PferdeWoche Nr. 13/2021
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4 | Turf
31. März 2021 | PFERDEWOCHE
Jean-Paul Gallorini zieht Schlussstrich
45 Jahre lang gehörte Jean-Paul Gallorini zu den erfolgreichsten und farbigsten
Figuren des Hindernisrennsports. Inzwischen 77 Jahre alt, hat er bekannt gegeben,
seine Trainerkarriere zu beenden.
Willi Bär Die einen verehrten
ihn, anderen ging er auf die Nerven,
aber gleichgültig liess Jean-
Paul Gallorini die wenigsten.
Dazu war er zu selbstverliebt,
seine Äusserungen zu pointiert.
Aufgewachsen in Marseille als
Sohn einer italienischen Familie,
kam er als Maurerlehrling eher
zufällig durch die Bekanntschaft
mit einem Stallburschen zum
Rennsport. Er wurde Jockey, ritt
in Paris für sein Trainervorbild,
den legendären André Adèle, bis
«Au revoir»: Jean-Paul Gallorini beendet seine Trainerkarriere. Foto: APRH
ihn ein brutaler Sturz stoppte.
1977 begann er in Maisons-Laffitte
als Hindernistrainer. Nachdem
er Pferde, die sonst niemand
wollte, auf ein hohes Niveau
führte, wurden grosse Stallbesitzer
wie Daniel Wildenstein oder
Jean-Paul Sénéchal,
später auch Bartabas
(Ecurie Zingaro)
auf ihn aufmerksam.
Bereits
1979 gewann er mit
Chinco erstmals die
«Grand Steeple-
Chase de Paris».
Erfolgreich für
Schweizer Farben
Eines der besten
Pferde unter Gallorinis
Regie war Remember
Rose. Der
von seinem Besitzer
Ernst Iten gezüchtete
Wallach triumphierte
2008 in der
«Grand Steeple-
Chase de Paris»,
nachdem er zuvor die wichtigsten
Jahrgangsrennen der Drei- und
Vierjährigen dominiert hatte.
Auch mit Pferden anderer
Schweizer Besitzer reüssierte
«Gallo» auf Gruppe-Ebene, etwa
mit Bruno Sigrists Shannon
Rock, Josef Odermatts Coralhasi,
Anton Bächlers Pampalino oder
René Aebischers Doelan.
Förderer weiblicher Jockeys
Jean-Paul Gallorini war auch einer,
der gern die ausgetretenen
Pfade verliess und Neues ausprobierte.
So war er der erste bedeutende
Trainer, der weiblichen
Hindernisjockeys eine Chance
gab und zwar auch in den grossen
Rennen. Bereits 1988 gewann
Béatrice Marie mit dem von ihm
trainierten Goodea die «Grande
Course de Haies». Es war der ers -
te Gruppe-I-Sieg einer Frau. Später
setzte er mit Vorliebe Anne-
Sophie Madeleine auf seine
Schützlinge. Auch Nathalie Desoutter
erhielt von ihm viele
Ritte.
SPRINT
▶ Da die für den 11. März in Aarau
vorgesehene Generalversammlung
von Galopp Schweiz nicht durchgeführt
werden konnte, wurden die Abstimmungen
über die verschiedenen
Traktanden schriftlich durchgeführt.
Das Protokoll der GV 2020, die Jahresrechnung
und die Décharge für
den Vorstand wurden ohne Gegenstimme
gutgeheissen. Kontrovers
diskutiert worden war im Vorfeld einzig
der Antrag von Andrea Kretschmer,
der vorsah, dass der Peitscheneinsatz,
nur noch auf die Schulter,
aber nicht mehr auf die Hinterhand
erfolgen darf. Der Vorstoss, für den
sich neben der Initiantin auch Galopp-Präsident
René Leiser und Trainerchampion
Miro Weiss aussprachen,
wurde mit 44 Ja gegen 99 Nein
Stimmen abgelehnt. Damit bleibt es
bei der bestehenden Regelung, wonach
die Peitsche während eines
Rennens höchstens dreimal eingesetzt
werden darf, unabhängig davon
ob auf die Schulter oder die Hinterhand.
Die Schweiz ist damit restriktiver
als die allermeisten anderen
Länder. Übertroffen wird sie nur
von Norwegen, das in Galopp und
Trab die Peitsche schon vor längerer
Zeit ganz abgeschafft hat.
▶ Letzte Woche ist Scheich Hamdan
al Maktoum im Alter von 75 Jahren
gestorben. Wie sein jüngerer Bruder,
Dubai-Herrscher Scheich Mohammed
al Maktoum, gehörte Hamdan
zu den wichtigsten Protagonis -
ten des internationalen Galopprennsports.
Ende der 1960er-Jahre als
Student in Cambridge mit dem Turf-
Virus infiziert, hatte er ab 1980 seinen
eigenen Rennstall. In den folgenden
Jahren kaufte er in England, Irland,
den USA und Australien eine Reihe
von Gestüten, die er unter dem Label
«Shadwell» zusammenfasste.
Viele grossartige Rennpferde sorgten
dafür, dass die blau-weissen Farben
von Hamdan al Maktoum zu den bekanntesten
auf der Welt gehörten.
Nashwan und Erhaab, die beide aus
der eigenen Zucht stammten, triumphierten
im Epsom Derby, Invasor
gewann den Dubai World Cup, Salsabil
dominierte 1990 nicht nur die Stuten
ihres Jahrgangs, sondern im Irish
Derby auch die Hengste, Dayjur, Muhaarar
und Battaash waren Sprinter
der Extraklasse.
▶ Drei Ritte absolvierte Sibylle
Vogt am 25. März auf der Fibersandpiste
von Lyon-la Soie. Es fehlte nicht
viel und der Schweizerin wäre ein
Hattrick gelungen, doch zwei Siege
und ein Ehrenplatz waren ebenfalls
eine exzellente Ausbeute. Den ersten
Streich realisierte Vogt mit dem von
Gordon Batistic trainierten Andersson
in einem Handicap. Der zweite
folgte mit Curver, einem Söhrenhöfler,
der unter den Farben des Stalles
Bocskai ein Verkaufsrennen Start-
Ziel für sich entschied. Beim abschliessenden
zweiten Platz mit Tornaldo,
einem Schützling von Manfred
Weber, fehlte zum Sieg lediglich
eine Halslänge.
▶ Ein beeindruckendes Debüt gab
am letzten Sonntag im bretonischen
Loudéac die dreijährige Stute Seniorita.
Die dreijährige Stute, bei der Daniela
Mele in Personalunion als
Züchterin, Besitzerin und Trainerin
fungiert, gewann ein Flachrennen
(2200 Meter, 9500 Euro) gleich mit
neun Längen Vorsprung. Seniorita ist
die Tochter des japanischen Hengs -
tes Martinborough und der Stute Sea
Glass. Letztere bestritt 2014 in der
Schweiz acht Rennen, bei denen sie
sieben Mal Zweite, Dritte oder Vierte
wurde. Geritten wurde sie zumeist
von ihrer damaligen Trainerin Chantal
Zollet. Ein Jahr vor Seniorita
fohlte Sea Glass Youtwo Glass, der
am Wintermeeting in Pau für Danielas
Vater Giuseppe Mele zwei Hürdenrennen
gewann, wobei es sich
beim zweiten Volltreffer um ein «Lis-
ted Race» handelte.
(wb)