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Abschlussbericht - Alpenforschungsinstitut

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<strong>Abschlussbericht</strong><br />

Erprobungs- und Entwicklungsvorhaben (E+E)-<br />

Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“<br />

Bund Naturschutz in Bayern e.V. (BN) – Landesverband des<br />

Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND)<br />

Erstellt durch:<br />

Gefördert durch das Bundesamt für Naturschutz (BfN)<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band Dipl. Geoökol. Dr. Kai Frobel<br />

Bund Naturschutz in Bayern e.V. Dipl. Biol. Dr. Liana Geidezis<br />

Bauernfeindstraße 23 Dipl. Ing. Melanie Kreutz<br />

90471 Nürnberg<br />

<strong>Alpenforschungsinstitut</strong> (AFI) Prof. Dr. Thomas Bausch<br />

Am Kurpark 21 Dipl. Geogr. Alexandra Wentz<br />

82467 Garmisch-Partnekirchen<br />

Büro für ökologische Studien (BföS) Dipl. Biol. Dr. Helmut Schlumprecht<br />

Oberkonnersreuther Str. 6a Dipl. Ing. (FH) Franka Ludwig<br />

95448 Bayreuth<br />

Nürnberg/Garmisch-Partenkirchen/Bayreuth, März 2006


Zusammenfassung 1<br />

Impressum:<br />

BN/BUND Projektbüro Grünes Band<br />

Bund Naturschutz in Bayern e.V.<br />

Bauernfeindstraße 23; 90471 Nürnberg<br />

Tel. 0911-81878-17; Fax 0911-869568<br />

E-Mail: liana.geidezis@bund-naturschutz.de; melanie.kreutz@bund-naturschutz.de<br />

Internet: www.dasgrueneband.info; www.bund.net/green-belt-europe<br />

und<br />

<strong>Alpenforschungsinstitut</strong> (AFI)<br />

Am Kurpark 21; 82467 Garmisch-Partenkirchen<br />

Tel. 08821-94316-0; Fax 08821-94316-79<br />

E-Mail: prof.bausch@alpenforschung.de<br />

Internet: www.alpenforschung.de<br />

und<br />

Büro für ökologische Studien (BföS)<br />

Oberkonnersreuther Str. 6a; 95448 Bayreuth<br />

Tel. 0921-507037-30; Fax 0921-507037-33<br />

E-Mail: kontakt@bfoes.de<br />

Internet: www.bfoes.de<br />

Zitiervorschlag:<br />

BN-Bund Naturschutz in Bayern e.V./BUND-Bund für Umwelt und Naturschutz<br />

Deutschland e.V. (2006): E+E-Vorhaben Vorstudie „Erlebnis Grünes Band<br />

(<strong>Abschlussbericht</strong>), im Auftrag des Bundesamtes für Naturschutz. Nürnberg. 186<br />

Seiten.<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band, <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien


Zusammenfassung 2<br />

Zusammenfassung<br />

Zentrales Anliegen der E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“ ist es, dem Grünen Band im<br />

Sinne einer nachhaltigen Sicherung und Entwicklung einen überregionalen Bekanntheitsgrad<br />

zu verschaffen, um aus landschafts- und naturökologischer sowie aus tourismuswirtschaftli-<br />

cher Sicht die regionalen Akteure für seine Erhaltung und Entwicklung zu gewinnen.<br />

Das Grüne Band ist bisher als Urlaubsziel kaum bekannt. Zudem erschwert die sehr hetero-<br />

gene touristische Struktur, die sowohl auf der Angebots- als auch auf der Nachfrageseite<br />

festzustellen ist, eine Vermarktung des Grünen Bandes. In den Modellregionen laufen neben<br />

naturschutzfachlich als positiv zu wertenden Veränderungen auch umfangreiche negative<br />

Veränderungen (z. B. Bebauung oder land- und forstwirtschaftliche Intensivierung) ab, die<br />

langfristig die touristische Attraktivität des Grünen Bandes verringern.<br />

Daher wird im Rahmen der Vorstudie ein touristisches Zielsystem formuliert und im Rahmen<br />

eines ganzheitlichen Leitbildes konkretisiert. Zentrales Anliegen dieses Systems ist es, auf<br />

bisherige Schwierigkeiten einer touristischen Inwertsetzung des Grünen Bandes hinzuweisen<br />

und Möglichkeiten und Chancen für eine Veränderung aufzuzeigen.<br />

Aus der bisherigen Analyse gehen hierbei als zentrale Handlungsfelder für ein mögliches<br />

Hauptvorhaben hervor:<br />

▪ Angebots- und Produktentwicklung<br />

▪ Intra- und interregionale Kooperation und Koordination<br />

▪ Touristische Infrastruktur, Qualität und Klassifizierung<br />

▪ Imagebildung und Profilierung<br />

Sowohl die Ergebnisse dieser Vorstudie als auch das Interesse in den Regionen am Grünen<br />

Band weisen darauf hin, dass die Durchführung von Hauptvorhaben in mehreren Modellregi-<br />

onen sinnvoll und Erfolg versprechend ist.<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band, <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien


Inhaltsverzeichnis 3<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

ZUSAMMENFASSUNG .......................................................................................................................... 2<br />

INHALTSVERZEICHNIS ......................................................................................................................... 3<br />

ABBILDUNGSVERZEICHNIS ................................................................................................................ 6<br />

TABELLENVERZEICHNIS ..................................................................................................................... 6<br />

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS ............................................................................................................... 9<br />

A. ANLASS UND AUFGABENSTELLUNG ..................................................................................... 10<br />

1 ANLASS ....................................................................................................................................... 10<br />

2 AUFGABENSTELLUNG UND VORGEHENSWEISE ................................................................. 12<br />

2.1 ANALYSE DER LANDSCHAFTS- UND LEBENSRAUMVERÄNDERUNGEN .......................................... 12<br />

2.1.1 Lücken-Analyse auf Basis der Daten aus dem E+E-Vorhaben „Bestandsaufnahme<br />

Grünes Band“ ............................................................................................................................... 13<br />

2.1.2 Geländearbeiten .............................................................................................................. 14<br />

2.2 ERMITTLUNG VON TOURISTISCHEN POTENZIALEN ..................................................................... 14<br />

2.2.1 Naturtouristische Potenziale ............................................................................................ 15<br />

2.2.2 Kulturelle und historische Potenziale............................................................................... 15<br />

2.3 ENTWICKLUNG EINES TOURISTISCHEN (DACH-)LEITBILDES ....................................................... 16<br />

2.3.1 Situationsanalyse – Touristischer Status Quo ................................................................. 16<br />

2.3.2 Entwicklung der Tourismuskonzeption ............................................................................ 16<br />

2.4 REGIONALENTWICKLUNG – VERMARKTUNG VON REGIONALEN PRODUKTEN ............................... 18<br />

2.5 ERMITTLUNG VON MODELLREGIONEN UND RÄUMLICHE ABGRENZUNG DES<br />

UNTERSUCHUNGSGEBIETES ................................................................................................................. 18<br />

B. NATURSCHUTZFACHLICHE BEWERTUNG ............................................................................. 19<br />

1 UNTERSUCHUNGSFLÄCHEN UND -METHODEN .................................................................... 19<br />

1.1 UNTERSUCHUNGSFLÄCHEN ..................................................................................................... 19<br />

1.2 UNTERSUCHUNGSMETHODEN .................................................................................................. 21<br />

1.2.1 Aufbau GIS-Projekt .......................................................................................................... 21<br />

1.2.2 Lückenanalyse ................................................................................................................. 22<br />

1.2.3 Nachkartierung und Überprüfung von Veränderungen ................................................... 26<br />

1.2.4 Methodik der Kartenauswertungen .................................................................................. 28<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band, <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien


Inhaltsverzeichnis 4<br />

1.2.5 Recherche von naturschutzfachlichen und touristischen Informationen entlang des<br />

Grünen Bandes ............................................................................................................................. 33<br />

1.2.6 Recherche von möglichen Projektvorschlägen ............................................................... 34<br />

2 ERGEBNISSE .............................................................................................................................. 35<br />

2.1 LÜCKENANALYSE .................................................................................................................... 35<br />

2.1.1 Ausmaß der Beeinträchtigungen im gesamten Grünen Band ......................................... 35<br />

2.1.2 Ausmaß der Beeinträchtigungen ..................................................................................... 38<br />

2.1.3 Überprüfung der Veränderungen im Jahr 2005 ............................................................... 40<br />

2.2 STRUKTURTYPEN ................................................................................................................... 55<br />

2.2.1 Intaktheit und Vielfalt der Biotoptypen ............................................................................. 55<br />

2.2.2 Fazit zu den Strukturtypen ............................................................................................... 58<br />

C. TOURISMUSFACHLICHE ANALYSE ......................................................................................... 60<br />

1 VORÜBERLEGUNGEN UND UNTERSUCHUNGSMETHODEN ................................................ 60<br />

1.1 MARKTSITUATION – AKTUELLE TRENDS IM TOURISMUS ............................................................. 60<br />

1.1.1 Angebotsseitige Entwicklungen ....................................................................................... 60<br />

1.1.2 Nachfrageseitige Entwicklungen ..................................................................................... 61<br />

1.1.3 Sektorale Entwicklungspotenziale ................................................................................... 61<br />

1.1.4 Bundesweite Rahmenbedingungen ................................................................................. 65<br />

1.1.5 Konfliktfelder zwischen Naturschutz und Tourismus und mögliche Lösungsansätze ..... 66<br />

1.2 UNTERSUCHUNGSMETHODEN .................................................................................................. 67<br />

1.2.1 Primärerhebung und sekundärstatistische Quellen ......................................................... 67<br />

1.2.2 Desk Research ................................................................................................................ 68<br />

2 BESTANDSAUFNAHME TOURISMUS IM UNTERSUCHUNGSGEBIET – TOURISTISCHER<br />

STATUS QUO ....................................................................................................................................... 69<br />

2.1 MARKTERFASSUNG: ANGEBOTS- UND NACHFRAGESTRUKTUREN .............................................. 69<br />

2.1.1 Statistische Daten ............................................................................................................ 69<br />

2.1.2 Infra- und Suprastruktur: historische, touristische und kulturelle Einrichtungen ............. 70<br />

2.1.3 Top-Themen, Produkte und Marktsegmente ................................................................... 75<br />

2.1.4 Ergebnisse der Recherche von naturschutzfachlichen und touristischen Informationen 78<br />

2.1.5 Zusammenfassende Darstellung Status-quo Tourismus ................................................ 95<br />

2.2 REGIONALE AUFGABENVERTEILUNG: ORGANISATIONS- UND VERMARKTUNGSSTRUKTUREN ........ 97<br />

2.3 REGIONALE STÄRKEN-SCHWÄCHEN-ANALYSE UND TOURISTISCHE REGIONSPROFILE ............... 100<br />

2.4 CHANCEN UND RISIKEN EINER TOURISTISCHEN DACHMARKE GRÜNES BAND ........................... 103<br />

3 LEITBILD FÜR DIE ZUKÜNFTIGE ENTWICKLUNG DES GRÜNEN BANDES ...................... 105<br />

3.1 KONZEPTIONELLE VORÜBERLEGUNGEN ................................................................................. 105<br />

3.1.1 Das Zielsystem .............................................................................................................. 105<br />

3.1.2 Handlungsgrundsätze .................................................................................................... 107<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band, <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien


Inhaltsverzeichnis 5<br />

3.2 LEITBILD TOURISMUSENTWICKLUNG GRÜNES BAND ............................................................... 109<br />

4 MARKETINGKONZEPT GRÜNES BAND ................................................................................. 111<br />

4.1 GRÜNES BAND ALS DACHMARKE ........................................................................................... 111<br />

4.1.1 Grünes Band im Sinne des deutschen Markenrechts ................................................... 111<br />

4.1.2 Grünes Band als Marke aus der Sicht des Verbrauchers ............................................. 113<br />

4.1.3 Wort-Bild-Marke für die Kommunikation ........................................................................ 116<br />

4.2 AUSGESTALTUNG DER MARKETING-POLITIK ........................................................................... 117<br />

4.2.1 Produkt- und Leistungspolitik ........................................................................................ 117<br />

4.2.2 Kommunikationspolitik ................................................................................................... 127<br />

4.2.3 Kontrahierung/Preispolitik .............................................................................................. 148<br />

4.2.4 Distributionspolitik .......................................................................................................... 148<br />

4.3 MARKETING-MANAGEMENT ................................................................................................... 152<br />

4.3.1 Koordinationsplattform und professionelles Management ............................................ 152<br />

4.3.2 Markenführung und Markenkommunikation .................................................................. 154<br />

4.3.3 Viabono als touristischer Partner ................................................................................... 155<br />

D. REGIONALVERMARKTUNG .................................................................................................... 158<br />

1 VORHANDENE INITIATIVEN ZUR REGIONALVERMARKTUNG ........................................... 158<br />

1.1 ELBE-ALTMARK .................................................................................................................... 158<br />

1.2 HARZ ................................................................................................................................... 159<br />

1.3 WERRA-EICHSFELD .............................................................................................................. 160<br />

1.4 THÜRINGER-/FRANKENWALD ................................................................................................. 162<br />

1.5 BEWERTUNG UND BEURTEILUNG DER INITIATIVEN .................................................................. 163<br />

1.6 NUTZUNG DER DACHMARKE GRÜNES BAND FÜR DIE REGIONALVERMARKTUNG ....................... 165<br />

1.7 EMPFEHLUNG ....................................................................................................................... 166<br />

E. VORSCHLÄGE FÜR DAS HAUPTVORHABEN ....................................................................... 169<br />

1 GRÜNES BAND TOURISTISCH ENTWICKELN ...................................................................... 169<br />

2 GRÜNES BAND THEMATISIEREN .......................................................................................... 170<br />

2.1 WAHRNEHMBARKEIT DES GRÜNEN BANDES ........................................................................... 170<br />

2.2 INFORMATIONSANGEBOTE UND INFORMATIONSVERMITTLUNG VOR ORT ................................... 171<br />

2.3 NATURSCHUTZFACHLICHES INFORMATIONSZENTRUM ............................................................. 175<br />

2.4 INFORMATIONEN ZUM THEMA „RADWANDERN“ ....................................................................... 175<br />

3 GRÜNES BAND ERHALTEN UND PFLEGEN ......................................................................... 177<br />

LITERATURVERZEICHNIS ................................................................................................................ 183<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band, <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien


Abbildungsverzeichnis 6<br />

Abbildungsverzeichnis<br />

Abbildung 1: Beispiel für die Aufbereitung der Recherchen im GIS ............................ 30<br />

Abbildung 2: Längenanteile von Beeinträchtigungen in den 32 Schwerpunkt- und<br />

Entwicklungsgebieten am Grünen Band ....................................................................... 36<br />

Abbildung 3: Verteilung der Beeinträchtigungsformen im Grünen Band ..................... 37<br />

Abbildung 4: Ausmaß und Schwere der Beeinträchtigungen ..................................... 38<br />

Abbildung 5: Veränderungen im Defizitraum westl. Arendsee .................................... 41<br />

Abbildung 6: Veränderungen im SG Harper Mühlenbach .......................................... 43<br />

Abbildung 7: Veränderungen im Mackenröder Wald .................................................. 48<br />

Abbildung 8: Schwere der Beeinträchtigungen in der Modellregion Harz ................... 51<br />

Abbildung 9: Umfang von Beeinträchtigungen Thüringer-/ Frankenwald .................... 53<br />

Abbildung 10: Ausmaß der Beeinträchtigung im Thüringer-/ Frankenwald ................... 54<br />

Abbildung 11: Naturschutzfachliche Strukturtypen in den Regionen am Grünen Band. 56<br />

Abbildung 12: Marktsegmente und Marktpotenziale .................................................... 62<br />

Abbildung 13: Naturerlebnis-Nachfrager ...................................................................... 63<br />

Abbildung 14: Beispielkarte der historischen und touristischen Einrichtungen. ............ 71<br />

Abbildung 15: Anteil der kulturellen Objekte und Sehenswürdigkeiten mit keiner bis sehr<br />

hoher Magnetfunktion in den Modellregionen ............................................................... 73<br />

Abbildung 16: Profilbewertungsmatrix .......................................................................... 96<br />

Abbildung 17: Kurzprofil der potenziellen Modellregionen .......................................... 100<br />

Abbildung 18: Relative Stärken und Schwächen der Modellregionen ........................ 102<br />

Abbildung 19: Zielsystem Grünes Band „Schutz durch Nutzung“ ............................... 107<br />

Abbildung 20: Handlungsfelder als Teil einer nachhaltigen Entwicklungsstrategie ..... 108<br />

Abbildung 21: Bestehendes Logo des Grünen Bandes in verschiedenen Größen ..... 117<br />

Tabellenverzeichnis<br />

Tabelle 1: Länge der Ländergrenzen im Grünen Band .......................................... 19<br />

Tabelle 2: Übersicht Schwerpunktgebiete .............................................................. 20<br />

Tabelle 3: Struktur des Verzeichnisses GB_ArcView ............................................. 21<br />

Tabelle 4: Bewertung der Beeinträchtigungsstufen ................................................ 25<br />

Tabelle 5: Kartierschlüssel Veränderungen ........................................................... 26<br />

Tabelle 6: Bewertung der Beeinträchtigungsstufen ................................................ 27<br />

Tabelle 7: Ausgewertete Karten ............................................................................. 29<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band, <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien


Tabellenverzeichnis 7<br />

Tabelle 8: Defizitraum westlich Arendsee .............................................................. 41<br />

Tabelle 9: Harper Mühlenbach............................................................................... 42<br />

Tabelle 10: Zusammenfassung Elbe-Altmark .......................................................... 43<br />

Tabelle 11: Verlust des Kolonnenwegs im Bereich Altmark ..................................... 44<br />

Tabelle 12: Defizitraum zwischen Wiedelah und Lüttgenrode .................................. 45<br />

Tabelle 13: Schwerpunktgebiet Okeraue ................................................................. 46<br />

Tabelle 14: Schwerpunktgebiet Eckertal .................................................................. 46<br />

Tabelle 15: Schwerpunktgebiet Mackenröder Wald ................................................. 47<br />

Tabelle 16: Zusammenfassung Veränderungen Harz .............................................. 49<br />

Tabelle 17: Verlust des Kolonnenwegs im Bereich Harz .......................................... 49<br />

Tabelle 18: Veränderungen im Untersuchungsgebiet Thüringer-/ Frankenwald ....... 51<br />

Tabelle 19: Beeinträchtigungstypen und ihre Schwere im Thüringer-/ Frankenwald 52<br />

Tabelle 20: Verlust des Kolonnenwegs .................................................................... 54<br />

Tabelle 21: Indikatoren und Kennziffern der Tourismusanalyse ............................... 68<br />

Tabelle 22: Ausgewählte Kennzahlen der Tourismusstatistik .................................. 69<br />

Tabelle 23: Übersicht über kulturelle und geschichtliche Objekte in den<br />

Modellregionen (Klassifizierung nach ADAC-Straßenatlas 2005) ................................. 72<br />

Tabelle 24: Top-Themen in den Modellregionen ...................................................... 76<br />

Tabelle 25: Bezug der Naturparke-Internetseiten auf das Grüne Band .................... 83<br />

Tabelle 26: Informationsangebot der Grenzmuseen zum Grünen Band................... 84<br />

Tabelle 27: Informationen als Informationsquelle ..................................................... 93<br />

Tabelle 28: Stärken-Schwächen-Darstellung der Modellregionen .......................... 102<br />

Tabelle 29: Chancen und Risiken der Markeneinführung „Grünes Band“ .............. 103<br />

Tabelle 30: Eingetragene Nutzung des Grünen Bandes als Wortmarke ................ 112<br />

Tabelle 31: Assoziationen mit dem Grünen Band .................................................. 115<br />

Tabelle 32: Zentrale Fragen und Antworten zu einer Dachmarke „Grünes Band“ .. 116<br />

Tabelle 33: Reisemotive der Deutschen ................................................................ 118<br />

Tabelle 34: Tragfähige Kombinationen für Tourismusprodukte Grünes Band ........ 120<br />

Tabelle 35: Mindestanforderungen an Grüne Band Produktbausteine und -Reisen126<br />

Tabelle 36: Stärken-Schwächen-Analyse .............................................................. 135<br />

Tabelle 37: Kommunikations-Mix Grünes Band ..................................................... 137<br />

Tabelle 38: Positive und negative Assoziationen mit dem Grünen Band................ 140<br />

Tabelle 39: Vertriebsmöglichkeiten ........................................................................ 149<br />

Tabelle 40: Budgetabschätzung 3-jährige Entwicklungs- und Einführungsphase<br />

Tourismus am Grünen Band ...................................................................................... 157<br />

Tabelle 41: Regionalentwicklungsinitiativen in der Modellregion Elbe-Altmark ....... 158<br />

Tabelle 42: Regionalentwicklungsinitiativen in der Modellregion Werra-Eichsfeld .. 160<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band, <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien


Tabellenverzeichnis 8<br />

Tabelle 43: Regionalentwicklungsinitiativen in der Modellregion Thüringer Wald und<br />

Frankenwald 162<br />

Tabelle 44: Umsetzungsempfehlung für das Grüne Band ...................................... 170<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band, <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien


Abkürzungsverzeichnis 9<br />

Abkürzungsverzeichnis<br />

AFI <strong>Alpenforschungsinstitut</strong><br />

ADFC Allgemeiner Deutscher Fahrrad Club<br />

BfN Bundesamt für Naturschutz<br />

BföS Büro für ökologische Studien<br />

BMU Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit<br />

BN Bund Naturschutz in Bayern, bayerischer Landesverband des BUND<br />

BUND Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland e.V.<br />

CDU Christlich Demokratische Union<br />

CSU Christlich Soziale Union<br />

DBU Deutsche Bundesstiftung Umwelt<br />

DVL Deutscher Verband für Landschaftspflege<br />

EAGFL Europäische Ausrichtungs- und Garantiefonds für die Landwirtschaft<br />

E+E Erprobungs- und Entwicklungsvorhaben<br />

FFH-RL Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie<br />

GIS Geografisches Informations System<br />

LAG LEADER-Aktionsgruppe<br />

LEADER "Liaison entre actions de développement de l´économie rurale" (Verbindung<br />

zwischen Aktionen zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft)<br />

NABU Naturschutzbund Deutschland e.V.<br />

NSG Naturschutzgebiet<br />

PAG Projektbegleitende Arbeitsgruppe<br />

POI Point of Interest<br />

RA Reiseanalyse<br />

SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands<br />

SfTE Studienkreis für Tourismus und Entwicklung<br />

USP Unique Selling Proposition (einzigartiges Verkaufsversprechen)<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band, <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien


A Anlass und Aufgabenstellung 10<br />

A. Anlass und Aufgabenstellung<br />

1 Anlass<br />

Das Grüne Band – die Biotope entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze – ist mit einer<br />

Länge von 1393 km und einer Fläche von 17.656 ha (177 km²) das größte und bisher einzige<br />

existierende nationale Biotopverbundsystem in Deutschland. Neun Bundesländer, 38 Land-<br />

kreise und zwei kreisfreie Städte sind am Grünen Band beteiligt. Es verbindet Lebensräume<br />

wie Altgrasbrachen mit Feuchtgebieten und Trockenrasen mit Altholzbeständen, die in der<br />

heutigen Kulturlandschaft nicht mehr verbunden sind. Aus dieser engen Verzahnung unter-<br />

schiedlichster Biotoptypen resultiert der hohe Struktur- und Artenreichtum. Das Grüne Band<br />

durchzieht bis auf den alpinen Bereich und das Alpenvorland alle in Deutschland vorkom-<br />

menden Großlandschaften – von der Ostsee bis zum sächsisch-bayerischen Vogtland. Es<br />

beherbergt zudem mehr als 160 Tier- und Pflanzenarten der Roten Liste Deutschlands (BN<br />

2002).<br />

Die Regionen am Grünen Band sind als ehemalige „Zonenrandgebiete“ (BRD) oder „Sperr-<br />

gebiete“ (DDR) periphere ländliche Gebiete, die durch Landflucht und Strukturschwäche ge-<br />

prägt sind. Auch nach der „Wende“ hat sich an dieser Situation nur wenig verändert. Durch<br />

den Wegfall der sog. Zonenrandgebietsförderung auf der Westseite wurde die Strukturarmut<br />

eher begünstigt.<br />

Aus naturschutzfachlicher Sicht muss diese Situation als Vorteil gesehen werden, da sich<br />

nur so die Lebensräume im und entlang des Grünen Bandes entwickeln und erhalten konn-<br />

ten. Langfristig gesehen muss sich der Naturschutz aber mit den Bedürfnissen der Bevölke-<br />

rung vor Ort auseinandersetzen und es müssen Konzepte gefunden werden, die die Entwick-<br />

lung des ländlichen Raumes und gleichzeitig die Erhaltung und Entwicklung naturnaher Le-<br />

bensräume integrieren. Ansonsten kann der Naturschutz vor Ort nur schwer auf Akzeptanz<br />

hoffen oder sich langfristig etablieren.<br />

Um das Bewusstsein für das Grüne Band zu stärken, bedarf es der Aufmerksamkeit einer<br />

breiten Öffentlichkeit und der Mitarbeit der ansässigen Bevölkerung und Akteure. Durch die<br />

touristische Inwertsetzung in ausgewählten Bereichen des Grünen Bandes im Sinne der<br />

Nachhaltigkeit wird es gelingen, Akzeptanz für den Biotopverbund zu schaffen und die nach-<br />

haltige wirtschaftliche und naturökologische Entwicklung zu sichern.<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band, <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien


1 Anlass 11<br />

Deshalb ist ein zentrales Anliegen der E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“, dem Grünen<br />

Band im Sinne einer nachhaltigen Sicherung und Entwicklung einen überregionalen Be-<br />

kanntheitsgrad zu verschaffen, um aus landschafts- und naturökologischer sowie aus touris-<br />

tisch-wirtschaftlicher Sicht die regionalen Akteure für seine Erhaltung und Entwicklung zu<br />

gewinnen. Das Grüne Band ist bisher als Urlaubs- und Erholungsziel hinsichtlich seines tou-<br />

ristischen Potenzials kaum bekannt. Zudem erschwert die sehr heterogene touristische<br />

Struktur, die sowohl auf der Angebots- als auch auf der Nachfrageseite festzustellen ist, eine<br />

gesamtheitliche Vermarktung des Grünen Bandes. In den Modellregionen laufen neben na-<br />

turschutzfachlich als positiv zu wertenden Veränderungen auch umfangreiche negative Ver-<br />

änderungen (z. B. Bebauung oder land- und forstwirtschaftliche Intensivierung) ab, die lang-<br />

fristig die touristische Attraktivität des Grünen Bandes verringern. Aufgrund dessen wird im<br />

Rahmen der Vorstudie ein touristisches Zielsystem formuliert und im Rahmen eines ganz-<br />

heitlichen Leitbildes konkretisiert. Zentrales Anliegen dieses Systems ist es, auf bisherige<br />

Schwierigkeiten einer touristischen Inwertsetzung des Grünen Bandes hinzuweisen und<br />

Möglichkeiten und Chancen für eine Veränderung aufzuzeigen.<br />

In den Koalitionsvereinbarungen von CDU, CSU und SPD vom 11.11.2005 ist das Grüne<br />

Band explizit als „Nationales Naturerbe“ genannt. Zur kurzfristigen Sicherung ist ein Ver-<br />

kaufsstopp für die 65 % in Bundesbesitz befindlichen Grüne Band-Flächen vorgesehen. Die<br />

Flächen sollen unentgeltlich an eine Bundesstiftung (DBU) oder die beteiligten Länder über-<br />

tragen werden. Dies ist eine der wesentlichen Voraussetzungen für die Sicherung des Grü-<br />

nen Bandes als nationaler Lebensraumverbund und damit auch für die Umsetzung der in der<br />

Vorstudie zum E+E-Vorhaben „Erlebnis Grünes Band“ identifizierten Maßnahmen bedeu-<br />

tend.<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band, <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien


2 Aufgabenstellung und Vorgehensweise 12<br />

2 Aufgabenstellung und Vorgehensweise<br />

Aufgabe der Vorstudie „E+E-Erlebnis Grünes Band“ ist es, die wissenschaftlichen Grundla-<br />

gen für die Entwicklung und Erhaltung des Grünen Bandes als einzigartiger Biotopverbund in<br />

Deutschland zu liefern. Die gewonnenen Erkenntnisse dienen der Entscheidungshilfe über<br />

die thematische und inhaltliche Schwerpunktsetzung in einem möglichen Hauptvorhaben.<br />

Um die Aufgabe erfüllen zu können, werden verschiedene im Folgenden dargelegte Analy-<br />

seschritte notwendig.<br />

2.1 Analyse der Landschafts- und Lebensraumveränderungen<br />

Landschaftsveränderungen im Grünen Band und dessen Umfeld können Auswirkungen auf<br />

das Arten- und Lebensrauminventar sowie die Biotopverbundfunktion, aber auch auf die Er-<br />

holungsfunktion und das Landschaftsbild haben. Naturerleben und Naturbeobachten sind nur<br />

in naturnahen Landschaften möglich. Intensiv land- oder forstwirtschaftlich genutzte Bereiche<br />

oder durch Infrastruktur verbaute Bereiche sind erlebnisarm und wenig interessant für Erho-<br />

lungssuchende. Natur-Tourismus ist von einer weitgehend intakten und strukturreichen<br />

Landschaft abhängig.<br />

Durch eine Analyse der vorhandenen „Lücken“ (d.h. Beeinträchtigungen) im Grünen Band<br />

können mögliche Defiziträume für das Landschaftserleben identifiziert werden. Basierend auf<br />

diesen Daten und Informationen sollen während der Hauptphase des Vorhabens geeignete<br />

Konzepte zum „Lückenschluss“ entwickelt und umgesetzt werden, um die Biotopverbund-<br />

funktion des Grünen Bandes zu optimieren und zudem das Landschaftsbild wiederherzustel-<br />

len.<br />

Die genaue „Lückenanalyse“ dient dazu, einer weiteren Zerstörung des Grünen Bandes, z.B.<br />

durch intensive landwirtschaftliche und forstwirtschaftliche Nutzung, Gewerbe- und Sied-<br />

lungsbau, frühzeitig entgegenzuwirken. Denn dort, wo das Grüne Band bereits heute unter-<br />

brochen und in seiner Verbundfunktion beeinträchtigt ist, z.B. im Bereich der Magdeburger<br />

Börde mit guten landwirtschaftlichen Böden, ist eine weitere Zerstörung, z.B. Umackerung,<br />

wesentlich wahrscheinlicher als in Bereichen mit nahe liegenden Schutzgebieten. Gerade in<br />

den besonders gefährdeten Bereichen des Grünen Bandes ist es dringend erforderlich, die<br />

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2 Aufgabenstellung und Vorgehensweise 13<br />

betroffenen Akteure auf regionaler Ebene (Gemeinden etc.) von der Bedeutung des Biotop-<br />

verbundes zu überzeugen.<br />

Hierzu sollen in der Hauptuntersuchung geeignete Konzepte und Maßnahmen, wie. z.B. die<br />

naturschutzorientierte Flurneuordnung oder eventuell „Alternativrouten“ („By-Pass“) für ein-<br />

zelne stark beeinträchtigte Bereiche des Grünen Bandes, entwickelt und umgesetzt werden.<br />

Dies dient der Wiederherstellung der Verbundfunktion und der Aufgabe des Grünen Bandes<br />

als Lebens- und Rückzugsraum für Fauna und Flora. Von dem Ziel, das Grüne Band funktio-<br />

nal und damit auch optisch/ästhetisch als Landschaftsbild zu erhalten bzw. wiederherzustel-<br />

len, profitieren in starkem Maße auch die Gemeinden (Bevölkerung vor Ort), weil sie potenti-<br />

ellen Besuchern/Natur-Touristen eine sog. „intakte Natur“ bieten können.<br />

Ziel der Voruntersuchung ist die Analyse vorhandener Lücken bzw. Beeinträchtigungen im<br />

Grünen Band, um in der Hauptphase Konzepte zum Lückenschluss unter Beteiligung der<br />

Akteure vor Ort zu entwickeln und umzusetzen.<br />

Für die Lückenanalyse sollen zum einen die vorhandenen Daten aus dem E+E-Vorhaben<br />

„Bestandsaufnahme Grünes Band“ herangezogen werden. Zum anderen soll in ausgewähl-<br />

ten Bereichen eine fotografische Dokumentation des Ist-Zustandes erfolgen, der mit dem<br />

früheren Zustand verglichen werden soll. Hierbei kann auch die Veränderung des Land-<br />

schaftsbildes zum Verlust des Arten- und Lebensrauminventars in Bezug gesetzt werden.<br />

2.1.1 Lücken-Analyse auf Basis der Daten aus dem E+E-Vorhaben<br />

„Bestandsaufnahme Grünes Band“<br />

Aufgabe war eine quantitative und räumlich explizite Beschreibung von Lücken im Grünen<br />

Band als Grundlage für die Entwicklung von Vorschlägen zur funktionalen Wiederherstellung<br />

des Biotopverbundes. Die lineare Struktur des Grünen Bandes mit 1393 km Länge und einer<br />

Breite von im Schnitt 50 – 200 m impliziert eine lineare Analyse.<br />

Die vorhandenen GIS-Daten des Projektes E+E-Vorhaben „Bestandsaufnahme Grünes<br />

Band“ (vgl. SCHLUMPRECHT et al. 2002) wurden hierzu systematisch durchgearbeitet. Hier-<br />

durch entstand eine detaillierte Auswertung hinsichtlich der Verteilung der Lücken pro ermit-<br />

teltem Schwerpunkt- und Entwicklungsgebiet sowohl auf bundesweiter als auch auf regiona-<br />

ler Ebene, was wiederum eine Aussage bezüglich der Art und des Umfanges der Lücken von<br />

betroffenen wertvollen Biotope ermöglicht. Weiter wurden die dazwischen liegenden Poten-<br />

zialräume bearbeitet.<br />

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Erläuterung Schwerpunkt- und Entwicklungsgebiete:<br />

Im E+E-Vorhaben wurde für die Ermittlung der Schwerpunktgebiete ein zweiteiliges Bewertungsver-<br />

fahren durchgeführt. Im ersten Schritt wurde der naturschutzfachliche Wert der Abschnitte des Grünen<br />

Bandes an sich bewertet (Zustandsbewertung), in einem zweiten Schritt die Funktion der Abschnitte<br />

des Grünen Bandes für den Biotopverbund vor dem Hintergrund der Definitionen des neuen<br />

BNatSchG. Die drei „klassischen“ Elemente des Biotopverbundes (vgl. JEDICKE 1990: Kernfläche,<br />

Trittsteinbiotope und Korridore) werden im novellierten Bundesnaturschutzgesetz mit neuen Begriffen<br />

wie „Kernfläche“, „Verbindungsflächen“ und „Verbindungselemente“ aufgegriffen. Im Bewertungs-<br />

schritt 1, der Zustandsbewertung des Inventars, wurden der Zustand der Lebensräume nach der Ro-<br />

ten Liste der gefährdeten Biotoptypen Deutschlands (RIECKEN et al. 1994), bewertet (Datenbasis: Ge-<br />

ländekartierung 2001) sowie das Vorkommen von Arten nach der Roten Liste Pflanzen bzw. Tiere<br />

(falls aus Literatur bekannt). Im Bewertungsschritt 2 wurde diese Zustandsbewertung durch eine Po-<br />

tenzialbewertung der möglichen Funktion im Biotopverbund ergänzt. Dies wurde abhängig vom Bio-<br />

toptypen-Inventar der Umgebung im Verhältnis zum Inventar des Grünen Bandes gemacht.<br />

Die innerhalb der Kartierungen 2001/2002 ermittelten Beeinträchtigungen des Grünen Ban-<br />

des sollen zusammenfassend durch eine Klassifizierung bewertet und detailliert dargestellt<br />

werden. So soll geklärt werden, welche Arten von Beeinträchtigungen dominieren, wie<br />

schwerwiegend sie sind und wo der Biotopverbund „Grünes Band“ am häufigsten durch Un-<br />

terbrechungen bedroht ist, d.h. welche Schwerpunkt- und Entwicklungsgebiete besonders<br />

betroffen und welche bis jetzt weitgehend unversehrt geblieben sind.<br />

2.1.2 Geländearbeiten<br />

Ausgewählte Teilbereiche des Grünen Bandes sollen hinsichtlich der seit 2001 eingetretenen<br />

Veränderungen überprüft werden. Die Veränderungen sollen an ausgewählten Stellen foto-<br />

graphisch dokumentiert werden und in einem GIS-Projekt dokumentiert werden.<br />

2.2 Ermittlung von touristischen Potenzialen<br />

Die Ermittlung touristischer Potenziale hat zum Ziel, aktuelle Marktentwicklungen in einzel-<br />

nen Themenbereichen aufzuzeigen, die touristischen infrastrukturellen Gegebenheiten am<br />

Grünen Band zu analysieren und geeignete thematische Anknüpfungspunkte des Grünen<br />

Bandes an bestehende Produkte und Produktlinien zu erarbeiten.<br />

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Hier gehören zu den thematischen Schwerpunkten der Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“<br />

insbesondere:<br />

die Recherche potenzieller Akteure und Kooperationspartner<br />

die Bestandsaufnahme der für einen nachhaltigen Tourismus nutzbaren Angebote sowie<br />

der historischen und kulturellen Einrichtungen (z.B. Grenzlandmuseen) am Grünen Band.<br />

2.2.1 Naturtouristische Potenziale<br />

Im Zusammenhang mit der Ermittlung naturtouristischer Potenziale und der ihrer Einschät-<br />

zung müssen folgende Fragen beantwortet werden:<br />

Welche Nachfrage gibt es nach naturtouristischen Angeboten auf dem Markt<br />

Welche Zielgruppen werden von naturtouristischen Angeboten angesprochen<br />

Welche (natur-)touristischen Angebote und Produkte sind bereits in den Modellregionen<br />

vorhanden<br />

Welche Angebote bieten optimale Anknüpfungspunkte zu einer (natur-)touristischen Aus-<br />

richtung<br />

Die naturräumliche Ausstattung der einzelnen Regionen entlang des Grünen Bandes und der<br />

Lebensraum „Grünes Band“ selbst in Verbindung mit der gemeinsamen Deutsch-Deutschen<br />

Vergangenheit sind zugleich das größte touristische Potenzial des Grünen Bandes.<br />

2.2.2 Kulturelle und historische Potenziale<br />

Für eine einheitliche, grundlegende Einschätzung und zur Entwicklung eines naturverträgli-<br />

chen touristischen Gesamtkonzeptes für das Grüne Band ist die Erhebung der für einen<br />

nachhaltigen Tourismus nutzbaren touristischen, kulturellen und historischen Einrichtungen,<br />

der so genannten „Points of Interest“ wie beispielsweise Infozentren, Lehrpfade, kultur-<br />

historische Highlights oder Grenzlandmuseen entlang des Grünen Bandes erforderlich.<br />

Aufgrund dessen erfolgte analog zu der Ermittlung von naturtouristischen Potenzialen die<br />

Analyse der kulturellen und historischen Potenziale, wobei insbesondere Mega-Attraktionen<br />

und Magnet-Einrichtungen berücksichtigt werden, aber auch bestehende Relikte der ehema-<br />

ligen Grenzanlagen, wie Wachtürme, Befestigungsanlagen und der Kolonnenweg in das<br />

Konzept miteinbezogen werden. Das Vorhaben kann damit in einzigartiger Weise der Aufar-<br />

beitung und Vermittlung der jüngeren deutschen Geschichte dienen.<br />

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2.3 Entwicklung eines touristischen (Dach-)Leitbildes<br />

2.3.1 Situationsanalyse – Touristischer Status Quo<br />

Die Situationsanalyse dient der Beurteilung der Ausgangssituation, der touristischen Gege-<br />

benheiten am Grünen Band, der Umweltbedingungen sowie der Umfeldfaktoren. Aufgabe<br />

und Ziel ist es, die internen und externen Rahmenbedingungen für die Entwicklung einer<br />

touristischen Dachmarke Grünes Band zu klären und relevante Handlungsfelder zu identifi-<br />

zieren. Um die Aufgabe zu erfüllen, werden aktuelle angebots- und nachfrageseitige Ent-<br />

wicklungen in den einzelnen Regionen und Destinationen entlang des Grünen Bandes an-<br />

hand von Kennzahlen, Indikatoren und qualitativen Faktoren erfasst, analysiert und beurteilt.<br />

Zudem erfolgt eine Auswertung vorhandener Unterlagen in Form verschiedener Werbemittel,<br />

Studien und Dokumentationen sowie eine Inaugenscheinnahme der Regionen und Gesprä-<br />

che mit Schlüsselpersonen vor Ort.<br />

Die Grundlagenuntersuchung wurde mit dem Ziel durchgeführt, die Außensicht widerzuspie-<br />

geln, um eine realistische Recherchesituation aus der Perspektive des potenziellen Gastes<br />

zu schaffen. Daher basiert die Analyse der Ist-Situation auf:<br />

Informationen der örtlichen Touristen-Informationsstellen<br />

Informationen regionaler und überregionaler Tourismusorganisationen,<br />

National- und Naturparkhäuser<br />

Internet als Informations- und Vermarktungsplattform von zunehmender Bedeutung so-<br />

wie<br />

Reisebüro als Informationsquelle Nr. 1<br />

Die Markterkundung wurde durch Personen mit „tourismusfachlich geschultem Blick“ durch-<br />

geführt. Es ist davon auszugehen, dass der potenzielle Gast im Durchschnitt weitaus weni-<br />

ger Zeit und Mühe investiert, um sich über eine Region zu informieren.<br />

2.3.2 Entwicklung der Tourismuskonzeption<br />

2.3.2.1 Ableitung von Leitlinien und Handlungsschwerpunkten im Rahmen eines<br />

(natur-)touristischen Leitbildes<br />

Die zukünftige touristische Entwicklung am Grünen Band soll durch die Entwicklung eines<br />

(Dach-)Leitbildes auf eine gemeinsame Grundlage gestellt werden, die langfristig angelegt<br />

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2 Aufgabenstellung und Vorgehensweise 17<br />

ist. Hierzu sollen einzelne Handlungsfelder identifiziert und in übergeordneten Leitlinien und<br />

Handlungsgrundsätzen umgesetzt werden. Aus ihnen soll hervorgehen, wo Defizite be-<br />

stimmter Entwicklungsbereiche existieren und wo demzufolge bei einem möglichen Haupt-<br />

vorhaben inhaltlich und organisatorisch angesetzt werden muss, um<br />

� Schwächen zu minimieren und<br />

� Stärken auszubauen und zu nutzen.<br />

Besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Vernetzung der Angebote und Akteure sowie der<br />

verschiedenen thematischen Bereiche.<br />

Die Entwicklung des touristischen Leitbildes für das Grüne Band basiert dabei auf einer Stär-<br />

ken-Schwächen-Analyse der Modellregionen, sowie auf einer Chancen-Risiko-Beurteilung<br />

für eine touristische Dachmarke Grünes Band, die das Ergebnis der Erhebungen der touristi-<br />

schen, kulturellen und historischen Einrichtungen und von Vor-Ort-Befragungen und Gesprä-<br />

chen darstellen.<br />

2.3.2.2 Marketingkonzept<br />

In der vorliegenden Voruntersuchung ist es ebenfalls Aufgabe, die Grundlagen und Voraus-<br />

setzungen für ein zu entwickelndes Marketing-Konzept zur Umsetzung und Akzeptanz des<br />

nationalen Biotopverbundes Grünes Band zu ermitteln sowie ein geeignetes Marketing-<br />

Konzept als systematischer Ansatz und geschlossener Gesamtplan zu entwickeln. Ein sol-<br />

cher Gesamtplan bearbeitet die marketingpolitischen Instrumente Produkt- und Leistungspo-<br />

litik, Kommunikationspolitik, Preispolitik und Distributionspolitik und bewertet die Instrumente<br />

im Bezug auf das Produkt und die Dachmarke Grünes Band. Er dient nicht nur dazu, markt-<br />

und kundenorientierte Entscheidungen zu treffen, sondern zielt auf die marktorientierte Ver-<br />

wirklichung von Zielen ab und weist auf die Möglichkeiten einer nachhaltigen Entwicklung<br />

des Grünen Bandes hin.<br />

Zudem beinhaltet die Aufgabenstellung, die Eignung verschiedener Informationsmedien hin-<br />

sichtlich ihres möglichen Beitrags zur Umsetzung des (natur-)touristischen Leitbildes zu prü-<br />

fen, um darauf aufbauend Vorschläge für den Einsatz geeigneter kreativer und zukunftsfähi-<br />

ger Informationsmedien zu entwickeln.<br />

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2.4 Regionalentwicklung – Vermarktung von regionalen Produkten<br />

Vor diesem Hintergrund ist es im Rahmen der Vorstudie ein Anliegen, die Problematik der<br />

Entwicklung bzw. Schaffung einer Regionalmarke „Grünes Band“ zu prüfen. Daher steht v.a.<br />

das Aufzeigen des Potenzials für die Vermarktung von Produkten aus ökologischem Land-<br />

bau aus dem Umfeld des Grünen Bandes im Zentrum der Recherche. Denkbar ist z.B. die<br />

Vermarktung von Fleisch- und Milchprodukten aus extensiven Beweidungsprojekten am und<br />

im Grünen Band. Hierzu werden Recherchen, Befragungen lokaler Akteure und einschlägi-<br />

ger Verbände (z.B. Landschaftspflegeverband) unternommen. Zudem werden Initiativen<br />

nachhaltiger Regionalentwicklung entlang des Grünen Bandes ermittelt und vor dem Hinter-<br />

grund naturschutzfachlicher Erkenntnisse und mit Blick auf das touristische Leitbild bewertet,<br />

um eine abschließende Beurteilung über die Entwicklung einer Regionalmarke abzugeben.<br />

2.5 Ermittlung von Modellregionen und räumliche Abgrenzung des<br />

Untersuchungsgebietes<br />

Neben der Analyse des Status-Quo durch Recherchen, Befragungen und Besichtigungen vor<br />

Ort sowie Befragungen und Gespräche mit potenziellen Akteuren und Kooperationspartnern,<br />

ist das Ziel der Voruntersuchung, Modellregionen zu ermitteln. Diese sollen unterschiedliche<br />

Regionen und Landschaftstypen entlang des Grünen Bandes repräsentieren und sich in ihrer<br />

Struktur sowohl aus touristischer als auch aus landschaftsökologischer Sicht durch einen<br />

modellhaften Charakter auszeichnen. Bei der Auswahl sollen unterschiedliche strukturelle<br />

Voraussetzungen berücksichtigt werden, d.h. es sollen Regionen ausgewählt werden, in de-<br />

nen einerseits auf bestehende Konzepte zurückgegriffen und andererseits neue „Aufbauar-<br />

beit“ geleistet werden kann. In diesen Modellregionen sollen während des Hauptvorhabens<br />

die entsprechenden Maßnahmen, die auf den bestehenden naturschutzfachlichen und touris-<br />

tischen Leitbildern aufbauen, erprobt und umgesetzt werden.<br />

Innerhalb der Voruntersuchung sollen anhand von (Internet-/Telefon-)Recherchen, Befra-<br />

gungen und Gesprächen sowie Besichtigungen vor Ort die potenziellen Akteure und Koope-<br />

rationspartner hinsichtlich natur-touristischer, historisch-kultureller und regionaler Angebote<br />

bzw. Einrichtungen am Grünen Band sowie mögliche Fördermöglichkeiten ermittelt werden.<br />

Im Rahmen der verschiedenen Themenbereiche (touristische Angebote, historisch-kulturelle<br />

Einrichtungen, nachhaltige Regionalentwicklung sollten Vertreter verschiedener Fachberei-<br />

che wie Naturschutzverbände und -stiftungen, Umweltbildungszentren, Wirtschafts- und<br />

Umweltministerien der Länder oder Tourismusorganisationen und Fremdenverkehrsverbän-<br />

de befragt werden.<br />

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B Naturschutzfachliche Bewertung 19<br />

B. Naturschutzfachliche Bewertung<br />

1 Untersuchungsflächen und -methoden<br />

1.1 Untersuchungsflächen<br />

Das Grüne Band ist nach Angaben der Landesvermessungsämter fast 1400 km lang (siehe<br />

folgende Tabelle). Die westlichen Landesgrenzen der Bundesländer Sachsen, Thüringen,<br />

Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern bilden dieses längste Biotop-<br />

verbundsystem Deutschlands. Der Bereich zwischen dem Kolonnenweg, welcher durch<br />

Spurplatten befestigt ist und der ehemaligen deutsch-deutschen Staatsgrenze, wird heute als<br />

das Grüne Band bezeichnet. Die Breite dieses Bereiches kann dabei zwischen 50 und 200 m<br />

variieren. Das Bundesland Thüringen weist mit 763 km den größten Anteil am Grünen Band<br />

auf und Brandenburg mit nur 30 km den geringsten Anteil (vgl. folgende Tabelle 1).<br />

Tabelle 1: Länge der Ländergrenzen im Grünen Band<br />

Bundesland Längen in km Angrenzende Bundesländer<br />

Mecklenburg-Vorpommern 137 Schleswig-Holstein<br />

Mecklenburg-Vorpommern 36 Niedersachsen<br />

Niedersachsen 43 - #1<br />

Brandenburg 30 Niedersachsen<br />

Sachsen-Anhalt 343 Niedersachsen<br />

Thüringen 112 Niedersachsen<br />

Thüringen 270 Hessen<br />

Thüringen 381 Bayern<br />

Sachsen 41 Bayern<br />

Summe 1393<br />

#1: ehemaliges „Amt Neuhaus“, von Mecklenburg-Vorpommern nach Niedersachsen gewechselt<br />

Das Grüne Band durchquert und berührt von Nord nach Süd folgende naturräumliche<br />

Hauptgruppen (Lage und Benennung nach RIECKEN et al. 1994 und SSYMANK et al. 1998):<br />

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1 Untersuchungsflächen und -methoden 20<br />

Mecklenburgische Seenplatte (D04)<br />

Schleswig-Holsteinisches Hügelland (Jungmoränenlandschaft) (D23)<br />

Mecklenburg-Brandenburgisches Platten- und Hügelland (D05)<br />

Lüneburger Heide (D28)<br />

Wendland (Altmark) (D29)<br />

Elbtalniederung (D09)<br />

Weser-Aller-Flachland (D31)<br />

Nördliches Harzvorland (D33)<br />

Harz (D37)<br />

Weser- und Weser-Leine Bergland (D36)<br />

Thüringer Becken mit Randplatte (D18)<br />

Osthessisches Bergland, Vogelsberg und Rhön (D47)<br />

Thüringisch-Fränkisches Mittelgebirge (D48)<br />

Mainfränkische Platten (D56)<br />

Fränkisches Keuper-Lias-Land (D59)<br />

Vogtland (D17)<br />

Oberpfälzisch-Obermainisches Hügelland (D62)<br />

Das „Grüne Band“ besitzt zumeist eine charakteristische Abfolge von Struktureinheiten - be-<br />

ginnend von Osten - aus dem Kolonnenweg (Plattenweg), dem Spurensicherungsstreifen<br />

(ca. 5 m breit), dem Kfz-Sperrgraben (ca. 2-3 m breit), dem Vorland 1 (variable Breite; Be-<br />

reich der Minen und der Minenräumung bis zum Metallgitterzaun) und Vorland 2 (variable<br />

Breite; vorgelagertes Hoheitsgebiet der ehemaligen DDR).<br />

Als Ergebnis des E+E-Projektes 2002 wurden folgende 32 Schwerpunktgebiete ermittelt:<br />

Tabelle 2: Übersicht Schwerpunktgebiete<br />

Die hier angegebenen Längen der einzelnen Schwerpunkt- und Entwicklungsgebiete wurden<br />

im GIS ermittelt und in folgender Tabelle als gerundete Werte aufgeführt.<br />

NR Schwerpunktgebiet Land Länge<br />

1 Dassower See MV / SH in km<br />

2 Wakenitz-Niederung/Kammerbruch MV / SH 29<br />

3 Schaalseelandschaft (+ Erweiterung) MV / SH 8<br />

4 Stecknitz-Delvenau MV / SH 57<br />

5 Elbaue NI / BB /<br />

MV<br />

32<br />

6 Heidestandorte westlich Bomenzien bis nördlich Schrampe ST 95<br />

7 Harper Mühlenbach bis Feuchtgrünland bei Salzwedel ST / NI 14<br />

8 Heidestandorte nördlich Wiewohl bis Neuekrug im Altmarkkreis<br />

Salzwedel<br />

ST 44<br />

9 Ohreaue ST / NI 12<br />

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1 Untersuchungsflächen und -methoden 21<br />

NR Schwerpunktgebiet Land Länge<br />

10 Drömling ST / NI 28<br />

11 Defizitraum westlich Öbisfelde bis Walbeck ST / NI 12<br />

12 Defizitraum Beendorf bis südlich Hötensleben ST / NI 42<br />

13 Großes Bruch ST / NI 27<br />

14 Okeraue NI ( ST) 26<br />

15 Eckertal ST und NI 5<br />

16 Bachtäler im Harz NI und ST 24<br />

17 Mackenröder Wald TH / NI 4<br />

18 Unteres Eichsfeld von Weilrode bis Freienhagen TH / NI 15<br />

19 Offenland zwischen Rohrberg und Bornhagen TH / HE /<br />

NI<br />

56<br />

20 Offenland von Lindewerra bis Treffurt TH / HE 25<br />

21 Werraaue von Wartha bis Sallmannshausen TH /HE 46<br />

22 Komplex Ulsteraue bis Geisa TH / HE 13<br />

23 Kuppenrhön von Geismar bis zum Staufelsberg TH / HE /<br />

BY<br />

19<br />

24 Henneberg bis einschließlich Schlechtsarter Schweiz TH / BY 44<br />

25 Thüringer Grabfeld bei Hellingen TH / BY 57<br />

26 Kreck/Rodachaue TH / BY 32<br />

27 Offenland von NSG Bischofsau bis NSG Mürschnitzer Sack TH<br />

BY<br />

und 10<br />

28 Feuchtstandorte vom NSG Mürschnitzer Sack bis Neuhaus-<br />

Schierschnitz<br />

TH / BY 54<br />

29 Tettautal bis Lauenstein TH / BY 33<br />

30 Zwergstrauchheiden östlich Reichenbach TH 25<br />

31 Fränkisches und Thüringer Moschwitztal bis Saaletal bei Hirschberg<br />

TH / BY 10<br />

32 Vom Grünland westlich Gutenfürst bis Dreiländereck Sachsen 39<br />

1.2 Untersuchungsmethoden<br />

1.2.1 Aufbau GIS-Projekt<br />

Im Folgenden wird die Verzeichnisstruktur des Ordners GB_ArcView erläutert, der alle Daten<br />

zum ArcView-Projekt des Grünen Bandes enthält.<br />

Tabelle 3: Struktur des Verzeichnisses GB_ArcView<br />

Ordner Unterordner Inhalt<br />

GB_ArcView Gesamtordner ArcView-Projekt des Grünen Bandes<br />

Hier steht die ArcView-Projektdatei:<br />

gb_2005_sm.apr<br />

ExterneDaten Ordner für alle externen Daten<br />

BRD Ländergrenzen BRD und Biosphärenreservate am Grünen<br />

Band<br />

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1 Untersuchungsflächen und -methoden 22<br />

Ordner Unterordner Inhalt<br />

Katalog Kataloge für die Tk 25 und Tk 50<br />

TK200 Kataloge für die Tk 200<br />

Legenden Legenden für die Themen<br />

Logo Logos, die im Grünen Band verwendet wurden<br />

Shapes Endvers Alle Themen, die aus dem ArcView-Projekt des E+E-<br />

Vorhabens ‚Bestandsaufnahme Grünes Band’, 2002<br />

stammen<br />

2005 Themen des aktuellen E+E-Projektes ‚Erlebnis Grünes<br />

Band’<br />

Tabellen Tabellen im und rund um das Grüne Band, dabei stehen<br />

Tabellen (dbf-files), die im ArcView-Projekt eingebunden<br />

sind, direkt im Ordner Tabellen<br />

Excel Ergänzende Tabellen, z. B. die Übersetzung der Legende<br />

Planung oder der Codes Beeinträchtigungen<br />

TK_200 TK 200 für den Bereich des Grünen Bandes (farbig)<br />

TK_25 TK 25 für den Bereich des Grünen Bandes (farbig)<br />

TK_50 TK 50 für den Bereich des Grünen Bandes (s/w)<br />

Im Detail ist das GIS-Projekt „Erlebnis Grünes Band“ im einem gesonderten Anhang erklärt,<br />

in dem alle Views, ihre Themen und Inhalte erklärt sind.<br />

Die wichtigsten Themen des aktuellen E+E-Projektes ‚Erlebnis Grünes Band’ sind die Aus-<br />

wertungen zu den natur-touristischen Attraktionen und Angeboten, die Ergebnisse der Lü-<br />

ckenanalyse und der Kartierungen 2005 und die Darstellung der Projektideen und Projekt-<br />

vorschläge.<br />

1.2.2 Lückenanalyse<br />

1.2.2.1 Vorgehensweise<br />

Um mit den vorhandenen Daten weiter arbeiten zu können, wurden im ersten Schritt die be-<br />

reits im E+E-Vorhaben „Bestandsaufnahme Grünes Band“ (vgl. SCHLUMPRECHT et al. 2002)<br />

bestehenden Datengrundlagen in das Projekt eingelesen. In einem nächsten Schritt wurde<br />

dieses GIS-Projekt mit der Datenbank Grü_Abschnitte.mdb über die ODBC-Schnittstelle ge-<br />

koppelt, da diese Datenbank detaillierte Beschreibungen zu den einzelnen kartierten Ab-<br />

schnitten und ihren Biotoptypen enthält.<br />

Anschließend wurde das gesamte Grüne Band entlang der ehemaligen Staatsgrenze als<br />

Linienthema digitalisiert und in einem View dargestellt. Die bereits kartierten Beeinträchti-<br />

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1 Untersuchungsflächen und -methoden 23<br />

gungen konnten nun linear auf das Grüne Band übertragen werden, d. h. überall dort, wo<br />

eine Unterbrechung des Grünen Bandes festgestellt werden konnte, wurde das Linienthema<br />

entsprechend zerschnitten und die Information zur Beeinträchtigung in die Attributtabelle des<br />

Linienthemas übernommen. Gleichzeitig wurde jedem Abschnitt die entsprechende TK-Nr.<br />

und Abschnitts-Nr. aus dem E+E-Vorhaben zugeteilt, sodass eine eindeutige Identifizierung<br />

des Abschnittes möglich wurde.<br />

Mit Hilfe eines fünfstufigen Bewertungsschlüssels wurden die beeinträchtigten Abschnitte<br />

bewertet. Anschließend erfolgte für alle Abschnitte eine Zuordnung zu den im E+E-Vorhaben<br />

„Bestandsaufnahme Grünes Band“ (vgl. SCHLUMPRECHT et al. 2002) ermittelten bundes- und<br />

landesweiten Schwerpunkt- und Entwicklungsgebieten sowie Potenzialräumen. Als letzter<br />

Schritt wurde im GIS die Länge jedes einzelnen, durch die Übertragung der Beeinträchtigun-<br />

gen auf das Linienthema ‚Grünes Band’ entstandenen Abschnittes ermittelt.<br />

Alle Daten aus diesem GIS-Projekt wurden anschließend aus der Attribut-Tabelle des Linien-<br />

Shapes exportiert und in Excel ausgewertet. Für alle Schwerpunktgebiete und Potenzialräu-<br />

me wurde jeweils die Gesamtlänge, die Länge ohne Beeinträchtigungen und die Länge mit<br />

Beeinträchtigungen ermittelt. Auch die Länge der unterschiedlichen Beeinträchtigungstypen<br />

wurde einzeln errechnet und dargestellt.<br />

1.2.2.2 Datenbasis und ihre Konsequenzen<br />

Die Kartierung des Grünen Bandes 2001/2002 richtete sich nach den Erfahrungen und Me-<br />

thoden, die im Grünen Band Südthüringens 1997 bei einer vergleichbaren Aufgabenstellung<br />

gemacht wurden (SCHLUMPRECHT 1999). Mit dem verwendeten Biotoptypenschlüssel war ein<br />

bundesweit einsetzbarer und vergleichbarer Standard gegeben, dessen Biotoptypen mit Hilfe<br />

der RL-Biotoptypen (RIECKEN et al. 1994) und der FFH-Richtlinie bewertet wurden. Der<br />

Kartierschlüssel für die Kartierung im Rahmen des E+E-Vorhabens 2001/2002 lehnte sich<br />

sehr eng an die bundesweite Systematik der CIR-Biotoptypen- und Nutzungstypenkartierung<br />

(ARBEITSGEMEINSCHAFT NATURSCHUTZ 1995) an.<br />

Entlang des ehemaligen Grenzstreifens wurden alle Biotoptypen im Spurensicherungsstrei-<br />

fen (S), dem Vorland 1 (V1) und 2 (V2) kartiert, wobei deren Breite unterschiedlich sein<br />

konnte. Dabei wurden Abschnitte mit einer Mindestlänge von 100 m gebildet, die aus mehr<br />

oder weniger homogenen Biotoptypen bestanden. Diese Vorgehensweise war sinnvoll in<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band, <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien


1 Untersuchungsflächen und -methoden 24<br />

Bezug auf die Länge des Grünen Bandes von knapp 1400 km und die im Rahmen des E+E-<br />

Vorhabens „Bestandsaufname Grünes Band“ zur Verfügung stehende Zeit.<br />

Hierbei wurden erhoben:<br />

Biotoptyp<br />

Ausprägung des Biotoptyps<br />

der Sukzessionsgrad und<br />

Art und Umfang von Beeinträchtigungen und Flächenverlusten.<br />

Im Gebiet des Dassower Sees, der Wakenitz-Niederung/Kammerbruch sowie der<br />

Schaalseelandschaft, konnte zusätzlich zur Biotopkartierung im Rahmen des E+E-<br />

Vorhabens auf die Biotopkartierung des Landes zurückgegriffen werden. Die Kartierung<br />

2001 stellt im Vergleich zu einer detaillierten Biotopkartierung eher eine grobe Aufnahme<br />

dar, begründet durch die Abschnittsbildung und die Einteilung des Grünen Bandes während<br />

der Kartierung in S, V1 und V2, wohingegen die Kartierung der Länder flächengenau und<br />

ohne Abschnittsbildung erfolgte.<br />

Dies führte dazu, dass zur linearen Analyse auf unterschiedliche Analysemethoden für eine<br />

Bewertung der Beeinträchtigungsstufen zurückgegriffen werden musste. Da im Bereich des<br />

Dassower Sees, der Wakenitz-Niederung/Kammerbruch und der Schaalseelandschaft in der<br />

Biotopkartierung der Länder keine Angaben zum Zustand der einzelnen Strukturen (S, V1<br />

und V2) des Grünen Bandes enthalten waren, wurde per Augenmaß im GIS die Verteilung<br />

der Beeinträchtigung in dem jeweiligen Abschnitt über die gesamte Breite des Grünen Ban-<br />

des prozentual eingeschätzt und davon das Ausmaß der Beeinträchtigung abgeleitet (vgl.<br />

Tabelle 4).<br />

Für alle anderen Schwerpunkt- und Entwicklungsgebiete lag die Kartierung des E+E-<br />

Vorhabens 2001 vor. In diesem Fall konnte eine prozentuale Bewertung der Beeinträchti-<br />

gungen nicht durchgeführt werden, da hier im GIS zur besseren Darstellung die jeweils vor-<br />

herrschenden Beeinträchtigungen über die gesamte Breite des Grünen Bandes gelegt wur-<br />

den. Daher wurde hier die ODBC-gekoppelte Datenbank hinzugezogen, in der die Angaben<br />

zum Zustand der einzelnen Strukturen (S, V1 und V2) und zum Ausmaß (Breite) dokumen-<br />

tiert worden waren.<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

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1 Untersuchungsflächen und -methoden 25<br />

Tabelle 4: Bewertung der Beeinträchtigungsstufen<br />

S: Spurensicherungsstreifen<br />

V1: Vorland 1 (Minenfeld von Spurensicherungsstreifen bis Metallzaun)<br />

V2: Vorland 2, vorgelagertes Hoheitsgebiet bis zur Staatsgrenze (vom Metallzaun bis Staatsgrenze)<br />

Kodierung d.<br />

Beeinträchtigungsstufe<br />

Bedeutung der<br />

Beeinträchtigung<br />

1 Teilweise beeinträchtigt<br />

2 Erheblich beeinträchtigt<br />

3 Überwiegend<br />

beeinträchtigt<br />

4 Fast vollständig<br />

beeinträchtigt<br />

5 Vollständig beeinträchtigt<br />

Bewertungsregel für das<br />

Ausmaß der Beeinträchtigung<br />

(angewandt auf die<br />

Kartierung im Rahmen des<br />

E+E-Vorhabens)<br />

Bewertungsregel<br />

für das Ausmaß<br />

der Beeinträchtigung<br />

in Prozent<br />

(angewandt auf<br />

detaillierte Biotoptypenkartierungen)<br />

Nur Fehlen von S bis 20 % beeinträchtigt<br />

Fehlen von V1 oder V2 21-49 % beeinträchtigt<br />

Fehlen von S und V1 oder<br />

Fehlen von S und V2<br />

50-80 % beeinträchtigt<br />

Fehlen von V1 und V2 81-95 % beeinträchtigt<br />

Fehlen aller drei Strukturen<br />

S, V1, V2<br />

96-100 % beeinträchtigt<br />

Darstellung auf<br />

der Karte (Farbe)<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

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grün<br />

gelb<br />

orange<br />

hellrot<br />

dunkelrot<br />

Mit Hilfe dieses Bewertungsschemas wurde eine Bewertung der vorhandenen Beeinträchti-<br />

gungen am Grünen Band vorgenommen. Dabei nimmt das Ausmaß der Beeinträchtigung<br />

von Stufe 1 bis Stufe 5 zu (vgl. Tabelle 10).<br />

Weiter wurden die Beeinträchtigungen des Grünen Bandes in Nutzungstypen oder Ursachen<br />

unterteilt und folgendermaßen klassifiziert:<br />

Aktuelles Abbaugebiet (Abb)<br />

Umbruch zu Acker (Ack)<br />

Aufforstung von Nadelwald (Auff)<br />

Bebauter Bereich (Bau)<br />

Einrichtungen für Freizeit und Erholung (Frei)<br />

Neue Gewässeranlage, wenn intensiv genutzt (Fischteiche, Freizeitseen, Wasserspei-<br />

cher etc.) (Gew)<br />

Intensivgrünland und landwirtschaftliche Sonderkulturen (Int)<br />

Verkehrswege und Verkehrsinfrastruktur (Straße, Autobahn, Eisenbahn) (Verk)<br />

Verschiedenes (Häufung von verschiedenen Beeinträchtigungen) (Vers).


1 Untersuchungsflächen und -methoden 26<br />

1.2.3 Nachkartierung und Überprüfung von Veränderungen<br />

1.2.3.1 Vorgehensweise<br />

Ausgewählte Teilbereiche des Grünen Bandes, v. a. in den Modellregionen, wurden im<br />

Sommer und Herbst 2005 begangen, und mit Hilfe der Original-Karten und –<br />

Erhebungsbögen der Kartierung aus dem Jahre 2001 auf Veränderungen hin überprüft. Die<br />

Veränderungen wurden nach dem in der folgenden Tabelle dargestellten Kartierschlüssel<br />

zunächst in die Karten eingetragen und dann im GIS-Projekt digitalisiert.<br />

Tabelle 5: Kartierschlüssel Veränderungen<br />

Abkürzung Bedeutung<br />

Beeinträchtigungen<br />

a Acker<br />

aw Wildacker<br />

i Intensivgrünland<br />

iw Intensivweide<br />

im Intensivmähwiese<br />

auf Aufforstungen mit nicht standortgerechten Gehölzen<br />

k Kahlschlag / großflächige Gehölzentnahme aus standortgerechten Wald- und<br />

Gehölzbeständen<br />

geh massiver Gehölzaufwuchs auf wertvollen Offenlandbiotoptypen (akute Gefahr des<br />

Verlustes des Offenlandbiotoptyps)<br />

alt Verbrachung / Vergrasung wertvoller Offenlandbiotoptypen (akute Gefahr des<br />

Verlustes des Offenlandbiotoptyps)<br />

b Baugebiet / bebaute Bereiche<br />

ab Abgrabung<br />

aufs Aufschüttung<br />

abl Ablagerungen (z. B. Siloballen)<br />

vb Verkehrswege befestigt<br />

vub Verkehrswege unbefestigt<br />

w Trampelpfade und wilde Fahrwege<br />

p Parkplatz<br />

pa Park und parkähnliche Anlagen<br />

n großflächiges Auftreten von Neophyten (Art in das Feld Beobachtung eintragen)<br />

t Teichanlage / verbaute Stillgewässer<br />

g Grabenneuanlage / verbaute Fließgewässer<br />

Verbesserungen<br />

Exw Extensivweide<br />

Exm Extensivmähwiese<br />

Gl Grünland allg. (auf ehem. Ackerflächen)<br />

Br Brache (auf ehem. Intensiv genutzten Flächen, z. B. Acker )<br />

Exta Extensivteich-Anlage<br />

Gew Gewässerrenaturierungen<br />

Pfl Biotop-Pflegemaßnahmen<br />

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1 Untersuchungsflächen und -methoden 27<br />

Für die Darstellung der Veränderungen wurden folgende Größen ermittelt:<br />

� Veränderungen gegenüber dem Zustand des Jahres 2001 durch Geländeüberprüfung im<br />

Sommer 2005 in ausgewählten Gebieten, auf Basis der Original-Geländekarten<br />

� Verbesserungen, z. B extensive Nutzung als Wiese oder Weide, Gewässerrenaturierun-<br />

gen, Umwandlung von Ackerflächen der Kartierung 2001 in Grünland oder Brachfallen<br />

von Acker<br />

� Verschlechterungen, z. B. Versiegelung durch Bebauung, Anlage von Verkehrswegen,<br />

Intensivierung der Grünland-Nutzung, Umbruch zu Acker, Aufforstungen etc.<br />

Zusätzlich wurden die Verluste des Kolonnenweges beurteilt.<br />

Die Veränderungen wurden hinsichtlich der Streckenlänge dargestellt, auf der sie eingetreten<br />

sind. Neben der Darstellung der Streckenlänge, auf der Veränderungen eingetreten sind,<br />

wurde im Gelände auch das Ausmaß der Beeinträchtigung in einer fünfstufigen Skala abge-<br />

schätzt.<br />

Tabelle 6: Bewertung der Beeinträchtigungsstufen<br />

Legende:<br />

S: Spurensicherungsstreifen<br />

V1: Vorland 1 (Minenfeld von Spurensicherungsstreifen bis Metallzaun)<br />

V2: Vorland 2, vorgelagertes Hoheitsgebiet bis zur Staatsgrenze (vom Metallzaun bis Staatsgrenze)<br />

Beeinträchtigungsstufe<br />

Bedeutung der<br />

Beeinträchtigung<br />

1 Teilweise beeinträchtigt<br />

2 Erheblich beeinträchtigt<br />

3 Überwiegend beeinträchtigt<br />

4 Fast vollständig<br />

beeinträchtigt<br />

5 Vollständig beeinträchtigt<br />

Bewertungsregel für das<br />

Ausmaß der Beeinträchtigung<br />

(bei vorliegenden und erkennbaren<br />

Strukturen im Grünen Band:<br />

s, v1 und v2)<br />

Bewertungsregel für das<br />

Ausmaß der Beeinträchtigung<br />

in Prozent (anwendbar,<br />

wenn keine Strukturen<br />

erkennbar sind; Prozente<br />

beziehen sich auf Gesamtbreite)<br />

Nur Fehlen von S bis 20 % beeinträchtigt<br />

Fehlen von V1 oder V2 21-49 % beeinträchtigt<br />

Fehlen von S und V1<br />

50-80 % beeinträchtigt<br />

oder<br />

Fehlen von S und V2<br />

Fehlen von V1 und V2 81-95 % beeinträchtigt<br />

Fehlen aller drei Strukturen S,<br />

V1, V2<br />

96-100 % beeinträchtigt<br />

Für ausgewählte Punkte wurde eine Fotodokumentation erstellt. Die Fotostandorte sind<br />

ebenfalls in einem Layer im GIS-Projekt dokumentiert.<br />

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1 Untersuchungsflächen und -methoden 28<br />

1.2.3.2 Auswertung<br />

Alle Auswertungen werden hinsichtlich der Streckenlänge, auf der sie eingetreten sind, dar-<br />

gestellt. Sie werden im Verhältnis zur gesamten untersuchten Streckenlänge dargestellt.<br />

Bei der Auswertung wurde folgendermaßen vorgegangen:<br />

Zuerst wurden Verluste des Kolonnenweges gesondert beurteilt.<br />

Danach wurden alle „Verbesserungen“ (z. B. extensive Nutzung als Wiese oder Weide,<br />

Gewässerrenaturierungen) gegenüber dem Zustand von 2001 ermittelt. Als „Verbesse-<br />

rung“ wurde auch gewertet, wenn Ackerflächen der Kartierung 2001 mittlerweile in Grün-<br />

land umgewandelt wurden oder brach fielen.<br />

Anschließend wurden Verschlechterungen des Zustands (Versiegelung durch Bebauung<br />

oder Verkehrswege, Anlage von Verkehrswegen, Intensivierung der Nutzung, Auffors-<br />

tungen etc.) ermittelt.<br />

Dabei wurde in einem ersten Auswertungsschritt eine Gesamtbeurteilung des Abschnitts<br />

durchgeführt und die in einem bis drei Strukturtypen (Struktureinheiten S (Spurensiche-<br />

rungsstreifen), und/oder V1 (Vorland 1) und/oder V2 (Vorland 2)) auftretenden Beeint-<br />

rächtigungstypen zu einer Beeinträchtigung aggregiert. Ausgewertet wurde die gesamte<br />

Länge des Abschnitts. Auch wenn die Veränderungen nicht den gesamten Abschnitt um-<br />

fassen, geht seine gesamte Streckenlänge mit ein. Somit wurde, egal ob die Beeinträch-<br />

tigung in den Struktureinheiten S (Spurensicherungsstreifen), und/oder V1 (Vorland 1)<br />

und/oder V2 (Vorland 2) des Grünen Bandes ermittelt wurde, der entsprechende Ab-<br />

schnitt insgesamt als beeinträchtigt gewertet. In diesen ersten Auswerteschritt gehen<br />

somit auch die Abschnitte mit ein, in denen Beeinträchtigungen nur in einer Strukturein-<br />

heit von drei auftreten. Damit ist man bei Auswertungen immer auf der „sicheren Seite“<br />

und unterschätzt die Veränderungen nicht. Diese Vorgehensweise wurde auch bei der<br />

Auswertung der Verbesserungen angewendet.<br />

Danach wurden die Beeinträchtigungen einzeln nach den drei Strukturtypen (S, V1, V2)<br />

getrennt ausgewertet.<br />

1.2.4 Methodik der Kartenauswertungen<br />

Zur Beurteilung der touristischen Attraktivität des Grünen Bandes und seines Umfeldes wur-<br />

de für das gesamte Grüne Band verfügbare Literatur (vorrangig BUCHIN 1999/2002 und ein<br />

handelsüblicher Straßenatlas (ADAC-Straßen-Atlas 2005)) ausgewertet, ergänzt durch loka-<br />

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1 Untersuchungsflächen und -methoden 29<br />

le Informationen (z. B. Informationen der Naturparke, Grenzmuseen etc.). Diese Quellen<br />

wurden hinsichtlich historischer, touristischer und kultureller Einrichtungen ausgewertet. Die-<br />

se waren z. B. sehenswerte Orte, sehenswertes kulturelle Objekte, sehenswerte landschaft-<br />

liche Objekte, Informationszentren, Gedenkstätten, (Grenz-)Museen, sonstige Sehenswür-<br />

digkeiten, landschaftlich schöne Strecken und Touristikstraßen mit Namen. Entlang des Grü-<br />

nen Bandes wurde ein Korridor von ca. 15 km Breite betrachtet. Lokalisierbare Punkte wur-<br />

den ins GIS-Projekt übertragen und in den Attributtabellen dokumentiert.<br />

Ein Beispiel für die Aufbereitung im GIS zeigt die Abbildung 1.<br />

Tabelle 7: Ausgewertete Karten<br />

Herausgeber / Verlag Kartenname Karten-Nr.<br />

ADFC - Allg. Dt. Fahrrad-Club Oberfranken / Vogtland 18<br />

Havelland / Magdeburger Börde 8<br />

Lüneburger Heide / Hannover 7<br />

Thüringer Wald / Rhön 17<br />

Holstein / Hamburg 2<br />

Harz / Leinetal 12<br />

Kompass Rhön 762<br />

Vogtland - Plauen / Naturpark Erzgebirge 805<br />

Saaletalsperren 1023<br />

Östlicher Thüringer Wald 813<br />

Ostharz 799<br />

Westharz 798<br />

Wismar / Klützer Winkel - Grevesmühlen 1001<br />

Westlicher Naturpark / Thüringer Wald 812<br />

Lauenburgische Seen 721<br />

Freytag & Berndt Europäische Fernwanderwege<br />

Esterbauer Prignitz RK-BRA1<br />

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1 Untersuchungsflächen und -methoden 30<br />

Abbildung 1: Beispiel für die Aufbereitung der Recherchen im GIS<br />

Bei bundesweiter Betrachtung sind hieraus Schwerpunkte der räumlichen Verteilung be-<br />

stimmter Einrichtungen ableitbar. Aus den im GIS dokumentierten Karten ist ersichtlich, dass<br />

in manchen Räumen (z. B. nördliche Altmark) das Vorhandensein von solchen Einrichtungen<br />

überwiegend entlang des Grünen Bandes konzentriert ist, in anderen Bereichen (z. B. Harz)<br />

jedoch nicht. Weiter wurden kartographische Auswertungen, bezogen auf die Landkreise<br />

entlang des Grünen Bandes, erarbeitet und im Rahmen der Auswahl der Modellregionen in<br />

der ersten PAG vorgestellt.<br />

1.2.4.1 Sehenswürdigkeiten und Straßenkarten<br />

Zur Beurteilung der touristischen Attraktivität und der Erschließung des Grünen Bandes und<br />

seines Umfeldes wurde ein handelsüblicher Straßenatlas (ADAC-Straßen-Atlas 2005) ver-<br />

wendet.<br />

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1 Untersuchungsflächen und -methoden 31<br />

Bei der Auswertung des Ravenstein ADAC-Straßen-Atlas 2005 hinsichtlich der touristischen<br />

Erschließung des Grünen Bandes wurden zunächst die Kategorien festgelegt, die für einen<br />

Autotouristen interessant sein könnten und aus dem Kartenmaterial auch gut ersichtlich bzw.<br />

auswertbar sind. Diese waren: „besonders sehenswerter Ort“, „sehenswerter Ort“, „beson-<br />

ders sehenswertes kulturelles Objekt“, „sehenswertes kulturelles Objekt“, „besonders se-<br />

henswertes landschaftliches Objekt“, „sehenswertes landschaftliches Objekt“, „Muse-<br />

um/sonstige Sehenswürdigkeiten“, „Landschaftlich schöne Strecke“ und „Touristikstraße mit<br />

Namen“.<br />

Im Straßenatlas (Maßstab 1:200000) wurde dann ein 10 x 10 km Raster zum Auszählen der<br />

einzelnen Rubriken genutzt. Entlang der Grenze eines Landkreises wurden immer die Ras-<br />

terkästchen, durch welche die Grenze verläuft, und das angrenzende Raster untersucht.<br />

Somit wurde pro Kreis immer ein ungefährer Streifen von 15 km Breite entlang des Grünen<br />

Bandes betrachtet.<br />

Bevor die Zahlen für die verschiedenen touristischen Kategorien ermittelt werden konnten,<br />

wurden die Objekte zuerst einzeln und namentlich aus dem Autoatlas ermittelt. Anschließend<br />

wurde die jeweilige Anzahl ermittelt. Dadurch wurden auch „landschaftlich schöne Strecken“<br />

und „Touristikstraßen“ nicht längenmäßig, sondern rein anzahlmäßig ausgewertet.<br />

Hieraus ergab sich eine Tabelle, aus der für die verschiedenen Landkreise (aufgelistet mit<br />

Autokennzeichen und Bundesland) die Anzahl der interessierenden Objekte dargestellt ist.<br />

1.2.4.2 Fahrradkarten<br />

Zur Betrachtung des Grünen Bandes hin auf fahrradtouristische Aspekte wurden die offiziel-<br />

len Radtourenkarten des ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad Club) verwendet. Die Pa-<br />

rameter, die hier ausgezählt wurden, waren: „Bahnhöfe mit Fahrradbeförderung + mit Ver-<br />

mietung“, „Fahrradreparaturmöglichkeit“, „Jugendherberge“, „Naturfreundehaus“, „Camping-<br />

platz“ und „Gasthof außerhalb von größeren Ortschaften“.<br />

In die Radtourenkarten (Maßstab 1:150000) wurde zunächst ein fixes Raster als Orientie-<br />

rungsgrundlage eingetragen werden. Dazu eignete sich das Raster aus dem Auto-Atlas 2005<br />

von Ravenstein, welches mit Hilfe von markanten Punkten in das ADFC-Kartenmaterial über-<br />

tragen wurde.<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

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1 Untersuchungsflächen und -methoden 32<br />

Beim ersten Auswertungsschritt wurden solche Fernradwege herausgesucht, welche ein<br />

Kürzel besitzen und bis zu einer ungefähren Entfernung von bis zu 5 km zum Grünen Band<br />

liegen.<br />

Anschließend wurden die oben genannten touristischen Einrichtungen entlang der verschie-<br />

denen Fernradwege pro Landkreis ausgezählt, so dass das Feld des Fernradweges und das<br />

waagrecht oder senkrecht direkt angrenzende (je nach Verlauf des Radweges) enthalten<br />

war. Entlang der Landkreisgrenzen wurden die Fernradwege somit auf einer Breite von +/-<br />

15 km ausgehend vom Grünen Band ausgewertet. Wenn der Fernradweg das Grüne Band<br />

kreuzt, wurde dies vermerkt.<br />

Die Auswertung erfolgte zu Beginn separat für jeden Radweg unter der Angabe des entspre-<br />

chenden Landkreises. Manche Landkreise mit langen Landesgrenzen mussten beim Aus-<br />

zählen in zwei bis drei Unterabschnitte aufgeteilt werden, um die Übersicht zu verbessern.<br />

Ein erster Schritt der Zusammenfassung lag darin, die verschiedenen Werte für die Radwege<br />

innerhalb der Sektoren zu einem Wert zusammen zu addieren. In einem zweiten<br />

Aggregierungsschritt wurden die Ergebnisse für die verschiedenen Abschnitte eines Land-<br />

kreises zusammengefasst. Am Ende der Auswertung steht eine Tabelle, aus der für die ver-<br />

schiedenen Landkreise (aufgelistet mit Autokennzeichen und Bundesland) die Anzahl der<br />

hier interessierenden Objekte hervorgehen.<br />

1.2.4.3 Wanderkarten<br />

Der letzte Auswertungsgang bestand in der Aufbereitung wandertouristischer Daten entlang<br />

des Grünen Bandes. Dazu sind die Landkreise mit Hilfe von Kompass-Wanderkarten nach<br />

Fern- und Hauptwanderwegen untersucht worden. Neben dem Wanderwegkürzel (falls vor-<br />

handen) und dem Namen des Weges konzentrierte sich die Auswertung auf für Wanderer<br />

interessante Einrichtungen. Ausgezählt wurde die Anzahl an Wanderparkplätzen, Feuerstel-<br />

len, (Wander-) Hütten, Spielwiesen, Liegewiesen, Wassertretstellen, Hallenbädern, Strand-<br />

/Freibädern, Pony-/Reiterhöfen und Reitplätzen/Reithallen. Bei einigen Landkreisen lag das<br />

Kartenmaterial nicht für den kompletten Verlauf des Grünen Bandes vor (z. B. Wartburgkreis,<br />

Göttingen, Eichsfeld).<br />

Als Orientierungsgrundlage für die Wanderkarten (Maßstab 1:50000) wurde das Raster aus<br />

dem Auto-Atlas 2005 von Ravenstein mit Hilfe von markanten Punkten in das Kompass-<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

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1 Untersuchungsflächen und -methoden 33<br />

Kartenmaterial übertragen. Beim ersten Auswertungsschritt wurden alle Fern- oder Haupt-<br />

wanderwege mit Kürzel und/ oder Namen (viele Fernwanderwege besitzen kein Kürzel) her-<br />

ausgesucht, welche in einer ungefähren Entfernung von bis zu 5 km zum Grünen Band lie-<br />

gen. Anschließend wurden die oben genannten Einrichtungen entlang der verschiedenen<br />

Fernwanderwege pro Landkreis ausgezählt, wobei das Feld des Fernwanderweges und das<br />

waagrecht oder senkrecht direkt angrenzende (je nach Verlauf des Wanderweges) berück-<br />

sichtigt wurde. Entlang der Landkreisgrenzen wurden die Fernwanderwege somit auf einer<br />

Breite von +/- 15 km ausgehend vom Grünen Band ausgewertet. Wenn der Wanderweg das<br />

Grüne Band kreuzt, wurde dies vermerkt.<br />

Die Auswertung erfolgte zu Beginn separat für jeden Wanderweg unter der Angabe des ent-<br />

sprechenden Landkreises. Manche Landkreise mit langen Landesgrenzen mussten beim<br />

Auszählen in zwei bis drei Unterabschnitte aufgeteilt werden, um die Übersicht zu verbes-<br />

sern.<br />

Ein erster Schritt der Zusammenfassung lag darin, die verschiedenen Werte für die Wander-<br />

wege innerhalb eines Sektors zu einem Wert zusammen zu addieren. In einem zweiten<br />

Aggregierungsschritt wurden die Ergebnisse für die verschiedenen Abschnitte eines Land-<br />

kreises zusammengefasst. Am Ende der Auswertung steht eine Tabelle, aus der man für die<br />

verschiedenen Landkreise (aufgelistet mit Autokennzeichen und Bundesland) die Anzahl der<br />

hier interessierenden Objekte ablesen kann.<br />

1.2.5 Recherche von naturschutzfachlichen und touristischen Informationen<br />

entlang des Grünen Bandes<br />

Die Naturparke entlang des Grünen Bandes wurden angeschrieben bzw. antelefoniert und<br />

um Informationen, vorrangig zu Attraktionen und Angebote im Bereich Naturschutz und Na-<br />

turerleben, Geschichte und Grünes Band gebeten.<br />

Lokalisierbare Informationen (z. B: zu Museen, Lehrpfaden oder sonstigen Informationsan-<br />

geboten, Einrichtungen des Naturparks etc.) wurden in das GIS-Projekt als Punktobjekte<br />

übertragen.<br />

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1 Untersuchungsflächen und -methoden 34<br />

1.2.5.1 Auswertung schriftlicher Informationen der Naturparke<br />

Die Auswertung von schriftlichen Informationen der Naturparke zum Grünen Band erfolgte<br />

nach den im Folgenden aufgezählten Gesichtspunkten. Ausgewertet wurden Karten, Falt-<br />

blätter, Broschüren, Museums-Führer etc. zu Rad- und Wanderwegen, Museen, touristische<br />

Attraktionen und sonstigen Angeboten hinsichtlich folgender Fragen:<br />

Anbindung oder Bezüge von Grünem Band zu Lehrpfad-Angebot möglich?<br />

Anbindung oder Bezüge von Grünem Band zu Rad- oder Wanderweg-Angebot möglich?<br />

Anbindung oder Bezüge von Grünem Band zu Museums-Angebot möglich?<br />

Anbindung oder Bezüge von Grünem Band zu Bahn-Angebot / Tages- und Studienfahrten mög-<br />

lich?<br />

Anbindung oder Bezüge von Grünem Band zu Straßen-Touristik-Angebot möglich?<br />

Sonstige touristische Angebote in Nähe Grünem Band vorhanden?<br />

1.2.5.2 Inhaltsanalyse der Naturpark-Internetseiten<br />

Die Internetseiten der Naturparke wurden hinsichtlich ihrer Bezüge (Erwähnung, Querver-<br />

weise, Links) zum Grünem Band inhaltlich ausgewertet. Dabei standen folgende Fragen im<br />

Vordergrund:<br />

Lage an der ehemaligen innerdeutschen Grenze erwähnt?<br />

Lage am Grünem Band erwähnt?<br />

Irgendein Bezug zu Grünem Band? wenn ja welcher (z. B. Verweis auf Grenzmuseen)?<br />

Link zu "DasGrueneBand.info" oder des BUND?<br />

Welche Rolle spielt im Internet-Auftritt das Grüne Band?<br />

1.2.6 Recherche von möglichen Projektvorschlägen<br />

Die Erarbeitung von Vorschlägen erfolgte in den Modellregionen Elbe-Altmark, Harz, Thürin-<br />

ger-/Frankenwald nach folgender Vorgehensweise:<br />

Befragungen von UNB, Landschaftspflegeverbänden, Naturpark- und Nationalparkverwaltungen<br />

Übertragung bestehender Angebote/Aktivitäten und möglicher neuer Projekte ins GIS-Projekt<br />

(inkl. Ergänzung der touristischen Informationen)<br />

Sichtung im räumlichen Kontext / Kombination der Befragungen<br />

Bewertung und Auswahl nach den Kriterien: Naturschutzfachliche Inhalte, Grenzüberschreitende<br />

Kooperation, Kontinuität des Angebots bzw. der touristischen Dienstleistung, Kombinationsmög-<br />

lichkeiten (Naturschutz, tourist. Dienstleistung, Regionalentwicklung).<br />

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2 Ergebnisse 35<br />

2 Ergebnisse<br />

2.1 Lückenanalyse<br />

Aufgabe war, eine quantitative und räumlich explizite Beschreibung von Lücken im Grünen<br />

Band als Grundlage für die Entwicklung von Vorschlägen zur funktionalen Wiederherstellung<br />

des Biotopverbunds anzufertigen. Die Untersuchung der Häufungen von klein- und großräu-<br />

migen Lücken und sonstigen Unterbrechungen sowie ihre Verteilung soll einerseits den Be-<br />

darf für Wiederherstellungsmaßnahmen, anderseits die Ausgangssituation für die touristi-<br />

sche Wahrnehmbarkeit und Erlebbarkeit aufzeigen. Die Erlebbarkeit des Grünen Bandes<br />

und seine touristische Inwertsetzung setzt voraus, dass die strukturelle Vollständigkeit des<br />

Grünen Bandes gegeben ist bzw. wieder hergestellt wird.<br />

2.1.1 Ausmaß der Beeinträchtigungen im gesamten Grünen Band<br />

Die folgende Abbildung 2 zeigt das Ausmaß der Beeinträchtigungen für die Schwerpunkt-<br />

und Entwicklungsgebiete, jeweils bezogen auf ihre Gesamtlänge (lineare Analyse, nach dem<br />

Datenstand des E+E-Projektes aufgrund der Biotopkartierung im Jahr 2001).<br />

Aus Abbildung 2 wird ersichtlich, dass in einigen Schwerpunktgebieten wie z. B. „Bachtäler<br />

Harz“ und „Zwergstrauchheiden Reichenbach“ keine Beeinträchtigungen auftreten. In einigen<br />

Schwerpunktgebieten wie „Dassower See“, „Elbaue“, „Gutenfürst bis Dreiländereck“ etc. sind<br />

nur geringe Beeinträchtigungen zu finden. In den Entwicklungsgebieten „Defizitraum westlich<br />

Öbisfelde“, „Defizitraum Beendorf“ und „Unteres Eichsfeld“ ist der Anteil von Beeinträchti-<br />

gungen – wie nach den Definitionen des E+E-Projektes zu erwarten – hoch. In den bundes-<br />

weiten Schwerpunktgebieten wie der „Schaalseelandschaft“ und dem „Großen Bruch“ sind<br />

ca. 50 % der Gesamtlänge beeinträchtigt, Gr. Bruch vorwiegend durch Intensivgrünland (v.<br />

a. Intensivweiden).<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band, <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien


2 Ergebnisse 36<br />

Zustand der Schwerpunkt- und Entwicklungsgebiete<br />

Dassow er See<br />

Wakenitz-Kammerbruch<br />

Schaalseelandschaft<br />

Stecknitz-Delvenau<br />

Elbaue<br />

Heidestandorte w estl. Bomenzien<br />

Harper Mühlenbach<br />

Heidestandorte nördl. Wiew ohl<br />

Ohreaue<br />

Drömling<br />

Defizitraum w estl. Öbisfelde<br />

Defizitraum Beendorf<br />

Großes Bruch<br />

Okeraue<br />

Eckertal<br />

Bachtäler im Harz<br />

Mackenröder Wald<br />

Unteres Eichsfeld<br />

Offenland Rohrberg-Bornhagen<br />

Offenland von Lindew erra<br />

Werraaue<br />

Komplex Ulsteraue bis Geisa<br />

Kuppenrhön<br />

Henneberg<br />

Thür. Grabfeld bei Hellingen<br />

Kreck/Rodachaue<br />

Offenland NSG Bischofsau<br />

Feuchtstandorte NSG Mürschnitzer<br />

Tettautal bis Lauenstein<br />

Zw ergstrauchheiden Reichenbach<br />

Fränk. und Thür. Moschw itztal<br />

Gutenfürst bis Dreiländereck<br />

0 10 20 30 40 50 60<br />

Längenanteil in [%]<br />

Abbildung 2: Längenanteile von Beeinträchtigungen in den 32 Schwerpunkt- und Entwick-<br />

lungsgebieten am Grünen Band<br />

In der folgenden Abbildung 3 ist die Verteilung der verschiedenen Beeinträchtigungsformen<br />

oder –ursachen aufgezeigt. Daraus wird ersichtlich, dass Intensivgrünländer (Abkürzung<br />

„Int“) und Ackerflächen (Abkürzung „Ack“) zu den am häufigsten auftretenden Beeinträchti-<br />

gungsformen zählen. Dagegen sind Gewässeranlagen, wie intensiv genutzte Teiche, Frei-<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band, <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien


2 Ergebnisse 37<br />

zeitseen und Wasserspeicher sowie Einrichtungen für Freizeit und Erholung entweder gar<br />

nicht vorzufinden oder nur in geringen Anteilen.<br />

Beeinträchtigungsform<br />

Ack<br />

Abb<br />

Auff<br />

Bau<br />

Frei<br />

Gew<br />

Int<br />

Verk<br />

Vers<br />

Beeinträchtigungsformen und ihre Verteilung<br />

in den Schwerpunktgebieten<br />

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45<br />

Längen-Anteil in %<br />

Abbildung 3: Verteilung der Beeinträchtigungsformen im Grünen Band<br />

Abb: Aktuelles Abbaugebiet Ack: Umbruch zu Acker<br />

Auff: Aufforstung von Nadelwald Bau: Bebauter Bereich<br />

Frei: Einrichtungen für Freizeit und Erholung<br />

Gew: Gewässeranlage (intensiv genutzte Teiche, Freizeitseen, Wasserspeicher etc.)<br />

Int: Intensivgrünland, landwirtschaftliche Sonderkulturen<br />

Verk: Verkehrswege und Verkehrsinfrastruktur (Straße, Autobahn, Eisenbahn)<br />

Vers: Häufung von verschiedenen Beeinträchtigungen<br />

In der folgenden Abbildung 4 ist die in fünf Stufen eingeteilte Schwere der Beeinträchtigun-<br />

gen mit ihren Längenanteilen graphisch dargestellt. „Teilweise“ und „erhebliche“ Beeinträch-<br />

tigungen nehmen Längenanteile zwischen 13 und 15 % ein. Fast vollständig (> 80 %) bis<br />

vollständig beeinträchtigte Abschnitte (Bewertungsstufe 4 bis 5) nehmen in den Schwer-<br />

punktgebieten insgesamt rund 47 % der Länge ein, d.h. die schwersten Beeinträchtigungen<br />

nehmen die größten Längenanteile ein.<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band, <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien


2 Ergebnisse 38<br />

%<br />

An<br />

teil<br />

in<br />

Lä -<br />

ng<br />

en<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Verteilung der Bewertungsstufen<br />

in den Schwerpunktgebieten<br />

1 2 3 4 5<br />

Bewertungsstufe<br />

Abbildung 4: Ausmaß und Schwere der Beeinträchtigungen<br />

Legende:<br />

1: Bewertungsstufe 1 Teilweise beeinträchtigt, nur Fehlen von Spurensicherungsstreifen (S), bis 20 %<br />

2: Bewertungsstufe 2 Erheblich beeinträchtigt, Fehlen von Vorland (V) V1 oder V2, 21-49 %<br />

3: Bewertungsstufe 3 Überwiegend beeinträchtigt, Fehlen von S und V1, oder Fehlen von S und V2, 50-80 %<br />

4: Bewertungsstufe 4 Fast vollständig beeinträchtigt, Fehlen von V1 und V2, 81-95 %<br />

5: Bewertungsstufe 5 Vollständig beeinträchtigt, Fehlen aller drei Strukturen S, V1, V2, 96-100 %<br />

2.1.2 Ausmaß der Beeinträchtigungen<br />

2.1.2.1 Schwerpunkt- und Entwicklungsgebiete<br />

Im Anhang sind die unterschiedlichen Beeinträchtigungsformen in den Schwerpunktgebieten<br />

des Grünen Bandes mit Längenangaben aufgelistet. Um einen besseren Überblick über die-<br />

se Ergebnisse zu gewinnen, wurden Gebiete mit einem geringen Anteil an Beeinträchtigun-<br />

gen hellgrau und Gebiete mit einem hohen Anteil an Beeinträchtigungen dunkelgrau hinter-<br />

legt. Auch die Felder der jeweiligen Beeinträchtigungsformen mit den größten Anteilen an<br />

Beeinträchtigungen wurden, bezogen auf ihre Länge, dunkelgrau hinterlegt.<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

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2 Ergebnisse 39<br />

Die im Anhang zunächst aufgeführten Schwerpunkt- und Entwicklungsgebiete ergeben eine<br />

Gesamtlänge von 977 km. Zwischen diesen liegen Potenzialräume und eine Gesamtlänge<br />

von ca. 383 km aufweisen.<br />

Aus dem Anhang wird ersichtlich, dass die einzelnen Schwerpunkt- und Entwicklungsgebie-<br />

te, die in Abbildung 3 die meisten beeinträchtigten Abschnitte aufweisen, vor allem durch<br />

Intensivgrünland und Umbruch zu Acker beeinträchtigt sind. Am deutlichsten ist dieser Sach-<br />

verhalt bei den in der Tabelle dunkelgrau hinterlegten Gebieten Nr. 11, 12 13, 18, 19, 20, 23<br />

und 24 zu sehen. Hier sind oft mehrere Kilometer durchgehend beeinträchtigt. Die einzelnen<br />

Abschnitte in den Schwerpunktgebieten Nr. 3, 9, 11, 12, 13, 18 und 24 wurden überwiegend<br />

mit Stufe 3 oder 5 bewertet.<br />

2.1.2.2 Potenzialräume<br />

Im Anhang sind weiter alle Potenzialräume, d. h. die Gebiete des Grünen Bandes, die nicht<br />

zu den Schwerpunkt- und Entwicklungsgebieten gehören, aufgelistet. Insgesamt gibt es 62<br />

dieser Gebiete. Sie wurden folgendermaßen unterteilt (E+E-Vorhaben):<br />

� Defiziträume – Bereiche, in denen das Grüne Band auf langer Strecke fast vollkommen<br />

zerstört ist und wertgebende Arten oder Biotoptypen nicht oder nur sehr spärlich vorhan-<br />

den sind.<br />

� Potenzialfläche Inventar-Entwicklung – Bereiche, die hauptsächlich aus brachgefallenen<br />

oder ruderalen Biotopen bestehen. Mit entsprechender Nutzung bzw. Pflege könnte das<br />

vorhandene Inventar des Grünen Bandes also zu wertvollen Biotoptypen entwickelt wer-<br />

den.<br />

� Potenzialfläche Verbund – Bereiche, die wertvolle Biotoptypen von einander trennen.<br />

Durch gezielte Entwicklung dieser Flächen könnte der Verbund wieder hergestellt wer-<br />

den.<br />

Diese Bereiche gehören nicht zu den 32 Schwerpunkt- und Entwicklungsgebieten, deren<br />

Bedeutung durch eine Häufung von bundes- bis landesweit wertvollen Biotoptypen begrün-<br />

det ist, sondern könnten auf regionaler Ebene als Biotopverbundprojekte realisiert werden.<br />

Weiter kann man im Anhang Angaben zur Gesamtlänge jedes einzelnen Gebiets, sowie zur<br />

Länge der in jedem Gebiet vorkommenden Beeinträchtigungen und zur Länge der nicht be-<br />

einträchtigten Abschnitte finden. Auch in dieser Tabelle sind zur besseren Übersicht jeweils<br />

die am stärksten beeinträchtigen Gebiete dunkelgrau und die am geringsten beeinträchtigten<br />

Gebiete hellgrau hinterlegt.<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band, <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien


2 Ergebnisse 40<br />

Fast 50 % der Potenzialflächen weisen keinerlei bzw. nur geringe Beeinträchtigungen auf.<br />

Dazu zählen zum Beispiel Flächen wie Nr. 4, 17, 23, 25, 30, 35, 46 und 59. Noch nicht ein-<br />

mal 20 % der hier aufgelisteten Flächen sind sehr stark beeinträchtigt. Hier wären unter an-<br />

derem die Flächen Nr. 5, 6, 12, 19 und 49 zu nennen (Details siehe Anhang).<br />

2.1.3 Überprüfung der Veränderungen im Jahr 2005<br />

In den drei Modellregionen Elbe-Altmark, Harz und Thüringer-/Frankenwald wurden im<br />

Sommer und Herbst 2005 die Biotoptypen überprüft, ergänzend hierzu zu Vergleichszwe-<br />

cken auch im Gebiet des Großen Bruchs, das nördlich der Modellregion Harz gelegen ist.<br />

Seit der Erhebung im Rahmen des E+E-Projektes „Bestandsaufnahme Grünes Band“ im<br />

Jahr 2001 sind eine Reihe von Veränderungen eingetreten, die hier dokumentiert werden.<br />

Die folgenden Auswertungen stellen zusammenfassend die wichtigsten Veränderungen in<br />

den drei Modellregionen dar. Im Anhang werden die Auswertungen nach den Struktureinhei-<br />

ten Spurensicherungsstreifen, Vorland 1 und Vorland 2 gesondert aufgeführt sowie die Er-<br />

gebnisse zum Großen Bruch.<br />

Für ausgewählte Punkte existiert eine Fotodokumentation und die Fotostandorte sind als<br />

Layer im GIS dokumentiert. Im Anhang befindet sich für besonders markante Stellen eine<br />

knappe Auswahl der Fotos. Weiter ist eine Fotodokumentation für alle Fotostandorte beim<br />

Projektbüro verfügbar. Die Auflistung der Modellgebiete erfolgt von Nord nach Süd.<br />

2.1.3.1 Untersuchungsgebiet Elbe-Altmark<br />

Der nördlichste untersuchte Bereich liegt im Modellgebiet Elbe-Altmark. Der Defizitraum<br />

westlich Arendsee umfasst eine Länge von 8,05 km. Auf 32,6 % dieser Strecke konnten Ver-<br />

besserungen, v. a. Brachfallen von früher intensiv genutzten Flächen, beobachtet werden.<br />

Insgesamt ist die Bilanz jedoch negativ, da auf 46 % der Länge dieses Defizitraums weitere<br />

Verschlechterungen eingetreten sind, v. a. Intensivweiden und Umbruch zu Acker.<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band, <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien


2 Ergebnisse 41<br />

Tabelle 8: Defizitraum westlich Arendsee<br />

Längenangaben in Metern, falls nicht anders angegeben.<br />

Veränderungen /<br />

neuer Biotoptyp<br />

Ausmaß der Beeinträchtigungen<br />

Verbes- 1 2 3 4 5 Beeinträchti- Veränderungen<br />

serungengungenins-<br />

Summe km<br />

gesamt<br />

Brache 2088,8 2,09<br />

ext. Mähwiese 538,4 0,54<br />

ext. Weide 0 0,00<br />

Intensiv-Grünland 313,5 313,5 0,31<br />

Intensiv-Weide 720,7 1379,3 2100,0 2,10<br />

Acker 1301,2 1301,2 1,30<br />

Bebauung 0,00<br />

Summen 2627,2 720,7 0,00 313,5 2680,4 3714,6 6,34<br />

Anteil von 8,05 km 32,6% 46,1%<br />

Insgesamt sind Veränderungen auf 6,34 km Streckenlänge eingetreten. Die Anteile der Ver-<br />

änderungen, bezogen auf diese Länge von 6,34 km (egal in welcher Struktureinheit), gibt die<br />

folgende Abbildung 5 wieder.<br />

33%<br />

21%<br />

Defizitraum westl. Arendsee<br />

0%<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band, <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien<br />

5%<br />

0%<br />

8%<br />

33%<br />

Abbildung 5: Veränderungen im Defizitraum westl. Arendsee<br />

Brache<br />

ext. Mähwiese<br />

ext. Weide<br />

Intensiv-Grünland<br />

Intensiv-Weide<br />

Acker<br />

Bebauung


2 Ergebnisse 42<br />

Bezug: 100 % = 6,34 km Streckenlänge mit Veränderungen<br />

Südlich an diesen Defizitraum schließt sich das bundesweite Schwerpunktgebiet Nr. 7 an.<br />

Das Schwerpunktgebiet Nr. 7 „Harper Mühlenbach“ weist eine Länge von 43,92 km auf. Auf<br />

37,8 % der Länge konnten Verbesserungen, v. a. die extensive Nutzung des Grünlands als<br />

extensive Mähwiese oder –weide, aber auch das Brachfallen von früher intensiv genutzten<br />

Flächen, beobachtet werden. Die extensive Mähwiesen-Nutzung wird im Gebiet durch die<br />

Untere Naturschutzbehörde mit dem Vertragsnaturschutzprogramm in großem Umfang ge-<br />

fördert. Verschlechterungen sind auch eingetreten (auf 7,5% der Streckenlänge), v. a. durch<br />

Intensivweiden. Insgesamt sind Veränderungen auf 19,90 km Streckenlänge festzustellen.<br />

Tabelle 9: Harper Mühlenbach<br />

Längenangaben in Metern<br />

Veränderungen /<br />

neuer Biotoptyp<br />

Verbesserunge<br />

n<br />

Ausmaß der Beeinträchtigungen<br />

1 2 3 4 5 Beeinträchtigu<br />

ngen<br />

insgesamt<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band, <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien<br />

Veränderungen<br />

Summe<br />

km<br />

Brache 4437,99 4,44<br />

ext. Mähwiese 9468,89 9,47<br />

ext. Weide 2689,08 2,69<br />

Intensiv-Mähwiese 0,00<br />

Intensiv-Weide 203 1451 1654 3308,8 3,31<br />

Acker 0,00<br />

Bebauung 0,00<br />

Summen 16595,96 203,48 0 1450,93 0 1654,4 3308,8 19,90<br />

Anteil von 43,92<br />

km<br />

37,8% 7,5%


2 Ergebnisse 43<br />

14%<br />

0%<br />

17%<br />

Harper Mühlenbach<br />

0%<br />

0%<br />

47%<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band, <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien<br />

22%<br />

Abbildung 6: Veränderungen im SG Harper Mühlenbach<br />

Bezug: 100 % = Veränderungen auf 19,9 km Länge<br />

Brache<br />

ext. Mähwiese<br />

ext. Weide<br />

Intensiv-Mähwiese<br />

Intensiv-Weide<br />

Acker<br />

Bebauung<br />

In den beiden untersuchten Bereichen dieses Modellgebiets mit einer Gesamtlänge von<br />

51,97 km ergeben sich auf 26,25 km Veränderungen.<br />

Tabelle 10: Zusammenfassung Elbe-Altmark<br />

Längenangaben in Metern<br />

Veränderungen /<br />

neuer Biotoptyp<br />

Verbesserunge<br />

n<br />

Ausmaß der Beeinträchtigungen<br />

1 2 3 4 5 Beeinträchtigu<br />

ngen<br />

insgesamt <br />

Veränderungen<br />

Summe<br />

km<br />

Brache 6526,8 6,53<br />

ext. Mähwiese 9468,9 9,47<br />

ext. Weide 3227,5 3,23<br />

Intensiv-Grünland 0,0 313,5 313,5 0,31<br />

Intensiv-Weide 0,0 924,2 1450,9 1379,3 1654,4 5408,8 5,41<br />

Acker 0,0 1301,2 1301,2 1,30<br />

Bebauung 0,0 0,00<br />

Summen 19223,2 924,2 1764,4 2680,4 1654,4 7023,4 26,25<br />

Anteil 37,0% 13,5% 6,53


2 Ergebnisse 44<br />

Diese sind überwiegend Verbesserungen (v. a. extensive Wiesennutzung aufgrund von Pfle-<br />

gemaßnahmen (Vertragsnaturschutzprogramm der Unteren Naturschutzbehörde), wie die<br />

Tabelle 10 bilanziert.<br />

Im Modellgebiet Altmark war in Teilbereichen des Grünen Bandes ein Verlust des Kolon-<br />

nenweges festzustellen. Die folgenden Auswertungen zeigen, mit welchen Veränderungsty-<br />

pen (Umbruch zu Acker, Extensivierung etc.) dieser Verlust des Kolonnenweges (gegenüber<br />

2001) auftritt.<br />

Tabelle 11: Verlust des Kolonnenwegs im Bereich Altmark<br />

Bereich Harper Mühlenbach<br />

Zuordnung Bestand Verlust Bemerkung<br />

Brach fallen 14,0% 0,0%<br />

Ext. Mähwiesen 7,3% 0,0%<br />

Ext. Weiden 8,5% 0,0%<br />

Int. Mähwiesen 15,0% 7,4%<br />

Int. Weiden 0,0% 5,2%<br />

Brachflächen, Feuchtgrünland und Feuchte<br />

Weideflächen: Verlust Kolonnenweg ohne<br />

keine Änderung 17,8% 24,8% negative Veränderung im Vorland 1 oder 2<br />

Gesamtergebnis 62,6% 37,4%<br />

Defizitraum westlich Arendsee<br />

Zuordnung Bestand Verlust Bemerkung<br />

Brach fallen 15,8% 6,5%<br />

Ext. Weiden 0,0% 5,8%<br />

Acker 5,9% 8,0%<br />

Int. Weiden 8,7% 17,1%<br />

keine Änderung 24,6% 7,5%<br />

Gesamtergebnis 55,0% 45,0%<br />

Teilweise nur noch Fahrspur vorhanden, Platten<br />

jedoch entfernt<br />

Im Bereich Harper Mühlenbach treten die Verluste des Kolonnenwegs sowohl bei einer In-<br />

tensivierung des Grünen Bandes (Intensiv-Wiesen und –Weiden) auf als auch bei keiner<br />

Veränderung (Beibehaltung von Brachflächen, Feuchtgrünland und feuchten Weideflächen:<br />

Verlust Kolonnenweg ohne negative Veränderung im Vorland 1 oder 2).<br />

Im Defizitraum westlich Arendsee ist die Intensivierung des Grünen Bandes durch Umbruch<br />

zu Acker und Intensivierung der Weidenutzung überwiegend mit einem Verlust des Kolon-<br />

nenweges verbunden. In einigen Bereichen, in denen im Vorland 1 und 2 keine Veränderung<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band, <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien


2 Ergebnisse 45<br />

festgestellt wurde, fehlen jedoch die Betonplatten, es ist jedoch noch eine Fahrspur bzw.<br />

sandige Wege vorhanden.<br />

2.1.3.2 Untersuchungsgebiet Harz<br />

Der Defizitraum südlich Hornburg gehört zum Modellgebiet Harz und weist eine Streckenlän-<br />

ge von 10,7 km auf. Alle 2001 kartierten Ackerflächen sind nach wie vor Acker, es sind we-<br />

der Verbesserungen noch Verschlechterungen eingetreten. Insgesamt ist dieser Defizitraum<br />

zu 84,3 % beeinträchtigt und gehörte damit zu den vier im Jahr 2001 am schlimmsten devas-<br />

tierten Bereichen (alle mit mehr als 80 % Beeinträchtigung) des Grünen Bandes. Auf eine<br />

Grafik oder Tabelle wird in diesem Zusammenhang verzichtet.<br />

Der nach Süden direkt anschließende Defizitraum zwischen Wiedelah und Lüttgenrode um-<br />

fasst eine Strecke von 11,62 km. Alle 2001 kartierten Ackerflächen sind nach wie vor Acker<br />

(damals 79,5 % Beeinträchtigungen). Zusätzlich sind in diesem Bereich, der nordwestlich<br />

von Stapelburg liegt, Verschlechterungen durch den Umbruch von Grünland oder Brachen<br />

zu Acker auf ca. 17 % der Strecke eingetreten (also ca. 96 % der Streckenlänge zerstört).<br />

Das Gebiet gehörte bereits früher mit zu den am stärksten beeinträchtigten Bereichen des<br />

Grünen Bandes und ist durch die Grünland-Umbrüche noch weiter massiv zerstört worden.<br />

Tabelle 12: Defizitraum zwischen Wiedelah und Lüttgenrode<br />

Längenangaben in Metern<br />

Veränderungen /<br />

neuer Biotoptyp<br />

Verbesserun<br />

gen<br />

Ausmaß der Beeinträchtigungen<br />

1 2 3 4 5 Beeinträchtigungen<br />

insgesamt<br />

Veränderungen<br />

Summe km<br />

Brache 0,00<br />

ext. Mähwiese 0,00<br />

ext. Weide 0,00<br />

Intensiv-Grünland 0,00<br />

Intensiv-Weide 0,00<br />

Acker 2003,3 2003,3 2,00<br />

Bebauung 0,00<br />

Summen 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 2003,3 2003,3 2,00<br />

Anteil von 11,62 km 0,00 17,2%<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

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2 Ergebnisse 46<br />

Das Schwerpunktgebiet Okeraue umfasst 5,00 km Länge. Hier wurden auf 17 % der Stre-<br />

ckenlänge Verschlechterungen beobachtet (Umbruch von Ruderalflächen bzw. mesophilem<br />

Grünland zu Acker), außerhalb des NSG. Im NSG Okeraue wurden keine nachteiligen Ver-<br />

änderungen der Biotoptypen ermittelt.<br />

Tabelle 13: Schwerpunktgebiet Okeraue<br />

Veränderungen /<br />

neuer Biotoptyp<br />

Verbesserun<br />

gen<br />

Ausmaß der Beeinträchtigungen<br />

1 2 3 4 5 Beeinträchtigungen<br />

insgesamt<br />

Veränderungen<br />

Summe km<br />

Brache 0,00<br />

ext. Mähwiese 0,00<br />

ext. Weide 0,00<br />

Intensiv-Mähwiese 0,00<br />

Intensiv-Weide 0,00<br />

Acker 863,3 863,3 0,86<br />

Bebauung 0,00<br />

Summen 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 863,3 863,3 0,86<br />

Anteil von 5,0 km 17,3% 0,00<br />

Das direkt südlich anschließende Schwerpunktgebiet Eckertal nimmt eine Länge von 23,70<br />

km ein. Verschlechterungen sind keine eingetreten, dagegen konnten auf ca. 5,4 km Länge<br />

Biotoppflegemaßnahmen, v. a. die Mahd von Grünland, ermittelt werden, auch wenn dies<br />

nicht durchgehend auf der gesamten Strecke stattfindet. Das Eckertal gehört damit zu den<br />

Gebieten, bei denen ein positiver Erhaltungs- und Pflege zustand erkennbar sind. Dieses<br />

Schwerpunktgebiet liegt im Nationalpark Harz.<br />

Tabelle 14: Schwerpunktgebiet Eckertal<br />

Längenangaben in Meter<br />

Veränderungen<br />

/ neuer Biotoptyp <br />

Verbesserungen<br />

Ausmaß der Beeinträchtigungen<br />

1 2 3 4 5 Beeinträchtigun<br />

gen insgesamt<br />

Veränderungen<br />

Summe km<br />

Brache 0,00<br />

Pflege/ext. 5401,8 5,40<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band, <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien


2 Ergebnisse 47<br />

Mähwiese<br />

ext. Weide<br />

Intensiv-<br />

Grünland<br />

Intensiv-Weide 0,00<br />

Acker 0,00<br />

Bebauung 0,00<br />

Summen 5401,8 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,00 5,40<br />

Summen 22,8% 0,00<br />

Als Beispiel für das südliche Vorland des Harzes wurde der Mackenröder Wald untersucht.<br />

Er liegt auf der Südseite des Harzes, ist jedoch durch einige Defiziträume vom Eckertal ge-<br />

trennt.<br />

Im Schwerpunktgebiet Mackenröder Wald, das 15,47 km Länge einnimmt, wurden auf der<br />

Streckenlänge des Grünen Bandes ca. 4 % Verbesserungen beobachtet (Extensivierung der<br />

Beweidung), jedoch auf 16,5 % der Länge ein Umbruch zu Acker, eine Intensivierung der<br />

Grünland-Nutzung oder sogar Bebauung ermittelt. Insgesamt ergaben sich Veränderungen<br />

auf 6,45 km Länge.<br />

Tabelle 15: Schwerpunktgebiet Mackenröder Wald<br />

Längenangaben in Meter<br />

Veränderungen /<br />

neuer Biotoptyp<br />

Verbesserungen<br />

Ausmaß der Beeinträchtigungen<br />

1 2 3 4 5 Beeinträchtigungeninsgesamt<br />

Veränderungen<br />

Summe km<br />

Brache 0,00<br />

ext. Mähwiese 0,00<br />

ext. Weide 665,7 0,67<br />

Intensiv-Mähwiese 289,2 289,2 0,29<br />

Intensiv-Weide 0,00<br />

Acker 290,2 1320,3 389,0 1999,5 2,00<br />

Bebauung 269,3 269,3 0,27<br />

Summen 665,7 289,2 559,5 1320,3 389,0 2557,9 3,22<br />

Anteil 4,3% 16,5% 6,45<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band, <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien<br />

0,00


2 Ergebnisse 48<br />

62%<br />

8%<br />

Mackenröder Wald<br />

0%<br />

0%<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band, <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien<br />

21%<br />

Abbildung 7: Veränderungen im Mackenröder Wald<br />

Bezug: 100 % = Veränderungen auf 6,45 km Länge<br />

9%<br />

0%<br />

Brache<br />

ext. Mähwiese<br />

ext. Weide<br />

Intensiv-Mähwiese<br />

Intensiv-Weide<br />

Acker<br />

Bebauung<br />

Zusammenfassend ergibt sich für die untersuchten Abschnitte im Harz und seinem nördli-<br />

chen wie südlichen Vorland (66,50 km Länge untersucht), dass ca. 9 % der Länge Verbesse-<br />

rungen aufweisen und ca. 8 % Verschlechterungen. Der geringe Anteil an Veränderungen<br />

liegt zum einen daran, dass mehrere Gebiete als NSG geschützt sind bzw. im Nationalpark<br />

Harz liegen, zum anderen, dass hier auch massiv beeinträchtigte Gebiete vorliegen (Defizit-<br />

raum südlich Hornburg, bei Wiedelah), die bereits 2001 fast ausschließlich aus Acker be-<br />

standen und kaum noch naturschutzfachlich wertvolle Biotoptypen aufweisen (die Masse der<br />

Eingriffe erfolgte hier bereits 1991-1993). Trotzdem wurden hier Bereiche ermittelt, in denen<br />

das Grüne Band weiter zerstört wurde (Defizitraum bei Wiedelah). Zudem muss darauf ver-<br />

wiesen werden, dass die bei den Verbesserungen zu Buche schlagenden 5,4 km nur teilwei-<br />

se Verbesserungen aufweisen und nicht vollständig (Pflegemaßnahmen, ggf. im Rotations-<br />

prinzip).


2 Ergebnisse 49<br />

Tabelle 16: Zusammenfassung Veränderungen Harz<br />

#1: auf Teilflächen, Längenangaben in Metern<br />

Veränderungen /<br />

neuer Biotoptyp<br />

Verbesserungen<br />

Ausmaß der Beeinträchtigungen<br />

1 2 3 4 5 Beeinträchti- Veränderungen<br />

gungengesamtins-<br />

Summe km<br />

Brache 0,0 0,00<br />

ext. Mähwiese #1 5401,8 5,40<br />

ext. Weide 665,7 0,67<br />

Intensiv-Mähwiese 0,0 289,2 289,2 0,29<br />

Intensiv-Weide 0,0 0,00<br />

Acker 0,0 290,2 1320,3 3255,5 4866 4,87<br />

Bebauung 0,0 269,3 269,3 0,27<br />

Summen 6067,4 289,2 559,5 1320,3 3255,5 5424,4 11,49<br />

Anteil 9,1% 8,2%<br />

Wie schon im Bereich Altmark, wurde auch im Modellgebiet Harz ein Verlust des Kolonnen-<br />

weges registriert. Die folgenden Auswertungen zeigen, mit welchen Veränderungstypen<br />

(Umbruch zu Acker, Extensivierung etc.) dieser Verlust des Kolonnenweges (gegenüber<br />

2001) in Zusammenhang steht.<br />

Es drängt sich der Eindruck auf, dass in weitgehend ebenen Abschnitten des Grünen Ban-<br />

des (wie Defizitraum südlich Hornburg, bei Wiedelah, Okeraue) die Intensivierung des Grü-<br />

nen Bandes und der „Landhunger“ so weit geht, dass selbst der Kolonnenweg umgebrochen<br />

wird, da bei Veränderungstypen wie Umbruch zu Acker oder Intensivierung der Grünlandnut-<br />

zung jeweils hohe Anteile an Verlusten zu verzeichnen sind. In hügeligeren Bereichen wie<br />

dem Mackenröder Wald wird zwar auch das Grüne Band zu Acker umgebrochen oder es<br />

erfolgt eine Intensivierung der Grünlandnutzung, hier bleibt aber der Kolonnenweg eher er-<br />

halten (relativ geringe prozentuale Verlustraten).<br />

Tabelle 17: Verlust des Kolonnenwegs im Bereich Harz<br />

Bezug: Länge des jeweils untersuchten Bereiches = 100 %<br />

Bestand: Kolonnenweg existiert noch; Verlust: Verlust des Kolonnenwegs gegenüber 2001<br />

Defizitraum südlich Hornburg<br />

Veränderung Bestand Verlust Bemerkung<br />

keine Änderung 41,0% 59,0% bereits 2001 weitgehend zerstört<br />

Defizitraum zwischen Wiedelah und Lüttgenrode<br />

Veränderung Bestand Verlust Bemerkung<br />

Acker 0,0% 17,7%<br />

keine Änderung 3,2% 79,1%<br />

Gesamt 3,2% 96,8%<br />

bereits 2001 weitgehend zerstört<br />

Umbruch 2001 schon erfolgt<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band, <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien


2 Ergebnisse 50<br />

Eckertal<br />

Veränderung Bestand Verlust Bemerkung<br />

Pionierwald / bereits 2001 umgebro-<br />

keine Änderung 0,0% 33,7% chen<br />

Pflege 66,3% 0,0%<br />

Gesamt 66,3% 33,7%<br />

Mackenröder Wald<br />

Veränderung Bestand Verlust Bemerkung<br />

Acker 10,4% 2,5%<br />

Bebauung 0,0% 1,7%<br />

Ext. Wiese, brach<br />

fallen 4,3% 0,0%<br />

Intensiv-Wiese 1,9% 0,0%<br />

keine Änderung 79,1% 0,0%<br />

Gesamt 95,7% 4,3%<br />

Okeraue<br />

Veränderung Bestand Verlust Bemerkung<br />

Acker 0,0% 17,4%<br />

keine Änderung 82,6% 0,0%<br />

Gesamt 82,6% 17,4%<br />

Schwerwiegende und vollständige Beeinträchtigungen nehmen im Modellgebiet Harz die<br />

meiste Streckenlänge ein (ungefähr 80 %, Kategorien 4 und 5 gemeinsam betrachtet). Nur<br />

ein verschwindend geringer Anteil der Streckenlänge liegt in Beeinträchtigungsstufe 3, unge-<br />

fähr 14 % in Stufe 2. Geringfügige Beeinträchtigungen sind ausgesprochen selten (nur 3 %<br />

der Streckenlänge). Insgesamt haben die negativen Veränderungen, die hier ausgewertet<br />

wurden, zu einer weitgehenden Zerstörung des Grünen Bandes geführt (siehe folgende Ab-<br />

bildung).<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band, <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien


2 Ergebnisse 51<br />

60,0%<br />

nicht dargestellt:<br />

6,07 km Länge ohne Beeinträchtigungen<br />

Schwere der Beeinträchtigungen<br />

Harz<br />

100 % = 5,42 km<br />

5,3%<br />

10,3%<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band, <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien<br />

0,0%<br />

24,3%<br />

Abbildung 8: Schwere der Beeinträchtigungen in der Modellregion Harz<br />

2.1.3.3 Untersuchungsgebiet Thüringer-/ Frankenwald<br />

Im Untersuchungsgebiet Thüringer-/Frankenwald wurden 112,30 km untersucht, wovon auf<br />

12,4 % der Streckenlänge (13,87 km) Veränderungen eingetreten sind, die naturschutzfach-<br />

lich als Verschlechterung des Zustands gewertet werden müssen. Verbesserungen des Zu-<br />

stands fanden auf 7,04 km, das ist ungefähr 6,3 % der untersuchten Strecke, statt. Somit<br />

sind Verschlechterungen ungefähr auf doppelt so langer Strecke eingetreten wie Verbesse-<br />

rungen.<br />

Tabelle 18: Veränderungen im Untersuchungsgebiet Thüringer-/ Frankenwald<br />

Veränderung Länge in km Anteil<br />

Untersuchungsstrecke 112,30 100 %<br />

Verbesserungen 7,04 6,3 %<br />

Verschlechterungen 13,87 12,4 %<br />

keine Veränderungen 91,39 81,3 %<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5


2 Ergebnisse 52<br />

Von der Streckenlänge her machen Intensivweiden mit ca. 3,1 km die längste Strecke der<br />

Beeinträchtigungen im Untersuchungsgebiet Thüringer-/Frankenwald aus, gefolgt von Inten-<br />

sivmähwiesen (ca. 2,5 km). Wie auch die folgende Abbildung, die den prozentualen Anteil<br />

der einzelnen Beeinträchtigungstypen zeigt, sind Intensivierungen der Grünlandnutzung der<br />

streckenmäßig bedeutendste Beeinträchtigungstyp. Wegeführungen im Grünen Band wie<br />

befestigte und unbefestigte Wege sowie wilde Fahrwege (meist Parallel-Führungen zum vor-<br />

handenen Kolonnenweg) nehmen mit insgesamt ca. 4,6 km ein und sind somit eine wesent-<br />

liche Belastung. In der folgenden Tabelle ist auch noch die Schwere der Beeinträchtigungen<br />

klassifiziert (siehe auch folgende Abbildungen auf der nächsten Seite).<br />

Tabelle 19: Beeinträchtigungstypen und ihre Schwere im Thüringer-/ Frankenwald<br />

Längenangaben in Meter<br />

Veränderung / neuer<br />

Biotoptyp<br />

Verbesserungen<br />

Schwere der Beeinträchtigungen<br />

1 2 3 4 5 Beeinträchtigungen<br />

ges.<br />

Abgrabung 178,1 0,18<br />

Ablagerungen 78,2 0,08<br />

Aufforstung 20,4 733,1 164,9 35,1 0,95<br />

Bebaute Bereiche 112,5 109,8 0,22<br />

Brache (ehem. Acker) 286,6 0,29<br />

Extensiv-Mähwiese 4256,5 4,26<br />

Extensiv-Teichanlage 254,1 0,25<br />

Extensiv-Weide 1875,1 125,5 2,00<br />

Gewässerrenaturierung 21,0 0,02<br />

Grünland (ehem.<br />

Acker)<br />

141,9 81,2<br />

Intensivgrünland 170,7 69,6 928,0 1,17<br />

Intensivmähwiese 168,5 491,4 1024,6 659,9 190,9 2,54<br />

Intensivweide 718,5 1051,4 1394,3 3,16<br />

Kahlschlag 636,2 175,7 0,81<br />

Verkehrswege befestigt<br />

2008,2 197,7 32,9 25,8 193,6<br />

Verkehrswege unbefestigt<br />

842,6 55,39 31,01 26,24 17,68<br />

Trampelpfade und<br />

wilde Fahrwege<br />

1274,1 20,28 4,93 24,74<br />

Summen in m 7041,78 4942,41 3031,86 3494,58 2319,52 426,88 13866,7 20,91<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band, <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien<br />

Ver.<br />

km


2 Ergebnisse 53<br />

Länge Beeinträchtigungen<br />

100 % = 13,87 km<br />

Thüringer- / Frankenwald<br />

18%<br />

7%<br />

6%<br />

10%<br />

1%<br />

22%<br />

1%<br />

7%<br />

2%<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band, <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien<br />

8%<br />

18%<br />

Abgrabung<br />

Ablagerungen<br />

Aufforstung<br />

Bebaute Bereiche<br />

Intensivgrünland<br />

Intensivmähwiese<br />

Intensivweide<br />

Kahlschlag<br />

Abbildung 9: Umfang von Beeinträchtigungen Thüringer-/ Frankenwald<br />

Verkehrswege befestigt<br />

Verkehrswege unbefestigt<br />

Trampelpfade und wilde<br />

Fahrwege<br />

Die Beurteilung der Schwere oder des Ausmaßes der Beeinträchtigung ergab, dass gering-<br />

fügige Beeinträchtigungen die meiste Streckenlänge einnehmen (ungefähr ein Drittel). Fast<br />

die Hälfte der untersuchten Strecke ist in Stufe 2 und 3 zu finden (zusammen 46,5 %). Nur 3<br />

% der untersuchten Abschnittslänge des Grünen Bandes musste als Beeinträchtigungsstufe<br />

5, d.h. als vollständige Beeinträchtigung, klassifiziert werden. Fasst man die schweren Be-<br />

einträchtigungsstufen 4 und 5 zusammen, so sind dies ca. 19,8 % (also ungefähr ein Fünftel<br />

der untersuchten Strecke ist vollständig oder fast vollständig beeinträchtigt).


2 Ergebnisse 54<br />

24,6%<br />

Schwere der Beeinträchtigungen -<br />

Thüringer- / Frankenwald<br />

100 % = 13,87 km<br />

16,7%<br />

3,1%<br />

21,9%<br />

33,7%<br />

Abbildung 10: Ausmaß der Beeinträchtigung im Thüringer-/ Frankenwald<br />

Die Nachkartierung 2005 ergab, dass im Untersuchungsraum Thüringer-/Frankenwald der<br />

Kolonnenweg auf einer Länge von ca. 850 m nicht mehr vorhanden ist. Gleichzeitig fanden in<br />

diesen Abschnitten auch eine Reihe von Beeinträchtigungen statt, z. B. Abgrabungen, die<br />

Intensivierung der Mähwiesennutzung und die Verlagerung von Wegen in das Grüne Band<br />

(Abkürzungen w, vub und vb).<br />

Tabelle 20: Verlust des Kolonnenwegs<br />

Abkürzungen für die Beeinträchtigungstypen : siehe Anhang<br />

BEEINTR. in S BEEINTR. in V1 BEEINTR. in V2 Länge in m<br />

ab ab ab 178,1<br />

im im 134,3<br />

im im im 190,9<br />

vb vb vb 126,4<br />

vub vub vub 5,99<br />

vub vub vub 3,5<br />

w w w 3,8<br />

w w w 29,1<br />

w w w 3,9<br />

w w w 4,9<br />

i 170,7<br />

Summe 851,6<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band, <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5


2 Ergebnisse 55<br />

Die meisten Intensivierungen der Grünlandnutzung liegen in diesem Modellgebiet direkt an<br />

Ortsverbindungsstraßen oder Staatsstraßen: das grüne Band als schnell und einfach zu-<br />

gängliche „Landgewinnung“.<br />

Zusammenfassend ergibt sich, dass das Grüne Band v. a. da durch Intensivierung (meist<br />

zunächst Grünland-Intensivierung, dann Umbruch zu Acker) gefährdet ist, wenn in der Um-<br />

gebung ein hoher Anteil an Ackerland bereits vorhanden ist. Vom Relief her ist dies meist<br />

auch mit relativ leicht bearbeitbarem, ebenem Gelände verbunden. Durchquert das Grüne<br />

Band Wälder oder grenzt einseitig an Wald an, so ist häufig v. a. Sukzession zu Pionierwald<br />

zu beobachten, gelegentlich jedoch auch hier einen Intensivierung der Nutzung (teilweise<br />

Umwandlung in intensiv genutztes Grünland).<br />

Die Veränderungsraten innerhalb von nur vier Jahren sind in einigen Bereichen massiv (z. B.<br />

Thüringer-/Frankenwald: ca. 11 %) und insgesamt als schleichende Veränderung bedrohlich.<br />

Insgesamt sind die zwischen 2001 und 2005 erfolgten Veränderungen als sehr kritisch zu<br />

werten: Lücken im Grünen Band wie im nördlichen Harzvorland bestehen weiter bzw. wer-<br />

den sogar noch vergrößert, Flächen des Grünen Bandes in offenen Ackerlagen sind weiter<br />

hoch gefährdet. Der sukzessive Abbau des Kolonnenweges verleitet zu landwirtschaftlichen<br />

Intensivierungen. In agrarisch geprägten Landschaftsräumen ist eine zeitliche Abfolge von<br />

extensiv genutztem Grünland über Intensivgrünland zur Ackernutzung festzustellen. Im<br />

Waldbereich ist das Grüne Band meist als Fläche gut erhalten, jedoch findet eine starke<br />

Sukzession mit Verlust von halboffenen Biotoptypen statt.<br />

2.2 Strukturtypen<br />

2.2.1 Intaktheit und Vielfalt der Biotoptypen<br />

Zur Ermittlung von Strukturtypen der Regionen aus naturschutzfachlicher Sicht wurden die<br />

Intaktheit der Biotoptypen (in Prozent der Länge des jeweiligen Grünen Bandes, aufbauend<br />

auf der Lückenanalyse 2005) der Vielfalt der Biotoptypen-Hauptgruppen in diesen Regionen<br />

gegenüber gestellt. Der Parameter „Intaktheit der Biotoptypen“ beurteilt die Anteile der noch<br />

vorhandenen, mehr oder weniger naturnahen Abschnitte. Der Parameter „Vielfalt der Biotop-<br />

typen“ wurde aus den Daten des E+E-Projektes „Bestandsaufnahme Grünes Band (BN<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band, <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien


2 Ergebnisse 56<br />

2002) abstrahiert, wobei pro touristischer Region die Anzahlen und Flächenanteile der wich-<br />

tigsten naturnahen Biotoptypen-Hauptgruppen (wie Stand- und Fließgewässer, Wälder,<br />

Grünland, Trockenstandorte/Heiden) der Bewertung zugrunde lagen und mit Hilfe einer ein-<br />

fachen fünfstufigen Rating-Skala bewertet wurden (Ableitung der Bewertung siehe Anhang).<br />

Dieser Parameter bildet die landschaftliche Vielfältigkeit einer Region in stark abstrahierter<br />

Weise ab.<br />

blau: Tiefland: Gew ässer, Feuchtgebiete<br />

grün: Mittelgebirge: Wald, Grünland<br />

gelb: Mittelgebirge: Aue, Wald, Grünland<br />

Vielfalt Biotoptypen-Gruppen<br />

(Datenbasis EuE-Projekt 2002)<br />

sehr hoch<br />

Schaalsee<br />

durchschnittlich<br />

Harz<br />

Strukturtypen<br />

Rhön<br />

50 60 70 80 90 100<br />

Intaktheit der Biotoptypen (in % Gr. Band - Länge)<br />

Datenbasis: Lückenanalyse<br />

Größe der Kreise: proportional Länge<br />

der potenziellen Modellregion<br />

Eichsfeld / Werratal<br />

Altmark / Elbaue<br />

Frankenwald<br />

/ Thür. Wald<br />

Abbildung 11: Naturschutzfachliche Strukturtypen in den Regionen am Grünen Band.<br />

Die Farbabstufungen innerhalb von Grün oder Blau dienen lediglich der besseren Unterscheidbarkeit.<br />

Im Ergebnis zeigt sich, dass die touristischen Regionen einerseits eine weite Spannbreite<br />

von ca. 50 % bis 90 % Längenanteil an (weitgehend) intakter Streckenlänge des Grünen<br />

Bandes aufweisen, andererseits die Vielfalt an (weitgehend) naturnahen Biotoptypen durch-<br />

aus unterschiedlich ausgeprägt ist, so dass sich eine klare Differenzierung ergibt. Die Mo-<br />

dellregionen Elbe-Altmark, Harz, Eichsfeld-Werra und Thüringer-/Frankenwald bilden dabei<br />

das vorhandene Grundmuster gut ab und stellen eine repräsentative Auswahl dar. Die Regi-<br />

on Rhön ist hierbei sehr ähnlich zum Frankenwald (und damit nicht unbedingt erforderlich;<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band, <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien


2 Ergebnisse 57<br />

aber auch nach eigenem Bekunden nicht interessiert, Modellgebiet zu werden, hat aber an<br />

einer Einbindung in den Gesamtkontext Grünes Band Interesse). Die Region Schaalsee ist<br />

einerseits relativ klein, zum anderen von der Intaktheit des Grünen Bandes her eher unter-<br />

durchschnittlich, so dass ihre Ausgangsbedingungen eher als ungünstig eingeschätzt wer-<br />

den.<br />

2.2.1.1 Elbe-Altmark<br />

In der Modellregion befinden sich naturschutzfachliche Schwerpunktgebiete von bundes- und<br />

landesweiter Bedeutung. Basierend auf der vielfältigen Fauna und Flora und der Elbe könnte<br />

die Region sich als „Naturerlebnisregion“ (Kernkompetenz) am Grünen Band entwickeln.<br />

Potenziale für die Natur-touristische Erschließung sind bereits vorhanden, z. B. aufgrund des<br />

UNESCO-Biosphärenreservat Elbe (länderübergreifend). Das Grüne Band ist in der Region<br />

auf weiten Strecken gut erhalten.<br />

Großflächige Renaturierungsmaßnahmen könnten als Anziehungspunkte dienen, ebenso die<br />

Errichtung von Aussichtsplattformen (Schlaf- und Rastplatz für nordische Gänse, Enten,<br />

Kraniche und Limikolen, Nahrungshabitat für Schwarzstorch, Seeadler). Weiter sind eine<br />

Reihe von Dokumenten der deutsch-deutschen Geschichte wie Reste von Grenzanlagen<br />

(Wachtürme, Zaunreste, Grenzpfähle etc), geschleifte Ortschaften (z.B. Jahrsau) sowie<br />

Grenzlandmuseen vorhanden. In der Region Elbe/Wendland/Altmark könnte das Grüne<br />

Band als ein Hauptanziehungspunkt entwickelt werden, da der Region v. a. im Bereich Alt-<br />

mark weitere Attraktivitäten über lange Strecken fehlen.<br />

2.2.1.2 Harz<br />

Neben naturschutzfachlichen sehr hochwertigen Bereichen (landes- und bundesweite<br />

Schwerpunktgebiete Eckertal, Oker-Aue, Bachtäler im Harz, Mackenröder Wald) und dem<br />

Nationalpark kommen auch Bereiche vor (z. B. im nördlichen und südlichen Vorland), bei<br />

denen das Grüne Band auf weiten Strecken ganz oder weitgehend zerstört ist. Im Süden<br />

dieser Modellregion befindet sich ein Teil eines ausgedehnten Defizitraums (Unteres<br />

Eichsfeld von Weilrode bis Freienhagen). Durch den gemeinsamen Nationalpark ist eine<br />

grenzüberschreitende Zusammenarbeit gewährleistet. Im Harz selbst, nicht jedoch im Vor-<br />

land, fehlen jedoch spezifische Einrichtungen zur deutsch-deutschen Geschichte (z. B.<br />

Grenzmuseen). Naturschutzfachliche Ziele könnten im Hauptvorhaben u. a. die modellhafte<br />

Renaturierung des Grünen Bandes in den zerstörten Bereichen und die nachhaltige Nutzung<br />

bzw. Pflege von Bergwiesen sein.<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band, <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien


2 Ergebnisse 58<br />

2.2.1.3 Eichsfeld-Werra<br />

In der Modellregion befinden sich naturschutzfachliche Schwerpunktgebiete von bundes- und<br />

landesweiter Bedeutung. Wichtige Biotoptypen sind naturnahe Flussabschnitte, naturnahes<br />

mesophiles Grünland und Waldflächen (Schluchtwälder, Wald auf Kalk), in geringerem Maße<br />

auch Trockenstandorte (Halbtrockenrasen, Heideflächen) oder ungenutztes Grasland. An<br />

mehreren Stellen kommen zwischen den Schwerpunktgebieten auch degradierte Abschnitte<br />

des Grünen Bandes vor. Im Norden dieser Modellregion befindet sich ein Teil eines ausge-<br />

dehnten Defizitraums (Unteres Eichsfeld von Weilrode bis Freienhagen). Naturschutzfachli-<br />

che Ziele könnten im Hauptvorhaben u. a. die modellhafte Renaturierung des Grünen Ban-<br />

des in den zerstörten Bereichen und die nachhaltige Nutzung bzw. Pflege von Halbtrocken-<br />

rasen sowie mesophilem Grünland bzw. ungenutztem Grasland sein.<br />

2.2.1.4 Thüringer-/ Frankenwald<br />

Das Grüne Band ist über weite Strecken noch intakt, jedoch überwiegen die derzeit ablau-<br />

fenden Verschlechterungen (ca.12 % der Strecke) die Verbesserungen (ca. 6 %, nach Er-<br />

gebnisse der Überprüfungskartierung 2005). Die Modellregion weist typischen Mittelgebirgs-<br />

charakter auf (mit hohem Anteil von Wald, Heide, Feuchtgrünland sowie Sukzessionsflächen<br />

als Biotoptypen des Grünen Bandes), vergleichbar zu Rhön und Harz. In vielen Bereichen<br />

bedroht die Sukzession nicht nur wertvolle Biotoptypen, sondern die Wahrnehmbarkeit und<br />

Erlebbarkeit des Grünen Bandes. In der Modellregion befinden sich naturschutzfachliche<br />

Schwerpunktgebiete von bundes- und landesweiter Bedeutung. Die grenzüberschreitende<br />

Zusammenarbeit von Einrichtungen des Naturschutzes (z .B. Naturparken) ist noch verbes-<br />

serungsfähig. Naturschutzfachliche Ziele könnten im Hauptvorhaben u. a. die nachhaltige<br />

Nutzung bzw. Pflege von Feucht- und Bergwiesen, die Pflege von Zwergstrauchheiden und<br />

die Wiederherstellung des Grünen Bandes in den kleinflächig intensivierten Bereichen sein.<br />

2.2.2 Fazit zu den Strukturtypen<br />

Die Auswahl der Modellregionen bietet einen repräsentativen „Querschnitt“ des Grünen Ban-<br />

des aus naturschutzfachlicher und naturräumlicher Sicht. In einem Hauptvorhaben zu entwi-<br />

ckelnde Maßnahmen im Naturschutzbereich könnten so auf weitere Regionen im und am<br />

Grünen Band übertragen werden. Die natürlichen Voraussetzungen (Vielfalt und Intaktheit<br />

der Biotoptypen) und die Ausstattung durch historische und kulturelle Objekte stellen sich in<br />

den potenziellen Modellregionen sehr unterschiedlich dar.<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band, <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien


2 Ergebnisse 59<br />

Aufgrund der Ergebnisse der Vorstudie sind alle vier potentiellen Modellgebiete prinzipiell für<br />

die Umsetzung von Projekten und Maßnahmen innerhalb eines Hauptvorhabens geeignet.<br />

Sie bieten einen Querschnitt verschiedener Ausgangssituationen, die hinsichtlich einer etwa-<br />

igen Umsetzung unterschiedliche Anforderungen und Maßnahmen erforderlich machen wür-<br />

den und unterschiedliche Beiträge zur Förderung des gesamten Grünen Bandes leisten<br />

könnten.<br />

Voraussetzung ist, dass das Grüne Band strukturell erhalten bleibt (jedoch durch negative<br />

Veränderungen bedroht ist), zum anderen in der Landschaft als solches wahrnehm- und er-<br />

lebbar bleibt (d.h. Bedarf für Pflegemaßnahmen, extensive Grünlandnutzung). Wie die Über-<br />

prüfungskartierungen 2005 gezeigt haben, laufen je nach rechtlichem Schutzstatus, Enga-<br />

gement von Naturschutzbehörden oder Landschaftspflegeverbänden, Privatinitiativen in ein-<br />

zelnen Teilräumen stark unterschiedliche Veränderungen ab. Gefährdet ist das Grüne Band<br />

v.a. durch eine „schleichende“ land- und forstwirtschaftliche Intensivierung, was die touristi-<br />

sche Attraktivität und Inwertsetzung kurz- bis mittelfristig beeinträchtigt, so dass das Haupt-<br />

vorhaben umgehend angegangen werden sollte.<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band, <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien


C Tourismusfachliche Analyse 60<br />

C. Tourismusfachliche Analyse<br />

1 Vorüberlegungen und Untersuchungsmethoden<br />

1.1 Marktsituation – aktuelle Trends im Tourismus<br />

Erfolg und Wettbewerbsfähigkeit im Tourismus basieren auf der Anpassung an die aktuellen<br />

Marktgegebenheiten. Die Kenntnis wichtiger Trends ist dabei eine unbedingte Vorausset-<br />

zung für die Nutzung aktueller Marktchancen durch eine zielgruppengerechte Angebotsent-<br />

wicklung und Produktgestaltung.<br />

Für den deutschen Reisemarkt ist die Nachfrage aufgrund der Reiseintensität und Reiseer-<br />

fahrung der Urlauber relativ stabil. Sie ist gekennzeichnet durch „einen hohen Anteil an „re-<br />

gelmäßig Reisenden“, für die die Urlaubsreise zu einem normalen Konsumgut geworden ist<br />

und als „absolutes Muss“ zum Lebensstil gehört (RA 2004). Gleichzeitig existiert eine breite<br />

Angebotsstruktur auf dem Tourismusmarkt, die durch harte Preiskonkurrenz gekennzeichnet<br />

ist (RA 2004), wodurch die Wechselbereitschaft des Kunden zu neuen Produkten und Ange-<br />

boten stimuliert wird. Das bedeutet, dass sich national und international immer mehr und<br />

immer neue Märkte mit einer steigenden Zahl an zu bearbeitenden Zielgruppen öffnen, auf<br />

denen ein professionalisiertes Tourismusgewerbe attraktive, preisgünstige und zielgruppen-<br />

spezifische Produkte anbietet. Der Wettbewerb erfordert daher Spezialisierung, branchen-<br />

übergreifende Kooperation und ein Marketing, das sich mit profilierten Produkten an definier-<br />

te Zielgruppen richtet. In diesem Zusammenhang kann auch eine Marke für tatsächliche<br />

Mehrkäufe und langfristige Kundenbindung stehen (Markentreue des Kunden).<br />

1.1.1 Angebotsseitige Entwicklungen<br />

Auf der Angebotsseite zeichnen sich vor dem Hintergrund des Wettbewerbs im Tourismus<br />

folgende Tendenzen ab:<br />

zunehmende Angebotsdiversifizierung: immer mehr und immer unterschiedlichere Ange-<br />

bote und Produkte,<br />

internationales Angebot, das dem Kunden durch neue Kommunikationstechnologien<br />

weltweit 24 Stunden am Tag überall zur Verfügung steht,<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band, <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien


1 Vorüberlegungen und Untersuchungsmethoden 61<br />

weltweit wachsender Tourismusmarkt: immer mehr Ziele und Destinationen drängen mit<br />

Angeboten auf den Markt, wodurch sich der nationale, internationale und globale Ver-<br />

drängungswettbewerb verstärkt,<br />

Innovationen bei Transporttechnologien, die dem Gast immer komfortableren, schnelle-<br />

ren und günstigeren Transport weltweit gewährleisten, lassen die Destinationen der Welt<br />

zusammenrücken,<br />

Entwicklung des Tourismusmarktes vom Anbietermarkt zum Käufermarkt<br />

Zunehmende Markenbildung und Profilierung auf Destinations- und Regionsebene<br />

1.1.2 Nachfrageseitige Entwicklungen<br />

Als wichtigster Einschnitt bei der Entwicklung des Tourismusmarktes ist der Wandel vom<br />

Verkäufermarkt zum Käufermarkt zu sehen. Das bloße „Anbieten“ von Produkten ist in Käu-<br />

fermärkten keine tragfähige Strategie um Kunden zu gewinnen. Der „neue“ Kunde zeichnet<br />

sich durch veränderte Konsumgewohnheiten und differenzierte Ansprüche an die Realisie-<br />

rung der Reise aus. Seine Erwartungen steigen und seine Wünsche und Bedürfnisse werden<br />

zunehmend individueller und spezifischer. Der Gast begreift seinen Urlaub als ein Menü, das<br />

er sich individuell aus verschiedenen (standardisierten) Elementen und Bausteinen selbst<br />

zusammenstellen möchte oder dass ihm bereits gebündelt Angebote präsentiert werden. Er<br />

stellt erhöhte Ansprüche an die Qualität der touristischen Hard- und Software vor Ort, denn<br />

durch eine breite Reiseerfahrung kann er Service- und Beherbergungsqualitäten und Preise<br />

kontinuierlich vergleichen und einstufen. Die durch das Internet gegebene Leistungs- und<br />

Preistransparenz unterstützt die Entwicklung zudem.<br />

Eine höhere Mobilität, flexiblere Arbeitszeiten und eine Beschleunigung in allen Lebensbe-<br />

reichen führen seit Jahren dazu, dass zwar öfter, dafür aber kürzer gereist wird. Die Kurzrei-<br />

senden bevorzugen dabei schnell erreichbare Ziele, was es peripher gelegenen Regionen<br />

erschwert, sich zu behaupten. Zugleich führen Kurzreisen zu einer zunehmenden ökologi-<br />

schen Belastung für die Regionen, insbesondere durch den Verkehr, was eine gezielte Be-<br />

sucherlenkung und ein gezieltes Marketing für umweltgerechtes Reisen erforderlich macht.<br />

1.1.3 Sektorale Entwicklungspotenziale<br />

Grundlegend für eine Beurteilung der Entwicklungspotenziale eines Produktes und einer<br />

touristischen Marke Grünes Band ist die nähere Betrachtung und Einschätzung der Entwick-<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band, <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien


1 Vorüberlegungen und Untersuchungsmethoden 62<br />

lungspotenziale einzelner Marktsegmente und Urlaubsarten. Betrachtet man die relative<br />

Marktbedeutung einzelner Urlaubssegmente und Urlaubsarten sowie das Marktpotenzial in<br />

Mio., so ergibt sich folgendes Bild:<br />

4,0<br />

3,5<br />

3,0<br />

2,5<br />

2,0<br />

1,5<br />

1,0<br />

0,5<br />

0,0<br />

Marktpotenzial in Mio.<br />

Rundreise<br />

Aktivurlaub<br />

Spaßurlaub<br />

Natururlaub<br />

Familienferien<br />

Erlebnisurlaub<br />

Ausruhurlaub<br />

Strandurlaub<br />

Relative Marktbedeutung in %<br />

0 10 20 30 40 50 60<br />

Quelle: Daten der Reiseanalyse 2004, eigene Darstellung<br />

Abbildung 12: Marktsegmente und Marktpotenziale<br />

Die relative Marktbedeutung bezeichnet den prozentualen Anteil der Urlaubsreisearten am<br />

gesamten Inlandsreisemarkt Deutschland. Das Marktpotenzial gibt den Anteil der Urlauber<br />

wieder, die „ziemlich sicher“ oder „wahrscheinlich“ eine entsprechende Urlaubsform in den<br />

nächsten drei Jahren planen. Mehrfachnennungen waren möglich.<br />

Naturerlebnis<br />

Neben den positiven Wachstumsprognosen für den Natururlaub zeigt sich in Grundlagenun-<br />

tersuchungen des ADFC und des deutschen Wanderverbandes, dass das Wachstum in den<br />

beiden Segmenten Radfahren und Wandern ebenfalls weiterhin anhält.<br />

In den Jahren 2006 bis 2008 planen beispielsweise 6,2 Mio. Deutsche eine Radreise. Die<br />

beliebtesten Radreiseregionen sind Mecklenburg-Vorpommern, Bayern (insbesondere Fran-<br />

ken). Die beliebtesten Radwege verlaufen derzeit jedoch nicht durch oder in der Nähe der<br />

Modellregionen, mit Ausnahme des Elberadweges. Beim Radtourismus zeigt sich deutlich<br />

das Verlangen des Nachfragers nach zunehmender Qualität, da die Angebotsseite bereits<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

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1 Vorüberlegungen und Untersuchungsmethoden 63<br />

entsprechend reagiert. Während im Jahre 1995 bundesweit lediglich 216 Betriebe als<br />

Bett&Bike-Betriebe klassifiziert waren, sind es 2005 bereits über 4.000 Betriebe.<br />

Laut der Forschungsgruppe Wandern zeigt sich beim Wandern eine deutliche Vorliebe der<br />

Reisenden für die Mittelgebirge, die im Wettbewerb von günstigen Ausgangsbedingungen<br />

profitieren. Die Vorlieben der Wanderer werden eindeutig durch das Naturmotiv (Stichwort:<br />

„der Naturgenießer“) dominiert. Schöne Landschaft, naturnahe Wege, mittlere Höhen und<br />

regionale Küche werden bevorzugt und individuell betreute Touren auf naturnahen Wegen<br />

stehen hoch im Kurs.<br />

Laut Reiseanalyse (RA 2005) (Basis: Bevölkerung ab 14 Jahren, 64,7 Mio.), ist für 79 % der<br />

Urlauber das Urlaubsmotiv „Natur erleben“ besonders wichtig oder wichtig.<br />

Die Analyse der Gäste- und Zielgruppenstruktur für Naturerlebnisse zeigt, dass vor allem die<br />

Altersgruppe ab 30 Jahren verstärkt das Reisemotiv „Natur erleben“ bei der Auswahl ihres<br />

Reiseziels (SfTE 2005) in den Mittelpunkt stellt. Die Möglichkeiten zum unmittelbaren Natur-<br />

erleben sind insbesondere für Familien mit kleineren Kindern und für Paare ab 40 ein wichti-<br />

ges Kriterium für die Reiseentscheidung. Familien mit kleineren Kindern interessieren sich<br />

überdurchschnittlich stark für die Beobachtung von Tieren und den Besuch von Natur- und<br />

Nationalparks (SfTE 2005, DTV-Leitfaden 2005). Zudem ist für 42 % der Frauen, aber nur 36<br />

% der Männer Natur erleben ein wichtiges Urlaubsmotiv (RA 2004).<br />

Prozent<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

14-19 20-29 30-39 40-49 50-59 60+ Bevölkerung<br />

gesamt<br />

Alter<br />

Abbildung 13: Naturerlebnis-Nachfrager<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

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1 Vorüberlegungen und Untersuchungsmethoden 64<br />

Die „an Naturerlebnis Interessierten“ lassen sich wie folgt charakterisieren (DTV-Leitfaden<br />

2005, S.9):<br />

▪ …sie sind eher älter als jünger<br />

▪ …sind vor allem Familien und ältere Paare<br />

▪ …sind neben der Natur auch an Kultur und Bildung interessiert<br />

▪ …wollen etwas für ihre Gesundheit tun<br />

▪ …suchen ein gesundes Klima<br />

▪ …möchten Zeit für einander haben<br />

▪ …besuchen gerne Naturattraktionen, u.a. Natur- und Nationalparke<br />

▪ …wandern und radeln gerne<br />

▪ …sind offen für leichte sportliche Aktivitäten<br />

▪ …unternehmen gerne Ausflüge<br />

▪ …organisieren ihre Reise selbst<br />

▪ …verbringen ihren Urlaub bevorzugt in Deutschland, vor allem in<br />

Bayern, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Nieder-<br />

sachsen<br />

▪ …haben besonderes Interesse an Natur- und Gesundheitsurlaub<br />

Urlaub auf dem Bauernhof und an Ferienwohnungen und -häusern<br />

Fazit: Natur liegt im Trend. Es geht nicht um die bloße Betrachtung der Natur, sondern da-<br />

rum, Natur zu verstehen und aktiv zu erleben.<br />

Kulturerlebnis<br />

Die Kulturreise als Urlaubsform wurde laut Reiseanalyse zwischen 2003 und 2005 von 3,2<br />

Mio. (5 %) Urlaubern nachgefragt. Interesse an dieser Urlaubsform haben 8,4 Mio. Reisende<br />

(13 %). Nach dem Zielgruppenmodell Urlaubs- und Reisestile des Instituts für sozial-<br />

ökologische Forschung (GÖTZ & SELTMANN 2005) genießen anspruchsvolle Kulturreisende<br />

kulturelle Vielfalt und wollen sie möglichst authentisch erleben. Urlaub ist dabei nicht Syno-<br />

nym für Erholung, sondern für neue Eindrücke und Wissenserweiterung. Dieser Typus zeigt<br />

großes Interesse für die Verhältnisse vor Ort. Seine Empathie, gekoppelt mit einer gehobe-<br />

nen Bildung, macht ihn aufgeschlossen für Fragen der ökologischen und sozialen Gerechtig-<br />

keit. Reine Kulturreisende suchen jedoch nach Reiseformen wie Studienreisen, die fast aus-<br />

schließlich ins Ausland führen. Dies ist mit ein Grund, warum die reine Kulturreise im Inland<br />

vergleichsweise wenig nachgefragt wird.<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

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1 Vorüberlegungen und Untersuchungsmethoden 65<br />

Kulturelle Sehenswürdigkeiten und Einrichtungen werden während eines Aufenthaltes in der<br />

Zielregion als Zusatznutzen wahrgenommen und als solcher auch genutzt. Die Städtereise<br />

erfreut sich größerer Beliebtheit. Diese Möglichkeit der Urlaubsform haben in den Jahren<br />

2003 bis 2005 14,6 Mio. Deutsche (14 %) genutzt. 18 Mio. Deutsche (28 %) geben an, gene-<br />

relles Interesse an einer Städtereise zu haben. Dennoch gilt Kulturtourismus grundsätzlich<br />

als positiv besetztes Marktsegment. Zudem sind Kulturangebote als Imageträger besonders<br />

geeignet und eröffnen zahlreiche Möglichkeiten für eine Angebotserweiterung. Der Reichtum<br />

und die Vielfalt an kulturhistorischen Zeitzeugen entlang des Grünen Bandes bieten durch<br />

eine Verknüpfung flächendeckend die Chance einer Inwertsetzung und Belebung.<br />

1.1.4 Bundesweite Rahmenbedingungen<br />

Auf dem deutschen touristischen Markt tummelt sich eine Vielzahl an touristischen Marken<br />

und etablierten Destination mit hohem Bekanntheitsgrad. Dadurch wird es immer schwieri-<br />

ger, eine neue Marke auf dem Markt durchzusetzen und ein Alleinstellungsmerkmal publi-<br />

kumswirksam herauszuarbeiten. Bisher ist das Grüne Band als Reiseziel und hinsichtlich<br />

seines Tourismuspotenzials kaum bekannt und muss dem Großteil der bundesdeutschen<br />

Bevölkerung vermittelt werden. Die ökologische Sensibilisierung der Bevölkerung nimmt<br />

zwar zu, jedoch nur solange sie der eigenen spürbaren Zielsetzung entspricht (BIEGER &<br />

LAESSER 2003).<br />

Für Inlandsreiseziele ist es notwendig, größere Einheiten zu schaffen, die den touristischen<br />

Interaktionsräumen und der touristischen Wahrnehmung entsprechen. Die entsprechende<br />

Tendenz zeigt sich in den letzten Jahren durch den Zusammenschluss von Zielgebieten zu<br />

sog. Destinationen, die ihre Angebote meist nach Produktlinien gliedern und eine einheitliche<br />

Zielgruppenansprache herstellen. Die Schwierigkeit für das Grüne Band im Zusammenhang<br />

mit dem Destinationsbildungsprozess ergibt sich aus der linearen Struktur. Zudem sind die<br />

am Grünen Band gelegenen Regionen sehr heterogen. Da das Grüne Band bisher keinen<br />

zusammenhängenden Interaktionsraum bilden kann, ist eine Destinationsentwicklung im<br />

Sinne eines zusammenhängenden Interaktionsraumes ausgeschlossen. Bestenfalls lassen<br />

sich Teildestinationen entlang des Grünen Bandes verketten.<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

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1 Vorüberlegungen und Untersuchungsmethoden 66<br />

1.1.5 Konfliktfelder zwischen Naturschutz und Tourismus und mögliche<br />

Lösungsansätze<br />

Ökologische Schutzziele stehen oft in einem unterschwelligen Spannungsverhältnis zu tou-<br />

ristischen Entwicklungszielen, da es sich bei attraktiven Naturräumen häufig um ökologisch<br />

sensible Landschaften handelt, die durch eine touristische Nutzung möglicherweise gefähr-<br />

det werden. Daher ist das Verhältnis zwischen Naturschutz und Tourismus oftmals wider-<br />

sprüchlich. Auf der einen Seite profitiert der Tourismus von der Attraktivität einer intakten<br />

Natur und Umwelt, auf der anderen Seite kann durch eine zu intensive touristische Nutzung<br />

die Natur empfindlich geschädigt werden.<br />

Aus den mit Naturschutzbestimmungen einhergehenden Nutzungsbeschränkungen können<br />

sich zudem wirtschaftliche und soziale Konflikte ergeben. Oftmals fühlt sich die einheimische<br />

Bevölkerung besonders in ihren ökonomischen Entwicklungsmöglichkeiten eingeschränkt, da<br />

bestimmte, gerade auch touristische Projekte, an den Anforderungen des Naturschutzes<br />

scheitern. Andererseits kann der Tourismus jedoch auch einen Beitrag zur Sicherung der<br />

natürlichen Ressourcen leisten. Durch die umweltgerechte und nachhaltige touristische Er-<br />

schließung einer Region und die Bewahrung der für den Tourismus so wichtigen intakten<br />

Natur- bzw. Kulturlandschaft können konkurrierende „harte“ Nutzungsformen substituiert<br />

werden und eine attraktive Landschaft als Touristenmagnet fungieren. Hierbei gilt es nun,<br />

eine bestehende Gefährdung der Natur durch den sich erholenden Menschen mit Hilfe<br />

nachhaltiger Konzepte zu reduzieren. Diese können jedoch nur dann Erfolg haben, wenn von<br />

Anfang an alle Betroffenen einbezogen werden und ein fairer Interessensausgleich gesucht<br />

wird.<br />

Es gibt eine Vielzahl erfolgreicher Strategien, wie die Konflikte zwischen Naturschutz und<br />

Tourismus befriedigend gelöst werden können.<br />

Die Voraussetzungen für den Aufbau einer touristischen Infrastruktur in Räumen mit einzig-<br />

artiger Naturausstattung und landschaftsökologisch wertvollen Regionen sind die Prüfung<br />

der möglichen Auswirkungen von Tourismusprojekten auf die aktuellen ökologischen Zu-<br />

sammenhänge und die Ermittlung der ökologischen Tragfähigkeit des betroffenen Gebietes.<br />

Ist diese bekannt, dann stellt die Besucherlenkung ein wesentliches Instrument zur Vermei-<br />

dung von Konflikten zwischen Naturschutz und Tourismus dar. Anstelle von Verbotstafeln<br />

sind hier attraktive lenkende Angebote gefragt, die ein konfliktfreies Nebeneinander der be-<br />

liebten Natursportarten wie Wandern, Radfahren und auch neuerer Trendsportarten wie Ska-<br />

ten und Mountainbiken erlauben. Grundvoraussetzung hierfür ist eine klare, durchgängige<br />

Beschilderung und eine sinnvolle Wegenetzplanung, die ökologisch hoch sensible Gebiete<br />

weiträumig meidet.<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

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1 Vorüberlegungen und Untersuchungsmethoden 67<br />

Ein weiteres Ziel ist es, den Individualverkehr so weit als möglich aus schützenswerten Na-<br />

turräumen herauszuhalten. Hierzu bietet sich die Einrichtung von Freizeitbuslinien an, deren<br />

Streckenführung und Fahrpläne sich an Bedürfnissen von Wanderern, Skatern, Radlern ori-<br />

entieren. Auch das geschickte Schnüren von Pauschalangeboten, die die Anreise mit öffent-<br />

lichen Verkehrsmitteln sowie weitere Transferleistungen enthalten, dient diesem Anliegen.<br />

Eine der obersten Bemühungen bei der Kombination von Naturschutz und Tourismus muss<br />

es sein, dem Vorurteil entgegenzuwirken, dass umweltorientiertes Reisen in erster Linie mit<br />

Verzicht auf Erlebnis, Spaß und Genuss sowie einer Vielzahl von Verboten einhergeht. Am<br />

besten gelingt dies, wenn die Belange des Naturschutzes dem Besucher aktiv und selbstbe-<br />

wusst als besondere Highlights präsentiert werden. Dies kann durch Aufklärung in attraktiv<br />

und interaktiv gestalteten Informationszentren geschehen, durch Natursafaris oder Umwelt-<br />

sensibilisierung und Landschaftsinterpretation im Rahmen geführter Touren.<br />

Des Weiteren bildet auch die Einbindung des Tourismus in das regionale Wirtschaftssystem<br />

eine wichtige Grundlage für eine nachhaltige und ökologisch angepasste Nutzung. Die För-<br />

derung kleiner, regionstypischer Unterkünfte sowie innovativer Ideen wie beispielsweise Bio-<br />

hotels, die kontrolliert biologisch erzeugte regionale Verpflegung anbieten, stellt ebenfalls<br />

einen Beitrag zum Schutz der Umwelt dar. Und nicht nur Lebensmittel lassen sich touristisch<br />

vermarkten. Heubäder aus Bergwiesenheu stellen ebenso eine touristische Attraktion dar<br />

wie handwerkliche und künstlerische Erzeugnisse, die aus Rohstoffen wie Holz oder Schaf-<br />

wolle gefertigt wurden. Um das oben geschilderte mögliche Akzeptanzproblem von Natur-<br />

schutzgebieten durch die einheimische Bevölkerung zu lösen, gilt es also, den Betroffenen<br />

die vielfältigen wirtschaftlichen Chancen einer nachhaltigen touristischen Nutzung ihrer Re-<br />

gion aufzuzeigen und kreative Ideen zu unterstützen.<br />

1.2 Untersuchungsmethoden<br />

1.2.1 Primärerhebung und sekundärstatistische Quellen<br />

Bei der nachfolgenden Markterfassung handelt es sich um eine Bestandsaufnahme der ak-<br />

tuellen touristischen Situation vor Ort. Daneben werden die wichtigsten touristischen Rah-<br />

mendaten erfasst und aufbereitet. Hierbei werden sowohl die Ergebnisse eigener Primärer-<br />

hebungen als auch sekundärstatistische Daten verknüpft.<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

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1 Vorüberlegungen und Untersuchungsmethoden 68<br />

Die Markterfassung geht zunächst von einer Struktur- und Potenzialanalyse aus, die auf In-<br />

dikatoren und Kennziffern zur Beschreibung von Angebot und Nachfrage basiert:<br />

� Struktur des Tourismus<br />

ANGEBOT NACHFRAGE<br />

(Organisation/ Vermarktung)<br />

� Beherbergungsqualität<br />

(Klassifizierungsraten)<br />

� Zukunftsfähige Beherbergungsbetriebe<br />

(Auslastung, Ø Beherbergungsgröße)<br />

� Produktgestaltung und Produktpolitik<br />

� Tourismusintensität<br />

(Übernachtungen/100 Einwohner)<br />

� Saisonindizes<br />

(Verhältnis Winter- und Sommertourismus)<br />

� Besucherfrequenz<br />

Tabelle 21: Indikatoren und Kennziffern der Tourismusanalyse<br />

1.2.2 Desk Research<br />

(ÜN, Ankünfte, Ø Aufenthaltsdauer)<br />

Bei Desk Research handelt es sich um die Suche nach bzw. Sammlung und Aufbereitung<br />

von Informationen aus vorhandenen Datenquellen. Desk Research findet vor allem im Be-<br />

reich der inhaltlichen Analyse zu einem neuen Thema statt und umfasst die Sichtung von<br />

Fachliteratur, die Auswertung von Web-Sites sowie von Prospektmaterialien und sonstigen<br />

Printmedien aus den einzelnen Modellregionen. Desk Research findet vor dem Hintergrund<br />

klarer Fragestellungen statt und erfolgt nach einem klar vorgegebenen Raster für Themen<br />

und Antworten.<br />

Durch die räumliche Ausdehnung des Grünen Bandes kommt diesen Methoden ein beson-<br />

ders hoher Stellenwert zu.<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

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2 Bestandsaufnahme Tourismus im Untersuchungsgebiet – Touristischer Status quo 69<br />

2 Bestandsaufnahme Tourismus im<br />

Untersuchungsgebiet – Touristischer Status quo<br />

2.1 Markterfassung: Angebots- und Nachfragestrukturen<br />

2.1.1 Statistische Daten<br />

Statistische Daten zeigen, welche unterschiedlichen Voraussetzungen und Gegebenheiten in<br />

den Tourismusregionen entlang des Grünen Bandes bestehen. Ausgewählte Kennzahlen der<br />

Tourismusstatistik verdeutlichen die Beliebtheit der Regionen als Reiseziele und die Unter-<br />

schiede bei der Angebotsqualität.<br />

Tabelle 22: Ausgewählte Kennzahlen der Tourismusstatistik<br />

Übernachtungen<br />

(ÜN)<br />

Marktanteil<br />

in %<br />

ÜN-Intensität<br />

(ÜN/100 EW)<br />

Klassifizierungsrate<br />

in %<br />

Anteil 4-/5-Sterne-<br />

Hotellerie in %<br />

Harz 5.843.740 1,73 491,2 46,7 16,0<br />

Rhön 3.285.571 0,97 557,4 27,3 8,9<br />

Thüringer-/<br />

Frankenwald<br />

Eichsfeld-<br />

Werra<br />

2.740.110 0,81 361,2 40,0 9,2<br />

2.681.364 0,79 407,3 42,6 13,6<br />

Schaalsee 1.418.462 0,42 325,5 23,4 3,4<br />

Elbe-Altmark 1.123.193 0,33 219,5 21,5 6,3<br />

Im Harz werden über 5 Mio. Übernachtungen in ca. 50.000 Betten (erweiterter Harz) bei ei-<br />

ner durchschnittlichen Auslastung von bis zu 37 % (Landkreis Osterode am Harz) verzeich-<br />

net. Dies verleiht dem Harz ganz klar das Prädikat als Spitzendestination.<br />

Bezüglich der touristischen Wertschöpfung im Harz werden jedoch „nur“ 69,50 € pro Tag und<br />

Person für Unterkunft, Verpflegung und Gastgewerbe, Einkauf, Freizeit und Unterhaltung,<br />

lokalen Transport und sonstige Dienstleistungen ausgegeben. In der Prignitz sind es 72,80 €,<br />

im Thüringer Wald 81,30 €, im Werra-Meißner-Land 82,70 € und in der Altmark sogar 94,20<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

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2 Bestandsaufnahme Tourismus im Untersuchungsgebiet – Touristischer Status quo 70<br />

€. Lediglich der Frankenwald liegt bei den Tagesausgaben pro Gast und Nacht mit 63,70 €<br />

im Ranking hinter dem Harz (HARRER & SCHERR 2002).<br />

Vergleicht man die Auslastung und durchschnittliche Aufenthaltsdauer, so liegt der Franken-<br />

wald mit einer durchschnittlichen Aufenthaltsdauer von 4,9 Tagen eindeutig an der Spitze<br />

noch vor dem Harz. Der Werra-Meißner-Kreis verzeichnet eine Aufenthaltsdauer von 4,4<br />

Tagen bei einer Auslastung von 36,4 %, das Eichsfeld von 3,6 Tagen und 30,7 %. Im Thü-<br />

ringer Wald ist eine verhältnismäßig kurze Aufenthaltsdauer von 2,6 Tagen festzustellen,<br />

jedoch eine Auslastung von 34,8 %. Die Modellregion Elbe-Altmark liegt mit 3,7 Tagen<br />

durchschnittlicher Aufenthaltsdauer im Altmarkkreis-Salzwedel und 3,1 Tagen im Landkreis<br />

Lüchow-Dannenberg im Mittelfeld, bildet jedoch hinsichtlich der Auslastung (29 % im Alt-<br />

markkreis und 25 % im Landkreis Lüchow-Dannenberg) das Schlusslicht.<br />

Die Durchschnittswerte verdecken dabei, dass in vielen Regionen eine erhebliche Spannwei-<br />

te bei den touristischen Kennziffern vorliegt. Kurorte mit großen Badeinrichtungen (z.B. Bad<br />

Steben im Frankenwald) können hier erhebliche Verzerrungen des Gesamteindrucks nach<br />

sich ziehen.<br />

Berechnet man die Saisonalitäten in den Modellregionen anhand der Besucherverteilung<br />

(Übernachtungsgäste) in der Sommersaison von Mai bis Oktober und in der Wintersaison<br />

von November bis April, so zeigt sich häufig ein relativ ausgeglichenes Bild zwischen der<br />

Nachfrage im Sommer und Winter mit leichter Tendenz zum Sommer hin. Legt man für Win-<br />

ter den Wert -1, für ein ausgeglichenes Verhältnis den Wert 0 und für Sommer den Wert +1<br />

an, dann ergeben sich beispielsweise in den Landkreisen der Modellregion Thüringer-/ Fran-<br />

kenwald Werte zwischen 0,07 und 0,34. Auch die Landkreise Eichsfeld und Werra-Meißner-<br />

Kreis weisen Werte in einem Schwankungsbereich von 0,18 und 0,25 auf.<br />

2.1.2 Infra- und Suprastruktur: historische, touristische und kulturelle<br />

Einrichtungen<br />

Zur Beurteilung der touristischen Attraktivität des Grünen Bandes und seines Umfeldes wur-<br />

de die für das gesamte Grüne Band verfügbare Literatur (vorrangig BUCHIN 1999/2002 und<br />

ein handelsüblicher Straßenatlas (ADAC-Straßen-Atlas 2005) ausgewertet, ergänzt durch<br />

lokale Informationen (z.B. Informationen der Naturparke, Gemeinden und Landkreise,<br />

Grenzmuseen, sonstige Museen etc.) sowie die ADFC-Radwanderkarten und Wanderkarten<br />

des Kompass-Verlages. Diese Quellen wurden hinsichtlich historischer, touristischer und<br />

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2 Bestandsaufnahme Tourismus im Untersuchungsgebiet – Touristischer Status quo 71<br />

kultureller Einrichtungen ausgewertet. Diese waren z.B. sehenswerte Orte, sehenswerte kul-<br />

turelle Objekte, sehenswerte landschaftliche Objekte, Informationszentren, Gedenkstätten,<br />

(Grenz-) Museen, sonstige Sehenswürdigkeiten, landschaftlich schöne Strecken und Touris-<br />

tikstraßen. Entlang des Grünen Bandes wurde ein Korridor von ca. 15 km Breite betrachtet.<br />

Lokalisierbare Punkte wurden ins GIS-Projekt übertragen und in den Attributtabellen doku-<br />

mentiert. Ein Beispiel für die Aufbereitung im GIS-Projekt zeigt die folgende Abbildung.<br />

Abbildung 14: Beispielkarte der historischen und touristischen Einrichtungen.<br />

Bei bundesweiter Betrachtung sind hieraus Schwerpunkte der räumlichen Verteilung be-<br />

stimmter Einrichtungen ableitbar. Aus den im GIS dokumentierten Karten ist ersichtlich, dass<br />

in manchen Räumen (z.B. nördliche Altmark) das Vorhandensein von solchen Einrichtungen<br />

überwiegend entlang des Grünen Bandes konzentriert ist, in anderen Bereichen (z.B. Harz)<br />

jedoch nicht.<br />

Für die touristischen Regionen wurden die im GIS-Projekt erfassten touristischen Attraktio-<br />

nen in Bezug auf Kultur und Geschichte, d.h. die erfassten sehenswerten kulturellen Objekte,<br />

sehenswerte Orte und Bauwerke sowie Wüstungen hinsichtlich Anzahl und Klassifizierung<br />

(sehenswert, besonders sehenswert) ausgewertet. Anzumerken bleibt jedoch, dass eine sol-<br />

che Auszählung keine endgültigen Aussagen über die Magnetfunktion der einzelnen Einrich-<br />

tungen und die tatsächlich generierte Nachfrage in den Orten liefert. Um entsprechende In-<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band, <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien


2 Bestandsaufnahme Tourismus im Untersuchungsgebiet – Touristischer Status quo 72<br />

formationen zu erhalten, müssen die Besucherzahlen einzelner Einrichtungen ermittelt wer-<br />

den, so dass eine Gewichtung möglich wird.<br />

Die reine Auszählung zeigt jedoch deutliche Unterschiede zwischen den Regionen: Die Mo-<br />

dellregion Elbe-Altmark weist die größte Anzahl an touristischen Attraktionen auf, hier sind<br />

auch die meisten besonders sehenswerten Orte zu finden (Hitzacker, Salzwedel und<br />

Satemin). Die Modellregionen Eichsfeld-Werra und Harz liegen in der Zahl der Objekte nah<br />

beieinander, beide weisen auch je zwei besonders sehenswerte Orte auf. Nur in den Regio-<br />

nen Eichsfeld-Werra und Rhön kommen besonders sehenswerte kulturelle Objekte (War-<br />

tburg, Grube Gustav: Werratal; Ruine Gangolfsburg: Rhön) vor. Relativ wenige kulturelle und<br />

geschichtliche Attraktionen sowie sehenswerte Orte weist die Modellregion Thüringer-/ Fran-<br />

kenwald auf. Mit Abstand am wenigsten Attraktionen weist die Region Schaalsee auf.<br />

Allein die Modellregion Eichsfeld-Werra weist alle sechs Kategorien gleichzeitig auf und nur<br />

die Kategorie sehenswerte Orte kommt in allen Gebieten vor. Spezielle Objekte der Deutsch-<br />

Deutschen Geschichte wie Wüstungen sind nur in den Regionen Schaalsee, Elbe-Altmark<br />

und Eichsfeld-Werra vorhanden. Den Regionen Thüringer-/ Frankenwald, Rhön und<br />

Schaalsee fehlt ein besonders sehenswerter Ort.<br />

Tabelle 23: Übersicht über kulturelle und geschichtliche Objekte in den Regionen (Klassi-<br />

fizierung nach ADAC-Straßenatlas 2005)<br />

Touristische<br />

Attraktion<br />

Ort, bes.<br />

sehenswert<br />

Schaalse<br />

e<br />

Elbe - Altmark<br />

Harz Eichsfeld-<br />

Werra<br />

Rhön Thüringer-/<br />

Frankenwald<br />

0 3 2 2 0 0<br />

Ort, sehenswert 5 11 11 8 5 7<br />

Wüstungen 3 4 0 2 9 0<br />

Kultur.Objekt,<br />

bes. sehenswert<br />

0 0 0 2 1 0<br />

Kultur.Objekte 0 7 5 3 1 8<br />

Bauwerk 2 7 4 7 2 4<br />

Summe Objekte 10 32 22 24 18 19<br />

Touristische Attraktion Elbe-<br />

Altmark<br />

Kultur. Objekt, besonders<br />

sehenswert<br />

Ort, besonders sehenswert Hitzacker<br />

Salzwedel<br />

Satemin<br />

Harz Eichsfeld-Werra Rhön<br />

Goslar<br />

Duderstadt<br />

Wartburg<br />

Grube Gustav<br />

Eschwege<br />

Eisenach<br />

Ruine<br />

Gangolfsberg<br />

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2 Bestandsaufnahme Tourismus im Untersuchungsgebiet – Touristischer Status quo 73<br />

Wie oben ausgeführt, stellt diese Auflistung nur die Anzahl von touristischen Objekten dar,<br />

nicht die durch sie induzierte Nachfrage. So ist die touristische Region Schaalsee relativ<br />

klein und weist damit im Vergleich zu größeren Regionen naturgemäß wenige Einrichtungen<br />

und sehenswerte Orte auf, dürfte aber als See und Erholungsgebiet mehr Urlauber anziehen<br />

als vergleichbare Gebiete in der Region Elbe-Altmark.<br />

Die Magnetfunktion einer Einrichtung ergibt sich in Anhängigkeit von der touristischen Nach-<br />

frage (Besucher pro Jahr). Folgende Abbildung zeigt den prozentualen Anteil der kulturellen<br />

Objekte und Sehenswürdigkeiten mit geringer, mittlerer, hoher oder sehr hoher Magnetfunk-<br />

tion in den einzelnen Regionen (Datenquelle: AFI). Demnach sind solche Einrichtungen im<br />

Harz am meisten besucht, in der Region Frankenwald am wenigsten. Die Modellregion Harz<br />

weist insgesamt sieben kulturelle Objekte, Sehenswürdigkeiten und Museen auf, die eine<br />

sehr hohe Magnetfunktion haben (z.B. Kaiserpfalz Goslar, Schloss Wernigerode), was ent-<br />

scheidend zu den sehr hohen Besucherzahlen beiträgt.<br />

Elbe-Altmark<br />

Harz<br />

Eichsfeld-Werra<br />

Thüringer-/<br />

Frankenwald<br />

6,7%<br />

2,9%<br />

13,0%<br />

26,5%<br />

37,5%<br />

26,1%<br />

46,7%<br />

35,3%<br />

20,8%<br />

26,1%<br />

26,7%<br />

keine (< 4.999 Besucher/Jahr)<br />

14,7%<br />

25,0%<br />

26,1%<br />

gering (5.000 - 19.999 Besucher/Jahr)<br />

mittel (20.000 - 49.999 Besucher/Jahr)<br />

hoch (50.000 - 99.999 Besucher/Jahr)<br />

sehr hoch (> 100.000 Besucher/Jahr)<br />

13,3%<br />

20,6%<br />

12,5%<br />

6,7%<br />

8,7%<br />

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4,2%<br />

Abbildung 15: Anteil der kulturellen Objekte und Sehenswürdigkeiten mit keiner bis sehr ho-<br />

her Magnetfunktion in den Modellregionen


2 Bestandsaufnahme Tourismus im Untersuchungsgebiet – Touristischer Status quo 74<br />

Misst man den Anteil an Gästen, die kulturelle Einrichtungen mit Bezug zur ehemaligen<br />

deutschen Grenze besuchten (Grenzmuseen etc.) an der Gesamtzahl der Besucher kulturel-<br />

ler Objekte pro Region, spiegelt sich die oben dargestellte Situation in den Ergebnissen wi-<br />

der. Die Region Elbe-Altmark weist in diese Zusammenhang nicht nur die geringste Gesamt-<br />

besucherzahl, sondern auch den geringsten Besucheranteil in Einrichtungen mit Grenz-<br />

Bezug auf (1,6 %), während in der Region Eichsfeld-Werra dieser Besucheranteil mit knapp<br />

13 % am größten ist. Die beiden Regionen erweiterter Harz und Thüringer-/ Frankenwald<br />

erreichen einen Besucheranteil von rund 9 % bzw. 10 %.<br />

Dennoch bleibt darauf hinzuweisen, dass die Betrachtung der Besucherzahlen von kulturel-<br />

len Objekten und Sehenswürdigkeiten allein keine Rückschlüsse auf die Gesamt-<br />

Besucherfrequenz in den Regionen zulässt. Eine Destination, deren Schwerpunkt auf Natur-<br />

erlebnis liegt, wird ihre Besucherfrequenz nicht durch die Nachfrage in kulturellen Objekten<br />

abbilden, wie sich am Beispiel von Thüringer-/ Frankenwald zeigt. Kulturelle Einrichtungen<br />

stellen in diesem Zusammenhang für die Gäste vor Ort einen Zusatznutzen dar und werden<br />

als solche auch in Anspruch genommen. Einrichtungen und Anziehungspunkte mit großer<br />

Magnetfunktion bieten sich jedoch an, um das Grüne Band nachhaltig zu stärken und die<br />

Thematik rund um das Grüne Band bekannt zu machen.<br />

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2 Bestandsaufnahme Tourismus im Untersuchungsgebiet – Touristischer Status quo 75<br />

2.1.3 Top-Themen, Produkte und Marktsegmente<br />

Aus Sicht der einzelnen Regionen wurden im Verlauf von Gesprächen und Workshops folgende Top-Attraktionen herausgearbeitet:<br />

Angebotsbereich<br />

Natur<br />

Natur/Sport<br />

Region<br />

Kultur/Geschichte<br />

Elbe-Altmark Harz Eichsfeld-Werra Thüringer-/ Frankenwald<br />

▪ Naturkundliche Wanderun-<br />

gen, Ornothologische Füh-<br />

rungen (Birdwatching)<br />

▪ Länderübergreifendes Bio-<br />

sphärenreservat und seine<br />

Besucherzentren<br />

▪ bestehende Spezialangebote<br />

(Bsp. Thema Fledermausbe-<br />

obachtung)<br />

▪ Kanutouren auf den Kanälen<br />

und evtl. Vernetzung mit dem<br />

„Blauen Band“<br />

▪ Elberadweg<br />

▪ Urlaub auf dem Bauernhof<br />

▪ „Straße der Romanik“<br />

▪ „Gartenträume“ – historische<br />

▪ Länderübergreifender Nati-<br />

onalpark mit dem Ange-<br />

botsbereich „Naturerlebnis“<br />

▪ Torfhaus/ Nationalpark-<br />

Zentrum<br />

▪ Naturpark Harz/ UNESCO<br />

Geopark<br />

▪ Grünes Band selbst als<br />

Grenzerfahrung<br />

▪ Brocken<br />

▪ Geologische Gegebenhei-<br />

ten (Kupfer, Schwefel)<br />

▪ Harzer Hexenstieg und<br />

Karstweg mit dem Ange-<br />

botsbereich „Wandern“<br />

▪ Grenzweg mit den Ange-<br />

botsbereichen „Wandern“<br />

und „Radfahren“<br />

▪ Wintersport, insbesondere<br />

Langlauf<br />

▪ „Straße der Romanik“<br />

▪ Harzer Schmalspurbahn<br />

▪ Einzigartige Natur entlang<br />

des Grünen Bandes<br />

▪ Großschutzgebiete (Natur-<br />

parke, Nationalparke) der<br />

Region mit deren Infozen-<br />

tren<br />

▪ Bärenpark Worbis<br />

▪ Umweltbildung der Heinz-<br />

Sielmann-Stiftung<br />

▪ Baumkronenpfad, Renn-<br />

steig<br />

▪ Aktives Erleben an der<br />

Werra (Fahrrad- und Kanu-<br />

fahren)<br />

▪ Bergbaumuseen<br />

▪ Historische Stätten der<br />

▪ Umweltpädagogische An-<br />

gebote mit Naturerlebnis-<br />

und Selbstfindungsangebo-<br />

ten<br />

▪ Zwergstrauchheide als<br />

Besonderheit der Flora<br />

▪ Geführte Wanderungen<br />

entlang des Grünen Ban-<br />

des<br />

▪ Rennsteig mit Angeboten<br />

zu „Wandern“ und „Radfah-<br />

ren“<br />

▪ Langlauf und Skiwander-<br />

weg mit Ausrichtung auf<br />

Wintertourismus<br />

▪ Bergbauthemen entlang<br />

des G. B. (Angebotsberei-


2 Bestandsaufnahme Tourismus im Untersuchungsgebiet – Touristischer Status quo 76<br />

Kulinarisch<br />

Event<br />

Parks in Sachsen-Anhalt<br />

▪ Kulturelle Landpartie mit<br />

Kunstgalerien<br />

▪ Städte der Region<br />

▪ Backsteingotik<br />

▪ Junge deutsche Geschichte:<br />

Grenztürme<br />

▪ Reste der Grenzsicherung<br />

▪ Spargel der Altmark,<br />

▪ Salzwedeler Baumkuchen,<br />

▪ Altmärkischer Bier- und Hop-<br />

fenpfad<br />

▪ ElbeBadetag<br />

▪ Elbe-Schifffahrtstag<br />

▪ Saisoneröffnung des Elbe-<br />

radweges<br />

Tabelle 24: Top-Themen in den Modellregionen<br />

▪ Harzer Fachwerkbauten<br />

▪ Bergbau<br />

▪ Wasserbau<br />

▪ UNESCO-Welterbestätten<br />

▪ Produkte rund um das<br />

Markenzeichen Typisch<br />

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Harz<br />

Region (Wartburg, Kirchen)<br />

▪ Deutsche Fachwerkstraße<br />

▪ Grenzmuseen entlang des<br />

Grünes Band<br />

▪ Zeitgeschichtsführer zur<br />

deutsch-deutschen Ge-<br />

schichte und Theatergrup-<br />

pen, die Deutsch-Deutsche<br />

Geschichte wiedergeben<br />

▪ Frau Holle, deren Haus-<br />

berg der Hohe Meißner ist<br />

▪ Burg Ludwigstein als Zent-<br />

rum der deutschen Wan-<br />

derjugend<br />

▪ Witzenhauser Kirschen<br />

▪ Meißner-Lamm<br />

▪ Eichsfelder Spezialitäten<br />

der Erzeugerbörse<br />

Eichsfeld<br />

▪ Harzfest ▪ Salatkirmes<br />

▪ Johannisfest in Eschwege<br />

▪ Kultursommer Nordhessen<br />

▪ Eichsfelder Wandertag<br />

che Wandern, Radfahren<br />

und Reiten)<br />

▪ Thüringisch-Fränkische<br />

Schieferstraße<br />

▪ Porzellan- und Glasstraße<br />

(lebendiges Handwerk)<br />

▪ Schlösser, Burgen und<br />

Museen<br />

▪ Saale als Grenzfluss<br />

▪ Frankenwald-<br />

Spezialitätenküche<br />

▪ Hochlandrinder


2 Bestandsaufnahme Tourismus im Untersuchungsgebiet – Touristischer Status quo 77<br />

Die in obiger Tabelle dargestellten, in den einzelnen Modellregionen mit den Akteuren erar-<br />

beiteten Top-Themenfelder lassen in der Gesamtschau bereits eindeutig auf die Schwer-<br />

punktbereiche „Natur/Naturerlebnis“ und „Kultur/Geschichte“ schließen. Interregional be-<br />

trachtet zeigen sich jedoch hinsichtlich der bearbeiteten Themen und Geschäftsfelder sowie<br />

Produktgestaltung einige Unterschiede hinsichtlich Schwerpunktsetzung und Produktdarstel-<br />

lung.<br />

Im Harz stehen dem Nachfrager durch den Harzer Verkehrsverband e.V. zahlreiche, direkt<br />

buchbare Produkte und Pauschalen im Rahmen eines sehr umfangreichen, aber durchaus<br />

zielgerichteten Angebotes zur Verfügung, womit unter anderem der Erfolg und die Wettbe-<br />

werbsstärke des Harzes zu begründen sind. Der Bekanntheitsgrad des Harzes liegt laut Re-<br />

präsentativstudie RegioImage bundesweit bei 89 %.<br />

Die Produktpalette und das Angebot in Thüringer Wald und Frankenwald konzentrieren sich<br />

hauptsächlich auf die Segmente Wandern und Radwandern, wodurch sich die eindeutige<br />

Schwerpunktsetzung im Bereich Naturerlebnis zeigt. Jedoch ist es in vielen Fällen nicht mög-<br />

lich, die Angebote direkt und zentral zu buchen.<br />

Die potenzielle Modellregion Werra-Eichsfeld bietet dem potenziellen Gast ebenfalls zahlrei-<br />

che Möglichkeiten im Bereich Wandern und Radwandern, wobei Kanutourismus und Was-<br />

serwandern ebenfalls sehr zentrale Themen darstellen. Insgesamt zeigt sich jedoch kein<br />

eindeutiges Profil, da trotz klarer Schwerpunktsetzung im Bereich Wandern und Radwandern<br />

eine starke Zersplitterung des Angebotes festzustellen ist.<br />

Die Modellregion Elbe-Altmark bietet ein sehr breites und umfangreiches Angebotsspektrum<br />

und bedient zahlreiche Produktlinien. Durch die vorherrschende Kleinteiligkeit und das Feh-<br />

len von „echten“ Höhepunkten ist kein klares Profil der Region im Sinne einer Alleinstellung<br />

erkennbar.<br />

Die Auszählung, Auswertung, Beurteilung und Gewichtung der Angebote in den Modellregi-<br />

onen zeigt, dass sich im Rahmen einer thematischen Schwerpunktsetzung über 50 % der<br />

Angebote um die Bereiche Wandern und Radwandern gruppieren, gefolgt von 16 % der An-<br />

gebote im Bereich Kultur/Historie und 11 % im Bereich Familie.<br />

Dies bedeutet, dass die zentralen strategischen Geschäftsfelder, die die verbindende Klam-<br />

mer zwischen den Modellregionen darstellen, eindeutig beim Wandern und Radwandern<br />

liegen. Somit verfügen die Regionen am Grünen Band gemeinsam über die kritische Masse<br />

an Angeboten im Bereich Natur- und Kulturerlebnis, die erforderlich ist, um konkurrenzfähig<br />

zu werden.


2 Bestandsaufnahme Tourismus im Untersuchungsgebiet – Touristischer Status quo 78<br />

2.1.4 Ergebnisse der Recherche von naturschutzfachlichen und touristischen<br />

Informationen<br />

2.1.4.1 Auswertung ADFC-Radwanderkarten<br />

Mit Hilfe eines 10 x 10 km Rasters, das aus dem Straßenatlas 2005 der Firma Ravenstein in<br />

die ADFC-Radwanderkarten übertragen wurde, wurden die Landkreise nach benannten<br />

Fernradwegen untersucht. Neben dem Radwegkürzel und dem ausführlichen Namen des<br />

Weges konzentrierte sich die Auswertung auf für Radfahrer interessante Einrichtungen. Aus-<br />

gezählt wurde die Anzahl an: Bahnhöfen mit Fahrradbeförderung und mit Vermietung, Fahr-<br />

radreparaturmöglichkeiten, Jugendherbergen, Naturfreundehäusern, Campingplätzen und<br />

Gasthöfen außerhalb größerer Ortschaften. Zusätzlich wurde angegeben, ob die Fernradwe-<br />

ge das Grüne Band direkt kreuzen.<br />

Das Grüne Band ist bis auf ein paar wenige Landkreise gut durch Radfernwege erschlossen<br />

(Ostholstein, Helmstedt, Prignitz, Ohre-Kreis, Gifhorn, Wolfsburg, Wolfenbüttel, Bördekreis<br />

und Coburg haben keine Fernradwege im Umfeld des Grünen Bandes und somit wurden<br />

dort keine Serviceeinrichtungen gezählt).<br />

Die meisten Bahnhöfe mit Fahrradbeförderung und/od. Vermietung wurden im Saale-Orla-Kreis<br />

(22) und Wernigerode und Salzwedel (je 18) ausgezählt. Es folgen Nordwestmecklenburg (12)<br />

und Ludwigslust (11).<br />

In Rhön-Grabfeld gibt es die meisten Fahrradreparaturmöglichkeiten (11), gefolgt vom Werra-<br />

Meißner-Kreis (9), Nordwestmecklenburg, Ludwigslust (je 8) und Lüchow-Dannenberg (7).<br />

Jugendherbergen wurden allgemein recht wenig gefunden. Lediglich in Nordwestbrandenburg<br />

wurden drei vermerkt. In fünf Landkreisen gab es 2 Herbergen, ansonsten 0 oder 1.<br />

Auch die Naturfreundehäuser (NFH) waren sehr rar gesät. Nur in drei Kreisen gab es zwei NFH<br />

(Goslar, Eschwege, Hof), nur in vier Kreisen 1 NFH und in allen anderen keines.<br />

Bei der Radkartenauswertung wurde die größte Zahl an Campingplätzen in Lüneburg (13) gezählt.<br />

Auch verhältnismäßig viele Campingplätze gibt es in Lüchow-Dannenberg (10), Osterode am Harz<br />

(8) und Eschwege (7).<br />

Eine überdurchschnittliche Zahl an Gasthöfen außerhalb von größeren Ortschaften findet man im<br />

Saale-Orla-Kreis (23), in Norwestmecklenburg und Eschwege (je 22), Osterode am Harz und<br />

Sonneberg (je15), Wernigerode (14) und Eichsfeld (13).<br />

Addiert man alle Serviceeinrichtungen eines Landkreises zu einer Gesamtzahl zusammen erhält<br />

man folgende Rangfolge: Saale-Orla-Kreis (54), Eschwege (47), Nordwestbrandenburg (47),<br />

Wernigerode (40), Osterode am Harz (38).<br />

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2 Bestandsaufnahme Tourismus im Untersuchungsgebiet – Touristischer Status quo 79<br />

2.1.4.2 Auswertung ADAC-Autoatlas<br />

Mit Hilfe des 10 x 10 km Rasters aus dem ADAC-Straßenatlas 2005 der Firma Ravenstein,<br />

sind die Landkreise entlang des Grünen Bandes auf Einrichtungen hin, die für Autofahrer<br />

touristisch interessant sind, ausgewertet worden. Es wurde die Anzahl besonders sehens-<br />

werter Orte, sehenswerter Orte, besonders sehenswerter kultureller Objekte, sehenswerter<br />

kultureller Orte, besonders sehenswerter landschaftlicher Objekte, sehenswerter landschaft-<br />

licher Objekte, Museen/sonstiger Sehenswürdigkeiten, landschaftlich schöner Strecken und<br />

Touristikstraßen bestimmt.<br />

Für Autofahrer gibt es entlang des kompletten Grünen Bandes interessante Lokalitäten bzw.<br />

Strecken. Lediglich in Stendal gibt es im Untersuchungsgebiet keine der gesuchten Einrich-<br />

tungen.<br />

Besonders sehenswerte Orte gibt es viele in Lübeck (4) und Ratzeburg (3). Ansonsten bewegt<br />

sich die Anzahl der besonders sehenswerten Orte zwischen 0 und 1.<br />

Sehenswerte Orte gibt es am meisten in Goslar (10), Ratzeburg (8), Fulda (7), Werra-Meißner-<br />

Kreis (6) und Hildburghausen (6). In den Kreisen Lübeck, Stendal, Ohre-Kreis, Wolfsburg, Nord-<br />

hausen, Eisenach und Schmalkalden-Meiningen gibt es gar keine sehenswerten Orte.<br />

Besonders sehenswerte kulturelle Objekte findet man 3 im Werra-Meißner-Kreis, 2 in Hersfeld<br />

Rotenburg und 2 in Rhön-Grabfeld. In den anderen Landkreisen gibt es ein oder kein besonders<br />

sehenswertes kulturelles Objekt.<br />

Sehenswerte kulturelle Objekte sind am zahlreichsten zu finden in Goslar (10), im Wartburgkreis<br />

(10), in Fulda (9), in Lübeck (8) und in Hildburghausen (8). In Stendal gibt es keine sehenswerten<br />

kulturellen Objekte, ebenso in der Prignitz und dem Kreis Haßberge.<br />

Besonders sehenswerte landschaftliche Objekte wurden bei der Kartenauswertung allgemein<br />

recht wenige gefunden. Landkreise, die ein einziges besonders sehenswertes landschaftliches<br />

Objekt besitzen sind Lübeck, Wernigerode, Werra-Meißner-Kreis, Fulda, Hilburghausen und Hof<br />

(Kreis).<br />

Die meisten sehenswerten landschaftlichen Objekte gab es bei der Auszählung im Kreis Lüchow-<br />

Dannenberg (5), Goslar (5), Wernigerode (4), Fulda (4) und Rhön-Grabfeld (5).<br />

Museen/sonstige Sehenswürdigkeiten haben ihre höchste Anzahl in Salzwedel (5), Goslar (5) und<br />

Wernigerode (5). In den anderen Landkreisen gibt es zwischen null und drei Museen/sonstige Se-<br />

henswürdigkeiten.<br />

Die landschaftlich schönen Strecken haben im Landkreis Ratzeburg ihre Maximalzahl (12). Auch<br />

in Helmstedt, Wolfenbüttel und Osterode am Harz (je 5) gibt es vergleichsweise zahlreiche land-<br />

schaftlich schöne Strecken.<br />

So genannte Touristikstraßen (wie z. B. Dt. Fachwerkstraße) sind in Lüchow-Dannenberg und<br />

Göttingen (je 4) am häufigsten vertreten.<br />

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Bis auf Nordwestbrandenburg, Ostholstein, Prignitz, Stendal, Gifhorn, Nordhausen und Bad Hers-<br />

feld, führt mindestens eine Touristikstraße durch jeden ausgewerteten Landkreis.<br />

2.1.4.3 Auswertung Wanderkarten<br />

Mit Hilfe eines 10 x 10 km Rasters, das aus dem ADAC-Straßenatlas 2005 der Firma<br />

Ravenstein in die Kompass Wanderkarten übertragen wurde, wurden die Landkreise nach<br />

Fern- und Hauptwanderwegen untersucht. Neben dem Wanderwegkürzel (falls vorhanden)<br />

und dem Namen des Weges konzentrierte sich die Auswertung auf für Wanderer interessan-<br />

te Einrichtungen. Ausgezählt wurde die Anzahl an Wanderparkplätzen, Feuerstellen, (Wan-<br />

der-) Hütten, Spielwiesen, Liegewiesen, Wassertretstellen, Hallenbädern, Strand-<br />

/Freibädern, Pony-/Reiterhöfen und Reitplätzen/Reithallen. Bei einigen Landkreisen lag das<br />

Kartenmaterial nicht für den kompletten Verlauf des Grünen Bandes vor (z. B. Wartburgkreis,<br />

Göttingen, Eichsfeld).<br />

Im Norddeutschen Flachland sind eher weniger Wanderwege und sonstige Einrichtungen für<br />

Wanderer vorhanden als in den Mittelgebirgen. Einen ersten „Hotspot“ mit zahlreichen Wan-<br />

derwegen und Wandereinrichtungen stellt der Harz mit den Landkreisen Goslar, Wernigero-<br />

de, Osterode am Harz und Nordhausen dar.<br />

Das für Wanderer wohl am besten erschlossene Gebiet entlang der ehemaligen deutschen<br />

Grenze ist die Rhön (südl. Wartburgkreis, Hersfeld-Rotenburg, Fulda, Schmalkalden-<br />

Meiningen, Rhön-Grabfeld). Dort war auch das detaillierteste Kartenmaterial vorhanden. An-<br />

sonsten kann man innerhalb der „hotspots“ ein West-Ost-Gefälle feststellen, so weisen bei-<br />

spielsweise die Landkreise Goslar und Osterode deutlich höhere Werte auf als Wernigerode<br />

und Nordhausen. Allerdings weichen die Landkreise Sonneberg und Saale-Orla-Kreis von<br />

diesem Trend ab.<br />

Die größte Anzahl an Wanderparkplätzen wurde in Goslar (299), Rhön-Grabfeld (247), Fulda<br />

(226), Osterode am Harz (142) und Sonneberg (140) gefunden.<br />

Feuerstellen waren nur in der Rhönkarte vermerkt und in Fulda am zahlreichsten (84).<br />

(Wander-)hütten gab es in großer Menge in Sonneberg (230), Osterode am Harz (191), Goslar<br />

(178) und Fulda (159).<br />

Auch die Spielwiesen, Liegewiesen und Wassertretestellen, waren nur in der Rhönkarte vermerkt<br />

und somit in Fulda und Rhön-Grabfeld am zahlreichsten.<br />

Hallenbäder sind in Goslar am häufigsten (26), gefolgt von Osterode am Harz (16) und Fulda (13).<br />

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Die Freibäder sind in diesen Landkreisen (Fulda 41, Osterode 30, Goslar 28) im Saale-Orla-Kreis<br />

(40) und in Sonneberg (13) am zahlreichsten.<br />

Ponyhöfe/Reiterhöfe gibt es am meisten in Osterode/Harz (23), Goslar (16) u. im Saale-Orla-Kreis<br />

(10).<br />

Reitplätze und Reithallen sind nur in der Rhönkarte vermerkt und somit in Fulda und Rhön-<br />

Grabfeld am häufigsten.<br />

2.1.4.4 Informationsangebote der Großschutzgebiete in Bezug zum Grünen Band<br />

2.1.4.4.1 Wegenetze<br />

Die Auswertung des von den Naturparken zugesandten Informationsmaterials (Broschüren,<br />

Faltblätter, Karten etc.) ergab eine relativ gute Anbindung des Grünen Bandes an Rad– oder<br />

Wanderwege. In nahezu allen Naturparken kreuzen Radwanderwege das Grüne Band oder<br />

führen streckenweise an diesem entlang. Lediglich im Eichsfeld-Hainich-Werratal und Elm-<br />

Lappwald sind die Möglichkeiten begrenzt. Daneben gibt es auch Naturparke wie den Fran-<br />

kenwald, der ein ausgedehntes Netz an Radwanderstrecken und Mountainbaik-Touren hat,<br />

jedoch kaum grenzüberschreitende Touren zu den benachbarten Naturparken in Thüringen.<br />

Eine detaillierte Aufstellung der Auswertung der ADFC-Radwanderkarten sowie der Informa-<br />

tionsangebote der Naturparke zum Grünen Band findet sich in Anhang 3.<br />

Das Biosphärenreservat Rhön bietet ein sehr gutes Wegenetz, das von mehreren<br />

(Fern)Wanderwegen durchzogen wird, ebenso günstig stellen sich die Hassberge dar. Eine<br />

Übersicht über die Auswertung von Wanderkarten findet sich in Anhang 3.<br />

Einige Naturparke bieten geführte Wanderungen in die ehemalige Grenzregion an, wobei<br />

hier das Biosphärenreservat Schalsee eine Führungsposition einnimmt, gefolgt vom NP<br />

Lauenburgische Seen.<br />

Eine Einbindung des Grünen Bandes an Lehrpfadangebote ist in sieben Naturparks möglich,<br />

obwohl in fast allen Naturparken mehrere Lehrpfade vorhanden sind. Diese sind aber räum-<br />

lich meist zu weit vom Grünen Band entfernt.<br />

Hinsichtlich des Aspekts der umweltfreundlichen Mobilität gibt es ein besonderes Angebot in<br />

der Rhön mit dem Hochrhönbus sowie im Frankenwald mit „Frankenwald mobil“, wobei im<br />

Frankenwald auch eine grenzüberschreitende Mottostraße vorhanden ist (Thür.-Fränk.<br />

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2 Bestandsaufnahme Tourismus im Untersuchungsgebiet – Touristischer Status quo 82<br />

Schieferstraße). Derzeit gibt es Angebote der Bahn in Zusammenarbeit mit Naturparken un-<br />

ter dem Motto „Fahrtziel Natur“. Eingebunden in diese Aktion sind der Naturpark Franken-<br />

wald und der Nationalpark Harz, die grenznah bzw. grenzübergreifend gelegen sind, sowie<br />

der Nationalpark Hainich, der sich in geringer Entfernung befindet. Unter www.fahrtziel-<br />

natur.de finden sich nähere Informationen über Schutzgebiete, Anreise- und Ausflugstipps<br />

und buchbare Naturreise-Angebote. Die Region Elbe-Altmark hat sich um die Aufnahme in<br />

diese Aktion beworben (Stand November 2005). Eine Anbindung des Grünen Bandes an die<br />

Bahn ist auch an den Lauenburgischen Seen denkbar, bei denen der Naturpark mit der „met-<br />

rolpolcard“ der Metropolregion Hamburg erreichbar ist.<br />

In acht Naturparken ist eine Anbindung des Grünen Bandes an die Straßentouristik möglich,<br />

da hier „Motto“straßen durch den Naturpark führen.<br />

2.1.4.4.2 Sehenswürdigkeiten und Museen<br />

Touristische Angebote und Sehenswürdigkeiten sind in allen Naturparken in größerer Anzahl<br />

vorhanden, wobei diese nur bedingt in der Nähe des Grünen Bandes sind bzw. sich eher<br />

selten eine Anbindung an dieses herstellen lässt. Einige grenznah gelegene touristische At-<br />

traktionen bietet der Thüringer Wald. Stadtbesichtigungen könnten in den meisten Natur-<br />

parks genutzt werden, um einen Ausflug zum Grünen Band anzuschließen. Eine detaillierte<br />

Aufstellung der Auswertung der ADAC-Straßenkarten hinsichtlich Sehenswürdigkeiten, Mu-<br />

seen und Straßentouristik findet sich in Anhang 3.<br />

Ein Museumsangebot mit möglichen Bezügen zum Grünen Band ist mit Ausnahme von zwei<br />

Naturparken, Hassberge und Eichsfeld-Hainich-Werrakreis, in allen anderen vorhanden.<br />

Zum Teil handelt es sich dabei um Grenzmuseen, die sich in größerer Anzahl im Elm-<br />

Lappwald und im Mecklenburgischen Elbtal bzw. entsprechend Elbtalaue-Wendland finden,<br />

aber auch im Eichsfeld oder im Thüringer-/Frankenwald vorhanden sind. Aber auch im Harz<br />

gibt es mehrere Museen, bei denen eine Anbindung möglich ist.<br />

In lediglich vier Naturparken (Elbtalaue-Wendland, Hassberge und Rhön, Frankenwald) gibt<br />

es Campingplätze und Zeltplätze in der Nähe des Grünen Bandes. Für die anderen konnten<br />

aus dem vorhandenen Material keine Informationen hierüber gefunden werden.<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band; <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien


2 Bestandsaufnahme Tourismus im Untersuchungsgebiet – Touristischer Status quo 83<br />

2.1.4.4.3 Informationsangebot zum Grünen Band im Internet<br />

Die Internet-Seiten der Naturparke enthalten fast keine Bezüge zu ihrer Lage an der ehema-<br />

ligen innerdeutschen Grenze, wie eine Inhaltsanalyse der Websiten der Naturparke ergab.<br />

Bezüge zum Grünen Band fehlen völlig, lediglich drei Naturparke verweisen auf die in ihnen<br />

enthaltenen Grenzmuseen (Elm-Lappwald: Helmstedt; Elbtalaue Brandenburg:<br />

Schnackenburg, Swinmark Göhr; Eichsfeld-Hainich-Werratal: Schifflersgrund,<br />

Eichsfeld/Teistungen).<br />

Tabelle 25: Bezug der Naturparke-Internetseiten auf das Grüne Band<br />

Datenbasis: 16 kontrollierbare Homepages der Naturparke, dazu 2 Naturparke ohne eigene Home-<br />

page (Hess. Rhön, Elbufer Drawehn).<br />

Bezug der Naturparke Ergebnisse<br />

Lage an ehemaliger innerdeutschen Grenze erwähnt<br />

Nein: 10<br />

Lage am Grünen Band Ja: 3<br />

Irgendein Bezug zum Grünen Band Hinweis auf Grenzmuseen: 3<br />

Link zu "www.DasGrueneBand.info" oder BUND-<br />

Homepage<br />

Nein: N=16<br />

Welche Rolle spielt im Internet-Auftritt das Grüne<br />

Band<br />

Nein: N=16<br />

2.1.4.4.4 Informationsangebot vor Ort<br />

Das Informationsangebot der Naturparke zum Grünen Band kann vor Ort ausgesprochen<br />

dürftig sein: so waren z. B. an dem Naturparkinformationszentrum „Kalte Küche –<br />

Spechtsbrunn“ der drei hier aneinander grenzenden Naturparke Thür. Wald, Frankenwald<br />

und Thür. Schiefergebirge, die in unmittelbarer Nähe des Grünen Bandes liegt, während tou-<br />

ristischer Hauptaktivitätszeiten (zwischen Weihnachten 2005 und 8. Januar 2006) keine In-<br />

formationen zum Grünen Band erhältlich. Auch im digitalen Informationsangebot (Touch-<br />

Screen an der Informationsstelle) fanden sich trotz intensiver Recherche keinerlei Hinweise<br />

auf das Grüne Band (weder im Stichwortverzeichnis, noch unter (Rad)-Wanderwege, Se-<br />

henswürdigkeiten oder Exkursionen). Eine Ski-Loipe „Deutsche Einheit“ ist zwar ausgehend<br />

vom Naturparkinformationszentrum „Kalte Küche – Spechtsbrunn“ vorhanden, auf der<br />

Loipenkarte fehlen jedoch jegliche Hinweise auf den Verlauf des Grünen Bandes oder Erläu-<br />

terungen zu seiner Existenz. Informationsmöglichkeiten, die auch außerhalb von Öffnungs-<br />

zeiten zugänglich sein können (wie Wand-Poster, Wand-Tafeln mit Lage- und Prinzipskizzen<br />

oder Wanderwegetafeln), die in irgendeiner Weise auf das Grüne Band verweisen, waren<br />

nicht vorhanden.<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band; <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien


2 Bestandsaufnahme Tourismus im Untersuchungsgebiet – Touristischer Status quo 84<br />

2.1.4.5 Informationsangebot der Grenzmuseen zum Grünen Band<br />

2.1.4.5.1 Internet-Auftritte der Grenzmuseen am Grünen Band<br />

Die Internet-Auftritte der Grenzmuseen am Grünen Band wurden auf Hinweise auf die Exis-<br />

tenz bzw. die naturschutzfachliche Bedeutung des Grünen Bandes hin überprüft.<br />

Von den 37 untersuchten Grenzmuseen wies weniger als die Hälfte (16) eine Homepage auf.<br />

Lediglich zwei Grenzmuseen hiervon verweisen auf ihrer Homepage auf die naturschutzfach-<br />

liche Bedeutung des Grünen Bandes und stellen Links (z. B. zum BUND, zu engagierten<br />

Stiftungen wie der Heinz-Sielmann-Stiftung, zu einzelnen Projekten wie das der Heinz-<br />

Sielmann-Stiftung im Eichsfeld), zur Verfügung. Die Homepage des Grünen Bandes unter<br />

www.dasgruendeband.info wird jedoch nirgendwo verlinkt (auch nicht auf den noch am aus-<br />

führlichsten Seiten zum Grünen Band, siehe Beispiel Anhang 8).<br />

Weiter fällt auf, dass der Verlauf der ehemaligen innerdeutschen Grenze und damit der Ver-<br />

lauf des Grünen Bandes in fast keiner Homepage durch eine Grafik oder Karte gezeigt wird,<br />

auch wenn Lageskizzen oder Grafiken (meist nur Zufahrtsskizzen) vorhanden sind. Nur in<br />

zwei Fällen gibt es Informationen über grenzüberschreitende Wanderwege oder Grenzwan-<br />

derungen, die auch naturschutzfachliche Aspekte enthalten.<br />

Hinweise auf die Bedeutung des Grünen Bandes als bislang einziges nationales Biotopver-<br />

bundsystem, die Einbindung in das internationale Projekt „Grünes Band Europa“ und die<br />

Bedeutung des Grünen Bandes als Symbol grenzüberschreitender Kooperation fehlen je-<br />

doch auch bei den derzeit ausführlichsten Seiten (z. B. Grenzmuseum Teistungen, siehe<br />

Anhang 8).<br />

Tabelle 26: Informationsangebot der Grenzmuseen zum Grünen Band<br />

URL: Stand Dezember 2005<br />

#1: die Anfang 2005 noch vorhandenen Informationen über das Grüne Band und die Links zur Home-<br />

page des Grünen Bandes wurden bei der zwischenzeitlich erfolgten Überarbeitung der Homepage<br />

gestrichen, am Jahresende 2005 somit nicht mehr vorhanden.<br />

Name des Grenzmuseums / -<br />

einrichtung<br />

URL Hinweise auf Grünes<br />

Band<br />

Boizenburger Elbbergmuseum www.boizenburg.de/boizenbur<br />

g2/Titelseiten/Museen01.html<br />

Denkmal Dorfrepublik Rüterberg ---<br />

Nein, keine Links ja<br />

Lageskizze<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band; <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien


2 Bestandsaufnahme Tourismus im Untersuchungsgebiet – Touristischer Status quo 85<br />

Name des Grenzmuseums / -<br />

einrichtung<br />

Deutsch-Deutsches Museum<br />

Mödlareuth<br />

Förderverein Zollboot "Hitzacker"<br />

e.V.<br />

Freiland-Grenzmuseum Sorge ---<br />

Gedenkstätte Billmuthausen ---<br />

Gedenkstätte Deutsche Teilung<br />

Marienborn<br />

Gedenkstätte Grenze Mattierzoll ---<br />

Gedenkstätte Heinersdorf-<br />

Welitsch<br />

Gedenkstätte Probstzella-<br />

Ludwigsstadt<br />

Grenz- und Friedenskapelle zw.<br />

Burggrub und Nauhaus-<br />

Schierschnitz<br />

URL Hinweise auf Grünes<br />

Band<br />

www.moedlareuth.de Nein; Keine Links<br />

#1<br />

http://hitzacker.luenecom.de/in<br />

dex.htm?baum_id=3978&inhalt<br />

_id=93338<br />

Lageskizze<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band; <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien<br />

nein<br />

--- nein<br />

www.marienborn.de Nein, keine Links nein<br />

Grenzdenkmal Hötensleben www.marienborn.de/hoetensle<br />

ben/Hoetensleben.htm<br />

Grenzhaus Schlagsdorf www.rehna.de/index.phtml?vie<br />

w-229&SpecialTop=217<br />

Grenzlandmuseum "Svinmark",<br />

Schnega<br />

Grenzlandmuseum Bad Sachsa,<br />

Tettenborn<br />

Grenzlandmuseum Eichsfeld,<br />

Teistungen<br />

Grenzlandmuseum<br />

Schnackenburg<br />

Grenzlehrpfad und Museum<br />

Böckwitz-Zicherie<br />

---<br />

---<br />

---<br />

Nein, keine Links nein<br />

--- ja<br />

www.gm-badsachsa.de Nein, keine Links Ja, GrenzüberschreitenderWanderwegSüdharzer<br />

Gipskarst<br />

www.grenzlandmuseum.de Ja, zu<br />

Grünes Band-Projekt<br />

der<br />

HeinzSielmann-<br />

Stiftung und des<br />

TMLNU<br />

www.aulosen.de/grenzlandmus<br />

eum.htm<br />

---<br />

Grenzmuseum Philippsthal (werra) ---<br />

Grenzmuseum Schifflersgrund<br />

Bad Sooden-Allendorf<br />

Nein, keine Links<br />

nein<br />

www.grenzmuseum.de Nein, keine Links nein<br />

Grenzschutzschule Lübeck www.bundesgrenzschutz.de/G<br />

eschichteDesBGS/grenze/inde<br />

x.php<br />

Heimatmuseum Burg Brome ---<br />

Nein, keine Links nein


2 Bestandsaufnahme Tourismus im Untersuchungsgebiet – Touristischer Status quo 86<br />

Name des Grenzmuseums / -<br />

einrichtung<br />

Heimatmuseum Gräfenthal ---<br />

Heimatmuseum Hornburg ---<br />

Heimatmuseum mit Abt. Grenzmuseum<br />

Geisa<br />

URL Hinweise auf Grünes<br />

Band<br />

---<br />

Heimatmuseum Nordhalben ---<br />

Heimatstube mit Grenzausstellung<br />

Oebisfelde<br />

Informations- und Dokumentationszentrum,<br />

Lübeck-Schlutup<br />

Informationsstelle über die Teilung<br />

Deutschlands Neustadt bei Coburg<br />

Info-Stelle über die ehemalige<br />

Grenze zur DDR Tann<br />

Mahn-, Gedenk- und Begegnungsstätte<br />

"Point Alpha", Geisa/Rasdorf<br />

Mahnmal Deutsch-Deutscher Geschichte<br />

Behrungen/Thüringen<br />

---<br />

---<br />

Marschhufendorf Konau ---<br />

www.neustadt-bei-coburg.de:<br />

keine Informationen zur ehemaligen<br />

innerdeutschen Grenze<br />

Nein, keine Links nein<br />

Lageskizze<br />

--- ja (Tann)<br />

www.rhoenline.de/point_alpha/<br />

point_museum.html und<br />

www.pointalpha.com<br />

Priesterkate Büchen www.hlms.de/museum.php?mi<br />

d=11<br />

www.buechen.de/kultur_und_k<br />

unst/priesterkate<br />

Unterfränkisches Grenzmuseum<br />

Bad Königshofen<br />

Wanfrieder Dokumentationszentrum<br />

zur dt. Nachkriegsgeschichte<br />

---<br />

Zonengrenzmuseum Helmstedt ---<br />

Arbeitsgemeinschaft Nachkriegsmuseen.de<br />

Ja, zu BUND und BR<br />

Rhön sowie Radwanderführer<br />

K.BUCHIN<br />

Nein, keine Links nein<br />

www.werrameissner.de/wanfried/Kultur/museen/<br />

museum01.htm<br />

Nein, keine Links nein<br />

www.nachkriegsmuseen.de/ Nein, keine Links ja<br />

Nur Lageskizze,<br />

ohne<br />

ehem.<br />

Grenze<br />

Die ausführlichsten naturschutzfachlichen Informationen zum Grünen Band, zu den Seiten<br />

des BUND und des Projektbüros Grünes Band sowie die Bereitstellung downloadbarer In-<br />

formationen sind jedoch nicht in den Internet-Auftritten der Grenzmuseen, sondern auf einer<br />

privaten Homepage zu finden (www.grenzerinnerungen.de).<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band; <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien


2 Bestandsaufnahme Tourismus im Untersuchungsgebiet – Touristischer Status quo 87<br />

2.1.4.5.2 Informationen vor Ort zum Grünen Band<br />

Eine stichprobenhafte Überprüfung einiger weniger Grenzmuseen und Gedenkstätten ergab:<br />

Die Verfügbarkeit schriftlicher Informationen in den Grenzmuseen zum Grünen Band (z. B.<br />

Broschüren, Faltblätter, Bücher) ist ausgesprochen heterogen: z. T. sind Texte zur natur-<br />

schutzfachlichen Bedeutung sehr spärlich vorhanden, z. T. können die vorhandenen Rad-<br />

und Wanderführer sowie die Broschüren des BUND Thüringen erworben werden.<br />

Auch die Hinweise auf die naturschutzfachliche Bedeutung des Grünen Bandes in den Aus-<br />

stellungsräumen und ihrem Informationsangebot sind ausgesprochen heterogen, die Band-<br />

breite reicht vom Fehlen bis zu Verweisen auf das E+E-Projekt „Bestandsaufnahme Grünes<br />

Band“. Informationsmöglichkeiten, die auch außerhalb von Öffnungszeiten zugänglich sein<br />

können (wie Wand-Poster, Wand-Tafeln mit Lage- und Prinzipskizzen oder Wanderwegeta-<br />

feln), die in irgendeiner Weise auf das Grüne Band verweisen, sind z. T. vorhanden, z. T.<br />

nicht.<br />

Die Informationsvermittlung erscheint asymmetrisch: während z. B. in dem Faltblatt „Das<br />

Grüne Band Thüringen“ (TMLNU 2004) deutlich auf die Aspekte Natur und Naturschutz, Ge-<br />

schichte und Kultur verwiesen wird und sowohl Grenzmuseen (wie Eichsfeld, Mödlareuth) als<br />

auch Schutzgebiete am Grünen Band und Biotoppflege bzw. extensive Nutzung dargestellt<br />

werden, ist die Informationsvermittlung in den Grenzmuseen (wie z. B. in Mödlareuth,<br />

Schifflersgrund) vorrangig bis ausschließlich auf den Aspekt „Geschichte“ und „Teilung<br />

Deutschlands“ ausgerichtet. Von den überprüften Grenzmuseen war lediglich im Museum<br />

Point Alpha (Rasdorf / Geisa) Informationen zur naturschutzfachliche Bedeutung des Grünen<br />

Bandes verfügbar (Broschüre Grünes Band Thüringen, Rad- und Wanderführer in Buchform,<br />

Info-Tafeln).<br />

Allen überprüften Grenzmuseen gemeinsam ist, dass – wenn überhaupt – lediglich allgemei-<br />

ne Informationen zur naturschutzfachliche Bedeutung des Grünen Bandes verfügbar sind,<br />

jedoch keine konkreten Hinweise auf die vor Ort erlebbaren Besonderheiten, auf wertvolle<br />

Biotope oder auf seltene Arten. Zwar gibt es zu den Grenzwanderwegen Faltblätter oder<br />

Broschüren, diese beschäftigen sich jedoch nur mit den geschichtlichen oder militärischen<br />

Einrichtungen, Gegenständen oder Gegebenheiten (z. B. RITZ 2005). Während die ge-<br />

schichtlich-militärische „Infrastruktur“ der ehemaligen Grenze für interessierte Besucher über<br />

vielfältige Informationsmedien erlebbar wird, kann sich ein interessierter Besucher von<br />

Grenzmuseen oder Gedenkstätten über die hier und im Umfeld vorhandene ökologisch-<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band; <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien


2 Bestandsaufnahme Tourismus im Untersuchungsgebiet – Touristischer Status quo 88<br />

naturschutzfachliche Infrastruktur des Grünen Bandes nicht informieren: weder in textlicher<br />

Form (z.B. Faltblätter, Broschüren, Wanderkarten) noch als Info-Tafel oder Poster sind z. B.<br />

die vor Ort entlang eines Grenzlehrpfades vorkommenden Biotoptypen, häufig zu beobach-<br />

tende Arten, Selten- und Besonderheiten sowie ihre naturschutzfachliche Bedeutung doku-<br />

mentiert.<br />

2.1.4.6 Informationen zu buchbaren Produkten und Pauschalen<br />

Um wettbewerbsfähig zu bleiben, ist es notwendig, thematisch aufbereitete Informationen<br />

und Produkte unterschiedlichen Interessensgruppen möglichst schnell und einfach zugäng-<br />

lich zu machen. Solche Informationen werden klassischerweise über Web-Sites oder Print-<br />

medien, die bei den Beratungs- und Informationsstellen angefordert werden können, trans-<br />

portiert.<br />

Internet als Informationsquelle<br />

Folgende Web-Pages der regionalen Tourismusorganisationen und -verbände sowie der<br />

Naturparkverwaltungen wurden einer Durchsicht unterzogen.<br />

Elbe-Altmark<br />

www.altmarktourismus.de<br />

www.fremdenverkehr-prignitz.de<br />

www.luechow-dannenberg.de/Tourismus<br />

www.mecklenburg-schwerin.de<br />

Thüringer-/ Frankenwald<br />

Harz<br />

Eichsfeld-Werra<br />

www.naturpark-thueringer-wald.de<br />

www.thueringer-wald.de<br />

www.thueringer-schiefergebirge-obere-saale.de, www.saale-rennsteig-seenland.de<br />

www.saalebogen-info.de<br />

www.frankenwald-tourismus.de<br />

www.frankenwald-aktiv.de<br />

www.harzinfo.de<br />

www.harzregion.de<br />

www.nationalpark-harz.de<br />

www.harz-urlaub.de<br />

www.werra-meissner-touristik.de<br />

www.werratal.de<br />

www.werratal-tourismus.de<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band; <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien


2 Bestandsaufnahme Tourismus im Untersuchungsgebiet – Touristischer Status quo 89<br />

www.eichsfeld.de<br />

www.hainichland.de<br />

www.naturpark-ehw.thueringern.de<br />

www.naturpark-mkw.de<br />

Grundsätzlich werden mehrere Möglichkeiten der Online-Information und -Buchung unter-<br />

schieden:<br />

▪ Die Möglichkeit, Unterkünfte über ein Online-Buchungssystem zu reservieren und<br />

▪ die Möglichkeit, Angebote und Pakete/Pauschalen direkt online zu buchen.<br />

Derzeit sind modular zusammenstellbare Leistungen per Online-Buchungssystem im<br />

Deutschlandtourismus eine absolute Seltenheit. Als ein Vorzeigemodell ist hier beispielswei-<br />

se die Web-page des Berchtesgadener Landes zu nennen. Unter der Adresse<br />

www.berchtesgadener-land.com besteht die Möglichkeit, Basis-Pakete direkt zu buchen und<br />

online durch verschiedene Anreiseoptionen und Unterkunftskategorien zu ergänzen. Auch<br />

das Internet-Portal www.tiscover.com zählt zu den Top-Reisewebseiten weltweit und bietet<br />

online buchbare Unterkünfte und Pauschalen sowie entsprechende Informationen zu Län-<br />

dern und Regionen an.<br />

Im Gegensatz zu den Online-Buchungsoptionen für Pauschalen, setzen sich<br />

Unterkunftsbuchungssysteme immer stärker durch. Erfahrungen an der Ostsee (Fremden-<br />

verkehrsverband Vorpommern, www.vorpommern.de) haben beispielsweise gezeigt, dass<br />

sich nach der Einführung eines Online-Buchungssystems das Buchungsvolumen innerhalb<br />

des ersten Jahres verzehnfacht hat.<br />

Altmark-<br />

tourismus <br />

Fremden-<br />

verkehr-<br />

Prignitz<br />

Allgemeine Informationen Infos und Buchung<br />

Informationen sind thematisch<br />

aufbereitet (AKTIVmark,<br />

KULTURmark, GENUSSmark)<br />

und nach Möglichkeit durch<br />

Pauschalen ergänzt. Möglich-<br />

keit, Informationsmaterial anzu-<br />

fordern<br />

Möglichkeit der Prospektanfra-<br />

ge. Informationen sind thema-<br />

tisch aufbereitet (Rad+mehr,<br />

Natur+mehr, Wasser+mehr<br />

Pauschalen<br />

134 Pauschalen finden<br />

sich zu den verschie-<br />

densten Themen auf der<br />

Page. Angabe von Kon-<br />

taktadresse und<br />

Verlinkung zur Home-<br />

Page des Pauschalen-<br />

Anbieters<br />

Kein eigenes<br />

Pauschalenangebot.<br />

Kooperationspartner ist<br />

die Westprignitzer Ver-<br />

Infos und Buchung<br />

Online-<br />

Unterkunft<br />

Buchungsmöglichkeit<br />

vorhanden. Kooperati-<br />

onspartner ist Tiscover<br />

Online-<br />

Gastgeberverzeichnis<br />

vorhanden<br />

Buchungshotline:<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band; <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien


2 Bestandsaufnahme Tourismus im Untersuchungsgebiet – Touristischer Status quo 90<br />

Luechow-<br />

dannenberg<br />

Naturpark<br />

Thüringer<br />

Wald<br />

Thüringer<br />

Wald<br />

Allgemeine Informationen Infos und Buchung<br />

Pauschalen<br />

etc.) kehrs-Service (WVS)<br />

Thematische Informationen zu<br />

Radfahren (Touren, Pauscha-<br />

len, Kartenmaterial, radfreund-<br />

liche Betriebe, Fahrradwerk-<br />

stätten), Reiten und sonstigen<br />

Aktivitäten (Nordic Walking,<br />

Kuren & Wellness, Golfen,<br />

Wandern)<br />

Informationen zu „Natur erle-<br />

ben“ (Naturpark, Biosphärenre-<br />

servat), Wassertourismus, Rei-<br />

ten und Radfahren und Aktiv-<br />

Angeboten (Golf, Kegeln, Sur-<br />

fen, Tauchen) etc.<br />

Informationssystem: Informati-<br />

onen über Rennsteig, Veran-<br />

staltungen, Erlebniswandern<br />

Informationssystem und Netz-<br />

werk, das aus Privatinitiative<br />

entstand als kostenloser Ver-<br />

mittlungsservice für Gäste und<br />

GmbH, die als Reisever-<br />

anstalter und Reisebüro<br />

selbst Pauschalen rund<br />

um „Prignitzreisen“ ent-<br />

wickelt und Angebote<br />

und Kontingente an den<br />

Endkunden vertreibt<br />

Detaillierte Liste der<br />

Pauschalangebote mit<br />

ausführlichen Informatio-<br />

nen. Entweder<br />

Verlinkung zum Anbieter<br />

der Pauschale oder bei<br />

Pauschalen der Wend-<br />

land-Touristik Hinweis<br />

auf telefonische Bu-<br />

chungsmöglichkeit beim<br />

Tourismus Service Cen-<br />

ter Wendlandhof<br />

Package-Angebot. Zur<br />

Buchung und weiteren<br />

Information: Verlinkung<br />

mit Pauschalenanbieter.<br />

Möglichkeit, Informati-<br />

onsmaterial anzufordern<br />

Prospektanforderung für<br />

ausgewählte Prospekte<br />

zu Wandern, Radfahren,<br />

Winter-, Camping-, Ge-<br />

biets- und Themenpros-<br />

pekte<br />

Infos und Buchung<br />

Unterkunft<br />

Verlinkung zum Bu-<br />

chungssystem des<br />

Reiselandes Branden-<br />

burg(Landesmarke- tingorganisation) mit<br />

der Möglichkeit der<br />

Buchungsanfrage oder<br />

direkten Online-<br />

Buchung<br />

Online-<br />

Gastgeberverzeichnis<br />

Möglichkeit eine Bu-<br />

chungsanfrage zu<br />

schicken<br />

Gastgeberverzeichnis<br />

online<br />

Keine Vermieterverzeichnis<br />

vorhanden mit der<br />

Möglichkeit, online<br />

eine Anfrage an den<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band; <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien


2 Bestandsaufnahme Tourismus im Untersuchungsgebiet – Touristischer Status quo 91<br />

Thüringer<br />

Schieferge-<br />

birge, Obere<br />

Saale<br />

Allgemeine Informationen Infos und Buchung<br />

Pauschalen<br />

Infos und Buchung<br />

Unterkunft<br />

Gastgeber der Region. Vermieter zu senden.<br />

Information zum Naturpark und<br />

seinen Landschaften<br />

Saalebogen Informationen und Verlinkung<br />

Naturpark<br />

Frankenwald<br />

zu Städten und Regionen<br />

Informationen zu Orten, über<br />

die Region. Informationen zu<br />

Freizeitangeboten: Sportlich<br />

Aktiv, Kur und Wellness, Rad-<br />

fahren, Golf, Wintersport etc.<br />

Für Radtourismus existiert eine<br />

neue Informations-Web-Page<br />

www.frankenwald-aktiv.de<br />

Harzinfo Thematisch aufbereitete Infor-<br />

mationen zu verschiedenen<br />

Produktlinien wie Bergbau-<br />

Harz, Gesund-Harz oder Sport-<br />

Harz<br />

Harzregion Informationen zu Geopark,<br />

Nationalpark<br />

Harz<br />

Naturpark und Landkreisen<br />

Informationen zum National-<br />

park und zu Nationalparkhäu-<br />

sern. Informationen zu Urlaub<br />

und Wandern.<br />

Harz-Urlaub Informationen vor allem zu<br />

Gastgebern und Leistungsträ-<br />

Möglichkeit, Prospekte<br />

anzufordern<br />

Möglichkeit, Informati-<br />

onsmaterial online anzu-<br />

fordern. Informationen zu<br />

Pauschalangebote mit<br />

Angabe der jeweiligen<br />

Kontaktadresse<br />

Pauschalprogramme<br />

nach Themen wie Rad-<br />

fahren, Kultur, Wandern,<br />

Wellness aufbereitet.<br />

Möglichkeit, Prospekte<br />

und Kataloge zu bestel-<br />

len. Außerdem bietet<br />

sich die Möglichkeit einer<br />

Buchungsanfrage per E-<br />

mail oder Telefon. Di-<br />

rektkontakt zum<br />

Pauschalenanbieter wird<br />

ebenfalls angegeben.<br />

Möglichkeit, Informati-<br />

onsmaterial online anzu-<br />

fordern. Informationen zu<br />

Pauschalen mit direkter<br />

Online-Buchungsanfrage<br />

Informationen zum The-<br />

ma Wandern und ent-<br />

sprechendeRoutenvor- schläge.<br />

Informationen zu Pau-<br />

schalen und den Anbie-<br />

Online-<br />

Gastgeberverzeichnis,<br />

zentrale Zimmerver-<br />

mittlung (ZZV)<br />

Service-Telefon, sowie<br />

Online-<br />

Übernachtungsanfrage<br />

Möglichkeit, Online-<br />

Buchungsanfrage zu<br />

senden. Beim Bu-<br />

chungsservice wird auf<br />

Telefonnr. Und E-mail-<br />

Adresse des Fran-<br />

kenwald Tourismus<br />

Service Center ver-<br />

wiesen<br />

Online-<br />

Buchungssystem von<br />

Tiscover und DIRS21.<br />

Möglichkeit,<br />

Unterkunfts-<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band; <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien


2 Bestandsaufnahme Tourismus im Untersuchungsgebiet – Touristischer Status quo 92<br />

Werra-<br />

meissner<br />

Allgemeine Informationen Infos und Buchung<br />

gern, aber auch zu kulturellen<br />

Einrichtungen (z.B. Schauber-<br />

gewerke), Literatur und Infor-<br />

mation zu Wintersport<br />

Informationen zu den Themen<br />

Wandern, Radeln und Was-<br />

serwandern, Reiten, Golf etc.<br />

Werratal Informationen zum Werratal,<br />

Werratal-<br />

tourismus<br />

zum Werratal-Radweg und<br />

seinen Abschnitten<br />

Informationen zu Freizeitmög-<br />

lichkeiten und zu Aktiv Urlaub<br />

(Radeln, Kanufahren, Wan-<br />

dern, Nordic Walking, Well-<br />

ness, Reiten, Angeln etc.)<br />

Eichsfeld Informationen zur Urlaubsregi-<br />

on, zu Wandern mit Wander-<br />

routenvorschlägen,verschie- denen Freizeitangeboten und<br />

Themen wie Kultur und Kur<br />

Pauschalen<br />

tern (Wandern, Wellness<br />

oder Erlebnisurlaub).<br />

Pauschalenangebot mit<br />

Verlinkung zum jeweili-<br />

gen Pauschalenanbieter<br />

unter Angabe dessen<br />

Kontaktes. Möglichkeit,<br />

Informationsmaterial zu<br />

Pauschalen und Themen<br />

anzufordern<br />

Pauschalangebote zu<br />

verschiedenen Themen.<br />

Kontakt muss telefonisch<br />

oder per Email erfolgen.<br />

Keine explizite Möglich-<br />

keit, Informationsmaterial<br />

anzufordern<br />

Möglichkeit, online Pros-<br />

pektmaterial zu Wan-<br />

dern, Radfahren und<br />

Kanu, etc. anzufordern.<br />

Darstellung zahlreicher<br />

Pauschalen mit der Mög-<br />

lichkeit, online eine zent-<br />

rale Buchungsanfrage zu<br />

schicken<br />

Möglichkeit, online Pros-<br />

pekte anzufordern,<br />

Pauschalangebote ver-<br />

schiedener Gastgeber<br />

mit der Möglichkeit, die<br />

Pauschale online zu<br />

reservieren und anzufra-<br />

gen und online zu bu-<br />

chen!<br />

Infos und Buchung<br />

Unterkunft<br />

Buchungsanfrage zu<br />

stellen sowie direkt zu<br />

buchen (powered bei<br />

Tiscover)<br />

Online-<br />

Gastgeberverzeichnis<br />

mit Informationssys-<br />

tem über Belegungs-<br />

status<br />

Online-<br />

Gastgeberverzeichnis<br />

ohne Buchungsmög-<br />

lichkeit<br />

Online-<br />

Gastgeberverzeichnis<br />

mit der Möglichkeit<br />

einer zentralen telefo-<br />

nischen Reservierung<br />

bei der Tourist-<br />

Information und Infor-<br />

mationssystem zu<br />

Belegungsstatus<br />

Online-<br />

Gastgeberverzeichnis<br />

mit der Möglichkeit der<br />

Online-Reservierung<br />

und -Buchung<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band; <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien


2 Bestandsaufnahme Tourismus im Untersuchungsgebiet – Touristischer Status quo 93<br />

Allgemeine Informationen Infos und Buchung<br />

Hainichland Informationen zu Städten und<br />

Naturpark-<br />

ehw.thueringen<br />

.de<br />

Naturpark-<br />

mkw.de<br />

Gemeinden, zur Region, Wan-<br />

dern und Radfahren<br />

Informationen zum Naturpark<br />

Eichsfeld-Hainich-Werratal, zu<br />

Wandern, Kanufahren und<br />

Radtouren mit ausgewählten<br />

Tipps und entsprechender<br />

Routendarstellung. Informatio-<br />

nen zu den Thüringer Parken<br />

Informationen zum Naturpark<br />

Meißner – Kaufunger Wald<br />

Pauschalen<br />

Keine Pauschalen, keine<br />

Prospekte<br />

Verzeichnis der Natur-<br />

parkverwaltungen, wo<br />

nähere Informationen<br />

angefordert werden kön-<br />

Infos und Buchung<br />

Online-<br />

Unterkunft<br />

Gastgeberverzeichnis<br />

ohne direkte Bu-<br />

chungs- oder Anfra-<br />

gemöglichkeit<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band; <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien<br />

nen<br />

Tabelle 27: Informationen als Informationsquelle<br />

Informationen zum The-<br />

ma Wandern mit ent-<br />

sprechendenRoutenvor- schlägen und dem An-<br />

gebot von geführten<br />

Wanderungen. Direkter<br />

Download von Informati-<br />

onsmaterial als *.pdf-<br />

Dokument möglich<br />

Die Web-Pages der Naturparke dienen in der Regel der reinen Informationsvermittlung über<br />

die Natur- und Nationalparke und der Region. Sie bieten weniger Informationen zu Gastge-<br />

bern und Unterkünften und selten die Möglichkeit, Informationsmaterial zu bestellen.<br />

Ausnahme ist die Web-Page des Naturparks Frankenwald, wo der Tourismus Service Center<br />

als regionale Tourismusorganisation sämtliche touristischen Belange bedient und bei der<br />

Unterkunftssuche Online-Buchungsanfragen möglich macht.<br />

Die Tourismusverbände und Organisationen stellen ihre Informationen zu den Regionen<br />

nach Themen und Produktlinien aufbereitet dar. Die untersuchten touristischen Web-Sites<br />

verfügen zum Teil über Online-Buchungssysteme oder bieten zumindest die Möglichkeit,<br />

eine Online-Buchungsanfrage für Hotels und Unterkünfte unterschiedlicher Preisklassen zu


2 Bestandsaufnahme Tourismus im Untersuchungsgebiet – Touristischer Status quo 94<br />

stellen. Informationen zu buchbaren Produkten und Angeboten sind sowohl online als auch<br />

in dem bestellbaren Prospektmaterial generell vorhanden. Angebote und Pauschalen sind in<br />

vielen Fällen nicht buchbar bzw. können nicht zentral angefragt werden. Ausnahmen sind<br />

hier die Seiten www.harzinfo.de und www.werratal-tourismus.de, wo eine zentrale Online-<br />

Buchungsanfrage möglich ist. Im Eichsfeld (www.eichsfeld.de) ist sogar eine direkte Online-<br />

Buchung der Pauschale möglich.<br />

Printprodukte als Informationsquelle:<br />

Bei den Printprodukten liegen vorwiegend Gastgeberverzeichnisse, Imagebroschüren und<br />

Themenkataloge vor. Echte Pauschalenkataloge oder in den Prospekten integrierte Pau-<br />

schalen stellen im Verhältnis zur gesamten vorliegenden Prospektmenge eher die Ausnah-<br />

me dar. Einige Beispiele sind in diesem Zusammenhang zu nennen:<br />

▪ Der Pauschalenkatalog „Angebote für Gruppen, Clubs und Clübchen“ der Tourist-<br />

Information Eschwege Meißner Meinhard Wanfried (www.werratal-tourismus.de), die als<br />

zentrale Buchungsstelle fungiert. In dem Katalog integriert sind 43 Pauschalen<br />

▪ Der Flyer „Abenteuer Freizeit“ der Werratal-Tours Roth&Krause GbR. Die Gesellschaft ist<br />

ein unabhängiger Veranstalter, der Pauschalen zu den Themen Kanu und Radfahren<br />

vertreibt<br />

▪ Das Urlaubsjournal „Gastgeber und Angebote“ der Fremdenverkehrs- und Tourismus-<br />

verbandes Prignitz e.V., der in dem Prospekt die Pauschalen unter dem Thema „Prignitz-<br />

reisen“ des Reiseveranstalters und Reisebüros Westprignitzer Verkehrs-Service (WVS)<br />

GmbH integriert<br />

▪ Der Pauschalenkatalog „Altmärker Ferienzauber - Tipps für tolle Ferien“ des Tourismus-<br />

verbandes Altmark e.V., der regionale Pauschalen verschiedener Veranstalter zusam-<br />

menfasst<br />

▪ Der Flyer zu Kur- und Wellnesspaketen des bayerischen Staatsbades Bad Steben<br />

▪ Die Broschüre „Naturreisen mit dem Nationalparkhaus Altenau-Torfhaus“, wo Pauscha-<br />

len zu den Themen „im Reich der Luchse“, „vom Bergbau zur Wildnis“, „Mensch-Natur-<br />

Kunst“ oder „Wildnisforscher für einen Tag“ integriert sind. Zudem besteht eine Koopera-<br />

tion mit Fahrtziel Natur<br />

▪ Der Katalog „Frankenwald Urlaub“, der als Gastgeber- und Informationsbroschüre auch<br />

(Gruppen-)Pauschalen integriert<br />

▪ Die Imagebroschüre „Frankenwald Aktivreisen & Wellness“ mit Pauschalangeboten zu<br />

den Themen (Natur-)Radeln, Mountainbiking und Nordic Walking<br />

▪ Der Flyer der Deutschen Bahn AG „Fahrtziel Natur - Naturpark Frankenwald“, in dem auf<br />

Pauschalen wie „Wandern ohne Gepäck“ hinweist<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band; <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien


2 Bestandsaufnahme Tourismus im Untersuchungsgebiet – Touristischer Status quo 95<br />

▪ Der Angebotsprospekt „Blaues Band - Wassertourismus in Sachsen-Anhalt“ der Lan-<br />

desmarketing Sachsen-Anhalt GmbH integriert Pauschalen zu den Themen Radfahren,<br />

Kanu und Kulinarisches.<br />

2.1.5 Zusammenfassende Darstellung Status-quo Tourismus<br />

Wichtige Fragestellungen bei der Analyse von Strukturen sind die Stellung der potenziellen<br />

Modellregionen im Wettbewerb, das Volumen der generierten Nachfrage sowie Professiona-<br />

lität und Qualität der touristischen Infrastruktur vor Ort.<br />

Folgende drei Eckparameter bieten sich an, um ein differenziertes Bild der potenziellen Mo-<br />

dellregionen zu zeichnen:<br />

Der Marktanteil (Übernachtungen in den Modellregionen gemessen am gesamtdeut-<br />

schen Markt 2004) als Indikator für den touristischen Entwicklungsgrad,<br />

die Klassifizierungsrate (Sterne-Klassifizierung gewerblicher Anbieter) als Indikator<br />

für die touristische Professionalisierung und<br />

der Grad der Vernetzung bzw. die Kooperationstätigkeit als Indikator für den aktuel-<br />

len Stand des Destinationsbildungsprozesses.<br />

Der schematische Überblick zeigt deutlich die unterschiedlichen Marktpositionen der poten-<br />

ziellen Modellregionen.<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band; <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien


2 Bestandsaufnahme Tourismus im Untersuchungsgebiet – Touristischer Status quo 96<br />

Marktanteil in %*<br />

1,8<br />

1,6<br />

1,4<br />

1,2<br />

1,0<br />

0,8<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

0,0<br />

Rhön<br />

Schaalsee<br />

Elbe-<br />

Altmark<br />

Thüringer-/<br />

Frankenwald<br />

20 25 30 35 40 45 50<br />

Klassifizierungsrate in %<br />

Harz<br />

Eichsfeld-<br />

Werra<br />

Grenzüberschreitende Organisation<br />

Beginnende grenzüberschreitende<br />

(touristische) Kooperation<br />

Keine grenzüberschreitenden<br />

(touristische) Aktivitäten<br />

* prozentualer Anteil der Übernachtungen 2004 am<br />

gesamtdeutschen Markt (338.768.840 Übernachtungen).<br />

Abbildung 16: Profilbewertungsmatrix<br />

Der Harz und die Rhön zeichnen sich durch einen hohen Marktanteil und grenzüberschrei-<br />

tende touristische Organisations- und Vermarktungsstrukturen aus, wobei der Harz einen<br />

deutlich höheren Klassifizierungsgrad aufweist als die Rhön.<br />

Die Regionen Thüringer-/ Frankenwald und Eichsfeld-Werra sind durch relativ hohe Klas-<br />

sifizierungsraten, einen mittleren Marktanteil und geringe bis keine grenzüberschreitenden<br />

touristischen Aktivitäten gekennzeichnet.<br />

Die beiden potenziellen Modellregionen Schaalsee und Elbe-Altmark liegen eindeutig im<br />

unteren Nachfragebereich. Zudem mangelt es an grenzüberschreitenden (touristischen) Ak-<br />

tivitäten.<br />

Von der Profilbewertungsmatrix ausgehend, lässt sich eine Typisierung der potenziellen Mo-<br />

dellregionen nach den Indikatoren „Touristischer Entwicklungsgrad“ und „grenzüberschrei-<br />

tende Kooperation/Organisation“ vornehmen. Im Ergebnis werden konkret drei Strukturtypen<br />

abgeleitet:<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band; <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien


2 Bestandsaufnahme Tourismus im Untersuchungsgebiet – Touristischer Status quo 97<br />

� Strukturtyp A zeichnet sich durch einen hohen touristischen Entwicklungsgrad sowie<br />

grenzüberschreitende touristische Organisationsstrukturen aus (1. Harz, 2. Rhön)<br />

� Strukturtyp B ist gekennzeichnet durch einen mittleren touristischen Entwicklungsgrad<br />

und geringe bis keine grenzüberschreitende (touristische) Kooperation (1. Thüringer-/<br />

Frankenwald, 2. Eichsfeld-Werra)<br />

� Strukturtyp C beinhaltet Regionen mit geringem touristischem Entwicklungsgrad und<br />

fehlender grenzüberschreitender (touristischer) Kooperation (1. Schaalsee, 2. Elbe-<br />

Altmark)<br />

Somit zeichnet sich jeder einzelne Strukturtyp durch seinen modellhaften Charakter aus. Von<br />

unterschiedlichen Ausgangsvoraussetzungen ausgehend, wird es möglich, für jeden Struk-<br />

turtyp Entwicklungsziele aufzuzeigen und Grundsätze für die Produktentwicklung auszuwei-<br />

sen (vgl. Punkt 6.2). Durch den spezifischen Charakter der einzelnen Modellregionen werden<br />

die Ziele an den Gegebenheiten der einzelnen Regionen ausgerichtet und unter einem<br />

ganzheitlichen, geschlossenen Ansatz – dem Leitbild – konkretisiert. Unter der Prämisse,<br />

dass für das Hauptvorhaben die Auswahl von mindestens drei Modellregionen erfolgen soll,<br />

sollte jeder Strukturtyp bei der Auswahl berücksichtigt werden. Vom derzeitigen Untersu-<br />

chungs- und Wissensstand ausgehend, werden nachfolgend die vier potenziellen Modellre-<br />

gionen „Harz“, „Thüringer-/ Frankenwald“, „Eichsfeld-Werra“ und „Elbe-Altmark“ in die weite-<br />

re Analyse einbezogen. Die Rhön verzichtete auf der Sitzung der Projektbegleitenden Ar-<br />

beitsgruppe freiwillig auf den Status als potenzielle Modellregion. Die Region Schaalsee<br />

wurde nach Abwägen und Analyse ihrer Strukturen aufgrund der bestehenden Kleinteiligkeit,<br />

ihrer zu geringen Größe und des großen West-Ost-Gefälles aus der Betrachtung ausge-<br />

schlossen.<br />

2.2 Regionale Aufgabenverteilung: Organisations- und<br />

Vermarktungsstrukturen<br />

Die vier potenziellen Modellregionen „erweiterter Harz“, „Frankenwald/Thüringer Wald“,<br />

„Werra-Eichsfeld“ und „Elbe-Salzwedel“ weisen sowohl interregional auch intraregional<br />

grundlegende Unterschiede auf.<br />

Harz:<br />

Im Harz existieren mit dem Harzer Verkehrsverband e.V. (HVV), dem Regionalverband Harz<br />

e.V. und der Nationalparkverwaltung Harz drei große Organisationen. Die Vermarktung des<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band; <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien


2 Bestandsaufnahme Tourismus im Untersuchungsgebiet – Touristischer Status quo 98<br />

Harz als profilierte Destination erfolgt jedoch weitgehend aus einer Hand durch den HVV. Er<br />

tritt nach außen als touristische Marketingorganisation für den gesamten Harz auf, koordi-<br />

niert nach innen ca. 250 Mitgliedsorte und -unternehmen und leistet intensive Lobbyarbeit.<br />

Ferner leistet er analytische Arbeit und entwickelt Themen- und Angebotsprospekte.<br />

Zudem existiert mit dem Regionalverband Harz e.V. eine zweite grenzübergreifende Organi-<br />

sation, die den Natur- und Geopark betreut und verwaltet und intensive Kulturförderung be-<br />

treibt. Der Verband ist ein Zusammenschluss aus acht Landkreisen, wodurch das Verbands-<br />

gebiet in seiner räumlichen Ausdehnung weitaus größer ist als die touristische Destination<br />

Harz.<br />

Das Schwerpunktgebiet in der zukünftigen Modellregion Harz wird sich jedoch rund um den<br />

Nationalpark Harz erstrecken, da sich eine touristische Destination Harz in ihrer West-Ost-<br />

Ausdehnung als zu großräumig für eine produktbezogene Darstellung des Grünen Bandes<br />

erweist. Der Nationalpark Harz erstreckt sich vom Südrand des Mittelgebirges bei Herzberg<br />

über die Hochlagen bis zum Nordrand bei Ilsenburg. Dabei handelt es sich bundesweit um<br />

den einzigen länderübergreifenden Nationalpark, der in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt<br />

liegt und durch die Nationalparkverwaltung mit Sitz in Wernigerode geführt wird.<br />

Thüringer-/ Frankenwald:<br />

Die organisatorischen Strukturen in der potenziellen Modellregion Frankenwald/Thüringer<br />

Wald weisen ein sehr unterschiedliches Bild beiderseits der Landesgrenze auf.<br />

Auf bayerischer Seite im Frankenwald liegt die Zuständigkeit beim Tourismus Service Center<br />

Frankenwald für die Landkreise Hof, Kulmbach, Kronach. Auf der Thüringer Seite der Gren-<br />

ze werden die Landkreise Hildburghausen, Sonneberg und Saalfeld-Rudolstadt durch den<br />

Tourismusverband Thüringer Wald e.V. bedient, der sich als zentraler Tourismusverband um<br />

die hauptsächlichen touristischen Belange kümmert und die Region vermarktet. Zudem be-<br />

findet sich der Naturpark Thüringer Schiefergebirge/Obere Saale in den südlichen Bereichen<br />

der Landkreise Saalfeld-Rudolstadt und im Saale-Orla-Kreis, wobei der Fremdenverkehrs-<br />

verband Thüringer Schiefergebirge/Obere Saale für die touristischen Belange zuständig ist.<br />

Der Landkreis Saalfeld-Rudolstadt liegt mit dem Verein Erlebnisland Saale-Rennsteig e.V.,<br />

dem Saale-Rennsteig-Seenland-Fremdenverkehrsverband und dem Tourismusverband Thü-<br />

ringer Wald e.V. gleich im Zuständigkeitsbereich dreier touristischer Verbände. Der Saale-<br />

Orla-Kreis wird „doppelt versorgt“. Insgesamt ist jedoch keine institutionalisierte grenzüber-<br />

schreitende Zusammenarbeit erkennbar. Auch hier findet keine Bündelung in einer Organisa-<br />

tion auf Thüringer Seite statt. Ein potenzieller Gast findet keinen zentralen Anlaufpunkt, an<br />

dem er alle relevanten Informationen vorfindet.<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

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2 Bestandsaufnahme Tourismus im Untersuchungsgebiet – Touristischer Status quo 99<br />

Elbe-Altmark:<br />

An der touristischen Vermarktung der Region beteiligt sind in Sachsen-Anhalt der Touris-<br />

musverband Altmark e.V. sowie das Innovations- und Gründerzentrum Salzwedel, in Meck-<br />

lenburg-Vorpommern der Tourismusverband Mecklenburg-Schwerin e.V., in Brandenburg<br />

der Fremdenverkehrs- und Kulturverein Prignitz e.V. und in Niedersachsen die Elbtalaue-<br />

Wendland Touristik GmbH. Zudem wurde im Rahmen der Entwicklung des Biosphärenreser-<br />

vates „Flusslandschaft Elbe“ eine kommunale Arbeitsgemeinschaft als Zusammenschluss<br />

der Landkreise Ludwigslust, Lüneburg, Lüchow-Dannenberg, Prignitz, Stendal, Jerichower<br />

Land und Ohrekreis ins Leben gerufen. Somit wird auch hier einem potenziellen Gast der<br />

Zugang zu Informationen und Produkten erschwert.<br />

Eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit ist bisher nicht fest verankert. Stattdessen en-<br />

den die Zuständigkeitsgebiete der Tourismusorganisationen und -verbände an der jeweiligen<br />

Landkreis- bzw. Landesgrenze.<br />

Eichsfeld-Werra:<br />

In der Region Eichsfeld-Werra existieren zahlreiche touristische Marketingorganisationen<br />

und Naturparkverwaltungen mit überlappenden Zuständigkeitsgebieten: Werra-Meißner-<br />

Touristik e.V., Werratal Touristik e.V., Eichsfeld Touristik e.V., Nationalparkverwaltung Meiß-<br />

ner-Kaufunger Wald, Hainichland – Tourismusverband der Thüringer Nationalparkregion e.V.<br />

sowie die Naturparkverwaltung Eichsfeld-Hainich-Werratal e.V. Obwohl bisher eine grenz-<br />

überschreitende Zusammenarbeit im Sinne einer gemeinsamen Angebotspräsentation und<br />

Angebotsentwicklung nicht erfolgt ist, gibt es deutliche Signale aus den beteiligten Teilregio-<br />

nen, Kooperationstätigkeiten aufzubauen. Entsprechende Vorarbeiten sind im Gang.<br />

Fazit<br />

Die Organisationsstrukturen in den potenziellen Modellregionen entlang des Grünen Bandes<br />

weisen – mit Ausnahme des Harz, der in diesem Fall als Best-Practice anzusehen ist und als<br />

Benchmark dienen sollte – sowohl interregional als auch intraregional eine sehr starke Zer-<br />

splitterung auf.<br />

Derzeit orientieren sich die Vermarktungsstrukturen vorwiegend an politischen Grenzen und<br />

die Organisationen agieren isoliert sowohl diesseits als auch jenseits der Landesgrenze. Das<br />

Grüne Band an sich als das „Erlebnis dazwischen“ existiert bisher nicht, da sich die Aktivitä-<br />

ten entweder auf das „hier“ oder auf das „dort“ beiderseits der Grenze konzentrieren. Durch<br />

die bis heute bestehende Orientierung der Verbandsgebiete an politischen Grenzen, stellt<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band; <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien


2 Bestandsaufnahme Tourismus im Untersuchungsgebiet – Touristischer Status quo100<br />

das Grüne Band aus der Sicht der jeweiligen Organisation ein peripher gelegenes Produkt<br />

dar. Ein wesentliches Ziel muss sein, die grenzüberschreitende und gemeinsame Produkt-<br />

entwicklung und -vermarktung zu fördern, um während des Hauptvorhabens dem Grünen<br />

Band im Zentrum grenzübergreifender Regionen ein starkes Gewicht zu verleihen.<br />

2.3 Regionale Stärken-Schwächen-Analyse und touristische<br />

Regionsprofile<br />

Die Profile der vier potenziellen Modellregionen stellen sich wie folgt dar:<br />

Kriterium<br />

Region<br />

Touristische Entwicklung<br />

Grenzüberschreitende<br />

Kooperation/ Organisation<br />

Harz<br />

++<br />

++<br />

Thüringer-/<br />

Frankenwald<br />

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+<br />

--<br />

Punkteskala von „--“ = nicht vorhanden bis „++“ = hoch/stark ausgebaut<br />

Abbildung 17: Kurzprofil der potenziellen Modellregionen<br />

Eichsfeld-<br />

Werra<br />

+<br />

o<br />

Elbe-<br />

Altmark<br />

Nachfolgend werden wesentliche Stärken und Schwächen der potenziellen Modellregionen<br />

für die genannten Faktoren mit Blick auf das Grüne Band zusammengefasst. Folgende Dar-<br />

stellung gibt nun einen umfassenden Überblick über die Voruntersuchung und weist Schwä-<br />

chen in den Modellregionen aus, die für die Umsetzung im Hauptvorhaben von grundlegen-<br />

der Bedeutung sein werden.<br />

Harz � Vermarktung aus einer Hand<br />

STÄRKEN SCHWÄCHEN<br />

� Ausgebautes Rad- und Wan-<br />

derwegenetz<br />

� Klare Organisationsstrukturen<br />

� Eingeführtes Fremdenverkehrs-<br />

gebiet und hohem qualitativen<br />

Standard (POI Brocken)<br />

--<br />

--<br />

� Unzureichende Darstellung und<br />

Behandlung des Grenzthemas<br />

(Ausnahme: Harzer Grenzweg)<br />

� Gegenläufige Nachfrageentwick-<br />

lung in West- und Ostharz (quali-<br />

tative Unterschiede?)


2 Bestandsaufnahme Tourismus im Untersuchungsgebiet – Touristischer Status quo101<br />

Thüringer-/<br />

Frankenwald<br />

� Hoher Bekanntheitsgrad (89 %)<br />

� Familienfreundliche und um-<br />

weltgerechte Urlaubsangebote<br />

� Umfangreiches, zielgerichtetes<br />

und direkt buchbares<br />

Pauschalenangebot<br />

� Relativ hoher Bekanntheitsgrad<br />

(70 bzw. 82 %)<br />

� Ausgebautes Rad- und Wan-<br />

derwegenetz<br />

� Rennsteig = „Zugpferd“<br />

� Wettbewerbsstärke im Bereich<br />

Naturerlebnis<br />

� Thüringer Wald Card und Fran-<br />

kenwaldCard als integriertes<br />

Medium und Instrument zur ein-<br />

fachen Produktgestaltung durch<br />

alle Ebenen<br />

Eichsfeld-Werra � Große Angebotsdichte<br />

� Zentrale Vermarktung des Wer-<br />

ratals durch Kooperationsge-<br />

meinschaft Werratal Touristik<br />

e.V. (zentrale Themen: Rad-<br />

und Wasserwandern)<br />

Elbe-Altmark � „Elbe“ und Aktivitäten rund um<br />

das Blaue Band als starke und<br />

zentrale Themen<br />

� Fehlende grenzüberschreitend<br />

vermarktete Angebote<br />

� Tourismusorganisationen sind<br />

v.a. auf Landkreisebene tätig und<br />

die Angebotspräsentation ist da-<br />

her stark landkreis- und landes-<br />

bezogen<br />

� Pauschalen größtenteils nicht<br />

zentral buchbar<br />

� Grünes Band ist kein Thema,<br />

Grenze ist bestenfalls Randthe-<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band; <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien<br />

ma<br />

� Unzureichende grenzüberschrei-<br />

tende Zusammenarbeit<br />

� Zu viele an der Vermarktung<br />

beteiligte Organisationen<br />

� Zu viele bearbeitete Segmente<br />

insgesamt, deshalb kein klares<br />

Profil der Region erkennbar<br />

� Direkt buchbare Angebote kaum<br />

vorhanden<br />

� Top-Thema Luther nicht integriert<br />

� Grenzthematik wird ansatzweise � Kleinteilige, zersplitterte Organi-<br />

touristisch thematisiert (allersationsstruktur (landkreis- und<br />

dings nur kleinteilig)<br />

landesbezogen)<br />

� Individuell betreute Aktivitäten<br />

vor Ort<br />

� Geringer Bekanntheitsgrad<br />

� Geringer Qualifizierungs- und<br />

Klassifizierungsgrad<br />

� Mangelnde grenzüberschreiten-<br />

de Kooperationstätigkeit<br />

� Eingeschränkte Attraktivität zu<br />

den Wettbewerbern erschwert<br />

Positionierung


Grenzüberschreitende<br />

Grenzüberschreitende<br />

Angebote Angebote<br />

Angebotsdichte<br />

Angebotsdichte<br />

Harz Harz Thüringer-/ Thüringer-/ Frankenwald<br />

Frankenwald<br />

Eichsfeld-Werra Eichsfeld-Werra Elbe-Altmark<br />

Elbe-Altmark<br />

zielgerichtete,<br />

zielgerichtete,<br />

buchbare buchbare Angebote Angebote<br />

2 Bestandsaufnahme Tourismus im Untersuchungsgebiet – Touristischer Status quo102<br />

Tabelle 28: Stärken-Schwächen-Darstellung der Modellregionen<br />

Eine Profildarstellung stellt die Regionen mit ihren relativen Stärken und Schwächen im Ver-<br />

gleich nochmals graphisch gegenüber. Behandelt wurden dabei die Vermarktungs- und Or-<br />

ganisationsstrukturen, das Vorhandensein grenzüberschreitender Angebote, die Angebots-<br />

dichte, das Angebot an zielgruppenorientierten und direkt buchbaren Produkten, der Ausbau<br />

und die Vernetzung des Rad- und Wanderwegenetzes, der Bekanntheitsgrad und die Profi-<br />

lierung, die Einbindung der Grenzthematik und des Grünen Bandes in bestehende Produkte<br />

sowie der Qualifizierungs- und Klassifizierungsgrad.<br />

Vermarktungs-/<br />

Vermarktungs-/<br />

Organisationsstruktur<br />

Organisationsstruktur<br />

Grenzüberschreitende<br />

Grenzüberschreitende<br />

Angebote Angebote<br />

Angebotsdichte<br />

Angebotsdichte<br />

zielgerichtete,<br />

zielgerichtete,<br />

buchbare buchbare Angebote Angebote<br />

Ausbau Ausbau Rad-/ Rad-/<br />

Wanderwegenetz<br />

Wanderwegenetz<br />

Ausbau Ausbau Rad-/ Rad-/<br />

Wanderwegenetz<br />

Wanderwegenetz<br />

Bekanntheitsgrad<br />

Bekanntheitsgrad<br />

Klares Klares Profil Profil<br />

Bekanntheitsgrad<br />

Bekanntheitsgrad<br />

Klares Klares Profil Profil<br />

Grenzthematik/<br />

Grenzthematik/<br />

Grünes Grünes Band Band<br />

Qualifizierungs-/<br />

Qualifizierungs-/<br />

Klassifizierungsgrad<br />

Klassifizierungsgrad<br />

0,5 0,5 11 1,5 1,5 22 2,5 2,5 33 3,5 3,5<br />

Grenzthematik/<br />

Grenzthematik/<br />

Grünes Grünes Band Band<br />

Relative Stärke Relative Schwäche<br />

Qualifizierungs-/<br />

Qualifizierungs-/<br />

Klassifizierungsgrad<br />

Klassifizierungsgrad<br />

Harz Thüringer-/ Frankenwald<br />

Eichsfeld-Werra Elbe-Altmark<br />

Abbildung 18: Relative Stärken und Schwächen der Modellregionen<br />

Zentrale Einflussgrößen der Reiseentscheidung sind das angebotene Produktsortiment und<br />

die Sortimentgliederung, das Markenimage und die Markenführung des Anbieters, die Ziel-<br />

gruppenorientierung sowie Werbung und Werbemittelgestaltung. Im Bezug auf diese Ein-<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band; <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien


2 Bestandsaufnahme Tourismus im Untersuchungsgebiet – Touristischer Status quo103<br />

flussgrößen zeigt die Betrachtung der örtlichen Gegebenheiten in den einzelnen Modellregi-<br />

onen deutlich, dass von grundlegend unterschiedlichen Voraussetzungen für die Entwicklung<br />

einer Dachmarke Grünes Band ausgegangen werden muss. Die Auswirkungen unterschied-<br />

licher gebietsspezifischer Potenziale für die Entwicklung künftiger Ankerpunkte zum Thema<br />

Grünes Band und für die Produktentwicklung und Vermarktung haben, werden in Punkt 4 im<br />

Rahmen des Marketingkonzepts näher behandelt werden.<br />

2.4 Chancen und Risiken einer touristischen Dachmarke Grünes<br />

Band<br />

Die Chancen, die sich durch eine touristische Dachmarke Grünes Band und den daraus ab-<br />

leitbaren Produkten für die einzelnen Regionen ergeben, liegen auf der Hand. Der Markt für<br />

Naturerlebnis-Produkte ist groß, eine entsprechende Nachfrage und Kaufkraft ist vorhanden.<br />

Die Marke bietet großen Spielraum für eine Ausdifferenzierung und stellt eine Chance für die<br />

Entwicklung strukturschwacher Regionen dar. Dennoch sind einige Risiken mit einer Dach-<br />

marke Grünes Band und der Entwicklung des Grünen Bandes verbunden. Der große Markt<br />

stellt nicht nur einen Vorteil dar, sondern kann sich im Zweifelsfall auch zum Nachteil entwi-<br />

ckeln, denn die nationale und internationale Konkurrenz an Destinationen und Regionen, die<br />

Naturerlebnis- und Kulturerlebnis-Angebote offerieren, ist zahlreich. Zudem ist die Lage im<br />

Raum bisher nur wenig vorteilhaft, da das Grüne Band wie bereits erwähnt, ein eher peripher<br />

gelegenes Produkt in meist schwach strukturierten Räumen darstellt.<br />

Tabelle 29: Chancen und Risiken der Markeneinführung „Grünes Band“<br />

Chancen Risiken<br />

Großer Markt (Nachfrage) Großer Markt (Angebot)<br />

Produkt bietet viel Spielraum für Differenzie-<br />

rungen<br />

Lokale Nachfrage teilweise zweifelhaft oder<br />

gering (Ausflugsverkehr)<br />

Chance für strukturschwache Regionen Etablierte Konkurrenz im Bereich Naturerleb-<br />

Chancen für Wachstum im Ausflugsverkehr Sehr harte Konkurrenz in Deutschland<br />

Komplementäres Angebot zum reinen Natur-<br />

erlebnis<br />

Ausflugsverkehr (Tagestourismus) bietet eine<br />

Möglichkeit zur ersten Kontaktaufnahme<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band; <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien<br />

nis<br />

Hohe Förderung nötig bei geringem quantitati-<br />

vem Effekt (Wertschöpfung)<br />

Hoher Abstimmungs- und Koordinationsbedarf<br />

bei der Produktentwicklung<br />

Attraktive Rad- und Wanderwege Hohe Transaktionskosten


2 Bestandsaufnahme Tourismus im Untersuchungsgebiet – Touristischer Status quo104<br />

Chancen für Imagepflege und Ausbau der<br />

Bekanntheit<br />

Höherer Bekanntheitsgrad führt zu mehr Be-<br />

suchern<br />

Möglichkeit für regionale Tourismusorganisa-<br />

tionen, stärker im Bereich der Entwicklung<br />

tätig zu werden<br />

Erfahrenes Personal bei der Produktgestal-<br />

tung erforderlich<br />

Lage im Raum als Problem<br />

Events zum Grünen Band sind personalinten-<br />

siv in Vorbereitung, Vermarktung und Durch-<br />

führung<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band; <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien


3 Leitbild für die zukünftige Entwicklung des Grünen Bandes 105<br />

3 Leitbild für die zukünftige Entwicklung des Grünen<br />

Bandes<br />

3.1 Konzeptionelle Vorüberlegungen<br />

Leitbilder bestehen aus Zielen und zur Zielerreichung langfristig tragfähigen Handlungs-<br />

grundsätzen. Die Handlungsgrundsätze bilden eine Anleitung im Sinne von verbindlichen<br />

Leitlinien. Ein Leitbild für die zukünftige Tourismusentwicklung des grünen Bandes baut da-<br />

her auf einem Zielsystem auf, das sich seinerseits in eine Zielhierarchie von<br />

� Oberzielen (Meta-Ebene),<br />

� strategischen Zielen (Konzept-Ebene) und<br />

� operative Ziele (Umsetzungs-Ebene)<br />

auflösen lässt und andererseits den Zielen Leitlinien zuordnet. Das Leitbild ist so anzulegen,<br />

dass es für alle Regionen entlang des Grünen Bandes Gültigkeit besitzt. Dennoch muss es<br />

allgemeingültig gehalten sein, um ausreichend Raum für regional ausdifferenzierte Sub-<br />

Leitbilder zu lassen. Solche Sub-Leitbilder bestehen bereits im Harz, Frankenwald sowie der<br />

Altmark auf regionaler Ebene zu unterschiedlichen Themen (z.B. Altmark: Landurlaub).<br />

Schließlich ist ein Leitbild, das längerfristig Bestand haben soll, am Prinzip der Nachhaltigkeit<br />

auszurichten.<br />

Der übliche Bottom-up Ansatz, der bei der Leitbildentwicklung in der Regel zum Einsatz<br />

kommt, kann für das Grüne Band keine Anwendung finden. Die Länge und Heterogenität des<br />

Grünen Bandes schließen einen solchen Ansatz aus. Es wird daher ausgehend von den<br />

Vorhabenszielen, als Zielen auf der Meta-Ebene, über ein deduktives Vorgehen auf spezifi-<br />

sche Ziele geschlossen.<br />

3.1.1 Das Zielsystem<br />

Das Gesamtvorhaben geht von einem zentralen übergeordneten Oberziel aus:<br />

Erhaltung des Grünen Bandes als einzigartiges Biotopverbundsystem natio-<br />

naler Bedeutung<br />

Ausgehend vom methodischen Ansatz, dass dieses Oberziel neben den Maßnahmen<br />

des Naturschutzes vor allem durch die Philosophie „Schutz durch Nutzung“ erreicht<br />

werden kann, werden aus diesem Oberziel zwei strategische Hauptziele abgeleitet:<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band; <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien


3 Leitbild für die zukünftige Entwicklung des Grünen Bandes 106<br />

I. Akzeptanz des Grünen Bandes bei der einheimischen Bevölkerung<br />

II. Unterstützung für das Grüne Band als erhaltenswertes Gut durch die<br />

Deutsche Bevölkerung<br />

Das erste strategische Ziel ist auf die regionale Bevölkerung entlang des Grünen Ban-<br />

des, also nach innen, gerichtet. Konzeptionell wird davon ausgegangen, dass dieses<br />

strategische Ziel vor allem dann erreicht werden kann, wenn einerseits durch das Grü-<br />

ne Band für die einheimische Bevölkerung ein zusätzlicher wirtschaftlicher Nutzen ent-<br />

steht. Außerdem wird dieses Ziel nur dann zu erreichen sein, wenn das Grüne Band<br />

von den Regionen als ein Teil der eigenen Identität anerkannt wird.<br />

Das zweite strategische Ziel ist nach außen, also auf die Deutsche Bevölkerung und<br />

darüber hinaus auch in den europäischen Raum adressiert. Das Ziel, eine breite Un-<br />

terstützung für den Erhalt des Grünen Bandes zu erlangen, impliziert konzeptionell,<br />

dass das Grüne Band bei einer breiten Bevölkerungsmasse bekannt sein muss und<br />

zudem positiv besetzt ist. Eine positive emotionale Bewertung wird sich insbesondere<br />

dann erreichen lassen, wenn das Grüne Band durch die Bevölkerung einfach erlebbar<br />

wird.<br />

Jedem der strategischen Ziele lassen sich nun operative Ziele zuordnen. Ein zusätzli-<br />

cher wirtschaftlicher Nutzen entsteht beispielsweise dann, wenn durch das Grüne Band<br />

Wertschöpfungseffekte entstehen. Diese sind primär durch den Tourismus zu erwar-<br />

ten, wobei nachfolgend sekundär auch regionalwirtschaftliche Effekte in Landwirt-<br />

schaft, Handwerk und Handel entstehen. Die nachfolgende Abbildung fasst das Ziel-<br />

system zusammen:<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band; <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien


3 Leitbild für die zukünftige Entwicklung des Grünen Bandes 107<br />

Oberziel<br />

Meta-Ebene<br />

Strategische<br />

Ziele<br />

Konzept-<br />

Ebene<br />

Operative<br />

Ziele<br />

Umsetzungs-<br />

Ebene<br />

Erhalt des Grünen Bandes als<br />

einzigartiges Biotopverbundsystem<br />

nationaler Bedeutung<br />

Akzeptanz des Grünen Bandes<br />

bei einheimischer Bevölkerung<br />

Wirtschaftlicher<br />

Nutzen<br />

Teil der eigenen<br />

Identität<br />

• Wertschöpfung durch Grünes Band<br />

steigern: Tourismus als Impulsgeber<br />

für Landwirtschaft, Handwerk und<br />

Handel<br />

• Grünes Band als Motor für Innovation<br />

und besseren Marktzugang nutzen<br />

• Eigene Geschichte und Kultur<br />

sichtbar werden lassen<br />

• Grünes Band als Bindeglied der<br />

Regionen nutzen<br />

Abbildung 19: Zielsystem Grünes Band „Schutz durch Nutzung“<br />

3.1.2 Handlungsgrundsätze<br />

Unterstützung für das Grüne Band<br />

als erhaltenswertes Gut<br />

Bekanntheit bei<br />

Bevölkerung<br />

Erlebbarkeit für<br />

Bevölkerung<br />

• Bekanntheit des Grünes Bandes<br />

durch Tourismus steigern<br />

• Nutzen für Bürger aus Biotopverbund:<br />

Grünes Band als positive Folge der<br />

Deutschen Teilung erlebbar machen<br />

• Grünes Band als Qualitätsgarantie<br />

eines modernen Tourismus und für<br />

regionale Produkte etablieren<br />

• Zugang zu Grünem Band erleichtern<br />

und nachhaltig lenken<br />

Das entwickelte Zielsystem muss in jeder Region vor dem Hintergrund der örtlichen<br />

Gegebenheiten weiter konkretisiert werden. Es bildet einen hinreichend präzisen aber<br />

dennoch regional interpretierbaren Rahmen. Die Ausrichtung auf einheitliche Ziele be-<br />

deutet jedoch noch lange nicht, dass daraus ein weitgehend gleichgerichtetes Vorge-<br />

hen entsteht. Daher bedarf es noch der Festlegung von Handlungsgrundsätzen, die für<br />

alle Regionen bei der Deutung und Umsetzung des Leitbildes verbindlichen Charakter<br />

besitzen müssen.<br />

Allen Handlungsgrundsätzen voran steht die Orientierung am Nachhaltigkeitsprinzip.<br />

Der erwünschte wirtschaftliche Nutzen (ökonomische Ebene) ebenso wie die regionale<br />

Identifikation mit dem Grünen Band (sozio-kulturelle Ebene) werden nur dann dauer-<br />

haft zu erzielen sein, wenn das Naturpotenzial (ökologische Ebene) des Grünen Ban-<br />

des als Grundlage einer Tourismusentwicklung gesichert und ausgebaut wird.<br />

Die bundes- und landesweit bedeutenden Schwerpunktgebiete im Grünen Band besit-<br />

zen eine Vielzahl an sensiblen Bereichen mit seltenen oder vom Aussterben bedrohten<br />

Tier- und Pflanzenarten, die Ruhe und Ungestörtheit benötigen. Dies ist Ausgangs-<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band; <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien


3 Leitbild für die zukünftige Entwicklung des Grünen Bandes 108<br />

punkt eines Natur-Tourismus-Leitbildes für das Grüne Band, nach dem sich die Art der<br />

touristischen Nutzung und auch deren Intensität ausrichten muss.<br />

Ökonomische Ebene<br />

Fokus auf touristische<br />

Marktziele und regionalwirtschaftliche<br />

Fragen<br />

Ökologische Ebene<br />

Fokus auf<br />

Biotopverbund (Schutzund<br />

Entwicklungsziele)<br />

Leitbild<br />

Sozio-kulturelle Ebene<br />

Fokus auf (kultur-)<br />

historischen Aspekt<br />

„Grenze“<br />

Abbildung 20: Handlungsfelder als Teil einer nachhaltigen Entwicklungsstrategie<br />

Hieraus lassen sich die folgenden Handlungsgrundsätze für die Arbeit in den Hand-<br />

lungsfeldern ableiten:<br />

Der Sicherung des Bestands des Naturpotenzials am Grünen Band ist grundsätz-<br />

lich Vorrang einzuräumen<br />

Der Bestand des kulturhistorischen Potenzials ist parallel in gleicher Weise zu si-<br />

chern und weiterzuentwickeln<br />

Eine konsequente Ausrichtung der Tourismusentwicklung auf die Markttrends hat<br />

so zu erfolgen, dass sich punktuell unvermeidliche Belastungen und flächenhafte<br />

Entlastung mindestens die Waage halten<br />

Qualitative Entwicklungen stehen gegenüber quantitativen Entwicklungen stets im<br />

Vordergrund<br />

Die Attraktivierung und Erweiterung bestehender Einrichtungen und Wege am Grü-<br />

nen Band hat Vorrang vor neuen Einrichtungen<br />

Werden dennoch neue Einrichtungen und Wege geschaffen, so werden in glei-<br />

chem Umfang ökologisch bedenkliche Einrichtungen und Wege rückgebaut<br />

Alle Aktivitäten und Entwicklungen werden stets regional, d.h. durch Ländergren-<br />

zen überschreitende Netzwerke getragen<br />

Jede Region am Grünen Band erkennt die Erfordernis überregionaler Richtlinien<br />

und Qualitätskriterien für das Grüne Band an<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band; <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien


3 Leitbild für die zukünftige Entwicklung des Grünen Bandes 109<br />

Jede Region beteiligt sich an der Weiterentwicklung überregionaler Richtlinien und<br />

Qualitätskriterien und kontrolliert ihre Anwendung<br />

Aus dem vorgestellten Zielsystem und den Handlungsgrundsätzen lässt sich das nach-<br />

folgende Gesamtleitbild Tourismusentwicklung Grünes Band formulieren.<br />

3.2 Leitbild Tourismusentwicklung Grünes Band<br />

Das Grüne Band mit seiner Natur, Landschaft und Geschichte bietet für unsere regio-<br />

nale Wirtschaft eine langfristige Entwicklungsperspektive im Tourismus. Daher hat der<br />

Erhalt des Grünen Bandes als einzigartiges Biotopverbundsystem nationaler<br />

Bedeutung für unsere Region einen besonderen Stellenwert.<br />

Dieses Ziel wollen wir erreichen, indem wir die Akzeptanz des Grünen Bandes bei<br />

der einheimischen Bevölkerung herstellen und dauerhaft fördern und zugleich dazu<br />

beitragen, dass das Grüne Band als erhaltenswertes Gut durch die Deutsche Be-<br />

völkerung unterstützt wird.<br />

Hierzu muss es uns gelingen, dass das Grüne Band für unsere Region einen wirt-<br />

schaftlichen Nutzen stiftet und sich die einheimische Bevölkerung mit dem Grünen<br />

Band als Teil seiner Region und Geschichte identifiziert. Zugleich müssen wir das<br />

Grüne Band bei der deutschen und europäischen Bevölkerung bekannt machen<br />

und es den Menschen ermöglichen, das Grüne Band kennen zu lernen und zu erle-<br />

ben.<br />

Dies wollen wir erreichen, indem wir in unserer Region die folgenden Ziele konsequent<br />

verfolgen und regional weiter konkretisieren:<br />

▪ Die Wertschöpfung durch das Grüne Band steigern, indem wir den Tourismus als<br />

Impulsgeber für Landwirtschaft, Handwerk und Handel nutzen<br />

▪ Das Grüne Band zum Motor für Innovation und besseren Marktzugang unserer<br />

Region machen<br />

▪ Die eigene Geschichte und Kultur besser sichtbar werden lassen und Einheimi-<br />

schen wie auch Gästen erlebnisreich vermitteln<br />

▪ Das Grüne Band nicht als Grenze, sondern als Bindeglied der Regionen begreifen<br />

und nutzen<br />

▪ Die Bekanntheit unserer Region durch das Grüne Band im Tourismusmarkt stei-<br />

gern<br />

▪ Den Nutzen des Biotopverbundes Grünes Band als positive Folge der Deutschen<br />

Teilung für die Bürger begreifbar und erlebbar machen<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band; <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien


3 Leitbild für die zukünftige Entwicklung des Grünen Bandes 110<br />

▪ Das Grüne Band als Qualitätsgarantie eines modernen Tourismus und als Aus-<br />

gangspunkt einer regionalen Produktinnovation und -entwicklung etablieren<br />

▪ Den Zugang zu den Tourismusangeboten allgemein wie dem Grünem Band spezi-<br />

ell erleichtern und nachhaltig lenken<br />

Dabei wollen wir im Rahmen all unserer Aktivitäten die folgenden Grundsätze zu den<br />

Prinzipien unseres Handelns machen:<br />

� Der Sicherung des Bestands des Naturpotenzials am Grünen Band ist grundsätzlich<br />

Vorrang einzuräumen<br />

� Der Bestand des kulturhistorischen Potenzials ist parallel in gleicher Weise zu si-<br />

chern und weiterzuentwickeln<br />

� Eine konsequente Ausrichtung der Tourismusentwicklung auf die Markttrends hat so<br />

zu erfolgen, dass sich punktuell unvermeidliche Belastungen und flächenhafte Ent-<br />

lastung mindestens die Waage halten<br />

� Qualitative Entwicklungen stehen gegenüber quantitativen Entwicklungen stets im<br />

Vordergrund<br />

� Die Attraktivierung und Erweiterung bestehender Einrichtungen und Wege am Grü-<br />

nen Band hat Vorrang vor neuen Einrichtungen<br />

� Werden dennoch neue Einrichtungen und Wege geschaffen, so werden in gleichem<br />

Umfang ökologisch bedenkliche Einrichtungen und Wege rückgebaut<br />

� Alle Aktivitäten und Entwicklungen werden stets regional, d.h. durch Ländergrenzen<br />

überschreitende Netzwerke getragen<br />

� Jede Region am Grünen Band erkennt die Erfordernis überregionaler Richtlinien<br />

und Qualitätskriterien für das Grüne Band an<br />

� Jede Region beteiligt sich an der Weiterentwicklung überregionaler Richtlinien und<br />

Qualitätskriterien und kontrolliert ihre Anwendung<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band; <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien


4 Marketingkonzept Grünes Band 111<br />

4 Marketingkonzept Grünes Band<br />

Ein Marketingkonzept für das Grünen Band muss die folgenden Rahmenbedingungen be-<br />

rücksichtigen:<br />

Die Grundlage eines Marketingkonzeptes ist stets die Verbindung von Biotopverbundsys-<br />

tem und geschichtlicher Dimension mit nationaler Bedeutung<br />

Die absehbar eher geringen Finanzmittel für ein operatives Marketing, um Produkte und<br />

Dienstleistungen, aber auch immaterielle Komponenten wie Erlebniswert von Natur und<br />

Geschichte dem Verbraucher näher zu bringen, setzt schlanke Strukturen und einen<br />

Vernetzungsansatz voraus<br />

Auch wenn die regionale Heterogenität eine breite Diversifikation von Angeboten nahe<br />

legt, muss am Anfang eine verbindende Klammer weniger Angebotsgruppen mit durch<br />

das Grüne Band einzigartigen Angeboten und Botschaften stehen<br />

Das derzeit noch größte Hindernis für die regionale Inwertsetzung des Grünen Bandes ist<br />

seine relative Unbekanntheit außerhalb von Fachkreisen. Die Säule der breiten Kommu-<br />

nikation stellt daher einen Schwerpunkt neben der Angebotsentwicklung dar<br />

4.1 Grünes Band als Dachmarke<br />

Der Markenbegriff kann unter zwei Blickwinkeln gesehen werden: eine Marke im Sinne des<br />

Rechts (Markenrecht) sowie eine Marke in den Augen des Verbrauchers.<br />

4.1.1 Grünes Band im Sinne des deutschen Markenrechts<br />

Im Sinne des deutschen Markenrechts stellt eine Marke eine beim Deutschen Patent- und<br />

Markenamt registrierte Kennzeichnung dar. Diese kann aus einem Begriff (Wort-Marke), ei-<br />

ner grafischen Kennzeichnung (Bild-Marke) sowie einer Kombination von beidem (Wort-Bild-<br />

Marke) bestehen. Der Begriff „Grünes Band“ ist derzeit zweifach als Wortmarke registriert:<br />

AZ: Inhaber Eingetragene Nutzung (gemäß registrierter Kapitel)<br />

30118793.2<br />

Tag der Eintra-<br />

gung:<br />

26.09.2001<br />

Bund für Umwelt<br />

und Naturschutz<br />

Deutschland e.V.,<br />

Berlin<br />

Videokassetten, Filme (belichtet); Papier, Pappe (Karton)<br />

und Waren aus diesen Materialien, soweit sie in Klasse<br />

16 enthalten sind; Druckereierzeugnisse, Lehr- und Un-<br />

terrichtsmaterial (ausgenommen Apparate); Bekleidungs-<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band; <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien


4 Marketingkonzept Grünes Band 112<br />

30022085.5<br />

Tag der Eintra-<br />

gung:<br />

19.02.2001<br />

SMI Südthüringer<br />

Multimedia und<br />

Information<br />

GmbH, Bad<br />

Colberg-Heldburg<br />

stücke, Schuhwaren, Kopfbedeckungen; Werbung, ins-<br />

besondere Fernsehwerbung und Werbung in Filmthea-<br />

tern; Ausgabe von Gutscheinen und Anteilscheinen;<br />

Sammeln von Spenden für Wohltätigkeitszwecke, insbe-<br />

sondere zur Planung, Errichtung, Erhaltung und Erweite-<br />

rung von Naturschutzgebieten; Erziehung, insbesondere<br />

Organisation und Veranstaltung von Konferenzen, Kon-<br />

gressen und Symposien; Ausbildung, insbesondere Ver-<br />

anstaltung und Durchführung von Seminaren, Workshops<br />

und Kolloquien, sowie von Ausstellungen für kulturelle<br />

oder Unterrichtszwecke insbesondere auf dem Gebiet<br />

der Planung, Errichtung, Erhaltung und Erweiterung von<br />

Naturschutzgebieten; Herausgabe von Texten (ausge-<br />

nommen Werbetexte); Veröffentlichung von Büchern,<br />

Broschüren, Flugblättern, Prospekten und Drucksachen;<br />

Videofilmproduktionen, Filmproduktionen; Umweltschutz-<br />

beratungen; Dienstleistungen eines Biologen, Geologen<br />

insbesondere zur Planung, Errichtung, Erhaltung und<br />

Erweiterung von Naturschutzgebieten; Verwaltung von<br />

Naturschutzgebieten; Fotografieren<br />

Veranstaltung von Reisen; Verpflegung; Beherbergung<br />

von Gästen; ärztliche Versorgung, Gesundheits- und<br />

Schönheitspflege; Dienstleistungen auf dem Gebiet der<br />

Tiermedizin und der Landwirtschaft; Rechtsberatung und<br />

-vertretung; wissenschaftliche und industrielle Forschung;<br />

Erstellen von Programmen für die Datenverarbeitung<br />

Tabelle 30: Eingetragene Nutzung des Grünen Bandes als Wortmarke<br />

Hinzu kommt ein Eintrag einer Wort-Bild-Marke „Gutes vom Grünen Band“ durch Oliver<br />

Wendenkampf aus Magdeburg. Die Wortmarke „Grünes Band“ ist ausschließlich vom BUND<br />

registriert, allerdings nicht für die mit Tourismus zusammenhängenden Produktklassen.<br />

Das Grüne Band ist derzeit nicht als Wort-Bild-Marke registriert. Für das vorliegende Vorha-<br />

ben ist zudem ungünstig, dass die Markenrechte für die Veranstaltung von Reisen sowie die<br />

Verpflegung und Beherbergung von Gästen unter dem Markenbegriff „Grünes Band“ bei der<br />

SMI GmbH liegen. Auch der häufig mit dem Tourismus eng verknüpfte Bereich der Gesund-<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band; <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien


4 Marketingkonzept Grünes Band 113<br />

heitspflege oder im Wellness-Sektor liegt in den Vermarktungsrechten bei dieser Gesell-<br />

schaft.<br />

Bislang tritt die Gesellschaft mit Reiseangeboten, Beherbergungs- oder Verpflegungsleistun-<br />

gen unter dieser Marke nicht nach außen in Erscheinung. Allerdings besteht ein Internet-<br />

Auftritt unter www.gruenes-band.de, der auf das Thema sowie unter touristischen Gesichts-<br />

punkten auch auf Wandermöglichkeiten und Grenzeinrichtungen eingeht. Inwieweit dies als<br />

echte Nutzung der Marke für die eingetragenen Kapitel zu werten ist, kann nur auf Basis des<br />

Internet-Auftritts nicht bewertet werden.<br />

Da ein eingetragenes Recht auf die Wort-Marke „Grünes Band“ besteht, kann eine Klärung<br />

nur im Wege einer eigenen Anmeldung für touristische Zwecke in Verbindung mit einer<br />

Nichtigkeitsklage gegen den derzeitigen Rechteinhaber gerichtlich geklärt werden. Kann die-<br />

ser nicht nachweisen, dass vor Klageeingang eine Markennutzung bestand oder glaubwürdig<br />

im Aufbau befindlich war, wird der Klage potenziell stattgegeben. Erst dann kann eine Nut-<br />

zung des Markenbegriffs „Grünes Band“ durch den BUND und von ihm autorisierte Dritte<br />

erfolgen. Zudem sollte geprüft werden, ob eine Eintragung nicht besser durch eine „echte“<br />

Tourismusorganisation erfolgen sollte. Dies sichert Angriffe Dritter und verpflichtet die Orga-<br />

nisation zur Nutzung der Marke. Die Viabono GmbH könnte eine solche Aufgabe geeignet<br />

erfüllen.<br />

4.1.2 Grünes Band als Marke aus der Sicht des Verbrauchers<br />

Eine Marke entsteht aus der Sicht des Verbrauchers durch die faktische Markierung auf dem<br />

Produkt, seiner Verpackung oder durch das Umfeld der Produktpräsentation am Point of<br />

Sale. Dienstleistungen lassen sich nur indirekt markieren, etwa im Vorfeld durch die Ver-<br />

kaufspräsentation durch eine konsequente Markierung des Dienstleistungsumfelds, z.B. im<br />

Tourismus durch Markierung von Gebäuden, Fahrzeugen, Flugzeugen oder Kleidung des<br />

dienstleistenden Personals.<br />

Der Verbraucher muss die Marke erlernen. Dies erfolgt durch Kommunikation der Marke. Bei<br />

Markenneueinführungen spricht man hier von Einführungskampagnen. Hier werden Mar-<br />

kenwerte in Verbindung mit versprochenen Produkt- und Dienstleistungseigenschaften<br />

kommuniziert. Doch erst durch den konkreten Gebrauch von Produkten und Dienstleistungen<br />

und den daraus entstehenden Erfahrungen entsteht der eigentliche Markenwert. Der Ver-<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band; <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien


4 Marketingkonzept Grünes Band 114<br />

braucher prüft, ob das gegebene einzigartige Verkaufs-Versprechen (Unique Selling Proposi-<br />

tion: USP) auch der realen Überprüfung standhält oder diese sogar übertrifft.<br />

Eine starke Marke zeichnet sich dadurch aus, dass sie durch dauerhaft positive Erfahrungen<br />

bei der Nutzung der markierten Produkte und Dienstleistungen und Einhaltung des gegebe-<br />

nen Versprechens als Garantie gegen Fehlkäufe verstanden wird. Der Verbraucher honoriert<br />

dies wiederum mit einer höheren Preisbereitschaft gegenüber nicht markierten oder noch<br />

nicht bekannten (da unerlernten) Markenangeboten.<br />

Das Grüne Band als Marke wirft daher gleich mehrere Fragen auf:<br />

Was ist das einzigartige Verkaufsversprechen, der USP<br />

Welche Produkte und Dienstleistungen erfüllen dieses Versprechen<br />

Wie wird die Kennzeichnung „Grünes Band“ als Marke bekannt gemacht und ein breites<br />

Interesse für die damit markierten Produkte und Dienstleistungen erzeugt<br />

Wie gelangt der Verbraucher an die Produkte und Dienstleistungen, um positive Erfah-<br />

rungen mit der Marke zu machen, sie zu erfahren und zu erlernen<br />

Nähert man sich der ersten Frage, was der USP des Grünen Bandes ist, so kann man für<br />

alle damit verbundenen Produkte und Dienstleistungen verschiedene Eigenschaften zusam-<br />

menführen, die die Einzigartigkeit ausmachen: Nähe zur ehemaligen Deutsch-Deutschen<br />

Grenze, Lage in herausragenden Natur- und Erholungsräumen (Naturparke, Nationalparke,<br />

Biosphärenreservate). Die Kombination macht die Einzigartigkeit aus, nicht die der einzelnen<br />

Attribute. Abschnitte des Grünen Bandes, die nicht eine hochattraktive naturräumliche Aus-<br />

stattung mit sich bringen sind ebenso wenig einzigartig wie viele der hochwertigen Natur-<br />

und Erholungsräume ohne den Grenzaspekt. Große Abschnitte des Grünen Bandes sind im<br />

Vergleich mit anderen herausragenden Großschutzgebieten (z.B. die Nationalparke Schles-<br />

wig-Holsteinisches Wattenmeer oder Berchtesgaden) für sich alleine genommen aus der<br />

Sicht des Verbrauchers nicht „einzigartig“.<br />

Der einzigartige Markenkern des Grünen Bandes ist markentechnisch schwierig. Zunächst<br />

ist er kompliziert, d.h. erläuterungsbedürftig und nicht selbsterklärend. Es bedarf verhältnis-<br />

mäßig viel Kommunikationsaufwand, um die Besonderheit zu vermittelt und positiv zu beset-<br />

zen. Dabei muss die Dachmarke Grünes Band zudem etwaige Negativ-Assoziationen über-<br />

winden und möglichst schnell einen positiven Gegenpool in den Mittelpunkt stellen. Beispiele<br />

solcher Begriffspaare stellen sich wie folgt dar:<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

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4 Marketingkonzept Grünes Band 115<br />

Negative Assoziation<br />

Vergangenheit<br />

Positive Assoziation<br />

Zukunft<br />

trennt verbindet<br />

Tod Lebendige Vielfalt<br />

Am Rand Mittendrin<br />

Unnatürlich Natur pur<br />

zurückgeblieben fortschrittlich<br />

kein Thema spannend<br />

menschenleer Menschen begegnen<br />

kalter Krieg Entspannung<br />

Tabelle 31: Assoziationen mit dem Grünen Band<br />

Es muss gleich eine ganze Reihe von bei breiten Teilen der deutschen Bevölkerung fest ver-<br />

ankerten Assoziationsmustern durchbrochen werden, um zu einer positiven Besetzung des<br />

Grünen Bandes an sich zu gelangen.<br />

Unterstellt man, dass dies gelungen ist, bedarf es zudem eines weiteren rationalen Transfer-<br />

schrittes beim Verbraucher, um Produkte und Dienstleistungen als höherwertig einzustufen.<br />

Aus der Summe der positiven Assoziationen folgt für Reiseangebote, dass es hier einzigarti-<br />

ge Naturerlebnisangebote mit der speziellen historischen Komponente gibt, die sich im Er-<br />

lebniswert qualitativ von Angebotsalternativen nach oben spürbar und verlässlich abheben.<br />

Für regionale Produkte, z.B. Lebensmittel, ist die geforderte Transferleistung noch höher und<br />

stößt zudem schnell an die Grenzen der Glaubwürdigkeit. Aus der „Natürlichkeit“ des Biotop-<br />

verbundsystems „Grünes Band“ und seines erweiterten Umfelds soll gefolgert werden, dass<br />

die Produkte natürlicher und damit auch höherwertiger sind. Doch es lässt sich kaum vermit-<br />

teln, dass der Grenzaspekt im Verbund mit einer hochwertigen, extensiv bewirtschafteten<br />

Kulturlandschaft höherwertigere, einzigartige Produkte hervorbringt als eine andere extensiv<br />

bewirtschaftete Kulturlandschaft. Die Argumentationskette der Einzigartigkeit und das signa-<br />

lisierte Qualitätsversprechen sind nicht stringent und auch faktisch nicht durchgängig gege-<br />

ben.<br />

Gerade im Umfeld von Großschutzgebieten, die häufig seit mehreren Jahren mit erhebli-<br />

chem Aufwand Regionalvermarktungsinitiativen betreiben, tritt das Grüne Band als Marke in<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band; <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien


4 Marketingkonzept Grünes Band 116<br />

den Wettbewerb mit der Gesamtregion, obwohl es bezüglich der Fläche selbst nur Bruchteile<br />

der Region ausmacht. Innerregional ist daher eine neue Marke Grünes Band ohne zusätzli-<br />

chen Wert für bestehende Regionalmarken.<br />

Für eine noch zu etablierende Dachmarke „Grünes Band“ können die eingangs gestellten<br />

Fragen wie folgt beantwortet werden:<br />

Frage Antwort<br />

Was ist das einzigartige Verkaufs-<br />

versprechen, der USP<br />

Welche Produkte und Dienstleis-<br />

tungen erfüllen dieses Verspre-<br />

chen<br />

Wie wird die Kennzeichnung<br />

„Grünes Band“ als Marke bekannt<br />

gemacht, ein breites Interesse für<br />

die damit markierten Produkte und<br />

Dienstleistungen erzeugt<br />

Wie gelangt der Verbraucher an<br />

die Produkte und Dienstleistun-<br />

gen, um positive Erfahrungen mit<br />

der Marke zu machen, sie zu er-<br />

fahren und zu erlernen<br />

Die Verbindung zwischen herausragenden Natur- und<br />

Erholungsräumen mit der Deutsch-Deutschen Geschich-<br />

te<br />

Produkte und Dienstleistungen, die innerhalb einer aus-<br />

gewählten Region den USP (Verbund) spürbar, erlebbar<br />

machen. Touristische Angebote eignen sich in besonde-<br />

rer Weise, regionale Produkte eher nicht<br />

Die Kommunikation muss die für die geeigneten Produkte<br />

und Dienstleistungen üblichen und erfolgreichen Kom-<br />

munikationskanäle nutzen, d.h. in besonderer Weise die<br />

der Tourismusbranche und der damit verbunden Akteure/<br />

Netzwerke<br />

Eine Marke Grünes Band muss sich der Vertriebswege<br />

und Angebotsmittler der Tourismusbranche bedienen.<br />

Hier sind vor allem solche Partner von Interesse, die sich<br />

in Ihrer Vermarktung bereits auf Zielgruppen mit einem<br />

hohen Interesse an Naturerlebnisangeboten spezialisiert<br />

haben<br />

Tabelle 32: Zentrale Fragen und Antworten zu einer Dachmarke „Grünes Band“<br />

4.1.3 Wort-Bild-Marke für die Kommunikation<br />

Wie bereits unter 4.1.1 dargelegt, ist das Grüne Band derzeit nur als Wort-Marke eingetra-<br />

gen. Für die Markenkommunikation im Tourismus ist jedoch auf jeden Fall die Entwicklung<br />

einer leicht erlernbaren, d.h. „markanten“ Wort-Bild-Marke sowie deren Eintragung erforder-<br />

lich. Bislang wird im Zusammenhang mit den Projekten des BUND das folgende Logo im<br />

Sinne einer Wort-Bild Markierung eingesetzt:<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band; <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien


4 Marketingkonzept Grünes Band 117<br />

Abbildung 21: Bestehendes Logo des Grünen Bandes in verschiedenen Größen<br />

Dieses Logo ist zu Markierungszwecken im Tourismus aus verschiedenen Gründen nur sehr<br />

eingeschränkt geeignet:<br />

Wird das Logo stark verkleinert, was in Tabellenteilen von Katalogen häufig vorkommt,<br />

verwandelt sich der Bild-Teil optisch zu einem nicht identifizierbaren Klecks<br />

Das Hoch-Format des Logos ist für sehr viele praktische Anwendungen ungeeignet<br />

Die Farbkombination mit einem aggressiven Grün ist für Parallelmarkierungen zu beste-<br />

henden Logos problematisch<br />

Die Farbgebung macht bereits für das Basislogo einen zweifarbigen Druck in Ergänzung<br />

zur Farbe Schwarz erforderlich<br />

Das Logo hat keinen Bezug zu Tourismus, d.h. es unterstützt den Lernprozess zum Grü-<br />

nen Band nicht.<br />

Da das Logo als Wort-Bild-Marke ohnedies nicht beim Deutschen Patent- und Markenamt<br />

registriert ist, sollte hier für eine Tourismusvermarktung nochmals der Markenansatz grund-<br />

sätzlich geprüft werden. Dies betrifft den Markennamen ebenso wie die grafische Gestaltung<br />

einer für die Primär- und Sekundärmarkierung geeigneten Wort-Bild-Marke.<br />

4.2 Ausgestaltung der Marketing-Politik<br />

4.2.1 Produkt- und Leistungspolitik<br />

Aus der Sicht des Kunden stellen die Leistungskomponenten Unterkunft, Verpflegung und<br />

Aktivitäten vor Ort den Kern des Produktes dar. Da im deutschen Inlandstourismus die An-<br />

und Abreise entweder mit dem eigenen Pkw erfolgen oder aber durch einen von der Region<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band; <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien


4 Marketingkonzept Grünes Band 118<br />

unabhängigen Dienstleister erbracht werden, beschränkt sich dieser Leistungsbaustein aus<br />

der Sicht der Reisedestination in aller Regel auf die organisatorische Unterstützung.<br />

Solange das Besondere am Grünen Band nicht breit in der Bevölkerung verankert ist, schon<br />

gar nicht das Besondere der touristischen Angebote des Grünen Bandes, werden bei den<br />

Reisenden in die ehemaligen Grenzregionen die traditionellen Reisemotive und Urlaubsrei-<br />

searten überwiegen.<br />

4.2.1.1 Reisemotive und Urlaubsarten<br />

Bei den Reisemotiven der Deutschen (Quelle: RA 2004) stehen eher so genannte passive<br />

Faktoren im Vordergrund (Anteile Nennungen in der Kategorie „besonders wichtig“):<br />

1. Entspannung, keinen Stress haben 63%<br />

2. Abstand zum Alltag 57%<br />

3. Frei sein, Zeit haben 56%<br />

4. Frische Kraft sammeln, auftanken 55%<br />

5. Zeit füreinander haben (Partner, Familie) 47%<br />

6. Sonne, Wärme, schönes Wetter 46%<br />

7. Gesundes Klima 43%<br />

8. Spaß, Freude, Vergnügen 39%<br />

9. Natur erleben, Landschaft, reine Luft 39%<br />

10. Ausruhen, Faulenzen 34%<br />

Tabelle 33: Reisemotive der Deutschen<br />

0% 20% 40% 60% 80%<br />

Allerdings beziehen sich diese Werte auf alle Urlaubsreisenden und Reiseziele im In- und<br />

Ausland. Auch kann man Urlaubsmotive nicht unabhängig voneinander betrachten. So sind<br />

die ersten vier Urlaubsmotive stark korreliert, d.h. sie beschreiben alle vier das Motiv der<br />

physischen und psychischen Erholung und Entspannung. Ebenso hoch korreliert sind „Ge-<br />

sundes Klima“, „Natur erleben“ in Verbindung mit den etwas geringer bedeutsamen Motiven<br />

„Etwas für die Gesundheit tun (29%)“ und „Aus der verschmutzen Umwelt herauskommen<br />

(25%)“.<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band; <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien<br />

1.<br />

2.<br />

3.<br />

4.<br />

5.<br />

6.<br />

7.<br />

8.<br />

9.<br />

10.


4 Marketingkonzept Grünes Band 119<br />

Diese differenzierte Betrachtung der Urlaubsmotive führt zu Urlaubsarten, die einzelne oder<br />

Kombinationen von Motiven besonders gut abdecken. Die sechs beliebtesten Urlaubsarten<br />

(Mehrfachkombinationen möglich) für Inlandsreisen sind dabei 1. Ausruhurlaub (45%), 2.<br />

Natururlaub (34%), 3. Strandurlaub (25%), 4. Familienferien (25%), 5. Besuchsurlaub (19%)<br />

und 6. Erlebnisurlaub (17%). Die Kategorie der Besuchsreise stellt ein im Marketing nicht<br />

umsetzbares Produkt dar, ebenso ist die Thematik des Strandurlaubs für das Grüne Band<br />

nicht von Relevanz.<br />

Analysiert man des weiteren die Überschneidungen, d.h. die Zusammenhänge „Wenn die<br />

Haupturlaubsreise an erster Stelle ein Urlaub der Art X war, dann war er an zweiter Stelle<br />

auch ein Urlaub der Art Y“ so erhält man<br />

� Ausruhurlaub: Natururlaub (55%), Familienferien (53%), Gesundheitsurlaub<br />

(59%)<br />

� Natururlaub: Gesundheitsurlaub (46%), Aktivurlaub (43%), Kulturreise (36%)<br />

� Familienferien: Natururlaub (30% - oft identisch mit Meer), Ausruhurlaub (29%)<br />

� Erlebnisurlaub: Rundreise (50%), Kulturreise (48%), Sightseeing (48%) – aber für<br />

das Inland auch Aktivurlaub (44%) und Natururlaub (31%)<br />

Für Tourismusprodukte des Grünen Bandes, deren USP zuvor als „Nähe zur ehemaligen<br />

Deutsch-Deutschen Grenze und Einbettung in herausragende Natur- und Erholungsräume“<br />

definiert wurde, folgt aus der Analyse der Reisemotive und der Urlaubsreisearten, dass ver-<br />

schiedene Kombinationen tragfähig sind:<br />

Zielgruppe Marktpotenzial Inhalte<br />

Erholung und Gesundheit (Selbstzahler Prävention)<br />

Alter: 50+<br />

Individualreisende<br />

(Paare) / kleine<br />

Gruppen (2-6 Per-<br />

sonen)<br />

Natur-Grenzerlebnis<br />

hoch, langsam<br />

wachsend<br />

Alles, was gemütlich und erholsam<br />

geht: Spazierengehen, Besichti-<br />

gungen, Einkaufen, Einkehren,<br />

kleinere Führungen, selbst organi-<br />

siertes „kleines“ Gesundheitspro-<br />

gramm: Baden, Massage, Kneipp,<br />

…<br />

Bezug Grünes<br />

Band (G.B.)<br />

Eher am Rand,<br />

muss stimuliert<br />

werden, z.B. Füh-<br />

rungen am G.B.;<br />

Fahrten zu Grenz-<br />

landmuseen<br />

Alter: von jungen niedrig bis mittel, Echte Naturerlebnisse, rationales G.B. steht im Mit-<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band; <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien


4 Marketingkonzept Grünes Band 120<br />

Erwachsenen bis<br />

ins höhere Alter<br />

Individualreisende<br />

und Gruppenreisen<br />

Aktiv-Erlebnis<br />

Alter: von Jugendli-<br />

chen (14+) bis ins<br />

höhere Alter<br />

Individualreisende<br />

und Gruppenreisen<br />

dynamisch<br />

wachsend<br />

mittel bis hoch,<br />

derzeit dyna-<br />

misch wachsend<br />

(Gesundheits-<br />

prävention)<br />

Kultur & Geschichte - Grenzerlebnis<br />

Jugendliche (Schü-<br />

lergruppen), eher<br />

ältere Personen mit<br />

Interesse an der<br />

BRD-DDR Ge-<br />

schichte<br />

Familie & Kinder<br />

Familien mit Kin-<br />

dern (0-13 Jahre)<br />

niedrig bis mittel<br />

(hängt von Pri-<br />

märmotiven ab;<br />

derzeit oft noch<br />

„Begegnung mit<br />

der ganz per-<br />

sönlichenGe- schichte“),kon- stant<br />

hoch bis mittel,<br />

rückläufig<br />

(Lernen) und sinnliches (Spüren)<br />

Wahrnehmen der Besonderheiten<br />

des Naturraums / der Kulturland-<br />

schaften des G.B. und der umge-<br />

benden Großschutzgebiete<br />

Aktivitäten im Naturraum, dabei v.<br />

a. Massensportarten wie Wandern<br />

und Nordic-Fitness, Radfahren<br />

(Radwandern, MTB, Rennrad),<br />

Kanufahren und -wandern, Reiten,<br />

etc.<br />

Winter nur in höheren Mittelge-<br />

birgsregionen Saison<br />

Drei Themenkomplexe:<br />

a) Grenze als ehemalige Trennlinie<br />

BRD-DDR und der Blöcke<br />

b) Überwundene Grenze und das<br />

Verbindende der Vergangenheit<br />

und Gegenwart: die gemeinsamen<br />

kulturellen Wurzeln der Räume<br />

c) Grenze und Kultur im Wandel<br />

der Geschichte (von den Germa-<br />

nen bis zur Gegenwart Europas)<br />

Alle Themen von oben, jedoch auf<br />

die Zielgruppe zugeschnitten (Fa-<br />

milien & Kind – gerecht)<br />

Tabelle 34: Tragfähige Kombinationen für Tourismusprodukte Grünes Band<br />

telpunkt oder<br />

Großschutzgebiet<br />

verknüpft mit G.B.<br />

G.B. ist Kulisse<br />

und kann in Rou-<br />

ten eingebunden<br />

werden. Infopunk-<br />

te,Grenzlandmu- seen als Zwi-<br />

schenstationen<br />

(Rast + Abwechs-<br />

lung)<br />

G.B. als konkretes<br />

Ergebnis von<br />

Wandel und Ge-<br />

schichte – wo<br />

möglich auch die<br />

Verknüpfung mit<br />

Wandel der Natur-<br />

und Kulturland-<br />

schaften<br />

G.B. als „Aben-<br />

teuerspielplatz“<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

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4 Marketingkonzept Grünes Band 121<br />

4.2.1.2 Produktentwicklungsstrategien<br />

Tourismusangebote entlang des Grünen Bandes treten überall in ein bereits bestehendes<br />

touristische Angebot und eine bestehende Nachfragestruktur ein. Es gibt in jeder Region auf<br />

der Angebotsseite bereits Produktlinien, regionale oder lokale Angebotsschwerpunkte eben-<br />

so wie auf der Nachfrageseite ein häufig nicht unerhebliches Stammgastpotenzial. Das Grü-<br />

ne Band tritt damit nicht in einen völlig neuen und bislang unbearbeiteten Markt ein. Vielmehr<br />

sollen Tourismusangebote rund um das Thema Grünes Band die bestehende Nachfrage auf<br />

stabilem Niveau halten (Kundenbindung) sowie neue Kunden anlocken (Neukundengewin-<br />

nung).<br />

Für eine Produktentwicklung oder die Weiterentwicklung bestehender touristischer Produkte<br />

entlang des Grünen Bandes ergeben sich damit die folgenden strategischen Ansatzpunk-<br />

te:<br />

1. Neue Produktlinie „Grünes Band“ in den Regionen: es wird eine eigene Produktlinie<br />

„Grünes Band“ kreiert, unter der alle Angebote rund um das Grüne Band gebündelt und<br />

präsentiert werden, selbst wenn sie eine große Nähe zu bestehenden Produktlinien (z. B.<br />

im Bereich Wandern oder Radfahren) aufweisen<br />

Vorteile:<br />

▪ Die Dachmarke „Grünes Band“ wird regional in ihrer Gesamtheit sichtbar<br />

▪ Auch bei wenigen Angeboten je Zielgruppe entsteht eine ausreichend breite An-<br />

gebotspalette, um eine Produktlinie zu hinterlegen<br />

▪ Das Besondere des Grünen Bandes muss nur einmal kommuniziert werden und<br />

Nachteile<br />

kann damit auch mehr in die Tiefe dargestellt werden<br />

▪ Eine auf die Zielgruppen zugeschnittene Darstellung ist nur sehr eingeschränkt<br />

möglich<br />

▪ Die Angebote treten in den Wettbewerb mit anderen, bestehenden Produktlinien<br />

▪ Die Vernetzung von Kommunikation und Vertrieb fällt vor allem dann schwerer,<br />

wenn sich die Region an Produktlinienkonzepten übergeordneter Marketingorga-<br />

nisationen (z.B. Landesmarketingorganisationen) orientiert<br />

2. Erweiterung bestehender Produktlinien (=Verlängerung des Produkt-Mix): die bestehen-<br />

den Produktlinien (z.B. Aktives Naturerlebnis, Wandern, Familien & Kindern, …) werden<br />

um neue und klar gekennzeichnete Produkte „Grünes Band“ erweitert.<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

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4 Marketingkonzept Grünes Band 122<br />

Vorteile:<br />

▪ Präsentation von Produkten der Marke „Grünes Band“ innerhalb stark nachge-<br />

fragter Produktlinien mit Stammkundschaft und ggf. erprobten Vertriebspartnern<br />

▪ Perfekte Einbindung in das bestehende System mit vor- und nachgelagerten Leis-<br />

tungsträgern und Vertriebspartnern<br />

▪ Beitrag zur Innovation innerhalb der vorhandenen Produktlinien<br />

Nachteile<br />

▪ Gesamtüberblick über alle Produkte / Angebote rund um das Grüne Band fehlt<br />

oder muss ergänzend geschaffen werden<br />

▪ Besonderheiten des Grünen Bandes treten automatisch hinter die Kernthematik<br />

der etablierten Produktlinien zurück<br />

▪ Auf der übergeordneten Ebene kann bei sehr vielen unterschiedlichen Produktli-<br />

nien je Region ein unübersichtlicher Produkt-Mix entstehen<br />

▪ In Regionen ohne Produktlinien bzw. stark divergierenden Produktlinien der am<br />

Grünen Band aneinander angrenzenden Regionen nicht anwendbar – es müssen<br />

erst Produktlinien abgestimmt und etabliert werden<br />

3. Angebot neuer ergänzender Versionen bestehender Produkte (Vertiefung des bestehen-<br />

den Produkt-Mix): besonders etablierte Produkte der einzelnen Regionen werden um die<br />

Thematik des Grünen Bandes erweitert, bzw. sofern das Grüne Band in Teilen bereits in-<br />

tegriert ist, wird die Komponente des Grünen Bandes stärker betont und hervorgehoben<br />

(z.B. Wandern / Fahrradfahren am Rennsteig: Hervorheben von Etappen mit Überschrei-<br />

ten bzw. Parallelführung zum Grünen Band)<br />

Vorteile:<br />

▪ Schnelle Produktentwicklung bei Konzentration auf Reiseangebote mit besonders<br />

hoher Kundennachfrage<br />

▪ Vermeiden interner Konkurrenz, weitere Profilierung der bestehenden Angebote<br />

▪ Kaum Anpassungen an Kommunikation und Vertrieb erforderlich<br />

Nachteile<br />

▪ Gesamtüberblick über alle Produkte / Angebote rund um das Grüne Band fehlt<br />

oder muss ergänzend geschaffen werden<br />

▪ Besonderheiten des Grünen Bandes treten stark in den Hintergrund und sind nur<br />

ein Teilaspekt der Produkte<br />

▪ In Regionen mit wenigen oder keinen etablierten Angeboten, die das Grüne Band<br />

räumlich oder thematisch berühren, keine tragfähige Strategie<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

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4 Marketingkonzept Grünes Band 123<br />

Keine der drei Strategien kann als dominant gegenüber den anderen bewertet werden. Den-<br />

noch erscheint die zweite Strategie vor dem Hintergrund der Gesamtheterogenität der am<br />

Grünen Band gelegenen Regionen am besten geeignet. Sie erlaubt zudem auch die Anwen-<br />

dung der dritten Strategie und zwingt Regionen ohne bislang definiertes Produktlinienkon-<br />

zept zu einer gemeinsamen Zielausrichtung. Es trägt dem zunächst eher geringen Budget für<br />

Dachaktivitäten dadurch Rechnung, dass es die bestehenden Strukturen in den Regionen<br />

des Grünen Bandes und darüber hinaus aufgreift und nutzt. Eine virtuelle Bündelung aller<br />

Angebote in einer über das Internet abfragbaren Angebotsdatenbank kann zudem mit ver-<br />

tretbarem Aufwand geleistet werden.<br />

4.2.1.3 Produktentwicklung für Tourismusangebote am Grünen Band<br />

Die Tourismusdestinationen entlang des Grünen Bandes unterscheiden sich teilweise erheb-<br />

lich. Dies gilt nicht nur für die Topographie und die damit verbundene naturräumliche Aus-<br />

stattung. Auch sind die Unterschiede bezüglich touristischer Attraktionspunkte mit Magnet-<br />

funktion, die räumliche Lage zu Ballungszentren im mittleren Entfernungsbereich (bis ca. 100<br />

km) bis hin zu bestehenden Organisationsstrukturen sehr unterschiedlich.<br />

Eine erfolgreiche Produktentwicklung knüpft jeweils an die Potenziale und Gegebenheiten<br />

vor Ort an. Da sich diese erheblich unterscheiden, kann weder ein Patentrezept noch ein<br />

Katalog an Idealprodukten für das Grüne Band aufgeführt werden. Die Produktentwicklung<br />

von Angeboten „Tourismus am Grünen Band“ muss unter Einbindung der lokalen touristi-<br />

schen Leistungsträger und weiterer Akteure (z.B. Ortsgruppen des BUND bzw. BN) erfolgen.<br />

Idealerweise sollte eine grenzüberschreitende Arbeitsgruppe etabliert werden, die die Akteu-<br />

re aus Tourismus, Regionalentwicklung / -vermarktung sowie Umwelt- und Naturschutz zu-<br />

sammenführt und so einen integrierten Produktentwicklungsprozess von der Ideenfindung<br />

bis zur Umsetzung der Vermarktung begleitet.<br />

Trotz aller Unterschiede sollen einige Mindestanforderungen im Sinne von „Muss-Kriterien“<br />

an „Grüne Band Produktbausteine“ oder „Grüne Band Reisen“ dargelegt werden:<br />

Produktbaustein/<br />

Produkt<br />

Erlebniswege (-netze)<br />

Mindestanforderungen<br />

▪ Ausgangspunkte klar gekennzeichnet, bereits am Ausgangs-<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

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4 Marketingkonzept Grünes Band 124<br />

Gedenkstätten / Grenz-<br />

landmuseen<br />

Informationsstellen (z.B.<br />

Naturparkinfozentrum /<br />

weitere Museen)<br />

punkt Information zum G.B. und zu Attraktionen der Route<br />

▪ 2 x kreuzen des G.B.<br />

▪ 1 x G.B. einen Abschnitt von mindestens 500m folgen<br />

▪ an Kreuzungspunkten muss G.B. mindestens 1 x einfach<br />

nachvollziehbar sein (nahe Originalzustand, Thema ehemali-<br />

ge Grenze), 1 x soll/ kann auch Sukzession/ Biotopverbund<br />

das Thema sein<br />

▪ Sofern möglich, Aussichtspunkt / alten Grenzbeobachtungs-<br />

turm mit einbeziehen, um Verlauf erlebbar zu machen (bei<br />

Kanu: Anlegestellen an Aussichtspunkten)<br />

▪ Hochwertige, bundesweit im Grunddesign einheitliche Infota-<br />

feln mit Hinweis auf G.B. an Kreuzungspunkten<br />

▪ Wege zum G.B. / am G.B. sollten einen Namen tragen, der<br />

neugierig macht (z.B. Grenzerlebnisweg)<br />

▪ Zu jedem Weg gibt es einen kleinen Infoflyer (bundesweit<br />

einheitliche Grundgestaltung), der G.B. erläutert (ca. 50%)<br />

und auf speziellen Weg eingeht (ca. 50%)<br />

▪ Optional: digitalisierte Variante der Infoflyer zur Benutzung mit<br />

GPS-Handhelds oder PDA mit GPS-Modul; download-<br />

Möglichkeit aller Routendaten und weiterer touristischer In-<br />

formationsdaten über die regionale und zentrale WEB-site<br />

▪ Wege müssen Qualitätsanforderungen der Fachverbände<br />

(z.B. Wanderbares Deutschland, Dt. Kanuverband) erfüllen<br />

▪ Sollten in mindestens einen Erlebnisweg als zentrales Erleb-<br />

niselement eingebunden sein – bei größeren Grenzlandmu-<br />

seen sollte der Parkplatz / ÖV-Knoten als Ausgangspunkt von<br />

mindestens 2-3 Erlebniswegen genutzt werden<br />

▪ Bundesweit einheitliche Beschilderungssystematik (vgl. z.B.<br />

Kriegsgräberkennzeichnung)<br />

▪ Alle Gedenkstätten mit Bundes- oder Landesförderung müs-<br />

sen neben der Thematik der Deutsch-Deutschen Geschichte<br />

auch eine einheitliche Basisinformation zum Grünen Band<br />

vorhalten (vgl. Point Alpha)<br />

▪ Sollten in mindestens einen Erlebnisweg als zentraler Infor-<br />

mationspunkt eingebunden sein – bei größeren Einrichtungen<br />

sollte der Parkplatz / ÖV-Knoten als Ausgangspunkt von min-<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band; <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien


4 Marketingkonzept Grünes Band 125<br />

Führungen (z.B. geführte<br />

Wanderungen, Radtou-<br />

ren / Kanuwanderungen)<br />

Partnerbetriebe Beher-<br />

bergung am G.B.<br />

destens 2-3 Erlebniswegen genutzt werden<br />

▪ Alle Einrichtungen mit Bundes- oder Landesförderung müs-<br />

sen neben ihrer Kernthematik auch in angemessenem Um-<br />

fang (z.B. größere Vitrine mit 2 A0 Infopostern) der Deutsch-<br />

Deutschen Geschichte auch eine einheitliche Basisinformati-<br />

on zum Grünen Band vorhalten (vgl. Point Alpha)<br />

▪ Thematik des G.B. / der ehemaligen Grenze / Naturerlebnis<br />

am G.B. sollten im Mittelpunkt stehen<br />

▪ In einem vorgegebenen Zeitfenster müssen die Führungen<br />

garantiert und langfristig planbar angeboten werden<br />

▪ Dienstleister müssen zum Thema G.B. geschult sein und re-<br />

gelmäßig über neue Entwicklungen informiert werden<br />

▪ „Insider-Wissen“ / Geheimtipps müssen das Thema spannend<br />

und damit erlebbar machen (sofern möglich Zeitzeugenkon-<br />

zept)<br />

▪ Jeweils mindestens eine Führung entlang eines Erlebniswe-<br />

ges sowie eine Führung abseits der ausgeschilderten Wege<br />

▪ Führungen für Gruppen mit besonderen Anforderungen (z.B.<br />

Kinder, Menschen mit Behinderungen, Naturfreunde, …) sind<br />

ausdrücklich zur Profilbildung der Regionen gewünscht<br />

▪ Zu jeder Führung sollte es für die Teilnehmer einen Infoflyer<br />

geben, den diese später Verwandten / Bekannten zur Erläute-<br />

rung präsentieren können<br />

▪ G.B. muss zu Fuß oder per ÖV innerhalb einer halben Stun-<br />

den vom Betrieb aus erreichbar sein<br />

▪ Nur klassifizierte Betriebe (DEHOGA oder DTV)<br />

▪ Bevorzugt Viabono-Betriebe (Im Übergangszeitraum von 3<br />

Jahren mindestens 30 %, danach mindestens 50 %)<br />

▪ Mindestens eine Zusatzzertifizierung (Bundesebene z.B.<br />

Bett&Bike oder Landesmarketingorganisationen z.B. Kinder-<br />

land Bayern), die Kriterien der Hauptzielgruppen wie Wan-<br />

dern, Radfahren, Kanu, Familien abdecken<br />

▪ G.B. Infomappe (Bundesweit einheitliche Basisausstattung +<br />

regionale Zusatzausstattung) Materialien rund um das G.B.<br />

liegen in den Häusern auf und werden regelmäßig aktuali-<br />

siert; alle Informationen über Erlebniswege, Grenzlandmuse-<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

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4 Marketingkonzept Grünes Band 126<br />

Partnerbetrieb Verpfle-<br />

gung (nur wenn regiona-<br />

leVermarktungsinitiati- ven deren, Produktions-<br />

weise den Erhalt des<br />

G.B. fördert)<br />

Pauschalen<br />

„G.B. erleben“<br />

en, Infostätten und Führungen der Region und angrenzender<br />

Regionen<br />

▪ Auf Wunsch organisiert der Partnerbetrieb die Teilnahme an<br />

Führungen oder bietet solche für seine Gäste selbst an<br />

▪ G.B. muss zu Fuß oder per ÖV innerhalb einer halben Stun-<br />

den vom Betrieb aus erreichbar sein<br />

▪ Viabono Partnerbetrieb (s.o.)<br />

▪ Betrieb setzt Produkte von regionalen Produzenten ein, deren<br />

Wirtschaftsweise den Erhalt des G.B. unterstützt (z.B. exten-<br />

sive Beweidung, extensive Grünlandwirtschaft, angrenzende<br />

Ackerbauflächen werden nach Kriterien der anerkannten An-<br />

bauverbände bewirtschaftet)<br />

▪ Regionale Speisekarte, ggf. auch mit typischen Speisen<br />

Ost/West-Küche<br />

▪ Hinweis auf G.B. und Initiativen (Regional- und Direktver-<br />

markter) in der Speiskarte oder durch getrennten, gut sichtba-<br />

ren Aushang<br />

▪ Pauschalen bündeln ausschließlich Partner und Dienstleis-<br />

tungen, die die oben genannten Kriterien erfüllen<br />

▪ Pro Region mindestens<br />

1 x „Schnupperpauschale“ mit 2 oder 3 ÜN<br />

1 x „Wochenerlebnispauschale“ mit 6 ÜN<br />

Klare Kennzeichnung des Kernthemas (Wandern, Naturbe-<br />

obachtung, Geschichte begreifen, …)<br />

▪ Vermarktung über alle Hierarchiestufen, d.h. lokal, regional,<br />

Landesmarketingorganisationen (sofern kompatibel zu Pro-<br />

duktlinien der Landesmarketingorganisationen), Viabono auf<br />

Bundesebene, bei Kompatibilität zu Jahres-Themen auch im<br />

Ausland über DZT<br />

Tabelle 35: Mindestanforderungen an Grüne Band Produktbausteine und -Reisen<br />

Die dargelegten Kriterien bilden einen Rahmen, der einerseits klare an der Marktfähigkeit<br />

orientierte Qualitätsanforderungen fixiert und andererseits hinreichenden Spielraum für jede<br />

Region und jeden Akteur bietet. Die Wettbewerbsfähigkeit der Angebote wird neben der in-<br />

haltlichen Attraktivität der Angebote vor allem durch eine überzeugende touristische Basis-<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band; <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien


4 Marketingkonzept Grünes Band 127<br />

qualität gesichert, wie sie die Vielzahl der Kriterienkataloge der Fachverbände vorgeben.<br />

Daher können Kriterien für Tourismusangebote vom Grünen Band immer nur auf bestehende<br />

Kriteriensysteme aufbauen.<br />

4.2.2 Kommunikationspolitik<br />

Während die Produktgestaltung Handlungsanreize und -gelegenheiten schafft, das Grüne<br />

Band hautnah zu erleben, stimulieren gut gestaltete Kommunikationsprozesse die Nachfrage<br />

nach „Grünes-Band-Produkten“. Dieses Kapitel soll das kommunikative Umfeld analysieren,<br />

und wichtige Partner im Kommunikationsprozess ableiten. Daran wiederum knüpfen mögli-<br />

che Kernbotschaften in Richtung der Ziel- und Dialoggruppen an ebenso wie geeignete Stra-<br />

tegien und Instrumente.<br />

Das Grüne Band kann eine erfolgreiche touristische Destination werden, wenn sich die loka-<br />

len Akteure und die Besucher in einen nachhaltigen Kommunikationsprozess integrieren<br />

lassen: nach Innen als Land- und Forstwirte, Bürger, Gastgeber, Naturschützer, Entschei-<br />

dungsträger in Wirtschaft oder Politik und nach Außen als Naherholer, Urlauber, Hobby-<br />

Historiker oder Sportler.<br />

4.2.2.1 Analyse der Rahmenbedingungen<br />

Kommunikationsstatus<br />

„Google“ nennt zu den Begriffspaaren „Grünes Band“ 128.000, „Grüne Band“ 62.000 und<br />

„Grünen Band“ 52.800 Hits. Die Analyse der ersten 10 Seiten dieser Links spiegelt den<br />

Kommunikationsstatus des Grünen Bandes – vorwiegend bei der breiten Masse - wider: Das<br />

Grüne Band wird von Fachkreisen, wie Naturschutz und Umweltpolitik genannt. Als einzige<br />

Region kommuniziert Thüringen – mit seinem größten Anteil am Grünen Band –das Thema<br />

mit einer eigenen Website. Die Heinz-Sielmann-Stiftung schlug Ende der 80er Jahre vor,<br />

einen Nationalpark entlang der Deutsch-Deutschen Grenze zu errichten. Die Initiative mün-<br />

dete in das Projekt „Grünes Band Eichsfeld“ mit naturtouristischen Elementen. Das WWF-<br />

Projekt „Grünes Band Oder-Neiße“ konzentriert sich seit 1994 wiederum auf das polnisch-<br />

deutsche Grenzgebiet und hat auch eine touristische Komponente. Die Stiftung Euronatur<br />

kommuniziert das Thema ebenfalls im Zusammenhang mit dem ehemaligen „Eisernen Vor-<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band; <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien


4 Marketingkonzept Grünes Band 128<br />

hang“, konzentriert sich jedoch auf den südlichen Teil des Bandes am Balkan. Irreführend<br />

dazu steht der Begriff innerhalb Naturschutz-Kreisen auch für ein völlig anderes Projekt<br />

(Interreg III „Aktion Grünes Band“, NABU, Grenzregion Nordrhein-Westfalen/Holland).<br />

Außerhalb dieser Fachkreise findet man den Begriff beinahe genauso häufig im Zusammen-<br />

hang mit der Dresdner Bank. 1975 führte die Bank den Werbeslogan „mit dem grünen Band<br />

der Sympathie“ ein und richtet sein Corporate Design danach bis heute aus. Das Kreditinsti-<br />

tut vergibt seit 1987 sehr öffentlichkeitswirksam „Das Grüne Band“ für Talentförderung in<br />

Sportvereinen in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Sportbund.<br />

Auf den Internet-Auftritten der Modellregionen spielt „Natur“ entweder als eigene Produktlinie<br />

(NaturHarz, Naturerlebnis im Frankenwald) eine Rolle oder die ganze Region steht für „Na-<br />

turerlebnis“. Keiner kommuniziert jedoch das Grüne Band aktiv im Internet. Andere Kommu-<br />

nikationsinstrumente (Broschüren, persönliche Informationen in den Tourismus-<br />

Informationen, bei den Gastgebern) wurden (noch) nicht analysiert, der Bekanntheitsgrad in<br />

der Bevölkerung vor Ort ebenso wenig. Die befragten Tourismusverantwortlichen in den Re-<br />

gionen schätzen ihn allerdings gering ein.<br />

Im direkten Zusammenhang mit Tourismus stößt man lediglich auf den „Tourismusverband<br />

Münsterland Touristik Grünes Band e.V.“, der fern „unseres“ Grünen Bandes ist, jedoch als<br />

Radparadies Nr.1 in Deutschland positioniert ist. Themenverwandt und auch in einer völlig<br />

anderen Region liegt die „Grüne Strasse“, eine 1960 ins Leben gerufene deutsch-<br />

französische Route von den Vogesen quer durch den Elsass bis zum Schwarzwald, die bei<br />

der DZT-Website als Wander-, Rad- und Kultur-Ferienstrasse aufscheint. Darüber hinaus<br />

trifft man auf den „Iron Curtain Trail“ – einer von der EU ko-finanzierten Radroute (Bau 2006)<br />

entlang des ehemaligen „Eisernen Vorhangs“.<br />

Bei den Begriffen, die im Zusammenhang mit dem „Grünen Band“ fallen, dominieren abstrak-<br />

te oder Vernunft betonte, wie „Naturschutz, Biotop, Todesstreifen, Grenze, Erhalten“.<br />

Naturbild<br />

Abgeleitet vom Markenkern des Grünen Bandes liegt eine Analyse der Wahrnehmung des<br />

Themas „Natur(schutz)“ nahe. Die Studie „Umweltbewusstsein“ des BMU hat ein großes<br />

Gefälle zwischen dem Naturbild der breiten Bevölkerung und dem der Naturschützer aufge-<br />

zeigt. So herrsche zum Beispiel bei mehr als der Hälfte der Befragten die Einschätzung vor,<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band; <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien


4 Marketingkonzept Grünes Band 129<br />

dass Natur als „durchaus strapazierfähig“ anzusehen sei. Naturschützer hingegen dürften zu<br />

dem Fünftel der Bevölkerung zu rechnen sein, das Natur als etwas Empfindliches ansieht.<br />

Experten attestieren Naturschützern auch eine hohe soziale Distanz zu anderen Bevölke-<br />

rungsgruppen, in der öffentlichen Wahrnehmung gilt Naturschutz als Männerdomäne.<br />

Das Umweltbewusstsein selbst hat übrigens kaum einen Einfluss auf die Umwelteinstellun-<br />

gen, und die Einstellungen hängen gewöhnlich nicht mit dem Verhalten zusammen. Von<br />

größerer Relevanz für umweltgerechtes Verhalten sind laut UDO KUCKARTZ zum Beispiel das<br />

Bedürfnis nach Schutz der eigenen Gesundheit, die Wahrnehmung einer Bedrohung, aber<br />

auch „Spaß am Mitmachen“.<br />

Gerade Gesundheit und Erlebnisorientierung gelten in der Tourismusforschung als Mega-<br />

trends, ebenso wie Individualisierung und Überalterung. Der Tourismus-Markt der Zukunft<br />

wird auch durch die Nachfrage nach häufigeren, kürzeren Reisen bestimmt. Vor allem ihr<br />

Heimatland ist für die Deutschen laut F.U.R. Trendstudie besonders für zusätzliche, also<br />

Zweit- und Dritturlaube (über 5 Tage) attraktiv.<br />

Auch Authentizität als Gegen-Nachfragetrend zu globalisiertem Einheitsbrei ist für das Grüne<br />

Band relevant: Rund 41% der Deutschlandurlauber ziehen Urlaub abseits der touristischen<br />

Zentren und in authentischer Umgebung vor, im Vergleich zu anderen Urlaubern ist die Affi-<br />

nität besonders hoch (Cluster Analyse FUR Trendstudie 2015). Und zwei von fünf Deutschen<br />

haben starke Präferenzen für einen Urlaub, wo sie ursprüngliche Natur unmittelbar erleben<br />

können (RA 2003).<br />

Die Grenze<br />

Mit Ausnahme des Harzes und der Rhön kommuniziert jede Region entlang des Grünen<br />

Bandes weiterhin so, als wäre die Grenze noch vorhanden. Nur zögerlich scheint auch über<br />

Sehenswürdigkeiten „auf der anderen Seite“ informiert zu werden. Dieses Phänomen ist si-<br />

cherlich historisch und organisatorisch bedingt (und ist auch zwischen zwei west- oder ost-<br />

deutschen Bundesländern bzw. Tourismus-Territorien Gang und Gäbe). Für den – zu über<br />

80% individualreisenden – Deutschland-Urlauber dürften diese „virtuellen Grenzen“ eher<br />

hinderlich sein, die Umgebung seines Urlaubsortes pragmatisch und neugierig zu erkunden.<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band; <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien


4 Marketingkonzept Grünes Band 130<br />

Andererseits wird die physische Grenze am Point of Sale zu wenig sichtbar. Bis auf einige<br />

Grenzlandmuseen, Gedenkstätten oder Monumente ist das Grüne Band vor Ort weder für<br />

Einwohner noch für Besucher als „Produkt“ wahrnehmbar, geschweige denn erlebbar. Damit<br />

sind die Regionen derzeit noch austauschbar, stehen im Wettbewerb mit allen anderen Na-<br />

turerlebnis-Anbietern in Deutschland, die zum Teil wesentlich „Attraktiveres“ zu bieten ha-<br />

ben.<br />

Natur und (Tourismus-)Medien<br />

Nachdem das Grüne Band ein erklärungsbedürftiges Produkt ist und für nachhaltigen Tou-<br />

rismus stehen soll, erscheinen folgende Fakten interessant: Nach einer Studie des Grimme<br />

Instituts tendieren viele Medien-Akteure zur Ansicht, dass Nachhaltigkeit ein Anspruch ist,<br />

der mit den Prinzipien des heutigen Mediengeschäfts überhaupt nicht vereinbar und allen-<br />

falls in den Nischen des Medienmarkts realisierbar ist (RNE 2004). Experten attestieren den<br />

deutschsprachigen Medien zudem Nachholbedarf gegenüber dem angloamerikanischen<br />

Raum: Dort veröffentlichen seit einiger Zeit Medien(konzerne) ihre Umwelt- und Nachhaltig-<br />

keitsberichte, schon längst werden Wissenschaft und Bildung popularisiert. In Deutschland<br />

glückte dies beispielsweise Studenten, die das Thema Nachhaltigkeit durch kreative und<br />

witzige Film-Spots im Projekt „Nachhaltiger Filmblick“ beleuchteten.<br />

Analysiert man das Wochenprogramm aller im deutschsprachigen Raum ausstrahlenden TV-<br />

Sender, kommt man auf etwa 100 Stunden, die sich Themen wie „Natur“, „Umwelt“ oder<br />

„Ökologie“ widmen. Gerade in öffentlich-rechtlichen Sendern (vor allem den „Dritten“) findet<br />

man darunter immer wieder Deutschlandbeiträge mit Tourismusbezug.<br />

Die Massenmedien geben bei Naturthemen jedoch großteils ein sehr gegensätzliches Bild<br />

ab. Grob vereinfacht trifft man entweder auf naive, stark emotionalisierte Tiergeschichten<br />

oder das andere Extrem, rein naturwissenschaftliche Argumente. Erstere vereinfachen sehr<br />

stark oder „verniedlichen“ sogar, ohne ökologische Zusammenhänge zu erklären. Letztere<br />

behandeln Naturthemen eher technisch ohne Ästhetik und Gefühl. Ausnahmen sind sicher-<br />

lich Magazine für höher gebildete Zielgruppen, wie GEO, National Geographic, die – oft ne-<br />

benbei – auch touristische Aspekte transportieren.<br />

In den Tourismusmedien ist Natur meist die „Kulisse“ für andere Themen, wie sportliche Ak-<br />

tivitäten, bestenfalls Kulturlandschaft. Vor allem seit dem Tsunami im Dezember 2005 wird<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

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4 Marketingkonzept Grünes Band 131<br />

Natur auch häufig in Verbindung mit Naturkatastrophen in Tourismusgebieten gebracht. Rei-<br />

se-TV hat derzeit weniger mit objektiver Berichterstattung – im Gegensatz zu Naturfilmen –<br />

als mit Werbung zu tun. Das Ziel, Reisen über den Bildschirm zu verkaufen, ist offensichtlich.<br />

In der Tourismuspresse steht nach wie vor „Sparen“ auf der Tagesordnung. Viele Reiseteile<br />

wurden und werden gekürzt, operieren mit einem oder wenigen Redakteuren oder werden<br />

mit anderen Blättern (Lokal- oder Regionalzeitungen) gemeinsam herausgegeben. Verstärkt<br />

greifen Redaktionen auf Beiträge von freien Mitarbeitern oder Agentur-Meldungen zurück.<br />

Eine Studie des Verbands deutscher Reisejournalisten (VdRj) ergab 2002, dass 80 der 156<br />

Tageszeitungen mit Reiseteil den Themendienst gms (touristische dpa-Tochter) abonniert<br />

haben und dass dieser bereits 35% des Platzes in den Reiseteilen belegt. In den Reisezeit-<br />

schriften und überregionalen Zeitungen und ist gerade für Beiträge über Deutschland zwar<br />

das Interesse, aber auch der Anspruch (Neuigkeitswert, Blickwinkel) besonders hoch. Regi-<br />

onen haben in den Publikumsmedien deutlich bessere Chancen, im Zentrum eines Artikels<br />

zu stehen als Veranstalter, Carrier oder Hotels.<br />

Laut Reiseanalyse 2003 (RA 2003) werden Tourismus-Zeitschriften und Tageszeitungen<br />

sowie Berichte über Reisen und Länder im TV/Rundfunk (8/9%) als Informationsquelle aller-<br />

dings deutlich seltener genutzt als Reiseführer (15%) oder das Internet (15%).<br />

4.2.2.2 Wahrnehmung und Informationsverhalten<br />

Neben den genannten Fakten beeinflussen auch das Informationsverhalten und relevante<br />

Phänomene der menschlichen Wahrnehmung den Kommunikationsprozess. Neue Verhal-<br />

tensweisen – wie zum Beispiel Urlaub am Grünen Band zu machen – müssen demnach an<br />

vorhandene Erkenntnisse anknüpfen. Die Sprache, das Vorwissen, Einstellungen, Werte und<br />

Lebensstile der Dialoggruppen sind hier zu berücksichtigen. Ein neues, komplexes Produkt<br />

zu akzeptieren, bedeutet für die Akteure vor Ort, für potenzielle Vertriebspartner ebenso wie<br />

Gäste, neue Sachverhalte Schritt für Schritt zu entschlüsseln, bis sie zu ihrem Vorwissen<br />

passen.<br />

Themen dienen hierbei als sachlich-zeitlich-soziale Struktur des Prozesses und reduzieren<br />

die Komplexität. Sie reichen von abstrakten Anknüpfungspunkten (Naturschutz, deutsch-<br />

deutsche Geschichte, Artenvielfalt, schöne Landschaft, Sport), über bereits gelernte konkrete<br />

Inhalte und Bilder (Harz, Thüringer Wald, Elbe, Werra) bis hin zu sehr persönlichen Erfah-<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

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4 Marketingkonzept Grünes Band 132<br />

rungen (Verwandte, Flucht, Liebe). Hier kann vor allem der Journalismus Starthilfe für das<br />

Grüne Band leisten.<br />

„Keep it simple“ lautet dazu das Schlagwort der Werbebranche, um der täglichen Überdosis<br />

an Informationen, Werbebotschaften oder Nachrichten entgegen zu wirken. Mit wenigen,<br />

einfachen und leicht verständlichen Botschaften erleichtert man den Dialogpartnern, die<br />

zentrale Idee einer Marke wahrzunehmen.<br />

Dieses „Weniger ist Mehr“ wurde bereits in der Produktentwicklung angesprochen und ist auf<br />

die Kommunikation und folglich auch Information zu übertragen. Die Verbraucher sind immer<br />

seltener in der Lage, Entscheidungen auf Basis rationaler Argumente zu fällen. Images, ge-<br />

lernte Bilder erleichtern die Aufnahme. Das Informationsverhalten von heute ist geprägt<br />

durch Medienvielfalt, mehr Masse und weniger Tiefe. Nach wie vor genießen die eigene Er-<br />

fahrung und Mund-zu-Mund-Propaganda die größte Bedeutung als Informationsquellen für<br />

den Urlaub (ca. 46%, vor Auskunft, Beratung im Reisebüro, Fremdenverkehrsstellen), die<br />

weitaus größten Zuwächse verzeichnet jedoch das Internet.<br />

Die Verbreitung und Akzeptanz des Internets nimmt auch in Deutschland weiter rasant zu:<br />

Zwischen 2001 und 2004 hat sich die Zahl der Internet-Nutzer verdoppelt. Aber nicht nur<br />

mehr Nutzer, mehr Surf-Zeit pro Nutzer, mehr und schnellere Anschlüsse, einfache Bedie-<br />

nung lauten die weiteren Trends. Beim e-commerce dominieren zwar nach wie vor Produkte,<br />

die sich einfach vergleichen lassen, wie Fahrkarten, Flugtickets oder Eintrittskarten. Doch als<br />

Informationsquelle für Urlaubsreisen nutzen das Web bereits heute über 60% der deutschen<br />

Internet-Nutzer. Bei Spontan- und Kurzreisen dürfte der Anteil noch höher liegen.<br />

4.2.2.3 Zielgruppen und Dialogpartner<br />

Unter Dialoggruppen verstehen wir die unter „Reisemotive und Urlaubsarten“ genannten<br />

Endverbraucher, aber auch alle anderen, die das Grüne Band erreichen will. Grundsätzlich<br />

lassen sich alle nach internen und externen Stakeholdern gliedern.<br />

Bei der Kommunikation nach Innen sind alle Akteure, Bevölkerungsgruppen und Interes-<br />

sensverbände vor Ort zu berücksichtigen, die an der Produktentwicklung und -gestaltung<br />

teilhaben, allen voran die, mit denen der Gast während seines Aufenthalts zusammentrifft.<br />

Die Bandbreite reicht von touristischen Dienstleistern (Beherbergungsbetrieben, Gaststätten,<br />

Tourismus-Informationen, Schutzgebieten, Fremden-/Naturführer, Transportunternehmen,…)<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

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4 Marketingkonzept Grünes Band 133<br />

über politische Entscheidungsträger und andere Meinungsbildner bis hin zu gemeinnützigen<br />

Organisationen (aus Naturschutz, Heimatpflege, Frauen, Jugend, Sport, lokale Agenda21..).<br />

Im Dialog nach Außen werden im B2B-Bereich (business-to-business) mögliche Tourismus-<br />

Marketing-Partner, -Verbände und bundesweite Meinungsbildner aus Tourismus, Geschichte<br />

und Naturschutz sowie die Fach- und Wirtschaftsmedien als Multiplikatoren die zentrale Rol-<br />

le spielen.<br />

Abgesehen von der DZT, den Landes- und regionalen Marketingorganisationen bieten sich<br />

diejenigen als Partner an, die sich am Reisemarkt bereits in Segmenten wie „Naturerlebnis“,<br />

„Zeitgeschichte hautnah“, „Gesundheit/Erholung in der Natur“, etc. etabliert haben. Dazu<br />

zählen Initiativen wie<br />

▪ „Viabono“,<br />

▪ „Fahrtziel Natur“ der Deutschen Bahn,<br />

▪ „Lust auf Natur“ der Bayern-Tourismus,<br />

▪ Großschutzgebiete genauso wie BUND-Reisen,<br />

▪ Natur- und Nationalparke,<br />

▪ Vermarktungsgemeinschaften,<br />

▪ (Spezial-)Reiseveranstalter (Forum Anders Reisen)<br />

▪ Vereine und Verbände (Wander-, Natur-, Bildungs-).<br />

Deren bereits gelernte Produkte können das Thema Grünes Band sehr effizient transportie-<br />

ren.<br />

Laut FUR-Trendstudie werden die Veranstalterreisen im Inlandstourismus deutlich zuneh-<br />

men. Auch mit Deutschland-Reiseveranstaltern sollte mittel- bis langfristig mit passenden<br />

Produktlinien ein Dialog aufgebaut werden. Damit könnte das Thema Grünes Band auch im<br />

Vertriebskanal Reisebüros Einzug halten.<br />

Ebenfalls als externe Stakeholder – im B2C-Bereich - sind die Endverbraucher, deren Ver-<br />

bände sowie Meinungsbildner und Medien als Multiplikatoren anzusprechen.<br />

Nach ihrer Affinität zum Markenkern des Grünen Bandes lassen sich potenzielle und vor-<br />

handene Gäste (s. „Reisemotive und Urlaubsreisearten“) in zwei Gruppen von Dialoggrup-<br />

pen gliedern.<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

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4 Marketingkonzept Grünes Band 134<br />

1. Landschaften sind für sie eine Kulisse: Wie bei der Mehrheit der Bevölkerung genießt<br />

die intakte Natur keine besondere Aufmerksamkeit, sondern gilt als wichtige Voraus-<br />

setzung. Dazu zählen die Gruppen Gesundheit- Erholung, Familie mit Kindern sowie<br />

Aktiv & Erlebnis. Hier erzeugt das Grüne Band einen Mehrwert, eine Erlebnissteige-<br />

rung. Diese Gruppe ist sehr heterogen: Sie umfasst passive Erholungssuchende<br />

ebenso wie Freizeitsportler und Familien. Das Grüne Band steht hier im direkten<br />

Wettbewerb mit anderen „Kulissen“, es gilt ideale Rahmenbedingungen für das ei-<br />

gentliche Urlaubsmotiv ebenso wie den Mehrwert durch das Grüne Band als das ent-<br />

scheidende „Plus“ zu vermitteln.<br />

2. Geschichte und/oder Natur hautnah zu erleben ist Hauptmotiv ihrer Reise (Natur-<br />

Grenzerlebnis, Kultur & Geschichte): Diese Gruppe wird deutlich kleiner sein als<br />

Gruppe 1, hohe Erwartungen an die Einzigartigkeit und Authentizität haben, über ein<br />

hohes Bildungsniveau verfügen.<br />

Diese beiden grundverschiedenen Interessensschwerpunkte machen deutlich, dass sie –<br />

berücksichtigt man die eingangs erläuterten Wahrnehmungsmuster– für völlig unterschiedli-<br />

che Botschaften empfänglich sind. Werden erstere eher Informationen über ihre konkreten<br />

Vorlieben, Aktivitäten und daran gekoppelt das Grüne Band aufnehmen, so kann nur für die<br />

zweite Gruppe der Markenkern selbst die Botschaft sein.<br />

4.2.2.4 Kommunikations-Ziele<br />

Eine kurze Stärken-Schwächen-Analyse des bislang skizzierten Umfeldes zeigt wichtige An-<br />

satzpunkte für die Kommunikationsziele auf:<br />

Stärken Schwächen<br />

Artenreiche Flora und Fauna, landschaftliche<br />

Vielfalt<br />

Hoher Bekanntheitsgrad einzelner Teile<br />

(Harz, Elbe, Thüringer-/ Frankenwald)<br />

GB vor Ort kaum wahrnehmbar / erlebbar -><br />

austauschbar, viele Mitbewerber<br />

Geringer Bekanntheitsgrad „Grünes Band“,<br />

vor allem nicht als Tourismusdestination<br />

Verwirrung innerhalb Naturschutz-„Szene“,<br />

Verwechslungsgefahr mit Dresdner Bank<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

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4 Marketingkonzept Grünes Band 135<br />

Steigende Nachfrage nach Natururlaub, Au-<br />

thentizität, besonders bei Inlandstouristen<br />

Vorhandene Produktlinien mit Bezug zu Na-<br />

tur oder/und Kultur<br />

Kommt Trend für Kurzreisen entgegen (Nä-<br />

he Ballungszentren)<br />

Bisher sehr positive Medienberichte, gut<br />

emotionalisierbares Thema („Natur“)<br />

Grosses Interesse an „guten“ Deutschland-<br />

Berichten seitens der Reise-Medien<br />

Steigendes Angebot mit zunehmend profes-<br />

sioneller Kommunikation durch Mitbewerber<br />

Wettbewerb mit eigenen, anderen touristi-<br />

schen Linien<br />

Heterogene und sehr Bundesland/Landkreis<br />

verhaftete Strukturen<br />

Komplexes, erklärungsbedürftiges Thema,<br />

bisher sehr sachliche/abstrakte Darstellung<br />

Negative Assoziationen („Todesstreifen“)<br />

Großer Leistungsdruck und Wettbewerb in<br />

den Reiseredaktionen<br />

Natur (Pflanzen, Tiere) ideale Image-Träger Naturschutz hat Image-Probleme<br />

Tabelle 36: Stärken-Schwächen-Analyse<br />

Die Analyse macht eine Priorität der Kommunikation nach Innen sichtbar. Nur wenn die Ak-<br />

teure entlang des Grünen Bandes sich überzeugen lassen, Artenvielfalt und gemeinsame<br />

Geschichte als gemeinsame touristische Chance zu begreifen, werden sie attraktive Produk-<br />

te entwickeln. Diese wiederum stärken die Identifikation mit ihrer Heimat und erzeugen ein<br />

Alleinstellungsmerkmal und Authentizität, die der Gast vor Ort erleben und spüren kann. Die<br />

Akzeptanz und ein positives Image vor Ort bilden also die Basis der weiteren erfolgreichen<br />

Vermarktung.<br />

Auch für die Kommunikation nach Außen lassen sich die Handlungsfelder Bekanntheitsgrad,<br />

Imageaufbau und -korrektur ableiten. Klare Botschaften mit emotionalem Charakter sollten<br />

das komplexe Thema vermitteln. Die Natur selbst sollte in den Vordergrund, „Naturschutz“<br />

als wichtige Basis der Produktgestaltung bleiben, jedoch in der Kommunikation in den Hin-<br />

tergrund rücken.<br />

Als zentrale Kommunikationsziele für die Markteinführung lässt sich folgendes definieren:<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

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4 Marketingkonzept Grünes Band 136<br />

Marketing-Ziel: Etablierung als attraktives Reise- und Erholungsziel<br />

Kommunikationsziele: Hohe Bekanntheit, Akzeptanz, positives Image<br />

Botschaft: aus gemeinsamer Geschichte wird sympathische „Erholungszone“<br />

Subziele: Breite Präsenz in Print- und elektronischen Medien<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band; <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien<br />

↓<br />

↓<br />

Diese Kommunikationsziele bedienen indirekt die beiden zentralen, nicht-kommerziellen Ab-<br />

sichten: Höhere Akzeptanz und Sensibilität für Naturschutz und Landschaftspflege durch den<br />

Biotopverbund sowie eine bessere Vernetzung über Grenzen hinweg,<br />

Aus der Analyse und den allgemeinen Zielen lässt sich die folgende Matrix ableiten. Sie gibt<br />

einen Überblick über Kommunikationsziele und Botschaften nach Dialoggruppen:<br />

Kommunikations-Mix Grünes Band<br />

Dialoggruppe Akteure vor Ort Tourismus-Fachwelt<br />

Gruppenbeschreibung Bürger, touristische<br />

Dienstleister, Verei-<br />

ne, Politiker,…<br />

Subziele Identifikation, für<br />

Produktgestaltung<br />

motivieren<br />

Kernbotschaft Tourismus als<br />

Chance, wir haben<br />

etwas zu bieten<br />

Versprechen/Inhalte Job-Motor / regiona-<br />

le Wert-schöpfung,<br />

B2B<br />

Marketing-Partner,<br />

regionale und natio-<br />

naleTourismus-Ver- bände, Veranstalter<br />

Interesse an Zu-<br />

sammenarbeit, „me<br />

too“-Effekt<br />

Neue, interessante<br />

Destination, „Ge-<br />

winn“<br />

attraktive Sorti-<br />

mentserweiterung<br />

Endverbraucher<br />

B2C<br />

(Stamm-)Kunden,<br />

potenzielle Deutsch-<br />

land-Urlauber mit<br />

Interesse an Natur<br />

und/oder Kultur<br />

Reiselust, Grünes<br />

Band im „relevant<br />

set“<br />

Neue Urlaubsziele/<br />

Ausflugsziele<br />

Naturerlebnis gren-<br />

zenlos, nahe, Ge-


4 Marketingkonzept Grünes Band 137<br />

Kommunikations-<br />

Kanäle<br />

Geeignete Instrumen-<br />

te<br />

Lernen von einan-<br />

der, Wir-Gefühl<br />

Lokale, regionale<br />

Medien, Internet,<br />

Gremien (Gemein-<br />

derat,Vereinsvor- stände)<br />

Persönliche Ge-<br />

spräche,Sitzun- gen, Bürgerforen,<br />

Events, Presse-<br />

infos, Newsletter,<br />

Ideen-/Film-/<br />

Fotowettbe-werbe,<br />

Exkursionen, GB-<br />

Website, Chats<br />

Tabelle 37: Kommunikations-Mix Grünes Band<br />

im Bereich Natur /<br />

Kultur, an Qualität<br />

orientierte Partner<br />

Fach-, Verbands-,<br />

Publikumsmedien,<br />

Partner-Websites,<br />

Kongresse, Tag-<br />

ungen, Messen,<br />

Uni/FH<br />

Persönliche Ge-<br />

spräche,Presse- infos, -konferenz,<br />

Präsentationen,<br />

Newsletter, Bran-<br />

chen-Events,<br />

Image-Analyse,<br />

B2B-Bereich auf<br />

GB-Website<br />

sundheit, Wandern,<br />

Radeln, Geschichte<br />

Reiseführer, Reise-,<br />

Tages- und Publi-<br />

kumsmedien, lokale<br />

Tourismus-Infos,<br />

Guides, Gastgeber,<br />

Messen<br />

Kampagne, GB-<br />

Website, Medien-<br />

arbeit, Newsletter,<br />

Gewinnspiele, Flyer,<br />

Schautafeln, Gäste-<br />

zeitung, Events,<br />

Image-Analyse,<br />

CRM (Kunden-<br />

bindungsprogramm)<br />

Die Ziele sind bewusst allgemein gehalten. Denn die Definition weiterer Subziele hängt ge-<br />

rade in der Einführungsphase besonders eng von der Produktpolitik ab und sollte mit den<br />

Marketing-Verantwortlichen vor Ort erarbeitet werden. Der Gast soll das Produktversprechen<br />

vor Ort durch Kommunikation - wie Beschilderung, Knowhow der Gastgeber, Gästezeitung,<br />

etc. - einlösen können und das Grüne Band mit möglichst vielen Sinnen wahrnehmen.<br />

4.2.2.5 Kommunikationsstrategie<br />

Ein integrierter Ansatz wird auf zwei Ebenen ansetzen: Er wird sowohl die Marke „Grünes<br />

Band“ als Ganzes als auch einzelne Produkte gezielt kommunizieren. Eckpfeiler einer erfolg-<br />

reichen Strategie zur Markteinführung des Grünen Bands könnten folgende Elemente sein:<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

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4 Marketingkonzept Grünes Band 138<br />

Kooperation/Partizipation im Business to Business (B2B) -Bereich<br />

Im B2B Bereich steht Zusammenarbeit im Vordergrund. Diese Vorgangsweise baut auf den<br />

Dialog auf, der im Laufe dieses Projektes mit den Tourismusverantwortlichen der Modellregi-<br />

onen geführt wurde. Die regionalen Tourismusverantwortlichen kennen ihre Regionen am<br />

besten, sie sind für die Produktlinien verantwortlich, sie wissen um die Interessen und Ein-<br />

stellungen der Leistungsträger vor Ort, ebenso wie um die Bedürfnisse ihrer Gäste. So könn-<br />

ten „Testimonials“ – Einheimische als Vorbilder - die Identifikation mit der Region stärken.<br />

Auch nach Außen führt das Grüne Band diesen partnerschaftlichen Dialog mit neuen Marke-<br />

ting-Partnern (regionale Verkehrsverbünde der Zielgebiete, Bahn, Viabono. Wanderbares<br />

Deutschland, Bett & Bike, VCD, ADAC, ADFC,…): Gemeinsam definiert man Ziele und<br />

Kommunikationsmaßnahmen. Erste Erfolge werden gezielt in Fachkreisen kommuniziert, um<br />

einen „me-too-Effekt“ in der Branche zu erzeugen.<br />

Kampagne im Business to Consumer (B2C) -Bereich<br />

Im B2C-Bereich machen der Sog einer breit angelegten Kampagne sowie die Huckepack-<br />

Strategie den Endverbraucher auf die Marke aufmerksam.<br />

Pull-Effekt: Die Kommunikation richtet sich an den Konsumenten, der für entsprechende<br />

Nachfrage sorgt. Ein Sog für das Grüne Band als Ganzes soll entstehen. Zur Markteinfüh-<br />

rung erscheint eine breite emotionsstarke Kampagne unerlässlich (siehe Kapitel 1.2.2.7).<br />

Denkbar wäre, das Grüne Band als neues „Land“ innerhalb Deutschlands mit eigenen Ge-<br />

setzen und sogar Kunstnamen -„Natur-Reich“, „Erlebnis-Reich“- (um die markenrechtlichen<br />

Probleme zu umgehen) darzustellen. Die Marketing-Partner sind dabei wichtige Verstärker.<br />

„Huckepack-Strategie“: Produkte am Grünen Band werden durch etablierte („gelernte“) Pro-<br />

duktlinien, Medien, Orte, Kenntnisse, Kampagnen mit anderem Themenschwerpunkt<br />

mitkommuniziert. Points of Interest und „Ikonen“ vor Ort, die laut Bestandsaufnahme “große<br />

Magnetwirkung” haben oder Sehenswürdigkeiten, die – innerhalb wie außerhalb der Region<br />

– eine hohe Affinität zum Markenkern haben, werden genutzt. Jahrestage wie „Wiederverei-<br />

nigung“, „Tag der Artenvielfalt“ transportieren das Thema / die Marke als Ganzes. Das Natur-<br />

und Reiseerlebnis selbst fungiert als „Trittbrett“ für die Themen Naturschutz und Geschichte.<br />

Es entschlüsselt komplexe ökologische und historische Zusammenhänge.<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

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4 Marketingkonzept Grünes Band 139<br />

Das Jubiläumsjahr 2009 mit „20 Jahre Fall der Grenzen“ bietet sich für vielfältige Kommuni-<br />

kationsmaßnahmen an. Die DZT greift dieses Thema für den Tourismus auf. Entsprechende<br />

Kampagnen sollten auch das Grüne Band transportieren.<br />

VIP-Ansatz: Michail Gorbatschow als erster „Grünes Band-Aktionär“ oder andere Persönlich-<br />

keiten (Udo Lindenberg, Günter Jauch) könnten das Thema „Grenzerlebnis, Grenzen über-<br />

winden“ glaubwürdig kommunizieren.<br />

4.2.2.6 Image-Korrektur und -aufbau<br />

Eine Markenstrategie und ein klares Image wirken der Reizüberflutung durch Medien und der<br />

bestehenden Angebotsbreite entgegen, erleichtern dem Menschen die Wahrnehmung,<br />

schaffen Vertrauen statt Verwirrung. Eine positiv besetzte Marke „Grünes Band“ erhöht die<br />

Identifikation und Motivation der Akteure vor Ort, schafft bei Ziel- und Dialoggruppen Ver-<br />

trauen, und ebnet den Weg, bei potenziellen Gästen ins „relevant set“ – in die engere Aus-<br />

wahl – zu gelangen. Das Kapitel „Markenkommunikation“ geht auf diesen Punkt näher ein.<br />

Auch wenn das Grüne Band beim Deutschen Patent- und Markenamt eingetragen ist, wird<br />

es derzeit vom Verbraucher nicht als Marke wahrgenommen. Daher muss ein Soll-Image als<br />

Basis für die Kommunikationsarbeit festgelegt werden, das nach drei bis vier Jahren zu<br />

überprüfen ist.<br />

Die Marke „Grünes Band“ ist für alle Dialogpartner nur dann glaubwürdig, wenn die<br />

positiven Image-Bestandteile und die Kernbotschaft „Gemeinsame Geschichte wird<br />

sympathisches Erholungsziel“ stimmig kommuniziert werden. Dazu ist ein koordinier-<br />

tes Vorgehen auf lokaler, regionaler und bundesweiter Ebene nötig.<br />

Dabei muss die Dachmarke Grünes Band vorhandene Negativ-Assoziationen überwinden<br />

und möglichst schnell in positive Imagebestandteile umwandeln. Die unter Punkt 4.1.2 be-<br />

reits vorgestellten Assoziationspaare stellen auch Imagebestandteile dar und sollten deshalb<br />

nochmals betrachtet werden. Begriffspaare sind:<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band; <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien


4 Marketingkonzept Grünes Band 140<br />

Tabelle 38: Positive und negative Assoziationen mit dem Grünen Band<br />

Potenzielles Ist-Image Soll-Image<br />

Negative Assoziation<br />

Vergangenheit<br />

Positive Assoziation<br />

Zukunft<br />

trennt verbindet<br />

Tod Lebendige Vielfalt<br />

Am Rand Mittendrin<br />

Unnatürlich Natur pur<br />

zurückgeblieben fortschrittlich<br />

kein Thema spannend<br />

menschenleer Menschen begegnen<br />

kalter Krieg Entspannung<br />

4.2.2.7 Instrumente im Kommunikations-Mix<br />

Das Grüne Band als Reiseziel zu etablieren bedeutet, mit einfachen Botschaften zu arbeiten,<br />

die sich nicht nur durch die unterschiedlichen regionalen Ebenen, sondern auch durch alle<br />

Kommunikations-Instrumente ziehen. Diese umfassen alle Medien, die Botschaften über das<br />

Grüne Band transportieren.<br />

Für einen Teil dieser Kommunikations-Instrumente liegt eine zentrale bundesweite Steue-<br />

rung nahe (Image-Aufbau, Corporate Design, Website, überregionale Medienarbeit und<br />

Events, Werbung und Verkaufsförderung mit Marketing-Partnern). Andere wiederum sind<br />

besser von der Region (Werbung am PoS, persönlicher Verkauf, regionale PR und Events)<br />

zu koordinieren. Geeignete zentrale Kommunikationsinstrumente sind:<br />

Die Reise-Website für das Grüne Band<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band; <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien


4 Marketingkonzept Grünes Band 141<br />

Die Website fungiert als zentrales Informations- und Dialog-Instrument für Nachfrager und<br />

Anbieter, bildet das virtuelle Dach aller touristischen Aktivitäten am Grünen Band mit drei<br />

wesentlichen Säulen:<br />

Ein Akteur-Bereich mit den Hauptzielen, Identifikation zu erzeugen und für die Produkt-<br />

gestaltung motivieren. Inhalte sind viele Dialog-Elemente für die Innenkommunikation<br />

(Chat-Foren, Terminkalender, persönliche Schicksale, Erfahrungsaustausch, etc.)<br />

Ein B2B-Bereich mit Informationen für Marketing-Partner mit dem Hauptziel, Zusammen-<br />

arbeit zu initiieren / fördern. Inhalte sind Kooperationsmöglichkeiten, Beispiele, Zahlen,<br />

Daten, Fakten, etc, auch als Service für Medienpartner.<br />

Ein Gäste-Bereich mit dem Hauptziel, Reiselust zu vermitteln. Inhalte sind verlinkte (Pau-<br />

schal-)Angebote, Tourentipps, Kulturelle Höhepunkte, CRM-Bereich, Newsletter, Down-<br />

loads, Gästebuch mit Tipps von Naturbeobachtern, Wanderern, Radlern, „Grenzgänger“-<br />

Gästebuch (persönliche Erinnerungen, Kontaktsuche), etc.<br />

Einschlägige Studien heben in diesem Zusammenhang das Internet immer wieder als (ver-<br />

tiefendes) Informationsmedium und Ort der interaktiven Kommunikation hervor. Weniger ge-<br />

eignet sei das Internet für die Erstansprache, wie es für das Grüne Band nötig sein wird.<br />

Dennoch, vernetzt man gezielt mit Print- und Online-Werbung (gemeinsam mit starken Mar-<br />

keting-Partnern), mit Events und Medienarbeit, überwiegen in der Markteinführungsphase<br />

durchaus die Vorteile – vor allem im Vergleich zu Print-Medien:<br />

+ gute Transportmöglichkeit für Emotionen (Bilder, Musik)<br />

+ individuelle Informationstiefe (vom oberflächlichen Surfer bis zum interessierten Natur-<br />

oder Geschichtskundigen)<br />

+ Vernetzung zu Partnern (konkrete Angebote)<br />

+ interaktive Kommunikation - im B2B-Bereich - und Customer Relationship Management<br />

(CRM) - im B2C-Bereich<br />

+ hohe Aktualität, relativ niedrige Kosten, relativ einfache Erfolgskontrolle<br />

Um die Rolle der Website als zentrales Kommunikations-Instrument zu betonen, wird die<br />

Internet-Adresse bei allen anderen Instrumenten an prominenter Stelle platziert.<br />

Medienarbeit<br />

Auch der Dialog mit den Medien verfolgt den genannten integrierten Ansatz: Einerseits soll<br />

er das Grüne Band zum Thema in der breiten Öffentlichkeit machen, andererseits die Pro-<br />

duktgestaltung am Grünen Band begleiten.<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band; <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien


4 Marketingkonzept Grünes Band 142<br />

Zwei Vorteile sprechen für die Betonung der Medienarbeit im kommunikationspolitischen<br />

Instrumentarium: Presseberichte im redaktionellen Umfeld genießen beim Leser eine deut-<br />

lich höhere Aufmerksamkeit und Glaubwürdigkeit als Werbung im Anzeigenteil. Auch aus<br />

Budgetgründen ist professioneller PR-Arbeit gegenüber Werbeschaltungen der Vorrang zu<br />

geben.<br />

Eine lustbetonte Balance zwischen Emotion und Wissenschaft wäre das Idealbild für die Me-<br />

dienberichterstattung über das Grüne Band. Wird zu grob vereinfacht, kann kein tiefer ge-<br />

hendes Verständnis für ökologische Zusammenhänge entstehen. Zu wissenschaftliche Ar-<br />

gumente schrecken ab.<br />

Zur erfolgreichen Verankerung in der Region spielen die regionalen Medien die zentrale Rol-<br />

le. Sie sollten den Dialog- und Entwicklungsprozess vor Ort begleiten, Akzeptanz schaffen<br />

für die Belange des Tourismus und des Naturschutzes und ein Wir-Gefühl erzeugen. Erfah-<br />

rungen, Chancen, Erfolge könnten als positive Verstärker wirken, lanciert durch regionale<br />

Partner. Meinungsbildner vor Ort werden gezielt als Zugpferde eingespannt. So könnte in der<br />

Produktentwicklung ein Schneeballeffekt entstehen. Eine zentrale Koordinierungsstelle sollte<br />

die regionale Medienarbeit mit geeigneten Anlässen, Text- und Bildmaterial unterstützen,<br />

ähnlich den genannten Instrumenten am PoS.<br />

Sobald das Grüne Band vor Ort „sichtbar“ ist und buchbare Angebote vorhanden sind, tritt<br />

der Dialog mit überregionalen Tages- und Publikumsmedien in den Vordergrund. Sie können<br />

den Bekanntheitsgrad enorm steigern, die Nachfrage für beispielsweise die Region El-<br />

be/Salzwedel in den nahen Ballungszentren Hamburg, Berlin, Hannover stimulieren. Dabei<br />

sollte die Beihilfe zum „Story-Telling“, zum Veranschaulichen, im Vordergrund stehen.<br />

Das erklärungsbedürftige Thema schreckt zunächst ab, konkrete Erfahrungen der Journalis-<br />

ten/Leser durch gut betreute Pressereisen vor Ort oder Verpacken in Geschichten / Themen<br />

kann jedoch abhelfen und Nähe erzeugen. Als mögliche Aufhänger können Jahrestage, Jubi-<br />

läen, Events, neue Produkte (Themenwege, etc.) dienen. Geeignete Themen für Journalis-<br />

ten sind:<br />

zeitgeschichtlicher Ansatz: persönliche Schicksale als Brücken, historische Punkte am<br />

Grünen Band (ähnlich Point Alpha), Geschichte der Fluchthilfe<br />

kultureller Ansatz: Filme, Literatur, die von Grenzen oder Naturreichtum handeln, andere<br />

grenzüberschreitende, kulturelle Attraktionen (Museen, Künstler)<br />

natur-(romantischer) Ansatz: Schäfer, engagierte Landwirte, Tiere als Brücke zum Natur-<br />

schutz-Thema<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

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4 Marketingkonzept Grünes Band 143<br />

So veröffentlichte zum Beispiel der Tourismusverband Graubünden eine Broschüre, die au-<br />

ßergewöhnliche Einheimische porträtiert. Genauso denkbar ist es, VIPs der Region einzu-<br />

bauen oder einen Nachwuchs-Journalisten-Wettbewerb zum Thema „Naturerlebnis“ ins Le-<br />

ben zu rufen.<br />

Folgende Aktivitäten könnten die Service-Qualität für die Medien erhöhen: Wertvolles, fun-<br />

diertes Zahlenmaterial aus BUND-Quellen sowie der Bestandserhebung durch BföS medi-<br />

engerecht zusammenstellen, Tier- und Pflanzenarten, wie viel Rote-Liste-„Patienten“, Kilo-<br />

meter, Gedenktage an „Mauerfall“. „Ikonen“ spezifizieren, Höhepunkte, die sich in den Medi-<br />

en besonders gut kommunizieren lassen (Checkpoints, Gedenkstätten, Tatorte historischer<br />

Momente, Geburtsorte, Film-Sets), und natürlich zielgruppenspezifische Informationen (in<br />

den Bereichen Gesundheit, Kulinarisches, Sport/Fitness, Familie, VIPs am Grünen Band,…)<br />

recherchieren und aufbereiten.<br />

Mögliche Aktivitäten in diesem Bereich reichen von Medienpartnerschaften (etwa mit ZEIT<br />

(wissen) oder National Geographic Deutschland) über niveauvolle Gewinnspiele in Koopera-<br />

tion mit Publikumsmedien bis hin zum Grünen Band als Schauplatz einer TV-Serie. Denkbar<br />

wäre auch der Aufbau eines Natur-Tourismus-Bereichs in Zusammenarbeit mit einer nam-<br />

haften Presseagentur.<br />

„Events“ und Sponsoring<br />

Um bundesweit die Aufmerksamkeit auf das Grüne Band zu ziehen, sind überregionale<br />

Events geeignete Instrumente. Sie ermöglichen das Einbinden der Akteure vor Ort, erzeugen<br />

ein „Wir-Gefühl“ und fördern die Medienberichterstattung.<br />

Denkbar wäre ein – bundesweites oder internationales - Film-Festival – entweder mit dem<br />

Schwerpunkt „Naturerlebnis“ oder „Grenze“. Der unter „Cross-Media-Kampagne“ erwähnte<br />

humoristische Ansatz ließe sich durch einen Karikatur-Wettbewerb zum Thema „Tourismus<br />

und Natur“ mit anschließender Ausstellung untermauern. Medienpartner könnten bei der An-<br />

kündigung und der Berichterstattung danach wertvolle Unterstützung leisten.<br />

Ebenso geeignet erscheint eine zeitgleiche Gemeinschafts-Aktion am gesamten Grünen<br />

Band ähnlich dem alljährlichen „Berge in Flammen“. So könnte eine kilometerlange Men-<br />

schenkette oder sportliche Aktivitäten mit anschließenden regionalen Festen ein unvergess-<br />

liches Gemeinschaftserlebnis bedeuten.<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

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4 Marketingkonzept Grünes Band 144<br />

Gerade hier könnte die Zusammenarbeit mit geeigneten Sponsoren sinnvoll sein: Sie erhö-<br />

hen den Etat und erzeugen Synergie-Effekte. Ein allgemeines Anforderungsprofil an Sponso-<br />

ren für Events am Grünen Band könnte folgender Maßen aussehen:<br />

Hoher bundesweiter Bekanntheitsgrad<br />

Bezug zu einer der Regionen am Grünen Band (Herkunft, Geschichte….)<br />

Glaubwürdigkeit beim Thema „Grenzen überwinden“, „Natur“. (z.B. Vorbild im Bereich<br />

Nachhaltigkeits-Berichterstattung, soziale Verantwortung)<br />

Bereitschaft zur aktiven Kommunikation des Themas innerhalb der Branche des Sponso-<br />

ren (Multiplikator-Effekt)<br />

Die Dresdner Bank wird, wie eingangs erwähnt, bereits mit dem Grünen Band (als Nach-<br />

wuchsförderer im Sport) assoziiert. Die 2006 veröffentlichte Studie zu ihrer Rolle in der Nazi-<br />

Zeit hat ihr Image als sozial verantwortliches Unternehmen gestärkt. Ebenso sind die Um-<br />

weltbank in Nürnberg oder die Firma Carl Zeiss in Jena mit ihrer bewegten deutsch-<br />

deutschen Geschichte geeignete Gesprächspartner für Sponsoring.<br />

Werbung / Verkaufsförderung im Verbund mit Marketing-Partnern<br />

Klassische Werbung – sowohl Online- als auch Print- - erscheint nur im Verbund leistbar,<br />

idealer Weise mit Marketing-Partnern im B2B-Bereich. Im Natur- oder Kulturbereich etablier-<br />

te Tourismus-Dienstleister oder –Marken nehmen dabei das Grüne Band quasi „Huckepack“<br />

mit zum Verbraucher. Diese Strategie hält die Kosten im Rahmen und die Streuverluste ge-<br />

ring. Anbieten würde sich dafür beispielsweise die Produktlinie „Fahrtziel Natur“ der Deut-<br />

schen Bahn und mehrerer Umweltverbände.<br />

So verzeichnet www.bahn.de als touristische Website Nr.1 in Deutschland 30 Mio. visits im<br />

Monat, deren Rubrik „Fahrtziel Natur“ immerhin 80.000, 2004 wurden ca. 1 Mio Faltblätter<br />

bundesweit gestreut. Im Sinne eines Cross-Media-Ansatzes (siehe unten) sollte man parallel<br />

zu einer Werbeschaltung die Medien aller Fahrtziel-Natur-Partner mit einbinden und könnte<br />

so ein hohes Kundenpotenzial ansprechen (Bahn: 4,6 Mio, Umweltverbände: ca. 6 Mio).<br />

Dieselbe Vorgangsweise gilt für Messeauftritte: Das Grüne Band präsentiert sich bei deut-<br />

schen Reisemessen, wie der ITB, der CMT, CBR oder Reisepavillon auf Fachveranstaltun-<br />

gen oder Ständen etablierter Partner.<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

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4 Marketingkonzept Grünes Band 145<br />

Cross-Media-Kampagne<br />

Das übergeordnete Kommunikationsziel – breite Bekanntheit – lässt sich besser erreichen,<br />

wenn man die einzelnen Kommunikations-Instrumente und -Maßnahmen systematisch mit-<br />

einander verknüpft.<br />

Eine Kampagne wäre gerade zur Markteinführung sinnvoll: Sie bündelt alle Kommunikations-<br />

Aktivitäten und verstärkt nach dem Motto „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile“.<br />

Zentrale Planung und Koordination sowie ein definierter Zeitrahmen sind dazu erforderlich.<br />

Für das Grüne Band würden sich die Jahre 2008/09 dafür anbieten: In diesem Zeitraum wird<br />

das Thema „20 Jahre Fall des Eisernen Vorhangs“ (2009) eine wichtige Rolle spielen.<br />

Eine klassische Image-Kampagne mit hohem Werbedruck, Kontaktzahlen und Frequenz<br />

erscheint für das Grüne Band jedoch nicht machbar. Doch auch mit einem kleinen Budget<br />

und einer herausragenden Idee ist erfolgreiches „Campaigning“ möglich. Ein „Cross-Media-<br />

Ansatz“ bietet sich dafür an: Dabei kommuniziert man zentrale Inhalte gleichzeitig über ver-<br />

schiedene mediale Darstellungsformen und verknüpft diese miteinander.<br />

Mit dem Fokus auf der Reise-Website Grünes Band sollte eine Cross-Media-Kampagne die<br />

online-Kommunikation, Events, eine begleitende Medienarbeit und die Dynamik der Produk-<br />

tentwicklungsphase miteinander verbinden.<br />

Dabei erscheint eine emotionale, von Bildern dominierte Ansprache wichtig. Bilder erzeugen<br />

mehr Aufmerksamkeit und werden leichter verarbeitet („decodiert“). Vor allem Menschen<br />

oder Tiere eignen sich wie kein anderes Sujet, Sympathie zu erzeugen.<br />

Anbieter im Naturtourismus arbeiten zwar zunehmend mit Emotionen, doch stehen meist<br />

sehr ernsthafte Botschaften im Mittelpunkt. Humor spielt bislang so gut wie keine Rolle in der<br />

Kommunikation von vergleichbaren Angeboten. Das Grüne Band könnte mit einem Humor<br />

betonten Ansatz Neuland betreten und zusätzliche Aufmerksamkeit verbuchen. So könnten<br />

Tiere als ungewöhnliche Testimonials für Überraschung sorgen: (Geschützte) Tiere, die am<br />

Grünen Band leben, „werben“ zielgruppenspezifisch für ihren Lebensraum, zum Beispiel der<br />

Fischotter als Wassersportler.<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

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4 Marketingkonzept Grünes Band 146<br />

4.2.2.8 Beispielhafte Kommunikations-Instrumente in den Regionen<br />

In den Regionen am Grünen Band werden die Instrumente enger an konkrete touristische<br />

Produkte gekoppelt sein. Die Motivation der Einheimischen sowie das konsequente Erkenn-<br />

bar-Machen des Grünen Bandes vor Ort sollten im Mittelpunkt stehen. Wie erwähnt, spielen<br />

die regionalen Medien eine wichtige Rolle als verstärkende Partner.<br />

Ideenwettbewerbe<br />

Die Dynamik der Produktentwicklungsphase sollte die Innen-Kommunikation bereichern.<br />

Innerhalb der Regionen am Grünen Band könnten Ideen-Wettbewerbe die Einheimischen<br />

„ins Boot holen“ und Aufmerksamkeit für das touristische Potenzial erzeugen. Als Medium<br />

sollte der Akteurs-Bereich der Reise-Website Grünes Band dienen. Auch hier könnten regio-<br />

nale Sponsoren für ausreichende Etats und Multiplikatorwirkung herangezogen werden. So<br />

wäre ein Wettbewerb für die Zielgruppe Familien denkbar: Einheimische Familien skizzieren<br />

Produkte für das Segment „Familie“ und gewinnen eine Familien-Reise in deutsche Schutz-<br />

gebiete.<br />

Regionale und lokale Events<br />

Die Dynamik der Produktentwicklung kann die Innen-Kommunikation bereichern. Grenzüber-<br />

schreitende, lokale und regionale Events – von der Ideenfindung über Exkursionen bis zur<br />

Einweihungsfeier – stärken das Wir-Gefühl und das Bewusstsein für das gemeinsame touris-<br />

tische „Kapital“.<br />

Information und Verkaufsförderung am PoS<br />

Ebenfalls eine wichtige Rolle spielen Instrumente, die dem Bewohner und dem Gast vor Ort<br />

das Wiedererkennen des Grünen Bandes ermöglichen. Tabelle 12 im Kapitel Produktpolitik<br />

(Mindestanforderungen für Grünes-Band-Produkte/ Reisen) beschreibt bereits einige davon.<br />

Dazu zählt „Hardware“, wie Schilder, Karten, Flyer ebenso wie die „Software“, also die Identi-<br />

fikation und das Know-how der Menschen vor Ort. Klare, bundesweit einheitliche Botschaf-<br />

ten, Schlüsselbegriffe (wie Biotopverbund, Grenzerlebnis) und gemeinsame Gestaltungs-<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

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4 Marketingkonzept Grünes Band 147<br />

merkmale sollen diese Instrumente am Reiseziel auszeichnen. Deshalb empfiehlt sich für sie<br />

eine zentrale Koordination, auch wenn es Instrumente sind, die vor Ort eingesetzt werden:<br />

Info-Tafeln: An Ausgangspunkten, Points of Interest (Museen, Aussichtspunkten, Natur-<br />

park-Infostellen..) und bei den lokalen Tourismus-Informationen informieren Tafeln über<br />

das Grüne Band im Allgemeinen, aber auch über die spezielle Rolle der jeweiligen At-<br />

traktion.<br />

Flyer/Broschüren: Tourismus-Informationen erhalten Gestaltungs-Muster in zwei bis drei<br />

Formaten / Umfängen. Ein Teil der Information sollte bundesweit gleich, ein Teil für lokale<br />

Besonderheiten reserviert sein. Die Flyer werden über alle Akteure vor Ort (Beherberger,<br />

Führer, Gastronomen,…) gestreut und sind Bestandteil von<br />

Infomappen: Diese liegen bei Gastgebern auf und werden regelmäßig aktualisiert, mit<br />

regionalen Infos ergänzt. Sie beinhalten alle Informationen über Erlebniswege, Grenz-<br />

landmuseen, Infostätten und Führungen der jeweiligen und angrenzender Regionen.<br />

Muster-Anzeigen: Auch klassische Print-Werbung (etwa in Gastgeber-Verzeichnissen auf<br />

(Gratis-)Kartenmaterial, Broschüren regionaler Verkehrsbetriebe) sollte einem bundes-<br />

weiten Corporate-Design unterliegen.<br />

Digitalisierte Variante der Infoflyer als download-Möglichkeit aller Routendaten und weite-<br />

rer touristischer Informationsdaten über die regionale und zentrale WEB-site<br />

Einheitliche Beschilderung auf allen Zufahrtswegen (Ausfahrten, Kreuzungen…)<br />

Info-Poster in Vitrinen aller anderen themenverwandten Points of Interest, Gaststätten,<br />

kommunalen Einrichtungen, für Feste vor Ort etc.<br />

Hinweis auf das Grüne Band und Initiativen (Regional- und Direktvermarkter) in der Spei-<br />

sekarte<br />

Persönlicher Verkauf<br />

Im Hinblick auf die Bedeutung der Mund-zu-Mund-Propaganda und den hohen Anteil an In-<br />

dividualreisenden im Deutschlandtourismus spielt die direkte Kommunikation mit den Gast-<br />

gebern eine sehr wichtige Rolle. Das Grüne Band soll selbstverständlicher Bestandteil von<br />

Ausbildungsprogrammen für Mitarbeiter in Fremdenverkehrsämtern, Tourismus-<br />

Informationen, Schutzgebiets-Infozentren, Museen oder Beherbergungsbetrieben sein.<br />

Schulungs-Unterlagen sollten – wie die oben genannten Informationsmaterialien – einheitli-<br />

che Gestaltungskriterien und Botschaften beherzigen. Denkbar sind Power-Point-<br />

Präsentationen, Filme, Folien oder Schulungsmappen, die das Grüne Band als Ganzes<br />

kommunizieren sowie Spielraum für lokale Besonderheiten lassen.<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

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4 Marketingkonzept Grünes Band 148<br />

4.2.3 Kontrahierung/Preispolitik<br />

Für den Kunden ist nicht allein der Preis eines einzelnen Angebots entscheidend. Eine Viel-<br />

zahl weiterer Aspekte sind für ihn von Interesse:<br />

Zahlungsbedingungen: z.B. Gesamtbetrag auf einmal oder Raten<br />

Zahlungszeitpunkt(e): vor Reiseantritt, mit Reiseantritt oder am Ende der Reise<br />

Rabatte: mit Zahlungszeitpunkt oder Kaufhäufigkeit verbundene Rabatte (Frühbucherra-<br />

batte, Treuerabatte)<br />

Konditionen für zukaufbare Zusatzleistungen wie Anreise, regionale Gästekarten, ÖPNV,<br />

Verleih von Sportgerät (z.B. Kanu, Nordic-Walking-Stöcke, Fahrräder)<br />

Boni: nachträgliche Gewährung von Vorzugskonditionen bei mehrfacher Buchung (z.B.<br />

jede 5. Buchung ist frei, bei der 3. Buchung erhält man eine kostenlose Führung, …)<br />

Verbundeffekte mit anderen Anbietern / Brachen (z.B. Bahn Bonus Punkte, Payback, …)<br />

Exklusivangebote für Stammkunden (z.B. Club - Grünes Band: Exklusiv-Angebote für<br />

registrierte Club-Mitglieder, die mindestens dreimal ein G.B. Angebot gebucht haben)<br />

Die Kontrahierungs- und Preispolitik ist traditionell ausschließliche Aufgabenstellung der<br />

Leistungsträger und weiterer regional eingebundener Leistungspartner. Die Modellregionen<br />

können hier lediglich eine moderierende und bündelnde Funktion übernehmen. Sie können<br />

beispielsweise die technischen Grundlagen für die Einführung von Chip-Karten basierten<br />

Kundenkarten schaffen, die Moderation einer einheitlichen Preisstruktur für Zusatzleistungen<br />

(z.B. Fahrradverleih, Kosten für Führungen, …) übernehmen oder bei der<br />

Pauschalenentwicklung Erfahrungen mit Kalkulationen mitbringen.<br />

Grundsätzlich sollten alle Aktivitäten, die in die Richtung von Kundenbindungsprogrammen<br />

„Club - Grünes Band“ gehen, unter einem bundesweit koordinierten Dach stattfinden. Nur so<br />

lässt sich auch der schrittweise entstehende Adress-Pool für alle nutzenstiftend einsetzen.<br />

4.2.4 Distributionspolitik<br />

Den Tourismusregionen entlang des Grünen Bandes stehen grundsätzlich die folgenden<br />

Vertriebsmöglichkeiten offen:<br />

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Tabelle 39: Vertriebsmöglichkeiten<br />

Eigenvertrieb<br />

persönlich,<br />

telefonisch,<br />

Internet<br />

Fremdvertrieb<br />

persönlich,<br />

telefonisch,<br />

Internet<br />

Reisemittler Reiseveranstalter<br />

Nachweis von Angeboten Dritter<br />

durch örtliche/ regionale Tourist-<br />

Informationen, darunter<br />

▪ Zimmer<br />

▪ Führungen/ Dienstleistungen<br />

▪ Verpflegung<br />

▪ Pauschalen Dritter<br />

▪ Anreiseunterstützung<br />

▪ Örtliche/regionale Mobilität<br />

Vertrieb von Reiseangeboten oder<br />

Teilleistungen (meist Unterbringung<br />

und Transport) über Reisebüros (sta-<br />

tionär und virtuell) oder thematisch<br />

spezialisierte Reisemittler (z.B.<br />

Viabono, Bett&Bike).<br />

Die Reisebüros greifen dabei über-<br />

wiegend auf Reiseveranstalter zu-<br />

rück, deren Angebote über die gän-<br />

gigen CRS-Systeme online verfügbar<br />

sind und zu denen eine Geschäfts-<br />

beziehung (� Handelsvertretersta-<br />

tus) besteht. Thematisch spezialisier-<br />

te Reisemittler greifen entweder auf<br />

kleine Spezialreiseveranstalter oder<br />

Leistungsträger zurück oder entwick-<br />

len ein exklusives Netzwerk, in das<br />

man nur gegen Entgelt und bei Ein-<br />

haltung vorgegebener Kriterien auf-<br />

Auftreten der örtlichen/regionalen<br />

Tourist-Informationen als Reisever-<br />

anstalter, d.h. Verkauf in eigenem<br />

Namen und auf eigene Rechnung<br />

von mindestens zwei zu einem Paket<br />

gebündelten Leistungen Dritter, z.B.<br />

Beherbergung (Hotel) und Führun-<br />

gen (privater Wanderführer), d.h.<br />

Verkauf von Pauschalen.<br />

Meist werden die Angebote jedoch<br />

nicht für den Fremdvertrieb verfügbar<br />

gemacht (keine Schnittstelle zu<br />

CRS-Systemen)<br />

Vertrieb von Reiseangeboten des<br />

eigenen Sortiments, das entweder<br />

aus vorgefertigten Reiseangeboten<br />

(� Katalogprodukte) oder zuneh-<br />

mend auch aus in Echtzeit nach<br />

Kundenwünschen zusammengestell-<br />

ten Paketen (dynamic packaging)<br />

besteht. Für Reiseangebote am G.B.<br />

bieten sich vor allem große Reise-<br />

veranstalter mit eigenem Deutsch-<br />

land-Katalog (z.B. TUI, AMEROPA)<br />

oder Spezialreiseveranstalter (z.B.<br />

Natours oder Anbietergruppe forum<br />

anders reisen)<br />

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4 Marketingkonzept Grünes Band 150<br />

genommen wird (z.B. Viabono)<br />

Für das Grüne Band steht beim Aufbau eines effizienten Vertriebssystems zunächst die<br />

Vermittlungstätigkeit im Vordergrund, d.h. auf jeder räumlichen Hierarchieebene (lokal bis<br />

national) werden vorhandene Angebote vermittelt, auf der jeweils höheren Ebene erfolgt eine<br />

Angebotsbündelung für die Vermittlung. Die einzelnen Regionen bündeln somit alle Reise-<br />

angebote „Grünes Band“ und vermitteln Anfragen an die lokale Ebene oder leiten sie im Fall<br />

des Fehlens einer lokalen Ebene unmittelbar an die am Angebot beteiligten Leistungsträger<br />

weiter. Handelt es sich um Pauschalen, so erfolgt die Weiterleitung an den eigentlichen Ver-<br />

anstalter/ Anbieter in der Region, der seinerseits dann die Bearbeitung übernimmt.<br />

Dieses System besteht in fast allen größeren Tourismusregionen bereits seit Jahren für alle<br />

anderen Produktgruppen. Mit den Angeboten rund um das Thema Grünes Band betritt man<br />

somit kein Neuland. Lediglich der grenzüberschreitende Charakter der Angebote führt in Re-<br />

gionen ohne Dachorganisation zunächst zu einem Regelungsbedarf der Abläufe. Auch dies<br />

stellt kein größeres Problem dar, sondern kann bereits in der Phase der Produktentwicklung<br />

mit bearbeitet und geklärt werden.<br />

Schon schwieriger wird der Aufbau einer dauerhaften Zusammenarbeit mit den Landesmar-<br />

ketingorganisationen. Fast alle besitzen klare Produktlinienkonzepte, die darüber hinaus<br />

nicht unentgeltlich und ohne das Einhalten spezifischer Kriterien genutzt werden können.<br />

Auch kommt den Landesmarketingorganisationen immer mehr die Aufgabe zu, besonders<br />

herausragende Angebote, so genannte Leuchtturm-Produkte, zu fördern und damit den Ver-<br />

braucher auf das jeweilige Bundesland und seine Regionen aufmerksam zu machen. Es<br />

besteht kein Anspruch, alle verfügbaren Angebote eines Bundeslandes dem Markt zuzufüh-<br />

ren. Vielmehr sollen die besonders attraktiven Angebote platziert werden, um Interessenten<br />

auf Produktlinien und vor allem auch Reiseziele aufmerksam zu machen. Dem potenziellen<br />

Gast wird es dann überlassen, diejenigen Reiseziele, die ihn besonders interessieren, mit<br />

Unterstützung der lokalen und regionalen Informationsstellen und Web-sites näher kennen<br />

zu lernen, die über die gesamte Breite der Produktpalette informieren.<br />

Im Sinne eines Vernetzungsansatzes ist daher anzustreben, dass wenige, aber besonders<br />

attraktive Tourismusangebote (Leuchtturm-Produkte) zum Grünen Band auch über die<br />

Kommunikation und Vertriebsaktivitäten der Landesmarketingaktionen vertreten sind. Hierauf<br />

muss in jeder der identifizierten Regionen hingearbeitet werden. Dasselbe gilt natürlich für<br />

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4 Marketingkonzept Grünes Band 151<br />

die thematischen Beiträge zu den Kommunikationsmaßnahmen der DZT. Bereits heute sind<br />

wichtige Themenschwerpunkte bis zum Jahr 2010 festgelegt:<br />

2007 Museen in Deutschland Grenzlandmuseen und Nationalparkhäuser / Natur-<br />

2008 Schlösser und Parke - ro-<br />

mantisches Deutschland<br />

parkinfozentren als Unterthema einspeisen<br />

Schlösser und Parke entlang des Grünen Bandes,<br />

ggf. auch Naturparke als „Parke“ in die Kommunika-<br />

tion einbringen<br />

2009 20 Jahre Fall der Mauer Das Grüne Band muss hier zentrales Thema sein<br />

2010 Kulturstädte Deutschlands Auch hier bieten viele Städte entlang des Grünen<br />

Bandes Ansatzpunkte<br />

Damit fehlt für ein leistungsfähiges Vertriebssystem ein Dach, unter dem alle verfügbaren<br />

Reiseangebote und touristischen Leistungsträger des Grünen Bandes zusammengeführt<br />

werden.<br />

Ein solches Dach muss dabei die nachfolgenden Aufgaben der Information und Reisemitt-<br />

lung übernehmen:<br />

▪ Marktgerechte Präsentation aller bestehenden Angebote<br />

▪ Qualitätskontrolle für Angebote und Leistungsträger<br />

▪ Stimulierung von Produktentwicklung und Innovation<br />

▪ Dachkommunikation zu allen Produkten und weiteren für das Grüne Band tourismusrele-<br />

vanten Themen<br />

▪ Aufbau von Vertriebskooperationen mit anderen Reisemittlern sowie mit Reiseveranstal-<br />

tern (z.B. Ameropa, DB - Fahrziel Natur)<br />

▪ Vernetzung mit den Landesmarketingorganisationen und der DZT<br />

Der vollständige Neuaufbau einer solchen Organisation ist sehr kostspielig und der ohnehin<br />

zersplitterten Organisationsstruktur nicht zuträglich. Es bietet sich daher an, eine bestehende<br />

und erfahrene Organisation auszuwählen, die sich in einem der Themenschwerpunkte des<br />

Grünen Bandes bereits etabliert hat. Hier bietet sich insbesondere die Viabono GmbH als<br />

Vertriebs- und Kommunikationsdach der Deutschen Umweltdachmarke Viabono an. Viabono<br />

tritt in seiner Vermarktung nach außen als das Reiseportal für Naturgenießer auf. Daher sind<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band; <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien


4 Marketingkonzept Grünes Band 152<br />

die Akteure und Partner sowie die Struktur des Vertriebssystems idealtypisch auf die Frage-<br />

stellungen des Grünen Bandes zugeschnitten.<br />

4.3 Marketing-Management<br />

Die bislang erfolgte Darstellung eines Marketingkonzeptes hat sich mit Fragen der Ausge-<br />

staltung und Abstimmung unterschiedlicher marketingpolitischer Instrumente für den erfolg-<br />

reichen Aufbau einer „Tourismussparte“ Grünes Band beschäftigt. Der langfristige Erfolg<br />

hängt jedoch maßgeblich von einer kontinuierlichen Anpassung, Ergänzung von Marketing-<br />

plänen und der Überprüfung von Zielsetzungen und Zielerreichung ab.<br />

4.3.1 Koordinationsplattform und professionelles Management<br />

Gibt man als Definition von Marketing-Management im weitesten Sinne<br />

die Analyse, Planung, Einführung, Durchführung und Überwachung von Programmen, die<br />

darauf abzielen, Tourismusangebote des Grünen Bandes Käufergruppen zuzuführen, neue<br />

Käufergruppen zu finden und langfristige Kundenbeziehungen aufzubauen 1<br />

an, so stellt sich unmittelbar die Frage nach einer Organisation und Organisationsstruktur,<br />

die diese Aufgabe übernehmen kann. Klassische Organisationsformen des Marketing-<br />

Managements scheiden a priori auf Grund der vielgliedrigen und heterogenen Struktur des<br />

Gesamtgebildes aus: verschiedene Hierarchiestufen (lokal, regional, Länder, Bund), ver-<br />

schiedene Akteursgruppen mit sehr unterschiedlichen Arbeitsschwerpunkten (Kommunen,<br />

Verwaltungen [z.B. Nationalpark, Naturschutzbehören, ...] touristische Leistungsträger,<br />

NGOs aus den Bereichen Umwelt- und Naturschutz) und Ausrichtungen (öffentliches Wohl-<br />

ergehen, wirtschaftliche Orientierung, Gemeinnützigkeit) treffen hier aufeinander. Auch wenn<br />

es teilweise innerhalb des Hierarchiegebildes Abhängigkeiten (Kommune – Landkreis) gibt,<br />

handelt es sich doch im Wesentlichen um völlig unabhängige und autonome Akteure.<br />

1 In Anlehung an Kotler, Ph. Et. al. , Grundlagen des Marketing, 3. Auflage, 2003<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

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4 Marketingkonzept Grünes Band 153<br />

Ein klassisches Marketing-Management kann daher nicht zu Anwendung kommen. Aller-<br />

dings eint alle Akteure das Interesse der Erhaltung und der Inwertsetzung des Grünen Ban-<br />

des. Dabei spielt es keine Rolle, dass es hier sehr unterschiedliche Akzentuierungen zwi-<br />

schen Schutz und Nutzung oder Geschichte und Biotopverbund gibt.<br />

Solange keine unternehmerische Organisation besteht, muss dennoch eine Plattform einge-<br />

richtet werden, die die Akteure entlang des Grünen Bandes koordiniert. Alle bereits darge-<br />

stellten Maßnahmen im Bereich der Produktentwicklung und nachfolgender Kommunikati-<br />

ons- und Vertriebsaktivitäten können langfristig nur erfolgreich sein, wenn sie aufeinander<br />

abgestimmt sind. Die grob skizzierten Kriterien für touristische Angebote, die die Marke<br />

„Grünes Band“ tragen dürfen, müssen Verbindlichkeit erlangen. Alle Kommunikationsaktivitä-<br />

ten, die die Marke „Grünes Band“ bekannt machen, sind aufeinander abzustimmen. Die Ver-<br />

netzung mit Vertriebs- und Kommunikationspartnern muss koordiniert werden, da diese ei-<br />

nen professionell agierenden Ansprechpartner wünschen.<br />

Die im Rahmen des Projektes eingerichtete Projektbegleitenden Arbeitsgruppe (PAG) könnte<br />

in der Startphase eine Plattform für die Koordination sowie die Herstellung von Verbindlich-<br />

keit darstellen. Allerdings wird dringend angeraten, die PAG zu verkleinern und dabei der<br />

Idee der Subsidiarität zu folgen, d.h. lokale und regionale Abstimmungsprozesse in den tou-<br />

ristischen Kooperationsräumen entlang des Grünen Bandes vorzunehmen und nur die über-<br />

geordneten, grundsätzlichen Fragestellungen in einer schlanken PAG zu behandeln. Denk-<br />

bar erscheint hier, dass aus jeder Region maximal drei bis vier Vertreter in der Plattform ver-<br />

treten sind. Die Leitung einer solchen Koordinationsgruppe sollte durch eine Persönlichkeit<br />

erfolgen, die einerseits Erfahrung im Tourismusmarketing mitbringt, zugleich jedoch Kennt-<br />

nisse aus dem Bereich des Managements von Großschutzgebieten vorzuweisen hat. Somit<br />

repräsentiert diese Persönlichkeit beide für das Grüne Band wichtigen Themen.<br />

Wegen der Autonomie der lokalen und regionalen Akteure beruht das Gesamtsystem auf<br />

Konsensentscheidungen. Dies verlangsamt den Prozess in aller Regel, mit der Gefahr, dass<br />

die Anpassung und Ergänzung der Marketingpläne jeweils dem realen Marktgeschehen hin-<br />

terherhinkt. Der Markenführung und Markenkommunikation kommt daher eine besondere<br />

Rolle innerhalb des Marketing-Managements für den langfristigen Erfolg des Vorhabens zu.<br />

Die Ausgangslage für ein professionelles Marketing-Management ist damit vergleichbar zur<br />

Entwicklung der Umweltdachmarke Viabono. Teils divergierende Interessensgruppen fühlen<br />

sich demselben Ziel verpflichtet. Daher bedarf es einerseits einer Diskussionsplattform, die<br />

aus der PAG hervorgehen könnte. Zugleich ist eine operative Einheit erforderlich, die Be-<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band; <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien


4 Marketingkonzept Grünes Band 154<br />

schlüsse und Überlegungen der Diskussionsplattform aufgreift und am Markt umsetzt. Dazu<br />

muss eine solche Organisation den Tourimussektor bestens kennen und auch die Verhal-<br />

tensweisen und Strategien der einzelnen Akteure. Zudem muss eine solche Organisation<br />

handlungsfähig sein, d.h. innerhalb eines von der Diskussionsplattform gesetzten Rahmens<br />

frei agieren können.<br />

4.3.2 Markenführung und Markenkommunikation<br />

Die eingetragene Marke „Grünes Band“ ist das einzige scharfe Instrument, um Fehlentwick-<br />

lungen entgegenzuwirken oder ungewünschte Prozesse abzublocken. Zeigen sich Marktteil-<br />

nehmer bezüglich der Erfüllung vereinbarter Kriterien oder Vorgehensweisen uneinsichtig, so<br />

kann der Markeninhaber diesen Nutzern der Marke auf gerichtlichem Wege das Nutzungs-<br />

recht entziehen. Dies sollte nur dann erfolgen, wenn die Mittel eines konstruktiven Dialogs<br />

ausgeschöpft sind. Dennoch hat der Markeninhaber die aufwändige Aufgabe, im Interesse<br />

aller Akteure entlang des Grünen Bandes, die Marke und damit ihren Wert vor Missbrauch<br />

zu schützen.<br />

Der beste Schutz einer Marke erfolgt dadurch, dass ihre Nutzung nur explizit im Einzelfall<br />

und per Nutzungsvertrag zugelassen wird. Der Nutzungsvertrag regelt Rechte und Pflichten<br />

zwischen Markeninhaber und Markennutzer. Die Rechte betreffen die Bedingungen der<br />

räumlichen und zeitlichen Übertragung der nicht exklusiven Nutzung der Marke, die Pflichten<br />

die genaue Regelung der Anwendung der Marke beim Nutzer und sich daraus gegebenen-<br />

falls ableitende Gebühren sowie den Schutz gegen Missbrauch oder die Bekanntmachung<br />

der Marke.<br />

Auch wenn auf den ersten Blick ein solches System sehr aufwändig erscheint, so lässt es<br />

sich ebenfalls in einem hierarchischen System organisieren, d.h. der Markeninhaber über-<br />

trägt den regionalen Dachorganisationen die Nutzung per Vertrag und erlaubt diesen wiede-<br />

rum die Nutzung an Dritte unter klar definierten Bedingungen weiter zu übertragen. In einem<br />

solchen Vertrag zwischen Markeninhaber und regionaler Dachorganisation lassen sich zu-<br />

dem die Kontroll- und Berichtspflichten an den Markeninhaber verankern.<br />

Für die touristische Nutzungseinräumung liegen mit fast allen Formen von Klassifizierungen<br />

oder Zertifizierungen bewährte Systeme vor. All diese Systeme beruhen auf Kriterienkatalo-<br />

gen, Kontroll- und Berichtspflichten. Ebenso sind viele der Systeme in der beschriebenen<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

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4 Marketingkonzept Grünes Band 155<br />

Form hierarchisch gegliedert, wobei zudem häufig das Prinzip der Selbsteinstufung mit der<br />

Option der verdeckten, unangekündigten Kontrolle zur Anwendung kommt.<br />

Für eine aufzubauende Tourismusmarke „Grünes Band“ sollte geprüft werden, ob der derzei-<br />

tige Markeninhaber BUND (hierbei die Markeninhaberschaft für Tourismus noch nicht beim<br />

BUND) auch diese Aufgabe langfristig übernehmen kann und will. Auch wenn er die operati-<br />

ve Tätigkeit an die regionalen Akteure überträgt, so stellt sich doch die Frage, ob eine solche<br />

Aufgabe zu den Kernkompetenzfeldern des BUND gehört. Markenführung bedeutet auch,<br />

die Gesamtwirkung der Marke im Markt zu beobachten (� begleitende Marktforschung) und<br />

eine kontinuierliche Weiterentwicklung des Markenkonzeptes zu betrieben. Es sollte daher<br />

geprüft werden, ob die Markenrechte für den Bereich des Tourismus nicht an eine Organisa-<br />

tion übertragen werden, die einerseits die touristische Kompetenz besitzt aber andererseits<br />

auch eine anerkannte Konsensplattform zwischen Umwelt-, Verbraucherschutz und Touris-<br />

mus ist. Auch hier bietet sich wieder die Viabono GmbH als Organisation an.<br />

Die Bekanntmachung der Marke als Dachmarke zählt schließlich eindeutig zu den Aufgaben<br />

des Markeninhabers. Eine detaillierte Beschreibung zum Thema der Markenkommunikation<br />

wird im Abschnitt über die Kommunikationspolitik gegeben. Vielfach trifft man in diesem Zu-<br />

sammenhang die Auffassung an, dass es vor allem wichtig sei, dass die Marke schnell be-<br />

kannt wird. Eine professionelle Markenführung legt jedoch Wert darauf, dass schnell bekannt<br />

wird, wofür die Marke steht, welche Werte sich hinter ihren Angeboten verbergen. Die Mar-<br />

kenkommunikation legt daher den Schwerpunkt mehr auf die kontinuierliche Vermittlung ei-<br />

ner Stimmigkeit zwischen Markenversprechen und den markierten Produkten und Leistungs-<br />

trägern. Daher muss eine professionelle Markenführung gerade in der Aufbauphase sehr<br />

schnell und entsprechend hart gegen den Missbrauch oder die Entfremdung (Logo-<br />

Varianten) vorgehen.<br />

4.3.3 Viabono als touristischer Partner<br />

Aus der Historie des Grünen Bandes würde die Rolle des Marketing- und Marken-<br />

Managements eigentlich dem BUND und dem Projektbüro des BN zufallen. Allerdings sind<br />

inhaltlich hier nur geringe Übereinstimmungen mit den Anforderungen an ein professionelles<br />

Marketing-Management zu erwarten. Es sollte daher möglichst früh geklärt werden, ob diese<br />

Aufgabestellung nicht an die Viabono GmbH übertragen werden kann, zumal im Trägerver-<br />

ein der Viabono GmbH BUND, DNR und ÖTE vertreten sind.<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

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4 Marketingkonzept Grünes Band 156<br />

Die Viabono GmbH hat Erfahrung in den folgenden für die Tourismusvermarktung des Grü-<br />

nen Bandes entscheidenden Bereichen:<br />

Erarbeitung und Weiterentwicklung marktgerechter Qualitätskriterien für Naturerlebnis-<br />

produkte<br />

Markenführung der deutschen Umweltdachmarke Viabono<br />

Dialog nach innen zu Regionen und deren Leistungsträgern zur Stimulierung von Quali-<br />

tätsprozessen und Produktentwicklung<br />

Aufbau und Betrieb einer Internet-basierten Reisevermittlungsplattform<br />

Erstellung von Pauschalenkatalogen und deren kosteneffizienter Vertrieb<br />

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit rund um das Thema umweltorientiertes Reisen und<br />

Reiseangebote für Naturgenießer<br />

Kooperation und Netzwerkbildung mit touristischen Dachverbänden und Vertriebspart-<br />

nern der Reiseveranstalterszene<br />

Die Viabono GmbH verfügt damit genau über die Erfahrungen und Kompetenzen, die eine<br />

neue Organisation sich erst erarbeiten müsste.<br />

Die erfolgreiche Tourismus Vermarktung des Grünen Bandes setzt die Einrichtung einer<br />

Dachorganisation voraus. Ein System, das alleine auf den Aktivitäten der Regionen basiert,<br />

wird nicht zum Erfolg führen, da die regionalen Kräfte schnell zu divergierenden Kommunika-<br />

tionsmaßnahmen und sehr unterschiedlichen Produktentwicklungsphilosophien führen wer-<br />

den. Auch erschwert eine ausschließlich regionale Organisation dem Verbraucher den Zu-<br />

gang zu den Angeboten. Es braucht daher eine Klammer, will man den Ansatz „Schutz durch<br />

Nutzung“ auch wirtschaftlich dauerhaft auf eigene Beine stellen.<br />

Dies setzt jedoch wie bei Viabono eine angemessene Anschubphase mit einer soliden finan-<br />

ziellen Grundausstattung voraus. Eine vorsichtige erste Budgetabschätzung stellt sich dabei<br />

für einen Zeitraum von drei Jahren wie folgt dar:<br />

Aufgabe Aufwand Kosten für 3 Jahre<br />

Produktentwicklung auf<br />

Grundlage von Qualitätskriterien<br />

in den Regionen<br />

begleiten<br />

Kontinuierliche Begleitung<br />

der Produktentwicklung<br />

(Pauschalen)<br />

Vermarktung der Produkte<br />

Vorgaben und Durchführung durch Viabono<br />

/ externe Experten (je Region ca. € 50.000,-<br />

¼ Mitarbeiterstelle Tourismusfachkraft je<br />

Region kontinuierlich<br />

Entwicklung Wort-Bild-Marke einschließlich<br />

CD-Manual und Erstausstattung mit Kommunikationsmitteln<br />

(Anlehnung an Viabono)<br />

€ 200.000,--<br />

€ 131.000,--<br />

€ 50.000,--<br />

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4 Marketingkonzept Grünes Band 157<br />

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />

Kampagne 20 Jahre<br />

Grünes Band (Fall der<br />

Mauer 2009)<br />

Aufbau Internetportal<br />

Technischer Betrieb Portal für 3 Jahre<br />

Vermarktung: ¼ Mitarbeiterstelle Bürokraft<br />

je Region kontinuierlich<br />

Messen 2008/2009: kleine 6*je 5.000,- Euro<br />

; etwas größer 4*15.000,- Euro<br />

Pauschalenkataloge (jährliche Neuauflage<br />

+ Verteilung)<br />

Weitere Werbemaßnahmen (z.B. Plakate,<br />

Anzeigenwerbung bei Vernetzungspartnern<br />

(z.B. Landesmarketinggesellschaften,<br />

Events, Merchandising, …)<br />

€ 28.000,--<br />

€ 36.000,--<br />

€ 105.000,--<br />

€ 90.000,--<br />

€ 120.000,--<br />

€ 150.000,--<br />

Laufende professionelle Berichterstattung € 40.000,--<br />

Vorbereitung (in Zusammenarbeit mit DZT<br />

und Ministerien) und Durchführung<br />

€ 200.000,--<br />

Gesamtbudget Markteinführung „Tourismus am Grünen Band“ € 1.150.000,--<br />

Refinanzierung aus Einnahmen von regionalen Partnern und Leistungsträgern<br />

sowie Eventsponsoring<br />

€ 225.000,--<br />

Finanzierungsbedarf Markteinführung „Tourismus am Grünen Band“ € 925.000,--<br />

Tabelle 40: Budgetabschätzung 3-jährige Entwicklungs- und Einführungsphase Tourismus<br />

am Grünen Band<br />

Der Vermarktungsansatz ist dabei so zu gestalten, dass nach der 3-jährigen Anschubphase<br />

ein Vermarktungssystem etabliert wurde, das sich dauerhaft aus eigenen Marketingbeiträgen<br />

der Wirtschaftspartner und der Regionen des Grünen Bandes trägt. Auch sollte gegen Ende<br />

der 3-jährigen Phase die Vermarktung schrittweise auf das ganze Grüne Band ausgedehnt<br />

werden, d.h. beispielsweise die Rhön und die Schaalsee-Region im Sortiment mit abdecken.<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

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D Regionalvermarktung 158<br />

D. Regionalvermarktung<br />

1 Vorhandene Initiativen zur Regionalvermarktung<br />

Der Begriff der Regionalvermarktung ist in Fachkreisen zweifach besetzt:<br />

1. Vermarktung regionaler Produkte, wobei häufig noch zwischen „regionaltypischen“ Pro-<br />

dukten und regional hergestellten Produkten unterschieden wird<br />

2. Vermarktungszusammenschlüsse regional ansässiger Produzenten, die im Gegensatz<br />

zu Direktvermarktern eine regionale Organisation für die Vermarktung und ggf. für die<br />

Verarbeitung nutzen. In Regionen mit hohem Anteil von Zuerwerbs- und Nebenerwerbs-<br />

betrieben sind solche Zusammenschlüsse häufig anzutreffen.<br />

In der nachfolgenden Untersuchung wird jede Form von Regionalvermarktung im Sinne der<br />

obigen Definition betrachtet, da beide Beiträge zur regionalen Wertschöpfung liefern.<br />

1.1 Elbe-Altmark<br />

In der Region Elbe-Altmark bestehen zahlreiche Initiativen zur Regionalentwicklung und Re-<br />

gionalvermarktung mit verschiedenen inhaltlichen Bezügen. Folgende Aktivitäten finden laut<br />

Angaben lokaler Akteure derzeit in der Modellregion Elbe-Altmark statt:<br />

Tabelle 41: Regionalentwicklungsinitiativen in der Modellregion Elbe-Altmark<br />

Region/Initiative Inhalte<br />

Landkreis Lüchow-<br />

Dannenberg<br />

Direktvermarktungsinitiative:<br />

- Label für Ökoprodukte aus dem Wendland („Regionen aktiv“, seit<br />

September 2001 durch das Bundesministerium für Verbraucher-<br />

schutz, Ernährung und Landwirtschaft gestartete Aktion „Regionen<br />

Aktiv – Land gestaltete Zukunft“),<br />

- Verbesserte Kooperation der Anbieter<br />

Landkreis Prignitz Entwicklung Regionalmarke „Prignitz“: Initiative seit 2001, noch nicht<br />

erfolgreich abgeschlossen (früher gefördert über LEADER II, jetzt<br />

LEADER+-Projekt)<br />

Lenzen Etikettierung für „ökologisch produziertes Rindfleisch“<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

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1 Vorhandene Initiativen zur Regionalvermarktung 159<br />

Landkreis Altmark-<br />

kreis und Stendal<br />

- Bauernmarktinitiativen in Stendal und Salzwedel (konventionelle<br />

und ökologisch wirtschaftende Betriebe)<br />

- Derzeit neue Initiative: Vertriebswege für regionale Bioprodukte<br />

- Vermarktungsprojekt Schafe: seit 2 Jahren im Bereich Stendal,<br />

gefördert über „Kommunale Arbeitsgemeinschaft Stendal“ (länder-<br />

übergreifend in Sachsen-Anhalt und Brandenburg)<br />

Amt Neuhaus Stork Foundation: - Heckrinder-Projekt im Amt Neuhaus (gefördert<br />

über „Bingo Umweltlotterie“, Niedersächsische Stiftung und aus Meck-<br />

lenburg-Vorpommern<br />

Weitere Recherchen des AFI per Internet (www.reginet.de) sind im Anhang aufge-<br />

führt.<br />

1.2 Harz<br />

Für den Harz konnten keine Initiativen für Regionalvermarktung im unmittelbaren Umfeld des<br />

Grünen Bandes ermittelt werden. Im Landkreis Goslar werden Bergwiesen aus Natur-<br />

schutzmitteln mit Pflegeverträgen gepflegt. Diese Verträge befinden sich jedoch in der Aus-<br />

laufphase und die Bergwiesen-Pflege ist nicht in bestehende regionale Initiativen oder Pro-<br />

jekte eingebunden. Im Landkreis Nordhausen wird das Grüne Band stellenweise im Rahmen<br />

landwirtschaftlicher Nutzung beweidet, eine Einbindung in Regionalvermarktungsinitiativen<br />

besteht nicht. Punktuell und außerhalb des Grünen Bandes finden sich einzelne lokale Bei-<br />

spiele, wie die Ziegenalm Liebig in Sophienhof (7 km östlich des Grünen Bandes, nördlich<br />

von Ilfeld). Hier werden Ziegen auf einem Bauernhof gehalten und für die Landschaftspflege<br />

eingesetzt. Zudem besitzt der Hof Ferienwohnungen und lockt Besucher mit selbst gemach-<br />

tem Ziegen-Weichkäse, Ziegen-Frischkäse sowie Schnittkäse.<br />

Im Harz kümmert sich der Harzer Förderkreis e.V. seit 1991 gefördert durch das Land Sach-<br />

sen-Anhalt um viele regionale Projekte. Schwerpunkte der Förderung sind Kultur und<br />

Brauchtum, die Vermarktung von Harzer Produkten und die Entwicklung des Tourismus.<br />

Zentrales Anliegen ist somit die „Erarbeitung von kultur- und tourismusrelevanten Produkten,<br />

die den Bekanntheitsgrad des Harzes als Mittelgebirge mit einem attraktiven Erholungs- und<br />

Erlebniswert vervielfältigen helfen“ (www.harzer-foerderkreis.de, über uns).<br />

Zu den Projekten des Harzer Förderkreises zählen:<br />

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1 Vorhandene Initiativen zur Regionalvermarktung 160<br />

▪ Die Entwicklung eines Behindertenführers für Quedlinburg<br />

▪ Übersetzung und Modernisierung von kultur- und tourismusrelevanten Informations-<br />

broschüren im Harz und von Internetpräsentationen<br />

▪ Die Regionalbetreuung der „Straße der Romanik“ im Harzbereich (Projektarbeit ruht<br />

zur Zeit)<br />

▪ Internetpräsentationen als Vernetzungsaktivität über Sehenswertes im Harz, Burgen<br />

und Schlösser und Harz-Mühlen.<br />

▪ Die Vorbereitung und Durchführung des Harzfestes, bei dem über 100 Handwerker-<br />

und Marktstände Produkte und Arbeiten aus dem Harz präsentieren und bei dem<br />

auch die Vergabe des eingetragene Warenzeichen „Typisch Harz“ stattfindet.<br />

Das Label „Typisch Harz“ erhalten länderübergreifend Produkte und Leistungen aus der<br />

Harzregion, deren Ausgangsstoffe überwiegend aus dem Harz stammen bzw.<br />

harztypisch sind. Ziel ist die wirtschaftlich Stärkung der regionalen Produzenten<br />

und Dienstleister und zugleich die weitere Steigerung des Bekanntheitsgrades der<br />

Region. Die Botschaft lautet „Qualitätsprodukte aus dem Harz“. Produkte, die das<br />

Label tragen, sind beispielsweise das Harzer Rote Höhenvieh, Schaffelle vom Me-<br />

rino-Schaf, die biologisch und medizinisch gegerbt sind, Harzer Wurstspezialitäten, Obstsäf-<br />

te, Obstbrände, Frischobst und Bienenhonig oder Harzer Baumkuchen.<br />

1.3 Werra-Eichsfeld<br />

Folgende Initiativen konnten für die Region Werra-Eichsfeld ermittelt werden:<br />

Tabelle 42: Regionalentwicklungsinitiativen in der Modellregion Werra-Eichsfeld<br />

Eichsfeld<br />

Region/ Initiative Inhalte<br />

Erzeugerbörse Eichsfeld Förderung der Direktvermarktung landwirtschaftlicher, fischerei-<br />

Streuobstwiesenschutz durch<br />

Nutzung im Eichsfeld<br />

Aus der Region – für die Region<br />

Eichsfeld<br />

wirtschaftlicher, gärtnerischer und forstwirtschaftlicher Erzeugnis-<br />

se im Eichsfeld unter Einbeziehung des Verbraucherschutzes<br />

und der Verbraucheraufklärung<br />

Entwicklung einer Obstgemeinschaftsbrennerei unter Nutzung<br />

des Obstes von Eichsfelder Streuobstwiesen, um diese zu erhal-<br />

ten<br />

Das Herkunftszeichen soll helfen, sich in einem Qualitätswett-<br />

bewerb durchzusetzen. Es wurde bereits beim deutschen Patent-<br />

amt durch Registrierung geschützt<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band; <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien


1 Vorhandene Initiativen zur Regionalvermarktung 161<br />

Eichsfeld pur Die Grundidee des Projektes liegt darin, konkrete Initiativen zur<br />

Streuobstmosterei MALUS<br />

(kreisübergreifend)<br />

Forum Fachwerk Eichsfeld<br />

(kreisübergreifend)<br />

Werra-Meißner-Kreis<br />

Entwicklung eines regionsspezifischen und umweltschonen-<br />

den Tourismus zu unterstützen "Eichsfeld pur" ist die zukunfts-<br />

weisende Zusammenarbeit zwischen Wirten und Bauern<br />

- Erhalt der regionalen Streuobstbestände durch den Ankauf<br />

und die Verarbeitung des Obstes<br />

- Regionale Vermarktung und Öffentlichkeitsarbeit<br />

Wesentliche Ziele des Projektes sind:<br />

- Erhaltung von Fachwerkgebäuden an Ort und Stelle und<br />

deren ökologische und fachgerechte Sanierung<br />

- Vermittlung und Wiederverwendung historischer Baumateria-<br />

lien<br />

Durchführung von Schulungen und Informationsveranstaltungen<br />

Meißner Lamm Zur Erhaltung und Regeneration der Halbtrocken- und<br />

Borstgrasrasen im Bereich des Meißners und dessen Vorlandes<br />

hat das Forstamt Bad Sooden-Allendorf gemeinsam mit dem<br />

Naturpark Meißner-Kaufunger-Wald ein Beweidungskonzept er-<br />

arbeitet, das in Zusammenarbeit mit einem Schäfereibetrieb,<br />

Verbänden und Institutionen unter Einbeziehung der Bevölkerung<br />

umgesetzt wird<br />

Kirschblüte regional Stärkung regionaler Wirtschaftskreisläufe durch Einführung einer<br />

Rotes Höhenvieh für die Land-<br />

schaftspflege<br />

Verein für Regionalentwicklung<br />

Werra-Meißner e.V.<br />

regionalen Währung. Regionale Gewerbevielfalt erhalten und<br />

Gemeinsinn fördern<br />

- Landschaftspflege durch extensive Beweidung mit einer vom<br />

Aussterben bedrohten Rinderrasse<br />

- Ökonomische und ökologische Bewertung<br />

- Einkommensverbesserung durch Qualitätsprodukte und de-<br />

ren regionale Vermarktung<br />

- Verbraucherberatung<br />

- Verbesserung der Kommunikationsstruktur zwischen Natur-<br />

schutz und Landwirtschaft<br />

Der Verein für Regionalentwicklung Werra-Meißner e.V. wurde im<br />

März 1995 gegründet mit dem Ziel der Förderung einer „Eigen-<br />

ständigen Regionalentwicklung" im Werra-Meißner-Kreis<br />

Werra-Meißner Landfleisch Zielsetzung des Regional-Netz e.V. war es, die regionale Wert-<br />

schöpfung im landwirtschaftlichen Sektor zu erhöhen und die<br />

regionale Vermarktung landwirtschaftlicher Erzeugnisse zu ver-<br />

bessern<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

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1 Vorhandene Initiativen zur Regionalvermarktung 162<br />

1.4 Thüringer-/Frankenwald<br />

Der Landschaftspflegeverband Kronach ist im Bereich der Regionalvermarktung aktiv und<br />

hat bislang in der Modellregion Thüringer-/Frankenwald folgende Projekte initiiert und umge-<br />

setzt (alle werden über LEADER + gefördert).<br />

Tabelle 43: Regionalentwicklungsinitiativen in der Modellregion Thüringer Wald und Fran-<br />

kenwald<br />

Frankenwald<br />

Region/ Initiative Inhalte<br />

„Frankenwald Küche - natürlich<br />

regional“ und „Frankenwald<br />

Küche - natürlich vital“<br />

- Präsentation von qualitativ hochwertigen, einheimischen<br />

Produkten<br />

- Erhalt der typischen Frankenwald-Landschaft und ländlichen<br />

Kultur<br />

Frankenwald - Bergwiesenheu - Erhalt der naturnahen Kulturlandschaft<br />

- umweltschonende Produktionsmethoden<br />

- Verkehrsreduzierung und Energieeinsparung durch kurze<br />

Wege<br />

- Sicherung von Arbeitsplätzen im landwirtschaftlichen Bereich<br />

- Bewusstseinsbildung<br />

Frankenwald-Brot - Erhalt der naturnahen Kulturlandschaft<br />

- umweltschonende Produktionsmethoden<br />

- Verkehrsreduzierung und Energieeinsparung durch kurze<br />

Wege<br />

- Sicherung von Arbeitsplätzen im landwirtschaftlichen Bereich<br />

- Bewusstseinsbildung<br />

Frankenwald-Honig - umweltschonende Landnutzung<br />

- Förderung nachhaltiger Land- und Forstwirtschaft<br />

- Verkehrsreduzierung und Energieeinsparung durch kurze<br />

Wege<br />

- Erhalt der biologischen Vielfalt<br />

- Bewusstseinsbildung<br />

Frankenwald-Wildbret - umweltschonende Landnutzung<br />

- Förderung nachhaltiger Land- und Forstwirtschaft<br />

- Verkehrsreduzierung und Energieeinsparung durch kurze<br />

Wege<br />

- natürliche Baumverjüngung im Wald<br />

- Bewusstseinsbildung<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

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1 Vorhandene Initiativen zur Regionalvermarktung 163<br />

Regionaltheke Franken Innovative Direktvermarktung heimischer Erzeugnisse aus der<br />

Landwirtschaft<br />

Kronach Creative e.V. 1. Profilierung des Landkreises als Wirtschaftsstandort und<br />

Thüringer Wald<br />

Lebensraum (Standortmarketing)<br />

2. Identifikation mit dem Landkreis (Wir-Gefühl)<br />

Förderung der regionalen Zusammenarbeit<br />

Heubörse Thüringer Wald langfristige Absicherung der Verwertung des Mähgutes von den<br />

Bergwiesen als Heu.<br />

Weitere Recherchen des AFI per Internet (www.reginet.de) sind im Anhang aufge-<br />

führt. Eine Reihe von Beispielen findet sich auch in VDN (2002).<br />

1.5 Bewertung und Beurteilung der Initiativen<br />

Wie hier und im Anhang ausgeführt und dargestellt, existieren in den potenziellen Modellre-<br />

gionen Elbe-Altmark, Thüringer-/ Frankenwald, Eichsfeld-Werra und Harz eine Vielzahl von<br />

Regionalvermarktungsinitiativen und Projekten mit verschiedener thematischer Ausrichtung.<br />

Elbe-Altmark<br />

In der Region Elbe-Altmark wird der Landkreis Dannenberg sehr stark bei den Regionalver-<br />

marktungsinitiativen repräsentiert, doch auch im Zusammenhang mit anderen, an der Mo-<br />

dellregion beteiligten Landkreisen existieren Regionalvermarktungsinitiativen, die Anknüp-<br />

fungspunkte zu einer möglichen Regionalmarke Grünes Band darstellen könnten. Zu nennen<br />

sind hier „Kräuterheu und Wiesenschutz“, „Milchkooperative Wendland GmbH“ oder die „Er-<br />

zeugergemeinschaft Prignitzer Weiderind e.V.“, auf deren bestehende Vermarktungsnetz-<br />

werke man zurückgreifen könnte. Von den befragten Akteuren in der Modellregion Elbe-<br />

Altmark wurden jedoch häufiger auf Schwierigkeiten bei bestehenden Initiativen verwiesen<br />

und eine gewisse Skepsis gegenüber weiteren derartigen Projekten artikuliert, obwohl gera-<br />

de hier die Aktion „Regionen Aktiv – Land gestaltet Zukunft“ seit September 2001 durch das<br />

Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft gefördert wird.<br />

Harz<br />

Im Harz findet sich unter dem Label „Typisch Harz“ eine Vielfalt von Produkten mit den ver-<br />

schiedensten thematischen Hintergründen, die durch den Harzer Förderkreis unterstützt<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band; <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien


1 Vorhandene Initiativen zur Regionalvermarktung 164<br />

werden. Hier erfolgt die Regionalvermarktung ebenso wie das Destinations-Management<br />

und die touristische Vermarktung aus einer Hand.<br />

Eichsfeld-Werra<br />

In der Region Eichsfeld-Werra existiert mit der Initiative „Aus der Region – für<br />

die Region Eichsfeld“ eine Kooperation zwischen dem Heimat- und Verkehrs-<br />

verband Eichsfeld (HVE), dem Landwirtschaftsamt, dem Bauernverband des<br />

Landkreises und der Landwirtschaftskammer Göttingen, die gemeinsam ein<br />

regionales Gütezeichen für Eichsfelder Produkte entwickeln. Daneben bietet die „Erzeuger-<br />

börse Eichsfeld e.V.“ als Zusammenschluss von 22 Direktvermarktern (Landwirte und Verar-<br />

beitungsbetriebe), eine potenzielle Vermarktungsplattform für Produkte vom Grünen Band.<br />

Zudem ist im Werra-Meißner-Kreis seit 1995 der Verein für Regionalentwicklung Werra-<br />

Meißner e.V. sehr aktiv. 85 Projekte konnten in den vergangenen vier Jahren mit Unterstüt-<br />

zung aus dem LEADER II-Programm und dem Ländlichen Regionalprogramm des Landes<br />

Hessen umgesetzt werden. Beispielhaft sind hier der Aufbau der Qualitätsgemeinschaft Wer-<br />

ra-Meißner-Landfleisch, der Aufbau einer Streuobstwiese und die Unterstützung zur Umset-<br />

zung der Reitstationskarte – Reiten im Werra-Meißner-Land zu nennen.<br />

Thüringer-/ Frankenwald<br />

Im Naturpark Frankenwald ist vor allem der Landschaftspflegeverbandes Kronach in der Re-<br />

gionalvermarktung äußerst aktiv, wodurch destinationsspezifische Produkte wie Franken-<br />

wald-Honig, -Brot, -Bergwiesenheu oder -Holz etabliert werden konnten. Der Landschafts-<br />

pflegeverband Kronach möchte in den kommenden Jahren seine diesbezüglichen Initiativen<br />

ausweiten, mit verstärktem Informations-. und Kommunikationsaufwand erweitern und weite-<br />

re Themen (z.B. Energie) angehen. Zudem bieten im Frankenwald die Initiativen „Franken-<br />

wald Küche - natürlich regional“ und „Frankenwald Küche - natürlich vital“ eine potenzielle<br />

Vermarktungsplattform für Produkte rund um das Thema Grünes Band. Auch auf thüringi-<br />

scher Seite ist mit der Initiative „Reinstädter Landmarkt“ eine solche potenzielle Vermark-<br />

tungsplattform vorhanden.<br />

Außerhalb der Modellregionen findet sich in der Region Schaalsee die patentrechtlich ge-<br />

schützte Regionalmarke „Biosphärenreservat Schaalsee – für Leib und Seele“, die das Amt<br />

für das Biosphärenreservat Schaalsee in Zusammenarbeit mit einer regio-<br />

nalen Jury bei der Erfüllung bestimmter Voraussetzungen vergibt. Die Mar-<br />

ke soll auf regional und umweltgerecht erzeugte Produkte, Dienstleistungen<br />

oder Initiativen, die besonders empfehlenswert sind, hinweisen.<br />

Im Bereich der Bayerischen Rhön gibt es einige etablierte regionale Ver-<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band; <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien


1 Vorhandene Initiativen zur Regionalvermarktung 165<br />

marktungsinitiativen wie beispielsweise die Aktion „Rhönschaf“ mit der Vermarktung über die<br />

lokale Gastronomie oder die „Rhöner Apfelinitiative“. Im Vergleich hierzu befinden sich die in<br />

den Modellregionen vorhandenen Initiativen im Aufbau.<br />

1.6 Nutzung der Dachmarke Grünes Band für die<br />

Regionalvermarktung<br />

Nach Angaben des Deutschen Verbandes für Landschaftspflege (DVL) existieren ungefähr<br />

450 erfasste regionale Projekte und ca. 900 regionale Vermarktungsinitiativen<br />

(www.reginet.de, Stand Februar 2006). Die thematische Einordnung der Initiativen zeigt,<br />

dass ca. 75 % der Projekte bei Initiativen aus dem landwirtschaftlichen Bereich liegen. Auch<br />

„Naturschutz und Landschaftspflege“ ist ein intensiv bearbeitetes Gebiet, wobei hier der Lö-<br />

wenanteil bei Streuobstwiesen liegt. Weitere Initiativen liegen im Bereich, „Bildung und Bera-<br />

tung“, „Dienstleistungen allgemein“ und „Tourismus und Naherholung“, wobei sich die ein-<br />

zelnen Projekte häufig mit mehr als einem Themenschwerpunkt beschäftigen.<br />

Auf die einzelnen Bundesländer umgelegt zeichnet sich ab, dass in Bayern (33,7 %), Baden-<br />

Württemberg (12,1 %), Nordrhein-Westfalen (11,9 %) und Hessen (10,2 %) eindeutig die<br />

regionalen Schwerpunkte der Projekte und Initiativen liegen.<br />

Die Vielfalt der bestehenden Projekte und Initiativen zeigt, dass die Entwicklung von Regio-<br />

nalmarken und die Vermarktung von regionsspezifischen Produkten häufig als adäquate<br />

Strategie angesehen wird, um einen Mehrwert für spezielle Produktgruppen zu schaffen und<br />

den Bekanntheitsgrad einer Region über die eigenen Grenzen hinaus zu steigern (KULLMANN<br />

2003a,b). Deshalb erscheint die Vermarktung von nachhaltig erzeugten Produkten auf den<br />

ersten Blick auch ein nahe liegendes Instrument für die Entwicklung und Etablierung des<br />

Grünen Bandes zu sein, weil so Schutzaspekte mit ökonomischen Belangen verbunden wer-<br />

den und sowohl ökonomische als auch ökologische Nachhaltigkeit gleichzeitig verwirklicht<br />

werden können. Zudem spielt sich die Regionalvermarktung vorwiegend in einem themati-<br />

schen Rahmen ab, der inhaltliche Kongruenz zum Grünen Band aufweist.<br />

Doch Untersuchungen von KULLMANN (2003b, 2004a, 2004b) weisen auf kritische Punkte<br />

von Seiten des Angebotes hin. So muss nach KULLMANN (2003b) der Markt für Regionalpro-<br />

dukte heute noch als Nische im Qualitäts- und Hochpreissegment betrachtet werden. „In die-<br />

sem stellt der Markt für ökologisch erzeugte Produkte mit knapp 3 % Marktanteil den wich-<br />

tigsten Referenzmarkt dar, der nach dem BSE-bedingten Wachstumsschub in 2001 und im<br />

Jahr 2002 erneut eher stagnierte. Im Jahre 2003 machte sich die Stagnation im deutschen<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band; <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien


1 Vorhandene Initiativen zur Regionalvermarktung 166<br />

Öko-Markt auch in den Biosphärenreservaten bemerkbar. Noch sind viele regionale Ver-<br />

marktungsprojekte von öffentlicher Förderung abhängig“.<br />

Problematisch ist auch nach KULLMANN (2003b, 2004a), dass es bisher in wenigen Biosphä-<br />

renreservaten gelungen ist, eine überregional bedeutsame, starke Regionalmarke aufzubau-<br />

en. Festzustellen bleibt, dass sich Art und Anzahl, Größenordnung und Erfolge der Regio-<br />

nalvermarktung in den deutschen Biosphärenreservaten erheblich unterscheiden und nicht<br />

als Best-Practice-Beispiele dienen können.<br />

Die Ausnahme in diesem Zusammenhang stellt das Biosphärenreservat Rhön dar, das im<br />

bundesweiten Vergleich als führende Modellregion für eine nachhaltigkeitsorientierte Regio-<br />

nalvermarktung gesehen werden kann. Doch auch die drei Biosphärenreservate Schaalsee<br />

(ebenfalls am Grünen Band gelegen), Schorfheide-Chorin und Spreewald haben, trotz er-<br />

heblicher Unterschiede hinsichtlich Größenordnung, Marketing, Organisationsformen und<br />

wirtschaftlicher Erfolge, durchaus Modellcharakter. Das am Grünen Band gelegene BR<br />

Flusslandschaft Elbe in Brandenburg gehört zu den Großschutzgebieten, in denen „in den<br />

letzten Jahren regionale Aktivitäten mit anerkennenswertem Umfang und Erfolg durchgeführt<br />

wurden“.<br />

Obige Ausführungen zeigen jedoch auf, dass die Einführung einer Regionalmarke mit gro-<br />

ßen finanziellen und organisatorischen Anstrengungen verbunden ist und auf einem hart<br />

umkämpften Markt nicht automatisch zum Erfolg führt.<br />

1.7 Empfehlung<br />

Der Trend der Regionalentwicklung geht dahin, eine Großregion mit gemeinsamer Identität<br />

nach innen und außen zu „vermarkten“, und zwar abgestimmt im Innen- und Außenmarke-<br />

ting, in der Wirtschaftsförderung und in der Regionalentwicklung (KULLMANN 2003b). Dies<br />

entspricht auch der zunehmenden Tendenz zur Bildung von touristischen Destinationen als<br />

vom Gast wahrgenommener Urlaubsregion. Dennoch ist die Eignung mancher Regionen als<br />

Herkunftskulisse für ein Regionalmarketing durchaus problematisch, da mehr als der Hälfte<br />

der Biosphärenreservate eine Entwicklungszone mit einer zur Nahrungsmittelerzeugung<br />

nutzbaren Land- oder Wasserfläche fehlt oder sie zu klein und/oder monostrukturiert sind,<br />

um eine sinnvolle Herkunftsregion zu bilden. Zu klein gewählte Herkunftskulissen können die<br />

Entwicklung regionaler Vermarktungsprojekte zudem behindern.<br />

Bei dem Grünen Band insgesamt handelt es sich um ein sehr heterogenes Gebiet, in dem<br />

die einzelnen Regionen und deren Teilregionen für unterschiedliche Produkte stehen. Wie<br />

das Beispiel Rhön zeigt, braucht es einerseits ausreichend große, landschaftlich relativ ho-<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band; <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien


1 Vorhandene Initiativen zur Regionalvermarktung 167<br />

mogene Räume, um in einer Region auf der Angebotsseite genügen landwirtschaftliche Pro-<br />

dukte anbieten zu können, andererseits auch eine ausreichende Nachfrage an Produkten,<br />

um eine Regionalvermarktung langfristig erfolgreich und wirtschaftlich rentabel zu etablieren.<br />

Unter betriebswirtschaftlichen Aspekten ist problematisch, dass zu den wirtschaftlichen Ef-<br />

fekten der Vermarktung regionaler Produkte noch keine wissenschaftlich gesicherten Unter-<br />

suchungen vorliegen. Bundesweit betrachtet ist es erst wenigen Regionalprojekten gelun-<br />

gen, eine wirtschaftlich rentable zentrale Vermarktung und Distribution aufzubauen. Zudem<br />

darf aufgrund der relativen „Strukturschwäche“ und der relativen Durchschnittseinkommen<br />

und Kaufkraft (siehe BBR 2000) der am Grünen Band angrenzenden Landkreise (vor allem<br />

auf dem Gebiet der neuen Bundesländer), die Existenz einer ausreichenden Nachfrage nach<br />

hochpreisigen Qualitätsprodukten angezweifelt werden.<br />

Auch fehlen bundesweit gemeinsame Rahmenbedingungen und Strategien der Regional-<br />

vermarktung (Mindeststandards der Produktion, einheitliche Kennzeichnung). Mit der im<br />

Rahmen eines vom BfN geförderten FuE-Vorhabens entwickelten Erfolgsfaktoren-Analyse<br />

(EFA) steht auch den Akteuren in den ausgewählten Modellregionen eine praxisnahe Me-<br />

thode zur Verfügung, um Stärken und Schwächen schnell zu erkennen und Strategien einer<br />

professionelleren Regionalvermarktung zu entwickeln.<br />

Für das Grüne Band erfreulich ist, dass mit insgesamt ca. 50 Projekten eine sehr große An-<br />

zahl an Aktivitäten mit teilweise herausragenden Einzelakteuren im BR Rhön realisiert wer-<br />

den, wo fünf größere Kooperationen über die Landesgrenzen Hessens, Bayerns und Thürin-<br />

gens hinweg tätig sind. Falls sich weitere Regionen auf diesem zunehmend umkämpften<br />

Markt etablieren wollen, bedarf dies umfangreicher Organisation und Professionalität. Eine<br />

regionale Dachmarke Grünes Band würde durch die Verknüpfung mit bestehenden Regio-<br />

nalmarken nicht die Leistung selbst ersetzen, könnte aber ein nicht zu unterschätzendes<br />

Kommunikationsinstrument darstellen, das Gemeinschaft und Stärke signalisiert und für<br />

Qualität, Glaubwürdigkeit und fachliche Kompetenz steht.<br />

Dennoch sind in diesem Zusammenhang grundsätzlich zwei Fragen zu beantworten:<br />

1. Wird eine zusätzliche Markierung „Grünes Band“ auf regionalen Erzeugnissen eine Ver-<br />

marktungsinitiative im Sinne eines Zusatznutzens (unter-)stützen können?<br />

2. Kann eine Regionalmarke Grünes Band ähnlich einer touristischen Marke ein Dach bil-<br />

den, das für eine Gesamtvermarktung tragfähig ist?<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band; <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien


1 Vorhandene Initiativen zur Regionalvermarktung 168<br />

Ersteres ist mit großer Wahrscheinlichkeit mit „nein“ zu beantworten. Die regionalen Verbün-<br />

de befinden sich in der Regel in einer Entfernung von 50 bis 60 km zum Grünen Band selbst.<br />

Die Herstellung regionaler Produkte besitzt demnach keinen Bezug zum Grünen Band. Zu-<br />

dem existieren in den Regionen teilweise bereits herausragende Regionalmarken mit hohem<br />

Bekanntheitsgrad (Rhön, Harz, Frankenwald). Hinzu kommt das Fehlen von einheitlichen<br />

Bewertungsgrundlagen und Kriterien, da bislang noch nicht geklärt werden konnte, was ein<br />

regionales Produkt Grünes Band zu eben solchem werden lässt.<br />

Die zweite Frage ist ebenfalls kritisch zu bewerten. Seit Jahren lassen sich Bemühungen<br />

einer Dachvermarktung von Produkten aus Großschutzgebieten (Naturparken, Nationalpar-<br />

ken und Biosphärenreservaten) beobachten. Diese sind relativ bekannt und bereits positiv<br />

emotional belegt. Fast alle Regionen entlang des Grünen Bandes wären im Stande, sich<br />

solchen Regionalvermarktungsinitiativen anzuschließen. Eine Regionalmarke „Grünes Band“<br />

stellt hier eindeutig den schwächeren Partner dar, der nicht die entsprechende Zugkraft und<br />

Bekanntheit besitzt, um bestehenden Regionalmarken einen zusätzlichen Nutzen zu gewähr-<br />

leisten.<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band; <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien


E Vorschläge für das Hauptvorhaben 169<br />

E. Vorschläge für das Hauptvorhaben<br />

1 Grünes Band touristisch entwickeln<br />

Damit sich das Grüne Band als Dachmarke zu einem festen Bestandteil der touristischen<br />

Erlebnis- und Freizeitangebote entwickelt, ist es von grundlegender Bedeutung, zentrale<br />

Handlungsfelder, die es im Laufe eines Hauptvorhabens zu bedienen gilt, zu benennen und<br />

entsprechende Maßnahmen aufzuführen.<br />

Bei der Umsetzung gilt es, verschiedene Handlungsfelder zu beachten.<br />

Handlungsfeld Umsetzungsempfehlung<br />

Touristische Marke<br />

Grünes Band<br />

Einheitliche touris-<br />

tische Präsentation<br />

des Grünen Ban-<br />

des<br />

Regionale Pro-<br />

duktentwicklung<br />

Marketing-<br />

Management und<br />

Vermarktung<br />

▪ Wort-Bild Marke und Basismaterialien (CD, CD-Handbuch,<br />

Layoutvorschläge) entwickeln<br />

▪ Marke für Trägerorganisation (Empfehlung: Viabono) und breite<br />

Nutzung eintragen<br />

▪ Nutzungsbedingungen (Lizenzierung) definieren und in Musterver-<br />

trägen festhalten<br />

▪ Einheitliche Informationsmaterialien (Folder, Poster, Beschilde-<br />

rungssystem, …) gemäß CD für alle Regionen entwickeln und be-<br />

reitstellen<br />

▪ Internetplattform für Dachvermarktung vorbereiten (Empfehlung:<br />

Nutzung der technologischen Plattform und Know-how von<br />

Viabono)<br />

▪ Kriterien für Tourismusprodukte vom Grünen Band weiter konkreti-<br />

sieren und über PAG des Hauptvorhabens verabschieden<br />

▪ Regionale Produktentwicklung durch moderierte Foren unterstüt-<br />

zen und steuern<br />

▪ Jahr 2008 als Vorbereitungsjahr 20 Jahre Grünes Band nutzen:<br />

Schwerpunktsetzung dabei Produktinnovation und Qualitätspro-<br />

zesse im Tourismus<br />

▪ Schaffung einer Organisationsstruktur zur touristischen Dachver-<br />

marktung des Grünen Bandes (Empfehlung: Angliederung an<br />

Viabono)<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band; <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien


2 Grünes Band thematisieren 170<br />

Handlungsfeld Umsetzungsempfehlung<br />

Presse und Öffent-<br />

lichkeitsarbeit<br />

▪ Einrichten einer dauerhaften Abstimmungsplattform der Interes-<br />

sensgruppen zum Grünen Band (Regionen, Tourismus, Natur-<br />

schutz, Regionalentwicklung) ausgehend von PAG des Hauptvor-<br />

habens<br />

▪ Übertragung der operativen Vermarktung an die geschaffene<br />

Dachorganisation (Empfehlung: Viabono) und Bereitstellung der<br />

Anschubfinanzierung für die ersten 3 Jahre<br />

▪ Koordination der Vermarktungsaktivitäten mit den Planungen der<br />

DZT für das Jahr 2009<br />

▪ Entwicklung eines Gesamtkonzeptes für die Presse- und Öffent-<br />

lichkeitsarbeit mit Kommunikationsplan für die nächsten 3 Jahre<br />

▪ Schwerpunktsetzung der Kommunikation auf das Jahr 2009 - da-<br />

bei Begleitung eines entlang des Grünen Bandes zu entwickelnden<br />

und durchzuführenden Events anlässlich 20 Jahre Fall der Mauer<br />

Tabelle 44: Umsetzungsempfehlung für das Grüne Band<br />

2 Grünes Band thematisieren<br />

2.1 Wahrnehmbarkeit des Grünen Bandes<br />

Problemlage<br />

Das Grüne Band ist bisher als Produkt weder für die einheimische Bevölkerung noch für die<br />

Besucher vor Ort wahrnehmbar, geschweige denn erlebbar. Das Grüne Band zu thematisie-<br />

ren und wahrnehmbar zu machen bedeutet, die Thematik einer breiten Bevölkerungsmasse<br />

zu eröffnen, um die bundesweite Bekanntheit zu erhöhen. Hierzu müssen zum einen die<br />

Thematik zielgruppenspezifisch aufbereitet und zum anderen das gesamte Dienstleistungs-<br />

umfeld konsequent markiert werden. Im Gegensatz zur früheren massiven Befestigung und<br />

militärischen Infrastruktur ist jetzt das Fehlen einer Informations- und Kommunikationsinfra-<br />

struktur festzustellen. Bei der Überquerung von Landkreisgrenzen oder Bundeslandgrenzen<br />

mangelt es gänzlich an Informationen und Verweisen zum Grünen Band. Um über das Grü-<br />

ne Band jedoch informieren zu können, ist eine unbedingte Voraussetzung, das „Produkt<br />

Grünes Band“ im Sinne einer „Bewahrung“ entsprechender Flächen zu schaffen, zumindest<br />

in Bereichen, in denen eine Erhaltung und Pflege landschaftsökologisch vertretbar ist. Nur so<br />

kann es gelingen, die Marke „Grünes Band“ positiv zu besetzen („nationales Biotopverbund-<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band; <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien


2 Grünes Band thematisieren 171<br />

system und grenzüberschreitende Kooperation“) - zumindest in den 32 geschützten Schwer-<br />

punktgebieten (NSG, Nationalparke, Biosphärenreservate, Naturparke) und in siedlungsna-<br />

hen Bereichen.<br />

Angestrebt werden sollte daher eine bundesweit einheitliche Beschilderung, vorzugsweise<br />

an querenden Kreis- und Bundesstraßen sowie querenden Radfernwegen des ADFC. Hier<br />

sollten mit einem einheitlichen Design, einheitlichen Logos und mit einem gemeinsamen<br />

Grundtext (der um lokale Informationen ergänzt ist) über das Grüne Band informiert werden<br />

(zum Umfang dieser Maßnahme siehe Hochrechnung im Anhang). Die Beschilderung sollte<br />

neben einem Verweis auf das Grüne Band auch einen Hinweis auf seine gesamtstaatliche<br />

naturschutzfachliche Bedeutung enthalten, z.B. „Grünes Band - Naturerbe Deutschland“ oder<br />

„Grünes Band - nationales Biotopverbundsystem“ sowie die Einbindung in das Grüne Band<br />

Europa. Zudem ist es ratsam, die Kontaktdaten der nächsten Tourist-Informationsstelle und<br />

Hinweise zu buchbaren Produkten zu integrieren, damit für den Gast das Grüne Band auch<br />

als Produkt erfahrbar und erlebbar wird.<br />

2.2 Informationsangebote und Informationsvermittlung vor Ort<br />

Problemlage<br />

Sowohl bei den Grenzmuseen als auch bei den am Grünen Band liegenden Naturparken<br />

sind weder Informationen zum Grünen Band auf den jeweiligen Homepages noch schriftliche<br />

Informationen (Broschüren, Faltblätter etc.) vorhanden. Auch die regionalen Tourismus- und<br />

Marketingorganisationen stellen dem informationsbedürftigen Gast in den wenigsten Fällen<br />

Materialien über das Grüne Band zur Verfügung. Buchbare Produkte zum Thema Grünes<br />

Band existieren ausnahmslos nicht. Zudem weist das ohnehin kleine Informationsangebot<br />

zum Grünen Band bei Grenzmuseen nur unzureichend auf die naturschutzfachlich positiven<br />

Aspekte (nationales Naturerbe, bundesweites Biotopverbundsystem, touristische Potenziale<br />

etc.) hin, sondern bedient in erster Linie die historischen Ereignisse an der ehemaligen deut-<br />

schen Grenze.<br />

Wie eine Überprüfung von Touristeninformationen in einigen Kurorten entlang des Grünen<br />

Bandes in Bayern und Thüringen ergab, sind für den Touristen vor Ort keine Information (z.<br />

B. als Faltblatt oder als Wanderführer) über das Grüne Band verfügbar. Doch gerade hier<br />

liegt ein großes Potenzial, das Grüne Band bei Gästen, die sich ohnehin vor Ort befinden,<br />

bekannt zu machen.<br />

Neben den Naturschutzverbänden und einigen engagierten Stiftungen sind eine Reihe von<br />

Kooperationspartnern wie Naturparke und Grenzmuseen vorhanden. Die Einbeziehung des<br />

Grünen Bandes in das Kommunikationskonzept dieser Partner ist jedoch derzeit noch stark<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band; <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien


2 Grünes Band thematisieren 172<br />

ausbaufähig. Weitere Kooperationspartner könnten die Kirchen und kirchlichen Stiftungen<br />

(aufbauend auf den Grenzkapellen) sein.<br />

Insbesondere Grenzmuseen und deren Umfeld sollten im Rahmen des Hauptvorhabens<br />

konkrete Informationsmaterialien zur Verfügung gestellt werden (z.B. Faltblätter, Wanderfüh-<br />

rer, Poster für Wanderwege etc.), da die Grenzmuseen als derzeit schon bestehende touris-<br />

tische Anziehungspunkte als Multiplikatoren für die Anliegen des Naturschutzes wirken kön-<br />

nen und sich so eine beiderseitige Attraktivitätssteigerung ergeben könnte. Zumindest für die<br />

in den Modellregionen gelegenen Grenzmuseen und ihr Umfeld sollte diese Informations-<br />

möglichkeit bereitgestellt werden.<br />

Beispiele für die Bereitstellung von Informationsmaterialien sind:<br />

Konzeption und Erstellung schriftlicher Informationen (z.B. Broschüren, Faltblätter) von<br />

naturschutzfachlicher Seite mit modularem Aufbau, so dass neben bundesweit gültigen<br />

und einheitlichen Informationen (z. B. bei einer 16-seitigen Broschüre ca. 8-12 Seiten)<br />

regionalspezifische Informationen (z. B. 4-8 Seiten) ergänzt werden können, z. B. für die<br />

am Grünen Band liegenden Grenzmuseen, Großschutzgebiete (Nationalparke und Bio-<br />

sphärenreservate), Naturparke und Modellregionen. Die Bereitstellung solcher Informati-<br />

onen sollte generell über eine Vielzahl von möglichen Kooperationspartnern (Grenzmu-<br />

seen, Infostellen der Naturparke, auch über die Touristen-Informationen von touristisch<br />

stark frequentierten Orten) erfolgen.<br />

Neuauflage bestehender Materialien des BUND/BfN (z.B. BUND-Faltblatt „Das Grüne<br />

Band – Lebenslinie Todesstreifen“, BUND-Broschüre „Das Grüne Band“, KOWOL 2002,<br />

BUND-Handlungsleitfaden „Das Grüne Band“ 2002) unter Einarbeitung neuer Sachstän-<br />

de wie „Nationales Naturerbe“ und „Grünes Band Europa“ und Beachtung des integrati-<br />

ven Gesamtkonzepts zur Informationsvermittlung. Die Homepage des Grünen Bandes<br />

(www.dasgrueneband.info) sollte ebenfalls einer Einarbeitung aktueller Entwicklungen<br />

und einer entsprechenden Aktualisierung und Überarbeitung unterzogen werden, auf-<br />

bauend auf den vielfältigen Materialien, die zwischenzeitlich zum Grünen Band vorliegen.<br />

Konzeption und Erstellung einer Info-CD oder -DVD, die Städte und Gemeinden und Na-<br />

turparke sowie ihre Touristen-Informationen am Grünen Band mit Informationen über die<br />

naturschutzfachliche und touristische Bedeutung versorgt, Chancen für einen nachhalti-<br />

gen Tourismus und Regionalvermarktung aufzeigt und erfolgreiche Projekte und positive<br />

Beispiele benennt.<br />

Entwicklung und Bereitstellung eines Standard-HTML-Texts für die Ergänzung der be-<br />

stehenden Internet-Auftritte von Naturparken, Großschutzgebietsverwaltungen, Grenz-<br />

museen, engagierten Stiftungen und sonstigen Kooperationspartner. Mit diesem bun-<br />

desweit einheitlichen Angebot sollen die bestehenden Webseiten, denen Informationen<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

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2 Grünes Band thematisieren 173<br />

zum Grünen Band überwiegend fehlen, ergänzt werden können und auf die naturschutz-<br />

fachliche Bedeutung des Grünen Bandes verwiesen werden. Weiter sollen hierbei auch<br />

entsprechende Links bereit gestellt werden, insbesondere auch zu der vorgeschlagenen<br />

Internetplattform für die Dachvermarktung des Grünen Bandes.<br />

Entwicklung und Bereitstellung eines Standard-HTML-Texts für die Ergänzung der be-<br />

stehenden Internet-Auftritte von am Grünen Band gelegenen Gemeinden oder benach-<br />

barter, touristisch stark frequentierter Orte. Die entsprechenden Texte sollten einerseits<br />

eine Ergänzung um lokale Aspekte ermöglichen, andererseits bundesweit einheitlich auf<br />

die gesamtstaatliche naturschutzfachliche Bedeutung des Grünen Bandes verweisen.<br />

Entsprechende Links, insbesondere auch zu der vorgeschlagenen Internetplattform für<br />

die Dachvermarktung des Grünen Bandes, sollten hierbei ebenfalls bereit gestellt wer-<br />

den. Besonders geeignet hierfür erscheinen Kurorte und ihr Publikum sowie Orte mit<br />

Grenzmuseen oder Gedenkstätten bzw. Orte mit historischen Bauwerken (Übersichten<br />

hierzu im Anhang).<br />

Konzeption, Gestaltung und Erstellung bundesweit gültiger Wandtafeln oder Großformat-<br />

Poster, die das bestehende Informationsangebot der Grenzmuseen und Naturpark-<br />

Informationsstellen um den Aspekt Naturschutz und Biotopverbundsystem ergänzen<br />

können und ihre Verteilung an interessierte Grenzmuseen oder Naturpark-<br />

Informationsstellen. Diese Tafeln oder Poster sollten in einer Variante für Innenräume<br />

und eine mit Freiland-Tauglichkeit erstellt werden.<br />

Konzeption, Gestaltung und Erstellung eines Videos (z. B. auf DVD) über die natur-<br />

schutzfachliche Bedeutung des Grünen Bandes (und z. B. Verteilung an Naturpark-<br />

Infozentren und Grenzmuseen und ihre Informationsstellen, Touristeninformationen am<br />

Grünen Band, sowie Verkauf gegen Schutzgebühr).<br />

Erstellung eines Standard-Vortrags-Ordners über die nationale naturschutzfachliche Be-<br />

deutung des Grünen Bandes (sowohl als Overhead-Folien als auch auf CD oder DVD auf<br />

der Basis von Microsoft-Powerpoint oder OpenOffice-Impress) und seine touristischen<br />

Potenziale, so dass Naturschutzbehörden, Mitglieder von Naturschutzverbänden, Tou-<br />

rismusorganisationen, Wandervereine, Naturschutzwarte oder Naturführer eine entspre-<br />

chende Vorlage haben und als Multiplikatoren wirken können. Diese Vortragsvorlage soll<br />

die naturschutzfachliche Bedeutung des Grünen Bandes aus bundesweiter Sicht darstel-<br />

len, die Aktivitäten und Schutzmaßnahmen und -erfordernisse aufzeigen und um lokale<br />

Aspekte (Biotope vor Ort, Schutzgebiete, sensible und begehbare Bereiche, Besucher-<br />

lenkung etc.) ergänzbar sein.<br />

Erstellung eines Muster-Informationspaketes zu Natur- und Geschichtslehrpfaden, so<br />

dass nach dem Vorbild bestehender Lehrpfade verstärkt neue Natur- und Geschichts-<br />

lehrpfade von engagierten lokalen Naturschützern initiiert werden können: am Grünen<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

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2 Grünes Band thematisieren 174<br />

Band bestehen einige Naturlehrpfade z. B. „Grenzland in der Aland-Seege-Niederung“,<br />

„Grenzwanderweg Geisa“ oder „Friedensweg Henneberg“, die auf lokaler Ebene Informa-<br />

tionen zu Natur und Geschichte vermitteln. Eine bundesweite Übersicht bestehender<br />

Beispiele, die Aufbereitung von zu beachtenden Punkten und Vorschläge für die Gestal-<br />

tung sowie ein einheitliches Auftreten können die touristische Nutzung in ausgewählten<br />

Bereichen des Grünen Bandes befördern.<br />

Förderung umfangreicher Wanderführer mit exzellenten naturschutzfachlichen, ge-<br />

schichtlichen und touristischen Informationen wie durch CORNELIUS (2005) für den Be-<br />

reich Hessen-Thüringen bereits erfolgt, so dass für den Verlauf des Grünen Bandes in<br />

den übrigen Bundesländern vergleichbare Literatur zur Verfügung steht.<br />

Erstellung von weiteren Wanderführern nach dem Vorbild von „Spur in der Landschaft“ –<br />

eine Reise entlang des Grünen Bandes in Thüringen (KOWOL 2002), in den Modellregio-<br />

nen.<br />

Zu vielen der oben genannten Punkte liegen entsprechende Vorarbeiten bzw. fertige, jetzt<br />

aber dringend zu aktualisierende Materialien beim BUND-Projektbüro „Grünes Band“ vor, die<br />

sich zum Ausbau anbieten.<br />

Unkoordinierte Einzelaktionen und vermehrter Mitteleinsatz bei einzelnen Akteuren zur Pro-<br />

duktion und Bereitstellung von Informationsmaterialien sind jedoch zu vermeiden und lösen<br />

nicht das Problem der geringen bundesweiten Bekanntheit des Grünen Bandes. Nur ein in-<br />

tegriertes, auf die Bedürfnisse der einzelnen Akteure abgestimmtes Gesamtkonzept garan-<br />

tiert eine effektive und effiziente Mittelnutzung mit dem Ziel der Investition in gemeinsamen<br />

Entwicklung und Kommunikation, um eine entsprechende Resonanz auf dem Markt zu er-<br />

zeugen. Ein professionelles Zielkonzept verfolgt daher auch Zielvorgaben wie „Vernetzung<br />

der Informationsangebote (Print- und Online-Werbung)“, „Bereitstellung bundesweit einheitli-<br />

cher Informationsmaterialien“ und „Transport von Bildern und Emotionen“.<br />

Der Tourist ist heute einer Informationsflut ausgesetzt, die es ihm fast unmöglich macht, ein-<br />

zelne Aspekte und Themen zu filtern. Er möchte zwar klare, präzise und leicht handhabbare<br />

Informationen, diese müssen jedoch über die bloße Vermittlung von Fakten hinausgehen.<br />

Das Schlagwort bei der Bereitstellung von Informationen lautet Infotainment. Die Materialien<br />

müssen Lust auf Erlebnisse vermitteln und den Gast unterhalten.<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band; <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien


2 Grünes Band thematisieren 175<br />

Naturschutzfachliche und touristische Informationen sind jedoch derzeit am Grünen Band<br />

weder in entsprechendem Umfang noch in entsprechender Qualität vorhanden, was es dem<br />

Kunden bisher unmöglich macht, das Grüne Band als touristisch attraktives, erlebens- und<br />

schützenswertes Gebiet zu erfahren (Fall-Beispiele hierzu finden sich im Anhang).<br />

2.3 Naturschutzfachliches Informationszentrum<br />

Während mit den Grenzmuseen „Orte der Erinnerung“ vorhanden sind, die sich fast aus-<br />

schließlich mit der geschichtlichen Informationsvermittlung beschäftigen, fehlt ein Informati-<br />

onszentrum, das überwiegend die naturschutzfachliche Bedeutung und grenzüberschreiten-<br />

de Kooperation in den Mittelpunkt stellt und nicht nur die Vergangenheit, sondern auch die<br />

zukünftigen Aufgaben (Grünes Band Europa, grenzüberschreitende Kooperation, internatio-<br />

naler Naturschutz) behandelt. Mögliche Standorte sollten hoch frequentiert sein und die ge-<br />

samte Vielfalt des Grünen Bandes widerspiegeln. Als Standort bietet sich insbesondere<br />

Mitwitz an, da in diesem Raum beginnend bereits vor 30 Jahren die Grundlagen für das Na-<br />

turschutzprojekt Grünes Band gelegt wurden und mit der Ökologischen Bildungsstätte Ober-<br />

franken ein bundesweit wichtiger Kooperationspartner des Naturschutzprojektes besteht.<br />

Wie ausgeführt, ist die geschichtlich-militärische „Infrastruktur“ der ehemaligen Grenze für<br />

interessierte Besucher über vielfältige Informationsmedien erlebbar, häufig jedoch nicht die<br />

im Umfeld von Grenzmuseen oder Gedenkstätten vorhandene ökologisch-<br />

naturschutzfachliche Infrastruktur, da entsprechende Informationsmedien (z.B. Faltblätter,<br />

Broschüren, Wanderkarten und -führer) fehlen.<br />

2.4 Informationen zum Thema „Radwandern“<br />

Vor allem das Marktsegment „Aktiv-Erlebnis“ besitzt ein mittleres bis hohes Marktpotenzial<br />

und wächst dynamisch. Die angesprochene Zielgruppe ist sehr breit und reicht von Jugendli-<br />

chen bis in die höheren Altersklassen und von Individualreisenden bis Gruppenreisenden.<br />

Doch nicht nur das jüngere Publikum, sondern auch die „Aktiv-Senioren“ verlangen wie be-<br />

reits dargelegt nach schnell abrufbaren, gut handhabbaren, zielgruppenspezifisch und zeit-<br />

gemäß aufbereiteten Informationen.<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band; <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien


2 Grünes Band thematisieren 176<br />

Für das Segment Radfahren/Radwandern liegen bereits mit dem Buch „Radwandern am<br />

Grünen Band“ von BUCHIN (1999, 2002) ausführliche Informationen vor, die es lediglich noch<br />

gilt, zielgruppenspezifisch, erlebnisorientiert und gut handhabbar aufzubereiten. BUCHIN lie-<br />

fert mit seinem Buch einen die gesamte Länge des Grünen Bandes umfassenden Gelände-<br />

überprüfender Radwanderführer in zwei Bänden, dessen Karten im Maßstab 1:100.000 eine<br />

Hauptroute und Alternativrouten vorschlagen. Der Streckenverlauf ist auf 60 Kartenaus-<br />

schnitte aufgeteilt. In der Kartengrundlage sind neben den Grundinformationen (Ortschaften,<br />

Straßen, Bahnlinien, Flüsse) Hinweise vor allem zu kulturellen oder historischen Objekte<br />

(Sehenswürdigkeiten, Museen, ehemalige Grenzübergänge, Wüstungen) sowie zu Informa-<br />

tionsmöglichkeiten und Bahnhöfen etc. enthalten. Daneben wird die Lage von Naturschutz-<br />

gebieten am oder entlang des Grünen Bandes thematisiert. Im Vergleich zu den sechs<br />

ADFC-Radwanderkarten (Bielefelder Verlagsanstalt), die für die Strecken des Grünen Ban-<br />

des benötigt werden, ist die Kartendarstellung wesentlich einfacher als die der ADFC-<br />

Radwanderkarten, sowohl hinsichtlich der Information zur Strecke selbst (z.B. Steigungen<br />

und Befahrbarkeit) als auch im Kartenhintergrund. Ein derzeitiger Mangel der Streckendar-<br />

stellung entlang des Grünen Bandes ist das Fehlen von Querverweisen bzw. die fehlende<br />

Darstellung von Radfernwegen, so dass keine Anbindung an diese Wege möglich ist.<br />

Eine Neuauflage in Buchform oder ein Druck der Karten in Papierform könnte sich einer ver-<br />

schärften Konkurrenz durch kürzlich erschienene und in Zukunft geplante, bedeutend detail-<br />

genauere Wanderführer (CORNELIUS 2005: Hessen) ausgesetzt sehen, wobei einschränkend<br />

zu bemerken ist, dass CORNELIUS (2005) einen Wanderführer und keinen Radwanderführer<br />

darstellt. Aufgrund der übersichtlichen Routendarstellung und des einfachen Kartenhinter-<br />

grundes ist jedoch die Streckendarstellung von BUCHIN (1999, 2002) für einen Transfer in<br />

elektronische Medien (Internet) gut geeignet; oder nach der angesprochenen Überarbeitung<br />

und Ergänzung ggf. auch in Buchform.<br />

Bei einer im Rahmen des Hauptvorhabens empfohlenen künftigen Aufbereitung des<br />

Radwanderführeres von BUCHIN für moderne elektronische Medien erscheint eine Differen-<br />

zierung des Streckenverlaufs (z.B. hinsichtlich beachtenswerten oder starken Neigungen,<br />

Befahrbarkeit) sowie die kartographische Einarbeitung von Verweisen auf Bahnhöfe mit<br />

Fahrradbeförderung und -vermietung und auf Bett&Bike-Gasthöfe wünschenswert. Zudem<br />

wird eine Überarbeitung der Textpassagen empfohlen, die vermarktungsorientiert aufbereitet<br />

werden sollen, um dem Gast die Radreise am Grünen Band „schmackhaft“ zu machen.<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band; <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien


3 Grünes Band erhalten und pflegen 177<br />

3 Grünes Band erhalten und pflegen<br />

Im E+E-Vorhaben „Bestandsaufnahme Grünes Band“ wurden 2002 für alle 32 Schwerpunkt-<br />

und Entwicklungsgebiete Zielvorstellungen des Naturschutzes entwickelt. Diese Ziele und<br />

die zugehörigen Maßnahmenvorschläge wurden im GIS-Projekt (auf Basis der TK 1:25.000)<br />

und textlich im Anhang 4 des damaligen Schlussberichts dargestellt. Dieser Anhang 4 ist in<br />

den BfN-Skripten (Nr. 152, 2006) erschienen (SCHLUMPRECHT et al. 2005). Die Umsetzung<br />

und lokale Verfeinerung bzw. Aktualisierung dieser Zielvorstellungen des Naturschutzes soll-<br />

te im Hauptvorhaben vorangetrieben werden.<br />

Die folgenden Ausführungen stellen verkürzt die Ziele aus dem E+E-Vorhaben „Bestands-<br />

aufnahme Grünes Band“ 2002 dar und setzen sie in Bezug zu Entwicklungszielen und An-<br />

sätzen für die Produktentwicklung.<br />

Die im Folgenden angegebenen Prozentwerte beziehen sich auf die Flächenanteile, die die-<br />

se Ziele im E+E-Vorhaben „Bestandsaufnahme Grünes Band“ pro Schwerpunktgebiet (SG)<br />

einnahmen, und sollen die flächenmäßig wichtigsten naturschutzfachlichen Ziele illustrieren.<br />

Das Modellgebiet Elbe-Altmark enthält die landes- und bundesweiten Schwerpunktgebiete<br />

▪ SG 5 Elbaue<br />

▪ SG 6 Heidestandorte zwischen Bomenzien und nördlich Schrampe<br />

▪ SG 7 Feuchtstandorte Harper Mühlenbach<br />

Im E+E-Vorhaben „Bestandsaufnahme Grünes Band“ wurden für das SG 5 Ziele und Maßnahmen mit<br />

Bezug auf Erhaltung und Entwicklung/Renaturierung naturnaher Auen und naturnaher Fließgewäs-<br />

sern (einschließlich Altarme und Altwasser sowie Uferkomplexe) als die drei wichtigsten Ziele formu-<br />

liert (auf 91,2 % der Fläche des Grünen Bandes). Die weiteren Ziele nehmen verschwindend geringe<br />

Flächenanteile ein, wobei ein Ziel die „Erhaltung naturnaher Stillgewässer, Vermeidung bzw. zeitlicher<br />

Ausschluss touristischer Nutzung, ggf. Nutzungsbeschränkungen“ beinhaltet (1,4 % Flächenanteil).<br />

Im landesweiten Schwerpunktgebiet Nr. 6, Heidestandorte und nördlich Schrampe, umfassen die drei<br />

wichtigsten Ziele 84,9 % Flächenanteil und beschäftigen sich mit der Erhaltung und Förderung von<br />

Zwergstrauchheiden (34,3 % Flächenanteil), der Erhaltung bzw. Entwicklung von strukturreichem Of-<br />

fenland mit naturschutzorientierter Weidenutzung (35 %) und der Wiederherstellung von Offenland mit<br />

Biotopverbund-Funktion aus Pionierwäldern (15,6 % Flächenanteil). Weitere, flächenmäßig nur eine<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band; <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien


3 Grünes Band erhalten und pflegen 178<br />

geringe Rolle spielende Ziele beinhalten die pflegliche Nutzung von Grünland (Nass- bis Frischwie-<br />

sen).<br />

Im bundesweiten SG Nr. 7, Harper Mühlenbach, sind aufgrund der vielfältigen Biotopausstattung im<br />

Gegensatz zu den beiden oben dargestellten Schwerpunktgebieten auch die Ziele vielfältiger: die drei<br />

wichtigsten Ziele nehmen hier nur 50,6 % der Fläche ein, viele weitere Ziele weisen zwischen 5 und<br />

10 % Flächenanteil auf. Wie die Nachkartierung zeigen konnte, wurden mehrere dieser Ziele auch<br />

bereits umgesetzt, z. B. die Einführung einer naturschutzorientierten Beweidung auf Intensivweiden<br />

(13,2 % Flächenanteil) oder die Erhaltung und Förderung wertvoller Pflanzengesellschaften der<br />

Feucht- und Nasswiesen durch extensive Mahd (9,6 % Flächenanteil) oder Erhaltung bzw. Optimie-<br />

rung von Staudenfluren feuchter bis nasser Standorte (8,8%). Auch in diesem SG spielt die Erhaltung<br />

naturnaher Fließgewässer mit naturnaher Gewässerdynamik und naturnahen Uferkomplexen ein-<br />

schließlich vorhandener Altarme und Altwässer eine Rolle. Flächenmäßig sind ebenfalls Ziele zur<br />

Offenhaltung des Grünen Bandes (z. B. Pflege und Gestaltung von Ruderalfluren, Entwicklung von<br />

Rückzugsflächen für wertvolle Arten) bedeutsam.<br />

Im Modellgebiet spielen die Ziele zur Erhaltung bzw. Entwicklung naturnaher Fließgewässer<br />

und ihrer Auen naturgemäß an der Elbe eine wichtige Rolle, zum anderen sind viele weitere<br />

naturschutzfachlich wertvolle Biotoptypen zu finden (von trocken bis nass, Heide- bis<br />

Feuchtstandorte und Röhrichte). In der Modellregion werden einerseits gewässerbezogene<br />

Ziele wie „Erhaltung und Entwicklung/Renaturierung naturnaher Auen und naturnaher Fließ-<br />

gewässer“ in Teilbereichen von SG 5 bereits umgesetzt (z. B. Modellprojekt zur Deichrück-<br />

verlegung bei Lenzen), andererseits auch im SG 7 die Grünland-bezogenen Ziele zu einer<br />

extensiven Wiesen- oder Weidennutzung.<br />

Die vorhandene Vielfalt an Lebensräumen und das Vorkommen seltener Arten ermöglichen<br />

es, dem Gast auf kleinem Raum Besonderheiten zu zeigen, die auch bei kurzfristigen Auf-<br />

enthalten (z. B. Wochenende) erlebbar sind. Mögliche Konflikte mit Wassersport bzw. Kanu-<br />

Tourismus könnten sich bei einer nicht angepassten Nutzung wertvoller Lebensräume erge-<br />

ben. Aus den naturschutzfachlichen Zielen und dem Vorkommen sensibler Arten und Le-<br />

bensraumtypen ist auch ein erhöhter Bedarf an Information und Aufklärung, Besucherlen-<br />

kung, geführten Touren (Wandern, Kanu, Rad) und umsichtiger Gestaltung von Wegen und<br />

Routenführungen abzuleiten.<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band; <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien


3 Grünes Band erhalten und pflegen 179<br />

Das Modellgebiet Harz und Vorland enthält die landes- und bundesweiten Schwerpunkt-<br />

gebiete<br />

▪ SG 14 Okeraue<br />

▪ SG 15 Eckertal<br />

▪ SG 16 Bachtäler im Harz<br />

▪ SG 17 Mackenröder Wald<br />

▪ SG 18 Defizitraum Unteres Eichsfeld von Weilrode bis Freienhagen<br />

Im SG Okeraue (Nördliches Vorland des Harzes) dominiert das Ziel „Erhaltung bzw. Entwicklung ex-<br />

tensiv genutzter Auen naturnaher Fließgewässer mit natürlicher Gewässerdynamik und naturnahen<br />

Uferkomplexen“ (86,7 %), während im SG Eckertal (Nordabdachung des Harzes) Ziele zu naturnahen<br />

Wäldern wie „Erhaltung bzw. Entwicklung von Waldgesellschaften auf Sonderstandorten“ und „Erhal-<br />

tung bzw. Entwicklung von naturnahen, strukturreichen Wäldern“ flächenmäßig bedeutsam sind (27,5<br />

% und 18.2 %). Daneben spielen Ziele zur Erhaltung bzw. Entwicklung eines naturnahen Fließgewäs-<br />

sers (Ecker) und gewässerbegleitender Gehölze eine Rolle (zusammen 17 %). Für das SG Bachtäler<br />

im Harz, das auf der Südseite des Harzes liegt, wurde überwiegend das Ziel „Erhaltung naturnaher<br />

Fließgewässer mit naturnaher Gewässerdynamik und naturnahen Uferkomplexen“ (78,3 %) formuliert,<br />

auch die weiteren Ziele beschäftigen sich mit Aspekten naturnaher Talräume (Erhaltung bzw. Entwick-<br />

lung naturnaher Auen und Auwälder).<br />

Für das SG 17 Mackenröder Wald wurden überwiegend Ziele zur Erhaltung bzw. Entwicklung von<br />

naturnahen, strukturreichen Wäldern (insgesamt 48,5 % Flächenanteil), daneben auch Ziele zur ex-<br />

tensiven Grünlandnutzung (insgesamt 21,4 % Flächenanteil) sowie Ziele zur Entwicklung von Rück-<br />

zugsflächen oder Brachestadien für die Erhaltung bzw. Optimierung wertvoller Arten (16,4 %) formu-<br />

liert.<br />

Im südlich angrenzenden bundesweiten Defizitraum Unteres Eichsfeld (SG 18) stellen dagegen Ziele<br />

zur Wiederherstellung des Grünen Bandes wie Umwandlung von Acker in extensives Grünland, Struk-<br />

turanreicherung, Entwicklung von Gehölz-Offenlandkomplexen (35,2 % Flächenanteil), oder die Um-<br />

wandlung von brach liegenden Flächen und Intensivgrünland in extensiv genutzte Wiesen oder Wei-<br />

den (16,9 %) die flächenmäßig dominierenden Ziele dar.<br />

Das Grüne Band weist im Harz und den SG 15 und 16 charakteristische Landschaften eines<br />

Mittelgebirges wie Bäche und Flussoberläufe sowie enge Täler und Schluchten auf, im Ge-<br />

gensatz zu den ausgedehnten Wäldern oder dem Fernblick vom Brocken dominieren hier<br />

Wasser und Kleinteiligkeit, was als interessante Ergänzung der sonstigen touristischen Po-<br />

tenziale im Harz aufgefasst werden kann. Das Umfeld des Grünen Bandes und der umge-<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band; <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien


3 Grünes Band erhalten und pflegen 180<br />

bende Landschaftsraum sind hier von ausgedehnten Wäldern geprägt, so dass das Grüne<br />

Band hier als landschaftliche Besonderheit (Offenland) erfahren werden kann. Im Gegensatz<br />

dazu dürfte die touristische Erlebbarkeit des Grünen Bandes im SG 18 über weite Strecken<br />

stark eingeschränkt sein. Andererseits befindet sich hier ein etabliertes und stark frequentier-<br />

tes Grenzmuseum, von dessen Umfeld aus eine Wiederherstellung der Biotopverbundfunkti-<br />

on des Grünen Bandes initiiert werden sollte.<br />

Die Modellregion Eichsfeld-Werra enthält die Schwerpunktgebiete<br />

▪ SG 19 Offenland zw. Rohrberg und Bornhagen<br />

▪ SG 20 Offenland von Lindewerra bis Treffurt<br />

▪ SG 21 Werraaue von Wartha bis Sallmannshausen<br />

Die für SG 19 formulierten Ziele beschäftigen sich überwiegend mit extensiver Grünlandnutzung als<br />

Wiese oder Weide (Erhaltung, Entwicklung) oder der Umwandlung von Acker in extensives Grünland<br />

(insgesamt 61,5 % Flächenanteil). Weitere Ziele wie die Erhaltung bzw. Entwicklung von Waldgesell-<br />

schaften auf Sonderstandorten nehmen Flächenanteile von 5 % oder weniger ein.<br />

Zwar ist das Ziel „Erhaltung bzw. Entwicklung von Waldgesellschaften auf Sonderstandorten“ im SG<br />

20 Offenland von Lindewerra bis Treffurt flächenmäßig das größte Einzelziel (23 %), die weiteren Zie-<br />

le beschäftigen sich jedoch mit der Erhaltung oder Entwicklung extensiver Grünlandnutzung (als Wie-<br />

se oder Weide, oder durch Umwandlung von Pionierwäldern) mit einem Flächenanteil von insgesamt<br />

53,5 %. Gewässerbezogene Ziele wie „Erhaltung bzw. Entwicklung extensiv genutzter Auen naturna-<br />

her Fließgewässer mit natürlicher Gewässerdynamik und naturnahen Uferkomplexen“ nehmen nur<br />

geringe Anteile ein (5,4 %).<br />

Im SG 21 Werraaue von Wartha bis Sallmannshausen dominieren eindeutig Ziele zur Erhaltung na-<br />

turnaher Fließgewässer mit naturnaher Gewässerdynamik und naturnahen Uferkomplexen einschließ-<br />

lich vorhandener Altarme und Altwässer (37,6 %) und zur Erhaltung bzw. Entwicklung extensiv ge-<br />

nutzter Auen (36,1 %) sowie der Entwicklung naturnaher Fließgewässer (Renaturierung) auf 11,4 %<br />

Flächenanteil. Weitere Ziele weisen jeweils weniger als 10 % Flächenanteile auf.<br />

In diesem Modellgebiet beschäftigen sich die Ziele ungefähr mit gleichen Anteilen an Wald,<br />

Grünland und Gewässer. Die zugrunde liegende Lebensraumvielfalt kann die Voraussetzung<br />

für vielfältige naturerlebnis-orientierte touristische Aktivitäten darstellen. Andererseits sind<br />

das Umfeld des Grünen Bandes und der umgebende Landschaftsraum ebenso vielfältig<br />

strukturiert, so dass das Grüne Band hier keine nicht auch anderswo erlebbare Besonderhei-<br />

ten bietet. Eine zunehmende Nutzung der Werra zum Kanusport könnte andererseits mit den<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band; <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien


3 Grünes Band erhalten und pflegen 181<br />

naturschutzfachlichen Zielen im SG 21 in Konflikt geraten, falls nicht entsprechende Len-<br />

kungsmaßnahmen durchgeführt und naturverträgliche Lösungen gesucht werden.<br />

Die Modellregion Thüringer-/ Frankenwald enthält die Schwerpunktgebiete<br />

▪ SG 29 Tettautal bis Lauenstein<br />

▪ SG 30 Zwergstrauchheiden östlich Reichenbach<br />

▪ Nr. 31 Fränkisches und Thüringer Moschwitztal bis Saaletal bei Hirschberg<br />

Die Ziele im SG 29 beinhalten einerseits die Entwicklung naturnaher Gehölzstrukturen und naturnaher<br />

Wälder aus Pionierwaldstadien (32,1%), andererseits die Wiederherstellung von Offenland mit Biotop-<br />

verbund-Funktion, die Einführung einer naturschutzorientierten Beweidung auf Intensivweiden oder<br />

die Entwicklung von extensiv genutztem Grünland (insgesamt 43,7%). Im E+E-Vorhaben wurden die-<br />

se Ziele je nach Lage im Raum und Anbindung an bestehendes Grünland sowie nach dem Stadium<br />

der Sukzession räumlich differenziert. Auch die Erhaltung und Förderung von Zwergstrauchheiden<br />

spielt hier eine Rolle, wenn auch nur in relativ geringen Flächenanteilen (6,9%).<br />

Für das nordöstlich daran anschließende SG 30 Zwergstrauchheiden östlich Reichenbach wurden<br />

überwiegend Ziele zur Offenhaltung des Grünen Bandes, z. B. Erhaltung und Förderung vegetations-<br />

armer und -freier Böden/Felsen durch gelegentliche Pflegemaßnahmen (37 % Flächenanteil), Ent-<br />

wicklung wertvoller Grünland-Biotoptypen aus Ruderalfluren durch angepasste Mahd oder Beweidung<br />

(11,1 %) sowie Erhaltung und Förderung von Zwergstrauchheiden (10,2 %) formuliert. Daneben wur-<br />

den auch Ziele zur Erhaltung bzw. Entwicklung von naturnahen, strukturreichen Wäldern (12,5 %)<br />

oder Gehölzen/Pionierstadien (13 %) durch gelegentliche Pflegemaßnahmen ausgesprochen.<br />

Im SG Nr. 31 Fränkisches und Thüringer Moschwitztal bis Saaletal bei Hirschberg dominiert flächen-<br />

mäßig das Ziel Erhaltung bzw. Entwicklung von naturnahen, strukturreichen Wäldern (32,6 %) und<br />

Erhaltung bzw. Entwicklung von Waldgesellschaften auf Sonderstandorten (16,2 %). Weitere Ziele<br />

beschäftigen sich mit der Erhaltung von feuchtem bis nassen Offenland aller Art (z. B. Erhaltung von<br />

Rieden und Röhrichten, der Erhaltung bzw. Optimierung von Staudenfluren feuchter bis nasser Stan-<br />

dorte mit insgesamt 24,4 % Flächenanteil). Weitere Ziele nehmen weniger als 5 % Flächenanteil ein.<br />

Wie die Nachkartierung zeigte, finden im Modellgebiet, v. a. im SG 29, auf Teilflächen Ver-<br />

besserungen statt. Hier werden Ziele des E+E-Projektes wie Einführung einer naturschutz-<br />

orientierten Beweidung auf Intensivweiden oder die Entwicklung von extensiv genutztem<br />

Grünland verwirklicht. Andererseits bestehen auch erhebliche Probleme: neben der Intensi-<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

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3 Grünes Band erhalten und pflegen 182<br />

vierung von Grünland ist dies die Sukzession von Zwergstrauchheiden oder Aufforstungen,<br />

so dass das Grüne Band gegenüber den verbreitet auftretenden Wäldern kaum noch unter-<br />

scheidbar ist und damit auch touristische Erlebnisqualität verliert (z. B. in SG 30). Vorge-<br />

schlagene Ziele wie Erhaltung und Förderung von Zwergstrauchheiden mit einem Mosaik<br />

aller Alters- und Sukzessionsstadien durch gelegentliche Pflegemaßnahmen werden derzeit<br />

kaum verwirklicht, auch nicht in Bereichen wie Straßen- oder Wanderweg-Querungen, wo<br />

dies für eine Wahrnehmbarkeit in der Landschaft und Aufrechterhaltung touristischer Erleb-<br />

nisqualität notwendig wäre.<br />

Da der Rennsteig, einer der frequentiertesten Wanderwege Deutschlands, das Grüne Band<br />

zweimal quert, bestünde hiermit ein „Aufhänger“ für entsprechende Pflegemaßnahmen, die<br />

auch touristisch motiviert sind. Das Umfeld des Grünen Bandes und der umgebende Land-<br />

schaftsraum wird überwiegend von ausgedehnten Nadelholz-Forsten dominiert, so dass das<br />

Grünes Band hier eine Besonderheit (Offenland) bietet.<br />

Wie im E+E-Vorhaben „Bestandsaufnahme Grünes Band“ bereits dargestellt, sind eine Rei-<br />

he von geplanten NSG-Ausweisungen bislang nicht verwirklicht. Dies trifft auch für die Mo-<br />

dellregionen zu, so sind z. B. in der Modellregion Thüringer-/ Frankenwald auf der Seite Thü-<br />

ringens mehrere geplante NSG immer noch nicht – nach z. T. ca. zehnjähriger Planungszeit<br />

- ausgewiesen. Im Rahmen des Hauptvorhabens sollte darauf hingewirkt werden, dass die<br />

endgültige Unterschutzstellung dieser geplanten NSG umgesetzt wird.<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band; <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien


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<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band; <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien


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<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

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Literaturverzeichnis 185<br />

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<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band; <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien


Literaturverzeichnis 186<br />

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<strong>Abschlussbericht</strong> E+E-Vorstudie „Erlebnis Grünes Band“; März 2006<br />

BN/BUND-Projektbüro Grünes Band; <strong>Alpenforschungsinstitut</strong>, Büro für ökologische Studien

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