Melange No22
Melange No22 - das Magazin im Süden Bayerns
Melange No22 - das Magazin im Süden Bayerns
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CHRISTIAN HALLER<br />
Qualität & Genuss<br />
trifft Kindheitserinnerung<br />
Titel: Christian Haller<br />
Foto: Harry Stahl<br />
d a s m a g a z i n<br />
IM SÜDEN<br />
BAYERNS<br />
SILKE LÜHR<br />
Charmante<br />
Frauenpower<br />
MARKUS<br />
ZWINK<br />
Passion Musik<br />
STERNWARTE<br />
EBERFING<br />
Blick ins Universum
EDITORIAL<br />
Liebe Leserinnen, liebe Leser!<br />
ALSO SPRACH ZARATHUSTRA<br />
EINE SINFONISCHE DICHTUNG VON RICHARD STRAUSS<br />
Das Bayerische Voralpenland ist mehr als Berge und Seen, hier ist auch die<br />
Heimat von großem Kulturgut. In Oberammergau strömen 500.000 Menschen<br />
aus der ganzen Welt untern Kofel. Premiere war am 14. Mai und das letzte Passionsspiel<br />
ist am 2. Oktober. Musik und Darstellung sind einmalig, wenn sie was<br />
können, die Oberammergauer, dann ist es DER PASSION, wie man dort sagt.<br />
In Garmisch-Partenkirchen finden vom 27.–31.7. die Richard-Strauss-Tage statt,<br />
mit hervorragenden Musikern und Dirigenten. Richard Strauss, der weltbekannte<br />
Komponist von Ende des 19./Anfang 20.Jahrhunderts: Seine Opern Salome, Elektra,<br />
Die Frau ohne Schatten oder Der Rosenkavalier, sind Meisterstücke und unerreicht.<br />
Der Besuch im Richard-Strauss-Institut ist eine andere schöne Welt<br />
und bringt uns klassische Musik näher. Schon bei meiner 10-monatigen Tochter<br />
Annabelle bemerke ich ihre Reaktion auf klassische Musik.<br />
Das Blaue Land ist eine Hochburg von<br />
Malern und Künstlern, Murnau ist mit<br />
der schönste Markt im Werdenfelser<br />
Land und die Heimat des Blauen Reiters,<br />
mit Malern wie Wassily Kandinsky<br />
und Gabriele Münter. Seit fast einem<br />
Jahr führen Katherina und Nico Zeifang<br />
die neue Galerie Pulpo Gallery im Obermarkt.<br />
Hier stellen namhafte Künstler<br />
ihre Werke aus. Zur Zeit Agnes Grochulska<br />
aus Richmond, USA, unter dem Titel<br />
THE OUTLINE. Ich war total beeindruckt<br />
von diesen Bildern. Oft gehe ich<br />
in die Galerie, setze mich auf die Bank, lehne mich an<br />
eine Säule und bin in einer anderen Welt ... mein Puls<br />
geht runter ... mein Kopf wird frei ...<br />
Viel Spaß beim Lesen wünscht Euch,<br />
Franz Windirsch und das Team <strong>Melange</strong><br />
v.l.n.r. Katherina Zeifang, Agnes Grochulska<br />
und Franz Windirsch<br />
Im Magazin:<br />
Markus Zwink, Dirigent<br />
der Passionsspiele<br />
(S. 80) und die<br />
Richard-Strauss-Tage<br />
(S. 64)<br />
GEORG BURKART,<br />
geb. am 21.9.1939 in<br />
Bad Kohlgrub, eingeschlafen<br />
am 4.5.2022<br />
in Bad Kohlgrub im<br />
Kreis seiner Familie.<br />
Schnell erkannte man, dass Georg ein sensationeller<br />
Kicker ist. So spielte er in seiner<br />
Jugendzeit beim FC Bayern, er war ein genialer<br />
Techniker mit einem harten Schuss<br />
und erzielte die meisten Tore. Georg war das<br />
Nachwuchstalent in München schlechthin.<br />
Aber dann verunglückte sein Vater in der<br />
Früh beim Semmeln ausfahren tödlich.<br />
Georg musste nach Hause und die Bäckerei<br />
Burkart, neben der Dorfkirche, weiterführen.<br />
Fußball spielte er nun beim SC Bad Kohlgrub.<br />
Ja das war's mit dem FC Bayern und<br />
vielleicht sogar der Nationalmannschaft.<br />
Georg heiratete seine gut aussehende Heidi,<br />
und sie schenke ihm drei weltoffene Töchter:<br />
Katja, Anja und Petra. Besonders liebte<br />
Georg seine Enkelkinder Luis, Anna und<br />
Paulina.<br />
Vor acht Wochen besuchte ich nochmal<br />
mein Vorbild und Freund, Georg Burkart.<br />
Ich fragte ihn: „Kannst Du Dich noch erinnern,<br />
wie ich Dir den weiß-gelben Ball, als<br />
10-jähriger Bua beim Schusstraining immer<br />
geholt habe?“ Er: „Frenchy, erstens habe ich<br />
nie vorbeigeschossen, zweitens war der Ball<br />
weiß-rot ... ja er war vom FC Bayern“.<br />
Lieber Georg wir trauern, sind aber auch<br />
glücklich, Dich gekannt zu haben. Und<br />
bei jedem Treffen mit Dir war mein Puls<br />
etwas höher ... RUHE IN FRIEDEN.<br />
Franz Windirsch, Magazin <strong>Melange</strong><br />
3
INHALT<br />
14<br />
Christine Jäger<br />
Das ganze Leben ist Yoga<br />
20<br />
Busunternehmen Schretter<br />
Der Zauber des Murnauer Nebels<br />
26<br />
Silke Lühr<br />
Charmante Frauenpower<br />
ohne Feminismus<br />
6 IMPRESSIONEN<br />
„Bad in der Morgensonne“ von Florian Warnecke<br />
8 PORTRAIT Christian Haller<br />
Qualität & Genuss trifft auf Kindheitserinnerung<br />
14 POWERFRAU Christine Jäger<br />
Das ganze Leben ist Yoga<br />
20 LIVE Busunternehmen Schretter<br />
Der Zauber des Murnauer Nebels<br />
26 PORTRAIT Silke Lühr<br />
Charmante Frauenpower ohne Feminismus<br />
32 SPORT Samuel Schwerdt<br />
Den eisigen Speed im Blut<br />
34 TOURIST INFORMATION MURNAU<br />
„Ich halte das nicht mehr länger aus!<br />
Wenn niemand etwas tut, dann tu ich was!“ (Christoph Probst)<br />
38 LIVE Parfümerie Wiedemann<br />
Traditionsunternehmen mit Herz<br />
42 GESUNDHEIT Punito M. Aisenpreis<br />
Stiftung Immunweltmeister e.V. stellt sich vor:<br />
Das 3-Stufen-Konzept zum individuellen Immunerfolg<br />
45 BACKSTAGE Thorbjørn Risager<br />
Der Blues als eine Naturkatastrophe!<br />
46 BG UNFALLKLINIK MURNAU<br />
Spezialisten für das Nervensystem<br />
Die Neurochirurgie der BG Unfallklinik Murnau<br />
Interview mit Prof Dr. Martin Strowitzki<br />
52 DIE STAFFELSEEWIRTE<br />
Charity auf höchstem Niveau<br />
Benefizfahrt auf dem Staffelsee<br />
56 GREEN LUXURY STATEMENT Pharmos Natur<br />
Die VegetoDynamik®-Ausbildung<br />
58 STERNE Martina und Martin Gutekunst<br />
Private Sternwarte in Eberfing – Ein Blick ins Universum<br />
64 KLASSIK-FESTIVAL<br />
Richard-Strauss-Tage Garmisch-Partenkirchen<br />
„Unfassbar schön, so oft man es auch gehört hat.“ (Günther Groissböck)<br />
4
INHALT<br />
68 PROJEKT Der Dorfladen in Grafenaschau<br />
Auf der Suche nach einem guten Weg<br />
73 THEATER Dieter Kirsch<br />
Violett im Blauen Land – Mash-up Theater zum Kirchenjubiläum<br />
74 LIVE Thilo Bischoff & Uli Weisner<br />
Zwei Lausbuam machen gemeinsame Sache<br />
79 GESUNDHEIT Feelgood-Center in Murnau & Starnberg<br />
Bewegung ist der Schlüssel zur Gesundheit<br />
80 PASSION Markus Zwink<br />
Passion Musik – Musik zur Passion<br />
85 IMMOBILIEN EXPERTENTIPPS<br />
von Britta Kirstein-Zietz & Roger Zietz<br />
Soll man die Grundschuld löschen? Oder lieber nicht?<br />
86 WIRTSCHAFT + FINANZEN mit Dr. R. E. Schauer<br />
Gründung einer Familiengesellschaft<br />
als Erbschafts- und Schenkungsstrategie<br />
87 BASKETBALL ESV Staffelsee<br />
Auch unsere U8-Jährigen dürfen schon in der Liga mitspielen!<br />
88 MARKTPLATZ<br />
Cafés, Restaurants, Shopping, Tourismus und Gesundheit,<br />
Kunst, Handwerk, Immobilien und Dienstleistungen<br />
auf einen Blick<br />
IMPRESSUM<br />
Herausgeber: Agentur <strong>Melange</strong>, Franz Windirsch, Stephanie Brandner,<br />
Postgasse 4, 82418 Murnau<br />
Autoren: Heribert Riesenhuber, Alexandra Sichart, Sandra Bangerter,<br />
Andrea Weisner, Frank W. Pietrusiak, Britta Kirstein-Zietz, Roger Zietz,<br />
Dr. Ralf Erich Schauer, Andreas Sauer, Friederike Most, Punito Aisenpreis,<br />
Gaby Schmidt-Tschida, Elizabeth Lamberts<br />
Art Direktion: Katrin Oppenrieder<br />
Fotografen: Florian Warnecke, Harry Stahl, Heribert Riesenhuber,<br />
Stefanie Seyringer, Christian Podolski, Andreas Sauer<br />
Lektorat: Petra Taint, Wortschatz [Ideen Konzepte Texte] München<br />
Bildbearbeitung: Richard Maier<br />
KUNDENBETREUUNG + ANZEIGEN<br />
Franz Windirsch, 0151 12050911<br />
f.windirsch@agentur-melange.de<br />
VERTEILUNG<br />
Ammergauer Alpen, Blaues Land,<br />
Garmisch-Partenkirchen, Loisachtal,<br />
Penzberg, Weilheim, Peiting, Schongau,<br />
Bad Tölz, Starnberg, Ehrwald/Tirol<br />
32<br />
Samuel Schwerdt<br />
Den eisigen Speed im Blut<br />
38<br />
Parfümerie Wiedemann<br />
Traditionsunternehmen mit Herz<br />
74<br />
Thilo Bischoff und Uli Weisner<br />
Zwei Lausbuben machen<br />
gemeinsame Sache<br />
5
Foto: Florian Warnecke<br />
Hotel am schönsten Fleck Bayerns<br />
www.alpenhof-murnau.com
IMPRESSIONEN<br />
Bad in der Morgensonne
CHRISTIAN HALLER<br />
PORTRAIT<br />
QUALITÄT & GENUSS trifft auf<br />
KINDHEITSERINNERUNG<br />
Jeder von uns kennt sie, die Geschmackserlebnisse aus der Kindheit.<br />
Nie werde ich vergessen, wie ich gemeinsam mit meiner<br />
Oma in die kleine Metzgerei in den Ort ging und die Wurstwaren<br />
direkt auf meiner Augenhöhe scheinbar unendlich schienen. Am<br />
Ende des Einkaufs dann die lang erhoffte Frage der Wurstfachverkäuferin:<br />
„Darf’s a Wiener für’s Madl sein?“ Schüchtern nickte<br />
ich und zugleich lief mir das Wasser im Mund zusammen, bis ich<br />
endlich die Wiener in den Händen hielt.<br />
Doch nicht nur die Zeit des Wartens schien mir endlos, auch die<br />
Zeit dieses Genusses wirkte ewig andauernd.<br />
Das Beste war der erste Biss – das erste Knacken! Ich liebte es,<br />
so herzhaft in die Wiener zu beißen. Noch heute kann ich den<br />
Genuss fühlen und den Geruch riechen, wenn ich nur darüber<br />
nachdenke. Bleibende Geschmackserlebnisse prägen unser Leben<br />
sowohl positiv als auch negativ.<br />
GUTES IN TRADITION<br />
Essen ist mehr als reine Nahrungsaufnahme, und gute Lebensmittel<br />
herzustellen ist ein wichtiges und verantwortungsvolles<br />
Handwerk. Das durfte ich in meinem Interview und anschließender<br />
Besichtigung in der Produktionsstätte von Christian<br />
Haller erfahren.<br />
Es ist eine fast filmreife Familientraditionsgeschichte. Bereits<br />
1896 wird die Metzgerei in der Murnauer Hauptstraße von<br />
Ludwig Haller und seiner Frau Adelheid gegründet, das heute<br />
dort befindliche Ladengeschäft im Untermarkt wird allein vom<br />
Bruder Ludwig Haller geführt und ist ein völlig eigenständiger<br />
Betrieb. Seit der Gründung durch die Eltern geht es stetig mit<br />
dem Wachstum voran und mittlerweile hat die Metzgerei Ludwig<br />
Haller eine große Produktionsstätte und einen angeschlossenen<br />
Ladenbetrieb im Straßäcker 5 in Murnau. Dort arbeiten<br />
über 80 Mitarbeiter und mit der Filiale in Bad Tölz sind es insgesamt<br />
100 Angestellte.<br />
9
spricht für ein familiäres, offenes und aufrichtig gutes Betriebsklima.<br />
Mittlerweile ist auch sein Neffe Robert Metzgermeister<br />
und in die Geschäftsleitung eingebunden. Der Zusammenhalt<br />
in der Familientradition wird demnach weiterhin gelebt.<br />
PREISGEKRÖNT<br />
Foto: Harry Stahl<br />
FAMILIENANSCHLUSS INBEGRIFFEN<br />
Nicht nur die Vielzahl der Mitarbeiter, sondern vor allem die<br />
langjährige Firmenzugehörigkeit spricht für Christian Haller<br />
als Chef. Bei Hallers zu arbeiten kann bedeuten, nach der Lehre<br />
zu beginnen und bis zur Rente zu bleiben, das ist kein Einzelfall.<br />
Man könnte den Eindruck gewinnen, der Familiensinn wird<br />
auch mit den Mitarbeitern gelebt und genauso ist es. „I verbring<br />
so vui Zeit mit meine Laid, die san fast wie die eigenen Kinder<br />
für mi.“<br />
Erzählen kann man viel, das Erlebte zählt!<br />
Dazu eine kurze Anekdote aus dem Interview beziehungsweise<br />
vom Fototermin: Wir kommen im Ladenbetrieb an und Christian<br />
Haller wird gebeten, vor der Theke auf die Kamera zuzulaufen.<br />
Die Reaktion der Mitarbeiterinnen hinter der Theke:<br />
Sie lachen herzhaft über und dann auch mit ihrem Chef! Das<br />
Die Metzgerei Ludwig Haller steht seit 125 Jahren für erstklassige<br />
bayerische Qualität. Das ist kein Werbeslogan, sondern<br />
messbar: Denn bereits das siebte Mal erhält sie den Bundesehrenpreis.<br />
Dieser wird jährlich an die zwölf besten Betriebe in<br />
ganz Deutschland vergeben. Eine Ehrung also, auf die man so<br />
richtig stolz sein darf! Doch damit nicht genug. Zum 35. Mal<br />
in Folge erhält der Betrieb den „Preis für langjährige Produktqualität<br />
in Gold“.<br />
Bei dieser Auszeichnung geht es darum, die langjährige und<br />
konstante Qualität von Lebensmitteln hervorzuheben. Bereits<br />
über tausend Mal wurden Produkte der Metzgerei Ludwig Haller<br />
von der DLG prämiert. Diese Zahlen sagen viel über die<br />
Kontinuität und die Fachkompetenz. Doch geht es bei Lebensmitteln<br />
und speziell bei Fleisch und Wurst um viel mehr als<br />
um die letztendliche Qualität des Produkts.<br />
TIERWOHL IST<br />
RESPEKT UND EHRENSACHE<br />
„Es hat etwas mit Ethik zu tun, immerhin ist ein Tier gestorben<br />
und das gilt es wertzuschätzen und somit von der Schnauze bis<br />
zum Schwanz zu verarbeiten“, mit diesen Worten trifft es Christian<br />
Haller auf den Punkt.<br />
Es geht um die Wertschätzung und den ehrlichen Umgang mit<br />
dem Tier und dessen Tod. Wir alle hätten gerne einen Braten<br />
von dem Schweinchen auf unserem Teller, welches in den Tod<br />
gestreichelt wurde und zuvor glücklich gemeinsam mit seiner<br />
10
Immobilien & Kunst im・Gelben Haus<br />
・<br />
KUNST-ATELIER<br />
&<br />
MALKURSE<br />
KATJA STRODTKÖTTER<br />
Tel. 08841 - 48 77 850<br />
www. strodtkoetter-immobilien.de<br />
Untermarkt 56 in 82418 Murnau<br />
SABINA BOCKEMÜHL<br />
Tel. 08841 - 48 95 007<br />
www. sabina-bockemuehl.de<br />
Familie auf einem großen Grundstück mit Bergblick und regelmäßigem<br />
Schlammbad aufgewachsen ist.<br />
Aber in der Praxis funktioniert das leider nicht. Jedoch kann<br />
man sogar bei einem Betrieb in dieser Größe auf den ehrlichen<br />
Umgang mit den Grundprodukten Wert legen. Aus diesem<br />
Grund ist die Metzgerei Haller bereits seit 2016 Teilnehmer<br />
des Programms „GQB-geprüfte Qualität Bayern“.<br />
Hierbei ist es die Verpflichtung aller Unternehmen dieser Produktionskette,<br />
dass nur bayerische Produkte geliefert werden.<br />
Um das umsetzen zu können, wird am Ursprung angesetzt und<br />
am Ende aufgehört – die Geburt und die Aufzucht, bis hin zur<br />
Mast und Schlachtung der Tiere, muss in staatlich streng überwachten<br />
Betrieben in Bayern erfolgen. Die Tiere werden also<br />
nicht durch ganz Deutschland oder weiter zur Schlachtung gefahren,<br />
sondern müssen in unserer Region aufgewachsen sein.<br />
dann geht es weiter in die Produktion, wird zerteilt und schließlich<br />
zu Wurstwaren weiterverarbeitet. Nun landet es direkt im<br />
eigenen Laden oder geht weiter auf Reisen in die Gastronomie<br />
oder Hotellerie. Ohne zu übertreiben, kann man von Frische<br />
pur sprechen. Alles wird der Qualität untergeordnet!<br />
Wenn man sieht, wie Christan Haller ein Stück Fleisch in seinen<br />
Händen hält, so sind die Wertschätzung und seine Leidenschaft<br />
spürbar.<br />
Der Knobitaler – eine handwerklich hergestellte Salami-Spezialität<br />
mit einer Reifezeit von mindestens 30 Tagen<br />
Ein Tag in der Metzgerei Haller beginnt um zirka zwei Uhr<br />
morgens mit der Annahme des täglichen Fleischbedarfs in<br />
Form von Schweine-, Rinder- und Kalbshälften. Jedes Stück<br />
Fleisch wird dabei genaustens begutachtet und geprüft. Erst
PORTRAIT<br />
DAS HANDWERK IM BLUT<br />
Christian Haller ist nicht der typische Metzger und doch ist er Metzger durch und<br />
durch. Er hat eine erfrischende und jugendliche, fast schon spitzbübische Art. „Leider<br />
komme ich selbst nicht mehr zum Wurschten.“ Diese Aussage blieb mir prägnant im<br />
Gedächtnis und ist ein weiteres Beispiel dafür, wie sehr er das Handwerk des Metzgers<br />
liebt und lebt. Er selbst sagt, das wurde ihm von seinen Eltern Margot und<br />
Ludwig in die Wiege gelegt. „Ohne die Aufbauarbeit meiner Eltern wäre der Betrieb,<br />
wie er jetzt ist, nie möglich gewesen.“<br />
Um das Geschmackserlebnis zu erhalten, wie ich es aus meiner Kindheitserinnerung<br />
kenne, ist viel mehr notwendig als die richtigen Zutaten im richtigen Verhältnis zu<br />
mischen. Viele der Rezepte stammen noch von seinem Vater. „Die Rezepturen müssen<br />
immer wieder angepasst werden. Es geht darum, den Geschmack und das Erlebnis mit<br />
gleichbleibend guter Qualität zu liefern. Damit eine Wiener knackig ist und schmeckt,<br />
muss nicht nur der richtige Darm verwendet werden. Wir arbeiten mit einem tierischen<br />
Produkt und somit gibt es auch hier mal Geschmacksunterschiede. Auch ist die Ernte<br />
von Gemüse und Gewürzen nie gleich. Eine Paprika ist nicht wie die andere. Wenn mir<br />
die eine Geschmackskomponente plötzlich zu wenig oder zu vorherrschend ist, so muss<br />
ich das ganze Rezept anpassen, und das passiert je nach Ernte immer wieder.“<br />
Klingt logisch und doch war es mir nie klar, wie viel Handwerk in einer knackigen<br />
Wiener steckt. Diese Erkenntnis wird ab sofort meine Kindheitserinnerung und<br />
meine Erwartungshaltung beim Genuss einer Wiener begleiten.<br />
Metzgerei Ludwig Haller GmbH<br />
Straßäcker 5, 82418 Murnau<br />
Tel. 08841 6167-0<br />
Metzgerei Haller Bad Tölz OHG<br />
Königsdorfer Str. 73, 83646 Bad Tölz<br />
Tel. 08041 793 3923<br />
www.haller-metzgerei.de<br />
Andrea Weisner<br />
Foto: Harry Stahl<br />
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13
DAS GANZE LEBEN IST<br />
YOGA<br />
CHRISTINE JÄGER<br />
Foto: Harry Stahl
POWERFRAU<br />
Es ist ein typischer, zerzauster Februarnachmittag, an dem ich<br />
mich zu dem Yoga Studio von Christine Jäger aufmache. Morgens<br />
hat es noch geschneit und jetzt werden vom Wind hochgetuffte,<br />
weiße Wolken über den blauen Himmel gezerrt. Der<br />
Wind treibt mich förmlich zum Yogablu I Studio, einem kleinen,<br />
braungestrichenen Haus. Windgeräusche begleiten mein Eintreten<br />
in den kleinen Vorraum und kaum stehe ich auf dem Sisalteppich,<br />
ist da augenblicklich eine sehr ruhige, entspannte<br />
Atmosphäre. Eine hochgewachsene, grazile Frau, deren Kurzhaarschnitt<br />
erfrischend unkontrolliert scheint, begrüßt mich aus<br />
dem nächsten kleinen Raum mit einem freundlichen „Hallo!“.<br />
Christine Jäger kommt mir lächelnd entgegen: „Ich habe uns<br />
mal Tee gemacht!“ Als erstes sehen wir uns aber den Raum<br />
an, in dem die Yoga-Stunden stattfinden. Gestaltet in zwei<br />
entspannenden Blautönen, die wie Ferien für die Augen sind,<br />
strahlt dieser Raum eine wunderbare Ruhe aus. Alles ist aufs<br />
Wesentliche konzentriert.<br />
YOGA UND PERFEKTION<br />
Christine, wie sieht der perfekte Yoga-Schüler aus?<br />
Den gibt es nicht.<br />
Den gibt es nicht? Ich habe gedacht, da kommt jetzt: Ja, der<br />
ist gelenkig und bewusst und ...<br />
Nein. Aber das ist ja immer die Mär, die so erzählt wird. Yogis<br />
müssen schon gelenkig sein. Yogis müssen schlank sein, Yogis<br />
müssen – ich weiß nicht, was sie alles können müssen. Und<br />
nein! Du machst Yoga um vielleicht gelenkiger zu werden und<br />
vielleicht mehr ins Spüren zu kommen und deinen Körper bewusster<br />
wahrzunehmen. Oder aber auch nur, um Zeit für dich<br />
zu haben. Wir haben jetzt auch Seniorenyoga mit im Studio und<br />
da benutzen wir Stühle als Hilfestellung. Und wir sagen: Yoga<br />
kennt kein Alter!<br />
Ich erzähle auch gerne, dass ich, um den Kopfstand zu halten,<br />
zehn Jahre gebraucht habe. Ich habe es schließlich in meiner<br />
Ausbildung hinbekommen, mich beim Kopfstand halbwegs wohlzufühlen.<br />
Das war ein langer Weg für mich dahin. Genauso wie<br />
in den Vorbeugen – eine Vorbeuge ist Beine ausgestreckt und vorbeugen.<br />
Ich habe letztens eine Vorbeuge gemacht und dachte:<br />
„Krass! Mein Kopf liegt auf den Knien!“ Und dann habe ich<br />
nachgerechnet. Ich mache seit 14 Jahren Yoga und jetzt liegt<br />
mein Kopf auf den Knien. Wahnsinn!<br />
YOGA UND ZEIT<br />
In diesen Zeitspannen muss man rechnen?<br />
Richtig! Das erzähle ich tatsächlich auch gerne meinen Yogis.<br />
Wenn wir Sport machen, machen wir hauptsächlich Beinsport.<br />
Wir gehen laufen, wir gehen Wandern, wir gehen Skifahren und<br />
wir machen nichts für die Arme. Und man dehnt auch nicht<br />
groß die Beinrückseiten. Wo soll es denn herkommen? Ich sage:<br />
Hey, ich kenn das Gefühl, wenn der halbe Raum auf dem Boden<br />
liegt und man selber sitzt, weil es nicht weiter geht. Es ist einfach<br />
ein Prozess! Und deswegen muss auch niemand schon gelenkig<br />
sein und irgendwas schon können.<br />
Muss man dann gegen den Schmerz angehen?<br />
Nein. Nein. Nein.<br />
YOGA – GRENZENLOS?<br />
Man sucht sich eine Grenze und dann lässt man das erstmal<br />
so?<br />
Ja, richtig. Dein Körper gibt dir diese Grenze ja schon vor und<br />
die verschiebt sich mit der Zeit. Aber sie verschiebt sich auf eine<br />
Art und Weise, die du gar nicht mitbekommst. Und was man<br />
meines Erachtens etwa bei Vorbeugen wahnsinnig gut wahrnimmt,<br />
ist, was die Atmung bewirkt. Wenn du ganz bewusst einund<br />
ausatmest, merkst du, wie du mit jeder Ausatmung ein bisschen<br />
mehr loslassen kannst und vielleicht einen Millimeter weiter<br />
nach vorne rutschst und noch einen Millimeter. Und das machst<br />
du jedes Mal in der Yogastunde und irgendwann kommst du<br />
doch ein bisschen weiter. Aber vielleicht auch nicht und das ist<br />
auch okay! Also nicht in den Schmerz reingehen oder dagegen<br />
ankämpfen, weil dein Körper setzt dir diese Grenze und es ist<br />
okay, dass du diese Grenzen hast.<br />
15
POWERFRAU<br />
Meine erste Yogalehrerin, hat mir damals in den ersten Stunden<br />
gesagt: So wie du bist, bist du gut. Und so wie du in der Haltung<br />
bist, bist du gut. Ich war damals viel klettern, wo man ja auch<br />
mit viel Ehrgeiz drangeht, die nächste Route und das nächste<br />
Level erreichen möchte. Und plötzlich steht da jemand vor dir<br />
und der nimmt jeglichen Ehrgeiz raus und sagt: Alles gut so, genau<br />
wie du jetzt bist, bist du gut so. Das, finde ich, ist der wichtige<br />
Punkt: sich selbst zu lieben, sich selbst anzunehmen, wie man<br />
ist, wie man in dem Moment gerade ist. Das sieht man auch in<br />
den Balancehaltungen. Eine Balancehaltung kann heute vielleicht<br />
total gut funktionieren und morgen nicht. Weil du morgen vielleicht<br />
nicht so ausbalanciert bist.<br />
YOGA STATT KAFFEE<br />
Ihr habt ein breites Programm. Was gibst du denn für Kurse?<br />
Montagabend gebe ich eine Stunde, momentan mit „special focus“<br />
für Haltungen, für die man in einer normalen Stunde nicht so viel<br />
Zeit hat, wie Handstand, Kopfstand, Unterarmstand – ein bisschen<br />
schwierigere Haltungen also. Das ist schon ein bisschen herausfordernder.<br />
Dann gebe ich Dienstagabend eine Basic-Stunde, für<br />
Leute, die gerade einsteigen und ich gebe Donnerstagmorgen um<br />
sieben Uhr meine Stunde „Earlybird – better than coffee“.<br />
Das ist ja mal ein gewagtes Versprechen …<br />
(Lacht) Ja! Coffee? Around the corner! Das ist ein Quickstart,<br />
eine Dreiviertelstunde, ein schneller Start in den Tag – aber schön!<br />
Womit man wirklich nicht viel Zeit morgens aufbringen muss,<br />
um was für sich zu tun, und womit man klarer fokussiert in den<br />
Tag starten kann. Ich mag alle meine Kurse gerne, aber diese<br />
Dreiviertelstunde mag ich total gerne. Das ist auch eine Zeit, die<br />
ich mir zu Hause nicht nehme.<br />
Aha. Das wäre nämlich meine nächste Frage gewesen. Machst<br />
du das morgens immer, Viertel vor sieben aus dem Bett ...<br />
Nein, da bin ich wahrscheinlich ein ganz schlechter Yogi.<br />
YOGA UND MOTIVATION<br />
Yogablu | Murnau<br />
Christine Jäger<br />
Sollerstr. 6<br />
82418 Murnau<br />
Tel. 0173 20 40 269<br />
www.yogablu.de<br />
Ja, ich bin natürlich total vorbildlich und mache jeden Tag eine<br />
Stunde Yoga! Nein, so ist es nicht. Also ich schaff ’s momentan,<br />
morgens aufzustehen und zu meditieren, zwischen drei und zehn<br />
Minuten und vielleicht – manchmal – eine Kleinkindhaltung, vielleicht<br />
eine Kopfstandhaltung und vielleicht mal ein paar Sonnengrüße<br />
(bestimmte Yoga-Stellungen, Anmerk. d. Verf.). Das ist im<br />
Moment meine Yogapraxis. Mehr brauch’ ich auch morgens nicht.<br />
Und das auch nicht jeden Tag. Aber da ist oft genug dieses<br />
schlechte Gewissen, weil ich mir denke, als Yogalehrer muss man<br />
es ja auch selber machen. Aber auf der anderen Seite bin ich da<br />
auch realistisch und muss gucken, was in meiner Lebensphase<br />
mit zwei kleinen Kindern möglich ist. Und wenn ich drei Minuten<br />
meditiere, dann sind es drei Minuten. Und dann ist das doch<br />
schon mal ein kleiner Schritt.<br />
Fotos: Harry Stahl<br />
16
Motiviert man sich eigentlich gegenseitig: Der Lehrer wird vom<br />
Schüler motiviert und der Schüler wird vom Lehrer motiviert?<br />
Das stimmt, ja. Ich gehe immer zufriedener aus einer Stunde<br />
raus als ich reingegangen bin. Ich habe mich das letzte Mal gefragt,<br />
ob das Unterrichten an sich auch eine Form von Yoga ist,<br />
weil in dem Moment bin ich auch hier bei meinen Schülern, bei<br />
der Sache und bewusst dabei …<br />
YOGA UND HERZENSQUALITÄTEN<br />
Da könnte man ja jetzt fragen: Was im Leben ist nicht Yoga?<br />
Wenn man die Dinge gedankenlos macht. Oder wenn man Dinge so<br />
gar nicht spürt. Da müsste ich jetzt drüber nachdenken ... Es gibt da<br />
ja die „vier Herzensqualitäten“, die ich gerne immer mal anbringe.<br />
Die sind?<br />
Maitri, Karuna, Mudita und Upeksha. Maitri, Liebe und Güte.<br />
Karuna, Mitgefühl, nicht Mitleid! Mudita, Begeisterungsfähigkeit<br />
für den anderen und Upeksha, wohlwollendes Abstandhalten.<br />
Maitri karuna mudita upekshanam sukha duhka punya apunya<br />
vishayanam bhavanatah chitta prasadanam. Dieses Sutra<br />
bedeutet: Unser Umgang mit Menschen in Situationen des<br />
Glücks oder des Unglücks, des Erfolgs oder des Misserfolgs<br />
sollte geprägt sein von Liebe oder Güte, Mitgefühl, Begeisterung<br />
für den Anderen und wohlwollendem Abstandhalten. Es ist<br />
tatsächlich ein freundlicher Blick auf die andere Person. Da sage<br />
ich immer, wenn wir das alle befolgen würden, dann wäre die<br />
Welt ein deutlich besserer Ort.<br />
Friederike Most<br />
17
Der neue Lady-Comp:<br />
Die natürlichste Methode,<br />
Deinen Zyklus zu kennen.<br />
Natürliche Familienplanung leicht gemacht.<br />
Entwickelt<br />
mit 35 Jahren<br />
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18
LIVE<br />
BUSUNTERNEHMEN<br />
SCHRETTER<br />
Der Zauber des<br />
Murnauer Nebels<br />
5.00 Uhr morgens: Murnau schläft und liegt ganz ruhig<br />
vor dem großen Bergpanorama. Die Luft ist angenehm<br />
kühl und der Tau liegt auf den Blättern der Bäume und<br />
Sträucher. Über den Wiesen liegt der Nebel leicht wie eine<br />
dünne Rauchwolke. Nur einige Vögel zwitschern bereits.<br />
Langsam schiebt sich die Helligkeit hinter den gewaltigen<br />
und wunderschönen Bergen hervor. Ein paar wenige Autos<br />
fahren nun über die sonst viel befahrene Reschkreuzung.<br />
Es wird noch etwas dauern, bis die meisten in Murnau<br />
ihren Tag beginnen.<br />
Zu dieser Zeit sind Irene und Robert Schretter damit beschäftigt,<br />
ihre Busse für die jeweiligen Fahrten vorzubereiten.<br />
Nochmal wird geprüft, ob alles passt und die Verpflegung<br />
für den Tag eingeladen ist. Momentan starten<br />
die Tage mit den Schulbusfahrten.<br />
ÜBER LAND IN DIE SCHULE<br />
6.50 Uhr: Raus geht es aus dem eigenen Hof, und Irene<br />
Schretter fährt die erste Schulroute nach Obersöchering,<br />
über die Dörfer und dann weiter Richtung Großweil und<br />
20
Irene und Robert Schretter<br />
Schlehdorf. Robert Schretter, von den Schulkindern Robi<br />
genannt, fährt nach Murnau Westried über diverse Haltestellen<br />
zur James-Loeb-Grundschule nach Murnau. Der<br />
Mitarbeiter, der den Kleinbus fährt, nimmt die Route nach<br />
Murnau Achrain und bringt dort die Kinder zur Emanuelvon-Seidl-Grundschule.<br />
An jeder Haltestelle stehen Grundschulkinder mit ihren<br />
großen vollbepackten Schulranzen und ihren bunten Jacken,<br />
damit sie die Autos sofort erkennen können. Mit viel<br />
Power geht es die Stufen hoch in den Bus, und mit jedem<br />
Kind füllt sich das Fahrzeug mit mehr und mehr Leben.<br />
Es wird geratscht, gelacht und die aufregende Zeit – die<br />
Zeit bis zur Schule – wird genossen. An der Schule purzeln<br />
dann alle raus, und für Irene und Robert Schretter geht es<br />
weiter mit den Fahrten des Tages. Je nachdem, was heute<br />
auf dem Programm steht. Es ist ein breites Spektrum: Vereinsausflüge,<br />
Gruppenreisen, Studienreisen, Städtereisen,<br />
Theaterfahrten, Flughafen-Transferfahrten, Kindergartenund<br />
Schülerfahrten, Skiausflüge und natürlich Hochzeitsund<br />
Geburtstagsfahrten und vieles mehr.<br />
GROSSE VISIONEN<br />
Das Busunternehmen Schretter ist schon seit 1958 ortsansässig:<br />
Ursprünglich wurde es von Josef Schretter, dem<br />
Vater der beiden heutigen Inhaber, gemeinsam mit seiner<br />
Frau Gertrud, geborene Sorg, gegründet.<br />
Alles begann mit einer Vision von Josef Schretter, der zuvor<br />
mit seinem Bruder Anton einen Möbeltransport in<br />
Murnau betrieb. Doch er wollte gerne mehr mit den Kunden<br />
zu tun haben und so kam er auf die Idee, einen Busund<br />
Fuhrtransport zu gründen. Seine Frau Gertrud hatte<br />
das geeignete Grundstück inmitten Murnaus, auf dem sie<br />
ihre Gärtnerei betrieb. Die Gärtnerei blieb, und ein Teil<br />
des Grundstücks wurde für den benötigten Fuhrpark zur<br />
Verfügung gestellt.<br />
Von nun an führten die beiden ihr kleines Unternehmen,<br />
welches sich über die Jahre zu einem großen Familienunternehmen<br />
entwickelte. Neun Reisebusse, ein Kleinbus,<br />
und ein Fernlastzug gehörten zum Inventar. Es waren bis<br />
zu zehn Beschäftigte im Unternehmen tätig.<br />
Foto: Florian Warnecke<br />
21
LIVE<br />
VON ANFANG AN DABEI<br />
Irene und Robert wuchsen in dieser Unternehmensstruktur auf und<br />
machten beide ihren Busführerschein. Später machten sie die Unternehmerprüfung<br />
bei der IHK in München. Darüber hinaus absolvierte<br />
Irene eine Ausbildung zur Bürokauffrau und kümmert sich seither um<br />
die komplette Buchhaltung.<br />
Als der Vater 1987 starb, waren die Kinder und ihre Mama bereits ein<br />
eingespieltes Team und bauten weiterhin auf.<br />
„Wir wollten das weiterführen, was mein Vater und meine Mutter erschaffen<br />
hatten. Dabei geht es nicht nur um die Fahrten, es geht um das Persönliche,<br />
das Zwischenmenschliche“, so Robert Schretter. „Ein guter<br />
Kunde, der auf vielen Ausflugsfahrten mit dabei war, erzählte mir, dass<br />
man immer zuerst nichts sah, wenn sich die Tür des Busses öffnete den<br />
mein Vater fuhr. Dann schwebte der Rauch langsam aus der Tür, dann<br />
erst sah man meinen Vater mit einem Lächeln im Gesicht und der Zigarre<br />
im Mund.“ Die Zeiten, in denen in Bussen geraucht wurde, sind natürlich<br />
schon lange vorbei, trotzdem hat man das Gefühl, bei dieser Erzählung<br />
die Situation greifen zu können. Genauso geht es einem mit der Familie<br />
Schretter, sofort fühlt man sich aufgenommen, integriert und es herrscht<br />
eine angenehme warmherzige Stimmung vor. Eine bessere Voraussetzung<br />
für eine Reise kann es doch gar nicht geben.<br />
AM STEUER – LA BIONDA<br />
Mittlerweile haben wir so viele verschiedenen Möglichkeiten, wie wir<br />
reisen können und wohin, dass wir die Qual der Wahl haben. Da wäre es<br />
doch eine Erfahrung wert, sich eine der „ursprünglicheren“ Reiseformen<br />
anzusehen und in den Genuss des persönlichen Miteinanders zu kommen.<br />
Eines ist sicher, die beiden Schretters sind echte Profis was das Reisen<br />
angeht. Mit ihren Bussen haben sie Holland, England, Schottland,<br />
Schweiz, Italien und noch viele andere europäische Länder bereist.<br />
Irene Schretter lächelt im Interview: „Manchmal ist es auch von Vorteil,<br />
eine Frau zu sein. Zugegeben habe ich mir immer gerne mit den Schneeketten<br />
für den großen Bus helfen lassen. Denn die auf die großen Reifen zu<br />
bekommen ist eine ziemlich schwere Arbeit. Das Fahren durch die kleinen<br />
Gassen in Italien hat mir dagegen nie etwas ausgemacht. Im Gegenteil,<br />
wenn man sich durch die kleinen Straßen zwängt und dann schaut einen<br />
der ein oder andere Italiener ganz erstaunt an, weil man als blonde Frau<br />
hinter dem Steuer eines großen Busses sitzt – das macht schon echt Spaß!“<br />
22
Josef Schretter,<br />
der Unternehmensgründer<br />
VON DER FÄHRE INS KALTE WASSER<br />
Fotos: privat<br />
Ihr Spezialist für gesunden Schlaf.<br />
Mit gerade einmal 24 Jahren, den Busführerschein seit einem Jahr in<br />
der Hand, war es für Robi Schretter eine besondere Aufgabe und ein<br />
großer Vertrauensbeweis, den ihm sein Vater entgegenbrachte: Mit einem<br />
ortsansässigen Verein durfte er 21 Tage die Busreise nach England antreten.<br />
Sein Vater begleitete ihn, jedoch auf dem Beifahrersitz und genoss<br />
dort die Ausflugsfahrt mit den 50 Teilnehmern. „Als wir von Belgien<br />
nach England mit der Fähre überquert hatten, sagt mein Vater nur: ,ab jetzt<br />
fährst du im Linksverkehr weiter nach London‘.“ Was so harmlos klingt,<br />
war selbstverständlich eine Herausforderung. Denn in London parken<br />
die Autos sehr eng und dicht an der Straße. Mit einem großen Bus elegant<br />
und sicher daran vorbeizukommen kann schweißtreibend sein.<br />
„So war unser Vater, er schubste einen auf charmante Art ins kalte Wasser,<br />
aus seiner Sicht wusste er, dass es gut geht, denn ich hatte ja schon zuvor<br />
die Fahrpraxis mit dem LKW“, erzählt Robert Schretter. Irene und Robert<br />
Schretter fahren seit 36 und 40 Jahren unfallfrei, eine wirklich nennenswerte<br />
Leistung, wenn man sich so viel auf den unterschiedlichsten<br />
Straßen bewegt.<br />
ABENDSTIMMUNG<br />
19.00 Uhr: Der Tag geht langsam zu Ende. Irene Schretter sitzt noch<br />
über den letzten Tankbelegen und Buchungen des heutigen Tages. So<br />
langsam kehrt Ruhe ein und die Autos auf der Reschkreuzung fahren<br />
nun auch Richtung heimwärts. Der Teekessel in der Küche dampft und<br />
der leichte Rauch zieht Richtung Fenster und hin zu dem Bergpanorama,<br />
welches in einem leichten Nebel verhüllt und ruhig daliegt. Genau an<br />
dieser Stelle wird am nächsten Morgen in der Früh die Sonne mit ihrer<br />
Kraft aufgehen und Murnau in seiner Pracht zum Leben erwecken.<br />
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Sonntag & Feiertage: 11:30 – 21:30 Uhr<br />
Dienstag Ruhetag<br />
25
Foto: Harry Stahl
PORTRAIT<br />
SILKE LÜHR<br />
Charmante Frauenpower<br />
ohne Feminismus<br />
Beginnen wir mit einer provokanten und zugleich inhaltlich richtigen<br />
Aussage: Über Jahrhunderte war die Kunstszene dominiert<br />
von Männern. Warum das so war, hat uns an diesem Punkt nicht<br />
zu interessieren und die Bücher darüber sind schon geschrieben.<br />
Es geht an dieser Stelle auch nicht um einen neuen Feminismus.<br />
Nein! Es geht darum, dass Frauen heutzutage ihren Platz in der<br />
Kunst gefunden haben ohne Feministinnen oder Sexsymbol sein<br />
zu müssen.<br />
Diese Position zu beziehen, verlangt jedoch unglaubliche Stärke.<br />
Denn egal ob männlich oder weiblich: Die Kunstszene ist kein<br />
Zuckerschlecken und zugleich ist es eines der schönsten Dinge im<br />
Leben, sich der eigenen Kreativität widmen zu können.<br />
WELTENBUMMLERIN<br />
Lühr wuchs in Nigeria auf und lebte in Griechenland und in Australien.<br />
In Sydney studierte sie am College of the Arts. Somit kann<br />
man durchaus behaupten: Sie war in der Welt zu Hause. Heute ist<br />
sie nicht nur Mama von zwei Kindern, sondern auch stolze Oma<br />
und genießt es, ihre Familie in Australien zu besuchen. Ihre Wahlheimat<br />
Murnau möchte Silke Lühr nicht mehr missen. „Mit Murnau<br />
fühle ich mich stark verbunden, meine Arbeiten reflektieren<br />
verschiedene Eindrücke und viele kommen aus der Natur und<br />
den Lichtbedingungen aus unserer bemerkenswerten Umgebung.“<br />
KUNST – KRAFTVOLL UND TIEFGRÜNDIG<br />
Silke Lühr ist zweifelsohne eine wunderschöne Frau mit einer<br />
unglaublich charismatischen Ausstrahlung. Sie schafft es, dass<br />
Raum und Zeit keine Rolle spielen, denn sie berichtet mit solch<br />
einem Tiefgang und einer Spannung über ihre Kunst und ihr Leben.<br />
In ihrem Atelierhaus mitten in Murnau, neben dem Schlossmuseum<br />
gelegen, muss man sich einfach wohlfühlen. Möchte<br />
man in diese Atmosphäre eintauchen, so kann man sich in eine<br />
kleine Ferienwohnung bei ihr einmieten und ein paar Tage dort<br />
wohnen und gegebenenfalls Malunterricht bei ihr nehmen oder<br />
gemeinsam ihre Lieblingsmalplätze in der Natur besuchen, um<br />
dort zu aquarellieren.<br />
Als Künstlerin zu arbeiten, bedeutet seine Eindrücke zu bündeln<br />
und diese mit dem eigenen Handwerk auszudrücken. Dadurch<br />
hat man die Fähigkeit, andere an diesen Momenten, Emotionen<br />
und Ansichten teilhaben zu lassen. Jedes Kunstwerk transformiert<br />
Haltungen und Wahrnehmungen des Künstlers und hat darüber<br />
hinaus noch ein ganz eigenes Thema. Sich auf diese Tiefgründigkeit<br />
einzulassen ist mehr als spannend und sicherlich ein Prozess und<br />
kein Muss. So kann man beispielsweise die Skulpturen von Silke<br />
Lühr „einfach“ nur betrachten als das, was sie darstellen, ohne<br />
weiter in den Hintergrund einzusteigen. Schnell wird man jedoch<br />
feststellen, welche Wirkung sie auf einen haben, und eben das<br />
27
Foto: Harry Stahl<br />
wird dadurch erzeugt, weil es nicht nur eine Darstellung beispielsweise<br />
eines Frauenkörpers ist. Hat man was mit Kunst zu tun<br />
oder auch nicht – die Kraft ist wahrnehmbar für Jeden! Selbstverständlich<br />
wird dies durch Farben oder Größe unterstützt. Aber<br />
eben nur unterstrichen.<br />
Wenn man nun denkt, was erzählt die da, oder nun bin ich neugierig,<br />
so sollte man nach Bad Kohlgrub ins Bio-Seminarhotel<br />
„Seinz“ fahren und dort die Brunnenskulptur „Farn“ ansehen, damit<br />
wird die oben getroffenen Aussage Klarheit bekommen.<br />
VENUS VON LÜHR<br />
Silke Lühr wagte sich während Corona an eine der prägnantesten<br />
Darstellungen in der Kunst heran – an die Venus. Die Venus, auch<br />
bekannt unter dem griechischen Namen Aphrodite, ist die Göttin<br />
der Liebe und eines der bekanntesten Motive in der Kunstgeschichte.<br />
Die Geburt der Venus von Sandro Botticelli ist darunter<br />
mit eine der berühmtesten Darstellungen. Sehr viele namenhafte<br />
Künstler haben ihre eigene Venus erschaffen. Meist ist sie dabei<br />
Sexobjekt und Gottheit zugleich.<br />
28
PORTRAIT<br />
Jeff Koons´ Skulpturen sind die teuersten Kunstwerke eines noch<br />
lebenden Künstlers. Für Dom Pérignon hat er anlässlich der Veröffentlichung<br />
eines Millésime Rosé 2003 eine Venus entworfen.<br />
Von dieser Venus gibt es nur 650 Exemplare, sie ist eine kleinere<br />
Version der originären Balloon Venus-Skulptur von Koons und<br />
trägt im Innenleben eine Flasche des oben genannten Rosé.<br />
Sex sales ist an dieser Stelle sicherlich eine treffende Aussage. Womit<br />
wir bei dem Ursprung wären: die Frau als Sexsymbol in der<br />
Kunst. Es geht nicht darum, dies zu verteufeln. Sondern es zu<br />
hinterfragen, bewusst zu wählen und sich dafür zu entscheiden<br />
oder eben, wie Lühr, die Frau als kraftvollen weiblichen Ur-Archetypen<br />
darzustellen.<br />
Silke Lühr hat mit ihrer Venus-Darstellung eine Gratwanderung<br />
geschafft. Eine nackte Frau in ihrer Klarheit und Schönheit in<br />
Stein zu meißeln, ohne sie auf die Anzüglichkeit zu reduzieren, ist<br />
ein Umgang mit der Venus und ihrer Darstellung als Göttin. Nicht<br />
ohne Grund wird diese Skulptur in Kürze in der Parkanlage der<br />
Kunststiftung W ARTS in Villeneuve, Schweiz, ausgestellt.<br />
Mit Lühr kann man durch Kunst und Länder reißen. Egal ob man<br />
die Venus aus Sandstein, den Brunnen in Kohlgrub oder sie in ihrem<br />
Atelierhaus besuchen möchte. Es ist sicherlich eine Reise<br />
wert, und wenn es nicht zu weit weg sein sollte aus dem Blauen<br />
Land, so würde sich auch der geführte Kunstspaziergang „Auf<br />
den Spuren von Franz Marc“ in Kochel oder vielleicht ein Workshop<br />
oder eine Führung im Franz Marc Museum mit ihr anbieten,<br />
um sie und ihren Charme kennenzulernen.<br />
Über 50 Bilder von Silke Lühr werden momentan im Angerbräu<br />
ausgestellt und sind jederzeit für Besucher einzusehen.<br />
(Im Rahmen der Kunstwirte Murnau)<br />
Andrea Weisner<br />
Atelier Silke Lühr<br />
Schloßbergstr. 17<br />
82418 Murnau<br />
Tel. 08841 625943<br />
Mobil 0157 574 680 01<br />
www.silke-luehr-kunst.de<br />
29
30
31
Den eisigen Speed im Blut<br />
138 Schneetage! Das klingt nach einer sehr<br />
langen Zeit in der Antarktis. Samuel Schwerdt<br />
hätte sicherlich nichts dagegen 4,5 Monate in<br />
der Antarktis bei Schnee und Eis zu verbringen.<br />
Die klirrende Kälte ist sein Element.<br />
Jedoch würde er sicherlich nicht ohne sein<br />
Snowboard anreisen. Er ist verbunden mit dem<br />
Board an seinen Füßen und liebt es, mit bis zu<br />
90 km/h über den Schnee zu zischen.<br />
jeder freien Minute. Dreimal in der Woche wird für ca. 1,5 Stunden<br />
Ausdauer und Kraft trainiert. Um Samuel und auch seinem<br />
jüngeren Bruder Vincent optimale Trainingsbedingungen für<br />
ihre Leidenschaft bieten zu können, gibt es einen eigenen Trainingsraum<br />
im Haus.<br />
„Hast du manchmal auch keine Lust zu trainieren?“<br />
„Ja schon, aber ich weiß ja was dann passiert. Wenn ich kein Kraftund<br />
Ausdauertraining mache, bin ich nicht fit für die Rennen und<br />
darauf habe ich gar kein Bock“, antwortet Samuel Schwerdt.<br />
Samuel ist einfach der Beste<br />
Samuel<br />
Schwerdt<br />
Das klingt nach einem Profi-Snowboardfahrer? Ja genau so ist<br />
es! Nur dass dieser 13 Jahre alt ist und schon jetzt macht er ordentlich<br />
Wind. Um es mit seinen Worten zu sagen: „Ich bin<br />
halt einfach der Beste! – Ja ist so! Ich kann da so locker<br />
darüber reden, das kann ja auch nicht jeder.“ Fest steht:<br />
Samuel Schwerdt weiß was er kann und zugleich bringt er seine<br />
Selbstsicherheit auf solch eine lockere Art rüber, dass klar wird:<br />
Er ist nicht arrogant, sondern einfach ehrlich. Die Erfolge unterstreichen<br />
seine Aussage, doch darüber spricht er nicht großartig.<br />
Nur auf Nachfrage zählt er einige auf:<br />
In den vergangenen sechs Jahren war er immer Deutscher<br />
Meister in der U12 und der U15.<br />
Bayrische Meisterschaft: Drei Jahre in Folge belegte er sowohl<br />
im Slalom als auch im Riesenslalom Platz 1. Die Europameisterschaft<br />
gewann er in der Saison 2019/2020 mit dem ersten<br />
Platz. Auch bei den Internationalen Rennen scheut er sich nicht,<br />
den ersten Platz einzunehmen.<br />
Wenn der Vater mit dem Sohn<br />
Zu solchen Erfolgen kommt es nicht einfach so. Samuel<br />
Schwerdt trainiert gemeinsam mit seinem Papa, Sebastian<br />
Schwerdt (ehemaliger Snowboard-Weltcupfahrer), in so ziemlich<br />
Doch wie kommt man bei uns und noch dazu als Schüler auf<br />
138 Schneetage und ca. 105 Sommertrainingseinheiten? Samuel<br />
Schwerdt besucht die Zugspitz-Realschule in Garmisch und<br />
wird für die Rennen freigestellt. Die schulischen Leistungen<br />
müssen trotzdem passen. „Samuel wie schaffst du es noch für<br />
die Schule zu lernen?“
SPORT<br />
„Ich pass halt auf in der Schule“, antwortet er. Sein Papa unterstützt<br />
diese leicht freche Aussage: „Tatsächlich lernt Samuel schon immer<br />
sehr schnell, egal ob in der Schule oder beim Sport, wenn er bei der<br />
Sache ist, braucht es nicht mehr viele Erklärungen im<br />
Nachgang oder Übung. Seine Auffassungsgabe war<br />
schon immer sehr schnell und erstaunlich gut.“<br />
und dann noch andere Kinder trainieren –, machen das nicht um<br />
ihren Traum weiterzuleben, sondern um die einzigartigen Erlebnisse<br />
und Erfahrungen auch für andere zu ermöglichen. Und das<br />
ist wirklich eine bemerkenswerte Leistung!<br />
Sponsoren stehen auch für Sicherheit<br />
Fotos: privat<br />
Der ein oder andere denkt sich vielleicht:<br />
Der arme Junge, nun muss er in die<br />
Fußstapfen des Vaters treten. Doch dem<br />
ist absolut nicht so. Auf die Frage, was<br />
wäre, wenn Samuel oder auch sein jüngerer<br />
Bruder Vincent keine Lust mehr<br />
auf Snowboard fahren hätten, antwortet<br />
Sebastian Schwerdt: „dann ist das so. Weder<br />
meine Frau Julia noch ich werden die Jungs dazu<br />
zwingen. Wir sind stolz drauf, dass sie bislang so eine<br />
großartige Zeit mit ihrem Sport hatten und nicht wie andere<br />
Kinder vor der Konsole abhängen. Für uns als Familie ist es ein<br />
Teil unseres Lebens, uns sportlich in der Natur zu bewegen. Leider<br />
ist dies für viele Familien unvorstellbar. Uns kostet das keine extra<br />
Motivation zum Snowboarden zu gehen mit den Jungs. Es macht<br />
solch einen Spaß und der Zusammenhalt in einem Verein und die<br />
entstehende Dynamik sind einfach unschlagbar.“<br />
Schneeprofis<br />
Sebastian Schwerdt spricht an dieser Stelle den Verein SV<br />
Camp2Race e.V. an, den er extra gegründet hat, um seinen Söhnen<br />
und anderen Kindern optimale Trainingsbedingungen zu<br />
schaffen. Dieser wurde 2017 gegründet und ist seither konstant<br />
der erfolgreichste Race-Verein in Deutschland. Egal ob Nachwuchs<br />
oder Junioren, die Angebote sind zahlreich und sprechen<br />
Anfänger bis Profis an. Julia und Sebastian Schwerdt sind definitiv<br />
Profis im Wintersport und wissen, worauf es ankommt.<br />
Denn Julia Schwerdt ist ehemalige Profi-Langläuferin und stundenlang<br />
in der Kälte zu stehen, auch bei minus 20 Grad, ist für<br />
die beiden kein Hinderungsgrund, die genialen Zeiten des Sports<br />
nicht zu unterstützen. Eltern, die den Sport ihrer Kinder so sehr<br />
unterstützen und regelmäßig in der Winterzeit um vier Uhr morgens<br />
aufstehen – Brotzeit herrichten und die Boards fertig machen<br />
Sport kostet Geld und Spitzensport kostet<br />
richtig viel Geld. Auch hier knausert die<br />
Familie Schwerdt nicht und die Jungs<br />
erhalten die beste Ausrüstung. Denn es<br />
geht nicht nur um die Schnelligkeit, es<br />
geht auch um die Sicherheit und diese ist<br />
viel wichtiger für Eltern als das Ergebnis<br />
des Rennens. Damit das alles so umgesetzt<br />
werden kann, hat Samuel mittlerweile einige<br />
Sponsoren wie z.B. Kevin Fischer aus Weilheim. Er<br />
ist in Weilheim mit seiner LVM Versicherung ansässig und<br />
berichtet: „Bereits als Kind habe ich viel Sport getrieben und es ist<br />
mir ein persönliches Anliegen, solche Talente zu unterstützen. Ich<br />
engagiere mich gerne für junge Nachwuchstalente und freue mich<br />
natürlich sehr über die Erfolge von Samuel.“<br />
Auf die Frage, wo geht es in der Zukunft hin, kommt wie aus<br />
der Pistole geschossen: „Olympia!“ Um ehrlich zu sein klingt<br />
das realistisch und nicht nach einem nicht realisarbaren<br />
Jugendwunsch. Wir alle können gespannt sein, was wir<br />
über Samuel Schwerdt noch alles hören werden.<br />
Andrea Weisner
„Ich halte das nicht mehr länger aus!<br />
Wenn niemand etwas tut, dann tu ich was!“<br />
CHRISTOPH PROBST<br />
Die <strong>Melange</strong> schreibt „über Menschen für Menschen – Lebenslinie<br />
auf Papier“, so beschreibt der Herausgeber sein Magazin.<br />
Wir im Tourismus stehen für die Menschen in aller Welt. Wir<br />
vereinen die Kulturen, wir bringen die Menschen zusammen<br />
und heißen sie in unserem kleinen Paradies, im „Blauen Land“,<br />
willkommen. Eine besondere Energie geht von diesem wunderschönen<br />
Flecken Erde aus. Besondere, mutige und kraftvolle<br />
Personen haben ihre Spuren in Murnau hinterlassen. Es ist nicht<br />
nur die wunderschöne Natur, welche die Menschen bereits vor<br />
über 1.000 Jahren nach Murnau lockte – nein, es ist, als hätte<br />
Murnau die Sommerfrischler, Künstler, Schriftsteller und Könige<br />
mit magnetischen Kräften angezogen. 1910 schrieb Wassily Kandinsky<br />
an Gabriele Münter: „Schließlich können wir nach Murnau<br />
fliehen – es ist ein Glück, so einen Schlupfwinkel zu besitzen.“<br />
Welch ungeahnte Kraft diese Worte schon damals hatten. Charakterstarke<br />
Persönlichkeiten haben diese besondere Gegend mit<br />
Freigeist und Menschlichkeit geprägt und ihre Ideale und Herzensangelegenheiten<br />
sind bis heute spürbar. Sie hatten unfassbar<br />
viel Herz. Und Mut!<br />
EINER VON UNS<br />
Einer von ihnen wurden mitten in diesen magischen Ort, in die<br />
Kohlgruber Straße in Murnau, hineingeboren. Der Widerstandskämpfer<br />
Christoph Probst, Miturheber der „Weißen Rose“,<br />
sprach 1942: „Ich halte das nicht mehr länger aus! Wenn niemand<br />
etwas tut, dann tu ich was!“ Die Achtung vor der Menschenwürde,<br />
seine Toleranz und sein Weitblick kosteten ihn<br />
durch die NSDAP das Leben. Bis heute stehen sein Mut und<br />
Handeln für Gerechtigkeit und Freiheit.<br />
GEGEN DUMMHEIT UND LÜGE<br />
Der Amerikaner James Loeb andererseits sah es als moralische<br />
Verpflichtung, sein Vermögen für soziale Zwecke zur Verfügung<br />
zu stellen und finanzierte u.a. den Bau des Murnauer Gemeindekrankenhauses.<br />
Schriftsteller Ödön von Horváth lebte nach<br />
seinem Motto: „Ich habe nur zwei Dinge gegen die ich schreibe,<br />
das ist die Dummheit und die Lüge. Und zwei, wofür ich eintrete,<br />
das ist die Vernunft und die Aufrichtigkeit.“ Durch sein Einstehen<br />
für Gerechtigkeit, gegen das massive Auftreten der NSDAP,<br />
musste er um sein Leben bangen und flüchtete letztendlich aus<br />
Murnau. 1932 erschien sein Stück „Glaube, Liebe, Hoffnung“.<br />
Fast ein Jahrhundert später könnten diese drei Worte des Weltliteraten<br />
nicht treffender sein – Die Welt steht Kopf. Vielleicht ist<br />
es an der Zeit, sich der Geschichte und dieser mutigen und aufrichtigen<br />
Menschen zu besinnen.<br />
GROSSES IM KLEINEN<br />
Die Tourist Information Murnau nimmt Sie mit auf die Spuren<br />
dieser außergewöhnlichen Persönlichkeiten und führt Sie an die<br />
Original-Schauplätze, wo Geschichte geschrieben wurde. Begeben<br />
Sie sich bei einer Gästeführung auf eine Entdeckungsreise<br />
durch die Zeit und lauschen den fesselnden Erzählungen des<br />
Gästeführers. Oder spazieren Sie auf einem der Themenwege.<br />
Einer der besonderen Art wird neu diesen Sommer bei der Tourist<br />
Information erscheinen. „Das Blaue Band“ – ein Spaziergang zu<br />
neun charaktervollen Orten in Murnau, zum Erleben und Sammeln<br />
persönlicher und menschlicher Werte. Zeit, um mit sich in<br />
Resonanz zu gehen, eigene Ressourcen zu aktivieren und während<br />
dem besinnlichen Rundgang vielleicht zu erfahren: „Jeder<br />
kann im Kleinen auch Großes bewirken.“<br />
34
TOURIST INFO<br />
Foto: © Weiße Rose Stifung e.V.<br />
Tourist Information Murnau<br />
Untermarkt 13<br />
82418 Murnau a. Staffelsee<br />
Tel. 08841 476-240<br />
touristinfo@murnau.de<br />
www.murnau.de<br />
Sandra Bangerter<br />
„Jeder kann im Kleinen<br />
auch Großes bewirken.“<br />
Christoph Probst<br />
Foto: © Schloßmuseum Murnau, Bildarchiv<br />
James Loeb<br />
Ödön von Horváth<br />
35
Agenturinhaber<br />
Kaufmann für Versicherungen und Finanzen (IHK)<br />
Obere Stadt 45, 82362 Weilheim<br />
Tel.: 0881 / 92 79 87 78<br />
Fax: 0881 / 92 79 87 79<br />
info@k-fischer.lvm.de<br />
https://k-fischer.lvm.de/agenturhomepage/<br />
https://www.facebook.com/lvmkevinfischer/<br />
https://www.instagram.com/lvm.kevin.fischer/<br />
36
Anzeigenbuchungen unter:<br />
info@agentur-melange.de<br />
37
Foto: Harry Stahl
Mensch sein – das ist in unserer schnelllebigen Zeit nicht immer<br />
einfach. Umso schöner ist es, wenn man persönlich und herzlich<br />
empfangen wird. In der Parfümerie Wiedemann steht der Mensch<br />
an erster Stelle und wird bestens beraten.<br />
PASSION LIVE<br />
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arfümerie Wiedemann<br />
Traditionsunternehmen mit Herz<br />
Geschäftsführer Christian Wiedemann leitet das Unternehmen<br />
in fünfter Generation und nimmt uns mit auf eine Zeitreise: „Bereits<br />
1856 gründete Joseph Anton Wiedemann die Firma als Seifensiederei<br />
in Bad Tölz. Nach dessen frühem Tod erwarb sie sein<br />
Bruder Michael, dessen Sohn Anton wiederum 1930 den Geschäftssitz<br />
in die Marktstraße 59 verlegte. Hier befinden sich auch heute<br />
noch das Stammhaus und die Verwaltung. Aufgrund des wirtschaftlichen<br />
Aufschwungs nach dem Krieg wurde neben der Seifenherstellung<br />
ein Großhandel mit Putzmitteln und Artikeln zur<br />
Körperpflege eröffnet. Wir belieferten die Geschäfte zwischen Rosenheim<br />
und Garmisch. Die Industrialisierung zwang meinen<br />
Großvater damals, sich auf Drogerie- und Parfümerieprodukte zu<br />
spezialisieren, weil die industrielle Herstellung von Waschmitteln<br />
die Produktion von Seifenflocken überflüssig machte.“<br />
Moderne Zeiten<br />
Die fortschreitende Modernisierung lässt kleine Betriebe schließen.<br />
„Die von uns belieferten Tante-Emma-Läden verschwanden nach<br />
und nach – und somit auch unsere Geschäftsbasis“, erzählt Christian<br />
Wiedemann. „1970 mussten wir den Großhandel einstellen.“<br />
1979 beginnt Christians Vater, Peter Wiedemann, im Unternehmen<br />
zu arbeiten. „Mein Papa ist letztes Jahr im April aus dem operativen<br />
Geschäft ausgestiegen. Er war es, der die Filialisierung entscheidend<br />
vorangebracht hat. Wir sind Stück für Stück gewachsen. Mittlerweile<br />
sind es 23 Filialen vom Inn bis zum Lech. Hätte er nicht damit begonnen,<br />
weiß man nicht, ob es uns heute noch geben würde.“<br />
39
Foto: Harry Stahl<br />
LIVE<br />
emeinsam führen<br />
GDie Familie ist eine wertvolle Stütze für den Geschäftsführer, die<br />
er sehr zu schätzen weiß. „Wir haben auch in den besonders<br />
schwierigen Zeiten immer zusammengearbeitet – und es ist nicht<br />
selbstverständlich, dass das in Generationsbetrieben so gut funktioniert.<br />
Es gab keinen Moment, in dem ich die Leitung lieber allein<br />
innehaben wollte.“<br />
Er selbst ist seit 2010 im Familienunternehmen. „Mir war seit der<br />
Grundschule klar, dass ich das machen möchte. Der Handel hat<br />
mich immer fasziniert. Ich habe früher Kaugummis in Großpackungen<br />
gekauft und sie einzeln verkauft – das hat mir Spaß gemacht. Es<br />
gab nur einen Moment, in dem ich kurz überlegt habe, mich doch<br />
anders zu entscheiden: Als ich vor meinem BWL-Studium in der<br />
Schule der Lebenshilfe von Rothemund in Bad Tölz gearbeitet habe.“<br />
Doch der Geschäftsführer bleibt seinen Plänen treu. „In meinem<br />
Beruf kann ich Wirtschaft und Soziales vereinen. Wir sind ein<br />
menschlicher Betrieb, weil wir nicht nur Parfümerieartikel verkaufen,<br />
sondern Emotionen. Bei uns steht der Mensch im Mittelpunkt, nicht<br />
das Geld. So habe ich meine Berufung zum Beruf gemacht.“<br />
M<br />
it dem Chef auf Du und Du<br />
Familie Wiedemann vor Ihrem Stammhaus in Bad Tölz<br />
Die Wiedemanns sind ein Vorzeigeunternehmen – und ein Team:<br />
„Meine Mutter hat damals eine Umschulung zur Grafikdesignerin<br />
gemacht und erstellte seitdem die meisten unserer Grafikarbeiten.<br />
Mein Vater war immer für das Personal zuständig und hat sich<br />
um die Expansion gekümmert. Ich bin für Einkauf, Logistik, Buchhaltung<br />
und das Marketing verantwortlich. Meine Eltern haben<br />
das Geschäft stark geprägt. Durch die Bekanntschaft mit dem Mentaltrainer<br />
Jochen Schwarz haben sie zahlreiche Kurse absolviert<br />
und auch den Mitarbeitenden regelmäßig die Möglichkeit gegeben,<br />
an Trainings teilzunehmen. Ein gutes Miteinander funktioniert nur,<br />
wenn man sich selbst kritisch betrachtet und andere akzeptiert“,<br />
erläutert Christian Wiedemann.<br />
Zur Wohlfühlatmosphäre in den hellen, freundlichen Filialen tragen<br />
die Mitarbeiter einen sehr großen Teil bei. „Wir haben 175 Angestellte,<br />
deren Wohl uns am Herzen liegt. Die Fluktuation im Unternehmen<br />
ist gering. Letztes Jahr haben wir mit einer Mitarbeiterin<br />
das 60-jährige Jubiläum gefeiert, außerdem gab es auch ein 40- und<br />
50-jähriges Dienstjubiläum. Neben den Weiterbildungen und Coachings<br />
sind uns flache Hierarchien wichtig. Alle die möchten, sind<br />
mit mir per Du und dürfen sich jederzeit an mich wenden. Nur<br />
glückliche Menschen können Kunden glücklich machen.“<br />
Persönlicher Kontakt und gute Betreuung sind der Schlüssel<br />
zum Erfolg, denn während andere Händler ihre Kunden an das<br />
Internet verloren haben, konnte die Parfümerie ihren Umsatz<br />
halten. „Was wir machen, ist der Gegenpool zum Internet. Anonymität<br />
und mangelnde Beratung stehen im Gegensatz zu Nähe, Persönlichkeit<br />
und Aufenthaltsqualität. Wir haben zwar ebenfalls einen<br />
Onlineshop, jedoch dient er nur als Erweiterung unseres Services.<br />
40
Frischer Wind in die Filialen<br />
Für die kommenden Jahre sind einige Modernisierungen geplant.<br />
„Wir möchten unsere Filialen zeitgemäß umbauen und beginnen<br />
im August mit dem Geschäft in Tutzing. Pro Jahr sollen ein bis zwei<br />
Läden renoviert werden. Wir arbeiten strategisch und stellen Qualität<br />
ganz klar vor Quantität. Eine Expansion um jeden Preis möchten<br />
wir nicht. Was wir wollen, sind zufriedene Mitarbeiter und schöne<br />
Filialen. Natürlich ist es immer eine Gratwanderung, bis zu welcher<br />
Größe man ein Unternehmen als Familie leiten kann. In dem Moment,<br />
wenn es kein Familienunternehmen mehr wäre, wäre es nicht<br />
mehr das, wofür ich stehe“, betont Christian Wiedemann.<br />
Händler für Lebensqualität<br />
Er selbst wünscht sich wieder mehr Menschen in den Innenstädten.<br />
„Eine florierende Stadt braucht Händler und Händler brauchen<br />
Kunden, dann erst ist eine Stadt lebenswert. Ich liebe unsere Marktstraße,<br />
weil man immer jemandem begegnet, den man kennt. Die<br />
sozialen Kontakte sind gerade in der heutigen Zeit bedeutend.“<br />
Aktuell baut der Bruder des Geschäftsführers ein Gesundheitsund<br />
Trainingszentrum in der alten Seifensiederei der Wiedemanns.<br />
„Mein Bruder arbeitet im Coaching und bietet Achtsamkeitstrainings<br />
an. Er wird für unser Team künftig Kurse anbieten.<br />
Mich freut es besonders, dass wir dann ebenfalls zusammenarbeiten<br />
– in dem Haus, wo vor über 160 Jahren alles begann.“<br />
Alexandra Sichart<br />
Parfümerie Wiedemann<br />
Marktstr. 59 (Stammhaus)<br />
83646 Bad Tölz<br />
info@parfuemerie-wiedemann.de<br />
www.parfuemerie-wiedemann.de<br />
Tel. 08821 947521<br />
41
Gesundheit neu denken<br />
Foto: Design by freepik<br />
STIFTUNG IMMUNWELTMEISTER E.V. STELLT SICH VOR:<br />
DAS 3-STUFEN-KONZEPT ZUM INDIVIDUELLEN<br />
IMMUNERFOLG<br />
Unser Immunsystem bildet die wichtigste Säule unserer Gesundheit.<br />
In Zeiten außergewöhnlicher gesundheitlicher Belastungen<br />
oder individueller Herausforderungen ist es in aller Munde. Ein<br />
stabiles und leistungsfähiges Immunsystem bildet ein schlagkräftiges<br />
Schutzschild gegen Bakterien, Viren und pathogene Erreger.<br />
ZUVERLÄSSIGER SCHUTZ VOR INFEKTIONEN<br />
Ist das Immunsystem intakt, so kann es seine Aufgabe der Abwehr<br />
flexibel umsetzen, adäquat auf Infektionserreger reagieren und<br />
uns zuverlässig vor Infektionen schützen.<br />
Verschiedene Faktoren können unsere Abwehrkraft jedoch stark<br />
belasten und unser Immunsystem aus dem Gleichgewicht bringen.<br />
Eine Fehlregulation unseres Immunsystems kann unser natürliches<br />
Abwehrpotential deutlich einschränken oder auch Entzündungsreaktionen,<br />
Allergien und Autoimmunerkrankungen<br />
bedingen. Eine andauernd schwache Abwehrlage steht zudem<br />
im Verdacht, das Risiko für Erkrankungen wie Arteriosklerose,<br />
Demenz und die Herz-Kreislaufbelastung zu erhöhen und Alterungsprozesse<br />
zu beschleunigen.<br />
ENTSCHEIDENDE ERFOLGSFAKTOREN EINER<br />
OPTIMALEN IMMUNFUNKTION<br />
Es lohnt sich also, genauer hinzusehen – denn die Leistungsfähigkeit<br />
unseres Immunsystems kann gezielt überprüft und individuell unterstützt<br />
werden. Aktuelle wissenschaftliche Untersuchungen zeigen<br />
ein breites Feld an wichtigen Ansatzpunkten und entscheidenden<br />
Erfolgsfaktoren für eine flexible und leistungsfähige Immunfunktion<br />
auf. So können u.a. moderne und messbare Therapieansätze wie<br />
Kryotherapie (Kältetherapie), IHHT-Therapie (Zelltraining/Intervall-Höhentraining),<br />
HRV (Herzratenvariabilität)-Training, Atem-<br />
Biofeedback und Ernährungsberatung nach einer Darmanalyse zu<br />
einer leistungsfähigen Immunabwehr beitragen.<br />
Punito M. Aisenpreis, Murnau:<br />
„Wir sind Viren und Bakterien nicht hilflos ausgeliefert.<br />
Wir können unser Immunsystem messen und trainieren<br />
wie Muskeln beim Sport.“<br />
IMMUNWELTMEISTER – UNSER IMMUNSYSTEM IN HÖCHSTFORM<br />
Wir können unser Immunsystem im Gleichgewicht halten, damit<br />
es angemessen auf Störfaktoren antworten kann. Immunregulierende<br />
und antivirale Präventionsmaßnahmen haben sich im<br />
Praxisalltag bewährt. Ein gut funktionierendes Immunsystem<br />
benötigt unsere Unterstützung. Wir können es messen, reaktivieren,<br />
entfalten und zur Höchstform auflaufen lassen.<br />
In Zusammenarbeit mit Immunologen, Ökotrophologen und<br />
Labormedizinern haben wir ein 3-Stufen-Konzept zum Immunerfolg<br />
entwickelt:<br />
1. Immunfunktion messen und Immunscore berechnen<br />
2. Immunsystem trainieren: In 5 Schritten zum Erfolg<br />
3. Maßnahmen intensivieren und Immunerfolg sichern<br />
Die Kältetherapie (Kryotherapie) als Immun-Booster stellt sich<br />
hier als ein „Matchwinner“ dar.<br />
42
GESUNDHEIT<br />
KÄLTETHERAPIE – DER „MATCHWINNER!“<br />
AKTUELLE PRAXISSTUDIE ZUM EINFLUSS DER KRYOTHERAPIE<br />
AUF DAS IMMUNSYSTEM<br />
Der Einfluss der Kältetherapie (Kryotherapie) auf die Immunstimulation<br />
wird aktuell in einer Praxisstudie im Landkreis<br />
Garmisch-Partenkirchen in den Räumen der ACT Coaching &<br />
Therapie in Murnau in Kooperation mit der Stiftung Immunweltmeister<br />
e.V. untersucht.<br />
Die TeilnehmerInnen durchlaufen eine Anwendungsserie von<br />
18 Behandlungen Kryotherapie in einer Kältekammer bei minus<br />
90 Grad.<br />
Mittels der Bestimmung und Überprüfung signifikanter Blutparameter<br />
und spezifischer physiologischer Messungen wird untersucht,<br />
wie sich die Kryotherapie u.a. auf die Verbesserung des<br />
Immunstatus, die Veränderung der Körperzusammensetzung<br />
und die Faszien-Elastizität bei den Probanden auswirkt.<br />
Start und Finanzierung: Die Studie startet im Frühjahr 2022,<br />
privat finanziert durch Spenden.<br />
Informationen: www.immunweltmeister.de<br />
kontakt@immunweltmeister.de<br />
Punito M. Aisenpreis<br />
43
44
THORBJØRN RISAGER<br />
& The Black Tornados<br />
Der Blues als eine Naturkatastrophe!<br />
BACKSTAGE<br />
Wer Risager nicht kennt und nur singen hört, der glaubt, er habe<br />
einen alten Mann aus dem Mississippi Delta vor sich. Wenn man<br />
dann die Augen öffnet, sieht man einen langen untergewichtigen<br />
Typ à la weißer Riese im Anzug. Gerne wird er auch als „hard<br />
swingin’ danish dynamite“ beschrieben!<br />
Foto: Christoffer Askman<br />
Als kurz nach dem Millennium eine Handvoll dänischer Kneipengänger<br />
in den Blues-Clubs von Kopenhagen einen Rohdiamanten<br />
entdeckten, begann der kometenhafte Aufstieg von<br />
Thorbjørn Risager. Seit diesem Moment hat er stets den Horizont<br />
vor Augen: die nächste Stadt, die nächste Show, den nächsten<br />
Song und das nächste Album.<br />
Zwei Hauptfaktoren hinter dieser Erfolgsgeschichte sind Beständigkeit<br />
und Freundschaft. Natürlich ist da auch noch Thorbjørns<br />
Gesang, der wie ein knarziger Achtzylinder seine Black Tornados<br />
befeuert und zu immer weiteren Höchstleistungen treibt.<br />
Umbesetzungen in der Band gab es in 20 Jahren nur zwei Mal!<br />
Musik spielte schon früh in seinem Leben eine Rolle. Mit zwölf<br />
beginnt er mit Saxofon und wechselt dann zur Gitarre. Der klassischen<br />
Musik seiner Eltern entsagte er und schlief lieber zu der<br />
Musik von Muddy Waters und Fats Domino ein. 2002 gründete er<br />
seine erste Band „Risager Blue 7“. 2005 erhielt er neben vieler<br />
Preise die Auszeichnung als dänischer Bluesmusiker des Jahres.<br />
Risager, der schon mal als Mixtur aus Ray Charles, Joe Cocker<br />
und Bob Seeger bezeichnet wird, kümmert sich einen Dreck um<br />
enge Genregrenzen. Vom Boogierock, mit Anklängen an ZZ Top,<br />
über Funk, mit Verweisen zu den 80er Jahren, bis hin zu sanften<br />
Bluesballaden ist bei ihm alles zu hören. Auf absolut souveräne<br />
Weise gelingt den Black Tornados der Spagat zwischen erdverbundenem<br />
Roots Blues und vornehmer Eleganz. Wer Risager live<br />
erleben durfte, berichtet von einem Bläser-gesättigten Sound und<br />
einem Performer, der Gewitterwolken aufreißen lässt.<br />
Mit „Come on in“ haben es die<br />
Dänen jedenfalls wieder geschafft<br />
ein Album hinzulegen, das den<br />
genialen Vorgänger durchaus<br />
noch toppen kann. Gute Musik<br />
bewegt entweder das Herz oder<br />
den Hintern, Risager schafft<br />
beides. Die Stimmung ist von<br />
Anfang an im Partymodus, all<br />
Killers no Fillers, humorig, straff, treibend und von Herzblut<br />
triefend. Nur vom kurzen Nippen kann man hier süchtig werden.<br />
Der Blues ist nicht einfach in sein enges Korsett gepresst, sondern<br />
das Leben und die Musik werden gefeiert.<br />
Und wer jetzt Lust hat, sich so einen Bluescocktail<br />
selbst zu mixen, dem empfehle ich noch folgende<br />
Zutaten: Too many Roads, Change my Game,<br />
Dust and Scratches und Here I am aus dem<br />
Jahr 2007, denn von da an hatte mich<br />
Risager schon in den Sack gesteckt!<br />
Frank W. Pietrusiak
INTERVIEW<br />
mit<br />
PROF DR. MARTIN<br />
STROWITZKI<br />
Alter: 63 Jahre<br />
An der BG Unfallklink Murnau:<br />
seit 1. September 2008<br />
Position:<br />
Chefarzt der Abteilung Neurochirurgie<br />
Leiter des Neurozentrums<br />
Ausbildung & Werdegang:<br />
• 1984: Abschluss Studium<br />
Humanmedizin<br />
• 1984: Promotion<br />
• 1992: Arzt für Neurochirurgie<br />
• 2008: Habilitation an der<br />
Universität des Saarlandes<br />
• Bis 2008: Oberarzt an der<br />
Klinik für Neurochirurgie,<br />
Universität des Saarlandes<br />
• Seit 2011: Chefarzt der<br />
Abteilung Neurochirurgie an<br />
der BG Unfallklinik Murnau<br />
• 2020: Außerplanmäßiger Professor<br />
46
SPEZIALISTEN FÜR DAS NERVENSYSTEM<br />
Die Neurochirurgie der BG Unfallklinik Murnau<br />
Zusammengesetzt aus dem altgriechischem Wort „Neuron“, welches Nerv bedeutet und „Chirurgie“ beschreibt<br />
der Name des Fachgebietes bereits sehr treffend, womit sich Ärztinnen und Ärzte der Neurochirurgie befassen:<br />
Im Fokus steht das Nervengeflecht im menschlichen Körper und dieses ist an Komplexität kaum zu übertreffen.<br />
Denn das Zusammenspiel von Gehirn und Rückenmark innerhalb des Zentralen Nervensystems ist unverzichtbar.<br />
Gerade deshalb bedarf es modernster Techniken und Verfahren, um Erkrankungen, Verletzungen und<br />
Fehlbildungen des Gehirns, der Wirbelsäule oder der Nerven zu behandeln. Hier setzt die Expertise der Murnauer<br />
Neurochirurgie an. Ob die Versorgung unfallverletzter Patientinnen und Patienten, die operative Behandlung<br />
von Erkrankungen des peripheren und zentralen Nervensystems oder degenerative Wirbelsäulen- und<br />
Bandscheibenerkrankungen – seit über 30 Jahren widmen sich die Murnauer Experten dem gesamten Spektrum<br />
neurochirurgischer Erkrankungen.<br />
Mit einem 15-köpfigen Ärzteteam, welches chefärztlich von Prof. Dr. Martin Strowitzki geführt wird, zählt die Murnauer<br />
Neurochirurgie zu den größten Neurochirurgischen Abteilungen im Süddeutschen Raum und ist Anlaufstelle<br />
für BG-Patientinnen und Patienten, die während der Arbeit oder auf dem Weg dorthin einen Unfall erlitten<br />
haben oder an einer Berufskrankheit leiden. Aber auch Patientinnen und Patienten aller anderer Krankenkassen<br />
werden in Murnau auf höchstem medizinischem Niveau versorgt. Die hohe Expertise und innovative, technische<br />
Ausstattung der Abteilung erlaubt die Behandlung von besonders komplexen Krankheitsbildern, zum Beispiel<br />
in der Traumatologie oder Hirntumorchirurgie.<br />
Die Ärztinnen und Ärzte der Neurochirurgie arbeiten in der Regel mit minimal-invasiven und mikrochirurgischen<br />
Methoden, um die Belastung während des Eingriffes möglichst gering zu halten und die Heilung entsprechend<br />
zu beschleunigen. Aufgrund der hohen Komplexität wird das Fachgebiet als eines der vielseitigsten und speziellsten<br />
Bereiche der Medizin angesehen.<br />
Durchschnittlich werden in Murnau rund 1700 Operationen im Jahr durchgeführt. All diese Eingriffe finden in<br />
High-Tech Operationssälen statt. Zur apparativen Ausstattung gehören unter anderem OP-Mikroskope, Navigationssysteme,<br />
High-End-Ultraschallgeräte sowie Geräte zur Überwachung der Funktion von Hirn und Rückenmark<br />
– das sogenannte Neuromonitoring. Bei Tumoroperationen kommen auch fluoreszierende Substanzen,<br />
die das Tumorgewebe anfärben, zur Anwendung. Bereits während der Operation kann das entnommene Gewebe<br />
über eine Datenleitung zur neuropathologischen Abteilung der Technischen Universität München untersucht<br />
werden, mit der die Abteilung kooperiert.<br />
Die Neurochirurgie verfügt über zwei moderne Bettenstationen mit insgesamt 40 Betten und zusätzlichen Betten<br />
auf der Anästhesiologischen Intermediate Care Station sowie modernste Behandlungsplätze mit Beatmung<br />
auf den Intensivstationen der BG Unfallklinik Murnau.<br />
BG Unfallklinik Murnau
© Adobe Stock<br />
Im Interview spricht Prof Dr. Martin Strowitzki über seinen ärztlichen Werdegang und gibt einen Einblick<br />
in die spannende Welt der Neurochirurgie:<br />
Lieber Herr Prof. Strowitzki, Sie haben sich vor 38 Jahren der<br />
Fachrichtung der Neurochirurgie verschrieben. Was war Ihre Motivation,<br />
sich für diese Fachdisziplin zu entscheiden?<br />
STROWITZKI: Während meines Studiums habe ich sehr intensiv<br />
in der Anatomie gearbeitet und damit mein Studium finanziert.<br />
Einer meiner Professoren dort war auch Neurochirurg und durch<br />
ihn bin ich zum ersten Mal mit der Fachrichtung in Berührung gekommen.<br />
Im Rahmen des praktischen Jahres habe ich dann Neurochirurgie<br />
als Wahlfach belegt. Das hat mir so imponiert und gut<br />
gefallen, dass ich mich nach dem Studium für eine Assistenzstelle<br />
am Universitätsklinikum des Saarlandes in Homburg bei Prof.<br />
Friedrich Loew in der Neurochirurgie beworben habe. Er war damals<br />
einer der führenden Neurochirurgen und die Arbeit in seinem<br />
Team war richtungsweisend für meine weitere berufliche Laufbahn.<br />
Ich wollte immer ein chirurgisches Fachgebiet erlernen, aber es<br />
sollte etwas Spezielles und Fokussiertes sein, und das habe ich<br />
in der Neurochirurgie gefunden.<br />
Was unterscheidet das Fachgebiet der Neurochirurgie von anderen<br />
medizinischen Bereichen?<br />
STROWITZKI: Das Besondere am Fachgebiet der Neurochirurgie<br />
ist das Nervensystem, mit dem wir uns beschäftigen und die Tatsache,<br />
dass wir aktiv darauf Einfluss nehmen können. Die Neurochirurgie<br />
zeichnet sich dadurch aus, dass sie sehr filigran ist und<br />
eine diffizile Vorgehensweise erfordert. Sie läuft hauptsächlich mikrochirurgisch<br />
ab, damit kleinste Strukturen unter dem Mikroskop<br />
visualisiert und operiert werden können.<br />
Haben Sie ein Steckenpferd und gibt es für Sie Eingriffe, die Sie<br />
besonders gerne machen?<br />
STROWITZKI: Wir beschäftigen uns in der Neurochirurgie mit allen<br />
Krankheitsbildern im Bereich des Nervensystems, die chirurgisch behandelt<br />
werden können, aber auch deren umgreifenden Hüllen, also<br />
z.B. die Erkrankungen der Wirbelsäule. Dennoch ist mein Steckenpferd<br />
ganz klar die Tumorchirurgie und im Rahmen unseres Kern-<br />
BG Unfallklinik Murnau
auftrags als berufsgenossenschaftliche Unfallklinik natürlich auch die<br />
Behandlung von schweren Schädel-Hirn-Verletzungen. Der eigentliche<br />
Anreiz sind tatsächlich die operativen Eingriffe am Gehirn.<br />
Haben Sie Rituale, wenn Sie operieren?<br />
STROWITZKI: Ich bin etwas abergläubisch, aber ich habe keine<br />
Rituale.<br />
Welche Krankheitsbilder behandeln Sie hier in Murnau am häufigsten?<br />
STROWITZKI: Die Neurochirurgische Abteilung innerhalb der BG<br />
Unfallklinik Murnau ist offen für alle Patientinnen und Patienten. Das<br />
Behandlungsspektrum, das wir anbieten ist sehr umfassend. Eine<br />
große Gruppe bilden natürlich unsere BG-Patientinnen und Patienten,<br />
die in Folge von Arbeits- und Wegeunfällen mit Schädel-Hirn-<br />
Verletzungen zu uns kommen. Außerdem behandeln wir täglich<br />
Patientinnen und Patienten mit degenerativen Wirbelsäulenleiden<br />
wie zum Beispiel Bandscheibenvorfällen oder Wirbelkanalverengungen.<br />
Hier haben wir eine sehr hohe Expertise und durch die<br />
vielen Patienten und täglichen Operationen eine große positive<br />
Routine. Danach kommen bereits Patientinnen und Patienten mit<br />
Hirntumorleiden.<br />
Wenn Sie am Kopf operieren, was sehen Sie und was fasziniert<br />
Sie am meisten am menschlichen Gehirn?<br />
STROWITZKI: Ein Eingriff im Gehirn ist zwar spektakulär, sieht aber<br />
zunächst gar nicht so aus, wenn man nur die reine Oberfläche betrachtet.<br />
Spannend wird es, wenn man den Schädel geöffnet hat,<br />
die Hirnoberfläche sieht und weiß, irgendwo darunter in der Tiefe<br />
ist die Gefäßmissbildung oder der Hirntumor, den man behandeln<br />
möchte. Das Faszinierende dabei ist, dass man nicht einfach durch<br />
die Strukturen hindurchgehen kann, denn jede dieser Strukturen<br />
kann funktionell wichtig sein. Man muss tatsächlich seine ganz genauen<br />
anatomischen Wege kennen, um das umliegende Gewebe<br />
nicht zu schädigen, aber gleichwohl in die Tiefe vorzudringen. Das<br />
Großartige daran ist, dass es immer diese anatomischen Wege<br />
gibt, die den Operateur zum Ziel führen, damit man da behandeln<br />
kann, wo man behandeln muss. Und all das erfordert mikrochirurgische<br />
Techniken und den Einsatz des OP-Mikroskops.<br />
INTERDISZIPLINÄRE ZUSAMMENARBEIT<br />
IN DER NEUROCHIRURGIE<br />
Interdisziplinäre Zusammenarbeit wird in Murnau großgeschrieben<br />
und zeichnet die Klinik und ihre Fachabteilungen<br />
in besonderem Maße aus. Sie verbessert die Qualität<br />
der Behandlung maßgeblich und ist ein wichtiger<br />
Bestandteil moderner, erfolgreicher Medizin. Wenn es um<br />
Erkrankungen des Nervensystems geht, arbeiten Ärztinnen<br />
und Ärzte der Neurochirurgie, Neurologie, Neuroradiologie<br />
und Neurorehabilitation Hand in Hand. Um die Kompetenzen<br />
der verschiedenen Neurofächer gezielt zu bündeln,<br />
wurde 2006 das Neurozentrum gegründet. Diese Organisationsform<br />
führt zu einer umfassenden interdisziplinären<br />
Patientenversorgung- insbesondere für BG-Patienten, die<br />
sich meist von der medizinischen Erstversorgung bis zum<br />
Ende ihrer Rehabilitation in der Murnauer Klinik befinden.<br />
Eine enge Kooperation zwischen Neurochirurgie und Neuroradiologie<br />
besteht beispielsweise bei Erkrankungen der<br />
Blutgefäße im Gehirn und im Rückenmark wie zum Beispiel<br />
bei Aneurysmen von Hirnarterien. Beide Fachdisziplinen<br />
haben für diese Erkrankungen Behandlungsverfahren entwickelt<br />
und entscheiden im Team, welches Verfahren für<br />
die Patientin oder den Patienten die größten Erfolgschancen<br />
verspricht.<br />
In der Abteilung für Neurorehabilitation können Patienten<br />
im Anschluss an den neurochirurgischen Eingriff stationär<br />
weiterbehandelt werden. Für die schnellstmögliche Eingliederung<br />
in den Alltag und Beruf, sowie in Familie und sportliche<br />
Aktivitäten arbeiten Neurochirurgie und Neurorehabilitation<br />
interdisziplinär und interprofessionell eng mit dem<br />
Rehabilitationszentrum der Murnauer Klinik zusammen.<br />
Komplexe Eingriffe bei schweren Schädel-Hirn-Verletzungen,<br />
die auch das Gesicht betreffen, werden gemeinsam<br />
mit der Abteilung für Mund- Kiefer- und Gesichtschirurgie<br />
vorgenommen. Gleiches gilt für die Versorgung von Wirbelsäulenverletzungen.<br />
Die enge Verzahnung zwischen<br />
der Neurochirurgie, der Unfallchirurgie und dem Zentrum<br />
für Rückenmarkverletzungen kommt vor allem bei schweren<br />
traumatischen Verletzungen der Wirbelsäule zum Tragen.<br />
Auch die Zentrale Notaufnahme wird von ärztlichem<br />
Personal der Neurochirurgie unterstützt.<br />
49
© Adobe Stock<br />
Wie wird sich in den kommenden Jahren Ihrer Meinung nach die<br />
Neurochirurgie weiterentwickeln und worin sehen Sie die größten<br />
Herausforderungen für Ihr Fachgebiet?<br />
STROWITZKI: Bei Erkrankungen im Bereich der Wirbelsäule befinden<br />
wir uns bereits auf einem sehr hohen Niveau. Die Neurochirurgie<br />
steht schon immer in engem Kontakt mit den Fachrichtungen<br />
der Orthopädie und Unfallchirurgie, die sich ebenfalls<br />
der Wirbelsäue annehmen. Es gibt eine gemeinsame Fachgesellschaft,<br />
die sich Deutsche Wirbelsäulengesellschaft nennt. In dieser<br />
forschen und arbeiten die Fachrichtungen gleichberechtigt. Es werden<br />
auch hier in den nächsten Jahren weitere technische Fortschritte<br />
zu sehen sein. Dennoch denke ich, dass wir hier bereits<br />
auf einem exzellent hohen Niveau angekommen sind. Das Gleiche<br />
gilt auch für die Hirntumorchirurgie. Dort entwickelt sich allerdings<br />
etwas ganz Neues, denn die Klassifizierung von Hirntumoren ist<br />
in stetem Wandel. Pathologen gehen inzwischen weg von der rein<br />
deskriptiven Analyse, die besagt, dass eine Zelle XY gewachsen<br />
ist. In den Vordergrund treten vermehrt molekulargenetische Untersuchungen.<br />
Tumore werden dabei klassifiziert nach ihren Chromosomensätzen,<br />
Mutationen oder Veränderungen. Das wird sich<br />
auch auf den chirurgischen Therapiebereich auswirken. Dabei<br />
geht es vor allem um eine veränderte Prognoseabschätzung oder<br />
die Bestimmung der Radikalität, mit der man bei einer Tumorentfernung<br />
vorgeht. Auch im technischen Bereich wird es natürlich<br />
immer weiter vorangehen mit der Entwicklung von innovativen<br />
Mikroskopen und Optiken.<br />
Ansonsten wird es zu einer Fortentwicklung der apparativen Möglichkeiten<br />
und Überwachungsmöglichkeiten der Patienten während<br />
der Operation kommen, wie zum Beispiel das Messen von Hirnströmen<br />
und -funktionen. Im Bereich der Gefäßchirurgie im Gehirn<br />
können Radiologen inzwischen gut die Hälfte der Gefäßmissbildungen<br />
über Katheter versorgen und wir müssen nicht mehr<br />
offen operieren.<br />
Was macht Ihrer Meinung nach gute Neurochirurginnen und -chirurgen<br />
aus? Welche Fähigkeiten sollte man für diesen Fachbereich<br />
mitbringen?<br />
STROWITZKI: Man sollte ein gutes dreidimensionales Vorstellungsvermögen<br />
haben und feinmotorisch sehr geschickt sein,<br />
denn es ist ein mikrochirurgisches Fach. Außerdem benötigt man<br />
Ausdauer, denn Operationen am Hirn dauern mitunter stundenlang<br />
und dabei ist Geduld gefragt. Grundsätzlich sollte man in der<br />
Lage sein, sich mehrere Stunden auf ein Operationsfeld zu konzentrieren,<br />
das 5x5 cm groß ist, ohne nervös zu werden. Denn in<br />
der Neurochirurgie hat Hektik keinen Platz.<br />
Wie würden Sie heutzutage die Heilungschancen von einem klassischen<br />
Bandscheibenvorfall einschätzen?<br />
STROWITZKI: Ein Bandscheibenvorfall ist eine Erkrankung, die zunächst<br />
nicht sofort chirurgisch behandelt werden muss. Man kann<br />
im ersten Schritt immer versuchen, diesen konservativ einzudämmen.<br />
Eine Operation wird immer dann in Erwägung gezogen,<br />
wenn trotz guter konservativer Behandlung keine Besserung eintritt<br />
und das Beschwerdebild weiter alltagsrelevant bleibt. Wenn tatsächlich<br />
neurologische Defizite, also insbesondere Lähmungen<br />
im Fuß eintreten, dann sind das für uns die roten Linien, bei denen<br />
wir eine Operation in Erwägung ziehen müssen. Hier sind die Aussichten<br />
sehr gut. 90 Prozent der Menschen haben auf Dauer im<br />
Wesentlichen keine Probleme mehr. 10 Prozent haben leider dennoch<br />
immer wieder Schwierigkeiten oder es entstehen neue<br />
Bandscheibenfälle an der operierten Stelle, welche wir wiederum<br />
behandeln können.<br />
BG Unfallklinik Murnau
HIGHTECH IM OPERATIONSSAAL:<br />
UNTERSUCHUNGS- UND BEHANDLUNGS-<br />
METHODEN DER NEUROCHIRURGIE<br />
Operationsmikroskope<br />
Das Operationsmikroskop ist eines der wichtigsten Instrumente in<br />
der MikrochirurgieEs erlaubt dem Operateur einen dreidimensionalen<br />
Blick in das OP-Feld mit entsprechenden Vergrößerungen. Die Mikroskope<br />
sind auf in allen Ebenen des Raumes beweglichen Stativen<br />
montiert. High-End-Mikroskope haben zusätzlich spezielle Farbfilter<br />
und Lichtquellen, die fluoreszierende Farbstoffe erkennbar machen.<br />
Navigationssysteme<br />
Navigationssysteme orten die Position der Patienten und der OP-Instrumente<br />
im Operationssaal und gleichen diese mit dem Datensatz<br />
der Computer- bzw. Kernspintomographie des Patienten oder der Patientin<br />
ab. Auf diese Weise zeigen sie dem Operateur anhand der CT-<br />
oder Kernspinbilder an, wo er sich während der Operation gerade<br />
befindet. Dies kann beispielsweise die Region des zu entfernenden<br />
Tumors sein, aber auch Implantate oder Schrauben an der Wirbelsäule<br />
können so exakt platziert werden.<br />
Hirnversorgenden Gefäße des Schädelinneren, abgebildet<br />
durch eine Kernspintomographie.<br />
© Adobe Stock<br />
Intraoperative Bildgebungsverfahren<br />
Alle bildgebenden Verfahren, die während einer Operation angewendet<br />
werden, haben gemeinsam, dass sie bei schlafenden Patienten während<br />
des Eingriffs eingesetzt werden. Zur Anwendung kommen übliche<br />
Röntgengeräte, aber auch die Ultraschallbildgebung mit hochauflösenden<br />
Geräten. Die daraus gewonnenen Informationen können unmittelbar<br />
für den weiteren Verlauf der Operation verwendet werden.<br />
So können z.B. Implantate exakt gesetzt werden, Hirntumore oft umfassender<br />
entfernt und chirurgische Maßnahmen wie die Ausschaltung<br />
von Gefäßmissbildungen oder Aneurysmen direkt überprüft werden.<br />
Der intraoperative Betrieb dieser Verfahren ist an eine hohe Expertise<br />
des ärztlichen Behandlungsteams geknüpft.<br />
Fluoreszenzbildgebung<br />
Bei der fluoreszenzgestützten Chirurgie wird durch Gabe von Medikamenten<br />
Tumorgewebe zum Fluoreszieren gebracht, wodurch es sich<br />
während der Operation besser abgrenzen lässt. Andere fluoreszierende<br />
Farbstoffe wie Indocyaningrün können genutzt werden, um die<br />
Durchblutung in den Hirngefäßen bei Operationen von Gefäßerkrankungen<br />
des Gehirns sichtbar zu machen. Somit kann der Chirurg abschätzen,<br />
ob ein Gefäß durchströmt ist oder nicht und entsprechend<br />
korrigierend handeln.<br />
High-End-Ultraschall<br />
High-End-Ultraschall ist das Hauptinstrument der intraoperativen Bildgebung<br />
bei Hirneingriffen. Die Bildauflösung dieser Geräte ist so gut,<br />
dass Tumorgewebe oder auch andere pathologisch veränderte Strukturen<br />
dargestellt, aufgesucht und ihre Entfernung kontrolliert werden<br />
können, und das in Echtzeit.<br />
Neuromonitoring<br />
Hier handelt es sich um Messverfahren, die es erlauben, die Nerven-<br />
bzw. Hirnfunktion des in Narkose befindlichen Patienten während der<br />
Operation kontinuierlich zu überwachen, z.B. die spontane Hirnstromaktivität<br />
oder die Weiterleitung elektrischer Impulse.<br />
BG Unfallklinik Murnau<br />
Prof.-Küntscher-Straße 8, 82418 Murnau,<br />
Telefon 08841 48-0, Fax 08841 48-2600,<br />
E-Mail: info@bgu-murnau.de, Internet: www.bgu-murnau.de<br />
Interview und Redaktion: Carola Krumbacher und Lisa Schwede<br />
Fotos: BG Unfallklinik Murnau und Adobe Stock<br />
51
Charity auf höchstem Niveau<br />
Rückblick: Vor einem Jahr erschien bereits ein Artikel über<br />
die Benefizfahrt der Staffelseewirte. Traurig war nur, dass<br />
keine Schifffahrt stattfinden konnte, und somit endete der<br />
damalige Artikel mit: „Die letzten beiden Fahrten sind coronabedingt<br />
leider ausgefallen, aber nächstes Jahr geht es<br />
hoffentlich wieder los.“<br />
Tatsache: ENDLICH findet wieder eine Benefizfahrt statt, und<br />
zwar schon ganz bald. Am Sonntag, den 3. Juli um 18.30 Uhr<br />
ist es so weit und die MS Seehausen schippert für einen<br />
guten Zweck über unseren wunderschönen Staffelsee.<br />
Mit Charme und Engagement<br />
Ein soziales Engagement der besonderen Art. Die Idee dazu entstand<br />
bereits vor 15 Jahren.<br />
Die Staffelseewirte haben mit diesem Konzept schon sehr viel finanzielle<br />
Unterstützung in soziale Projekte eingebracht. Jede<br />
Fahrt ist anders und doch ist sofort ein gutes Miteinander unter<br />
allen Gästen. Denn der gemeinsame Zweck verbindet auf Anhieb.<br />
Mittlerweile kann man von einem gesellschaftlichen Highlight<br />
sprechen. Es ist ein besonderer Ausflug mit einem eigenen<br />
Charme!<br />
52
DIE STAFFELSEEWIRTE<br />
Allein die Natur ist atemberaubend schön und Gerhard Meyer, genannt<br />
„Geri“, ist Vollblut-Kapitän. Gemeinsam mit seiner Crew und<br />
den Staffelseewirten schaffen sie die Plattform für einen Abend mit<br />
besonderem Genuss. Alle Sinne werden angesprochen und verwöhnt.<br />
Der Abend beginnt mit einem Sektempfang am Al Lago im Seehausener<br />
Strandbad. An Bord angekommen erwarten festlich<br />
eingedeckte Tische die Gäste und los geht es mit der Vorspeise.<br />
Die Wirte lassen es sich nicht nehmen, jedes Mal ein kreatives<br />
und neues Fünf-Gang-Menü zu zaubern.<br />
Als Gast wird man noch dazu mit der passenden Weinbegleitung<br />
verwöhnt und innerhalb kürzester Zeit ist die Stimmung unverwechselbar<br />
gut auf der Seehausen.<br />
Es ist, als würde man in eine andere Welt abtauchen, ein Kurzurlaub<br />
aus dem Alltag!<br />
Genuss und gutes Gewissen<br />
Dies zu genießen, und zugleich noch etwas Gutes zu tun, macht<br />
es so besonders!<br />
Bei jeder Fahrt wird der Erlös für soziales Engagement gespendet<br />
und dies zur Gänze. Lediglich die Kosten für den Wareneinsatz<br />
werden abgezogen. Die Staffelseewirte und ihr Team bringen sich,<br />
ihr Know-how und ihre Kochkunst unentgeltlich ein. Dadurch<br />
bleibt jedes Mal eine schöne Summe übrig. Der Erlös der diesjährigen<br />
Fahrt geht an die Blaue Land-Vereinigung, zur Unterstützung<br />
der ukrainischen Flüchtlingshilfe.<br />
Da gibt es nur noch eines zu ergänzen:<br />
auf geht’s!<br />
Karten kosten 95 Euro pro Person für ein fünfgängiges Menü mit<br />
Weinbegleitung, Aperitif und Schifffahrt.<br />
Bestellt werden können die Karten bei:<br />
Uli Weisner vom Restaurant Auszeit.<br />
E Mail: info@restaurant-auszeit.de<br />
Gemeinsam für einen guten Zweck in vollen Zügen genießen, das<br />
muss man doch einfach erfahren wollen!<br />
Andrea Weisner<br />
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54
55
GREEN LUXURY STATEMENT<br />
IHR GROSSER NEUANFANG<br />
Die VegetoDynamik ® -Ausbildung für mehr Leichtigkeit,<br />
Lebensfreude und Momente des puren Glücks<br />
VegetoDynamik ® ist ein achtsamer, ganzheitlicher Weg, um<br />
über den Körper die eigenen energetischen und spirituellen<br />
Fähigkeiten zu erkennen. In der fundierten Ausbildung lernen<br />
Sie, diese Kräfte zu entfalten, um ein selbstbestimmtes Leben<br />
zu führen – wie Gründerin Margot Esser-Greineder erklärt.<br />
WAS MACHT VEGETODYNAMIK ® SO BESONDERS?<br />
Die Methode vereint heilsame Berührung mit einfühlsamen<br />
Worten und dem bewussten Atmen von Licht. Die achtsame,<br />
aus dem Herzen kommende Berührung ohne Bewertung bringt<br />
den Menschen zurück in die eigene Balance. Sie weckt und aktiviert<br />
die gesunde Lebenskraft, das gesunde Potenzial, das in<br />
jedem Menschen steckt – unabhängig davon, in welcher physischen<br />
oder psychischen Verfassung er oder sie ist. Kopf, Herz<br />
und Bauch finden zu einer neuen Einheit zusammen. Wissenschaftler*innen<br />
nennen es Kohärenz. In diesem Moment entsteht<br />
tiefes Wohl-befinden, Leichtigkeit und Lebensfreude. Ihre Resilienz<br />
verbessert sich und die Selbstheilungskräfte kommen<br />
in Gang. Sie spüren, wie Ihre Lebensenergie pulsiert und alle<br />
Zellen Ihres Körpers sanft durchflutet. In der Ausbildung lernen<br />
Sie außerdem, dass Sie in jedem Moment Ihre Gedanken und<br />
Gefühle bewusst verändern und so Ihre eigene Welt gestalten<br />
können. Wertvolle Impulse helfen Ihnen dabei, überholte Glaubenssätze<br />
aufzudecken und zu verabschieden. Sie erkennen, wie<br />
stark und machtvoll Sie sind, und wie Sie sich jederzeit mit<br />
Ihrer inneren Kraftquelle verbinden können, egal, wie chaotisch<br />
es im Außen sein mag.<br />
WAS PASSIERT IN EINER VEGETODYNAMIK ® BEHANDLUNG?<br />
Alles, was Sie in ihrem Leben erfahren haben, freudvolles wie<br />
schmerzhaftes, ist in allen Zellen Ihres Körpers gespeichert. Sie<br />
tragen es quasi wie einen unsichtbaren Rucksack mit sich. Dazu<br />
gehören auch die Überzeugungen und Verhaltensweisen, die Sie<br />
in der Kindheit von den Eltern und Großeltern übernommen haben.<br />
Sie prägen Sie bis heute. Diese Energie sitzt in Ihrem Körper<br />
fest. Das geschieht unbewusst. In einer VegetoDynamik ® -Behandlung<br />
werden die inneren Blockaden behutsam aufgespürt und<br />
mit sanften Berührungen aus dem Körper ausgeleitet. Ohne all<br />
diesen Ballast können Sie jetzt Ihre wahren Potentiale und Talente<br />
leben. Das, was Sie und Ihren ganz persönlichen Lebenssinn ausmacht.<br />
Ihre Zellen beginnen von innen heraus zu strahlen. Es<br />
entsteht eine höhere Schwingung im Körper. Sie fühlen sofort<br />
56
mehr Leichtigkeit. Das ist der Moment, in dem auch Selbstheilung<br />
beginnt. Körperliche Symptome verändern sich mit<br />
jeder Behandlung. Manchmal verschwinden sie ganz. Sie<br />
erkennen, was das Symptom Ihnen sagen wollte. Wenn sie<br />
es erkennen, dann hat es seine Aufgabe erfüllt und kann<br />
verschwinden. Sie entdecken, dass Sie Ihr Leben selbst gestalten<br />
und in Fülle leben können, ohne Hilfe von außen.<br />
WER KANN DIE VEGETODYNAMIK ® -AUSBILDUNG MACHEN?<br />
Die Ausbildung richtet sich an alle Menschen, die sich persönlich<br />
weiterentwickeln wollen. Sich beruflich verändern<br />
oder ganz neu orientieren wollen. Oder auch das bestehende<br />
Behandlungsspektrum erweitern möchten. Vorkenntnisse sind<br />
nicht nötig. Wenn Sie diese Methode jeden Tag an sich selbst<br />
anwenden, wird Ihr Leben in jedem Falle freudvoller und Sie<br />
ziehen immer wieder „magic moments“ in Ihren Alltag.<br />
Der nächste Kurs beginnt am 9. September 2022. Sichern<br />
Sie sich jetzt Ihren Ausbildungsplatz. Weitere Informationen<br />
und Anmeldung unter Vegetodynamik.de.<br />
DIE AUSBILDUNG IM ÜBERBLICK<br />
· Die Kraft der heilenden Berührung erleben und erlernen<br />
· Bedeutung des autonomen und vegetativen Nervensystems<br />
· Bewusstes Denken und Fühlen: Erkenntnisse<br />
aus der Neurowissenschaft<br />
· Salutogenese: Die Wissenschaft von der Entstehung<br />
der Gesundheit<br />
· Die Quantenphysik und ihre Anwendung im täglichen Leben<br />
· Kommunikation: Worte wirken<br />
· Epigenetik: So verändern Denken und Fühlen die Gene<br />
· Wahrnehmungs- und Achtsamkeitstraining<br />
· Lesen der Körpersprache.<br />
· Stockende Lebensenergie erkennen und zum Fließen bringen<br />
· Entdecken von ganzheitlichen Zusammenhängen<br />
im Menschen<br />
· Den ganzen Menschen sehen, seine körperliche,<br />
energetische und spirituelle Seite<br />
· Geführte Meditationen, bewusstes Atmen von Licht,<br />
Kontemplation<br />
· Waldbaden: Die Kraft und Wirkung der Natur bewusst<br />
wahrnehmen und fühlen<br />
57
EIN BLICK INS UNIVERSUM –<br />
PRIVATE STERNWARTE VON<br />
MARTINA UND MARTIN<br />
GUTEKUNST IN EBERFING<br />
Fotos: Andreas Sauer<br />
58 Dr. Martin Gutekunst an seinem Teleskop
STERNE<br />
DER ERSTE EINDRUCK:<br />
STAUNEN UND SPANNUNG<br />
Wenn man den Garten des Einfamilienhauses in Eberfing betritt,<br />
staunt man nicht schlecht.<br />
Die Sternwarte steht in der Ecke des Grundstücks, das am<br />
Ortsrand liegt. Hinter Bäumen und Hecken versteckt, erkennt<br />
man eine runde Konstruktion mit einer massiven Holzfassade<br />
und einer kupfernen Kuppel. Neugierig und erwartungsvoll<br />
betritt man das Innere der Sternwarte und ist unmittelbar beeindruckt<br />
von Aufbau und Größe des Teleskops, umgeben von<br />
Technik und Elektronik zur Steuerung der gesamten Anlage.<br />
Die Spannung erreicht ihren Höhepunkt, wenn sich die hölzerne<br />
Kuppel mit der Kupferabdeckung dreht und öffnet. Der<br />
Blick ins Universum wird freigegeben, und das Teleskop bewegt<br />
sich mit herausgezogener Taukappe unter dem charakteristischen<br />
Geräusch des Antriebs in die gewünschte Position.<br />
UNVORSTELLBARE DIMENSIONEN:<br />
WAS IST SCHON EIN LICHTJAHR?<br />
Ich selbst habe schon unzählige Stunden in der Sternwarte verbracht<br />
und mich in eine andere Welt von Raum und Zeit entführen<br />
lassen. Man trifft auf unvorstellbare Dimensionen – beobachtet<br />
Sterne und Galaxien, die Lichtjahre von uns entfernt sind.<br />
Als Beispiel sei die Andromedagalaxie erwähnt – 2,5 Millionen<br />
Lichtjahre entfernt. Sie ist relativ hell und mit einer Billion Sterne<br />
sehr gut am Nachthimmel sichtbar. Diese Entfernung entspricht<br />
23,65 Trillionen Kilometer. In astronomischen Verhältnissen ist<br />
das die direkte Nachbarschaft. Kaum vorstellbar!<br />
„Wie klein und bedeutungslos scheint in diesen Relationen und<br />
Dimensionen unser Planet“, sagt Martin nachdenklich und dann<br />
voller Überzeugung: „Wir Menschen nehmen uns viel zu wichtig.“<br />
Die Weltbilder haben sich im Laufe der Geschichte gewandelt,<br />
haben Philosophen und Theologen, Physikern und<br />
Astronomen ganz unterschiedliche Antworten gegeben. Jeder<br />
darf selbst entscheiden, welche Antwort auf der Basis von Wissen<br />
und Erkenntnissen, Kulturkreis und Fantasie die richtige<br />
für ihn zu sein scheint.<br />
EIN BLICK DURCH DAS TELESKOP:<br />
FASZINATION UND ERLEBNIS<br />
Die Führungen mit Martin sind ein besonderes Erlebnis. Sein<br />
umfangreiches Wissen und das Verständnis der komplexen<br />
Fakten versucht er in eine verständliche Sprache zu übersetzen<br />
und damit Wissen zu vermitteln und Interesse zu erwecken.<br />
Man spürt seine Begeisterung, verbunden mit dem Wissensdrang,<br />
auf Augenhöhe der Forschung am Ball zu bleiben und<br />
diese Erkenntnisse anderen näherzubringen. Das wirft Fragen<br />
auf, weckt die Neugier auf den Kosmos und regt die Fantasie<br />
an. „Gibt es andere Lebensformen in der Weite des Universums?<br />
Ist das Universum endlich? Was ist Unendlichkeit?“<br />
Wenn man den Mond durch das Teleskop betrachtet und die<br />
einzelnen Krater aufgrund der exzellenten Optik zum Greifen<br />
nahe sind, dann könnte man sicherlich auf dem Rand des Kraters<br />
jemanden entdecken, wenn er denn da wäre.<br />
„FANTASIE IST WICHTIGER ALS WISSEN,<br />
DENN WISSEN IST BEGRENZT. FANTASIE<br />
ABER UMFASST DIE GANZE WELT.“ (ALBERT EINSTEIN)<br />
Die Faszination, durch das Teleskop Objekte zu beobachten und<br />
sich auf interessante Details einzulassen, lässt die Kälte in der<br />
Sternwarte vergessen. Man ist aber dennoch auf jeden Fall gut<br />
beraten, sich warm anzuziehen. Natürlich ist auch zu jedem Zeitpunkt<br />
Konzentration gefragt, wenn man den Ausführungen und<br />
der geballten Wissensvermittlung folgen will. Aber es lohnt sich!<br />
Ich würde mich nicht wundern, wenn sich nach dem Eintauchen<br />
in diese überwältigende und einzigartige Welt des Universums<br />
sich ein Berufswunsch unter den interessierten SchülerInnen<br />
etablieren würde: Astronautin oder Astronaut? Ich<br />
bin auch ganz sicher, dass es bei vielen Neugierigen und Wissbegierigen<br />
nicht bei einem einzigen Besuch der Sternwarte<br />
bleiben wird. Schau´n wir mal!<br />
ES WAR EINMAL ...<br />
... ein 16-jähriger Schüler, der an einer ornithologischen Exkursion<br />
mit dem Vogelkundeverein im heimischen Nürtingen<br />
am Neckar teilnahm. Er benutzte das Spektiv für die Naturbeobachtung,<br />
danach auch, um den Mond etwas näher anzuschauen.<br />
„Das war ein Schlüsselerlebnis für mich“, schwärmt<br />
Martin. „Danach war es um mich geschehen. Diese Faszination<br />
hat mich nicht mehr losgelassen!“ Martin studierte angewandte<br />
Physik an der Universität Tübingen und promovierte anschließend<br />
zu einem astronomischen Thema.<br />
Wie das Leben so spielt: Martin lernte seine Frau Martina bei<br />
einer Führung in einer schwäbischen Sternwarte kennen. Martina<br />
ist Physikalisch-Technische-Assistentin und mit der Materie<br />
bestens vertraut.
Martina und Martin Gutekunst<br />
In Eberfing haben sie 1995 ihr jetziges Zuhause gefunden.<br />
Anfangs haben sie noch aufwendig mit einem transportablen<br />
Teleskop in den Sternenhimmel geschaut, aber bald schon<br />
stand der Entschluss, eine „kleine“ Sternwarte im Garten zu<br />
bauen. „Die Idee kam aufgrund der Lage des Grundstücks am<br />
Rande von Eberfing und der noch relativ geringen Lichtverschmutzung<br />
in dieser Region“, erklärt Martina. Nachdem die<br />
üblichen bürokratischen Hürden und Genehmigungsverfahren<br />
bewältigt waren, begannen sie, ihren gemeinsamen<br />
Traum zu verwirklichen.<br />
ENTSTEHUNG DER STERNWARTE:<br />
KONSTRUKTION UND BAUPHASE<br />
Die Sternwarte hat Martin nach eigenen Plänen entworfen,<br />
unter Mithilfe eines erfahrenen Konstrukteurs für die Montierung<br />
des Teleskops. Eberfinger Handwerker unterstützten<br />
den Aufbau während der Bauphase. Ein Schreiner aus<br />
dem Ort konstruierte beispielsweise die hölzerne Fassade<br />
für den Rundbau und die Kuppel. Die Holzkuppel hat eine<br />
geringe Wärmekapazität, sammelt die Luft auf und verhindert<br />
Kondensation und Luftflimmern über der Sternwarte.<br />
Sechs Jahre, von 1997 bis 2003, dauerte der gesamte<br />
Ausbau. Tausende Stunden Eigenleistung wurden erbracht<br />
und der Aufbau mit Steuerelektronik und Teleskopen immer<br />
weiter optimiert und verfeinert.<br />
DAZU EIN PAAR DETAILS:<br />
Für die Basis wurden 25 Tonnen Beton in der Erde versenkt,<br />
für den Säulenaufbau vier Tonnen. Die aufgesetzte<br />
Montierung wiegt 750 kg, der aktuelle Refraktor 300 kg<br />
mit einem Gegengewicht von 450 kg.<br />
60
STERNE<br />
Die Sternwarte hat einen Durchmesser von 5 m, bei einer Höhe<br />
von 4,80 m und einer Spaltbreite der Kuppel von 1,60 m.<br />
Sie ist natürlich mit einer Nachführung und einem so genannten<br />
GoTo-System ausgestattet. Mit der Nachführung<br />
wird die Erdrotation kompensiert und mit der GoTo-Steuerung<br />
ein vollautomatisches Auffinden von Beobachtungsobjekten<br />
ermöglicht.<br />
Es gibt drei Teleskope für verschiedene Beobachtungsschwerpunkte.<br />
Das Hauptrohr ist ein Refraktor mit 280 mm Öffnung<br />
und 2.800 mm Brennweite, den Martin selber zusammengebaut<br />
und immer weiter optimiert hat. Es ist ein Allrounder<br />
für Mond, Planeten und Deep-Sky Objekte und ist bezüglich<br />
Qualität und Schärfe der Bilder wegen der geringen Luftunruhe<br />
unschlagbar.<br />
Montierung mit Refraktorteleskop<br />
„Dieses Teleskop gehört zu den besten in ganz Europa und<br />
ist in dieser Qualität das einzige öffentlich zugängige für visuelle<br />
Beobachtungen in Deutschland“, betont Martin.<br />
Zur Veranschaulichung nennt er folgenden Vergleich:<br />
„Wenn man durch das Teleskop von hier nach Berlin schaut,<br />
dann kann man die Scheinwerfer eines Autos noch getrennt<br />
sehen. Oder bei Betrachtung des Mondes ist eine Breite von<br />
300 m problemlos auflösbar.“<br />
„Huckepack“ aufgesetzt existiert noch ein 3-Linser mit 160<br />
mm Öffnung und 2.500 mm Brennweite, der vorwiegend für<br />
Sonnenbeobachtungen eingesetzt wird. Und ein weiterer 4-<br />
Linser mit 102 mm Öffnung und 540 mm Brennweite für die<br />
Beobachtung von großflächigen Nebeln und Kometen.<br />
Fotos: Andreas Sauer<br />
61
Foto: Andreas Sauer<br />
STERNE<br />
Mondoberfläche,<br />
Canon EOS R<br />
durch Refraktorteleskop<br />
BESUCH DER STERNWARTE:<br />
FÜHRUNGEN, THEMEN UND<br />
INFORMATIONEN<br />
Seit der Fertigstellung 2003 finden regelmäßig<br />
Führungen statt. Prinzipiell werden zweimal<br />
im Monat Führungen angeboten, Gruppenführungen/Vereine<br />
nach Vereinbarung.<br />
Bisher haben etwa 6.000 Personen dieses<br />
Angebot wahrgenommen. Der Besuch von<br />
Schulklassen hat seit fünf Jahren allerdings<br />
stark nachgelassen. Nach Aussage des<br />
Lehrpersonals sind Haftungsprobleme<br />
der Hauptgrund dafür.<br />
Wie zu erwarten, hat auch hier die Coronasituation<br />
ihre Spuren hinterlassen.<br />
In den letzten zwei Jahren gab<br />
es wegen des coronakonformen<br />
Verhaltens deutlich weniger Führungen. Der Blick<br />
durch das Teleskop ist kostenlos, eine kleine<br />
Spende ist möglich und natürlich freiwillig. Sie<br />
dient dem Erhalt und dem Ausbau der Sternwarte.<br />
Andreas Sauer<br />
Bei den Führungen können verschiedene Themen behandelt<br />
werden:<br />
1. Mondführung<br />
2. Planeten, offene Sternhaufen, Kugelsternhaufen<br />
3. „Lebensweg der Sterne“ – Geburt und Tod der Sterne<br />
4. Wissensstand heute – Ausblick Kosmologie<br />
5. Methoden in der Astronomie und relevante Physik<br />
6. Sonnenführung (Sommer)<br />
7. Auf Wunsch Sternbilder und ihre Lokalisation am Himmel<br />
(abhängig von der Jahreszeit)<br />
Detaillierte, hilfreiche und aktuelle Informationen findet man<br />
auf der Webseite der Sternwarte: www.sternwarte-eberfing.de<br />
Die Webseite wird von Martina bearbeitet und regelmäßig aktualisiert.<br />
Ein Blick darauf ist unbedingt empfehlenswert. Dort<br />
findet man auch Hinweise zu aktuellen Führungen. Das Objekt<br />
des Monats wird vorgestellt und was aktuell am Himmel zu<br />
sehen ist. Außerdem Beobachtungsobjekte, Einführung in die<br />
Astronomie und jede Menge astronomische Bilder.<br />
Wann lassen Sie sich bei einem Besuch der Sternwarte Eberfing<br />
in die Unendlichkeit des Universums entführen?<br />
Sternwarte Eberfing<br />
Martina und Martin Gutekunst<br />
Escherstr. 12, 82390 Eberfing, Tel. 08802 8389<br />
62
63
„Unfassbar schön,<br />
so oft man es auch<br />
gehört hat.“<br />
GÜNTHER GROISSBÖCK
KLASSIK-FESTIVAL<br />
Als Schöpfer von Opern wie Der Rosenkavalier und Salome oder<br />
Werken wie Also sprach Zarathustra, Tod und Verklärung und<br />
Eine Alpensinfonie, in welcher die Eindrücke der hiesigen Bergwelt<br />
eingefangen sind, gilt Richard Strauss als einer der ganz<br />
Großen der Klassischen Musik. Garmisch-Partenkirchen war<br />
nicht nur Wahlheimat dieses bedeutendsten aller bayerischen<br />
Komponisten, sondern auch Ort seines Schaffens. Und obgleich<br />
Werke von Strauss auf der ganzen Welt gespielt werden, atmet<br />
nur Garmisch-Partenkirchen einen besonderen Geist der Authentizität<br />
und der Nähe zu Richard Strauss, die alle Liebhaber<br />
seiner Musik spüren, wenn sie das Werdenfelser Land besuchen.<br />
Diese Einzigartigkeit bietet für unsere ganze Region das Potential,<br />
sich immer mehr zu einer kulturellen Destination von internationaler<br />
Strahlkraft zu entwickeln. Daher sind auch die Richard-<br />
Strauss-Tage seit 1989 fester Bestandteil der Festivallandschaft<br />
im deutschsprachigen Raum.<br />
Bei den Richard-Strauss-Tagen 2022 erinnern wir uns an den<br />
200. Geburtstag von Franz Strauss, dem Vater unseres Komponisten,<br />
und werfen einen vielfältigen Blick auf seine Lebenswelt<br />
und dessen Bedeutung für Richard Strauss. Die Programme der<br />
18 Veranstaltungen bringen daher neben zahlreichen Werken<br />
von Strauss auch Stücke aus dem Umfeld des Vaters zu Gehör.<br />
Dabei gibt es wieder Konzertformate, die während der Pandemie<br />
unmöglich waren, so zum Beispiel einen Meisterkurs mit dem<br />
weltbekannten Tenor Francisco Araiza, ein Tanzprojekt für<br />
Schülerinnen und Schüler, Lesungen, Musikwanderungen, einen<br />
Liederabend mit Günther Groissböck und Gerold Huber sowie<br />
eine Strauss-Uraufführung beim Sinfoniekonzert des Stuttgarter<br />
Staatsorchesters unter der Leitung von Cornelius Meister.<br />
Foto: kriner-weiermann.de
KLASSIK-FESTIVAL<br />
www.richard-strauss-tage.de<br />
Foto: Gerald von Foris<br />
CORNELIUS MEISTER ist Generalmusikdirektor in Stuttgart<br />
und ein führender Dirigent in Sachen Wagner und Strauss.<br />
Bereits 2019 dirigierte er in Kloster Ettal beim hiesigen Festival<br />
den Don Quixote von Strauss. 2022 kehrt er mit Tod und Verklärung<br />
zurück, dem Werk, mit dem er einst seine allererste<br />
CD als Dirigent aufgenommen hatte. „Für mich ist immer ganz<br />
wichtig, dass ein Aufführungsort auch einen Geist versprüht, der<br />
mich inspiriert. Bei den Richard-Strauss-Tagen habe ich von Anfang<br />
an eine ganz große Beziehung gespürt. Und jetzt wieder zurückzukommen<br />
ist für mich schon etwas sehr Besonderes, denn<br />
es ist eben das einzige Richard-Strauss-Festival weltweit, das<br />
von sich sagen kann, dass es diesen Geist vor Ort nicht nur<br />
atmet, sondern sich auch über die Jahre hinweg bewahrt hat.“<br />
Für Meister, der im Jahr 2025 die Bayreuther Festspiele mit<br />
Tristan und Isolde eröffnen wird, ist dieses Angebot, ein noch<br />
nie öffentlich aufgeführtes Werk von Richard Strauss – eine<br />
Concertouvertüre E-Dur des jungen Komponisten – am Ort<br />
seines Schaffens in Garmisch-Partenkirchen zu dirigieren „wie<br />
Weihnachten“: „Natürlich war ich auch ein bisschen nervös, ob<br />
ich einen Zugang zu diesem Stück finden würde. Ich kannte es<br />
ja vorher nicht und war dann sehr erleichtert, weil ich es wirklich<br />
für ein ganz großes Werk halte. Der schnelle Teil versprüht einen<br />
Esprit, eine Frische, wie wir sie auch von der Oberon-Ouvertüre<br />
von Weber kennen oder auch von manchen Mendelssohn-Werken.<br />
Aber gleichzeitig ist das ganz unüberhörbar Richard Strauss.“<br />
Foto: Dominik Stixenberger<br />
GÜNTHER GROISSBÖCK gilt als einer der großen Bass-<br />
Sänger der heutigen Zeit. Seit vielen Jahren schon singt er regelmäßig<br />
bei den Festivals in Bayreuth und in Salzburg, wo er<br />
2014 als unübertrefflicher Ochs auf Lerchenau im Rosenkavalier<br />
debütierte und seinen internationalen Ruf als Strauss-Sänger<br />
verfestigte. Während Strauss in seinen Opern oft „in den Hörgewohnheiten<br />
gewagte Wege“ geht und in anspruchsvollen Gesangspartien<br />
mit oft überraschenden Wendungen große Herausforderungen<br />
sowohl an die ausführenden Sänger als auch an<br />
das hörende Publikum stellt, begegnet man ihm in seinen Liedern<br />
als einem ganz anderen Komponisten: „Strauss ist nicht<br />
Strauss.“ – So beschreibt Groissböck die überraschende Vielfalt,<br />
in der man Strauss erleben kann. Das Komponieren von Liedern<br />
als kleine musikalische Kostbarkeiten lag Strauss ganz<br />
besonders am Herzen, was zum Beispiel ein Lied wie Allerseelen<br />
bezeugt: „Unfassbar schön, so oft man es auch gehört hat!“ In<br />
seinen Liedern begegnen wir dem Komponisten als Meister<br />
der in sich geschlossenen Miniatur für Gesang und Klavier.<br />
„Den Strauss-Klangkosmos umreißen“ wird Groissböck bei seinem<br />
Liederabend im Rahmen der Richard-Strauss-Tage. So<br />
präsentiert er einen Rundblick über das Vokalschaffen zur<br />
Strausszeit mit Liedern von Schumann, Brahms, Wolf, Bruckner,<br />
Rott, Mahler und – natürlich – Richard Strauss.<br />
Dr. Dominik Šedivý<br />
Künstlerische Leitung Richard-Strauss-Tage<br />
Leitung Richard-Strauss-Institut<br />
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Foto: Heribert Riesenhuber<br />
Antipasti von Evi
Auf der Suche nach einem guten Weg:<br />
der Dorfladen<br />
in Grafenaschau<br />
Holländische Tomaten, griechischer Wein, Reis vom Himalaya,<br />
Obst aus Südamerika und Kartoffeln aus Polen. Wir haben<br />
uns längst daran gewöhnt, dass unsere Lebensmittel weite<br />
Wege zurücklegen, bevor sie bei uns auf den Teller kommen.<br />
Das ist sicher auch ein Stück Lebensqualität. Aber wenn man<br />
einmal darüber nachdenkt und die Umwelt auch im Blick hat,<br />
kommt man schnell drauf, dass es nicht unbedingt sinnvoll<br />
ist. Ist es nicht viel besser, auf die Produkte zu setzen, die es in<br />
der eigenen Region gibt? Ein Stück „Heimat auf dem Teller“,<br />
wie es einmal in einem Kochbuch hieß. In Grafenaschau versucht<br />
man, einen großen Schritt in diese Richtung zu gehen.<br />
Dort gibt es seit 2018 wieder einen Dorfladen, in dem heimische<br />
Waren ganz vorne in den Regalen stehen. Eigentümer des Dorfladens<br />
sind die Einwohner selbst. Zumindest, wenn sie das<br />
wollen. Jeder, der möchte, kann Anteile am Unternehmen kaufen<br />
und dann auch zum Erfolg des eigenen Ladens beitragen.<br />
Der Laden als Begegnungsstätte<br />
Begonnen hat das alles vor einigen Jahren. Da dachte man in<br />
Grafenaschau zum ersten Mal über die Idee nach. Es ist ja nicht<br />
so, dass es in dem Dorf niemals Einkaufmöglichkeiten gegeben<br />
hätte. In den Zeiten, als die legendäre Grafenaschauer Glashütte<br />
noch in Betrieb war, gab es selbstverständlich einen Dorfladen<br />
und mehrere Wirtshäuser im Ort. Dann wurden es immer weniger.<br />
Bis in die 1990er Jahre hinein gab es immerhin noch einen kleinen<br />
Laden, doch ein paar Jahre später blieb nur noch ein Ausflugscafé,<br />
das besonders bei Radfahrern oder Wanderern beliebt<br />
ist. Zum Einkaufen fuhr man lieber mit dem Auto dorthin, wo<br />
die Discounter mit günstigen Preisen lockten. Dass das nicht<br />
nur ökologisch Blödsinn ist, sondern man mit der oft weitgereisten<br />
Billigware auch sich selbst nichts Gutes tut, merkte man<br />
erst nach und nach. Aber beim Dorfladen ging es nicht nur um<br />
die Einkaufsmöglichkeit um die Ecke. Auch für die Dorfgemeinschaft<br />
war es ein Verlust, dass es keinen Laden mehr im Ort<br />
gab. Damit fehlte ein Treffpunkt, an dem man Neuigkeiten austauschte<br />
oder sich einfach mal begegnete.<br />
Neuer Laden – neuer Treffpunkt<br />
2015 nahm also das Projekt Dorfladen Fahrt auf. Von Anfang<br />
an sollten die Bürger in alle Überlegungen miteinbezogen werden.<br />
Es gab eine Erhebung, eine Befragung, Arbeitskreise und<br />
Besprechungen. Denn man wollte ja ein gutes und tragfähiges<br />
Konzept entwickeln. Für den Dorfladen sollte ein neues Gebäude<br />
auf gemeindeeigenem Grund gebaut werden. Bürgermeister<br />
Hubert Mangold, der sich von Anfang an für das Projekt<br />
einsetzte, hatte Ideen, wie man zusätzliche Mittel für den Bau<br />
bekommen konnte. Etwa dadurch, dass man dem Ladenlokal<br />
auch die Tourist Information und einen Informationssaal zu<br />
Natur und Geschichte anschließt. Und so entstand das Konzept<br />
eines modernen Dorfladens, der gleichzeitig ein Treffpunkt<br />
und Informationszentrum ist.<br />
PROJEKT<br />
Doch es soll nicht der Eindruck erweckt werden, dass alles einfach<br />
war. Gerade in der ersten Zeit hat noch nicht alles so geklappt,<br />
wie man es sich vorgestellt hat, und selbstverständlich<br />
war auch nicht jeder der „Miteigentümer“ mit allem einverstanden,<br />
was beschlossen wurde. Mancher hatte sich vielleicht andere<br />
Öffnungszeiten gewünscht. Und auch das Team von Mitarbeitern<br />
hat sich seit der Eröffnung am 8.8.2018 stark verändert.<br />
Regional und selbstgemacht –<br />
mit viel Begeisterung in die Zukunft<br />
Doch heute haben sich bereits viele Erwartungen erfüllt, die an<br />
das Unternehmen gestellt wurden. Es gibt Stammkunden im Ort,<br />
die jeden Tag zur Brotzeit kommen, es gibt eine Gruppe, die jeden<br />
Dienstag im Dorfladen strickt und bei Ausflüglern ist das vielseitige<br />
Angebot natürlich auch beliebt. Besonderer Wert wird beim Angebot<br />
auf regionale Waren gelegt. Ein regelrechter Verkaufsschlager<br />
sind die Produkte der Off-Mühle in Sindelsdorf. Es gibt auch<br />
Kaffee aus der Murnauer Kaffeerösterei, Likör vom Kloster Ettal,<br />
Fleisch aus der Region und vieles mehr. Auch Selbstgemachtes,<br />
das man in keinem anderen Geschäft kaufen kann, wird angeboten.<br />
Dafür sorgt vor allem Evi (mit ihrem Thermomix), die „alles<br />
verarbeiten kann und immer eine Idee hat“ und deren Antipasti<br />
manchmal schon lange vor Ladenschluss ausverkauft sind. Aber<br />
auch alle anderen im Team, das derzeit aus sieben „Powerfrauen“<br />
besteht, sorgen dafür, dass der Laden läuft. „Jede hat etwas, was<br />
sie besonders gut macht“, sagt Geschäftsführerin Leonie Schmid.<br />
69
PROJEKT<br />
Foto: Heribert Riesenhuber<br />
Das Team des Dorfladens: Leoni Schmid, Hubert Mangold, Marianne Höck, Maria Gruner, Monika Wolf (hintere Reihe v. li. n. re.)<br />
Tiggi Schauer, Sandra Zoubek, Barbara Huber, Kathrin Waldemer, Evi Turek (vorne v. li. n. re.)<br />
Marianne Höck zum Beispiel ist für alles zuständig, was mit<br />
Fleisch zu tun hat. Kathrin Waldemer und Barbara Huber versuchen,<br />
fast jeden Kundenwunsch zu erfüllen, und vor allem<br />
sind sie immer wieder auf der Suche nach neuen regionalen<br />
Produkten. Das passt zum Konzept, das auch Hubert Mangold<br />
und Leonie Schmid am Herzen liegt: Selbstvermarktung, wo es<br />
geht, und Unabhängigkeit. Mangold träumt schon von Solarzellen<br />
auf dem Dach, sodass der Laden mit selbstproduziertem<br />
Strom versorgt werden kann.<br />
Aschara – der Zukunftstaler<br />
Die derzeit neueste Idee ist der Grafenaschauer Taler (Aschara-<br />
Dorfladen-Taler). Eine Münze, die einen Wert von zehn Euro<br />
hat. Damit kann man im Laden und vielleicht bald auch in anderen<br />
Geschäften, wie der Murnauer Kaffeerösterei, bezahlen.<br />
Als Sammlerstück ist sie natürlich auch geeignet. Darüber hinaus<br />
ist eine enge Zusammenarbeit mit ähnlichen Initiativen in anderen<br />
Dörfern geplant. Um voneinander zu lernen, aber auch,<br />
um gemeinsam die Produkte aus der Region zu vermarkten.<br />
Und dann kommt das Gemüse eben nicht mehr aus Spanien<br />
oder Italien, sondern vielleicht aus Ohlstadt oder Schlehdorf.<br />
Heribert Riesenhuber<br />
Dorfladen Grafenaschau<br />
Aschauer Str. 13<br />
82445 Grafenaschau<br />
Tel. 08841 6780505<br />
www.dorfladen-grafenaschau.de<br />
70
71
Murnau am Staffelsee<br />
Petersgasse 15<br />
Tel. 08841 627 11 20<br />
Garmisch-Partenkirchen<br />
Ludwigstraße 60<br />
Tel. 08821 1098<br />
v.l.: Stephanie Deutinger, Martin Hilleprandt,<br />
Florian Gilg und Annemarie Kastl<br />
www.hilleprandt.de info@hilleprandt.de Kanzlei-App zum kostenlosen Download<br />
72
THEATER<br />
VIOLETT IM BLAUEN LAND –<br />
Mash-up Theater zum Kirchenjubiläum<br />
Wenn es um das Theater in Bayern geht, ist traditionell<br />
die katholische Kirche ganz vorn mit dabei.<br />
Und das ist gar nicht despektierlich gemeint. Unser<br />
modernes Theater geht weniger auf die Tragödien<br />
der Antike zurück, sondern vielmehr auf liturgische<br />
Mysterien- und Passionsspiele.<br />
Man könnte sagen, dass die evangelische Kirche in<br />
Sachen Theater noch einiges aufholen kann. Und<br />
Dieter Kirsch ist dafür – zumindest in Murnau –<br />
der richtige Mann. Viele Theaterfahrten, Gastspiele<br />
und Theaterprojekte hat er initiiert. Und nun<br />
schreibt er ein Dokumentartheaterstück zum Jubiläum<br />
der Murnauer Christuskirche. Denn die<br />
wurde vor hundert Jahren in Murnau errichtet.<br />
Eine evangelische Gemeinde gab es auch schon<br />
vorher und – wenn man den Quellen glauben darf<br />
– war das Verhältnis zwischen den Konfessionen<br />
nicht schlecht. Gottesdienste der evangelischen<br />
Christen wurden, als es noch kein eigenes Kirchengebäude<br />
gab, im Rathaus abgehalten. Und das Harmonium<br />
spielte der Küster von Sankt Nikolaus.<br />
KIRSCH UND NASSAUER – DIE GAUKLER KOMMEN<br />
Das alles und noch viel mehr Details hat Dieter Kirsch für sein Stück<br />
„Violett im Blauen Land“ zusammengetragen. Im Juni soll das „Mashup<br />
Theater in 13 Szenen“, wie es im Untertitel heißt, auf der Wiese<br />
hinter der evangelischen Kirche (dem Bahnhofsberg) aufgeführt werden.<br />
In der Art einer Theatertruppe, die über die Dörfer reist, spontan ihre<br />
Zelte aufschlägt und gleichsam aus dem Nichts eine Kulisse zaubert.<br />
Ursprünglich hatte Kirsch, der in seiner Karriere beim Goethe-Institut<br />
oder bei Murnau Miteinander schon viele Theatertexte geschrieben und<br />
zum Teil auch inszeniert hat, sich vorgestellt, wirklich mit Pferd und<br />
Wagen über die Dörfer zu ziehen. Aber da nicht alle Ideen sich auch so<br />
umsetzen lassen, wie sie geboren werden, wird es anders kommen: Viermal<br />
soll das Theaterstück zum Jubiläumsfest gespielt werden. Inszenieren<br />
wird es Chiara Nassauer aus Uffing, die als Schauspielerin und Regisseurin<br />
mit ihren Red-Door-Projects und ihrem Zimmertheater schon<br />
für so manches Theaterspektakel verantwortlich zeichnete.<br />
Heribert Riesenhuber<br />
Aufführungen sind geplant am 24. und 25. Juni<br />
sowie am 1. und 2. Juli.<br />
Dieter Kirsch<br />
Foto: Heribert Riesenhuber<br />
73
THILO BISCHOFF & ULI WEISNER<br />
Zwei Lausbuam machen<br />
gemeinsame Sache<br />
Die Sonne strahlt, die Berge sind an ihren Spitzen<br />
noch gezuckert mit Schnee. Der Riegsee liegt ruhig<br />
eingebettet in diesem Bergpanorama und das<br />
Wasser ist ganz klar. Es ist Frühling und die Natur<br />
erwacht in ihrer ganzen Pracht.<br />
Eine ähnliche Power ist in dem Boot vorzufinden,<br />
welches über den Riegsee fährt. Thilo Bischoff, Sternekoch<br />
und Inhaber der Traditionsgaststätte Ähndl<br />
und Uli Weisner, Inhaber des Restaurants Auszeit,<br />
schippern gemeinsam über den See. Doch was<br />
bewegt die beiden, gemeinsam in einem Boot zu<br />
sitzen?<br />
Foto: Harry Stahl
LIVE<br />
75
LIVE<br />
Foto: Harry Stahl<br />
ESSIG, GIN UND FEINE SPEISE<br />
Sie sind ein starkes Team. Sie sprühen vor Ideen. Unterschiedlichkeit,<br />
die sich anzieht und verbindet, das trifft auf die beiden<br />
mit Sicherheit zu. Thilo Bischoff gilt als der kreative Kopf unter<br />
den Murnauer Wirten. Er sprüht regelmäßig vor neuen Ideen<br />
und setzt davon einige um, wie etwa seinen eigenen Gin und nun<br />
auch seine eigene Essiglinie. Hierzu ist zu erwähnen, dass sich<br />
Thilo bis ins letzte Detail hineinarbeitet, bevor er startet. Es geht<br />
nicht nur um die Rezeptur, es geht darum, die richtigen Flaschen<br />
zu finden, abzufüllen und zu etikettieren.<br />
Bei Letzterem muss auch noch das passende Logo gefunden werden.<br />
An der Umsetzung neuer Ideen hängt immer mehr Arbeit,<br />
als man zum Schluss sieht und am Anfang hofft. Mit dem Ähndl<br />
hat er seit 2014 eine außergewöhnliche Wirtschaft. Es liegt traumhaft<br />
direkt am Murnauer Moos und hat eine ganz eigene Idylle.<br />
Desweitern hat er eine spezielle Kost für Krankenhäuser entwickelt,<br />
die er vertreibt. Mit der „Feinen Speise“ versendet Bischoff<br />
seine Spezialitäten rund um den Globus.<br />
AUSZEIT MIT KONSTANZ<br />
Uli Weisner leitet seit 19 Jahren das Restaurant Auszeit in Murnau<br />
und ist für die Bewirtung im gesamten Kultur- und Tagungszentrum<br />
zuständig. Bereits seit 1994 ist das Catering eines seiner<br />
Steckenpferde. Ursprünglich war auch er wie Thilo Bischoff in<br />
der Spitzengastronomie. Zuerst machte er seine Ausbildung im<br />
Hotel Alpenhof Murnau und ging dann unter anderem ins Tantris<br />
nach München, bevor er seinen ersten eigenen Betrieb gründete.<br />
Weisner ist konstant und fährt eine klassisch-elegante Linie in<br />
seinem Betrieb. Über die Jahre hat er viele Stammgäste gewonnen<br />
und freut sich sehr darüber, dass diese ihn schon so lange begleiten.<br />
Konstanz ist das Wort, das ihn mit seiner Auszeit am besten<br />
beschreibt. Konstanz ohne Langeweile!<br />
Uli Weisner ist offen für Neues, wenn es sich mit seiner Überzeugung<br />
vereinen lässt. Mit regionalen und saisonalen Produkten<br />
zu arbeiten, wie zum Beispiel dem Riegseer Bio-Weideochsen,<br />
heimischem Wild, Fisch und Pilzen, ist ihm ein<br />
besonderes Anliegen und wird konsequent und zum Teil frech<br />
kreativ in der Küche der Auszeit umgesetzt. Darüber hinaus<br />
betreut er beispielsweise seit 2017 das Projekt der Kunstwirte,<br />
das er damals gemeinsam mit Marc Völker ins Leben gerufen<br />
hat. Jahrelang war er Vorstand und einer der treibenden Kräfte<br />
beim Aufbau des Staffelseewirte Vereins.<br />
76
GEMEINSAM AUF ZU NEUEN UFERN<br />
Was bewegt zwei Gastronomen, die selbst ihre florierenden<br />
Betriebe haben, nun zu einem weiteren und gemeinsamen Projekt?<br />
Ist es die Lust auf etwas Neues? Die irrwitzigen Corona-<br />
Ideen, die während des Lockdowns entstanden sind?<br />
Die beiden haben sicherlich ordentlich Power! Und Lust auf<br />
etwas Neues? Ja! Jedoch sollte es etwas sein, das zu ihnen<br />
passt und auch zu ihren Unternehmen.<br />
Bischoff und Weisner haben sich einer Problematik angenommen,<br />
welche bereits vor Corona spürbar war. Es gibt viele Locations,<br />
Restaurants, Wirtschaften und keiner will sie mehr<br />
pachten, sie stehen also leer. Ein Grund dafür ist unter anderem<br />
die angespannte Personalsituation in der Gastronomie. Ein<br />
weiterer ist, dass es einige Standorte gibt, an denen nur saisonales<br />
Geschäft möglich ist. Orte, die die Möglichkeit bieten,<br />
dass 100 Personen und mehr feiern könnten, oder einen Saal,<br />
in dem getanzt werden kann, gibt es einige in unserem Blauen<br />
Land. Nur leider keinen passenden Wirt dazu. Heutzutage kann<br />
kein Gastronom mehr davon leben, nur in der Hauptsaison<br />
Veranstaltungen zu bewirten.<br />
Thilo Bischoff und Uli Weisner haben ein Konzept erarbeitet,<br />
das uns das Feiern auf eine ganz andere Art ermöglicht. Die<br />
„Festlerei“, so nennen sie sich, ist der Ansprechpartner für<br />
Veranstaltungen aller Art: Geburtstage, Hochzeiten, Vereinsfeiern<br />
und allerlei sonstige Feten.<br />
FESTLEREI IM BLAUEN LAND<br />
Um dies umsetzen zu können, haben sie das Haus des Gastes<br />
in Riegsee gepachtet. Dort in Riegsee, mitten im Blauen Land<br />
gelegen, möchten sie wieder die Möglichkeit bieten, die schönen<br />
Dinge des Lebens zelebrieren zu können. Nun gibt es für die<br />
Riegseer, und alle die sonst noch wollen, endlich wieder die<br />
Möglichkeit, in ihrem Ort zu feiern.<br />
Die Festlerei ist jedoch kein Konzept, welches an einen speziellen<br />
Ort gebunden ist. Die Veranstaltungsorte können frei<br />
gewählt werden und Bischoff und Weisner machen das<br />
Rundum-Paket dazu. Es ist mehr als das bereits bekannte<br />
Cateringsystem.<br />
Los geht es bei der Beratung und dann Ausarbeitung und Planung<br />
der jeweiligen Veranstaltung. Da die beiden ihre Betriebe<br />
im Hintergrund haben, sind auch der Kulinarik keine Grenzen<br />
gesetzt. Man könnte die Festlerei als ein neues Lokal beschreiben,<br />
das mobil und anpassungsfähig ist.<br />
Mit den Eltern, Thilo und Uli, werden wir sicherlich noch einiges<br />
von ihr – der Festlerei – hören und wissen schon jetzt, dass<br />
aus den großen Geschwistern (Ähndl, Auszeit und Co.) auch<br />
was richtig Gutes wurde.<br />
KOMM MIT INS BOOT<br />
Wer Lust hat, ins Boot einzusteigen, darf sich gerne melden, denn<br />
nette und engagierte Mitarbeiter können dieses Projekt noch besser<br />
machen. Und zusammen in einem Boot ist es am lustigsten.<br />
Andrea Weisner<br />
77
· Renovierung<br />
· Sanierung<br />
· Raumgestaltung<br />
· Bodenbeläge<br />
· Umbau aus einer Hand<br />
Flohbühlweg 4, 82377 Penzberg<br />
Tel.: 08856/6099877, Mobil: 0176/64788639<br />
E-Mail: info@kunzrenovierung-sanierung.de<br />
www.kunzrenovierung-sanierung.de<br />
78
Bewegung ist der Schlüssel zur Gesundheit!<br />
Aber wie überwindet man die Hürden?<br />
Feelgood macht einen sanften Einstieg möglich.<br />
GESUNDHEIT<br />
BEWEGUNG: EIN WAHRES LEBENSELIXIER<br />
Bewegung ist die beste Medizin und sogar die Basis, um bis<br />
ins hohe Alter gesund und mobil zu bleiben. Durch Bewegung<br />
stärken wir Muskeln, Bänder und schützen die Gelenke. Unsere<br />
Herz-Kreislauf-, Stoffwechsel- und Abwehrsysteme werden<br />
angeregt und regelmäßige Bewegung wirkt zudem positiv<br />
auf die Psyche! Gerade im Alter kann Bewegung dazu beitragen,<br />
unsere Unabhängigkeit möglichst lange zu bewahren.<br />
Es muss nicht Leistungssport sein, bereits sanftes Intervalltraining<br />
mit niedriger Intensität kann für unsere Gesundheit<br />
sehr förderlich sein.<br />
EINFACHER GESAGT ALS GETAN<br />
Obwohl uns Ärzte und Familienmitglieder gerne auffordern,<br />
uns endlich mehr zu bewegen – fällt es uns häufig schwer.<br />
Zahlreiche Ausreden halten uns davon ab, uns außerhalb unserer<br />
Komfortzone zu bewegen oder uns gar zu „quälen“. Wer<br />
darüber hinaus bereits Schmerzen verspürt, geht lieber in die<br />
Schonhaltung und viele Menschen fühlen sich in einem Fitnessstudio<br />
einfach nicht wohl. Man resigniert, verschiebt die<br />
guten Vorsätze oder gibt im schlimmsten Fall ganz auf.<br />
SPÜRBARE ERFOLGE<br />
Unsere Mitglieder erzählen uns täglich, dass Sie ihr Training<br />
im Feelgood-Center nicht mehr missen wollen. Durch die<br />
Kräftigung und Dehnung fühlen sie sich leichter und insgesamt<br />
wohler. Das macht auch die Bewältigung des Alltags<br />
um einiges einfacher. Vor allem freuen sie sich, eine einfache<br />
und effektive Art der Bewegung in einem ansprechenden Umfeld<br />
für sich entdeckt zu haben.<br />
NEUER ANSATZ AUS NORWEGEN<br />
Das muss jedoch nicht sein! Jahrelange Erfahrungen aus<br />
Reha und Geriatrie haben eine neue alternative Bewegungsform<br />
erschaffen, die einen einfachen und unbeschwerten Zugang<br />
zu Bewegung und Aktivität bietet. Somit kann wirklich<br />
jeder einfach und effektiv trainieren – auch ganz ohne eigene<br />
Kraftanstrengung. Wie das geht? Feelgood bietet einen Trainingszirkel<br />
mit zwölf motorunterstützten Geräten, die den<br />
gesamten Körper mobilisieren und kräftigen. Die Geräte führen<br />
die Bewegung, der Körper wird rundum bewegt, gedehnt<br />
und mobilisiert. Wer selbst aktiv werden möchte, kann die<br />
Übung durch eigene Kraft verstärken. Jeder kann nach persönlicher<br />
Tagesform und Leistungsstand sein Trainingspensum<br />
individuell bestimmen.<br />
Wann kommen Sie vorbei und testen Feelgood in einem persönlich<br />
betreuten Probetraining?<br />
Feelgood-Center Murnau Feelgood-Center Starnberg<br />
Kemmelallee 1,<br />
Hauptstr. 5a,<br />
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79
PASSION<br />
Markus Zwink:<br />
Passion Musik –<br />
Musik zur Passion<br />
Sein erster Auftritt bei einem Passionsspiel in Oberammergau<br />
war kurz: Schon als Vierjähriger war Markus Zwink beim Einzug<br />
in Jerusalem dabei. Am Arm seiner Tante. Das hat ihn damals<br />
unheimlich beeindruckt, erzählt er. Als allerdings die anderen<br />
Darsteller ganz in seiner Nähe „brutal laut“ anfingen, ihre Texte<br />
zu rufen, habe er „so Schiss bekommen“, dass er angefangen habe<br />
zu weinen. „Da hat mich meine Tante gleich wieder von der Bühne<br />
genommen.“<br />
Veränderung und Beständigkeit<br />
ohne Redundanz<br />
Seither war Markus Zwink, der heute die musikalische Gesamtleitung<br />
des Oberammergauer Passionsspiels innehat, fast jedes<br />
Mal mit dabei. Nur das Jubiläumsspiel 1984 hat er ausgelassen.<br />
Als Wiederholung der Passion von 1980 hat ihn das nicht so sehr<br />
interessiert. Denn Wiederholungen liegen ihm nicht besonders,<br />
sagt er – was natürlich eine Herausforderung ist, wenn man bei<br />
mehr als 100 Aufführungen des Oberammergauer Passionsspiels<br />
jedes Mal dabei sein muss. Seinerzeit war es wohl auch eine<br />
innere Haltung: So, auf die in den Augen vieler veraltete Art und<br />
Weise, wollte er das Passionsspiel einfach nicht mehr. Markus<br />
Zwink gehörte zu einer Gruppe von jungen Oberammergauern,<br />
die die Veränderung im Passionsspiel erreichen wollten. Vor allen<br />
Dingen sollte das Spiel vom Leiden und Tod Christi von seinen<br />
antisemitischen Tendenzen im Text befreit werden.<br />
Foto: Heribert Riesenhuber<br />
81
PASSION<br />
Musikalischer Oberguru in sieben Takten<br />
Die Verantwortung für Chor und Orchester teilt sich Markus Zwink,<br />
der am renommierten Mozarteum in Salzburg und an der Musikhochschule<br />
in München studiert hat, heute mit Eva Kammerer<br />
und Christian Wolf. Doch musikalisch gesehen ist es schon seine<br />
Passion. Welche große Rolle die Musik in diesem Theater spielt,<br />
erzählt Zwink, ist vielen Besuchern gar nicht bewusst. Besonders<br />
die Lebenden Bilder, von denen die Handlung immer wieder unterbrochen<br />
wird und die Gelegenheit zum Innehalten und Reflektieren<br />
geben, sind musikalisch ausgestaltet. Daneben gibt es Musik<br />
zum Einzug und manchmal in anderen Szenen. Die Musik, die<br />
man heute mit dem Oberammergauer Passionsspiel verbindet,<br />
stammt zum größten Teil aus dem 19. Jahrhundert. Sie geht auf<br />
den Oberammergauer Lehrer und Komponisten Rochus Dedler<br />
zurück, der sie für das Passionsjahr 1815 komponierte. Als Markus<br />
Zwink 1990, wie er selbst sagt, „musikalischer Oberguru“ der Passion<br />
wurde, näherte er sich der Musik erst einmal voller Respekt und<br />
sehr behutsam – auch wenn er keineswegs mit allem einverstanden<br />
war. Manches, so erzählt er, war „ganz gut gemacht, aber letztendlich<br />
nicht befriedigend.“ Für die Passion des Jahres 1990 veränderte er<br />
schließlich nur sieben Takte. Die wenigsten werden es überhaupt<br />
bemerkt haben. Aber seitdem hat sich das Passionsspiel weiterentwickelt<br />
und es ist vielen klar geworden, dass Theater eben nicht<br />
die Wiederholung des immer Gleichen sein kann. Jede Inszenierung<br />
der Passionsspiele seither war anders. Und so war es selbstverständlich,<br />
dass auch die Musik sich ändern muss. Aus dramaturgischen<br />
Überlegungen und manchmal aus ganz praktischen Gründen.<br />
Zum Beispiel, wenn mehr Zeit für einen Umbau benötigt wurde.<br />
Dann musste auch die Musik länger dauern.<br />
Wind of Change<br />
„Für 2000 habe ich dann begonnen, großzügig mit dem vorhandenem<br />
Material umzugehen“, erinnert sich Zwink. „Wir haben Texte<br />
geändert und alte Nummern durchsucht, von denen wir vermuteten,<br />
dass wir sie wieder verwenden könnten. Und es wurde vor allem<br />
auch neue Musik komponiert.“ Otto Huber, Theaterenthusiast und<br />
Deutschlehrer am Gymnasium in Murnau, war bei den Texten<br />
maßgeblich daran beteiligt. 2010 hat sich das dann weiter fortgesetzt:<br />
„Wir haben gelernt, dass auf der Bühne viel gemacht werden<br />
kann, was mit dem Raum zu tun hat“, so Markus Zwink. „Doppelchörigkeit<br />
zum Beispiel oder eine gewisse ,akustische Tiefenwirkung‘,<br />
die man dadurch erreicht, dass gleichzeitig auf und hinter der Bühne<br />
gesungen wird.“ Zusätzlich, so erzählt Zwink, habe er viel durch<br />
die Theaterarbeit zwischen den Passionen gelernt, denn auch für<br />
andere Stücke, die im Passionstheater aufgeführt wurden, hat er<br />
die Bühnenmusiken geschrieben.<br />
Im Traditionswirtshaus mitten im Landesgestüt<br />
Schwaiganger servieren wir unsere bodenständige,<br />
herzhaft bayerische Küche und schmackhafte<br />
mediterrane Gerichte.<br />
Wir freuen uns schon darauf, Ihre Kaffeepausen,<br />
Brotzeiten, Mahlzeiten, Feste und besonderen<br />
Gelegenheiten in unserem gemütlichen, hellen<br />
Restaurant – und natürlich im zünftigen Biergarten<br />
unter den Kastanien – einzigartig zu gestalten.<br />
LANDGASTHOF SCHWAIGANGER<br />
Inhaber: Luciana und Anton Pölt<br />
Schwaiganger 1, 82441 Schwaiganger<br />
Tel.: 08841-4874600<br />
Facebook: @landgasthofschwaiganger<br />
info@landgasthof-schwaiganger.de<br />
www.landgasthof-schwaiganger.de<br />
Öffnungszeiten Sommersaison 2022<br />
(April bis Oktober):<br />
Täglich außer Montag 10 – 22 Uhr<br />
82
2022: Tradition und Veränderung<br />
Auch für die Passion 2022 hat Markus Zwink neue Musik in die<br />
alte Partitur eingefügt. Darüber hinaus wird es auch eine Änderung<br />
geben, die er wohl mit gemischten Gefühlen sieht: Zum ersten<br />
Mal wird der „Prologsprecher“ nicht mehr auftreten. Das<br />
wirkt sich natürlich auch auf die Musik aus. Aber Zwink verbindet<br />
noch etwas anderes damit, denn sein Bruder Vitus und vor allem<br />
sein Vater Franz stand über mehrere Dekaden in dieser Rolle auf<br />
der Bühne. Beide zum letzten Mal 1984. Dass es diese Rolle nun<br />
nicht mehr geben wird, ist für diejenigen, die sich nicht so sehr<br />
mit der Weiterentwicklung der Passion befasst haben, vielleicht<br />
etwas überraschend. Aber, so meint Markus Zwink, man kann es<br />
ja in Zukunft auch wieder rückgängig machen, wenn man will.<br />
Inzwischen ist viel von der Musik zum Passionsspiel durch Zwinks<br />
Hände gegangen. Ob es nur darum ging, eine Orchestrierung einzurichten<br />
oder ein Motiv zu variieren, um die Musik dem anzupassen,<br />
was auf der Bühne passiert. Es gibt auch Stücke, die vollkommen<br />
neu sind und nicht mehr auf die alte Musik zurückgehen.<br />
„Für 2010 habe ich eines der wichtigsten Gebete der Juden, das<br />
Schma Jisrael, für die Passion vertont“, erzählt Zwink. Das war<br />
auch für ihn etwas ganz Besonderes: „Da singt ja nicht nur der<br />
Chor, sondern diesmal sollte auch das ganze Volk singen. Und das<br />
war für mich schon sehr spannend, ob es von den ,normalen‘ Volksdarstellern<br />
angenommen wird. Das Lied ist noch dazu auf Hebräisch.<br />
Aber es hat sehr gut funktioniert.“ Inzwischen gehört es für die<br />
Oberammergauer so fest zur Passion, wie manch andere alte Melodie.<br />
Denn es ist für Markus Zwink immer wichtig gewesen, dass<br />
die Musik, zu der die Oberammergauer eine emotionale Bindung<br />
haben, erhalten bleibt.<br />
Chor und Corona<br />
Rein zeitlich gesehen ist die Musik zu etwa einem Drittel am Passionsspiel<br />
beteiligt. 130 Orchestermusiker und etwa ebenso viele<br />
Chorsänger gibt es. Auf der Bühne stehen dann bei den Aufführungen<br />
jeweils etwa die Hälfte. Fast alle stammen aus Oberammergau.<br />
Das, so Markus Zwink, ist sicher auch etwas, was das<br />
Passionsspiel in Oberammergau so einzigartig macht. Gerade in<br />
den Zeiten der Pandemie war es oft nicht leicht, Proben zu organisieren.<br />
Oft wurden die Stimmen einzeln erarbeitet, erzählt er.<br />
Doch inzwischen hat sich längst alles zusammengefügt. Chor und<br />
Orchester – und nicht zuletzt Markus Zwink – sehen den Spielen<br />
optimistisch und mit Vorfreude entgegen.<br />
Heribert Riesenhuber<br />
83
84
IMMOBILIEN - EXPERTENTIPPS<br />
Soll man die Grundschuld<br />
löschen? Oder lieber nicht?<br />
Enthält das Grundbuch keine Grundschuld mehr,<br />
erkennen Kundige sofort: Diese Immobilie ist<br />
abbezahlt. Das ist aber nicht immer von Vorteil.<br />
Irgendwann ist er da, der große Tag: Der Kredit für das Eigenheim<br />
ist endlich abbezahlt. Diesen Erfolg kann der Eigentümer amtlich<br />
machen, indem er die Grundschuld im Grundbuch löschen lässt.<br />
Ein schönes Gefühl – aber es kann ratsam sein, die Grundschuld<br />
einfach stehen zu lassen.<br />
Die Grundschuld ist die gängigste Sicherheit, die Banken für die<br />
Gewährung eines Immobilienkredits fordern. Das funktioniert in<br />
der Praxis so: wer eine Immobilie kauft und dazu eine Grundschuld<br />
aufnimmt, räumt der Bank ein Grundpfandrecht auf das<br />
Grundstück ein. Heißt: Die Bank dürfte die Immobilie zwangsversteigern,<br />
wenn der Kunde seine Raten nicht mehr zahlt.<br />
Grundschuld und Hypothek –<br />
zwei unterschiedliche Dinge<br />
Im Alltag wird die Grundschuld oft mit einer Hypothek gleichgesetzt.<br />
In der Tat ist auch die Hypothek ein Grundpfandrecht, das<br />
ins Grundbuch eingetragen wird. Aber es gibt große Unterschiede.<br />
Die Hypothek bezieht sich immer auf eine konkrete Forderung,<br />
ist also mit einem konkreten Darlehen verbunden. Ihre Höhe sinkt<br />
mit der Tilgung des Darlehens und beträgt am Ende null.<br />
Dagegen stellt die Grundschuld eine abstrakte Absicherung dar,<br />
die auch ohne eine entsprechende Verbindlichkeit im Grundbuch<br />
eingetragen sein kann. Sie bleibt nach der Abzahlung des Darlehens<br />
in voller Höhe bestehen. Bei der klassischen Immobilienfinanzierung<br />
wird in der Regel nicht die Hypothek, sondern die<br />
Grundschuld von den Banken als Absicherung genutzt.<br />
Löschungsbewilligung der Bank<br />
darf nichts kosten<br />
Ist das Darlehen abgezahlt, stellt die Bank eine Löschungsbewilligung<br />
für die Grundschuld aus. Will der Eigentümer den Eintrag<br />
im Grundbuch löschen lassen, muss er damit zum Notar gehen,<br />
der das notariell beglaubigt und die Unterlagen an das Grundbuchamt<br />
schickt.<br />
Britta Kirstein-Zietz und Roger Zietz,<br />
ZIETZ Immobilien in Murnau<br />
Damit sind Kosten verbunden. Für die Löschungsbewilligung der<br />
Bank muss der Kunde nicht aufkommen. Die Bank darf dafür keine<br />
Gebühren in Rechnung stellen, urteilte der Bundesgerichtshof<br />
(Az. XI ZR 61/11). Allerdings sind Eigentümer verpflichtet, die Kosten<br />
für den Notar und das Grundbuchamt zu tragen.<br />
Bei späterem Finanzierungsbedarf<br />
ist Grundschuld nützlich<br />
Ob es sinnvoll ist, die Grundschuld zu löschen, hängt von verschiedenen<br />
Faktoren ab. Wer beispielsweise weiterhin in seinem<br />
Haus wohnen möchte, es vielleicht modernisieren möchte, ist gut<br />
beraten, die Grundschuld einfach stehen zu lassen. Die Grundschuld<br />
wandelt sich so automatisch in eine Eigentümergrundschuld.<br />
Sie ist quasi eine leere Hülle, die wieder mit einem neuen<br />
Kredit gefüllt werden<br />
kann. Sollte der Eigentümer<br />
also in Zukunft<br />
einen größeren Finanzierungsbedarf<br />
haben,<br />
kann er diese Grundschuld<br />
gleich nutzen.<br />
Hätte er sie löschen<br />
lassen, müsste er unter<br />
Umständen eine neue<br />
Grundschuld eintragen<br />
lassen – mit den entsprechenden<br />
Kosten.<br />
85
WIRTSCHAFT & FINANZEN<br />
DR.RALF<br />
ERICH<br />
SCHAUER<br />
Gründung einer Familiengesellschaft<br />
als Erbschaftsund<br />
Schenkungsstrategie<br />
Die Familiengesellschaft, auch Familienpool ge nannt, kann ein<br />
sinnvolles Instrument für die Über tragung von Vermögenswerten<br />
in der Familie sein.<br />
Bei einer Familiengesellschaft handelt es sich um einen Zu -<br />
sammenschluss von mehreren Personen, in der Regel Eltern, Kinder<br />
und Enkelkinder. Sie kann sinnvoll sein, wenn es sich um Vermögenswerte<br />
handelt, die nur schwer geteilt werden können, wie<br />
z.B. Immobilien. Die Familiengesellschaft ist in den meisten Fällen<br />
eine Personengesellschaft wie die Ge sell schaft bürgerlichen Rechts<br />
(GbR) oder die Kommandit gesell schaft (KG). Die Wahl der Gesellschaftsform<br />
hängt von den daran beteiligten Personen, deren<br />
Lebensalter sowie von dem zu übertragenden Vermögen und dessen<br />
Steuerlast ab.<br />
Die Familiengesellschaft kann die Übertragung und das Hal ten<br />
von Grundstücken, Kontoguthaben, Anteilen an Kapital gesellschaften<br />
oder beweglichen Gegenständen zum Ziel haben. Eine<br />
Grunderwerbsteuer fällt nicht an. Sinn und Zweck ist es, das Erblasservermögen<br />
zu bündeln und meist zu Lebzeiten ganz oder teilweise<br />
zu übertragen. Somit kann die Schaffung einer Erbengemeinschaft<br />
umgangen werden. Die Übertragung des Familien-<br />
vermögens wird somit vorrangig durch Ein- und Austritt von Gesellschaftern<br />
bzw. durch Ände rung der jeweiligen Beteiligungs-<br />
quoten gesteuert. Der Vorteil einer Familiengesellschaft ist, dass<br />
Foto Archiv: Angela und Lutz Stoess Fotografie<br />
das Vermögen vor Zer splitterung gesichert wird. Es kann keine<br />
Teilungs ver stei ge rung, wie bei einer Erbengemeinschaft, erzwungen<br />
werden.<br />
Es handelt sich hierbei um ein effektives Steuerplanungs modell.<br />
Der Vorteil liegt vor allem in der frühzeitigen Über tragungsmöglichkeit<br />
an die nachfolgende Generation, ohne dass gleichzeitig<br />
das Vermögen wie sonst üblich aufgeteilt werden muss oder die<br />
Verfügungs- und Nutzungsmöglichkeit hieran verloren geht. In<br />
der Regel sind die Gesellschafts anteile überwiegend bei den Eltern<br />
vorhanden. Jeder Eltern teil kann davon schrittweise alle 10 Jahre<br />
steuer unschäd liche Vermögen in der Höhe der persönlichen Freibeträge<br />
an die Kinder übertragen. Die Steuerfreibeträge liegen<br />
zum momentanen Zeitpunkt bei 400.000,00 €.<br />
Ein weiterer Vorteil ist, dass die Familiengesellschaft auch als Instrument<br />
des Vermögensschutzes interessant ist. Gläu bi ger einzelner<br />
Gesellschaften haben keinen Zugriff auf das Gesellschaftsvermögen,<br />
allenfalls auf die jeweilige Betei li gung des Gesellschafters<br />
selbst bzw. auf dessen Ab fin dungs anspruch im Falle des<br />
Ausscheidens. Wichtig ist, dass frühere Ehepartner der Gesellschafter<br />
bezüglich ihrer Unterhalts ansprüche nicht auf das Vermögen<br />
zugreifen können.<br />
Ungewollte Pflichtteilsansprüche können sich in vielen Fällen<br />
durch gesellschaftsvertragliche Regelungen abklären lassen. Nach<br />
Versterben eines Gesellschafters fällt dessen Anteil dann nicht an<br />
seinen Nachlass sondern wandert zu den an deren Gesellschaftern.<br />
Dadurch können auch keine Pflicht teilsansprüche übergangener<br />
Abkömmlinge entstehen.<br />
Die Vorteile bezüglich der Einkommensteuer liegen in der steueroptimalen<br />
Verteilungsmöglichkeit der Einkünfte auf die Gesellschafter.<br />
Die Einkünfte werden durch gesellschafts vertragliche<br />
Regelung auf die Gesellschafter verteilt.<br />
Die Beteiligung minderjähriger Kinder am bestehenden Familienvermögen<br />
ist durch dieses Konstrukt schon frühzeitig möglich.<br />
Bei Beteiligung Minderjähriger muss in der Regel die Konzeption<br />
in Form einer KG erfolgen, bei der die Minder jährigen dann als<br />
Kommanditisten beitreten.<br />
Individuelle Fragen zu diesem und weiteren Themen im Erbrecht<br />
beantworten wir Ihnen gerne im Rahmen einer fundierten Beratung.<br />
Dr. Ralf Erich Schauer, Steuerberater<br />
www.dr-schauer.de<br />
86
BASKETBALL<br />
Auch unsere U8-Jährigen dürfen<br />
schon in der Liga mitspielen!<br />
Viel Spaß haben unsere „Kleinen“ im Training mit ihrer Trainerin<br />
Sybille Wiedenmann. Und lernen kann man Basketball kaum<br />
besser, als von einer Ex-Nationalspielerin:<br />
„In der U8 freunden sich die Kids mit dem Ball an und finden auch<br />
neue Freunde. Es wird noch viel gespielt und das gelöste Sausen<br />
und Springen ist ein Teil des Trainings.<br />
Die Vielseitigkeit der Bewegungen steht noch im Mittelpunkt. Aber<br />
man lernt auch was ein Cowboy/Cowgirl (Grundstellung mit Ball<br />
im Basketball) alles können muss und warum man zwei Augen<br />
hat: eins für den Ball und eins für seinen Gegenspieler, und das<br />
Werfen gelingt immer besser.“<br />
Zweimal in der Woche trainieren die Kinder hochmotiviert mit<br />
ihrer Trainerin und mehreren Cotrainern, denn jetzt, Ende Mai,<br />
finden zum Saisonende Ligaturniere statt, bei denen sie auf mehrere<br />
Mannschaften treffen und endlich zeigen können, was sie<br />
schon gelernt haben.<br />
Unsere U8-Kinder sind aber nicht die Jüngsten im Verein. Einmal<br />
in der Woche trainieren auch schon unsere 4- bis 6-jährigen Bas-<br />
Kidz, hierzu gibt es extra kleinere Körbe und Bälle, damit sich<br />
alle Kinder über Korberfolge freuen können!<br />
Unsere U8-Mannschaft mit Trainerin Sybille Wiedenmann<br />
Bei uns dürfen Kinder, die Interesse haben, Basketball auszuprobieren,<br />
ganz unkompliziert zu den Trainings dazu kommen und<br />
auch sofort mitmachen.<br />
Die Trainingszeiten und Trainingshallen unserer Teams können<br />
auf unserer Homepage nachgesehen werden.<br />
www.esv-staffelsee.de<br />
info@esv-staffelsee.de<br />
Steffi Seyringer,<br />
Jugendwartin ESV-Staffelsee<br />
87
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