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Expose: Arbeiten in der Berliner Techno-Szene - Berlin Mitte Institut

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zwischen Markt und Hierarchie stellen somit e<strong>in</strong>e neue Koord<strong>in</strong>ationsordnung dar, mit<br />

ebenfalls eigenen neuen Arbeitsidentitäten: Projektkoord<strong>in</strong>atoren, Projekt-Managern etc.<br />

Schaut man sich nun die Praxis <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Techno</strong>-<strong>Szene</strong> an, so lässt sich e<strong>in</strong>e ähnlich<br />

Form von Vernetzung f<strong>in</strong>den – allerd<strong>in</strong>gs mit wesentlich kle<strong>in</strong>eren und machtloseren Ak-<br />

teuren. We<strong>der</strong> Markt, noch Hierarchie dom<strong>in</strong>ieren: E<strong>in</strong>e Mischung aus längerfristigen<br />

freiwilligen Kooperationen (z.B. Resident-DJs bei e<strong>in</strong>em Veranstalter, Musikproduzen-<br />

ten, die mehrere Lie<strong>der</strong> für e<strong>in</strong> Label machen, o<strong>der</strong> Veranstalter, die öfters mit e<strong>in</strong>em<br />

Clubbesitzer zusammenarbeiten), die allerd<strong>in</strong>gs nicht als machtlos verstanden werden<br />

können: Komplexe Dynamiken aus Wettbewerbsdruck, Popularität, <strong>Szene</strong>ethik und Öf-<br />

fentlichkeitsmaximierung setzen die Akteure <strong>in</strong> unterschiedlich machtvolle Positionen,<br />

die sie auszuspielen wissen.<br />

W<strong>in</strong>deler zufolge haben Projektnetzwerke beson<strong>der</strong>e strukturelle Eigenschaften: Bei<br />

<strong>der</strong> Content-Produktion stehen die zentrale Akteure Fernsehsen<strong>der</strong> und Produzenten im<br />

Koord<strong>in</strong>ationszentrum. Interorganisationale Arbeit ermöglicht geme<strong>in</strong>same Erfahrungen<br />

und Anschluss an weitere Projekte, Personen und personale Beziehungen über Organisa-<br />

tionsgrenzen h<strong>in</strong>weg haben e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Relevanz. Desweiteren nutzen die Akteure<br />

<strong>der</strong> Produktion etablierte Praktiken und <strong>Institut</strong>ionen als Substitute für fehlende eigenen<br />

Regulationen: z.B. <strong>in</strong>formelle Branchenstandards und gesetzliche Regulationen.<br />

Obwohl e<strong>in</strong>ige Aspekte von W<strong>in</strong>deler's Analyse auch auf (<strong>Techno</strong>-)<strong>Szene</strong>n übertra-<br />

gen werden können, so gibt es bedeutsame Unterschiede, die e<strong>in</strong>e geson<strong>der</strong>te Analyse er-<br />

for<strong>der</strong>lich machen.<br />

Die <strong>Techno</strong>-<strong>Szene</strong> besteht nicht aus e<strong>in</strong>igen großen, machtvollen organisierten Ak-<br />

teuren, son<strong>der</strong>n aus vielen kle<strong>in</strong>en, relativ machtlosen Organisationsformen wie Labels,<br />

Veranstaltern, Clubs, Selbstunternehmern, etc. Ihr Arbeit besteht auch nicht aus großen<br />

aufwendigen Produktionen, son<strong>der</strong>n vielen kle<strong>in</strong>en kreativ-standardisierten Dienstleis-<br />

tungen <strong>in</strong> Form von Musikkonserven, DJ-Sets, und Erlebnisangeboten an kle<strong>in</strong>e, vor al-<br />

lem regionale Zielgruppen. Manche Akteuren betreiben sogar mehrere dieser Organisati-<br />

onsformen gleichzeitig, wie verschiedene Labels, verschiedener Künstler-Pseudonyme<br />

und arbeiten als DJs und Musikproduzenten gleichzeitig (Diaz-Bone 2002)). Akteure <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Techno</strong>-<strong>Szene</strong> zeichnen sich desweiteren über e<strong>in</strong>e wertspezifische Haltung zum The-<br />

ma ihrer <strong>Szene</strong> aus: Die Ökonomie ist weitestgehend über Spaß kulturalisiert, viele Ver-<br />

anstaltungen f<strong>in</strong>den statt, wo vorneweg klar ist: Das lohnt sich gar nicht. Zum Beispiel<br />

wird nach wie vor Musik auf V<strong>in</strong>yl vertrieben, obwohl Musiklabels schon lange nicht<br />

mehr vom Verkauf ihrer Musik leben können. Pressung auf V<strong>in</strong>yl stellt nur e<strong>in</strong>en zusätz-<br />

lichen Kostenfaktor dar, <strong>der</strong> die eigene Kasse schmälert. Trotzdem haben viele e<strong>in</strong>e

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