zum Herzen nicht viel wachsen, weil in dem durch die Rippen umschlossenen<br />

Brustkorb einfach kein Platz mehr da ist. Mehr als ca. 10% Wachstum<br />

durch den Sport sind in der Regel deshalb einfach nicht drin.<br />

Aus diesem Grunde wird die Vitalkapazität der Lunge durch regelmäßigen Ausdauersport<br />

auch nur wenig verbessert, andererseits sagt sie auch nur relativ wenig<br />

über die maximale Sauerstoffaufnahme aus, weil sie ja hauptsächlich durch<br />

das Herz-Kreislaufsystem beeinflusst wird. Eine Vitalkapazität von vier Liter<br />

kann daher eine maximale absolute O 2 -Aufnahme von 2, aber auch von 3.5<br />

Liter in der Minute bedeuten. Bei Vitalkapazitäten von über fünf Litern ist die<br />

Schwankungsbreite noch größer. Der einzige sichere Zusammenhang ist wohl<br />

der, dass für eine maximale O 2 -Aufnahme von mehr als vier Litern pro Minute<br />

eine Vitalkapazität von mindestens 4.5 Litern notwendig ist, da nur mit solch<br />

großen Lungen das dazugehörige Atemminutenvolumen (AMV) aufgebaut werden<br />

kann. Eine nicht besonders gut trainierte, aber sonst gesunde Person wird<br />

also durch die Aufnahme eines umfangreichen Ausdauertrainings keine Verdopplung<br />

der Lungenfunktionswerte erhalten, allenfalls einige Prozent.<br />

Da das HZV bei Ausdauertrainierten sich nur um das ca. 6-8fache steigern kann,<br />

das AMV hingegen über das 10-15fache, scheint die Lunge daher wohl nicht der<br />

leistungsbegrenzende Faktor zu sein.<br />

Veränderungen der maximalen Sauerstoffaufnahme durch Ausdauertraining:<br />

Die maximale Sauerstoffaufnahme (VO 2max ) ist ebenfalls relativ wenig trainierbar,<br />

sie liegt weitgehend genetisch fest. Manche Autoren sprechen von einer<br />

15-30%igen Trainierbarkeit, andere von maximal 40%. Relativ gut trainierbar<br />

ist jedoch das zeitliche Durchhaltevermögen einer körperlichen Leistung im


21<br />

Bereich der maximalen Sauerstoffaufnahme, diese kann über 100% gesteigert<br />

werden.<br />

Besitzen Spitzensportler trotzdem entsprechend hohe Werte im Ausdauerbereich,<br />

so muss dieses eher als positive genetische Selektion betrachtet werden.<br />

Wäre die günstige genetische Disposition bei diesen Personen nicht gegeben,<br />

könnten sie diese Spitzenleistungen auch durch einen noch so hohen Trainingsaufwand<br />

nicht erbringen.<br />

Die durchschnittliche maximale O 2 -Aufnahme pro Minute beträgt bei einer<br />

75kg schweren männlichen Person etwa 3 Liter, was einer relativen O 2 -Aufnahme<br />

von etwa 40ml/kg Körpergewicht entspricht. Bei Hochleistungssportlern<br />

können absolute Werte von über 6 Liter, entsprechend von mehr als 80ml O 2 /<br />

kg Körpergewicht, gefunden werden. Dies entspricht etwa dem Verhältnis des<br />

maximalen Herzzeitvolumen des Untrainierten zum Hochausdauertrainierten.<br />

Meistens ist das gesamte kardiopulmonale Leistungsvermögen bei weiblichen<br />

Personen zwischen dem 14. und 18. und bei männlichen Personen zwischen<br />

dem 18. und 22. Lebensjahr am größten. Dieses Leistungsvermögen nimmt<br />

nach dem 30. Lebensjahr ohne regelmäßiges Ausdauertraining kontinuierlich<br />

ab, kann aber mit einem entsprechenden Training bis zum 50. Lebensjahr weitgehend<br />

konstant gehalten werden.<br />

Veränderungen in der Muskulatur durch Ausdauertraining:<br />

Durch ein Ausdauertraining wird die Anzahl der Mitochondrien größer, wodurch<br />

offensichtlich der durch das Blut gelieferte Sauerstoff besser genutzt werden<br />

kann. Außerdem kann dadurch mehr Glucose und Fett im gleichen Zeitintervall<br />

umgesetzt werden. Dadurch vermindert sich die Laktatbildung bei gleicher Belastungsintensität,<br />

gleichzeitig kann mehr aerob gewonnene Energie freigesetzt<br />

werden. Die Fettverbrennung kommt schneller und verbessert in Gang, weil die<br />

hierzu benötigten Enzyme durch Ausdauertraining vermehrt werden. Hochausdauertrainierte<br />

Sportler können ihren Energiebedarf für eine körperliche Belastungsintensität<br />

bis zu einer Höhe von 80% ihrer jeweiligen individuellen maximalen<br />

Leistungsfähigkeit (VO 2max ) durch Fette decken (untrainierte Personen<br />

maximal bis zu 60% ihrer VO 2max ).<br />

Die gesamten Enzymaktivitäten einer Muskelzelle können durch Ausdauertraining<br />

bis zum Zehnfachen gesteigert werden.<br />

Gleichzeitig wird auch die Durchblutung der ausdauertrainierten Muskulatur<br />

durch eine vermehrte Kapillarisierung gesteigert. Einerseits geschieht dies<br />

durch eine Wiedereröffnung bisher ungenutzter Kapillaren und andererseits<br />

werden wohl auch neue, zusätzliche Kapillaren durch die erhöhten Anforderungen<br />

im trainierten Muskel gebildet. Auf jeden Fall werden durch diese Ka-


(VO2max) durch Fette decken (untrainierte Personen maximal bis zu 60% ihrer VO2max).<br />

Die gesamten Enzymaktivitäten einer Muskelzelle können durch Ausdauertraining bis zum<br />

22 Zehnfachen gesteigert werden.<br />

Gleichzeitig wird auch die Durchblutung der ausdauertrainierten Muskulatur durch eine vermehrte<br />

Kapillarisierung gesteigert. Einerseits geschieht dies durch eine Wiedereröffnung bisher<br />

ungenutzter die Kapillaren Versorgungsgebiete und andererseits für werden die wohl einzelnen auch neue, Kapillaren zusätzliche verkleinert, Kapillaren<br />

pillarisierung<br />

wodurch die jeweils erhöhten für Anforderungen die einzelnen im Muskelzellen trainierten Muskel mehr gebildet. Sauerstoff Auf jeden und Fall Nährstoffe werden<br />

zur durch Verfügung diese Kapillarisierung stehen, sofern die Versorgungsgebiete das Herz-Kreislaufsystem für die einzelnen entsprechende Kapillaren verkleinert, Blutmengen<br />

wodurch herbeischaffen jeweils für die einzelnen kann. Muskelzellen mehr Sauerstoff und Nährstoffe zur Verfügung<br />

stehen, sofern das Herz-Kreislaufsystem entsprechende Blutmengen herbeischaffen<br />

kann.<br />

Tabelle 2: Auswirkungen eines Ausdauertrainings<br />

Kriterium:<br />

durch Ausdauertraining:<br />

Schlag- und Herzvolumen ............................................ beides vergrößert<br />

Maximales Herzzeitvolumen ........................................ vergrößert<br />

Ruheherzfrequenz ........................................................ vermindert<br />

Maximale Herzfrequenz ............................................ gleich oder leicht vermindert<br />

Systolen- und Diastolendauer ............................... verlängert<br />

Systolischer Blutdruck ............................................ gleich oder vermindert *<br />

Gefäßausbildung im Herz ........................................... verbessert<br />

Koronarreserve ........................................................ vergrößert<br />

Kontraktionskraft in Ruhe ............................................ vermindert<br />

Kontraktionskraft bei Belastung ............................... vergrößert<br />

O2-Bedarf des Herzens für eine vergleichbare<br />

Leistung ..................................................................... vermindert<br />

Ventilatorische Lungenkapazitäten ..................... leicht vergrößert<br />

O2-Diffusionskapazität ............................................ gleich oder leicht vergrößert<br />

Lungenperfusionskapazität<br />

..................... vergrößert<br />

Atmungsökonomie (Atemäquivalent) bei<br />

vergleichbarer Leistung ............................................ verbessert<br />

Laktatbildung ........................................................ vermindert<br />

Blutvolumen ........................................................ gleich oder vergrößert<br />

Gesamthämoglobin ........................................... gleich oder vergrößert<br />

Maximale O2-Aufnahme ............................................ vergrößert<br />

* ) Bei Personen mit einer Hypotonie kann sich der Blutdruck leicht erhöhen<br />

Tab.2: Auswirkungen eines Ausdauertrainings<br />

Veränderungen des Blutes durch Ausdauertraining:<br />

Nächster Faktor ist das Transportmedium Blut, das spätestens durch das<br />

EPO-Doping Veränderungen in des der Blutes breiteren durch Öffentlichkeit Ausdauertraining: bekannt geworden ist. Es ist logisch,<br />

Nächster Faktor ist das Transportmedium Blut, das spätestens durch das EPO-Doping in der<br />

je höher die Anzahl der Erythrocyten ist, desto mehr Sauerstoff kann transportiercyten<br />

werden. ist, desto Deshalb mehr Sauerstoff wird versucht, kann transportiert diesen Wert werden. in die Deshalb Höhe wird zu treiben. versucht, Durch diesen<br />

breiteren Öffentlichkeit bekannt geworden ist. Es ist logisch, je höher die Anzahl der Erythro-<br />

Ausdauertraining Wert die Höhe zu werden treiben. Durch auch Ausdauertraining vermehrt Erythrocyten werden auch mit vermehrt dem Hämoglobin Erythrocyten mit gebildet.<br />

Gleichzeitig nimmt auch der Anteil des Blutplasmas zu, so dass der Hämatokrit<br />

(HkT) trotzdem nur wenig ansteigt. Folglich wird nach Möglichkeiten<br />

gesucht, um noch mehr Erythrocyten einschließlich dem Hämoglobin zu bilden.<br />

Dies lässt dann aber den HkT meistens dann doch mehr oder weniger deutlich<br />

ansteigen.


23<br />

Dies geht einmal natürlich, in dem ein Höhentraining durchgeführt wird. Durch<br />

den in der Höhe geringeren Sauerstoffdruck werden durch Anstieg des Hormons<br />

Erythropoetin (EPO) vermehrt Erythrocyten gebildet. Drastisch zeigt sich das<br />

an den in den peruanischen Anden in 4000-5000m Höhe lebenden Menschen,<br />

die teilweise HkT´s von über 0.5 bis fast 0.6 besitzen.<br />

Höhentraining:<br />

Viele Ausdauersportler, insbesondere im Hochleistungsbereich, geraten durch<br />

ein noch so ausgeklügeltes Training meist schon nach wenigen Jahren an ihre<br />

individuellen Grenzen. Diese reichen für die gesteckten Ziele oftmals nicht aus.<br />

Dies bringt Ausdauersportler auf die Idee, einen Teil ihres Trainings für einen bestimmten<br />

Zeitraum in einer größeren Höhe zu absolvieren, damit im Körper mehr<br />

Hämoglobin gebildet wird. Dadurch wird eine höhere körperliche Leistungsfähigkeit<br />

erhofft. Durch einen ausreichend langen Aufenthalt in größeren Höhen<br />

mit dünnerer Luft wird daher versucht, die Menge des Hämoglobins im Blut zu<br />

erhöhen. Die Menge des verfügbaren Hämoglobins ist ein leistungsbegrenzender<br />

Faktor für den Sauerstofftransport von der Lunge in die Muskelzellen. Desto mehr<br />

Hämoglobin pro Liter Blut zur Verfügung steht, desto mehr Sauerstoff kann mit<br />

der gleichen Pumpleistung des Herzens transportiert werden.<br />

Der Aufenthalt mit zunehmender Höhe führt zu einem Abfall des Sauerstoffdrucks<br />

in der Luft und damit zu einer verminderten arteriellen Sauerstoffsättigung<br />

des Hämoglobins. Während auf Meereshöhe ca. 98% des Hämoglobins<br />

mit Sauerstoff gesättigt sind, kann in 2500m Höhe die Sättigung schon unter<br />

90% fallen, bei noch größeren Höhen noch extremer. Der gesamte Sauerstoffgehalt<br />

nimmt daher im Blut ab, folglich auch die maximale körperliche Leistungsfähigkeit.<br />

In größeren Höhen (über 2500m) nimmt sogar oftmals schon in Ruhe<br />

das Atemminutenvolumen und die Herzfrequenz kompensatorisch zu.<br />

Um durch den fallenden Sauerstoffgehalt im Blut die sinkende VO 2max durch<br />

die zunehmende Höhe zu kompensieren, werden bei längerem Aufenthalt in der<br />

entsprechenden Höhe vermehrt Erythrocyten und damit auch Hämoglobin gebildet<br />

(Höhenanpassung).<br />

Bei einem längeren Aufenthalt (über Monate) in sehr großen Höhen um 5000m<br />

bei Sauerstoffsättigungen (je nach individueller Lungenfunktion) um 70-80%<br />

können extreme Erythrocytenzahlen bis 8 Millionen/µl Blut und Hämoglobinwerte<br />

bis 22g/l00ml Blut (normal sind etwa 13-16g/100ml) bei einem Hämatokrit<br />

von 0.6 erreicht werden.<br />

Gelangen Sportler wieder auf normale Höhen, dauert es ebenfalls einige Wochen,<br />

bis die Erythrocytenzahlen (damit auch das Hämoglobin) wieder auf normale<br />

Durchschnittswerte abgefallen sind. Bis zu diesem Zeitpunkt kann durch<br />

die vermehrten Sauerstoffträger zumindest theoretisch eine verbesserte Leis-


24<br />

tungsfähigkeit im Ausdauerbereich erbracht werden. Die Sportler können sich<br />

sogar einige wenige Wochen vom harten Höhentrainingslager erholen, ohne<br />

dass die Erythrocytenzahlen wesentlich absinken. Dennoch gibt es bisher keinen<br />

sicheren wissenschaftlichen Nachweis, dass Höhentraining auch zu besseren<br />

körperlichen Leistungen im Flachland führt. Da dies bisher selbst bei sehr<br />

häufiger Anwendung noch nicht nachgewiesen wurde, ist anzunehmen, dass<br />

der Höhentrainingseffekt für das Flachland durchschnittlich auch nur gering ist.<br />

Dann muss noch berücksichtigt werden, dass es Responder und Nonresponder<br />

für das Höhentraining gibt. Deshalb sollten nach jedem Höhentrainingslager die<br />

Sportler auf dessen Wirksamkeit hin untersucht werden.<br />

Bisher ist erst gesichert, dass Höhentraining lediglich zu besseren Wettkampfleistungen<br />

in größeren Höhen führt, wie z.B. bei der Olympiade 1968 in Mexico<br />

City (ca. 2200m über dem Meeresspiegel). Dennoch ist ein Höhentrainingslager<br />

für viele (National-)Mannschaften oder auch Einzelsportler ein regelmäßiges<br />

Muss, da die Schwimmer doch häufig hiervon in irgendeiner Weise davon<br />

profitieren. Da auch relative Kurzstreckler von einem Höhentraining profitieren<br />

können, scheint das Höhentraining auch auf das anaerobe System positive Auswirkungen<br />

zu haben.<br />

Der durch das Höhentraining vermehrte Hämatokrit führt jedoch auch zu Nachteilen:<br />

Durch die erhöhte Zellanzahl wird das Blut zähflüssiger, die Viskosität<br />

des Blutes steigt an. Bei intakten Gefäßen, einem normalen Gerinnungssystem<br />

und einem ausreichenden Flüssigkeitsgehalt im Blutgefäßsystem spielt dies in<br />

der Regel nur eine untergeordnete Rolle. In Untersuchungen wurde gezeigt,<br />

dass die maximale Sauerstoffaufnahme und das maximale Herzminutenvolumen<br />

zumindest bis zu einem Hämatokrit von 0.53 nicht vermindert wird.<br />

Wird jedoch durch intensive und lange Ausdauerbelastungen der Flüssigkeitsgehalt<br />

(Blutplasma) im Gefäßsystem durch Schwitzen ohne ausreichende Flüssigkeitszufuhr<br />

vermindert und/oder sind die arteriellen Gefäße beispielsweise<br />

durch Arteriosklerose verengt, kann dies zu schweren Behinderungen im Blutfluss<br />

und sogar zur Ausbildung von arteriellen Gefäßverschlüssen durch geronnenes<br />

Blut (Embolien) führen. Die nachfolgenden Organe können dann mit<br />

Sauerstoff insbesondere bei hoher körperlicher Belastung nicht mehr ausreichend<br />

versorgt werden. Es kann dann zu einem Herzinfarkt und/oder zu einem<br />

Schlaganfall (Apoplex) kommen.<br />

Aber auch beim Gesunden kann eine zu hohe Blutviskosität zu körperlichen<br />

Leistungseinschränkungen führen. Vielleicht ist das der Grund, weshalb der Gewinn<br />

im Flachland nach einem Höhentrainingslager oftmals nur relativ gering<br />

ist (manchmal sind aber selbst im Langstreckenbereich wenige Zehntelsekunden<br />

für den Sieg oder entsprechende Platzierungen entscheidend). Ein weiterer<br />

Grund hierfür könnte sein, dass ein Höhentrainingslager für den Organismus


zumindest für die Sportler, die nicht ständig in dieser Höhe leben, sehr anstrengend<br />

ist. Hiervon muss sich der Sportler unter Umständen zu viele Wochen<br />

erholen, in der Zwischenzeit haben sich die Hämoglobinwerte wieder normalisiert,<br />

was den Höhentrainingsvorteil wieder verschwinden lässt.<br />

Schont sich der Sportler hingegen beim Höhentrainingslager, so ist er zwar an<br />

seinem Ende vielleicht in einer relativ erholten Verfassung, die reduzierte Trainingsbelastung<br />

führt jedoch gegenüber dem Flachlandtraining dann zu einer<br />

verminderten körperlichen Leistungsfähigkeit im nachfolgenden Wettkampf.<br />

Höhentraining muss sich also nicht unbedingt lohnen. Erst recht müssen dann<br />

natürlich die hohen Kosten, die solche Unternehmen meistens mit sich bringen,<br />

sorgfältig überdacht werden.<br />

Deshalb gibt es verschiedene Methoden, um diese Nachteile zu umgehen. Eine<br />

dieser Methode ist z.B. in der Höhe leben, aber in der Tiefe trainieren. Aber auch<br />

nur der Aufenthalt in größeren Höhen kann zu schweren gesundheitlichen Problemen,<br />

der sogenannten Höhenkrankheit, führen. Meist treten allerdings nur relativ<br />

harmlose Symptome auf, wie z.B. Schwindel, Kopfschmerzen, subjektive<br />

Atemnot und natürlich auch körperliche und geistige Leistungsabfälle. Sie können<br />

aber auch Vorboten von ernsthaften, manchmal sogar lebensbedrohlichen<br />

Komplikationen sein. Es kann nämlich unter anderem ein Hirnödem (Wasseransammlung<br />

im Gehirn) auftreten, was zu einer Gehirnschwellung führt. Eine<br />

Gehirnschwellung ist deshalb besonders gefährlich, weil es sich nicht durch die<br />

umliegenden Schädelknochen ausdehnen kann. Das kann zu lebensgefährlichen<br />

Komplikationen aufgrund eines Einklemmungssyndrom führen.<br />

Außerdem muss das Lungenödem erwähnt werden, dessen Ursache in diesem<br />

Zusammenhang nicht genau bekannt ist. Es tritt hauptsächlich durch einen zu<br />

schnellen Aufstieg in große Höhen (in der Regel erst über 3000m) auf und kann<br />

durch körperliche Belastung noch zusätzlich gefördert werden. Im Extremfall<br />

können erste Anzeichen der Höhenkrankheit bereits in Höhen von 2000m in<br />

Kombination mit hartem Training auftreten. Auch über ein plötzliches Herzversagen<br />

mit oder ohne gleichzeitig aufgetretenem Herzinfarkt ist bereits in<br />

relativ geringen Höhen um 3000m selbst über Personen berichtet worden, bei<br />

denen im bisherigen Leben keine Herzerkrankungen bekannt waren. Ein Grund<br />

für eventuelle Kreislaufzusammenbrüche in größeren Höhen ist der zusätzlich<br />

entstehende Volumenmangel im Gefäßsystem. Dies kann außerdem zu einer<br />

Thrombosebildung in den Venen mit anschließender Lungenembolie führen.<br />

Deshalb muss dem Körper beim Aufenthalt oder gar während eines Trainings<br />

(oder Wettkampfes) in größeren Höhen in der Regel vermehrt Flüssigkeit zugeführt<br />

werden. Aus diesen Gründen dürfen die ersten Zeichen einer eventuell<br />

auftretenden Höhenkrankheit oder Thrombose keinesfalls übersehen oder gar<br />

ignoriert werden, denn die Folgen können lebensbedrohlich sein. Die Therapie<br />

25


26<br />

der Wahl ist natürlich der sofortige Transport ins tiefer gelegene Gebiete oder<br />

gegebenenfalls sogar in ein Krankenhaus, in dem Höhenkrankheiten behandelt<br />

werden können.<br />

Wenn ein Höhentraining durchgeführt werden soll, müssen einige Voraussetzungen<br />

erfüllt sein. Dazu gehört auf jeden Fall eine ausreichende Dauer, unter<br />

drei Wochen sind die beschriebenen Anpassungen in den meisten Fällen nämlich<br />

nicht ausreichend. Eine vollständige organische Gesundheit ist ebenfalls<br />

unbedingt erforderlich, auch kurz vorher durchgemachte Infekte bieten zumindest<br />

eine relative Gegenanzeige (Kontraindikation) für ein Höhentrainingslager.<br />

Auf jeden Fall muss vorher eine stabile aerobe Leistungsfähigkeit vorhanden<br />

sein, bevor ein Höhentraining durchgeführt wird. Dies kann sicher nicht durch<br />

ein dreimaliges einstündiges Training pro Woche erreicht werden.<br />

Literatur:<br />

Im Internet ist zahlreiche Literatur über das Thema Sportmedizin in Bezug auf<br />

Herz-Kreislauf und Höhentraining zu finden. Hier seien zwei Beispiele für entsprechende<br />

Literatur von bekannten Sportmedizinern genannt:<br />

C. Graf, R. Rost: Herz und Sport: Eine Standortbestimmung, 3. Auflage, Balingen<br />

Spitta Verlag<br />

W. Kindermann, H.-H. Dickhuth: Sportkardiologie: Körperliche Aktivität bei<br />

Herzerkrankungen 2. Auflage, Steinkopff Verlag Darmstadt<br />

(beide schon etwas älter, aber im Wesentlichen immer noch aktuell)<br />

Wer sich noch ein wenig tiefer in die Thematik einarbeiten möchte, wird noch<br />

auf das Skript vom gleichen Autor hingewiesen (bestellbar unter DSV.de im<br />

Masterssportbereich)<br />

T. Nörrenberg: DSV Masterssport Band 1: Leistungsphysiologische und gesundheitliche<br />

Aspekte des Masters-Schwimmsports<br />

Es ist zwar hauptsächlich für den Masterssport vorgesehen, aber gerade die allgemeinen<br />

Erläuterungen für das Herz-Kreislaufsystem usw. gelten auch für den<br />

älteren Jugend- und jungen Erwachsenenbereich<br />

Autor:<br />

Dr. med Thomas Nörrenberg<br />

Facharzt für Anästhesie<br />

info@schwimmschule-noerrenberg.de


27<br />

Oliver Stoll<br />

DIE PSYCHOLOGIE DER LANGEN STRECKEN<br />

Einleitung<br />

Gerade in den Ausdauersportarten spielt der „Wille“ eine zentrale Rolle. Das<br />

weiß nicht nur jeder Ausdauersportler, der wettkampforientiert seiner Sportart<br />

nachgeht. Auch die Presse und Journalisten bzw. Fernsehreporter stellen die<br />

Willensfähigkeit, insbesondere bei Übertragungen von Marathonläufen, immer<br />

wieder als die zentrale psychische Fähigkeit in den Vordergrund deiner Betrachtungen.<br />

Dabei nutzen die meisten Personen immer wieder diesen Begriff,<br />

ohne genau auszudifferenzieren, was eigentlich damit gemeint ist. Mit Willensfähigkeit<br />

kann zum Beispiel gemeint sein, die richtigen mentalen Strategien<br />

anzuwenden, um bei einem Marathonlauf die berühmtberüchtigte ”Wand” zu<br />

überwinden. Also genau dann weiterzulaufen, wenn es besonders schwierig und<br />

schmerzhaft wird. Mit dem Willen kann aber beispielsweise auch die tagtägliche<br />

Entscheidung gemeint sein, zum Training zu gehen. Und das ganz egal, ob<br />

es draußen 10 Grad Minus sind oder genau dann zu laufen, wenn es zum Beispiel<br />

regnet und stürmisch ist. Selbst wenn vielleicht verlockendere Tätigkeiten<br />

warten, wie etwa ein gemütliches Beisammensitzen mit Freunden im Biergarten<br />

bei Kaiserwetter.<br />

Im Schwimmsport sucht man vergebens nach einschlägiger Fachliteratur, die<br />

sich mit der Psychologie der langen Strecken beschäftigt. Am ehesten wird man<br />

im Bereich des Langstreckenlaufens oder aber auch im Triathlon fündig. Hier<br />

existieren Ratgeberbücher in der Reise „Mentales Training“ von Oliver Stoll<br />

und Heiko Ziemainz für genau diese Sportarten. Aktuell ist hier auch ein Buch<br />

für den Schwimmsport in Vorbereitung. Eine Reihe weiterer Publikationen findest<br />

Du hier im Literaturverzeichnis aus der Arbeitsgruppe von Heiko Ziemainz<br />

Aufgrund der bisher fehlenden Bücher der „Psychologie im Schwimmsport“<br />

nutze ich im vorliegenden Beitrag eher Beispiele aus dem Langstreckenlaufsport.<br />

Ich denke, jedem Trainer bzw. jeder Trainerin wird es leichtfallen, einen<br />

„Transfer“ in den Schwimmsport – und hier ggf. auch in den „Open Water“-Bereich<br />

umzusetzen.<br />

Was tun, wenn ich auf die „Wand“ treffe?<br />

Behandeln wir zunächst einmal das zuerst in der Einleitung geschilderte Problem.<br />

Wie gehe ich z.B. psychisch mit der sogenannten ”Wand” im Marathonlauf<br />

um? Was soll ich tun, wenn es besonders schwer wird, die Beine schmerzen, das


28<br />

Tempo nicht mehr weiter aufrechtgehalten werden kann? Eine Befragung der<br />

Sportpsychologin Helga Schuck zeigt uns, was wettkampforientierte Schwimmer<br />

unter dem Begriff „Willensfähigkeit“ verstehen.<br />

Abbildung 1 zeigt, dass die meisten Sportler mit dem Begriff „Willensfähigkeit”<br />

”Härte” verbinden. Weiterhin sehen die befragten Sportler ihre eigene Motivation<br />

eng mit dem Willensbegriff verknüpft. Die Sportler nennen weniger die Begriffe<br />

”Selbständigkeit”, ”Selbstbeherrschung” und “Durchsetzungsfähigkeit”.<br />

An diesem Beispiel wird ansatzweise deutlich, dass der Wille nicht eine einfach<br />

determinierte Eigenschaft, sondern eine aus einigen anderen Komponenten<br />

zusammengesetzte Eigenschaft ist. Aber auch die Eigenschaften ”Härte”,<br />

”Durchsetzungsvermögen”, ”Selbstbeherrschung” oder ”Selbständigkeit” sind<br />

zunächst erst einmal Worthülsen, die mit Inhalt gefüllt werden müssen.<br />

Abbildung 1: Begriffe, die im Zusammenhang mit Willensfähigkeit genannt werden<br />

ng 10: Begriffe, die<br />

(aus<br />

im<br />

Stoll<br />

Zusammenhang<br />

& Ziemainz, 2015).<br />

mit Willensfähigkeit genannt werden (aus Stoll<br />

ainz, 2015).<br />

Die nächste Abbildung, nach einer Idee des Kölner Sportpsychologen Henning<br />

eherrschung” Allmer, gliedert und “Durchsetzungsfähigkeit”. die ”Willensfähigkeiten” deutlicher An diesem auf. Beispiel Schaut man wird sich ansatzweise die<br />

, dass Abbildung der Wille genauer nicht eine an, einfach dann wird determinierte klar, was inhaltlich Eigenschaft, mit diesen sondern Begriffen eine aus ge-einigemeint<br />

ist und<br />

Komponenten zusammengesetzte<br />

wie man diese Erkenntnisse<br />

Eigenschaft<br />

in die<br />

ist.<br />

Praxis<br />

Aber<br />

umsetzen<br />

auch die<br />

kann.<br />

Eigenschaften<br />

Mit<br />

volitiven Regulationserfordernissen meint er im Grunde die Eigenschaft ”Willensfähigkeit”,<br />

die in diesem System allen anderen Eigenschaften hierarchisch<br />

, ”Durchsetzungsvermögen”, ”Selbstbeherrschung” oder ”Selbständigkeit” sind<br />

t erst<br />

übergeordnet<br />

einmal Worthülsen,<br />

ist.<br />

die mit Inhalt gefüllt werden müssen.<br />

hste Abbildung, nach einer Idee des Kölner Sportpsychologen Henning Allmer,<br />

die ”Willensfähigkeiten” deutlicher auf. Schaut man sich die Abbildung genauer an,<br />

ird klar, was inhaltlich mit diesen Begriffen gemeint ist und wie man diese


im Grunde die Eigenschaft ”Willensfähigkeit”, die in diesem System allen anderen<br />

Eigenschaften hierarchisch übergeordnet ist.<br />

29<br />

Abbildung 2: Volitive Regulationserfordernisse nach Allmer (1991) aus Stoll & Ziemainz (2015)<br />

Abbildung 11: Volitive Regulationserfordernisse nach Allmer (1991) aus Stoll &<br />

Ziemainz (2015)<br />

Henning Allmer (1991) betont, dass ”Willensfähigkeit” prinzipiell zwei verschiedene<br />

Eigenschaften benötigt. Hin und wieder ist ”Initiative” vonnöten.<br />

Manchmal jedoch eher ”Beharrlichkeit”, um ein gestecktes Ziel zu erreichen.<br />

Dabei schließen sich diese beiden Eigenschaften nicht aus, sondern ergänzen<br />

sich. Versuche dir vorzustellen, was in der letzten Runde eines 10.000 m Bahnrennens<br />

vonnöten ist, wenn Du dich in einer Vierergruppe befindest und dich<br />

noch recht locker fühlst? Oder was ist nötig, wenn Du bei einem Marathonlauf<br />

bei km 39, gut in der Zeit liegend, einen Tempoeinbruch erleidest.<br />

Um Initiative zu übernehmen, sind zwei weitere Eigenschaften von entscheidender<br />

Bedeutung. Initiative zu übernehmen erfordert ein gewisses Maß an Risikobereitschaft<br />

und Entschlossenheit. So birgt beispielsweise die Entscheidung<br />

in der letzten Runde eines 10.000 m-Laufes das Tempo zu verschärfen die Gefahr,<br />

dass Du evtl. zu früh angezogen hast und auf der Ziellinie noch abgefangen<br />

wirst. Ebenso wichtig ist, dass Du eine solche Entscheidung schnell und<br />

sicher triffst und diese Entscheidung ohne Zögern in die Tat umsetzt. Wenn Du<br />

in einem Marathonlauf auf die ”Wand” stößt, dann ist Beharrlichkeit gefragt.<br />

Hierzu benötigst Du u.a. Zielstrebigkeit und Durchsetzungsvermögen. Wichtig<br />

ist in einem solchen Moment, das Ziel, dass Du dir gesteckt hast, niemals aus<br />

den Augen zu verlieren. Die Konzentration alleine auf ein ”Finish” ist von entscheidender<br />

Bedeutung. Dabei brauchst Du zum einen Geduld und zum anderen<br />

Standhaftigkeit, denn in diesem Moment musst Du kontrolliert gegen die<br />

Ermüdung und gegen die Schmerzen ankämpfen. Hier sprechen wir auch von<br />

Kampfgeist und Hartnäckigkeit.


30<br />

An dieser Stelle stellt sich die Frage, wie genau man diese Erfordernisse bzw.<br />

Fähigkeiten erlangen kann. Die Antwort lautet: bewusstes Wahrnehmen und Bewerten,<br />

das Einsetzen von Vorstellungskraft sowie gezieltes Selbstinstruieren.<br />

Du musst zunächst lernen, Situationen, in denen volitive Fähigkeiten gefragt<br />

sind, zu erkennen und bewusst wahrzunehmen. Die subjektive Bewertung einer<br />

solchen Situation als Herausforderung ist der zentrale Prozess. Du musst in der<br />

Lage sein, dein eigenes Handeln zu antizipieren, d.h. sich in Gedanken vorstellen,<br />

was Du als nächstes tun wirst. Dabei hilft es sehr, wenn man sich entweder<br />

laut und deutlich oder auch nur in Gedanken die richtigen Selbstinstruktionen<br />

gibt. Es ist wichtig, dass Du von deinen Instruktionen sowie von deinen Bewältigungsfähigkeiten<br />

überzeugt bist.<br />

Das beste Beispiel für ein solches Vorgehen weiß Dieter Baumann zu berichten:<br />

„... Oder hätte ich Ihnen berichten sollen, wie ich als Olympiasieger mit meinen<br />

Gegnern umspringe? Dass ich sie in meinen Tempoläufen bekriege, dass ich mit<br />

Ihnen spreche. Nein, du Morceli, du ziehst nicht an mir vorbei. Und du Gebressilasie,<br />

paß bloß auf, wenn du angreifen willst. Du Skah, wag ja nicht, mir zu<br />

nahe zu kommen.” (Baumann, 1995, S. 34).<br />

An anderer Stelle schreibt Baumann:<br />

„Noch 3000 Meter. Skah springt wie eine Katze nach vorne, greift Morcelli an<br />

und geht an ihm vorbei. Jetzt muss ich mit. Ganz dicht rücke ich auf. Schneller<br />

und schneller versucht Skah zu beschleunigen. Das Tempo ist unheimlich hoch.<br />

Bleib dran, Dieter, bleib dran!” (Baumann, 1995, S. 34).<br />

Wie genau man diese Fähigkeiten trainieren kann, wirst Du detailliert im Kapitel<br />

“Der Umgang mit Angst und Stress“ kennen lernen, das im Buch von Stoll<br />

und Ziemainz „Mentales Training im Langstreckenlauf“ beschrieben ist. Die<br />

verschiedenen Selbstinstruktionen, ihre Funktion und Beispiele findest Du in<br />

der folgenden Tabelle:


31<br />

Tabelle 2: Überblicksdarstellung von Selbstinstruktionen zur Willensschulung<br />

Tabelle 1: Überblicksdarstellung von Selbstinstruktionen zur Willensschulung<br />

Kategorie Beschreibung Beispiel<br />

Initiative<br />

Entschlossenheit<br />

Initiative<br />

Mut zum Risiko<br />

Beharrlichkeit<br />

Geduld<br />

Beharrlichkeit<br />

Standhaftigkeit<br />

Beharrlichkeit<br />

Kampfgeist<br />

Beharrlichkeit<br />

Hartnäckigkeit<br />

Soll helfen einen Entscheidungsfindungsprozess<br />

zu beenden und<br />

eine Entscheidung in die Tat<br />

umzusetzen. Dadurch soll auch<br />

ein Spannungszustand aufgelöst<br />

werden, der durch Unentschlossenheit<br />

weiter bestehen würde.<br />

Soll das Vertrauen in die eigenen<br />

Fähigkeiten stärken.<br />

Soll überhastetes Handeln und<br />

damit eine unnötige Energieaufwendung<br />

verhindern.<br />

Soll eine positive Einstellung gegenüber<br />

einer sehr belastenden<br />

Situation erreichen.<br />

Soll eine abschließende Energiemobilisation<br />

erreichen.<br />

Soll es ermöglichen, ein sich gestecktes<br />

Ziel überdauernd im<br />

Zentrum der Konzentration zu<br />

halten.<br />

”Ich bin ganz sicher, das ist die<br />

richtige Entscheidung. In der<br />

nächsten Kurve greife ich an.”<br />

”Keine Panik, auf geht’s – jetzt!”<br />

”Ganz ruhig, es sind noch 20<br />

Runden zu laufen – wir sehen<br />

uns wieder”.<br />

”Das Gefühl kennst Du doch<br />

aus dem Training. Die<br />

Schmerzen gehen auch wieder<br />

vorbei.”<br />

”Auf jetzt, der letzte Kilometer –<br />

kämpfe!”<br />

”Komm schon – noch 3 Kilometer,<br />

das wären auf der Bahn<br />

noch 7 1/2 Runden. Im Training<br />

läufst Du Dich über diese<br />

Distanz ein. Höchstens noch 15<br />

min.”<br />

Was tun, wenn ich keine Lust zum Training habe?<br />

Ein Was weiterer tun, wenn wichtiger keine Hinweis Lust zum über Training den habe? ”Willen” gibt uns der Psychologe Ralf<br />

Schwarzer. Ein weiterer Er wichtiger zeigt, Hinweis dass Wille über keine den ”Willen” Eigenschaft gibt uns an der sich Psychologe ist, sondern Ralf Schwarzer. vielmehr<br />

durch Er zeigt, einen dass Prozess Wille keine charakterisiert Eigenschaft an ist. sich Dazu ist, müssen sondern vielmehr wir einen durch kleinen Exkurs Prozess<br />

in charakterisiert die psychologische ist. Dazu müssen Theorie wir unternehmen, einen kleinen um Exkurs diesen in die Prozess psychologische besser verstehen<br />

Theorie<br />

unternehmen,<br />

zu können.<br />

um<br />

Diesen<br />

diesen Prozess<br />

Prozess<br />

besser<br />

nennt<br />

verstehen<br />

Ralf Schwarzer<br />

zu können.<br />

in<br />

Diesen<br />

Anlehnung<br />

Prozess<br />

an<br />

nennt<br />

Heinz<br />

Ralf<br />

Schwarzer in Anlehnung an Heinz Heckhausen (1989) den volitionalen Prozess. Was genau<br />

Heckhausen (1989) den volitionalen Prozess. Was genau aber ist damit gemeint?<br />

aber ist damit gemeint?


32<br />

Abbildung 3: Motivation und Volition (Schwarzer, 1993 aus Stoll & Ziemainz, 2015)<br />

bbildung 12: Motivation und Volition (Schwarzer, 1993 aus Stoll & Ziemainz, 2<br />

Ralf Schwarzer ist der Meinung, dass es sinnvoll ist, den Handlungsprozess in<br />

alf Schwarzer eine Motivationsphase ist der Meinung, und eine Volitionsphase dass es sinnvoll zu untergliedern. ist, den In Handlungsprozess der Motivationsphase<br />

geht und es eine um die Volitionsphase Bildung einer sogenannten zu untergliedern. Zielintention In der (”sich Motivationsphase etwas g<br />

in<br />

otivationsphase<br />

m die vornehmen”). Bildung einer Er sogenannten beschreibt dies Zielintention bildlich, als fände (”sich ein etwas innerer vornehmen”). Kampf statt, Er bei beschreib<br />

ildlich, dem als sich fände widersprechende ein innerer Wünsche Kampf statt, und Bestrebungen bei dem sich um widersprechende Durchsetzung ringen.<br />

Ein um Sportler Durchsetzung kämpft zum ringen. Beispiel Ein mit Sportler sich selbst, kämpft ob er zum heute Beispiel einmal mit zu sich selb<br />

Wünsch<br />

estrebungen<br />

r heute Hause einmal bleibt zu oder Hause lieber bleibt doch oder wie lieber geplant doch am Training wie geplant teilnehmen am Training möchte. teilnehmen Eine m<br />

solche Prioritätensetzung geschieht angesichts von Wertvorstellungen (Wie<br />

ine solche Prioritätensetzung geschieht angesichts von Wertvorstellungen (Wie wich<br />

wichtig ist mir meine Wettkampfvorbereitung?), Rahmenbedingungen (Welche<br />

ir meine Wettkampfvorbereitung?), Rahmenbedingungen (Welche Bedingungen herr<br />

Bedingungen herrschen heute?), Realisierungschancen (Wie ist meine körperliche<br />

Realisierungschancen Verfassung heute? Wie (Wie habe ist ich meine das Training körperliche gestern verkraftet? Verfassung Kann heute? ich Wie hab<br />

eute?),<br />

as Training das Training gestern heute verkraftet? durchziehen?). Kann ich das Training heute durchziehen?).<br />

Im weiteren Verlauf setzt sich eine der beiden Optionen durch und wird damit<br />

m weiteren Verlauf setzt sich eine der beiden Optionen durch und wird dam<br />

zur Zielintention (d.h., entweder habe ich mich für das Training entschieden<br />

ielintention oder für (d.h., den Biergarten). entweder Diesem habe ich Prozess mich kann für man das somit Training die Funktion entschieden zuschreiben,<br />

Diesem Entscheidungskonflikte Prozess kann zu beenden man und die somit damit verbundene die Funktion Span-<br />

zuschr<br />

oder fü<br />

iergarten).<br />

ntscheidungskonflikte nung zu verringern. zu Damit beenden endet und nach die Schwarzer damit verbundene diese Phase. Spannung zu verringern.<br />

ndet nach Es bleibt Schwarzer jedoch weiterhin diese Phase. fraglich, ob daraus wirklich eine entsprechende Handlung<br />

entsteht. Und genau dieser Teilprozess ist Gegenstand der Volitionsphase.<br />

s bleibt Hier jedoch geht es weiterhin um die mögliche fraglich, Realisierung ob daraus wirklich der Intention. eine Im entsprechende volitionalen Prozess<br />

ist dieser Umsetzung Teilprozess der Intention ist Gegenstand in eine Handlung der Volitionsphase. das zentrale Problem. Hier Ein geht es um<br />

Handlung en<br />

nd genau<br />

ögliche weiterer Realisierung Teilprozess der beschäftigt Intention. sich Im im volitionalen weiteren Verlauf Prozess mit ist der die Aufrechterhaltung<br />

Handlung der initiierten das zentrale Handlung. Problem. So sind Ein nach weiterer Schwarzer Teilprozess (1993) die beschäftigt klassischen sich im we<br />

Umsetzung der Int<br />

eine<br />

erlauf mit der Aufrechterhaltung der initiierten Handlung. So sind nach Schwarzer (


Motivationsvariablen Anstrengung und Ausdauer eigentlich Volitionsvariablen,<br />

wenn man sich seinem und damit dem neueren Sprachgebrauch anschließt.<br />

Die Volitionsphase wiederum lässt sich unterteilen in eine präaktionale und eine<br />

aktionale Phase: Dabei betont er, dass es vor der Handlung auf die Handlungsplanung<br />

und während der Handlung auf die Handlungskontrolle ankommt. Es<br />

reicht nicht, sich zu einer allgemeinen Entscheidung durchzuringen, man muss<br />

auch konkret werden und die resultierenden Handlungselemente im Detail vorausplanen.<br />

Mit der Zielintention kann ein Endzustand angestrebt werden oder<br />

ein globales Verhalten. So könnte eine Zielintention zum Beispiel die Qualifikation<br />

zur Deutschen Meisterschaft über 10.000 m Ende des Monats sein. Gleichzeitig<br />

möchte der Sportler evtl. auch die Chance wahrnehmen, am selben Tag<br />

mit der Mannschaft Hessenmeister über 25 km zu werden.<br />

Das Ausmaß, mit dem man sich hier engagiert, kann jedoch sehr unterschiedlich<br />

sein. Man mag sich zwar nach langem Kampf zu einer Absicht durchringen,<br />

muss deswegen aber noch nicht Feuer und Flamme dafür sein. Wenn der<br />

Sportler den Konflikt der beiden Wünsche durch eine Zielintention beendet,<br />

dann mag die Intentionsstärke niedrig sein, weil der Athlet noch eine Reihe anderer<br />

Selbstverpflichtungen oder Zielbindungen eingegangen ist. Sie mag aber<br />

auch sehr groß sein, weil dieses Thema den zentralen Gedankeninhalt vor einem<br />

Wunschhorizont darstellt. Die Intentionsstärke ist im Wesentlichen vom Grad<br />

der Erwünschtheit des Zieles abhängig und wirkt sich auf den weiteren volitionalen<br />

Prozess direkt aus. Die Intentionsstärke kann auch von anderen Faktoren<br />

abhängen, zum Beispiel von der Realisierungswahrscheinlichkeit. So hat die<br />

subjektiv höhere Wahrscheinlichkeit, Hessenmeister über 25 km zu werden als<br />

sich über 10.000 m für die Deutsche Meisterschaft zu qualifizieren, direkten<br />

Einfluss auf die Zielintentionsstärke.<br />

Mag die Zielintention auch noch so stark sein, eine Garantie für das Zustandekommen<br />

der beabsichtigten Handlung ist dadurch aber immer noch nicht gegeben.<br />

Wir kennen alle das Phänomen! Manchmal geht alles wie von selbst,<br />

nachdem ein Entschluss erst einmal gefasst ist. Doch ein anderes Mal tun sich<br />

Barrieren auf, die eine Umsetzung erschweren. Man wartet vergeblich auf eine<br />

günstige Gelegenheit zur Initiierung der Handlung oder kann sich nicht entscheiden,<br />

wie man am besten vorgehen soll. Konflikte gibt es hier in der präaktionalen<br />

Volitionsphase. Soll man zum Beispiel die Absicht, sich in der kommenden<br />

Saison deutlich zu verbessern und sich somit für die 10.000 m der Deutschen<br />

Meisterschaften zu qualifizieren, dadurch verwirklichen, dass man sein bisheriges<br />

Belastungskonzept im Training umstellt (zum Beispiel könnte man auf<br />

Blocktrainingskonzepte statt wie bisher auf klassische Trainingskonzepte zurückgreifen),<br />

oder achtet man mehr auf seine Ernährung? Soll man etwas sofort<br />

tun oder auf eine bessere Gelegenheit warten? Um einer übergeordneten Ziel-<br />

33


34<br />

intention auf den Weg zu helfen, braucht man oft eine ganze Reihe von Ausführungsintentionen,<br />

die unter Berücksichtigung der Umstände vorschreiben,<br />

was, wann, wie getan werden soll. Solche Planungsprozesse sind der Bildung<br />

von Zielintentionen logisch und zeitlich untergeordnet, doch kann man sich gut<br />

vorstellen, dass in manchen Fällen die Details der Realisierung schon antizipiert<br />

werden, bevor man überhaupt eine Absicht formuliert hat.<br />

Nun fragt man sich, welche psychologischen Mechanismen dafür sorgen, dass<br />

Ausführungsintentionen das tatsächliche Handeln begünstigen. Einige Marathonläufer<br />

schreiben sich Zahlenreihen auf die Arme, um sich an ihre Ausführungsintentionen<br />

zu erinnern. Denn was man bis ins Detail durchdacht hat,<br />

daran lässt sich leichter erinnern. Man begegnet einer bestimmten Situation<br />

(Kilometerschild 30) und erinnert sich daran, dass man sich für eine bestimmte<br />

Handlungsinitiative (z.B. Zeitplan 2:00h, falls nicht erreicht, versuchen, das<br />

Tempo leicht zu forcieren) vorbereitet hat. Wenn Auslösebedingungen und konkrete<br />

Verhaltensabläufe von vornherein mitbedacht werden, wird die Intention<br />

leichter aus dem Gedächtnis abgerufen, indem eine entsprechende Verbindung<br />

erzeugt wird, sobald man in die passende Situation gerät. Hast Du beispielsweise<br />

das Problem eine Trainingseinheit anzugehen, obwohl Du dir das vorgenommen<br />

hast, dann hilft es dir garantiert weiter, wenn Du dir überlegst, wie Du<br />

deine Trainingseinheit in die Praxis umsetzen willst. Du kannst dabei beispielsweise<br />

genau planen, welche Strecke Du laufen willst, wann Du an welcher auffälligen<br />

Stelle sein möchtest! Wie Du den heißgeliebten Hügel hinaufläufst und<br />

dir dabei überlegst, wie es sich anfühlt, oder wie sich warmer Regen während<br />

des Laufens auf deiner Haut anfühlt! Manchmal hilft es auch ganz einfach, sich<br />

einen Zeitpunkt zu setzen, an dem Du loslaufen willst und sich den weiteren<br />

Abendverlauf nach deiner Trainingseinheit vorzustellen.<br />

Wir haben gesehen, dass die Handlungsplanung einen positiven Effekt auf die<br />

Handlungsausführung haben kann. Planen ist jedoch noch nicht alles, was man<br />

tun kann und evtl. auch tun muss. Verdeutlichen wollen wir ein weiteres Vorgehen,<br />

das von Henning Allmer stammt.<br />

Dieses „Kreismodell“ gibt im Prinzip den schon dargestellten volitionalen Prozess<br />

wieder. Wir sehen, dass den verschiedenen Phasen des volitionalen Prozesses<br />

verschiedene Funktionen zugeordnet sind. So hat die Phase der Intentionsbildung<br />

(”sich etwas vornehmen”) Orientierungsfunktion. Wichtig ist in<br />

dieser Phase die Absichts- und Vorsatzbildung. Dies entspricht dem eben schon<br />

erwähnten ”Wollen” und ”Planen”. Ich als Läufer muss mir genau darüber im<br />

Klaren sein, was ich will und wie ich beabsichtige, das Gewollte zu erreichen.<br />

Ist diese Phase abgeschlossen, schließt sich die Phase der Intentionsinitiierung<br />

an. Diese Phase hat Aktivierungsfunktion! Hier geht es darum, das ”Vorgenom-


35<br />

mene” anzugehen und in die Handlung (zum Beispiel Training) umzusetzen. Es<br />

schließt sich die Phase der Intentionsbeibehaltung an, die überwiegend Kontrollfunktion<br />

hat. In dieser Phase geht es darum, das ”Vorgenommene” gegenüber<br />

störenden Einflüssen abzuschirmen.<br />

Ein schönes Beispiel für diese Abschirmungsfunktion weiß wieder einmal Dieter<br />

Baumann zu berichten:<br />

„... habe ich ihr nicht ausdrücklich erzählt, warum ich 1986 in Stuttgart schon<br />

im Vorlauf ausgeschieden bin. Damals hatte ich das Neckarstadion betreten und<br />

schon hallte es aus der Blaubeurer Kulisse: Hallo Dieter, mir sind alle do, i bin<br />

dr Sepp und i Gretl, mach’s guat. Und ich winkte allen zurück, glücklich wie ein<br />

Kind, dem gerade das Christkind erschienen ist. Von Konzentration natürlich<br />

keine Spur mehr, das Rennen war schon passé, bevor es überhaupt begonnen<br />

hatte.” (Baumann, 1995, S. 46).<br />

An anderer Stelle schreibt er:<br />

„Jetzt bin ich in einer anderen Welt, in meinem Tunnel, er ist mein Schutz und<br />

Schirm, die Psychologen würden wahrscheinlich sagen, mein Uterus, in dessen<br />

Geborgenheit ich zurückflüchte. Hier ist mein zu Hause, hier gilt nur meine<br />

Welt, mein Film, mein Plan. Die Zuschauer existieren nicht mehr. Ob sie toben<br />

oder schweigen, pfeifen oder Beifall klatschen, ich nehme sie nicht wahr. Auch<br />

Isabelle ist weg. Ich würde lügen, wenn ich jetzt behaupten würde, ich würde<br />

an sie denken. Es gibt nur noch meine Gegner. Ich werde ihnen weglaufen, sagt<br />

mein Film. 500 Meter vor dem Ziel werde ich den Turbo zünden, mein Gehirn<br />

wird meinen Muskelmännern befehlen zu explodieren, sie werden mich drei, vier<br />

Meter nach vorne katapultieren. Das wird reichen.“ (Baumann, 1995, S. 48).<br />

Ist eine Intention dann erfolgreich in die Handlung umgesetzt, muss ich natürlich<br />

auch in der Lage sein, meine Handlung rechtzeitig abzubrechen, mich nicht<br />

länger damit zu beschäftigen und offen für neue Impulse zu sein. Somit hat diese<br />

Phase Deaktivierungsfunktion. Schauen wir uns dieses Modell einmal anhand<br />

eines Beispiels aus der täglichen Trainingspraxis an:<br />

Du befindest dich in der Situation, dass Du ein hartes Tempotraining absolvieren<br />

willst. Konditionell wärst Du dazu auch in der Lage. Du kommst nach der<br />

Arbeit nach Hause und triffst dort einen Freund, der dich und deine Familie besucht<br />

und den Du schon lange nicht mehr gesehen hast. Dein Freund schlägt vor,<br />

dass ihr alle den Abend in einem nahegelegenen Biergarten verbringen solltet<br />

und fordert dich zum Mitkommen auf. Zunächst musst Du dich entscheiden,<br />

was Du willst. Es kommt zum Abwägen zwischen der Durchführung der Trainingseinheit<br />

und dem Gang in den Biergarten mit dem Freund, der ja immerhin


36<br />

nicht alle Tage da ist. Es werden verschiedene Handlungsalternativen durchdacht.<br />

Sie müssen sich also entscheiden. Egal, für welche Alternative Du dich<br />

entscheidest, es ist wichtig, dass Du folgende Phasen erfolgreich abschließt.<br />

Gehen wir einmal davon aus, dass Du dich nach langem Abwägen dazu durchgerungen<br />

hast, zum Training zu gehen. Es ist nun wichtig, dass Du unmittelbar<br />

und ohne zu zögern Initiative (Intentions- und Handlungsaktivierung) übernimmst<br />

und dein Vorhaben in die Praxis umsetzt. Ziehe dich möglichst sofort<br />

nach der Entscheidungsfindung um, packe deine Sachen und verabreden dich<br />

mit deinem Freund und deiner Familie in 90 min. Denke nicht mehr lange über<br />

die Entscheidungsfindung nach. Handele sofort und ohne zu zögern. Du solltest<br />

möglichst unmittelbar das Haus verlassen, auch wenn das schlechte Gewissen<br />

noch drückt. In der nun folgenden Phase im Training ist es sehr wichtig, dass Du<br />

dich vollkommen auf dein Training konzentrierst. Schirme dich von störenden<br />

Gedanken (schlechtem Gewissen) ab. Lenke deine Aufmerksamkeit auf deinen<br />

Trainingsplan und ziehe dein Training durch. Suche die Nähe anderer Läufer<br />

und laufe mit Ihnen. Nach verrichteter Trainingsarbeit versuche dich nicht mehr<br />

allzu lange mit dem Training zu beschäftigen. Versuche erst einmal abzuschalten,<br />

gehe Duschen und gehe dann in aller Ruhe in den Biergarten.<br />

Aufgabe:<br />

Der bisher geschilderte Vorgang lässt sich auch gut auf die Entscheidungsfindung<br />

im Wettkampf übertragen. Ich schildere dir jetzt ein Beispiel, und Du entwickelst<br />

bitte im Kopf die Situation mit Hilfe unseres Modells weiter:<br />

Beispiel: Soeben erfolgte der Start zum Berlin-Marathon. Dieses Rennen hast<br />

Du als Saisonhöhepunkt geplant. Du willst erstmals unter drei Stunden bleiben.<br />

Du kontrollierst die Zwischenzeit bei km 1: 4:02 min., bei km 2: 8:00 min. und<br />

bei km 3: 11:51 min. Du bemerkst, dass Du zu schnell angehst.<br />

Du musst eine Entscheidung treffen. Was geht Dir jetzt durch den Kopf?<br />

Du hast dich dazu entschlossen, Tempo raus zu nehmen. Worauf musst Du jetzt<br />

achten?<br />

Nach 5 km bist Du wieder in deinem Zeitplan. Was ist nun zu tun?<br />

Zusammenfassende praktische Ratschläge zur Selbstmotivation und für<br />

den „Willen“<br />

1. Es ist wichtig, dass Du dir bedeutungsvolle, langfristige Ziele setzen!<br />

Suche dir beispielsweise schon relativ früh deine Saisonhöhepunkte für die<br />

nächste Saison aus. Bestelle dir ruhig Informationsmaterial über den Wettkampf


37<br />

selbst und über die Stadt, in der beispielsweise der Marathon ausgetragen wird.<br />

Beschäftige dich schon früh gedanklich mit diesem Ereignis und baue so eine<br />

positive Spannung auf. Finde eine Begründung, für die sich all deine zukünftigen<br />

Anstrengungen lohnen. Machen dir bewusst: Alles beginnt hier und heute<br />

an diesem Punkt.<br />

2. Realisiere Dein langfristiges Ziel über realistisch gesteckte, mittelfristige<br />

Zwischenziele!<br />

Deine Zwischenziele müssen genau wie dein Saisonhöhepunkt realistisch, herausfordernd<br />

und anregend sein. Wenn Du beispielsweise als Saisonhöhepunkt<br />

den Berlin-Marathon Ende September anvisierst, dann plane schon frühzeitig<br />

die Teilnahme an einigen anderen attraktiven Volks- oder Straßenläufen in deiner<br />

Umgebung. Lege an diese Zwischenziele exakte Zeitvorgaben an, die im<br />

Rahmen deines derzeitigen Leistungsstands liegen, bzw. versuche Durchgangszeiten<br />

zu erreichen, wie Du sie etwa zum Berlin-Marathon laufen möchten.<br />

3. Zur Zielsetzung gehört auch die Planung kurzfristiger, täglicher Ziele!<br />

Wie Du jetzt weißt, liegt der Schlüssel zur Selbstmotivation im erkennbaren Erfolg.<br />

Und dieser Erfolg ist tagtäglich erlebbar, wenn diese kurzfristigen Ziele sowie<br />

die mittel- und langfristigen Ziele herausfordernd, realistisch und anregend<br />

sind. Damit ist nicht gemeint, dass Du während deines Trainings die Laufzeiten<br />

über eine festgelegte Strecke ständig verbessern musst, sondern betrachte deine<br />

tagtägliche Aktivität als eine Besonderheit und wohltuend für deinen gesamten<br />

Organismus. Belohne dich ruhig nach jeder Trainingseinheit mit irgendetwas,<br />

dass Du gerne magst.<br />

4. Betrachte in regelmäßigen Abständen den Weg zu deinem Ziel.<br />

Setz Dir eine Frist, wann Du dieses Ziel erreichen willst!<br />

Aus der psychologischen Forschung wissen wir, dass immer wiederholte und<br />

aufgeschriebene Ziele sehr viel verfestigter und stärker wirken als Ziele, die<br />

lediglich in unseren Gedanken existieren. Bastele Dir einen „Ereignisplan“, an<br />

dessen Ende dein Ziel steht. Trage dann deine Zwischenziele ein und füge einen<br />

Termin hinzu, bis zu welchem Du dieses Zwischenziel erreicht haben möchtest.<br />

5. Führe tagtäglich Protokoll über deine Erfolge!<br />

Vergegenwärtige dir in Form von Diagrammen oder Tabellen den Verlauf deines<br />

Leistungsanstiegs. Schreibe persönliche Bestzeiten über bestimmte Strecken<br />

auf und führe dir diese gelegentlich vor Augen.


38<br />

6. Halte dich viel in der Gegenwart von hochmotivierten Läufern auf!<br />

Meide Sportler, die unmotiviert sind!<br />

Motivation kann so ansteckend sein wie eine Krankheit, genauso wie der Verlust<br />

an Motivation. Suche die Gegenwart von Läufern deiner Leistungsstärke,<br />

die auch wie Du, auf ein persönliches Ziel hinarbeiten. Lasse dich von deinem<br />

Optimismus und deiner Euphorie anstecken. Das gelingt sowohl im Lauftreff<br />

als auch im Verein.<br />

7. Betrachte deinen Sport als Spaß!<br />

Mache Dir sich bewusst, warum Du läufst. Freue dich am Spaß an der Bewegung,<br />

an der frischen Luft und genießen die Natur. Mache nicht den Fehler und<br />

werde verbissen. Hab Spaß an der Sache! Sobald Du Erfolg hast, werden sich<br />

deine Motivationsprobleme in Luft auflösen.<br />

8. Zweifele nicht an einer einmal getroffenen Entscheidung!<br />

Solltest Du sich einmal zu einer bestimmten Entscheidung durchgerungen haben,<br />

zögere nicht lange mit der Umsetzung dieser Intention in die Praxis. Verfolge<br />

dein Ziel hartnäckig, ausdauernd, zielstrebig und standhaft. Schirme deine<br />

Intention von störenden Gedanken ab. Vergiss nicht, dich rechtzeitig mit Zwischenzielen<br />

und neu zu erreichenden Zielen zu beschäftigen und sich diesen zu<br />

stellen.<br />

Literatur<br />

Stoll, O. & Ziemainz H. (2015). Mentales Training im Langstreckenlauf, Hamburg:<br />

Czwalina.<br />

Ziemainz, H. (1999). Handlungskontrolle und Stressintervention im Triathlon.<br />

Aachen: Meyer & Meyer.<br />

Ziemainz, H. & Rentschler, W. (2002). Mentale Trainingsformen im Triathlon.<br />

Butzbach: Afra.<br />

Ziemainz, H. & Stoll, O. (2007). Psychologisches Training in Ausdauersportarten<br />

- Sinn oder Unsinn. In U. Hartmann, M. Niessen & P. Spitzenpfeil (Hrsg.),<br />

Ausdauer und Ausdauertraining (S. 293-298). Köln: Sportverlag Strauß.<br />

Autor:<br />

Prof. Dr. Oliver Stoll<br />

Professor für Sportpsychologie & Sportpädagogik & Sportsoziologie<br />

Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg<br />

oliver.stoll@sport.uni-halle.de


39<br />

Philipp Cool<br />

Philipp Cool<br />

AUFBAUTRAINING:<br />

Aufbautraining:<br />

HIN ZUR INDIVIDUALISIERUNG UND<br />

Hin zur Individualisierung und Spezialisierung eines Langstrecklers<br />

SPEZIALISIERUNG EINES LANGSTRECKLERS<br />

Der Vortrag zum zum Thema Thema „Aufbau-<br />

„Aufbautraining:<br />

Hin Hin zur Individualisie-<br />

zur Individualisierung<br />

und und Spezialisierung eines eines<br />

Langstrecklers“ zielt vor allem auf<br />

zielt vor allem<br />

die Notwendigkeit eines langfristigen<br />

auf die<br />

Leistungsaufbaus<br />

Notwendigkeit<br />

ab.<br />

eines<br />

Zu diesefristigen<br />

Leistungsaufbau Leistungsaufbaus zählen ab. in Zu<br />

lang-<br />

erster diesem Linie Leistungsaufbau das Training im Wasser,<br />

in erster also die Linie technische das Ausbildung Training im<br />

zählen<br />

und die Schaffung von Grundlagen,<br />

aber auch die Arbeit an Land.<br />

Wasser, also die technische Ausbildung<br />

und die Schaffung von<br />

Abbildung 1: Modell günstiger Phasen der Trainierbarkeit (Martin et. al., Grundlagen, Auf letzteres wird aber hier auch aber die nicht<br />

Abbildung Arbeit<br />

1999) 1: Modell günstiger Phasen der<br />

explizit eingegangen.<br />

an Land. Auf letzteres wird hier<br />

Im Schwimmsport<br />

Trainierbarkeit<br />

sind im Aufbautraining,<br />

(Martin et. al.,<br />

aber<br />

1999)<br />

auch in den Phasen davor gerade die Bereiche<br />

„Fertigkeits- und Techniklernen“ sowie „Schnelligkeitsfähigkeiten“,<br />

aber nicht explizit<br />

„Schnellkraft“<br />

eingegangen.<br />

und<br />

Im „aerobe Schwimmsport Ausdauer“ von sind entscheidender im Aufbautraining, Wichtigkeit. Dazu aber kommt auch ebenfalls, in den Phasen dass die Bereiche davor gerade<br />

„Maximalkraft“ die Bereiche und „anaerobe „Fertigkeits- Ausdauer“ und in Techniklernen“ einem Alter von ca. sowie 14 Jahren „Schnelligkeitsfähigkeiten“,<br />

Fokus erhalten. „Schnellkraft“ und „aerobe Ausdauer“ von entscheidender Wichtigkeit.<br />

immer größeren<br />

Es ist aber auch zu erkennen, dass der Bereich „Fertigkeits- und Techniklernen“ während der<br />

Dazu kommt ebenfalls, die Bereiche „Maximalkraft“ und „anaerobe Ausdauer“<br />

Pubertät nur wenig Fortschritt bewirkt, so dass hier bereits vorher ein deutlicher Fokus gelegt<br />

werden<br />

in<br />

sollte.<br />

einem<br />

Nur<br />

Alter<br />

durch<br />

von<br />

die<br />

ca.<br />

„Entwicklung<br />

14 Jahren immer<br />

grundlegender<br />

größeren<br />

und<br />

Fokus<br />

sportartspezifischer<br />

erhalten.<br />

Es Leistungsvoraussetzungen aber auch erkennen, im Wasser dass und der an Land“ Bereich (Rudolph „Fertigkeits- et. al. 2018, und S. Techniklernen“<br />

Grundlagentraining während der bewirkt Pubertät einen nur positiven wenig Verlauf Fortschritt im nachfolgenden bewirkt, so dass Aufbautraining. hier bereits<br />

18) im<br />

vorher Zusätzlich ein sollte deutlicher aber auch Fokus beachtet gelegt werden, werden dass sollte. man keine Nur durch Inhalte, die Methoden „Entwicklung oder<br />

Hilfsmittel vorweg nimmt. Ein Training der anaeroben Ausdauer im Grundlagentraining<br />

grundlegender und sportartspezifischer Leistungsvoraussetzungen im Wasser<br />

ergibt kaum Fortschritt und ein Nutzen von Hilfsmitteln, wie z.B. Paddles greift auf Dinge<br />

und vor, die an erst Land“ in fortgeschrittenem (Rudolph et. Alter al. 2018, als Leitungsreserve S. 18) im genutzt Grundlagentraining werden können. bewirkt einen<br />

Im Aufbautraining positiven Verlauf „gilt, keinen im nachfolgenden Meter mit schlechter Aufbautraining. Technik zu schwimmen“ Zusätzlich (Touretski). sollte aber<br />

auch Jedoch beachtet gibt es nicht werden, die eine dass gute man Technik, keine sondern Inhalte, der Leitspruch Methoden „viele oder Wege Hilfsmittel führen nach vorweg<br />

Rom“ nimmt. erhält hier Ein Einzug. Training Speziell der auf anaeroben das Kraulschwimmen Ausdauer im bezogen, Grundlagentraining kann man sogar von ergibt<br />

vier verschiedenen Armzugarten sprechen. „The Race Club“, ein in Florida/USA ansässiges<br />

kaum Fortschritt und ein Nutzen von Hilfsmitteln, wie z.B. Paddles greift auf<br />

Unternehmen, das sich speziell auf die Ausbildung von Schwimmern konzentriert, unterteilt<br />

Dinge den Kraularmzug vor, die erst in vier in verschiedene fortgeschrittenem Kategorien. Alter Ihre als Idee Leitungsreserve beinhaltet, dass je genutzt kürzer die werden<br />

Wettkampfstrecke können. ist, desto höher die Hand über Wasser nach vorne geführt wird.<br />

Im Zur Aufbautraining Vereinfachung und „gilt, Unterscheidung keinen Meter nutzt mit die schlechter Gruppe Vergleiche Technik mit zu verschiedenen schwimmen“<br />

(Touretski).<br />

Oktanzahlen. Die<br />

Jedoch<br />

Oktanzahl<br />

gibt<br />

gibt<br />

es nicht<br />

auf einer<br />

die<br />

Skala<br />

eine<br />

bis<br />

gute<br />

100<br />

Technik,<br />

die Klopffestigkeit<br />

sondern<br />

von<br />

der<br />

Benzin<br />

Leitspruch<br />

an.<br />

Vereinfacht kann man sagen, dass je höher die Oktanzahl beim Benzin ist, desto<br />

„viele Wege führen nach Rom“ erhält hier Einzug. Speziell auf das Kraulschwimmen<br />

dass je höher die bezogen, Oktanzahl kann ist, desto man höher sogar ist die von Schwimmgeschwindigkeit. vier verschiedenen Unterschieden Armzugarten<br />

leistungsfähiger arbeitet ein Motor. Auf das Schwimmen übertragen würde dies bedeuten,<br />

sprechen. „The Race Club“, ein in Florida/USA ansässiges Unternehmen, das<br />

wird hier nach amerikanischem Standard in 87, 89, 91 und 93 Oktan.


40<br />

sich speziell auf die Ausbildung von Schwimmern konzentriert, unterteilt den<br />

Kraularmzug in vier verschiedene Kategorien. Ihre Idee beinhaltet, dass je kürzer<br />

die Wettkampfstrecke ist, desto höher die Hand über Wasser nach vorne<br />

geführt wird.<br />

Zur Vereinfachung und Unterscheidung nutzt die Gruppe Vergleiche mit verschiedenen<br />

Oktanzahlen. Die Oktanzahl gibt auf einer Skala bis 100 die Klopffestigkeit<br />

von Benzin an. Vereinfacht kann man sagen, dass je höher die Oktanzahl<br />

beim Benzin ist, desto leistungsfähiger arbeitet ein Motor. Auf das<br />

Schwimmen übertragen würde dies bedeuten, dass je höher die Oktanzahl ist,<br />

desto höher ist die Schwimmgeschwindigkeit. Unterschieden wird hier nach<br />

amerikanischem Standard in 87, 89, 91 und 93 Oktan.<br />

Bei 87 Oktan wird wird die die Hand<br />

Hand flach flach über über Wasser Wasser nach vorne<br />

nach vorne gebracht. Es ist<br />

gebracht. Es ist in Abbildung<br />

in Abbildung 2 zu<br />

erkennen, 2 zu erkennen, dass dass der der Ell-<br />

Ellbogen immer höher höher als als die<br />

die Hand ist und die Hand<br />

Hand ist die Hand dabei<br />

dabei nur einige Zentimeter<br />

über nur der einige Wasseroberfläche Zentimeter über<br />

bleibt. der Wasseroberfläche Diese Technik ist bleibt.<br />

sehr<br />

Diese<br />

okönomisch<br />

Technik<br />

und<br />

ist<br />

kann<br />

sehr okönomisch<br />

und kann werden. für eine lange<br />

für eine lange Zeit<br />

aufrechterhalten<br />

Zeit aufrechterhalten werden.<br />

Armführung Eine sehr ist hohe vor allem Schwimmgeschwindigkeit<br />

für Strecken ab 400m<br />

aufwärts geeignet.<br />

ist hierbei jedoch<br />

nächsten nicht Schritt, zu erwarten. bei 89 Eine<br />

Im<br />

Oktan, solche sieht Armführung man schon ist vor allem<br />

für Strecken ab 400m auf-<br />

einen deutlichen<br />

Unterschied zu 87 Oktan.<br />

wärts geeignet.<br />

2:87 Oktan, flache Armrückführung (The Race Club)<br />

Abbildung 2:<br />

87 Oktan, flache Armrückführung (The Race Club)<br />

Eine sehr hohe Schwimmgeschwindigkeit ist hierbei jedoch nicht zu erwarten. Eine solche<br />

Hier wird die Hand etwa<br />

auf Ellbogenhöhe<br />

rückgeführt, was für etwas<br />

Im nächsten Schritt, bei 89<br />

mehr „Power“ und höhere<br />

Geschwindigkeiten Oktan, sieht man spricht, schon einen<br />

Abbildung 3: 89 Oktan, mittelhohe Armrückführung (The Race Club)<br />

jedoch deutlichen auch Unterschied für einen<br />

3:<br />

zu 87<br />

größeren<br />

Oktan.<br />

Kraftaufwand,<br />

Hier wird<br />

so<br />

89 Oktan, mittelhohe Armrückführung (The Race Club)<br />

die Hand<br />

dass diese Technik nicht für ganz so lange Zeit wie bei 87 Oktan durchgehalten werden kann.<br />

Eine solche Technik ist für eine Wettkampfstrecke von 200m bis 400m<br />

etwa<br />

empfohlen.<br />

auf Ellbogenhöhe rückgeführt,<br />

was für etwas mehr „Power“ und höhere Ab Geschwindigkeiten 91 Oktan erkennt man spricht,<br />

jedoch auch für einen größeren Kraftaufwand, so eine dass fast diese komplette Technik Streckung<br />

des Ellbogens bei<br />

nicht für<br />

ganz so lange Zeit wie bei 87 Oktan durchgehalten werden kann. Eine solche<br />

der Rückführung der Hand.<br />

Technik ist für eine Wettkampfstrecke von 200m bis 400m empfohlen.<br />

Bei Wettkampfstrecken die<br />

noch zur Kurzzeitausdauer<br />

(bis ca. 2 Minuten) zählen,<br />

kann die Hand weit über<br />

Wasser nach vorne ge-


Abbildung 3: 89 Oktan, mittelhohe Armrückführung (The Race Club)<br />

Abbildung 4: Unterschied 89 zu 91 Oktan (The Race Club)<br />

Abbildung 4:<br />

Unterschied 89 zu 91 Oktan (The Race Club)<br />

Abbildung 5:<br />

93 Oktan bei Sprints (The Race Club)<br />

jedoch auch für einen<br />

größeren Kraftaufwand, so<br />

dass diese Technik nicht für ganz so lange Zeit wie bei 87 Oktan durchgehalten werden kann.<br />

Eine solche Technik ist für eine Wettkampfstrecke von 200m bis 400m empfohlen.<br />

Abbildung 5: 93 Oktan bei Sprints (The Race Club)<br />

41<br />

Ab 91 91 Oktan Oktan erkennt erkennt man man<br />

eine fast komplette Stre-<br />

fast komplette Streckung<br />

ckung des Ellbogens bei<br />

der des Rückführung Ellbogens der bei Hand. der Rückführung<br />

Wettkampfstrecken der Hand. die Bei Wett-<br />

Bei<br />

noch zur Kurzzeitausdauer<br />

kampfstrecken die noch zur<br />

(bis ca. 2 Minuten) zählen,<br />

kann Kurzzeitausdauer die Hand weit über (bis ca. 2<br />

Wasser Minuten) nach zählen, vorne ge-kanbracht werden. Auch hier<br />

die<br />

Hand weit über Wasser nach<br />

vorne wird noch gebracht mehr Energie werden. Auch<br />

als vorher aufgebracht,<br />

hier wird noch mehr Energie<br />

was für noch höhere<br />

als Schwimmgeschwindigkeiten<br />

spricht. noch höhere Schwimmge-<br />

vorher aufgebracht, was<br />

für<br />

schwindigkeiten<br />

Abschließend gibt es<br />

spricht.<br />

für<br />

die Sprintstrecken bis<br />

Abschließend gibt es für die<br />

Sprintstrecken bis 100m den<br />

Vergleich mit 93 Oktan. Dabei<br />

wird der Arm komplett<br />

gestreckt und fast über dem<br />

Kopf nach vorne gebracht.<br />

Umgangssprachlich kann hier<br />

auch von der „Windmühle“<br />

gesprochen werden.<br />

Diese Technik ist hochenergetisch und sehr kraftvoll, was zu sehr hohen<br />

Schwimmgeschwindigkeiten führt, jedoch nur für sehr kurze Zeit durchzuhalten<br />

sind. Die Streckung der Arme über Wasser führt zu einer erhöhten Bewegungsgeschwindigkeit<br />

und, bei guter Unterwasserarbeit, zu einer sehr hohen<br />

Schwimmgeschwindigkeit.<br />

Diese unterschiedlichen Überwasserphasen beim Kraulschwimmen sind auch<br />

bei nationalen und internationalen Wettkämpfen zu beobachten. Es gibt auch<br />

bei Weltklassesportler*innen immer wieder Ausnahmen, die beispielsweise mit<br />

hohem Ellbogen sprinten oder mit gestrecktem Arm Mittel- und Langdistanzen<br />

zurücklegen, jedoch ist das o.g. Muster auf die allermeisten Sportler*innen<br />

übertragbar.<br />

Somit sollte beim Kraul Techniktraining, gerade im Grundlagentraining aber<br />

auch speziell im Aufbautraining darauf wertgelegt werden, viele verschiedene<br />

Kraultechniken beizubringen, da eine vielseitige Ausbildung weiterhin das primäre<br />

Ziel sein sollte. Sollte sich im Laufe der Entwicklung herausstellen, dass<br />

eine Sportlerin oder ein Sportler sich auf die Mittel- und Langdistanzen spezialisiert,<br />

so sollte die Technik im Bereich 87-89 Oktan gefestigt und angewandt<br />

werden. Jedoch sollten weiterhin die Techniken 91-93 Oktan trainiert, um diese


42<br />

beispielsweise für die letzten Meter eines Rennens anzuwenden. Wie bereits<br />

erwähnt, führt dieser maximale Bereich durch die höhere Bewegungsgeschwindigkeit<br />

auch sehr wahrscheinlich zu einer höheren Schwimmgeschwindigkeit,<br />

so dass am Ende des Rennens noch einige hundertstel Sekunden herausgeholt<br />

werden können.<br />

Grundsätzlich sollte ein Techniktraining in jeder Trainingseinheit stattfinden.<br />

Hierbei ist es wichtig, vor allem im fokussierten Altersbereich die Problemfelder<br />

der Kraultechnik zu erkennen und anschließend Technikschwerpunkte zu<br />

setzen. Die dazu gehörigen Technikübungen sollten möglichst immer vorgegeben<br />

und nur selten eigenständig durchgeführt werden. Vorgaben wie z.B. „8x50<br />

F TÜ individuell“ führen häufig dazu, dass Sportler*innen immer die gleichen<br />

Technikübungen durchführen und diese ggf. nur noch mit wenig Konzentration<br />

ausführen. Gewisse Bewegungsmuster schleifen sich dadurch ein und können<br />

dann im schlimmsten Fall zu einer Verschlechterung der Technik führen. Es ist<br />

auch unproblematisch gewisse Technikübungen ins Einschwimmen zu integrieren,<br />

um hier einen Fokus auf bestimmte Bereiche der Kraultechnik zu legen. Im<br />

konkreten Fall könnte man Kraul mit gestreckten Armen schwimmen, um in den<br />

Bereich 91/93 Oktan zu kommen. Um den Bereich 87/89 Oktan zu trainieren,<br />

könnte man hier mit bewusst hoher Schulter und hohem Ellbogen schwimmen<br />

oder mit den Fingerspitzen über die Wasseroberfläche schleifen. Ein Technikblock<br />

sollte idealerweise immer zu Beginn einer Trainingseinheit stattfinden.<br />

Auch als Vorbereitung auf die Hauptserien ist ein Technikblock denkbar.<br />

Neben dem Technikblock sollte auch das Schnelligkeitstraining nie außer Acht<br />

gelassen werden. Wie in Abbildung 1 zu erkennen, ist das Aufbautraining prädestiniert<br />

für ein Schnelligkeitstraining. Auch hier sollte in jeder Trainingseinheit<br />

ein kleiner Schnelligkeitsblock stattfinden. Dies kann und sollte unbedingt<br />

variiert werden. Ein Schnelligkeitstraining kann sowohl über Starts und Wenden<br />

ausgeübt werden, es können aber auch Variationen mit Kurzflossen und<br />

Beinesprints ins Training aufgenommen werden. Wichtig ist hierbei, dass man<br />

ein gutes Maß an Schnelligkeitstraining einbringt. Schnelligkeitstraining und<br />

Mittel- und Langdistanztraining können und dürfen sich nicht ausschließen.<br />

Bei genauer Betrachtung der Ergebnisse der letzten Welt- und Europameisterschaften<br />

stellt man fest, dass die Grundschnelligkeit der langen Strecken immer<br />

höher wird. Nicht ohne Grund sind auch herausragende Sportler*innen aus dem<br />

Freiwasser Bereich sehr häufig in Beckendisziplinen ab 400m in der Weltklasse<br />

vertreten. Florian Wellbrock, Weltmeister 2019 über 10 km wurde im gleichen<br />

Jahr auch Weltmeister über 1500m Freistil. Zur Olympiaqualifikation in diesem<br />

Jahr schwamm Wellbrock sogar über 400m Freistil unter die Top 10 weltweit.


43<br />

Im Aufbautraining sollten rund acht Trainingseinheiten für ein Mitteldistanztraining<br />

durchgeführt werden. Dabei empfiehlt es sich ein ausgewogenes und<br />

Jahr auch Weltmeister über 1500m Freistil. Zur Olympiaqualifikation in diesem Jahr<br />

schwamm Wellbrock sogar über 400m Freistil unter die Top 10 weltweit.<br />

abwechslungsreiches Jahr auch Weltmeister Training. über 1500m Bei Freistil. zwei Einheiten Zur Olympiaqualifikation in der Woche sollten in diesem Belastungen<br />

Jahr schwamm<br />

Jahr<br />

Im Aufbautraining sollten rund acht Trainingseinheiten für ein Mitteldistanztraining durchgeführt<br />

werden.<br />

auch (BZ4/5) Wellbrock<br />

Dabei<br />

Weltmeister eingebaut sogar<br />

empfiehlt<br />

über über<br />

es werden, sich<br />

1500m 400m ein<br />

Freistil. man könnte unter<br />

ausgewogenes<br />

Zur die Olympiaqualifikation dafür Top 10 beispielsweise weltweit.<br />

und abwechslungsreiches<br />

in den diesem Dienstag-<br />

schwamm Im Aufbautraining und Donnerstagnachmittag Wellbrock sollten sogar rund über acht 400m Trainingseinheiten nutzen. Freistil unter Wichtig die Top für ist ein 10 hierbei, Mitteldistanztraining weltweit. dass die Einheiten durchge-<br />

Training.<br />

Jahr<br />

Bei zwei Einheiten in der Woche sollten Belastungen (BZ4/5) eingebaut, man könnte dafür<br />

führt<br />

beispielsweise vor Im und Aufbautraining werden. Dabei<br />

nach den der Dienstag- Belastungseinheit sollten empfiehlt rund es acht sich Trainingseinheiten ausgewogenes<br />

und Donnerstagnachmittag eher zur Regeneration für und ein abwechslungsreiches Mitteldistanztraining Training.<br />

nutzen. Wichtig bzw. Grundlagenausdauer,<br />

beispielsweise vor d.h. und maximale nach der Belastungszone Belastungseinheit 2-3, eher genutzt zur Regeneration werden. Die bzw. Belastungsserien<br />

durchgeführt<br />

zwei werden. Einheiten Dabei in empfiehlt der Woche es sich sollten ein Belastungen ausgewogenes (BZ4/5) und abwechslungsreiches eingebaut, man könnte Training. dafür<br />

Bei<br />

ist hierbei, dass die<br />

Einheiten<br />

Bei zwei Einheiten den Dienstag- in der Woche und Donnerstagnachmittag sollten Belastungen (BZ4/5) nutzen. eingebaut, Wichtig ist Grundlagenausdauer,<br />

d.h. und Einheiten beispielsweise maximale Pausen vor sollten Belastungszone und den nach Dienstag- dem der Alter Belastungseinheit und 2-3, und Donnerstagnachmittag genutzt Können werden. eher entsprechend zur Die Regeneration nutzen. Belastungsserien Wichtig gewählt bzw. Grundlagenausdau-<br />

ist werden. hierbei, Pausen dass Auch die soll-<br />

man hierbei, könnte dass dafür die<br />

ten dem eine er, Einheiten d.h. Alter Progression maximale vor und und Können Belastungszone nach innerhalb der entsprechend Belastungseinheit der 2-3, Saison genutzt gewählt ergibt eher werden. werden. zur insofern Regeneration Die Auch Belastungsserien Sinn, eine bzw. dass Progression Grundlagenausdauer,<br />

d.h. dem ergibt (oder maximale Alter insofern Verschlechterungen) und Belastungszone Können Sinn, entsprechend dass 2-3, man genutzt schnell Verbesserungen gewählt werden. erkennt werden. Die und (oder Belastungsserien Auch man Verschlechterungen) eine gut Progression darauf und Pausen reagieren innerhalb schnell soll-<br />

man Verbesserungeten<br />

Pausen innerhalb soll-<br />

der Saison<br />

erkennt und der ten und Trainingspläne Saison dem man Alter ergibt gut und darauf insofern Können anpassen reagieren Sinn, entsprechend dass kann. und man Trainingspläne gewählt Verbesserungen werden. anpassen (oder Auch Verschlechterungen) eine kann. Progression innerhalb schnell<br />

erkennt der Saison und ergibt man gut insofern darauf Sinn, reagieren dass man und Trainingspläne Verbesserungen anpassen (oder Verschlechterungen) kann.<br />

schnell<br />

erkennt und man gut darauf reagieren und Trainingspläne anpassen kann.<br />

Abbildung 6: Belastungsserien im Jahreszyklus (Nachwuchskonzeption DSV)<br />

Abbildung Abbildung 6: 6: Belastungsserien im im Jahreszyklus (Nachwuchskonzeption DSV)<br />

Abbildung 6: Belastungsserien im Jahreszyklus (Nachwuchskonzeption DSV)<br />

Es bietet Es Es bietet sich sich an die an an die in die in in Abbildung Abbildung 6 6 genannten 6 genannten Serien Serien und Streckenlängen und Streckenlängen zu übernehmen.<br />

zu<br />

Praktisch Praktisch<br />

übernehmen. Es bietet könnte sich könnte man man<br />

Praktisch die einen einen Aufbau Abbildung Aufbau<br />

könnte wie wie<br />

man 6 folgt genannten folgt<br />

einen durchführen:<br />

Aufbau Serien und wie Streckenlängen folgt durchführen: zu übernehmen.<br />

Praktisch könnte man einen Aufbau wie folgt durchführen:<br />

Woche Woche Belastungstag Belastungstag 1 1 Belastungstag 2<br />

1<br />

1 Woche 2000<br />

2000 Belastungstag F<br />

F 1 2x800<br />

2x800 Belastungstag F<br />

2<br />

2<br />

2 1 4x400<br />

4x400 2000 F F F 6x200<br />

6x200 2x800 F<br />

3<br />

3<br />

2 8x100<br />

8x100<br />

4x400 F<br />

F 6x200 F<br />

3 8x100 F<br />

Nach Nach diesem Grundlagenblock Grundlagenblock kann kann im Anschluss im Anschluss spezialisiert spezialisiert werden, beispielsweise werden, beispielsweise<br />

Fokus diesem Grundlagenblock mit Fokus auf kann Renntaktik im Anschluss oder durch spezialisiert gesteigerte werden, Serien. beispielsweise Nach die-mit<br />

Nach diesem auf Renntaktik Grundlagenblock oder durch kann gesteigerte im Anschluss Serien. Nach spezialisiert diesem werden, Block startet beispielsweise man dann Fokus sem dem Fokus auf Block o.g. Renntaktik auf Block Renntaktik startet wieder oder man oder durch von dann durch vorne. gesteigerte mit gesteigerte Hierbei dem o.g. Serien. kann Serien. Block man Nach Nach dann wieder diesem diesem von Streckenlänge Block Block vorne. startet startet Hierbei bzw. man man dann die dann kann Wie-<br />

mit mit<br />

mit<br />

Nach<br />

dem man derholungen dem o.g. dann Block o.g. Block die wieder erhöhen Streckenlänge wieder von mit von vorne. dem vorne. Ziel bzw. Hierbei die Hierbei die (Schnitt)zeit kann Wiederholungen kann man man vom dann dann letzten die die erhöhen Trainingsblock Streckenlänge mit dem bzw. zu bzw. verbessern. Ziel die die Wiederholungen<br />

hat man erhöhen einen erhöhen vom Überblick, mit letzten mit dem dem Ziel Trainingsblock ob Ziel sich die die die (Schnitt)zeit Sportler zu innen vom verbessern. vom verbessert letzten Trainingsblock So oder hat verschlechtert man einen zu zu verbessern.<br />

haben. Über-<br />

die Wiederholungen<br />

(Schnitt)zeit So<br />

So hat<br />

blick, So man hat ob man einen<br />

sich einen die Überblick, Sportler*innen<br />

ob ob sich sich die die verbessert Sportler innen oder verbessert verschlechtert oder verschlechtert haben. haben.<br />

Woche Belastungstag 1 Belastungstag 2<br />

Woche 1 Woche 3000 Belastungstag F 1 1 3x800 Belastungstag F 2<br />

1 21 3000 6x400 3000 F F F 8x200 3x800 F<br />

2<br />

32 6x400<br />

12x100 6x400 F F F<br />

8x200 F<br />

`<br />

3 3 12x100 12x100 F F<br />

Man sollte bei der Auswahl der Streckenlänge immer beachten, dass eine Progression möglich<br />

`<br />

`<br />

ist. Man Startet sollte bei man der bei Auswahl 11/12-jährigen der Streckenlänge Kindern mit immer 3000 beachten, F oder 4x800 dass eine F, so Progression wird schwierig, möglich<br />

Man sollte bei der Auswahl der Streckenlänge immer beachten, dass eine Progression möglich<br />

diese ist. Startet Standardserien man bei 11/12-jährigen für die Zukunft, Kindern also den mit 3000 nächsten F oder Jahren, 4x800 zu steigern. F, so wird es schwierig,


44<br />

Man sollte bei der Auswahl der Streckenlänge immer beachten, dass eine Progression<br />

möglich ist. Startet man bei 11/12-jährigen Kindern mit 3000 F oder<br />

4x800 F, so wird es schwierig, diese Standardserien für die Zukunft, also in den<br />

nächsten Jahren, zu steigern.<br />

Neben den Trainingsinhalten sollte man ebenfalls darüber nachdenken, ob man<br />

die Trainingsgruppen so zusammenstellt, dass man spezialisierte Trainingsgruppen<br />

hat. Sportler*innen, die sich eher auf den Mittel- und Langdistanzen<br />

wohlfühlen, benötigen ein ganz anderes Training als Sportler*innen die eher im<br />

Bereich Sprint (maximal 200m Wettkampfstrecke) anzusiedeln sind. So kann<br />

man sich auf die wichtigen Trainingsinhalte konzentrieren und spezialisieren.<br />

Athleten die beispielsweise 100m Brust als Hauptstrecke haben, müssen nicht<br />

zwangsläufig alle sechs Wochen 3000m F schwimmen. Andersrum braucht jemand,<br />

dessen Hauptstrecke 1500m F ist, kein kurzes Race Pace Training oder<br />

kein spezialisierts Langhanteltraining. Es ist jedoch grundsätzlich wichtig, dass<br />

Sportler*innen all diese Inhalte zumindest kennenlernen und sich auch notfalls<br />

hier weiterentwickeln können.<br />

Quellenangaben:<br />

Rudolph, Klaus (2015). Nachwuchskonzeption Schwimmen 2020<br />

Bilder:<br />

The Race Club (2019), Freestyle Swim Technique – Octane Level Introduction,<br />

https://www.youtube.com/watch?v=kYFxa3PykdA&t=313s, zuletzt abgerufen<br />

am 15.07.2021<br />

Autor:<br />

Philipp Cool<br />

SG Dortmund<br />

Lehrertrainer<br />

cool@sg-dortmund.de


45<br />

Doris Koschig<br />

MASTERSTRAINING:<br />

AUCH ÄLTERE KÖNNEN LANGE STRECKEN SCHWIMMEN<br />

Ja, warum denn nicht?!<br />

Die Gesundheit wird durch Sport erhalten bzw. eventuell schon vorhandene Erkrankungen<br />

werden reduziert und/ oder es wird ihnen ggf. Einhalt geboten.<br />

Dies geschieht u.a. beim alltäglichen Schwimmen (ohne Anleitung), bis hin<br />

zum Wettkampfsport (mit Training in/ohne Trainingsgruppen und mit/ohne<br />

Trainer*innen).<br />

1. Demographischer Wandel<br />

Eine sinkende Anzahl von jüngeren Menschen und eine steigende Zahl an älteren<br />

Menschen verschieben den demografischen Altersaufbau in Deutschland.<br />

Momentan (2019) ist jede zweite Person älter als 45 und jede fünfte Person älter<br />

als 66 Jahre.<br />

Durch eine steigende Anzahl an Zuwanderungen vor allem jüngerer Menschen,<br />

steigen die Geburtenzahlen seit 2012 wieder an.<br />

Die Anzahl der Menschen über 70 Jahre ist zwischen 1990 und 2019 von 8 auf<br />

13 Millionen angestiegen. Dabei wird deutlich, dass nicht nur Frauen, sondern<br />

auch Männer ein höheres Lebensalter erreichen.<br />

Diese Situation wird sich in naher Zukunft deutlich potenzieren. Die Anzahl von<br />

Menschen im hohen Alter (über 80 Jahre) wird stetig zunehmen.<br />

https://www.destatis.de/DE/Themen/Querschnitt/Demografischer-Wandel/demografie-mittenim-wandel.html;jsessionid=BFB67F687720CE89F375CE7ADB7FA9E3.live712<br />

2. Medizinische Grundlagen<br />

Wie alt ein Mensch aber wirklich ist, erkennt man angeblich auch daran, ob er<br />

zwei Stufen oder zwei Tabletten auf einmal nimmt.<br />

(Univ.-Prof. Dr.-Ing. Helmut Strasser, 1993)<br />

Nicht die Jahre in unserem Leben zählen, sondern das Leben in unseren Jahren.<br />

(Adlaine E. Stevenson)<br />

Es kommt nicht darauf an, wie alt man wird, sondern wie man alt wird.<br />

(Ursula Lehr, Gerontologin)<br />

Auch mit 60 kann man noch 40 sein, aber nur eine halbe Stunde am Tag.<br />

(Anthony Quinn)


46<br />

Zahlreiche physische und psychische Veränderungen muss der Mensch ab einem<br />

gewissen Alter hinnehmen oder feststellen. Können diese Veränderungen<br />

aufgehalten werden, sind sie reversibel oder einfach unvermeidbar?!<br />

Wie kann ein körperlicher oder geistiger „Verfall“ aufgeschoben werden oder<br />

evtl. gar nicht eintreten?<br />

Warum wirken einige Menschen jünger als andere?<br />

Warum können manche Menschen bis ins hohe Alter aktiv am Leben teilhaben,<br />

manche leider nicht?<br />

Was kann der Sport, respektive das Schwimmen dazu beitragen, das Alter positiv<br />

zu erleben bzw. eine positive Lebenseinstellung bis ins hohe Alter zu erhalten?<br />

Physische (Herz-Kreislauf, Muskulatur, Organe) und psychische Veränderungen<br />

können dazu führen, dass die Orientierung in der Umwelt erschwert wird,<br />

so dass das Gefühl der „Abgeschnittenheit“ von der Umwelt entstehen kann.<br />

Oftmals werden die körperlichen Beschwerden in den Vordergrund gerückt und<br />

weniger die psychischen Probleme gesehen.<br />

Ab einem gewissen Alter ist der Mensch Problemen wie z.B. Tod des Partners,<br />

Einsamkeit, Existenzangst usw. ausgesetzt. Psychischen Erkrankungen im Altersgang<br />

sind u.a. Verhaltensstörungen, Depressionen, posttraumatische Belastungsstörungen,<br />

Angststörungen, Alkoholsucht/Medikamentensucht.<br />

Schon 1915 fordert der Sportarzt Dr. med. Spier in einem Artikel in der Zeitschrift<br />

der Deutsche Schwimmer:<br />

“... Wir alle haben den besten Arzt in uns. Wer erst wartet, bis seine Maschine<br />

so weit in Unordnung ist, daß sie dringend des Ingenieurs, des Arztes, bedarf,<br />

ist sich selbst der schlechteste Freund.“<br />

Er verweist auf die amerikanischen „alten Sportsmänner“ die selbst junge Konkurrenten<br />

besiegen. Er spricht von Übungen, für Ältere, die<br />

“... Herz und Lunge, Zirkulationssystem und Nerven der Älteren vertragen. Sie<br />

erhalten wirklich jung und sie verhindern, daß die Arterien zu früh ihre Elastizität<br />

verlieren, daß die Lunge asthmatisch sich verhärtet und daß die Knochen<br />

sich zu brüchigen Massen umwandeln.“<br />

Menschen, die Sport treiben verspüren sehr wenig von den Lasten des Alterns.<br />

(so SPIER 1915)<br />

Machen also unsere „Masters“-Schwimmer alles richtig? Oftmals viel belächelt<br />

und manchmal wegen ihrer „Eigenarten“ nicht wirklich ernst genommen („die<br />

haben eine eigene Wettkampfbestimmung“), setzt immer mehr der Trend der<br />

Professionalisierung im Trainingsalltag der Masters ein.


47<br />

Aussagen zum Alterungsprozess:<br />

Die aerobe und anaerobe Kapazität nimmt bei Athleten und Athletinnen mit dem<br />

Alter ab. Ein wichtiger Grund kann eine Abnahme der kardialen Funktion sein.<br />

Die physiologische Funktionskapazität (Ausdauerleistung):<br />

- nimmt zwischen dem 35. und 75. Lebensjahr linear ab,<br />

- die maximale O 2 -Aufnahme um mind. 10% pro Lebensdekade;<br />

- es erfolgt eine exponentielle Abnahme der maximalen O 2 -Aufnahme.<br />

- ebenfalls belegt, ist eine Abnahme der Typ II Fasern (Muskelfasern für<br />

die Schnelligkeitsfähigkeit) ab einem Alter von ca. 25 Jahre.<br />

- bei zusätzlicher Abnahme der anaeroben Kapazität, wird versucht, u.a.<br />

mittels Volumenumfang den Prozess der Leistungsminderung<br />

aufzuhalten.<br />

Dies natürlich einhergehend mit einem immensen Zeitaufwand.<br />

Körperliche Aktivität verbessert die mitochondriale antioxidative Kapazität<br />

auch im Alter und kann damit dazu beitragen, zelluläre Alterungsprozesse zu<br />

mildern, allerdings nicht aufzuhalten.<br />

Die Leistungsfähigkeit nimmt zuerst langsam, dann progressiv ab. Das wird<br />

auf den kurzen Strecken deutlicher, als auf den langen. Dies kann u.a. durch die<br />

hormonell bedingte Kraftabnahme jenseits des 55. Lebensalters erklärt werden.<br />

PASCHEL und WIRTH (http://www.sport.uni-frankfurt.de) verweisen auf Untersuchungen,<br />

die zeigen, dass Kraft und Schnellkraft bis ins hohe Alter trainiert<br />

werden können.<br />

Eine starke Leistungsverbesserung heutiger Masters, deutlich sichtbar aus den<br />

geführten Rekordlisten, gegenüber „früheren“ Masters, könnte darauf hindeuten,<br />

dass Masters heute besser ausgebildet sind und von einem höheren Level<br />

aus starten, als Masters „früherer“ Zeiten.<br />

Gründe für die langfristige Erhaltung der Leistungsfähigkeit könnten u.a. folgende<br />

sein:<br />

- Schwimmen führt selten zu Verletzungen und ist in Kombination mit<br />

Krafttraining ein Leben lang durchführbar.<br />

- Die Trainingsmethoden und die Schwimmtechniken wurden wesentlich<br />

verbessert.<br />

- Es hat ein Umdenken in der Vorbereitung und Nachbereitung von<br />

Training und Wettkampf stattgefunden<br />

- Die reduzierte Erholungsfähigkeit im Alter wird durch eine<br />

professionellere Einstellung zum Training und zur eigenen Gesundheit<br />

wesentlich besser eingeschätzt.


Dabei sind auch immer der Zeitpunkt und Ort der Meisterschaft für die<br />

48<br />

- Einen weiteren Ausdruck der professionelleren Einstellung zum<br />

Trainingsverhalten im Masterstraining geben die zahlreichen<br />

Lehrgänge und Workshops, die für Masters angeboten werden.<br />

3. Teilnehmerentwicklung bei den langen Strecken und im Freiwasser<br />

(beispielhaft an den Dt. Meisterschaften der langen Strecken (Masters)<br />

und Freiwassermeisterschaften der Masters)<br />

Da das Schwimmen selbst im sehr hohen Alter noch ausgeübt werden kann,<br />

ist es nicht erstaunlich, dass im Dachverband der Sportart, dem Deutschen<br />

Schwimmverband, eine immer höhere Anzahl an Mitgliedern auch aus den höheren<br />

Altersstufen gemeldet sind.<br />

Der Masterssport gehörte in den letzten zwei Jahrzehnten mit zu der am stärksten<br />

wachsenden Bewegung innerhalb des DSV…(und stellen) im sportlichen<br />

Bereich (…) heute einen Großteil der DSV-Familie“. (zitiert nach Sick, o.J., o.S.) aus<br />

(Diplomarbeit S. Schoder, 2012)<br />

Nimmt Schaut man die sich Teilnehmerzahl die Teilnehmerfelder an Deutschen bei Mastersmeisterschaften den Deutschen Mastersmeistersch<br />

oder<br />

auch z.B. Weltmeisterschaften der Masters zu Hilfe, so wird diese Aussage sehr<br />

erkennt man für die „kurzen Strecken“ von 1969 – 2010 von beginnend 750 Sta<br />

deutlich unterstützt.<br />

Schaut Starts 1986, man sich dass die sich Teilnehmerfelder das Startkontingent bei den bis Deutschen heute bei Mastersmeisterschaften<br />

an, so erkennt man für die „kurzen Strecken“ von 1969 – 2010 von begin-<br />

ca. 2500 einpendelt.<br />

nend Für die 750 „langen Starts über Strecken“ 4700 Starts wurden 1986, eingangs dass sich das (1985) Startkontingent 416 Meldungen bis heute eingereicht<br />

bei Meldungen ca. 2500 einpendelt. (1999) ihren Höhepunkt fanden und momentan bei ca. 1000 Meldu<br />

Für liegen. die „langen Strecken“ wurden eingangs (1985) 416 Meldungen eingereicht,<br />

die in 1470 Meldungen (1999) ihren Höhepunkt fanden und momentan bei ca.<br />

1000 Meldungen (2019 ) liegen.<br />

Tab. 1: Anzahl der Teilnehmer an den Dt. Mastersmeisterschaften lange Strecke<br />

Tab. 1: Anzahl der Teilnehmer an den Dt. Mastersmeisterschaften lange Strecke<br />

Anzahl der Teilnehmer bei den DM lange Strecke<br />

gesamt weibl. männl.<br />

2012 Köln<br />

2013 Wetzlar 619 281 338<br />

2014 Gera 563 261 302<br />

2015 Köln 774<br />

2016 Braunschweig 538<br />

2017 Wetzlar 627 281 346<br />

2018 Wetzlar 616 291 325<br />

2019 Halle/Saale 515


2017 Wetzlar 627 281 346<br />

2018 Wetzlar 616 291 325<br />

2019 Halle/Saale 515<br />

49<br />

Dabei sind auch immer der Zeitpunkt und Ort der Meisterschaft für die Anzahl<br />

Dabei der Teilnehmer sind auch ausschlaggebend. immer der Zeitpunkt und Ort der Meisterschaft für d<br />

Teilnehmer ausschlaggebend.<br />

Schaut man sich die Rekordlisten an, so fallen immer wieder Namen ins Auge,<br />

Schaut die früher man auch sich in „normalen“ die Rekordlisten Rekordlisten an, so des fallen DSV immer ihren Platz wieder hatten. Namen Viele ins A<br />

auch haben, in trotz „normalen“ jahrelangem Rekordlisten evtl. Hochleistungstraining, des DSV ihren den Platz Spaß hatten. am Schwimmsport<br />

Hochleistungstraining, nicht verloren. den Spaß am Schwimmsport nicht<br />

Viele haben, tro<br />

evtl. verloren.<br />

Eine Auswertung der 800/1500 der 800/1500 m Freistil m weibl. Freistil und männl. weibl. bei und den Deutschen männl. bei d<br />

Meisterschaften der der Masters lange lange Strecke Strecke und und der der Freiwassermeisterschaften<br />

sich zeigt die uns, Beliebtheit wie sich die der Beliebtheit „langen der Strecken“ „langen bei Strecken“ den Masters bei den entwickelt. Masters entwickelt.<br />

Tab. 2: Starts bei den Deutschen Meisterschaften lange Strecke, prozentuale Verteilung<br />

Tab. 2: Starts bei den Deutschen Meisterschaften lange Strecke, prozentuale Verteilung (gesamt, weibl., männl.)<br />

(gesamt, weibl., männl.)<br />

Jahr<br />

Ort<br />

Bis 2015 keine 1500 weibl. und 800<br />

männl. davon davon<br />

weibl. männl.<br />

Starts<br />

Starts bei<br />

insgesamt 800/1500 F % % %<br />

2012 Köln 2012 1221 215 17,61 8,85 8,76<br />

2013 Wetzlar 2013 952 178 18,70 9,87 8,82<br />

2014 Gera 2014 988 191 19,33 11,44 7,89<br />

2015 Köln 2015 1173 315 26,85 15,60 11,26<br />

2016 Braunschweig 2016 1076 284 26,39 11,71 14,77<br />

2017 Wetzlar 2017 1031 307 29,78 13,87 15,91<br />

2018 Wetzlar 2018 971 255 26,26 13,29 12,98<br />

2019 Halle/Saale 2019 908 263 28,96 12,12 16,85<br />

Gut ein Viertel aller Starts bei den DMM lange Strecken werden über 800/1500<br />

Freistil absolviert. Nach einer anfänglichen Euphorie über die neu angelegten<br />

1500 m Freistil der Frauen (2015) kommt es hier zu einer Abnahme der Teilnehmerzahlen.<br />

Die Teilnehmerzahlen bei 800 m Freistil der Frauen bleiben über<br />

die Jahre relativ stabil.


Frauen (2015) kommt es hier zu einer Abnahme der Teilnehmerzahlen. Die Teilnehmerzah<br />

50<br />

bei 800 m Freistil der Frauen bleiben über die Jahre relativ stabil.<br />

Tab.<br />

Tab.<br />

3:<br />

3:<br />

3: Verteilung<br />

Verteilung der<br />

der<br />

Starts<br />

Starts<br />

der Starts für<br />

für<br />

800<br />

800<br />

für und<br />

und<br />

800 1500<br />

1500<br />

und F<br />

weibl.<br />

weibl.<br />

1500 bei<br />

bei<br />

F den<br />

den<br />

weibl. Dt.<br />

Dt.<br />

Mastersmeisterschaften<br />

Mastersmeisterschaften<br />

bei den Dt. Mastersmeisterschaften lange<br />

lange<br />

Strecke<br />

Strecke<br />

lange<br />

Strecke<br />

800<br />

800 m<br />

Freistil<br />

Freistil<br />

Jahr<br />

Jahr<br />

Ort<br />

Ort<br />

weibl.<br />

weibl.<br />

Ʃ<br />

gesamt<br />

gesamt %<br />

2012<br />

2012<br />

Köln<br />

Köln<br />

108<br />

108<br />

1221<br />

1221<br />

8,85<br />

8,85<br />

2013<br />

2013<br />

Wetzlar<br />

Wetzlar<br />

94<br />

94<br />

952<br />

952<br />

9,87<br />

9,87<br />

2014<br />

2014<br />

Gera<br />

Gera<br />

113<br />

113<br />

988<br />

988<br />

11,44<br />

11,44<br />

2015<br />

2015<br />

Köln<br />

Köln<br />

94<br />

94<br />

1173<br />

1173<br />

8,01<br />

8,01<br />

2016<br />

2016<br />

Braunschweig<br />

Braunschweig<br />

75<br />

75<br />

1076<br />

1076<br />

6,97<br />

6,97<br />

2017<br />

2017<br />

Wetzlar<br />

Wetzlar<br />

88<br />

88<br />

1031<br />

1031<br />

8,54<br />

8,54<br />

2018<br />

2018<br />

Wetzlar<br />

Wetzlar<br />

66<br />

66<br />

971<br />

971<br />

6,80<br />

6,80<br />

2019<br />

2019<br />

Halle/Saale<br />

Halle/Saale<br />

68<br />

68<br />

908<br />

908<br />

7,49<br />

7,49<br />

1500<br />

1500 m<br />

Freistil<br />

Freistil<br />

Jahr<br />

Jahr<br />

Ort<br />

Ort<br />

weibl.<br />

weibl.<br />

Ʃ<br />

gesamt<br />

gesamt %<br />

1221<br />

1221<br />

2013<br />

2013<br />

Wetzlar<br />

Wetzlar<br />

952<br />

952<br />

2014<br />

2014<br />

Gera<br />

Gera<br />

988<br />

988<br />

2015<br />

2015<br />

Köln<br />

Köln<br />

89<br />

89<br />

1173<br />

1173<br />

7,59<br />

7,59<br />

2016<br />

2016<br />

Braunschweig<br />

Braunschweig<br />

51<br />

51<br />

1076<br />

1076<br />

4,74<br />

4,74<br />

2017<br />

2017<br />

Wetzlar<br />

Wetzlar<br />

55<br />

55<br />

1031<br />

1031<br />

5,33<br />

5,33<br />

2018<br />

2018<br />

Wetzlar<br />

Wetzlar<br />

63<br />

63<br />

971<br />

971<br />

6,49<br />

6,49<br />

2019<br />

2019<br />

Halle/Saale<br />

Halle/Saale<br />

42<br />

42<br />

908<br />

908<br />

4,63<br />

4,63<br />

2012<br />

2012<br />

Köln<br />

Köln<br />

Tab.<br />

Tab.<br />

4:<br />

4: 4: Verteilung<br />

Verteilung der<br />

der<br />

Starts<br />

Starts der Starts bei<br />

bei<br />

800<br />

800 bei und<br />

und 800 1500<br />

1500 und F<br />

männl.<br />

männl. 1500 bei<br />

bei F den<br />

den männl. Dt.<br />

Dt.<br />

Mastersmeisterschaften<br />

Mastersmeisterschaften bei den Dt. Mastersmeisterschaften lange<br />

lange<br />

Strecke<br />

Strecke lange<br />

Strecke<br />

Jahr<br />

Jahr<br />

Ort<br />

Ort<br />

800<br />

800 m<br />

Freistil<br />

Freistil<br />

männl.<br />

männl.<br />

Ʃ<br />

gesamt<br />

gesamt %<br />

2012<br />

2012<br />

Köln<br />

Köln<br />

1221<br />

1221<br />

2013<br />

2013<br />

Wetzlar<br />

Wetzlar<br />

952<br />

952<br />

2014<br />

2014<br />

Gera<br />

Gera<br />

988<br />

988<br />

2015<br />

2015<br />

Köln<br />

Köln<br />

47<br />

47<br />

1173<br />

1173<br />

4,01<br />

4,01<br />

2016<br />

2016<br />

Braunschweig<br />

Braunschweig<br />

76<br />

76<br />

1076<br />

1076<br />

7,06<br />

7,06<br />

2017<br />

2017<br />

Wetzlar<br />

Wetzlar<br />

77<br />

77<br />

1031<br />

1031<br />

7,47<br />

7,47<br />

2018<br />

2018<br />

Wetzlar<br />

Wetzlar<br />

63<br />

63<br />

971<br />

971<br />

6,49<br />

6,49<br />

2019<br />

2019<br />

Halle/Saale<br />

Halle/Saale<br />

81<br />

81<br />

908<br />

908<br />

8,92<br />

8,92<br />

Jahr<br />

Jahr<br />

Ort<br />

Ort<br />

1500<br />

1500 m<br />

Freistil<br />

Freistil<br />

männl.<br />

männl.<br />

Ʃ<br />

gesamt<br />

gesamt %<br />

2012<br />

2012<br />

Köln<br />

Köln<br />

107<br />

107<br />

1221<br />

1221<br />

8,76<br />

8,76<br />

2013<br />

2013<br />

Wetzlar<br />

Wetzlar<br />

84<br />

84<br />

952<br />

952<br />

8,82<br />

8,82<br />

2014<br />

2014<br />

Gera<br />

Gera<br />

78<br />

78<br />

988<br />

988<br />

7,89<br />

7,89<br />

2015<br />

2015<br />

Köln<br />

Köln<br />

85<br />

85<br />

1173<br />

1173<br />

7,25<br />

7,25<br />

2016<br />

2016<br />

Braunschweig<br />

Braunschweig<br />

83<br />

83<br />

1076<br />

1076<br />

7,71<br />

7,71<br />

2017<br />

2017<br />

Wetzlar<br />

Wetzlar<br />

87<br />

87<br />

1031<br />

1031<br />

8,44<br />

8,44<br />

2018<br />

2018<br />

Wetzlar<br />

Wetzlar<br />

63<br />

63<br />

971<br />

971<br />

6,49<br />

6,49<br />

2019<br />

2019<br />

Halle/Saale<br />

Halle/Saale<br />

72<br />

72<br />

908<br />

908<br />

7,93<br />

7,93


51<br />

Die oben erwähnten Abnahmen lassen sich bei den Männern nicht erkennen<br />

(Einführung der 800 m Freistil (2015). Ein wohl gravierender Grund liegt in der<br />

„Kürze“ der angebotenen Strecke 800 m Freistil gegenüber 1500 m. Eine Verbesserung<br />

der Zeiten (Tab. 5 AK 45 bzw. AK 40, Tab. 6 AK 25, 35, 45 und 50) in<br />

den Altersklassen lässt sich ggf. aus der Lebensgestaltung und der damit einhergehenden<br />

Trainingssituation eines jeden Masters erklären. Ab einem gewissen<br />

Alter kann der engagierte Mastersschwimmer wieder mehr Zeit für seinen Sport<br />

ins Training investieren.<br />

Die oben erwähnten Abnahmen lassen sich bei den Männern nicht erkennen (Einführung der 800 m<br />

Freistil (2015). Ein wohl gravierender Grund liegt in der „Kürze“ der angebotenen Strecke 800 m<br />

Freistil gegenüber 1500 m. Eine Verbesserung der Zeiten (Tab. 5 AK 45 bzw. AK 40, Tab. 6 AK 25,<br />

35, Tab. 45 5: und 50) in den Altersklassen lässt sich ggf. aus der Lebensgestaltung und der damit<br />

einhergehenden Anzahl der Starts Trainingssituation den jeweiligen AK´s, eines jeden Masters erklären. Ab einem gewissen Alter kann der<br />

engagierte Mittelwerte Mastersschwimmer und Zeitveränderungen wieder über mehr die AK´s Zeit bei für 800 seinen und Sport 1500 ins F weibl. Training investieren.<br />

Tab. 5: Anzahl der Starts in den jeweiligen AK´s, Mittelwerte und Zeitveränderungen über die AK´s bei 800 und 1500 F weibl.<br />

Jahr Ort weibl<br />

AK 20 AK 25 AK 30 AK 35 AK 40 AK 45<br />

2012 Köln 800 12 09:42,96 11 09:57,81 12 10:15,97 10 10:07,84 14 10:30,74 14 10:18,78<br />

2013 Wetzlar 10 09:30,46 4 11:01,73 9 10:17,17 7 10:27,81 16 10:39,52 8 10:28,57<br />

2014 Gera 14 10:14,71 5 09:43,72 5 10:23,85 13 10:14,22 13 10:13,72 14 10:08,78<br />

2015 Köln 9 10:18,20 10 09:21,54 5 10:17,89 11 10:16,84 10 10:37,70 16 10:15,75<br />

2016 Braunschweig 4 09:53,51 13 10:01,47 2 10:44,34 8 10:26,15 7 10:27,33 8 10:23,79<br />

2017 Wetzlar 16 09:20,24 10 09:59,13 6 09:46,21 10 10:17,81 7 10:19,26 7 10:04,95<br />

2018 Wetzlar 7 09:24,67 9 10:14,10 9 09:25,23 4 10:18,05 5 10:04,91 7 10:21,48<br />

2019 Halle/Saale 8 09:29,12 11 10:19,92 7 10:25,06 4 10:05,47 5 10:16,28 7 10:27,54<br />

Ø / Diff 09:44,23 00:20,69 10:04,93 00:07,04 10:11,96 00:04,81 10:16,77 00:06,91 10:23,68 00:04,98 10:18,71<br />

Jahr Ort weibl<br />

AK 20 AK 25 AK 30 AK 35 AK 40 AK 45<br />

2012 Köln 1500<br />

2013 Wetzlar<br />

2014 Gera<br />

2015 Köln 9 17:51,13 10 18:35,45 7 19:58,86 8 19:31,19 12 19:41,94 16 19:24,50<br />

2016 Braunschweig 3 20:14,33 5 18:50,80 4 19:04,35 8 20:11,84 4 19:25,54 10 19:47,19<br />

2017 Wetzlar 12 18:03,14 5 18:48,41 3 19:18,17 5 19:44,98 4 19:50,66 7 20:40,54<br />

2018 Wetzlar 7 18:20,00 6 19:37,49 8 18:38,70 5 19:43,19 6 19:26,15 8 19:49,48<br />

2019 Halle/Saale 6 17:59,88 7 19:58,60 6 20:22,19 2 19:10,25 3 19:50,76 5 19:54,96<br />

Ø / Diff 18:29,70 00:40,45 19:10,15 00:18,30 19:28,45 00:11,84 19:40,29 00:01,28 19:39,01 00:16,32 19:55,33<br />

Tab. 6: Anzahl der Starts in den AK´s, Mittelwerte und Zeitveränderungen über die AK´s bei 800 und 1500 F männl.<br />

Jahr Ort männl.<br />

AK<br />

20 AK 25 AK 30 AK 35 AK 40 AK 45 AK 50


52<br />

2016 Braunschweig 3 20:14,33 5 18:50,80 4 19:04,35 8 20:11,84 4 19:25,54 10 19:47,19<br />

2017 Wetzlar 12 18:03,14 5 18:48,41 3 19:18,17 5 19:44,98 4 19:50,66 7 20:40,54<br />

2018 Wetzlar 7 18:20,00 6 19:37,49 8 18:38,70 5 19:43,19 6 19:26,15 8 19:49,48<br />

2019 Halle/Saale 6 17:59,88 7 19:58,60 6 20:22,19 2 19:10,25 3 19:50,76 5 19:54,96<br />

Tab. 6:<br />

Ø / Diff 18:29,70 00:40,45 19:10,15 00:18,30 19:28,45 00:11,84 19:40,29 00:01,28 19:39,01 00:16,32 19:55,33<br />

Anzahl der Starts in den AK´s,<br />

Tab. Mittelwerte 6: Anzahl und der Starts Zeitveränderungen in den AK´s, Mittelwerte über die und AK´s Zeitveränderungen bei 800 und über 1500 die AK´s F männl. bei 800 und 1500 F männl.<br />

Jahr Ort männl.<br />

AK<br />

20 AK 25 AK 30 AK 35 AK 40 AK 45 AK 50<br />

2012 Köln 800<br />

2013 Wetzlar<br />

2014 Gera<br />

2015 Köln 2 09:05,73 4 08:56,86 2 09:51,06 4 09:02,23 3 09:35,14 7 09:48,02 12 09:18,66<br />

2016 Braunschweig 8 09:03,20 7 09:21,66 8 09:39,71 2 09:47,34 9 09:55,53 7 09:48,41 6 09:47,92<br />

2017 Wetzlar 2 09:56,82 11 08:47,08 6 09:26,60 4 09:14,07 7 09:37,19 10 09:37,30 12 09:44,53<br />

2018 Wetzlar 5 09:10,37 7 09:06,48 5 08:56,91 4 09:10,42 5 10:04,67 6 09:42,65 9 09:56,64<br />

2019 Halle/Saale 3 09:19,50 5 09:37,51 2 09:33,62 5 09:24,05 6 10:37,90 6 09:25,34 10 09:38,72<br />

Ø / Diff 09:19,12 00:09,21 09:09,92 00:19,66 09:29,58 00:09,96 09:19,62 00:38,46 09:58,09 00:17,74 09:40,34 00:00,95 09:41,29<br />

Jahr Ort männl.<br />

1500<br />

AK<br />

20 AK 25 AK 30 AK 35 AK 40 AK 45 AK 50<br />

2012 Köln 8 17:59,47 5 17:19,38 11 17:41,38 6 17:52,95 10 18:51,13 18 17:24,79 15 18:08,98<br />

2013 Wetzlar 5 18:23,55 5 17:51,03 4 17:06,27 2 17:57,83 6 18:43,43 11 19:10,90 15 17:37,54<br />

2014 Gera 2 18:44,37 8 17:32,82 5 17:18,00 4 18:05,90 5 19:17,97 5 19:06,32 17 17:45,26<br />

2015 Köln 9 17:05,64 6 17:02,54 4 17:57,25 6 17:23,23 9 18:05,65 12 18:46,29 17 18:19,25<br />

2016 Braunschweig 8 17:15,70 7 18:08,19 5 19:21,38 5 18:17,43 10 18:38,94 7 17:56,59<br />

2017 Wetzlar 4 18:15,94 9 16:41,75 5 18:11,08 4 17:37,48 8 18:09,43 14 18:47,10 9 18:02,87<br />

2018 Wetzlar 5 15:36,97 6 17:30,76 7 17:06,67 3 17:43,70 5 18:09,07 8 18:36,93 7 19:13,15<br />

2019 Halle/Saale 3 18:05,06 5 18:56,34 2 19:22,37 4 18:05,11 3 20:12,00 6 18:19,79 7 18:25.37<br />

Ø / Diff 17:40,84 00:02,99 17:37,85 00:22,70 18:00,55 00:11,09 17:49,46 00:53,81 18:43,26 00:06,88 18:36,38 00:27,29 18:09,09


53<br />

Eine deutliche Zeitverschlechterung lässt sich ab AK 55 (weibl.) bzw. AK 55/60<br />

(männl.) erkennen. Diese Ergebnisse stimmen mit den Literaturrecherchen und<br />

den Abnahmen der Leistungsfähigkeit im Altersgang überein (u.a. z.B.: Knechtle et<br />

al. 2019)<br />

Eine deutliche Zeitverschlechterung lässt sich ab AK 55 (weibl.) bzw. AK 55/60 (männl.)<br />

erkennen. Diese Ergebnisse stimmen mit den Literaturrecherchen und den Abnahmen der<br />

Leistungsfähigkeit im Altersgang überein (u.a. z.B.: Knechtle et al. 2019)<br />

Tab. 7: :<br />

Anzahl der Starts in den AK´s,<br />

Mittelwerte und Zeitveränderungen über die AK´s bei 800 und 1500 F weibl.<br />

Tab. 7: : Anzahl der Starts in den AK´s, Mittelwerte und Zeitveränderungen über die AK´s bei 800 und 1500 F weibl.<br />

Jahr Ort weibl<br />

AK 45 AK 50 AK 55 AK 60 AK 65 AK 70<br />

2012 Köln 800 14 10:18,78 13 10:18,56 5 13:21,47 7 12:39,25 4 14:29,29 3 14:45,48<br />

2013 Wetzlar 8 10:28,57 13 10:19,58 7 12:02,88 5 12:46,82 6 13:05,44 5 15:11,88<br />

2014 Gera 14 10:08,78 16 10:11,66 10 11:30,59 8 12:53,88 5 13:46,82 6 14:54,13<br />

2015 Köln 16 10:15,75 12 10:33,15 5 11:22,36 4 12:57,95 7 13:21,83 4 14:59,33<br />

2016 Braunschweig 8 10:23,79 12 10:45,45 6 10:31,18 5 13:10,91 5 14:05,10 3 14:58,14<br />

2017 Wetzlar 7 10:04,95 11 10:20,26 6 10:41,59 4 12:06,19 5 13:07,40 3 15:21,45<br />

2018 Wetzlar 7 10:21,48 7 10:21,14 5 10:38,53 3 11:29,47 5 13:21,24 3 14:17,07<br />

2019 Halle/Saale 7 10:27,54 9 10:01,18 10 10:11,32 3 12:31,66 4 12:37,47 4 14:04,05<br />

Ø / Diff 10:18,71 00:02,67 10:21,37 00:56,12 11:17,49 01:17,03 12:34,52 00:54,81 13:29,32 01:19,62 14:48,94<br />

Jahr Ort weibl<br />

AK 45 AK 50 AK 55 AK 60 AK 65 AK 70<br />

2012 Köln 1500<br />

2013 Wetzlar<br />

2014 Gera<br />

2015 Köln 16 19:24,50 11 20:48,23 4 21:11,71 6 24:30,36 4 25:58,63 1 31:23,66<br />

2016 Braunschweig 10 19:47,19 7 19:58,28 3 21:40,26 2 25:11,13 3 26:52,09 1 31:59,43<br />

2017 Wetzlar 7 20:40,54 5 19:36,58 6 21:13,57 2 26:26,41 5 24:46,62 1 30:16,07<br />

2018 Wetzlar 8 19:49,48 8 19:13,43 5 20:39,27 3 21:57,48 5 25:13,28 2 28:22,85<br />

2019 Halle/Saale 5 19:54,96 1 20:16,67 4 20:59,03 2 24:43,50 3 25:53,68 2 27:30,73<br />

Ø / Diff 19:55,33 00:03,30 19:58,64 01:10,13 21:08,77 03:25,01 24:33,78 01:11,08 25:44,86 04:09,69 29:54,55<br />

Tab. 8: : Anzahl der Starts in den AK´s, Mittelwerte und Zeitveränderungen über die AK´s bei 800 und 1500 F männl.


54<br />

2018 Wetzlar 8 19:49,48 8 19:13,43 5 20:39,27 3 21:57,48 5 25:13,28 2 28:22,85<br />

2019 Halle/Saale 5 19:54,96 1 20:16,67 4 20:59,03 2 24:43,50 3 25:53,68 2 27:30,73<br />

Tab. 8:<br />

Anzahl der Starts in den AK´s,<br />

Tab. 8: : Anzahl der Starts in den AK´s, Mittelwerte und Zeitveränderungen über die AK´s bei 800 und 1500 F männl.<br />

Mittelwerte und Zeitveränderungen über die AK´s bei 800 und 1500 F männl.<br />

Ø / Diff 19:55,33 00:03,30 19:58,64 01:10,13 21:08,77 03:25,01 24:33,78 01:11,08 25:44,86 04:09,69 29:54,55<br />

Jahr Ort männl.<br />

AK 45 AK 50 AK 55 AK 60 AK 65 AK 70<br />

2012 Köln 800<br />

2013 Wetzlar<br />

2014 Gera<br />

2015 Köln 7 09:48,02 12 09:18,66 4 10:00,74 5 10:41,53 3 12:14,15 1 13:10,28<br />

2016 Braunschweig 7 09:48,41 6 09:47,92 7 10:09,80 6 10:37,09 7 12:04,53 6 12:28,52<br />

2017 Wetzlar 10 09:37,30 12 09:44,53 6 09:40,92 3 10:33,32 5 10:50,44 6 13:00,43<br />

2018 Wetzlar 6 09:42,65 9 09:56,64 5 09:39,36 7 11:25,24 4 12:25,82 3 13:46,63<br />

2019 Halle/Saale 6 09:25,34 10 09:38,72 10 09:40,01 15 11:05,95 8 10:54,38 7 13:10,53<br />

Ø / Diff 09:40,34 00:00,95 09:41,29 00:08,87 09:50,17 01:02,46 10:52,63 00:49,24 11:41,86 01:25,41 13:07,28<br />

Jahr Ort männl.<br />

1500 AK 45 AK 50 AK 55 AK 60 AK 65 AK 70<br />

2012 Köln 18 17:24,79 15 18:08,98 9 19:51,88 8 20:36,28 9 21:23,91 5 23:58,23<br />

2013 Wetzlar 11 19:10,90 15 17:37,54 10 20:15,47 9 20:05,93 6 22:39,27 6 25:13,74<br />

2014 Gera 5 19:06,32 17 17:45,26 8 20:00,41 6 20:28,97 4 24:04,65 9 22:58,13<br />

2015 Köln 12 18:46,29 17 18:19,25 7 20:12,01 3 21:29,00 4 23:42,82 4 24:55,77<br />

2016 Braunschweig 10 18:38,94 7 17:56,59 10 20:00,37 10 20:31,66 7 23:33,87 10 23:13,93<br />

2017 Wetzlar 14 18:47,10 9 18:02,87 10 18:19,50 8 21:04,25 7 20:55,68 6 24:33,66<br />

2018 Wetzlar 8 18:36,93 7 19:13,15 8 18:17,12 7 21:39,26 3 24:27,73 1 27:21,64<br />

2019 Halle/Saale 6 18:19,79 7 18:25.37 8 20:16,89 15 21:05,17 7 20:56,13 7 25:52,66<br />

Ø / Diff 18:36,38 00:27,29 18:09,09 01:30,11 19:39,21 01:13,36 20:52,56 01:50,44 22:43,01 02:02,96 24:45,97


Immer größere Beliebtheit erlangen die Freiwassermeisterschaften. Natürlich spielen auch<br />

Immer hier die Orte größere der Wettkampfstrecken Beliebtheit erlangen eine große die Rolle. Freiwassermeisterschaften. Natürlich<br />

spielen auch hier die Orte der Wettkampfstrecken eine große Rolle.<br />

Teilnehmerzahlen bei den Freiwassermeisterschaften, tatsächlich<br />

geschwommen<br />

Teilnehmerzahlen bei den Freiwassermeisterschaften, tatsächlich geschwommen<br />

Tab. 9: 9: Teilnehmer Freiwasser Freiwasser bei den Dt. Freiwassermeisterschaften bei den Dt. Freiwassermeisterschaften über 5 km und über 5 km und 2,5 km<br />

2,5 km<br />

5 km 2,5 km<br />

Jahr Ort weibl. männl. weibl. männl.<br />

2001 Großkrotzenburg 43 75<br />

2002 Strausberg<br />

2003 Großkrotzenburg 37 65<br />

2004 Burghausen 35 53<br />

2005 Strausberg 35 55<br />

2006 Erfurt 41 54<br />

2007 Großkrotzenburg 49 67<br />

2008 Chiemsee 51 73 63 76<br />

2009 Lindau 41 82 57 81<br />

2010 Strausberg 48 74 71 91<br />

2011 Rostock 38 59 53 58<br />

2012 Großkrotzenburg 49 75 72 83<br />

2013 Duisburg 54 60<br />

2014 Hamburg 68 98 90 109<br />

2015 Lindau 64 100 77 114<br />

2016 Hamburg 78 97 110 124<br />

2017 Magdeburg 59 62 73 98<br />

2018 Mölln 50 53 76 72<br />

2019 Burghausen 54 61 77 83<br />

Deutlich erkennbar ist ein hohes Interesse der Masters an langen Strecken sowie im<br />

Deutlich Freiwasserschwimmen. erkennbar ist Dies ein hohes wird auch Interesse nicht der limitiert Masters durch an langen einen Strecken relativ hohen sowie<br />

im Trainingsaufwand, Freiwasserschwimmen. der z.B. durch Dies die Teilnahme wird auch an Dt. nicht Freiwassermeisterschaften limitiert durch einen (und damit relativ<br />

hohen verbundenem Trainingsaufwand, im Freiwasser) der z.B. geleistet durch werden die Teilnahme muss. an Dt. Freiwassermeisterschaften<br />

(und damit verbundenem Training im Freiwasser) geleistet werden<br />

muss.<br />

4. Was ist wichtiger, Topleistungen oder Freude und Spaß<br />

4. Was ist wichtiger, Topleistungen oder Freude und Spaß<br />

Die Bachelor-Arbeit von Jennifer Thater (TU Dortmund, 2017), selbst eine sehr erfolgreiche<br />

Mastersschwimmerin gibt unter dem Titel:<br />

„Warum Menschen im fortgeschrittenen Alter Wettkampfsport betreiben. Ein Vergleich<br />

Die Bachelor-Arbeit von Jennifer Thater (TU Dortmund, 2017), selbst eine sehr<br />

verschiedener Studien zu Motiven der Masterathleten.“ einen Einblick in die Motivationslage<br />

erfolgreiche Mastersschwimmerin gibt unter dem Titel:<br />

von Masterschwimmern.<br />

„Warum Menschen im fortgeschrittenen Alter Wettkampfsport betreiben. Ein<br />

Vergleich<br />

Bedeutsam<br />

verschiedener<br />

sind vor allem<br />

Studien<br />

der gesundheitliche<br />

zu Motiven<br />

Aspekt,<br />

der Masterathleten.“<br />

der Spaß, die Erhöhung<br />

einen<br />

des<br />

Einblick<br />

in die Motivationslage von<br />

Selbstwertgefühles und vor allem der soziale Kontakt, um nur ein paar Aspekte anzuführen.<br />

Masterschwimmern.<br />

Es ist nicht klar definiert, was „den Masterschwimmer“ motiviert, zu trainieren bzw. an<br />

Wettkämpfen teilzunehmen. Steht für den einen der Spaß mit Gleichgesinnten im<br />

Bedeutsam sind vor allem der gesundheitliche Aspekt, der Spaß, die Erhöhung<br />

des Selbstwertgefühles und vor allem der soziale Kontakt, um nur ein paar As-<br />

55


56<br />

pekte anzuführen. Es ist nicht klar definiert, was „den Masterschwimmer“ motiviert,<br />

zu trainieren bzw. an Wettkämpfen teilzunehmen. Steht für den einen<br />

der Spaß mit Gleichgesinnten im Vordergrund, hat der andere Freude sich mit<br />

Freunden zu treffen, an Wettkämpfen in unterschiedlichen Gegenden teilzunehmen<br />

oder einfach „nur“ seine Leistung zu verbessern.<br />

Diese Freude kann auch ohne Wettkampfteilnahme im Training und mit dem<br />

Element Wasser empfunden werden. Aber auch der Reiz, sich mit Topleistungen<br />

immer wieder zu beweisen, dass man noch leistungsfähig ist, kann Motivation<br />

sein.<br />

Äußere Einflüsse können das Erreichen von Topleistungen aber auch von viel<br />

Spaß beeinflussen:<br />

- Zeitmangel (bedingt durch das Arbeitsleben, Familie etc.) zum Teil wird z.B.<br />

nur 1 x pro Woche trainiert<br />

- In den Vereinen ist oftmals kein Platz für die trainingswilligen Masters<br />

* 1 Bahn = 15 Athleten<br />

* kein Trainer*innen<br />

* werden nicht „für voll genommen“ belächelt<br />

* sehr unterschiedliche Leistungsstände lassen oftmals kein<br />

konstruktives Training zu<br />

* Periodisierung und Trainingsprogramme sind oftmals nicht<br />

vorhanden.<br />

Um nur einige Beispiele zu nennen.<br />

5. Muss ein Trainingsplan für Masters anders sein als für jugendliche Schwimmer?<br />

Welche Verantwortung hat/haben ein/e „Masterstrainer*innen“?<br />

Masters können alle Trainingsformen durchführen. Diese natürlich modifiziert<br />

und angepasst an z.B. Pulsfrequenz, Belastbarkeit, Bewegungsfähigkeit. Menschen,<br />

die im Alter Sport treiben, wollen auch dann noch hohe Leistungen erbringen<br />

und sich mich anderen messen. Dabei sind die Motivationen, wie zuvor<br />

erwähnt, sehr unterschiedlich gelagert.<br />

Der Anspruch an die Trainingsqualität wird höher!<br />

Die Leistungsfähigkeit in den einzelnen Sportarten und so auch im Schwimmen<br />

als lifetime-Sportart wird immer höher. Der Anspruch des Sportlers an sein Training<br />

wird differenzierter, qualifizierte Trainer werden benötigt.<br />

Trainer*innen im Masterssport (Schwimmen) müssen flexibel und mit viel<br />

Fachwissen aufwarten, insbesondere dann, wenn neben einem hohen Leistungswillen<br />

der Athleten auch gesundheitliche Aspekte eine Rolle spielen. Ernsthafte<br />

Überlastung ist im Alter schnell geschehen!


57<br />

5.1. Der Einfluss der Altersentwicklung auf das Training<br />

5.1.1. Schwimmtraining<br />

Was ändert sich im Schwimmtraining?<br />

Ändert sich überhaupt etwas?<br />

Worauf muss der Trainer achten?<br />

Gesundheitlicher Aspekt:<br />

Mit zunehmendem Alter besteht ein immer höheres Risiko der gesundheitlichen<br />

Vorbelastung! Grundsätzlich sollte der Trainer auf eine sportärztliche Untersuchung<br />

bestehen, die über die übliche 1-Jahres Untersuchung für den Wettkampfsport<br />

hinausgeht! Er bekommt dadurch eine gewisse „Sicherheit“, dass<br />

der Sportler das Training und die Trainingsbelastung auch durchführen darf.<br />

Dies befreit sowohl den Sportler, als auch den Trainer nicht davon, in ständiger<br />

Kommunikation zu bleiben, um evtl. Änderungen des Gesundheitszustandes<br />

direkt zu berücksichtigen. Die Einnahme von Medikamenten muss immer kommuniziert<br />

werden. Je nach Medikamenteneinnahme verhält sich z.B. der Puls<br />

anders, als im Normalfall.<br />

Vor allem für Wiedereinsteiger ist ein „kardiovaskuläres Screening“ unerlässlich.<br />

Neben einer Anamnese, der körperlichen Untersuchung, dem Ruhe-und Belastungs-EKG,<br />

der Blutdruckmessung, der Blutuntersuchung, der Lungenfunktionsprüfung<br />

und einer Ultraschalluntersuchung des Herzens, können<br />

schwimmspezifische Leistungstests (mit oder ohne Arzt) Aufschluss über den<br />

Leistungszustand des Aktiven geben.<br />

Orthopädische Probleme:<br />

Angeborene (z.B. Skoliose) oder erworbene orthopädische Probleme (Bandscheibenvorfälle,<br />

Schulterbeschwerden) können den Trainingsalltag eines Mastersschwimmer<br />

beeinträchtigen.<br />

Über- oder Fehlbelastungen führen bei Schmerzen oft dazu, dass Technikfehler<br />

entstehen, da man dem Schmerz ausweichen möchte.<br />

Herz-Kreislauf-Erkrankungen:<br />

Oftmals zuvor nicht erkannt, können Belastungs-EKG´s helfen, Risiken zu minimieren.<br />

Ein sportartspezifisches EKG für Schwimmer existiert nicht. Zumeist finden die<br />

Untersuchungen auf dem Fahrrad oder Laufband statt.


58<br />

Plötzlicher Herztod:<br />

Kann die unterschiedlichsten Gründe haben!<br />

- Koronare Herzerkrankungen<br />

- Raucher, Hypertoniker<br />

- Lungenembolie usw.<br />

- Diabetes mellitus:<br />

- Wohlstandskrankheit<br />

- Genetische Veranlagung<br />

- Ständig ansteigende Fälle<br />

Was muss der Trainer wissen, wenn z.B. der Sportler Insulin spritzen muss (Typ<br />

I = genetisch determiniert (?), Typ II=„Altersdiabetes“, kann aber auch bei jungen<br />

Menschen auftreten).<br />

Asthma bronchiale:<br />

- Engstellung der bronchialen Atemwege, das Ausatmen wird erschwert<br />

- Vermehrte Schleimbildung<br />

- Vermehrter Energieverbrauch, d.h. Leistungseinschränkung bis zu<br />

Leistungsabbruch<br />

- Belastungsasthma bei Sportlern ist relativ häufig verbreitet<br />

- Wie reagiert der Trainer in prekären Situationen, ist z.B. ein<br />

Asthmaspray „zur Hand“?<br />

Laktatverhalten im Masterssport:<br />

Durch die Abnahme der Muskulatur im Altersgang und der damit verminderten<br />

Laktatproduktion im Muskel, müssen Ergebnisse bei Leistungstests altersspezifisch<br />

gesehen werden.<br />

Diese doch sehr luxuriöse Form der Leistungsbestimmung kann ab einer höheren<br />

Altersklasse nicht mit den Ergebnissen von jüngeren Masters (AK 20/AK<br />

25) verglichen werden und bedarf einer großen Erfahrung durch den Trainer.<br />

5.1.2. Krafttraining<br />

Ist ein Krafttraining für ältere Menschen somit für ältere Schwimmer überhaupt<br />

sinnvoll?<br />

Wie stark kann ein Mastersschwimmer belastet werden?<br />

Berücksichtigt werden muss:<br />

- Die individuelle Zielsetzung<br />

- Die sportliche Vergangenheit<br />

- Der Gesundheitszustand (ggf. muss eine ärztliche Voruntersuchung<br />

erfolgen)


59<br />

- Die längere Regenerationszeit<br />

- Die Erstellung der Trainingsprogramme muss sehr individuell erfolgen.<br />

Werden die oben erwähnten Punkte mit in die Trainingsplanüberlegungen einbezogen,<br />

dann ist ein Training der Kraft auch für den Mastersschwimmer sehr<br />

sinnvoll.<br />

- Die altersbedingte Reduktion der Muskelmasse wird verzögert<br />

- Verbesserung der Leistung von Herz und Organen<br />

- Sehnen und Gelenke des Körpers bleiben in Bewegung und somit<br />

leistungsfähig<br />

- Durch die Stärkung der Muskelkraft kann es z.B. bei Stürzen zu einem<br />

Auffangen des Körpers und damit zu einer Vermeidung von Brüchen<br />

kommen<br />

- Das erhöhte Kraftniveau wirkt sich positiv auf die Selbständigkeit im<br />

Alter aus, eine verbesserte Mobilität hat großen Einfluss auf die positive<br />

Einstellung zum Leben<br />

- Krafttraining bedeutet nicht nur Krafttraining an Geräten, sondern das<br />

Stabi-Training ist aus dem Masterstraining nicht wegzudenken.<br />

Wichtig ist eine sehr gute Anleitung während des Krafttrainings durch den Trainer!<br />

Neben einem soliden Aufwärmprogramm ist die Kenntnis von der richtigen<br />

Benutzung der Krafttrainingsgeräte wichtig, da nur ein technisch sauber ausgeführtes<br />

Krafttraining zum richtigen bzw. erwünschten Trainingseffekt führt.<br />

Ebenso wird das Verletzungsrisiko minimiert.<br />

Auf ausreichende Ruhephasen muss geachtet werden, um zu gewährleisten,<br />

dass hoch beanspruchende Muskulatur eine genügende Regeneration erfahren,<br />

die im Alter wesentlich länger dauert, als in jüngeren Jahren.<br />

Die Rumpfkraft sollte nicht vernachlässigt werden!!!<br />

Es liegt eine hohe Verantwortung eines Masterstrainer*in in der Leitung seiner<br />

Trainingsgruppe, da neben den physiologischen und psychologischen Ausprägungen<br />

auch ganz einfache Hindernisse, wie z.B. Trainingsbahnen, hohe Individualität<br />

im Leistungsvermögen, Gesundheitszustand mit bedacht werden<br />

müssen.<br />

Eine zunehmende Professionalisierung kämpft also oftmals gegen althergebrachte<br />

Vereinsstrukturen. Zudem sprechen wir bei Masters auch von denjenigen,<br />

die Wettkämpfe bestreiten und ein Training ohne Trainer*innen in der<br />

öffentlichen Schwimmzeit durchführen.<br />

Wenn man bedenkt, dass Masters alle Trainingsformen durchführen können<br />

(immer vorausgesetzt, dass ihr Gesundheitszustand dies ermöglicht), stellt sich<br />

die Frage, wie dies in der Praxis besser umgesetzt werden kann.


60<br />

Lehrgänge bieten die Möglichkeit der Trainingsintensivierung. Sinn macht es<br />

aber hier, hauptsächlich Technik in den Vordergrund zu stellen.<br />

Eine Ausbildung von Trainern*innen (bis B-Lizenz) speziell für den Mastersbereich,<br />

sorgt für weitere positive Impulse in Richtung (Verbesserung) Professionalisierung<br />

des Trainings.<br />

Bedenkt man die geringe Zeit vieler Masters ein geregeltes Training durchzuführen,<br />

so kann sich z.B. ein HIT (High Intensity Training) als sinnvoll erweisen.<br />

Immer unter dem Gesichtspunkt der Abklärung des Gesundheitszustandes<br />

kann auch diese Trainingsform Eingang in das Masterstraining finden.<br />

HIT-Training, zeichnet sich aus durch:<br />

- hohe Intensität (an oder über der VO 2max ), an bzw. über<br />

- Wettkampfgeschwindigkeit, mit entsprechenden Bewegungsabläufen<br />

- geringerer Umfang, dadurch geringere Trainingszeit<br />

- definierte Regenerationszeiten.<br />

Ob dies allerdings langfristig zu einer Verbesserung der Ausdauerleistungsfähigkeit<br />

und damit verbunden sinnvoll für ein Training der langen Strecken eingesetzt<br />

werden kann, ist explizit für Schwimmer noch nicht genügend erforscht.<br />

Untersuchungen (BRAUN, J. Promotion DSHS Köln, 2019) greifen diesen Bereich<br />

auf.<br />

Das HIT-Training steht inhaltlich im Kontrast zum HVT = H(igh)-V(olume)-<br />

T(raining), welches:<br />

- umfangsorientiert ist,<br />

- meist niedrigintensiv,<br />

- gut erforscht ist,<br />

- beim hochausdauertrainierten Schwimmer oftmals irgendwann nicht mehr<br />

zu einer Leistungssteigerung führt, da noch mehr Umfänge nicht mehr<br />

das erwünschte Resultat zeigen und irgendwann auch nicht mehr möglich<br />

sind.<br />

- Macht es also Sinn, auf „Meter“ zu verzichten, zugunsten eines<br />

HIT-Trainings, mit Pausen und Intensitäten, die ein Schwimmer nicht<br />

unbedingt gewohnt ist? Die evtl. für Masters sogar gesundheitsschädlich<br />

sein können (z.B. Bluthochdruck, altersabhängiges Pulsverhalten)?<br />

- Ein HVT-Training kann nicht bis ins Endlose gesteigert werden, bei<br />

gleichzeitigem Gewinn von Schnelligkeit, Kraft etc.<br />

- Erreicht man durch die Verwendung bzw. den Einsatz von HIT-Training<br />

in das Volumentraining einen großen Kraftzuwachs, eine verbesserte<br />

Kraftausdauer?<br />

- Kann man behaupten: „Die Mischung machte es?“


61<br />

Krafttraining ist also für Masters<br />

- sinnvoll und effektiv<br />

- Schwimmtraining und Krafttraining sollte ausgewogen sein, funktionell<br />

und gelenkschonend<br />

- Neueinsteiger ins Krafttraining benötigen eine solide Einführung und<br />

Kontrolle<br />

- Sollte, in welcher Form auch immer (Geräte, eigenes Körpergewicht) in<br />

jedem Training durchgeführt werden?!<br />

- Muskuläre Dysbalancen müssen vermieden werden<br />

5.1.3. Techniktraining:<br />

Sollte auch bei Masterssportlern nicht vernachlässigt werden und vor hohen<br />

Umfängen stehen (Qualität vor Quantität)<br />

- Ständig neue Technikübungen aber auch ständiges Wiederholen von schon<br />

Bekanntem sorgen für Abwechslung im Trainingsalltag<br />

- Technikfehler sind nur sehr schwer zu beheben und erfordern viel Geduld<br />

(Automatisation aufbrechen)<br />

- Ein „Ideal“ sollte angestrebt werden und auch bei Einschränkungen nahezu<br />

erreicht werden.<br />

- Maximal können pro Trainingseinheit 1-2 Fehler korrigiert werden. Dies<br />

aber dann wiederholend in jedem Training<br />

- Erlernen der Techniken über kurze Teilstrecken erhöhen den Erfolg<br />

- Grundsätzlich sollten alle Techniken, alle Formen des Starts und alle<br />

Wenden trainiert werden, damit auch der Mastersschwimmer die<br />

Möglichkeit hat, die für sich „beste Variante“ auszusuchen.<br />

5.1.4. Training der Schnelligkeit:<br />

- Qualität geht vor Quantität<br />

- Werden Bewegungen noch nicht beherrscht, so müssen sie zuerst langsam<br />

und technisch sehr sauber ausgeführt werden.<br />

- Die Geschwindigkeit Bewegungen schnell auszuführen darf nicht<br />

vernachlässigt werden<br />

- Dabei muss die Konzentration und der Wille des Mastersschwimmer voll<br />

auf die Bewegungsausführung gerichtet sein


62<br />

Zusammenfassend lassen sich folgende Punkte für das Masterstraining<br />

festhalten: Ausdauer ist lebenslang trainierbar.<br />

- Die Leistung des Herz-Kreislaufsystems wird verbessert<br />

- Es erfolgt eine Verzögerung der Abnahme der maximalen<br />

Sauerstoffaufnahme<br />

- Die Herzfrequenz sinkt bei gleicher Belastung<br />

- Die Grundlagenausdauer sollte als Fundament nicht vernachlässigt<br />

werden, auf die richtige Intensität ist zu achten<br />

- Gut trainierte ältere Sportler „schlagen“ oft Jüngere schlecht trainierte<br />

6. Fazit<br />

Auf die eingangs gestellte Frage einzugehen:<br />

Ja warum denn nicht?<br />

Die Begeisterung vieler Masters für die Teilnahme an langen Strecken und Freiwassermeisterschaften<br />

ist ungebrochen. Auch wenn keine einheitlichen Tendenzen<br />

anhand der Teilnehmerzahlen gezeigt werden können. Es wird sogar<br />

darüber nachgedacht, eigene vom DSV Kalender für „jugendliche“ Schwimmer<br />

losgelöste, Freiwassermeisterschaften durchzuführen (s.2021).<br />

Gerade momentan (Corona-bedingt) macht z.B. die Nutzung von Freiwasser die<br />

Abhängigkeit von Öffnungen der Schwimmbäder unabhängig.<br />

Da eine Orientierung an Leinen, Beckenboden usw. wegfällt, müssen alternative<br />

Trainingsmethoden herhalten, die ein Schwimmen im Freiwasser ermöglichen.<br />

Unbenommen davon ist ein Schwimmen im Bereich der aeroben Ausdauer über<br />

lange gleichmäßig durchgeführte Distanzen, die sehr für Freiwasser sprechen.<br />

Das Schwimmen von langen Distanzen für ältere Schwimmer ist, so lange keine<br />

medizinischen Kontraindikationen bestehen, unbedenklich möglich und hält<br />

Sportler über einen längeren Zeitraum gesund bzw. schiebt eine einsetzende<br />

Alterung ggf. zeitlich nach hinten.<br />

Da viele Masters nicht in den Genuss kommen, mit einer Trainingsgruppe zu<br />

schwimmen und einen Trainer*innen am Beckenrand stehen zu haben, ist das<br />

Training im umfangbetonten Bereich, eine Möglichkeit, die Ausdauerleistungsfähigkeit<br />

zu erhalten.<br />

Leistungspotenzial im Altersgang bedeutet also nicht nur eine Befähigung des<br />

Körpers, Training und hohe Leistungsanforderungen durchzuhalten und den<br />

Leistungsabbau (welcher Art auch immer) möglichst weit nach hinten (in ein<br />

höheres Alter) zu schieben, sondern auch offen zu sein für neue Ideen, Technikvarianten<br />

und die Fähigkeit, Althergebrachtes zu variieren und evtl. zu verändern.


63<br />

Auffallend bei allen Lehrgängen, Ausbildungswochen, Wettkämpfen und Vorträgen<br />

ist, dass Masters sehr offen sind für alles Neue.<br />

- Sie sind stets bereit, dazu zu lernen, ggf. umzulernen.<br />

- Sie sind sehr wissbegierig und offen, dankbar für jeden Hinweis.<br />

- Ein Training für die langen Strecken führt oftmals dazu, jeden Tag ins<br />

Wasser zu springen, umfangbetont zu arbeiten, mit dem angenehmen<br />

Nebeneffekt, die körperliche Fitness zu erhalten und ein hohes Maß an<br />

Kommunikation in einer ggf. vorhandenen Trainingsgruppe zu<br />

ermöglichen.<br />

- Ein „Flow“-Gefühl beim Training sorgt dafür, dass ein lebenslanges<br />

Training durchgeführt wird.<br />

- Im Gegensatz zu jüngeren Athleten, die danach streben, die eigenen<br />

Bestzeiten zu toppen, liegt das Hauptinteresse des Masters-Schwimmers<br />

darin, eigene Ziele dem Nachlassen der physischen Kräfte (hoffentlich)<br />

anzupassen und doch seine maximale Leistungsfähigkeit zu erreichen.<br />

- Man kann darüber diskutieren, ob es ein Ziel ist, in der AK 90 1500 m<br />

Freistil zu schwimmen und damit den Weltrekord zu erzielen, aber dass<br />

man überhaupt in der Lage ist 1500 m schwimmen zeigt, wie<br />

trainingswillig Masters in allen Altersklassen sind.<br />

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Nörrenberg, Dr. Thomas: Wiedereinstieg DSV Masters, HP.: DSV, 2021<br />

Pantelis, T. Nikolaidis u. Beat Knechtle: Pacing in age-group freestyle swimmers<br />

et the XV FINA World Masters Championchip in Montreal 2014, Journal<br />

of Sports Science, 2017<br />

Randsdall, Lynda et al.: Masters Athletes: An analysis of Running, Swimming<br />

and Cycling Performance by age and gender, J. Exerc Sci Fit, 7 (2), 61-73, 2009<br />

Reaburn, Peter u. Ben Dascombe: Endurance performance in masters athletes,


65<br />

Eur Rev Aging Phys Act 2008 (published online)<br />

Rudolph, Klaus: Örjan Madsen: Lexikon des Schwimmsports, 2008<br />

Spier, Dr. med.: Der Deutsche Schwimmer, 1915<br />

Statkeviciene, Birute et al.: Are 80-year old Swimmers faster than 25 – year old<br />

Master Swimmers?, Ugdynas Küno Kultura Sportas 4 (67), 79-86, 2007<br />

Stöggl, T.: 2012, Effizienzuntersuchung verschiedener Ausdauertrainingsmethoden<br />

(HIT vs. Polarized vs. Schwelle vs. Umfangtraining) bei ausdauertrainierten<br />

Sportlern<br />

Stöggl, T. & B. Sperlich: 2014, Polarized training has greater impact on key endurance<br />

variables than threshold, high intensity, or high volume training. Frontiers<br />

in Physiology, 5 (33), 2013<br />

Strass, D. Dr. & Wilke, K. Prof. (2006). Masterschwimmen. Meyer & Meyer<br />

Verlag, Aachen<br />

Strasser, Helmut et.al.: Kompendium der Arbeitswissenschaft: Optimierungsmöglichkeiten<br />

zur Arbeitsgestaltung und Arbeitsorganisation, 1993<br />

Tanaka, Hirofumi u. Douglas R. Seals.: Age and gender interactions in physiological<br />

functional capacity: insight from swimming performance, J. Appl. Physiol.<br />

82(3), 846-851, 1997<br />

Thater, Jennifer: „Warum Menschen im fortgeschrittenen Alter Wettkampfsport<br />

betreiben. Ein Vergleich verschiedener Studien zu Motiven der Masterathleten.“<br />

einen Einblick in die Motivationslage von Masterschwimmern. TU Dortmund,<br />

2017<br />

Walker, Brad: Anatomie des Strechings, München 2011<br />

Weineck, J.: Sportbiologie, 2009, S. 419<br />

Weineck, Jürgen: Optimales Training, Spitta, 2004<br />

Literaturreihe der DSTV (Deutschen Schwimmtrainer Vereinigung) Schwimmen<br />

– Lernen und Optimieren<br />

Internetzuriffe:<br />

http://www.psychosoziale –gesundheit.net/psychohygiene/alter.html<br />

http://www.psychotipps.com/alter.html<br />

www.psychotherapie-kutz.de/psychische_erkrankungen_bei_aelteren_menschen.html<br />

http://www.ohg-giessen.de/veranstaltungen/vortraege/2010/abb/<br />

JLeib-20110202-alterspyramide.jpg<br />

http://seniorenforum-wuerzburg.de/wp-content/uploads/2010/07/Bildschirmfoto-2010-07-14-um-09.33.241.png<br />

http://www.rustix.ch/mauro/images/herzfrequenz.jpg<br />

www.sportunterricht.de


66<br />

https://www.destatis.de/DE/Themen/Querschnitt/Demografischer-Wandel/de-<br />

mografie-mitten-im-wandel.html;jsessionid=BFB67F687720CE89F375CE-<br />

7ADB7FA9E3.live712, Zugriff 30.04.2021<br />

PASCHEL und WIRTH (http://www.sport.uni-frankfurt.de)<br />

Hacker, W.: Leistungsfähigkeit und Alter, http://doku.iab.de/grauepap/2003/<br />

lauf_hacker_vortrag.pdf<br />

Hauer, Dr. Klaus: Kraft und funktionelle Leistung im Alter,<br />

http://klinikum.uni-heidelberg.de/filedamin/medizinische_klinik/Abteilung_7/<br />

pdf/qsf_hau.de<br />

Neumann, Prof. Dr. med Georg: Das Alter setzt der Leistung Grenzen, https://<br />

loges.de/de/service/magazin/das -alter-setzt-der-leistung-grenzen/<br />

Autorin:<br />

Doris Koschig<br />

Diplom-Sportlehrerin<br />

Trainerin beim TPSK 1925 e.V. Köln<br />

Doris.koschig@web.de


67<br />

Jeannette Komma<br />

IDEEN ZUM SPIELERISCHEN TECHNIKORIENTIERTEN<br />

KRAULAUSDAUERTRAINING<br />

Einleitung<br />

Schon nach dem ersten Jahr im Grundlagentraining kehren viele junge Sportler*innen<br />

dem Schwimmen wieder den Rücken. Um die intrinsische Motivation<br />

erfolgreich zu fördern, sollte Spaß am Training in dieser Trainingsetappe eine<br />

entscheidende Rolle spielen.<br />

Spielerisch gestaltete Trainingsabschnitte dienen dem Ausdauertraining, der<br />

Leistungssteigerung und der Entwicklung der Schwimmtechnik sowie eines<br />

Mannschafstgefühls. Ziel soll es sein, „Strecke zu machen“, ohne dass es die<br />

Sportler*innen als solches empfinden. Spiele mit Trainingseffekt fördern die<br />

regelmäßige und zuverlässige Beteiligung an den Trainingseinheiten aber auch<br />

den Kampfgeist.<br />

Grundsätzlich ist bei der Spielanweisung auf eine laute und deutliche Artikulation<br />

sowie eine knappe, eindeutige und präzise Formulierung zu achten. Der<br />

Verständnissicherung dient eine begleitende Demonstration und/oder ein kommentierter<br />

Probelauf. Alternativ kann auch ein*e Sportler*in gebeten werden,<br />

die Spielaufgabe noch einmal für alle zu wiederholen. Als Trainer*in sollte Fairness<br />

und Neutralität während des Spiels gezeigt werden. Ein anschließendes<br />

Feedback durch die Trainingsgruppe ermöglicht eine Weiterentwicklung der<br />

Spielidee.<br />

Im Folgenden werden exemplarisch Spielideen für das technikorientierte Kraulausdauertraining<br />

aufgeführt. Diese sind bewusst so beschrieben, wie sie Sportlern*innen<br />

gegenüber vorgestellt werden können.<br />

Der Ball als Trainingsgerät assoziiert Spiel und Freude<br />

Besonders geeignet ist ein Aquaball mit genoppter Oberfläche und einem Durchmesser<br />

von 17 cm. Bei den genannten Übungen repräsentiert jeder Stichpunkt<br />

eine eigenständige Bewegungsaufgabe.<br />

„Kraul-Beinarbeit“ mit dem Ball:<br />

- Halte den Ball in Vorhalte (Abb. 1), schwimme Kraulbeine und atme<br />

nach vorn!<br />

- Halte den Ball in Vorhalte (Abb. 1), schwimme Kraulbeine und rotiere<br />

als kompakter Körper um die Körperlängsachse!


68<br />

Abb. 1. Demonstration von Ball in Vorhalte<br />

Schwimme Kraulbeine und …<br />

- führe dabei den Ball mit gestreckten Armen unter dem Körper bis zum<br />

Oberschenkel und wieder über Kopf!<br />

- gib den Ball mit gestreckten Armen unter dem Körper von der rechten<br />

in die linke Hand und wieder zurück!<br />

- führe dabei Pendelbewegungen mit gestreckten Armen unter dem<br />

Körper aus!<br />

- führe rollende Bewegungen unter dem Körper aus!<br />

- „prelle“ den Ball!<br />

- gib den Ball um den Körper herum!


69<br />

In die Beinarbeit mit einem Sprung:<br />

Spring mit der folgenden Zusatzaufgabe ab und schwimme Kraulbeine mit dem<br />

Ball in Vorhalte!<br />

- Halte den Ball bis zur Landung im Wasser wie dein Kuscheltier fest in<br />

den Armen!<br />

- Der Ball liegt auf der Wasseroberfläche, spring zum Ball und greif zu!<br />

- Spring ab und fang den Ball, der dir dabei zugeworfen wird, im Sprung!<br />

Der „Ball als Pullbuoy“:<br />

Klemme den Ball wie einen Pullbuoy zwischen deinen Oberschenkeln ein und<br />

schwimme …<br />

- Kraularme…<br />

- variiere: 5 Armzüge BL + 5 Armzüge RL!<br />

- Wechselarmzüge in sitzender Position - zunächst mit gebeugten, später<br />

mit gestreckten Beinen!<br />

- nur die Zug-/Druckphase/rechter Arm Zug-, linker Arm Druckphase etc.!<br />

- Wassergefühlsübungen wie „Mississippi-Dampfer“ und „Scheibenwischer“!<br />

Klein aber „oho“ - die Frisbeescheibe<br />

Schwimme Kraulbeine mit der Frisbeescheibe in Vorhalte und …<br />

- variiere dabei den Anstellwinkel!<br />

- nutze die Frisbee-Scheibe als Lenkrad und „fahre“ Slalom<br />

(auch unter Wasser durch Tauchreifen)!<br />

- übergib die Frisbeescheibe über Wasser deinem*deiner Partner*in!<br />

- tausche die Frisbeescheibe unter Wasser mit deinem*deiner Partner*in!<br />

Schwimme Kraul und balanciere dabei eine Frisbeescheibe auf dem<br />

Kopf!<br />

Weitere Ideen zur Konditionierung der Beinarbeit<br />

- Versuche deine*n Gegner*in mit kräftigem Kraulbeinschlag und deiner<br />

Poolnudel wegzuschieben!<br />

- Seid mit Wechselbeinschlag zu zweit, zu dritt nebeneinander an der<br />

Poolnudel schneller als das Team auf der Nachbarbahn!<br />

- Verbindet euch zu zweit durch eine Poolnudel, der*die „vordere“ Sportler*in<br />

läuft, der*die „hintere“ Sportler*in unterstützt aktiv mit einem<br />

Wechselbeinschlag!<br />

- Transportiere den Tauchring mit Wechselbeinschlag schiebend am<br />

Beckenboden entlang!<br />

- Transportiere das „Ei“ auf dem Löffel mit einem Wechselbeinschlag<br />

über oder unter Wasser (Abb. 2)!


70<br />

Abb. 2. Haltung des Löffels für die „Ei“-Transportaufgabe unter Wasser<br />

Anders Arme schwimmen<br />

Schwimme …<br />

- Kraularme, springe zunächst mit einem Seil ins Wasser und binde dir<br />

auf dem Beckenboden sitzend die Beine zusammen!<br />

- Kraul „immer an der Wand entlang“ für eine körpernahe Rückholphase!<br />

- Kraul mit bunten Bällen in beiden Händen oder in nur einer Hand!<br />

- Kraul mit einem bunten Ball in der Hand, wirf diesen aus dem<br />

Schwimmen heraus in einen Eimer!<br />

- Kraularme mit einem Löffel in der Hand; „löffle“ dich vorwärts!<br />

- Kraul mit kleinen Gewichten (z.B. Brasils) in den Händen!<br />

Das Los entscheidet<br />

- Schwimme 5x 200m Kraul!<br />

- Ziehe zu Beginn jeweils ein Los!<br />

- Schwimme die 1. und die 5. Bahn nach der Losaufgabe!<br />

mögliche Losoptionen [Abb. 3]:<br />

z.B. Wasserball-Kraul, Kopfnicken, „Löffel“/„Gabel“, gefaustet,<br />

gekreuzte Beine, kleiner Finger/Daumen taucht ein, ein Unterschenkel<br />

schaut aus dem Wasser<br />

Abklatschen<br />

Wir bilden Paare!<br />

Schwimmt 200 m Kraul!<br />

Klatscht euch bei jeder Bahnbegegnung ab!


71<br />

Abb. 3. Losoptionen<br />

Lokomotive versus U-Boot<br />

4 Sportler*innen schwimmen in einer Reihe hintereinander (Steigerung: synchron).<br />

Alle schwimmen ein gleichmäßiges Tempo.<br />

Variante A: Der*die letzte Schwimmer*in schwimmt nach vorn und setzt sich<br />

an die Spitze.<br />

Variante B: Der*die erste Schwimmer*in taucht ab und lässt alle über Wasser<br />

vorbeischwimmen.<br />

Kraul-Parcours über 25m<br />

1. Starte vom Beckenrand mit einer Rolle vorwärts!<br />

2. Schwimme Kraulbeine bis zum roten Tauchring!<br />

3. Rotiere anschließend 1x vollständig um die Körperlängsachse!<br />

4. Tauche mit einem „Duck-dive“ ab!<br />

5. Schwimme Kraul ganze Lage unter Wasser!<br />

6. Schwimme Kraul anschließend 25 m locker retour!<br />

Merkspiel „Ich packe meinen Koffer“<br />

Bei jeder Querbahn wird eine neue Aufgabe angehängt.<br />

1. Stoße dich ab und gleite, führe dabei eine vollständige Rotation um die<br />

Längsachse in Vierteldrehungen aus!


72<br />

2. Absolviere 3 hohe Strecksprünge vertikal!<br />

3. Lege dich auf das Wasser und schwimme „aus dem Stand“ 3 Züge Kraul!<br />

4. Führe anschließend eine Rolle vorwärts aus!<br />

5. Nimm auf dem Beckenboden im Schneidersitz Platz!<br />

Eine Steigerung wäre durch Synchronität mit dem*der jeweiligen rechten<br />

Schwimm-Nachbar*in möglich.<br />

Die Ballfarbe entscheidet<br />

Du erhältst einen farbigen Ball zugeteilt, ziehst ihn oder erschwimmst ihn.<br />

Die Ballfarbe entscheidet über die zu absolvierende Schwimm-Aufgabe.<br />

Wenn du<br />

- einen roten Ball erhältst, schwimme Kraul einarmig!<br />

(Ball in der Hand des passiven Arms)!<br />

- einen gelben Ball erhältst, schwimme Kraul und halte dabei stets einen<br />

Unterschenkel aus dem Wasser!<br />

- einen blauen Ball erhältst, schwimme Kraul und transportiere dabei den<br />

Ball mit der Stirn!<br />

- einen grünen Ball erhältst, schwimme Kraul einarmig; halte dabei den<br />

Ball in die Achselhöhle des passiven Arms geklemmt!<br />

Taktiere geschickt!<br />

Bildet 4 Teams á 3 Sportler*innen!<br />

4 Sportler*innen starten gleichzeitig.<br />

Die Reihenfolge legt ihr als Team selbst fest.<br />

Wer kommt im Vergleich zu den Startern*innen aus den anderen Teams am<br />

weitesten mit folgender Aufgabe …<br />

1. 10 Züge Kraul ohne Beinarbeit, kein Abschlag<br />

2. Kraulbeine ohne Atmung an der Wasseroberfläche<br />

3. Kraulbeine ohne Atmung unter Wasser<br />

4. 10 Züge Unterwasser-Kraul<br />

5. 10 Züge „Indianer“-Kraul<br />

6. 20 Züge „Enten“-Kraul<br />

Rommé-Memory<br />

Bildet 2-4 Teams: Karo, Herz, Pik, Kreuz!<br />

Startet in kurzen Zeitabständen hintereinander!<br />

Schwimmt immer zur anderen Bahnseite!<br />

Deckt eine Karte auf!


73<br />

Gehört sie zu deiner Mannschafts-Farbe, dann nehmt sie auf dem Rückweg mit!<br />

Gehört sie nicht zu deiner Mannschaftsfarbe, schwimmt „leer“ zurück!<br />

Welcher Mannschaft gelingt es zuerst, alle Karten der Farbe auf der anderen<br />

Bahnseite „auszulegen“?<br />

Hier sind Absprachen innerhalb des Teams notwendig, um zu gewinnen.<br />

Das 1000m Würfelspiel<br />

Wem gelingt es am schnellsten, 1000m nach den gewürfelten Schwimm-Aufgaben<br />

zu absolvieren?<br />

Hier die Aufgaben für die jeweilige Augenzahl:<br />

1. 100 m Kraul mit 3er Atmung<br />

2. 50 m Kraulbeine<br />

3. 50 m Kraul mit jeweils einer „freien“ Rollwende am „T“<br />

4. 100 m Kraul mit 3-5-7-9er Atmung im 25er Wechsel<br />

5. 50 m Kraul mit Abschlag Hüfte<br />

6. 25 m Kraul rückwärts + 25 m Kraul<br />

Dieses Spiel eignet sich wunderbar auch als „stundenübergreifende“ Variante;<br />

dann z.B. als „das 5000 m-Spiel“.<br />

Selbstbild = Fremdbild?<br />

Es startet zuerst der*die Schwimmer*in, der*die:<br />

- am trainingsfleißigsten ist<br />

- am trainingsfaulsten ist<br />

- die längsten Beine hat<br />

- am weitesten tauchen kann<br />

- lange Strecken liebt<br />

- gerne sprintet<br />

- Team-Leader*in ist<br />

- beliebteste ist<br />

Wie schätzt du dich selbst ein? Wie ihr euch untereinander?<br />

Ihr als Mannschaft legt gemeinsam fest, wer beginnt.<br />

Autorin:<br />

Jeannette Komma<br />

Bildungsreferentin des Bayerischen Schwimmverbands e.V.<br />

komma@bayerischer-schwimmverband.de


74<br />

André Engel<br />

IST HIIT DER HIT BEI LANGEN STRECKEN?<br />

HIIT Training als Trainingskonzept gibt es seit den 50er Jahren und ist somit<br />

keinesfalls eine Trainingsmethode, die erst in den vergangenen Jahren oder<br />

Jahrzehnten neu entstanden ist. Allerdings nahm die Zahl wissenschaftlicher<br />

Untersuchungen zur Wirkung von HIIT Training in den 70ern schlagartig zu –<br />

mit durchaus widersprüchlichen Ergebnissen. Doch verhalfen die Versprechungen<br />

der Studien – geringerer Trainings- und Zeitaufwand, gleiche oder sogar<br />

bessere Trainingsergebnisse, dem HIIT Training zu enormer Popularität.<br />

Ziel dieses Vortrages im Rahmen der DSTV Tagung vom 14.-16.5.2021 und der<br />

nachfolgenden Ausführungen ist es, die Effekte und Grenzen von HIIT Training<br />

herzuleiten und daraus abzuleiten, ob das Konzept HIIT auch im Training für lange<br />

Strecken gewinnbringend angewandt werden kann.<br />

HIIT TRAINING – DEFINITION UND ABGRENZUNG<br />

Zuerst einmal müssen wir uns klar werden, was HIIT Training überhaupt ist.<br />

Denn nur dann können wir bewerten, welche Aufgaben in das Konzept „HIIT“<br />

gehören und welche nicht.<br />

HIIT ist die Abkürzung (Akronym) für Hoch Intensives Intervall Training. Das<br />

hilft jetzt im Zweifel noch nicht so viel weiter, weshalb wir Wort für Wort genauer<br />

hingucken:<br />

Hoch Intensiv<br />

Hoch Intensiv bezeichnet die subjektive Belastungsintensität der zu bewältigenden<br />

Aufgabe. Ich sage bewusst, subjektive Intensität, weil sie nicht nur von<br />

SportlerIn zu SportlerIn unterschiedlich wahrgenommen wird, sondern auch<br />

von Trainingseinheit zu Trainingseinheit variieren kann. Eine Möglichkeit, die<br />

Intensität zu erfassen und das Training in dieser Hinsicht zu kontrollieren ist<br />

durch die BORG Skala gegeben.<br />

Intervall<br />

Die Intervallmethode ist gekennzeichnet durch kürzere Teilstrecken als die Zielstrecke<br />

und eine Pausenlänge, die den Körper nur unvollständig erholen lässt.<br />

Training<br />

Training bedeutet, ganz einfach, das ZIELGERICHTETE Üben. Allen Definitionen<br />

der Sportwissenschaft (beispielhaft von Carl, Hohmann, Martin und


75<br />

Harre 1 ) ist gemein, dass sie Training als etwas geplantes definieren, dass auf<br />

sportliche Höchstleistung abzielt.<br />

Das bedeutet, wir müssen zunächst definieren, was das Ziel des Trainings sein<br />

soll. Im hier vorgestellten Fall eine Höchstleistung auf den langen Strecken.<br />

Was sind also „lange Strecken“?<br />

ANFORDERUNGEN FÜR LANGSTRECKEN<br />

Als eine lange Strecke können wir alles betrachten, was einer pausenlosen Belastungszeit<br />

von mehr als 4 Minuten entspricht. Das heißt, die 800 Meter Freistil<br />

und 1500 Meter Freistil gehören auf jeden Fall dazu, in den meisten Fällen auch<br />

die 400 Meter Freistil und 400m Lagen.<br />

Das Ziel für den Wettkampf – unabhängig von der Streckenlänge – ist ganz simpel<br />

und reicht für die folgenden Ausführungen aus. Schwimmen ist im Grundsatz<br />

ein einfacher Sport, bei dem es darum geht, als Schnellster von A nach B zu<br />

kommen. Die Schwimmgeschwindigkeit soll also über einen langen Zeitraum<br />

möglichst hoch sein.<br />

Woher kommt die hohe Geschwindigkeit?<br />

EINBLICKE IN DIE MUSKULATUR<br />

Es sind die Muskeln, die uns im Wasser beschleunigen, voranbringen und für<br />

Höchstgeschwindigkeiten sorgen.<br />

Im Wesentlichen sind drei Muskelfasertypen für den Vortrieb verantwortlich:<br />

FTx und FTa (beide Fast Twitch Muskeln) Fasern sowie ST Fasern (Slow<br />

Twitch). Einen guten Überblick über die Eigenschaften und Funktionsweise der<br />

Muskelfasern bietet Abbildung 1.<br />

Wenn wir uns nun nochmal vor Augen führen, welche Anforderungen lange<br />

Strecken an den Organismus stellen (Arbeitszeit >4 Minuten, hoher Poweroutput),<br />

dann wird schnell deutlich, dass die FTa Fasern unseren Anforderungen<br />

entsprechen. Also muss das Ziel im Langstreckentraining sein (zumindest für<br />

die erste Annahme), diese FTa Fasern optimal zu trainieren.<br />

1 Carl (1983) Training ist ein „komplexer Handlungsprozess mit dem Ziel der planmäßigen und<br />

sachorientierten Einwirkung auf die sportliche Leistungsentwicklung.“<br />

Hohmann (2014) definiert Training als „planmäßige und systematische Realisation von Maßnahmen<br />

zur nachhaltigen Erreichung von Zielen im und durch Sport.“<br />

Martin (1977) sagt, Training sei ein „planmäßig gesteuerter Prozess, bei dem […] Zustandsänderungen<br />

der komplexen sportmotorischen Leistung, Handlungsfähigkeit und des Verhaltens entwickelt<br />

werden sollen.“<br />

Harre (1985) definiert Training als einen „planmäßigen, nach wissenschaftlichen Erkenntnissen<br />

geführten Prozess der Vorbereitung auf höchste sportliche Leistungen.“


Im Wesentlichen sind drei Muskelfasertypen für den Vortrieb verantwortlich: FTx und FTa<br />

(beide 76 Fast Twitch Muskeln) Fasern sowie ST Fasern (Slow Twitch). Einen guten Überblick<br />

über die Eigenschaften und Funktionsweise der Muskelfasern bietet Abbildung 1.<br />

Abbildung 1: Eigenschaften und Funktionsweise der Muskelfasern FTa, FTx und ST.<br />

Abbildung 1: Eigenschaften und Funktionsweise der Muskelfasern FTa, FTx und ST.<br />

Wenn wir uns nun nochmal vor Augen führen, welche Anforderungen lange Strecken an den<br />

Organismus Jeder der drei stellen Fasertypen (Arbeitszeit funktioniert >4 Minuten, stoffwechseltechnisch hoher Poweroutput), dann auf wird eine schnell andere deutlich, Art<br />

dass die FTa Fasern unseren Anforderungen entsprechen. Also muss das Ziel im Langstreckentraining<br />

sein (zumindest für die erste Annahme), diese FTa Fasern optimal zu trainieren.<br />

und Weise und muss entsprechend anders trainiert (und damit auch aktiviert)<br />

Jeder werden. der drei Fasertypen funktioniert stoffwechseltechnisch auf eine andere Art und Weise<br />

und muss entsprechend anders trainiert (und damit auch aktiviert) werden.<br />

Welcher Stoffwechselprozess in den FTa Fasern abläuft und wie dieser am besten<br />

trainiert werden kann, klären wir in den nächsten Abschnitten.<br />

EINBLICKE IN DEN ENERGIESTOFFWECHSEL<br />

Die Glykolyse – Der Stoffwechsel in den FTa Fasern<br />

Wie aus Abbildung 1 ersichtlich wird, findet in den FTa Fasern vorrangig die<br />

Glykolyse (aerob und anaerob) statt. Hauptenergieträger hierbei ist der Zucker, als<br />

Hilfsmittel wird das Enzym NAD+ benutzt. Diese beiden reagieren in der Zelle<br />

und es entstehen 3 Reaktionsprodukte. Das erste Reaktionsprodukt wollen wir<br />

haben – nämlich das ATP. Dieses wird im nächsten Schritt aufgespalten und sorgt<br />

für die Kontraktion des Muskels. Die anderen beiden Reaktionsprodukte sind das<br />

Enzym NADH und Pyruvat.<br />

So weit so gut. Oder eben auch nicht, denn die Sache hat einen Haken:<br />

Während in der Zelle unglaublich viel Zucker vorliegt gibt es nur einen be-


Welcher Stoffwechselprozess in den FTa Fasern abläuft und wie dieser am besten trainiert 77<br />

werden kann, klären wir in den nächsten Abschnitten.<br />

grenzten Vorrat an NAD+. Und ohne NAD+ gibt es keine Glykolyse. Also versucht<br />

Einblicke in den Energiestoffwechsel<br />

Die Glykolyse<br />

der Körper,<br />

– Der Stoffwechsel<br />

weil wir ihn<br />

in<br />

durch<br />

den FTa<br />

unseren<br />

Fasern<br />

400 Meter Sprint dazu zwingen,<br />

Wie so schnell aus Abbildung wie möglich 1 ersichtlich NAD+ wird, nachzubilden. findet in FTa Das Fasern geschieht vorrangig glücklicherweise<br />

die Glykolyse (aerob<br />

direkt und in anaerob) der Zelle statt. Hauptenergieträger selbst (kurze Wege, hierbei schnelle ist der Zucker, Reaktion), als Hilfsmittel indem das wird NADH das Enzym<br />

NAD+ benutzt. Diese beiden reagieren in der Zelle und es entstehen 3 Reaktionsprodukte.<br />

Das erste Reaktionsprodukt wollen wir haben – nämlich das ATP. Dieses wird im nächsten<br />

und das Pyruvat miteinander reagieren. Daraus entsteht NAD+ und Laktat. Das<br />

Schritt NAD+ aufgespalten sucht sich und nun sorgt seinen für die Weg Kontraktion zum Zucker, des Muskels. die beiden reagieren miteinander<br />

Die (Glykolyse) anderen beiden und Reaktionsprodukte sorgen so dafür, sind dass das wir Enzym dem NADH Zielanschlag und Pyruvat. weiterhin näherkommen.<br />

So weit so gut. Oder eben auch nicht, denn die Sache hat einen Haken:<br />

Während in der Zelle unglaublich viel Zucker vorliegt gibt es nur einen begrenzten Vorrat an<br />

NAD+. Doch der Und Preis ohne für NAD+ die gibt schnelle es keine Regeneration Glykolyse. Also des NAD+ versucht ist der teuer. Körper, Je weil länger wirder<br />

ihn<br />

durch Prozess unseren läuft 400 und Meter je länger Sprint dazu wir bei zwingen, dieser so hohen schnell Belastung wie möglich schwimmen, NAD+ nachzubilden. desto<br />

Das mehr geschieht Laktat glücklicherweise häuft sich an und direkt senkt in der den Zelle pH-Wert selbst (kurze des Muskels Wege, schnelle ab. Irgendwann Reaktion),<br />

indem das NADH und das Pyruvat miteinander reagieren. Daraus entsteht NAD+ und Laktat.<br />

Das übersäuert NAD+ sucht der sich Muskel nun seinen und stellt Weg zum seine Zucker, Arbeit die aus beiden Selbstschutz reagieren miteinander ein. Ungünstig, (Glykolyse)<br />

wenn und wir sorgen bis dahin so dafür, noch dass nicht wir dem im Zielanschlag sind. Also weiterhin muss näherkommen. das Laktat irgendwo hin.<br />

Doch 25% der des Preis Laktats für die werden schnelle direkt Regeneration in das Blut des NAD+ abgegeben, ist teuer. wo Je länger es durch der Prozess chemische läuft<br />

und je länger wir bei dieser hohen Belastung schwimmen, desto mehr Laktat häuft sich an und<br />

senkt<br />

Prozesse<br />

den pH-Wert<br />

unter anderem<br />

des Muskels<br />

in<br />

ab.<br />

Kohlendioxid<br />

Irgendwann übersäuert<br />

(CO 2 ) umgewandelt<br />

der Muskel und<br />

und<br />

stellt<br />

dieses<br />

seine Arbeit<br />

anschließend<br />

Selbstschutz abgeatmet ein. Ungünstig, wird. wenn Die wir anderen bis dahin 75% noch wiederum nicht im Ziel wandern sind. Also ins muss aerobe das<br />

aus<br />

Laktat Stoffwechselsystem irgendwo hin. (Mitochondrien). Diese Mitochondrien finden wir unter<br />

25% des Laktats werden direkt in das Blut abgegeben, wo es durch chemische Prozesse unter<br />

anderem in den FTa Fasern, allerdings, wie in Abbildung 1 gezeigt, in viel größerer<br />

anderen Anzahl 75% in wiederum den ST Fasern. wandern ins aerobe Stoffwechselsystem (Mitochondrien). Diese<br />

anderem in Kohlendioxid (CO2) umgewandelt und dieses anschließend abgeatmet wird.<br />

Die<br />

Mitochondrien Das bedeutet, finden wir müssen wir unter uns anderem auch in anschauen, den FTa Fasern, was allerdings, den ST wie Fasern in Abbildung und dem 1<br />

gezeigt,<br />

aeroben<br />

in<br />

Stoffwechsel<br />

viel größerer Anzahl<br />

passiert.<br />

in den<br />

Denn<br />

ST Fasern.<br />

nur, wenn wir das Laktat abbauen, arbeiten<br />

Das bedeutet, wir müssen uns auch anschauen, was in den ST Fasern und dem aeroben Stoffwechsel<br />

die FTa passiert. Fasern Denn weiter nur, wenn und wir das schwimmen Laktat abbauen, weiterhin arbeiten dem die FTa Zielanschlag Fasern weiterent-<br />

gegen. schwimmen weiterhin dem Zielanschlag<br />

und<br />

wir entgegen.<br />

Zusammenfassung Glykolyse<br />

Glykolyse:<br />

• liefert viel Energie in kurzer Zeit, bis das NAD+ verbraucht ist<br />

• Resynthese des NAD+ findet in der FTa Faser statt, hierbei wird Laktat gebildet<br />

• Funktioniert so lange, bis der Muskel aufgrund von zuviel Laktat übersäuert<br />

Laktat:<br />

• Ist ein Zeichen, dass die Glykolyse läuft!<br />

• Hohe Laktatkonzentration nicht automatisch schlechtes Zeichen<br />

• Niedrige Laktatkonzentration nicht automatisch ein gutes Zeichen<br />

Das aerobe System - der Stoffwechsel in den ST Fasern<br />

Das Kurz aerobe gesagt System und -ohne der Stoffwechsel mit unnötigen in denDetails ST Fasern zu langweilen, finden im aeroben<br />

System gesagt und zwei ohne Prozesse mit unnötigen statt. Details Der erste zu langweilen, Prozess ist finden der Krebs-Zyklus im aeroben System und zwei der<br />

Kurz<br />

Prozesse zweite Prozess statt. Der der erste aerobe Prozess Stoffwechsel.<br />

ist der Krebs-Zyklus und der zweite Prozess der aerobe<br />

Stoffwechsel.


78<br />

Der Krebs-Zyklus (aerobe Glykolyse) benutzt das Pyruvat (Abfallprodukt der<br />

Glykolyse) und Fette um daraus NAD+, NADH und CO 2 zu generieren. Das<br />

NAD+ geht zurück in die Glykolyse und hält diesen Prozess aufrecht, das CO 2<br />

geht ins Blut und wird über die Lunge abgeatmet und das NADH wandert in den<br />

benachbarten aeroben Stoffwechsel.<br />

Dort gibt das NADH ein Elektron ab und wird zu NAD+ (ihr wisst was damit<br />

passiert). Das abgegebene Elektron wiederum reagiert mit Sauerstoff (den wir<br />

Der Krebs-Zyklus (aerobe Glykolyse) benutzt das Pyruvat (Abfallprodukt der Glykolyse) und<br />

Fette über um die daraus Lunge NAD+, eingeatmet NADH und haben) zu Wasser, dass wir anschließend über die<br />

CO2 zu generieren. Das NAD+ geht zurück in die Glykolyse<br />

Blase und ausscheiden.<br />

hält diesen Prozess aufrecht, das CO2 geht ins Blut und wird über die Lunge abgeatmet<br />

und das NADH wandert in den benachbarten aeroben Stoffwechsel.<br />

Dort gibt das NADH ein Elektron ab und wird zu NAD+ (ihr wisst was damit passiert). Das<br />

Da wir jetzt zweimal darüber gesprochen haben, dass CO 2 über die Lunge abgeatmet<br />

zu wird Wasser, und dass uns wir das anschließend Thema VO über 2max die später Blase ausscheiden. noch begegnen wird, sprechen<br />

abgegebene Elektron wiederum reagiert mit Sauerstoff (den wir über die Lunge eingeatmet<br />

haben)<br />

wir jetzt kurz darüber. Die VO 2max ist ein Indikator dafür, wie gut der aerobe<br />

Da<br />

Stoffwechsel<br />

wir jetzt zweimal<br />

funktioniert.<br />

darüber gesprochen<br />

Vereinfacht<br />

haben,<br />

gesagt<br />

dass CO2 ist<br />

über<br />

die VO<br />

die Lunge 2max die<br />

abgeatmet<br />

Differenz<br />

wird<br />

aus<br />

und<br />

uns das Thema VO2max später noch begegnen wird, sprechen wir jetzt kurz darüber. Die<br />

VO2max dem eingeatmeten ist ein Indikator Sauerstoff dafür, wie und gut dem der ausgeatmeten aerobe Stoffwechsel Sauerstoff funktioniert. bei maximaler Vereinfacht<br />

gesagt Belastung. ist die Diese VO2max Menge die Differenz (z.B. aus 35 dem ml/(kg*min)) eingeatmeten bezeichnet Sauerstoff und die dem Menge ausgeatmeten Sauerstoff,<br />

die im bei Körper maximaler pro Belastung. Minute verarbeitet Diese Menge wird. (z.B. Je 35 größer ml/(kg*min)) der Wert, bezeichnet desto bes-<br />

die<br />

Sauerstoff<br />

Menge ser funktioniert Sauerstoff, die der im aerobe Körper Stoffwechsel, pro Minute verarbeitet da dann wird. Sauerstoff Je größer der verbraucht Wert, desto wird besser<br />

funktioniert der aerobe Stoffwechsel, da dann Sauerstoff verbraucht wird und CO2 ausgeatmet<br />

und CO wird. 2 ausgeatmet wird.<br />

Zusammenfassung aerobes System<br />

• Fette und Sauerstoff halten den Prozess praktisch unbegrenzt lange aufrecht<br />

• Sauerstoff wird benötigt, CO2 abgeatmet -> Fähigkeit diese Stoffe zu transportieren<br />

und zu verarbeiten bestimmt die aerobe Leistungsfähigkeit<br />

• beteiligte Systeme: Lunge, Blut, Mitochondrien (Anzahl und Größe)<br />

• Indikator für die aerobe Leistungsfähigkeit: VO2max<br />

• Das aerobe System senkt die Laktatkonzentration<br />

Was ergibt sich sich nun nun aus aus diesen diesen Informationen als Trainingsziel, als Trainingsziel, um auf den um langen auf den Strecken langen<br />

Strecken zu sein? erfolgreich zu sein?<br />

erfolgreich<br />

1. Erhöhung 1. Erhöhung / Verbesserung / Verbesserung der Laktatproduktion der Laktatproduktion ! 23<br />

! 2 3<br />

2. Verbesserung des Laktatabbaus !<br />

3. Maximierung 2. Verbesserung der VO2max des Laktatabbaus ! 4 !<br />

3. Maximierung der VO2max ! 4<br />

Kann das HIIT Training leisten?<br />

Kann das HIIT Training leisten?<br />

HIIT Training<br />

Mit dem Wissen um den Energiestoffwechsel und den Eigenschaften von FTx, FTa und ST<br />

Fasern, 2 können wir einordnen, welche Wirkungen HIIT Training auf die verschiedenen Muskeltypen<br />

3 hat.<br />

Mehr zum Thema Laktat im Podcast „Junkmiles“, Folge 3 „Laktat – das Mythos-Molekül“<br />

Mehr zur Laktatproduktion im Podcast „Junkmiles“, Folge 10 „Der Gegenspieler Vlamax“<br />

4<br />

HIIT<br />

Mehr<br />

Training<br />

Informationen<br />

…<br />

im Podcast „Junkmiles“, Folge 4 „VO 2max – warum, wie hoch, weshalb?“<br />

ist Hoch Intensiv, dadurch triggert es die Glykolyse und die Laktatbildung wird angeregt bzw.<br />

verbessert.<br />

findet in Intervallen statt, sodass sich die FTx Fasern in der Pausenzeit nicht vollständig erho-


79<br />

HIIT TRAINING<br />

Mit dem Wissen um den Energiestoffwechsel und den Eigenschaften von FTx,<br />

FTa und ST Fasern, können wir einordnen, welche Wirkungen HIIT Training<br />

auf die verschiedenen Muskeltypen hat.<br />

HIIT Training …<br />

... ist Hoch Intensiv, dadurch triggert es die Glykolyse und die Laktatbildung<br />

wird angeregt bzw. verbessert.<br />

... findet in Intervallen statt, sodass sich die FTx Fasern in der Pausenzeit nicht<br />

vollständig erholen können und die nächste Wiederholung direkt durch Benutzung<br />

der FTa Fasern ausgeführt wird.<br />

... ist zielgerichtet, da wir nun beurteilen können, welche Aufgaben welche Anpassungen<br />

im Organismus hervorrufen.<br />

Im Gegensatz zum USRPT (Ultra Short Race Pace Training) gibt es im HIIT<br />

Training kein fest definiertes Trainingsprotokoll. 5 Das zeigt sich auch in der<br />

Vielzahl an Studien und Forschungsdesigns die zur Wirkung des HIIT Trainings<br />

existieren. Im Wesentlichen lassen sich die Studiendesigns in zwei Gruppen<br />

unterteilen, abhängig von der Belastungszeit.<br />

So wurde in einer Studie der Effekt von zwei Trainingsprotokollen unterschiedlicher<br />

Belastungsdauer auf die Leistungsfähigkeit der Probanden untersucht.<br />

Die Probanden haben über 8 Wochen 5x wöchentlich wie folgt trainiert: Gruppe<br />

1 lief jeweils 15 x 6 Sekunden all out mit 1 Minute Pause und Gruppe 2 lief in<br />

jeder Einheit 8 x 30 Sekunden all out mit 1,5 Minuten Pause.<br />

Als Ergebnis zeigte sich hier beispielhaft, dass, bei Belastungen die kürzer als<br />

30 Sekunden waren, die Probanden ihre „Power“ (also Energie pro Zeit) verbessern,<br />

aber keinen ausdauerverbessernden Effekt erreichen. Heißt also, die<br />

Glykolyse in den FTa Fasern und vor allem die Arbeitsweise der FTx Fasern ist<br />

verbessert worden (es finden mehr chemische Reaktionen in der gleichen Zeit<br />

statt), allerdings nicht das umliegende System zum Laktatabbau.<br />

Dem gegenüber findet bei Belastungen von 30 Sekunden und länger eine nachweisbare<br />

Verbesserung der anaeroben Ausdauer statt, da hier eine ausreichend<br />

lange Belastungzeit vorliegt, um die Glykolyse und Laktatbildung anzuregen<br />

sowie die Laktat-abbauenden Systeme und Strukturen zu verbessern. (4)<br />

In einer zweiten, hier beispielhaft angeführten, Studie, sind die Probanden über<br />

4 Wochen jeweils 4x wöchentlich 8 – 12 x 30 Sekunden bei 90% - 95% ihrer<br />

VO 2max gelaufen.<br />

5 Vgl. Podcast „The Big Pool Theory“, Folge 4 „USRPT“


80<br />

Anschließend wurde die Laufzeit bei einer Belastung von 130% VO 2max bis<br />

zur vollständigen Erschöpfung verglichen. Hier verlängerte sich die Laufzeit<br />

bis zur Erschöpfung im Anschluss an die Trainingsintervention um 27%, ohne<br />

jedoch einen Unterschied in der VO 2max und der 10 Kilometer Laufzeit zu bewirken.<br />

Was zunächst wie ein Misserfolg klingt, ist bei zweitem Hinsehen jedoch<br />

erstaunlich. Denn obwohl die 10 Kilometer eine klare Ausdauerstrecke<br />

sind (Belastungszeit > 27 Minuten), konnten die Probanden ohne traditionelles,<br />

zeitintensives Ausdauertraining, ihr Leistungsniveau halten. (1)<br />

Und genau hierin liegt der große Vorteil und die Verlockung des HIIT Trainings.<br />

Denn die Studienlage gestaltet sich so, dass trotz stark reduziertem Trainingsumfang<br />

und reduzierter Trainingszeit ein sehr hohes Ausdauerniveau erreicht<br />

und gehalten werden kann. Diese Versprechungen sind zu verlockend für die<br />

Trainingspraxis, um sie zu ignorieren und haben die Bekanntheit des HIIT Trainings<br />

enorm gesteigert. 6<br />

Ernest Maglischo hat 2012 zusammenfassend festgestellt, dass bei Belastungen<br />

nahe der maximalen Geschwindigkeit (empfundene Belastung bei 80 - 90%)<br />

über eine Dauer von 30 Sekunden bis hin zu mehreren Minuten die aerobe und<br />

anaerobe Ausdauer der FTa Fasern am meisten verbessert wird. Die Serienlänge<br />

kann hierbei 1000 – 2000 Meter betragen (10 – 20 Minuten) und die Pause soll<br />

so lang sein, dass die notwendige Geschwindigkeit erreicht werden kann. (3)<br />

Zusätzlich ergänzt Papadimitriou 2017, dass der Trainingseffekt zusätzlich gesteigert<br />

werden kann, wenn die Pause zwischen den Sprints aktiv bei 40 - 50%<br />

der maximalen Geschwindigkeit gestaltet wird. (5) Dadurch verbessert sich die<br />

VO 2max und die Fähigkeit zum Laktatabbau, da der aerobe Stoffwechsel aufrechterhalten<br />

wird.<br />

Abbildung 2 gibt einen guten Überblick, welche Anpassungen in den drei Muskelfasertypen<br />

bei welchen Geschwindigkeiten (Belastungen) hervorgerufen<br />

werden.<br />

6 Mehr Studien zum HIIT Training im Podcast „Swimcast“, Folge 17 „Richtiges Training und bessere Leistung“


81<br />

Abbildung 2: Maximaler Trainingseffekt auf die verschiedenen Muskelfasern<br />

Abbildung 2: Maximaler Trainingseffekt auf die verschiedenen Muskelfasern<br />

Hierbei wird deutlich, dass die besten Anpassungen der FTa Fasern stattfindet, wenn die Belastung<br />

zwischen wird deutlich, der Geschwindigkeit dass die besten der aerob-anaeroben Anpassungen Schwelle der FTa und Fasern der VO2max stattfin-<br />

Ge-<br />

Hierbei<br />

det, schwindigkeit wenn die liegt. Belastung zwischen der Geschwindigkeit der aerob/anaeroben<br />

schwindigkeit Schwelle und der liegt. VO 2max Geschwindigkeit liegt.<br />

Wirkung von HIIT Training<br />

• Verbesserte Glykolyse<br />

Wirkung • Höhere von Laktatproduktion HIIT Training<br />

•• Rekrutierung Verbesserte von Glykolyse mehr FTa Fasern<br />

•• Höhere VO2max Laktatproduktion<br />

• Verbesserung des aeroben Stoffwechsels<br />

Hierbei wird deutlich, dass die besten Anpassungen der FTa Fasern stattfinde<br />

lastung zwischen der Geschwindigkeit der aerob-anaeroben Schwelle und de<br />

• Rekrutierung von mehr FTa Fasern<br />

• Höhere VO2max<br />

• Verbesserung des aeroben Stoffwechsels<br />

Resultiert in höherer Geschwindigkeit<br />

Leider gibt Resultiert – wie gesagt in höherer – kein Geschwindigkeit<br />

standardisiertes Trainingsprotokoll zum HIIT Training.<br />

Aber jeder Trainer sollte mit den gegebenen Informationen in der Lage sein, selbst zu beurteilen,<br />

ob die gestellte Trainingsaufgabe in das Konzept HIIT passt.<br />

Leider gibt es – wie gesagt – kein standardisiertes Trainingsprotokoll zum HIIT<br />

Training. Aber jeder Trainer sollte mit den gegebenen Informationen in der<br />

Leider<br />

Das folgende<br />

gibt<br />

Aufgabenbeispiel<br />

es – wie gesagt<br />

lässt– sich<br />

kein<br />

zum<br />

standardisiertes<br />

Beispiel so anpassen,<br />

Trainingsprotokoll<br />

dass es HIIT Training<br />

zum<br />

wird: Lage sein, selbst zu beurteilen, ob die gestellte Trainingsaufgabe in das Konzept<br />

Aber<br />

8x100 HIIT passt. Meter<br />

jeder Trainer<br />

Hauptlage<br />

sollte mit den<br />

Ziel:<br />

gegebenen<br />

Bestzeit +9 Sekunden<br />

Informationen<br />

90<br />

in<br />

Sek.<br />

der Lage<br />

Pause<br />

sein, se<br />

len, 12x50 ob Meter die gestellte Kraul Trainingsaufgabe Ziel: Bestzeit in das +6 Sekunden Konzept HIIT passt. 90 Sek. Abgang<br />

Oder kein HIIT Training mehr ist<br />

Das folgende Aufgabenbeispiel lässt sich zum Beispiel so anpassen, dass es<br />

Das<br />

8x100<br />

HIIT folgende<br />

Meter<br />

Training wird: Aufgabenbeispiel<br />

Hauptlage Ziel:<br />

lässt<br />

Bestzeit<br />

sich<br />

+15<br />

zum<br />

Sekunden<br />

Beispiel so<br />

20<br />

anpassen,<br />

Sek. Pausedass es<br />

12x50 Meter Kraul Ziel: Bestzeit +3 Sekunden 5 Min. Pause<br />

wird: 8x100 Meter Hauptlage Ziel: Bestzeit +9 Sekunden 90 Sek. Pause<br />

8x100 Ist 12x50 HIIT Meter Training Kraul nun das Hauptlage ultimative Ziel: Konzept, Bestzeit Ziel: um +6 Bestzeit Sekunden über die langen +9 Sekunden 90 Strecken Sek. Abgang erfolgreich 90 zuSe<br />

12x50 sein? Oder kein Meter HIIT Training Kraul mehr ist Ziel: Bestzeit +6 Sekunden 90 Se<br />

Oder 8x100 kein Meter HIIT Hauptlage Training mehr Ziel: ist Bestzeit +15 Sekunden 20 Sek. Pause<br />

8x100 Grenzen<br />

12x50 Meter des<br />

Kraul<br />

HIIT Trainings Hauptlage Ziel: Bestzeit Ziel: +3 Bestzeit Sekunden +15 Sekunden 5 Min. Pause 20 Se<br />

Die kurze Antwort auf diese Frage lautet: Nein.<br />

12x50 Meter Kraul Ziel: Bestzeit +3 Sekunden 5 Mi<br />

Denn es sind noch viele Fragen offen oder sogar zum Nachteil der Ausdauerleistung beant-


82<br />

Ist HIIT Training nun das ultimative Konzept, um über die langen Strecken<br />

erfolgreich zu sein?<br />

GRENZEN DES HIIT TRAININGS<br />

Die kurze Antwort auf diese Frage lautet: Nein.<br />

Denn es sind noch viele Fragen offen oder sogar zum Nachteil der Ausdauerleistung<br />

beantwortet.<br />

Die Grenzen des HIIT Training liegen vor allem darin, dass …<br />

1. HIIT Training vorrangig nur die FTa Fasern trainiert, und die FTx<br />

und ST Fasern nicht, bzw. nicht optimal.<br />

2. HIIT Training eine hohe Beanspruchung der psychischen<br />

Fähigkeiten bedeutet, da permanent und immer wieder am<br />

Belastungsmaximum trainiert werden muss. Damit erhöht sich<br />

das Risiko von Burn-Out oder Übertraining.<br />

3. Kaum Studien vorliegen, die mit sehr gut trainierten SportlerInnen<br />

durchgeführt wurden.<br />

4. Die Untersuchungen in der Regel nur über kurze Zeiträume<br />

durchgeführt wurden.<br />

5. Kaum, bzw. keine Studien vorliegen, die mit Schwimmern und<br />

schwimmspezifischen Aufgaben durchgeführt wurden. 7<br />

Vor allem die Tatsache, dass HIIT Training die ST und FTx Fasern nicht optimal<br />

trainiert, begrenzt die Wirksamkeit dieses Trainingskonzeptes. Denn vor allem<br />

die ST Fasern sind zwingend notwendig, um die Laktatkonzentration während<br />

einer Belastung zu senken bzw. auf einem hohen Niveau stabil zu halten und<br />

damit eine hohe Leistung dauerhaft zu ermöglichen. Wie aus Abbildung 2 allerdings<br />

hervorgeht, werden die besten Anpassungeffekte der ST Muskulatur<br />

erzielt, wenn bei Geschwindigkeiten unterhalb der aerob-anaeroben Schwelle<br />

trainiert wird. Das ist beim HIIT Training nicht der Fall.<br />

7 2010 gab es eine Studie an der Sporthochschule Köln von Sperlich, die an einer Gruppe 9 –<br />

11-jähriger Kinder die Auswirkungen von 5-wöchigem HIIT Training untersucht haben und feststellten,<br />

dass sich unter anderem die 2000 Meter Zeit signifikant verbessert hat.(6) Die Ursache<br />

hierfür liegt wohl aber vorrangig darin, dass bei Kindern der anaerobe Stoffwechsel kaum ausgeprägt<br />

und trainiert ist und sich durch ein gezieltes Training dessen, schnelle und starke Anpassungen<br />

stattfinden. Denn eine Studie von Kilen (2014) hat die Auswirkungen von 12-wöchigem HIIT<br />

Training auf 41 Elite Schwimmer (17 – 23 Jahre alt) untersucht und keine leistungsfördernden<br />

Effekte des HIIT Trainings auf die 100 und 200 Meter Leistung feststellen können.


83<br />

FAZIT<br />

Eine Bewertung bestimmter Trainingsansätze (in diesem Fall des HIIT Trainings)<br />

kann nur erfolgen, wenn vorher klar ist, was das Ziel des Trainings ist<br />

(hier: die bestmögliche Leistung auf einer langen Strecke) und wenn das Wissen<br />

vorhanden ist, welche Mittel ich zur Leistungserbringung benutzen darf (meine<br />

Muskeln, bzw. meinen Körper) und wie diese funktionieren.<br />

Auf dieser Grundlage können wir nun sagen, dass HIIT Training unbedingt in<br />

den Trainingsalltag für Langstreckler einfließen sollte, als alleiniges Konzept<br />

aber nicht funktionieren wird.<br />

Vielmehr führt die Integration des HIIT Trainings zu einem polarisierten Trainingskonzept,<br />

bei dem mit HIIT die FTa Fasern und mit lang wirkenden niedrigen<br />

Belastungen die ST Fasern jeweils optimal trainiert werden. Im Wettkampf<br />

dann, führt die erreichte bestmögliche Entwicklung beider Muskelfasern zu<br />

einem optimalen Rennergebnis.<br />

Ein Training an der aerob-anaeroben Schwelle, also im permanenten Laktatgleichgewicht<br />

(Laktat steady-state), trainiert zwar beide Fasertypen, aber keine<br />

davon im optimalen Bereich mit den optimalen Anpassungen (vgl. Abbildung 2).<br />

Erstaunlicherweise konnte über alle Studien hinweg das Ausdauerniveau der<br />

Probanden im HIIT Protokoll erhalten werden, obwohl der Trainingsumfang<br />

und die Trainingszeit massiv reduziert worden ist. Dieser Effekt ist vermutlich<br />

nicht dauerhaft, aber für einige Wochen kann durch HIIT Training ein reduzierter<br />

Trainingsumfang aufgefangen werden. Diesen Effekt können wir uns<br />

im Trainingsalltag zu bestimmten Anlässen (Pandemie, Ferien, Urlaube, …)<br />

sicherlich zu Nutze machen, ohne uns aber gänzlich darauf verlassen zu dürfen!<br />

Abschließend bleibt fest zu halten, dass HIIT Training eine sinnvolle Ergänzung<br />

des bestehenden Ausdauertrainings darstellen kann. Mit dem hier vorgestellten<br />

Wissen ist es euch hoffentlich möglich, das Konzept HIIT in euren Trainingsalltag<br />

zu integrieren und Trainingsaufgaben den Anforderungen entsprechend zu<br />

schreiben.


84<br />

---------<br />

QUELLEN:<br />

Buch:<br />

(1)<br />

Karl Hamouche – The biology of swimming<br />

Paper:<br />

(1)<br />

Iaia, F.M., M. Thomassen, H. Kolding, T. Gunnarson, J. Wendell, T. Rostgaard,<br />

N. Nordsborg, P. Krustrup, L. Nybo, Y. Hellsten, and J. Bangsbo. (2008). Reduced<br />

volume but increased training intensity elevates muscle Na-K pump x1<br />

subunit and NHE1 expres-sion as well as short-term work capacity in humans.<br />

American Journal of Physiology: Regulatory, Integrative and Comparative Physiology,<br />

294: R966-R974.<br />

(2)<br />

Kilen, A., Larsson, T. H., Jørgensen, M., Johansen, L., Jørgensen, S., & Nordsborg,<br />

N. B. (2014). Effects of 12 weeks high-intensity & reduced-volume training<br />

in elite athletes. PloS one, 9(4), e95025.<br />

(3)<br />

Maglischo, E. (2015). Training Fast Twitch Muscle Fibers: Why and How. Res.<br />

Gate, 19, 1-30.<br />

(4)<br />

Mohr, M., P. Krustup, J.J. Neilsen, L. Nybo, M.K. Rasmussen, C. Jeul, and<br />

J. Bangsbo. (2007). Effect of two different intense training regimens on skeletal<br />

muscle ion transport proteins and fatigue development. American Journal<br />

of Physiology, Regulatory, Integrative and Comparative Physiology, 292:<br />

R1594-R1602.<br />

(5)<br />

Papadimitriou, K., & Savvoulidis, S. (2017). Does High Intensity Interval Training<br />

(HI-IT), have an effect on young swimmers´ performance?. Journal of<br />

Swimming Research, 25(1).<br />

(6)<br />

Sperlich, B., Zinner, C., Heilemann, I., Kjendlie, P. L., Holmberg, H. C., & Mester,<br />

J. (2010). High-intensity interval training improves VO 2peak, maximal<br />

lactate accumulation, time trial and competition performance in 9–11-year-old<br />

swimmers. European journal of applied physiology, 110(5), 1029-1036.<br />

Podcasts:<br />

(1)


85<br />

„Junkmiles“<br />

Folge 3 – Laktat<br />

Folge 4 – VO2max<br />

Folge 10 - VLamax<br />

Folge 31 – anaerobe Schwelle<br />

(2)<br />

„Swimcast“<br />

Folge 17 – Richtiges Training und bessere Leistung<br />

(3)<br />

„Big Pool Theory“<br />

Folge 4 – USRPT<br />

Autor:<br />

André Engel<br />

Cheftrainer Schwimmen<br />

SG Mühlheim<br />

Andre-Engel@gmx.de


86<br />

Sebastian Fischer<br />

BIOMECHANISCHE GRUNDLAGEN DER KRAULTECHNIK<br />

Die Strömungsdynamik des Schwimmens ist äußerst komplex. Das Verstehen<br />

des Prozesses wird zusätzlich durch die Tatsache erschwert, dass es nicht möglich<br />

ist, zu sehen, was das Wasser macht, während der Schwimmer 1 vorbeizieht.<br />

Noch schlimmer ist, dass jeder Schwimmer anders ist. Was für den einen<br />

Schwimmer gut funktioniert, kann für einen anderen kontraproduktiv sein. Das<br />

Hauptziel dieses Beitrages ist es, eine kurze Einführung in die Grundlagen der<br />

der Fluiddynamik auf der Basis des Buchbeitrags (Riewald & Rodeo, 2015) im<br />

Zusammenhang mit dem Schwimmen zu vermitteln. Zuerst sollen die Grundlagen<br />

der physikalischen Zusammenhänge in einem ersten kleinen Einstieg diskutiert<br />

werden, ohne den aktuellen Forschungsstand zu vernachlässigen. Anschließend<br />

sollen aktuelle Technikmerkmale der Freistiltechnik mit dem Wissen aus<br />

den neusten Publikationen verknüpft werden. Letztendlich wird kein Schwimmstil<br />

perfekt sein, aber wir beginnen hier mit der Feststellung, dass jeder Schwimmer<br />

mit und gegen die gleichen Gesetze der Strömungsdynamik konkurriert.<br />

Das Verständnis dieser Gesetze in praktischer Hinsicht ist entscheidend für die<br />

Entwicklung rationale Ansätze für schnelles Schwimmen zu entwickeln.<br />

Grundlagen der Fluiddynamik:<br />

Zwei wesentliche physikalische Gesetzmäßigkeiten im Schwimmen sind:<br />

(1) Das zweite Newtonsche Gesetz - das kritische Gleichgewicht zwischen<br />

Schubkraft und Widerstand<br />

Kraft = Masse * Beschleunigung<br />

Dies bedeutet, damit ein Körper der Masse (M), eine Beschleunigung (a) erfährt<br />

(d. h. die Geschwindigkeit mit der Zeit zunimmt), müssen wir eine Kraft, F, aufbringen.<br />

Im wirklichen Leben ist F oft nicht nur eine einzelne Kraft.<br />

Beim Schwimmen z. B. nutzt der Schwimmer eine Armaktion, kickt mit den<br />

Beinen und nutzt möglicherweise noch eine Art Delphinbewegung. Die Kräfte,<br />

die durch diese Körperbewegungen erzeugt werden, variieren mit der Zeit und<br />

treten nicht alle zur gleichen Zeit auf.<br />

1 Aus Gründen der Lesbarkeit wurde im Text die männliche Form gewählt, nichtsdestoweniger beziehen<br />

sich die Angaben auf Schwimmerinnen und Schwimmer aller Geschlechter.


87<br />

Ein Eliteschwimmer zeichnet sich dadurch aus, wie er diese Kräfte optimal koordiniert,<br />

um möglichst schnell zu sein. Diesen Vortriebskräften wird entgegengewirkt<br />

durch den Widerstand des Wassers, das dem Schwimmer entgegenwirkt,<br />

wenn er versucht, sich durch das Wasser zu bewegen. Man kann die Antriebskräfte<br />

als Schubkräfte bezeichnen und die Kräfte, die der Bewegung entgegenwirken,<br />

Hieraus<br />

als<br />

folgen<br />

Widerstandskräfte.<br />

drei Bedingungen:<br />

Wir können das zweite Newtonsche Gesetz wie<br />

folgt umschreiben<br />

Antriebskräfte = Widerstandskräfte – Geschwindigkeit bleibt gleich<br />

Schubkräfte - Widerstandskräfte = M * a<br />

Antriebskräfte > Widerstandskräfte – Geschwindigkeit nimmt zu<br />

Hieraus folgen drei Bedingungen:<br />

Antriebskräfte < Widerstandskräfte – Geschwindigkeit nimmt ab<br />

Antriebskräfte = Widerstandskräfte – Geschwindigkeit bleibt gleich<br />

Antriebskräfte Im Zusammenhang > Widerstandskräfte mit dem Schwimmen – Geschwindigkeit besagt das nimmt zweite zu Newtonsche Gese<br />

Antriebskräfte < Widerstandskräfte – Geschwindigkeit nimmt ab<br />

Leistungsschwimmer Schwimmer den Schub maximieren und den Widerst<br />

muss. Die Maximierung des Schubs erfolgt durch den Aufbau von<br />

Im Zusammenhang mit dem Schwimmen besagt das zweite Newtonsche Gesetz<br />

also, Verbesserung dass ein Leistungsschwimmer der Technik, die Minimierung Schwimmer den desSchub Widerstands maximieren wird und hauptsäc<br />

den Anpassung Widerstand der minimieren Körperposition muss. im Die Wasser Maximierung optimiert. des Schubs erfolgt durch<br />

den Aufbau von Kraft und die Verbesserung der Technik, die Minimierung des<br />

Widerstands wird hauptsächlich durch die Anpassung der Körperposition im<br />

Wasser optimiert.<br />

(2) Die Bernoulli-Gleichung<br />

(2) Die Bernoulli-Gleichung<br />

pppp 1 + ρρρρ 2 ∙ vvvv 1 2 = pppp 2 + ρρρρ 2 ∙ vvvv 2 2<br />

Die Bernoulli-Gleichung kann kann als als Gleichung Gleichung der der mechanischen mechanischen Energie Energie betrachtet<br />

Wettkampfschwimmer werden. Für einen Wettkampfschwimmer in einem Wettkampfschwimmbecken in einem Wettkampfschwimmbe-<br />

ist der Gesamtdruck ko<br />

betrachtet w<br />

cken die Flüssigkeit ist der Gesamtdruck langsamer konstant. wird, steigt Wenn der also statische die Flüssigkeit Druck langsamer an. Wenn wird, sich die F<br />

steigt bewegt, der dann statische ist der Druck statische an. Wenn Druck sich in der die schnell Flüssigkeit fließenden schnell Flüssigkeit bewegt, dann niedrig se<br />

ist<br />

Gleichung<br />

der statische<br />

stellt<br />

Druck<br />

somit die<br />

in der<br />

Grundlage<br />

schnell<br />

dar<br />

fließenden<br />

für die Bestimmung<br />

Flüssigkeit niedrig<br />

des dynamischen<br />

sein. Die<br />

Auftr<br />

Bernoulli-Gleichung stellt somit die Grundlage dar für die Bestimmung des dynamischen<br />

Auftriebs:<br />

FFFF wwww1 = cccc wwww + ρρρρ 2 ∙ vvvv2 ∙ AAAA<br />

cccc wwww - der Widerstandsbeiwert,


die Flüssigkeit langsamer wird, steigt der statische Druck an. Wenn sich die Flüssigkeit schn<br />

88bewegt, dann ist der statische Druck in der schnell fließenden Flüssigkeit niedrig sein. Die Bernou<br />

Gleichung stellt somit die Grundlage dar für die Bestimmung des dynamischen Auftriebs:<br />

FFFF wwww1 = cccc wwww + ρρρρ 2 ∙ vvvv2 ∙ AAAA<br />

cccc wwww - der Widerstandsbeiwert,<br />

ρ - die Dichte des Mediums,<br />

v - die Anströmgeschwindigkeit des Mediums,<br />

A - die Referenzfläche (bei Auftriebs- oder Tragflächen die Flügelfläche).<br />

Beachten Sie, dass sich bei einer Änderung der Strömungsgeschwindigkeit um den Faktor<br />

Beachten Sie, dass sich bei einer Änderung der Strömungsgeschwindigkeit um<br />

der sich der statische Druck um den Faktor vier ändert, da sich der Druck mit dem Quad<br />

den Faktor 2 der sich der statische Druck um den Faktor vier ändert, da sich der<br />

der Geschwindigkeit quadriert. Für unsere Zwecke, ist der allgemeine physikalische Einblic<br />

Druck mit dem Quadrat der Geschwindigkeit quadriert. Für unsere Zwecke, ist<br />

den diese Gleichung bietet, äußerst hilfreich. Der wichtigste Punkt, an den man sich erinne<br />

der allgemeine physikalische Einblick, den diese Gleichung bietet, äußerst hilfreich.<br />

Der wichtigste Punkt, an den man sich erinnern sollte, ist, dass, wenn wir<br />

sollte, ist, dass, wenn wir zwei Punkte in der Strömung betrachten, z. B. auf beiden Seiten d<br />

Hand, fließt das Wasser auf einer Seite schneller als auf der anderen, dann wird der Dru<br />

zwei Punkte in der Strömung betrachten, z. B. auf beiden Seiten der Hand, fließt<br />

dort niedriger sein, wo die Strömung schneller ist. Wenn die Geschwindigkeiten auf beid<br />

das Wasser auf einer Seite schneller als auf der anderen, dann wird der Druck<br />

Seiten der Hand gleich sind, ist auch der Druck gleich.<br />

dort niedriger sein, wo die Strömung schneller ist. Wenn die Geschwindigkeiten<br />

auf beiden Seiten der Hand gleich sind, ist auch der Druck gleich.<br />

(3) Schubkräfte und Widerstandskräfte<br />

Wir wenden uns nun den Kräften zu, die auf einen Körper im Wasser wirken<br />

oder von ihm erzeugt werden. Die vier Arten des Widerstands sind Form-, Stirn-,<br />

Reibungs- und Wellenwiderstand stehen den Antriebskräften entgegen. Zwei<br />

Mechanismen der Schuberzeugung sind im Wettkampfschwimmen dominant:<br />

der mit der Arm- oder Beinaktion verbundene Schub und der wirbelinduzierte<br />

Schub, bei dem die Körperbewegungen ein organisiertes System von Wirbeln<br />

erzeugen, die effektiv Flüssigkeit entlang der Körperachse pumpen.<br />

Die Schlussfolgerung aus dem ersten Prinzip ist, dass der Schwimmer, um sich<br />

vorwärts zu bewegen so viel Wasser wie möglich aufnehmen und entlang der<br />

Körperachse seines Körpers an seinen Füßen vorbei transportieren muss. Der<br />

Trick ist, dass der Schwimmer lernen muss, mit dem Wasser zu arbeiten, um<br />

es so zu bewegen, wie er es für richtig hält. Eine zweite Möglichkeit, Wasser<br />

am Körper entlang und an den Füßen vorbei zu treiben, ist die Einrichtung<br />

eines Systems von gegenläufig rotierenden Wirbeln, die die Flüssigkeit zwischen<br />

sich in eine bestimmte Richtung pumpen. Eine einfache Möglichkeit, sich<br />

dies vorzustellen, ist eine Baseball-Wurfmaschine bestehend aus zwei Gummirädern,<br />

die sehr nahe beieinander sind und sich in entgegengesetzte Richtungen<br />

drehen. Wenn ein Baseball zwischen die beiden Räder geworfen wird, wird er


89<br />

durch den Spalt gequetscht und durch die Drehbewegung der Räder herausgeschossen.<br />

Dieses Beispiel veranschaulicht das Prinzip des wirbelinduzierten<br />

Schubs. Eine beindruckende Studie zum Unterwasseraktion stammt von (Hochstein<br />

& Blickhan, 2011), welche zeigen konnten, dass im Vergleich zu Fischen<br />

die Schwimmer undulatorische Wellen nutzten, die durch viel höhere Strouhal-Zahlen,<br />

aber sehr ähnliche Amplitudenverteilungen entlang des Körpers und<br />

Froude-Effizienzen bei der Unterwasser-Delphinaktion gekennzeichnet waren.<br />

Wirbel, die im Bereich stark beugender Gelenke erzeugt werden, sind demnach<br />

geeignet, pedal zur Verbesserung des Vortriebs genutzt zu werden (Wirbelrückgewinnung).<br />

In dieser Untersuchung wurde eine der neusten Technologien zur Verständnisgewinnung<br />

im Strömungsprozess namens Digital Particle Image Velocimetry<br />

(DPIV) genutzt. Bei dieser Technik wird eine hochauflösende digitale Videokamera<br />

eingesetzt um die mit sehr kleinen reflektierenden Partikeln besetzte<br />

Strömung aufzuzeichnen. Auf Basis der Partikel könnten Teilchenbewegungen<br />

und daraus resultierende Kraftvektoren abgeleitet werden.<br />

Strukturelle Gliederung der Freistiltechnik<br />

Streng genommen sollte der Schwimmstil eigentlich keine Teile haben, da alle<br />

Bewegungen kontinuierlich sind und der Übergang von einer Bewegung zur<br />

nächsten fließend sein sollte. In diesem Beitrag beziehen wir uns der Einfachheit<br />

halber auf Phasen des Freistilschwimmens. Eine der bedeutendsten Untersuchungen<br />

zur Gesamtbewegung im Freistilschwimmen geht auf die Arbeitsgruppe<br />

(Chollet, Chalies, & Chatard, 2000) zurück. Diese Arbeitsgruppe entwickelte<br />

einen Gesamtindex zur Koordination beim Freistilschwimmen, einen Parameter,<br />

der nicht nur die Armkoordination, sondern auch die Koordination zwischen<br />

den Gliedmaßen quantifizieren kann. Dazu gehören der bekannte Index der Koordination<br />

mit der die relative Dauer der Armaktion erfasst werden kann.


In einer Neuauflage zum Index auf Coordination wurde nun durch eine neue Arbeitsgruppe<br />

90<br />

Koordination zwischen den Gliedmaßen quantifizieren kann. Dazu gehören der bekannte Index<br />

der Koordination mit der die relative Dauer der Armaktion erfasst werden kann.<br />

Abb. 1. Antriebskräfte durch Undulationsbewegungen (Hochstein & Blickhan, 2011)<br />

durch Undulationsbewegungen (Hochstein & Blickhan, 2011)<br />

Abb. 1. Antriebskräfte durch Undulationsbewegungen (Hochstein & Blickhan, 2011)<br />

Abb. 2. Modifizierte Abbildung des des IdC IdC in in Anlehnung an (Chollet an (Chollet al., et 2000) al., 2000)


91<br />

In einer Neuauflage zum Index auf Coordination wurde nun durch eine neue Arbeitsgruppe<br />

(Mezêncio et al., 2020) ein neuer Parameter: der Index der Synchronisation<br />

(Ids) zwischen Arm- und Beinaktionen hinzugenommen. Dabei wird<br />

einaktion erstmals in einer die Schwimmtechnik Interaktion von Arm- quantitativ und Beinaktion erfasst. in Diese einer Parameter Schwimmtechnik wurden zwi<br />

xperten und quantitativ Amateurschwimmern erfasst. Diese Parameter in einem wurden maximalen zwischen Freistilsprint Experten und verglichen. Amateurschwimmern<br />

in einem maximalen Freistilsprint verglichen.<br />

Abb. 3. Index der Synchronisation zwischen Armaktion<br />

bb. 3. Index der und Beinaktion Synchronisation (Mezêncio et zwischen al., 2020) Armaktion und Beinaktion (Mezêncio<br />

020)<br />

65% der Expertenschwimmer verwendeten synchronisierte Armbewegungen,<br />

5% der Expertenschwimmer während 95% der Amateurschwimmer verwendeten unsynchronisierte Armbewegungen, verwendeten.<br />

Diese synchronisierten unsynchronisierte Expertenschwimmer Armbewegungen konvergierten verwendeten. auch zu<br />

während<br />

er Amateurschwimmer<br />

nchronisierten einem spezifischen Expertenschwimmer Koordinationsmuster konvergierten zwischen Fußposition auch zu und Armschlagphasen.<br />

Die vorliegende zwischen Fußposition Studie zeigt die undInterdependenz Armschlagphasen. von Arm- Die und vorliegende Bein-<br />

S<br />

einem spezifi<br />

oordinationsmuster<br />

aktionen und die Bedeutung der Koordination und Synchronisation zwischen<br />

eigt die Interdependenz von Arm- und Beinaktionen und die Bedeutung der Koordin<br />

den Gliedmaßen.<br />

nd Synchronisation zwischen den Gliedmaßen.<br />

Die Körperrolle als Taktgeber<br />

Die Körperrolle ist die Bewegung, die den Takt vorgibt und als zeitlicher Bezugspunkt<br />

für die Koordinierung gilt. Die Drehung des Körpers um seine Längsachse<br />

wird somit auch oft als sogenannte Körperdrehung bezeichnet.<br />

ie Körperrolle als Taktgeber<br />

ie Körperrolle ist die Bewegung, die den Takt vorgibt und als zeitlicher Bezugspunkt f<br />

oordinierung gilt. Die Drehung des Körpers um seine Längsachse wird somit auch o<br />

genannte Körperdrehung bezeichnet.


sogenannte Körperdrehung bezeichnet.<br />

92<br />

Abb. 4. Winkel der Schulterachsenlängsrotation über einen Bewegungszyklus<br />

Abb. 4. ausgehend Winkel vom der Zeitpunkt Schulterachsenlängsrotation des ersten Wasserkontaktes der rechten über Hand einen Bewegungszyk<br />

(Riewald & Rodeo, 2015)<br />

Wenn<br />

Zeitpunkt<br />

z. B.<br />

des<br />

der<br />

ersten<br />

Zeitpunkt<br />

Wasserkontaktes<br />

der Atmung<br />

der<br />

auf<br />

rechten<br />

den Zeitpunkt<br />

Hand (Riewald<br />

gelegt wird,<br />

& Rodeo<br />

an d<br />

maximal Wenn z. zur B. der Seite Zeitpunkt gerollt der ist, Atmung dann sollte auf den die Zeitpunkt Atmung gelegt den wird, Rhythmus an dem nicht st<br />

der Körper maximal zur Seite gerollt ist, dann sollte die Atmung den Rhythmus<br />

rollen viele geübte Schwimmer vergleichbare Winkeländerungen im Schult<br />

nicht stören. In der Tat rollen viele geübte Schwimmer vergleichbare Winkeländerungen<br />

oder nicht im Schultergürtel, atmen, und ob darüber sie atmen hinaus oder nicht sie atmen, rollen und den darüber gleichen hi-<br />

Betrag z<br />

atmen<br />

der naus Atmungsseite sie rollen den gleichen und der Betrag Nicht-Atmungsseite. zu beiden Seiten der Atmungsseite Es erscheint und sinnvoll, der den<br />

Nicht-Atmungsseite. Es erscheint sinnvoll, den Rhythmus Körperdrehung<br />

Körperdrehung festzulegen und dann die anderen Arm- und Beina<br />

festzulegen und dann die anderen Arm- und Beinaktionen darauf abzustimmen.<br />

abzustimmen. Ein einfacher regelmäßiger Ein einfacher Rhythmus regelmäßiger als Grundlage Rhythmus für die als anderen Grundlage Aktionen für die an<br />

zu zu haben, bietet offensichtliche Vorteile. Vorteile.<br />

Abb. 5. Winkel der Schulterachsen- und Hüftlängsrotation im Vergleich über einen<br />

Bewegungszyklus ausgehend vom Zeitpunkt des ersten Wasserkontaktes der<br />

linken Hand (Riewald & Rodeo, 2015)<br />

Abb. 5. Winkel der Schulterachsen- und Hüftlängsrotation im Vergleich über e<br />

Bewegungszyklus ausgehend vom Zeitpunkt des ersten Wasserkontaktes der<br />

(Riewald & Rodeo, 2015)


93<br />

Abb. 5. Winkel der Schulterachsen- und Hüftlängsrotation im Vergleich über einen<br />

Bewegungszyklus Hier sind zwei wichtige ausgehend Informationen vom Zeitpunkt in der des Abb.5 ersten verborgen. Wasserkontaktes Erstens rollen der linken H<br />

(Riewald die Hüften & Rodeo, nicht so 2015) stark wie die Schultern, wie man in der Grafik erkennen<br />

kann und zweitens erfolgt das Abrollen der Hüfte in der Regel automatisch als<br />

Hier Reaktion sind auf zwei die wichtige Schulterbewegung Informationen leicht in zeitlich der Abb.5 versetzt. verborgen. Das Abrollen Erstens rollen der die<br />

nicht Hüfte so und stark der wie Beine die zuzulassen, Schultern, so wie dass man der in Beinabstoß der Grafik schräg erkennen erfolgt, kann ist undvon<br />

zweitens<br />

das Vorteil, Abrollen um die der Tendenz Hüfte in des der Regel Unterkörpers automatisch auszugleichen, als Reaktion in auf Reaktion die Schulterbewegun<br />

auf die<br />

zeitlich Armaktion. versetzt. Es ist Das sogar Abrollen kontraproduktiv, der Hüfte zu und versuchen, der Beine die zuzulassen, Füße perfekt so dass in der der Bei<br />

schräg vertikalen erfolgt, Ebene ist zu von halten. Vorteil, um die Tendenz des Unterkörpers auszugleichen, in R<br />

auf Eine die aktuelle Armaktion. Studie Es (Gonjo, ist sogar Fernandes, kontraproduktiv, Vilas-Boas, zu & versuchen, Sanders, 2021) die Füße unter-perfeksuchte<br />

die Amplitude Ebene zu halten. der Körperrolle Eine aktuelle und den Studie Zeitpunkt (Gonjo, ihres Fernandes, Höhepunkts Vilas-Boas, beim & S<br />

vertikalen<br />

2021) Kraulschwimmen. untersuchte die Es Amplitude wurden 80 der Schwimmvideos Körperrolle und (zehn den Zeitpunkt Schwimmer ihres (ausschließlich<br />

Männer) Es × wurden zwei Techniken 80 Schwimmvideos (Rücken und (zehn Freistil) Schwimmer × vier (ausschließlich Intensitä-<br />

M<br />

Höhepunk<br />

Kraulschwimmen.<br />

× ten) zwei erfasst, Techniken die von (Rücken zwei Über- und Freistil) und vier × Unterwasserkameras vier Intensitäten) erfasst, aufgenommen die von zwei Üb<br />

vier wurden. Unterwasserkameras Die aktuelle Bestzeit aufgenommen über die 100m wurden. Freistil Die lag aktuelle bei: 54,50 Bestzeit ± 1,23s über und die 100m<br />

lag 100m bei: Rücken 54,50 ± 60,56 1,23s ± und 1,29100m s. Rücken 60,56 ± 1,29 s.<br />

Abb. 6. Winkel der maximalen Schulterachsen- (links) und Hüftlängsrotation (rechts) in<br />

Abb. 6. Abhängigkeit Winkel der von maximalen der Schwimmgeschwindigkeit Schulterachsen- (83%, (links) 88%, und 93% Hüftlängsrotation und Vmax) (rechts) i<br />

Abhängigkeit in einem von Bewegungszyklus der Schwimmgeschwindigkeit (Gonjo et al., 2021) (83%, 88%, 93% und Vmax) in einem<br />

Bewegungszyklus (Gonjo et al., 2021)<br />

Zusammenfassend lässt sich sagen, wenn die Intensität erhöht wird, dass<br />

Schwimmer die Amplitude von Schulterrolle und Hüftrolle beim Rückenschwimmen<br />

(blaue Linie, Abb. 6) beibehalten, während die Schwimmer die<br />

Amplitude der Schulter- & Hüftrolle beim Freistil (rote Linie, Abb. 6) reduzieren.<br />

Weiterhin konnte ein weiteres spannendes Bewegungsdetail erarbeitet werden,<br />

die Veränderung des Zeitpunktes der maximalen Rotation innerhalb eines<br />

Bewegungszyklus verändert sich bei zunehmender Schwimmgeschwindigkeit<br />

im Freistilschwimmen.


Bewegungszyklus verändert sich bei zunehmender Schwimmgeschwindigkeit<br />

Freistilschwimmen.<br />

94<br />

Abb. 7. Winkel der maximalen Schulterachsen- (links) und Hüftlängsrotation (rechts) in<br />

Abb. 7. Winkel<br />

Abhängigkeit<br />

der<br />

von<br />

maximalen<br />

der Schwimmgeschwindigkeit<br />

Schulterachsen-<br />

(Blau<br />

(links)<br />

83%,<br />

und<br />

Rot<br />

Hüftlängsrotation<br />

88%,<br />

(rechts) in<br />

Abhängigkeit Grün 93% von und der Gelb Schwimmgeschwindigkeit Vmax) in einem Bewegungszyklus (Blau (Gonjo 83%, et al., Rot 2021) 88%, Grün 93% und G<br />

Vmax) in einem Bewegungszyklus (Gonjo et al., 2021)<br />

Offensichtlich besteht eine Abhängigkeit zwischen Schwimmgeschwindigkeit<br />

und Körperrolle. Um diesen Zusammenhang besser zu verstehen dient eine<br />

Untersuchung aus einer griechischen Arbeitsgruppe „Zum Einfluss der Beintechnik<br />

auf den Freistil-Sprint?“ (Gourgoulis et al., 2014). Ziel dieser Studie<br />

Offensichtlich war es, den Einfluss besteht des Beinkicks eine Abhängigkeit auf das Muster, zwischen die Orientierung Schwimmgeschwindigkeit<br />

und die von<br />

Körperrolle. der Hand erzeugten Um diesen Vortriebskräfte, Zusammenhang die Effizienz besser zu der verstehen Armaktion, dient die eine Rumpfneigung,<br />

griechischen die Inter-Arm-Koordination Arbeitsgruppe „Zum und Einfluss die intrazyklische der Beintechnik horizontale auf den Ge-<br />

Freistil-Spr<br />

Untersuchung<br />

einer<br />

(Gourgoulis schwindigkeitsvariation et al., 2014). der Ziel Hüfte dieser beim Studie Sprint-Freistilschwimmen war es, den Einfluss zu des untersuchen.<br />

die Neun Orientierung Schwimmerinnen und die (Alter: von der 18,40 Hand ± erzeugten 4,90, Größe: Vortriebskräfte, 1,68 ± 0,15 m, die Effizien<br />

Beinkicks au<br />

Muster,<br />

Armaktion, Gewicht: 59,00 die ± Rumpfneigung,<br />

5,74 kg, Bestzeit die 100m Inter-Arm-Koordination F: 63,24 ± 2,39 s) schwammen und zwei die intrazykl<br />

horizontale maximale Sprintversuche Geschwindigkeitsvariation über 25 m Freistil der mit Hüfte und ohne beim Beinkicks. Sprint-Freistilschwimmen<br />

Die Unterwasserbewegungen<br />

Neun Schwimmerinnen in den Sprints wurden (Alter: mit 18,40 vier ± Camcorder 4,90, Größe: aufgezeichnet. 1,68 ± 0,15 m, Gew<br />

untersuchen.<br />

59,00<br />

Als Resultate<br />

± 5,74 kg,<br />

zeigte<br />

Bestzeit<br />

die<br />

100m<br />

Studie<br />

F:<br />

beim<br />

63,24<br />

Einsatz<br />

± 2,39<br />

der<br />

s)<br />

Beine<br />

schwammen<br />

erhöhte<br />

zwei<br />

sich<br />

maximale<br />

die mittlere<br />

Schwimmgeschwindigkeit signifikant. Im Gegensatz dazu wurden die Ge-<br />

Sprintvers<br />

über 25 m Freistil mit und ohne Beinkicks. Die Unterwasserbewegungen in den S<br />

schwindigkeit und die Ausrichtung der Hand, die Größe und die Richtung der<br />

wurden mit vier Camcorder aufgezeichnet. Als Resultate zeigte die Studie beim Einsat<br />

Vortriebskräfte sowie die Froude-Effizienz der Armaktion nicht verändert. Die<br />

Beine erhöhte sich die mittlere Schwimmgeschwindigkeit signifikant. Im Gegensatz<br />

intrazyklische horizontale Geschwindigkeitsvariation der Hüfte wurde ebenfalls<br />

wurden<br />

nicht verändert,<br />

die Geschwindigkeit<br />

während der<br />

und<br />

Koordinationsindex<br />

die Ausrichtung der<br />

signifikant<br />

Hand, die<br />

abnahm.<br />

Größe<br />

Eine<br />

und<br />

signifikante<br />

Abnahme<br />

die Richtun<br />

Vortriebskräfte sowie<br />

(13<br />

die<br />

%)<br />

Froude-Effizienz<br />

wurde auch bei<br />

der<br />

der<br />

Armaktion<br />

Neigung des<br />

nicht<br />

Rumpfes<br />

verändert.<br />

(Längsachsendrehung)<br />

Geschwindigkeitsvariation beobachtet. Somit könnte der der Hüfte positive wurde Effekt ebenfalls des Beinkicks nicht verändert, auf wäh<br />

Die intrazykl<br />

horizontale<br />

der die Koordinationsindex Schwimmgeschwindigkeit, signifikant neben abnahm. der offensichtlichen Eine signifikante direkten Abnahme Erzeugung (13 %) wurde<br />

bei von der Vortriebskräften Neigung des Rumpfes aus den Beinen, (Längsachsendrehung) wahrscheinlich auf beobachtet. die Verringerung Somit könnte der der po<br />

Effekt Rumpfneigung des Beinkicks zurückgeführt auf die Schwimmgeschwindigkeit, werden, während die Erzeugung neben der offensichtlichen Vortriebskräfte<br />

und von die Effizienz Vortriebskräften der Armaktion aus den nicht Beinen, signifikant wahrscheinlich beeinflusst auf zu werden die Verringerun<br />

dir<br />

Erzeugung<br />

Rumpfneigung scheinen. zurückgeführt werden, während die Erzeugung der Vortriebskräfte un<br />

Effizienz der Armaktion nicht signifikant beeinflusst zu werden scheinen.


Die Erholungsphase<br />

Die Erholungsphase<br />

95<br />

Abb. 8. Armaktionen in der Überwasserphase (Riewald & Rodeo, 2015)<br />

Abb. 8. Armaktionen in der Überwasserphase (Riewald & Rodeo, 2015)<br />

Trainer sollten aus aus mehreren Gründen Gründen eine hohe eine Ellenbogenposition hohe in der Erholungsphase in der Erholungsphase<br />

Einer der betonen. Hauptgründe Einer ist, der dass Hauptgründe sie dazu beiträgt, ist, dass dass sie der dazu Arm beiträgt, nicht zurdass<br />

Seite<br />

betonen.<br />

ausschwingt. der Arm nicht Ein zur Ausschwingen Seite ausschwingt. der oberen Ein Ausschwingen Gliedmaßen nach der außen oberen (d.h. Gliedmaßen eine weite<br />

Ausholbewegung) nach außen (d.h. erzeugt eine weite eine Ausholbewegung) Reaktion, bei der die erzeugt unteren eine Gliedmaßen Reaktion, natürlich bei der in die die<br />

entgegengesetzte Richtung rotieren.<br />

unteren Gliedmaßen natürlich in die entgegengesetzte Richtung rotieren.<br />

Abb. 9. Armaktionen von Stefan Nystrand (links, Ex-Weltrekordhalter 100 m Freistil<br />

(Kurzbahn), 00:45,83 min) und Alain Bernard (rechts, Ex-Weltrekordhalter 100 m Freistil<br />

(Langbahn), Abb. 9. Armaktionen 00:47,50 von min) Stefan im Vergleich Nystrand (links, Ex-Weltrekordhalter 100 m Freistil<br />

(Kurzbahn), 00:45,83 min) und Alain Bernard (rechts, Ex-Weltrekordhalter 100 m<br />

Freistil (Langbahn), 00:47,50 min) im Vergleich<br />

Aus Abb. 9 wird ersichtlich, dass lediglich der Masseschwerpunkt des Armes entscheidend ist<br />

für Aus die Abb. Größe 9 der wird Hebelwirkung ersichtlich, auf dass die Beinachse. lediglich Dabei der Masseschwerpunkt ist es unerheblich bzw. des liegt Armes in der<br />

persönlichen entscheidend Präferenz ist für des die Schwimmers Größe der ob Hebelwirkung der Ellenbogen auf gebeugt die oder Beinachse. gestreckt Dabei ist. ist<br />

es unerheblich bzw. liegt in der persönlichen Präferenz des Schwimmers ob der<br />

Ellenbogen gebeugt oder gestreckt ist.<br />

Die Streck- und Eintauchphase<br />

Die Streck- und Eintauchphase<br />

Während der Arm nach vorne greift, rollt der Körper auf die andere Seite. Nehmen wir an,<br />

dass Während der rechte der Arm sich nach erholt vorne und greift, der Körper rollt rollt der Körper von der auf rechten die Seite andere aus Seite. zu der Nehmen<br />

wir Wenn an, der dass Körper der rechte jedoch Arm zur Seite sich erholt gerollt und ist, kann der Körper die Hand rollt auf von natürliche der rechten Weise<br />

linken<br />

Seite.<br />

bequem Seite aus nach zu der vorne linken greifen, Seite. ohne Wenn eine der Fehlausrichtung Körper jedoch zur verursachen. Seite gerollt Tatsächlich ist, kann<br />

unterstützt die gerollte Position des Körpers die Stromlinienform, weil der Kopf ganz<br />

die Hand auf natürliche Weise bequem nach vorne greifen, ohne eine Fehlausrichtung<br />

zu verursachen.<br />

natürlich an den Oberarm geschmiegt ist. Die gute Ausrichtung und Stromlinienform<br />

minimieren den Widerstand<br />

Tatsächlich<br />

der Wasserströmung<br />

unterstützt die<br />

um<br />

gerollte<br />

den Körper.<br />

Position<br />

Der<br />

des<br />

Widerstand<br />

Körpers<br />

an<br />

die<br />

der<br />

Luft-Wasser-Grenzfläche ist minimal, sowohl der Wellenwiderstand als auch der<br />

8


96<br />

Stromlinienform, weil der Kopf ganz natürlich an den Oberarm geschmiegt ist.<br />

Die gute Ausrichtung und Stromlinienform minimiert den Widerstand der Wasserströmung<br />

um den Körper. Der Widerstand an der Luft-Wasser-Grenzfläche ist<br />

minimal, sowohl der Wellenwiderstand als auch der Formwiderstand. Um den<br />

rmwiderstand. Kraftaufwand Um den zu verringern, Kraftaufwand der zu erforderlich verringern, ist, der um erforderlich eine bestimmte ist, um Geschwin-<br />

eine bestimmte<br />

schwindigkeit beizubehalten, oder oder um um alternativ die die um um die die Geschwindigkeit bei bei gegebener<br />

zu Anstrengung erhöhen, muss zu erhöhen, der Schwimmer muss der Schwimmer den Widerstand den Widerstand reduzieren. reduzie-<br />

Dies klingt<br />

gegebener<br />

strengung<br />

fach und ren. Dies offensichtlich, klingt einfach aber und die offensichtlich, Reduzierung aber des die Widerstands Reduzierung kann des leichter Widerstands gesagt als<br />

an sein. kann Folglich leichter sind gesagt der Massenschwerpunkt als getan sein. Folglich und sind Auftriebsmittelpunkt der Massenschwerpunkt näher beieinander, und<br />

durch Auftriebsmittelpunkt der Dreheffekt geringer näher beieinander, ausfällt (Abb wodurch 10b), der Dreheffekt zum Absinken geringer der ausfällt Beine führt.<br />

durch (Abb ergibt 10b), sich der die zum gewünschte Absinken der Situation, Beine führt. dass Dadurch der Widerstand ergibt sich die reduziert gewünschte wird, die<br />

gfrequenz Situation, reduziert dass wird, der Widerstand die Geschwindigkeit reduziert wird, beibehalten die Zugfrequenz wird und, reduziert als Folge wird, davon, die<br />

glänge die erhöht Geschwindigkeit wird. beibehalten wird und, als Folge davon, die Zuglänge erhöht<br />

wird.<br />

Abb. 10.<br />

Einfluss der Kickaktivität<br />

in der Streckund<br />

Eintauchphase<br />

(Riewald & Rodeo,<br />

2015)<br />

Das Ziel der Studie von (Marinho D. et al., 2011) war es, die Beziehung zwischen<br />

b. 10. Einfluss der Kickaktivität in der Streck- und Eintauchphase (Riewald & Rodeo,<br />

der Leistung beim Freistilschwimmen und hydrodynamischen Variablen während<br />

des Kraulbeinschlags zu analysieren. Hierzu nahmen sechzehn jugendliche<br />

15)<br />

Schwimmerinnen (9,2±0,6 Jahre; 42.4±8.5kg, 1.5±0.1m, 214.2±48.0s) an dieser<br />

Studie teil. Gemessen wurden die 200m Kraulleistung, die 200m Kraulbeinschlagleistung<br />

der Studie von und (Marinho der aktive Widerstand D. et al., 2011) während war des es, Beinkicks. die Beziehung Die 200m-Frei-<br />

zwischen der<br />

s Ziel<br />

istung stil-Leistung beim Freistilschwimmen korrelierte signifikant und mit hydrodynamischen der Leistung beim 200m-Beinarbeit Variablen während (89% des<br />

aulbeinschlags Übereinstimmung) zu analysieren. und mit Hierzu der hydrodynamischen nahmen sechzehn Widerstandskraft jugendliche bei Schwimmerinnen<br />

der Freistil-<br />

Jahre; Beinaktion 42.4±8.5kg, (-70% 1.5±0.1m, Übereinstimmung). 214.2±48.0s) Diese an dieser Ergebnisse Studie unterstreichen teil. Gemessen die wurden<br />

2±0,6<br />

200m Bedeutung Kraulleistung, des Beinkicks die 200m für die Kraulbeinschlagleistung Leistung beim Kraulschwimmen und der in aktive diesem Alter Widerstand<br />

hrend des Beinkicks. Die 200m-Freistil-Leistung korrelierte signifikant mit der Leistung<br />

m 200m-Beinarbeit (89% Übereinstimmung) und mit der hydrodynamischen


97<br />

und deuten auf die wichtige Rolle der Kickbewegung während des Trainings bei<br />

jungen Schwimmern hin. Eine weitere interessante Studie zur Antriebsgestaltung<br />

der Armaktion in der Eintauchphase stammt von Daiki Koga (Koga, Homoto,<br />

Tsunokawa, & and Takagi, 2020). Diese Studie wurde von der International Society<br />

of Biomechanics in Sports mit einem Nachwuchspreis ausgezeichnet. Der<br />

Zweck dieser Studie war die erneute Untersuchung der Handantriebskraft während<br />

der Eintauchphase beim Freistilschwimmen. Die Eintauchphase wurde als<br />

nicht-propulsive Phase definiert (Chollet et al., 2000). Die anderen Phasen der<br />

definiert. Zwölf männliche Schwimmer führten ein 20-m-Freistil-Sprint mit maxima<br />

Armaktion in der Unterwasserphase wurden als propulsive Phase definiert.<br />

Anstrengung durch. (FINA Punkte in 50m F: 610,5) Zur Schätzung der Handantriebskr<br />

Zwölf männliche Schwimmer führten ein 20-m-Freistil-Sprint mit maximaler Anstrengung<br />

durch. (FINA Punkte in 50m F: 610,5) Zur Schätzung der Handan-<br />

wurden sechs Drucksensoren an der rechten Hand (jeweils drei auf der Ober- und Unterse<br />

der Hand) angebracht und die Versuche wurden mit einem dreidimensionalen Motio<br />

triebskraft wurden sechs Drucksensoren an der rechten Hand (jeweils drei auf der<br />

Capture-System aufgezeichnet.<br />

Ober- und Unterseite der Hand) angebracht und die Versuche wurden mit einem<br />

dreidimensionalen Motion-Capture-System aufgezeichnet.<br />

Abb. 11. Einfluss der Eintauchphase der Hand auf die Vortriebsgestaltung<br />

Abb. 11. Einfluss der Eintauchphase der Hand auf die Vortriebsgestaltung im Schwimm<br />

im Schwimmen (Koga et al., 2020)<br />

(Koga et al., 2020)<br />

Das Ergebnis war, dass dass die die mittlere Vortriebskraft in der in der Eintauchphase 22,4 22,4 ± 12,9 ± N betr<br />

und 12,9 damit N betrug 29,1% und des damit Gesamtvortriebs 29,1% des einer Gesamtvortriebs Armaktion. Daher einer kann Armaktion. auch dieDaher<br />

Eintauchpha<br />

als kann vortriebswirksame auch die Eintauchphase Phase betrachtet als vortriebswirksame werden, obwohl Phase sich die betrachtet Hand gegen werden, die Strömu<br />

bewegt. obwohl In sich der die linken Hand Abb. gegen 11 erkennt die Strömung man die Druckunterschiede bewegt. In der linken zwischen Abb. Handinnenfläc<br />

11 erkennt<br />

Handaußenfläche man die Druckunterschiede in der mit zwischen EC-Phase Handinnenfläche bezeichneten Eintauchphase. und Handaußen-<br />

Die dara<br />

und<br />

resultierende fläche in der Kraft mit EC-Phase ist auf der bezeichneten rechten Seite Eintauchphase. dargestellt. Diese Die resultierende daraus resultieren-<br />

Kraft beruht a<br />

der Ausrichtung Kraft ist auf der des rechten resultierenden Seite dargestellt. Kraftvektors Diese begründet resultierende durch die Kraft eingangs beruht beschrieben auf<br />

Druckunterschiede der Ausrichtung des auf resultierenden Basis der Bernoulli Kraftvektors Gleichung. begründet durch die eingangs<br />

beschriebenen Druckunterschiede auf Basis der Bernoulli Gleichung.<br />

Die Streck- und Eintauchphase<br />

Die Körperrolle hat dazu beigetragen, den Arm und den Körper zu einer stromlinienförmig


98<br />

Die Streck- und Eintauchphase<br />

Die Körperrolle hat dazu beigetragen, den Arm und den Körper zu einer stromlinienförmigen<br />

Haltung auszurichten. Gemäß dem Prinzip der Minimierung der<br />

Zeit von Widerstandskräften sollten die Hand und der Unterarm schnell positioniert<br />

werden, um ein starkes und frühes „Wasserfassen“ umzusetzen, besonders<br />

beim Sprintschwimmen. Bei längeren Wettkämpfen ist ein kurzes Gleiten<br />

vor dem Wasserfassen angebracht, da es hilft, einen guten Rhythmus bei einer<br />

langsameren Frequenz beizubehalten. Das kurze Gleiten hilft, die Körperausrichtung<br />

zu optimieren, um den Widerstand zu reduzieren und den maximalen<br />

Nutzen aus dem Vortrieb der anderen Hand zu ziehen. Es verbessert die Zuglänge<br />

und ermöglicht eine gewisse physiologische Erholung sowie optimiert<br />

die Wirtschaftlichkeit. Eine hochgezogene Ellbogenposition schafft dabei ein<br />

starkes Hebelsystem und ermöglicht die Innenrotation der Schulter zur Erzeugung<br />

der Vortriebskraft. Daher sollte die Ellenbogenaufstellung betont werden,<br />

um sicherzustellen, dass das Wasserfassen und der erste Teil des Zuges stark<br />

ausgeführt werden.<br />

Gute Schwimmer erzeugen schnelle Handgeschwindigkeiten nicht nur durch<br />

das Strecken der Schulter, sondern auch durch eine Innenrotation der Schulter<br />

mit leicht gebeugtem Ellbogen. Diese Aktion ermöglicht es der Hand und dem<br />

Unterarm, sich schnell in einer Richtung zu bewegen, die eine große Wassermasse<br />

auf einer großen Oberfläche beschleunigt. Viele Trainer weisen Schwimmer<br />

häufig an, den Ellenbogen während der frühen Phase der Zugphase beim Freistil<br />

in einer hohen Position (hohe Ellenbogenposition) zu halten, jedoch wurde die<br />

hohe Ellenbogenposition nie quantitativ ausgewertet. Hierzu liegt jetzt erstmals<br />

eine Studie (Suito, Nunome, & Ikegami, 2017) vor.<br />

Sechzehn hochqualifizierte und 6 unerfahrene männliche Schwimmer führten<br />

25 m Front-Crawl mit maximaler Anstrengung aus und ihre 3-dimensionale<br />

Armbewegung wurde mit 60 Hz aufgezeichnet. Es wurde versucht, einen neuen<br />

Index zur Bewertung der hohen Ellenbogenposition unter Verwendung von<br />

3-dimensionalen Koordinaten der Schulter-, Ellenbogen- und Handgelenke zu<br />

entwickeln. Ein hoher Ellenbogenindex korrelierte bei geübten Schwimmern<br />

mäßig mit dem durchschnittlichen Schulterinnenrotationswinkel (r = -0,652, P<br />

< 0,01) und der Schwimmgeschwindigkeit (r = -0,683, P < 0,01) während der<br />

Zugphase.


99<br />

Abb. 12. Links Ermittlung des hoher Ellenbogenindex a) positiver hoher Ellenbogenindex<br />

Ermittlung b) negativer des hoher des Ellenbogenindex hoher Ellenbogenindex und rechts a) Unterschiede positiver a) positiver im hoher Ellenbogenin<br />

hoher tiver negativer hoher hoher Ellenbogenindex Ellenbogenindex Abhängigkeit und von rechts und der Expertise rechts Unterschiede (Suito Unterschiede et al., 2017) im Ellenbogenind im<br />

Abhängigkeit von der von Expertise der Expertise (Suito et (Suito al., 2017) et al., 2017)<br />

. 12. Abb. Links 12. Ermittlung Links<br />

Obschon der neue Index nur bedingt gut mit der Schwimmgeschwindigkeit<br />

korrelierte, konnten die Unterschiede im Bewegungsverhalten zwischen unterschiedlichen<br />

Leistungsklassen eindrücklich belegt werden.<br />

hon Obschon der neue der Index neue Index nur bedingt nur bedingt gut mit gut der mit Schwimmgeschwindigkeit der korre<br />

ten konnten die Die Druckphase Unterschiede die Unterschiede im Bewegungsverhalten im zwischen zwischen unterschied<br />

Leistungsklassen eindrücklich eindrücklich belegt werden. belegt werden.<br />

Die Hand geht vom „Insweep“ (Zugphase) in das über, was gemeinhin als „Upsweep“<br />

bezeichnet wird. Obwohl diese Begriffe in der Literatur verwendet werden,<br />

ist die Druckphase weniger eine Aufwärtsbewegung, sondern vielmehr ein fortgesetzter<br />

„Rückwärtsschub“, der auch mit der Bewegung der Hand nach oben zur<br />

Druckphase Die Druckphase<br />

Wasseroberfläche endet. Mechanisch erfolgt ein Übergang von Innenrotation zu<br />

einem Rückwärtsschieben, bei dem Ellbogen- und Schulterextension vor allem<br />

Hand Die geht Hand Streckung vom geht des „Insweep“ vom Ellbogens „Insweep“ und (Zugphase) der Schulter (Zugphase) in hervorgehoben das inüber, das werden. was über, gemeinhin Die was Körperrolle gemeinhin als „Ups al<br />

ichnet bezeichnet wird. kehrt sich Obwohl wird. beim Übergang Obwohl diese von Begriffe diese Zug- Begriffe zur in Druckphase der in Literatur der um und Literatur hilft, verwendet der Rückwärtsbewegung<br />

weniger weniger der Hand eine mit Aufwärtsbewegung, einer Art der Impulsübertragung. sondern Genauso sondern vielmehr wie vielmehr die Rumpf-<br />

ein fortge ein<br />

„Rückwärtsschub“, rotation zu der einem auch kraftvollen der mit auch der Wurf mit Bewegung beiträgt, der Bewegung wenn der ein Hand Sportler der nach Hand einen oben nach Ball zur nach oben Wasserober<br />

vorne zur t. Mechanisch endet. wirft, Mechanisch hilft erfolgt die Rumpfrotation erfolgt ein Übergang ein beim Übergang von Schwimmen, Innenrotation von Innenrotation die Hand zu zurückzuschleudern, einem Rückwärtsschiebe<br />

einem um<br />

verwendet werden, wer i<br />

Druckphase<br />

mehr Rückwärtskraft für eine längere Zeit aufzubringen. In der Druckphase erreicht<br />

Ellbogen- dem Ellbogen- und Schulterextension und vor allem vor Streckung allem Streckung des Ellbogens des Ellbogens und derund<br />

Sc<br />

der Schwimmer die höchste Geschwindigkeit in einem Bewegungszyklus. Somit<br />

hervorgehoben liegt werden. die Fragestellung werden. Die Körperrolle Die nahe, Körperrolle ob die kehrt Geschwindigkeit sich kehrt beim sich Übergang des beim Hüftpunktes Übergang von Zug- (als von maximale<br />

der hilft, Geschwindigkeit) Rückwärtsbewegung der ein nützliches der Werkzeug Hand der mit Hand ist, das einer mit einfach Art einer und der Art schnell Impulsübertr der die<br />

auso Genauso wie Schwimmeffizienz die wie Rumpfrotation die Rumpfrotation bewerten zu einem zu können zu kraftvollen einem und kraftvollen als Feedback Wurf beiträgt, Wurf für die beiträgt, Bewertung wenn ein wenn ver-<br />

Sportler ein S<br />

zur Zug- Druck zu<br />

und um hilft, und<br />

nach Ball wendet nach vorne werden vorne wirft, kann wirft, (Fernandes, hilft die hilft Ribeiro, Rumpfrotation die Figueiredo, Rumpfrotation Seifert, beim & Vilas-Boas, beim Schwimmen, Schwimmen,<br />

2012). die<br />

Sechzehn Schwimmer*innen führten ein intermittierendes inkrementelles Protokoll<br />

durch, das eine Bewertung der individuellen anaeroben Schwellengeschwindigkeit<br />

zulässt. Ein kompletter Schwimmzyklus wurde bei der Schwelle analysiert, die der<br />

anaeroben Schwelle des jeweiligen Schwimmers entspricht. Die Stichprobe bestand


Abb. 13. Oben: Ermittlung des Fehlers zwischen Ganzkörperanalyse und nur Analyse des<br />

Abb. 13. Oben:<br />

Hüftpunktes<br />

Ermittlung des Fehlers zwischen Ganzkörperanalyse und nur Analy<br />

Hüftpunktes Unten: und Geschwindigkeitsprofil Unten: Geschwindigkeitsprofil eines Bewegungszyklus eines (Fernandes Bewegungszyklus et al., 2012) (Fernandes<br />

2012)<br />

Die Geschwindigkeit wird mit ca. 7% und Distanz der Hüftbewegung mit 3<br />

% über oder unterschätzt. Dennoch bekommt man einen guten Überblick in<br />

Die welchen Geschwindigkeit Momenten hohe wird bzw. mit niedrige ca. 7% intrazyklische und Distanz der Geschwindigkeiten Hüftbewegung vorliegen.<br />

Einen Dennoch ähnlichen bekommt Ansatz wählt man einen auch guten die Arbeitsgruppe Überblick in welchen (Engel, Schaf-<br />

Momenten hoh<br />

mit 3 % übe<br />

unterschätzt.<br />

niedrige fert, Ploigt, intrazyklische & Mattes, 2022) Geschwindigkeiten um Andre Engel. vorliegen. Sie untersuchten Einen ähnlichen mit Hilfe Ansatz von wählt au<br />

Arbeitsgruppe<br />

Beschleunigungsdaten,<br />

(Engel, Schaffert,<br />

ob die intrazyklischen<br />

Ploigt, & Mattes,<br />

Geschwindigkeitsmuster<br />

2022) um Andre Engel.<br />

für<br />

Sie unters<br />

mit<br />

Schwimmer<br />

Hilfe von<br />

auf<br />

Beschleunigungsdaten,<br />

unterschiedlichen Leistungsniveaus<br />

ob die intrazyklischen<br />

gleich ausfallen.<br />

Geschwindigkeitsmust<br />

Die Daten<br />

wurden während regelmäßiger Trainingseinheiten mit Athleten auf nationaler<br />

und regionaler Ebene erhoben. Sechs weibliche (14,8 ± 0,9 Jahre) und vier<br />

Schwimmer auf unterschiedlichen Leistungsniveaus gleich ausfallen. Die Daten w<br />

während regelmäßiger Trainingseinheiten mit Athleten auf nationaler und regionaler<br />

männliche (16,0 ± 0,7 Jahre) Schwimmer nahmen an dieser Studie teil. Sieben<br />

erhoben.<br />

Athleten nahmen<br />

Sechs weibliche<br />

an den nationalen<br />

(14,8 ±<br />

Juniorenmeisterschaften<br />

0,9 Jahre) und vier<br />

teil<br />

männliche<br />

und erreichten<br />

(16,0 ± 0,7<br />

Schwimmer<br />

bei dieser Veranstaltung<br />

nahmen an<br />

durchschnittlich<br />

dieser Studie<br />

517<br />

teil.<br />

±<br />

Sieben<br />

56 FINA-Punkte.<br />

Athleten<br />

Jeder<br />

nahmen<br />

von<br />

an<br />

ih-<br />

den nati<br />

eine Bewertung der individuellen anaeroben Schwellengeschwindigkeit zulässt<br />

kompletter 100 Schwimmzyklus wurde bei der Schwelle analysiert, die der anaeroben Sc<br />

des jeweiligen Schwimmers entspricht. Die Stichprobe bestand im Wesentlichen aus At<br />

mit im Freistil Wesentlichen Langstreckenerfahrung: aus Athleten mit Freistil 29.2 Langstreckenerfahrung: ± 10.3 Jahre, Größe: 175.1 29.2 ± ± 10.3 4.8cm, Jah-Gewichtre,<br />

kg, Größe: Körperfettmasse: 175.1 ± 4.8cm, 10.9 Gewicht: ± 6.567.7 kg, ± Langstreckenerfahrung: 5.7 kg, Körperfettmasse: 6.6 10.9 ± ± 5.9 6.5 Jahre. kg,<br />

5.7<br />

Langstreckenerfahrung: 6.6 ± 5.9 Jahre.<br />

Die Probanden wurden in der Sagittalebene mit einer Doppelkamera-Anordnun<br />

Die Probanden wurden in der Sagittalebene mit einer Doppelkamera-Anordnung<br />

für zweidimensionale kinematische Analysen<br />

zweidimensionale kinematische Analysen erfasst.<br />

erfasst.


FINA-Punkte. Jeder von ihnen schwamm 100 m Freistil und zusammen<br />

Schwimmzüge absolviert. Die Schwimmer wurden in die Handhabung 101 des Syst<br />

Zweck der Studie eingeführt. Jeder Schwimmer wurde aufgefordert, 100 m<br />

moderater nen schwamm Intensität 100 m zu Freistil schwimmen. und zusammen Die Versuche wurden 289 wurden Schwimmzüge außerdem absolviert.<br />

Die Schwimmer wurden in die Handhabung des Systems und den Zweck<br />

gefilmt u<br />

wurden mit einem Beschleunigungssensor aufgezeichnet, der am unteren<br />

der Studie eingeführt. Jeder Schwimmer wurde aufgefordert, 100 m Kraulen mit<br />

Schwimmers angebracht war.<br />

moderater Intensität zu schwimmen. Die Versuche wurden außerdem gefilmt<br />

und die Daten wurden mit einem Beschleunigungssensor aufgezeichnet, der am<br />

unteren Rücken des Schwimmers angebracht war.<br />

Abb. 14. Mittlere Profile der Beschleunigungssensordaten (Engel et al., 2022)<br />

Abb. 14. Mittlere Profile der Beschleunigungssensordaten (Engel et al., 2022)<br />

Unabhängig von der Ermüdung wurden in den drei dargestellten Kanälen die<br />

gleichen Charakteristika beobachtet. Sowohl der Rollwinkel als auch die Winkelgeschwindigkeit<br />

Unabhängig von der<br />

zeigen<br />

Ermüdung<br />

ein sinusförmiges<br />

wurden in<br />

Verhalten<br />

den drei<br />

mit<br />

dargestellten<br />

einem globalen<br />

Kanälen<br />

Maximum und Minimum innerhalb jedes Zyklus, wie von mehreren Autoren<br />

Charakteristika beobachtet. Sowohl der Rollwinkel als auch die Winkelges<br />

(Callaway, 2015; Davey, Anderson, & James, 2008; Rowlands, James, & Lee,<br />

zeigen 2013; ein Stamm sinusförmiges & Thiel, 2015) Verhalten für die mit Hüfte einem und für globalen die Schulterrolle Maximum bestätigt und Minimu<br />

jedes (Kudo, Zyklus, Sakurai, wie Miwa, von mehreren & Matsuda, Autoren 2017). (Callaway, Außerdem ist 2015; der Davey, Nullwert Anderson, in vrot &<br />

Rowlands, mit dem Extremwert James, & Lee, im Rollwinkel 2013; Stamm verknüpft. & Thiel, Eine 2015) automatische für die Hüfte Analyse und des für die<br />

bestätigt Zeitintervalls (Kudo, zwischen Sakurai, den Miwa, Armaktionen & Matsuda, könnte 2017). also das Außerdem individuelle ist Defizit der Nullwer<br />

dem eines Extremwert Sportlers aufdecken im Rollwinkel und zur Trainingssteuerung verknüpft. Eine beitragen. automatische Analyse des Z<br />

zwischen den Armaktionen könnte also das individuelle Defizit eines Sportlers au<br />

Quantitative Analyse der Schwimmtechnik<br />

zur Trainingssteuerung beitragen.<br />

In einem Interview zur Ästhetik im Wasser weist Alexander Popow (vierfacher<br />

Olympischer Sieger, sechsfacher Weltmeister) darauf hin:<br />

Quantitative Analyse der Schwimmtechnik


102<br />

„…Yannick Agnel zum Beispiel hat eine sehr gute Technik, James<br />

Magnussen, Britta Steffen und Paul Biedermann auch. Jeder ist einzigartig<br />

und deshalb kann man Techniken nicht vergleichen. Generell<br />

hat das technische Niveau der Schwimmer zugenommen.“<br />

(Alexander Popow im Interview mit Melanie Haack)<br />

Popov hebt damit hervor, dass sich Schwimmstile im Spitzensport durch individuelle<br />

Ausprägungen unterscheiden, ohne dass diese gegeneinander aufzuwiegen<br />

wären. In ähnlicher Weise äußert sich Cameron van der Burgh:<br />

“Adam Peaty ist eines dieser Sportler-Phänomene, die so vorher<br />

noch nicht gesehen worden waren. Ein Schwimmer, der vieles anders<br />

zu machen scheint, der, … einen komplett neuen Stil kreiert habe.”<br />

(Cameron van der Burgh, Goldmedaillengewinner der Olympischen<br />

Spiele 2012 im Interview mit Sabrina Knoll)<br />

Insofern sind spezielle Ausdifferenzierungen in einer Schwimmtechnik in allen<br />

Schwimmlagen zu finden. Es zeigen sich jedoch auch Gemeinsamkeiten in den<br />

Schwimmtechniken, die bei vielen Schwimmerinnen und Schwimmern beobachtet<br />

werden. Von einem Technikleitbild im Leistungssport spricht man dann,<br />

wenn sich Athletinnen und Athleten in einer Sportart an besonderen und allgemeinen<br />

Merkmalen einer ganz bestimmten Bewegungstechnik orientieren. In<br />

der Fachliteratur versteht man unter diesem Begriff „die nach dem derzeitigen<br />

(wissenschaftlichen und praktischen) Erkenntnisstand optimale, personenunabhängige<br />

Bewegungsfolge zur Lösung einer sportlichen Aufgabe“ (Hohmann et<br />

al., 2002:119). Als Zieltechnik bezeichnet man dann „die angestrebte Bewegung<br />

eines konkreten Techniktrainings. Sie kann als Abstimmung des Technikleitbildes<br />

auf das Individuum verstanden werden“ (Hohmann et al., 2002:119). Nach Hohmann<br />

und Kollegen erfordert eine theoretische Ableitung des Technikleitbildes<br />

aufgrund biomechanischer Zusammenhänge eine umfassende Prüfung von zugehörigen<br />

Modellen, die so in der Fachliteratur bislang noch nicht vorliegen.<br />

Demgegenüber könnte ein anderer Weg, darin liegen, ein Technikleitbild empirisch<br />

abzuleiten und dabei die Gemeinsamkeiten von erfolgreichen Sportlern zugrunde<br />

zu legen. In diesem Forschungsprojekt (Kibele et al., 2020) wurden aus Technikanalysevideos<br />

von Schwimmern und Schwimmerinnen, die im Rahmen einer Leistungsdiagnostik<br />

aufgezeichnet wurden, quantitative Informationen über deren Segmentbewegungen<br />

gewonnen. Dabei kam eine spezielle Software zur markerlosen<br />

Erkennung der Gelenkpositionen zum Einsatz, um die aufwendige und schwierige<br />

Bewegungsanalyse im Schwimmen zu vereinfachen. Auf Basis der aus der Faktorenanalyse<br />

gewonnenen Bewegungsmuster erfolgte die mathematisch-statistische<br />

Beschreibung eines Technikleitbildes. Das Ziel war die Einbindung einer quantitati-


ven Bewegungsanalyse der Schwimmtechnik im Rahmen der Leistungsdiagnostik.<br />

Es sollten dabei „digitale, adaptive Technikleitbilder“ entstehen, die es ermöglichen<br />

konkrete Vergleiche zwischen Technikleitbild und der individuellen Schwimmtechnik<br />

eines aktuell zu diagnostizierenden Schwimmers bzw. einer aktuell zu diagnostizierenden<br />

Schwimmerin durchzuführen. In diesem durch das Bundesinstitut für<br />

Sportwissenschaft (BMI/BISp - Aktenzeichen: 072041/18-19) geförderten Projekt<br />

konnten unterschiedliche Freistilschwimmtechniken auch in der deutschen Leistungsspitze<br />

nachgewiesen werden. Ein detaillierter Einblick in das Projekt sowie<br />

einem weiterführenden abrufbaren Abschlussbericht findet man unter der Website:<br />

https://www.bisp-surf.de/Record/PU202101000553<br />

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Autor:<br />

Dr. Sebastian Fischer<br />

Wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />

Universität KasseI - Institut für Sport und Sportwissenschaft<br />

sebastian.fischer@uni-kassel.de


105<br />

Ilka Staub, Luis Ohlendorf, Katharina Nuyen & Inga Fokken<br />

Ilka Staub, Luis Ohlendorf, Katharina Nuyen & Ilga Fokken<br />

Entwicklung ENTWICKLUNG eines EINES funktionalen FUNKTIONALEN Bewegungsverständnisses BEWEGUNGS- als<br />

Voraussetzung für das Erlernen elementarer Kraul-Technikelemente<br />

VERSTÄNDNISSES ALS VORAUSSETZUNG FÜR DAS ER-<br />

LERNEN ELEMENTARER KRAUL-TECHNIKELEMENTE<br />

1 Einleitung<br />

Das Kraulschwimmen 1. Einleitung ist die schnellste unserer klassischen Sportschwimmtechniken. Darüber<br />

hinaus spielt sie eine große Rolle bei der Ausbildung der Grundlagenausdauer der meisten<br />

Schwimmer*innen. Um eine schwimmerische Bewegung effizient und ökonomisch ausführen<br />

Das Kraulschwimmen ist die schnellste unserer klassischen Sportschwimmtechniken.<br />

Darüber hinaus Es stellt spielt sich daher sie eine die große Frage, Rolle wie bereits bei der in jungen Ausbildung Jahren der der<br />

zu können bedarf es einer „guten Technik“ und einem besonderen<br />

„Wasserbewegungsgefühl“.<br />

Grundstein Grundlagenausdauer für eine Kraulschwimmtechnik der meisten Schwimmer*innen. gelegt werden kann, Um eine die schwimmerische<br />

Verlaufe eines<br />

schwimmsportlichen Bewegung effizient Trainings und ökonomisch weiterentwickelt, ausführen optimiert zu können und den bedarf sich es verändernden einer „guten<br />

Technik“ Voraussetzungen und einem angepasst besonderen werden „Wasserbewegungsgefühl“. kann!<br />

Es stellt sich<br />

körperlichen<br />

Ein daher weit verbreiteter die Frage, Lehrweg wie bereits bei in der jungen Hinführung Jahren zur der Kraulschwimmtechnik Grundstein für eine Kraulschwimmtechnik<br />

Teillernmethode. gelegt Über werden linear kann, aufgebaute die im Verlaufe Übungsfolgen, eines schwimmsportli-<br />

in denen das<br />

ist die<br />

klassische<br />

Schwimmbrett chen Trainings zunächst weiterentwickelt, zum Erlernen des optimiert Kraulbeinschlags und den von sich den verändernden Händen gehalten körperlichen<br />

und<br />

später die Armbewegung<br />

Voraussetzungen<br />

mit zwischen-die-Beine-geklemmtem-Brett<br />

angepasst werden kann!<br />

erarbeitet wird, erfolgt<br />

eine unmittelbar an der „Ziel- bzw.<br />

Idealbewegung“<br />

Ein weit verbreiteter<br />

orientierte<br />

Lehrweg<br />

bei der nach Hinführung gängigem zur<br />

Vermittlung<br />

Prinzip. Kraulschwimmtechnik Begleitet wird ist dieser<br />

Lernprozess klassische von Teillernmethode.<br />

der wertenden<br />

Einteilung Über linear der aufgebaute gezeigten<br />

Bewegungen<br />

Übungsfolgen,<br />

in „richtig“<br />

in denen<br />

oder<br />

„falsch“ durch die Lehrenden.<br />

das Schwimmbrett zunächst<br />

Orientierung zum an Erlernen einem solch des<br />

Die<br />

leitbilddominierten externen Soll-<br />

Kraulbeinschlags von den<br />

Wert führt zwar zügig zu einer Abbildung 1: nach 1: nach Schöllhorn, Schöllhorn, Beckmann, Beckmann, Janssen und Michelbrink (2009)<br />

Händen gehalten und später<br />

die Armbewegung „auszusehen hat“, mit erzeugt jedoch eher ein mechanisches als ein funktionales<br />

genauen Vorstellung davon, wie<br />

Janssen und Michelbrink (2009)<br />

die Bewegung<br />

Bewegungsverständnis. zwischen-die-Beine-geklemmtem-Brett So vollziehen Lernenden erarbeitet die wird, vermittelten erfolgt schwimmerischen<br />

eine unmittelbar<br />

an der oft „Ziel- ohne ein bzw. Gespür Idealbewegung“ dafür zu entwickeln, orientierte inwiefern Vermittlung die ausgeführte nach gängigem Bewegung<br />

Bewegungen<br />

die physikalischen Prinzip. Begleitet Eigenschaften wird dieser des Wassers Lernprozess optimalvon nutzt. der Im wertenden traditionellen Einteilung Unterricht bzw. der<br />

Training<br />

gezeigten<br />

ist das<br />

Bewegungen<br />

Üben also als wiederholendes<br />

in „richtig“ oder<br />

„Einschleifen“<br />

„falsch“ durch<br />

derselben<br />

die Lehrenden.<br />

Bewegung zu deuten<br />

und bietet wenig Gelegenheit für ein variables und kontrastierendes Erfahren, Entdecken und<br />

Ausprobieren<br />

Die Orientierung<br />

(Laging, 2021).<br />

an einem<br />

Auch<br />

solch<br />

wenn<br />

leitbilddominierten<br />

sich bei dieser Vorgehensweise<br />

externen Soll-Wert<br />

zunächst<br />

führt<br />

recht<br />

schnell zwar ein zügig Lernerfolg zu einer einstellt genauen (da Vorstellung die schwimmerischen davon, wie Bewegungen die Bewegung der „auszusehen<br />

idealtypischen<br />

Bewegung hat“, erzeugt früh ähneln), jedoch wird eher bei einer mechanisches langfristigen Beobachtung als ein funktionales dieser Schwimmer*innen<br />

Bewegungsverständnis.<br />

klar: Es So fehlt vollziehen der „berühmte die Rutsch“! Lernenden die vermittelten schwimmerischen<br />

irgendwann<br />

Bewegungen oft ohne ein Gespür dafür zu entwickeln, inwiefern die ausgeführte<br />

Bewegung<br />

Die Entwicklung eines funktionalen<br />

die physikalischen<br />

Bewegungsverständnisses<br />

Eigenschaften des<br />

entsteht<br />

Wassers<br />

aus der<br />

optimal<br />

Kenntnis<br />

nutzt.<br />

des<br />

Wirkungszusammenhangs „Auftrieb – Antrieb – Widerstand“ und bildet die Grundlage für<br />

das<br />

Im<br />

sog.<br />

traditionellen<br />

„Wasserbewegungsgefühl“.<br />

Unterricht bzw.<br />

Dieses<br />

Training<br />

kann<br />

ist<br />

sich<br />

das Üben<br />

nur aus<br />

also<br />

vielen<br />

als wiederholendes<br />

und vor allem<br />

vielfältigen „Einschleifen“ Bewegungserfahrungen derselben Bewegung entwickeln zu (Lange deuten & und Volck, bietet 1999). wenig Es Gelegenheit erscheint daher für<br />

lohnenswert, einen Vermittlungsansatz zu wählen, der Elemente eines erfahrungsorientierten


106<br />

ein variables und kontrastierendes Erfahren, Entdecken und Ausprobieren (Laging,<br />

2021). Auch wenn sich bei dieser Vorgehensweise zunächst recht schnell<br />

ein Lernerfolg einstellt (da die schwimmerischen Bewegungen der idealtypischen<br />

Bewegung früh ähneln), wird bei einer langfristigen Beobachtung dieser<br />

Schwimmer*innen irgendwann klar: Es fehlt der „berühmte Rutsch“!<br />

Die Entwicklung eines funktionalen Bewegungsverständnisses entsteht aus der<br />

Kenntnis des Wirkungszusammenhangs „Auftrieb – Antrieb – Widerstand“ und<br />

bildet die Grundlage für das sog. „Wasserbewegungsgefühl“. Dieses kann sich<br />

nur aus vielen und vor allem vielfältigen Bewegungserfahrungen entwickeln<br />

(Lange & Volck, 1999). Es erscheint daher lohnenswert, einen Vermittlungsansatz<br />

zu wählen, der Elemente eines erfahrungsorientierten Lernens nutzt und<br />

am individuellen Zugang der Schwimmer*innen zum Wasser ausgerichtet ist.<br />

Die Lehrenden stellen dabei u.a. unterschiedlichste Bewegungsaufgaben, die<br />

den Schwimmer*innen z.B. ermöglichen, den Wasserwiderstand in verschiedenen<br />

Wasserlagen und Situationen zu spüren und bestmöglich zu meiden sowie<br />

sich diverse Formen und Möglichkeiten des Antreibens mit Armen und<br />

Beinen zu erarbeiten. In der bewussten Auseinandersetzung mit den physikalischen<br />

Eigenschaften des Wassers entsteht zwischen den Lernenden und dem<br />

Bewegungsraum Wasser ein Bewegungsdialog, bei dem die Schwimmer*innen<br />

immer besser erkennen, welche Bewegungen Antrieb bewirken und welche Bewegungen<br />

oder Körperhaltungen die Fortbewegung im Wasser bremsen.<br />

Die Lehrenden begleiten diesen Lernprozess vom Beckenrand aus, indem sie<br />

Lernanlässe arrangieren, Impulse geben und zur Reflexion anregen. Gemeinsam<br />

mit den Lehrenden und Trainingspartner*innen oder Mitschüler*innen erarbeiten<br />

sich die Schwimmer*innen über individuelle, erfahrungsbezogene und situativ-flexible<br />

Antriebsmöglichkeiten eine erste Schwimmtechnik. Diese erfährt<br />

im weiteren Unterrichts- bzw. Trainingsverlauf zunehmende Ökonomisierung<br />

und kann z.B. auch bei körperlichen Veränderungen (beispielsweise in der Pubertät)<br />

den neuen Voraussetzungen angepasst werden.<br />

2. Grundlegende Bewegungserfahrungen und Erkenntnisse im<br />

Wasser als Fundament für das Erlernen einer Schwimmtechnik<br />

Das Kraulschwimmen sowie alle anderen Arten der Fortbewegung im Wasser<br />

funktionieren im Grundsatz als ein Zusammenspiel aus dem Nutzen und Meiden<br />

des Wasserwiderstands (Bissig & Gröbli 2004). Für die Lernenden ist es<br />

deshalb entscheidend zu verstehen, wie der Wasserwiderstand zum Abdruck sowie<br />

Halt und damit zum Vortrieb genutzt werden kann (Hildebrandt-Stramann,<br />

2007). Ein reflektierter Umgang mit dem Element Wasser und dem Bewegen


im Grundsatz als ein Zusammenspiel aus dem Nutzen und Meiden des Wasserwiderstands<br />

(Bissig & Gröbli 2004). Für die Lernenden ist es deshalb entscheidend zu verstehen, 107wie de<br />

Wasserwiderstand zum Abdruck sowie Halt und damit zum Vortrieb genutzt werden kann<br />

(Hildebrandt-Stramann, 2007). Ein reflektierter Umgang mit dem Element Wasser und dem<br />

Bewegen darin setzt darin jedoch setzt jedoch voraus, voraus, dass die dass Lernenden die Lernenden die notwendigen die notwendigen Erfahrungen Erfahrungen in in de<br />

Auseinandersetzung Auseinandersetzung mit dem mit Wasser dem machen, Wasser um machen, zu dieser um Erkenntnis zu dieser zu Erkenntnis gelangen. zu<br />

gelangen.<br />

Abbildung 2: angelehnt an Bissig & Gröbli (2004)<br />

Abbildung 2: angelehnt an Bissig & Gröbli (2004)<br />

Wie<br />

Wie<br />

bei<br />

bei<br />

allen<br />

allen<br />

Schwimmtechniken<br />

Schwimmtechniken<br />

geht es<br />

geht<br />

auch<br />

es<br />

bei<br />

auch<br />

der<br />

bei<br />

Erarbeitung<br />

der Erarbeitung<br />

der Kraulschwimmtechnik<br />

der Kraulschwimmtechnik<br />

darum, umfassende zunächst darum, Erfahrungen umfassende im Erfahrungen Wasser zu im sammeln Wasser und zu sam-<br />

eine sog<br />

zunächst<br />

„Schwimmerische meln und eine Grundbildung“ sog. „Schwimmerische zu erlangen Grundbildung“ (Staub & Fokken, zu erlangen 2020). (Staub Dabei stehen & die<br />

schwimmerischen Fokken, 2020). Dabei Grundfertigkeiten stehen die schwimmerischen Fokus, die als Grundfertigkeiten Fundament für im alle Fokus, Formen de<br />

Bewegung die als Fundament im Wasser für alle bezeichnet Formen werden der Bewegung können. im Das Wasser Einnehmen bezeichnet einer werden möglichs<br />

widerstandsarmen können. Das Einnehmen Wasserlage einer möglichst horizontaler widerstandsarmen Position und Wasserlage ohne Bodenkontakt in horizontaler<br />

ist Position z.B. nur und mithilfe ohne Bodenkontakt der Erfahrung der des Beine/Füße Schwebens ist („Das z.B. Wasser nur mithilfe trägt mich“<br />

de<br />

Beine/Füße<br />

möglich. der Erfahrung Lernende des können Schwebens die Erfahrung („Das Wasser dieser schwimmerischen trägt mich“) möglich. Grundfertigkeit Lernende in allen<br />

Körperlagen<br />

können die<br />

jedoch<br />

Erfahrung<br />

nur<br />

dieser<br />

dann umfassend<br />

schwimmerischen<br />

machen,<br />

Grundfertigkeit<br />

wenn sie mit<br />

in<br />

dem<br />

allen<br />

ganzen<br />

Körperlagen<br />

jedoch nur dann umfassend machen, wenn sie mit dem ganzen Körper - in-<br />

Körper<br />

inklusive Kopf - in das Wasser eintauchen können und „sich im und unter Wasse<br />

wohlfühlen“ (Staub & Fokken, 2020). Nicht umsonst wird das (Unter-)Tauchen als das To<br />

zum<br />

klusive<br />

Schwimmenlernen<br />

Kopf - in das Wasser<br />

bezeichnet<br />

eintauchen<br />

(Bissig<br />

können<br />

& Gröbli,<br />

und<br />

2004;<br />

„sich<br />

dsv-jugend,<br />

im und unter<br />

2011;<br />

Wasser<br />

Wilke &<br />

Daniel, wohlfühlen“ 2007), baut (Staub doch & der Fokken, gesamte 2020). weitere Nicht Erkenntnis- umsonst wird und Lernprozess das (Unter-)Tauchen darauf auf. Auch<br />

das als angepasste das Tor zum Atmen Schwimmenlernen (Atemkontrolle) stellt bezeichnet eine weitere (Bissig wichtige & Gröbli, Grundfertigkeit 2004; dsv-ju-dargend, Strecken 2011; Wilke zurücklegen & Daniel, zu können. 2007), baut Bei der doch Kraulschwimmtechnik der gesamte weitere wird Erkenntnis- das Atmen mi<br />

um<br />

längere<br />

dem und Drehen Lernprozess im Wasser darauf kombiniert, auf. Auch das um angepasste einer Erhöhung Atmen des (Atemkontrolle) Wasserwiderstands stellt durch<br />

Anheben eine weitere des Oberkörpers wichtige Grundfertigkeit zu entgehen. Die dar, entdeckte um längere Erkenntnis Strecken lautet zurücklegen „Ich bekomme zu Luft“<br />

können. Bei der Kraulschwimmtechnik wird das Atmen mit dem Drehen im<br />

Wasser kombiniert, um einer Erhöhung des Wasserwiderstands durch Anheben<br />

des Oberkörpers zu entgehen. Die entdeckte Erkenntnis lautet „Ich bekomme<br />

Luft“ und ist Voraussetzung für ein entspanntes Bewegen im Wasser.<br />

Die genannten schwimmerischen Grundfertigkeiten bilden die Voraussetzung,<br />

damit die Lernenden nach einem Abstoß durch das Wasser gleiten können, um<br />

den Wasserwiderstand selbst zu spüren und zu erfahren, wie sich dieser in einer<br />

widerstandsarmen Gleitposition meiden lässt. Schon hier wird die Erkenntnis<br />

„Ich komme voran“ gemacht und nachfolgend vertieft, indem der Wasserwiderstand<br />

über vielfältige Antriebsformen mit Armen und Beinen von den Lernenden<br />

für das eigene Vorankommen genutzt wird. Auf diesem Fundament an<br />

Erkenntnissen und Erfahrungen lässt sich die Vermittlung einer Kraulschwimmtechnik<br />

in Grobform aufbauen.


108<br />

3. Über die Antriebserkenntnis zu ersten Formen des Kraulschwimmens<br />

Auch der Weg zu einer umfassenden Antriebserkenntnis führt über eine erfahrungsorientierte<br />

Vermittlung. Mithilfe unterschiedlichster und vielfältiger<br />

Bewegungsaufgaben sowie über Impulse durch die Lehrenden erfahren die<br />

Lernenden, welche Bewegungen bzw. welches Verhalten im Wasser welche<br />

Effekte nach sich ziehen (Antriebswirkung versus Bremswirkung) und entwickeln<br />

daraus ihr individuelles Bewegungskonzept für die jeweilige Schwimmtechnik.<br />

Der hier dargestellte Vermittlungsansatz orientiert sich am integrierten<br />

Schwimmkonzept der dsv-jugend (2011), welches an das schweizerische Konzept<br />

von SchwimmWelt (Bissig & Gröbli, 2004) anknüpft und sich auf fünf aufeinander<br />

aufbauende Aspekte der kindlichen Bewegung im Wasser konzentriert.<br />

Dazu gehört (1) die widerstandsarme Körperlage im Wasser, (2) das - aus dem<br />

Gleiten heraus - Antreiben der Beine und (3) das - aus dem Gleiten heraus -<br />

Antreiben der Beine mit zusätzlichem Antrieb der Arme; unterteilt in die drei<br />

Phasen des (3a) Eintauchens und Wasserfassens, des (3b) Ziehens und Drückens<br />

und des (3c) Zurückholens in die Ausgangsposition. Als weitere Aspekte folgen<br />

(4) die regelmäßige Atmung und anschließend (5) das Verbinden der Bewegungen<br />

zu einer Gesamtbewegung (dsv-jugend, 2011).<br />

Für die Auseinandersetzung mit den physikalischen Eigenschaften des Wassers<br />

hat das Spielen im und mit dem Wasser eine besondere Bedeutung. Über spielerische,<br />

kindgerechte Bewegungsaufgaben - gerne „verpackt“ in Bewegungsgeschichten<br />

- entstehen implizite Lerngelegenheiten, die einen natürlichen und<br />

effektiven Zugang zur ungewohnten Umgebung und zu neuen Bewegungen ermöglichen.<br />

Ein Bewegungsdialog entsteht, wenn sich die Lernenden darauf einlassen,<br />

das Wasser und die Bewegung im Wasser zu erspüren und zu fühlen.<br />

Dabei spielen u.a. Gegensatzerfahrungen eine wichtige Rolle. So fühlt sich<br />

das Wasser z.B. ganz weich an, wenn man die Arme und Hände sanft durchs<br />

Wasser bewegt und gleichzeitig ganz hart, wenn man mit der flachen Hand auf<br />

die Wasseroberfläche schlägt. Das Gleiten durchs Wasser gelingt leicht, wenn<br />

man den Körper pfeilartig gestreckt hält und wird erschwert, wenn man die<br />

Beine nach Abstoß von der Wand weit spreizt und dabei noch die Fußspitzen<br />

anzieht.<br />

Über das Koordinieren und Kombinieren entdeckter Fortbewegungsmöglichkeiten<br />

oder bereits erlernter Antriebskonzepte lässt sich das Bewegungsrepertoire<br />

der Lernenden stetig erweitern und führt zur Schaffung von weiteren<br />

Variationsmöglichkeiten (dsv-jugend, 2011). Die Variation kann sowohl in der<br />

Bewegungsausführung als auch in den Übungsbedingungen stattfinden und ist


109<br />

durch die verschiedenen Dimensionen Raum, Zeit, Krafteinsatz, Sinneswahrnehmung,<br />

Partnereinsatz etc. nahezu unerschöpflich. Häufig sind es die Lernenden<br />

selbst, die auf einen ersten Impuls durch die Lehrenden mit vielen weiteren<br />

Bewegungsideen und Bewegungsmöglichkeiten reagieren und ihren Lernprozess<br />

auf diese Weise aktiv mitgestalten. Da Lernende und auch Lerngruppen oft<br />

sehr unterschiedlich „funktionieren“ und ihr Lernprozess über unterschiedliche<br />

Zugänge „in Gang kommen“ kann, ist es hilfreich, alle fünf Bereiche (Spielen,<br />

Wasser fühlen, Gegensätze erfahren, kombinieren, koordinieren) bei der Gestaltung<br />

des Unterrichts bzw. Trainings in Betracht zu ziehen, um einen möglichst<br />

des Unterrichts bzw. Trainings in Betracht zu ziehen, um einen möglichst vielfältigen Z<br />

vielfältigen Zugang zu ermöglichen.<br />

zu ermöglichen.<br />

Abbildung 3: 3: angelehnt angelehnt an Staub Staub und und Fokken Fokken (2020) (2020)<br />

3.1 Kraulschwimmtechnik erlernen durch „Pfeil“ und „Schaufelraddampfer“<br />

Anhand des skizzierten Konzepts lässt sich ein Vermittlungsansatz vom Gleite<br />

Kraulschwimmtechnik 3.1 beschreiben, erlernen der durch Lernanlässe „Pfeil“ in und allen fünf Bereichen anbietet.<br />

wird „Schaufelraddampfer“<br />

aus einer Kernübung zunächst eine Grobform des Kraulschwimmens entwickelt, di<br />

vor allem dadurch auszeichnet, dass sich die Lernenden die entscheid<br />

Bewegungsstrukturen Anhand des skizzierten selbst Konzepts erarbeitet lässt sich haben. ein Vermittlungsansatz Über vielfältige Variationen vom Gleiten und nun<br />

zunehmende Impulsgebung und Instruktion durch die Lehrenden entwickelt sich schrit<br />

zur Kraulschwimmtechnik beschreiben, der Lernanlässe in allen fünf Bereichen<br />

eine erste Feinform der Kraulschwimmtechnik, die im weiteren Verlauf stetig opt<br />

anbietet. Dabei wird aus einer Kernübung zunächst eine Grobform des Kraulschwimmens<br />

werden kann.<br />

In der konkreten<br />

entwickelt,<br />

Umsetzung<br />

die<br />

wird<br />

sich<br />

zunächst<br />

vor allem<br />

aus<br />

dadurch<br />

der Kernübung<br />

auszeichnet,<br />

„Pfeil“<br />

dass<br />

(also<br />

sich<br />

dem<br />

die<br />

gestre<br />

Gleiten Lernenden nach die Abstoß entscheidenden vom Beckenrand Bewegungsstrukturen in Bauchlage) die selbst „Rakete“ erarbeitet (Antreiben haben. mit den B<br />

aus Über dem vielfältige Gleiten Variationen heraus), und in dem nun auch sich zunehmende aus dem einfachen Impulsgebung Strampeln und Instruktion<br />

durch die Wechselbeinschlag Lehrenden entwickelt entwickelt. sich schrittweise Bei der eine erste Armbewegung Feinform der verläuft<br />

der Bein<br />

koordinierter<br />

Vermittlungsweg Kraulschwimmtechnik, zunächst die im vom weiteren „Schaufelraddampfer“ Verlauf stetig optimiert (Hände/Unterarme werden kann. werden vo<br />

Schulter in einer kreisförmigen Abwärts- und Aufwärtsbewegung umeinander bewegt<br />

atembegrenzten Kraulschwimmen mit Rückholphase der Arme über Wasser. In dem we<br />

Schritt wird aus dem atembegrenzten Kraulschwimmen eine Grobform


110<br />

In der konkreten Umsetzung wird zunächst aus der Kernübung „Pfeil“ (also<br />

dem gestreckten Gleiten nach Abstoß vom Beckenrand in Bauchlage) die „Rakete“<br />

(Antreiben mit den Beinen aus dem Gleiten heraus), in dem sich aus dem<br />

einfachen Strampeln der Beine ein koordinierter Wechselbeinschlag entwickelt.<br />

Bei der Armbewegung verläuft der Vermittlungsweg zunächst vom „Schaufelraddampfer“<br />

(Hände/Unterarme werden vor der Schulter in einer kreisförmigen<br />

Abwärts- und Aufwärtsbewegung umeinander bewegt) zum atembegrenzten<br />

Kraulschwimmen mit Rückholphase der Arme über Wasser.<br />

In dem weiteren Schritt wird aus dem atembegrenzten Kraulschwimmen eine<br />

Grobform der Kraulschwimmtechnik inklusive seitlicher Drehung zum Luftholen,<br />

um diese in nachfolgenden Schritten zu einer ersten Feinform weiterzuentwickeln.<br />

In der nachfolgenden Sammlung sind Spielideen, Bewegungsaufgaben und<br />

Übungsvorschläge skizziert, die eine Anregung für diese Form der Vermittlung<br />

geben sollen. Es wird damit ein exemplarischer Vermittlungsweg dargestellt.<br />

Die ausgewählten Spiele, Bewegungsaufgaben und Übungen spielen dabei nur<br />

eine untergeordnete Rolle, da eine Fülle von tollen Spielformen und spannenden<br />

Bewegungsaufgaben existiert, die dort ebenso gut genannt sein könnten und<br />

sich viele Ideen aus dem Unterricht heraus entwickeln.<br />

Entscheidend ist, dass die Inhalte zur Gestaltung dieses Vermittlungsansatzes so<br />

gewählt werden, dass sie zielführende Lerngelegenheiten darstellen, damit die<br />

Schwimmer*innen ihren Lernprozess aktiv mitgestalten und ihren individuellen<br />

Zugang zur jeweiligen Schwimmtechnik finden können.


111<br />

3.1.1 Kraulschwimmtechnik erlernen durch "Pfeil" und<br />

"Schraubenraddampfer"<br />

3.1 Kraulschwimmtechnik erlernen durch „Pfeil“ und „Schraubenraddampfer“<br />

Spielen<br />

Wasser fühlen<br />

Gegensätze<br />

erfahren<br />

Kombinieren<br />

und<br />

Koordinieren<br />

Beim „Statuentransport“ muss die „Statue“ mit einem Schiff über das<br />

Meer transportiert werden. Dazu liegt ein*e Lernende*r in gestreckter<br />

BL oder RL im Wasser und wird von einer Partnerin oder einem Partner<br />

durch das Wasser transportiert; die Liegenden gleiten passiv durch das<br />

Wasser (Bissig & Gröbli, 2004).<br />

Für den „reißenden Fluss“ bilden die Lernenden zwei Reihen, die sich<br />

gegenüberstehen. Sie bringen das Wasser mit ihren Armen in eine<br />

fließende Bewegung, so dass ein*e Lernende*r sich auf das Wasser<br />

legen und durch den „Fluss“ treiben kann (Bissig & Gröbli, 2004).<br />

Die Lernenden nehmen auf einer großen, rutschigen Schwimmmatte<br />

die Startposition „Pfeil“ ein und werden von den Lehrenden an den<br />

Händen ins Wasser gezogen. Dabei soll die Pfeil-Position möglichst<br />

gehalten werden. In weiteren Durchgängen kann die Position verändert<br />

werden, so dass z.B. erfahren wird, dass ein Anheben des Kopfes zu<br />

einer deutlichen Erhöhung des Wasserwiderstands führt. Einen noch<br />

deutlicheren Effekt verspüren die Lernenden, wenn sie sich an einem<br />

Seil festhalten und von den Lehrenden über eine längere Strecke<br />

durchs Wasser gezogen werden („Ski-Lift“; Fokken, Staub & Vogt,<br />

2021).<br />

Nach dem Abstoß vom Beckenrand (aktives Gleiten) nehmen die<br />

Lernenden unterschiedliche Körperpositionen ein:<br />

• „Flieger“ – Abstoß mit seitlich ausgebreiteten Armen<br />

• „Baumstamm“ – Abstoß mit seitlich angelegten Armen<br />

• „Pfeil“ – Abstoß mit über dem Kopf zusammengeführten,<br />

gestreckten Armen<br />

• „Super(wo)man“ – Abstoß mit einem Arm in Vorhalte gestreckt<br />

Das aktive Gleiten kann aus verschiedenen Startpositionen erfolgen:<br />

• von einer Treppe<br />

• vom Beckenrand aus dem Sitz, der Hocke oder dem Stand<br />

• vom Beckenrand aus dem Wasser<br />

• nach einem Sprung kopfwärts (Startsprung)


112<br />

3.1.2 Aus dem Gleiten Antrieb mit den Beiner erzeugen -<br />

Vom "Pfeil" zur Rakete<br />

3.1.1 Aus dem Gleiten Antrieb mit den Beinen erzeugen - Vom „Pfeil“ zur Rakete<br />

Spielen<br />

Wasser fühlen<br />

Gegensätze<br />

erfahren<br />

Kombinieren<br />

und<br />

Koordinieren<br />

Beim „Strampelorchester“ sitzen die Lernenden am Beckenrand oder<br />

auf der Treppe und strampeln mit ihren Beinen unterschiedlich laut<br />

oder leise, langsam oder schnell, viel oder wenig. Die Lehrenden<br />

fungieren als Dirigent*innen und geben z.B. per Handsignal an, welches<br />

„Instrument“ gerade musizieren soll. Die Lernenden können z.B. auch<br />

versuchen paarweise synchron zu musizieren.<br />

Die Lerngruppe wird in zwei Gruppen aufgeteilt. Die eine Gruppe<br />

verbleibt sitzend am Beckenrand und führt (unterschiedlich starke)<br />

wechselseitige Beinbewegungen aus, während sich die andere Gruppe<br />

von der gegenüberliegenden Beckenseite langsam nähert und zu<br />

erspüren versucht, wann die erzeugten Wellenbewegungen sie<br />

erreichen.<br />

Die Lernenden verändern die Art und Weise ihrer wechselseitigen<br />

Beinbewegungen nach Einnahme der Pfeilposition, indem sie z.B. die<br />

Beine ganz gestreckt halten („wie ein Wanderstock“), oder ganz<br />

lockerlassen („Pudding-Beine“) oder die Amplitude ihrer Auf- und<br />

Abwärtsbewegungen verändern (vgl. „Strampelkonzert“).<br />

Nach Abstoß vom Beckenrand führen die Lernenden einen Wechselbeinschlag<br />

aus und bewegen dabei z.B.<br />

• das linke Bein doppelt so schnell wie das rechte Bein<br />

• das linke Bein gestreckt und lassen das andere locker<br />

(„Pudding“)<br />

• nur ein Bein<br />

Die Lernenden variieren die Möglichkeit der Fortbewegung, indem sie<br />

den Wechselbeinschlag sowohl in Bauch- als auch in Rücken- und<br />

Seitlage durchführen oder erproben, inwiefern auch in senkrechter<br />

Position ein „Kopf-über-Wasser-halten“ mithilfe dieses Beinschlags<br />

möglich ist.


113<br />

3.1.3 Aus dem Gleiten mit Beinantrieb zusätzlich Antrieb mit den Armen<br />

3.1.2 Aus dem Gleiten mit Beinantrieb zusätzlich Antrieb mit den Armen erzeugen –<br />

erzeugen vom Raddampfer - Vom Raddampfer zum Kraulschwimmen zum Kraulschwimmen (atembegrenzt) (atembegrenzt)<br />

Spielen<br />

Wasser fühlen<br />

Gegensätze<br />

erfahren<br />

Kombinieren<br />

und<br />

Koordinieren<br />

Nach Abstoß vom Beckenrand in Bauchlage „malen“ die Lernenden mit<br />

ihren Armen/Händen Buchstaben ins Wasser. Dabei kann zunächst nur<br />

ein vorgegebener Buchstabe „gemalt“ werden, später dann mehrere<br />

Buchstaben hintereinander oder sogar der eigene Name bzw. andere<br />

Wörter (einer Geschichte, z.B. „ein Besuch im Zoo“). Bei<br />

fortgeschrittenen Lernenden können auch unterschiedliche Buchstaben<br />

mit beiden Armen „gemalt“ werden (Bissig & Gröbli, 2004).<br />

Eine besondere Erkenntnis zum Antreiben im Wasser findet statt, wenn<br />

es den Lernenden gelingt, über Ein- und Auswärtsbewegungen der<br />

Hände und Unterarme einen Vortrieb zu erzeugen („Scheibenwischer“<br />

oder „Wriggen“). Dabei ergeben sich vielfältige Möglichkeiten zur<br />

Abwandlung und Variation:<br />

• Ausführung in Schulter- oder Hüfthöhe<br />

• Geschwindigkeit der Ein- und Auswärtsbewegungen variieren<br />

• Handstellung beim Ein- und Auswärtsbewegen verändern<br />

• gleichzeitig nach innen und außen bewegen (aufeinander zu,<br />

voneinander weg)<br />

• gleichzeitig nach links und rechts bewegen (Arme bewegen sich<br />

parallel zueinander)<br />

Die Lernenden gehen durchs Wasser oder liegen bäuchlings im Wasser<br />

und bewegen ihre Arme wie das Paddel eines Ruderboots geradlinig<br />

von vorne nach hinten und schwingen die Arme über Wasser nach<br />

vorne. Anschließend werden die Arme im Zick-Zack-Muster von vorne<br />

nach hinten geführt, dabei können folgende Variationen erfolgen:<br />

• langsam oder schnell<br />

• kleine oder große „Zacken“<br />

• Bewegung beschleunigen<br />

• abwechselnd vier Bewegungsdurchgänge mit geradem<br />

Zugmuster („Paddel“) und vier Bewegungsdurchgänge mit Zick-<br />

Zack-Muster durchführen<br />

• mit einem Arm das „Paddel“ und mit dem anderen Arm das<br />

„Zick-Zack-Muster“ ausführen (Bissig & Gröbli, 2004).<br />

Eintauchen und Wasserfassen (3a):<br />

Die Lernenden bewegen ihre Arme/Hände auf Schulterhöhe in einer<br />

kreisförmigen Abwärts- und Aufwärtsbewegung umeinander<br />

(Schaufelraddampfer) oder imitieren die Schwimmbewegungen eines<br />

Hundes oder Eisbären.<br />

Ziehen und Drücken (3b):<br />

Die Lernenden lassen ihre Arme eng seitlich am Körper angelegt und<br />

führen nur im Ellbogen- und Handgelenk eine Abdruckbewegung aus<br />

(„Entenpaddeln“). Diese Abdruckbewegung kann wechselseitig oder


114<br />

beidseitig erfolgen.<br />

Zurückholen (3c):<br />

Die Lernenden schwimmen elegant wie ein „Schwan“ und führen den<br />

Arm mit „hohem Ellbogen“ nach vorne (dsv-jugend, 2011).<br />

3.1.3 Regelmäßig atmen – Vom Kraulschwimmen (atembegrenzt) zur Grobform<br />

Kraulschwimmen<br />

Spielen<br />

Zwei Lernende halten einander an den Händen und tauchen<br />

abwechselnd unter Wasser und atmen dort aus (sichtbare<br />

Blubberblasen). beidseitig erfolgen. Bei mehrfacher Wiederholung gleicht die Bewegung<br />

die<br />

Zurückholen<br />

einer „Standluftpumpe“<br />

(3c):<br />

(Bissig & Gröbli, 2004).<br />

Die Lernenden schwimmen elegant wie ein „Schwan“ und führen den<br />

Wasser fühlen Die Lernenden erproben das Luftholen in verschiedenen Körperlagen:<br />

Arm mit „hohem Ellbogen“ nach vorne (dsv-jugend, 2011).<br />

• frontal in BL (Kopf wird zum Einatmen nach vorne gehoben)<br />

3.1.4 Regelmäßig atmen • durch - Vom 180°-Drehung Kraulschwimmen in die Rückenlage (atembegrenzt) zur<br />

3.1.3 Grobform Regelmäßig Kraulschwimmen<br />

atmen • durch – Drehung Vom Kraulschwimmen in die Seitlage (atembegrenzt) zur Grobform<br />

Kraulschwimmen<br />

Gegensätze Die Lernenden variieren ihre Atemtechnik, indem sie<br />

erfahren Spielen<br />

Zwei<br />

•<br />

Lernende<br />

langsam oder<br />

halten<br />

schnell<br />

einander an den Händen und tauchen<br />

abwechselnd<br />

• mit weit<br />

unter<br />

geöffnetem<br />

Wasser<br />

und fast<br />

und<br />

geschlossenem<br />

atmen dort<br />

Mund<br />

aus (sichtbare<br />

Blubberblasen). Bei mehrfacher Wiederholung gleicht die Bewegung<br />

• gepresst oder entspannt<br />

die einer „Standluftpumpe“ (Bissig & Gröbli, 2004).<br />

ausatmen oder z.B. nach jedem Einatmen den Mund fest verschließen<br />

oder den Mund die ganze Zeit locker geöffnet lassen.<br />

Wasser fühlen Die Lernenden erproben das Luftholen in verschiedenen Körperlagen:<br />

Kombinieren Die<br />

•<br />

Lernenden<br />

frontal in BL<br />

erproben<br />

(Kopf wird<br />

ihre<br />

zum<br />

Atemtechnik<br />

Einatmen nach<br />

in<br />

vorne<br />

unterschiedlichen<br />

gehoben)<br />

und<br />

Atemrhythmen<br />

• durch 180°-Drehung<br />

(z.B. 2er,<br />

in<br />

3er,<br />

die Rückenlage<br />

4er Atmung) oder führen eine<br />

Koordinieren „Atempyramide“ • durch Drehung durch in (zuerst die Seitlage nach 2 Zügen atmen, dann nach 3 Zügen<br />

atmen, dann nach 4 Zügen atmen und wieder nach 3 Zügen und nach 2<br />

Gegensätze Die Lernenden variieren ihre Atemtechnik, indem sie<br />

Zügen usw.).<br />

erfahren<br />

• langsam oder schnell<br />

• mit weit geöffnetem und fast geschlossenem Mund<br />

3.1.4 Bewegungen verbinden • gepresst – oder Von entspannt der Grobform des Kraulschwimmens zur ersten<br />

Feinform der ausatmen Kraulschwimmtechnik<br />

oder z.B. nach jedem Einatmen den Mund fest verschließen<br />

oder den Mund die ganze Zeit locker geöffnet lassen.<br />

Spielen<br />

Kombinieren<br />

und<br />

Koordinieren<br />

Wasser fühlen<br />

Die Lernenden schieben einander gegenseitig an den Füßen durch das<br />

Wasser,<br />

Die Lernenden<br />

dabei führt<br />

erproben<br />

die<br />

ihre<br />

liegende<br />

Atemtechnik<br />

Person<br />

in<br />

eine<br />

unterschiedlichen<br />

Variation der<br />

Armbewegung<br />

Atemrhythmen<br />

durch<br />

(z.B.<br />

(„Schubkarrenfahren“).<br />

2er, 3er, 4er Atmung) oder führen eine<br />

„Atempyramide“ durch (zuerst nach 2 Zügen atmen, dann nach 3 Zügen<br />

Die atmen, Lernenden dann nach werden 4 Zügen aufgefordert atmen und so wieder „falsch“ nach bzw. 3 Zügen so „richtig“ und nach oder 2<br />

so Zügen „elegant“ usw.). bzw. so „hässlich“ wie möglich zu schwimmen (Bissig &<br />

Gröbli, 2004).<br />

3.1.4 Bewegungen verbinden – Von der Grobform des Kraulschwimmens zur ersten<br />

Gegensätze<br />

Feinform der<br />

Die<br />

Kraulschwimmtechnik<br />

Lernenden vollziehen die Arm- und Beinbewegungen steif und<br />

erfahren mechanisch wie ein Roboter und anschließend ganz locker und „flüssig“<br />

(dsv-jugend, 2011).<br />

Spielen<br />

Die Lernenden schieben einander gegenseitig an den Füßen durch das<br />

Wasser, dabei führt die liegende Person eine Variation der<br />

Armbewegung durch („Schubkarrenfahren“).


Koordinieren<br />

„Atempyramide“ durch (zuerst nach 2 Zügen atmen, dann nach 3 Zügen<br />

atmen, dann nach 4 Zügen atmen und wieder nach 3 Zügen und nach<br />

115<br />

2<br />

Zügen usw.).<br />

3.1.5 Bewegungen verbinden - Von der Grobform des Kraulschwimmens<br />

3.1.4 Bewegungen verbinden – Von der Grobform des Kraulschwimmens zur ersten<br />

zur Feinform ersten der Feinform Kraulschwimmtechnik<br />

der Kraulschwimmtechnik<br />

Spielen<br />

Wasser fühlen<br />

Gegensätze<br />

erfahren<br />

Kombinieren<br />

und<br />

Koordinieren<br />

Die Lernenden schieben einander gegenseitig an den Füßen durch das<br />

Wasser, dabei führt die liegende Person eine Variation der<br />

Armbewegung durch („Schubkarrenfahren“).<br />

Die Lernenden werden aufgefordert so „falsch“ bzw. so „richtig“ oder<br />

so „elegant“ bzw. so „hässlich“ wie möglich zu schwimmen (Bissig &<br />

Gröbli, 2004).<br />

Die Lernenden vollziehen die Arm- und Beinbewegungen steif und<br />

mechanisch wie ein Roboter und anschließend ganz locker und „flüssig“<br />

(dsv-jugend, 2011).<br />

Die Lernenden kombinieren bereits bekannte Arm- und<br />

Beinbewegungen auf unterschiedliche Art und Weise miteinander, z.B.:<br />

• Gleichzugbewegung der Arme in RL mit Wechselbeinschlag<br />

• Gleichzugbewegung der Arme in RL mit Brustbeinschlag<br />

• Auf- und Abbewegung der Arme in BL („Adler“ oder „Oktopus“)<br />

mit Kraulbeinschlag<br />

• Wechselarmzug in Rückenlage mit Delfinbewegung der Beine<br />

• Kraularmzug in BL mit Delfinbewegung der Beine<br />

• Brustarmzug mit Kraulbeinschlag<br />

• abwechselnd 3 Züge in BL und 3 Züge in Rückenlage in<br />

Wechselzugtechnik („Schraube“)<br />

• …<br />

Die Lernenden variieren die erlernte Gesamtbewegung, indem sie<br />

• nur mit einem Arm schwimmen (der andere wird entweder<br />

seitlich angelegt oder verharrt in Vorhalte)<br />

• beide Arme in Vorhalte positionieren und immer nur ein Arm<br />

abwechselnd den Armzug durchführt („abschlagen“)<br />

• eine „Einarmpyramide“ vollführt wird, die mit dem einfachen<br />

„Abschlagen“ beginnt und dann zwei und anschließend drei<br />

Armzüge pro Seite ausführt bevor der Arm gewechselt wird<br />

• nur die diagonalen Extremitäten zur Fortbewegung genutzt<br />

werden, also z.B. linker Arm und rechtes Bein (dsv-jugend,<br />

2011)<br />

• …<br />

4 Literaturverzeichnis<br />

Bissig, M. & Gröbli, C. (2004). SchwimmWelt: Schwimmen lernen – Schwimmtechnik<br />

optimieren: Grundlagenlehrmittel für den Schwimmsport. Bern: Schulverlag plus.<br />

Deutscher Schwimm-Verband e.V. (Hrsg.). (2011). Schwimmen lernen: Handbuch zur<br />

Kursleiterausbildung (2. überarb. und neu erg. Aufl.). Kassel: Pattberg-Starke.<br />

Fokken, I., Staub, I. & Vogt, T. (2021). Tauchen, Schweben, Gleiten – und wann lernen die


116<br />

Literaturverzeichnis<br />

Bissig, M. & Gröbli, C. (2004). SchwimmWelt: Schwimmen lernen – Schwimmtechnik<br />

optimieren: Grundlagenlehrmittel für den Schwimmsport. Bern: Schulverlag<br />

plus.<br />

Deutscher Schwimm-Verband e.V. (Hrsg.). (2011). Schwimmen lernen: Handbuch<br />

zur Kursleiterausbildung (2. überarb. und neu erg. Aufl.). Kassel: Pattberg-Starke.<br />

Fokken, I., Staub, I. & Vogt, T. (2021). Tauchen, Schweben, Gleiten – und wann<br />

lernen die Kinder endlich schwimmen? Grundschule, 53 (2), 22-25.<br />

Laging, R. (2021). Bewegung lehren, lernen und unterrichten. Grundschule, 53<br />

(2), 12-15.<br />

Lange, J. & Volck, G. (1999). Schwimmen in der Schule. Sportpädagogik, 23<br />

(5), 16-25.<br />

Hildebrandt-Stramann (2007). Erfahrungsorientierter Schwimmunterricht. In:<br />

R. Laging (Hrsg.), Neues Taschenbuch des Sportunterrichts - Kompaktausgabe<br />

(S. 276-294). Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren.<br />

Schöllhorn, W. et al. (2009). Differentielles Lehren und Lernen im Sport. sportunterricht,<br />

58 (2), 36-40.<br />

Staub, I. & Fokken, I. (2020). Vermittlungsinhalte einer umfassenden schwimmerischen<br />

Grundbildung. In T. Vogt (Hrsg.), Vermittlungskompetenz in Sport,<br />

Spiel und Bewegung. Sportartspezifische Perspektiven (S. 129-148). Aachen:<br />

Meyer & Meyer.<br />

Wilke, K. & Daniel, K. (2007). Schwimmen. Lernen, üben, trainieren (Praxisbücher<br />

Sport, 6. Aufl.). Wiebelsheim: Limpert.<br />

Autorin:<br />

Dr. Ilka Staub<br />

Wissenschaftliche Mitarbeiterin<br />

DSHS Köln, Institut für Vermittlungskompetenz in den Sportarten<br />

i.staub@dshs-koeln.de


117<br />

Hanno Deyle<br />

WARUM SCHLAFEN EIN LEISTUNGSFAKTOR IST<br />

Schlafen ist wichtig. Immerhin verbringen wir ein Drittel unseres Lebens mit<br />

Schlafen. Jedoch ist das Thema Schlafen im Bereich der Leistungsförderung<br />

immer noch ein Leistungsfaktor, dem nicht so viel Aufmerksamkeit geschenkt<br />

wird. Deswegen ist für uns Aufklärung zu diesem Thema ein besonderes Anliegen<br />

und wir haben in diesem Dokument ein paar Fakten zusammengefasst.<br />

Die Formel für den gesunden Schlaf<br />

Wir sind überzeugt, dass sich erholsamer, regenerativer Schlaf aus 2 Komponenten<br />

zusammensetzt: Schlafdauer und Schlafqualität. Die notwendige Schlafdauer<br />

ist ein sehr individueller Faktor. Äußere Umstände wie z. B. Alter, allgemeiner<br />

körperlicher Zustand und physische Belastung haben alle einen Einfluss<br />

auf die Dauer des Schlafes. Menschen, die höherer körperlicher Belastung ausgesetzt<br />

sind, brauchen mehr Schlaf, um sich voll zu regenerieren. Um den Zusammenhang<br />

zwischen Schlafdauer und Schlafqualität zu erläutern, sollten wir<br />

zuerst darüber reden, was eigentlich passiert, während wir schlafen.<br />

Die verschiedenen Phasen des Schlafes<br />

Während des Schlafes durchläuft der Mensch verschiedene Phasen, die sich in<br />

einem regelmäßigen Intervall wiederholen. Ein sogenannter Schlafzyklus besteht<br />

aus mehreren Stufen, die eine Person unter klinischen Bedingungen in 90<br />

Minuten durchwandert. In einer Schlafzeit von 7,5 Stunden wird der Zyklus also<br />

5-mal durchlaufen.<br />

Was genau passiert in den einzelnen Phasen? Man kann sich die Schlafphasen<br />

bildlich als eine Treppe vorstellen, die man runter geht und dann wieder hoch.<br />

Auf dem Absatz der Treppe befindet sich die Einschlafphase. In dieser Phase<br />

befindet man sich zwischen Wachen und Schlafen. Man nimmt vereinzelt<br />

noch seine Umgebung war. Laute oder störende Geräusche können einen wieder<br />

hochfahren lassen. Hat man diese Phase überwunden, geht man die Stufen weiter<br />

runter in die nächste Phase.


118<br />

Die Mitte der Treppe ist die leichte Schlafphase. Der Puls verlangsamt sich und<br />

die Körpertemperatur sinkt. Die meiste Zeit des Schlafes verbringen wir in dieser<br />

Phase und manche Personen bleiben auf dieser Stufe stecken und haben Probleme,<br />

in die weiteren Phasen vorzudringen. In dieser Phase findet die kognitive<br />

Regeneration statt. Informationen werden vertieft und gelernte motorische Abläufe<br />

werden im Gedächtnis verankert. Hier findet auch die REM-Schlafphase<br />

statt.<br />

REM steht für Rapid Eye Movement (in Deutsch rasche Augenbewegung). In<br />

dieser Phase träumen wir. Ihr wird zugeschrieben, gut für die Kreativität zu sein.<br />

Wenn man diese Phase überwunden hat, geht man weiter zum Fuß der Treppe.<br />

Die dritte Phase wird als Tiefschlafphase bezeichnet. Hier braucht es schon einiges,<br />

um den Schlafenden aufzuwecken. In dieser Phase findet die körperliche<br />

Regeneration statt. Es werden Hormone ausgeschüttet, die den Zellwachstum<br />

unterstützen, die Heilung vorantreiben und allgemein die Regeneration des<br />

Körpers fördern. Faktisches Wissen wird im Gehirn verankert. Im besten Fall<br />

würden wir 20 % unserer gesamten Schlafzeit im Tiefschlaf verbringen. Menschen,<br />

die aus dem Tiefschlaf geweckt werden, fühlen sich matt und haben weniger<br />

Energie. Wenn man diese Phase durchlaufen hat, geht es die metaphorische<br />

Treppe wieder hoch. Der Schlafende verbleibt aufs Neue einige Zeit in der<br />

Leichtschlafphase und wacht dann auf. Wir sind jede Nacht mehrere Minuten<br />

wach, ohne uns am nächsten Tag daran zu erinnern. Dies wird als durchgehender<br />

Schlaf wahrgenommen. Von hier aus steigt man dann die Treppe wieder<br />

runter und fängt an diesen Zyklus erneut zu durchlaufen.<br />

Die Schlafzyklen verändern sich im Laufe der Nacht. Am Anfang des Schlafzyklus<br />

verbringt man mehr Zeit in der Tiefschlafphase und am Ende mehr in der<br />

1


119<br />

REM Schlafphase. Aus diesem Grund kann man die Nacht in zwei Hälften aufteilen.<br />

In der ersten Hälfte des Schlafes findet vorwiegend die körperliche und<br />

in der zweiten Hälfte vorwiegend die geistige Regeneration statt. Dies bedeutet,<br />

dass einem bei einer kürzeren Schlafdauer, weniger von der geistigen Regeneration<br />

zugutekommt. Hierbei handelt es sich aber nur um „ideale“ Werte. Wie viel<br />

Zeit man in der REM-Schlafphase und in der Tiefschlafphase verbringt, kann<br />

bei Menschen ganz unterschiedlich sein und hängt auch von Umwelteinflüssen<br />

ab.<br />

Warum ist Schlaf so wichtig?<br />

Nachdem wir nun darüber geredet haben, was genau im Schlaf passiert, werden<br />

wir weiter ausführen, was der Vorteil von qualitativ hochwertigem Schlaf in<br />

ausreichenden Mengen bedeutet. Wie schon in den Schlafphasen beschrieben<br />

hat Schlaf Einfluss auf die physische als auch auf die psychische Verfassung<br />

einer Person.<br />

Die psychischen Vorteile von gutem Schlaf sind eine verbesserte Konzentrationsfähigkeit<br />

und höhere Motivation. Auch spielt Schlaf beim Lernen eine Bedeutung,<br />

weil gelernte Fakten und Zusammenhänge im Gehirn abgespeichert<br />

n übersetzt. werden. Auch Neben haben dem gelernten Studien Wissen gezeigt, sind dass besonders gut ausgeschlafene für Sportler die Speicherung<br />

von und motorischen Stressresistenz Bewegungen haben wichtig. als Menschen Wenn man mit den Schlafentzug. ganzen Tag eine<br />

Menschen<br />

eidensfähigkeit<br />

Bewegung übt und dann<br />

in der Nacht darauf sehr<br />

kurz schläft, bleibt weniger<br />

von dem Gelernten<br />

übrig – die motorischen<br />

Abläufe werden folglich<br />

nicht so gut in Automatismen<br />

übersetzt.<br />

Auch haben Studien gezeigt,<br />

dass gut ausgeschlafene<br />

Menschen eine<br />

höhere Leidensfähigkeit<br />

und Stressresistenz haben<br />

als Menschen mit Schlafentzug.


120<br />

Der körperliche Vorteil von gutem Schlaf sind die erneute Auffüllung des Muskelenergiespeichers<br />

und die Unterstützung von Muskelaufbau und Zellerneuerung.<br />

Dies hat auch eine Auswirkung auf das Immunsystem. Menschen, die regelmäßig<br />

gut schlafen, sind weniger anfällig für Viren und Bakterien.<br />

Umgekehrt haben Studien gezeigt, dass Menschen, die weniger als 5 Stunden<br />

Schlaf pro Nacht in einer Woche bekommen, einen starken Abfall von Testosteron<br />

aufweisen und die körperliche Leistung zeigen von jemanden, der bis zu<br />

11 Jahre älter ist. Auch das Verletzungsrisiko steigt rapide an mit Schlafentzug.<br />

Schlafoptimierung beginnt am Tag<br />

Nicht nur das, was in der Nacht passiert hat einen Einfluss auf den Schlaf. Auch<br />

unsere Lebensgewohnheiten während des Tages haben eine Auswirkung auf unsere<br />

Schlafqualität. So können Faktoren, wie z. B. wie spät man Abend gegessen<br />

hat oder wie lange bzw. kurz vor dem Schlafengehen man Sport gemacht hat,<br />

einen Einfluss auf die Schlafqualität haben.<br />

Wenn wir versuchen, direkt nach einer hohen körperlichen Belastung wie einem<br />

großen Spiel oder einem intensiven Training, schlafen zu gehen, können wir<br />

Schwierigkeiten mit dem Einschlafen haben. Das ganze Adrenalin, das durch<br />

den Körper läuft, muss erst einmal abgebaut werden.<br />

Da Schlaf sehr viel mit unseren täglichen Gewohnheiten zu tun hat, muss die<br />

Schlafoptimierung eines jeden Menschen individuell bestimmt werden. Hier ist<br />

ein systematisches Vorgehen empfehlenswert. Man probiert eine Maßnahme für<br />

1-2 Wochen aus und testet, ob eine Schlafverbesserung eintritt. Wenn dies nicht<br />

der Fall ist, verwirft man diese Maßnahme und geht zur nächsten.<br />

Wenn sich eine Maßnahme bewährt, behält man sie bei und testet zusätzlich<br />

noch weitere Maßnahmen aus. So kann man über einen Zeitraum von mehreren<br />

Monaten genau erforschen, was die eigenen Bedürfnisse zum Thema Schlaf<br />

sind. Wir haben einen Maßnahmenkatalog, den Sleep Guide, entwickelt, indem<br />

50 verschiedene Maßnahmen festgehalten wurden. Wir haben im Folgenden ein<br />

paar davon beispielhaft aufgeführt.<br />

Regelmäßigkeit macht den Unterschied<br />

Für alle Schlafoptimierung gibt es einen entscheidenden Grundsatz:<br />

„Regelmäßigkeit ist das A und O der Schlafoptimierung.“<br />

Menschen sind Gewohnheitstiere. Alles was wir regelmäßig durchführen, fällt<br />

uns leichter. Deswegen sind regelmäßige Schlaf- und Aufwachzeiten sehr wichtig.<br />

Der Körper fängt an, sich unterbewusst schon auf das Schlafen einzustellen


121<br />

bzw. auf das Aufwachen vorzubereiten. Das kann vor allem Einschlafphasen<br />

verkürzen, welches wiederum bedeutet, dass wir mehr „wertvolle“ Schlafzeit<br />

haben.<br />

Regelmäßigkeit Ein weiteres hilfreiches macht den Mittel Unterschied für die Schlafoptimierung ist es herauszufinden,<br />

welcher Chronotyp du bist. Es gibt verschiedene Einteilungen von Chronotypen,<br />

aber vereinfacht kann man zwischen Lerchen und Eulen unterscheiden<br />

Für alle Schlafoptimierung gibt es einen entscheidenden Grundsatz:<br />

„Regelmäßigkeit ist das A und O der Schlafoptimierung.“<br />

oder auch dem Morgenmensch und dem Abendmensch. Es gibt Menschen,<br />

Menschen die morgens sind aus Gewohnheitstiere. dem Bett springen Alles können was wir und regelmäßig sofort einsatzfähig durchführen, fällt sind. uns Dies leichter.<br />

Deswegen sind die Lerchen. sind regelmäßige Dann gibt Schlaf- es solche, und Aufwachzeiten die morgens sehr schwer wichtig. in die Der Gänge Körper kommen<br />

unterbewusst und dafür abends schon auf vor das Energie Schlafen sprühen. einzustellen Das bzw. sind auf die das Aufwachen Eulen. Wenn vorzubereiten. man<br />

fängt an,<br />

sich<br />

Das<br />

sich<br />

kann<br />

nicht<br />

vor<br />

sicher<br />

allem<br />

ist,<br />

Einschlafphasen<br />

welcher Typ<br />

verkürzen,<br />

man ist, kann<br />

welches<br />

man<br />

wiederum<br />

im Internet<br />

bedeutet,<br />

den<br />

dass<br />

MCTQ<br />

wir mehr<br />

„wertvolle“ Schlafzeit haben.<br />

(Munich Chrono Type Questionnaire) Test machen. Hier wird auf Grundlage<br />

Ein von weiteres wissenschaftlicher hilfreiches Mittel Forschung für die eine Schlafoptimierung Einteilung zwischen ist es herauszufinden, Chronotypen welcher<br />

Chronotyp vorgenommen. du bist. Es gibt verschiedene Einteilungen von Chronotypen, aber vereinfacht kann<br />

man zwischen Lerchen und Eulen unterscheiden oder auch dem Morgenmensch und dem<br />

Der Schlafzyklus wird von den Lichtverhältnissen beeinflusst und selbst bei<br />

Abendmensch. Es gibt Menschen, die morgens aus dem Bett springen können und sofort<br />

einsatzfähig abgedunkelten sind. Schlafzimmern Dies sind die Lerchen. weiß man Dann meistens, gibt es dass solche, die die Sonne morgens aufgegangen schwer in die<br />

Gänge ist. Dies kommen macht und jedoch dafür auch abends klar, vor dass Energie Abdunkelung sprühen. Das im sind Schlafzimmer die Eulen. Wenn wichtig man sich<br />

nicht ist, weil sicher man ist, welcher sonst im Typ Sommer man ist, vielleicht kann man im schon Internet sehr den viel MCTQ früher (Munich aufwacht Chrono als Type<br />

Questionnaire) man das eigentlich Test machen. möchte. Hier Während wird auf natürliches Grundlage von Licht wissenschaftlicher beim Aufwachen Forschung hilfreich<br />

sein zwischen kann, weil den es Chronotypen die Ausschüttung vorgenommen. von Serotonin unterstützt, kann genau<br />

eine<br />

Einteilung<br />

dieser Effekt auch hinderlich sein. Helles Licht sagt unserem Körper, dass es<br />

Zeit ist aufzustehen, auch wenn wir vielleicht noch mehr Schlaf benötigen. 4


ustehen, auch wenn wir vielleicht noch mehr Schlaf benötigen.<br />

122<br />

90-Prinzip Das R90-Prinzip nach Nick nach Littlehals Nick Littlehals<br />

0-Prinzip bezieht sich auf die schon oben erwähnten 90-Minuten-Zyklen des Schlafes.<br />

als empfiehlt Das R90-Prinzip immer, bezieht ein Mehrfaches sich auf die von schon 90 oben Minuten erwähnten für den 90-Minuten-Zyklen<br />

Schlaf zu verwenden, z<br />

es besser<br />

des Schlafes.<br />

7,5 Stunden<br />

Littlehals<br />

als 8<br />

empfiehlt<br />

Stunden<br />

immer,<br />

zu schlafen.<br />

ein Mehrfaches<br />

Was für<br />

von<br />

einen<br />

90 Minuten<br />

selbst die<br />

für<br />

geeignete<br />

den Schlaf zu verwenden, z. B. ist es besser 7,5 Stunden als 8 Stunden zu schlafen.<br />

Was für einen selbst die geeignete Schlafzeit ist, lässt sich durch Ausprobie-<br />

eit ist, lässt sich durch Ausprobieren und mithilfe eines Schlaftagebuches feststellen<br />

ann so festhalten wie man sich nach bestimmten Mengen an Schlaf fühlt.<br />

ren und mithilfe eines Schlaftagebuches feststellen. Man kann so festhalten wie<br />

als empfiehlt man sich außerdem, nach bestimmten dass Mengen man beim an Schlaf fühlt. eher an ein Wochenbudget als an ein<br />

udget Littlehals denkt. Dann empfiehlt kann außerdem, man darauf dass achten, man beim dass Schlaf man eher in der an ein Woche Wochenbudget die entsprechende<br />

an Regenerationszyklen als an ein Tagesbudget durchläuft denkt. Dann und kann eine man schlechte darauf achten, Nacht vielleicht dass man in mal der mit etwas<br />

sschlaf Woche ausgleicht. die entsprechende Menge an Regenerationszyklen durchläuft und eine<br />

schlechte Nacht vielleicht mal mit etwas Mittagsschlaf ausgleicht.<br />

Man kann den 90-Minuten-Rhythmus auch hervorragend auf die Zeit vor und<br />

nach dem Schlaf ausweiten. Wie zum Aufwärmen beim Sport sollten wir uns 90<br />

ann den Minuten 90-Minuten-Rhythmus vor dem Schlafengehen auch auf den hervorragend Schlaf vorbereiten. auf die Zeit vor und nach dem<br />

ausweiten. Wir sollten Wie zum zum Beispiel Aufwärmen versuchen, beim blaues Sport Licht sollten von wir elektronischen uns 90 Minuten Geräten vor dem<br />

ngehen zu vermeiden. auf Schlaf Studien vorbereiten. haben gezeigt, dass blaues Licht die Ausschüttung von<br />

Melatonin negativ beeinflusst und somit den Schlaf stört.<br />

llten zum Man Beispiel sollte auf versuchen, kühle Temperaturen blaues Licht in seiner von elektronischen Schlafumgebung Geräten achten. Während<br />

gezeigt, des Schlafens dass blaues wird die Licht Kerntemperatur die Ausschüttung des Körpers von Melatonin um bis zu negativ 1,5 Grad beeinflusst<br />

zu vermeiden<br />

haben<br />

mit den abgesenkt. Schlaf stört. Wenn die Schlaftemperatur im Raum ideal ist und man zusätzlich<br />

atmungsaktive Schlafkleidung trägt, dann wird diese abgesenkte Temperatur<br />

llte auf schneller kühle erreicht Temperaturen und man in hat seiner einen Schlafumgebung erholsameren Schlaf. achten. Während des Schlafens<br />

die Kerntemperatur Eines der häufigsten des beschrieben Körpers Probleme um bis beim zu Einschlafen 1,5 Grad ist abgesenkt. nachts wach Wenn die<br />

emperatur zu liegen im und Raum Probleme ideal ist zu und wälzen. man Deswegen zusätzlich sollte atmungsaktive man in seiner Schlafkleidung 90 Minuten trägt<br />

ird diese abgesenkte Temperatur schneller erreicht und man hat einen erholsameren


123<br />

Schlafvorbereitungsphase dafür nutzen, den Tag Revue passieren zu lassen. Es<br />

kann hilfreich sein, die Dinge, die man am nächsten Tag erledigen will, aufzuschreiben<br />

und sie damit aus dem Kopf zu verbannen. Auch Meditationsübungen,<br />

wie bewusst durch die Nase atmen, können zur Entspannung beitragen.<br />

Sowie man 90 Minuten mit der Vorbereitung des Schlafes verbringt, sollte man<br />

auch 90 Minuten auf die Zeit nach dem Schlaf verwenden. Das bedeutet, dass<br />

man nicht versucht von 0 auf 100 in den Tag zu starten.<br />

Neben den schon erwähnten regelmäßigen Aufstehzeit helfen auch natürliches<br />

Licht in der Seratonin-Bildung und somit uns wach zu machen.<br />

Die Regel für den Gebrauch der elektronischen Geräte gilt auch hier. Littlehals<br />

empfiehlt zum Beispiel, nicht direkt nach dem Aufstehen Social Media zu nutzen.<br />

Wenn man sich ärgert oder aufregt gleich am frühen Morgen, dann kann das<br />

die Stimmung für den ganzen Tag beeinflussen.<br />

Sleep like a Pro -<br />

Ein paar weitere Beispiele aus unserem Maßnahmen Katalog<br />

Tipp 1 - Jetlag<br />

Eine große Herausforderung, der sich Vielreisende und Profi-Sportler stellen müssen,<br />

ist der Jetlag. Besonders wenn man sich nur für kurze Zeit an seinem Zielort<br />

befindet. Man hat seinen harterarbeiteten Rhythmus durchbrochen und verlangt<br />

seinem Körper trotzdem Höchstleistungen ab.<br />

Eine Art und Weise wie der Jetlag vermindert werden kann, ist sich bereits an<br />

seinem Heimatort auf die neue Zeitzone einzustellen. Hierbei gilt, dass man<br />

sich pro Tag eine Stunde an seine Zielzeitzone anpasst. Wichtig zu bedenken ist<br />

auch, ob man nach Westen oder Osten reist.<br />

Wenn man nach Westen, z.B. in die USA reist, beginnt man drei Tage vor Abflug<br />

seinen Tag eine Stunde später anzufangen. Wenn man normalerweise um<br />

8:00 Uhr aufsteht und 17:00 Uhr trainiert, steht man am nächsten Tag um 9:00<br />

auf und trainiert um 18:00, und so weiter bis man am Abreisetag um 11:00<br />

aufsteht. Wenn man vor Ort angekommen ist, bleibt man den Tag über wach.<br />

Bei extremer Müdigkeit kann man einen Mittagsschlaf machen. Die nächsten 3<br />

Tage passt man dann sukzessiv den Rhythmus in der lokalen Zeitzone an, indem<br />

man am ersten Tag um 6:00 Uhr aufsteht, am nächsten Tag um 7:00 Uhr bis<br />

man am dritten Tag in der Zielzeitzone wieder bei seiner gewohnten 8:00 Uhr<br />

angekommen ist.<br />

Wenn man wieder nach Deutschland zurückkehrt, also nach Osten reist wird<br />

der ganze Prozess umgekehrt, d.h. dass man jeden Tag eine Stunde früher aufsteht,<br />

um sich wieder an die deutsche Zeitzone zu gewöhnen. In Deutschland<br />

angekommen muss man wieder die drei Tage Umgewöhnung in Kauf nehmen.


124<br />

Da diese Umstellung eine Belastung für den Körper darstellt, sollte darauf geachtet<br />

werden, dass man trotzdem seine 7,5 - 9 Stunden Schlaf bekommt. Das<br />

frühere Aufstehen sollte also auf keinen Fall zu Lasten der Schlafdauer gehen.<br />

Tipp 2 - Schlafen und Ernährung<br />

Es ist gemeinhin bekannt, dass die Ernährung fast alle Bereiche unserer Gesundheit<br />

beeinflusst. Schlaf ist da keine Ausnahme. Für einen detaillierten Ernährungsplan<br />

sollte am besten ein Ernährungs-Experte zurate gezogen werden.<br />

Wir können jedoch ein paar allgemeine Regeln festhalten. Man sollte sein<br />

Abendessen nicht zu kurz vor dem Schlafen gehen zu sich nehmen. Man sollte<br />

vor dem Schlafen kein zu scharfes oder zu salziges Essen zu sich nehmen, um<br />

Sodbrennen oder großen Durst in der Nacht zu vermeiden.<br />

Wenn man höheren Energiebedarf hat bzw. eine längere Schlafphase bevorsteht,<br />

kann man eine Stunde vor dem Schlafen noch einen Nachtsnack zu sich nehmen.<br />

Tipp 3 - Schlaffreunde und Schlaffeinde<br />

Wie im wachen Leben auch gibt es beim Schlafen Freunde, die einen unterstützen<br />

und Feinde, die sich einem in den Weg stellen. Zu den Schlaffeinden gehören<br />

unter anderem Nikotin, Alkohol und Koffein. Nikotin kann auf Dauer den<br />

Fokus und die Wachheit stören. Es gibt inzwischen Studien, die aufzeigen, dass<br />

bei Rauchern eine höhere Wahrscheinlichkeit besteht, dass sie schlecht schlafen.<br />

Alkohol kann in kleinen Mengen entspannend wirken, in größeren Mengen<br />

führt er jedoch zu Dehydrierung und verlangsamt die Verdauung, da der Alkohol<br />

zuerst abgebaut werden muss, bevor alles andere verdaut werden kann. Wie<br />

in Tipp 2 schon beschrieben sollte man vor dem Schlafen sichergehen, dass man<br />

ausreichend hydriert ist, um nachts nicht durstig aufzuwachen. Wir empfehlen 3<br />

Stunden vor dem Schlafen keinen Alkohol mehr zu sich zunehmen.<br />

Als letzter Schlaffeind wollen wir hier noch über das Koffein reden. Auch wenn<br />

Koffein für viele essenzieller Bestandteil ihrer Morgenroutine ist, sollte zu spät<br />

am Tag kein Koffein mehr zu sich genommen werden. Koffein braucht bis zu 6<br />

Stunden, um im Körper komplett abgebaut zu werden. Aus diesem Grund sollte<br />

man nach 15:00 Uhr keinen Kaffee mehr trinken. Dies sind die Stoffe, die den<br />

Schlaf stören.<br />

Welche Stoffe sind dann die Schlaffreunde? Besonders schlaffördernd sind die<br />

Stoffe Tryptophan, B-Vitamine, Magnesium, Calcium und Glutamin.<br />

Tryptophan (enthalten in Truthahn, Nüsse, Banane, Eier, Milch) wird in den<br />

schlaffördernden Neurotransmitter Serotonin umgewandelt. Magnesium und<br />

Calcium wirken entspannend. B-Vitamine haben zum Teil wichtige Funktionen<br />

im Körper. Vitamin B1 ist wichtig für den Serotoninspiegel im Gehirn. Vitamin


125<br />

B3 ist wichtig für das Nervensystem, beschleunigt das Einschlafen und kann<br />

die Schlafqualität verbessern. Vitamin B5 ist essenziell für die Nervenimpulsübertragung<br />

und damit wichtig für den Schlafrhythmus. Vitamin B6 regelt das<br />

Aufrechterhalten eines normalen Blutzuckerspiegels in der Nacht.<br />

Diese Stoffe zum Abendessen zu sich zu nehmen, kann zusammen mit den Ernährungstipps<br />

aus Tipp 2 eine schlaffördernde Wirkung haben.<br />

Tipp 4 - Gutes Schlafklima ist entscheidend<br />

Idealerweise sollte das Schlafzimmer eine Temperatur zwischen 18 und 19 Grad<br />

haben und eine Luftfeuchtigkeit zwischen 45 - 60 %. Im Winter kann ein Luftbefeuchter<br />

hilfreich sein, der der trockenen Heizungsluft entgegenwirkt.<br />

Auch sollte das Schlafzimmer nur zum Schlafen und Entspannen genutzt werden.<br />

Wenn möglich sollte man nicht in Schlafzimmer oder auf dem Bett arbeiten.<br />

Das heißt auch keine Fernseher im Zimmer und möglichst wenig elektronische<br />

Geräte. Wie bereits oben beschrieben sind Menschen Gewohnheitstiere.<br />

Wenn wir einen designierten Platz zum Schlafen und Entspannen haben, können<br />

wir an diesen Orten automatisch schneller einschlafen bzw. entspannen.<br />

Am besten ist das Schlafzimmer nach Süden ausgerichtet, dadurch hat man im<br />

Sommer morgens weniger und im Winter mehr Licht. Dies ermöglicht dir morgens<br />

natürliches Licht in dein Schlafzimmer zu bringen. Bei starker Lärmbelastung<br />

sollte Gehörschutz oder ein White Noise Generator zu Hilfe genommen<br />

werden.<br />

Tipp 5 Das richtige Kissen für deinen Körper<br />

Beim Schlafen sollten der Kopf und Wirbelsäule eine gerade Linie bilden. Ein<br />

Kissen, welches zu hoch oder zu niedrig ist oder nicht genug Stützkraft bietet<br />

sorgt dafür, dass die Halswirbel abgeknickt sind. Dies führt wiederum zu Nackenverspannungen,<br />

die unter anderem Kopfschmerzen zu Folge haben können.<br />

Ein viskoelastisches Schaumkissen passt sich perfekt dem Kopf/Nackenbereich<br />

an, während ein Daunenkissen meistens nicht genug Stützkraft bietet.<br />

Wie schon beschrieben wirkt sich die Kerntemperatur des Körpers auf die<br />

Schlafqualität aus. Die meiste Wärme gibt der Körper dabei über den Kopf ab.<br />

Deswegen wirken Kissen nachts auch öfter zu heiß. Die speziellen Kopfkissen<br />

von Third of Life haben dagegen eingebaute Ventilationskanäle, die Wärme und<br />

Feuchtigkeit ableiten. Der thermoregulierende Bezug mit Phase-Change-Technologie<br />

unterstützt zusätzlich den Kopf und damit den ganzen Körper, die richtige<br />

Temperatur zu erreichen und zu halten. Egal ob Rücken-, Bauch- oder Seitenschläfer,<br />

es gibt für jeden das richtige Kissen mit einer orthopädisch passenden<br />

Form.


126<br />

Weitere Informationen<br />

Wir hoffen, dass sie mit diesem Vortrag einen kleinen Einblick in das Thema<br />

Schlafoptimierung gewinnen konnten. Natürlich ist ein Vortrag nicht ausreichend,<br />

um alle Aspekte der Schlafoptimierung vorzustellen. Für weiter Informationen<br />

können Sie z.B. unseren Youtube-Kanal besuchen. Hier haben wir unter<br />

anderem Interviews mit unsern Schlafexperten Nick Littlehals zu verschiedenen<br />

Themen hochgeladen.<br />

Autor<br />

Dr. Hanno Deyle<br />

Gründer & Geschäftsführer Third of Life<br />

Hanno.deyle@third-of-life.com<br />

https://youtube.com/thirdoflife


127<br />

Thomas Nörrenberg<br />

(LEBENSBEDROHLICHE) ZWISCHENFÄLLE<br />

IN TRAINING UND WETTKAMPF<br />

Anmerkung: Der sprachlichen Einfachheit halber wird in der männlichen Form<br />

geschrieben, es sind sehr wohl auch gleichzeitig die weiblichen Formen gemeint.<br />

Der folgende Artikel erhebt selbstverständlich nicht den Anspruch auf Vollständigkeit,<br />

dazu ist das Thema viel zu komplex. Gleichzeitig können für die<br />

hiesigen Ausführungen auch keine Rechtsverbindlichkeiten gegeben werden.<br />

Vielmehr sollen die folgenden Ausführungen eine Sensibilität für dieses Thema<br />

erzeugen und wertvolle Tipps für die Praxis aufzeigen. Letztendlich ist jeder<br />

Sportler für sich selbst (bzw. bei Minderjährigen deren Erziehungsberechtigten)<br />

verantwortlich und jede persönliche Situation kann unterschiedlich gelagert<br />

sein, deswegen ist immer eine individuelle ärztliche Abklärung, Therapie und<br />

Erlaubnis erforderlich.<br />

Sowohl im Training als auch im Wettkampf hat es in der Vergangenheit immer<br />

wieder (lebensbedrohliche) Zwischenfälle gegeben. Dies wird sicherlich auch<br />

in der Zukunft vorkommen, es kann nur versucht werden, durch entsprechende<br />

Aufmerksamkeit und Handlungsweisen diese auf ein Minimum zu reduzieren.<br />

Eine vollständige Sicherheit wird es zumindest mit den derzeitigen Möglichkeiten<br />

nicht geben.<br />

In näherer Erinnerung sind insbesondere die Todesfälle während der Deutschen<br />

Masters-Meisterschaften 2016 in Hannover, 2017 in Wetzlar und 2019 in Freiburg.<br />

Es ist die Frage, ob diese Todesfälle hätten verhindert werden können.<br />

Der Beginn eines Zwischenfalls ist häufig das Kollabieren eines Sportlers entweder<br />

schon im Wasser oder auch an Land. In diesem Fall sind schnelle, zielgerichtete<br />

Reaktionen der anwesenden Personen von enormer Bedeutung. Damit<br />

diese korrekt sind, ist zumindest ein Mindestmaß an Wissen über Hintergründe<br />

und Ersthelfermaßnahmen notwendig. Dazu sollen diese Ausführungen verhelfen.<br />

Allerdings werden hier nicht die Basics eines Erste-Hilfe-Kurs erläutert,<br />

diese müssen über andere Fachliteratur oder Kursen erlernt werden. Dies ist<br />

eigentlich sowieso Grundvoraussetzung für eine Schwimmtrainerlizenz.


128<br />

Der Kollaps ist immer ein dramatisches Erlebnis für alle Beteiligten, worauf<br />

schnellstmöglichst reagiert werden muss, weil beispielsweise das Zeitfenster<br />

bei einem Herz-Kreislaufstillstand bis zum Eintreten von dauerhaften Hirnschäden<br />

oder sogar Hirntod nur wenige Minuten vergehen. Glücklicherweise sind<br />

nicht alle Kollapse gleichbedeutend einem Herz-Kreislaufstillstand, manchmal<br />

reicht hierfür lediglich ein Blutdruckabfall aus. Dies muss aber sehr schnell eruiert<br />

werden.<br />

Bei einem Kollaps im Wasser ist die betroffene Person natürlich sofort an Land<br />

zu bringen. An Land sollte sie flach hingelegt werden, sofern sie nicht schon<br />

sowieso gestürzt ist. Der nächste Schritt wäre um Hilfe zu rufen; im Trainingsoder<br />

Wettkampfbetrieb sind ja in der Regel mehrere Personen anwesend.<br />

Sollte bereits Wasser in die Lunge eingedrungen sein, ist es nach heutigen Erkenntnissen<br />

nicht sinnvoll, dieses aus der Lunge zu entfernen. Das kostet nur<br />

Zeit und bringt in der Regel nicht den gewünschten Erfolg. Bei einer eventuellen<br />

Wiederbelebung wird durch die Herzdruckmassage wahrscheinlich sowieso<br />

ein Teil des Wassers aus der Lunge gedrückt.<br />

Auf jeden Fall ist schnellstmöglichst die Kontrolle des Herz-Kreislaufs erforderlich:<br />

Atmungskontrolle: Blick auf Atembewegungen am Brustkorb und Bauch mit<br />

gleichzeitiger Kontrolle, ob im Mund auch tatsächlich ausgeatmet wird (rhythmische<br />

feuchte Wärme am Mund erfühlen). Wenn eine Atembewegung im<br />

Bauch und/oder Brustkorb ohne gleichzeitige Ausatemluft am Mund zu erkennen<br />

ist, soll versucht werden, die Zunge durch den Esmarch-Handgriff (Schemazeichnung<br />

im Anhang) aus dem Rachen zu holen. Ist keine Atembewe-gung<br />

zu erkennen, ist vermutlich ein Atemstillstand mit gleichzeitigem oder zumindest<br />

drohendem Herz-Kreislaufstillstand eingetreten.<br />

Pulskontrolle: Ist eine Pulsation am Handgelenk auf der Daumenseite noch vorhanden?<br />

Wenn nicht, soll die Pulsation am Hals rechts und links vom Kehlkopf<br />

kontrolliert werden. Bei fehlendem pulsatilem Tastbefund liegt höchstwahrscheinlich<br />

ein Herz-Kreislaufstillstand vor.<br />

Zusätzlich kann das Hautkolorit beobachtet werden: Wenn sie leichenblass ist,<br />

ist dies höchstwahrscheinlich aufgrund der fehlenden Durchblutung der Haut<br />

ein weiterer Hinweis auf einen Kreislaufstillstand. Aber Vorsicht: gar nicht so<br />

selten kann in dieser Situation insbesondere der Brustkorb und Halsbereich<br />

auch bläulich verfärbt sein.<br />

Sollte sowohl die Atmung als auch ein Puls tastbar sein, dann muss die betroffene<br />

Person in eine stabile Seitenlage gebracht werden (Schemazeichnung im<br />

Anhang). Gleichzeitig sollte ein Notarzt gerufen werden. Auch wenn die Person<br />

das Bewusstsein in der Zwischenzeit wieder erlangen sollte, ist die Ursache


129<br />

dennoch abzuklären. Bis zum Eintreffen des Notarztes muss natürlich weiter<br />

überwacht werden, um eine Verschlechterung des Zustandes jederzeit erkennen<br />

zu können.<br />

Bei einem festgestellten Herz-Kreislaufstillstand sind selbstverständlich baldmöglichst<br />

Wiederbelebungsmaßnahmen (Reanimation) bis zum Eintreffen des<br />

Notarztteams einzuleiten.<br />

Für die Durchführung einer Reanimation wird auf weiterführende Literatur verwiesen,<br />

da dies hier die Ausführungen sprengen würde.<br />

Was sind die Zeichen einer Synkope oder eines Kollapses?<br />

Der Beginn ist häufig ein Verdrehen der Augen mit Verlust des Bewusstseins<br />

und gleichzeitig oder darauffolgend ein Muskeltonusverlust. Daraus resultiert<br />

ein Sturz, wenn die Person sich vorher in aufrechter Körperhaltung befunden<br />

hat. Im Wasser könnte dies zum Ertrinken führen; manchmal ist eine kommende<br />

Synkope kurz vorher an plötzlichen atypischen Schwimmbewegungen zu erkennen,<br />

z.B. bei überzogenen Tauchübungen.<br />

Die durch den Kreislaufstillstand verursachte fehlende Durchblutung insbesondere<br />

des Gehirns und dem dadurch fehlenden Sauerstoff kann es zu epileptoformen<br />

Bewegungen des gesamten Körpers kommen, die aber häufig nicht so<br />

intensiv und solange dauern wie ein echter epileptischer Anfall.<br />

Nicht jede Synkope hat auch einen krankhaften Hintergrund. Manche Personen<br />

kollabieren z.B. schon dann, wenn sie nur Blut sehen. Auch verbal ausgelöste<br />

Synkopen kommen vor, beispielsweise kollabierte Bob Beamon (phänomenaler<br />

Weltrekord 1968 in Mexico im Weitsprung über 8.90m) nachdem er erfahren<br />

hatte, wie weit sein Sprung gegangen ist. Solange die Ursache einer Synkope<br />

aber nicht abgeklärt ist, sollte sie untersucht werden.<br />

Am besten ist es natürlich, dass solche Zwischenfälle gar nicht erst auftreten.<br />

Deshalb sollten bereits im Vorfeld auf bestimmte Dinge geachtet und entsprechend<br />

reagiert werden. Eine sehr wichtige Rolle (aber nicht die alleinige) spielt<br />

dabei die sportärztliche Untersuchung. Auch auf bestimmte Krankheitszeichen<br />

von Sportlern beim Training und Wettkampf sollte durch Mannschaftskameraden,<br />

Eltern, Trainer usw. geachtet werden. Im Zweifelsfall sollte nicht trainiert<br />

oder gar im Wettkampf angetreten werden, denn es könnte die letzte Belastung<br />

sein.<br />

Lebensbedrohlich sind in der Regel Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems.<br />

Orthopädische Probleme sind zwar sehr lästig, schmerzhaft und behindern das<br />

Training oder gar den Wettkampf, sind aber normalerweise nicht lebensbedroh-


130<br />

lich. Hingegen kann aber z.B. die Zuckerkrankheit oder das Asthma zu Zuständen<br />

führen, die mit dem Leben nicht mehr vereinbar sind. Häufig führen solche<br />

lebensbedrohlichen Zwischenfälle selbst bei schneller und optimaler Hilfe<br />

trotzdem zum endgültigen Tod.<br />

Aus diesem Grund sollen verdächtige Anzeichen für zukünftige Zwischenfälle<br />

durch (bekannte) Krankheiten oder Symptome, ärztlicherseits abgeklärt werden.<br />

Leider ist manchmal das erste Symptom auch das letzte und der Sportler<br />

stirbt. Auch eine korrekt und umfangreich durchgeführte sportärztliche Untersuchung<br />

kann keine hundertprozentige Sicherheit bieten, sehr wohl aber eine<br />

hohe. Letztendlich ist die Wahrscheinlichkeit, eine bestimmte Erkrankung oder<br />

einen Organschaden zu entdecken um so größer, desto umfangreicher die sportärztliche<br />

Untersuchung selbst ist.<br />

In den meisten Fällen ist der Grund eines lebensbedrohlichen Zwischenfalls<br />

das Versagen der Pumpe (also dem Herz), dem Gefäßsystem oder der Lunge.<br />

Auch Stoffwechselstörungen wie z.B. die Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus),<br />

ein epileptischer Anfall oder ein Schlaganfall können zu gefährlichen Zuständen<br />

führen, insbesondere wenn sich die betroffenen Personen zu diesem Zeitpunkt<br />

im Wasser befinden.<br />

Was sind also die Gründe für solche lebensbedrohliche Zwischenfälle? Es soll<br />

zunächst einmal auf das Pumpversagen (plötzlicher Herztod) eingegangen werden.<br />

Diese sind in ihrer jeweiligen Häufigkeit altersabhängig. Während in jungen<br />

Jahren hauptsächlich genetische Defekte des Herzens dafür verantwortlich<br />

sind, steigt hierfür mit zunehmendem Alter als Ursache die Gefäßverkalkung<br />

(Arteriosklerose) an. Genetische Ursachen werden dann seltener, frei nach dem<br />

Motto: Wer es bis hierhin geschafft hat...<br />

Genetische Defekte als Ursache für den plötzlichen Herztod<br />

Ein Grund für den Herztod unter 35 Jahren beträgt zu etwa einem Drittel die sogenannte<br />

hypertrophe Cardiomyopathie (HCM = verdickter krankhafter Herzmuskel),<br />

ein genetischer Defekt der Herzmuskulatur, welche zu ihrer abnormen<br />

Verdickung führt. Ist eine HCM diagnostiziert worden, muss mit den Ärzten<br />

abgeklärt werden, ob eine weitere leistungssportliche oder überhaupt noch eine<br />

sportliche Aktivität möglich ist.<br />

Des Weiteren spielen Herzrhythmusstörungen durch andere genetische Defekte<br />

eine große Rolle. Beispielshaft seien hier das WPW-Syndrom und andere genetische<br />

Schäden, wie Ionenkanalerkrankungen oder die arrythmogene rechtsventrikuläre<br />

Kardiomyopathie genannt, welche bevorzugt bei körperlichen Belastungen<br />

tödliche Herzrhythmusstörungen (z.B. Kammerflimmern, faktisch<br />

identisch einem Kreislaufstillstand) auslösen können. Das WPW-Syndrom ist


131<br />

z.B. ein anfallsweises Herzrasen (Herzfrequenzen in der Regel über 200/min),<br />

welches dazu führt, das es durch die Abnahme der Füllungszeit des Herzens zu<br />

einer drastischen Verminderung des Schlagvolumens kommt. Dadurch kann das<br />

Herzminutenvolumen soweit abfallen, das eine Bewusstlosigkeit, im Extremfall<br />

sogar ein Kreislaufstillstand eintritt. Alleine der plötzliche Bewusstseinsverlust<br />

kann durch die Verletzungsgefahr bei einem Sturz oder durch Ertrinken beim<br />

Aufenthalt im Wasser gefährlich werden.<br />

Myokarditis (Herzmuskelentzündung)<br />

Auch eine Myokarditis (Herzmuskelentzündung) z.B. nach einem abgelaufenen<br />

viralen (z.B. Grippe) oder bakteriellen Infekt kann ebenfalls zum plötzlichen<br />

Herztod führen. Um das Auftreten einer Myokarditis zu vermeiden, ist die<br />

entsprechende Ruhe bei Infekten erforderlich. Allerdings treten Myokarditiden<br />

auch bei korrekter Verhaltensweise (körperliche Schonung) während Infektionen<br />

auf, die Wahrscheinlichkeit ist aber geringer.<br />

Ist die Erholung nach einem abgelaufenen Infekt (stark) eingeschränkt (z.B.<br />

keine Leistung, Herzrasen, Ruhepuls nicht normal und/oder leicht erhöhte Körpertemperatur<br />

(aber nicht unbedingt auch echtes Fieber) usw.) kann dies auf<br />

eine Myokarditis hindeuten, die ärztlich abgeklärt werden muss. Ist sie dann<br />

tatsächlich vorhanden, wird man um eine längere Pause (6 Monate oder länger)<br />

nicht umhin kommen. Es existieren noch zahlreiche andere (seltenere) Herzerkrankungen,<br />

die ebenfalls sehr lebensbedrohliche Folgen haben können, meist<br />

dann in Form eines plötzlichen Herztodes.<br />

Koronare Herz-Erkrankung (KHK)<br />

In höherem Alter (über 35 Jahre) verlagern sich die Gründe für den plötzlichen<br />

Herztod in Richtung der koronaren Herzerkrankung (KHK). Das Herz wird von<br />

den sogenannten Koronargefäßen mit Blut versorgt, sind diese durch eine Arteriosklerose<br />

verkalkt und dadurch verengt oder sogar komplett verschlossen,<br />

kann die Durchblutung soweit abfallen, dass das entsprechende Herzmuskelgewebe<br />

durch Sauerstoff- und Nährstoffmangel absterben kann (Herzinfarkt).<br />

Eine Einengung der Koronararterien führt zu einer Blutflussverminderung zunächst<br />

unter Belastung, im Extremfall auch schon im Ruhezustand. Dies führt<br />

häufig zu Brustschmerzen unter körperlicher Belastung, welche aber meistens<br />

kurz nach Belastungsende wieder enden. Gleichzeitig nimmt natürlich die Leistungsfähigkeit<br />

ab. Sind die Schmerzen nach Belastung anhaltend, kann dies ein<br />

Hinweis auf einen akuten Herzinfarkt sein. Da ein Herzinfarkt immer ein lebensbedrohliches<br />

Ereignis ist, sollten die Anzeichen hierfür bekannt sein. Es muss<br />

allerdings erwähnt werden, dass auch Beschwerden z.B. bei Zuckerkranken,<br />

Herztransplantierten oder auch bei Normalpersonen vollständig fehlen können,.


132<br />

Typische Zeichen eines Herzinfarktes sind z.B.:<br />

Ein Vernichtungsschmerz in der Brust evtl. mit Ausstrahlung in den linken Arm,<br />

natürlich auch ein Leistungsabfall bis hin zur Belastungsunfähigkeit, Angst, unregelmäßiger<br />

Herzschlag und Luftnot. Auch zunächst unspezifische Symptome<br />

wie z.B. Bauch- und/oder Rückenschmerzen können Zeichen sein.<br />

Häufig sind bereits Vorzeichen vor einem echten Herzinfarkt zu finden, diese<br />

Beschwerden sind ähnlich einem akuten Herzinfarkt: Brustschmerzen oder Engegefühl<br />

unter Belastung (evtl. auch schon in Ruhe, aber diese Personen werden<br />

höchstwahrscheinlich nicht mehr an Training und Wettkampf denken). Unregelmäßige<br />

Herzschläge können ebenfalls auftreten, Leistungsabfall und Luftnot<br />

sind weitere Symptome. Besonders ist auf Risikofaktoren wie Bluthochdruck,<br />

Fettleibigkeit (Adipositas), Atemaussetzer beim Schlaf (Schlafapnoe), Bewegungsarmut<br />

(besonders Neueinsteiger), Zuckerkrankheit, bereits abgelaufener<br />

Herzinfarkt und/oder Schlaganfall zu achten.<br />

Maßnahmen bei Verdacht auf Herzinfarkt:<br />

Sportler aus dem Wasser holen (wenn nicht bereits an Land), hinlegen mit leicht<br />

erhöhtem Oberkörper, sofort Hilfe und Notarzt rufen, beruhigen, wenn möglich<br />

Sauerstoff zuführen, Kreislaufkontrolle. Ansonsten gelten die Maßnahmen wie<br />

bei den weiter oben beschriebenen Synkopen, also ggf. auch eine Reanimation.<br />

Schlaganfall (Apoplex)<br />

Es können allerdings auch andere arterielle Gefäße verkalkt (Arteriosklerose)<br />

sein, z.B. die hirnzuführenden Gefäße im Hals oder im Gehirn selbst. Dies kann<br />

dazu führen, dass einzelne Gehirnanteile durch die Engstellen oder einen Totalverschluss<br />

nicht mehr genügend Sauerstoff über das Blut zugeführt bekommen,<br />

was in einen Schlaganfall münden kann. Durch die fehlende Energie stellen die<br />

betroffenen Hirnzellen ihre Arbeit ein (nervale Impulse an die Muskulatur werden<br />

nicht mehr weitergeleitet, so dass entsprechende Lähmungserscheinungen auftreten),<br />

dauert die fehlende Durchblutung über einen längeren Zeitraum an, sterben<br />

sie irreversibel ab. Ein Schlaganfall ist also immer ein akuter lebensbedrohlicher<br />

Zwischenfall, welcher auch zu dauerhaften Schäden, wenn nicht sogar zum Tod<br />

führen kann. Deshalb ist es auch hier wichtig, die Symptome zu kennen, weil auch<br />

hier ein extrem schnelles Handeln erforderlich ist.<br />

Das klassische Symptom beim Schlaganfall ist die plötzliche Halbseitenlähmung.<br />

Es können allerdings auch isoliert ein hängender Mundwinkel, Gangunsicherheiten<br />

und/oder Schwindel auftreten. Auch typisch sind plötzliche Sprachstörungen<br />

(verwaschene Sprache bis hin zum kompletten Sprachverlust), aber<br />

auch Sehstörungen bis zur Blindheit in einem Gesichtsfeld können Anzeichen<br />

sein. Im Extremfall kann auch ein Bewusstseinsverlust bis hin zum Kreislauf-


133<br />

stillstand auftreten (insbesondere dann, wenn die Ursache nicht der Verschluss<br />

eines Gehirngefäßes ist, sondern das Platzen eines solchen, was eine Einblutung<br />

in das Gehirn zur Folge hat).<br />

Manchmal sind die Symptome auch innerhalb weniger Minuten oder Stunden<br />

wieder rückläufig oder sogar ganz verschwunden. Es wird dann von einer transistorisch<br />

ischämischen Attacke (TIA) gesprochen. Dies ist aber kein Freibrief<br />

für die betroffene Person, sondern auch hier muss abgeklärt werden, weil innerhalb<br />

der nächsten Tage häufig ein bleibender Schlaganfall auftritt.<br />

Die Schlaganfallsgefahr ist besonders hoch beim Vorhofflimmern (eine Herzrhythmusstörung,<br />

welche mit zunehmendem Alter immer häufiger auftritt), weil<br />

sich hier die Vorhöfe des Herzens nicht mehr zusammenziehen. Durch das teilweise<br />

stehende Blut in den Ecken der Vorhöfe kann sich hier eine Thrombose<br />

entwickeln. Wenn diese sich löst, gelangt sie auf geradem Weg ins Gehirn und<br />

verschließt dort Hirngefäße. Sollte ein Vorhofflimmern neu bemerkt werden<br />

(total unregelmäßiger Puls), sollte das Training abgebrochen werden und ärztlicherseits<br />

sofort abgeklärt und therapiert werden. Wenn es erst neu aufgetreten<br />

ist, kann mit recht gutem Erfolg der Herzschlag durch einen Elektroschock (unter<br />

Kurznarkose) wieder normalisiert werden. Ansonsten werden in den meisten<br />

Fällen für den Rest des Lebens bestimmte Medikamente erforderlich sein.<br />

Sonderform Subarachnoidalblutung (SAB)<br />

Wenn bestimmte Hirngefäße eine erworbene oder angeborene Aussackung mit<br />

entsprechend dünner Gefäßwand besitzen, kann es passieren, dass insbesondere<br />

bei Blutdruckspitzen diese Wand einreißen kann. Dies führt zu einer Einblutung<br />

in das Gehirn mit Schädigung desselben. Dies tritt besonders häufig<br />

im mittleren Lebensalter auf, also zwischen dem 30.-50. Lebensjahr, kann aber<br />

auch sehr junge Personen treffen. Typische Zeichen sind ein plötzlicher Vernichtungskopfschmerz<br />

vom Nacken ausgehend mit oftmals vorhandener zusätzlicher<br />

Nackensteife. Zusätzlich findet man häufig Übelkeit und Erbrechen, eine<br />

Eintrübung bis hin zum Koma ist leicht möglich.<br />

Maßnahmen beim Apoplex und bei der SAB:<br />

Die Maßnahmen sind zunächst wie immer, an Land bringen, Notarzt kontaktieren,<br />

Atem- und Kreislaufkontrolle, u.U. entsprechende Therapien wie z.B.<br />

Reanimation einleiten. Hier ist auch ein schnelles Handeln erforderlich, um die<br />

betroffene Person in ein Schlaganfallszentrum (Stroke-Unit) zu bringen. In diesen<br />

Fällen ist „Time is brain“ (Zeit ist Gehirn), die dauerhaften Schäden steigen<br />

nach ca. vier Stunden fehlender Therapie stark an. Selbst bei optimaler Therapie<br />

bleiben häufig dauerhafte Schäden, wie z.B. Lähmungserscheinungen zurück.


134<br />

Andere arterielle Verschlüsse<br />

Aber nicht nur am Herzen und im Gehirn können Gefäßverkalkungen gefährlich<br />

werden. Arterielle Verschlüsse z.B. im Darm führen ohne rechtzeitige Therapie<br />

zum Tod (plötzliche starke Bauchschmerzen mit starker Bauchdecken-Abwehrspannung).<br />

Auch ein arterieller Beinverschluss ist sehr schmerzhaft. Die<br />

betroffene Extremität ist ab der Verschlusshöhe zur Peripherie hin pulslos und<br />

weiß (sofern keine Umgehungskreisläufe vorhanden sind). Neben Schmerzen<br />

tritt natürlich auch ein Kraftverlust auf. Auch diese Zwischenfälle sind Notfälle,<br />

welche schnellstmöglich in ein Krankenhaus eingeliefert werden müssen.<br />

Thrombosen<br />

Nicht nur arterielle Gefäße können verschlossen werden, sondern auch die Venen<br />

(Gefäße des Niederdrucksystems, welche das Blut zum Herz zurückfließen<br />

lassen). Gerade durch den niedrigen Blutdruck und bei Venenproblemen (z.B.<br />

bei vorhandenen Krampfadern) können hier sogenannte Thrombosen entstehen.<br />

Dies sind feste Blutbestandteile, die sich zusammengeballt haben und das jeweilige<br />

venöse Gefäß verschließen. Das Gefährliche daran ist, dass sich Thrombosen<br />

auch wieder in der Vene lösen können, daraufhin mit Hilfe des Venensystems<br />

durch den rechten Herzanteil transportiert werden, dann in den engen<br />

Lungengefäßen hängen bleiben und diese dadurch verschließen, was dann als<br />

Lungenembolie bezeichnet wird (siehe weiter unten).<br />

Besondere Risikofaktoren für die Entstehung einer Thrombose sind Gerinnungsstörungen<br />

(z.B. die Faktor V Leiden-Konstellation), Krampfadern, bei Frauen<br />

Ovulationshemmer, aber auch Gefäßanomalien, Engstellen z.B. im Schulterund<br />

Beckenbereich. Selbstverständlich können auch atypische Venenverläufe<br />

für die Thrombus-Entstehung ursächlich sein.<br />

Thrombosen können sowohl in den Bein- und Beckenvenen entstehen, aber<br />

auch in jeder anderen Vene wie z.B. auch in den Armvenen. Die Gefahr einer<br />

Lungenembolie ist bei Bein- und Beckenvenenthrombosen statistisch gesehen<br />

etwas größer, aber auch bei den Armvenen ist sie möglich, insbesondere dann,<br />

wenn die Thrombose im Oberarm entstanden ist.<br />

Zeichen einer Thrombose ist meistens die Schwellung und vielleicht auch eine<br />

leichte Blaufärbung der betroffenen Extremität. Bei Unsicherheit kann z.B. der<br />

Umfang der verdächtigen Extremität mit der gegenüberliegenden Extremität<br />

verglichen werden, er ist mit Thrombose meistens größer. Eine Überwärmung<br />

der betroffenen Extremität ist auch nicht selten zu finden. Gerade zu Beginn<br />

einer frischen Thrombose sind häufig Schmerzen in diesem Bereich vorhanden.<br />

Beim Bein sind die Schmerzen häufig auf der Rückseite des betroffenen Unterschenkels<br />

zu finden, wo sie leicht mit Muskelschmerzen verwechselt werden.


135<br />

Maßnahmen bei einer Thrombose:<br />

Bei Zeichen einer Thrombose ist ein schneller Arztkontakt zwingend notwendig,<br />

grundsätzlich ist hier neben einer medikamentösen Therapie eine Ruhigstellung<br />

erforderlich. Dies ist zumindest so lange erforderlich, bis die Thrombose sich<br />

mit der Venenwand so fest verbunden hat, dass sie sich nicht mehr ablösen kann<br />

(der Thrombus ist dann organisiert). Die entsprechende Vene ist dann zwar verloren,<br />

aber es kann von ihr dann auch keine Lungenembolie mehr ausgehen.<br />

Lungenembolie<br />

Gelangt thrombotisches Material in die Lungenarterien, werden diese mehr oder<br />

weniger umfangreich verschlossen. Je mehr von ihnen verschlossen sind, desto<br />

lebensbedrohlicher wird die Situation. Bei einer leichten Lungenembolie (es<br />

sind nur wenige Lungengefäße von einem Verschluss betroffen) kann es sogar<br />

sein, das zunächst gar keine Symptome bemerkt werden.<br />

Je umfangreicher jedoch der Lungenanteil ist, den die Embolie von der Blutversorgung<br />

ausschließt, umso schwerwiegender werden üblicherweise die Symptome.<br />

Desto mehr Gefäße in der Lunge verschlossen werden, desto weniger<br />

Sauerstoff kann von der Lunge aufgenommen werden, zudem steigt dann der<br />

Gefäßwiderstand immer weiter an, so dass das Herz diesen ab einem bestimmten<br />

Punkt nicht mehr überwinden kann und versagt.<br />

Bei einer stärkeren Lungenembolie wird Schwindel, Herzrasen und vor allem<br />

Luftnot auftreten. Zusätzlich sind starke Brustkorbschmerzen zu erwarten,<br />

ebenso kann blutiger Husten auftreten. Ist die Lungenstrombahn nahezu oder<br />

sogar komplett verschlossen, ist ein Herzkreislaufstillstand die Folge. Das Problematische<br />

daran ist, dass selbst eine ordnungsgemäße Reanimation vor Ort<br />

kaum Erfolg haben wird, weil selbst mit guter Beatmung durch die fehlende<br />

Lungendurchblutung kein Sauerstoff mehr in den Körper gelangen kann. Es gibt<br />

eigentlich nur eine Möglichkeit und das ist die schnellstmögliche medikamentöse<br />

Wiedereröffnung der Lungengefäße, also das rasche Auflösen des Thrombus<br />

oder ein operativer Eingriff, welcher ihn chirurgisch entfernt. Da aber das<br />

Zeitfenster für das Gehirn ohne Sauerstoff nur wenige Minuten beträgt, sind die<br />

Erfolgsaussichten letztendlich leider gering.<br />

Diabetes mellitus<br />

Damit Blutzucker (Glucose = Traubenzucker) als Energieträger in die (Muskel)<br />

zellen gelangen kann, ist das Hormon Insulin notwendig. Wirkt es nicht mehr<br />

richtig oder fehlt es sogar ganz, sind sehr viel höhere Glucosespiegel notwendig,<br />

um den Blutzucker in die Zellen gelangen zu lassen. Erhöhte Glucosespiegel<br />

im Blut sind allerdings mittel- und langfristig neben noch weiteren krankhaften<br />

Nebenwirkungen stark gefäßschädigend, so dass frühzeitig eine Gefäßverkal-


136<br />

kung (Arteriosklerose) auftritt. Ist also der Glucosespiegel im Blut erhöht, wird<br />

dies dann als Diabetes mellitus bezeichnet.<br />

Der Diabetes kann dabei in zwei hauptsächliche Untertypen unterteilt werden:<br />

Beim Diabetes Typ I ist ein absoluter Insulinmangel vorhanden, so dass die<br />

Patienten immer insulinpflichtig sind. Häufig sind hiervon auch schon junge<br />

Personen betroffen, gar nicht selten nach einem Infekt. Die besondere Gefährlichkeit<br />

dieses Typs von Erkrankung gerade auch bei Training und Wettkampf<br />

ist durch die schnelle Entgleisung des Blutzuckerspiegels in Form einer Unterzuckerung<br />

bedingt.<br />

Der Diabetes Typ II betrifft meist ältere Personen, wobei aber die Zahl junger<br />

Patienten immer mehr zunimmt. Bei diesem Typ ist ein relativer Insulinmangel<br />

vorhanden, weil die Muskelzellen unempfindlicher auf Insulin reagieren. Desto<br />

geringer die Restwirkung des Insulins ist, desto höher steigt der Blutzuckerspiegel.<br />

Je nach Intensität des Diabetes kann dieser Typ mit Tabletten oder auch<br />

mit Insulin behandelt werden. Der „Vorteil“ des Typ II ist die deutlich geringere<br />

Blutzuckerentgleisungsmöglichkeit.<br />

Neben den langfristigen Folgen wie z.B. Gefäßschäden sind vor allem zunächst<br />

im Training und Wettkampf die akuten Folgen von Interesse.<br />

Hierzu gehören insbesondere zwei Zustände, einmal die Überzuckerung im Blut<br />

(Hyperglykämie) und andererseits die Unterzuckerung (Hypoglykämie). Normalerweise<br />

beträgt der Blutzuckerspiegel ca. 60-110mg/ml Glucose, nach einer<br />

kohlenhydratreichen Mahlzeit kann der obere Werte auch einmal etwas darüber<br />

hinaus gehen. Im Extremfall können beim Diabetes mellitus allerdings auch<br />

Werte von 500mg/ml und darüber erreicht werden. Dies kann zu einer Bewusstlosigkeit<br />

führen, was natürlich insbesondere im Wasser sehr gefährlich werden<br />

kann. Ein Hinweis auf eine Hyperglykämie kann ein Acetongeruch in der Ausatmung<br />

sein, ist aber nicht zwingend. Bei der Überzuckerung muss in der Regel<br />

Insulin injiziert werden (Achtung: vorher Blutzuckerbestimmung).<br />

Vorzeichen einer Überzuckerung sind z.B. Abgeschlagenheit, Müdigkeit, übernatürliches<br />

Durstgefühl mit gleichzeitig deutlich vermehrter Urinproduktion<br />

(der Körper versucht den Zucker über den Urin auszuscheiden, mit dem dahin<br />

einhergehenden Volumenmangel entsteht das starke Durstgefühl). „Vorteil“ einer<br />

Hyperglykämie sind die in der Regel fehlenden Hirnschäden auch bei einer<br />

einsetzenden Bewusstlosigkeit.<br />

Diesen „Vorteil“ gibt es aber bei einer Hypoglykämie nicht, im Gegenteil. Sinkt<br />

der Blutzucker weit unter 50mg/ml ab, sind (dauerhafte) Hirnschäden vorprogrammiert,<br />

weil die Hirnzellen keine Energie in Form von Glucose mehr<br />

bekommen und aufgrund dieses Energiemangels absterben können. Deshalb<br />

müssen Blutzuckerwerte unter 30mg/ml unbedingt vermieden werden. Auch


137<br />

bei diesen niedrigen Werten ist die Bewusstlosigkeit die Regel (Vorsicht im<br />

Wasser!). Hier gibt es aber häufig Vorzeichen, weil der Zuckerspiegel nach und<br />

nach sinkt. Typische Symptome (die ein Diabetiker in der Regel auch kennt)<br />

sind Heißhunger, Sternchen sehen, Flimmern vor den Augen, Unruhe, Zittern,<br />

Kribbeln und natürlich auch ein Leistungsabfall. Wichtig ist, das auf diese Symptome<br />

auch (richtig) reagiert wird und nicht einfach kritiklos weiter trainiert<br />

oder der Wettkampf weiter durchgeführt wird. Auch eine technische Änderung<br />

im Schwimmstil kann ein Hinweis auf eine Hypoglykämie sein. Schnellstmögliche<br />

Glucosegabe ist Pflicht, am besten nach einer Blutzuckerbestimmung. Ist<br />

der Sportler noch bei Bewusstsein, kann dies natürlich oral geschehen, ansonsten<br />

muss dies intravenös durchgeführt werden. Im Zweifelsfall ist auch hier ein<br />

Notarzt zu benachrichtigen.<br />

Epilepsie<br />

Ein weiterer lebensbedrohlicher Zustand kann durch einen epileptischen Anfall<br />

ausgelöst werden, besonders wenn er im Wasser stattfindet. Es soll an dieser<br />

Stelle nicht darüber diskutiert werden, ob Epileptiker überhaupt für den<br />

Schwimmsport geeignet sind. Generell gilt natürlich auch hier der individuelle<br />

Fall, der ärztlicherseits abgeklärt werden muss.<br />

Tritt ein Anfall auf (krampfartige Bewegungen von Teilen oder des gesamten<br />

Körpers, in der Regel mit gleichzeitiger Bewusstlosigkeit mit evtl. sogar<br />

Schaum vor dem Mund) ist die Sicherung des Sportlers oberstes Gebot: (wenn<br />

nötig) aus dem Wasser holen, möglichen Zungenbiss und (Selbst-)Verletzungen<br />

verhindern, evtl. Esmarchen Handgriff anwenden, um die Atemwege zu sichern.<br />

Kontrolle des Kreislaufs ist ebenfalls notwendig, weil hierbei auch Kreislaufstillstände<br />

möglich sind. Deshalb ist das Rufen eines Notarztes Pflicht.<br />

Asthma bronchiale<br />

Asthma ist eine Erkrankung, bei der die Ausatmung durch Schwellung der kleinen<br />

Atemwege erheblich erschwert sein kann. Die Einatmung funktioniert noch<br />

halbwegs, aber die Luft ist nur noch sehr schwer aus der Lunge zu bringen, was<br />

je nach Schweregrad zu erheblicher Atemnot bis hin zur Bewusstlosigkeit und<br />

sogar zum Kreislaufstillstand führen kann.<br />

Die Ursachen für diese Erkrankung sind unterschiedlich, häufig wird die Veranlagung<br />

hierfür vererbt. Sehr weit verbreitet ist das allergische Asthma, wo die<br />

kleinen Atemwege aufgrund von anwesenden allergischen Stoffen anschwellen.<br />

Ein typisches Beispiel sind die Pollenallergien, die dann auch in der Regel saisonal<br />

auftreten.<br />

Nicht gerade selten ist auch bei Schwimmsportlern das Belastungsasthma, wo<br />

aufgrund hoher Belastungen eine Schwellung der Atemwege auftritt. Der Nach-


138<br />

weis eines Asthmas erfolgt in der Regel durch einen Lungenfunktionstest und<br />

wird dann medikamentös therapiert. Eine medizinische Ausnahmegenehmigung<br />

bei Verwendung von entsprechenden Medikamenten ist für Wettkämpfe erforderlich,<br />

da sie Dopingwirkungen besitzen.<br />

Gerade bei älteren Sportlern kann Luftnot im Grenzbereich der jeweiligen individuellen<br />

Leistungsfähigkeit auftreten, ohne das ein (Belastungs-)Asthma die<br />

Ursache ist. Dies kann dann allerdings ein Hinweis auf andere Erkrankungen<br />

(z.B. eine Herzschwäche) sein.<br />

Vom Asthma ist weiterhin das weniger bekannte EILO (= Exercise induced laryngeale<br />

Obstruktion) abzugrenzen. Hierbei treten die Probleme unter Belastung<br />

im Gegensatz zum Asthma hauptsächlich bei der Einatmung auf. Asthmamedikamente<br />

sind in diesem Fall praktisch wirkungslos.<br />

Bei einem Asthmaanfall müssen Sportler natürlich sofort aus dem Wasser, an<br />

Land den Oberkörper hochlagern, die Atmung kontrollieren und beruhigen. Bei<br />

einer Oberkörperhochlagerung können die Patienten besser die Atemhilfsmuskulatur<br />

einsetzen und ggf. den Oberkörper zur Unterstützung der Atmung mit<br />

den Armen fixieren. Ein vorhandenes Asthmaspray sollte selbstverständlich sofort<br />

eingesetzt werden, Sauerstoff kann auch hilfreich sein, sofern er vorhanden<br />

ist. Sollte keine rasche Besserung z.B. durch ein Asthmaspray eintreten, sollte<br />

auch hier ein Notarzt konsultiert werden; unbedingt bei einem Status asthmaticus,<br />

wo der Asthmaanfall sich nicht bessert und jederzeit in eine Bewusstlosigkeit<br />

mit Herz-Kreislaufstillstand umschlagen kann.<br />

Infektionserkrankungen<br />

Selbst Infektionserkrankungen können zu lebensbedrohlichen Zwischenfällen<br />

führen, beson-ders dann, wenn sie ignoriert werden („ist schon alles nicht so<br />

schlimm“). Dazu können bereits im Extremfall einfache Erkältungen zählen,<br />

wenn sie nämlich z.B. den Herzmuskel in Form einer Myokarditis angreifen<br />

(siehe weiter oben). Gerade auch bei älteren Sportlern können Gefäßschäden<br />

mit der Entstehung von Embolien durch generalisierte Entzündungen entstehen,<br />

mit der Folge von möglichen Schlaganfällen, Herzinfarkten usw.<br />

Zu den relativ harmlosen Erkrankungen zählen einfache Erkältungen (trotzdem<br />

Vorsicht), grippale Infekte hingegen sind schon eine Runde stärker, mit Fieber<br />

muss hierbei schon gerechnet werden. Eine echte Grippe kann schon richtig<br />

problematisch werden, ein richtiges schweres Krankheitsgefühl ist meist über<br />

mehrere Tage vorhanden. Bei entsprechenden Vorerkrankungen kann sie auch<br />

einmal tödlich enden. Die Folge von grippalen Infekten und echter Grippe kann<br />

eine Lungenentzündung (Pneumonie) sein, eine Komplikation, die zu einem<br />

langwierigeren Heilungsverlauf führt und spätestens dann mit Medikamenten<br />

therapiert werden muss.


139<br />

Die COVID-19-Infektion ist bisher ein Sonderfall, weil zur Zeit noch keine eindeutigen<br />

wissenschaftlichen Daten vorliegen. Hier muss wahrscheinlich auf den<br />

gesunden Menschenverstand zurückgegriffen werden. Die häufigen Fälle von<br />

langandauernden Nachwirkungen nach einer eigentlich überstandenen Infektion<br />

(POST-COVID und LONG-COVID) sind wohl ein besonderes Neuland. Was<br />

auch noch nicht richtig érforscht ist, dass nach einer überstandenen Infektion<br />

erwartungsgemäß zunächst wieder eine Leistungssteigerung erfolgen kann, die<br />

plötzlich wieder nachlässt und in einen richtigen Abfall münden kann. Zur Zeit<br />

wird empfohlen, in diesem Fall eine erneute Ruhepause einzulegen. Die Quintessenz<br />

lautet letztendlich, dass nach überstandener COVID-19-Infektion noch<br />

vorsichtiger agiert werden muss; es ist noch nicht viel für Sportler bekannt. Es<br />

mussten schon viele mit dem Coronavirus infizierten Sportler ihren (Leistungs-)<br />

Sport aufgeben, weil sie selbst nach Monaten unter Symptomen leiden und immer<br />

noch mehr oder weniger deutlich leistungseingeschränkt sind.<br />

Auch zunächst simpel erscheinende Verletzungen an Füßen, Armen usw. sollten<br />

nicht unterschätzt und entsprechend desinfiziert und versorgt werden. Sie können<br />

nämlich hervorragende Eintrittspforten für Bakterien, Pilze und Viren sein.<br />

Dies gilt auch für einen vorhandenen Fußpilz, der als Begleiterscheinung meist<br />

kleine Hautverletzungen verursacht.<br />

In die Blutbahn geratene Erreger können nämlich im Körper viel Unheil anrichten,<br />

beispielsweise Herzklappen schädigen, was aber häufig erst Jahre später<br />

bemerkt wird. Kurzfristig können Bakterien und ihre Toxine (Giftstoffe) auch<br />

Herzrhythmusstörungen verursachen, die im Extremfall gerade auch unter Belastung<br />

zum Kollaps oder sogar zum Tod führen können. Selbst zunächst „einfache“<br />

Zahnprobleme, z.B. eine Vereiterung einer Zahnwurzel können diese<br />

gesundheitlichen Probleme verursachen.<br />

Gesundheitliche Besonderheiten im Freiwasser<br />

Bei Freiwassertraining oder -wettkämpfen können zusätzliche Probleme auftreten,<br />

die im Schwimmbad in der Regel nicht auftreten. Einerseits ist das Wasser<br />

meistens mehr oder weniger deutlich kälter, was zu einem schnelleren Auskühlen<br />

führen kann. Herzrhythmusstörungen und Krämpfe können die Folge sein.<br />

Andererseits können höhere Wassertemperaturen zu einem Hitzestau mit Kollapsneigung<br />

führen. Das im Wasser nicht bemerkte stärkere Schwitzen führt zu<br />

einer schnelleren Bluteindickung, was im Extremfall gerade bei bisher nicht<br />

bekannter Gefäßverkalkung schneller zu einem Schlaganfall oder Herzinfarkt<br />

führen kann. Es gab auch schon Todesfälle bei zu hoher Wassertemperatur.<br />

Unabhängig von der Wassertemperatur drohen aber auch Gefahren vom Himmel.<br />

Beim Gewitter wird ja glücklicherweise in der Regel das Rennen unteroder<br />

gar ganz abgebrochen. Im Training besteht natürlich die Gefahr, dass die


140<br />

Zeichen für ein Gewitter am Himmel missachtet werden, was natürlich auf jeden<br />

Fall unterlassen werden sollte. Der Blitz muss noch nicht einmal den Sportler<br />

selbst treffen, auch ein entsprechender Abstand kann lebensbedrohlich werden,<br />

weil im Umkreis des Einschlags ein elektrisches Feld von lebensgefährlicher<br />

Spannung und Stromstärken durch die gute Leitfähigkeit des Wassers entstehen<br />

kann. Auch Taucher sind unter Wasser nicht minder gefährdet, weil sich das<br />

elektrische Feld dreidimensional ausbreitet, also auch in die Tiefe geht.<br />

Die Sonneneinstrahlung kann bei entsprechender Wettkampfdauer zum Sonnenbrand<br />

und im Extremfall sogar zum Sonnenstich mit Kollaps führen. Der Kopf<br />

ist durch die Sonne besonders gefährdet, bei Wettkämpfen ist er meistens durch<br />

eine Badekappe abgedeckt. Problematisch kann es natürlich werden, wenn sie<br />

während des Wettkampfes verloren geht. Auch im Training sollte deshalb zumindest<br />

bei hohem Sonnenstand ebenfalls eine Badekappe benutzt werden.<br />

Ein weiteres Problem sind die Schwimmer selbst: Gerade in der Anfangsphase<br />

eines jeden Rennens finden viele Positionskämpfe statt, welche leicht zu Verletzungen<br />

führen können. Richtig gefährlich werden z.B. Kehlkopftritte durch<br />

Beinschlag, die sofort durch Luftnot lebensbedrohlich werden können.<br />

Im Meer tritt zusätzlich die Gefahr durch Meerestiere auf, insbesondere seien<br />

hier die Feuerquallen genannt, die neben den Schmerzen (welche die Tentakel<br />

verursachen) auch lebensgefährliche Allergien mit nachfolgenden ernsthaften<br />

Kreislaufproblemen auslösen können.<br />

Grundsätzliche Regeln für Training und Wettkampf<br />

Wann sollte nicht mehr trainiert oder gar ein Wettkampf durchgeführt werden?<br />

Bei Fieber ist der Fall eigentlich sowieso klar, mindestens zwei Tage Fieberund<br />

Krankheitssymptomfreiheit, bevor mit dem Training oder Wettkampf begonnen<br />

werden kann.<br />

Bei einem allgemeinen Unwohlsein sollte im Zweifelsfall auch keine körperliche<br />

Belastung durchgeführt werden, weil hier viele Ursachen (auch gefährliche!)<br />

möglich sind. Unwohlsein kann z.B. aufgrund einer Vorkrankheitsphase<br />

oder einer vorhandenen Herzmuskelentzündung auftreten, um nur zwei Beispiele<br />

zu nennen. In der Literatur kursiert die Regel, dass alle Krankheitssymptome,<br />

welche unterhalb des Nackens auftreten (also auch schon bei Husten,<br />

Halsschmerzen sind allerdings auch schon äußerst fraglich) zum Belastungsstopp<br />

führen sollen. Eine Belastung bei alleinigem Schnupfen ohne weitere<br />

Symptome scheint wohl möglich zu sein. Allerdings muss immer berücksichtigt<br />

werden, dass ein beginnender Schnupfen ein Anzeichen für den Beginn einer<br />

schwereren Infektion sein kann.<br />

Es sind hier die Trainer, Mannschaftskameraden und Eltern gefordert, die notfalls<br />

auch Einhalt gebieten sollten.


141<br />

Allgemeines Trainings- und Wettkampfverbot<br />

Letztendlich ist die (Wettkampf-)Sporterlaubnis immer eine individuelle ärztliche<br />

Entscheidung. Grundsätzlich gibt es aber unter folgenden Bedingungen in<br />

der Regel keine Erlaubnis:<br />

Nicht ausreichend therapierte koronare Herzerkrankung (z.B. auch kurze Zeit<br />

nach einem Herzinfarkt). Bei bekannten genetischen und erworbenen Defekten<br />

des Herzens, beispielsweise bei der HCM oder bei Herzklappenfehlern ab einer<br />

bestimmten Stärke), aber dies ist immer eine Einzelfallentscheidung.<br />

- Bei einem Zustand nach einem Herz-Bypass und/oder Stentanlage<br />

ist die Erlaubnis immer eine individuelle Einzelfallentscheidung.<br />

Auch bei implantierten Herz-Schrittmacher (SM) und/oder<br />

Defibril lator (ICD) ist ebenfalls immer eine individuelle<br />

Einzelfallentscheidung notwendig. Eine zusätzliche Problematik<br />

entsteht durch Dislokationsmöglichkeiten der verlegten Drähte<br />

zum Herzen durch die Armbewegungen beim Schwimmen.<br />

- Bei frischen Thrombosen (gleichgültig in welcher Vene).<br />

- Ein Sportverbot gibt es selbstverständlich auch bei einer akuten<br />

Lungenembolie, einem Herzinfarkt oder Apoplex.<br />

- Bei nicht ausreichend therapiertem Asthma und bei schlecht<br />

eingestelltem Diabetes mellitus sollte ebenfalls keine Sporterlaubnis<br />

gegeben werden.<br />

Letztendlich ist jedes gesundheitliche Problem immer medizinisch abzuklären,<br />

ob tatsächlich (Leistungs-)sport möglich ist. Die Grenzen sind natürlich beim<br />

Leistungssport enger zu ziehen als beim Gesundheits- oder Breitensport.<br />

Eine regelmäßige sportärztliche Untersuchung ist für den Wettkampfsport sowieso<br />

Pflicht, aber auch Gesundheits- und Breitensportler sollten sich einer regelmäßigen<br />

Kontrolle unterziehen.<br />

Anhang<br />

Ein Literaturverzeichnis ist nach Meinung des Autors wenig sinnvoll, weil es<br />

sich hier um allgemeines medizinischen Grundwissen handelt, was in einschlägigen<br />

Lehrbüchern zu finden ist. Selbstverständlich wird weiterführende Literatur<br />

zu diesem Thema empfohlen, gerade im Internet wird man sicherlich fündig<br />

werden.


ist. Selbstverständlich wird weiterführende Literatur zu diesem Thema empfohlen<br />

Internet<br />

142<br />

wird man sicherlich fündig werden.<br />

In In einigen Erste-Hilfe-Kursen wird wird der der oftmals oftmals lebensrettende lebensrettende Esmarche Esmarche Handgriff<br />

und nicht erläutert, gezeigt und deshalb erläutert, soll deshalb er hier soll einmal er hier abgebildet einmal abgebildet werden. In werden. der unteren Ab<br />

Handgri<br />

zeigt<br />

noch In der einmal unteren die Abbildung stabile Seitenlage ist noch einmal bei bewusstlosen die stabile Seitenlage Personen bei ohne bewusstlosen<br />

gleichzeitigen<br />

und Herz-Kreislaufstillstand<br />

Personen ohne gleichzeitigen<br />

schematisch<br />

Atmungsaufgezeichnet.<br />

und Herz-Kreislaufstillstand schematisch<br />

aufgezeichnet.<br />

Esmarcher Handgriff<br />

Stabile Seitenlage<br />

Autor:<br />

Dr. Autor: med Thomas Nörrenberg<br />

Facharzt Dr. med Thomas für Anästhesie Nörrenberg<br />

info@schwimmschule-noerrenberg.de<br />

Facharzt für Anästhesie<br />

info@schwimmschule-noerrenberg.de


143<br />

Jochen Stetina<br />

KRAFTTRAINING IM NACHWUCHSLEISTUNGSSPORT<br />

SCHWIMMEN<br />

Unterschiedliche Effekte verschiedener Periodisierungsmodelle<br />

im Krafttraining und die Auswirkung auf die Trainingsgestaltung<br />

innerhalb der verschiedenen Trainingszyklen<br />

1. EINLEITUNG<br />

Im Hochleistungssport hat sich die Periodisierung als einer der wesentlichen<br />

Bestandteile des Planungsprozesses herauskristallisiert, der es ermöglicht, das<br />

höchstmögliche Maß an Ausdauer und maximaler Kraft zu entwickeln (Bartolome,<br />

Hoffman, Merni & Stout, 2014, Fleck, 1999, Haff, 2004, Hartmann,<br />

Bob, Wirth & Schmidtbleicher, 2009, Hartmann, Wirth, Keiner, Mickel, Sander<br />

& Szilvas, 2015, Johns, Philipson & Hayes, 2019, Stone, O’Bryant, Schilling,<br />

Johnson, Pierce, Haff, Koch & Stone, 1999, Williams, Tolusso, Fedewa &<br />

Esco, 2017). Seit jeher wird sie sowohl als gezielte Sequenzierung des Trainings<br />

(kurz-, mittel-, und langfristig) als auch Strukturierung von Trainingseinheiten<br />

zur Optimierung derjenigen physiologischen und psychologischen Fähigkeiten<br />

gesehen, welche die bestmögliche Leistung an einem vorhergesehenen Wettkampf<br />

realisieren sollen (Kiely, 2012, Krüger, 2015). Das maßgebliche Konzept<br />

der Periodisierung besteht hierbei in der Manipulation ausgewählter Trainingsvariablen<br />

(beispielsweise Intensität, Last, Volumen, Trainingsmethoden und<br />

Trainingsinhalte) im Rahmen spezifischer aufeinanderfolgender Zyklen (Garcia-Pallare’s,<br />

Garcia-Fernandez, Sanches-Medina & Izquierdo, 2010, Salyam,<br />

Vernayaev, Omelianchyk-Ziurkalova & Maskimova, 2020).<br />

Dieses zielgerichtete Variieren des Trainingsprogramms in regelmäßigen Zeitabständen<br />

weist auch bei der Periodisierung des Krafttrainings gewisse Vorteile<br />

im Zugewinn der maximalen Kraft gegenüber nicht geplanten und gezielten<br />

Veränderungen auf (Caldas, Guimarães-Ferreira, Duncan, Leopoldo, Leopoldo<br />

& Lunz, 2016, Monteiro, Aoki, Evangelista, Alveno, Monteiro, Da Cruz & Ugrinowitsch,<br />

2009). Generell werden in der vorhandenen Literatur hauptsächlich<br />

zwei Modelle beschrieben, die sich mit der Periodisierung des Krafttrainings<br />

befassen (Harries, Lubans & Callister, 2015, Rhea & Alderman, 2004, Rhea,<br />

Ball, Phillips & Burkett, 2002, Rhea, Phillips, Burkett, Stone, Ball, Alvar &<br />

Thomas, 2003). Zum einen das lineare und zum anderen das nicht-lineare Modell<br />

(Hashem & Tammam, 2015, Ullrich, Pelzer, Oliveira & Pfeiffer, 2016).


144<br />

Die lineare Periodisierung (LP) basiert hauptsächlich auf einer Veränderung des<br />

Trainingsvolumens und der Trainingsintensität über mehrere Monate hinweg<br />

(Brown & Greenwod, 2005). Dies bedeutet, dass zu Beginn ein hohes Anfangsvolumen<br />

bei geringerer Intensität verwendet wird. Im Verlauf des Trainingszeitraums<br />

erhöht sich die Trainingsintensität, während sich das Belastungsvolumen<br />

reduziert (De Souza, Tricoli, Rauch, Alvarez, Laurentino, Aihara, Cardoso, Roschel<br />

& Ugrinowitsch, 2018, Dolezal & Potteiger, 1998).<br />

Im Gegensatz hierzu kommt es bei der nicht-linearen Periodisierung während<br />

des gesamten Trainingszeitraumes zu einer wechselhafteren Manipulation von<br />

Volumen und Intensität (Hashem & Tammam, 2015, Rhea & Alderman, 2004,<br />

Rhea, Ball, Phillips & Burkett, 2002). Die nicht nur als nicht-lineare, sondern<br />

auch als wellenförmig (engl. Undulating periodization, UP) bezeichnete Periodisierung<br />

lässt sich in verschiedene Trainingsprotokolle einteilen. Einerseits<br />

spricht man von der täglich wechselnden wellenförmigen Periodisierung<br />

(engl. Daily undulating periodization, DUP) und andererseits von der wöchentlich<br />

wechselnden wellenförmigen Periodisierung (engl. Weekly undulating periodization,<br />

WUP) (Baker, Wilson & Carlyon, 1994, Buford, Rossi, Smith &<br />

Warren, Hoffman, Ratamess, Klatt, Faigenbaum, Ross, Tranchina, McCurley,<br />

Kang & Kraemer 2009, Monteiro, Aoki et al., 2009, Peterson, Dodd, Alvar,<br />

Rhea & Favre, 2008, Rhea et al., 2002, Rhea et al., 2003). DUP beinhaltet eine<br />

Veränderung von Trainingsvolumen und Trainingsintensität bei jeder Trainingseinheit<br />

und wird als Subtyp der wellenförmigen Periodisierung angesehen (Buford<br />

et al., 2007, Sabido, Hernández-Davó, Botella, Jiménez-Leiva & Fernández-Fernández,<br />

2018). WUP hingegen erfordert eine längerfristige Modifikation<br />

der Trainingsvariablen und umfasst kurze Trainingszyklen mit hoher Trainingsintensität,<br />

die sich mit kurzen Trainingszyklen mit hohem Trainingsvolumen innerhalb<br />

einer Woche abwechseln (Hermassi, Chelly, Fathloun & Shepard, 2010,<br />

Jiménez, 2009).<br />

Obwohl mittlerweile klar ist, dass sich das neuromuskuläre System schnell an<br />

Krafttraining anpasst und somit eine Manipulation der Trainingsvariablen erforderlich<br />

ist, herrscht derzeit bezüglich der idealen Periodisierung des Krafttrainings<br />

kein einheitlicher Konsens (Apel, Ryan, Lacey & Kell, 2011, Baker,<br />

Wilson & Carlyon, 1994, Buford, Rossi et al., 2007, Zourdos, Edward Jo, Khamoui,<br />

Lee, Park, Michael, Ormsbee, Panton, Contreras, & Kim, 2015). So fanden<br />

Guglielmo, Greco & Denadai (2009) heraus, dass schwere Gewichte beim<br />

Krafttraining zur Entwicklung der Laufökonomie notwendig sind. Auch nach<br />

dem Rahmentrainingsplan zum Krafttraining im Beckenschwimmen des deut-


145<br />

schen Schwimmverbands (DSV) (Fuhrmann, Kunz, Lambertz, Wirth, Keiner,<br />

Hartmann, Czasche, Jankowski & Berndt, 2017) ist für bestimmte Streckenlängen<br />

eine Steigerung des Trainingsvolumens für eine Zunahme der Maximalkraft<br />

mit einhergehendem Hypertrophieeffekt unvermeidbar. Es wird somit die<br />

lineare Periodisierung präferiert, welche mit einem hohen Volumen beginnt und<br />

hoher Intensität endet. Betrachtet man die aktuelle Literatur, so stellt man fest,<br />

dass einige Autoren UP als effektiver für die Steigerung der Maximalkraft ansehen<br />

(Monteiro et al., 2009, Moraes, Fleck, Ricardo & Simao, 2013, Peterson,<br />

Dodd et al. 2008, Rhea, Ball et al., 2002). So stellten Bartolomei, Stout, Fukuda,<br />

Hoffman & Merni (2015) fest, dass bei Frauen sowohl die Maximalkraft des<br />

Unterkörpers als auch die Maximalkraft des Oberkörpers bei wellenförmiger<br />

Periodisierung signifikant stärker zugenommen hat als bei linearer Periodisierung.<br />

Andere Autoren sind gegensätzlicher Meinung und sehen diesbezüglich<br />

keinen Vorteil eines Periodisierungsmodells (Baker et al., 1994, Bufford et al.,<br />

2007, Rhea et al., 2003, Prestes et al., 2009, Miranda, Simão, Rhea, Bunker,<br />

Prestes, Leite, Miranda, de Salles & Novaes, 2011, Franchini, Branco, Agostinho,<br />

Calmet & Candau, 2015). Hoffman, Wendell, Cooper & Kang (2003) erachten<br />

dahingehend die lineare Periodisierung als wirksamer, was auch andere<br />

Autoren bestätigten (Apel et al., 2011, Painter, Haff, Ramsey, McBride, Triplett,<br />

Sands, Lamont, Stone & Stone, 2012).<br />

Aufgrund dieser Unklarheiten und da das Ausmaß sowie die Integration der<br />

Krafttrainingsperiodisierung innerhalb der Saison abhängig von der Dauer des<br />

Wettkampfzeitraumes und der Anzahl der Wettkämpfe sind (Hartmann et al.,<br />

2015), ist das Ziel dieser Arbeit, zu hinterfragen, inwiefern sich zwei unterschiedlich<br />

periodisierte Krafttrainingsmodelle (LP und UP) im leistungssportorientierten<br />

Schwimmsport über 28 Wochen unterscheiden und auf unterschiedliche<br />

Parameter auswirken. Hierzu ist das Krafttraining im normalen Trainingsverlauf<br />

von Nachwuchsleistungsschwimmern an einem Stützpunkt des bayerischen<br />

Schwimmverbandes (BSV) evaluiert worden. Anhand der ausgewerteten Daten<br />

sollen vertikale Sprungwerte (Squat Jump), Maximalkraftwerte (Bankdrücken,<br />

Kniebeuge) und ein Startparameter (15m-Zeit) miteinander verglichen werden.<br />

2. THEORETISCHE GRUNDLAGEN<br />

2.1. Kraftleistungen im Anforderungsprofil der Sportart Schwimmen<br />

In vielen Studien hat sich die Relevanz der Muskelkraft in den Ausdauersportarten<br />

manifestiert. Hierbei wurde sportartübergreifend festgestellt, dass sich ein<br />

hohes Maximalkraftniveau positiv auf die jeweilige Sportart auswirkt (Aagard<br />

& Andersen, 2010, Annig, 2016, Geese & Popovic, 2010, Veliz, Requena, Suarez-Arrones,<br />

Newton & Sáez de Villarreal). Bei näherer Betrachtung fällt auf,


146<br />

dass es Hinweise darauf gibt, dass für Leistungsschwimmer die Fähigkeit, das<br />

Maximalkraftniveau im Wasser ausschöpfen zu können, ein entscheidender Faktor<br />

für eine schnellere Schwimmzeit sein kann (Cengizel & Ertas, 2020). Dies<br />

gilt sowohl für die kürzeren Strecken (50m, 100m und 200m) (Morouço, Keskinen,<br />

Vilas-Boas & Fernandes, 2011) ebenso wie für eine Streckenlänge von<br />

bis zu 400m (Wirth, Fuhrmann, Jankowski, Kunz & Lambertz, 2016). Darüber<br />

hinaus ist beobachtet worden, dass in Bezug auf Technik und Kraft die Rolle<br />

der eingesetzten Kraft mit zunehmender Schwimmdistanz abnimmt (Morouço,<br />

Neiva, Gonzalez-Badillo, Garrido, Marinho & Marques, 2011, Stager & Coyle,<br />

2005). Aus physiologischer, technischer und physischer Sicht stellt Schwimmen<br />

dahingehend eine sehr anspruchsvolle olympische Sportart dar (Nugen,<br />

Comyns & Warrington, 2018), da hier die Kraft im Vergleich zu anderen Sportarten<br />

hauptsächlich in der horizontalen Position eingesetzt werden muss und sowohl<br />

Schwerkraft als auch Wasser als tragendes Element den Einsatz von Kraftimpulsen<br />

beeinflussen (Đurović, Nikolić, Paunović, Madić & Okiĉić, 2018).<br />

Die Analyse der Wettkampfstruktur des Schwimmens liefert Informationen darüber<br />

und hilft herauszufinden, inwieweit die Kraftfähigkeit einen Einfluss auf<br />

das Endergebnis hat. So lässt sich ein Wettkampf beim Schwimmen in Start,<br />

Wende(n), Schwimmdistanz und Anschlag unterteilen, wobei deren individuelle<br />

Bedeutung von der Streckenlänge abhängt (Cossor & Mason, 2001; Đurović,<br />

Vranešić-Hadžimehmedović, Paunović, Madić & Okičić, 2019, West, Owen,<br />

Cunningham, Cook & Kilduff, 2011).<br />

Bei Zunahme der Streckenlänge verschiebt sich dabei der Einfluss der Teilbeträge<br />

der unterschiedlichen Elemente auf die erreichte Endzeit. Bei den Sprintstrecken<br />

kann der Start und die Wende fast ein Drittel der gesamten Renndauer<br />

ausmachen (Cossor, Blanksby & Elliott, 1999, Morais, Marinho, Arellano &<br />

Barbosa, 2018). Bezüglich des Faktors Kraft konnten hierbei West und Kollegen<br />

(2011) aufzeigen, dass ein erfolgreicher Schwimmstart einerseits von der<br />

Reaktionszeit und andererseits von den vertikal sowie horizontal erzielten Kräften,<br />

die während des Abstoßens von den unteren Extremitäten erzeugt werden,<br />

abhängt. So verbringen beispielsweise Sprintspezialisten weniger Zeit auf dem<br />

Startblock. Dies ist hauptsächlich auf ihre Kraft und schnellere Reaktion auf<br />

Reize zurückzuführen, was zu einem schnelleren Wassereintritt und damit zu<br />

einer kürzeren Zeit bis zum Erreichen der 15 m Markierung führt (Tonnessen,<br />

Haugen & Shalfawi, 2013). Als Schlüsselkomponente ist dahingehend die Fähigkeit,<br />

sehr hohe Kräfte aus dem Startblock heraus zu erzeugen, herausgestellt<br />

worden (Thng, Pearson, Rathbone & Keogh, 2020). Dies belegen verschiedene<br />

Studien, die eine Vielzahl von Unterkörperübungen und ihre Beziehung zur<br />

Leistung beim Schwimmstart untersucht haben. Es wurde bei vielen Untersuchungen<br />

eine Korrelation von r=0,7 bis r≥0,9 evaluiert (Thng et al., 2020). Die


stärkste Korrelation ist dabei bei vertikalen Sprungübungen festgestellt worden<br />

(Benjanuvatra, Edmunds & Blanksby, 2007, Keiner, Yaghobi, Sander, Wirth &<br />

Hartmann, 2015). Zwischen der Leistung im Squat Jump sowie der Maximalkraft<br />

des Unterkörpers und bestimmten Startparametern (Zeit bis 15m) wurden<br />

ebenfalls sehr große Korrelationen ermittelt (García-Ramos, Tomazin, Feriche,<br />

Strojnik, de la Fuente, Argüelles-Cienfuegos, Strumbelj & Štirn, 2016, Garcia-Ramos,<br />

Padial, de la Fuente, Arguelles-Cienfuegos, Bonitch-Gongora &<br />

Feriche, 2016). Dies hat zur Folge, dass die Durchschnittsgeschwindigkeit in<br />

der Startphase mehr als doppelt so hoch ist wie die darauffolgende Schwimmgeschwindigkeit<br />

(Thng, Pearson & Keogh, 2019).<br />

Des Weiteren hat sich gezeigt, dass eine Kombination aus Krafttraining zur<br />

Steigerung der Maximalkraft (Jakobsen, Sundstrup, Randers, Kjær, Andersen,<br />

Krustrup & Aagaard, 2012) und plyometrischem Training bestimmte Leistungsdeterminanten<br />

des Schwimmstarts (Startgeschwindigkeit und Startimpuls) signifikant<br />

verbessern (Bishop, Smith, Smith & Rigby, 2009, Rebutini, Pereira,<br />

Bohrer, Ugrinowitsch & Rodacki, 2014, Rejman, Bilewski, Szczepan, Klarowicz,<br />

Rudnik & Mackala, 2017). Dies trifft ebenso auf die Wendenleistung zu<br />

(Blanksby, Gathercole & Marshall, 1996). Selbst bei längeren Strecken sollten<br />

Schwimmer versuchen, bei jeder Wende möglichst viel Kraft auf die Wendenwand<br />

zu übertragen, was zu einer Erhöhung des Abstoßimpulses mit einer einhergehenden<br />

größeren Gleitgeschwindigkeit führt (Garcia-Hermoso, Escalante,<br />

Arellano, Navarro, Domínguez & Saavedra, 2013).<br />

Je länger die Schwimmstrecke, desto mehr rückt neben den Wenden die maximale<br />

(Durchschnitts-)Schwimmgeschwindigkeit in den Fokus (Morais, Barbosa,<br />

Neiva & Marinho, 2019, Lipinska, Allen & Hopkins, 2016). Sie ist abhängig<br />

von der Wechselwirkung und dem Zusammenspiel von verschiedenen<br />

komplexen und zusammenhängenden kinematischen und kinetischen Parametern<br />

(Seifert, Boulesteix & Chollet, 2004), weshalb der Transfer der Kraftübertragung<br />

ins Wasser schwieriger zu validieren erscheint. Nichtsdestotrotz haben<br />

viele Studien einen starken Zusammenhang zwischen Schwimmleistung und<br />

Maximalkraft festgestellt (Blanksby et al., 1996, Keiner et al., 2015, West et<br />

al., 2011).<br />

Ebenso sind bei einer Steigerung der Maximalkraft signifikante Verbesserungen<br />

der Schwimmleistung sowohl über 25 und 50m (2,1 bis 4,4%) (Girold, Maurin,<br />

Dugue, Chatard & Millet, 2007, Girold, Jalab, Bernhard, Carette, Kemoun &<br />

Dugué, 2012, Hong-Sun, Dong-Ho & Dong-Sik, 2009, Strass, 1988) als auch<br />

über 400m (Aspens, Kjendlie, Hoff & Helgerud) beobachtet worden.<br />

Genauer betrachtet setzt sich die Schwimmgeschwindigkeit aus dem Produkt<br />

von Zuglänge und Zugfrequenz zusammen (Craig & Pendergast, 1979, Crowley,<br />

Harrison & Lyons, 2017, Toussaint, Carol, Kranenborg & Trujens, 2006).<br />

147


148<br />

Um die Schwimmgeschwindigkeit zu erhöhen gibt es nach Hout-Marchand,<br />

Sidney, Hellard, Alberty, Caudal, Knopp, & Pelayo (2006) fünf Wege:<br />

• Erhöhung der Zuglänge und der Zugfrequenz<br />

• Erhöhung der Zuglänge bei Reduzierung der Zugfrequenz<br />

• Reduzierung der Zuglänge bei Erhöhung der Zugfrequenz<br />

• Erhöhung der Zuglänge bei gleichbleibender Zugfrequenz<br />

• Gleichbleibende Zuglänge bei Erhöhung der Zugfrequenz<br />

Je nach Länge der Wettkampfstrecke verändert der Faktor Kraft die unterschiedlichen<br />

Parameter der Schwimmgeschwindigkeit. Nach Toussaint und Kollegen<br />

(1990) ist für eine Steigerung der Zuglänge eine Erhöhung der Maximalkraft<br />

notwendig. Dies ist immens wichtig, da bei längeren Wettkampfstrecken der<br />

Geschwindigkeitsabfall in einem direkten Zusammenhang mit einer Abnahme<br />

der Zuglänge steht (Đurović, Vranešić-Hadžimehmedović, Paunović, Madić &<br />

Okičić, 2019). Bei den Sprintdistanzen führt ein höheres Maximalkraftniveau<br />

zu einem „höheren Kraftmaximum pro Einzelzyklus“ (Wirth, et al., 2016, S.10),<br />

was zur Aufrechterhaltung der Zuglänge bei einer höheren Bewegungsfrequenz<br />

führt (Cengizel & Ertas, 2020, Morouço et al., 2011, Strazala & Tyka, 2009).<br />

Bei der vierten Kenngröße – dem Anschlag – spielt die Fähigkeit Kraft ebenso<br />

eine große Rolle. Sowohl Wirth et al. (2016) als auch Lum & Barbosa (2016)<br />

haben herausgestellt, dass eine Zunahme der Muskelkraft die Bewegungsökonomie<br />

verbessern kann. Mit zunehmender Kraft scheint es, dass die Motoneuronen<br />

optimaler aktiviert werden, was die relative Belastung im arbeitenden<br />

Muskel und somit auch die Energiekosten während der Bewegungsausführung<br />

verringert (Sunde, Støren, Bjerkaas, Larsen, Hoff, & Helgerud, 2010). Dies hilft<br />

dem Athleten dabei, einerseits die Bewegungsgeschwindigkeit (Lum, Tan, Pang<br />

& Barbosa, 2016) und andererseits die Zuglänge (Marinho, Tiago, Barbosa,<br />

Neiva, Silva & Morais, 2020) über einen längeren Zeitraum aufrechtzuerhalten,<br />

was zu einem besseren Anschlagverhalten mit einhergehender schnelleren Endzeit<br />

führt.<br />

2.2. Struktur und Definition der motorischen Fähigkeit Kraft<br />

In Deutschland lässt sich die Fähigkeit Kraft in das gängige Fähigkeitskonzept<br />

in Form eines Dreiecks einordnen (Bompa & Buzzichelli, 2019) (siehe Abbildung<br />

1).<br />

Je nach Sportart verschiebt sich das jeweilige Profil beispielsweise in Richtung<br />

kraftausdauerorientiert oder schnellkraftorientiert. Hierbei werden die Maximalkraft,<br />

die Kraftausdauer, die Schnellkraft und das reaktive Kraftverhalten als<br />

„grundlegende Erscheinungsformen“ (Wirth, Schlumberger, Zawieja & Hartmann,<br />

2012, S.11) bezeichnet, wobei die Maximalkraft oftmals als die Basis-


us einen direkten Einfluss auf den Ausprägungsgrad der Schnellkraft und<br />

irth et al., 2012).<br />

149<br />

fähigkeit angesehen wird (Guellich & Schmidtbleicher, 1999, Wirth, Schlumberger,<br />

Zawieja & Hartmann, 2012). Die Maximalkraft hat darüber hinaus einen<br />

direkten Einfluss auf den Ausprägungsgrad der Schnellkraft und Kraftausdauer<br />

(Wirth et al., 2012).<br />

Abb. 1. Schematische Darstellung des Zusammenhangs der Fähigkeiten Kraft, Schnelligkeit und<br />

tische Darstellung Ausdauer des sowie Zusammenhangs deren Kombinationsformen der (Hottenrott Fähigkeiten & Neumann, Kraft, 2013, Schnelligkeit S.130) un<br />

eren Kombinationsformen (Hottenrott & Neumann, 2013, S.130)<br />

Nach Olivier, Marschall & Büsch (2016, S.93) ist Kraft eine „einfache trainierbare<br />

Einflussgröße sportlicher Leistungen“. Bewegungen sind somit nur<br />

mit einem angemessenen Quantum an vorhandener Muskelkraft möglich. Die<br />

Größe der Muskelkraft ist dabei von anliegenden äußeren Widerständen abhängig<br />

(Zatsiorsky & Kraemer, 2016). Es besteht demnach eine Wechselwirkung<br />

arschall & Büsch (2016, S.93) ist Kraft eine „einfache trainierbare<br />

ortlicher Leistungen“. Bewegungen sind somit nur mit einem angemessenen<br />

zwischen der aufzubringenden Kraft und der Form, in der sich die Kraft äußert.<br />

handener Muskelkraft möglich. Die Größe der Muskelkraft ist dabei von<br />

eren Widerständen Einerseits besteht abhängig die Möglichkeit, (Zatsiorsky dass sich & ein Kraemer, Körper durch 2016). Kraft Es bewegt, besteht<br />

chselwirkung andererseits zwischen kann ein der Körper aufzubringenden durch Krafteinwirkung und deformiert der Form, werden in (Zatsiorsky<br />

& Kraemer, 2016). Jede sportliche Bewegung entspringt folglich einer<br />

der sich<br />

Kraftwirkung, die als muskuläre Leistung bezeichnet wird. Im angloamerikanischen<br />

Sprachgebrauch dass sich ein wird Körper hier oftmals durch der Kraft Begriff bewegt, muscular andererseits performance kann<br />

t die Möglichkeit,<br />

Krafteinwirkung<br />

verwendet, welcher<br />

deformiert<br />

den jeweiligen<br />

werden<br />

schnelligkeits-,<br />

(Zatsiorsky<br />

ausdauer-,<br />

& Kraemer,<br />

oder kraftorientierten<br />

Charakter hervorhebt. Im Folgenden wird auf die grundlegenden Er-<br />

2016). Jede<br />

gung entspringt folglich einer Kraftwirkung, die als muskuläre Leistung<br />

scheinungsformen der Kraft und deren Subkategorien (Maximalkraft, Kraftausdauer<br />

und Schnellkraft) eingegangen, Sprachgebrauch da sich diese wird „prinzipiell hier oftmals bewährt“ der haben Begriff<br />

Im angloamerikanischen<br />

ance verwendet, und sich „über welcher diese Einteilung den jeweiligen klare Ziele schnelligkeits-, für den Trainingsprozess ausdauer-, ableiten oder<br />

Charakter lassen“ hervorhebt. (Wirth et al., 2012, Im S.11). Folgenden Aufgrund der wird geringen auf Seitenanzahl die grundlegenden<br />

werden<br />

die oben beschriebenen Subkategorien nur kurz definiert und erläutert.


150<br />

Maximalkraft<br />

Die Maximalkraft zählt zu den einfachen und unabhängigen konditionellen Fähigkeiten<br />

und ist somit die Basisfähigkeit. Sie wird „als die Muskelkraft, die<br />

eine Person bei einer maximalen willkürlichen Muskelaktion gegen einen unüberwindbaren<br />

Widerstand erzeugen kann“ (Olivier, Marschall & Büsch, 2016,<br />

S. 100) definiert. Generell kann die reine Maximalkraft „nur unter statischen<br />

Bedingungen“ (Sandau, 2019, S. 21) dynamometrisch gemessen werden (isometrische<br />

Maximalkraft), wobei das Messergebnis aufgabenspezifisch ist. In<br />

der Literatur wird oftmals noch von der dynamischen Maximalkraft gesprochen,<br />

welche sich in die exzentrische und die konzentrische Maximalkraft unterteilen<br />

lässt. Während die exzentrische Maximalkraft als „maximale Last, die<br />

einmal unter muskuläre Kontrolle abgelassen werden kann“ gesehen wird, ist<br />

die konzentrische Maximalkraft als „die höchste Last, die einmal gehoben werden<br />

kann“ (Wirth et al., 2012, S.11) definiert.<br />

Schnellkraft<br />

Schnellkraft wird als die Fähigkeit definiert, welche „gegebene Bewegungswiderstände<br />

mit maximaler Geschwindigkeit zu überwinden“ (Wank, 2017, S.173)<br />

versucht. Es geht also darum, entweder bei „einem Körper eine möglichst hohe<br />

Endgeschwindigkeit“ zu erzeugen oder „in einem vorgegebenen Zeitfenster<br />

möglichst viel Kraft“ realisieren zu können (Wirth et al., 2012, S.12).<br />

Kraftausdauer<br />

Kraftausdauer ist die „Fähigkeit, Kraftleistungen über einen definierten Belastungszeitraum<br />

(bei definierter Wiederholungszahl) in möglichst hohem Maße<br />

aufrecht zu halten“ (Wank, 2017, S.173). Das bedeutet, dass das neuromuskuläre<br />

System über einen festgelegten Zeitraum eine möglichst große Summe von<br />

Impulsen gegen stärkere Widerstände generieren muss (Wirt et al., 2012). Je<br />

nach Autor gibt es für die Kategorie Kraftausdauer unterschiedliche Krafteinsätze,<br />

die realisiert werden müssen, um Anpassungen in diesem Bereich zu erzielen.<br />

Schmidtbleicher (2003) gibt an, dass im Bereich von 50 Prozent der<br />

Maximalkraft trainiert werden muss, damit es zu Adaptationen im Stoffwechselbereich<br />

kommt.<br />

Ehlenz, Grosser & Zimmermann (2003) unterteilen die Kraftausdauer in Subkategorien.<br />

Hierbei liegt die aerobe Kraftausdauer in einem Intensitätsbereich<br />

zwischen 30 bis 50 Prozent der Maximalkraft, die submaximale Kraftausdauer<br />

in einem Intensitätsbereich zwischen 50 bis 75 Prozent der Maximalkraft und<br />

die Maximalkraftausdauer in einem Intensitätsbereich über 75 Prozent der Maximalkraft.


151<br />

2.3. Trainingsmethodik der motorischen Fähigkeit Kraft<br />

Die Möglichkeit zur Steigerung der Maximalkraft beruht auf Basis der neuronalen<br />

oder morphologischen Anpassungsmechanismen. An diesen Mechanismen<br />

orientiert sich die Methodik zur Steigerung der Maximalkraft. Sie kann somit<br />

mit Methoden zur Vergrößerung des Muskelquerschnitts und mit Methoden zur<br />

Verbesserung der neuromuskulären Koordination trainiert werden. Im Nachfolgenden<br />

zur wird Erhöhung auf diese des Methoden Muskelquerschnitts<br />

eingegangen. Auf die Methoden zur Steige-<br />

.1. Training<br />

rung der Schnellkraft (Reaktivkraft) und die Methodik des Kraftausdauertrainings<br />

zur wird können Erhöhung nicht die eingegangen. Belastungsnormativa des Muskelquerschnitts<br />

Die Darstellung wie folgt erfolgt empfohlen aufgrund werden, der um begrenzten ein Training z<br />

sammenfassend 1. Training<br />

öhung des<br />

Seitenzahl<br />

Muskelquerschnitts<br />

in verkürzter<br />

durchzuführen:<br />

Form anhand der wichtigsten Parameter.<br />

ammenfassend können die Belastungsnormativa wie folgt empfohlen werden, um ein Training<br />

öhung des 2.2.1. Muskelquerschnitts Training zur Erhöhung durchzuführen: des Muskelquerschnitts<br />

b. 1.Belstugsnormative für das Training zur Erhöhung des Muskelquerschnitts (eigene Darstellun<br />

Zusammenfassend können die Belastungsnormativa wie folgt empfohlen werden,<br />

um ein Training zur Erhöhung des Muskelquerschnitts durchzuführen:<br />

d. Nach Wirth et.a.,2012, S. 24l 2012<br />

. 1.Belstugsnormative für das Training zur Erhöhung des Muskelquerschnitts (eigene Darstellu<br />

Belastungskonfiguration für ein Training zur Erhöhung des Muskelquerschnitts<br />

. Nach Wirth Tab. 1. et.a.,2012, Belastungsnormative S. 24l 2012 für das Training zur Erhöhung des Muskelquerschnitts<br />

Intensität 60 - 70% Anfänger<br />

(eigene Darstellung, mod. Nach Wirth et.a.,2012, S. 24 l 2012)<br />

70 - 90% Leistungssportler<br />

Belastungskonfiguration Wiederholungen pro Seriefür ein Training 10 zur Erhöhung Anfänger des Muskelquerschnitts<br />

Intensität 60 8-12 - 70% Fortgeschrittener<br />

Anfänger<br />

70 6-15 - 90% Leistungssportler<br />

Wiederholungen Serien pro Übung pro Serie 10 1-3 Anfänger<br />

8-12 3-4 Fortgeschrittener<br />

e Belastungsnormativa 2.2.2. Training zur zur Verbesserung der intramuskulären Koordination werden wie fol<br />

2. Training zur Verbesserun der intramuskulären Koordination<br />

ammengefasst:<br />

Die Belastungsnormativa zur Verbesserung der intramuskulären Koordination<br />

Belastungsnormativa werden wie folgt zur zusammengefasst:<br />

Verbesserung der intramuskulären Koordination werden wie fo<br />

b. 1. Belastungsnormativa für das Training zur Verbesserung der muskulären Koordinatio<br />

mmengefasst: Tab. 2. Belastungsnormativa für das Training zur Verbesserung der muskulären Koordination<br />

gene Darstellung,<br />

(eigene<br />

mod.<br />

Darstellung,<br />

nach Wirth<br />

mod. nach<br />

et al.,<br />

Wirth<br />

2012,<br />

et al.,<br />

S.26)<br />

2012, S. 26)<br />

. 1. Belastungsnormativa für das Training zur Verbesserung der muskulären Koordinati<br />

Intensität 90-100%<br />

ene Darstellung, mod. nach Wirth et al., 2012, S.26)<br />

Belastungskonfiguration<br />

Serienzahl<br />

für ein<br />

3-5<br />

Training zur Verbesserung der intramuskulären Koordination<br />

Intensität<br />

Serienpausen (Minuten)<br />

90-100%<br />

5 oder mehr<br />

Einheiten pro Woche<br />

Wiederholungen pro Serie<br />

1-3<br />

1-5<br />

Serienzahl 3-5<br />

Serienpausen (Minuten)<br />

6-15 3 oder mehr Leistungssportler<br />

Serien Übungen pro pro Übung Muskelgruppe 1-3 2-3 Anfänger<br />

3-4 2-3 Fortgeschrittener<br />

3 oder mehr Leistungssportler<br />

Übungen Serienpausen pro Muskelgruppe (Minuten) 2-3 2-5 je Anfänger nach Übung und involvierter Muskelmasse<br />

Einheiten pro Woche 2-3 pro Fortgeschrittener<br />

Muskelgruppe<br />

3 oder mehr Leistungssportler<br />

Serienpausen (Minuten) 2-5 je nach Übung und involvierter Muskelmasse<br />

.2. Training Einheiten zur pro Verbesserun Woche der 2-3 intramuskulären pro Muskelgruppe Koordination<br />

Belastungskonfiguration für ein Training zur Verbesserung der intramuskulären Koordination<br />

Wiederholungen pro Serie 1-5<br />

5 oder mehr


152<br />

2.4. Periodisierung<br />

zahllosen Möglichkeiten, die Für die optimale Gestaltung des Krafttrainings<br />

werden in der sportwissenschaftlichen Literatur verschiedene Periodisierungsmodelle<br />

diskutiert: die lineare, die wellenförmige und die umgekehrte Periodisierung.<br />

Alle Periodisierungsmodelle sind jedoch als Konzepte zu verstehen,<br />

die so strukturiert sind, dass maximale Anpassungen an das Krafttraining zu<br />

erwarten sind (Schoenfeld, 2020). Die Gemeinsamkeit jeden Modells ist hierbei<br />

die Veränderung verschiedener Variablen zu bestimmten Zeitpunkten, sodass es<br />

im optimalen Fall zur Maximierung der Kraftzuwächse (Crowley, Harrison &<br />

Lyons, 2017) und zu einem Verhindern von Übertraining (Wilson et al., 2012)<br />

kommt. Durch die Belastungsnormativa zu manipulieren, sind Schlussfolgerungen<br />

aus der Forschung schwierig (Schoenfeld, 2020). Im Folgenden wird auf<br />

die zwei Periodisierungsmodelle (LP und WP) der vorliegenden Arbeit eingegangen.<br />

2.4.1. Lineare Periodisierung<br />

Die lineare Periodisierung beruht auf Perioden, die anfangs mit einem hohen<br />

Volumen und niedrigerer Intensität beginnen und zu Perioden mit reduziertem<br />

Volumen und steigender Intensität wechseln (Schoenfeld, 2020). Nach Schoenfeld<br />

(2020) wird jede Zunahme der Intensität mit einer entsprechenden Abnahme<br />

des Belastungsvolumens erreicht, sodass die Belastung dementsprechend<br />

angepasst wird und es nicht zu einer Überlastung kommt. Ein typischer linearer<br />

Aufbau besteht aus einer Hypertrophiephase von 10 bis 15 Wiederholungen pro<br />

Satz, bei dem sich die Intensitäten in etwa bei 75 Prozent des 1 RM bewegen.<br />

Diese Phase dient den morphologischen Anpassungen und bildet ein stabiles<br />

Fundament aus, welches den Sportler auf die höheren Intensitäten vorbereitet<br />

(Stone, O’Bryant & Garhammer, 1981). Es folgt ein Zyklus mit vier bis acht<br />

Wiederholungen und einer Belastungsintensität von annährend 90 Prozent des 1<br />

RM. Der letzte Zyklus enthält eine Wiederholungsanzahl von zwei bis fünf, wobei<br />

sich die Intensität auf schätzungsweise 95 Prozent des 1 RM beläuft (Schoenfeld,<br />

2020). Sowohl die Aufteilung als auch die Dauer der einzelnen Zyklen<br />

können dabei je nach Autor und Anforderungsprofil der Sportart unterschiedlich<br />

sein (siehe Tabelle 3).


153<br />

Tab. 3.<br />

Lineare Periodisierung mit den einhergehenden Veränderungen der Belastungsnormativa in der<br />

sportwissenschaftlichen (sowohl deutsch- als auch englischsprachig) Literatur, die hohe Varianz<br />

ergibt sich aus den unterschiedlichen Anforderungsprofilen der jeweiligen Sportarten (eigene<br />

Darstellung, mod. nach Wirth et al., 2012, S. 32 – 33).<br />

Trainingszyklus Allgemeine Vorbereitung Spezielle Vorbereitung Vorwettkampfphase Wettkampfphase<br />

2.4.1. Lineare Periodisierung<br />

hypertrophy phase basic strength strength/power peaking and maintainance<br />

Trainingsziel Hypertrophiereiz Maximalkraft Maximalkraft Maximale<br />

Belastungstoleranz Schnellkraft Schnellkraft Ausprägung<br />

ie lineare Anpassung Periodisierung Morphologischberuht auf Morphologisch Perioden, die Neuronal anfangs mit Neuronal einem hohen Volum<br />

Neuronal<br />

iedrigerer Wiederholung Intensität 6-20beginnen und 4-6zu Perioden 2-4 mit reduziertem 1-3 Volumen und ste<br />

Sätze 3-6 3-6 2-4 2-4<br />

tensität wechseln (Schoenfeld, 2020). Nach Schoenfeld (2020) wird jede Zunah<br />

TE/Woche 3-6 3-4 2-4 1-3<br />

tensität mit einer entsprechenden Abnahme des Belastungsvolumens erreicht, sod<br />

elastung dementsprechend angepasst wird und es nicht zu einer Überlastung kom<br />

pischer 2.4.2. linearer Wellenförmige Aufbau besteht Periodisierung aus einer Hypertrophiephase von 10 bis 15 Wiederh<br />

Anforderungsprofilen Die wellenförmige der Periodisierung jeweiligen Sportarten ist in der (eigene sportwissenschaftlichen Darstellung, mod. nach Literatur Wirth et al.,<br />

ro Satz, bei dem sich die Intensitäten in etwa bei 75 Prozent des 1 RM bewegen. Dies<br />

2012, erstmals S. 32 von – 33).<br />

ient den morphologischen Poliquin Anpassungen (1988) erwähnt und worden. bildet ein Grundgedanke stabiles Fundament der WUP war aus, welc<br />

portler auf eine die Verbesserung höheren Intensitäten der Regenerationszeit vorbereitet und (Stone, die Minimierung O’Bryant & des Garhammer, Überlastungsrisikos<br />

aufgrund der nicht fortschreitenden Zunahme von Beanspruchung<br />

19<br />

lgt ein Zyklus und Belastungsvolumen, wie es bei linearen Periodisierung der Fall ist (Poliquin,<br />

des 11988). RM. Kerngedanke Der letzte Zyklus ist dabei, enthält alle zwei eine Wochen Wiederholungsanzahl wechselnde Phasen von von zwei b<br />

2.4.2. mit Wellenförmige vier bis acht Periodisierung Wiederholungen und einer Belastungsintensität von an<br />

0 Prozent<br />

obei sich Akkumulation und Intensivierung einzusetzen, sodass nicht zu einer zu starken<br />

Belastung kommt. In der Zwischenzeit haben sich mehrere Konzepte der<br />

Die die wellenförmige Intensität auf Periodisierung schätzungsweise ist in der 95 sportwissenschaftlichen Prozent des 1 RM beläuft Literatur (Schoenfeld<br />

erstmals von<br />

owohl die Poliquin Aufteilung (1988) erwähnt als auch worden. die Dauer Grundgedanke der einzelnen der WUP Zyklen war können eine Verbesserung dabei je nac der<br />

Regenerationszeit wellenförmigen Periodisierung und die Minimierung herauskristallisiert. des Überlastungsrisikos So besteht die aufgrund Möglichkeit der nicht<br />

nd Anforderungsprofil der Sportart unterschiedlich sein (siehe Tabelle 3).<br />

eines täglichen, wöchentlichen oder zweiwöchentlichen Wechsels von Belastungsintensität<br />

und -volumen (Apel et al., 201, Rhea et al., 2003, Simão, Spineti,<br />

de Salles, Matta, Fernandes, Fleck, Rhea & Strom-Olsen, 2012) (siehe Tabelle<br />

ab. 2. Lineare Periodisierung mit den einhergehenden Veränderunge<br />

4).<br />

elastungsnormativa in der sportwissenschaftlichen (sowohl deutsch- als<br />

nglischsprachig) Tab. 4. Literatur, die hohe Varianz ergibt sich aus den unterschiedlichen<br />

Belastungskonfigurationsmöglichkeiten der wellenförmigen Periodisierung (eigene Darstellung)<br />

Trainingszyklus Allgemeine Vorbereitung Spezielle Vorbereitung Vorwettkampfphase Wettkampfphase<br />

hypertrophy phase basic strength strength/power peaking and maintainanc<br />

Trainingsziel Hypertrophiereiz Maximalkraft Maximalkraft Maximale<br />

Belastungstoleranz Schnellkraft Schnellkraft Ausprägung


154<br />

3. FORSCHUNGSFRAGEN<br />

Wie in Kapitel 2 beschrieben hängt die Maximalkraft vom Muskelquerschnitt<br />

ab. Nach aktuellem Wissensstand wird die lineare Periodisierung für einen<br />

größeren Hypertrophieeffekt empfohlen (Fuhrmann et al., 2018). Aus diesem<br />

Grund ergibt sich folgende Fragestellung:<br />

Forschungsfrage:<br />

Sind bei einem Kraftperiodisierungsmodell leistungspositivere Ergebnisse bezüglich<br />

Nackenkniebeuge, Bankdrücken, Squat Jump und der Zeit bei 15m zu<br />

erwarten?<br />

Aus dieser Fragestellung ergeben sich 4 Hypothesen.<br />

> Hypothese 1<br />

Die Veränderungen der Leistungen bei der Nackenkniebeuge werden sich<br />

hinsichtlich des Periodisierungsmodells signifikant (P < 0,05) unterscheiden.<br />

> Hypothese 2<br />

Die Veränderungen der Leistungen beim Bankdrücken werden sich hinsichtlich<br />

des Periodisierungsmodells signifikant (P < 0,05) unterscheiden.<br />

> Hypothese 3<br />

Die Veränderungen der Leistung beim Squat Jump werden sich hinsichtlich<br />

des Periodisierungsmodells signifikant (P < 0,05) unterscheiden.<br />

> Hypothese 4<br />

Die Veränderungen der Leistung bei der Zeit bei 15 Meter werden sich<br />

hinsichtlich des Periodisierungsmodells signifikant (P < 0,05) unterscheiden.<br />

4. METHODIK<br />

In dieser Arbeit werden die Effekte unterschiedlich periodisierter Krafttrainingsinterventionen<br />

über einen Zeitraum von 28 Wochen untersucht sowie deren<br />

Auswirkung auf die Maximalkraft, auf die vertikale Sprungleistung und auf die<br />

sportartspezifische Leistungsfähigkeit im Nachwuchsleistungssport der Sportart<br />

Schwimmen. Der erste Testzeitpunkt (TZP1) war hierbei zum Saisoneinstieg.<br />

Die Abstände der einzelnen Testzeitpunkte sind Tabelle 11 zu entnehmen. Aufgrund<br />

der parallelen Trainertätigkeit bei den Probanden konnten die Daten der<br />

Schwimmerinnen und Schwimmer im Längsschnitt erhoben werden.<br />

4.1. Personenstichprobe<br />

Die Daten sind anhand von 14 Schwimmern (sieben weiblich und sieben<br />

männlich) erhoben worden, die an einem anerkannten Leistungszentrum des<br />

bayerischen Schwimmverbandes trainieren. Eine Randomisierung der Gruppe<br />

war aufgrund der Mannschaftsstruktur des Stützpunktes nicht möglich Acht


männlich) hatten zu Beginn der Saison einen Kaderstatus des BSV. Die 155 Eintei<br />

Gruppen für die Krafttrainingsintervention ist deshalb gemäß Alters- und Geschlecht<br />

erfolgt. Schwimmerinnen und Schwimmer (drei weiblich und fünf männlich) hatten zu<br />

Alle Beginn Schwimmer(innen) der Saison einen Kaderstatus Personenstichprobe des BSV. Die Einteilung absolvierten der Gruppen für währen<br />

Erhebungszeitraums die Krafttrainingsintervention die gleiche Anzahl ist deshalb an Krafttrainingseinheiten gemäß Alters- und Geschlechtsspezifik<br />

drei erfolgt. Einheiten mit jeweils 75 Minuten. Ebenso trainierten alle Probandin<br />

pro Woche. Diese<br />

sich auf<br />

Probanden Alle Schwimmer(innen) mindestens seit der sechs Personenstichprobe Jahren schwimmsportspezifisch absolvierten während des Erhebungszeitraums<br />

im die Krafttraining gleiche Anzahl von an Krafttrainingseinheiten mindestens zwei Jahren pro Woche. auf, wobei Diese minde<br />

und weis<br />

Trainingserfahrung<br />

Jahr nach belaufen den gleichen sich auf drei Belastungsnormativa Einheiten mit jeweils trainiert 75 Minuten. worden Ebenso ist. trainierten alle<br />

Probandinnen und Probanden mindestens seit sechs Jahren schwimmsportspezifisch<br />

und weisen eine Trainingserfahrung im Krafttraining von mindestens zwei<br />

4.2 Krafttrainingsprogramm<br />

Jahren auf, wobei mindestens ein Jahr nach den gleichen Belastungsnormativa<br />

Die absolvierten trainiert worden Krafttrainingseinheiten ist.<br />

pro Woche setzten sich für beide Gruppen<br />

Plänen zusammen, welche im Wechsel durchgeführt worden sind. Während Plan<br />

Schwerpunkt 4.2. Krafttrainingsprogramm<br />

auf den Oberkörper gelegt hat, wurde bei Plan zwei hauptsäch<br />

Unterkörper Die absolvierten beansprucht Krafttrainingseinheiten (siehe Tabelle 6). pro Woche setzten sich für beide Gruppen<br />

aus zwei Plänen zusammen, welche im Wechsel durchgeführt worden sind.<br />

Während Plan eins den Schwerpunkt auf den Oberkörper gelegt hat, wurde bei<br />

Plan zwei hauptsächlich der Unterkörper beansprucht (siehe Tabelle 5).<br />

Tab. 6. Grundübungen der Krafttrainingseinheiten<br />

Tab. 5. Grundübungen der Krafttrainingseinheiten<br />

Grundübungen<br />

Plan 1 Plan 2<br />

Langhantelrudern / Rudern sitzend Beinbeuger<br />

Bankdrücken<br />

Klimmzug / Latzug<br />

Kreuzheben<br />

*<br />

Keine Auslastung<br />

Nackenkniebeuge<br />

Hip Thrusts<br />

Zug breit*<br />

Der Wochenrhythmus Der der der Trainingseinheiten wurde einerseits durch die die organisatorischen<br />

Rahmenbedingungen der Stundenpläne der der Stundenpläne Schulen und der andererseits Schulen und anderer-<br />

durch die ver<br />

organisa<br />

Rahmenbedingungen<br />

Trainingszeiten seits durch die vorgegeben. verfügbaren Trainingszeiten Es wurde vorgegeben. gewährleistet, Es wurde dass gewährleistet,<br />

dass jeder Sportler in der drei Woche Krafttrainingseinheiten absolvieren konnte. in der Hierbei Woche absolvieren haben die Kade<br />

jeder Sport<br />

Krafttrainingseinheiten<br />

und Kadersportlerinnen konnte. Hierbei haben teilweise die Kadersportler in einer und anderen Kadersportlerinnen Struktur als teilweise die Vereinsspo<br />

Vereinssportlerinnen einer anderen Struktur trainiert. als die Vereinssportler Die 13- bis und Vereinssportlerinnen 15-jährigen Kadersportler trainiert. so<br />

Vereinssportler<br />

Die 13- bis<br />

haben<br />

15-jährigen<br />

Montag,<br />

Kadersportler<br />

Mittwoch<br />

sowie<br />

und Freitag<br />

die Vereinssportler<br />

trainiert. Die<br />

haben<br />

17-jährigen<br />

Montag,<br />

Kade<br />

Mittwoch und Freitag trainiert. Die 17-jährigen Kadersportler haben hierbei<br />

haben hierbei aufgrund anderer zeitlicher Möglichkeiten Montag, Dienstag und Do<br />

aufgrund anderer zeitlicher Möglichkeiten Montag, Dienstag und Donnerstag<br />

trainiert. In den Ferien haben alle Sportler die gleiche Anzahl an Trainings<br />

trainiert. In den Ferien haben alle Sportler die gleiche Anzahl an Trainingseinheiten<br />

absolviert. Die Wochenstruktur hat sich nur in der Woche vor wichtigen<br />

absolviert. Die Wochenstruktur hat sich nur in der Woche vor wichtigen Wett<br />

geändert. Hier wurde die Trainingshäufigkeit auf eine Trainingseinheit reduziert. So<br />

Wettkämpfen geändert. Hier wurde die Trainingshäufigkeit auf eine Trainingseinheit<br />

nur zwei Wochen<br />

reduziert.<br />

des<br />

Somit<br />

kompletten<br />

sind nur<br />

Interventionszeitraumes<br />

zwei Wochen des kompletten<br />

betroffen<br />

Interventionszeitraumes<br />

ist in Tabelle betroffen 5 ersichtlich. gewesen. Die genaue Struktur ist in Tabelle 6<br />

gewesen. Di<br />

Struktur ersichtlich.


156<br />

Sowohl das Krafttraining der oberen als auch der unteren Extremitäten wurde<br />

über eine Blockperiodisierung und wechselseitig gestaltet. Somit wurden von<br />

den 17-jährigen Kadersportler beispielsweise in Woche eins, Montag und Donnerstag<br />

die oberen Extremitäten trainiert, während sie Dienstag die unteren Extremitäten<br />

trainiert haben. In Woche zwei wurde das Krafttraining für die unteren<br />

Extremitäten dagegen an den Tagen Montag und Donnerstag und das Krafttraining<br />

für die oberen Extremitäten am Dienstag absolviert. Das Training der<br />

anderen Sportler und Sportlerinnen lief analog hierzu ab. Das Aufwärmen während<br />

der Krafttrainingseinheiten bis zum Erreichen der angestrebten Satzzahl ist<br />

individuell erfolgt. Auf die Angabe der Belastungsintensität wurde verzichtet,<br />

da das Verhältnis „zwischen der Größe der gehobenen Last (als prozentuales<br />

Verhältnis von Fmm bei relevanten Bewegungen) und der Wiederholungsanzahl<br />

gehobenen bis zum Abbruch“ Last (als prozentuales (Zatsiorsky Verhältnis & Kraemer, von 2016, F mm<br />

S. bei 116) relevanten zu stark Bewegungen) variiert. Stattdessen<br />

wurde<br />

und der<br />

Wiederholungsanzahl bis zum Abbruch“ (Zatsiorsky & Kraemer, 2016, S. 116) zu stark variiert.<br />

Stattdessen wurde<br />

die<br />

die angestrebte<br />

angestrebte<br />

Wiederholungszahl<br />

Wiederholungszahl<br />

bis zum<br />

bis<br />

Abbruch<br />

zum Abbruch<br />

vorgegeben.<br />

vorgegeben.<br />

Auf die richtige<br />

Bewegungsausführung Auf die richtige Bewegungsausführung ist während der gesamten Trainingseinheiten ist während der geachtet gesamten worden. Trainingseinheiten<br />

geachtet worden.<br />

Tab 5. Trainingsstruktur einer Trainingswoche hinsichtlich Aufteilung Wasser- und Landtraining,<br />

Kadersportler Tab 6. Trainingsstruktur einer Trainingswoche hinsichtlich Aufteilung Wasser- und<br />

Landtraining, Kadersportler<br />

Alter Tageszeit Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag<br />

17 * Vormittag Kraft Kraft Wasser Wasser<br />

Nachmittag Kraft<br />

Reaktivkraft/ Athletik Reha/ Prävention Reaktivkraft/Athletik Reha/Prävention<br />

Abend Wasser Wasser Wasser Wasser Wasser Wasser<br />

Reha/Prävention<br />

15 * Vormittag Wasser Wasser Wasser Wasser<br />

Nachmittag Kraft Kraft Kraft Reaktivkraft/Athletik<br />

Abend Wasser Wasser Wasser Wasser<br />

Reha/Prävention<br />

14/ 13 * Vormittag Wasser Wasser Wasser<br />

Nachmittag Kraft Kraft Kraft Reaktivkraft/Athletik<br />

Abend Wasser Wasser Wasser Wasser<br />

Reha/Prävention<br />

Vereinssportler Vormittag Wasser<br />

Nachmittag Kraft Kraft Reha/ Prävention Kraft Reaktivkraft/Athletik<br />

Abend Wasser Wasser Wasser Wasser Wasser Wasser<br />

Reha/Prävention<br />

Ferienplan Tageszeit Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag<br />

Vormittag Wasser Kraft Wasser Kraft Wasser Kraft<br />

Nachmittag Reaktivkraft/ Athletik Reaktivkraft/ Athletik Reaktivkraft/Athletik<br />

Abend Wasser Wasser Wasser Wasser Wasser<br />

Reha/Prävention Reha/ Prävention Reha/ Prävention<br />

Auch bei der wellenförmigen Periodisierung wurde nach den Trainingsplänen<br />

für den Unter- und Oberkörper trainiert, sodass die gleiche Wochenstruktur wie<br />

Auch bei der bei Blockperiodisierungsgruppe der wellenförmigen Periodisierung vorgegeben wurde nach ist. den Somit Trainingsplänen haben hier beispielsweise<br />

Oberkörper ebenfalls die trainiert, 17-jährigen sodass Kadersportler die gleiche in Woche Wochenstruktur eins, Montag wie und Don-<br />

bei der<br />

für den Unterund<br />

Blockperiodisierungsgruppe vorgegeben ist. Somit haben hier beispielsweise ebenfalls die 17-<br />

nerstag die oberen Extremitäten und Dienstag die unteren Extremitäten trainiert.<br />

jährigen Kadersportler in Woche eins, Montag und Donnerstag die oberen Extremitäten und<br />

Dienstag In Woche die zwei unteren wurde Extremitäten dementsprechend trainiert. In das Woche Krafttraining zwei wurde für die dementsprechend unteren Extremitäten<br />

an für den die Tagen unteren Montag Extremitäten und Donnerstag an den Tagen und Montag das Krafttraining und Donnerstag für die und das<br />

das<br />

Krafttraining<br />

Krafttraining oberen Extremitäten für die oberen am Dienstag Extremitäten absolviert. am Dienstag Das Training absolviert. der Das anderen Training Sportler der anderen<br />

Sportler und Sportlerinnen verlief ebenfalls analog dazu ab. Die wellenförmige Periodisierung<br />

wurde – bezogen auf die unterschiedlichen Pläne – als zweiwöchentlich wechselnde


157<br />

und Sportlerinnen verlief ebenfalls analog dazu ab. Die wellenförmige Periodisierung<br />

wurde – bezogen auf die unterschiedlichen Pläne – als zweiwöchentlich<br />

wechselnde Periodisierung gestaltet. Dies bedeutet, dass sowohl Plan eins als<br />

auch Plan zwei jeweils drei Trainingseinheiten mit gleichen Belastungsnormativa<br />

aufgewiesen haben. Die Belastungsnormativa der durchgeführten wellenförmigen<br />

7. Belastungsnormative Periodisierung sind Tabelle des 7 Trainingsinterventionszeitraumes zu entnehmen.<br />

der Tab. li<br />

der wellenförmigen (rechts) Periodisierung (eigene Darstellung)<br />

Tab. 7. Belastungsnormative des Trainingsinterventionszeitraumes der linearen (oben)<br />

und der wellenförmigen (unten) Periodisierung (eigene Darstellung)<br />

Belastungsnormativa lineare Periodisierung<br />

Belastungsnormativa wellenförmoge Periodisi<br />

Trainingswoche Satzzahl Wiederholungszahl Serienpause (min) Testzeitraum Bewegungsgeschwindigkeit Trainingswoche Satzzahl Wiederholungszahl<br />

1 3 15 3 1 5 10<br />

2 4 10 3 TZP 1 2 5 10<br />

3 4 10 3 3 3 2<br />

4 5 10 3 4 3 2<br />

5 5 10 3 5 5 5<br />

6 5 10 3 6 5 5<br />

7 5 10 3 TZP 2 7 4 3<br />

8 6 10 3 8 4 3<br />

9 6 10 3 9 3 6<br />

10 6 10 3 10 3 6<br />

11 5 8 3 11 5 12<br />

12 5 8 3 12 5 12<br />

13 4 4 3 13 3 2<br />

14 4 4 5 14 3 2<br />

kontrolliert<br />

15 4 2 5 TZP 3 15 5 10<br />

16 2 1 5 16 5 10<br />

17 5 10 3 17 3 2<br />

18 5 10 3 18 3 2<br />

19 5 10 3 19 5 5<br />

20 5 10 3 20 5 5<br />

21 6 10 3 21 4 3<br />

22 6 10 3 22 4 3<br />

23 5 8 3 23 3 6<br />

24 5 8 3 24 3 6<br />

25 4 4 3 25 5 12<br />

26 4 4 5 26 5 12<br />

27 4 2 5 27 3 2<br />

28 2 1 5 TZP 4 28 3 2<br />

sinterventionszeitraumes der linearen (links) und<br />

(eigene Darstellung)<br />

Belastungsnormativa wellenförmoge Periodisierung<br />

ngsgeschwindigkeit Trainingswoche Satzzahl Wiederholungszahl Serienpause (min) Testzeitraum Bewegungsgeschwindigkeit<br />

1 5 10 3<br />

2 5 10 3 TZP 1<br />

3 3 2 5<br />

4 3 2 5<br />

5 5 5 3<br />

kontrolliert<br />

4.3 Messmethodik<br />

6 5 5 3<br />

7 4 3 5 TZP 2<br />

8 4 3 5<br />

9 3 6 3<br />

Die Schwimmerinnen 10 3 6 und Schwimmer 3 wurden in der vertikalen Sprungk<br />

11 5 12 3<br />

Maximalkraftdiagnostik der Kniebeuge und des Bankdrückens und ein<br />

12 5 12 3<br />

13 3 2 5<br />

Startparameter (15m-Durchgangszeit) getestet. Auf explizite Techn<br />

14 3 2 5<br />

kontrolliert<br />

15 5 10 3 TZP 3<br />

16 5 10 3<br />

Krafttrainingsübungen<br />

17 3 2<br />

wurde<br />

5verzichtet, da alle Probanden krafttrainings<br />

18 3 2 5<br />

Weiteren 19 wurden 5 zwei 5 Tage 3 vor den Maximalkrafttestungen keine<br />

20 5 5 3<br />

Trainingseinheiten durchgeführt. Die Erhebung der Sprungdaten sow<br />

21 4 3 5<br />

22 4 3 5<br />

Startparameterdiagnostik ist jeweils am gleichen Tag, jedoch zu einem and<br />

23 3 6 3<br />

24 3 6 3<br />

25 5 12 3<br />

die Krafttestung, erfolgt.<br />

26 5 12 3<br />

27 3 2 5<br />

28 3 2 5 TZP 4


158<br />

4.3. Messmethodik<br />

Die Schwimmerinnen und Schwimmer wurden in der vertikalen Sprungkraftdiagnostik,<br />

der Maximalkraftdiagnostik der Kniebeuge und des Bankdrückens<br />

und einem ausgewählten Startparameter (15m-Durchgangszeit) getestet. Auf<br />

explizite Technikschulungen der Krafttrainingsübungen wurde verzichtet, da<br />

alle Probanden krafttrainingserfahren sind. Des Weiteren wurden zwei Tage vor<br />

den Maximalkrafttestungen keine stark ermüdeten Trainingseinheiten durchgeführt.<br />

Die Erhebung der Sprungdaten sowie der Daten der Startparameterdiagnostik<br />

ist jeweils am gleichen Tag, jedoch zu einem anderen Zeitpunkt als die<br />

Krafttestung, erfolgt.<br />

4.3. Datenverarbeitung<br />

Die ermittelten Daten wurden mittels des Programms SPSS (Version 25.0)<br />

verarbeitet und das Signifikanzniveau wurde bei pTZP3), Testzeitpunkt drei und Testzeitpunkt vier<br />

(TZP3>TZP4) und dem Gesamtzeitraum zwischen Testzeitpunkt eins und Testzeitpunkt<br />

vier (TZP1>TZP4) untersucht.<br />

Um die Alphafehler-Kummulierung über neue Grenzwerte zur Annahme der<br />

H1 zu reduzieren, wurde hierbei der FDR Rechner unter Verwendung der Benjamin-Hochberg-Methode<br />

genutzt. Die Effektstärke wurde nach Cohen (1988)<br />

bestimmt, wobei 0.1 ≤ r ≥ 0.3 einen kleinen Effekt, 0.3 ≤ r ≥ 0.5 einen mittleren<br />

Effekt und r > 0.5 einen starken Effekt darstellt. Innerhalb der wellenförmigen<br />

Periodisierung für die 15m Zeit (TZP2 und TZP4) wurde eine nicht normale<br />

Verteilung berechnet.


159<br />

GEBNISSE<br />

5. ERGEBNISSE<br />

sem Kapitel werden die Ergebnisse der unter Kapitel vier beschriebenen Interve<br />

ntersuchung In diesem vorgestellt. Kapitel werden Die die Probandenanzahl Ergebnisse der unter Kapitel umfasste vier hierbei beschriebenen insgesam<br />

ngsschwimmer<br />

Intervention<br />

(M=<br />

und<br />

14,29<br />

Untersuchung<br />

y, SD 1,49),<br />

vorgestellt.<br />

wovon<br />

Die Probandenanzahl<br />

sieben männlich<br />

umfasste<br />

und sieben<br />

hierbei<br />

insgesamt 14 Leistungsschwimmer (M = 14,29 y, SD 1,49), wovon sieben<br />

wei<br />

1 . Alle erfassten Daten konnten zur Datenauswertung<br />

männlich und sieben weiblich waren. 1 herangezogen werden und es<br />

Alle erfassten Daten konnten zur Datenauswertung<br />

Ausschluss herangezogen eines Schwimmers. werden und es Eine kam zu Übersicht keinem Ausschluss der Mittelwerte eines<br />

inem<br />

rdabweichungen Schwimmers. der ermittelten Daten ist in Tabelle 8 ersichtlich. Es konnten<br />

lten Daten Eine genutzt Übersicht werden. der Mittelwerte und Standardabweichungen der ermittelten Daten<br />

ist in Tabelle 8 ersichtlich. Es konnten alle ermittelten Daten genutzt werden.<br />

Mittelwerte Tab. und 8. Standardabweichung der ermittelten Daten beim Bankdrücken, der Kniebeuge<br />

ump (SJ) Mittelwerte und der 15m und Zeit Standardabweichung zum Testzeitpunkt der ermittelten 1 (TZP1), Daten Testzeitpunkt beim Bankdrücken, 2 (TZP2), der Testzeitpunkt Kniebeuge, 3 (<br />

beim Squat Jump (SJ) und 15m Zeit zum Testzeitpunkt 1 (TZP1), Testzeitpunkt 2 (TZP2),<br />

tzeitpunkt 4 (TZP4), sowie der Veränderungen zwischen den Testzeitpunkten (TZP1 > TZP2 = zw<br />

Testzeitpunkt 3 (TZP3) und Testzeitpunkt 4 (TZP4), sowie der Veränderungen zwischen den Testzeitpunkten<br />

(TZP1 > TZP2 = zwischen Testzeitpunkt 1 und Testzeitpunkt 2, TZP2 > TZP3 =<br />

punkt 1 und Testzeitpunkt 2, TZP2 > TZP3 = zwischen Testzeitpunkt 2 und Testzeitpunkt 3, TZ<br />

zwischen zwischen Testzeitpunkt Testzeitpunkt 3 2 und und Testzeitpunkt 3, TZP3 4, TZP1 > TZP4 > = zwischen TZP4 = Testzeitpunkt zwischen 3 und Testzeitpunkt Testzeitpunkt<br />

Die Untergliederung 4, TZP1 > TZP4 erfolgt = zwischen nach Testzeitpunkt Periodisierungsmodell 1 und Testzeitpunkt (LP= 4). Die Lineare Untergliederung Periodisierung<br />

punkt 4).<br />

ting periodization). erfolgt nach Periodisierungsmodell (LP= Lineare Periodisierung, UP= Undulating periodization).<br />

Bankdrücken [Fmax in kg]<br />

Periodisierungsmodell TZP1 TZP2 TZP3 TZP4<br />

LP 43,21 ± 18,58 47,14 ± 19,33 50,00 ± 18,93 56,43 ± 18,42<br />

UP 42,50 ± 11,18 48,57 ± 12,57 51,43 ± 13,30 53,93 ± 13,61<br />

Kniebeuge [Fmax in kg] LP 60,71 ± 13,97 66,07 ± 15,87 70,00 ± 16,00 78,93 ± 19,84<br />

UP 65,36 ± 17,58 71,43 ± 19,20 76,43 ± 21,00 80,36 ± 22,61<br />

SJ [cm] LP 31,27 ± 1,83 32,47 ± 2,82 33,60 ± 2,16 34,44 ± 2,00<br />

UP 31,46 ± 1,13 32,03 ± 2,09 32,53 ± 1,16 33,15 ± 1,12<br />

15m Zeit [sec] LP 7,77 ± 0,45 7,63 ± 0,43 7,56 ± 0,40 7,19 ± 0,41<br />

UP 7,83 ± 0,45 7,60 ± 0,43 7,53 ± 0,45 7,43 ± 0,43<br />

Periodisierungsmodell TZP1 > TZP2 TZP2 > TZP3 TZP3 > TZP4 TZP1 > TZP4<br />

Bankdrücken [kg]<br />

LP 3,93 ± 1,34 2,86 ± 0,95 6,43 ± 1,97 13,21 ± 1,89<br />

UP 6,07 ± 1,97 2,86 ± 0,94 2,50 ± 1,44 11,43 ± 3,18<br />

Kniebeuge [kg} LP 5,36 ± 3,36 3,93 ± 1,34 8,93 ± 5,18 18,21 ± 7,32<br />

UP 6,07 ± 2,44 5,00 ± 3,81 3,93 ± 3,18 15,00 ± 7,77<br />

SJ [cm] LP 1,20 ± 1,12 1,13 ± 0,72 0,84 ± 0,55 3,17 ± 0,56<br />

UP 0,57 ± 0,29 0,50 ± 0,32 0,61 ± 0,17 1,69 ± 0,51<br />

15m Zeit [sec] LP 0,14 ± 0,05 0,07 ± 0,49 0,37 ± 0,14 0,59 ± 0,18<br />

UP 0,23 ± 0,08 0,07 ± 0,05 0,10 ± 0,06 0,40 ± 0,81<br />

1 Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird im weiteren Textverlauf die männliche Form gewählt


160<br />

5.1. Unterschiede der unterschiedlichen Krafttrainingsperiodisierungen<br />

auf die Maximalkraft<br />

5.1.1. Unterschiede der unterschiedlichen Krafttrainingsperiodisierungen<br />

auf die Maximalkraft der Nackenkniebeuge<br />

Der Mann-Whitney-U-Test wurde berechnet, um zu überprüfen, ob sich die<br />

Periodisierungsmodelle bei der Kraftleistung bei der Kniebeuge unterscheiden.<br />

Hinsichtlich der möglichen Gruppenunterschiede zu den verschiedenen Testzeitpunkten<br />

lassen sich für keinen Messzeitpunkt (TZP1: U= 22.000, Z= -.320,<br />

p= 1,00; TZP2: U= 21.000, Z= -.450, p= 1,00; TZP3: U= 20.000, Z= -.578,<br />

p= 1,00 und TZP4: U= 23.500, Z= -.128, p= 0,902) signifikante Unterschiede<br />

– unter der Verwendung der Benjamin-Hochberg-Korrektur – feststellen.<br />

Bezüglich der Veränderung zwischen den Messzeitpunkten lassen sich unter<br />

Verwendung der Benjamin-Hochberg-Korrektur sowohl für die Zwischenzeiträume<br />

(TZP1>TZP2: U= 19.500, Z= -.665, p= 0,802; TZP2>TZP3: U= 24.000,<br />

Z= -.070, p= 1,00; TZP3>TZP4: U= 8.000, Z= -2.169, p= 0,114) als auch für<br />

den Gesamtzeitraum (TZP1>TZP4: U= 17.000, Z= -.969, p= 0,383) keine signifikanten<br />

Unterschiede bezüglich der Veränderungen der Kraftleistung bei<br />

der Kniebeuge feststellen. Die deskriptive Statistik und die unterschiedlichen<br />

p-Werte für die Kraftleistungen bei der Kniebeuge sind in Tabelle 9 ersichtlich.<br />

Tab. 9. Deskriptive Statistik der Leistung bei der Kniebeuge der unterschiedlichen Periodisierungsmodelle,<br />

deren p-Werte während der einzelnen Testzeitpunkte (oben) und deren p-Werte der<br />

Veränderungen zwischen den einzelnen Messzeitpunkten (unten), *signifikant für p< 0,05


161<br />

5.1.2. Unterschiede der unterschiedlichen Krafttrainingsperiodisierungen<br />

auf die Maximalkraft beim Bankdrücken<br />

Der Mann-Whitney-U-Test wurde berechnet, um zu überprüfen, ob sich die Periodisierungsmodelle<br />

bei der Kraftleistung beim Bankdrücken unterscheiden.<br />

Hinsichtlich der möglichen Gruppenunterschiede zu den verschiedenen Testzeitpunkten<br />

lassen sich für keinen Messzeitpunkt (TZP1: U= 23.500, Z= -.129, p=<br />

1,00; TZP2: U= 20.500, Z= -.514, p= 1,00; TZP3: U= 20.500, Z= -.515, p= 1,00<br />

und TZP4: U= 23.000, Z= -.193, p= 0,902) signifikante Unterschiede – unter der<br />

Verwendung der Benjamin-Hochberg-Korrektur – feststellen. Auch bezüglich<br />

der Veränderung zwischen den Messzeitpunkten lassen sich unter Verwendung<br />

der Benjamin-Hochberg-Korrektur für die Zwischenzeiträume (TZP1>TZP2:<br />

U= 10.000, Z= -2.172, p= 0,109; TZP2>TZP3: U= 24.500, Z= -.000, p= 1,00)<br />

und den Gesamtzeitraum (TZP1>TZP4: U= 13.500, Z= -1.461, p= 0,165) keine<br />

signifikanten Unterschiede bezüglich der Veränderungen der Kraftleistung<br />

beim Bankdrücken feststellen. Lediglich zwischen Testzeitpunkt drei und Testzeitpunkt<br />

vier (TZP3>TZP4: U= 2.000, Z= - 3.014, p= 0,006) wurde – nach<br />

Verwendung der Benjamin-Hochberg-Korrektur – ein signifikanter Unterschied<br />

für die absoluten Veränderungen der Maximalkraft beim Bankdrücken ermittelt.<br />

Die Effektstärke nach Cohen (1988) liegt hier bei 0,81 und entspricht einem<br />

starken Effekt. Die deskriptive Statistik und die unterschiedlichen p-Werte für<br />

die Kraftleistungen beim Bankdrücken sind in Tabelle 10 ersichtlich.<br />

Tab. 10. Deskriptive Statistik der Leistung beim Bankdrücken der unterschiedlichen Periodisierungsmodelle,<br />

deren p-Werte während der einzelnen Testzeitpunkte (oben) und deren p-Werte der<br />

Veränderungen zwischen den einzelnen Messzeitpunkten (unten), *signifikant für p< 0,05


162<br />

5.2. Unterschiede der unterschiedlichen Krafttrainingsperiodisierungen<br />

auf die Schnellkraftleistungen<br />

Hinsichtlich der möglichen Gruppenunterschiede zu den verschiedenen Testzeitpunkten<br />

lassen sich für keinen Messzeitpunkt (TZP1: U= 21.500, Z= -.384,<br />

p= 0,947; TZP2: U= 24.000, Z= -.064, p= 1,00; TZP3: U= 17.500, Z= -.895,<br />

p= 0,766 und TZP4: U= 14.000, Z= -1.345, p= 0,766) signifikante Unterschiede<br />

– unter der Verwendung der Benjamin-Hochberg-Korrektur – feststellen.<br />

Bezüglich der Veränderung zwischen den Messzeitpunkten lassen sich unter<br />

Verwendung der Benjamin-Hochberg-Korrektur für alle Zwischenzeiträume<br />

(TZP1>TZP2: U= 17.500, Z= -0.905, p= 0,575; TZP2>TZP3: U= 10.000, Z=<br />

-1.865, p= 0,219; TZP3>TZP4: U=22.500, Z= -.258, p= 0,805) keine signifikanten<br />

Unterschiede bezüglich der Veränderungen der Sprunghöhe beim Squat<br />

Jump feststellen. Im Gesamtzeitraum zwischen Testzeitpunkt eins und Testzeitpunkt<br />

vier (TZP1>TZP4: U= 1.000, Z= -3.016, p= 0,001) wurde hingegen<br />

ein signifikanter Unterschied für die absoluten Veränderungen der Sprunghöhe<br />

beim Squat Jump ermittelt. Die Effektstärke nach Cohen (1988) liegt hier bei<br />

0,81 und entspricht einem starken Effekt. Die deskriptive Statistik und die unterschiedlichen<br />

p-Werte für die Leistung beim Squat Jump sind in Tabelle 11 ersichtlich.<br />

Tab. 11. Deskriptive Statistik der Leistung beim Squat Jump der unterschiedlichen Periodisierungsmodelle,<br />

deren p-Werte während der einzelnen Testzeitpunkte (oben) und deren p-Werte der<br />

Veränderungen zwischen den einzelnen Messzeitpunkten (unten), *signifikant für p< 0,05


163<br />

5.3. Unterschiede der unterschiedlichen Krafttrainingsperiodisierungen<br />

auf die sportartspezifische Zielleistung<br />

Der Mann-Whitney-U-Test wurde berechnet, um zu überprüfen, ob sich die Periodisierungsmodelle<br />

bei der Zeit bei 15 Meter unterscheiden. Hinsichtlich der<br />

möglichen Gruppenunterschiede zu den verschiedenen Testzeitpunkten lassen<br />

sich für keinen Messzeitpunkt (TZP1: U= 22.500, Z= -.256, p= 1,00; TZP2: U=<br />

24.000, Z= -.064, p= 1,00; TZP3: U= 23.500, Z= -.129, p= 1,00 und TZP4: U=<br />

16.500, Z= -1.037, p= 1,00) signifikante Unterschiede, unter der Verwendung<br />

der Benjamin-Hochberg-Korrektur, feststellen. Bezüglich der Veränderung zwischen<br />

den Messzeitpunkten lassen sich unter Verwendung der Benjamin-Hochberg-Korrektur<br />

für den Zeitraum zwischen Testzeitpunkt eins und Testzeitpunkt<br />

zwei (TZP1>TZP2: U=9.500, Z= -2.054, p= 0,0795) und zwischen Testzeitpunkt<br />

zwei und Testzeitpunkt drei (TZP2>TZP3: U= 24.500, Z= .000, p= 1,00)<br />

keine signifikanten Unterschiede bezüglich der Veränderungen in der Zeit bei<br />

15 Metern feststellen.<br />

Im Gegensatz hierzu sind sowohl im letzten Zeitraum zwischen Messzeitpunkt<br />

drei und Messzeitpunkt vier (TZP3>TZP4: U=.500, Z= -3.154, p= 0,003) als<br />

auch dem Gesamtzeitraum zwischen Testzeitpunkt eins und Testzeitpunkt vier<br />

(TZP1>TZP4: U= 8.000, Z= -2.171, p= 0,038) signifikante Unterschiede für die<br />

absoluten Veränderungen der Zeit bei 15 Metern ermittelt worden. Die Effektstärke<br />

nach Cohen (1988) liegt bei TZP3>TZP4 bei 0,84 und bei TZP1>TZP4<br />

bei 0,58 und entspricht jeweils einem starken Effekt. Die deskriptive Statistik<br />

und die unterschiedlichen p-Werte für die Zeit bei 15 Metern sind in Tabelle 12<br />

ersichtlich.<br />

Tab. 12. Deskriptive Statistik der Zeit bei 15 Meter der unterschiedlichen Periodisierungsmodelle,<br />

deren p-Werte während der einzelnen Testzeitpunkte (oben) und deren p-Werte der Veränderungen<br />

zwischen den einzelnen Messzeitpunkten (unten), *signifikant für p< 0,05


0,84 und bei TZP1>TZP4 bei 0,58 und entspricht jeweils einem starken Effekt. Die<br />

deskriptive Statistik und die unterschiedlichen p-Werte für die Zeit bei 15 Metern sind in<br />

164<br />

Tabelle 12 im Anhang ersichtlich.<br />

Die Hypothesen lassen sich wie folgt zusammenfassen:<br />

Die Hypothesen lassen sich wie folgt zusammenfassen:<br />

Hypothese 1:<br />

Die Veränderungen der Leistung bei der Nackenkniebeuge unterscheiden sich hinsichtlich<br />

des Periodisierungsmodells über die 28 Wochen nicht signifikant.<br />

Hypothese 2:<br />

Die Veränderungen der Leistung beim Bankdrücken unterscheidet sich hinsichtlich des<br />

Periodisierungsmodells über die 28 Wochen nicht signifikant.<br />

Hypothese 3:<br />

Die Veränderungen der Sprungleistung beim Squat Jump unterscheidet sich hinsichtlich<br />

des Periodisierungsmodells über die 28 Wochen signifikant.<br />

Hypothese 4:<br />

Die Veränderungen der Leistungen bei der Zeit bei 15 Meter unterscheiden sich hinsichtlich<br />

des Periodisierungsmodells über die 28 Wochen signifikant.<br />

6. DISKUSSION<br />

Wie bereits beschrieben ist mittlerweile der allgemeine wissenschaftliche Konsens,<br />

dass Training mit hohen Lasten die Maximalkraft verbessert. Dies ist sowohl<br />

auf neuronale Anpassungen als auch auf morphologische Anpassungen<br />

zurückzuführen. Vereinfacht lässt sich festhalten, dass die Adaptationsprozesse<br />

in den ersten Wochen hauptsächlich auf neuronale Mechanismen und erst im<br />

weiteren Verlauf des Krafttrainings auf Hypertrophieeffekte zurückzuführen<br />

sind. Betrachtet man die vorliegende Krafttrainingsintervention, so stellt man<br />

fest, dass das wichtigste Ergebnis der vorliegenden Untersuchung war, dass es<br />

keine signifikanten gruppenspezifischen Unterschiede der Parameter in den absoluten<br />

Werten der Leistungen gab. Trotz nicht signifikanter Unterschiede fiel<br />

auf, dass die absoluten Veränderungen im ersten Zeitraum sowohl beim Bankdrücken<br />

(LP = 3,93 ± 1,34 kg; UP = 6,07 ± 1,97 kg) als auch bei der Nackenkniebeuge<br />

(LP =5,36 ± 3,36 kg; UP = 6,07 ± 2,44 kg) bei der wellenförmigen<br />

Periodisierung höher waren. Häkkinen, Alen & Komi (1985) haben diesbezüglich<br />

gezeigt, dass die neuronale Aktivität des Muskels während eines Trainings<br />

mit sehr großen Lasten steigt, während sie bei einem Training mit geringen Lasten<br />

eher abnimmt. Dies bestätigten mehrere Autorengruppen mit dem Hinweis,<br />

dass die erhöhte neuronale Aktivität zu verstärkten Kraftzuwächsen führen kann<br />

(Hakkinen & Keskinen, 1989, Tan 1999).<br />

Es ist somit davon auszugehen, dass die höheren Intensitäten der wellenförmigen<br />

Periodisierung in den ersten Wochen vorerst für eine größere – wenn auch<br />

nicht signifikante – Kraftsteigerung verantwortlich gemacht werden können.


165<br />

Genauer betrachtet stellt man ebenfalls fest, dass beim Bankdrücken im letzten<br />

Testzeitraum (TZP3 > TZP4) bei der linearen Periodisierung (6,43 ± 1,97 kg)<br />

signifikantere Veränderungen (p= 0,006, ES =0,81) stattgefunden haben, als bei<br />

der wellenförmigen Periodisierung (2,50 ± 1,44 kg). Obwohl dies bei der Nackenkniebeuge<br />

nicht der Fall war, zeigt sich dahingehend eine ähnliche Tendenz<br />

wie beim Bankdrücken. So konnten in diesem Testzeitraum bei der linearen<br />

Periodisierung (8,93 ± 5,18 kg) ebenfalls höhere Steigerungen der maximalen<br />

Kraft erreicht werden als bei der wellenförmigen Periodisierung (3,93 ± 3,18<br />

kg). Ein Grund, weshalb in der Nackenkniebuge keine signifikanten Unterschiede<br />

herausgefunden wurden, kann der große und intensive Umfang des Beintrainings<br />

(circa 30 bis 35 Prozent) während des gesamten parallel stattfindenden<br />

Schwimmtrainings sein. Das alleinige Schwimmen mit den Beinen erfordert<br />

unabhängig von der Schwimmintensität mehr Energie pro Meter als die gesamte<br />

Schwimmlage (Morris, Osborne, Shephard, Jenkins & Skinner, 2017), weshalb<br />

es bei einem höheren Schwimmumfang der Beine zu negativen Wechselwirkungen<br />

mit den Anpassungen an das Krafttraining gekommen sein kann. Wilson et<br />

al. (2012) stellten heraus, dass die Art des durchgeführten Ausdauertrainings die<br />

Entwicklung der Maximalkraft beeinflusst. So reduziert beispielsweise Laufen<br />

die Entwicklungsraten der Kraft stärker als Radfahren. Ebenso scheint dabei<br />

nicht nur das Volumen des Ausdauertrainings, sondern auch das beanspruchte<br />

Körperteil die unterschiedlichen Anpassungsprozesse von kombiniertem Kraftund<br />

Ausdauertraining zu beeinflussen (Sabag, Najafi, Michael, Esgin, Halaki &<br />

Hackett, 2018).<br />

Die Autorengruppe um Sabag et al. (2018) fand beispielsweise heraus, dass bei<br />

einem kombinierten Kraft- und Ausdauertraining die Kraft im Oberkörper nicht<br />

beeinflusst wurde, während die Kraft im Unterkörper durch das Krafttraining<br />

beeinträchtigt war. Inwieweit hierbei der prozentuale Anteil der Beinarbeit beim<br />

Schwimmen eine Rolle spielt, muss dahingehend untersucht werden.<br />

Es ist des Weiteren davon auszugehen, dass die Trainingsgruppe der linearen<br />

Periodisierung während der Hypertrophiephase einen schlechteren Gesamtregenerationszustand<br />

hatte und die Wirkung des Krafttrainings hauptsächlich<br />

von „der Zeitdauer physiologischer Regenerations- und Adaptationsprozesse<br />

abhängig ist“ (Hartmann, Bob, Wirth & Schmidtbleicher, 2008, S.21). Ob eine<br />

zweitweise Reduktion der Beinarbeit eine signifikantere Steigerung der Kraftzuwächse<br />

generieren kann muss diesbezüglich ebenfalls untersucht werden.<br />

Bezüglich der vertikalen Sprungleistung (TZP1: p= 0,947; TZP2: p= 1,00; TZP3:<br />

p= 0,766; TZP4: p= 0,84) und der sportartspezifischen Zielleistung (TZP1: p=<br />

1,00; TZP2: p= 1,00; TZP3: p= 1,00; TZP4: p= 1,00) lassen sich trotz nicht signifikanter<br />

Gruppenunterschiede zu den unterschiedlichen Testzeitpunkten über


166<br />

den gesamten Zeitraum signifikante Veränderungen der absoluten Verbesserungen<br />

feststellen. Sowohl bei der vertikalen Sprungleistung (TZP1 > TZP4: p=<br />

0,001; ES = 0,81) als auch der sportartspezifischen Zielleistung (TZP1 > TZP4:<br />

p= 0,038; ES = 0,58) zeigen sich signifikante bis sehr signifikante Unterschiede<br />

in den absoluten Leistungsveränderungen. Die Effektstärke deutet darauf hin,<br />

dass die lineare Periodisierung (SJ: 3,17 ± 0,56cm, 15m Zeit: 0,59 ± 0,18 sec.)<br />

überlegenere Leistungszuwächse generieren kann als die wellenförmige Periodisierung<br />

(SJ: 1,69 ± 0,51 cm, 15m Zeit: 0,40 ± 0,81 sec.). Dies zeigen auch<br />

ähnliche Studien bei trainierten Athleten, bei denen große bis maximale Lasten<br />

über einen längeren Zeitraum notwendig waren, um sowohl die Maximalkraft<br />

als auch die Geschwindigkeit entwickeln zu können (Häkkinen, Komi, Alén<br />

& Kauhanen, 1987, Rhea, Alvar, Burkett & Ball, 2003). Auch andere Autoren<br />

betonten die Wichtigkeit der hohen Lasten, um sowohl die Maximalkraft (Hoffman,<br />

Ratamess, Klatt, Faigenbaum, Ross, Tranchina, McCurley, Kang, & Kraemer,<br />

2009, Smith, Martin, Szivak, Comstock, Dunn-Lewis, Hooper, Flanagan,<br />

Looney, Volek, Maresh & Kraemer, 2014) und die Impulsgröße als auch die<br />

Explosivkraft (Zaras, Stasinaki, Krase, Methenitis, Karampatsos, Georgiadis,<br />

Spengos & Terzis, 2014) steigern zu können. Eine dauerhafte Intervention mit<br />

mittleren Lasten führte dagegen bei Handballspielern zu keiner Leistungssteigerung<br />

bezüglich der vertikalen Sprungleistung und der sportartspezifischen Zielleistung<br />

(Gorostiaga, Granados, Ibañez, González-Badillo & Izquierdo, 2006).<br />

Passend zu den vorliegenden Untersuchungsergebnissen fand die Autorengruppe<br />

um Hoffmann et al. (2009) beim Vergleich der linearen und wellenförmigen<br />

Periodisierung in den meisten Variablen keine signifikanten Unterschiede.<br />

Dem gegenüber konnten sie aber bei Medizinballwürfen signifikante Unterschiede<br />

zugunsten der linearen Periodisierungsgruppe ermitteln, was für eine<br />

verbesserte Explosivität spricht. Festzuhalten ist, dass die größere Maximierung<br />

der Kraftfähigkeit und die stärkere Entwicklung der Schnellkraft durch einen<br />

IK-Block von der vorliegenden Untersuchung bestätigt werden kann.<br />

Im Hinblick auf die möglichen unterschiedlichen Effekte der Krafttrainingsperiodisierungen<br />

ist auf die Limitiertheit der vorliegenden Krafttrainingsintervention<br />

und deren Ergebnisse hinzuweisen. Aufgrund der kleinen Probandenstichprobe<br />

konnte keine Kontrollgruppe hinzugenommen werden. Dies macht<br />

es schwierig, die Veränderungen der Leistungsparameter bezüglich biologischer<br />

Reifung werten zu können. So konnte aber bereits festgestellt werden, dass ein<br />

Krafttraining vor dem PHV (Peak height velocity) zu geringeren Zuwachsraten<br />

führt als ein Krafttraining nach dem PHV (Meylan, Cronin, Oliver, Hopkins<br />

& Contreras, 2014, Rumpf, Cronin, Mohamad, Mohamad, Oliver & Hughes,<br />

2015). Da die Querschnittsfläche eines Muskels ein entscheidender Faktor für


167<br />

die Maximalkraftentwicklung darstellt und diese strukturelle Entwicklung eher<br />

als eine Reaktion auf die hormonellen Änderungen während der Pubeszenz anzusehen<br />

ist, ist dieser Faktor bezüglich der Kraftsteigerung nicht zu vernachlässigen<br />

(Lloyd, Faigenbaum, Stone, Oliver, Jeffreys, Moody, Brewer, Pierce,<br />

McCambridge, Howard, Herrington, Hainline, Micheli, Jaques, Kraemer,<br />

McBride, Best, Chu, Alvar & Myer, 2014). Aufgrund dieser geringeren Möglichkeiten<br />

der Anpassungen sind weniger reifere Probanden eventuell stärker<br />

von neuromuskulären Mechanismen abhängig und nicht von morphologischen<br />

Adaptationsvorgängen. Inwieweit dies jedoch einen Einfluss auf die vorliegenden<br />

Ergebnisse hat ist unklar.<br />

6. FAZIT UND AUSBLICK<br />

In der vorliegenden Untersuchung konnten bezüglich der gruppenspezifischen<br />

Absolutwerte zu den unterschiedlichen Testzeitpunkten zu keinem Testzeitpunkt<br />

signifikante Unterschiede ermittelt werden. Im Gegensatz hierzu zeigten<br />

sich in den Veränderungen innerhalb des Gesamtzeitraumes signifikante Unterschiede<br />

bei der vertikalen Sprungleistung und bei der Zeit bei 15 Metern. Beim<br />

Bankdrücken war dies nur im letzten Testzeitraum der Fall, während sich bei der<br />

Nackenkniebeuge keine signifikanten Unterschiede abzeichneten. Es lassen sich<br />

somit für beide Periodisierungsmodelle Empfehlungen mit der hier verwendeten<br />

Belastungsgestaltung aussprechen, da für die lineare Periodisierung (Kniebeuge:<br />

ES= 1,13, Bankdrücken: ES = 1,11, SJ: ES= 1,13, 15m Zeit: ES= 1,13)<br />

und die wellenförmige Periodisierung (Kniebeuge: ES= 1,13, Bankdrücken: ES<br />

= 1,11, SJ: ES= 1,11, 15m Zeit: ES= 1,11) ähnliche Effekte festgestellt wurden.<br />

Es ist jedoch zu beachten, dass die ähnlichen Effekte der unterschiedlichen<br />

Periodisierungsmodelle auf die größeren Kraftzunahmen der wellenförmigen<br />

Periodisierung zu Beginn zurückgeführt werden können. Trotz nicht signifikanter<br />

gruppenspezifischer Unterschiede zeichnet sich im letzten Drittel der Intervention<br />

ein Vorteil der linearen Periodisierung gegenüber der wellenförmigen<br />

Periodisierung ab. Inwieweit dieser Unterschied bei einer langfristigen Untersuchung<br />

deutlicher wird, bleibt zu klären.<br />

Ein weiterer Aspekt, den es zu berücksichtigen gilt, ist die Unkenntnis über<br />

morphologische Anpassungen innerhalb des Interventionszeitraumes. Leider<br />

konnten aufgrund der mangelnden Ressourcen während der Untersuchung keine<br />

verlässlichen Befunde (beispielsweise mittels bildgebender Verfahren) über<br />

hypertrophe Adaptationen ermittelt werden. Es ist jedoch anzunehmen, dass<br />

signifikante Querschnittszunahmen teilweise erst gegen Ende des 28 Wochen<br />

andauernden Krafttrainingszeitraumes stattgefunden haben. Dies wurde durch<br />

mehrere Studien gezeigt, welche eine signifikante Hypertrophie der unteren


168<br />

Extremitäten erst nach 20 bis 24 Wochen festgestellt haben (Ahtiainen, Pakarinen,<br />

Kraemer & Häkkinen, 2003; Chilibeck, Calder, Sale & Webber, 1998). Die<br />

Frage, inwiefern diese Anpassungsmechanismen bei einer langfristigen wellenförmigen<br />

Periodisierung möglich sind, lässt die aktuelle Studienlage offen. Es<br />

ist jedoch anzunehmen, dass ein häufiger Wechsel der Intensitäten einen unzureichenden<br />

Reiz für trainierte Sportler darstellt (Wirth, 2007). Hierzu müssten<br />

weitere Untersuchungen, welche langfristige Effekte und Anpassungen erforschen,<br />

stattfinden.<br />

Auf Basis der vorliegenden Ergebnisse hat sich für eine Wahl eines Periodisierungsmodells<br />

die lineare Periodisierung als leicht vorteilhafter herauskristallisiert.<br />

Obwohl keine signifikanten gruppenspezifischen Unterschiede festgestellt<br />

wurden, waren alle absoluten Veränderungen der linearen Periodisierung der<br />

sportlichen Leistung zuträglicher. Im Schwimmsport, in dem jede Hundertstelsekunde<br />

zählt und eine Hypertrophie als unabdingbar anzusehen ist, ist somit<br />

während des Großteils der Saison ein Hypertrophietraining anzustreben. Um die<br />

notwendigen neuromuskulären Anpassungen gewährleisten zu können und eine<br />

Ermüdung zu vermeiden, sollte vor den Saisonhöhepunkten ein IK-Block durchgeführt<br />

werden. In Phasen, in denen eine große Wettkampfdichte vorherrscht,<br />

kann über die kurzzeitige Verwendung einer wellenförmigen Periodisierung –<br />

wie sie in den Mannschaftssportarten durchgeführt wird – nachgedacht werden.<br />

Hierbei ist jedoch zu beachten, dass Krafttraining aufgrund der Belastungsdynamik<br />

nur einen ergänzenden Charakter haben kann (Hartmann et al., 2008).<br />

Literatur:<br />

Die Literatur kann beim Autor angefragt werden.<br />

Autor<br />

Jochen Stetina<br />

Trainer 1. Mannschaft SG Mittelfranken (Landesstützpunkt Nürnberg)<br />

j.stetina@fcn-schwimmen.de


169<br />

Hannah Ney<br />

INTERNATIONALE NACHWUCHSKONZEPTE -<br />

CHARAKTERISIERUNG DER STRUKTUREN UND<br />

VERGLEICHE DER MODELLE IM LANGFRISTIGEN<br />

LEISTUNGSAUFBAU IM SCHWIMMSPORT<br />

A-Lizenzausbildung Schwimmen 2020/2021<br />

Abstract<br />

Eine interkulturelle vergleichende Analyse der strukturellen Systembedingung<br />

für Nachwuchsgewinnung und -förderung im Schwimmsport wird anhand von<br />

fünf Ländern durchgeführt. Unter Berücksichtigung von wissenschaftlichen<br />

Modellen, struktureller Aufbau der Nachwuchsgewinnung und deren Qualitätsmerkmale,<br />

sowie Ansatzpunkte zur qualitativen Verbesserung in den einzelnen<br />

Landesverbänden wird erörtert.<br />

Festzuhalten ist, dass das Erheben von theoretisch-methodischen Gesichtspunkten<br />

Schwierigkeiten bereitet. Dies gilt für den Vergleich von kulturellen<br />

und ökonomischen Aspekten gleichermaßen, wie auch für den Vergleich von<br />

Sportstrukturen. Dennoch kann eine Tendenz in den Strukturen der dargestellten<br />

Sportsysteme erkenntlich gemacht werden. Hinzuzufügen ist, dass Nationen mit<br />

einem wissenschaftlich fundierten Nachwuchskonzept positiver im Medaillenspiegel<br />

abschneiden, als die ohne vorliegendes Konzept.<br />

„Das Wesen der Eignung ist nicht das Niveau der Wettkampfleistung, nicht die<br />

Ausprägung der Leistungsvoraussetzungen, nicht das Trainingsalter und auch<br />

nicht das biologische Alter, sondern das durch informationelle Prozesse hervorgebrachte<br />

Verhältnis dieser Parameter zueinander.“ (KUPPER, 1984)<br />

Der Schlüssel zum Erfolg kann nicht darin zu finden sein, die Strategien der<br />

Talentförderung weiter auseinander zu dividieren und ideologieartig zu verfestigen.<br />

Einleitung<br />

Im Rahmen von international vergleichenden Studien haben sich verschiedene<br />

Autoren mit der Frage auseinandergesetzt, welche Einflussfaktoren den Erfolg<br />

einer Nation im internationalen Hochleistungssport determinieren. Der sportliche<br />

Erfolg stellt im Leistungssport ein zentrales Konstrukt dar: In der Sportpra-


170<br />

xis wird auf allen Ebenen nach sportlichen Erfolgen gestrebt; De Bosscher, De<br />

Knop, van Bottenburg und Shibli (2006) identifiziert entsprechende Faktoren<br />

auf der Makroebene (sozialer und kultureller Kontexte einer Gesellschaft, nationale<br />

Politik, Wirtschaftslage des Landes, Bevölkerungszahl, geographische Bedingungen),<br />

der Mesoebene (strukturelle Rahmenbedingungen, wie unter anderem<br />

die institutionelle Ebene der Vereine und Verbände) sowie der Mikroebene<br />

(Lebenszusammenhang der individuellen Schwimmer und Schwimmerinnen 1<br />

und Trainer in Bezug auf dessen Umwelt) 2 . Demzufolge bewirkt Erfolg oder<br />

Misserfolg von Athleten eine umfassende gesellschaftliche Kommunikation,<br />

wobei das Abschneiden im Medaillenspiegel der Nationen eine wichtige Rolle<br />

spielt. Nicht selten wird unter diesen Gesichtspunkten die gesamte Organisation<br />

des Sports im eigenen Land auf den Prüfstand gestellt. Fragen nach der geeigneten<br />

Talentfindung, Talentbewahrung und Talentförderung und indirekt die Frage<br />

nach der Qualität des Schulsports werden verfolgt.<br />

Seit den 1990er Jahren werden vermehrt Erkenntnisse zur Frage der Talenterkennung<br />

als auch der Talententwicklung und -förderung zusammengetragen.<br />

Aufgrund des schwachen Abschneidens der deutschen Schwimmer bei den Weltmeisterschaften<br />

2007 in Melbourne, blieb die Nachwuchsförderung ein zentrales<br />

Thema in der schwimmsportpolitischen Diskussion. Trotz der zahlreichen<br />

Aktivitäten hat sich die Talentsuche in den Vereinen kaum verbessert (Rudolph,<br />

2011). Festzuhalten ist, dass Kinder und Jugendliche dabei zur unverzichtbaren<br />

gesellschaftlichen Ressource für die erfolgreiche Entwicklung eines Leistungssportsystems<br />

gehören. Es wird meist auch sehr schnell ersichtlich, dass in den<br />

verschiedenen nationalen Systemen des Hochleistungssports unterschiedliche<br />

Strategien zu beobachten sind, die auf die Lösung des Nachwuchsproblems ausgerichtet<br />

sind. Offensichtlich legen historische, kulturelle, politische und soziale<br />

Charakteristiken/Unterschiede zwischen den nationalen Sportsystemen höchst<br />

unterschiedliche Lösungswege nahe.<br />

Der Zweck dieser Hausarbeit ist es, das System der Schwimmausbildung, der<br />

Talentauswahl und Trainingsempfehlungen an einer Reihe von verschiedenen<br />

internationalen Nachwuchskonzepten zu beschreiben, welche teilweise als dominierende<br />

Nation im Schwimmsport bei den größten internationalen Wettbe-<br />

1 Zur Verbesserung der Lesbarkeit wird für Personenbezeichnungen fortan ausschließlich das generische<br />

Maskulinum verwendet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichberechtigung für beide<br />

Geschlechter.<br />

2 De Bosscher, De Knop, van Bottenburg und Shibli (2006) identifiziert insgesamt neun Faktoren, die für<br />

den Erfolg eines Hochleistungssystems ausschlaggebend sind: 1. Finanzielle Unterstützung, 2. Organisation<br />

und Strukturen der Sportpolitik, 3. Sportpartizipation, 4. Talentsuche und -förderung, 5. Serviceleistungen<br />

hinsichtlich Laufbahnberatung, 6. Trainingseinrichtungen, 7. Trainerzahl/ Traineraus- und Weiterbildung,<br />

8. Internationaler Wettbewerb, 9. Sportwissenschaftliche Begleitung/ Forschung.


171<br />

werben in den letzten Jahren erfolgreich waren. Vergleiche der Strukturen und<br />

Inhalte dieser Programme werden die allgemeinen Merkmale und Unterschiede<br />

in der Vorbereitung der Sportreserven offenbaren sowie Annahmen über die<br />

Stärken und Schwächen der nationalen Schwimmprogramme und die unterschiedliche<br />

Herangehensweise für einen langfristigen schwimmerischen Leistungsaufbau<br />

abbilden.<br />

1. Überblick zum aktuellen Forschungsstand<br />

Während die auf der Makroebene wirkenden Faktoren gesellschaftlich vorgegeben<br />

sind 3 , eröffnen sich den Akteuren der Sportpolitik auf der Mesoebene<br />

weitaus mehr Einflussmöglichkeiten. Laut Digel, Burk und Fahrner (2006, S.<br />

231), haben Talentsuche und -identifikation „höchste Bedeutung für den Hochleistungssport<br />

jeder Sportnation dieser Welt“, da dies den Fortbestand eines nationalen<br />

Hochleistungssportsystems überhaupt erst gewährleistet. Talentsuche,<br />

-auswahl und -förderung stellt insofern eine zentrale Komponente der Spitzenförderung<br />

dar (Emrich & Pitsch, 2008; Fessler, 2002; J. Fuchslocher, M. Romann,<br />

D. Birrer, C. Baer, L. Müller, D. Pürro, D. Egli, 2016). Die Talentsuche<br />

in Deutschland gilt im internationalen Vergleich hingegen als vergleichsweise<br />

unsystematisch (Digel et al., 2006, S. 238; Petry, Steinbach & Burk, 2016, 131<br />

ff.). Die Talentsuche und -förderung ist in den Nationen auf unterschiedliche<br />

Zielgruppen visiert. Während in Ländern wie Australien, Frankreich, Deutschland,<br />

Italien und UK (Vereinigte Königreich) die Talentsuche in Sportvereinen<br />

stattfindet, kennen Länder wie China, Russland und die USA derartige Strukturen<br />

nicht. In den USA haben die High-Schools und ihre Sportwettkämpfe als Ort<br />

der Talentsichtung eine herausragende Stellung inne. In Australien, China und<br />

Russland ist eine ähnliche Verfahrensweise zu beobachten, während in Frankreich,<br />

Deutschland, Italien und in UK die Schule als Sichtungsort nur bedingt<br />

genutzt werden. In China und Russland werden die existierenden Kindersportschulen<br />

ebenfalls in den Sichtungsprozess mit einbezogen.<br />

Neben der Nachwuchsgewinnung ist die Nachwuchsförderung essentieller Bestandteil<br />

eines Systems der Spitzensportförderung, dessen Ziel es ist, im internationalen<br />

Vergleich erfolgreich zu sein. Im internationalen Vergleich konnten<br />

erfolgsrelevante Faktoren der Athletenförderung identifiziert werden (Digel,<br />

Fahrner & Sloboda, 2005): Kaderstrukturen, finanzielle Förderungen, Trainings-/Servicemaßnahmen<br />

in spezifischen Trainings-/ Leistungszentren, Maßnahmen<br />

zur Vereinbarkeit von Schule, Ausbildung und Training.<br />

3 Laut Bernard und Busse (2004) beeinflussen soziale, ökonomische und demographische Variablen<br />

den sportlichen Erfolg von Nationen bei Olympischen Spielen.


172<br />

Mit dem Bereich der schulischen Rahmenbedingungen in Deutschland für<br />

spitzenleistungsorientierte Talentförderung haben sich zahlreiche Forschungsgruppen<br />

befasst (Hug, 2001; Teubert, 2006), wobei die Berücksichtigung einer<br />

interkulturell-komparativen Perspektive in diesem Zusammenhang bislang die<br />

Ausnahme bleibt (Radtke & Coalter, 2007). Bei der Analyse der Einflussgrößen<br />

für den Erfolg darf nicht außer Acht gelassen werden, dass neben den beschriebenen<br />

Faktoren auf der Makro- und Mesoebene die individuelle Lebenswege<br />

von Athleten auf der Mikroebene relevant sind (Conzelmann & Nagel, 2003) .<br />

2. Fragestellung<br />

Ziel des Forschungsprojektes ist die interkulturelle vergleichende Analyse der<br />

strukturellen Systembedingung für Nachwuchsgewinnung und -förderung in der<br />

Sportart Schwimmen anhand der fünf Länder. Die Auswahl der Länder wurden<br />

aufgrund von wissenschaftlichen Modellen, die von Verbandsebene vorgegeben<br />

werden, oder der Struktur dem Deutschen ähneln, gewählt. Ebenfalls spielte<br />

die Literaturlage eine erhebliche Rolle. Im Fazit wurden punktuell weitere Nationen<br />

miteingebunden. Die Analyse dient zur Darstellung von Möglichkeiten<br />

und zur Ableitung von Ansätzen für eine zukünftig effektive und effiziente Gestaltung<br />

von Konzeptideen im Schwimmsport. Folgende Fragestellungen liegen<br />

der Untersuchung zugrunde:<br />

1. Wie gestaltet sich der strukturelle Aufbau des Leistungsschwimmens in<br />

den Ländern unter besonderer Berücksichtigung der Strukturen für<br />

Nachwuchsgewinnung und -förderung?<br />

2. Welche Qualitätsmerkmale bestimmen die Strukturen der<br />

Nachwuchsgewinnung in den einzelnen Ländern?<br />

3. Welche Optimierungsansätze lassen sich aus dem internationalen<br />

Vergleich für das deutsche System ableiten?<br />

3. Gegenüberstellung der länderspezifischen Nachwuchskonzepte<br />

3.1 Kanada<br />

Kanada hat eine starke Tradition im Schwimmsport, die bis ins Jahr 1912 zurückreicht,<br />

als die kanadischen Schwimmer ihre erste olympische Goldmedaille<br />

gewannen. In den 1970er und 1980er Jahren investierte die kanadische Regierung<br />

erheblich in Förderstrukturen auf der Mesoebene und das kanadische Team<br />

stieg in die Phase des Gewinns von Goldmedaillen bei den Olympischen Spielen<br />

ein und belegte den dritten und vierten Platz der stärksten Schwimmnatio-


173<br />

nen. Diese Periode endete Anfang der 1990er Jahren. Dieser „Höhenflug“ wurde<br />

mit Beginn der 1990er Jahren unterbrochen, woraufhin Kanada versuchte<br />

die verlorenen Positionen in der Weltrangliste weiterhin zurückzugewinnen. Bei<br />

den Olympischen Spielen in London stellte das Team Kanada 32 Schwimmer<br />

(13 Männer und 19 Frauen) und sechs Staffeln. Insgesamt qualifizierten sich 10<br />

Männer und 18 Frauen für die Einzelstrecken. Für die Finalläufe qualifizierten<br />

sich zwei männliche und drei weibliche kanadische Schwimmer. Zusätzlich jeweils<br />

eine männliche und weibliche Staffel. Das Team gewann zwei olympische<br />

Medaillen (Silber über 1500m -Ryan Cochrane- und Bronze über 100m<br />

Freistil –Brent Hayden-). Neben diesen beiden Athleten standen sechs weitere<br />

Schwimmer und acht Schwimmerinnen im Halbfinale. Dies deutet auf eine hohe<br />

Entwicklung des Schwimmens im Land hin.<br />

Kanada hat derzeit fünf nationale Trainingszentren im Land; Vancouver, Montreal,<br />

Toronto, Calgary und in Winnipeg. 10-15 Eliteschwimmer und 6-7 Junioren<br />

werden in diesen Zentren trainiert. Die besten Athleten, die in Kanada<br />

trainieren, erhalten Sportstipendien, die es ihnen ermöglichen, sich ganz auf das<br />

Training zu konzentrieren. Nicht sehr viele kanadische Schwimmer aus dem<br />

aktuellen olympischen Team studieren und trainieren an amerikanischen Universitäten.<br />

Beide obengenannten Medaillengewinner der Olympischen Spiele in<br />

London wurden von ihren „Heimat“-Trainern trainiert<br />

3.1.1 Talentidentifikation und Entwicklungsplan<br />

Letztlich stellt der Entwicklungsplan ein Spiegelbild des englischen Modells<br />

zur Suche und Ausbildung von Sporttalenten dar. Die Strategie ist es, die Entwicklung<br />

von jungen Athleten von der Ebene der Altersgruppen auf das Niveau<br />

der Nationalmannschaft zu anzuheben. Der Schlüssel dieses Programms liegt in<br />

zwei Dingen:<br />

1. Schaffung einer effektiven organisatorischen- und methodischen<br />

Ausbildungsstruktur<br />

2. Sicherstellung, dass potenzielle Eliteschwimmer Zugang zu den besten<br />

Trainingsmethoden haben.<br />

Junge Athleten sind mit dem System der Talentidentifikation und -überwachung<br />

(Tracking) während des Trainings verbunden. Nach dem Entwicklungsplan ist<br />

der gesamte Sportweg in Ebenen unterteilt:<br />

- Nationalmannschaft<br />

(Athleten unter den 50 stärksten Schwimmern der Welt)


174<br />

- Juniorenmannschaften ab 18 Jahren<br />

- Jugendmannschaften (16 Jahre und jünger), vielversprechendes Team<br />

(Mädchen 14 Jahre und jünger, Jungen 15 Jahre und jünger) und die<br />

Athleten der Altersklassen (Mädchen 10-12 Jahre, Jungen 11-13 Jahre).<br />

Jedes dieser Teams besteht aus 16 Athleten (8/8). Pro olympischen Zyklus nehmen<br />

die Sportler an mindestens einem internationalen Teamwettbewerb und einem<br />

Trainingslager (TL) teil, um den Fokus der Vorbereitung auf internationale<br />

Starts zu verlagern. Obwohl Swim Canada jährlich 150.000 kanadische Dollar<br />

in das Entwicklungsprogramm investiert, reicht dies eindeutig nicht aus. Daher<br />

muss jeder ausgewählte Schwimmer zwischen 500-1000 kanadische Dollar beisteuern,<br />

um an internationalen Veranstaltungen teilzunehmen.<br />

Die Talentidentifikation basiert zunächst auf den Ergebnissen des Wettbewerbs<br />

und der Bewertung der Schwimmer. Gleichzeitig ist es nicht immer möglich,<br />

funktionale und anthropometrische Indikatoren zu überwachen. Swim Canada<br />

führt Sichtungen und direkte Vorbereitung auf Wettbewerbe wie die Pan Pacific<br />

Youth Championships, das Australian Youth Olympic Festival, die Jugend-<br />

Weltmeisterschaften (JWM) durch.<br />

Schwimmvereine sind in der Vorbereitung von Schwimmern vom Anfänger bis<br />

zum Hochleistungstraining involviert. Im Ländervergleich scheint Kanada relativ<br />

weit fortgeschritten, was die Implementierung eines systematischen zielorientierten<br />

TID- Programms in den einzelnen Sportarten anbelangt. Zwar herrscht<br />

in den Aussagen Uneinigkeit über den Grad der Implementierung das nationalen<br />

Long term Athlete Development (LTAD)- Programms, jedoch bleibt unbestritten<br />

zu konstatieren, dass der Bereich Schwimmen in diesem Zusammenhang<br />

seit Jahren eine Vorreiterrolle einnimmt und als Example of Good Practice bezeichnet<br />

werden kann. Hier wurden von Trainerseite für die ersten zwei Stufen<br />

des LTAD Programms sehr dezidiert Ziele formuliert: Verbesserung der Informationspolitik<br />

gegenüber Eltern, Verbesserung der sportübergreifenden Grundlagenausbildung,<br />

Schaffung einer Sportlerdatenbank ab erstem Kontakt, Ausbau<br />

der Trainerweiterbildung, Aufbau einer Online- Bibliothek mit Beispielmethodik.<br />

Auch wenn kein obligatorisches Trainingsprogramm für junge Schwimmer,<br />

sowie Leitziele formuliert sind (LTAD, welche Charakteristik empfohlen wird),<br />

ist allen Beteiligten das grundlegende Ziel jeglicher Nachwuchsarbeit bekannt,<br />

„nämlich zunächst auf elementarer Ebene möglichst viele Menschen für den<br />

Sport zu begeistern, zu motivieren und zu rekrutieren, um auf diese Weise langfristig<br />

überhaupt auf einen Pool von Talenten zurückzugreifen.“ (Radtke &<br />

Doll-Tepper, 2014, S. 283).


175<br />

Der Gründer des Programms ist der Spezialist ungarischer Herkunft, Professor<br />

Istvan Balyi. Für das Schwimmen wird das Programm von Sportwissenschaftlern<br />

und Trainern adaptiert. Die Bedeutung sensibilisierter Zeiträume und<br />

der biologischen Entwicklung wird bei dem individuellen Ausbildungsprozess<br />

maßgeblich betont. Das Programm enthält Empfehlungen zur optimalen Trainingsbelastung<br />

für junge Schwimmer mit unterschiedlicher biologischer Entwicklung.<br />

Das Wissen über das LTAD Programm ist ein Schlüsselfaktor bei der<br />

Einstellung eines Trainers.<br />

3.1.2 Beschreibung des LTAD Programmes<br />

“Ultimately, sustained success comes from training and performing well over<br />

the long-term rather than winning in the short-term.” (Balyi, 2003, S. 1).<br />

Das Modell der langfristigen Athletenentwicklung kann in frühe und späte Spezialisierung<br />

klassifiziert werden, wobei der Schwimmsport in dem sechsstufigen<br />

späteren Modell eingegliedert ist. Der „Active Start“ ist als Vorstufe integriert<br />

und hat das Ziel der Vermittlung von Sicherheit rund ums Wasser. Begonnen<br />

wird in Stufe 1 „FUNdamentale Stage“ (Alter w: 5-8 J., m: 6-9 J.). Ziel vom<br />

Erlernen aller grundlegenden Bewegungsfähigkeiten, fördern der motorischen<br />

Entwicklung, positiver Ansatz, vielfältige Ausbildung/ sportartenübergreifend<br />

wird verfolgt. Diese Periode beinhaltet auch die „kritische Geschwindigkeitsperiode“<br />

(Fenster der beschleunigten Anpassung an die Geschwindigkeit).<br />

Übungen am Land sollten mit eigenem Körpergewicht durchgeführt werden,<br />

Einführung von einfachen Regeln und die Ethik des Sports (Balyi, Way, Higgs,<br />

Norris & Cardinal Charles, 2016). Ebenfalls findet keine Periodisierung statt,<br />

allerdings strukturiertes Vorgehen. Swimming Canada empfiehlt 1-3 Einheiten<br />

von 30-60min pro Woche, die bis zu 6 Einheiten gesteigert werden können. Gesamtsumme<br />

der Trainingseinheiten entspricht 3h.<br />

Anschließend folgt das „Learn to train“ (w: 8-11 J., m:9-12 J.), mit dem Ziel von<br />

Aufbau allgemeiner sportlicher Fähigkeiten. Eine der wichtigsten Phasen der<br />

motorischen Entwicklung für Kinder liegt zwischen 9-12 Jahren, daher nennt<br />

man dieses Fenster auch „beschleunigte Anpassung an die motorische Koordination“<br />

(Balyi, 2003). Empfehlungen von Seiten des Verbandes liegen bei 4-6x<br />

pro Woche für 60-90min. Gesamtzeit liegt zwischen 4-7h und bis zu 14km.<br />

Es sollte eine Einführung in die Wettbewerbsstrukturen geschehen, wobei 3<br />

Wettkämpfe über dem Niveau des Athleten-2 auf dem Niveau- und 1 über dem<br />

Niveau durchgeführt werden sollten. Stufe 3 „Train to Train“ verfolgt das Ziel<br />

des Aufbaus der aeroben Basis und Kraftentfaltung (Motto: Den Motor bauen


176<br />

und den Sport festigen). Die optimale aerobe Trainingsfähigkeit beginnt mit<br />

dem Einsetzen der Peak Height Velocity (PHV)/ dem Wachstumsschub, daher<br />

sollte der Fokus auf der Beweglichkeit liegen. Diese Phase ist eine sensible<br />

Phase. Athleten, die die diese Phase nicht nutzen, werden ihr Potenzial nicht<br />

ausschöpfen können.<br />

Die Begründung warum Athleten in ihrer späteren Laufbahn ein Entwicklungsplateau<br />

erreichen, liegt in erster Linie darin, dass eine Überbetonung des Wettbewerbs<br />

anstelle des Trainings während dieses Zeitfensters vorlag. Der Fokus<br />

sollte auf aerobe Kapazität mit hohem Volumen vor dem Einsetzen des PHV bis<br />

hin zum Spitzen-PHV liegen, anschließend folgt die Geschwindigkeitsintensität<br />

(Swimming Canada, 2008). Empfohlen wird 6-12x 60-120min, wobei der geschwommene<br />

Umfang bei 30km aufbauend bis zu 50km/Woche liegt.<br />

Weiterhin sollte die vielfältige Entwicklung gefördert werden und es sind zwei<br />

Teilnahmen an anderweitigen Sportwettbewerben angedacht. Diese beiden Phasen<br />

bilden die wichtigsten Phasen der sportlichen Vorbereitung. „Train to compete“<br />

(w: 15-17 J., m: 16-18 J.), basierend auf einer Post-Peak-PHV-Bewertung,<br />

hat das Ziel der Optimierung von individuell und positionsspezifischen Fähigkeiten,<br />

sowie Volumen und Intensität mit Periodisierungsfokus. Die Anzahl der<br />

Einheiten bleiben unverändert mit ergänzender Erhöhung des Wochenvolumina.<br />

Die fünfte Stufe „Train to win“, beschreibt den Fokus auf die Leistungsmaximierung<br />

(Performance) des Individuums. Dies ist die letzte Phase der sportlichen<br />

Vorbereitung. Als wöchentliche Schwimmzeit sind bis zu 25h angesetzt<br />

wobei das Volumen je nach Spezialisierung schwankt.<br />

Im Anschluss daran folgt die Phase des „Ruhestands“ und die Rekrutierung von<br />

ehemaligen Sportlern (Balyi et al., 2016). Implementierung eines aktiven Lebensstilplans<br />

für den De-Training-Prozess. Bestimmt durch die gewählte Aktivität<br />

und den Zeitplan, sollte bei 60-80% des Trainingsumfanges aus der „Train<br />

to win“ Phase liegen und kann allmählich abnehmen.


Implementierung eines aktiven Lebensstilplans für den De-Training-Prozess. Bestimmt durch die<br />

gewählte Aktivität und den Zeitplan, sollte bei 60-80% des Trainingsumfanges aus der „Train to win“<br />

Phase liegen und kann allmählich abnehmen.<br />

177<br />

Abb. 1. LTAD Modell der kanadischen Schwimmer (Swimming Canada, 2018)<br />

Abb. 1. LTAD Modell der kanadischen Schwimmer (Swimming Canada, 2018)<br />

3.2 Italien<br />

3.2 Italien<br />

Der Italienische Schwimmverband (FIN) wurde 1899 gegründet und ist seit<br />

1928 Teil des Italienischen Olympischen Komitees (CONI). Neben dem leistungsorientierten<br />

Olympischen Schwimmsport Komitees (CONI). ist Neben FIN dem auch leistungsorientierten für die Sicherheit Schwimmsport und Rettung ist<br />

Der Italienische Schwimmverband (FIN) wurde 1899 gegründet und ist seit 1928 Teil des<br />

Italienischen<br />

FIN auf auch den für Gewässern die Sicherheit zuständig. und Rettung Der auf den Verband Gewässern verfügt zuständig. über Der ein Verband Budget verfügt von über rund 40<br />

ein Budget von rund 40 Millionen Euro pro Jahr für vier Sportarten (Becken- und<br />

Millionen Euro pro Jahr für vier Sportarten (Becken- und Freiwasserschwimmen,<br />

Synchronschwimmen, Tauchen und Wasserball). Bei den Olympischen<br />

Freiwasserschwimmen, Synchronschwimmen, Tauchen und Wasserball). Bei den Olympischen<br />

5 / 22<br />

Spielen 2012 stellte Italien ein Team von 33 Schwimmern (19 Männer und 14<br />

Frauen). Unter Berücksichtigung und im Vergleich der Leistungen der italienischen<br />

Schwimmer bei den Europa- und Weltmeisterschaft 2009-2011, kann die<br />

Leistung der italienischen Nationalmannschaft bei den Olympischen Spielen in<br />

London als erfolgslos einzustufen. Nur jeweils drei Schwimmer*innen schafften<br />

es ins Finale der Olympischen Spiele in London. Neben diesen Schwimmern<br />

traten nur zwei weitere Athleten im Halbfinale an. Bei diesen Spielen gewann<br />

das italienische Team keine einzige Medaille.


178<br />

Etwa 5 Millionen Italiener besuchen das Schwimmbad 2-3-mal pro Woche, wovon<br />

ca. 80.000 lizenzierte FIN-Schwimmer darstellen.<br />

3.2.1 Schwimmtraining & Schwimmschulen<br />

FIN führt das Schwimmtraining über ein Netzwerk von Schwimmschulen<br />

durch. Diese Schulen sind als kollektive Mitglieder der FIN registriert und arbeiten<br />

unter der Leitung des Verbandes nach einem vorgelegten Plan. In Rom<br />

werden über 200 private Gesamtschulen gezählt, welche in Kooperation mit<br />

FIN Schwimmen unterrichten. Obwohl Schwimmen kein Pflichtschulfach ist<br />

und daher Förderbedarf bestehen würde, haben nur etwa 1.200 Schulen im Land<br />

Schwimmtrainingsprogramme. Sie organisieren Schwimmtraining durch städtische<br />

Schwimmbäder oder private Vereine (spezielle Eingliederung/ eigene Abteilung<br />

der FIN).<br />

Kinder können bereits mit 3-4 Jahren mit dem Besuch von Schwimmkursen beginnen,<br />

in dem sie mit unterschiedlichen Spielmethoden an die alleinige Aufgabe<br />

der Beherrschung der aquatischen Umwelt herangeführt werden. Die meisten<br />

Kinder beginnen im Alter von 6-7 Jahren mit dem sportlichen Schwimmen.<br />

Wenn die Kinder in Sportgruppen von Vereinen ausgewählt werden, haben sie<br />

bereits 4-5 Jahren Erfahrungen im Wasser gesammelt (FIN beschreibt dieses<br />

als Vortraining). Ohne eine FIN- Qualifikation darf keine Person Schwimmen<br />

unterrichten, somit müssen alle Schwimmtrainer und Grundschullehrer durch<br />

die FIN ausgebildet werden.<br />

3.2.2 Talentidentifikation und Entwicklungsplan<br />

Das “Frühstadium” der Talentidentifikation beginnt in Italien schon in der Bezahlung<br />

des Schwimmunterrichts, welches ausschließlich in der Verantwortung<br />

der Familien liegt. Einkommensschwache Familien sind nicht in der Lage diese<br />

Kosten aufzubringen. In Addition ist die Anzahl der Schwimmbäder in allen<br />

Regionen des Landes unzureichend. Auf der Ebene der Schwimmvereine<br />

in Italien gibt es kein formales System zur Identifikation und Ausbildung von<br />

Schwimmern, weder für Schwimmschulen noch für die Vereine. FIN sichtet junge<br />

Schwimmer bei Wettkämpfen, welches von Sichtungstrainern, als FIN-Mitarbeiter<br />

mit entsprechender Ausbildung, durchgeführt werden. Diese Verbandsmitarbeiter<br />

sichten bis zu 2.000 junge Schwimmer in der Altersgruppe 10-12<br />

Jahren pro Jahr. Wenn ein junger Schwimmer vielversprechend erscheint, es<br />

ihm allerdings noch an körperlicher Fitness fehlt, bringt ihn der Sichtungstrainer<br />

in „die Akte“ und beobachtet weiterhin seine Fortschritte. Schwimmschulen<br />

und Vereine werden ermutigt, Informationen über talentierte junge Schwimmer


179<br />

zu geben, um auch Sichtungen in den einzelnen Vereinen durchzuführen. Ebenfalls<br />

sollten auch junge Trainer benannt werden, die an einer beruflichen Entwicklung<br />

interessiert sind.<br />

Das Trainingssystem für junge Schwimmer unter 18 Jahren sieht anstelle eines<br />

zentralen Stützpunktes, einen oder mehrere unterstützende Sportvereine in jeder<br />

Region des Landes vor. Diese von FIN identifizierten Vereine erhalten finanzielle<br />

und methodische Unterstützung, wodurch sie effektiv in regionale Ausbildungszentren<br />

umgewandelt werden. Die Höhe der Unterstützung hängt vom<br />

sportlichen Erfolg der Schwimmer ab und wird dementsprechend angepasst.<br />

Der Schwimmsport wird nur in der Hälfte der 20 Provinzen des Landes betrieben,<br />

demzufolge werden neue Sportbecken hauptsächlich in den schwimmaffinen<br />

Provinzen gebaut (wo Schwimmen beliebt ist und Trainingsmöglichkeiten<br />

vorhanden sind, wird zusätzlich gebaut). Eines der großen Probleme<br />

bleiben dennoch die hohen Nutzungskosten für die Anmietung der Bahnen. In<br />

Süditalien ist der Schwimmsport nicht beliebt, eine Ausnahme ist Neapel, wo<br />

starke Schwimmvereine vertreten sind und Athleten auf nationalem und internationalem<br />

Niveau trainieren. Die höchstpriorisierten Schwimmregionen sind<br />

Latium, Lombardei, Verona und Veneta. Insbesondere Verona gilt als stärkster<br />

Schwimmverein im Bereich des Schwimmsports und Coaching-Potenzial.<br />

Piemont, Toskana, Florenz, Emilia-Romagna, Modena und Parma sind auch in<br />

der Lage hochklassige Schwimmer zu trainieren. In Italien ist es typisch, dass<br />

viele starke Schwimmvereine nicht unmittelbar in Großstädten angesiedelt sind.<br />

Während in Rom die Position des Schwimmens stark ist, ist das Schwimmen<br />

in Mailand im Vergleich mit dem Rest der Provinz Lombardei, schlecht entwickelt.<br />

FIN unterstützt individuell den Schwimmsport in einigen kleinen Vereinen,<br />

um die Basis des Wettkampfschwimmens im Land zu erweitern. Kleine<br />

Clubs haben oft innovative und enthusiastische Trainer.<br />

Mehr als 2.000 Schwimmer im Alter von 12-17 Jahren nehmen an den italienischen<br />

Schwimmmeisterschaften teil. In den letzten Jahren haben sich die Qualifikationszeiten<br />

zum Wettbewerb und die Ergebnisse für den Einzug in das Finale<br />

deutlich erhöht.<br />

Im Alter von 18 Jahren können die Schwimmer in das Trainingszentrum aufgenommen<br />

werden. In Italien gibt es keinen entwickelten Schulsport wie in der<br />

USA, Australien oder UK. Es gibt kein enges Miteinander zwischen Schule und<br />

Sport, Ausnahmen sind Lehrer die sich für Sport interessieren. Traditionell werden<br />

Stipendien für Sportler in Abhängigkeit vom Alter und den Leistungen der<br />

Schwimmer vergeben. Insgesamt werden 6 Stufen zusammengefasst: Die Startstufe<br />

gilt für Schwimmer die in ihrem Alter zu den 70 stärksten Schwimmern<br />

der Welt gehören. Die Höhe des Stipendiums steigt mit der Leistung.


180<br />

3.2.3 Das italienische Modell des Schwimmens<br />

In Italien liegt der Schwerpunkt der FIN auf der internationalen Sportszene,<br />

wobei weniger Wert auf Erfolg auf nationaler Ebene gelegt wird. Das italienische<br />

Modell des Schwimmens unterscheidet sich sehr vom Aufbau des Sportschwimmens<br />

in anderen Ländern. FIN konzentriert sich auf die Ausbildung von<br />

Schwimmern im Alter von 18-19 Jahren und älter, in einem Netzwerk von lokalen<br />

Vereinen. Erwachsene Schwimmer haben die Möglichkeit ihre Sportlichkeit<br />

in der Armee, Marine, Carabinieri Corps und Polizei zu trainieren und zu verbessern.<br />

Aus diesen Zweigen unterstützt der Staat den Sport. Italien hat den Versuch<br />

der Etablierung und Konzentrierung von Schwimmern in ein Schwimmzentrum<br />

unternommen, dieser ist allerdings gescheitert und sie kehrten am Ende<br />

zur vorherigen Philosophie, der Unterstützung kleiner Vereine zurück. Nur die<br />

Eliteschwimmer sind regelmäßig an zentralen Trainingsorten, in Form von TL,<br />

in der Regel zur direkten Vorbereitung auf internationale Starts konzentriert In<br />

Ergänzung wurde das Alter mitberücksichtigt, die Italiener versuchen, junge<br />

Athleten nicht aus der häuslichen/regionalen Umgebung und dem normalen Alltag<br />

herauszuholen.<br />

Während des Schuljahres oder des Semesters trainieren Schwimmer in der Regel<br />

9-10-mal pro Woche. Morgens 3-4 Einheiten pro Woche und zwei Stunden<br />

am Nachmittag. Die italienische Nationalmannschaft trainiert regelmäßig auf<br />

den Seychellen, Südafrika und in den Midlands / Arizona. Die Vorbereitungen<br />

in den Midlands werden sowohl zu Beginn des Trainingsmakrozyklus durchgeführt,<br />

als auch vor dem Höhepunkt.<br />

3.2.4 Die Arbeit des Trainers<br />

Viel Aufmerksamkeit wird der Förderung und Ausbildung von Trainern auf Vereinsebene<br />

gewidmet. Die meisten Vereinstrainer sind keine „Vollzeit“-Trainer,<br />

sie sind zwar Profis, aber die Ausbildung von Schwimmern ist nicht ihr einziger<br />

Verdienst. Derzeit gibt es 20 „Vollzeit“- Trainer in Italien. Die meisten von ihnen<br />

sind hauptamtliche FIN- Trainer und arbeiten für große Vereine, die die Arbeit<br />

kleiner Vereine in ihrem Bezirk (Stadt und Provinz) koordinieren. Zum Beispiel<br />

gibt es 4 FIN-Trainer in Rom, von denen jeder die Arbeit von 6-7 Vereinen überwacht.<br />

Die Arbeit mit den vernetzten Vereinen ist eine Voraussetzung für FIN.<br />

Die Vereine ihrerseits zahlen die Leistung der FIN und des Coaches/Mentors,<br />

basierend auf der Quantität und Qualität der Dienstleitungen und Qualifikation<br />

des Trainers. Im Gegenzug können die Vereine selbst finanzielle Unterstützung<br />

von der FIN erhalten.


181<br />

Die FIN verfügt über eigene Biomechaniker, Ärzte, Physiotherapeuten und Ingenieure.<br />

Einige Wissenschaftler, die am Stützpunkt in Rom arbeiten sind allerdings<br />

CONI-Mitarbeiter und sind für sportartenübergreifende Tätigkeiten verantwortlich.<br />

Viele Trainer in den Vereinen haben eine universitäre Ausbildung<br />

im Sportwesen absolviert.<br />

3.3 Neuseeland<br />

Dieses kleine Land mit einer reichen Schwimmtradition, zeichnet sich besonders<br />

durch die erfolgreiche Nutzung seiner begrenzten Fähigkeiten aus. Bei den<br />

Olympischen Spielen in London stellte das Team 8 Schwimmer in den Einzelstarts<br />

und 4 Staffeln (insgesamt 16 Schwimmer). Lauren Boyle, Vizemeisterin<br />

bei den Weltmeisterschaften 2011, wurde vierte über 800m Freistil und sechste<br />

über 400m Freistil. Gleen Snyders war der erfolgreichste Mann über 100m und<br />

200m Brust der Neuseeländer und holte den 15. bzw. den 14 Platz.<br />

3.3.1 Die Grundlage des Systems<br />

Das neuseeländische Leistungsschwimm-Programm ist leistungsorientiert. Die<br />

Geschäftsführung von NZ Swimming mischt sich nicht in den Trainingsprozess<br />

in den Vereinen ein, stattdessen versucht sie den Vereinen Top-Trainer zur Verfügung<br />

zu stellen, die in der Lage sind, den Trainingsprozess nach höchsten<br />

professionellen Standards durchzuführen.<br />

Die Organisationsstruktur im Schwimmen ist in 6 Stufen (Perioden/Phasen)<br />

unterteilt:<br />

1. Schwimmtraining und Erstausbildung (Arbeit auf Vereinsebene)<br />

2. Schwimmen in den Altersklassen: 10 und jünger, 11 und 12 Jahre Arbeit<br />

im Verein und auf regionaler Ebene)<br />

3. Altersgruppe 13-15 Jahre<br />

4. Jugendalter 16-18 Jahre<br />

5. Athleten, Staffelmitglieder und Finalisten internationaler Wettbewerbe;<br />

Weltmeisterschaften im 25m Becken, Pan-Pacific und Commonwealth<br />

Games<br />

6. Finalisten der Olympischen Spiele und Weltmeisterschaften 50m Becken<br />

Die Schwimmer werden nach FINA und XLR8- Werten klassifiziert. Um sich<br />

für die Ebene sechs zu qualifizieren, müssen Schwimmer den 16 Platz über<br />

die FINA Rangliste einnehmen. Um sich für die Untergruppe zu qualifizieren,<br />

müssen die Athleten das Ergebnis eines 16. Platzes im FINA-Ranking von 3,5%<br />

nachweisen oder die „B“-Norm erfüllen.


182<br />

Die Sportler werden entsprechend ihrer Leistung in Untergruppen eingeteilt:<br />

„Gold“ 800 Punkte auf der FINA-Tabelle, „Silber“ 750 Punkte und „Bronze“<br />

700 Punkte. Die Athleten in den Altersklassen werden nach dem nationalen<br />

XLR-System klassifiziert, welches auf den 10 besten Ergebnissen in Neuseeland<br />

der letzten 10 Jahre in jeder Altersklasse pro Distanz basiert. „Gold“<br />

(4000), „Silber (3800) und Bronze (3600).<br />

3.3.2 Talenttrainingssystem<br />

Das Jugendprogramm hat wie schon genannt drei Stufen der Klassifizierung.<br />

Vereine, die Schwimmer auf „Gold“ Niveau haben, haben Anspruch auf Vereinsbesuche<br />

von NZ Swimming-Trainern, um dem Vereinstrainer methodische<br />

Unterstützung und Fachwissen zu bieten. Schwimmer auf diesem Niveau werden<br />

zu Sichtungen oder TL im MISH High Performance Centre eingeladen und<br />

haben Zugang zum Strömungskanal in Dunedin. Ebenfalls sind die Sportler berechtigt,<br />

an internationalen Starts wie dem US Grand Prix Circuit teilzunehmen.<br />

Schwimmer der Silberstufe werden auch zum TL eingeladen und erhalten einen<br />

internationalen Start bei den australischen Juniorenmeisterschaften. Schwimmer<br />

der Stufe Bronze erhalten monatliche elektronische Informationen zu Aspekten<br />

des Trainings, der Wettkampfstrategie, der Ernährung etc.<br />

Dieses System wird auch in jüngeren Altersgruppen umgesetzt.<br />

- Gruppe „Gold“ in jeder Altersgruppe 6-10 junge Schwimmer. Sie sind<br />

berechtigt für Vereinsbesuche von NZ Swimming Trainern und Starts bei<br />

den australischen oder japanischen Meisterschaften der jeweiligen<br />

Altersklassen.<br />

- „Silber“ (in der Regel 10+) starten bei den australischen Meisterschaften.<br />

- „Bronze“ (30+ in jeder Altersgruppe) nehmen an speziellen TL in<br />

Palmerston North teil (drei Lager auf jeder Altersgruppe). Einheiten im<br />

Becken und an Land, aber auch theoretische Kurse und Freizeitaktivtäten<br />

wie Segeln, Rafting und Kickboxen.<br />

Im gut strukturierten Trainingsprogramm der Sportreserven in Neuseeland gibt<br />

es insgesamt bis zu 200 junge Schwimmer der Stufe „Bronze“, 60-70 Schwimmer<br />

der Stufe „Silber“ und 40-50 Sportler der Stufe „Gold“ im Alter von 10-15<br />

Jahren. Die Gesamtzahl der Schwimmer, die in das Talenttrainingssystem eingebunden<br />

sind, erreicht somit 300-320.


183<br />

3.3.3 Die Trainer<br />

In Neuseeland wird die Trainerausbildung nach den von NZ Swimming festgelegten<br />

und angepassten Standards durchgeführt. Das Coach-Trainingssystem<br />

umfasst:<br />

- Akkreditierung von Trainern nach formalen Kriterien<br />

- Teilnahme an Einführungsveranstaltungen, denen eine jährliche Schulung<br />

der Elite-Trainer vorausgeht<br />

- 2-3 tägige Besuche der Trainingsprogramme des akkreditierten Trainers<br />

durch Mitarbeiter von NZ-Swimming<br />

- Verteilung von Trainingsbüchern mit Empfehlungen zur Häufigkeit,<br />

Dauer, Inhalt der Trainingseinheiten und Methoden des Trainings<br />

- Empfehlungen zur pädagogischen Methodik der Trainingseinheiten<br />

- Zertifizierung des Trainers als Zeitnehmer und/oder Schiedsrichter<br />

- Prüfung<br />

- Spezielle Schulungen für ehrenamtliche Trainer (Assistenztrainer)<br />

während des TLs<br />

- Entwicklung (zusammen mit Universitäten) von professionellen<br />

Anforderungen für Schwimmtrainer.<br />

3.4 Russland<br />

Dank der reichen Traditionen der Entwicklung des Sports in der UdSSR und<br />

in Russland, kam es 1947 zum Beitritt zur FINA. Internationale Beziehungen<br />

konnten aufgebaut und Erfahrungen konnten augetauscht werden. Schulen, für<br />

die Ausbildung der Sportler, Trainer, Sportwissenschaftler und Ärzte sollten implementiert<br />

werden. Aufgrund der geopolitischen Veränderung in den neunziger<br />

Jahren kam es jedoch zu Veränderungen im sozioökonomischen Leben des Landes.<br />

1998-2002 bildete sich eine ungünstige Periode für die Entwicklung des<br />

russischen Schwimmsportes als olympische Sportart ab. Schwimmbäder waren<br />

baufällig und wurden geschlossen, Systeme an Sportschulen und spezialisierte<br />

Schwimmabteilungen brachen zusammen. Zusammenfassend kann gesagt werden,<br />

dass die technische Basis dem Sport und der Ausbildung von Kindern und<br />

Jugendlichen Reservat geschadet hat.<br />

Bei den Olympischen Spielen 2012 in London konnte sich die russische Mannschaft<br />

mit 32 Schwimmern (13 männliche und 6 weibliche Schwimmer) für den<br />

Einzelstart qualifizieren, 3 zugelassene über die FINA und 10 Staffel Schwimmer.<br />

6 Schwimmer schwammen in die Finalläufe, auch die Staffel konnte sich<br />

mit 2 Staffeln in das Finale schwimmen. Letztendlich gewann Russland 2 Silber<br />

und 2 Bronze Medaillen. Vier Jahre später in Rio wuchs das Team um 5


Ausbildung von Kindern und Jugendlichen Reservat geschadet hat.<br />

Bei den Olympischen Spielen 2012 in London konnte sich die russische Mannschaft mit 32<br />

184<br />

Schwimmern (13 männliche und 6 weibliche Schwimmer) für den Einzelstart qualifizieren, 3<br />

zugelassene über die FINA und 10 Staffel Schwimmer. 6 Schwimmer schwammen in die<br />

Schwimmer,<br />

Finalläufe, auch<br />

wovon<br />

die Staffel<br />

9 Schwimmer<br />

konnte sich mit<br />

in 10<br />

2 Staffeln<br />

Finalläufe das<br />

schwammen<br />

Finale schwimmen.<br />

und 5<br />

Letztendlich<br />

Staffeln<br />

gewann Russland 2 Silber und 2 Bronze Medaillen. Vier Jahre später in Rio wuchs das Team um<br />

in 5 das Schwimmer, Finale einzogen. wovon 9 Schwimmer Der Medaillenspiegel in 10 Finalläufe blieb schwammen wie vier und Jahre 5 Staffeln zuvor. in das Finale<br />

einzogen. Der Medaillenspiegel blieb wie vier Jahre zuvor.<br />

3.4.1 Die Grundlage des Systems<br />

3.4.1 Die Grundlage des Systems<br />

Das System des langfristigen und kontinuierlichen Schwimmtrainings in Russland<br />

umfasst fünf aufeinander folgende Phasen: Sport- und Gesundheitsverbesserung,<br />

Erstausbildung, Ausbildungsphase (Spezialisierung), Phase der Verbesserung<br />

der Sportlichkeit, Phase der höheren Sportlichkeit. Die Dynamik des<br />

höheren Sportlichkeit. Die Dynamik des russischen Schwimmsports ist in Tabelle 1 abgebildet.<br />

russischen Schwimmsports ist in Tabelle 1 abgebildet.<br />

Das System des langfristigen und kontinuierlichen Schwimmtrainings in Russland umfasst fünf<br />

aufeinander folgende Phasen: Sport- und Gesundheitsverbesserung, Erstausbildung,<br />

Ausbildungsphase (Spezialisierung), Phase der Verbesserung der Sportlichkeit, Phase der<br />

Tab. 1: Die Verteilung der Personen, die in Russland den Schwimmsport ausüben<br />

Tab. 1 Die (Russian Verteilung Swimming, der Personen, 2013) die in Russland den Schwimmsport ausüben (Russian Swimming, 2013)<br />

Stufe 2008 2009 2010 2011<br />

Gesundheitssport 61.850 65.535 65.374 78.698<br />

Erstausbildung 75.050 76.522 79.875 81.924<br />

Ausbildung 29.917 30.565 31.793 34.360<br />

Verbesserung<br />

Sportlichkeit<br />

der<br />

Auch in Russland liegt ein großes Missverhältnis in den einzelnen Stufen vor.<br />

Weniger als 1 % der beteiligten Schwimmer bilden das “olympische Schwimmreservat”.<br />

Zur Erhöhung der Attraktivität und Verringerung des Verlustrisikos,<br />

wurde in den letzten Jahren ein System des Profisports für Vereine, Schulen und<br />

Zentren für das Sporttraining im Schwimmen entwickelt. Im Jahr 2011 konnten<br />

Sportschulen geöffnet und 740 Abteilungen für die Sportler im Schwimmen initiiert<br />

initiiert werden. Seit 2008 2008 ist ist die die Zahl Zahl um 18% um gewachsen. 18% gewachsen.<br />

In diesem Sinne ist der notwendige Trainerstab (in Vollzeit) von 2008-2011 um<br />

287 Trainer gestiegen. Auch die Gesamtanzahl der Trainer und Trainer-Lehrer<br />

erhöht.<br />

wurde um 600 Personen erhöht.<br />

Durch eine quantitative Erhebung für die Entwicklung des Schwimmens in den<br />

Bestandteilen Entwicklung des der Schwimmens russischen beitragen Föderation, (Russian Swimming, konnten unter 2013). anderem Moskau und<br />

Ziel des Programms:<br />

St. Petersburg am größten zu der Entwicklung des Schwimmens beitragen (Russian<br />

Swimming, 2013).<br />

Ziel des Programms:<br />

1.385 1.332 1.110 1.337<br />

Höhere Sportfertigkeit 348 384 363 871<br />

Gesamt 168.550 174.338 178.515 197.190<br />

Auch in Russland liegt ein großes Missverhältnis in den einzelnen Stufen vor. Weniger als 1 %<br />

der beteiligten Schwimmer bilden das “olympische Schwimmreservat”. Zur Erhöhung der<br />

Attraktivität und Verringerung des Verlustrisikos, wurde in den letzten Jahren ein System des<br />

Profisports für Vereine, Schulen und Zentren für das Sporttraining im Schwimmen entwickelt. Im<br />

Jahr 2011 konnten Sportschulen geöffnet und 740 Abteilungen für die Sportler im Schwimmen<br />

In diesem Sinne ist der notwendige Trainerstab (in Vollzeit) von 2008-2011 um 287 Trainer<br />

gestiegen. Auch die Gesamtanzahl der Trainer und Trainer-Lehrer wurde um 600 Personen<br />

Durch eine quantitative Erhebung für die Entwicklung des Schwimmens in den Bestandteilen der<br />

russischen Föderation, konnten unter anderem Moskau und St. Petersburg am größten zu der<br />

1. Popularisierung des Schwimmens und Stärkung der Rolle des Sports als<br />

Grundlage sowie als modernes System des Sportunterrichts der<br />

Bevölkerung, zunehmende Zahlen um 10-15%<br />

10 / 22


185<br />

2. Erhaltung des Kontingents derjenigen, die an Sportschulen der<br />

russischen Föderation schwimmen (im Intervall von 197 bis 207 tausend<br />

Menschen, welches 5% entspricht)<br />

3. Verbesserung der Leistungsergebnisse der russischen Athleten bei<br />

internationalen Wettkämpfen<br />

4. Strukturierung des Sporttrainings im Schwimmen aufgrund von<br />

integrierter Prognose und zielorientierter Ansätze<br />

5. Schaffung von Bedingungen für eine qualitativ hochwertige und<br />

nachhaltige Schwimmentwicklung in der russischen Föderation.<br />

Erwartete Endergebnisse: Verbindung von Breitensport und Leistungssport,<br />

sportlicher Nachwuchs und Spitzensport, darunter 8 interregionale Sporttrainingszentren,<br />

3 Bundes Trainingsstandorte, 25 Regionen Russlands, Entwicklung<br />

des Schwimmens als Grundsport, Regelmäßige Bewegung von mehr als<br />

200.000 Kinder in Sportschulen im Schwimmen<br />

3.4.2 Regionale Entwicklung<br />

Durch die Schaffung von Netzwerken an kommunalen Sportschulen und Zweigstellen<br />

regionaler Sportschulen bis 2020, wurde die Basis erweitert. Die Hauptaufgaben<br />

der regionalen Entwicklung sind: Bildung eines Systems des Sporttrainings<br />

beim Schwimmen in Erhaltung der vorhandenen Basis; Erhöhung der<br />

Anzahl der Schwimmer durch Erhöhung der Zahl der Coaching- Mitarbeiter<br />

und gezielte Informationsarbeit; Schaffung eines Sporttrainingssystems, einschließlich<br />

kommunaler Wettkämpfe.<br />

Eine nachhaltige regionale Entwicklung ist gewährleistet, wenn: eine schrittweise<br />

Aufstockung der Mittel (Wiederaufbau von Schwimmbädern, Ausrüstung<br />

etc.) und Entwicklung der Aktivitäten der regionalen Sportverbände durch programmorientierten<br />

Ansatz vorhanden sei (Russian Swimming, 2013).<br />

Die Hauptaufgabe der Förderung und Popularisierung des Schwimmens ist Informationsunterstützung<br />

für die Entwicklung eines Sports. Von besonderer Bedeutung<br />

ist die Förderung des Schwimmens obligatorisches und grundlegendes<br />

Element der Gesundheit, Lebensstil, Initiierung und Entwicklung bei Kindern<br />

und Jugendlichen der Notwendigkeit für systematischer Schwimmunterricht.<br />

3.4.3 Multi-Year Training (MYT)<br />

Multi-Year Training (MYT), wird alle vier Jahre modifiziert und angepasst.<br />

Prinzipiell kann in drei Altersgruppen aufgeteilt werden. Learn to Swim Programme,<br />

welches von bezahlten Betreibern in Schwimmbädern sowie von spe-


186<br />

zialisierten Schwimmschulen durchgeführt wird. Die Umsetzung erfolgt im<br />

Kurssystem mit um die 15 Einheiten, hier liegt der Fokus auf die Bekanntschaft<br />

mit dem Medium Wasser und dem Erlernen der Grundfähigkeiten vom Freistilund<br />

Rückenschwimmen. Im späteren Verlauf folgen dann Stars, Wenden und<br />

weitere Schwimmarten. Es folgt die Vorbereitung der Nachwuchsschwimmern<br />

entsprechend des Landesprogrammes<br />

1. Preliminary (Vorbereitung), 1-2 Jahre<br />

2. Learn to train, 1-3 Jahre<br />

3. Training to the sport excellence 1-3 Jahre<br />

4. Top Performance ab dem Alter von 16-18 Jahre<br />

In der Top Performance Gruppe folgt der Übergang zum Colleges of Olympic<br />

Reserve, für die meisten talentierten Schwimmer im Alter von 15 bis 18 Jahren.<br />

Im In letzten der Top Performance Schritt folgt Gruppe der Einstieg folgt der in Übergang die High zum Performance Colleges of Olympic an den Reserve, regionalen für die<br />

Swimming meisten talentierten Centre. Schwimmer im Alter von 15 bis 18 Jahren. Im letzten Schritt folgt der<br />

Einstieg in die High Performance an den regionalen Swimming Centre.<br />

Hier sollen die beste Umgebung zum höchstmöglichen Erfolg zusammenkommen.<br />

Trainingseinrichtungen, Die Trainingseinrichtungen, am Swimming Centre, am Swimming sollten hervorragende Centre, aufgestellt sollten hervorragen-<br />

sein. Sie haben<br />

Hier sollen die beste Umgebung zum höchstmöglichen Erfolg zusammenkommen. Die<br />

de 2x50m aufgestellt Becken sein. oder Sie mindestens haben 2x50m 50m+25m, Becken ein oder Kraftraum, mindestens medizinische 50m+25m, Abteilung, ein<br />

Kraftraum,<br />

Physiotherapie,<br />

medizinische<br />

Sportwissenschaften<br />

Abteilung,<br />

sollten<br />

Physiotherapie,<br />

integriert sein. Ebenfalls<br />

Sportwissenschaften<br />

ist der Zugang zur Bildung<br />

sollten<br />

integriert sein. Ebenfalls ist der Zugang zur Bildung (Universitäten, College,<br />

(Universitäten, College, Elite School) verlangt.<br />

Elite School) verlangt.<br />

Tab. 2: 2 Schritte des MYT Modelles der russischen Nachwuchsschwimmer (Ph.D. Vorontsov, 2018)<br />

Categories<br />

of<br />

Swimmers<br />

Preliminary<br />

Preparation<br />

Basic<br />

Training<br />

Profound<br />

Specialisation<br />

Towards<br />

Sport<br />

Excelence<br />

Peak<br />

Perfomance<br />

Females 1-2 year 3-4 years 3-4 years 2-3 years 3-5+ years<br />

Sprinters 7-9/8-10 9-10/12-14 12-14/15-17 15-17/17-20 20+<br />

Distance 7-9/8-10 9-10/12-13 12-13/14-16 14-16/16-18 18+<br />

Males 1-2 year 3-4 years 3-4 years 2-3 years 2-5+ years<br />

Sprinters 8-9/9-11 10-11/13-15 13-15/16-18 16-18/19-20 21+<br />

Distance 8-9/9-11 10-11/13-14 13-14/16-17 16-17/18-19 19+<br />

Periods of the Growth and Development<br />

Late<br />

Childhood<br />

Pre-<br />

Pubescent<br />

Pubescent<br />

Post-<br />

Pubescent<br />

Full Maturity<br />

Die niedrigsten Stufen von MYT zielen darauf ab, funktionelle Grundlagen der aeroben Ausdauer<br />

und grundlegende sportliche Fähigkeiten zu fördern, die Wirkung um die Gesundheit zu<br />

verbessern und bei jungen Athleten ein Interesse und Engagement für den Schwimmsport zu<br />

entwickeln. Sie erlernen die motorischen Fähigkeiten und die Grundlagen der Schwimmtechnik.<br />

Die Trainingseinheiten beginnen bei 30min und nehmen kontinuierlich an Zeit zu. Auch die<br />

Häufigkeit steigt von 3 bis zu 6mal in der Woche. Das Basic Training hat die Aufgabe die<br />

Grundlage des Elite Trainings zu legen. Besonderer Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung der<br />

aeroben Kapazität und der Effizienz, sowie der Beherrschung spezifischer Schwimmfähigkeiten<br />

in allen Lagen. Bevor die Pubertät einsetzt liegt somit die Spezialisierung der Schwimmer auf<br />

Lagen und der Mittelstrecke. Ebenfalls sollte an der Effizienz der Beinarbeit kontinuierlich<br />

trainiert und in der Gesamtbewegung integriert werden. Ein Anstieg des Volumens, vor der<br />

Die niedrigsten Stufen von MYT zielen darauf ab, funktionelle Grundlagen der<br />

aeroben Ausdauer und grundlegende sportliche Fähigkeiten zu fördern, die Wirkung<br />

auf die Gesundheit zu verbessern und bei jungen Athleten ein Interesse und<br />

Engagement für den Schwimmsport zu entwickeln. Sie erlernen die motorischen<br />

Fähigkeiten und die Grundlagen der Schwimmtechnik. Die Trainingseinheiten<br />

beginnen bei 30min und nehmen kontinuierlich an Zeit zu. Auch die Häufigkeit


187<br />

steigt von 3 bis zu 6mal in der Woche. Das Basic Training hat die Aufgabe die<br />

Grundlage des Elite Trainings zu legen. Besonderer Schwerpunkt liegt auf der<br />

Entwicklung der aeroben Kapazität und der Effizienz, sowie der Beherrschung<br />

spezifischer Schwimmfähigkeiten in allen Lagen. Bevor die Pubertät einsetzt<br />

liegt somit die Spezialisierung der Schwimmer auf Lagen und der Mittelstrecke.<br />

Ebenfalls sollte an der Effizienz der Beinarbeit kontinuierlich trainiert und<br />

in der Gesamtbewegung integriert werden. Ein Anstieg des Volumens, vor der<br />

Pubertät, sollte allmählich/ gleichmäßig mit der Intensität zunehmen. „The readiness<br />

of young swimmers for increased training demand is decided on individual´s<br />

biological age and actual performance“ (Ph.D. Vorontsov, 2018). In der<br />

dritten Stufe wird von einem Jahresumfang von 2200-2400km bei Mädchen und<br />

1800-2100km bei Jungen berichtet. Die Aufteilung umfasst 75-85% der aeroben<br />

Energiebereitstellung, 10-15% wettkampfspezifisches Training (Laktat und<br />

VO 2max ), sowie 5-6% des alaktaziden Trainings. Von den 200 bzw. 400m Lagen<br />

ausgehend sollte während der Pubertät, die Spezialisierung langsam erfolgen.<br />

Allerdings mit dem zusätzlichen Aspekt, falls ein Leistungsplateau auftritt, sollte<br />

eine Ersatzstrecke, immer die mittlere oder lange Strecke sei, eingeplant werden<br />

(ebd.). Die Hauptstrecke sollte nach der Pubertät finalisiert sein. Ein wichtiger<br />

Faktor zur Leistungsverbesserung in der langfristige Leistungsentwicklung<br />

ist eine Erhöhung des jährlichen Trainingsvolumen und der Intensität im Alter<br />

von 15/16 Jahren bei den Frauen und 16-18 Jahren bei den Herren. Somit ist der<br />

„zweite“ Peak an Volumen gewährleistet. Zusätzlich achtet das Model darauf,<br />

dass erst jetzt das anaerobe Energiesystem beansprucht wird.<br />

Die höheren Stadien von MYT zielen darauf ab, spezifische Fähigkeiten und<br />

Funktionen zu entwickeln, das Leistungsniveau von Spitzensportlern zu erhöhen,<br />

spezialisierte technische Fähigkeiten auf höchstem Niveau der Perfektion<br />

zu entwickeln, sowie starke und stabile sportliche Motivation zu schaffen.<br />

3.5 UK<br />

Großbritannien hat das am besten strukturierte Modell der langfristigen Leistungsentwicklung<br />

im Schwimmen. Die Finanzierung der Nationalmannschaft<br />

kommt aus der nationalen Lotterie sowie aus regionalen und kommunalen Quellen.<br />

Am Ende des olympischen Zyklus erstatten die Verantwortlichen von British<br />

Swimming den Sponsoren einen Vierjahresbericht und die Finanzierung für<br />

die anschließenden vier Jahre werden festgelegt. Im Zeitraum 2008-2012 betrug<br />

die Finanzierung 25,3 Mio. £ (6,3 Mio. £ pro Jahr). Diese Gelder werden für<br />

Sportstipendien, Trainergehälter, TL und die Teilnahme an internationalen Wettkämpfen<br />

verwendet. Athleten, die in der FINA-Rangliste der vorangegangenen


188<br />

Saison auf den Plätzen 1-3 rangieren, erhalten ein Stipendium von 26.000 £<br />

pro Jahr. Von diesem Geld bezahlen die Athleten die Unterkunft am Trainingsort,<br />

die Trainingsgebühren im Verein oder am Stützpunkt, die Startgebühren für<br />

inländische Wettkämpfe, den Transport und die Unterkunft am Wettkampfort,<br />

sowie die Besuche beim Arzt und Masseur. Die finanzielle Unterstützung durch<br />

Stipendien verringert sich mit schlechteren Platzierungen, sodass die Plätze 17<br />

bis 25 jeweils 10.000 £ pro Jahr erhalten. Die Gesamtsumme der Stipendien<br />

beträgt 500.000-600.000 £ pro Jahr, welches 9-11% der gesamten Ausbildungsfinanzierung<br />

darstellt. Zunehmend wird die Frage nach einer Sportprämie für<br />

medaillengewinnende Schwimmer diskutiert. Einige der Gewinner von Weltund<br />

Europameisterschaften erhalten Sponsorenverträge mit Abfindung von kleineren<br />

Beträgen. Für ausgewählte Spitzenschwimmer organisiert der Schwimmverband<br />

längere TL von bis zu 3-4 Wochen (Swim England, 2019/2020). Diese<br />

verpflichtenden TL finden im Winter in Australien (Gold Coast, Brisbane, Sydney)<br />

oder Südafrika (Pretoria) statt. Viele Trainer verlieren ihre Einnahmen<br />

während ihrer Abwesenheit im Verbandstrainingslagern. Sie werden daher vom<br />

British Swimming entschädigt, was nicht unbedingt mit ihren Vereinseinnahmen<br />

übereinstimmt.<br />

Darüber hinaus können die Vereine nach eigenem Ermessen einen Trainer nicht<br />

zum TL fahren lassen. In solchen Fällen werden die Athleten für die Dauer des<br />

TLs den internen Trainern von British Swimming zugeteilt. Das normale Verhältnis<br />

ist 1:5. Alle Athleten, die in die Nationalmannschaft berufen werden, arbeiten<br />

nach dem Programm des zuständigen Trainers. Der Trainer kommuniziert<br />

im Vorfeld mit den Heimattrainern, um sich ein Bild über das aktuelle Training<br />

und die individuellen Eigenschaften des Schwimmers zu machen. Während des<br />

TLs sind die Athleten verpflichtet, ein Tagebuch auf einer speziellen Plattform<br />

zu führen. Das Führen des Tagebuchs wird durch den Teamleiter-Trainer und<br />

den Cheftrainer des TLs kontrolliert und sie können ebenfalls Markierungen<br />

und Kommentare hinterlassen. Dieses Tagebuch wird nach der Rückkehr dem<br />

Coach übergeben.<br />

3.5.1 Die Vereinsstrukturen<br />

Grundlage der Organisation des Schwimmsports in UK ist das Vereinssystem.<br />

Athleten aus mehr als 700 Vereinen nehmen an den nationalen Meisterschaften<br />

teil. Die Vereine werden unterteilt in städtische, universitäre und Vereine<br />

an Privatschulen mit sportlicher Ausrichtung. Alle drei bis vier Jahre müssen<br />

sich die Vereine im Rahmen des Swim-21-Programms akkreditieren lassen. Abhängig<br />

von den genutzten Sportanlagen, der Anzahl der Trainingsstunden, der<br />

Qualifikation der Trainer und den Leistungen der Schwimmer bei regionalen,


189<br />

nationalen und internationalen Wettkämpfen werden die Vereine als Vereine<br />

akkreditiert:<br />

- Foundation Level<br />

- Learn to Swim clubs<br />

- Skill (Technical) Development clubs (Schwimmtechnik und<br />

Erstausbildung)<br />

- Competitive (Training) Development clubs (10-16h Wasserzeiten,<br />

Level 2-3 Trainer)<br />

- Performance clubs (18-24h Wasserzeiten, 3 aufeinanderfolgende Jahre<br />

3 Schwimmer im Finale der National Championships,<br />

Head Coach Level 3-4)<br />

Je nach Akkreditierungskategorie erhält der Verein zusätzlich Mittel von Stadtverwaltung,<br />

dem Landkreis und der Region. Die Hauptfinanzierungsquelle bleiben<br />

dennoch die eigenen Aktivitäten, um der Öffentlichkeit sportliche Dienstleistungen<br />

anzubieten. Durch Mitgliederbeiträge (20-25 £ pro Jahr), Beiträge<br />

von Schwimmern (Klassifiziert nach Alter und Niveau- von 35- 65 £ pro Monat),<br />

werden die Trainer bezahlt, ebenso durch Gelder, die bei Wettkämpfen<br />

eingenommen werden. Stadt- und Regionalverwaltungen, sofern sie selbst Eigentümer<br />

von Schwimmbädern sind, gewähren Vereinen bevorzugte Mietkonditionen.<br />

So kann die Wasserfläche, besonders das Frühtraining, entweder für<br />

50% der Miete oder kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Die durchschnittlichen<br />

Kosten für 1 Bahn im 50m-Becken für 1h betragen 27-28 £, im 25m-Becken<br />

14-16 £. Die meisten Schwimmbecken deklarieren eine Bahnlänge von<br />

25m und sind flächendeckend im Land verteilt. Im Jahr 2000 gab es nur etwa<br />

ein Dutzend 50m Schwimmbecken in UK (in der Landeshauptstadt London gab<br />

es nur ein 50m Hallenbad „Crystal Palace). In den letzten 10-15 Jahren wurden<br />

weitere 50m Becken in Manchester (2), Liverpool, Sunderland, Swansea, Cardiff,<br />

Norwich, Glasgow, Corby, Plymouth, Bristol und London (2) gebaut. In<br />

Ergänzung wurden auch mehrere 8- bahnige 25m-Becken mit Tribünen für bis<br />

zu 200 Zuschauer gebaut.<br />

1996 wurde das erste nationale Trainingszentrum im 50m Schwimmbecken<br />

der University of Bath eingerichtet. In den Jahren 2005-2008 wurden weitere<br />

vier Intensiv- Trainingszentren (ITC), auf der Basis von Schwimmbädern<br />

der Universität Loughborough, Swansea, Stirling, sowie Stockport (seit 2012<br />

ausgeschieden), eingerichtet. Das ITC-Team besteht aus einem Cheftrainer, 1-2<br />

Schwimmtrainern, einem Athletik- und Krafttrainer und einem Sportwissenschaftler.<br />

Alle Mitarbeiter des ITC sind beim British Swimming angestellt. Der<br />

Verband zahlt die Miete der Sportanlage und die Auswärtstrainingseinheiten.


190<br />

Unterkunft und Verpflegung wird von den Sportlern selbst getragen. Die Anzahl<br />

der Trainingseinheiten beträgt nicht mehr als 10-12. In der Regel sind es 5-6<br />

Schwimmer der Elite und 5-7 der vielversprechenden Nachwuchsschwimmer.<br />

Die stärksten 3-5 Schwimmer der Universität oder lokaler Vereine können auch<br />

am ITC Training teilnehmen.<br />

Das englische Verbandskonzept, welches nach einer zehnjährigen Pause 2006<br />

wieder aufgenommen wurde, sieht die Einrichtung von 8 regionalen Stützpunktvereinen<br />

in UK vor. Diese Clubs sind einem 50m-Becken angesiedelt und werden<br />

von einem erfahrenen, bei British Swimming zugelassenen Trainer geleitet.<br />

Diese Vereine trainieren nicht nur Athleten für die Nationalmannschaft, sondern<br />

sind auch „methodische Zentren“ für Athleten und Trainern der regionalen Vereine.<br />

Außerdem müssen sie 2-3 Mal pro Woche Trainingsmöglichkeiten für die<br />

besten Sportler der Region von anderen Vereinen gewährleisten.<br />

3.5.2 Identifizierung und Ausbildung von Talenten<br />

Die Methodik des Trainings junger Schwimmer im Altersklassensystem basiert<br />

auf dem LTAD Modell, dessen Prinzip von Istvan Bayi (Ungarn-Kanada) entwickelt<br />

wurde. Das Modell gleicht dem kanadischen LTAD Modell, welches<br />

als Empfehlung dient und erklärt den Inhalt der Phasen des langfristigen sportlichen<br />

Trainings im Schwimmen, basierend auf der Dynamik und den Mustern<br />

des Wachstums und der Entwicklung von Kindern und Jugendlichen, unter der<br />

Berücksichtigung des biologischen Alters. Es erklärt die Prinzipien der Nutzung<br />

sensibler Perioden, um die individuelle Entwicklung junger Sportler zu maximieren.<br />

Abb. 2. LTAD Modell der britischen Schwimmer<br />

Abb. 2. LTAD Modell der britischen Schwimmer


191<br />

Obwohl dieses Modell nicht verpflichtend ist, muss jeder Verein, der eine<br />

Akkreditierung als Sportentwicklungs- oder Leistungsverein anstrebt, eine<br />

Mindestanzahl von Trainingsstunden im Wasser und an Land für Nachwuchssportler<br />

vorweisen. Die Kenntnis und das Verständnis des LTAD-Programms<br />

ist eine wichtige Voraussetzung Abb. 2. LTAD für Modell die der Einstellung britischen Schwimmer eines Trainers und für die<br />

Erlangung der Stufe 3 UKCC Coach (Level 3 National Coaching Qualification).<br />

Der Schlüssel zu einer möglichst umfassenden Umsetzung eines individuellen<br />

Obwohl dieses Modell nicht verpflichtend ist, muss jeder Verein, der eine Akkreditierung als<br />

Entwicklungsprogramms<br />

Sportentwicklungs- oder Leistungsverein<br />

für Nachwuchssportler<br />

anstrebt, eine Mindestanzahl<br />

ist es, im<br />

von<br />

entsprechenden<br />

Trainingsstunden<br />

Alter<br />

Wasser ein „Breakpoint-Volumen“ und an Land für Nachwuchssportler zu erreichen. vorweisen. Das Die Erreichen Kenntnis und des das „Breakpoint“<br />

Verständnis des<br />

im<br />

bedeutet LTAD- Programms eine sprunghafte ist eine wichtige Erhöhung Voraussetzung des Gesamtschwimmvolumens für die Einstellung eines Trainers auf und bis für die zu<br />

Erlangung der Stufe 3 UKCC Coach (Level 3 National Coaching Qualification). Der Schlüssel zu<br />

2200-2400<br />

einer möglichst<br />

km pro<br />

umfassenden<br />

Saison für<br />

Umsetzung<br />

Mädchen<br />

eines<br />

im Alter<br />

individuellen<br />

zwischen<br />

Entwicklungsprogramms<br />

13 und 14 Jahren und<br />

für<br />

für Nachwuchssportler Jungen im Alter ist es, zwischen im entsprechenden 15-16 Jahren. Alter ein Hier „Breakpoint-Volumen“ sollte besonders zu der erreichen. individuelle<br />

Erreichen Reifegrad des „Breakpoint“ der Schwimmer bedeutet berücksichtigt eine sprunghafte werden Erhöhung (±1 des Jahr). Gesamtschwimmvolumens<br />

In den nächsten<br />

Das<br />

auf bis zu 2200-2400 km pro Saison für Mädchen im Alter zwischen 13 und 14 Jahren und für<br />

beiden Saisons nach Erreichen des „Breakpoint-Volumens“ kann sich das Gesamtschwimmvolumen<br />

Schwimmer berücksichtigt werden stabilisieren (±1 Jahr). oder In den auf nächsten 1800-2100km beiden Saisons pro nach Saison Erreichen sinken. des<br />

Jungen im Alter zwischen 15-16 Jahren. Hier sollte besonders der individuelle Reifegrad der<br />

Für „Breakpoint-Volumens“ Mädchen im Alter kann von sich 16-17 das Jahren Gesamtschwimmvolumen und Jungen im stabilisieren Alter von 18-19 oder auf Jahren 1800-<br />

2100km pro Saison sinken. Für Mädchen im Alter von 16-17 Jahren und Jungen im Alter von 18-<br />

empfiehlt das LTAD ein wiederholtes „Breakpoint-Volumens“ und ein höheres<br />

19 Jahren empfiehlt das LTAD ein wiederholtes „Breakpoint-Volumens“ und ein höheres<br />

jährliches Schwimmvolumen.<br />

jährliches Schwimmvolumen.<br />

Tab. 3. Übersicht der Empfehlungen der des britischen des Nachwuchskonzeptes<br />

britischen Nachwuchskonzeptes<br />

Acquaintance<br />

with water<br />

medium-<br />

Fundamental<br />

s<br />

Preliminary<br />

preparation<br />

Basic<br />

Training-<br />

Training<br />

Develop<br />

to<br />

Specialized<br />

Training-<br />

Training<br />

Compete<br />

to<br />

Training to<br />

Excellence<br />

Top<br />

Performance<br />

Age Girls<br />

Age Boys<br />

5-8<br />

6-9<br />

8-11<br />

9-12<br />

11-14<br />

12-15<br />

14-16<br />

16-18<br />

16+<br />

18+<br />

Swimming session/week<br />

Duration<br />

3-5<br />

4-6<br />

6-12<br />

8-12<br />

10-12<br />

30-45 min 60-90 min 120 min 120 min 120 min<br />

Hours/week (S)<br />

Hours/week (L)<br />

2-4 6-9<br />

1-2<br />

12-24<br />

2-3<br />

16-24<br />

3-4<br />

20-24<br />

3-6<br />

Weekly volume (km) N/A 8-14 24-32//43-52 44-55+ 44-55+<br />

Periodization None 1 cycle<br />

44-46 weeks<br />

2 cycle<br />

2x24 weeks<br />

2 o. 3 cycle<br />

3x15-16 w.<br />

S. vorher<br />

15 / 22<br />

Die Praxis zeigt, dass das Niveau von mindestens 2200-2400km pro Saison zu erreichen ist.


192<br />

Die Praxis zeigt, dass das Niveau von mindestens 2200-2400 km pro Saison zu<br />

erreichen ist. Ungefähr 40 Wochen im Jahr sollten junge Schwimmer mindestens<br />

50-55 km pro Woche zurücklegen und weitere 6-8 Wochen „Tapern“ für zur<br />

Wettkampfvorbereitung oder Wochenvorbereitung, in denen das Schwimmvolumen<br />

25-35 km beträgt. Insgesamt sollte ein Training von 50-55 km pro Woche<br />

10 Einheiten von je 5-5,5 km oder 9 Einheiten von 6,1-6,2 km betragen. Eine<br />

typische Trainingseinheit in einem britischen Verein dauert 2h, in dieser Zeit<br />

ist es machbar 6-6,5 km zu erreichen und die besten jungen Schwimmer im Alter<br />

von 14-17 Jahren sind in der Lage 7-7,5 im Grundlagenausdauerbereich zu<br />

schwimmen. Die Einführung des LTAD Modells hat es den britischen Schwimmern<br />

ermöglicht, in relativ kurzer Zeit (nach 2001) an die Spitze des europäischen<br />

Schwimmsports aufzusteigen und 2008 in Peking olympische Erfolge zu<br />

erzielen. Trotz der relativen Erfolglosigkeit bei den heimischen Spielen 2012<br />

gehört das britische Team weiterhin zu den stärksten Mannschaften der Welt. Im<br />

Jahr 2012 erreichten 36 Schwimmer die Norm für die Teilnahme in Einzelwettkämpfen,<br />

15 Teilnehmer schwammen in 18 Finals und gewannen 1x Silber- und<br />

2x Bronzemedaillen. In Addition traten 5 britische Staffeln im Finale der Olympischen<br />

Spiele 2012 an. Das zeigt Vielseitigkeit und ein hohes Niveau.<br />

3.5.3 Talentfindung und -förderung<br />

Nationale Programme zur Identifizierung von Schwimmtalenten der UK entstanden<br />

2005-2006. Das Programm für England wird von der ASA und 8 Regionen<br />

finanziert: London, South East/West, East Anglia, West/East Midland,<br />

North West und North East. Das Sport-Talent-Identifikations- und Trainingsprogramm<br />

für England bietet TL in jeder der 8 Regionen Englands für ausgewählte<br />

Schwimmer und ihre Trainer an. Diese finden im September, im Januar und im<br />

April während der Schulferien statt. Die Athleten werden Ende Juli/ Anfang August<br />

bei den britischen Altersklassenmeisterschaften und den nationalen Juniorenmeisterschaften<br />

ausgewählt. Das englische Programm sieht ein dreistufiges<br />

Level Modell vor. Level 1 für Mädchen 11-12/ Jungen 12-13. Level 2 für Mädchen<br />

13-14/ Jungen 14/15 und Level 3 sind Schwimmer beider Geschlechter<br />

über 13 Jahre, die Athleten des UK Junioren Teams sind. Jeder Region werden<br />

24 Plätze für Level 1 (12/12) und 20 Plätze für Level 2 Sportler (10/10) zugewiesen.<br />

In Level 3 befinden sich die besten Athleten aus allen 8 Regionen, 36-48<br />

Schwimmer (4-6 Athleten in jeder Region). Wochenendcamps finden in allen<br />

Regionen gleichzeitig statt. In der Regel werden diese in Schwimmbädern von<br />

Universitäten oder Privatschulen umgesetzt. Die anfallenden Kosten werden<br />

von den Eltern übernommen. Das Training konzentriert sich auf die Schwimmtechnik<br />

in allen Lagen, Start- und Wendetechniken werden mit einbezogen. In


193<br />

Ergänzung werden Aerobe Sets und auch Tests geschwommen. An Land liegt<br />

der Schwerpunkt auf der Vermittlung und Verbesserung von Rumpfkräftigungsübungen<br />

und Zirkeltrainingselementen. Außerdem besuchen die jungen<br />

Schwimmer eine Reihe von Workshops über Sporternährung, Zeitmanagement<br />

und Motivation. Ebenfalls werden die Eltern separat beschult.<br />

Junge Athleten für Level 3 werden auf der Grundlage der europäischen Ranglisten<br />

der jungen Schwimmer jeder Altersklasse von 13-17 Jahren ausgewählt.<br />

Auswahlkriterium ist der 20. Platz in der europäischen Rangliste. Diese jungen<br />

Athleten sind diejenigen, die nicht in die Nationalmannschaften für die Junioren-Europameisterschaften<br />

oder das EYOF (Europäische Olympische Jugendfestival)<br />

aufgenommen wurden, aber das Potenzial haben, in Zukunft hohe Leistungen<br />

zu erzielen. Diese Schwimmer haben die Möglichkeit an drei TL von<br />

jeweils 7-10 Tagen teilzunehmen. Es wird unter Berücksichtigung der Methode<br />

des Schwimmens und der Distanzspezialisierung organisiert und unter der Leitung<br />

von ausgebildeten Trainern durchgeführt. Es können 3-4 TL für jeweils<br />

10-15 Schwimmer zur gleichen Zeit an verschiedenen Orten stattfinden. Der<br />

Schwimmverband ernennt für jedes TL einen leitenden Trainer, der die Sportler,<br />

Trainer und Spezialisten für das TL auswählt und das Trainingsprogramm und<br />

die Tagesabläufe entwickelt. Eingeladene Trainer arbeiten als Assistenten des<br />

Cheftrainers und können abwechselnd Trainingseinheiten selbständig im Rahmen<br />

des allgemeinen Plans des Cheftrainers durchführen.<br />

3.5.4 Das Wettkampfsystem als einer der bestimmenden Faktoren bei<br />

der Konstruktion des LTAD<br />

Das System der Schwimmwettkämpfe in UK basiert auf dem Schema „Vereinswettkampf<br />

/-lokale Meisterschaften / regionale und nationale Meisterschaften“.<br />

In der Herbst-/Wintersaison finden Wettkämpfe sowohl im 25m als auch im<br />

50m Becken statt. Alle Starts werden über 2,5 Tage ausgetragen (lange Strecke<br />

am Freitagabend, alle anderen am Samstag und Sonntag). Dem Wettkampf geht<br />

nur eine kurze Taperphase von 3-5 Tagen voraus. Im Makrozyklus Winter-Frühjahr<br />

werden die Wettkämpfe in 50m-Becken ausgetragen. Die Wettbewerbe enden<br />

mit den British National Trials im März.<br />

Nach diesen Ergebnissen erfolgt die Auswahl für alle internationalen Wettkämpfe<br />

der Sommersaison _ Welt- und Europameisterschaften im 50m Becken,<br />

Olympische Spiele, EYOF, British Commonwealth Games, World University<br />

Games. Schwimmer, die 13 Jahre und älter sind und innerhalb der letzten 11<br />

Monate bei ausgewählten Trainings die entsprechenden Normen erfüllt haben,<br />

können an den British Trials teilnehmen. Ältere Ergebnisse dürfen nicht als Berechtigungsstandard<br />

verwendet werden.


194<br />

Regionale Meisterschaften werden 3-4 Wochen vor den nationalen Meisterschaften<br />

ausgetragen. Dies sind keine Qualifikationswettkämpfe, sondern dienen<br />

den Schwimmern unter Belastung wettbewerbsfähige Geschwindigkeiten<br />

auszuprobieren und an der Start- und Wendetechnik zu arbeiten.<br />

Im Frühjahr-Sommer-Makrozyklus finden die britischen Schwimmmeisterschaften<br />

Ende Juni statt. Diese Veranstaltungen können als zusätzliche Qualifikationsstarts<br />

für internationale Meisterschaften dienen. Für Junioren und Jünger<br />

endet die Saison in der letzten Juliwoche bis zur ersten Augustwoche, wenn die<br />

Altersgruppenmeisterschaften und die britischen Juniorenmeisterschaften ausgetragen<br />

werden. An diesen Wettkämpfen nehmen alle Schwimmer teil, auch<br />

die, die von den JEM zurückkehren.<br />

Der Altersgruppenwettbewerb, British Age Group Category Wettkampf (BAG-<br />

CATS) für junge Schwimmer wurde für ein vielseitiges Training entwickelt. Er<br />

ermutigt zur Teilnahme an Mittelstrecken-, Freistil, Mehrkampf und ergänzende<br />

Schwimmarten. Die Ergebnisse werden nach dem BAGCATS-Punktesystem bewertet.<br />

Die Grundlage der Bewegungsskala für jedes Alter in jedem Programm<br />

ist die Durchschnittszeit der 10 besten Ergebnisse der letzten 10 Jahre. Jedem<br />

Sportler werden seine Ergebnisse (in Punkten) in den vier Programmstrecken<br />

seiner Wahl gutgeschrieben. Die Kombination muss vorliegen: 200m in einer<br />

beliebigen Lage, 200m Lagen und 400m Freistil oder Lagen. Die 800m Freistil<br />

sollen für Mädchen ab 11 Jahren und die 1500m Freistil sollen für Mädchen und<br />

Jungen ab 12 Jahren hinzukommen.<br />

Die Platzierungen der Athleten werden durch die Anzahl der erzielten BAG-<br />

CATS Punkte bestimmt.<br />

Auf Vereins- und Ortsebene sind junge Schwimmer im Alter von 9- 10 Jahren<br />

wettkampffähig. Auf regionaler und nationaler Ebene dürfen junge Schwimmer<br />

ab einem Alter von 11 Jahren antreten. Die 100m Strecke ist für Mädchen ab 11<br />

Jahren und Jungen ab 12 Jahren im Wettkampfprogramm enthalten. Ab einem<br />

Alter von 10 Jahren dürfen die Kinder im 50m Becken antreten. Die Meisterschaften<br />

der jungen Schwimmern werden in den Altersklassen getrennt ausgetragen,<br />

Jungen 10-14 und Mädchen 10-13 Jahre. Die britischen Jugendmeisterschaften<br />

werden in Altersgruppen ausgetragen: 15-16 und 17-18 Jahren bei den<br />

Jungen, für Mädchen 14-15 und 16-17 Jahre. Das ist in den Altersklassen der<br />

Zulassung zur EYOF und JEM.<br />

Das Wettkampfprogramm ist so aufgebaut, dass bei regionalen und nationalen<br />

Meisterschaften in den Altersklassen der jungen Schwimmer keine 50m<br />

Schwimmwettkämpfe stattfinden, ab 10 Jahren gibt es eine Strecke von 400m<br />

Freistil oder Lagen und ab 11 Jahren sind auch 400m Lagen bei den Jungen enthalten<br />

(Mädchen starten schon mit 10 Jahren über 400m Lagen). Ab dem Alter<br />

von 12 Jahren nehmen sowohl Jungen als auch Mädchen an den Meisterschaften


werden in Altersgruppen ausgetragen: 15-16 und 17-18 Jahren bei den Jungen, für Mädchen 14-<br />

15 und 16-17 Jahre. Das ist in den Altersklassen der Zulassung zur EYOF und JEM.<br />

Das Wettkampfprogramm ist so aufgebaut, dass bei regionalen und nationalen Meisterschaften 195 in<br />

den Altersklassen der jungen Schwimmer keine 50m Schwimmwettkämpfe stattfinden, ab 10<br />

Jahren gibt es eine Strecke von 400m Freistil oder Lagen und ab 11 Jahren sind auch 400m Lagen<br />

bei<br />

über<br />

den<br />

800m/<br />

Jungen enthalten<br />

1500m<br />

(Mädchen<br />

Freistil teil.<br />

starten<br />

So<br />

schon<br />

beeinflusst<br />

mit 10 Jahren<br />

das<br />

über<br />

Altersklassen-<br />

400m Lagen).<br />

Wettkampfprogramm,<br />

12 Jahren welches nehmen sowohl Teil des Jungen LTAD als auch Modells Mädchen ist, an den den Inhalt Meisterschaften und die über Methodik 800m/<br />

Ab dem Alter<br />

von<br />

1500m des Trainings Freistil teil. junger So beeinflusst Schwimmer das Altersklassen- unter Berücksichtigung Wettkampfprogramm, ihres chronologischen<br />

welches Teil des<br />

LTAD Modells ist, den Inhalt und die Methodik des Trainings junger Schwimmer unter<br />

und biologischen Alters.<br />

Berücksichtigung ihres chronologischen und biologischen Alters.<br />

4. Fazit<br />

Tab. 4. Olympische Spiele 2016: performance of selected nations (nach Ph.D. Vorontsov, 2018)<br />

Tab. 4. Olympische Spiele 2016: performance of selected nations (nach Ph.D. Vorontsov, 2018)<br />

BELGIUM Men Women Relays Brazil Men Women Relays Canada Men Women Relays<br />

Participants 8(1) 2 2/0 Participants 20(2) 9 3/3 Participants 9 20(1) 2/3<br />

Heats 8 3 Heats 21 12 Heats 10 24<br />

Semi-Finals 3 1 2/0 Semi-Finals 11 5 3/3 Semi-Finals 4 15 2/3<br />

Finals 2 2/0 Finals 5 3 2/0 Finals 2 9 1/3<br />

Gold Gold Gold 1<br />

Silver 1 Silver Silver 1<br />

Bronze Bronze Bronze 2 0/2<br />

DENMARK Men Women Relays GERMANY Men Women Relays GREECE Men Women Relays<br />

Participants 8(4) 7(2) 1/2 Participants 15 10 3/2 Participants 10(1) 3 2/0<br />

Heats 5 10 Heats 17 11 Heats 10 3<br />

Semi-Finals 1 8 1/2 Semi-Finals 8 5 3/2 Semi-Finals 2 2/0<br />

Finals 1 6 0/1 Finals 5 1 2/0 Finals<br />

Gold 1 Gold Gold<br />

Silver Silver Silver<br />

Bronze 0/1 Bronze Bronze<br />

HUNGARY Men Women Relays RSA Men Women Relays RUSSIA Men Women Relays<br />

Participants 23(2) 10(2) 3/1 Participants 10(2) 1 2/0 Participants 23(3) 12(1) 3/3<br />

Heats 21 20 Heats 14 1 Heats 23 19<br />

Semi-Finals 4 6 3/1 Semi-Finals 7 2/0 Semi-Finals 13 8 3/3<br />

Finals 3 6 0/1 Finals 5 Finals 5 4 3/2<br />

Gold 3 Gold Gold<br />

Silver 1 1 Silver 3 Silver 2<br />

Bronze 1 1 Bronze Bronze 2<br />

SPAIN Men Women Relays SWEDEN Men Women Relays UK Men Women Relays<br />

Participants 13(6) 11(2) 2/2 Participants 2 9(2) 0/3 Participants 15(1) 11 2/2<br />

Heats 8 18 Heats 4 13 Heats 18 16<br />

Semi-Finals 2 5 Semi-Finals 3 8 0/3 Semi-Finals 11 7 2/2<br />

Finals 1 3 Finals 4 0/2 Finals 8 9 2/1<br />

Gold 1 Gold 1 Gold 1<br />

Silver Silver 1 Silver 3<br />

Bronze 1 Bronze 1 Bronze<br />

Die Tabelle 4 zeigt vergleichende Ergebnisse der Olympischen Spiele 2016, die es erlauben, den<br />

Erfolg des britischen/kanadischen Modells, sowie den MYT zu beurteilen. Die rot hinterlegten<br />

Nationen, Die Tabelle weisen 4 zeigt ein Modell vergleichende für einen langfristigen Ergebnisse Leistungsaufbau der Olympischen vor. In Spiele der vorliegenden 2016, die<br />

Arbeit es erlauben, wurden 3 den von Erfolg 4 möglichen des Nationen, britischen/kanadischen mit einem wissenschaftlich Modells, basierten sowie Modell, den MYT näher<br />

erörtert. Zusammengefasst kann gesagt werde, wenn ein langfristiger Erfolg eintreten soll, muss<br />

zu beurteilen. Die rot hinterlegten Nationen, weisen ein Modell für einen langfristigen<br />

Leistungsaufbau vor. In der vorliegenden Arbeit wurden 3 von 4 möglichen<br />

Nationen, mit einem wissenschaftlich basierten Modell, näher erörtert.<br />

18 / 22<br />

Zusammengefasst kann gesagt werde, wenn ein langfristiger Erfolg eintreten<br />

soll, muss ein strukturierter Ansatz in der Ausbildung von Nachwuchs- und jugendlichen<br />

Schwimmern in den Nationen verfolgt werden.


196<br />

Der Erfolg dieser Modelle gilt vor allem für die Mittel- und Langstrecken im<br />

Kraulschwimmen, 200m und 400m Lagenschwimmen und 200m Schmetterling<br />

beider Geschlechter. Schaut man sich explizit die einzelnen Ergebnisse der<br />

britischen und russischen Athleten an, so sind die britischen Schwimmer den<br />

russischen Schwimmern im 50-100m der Männer, im 100m- und 200m Brustschwimmen<br />

der Frauen und im 100m Schmetterling der Männer generell unterlegen.<br />

Dies spiegelt den Fokus des britischen Modells auf die Entwicklung der<br />

Ausdauer wider.<br />

Eine vergleichende Betrachtung (quantitativer Ansatz) verschiedener Nationen<br />

bereitet unter theoretisch-methodischen Gesichtspunkten erhebliche Schwierigkeiten.<br />

Dies gilt für den Vergleich von kulturellen und ökonomischen Aspekten<br />

gleichermaßen, wie auch für den Vergleich von Sportstrukturen. Die dargestellten<br />

Merkmale von Talentfindungs- und -förderungsprogrammen entstammen<br />

Sportsystemen, die unterschiedlich sind. Es sind Tendenzen in den Strukturen<br />

der dargestellten Sportsysteme zu erkennen. In Ergänzung können Gemeinsamkeiten<br />

und auch erhebliche Unterschiede verzeichnet werden. So ist zum<br />

Beispiel bei den meisten das Schulsystem als Ort der Talentsuche von großer<br />

Bedeutung, dort zeigen sich gleichzeitig auch unübersehbare Unterschiede, die<br />

sich vor allem auf die verschiedenartige Organisation und Leitung des Sportsystems<br />

beziehen. In Russland und auch in China existiert kein Vereinssystem. Die<br />

Talentsuche und -förderung erfolgt unter staatlicher Leitung über ein flächendeckendes<br />

System von Sportschulen. In Russland orientiert man sich dabei an den<br />

Neigungen und Fähigkeiten der Kinder. Erfahrene Trainer führen Testbatterien<br />

und anthropometrische Messungen durch und wählen die Talente unter Berücksichtigung<br />

ihrer körperlichen und motorischen Merkmale/Fähigkeiten aus. In<br />

China werden zusätzliche Maßnahmen ergriffen, um mehr Kinder zum Sport zu<br />

bringen und Talente aufspüren zu können. Dazu gehören TL im Sommer oder<br />

auch das „Programm für nationale Normen der körperlichen Fitness“.<br />

In der USA existiert ebenfalls kein relevantes Vereinssystem als Basis für den<br />

Hochleistungssport. Doch im Gegensatz zu China und Russland greift der Staat<br />

in die Belange des Sports nur minimal ein. Das Sportsystem ist vielmehr direkt<br />

in das Schulsystem integriert und wird von den Schulen, Colleges und Universitäten<br />

organisiert. Die Suche nach Talenten beginnt zum Teil schon im Kindergarten,<br />

der Schwerpunkt liegt dennoch auf den Schulwettkämpfen (Auswahlkriterien:<br />

errungene Siege und Leistungssteigerungen). In Frankreich und Italien<br />

basiert der Leistungssport hingegen auf einem Vereinssystem, wobei dieses in<br />

Frankreich zentralisiert und unter staatlicher Leistung aufgebaut ist.<br />

In Italien erfolgt ein staatlicher Eingriff nur in bestimmten Bereichen. Dort gibt<br />

es kein übergreifendes, einheitliches nationales System zur Talentfindung und


197<br />

-förderung. In Frankreich hingegen erfolgt die Talentförderung über ein flächendeckendes,<br />

zentrales Stützpunktsystem.<br />

Laut Digel (2001, S. 224–225) scheint es für alle keine optimale Lösung der<br />

Probleme zu geben. Der Autor weist daraufhin, dass der Wandel der jeweiligen<br />

Gesellschaft sich in ständig verändernden Varianten zeigt, und die jeweils gefundenen<br />

Lösungsansätze des Problems dabei einer ständigen Anpassung bedürfen.<br />

Der Vergleich der nationalen Systeme für das Training von Elitesportlern und<br />

des langfristigen Nachwuchsentwicklung erlaubt uns, einige Verallgemeinerungen<br />

zu machen:<br />

1. Die Tendenz zur Schaffung von Schwimmtrainings- und Diagnosezenten<br />

überwiegt bei der Ausbildung von Schwimmern. In den meisten Ländern wird<br />

der Standpunkt vertreten, dass sich die Ressourcen auf das Training von Spitzensportlern<br />

konzentrieren müssen. Die Schaffung von Trainingszentren ermöglicht<br />

es, die Trainer und Athleten zusammenzubringen und eine Unterstützung<br />

von Spezialisten der Sportwissenschaft zu gewährleisten.<br />

2. Die Ausbildung des schwimmerischen Nachwuchses auf der Ebene des Kinder-<br />

und Jugendsports erhält einen systematischen, wissenschaftlich begründeten<br />

Charakter. Es zielt darauf ab vielseitig eine Sportlichkeit zu erreichen.<br />

Der Aufbau eines Systems des langfristigen Schwimmtrainings basiert in den<br />

meisten Ländern auf altersbiologischen und pädagogischen Forschungen über<br />

die Reifungsgeschwindigkeit der verschiedenen physiologischen Systeme, unter<br />

Berücksichtigung des Geschlechts und der biologischen Reife der jungen<br />

Schwimmer. Die nationalen Programme für die Ausbildung der LTAD Programme<br />

weisen auf die Notwendigkeit hin, die individuellen Eigenschaften der jungen<br />

Sportler zu berücksichtigen und die sensiblen Perioden für die selektive<br />

Entwicklung der muskuloskelettalen und funktionellen Systeme des jugendlichen<br />

Organismus zu nutzen.<br />

3. Einige englischsprachige Länder haben nach dem Vorbild Australiens das<br />

Konzept des „Breakpoint-Volumens“ eingeführt, eine plötzliche Erhöhung der<br />

Trainingsbelastung, in der pubertären Phase der individuellen Entwicklung.<br />

Dieses Konzept wurde in Anlehnung an das damalige Konzept der DDR entwickelt.<br />

Die Australier entwickelten es Mitte der 1990er weiter, welches später<br />

von australischen Trainern nach Europa und anderen Ländern gebracht wurde<br />

(Bill Sweetenham führte das Konzept 2001-2004 erfolgreich in UK ein).


198<br />

Wenn in Deutschland die sozialen Antriebe für Leistungssport fehlen, müssen<br />

sie geschaffen werden, sonst bleiben, wegen der marktwirtschaftlichen Steuerung,<br />

nur Fußball, Formel 1, Tennis und einige andere Sportarten übrig. Eine<br />

gering ausgeprägte Leistungskultur in unserer Gesellschaft ist eine Tatsache.<br />

Für eine wirksame Talentförderung im Sport ist es jedoch notwendig, sportliche<br />

Spitzenleistungen als gesellschaftlich anerkanntes und erstrebenswertes<br />

Ziel zu deklarieren. Gesellschaftliche Anerkennung schließt eine entsprechende<br />

Belohnung, für Sportler, Trainer und Vereine ein. Besonders wichtig erscheint<br />

die Sicherung der dem Leistungssport nachfolgenden Existenz.<br />

Marktwirtschaftliche Steuerung des Leistungssports stellt zwar neue Qualitätsansprüche,<br />

zugleich entspringt Qualität der Leistung erst aus einer quantitativ<br />

bedeutsamen Basis. Die pure Ökonomisierung unseres Fördersystems mit frühzeitiger<br />

Selektion und Konzentration erscheint wegen der Unzuverlässigkeit<br />

langfristiger Entwicklungsprognosen problematisch; ebenso die volle Konzentration<br />

der Förderung auf Erfolg versprechende ältere Kaderbereiche. Kinderund<br />

Jugendsport hat schließlich auch eine wichtige soziale Funktion. Andererseits<br />

ist Auslese unverzichtbar für Eliteförderung, und Auslese bedeutet immer<br />

auch gleichzeitig Einschränkung der Freiheitsgrade in der Entwicklung.<br />

Der Schlüssel zum Erfolg kann nicht darin zu finden sein, die Strategien der<br />

Talentförderung weiter auseinander zu dividieren und ideologieartig zu verfestigen.<br />

Es müssen kreative, auf langfristige Erfolge orientierte Lösungen gesucht<br />

werden, die erstens der international bewährten Systematik des langfristigen<br />

Trainings- und Leistungsaufbaus folgen und zweitens gleichzeitig ausreichende<br />

Spielräume für individuelle Entwicklungsverläufe sichern.<br />

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199


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Autorin:<br />

Hannah Ney<br />

Nachwuchstrainerin TV Wetzlar 1847<br />

hannah.ney@t-online.de


201<br />

Tim-Thorben Suck<br />

STRATEGIEN ZUR STEIGERUNG DER INTRINSISCHEN<br />

MOTIVATION IM TRAINING VON WETTKAMPFSCHWIM-<br />

MERN<br />

1. EINLEITUNG<br />

„Der Wille zu gewinnen ist wichtig. Der Wille zu trainieren ist entscheidend.“<br />

Im Laufe seiner leistungssportlichen Karriere verbringt ein Schwimmer unzählige<br />

Stunden damit, im Training an sich selbst zu arbeiten. Zahlreiche Trainingsstunden<br />

gehen dem Erfolg voraus, den ein Sportler erzielt, wenn er eine neue<br />

Bestzeit erreicht. Die Nachwuchskonzeption Schwimmen 2020 des DSV sieht<br />

für das Anschlusstraining der Altersklassen 15/16 beispielsweise einen Trainingsumfang<br />

von 26 Stunden pro Woche vor. Das ist ein großer zeitlicher Aufwand<br />

und erfordert viel Disziplin und Motivation.<br />

Im Bereich der Sportwissenschaften gibt es verschiedenste, teilweise gut erforschte<br />

und etablierte Trainingsmethoden. Langfristiger Leistungsaufbau,<br />

Laktatschwelle oder Ruhepuls sind dabei beispielsweise gängige Begriffe und<br />

gehören zu den Grundkenntnissen eines jeden (Schwimm-) Trainers auf der<br />

ganzen Welt und unterliegen oftmals genauer Kontrolle im Hochleistungssport.<br />

Die Forschungstätigkeiten in diesem Bereich sind vielfältig und die Tendenz ist<br />

steigend.<br />

Im Themenfeld der Sportpsychologie nehmen die Forschungen und die Interventionen<br />

ebenfalls zu. Obwohl man vielerorts bereits um die besondere Bedeutung<br />

der Psyche im Wettkampfsport weiß, wird dennoch, vergleichsweise wenig Forschung<br />

betrieben. Ähnlich verhält es sich mit diesem Themengebiet in der Wissensvermittlung<br />

bei Traineraus- und Fortbildungen. Folglich erhält dieser Aspekt<br />

oftmals weniger Aufmerksamkeit in der Praxis, als es vielleicht nötig wäre.<br />

Die intrinsische Motivation ist von Bedeutung, wenn es darum geht, kontinuierlich<br />

und langfristig sehr gut körperliche Leistungen zu bringen und einer trainingsintensiven<br />

Sportart wie dem Schwimmsport mit der nötigen Leidenschaft<br />

nachzugehen. Die intrinsische Motivation sorgt dafür, dass Tätigkeiten positiv<br />

verknüpft werden und eine Person dadurch aus eigenem Antrieb den Wunsch<br />

erlebt, diese Tätigkeit erneut auszuüben. Dass sich extrinsische Motivation, bei<br />

falscher Anwendung, sogar nachteilig auf das Training auswirken kann, sollte<br />

ebenfalls berücksichtigt werden. Angesichts dessen sollte es für Schwimmtrainer<br />

erstrebenswert sein, sich diesbezüglich ein umfangreiches Wissen anzueignen.


202<br />

Um dieses Thema mit dem Schwimmsport zu verknüpfen, soll diese Arbeit<br />

Erkenntnisse darüber liefern, wie das Training von Wettkampfschwimmern in<br />

Bezug auf die Steigerung der intrinsischen Motivation optimiert werden kann.<br />

Es sollen praktisch anwendbare Hinweise auf der Basis sportpsychologischer<br />

Erkenntnisse entstehen, die für Trainer im täglichen Training leicht handhabbar<br />

sind.<br />

Im Idealfall resultiert daraus eine höhere intrinsische Motivation der Sportler,<br />

was wiederum zu mehr Freude am täglichen Training und folglich besseren<br />

Wettkampfergebnissen führen kann.<br />

2. THEORETISCHER HINTERGRUND<br />

In der vorliegenden Arbeit sollen theoretische Erkenntnisse der Sportpsychologie,<br />

speziell des Themenfeldes der intrinsischen Motivation, in praktisch anwendbare<br />

Methoden für das Training von Wettkampfschwimmern überführt<br />

werden.<br />

Um das Verständnis für diesen Themenbereich näher zu bringen, sind im Folgenden<br />

die Begriffe extrinsische und intrinsische Motivation näher erläutert und<br />

konkreter im Kontext Sport vorgestellt. Anschließend werden mögliche Faktoren<br />

zur Steigerung der intrinsischen Motivation dargestellt, bevor diese dann<br />

durch eigenständige Überlegungen in praktisch anwendbare Trainingsmethoden<br />

einfließen.<br />

2.1 Motivation<br />

Motivation ist definiert als „die aktivierende Ausrichtung des momentanen Lebensvollzugs<br />

auf einen positiv bewerteten Zielzustand“ (Rheinberg, 2002).<br />

Motivation kann also als Antrieb zur Ausrichtung des eigenen Verhaltens auf<br />

die Erreichung eines wünschenswerten Zielzustandes verstanden werden. Die<br />

Grundlage der Motivation liegt in dem positiv bewerteten Zielzustand. Dieser<br />

Zustand kann beispielsweise erreicht werden, indem man eine positive Situation<br />

schafft (Ich treffe mich mit Freunden, weil ich mit ihnen eine schöne Zeit<br />

verbringen kann) oder indem man aus einer negativen Situation entflieht (Ich<br />

beende die Trainingseinheit, weil ich sie als unangenehm und ermüdend empfinde).<br />

Durch beide Vorgehensweisen erwartet man, dass sich das subjektive Wohlbefinden<br />

verbessert. Es wird somit als erstrebenswert erachtet und es erwächst<br />

die Motivation, sein Handeln dahingehend auszurichten (Brand & Schweizer,<br />

2019).<br />

Die affektive Komponente ist im Motivationsgeschehen an zwei Punkten von<br />

großer Bedeutung. Einerseits ist diese Komponente in dem Bezug auf den er-


203<br />

warteten Zielzustand (z.B. ein positives Endergebnis) von Bedeutung. Andererseits<br />

ist auch die Tätigkeitsausführung mit einem Affekt verbunden, der nicht<br />

zwingend mit dem des Zielzustandes übereinstimmen muss. Im Gegenteil<br />

kommt es hierbei oft zu schwerwiegenden Diskrepanzen, die die Vorhersage<br />

von Verhalten anhand von Zielen sehr schwierig gestaltet (Schüler, Wegner, &<br />

Plessner, 2020). Beispielsweise kann man den Zielzustand der Gewichtsreduktion<br />

um 5 Kilogramm als sehr positiv betrachten. Der erforderliche Aufwand<br />

(regelmäßig Sport zu treiben und die Ernährung umzustellen) kann jedoch dementgegen<br />

stehen und letztlich dazu führen, dass das eigene Verhalten nicht auf<br />

den positiv bewerteten Zielzustand ausgerichtet, sondern stärker durch die negative<br />

Bewertung der Verhaltensumstellung bestimmt wird.<br />

Anreize können daher in Zweck- und Tätigkeitsanreize unterschieden werden. Von<br />

Zweckanreizen wird immer dann gesprochen, wenn die ausgeführte Handlung<br />

vor allem der Erreichung des Zielzustandes dient. Im Kontext Sport sind hierbei<br />

zum Beispiel die Veränderung von Körperformen oder die Gesundheit relevante<br />

Aspekte. Der Sport dient dabei lediglich als Zweck zur Erreichung eines positiv<br />

bewerteten Endresultats, wird selbst aber nicht zwingend positiv beurteilt. Bei<br />

Tätigkeitsanreizen handelt es sich um die Sinnerfüllung in der Handlung. Hierbei<br />

geht es vor allem um Körpererfahrungen, wie beispielsweise die Wahrnehmung<br />

von Kraft oder des Flow-Erlebens (Csikszentmihalyi, 1990). Im Zusammenhang<br />

mit Tätigkeitsanreizen wird oft von intrinsischer Motivation gesprochen. Abele<br />

und Brehm (1990) benennen zehn bedeutende Anreize (sowohl Zweck- als auch<br />

Tätigkeitsanreize) im Bereich sportlicher Freizeitaktivitäten:<br />

1. Gesundheit und Fitness<br />

2. Wohlbefinden<br />

3. Aussehen<br />

4. Leistung<br />

5. Körpererfahrung<br />

6. Gemeinschaftserleben<br />

7. Kontakte<br />

8. Spannung und Neues erleben<br />

9. Ästhetik sportlicher Aktivität<br />

10. Selbstpräsentation (Abele & Brehm, 1990).<br />

2.1.1 Extrinsische Motivation<br />

Liegt einem Verhalten ein äußerer Anreiz zugrunde, so spricht man in der Regel<br />

von extrinsischer Motivation.


204<br />

Das Verhalten eines Menschen kann stark durch äußere Einflussfaktoren, wie<br />

beispielsweise Normen, Werte oder Erwartungen gelenkt sein. Andere Reize aus<br />

unserer Umwelt, die unser Verhalten beeinflussen, sind Belohnung und Bestrafung.<br />

In lerntheoretischen Annahmen ist belegt, dass sogenanntes Verstärkungslernen,<br />

durch Belohnung und Bestrafung, die Wahrscheinlichkeit des erneuten<br />

Auftretens eines bestimmten Verhaltens signifikant erhöht oder senkt (Schüler,<br />

Wegner, & Plessner, 2020). Diese Anreize können beispielsweise in sozialer<br />

Form als Lob oder Ablehnung auftreten oder in materieller Form als Medaille<br />

oder Geldstrafe. Das Anregen der extrinsischen Motivation durch Belohnung<br />

und Bestrafung bringt allerdings verschiedene Schwierigkeiten mit sich.<br />

Edward Deci beschreibt in der „Kognitiven Bewertungstheorie“, dass Menschen<br />

in ihrer Ursprünglichkeit intrinsisch motiviert sind (Deci, Intrinsic Motivation,<br />

1975). Der Mensch ist von sich aus bestrebt, optimale Herausforderungen zu<br />

suchen und sich weiterzuentwickeln. Gemäß dieser Theorie kann es aber durch<br />

äußere Anreize zu einer Hemmung der intrinsischen Motivation kommen. Deci<br />

entdeckte das bereits 1971 in einer Untersuchung und bezeichnete die Untergrabung<br />

der intrinsischen durch die extrinsische Motivation als Korrumpierungseffekt<br />

(Deci, Effects of externally mediated rewards on intrinsic motivation).<br />

Ein weiteres Problem extrinsischer Motivation zeigt sich für die Aufrechterhaltung<br />

des angestrebten Verhaltens bei der Entfernung des Anreizes. Denn das<br />

Verhalten wird unter Umständen nur so lange gezeigt, wie die Belohnung erhalten<br />

bleibt oder die Bestrafung vermieden wird. Fällt der äußere Anreiz zur<br />

Ausführung des Verhaltens weg, sinkt auch die Auftretenswahrscheinlichkeit<br />

für das Verhalten stark.<br />

Des Weiteren kann permanente extrinsische Motivation dazu führen, dass die<br />

Instanz, welche die Anreize schafft (z.B. der Trainer), nach einer gewissen Zeit<br />

negativ wahrgenommen wird (Brand & Schweizer, 2019).<br />

2.1.2 Intrinsische Motivation<br />

Intrinsische Motivation meint die Ausführung einer Tätigkeit um seiner selbst<br />

willen. Die Handlung sorgt dabei für die Erfüllung des positiven Zielzustandes.<br />

Hierbei entsteht die Motivation aus der Person heraus, ist losgelöst von äußeren<br />

Faktoren und in höchstem Maße selbstbestimmt (Schüler, Wegner, & Plessner,<br />

2020).<br />

Die Folge intrinsischer Motivation ist eine positive Verknüpfung mit der ausgeführten<br />

Tätigkeit (Lepper & Cordova, 1992). Daraus erwächst wiederum das<br />

Bestreben, das positiv erlebte Verhalten erneut auszuführen. Im sportlichen<br />

Kontext resultieren aus dieser Art der Motivation eine größere Beständigkeit<br />

der Leistungen und ein positiveres Erleben der physischen Aktivität.


205<br />

2.1.3 Methoden zur Steigerung der intrinsischen Motivation im Sport<br />

Aufgrund der Tatsache, dass das Schaffen von extrinsischen Anreizen nicht nur<br />

förderliche Effekte hat, wurde auch untersucht, wie sich die intrinsische Motivation<br />

steigern lässt.<br />

Weinberg und Gould postulieren folgende sechs Möglichkeiten zur Verbesserung<br />

der intrinsischen Motivation (Weinberg & Gould, 2015):<br />

1. Erfolgserlebnisse: Durch das Erleben von Erfolg erwächst ein Gefühl<br />

von Kompetenz, was eines der Grundbedürfnisse des menschlichen Daseins<br />

darstellt. Besonders kompetent fühlt man sich bei der Ausführung von Aufgaben,<br />

die einen weder unter- noch überfordern.<br />

2. Bewertung der sportlichen Leistung: Das Feedback sollte sich klar an<br />

der gegenwärtigen sportlichen Leistung orientieren. Es muss deutlich werden,<br />

dass die Rückmeldung nur mit der gerade ausgeführten Tätigkeit zusammenhängt<br />

und weder mit persönlichen Belangen noch mit Ereignissen oder Leistungen<br />

in der Vergangenheit in Verbindung steht.<br />

3. Einsatz von verbaler und nonverbaler Kommunikation: Anerkennung<br />

sollte nicht nur verbal, sondern möglichst oft auch über die nonverbale Kommunikationskanäle<br />

vermittelt werden. Nonverbale Kommunikation wird vom Adressaten<br />

als ehrlicher wahrgenommen und bestärkt vor allem Athleten „zweiter<br />

Reihe“.<br />

4. Abwechslungsreichtum: Monotonie ist einer der häufigsten Gründe für<br />

das Verlassen von Sportprogrammen und sollte vermieden werden. Denn durch<br />

Abwechslung wird Sportlern die Möglichkeit geboten, verschiedenste Fähigkeiten<br />

und Fertigkeiten zu erwerben und ständig neue Erfahrungen und Herausforderungen<br />

zu erleben.<br />

5. Entscheidungsfreiräume bieten: Selbstbestimmtes Handeln ist ein<br />

Kennzeichen der intrinsischen Motivation. Durch Wahlmöglichkeiten und Mitspracherecht<br />

wird das Erleben von Autonomie gestärkt.<br />

6. Realistische Zielsetzung: Ziele, die den eigenen Fähigkeiten angepasst<br />

sind, führen zu einer intensiven Auseinandersetzung mit der Aufgabe, ohne sich<br />

dabei unter- oder überfordert zu fühlen. Es wird hierbei von mittelschweren<br />

Zielsetzungen gesprochen. Auf dieser Basis kann Erfolgs- und Kompetenzerleben<br />

entstehen und die Motivation steigen.


206<br />

2.2 Messung der intrinsischen Motivation<br />

Zur Erfassung der intrinsischen Motivation wird in dieser Untersuchung eine<br />

Kurzform des „Intrinsic Motivation Inventory“ (Ryan, 1982) genutzt. Der Fragebogen<br />

dient zur Erfassung der subjektiven Erfahrung einer Tätigkeit. Die<br />

Standardversion umfasst 22, die Kurzversion zwölf Items und ist auf ein breites<br />

Spektrum von Tätigkeiten anwendbar. Zur Erfassung der Items dient eine<br />

fünfstufige Likert-Skala (0 – stimmt gar nicht, 1 – stimmt wenig, 2 – stimmt<br />

teils-teils, 3 – stimmt ziemlich, 4 – stimmt völlig). Der Fragebogen ist bezüglich<br />

seiner Objektivität, Reliabilität und Validität der Messung zufriedenstellend<br />

(Wilde, Bätz, Kovaleva, & Urhahne) und weist eine hinreichende Durchführungs-,<br />

Auswertungs- und Interpretationsobjektivität auf (Bortz & Döring).<br />

Durch das hohe Maß an Ökonomie und die Anwendbarkeit auf verschiedene<br />

Tätigkeitsbereiche kommt die Kurzform des „Intrinsic Motivation Inventory“<br />

hier zum Einsatz. Die Fragestellungen der Items lassen sich auf verschiedene<br />

Tätigkeiten anpassen.<br />

3. TRANSFER IN DAS SCHWIMMSPEZIFISCHE TRAINING<br />

Die vorgestellten Methoden (Kap. 2.1.3) werden in dem vorliegenden Kapitel in<br />

das spezifische Training eines Wettkampfschwimmers übertragen. Die Inhalte<br />

des Abschnitts basieren auf den eigenständigen Überlegungen des Autors. Es<br />

werden nur einige Beispiele zur praktischen Anwendung auf Basis der zuvor<br />

genannten Punkte zur Steigerung der intrinsischen Motivation dargeboten und<br />

schließt weitere Möglichkeiten nicht aus.<br />

3.1 Erfolgserlebnisse im Schwimmtraining<br />

Die Möglichkeit Erfolg zu erleben bzw. gestellte Ziele zu erreichen, bietet sich<br />

im Schwimmtraining permanent. Ziele können hierbei zum Beispiel in Form<br />

von Zeiten, Weiten oder Vorgaben zur Bewegungsausführung gestellt werden.<br />

Bestimmte Zeitvorgaben für eine 100-Meter-Testserie, konkrete Weiten für die<br />

Ausführung der Tauchphasen oder die Anweisung zur korrekten Ellenbogenvorhalte<br />

während des Kraulschwimmens wären dafür denkbare Zielsetzungen.<br />

Mögliche Variationen sind dabei viele vorhanden. Bedeutend ist jedoch, dass<br />

die angestrebten Ziele individuell angepasst sind und es eine Übereinstimmung<br />

mit der Selbstwirksamkeitserwartung des Sportlers gibt (Ich bin in der Lage das<br />

umzusetzen). Nur dann, wenn der Sportler die Ziele auch erreicht, ohne sich dabei<br />

unter- oder überfordert zu fühlen, wird sich ein Erfolgsgefühl und ein Kompetenzerleben<br />

einstellen. Zu berücksichtigen und zu dokumentieren ist auch, ob


207<br />

die Vorgaben erreicht wurden oder nicht, damit die Ziele fortlaufend angepasst<br />

werden können. Dieses Vorgehen stellt für Sportler und Trainer gleichermaßen<br />

einen Lernprozess dar.<br />

3.2 Bewertung der sportlichen Leistung im Schwimmsport<br />

Im Training lassen sich Leistungen regelmäßig bewerten. Basierend auf Kap.<br />

3.1 können die erzielten Erfolge dementsprechend gewürdigt werden. Die augenblicklich<br />

dargebotene Leistung sollte grundsätzlich möglichst angemessenes<br />

Feedback erhalten. Das Feedback sollte dabei sachlich, prägnant, zeitnah<br />

und aufgabenorientiert erfolgen. Ein großer Nachteil des Schwimmsports ist der<br />

Zeitpunkt der Rückmeldung, da der Sportler in den meisten Fällen, die jeweilige<br />

Übung erst beenden muss, ehe man ihm ein verbales Feedback geben kann.<br />

3.3 Einsatz von verbaler und nonverbaler Kommunikation im Schwimmsport<br />

Bei diesem Punkt ist es nach Ansicht des Autors nicht notwendig eine Spezifizierung<br />

für den Schwimmsport vorzunehmen. Es sollten die Inhalte aus Kap.<br />

2.1.3 für die Umsetzung berücksichtigt werden.<br />

3.4 Abwechslungsreichtum im Schwimmsport<br />

Es liegen uns im Schwimmsport eine Vielzahl von Variationsmöglichkeiten<br />

vor. Zu variierende Parameter sind beispielsweise Streckenlänge, Intensität,<br />

Schwimmlage, Pausenzeit, Hilfsmittel oder die schwimmspezifische Aufgabenausführung.<br />

Darüber hinaus können weitere kreative Elemente eingesetzt<br />

werden, beispielsweise kurze Unterbrechungen des schwimmspezifischen Trainings<br />

durch athletische Übungen, kombinierte Bewegungsausführungen verschiedener<br />

Lagen oder zusätzliche koordinative Aufgaben, die eine verstärkte<br />

psychomotorische Aktivierung erfordern. Die Möglichkeiten, um den Abwechslungsreichtum<br />

einer Trainingseinheit zu erhöhen, sind vielfältig. Hilfreich kann<br />

dabei auch der Austausch mit anderen Trainern sein.<br />

3.5 Entscheidungsräume im Schwimmsport bieten<br />

In das Training von Wettkampfschwimmern können verschiedene Wahlmöglichkeiten<br />

integriert werden. Vor allem bietet es sich an, den Sportlern die Entscheidung<br />

zu überlassen in welcher Lage sie bestimmte Serien absolvieren<br />

möchten. Es ist auch möglich den Sportlern gelegentlich mehrere Trainingsserien<br />

anzubieten, aus denen sie selbst wählen dürfen. Darüber hinaus kann der<br />

Trainer beispielsweise auch die Wahl der Hilfsmittel freistellen.


208<br />

3.6 Realistische Zielsetzung im Schwimmsport<br />

Dieser Punkt ist eng mit 3.1 verknüpft. Im schwimmspezifischen Training können<br />

dem Sportler immer wieder Zielvorgaben gemacht werden. Das Stellen sogenannter<br />

mittelschwerer Aufgaben setzt ein gutes Wissen über die Athleten<br />

voraus und muss permanent reguliert werden. Mittelschwere Aufgaben erfordern<br />

Engagement, ohne dabei Resignation hervorzurufen. Gleichzeitig ist diese<br />

Art der Aufgabe anspruchsvoll genug, um den Athleten nicht zu langweilen.<br />

Die Möglichkeiten zur Regulation dieses Aspekts sind in Kapitel 3.1 bereits<br />

erläutert worden.<br />

4. FORSCHUNGSFRAGE UND ZIELSETZUNG<br />

Die vorliegende Arbeit soll die Möglichkeiten zur Steigerung der intrinsischen<br />

Motivation im Kontext des Schwimmtrainings von Leistungssportlern prüfen.<br />

Basierend auf dem theoretischen Hintergrund orientiert sich die Untersuchung<br />

an den aufgeführten Punkten von Weinberg und Gould (2015). Die Datenlage<br />

wurde in Kap. 3 durch den Autor auf den Schwimmsport übertragen und<br />

soll nun in einer Datenerhebung genauer untersucht werden. Hierzu werden<br />

Schwimmer im zeitlichen Abstand von mehreren Tagen über ihre Motivation<br />

zu zwei Trainingsprogrammen befragt. Ein Programm bietet Entscheidungsfreiräume<br />

(motivationsfördernd). Das zweite Programm hingegen nicht (Kontrollvariante).<br />

Es wird erwartet, dass sich Ergebnisse in Übereinstimmung mit der<br />

Literatur finden lassen.<br />

In dieser Untersuchung wird lediglich der Parameter „Entscheidungsfreiräume<br />

bieten“ (Kap. 2.1.3; Kap. 3.5) manipuliert und untersucht. Dieser zu untersuchenden<br />

Punkt ist in Form von Trainingsplänen gut erfassbar und nachvollziehbar.<br />

Die Erfassung und Bewertung der anderen Parameter würden nach Ansicht<br />

des Autors eine externe Kontrollinstanz erfordern.<br />

Es wird ein positiver Zusammenhang zwischen dem motivationsfördernden<br />

Trainingsprogramm und der intrinsischen Motivation erwartet.<br />

Folgende Hypothesen ergeben sich für die vorliegende Untersuchung:<br />

1. Der motivationsfördernde Trainingsplan führt zu höheren Werten in der<br />

empfundenen Entscheidungsfreiheit als bei der Kontrollvariante.<br />

2. Der motivationsfördernde Trainingsplan führt zu höheren Werten<br />

intrinsischer Motivation als bei der der Kontrollvariante.


209<br />

5. METHODE<br />

In der vorliegenden Forschungsarbeit soll die Nützlichkeit der intrinsischen<br />

Motivation im Training von Wettkampfschwimmern untersucht werden. Weinberg<br />

und Gould (2015) beschreiben verschiedene Möglichkeiten zur Verbesserung<br />

der intrinsischen Motivation für verschiedene Tätigkeiten. Diese Aspekte<br />

wurden in das schwimmspezifische Training übertragen. In dieser Arbeit wird<br />

vor allem das Konstrukt der Wahlfreiheit untersucht.<br />

5.1 Stichprobe<br />

An der Studie nahmen sechs (w=2, m=4) aktive Nachwuchssportler des Bundesstützpunktes<br />

Potsdam teil. Vier der Teilnehmer gehören dem NK2-Kader<br />

an. Das Durchschnittsalter betrug 14,5 Jahre (A min =14, A max =15). Der durchschnittliche<br />

Trainingsumfang für die Sportler beläuft sich auf 32 Kilometer pro<br />

Woche.<br />

5.2 Versuchsaufbau<br />

Es wurde ein Trainingsplan in zwei Ausführungen entworfen (siehe Anhang),<br />

der in seinem Umfang dem Durchschnitt der derzeitigen Trainingsphase entsprach.<br />

An sieben Punkten wurde der Plan so verändert, dass die Sportler entweder<br />

selbstständig die Schwimmart wählen konnten, in der sie die Aufgabe<br />

absolvieren (Plan A), oder konkrete Vorgaben über den Schwimmstil gemacht<br />

wurden (Plan B). Im direkten Anschluss an das Training wurden die Sportler<br />

aufgefordert Auskunft über ihr Empfinden hinsichtlich des Trainingsprogramms<br />

zu geben. Hierzu diente die Kurzform des Fragebogens „Intrinsic Motivation<br />

Inventory“ (Ryan, 1982). Es wurde darum gebeten möglichst ehrlich zu antworten.<br />

Alle Antworten waren anonym.<br />

Beide Trainingsprogramme, mit der dazugehörigen Befragung, wurden im Abstand<br />

von sieben Tagen und zur selben Tageszeit absolviert.<br />

5.3 Statistische Auswertung<br />

Bei der Stichprobe handelt es sich um eine abhängige Stichprobe mit Messwiederholungsdesign.<br />

Alle statistischen Auswertungen wurden mit R Studio<br />

3.6.2 vorgenommen. Bevor die Daten auf Basis eines gepaarten t-Tests analysiert<br />

wurden, fand eine Prüfung auf Normalverteilung mithilfe des Shapiro-Wilk-Tests<br />

statt.


210<br />

6. ERGEBNISSE<br />

Im vorliegenden Abschnitt werden nun die Ergebnisse der statistischen Auswertung<br />

dargelegt, die im Zusammenhang mit den Forschungsfragen der vorliegenden<br />

Arbeit stehen.<br />

6. 6.1 Einfluss Ergebnisse der Programme auf die empfundene Wahlfreiheit<br />

Im vorliegenden Abschnitt werden nun die Ergebnisse der statistischen Auswertung dargelegt,<br />

In zwei verschiedenen Trainingsplänen wurde manipuliert, inwiefern die Sportler<br />

Wahlfreiheiten in Bezug auf die Schwimmstile haben. In der Durchführung<br />

die im Zusammenhang mit den Forschungsfragen der vorliegenden Arbeit stehen.<br />

6.1 von Einfluss Plan A der konnten Programme die Sportler auf die oft empfundene selbst entscheiden Wahlfreiheit in welcher Lage sie die<br />

In Aufgaben zwei verschiedenen absolvieren. Bei Trainingsplänen Plan B hingegen wurde waren manipuliert, die Schwimmstile inwiefern für die jede Sportler<br />

Wahlfreiheiten Aufgabe vorgegeben. in Bezug auf die Schwimmstile haben. In der Durchführung von Plan A<br />

konnten Die Items die sieben Sportler bis oft neun selbst des entscheiden Intrinsic in Motivation welcher Lage Inventory sie die Aufgaben erfassen absolvieren. die empfundene<br />

Bei<br />

Plan B hingegen<br />

Wahlfreiheit<br />

waren die<br />

eines<br />

Schwimmstile<br />

Ereignisses<br />

für<br />

und<br />

jede<br />

wurden<br />

Aufgabe<br />

im<br />

vorgegeben.<br />

Zusammenhang mit den<br />

Die Items sieben bis neun des Intrinsic Motivation Inventory erfassen die empfundene<br />

Wahlfreiheit<br />

verschiedenen<br />

eines<br />

Trainingsprogrammen<br />

Ereignisses und wurden<br />

untersucht.<br />

im Zusammenhang mit den verschiedenen<br />

Trainingsprogrammen Die Untersuchung für untersucht. diese Items zeigt einen höheren Wert für den motivationsfördernden<br />

Untersuchung Plan für (Plan diese A) Items (M = zeigt 3,44; einen SD = höheren 0,62) im Wert Vergleich für den motivationsfördernden<br />

zu Plan B (M =<br />

Die<br />

Plan 2,66; (Plan SD A) = 0,42). (M = 3,44; SD = 0,62) im Vergleich zu Plan B (M = 2,66; SD = 0,42).<br />

Die Analyse des des t-Tests t-Tests zeigt zeigt einen einen signifikanten signifikanten Unterschied Unterschied dieser Mittelwerte, dieser Mittelwerte,<br />

t(5) = 2.36, p =<br />

t(5) = 2.36,<br />

p = 0.03.<br />

0.03.<br />

Abbildung 1. Zusammenhang von der Art des Trainingsprogramms und der empfundenen Entscheidungsfreiheit.<br />

Abb. 1. Zusammenhang von der Art des Trainingsprogramms und der empfundenen<br />

6.2 Einfluss Entscheidungsfreiheit<br />

der Programme auf die intrinsische Motivation<br />

Die intrinsische Motivation der Sportler für die jeweiligen Trainingsprogramme wurde unter<br />

Berücksichtigung aller Items des Intrinsic Motivation Inventory erfasst.<br />

Auch hier zeigt sich ein höherer Wert für den motivationsfördernden Plan (M = 3,94; SD =


Weinberg und Gould (2015) postulierten verschiedene Möglichkeiten zur Steigerung der<br />

intrinsischen Motivation. Darunter die Annahme, dass sich die Möglichkeiten zur<br />

211<br />

6.2 Einfluss der Programme auf die intrinsische Motivation<br />

Die intrinsische Motivation der Sportler für die jeweiligen Trainingsprogramme<br />

wurde unter Berücksichtigung aller Items des Intrinsic Motivation Inventory<br />

erfasst.<br />

Auch hier zeigt sich ein höherer Wert für den motivationsfördernden Plan (M =<br />

3,94; SD = 0,45) im Gegensatz zu Plan B (M = 3,38; SD = 0,32).<br />

Für dieses Ergebnis zeigt der t-Test ebenfalls einen signifikanten Unterschied<br />

der Mittelwerte, t(5) = 2.41, p = 0.03.<br />

Abb. 2. Zusammenhang von der Art des Trainingsprogramms und der empfundenen<br />

Abbildung 2. Zusammenhang von der Art des Trainingsprogramms und der empfundenen intrinsischen<br />

Motivation. intrinsischen Motivation.<br />

7. DISKUSSION<br />

7. Diskussion<br />

Die Ergebnisse der vorliegenden Forschungsarbeit zeigen einen positiven und<br />

Die Ergebnisse der vorliegenden Forschungsarbeit zeigen einen positiven und signifikanten<br />

signifikanten Zusammenhang zwischen der Menge an Wahlmöglichkeiten innerhalb<br />

und der einer empfundenen Trainingseinheit Wahlfreiheit. und der Genauso empfundenen zeigen Wahlfreiheit. sich positive Genauso und signifikante zei-<br />

Zusammenhang zwischen der Menge an Wahlmöglichkeiten innerhalb einer Trainingseinheit<br />

gen Zusammenhänge sich positive für und die signifikante Menge Wahlmöglichkeiten Zusammenhänge und für der die intrinsischen Menge an Wahlmöglichkeiten<br />

Sportler. und der intrinsischen Motivation der Sportler.<br />

Motivation der<br />

Nachdem die statistischen Auswertungen vorliegen, sollen diese nun interpretiert und in<br />

Nachdem Verbindung die mit statistischen dem aktuellen Auswertungen Forschungsstand vorliegen, gebracht werden. sollen diese nun interpretiert<br />

und in Verbindung mit dem aktuellen Forschungsstand gebracht werden.<br />

7.1 Interpretation der Ergebnisse


212<br />

7.1 Interpretation der Ergebnisse<br />

Weinberg und Gould (2015) postulierten verschiedene Möglichkeiten zur Steigerung<br />

der intrinsischen Motivation. Darunter die Annahme, dass sich die Möglichkeiten<br />

zur Wahlfreiheit positiv auf die intrinsische Motivation auswirken.<br />

7.1.1 Möglichkeiten zur Wahlfreiheit und empfundene Wahlfreiheit<br />

Um zu überprüfen, ob sich die Menge an Wahlmöglichkeiten positiv auf die intrinsische<br />

Motivation auswirkt, muss zunächst geprüft werden, ob die Sportler<br />

die angebotenen Wahlmöglichkeiten auch als solche wahrnehmen.<br />

In dieser Untersuchung konnte gezeigt werden, dass die Sportler Unterschiede<br />

in den Entscheidungsfreiräume zwischen den Trainingseinheiten wahrnehmen,<br />

wenngleich sich diese nur auf die Wahl der Schwimmstile beziehen. Dieses Ergebnis<br />

stimmt mit dem aktuellen Forschungsstand überein.<br />

7.1.2 Möglichkeiten zur Wahlfreiheit und intrinsische Motivation<br />

Die statistischen Auswertungen weisen darauf hin, dass das Angebot an freien<br />

Entscheidungen innerhalb der Trainingseinheiten einen Einfluss darauf hat, wie<br />

hoch die intrinsische Motivation zur sportlichen Aktivität ist. Dieses Ergebnis<br />

entspricht ebenfalls dem aktuellen Forschungsstand.<br />

8. SCHLUSSFOLGERUNG FÜR DIE PRAXIS<br />

Die vorliegende Arbeit zielte darauf ab, zu untersuchen, ob die intrinsische Motivation<br />

bei Wettkampfschwimmern durch gezielte Manipulation der Trainingsinhalte<br />

verändert werden kann.<br />

Es ist zu berücksichtigen, dass die Untersuchung mit einer Stichprobengröße<br />

von sechs Teilnehmern nur eine eingeschränkte Aussagekraft hat. Nichtsdestotrotz<br />

zeigt sich ein positiver Effekt für die untersuchten Zusammenhänge. Dieser<br />

Effekt bedarf unter Umständen weiterer Untersuchungen, um eine bessere wissenschaftliche<br />

Evidenz zu erlangen. Besonders im Schwimmsport gibt es bisher<br />

keinerlei Forschungsarbeiten zu diesem Themenfeld. So könnte beispielsweise<br />

auch untersucht werden, inwiefern sich dieser Effekt nicht nur auf ganze Trainingseinheiten,<br />

sondern auch in dem Bezug auf einzelne Inhalte des Trainings<br />

auswirkt. Dabei können Trainer und Sportler ebenfalls profitieren, wenn es darum<br />

geht das Training weiter zu optimieren.


213<br />

Gleichzeitig ist zu berücksichtigen, dass nicht in jeder Trainingseinheit und<br />

für jede Aufgabe solche Entscheidungsfreiräume geboten werden können, da<br />

das teilweise im Konflikt mit den trainingswissenschaftlichen Erkenntnissen<br />

und den Überzeugungen des Trainers steht. Es könnte spekuliert werden, dass<br />

Schwimmtrainer, die im Hochleistungsbereich tätig sind, überwiegend mit<br />

Sportlern arbeiten, die bereits einen hohen Ausprägungsgrad an intrinsischer<br />

Motivation besitzen. Wenn man jedoch Nachwuchssportler langfristig an diesen<br />

Sport binden möchte, so ist es von Bedeutung, dass diese jungen Sportler<br />

möglichst häufig positive Erfahrungen machen. Dazu gehört auch das Erleben<br />

der physischen Aktivität als Tätigkeitsanreiz, also das Erleben des Schwimmtrainings<br />

als Sinnerfüllung in dem Moment.<br />

Abschließend lässt sich zusammenfassen, dass Möglichkeiten zur Steigerung<br />

der intrinsischen Motivation im täglichen Training von Wettkampfschwimmern<br />

berücksichtigt werden sollte. Dabei können kleine Entscheidungsfreiräume bereits<br />

Erfolge erzielen.<br />

Literaturverzeichnis<br />

Abele, A., & Brehm, W. (1990). Wer ist der "typische" Fitness Sportler? Ein Beitrag<br />

zur Sportpartizipation im Erwachsenenalter. Spektrum Sportwissenschaft,<br />

(2), S. 4-32.<br />

Bortz, J., & Döring, N. (kein Datum). Forschungsmethoden und Evaluation für<br />

Sozialwissenschaftler. Berlin: Springer.<br />

Brand, R., & Schweizer, G. (2019). Sportpsychologie. Berlin, Deutschland:<br />

Springer.<br />

Csikszentmihalyi, M. (1990). Flow: The psychology of optimal experience. New<br />

York: Harper & Row.<br />

Deci, E. L. (1975). Intrinsic Motivation. New York: Plenum.<br />

Deci, E. L. (kein Datum). Effects of externally mediated rewards on intrinsic<br />

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214<br />

Lepper, M. R., & Cordova, D. I. (1992). A disire to be tought: Instructional<br />

consequences of intrinsic motivation. Motiv Emot (16), S. 187-208. https://doi.<br />

org/10.1007/BF00991651.<br />

Rheinberg, F. (2002). Motivation. Stuttgart: Kohlhammer.<br />

Ryan, R. M. (1982). Control and information in the intrapersonal sphere: An<br />

extension of cognitive evaluation theory. Journal of Personality and Social Psychology<br />

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Schüler, J., Wegner, M., & Plessner, H. (2020). Sportpsychologie. Grundlagen<br />

und Anwendung. Berlin: Springer.<br />

Weinberg, R. S., & Gould, D. (2015). Foundations of sport and exercise psychology.<br />

Champaign, IL: Human Kinetics.<br />

Wilde, M., Bätz, K., Kovaleva, A., & Urhahne, D. (kein Datum). Testing a short<br />

scale of intrinsic motivation. Zeitschrift für Didaktik der Naturwissenschaften<br />

(15), S. 31-45.<br />

Autor:<br />

Tim-Thorben Suck<br />

Psychologie B.Sc.<br />

Lehrertrainer an der Sportschule Potsdam (Klassen 9-10)<br />

tim-thorben@web.de


215<br />

Christian Landfried<br />

STROKE INDEX IM SCHWIMMSPORT -<br />

EINE SYSTEMATISCHE ÜBERSICHTSARBEIT<br />

A-Lizenzausbildung Schwimmen 2020/2021<br />

1. EINLEITUNG<br />

Der Schwimmsport findet überwiegend an der Grenzfläche zwischen Wasser<br />

und Luft statt. Wenn es darum geht, Fehler zu machen, ist Wasser nicht sehr<br />

nachsichtig. Genau aus diesem Grund lässt sich recht einfach der Schluss ziehen,<br />

„[…] swimming is the most technique-sensitive sport in the world.“ (Hall<br />

& Murphy, 2020, S. 8).<br />

Der hohe technische Anspruch ist spätestens auf internationalem Niveau verbunden<br />

mit einem hohen Trainingsaufwand in Bezug auf Trainingstage, Trainingseinheiten<br />

und Umfang der geschwommenen Meter, um die physiologischen<br />

Voraussetzungen für Topleistungen zu entwickeln (Maglischo, 2003, S.<br />

594 ff.).<br />

Dieser nötigen Verbindung zwischen hohem technischen Anspruch und hohem<br />

Umfang an Trainingskilometern im Training methodisch nachzukommen, ist<br />

von großer Bedeutung, da diese – zusammen mit psychologischen Faktoren und<br />

mentaler Stärke – die leistungsbestimmenden Faktoren im Wettkampf sind (Olbrecht,<br />

2013, S. 13).<br />

Nach Maglischo (2003, S. 700) ist es die Aufgabe von TrainerInnen, den AthletInnen<br />

dabei zu helfen, das individuell optimale Verhältnis von Zuglänge und<br />

Zugfrequenz zu finden. Dies soll die SportlerInnen dazu befähigen, eine gewünschte<br />

Schwimmgeschwindigkeit mit dem geringsten Energieaufwand zu erreichen<br />

und demnach möglichst effizient zu schwimmen. Um die Effizienz der<br />

jeweiligen Schwimmtechnik individuell zu testen, kann der „8 x 50 Meter Efficiency<br />

Test“ genutzt werden. Gleichzeitig ermöglichen die Ergebnisse des Tests<br />

die individuell angepasste Gestaltung von Trainingsserien zur Verbesserung der<br />

Schwimmeffizienz von AthletInnen (Sweetenham & Atkinson, 2003, S. 30 ff.).<br />

Um die Effizienz der Schwimmtechnik von AthletInnen zu überprüfen und zu<br />

beschreiben bzw. in Daten auszudrücken, wurden 1985 im Rahmen einer Untersuchung<br />

die Zuglänge und die Schwimmgeschwindigkeit erstmalig mit Hilfe


216<br />

einer Formel in Beziehung zueinander gebracht. Der errechnete Wert wurde als<br />

Stroke Index bezeichnet und wird bis heute in der Wissenschaft als Variable<br />

für die Effizienz der Schwimmtechnik genutzt (Costill et al., 1985; Ferreira et<br />

al., 2019). Es stellt sich die Frage, wie TrainerInnen im Schwimmsport von der<br />

Bestimmung der Effizienz einer Schwimmtechnik durch Errechnen des Stroke<br />

Index einen Nutzen ziehen können. Aus diesem Grund widmet sich diese Arbeit<br />

einer systematischen Übersicht der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit<br />

der Variablen „Stroke Index“.<br />

Nach einer kurzen Einführung in den theoretischen Hintergrund des Stroke Index<br />

(2) wird die Methode der Literaturanalyse (3.1/ 3.2) erläutert und mit einem<br />

Flow Chart (3.3) graphisch dargestellt. Anschließend werden die in Frage kommenden<br />

wissenschaftlichen Arbeiten inhaltlich vorgestellt (4), um in der Diskussion<br />

(5) die mit dem Stroke Index verbundenen Erkenntnisse hervorzuheben<br />

und zusätzlich vor dem theoretischen Hintergrund diskutiert und interpretiert.<br />

Abschließend wird eine Empfehlung für die Praxis (6) gegeben.<br />

2. THEORETISCHER HINTERGRUND<br />

Die Beziehung zwischen Zugfrequenz und Zuglänge ist negativ. AthletInnen erzielen<br />

die größten Zuglängen, wenn sie mit sehr niedrigen Frequenzen schwimmen,<br />

weil sie dann länger gleiten und/oder während der Armzüge mehr zusätzlichen<br />

Antrieb aus den Beinen gewinnen. Auf der anderen Seite wird die Zuglänge<br />

abnehmen, während die Zugfrequenz steigt. Es besteht weniger Möglichkeit zum<br />

Gleiten und die kurze Zeit zwischen den Armzügen lässt weniger Beinantrieb zu.<br />

Für jede Geschwindigkeit der einzelnen AthletInnen existiert eine individuelle<br />

und ideale Kombination zwischen Zuglänge und Zugfrequenz (Maglischo, 2016,<br />

S. 387 ff.). Um die von Maglischo (2003, S. 594 ff.) genannte Aufgabe der TrainerInnen,<br />

den AthletInnen dabei zu helfen, das individuell optimale Verhältnis von<br />

Zuglänge und Zugfrequenz zu finden, erfüllen zu können, müssen die Variablen<br />

„Zuglänge“ und „Zugfrequenz“ in Zusammenhang mit „Geschwindigkeit“ gebracht<br />

werden. Im Prozess der Schwimmtechnikanalyse und der Rückmeldung<br />

an die AthletInnen sind die drei Variablen in das Feedback bzw. den Austausch zu<br />

integrieren. Ohne weitere Hilfsmittel sind dann die AthletInnen mit Geschwindigkeit<br />

(gemessen in Sekunden), Zugfrequenz (gemessen in Züge pro Minute) und<br />

Zuglänge (gemessen in Meter pro Zug) als Datengrundlage konfrontiert, ohne<br />

direkt einschätzen zu können, ob die Variablen in einem individuell optimalen<br />

Verhältnis zueinander stehen. Um diesen Prozess zu unterstützen, könnte es hilfreich<br />

sein, die Variablen so in Zusammenhang zu bringen, dass ein einzelner Wert<br />

als Bewertungsgrundlage herangezogen werden kann.


217<br />

Costill et al. (1985) entwickelten im Rahmen einer Untersuchung den „stroke<br />

index (SI)“.<br />

Dieser wird errechnet, indem die Schwimmgeschwindigkeit (Vs = m * s -1 ) mit<br />

der Zuglänge (Ds = m * c -1 ) multipliziert wird. Die Forschergruppe nahm an,<br />

dass dieser Index die Schwimmeffizienz wiedergibt. SchwimmerInnen, die bei<br />

einer bestimmten Geschwindigkeit die größere Zuglänge aufweisen, schwimmen<br />

mit der effizienteren Schwimmtechnik und wenden weniger Energie auf.<br />

SI = Vs * Ds<br />

SI = m 2 * c -1 * s -1<br />

Erwachsene, gut vorbereitete und systematisch aufgebaute AthletInnen besitzen<br />

die Fähigkeit, Zugeffizienz auf alle Schwimmgeschwindigkeiten zu übertragen.<br />

Während des Reifeprozesses erfahren die SportlerInnen eine angemessene Entwicklung<br />

des aeroben Systems durch niederschwellige Intensitäten mit gleichzeitig<br />

perfekter Ausführung der Schwimmtechnik und der azyklischen Elemente<br />

(Hannula & Thornton, 2012, S. 30). Diese Aussage bestätigt die Notwendigkeit<br />

eines Instruments zur Evaluation und Bewertung der Effizienz respektive Qualität<br />

der Schwimmtechnik im mehrjährigen Entwicklungsprozess.<br />

Der durch Costill et al. (1985) entwickelte Stroke Index scheint dieser Aufgabe<br />

dienlich zu sein.<br />

3. METHODIK<br />

Im folgenden Kapitel wird die Untersuchungsmethodik beschrieben (3.1), die<br />

Ein- und Ausschlusskriterien erläutert (3.2) und in Form eines Flow Charts eine<br />

systematische Übersicht des Untersuchungsverlaufs abgebildet (3.3).<br />

3.1 Untersuchungsmethodik<br />

Die Literaturrecherche dieser Arbeit hat unter Verwendung der Datenbank des<br />

Bundesinstituts für Sportwissenschaften SURF stattgefunden. Diese Onlinedatenbank<br />

umfasst mit SPOLIT, SPOFOR und SPOMEDIA Literatur, audiovisuelle<br />

Medien, Projekte und den Fachinformationsführer Sport. Außerdem<br />

beinhaltet sie weitere externe Quellen wie die International Society of Biomechanics<br />

in Sport (ISBS), das Directory of open Access Journals (DOAJ) und<br />

die Datenbank PubMed Central (PMC) (Bundesinstitut für Sportwissenschaft,<br />

2019). Somit sind alle für diese Arbeit relevanten sportwissenschaftlichen Datenbanken<br />

in SURF enthalten. Es wurde mit dem Schlagwort „Stroke Index“ gesucht.<br />

Die Verwendung der Anführungszeichen als Suchoperator erzwingt eine


218<br />

exakte Suche, indem mehrdeutige Suchergebnisse verhindert werden sowie Synonyme<br />

der gesuchten Wörter und die Suche nach nur einem der beiden Wörter<br />

ausgeschlossen werden.<br />

Aus der Suche mit diesem Schlagwort ergaben sich 67 Treffer. In den folgenden<br />

zwei Kapiteln wird die präzise Auswahl und Unterteilung der gefundenen Literaturnachweise<br />

schriftlich und graphisch erörtert.<br />

3.2 Ein- und Ausschlusskriterien<br />

Im Rahmen dieser Übersichtsarbeit wurde ausschließlich deutsch- und englischsprachigen<br />

Literatur berücksichtigt. Unter Zuhilfenahme des in Kapitel 3.1<br />

dargestellten Suchbegriffs wurden so in der Datenbank 67 Quellen gefunden.<br />

Diese wurden in drei Arbeitsphasen anhand der Ein- und Ausschlusskriterien<br />

• Themenbezug<br />

• Art der Untersuchung<br />

• Intervention<br />

• Fokus auf Stroke Index<br />

auf ihre Nutzbarkeit im Hinblick auf diese Ausarbeitung überprüft.<br />

Ein Screening der Untersuchungstitel stellt die erste Phase dar, in der 43 der<br />

67 Studien ausgeschlossen werden konnten, da diese Quellen keinen direkten<br />

Zusammenhang hatten oder es sich dabei um reine Übersichtsarbeiten handelte.<br />

In der zweiten Phase konnten durch das Screening des Abstracts von den 24<br />

verbleibenden Titeln weitere 13 Quellen ohne direkten Zusammenhang, ohne<br />

Intervention oder aufgrund einen anderen Schwerpunktsetzung verworfen werden.<br />

In der dritten Arbeitsphase wurden von den restlichen 11 Quellen nochmals<br />

5 Quellen ausgeschlossen, da diese nach Begutachtung des Volltextes nicht<br />

die Anforderungskriterien dieser Ausarbeitung erfüllten. Von den 67 gefunden<br />

Quellen werden somit letzten Endes 6 Untersuchungen in dieser Arbeit berücksichtigt.


219<br />

3.3 Flow Chart<br />

Flow Chart<br />

Systematische<br />

Literaturrecherche<br />

n = 67<br />

Screening der Titel:<br />

n = 67<br />

ausgeschlossene Studien (n = 43):<br />

Screening der<br />

Abstracts:<br />

n = 24<br />

• kein Bezug zum Thema: n = 42<br />

• Übersichtsarbeiten: n = 1<br />

• keine Intervention: n = 0<br />

• Stroke Index nicht im Fokus: n = 0<br />

ausgeschlossene Studien (n = 13):<br />

• kein Bezug zum Thema: n = 2<br />

• Übersichtsarbeiten: n = 0<br />

• keine Intervention: n = 3<br />

• Stroke Index nicht im Fokus: n = 8<br />

Screening der<br />

Volltexte:<br />

n = 11<br />

ausgeschlossene Studien (n= 5):<br />

• kein Bezug zum Thema: n = 1<br />

• Übersichtsarbeiten: n = 0<br />

• keine Intervention: n = 3<br />

• Stroke Index nicht im Fokus: n = 1<br />

Analysierte Studien:<br />

n = 6<br />

4. ERGEBNISSE<br />

4 / 18<br />

Im folgenden Kapitel werden die sechs aus der in Kapitel 3.3 dargestellten Forschungsmethodik<br />

herausgezogenen Untersuchungen dargestellt. Eine Tabelle<br />

dient zu Beginn jeder Studie als Übersicht. Dort erfolgen die Aufzählung der Autoren,<br />

eine Beschreibung der Intervention, eine Darstellung der gemessenen Variablen<br />

und die Zusammenfassung der Studienergebnisse. In Kapitel 4.2 werden<br />

alle Studien zur Einordnung in den Gesamtkontext gesammelt herangezogen.


220<br />

4.1 Darstellung der Ergebnisse<br />

Tabelle 1: Übersicht D. L. Costill et al. (1985)<br />

Tabelle . Darstellung 1: Übersicht der Ergebnisse D. L. Costill et al. (1985)<br />

Autoren/ Jahr Originaltitel: Titel in deutscher Übersetzung:<br />

D. L. Costill, J. Energy expenditure during Energieverbrauch beim<br />

Kovaleski, D. Porter, front crawl swimming - Kraulschwimmen.<br />

J. Kirwan, R. Fielding, predicting success in middledistance<br />

Leistungsvorhersage für<br />

D. King/ 1985<br />

events<br />

Mittelstreckendisziplinen<br />

Intervention: Variablen: Ergebnis:<br />

39 SchwimmerInnen;<br />

Brustschwimmen<br />

gegen Widerstand &<br />

400yd<br />

Kraulschwimmen<br />

1) VO 2<br />

2) Geschwindigkeit<br />

3) Zuglänge<br />

4) Stroke Index<br />

Große Bedeutung der<br />

Schwimmtechnik in Bezug auf<br />

Energiebedarf und Veränderungen<br />

der Leistung während eines<br />

Wettkampfes<br />

Der Stroke Index fand 1985 seine erste Erwähnung in einer Studie von Costill et<br />

al.. In dieser wurde der Energieverbrauch im Kraulschwimmen zusammen mit<br />

möglichen Prädiktoren in den Mittelstreckendisziplinen untersucht. Das Ziel<br />

der dreiteiligen Untersuchung war es, die nach Belastung gemessenen Werte<br />

der Sauerstoffaufnahme (VO 2 ) zu nutzen, um den Sauerstoffverbrach während<br />

maximaler und submaximaler Belastungen im Kraulschwimmen zu bestimmen.<br />

Diese Sekunden Daten Atemgasproben wurden anschließend genommen wurden. genutzt, um zu bestimmen, welche Faktoren<br />

die beste Vorhersage der maximalen Sauerstoffaufnahme (VO 2max ) und möglicher<br />

Leistung in einem 400yd-Kraulrennen liefern.<br />

Am ersten Teil der Studie nahmen 25 männliche und 14 weibliche Wettkampfschwimmer der<br />

National Collegiate Athletic Association (NCAA) teil. Sie schwammen für eine Belastungsdauer<br />

von sieben Minuten angebunden in Brustschwimmtechnik, wobei während der Belastung in den<br />

letzten zwei Minuten zweimal alle 60 Sekunden und nach der Belastung viermal alle 20<br />

Mit den Ergebnissen des ersten Teils wurden im zweiten Teil der Studie die gemessenen VO2-<br />

Werte nach Belastung genutzt, um die VO2-Werte während der Belastung zu berechnen. 15<br />

männliche und 37 weibliche Schwimmer schwammen zwei mindestens 24 Stunden<br />

auseinanderliegende 400yd-Tests in Kraulschwimmtechnik und höchst möglicher<br />

Unmittelbar nach der Belastung wurde eine 20 Sekunden lange<br />

Atemgasanalyse zur VO2 -Bestimmung durchgeführt. Zusätzlich wurden die Zugzahlen jeder<br />

Bahn gezählt und die Durchschnittsgeschwindigkeit (Vs) bestimmt. Mit Hilfe dieser Daten wurde<br />

die Zuglänge (Ds) in Meter pro Zug berechnet und mit der Schwimmgeschwindigkeit<br />

multipliziert. Der daraus entstandene Wert wurde als Stroke Index (SI) bezeichnet und als Wert<br />

Am Geschwindigkeit. ersten Teil der Studie nahmen 25 männliche und 14 weibliche Wettkampfschwimmer<br />

der National Collegiate Athletic Association (NCAA) teil. Sie<br />

schwammen für eine Belastungsdauer von sieben Minuten angebunden in<br />

Brustschwimmtechnik, wobei während der Belastung in den letzten zwei Minuten<br />

für zweimal die Ökonomie alle der 60 Schwimmtechnik Sekunden und bestimmt. nach der Belastung viermal alle 20 Sekunden<br />

Atemgasproben genommen wurden.<br />

SSSSSSSS = VVVVVVVV ∗ DDDDVVVV<br />

Mit den Ergebnissen des ersten Teils wurden im zweiten Teil der Studie die gemessenen<br />

VO 2 -Werte nach Belastung genutzt, um die VO 2 -Werte während der<br />

Belastung zu berechnen. 15 männliche und 37 weibliche Schwimmer schwammen<br />

zwei mindestens 24 Stunden auseinanderliegende 400yd-Tests in Kraulschwimmtechnik<br />

und höchst möglicher Geschwindigkeit. Unmittelbar nach der<br />

Belastung wurde eine 20 Sekunden lange Atemgasanalyse zur VO 2 -Bestimmung<br />

durchgeführt. Zusätzlich wurden die Zugzahlen jeder Bahn gezählt und<br />

die Durchschnittsgeschwindigkeit (Vs) bestimmt. Mit Hilfe dieser Daten wurde<br />

die Schwimmleistung.<br />

Zuglänge (Ds) in Meter pro Zug berechnet und mit der Schwimmgeschwindigkeit<br />

multipliziert. Der daraus entstandene Wert wurde als Stroke Index (SI)<br />

bezeichnet und als Wert für die Ökonomie der Schwimmtechnik bestimmt.<br />

Im dritten und letzten Teil der Untersuchung sind 22 männliche und 15 weibliche<br />

Wettkampfschwimmer zusammen mit neun männlichen Freizeitschwimmern zwei mindestens 24<br />

Stunden auseinanderliegende 400yd-Tests geschwommen. Im ersten Durchgang schwammen die<br />

Probanden mit maximal möglicher Geschwindigkeit. Unmittelbar nach der Belastung wurde eine<br />

20 Sekunden lange Atemgasanalyse zur VO2-Bestimmung durchgeführt. Zusätzlich wurden Vs,<br />

Ds und SI bestimmt. Im zweiten Durchgang sollten die Probanden die 400yd mit 85% ihrer<br />

maximalen Geschwindigkeit schwimmen. Die gemessenen VO2-Werte wurden genutzt, um die<br />

verbrauchte Sauerstoffmenge in ml/m zu berechnen. Die berechnete magere Körpermasse und<br />

Körperdichte der Probanden sowie die Daten der Testung bildeten zusammen die Grundlage für<br />

die Einschätzung der besten Prädiktoren für die maximale Sauerstoffaufnahme und<br />

Mit den Ergebnissen der Untersuchung ließ sich darlegen, dass es möglich ist, die<br />

Sauerstoffaufnahme während eines 400yd-Kraulrennens, mit Hilfe einer Atemgasanalyse<br />

unmittelbar nach der Belastung, zu bestimmen. Zusätzlich konnte gezeigt werden, dass die<br />

Kombination aus magerer Körpermasse und Stroke Index über 400yd-Kraulschwimmtechnik ein


221<br />

SI = Vs * Ds<br />

Im dritten und letzten Teil der Untersuchung sind 22 männliche und 15 weibliche<br />

Wettkampfschwimmer zusammen mit neun männlichen Freizeitschwimmern<br />

zwei mindestens 24 Stunden auseinanderliegende 400yd-Tests geschwommen.<br />

Im ersten Durchgang schwammen die Probanden mit maximal möglicher Geschwindigkeit.<br />

Unmittelbar nach der Belastung wurde eine 20 Sekunden lange<br />

Atemgasanalyse zur VO 2 -Bestimmung durchgeführt. Zusätzlich wurden Vs, Ds<br />

und SI bestimmt. Im zweiten Durchgang sollten die Probanden die 400yd mit<br />

85% ihrer maximalen Geschwindigkeit schwimmen. Die gemessenen VO 2 -Werte<br />

wurden genutzt, um die verbrauchte Sauerstoffmenge in ml/m zu berechnen.<br />

Die berechnete magere Körpermasse und Körperdichte der Probanden sowie<br />

die Daten der Testung bildeten zusammen die Grundlage für die Einschätzung<br />

der besten Prädiktoren für die maximale Sauerstoffaufnahme und Schwimmleistung.<br />

Mit den Ergebnissen der Untersuchung ließ sich darlegen, dass es möglich ist,<br />

die Sauerstoffaufnahme während eines 400yd-Kraulrennens, mit Hilfe einer<br />

Atemgasanalyse unmittelbar nach der Belastung, zu bestimmen. Zusätzlich<br />

konnte gezeigt werden, dass die Kombination aus magerer Körpermasse und<br />

Stroke Index über 400yd-Kraulschwimmtechnik ein präziser Prädiktor für die<br />

maximale Sauerstoffaufnahme bei trainierten Schwimmern ist und dass der<br />

Stroke Index sowie die magere Körpermasse großen Einfluss auf den Energieaufwand<br />

haben. So kamen die Forscher zu den Schlussfolgerungen, dass die<br />

Zuglänge und die VO 2max die wichtigsten Prädiktoren für Leistungen der Mitteldistanz<br />

im Kraulschwimmen sind und dass die Qualität der Schwimmtechnik<br />

einen erheblichen Einfluss auf die Energiekosten hat, daher großen Einfluss auf<br />

die maximal mögliche Leistung (Costill et al., 1985).<br />

präziser Prädiktor für die maximale Sauerstoffaufnahme bei trainierten Schwimmern ist und dass<br />

der Stroke Index sowie die magere Körpermasse großen Einfluss auf den Energieaufwand haben.<br />

So kamen die Forscher zu den Schlussfolgerungen, dass die Zuglänge und die VO2max die<br />

wichtigsten Prädiktoren für Leistungen der Mitteldistanz im Kraulschwimmen sind und dass die<br />

Qualität der Schwimmtechnik einen erheblichen Einfluss auf die Energiekosten hat, daher großen<br />

Einfluss auf die maximal mögliche Leistung (Costill et al., 1985).<br />

Tabelle 2: 2: Übersicht R. R. J. J. Fernandes et al. et al. (2010) (2010)<br />

Autoren/ Jahr Originaltitel: Titel in deutscher Übersetzung:<br />

R. J. Fernandes,<br />

M. Sousa,<br />

A. Pinheiro, S. Vilar,<br />

P. Colaço, J. P. Vilas-<br />

Assessment of individual<br />

anaerobic threshold and<br />

stroking parameters in<br />

swimmers aged 10–11 years<br />

Messung der individuellen<br />

anaeroben Schwelle und der<br />

Schlagparameter bei 10- bis 11-<br />

jährigen Schwimmern<br />

Boas/ 2010<br />

Intervention: Variablen: Ergebnis:<br />

15 SchwimmerInnen;<br />

5 x 200m Stufentest<br />

in<br />

Kraulschwimmtechnik<br />

1) Laktatkonzentration<br />

2) Zugfrequenz<br />

3) Zuglänge<br />

4) Stroke Index<br />

Große Bedeutung der<br />

Technikvermittlung im<br />

Nachwuchsbereich durch<br />

Verbesserung der Zuglänge.<br />

Wichtigkeit der Individualisierung<br />

von Test- und Trainingsprotokollen<br />

im Nachwuchsbereich<br />

Die Studie aus dem Jahr 2010 hatte zwei Ziele. Zum einen wollten Fernandes et al. die


222<br />

Die Studie aus dem Jahr 2010 hatte zwei Ziele. Zum einen wollten Fernandes et<br />

al. die individuelle anaerobe Schwelle (2. Laktatschwelle) für jeden Schwimmer<br />

bestimmen und zum anderen die Kinetik der Zugparameter „Zugfrequenz (SR)“,<br />

„Zuglänge (SL)“ und „Stroke Index (SI)“ während der Tests analysieren. Zu diesem<br />

Zweck haben acht Jungen und sieben Mädchen mit einem wöchentlichen<br />

Trainingsumfang von vier Einheiten mit 12km bis 14km pro Woche und einem<br />

Durchschnittsalter von 10,7 Jahren einen 5 x 200m Stufentest in Kraulschwimmtechnik<br />

absolviert. Beginnend mit der niedrigsten Geschwindigkeit wurde die geforderte<br />

Geschwindigkeit von Stufe zu Stufe um 0,05 m*s -1 gesteigert. Die Pause<br />

zwischen den Stufen betrug eine Minute und die Geschwindigkeit der letzten Stufe<br />

ist ausgehend von der geschätzten 200m Bestleistung bestimmt worden.<br />

Mit Hilfe einer Blutlaktatanalyse während der Pausen, nach Ende der fünf Stufen<br />

und in der Erholungsphase wurde die individuelle anaerobe Schwelle, die<br />

Schwimmgeschwindigkeit bei einer Laktatkonzentration von 4 mmol/l Blut und<br />

die Schwimmgeschwindigkeit bei einer Laktatkonzentration von 3,5 mmol/l<br />

Blut bestimmt. Zudem sind Zugfrequenz, Zuglänge und Stroke Index als zusätzliche<br />

Variablen dokumentiert und berechnet worden.<br />

Die ForscherInnen gaben an, dass dies die erste Untersuchung zur anaeroben<br />

Schwelle bei zehn- bis elfjährigen SchwimmerInnen war und die Ergebnisse<br />

der Blutlaktatanalyse, die in älteren Studien beschriebene allgemein gültige anaerobe<br />

Schwelle von 4 mmol Laktat pro Liter Blut auch in dieser Altersklasse<br />

nicht zutrifft. Die Ergebnisse verorteten die anaerobe Schwelle unterhalb von<br />

4 mmol/l bzw. 3,5 mmol/l und zeigte, dass sie von Individuum zu Individuum<br />

unterschiedlich ist.<br />

Die Ergebnisse der gemessenen und berechneten Zugparameter SL, SR und SI<br />

zeigten, dass die jungen SportlerInnen mit steigender Geschwindigkeit die Zugfrequenz<br />

auf Kosten der Zuglänge erhöhten. Gleichzeitig stieg auch der Wert<br />

des Stroke Index. Fernandes et al. schlossen daraus eine besondere Bedeutung<br />

der Zuglängenvergrößerung im Zusammenhang mit Technikvermittlung bei<br />

NachwuchsschwimmerInnen, um den Effekt der kürzer werdenden Zuglänge<br />

bei steigender Geschwindigkeit entgegen zu wirken. Nach Aussage der ForscherInnen<br />

ist die Individualisierung von Training und Testmethoden auch bei<br />

NachwuchssportlerInnen von großer Bedeutung (Fernandes et al., 2010).


ist die Individualisierung von Training und Testmethoden auch bei NachwuchssportlerInnen von<br />

großer Bedeutung (Fernandes et al., 2010).<br />

223<br />

Tabelle 3: 3: Übersicht E. E. Lätt et et al. al. (2012)<br />

Autoren/ Jahr Originaltitel: Titel in deutscher Übersetzung:<br />

E. Lätt, J. Jürimäe, J.<br />

Mäestu, P. Purge, R.<br />

Rämson, K. Haljaste,<br />

K. Keskinen,<br />

F. A. Rodriguez, T.<br />

Physiological, biomechanical<br />

and anthropometrical<br />

predictors of sprint swimming<br />

performance in adolescent<br />

swimmers<br />

Physiologische, biomechanische<br />

und anthropometrische<br />

Prädiktoren der<br />

Sprintschwimmleistung bei<br />

jugendlichen Schwimmern<br />

Jürimäe/ 2012<br />

Intervention: Variablen: Ergebnis:<br />

25 Schwimmer;<br />

100m<br />

Kraulschwimmtechnik<br />

unter maximaler<br />

Auslastung<br />

1) Laktatkonzentration<br />

2) VO 2<br />

3) Zugfrequenz<br />

4) Zuglänge<br />

5) Stroke Index<br />

6) Anthropometrische Daten:<br />

Körpergröße, Gewicht,<br />

Spannweiter der Arme etc.<br />

Die besten Prädiktoren einer<br />

100m Sprintschwimmleistung sind<br />

der Stroke Index, die Spannweiter<br />

der Arme und der Anstieg der<br />

Laktatkonzentration.<br />

Die Varianz der 100m<br />

Sprintschwimmleistung lässt sich<br />

vor allem durch die<br />

biomechanischen Faktoren<br />

(90,3%), gefolgt von den<br />

anthropometrischen Faktoren<br />

(45,8%) und den physiologischen<br />

Faktoren (45,2%) erklären.<br />

Zweck dieser 2012 durchgeführten Untersuchung war es, die Zusammenhänge zwischen der<br />

100m-Kraulschwimmleistung heranwachsender männlicher Schwimmer und relevanten<br />

biomechanischen, anthropometrischen und physiologischen Parametern zu analysieren. 25<br />

männliche Schwimmer im Alter von durchschnittlich 15,2 Jahren absolvierten in einem 25m-<br />

Becken einen 100m-Test unter maximaler Belastung. Zur Atemgasanalyse wurde ein Schnorchel<br />

mit geringem Widerstand genutzt und somit von Atemzug zu Atemzug die Sauerstoffaufnahme<br />

gemessen. Unter Zuhilfenahme einer Videoaufnahme wurden Schwimmgeschwindigkeit,<br />

Zugfrequenz (SR) Zuglänge und Stroke Index (SI) bestimmt. Blutproben zur Messung der<br />

Laktatkonzentration wurden vor der Belastung sowie jeweils 3 und 5 Minuten nach der Belastung<br />

über die Fingerspitze entnommen, um die Laktatakkumulation (∆La) zu ermitteln. Die Werte der<br />

Atemgasanalyse und die Laktatkonzentration wurden genutzt, um den Energieaufwand<br />

einzuschätzen. Körpergewicht, Körpergröße und Armspannweite dienten als grundlegende<br />

anthropometrische Daten. Zusätzlich haben die ForscherInnen mit Hilfe der „Dual Energy X-ray<br />

Absorptiometry (DXA)“ die Körperzusammensetzung gemessen.<br />

Den ForscherInnen nach zeigten die Ergebnisse, dass die Varianz der 100m Schwimmleistung bei<br />

dieser Probandengruppe vor allem durch die biomechanischen Faktoren (90,3%), gefolgt von den<br />

anthropometrischen Faktoren (45,8%) und den physiologischen Faktoren (45,2%) erklärt werden<br />

kann. Weiter schloss die Forschergruppe, dass der beste einzelne Prädiktor einer 100m-<br />

Schwimmleistung der Stroke Index ist. Die Spannweite der Arme und ∆La sind die besten<br />

anthropometrischen und physiologischen Indikatoren. SI und SR alleine erklärten 92,6% der<br />

Varianz in der Wettkampfleistung.<br />

Lätt et al. sahen die große Bedeutung der Hinzunahme von spezifischen technischen<br />

Zugparametern für die Vorhersage von Erfolg bei jungen Schwimmern durch ihre Ergebnisse<br />

bestätigt (Lätt et al., 2010).<br />

Zweck dieser 2012 durchgeführten Untersuchung war es, die Zusammenhänge<br />

zwischen der 100m-Kraulschwimmleistung heranwachsender männlicher<br />

Schwimmer und relevanten biomechanischen, anthropometrischen und physiologischen<br />

Parametern zu analysieren. 25 männliche Schwimmer im Alter<br />

von durchschnittlich 15,2 Jahren absolvierten in einem 25m-Becken einen<br />

100m-Test unter maximaler Belastung. Zur Atemgasanalyse wurde ein Schnorchel<br />

mit geringem Widerstand genutzt und somit von Atemzug zu Atemzug<br />

die Sauerstoffaufnahme gemessen. Unter Zuhilfenahme einer Videoaufnahme<br />

wurden Schwimmgeschwindigkeit, Zugfrequenz (SR) Zuglänge und Stroke Index<br />

(SI) bestimmt. Blutproben zur Messung der Laktatkonzentration wurden<br />

vor der Belastung sowie jeweils 3 und 5 Minuten nach der Belastung über die<br />

Fingerspitze entnommen, um die Laktatakkumulation (∆La) zu ermitteln. Die<br />

Werte der Atemgasanalyse und die Laktatkonzentration wurden genutzt, um den<br />

Energieaufwand einzuschätzen. Körpergewicht, Körpergröße und Armspannweite<br />

dienten als grundlegende anthropometrische Daten. Zusätzlich haben die<br />

ForscherInnen mit Hilfe der „Dual Energy X-ray Absorptiometry (DXA)“ die<br />

Körperzusammensetzung gemessen.<br />

Den ForscherInnen nach zeigten die Ergebnisse, dass die Varianz der 100m<br />

Schwimmleistung bei dieser Probandengruppe vor allem durch die biomechanischen<br />

Faktoren (90,3%), gefolgt von den anthropometrischen Faktoren (45,8%)<br />

und den physiologischen Faktoren (45,2%) erklärt werden kann. Weiter schloss<br />

7 / 18


224<br />

die Forschergruppe, dass der beste einzelne Prädiktor einer 100m-Schwimmleistung<br />

der Stroke Index ist. Die Spannweite der Arme und ∆La sind die besten<br />

anthropometrischen und physiologischen Indikatoren. SI und SR alleine erklärten<br />

92,6% der Varianz in der Wettkampfleistung.<br />

Lätt et al. sahen die große Bedeutung der Hinzunahme von spezifischen technischen<br />

Zugparametern für die Vorhersage von Erfolg bei jungen Schwimmern<br />

durch ihre Ergebnisse bestätigt (Lätt et al., 2010).<br />

Tabelle 4: 4: Übersicht M. M. F. F. M. M. Oliveira et et al. (2012)<br />

Originaltitel:<br />

Titel in deutscher Übersetzung:<br />

Autoren/ Jahr<br />

M. F. M. Oliveira, F.<br />

Caputo,<br />

J. Dekerle,<br />

B. S. Denadai,<br />

C. C. Greco/ 2012<br />

Stroking parameters during<br />

continuous and intermittent<br />

exercise in regional-level<br />

competitive swimmers<br />

Schlagzahlparameter während<br />

kontinuierlichem und<br />

intermittierendem Training bei<br />

Wettkampfschwimmern auf<br />

regionalem Leistungslevel<br />

Intervention: Variablen: Ergebnis:<br />

13 Schwimmer;<br />

400m<br />

Kraulschwimmtechnik<br />

unter maximaler<br />

Auslastung; 30<br />

Minuten<br />

submaximaler<br />

Dauertest; 30 Minuten<br />

submaximaler<br />

Intervalltest<br />

1) Laktatkonzentration<br />

2) Geschwindigkeit<br />

3) Zugfrequenz<br />

4) Zuglänge<br />

5) Stroke Index<br />

Lange intervallbasierte<br />

Trainingsserien mit konstanter<br />

Geschwindigkeit sollten priorisiert<br />

werden, um eine höhere<br />

Schwimmgeschwindigkeit mit<br />

geringerem technischen<br />

Qualitätsverlust zu erreichen.<br />

Mit der in 2012 durchgeführten Studie wollten Oliveira et al. bestimmen, ob<br />

„maximal lactate steady state (MLSS)“ eine Grenze darstellt oberhalb derer<br />

nicht nur physiologische, sondern auch technische Veränderungen auftreten. Mit<br />

13 männlichen Schwimmern im Alter von etwa 23 Jahren (± 9 Jahre) wurden an<br />

verschiedenen Tagen drei Tests durchgeführt. Erst schwammen die Probanden<br />

einen 400m-Test in Kraulschwimmtechnik unter voller Auslastung, um die maximale<br />

„aerobe Geschwindigkeit (S-400)“ zu bestimmen. Um den kontinuierlichen<br />

MLSS (MLSSc) zu bestimmen, schwammen die SportlerInnen im zweiten<br />

Test eine Serie von submaximalen 30-minütigen Dauerbelastungen. Zuletzt<br />

bestimmten die ForscherInnen den unterbrochenen MLSS (MLSSi), indem sie<br />

die Probanden 12 x 150m-Wiederholungen in submaximaler Geschwindigkeit<br />

schwimmen berechnet. ließen. Neben Geschwindigkeit, Laktatkonzentration und Herzfrequenz<br />

als physiologische Parameter haben die ForscherInnen Zugfrequenz<br />

(SR), Zuglänge (DS) und Stroke Index (SI) bei und über (102,5%) MLSSc und<br />

MLSSi gemessen bzw. berechnet.<br />

Mit der in 2012 durchgeführten Studie wollten Oliveira et al. bestimmen, ob „maximal lactate<br />

steady state (MLSS)“ eine Grenze darstellt oberhalb derer nicht nur physiologische, sondern auch<br />

technische Veränderungen auftreten. Mit 13 männlichen Schwimmern im Alter von etwa 23<br />

Jahren (± 9 Jahre) wurden an verschiedenen Tagen drei Tests durchgeführt. Erst schwammen die<br />

Probanden einen 400m-Test in Kraulschwimmtechnik unter voller Auslastung, um die maximale<br />

„aerobe Geschwindigkeit (S-400)“ zu bestimmen. Um den kontinuierlichen MLSS (MLSSc) zu<br />

bestimmen, schwammen die SportlerInnen im zweiten Test eine Serie von submaximalen 30-<br />

minütigen Dauerbelastungen. Zuletzt bestimmten die ForscherInnen den unterbrochenen MLSS<br />

(MLSSi), indem sie die Probanden 12 x 150m-Wiederholungen in submaximaler<br />

Geschwindigkeit schwimmen ließen. Neben Geschwindigkeit, Laktatkonzentration und<br />

Herzfrequenz als physiologische Parameter haben die ForscherInnen Zugfrequenz (SR),<br />

Zuglänge (DS) und Stroke Index (SI) bei und über (102,5%) MLSSc und MLSSi gemessen bzw.<br />

Die ForscherInnen stellten fest, dass die Geschwindigkeit bei MLSSi signifikant höher als bei<br />

MLSSc war, gleichzeitig die gemessenen Laktatkonzentration im Blut bei beiden Konditionen<br />

keinen Unterscheid aufwiesen. Der Anstieg der Zugfrequenz sowie die Verringerung der<br />

Zuglänge und des Stroke Index waren während MLSSi, 102,5% MLSSc und 102,5 % MLSSi<br />

signifikant. Während MLSSc verkürzte sich die Zuglänge signifikant, aber ohne Veränderung der<br />

Zugfrequenz oder des Stroke Index.


Die ForscherInnen stellten fest, dass die Geschwindigkeit bei MLSSi signifikant<br />

höher als bei MLSSc war, gleichzeitig die gemessenen Laktatkonzentration im<br />

Blut bei beiden Konditionen keinen Unterscheid aufwiesen. Der Anstieg der<br />

Zugfrequenz sowie die Verringerung der Zuglänge und des Stroke Index waren<br />

während MLSSi, 102,5% MLSSc und 102,5 % MLSSi signifikant. Während<br />

MLSSc verkürzte sich die Zuglänge signifikant, aber ohne Veränderung der<br />

Zugfrequenz oder des Stroke Index.<br />

Die ForscherInnen schlossen aus den Ergebnissen, dass Wettkampfschwimmer<br />

auf regionalem Niveau im Laufe der Zeit, bei oder über MLSS, ihre Technik<br />

verändern. Dies war ungeachtet der „steady state“ Laktatkonzentration sowohl<br />

bei Dauerbelastung als auch unterbrochenen Belastungen der Fall. Die beobachteten<br />

Veränderungen in der Schwimmtechnik waren bei Dauerbelastung größer<br />

als bei unterbrochenen, weshalb die ForscherInnen die Empfehlung gaben, im<br />

Training längere unterbrochene Serien zu priorisieren, falls die Entwicklung<br />

höherer Schwimmgeschwindigkeiten mit geringerem Verlust an Qualität der<br />

Schwimmtechnik das Ziel ist (Oliveira et al., 2012).<br />

Tabelle 5: 5: Übersicht M. M. J. J. Costa et et al. al. (2013)<br />

Autoren/ Jahr Originaltitel: Titel in deutscher Übersetzung:<br />

M. J. Costa, J. A.<br />

Bragada, D. A.<br />

Marinho, V. P. Lopes,<br />

A. J. Silva, T. M.<br />

Barbosa/ 2013<br />

Longitudinal study in male<br />

swimmers: a hierachical<br />

modeling of energetics and<br />

biomechanical contributions for<br />

performance<br />

Längsschnittuntersuchung von<br />

männlichen Schwimmern: eine<br />

hierarchische Modellierung der<br />

energetischen und<br />

biomechanischen Beiträge zur<br />

Leistung<br />

Intervention: Variablen: Ergebnis:<br />

9 Schwimmer; 6<br />

n x 200m Stufentest<br />

über den Verlauf von<br />

2<br />

aufeinanderfolgenden<br />

Saisons (n


226<br />

mit 10,1 Jahren (± 3,41 Jahre) Trainingserfahrung und einer Bestleistung über<br />

200m-Kraulschwimmtechnik von 116,22 Sekunden (± 4,9 Sekunden) nahmen<br />

an sechs über zwei Saisons verteilten Stufentests teil.<br />

Im Rahmen der alle drei Monate durchgeführten Stufentests hielten Costa et al.<br />

(2013) – mit Hilfe von Blutproben – die Laktatkonzentration nach jeder Stufe<br />

sowie jeweils drei, fünf und sieben Minuten nach Ende der letzten Stufe fest,<br />

um das energetische Profil erstellen zu können. Dabei haben die Forscher die<br />

Schwimmgeschwindigkeit bei 4 mmol/l (V 4 ) und die maximal gemessene Laktatkonzentration<br />

(Lapeak) herangezogen. Für das biomechanische Profil wurden<br />

Zuglänge (SF), Zugfrequenz (SR), Stroke Index (SI) und eine Annäherung an<br />

die Antriebseffizienz (η p ) gemessen bzw. berechnet. Die 200m-Bestleistungen<br />

sind Protokollen offizieller Wettkämpfe entnommen worden. Über die zwei Jahre<br />

zeigten sich geringe, nicht signifikante Verbesserungen der Leistung. Auch<br />

alle energetischen und biomechanischen Faktoren wiesen durch Training geringe,<br />

nicht signifikante Variationen auf. Es konnten große interindividuelle Unterschiede<br />

in den jährlichen Anpassungen der Schwimmer beobachtet werden.<br />

Den Forschern nach waren die besten Leistungsprädiktoren V 4 , SF und SL,<br />

denen sie eine Verbesserung der Schwimmleistung von 0,11 Sekunden, 1,21<br />

Sekunden und 0,36 Sekunden zuwiesen.<br />

Die Forschergruppe kam auf drei Schlussfolgerungen. Als erstes wiesen die Ergebnisse<br />

darauf hin, dass männliche Wettkampfschwimmer mindestens zwei<br />

aufeinanderfolgende Saisons benötigen, um geringe Verbesserungen der Leistung<br />

sowie des energetischen und biomechanischen Profils zu entwickeln. Mit<br />

der zweiten Schlussfolgerung gingen die Forscher auf mögliche große Verbesserungsmöglichkeiten<br />

ein. Je nach individuellem Hintergrund kann durch<br />

Verbesserung der Prädiktoren V 4 , SF und SL eine maßgebliche Verbesserung<br />

der Wettkampfleistung erreicht werden. Zuletzt gaben die Forscher die Empfehlung,<br />

das Training so gut wie möglich individuell zu gestalten, da AthletInnen<br />

einzigartig auf Trainingsreize mit Anpassung reagieren (Costa et al., 2013).


Wettkampfleistung erreicht werden. Zuletzt gaben die Forscher die Empfehlung, das Training so<br />

gut wie möglich individuell zu gestalten, da AthletInnen einzigartig auf Trainingsreize 227 mit<br />

Anpassung reagieren (Costa et al., 2013).<br />

Tabelle 6: 6: Übersicht S. S. Ferreira et et al. al. (2019)<br />

Autoren/ Jahr Originaltitel: Titel in deutscher Übersetzung:<br />

S. Ferreira, D.<br />

Carvalho, A. S.<br />

Monteiro, J. A.<br />

Abraldes, J. P. Vilas-<br />

Physiological and<br />

biomechanical evaluation of a<br />

training macrocycle in children<br />

swimmers<br />

Physiologische und<br />

biomechanische Evaluation eines<br />

Trainings-Makrozyklus bei<br />

Schwimmern im Kindesalter<br />

Boas, A. Toubekis, R.<br />

Fernandes/ 2019<br />

Intervention: Variablen: Ergebnis:<br />

43 SchwimmerInnen;<br />

400m<br />

Kraulschwimmtechnik<br />

unter maximaler<br />

Auslastung; viermal<br />

über den Verlauf eines<br />

elfwöchigen<br />

Makrozyklus<br />

1) Laktatkonzentration<br />

2) Blutglukosekonzentration<br />

3) Herzfrequenz<br />

3) Zugfrequenz<br />

4) Zuglänge<br />

5) Stroke Index<br />

Leistungsverbesserungen bei<br />

NachwuchssportlerInnen können,<br />

abhängig von der<br />

Trainingsgestaltung im<br />

Makrozyklus, mit verschiedenen<br />

biomechanischen oder<br />

physiologischen Veränderungen<br />

verbunden sein.<br />

2019 untersuchten Ferreira Ferreira et al. et die al. die physiologische physiologische Anpassung Anpassung im Zusammenhang im Zusammenhang<br />

400m-Leistung mit einer in 400m-Leistung Kraulschwimmtechnik in Kraulschwimmtechnik nach einem elfwöchigen Makrozyklus nach einem bei elfwöchi-<br />

Kindern im<br />

mit einer<br />

gen Alter Makrozyklus von 11,6 Jahren bei (± Kindern 1,2). 14 weibliche im Alter und von 2911,6 männliche Jahren Schwimmer (± 1,2). 14 absolvierten weibliche den<br />

400m-Test am Anfang (T1) sowie am Ende der vierwöchigen „general preperation“ Phase (T2),<br />

und<br />

am<br />

29<br />

Ende<br />

männliche<br />

der vierwöchigen<br />

Schwimmer<br />

„specific<br />

absolvierten<br />

preperation“ Phase<br />

den 400m-Test<br />

(T3) und am<br />

am<br />

Ende<br />

Anfang<br />

der dreiwöchigen<br />

(T1) sowie<br />

„competitive“ am Ende Phase der vierwöchigen (T4). Nach der Belastung „general wurden preperation“ die Laktatkonzentration Phase (T2), am im Blut Ende (La), der die<br />

vierwöchigen Glukosekonzentration „specific (Glu) preperation“ im Blut und die Phase Herzfrequenz (T3) und gemessen. am Ende Zusätzlich der dreiwöchigen<br />

wurden während<br />

der Belastung Zugfrequenz (SR), Zuglänge (SL) und Stroke Index (SI) gemessen bzw. berechnet.<br />

„competitive“ Phase (T4). Nach der Belastung wurden die Laktatkonzentration<br />

Die 400m-Zeiten verkürzten sich bei T2, T3 und T4 im Vergleich zu T1 um 4,2% (± 4,9), 7,5%<br />

im (± Blut 7,0) und (La), 8,6% die (± 7,3). Glukosekonzentration Bei T3 und T4 im Vergleich (Glu) zu im T2 Blut konnte und eine die Verkürzung Herzfrequenz der Zeiten<br />

gemessen. von 3,1% (± Zusätzlich 4,3) und 4,2% wurden (± 4,6) während beobachtet der werden. Belastung La wies Zugfrequenz keine Veränderungen (SR), zwischen Zuglänge<br />

den Tests (SL) auf und und Stroke Glu war Index bei T3 (SI) im Vergleich gemessen zu bzw. den anderen berechnet. Tests niedriger. SR, SL und SI<br />

waren bei T3 und T4 höher als bei T1. Die in T4 gemessenen Werte für SL und SI lagen im<br />

Die<br />

Vergleich<br />

400m-Zeiten<br />

zu T2 ebenfalls<br />

verkürzten<br />

höher.<br />

sich bei T2, T3 und T4 im Vergleich zu T1 um<br />

4,2% Die Auswertung (± 4,9), 7,5% der (± ForscherInnen 7,0) und 8,6% zeigte, (± dass 7,3). die Bei Leistungsänderung T3 und T4 im Vergleich von T1 zu zu T2 T2 im<br />

konnte Zusammenhang eine Verkürzung mit Veränderungen Zeiten in SL von und 3,1% SI stehen. (± 4,3) Die und Verbesserungen 4,2% (± 4,6) von beobachtet<br />

werden. La wies keine Veränderungen zwischen den Tests auf und Glu war<br />

T2 zu T3<br />

standen im Zusammenhang mit SR, SI, La und Glu. Die beobachtete Leistungsentwicklung von<br />

T3 zu T4 wurde in den Zusammenhang mit SL, SI, und La gebracht.<br />

bei Ferreira T3 im et Vergleich al. betrachteten zu den die erhobenen anderen Daten Tests als niedriger. Bestätigung SR, dafür, SL und dass SI es wichtig waren ist bei sowohl T3<br />

und physiologische T4 höher als auch bei technische T1. Die in Komponenten T4 gemessenen im schwimmsportlichen Werte für SL und Training SI lagen mit Kindern im<br />

Vergleich zu fördern. zu Bei T2 ebenfalls einem gut höher. entwickelten elfwöchigen Makrozyklus sind in der „general<br />

preperation“ Phase die Veränderungen der Zuglänge wichtiger, während metabolische<br />

Die<br />

Anpassungen<br />

Auswertung<br />

in der<br />

der<br />

„specific<br />

ForscherInnen<br />

preperation“<br />

zeigte,<br />

Phase<br />

dass<br />

und<br />

die<br />

der<br />

Leistungsänderung<br />

„competitive“ Phase<br />

von<br />

zu<br />

T1<br />

einer<br />

zu Leistungsverbesserung T2 im Zusammenhang beitragen mit können. Veränderungen Die Verbesserung in SL des und Stroke SI stehen. Index ist Die nach Verbesserungen<br />

der ForscherInnen von T2 über zu T3 den standen gesamten im Makrozyklus Zusammenhang hinweg wichtig. mit SR, Daher SI, La empfehlen und Glu. Ferreira Die et<br />

Aussage<br />

al., die Entwicklung der Technik als Kern der schwimmsportlichen Wettkampfvorbereitung bei<br />

beobachtete Leistungsentwicklung von T3 zu T4 wurde in den Zusammenhang<br />

Nachwuchsschwimmern anzusehen. Darüber hinaus können kurze Phasen des Trainings genutzt<br />

mit werden, SL, SI, um und Anpassungen La gebracht. der Energiesysteme hervorzurufen und die Leistung zu steigern.<br />

Ferreira Abschließend et al. betonten betrachteten die ForscherInnen die erhobenen die Bedeutung Daten der als Kombination Bestätigung aus physiologischen<br />

dafür, dass<br />

es wichtig ist sowohl physiologische als auch technische Komponenten im<br />

schwimmsportlichen Training mit Kindern zu fördern. Bei einem gut entwickelten<br />

elfwöchigen Makrozyklus sind in der „general preperation“<br />

10 / 18<br />

Phase


228<br />

die Veränderungen der Zuglänge wichtiger, während metabolische Anpassungen<br />

in der „specific preperation“ Phase und der „competitive“ Phase zu einer<br />

Leistungsverbesserung beitragen können. Die Verbesserung des Stroke Index<br />

ist nach Aussage der ForscherInnen über den gesamten Makrozyklus hinweg<br />

wichtig. Daher empfehlen Ferreira et al., die Entwicklung der Technik als Kern<br />

der schwimmsportlichen Wettkampfvorbereitung bei Nachwuchsschwimmern<br />

anzusehen. Darüber hinaus können kurze Phasen des Trainings genutzt werden,<br />

um Anpassungen der Energiesysteme hervorzurufen und die Leistung zu<br />

steigern. Abschließend betonten die ForscherInnen die Bedeutung der Kombination<br />

aus physiologischen und biomechanischen Daten bei der Evaluation von<br />

NachwuchsschwimmerInnen (Ferreira et al., 2019).<br />

Zusammenfassung der Ergebnisse<br />

Alle zur Literaturanalyse herangezogenen Studien untersuchten mit unterschiedlichen<br />

Schwerpunktlegungen und Fragestellungen den Zusammenhang<br />

oder die Wechselwirkung zwischen physiologischen und biomechanischen bzw.<br />

technischen Faktoren der Schwimmleistung. Der Stroke Index wird dabei als<br />

Variable der Schwimmeffizienz eingesetzt. Neben dem Stroke Index arbeitete<br />

der Großteil der Studien mit weiteren, gleichen oder ähnlichen Variablen wie<br />

der Laktatkonzentration im Blut und der maximalen Sauerstoffaufnahme als<br />

physiologische Variablen sowie der Schwimmgeschwindigkeit, Zuglänge und<br />

Zugfrequenz als vorherrschende biomechanische bzw. technischen Variablen.<br />

Alle Studien nutzten die Kraulschwimmtechnik als Grundlage zur Erhebung<br />

der Daten. Lediglich im ersten von drei Teilen der Untersuchung von Costill et<br />

al. (1985) wurde die Brustschwimmtechnik zur Messung von physiologischen<br />

Variablen genutzt.<br />

Gleichwohl der großen Übereinstimmung bei der Auswahl der Variablen, wurde<br />

die Wechselwirkung zwischen physiologischen und biomechanischen bzw.<br />

technischen Faktoren der Schwimmleistung in verschiedenen Themenbereichen<br />

untersucht. Costill et al. (1985), Lätt et al. (2010) und Costa et al. (2013) konnten<br />

Prädiktoren der Schwimmleistung erarbeiten. Die Studien von Fernandes<br />

et al. (2010) und Ferreira et al. (2019) setzten sich mit der Leistungsentwicklung<br />

von Kindern im Schwimmsport und der diesbezüglichen Bedeutung von<br />

Techniktraining und Technikvermittlung im Trainingsprozess auseinander. Der<br />

dritte Themenbereich, Einfluss verschiedener Intervalle auf die Qualität der<br />

Schwimmtechnik, wurde von Oliveira et al. (2012) abgedeckt.<br />

Trotz der unterschiedlichen Themenbereiche kamen alle Studien zu dem Ergebnis<br />

oder setzen bereits voraus, dass die Qualität der Schwimmtechnik ein großer<br />

Einflussfaktor für die Schwimmleistung darstellt.


229<br />

5. DISKUSSION<br />

Ziel dieser Arbeit ist es, herauszufinden, wie die Bestimmung bzw. Berechnung<br />

des Stroke Index einen Nutzen für das Training im Schwimmsport darstellen<br />

kann. Die in Kapitel 4 untersuchten Studien und deren veröffentlichten Ergebnisse<br />

dienten der Beantwortung dieser Frage. Im folgenden Diskussionsteil werden<br />

die drei in Kapitel 4.2 dargestellten Themenbereiche „Prädiktoren“, „Leistungsentwicklung<br />

bei Kindern“ und „Einfluss von Training auf Technikqualität“<br />

unterschieden.<br />

Der Ableitung von möglichen Rückschlüssen oder Empfehlungen für das Training,<br />

anhand der im Ergebnisteil festgehaltenen Untersuchungsergebnissen, ist<br />

eine kritische Betrachtung der Untersuchungsmethodik vorangestellt.<br />

5.1 Methodenkritik<br />

Die im Ergebnisteil verwendete Literatur wurde ausschließlich mit der Datenbank<br />

SURF recherchiert, die die Datenbanken SPOFOR, SPOLIT und SPO-<br />

MEDIA vereint. Bei der Suche über SURF werden zusätzlich Daten der medizinischen<br />

Datenbank PMC, der biomechanischen Datenbank ISBS und des<br />

Directory of open Access Journals berücksichtigt. Nicht in diesen Datenbanken<br />

gelistete Quellen fanden demnach keine Berücksichtigung.<br />

Darüber hinaus ist darauf hinzuweisen, dass es durch die Eingrenzung der Quellen<br />

auf deutsch- und englischsprachige Literatur möglich ist, dass weitere passende<br />

Literatur, die in anderer Sprache verfasst wurde, unbeachtet blieb.<br />

Des Weiteren wurden innerhalb des Ergebnisteils lediglich Originalarbeiten von<br />

Studien berücksichtigt. Dementsprechend hat der Ausschluss von Lehrbüchern<br />

und Übersichtsarbeiten eine Einschränkung im Hinblick auf die Vollzähligkeit<br />

der Informationen zur Folge. Diese methodische Reduktion wurde jedoch bewusst<br />

gewählt und ist vornehmlich durch die Umfangsbegrenzung dieser Arbeit<br />

begründet. Weitere Literatur wie zum Beispiel Lehrbücher und Studien finden<br />

dennoch innerhalb der Einleitung, des theoretischen Hintergrunds, der Diskussion<br />

und der Empfehlung für die Praxis Berücksichtigung. Der im Rahmen der<br />

Literaturrecherche ausgewählte Begriff „Stroke Index“ hat große Auswirkung<br />

auf die hier vorliegende Arbeit und wurde dementsprechend bereits in Kapitel 3<br />

erklärt und legitimiert.<br />

5.2 Prädiktoren<br />

In der Einleitung wurde bereits dargestellt, dass das Zusammenspiel aus<br />

Schwimmtechnik, Physiologie und Psychologie die Grundlage für die letztend-


230<br />

liche Schwimmleistung bildet. Drei der sechs in dieser Arbeit vorgestellten Studien<br />

haben sich mit der Wechselwirkung von Schwimmtechnik und Physiologie<br />

auseinandergesetzt, um einzelne der Schwimmtechnik oder der Physiologie<br />

untergeordnete Variablen als Prädiktoren für die Schwimmleistung herauszustellen.<br />

Der Stroke Index alleine oder die für die Berechnung des Stroke Index nötigen<br />

Variablen „Zuglänge“ und „Zugfrequenz“ werden in den drei Studien von Costill<br />

et al. (1985), Lätt et al. (2010) und Costa (2013) et al. als wichtige Prädiktoren<br />

für die Schwimmleistung herausgestellt. Für die Mittelstrecke stellen<br />

die Zuglänge und die physiologische Variable „maximalen Sauerstoffaufnahme<br />

(VO 2max )“ die bedeutendsten Prädiktoren dar (Costill et al., 1985). Der Stroke<br />

Index liefert zusammen mit der physiologischen Variable „Laktatakkumulation<br />

(∆La)“ und der anthropometrischen Variable „Armspannweite“ wichtige Anhaltspunkte<br />

zur Leistungsvorhersage für 100m-Distanzen (Lätt et al., 2010).<br />

Im Rahmen eines zweijährigen Trainingszyklus konnten Zugfrequenz, die<br />

Zuglänge und die physiologische Variable der Schwimmgeschwindigkeit bei<br />

einer Laktatkonzentration von 4 mmol/l (V 4 ) als aussagekräftige Prädiktoren<br />

bestimmt werden (Costa et al., 2013).<br />

Die von Olbrecht (2013, S. 13) dargestellten leistungsbestimmenden Faktoren<br />

„Technik“ und „Physiologie“ werden durch die in diesem Kapitel herangezogenen<br />

Untersuchungsergebnisse bestätigt, da Variablen beider Bereiche als<br />

Prädiktoren bestimmt werden konnten. Ferner lässt sich die These aufstellen,<br />

dass physiologische und technische Aspekte bei der Zusammensetzung der<br />

Schwimmleistung gemeinsam zu betrachten sind, da alle Untersuchungsergebnisse<br />

sowohl physiologische als auch biomechanische Variablen als Prädiktoren<br />

nennen. Keine der Studien kommt zu einem Ergebnis, in dem die Prognose nur<br />

über einen einzelnen leistungsbestimmenden Faktor geschehen kann. Lätt et al.<br />

(2010) zeigen mit ihren Ergebnissen zwar eine größere Vorhersagekraft der biomechanischen<br />

Variablen, dies kann aufgrund des Untersuchungsdesigns aber<br />

nur für 100m-Strecken dargestellt werden. Ausgeweitet auf weitere Strecken<br />

kann der erreichte Wert des Stroke Index als Indikator für das Leistungsniveau<br />

genutzt werden, da SchwimmerInnen auf internationalem Niveau signifikant<br />

höhere Werte erreichen als auf nationalem Niveau. Es besteht eine Korrelation<br />

zwischen der erreichten Endzeit und dem Stroke Index Wert (Sánchez & Arellano,<br />

2002). Es wird lediglich der von Olbrecht (2013, S. 13) genannte leistungsbestimmende<br />

psychologische Faktor von den in dieser Arbeit betrachteten<br />

Studien nicht miteinbezogen und kann daher weder bekräftigt noch in den Zusammenhang<br />

gebracht werden.<br />

Für Kapitel 6 dieser Arbeit (Empfehlung für die Praxis) ist die auf den Untersu-


231<br />

chungsergebnissen basierende Empfehlung von Costa et al. (2013), das Training<br />

so gut wie möglich individuell zu gestalten, von besonderer Bedeutung. Diese<br />

Empfehlung im Zusammenhang mit der oben aufgestellten These, dass physiologische<br />

und technische Aspekte bei der Zusammensetzung von Schwimmleistung<br />

gemeinsam zu betrachten sind, gibt Anlass dazu, Möglichkeiten aufzuzeigen,<br />

wie sich individuell angepasste Trainingsinhalte erarbeiten lassen, die<br />

gleichzeitig auf physiologische und technische Reize abzielen.<br />

5.3 Leistungsentwicklung bei Kindern<br />

Zwei der sechs in dieser Arbeit vorgestellten Studien beschäftigten sich mit der<br />

Leistungsentwicklung von Kindern im Schwimmsport. Beide Untersuchungen<br />

konzentrierten sich bei ihrer Fragestellung auf physiologische Faktoren und bezogen<br />

biomechanische Faktoren zusätzlich mit ein.<br />

Das Berücksichtigen der biomechanischen Faktoren hat Auswirkungen auf die<br />

Ergebnisse der Untersuchung und somit auch auf die Schlussfolgerungen der<br />

ForscherInnen. Beide Forschergruppen messen der Technikvermittlung, mit<br />

dem Ziel der Zugwegverlängerung, eine hohe Bedeutung bei. Die von Olbrecht<br />

(2013, S. 13) aufgestellte These, dass physiologische und technische Aspekte<br />

bei der Zusammensetzung der Schwimmleistung gemeinsam zu betrachten<br />

sind, wird in den Schlussfolgerungen von Fernandes et al. (2010) und Ferreira<br />

et al. (2019) für Trainingsinhalte zur Technikverbesserung und die Evaluation<br />

des Trainingsprozesses im Kindes und Jugendalter bestätigt. Darüber hinaus betonen<br />

Fernandes et al. (2010) - ähnlich wie Costill et al. (1985) – die Notwendigkeit<br />

der Individualisierung des Trainings auch im Prozess des Nachwuchstrainings.<br />

Der Deutsche Schwimm-Verband e.V. (DSV) stellt in seiner Nachwuchskonzeption<br />

die Bedeutung von Techniktraining dar und gibt diesem das Motto: „Es<br />

gilt: Suche nach dem langen Weg und mache dich schlank, verringere den Widerstand!“<br />

(Deutscher Schwimm-Verband e.V., 2020, S. 20). Somit empfiehlt<br />

auch der DSV im Rahmen des Nachwuchstrainings eine Technikverbesserung<br />

über die Zugwegverlängerung zu erreichen. Die in Kapitel 6 angeschlossene<br />

Suche nach einer an einzelne SportlerInnen angepasste Methode, die biomechanische<br />

Aspekte und physiologische Aspekte in den Zusammenhang bringt, um<br />

ein mögliches Bindeglied im Evaluations- und Trainingsprozess darzustellen,<br />

wird durch die Ergebnisse und Schlussfolgerungen von Fernandes et al. (2010)<br />

und Ferreira et al. (2019) gestützt.


232<br />

5.4 Einfluss von Training auf Technikqualität<br />

Eine der sechs vorgestellten Studien beschäftigte sich mit dem Einfluss der Wahl<br />

des Trainingsintervalls auf die Technikqualität. Auf dem Weg zu einer möglichen<br />

Trainingsmethode, die bestenfalls alle Erkenntnisse der Untersuchungen in<br />

dieser Arbeit versucht zu vereinen, bedarf es noch Rückschlüsse auf die Länge<br />

der Intervalle. Oliveira et al. (2012) gingen mit ihrer Fragestellung zum Teil auf<br />

diesen offenen Punkt ein.<br />

Schwimmtraining beinhaltet hohe Umfänge, die um den „maximal lactate steady<br />

state“ herum geschwommen werden (Maglischo, 2003, S. 417 ff.). Mit den<br />

Ergebnissen der Studie von Oliveira et al. (2012) werden tiefergreifendere Erkenntnisse<br />

zur Durchführung eines Intervalltrainings geschaffen. Die ForscherInnen<br />

konnten mit ihrer Untersuchung zeigen, dass der Verlust an Zuglänge bei<br />

in Intervallen unterbrochenem Schwimmen geringer ist als bei einer Dauerbelastung<br />

und dass durch Pausen unterbrochene Serien den SportlerInnen ermöglichen,<br />

unter ähnlichem metabolischen Stress mit höheren Schwimmgeschwindigkeiten<br />

zu schwimmen. Die Durchführung der Intervallserien im Training<br />

lässt ebenfalls eine Erhöhung des Trainingsumfangs bei gleichbleibendem metabolischem<br />

Stress zu und sorgt, selbst bei stark austrainierten SchwimmerInnen,<br />

für eine ausgeprägtere aerobe Anpassung (Laursen & Jenkins, 2002).<br />

Wenn das Ziel des Trainings die Entwicklung höherer Schwimmgeschwindigkeiten<br />

mit geringem Verlust an Qualität der Schwimmtechnik ist, empfiehlt<br />

es sich, lange durch Pausen unterbrochene Serien mit konstanter Schwimmgeschwindigkeit<br />

zu schwimmen (Oliveira et al., 2012). Somit ist die Durchführung<br />

von Intervalltraining gleichermaßen auch für das Training der aeroben<br />

Anpassung wissenschaftlich legitimiert, was wichtige Hinweise für die Bestimmung<br />

einer Methode bietet.<br />

6. EMPFEHLUNG FÜR DIE PRAXIS<br />

In diesem Kapitel wird eine Test- und Trainingsmethode vorgestellt, welche die<br />

aus der Diskussion hervorgegangenen vier Kriterien „Individualität“, „Biomechanik“,<br />

„Physiologie“ und „Intervalle“ miteinbeziehen.<br />

6.1 Methode zur Evaluation (Test)<br />

Sweetenham (2003, S. 30 ff.) entwickelte einen Test zur Bestimmung der<br />

Schwimmeffizienz und um auf Grundlage der erhobenen Daten Trainingsserien<br />

schreiben zu können. Der „8 x 50 Meter Efficiency Test“ wird aus dem Wasser


233<br />

6. EMPFEHLUNG FÜR DIE PRAXIS<br />

heraus mit einem Abgang von 2‘30“ geschwommen und die Schwimmgeschwindigkeit<br />

In diesem steigt Kapitel im Verlauf wird eine der Test- Serie. und Die Trainingsmethode TrainerInnen dokumentieren vorgestellt, welche die Zeit, die aus Zugzahl<br />

„Intervalle“ und Zugfrequenz. miteinbeziehen. Die Geschwindigkeit sollte von Wiederholung zu Wieder-<br />

der<br />

Diskussion hervorgegangenen vier Kriterien „Individualität“, „Biomechanik“, „Physiologie“ und<br />

holung um etwa zwei Sekunden schneller werden, mit dem Ziel, bei der letzten<br />

Wiederholung Methode zur Evaluation etwa eine (Test) Sekunde an die 50m-Bestzeit heran zu kommen. Durch<br />

die vorgeschriebene gleichmäßige Geschwindigkeitssteigerung entsteht zusammen<br />

mit den dokumentierten Daten eine Übersicht zur Schwimmeffizienz in allen<br />

Sweetenham (2003, S. 30 ff.) entwickelte einen Test zur Bestimmung der Schwimmeffizienz und<br />

um auf Grundlage der erhobenen Daten Trainingsserien schreiben zu können. Der „8 x 50 Meter<br />

für Efficiency das Training Test“ wird der aus 4 dem Trainingsbereiche Wasser heraus mit AEC, einem ANC, Abgang AEP von und 2‘30“ ANP geschwommen relevanten und<br />

Geschwindigkeiten. die Schwimmgeschwindigkeit Somit steigt dienen im Verlauf die Ergebnisse der Serie. des Die TrainerInnen „8 x 50 Meter dokumentieren Efficiency die<br />

Test“ Zeit, Zugzahl als Grundlage Zugfrequenz. für eine Die Trainingsmethode, Geschwindigkeit sollte die von physiologische Wiederholung zu und Wiederholung biomechanische<br />

Sekunde an Faktoren die 50m-Bestzeit zusammenbringt heran zu kommen. sowie als Durch Dokumentation die vorgeschriebene für die Schwimm-<br />

gleichmäßige<br />

um etwa zwei Sekunden schneller werden, mit dem Ziel, bei der letzten Wiederholung etwa eine<br />

effizienz Geschwindigkeitssteigerung im mehrjährigen entsteht Prozess. zusammen Der Stroke mit den Index dokumentierten wird mithilfe Daten der eine erhobenen Übersicht<br />

Daten zur Schwimmeffizienz errechnet und in vereinfacht allen für das sowohl Training die der Einschätzung 4 Trainingsbereiche der Schwimmeffizienz<br />

AEC, ANC, AEP und<br />

als ANP auch relevanten den mehrjährigen Geschwindigkeiten. Vergleich. Somit dienen die Ergebnisse des „8 x 50 Meter Efficiency<br />

Test“ als Grundlage für eine Trainingsmethode, die physiologische und biomechanische Faktoren<br />

Ein zusammenbringt Beispiel der sowie Test-Dokumentation als für für die die Schwimmeffizienz Kraulschwimmtechnik mehrjährigen (K) inklusive Prozess.<br />

der Der resultierenden Stroke Index wird Werte mithilfe für den der Stroke erhobenen Index Daten ist errechnet in Tabelle und 7 dargestellt vereinfacht und sowohl eine die<br />

mögliche Einschätzung Darstellung der Schwimmeffizienz des mehrjährigen als auch den Prozesses mehrjährigen in Abbildung Vergleich. 1. Ein Der Beispiel Test wurde der Test-<br />

Dokumentation für die Kraulschwimmtechnik (K) inklusive der resultierenden Werte für den<br />

auf einer 50m-Bahn geschwommen. Damit Abstoß und Tauchphase die Werte der<br />

Stroke Index ist in Tabelle 8 dargestellt und eine mögliche Darstellung des mehrjährigen<br />

Frequenz, Prozesses in des Abbildung Stroke 1. Index Der bzw. Test wurde der Zuglänge auf einer nicht 50m-Bahn verfälschen, geschwommen. wurde Damit neben Abstoß der<br />

50m-Zeit und Tauchphase die Werte 40m-Zeit der Frequenz, (Kopfdurchgang des Stroke Index bei 10 bzw. Meter) der Zuglänge gemessen. nicht Die verfälschen, Züge<br />

wurden neben dabei der für 50m-Zeit 40 Meter auch gezählt, die 40m-Zeit um (Kopfdurchgang die 40m-Zugzahl bei 10 und Meter) die 40m-Zeit gemessen. als Die Berechnungsgrundlage<br />

Züge<br />

wurden dabei für 40 Meter gezählt, um die 40m-Zugzahl und die 40m-Zeit als<br />

Berechnungsgrundlage für<br />

für<br />

Frequenz<br />

Frequenz<br />

(Frq)<br />

(Frq)<br />

und Zugzahl<br />

und Zugzahl<br />

nehmen<br />

nehmen<br />

zu können.<br />

zu können.<br />

Tabelle 7: Testdokumentation "8 x 50m Efficiency Test" aus der eigenen Trainertätigkeit


234<br />

Abbildung Abbildung 1:<br />

1: 1: Graphische Graphische Darstellung Darstellung zweier zweier Testergebnisse Testergebnisse aus<br />

aus der der eigenen eigenen Trainertätigkeit<br />

Trainertätigkeit<br />

Sollten Sollten TrainerInnen und und und SportlerInnen neben dem neben Vergleich dem Vergleich mit sich selber mit sich auch selber<br />

einen<br />

Vergleich<br />

auch mit<br />

einen mit internationalen<br />

Vergleich SpitzenathletInnen<br />

mit internationalen suchen,<br />

SpitzenathletInnen können die Stroke<br />

suchen, Index-Werte<br />

können aus aus<br />

die<br />

Tabelle 99 herangezogen werden.<br />

Stroke Index-Werte aus Tabelle 8 herangezogen werden.<br />

Tabelle 8: 8: Stroke Index Vergleichswerte auf int. Niveau (Sánchez & Arellano, 2002)<br />

Stroke<br />

Index<br />

50 50 F 100 F 200 F 400 F 100 R 200 R 100 S 200 S 100 B 200 B<br />

Männer 4,1 4,0 3,9 3,6 3,6 3,5 3,3 3,1 2,5 2,7<br />

Frauen 3,2 3,3 3,1 2,8 2,8 2,8 2,6 2,6 2,1 2,2<br />

Nach Sánchez & Arellano (2002) erreicht die Kraulschwimmtechnik auf internationalem<br />

Nach Sánchez und & Arellano nationalem (2002) Niveau erreicht die höchsten Kraulschwimmtechnik Werte, gefolgt auf internationalem von der Rücken-<br />

und<br />

nationalem Niveau die höchsten Werte, gefolgt von der Rückenschwimmtechnik und dem<br />

schwimmtechnik<br />

Schmetterlingsschwimmen. und dem<br />

Die Brustschwimmtechnik<br />

Schmetterlingsschwimmen. zeigt insgesamt<br />

Die die<br />

Brustschwimmtech-<br />

niedrigsten Werte und<br />

nik im im Gegensatz zeigt insgesamt zu den anderen die Schwimmtechniken niedrigsten Werte steigt und der im Stroke Gegensatz Index mit längeren zu den Distanzen. anderen<br />

Schwimmtechniken Unabhängig von Schwimmtechnik steigt der und Stroke Niveau Index zeigen Männer mit längeren höhere Werte Distanzen. als Frauen Unabhän-<br />

(Sánchez<br />

& Arellano, 2002).<br />

gig von Schwimmtechnik und Niveau zeigen Männer höhere Werte als Frauen<br />

(Sánchez Trainingsmethode & Arellano, 2002).<br />

Trainingsmethode<br />

6.2 In In Abhängigkeit Trainingsmethode von der gewünschten Schwimmgeschwindigkeit erhalten die SportlerInnen auf<br />

Grundlage der der Testergebnisse bei dieser Trainingsmethode zur Verbesserung der<br />

Schwimmeffizienz die Vorgabe, entweder eine bestimmte Zugfrequenz oder eine bestimmte<br />

In Zugzahl Abhängigkeit einzuhalten. von Die gewünschte der gewünschten Zugfrequenz Schwimmgeschwindigkeit kann durch technische Hilfsmittel erhalten unterstützt die<br />

SportlerInnen werden. Beispielsweise auf Grundlage bietet der „Tempo der Testergebnisse Trainer Pro“ von FINIS bei dieser Möglichkeit, Trainingsmethode<br />

Frequenzen<br />

als zu zur als akustisches Verbesserung Signal<br />

die wieder Schwimmeffizienz zu geben. Sollte kein die technisches Vorgabe, Hilfsmittel entweder zur eine Verfügung bestimmte stehen,<br />

müssen die SportlerInnen abhängig von der gewünschten Geschwindigkeit (per Zielzeit definiert)<br />

Zugfrequenz oder eine bestimmte Zugzahl einzuhalten. Die gewünschte Zug-<br />

15 / 18<br />

15 / 18


235<br />

frequenz kann durch technische Hilfsmittel unterstützt werden. Beispielsweise<br />

bietet der „Tempo Trainer Pro“ von FINIS die Möglichkeit, Frequenzen als<br />

akustisches Signal wieder zu geben. Sollte kein technisches Hilfsmittel zur Verfügung<br />

stehen, müssen die SportlerInnen abhängig von der gewünschten Geschwindigkeit<br />

(per Zielzeit definiert) eine bestimmte Zugzahl einhalten. Zur<br />

Vereinfachung wird in diesem Kapitel davon ausgegangen, dass der „Tempo<br />

Trainer Pro“ oder ähnliche Hilfsmittel zur Verfügung stehen.<br />

Um die passende Zugfrequenz für die gewünschte Schwimmgeschwindigkeit<br />

zu bestimmen, werden die im Test erhobenen Daten herangezogen. Innerhalb<br />

der Trainingsserie sollte eine Frequenz gewählt werden, die unterhalb der im<br />

Test gemessenen bzw. errechneten Frequenz liegt, dennoch als Herausforderung<br />

wahrgenommen wird und den SportlerInnen gerade noch ermöglicht, die gewünschte<br />

Geschwindigkeit zu schwimmen. Welche technischen Veränderungen<br />

die SportlerInnen an ihren Bewegungen vornehmen, um diese Aufgabe zu bewältigen,<br />

bleibt ihnen durch Experimentieren letztlich selber überlassen. Die<br />

SportlerInnen können am Ende jedes Intervalls anhand der Trainingsuhr erkennen,<br />

ob sie dabei erfolgreich waren und haben dadurch ohne direkte Korrektur<br />

von außen die Möglichkeit, selbsttätig Erfolge zu erzielen. Die erreichten<br />

Zeiten werden dabei nur sporadisch dokumentiert. Die AthletInnen kennen ihre<br />

vorgegebenen Zielzeiten und Frequenzen selber und können die TrainerInnen<br />

in der Trainingsreflexion darüber informieren, um so nötige Anpassungen der<br />

Geschwindigkeit oder der Frequenz für zukünftige Serien zu steuern. Berichten<br />

die SportlerInnen beispielsweise davon, dass sie die vorgegebene Zielzeit bei<br />

Einhaltung der vorgegebenen Frequenz in einer Serie regelmäßig unterbieten,<br />

so ließe sich die Serie über Veränderung der Zielzeit oder der Frequenz wieder<br />

anspruchsvoller gestalten. Da Anpassungen einer Trainingsserie über diese<br />

Wege möglich sind, muss der Test nicht sehr häufig wiederholt werden und<br />

dient vorwiegend zur Evaluation der Entwicklung von Schwimmeffizienz über<br />

einen langen Zeitraum. (siehe Abbildung 1)<br />

Nachfolgend werden exemplarisch zwei Beispiele dargestellt, die dieser Trainingsmethode<br />

entspringen und nach Olbrecht (2013, S. 28) im Bereich der ANC<br />

(Beispiel 1) oder im Bereich der AEC (Beispiel 2) liegen. Zur besseren Nachvollziehbarkeit<br />

werden die Testergebnisse aus Tabelle 7 als Grundlage genommen.<br />

Beispiel 1:<br />

10 x 50m Kraulschwimmtechnik<br />

Zielzeit: 35“; Abgang: 1‘20“; Zielfrequenz: 36 Zyklen/Min


236<br />

Beispiel 2:<br />

8 x 100m Kraulschwimmtechnik<br />

1. und 3. Wiederholung:<br />

Zielzeit: 1‘10“; Abgang: 1‘30“; Zielfrequenz: 36 Zyklen/Min<br />

2. und 4.-8. Wiederholung:<br />

Zielzeit: 1‘25“; Abgang: 1‘45“; Zielfrequenz: 26 Zyklen/Min<br />

Sollten die SportlerInnen bei allen Wiederholungen einer Serie die Zielzeiten<br />

und Frequenzen ohne Probleme einhalten können, würde die Frequenz bei der<br />

nächsten Trainingsserie weiter reduziert werden.<br />

7. ZUSAMMENFASSUNG/ ABSTRACT<br />

Ziel dieser Arbeit ist es, die Frage zu beantworten, wie TrainerInnen im<br />

Schwimmsport durch die Bestimmung der Effizienz einer Schwimmtechnik<br />

mittels Stroke Index einen Nutzen ziehen können. Aus diesem Grund widmet<br />

sich diese Arbeit einer systematischen Übersicht der wissenschaftlichen Auseinandersetzung<br />

mit der Variablen „Stroke Index“. Von 67 gefunden Quellen<br />

konnten letzten Endes 6 Untersuchungen zur Beantwortung dieser Frage analysiert<br />

werden.<br />

Zusammengefasst zeigt die Untersuchungslage, dass Schwimmeffizienz einen<br />

großen Einfluss auf die Schwimmleistung hat und sogar als Prädiktor für<br />

Schwimmleistung herangezogen werden kann. Es wird deutlich, dass sich der<br />

Stroke Index gut innerhalb des Evaluationsprozesses einsetzen lässt. Hierbei<br />

bietet er den TrainerInnen eine deutliche Erleichterung bei der Einschätzung der<br />

Schwimmeffizienz und dem optimalem Verhältnis von Zugfrequenz und Zuglänge<br />

in Verbindung mit Schwimmgeschwindigkeit. Den SportlerInnen bietet<br />

der Stroke Index eine gute Möglichkeit ihren eigenen Prozess, im speziellen die<br />

Entwicklung ihrer Schwimmeffizienz, zu verfolgen und sich mit sich selbst und<br />

mit anderen zu vergleichen.<br />

Während der Analyse konnten zusätzlich weitere Erkenntnisse für die Gestaltung<br />

des Trainings gewonnen werden. Es ließen sich 4 Kriterien herausarbeiten,<br />

die in einer Trainingsmethode Anwendung finden sollten, da sich mit deren<br />

Hilfe u.a. langfristig der Stroke Index steigern lässt. Dementsprechend wurde<br />

weiterführend in dieser Arbeit exemplarisch eine Trainingsmethode vorgestellt,<br />

die es im Training ermöglicht neben der Schwimmeffizienz viele weitere für den<br />

Schwimmsport und die langfristige Leistungsentwicklung bedeutende Kriterien<br />

miteinzubeziehen.<br />

Als Ausblick im Themengebiet der Schwimmeffizienz könnte es interessant<br />

sein, neben dem Stroke Index, die in der von Costa et al. (2013) zusätzlich


237<br />

erhobene Antriebseffizienz auf Praktikabilität zu untersuchen. Die Antriebseffizienz<br />

bezieht zusätzlich anthropometrische Daten in die Berechnung mit ein<br />

und könnte daher eine weitaus individuellere Variable sein als der Stroke Index.<br />

LITERATURVERZEICHNIS<br />

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Autor<br />

Christian Landfried<br />

Cheftrainer Kopfsprung Köln e.V.<br />

christian.landfried@gmail.de

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