Solidarisch kompensieren
Beschlossen auf dem Bundesausschuss der Naturfreundejugend Deutschlands vom 29. April bis 01. Mai 2022.
Beschlossen auf dem Bundesausschuss der Naturfreundejugend Deutschlands vom 29. April bis 01. Mai 2022.
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<strong>Solidarisch</strong> <strong>kompensieren</strong><br />
Internationale Solidarität stellt einen der zentralen Werte der Naturfreundebewegung dar. In<br />
dieser Tradition kämpfen wir für eine solidarische Gesellschaft ohne Grenzen und Rassismus und<br />
für Klimagerechtigkeit. <strong>Solidarisch</strong>e Beziehungen entstehen jedoch nicht, indem wir nur unsere<br />
Solidarität erklären. Es braucht ein Kennenlernen, gemeinsames aktiv Werden auf Augenhöhe<br />
und zusammen Lachen - aber auch Diskussionen, ehrlichen Streit und Austausch über<br />
Unterschiede. Dies wird durch unsere internationalen Jugendbegegnungen möglich.<br />
Internationale Jugendarbeit ist dabei vor allem durch direkte physische Begegnungen geprägt,<br />
die von virtuellen Begegnungen begleitet aber nicht ersetzt werden können. Leider hinterlässt<br />
dieses Reisen seine Spuren und nicht unerhebliche ökologische Fußabdrücke.<br />
Ziel der Naturfreundejugend ist es darum Expertise und Tools zu entwickeln, die es dem Verband<br />
ermöglichen, internationale Jugendbegegnungen klimafreundlich zu gestalten. Die Vermeidung<br />
von Treibhausgas-Emission an der Wurzel hat in unserer Praxis höchste Priorität.<br />
Einsatz für Klimagerechtigkeit bedeutet für uns solidarisch zu sein mit Menschen im Globalen<br />
Süden, die historisch am Treibhausgas-Ausstoß den geringsten Anteil hatten, bis heute unter<br />
den Kontinuitäten des europäischen Kolonialismus leiden und die Folgen der Klimakrise vielfach<br />
am stärksten spüren. Gerade bei Jugendbegegnungen mit unseren Schwesterorganisationen aus<br />
dem Globalen Süden, unseren wichtigsten Verbündeten im gemeinsamen Kampf für<br />
Klimagerechtigkeit, lassen sich die immensen Treibhausgas-Emissionen durch interkontinentale<br />
Flüge jedoch nicht vermeiden. Damit stehen wir vor der Herausforderung diese Begegnungen in<br />
Einklang mit dem Prinzip globaler Klimagerechtigkeit zu bringen und stellen die Frage: Wie ist<br />
eine solidarische Kompensation von Emissionen möglich?<br />
Wir kritisieren die heute weit verbreitete Praxis der Kompensation, die Konsument*innen die<br />
Illusion verkauft, durch den Erwerb von Kompensationszertifikaten ein unverändertes<br />
Konsumverhalten mit ambitioniertem Klimaschutz vereinbaren zu können. Gleichzeitig sind wir<br />
überzeugt, dass die 1,5 Grad-Grenze nicht überschritten werden darf. Und so wollen wir<br />
erproben, wie ein solidarisches Kompensieren der Naturfreundejugend aussehen kann.<br />
Beschlossen auf dem Bundesausschuss<br />
der Naturfreundejugend Deutschlands<br />
vom 29.04. bis 01.05.2022 in Berlin
Deshalb fordern wir für alle (internationalen) Jugendbegegnungen innerhalb der Naturfreundejugend:<br />
Gemeinsame Auseinandersetzung mit den Zusammenhängen von Klimakrise und<br />
Kolonialismus<br />
Austausch über bereits existierende gravierende Klimafolgen im globalen Norden und<br />
Süden<br />
Verringerung der Treibhausgas-Emissionen im Bereich der Unterbringung, der<br />
Verpflegung und des Programms vor Ort<br />
Durchführung von (Teil-) Kompensationsmaßnahmen, wie z.B. das gemeinsame<br />
Pflanzen von Mangroven im Senegal oder die Installation von Photovoltaikanlagen in Benin<br />
Aufbau solidarischer Beziehungen durch gemeinsame Praxis auf Augenhöhe und<br />
das Lernen über globale Interdependenzen im Vordergrund.