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natürlich NR. 44 Juli 2021

kompetent

Ganzheitliche Medizin entsteht

durch gemeinsames Lernen

Das Wesen von Bäumen verstehen zu lernen und daraus die Qualität der pflanzlichen Substanzen

abzuleiten, war ein Teil des Seminars.

Weiterbildung ist in der Medizin ein Muss. Es ist jedoch aussergewöhnlich, wenn

Ärztinnen, Ärzte und Pflegepersonen gemeinsam Neues lernen: Im Mai 2021

fand in der Klinik Arlesheim das erste Interprofessionelle Einführungsseminar

für Anthroposophische Medizin statt – mitgetragen durch den Förderverein,

die Soleo Akademie für Pflegeberufe und die Ärzteausbildung Arlesheim. Wir

berichten über den Stellenwert von Weiterbildungen.

Wer die Anthroposophische Medizin näher

kennenlernt, entdeckt neue Möglichkeiten

im Umgang mit erkrankten Menschen. Das

ist auch die Erfahrung von Dr. Vera Sattelmeyer

nach der Teilnahme am Interprofessionellen

Einführungsseminar für Anthroposophische

Medizin. «Mir war immer klar,

dass ich für die Patientinnen und Patienten

das Beste tun wollte. Doch mit der Zeit sah

ich, dass die Möglichkeiten der klassischen

Medizin begrenzt sind. Auf die Dauer, und

je länger ich im Beruf bin, ist es ernüchternd

festzustellen, dass man nicht die ganze

Bandbreite zur Verfügung hat, um die

Patienten optimal zu behandeln.» Vera

Sattelmeyer ist Wirbelsäulen-Chirurgin und

arbeitet seit einigen Jahren immer häufiger

als Schmerztherapeutin, da sie chirurgisch

zwar akute Schmerzen beheben kann, doch

meist geht es um chronische Rückenschmerzen,

die eine Langzeitbehandlung

erfordern. Dafür wird nicht selten die invasive

Schmerztherapie, über den Spinal -

kanal der Wirbelsäule, gewählt. «Allerdings

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Engagiert im

Vorstand

Mein Wunsch, den Förderverein Anthroposophische

Medizin (FAM) zu unterstützen,

wurde nach der Geburt meiner

zweiten Tochter im Paracelsus-Spital

geweckt. Die Förderung von ganzheitlicher

Medizin, welche das Individuum

erfasst und berücksichtigt, ist mir

besonders unter dem steigenden Kostenund

Leistungsdruck ein Anliegen.

Ich bin Psychologin und arbeitete

mehrere Jahre als Projekt-Managerin in

der Finanzdienstleistungsbranche. Derzeit

bin ich bei intrinsic Campus in Teilzeit

angestellt und führe meine eigene paartherapeutische

Praxis. Privat bin ich

Mutter von zwei Töchtern (6 und 3 Jahre),

die mir kaum Zeit für Hobbys lassen,

mich aber jeden Tag auf das Neue

überraschen und erfreuen.

Beim FAM bin ich insbesondere für den

Bereich Marketing und strategische

Projekte zuständig. Derzeit entwickle ich

mit Christoph Messmer, dem Geschäftsführer,

neue Angebote für die FAM-

Mitglieder: Wir diskutieren beispielsweise

über Mitglieder-Rabatte in Apotheken.

Für weitere Ideen in diesem Bereich

würden wir uns über eine Kontaktaufnahme

freuen. Auch möchten wir

darauf hinweisen, dass im Vorstand die

Quästoratsstelle noch offen ist.

Ich freue mich auf die gemeinsame Reise

mit dem FAM und den Vorstandsmitgliedern,

auf die Aufgaben, Höhen und

Herausforderungen, die uns erwarten.

Elisabeth MacKenzie,

neues Vorstandsmitglied

des Fördervereins

Tel. 077 469 20 39

E-Mail:

fam@foerder vereinanthromedizin.ch


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Förderverein Anthroposophische Medizin

natürlich kompetent Nr. 44 | Juli 2021

Fortsetzung von Seite 1 e

ist die invasive Schmerztherapie eigentlich

eine destruktive Therapie, da wir Rezeptoren

blockieren, damit der Schmerz nicht

mehr weitergeleitet wird.» Das ist selten

das Beste für die Patientinnen und Patienten.

«Vorziehen würde ich die nicht

destruktiven Therapieformen», sagt die in

der Westschweiz tätige Ärztin.

Vera Sattelmeyer

Wirbelsäulen-

Chirurgin und

Schmerztherapeutin

Ein Kollege von ihr, der unter anderem anthroposophisch

arbeitet, behandelt einige

ihrer Patientinnen und Patienten. «Die

Resultate zeigen mir, dass sich viele meiner

Patienten für eine anthroposophische Therapie

eignen würden. Das weckte mein Interesse

an einer entsprechenden Weiterbildung.»

Im Einführungsseminar sei ihr dann

bewusst geworden, dass die Anthroposophische

Medizin nur gut praktiziert werden

könne, wenn eine interprofessionelle Zusammenarbeit

bestehe.

Therapie neu betrachten

Ärztinnen, Ärzte, Pflegepersonen, Therapeutinnen

und Therapeuten – sie alle waren

am Seminar vertreten und bildeten für vier

Tage eine Therapiegemeinschaft, um ein

therapeutisches Konzept für eine Patientin

der Klinik Arlesheim zu erarbeiten. «Wie

wichtig es ist, eine Patientin gemeinsam

zu begleiten, ist für mich eine neue, im

Seminar gewonnene Erkenntnis», sagt Vera

Sattelmeyer. «Auf die Schmerztherapie bezogen,

bedeutet die Auseinandersetzung

mit der Anthroposophischen Medizin ein

eigentliches Umdenken. Denn sie ist nicht

invasiv und unterstützt die Selbstheilungskräfte.

Allerdings muss der Patient diesen

Prozess mittragen. Dies wiederum ist möglich,

wenn ich ihm diesen Weg vorschlage

und erkläre, weshalb beispielsweise

Heileurythmie oder Musiktherapie sinnvoll

wäre.» Für die Ärztin ist im Seminar das

starke Bedürfnis gewachsen, «den Menschen

in seiner Gesamtheit richtig zu behandeln».

Sie möchte ihre therapeutische

Bandbreite erweitern und hat sich für weitere

anthroposophische Kurse angemeldet.

Die Referentinnen

und Referenten des

Einführungsseminars

(v.l.n.r.): Severin

Pöchtrager, Rebekka

Lang, Judit Kedves,

Philipp Busche, Ursa

Neuhaus, Monika

Layer.

Gelerntes umsetzen können

Sandy Schwengeler, Pflegefachfrau und

ebenfalls Teilnehmerin des Seminars, befasst

sich seit sechs Jahren mit der anthroposophischen

Pflege. Allerdings war es

nicht selbstverständlich, ein Arbeitsumfeld

zu finden, wo sie das Gelernte anwenden

kann. Nun ist sie glücklich, im Alters- und

Pflegeheim Sonnengarten (siehe Information

auf Seite 3) ihre Fähigkeiten einsetzen

und weiterentwickeln zu können. Vom

Seminar in Arlesheim nahm sie viele gute

Impulse und neues Wissen mit nach Hause.

«Es hat mich begeistert, dass wir uns unter

anderem in die Welt der Pflanzen vertieften,

um deren Wesen und die Qualität der

pflanzlichen Substanzen zu verstehen.» Am

meisten gestärkt hat sie der viertägige unmittelbare

Austausch mit Ärztinnen und

Ärzten. «Es war lehrreich, gemeinsam zu

überlegen, was der Patientin, die sich als

Fallbeispiel zur Verfügung stellte, helfen

könnte. Ich erhielt Einblick in die Überlegungen

der Ärzte bei der Diagnosestellung

und der Wahl der Therapieformen. Zugleich

konnte ich meine eigenen Erfahrungswerte

einbringen und diese zählten genauso wie

jene der Ärzte. Das gibt mir das Selbstvertrauen,

nun auch im Heim vermehrt mit

den Ärzten zu diskutieren, wenn es um therapeutische

Entscheide in der Begleitung

eines pflegebedürftigen Menschen geht.»

Sandy

Schwengeler

Pflegefachfrau,

auf dem Weiterbildungsweg

zur

Expertin für

Anthroposophische

Pflege

In der anthroposophischen Pflege weiterzukommen,

ist ein «Herzenswunsch» von

Sandy Schwengeler. Bei Soleo, der Akademie

für Pflegeberufe, hat sie den Basissowie

den Grundkurs abgeschlossen und

befindet sich nun im Lehrgang zur Expertin

für Anthroposophische Pflege. Der Förderverein

hat ihren Antrag gutgeheissen, die

Anthroposophische Medizin

Interprofessionelles

Einführungsseminar

Die integrative Medizin, wie es die

Anthroposophische Medizin ist, erfordert

eine Teamleistung: Menschen

verschiedener Berufe arbeiten zusammen

und stellen die Patientin, den

Patienten ins Zentrum ihrer Tätigkeit.

Wie gelingt die Gestaltung gemeinsamer

Therapie- und Pflegekonzepte? Welche

Bedeutung hat die Arbeit an einem

gemeinsamen Krankheits- und Menschenverständnis?

Um solchen Fragen

nachzugehen, entstand aus der Initiative

von Soleo und der Ärzteausbildung

Arlesheim ein interprofessionelles

Weiterbildungsprogramm, das im Mai

2021 erstmals durchgeführt wurde.

Der Förderverein Anthroposophische

Medizin ist einer der tragenden Partner

des Seminars.

Das Interprofessionelle Seminar findet

wieder vom 5. bis 8. Mai 2022 statt.

www.aerzteausbildung.ch


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Förderverein Anthroposophische Medizin

natürlich kompetent Nr. 44 | Juli 2021

Kurskosten mitzutragen, was ihr viel bedeutet.

Zum einen finanziell, aber auch, weil sie

bestätigt erhält, wie wichtig es ist, dieses

Wissen zu festigen und weiterzugeben.

Nach dem Basiskurs war Sandy Schwengeler

von den äusseren Anwendungen sehr überzeugt

und wollte sie für die Palliative Care

einsetzen. Sie arbeitete damals in einer

Klinik mit sterbenden Menschen und entwickelte

mit einer Kollegin ein Konzept, um die

anthroposophische Pflege einzuführen.

Allerdings erfolglos, da die Vision von Ärzteseite

nicht geteilt wurde. «Mir war dennoch

klar, dass die Anthroposophie ein Bestandteil

meiner Pflegearbeit werden musste.»

Sie begann bei Soleo mit der nächsten

Weiterbildungsstufe, dem Grundkurs, und

gelangte dadurch in den Sonnengarten, wo

sie auch die heutige Arbeitsstelle fand. Das

anthroposophisch orientierte Heim ist ein

Kursstandort von Soleo – für externe und

interne Pflegepersonen.

Weiterbildung lohnt sich immer

Im Sonnengarten ist die ganzheitliche Begleitung

der Menschen ein zentrales Anliegen.

Wie gut das gelebt wird, zeigt sich

insbesondere im Pflegebereich: Die Mitarbeitenden

haben genügend Zeit für die

Bewohnerinnen und Bewohner, um

auf ihre individuellen Bedürfnisse

einzugehen. Das bedeutet für beide

Seiten eine hohe Lebensqualität.

«Die anthroposophische Pflege gibt

Ruhe in die Arbeitsabläufe, denn sie

erfordert, dass ich während einer

Handlung innerlich ganz präsent

bin», sagt Leila Walker, Leiterin Pflege

im Sonnengarten. «Wir machen

tagtäglich gute Erfahrungen mit den

äusseren Anwendungen wie Auflagen,

Wickel und Einreibungen. Sie

sind therapeutisch wirksam, werden

von den Bewohnern dankbar

angenommen, und ausserdem geben

sie den Mitarbeitenden viel

Erfüllung. Das ist ein sehr wichtiger

Aspekt.» Die Pflegenden sollen ihre

Berufsfreude und Fähigkeiten nicht

nur einbringen, sondern auch stärken

können. Deshalb hat die Weiterbildung

im Sonnengarten einen

l Ich werde/wir werden Mitglied des

Fördervereins Anthroposophische

Medizin

l Ich möchte «natürlich kompetent»

regelmässig erhalten

l Ich möchte «natürlich kompetent»

nicht mehr erhalten

Ich bestelle

Leila Walker

Leiterin Pflege im

Alters- und

Pflegeheim

Sonnengarten

Hombrechtikon

l Flyer Förderverein

Anthroposophische Medizin

l Broschüre Testament Legat Schenkung

l Flyer «Therapien St. Peter»

einreibung oder ein Wickel bei den Bewohnerinnen

und Bewohnern auslösen könne.

Das liege bestimmt auch an der pflegerischen

Zuwendung. «Für manche sind die

äusseren Anwendungen neu, wenn sie bei

uns eintreten, aber sie spüren schon bald,

wie tief das geht. Diese beidseitig guten

Erfahrungen fördern die Beziehungspflege.

Darauf sollte man sich als Pflegefachfrau

einlassen können.»

Pascale Gmür

Soleo im Sonnengarten

Hombrechtikon

Im anthroposophisch orientierten Altersund

Pflegeheim Sonnengarten, mit Blick

auf den Zürichsee, leben etwa 100 ältere

Menschen. Begleitet, umsorgt, betreut

und gepflegt werden sie von 150 Mitarbeitenden,

von denen etwa 85 im Pflegebereich

tätig sind. Die anthroposophische

Pflege ist hier ein selbstverständlicher

Bestandteil der Pflegearbeit. Entsprechend

wichtig sind die betriebsinternen

Aus- und Weiterbildungen, welche von der

Soleo Akademie für Pflegeberufe durchgeführt

werden und meist auch externen

Pflegepersonen offenstehen. Soleo

wird unter anderem vom Förderverein

Anthroposophische Medizin getragen.

Kursprogramm:

www.soleo-weiterbildung.ch

Gemeinsam für ganzheitliche Medizin

hohen Stellenwert. Das betrifft alle Arbeitsbereiche,

aber das Besondere in diesem

Heim ist, dass für die anthroposophische

Pflege eine Ausbildnerin (sie ist zudem

Dozentin bei Soleo) angestellt wurde. Zusammen

mit anderen Dozentinnen von Soleo

führt sie die Basis- und Grundkurse durch

und begleitet danach die Pflegepersonen in

der praktischen Umsetzung des Gelernten.

Die anthroposophischen Basiskenntnisse

müssen sich im Sonnengarten alle Pflegepersonen

aneignen, und wer möchte, kann

die nächsten Kursmodule absolvieren.

«Selbstverständlich arbeiten wir stets komplementär»,

betont Leila Walker. «Wir sind

auf die Schulmedizin und die Standardpflege

angewiesen, erweitern aber unser Angebot

unter anderem mit den anthroposophischen

Möglichkeiten. Das schätzen wir alle.»

Die Pflegefachfrau Sandy Schwengeler sagt,

sie staune immer wieder, was eine Körperl

Frau

Name

Vorname

Strasse / Nr.

PLZ / Ort

Geburtsjahr

Unterschrift

Datum

E-Mail

l Herr

07/21


Seite 4

Förderverein Anthroposophische Medizin

natürlich kompetent Nr. 44 | Juli 2021

Heilpflanze

Lavendel –

der Beruhigende

Das wunderbare Blau des Lavendels mag

an die Provence und die unendliche Weite

des sommerlichen Himmels erinnern. Das

Erleben der Weite kann sich in der Seele

widerspiegeln und eine tiefe Entspannung

bewirken.

Die Pflanze schiebt ihre Blüten weit aus dem

Blattbereich (vegetativen Bereich) heraus

und konzentriert in ihnen ätherische Öle, die

beim Menschen die Verkrampfungen des

vegetativen Nervensystems lösen. Es sind

die in den Blüten gesammelten Licht- und

Wärmekräfte, welche beruhigen, entkrampfen

und entspannen. Die Wärme durchdringt

den Leib, was zu einem ausgeglichenen Wärmehaushalt

und einer vertieften Atmung

führen kann.

Einige Tropfen ätherisches Lavendelöl gemischt

mit Mandelkernöl können als Brustbeinauflage

bei Angst, Unruhe, Schlafstörungen

oder gar im Sterbeprozess spürbare

Linderung bringen. Rhythmische Beineinreibungen

mit Lavendelöl (10 Prozent) sind

wirksam bei Durchblutungsstörungen und

als Dekubitusprophylaxe. Rhythmische

Fusseinreibungen können bei Restless

Legs, Gedankenkreisen und Einschlafstörungen

wertvolle Dienste leisten.

Die Details zu den Lavendelanwendungsformen

finden Sie unter www.pflege-vademecum.de.

Dieses in sechs Sprachen übersetzte

kostenlose Online-Nachschlagewerk

wird vom Förderverein regelmässig finanziell

unterstützt. Das Vademecum dient den

Soleo-Kursteilnehmenden und den Pflegenden

als wertvolle Wissensquelle, die

immer zur Hand ist.

Christoph Messmer

Impressum

Gemeinsam für

ganzheitliche Medizin

Bitte

frankieren

Förderverein Anthroposophische Medizin

Bergstrasse 7

8805 Richterswil

natürlich kompetent Nr. 44 / Juli 2021

Herausgeber:

Förderverein Anthroposophische Medizin

Redaktion: Pascale Gmür, Zürich

Visuelle Gestaltung:

Viviane Wälchli, Zürich

Fotos: Christoph Messmer, Swiss Medical

Network (Vera Sattelmeyer), WALA

Redaktionsadresse:

Förderverein Anthroposophische Medizin

Bergstrasse 7, 8805 Richterswil

Telefon 044 251 51 35

info@foerderverein-anthromedizin.ch

www.foerderverein-anthromedizin.ch

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