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die kunstaktion<br />

umbruch-aufbruch<br />

das konzept<br />

der kunstaktion<br />

die arbeitsgruppe<br />

des kunstprojekts<br />

Geplante Umbrüche können ruhig verlaufen und sich in<br />

den Lauf der Dinge einpassen. Sie können aber auch als<br />

Gelegenheit wahrgenommen werden, Kommunikation<br />

zu befördern, sich Ideen und Ziele bewusst zu machen<br />

und im besten Falle (kleine) Aufbrüche zu initiieren.<br />

In Zeiten rapide schwindender Mitgliederzahlen in den<br />

großen Kirchen muss ein so aufwändiges Projekt wie<br />

die Sanierung und Ertüchtigung des Augustinus Gemeindehauses<br />

nicht nur bautechnisch, sondern besonders<br />

auch inhaltlich begründet werden und dies erfolgt<br />

um so nachvollziehbarer, je stärker die Einbindung und<br />

Partizipation vieler Menschen dabei ermöglicht wird.<br />

Den Umbruch als Aufbruch sinnhaft begleiten<br />

Im Sommer 2021 bildete sich daher eine Arbeitsgruppe<br />

aus Kirchengemeinderätin Katrin Sabath-Härlin,<br />

Marco Iannelli vom Büro Sonnentag Architektur und<br />

dem Künstler Stanislaus Müller-Härlin mit dem Ziel,<br />

das Haus, das nach langen Jahre als wichtiger städtischer<br />

Ort der Kultur und Kommunikation über die<br />

Gemeinde hinaus an Präsenz verloren hatte, wieder<br />

in ein breiteres Bewusstsein zu rücken und das Potential<br />

seiner zukünftigen Nutzung zu verdeutlichen.<br />

Das künstlerische Projekt, von der ersten Ideenpräsentation<br />

an getragen und gestützt durch die Gemeinde,<br />

möchte den Umbruch als Aufbruch sinnhaft begleiten<br />

und die Chance nutzen, einen spirituellen, künstlerischen<br />

und – pandemiebedingt reduzierten – gemeinschaftlichen<br />

Anfangsimpuls zu geben, der über den<br />

eigentlichen Aktionszeitraum hinaus in Gemeinde<br />

und interessierte Öffentlichkeit wirkt.<br />

Aus den beiden zentralen Aspekten Raum und<br />

Mensch wurde dafür ein Konzept entwickelt, das aus<br />

mehreren Elementen besteht:<br />

Im Zentrum stehen die symbolische Öffnung des<br />

Hauses und seine Beleuchtung (Raum) sowie die Verbindung<br />

in den regionalen Kontext (Mensch). Dafür<br />

wurden interreligiös die Gemeinden der Stadt und<br />

des Umlandes, aber auch Institutionen wie die Stadtverwaltung<br />

selbst, Arbeitskreise und viele mehr, zur<br />

Teilnahme eingeladen.<br />

Um dem Anspruch gerecht werden zu können, die<br />

Reichweite der Aktion zu vergrößern und möglichst<br />

viele Menschen erreichen zu können, wurde früh beschlossen,<br />

den kompletten Abend live zu übertragen.<br />

Dafür wurden zwei Kameras fest montiert, während<br />

Kunststudierende der PH Schwäbisch Gmünd mit<br />

zwei weiteren Kameras die Akteur_innen begleiteten.<br />

Räume öffneten sich und wurden erleuchtet<br />

Mit Einbruch der Dunkelheit betraten am Freitag,<br />

den 25.2.2022 alle Beteiligten das leere Haus und<br />

bildeten gemischte Arbeitsteams. Nach und nach<br />

wurden von diesen über fünf Etagen alle Räume des<br />

Gebäudes aufgeschlossen und ihre Türen ausgehängt:<br />

Räume öffneten sich und können nicht mehr<br />

verschlossen werden, frische Luft kann ungehindert<br />

durch alle Räume wehen, das Gebäude wurde<br />

durchlässig. Dieser Vorgang nahm etliche Stunden in<br />

Anspruch und verdeutlichte Größe, Weite, Chancen<br />

des Raumes, der erschlossen wurde.<br />

Erst mit der Öffnung jeden Raums wurde dieser auch<br />

erleuchtet; von Außen gut sichtbar, erhellte sich das<br />

Gebäude nach und nach über seine ganze beachtliche<br />

Größe und leuchtete, bis am Morgen das Tageslicht<br />

die künstliche Beleuchtung ersetzte.<br />

Ein Teil der ausgehängten Türen wurde am selben<br />

Abend in den Gemeindesaal getragen und zur weiteren<br />

Nutzung als Tisch vorbereitet: Dafür wurden<br />

Bänder abgesägt, Klinken demontiert, Blindzylinder<br />

eingesetzt, die Tür mit einem Gestell verbunden und<br />

schließlich eine Plakette mit einem dynamischen QR-<br />

Code angebracht, über den zunächst diese Dokumentation<br />

und bis zum Ende des Umbaus weitere Informationen<br />

abgerufen werden können.<br />

Die Arbeit des Abends erfolgte in zwei großen Schichten<br />

und mit 50 Teilnehmer_innen, bis über 100 Türen<br />

ausgehängt waren und die ca. 60 Räume lichtdurchflutet<br />

eine Einheit bildeten. Am Ende der Aktion<br />

stand das gemeinsame Essen an den selbst gefertigten<br />

Tischen.<br />

Die Tische werden zu den Menschen gebracht<br />

Am folgenden Samstag, 26.2.22 wurden alle Tische<br />

an ihre neuen Orte zu Gemeinden und Institutionen<br />

gebracht und dort ihrer ganz unterschiedlichen Bestimmung<br />

übergeben. Als Informationstisch für Gemeindeinformationen,<br />

als Besprechungstisch für<br />

Sitzungen, als Gartentisch für die Gemeinde, als Esstisch<br />

für die Vesperkirche oder als gestaltbare Tür für<br />

Konfirmand_innen.<br />

Mit „Umbruch-Aufbruch“ wird der lange und aufwendige<br />

Umbau des Gemeindehauses in einen<br />

sinnhaft- und sinnlich nachvollziehbaren Kontext<br />

verwandelt. Das Projekt lädt zur Teilnahme ein, das<br />

Vorhaben wird transparent gemacht, kommunikative<br />

wie symbolhafte Möglichkeiten der Kunst werden genutzt,<br />

um über rein physische oder organisatorische<br />

Aspekte des Umbaus einen Anfangsimpuls zu setzen.<br />

Die Teilnahme so vieler Parteien macht dabei deutlich,<br />

wie groß der Wunsch nach Austausch, Gemeinschaft<br />

und Verbindung ist.<br />

KIRCHE<br />

Katrin Sabath-Härlin<br />

• Kirchengemeinderätin, Lehrerin und Musikerin<br />

• Studium der Musikpädagogik, Musikwissenschaft<br />

und der Evangelischen Theologie in Bamberg,<br />

Fribourg/Schweiz und München<br />

• Arbeit in der Entwicklungszusammenarbeit, als freiberufliche<br />

Musikpädagogin sowie in künstlerischen<br />

Projekten und partizipativen Arbeiten<br />

• Artist in Parish der Nordkirche 2017<br />

www.banda-colini.jimdo.com<br />

KUNST<br />

Stanislaus Müller-Härlin<br />

• Freier Künstler und Dozent für Kunst an der<br />

PH Schwäbisch Gmünd<br />

• Studium der Kunst/Kunstpädagogik, Kunstgeschichte,<br />

Kath. Theologie und Medienkunst in<br />

Osnabrück, Rom, Frankfurt und Oldenburg<br />

• Zahlreiche Ausstellungen<br />

• Arbeitsschwerpunkte u.a. in partizipativen<br />

und kollaborativen Kunstprojekten<br />

• Artist in Parish der Nordkirche 2017, Stipendiat des<br />

Cusanuswerks und der Konrad-Adenauer Stiftung<br />

www.muellerhaerlin.com<br />

www.instagram.com/stanislausmh<br />

ARCHITEKTUR<br />

Thomas Sonnentag, Sonnentag Architektur<br />

• Dipl. Ing. Architekt<br />

• Studium der Architektur an der TU Stuttgart<br />

• Mitglied der Architektenkammer Baden-Württemberg<br />

• Geschäftsführung Sonnentag Architektur mit Büros<br />

in Schwäbisch Gmünd und Offenbach a. M.<br />

• jahrzehntelange Erfahrung im Hochbau –<br />

inbesondere in den Bereichen Bauen im Bestand,<br />

Denkmalschutz, Wohnungsbau und Gewerbe<br />

• seit 2016 Kunstraum: Ausstellungen und Aktionen<br />

• 2017 und 2019 Teilnahme an der Gmünder Art<br />

• Grundsatz: Architektur ist ein Mitwirken an der<br />

Sozialen Plastik (Joseph Beuys)<br />

www.sonnentag.de<br />

Marco Iannelli, Sonnentag Architektur<br />

• Dipl. Ing. Architekt<br />

• Studium der Architektur in Stuttgart und London<br />

• Schwerpunkte auf der Entwurfs- und Werkplanung<br />

sowie auf der digitalen, modellbasierten Methode<br />

• leitet bei Sonnentag Architektur die Planung im<br />

Bereich BIM (Building Information Management)<br />

• referiert im Qualifizierungsprogramm BIM<br />

für das Institut Fortbildung und Bau der<br />

Architektenkammer Baden-Württemberg<br />

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