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Mittelstandsmagazin 01-2022

Machtkampf um Normen: So will die EU ihre Hoheit über Produktstandards verteidigen | Mit Merz und Connemann: CDU und MIT starten neu durch | Hemmschuh DSGVO: Viel Aufwand, wenig Verständnis | Heimliche Steuererhöhungen: Was ist die „kalte Progression“? | Pro & Contra: Sollte es jetzt einen Freedom Day geben?

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MIT:KOLUMNE<br />

Ausgabe handelbarer Zertifikate<br />

legen der Staat bzw. die EU fest, wie<br />

viel Treibhausgase maximal ausgestoßen<br />

werden dürfen. Wo die Einsparungen<br />

mit welcher Technologie<br />

erreicht werden, wird hingegen dezentral<br />

von den Unternehmen und<br />

Konsumenten entschieden, angeleitet<br />

durch den Marktpreis für die<br />

Emissionszertifikate.<br />

Die „Ampel“ bekennt sich zwar im<br />

Koalitionsvertrag zu einem Ausbau<br />

des Emissionshandels und einem steigenden<br />

CO2-Preis, verbunden mit<br />

einem sozialen Ausgleich. So ganz<br />

scheint sie dem Instrument aber nicht<br />

zu trauen: Sie will es mit einer Vielzahl<br />

von Förderungen, Geboten und Verboten<br />

ergänzen, von der Solardach-<br />

Pflicht für gewerbliche Neubauten bis<br />

zu Mindestquoten für klimafreundliche<br />

Produkte in der öffentlichen Beschaffung.<br />

Sie läuft damit Gefahr, dass<br />

der Klimaschutz ähnlich ineffizient<br />

und teuer bleibt wie unter den bisherigen<br />

Regierungen.<br />

Staat nicht alles regelt.“ Oder: „Subventionen<br />

sind immer nur die Ultima<br />

Ratio in der Marktwirtschaft.“<br />

Auch Habeck wird man an seinen<br />

Taten messen, nicht an solchen Worten.<br />

Zumindest mit einem aber scheint<br />

es der „Ampel“ ernst zu sein: mit der<br />

Beschleunigung der Genehmigungsverfahren,<br />

ohne die die Klimawende<br />

nicht zu schaffen sein wird. Das ist ein<br />

dickes Brett, doch ein Schuss Optimismus<br />

sei erlaubt: Vielleicht kann ein<br />

grüner Vizekanzler am ehesten die<br />

Kompromisse durchsetzen, die nötig<br />

sein werden zwischen Arten- und Naturschutz<br />

auf der einen und Infrastrukturausbau<br />

auf der anderen Seite,<br />

zwischen akribischer Suche von Zauneidechsen<br />

auf dem Tesla-Baugelände<br />

und raschen Beschlüssen. So wie es<br />

einst den Sozialdemokraten Gerhard<br />

Schröder gebraucht hat, um verkrustete<br />

Arbeitsmärkte aufzubrechen.<br />

Habeck selbst hat an der Medienkonferenz,<br />

nachdem er auch noch die<br />

Bedeutung des Kartellamts hervorgehoben<br />

hatte, hinzugefügt: „Das klingt<br />

immer so ein bisschen verstaubt: das<br />

Kartellamt. Man denkt an Ludwig Erhard<br />

und Zigarrenrauch.“ Fast schien<br />

er selbst erstaunt, dass ausgerechnet<br />

er an seinen berühmten Vorgänger<br />

erinnert. Er möge sich gerne weiter -<br />

hin erinnern – „mehr Erhard“ würde<br />

Deutschland gewiss nicht schaden. •<br />

Der Beitrag gibt die persönliche Meinung<br />

des Autors wieder.<br />

In seinem Werk „Wohlstand für Alle“ beschrieb Ludwig Erhard vor 65 Jahren seine<br />

ordoliberale Grundüberzeugung: Der Staat müsse wie ein Schiedsrichter einen fairen,<br />

freien Wettbewerb ermöglichen, aber er dürfe nicht selbst mitspielen.<br />

Fotos: NZZ; Doris Adrian/Bundesregierung<br />

Habeck an Taten messen<br />

Auch außerhalb der Klimapolitik enthält<br />

der Koalitionsvertrag vieles, was<br />

schlecht in eine Wettbewerbswirtschaft<br />

passt, darunter die politisch bestimmte<br />

Erhöhung des Mindestlohns<br />

und eine Verlängerung der Mietpreisbremse.<br />

Interessant wird sein, Habecks Entwicklung<br />

zu verfolgen. Wie offen ist er,<br />

der als Pragmatiker gilt und für die<br />

Transformation private Investitionen<br />

in Massen benötigt, für Argumente<br />

aus der Wirtschaft? Gab es im Entwurf<br />

zum Jahreswirtschaftsbericht, den er<br />

Ende Januar vorgestellt hat, auffällige<br />

Wachstums- und Kapitalismuskritik,<br />

ist diese aus dem Endprodukt jedenfalls<br />

weitgehend verschwunden.<br />

Stattdessen sagte der Minister bei der<br />

Vorstellung Sätze wie diese: „Ich weise<br />

nochmal darauf hin, dass Soziale<br />

Marktwirtschaft bedeutet, dass der<br />

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