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42 Giesen: „Selbstverständlich – aber wir sind ja gerade deshalb erfolg- reich, weil wir unsere Kunden immer über diese «Wunden» informiert und so vor Fehlentscheidun gen be- wahrt haben. Hinter vorgehal tener Hand machen das sicherlich viele Systempart ner – nur offen sagen darf man das nicht, dann gibt’s Abmah- nungen oder man wird von DATEV- Veranstaltungen ausgeschlossen. Wir hatten z. B. im Frühjahr 1999 un sere Kunden vor dem Um stieg auf die neue Windows-Version von Kanzlei-Rechnungs we sen gewarnt und mitgeteilt, die Kunden sollten auf die nächste fehlerbe reinigte Ver- sion warten. Von der DATEV hagelte es dafür sofort Ärger.“ Pesch: „Sie meinen, die eigene Ge- nossenschaft lässt den Anwender ins offene Messer laufen?“ „... für uns ist die Sache klar: nur unsere Kunden bezahlen uns ...“ Giesen: „Äuße rungen, die nicht 100%ig DATEV-konform sind, werden leider oft als Geschäftsschä- digung ausgelegt. Das ist einer der Gründe, warum SPECTRUM mehr- fach in den letzten Jahren mit der DATEV angeeckt ist … … dabei ist die Sache für uns ganz einfach: Wenn SPECTRUM zwei, drei falsche Empfehlungen an unsere Kunden gäbe, würde uns kein Kun- de mehr glau ben. Also müssen wir uns schon ganz genau überle gen, was wir empfehlen, ganz be sonders dann, wenn unsere Empfehlung von der der DATEV abweicht. Für uns ist die Sache klar: Nur un sere Kunden bezahlen uns – also kön nen wir nur loyal zu unseren Kunden sein! Unse- rerseits kann es daher keine zweige- teilte Loyalität zu Microsoft, DATEV, Novell, Haufe, Audi con, Addison, Agenda, SBS, und wie alle die unter- schiedlichen SW-Lieferanten hei ßen, geben.” Pesch: „Also, soweit es sich nicht widerspricht, sollte Loyalität doch ge- genüber allen Geschäftspartnern ge- übt werden. Im Übrigen: Eine offene – oder besser: aufrichtige – Beratung erwarte ich sowohl von meinem System partner als auch von der DATEV!“ Giesen: „Einverstanden, aber Sie waren ja selbst Zeuge, was im Nach gang zu meinem Vortrag auf Ihrer Bezirks ver anstal tung am 17.4.2007 in Köln passierte. Sie hatten das Thema «Die digitale Steuerberatungs kanzlei – Fluch oder Segen? Ein Blick auf heute und in die Zukunft – Chancen und Risi- ken» vorgegeben und hierzu selbst ei nen interessanten Vortrag aus Sicht der Berufsträger gehalten …“ Pesch: „… ja, und dann kam Ihr Vortrag aus Sicht eines Systembe-
treuers, der – wie mir die meisten An- wesenden bestätigten – das «Salz in der Suppe» die ser Veranstal tung war und den ich persönlich alles andere als beson ders kontrovers empfand.“ Giesen: „Wie Sie aber wissen, hat die DATEV hin ter her einen Aufstand gemacht. Dabei hatte ich lediglich an hand konkreter Beispiele aus dem Internet de monstriert, dass leider schon einige Steuer berater mit dem neuen Thema «BmZ – Buchen mit Zu- kunft - Digi tale Beleg verar beitung» unseriös auf Man dantenfang unter- wegs sind. Head lines auf Homepa- ges wie «Buchen Sie noch oder leben Sie schon» er wecken ja den Eindruck, als ob heute nur noch Beschränkte eine Buchhaltung machen. Unse riöse Aussagen von Steu erberatern, der Mandant müsse seine Belege nicht mehr abheften und auf bewahren, sondern er könne sie einfach weg schmeißen, nach- dem er sie im Rah men der Digita- len Belegbuchung nach Nürnberg „... SPECTRUM hat nur auf die Wünsche der Kunden reagiert ...“ ge faxt hat, habe ich genauso kriti- siert wie die offenbar zunehmende Anzahl an Steuerberatern, die der «Geiz ist geil»-Manie verfallen sind und behaupten, dass der Mandant angeblich mit BmZ 50 bis 80 % der Kosten ein sparen könne.“ Pesch: „Das halte ich ohnehin für eine Mär. Im Übri gen interessieren den Berufsträger in erster Linie die eigenen IT-Kosten und diese haben sich in den letz ten Jahren unbe- streitbar absolut wie relativ erhöht. Was Ihren Vor trag in Köln betrifft, so lag darin nichts Anstößiges. Er hat den Anwesenden le diglich etwas die Augen geöffnet, dass man das Ge schäft indivi du ell – Mandant für Man dant – gestalten sollte und nicht nach dem Gießkannen prinzip allen Man danten den gleichen Hut verpas- sen kann, wie Sie es ja auch sehr schön bildlich dargestellt hatten. Im Nachhinein ärgert mich nur, dass die DATEV versucht hat, indirekt auf eine Ver bands veran staltung Einfluss zu nehmen und unsere Re ferenten einschüch tert. Mit diesem Thema bin ich auch noch nicht fertig …“ Giesen: „Diese ständige Beein- flussung, d. h. dieser «De-facto- Maulkorb», war mit einer unserer Gründe für die einvernehmliche Auflösung des DATEV-System partner-Vertrages.“ Pesch: „Das kann aus Ihrer Sicht aber doch nicht al les gewesen sein, um den Systempartner-Vertrag mit der DATEV zu lösen …“ Giesen: „Die DATEV ist in den letzten Jahren nicht mehr nur Software- Lieferant, sondern geht mit eige nen IT-An geboten verstärkt auch in die 43
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