Kunstbulletin Juli/August 2022
Unsere Juli/August Ausgabe für 2022 mit Beiträgen zu Ari Marcopoulos, documenta fifteen, Kabelo Malatsie, Su Yu Hsin, uvm.
Unsere Juli/August Ausgabe für 2022 mit Beiträgen zu Ari Marcopoulos, documenta fifteen, Kabelo Malatsie, Su Yu Hsin, uvm.
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<strong>Juli</strong>/Aug. <strong>2022</strong> Fr. 10.– / € 8.–
*Aargauer Kunsthaus<br />
14. 5. – 7. 8. <strong>2022</strong><br />
Aargauerplatz CH–5001 Aarau<br />
Di – So 10 – 17 Uhr Do 10 – 20 Uhr<br />
www.aargauerkunsthaus.ch<br />
Davor • Darin • Danach<br />
Die Sammlung<br />
im Wandel<br />
Shirana Shahbazi, Teil der Installation Untitled II-2012, 2012<br />
Aargauer Kunsthaus Aarau / Schenkung der Freunde<br />
der Aargauischen Kunstsammlung<br />
© Shirana Shahbazi
FOKUS<br />
20 Ari Marcopoulos — Die Politik des Bildes. Kristin Schmidt<br />
28 documenta fifteen — I like documenta and documenta likes me. Oliver Kielmayer<br />
34 White Cube — Von Häusern und Fenstern. Isabel Zürcher<br />
36 Kabelo Malatsie — Vom Potenzial des Fragens und des ungewissen Wissens. Marc Munter<br />
42 Boris Mikhailov — Die Verführung durch den Tod. Urs Stahel<br />
46 Marisa et Mario Merz — Dialogue à l’ombre de l’Arte Povera. Nadia El Beblawi<br />
50 Davide Cascio — Mago della citazione. Barbara Fässler<br />
52 Su Yu Hsin — There is no before and after in waves. Giulia Bernardi<br />
HINWEISE<br />
59 Animation — Toutes les poupées ne pleurent pas — F. Tremblay / Basel — Susanna Niederer<br />
60 Brig — Amer Kobaslija / Genf — Robert Wilson<br />
62 Genf — Abdo Shanan / Kriens — 201 Cadavres Exquis<br />
64 Lausanne — Bernard Bazile / Le Locle — Exomusée<br />
66 Olten — Put on Your Red Shoes / Rapperswil-Jona — Ursula Palla<br />
68 Samstagern — mist / St. Gallen — Manon de Boer<br />
70 Strassburg — Stéphane Belzère / Winterthur — Gerry Schum<br />
72 Zürich — Marcel Van Eeden / Zürich — Rudolf Koller<br />
74 Zürich — Sandra Vásquez de la Horra / Zürich — Benedikte Bjerre<br />
BESPRECHUNGEN<br />
76 Aarau — Davor, Darin, Danach — Eine Sammlung im Wandel<br />
78 Altdorf — Pascal Danz / Daniel Comte — Vom Sehen und Verschwinden<br />
80 Baden — Birgit Kempker — Bilder einer Wortakrobatin<br />
82 Basel — Emmanuel Van der Auwera — Zwischen Fiktion und Realität<br />
84 Basel — Bang Bang — Performance now!<br />
86 Basel — Brice Marden — Räume staffeln und verwirbeln<br />
88 Bern — Bridget Riley — Begegnung mit Farbe<br />
90 Burgdorf — Franz Gertsch — Ein Raum in Ultramarin<br />
94 Genf — Guerreiro do Divino Amor — Fatale Superfiktionen<br />
96 Genthod/Genf — Open House — In räumlichen Kategorien denken<br />
98 Grenchen — Maria Magdalena Z’Graggen — Malerei wie das Leben<br />
100 Paris — Jochen Lempert — Bilden und erblickt werden<br />
102 Schaffhausen — Varlin/Moser — Wild und expressiv<br />
104 Solothurn — Balance — Die Grenzen des Wachstums<br />
106 Thun — Lorna Simpson — Im Dunst verschwindend<br />
108 Uster — Bechtler Stiftung — Die Kunst wohnt nebenan<br />
110 Vaduz — Ansarinia, Azpilicueta, Invernomuto, Stingily — Viermalvier<br />
112 Vicosoprano — Biennale Bregaglia — Wie gefällt uns die Welt?<br />
114 Winterthur — Welt aus den Fugen — Welt 2.0<br />
116 Zürich — Jose Dávila — Spanngurtkunst<br />
118 Zürich — Abstrakt gedacht — Vom Motiv zur Akteurin<br />
120 Zürich — Jack Whitten — A colored life in every way<br />
122 Zürich — Basel Abbas & Ruanne Abou-Rahme — Fragmente des Widerstands<br />
124 Zürich — Liz Larner — Mäandern zwischen Gegensätzen<br />
126 Zürich — Peter Fischli und David Weiss — Transitzonen<br />
128 NOTIERT / AGENDA / IMPRESSUM, MEDIADATEN / RÄTSEL<br />
1
Editorial — Dann sei’s so<br />
21.5.– 14.8.<strong>2022</strong><br />
Welche Fotos fesseln uns in der täglichen Bilderflut? Vor den wie<br />
an einer Wäscheleine aufgehängten Fotografien von Ari Marcopoulos<br />
verpufft diese Frage. Man bleibt stehen, taucht in Szenen ein,<br />
erkennt wiederkehrende Personen und Motive: so die zwei Frauen,<br />
die auch in einem ebenfalls in der Kunst Halle Sankt Gallen gezeigten<br />
Film von <strong>2022</strong> erscheinen. Die jüngere, Kara Walker, ist die<br />
Partnerin von Ari Marcopoulos, die ältere, June Leaf, diejenige von<br />
Robert Frank. Beide sind Malerinnen. Erstere hat den ‹New Yorker›<br />
mit ihrem Cover-Porträt der Autorin Toni Morrison mitgebracht –<br />
ein expressiver Schattenriss, den die neunzigjährige Kollegin mit<br />
erfrischender Begeisterung kommentiert. Auch die beiden Fotografen<br />
sind anwesend und unterhalten sich. Die Kamera ruht abwechselnd<br />
auf dem damals schon gebrechlichen Robert Frank,<br />
auf sich berührenden Händen, auf dem vollgestellten Fensterbrett<br />
oder schweift über die weite Landschaft dahinter.<br />
Die Männer verbindet einiges: Beide sind emigriert, Robert Frank,<br />
der Schweizer, lebt in Nova Scotia und Manhatten, Ari Marcopoulos,<br />
der Niederländer, in Brooklyn. Der Ältere murmelt Sätze wie:<br />
«Es gibt Raum … dann kommst du hierhin, und es gibt noch mehr<br />
Raum.» Oder: «Mein Vater kam von Deutschland in die Schweiz, sie<br />
haben ihm nie vergeben, dass er nicht so spricht wie sie …» Und,<br />
immer wieder: «So be it» oder auf Französisch «Ainsi soit-il». Die<br />
Frauen unterhalten sich derweil über Kunst und ihr Leben.<br />
Ja, das muss es sein, was dieses Bild so berührend macht: Die<br />
gelassene Heiterkeit und Offenheit, mit der sich die beiden Künstlerinnen<br />
im Türrahmen des Studios begegnen. Auch die Aufnahmen<br />
des gebürtigen Ukrainers Boris Mikhailov, dem wir eine Bildstrecke<br />
widmen, zeugen von diesem Geist. Empathie und Humor – wenn<br />
auch in aussichtsloser Lage: So be it. Claudia Jolles<br />
TITELBILD · Ari Marcopoulos · Upstream, <strong>2022</strong>, Pigmentdruck auf Papier, 48 x 33 cm<br />
Simon Denny, Centralized vs Decentralized Conway’s Game of Life Box Lid Overprint: Spiel des Lebens 1972, 2018, Courtesy: The artist, Galerie Buchholz, Berlin/Cologne/New York<br />
3
Raumfahrt VI<br />
Badel/<br />
Sarbach Val<br />
Minnig<br />
Joaquim<br />
Cantor<br />
Miranda 12.6.<br />
— 25.9.<strong>2022</strong><br />
Museum Langmatt<br />
Stiftung Langmatt Sidney und Jenny Brown<br />
Römerstrasse 30, CH-5401 Baden<br />
www.langmatt.ch<br />
Abb. (v.o.n.u.):<br />
Val Minnig, Insect Club, , 2019<br />
Badel/Sarbach,<br />
Planty of Love, , 2020 (© Pro Litteris)<br />
Joaquim Cantor Miranda, Those dreams are true that come in the morning, , 2021<br />
Kunst<br />
Kunst<br />
Kunst<br />
Kunst<br />
im Thurgau<br />
<strong>Juli</strong> – Dezember <strong>2022</strong><br />
Haus zur Glocke Steckborn<br />
«Neu aufgespult: Gegenwartskunst im Dialog mit Spitzenklöppeln»<br />
Doppelausstellung mit Strohmuseum im Park Wohlen 24.9.–22.10.<br />
«Können wir verschwinden?» 19.11.–10.12.<br />
Doppelausstellung mit Vinorama Museum Ermatingen 19.11.–10.12.<br />
Kunstraum Kreuzlingen & Tiefparterre<br />
Ukrainische Fotografie 10.7.–8.8.<br />
Kunsthalle Arbon<br />
Ana Strika: Taktzeit 28.8.–2.10.<br />
Shed im Eisenwerk Frauenfeld<br />
Sommeratelier Maureen Kägi 25.8.–22.9.<br />
Palm Trees and Snowballs<br />
Ein Ausstellungs-Projekt mit Michael Bodenmann,<br />
Birgit Edelmann, <strong>Juli</strong>a Körner, Stefan Rohner und<br />
einer Performance mit Pascal Lampert 6.10.–29.10.
Gelobt, gepriesen und vergessen –<br />
Von der Vergänglichkeit des Ruhms<br />
1. Mai bis 18. September <strong>2022</strong><br />
Kunstmuseum Thurgau<br />
Ittinger Museum<br />
Kartause Ittingen<br />
www.kunstmuseum.tg.ch<br />
Put on Your Red<br />
Shoes (and Dance<br />
the Blues)!<br />
Das Kunstmuseum<br />
KUNSTHALLE<br />
Hemauer/<br />
Keller<br />
Uossa o mai —<br />
Now or Never<br />
10. <strong>Juli</strong><br />
—23. Oktober<br />
<strong>2022</strong><br />
nairs.ch<br />
Folge uns<br />
Martha Haffter, «Badeanstalt Frauenfeld» (Ausschnitt), undatiert, um 1926, Ölmalerei, 64x 53cm<br />
Künstlerhaus<br />
Kunsthalle<br />
Kulturlabor<br />
Eric Hattan<br />
bittet zum Tanz<br />
Seline Baumgartner<br />
Eva Borner<br />
San Keller<br />
bis 21. <strong>August</strong> <strong>2022</strong><br />
Kollektiv Beton (Rebekka Friedli und Nathalie Kamber)<br />
Jacquy Neukomm<br />
Andy Storchenegger<br />
Regula Stücheli und Daniell’Ficola<br />
TANZINOLTEN<br />
Till Velten<br />
Viviane von Gunten<br />
Ursula Berger<br />
Rachel Bühlmann und Sadhyo Niederberger mit Lea Pelosi<br />
Andrea Muheim<br />
Ueli Sager<br />
Kunstmuseum Olten<br />
www.kunstmuseumolten.ch<br />
Di–Fr 12–17 Uhr, Sa/So 10–17 Uhr<br />
Manon<br />
Veronika Spierenburg<br />
Regina Graber und Sylvie Xing Chen<br />
Lysann König<br />
und viele mehr<br />
Saskia Edens<br />
Monica Germann & Daniel Lorenzi
14. <strong>August</strong> bis 4. Dezember <strong>2022</strong><br />
Kunsthaus Zug<br />
09.07. 30.10. <strong>2022</strong><br />
DAVID HOCKNEY<br />
MOVING FOCUS<br />
RICHARD GERSTL<br />
Inspiration – Vermächtnis<br />
David Hockney, In the Studio, December 2017, Fotografische Zeichnung gedruckt auf 7 Papierbögen, montiert auf Dibond, 278 × 760 cm (Detail),<br />
Tate: Schenkung des Künstlers 2018, © David Hockney, assistiert von Jonathan Wilkinson
5. FATart<br />
Art Fair<br />
Internationale<br />
Ausstellungsplattform<br />
& Kunstmesse<br />
Women & FLINTA<br />
in arts<br />
100 zeitgenössische<br />
Künstlerinnen | FLINTA<br />
AP Projets d’Art<br />
AP Projets d’Art is a swiss company created by persons highly competent in<br />
their field, pooling their knowledge and experience in order to support and<br />
develop the work of artists and operators in sculpture.<br />
2. & 3. Stockwerk<br />
3200m 2<br />
Kammgarn West<br />
Schaffhausen<br />
fatart.ch<br />
Monumental projects<br />
AP Projets d’Art operates as the general<br />
contractor for the creation of complex<br />
and monumental projects across the<br />
world.<br />
09.–11.<br />
09. <strong>2022</strong><br />
Sacha Sosno, “Le Guetteur”<br />
Cagnes-sur-Mer (France)<br />
Exhibitions<br />
The organisation of exhibitions of<br />
contemporary artists around the world.<br />
knapp — klar — kostbar<br />
10 × =<br />
Davide Rivalta, “Leone”<br />
Galleria Nazionale d’Arte Moderna, Roma (Italy)<br />
→ für Kunstinteressierte Fr. 80.– /<br />
€ 53.90*<br />
→ für Studierende Fr. 47.– /<br />
€ 35.–*<br />
→ für Institutionen print und<br />
online Fr. 145.– / € 110.–*<br />
→ für Professionals print und<br />
online Fr. 86.– / € 60.–*<br />
(*ausserhalb der Schweiz<br />
+ Porto)<br />
↗ Abos: artlog.net/kunstbulletin<br />
Kontakt: +41 (0)41 329 22 29<br />
Fr. 86. –<br />
→ Abo für Professionals print und online<br />
Davide Rivalta, « Gorilla »<br />
More info & contact: www.ap-artproject.com<br />
Advice<br />
Legal advice, studies and drafting of international<br />
contracts, insurance, transport,<br />
and installation of exhibitions.
Translokale<br />
Performance geschichte:n<br />
Ein Ausstellungsprojekt von Revolving<br />
Histories/Performance Chronik Basel<br />
und Museum Tinguely<br />
8.6. – 21.8.<strong>2022</strong>
3.7.-4.9.<strong>2022</strong><br />
ÖFFNUNGSZEITEN HEURES D’ OUVERTURE<br />
Mi / me 12:00–18:00 Do / je 12:00–20:00 Fr / ve 12:00–18:00 Sa & So / sa & di 11:00–18:00<br />
Christine Streuli, Transmission_14, 2021,<br />
Mixed Media auf Leinwand / mixed média<br />
sur toile, 26,5 x 20,5 cm; Courtesy the artist<br />
and Galerie Mark Müller, Zürich, Foto /<br />
photo: Jens Ziehe, Berlin<br />
(UN)CERTAIN GROUND<br />
AKTUELLE MALEREI IN DER SCHWEIZ /<br />
PEINTURE ACTUELLE EN SUISSE<br />
Mitchell Anderson, Caroline Bachmann, Ralph Bürgin, Miriam Cahn,<br />
Sylvain Croci-Torti, Philippe Decrauzat, Andriu Deplazes,<br />
Andreas Dobler, Natacha Donzé, Barbara Ellmerer, Klodin Erb, Valérie<br />
Favre, Louisa Gagliardi, Luisanna Gonzalez Quattrini, Inka ter Haar,<br />
Charlotte Herzig, Andreas Hochuli, Daniel Karrer, Renée Levi, Rachel<br />
Lumsden, Jean-Luc Manz, Sarah Margnetti, Yoan Mudry, Caro Niederer,<br />
Giacomo Santiago Rogado, Francisco Sierra, Elza Sile, Hans Stalder,<br />
Sereina Steinemann, Christine Streuli, Markus Weggenmann, Uwe Wittwer<br />
Seevorstadt 71 Faubourg du Lac / CH-2502 Biel/Bienne / T +41 32 322 55 86 / info@pasquart.ch / www.pasquart.ch<br />
Körperschriften – 170 x 220 cm<br />
alfonsbuergler.ch – globalartsource.com
MUSÉE CANTONAL DES<br />
BEAUX-ARTS LAUSANNE<br />
Gustave Buchet.<br />
Angeklagt wegen Malens<br />
20.05.<strong>2022</strong><br />
– 04.09.<strong>2022</strong><br />
COLLECTION<br />
Gustave Buchet, Composition. Dynamisme, 1927. Öl auf Leinwand, 160 × 130 cm. Genf, Privatsammlung<br />
18.6.<strong>2022</strong> –<br />
25.9.<strong>2022</strong><br />
mcba.ch<br />
NAZGOL ANSARINIA<br />
MERCEDES AZPILICUETA<br />
INVERNOMUTO<br />
DIAMOND STINGILY<br />
KUNSTMUSEUM<br />
LIECHTENSTEIN
Contemporary Art Exhibition<br />
Château de Vullierens (VD)<br />
Until the end of October <strong>2022</strong>, AP Projets d’Art has the honour to present<br />
the artwork of two swiss artists in the art galery of Château de Vullierens.<br />
Pierre Gattoni & Jean Mauboulès<br />
BASEL ABBAS &<br />
RUANNE ABOU-RAHME<br />
21.05 – 11.09 <strong>2022</strong><br />
RENÉE<br />
GREEN<br />
24.09 <strong>2022</strong> – 08.01 2023<br />
Limmatstrasse 270, 8005 Zürich<br />
migrosmuseum.ch migros-kulturprozent.ch<br />
Pierre Gattoni<br />
Jean Mauboulès<br />
Visit Château de Vullierens’ spectacular gardens, overlooking the lake and the Alps. In addition to<br />
thousands of flowers, the park features sculptures created by about 80 international artists.<br />
St. Andreas<br />
Slominski<br />
Davide Rivalta<br />
More info : www.ap-artproject.com/vullierens-<strong>2022</strong><br />
Davide Rivalta, Château de Vullierens<br />
5.3. bis<br />
28.8.<strong>2022</strong>
FOKUS<br />
Ari Marcopoulos — Die Politik des<br />
Bildes<br />
Upstream, <strong>2022</strong>, Pigmentdruck auf Papier, je 48 x 33 cm bzw. 33 x 48 cm, Ausstellungsansicht Kunst<br />
Halle Sankt Gallen. Foto: Sebastian Schaub<br />
20 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2022</strong> FOKUS // ARI MARCOPOULOS 21
Ari Marcopoulos fotografiert seit vier Jahrzehnten, thematisiert<br />
gesellschaftliche Phänomene und bewahrt sich dabei einen poetischen<br />
Blick. Er porträtiert Bäume ebenso wie Graffiti und hält<br />
urbane Situationen fest. Sein Werk umfasst aber längst mehr<br />
als Fotografien, wie seine bisher umfassendste Einzelausstellung<br />
in der Kunst Halle Sankt Gallen zeigt. Kristin Schmidt<br />
Ein Fries aus Fotografien. Unprätenziös auf die Wand tapeziert, eine neben der anderen.<br />
Ein Baum. Zwei Frauen in einer geöffneten Tür. Ein Passant. Eine Schar Kinder.<br />
Wieder ein Baum, diesmal schneebedeckt. Zwei Männer hinter einem Zaun. Jedes<br />
Bild ist wichtig. Jedem Bild folgt ein nächstes. Jugendliche. Der Innenraum einer<br />
Apotheke. Ein geöffneter Kamerakoffer. Bilder bei Tag, Bilder bei Nacht. Komponierte<br />
Schwarz-Weiss-Aufnahmen. Farbige Schnappschüsse.<br />
Ari Marcopoulos zeigt in der Kunst Halle Sankt Gallen 91 Fotografien und inszeniert<br />
sie als einen horizontal durch den Raum fliessenden Bilderstrom. Manche Bilder<br />
zeugen mit ihren Motiven von der Pandemiezeit, andere tragen diesen Verweis<br />
nur in der automatischen Datumsanzeige der Kamera. Wieder andere wurden deutlich<br />
früher aufgenommen. Die Ausstellung ist während der Pandemie entstanden. Sie<br />
verhüllt dies nicht, beschränkt sich aber nicht auf die vergangenen zwei Jahre, so Ari<br />
Marcopoulos: «Wenn ich in einer Schachtel oder im Ordnersystem des Computers<br />
nach bestimmten Bildern suche, finde ich andere.» Die automatische Datumsanzeige<br />
auf vielen Fotografien ist für Marcopoulos ein wichtiges Element, das zu einer anderen<br />
Datensammlungen in Beziehung steht: «Ich schätze On Kawaras Arbeit sehr.<br />
Oder auch jene von Stanley Brown, der Wegbeschreibungen sammelte. Es geht um<br />
das Aufzeichnen von Zeit und Bewegung.»<br />
Begegnungen und Bücher<br />
Die beiden vergangenen Jahre der Pandemie gehörten auch der Black-Lives-<br />
Matter-Bewegung und zu einem Teil der Regierungszeit Donald Trumps. Sie gehörten<br />
der künstlerischen Arbeit und dem alltäglichen Tun, waren die Zeit der Stille einerseits<br />
und die Zeit politischen Engagements andererseits. Marcopoulos hängt seine<br />
Bilder dieser Zeit in der Ausstellung hierarchiefrei aneinander. Die Bildfolge ist narrativ,<br />
aber nicht linear erzählerisch. So lassen sich beispielsweise verwandte Motive<br />
entdecken, wenn eine alte Frau mit der Hand ihre Zähne fasst, ein Mann zähnefletschend<br />
grinst und auf der nächsten Fotografie eine Comicfigur ihr Gebiss bleckt.<br />
Aber diese Nachbarschaften bleiben beiläufig und offen. Ari Marcopoulos glaubt an<br />
die Betrachtenden als Interpretinnen und Interpreten der Arbeit: «Das Werk ist erst<br />
vollendet, wenn sie anwesend sind, ihre eigenen Gedanken entwickeln und spüren,<br />
was die Arbeit meint. Dank meiner Bilder kann an unbewusst vorhandene Dinge angeknüpft<br />
werden.» Getragen ist die Arbeit von seinem Interesse für die Menschen:<br />
«Ich erlebe sehr berührende Begegnungen mit Menschen aus meinem Quartier, mit<br />
dem Postboten oder beispielsweise im Friseursalon. Ich fotografiere sie und habe<br />
aus den Fotografien ein Buch gemacht mit 825 Seiten. Allen im Friseursalon habe ich<br />
ein Exemplar gegeben. Das sind Gelegenheiten, um mit den Menschen ins Gespräch<br />
zu kommen.»<br />
Der Künstler ist bekannt für seine Bücher und Zines, die er seit vielen Jahren herausgibt.<br />
Eine Konkurrenz zwischen den Büchern und den Ausstellungen entsteht<br />
dabei nicht: «Eine Ausstellung ist kein Buch. Ein Buch ist keine Ausstellung. Bücher<br />
existieren, Ausstellungen kommen und gehen. Ausstellungen können mehrere Dinge<br />
gleichzeitig behandeln. Ein Buch kannst du in die Hand nehmen und durchblättern,<br />
aber die Bilder verschwinden, wenn die nächste Seite aufgeschlagen wird. In einer<br />
Ausstellung bist du umgeben von Bildern. Wichtig ist: Ich mache immer eine Publikation<br />
oder ein handgefertigtes Zine.» Marcopoulos setzt bei diesen Heften und bei<br />
seinen Büchern auf einfache und klare Gestaltung und bezieht sich auf eine Katalogtradition:<br />
«Einige meiner Lieblingskataloge stammen aus den späten 1960ern und<br />
frühen 1970ern. Damals hatten die Bücher oft einfache Softcover. Sol LeWitt, Robert<br />
Morris – zu solchen Künstlern gab es einfache, dokumentierende Kataloge. Sie waren<br />
dazu da, zu zeigen, was gewesen ist.»<br />
Turner, Kienholz und Michelangelo<br />
Referenzen an andere Künstler gibt es im Werk von Ari Marcopoulos in vielerlei<br />
Hinsicht. Unter den 91 Fotografien ist ein abgelichteter Zeitungsartikel über William<br />
Turner, eine Fotografie von Büchern über Géricaults ‹Méduse› und Kienholz’ ‹Five Car<br />
Stud› oder ein Band über Michelangelo, der von den Händen einer Schwarzen Person<br />
gehalten wird. Hinweise auf gesellschaftlich relevante Themen liegen auch in diesen<br />
Fotografien: «In diesem Nebeneinander liegt die Bedeutung. Bei Géricault ist ein<br />
Schwarzer Mann zuoberst auf dem Floss zu sehen. In dem Artikel über William Turner<br />
ist sein Gemälde von Napoleon im Exil zu sehen. Einerseits lässt sich dessen Einsamkeit<br />
als Anspielung auf die Situation während der Pandemie lesen. Andererseits<br />
berichtet der Artikel darüber, wie Turner mit dem Kunstmarkt spielte. Das wiederum<br />
führt zum kapitalistischen New York.»<br />
Besonders verbunden waren Ari Marcopoulos und seine Partnerin Kara Walker<br />
mit Robert Frank und dessen Frau June Leaf: «Ich bin beeinflusst durch ihn und hatte<br />
das Privileg, in seinen letzten Lebensjahren viel Zeit mit ihm verbringen zu können.»<br />
In der Kunst Halle Sankt Gallen zeugt das Video ‹Nova Scotia›, <strong>2022</strong>, von dieser<br />
Freundschaft. Es ist weniger die Dokumentation eines Besuches als ein gemeinsames<br />
Eintauchen in Erinnerungen und Gedanken. Ein Gespräch mit langen Pausen<br />
dreht sich um Sprache, Herkunft und Wohnort. Der in der Schweiz geborene Frank<br />
berichtet über seine Zeit in Paris und betont, wie gern er Menschen traf. Auch diese<br />
den Menschen zugewandte Art verbindet die beiden Fotografen. So berichtet Marcopoulos,<br />
wie er Zugang zu verschiedenen Szenen fand: «Mit welcher Gruppe auch<br />
immer ich gearbeitet habe, ich war sehr interessiert an den Menschen. Dieses generelle<br />
Interesse ist ebenso entscheidend wie Offenheit. Zudem war irgendwann der<br />
22 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2022</strong> FOKUS // ARI MARCOPOULOS 23
Upstream, <strong>2022</strong>, Pigmentdruck auf Papier, 48 x 33 cm<br />
Upstream, <strong>2022</strong>, Pigmentdruck auf Papier, 48 x 33 cm<br />
24 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2022</strong> FOKUS // ARI MARCOPOULOS 25
Upstream, <strong>2022</strong>, Pigmentdruck auf Papier, je 48 x 33 cm bzw. 33 x 48 cm. Foto: Sebastian Schaub<br />
Ari Marcopoulos (*1957, Amsterdam) lebt in Brooklyn<br />
Einzelausstellungen (Auswahl)<br />
2021 Laxart, Los Angeles<br />
2021 Archive/Project Space, Pittsfield<br />
2020 galerie frank elbaz, Paris<br />
2019 Art Basel | Unlimited; Fergus McCaffrey, New York<br />
2015 Marlborough Chelsea, New York<br />
2012 V1 Gallery, Kopenhagen<br />
2010 Foam_Fotografiemuseum Amsterdam<br />
2009 Berkeley Art Museum, Berkeley<br />
Gruppenausstellungen (Auswahl)<br />
2020 Hugh Lane Gallery, Dublin<br />
2019 University of New York at Albany, New York; Pratt Institute, New York<br />
2018 Fotomuseum Winterthur<br />
2016 Camden Arts Centre, London<br />
2015 Fondazione Giuliani, Rom<br />
2010 Whitney Biennal, Whitney Museum of American Art, New York<br />
2008 Centre culturel suisse, Paris<br />
2006 Kunsthaus Zürich<br />
Punkt erreicht, dass viele Menschen meine Arbeit kannten. Ich bringe die Bilder unter<br />
die Leute, als Zine oder auf andere Weise. Ich habe beispielsweise 300 Fotografien an<br />
den Zaun des Basketballplatzes in meinem Quartier gehängt.»<br />
Urbane Störmomente<br />
Marcopoulos porträtiert nicht nur Menschen, auch Bäume finden sich häufig unter<br />
den Bildern. Oder Graffiti: «Ich nehme die Kamera zur Hand, wenn mich etwas<br />
besonders anzieht, etwa eine Form, eine Gestalt oder ein Ausdruck. Selbst wenn ich<br />
Graffiti fotografiere, entstehen Porträts. Ich suche nicht nach grossartigen oder besonders<br />
virtuosen Graffiti. Interessiert bin ich am Graffiti als Gegenpol zur Reklame.<br />
Die Gesellschaft missbilligt Graffiti. Werbung hingegen wird nicht infrage gestellt, sie<br />
scheint nicht zu stören. Graffiti ist ein Antidot zur Reklame.»<br />
Marcopoulos selbst inszeniert in seiner Ausstellung Störmomente: Auf neun<br />
kleinen Monitoren – mit bewusster Nonchalance auf dem Boden platziert – tönen<br />
Sound- und Videoexperimente weit in den Raum hinein. Sie entstanden während<br />
des pandemiebedingt erzwungenen Rückzugs und verbinden sich mit dem bedrohlichen<br />
Klang der New Yorker Polizeihelikopter über den Black-Lives-Matter-Protesten.<br />
Auch im Video ‹Alone Together with Joe McPhee› verbindet Marcopoulos sein Interesse<br />
an der Musik mit den gesellschaftlichen Zuständen in den Vereinigten Staaten:<br />
Der Jazzmusiker McPhee improvisiert auf einem Plastiksaxophon und rezitiert ein<br />
eigenes Gedicht mit grosser emotionaler und politischer Dringlichkeit. Marcopoulos<br />
führt damit im letzten Ausstellungsraum schlüssig zusammen, was ihn künstlerisch<br />
beschäftigt und ihn längst über die Fotografie hinaus geführt hat, ohne dass er sie<br />
hinter sich lassen musste.<br />
Die Zitate stammen aus einem Telefongespräch mit dem Künstler am 3.6.<strong>2022</strong>.<br />
Kristin Schmidt, Kunsthistorikerin, lebt in St. Gallen. post@kristinschmidt.de<br />
→ ‹Ari Marcopoulos – Upstream›, Kunst Halle Sankt Gallen, bis 7.8. ↗ www.k9000.ch<br />
26 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2022</strong> FOKUS // ARI MARCOPOULOS 27
documenta fifteen — I like<br />
documenta and documenta likes me<br />
The Nest Collective · Return to Sender, <strong>2022</strong>, Karlswiese<br />
La Intermundial Holobiente · Komposthaufen,<br />
Karlsaue<br />
foundationClasscollective · Fridericianum<br />
Oomleo Berkaraoke · Eröffnungskonzert<br />
auf dem Friedrichsplatz.<br />
Foto: Nicolas Wefers<br />
28 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2022</strong> FOKUS // DOCUMENTA FIFTEEN 29
The Randomroutines · A Dream<br />
on Lucids, Bootsverleih Ahoi<br />
Fondation Festival sur le Niger · Hübner-Areal<br />
Agus Nur Amal PMTOH · Lumbung<br />
Stories, <strong>2022</strong>, Grimmwelt<br />
Kassel<br />
1972 wollte Harald Szeemann für die documenta 5 ursprünglich<br />
keine statische Ausstellung mehr kuratieren, sondern sich nur<br />
noch mit der Darstellung von kreativen Prozessen beschäftigen.<br />
Exakt ein halbes Jahrhundert später bringt das indonesische<br />
Kunstkollektiv ruangrupa nun eine zeitgenössische Variante<br />
von der Südhalbkugel mit. Oliver Kielmayer<br />
Szeemanns documenta 5 ist bis heute untrennbar mit Joseph Beuys verbunden, der<br />
bereits seit den späten 1960er-Jahren entlang des von ihm geprägten Slogans ‹Jeder<br />
Mensch ist ein Künstler› sein Konzept der sozialen Plastik entwickelte. Folgerichtig<br />
war sein damaliger Beitrag das ‹Büro für direkte Demokratie durch Volksabstimmung›,<br />
in welchem er 100 Tage lang mit den Besucherinnen und Besuchern seine<br />
Vorstellungen diskutierte, wie kreatives Handeln die Gesellschaft hin zum Besseren<br />
verändern könnte.<br />
Warm-up<br />
Der auf Social Media von der documenta fifteen platzierte Slogan «Hanging<br />
out, sowing seeds» lässt nichts Gutes ahnen, klingt er doch nach dem utopischen<br />
Wunsch, bequem vom Liegestuhl aus, mit einer beiläufigen Handbewegung Samen<br />
verteilend, Grosses und Relevantes hervorzubringen – like a miracle. Ein bisschen<br />
in diesem Geiste startet dann tatsächlich die Pressekonferenz im Auestadion, wo<br />
ein schmissig vertonter Videotrailer in die diesjährige documenta einführt, ein launiger<br />
Zwitter aus Eurovision Song Contest und ‹Spain. Everything under the Sun›. Die<br />
Reden der Politiker bleiben kurz, und die anschliessende Vorstellung der künstlerischen<br />
Leitung wird jeweils mit Applaus und Gejohle von einer Art Fankurve quittiert,<br />
die sich vor allem aus den gut 1500 mehr oder weniger direkt an der documenta<br />
beteiligten Künstler:innen gebildet hat. Eine geistreiche Performance von Agus Nur<br />
Amal PMTOH bringt das Stadion zum Kochen, und die offizielle Präsentation endet<br />
mit den Worten: «Make Friends, not Art». Okay, das sitzt.<br />
Die Analyse dieser wahrscheinlich kurzweiligsten Pressekonferenz ever lässt natürlich<br />
sofort zweifeln, ob hier inhaltlich Neues gelernt wurde. Nun, nicht wirklich viel,<br />
aber ganz bestimmt auch nicht weniger als an früheren solchen Veranstaltungen.<br />
Ebenso wurde die Gleichberechtigung innerhalb der künstlerischen Leitung tatsächlich<br />
glaubhaft dargestellt und nicht nur, wie ansonsten üblich, beschworen.<br />
Spannend ist die Frage, ob die offenkundig angestrebte Andersartigkeit am Ende<br />
zum Selbstläufer werden könnte. Alles anders machen zu wollen kann zu Übersprungshandlungen<br />
führen: Die Abschaffung von Länderzugehörigkeiten der Beteiligten<br />
zugunsten von Zeitzonen gehört in diese Kategorie, wird in der Ausstellung doch<br />
an unzähligen Beispielen deutlich, wie häufig sich die künstlerische Auseinandersetzung<br />
an Landesgrenzen und den dadurch definierten sozialen und politischen Realitäten<br />
orientiert.<br />
30 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2022</strong> FOKUS // DOCUMENTA FIFTEEN 31
lumbung<br />
Vokabular und Terminologie der documenta fifteen sind schnell gelernt. Der zentrale<br />
Begriff ist «lumbung», was auf indonesisch eine kommunale Reisscheune bedeutet,<br />
in der Überschüsse gelagert werden. In der erweiterten Form bei ruangrupa<br />
meint es eine kollektive Praxis, in der gleichberechtigte Menschen, insbesondere mit<br />
diskursiven Mitteln, an einer gewissen Thematik, Auseinandersetzung, Problematik<br />
arbeiten, und zwar mit demselben Ziel wie einst Michael Jackson: «Heal the World».<br />
lumbung-Künstler:in oder lumbung-member wird man allerdings nicht allein durch<br />
Absichtserklärung, sondern auf Einladung, wodurch eine Art gutartiges Schneeballsystem<br />
entsteht. Das wirft einerseits Fragen zu Inklusion und Exklusion auf, andererseits<br />
dient es als Erklärung, weshalb viele Künstler:innen, die man selber als ausgesprochen<br />
lumbung empfindet, nicht in der Ausstellung vertreten sind.<br />
Soundtrack<br />
Als kuratorisches Werkzeug für die documenta hat lumbung zwei Aufgaben: Erstens<br />
muss es seinen eigenen Anspruch einlösen, durch Kooperation und Kollektiv einen<br />
gesellschaftlichen Mehrwert zu generieren. Zweitens muss es sich als taugliche<br />
Klammer für eine Grossveranstaltung zeitgenössischer Kunst erweisen, und damit<br />
auch als Fördermechanismus guter Kunst. Der Auftakt im Fridericianum gerät absichtlich<br />
zum Schockmoment: Zwar warten die Säulen des Eingangsportals ebenso<br />
wie die Eingangshalle mit gewohnt listigen Zeichnungen von Dan Perjovschi auf, doch<br />
ansonsten ist das Haus eine Art alternative Schule, in der gedacht, diskutiert und<br />
gegessen wird; inklusive Rurukids, einem Angebot für die Kleinsten.<br />
Wer sich von eher herkömmlichen Werken überzeugen lassen will, ist besser im<br />
Ottoneum aufgehoben, wo vom japanischen Kollektiv ikkibawiKrrr zwei Videoarbeiten<br />
zu sehen sind: In ‹Seaweed Story› intoniert ein Chor ehemaliger haenyeo, Frauen<br />
aus Jeju, die im Meer nach verwertbaren Produkten tauchen, ein hinreissend sentimentales<br />
Lied über ihr Leben, in ‹Tropics Story› werden Kriegsüberreste an ehemals<br />
vom japanischen Kaiserreich besetzten Orten besucht. Die 2-Kanal-Videoinstallation<br />
ist in der Manier einer Diaschau konzipiert und kombiniert nicht nur das Bildmaterial<br />
ausgesprochen intelligent, sondern fesselt durch virtuose Vertonung. Nebenan<br />
brennt Hito Steyerl, gastierend gemeinsam mit der an landschaftlich geprägten Ökonomien<br />
interessierten Gruppe Inland, in ‹Animal Spirits› gleich ein ganzes Feuerwerk<br />
von Inhalten, Sound Effects und Renderings ab; es geht um eine Reality-Show, John<br />
Maynard Keynes und Cheesecoins.<br />
Spätestens hier wird deutlich, wie wichtig angesichts der Überfülle von Inhalten<br />
und Erzählungen Klang und Musik geworden sind, denn sie ziehen einen wie kaum<br />
ein anderes Medium in ihren Bann. Dies funktioniert auch in der stillgelegten Kirche<br />
St. Kunigundis, wo Atis Rezistans | Ghetto Biennale aus Port-au-Prince ihre eigenwillige<br />
Gruppenpräsentation optisch mit einer Art herabgehängter Decke sowie akustisch<br />
mit einer brummenden Klanginstallation rahmen. Am weitesten geht vielleicht<br />
The Nest Collective im Auepark: ‹Return to Sender› ist ein Pavillon aus fein säuberlich<br />
zusammengebundenem Recyclingabfall aus Europa, der leider allzu häufig auf<br />
afrikanischen Müllhalden oder im Meer landet. Drinnen spielt das Video ‹Return to<br />
Sender – Delivery Details›, in welchem verschiedene Sprecher erklären, was die Flut<br />
von nach Afrika verschiffter Second-Hand-Kleidung dort anrichtet. Interessante Zusammenhänge,<br />
etwa wie das allgegenwärtige Tragen von gebrauchter Kleidung jegliche<br />
eigenständige Modeindustrie verhindert, werden hier völlig zusammenhangslos,<br />
aber durchaus angenehm mit einem wummernden Bass unterlegt.<br />
Erzähltechnik<br />
Die Aufbereitung von Inhalten mag für manche Formsache sein, doch gibt es Arbeiten,<br />
die durch Erzähltechnik regelrecht begeistern. Der bereits erwähnte Agus Nur<br />
Amal PMTOH verwendet etwa den vom Verschwinden bedrohten Erzählstil Hikayat<br />
aus seiner indonesischen Heimatprovinz Aceh, eine Rezitationsweise traditioneller<br />
Geschichten als Mischung von Gesang und Erzählung. Er arbeitet darin zeitgemässe<br />
Reflexionen und Alltagsgegenstände ein und schafft derart nicht nur überzeugende<br />
Performances, sondern ebenso faszinierende Skulpturen. Auf dem Areal des Bootsverleihs<br />
Ahoi strukturiert randomroutines in ‹A Dream of Lucid› eine Geschichte über<br />
kollektives Schlafwandeln, Gruppenzwang und Selbstbefreiung als Konfabulationssession<br />
und bereitet diese zu einer packenden audiovisuellen Erzählung auf. Fawswag,<br />
neben dem Party Office b2b Fadescha eine der eher wenigen Gruppen, die sich<br />
mit Fragen von LGBTIQ+ und Sexualität beschäftigen, hat eine lebensbejahende Präsentation<br />
im Stadtmuseum Kassel eingerichtet und zeigt in ‹fawswagvogue.com› das<br />
sexuelle Werben als Vogueing-Battle in einem interaktiven Computerspiel.<br />
Der Einbezug von Trash ist vielleicht eine der wichtigeren Lektionen seit Beuys:<br />
Wakaliga Uganda produziert seit 2005 Spielfilme für jeweils 200 Dollar das Stück<br />
ausschliesslich mit Einwohnern seines Quartiers. Auch sein neuestes, am Ende der<br />
documenta-Halle gezeigtes Werk ist filmische Bricolage in Reinkultur und besticht<br />
neben einem spannenden Drehbuch gerade dadurch. Fehras Publishing House an der<br />
Hafenstrasse 76 wiederum wählt zur Präsentation ihrer Recherchen über das arabischsprachige<br />
Verlagswesen das Format der Fotostory. Das Maximalergebnis lieferte<br />
allerdings die Karaoke-Performance von Oomleo Berkaraoke am Eröffnungsabend<br />
auf dem Friedrichsplatz, wo nach einer Aufwärmphase mit einem Elvis-Imitator mutige<br />
Einwohner:innen Kassels auf der grossen Bühne diverse Popsongs performten<br />
und das Publikum inbrünstig mitgrölte. Das war ein bisschen soziale Plastik und ein<br />
bisschen 15 Minuten Ruhm, aber vollkommen lumbung.<br />
Oliver Kielmayer, freier Autor und Direktor der Kunsthalle Winterthur, kielmayer@gmx.net<br />
→ documenta fifteen, Kassel, bis 25.9.; Publikationen zur documenta fifteen: Handbuch, Familienguide,<br />
Magazin und Anthologie literarischer Texte, Hatje Cantz<br />
↗ www.documenta-fifteen.de<br />
32 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2022</strong> FOKUS // DOCUMENTA FIFTEEN 33
White Cube — Von Häusern und<br />
Fenstern<br />
Andrea Heller · Latitude, 2021, Raumansicht Zimmermannhaus, Brugg © ProLitteris. Foto: René Rötheli<br />
Ruth Buchanan · Spiral Time, <strong>2022</strong>, Raumansicht Kunstmuseum Basel I Gegenwart. Foto: Jonas Hänggi<br />
Lange hat es ausgesehen, als möchte die Kunst ganz alleine<br />
sein. Ausstellungsräume bieten dem intimen Dialog mit Kunstwerken<br />
Schutz, halten Abstand zum verstörenden Lärm der<br />
Welt. In jüngerer Zeit ist die Tendenz eine andere. Künstlerinnen<br />
und Künstler thematisieren im Kontakt zum Aussenraum auch<br />
unseren Standort im erweiterten Hier und Jetzt. Isabel Zürcher<br />
Seit 1998 waren die Fenster im dritten Obergeschoss des Kunstmuseum | Gegenwart<br />
in Basel vollständig geschlossen. «Unsere Kolleg:innen der Putz-Equipe konnten<br />
nicht glauben, wo sie all die Jahre gearbeitet haben», schreibt Maja Wismer, die dem<br />
Haus vorsteht. Abgeschirmt hatte Joseph Beuys sein eigenes Kabinett. Inzwischen<br />
erträumt Ruth Buchanan das ganze Haus neu: Wandmalerei zitiert den Wasserlauf<br />
des St.-Alban-Teichs und transportiert Sammlungsgut von vierzig Jahren als beweglichen<br />
Strom in die Säle. Das eigengesetzliche Erzählen von Schenkungen und Ankaufsentscheiden<br />
belüftet Rezeptions- wie Institutionsgeschichte. Nichts ist isoliert<br />
zu sehen, ein spiralförmig aufgehängter Vorhang plädiert zuletzt für flexible Szenarien<br />
und lässt den Blick ins Freie schweifen. Kunst stellt Fragen, die keine Institution<br />
allein beantworten kann. Sie führt Weitsicht ein und das Bild einer Stadtentwicklung,<br />
die in Basel mit dem Turmbau von Roche das vorläufig markanteste Zeichen setzte.<br />
Das Kunstmuseum | Gegenwart ist nicht allein mit seinem Drang zur Öffnung.<br />
Man staunte zum Beispiel, als Miriam Cahn 2019 ihren kriegerischen Bildpanoramen<br />
im Kunstmuseum Bern den Blick in Baumkronen und zur Aare entgegenhielt. Fast<br />
vergessen war das Gefälle der Badener Altstadt, bis Andrea Wolfensberger und Carmen<br />
Perrin anfangs Jahr das Trudelhaus von Einstellwänden befreiten und es (auf-)<br />
atmen liessen als Teil einer eindrücklich schroffen Topografie. Für den Bezug nach<br />
aussen hatte sich auch Andrea Heller eingesetzt, als sie 2021 im Zimmermannhaus<br />
ihre Reliefs aus Gips ausstellte: Mit dem Rückbau der Wandverkleidung war nicht nur<br />
Tageslicht gewonnen. Ein Raum bleibt freigelegt, dessen Proportionen mit beidseitiger<br />
Durchfensterung wirklich Sinn ergeben und der jetzt zulässt, Laube und Hof ins<br />
kuratorische Handeln einzubinden.<br />
Solche Öffnungen sind mehr als «ortsspezifisch». Der Dialog mit Architektur nimmt<br />
deren Geschichte ernst und dringt auch in gesellschaftliche Wirklichkeit vor. Ausschliesslichkeit<br />
ist eine wunderbare Eigenschaft nicht zuletzt fürs Betrachten von<br />
Kunst. Doch sie riskiert, an Bedeutungshierarchien festzuhalten, die auf Dauer erstarren.<br />
Beuys’ Auszug aus der obersten Etage des Kunstmuseums Basel | Gegenwart<br />
wird begleitet von einer präzisen Recherche im rebellischen Format: Seine Auftritte<br />
in Basel sind als Medienspiegel im Erdgeschoss an die Wand tapeziert. Der «Jahrhundertkünstler»<br />
selbst ist neu im Hauptbau zuhause, wo er teilhat am schon älteren<br />
Kanon unserer immer jetzigen Kunst.<br />
Isabel Zürcher, Kunstwissenschaftlerin und freie Autorin in Basel und Mulhouse. mail@isabel-zuercher.ch<br />
34 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2022</strong> FOKUS // WHITE CUBE 35
Kabelo Malatsie — Vom Potenzial<br />
des Fragens und des ungewissen<br />
Wissens<br />
Ivana Franke · Twilight. Neither perception nor non-perception, <strong>2022</strong>, Ausstellungsansicht Kunsthalle<br />
Bern © ProLitteris. Foto: Gunnar Meier<br />
36 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2022</strong> FOKUS // KABELO MALATSIE 37
Seit April leitet Kabelo Malatsie die Kunsthalle Bern. Ihr Ausstellungsprogramm<br />
startet sie mit einer Installation der Künstlerin<br />
Ivana Franke, bei der wir allerdings zunächst nichts sehen.<br />
Im Gespräch erzählt Kabelo Malatsie vom Kuratieren mit Fragen<br />
und von Gewissheiten, die bei Ivana Franke zur Diskussion gestellt<br />
werden. Marc Munter<br />
Munter: Sie empfangen das Publikum in Ihrer ersten Ausstellung in abgedunkelten<br />
Räumen. Erst allmählich erkennt man feine Lichtpunkte, die auf Nylonfäden<br />
reflektieren. Welches ist hier Ihr Zugang zur Kunst und zur kuratorischen Praxis?<br />
Malatsie: Mir geht es beim Kuratieren darum, Fragen zu beantworten. Besonders in der<br />
Kunsthalle habe ich bei jeder Ausstellung Fragen, die für mich relevant sind und mit<br />
denen ich mich auseinandersetzen möchte. In der Ausstellung von Ivana Franke beschäftige<br />
ich mich beispielsweise mit der Vorstellung von Wissen, mit approximativem<br />
Wissen und Grenzen des Wissens. Nicht alle Fragen werden veröffentlicht, einige<br />
aber schon: Zum Beispiel arbeite ich an einem längeren kuratorischen Forschungsprojekt<br />
mit <strong>Juli</strong>a Künzi, Assistenzkuratorin der Kunsthalle Bern, und Camilla Paolino,<br />
einer Kuratorin und Forscherin aus Genf. Es ist der Beginn einer experimentellen<br />
kuratorischen Praxis. Meine bisherigen Erfahrungen im Bereich des Kuratierens und<br />
Experimentierens spielten sich jeweils auf einer Biennale-Ebene ab. Was geschieht<br />
nun, wenn wir kontinuierlich fragen, was Kuratieren leisten kann? Wie können wir<br />
damit in der Praxis umgehen, und welches sind die Grenzen der Zusammenarbeit?<br />
Einige meiner Fragen sind mehr formaler Natur und beziehen sich auf die Kunstproduktion;<br />
andere dagegen beziehen sich auf den Sehsinn oder auf unser Dasein in der<br />
Welt. Ich bin daran interessiert, meine Vorstellungen zu verändern, mich von anderen<br />
Sichtweisen anstecken zu lassen, die meine Sicht auf die Welt auch komplizieren.<br />
Was sehen und was wissen wir?<br />
Munter: Können Sie uns etwas mehr über Ihre «Frage» in Bezug auf die Ausstellung<br />
von Ivana Franke erzählen?<br />
Malatsie: In Ivanas Installationen geht es um Wahrnehmung, um die Frage, wie unser<br />
Wissen, wie Bedeutung erzeugt wird. Viele denken, dass es eine objektive Wahrheit<br />
gibt, doch handelt es sich stets um eine sozialisierte Wahrheit. Daraus ergibt sich<br />
eine bestimmte Vorstellung, ein Konstrukt von dem, was jemand für «real» hält. Für<br />
mich stellt Ivana Frankes Arbeit unsere Wahrnehmung infrage und thematisiert das<br />
Unbekannte, das nicht eigentlich unbekannt, aber «dir» zum Beispiel nicht bekannt<br />
ist. Es geht um annäherndes Wissen, nicht um die Behauptung von Unwissen an<br />
sich. Denn, wohl wissen «es» einige Menschen und Dinge, und dem Universum ist<br />
es bekannt, das Universum ist allwissend. Aber ich denke, unsere Sozialisierung ist<br />
so stark und prägt unsere Sichtweise derart, dass uns unwohl wird, wenn ebendiese<br />
infrage gestellt wird. Mich selbst interessiert also die Instabilität, die meine Soziali-<br />
Kabelo Malatsie. Foto: George Mahashe<br />
38 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2022</strong> FOKUS // KABELO MALATSIE 39
sierung bis zu einem gewissen Grad aufhebt. Denn, je mehr wir vom eigenen Wissen<br />
überzeugt sind, desto weniger empfänglich sind wir für Veränderungen.<br />
Ivanas Installation stellt unseren Glauben an das, was wir sehen, infrage: an das Sehen<br />
als wichtigste Sinneswahrnehmung – für diejenigen von uns, die sehen können.<br />
Die Installation dimmt das Sehen einen Moment lang und setzt es für eine Weile aus.<br />
Dabei werden andere Sinne geschärft, und die Installation bewirkt, dass ich mich im<br />
Raum komplett unwohl fühle. Dieser Zustand der Instabilität und Ungewissheit, dieser<br />
unangenehme Moment, wenn wir nicht alles sehen können und nicht über alles<br />
im Klaren sind, das ist es.<br />
Experiment und Kooperation<br />
Munter: Entspricht die Instabilität einem programmatischen Ansatz, und möchten<br />
Sie die Kunsthalle auf gewisse Weise damit prägen, gerade als Institution mit<br />
einer langen Geschichte und Tradition?<br />
Malatsie: An der Geschichte der Kunsthalle interessiert mich, dass stets experimentiert<br />
wurde und dass dies auch gefördert wurde. Zum anderen beschäftigt mich das<br />
Thema, in welcher Form wir Raum schaffen können, der unsere Sichtweise verändert.<br />
Dies bietet sich mir in der Kunsthalle als Praktikerin an. Ich bin nicht auf grosse Gesten<br />
aus. Für mich hat alles ein offenes Ende, und es geht darum, nicht aufzuhören,<br />
Fragen zu stellen. Ein grosses Potenzial liegt zudem in den Herausforderungen der<br />
Künstlerinnen und Künstler. Am produktivsten ist es, wenn mich eine künstlerische<br />
Arbeit ständig begleitet und mich immer wieder herausfordert.<br />
Munter: Zumal Sie eng mit Kunstschaffenden zusammenarbeiten: Haben Sie bestimmte<br />
Ideen oder Pläne für Kooperationen mit anderen Institutionen und Leuten<br />
verschiedener Berufe, Interessen, Affinitäten?<br />
Malatsie: Ich denke, Kooperationen sind gelungen, wenn klar ersichtlich ist, wovon<br />
ausgegangen wurde, beim Produkt aber alle Beteiligten miteinander «verschmelzen».<br />
Mich interessiert, wie Institutionen zusammenarbeiten und wie weit institutionelle<br />
Kooperation gehen kann. Wenn Zusammenarbeit kein «Hosting» darstellt, also kein<br />
Programm einer anderen Institution, das in der Kunsthalle Bern durchgeführt wird.<br />
Ivana, zum Beispiel, arbeitete mit Neurowissenschaftler:innen, und ihre Zusammenarbeit<br />
inspirierte wiederum einen Wissenschaftler zu einem Forschungsprojekt. Ich<br />
denke, dies ist produktive Zusammenarbeit, insbesondere zwischen den Disziplinen.<br />
Kabelo Malatsie (*1987, Mphakane, Südafrika) lebt in Bern<br />
2020 Co-Kuratorin von ‹Deliberation on Discursive Justice› an der Yokohama Triennale, Japan<br />
2018 Co-Kuratorin von ‹In the Open or in Stealth›, MACBA Museu d’Art Contemporani de Barcelona<br />
2018/19 Direktorin des VANSA (Visual Arts Network of South Africa, mit über 7000 Mitgliedern)<br />
2018 Master of Arts in Kunstgeschichte mit einer Arbeit über unabhängige und selbstorganisierte<br />
Kunstinstitutionen in Südafrika an der Universität von Witwatersrand, Johannesburg<br />
2016 Forschungen für die Masterarbeit im Archiv der Kunsthalle Bern<br />
2011–2016 Stellvertetende Direktorin der Stevenson Gallery, Cape Town und Johannesburg<br />
Munter: Denken wir an die Kunsthalle als Institution von beachtlicher lokaler und<br />
internationaler Bedeutung und ebensolchen Interessen: Wie positionieren Sie<br />
sich im Spannungsfeld dieser Herausforderungen und Erwartungen, Aufgaben<br />
und Möglichkeiten?<br />
Malatsie: Mir scheint es nicht mehr so einfach, eine Grenze zwischen dem Lokalen und<br />
dem Internationalen zu ziehen, jedenfalls nicht mehr seit der Ausbreitung des Internets.<br />
Auf der einen Seite gibt es die Ökologie: Wind, zum Beispiel, ist international;<br />
Staub ist international, Pflanzen sind international. Die Frage des Lokalen – in Südafrika<br />
würden wir es vielleicht das Indigene nennen –, das Bedürfnis, etwas als spezifisch<br />
lokal in Anspruch zu nehmen, bedeutet auch, dass es keine Bewegung gibt. Und<br />
falls es eine gibt, haben wir sie unter Kontrolle. Zugvögel, im Sinne der Verbreitung<br />
von Samen, erschweren dagegen die Vorstellung des spezifisch Lokalen. Für mich<br />
scheint die Frage nach dem Lokalen ausserhalb von Bewegung und Zeit zu stehen.<br />
Künstlerische Praxis als Vorbild<br />
Munter: Und wie denken Sie darüber mit Blick auf die Kunsthalle? In Anbetracht<br />
der Internationalität und des Lokalen, der Berner Kunstszene, ihrer Relevanz und<br />
ihren Erwartungen, besonders in Bezug auf eine Institution, die von Kunstschaffenden<br />
gegründet wurde?<br />
Malatsie: Hier können wir auf die künstlerische Praxis setzen. Mich interessiert, wenn<br />
sie ausserhalb von Disziplinen operiert und damit furchtlos umgeht, wie es auch in<br />
der Kunsthalle Bern der Fall war. Bis zu dem Punkt, da sich die Kunstgeschichte sowie<br />
die kuratorischen Praktiken – so wie wir sie heute kennen – änderten. Dies ist<br />
das Potenzial einer experimentellen, künstlerischen Praxis: die Fähigkeit, verschiedene<br />
Disziplinen oder Denkweisen zusammenzubringen. Ein:e Künstler:in kann über<br />
eine Pflanze sprechen, etwas Anderes hinzufügen, beides miteinander verbinden und<br />
dabei wieder etwas Anderes hervorbringen. Wenn wir uns dieser Praxis zuwenden,<br />
sind wir in der Lage, ausserhalb des Lokalen und ausserhalb von Grenzen zu sprechen.<br />
Ich bin aber auch interessiert zu sehen, was es hier an Institutionen, an Praktikerinnen<br />
und Praktikern gibt. Wegen ihres internationalen Rufs führt die Kunsthalle<br />
zu Gesprächen, die über Bern hinausführen. Mir ist bisher nur bekannt, wie Leute von<br />
ausserhalb darüber denken, aber ich bin neugierig, was die Menschen hier denken.<br />
Denn natürlich ist es eine wichtige Institution, und so betrachtet ist es keine internationale<br />
Institution, sondern eine lokale. In diesem Sinn ist es interessant zu sehen,<br />
wie sich das Internationale und das Lokale aneinander reiben.<br />
Marc Munter ist Kunsthistoriker, lebt und arbeitet in Bern, m_munter@hotmail.com<br />
→ ‹Ivana Franke –Twilight. Neither perception nor non-perception›, Kunsthalle Bern, bis 7.8.<br />
↗ www.kunsthalle-bern.ch<br />
40 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2022</strong> FOKUS // KABELO MALATSIE 41
Boris Mikhailov — Die Verführung durch<br />
den Tod<br />
The Temptation by Death, 2014–2018, 4 von 150 Diptychen, Schwarz-Weiss- und Farb-Fotografie<br />
© ProLitteris<br />
42 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2022</strong> FOKUS // BORIS MIKHAILOV 43
Ein in Kiew errichtetes Krematorium wurde nach 13 Jahren Bauzeit<br />
und kurz vor der Vollendung aus politischem Kalkül 2018 abgerissen.<br />
Der heute in Berlin lebende Ukrainer Boris Mikhailov<br />
schuf dazu einen vielteiligen Bilderzyklus, den wir hier aus aktuellem<br />
Anlass aufblitzen lassen. Wir publizieren dazu eine Hommage<br />
von einem Fotoexperten und Weggefährten: Urs Stahel<br />
Gibt es Reportage- oder Dokumentarfotografie mit Selbstironie? Mit einem heiteren<br />
Tonfall und einer offenen Hintertür, dem Zweifel also, mit der eigenen fotografischen<br />
Behauptung vielleicht im Unrecht zu sein? Existiert das überhaupt? Bei all der Fotografie,<br />
die wir pars pro toto als «Magnum» bezeichnen können, sehe ich das nicht.<br />
Vielmehr findet sich da weiterhin grosser Ernst, manchmal gar Bierernst, zur Schau<br />
gestellte Inbrunst. Und lässt nicht dieser Ernst, der die eigene Position weder mitdenkt<br />
noch im Blickfeld hat, diese Form der Dokumentarfotografie oft unzeitgemäss<br />
und unwahr aussehen? Mit der Aufsplitterung der Wahrheiten kriegt der Glaube an<br />
die eine grosse Wahrheit bald einen dichten langen Bart.<br />
Ich stelle mir diese Fragen, während ich über Boris Mikhailov (*1938, Charkiw)<br />
nachdenke, dem 2015 der Kaiserring der Stadt Goslar verliehen wird, eine der höchsten<br />
Auszeichnungen für zeitgenössische Kunst in Deutschland. Denn Mikhailovs inzwischen<br />
mehr als vier Dekaden überspannendes Werk «hat» genau das. Immer wieder<br />
zeichnen Ironie, Heiterkeit, ein Spiel mit der Wirklichkeit und mit sich selbst sein<br />
Werk aus. Neben tiefen Gräben, aus denen die Härte der Welt mit voller Wucht, mit<br />
dem Gestank und Sausen von Eiterbeulen in unser wohliges Leben hochdampft. Seine<br />
postsowjetischen Arbeiten über die Ukraine lehren uns schlechthin das Grauen.<br />
Er dokumentiert und er tanzt. Er schaut hin, genau, schliesst seine Augen nicht,<br />
und lacht zugleich. Mit Schalk in den Augen schaut er uns an, während er Fussbälle<br />
zu Brüsten und Milchflaschen mit Orangen zu Penissen und Hoden werden lässt.<br />
‹The Temptation By Death› — «Die Arbeit begann während ich über Thomas Manns<br />
Roman ‹Der Tod in Venedig› nachdachte und mit Fotografien, die im April 2014<br />
während einer Schriftstellerkonferenz in Venedig entstanden, bei der ich zu Gast<br />
war; vor dem Hintergrund der Fernsehnachrichten über die damaligen Ereignisse<br />
in der Ukraine, vor dem Hintergrund einer echten venezianischen Beerdigung, deren<br />
Boote sich mental auf die biblische Reise von Charon bezogen, der die Seelen<br />
der Toten in die Unterwelt begleitet. Die Serie entwickelte sich durch das Hinzufügen<br />
von Fotografien aus den letzten Jahren sowie neuen Filmaufnahmen: Fotografien<br />
von Ereignissen auf der Strasse und im Fernsehen, Filmaufnahmen von<br />
zu Hause und von Reisen, in der Ferne. Die Serie fand jedoch erst nach dem Besuch<br />
des Krematoriums in Kiew im Herbst 2018 ihre Vollendung, als sich die in die<br />
Ewigkeit führende Strasse im alten Kiew mit dem ewigen Weg des Charon, gefilmt<br />
in Venedig, verband …» Boris Mikhailov, 2018 (zitiert nach Francesco Zanot, 2019)<br />
Das Weltgeschehen wird ernst genommen und dann im Familienkreis nachgespielt.<br />
Damit das Leben, bei gutem Erkenntnisgewinn, trotz allem gelebt werden, ja lebenswert<br />
bleiben kann. Surrealistische Überblendungen, volkskunstähnliche Handkolorierungen,<br />
Amateurschnappschüsse, Banalfotografie mit tagebuchartigen Notizen,<br />
Selbstinszenierungen, nackt vor schwarzem Hintergrund, und direkte, harte, grelle<br />
Farbfotografie: Das legt Boris Mikhailov seit den siebziger Jahren in seinem dichten,<br />
vielfältigen Werke vor. Zur Ergötzung und Irritation, zur Begeisterung und Verstörung<br />
des Publikums in Ost und West.<br />
«Wir» – die Moderne, die fotografische Moderne, der andauernde fotografische<br />
Doku-Ernst – tun uns schwer mit dem Grotesken, mit dem schrillen Lachen vor dem<br />
Grauen der Welt. Boris Mikhailov jedoch tritt immer wieder als Harlekin auf, als Dandy,<br />
als Narr, mal auch als fauler Macho, der lachend der Last für einen Augenblick die<br />
Schwere und scherzend der Langeweile das Dumpfe entzieht. Seine Auftritte verwandeln<br />
die Fotografie in ein grosses Welttheater, sie entlasten das Dokumentarbild<br />
von seinem Zwang zur Direktreferenz, weil ihn die dargestellten Dinge an sich, ihre<br />
Erscheinung, ihre Ähnlichkeit nicht alleine interessieren, sondern nur in ihrer Funktion<br />
im «Sein der Welt».<br />
Boris Mikhailov – klagender Sänger, lachender Narr, surrealistischer Erotiker und<br />
scharfer Phänomenologe zugleich – hat aus seinem geschichtlichen Kontext heraus<br />
ein Werk geschaffen, das sich über alle Grenzen hinweg manifestiert und letztlich ein<br />
tief berührendes Bild der verwundeten, bedrohten menschlichen Seele präsentiert.<br />
Quelle: Rede zur Verleihung des Kaiserring der Stadt Goslar, 2015<br />
Weil morgen immer Krieg sein wird<br />
Nachtrag, Mai <strong>2022</strong>: Heute bleibt selbst Boris das Lachen im Hals stecken. Boris und<br />
Vita Mikhailov erinnern mich in unserer Korrespondenz an eine ganz bestimmte Stelle<br />
im Text von Mikhail Shiskin über die Serien ‹Dance› und ‹Salt Lakes›, den Shiskin<br />
2003 für die Retrospektive von Mikhailov am Fotomuseum Winterthur geschrieben<br />
hat. Er hielt darin fest: «Deshalb tanzt an russischen Tanzveranstaltungen auch stets<br />
die Mehrzahl der Frauen mit Frauen, weil morgen immer Krieg sein wird. Und niemand<br />
vermag den russischen Kreis zu durchbrechen. Mal das Feld, mal der Wald.<br />
Und morgen Krieg und Opfer. Und töten werden wieder die eigenen Leute.»<br />
Urs Stahel, Kurator, Autor, Dozent. Vormals Gründer und Leiter des Fotomuseum Winterthur, heute Kurator<br />
und Berater an der Fondazione MAST in Bologna. ursstahel.office@bluewin.ch<br />
© ProLitteris. Foto: Araki<br />
44 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2022</strong> FOKUS // BORIS MIKHAILOV 45
Marisa et Mario Merz — Dialogue à<br />
l’ombre de l’Arte Povera<br />
Marisa Merz · Sans titre, n.d, argile crue, feuille d’or, peinture, plomb, fil de cuivre, paraffine, socles en<br />
bois, collection Merz © ProLitteris. Photo : F. Bevilacqua<br />
L’exposition autour d’une œuvre majeure de Mario Merz en possession<br />
des collections montre pour la première fois des travaux<br />
de cet incontournable de l’Arte Povera face à la production mal<br />
connue de sa femme Marisa Merz. Le lien particulier du couple<br />
mené sur plus d’un demi-siècle se révèle fusionnel, à l’image de<br />
la pièce en spirale conçue ensemble. Nadia El Beblawi<br />
Depuis la disparition de Mario Merz, en 2003, sa compagne de toujours Marisa Merz<br />
acquiert enfin une certaine visibilité. Celle reconnue comme la seule femme du<br />
mouvement Arte Povera et présentée en 2013 comme « une voix singulière de l’art<br />
contemporain » lors de la remise d’un Lion d’or à la Biennale de Venise, expose au<br />
Musée Rath au même titre que son mari. Partant des travaux de chacun, l’exposition<br />
genevoise propose des situations de dialogue pour évoquer le lien qui unissait la vie<br />
intime et créative du couple. Avec moins d’une dizaine d’œuvres, nous découvrons<br />
une proximité intellectuelle et une façon commune d’habiter le processus artistique,<br />
de l’imbriquer dans le quotidien. Leur appartement de Turin devient très tôt un atelier<br />
et même un espace d’exposition pour Marisa qui ouvre ses portes au public en 1966.<br />
Un habitat, brouillant les frontières de l’art et de l’intime, contextualisé encore de<br />
son vivant au Metropolitan Museum of Art de New York avec la rétrospective ‹Marisa<br />
Merz : The Sky Is a Great Space› – titre emprunté à un poème écrit par l’artiste –,<br />
organisée en 2017 deux ans avant sa mort, puis reprise à Los Angeles et en Europe à<br />
Salzburg et à Porto.<br />
C’est grâce à la collaboration avec la Fondation Merz gérée par leur fille que l’exposition<br />
a pu être montée à Genève. La relation de travail des deux artistes est peu<br />
explicitée en dehors de la Fondation basée à Turin, bien qu’ils se soient soutenus<br />
toute leur vie durant. Né au milieu des années 1920, la couple cristallise une jeunesse<br />
italienne profondément marquée par la Seconde Guerre mondiale. Mario Merz,<br />
d’origine suisse mais né à Milan et ayant grandi à Turin comme Marisa, sera arrêté<br />
en 1945 en tant que résistant antifasciste. C’est pendant son enfermement qu’il se<br />
lance dans le dessin puis se consacre à la peinture. Le développement industriel effréné<br />
de la ville piémontaise l’inspire, il commence à imaginer des constructions de<br />
toiles incluant des objets trouvés, des matériaux organiques ou industriels et devient<br />
l’un des protagonistes du groupe Arte Povera qui émerge en réaction contre l’art<br />
« riche » de la société de consommation.<br />
Rencontre autour de la table<br />
Quant à sa femme, elle produit des œuvres mobiles constituées de tubes torsadés<br />
en feuille d’aluminium, des ‹Living Sculpture› suspendues au plafond de la cuisine<br />
présentées notamment lors de sa première exposition publique à Turin en 1967.<br />
Une approche des matériaux qui anticipe sa participation au mouvement soutenu<br />
par Germano Celant. Dans le souvenir du critique d’art, Marisa était une personnalité<br />
46 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2022</strong><br />
FOKUS // MARISA ET MARIO MERZ 47
introvertie, même s’il admet les difficultés à reconnaître à cette époque le travail<br />
des artistes italiennes. Il est vrai aussi que même si elle a régulièrement produit des<br />
pièces, elle s’est marginalisée à force de poser ses marques en coulisses plutôt que<br />
sur le devant de la scène artistique.<br />
L’exposition genevoise s’articule autour d’une installation de 1985 (‹Sans titre›,<br />
1985) donnée au MAH par Mario Merz dans le cadre de l’ancien Prix BCG. L’œuvre monumentale<br />
reprend des éléments emblématiques de sa pratique et explicite de façon<br />
presque démonstrative sa recherche d’une tension entre une géométrie naturelle et<br />
une construction humaine. Elle se découvre au bas de l’escalier menant au sous-sol.<br />
Nous sommes d’abord pris par l’odeur agréable des sarments de vigne qui s’étendent<br />
sur plus de 7 mètres sur 14 mètres, traversés par des néons bleus reproduisant les<br />
nombres de la fameuse suite de Fibonacci. Une progression mathématique harmonieuse<br />
qui pourrait être associée à une forme de spirale infinie du temps. Le regard<br />
Mario Merz (1925–2003)<br />
Marisa Merz (1926–2019)<br />
Expositions (sélection)<br />
2017 ‹The Sky Is a Great Space›, Metropolitan Museum of Art, New York<br />
1995, 2003 Kunstmuseum Winterthur<br />
1998 Galleria d’Arte Moderna, Bologne<br />
1996 Stedelijk Museum, Amsterdam<br />
1994 Centre Pompidou, Paris<br />
2005 Ouverture de la Fondation Merz, centre d’art contemporain à Turin par leur fille Beatrice Merz<br />
La punta della matita, n.d, collection Merz © ProLitteris. Photo : Renato Ghiazza<br />
porte jusqu’à une immense peinture sur papier maintenue au mur par des pierres de<br />
Lauze, typique de l’architecture traditionnelle. La représentation montre une table<br />
dressée avec des ornements naturels, feuilles et fruits. Une table promesse de vie,<br />
d’échange, image inspirante et récurrente, en lien aussi avec Marisa.<br />
À l’étage, la table prend des allures poétiques avec ‹Nuvola rossa con il tramonto›,<br />
1983, (Nuage rouge avec coucher de soleil). Une longue spirale peinte sur près de 10<br />
mètres semble prête à accueillir des convives. Face à elle, une des dernières œuvres<br />
de Mario Merz : un grand plateau de verre sur lequel est fiché une lance en bois qui<br />
perfore la surface, sorte d’autoportrait pour l’artiste, et lui faisant front une tête en<br />
terre crue réalisée par Marisa. Une mise en regard du travail de chacun qui se retrouve<br />
à nouveau agencée dans une œuvre commune placée au centre de l’espace.<br />
Une table en spirale, dont le parcours quelque peu déstructuré, court d’une salle à<br />
l’autre en obstruant le passage. Les éléments de verre supportent une quinzaine de<br />
petites têtes confectionnées en terre crue, aluminium, bronze ou paraffine, elles reflètent<br />
un travail de Marisa entrepris au début des années 1980.<br />
Une mythologie des origines<br />
Ses sculptures sont surprenantes, les figures difformes et partiellement effacées<br />
semblent marquées par les strates de l’histoire. Un primitivisme dans le traitement<br />
des volumes particulièrement évocateur lorsque les têtes sont assemblées sur des<br />
socles, à des hauteurs différentes, comme cette salle reproduisant une installation<br />
prévue pour la Biennale de 1988. Une approche tout aussi torturée dans les peintures<br />
de grand format où émergent les éléments d’un visage et d’un corps. Sur la surface<br />
du papier saturée de pigments s’ajoute du cuivre, de la feuille d’or, une main en porcelaine.<br />
Images à la résonnance presque religieuse.<br />
Même si les deux artistes ont mené leurs recherches créatives de manière indépendante,<br />
ils se rejoignent dans ce besoin de confronter l’homme contemporain à<br />
la permanence de ses besoins premiers. Mario Merz articule une histoire du monde<br />
en travaillant sur des formes symboliques primitives, la spirale, la table comme périmètre<br />
sacré, l’igloo. À noter que l’exposition accueille l’un des premiers igloos, au<br />
revêtement fait de coussins en tissu, qu’il a présenté en 1972 à la Documenta 5. Il est<br />
dédié à Marisa.<br />
La présentation du Musée Rath parvient à thématiser avec peu d’œuvres l’échange<br />
artistique du couple. Un dialogue qui perdurera jusqu’à la fin comme en témoigne la<br />
reconstitution d’un des murs de l’atelier-appartement de Marisa. Elle a accroché un<br />
de ses dessins sur des peintures de Mario. Le visage esquissé aux traits semble chercher<br />
quelque chose au milieu des très grandes compositions. Un lien fusionnel et une<br />
intimité presque retrouvée, fragile et poétique.<br />
Nadia El Beblawi, critique d’art, web éditrice, vit à Bâle, nadia.elbeblawi@gmail.com<br />
→ ‹Marisa et Mario Merz›, Musée Rath (Musée d’Art et d’Histoire Genève), jusqu’au 25.9. ; visite avec<br />
Beatrice Merz et Samuel Gross, le 25.9. ↗ www.institutions.ville-geneve.ch/fr/mah<br />
→ Fondation Merz, Turin ↗ www.fondazionemerz.org<br />
48 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2022</strong><br />
FOKUS // MARISA ET MARIO MERZ 49
Davide Cascio — Mago della<br />
citazione<br />
L’opera di Davide Cascio, densa di citazioni, si adegua allo spazio<br />
espositivo e pone un enigma ermeneutico destabilizzante. Stratificate<br />
secondo il principio del collage, le opere si scompongono,<br />
invece, al momento della fruizione. Per l’interpretazione necessario<br />
scoprirne ipotetici riferimenti. Barbara Fässler<br />
L’opera di Davide Cascio permette tanti approcci di ricezione, quanto è stratificata<br />
da varietà materiche e riferimenti culturali. Questo lavoro complesso si presta ad un<br />
gioco percettivo, una sorta di scommessa. Esclusivamente attraverso l’osservazione<br />
accurata, quanto si riesce a cogliere delle intenzioni dell’artista, dei riferimenti e<br />
delle fonti storiche che ne stanno a monte? Vediamo ad esempio ‹Spider Bee› (<strong>2022</strong>):<br />
installazione in situ nella quale una marea incalcolabile di pezzi di un Mobile pendono<br />
dal soffitto. I bastoni orizzontali o leggermente obliqui, rosa, verdi, blu e bianchi<br />
sostengono a loro volta altri bastoni, oppure sono legati con delle corde a dei pezzi di<br />
plastica trasparenti ed esagonali rossi, blu oltremare o gialli. Questi elementi formano<br />
una caotica composizione astratta che si adatta alla sala espositiva. I riferimenti<br />
che sorgono spontaneamente sono tanti: le composizioni dei costruttivisti russi, qui<br />
reinterpretati per lo spazio tridimensionale; ‹Mile of String›, in cui Marcel Duchamp<br />
nel 1942 imballava la mostra ‹First Papers of Surrealism› con delle corde bianche<br />
come se fossero ragnatele; oppure i ‹Mobiles› di Calder con i colori primari. Nel catalogo,<br />
Gianfranco Camesi menziona inoltre molti altri rimandi: la scultura ‹Röyi› di<br />
Gyula Kosice (1944–1965), la ‹Sculpture de voyage› di Marcel Duchamp (1918) e la<br />
‹Gleichgewichtskonstruktion› di Johannes Zabel (Bauhaus 1923).<br />
Il principio metodologico citazionistico di Cascio, senza dubbio figlio del postmodernismo,<br />
si svolge in tre fasi: 1. ricerca visiva e documentaria delle fonti, 2. progettazione<br />
teorica e 3. costruzione e assemblaggio dell’opera. La genesi stessa delle<br />
installazioni e dei lavori su carta è costruttivistica, nel senso che si costruisce strato<br />
per strato. Nelle parole di Georges Didi Hubermann si tratta di «un’opera che non finisce<br />
mai di operare». Cascio procede per collage – tecnica a sua volta presa in prestito<br />
dai dadaisti e da James Joyce. Sul versante concettuale, l’artista ticinese stratifica<br />
fonti visive, letterarie e teoriche. Sul versante plastico, invece, incrocia pezzi di carta<br />
nei collage ‹Senza titolo›. Nelle installazioni ‹Out›, che barricano il passaggio nello<br />
spazio, Cascio sovrappone assi di legno grigie, bianche e nere in senso diagonale.<br />
Mentre nel lavoro in situ, ‹Riverrun› – a cui la prima parola del joyciano ‹Finnigans<br />
Wake› presta il titolo – dei libri sono impilati su scaffali mai orizzontali e pericolosamente<br />
penzolanti. L’opera di Davide Cascio si scompone, strato dopo strato, in un<br />
processo interpretativo spiraliforme, precario e senza fine.<br />
Barbara Fässler è artista, critica d’arte e docente di arti visive alla KMSU. barbarasic.faessler@gmail.com<br />
Spider Bee, <strong>2022</strong>, legno, carta, pittura acrilica, plexiglas, corda, oggetti vari, mobile di dimensioni<br />
variabili © ProLitteris. Foto: Cosimo Filippini<br />
→ ‹Davide Cascio – Chaosmos›, Museo d’arte Mendrisio, fino al 4.9.<br />
↗ www.museo.mendrisio.ch<br />
50 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2022</strong><br />
FOKUS // DAVIDE CASCIO 51
Su Yu Hsin — There is no before and af<br />
ter in waves<br />
Tidal Variations, 2021, Videostill, 1-Kanal-Videoinstallation, 14’’40’, Loop, Masse variabel, Courtesy<br />
Galerie Alexander Levy, Aussstellungsansicht Kunsthalle Winterthur<br />
52 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2022</strong> FOKUS // SU YU HSIN 53
Die taiwanesische Künstlerin Su Yu Hsin untersucht, wie wir<br />
wahrnehmen, erforschen und Schlüsse ziehen. In ihren essayistischen<br />
Videoinstallationen stellt sie Fragen nach Machtverhältnissen<br />
und Glaubenssätzen – und welchen Einfluss diese auf die<br />
Vorstellung «wissenschaftlicher Objektivität» haben. Dies zeigt<br />
ihre Ausstellung in der Kunsthalle Winterthur. Giulia Bernardi<br />
Wir sehen Kameras, Wetterstationen und Seismografen auf einem länglichen Bildschirm,<br />
der sich horizontal durch den ersten Raum der Kunsthalle zieht. Die Instrumente<br />
ragen aus der grünen Landschaft des Taroko National Park empor, registrie ren<br />
tektonische Bewegungen oder den Einfluss klimatischer Bedingungen auf Erdrutsche.<br />
Die Aufnahmen werden collageartig neben- und übereinandergelagert, von Bildern<br />
des Flusses Liwu flankiert, der sich durch den Park im Osten von Taiwan schlängelt.<br />
Wir folgen ihm aus der Vogelperspektive, dann von Nahem, wie er sich den Weg<br />
durch das Dickicht bahnt, tauchen schliesslich ein. Blasen steigen auf, das Tageslicht<br />
schimmert noch tief im Wasser.<br />
Diese poetischen Szenerien ergänzt Su Yu Hsin in ihrer Videoinstallation in Winterthur<br />
mit dem Material jener Kameras, welche die Umgebung monitoren. Die taiwanesische<br />
Künstlerin widmet sich der Frage, wie wissenschaftliche Daten erfasst und<br />
ausgewertet werden.<br />
Situiertes Wissen<br />
In der zweiteiligen Videoinstallation ‹frame of reference› verweist Su Yu Hsin auf<br />
den Prozess, den wissenschaftliche Erkenntnisse durchlaufen, dem vermeintlich<br />
«objektive» Entscheidungen zugrunde liegen. «Schon die Positionierung einer Kamera<br />
geht mit der Auswahl eines Ausschnittes einher», sagt Su. «Unsere Sicht ist immer<br />
einseitig, immer fragmentarisch.»<br />
Während wir uns also um den Bildschirm in der Kunsthalle bewegen, wird unweigerlich<br />
deutlich, wie subjektiv auch unsere Wahrnehmung ist; wir richten unsere<br />
Aufmerksamkeit auf ein Bild, fokussieren dann auf ein nächstes und verpassen andere<br />
Aufnahmen, die zwischenzeitlich eingeblendet wurden. Bei dieser Überlegung<br />
bezieht sich Su Yu Hsin auf die US-amerikanische Biologin und Philosophin Donna<br />
Haraway. In ihrem Essay ‹Situated Knowledges› von 1988 schreibt Haraway, dass Sehen<br />
– und die daraus resultierende Erkenntnis – immer eine Frage der Perspektive<br />
sei. Entsprechend gilt es die eigene Position zu reflektieren, aus der beobachtet<br />
und bewertet wird. Unsere Verortung in einem gesellschaftspolitischen Kontext wirft<br />
nicht nur Fragen nach wissenschaftlicher Objektivität auf, sondern auch nach den jeweiligen<br />
Machtverhältnissen, in denen Wissen entsteht und etabliert wird. Auch auf<br />
diesen Aspekt ging Haraway ein, als sie schrieb: «Vision is always a question of the<br />
power to see – and perhaps of the violence implicit in our visualizing practices.» Damit<br />
knüpft sie an den Begriff der epistemischen Gewalt an, der etwa von der postko-<br />
lonialen Theoretikerin Gayatri Chakravorty Spivak geprägt wurde. Darauf geht Spivak<br />
in ihrem einflussreichen Essay ‹Can the Subaltern Speak?› ein, das 1988 erstmals<br />
veröffentlicht wurde.<br />
Wechselseitige Beziehungen<br />
Su Yu Hsin richtet in ihrer künstlerischen Praxis das Schlaglicht auf das Bezugssystem,<br />
innerhalb dessen einer Forschungsfrage nachgegangen wird, auf die<br />
bewussten und unbewussten Glaubenssätze. Dabei spielt auch unser Verständnis<br />
von «Natur» eine Rolle. Denn die Kameras, Wetterstationen und Seismografen, die<br />
im Park aufgestellt wurden, scheinen über die jeweiligen Vorgänge zu wachen, ohne<br />
darin eingebunden zu sein. Mit dieser Überlegung schliesst Su neben Donna Haraway<br />
auch an den französischen Philosophen Bruno Latour an. In seiner «Akteur-Netzwerk-<br />
Theorie», die er Ende der 1980er-Jahre formulierte, besteht eine Umgebung, etwa der<br />
Taroko National Park, aus verschiedenen Akteurinnen und Akteuren, die in wechselseitigen<br />
Beziehungen zueinander stehen. Das können Pflanzen oder Tiere sein, aber<br />
auch Technologien wie Kameras oder die Vorstellungen der jeweiligen Forscherinnen<br />
und Forscher, die diese platziert haben.<br />
Anhand der Ausführungen von Latour wird die Komplexität deutlich, die unserer<br />
unmittelbaren Umgebung innewohnt. Darauf bezieht sich Su Yu Hsin im zweiten Teil<br />
von ‹frame of reference›. Auf einem länglichen, diesmal vertikal ausgerichteten Bildschirm<br />
fährt eine Kamera einem Bohrloch entlang. Wir folgen dem Objektiv, sehen die<br />
verschiedenen Schichten, spüren die Zeit, die dort gespeichert ist – und wie sie sich<br />
unserer Vorstellungskraft entzieht. «Materie ist ein Archiv vergangener Ereignisse»,<br />
fügt Su an. «Sie ist lebendig, speichert und erinnert.» Durch die Nähe der Aufnahme<br />
und das grosse Format verlieren wir bei der Betrachtung jegliche Orientierung. Es ist<br />
schwer vorstellbar, welche Fülle an Information dort enthalten ist.<br />
Wird es heute regnen?<br />
Während im ersten Raum der Kunsthalle der Fokus darauf liegt, wie wissenschaftliche<br />
Daten entstehen, geht es im zweiten und letzten Raum um den Bezug<br />
zu den jeweiligen Technologien, die uns diese Informationen übermitteln. «Wird es<br />
heute regnen?» haben wir uns vermutlich schon oft gefragt, während wir den Blick<br />
auf unser Smartphone warfen, ohne ihn vorher aus dem Fenster schweifen zu lassen.<br />
Das ist das zugrundeliegende Thema der Videoinstallation ‹Tidal Variations›. Zu<br />
sphärischen Klängen und digital programmierten Bildern, die an elektromagnetische<br />
Wellen oder an das weite Meer denken lassen, spricht eine ruhige Stimme aus dem<br />
Off. Sie schildert, wie wir mit den Informationen umgehen, die auf unserem Endgerät<br />
angeschwemmt werden; wie wir uns durch die vielen Tabs klicken, die wir im Browser<br />
geöffnet haben, einem Link nach dem anderen folgen. «There is no before and after in<br />
waves», sagt die Stimme. «No beginning and no end. Only the dynamic movement of<br />
an ongoing system.» Ähnlich wie die Erdschichten, die uns zuvor begegnet sind, kann<br />
auch Wasser Träger von Informationen sein, wenn wir etwa an die im Meer verlegten<br />
54 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2022</strong> FOKUS // SU YU HSIN 55
frame of reference I, 2020, und frame of reference II, 2020, Ausstellungsansicht Kunsthalle Winterthur<br />
56 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2022</strong> FOKUS // SU YU HSIN 57
Su Yu Hsin (*1989, Taichung) lebt in Berlin<br />
Seit 2019 Studium in Medienkunst ‹Expanded Cinema›, Hochschule für Grafik und Buchkunst, Leipzig<br />
2017–2019 Vordiplom in Medienkunst, Hochschule für Grafik und Buchkunst, Leipzig<br />
2012/13 ‹Post Experience Programme› in visueller Kommunikation, Royal College of Art, London<br />
2008–2012 Bachelor in Kommunikationsdesign und 3D-Animation, Universität Shih Chien, Taipeh<br />
Einzelausstellungen (Auswahl)<br />
2021 ‹frame of reference›, Alexander Levy, Berlin<br />
2019 ‹Another Order of Time›, Taipei Artist Village<br />
Gruppenausstellungen (Auswahl)<br />
<strong>2022</strong> ‹Futur 21 – kunst industrie kultur›, Henrichshütte Hattingen<br />
2021 ‹Sustainable Museum – Art and Environment›, Busan Museum of Art; ‹Toi et moi, on ne vit pas<br />
sur la même planète›, Centre Pompidou-Metz; ‹The Rearview Landscape, or a Trip of Ownership›, UCCA<br />
Dune Art Museum, Qinhuangdao<br />
2020 ‹You and I Don’t Live on the Same Planet›, Taipei Biennial; ‹Critical Zones›, Zentrum für Kunst und<br />
Medien, Karlsruhe; ‹In the Era of Asia’s Post-LCC›, Kyoto Art Center<br />
Tiefseekabel denken. Damit stellt sich unweigerlich die Frage nach der Kolonisierung<br />
von Lebensräumen, womit wir weg von Bruno Latour und wieder bei der anthropozentrischen<br />
Ordnung angelangt sind.<br />
Fehler im System<br />
Nicht zuletzt thematisiert Su Yu Hsin auch die Informationsarchitektur, in die wir<br />
eingebunden sind, und wie die Grenze zwischen analogen und digitalen Räumen unschärfer<br />
wird. Hier findet auch der Glitch seine Erwähnung. Der Glitch, der eigentlich<br />
als Fehler im System gilt, hat das Potenzial, jene Infrastruktur sichtbar zu machen,<br />
die oft unbemerkt bleibt. Wir wissen genau, wo unser Daumen auf dem Smartphone<br />
zu platzieren ist, um es zu entsperren. Wir sehen gar nicht erst hin, können die Stelle<br />
haptisch von der restlichen glatten Oberfläche unterscheiden. Erst, wenn es nicht<br />
funktioniert, wird uns bewusst, wie automatisch sich diese Handlung ereignet.<br />
In ihren essayistischen Videoinstallationen verpasst es Su Yu Hsin nicht, auf den<br />
Körper zurückzukommen, auf die Muster, die dort eingeschrieben werden. Entsprechend<br />
sind in ‹Tidal Variations› Aufnahmen der Tänzerin und Choreografin Angela<br />
Goh zu sehen. Ihr Gesicht wird in einigen Szenen von Nahem gefilmt; wir sehen ihre<br />
braunen Augen, die schnell blinzeln, um sich von den Emissionen der Bildschirme zu<br />
erholen. Das lässt uns nicht zuletzt daran denken, wie unser Blick durch den schnell<br />
getakteten Content der sozialen Netzwerke wie Instagram oder TikTok geschwemmt<br />
wird. Wir treiben mit diesen Inhalten mit, fünf Sekunden hier, sechs Sekunden dort.<br />
Unweigerlich verändern sich dadurch auch unsere Sehgewohnheiten. Vielleicht lassen<br />
wir inmitten dieser Informationsflut unsere Augen nicht geöffnet, um uns auf<br />
etwas zu fokussieren, sondern schliessen sie.<br />
Giulia Bernardi ist freischaffende Kulturpublizistin und lebt in Zürich. giulia.bernardi@outlook.com<br />
→ ‹Su Yu Hsin – Wet Mechanics of Seeing›, Kunsthalle Winterthur, bis 24.7. ↗ kunsthallewinterthur.ch<br />
58 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2022</strong>
HINWEISE<br />
Toutes les poupées ne pleurent<br />
pas — Frédérick Tremblay<br />
Animation — Manche Filme ziehen die Zuschauenden<br />
gleich in ihren Bann, während sich<br />
andere damit ihre liebe Zeit lassen. ‹Toutes<br />
les poupées ne pleurent pas› gehört ganz klar<br />
zur zweiten Kategorie. Nur langsam entfaltet<br />
Tremblay in seinem Kurzfilm einen routinierten,<br />
detailgetreuen Alltag ohne viel Schnörkel.<br />
Gemächlich zieht die Erzählung einen in ihren<br />
Bann, hält einem gefangen und lässt so schnell<br />
nicht wieder los. Die fehlenden Emotionen und<br />
der monotone Alltag rufen dabei ein unbehagliches<br />
Gefühl hervor, dass die Geschichte von<br />
Anfang an begleitet und untermalt. Ein Gefühl,<br />
das sich nach und nach steigert, als der Film<br />
unerwartet düstere Wendungen nimmt.<br />
‹Toutes les poupées ne pleurent pas› widerspiegelt<br />
die Realität so mancher Animator:innen,<br />
wenn die Nacht zum Tag wird, die Zeit mit dem<br />
Bauen von Sets verbracht wird und die Details<br />
einer Puppe plötzlich so wichtig sind wie die<br />
eigenen. Frédérick Tremblay ist ein bekannter,<br />
hoch angesehener kanadischer Animator.<br />
‹Toutes les poupées ne pleurent pas› ist sein<br />
fünfter Kurzfilm. Der mit Puppen animierte<br />
Stop-Motion-Film gewann zahlreiche Preise an<br />
renommierten Festivals und zeigt gekonnt, warum<br />
Animation als Kunstform ernstgenommen<br />
werden sollte. Dominique Marconi<br />
Frédérick Tremblay · Toutes les poupées ne<br />
pleurent pas, 2017, 20’06’’<br />
↗ https://vimeo.com/326391429<br />
Susanna Niederer<br />
Basel — Die Galerie von Marianne Grob zeigt<br />
eine kleine, feine Ausstellung mit Arbeiten von<br />
Susanna Niederer (*1958, Basel). Seit über drei<br />
Jahrzehnten ist die Ellipse Inspiration und zentrales<br />
Motiv der Künstlerin und taucht in immer<br />
neuen Erscheinungen auf – in Basel als Relief,<br />
Plastik oder als Pinselzeichnung. Drei griechische<br />
Begriffe sind für die Deutung der Werke<br />
wichtig: «élleipsis», «ekleipsis» und «eklipes».<br />
Mit Stille, Leere und Entmaterialisierungsstreben<br />
schaffen die Werke eine Verbindung zur<br />
Unendlichkeit. Auch Klang, Sprache und Rhythmus<br />
sind Teil der vielfältigen schöpferischen<br />
Äusserungen. Mit der Konzentration auf das<br />
Oval reiht sich Niederer in eine Tradition der<br />
Kunstgeschichte des 20. Jh. ein. Im Durchgang<br />
zur Galerie wird das Publikum von fünf Ellipsen<br />
an der Wand empfangen. ‹Seda›, 2009, heissen<br />
die fast zwei Meter langen, flachen Ovale aus<br />
pulverbeschichtetem Stahl. Auf unterschiedlichen<br />
Höhen angeordnet, schimmern sie im<br />
Licht, verändern je nach Position ihre Farbe<br />
von olivgrün bis golden, wie auch die Form,<br />
die sich durch die perspektivische Verkürzung<br />
dem Kreis annähert. So wird das Publikum zum<br />
Teil eines Bildes, das die Wandfläche zum sich<br />
ständig veränderten Bildraum mutieren lässt.<br />
Wie kostbare Kleinodien präsentieren sich<br />
weitere Werke. In Goldfolie ausgekleidet ist<br />
Raum I, eine begehbare Installation, die an<br />
eine ägyptische Grabkammer erinnert und den<br />
zwei Objekten, ‹Aucusi› und ‹Aucali›, 2000, eine<br />
sakrale Ausstrahlung verleiht. Die aus polierter<br />
Bronze und Aluminium bestehenden Ellipsoide<br />
zeigen wie Muscheln eine feine längliche Öffnung.<br />
In ihrer reduzierten Form erinnern sie an<br />
‹La Muse endormie›, 1910, von Brancusi. Weiter<br />
im Raum II mit den Arbeiten ‹Aline, Elsa, Martha›,<br />
<strong>2022</strong>, drei stehenden Ovalen aus Papier,<br />
die mit feinen Faltungen die Gesichtsachsen<br />
betonen und sich dem Blick minimal entgegenwölben.<br />
Daneben hängt die Serie ‹Lines›,<br />
1998, ein zentrales Werk der Ausstellung. Die<br />
wechselnden Zeilen aus feinsten rhythmischen<br />
Prägungen auf 24 handgeschöpften Papieren<br />
erscheinen wie eine Geheimschrift. ‹Fukei›,<br />
HINWEISE // ANIMATION / BASEL<br />
59
2017, zeigt kleinere und grössere elliptische<br />
Tuschegesten, die wie Seerosenblätter auf<br />
den Papieren schwimmen. Mit zwei goldenen,<br />
sich überlagernden Ellipsenreliefs endet der<br />
kontemplative Rundgang. IK<br />
Susanna Niederer · Seda, 2009, Stahl, pulverbeschichtet,<br />
90 x 180 cm, Galerie Marianne<br />
Grob<br />
Susanna Niederer · Aucusi,2000, Bronze<br />
poliert, Raumstruktur und Aucali 2000,<br />
Aluminium poliert<br />
→ Galerie Marianne Grob bis 20.8.<br />
↗ www.galeriemariannegrob.com<br />
Amer Kobaslija<br />
Brig — Die Porträts von Amer Kobaslija (*1975)<br />
sind so etwas wie Meditationen über Personen<br />
und ihre Umgebungen. Der Künstler erstellt von<br />
der Figur geprägte Landschaften, in denen er<br />
mit grossem Respekt für Mensch und Ort die<br />
Zustände erfasst, die aber auch seine eigene<br />
Gemütsverfassung widerspiegeln. Der als Jugendlicher<br />
aus Bosnien in die USA geflüchtete<br />
Amer Kobaslija sagt: «Ich bin bei meiner Arbeit<br />
am Porträt immer auch auf der Suche nach<br />
dem Sinn meiner eigenen Existenz.» Zu Gast<br />
im Sommeratelier des Kunstvereins Oberwallis<br />
porträtiert der Künstler nun Bürgerinnen und<br />
Bürger der Region.<br />
Von der Ärztin zum Hackbrettspieler, vom<br />
Stadtpräsidenten zur Skilehrerin, vom Visionär<br />
für Solarkraftwerke zur Bienenzüchterin,<br />
von der Bergführerin zum Flugingenieur<br />
eines Start-ups für Elektroflugzeuge, von der<br />
Asylantin zum Installateur … die im Sommer<br />
<strong>2022</strong> entstehenden Ganzfigurenbilder von<br />
dreissig Walliser:innen zeigen Charaktere mit<br />
unterschiedlichem gesellschaftspolitischen<br />
Hintergrund. Die Auswahl der dreissig Personen<br />
wurde vom Künstler in Zusammenarbeit<br />
mit dem Kunstverein Oberwallis erarbeitet.<br />
Amer Kobaslija malt die Menschen übergross<br />
im Vordergrund des Bildformates; der<br />
Hintergrund – sei es Stadt, Landschaft oder<br />
Interieur – wirkt dabei wie eine Bühne, auf der<br />
die Porträtierten stehen. Der Maler trifft sich<br />
mit seinen Modellen während einer Stunde an<br />
einem Ort ihres jeweiligen Tätigkeitsbereichs.<br />
Er fotografiert die Personen, manche stehend<br />
in der Landschaft, vor einer Brücke, manche<br />
sitzend zu Hause oder im Büro, wobei er sehr<br />
auf Details achtet, um sie als Persönlichkeit<br />
ganzheitlich zu erfassen. Von diesen Fotos malt<br />
der Künstler später die Bilder. Das Foto selbst<br />
wird vernichtet.<br />
Die Porträtierten implizieren einen stellvertretenden<br />
Mikrokosmos des Ortes im Oberwallis:<br />
Wer wohnt hier, und was ist diesen Menschen<br />
wichtig in der Region? SO<br />
Amer Kobaslija · Roland Imhof, Stadtarchitekt<br />
von Brig, ca. 40 x 40 cm, Öl auf Holz, Courtesy<br />
George Adams Gallery<br />
Amer Kobaslija · Nathalie Benelli, stellvertretende<br />
Chefredakteurin des Walliser Boten,<br />
Öl auf Holz, ca. 40 x 40 cm, Courtesy George<br />
Adams Gallery<br />
→ Galerie zur Matze/Stock alper Schloss Brig,<br />
Eröffnung 13.8., 18 Uhr; Ausstellung bis 4.9.<br />
↗ www.kunstvereinoberwallis.ch<br />
Robert Wilson<br />
Genf — Bob Wilson (*1941, Waco, Texas) hat<br />
in den 1970er-, 1980er-Jahren den Tanz, das<br />
Theater und die Oper revolutioniert, die auch<br />
alle Bildkünste einschliessen können. Der<br />
Bühnenintendant hat diese jedoch stets auch<br />
für sich gepflegt, in ihren freien und angewandten<br />
Formen. So sind einerseits in seiner Schau<br />
‹The Night After the Day› im Espace Muraille<br />
zwei Serien der Glasgefässe zu sehen, die er<br />
1994–2005 mit dem Centre de recherche sur le<br />
verre et les arts plastiques/CIRVA in Marseille<br />
schuf. Andererseits läuft auch eines der Videoporträts,<br />
die er seit 2004 mit anderen Kulturschaffenden<br />
oder auch Tieren nach ikonischen<br />
Gemälden, Fotografien und Filmszenen in HD<br />
für einen Plasmabildschirm inszeniert: ‹Lady<br />
Gaga: Mademoiselle Caroline Rivière d’après<br />
J.-A.-D. Ingres›, 2013.<br />
Die Schau ist jedoch vor allem deshalb bemerkenswert,<br />
weil sie ein Abtauchen in den Keimprozess<br />
der Schöpfungen erlaubt, der zugleich<br />
klassisch und ganz unklassisch ist. Alle Projekte<br />
beginnen mit Skizzen und Zeichnungen, welche<br />
um die Glasobjekte und das Videoporträt<br />
aufgehängt sind sowie den letzten labyrinthartig<br />
unterteilten Galerieraum besetzen. Wilson<br />
scheint aber mit Stift, Kohle oder Kreide kaum<br />
eine Klärung von Konturen zu suchen. Vielmehr<br />
geraten die Blätter unter seiner Hand zu ersten<br />
Echoräumen von Lichtvisionen und oft bereits<br />
in brillante Farben wie Königsblau oder Signalrot<br />
gehüllte Studien von Bewegungsabläufen,<br />
die meist der Kommunikation mit Fachleuten<br />
dienen. Deren Aufgabe ist es dann, seine Geistesblitze<br />
trotz ihres oft immensen Aufwandes<br />
authentisch wiederzutreffen.<br />
Oft wird an delegierter Kunst eine gewisse<br />
Sterilität kritisiert, da sie aufgrund der zu Treue<br />
gegenüber dem Entwurf verpflichteten Ausführenden<br />
das Prozesshafte verlieren, durch<br />
das sich die Projekte häufig erst anreichern<br />
und damit eigentlich entstehen. Das Geheimnis<br />
des Werks von Wilson liegt jedoch wohl neben<br />
der Quecksilbrigkeit seiner Ideen und Visionen<br />
auch an seinem Charisma, mit dem er Mitarbeitende<br />
derart herausfordert, dass auch sie ihre<br />
60 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2022</strong> HINWEISE // BASEL / BRIG / GENF 61
Horizonte zu durchbrechen vermögen und Ungekanntes<br />
in Erscheinung treten lassen. Auch<br />
bei den gezeigten Glasobjekten musste die<br />
Technik erst entwickelt werden, um die verhaltene<br />
Luminosität der halbellipsoiden Schalen<br />
und die Kraft der Bewegung in den Wänden der<br />
zylinderförmigen Vasen zu erreichen. Im Videoporträt<br />
zeigt uns Lady Gagy, die dafür elf Std.<br />
verharren musste, nicht ihr Äusseres. Vielmehr<br />
schwängert sie das tableau vivant mit ihrer<br />
Hingabe, gelegentlichen Not und Müdigkeit. KH<br />
Robert Wilson · The Night After the Day, <strong>2022</strong>,<br />
Ausstellungsansicht Espace Murailles, Genf<br />
→ Espaces Muraille, bis 3.9.<br />
↗ www.espacemuraille.com<br />
Abdo Shanan<br />
Genf — Beim Betreten des Ausstellungsraums<br />
sollten Sie die winzige Postkarte an der Wand<br />
nicht verpassen: Das abgebildete Meisterwerk<br />
von Arnold Böcklin, ‹Die Toteninsel›, ist der rote<br />
Faden des Ausstellungsprojekts. Für seine<br />
erste Foto-Soloausstellung hat Abdo Shanan<br />
(*1982, Oran) anhand dieses Kunstwerks eine<br />
Art fotografisches «Memory» entworfen. Auf<br />
spielerische Weise kann man hier und da Details<br />
auf seinen Fotos finden (Bäume, Statuen,<br />
eine weisse Silhouette), die Böcklins Gemälde<br />
widerspiegeln. Böcklins Toteninsel handelt<br />
von der letzten Wanderung – vom Leben in den<br />
Tod. Es ist ein ähnlich dramatisches Thema,<br />
das Shanan hier aufgreift. Sein langjähriges<br />
Fotoprojekt ‹Dry› handelt von der Flucht, dem<br />
Exil und der Suche nach einem Zuhause auf<br />
dieser Erde. Dabei nützt der nordafrikanische<br />
Fotograf seine eigene Geschichte und die von<br />
Bekannten, Familienmitgliedern oder sogar<br />
Unbekannten. Die meisten Fotografien sind<br />
schwarz-weiss. Sie zeigen Gesichter, Bäume,<br />
Skulpturen, architektonische Details, manchmal<br />
auch Katzen – und alles zusammen ergibt<br />
ein Puzzle. Die Fotos sind ohne Titel, die Gesichter<br />
ohne Namen. An den Wänden befinden<br />
sich ausserdem Zitate (Fragmente aus dem<br />
Leben, Reflexionen über Identitätsfragen und<br />
die koloniale Vergangenheit), die von den Porträtierten<br />
handschriftlich verfasst wurden.<br />
Shanan selbst wurde als Sohn einer algerischen<br />
Mutter und eines sudanesischen Vaters<br />
in Algerien geboren; er lebte 18 Jahre lang im<br />
Nachbarland Libyen und kehrte dann nach<br />
Algerien zurück. Wie er selbst sagt: «Mit ‹Dry›<br />
möchte ich, dass Sie sich unbehaglich und unbequem<br />
fühlen. Ich möchte, dass Sie an allem<br />
zweifeln, was man Ihnen über nationale Identität<br />
und Zugehörigkeit erzählt hat. Denn was<br />
bedeuten diese sozialen Konstrukte eigentlich?»<br />
Bisher schien Shanan vor allem ein Vermittler<br />
zu sein: 2020 hatte er ‹Narratives from<br />
Algeria› kuratiert, eine Panoramaausstellung<br />
der zeitgenössischen algerischen Fotoszene<br />
(mit vierzig Positionen) gemeinsam mit Danae<br />
Panchaud im Fotoforum Pasquart in Biel. Und<br />
2021/22 erhielt er mit dem ‹Collectif 2020› ein<br />
Stipendium von Pro Helvetia für die Schaffung<br />
eines Kunstaustauschs zwischen Marokko und<br />
Algerien. Für ‹Dry›, das er 2017 begonnen hat,<br />
erhielt er 2019 den Preis des CAP (Contemporary<br />
African Photography). Panchaud, neu Direktorin<br />
des Centre de la Photographie in Genf,<br />
stellt ihm nun den Raum zur Verfügung. IDL<br />
Abdo Shanan · Sans titre, aus der Serie ‹Dry›<br />
2017–2020, Fotografien<br />
→ Centre de la Photographie Genève (CPG),<br />
bis 21.8. ↗ www.centrephotogeneve.ch<br />
201 Cadavres Exquis<br />
Kriens — Wir haben es alle schon gespielt:<br />
Nimm ein Blatt Papier, zeichne ein Körperteil,<br />
falte das Papier, damit das bisher Gezeichnete<br />
verborgen bleibt, reiche es an die nächste<br />
Person weiter, zeichne, falte um … Gemeinsam<br />
entsteht so eine vom Zufall geleitete kollektive<br />
Collage. Cadavre Exquis wurde als Schreib- und<br />
Zeichenspiel Mitte der 1920er-Jahre durch die<br />
Surrealist:innen kultiviert und wird bis heute<br />
und nun konkret in der Ausstellung ‹Zusammen<br />
zeichnen› im Museum im Bellpark zelebriert.<br />
Seit 2016 lädt der Schweizer Kurator Hans Ulrich<br />
Obrist immer wieder zu diesem Spiel, und<br />
zwar dann, wenn er sich mit Künstler:innen,<br />
Architekt:innen oder Designer:innen trifft. Die<br />
vielfältigen Ergebnisse sammelt er alle und<br />
veröffentlicht sie auf Instagram als Teil seines<br />
‹Handwriting Project›: eine Verschmelzung von<br />
analog und digital, ein Archiv, motiviert durch<br />
das Anliegen, die Kunst der Handschrift ins<br />
digitale Zeitalter zu retten.<br />
Seit Beginn des fortlaufenden Projekts schufen<br />
über 400 Zeichnende in immer wieder anderen<br />
Kombinationen über 200 Blätter. Die Ausbeute<br />
wird nun fast vollständig und erstmals<br />
gemeinsam an einem Ausstellungsort gezeigt,<br />
sozusagen ins Analoge zurückübersetzt. Im<br />
Untergeschoss des Museums verweist eine<br />
Auswahl von Publikationen und Schallplatten<br />
der mitspielenden Autor:innen auf ihr individuelles<br />
Schaffen – welches im Grunde genommen<br />
die Basis für das kollaborative Projekt<br />
bildet. Bild an Bild gleichberechtigt an die<br />
Wände gehängt, bevölkern skurrile Figuren die<br />
verwinkelten Ausstellungsräume. Als Besucherin<br />
wähnt man sich inmitten eines Labyrinths<br />
fantastischer Welten, deren Anziehungskraft<br />
man kaum entkommt. Bilder, Worte fügen<br />
sich auf den Zeichnungen scheinbar zusammenhangslos<br />
aneinander und ergeben neue<br />
absurde Kompositionen, die hie und da als<br />
verblüffende, assoziative Einheiten funktionieren.<br />
Im Wissen darum, dass diese während<br />
eines geselligen Anlasses geschaffen wurden,<br />
meint man Themen oder Fragen zu erkennen,<br />
die sich im Dialog ergaben und in der Zeich-<br />
62 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2022</strong> HINWEISE // GENF / KRIENS 63
nung unbewusst ihren Widerhall finden. Hans<br />
Ulrich Obrist ist ein Meister im Zusammenbringen<br />
diverser Personen aus unterschiedlichsten<br />
Wissensgebieten. Als Betrachterin dieser<br />
kollektiven Zeichnungen schreibt man im Kopf<br />
die Erzählungen fort und trägt indirekt zur multiplen<br />
Autorschaft bei. Wann haben Sie Cadavre<br />
Exquis zum letzten Mal gespielt? Nehmen Sie<br />
ein Blatt Papier, zeichnen Sie … PK<br />
Cadavre Exquis gezeichnet von Bobo und<br />
Jamian <strong>Juli</strong>ano-Villani<br />
Cadavre Exquis gezeichnet von Simon Kretz,<br />
David Chipperfield, Alice Rawsthorn und<br />
Francis Kéré<br />
→ Museum im Bellpark, bis 7.8.<br />
↗ www.bellpark.ch<br />
Bernard Bazile<br />
Lausanne — Die Ausstellung von Bernard Bazile<br />
(*1952, Meymac) im circuit fängt die aktuelle<br />
Beunruhigungen bildkräftig ein. Der Altmeister<br />
kommt im ersten der beiden Säle der Kunsthalle<br />
aber erst einmal dokumentarisch auf seine<br />
‹Brillances› zurück, die zwei Jahre nach seinen<br />
ersten Auftritten in Galerien und Museen ab<br />
1978 einsetzen. Statt im Ausstellungsraum<br />
konkrete und soziale Erfahrungen durch das<br />
Einschleusen verfremdeter Bedarfsgüter oder<br />
aufgezeichneter Alltagsszenen zu beleuchten,<br />
machte Bazile mit ephemeren Setzungen im<br />
öffentlichen Raum die Passierenden auf die<br />
komplexe Realität aufmerksam, in der wir existieren.<br />
In den ersten ‹Brillances› verschob er<br />
dazu jeweils nur den Strahl einer vorhandenen<br />
Lampe und brachte die neu beleuchtete Fläche<br />
durch Putzen und Flicken so auf Hochglanz,<br />
dass in ihr die Umgebung aufschien. Ähnliche<br />
Effekte erzeugte er später auch in Naturräumen,<br />
jedoch mit spiegelglatt abgeschliffenen<br />
Steinen und in Innenräumen mit vor die Wände<br />
gehängten Scheiben, neben denen er oft eine<br />
Glühlampe platzierte, die bei Licht auf der<br />
anderen Seite wie in der verlorenen Installation<br />
von Duchamp 1947 einen ‹rayon vert› erzeugte.<br />
Bazile hob sich damit in einem Moment, als<br />
sich eine neoprimitive Malerei der Konzeptkunst<br />
entgegenstellte, in dieser selbst wieder<br />
ein malerisches Feld aus, das eher im Sinne<br />
von Manet und Seurat das moderne Leben fein<br />
ergründet und breit vermittelt. So ist Bazile der<br />
Ansicht: «Bewegt man sich mit Leichtigkeit in<br />
der Kunst, ist man der Mitbürgerschaft etwas<br />
schuldig.» Er mache deshalb in Ausstellungen<br />
gerne ein Gebräu, das unterschiedliche<br />
Menschen anspricht. Entsprechend sei für ihn<br />
hier auch wichtig, dass sich in den Scheiben,<br />
hinter denen er die Dokumente der ‹Brillances›<br />
aufgehängt hat, sowohl die Welt vor der Kunsthalle<br />
als auch die Installation spiegelt, mit der<br />
er im zweiten Saal darauf reagiert hat. So hat<br />
ihn beim Flanieren in der Stadt zwischen Epidemie<br />
und Ukrainekrieg im Naturhistorischen<br />
Museum ein Steinkohleblock von elf Tonnen<br />
aus dem Wallis erschüttert, der 1941 durch die<br />
Schweiz gekarrt wurde, um die vom Schliessen<br />
der Grenze beunruhigte Bevölkerung mit<br />
dem Verweis auf inländische Bodenschätze zu<br />
trösten. Leider konnte das zerbrechliche Stück<br />
nicht ausgeliehen werden. Dafür funkelt im<br />
circuit nun ein von Bazile aus der Mine geholtes<br />
Muster auf einem Lastwagen aus der Epoche.<br />
Dahinter wölbt sich eine Werbeblache mit blauem<br />
Himmel und Schäfchenwölkchen. Nur der<br />
Schriftzug, der eine Zeile von Valéry von 1931<br />
«Le Monde fini commence» mit «ICI » einleitet,<br />
bricht mit dieser hoffnungsvollen Stimmung:<br />
Keine Ressource ist unendlich. Bazile mahnt<br />
jedoch: «Ich meine dies nicht moralisch, einfach<br />
als Feststellung.» KH<br />
Bernard Bazile · Ici le temps du monde fini<br />
commence, Ausstellungsansicht circuit –<br />
centre d’art contem porain, Lausanne<br />
→ circuit – centre d’art contemporain, bis 23.7.<br />
↗ www.circuit.li<br />
Exomusée<br />
Le Locle — Im Jahr 2009 wurde Le Locle<br />
zusammen mit La Chaux-de-Fonds zum<br />
UNESCO-Weltkulturerbe. Dies ist eine grosse<br />
Anerkennung für die eher vergessene Region im<br />
Neuenburger Jura, die für ihre Uhrenindustrie-<br />
Architektur bekannt ist. Aber die Loclois sind<br />
heute fast noch stolzer auf den wachsenden<br />
Erfolg der Exomusées, des Streetart-Projekts,<br />
das 2018 von der Vereinigung Luxor Factory ins<br />
Leben gerufen wurde. «Die Leute hier haben<br />
schon lange darauf gewartet … Endlich ein<br />
wohlwollender Blick auf die Region!», erklärt<br />
Sylvie Balmer, die Co-Leiterin des Projekts.<br />
Damit man sich nicht täuscht, warnt Balmer:<br />
«Dieses Freilichtmuseum hat ein Konzept<br />
und eine klare Absicht, nämlich den Blick auf<br />
Le Locle zu verändern und allen den Zugang zur<br />
Kultur zu ermöglichen.» Das Ziel des Projekts<br />
ist somit nicht nur, diese Stadt schöner zu<br />
machen. Streetart, die Kunst der Peripherie, die<br />
in den 1980er-Jahren in den amerikanischen<br />
Vorstädten entstand, mitten im Neuenburger<br />
Jura? Es mag exotisch klingen, aber nur wenige<br />
Meter von der Grenze zu Frankreich entfernt<br />
fühlt man sich hier nicht wirklich wie im Zentrum<br />
der Schweiz, sondern eher wie an einem<br />
Stadt(Staat-)rand.<br />
Bis 2024 sollen fünfzig Fresken an den Fassaden<br />
der Stadt erblühen – bis heute wurden<br />
bereits dreissig Projekte von internationalen<br />
Street Artists realisiert, einige davon aus der<br />
Schweiz und die meisten aus Europa. Alle<br />
werden von der Luxor Factory eingeladen, ein<br />
Kunstwerk zu einem bestimmten Thema rund<br />
um die Geschichte von Le Locle zu entwickeln<br />
und zu produzieren. Streetart ist ein Symbol für<br />
eine engagierte Meinung, «un art militant», wie<br />
die Organisatoren selbst formulieren.<br />
Einige Beispiele sind wirklich verblüffend, wie<br />
das Fresko des Londoner Künstlers Shock-1,<br />
der sich mit der tragischen Geschichte des<br />
Radiums befasst. Mit seinem einzigartigen Stil<br />
(medizinische Röntgenaufnahmen mit Sprühfarbe),<br />
der auch als «X-Ray-Art» bezeichnet<br />
wird, gedachte dieser Streetart-Pionier den<br />
Opfern von Radium. Dieses radioaktive Metall,<br />
64 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2022</strong> HINWEISE // KRIENS / LAUSANNE / LE LOCLE 65
das über ein halbes Jahrhundert lang von der<br />
Uhrenindustrie verwendet wurde, schädigte die<br />
Gesundheit Tausender Frauen, die mit Radium<br />
arbeiteten. Ein paar Strassen weiter trifft man<br />
auf einen riesigen Enzian, der auf ein tristes<br />
graues Gebäude gemalt ist. Dahinter steht die<br />
in Kalifornien lebende Tessinerin Mona Caron,<br />
bekannt für ihre botanischen Darstellungen<br />
auf Wände, die sie als «geopoetische Räume»<br />
betrachtet. Ihr Fresko feiert diese lokale<br />
robuste Blume mit bitterem Geschmack. Ob<br />
auf ganzen Fassaden oder auf kleinen Flächen,<br />
Kunst findet man überall in Le Locle. Alle Stile<br />
der Streetart sind vertreten, ebenso wie alle<br />
Techniken – ein wahres Museum, das sich im<br />
Sommer zu besuchen lohnt. IDL<br />
Mona Caron · Grande Gentiane, 2021,<br />
Exomusée. Foto: F. Balmer<br />
Shock-1, Radium, 2021, Exomusée.<br />
Foto: F. Balmer<br />
→ Exomusée, im Aussenraum<br />
↗ www.exomusee.ch<br />
Put on Your Red Shoes<br />
Olten — Manchmal kann man einfach nicht<br />
stillsitzen. Wenn das Radio ein gewisses<br />
Lied spielt, wenn im Club ein bekannter Beat<br />
einsetzt, dann beginnt der Körper sich wie<br />
von selbst zu bewegen. Kennen Sie das auch?<br />
Dann sind Sie sicher geeignet, Mitglied von San<br />
Kellers ‹San Dance Company› zu werden. Seit<br />
2004 verpflichtet der Zürcher Künstler (*1971)<br />
gewillte, tanzfreudige Individuen vertraglich<br />
dazu, bis ans Lebensende beim Erklingen eines<br />
selbst gewählten Songs stets das Tanzbein zu<br />
schwingen – egal, wo man sich grad befindet.<br />
Die bisher abgeschlossenen Vereinbarungen<br />
zieren im Eingangsbereich des Kunstmuseums<br />
Olten eine ganze Wand. Direkt daneben kann<br />
man auf einem Tanzteppich unter Videoanleitung<br />
eine eigens für die Schau entwickelte<br />
Choreografie der Oltener Tänzerin Ursula Berger<br />
einstudieren und den eigenen Auftritt nach<br />
Belieben filmisch dem Museum für einen späteren<br />
Clip zur Verfügung stellen. Der lustvolle<br />
Imperativ des Ausstellungstitels ist also ernst<br />
gemeint: ‹Put on Your Red Shoes (and Dance<br />
The Blues)!› Mit der Zeile aus David Bowies Hit<br />
‹Let’s Dance› stellt das Haus gemeinsam mit<br />
Gastkuratorin Claudia Waldner künstlerische<br />
Arbeiten mit Verbindung zu Tanz und Bewegung<br />
ins Zentrum.<br />
Die historische Dimension dieser fruchtbaren<br />
Gattungspaarung seit der Avantgarde wird<br />
dabei nur am Ende des Parcours angedeutet –<br />
etwa mit wunderbaren Originalplakaten von<br />
Otto Morach (1887–1973). Die Ausstellung setzt<br />
im Jetzt an und zeigt mit ganz unterschiedlichen<br />
Schweizer Positionen die ungezwungene<br />
Selbstverständlichkeit, mit der Kunstschaffende<br />
heute tänzerische Elemente – nebst vielen<br />
anderen – für ihr Schaffen nutzen. Leichtfüssigkeit<br />
ist dabei keineswegs garantiert, im<br />
Gegenteil: Nach dem erheiternden Auftakt<br />
werden im ersten Obergeschoss Walpurgisnacht<br />
und Spielarten des Totentanzes aufgeführt<br />
– zum Beispiel in der eindrücklichen<br />
Videoperformance ‹Make-up›, 2008, von Saskia<br />
Edens (*1975). Unter die Haut geht auch Seline<br />
Baumgartners (*1980) neuster Film ‹Apart from<br />
us›, <strong>2022</strong>, in dem Erzählungen und Körpererinnerungen<br />
eines Opfers fürsorgerischer Zwangsmassnahmen<br />
tänzerisch umgesetzt werden.<br />
Und das Kollektiv Beton beschwört, ebenfalls<br />
mit einer filmischen Arbeit, gleichzeitig die<br />
Isoliertheit der Corona-Lockdownzeit und das<br />
Gemeinschaftsgefühl beim kollektiven Tanzen<br />
herauf. Solche Gruppendynamik kann man<br />
auch leibhaft noch bis Ausstellungsende jeden<br />
Mittwochabend bei kostenlosen Tanz-Crash-<br />
Kursen erleben. DK<br />
Seline Baumgartner mit Gabriela Pereira und<br />
Reut Nahum · Apart From Us, <strong>2022</strong> Video-<br />
Installation<br />
Saskia Edens · Make-up, 2008, Video, 18’11’’,<br />
Sound: Daniel Buess<br />
→ Kunstmuseum Olten, bis 21.8.<br />
↗ www.kunstmuseumolten.ch<br />
Ursula Palla<br />
Rapperswil-Jona — In der Ausstellung ‹Like a<br />
garden› zeigt Ursula Palla im Anschluss an ihre<br />
grosse Retrospektive im Kunstmuseum Chur<br />
(→ <strong>Kunstbulletin</strong> 5/<strong>2022</strong>, S. 48–55) eine Serie<br />
neuer Arbeiten.<br />
Fast jede Tageszeitung hat unterdessen den<br />
sechzigsten Geburtstag des Erscheinens von<br />
‹Silent Spring› der US-amerikanischen Biologin<br />
Rachel Carson gewürdigt. Auch künstlerische<br />
Arbeiten erinnern an die einflussreiche<br />
Autorin: Eine der derzeit im Kunst(Zeug)Haus<br />
Rapperswil ausgestellten Arbeiten von Ursula<br />
Palla besteht aus tönernen Vogelfiguren, die<br />
still am Boden stehen und Rachel Carson die<br />
Reverenz erweisen.<br />
Nicht laute, sondern ausdauernde und präzise<br />
Beobachtung machten vor sechzig Jahren die<br />
Texte von Rachel Carson zu einem Gründungsmoment<br />
der modernen Umweltbewegung.<br />
Die Biologin führte beispielsweise mit ihren<br />
Beschreibungen von DDT-geschädigten Vögeln<br />
die Fragilität der Umwelt vor Augen.<br />
Mit vergleichbarer Präzision und Hartnäckigkeit<br />
arbeitet nun die vor allem als Videokünstlerin<br />
bekannte Ursula Palla mit Projektionen<br />
und Raumskulpturen. Dies in genauso leisen<br />
und eindringlichen Tönen wie einst jene der<br />
studierten Meeresbiologin. Unkräuter und ausgestorbene<br />
Gewächse, kunstvoll bis ins feinste<br />
Rhizom in Bronze gegossen, erinnern im Museumsraum<br />
an den Wert der lebenden Natur. Der<br />
zarten Poesie von Pallas Arbeiten wohnt auch<br />
ein unheimliches Element inne, wenn an Gräsern,<br />
Blüten und Moosen die Unerbittlichkeit<br />
des Lebens und Sterbens vorgeführt wird.<br />
So fein die Arbeiten formuliert sein mögen,<br />
sie nehmen ihren Platz selbstbewusst und<br />
grossflächig ein: Ein Netz von vertrockneten<br />
Wurzelfiguren erinnert an die Zeitlichkeit aller<br />
Dinge, auch unseres Lebens. Wie schon die aus<br />
Zucker gegossenen Möbel im Karamellzimmer<br />
in der Villa Planta in Chur wird das Wurzelnetz<br />
sich über die Dauer der Ausstellung verändern.<br />
Ins Gedächtnis prägen sich ausser den feinen<br />
Linien der verästelten Figuren vor allem das<br />
unheimliche Bewusstsein, dass die Grenzen<br />
66 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2022</strong> HINWEISE // LE LOCLE / OLTEN / RAPPERSWIL-JONA 67
zwischen natürlich und künstlich fluid geworden<br />
sind. Und dass beides, die Natur wie die<br />
Kunst, fragile Konstruktionen sind. SVF<br />
Ursula Palla · The Silent Spring, <strong>2022</strong>, Ton,<br />
ungebrannt<br />
Ursula Palla · Talking to the Moon 2, <strong>2022</strong>,<br />
Installation, Federn, Farbe<br />
→ Kunst(Zeug)Haus, bis 31.7.; Begleitheft zum<br />
gemeinsam mit dem Bündner Kunstmuseum<br />
Chur publizierten Katalog<br />
↗ www.kunstzeughaus.ch<br />
mist<br />
Samstagern — Ein Marienkäfer lässt sich auf<br />
den noch leeren Seiten des Notizbuches nieder,<br />
Libellen surren gewandt über den kleinen Teich<br />
am Fuss der ‹Froh Ussicht›, und am hochsommerlichen<br />
Himmel fliegt eine Motorlibelle der<br />
REGA Richtung Zürich. Während bierbeladene<br />
Menschenscharen sich an Flüssen und Seen<br />
mit allerlei Schwimm utensilien aufs kühlende<br />
Nass begeben, liegen die ‹floating maniacs› von<br />
Olaf Breuning (*1970, Schaffhausen) still da.<br />
Zwei der drei Einhorn-Taucher-Paare ist trotz<br />
Flucht in den Schatten sogar schon die Luft<br />
ausgegangen. Beim kurzen Aufstieg zum Hof<br />
sollte man den Wegweiser von Dorota Gawęda<br />
(*1986, Polen) und Egle Kulbokaité (*1987,<br />
Litauen) mit Vorsicht genies sen. «Where do<br />
prayers placed at crossroads go» ist hier die<br />
Frage; die drehbaren Kreuze spiegeln lediglich<br />
Buchstaben und führen einen wie im Nebel in<br />
die Irre. ‹Mist› hier im Sinne von feinem Dunst,<br />
der Landschaft verbirgt, Konturen verwischt<br />
und viele Sagen über abgelegene Höfe prägt.<br />
Der zweite solche Wegweiser steht oben beim<br />
Kirschgarten. ‹Mist› ist aber auch natürlicher<br />
Dünger, was hier auf dem aktiv bewirtschafteten<br />
Bauernhof von Martin Blum oberhalb von<br />
Samstagern eine zentrale Bedeutung erhält.<br />
«Mist ist des Bauern List» – und der Boden die<br />
Grundlage allen Schaffens. Wie aber gehen wir<br />
mit dieser für unsere Sesshaftigkeit so wichtigen<br />
Ressource um? Rufen wir Bodengötter an,<br />
wie sie <strong>August</strong>in Rebetez (*1986, Delémont)<br />
grossflächig malte? Und was geschieht mit dem<br />
Boden, wenn wir weiter so auf ihn einprügeln?<br />
Sein kläglicher Rest wird im Jahr 2077 in einer<br />
doppelt verglasten Museumsvitrine zu sehen<br />
sein, wie Studierende des Bachelorstudiengangs<br />
Umweltingenieurwesen der ZHAW<br />
aufzeigen. Und da pro Sekunde ein Quadratmeter<br />
Boden versiegelt wird, finden Wildbienen<br />
keine Bleibe mehr. Lösung: der ‹Beetower›, wie<br />
im Hofgarten vorgestellt. An zehn Stationen erzählen<br />
die während der Sommermonate in die<br />
öffentlich zugängliche Ausstellung eingebetteten<br />
Installationen Geschichten über den Boden<br />
und erforschen dabei auch neue Wege der<br />
Wissenschaftskommunikation. Möglich machte<br />
die Zusammenarbeit Monica Ursina Jäger, die<br />
sowohl an der ZHAW doziert als auch zwei<br />
eigene Werke in der Dauerausstellung verankert<br />
hat. – Ein geflügelter Schatten fällt auf die<br />
Buchstaben im Notizbuch. Er gehört zu einem<br />
prächtigen Rotmilan, der über dem stillen Land<br />
seine Runden dreht. TS<br />
Céline Kunz, Tina Maliakal und Salome Suter ·<br />
Beetower, <strong>2022</strong>, Wohneinheit für Wildbienen,<br />
Bauherr Martin Blum, Umsetzung Sumaku AG,<br />
Projekt ZHAW<br />
<strong>August</strong>in Rebetez · Ohne Titel, <strong>2022</strong>. Foto: Andre<br />
Springer<br />
→ HofBlum, Froh Ussicht, bis 30.10.; Hofrundgänge:<br />
28.8., 25.9. und 30.10.; Sommermonate:<br />
10 Stationen aus dem Modul ‹Inszenierte<br />
Naturräume› des Bachelor-Studiengangs<br />
‹Umweltingenieurwesen› der ZHAW, Institut für<br />
Umwelt und Natürliche Ressourcen<br />
↗ www.frohussicht.ch<br />
Manon de Boer<br />
St. Gallen — Die Jugend telefoniert nicht<br />
mehr. Sie bevorzugt Kommunikationskanäle,<br />
bei denen der Ton mit dem Bild gekoppelt ist.<br />
Die Stimme hat sich woanders durchgesetzt:<br />
Sprachnachrichten haben den Textnachrichten<br />
längst den Rang abgelaufen. Mitteilungen<br />
werden ins mobile Gerät gesprochen und<br />
irgendwann, irgendwo, vielleicht immer wieder<br />
angehört. Die gesprochene Sprache bleibt:<br />
Einander etwas sagen, in den Tonfall alles<br />
hineinlegen, was sich nicht sagen lässt, sich<br />
ganz dem Klang hingeben, der Sprachmelodie –<br />
Sprechen vermittelt Informationen nicht nur<br />
durch Wörter, sondern auch durch die Stimmästhetik.<br />
Diesen Qualitäten der Stimme, dem<br />
Hören und nicht zuletzt auch der Wirkung des<br />
Bild-Ton-Raums widmet Manon de Boer (*1966,<br />
Kodaikanal) ihre Ausstellung im Kunstmuseum<br />
St. Gallen. Es ist die bisher umfangreichste<br />
Einzelausstellung der in Indien geborenen und<br />
in Brüssel lebenden Künstlerin. Gezeigt wird<br />
sie im Untergeschoss des Museums. In diesem<br />
postmodernen Raumgefüge ohne Tageslicht<br />
kommen ihre Arbeiten aufs Beste zur Geltung,<br />
dafür war das kräftige Orange auf den Wänden<br />
nicht extra notwendig. Vielmehr steht es im<br />
Kontrast zu jenen fein austarierten Zwischentönen<br />
der Filme und Videos, der Lesung, der<br />
Drucke und Installationen.<br />
Manon de Boer arbeitet oft mit anderen zusammen,<br />
sie flicht Referenzen in ihre Werke ein, wie<br />
etwa zum Werk von Agnes Martin, zur niederländischen<br />
Schauspielerin Sylvia Kristel oder<br />
dem Bürgerrechtsaktivisten Richard X. Clark.<br />
Sie spricht mit der Choreografin und Tänzerin<br />
Latifa Laâbissi, filmt vier Teenager und bezieht<br />
sich – immer wieder – auf Chantal Akerman.<br />
Letztere liest in ‹A Family in Brussels›, 1998,<br />
ihren Text über ihren eigenen Familienalltag in<br />
Brüssel. Das zweistündige Hörstück ist ein individueller<br />
Bericht, der zugleich auf einer übergeordneten<br />
Ebene funktioniert: Akerman porträtiert<br />
menschliches Zusammenleben. Damit<br />
fügt sich ihre Arbeit aufs Beste in die Polyphonie<br />
der Ausstellung Manon de Boers ein: ‹Che<br />
Bella Voce› transportiert eine Vielstimmigkeit,<br />
68 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2022</strong> HINWEISE // RAPPERSWIL-JONA / SAMSTAGERN / ST. GALLEN 69
die sich einerseits in übertragenem Sinne als<br />
ein Neben- und Miteinander von Haltungen und<br />
Gedanken lesen lässt und sich andererseits<br />
wörtlich verstanden in facettenreichen Klängen<br />
äussert. Dazu gehören auch die Geräusche<br />
der Natur als Resonanzraum für menschliches<br />
Denken und Sein. Ob Mensch oder Landschaft:<br />
Manon de Boers Werk überzeugt durch ihren<br />
präzisen filmischen Blick und ihr aufrichtiges<br />
Interesse am Wesen der Dargestellten. KS<br />
Manon de Boer · Resonating Surfaces, 2005,<br />
Courtesy Jan Mot. Foto: Stefan Rohner<br />
Manon de Boer · Caco, João, Mava and<br />
Rebecca. From nothing to something to<br />
something else (Teil 2), 2019, Courtesy Jan<br />
Mot. Foto: Stefan Rohner<br />
→ Kunstmuseum St. Gallen, bis 9.10.<br />
↗ www.kunstmuseumsg.ch<br />
Stéphane Belzère<br />
Strassburg — Seit über dreissig Jahren entwickelt<br />
der französisch-schweizerische Künstler<br />
geduldig und mit Humor eine figurative Malerei,<br />
die er aus dem Widerstand des «Fleischs der<br />
Welt» gewinnt. Jetzt bilanziert er in Strassburg<br />
mit dem japanischen Vanitas-Begriff des<br />
ukyo-e – der fliessenden, vergehenden Welt.<br />
Bevor Sie weiterlesen, sollten Sie von Ihrem<br />
Geschirrspülmittel die Etiketten entfernen.<br />
Stellen Sie sich dann mit dem durchsichtigen<br />
Flacon voll farbiger Flüssigkeit vors Fenster.<br />
Heben Sie nun die Flasche auf Augenhöhe und<br />
schauen Sie hindurch auf die Welt da draussen.<br />
Sie sehen: noch kein Bild und längst kein<br />
Gemälde. Viel eher das, was dem wiedererkennenden<br />
Blick widersteht, ihn verlockt, ihm widerspricht,<br />
ihn verzerrt. Diese ästhetische Erfahrung<br />
durchwirkt Stéphane Belzères (*1963,<br />
Argenteuil) Werk. 2003 richtete der Künstler ein<br />
Regal mit bunten Haushaltsreinigern im Wohnzimmerfenster<br />
einer Pariser Privatwohnung ein.<br />
Das Diaphane von Kirchenfenstern erschien<br />
durch banale Alltagsflüssigkeiten. Kurz danach<br />
sollte er tatsächlich Fenster für die Kathedrale<br />
im südfranzösischen Rodez realisieren. Knapp<br />
zwanzig Jahre nach dem Pariser Reiniger-Stillleben,<br />
das bereits den etwas unbotmässigen<br />
Humor des Malers vermittelt, hat Stéphane<br />
Belzère in Strassburg Regale gebaut. In seiner<br />
insgesamt 74 Gemälde umfassenden Monografie<br />
auf 300 m 2 stehen rund 200 naturhistorische<br />
Präparate, entliehen aus dem örtlichen zoologischen<br />
Museum. Schlangen, Insekten oder<br />
Fledermäuse in Alkohol tauchen durch farbige<br />
Trägergläser blau oder rot aus dem Glaszylinder<br />
auf. Schaut man hindurch, erscheinen an der<br />
gegenüberliegenden Wand auch jene ‹Bocaux<br />
anatomiques› verzerrt, die der Künstler über<br />
viele Jahre im nationalen Museum für Naturgeschichte<br />
in Paris malte. «Ich durfte nachts im<br />
sogenannten ‹Saal der Weichteile› arbeiten»,<br />
erklärt er mit Verweis auf ein 130 x 300 cm<br />
grosses Gemälde, «dort gab es einen Quastenflosser.<br />
Mit dieser 300 Millionen Jahre alten<br />
Spezies fand ich während unheimlicher Nächte<br />
etwas Fundamentales: In den Farben und Figu-<br />
ren dieser Gläser liegt ein ganzes Universum.»<br />
Er durchdrang es malend, bis zum Boden der<br />
Gläser, die sich nun als acht Meter lange Landschaftsgemälde<br />
auf den Wänden erstrecken.<br />
Erlebbar werde, so Belzère zu seiner künstlerischen<br />
Arbeit, was sich im Prozess zur Form<br />
widersetzt. Belzère arbeitet seit 1990 immer<br />
vor Ort: «Nach Fotografien malen galt bei uns<br />
in der Familie als Todsünde», erzählt der Sohn<br />
des Maler-Ehepaares Suzanne Lopata und Jürg<br />
Kreienbühl. In ‹Immersions›, zwei grossformatigen<br />
Gemälden, setzt er das Auge der Betrachtenden<br />
an die Stelle des Präparats. Wir sehen<br />
den Blick, eingelegt im Präparat der Malerei,<br />
auf eine verzerrte, fliessende Welt. Belzères<br />
Kunst bearbeitet das Leben unermüdlich als<br />
eines, wie es seit der Renaissance durchs Bild<br />
als Fenster erscheint – als Reflexionen einer<br />
«Welt da draussen». JES<br />
Stéphane Belzère · Immersion bleue 1,<br />
2001–2003, Vinylfarbe auf eingefärbter<br />
Leinwand, 300 x 230 cm © ProLitteris<br />
Stéphane Belzère · La Salle des Pièces Molles-<br />
Nocturne, 2000, Vinyl, Leinwand © ProLitteris<br />
→ Musée d’art moderne et contemporain de<br />
Strasbourg, bis 27.8.; mit Katalog<br />
↗ www.musees.strasbourg.eu<br />
Gerry Schum<br />
Winterthur — Das Kunst Museum Winterthur<br />
widmet der ‹Fernseh- und Videogalerie› von<br />
Gerry Schum die bisher umfassendste Schau<br />
in der Schweiz. Die Fragen um den Pioniergeist<br />
des Filmproduzenten und Kameramanns, der<br />
in den Jahren von 1969 bis 1973 die Kunst im<br />
TV sowie per Video demokratisieren wollte<br />
und aus serhalb klassischer Distributionswege<br />
dachte, sind heute so aktuell wie damals.<br />
Auf dem Schwarz-Weiss-Schirm zieht ein<br />
Bulldozer mit seiner Schaufel entlang den<br />
Rändern des Screens ein Viereck in den Sand.<br />
Bald werden die Wellen die Form wieder «getilgt»<br />
haben. Die Materialien, die in einer Vitrine<br />
im Kunst Museum Winterthur präsentiert<br />
werden, lassen uns erkennen, dass es sich um<br />
ein gezieltes Spiel zwischen Landschaft und<br />
Medium handelt in ‹12 Hours Tide Object with<br />
Correction of Perspective›. Fotos illustrieren,<br />
dass der Holländer Jan Dibbets (*1941) von<br />
einem Bus filmte, mit einer Perspektive, dass<br />
im Fernsehformat aus dem Trapez ein Rechteck<br />
wurde. Damit ist das Projekt typisch für die ambitionierte<br />
‹Fernsehgalerie Gerry Schum›, die<br />
am 15. April 1969 auf dem Sender Freies Berlin<br />
ausgestrahlt wurde und sich dem Crossover<br />
von Land Art und dem neuen Distributionsmedium<br />
widmete. Sie versammelte dabei junge<br />
Künstler wie Richard Long, Robert Smithson<br />
und Walter de Maria … Der Filmproduzent und<br />
Kameramann Gerry Schum (1938–1973) und<br />
seine Partnerin Ursula Wevers (*1943) waren<br />
«Avantgarde», ohne zu übertreiben. Sie wollten<br />
das Massenmedium TV und die VHS-Kassette<br />
nutzen, um zeitgenössische Kunst auszustellen<br />
und zugänglich zu machen! «Eine unserer<br />
Ideen ist die Kommunikation von Kunst anstelle<br />
des Besitzes von Kunstobjekten.» Dieser Idee<br />
widmet Winterthur die erste umfassende<br />
Museumsausstellung in der Schweiz, welche<br />
in einem Raum alle Videos sowie erhellende<br />
Zusatzdokumente versammelt.<br />
Die Land Art, die sich Vermarktung und Vermittlung<br />
im Galerieraum entzog, bildete für Schum<br />
den idealen Startpunkt. Die zweite Sendung am<br />
30. November 1970 im SWF, ‹Identifications›,<br />
70 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2022</strong> HINWEISE // ST. GALLEN / STRASSBURG / WINTERTHUR 71
kreiste um Themen wie Materialien oder Prozesse<br />
mit zwanzig Beiträgen von Joseph Beuys,<br />
Daniel Buren, Mario Merz bis Richard Serra.<br />
Trotzdem war dem Projekt im Fernsehen kein<br />
Erfolg beschieden. Schum vertrieb die Filme<br />
fortan als unlimitierte Editionen. Weiter gründete<br />
er die spezialisierte ‹videogalerie schum›,<br />
wo er Werke im neuen Medium mit Kunstschaffenden<br />
aufnahm und diese zu moderaten<br />
Preisen in grosser Auflage verkaufte.<br />
Bis zu seinem frühen Tod 1973 entstanden so<br />
legendäre Arbeiten wie von Serra ‹Hand Catching<br />
Lead› von 1968, wo der Künstler versucht,<br />
Bleifolien zu fangen, wobei sich seine Hand<br />
schwärzt. Zwar sind solche Arbeiten wie auch<br />
der Pionier längst Kunstgeschichte – werden<br />
aber selten wie in dieser Schau so umfassend<br />
kontextualisiert und präsentiert. Dies wirft<br />
zeitlose Fragen um Distributionswege, Präsentationsarten<br />
und Zugänglichkeit auf. AD<br />
Gerry Schum · Fernsehgalerie, Ausstellungsansicht<br />
Kunst Museum Winterthur. Foto: Reto<br />
Kaufmann<br />
→ ‹Gerry Schum – Fernsehgalerie, Kunst<br />
Museum Winterthur, bis 11.9.<br />
↗ www.kmw.ch<br />
Marcel Van Eeden<br />
Zürich — Ich bin die Summe meines Lebens,<br />
konstatiert der holländische, in Zürich lebende<br />
Künstler Marcel Van Eeden (*1965) – und diese<br />
Summe ist die Aussparung von all dem, was<br />
vor seiner Zeit existierte. Mit seinem Langzeitprojekt<br />
einer malerischen Zeitstudie entwirft<br />
er anhand von Fotos und Figuren aus Druckerzeugnissen<br />
der frühen 1960er-Jahre ein<br />
Epochenbildnis. Auf Basis von Illustrationen,<br />
Fotoansichten, Grafiken, farbigen Ornamenten<br />
und Comicfiguren zeichnet der Künstler<br />
atmosphärische Bilder, die eine seltsame Form<br />
von Nostalgie erzeugen. Mit Kohle und Pastellkreiden<br />
auf grossformatigen Leinwänden<br />
entworfen, evoziert er flüchtige Momente, die<br />
sich zu einer Erzählung aus «Facts and Fiction»<br />
verspinnen: Parfumfläschchen und Giftdöschen<br />
im Mahagony-Boudoir, gewaltige Metallturbinen,<br />
süsse kleine Kätzchen und weisse Tischtücher<br />
mit Zigarre rauchenden Männern. Es<br />
war die Zeit des Kalten Krieges, des schnellen<br />
Fortschritts. Städtische und ländliche Gebiete<br />
lagen nicht nur räumlich weit auseinander. Die<br />
Wahrnehmung von Zeichen und Notizen als<br />
Katalog visueller Erzählungen bilden Van Eedens<br />
Beschreibung dessen, was im Jahr 1965<br />
vorhanden war. Und die Gegenwart im Heute –<br />
seine eigene Existenz! – bezeichnet er folglich<br />
als das Negativbild der Vergangenheit. JEN<br />
Marcel Van Eeden · Ausstellungsansicht Galerie<br />
Barbara Seiler <strong>2022</strong>. Foto: Stefan Altenburger<br />
→ Galerie Barbara Seiler, bis 27.8.<br />
↗ www.barbaraseiler.ch<br />
Rudolf Koller<br />
Zürich — Selbst wenn man Rudolf Koller<br />
(1828–1905) gut kennt, ist er immer wieder<br />
für Überraschungen gut. Den jüngsten Beweis<br />
liefert die Kabinett-Ausstellung im Zürcher<br />
Kunsthaus, die so reich ist, dass man auch<br />
nach einem zweiten Besuch längst nicht alles<br />
«ausgeguckt» hat. Koller, dieser stimmungsvolle<br />
Schweizer Realist, tritt uns hier als ein<br />
Künstler entgegen, dem wir bei der Aneignung<br />
von Wirklichkeit über die Schulter schauen<br />
können – zeichnend, unmittelbar, in der ihm<br />
eigenen wechselvollen Handschrift. Sein zeichnerischer<br />
Kosmos ist in einer Fülle von Skizzenbüchern<br />
bewahrt, von denen sich 67 Bände<br />
unterschiedlichster Formate in der Grafischen<br />
Sammlung des Kunsthauses befinden. Sie<br />
wurden nun in mehrjähriger Arbeit restauriert<br />
und digitalisiert; zehn der wichtigsten sind<br />
inzwischen auf digital.kunsthaus.ch abrufbar,<br />
und die von Jonas Beyer kuratierte Schau setzt<br />
der vorangegangenen Arbeit die Krone auf.<br />
Aus der Unmenge der mehr als 3600 Skizzenblätter<br />
wurden über sechzig ausgewählt,<br />
ergänzt durch zwölf Gemälde, die mit ihnen in<br />
direkter Verbindung stehen. Vom vollendeten<br />
Blatt bis zum auf wenige Zeichen verkürzten<br />
Stenogramm ist da alles zu sehen, und man<br />
mag aus heutiger Sicht bedauern, dass Koller<br />
nur für sich, aber nicht für die Öffentlichkeit<br />
zeichnete. Lebendigkeit, Direktheit, Spontaneität<br />
und Dynamik sind da zu spüren, aber<br />
auch Innigkeit, Aufgehen in der Landschaft,<br />
ja Glücksmomente im Begegnen von Tieren –<br />
Hunden, Pferden, Ziegen, Schafen und immer<br />
wieder Kühen, einzeln und in Gruppen –, von<br />
Tieren als Mitgeschöpfen des Menschen: Im<br />
Skizzieren und Festhalten der Wirklichkeit<br />
kommt uns Koller oft näher als in manchen seiner<br />
ausgeführten Gemälde. Einen Beweis liefert<br />
etwa der ‹Ruhende Löwe›, den Koller wohl<br />
1851 im Tiergarten Schönbrunn gesehen hat.<br />
Das kleine Blatt ist von unglaublicher Naturwahrheit<br />
und zählt zu den Meisterwerken der<br />
Grafischen Sammlung. Seine Ausführung besticht<br />
durch die vollendete Verbindung von Hell<br />
und Dunkel, von Präzision und leichter Hand.<br />
Später hat Koller den nun mit offenen Augen<br />
ruhenden Löwen – im Hintergrund bleicht ein<br />
Gerippe – in die Wüste versetzt (wo Koller nie<br />
war): ein schönes Gemälde mit Variationen von<br />
Beige- und Brauntönen und Anklängen von<br />
Genremalerei, aber kein Meisterwerk. Direkt<br />
unter dem Gemälde befindet sich eine von drei<br />
Medienstationen, die je das Digitalisat eines<br />
Skizzenbuches bieten, an dieser Stelle das mit<br />
den Wiener Löwenbildern. Es lohnt sich, an<br />
jeder Station ausgiebig Halt zu machen. Man<br />
stösst dabei nicht nur auf vieles, was einem<br />
hilft, Koller besser zu sehen und den suchenden<br />
Künstler zu erkennen, der so virtuos Volumen<br />
und Licht in der freien Natur darzustellen<br />
wusste, sondern auch auf hübsche Details von<br />
Pariser Kunsterfahrungen – oder das absolut<br />
berührende Kälblein auf dem Tragreff. AM<br />
Rudolf Koller · Ruhender Löwe, aus: Skizzenbuch<br />
P 65, fol. 2, 1851/1855, Grafitstift auf Papier,<br />
13,8 x 38 cm, Courtesy Kunsthaus Zürich<br />
Rudolf Koller · Studie zu: Kühe im Wasser, aus:<br />
Skizzenbuch P 55, fol. 32, vor 1869, Feder in<br />
Braun und Grafitstift auf Papier, 10,5 x 16,7 cm,<br />
Courtesy Kunsthaus Zürich<br />
→ Kunsthaus Zürich, bis 14.8.<br />
↗ www.kunsthaus.ch<br />
72 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2022</strong> HINWEISE // WINTERTHUR / ZÜRICH 73
Sandra Vásquez de la Horra<br />
Zürich — Die Kunstakademie Düsseldorf war<br />
der Grund dafür, dass Sandra Vásquez de la<br />
Horra (*1967, Viña del Mar, Chile) 1995 nach<br />
Deutschland kam, wo sie bei Jannis Kounellis<br />
und Rosemarie Trockel studierte. Und obwohl<br />
ihr künstlerisches Werk stark von den<br />
religiösen und kulturellen Traditionen ihres<br />
Herkunftslandes geprägt ist, wählte sie fortan<br />
Deutschland zu ihrer Wahlheimat und lebt<br />
heute in Berlin.<br />
Letztes Jahr wurde ihr in Dresden, von der<br />
Sächsischen Akademie der Künste, der Hans-<br />
Theo-Richter-Preis für Zeichnung und Graphik<br />
verliehen, der sie als eine der bemerkenswertesten<br />
Zeichnerinnen der Gegenwart würdigte.<br />
«Sandra Vásquez de la Horras Zeichnungen<br />
beschäftigen sich mit Grenzerfahrungen,<br />
Weiblichkeit, Angst und Tod, aber auch Poesie.<br />
Ihre Themen verweisen weit über Episodisches<br />
hinaus auf menschliche Urerfahrungen»,<br />
schrieb die Jury.<br />
Nun präsentiert die Künstlerin neueste<br />
Arbeiten in der Zürcher Galerie Haas, die sie<br />
schon seit 2017 vertritt. Zu sehen sind auf zwei<br />
gegen überliegenden Wänden eng sich aneinander<br />
schmiegende Zeichnungen unterschiedlichen<br />
Formats. Sie bilden, fast wie in einer<br />
Wolke gruppiert, Werkgruppen, die nicht nur<br />
formale, sondern auch inhaltliche Bezüge aufweisen.<br />
Obwohl diese Hängung auf den ersten<br />
Blick zufällig wirkt, wurde sie von der Künstlerin<br />
akribisch geplant.<br />
Auffällig ist die additive Zusammensetzung<br />
grösserer Zeichnungsformate, wie bei der Arbeit<br />
‹Nino Cielo Estrellando›, <strong>2022</strong>. Statt eines<br />
einzigen Papierbogens, wird das Endformat<br />
aus vier einzelnen Blättern kombiniert, die im<br />
alles überziehenden Motiv lineare Frakturen<br />
erzeugen. Obwohl jedes Sujet in sich makellos<br />
und abgerundet erscheint, oszillieren diese<br />
grossen Blätter zwischen Fragmentierung und<br />
Vollendung, je nachdem, wo der Blick pausiert,<br />
wenn er über das Bild wandert. Sämtliche<br />
Blätter werden in Wachs gebadet, der ihnen<br />
eine Art Haut verleiht. Neu ist bei ‹Nino Cielo<br />
Estrellando› die strahlende Farbigkeit. Eine<br />
kleine schwarze, in Grafit angelegte, männliche<br />
Figur wird von einer gelb-grün-rot glühenden<br />
grossen weiblichen Figur, die wie ein weiblicher<br />
Buddha in der Hocke sitzt, vereinnahmt. Beide<br />
sind im Profil dargestellt, und auch hier erzeugt<br />
der markante Kontrast eine Art Vexierbild. Das<br />
Auge springt von einer Figur zur nächsten und<br />
hat Mühe, beide synchron zu erfassen. Natürlich<br />
dominiert die in Aquarell und Gouache zum<br />
Leuchten gebrachte Figur der «Göttin». Aber<br />
ohne den Schatten des schwarzen Wiedergängers<br />
aus einer anderen, dunklen Welt ist sie<br />
nicht zu haben. MH<br />
Sandra Vásquez de la Horra · Niño Cielo Estrellando,<br />
<strong>2022</strong>, Aquarell, Gouache und Bleistift<br />
auf Wachspapier, 212 x 156 cm<br />
Sandra Vásquez de la Horra · Pacha Mama,<br />
2018, Aquarell, Gouache und Bleistift auf<br />
Wachspapier<br />
→ Galerie Haas, bis 22.7.<br />
↗ www.galleryhaasag.com<br />
Benedikte Bjerre<br />
Zürich — «Born to shop» scheint unser gegenwärtiges<br />
Schicksal zu sein, aber dazu müssen<br />
wir erst einmal liefern. In der Ausstellung von<br />
Benedikte Bjerre bei Lullin + Ferrair sind die<br />
Begriffe Tempo, Reproduktion und physische<br />
Warenströme zentral und zugleich Erklärungshilfen.<br />
Sieben in Aluminium gegossene, silberne<br />
Röhren-Dreiecke (‹Labor›) bilden den Auftakt<br />
der Ausstellung. Man fragt sich, an was die am<br />
Boden liegenden Formen erinnern, und ja, liest<br />
man den Titel der Ausstellung ‹Who delivers›,<br />
sind es den Einheitspaketen des Lieferdienstes<br />
Fedex nachempfundene Objekte. Die dänische<br />
Künstlerin Benedikte Bjerre (*1987), welche<br />
zunächst ein Soziologistudium abgeschlossen<br />
hatte, beginnt hier mit einem ersten Gedankengang:<br />
Das neue Lieferdienst-Prekariat<br />
unserer Gesellschaft ist dafür zuständig, die<br />
Paketströme am Laufen zu halten. Aber nicht<br />
nur die Lieferant:innen, die in urbanen Zentren<br />
mit Velos, Trittfahrern und in Minivans ihre Ware<br />
verteilen, sind in einer global organisierten<br />
Wirtschaftsstruktur, gemäss dem Begleittext<br />
zur Ausstellung, gezwungen, in irgendeiner<br />
Form zu «liefern». Sei es, um karrieremässig<br />
voranzukommen, seine Kinder zu versorgen<br />
oder einfach nur, um ein Leben zu haben. Den<br />
Begriff der «Warenströme» verbildlicht Bjerre<br />
auch in gebrauchten Windeln (‹Done Thing›) und<br />
platziert diese auf einem Pelicase, dem handelsüblichen<br />
Warenkoffer für schweres Gerät,<br />
unter anderem für den Transport von Waffen.<br />
Die lebensphilosophische Einsicht, dass wir<br />
in unserer kapitalistischen Geschäftigkeit<br />
angesichts der grossen Zusammenhänge im<br />
Universum klein und unbedeutend werden,<br />
zeigt Bjerre mit goldenen Brotscheiben am<br />
Himmel (‹Starry nights›). Mit der Technik des<br />
direkten Gusses profaner Brot- und Toastscheiben<br />
in Bronzemetall transformiert sie Vergängliches<br />
in Beständiges. Wie leuchtende Sterne<br />
schimmern die von Bjerre an der Decke und den<br />
Galeriewänden verteilten Brote über uns. Die<br />
Objekte lassen verschiedene Interpretationen<br />
zu: Der Kommentar der Künstlerin zur aktuellen<br />
politischen und wirtschaftlichen Situation ist<br />
offensichtlich, und die Zitate ihrer Arbeiten<br />
stammen aus verschiedenen Kontexten. Nicht<br />
zuletzt in Anlehnung an Walter Benjamins Aufsatz<br />
über das ‹Kunstwerk im Zeitalter seiner<br />
technischen Reproduzierbarkeit› von 1936<br />
bezeichnet Bjerre eine nach unten geöffnete<br />
Fedex-Verpackung als ‹Reproduktion›. Gut<br />
vorstellbar, hier von der Schachtel einen Bezug<br />
zum menschlichen Körper herzustellen, denn<br />
Bjerre durchlebte während den Vorbereitungen<br />
zur Schau eine Schwangerschaft, und die<br />
offene Kartonschachtel wäre ein Uterus, aus<br />
dem die Ware – das Kind – gefallen ist. Yup,<br />
delivered! Parallel zu Bjerres minimalistisch<br />
anmutender Installation würdigen die Galeristen<br />
im Nebenraum mit einer kleinen, bunten<br />
Retrospektive Klodin Erb, Trägerin des diesjährigen<br />
Prix Meret Oppenheim. JEN<br />
Benedikte Bjerre · Labor, <strong>2022</strong>, Aluminium<br />
geschweisst in 7 Teilen, je 16 x 16 x 98 cm<br />
Benedikte Bjerre · Done Thing, <strong>2022</strong>, direkter<br />
Bronzeguss von Babywindeln montiert auf<br />
luftdichtem Pelicase, 37 x 62 x 53 cm<br />
→ Galerie Lullin + Ferrari, bis 16.7.<br />
↗ www.lullinferrari.com<br />
74 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2022</strong> HINWEISE // ZÜRICH 75
BESPRECHUNGEN<br />
Davor, Darin, Danach — Eine Sammlung im Wandel<br />
Die Sonderausstellung im Aargauer Kunsthaus bietet einen<br />
lustvollen, pointierten Streifzug durch zeitgenössische Werke<br />
Schweizer Kunst von 65 Kunstschaffenden. In drei Kapiteln<br />
werden überraschende Erzählbögen gespannt und das Raum-<br />
Zeitgefüge befragt.<br />
Aarau — Das Aargauer Kunsthaus hat immer zeitgenössisch gesammelt, wie die<br />
Kuratorin Katrin Weilenmann betont. Die aktuelle Schau richtet ihren Fokus auf die<br />
eigenen, über die Zeit zusammengetragenen Bestände und bietet so einen Einblick<br />
in die umfassendste öffentliche Sammlung Schweizer Kunst. Der Titel ‹Davor, Darin,<br />
Danach› verspricht ein Kapitel pro Etage. Wie stellt man sich diesen Erzählbogen vor?<br />
Im Untergeschoss wird beinahe leitmotivisch ein melancholischer Blick zurückgeworfen:<br />
Ugo Rondinone visualisiert in ‹Diary of Clouds› den Versuch, eine flüchtige<br />
Wolke in 64 Plastikformationen aus Wachs zu bannen. Auf kollektive Erinnerungen<br />
verweist Marc Bauer in seiner vielschichtigen Arbeit ‹Sphinx, 1931, 1935/1947› mit<br />
Bezug auf den Aargauer Künstler Karl Ballmer (1891–1958), dessen Werke als «entartete<br />
Kunst» dem NS-Regime zum Opfer fielen. <strong>Juli</strong>an Charrière nähert sich mit seiner<br />
Videoinstallation ‹Towards No Earthly Pole› der Vergänglichkeit der Antarktis an,<br />
während der von Valérie Favre erstmals gezeigte Bildzyklus ‹Selbstmord›, basierend<br />
auf Vorlagen aus Kunst und Literatur, ganz auf Selbstbestimmung fokussiert.<br />
Die Gegenwart wird im Erdgeschoss verhandelt: In Shirana Shahbazis umfassendem<br />
Arrangement ‹Untitled II-2012› überlagern sich Bildräume in analogen Fotografien.<br />
Dem im Ausstellungstitel angekündigten «Darin» entspricht das Gefühl in der<br />
begehbaren Teekanne ‹Little Planetery Harmony› von Mai-Thu Perret. Auch räumlich<br />
erfahrbar ist die aus Aluminium und Holz konstruierte fragmentarische Behausung<br />
‹The Dancer and the Dance›, die sich über eine quadratische Grundstruktur erstreckt,<br />
sowie die Intervention mit dem brachialen Wanddurchbruch ‹The Intelligence of Flowers›<br />
von Urs Fischer, die auf den totalen Durchblick in Architektur und Kunst setzt.<br />
Wegweisend empfängt uns Miriam Cahns pulsierender ‹baum› des Lebens im<br />
lichtdurchfluteten Obergeschoss. Mit einem Augenzwinkern durchleuchtet Zilla Leutenegger<br />
in ‹Der Mann im Mond› Geschlechterkonstrukte, und Francisco Sierra setzt<br />
seinen fantastischen Kreaturen einen fotorealistisch gemalten Flughafen entgegen.<br />
«Was wirklich oder was vorstellbar ist. Was möglich scheint. Was nicht vorhanden,<br />
unsicher oder unwahrscheinlich ist» fasst Alex Hanimann die Essenz dieses üppigen<br />
Rundgangs in seiner applizierten Textarbeit zusammen. Ursula Meier<br />
→ ‹Davor, Darin, Danach – Die Sammlung im Wandel›, Aargauer Kunsthaus Aarau, bis 7.8.<br />
↗ www. aargauerkunsthaus.ch<br />
John Armleder · Staz, 2012 Mischtechnik auf Leinwand, 275 x 275 cm; Mai-Thu Perret, Little Planetary<br />
Harmony, 2006, Aluminium, Holz, Trockenmauer, Latex-Wandfarbe, Neonbeleuchtung, Acryl auf Sperrholz,<br />
353 x 665 x 365 cm, Ausstellungsansicht Aargauer Kunsthaus, Aarau. Foto: Ullmann<br />
Alex Hanimann · Ohne Titel, 1999/<strong>2022</strong>, Dispersionsfarbe auf Wand, Masse variabel, Aargauer Kunsthaus,<br />
Aarau © ProLitteris. Foto: Ullmann<br />
76 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2022</strong> BESPRECHUNGEN // AARAU 77
Pascal Danz / Daniel Comte — Vom Sehen und Verschwinden<br />
Werke von Pascal Danz und Daniel Comte, ein Maler und ein Fotograf,<br />
treten im Haus für Kunst Uri in Altdorf in einen Dialog. Sie<br />
verdienen, beide für sich, hohe Beachtung. Eine vertiefte Zwiesprache<br />
ist aber abhängig von der Bereitschaft der Besucherinnen<br />
und Besucher, sich auf Vergleiche einzulassen.<br />
Altdorf — Pascal Danz (1961–2015) nimmt in der Schweizer Kunst der vergangenen<br />
Jahrzehnte eine wichtige Position ein. Dem Gegenständlichen verpflichtet, befragt er<br />
die Malerei auf alle möglichen Aspekte einer Wiedergabe des Sichtbaren. Er nähert<br />
sich der Realität über das Medium der Fotografie an – sei sie aktuellen Publikationen<br />
entnommen oder selbst gemacht. Gegenstand seiner Reflexion sind die Gegensätze<br />
Schärfe/Unschärfe, Licht/Schatten und Nah-/Fernsicht, aber auch der überraschend<br />
«unklassische» Bildschnitt, dem Alltag entnommene Motive oder ikonische Bilder,<br />
wie etwa Polizeifotos oder Bilder mit politischem Hintergrund. Dem rasch, wenn auch<br />
bewusst aufgenommenen Foto setzt er eine bedachte, sorgfältige und qualitativ<br />
hochstehende Malweise entgegen, die oft einer fahlen und distanzierten Farbigkeit<br />
verpflichtet ist. Seine Gemälde sind meist von irritierender Mehrdeutigkeit.<br />
Das fotografische Werk des früheren Werbegrafikers und Fotografen Daniel Comte<br />
(*1963) ist ein Sonderfall. Die in Altdorf gezeigten Bilder (meist schwarz-weiss) entstanden,<br />
nachdem Comte 2014 im Alter von erst 51 Jahren mit der Diagnose Alzheimer<br />
konfrontiert wurde. Die Krankheit schritt rasch voran, doch die kurze Zeitspanne,<br />
während der ihm kontrolliertes Arbeiten noch möglich war, nutzte er intensiv, um mit<br />
der Kamera im Sinne traditioneller Street Photography Alltagssituationen in Schweizer<br />
Städten einzufangen und so höchst lebendige Bilder zu schaffen. Sie bezeugen<br />
sein Gefühl für Proportionen, Licht- und Schattenwirkungen und für den spontanen,<br />
oft humorvollen Schnappschuss, der auch Skurriles und Lifestyle-Eskapaden einzufangen<br />
vermag. Heute kann Comte seiner Arbeit nicht mehr nachgehen. Er ist nicht<br />
mehr ansprechbar. Seine Interessen vertritt sein Sohn Anatol Comte mit dem Verein<br />
‹Stolen Moments›, der Comtes Werk 2020 eine umfangreiche Publikationen widmete.<br />
Die Kuratorin Barbara Zürcher präsentiert die Werkgruppen in Beziehung zueinander,<br />
mischt sie und befragt sie so auf ihre Wirklichkeitsbezüge. Manche Gegenüberstellungen<br />
wirken zufällig. Andere legen spannende Wahrnehmungsschichten<br />
frei. Die Schau macht es den Besucher:innen nicht einfach, Zugang zu den in ihren<br />
Absichten und ihren Strategien doch recht unterschiedlichen Werken zu finden. Aktives<br />
Mitdenken ist gefragt. Wichtig ist die Präsentation nicht zuletzt, weil sie sowohl<br />
dem Maler Pascal Danz wie auch dem breit gefächerten Thema Demenz in einem<br />
eher unüblichen Rahmen zu starker Präsenz verhilft. Niklaus Oberholzer<br />
→ ‹Daniel Comte / Pascal Danz – Unsichtbar›, Haus für Kunst Uri, bis 21.8. ↗ www.hausfuerkunsturi.ch<br />
Pascal Danz, crowd (flashing light), 2006, Öl auf Leinwand, 158 x 122 cm; Daniel Comte, Berns Jungbrunnen<br />
vor dem altehrwürdigen Bundeshaus/Seniorentreff/Table dance, 2013/14, Fotografie, je<br />
40 x 60 cm, Ausstellungsansicht Haus für Kunst Uri, <strong>2022</strong>. Foto: F. X. Brun<br />
78 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2022</strong> BESPRECHUNGEN // ALTDORF 79
Birgit Kempker — Bilder einer Wortakrobatin<br />
In der Grundschule dienten die blauen Sudelhefte einst als<br />
Übungsmaterial vor dem Eintrag ins Reinheft: Rund hundertdreissig<br />
dieser Exemplare hat die Basler Autorin Birgit Kempker<br />
zwischen 2017 und <strong>2022</strong> mit Zeichnungen und Notizen gefüllt.<br />
Anfassen und Durchblättern sind erwünscht.<br />
Baden — Auf rauen Holztischen in der Bibliothek des Museums Langmatt liegen<br />
zahlreiche Notizhefte der deutsch-schweizerischen Schriftstellerin Birgit Kempker<br />
(*1956). Nun ist man eingeladen, in ihre Zeichnungen und Wortkaskaden einzutauchen.<br />
Leicht wird es einem allerdings nicht gemacht, denn die Fülle der Eintragungen<br />
überfordert beinahe. Wie soll man vorgehen? Spontan oder doch eher systematisch<br />
Zeichnungen und Wortschöpfungen herauspicken und auf künstlerische oder literarische<br />
Besonderheiten achten? So oder anders – man verliert sich sehr bald darin.<br />
Nur das Bimmeln der Pendule erinnert im Halbstundentakt daran, wie die Zeit<br />
verrinnt. Der Blick schweift vielleicht aus dem Fenster in den Park, wo bei unserem<br />
Besuch eben ein Hochzeitspaar für die Fotografin posiert und Rosaherzen im Winde<br />
wehen. Auf einem Notizheft ziert eine Schriftgirlande einen gehörnten Tierkopf. «You<br />
burried it. No marriage? No marriage!» steht drauf, und über allem prangt der Titel:<br />
«Aus der Traum». Zufall des Augenblicks? Birgit Kempker schreibt und zeichnet wild<br />
und spontan ihre persönlichen Bilder und tangiert doch immer wieder Universelles.<br />
Zeichnungen mit Filzstift, Notizen in englischer und deutscher Sprache, expressiv<br />
gemalte Köpfe mit Kugelschreiber, Collagen mit Werbebotschaften ziehen vorüber.<br />
Man begegnet gefrässigen Amazonen, sich übergebenden Frauen und Coronaviren<br />
in Form von witzigen Strichmännchen. Eine weinende Frau mit Niere auf dem Kopf<br />
und Vulva in der Magengegend (‹Telemetrisch übertragen›), ein flotter Torero (‹Esel<br />
meines Lebens›) oder eine Nonne von zartem Strich (‹My story as a nun›) bevölkern<br />
das Universum. Kurzum: Eine überbordende Mischung von rohen und fast kindlich<br />
anmutenden Zeichnungen offenbart sich der Leserin. Mehr noch, dadaistische Wortschöpfungen<br />
geben Rätsel auf. Oder weiss jemand, was mit «Quellenspukverbund»<br />
oder «Tropfenstrom» gemeint ist? Kempker wurde einst mit dem Skandal um das<br />
Prosastück ‹Als ich das erste Mal mit einem Jungen im Bett lag› bekannt. In den letzten<br />
Jahren hat sie sich als Film- und Hörspielautorin profiliert. Heute arbeitet sie unter<br />
anderem als Dozentin an der Zürcher F+F Schule. Eine Kostprobe ihres Multitalents<br />
gibt die Baslerin in der Langmatt auch mit dem Digitalbuch ‹I wanted to be your<br />
skirt›, das in Kooperation mit der Medienkünstlerin Esther Hunziker entstand, und<br />
ein Stockwerk höher mit der freakigen Audioinstallation ‹Meet my spirits›. Kempkers<br />
Dämonen sind in der Tat obsessiv, verstörend und – humorvoll. Feli Schindler<br />
→ ‹Birgit Kempker›, Museum Langmatt, bis 4.9.; Präsentation des Digitalbuchs mit Birgit Kempker und<br />
Esther Hunziker, 25.8., 18:30 Uhr ↗ www.langmatt.ch<br />
Birgit Kempker · Telemetrisch übertragen, 2018–2021, Mischtechnik auf Papier, 29,7 x 21 cm.<br />
Foto: Serge Hasenböhler<br />
80 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2022</strong> BESPRECHUNGEN // BADEN 81
Emmanuel Van der Auwera — Zwischen Fiktion und Realität<br />
Was haben Avatare, KI-Überwachungsvideos und YouTube-<br />
Streams gemeinsam? Sie gehören zum kollektiven Bilderstrom<br />
unserer digitalisierten Lebenswelt. Dieser spürt Emmanuel Van<br />
der Auwera im HEK in raumgreifenden, immersiven Videoinstallationen<br />
und beeindruckend ästhetischen Bildtableaus nach.<br />
Basel — Der Bildschirm als technische Apparatur der Sichtbarmachung wird selbst<br />
zum Material in den Werken des belgischen Künstlers Emmanuel Van der Auwera<br />
(*1982). Acht hell strahlende Screens zeigen im HEK einen Film, der nicht zu sehen<br />
ist, da die Polarisationsfilter der Geräte entfernt wurden. Der Bildschirm, sonst ein<br />
Fenster zur Welt, bietet nichts als einen leeren Anblick. Sichtbar wird der Film erst<br />
durch die schwarzen Glasplatten, die auf dem Boden liegen und auf denen die Bilder<br />
farblich und räumlich invertiert zu sehen sind. Sie basieren auf Texten des Science-<br />
Fiction-Autors Rick Ferguson und erzählen auf poetische Weise von Künstlicher Intelligenz<br />
und digitaler Unsterblichkeit. Durch die filmisch-räumliche Inszenierung<br />
macht uns der Künstler zu aktiven Teilnehmenden – auch in der Videoskulptur ‹The<br />
World’s 6 th Sense›: Dunkle Plexiglasplatten sind auf zehn Stativen montiert im Raum<br />
verteilt. Neugierig betrachten wir ahnungslose Fussgänger:innen in den Strassen<br />
von Las Vegas, die von einer privaten Rüstungsfirma zu Werbezwecken mit einer als<br />
«sechster Sinn» angepriesenen Wärmebildtechnologie aufgenommen wurden.<br />
Ausgehend von realen Ereignissen und Material aus dem Netz entwickelt Van der<br />
Auwera raumgreifende, immersive Videoinstallationen, die um die Bedeutung von<br />
Bildern im Zeitalter von KI, 3D-Scans und Deep Fakes kreisen. ‹Seeing is Revealing›<br />
lautet der Titel der von Sabine Himmelsbach kuratierten Ausstellung im HEK, für die<br />
gleich mehrere neue Arbeiten produziert wurden. Das Sehen als Enthüllen, als Sichtbarmachen<br />
von Unsichtbarem, zieht sich durch das ganze Werk des Künstlers, der<br />
aufmerksam beobachtet, wie Realität medial abgebildet, dekonstruiert und gleichzeitig<br />
konstruiert wird. Es geht um die gesellschaftskritische Frage, wie Technologie<br />
verändert, was wir sehen und wie wir etwas sehen. So erklingt etwa in der Drei-Kanal-Videoarbeit<br />
‹The Sky Is on Fire› aus dem Off die Stimme eines Mannes, der das<br />
Heilsversprechen der Technologie «predigt». Währenddessen zeigt ein langsamer<br />
Kameraschwenk die subtile Verwandlung eines idyllischen amerikanischen Vororts<br />
in eine dystopische Stadtkulisse. Die Arbeit entstand im Kontext der Tragödie des<br />
Schulmassakers in Parkland, Florida, 2018 und besteht aus digital verarbeiteten 3D-<br />
Scans realer Orte: eine konstruierte, nicht real existierende Welt, ein unheimlicher<br />
Nicht-Ort, an dem die Grenze zwischen Fiktion und Realität zu verblassen scheint.<br />
Was sehe ich, und kann ich meinen Augen überhaupt trauen? Andrea Brun<br />
→ ‹Emmanuel Van der Auwera – Seeing is Revealing›, Haus der Elektronischen Künste, bis 7.8.<br />
↗ www.hek.ch<br />
Emmanuel Van der Auwera · The Sky Is on Fire, 2019, Ausstellungsansicht HEK. Foto: Franz Wamhof<br />
Emmanuel Van der Auwera · VideoSculpture XXV (Archons), <strong>2022</strong>, Ausstellungsansicht HEK.<br />
Foto: Franz Wamhof<br />
82 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2022</strong> BESPRECHUNGEN // BASEL 83
Bang Bang — Performance now!<br />
Mit Archivmaterial, Diskussionen und Live-Performances feiert<br />
das Museum Tinguely diesen Sommer die Performance-Kunst.<br />
Ziel ist es, einen Überblick über eine reichhaltige Breite dieser<br />
ephemeren Kunstform zu erlangen und ihr dadurch Raum und<br />
Sichtbarkeit zu verleihen: Bang Bang!<br />
Basel — «Ni dieux, ni mari, ni maître» – der Slogan über der Bühne inmitten des Ausstellungsraums<br />
steht sinnbildlich für die Emanzipation und die Freiheit der Performance-Kunst.<br />
Diesen Idealen folgt auch das Sommerprojekt im Museum Tinguely,<br />
bei dem der verhältnismässig jungen Kunstgattung ein vielgestaltiger und fluider<br />
Raum zugestanden wird. Das Herzstück der Schau stellt das zum Entdecken und<br />
Stöbern einladende Archiv dar, welches vom Projektteam rund um die Basler Künstlerinnen<br />
Lena Eriksson, Muda Mathis, Chris Regn und Andrea Saemann zusammengetragen<br />
wurde. Per Open Call forderten sie die Schweizer Performance-Szene dazu<br />
auf, Dokumentationsmaterial ihrer Aktionen einzureichen. Erstmals zusammengeführt,<br />
ergibt das einen lebendigen, anarchischen und variablen Überblick über die<br />
letzten Jahrzehnte der hiesigen Performance-Landschaft. Während auf drei Monitorinstallationen<br />
und einzelnen Schaustationen ausgewählte Einsendungen in kuratierter<br />
Form gezeigt werden, sind auf Computern alle Beiträge in frei wählbarer<br />
oder zufälliger Reihenfolge einsehbar. Das Archiv verstehen die Initiantinnen nicht<br />
als abgeschlossen. Entsprechend läuft der Open Call auch weiter, Zusendungen sind<br />
immer noch willkommen. Ergänzt wird dieser einzigartige Überblick schweizerischer<br />
Performance-Kunst von drei kleineren aufeinanderfolgenden Wechselausstellungen.<br />
Dazu wurden einzelne Performer:innen eingeladen, ihr Werk retrospektiv zu präsentieren.<br />
Den Auftakt machte das Duo Porte Rouge, aktuell läuft die Ausstellung von<br />
Sarina Scheidegger, und im <strong>August</strong> wird ein Projekt von Angela Marzullo gezeigt.<br />
Im Gartenpavillon, der als öffentlicher «Backstage-Raum» verstanden wird, kann<br />
man mit den Initiantinnen Tee trinken und diskutieren. Jedes Wochenende kommt zusätzliche<br />
Live-Action auf. Am Freitagabend wird jeweils ein Videoprogramm gezeigt,<br />
am Samstagabend finden Performances statt, und am Sonntag wird mit eingeladenen<br />
Personen diskutiert. Jedes Wochenende ist dabei einem unterschiedlichen Thema<br />
gewidmet, wobei das aktuelle Kapitel sich gar über vier Wochen erstreckt: ‹Soziale<br />
Eleganz› rückt mit diversen Events im Solitude Park Netzwerke, Kollektivität und<br />
Gemeinschaft als Charakteristika der Performance-Kunst ins Zentrum. Danach wird<br />
mit ‹Direktübertragung› die spezifische Rezeptionserfahrung von Live-Kunst befragt,<br />
und ‹Freckly Night› feiert schillernde Momente zwischen Vergangenheit und Zukunft.<br />
Die Einladung zur Party ist ausgesprochen – wir kommen! Martina Venanzoni<br />
→ ‹Bang Bang – translokale Performance Geschichte:n›, ein Ausstellungsprojekt von Revolving<br />
Histories/Performance Chronik Basel und Museum Tinguely, bis 21.8.<br />
↗ www.tinguely.ch ↗ www.performancechronikbasel.ch ↗ www.panch.li<br />
Davide-Christelle Sanvee · Je suis Pompidou.e.x, 2021, Centre Pompidou, Paris. Foto: Centre Pompidou/<br />
Hervé Véronèse<br />
Marie-Anne Lerjen · Rückgängig, 2019, Performance Reihe Neu-Oerlikon. Foto: Markus Goessi<br />
84 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2022</strong> BESPRECHUNGEN // BASEL 85
Brice Marden — Räume staffeln und verwirbeln<br />
Brice Marden malt mit Pinsel, Ästchen und Spachtel. Seine Bilder<br />
pendeln zwischen Fläche und Raum, westlicher Gestik und<br />
östlicher Kalligrafie, Antike und heutigem Lebensgefühl. Eine<br />
dichte stimmige Schau schlägt den Bogen von seinen Entwürfen<br />
fürs Basler Münster zum späteren Schaffen.<br />
Basel — Was ist vorne, was hinten? Was sind Lichtreflexe und was Korrekturen? Das<br />
Liniengeflecht scheint sich zu bewegen wie ein Gewebe, das sich bläht und zusammenzieht.<br />
Das Werk gehört zur fünfzehnteiligen Serie ‹15x15› – und es wäre kein Brice<br />
Marden (*1938, Bronxville, NY), wenn die im Titel suggerierte Geometrie nicht sogleich<br />
infrage gestellt würde: Die 15 x 15 Inch betreffen nur die quadratische Fläche,<br />
die der Künstler auf den Papierbogen ausgemessen und bemalt hat. Auf drei Seiten<br />
liess er die Linien über den Blattrand hinausschlingern. Doch einen breiten Sockelstreifen<br />
sparte er so aus, dass das Papier physisch fassbar bleibt.<br />
«Kann Malerei reine Präsenz sein?», fragt Brice Marden in einem zu Beginn der<br />
Ausstellung gezeigten Film. Ja, wie seine Werke beweisen. Fürs Basler Münster arbeitete<br />
er während sieben Jahren an Entwürfen für die Neuverglasung der Fenster.<br />
Mit glühendem Rot, Grün, Gelb und Blau knüpfte er an die mittelalterliche Tradition<br />
der edelsteinbunten Glasfenster an, welche die Transzendenz vom irdischen zum<br />
göttlichen Licht symbolisierten. Und mit sich überschneidenden horizontalen, vertikalen<br />
und diagonalen Streifen sorgte er in den monochromen Flächen für räumliche<br />
Tiefe und Bewegung. So radikal zeitgemäss die Entwürfe heute wirken, ausgeführt<br />
wurden sie nie – wohl weil sie der klerikalen Ikonografie zu wenig entsprachen.<br />
Die von Josef Helfenstein sorgfältig kuratierte Schau zeigt, wie sehr dieses Projekt<br />
und die räumliche Gliederung durch Horizontale und Vertikale sein weiteres<br />
Schaffen prägte. Das statische Prinzip von Pfosten und Architrav, das Marden auch<br />
in der griechischen Antike wiederfand, variiert er in ‹Post and Lintel› als serielles minimalistisches<br />
Motiv. Dafür arbeitete er Grafit und Wachs so ins Papier ein, dass die<br />
Bildfläche jetzt mineralisch wirkt. Gegenüber hängen die zarten Blätter der Gruppe<br />
‹Mirabelle Addendum› – seiner Tochter gewidmet, die ihren Mittagsschlaf hielt, während<br />
er mit krakeligen Linien eine Fensteröffnung und flimmernde Strukturen auf das<br />
handgeschöpfte Papier kritzelte. Daneben zieht eine zweigeteilte Leinwand mit aufgespachtelter<br />
Wachsfarbe einen grauschwarzen Horizont auf – so weit wie das Meer.<br />
Der dritte und letzte Raum ist den von asiatischer Kalligrafie inspirierten späteren<br />
Werkzyklen gewidmet: den ‹Cold Mountain Studies› und der erwähnten ‹15 x 15›-Serie.<br />
Und, ist das Weiss jetzt vorne oder hinten? Der zur Eröffnung angereiste Künstler<br />
überlegt ein Momentchen. Dann huscht ein Lächeln über sein Gesicht: «Ich werde es<br />
dir nicht sagen.» Und dann: «Es ist wie im Leben, Dinge können sich ändern – manchmal<br />
ist etwas vorne und dann im Hintergrund.» Claudia Jolles<br />
Brice Marden · 15 x 15 6, 1985, Tusche und farbige Tinte auf Papier, 50,8 x 38,1 cm, Sammlung des<br />
Künstlers © ProLitteris<br />
→ ‹Brice Marden – Inner Space›, Kunstmuseum Basel, bis 28.8. ↗ www.kunstmuseumbasel.ch<br />
86 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2022</strong> BESPRECHUNGEN // BASEL 87
Bridget Riley — Begegnung mit Farbe<br />
Wie Bridget Riley in Ägypten auf Farben stiess, die eine entscheidende<br />
Wende in ihrem langjährigen Œuvre auslösten,<br />
macht eine fokussierte Werkschau von Studien und Gemälden<br />
erfahrbar. Bildkonzepte und Werkprozesse, aber auch die Sinnlichkeit<br />
ihrer Bilder kommen so auf neuartige Weise zur Geltung.<br />
Bern — Wer in der aktuellen Ausstellung von Bridget Riley (*1931) im Zentrum Paul<br />
Klee nach ihren schwarz-weissen, optisch illusionistischen Bildern Ausschau hält,<br />
wird kaum fündig. Denn auf die bekannten, der Op Art zugeschriebenen Werke der<br />
englischen Künstlerin wurde hier gänzlich verzichtet. Die Ausstellung fokussiert dagegen<br />
auf eine Werkperiode, die mit Rileys Entdeckung der «ägyptischen Farbpalette»<br />
in den 1980er-Jahren einsetzte. Die so reduzierten wie raffinierten Kompositionen<br />
wirken jedoch ebenso stimulierend wie die erstgenannten Gemälde – ganz im<br />
Sinne von Rileys Credo, dass es beim Betrachten ihrer Bilder hauptsächlich um einen<br />
«Akt des Sehens und die Freude an der visuellen Auseinandersetzung» gehen soll.<br />
Dabei kam sie eher zufällig zur Farbe, während eines Zwischenstopps in Ägypten<br />
auf einer Reise nach Tokio im Winter 1979/80. Hier beeindruckte sie die Vielfalt altägyptischer<br />
Wandmalerei mit ihrem beschränkten, jedoch stimmigen Farbenspektrum<br />
aus Türkis, Blau, Rot und Gelb. Zurück in London, adaptierte sie die «ägyptische<br />
Palette» für ihre Arbeit, ergänzte sie um Schwarz und Weiss und schuf zunächst nur<br />
Streifenbilder in wechselnden Farbkombinationen. Zu den ersten zählt beispielsweise<br />
‹Ka 6›, 1980, der Auftakt zur Berner Ausstellung. Später kamen weitere Farbtöne<br />
hinzu, doch schon zu Beginn wird deutlich, welch unterschiedliche Wirkungen<br />
die Künstlerin durch bestimmte Farbabfolgen erzielte: Mal sind es geradezu harte<br />
Kontraste, ein buntes Neben-, Vor- und Hintereinander; mal erzeugen sie ein Flimmern<br />
oder einen Schleier bunten Graus, ähnlich einem pointillistischen Gemälde.<br />
Tatsächlich setzte sich Riley intensiv mit Künstlern jener Stilepoche wie Seurat oder<br />
Cézanne auseinander; übrigens auch mit Paul Klee. Zusehends öffnen sich ihre Bildflächen<br />
dann zu Bildräumen. Vertikale treffen auf diagonale Strukturen und mutieren<br />
zu «rhomboiden Gemälden», und Kreissegmente bilden sogenannte Kurvengemälde.<br />
Wie die Bilder ist die Schau wohl durchdacht und erfolgte in enger Zusammenarbeit<br />
der Künstlerin mit ihrer eigenen Kuratorin, Susanne A. Kudielka, und Martin<br />
Waldmeier vom Zentrum Paul Klee. Anhand der Bildfolge sowie zahlreicher Originalentwürfe<br />
wird ebenso Rileys präzis angeleiteter Werkprozess ersichtlich, denn die<br />
Studien und Gemälde werden stets von Assistent:innen ausgeführt. Nicht zuletzt<br />
dank der analogen Verfahren und des Realitätsbezugs der Werke – Titel wie ‹Saraband›,<br />
1985, ‹Bloom› oder ‹Temple Music›, je 1987, machen es deutlich – erhalten die<br />
Bilder ein Eigenleben und werden sinnlich erfahrbar. Marc Munter<br />
Bridget Riley · Saraband, 1985, Öl auf Leinen, 166,4 x 136,5 cm<br />
→ ‹Bridget Riley – Looking and Seeing, Doing and Making›, Zentrum Paul Klee, bis 21.8. ↗ www.zpk.org<br />
88 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2022</strong> BESPRECHUNGEN // BERN 89
Franz Gertsch — Ein Raum in Ultramarin<br />
Blau und monumental, so präsentiert sich aktuell der Hauptsaal<br />
im Museum Franz Gertsch. Der Namensgeber des Hauses ist<br />
seit 2019 in seinem Alterswerk in eine neue «blau-ultramarine<br />
Phase» eingetreten – ein lang gehegter Wunsch und eine neue<br />
Form der monochromen Malweise, wie er im Gespräch erläutert<br />
Burgdorf — Lapislazuli, so verheissungsvoll der Name, so teuer ist das Pigment<br />
und so aufgeladen dessen Geschichte: Seit rund vier Jahren arbeitet Franz Gertsch<br />
(*1930) mit dem Farbstoff, der aus dem gleichnamigen, in Afghanistan abgebauten<br />
Halbedelstein stammt. Fra-Angelico-Blau heisst er in seiner hochwertigsten Form<br />
nach alter Rezeptur, die Gertsch für das Gemälde ‹Gräser VIII› von 2019 verwendete.<br />
Auch die weiteren vier Gemälde der neuen «blauen» Serie beruhen auf Naturmotiven<br />
aus dem Repertoire des Künstlers und bilden einen Farbraum von besonderer Intensität.<br />
Nun bin ich als Kunsthistoriker angesichts der Lebensphase des Künstlers<br />
und des kunsthistorisch prägenden Pigments versucht, der Farbe eine fast metaphysische<br />
Dimension zuzuschreiben. Doch viel schöner formuliert es der Saaltext:<br />
Gertsch «gönnt sich seit 2019 das völlige Eintauchen in eine intensive ‹blau-ultramarine<br />
Phase›». Der Künstler selbst sagt zur Farbe und deren Aufladung: «Nachdem<br />
ich das erste Lapislazuli-Bild gemalt hatte, beschloss ich, einen blauen Raum zu verwirklichen<br />
– ein alter Traum von mir. Manch mystische Eigenschaft wird dem blauen<br />
Stein zugesprochen. Das hat sicher meine Wahl beeinflusst. Aber schlussendlich war<br />
es seine einzigartige Schönheit.»<br />
Auch im Umgang mit den Bildvorlagen zeigt der Künstler eine freiere Praxis. Basierten<br />
die tiefblauen ‹Gräser VIII› 2019, oder ‹Blauer Sommer›, 2020, aus dem bekannten<br />
‹Jahreszeitenzyklus› noch auf den originalen Diaaufnahmen, entstanden<br />
die neueren Gemälde ‹Gräser IX› von 2020 und ‹Blaue Pestwurz› nach Abbildungen<br />
der eigenen Holzschnitte. Ersteres sei sehr frei nach ‹Das grosse Gras› von 2001 geschaffen<br />
worden und Letzteres nach einem Dia eines Holzschnitts von 2005. Im Bildvergleich<br />
von ‹Gräser IX› mit dem dreiteiligen Druck zeigt sich auf der Leinwand ein<br />
geschlossenerer Bildeindruck und eine grössere Tiefenwirkung. Auf der Holzplatte<br />
dagegen, in der Drucktechnik begründet, ergeben sich ein einheitlicherer Farbraum<br />
und präzise abgegrenzte Weissflächen. Auf der Leinwand ist die Reduktion der detaillierten<br />
Blattstruktur zugunsten einer Betonung des Lichteinfalls mittels heller<br />
Bereiche auf den Halmen zu beobachten. Der Hintergrund zeigt weiche, fast wolkige<br />
Strukturen. Die Gräser verwandeln sich in eine Art Dickicht, wobei Halme im Gegensatz<br />
zum Vorbild plötzlich hinter einem Stängel verschwinden oder vor einem weiteren<br />
hervortreten. Franz Gertsch erklärt das Verhältnis von Malerei und Holzschnitt<br />
so: «Es ist reine Primamalerei und lässt keine Korrektur zu. Der Holzschnitt besteht<br />
aus ja und nein. Ja ist die Einkerbung mit einem Hohleisen in die Holzplatte. Nein ist<br />
die unversehrte Platte.» Die Vorstellung eines Farbfilters, der Details reduziert und<br />
farblich verfremdet, beschreibt treffend den Eindruck der Gemälde. «Mit dem Holzschnitt<br />
gelangen mir monochrome Bilder, ein alter Traum. Lange glaubte ich, dies sei<br />
dem Holzschnitt vorbehalten. Erst mit der blauen Farbe gelangen mir monochrome<br />
Malereien mit all den Möglichkeiten des Farbauftrags. Bei meinen Bildern heisst das,<br />
mit Borstenpinsel die Temperafarben in das ungrundierte Baumwollgewebe einzumassieren»,<br />
sagt Franz Gertsch.<br />
Das fünfte Gemälde ‹Blauer Waldweg (Campiglia Marittima)› von 2021 ist nun<br />
erstmals zu sehen. Es zeigt den titelgebenden Pfad, dessen Licht- und Schattenspiel<br />
in eine schon fast abstrakte Ornamentik übergeht. Im Untergeschoss des Museums<br />
ist schliesslich ergänzend zu den fünf Malereien eine erhellende Auswahl an Holzschnitten<br />
von 2001 bis 2016 zu sehen, welche Vergleiche der Techniken zulässt – Nuancen<br />
von Tonwerten, Sättigung, Tiefe, die sich am besten bei einem Ausstellungsbesuch<br />
vor Ort selbst nachvollziehen lassen.<br />
Gertsch ist derweil weiter beständig an der Arbeit, solange es ihm möglich ist:<br />
«Im Atelier hängen an zwei weissen Wänden zwei der monumentalen Malereien, die<br />
eine vollendet, die andere in Arbeit. Ich arbeite noch zwei bis drei Stunden täglich.<br />
Das heisst, ich male schneller als früher.» Wobei der oben erwähnte ‹Waldweg› einen<br />
weiteren Aspekt dieser Serie illustriert. Nur das erste Gemälde ‹Gräser VIII› wirkt auf<br />
den ersten Blick wie «reines» Lapislazuli. Gertsch nutzt weitere Farben, Weissmischungen<br />
oder zusätzliche Blautöne, die er verwischt oder auch gezielt mit einem<br />
Stift aufträgt. Es sind diese Feinheiten, die einem Gesamteindruck von zu viel Pathos<br />
entgegenstehen. Sie machen aus der Beschäftigung mit der symbolträchtigen Farbe<br />
weit mehr als das Spiel mit einer besonderen Wertigkeit, und es ist zu hoffen, dass<br />
weitere Gemälde aus der blauen Phase ihren Weg ins Museum finden. Franz Gertsch<br />
sagt: «Wichtig ist eine positive Beurteilung meiner Frau Maria des jeweiligen Tagwerks,<br />
denn meine Bilder sind in solche aufgebaut.» Adrian Dürrwang<br />
→ ‹Franz Gertsch – Blau›, Museum Franz Gertsch, bis 28.8. ↗ www.museum-franzgertsch.ch<br />
90 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2022</strong> BESPRECHUNGEN // BURGDORF 91
Franz Gertsch · Blauer Waldweg (Campiglia Marittima), 2021, Eitempera auf ungrundierter Baumwolle,<br />
180 x 263 cm. Foto: Dominique Uldry<br />
92 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2022</strong> BESPRECHUNGEN // BURGDORF 93
Guerreiro do Divino Amor — Fatale Superfiktionen<br />
Der schweizerisch-brasilianische Multimediakünstler Guerreiro<br />
do Divino Amor hat auch etwas vom Talent Homers, Hesiods<br />
oder des Apostels Paulus. Umfassend gebildet, weiss er, wie<br />
man versprengte Glaubensinhalte miteinander verbindet. Und<br />
nutzt dies für eine eindrückliche Kritik an denselben.<br />
Genf — Antoine Golay (*1983, Genf) schuf für den Architekturmaster zwischen der<br />
Hochschule für Architektur in Grenoble und jener für Kunst in La Cambre 2004–2006<br />
eine Collage zu den spirituellen Fantasien, die Brüssel urbanistisch bewegen. Unter<br />
einem Pseudonym, das er für einen Auftritt mit seiner Band in der von seiner Stiefmutter<br />
in Rio de Janeiro geleiteten Pfingstkirche (Divino Amor) und nach seinem Namen<br />
mütterlicherseits (Guerreiro) gebildet hatte, wandelte er sich bald zum Künstler<br />
und begann an einer Freske zu arbeiten. Nicht nur entwickelte er dabei einen barocken,<br />
vom Brazil Pop inspirierten 0.2-Copy-Paste-Stil mit Theaterelementen. Ihm<br />
ging zugleich auf, wie stark die in Europa zwischen Mittelalter und Neuzeit wurzelnden<br />
Mentalitäten in Südamerika immer noch eine skrupellos ausbeuterische Gesellschaft<br />
in Gang halten. Dies spiegelt er seither in einem superfiktionalen Weltatlas.<br />
Mit dem in der Retrospektive im Centre d’art contemporain Genève erstmals aufgeschlagenen<br />
Kapitel ‹The Miracle of Helvetia› geht GDDA nun auch auf sein Vaterland<br />
und dessen Vorstellung von zivilisatorischer Perfektion ein. Man tritt in einen Marmortempel,<br />
in dessen Vorhalle die Göttin Helvetia auf einem Brunnen rotiert. Wechselnd<br />
zeigt sie uns ein Haupt, das taub, stumm und blind ist, und ein Gesicht, das mit<br />
Argusaugen über die Ausbeute ihrer Nation wacht. Diese wird von ihren 13 Töchtern<br />
von Scopula über Calvina bis zu Nidustia verkörpert, die im nächsten Raum auf sakral<br />
wirkenden Leuchtkästen auftreten, ehe das ganze Pantheon im letzten Raum in<br />
einem Film nochmals aufscheint und beim Ausgang in einer Broschüre erklärt wird.<br />
Religion braucht Multimedialität und Wiederholung – auch in satirischer Form!<br />
Spannend sind die Seitenkapitel, die sich zudem zwischen den brasilianischen<br />
und den schweizerischen Fresken auftun und einen Krieg zwischen Helvetia und<br />
Amazonas um Marktkontrolle und Ressourcen suggerieren. Letztlich scheint GDDA<br />
der Geschichte des Christentums als buchhalterischer Religion auf der Spur zu sein.<br />
Die globalen Folgen – mit denen sich bereits der Sozioökonom Max Weber und der<br />
Historiker Fernand Braudel befasst haben – werden auch heute erst bruchstückhaft<br />
deutlich. Immer noch werden Feudalwirtschaft oder Kapitalismus als rationale Ordnung<br />
zur irrationalen Bereicherung propagiert. Wer draussen bleibt, wird höchstens<br />
als Projektionsfigur für diejenigen systemrelavant, die sich nach einfachen Lebensformen<br />
und Authentizität sehnen. Doch wie die Schau zeigt, kommen wir allmählich<br />
an die apokalyptischen Grenzen dieser Imaginationen. Katharina Holderegger<br />
→ ‹Guerreiro do Divino Amor – Superfictional Sanctuaries›, Centre d’Art Contemporain, bis 7.8.;<br />
mit Gratisbroschüre ↗ www.centre.ch<br />
Guerreiro do Divino Amor · Superfictional Sanctuaries, Ausstellungsansicht Centre d’Art Contemporain<br />
Genève, <strong>2022</strong>. Foto: <strong>Juli</strong>en Girard<br />
Guerreiro do Divino Amor · Supercarioca Superfictional Cosmogony, 2006–2017, digitale Collage für<br />
Leuchtvitrine mit animierter LED-Beleuchtung, 100 x 200 cm<br />
94 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2022</strong> BESPRECHUNGEN // GENF 95
Open House — In räumlichen Kategorien denken<br />
Das Projekt ‹Open House› präsentiert sich den ganzen Sommer<br />
über im Grossformat im Parc Lullin unweit von Genf in Genthod<br />
am Lac Léman: 37 Pavillons und Bauprototypen sind dort zu<br />
sehen und bringen die Konzepte von Utopie und Funktionalität<br />
durch Kunst und Architektur zusammen.<br />
Genthod/Genf — Für Simon Lamunière, Kurator des Open House, hat dieses Projekt<br />
seine Wurzeln in einer noch grösseren Veranstaltung, der Art Basel, die er gut kennt.<br />
Er kuratierte zwischen 2000 und 2011 die Art Unlimited, den Sektor für monumentale<br />
Kunstwerke an der Art Basel: «Zu dieser Zeit begannen einige Entwicklungen in<br />
Kunst, Design und Architektur starke Konvergenzen zu zeigen. Ausstellungen wie Art<br />
Unlimited, Design Miami, die Kunst- und Architekturbiennalen oder die Serpentine<br />
Pavillions zeugten von einem Tätigkeitsfeld, das sich im Aufbruch befand. Nicht nur<br />
Künstler schufen bewohnbare Module, sondern auch Architekten entwarfen Skulpturen,<br />
und Designer dachten in räumlichen Kategorien.»<br />
Experimentieren – in eine Vielzahl von Richtungen – scheint das Schlüsselwort<br />
von ‹Open House›: «Es gibt nicht nur eine Art, die Welt zu bewohnen oder ein Zuhause<br />
zu haben», sagt Lamunière. «Auch wenn man zuerst an eine schützende Hülle oder<br />
einen Unterschlupf denkt, ist das Wohnen viel mehr als das. Es kann sowohl einem<br />
Ideal als auch sozialen oder wirtschaftlichen Zwängen entsprechen. Die Ausstellung<br />
möchte dem Publikum die Möglichkeit geben, diese unterschiedlichen Bedürfnisse<br />
zu hinterfragen und so die Beziehung zwischen Form und Funktion räumlich zu<br />
erfahren.» Zeugen dieser Form-Funktions-Befragung sind historische Stücke wie<br />
der 1938 von Charlotte Perriand und Pierre Jeanneret entwickelte Schutzraum, als<br />
‹Refuge Tonneau› bezeichnet, welcher von der Genfer Kunstschule HEAD neu gebaut<br />
wurde, oder das ‹Fun House›, das der amerikanische Architekt Ken Isaacs im Rahmen<br />
seiner Recherchen über ‹Living Structures› in den 1970ern konzipiert hatte.<br />
Architekt:innen, Forschende der EPFL und der ETH Zürich, aber auch Kunstschaffende<br />
sind hier zu Hause. Achtung! Den Blick ab und zu in die Baumkronen heben. Auf<br />
Ästen platziert, erinnern uns die versteckten Stühle des Genfer Künstlers John Armleder<br />
daran, dass das Feld des Wohnens unendlich ist. Die spielerische und utopische<br />
Seite darf uns nicht vergessen lassen, dass Wohnen für die meisten Menschen immer<br />
noch eine ernste Sache ist. Die Problematik der ‹Notunterkunft› wird hier durch<br />
einige Möglichkeiten der vorübergehenden Unterbringung repräsentiert, so wie sie<br />
von der humanitären Hilfe des UNHCR und des IKRK zur Verfügung gestellt werden.<br />
Könnte man sich eine Fortsetzung dieses Projekts und eine Biennale der offenen Türen<br />
vorstellen? Für Lamunière ist das durchaus denkbar: «Es eröffnen sich uns viele<br />
Möglichkeiten, dieses Thema weiter zu verfolgen.» Ingrid Dubach-Lemainque<br />
→ ‹Open House – Experiment The Habitat›, Parc Lullin, bis 28.8. ↗ www.openhouse2021.ch<br />
Ken Isaacs · Fun House, <strong>2022</strong>. Foto: Annick Wetter<br />
96 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2022</strong> BESPRECHUNGEN // GENTHOD/GENF 97
Maria Magdalena Z’Graggen — Malerei wie das Leben<br />
Im Kunsthaus Grenchen zeigt Maria Magdalena Z’Graggen neue<br />
Bilder. Wie Angehörige derselben Familie haben sie bei gleicher<br />
Grundlage ungleiche Temperamente. Am Rande der konzentrierten<br />
Arbeit im Grossformat entlädt sich im Kleinen ein Irrsinn –<br />
heiterer Tanz von Nebenprodukten, Auftritt purer Fantasie.<br />
Grenchen — Über Monate hat sich die neue Bilderreihe für die Ausstellung im Kunsthaus<br />
Grenchen aufgebaut. Mit allen Unabsehbarkeiten, mit angespannter Vorfreude<br />
auch. Zu Neujahr hingen weiss grundierte Holztafeln an den Atelierwänden. Acht<br />
Grossformate, bedeckt mit geschliffenem Gesso und getränkt von einer Vorstellung,<br />
die drei Ebenen gleichberechtigt miteinander in Kontakt bringen will. Da ist ein<br />
Grundton. Mit breitem Pinsel aufgetragen, gibt je ein Klang jeder Tafel ihre Basis und<br />
Energie. Einmal getrocknet, folgt eine Schicht in Öl. Ein Spachtel drängt das schwerere<br />
Material in die Fläche, bevor im dritten «Akt» eine einmalige Geste mehrere<br />
Pigmentspuren in die noch weiche Farbschicht zieht.<br />
Es gibt keine Probe in diesem Farborchester. Rasch entscheidet Öl über Gültigkeit<br />
oder Ausschluss, Nass in Nass sind Korrekturen so gut wie ausgeschlossen. Vom<br />
Widerstand, von der Breite und vom momentanen Druck des Spachtels hängt ab, wie<br />
Farbe sich von der Wulst in die Fläche mitnehmen lässt. Dabei wird sichtbar: Pigmente<br />
haben mehr als eine farbliche Intensität. Sie lassen auch ihr physikalisches<br />
Temperament aus an der Malerei, haften mehr oder weniger auf dem vorbereiteten<br />
Grund, wollen überlistet werden, erzeugen Risse oder verschenken sich an ihre Nachbarschaft<br />
in sämiger Glätte. Maria Magdalena Z’Graggen anerkennt den Eigensinn<br />
der einzelnen Pigmente und weiss, dass ihr Material ziemlich macht, was es will. Erfahrung<br />
zählt, doch kann Farbe jede vorgefasste Idee zum Scheitern bringen. Das in<br />
Vorbereitung der neuen Serie entstandene Logbuch der Künstlerin konnte also Farbkonstellationen<br />
nur auf Zusehen hin anlegen. Zuletzt bleibt Malerei ein Abenteuer,<br />
die Frucht des unerschrockenen Ausprobierens: Wie reagieren Aggregatzustände<br />
aufeinander? Welche Kombination von Grund und Motiv, von Warm und Kühl erzeugt<br />
jene Bewegung, die jede abschliessende Übersicht auf Dauer unterlaufen kann?<br />
Wie Fremdlinge im eigenen Land kommen neue Bilder an im Atelier, während<br />
sich am Rand der konzentrierten Arbeit Reste sammeln: Langsam trocknende Wulste<br />
an Pigment, Farbmuster auf Papier, Abschnitte von Schablonen, in Gesso erhärtete<br />
Schnur. Seit einigen Jahren schon formieren sich solche Nebenprodukte von<br />
Z’Graggens Malerei zu autonomen Figurinen und bilden kokett ihren eigenen Cortège<br />
aus. In Grenchen sind sie erstmals ausgestellt. So entlädt sich die Hochspannung,<br />
die den Balanceakt zwischen Entscheiden und Geschehenlassen im Grossformat<br />
begleitet, in skurrilen Marginalien. So lacht Malerei über sich selbst. Isabel Zürcher<br />
→ ‹Maria Magdalena Z’Graggen – Un affare di famiglia›, Kunsthaus, bis 25.9. ↗ kunsthausgrenchen.ch<br />
Maria Magdalena Z’Graggen · #1380122 Uadf (Un affare di famiglia, Zirkon-Coelinblau), <strong>2022</strong>, Öl auf<br />
Holztafel, 127 x 157 cm. Foto: Serge Hasenböhler<br />
Maria Magdalena Z’Graggen · 3 Kleinskulpturen (Zurli), <strong>2022</strong>, Atelieraufnahme. Foto: Serge Hasenböhler<br />
98 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2022</strong> BESPRECHUNGEN // GRENCHEN 99
Jochen Lempert — Bilden und erblickt werden<br />
Vor über dreissig Jahren begann der Hamburger Biologe mit Fotografie.<br />
Ab 2005 entdeckte ihn Paris, trotz vieler internationaler<br />
Auftritte steht die Schweiz noch aus. Nun zieht das Centre<br />
Pompidou Bilanz eines, so der Kurator Florian Ebner, «immer<br />
sanften, nie sentimentalen Blicks auf die gemeinsame Umwelt».<br />
Paris — Das Fotografie-Kabinett im Centre Pompidou zeigt künstlerische Positionen,<br />
die fragen: Was macht das Bild? Wodurch wird es fabriziert? Jochen Lempert gibt<br />
mit einer präzise komponierten Schau Antworten. Intensiv wirken die Bilder, persönlich<br />
und anrührend, nicht trotz, sondern wegen der soliden wissenschaftlichen und<br />
kunsthistorischen Kenntnis, die sie tragen. Ein Leitthema: Symmetrie und Körperbau.<br />
Ein mit Leuchtalgen erzeugtes Fotogramm hängt neben einer mit Sommersprossen<br />
übersäten Schulter. Erzählt das Motiv etwas über die Lehren des Ähnlichen, so wird<br />
die Verbindung zwischen bildgebendem Objekt und vorgestelltem Subjekt deutlich.<br />
«Die Leuchtalgen haben das Bild quasi selbst gemacht», so Lempert, «weil ihre<br />
Biofluoreszenz das Licht liefert, um diese Spuren auf dem Papier zu hinterlassen.»<br />
Das führt zum wichtigsten Aspekt: Zeichnen mit Licht. Seine schmunzelnden<br />
Dekonstruktionen bildnerischer Anthropomorphismen zeichnen filigran unbewusste<br />
Formensprachen nach – sei es in Vogelschwarm-Formationen oder von kleinen<br />
Fröschen, die er unterm Belichter auf dem Fotopapier umherhopsen lässt. Beutet<br />
der auf Libellen spezialisierte Entomologe das Tier als ästhetischen Assistenten<br />
aus, wie man es Tomás Saraceno für seine Spinnen vorhalten könnte? «Ich bin Beobachter,<br />
nicht Jäger», erklärt er, «mir geht es um eine Schule des Sehens.» Das<br />
wechselseitige Gestalten gemeinsamen Lebensraums «von Menschen und anderen<br />
Tierstämmen» verkörpert eine Gottesanbeterin, die vermeintlich direkt ins Auge des<br />
Betrachters blickt. Fotografie als Lebensraum wandelt eine Auto-Antenne zum Insektenfühler,<br />
Wellen und deren Schaumkronen zu ungestümen Pferden. Aby Warburg<br />
eingedenk, erzeugt der 64-jährige Künstler solche Wahlverwandtschaften durch den<br />
Ausstellungsaufbau: «Ich entwickle vor Ort mit den Bildern eine Komposition.» Darin<br />
erscheint der Mensch von seiner Umwelt selbst erblickt. Wie jener an einer Bushaltestelle<br />
von einem leuchtenden Fliegenschwarm begleitete Mann, der nicht das Geringste<br />
bemerkt. Seit 1989 bearbeitet Lempert, 2017 mit dem Camera-Austria-Preis<br />
für zeitgenössische Fotografie ausgezeichnet, Lichtbilder als Material. Auf dem Fotopapier<br />
lässt er der Chemie Spielraum zur Weiterentwicklung, klebt die Abzüge mit<br />
kleinen Pflasterröllchen direkt auf die Wand. Für das Museum «eine kleine Revolution»:<br />
Restaurator:innen mussten überzeugt, zusätzliches Wachpersonal eingestellt<br />
werden. Lempert meint dazu augenzwinkernd: «Es sind jeweils Einzelwerke, aber<br />
man kann sie auch wieder abziehen.» J. Emil Sennewald<br />
Jochen Lempert · Automimikry, 2018, Gelatine-Silber-Print, 28 x 23 cm, Courtesy BQ, Berlin and<br />
ProjecteSD, Barcelona © ProLitteris<br />
→ ‹Jochen Lempert›, Centre Pompidou Paris, Galerie de photographies, bis 5.9. ↗ centrepompidou.fr<br />
100 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2022</strong> BESPRECHUNGEN // PARIS 101
Varlin/Moser — Wild und expressiv<br />
Der Titel passt. Denn ‹Exzessiv!› steht für die «exzessiven Wahrheitssucher»<br />
Varlin und Wilfrid Moser, die sich ein Leben lang<br />
ihre Wildheit bewahrt haben und im Museum zu Allerheiligen<br />
beweisen, wie aktuell ihr Schaffen ist. In ausgesuchten Werken<br />
begegnen uns zwei Zürcher von europäischem Rang.<br />
Schaffhausen — Zum Glück für alle ist die Schau viel grösser geworden als geplant:<br />
sieben Räume für Varlin und Moser, darin gut hundert Werke zu sieben Themenblöcken<br />
gruppiert; und die Begeisterung von Gastkurator Matthias Frehner, der sich<br />
für die beiden Künstler engagiert, ist ansteckend. Denn auch das wird deutlich: Da<br />
geht es nicht nur um die Entdeckung von Gemeinsamkeiten, die Willy Guggenheim<br />
(1900–1977) alias Varlin und Wilfrid Moser (1914–1997) verbinden, sondern, wie in<br />
der Begleitpublikation vertiefend dargelegt, auch um die Bedeutung dieser «Schlüsselfiguren<br />
der Schweizer Kunst des 20. Jahrhunderts», die hierzulande und in der<br />
internationalen Kunstgeschichte einen besseren Platz verdienten. Ihre «Gegenständlichkeit»<br />
– sogar Mosers informelle Malerei bleibt wirklichkeitsbezogen, stellt<br />
Frehner fest – mag dem entgegenstehen. Beim Gang durch die sehr sinnlich wirkende<br />
Ausstellung rücken theoretische Fragen in den Hintergrund. Im vergleichenden<br />
Schauen sind zwei absolute Vollblutkünstler zu erleben, die sich der Wirklichkeit<br />
stellen, sich und ihre Zeit und die Conditio humana reflektieren, unheimlich dynamisch,<br />
schonungslos nach allen Seiten, bedrohlich lebendig; explosiv. Manche Werke<br />
behaupten eine abgrundtiefe, aus weiten Echoräumen hallende und zugleich körperliche<br />
Präsenz. Ihre Energie, ihre Ausdrucksfülle schwingt lange nach.<br />
Die Einzelgänger Varlin und Moser sind sich früh begegnet. Unabhängig von einander<br />
haben sie zu ähnlichen Motiven gefunden, die charakteristisch sind für ihr<br />
Werk: Metzgereien mit ihren Fleischauslagen, Fleischhallen und geschlachtete Körper;<br />
blutige Opfer, Zeugen des Todes. Dazu Plätze, Strassen, Hausfassaden – «Fassaden<br />
mit Gesicht», wie Varlin sagte –, Kirchen, auf- und abwärts Stürzendes, eine Fülle<br />
von Bildthemen, in denen sich der existenzialistische Realismus der beiden Künstler<br />
manifestiert. Beide haben auf der Suche nach Existenzbewältigung auch ihre ganz<br />
individuellen Motive entwickelt: bewegend Varlins Atelier- und Friedhofsbilder, beeindruckend<br />
seine Goya-Paraphrasen, dazu Varlin der Porträtist, der mit hingehauenen<br />
Pinselstrichen Menschen erkennt. Moser, der Intellektuellere der beiden, kein<br />
Porträtmaler, aber einer, der in seinen ‹Maisons ouvertes› oder den Labyrinthen der<br />
Métro den Menschen als panisch Getriebenen, Ausgelieferten, Verlorenen zeigt, besticht<br />
zudem mit Stein- und Felsbildern und packender Mythennähe. Beruhigt ist da,<br />
wie bei Varlin, gar nichts. Stattdessen Aufruhr, in jeder Hinsicht. Angelika Maass<br />
→ ‹Varlin/Moser – Exzessiv!›, Museum zu Allerheiligen Schaffhausen, bis 25.9. ↗ www.allerheiligen.ch<br />
Varlin · Das geschlachtete Schwein, 1972, Öl und Kohle auf ungrundierter Leinwand, auf Sperrholz<br />
aufgeklebt, 180 x 140 cm, Sammlung Sonzogno, Italien<br />
Wilfrid Moser · Aux Halles, 1962, Öl und Collage auf Papier auf Leinwand, 97 x 120 cm, Privatbesitz<br />
102 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2022</strong> BESPRECHUNGEN // SCHAFFHAUSEN 103
Balance — Die Grenzen des Wachstums<br />
Die Kombination Kunst und Ökologie ist angesagt. Kunstschaffende<br />
verstehen sich als wichtige Stimmen in aktuellen Diskursen.<br />
Die Schau ‹Balance› im Kunstmuseum Solothurn spürt den<br />
Entwicklungen einer Kunst nach, die sich für Umwelt und Gesellschaft<br />
engagiert, von den 1970er- bis in die 1990er-Jahre.<br />
Solothurn — Künstlerische Forschung, Ecological Art, nachhaltige Kunst: Begriffe<br />
wie diese haben in der aktuellen Kunstlandschaft einen festen Platz. In den letzten<br />
Jahren sind die Grenzen zwischen Kunst, Naturwissenschaft, Gesellschaftskritik<br />
immer durchlässiger geworden. Die Ausstellung ‹Balance. 1970–1990: Kunst, Gesellschaft,<br />
Umwelt› im Kunstmuseum Solothurn geht der Entwicklung dieses künstlerischen<br />
Engagements nach. Als Auslöser definiert Direktorin Katrin Steffen zusammen<br />
mit Gastkuratorin Marianne Burki den ersten Bericht des Club of Rome, der 1972 «die<br />
Grenzen des Wachstums» verkündete. Eine Auswahl an Arbeiten von 15 Kunstschaffenden,<br />
die meisten weiblich, will zeigen, wie Kunst sich Themen aus Politik, Gesellschaft,<br />
Ökologie angeeignet hat, und welch tragende Rolle Frauen dabei einnahmen.<br />
Zu den deprimierenden Erkenntnissen, die sich beim Rundgang durch die Ausstellung<br />
einstellen können, gehört, dass unsere Gesellschaft in Umweltfragen offenbar<br />
seit einem halben Jahrhundert auf der Stelle tritt. Obwohl man es besser wüsste.<br />
Arbeiten wie Miriam Cahns unheilvolle Zeichnung ‹baum (bl.arb) (gift)› aus dem Jahr<br />
1992 oder Hans Haackes ‹Denkmal der Strandverschmutzung› von 1970 zeigen, dass<br />
Probleme wie Littering, Bodenverschmutzung, Gift im Grundwasser und die dadurch<br />
entstehenden Folgen für Pflanzen- und Tierwelt seit Langem bekannt sind.<br />
Die Schau zeigt zudem, dass nicht nur bestimmte Fragen, die von der Kunst aufgeworfen<br />
werden, sich im Lauf der Jahrzehnte kaum verändert haben. Auch der Blickwinkel<br />
ist ähnlich: Aus Bildern wie ‹Le Sacre du Printemps›, 1980, oder ‹Rauchhexe›,<br />
1977, von Agnes Barmettler oder Maria Dundakovas Video ‹Sun Rite›, 1991, spricht<br />
eine Mythologisierung von Natur und Weiblichkeit, die heute wieder aktuell ist. Dass<br />
eine esoterische Komponente in der Auseinandersetzung mit der Gesellschaft und<br />
handfestes politisches Engagement sich nicht gegenseitig ausschliessen müssen,<br />
zeigen Werke von Doris Stauffer. Installationen wie ‹schneewittchen und die acht<br />
geisslein›, 1966, Fotos, Handzettel, die für ihre ‹Hexenkurse› an der von ihr mitbegründeten<br />
F+F Schule für experimentelle Gestaltung warben, vermitteln ein Bild der<br />
fantasievoll kämpferischen Künstlerin, die sich selbst als «Fotografin, Musikerin,<br />
Mannequin, Babyschwester, Erzieherin, Verkäuferin, Hausfrau, Hausfrau, Hausfrau,<br />
Hausfrau, Hausfrau, Demonstrantin!» bezeichnete. Ihre künstlerischen Lebenszeugnisse<br />
sind eine echte Wiederentdeckung. Im Graphischen Kabinett des Museums sind<br />
sie in Nachbarschaft zu Dokumenten zu Joseph Beuys zu sehen – einem der gros sen<br />
Kunst-Polit-Umwelt-Aktivisten der 1970er- und 1980er-Jahre. Alice Henkes<br />
Maria Dundakova · Sun Rite, 1988–1990, Filmstill, rituelle Performance und Fotografie © ProLitteris<br />
Hans Haacke · Monument to Beach Pollution, 1970/2000, C-Print, 85,1 x 127 cm, Courtesy Paula<br />
Cooper Gallery © ProLitteris<br />
→ ‹Balance. 1970–1990: Kunst, Gesellschaft, Umwelt›, Kunstmuseum, bis 31.7. ↗ kunstmuseum-so.ch<br />
104 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2022</strong> BESPRECHUNGEN // SOLOTHURN 105
Lorna Simpson — Im Dunst verschwindend<br />
Begleitet von einem beständigen, melancholisch anmutenden<br />
Pfeifen, tauchen wir in die mit Metaphern gespickte Welt von<br />
Lorna Simpson ein. In der Einzelausstellung im Kunstmuseum<br />
Thun schiebt sich dabei das Dunstige in den Vordergrund: trüb,<br />
ortlos, verqualmt.<br />
Thun — In den neuesten Arbeiten von Lorna Simpson (*1960, Brooklyn) ist die Farbe<br />
Blau auffallend. Es ist eine gefühlsträchtige Palette, die Traumhaftes und Tiefsinn<br />
vereint. «To feel blue» steht für eine bedrückte Stimmungslage, und die Bezeichnung<br />
des Musikgenres «Blues», das sich in der afroamerikanischen Gesellschaft entwickelte,<br />
ist eine Verkürzung von «blue devils» – des englischen Idioms, das soviel bedeutet<br />
wie Trübsinn oder Melancholie.<br />
Die grossformatigen Malereien in vorwiegend kühler Farbigkeit erscheinen wie<br />
arktische Landschaften, wobei sie gespickt sind mit Textpassagen und Ausschnitten<br />
aus schwarz-weissen Porträtfotografien. In ‹Detached Night›, 2019, beispielsweise<br />
evoziert das Blau auf der Leinwand eine Tiefe, in der wir uns verlieren können, doch<br />
ein auf uns gerichtetes Auges holt uns sogleich in die Realität zurück. Simpson verweist<br />
hier auf die Metapher des Eisbergs, dessen Spitze stets mit dem unter Wasser<br />
verborgenen grösseren Teil verbunden ist. Eis steht für Simpson sowohl für Stillstand<br />
wie auch für Transformation oder das Unklare. Skulptural taucht es in Form von gläsernen<br />
Würfeln auf. Transparent und gleichzeitig die Durchsicht verzerrend, liegen<br />
diese auf gestapelten ‹Ebony›- und ‹Jet›-Magazinen, Zeitschriften, die vorwiegend<br />
eine afroamerikanische Leserschaft adressieren. Doch die Sicht auf die Covers ist<br />
getrübt, ebenso wie die immer noch vorurteilsbehaftete Wahrnehmung von Schwarzen<br />
Menschen in den USA.<br />
‹Ebony›-Ausgaben dienen der Künstlerin zudem als Material für Collagen, mit welchen<br />
sie die Grenzen zwischen Dokumentation und inszeniertem Bild befragt. Doch<br />
auch hier gibt es keine klaren Antworten, vielmehr öffnet sich ein breites Assoziationsfeld<br />
für eigene Deutungen. Die Melodie, welche die Besucherinnen und Besucher<br />
wie hartnäckige Nebelschwaden umhüllt, stammt aus der Videoarbeit ‹Cloud scape›,<br />
2004. Der Künstler und Musiker Terry Adkins stimmt darin ein Kirchenlied an, das sich<br />
im Verlaufe des Videos verfremdet: In Endlosschleife vorwärts und wieder rückwärts<br />
laufend, werden visuelle und akustische Elemente wiederholt und neu gemischt. Dabei<br />
kommt Nebel auf, der immer dichter wird, bis der Protagonist allmählich im Dunst<br />
verschwindet. Dunst – «Haze» – verdeckt und weckt die Vorstellung: Was sehen wir,<br />
und was glauben wir zu erkennen? Es ist die subjektive Wahrnehmung, die es bei<br />
Lorna Simpson stets zu überprüfen gilt. Katrin Sperry<br />
→ ‹Lorna Simpson – Haze›, Kunstmuseum Thun, bis 14.8. ↗ www.kunstmuseumthun.ch<br />
Lorna Simpson · Haze, <strong>2022</strong>, Ausstellungsansicht Kunstmuseum Thun; vorne: 12 Stacks, 2018,<br />
12 Stapel Ebony- und Jet-Magazine, Polyhülsen, Bronze, Glas, gefundene Hocker, Courtesy Hauser &<br />
Wirth. Foto: David Aebi<br />
106 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2022</strong> BESPRECHUNGEN // THUN 107
Bechtler Stiftung — Die Kunst wohnt nebenan<br />
Mit Geduld und Beharrlichkeit Kunst fördern, ihr Sichtbarkeit<br />
und Zeit geben, das tut die Walter A. Bechtler Stiftung seit 1995.<br />
Nun eröffnete sie neue Räume mitten in einer Wohnsiedlung<br />
und bringt damit die Transformation des Zellweger Parks in<br />
Uster zum krönenden Abschluss.<br />
Uster — Die Kunst war schon da, als die Bechtlers die Entwicklung des vormaligen<br />
Industrieareals der Zellweger Luwa AG in ein Wohn- und Arbeitsquartier angingen.<br />
Der ‹Moosfelsen› von Peter Fischli und David Weiss lag wie ein Urgestein im Gehölz.<br />
Tadashi Kawamatas ‹Drift Structure›, die als Brücke über den Weiher führt, erschien<br />
wie von Schwemmholz gebildet. Im Schatten der Bäume ruhte Sol LeWitts ‹Cube›,<br />
als hätte es die vielen Querelen um ihn nie gegeben. An dieser selbstverständlichen<br />
Anwesenheit von Kunst haben auch die zahlreichen Bauten, die von namhaften Architekturbüros<br />
rund um den Weiher entstanden sind, nichts geändert. Im Gegenteil:<br />
In der jüngsten und letzten Wohnsiedlung des Masterplans wurde die Kunst sogar<br />
Teil des Raumprogramms. Von aussen als Schuppen getarnt, ist zwischen Grillplatz,<br />
Kleingarten und Kinderspielplatz Pipilotti Rists Video ‹I Couldn’t Agree With You<br />
More› von 1999 eingezogen. Der von der Künstlerin gestaltete Raum hat die Intimität<br />
eines Zimmers, in dem die wandfüllende Projektion wie das vergrösserte Display eines<br />
Smartphones oder Tablets erscheint. Die Künstlerin fixiert die Kamera; auf ihrer<br />
Stirn spiegeln sich nackte Menschlein, als wären es verborgene Seiten des Ichs, die<br />
aus dem Unterholz aufgescheucht wurden. Gut möglich, dass ab und zu Anwohnende<br />
dem Alltag entschlüpfen und sich hier der Selbstreflexion stellen.<br />
Weniger subversiv, weil grösser und institutioneller, ist die Halle für Walter De Marias<br />
500 m 2 umfassendes Werk ‹The 2000 Sculpture›, das eben noch im Bührlesaal des<br />
Kunsthaus Zürich zu sehen war, für den der Künstler es 1992 geschaffen hatte. Nach<br />
der Schliessung der Hallen für Neue Kunst in Schaffhausen gibt es nun wieder einen<br />
Ort, an dem ein Hauptwerk der Minimal Art dauerhaft sichtbar ist. Mit ihm verbunden<br />
ist ein kleinerer Raum für Wechselausstellungen. Als Erstes kuratierte Bice Curiger<br />
mit ‹All Chemie› eine Gegenüberstellung von Sigmar Polke und Pamela Rosenkranz.<br />
Mit den neuen Räumen der Walter A. Bechtler Stiftung erhält Uster eine Kulturinstitution,<br />
die sie noch mehr zur Stadt werden lässt. Die international renommierte<br />
Kunst wird auswärtiges Publikum anziehen. Doch ist es keine Pilgerstätte. In der<br />
Wohnsiedlung ist die Kunst die etwas andere Nachbarin. Und der Zellweger Park<br />
bleibt in erster Linie ein öffentlicher Raum, in dem Angestellte wie Anwohnende Ruhe<br />
und Erholung suchen. Der ‹Moosfelsen› hält sich bedeckt, der ‹Cube› schweigt, die<br />
Tür zum Schuppen öffnet und schliesst sich leise. Meret Arnold<br />
→ ‹All Chemie – Sigmar Polke und Pamela Rosenkranz›, bis 18.9., permanente Installationen zugänglich<br />
zu den Öffnungszeiten: Walter De Maria ‹The 2000 Sculpture›, Pipilotti Rist ‹I Couldn’t Agree With<br />
You More›, Bechtler Stiftung ↗ www.bechtlerstiftung.ch<br />
Pipilotti Rist · I Couldn’t Agree With You More, 1999, Ausstellungsansicht Bechtler Stiftung, <strong>2022</strong><br />
© ProLitteris. Foto: Flavio Karrer<br />
Bechtler Stiftung, Aussenansicht, <strong>2022</strong>. Foto: Flavio Karrer<br />
108 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2022</strong> BESPRECHUNGEN // USTER 109
Ansarinia, Azpilicueta, Invernomuto, Stingily — Viermalvier<br />
Drei Künstlerinnen und ein Künstlerduo befassen sich im<br />
Kunstmuseum Liechtenstein mit feministischen Anliegen, mit<br />
Kolonialgeschichte oder mit der Lebenssituation Schwarzer in<br />
den Vereinigten Staaten. Der rote Faden durch die vier räumlich<br />
getrennten Positionen ist die Vaduzer Museumssammlung.<br />
Vaduz — C 4 ist eine Limousine für die einen und Plastiksprengstoff für die anderen. C 4<br />
oder C(hoch)4 ist die Formel für eine vierteilige Ausstellung im Kunstmuseum Liechtenstein.<br />
Das C steht dabei für Collection, Crossover, Community und Contamination:<br />
Letizia Ragaglia hat für ihre erste Ausstellung als Direktorin am Kunstmuseum Liechtenstein<br />
weit ausgeholt und doch auch wieder nicht. Sie positioniert sich global und<br />
richtet zugleich den Blick auf die eigene Sammlung. Sie wählt Trendwörter, verbunden<br />
mit Themen, die eine zeitgenössisch positionierte Institution heute kaum mehr<br />
ausblenden kann. Zugleich forderte sie die Künstlerinnen und Künstler auf, ein Werk<br />
des Museums auszuwählen, um es gemeinsam mit ihrer eigenen Arbeit zu zeigen.<br />
Diese Ausgangslage hat zu ebenso schlüssigen wie überraschenden Kombinationen<br />
geführt. Nazgol Ansarinia (*1979, Teheran) etwa präsentiert ihr ‹The Inverted<br />
Pool›, 2019–<strong>2022</strong>, neben ‹Cellule no. 5›, 1992, von Absalon: Hier das nach innen gewendete<br />
Haus, das die Kindheitserinnerungen der Künstlerin, aber auch ein aktuelles<br />
iranisches Lebensgefühl transportiert, dort die minimalistische Zelle, die als<br />
Wohnklause und als Denkraum konzipiert ist. Die beiden Volumina bestimmen den<br />
Ausstellungssaal, der eine als schlanker geöffneter Zylinder, der andere als hermetischer<br />
Quader, mit Stahlleiter und somit auf seine Art einladend. Mercedes Azpilicueta<br />
(*1981, LaPlata, Argentinien) umkreist in ihrem Werk Frauen, ihre Initiativen und<br />
Netzwerke. Die Künstlerin verwebt es schlüssig mit Objekten der Vorarlbergerin Anne<br />
Marie Jehle. Eigens dafür hat sie Podeste entworfen, die von Möbelstücken penetriert<br />
werden. Auch die textilen Objekte nehmen einen geistreichen Dialog mit Jehle<br />
auf. Diamond Stingily (*1990, Chicago) hat eines der ältesten Gemälde im Besitz des<br />
Museums ausgewählt, ein barockes Blumenstillleben. Es wird zum dekorativen Element<br />
im Rahmen ihrer Reverenz an den Friseursalon ihrer Mutter. Einerseits würdigt<br />
Stingily mit der retrospektiven Werkzusammenstellung familiäre Frauennetzwerke,<br />
andererseits verweist sie auf kollektive Erfahrungen Schwarzer in den Vereinigten<br />
Staaten. Mit dem Künstlerduo Invernomuto kommen schliesslich die italienische<br />
Volkskultur und Italiens Kolonialgeschichte ins Spiel, verknüpft mit Pino Pascalis<br />
‹Ponte levatoio›. Der gemeinsame künstlerische Nenner ist die erzählerische Qualität.<br />
Für alle Positionen gilt: Die Impulse funktionieren in beide Richtungen, hin zur<br />
Sammlung und von ihr ausgehend. Kristin Schmidt<br />
→ ‹C 4 – Nazgol Ansarinia, Mercedes Azpilicueta, Invernomuto, Diamond Stingily›, Kunstmuseum Liechtenstein,<br />
bis 4.9. ↗ www.kunstmuseum.li<br />
Nazgol Ansarinia · Ausstellungsansicht Kunstmuseum Liechtenstein, <strong>2022</strong>. Foto: Sandra Maier<br />
Diamond Stingily · Ausstellungsansicht Kunstmuseum Lichtenstein, <strong>2022</strong>. Foto: Stefan Altenburger<br />
110 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2022</strong> BESPRECHUNGEN // VADUZ 111
Biennale Bregaglia — Wie gefällt uns die Welt?<br />
Die zweite Biennale Bregaglia öffnet Türen, die jahrzehntelang<br />
verschlossen waren, fügt ein, wovon man nicht wusste, dass es<br />
fehlt, und malt anders, wo rigide Rollen vorherrschen. Damit<br />
stösst sie neue Narrative an, denen es gelingt, Bestehendes<br />
auszuloten, ohne es gleich komplett zu überschreiben.<br />
Vicosoprano — Wie zwei Ufos, kurz davor zu landen, erhellen zwei bunte Leuchten<br />
die Maira, den Fluss, der sich durchs Tal zieht. Es sind zwei Designerlampen, denen<br />
Nevin Aladağ Strümpfe überzog. Dieses Aufeinandertreffen ist schon unüblich. Nun<br />
hängen die Objekte auch noch an einem Ort, wo beides nicht hingehört. Doch sie passen<br />
bestens dahin, sorgen abends für eine besinnliche Atmosphäre. Und tagsüber<br />
ergänzen sie als Farbtupfer die historische Steinbrücke sowie die Berglandschaft<br />
dahinter. Sie gehören zu den wenigen nicht ortsspezifisch geschaffenen, doch von<br />
den Kuratorinnen Bigna Guyer und Anna Vetsch ebenso durchdacht platzierten Arbeiten<br />
im ehemaligen Bergeller Hauptort Vicosoprano.<br />
Unterwegs zu insgesamt zwölf Werken begegnet man immer wieder Sina. Sie verkörpert<br />
eine Art Bergeller Pippi Langstrumpf, benannt nach einer Bekanntschaft, die<br />
Zoé Cornelius in der Region machte. Die Fotografien, auf denen Sina in lokalen Szenerien<br />
herumturnt, befinden sich auf dem Grund der zahlreichen Brunnen im Dorf.<br />
Selbstbewusst nimmt die Figur den öffentlichen Raum ein. Zugleich entzieht sich ihr<br />
Abbild durch die bewegte Wasseroberfläche allzu klaren Festmachungen. Die Arbeit<br />
fand durch die Ausschreibung einer «Wildcard» hierher und versprüht eine emanzipatorische<br />
Laune, die einen roten Faden zu anderen Werken spinnt. Dass selbstbestimmtes<br />
Verhalten gerade für Frauen bis in die Neuzeit fatal enden konnte, führt<br />
Lena Maria Thüring in einem eindringlichen Videoessay vor: Darin verweben vom Bergeller<br />
Chor gesprochene Zeilen die suggestiven Fragen aus Protokollen lokaler Hexenprozesse<br />
mit jenen aus aktuellen Anhörungen zu Sexualdelikten. Zugleich huldigt<br />
sie auf Bildebene und mit einem Duft dem einst von den Mächtigen gefürchteten,<br />
heute kommerzialisierten Kräuterwissen. Andriu Deplazes wiederum beeindruckt<br />
mit Malereien, auf denen Körper traditionellen Familienrollen entweichen oder mit<br />
ihrer Umgebung verschwimmen. Sie beleben ein Wohnhaus, dessen Fassade für seine<br />
reichen Sgraffiti zwar bekannt ist, doch das seit Jahrzehnten unbewohnt und verschlossen<br />
blieb. Einen Windhund dieser Hauswand repliziert Jeanno Gaussi in ihren<br />
‹Hanging Narratives›. Auf bedruckten Leinwänden hat sie lokale Motive vervielfältigt<br />
und unbeschwert neu arrangiert. ‹Die Verbindung der Bergeller Dörfer zueinander›,<br />
das vorgegebene Thema der aktuellen Biennale Bregaglia, bleibt eher vage, doch das<br />
ist auch gut so. Die Schau besticht gerade dort am meisten, wo sich ausgehend vom<br />
Spezifischen vor Ort eine Relevanz weit übers Tal hinaus entfaltet. Irène Unholz<br />
→ ‹Biennale Bregaglia – Die Verbindung der Bergeller Dörfer zueinander›, Vicosoprano, bis 24.9.<br />
↗ www.biennale-bregaglia.ch<br />
Jeanno Gaussi · Hanging Narratives, 2021/22, Installationsansicht Biennale Bregaglia.<br />
Foto: Michel Gilgen<br />
Nevin Aladağ · Color Floating I + II, 2020, Installationsansicht Biennale Bregaglia, <strong>2022</strong>.<br />
Foto: Michel Gilgen<br />
112 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2022</strong> BESPRECHUNGEN // VICOSOPRANO 113
Welt aus den Fugen — Welt 2.0<br />
Neun Rauminstallationen von elf Künstler:innen setzen sich im<br />
Kunst Museum Winterthur in der Ausstellung ‹Welt aus den Fugen›<br />
mit den Krisen und Herausforderungen des Jetzt auseinander.<br />
In imposanten Installationen lassen sie zukünftige Dystopien<br />
entstehen. Bleibt auch Platz für Hoffnung?<br />
Winterthur — «Die Zeit ist aus den Fugen geraten», murmelt Hamlet in William<br />
Shakespeares Stück, nachdem er vom Mord an seinem Vater erfahren hat und mit<br />
seinem Schicksal hadert. Auch gerne übersetzt als «die Welt ist aus den Fugen geraten»,<br />
funktioniert das Zitat, obwohl verstaubt, als Zeitdiagnose: Klimakatastrophe,<br />
Pandemie und Kriege – in den Fugen ist die Welt nicht.<br />
Dementsprechend eröffnet Anne Imhofs Installation ‹Room› die Schau in Winterthur:<br />
Auf einer gesprungenen Glasscheibe prangt ein Graffiti. Dahinter findet sich ein<br />
nüchternes Zimmer mit Bett und einer E-Gitarre. Die Jugendliche, die hier wohnen<br />
könnte, ist ausgeflogen. Vielleicht in den nächsten Raum, von wo aufdringliches Weinen<br />
ertönt. Wer dem Lärm folgt, steht bald vor Bildschirmen, in denen sich Menschen<br />
die Seele aus den Leibern heulen. Aber etwas stimmt nicht: Wenn man genau hinschaut,<br />
erkennt man Pixel in den Augen – es sind computeranimierte Figuren. Ekel,<br />
Mitleid, Unverständnis – die digital generierten Bilder vom Künstler Ed Atkins berühren.<br />
Aber warum? Weil sie das Endstadium des digitalen Homo Sapiens reflektieren?<br />
Keine Fragen lässt Pamela Rosenkranz mit ‹Anamazon (Green, Blue, Green)› offen.<br />
Dem Regenwald gewidmet, schimmert der Raum in leuchtstoff-grellem Grün, von der<br />
Decke tropft Wasser aus einem Katheter. Die Metapher ist sprechend: Genauso wie<br />
der Katheter irgendwann leer sein wird, wird der Amazonas irgendwann gerodet sein.<br />
Alle Installationen sind immersiv und hochwertig – und teilen eine dystopische<br />
Schlagseite. Das Gefühl kommt auf, dass unsere Gegenwart eine tickende Zeitbombe<br />
ist. Bestätigt wird der Verdacht bei Raphaela Vogels Installation, in der ein menschliches<br />
Skelett von der Decke baumelt. Ein Zeigefinger berührt bereits den Boden – es<br />
ist die Conditio humana, kurz vor dem Aufprall, wir rasen auf ein Ende zu. Warum<br />
schaffen Künstler:innen so wuchtige Werke zur Gegenwart? Vielleicht findet sich die<br />
Antwort bei Shakespeare, wenn Hamlet klagt: «Die Zeit ist aus den Fugen. Fluch ihren<br />
Tücken, dass ich zur Welt kam, sie zurechtzurücken!» Zur Generation zu gehören,<br />
die sämtliche Krisen der Gegenwart ausbaden wird, ist nicht lustig – aber der Zeitgeist<br />
ist damit nicht ganz eingefangen. Ein Blick aufs Saalblatt verrät, was fehlt: Alle<br />
Künstler:innen sind vor 1990 geboren. Der «Fridays for Future»-Widerstand ist nicht<br />
vertreten. Schön wäre eine Folgeausschau à la: ‹Welt 2.0›. Weil – wenn wir schon bei<br />
Zitaten sind –jedes Ende, selbst das der Welt, auch ein neuer Anfang ist. Noëmi Roos<br />
→ ‹Welt aus den Fugen – 9 Installationen›, Kunst Museum Winterthur | Beim Stadthaus, bis 14.8.<br />
↗ www.kmw.ch<br />
Pamela Rosenkranz · Anamazon (Green, Blue, Green), 2017, Ausstellungsansicht Kunst Museum<br />
Winterthur. Foto: Gunnar Meier<br />
Raphaela Vogel · Fuge meam propinquitatem!, 2020, Ausstellungsansicht Kunst Museum Winterthur.<br />
Foto: Gunnar Meier<br />
114 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2022</strong> BESPRECHUNGEN // WINTERTHUR 115
Jose Dávila — Spanngurtkunst<br />
Künstlerische Materialbeherrschung ist schon lange nicht mehr<br />
allein an die ausgewogene Form gebunden. Sie gleicht eher einem<br />
Experimentierfeld, in welchem die Belastbarkeit des Materials<br />
ausgelotet wird. Ein Meister dieser Disziplin ist im Haus<br />
Konstruktiv zu entdecken, der Mexikaner Jose Dávila.<br />
Zürich — Das verblüfft: Wie Stämme eines abgestorbenen Wäldchens ragen dunkle<br />
Doppel-T-Träger aufrecht in die Höhe des lichten Saals im Erdgeschoss des Haus<br />
Konstruktiv. Zählten wir nach, kämen wir auf einundzwanzig. Sie sind unterschiedlich<br />
hoch, die höchsten an die vier Meter. Damit die Stelen so stehen können, wir ahnen,<br />
dass sie nicht am Boden fixiert sind, hat sich ihr Schöpfer Jose Dávila einen Trick<br />
einfallen lassen. Jeder Stahlstumpf ist am Ende durch eine Trosse über die Decke mit<br />
einem wackeren Granitbrocken verbunden. Dieser hält seinen Widerpart in der Vertikalen.<br />
‹The Act of Being Together› heisst die eigens für diesen Ort geschaffene Arbeit.<br />
Jose Dávila (*1974) ist kein ausgebildeter Künstler, sondern Architekt. Zur Kunst<br />
kam er durch Neugier. Wohl darum scheren sich seine Arbeiten kaum um klassische<br />
Parameter der Skulptur. Seine Arbeiten gleichen Versuchsanordnungen. Sie loten die<br />
Grenzen der Gravitation aus. Statik interessiert den Künstler nur, insofern er das Material<br />
dynamisieren kann. So erinnern viele seiner Arbeiten an Richard Serra, die Arte<br />
Povera oder auch Arbeiten einer Virginia Overton. Ein Mittel des Künstlers, um die<br />
Skulptur «schneller» zu machen: der Spanngurt.<br />
Damit werden Scheiben zu Licht-Bildflächen in der Diagonale gehalten (‹Shadows<br />
I und II›, <strong>2022</strong>), Benzintonnen im Winkel an die Wand gespannt (‹The Rope<br />
Some times Bursts›, <strong>2022</strong>) oder ein Stahlreifen an den Sockel geknebelt, und das lange<br />
Knebelende darf noch eine Arabeske auf dem Boden vollführen (‹The Act of Perseverance›,<br />
<strong>2022</strong>). Überzeugender ist da die Arbeit ‹Will has moved mountains›, 2020.<br />
Das ist skulpturale Spanngurtequilibristik zum Staunen und im Zwischengeschoss<br />
gelungen mit der fünfteiligen Farbfeldmalerei ‹Memory of a Telluric Movement›, 2020,<br />
an der Stirnwand kombiniert. Auf einem Podest hält ein sicher fünfzig Meter langes<br />
schwarzes Band hintereinander vier leicht gekippte Spiegelwände. Band und Spiegel<br />
wiederum werden durch schwere Gegenstände, Steine, Kuben, Holzquader gerade so<br />
gehalten, dass sie uns nicht entgegenkippen können. Hier beginnt ein faszinierendes<br />
Spiel im Auge der Betrachtenden: Die Spiegel erweitern den Raum und entziehen ihn<br />
zugleich. Wir sehen uns, aber nichts ist dahinter, und wir halten uns an den Gurten,<br />
den Gegenständen, die sich nun magisch zu heben, senken und zu stürzen scheinen.<br />
Das ist an Dramatik kaum zu überbieten. Nichts wie hin! Max Glauner<br />
→ ‹Jose Dávila – Memory of a Telluric Movement›, Museum Haus Konstruktiv, bis 11.9.<br />
↗ www.hauskonstruktiv.ch<br />
Jose Dávila · The Act of Being Together, 2021 Stahl, Metall, Natursteinbrocken, variable Masse.<br />
Foto: Stefan Altenburger<br />
Jose Dávila · Ausstellungsansicht Museum Haus Konstruktiv, <strong>2022</strong>. Foto: Stefan Altenburger<br />
116 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2022</strong> BESPRECHUNGEN // ZÜRICH 117
Abstrakt gedacht — Vom Motiv zur Akteurin<br />
Hermann Haller ist bekannt für seine Bronzeakte. Mit der aktuellen<br />
Ausstellung ‹Abstrakt gedacht› in seinem Atelier stehen<br />
seine klassischen Frauenplastiken Positionen gegenüber, die<br />
mit ihrem abstrakten Vokabular den Esprit der Avantgarde erahnen<br />
lassen, zu dem sich Haller künstlerisch nie vorwagte.<br />
Zürich — Den Auftakt bilden sieben grossformatige C-Prints von Kyra Tabea Balderer<br />
(*1984). Die an einem von der Künstlerin konstruierten Gerüst gehängten Aufnahmen<br />
zeigen vor abstraktem Hintergrund undefinierbare Objekte. Werktitel wie ‹Apparat›<br />
verweisen auf Gegenständliches. Tatsächlich verwendet Balderer alltägliche Objekte,<br />
die sie in Bronze giesst und danach analog ablichtet. Alleine durch lichttechnische<br />
Effekte und die Wahl des gezeigten Ausschnitts erscheint das Ausgangsmaterial so<br />
entfremdet, dass es sich als solches nicht mehr zu erkennen gibt.<br />
Anders als Balderer, die nichts dem Zufall überlässt, geht Shannon Zwicker<br />
(*1992) für ihre kleinformatigen Aquarelle eher intuitiv vor: Scheinbar ohne Zutun der<br />
Künstlerin zerfliessen Lasuren von Farbe ineinander, Linien schlängeln sich in Bögen<br />
über die Malfläche. Kontrastreich in der Farbigkeit, scheinen die Bilder zu pulsieren.<br />
An der Wand über einem Regal hängend, in dem Hallers Bozzetti liegen, erhalten<br />
auch Zwickers Aquarelle den Charakter von Studien. Obwohl die abstrakten Arbeiten<br />
keinem direkten Abbild verpflichtet sind, zeugen Werktitel wie ‹Lick me› von einem<br />
Interesse an der Erkundung körperlichen Begehrens. Verweise auf körperliche Zustände<br />
sucht man in den beiden auf dem Boden gezeigten Arbeiten ‹Any which way is<br />
up› von Clare Goodwin (*1973) hingegen vergeblich. Die monochrom oder zweifarbig<br />
bemalten Keramikplatten stehen mit ihrem motivisch gegenstandslosen Charakter<br />
in Opposition zu Hallers Gipsskulpturen wie der ‹Tänzerin›, denen sie eine Art Bühne<br />
bilden. Wie eine geometrische Figur wirkt auf den ersten Blick Sonia Kacems (*1985)<br />
‹Prototype 2›. Die in ihrer filigranen Statur schwebend leicht wirkende Plastik aus<br />
Holz und Metall auf der Galerie des Ateliers lässt an ein Korsett denken; ein Kostüm,<br />
das Frauen noch zu Hallers Zeit trugen. Dem eher rationalen Ansatz Goodwins<br />
und Kacems gegenüber stehen die drei gezeigten grossformatigen Malereien Sabine<br />
Schlatters (*1977): Ihren Bildern, in denen abstrakte, scheinbar strahlende Gebilde<br />
vor wolkenartigen Hintergründen zu sehen sind, haftet etwas Esoterisches an.<br />
Frauenfiguren waren das beliebteste Motiv von Hermann Haller (1880–1950).<br />
Die derzeitige Schau im ehemaligen Atelier des Künstlers setzt sich provokativ von<br />
seinem Interesse an der klassischen Figuration ab: Die fünf gezeigten, abstrakten<br />
zeitgenössischen Positionen treten im Dialog mit Haller den Beweis an, dass Frauen<br />
nicht nur in Bronze gegossen eine gute Figur machen, sondern auch dann, wenn sie<br />
eigene Kunst schaffen. Tiziana Bonetti<br />
→ ‹Abstrakt gedacht›, Atelier Hermann Haller, bis 2.10. ↗ www.stadt-zuerich.ch/atelierhermannhaller<br />
Clare Goodwin, Kyra Tabea Balderer und Hermann Haller, Ausstellungsansicht Atelier Hermann Haller,<br />
<strong>2022</strong><br />
118 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2022</strong> BESPRECHUNGEN // ZÜRICH 119
Jack Whitten — A colored life in every way<br />
Jack Whitten hat ein Universum der Malerei und ihrer Reflexion<br />
hinterlassen, in dem es noch viel zu entdecken gibt. Erstmals<br />
sind bei Hauser & Wirth in der Schweiz seine Gemälde aus den<br />
1960er-Jahren zu sehen. Diese vermitteln einen Eindruck seines<br />
eigenständigen Spätwerks.<br />
Zürich — Bei aller Vielfalt dieser Ausstellung scheint es sich um rein gestische Malerei<br />
zu handeln, um in sich verschlungene, flüchtige Anspielungen auf Gesichter und<br />
Figuren in Landschaften oder auf heftige abstrakte Ereignisse in lichten, mehrfach<br />
überblendeten geometrischen Feldern. Tatsächlich waren Willem de Kooning und<br />
Franz Kline wichtige persönliche Begegnungen für den jungen Maler Jack Whitten<br />
(1939–2018), der 1960 aus Alabama in New York ankam. De Kooning erzählte ihm,<br />
wie eine Geste zur nächsten führe, sobald der Pinsel die Leinwand berühre. Und so<br />
erfahren sich Whittens Bilder als Rhythmen mit Stopps und Sprüngen, mit überraschenden<br />
Wechseln zwischen Erzählung und freier Gestik.<br />
Raum hat für Jack Whitten nicht nur eine landschaftliche oder eine kosmische<br />
Dimension. Er ist auch ein politisches Spannungsfeld, in dem sich das «colored life»<br />
eines Schwarzen Künstlers unter «American apartheid» abspielt: Zwei Bilder erinnern<br />
im Titel an Martin Luther Kings ‹Traum› und an Kings Ermordung. Der Clash ausfliessender<br />
Farben und hektischer Striche in ‹NY Battle Ground›, 1967, reflektiert die<br />
alltägliche Gewalt der Metropole, die Bombardierungen während des Vietnamkriegs<br />
und deren massenmedialen Konsum. Eine feine, schwarz gemalte Rahmung evozierte<br />
damals den Fernsehbildschirm. Uns heute trifft diese zerrissene Landschaft wie<br />
aktuelle Szenen aus den Drohnenkriegen auf wechselnden Displays.<br />
Whitten ringt bei der Bestimmung seiner Formate schon früh um das Bild als<br />
plastisches Objekt und als scharf ausgezeichnete Zone des Illusionismus. Ein Tondo,<br />
vier abgeschrägte Ecken, arrondierte oder rechtwinklig schwarz gemalte Rahmen<br />
und Binnenbilder definieren den multiplen Ort dieser Malerei. Bereits in den frühen<br />
Bildern finden sich Spuren jener umfassenden Reflexion des malerischen Vorgehens,<br />
die Jack Whitten schliesslich zur grossflächigen abstrakten Malerei mit Rakel – Jahre<br />
vor Gerhard Richter – und zur Acrylfarbe als Rohstoff für farbige Bildmosaike geführt<br />
hat, stets auch begleitet von plastischen Arbeiten in stupend diversen Materialien.<br />
Die Bilder der 1960er-Jahre sind noch eher erzählerisch und bestimmt von den<br />
Beziehungen zwischen Figuren und Objekten, Objekten und Raum. Später wird das<br />
Verhältnis zwischen Licht, Materie und Raum dominieren. Doch immer werden wir<br />
bei Jack Whitten an die Dynamik der Raumzeit erinnert. Die Statik seiner Malerei ist<br />
eine vibrierende Fusion aus Farbstoff und Energie, die fesselt, die keine abgeklärte<br />
Distanz erlaubt. Hans Rudolf Reust<br />
→ ‹Jack Whitten›, Hauser & Wirth, Limmatstrasse, bis 20.8. ↗ www.hauserwirth.com<br />
Jack Whitten · King’s Wish (Martin Luther’s Dream), 1968, Öl auf Leinwand, 172,4 x 131,4 cm.<br />
Foto: John Berens<br />
120 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2022</strong> BESPRECHUNGEN // ZÜRICH 121
Basel Abbas & Ruanne Abou-Rahme — Fragmente des Widerstands<br />
Das künstlerische Archiv von Basel Abbas und Ruanne Abou-<br />
Rahme bringt Kunstwerke hervor, spinnt Netzwerke und verschafft<br />
Kulturschaffenden Zugang zu Ressourcen. Diesen<br />
Sommer ist es im MoMA, an der Berlin Biennale und im Migros<br />
Museum zu sehen.<br />
Zürich — Wie kann aus einem Fragment etwas Politisches entstehen? Die Frage<br />
treibt das Schaffen von Basel Abbas (*1983, Nikosia, Zypern) und Ruanne Abou-Rahme<br />
(*1983, Boston) an. Seit dem Arabischen Frühling vor über zehn Jahren sammelt<br />
das zwischen New York und Ramallah arbeitende Künstlerduo im Internet Materialien<br />
aus politisch instabilen Regionen. Sie schauen auf Menschen, die singend und<br />
tanzend ihrer Kultur Ausdruck verleihen, aber auch von Verlust und Trauer erzählen.<br />
Es sind Fragmente des Widerstands, die sie vor dem «Internet des Vergessens» retten<br />
und in einen künstlerischen Echoraum überführen. Aus den vorgefundenen Themen<br />
entstehen poetische Texte oder Zeichnungen; eingeladene Tänzer:innen und<br />
Musiker:innen greifen Melodien und Gesten für eigene Performances auf. ‹May amnesia<br />
never kiss us on the mouth› nennen Abbas und Abou-Rahme das Langzeitprojekt,<br />
das von der Dia Art Foundation und dem MoMA in New York produziert wurde.<br />
Das Archiv ist das Herz dieses wachsenden Wissenskörpers. Es nimmt immer<br />
wieder neue digitale und physische Formen an. Erstmals trat es Ende 2020 als Webplattform<br />
in Erscheinung. Deren Besuch lohnt sich, um zu verstehen, wie die beiden<br />
aus der Montage von Film, Sound und Text Erzählräume schaffen. Sie fixieren die<br />
Fragmente nicht in linearen Narrationen. Das Material bleibt offen und in Bewegung.<br />
In der weitläufigen Videoinstallation im Migros Museum brechen senkrecht stehende<br />
Platten die Projektionen auf. Aus den Bildüberlagerungen entstehen dynamische<br />
Verbindungen zwischen tanzenden und singenden Körpern, schriftlicher und gesprochener<br />
Sprache. Und auch unsere Silhouetten werden für kurze Momente Teil davon.<br />
Die Landschaft ist der einzige schweigende und ruhende Körper. Doch bleibt sie<br />
nicht unberührt. In der zweiten Installation ‹Where the soil has been disturbed› zeigt<br />
sie sich als umkämpftes Territorium. Platten, wiederum wie Stellwände montiert und<br />
mit Archivausdrücken versehen, und Ziegelsteine, in denen getrocknete Disteln stecken,<br />
beschreiben ein bruchstückhaftes Feld. Das stachelige Gewächs hilft zerstörten<br />
Böden, sich zu regenerieren. Im Nahostkonflikt vermag es bislang nicht zu heilen.<br />
Israel schränkte die Ernte der bei der palästinensischen Bevölkerung beliebten Nutzpflanze<br />
ein. Bekannt wurde das Schicksal eines Jungen, der erschossen wurde, als er<br />
durch einen Zaun kroch, um sie zu pflücken. Es ist nur eine von vielen Geschichten,<br />
die Basel Abbas und Ruanne Abou-Rahme in ihrem Archiv vor dem Verschwinden bewahren<br />
und in ihrem Werk widerhallen lassen. Meret Arnold<br />
→ ‹Basel Abbas & Ruanne Abou-Rahme – May amnesia never kiss us on the mouth›, bis 11.9.,<br />
Migros Museum für Gegenwartskunst ↗ www.migrosmuseum.ch ↗ mayamnesia.diaart.org<br />
Basel Abbas & Ruanne Abou-Rahme · May amnesia never kiss us on the mouth: Only sounds that<br />
tremble through us, 2020–<strong>2022</strong> (Detail), 4-Kanal-Videoprojektion (HD, Farbe, Ton) auf Stellwand,<br />
Metall- und Betonplatten, Gel-Filterfolie, Performer:innen: Rima Baransi, Haykal, Julmud, Makimakkuk.<br />
Foto: Stefan Altenburger<br />
Basel Abbas & Ruanne Abou-Rahme · Where the soil has been disturbed, <strong>2022</strong> (Detail), Archiv-Tintenstrahldrucke<br />
auf Metall- und Betonplatten, getrocknete syrische Disteln und Mariendisteln, Ziegelsteine.<br />
Foto: Stefan Altenburger<br />
122 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2022</strong> BESPRECHUNGEN // ZÜRICH 123
Liz Larner — Mäandern zwischen Gegensätzen<br />
Das Schaffen der in Los Angeles lebenden Künstlerin Liz Larner<br />
lässt sich nicht so einfach fassen. Ihre Skulpturen verbindet ein<br />
ausgeprägter Sinn für Material und Form, aber auch Geschichten.<br />
In der Kunsthalle Zürich kommt eine Ahnung davon auf, mit<br />
einer anderen Zeitlichkeit konfrontiert zu werden.<br />
Zürich — ‹above›, im oberen Stock der Kunsthalle Zürich, sind 13 Skulpturen aus Keramik<br />
an den Wänden angebracht. Sie rahmen eine Auswahl von in den Raum gesetzten<br />
Skulpturen der kalifornischen Künstlerin Liz Larner (*1960), die zwischen 1988<br />
und 2020 entstanden sind. Die Wandobjekte zeigen Studien, in denen sie Grenzen<br />
und Möglichkeiten von Keramik durch unkonventionelle Techniken und Materialien<br />
auslotet: Die ausgefransten Ränder sind genauso roh, wie die seidig schimmernde<br />
Glasur Resultat einer sorgfältig ausgestalteten Idee ist. Sorgfältig glasiert oder bewusst<br />
«verunreinigt» mäandern die Objekte zwischen Schönheit und Versehrtheit.<br />
Wenden sich Betrachter:innen von den Wänden ab, werden sie von der sorgfältigen<br />
Setzung der grossen wie auch mikroskopisch kleinen Arbeiten durch Korridore<br />
geführt. Ob inmitten der unheimlich figurativen, an Kettchen hängenden Hände aus<br />
Zinn der Installation ‹Hands›, 1994, oder zwischen den blauen Paneelen und dem<br />
flauschig-orangefarbenen Gerippe von ‹Corridor Orange/Blue›, 1991, hindurch, können<br />
verschiedene Perspektiven eingenommen werden. Die geschaffenen Übergänge<br />
ermöglichen neue und nahe Blickwinkel auf Larners Schaffen, das sich bewusst einem<br />
einheitlichen Stil entzieht. So versucht ‹below above›, der Titel der Ausstellung,<br />
Larners Praxis als inhaltliches Pendeln zwischen Gegensätzen zu fassen.<br />
Im unteren Stock der Ausstellung – ‹below› – wird eine weitläufige Bodenskulptur<br />
bestehend aus den Werkgruppen ‹Meerschaum Drift› und ‹Asteroids›, 2020/21, gezeigt.<br />
Erstere ist eine Übersetzung des angesammelten Plastikmülls, den die Künstlerin<br />
und ihr Umfeld über ein Jahr angehäuft haben. In einem Gespräch erzählt Liz<br />
Larner, dass sie sich viele Gedanken darüber macht, wie Kunst – auch ihre – mit<br />
der Zeit zerfallen wird. Man steht vor einer Meerlandschaft, die an Gräuelbilder von<br />
Greenpeace erinnert. Offensichtlich kritisiert sie den Konsum und daraus entstehenden<br />
Plastikmüll, und man fragt sich, wo die Grenze zwischen Kunst und Aktivismus –<br />
und vor allem deren Mehrwert – liegt. Larner erschafft ein auf verschiedenen Ebenen<br />
kitschiges und abgegriffenes Bild einer Landschaft, das mit dem traditionellen – und<br />
auch tragischen – Begriff der Schönheit spielt. Durch die ‹Asteroids›, die zwischen<br />
den Plastikwellen gesetzten Skulpturen aus gebrannter Tonerde, bekommt die Installation<br />
jedoch inhaltlich wie formal eine durchaus interessante Ebene: Sie hinterfragen<br />
unser menschliches Selbstverständnis und unsere Versuche, ins Weltall zu<br />
expandieren. So verwandelt Liz Larner die Szenerie in eine begehbare Landschaft,<br />
die aus der drohend nahen Zukunft zu kommen scheint. Gianna Rovere<br />
Liz Larner · below above, Ausstellungsansichten Kunsthalle Zürich, <strong>2022</strong>. Fotos: Annik Wetter<br />
→ ‹Liz Larner – below above›, Kunsthalle Zürich, bis 18.9. ↗ www.kunsthallezurich.ch<br />
124 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2022</strong> BESPRECHUNGEN // ZÜRICH 125
Peter Fischli und David Weiss — Transitzonen<br />
Knapp vierzig Jahre nach dem ersten ‹Flughafen›-Bild von Fischli/<br />
Weiss ist die Serie gemeinsam mit den ‹Autos› in der Galerie<br />
Eva Presenhuber ausgestellt. Vieles ist heute anders. Doch die<br />
Werke eignen sich immer noch bestens, die Welt und unser Tun<br />
darin zu befragen.<br />
Zürich — Es ist heiss. Langsam und zähflüssig blendet ein Bild ins nächste über.<br />
Flughafen um Flughafen. Für einen Moment scheint es so, als würden sie sich ineinander<br />
auflösen, sich verwandeln in abstrakte Kompositionen. Doch dann tritt das<br />
neue Bild deutlich hervor: vielleicht Rio, London oder Frankfurt. Die funktionalen<br />
Architekturen sind austauschbar und lassen sich nicht lokalisieren. Im Hintergrund<br />
murmeln die Stimmen aus einem Funkradio. Eine Sendung, unklar, aus welcher Zeit,<br />
von welchem Ort. Der Beamer rauscht wie ein Triebwerk, während die Lichtschau<br />
durch 469 Ansichten von Flughäfen gleitet. Die Flugzeuge aber rühren sich nicht. Keines<br />
hebt ab oder landet. Die Zeit scheint stillzustehen.<br />
Über zwanzig Jahre lang, von 1987 bis 2012, haben Peter Fischli und David Weiss<br />
Flughäfen fotografiert. Wir sehen die Spiegelungen und Regentropfen auf den Scheiben<br />
von Terminals und Passagierbrücken, durch die sie geschaut haben, in Tokio, Zürich,<br />
Sydney oder New York. Transiträume, durch die wir geschleust werden, ohne Zugang<br />
zu ihnen zu haben. Es sind Momentaufnahmen, die zu Tableaus gerinnen. Nun<br />
blicken wir durchs Museumsglas auf diese Stillleben. Und in der vom Klimawandel<br />
verursachten rekordhohen Juni-Hitze, nach der zweijährigen Pandemie verlieren die<br />
Bilder alle Unbeschwertheit mühelos reisender Touristen. Sind die Rümpfe, Tragwerke,<br />
Lösch- und Tankfahrzeuge, Hebebühnen und Gepäckträger, die in der endlosen<br />
Weite des Rollfelds verstreut sind, ein zeitgenössisches Memento mori?<br />
Pathos passt nicht zur Kunst von Fischli/Weiss, die sich in den Gefilden des Alltags<br />
bewegt und gerne humorvoll agiert. Und trotz der mehr als besorgniserregenden<br />
Weltlage schaffen es die Werke, uns auf einer direkten, individuellen Ebene anzusprechen<br />
und zu erwärmen. In der Auswahl der gerahmten Prints von Ende der<br />
1980er- bis zu den späten 1990er-Jahren, die hier zu sehen sind, leuchtet wie aus einem<br />
Fotoalbum mein persönliches Erinnerungsbild auf: Der erste Langstreckenflug,<br />
entkoppelt ohne Smartphone, die aufregend flirrende, heisse Luft, die weite Welt.<br />
Der Wechsel zwischen dem «Grossen» und dem «Kleinen» ist ein Spiel mit der<br />
Massstäblichkeit, das typisch für das Künstlerduo ist. So in den ebenfalls aus den<br />
1980er-Jahren stammenden Autos aus Gips, die auf Sockeln vor den Flughäfen ruhen.<br />
«Bin ich mein Auto?» lautet eine Frage aus ihrer Textsammlung ‹Findet mich das<br />
Glück?›. Wir sollten sie uns stellen, wenn wir uns wieder über die Parkplätze in unseren<br />
Städten streiten. Meret Arnold<br />
→ ‹Peter Fischli und David Weiss – Airports and Cars›, Galerie Eva Presenhuber, bis 30.7.<br />
↗ www.presenhuber.com<br />
Peter Fischli/David Weiss · Airports and Cars, Ausstellungsansichten Galerie Eva Presenhuber, Maag<br />
Areal, Zürich <strong>2022</strong><br />
126 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2022</strong> BESPRECHUNGEN // ZÜRICH 127
NOTIERT // KUNSTRÄUME<br />
Volkshaus<br />
Basel — Einst stand hier eine Burgvogtei,<br />
dann eine Brauerei mit Konzerthalle, seit 1925<br />
dann das ursprüngliche Volkshaus, welches<br />
an der Rebgasse eine eigentliche kleine Stadt<br />
in Kleinbasel bildete. In den 1970er-Jahren<br />
ging die Identität des Gebäudekomplexes<br />
durch Umnutzung und bauliche Massnahmen<br />
verloren. Kurz vor dem Abriss vergab die Stadt<br />
2011 das dannzumal leer stehende Volkshaus<br />
im Baurecht an zwei Investoren. Schon 2012<br />
konnten Brasserie und Bar wieder eröffnet<br />
werden, seit 2020 ist auch das Boutique-Hotel<br />
mit 45 Zimmern und Suiten fertig, und der<br />
Innenhof ist mit schattenspendenden Platanen<br />
gesäumt. Die Kunst nimmt in den sorgfältig renovierten<br />
Räumen eine zentrale Rolle ein; in der<br />
Hotellobby wurde der Boden mit Stahlträgern<br />
verstärkt, um tonnenschweren Skulpturen Halt<br />
zu bieten. Im November 2020 stellte die Galerie<br />
von Bartha mit ‹von Bartha Insight› ihr Off-Site-<br />
Konzept im Volkshaus vor und präsentiert seither<br />
fünfmal jährlich Werke. Zudem wurden im<br />
September letzten Jahres, ebenfalls in Kooperation<br />
mit von Bartha, Imi Knoebels Glasfenster<br />
für die Bar eingeweiht (→ KB 11/2021, S. 118). Ein<br />
Tee in diesem Ambiente – Krüglein und grosse<br />
Tasse – kostet sieben Franken. TS<br />
Temporäres Kunsthaus Klosters<br />
Klosters — Im Rahmen des 800-Jahre-<br />
Jubiläums von Klosters hat eine engagierte<br />
Gruppe ortsverbundener Kunstfreund:innen<br />
ein temporäres ‹Kunsthaus Klosters› initiiert.<br />
Untergebracht ist es im alten Primarschulhaus,<br />
einem Bau aus den 1930er-Jahren, in dem bis<br />
2019 noch Kinder das Einmaleins lernten. Nun<br />
zeigen hier 53 Künstlerinnen und Künstler,<br />
darunter geladene und jurierte, in 13 Räumen<br />
ihre Werke. Es sind einheimische, nationale<br />
sowie internationale Kunstschaffende der<br />
Gegenwart sowie einige bereits verstorbene<br />
Künstler:innen, die inhaltlich, formell oder privat<br />
mit Klosters und der Walser Kultur verbunden<br />
sind. Darüber hinaus bleibt das ‹Kunsthaus<br />
Klosters› während der gesamten Laufzeit durch<br />
jeweils zwei bis vier Artists-in-Residence in<br />
Bewegung: Untergebracht in der ehemaligen<br />
Hauswartwohnung, treten sie während ihres je<br />
siebenwöchigen Aufenthalts mit dem vorgefundenen<br />
Ort und der gezeigten Kunst – oder<br />
auch den Künstler:innen – in Dialog, um ihre<br />
Vision von Klosters in den noch freien Räumen<br />
zu manifestieren. Dieser Prozess wird jeweils<br />
begleitet von öffentliche Workshops, Performances,<br />
Happenings oder Finissagen.<br />
(*1997) und Jack Pryce (*1990) haben sich<br />
zusammengetan, um mit marytwo einen neuen<br />
«Melting Pot in der Altstadt» zu realisieren. Ein<br />
Schwerpunkt liegt dabei auf dem Experimentieren,<br />
der engen Kooperation mit den jeweiligen<br />
Künstler:innen und auf der Förderung neuer<br />
Werke. Für Letzteres steht in Beromünster<br />
zusätzlich zum Ausstellungsraum ein kleines<br />
Gastatelier zur Verfügung. Die Auswahl der<br />
Künstler:innen soll die gesamte Bandbreite von<br />
jungen, aufstrebenden und etablierten Positionen<br />
aus dem In- und Ausland abdecken. Neben<br />
regelmässigen Ausstellungen, teils unter Einbezug<br />
von Gastkurator:innen, sind Artist Talks,<br />
Konzerte und Kollaborationen mit diversen Gästen<br />
und der direkten Nachbarschaft geplant.<br />
Nach der «Vorsaison» mit zwei Gruppenausstellungen<br />
im Frühling eröffnet marytwo offiziell<br />
Mitte <strong>August</strong> mit einer ersten Soloschau des<br />
britischen Künstlers Billy Morgan.<br />
endlich sein Haus an der Seine: «Wir haben tiefen<br />
Respekt vor der unglaublichen kulturellen<br />
Gemeinde dieser Stadt», gibt er zu Protokoll,<br />
«viele unserer Künstler gehören bereits fest<br />
dazu.» Auch «unterstützten» Pariser Sammler<br />
und Institutionen das Programm der Galerie.<br />
Freilich gilt Paris bis dato nicht als Umsatzmotor.<br />
Ob die kommende ‹Paris+›-Messe von MCH<br />
(Art Basel) das ändert, sei dahingestellt. Wie<br />
allen geht es Wirth um den «French touch», um<br />
Auftritt, um mondäne Geste. Die Rue François<br />
1 er ist dafür ideal: Parallel zu den Champs<br />
Elysées und direkt an der Modemeile Avenue<br />
Montaigne kreuzt hier die Klientel, die es nach<br />
aufwendigem Umbau des üppigen Stadthotels<br />
aus dem Jahr 1877 braucht. 800 Quadratmeter<br />
Ausstellungsfläche auf vier Etagen zeigen<br />
nebenbei dem jüngst im eher als Künstlerviertel<br />
imaginierten Marais auf ebenso vielen<br />
Quadratmetern aufgeschlagenen Konkurrenten<br />
David Zwirner das Standing der Lage. Die steht,<br />
zehn Gehminuten von Larry Gagosian entfernt,<br />
hier auf High Society. JES<br />
marytwo, Luzerner Altstadt, Aussen ansicht<br />
→ Billy Morgan, ab 19.8., 18:00 Uhr, bis 24.9.<br />
↗ www.marytwo.one<br />
Barry Flanagan · Pirat Wheel, 2005, Bronze,<br />
213 x 198 x 77 cm, Volkshaus Basel, Lobby<br />
↗ www.volkshaus-basel.ch/kunst<br />
Ehemaliges Primarschulhaus, jetzt Kunsthaus<br />
Klosters, Aussenansicht<br />
↗ www.kunsthausklosters.ch<br />
marytwo<br />
Luzern — In der ehemaligen Jazzschule in Luzern<br />
eröffnet Mitte <strong>August</strong> ein neuer Offspace.<br />
Die beiden Kunstschaffenden Elvira Bättig<br />
Hauser & Wirth<br />
Paris — «Es gibt derzeit ein Paris-Revival»,<br />
sagte die einflussreiche Sammlerin Marie-<br />
Aline Prat während des grossen Gala-Dinners<br />
im Centre Pompidou, «gegenüber London oder<br />
New York ist Paris eine intellektuelle Stadt ohnegleichen.»<br />
Das findet Iwan Wirth schon lange.<br />
Zum dreissigjährigen Galeriejubiläum hat er<br />
Hauser & Wirth, Paris, Aussenansicht<br />
↗ www.hauserwirth.com<br />
Espace Nina Keel<br />
St. Gallen — Seit Mai 2021 ist im Linsenbühl-<br />
Bau in St. Gallen – einem Zeugnis des Neuen<br />
Bauens in der Ostschweiz – der Espace Nina<br />
Keel eingerichtet. Der spartenübergreifende<br />
128 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2022</strong> NOTIERT // KUNSTRÄUME 129
Ausstellungsraum befindet sich hinter zwei<br />
gros sen Schaufenstern, wovon die Namensgeberin<br />
Keel gemeinsam mit der Kuratorin Anna<br />
Vetsch eines zuvor bereits für die Videoausstellungs-Reihe<br />
‹Einfache Projektionen›<br />
genutzt hatte (→ KB 4/2021, S. 113). Nun bietet<br />
das Ladenlokal in zwei bis drei Ausstellungen<br />
pro Jahr eine Plattform für zeitgenössische<br />
Positionen an der Schnittstelle von bildender<br />
Kunst und Architektur. Zu sehen sind zum einen<br />
Arbeiten von Künstler:innen, die sich mit Stadt<br />
und Architektur befassen oder raumgreifende<br />
Installationen schaffen. Zum anderen präsentiert<br />
Keel kunstvolle Entwürfe und Ideen von<br />
Architekt:innen. Bauten und Orte werden so bezüglich<br />
ihrer formalen, poetischen und gesellschaftspolitischen<br />
Dimension reflektiert. Die<br />
nächste Ausstellung ist der zwischen Hamburg<br />
und London lebenden Künstlerin Paula Baader<br />
(*1988) gewidmet. Ihre reduzierten, grossformatigen<br />
Malereien sind künstlerisch übersetzte<br />
Erfahrungsmomente des Urbanen: sich in einer<br />
Stadt orientieren, einleben, flanieren …<br />
werden im Rahmen der Rencontres de la photographie<br />
in den zahlreichen geschichtsträchtigen<br />
Bauten der Provence-Stadt präsentiert. Sie decken<br />
unterschiedliche Themen des gegenwärtigen<br />
kulturellen und politischen Diskurses ab.<br />
Als Resultat einer 18 Jahre währenden Recherche<br />
der Wiener Sammlung Verbund beispielsweise<br />
stellt die Ausstellung ‹A Feminist Avantgarde<br />
of the 1970s› fotografische Praktiken von<br />
Frauen als emanzipatorisches Mittel gegenüber<br />
männlichen Berufskollegen vor. Frieda Orupabo<br />
wiederum zeigt ihre Werke, die stereotype Darstellungen<br />
des Schwarzen Körpers dekonstruieren.<br />
Postkoloniale Themen werden auch mit<br />
der Satelliten-Ausstellung von James Barnor<br />
bei Luma in den Blick genommen, andernorts<br />
führen Ritual Inhabitual oder Bruno Serralongue<br />
die Ausbeutung natürlicher Ressourcen und den<br />
Kampf Indigener Völker um ihr Land vor Augen.<br />
Des Weiteren bietet das Festival verschiedene<br />
Workshops und Führungen.<br />
im Miteinander-in-Kontakt-Treten entstehen,<br />
und macht dieses Leitthema auch auf organisatorischer<br />
Ebene zum Gebot: Ihre Ausstellung<br />
hat sie in Kooperation mit drei Kunstschaffenden<br />
entwickelt. Als Co-Kurator:innen haben<br />
sie eigene Beiträge zur Triennale realisiert und<br />
dafür wiederum Künstler:innen eingeladen:<br />
Memory Biwa (Windhoek, Namibia) stellt mit<br />
fünf Künstlerinnen aus dem südlichen Afrika<br />
den postkolonialen Diskurs rund um historische<br />
Aufladung und Restitution von Objekten in den<br />
Fokus. Gabriel Rossell Santillán (Mexico-City/<br />
Berlin) setzt ausgehend von einem alten Wandteppich<br />
verschiedene Zeiten und Kulturen rund<br />
um den Pazifik in Dialog. Und Antje Majewski<br />
(Berlin) hat mit einer Gruppe von Kunstschaffenden<br />
im nahen Wald Skulpturen installiert<br />
und daran die Vereinbarung geknüpft, dass der<br />
Wald künftig nicht mehr menschlich vereinnahmt<br />
werden darf. Insgesamt sind mehr als<br />
50 Positionen in der Ausstellung zu sehen,<br />
darunter auch die Zürcher Künstler:innen Lisa<br />
Biedlingmaier und Sabian Baumann. Veranstaltungen<br />
wie Lesungen, Workshops und Konzerte<br />
begleiten die Schau.<br />
Während 18 Tagen wird ein reichhaltiges<br />
Programm mit nationalen und internationalen<br />
Beiträgen aus den Bereichen Theater, Tanz,<br />
Musik, Zirkus und Performance geboten. Unter<br />
anderem treten die junge Performerin Davide-<br />
Christelle Sanvee, der Choreograf und Performer<br />
Martin Zimmermann oder die Tänzerin und<br />
Performerin Eugénie Rebetez auf. Satte 132<br />
Aufführungen finden an 45 verschiedenen Orten<br />
statt. Schauplätze sind nicht nur klassische<br />
Theaterbühnen und Konzerthäuser, sondern<br />
auch das Einkaufszentrum Meyrin Centre, die<br />
Esplanade du Lac oder die Villa Bernasconi.<br />
Angela Rabaglio & Micaël Florentz (Tumbleweed)<br />
· The Gyre, 2018, Tanz-Performance<br />
→ 25.8.–11.9. ↗ www.batie.ch<br />
Film Festival Locarno<br />
Espace Nina Keel, Aussenansicht<br />
(mit Projektion von Hannes Schüpbach)<br />
→ Paula Baader, 12.8.–17.9.<br />
↗ www.ninakeel.com/de/projekte/espacenina-keel<br />
GROSSANLÄSSE<br />
Rencontres de la photographie<br />
Arles — Im Sommer wird Arles jeweils zu einem<br />
Zentrum für Fotografie: Rund vierzig Ausstellungen<br />
von zeitgenössischen Künstler:innen<br />
Babette Mangolte · Trisha Brown bei der<br />
Probe zu ‹Line-up› in ihrem Broadway-Loft mit<br />
W. Perron, J. Ragir, T. Brown, M. Sulzman und<br />
E. Garren, 1977<br />
→ bis 25.9. ↗ www.rencontres-arles.com<br />
Triennale Kleinplastik Fellbach<br />
Fellbach — Zum 15. Mal findet in der Alten Kelter<br />
in Fellbach auf 3000 Quadratmetern Fläche<br />
die Triennale Kleinplastik statt. Die aktuelle Kuratorin<br />
Elke aus dem Moore, Direktorin der Akademie<br />
Schloss Solitude in Stuttgart, stellt ihre<br />
Ausgabe unter das Motto ‹Die Vibration der Dinge›.<br />
Sie spielt damit auf die Resonanzen an, die<br />
Sabian Baumann · Signes et Sentiments,<br />
2021, Courtesy Galerie Mark Müller, Zürich.<br />
Foto: Peter D. Hartung<br />
→ bis 3.10. ↗ www.triennale.de<br />
La bâtie<br />
Genf — Die 46. Ausgabe des multi-disziplinären<br />
Festivals La Bâtie soll sich dieses Jahr<br />
endlich wieder in gewohnter Form im Grossraum<br />
Genf und in der Stadt selbst entfalten.<br />
Locarno — Das Locarno Film Festival feiert<br />
dieses Jahr sein 75-jähriges Bestehen. Es<br />
gehört zu den weltweit bedeutenden Events<br />
dieser Art und ist alleine schon wegen der<br />
einmaligen Kulisse der Piazza Grande, die für<br />
jeweils zehn Tage zum gigantischen Open-Air-<br />
Kino wird, eine Reise wert. Daneben wird in<br />
Kinos, Theatern und anderen Orten der Stadt in<br />
mehreren Wettbewerben und Themenblöcken<br />
«fuori concorso» ein Programm mit Schwerpunkt<br />
auf dem Autor:innenfilm gezeigt. Talks<br />
mit Filmemacher:innen und Schauspieler:innen<br />
begleiten die Screenings. Erst wenige Details<br />
zur Jubiläumsausgabe, welche die zweite<br />
des neuen künstlerischen Leiters Giona A.<br />
Nazzaro ist, waren zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses<br />
bekannt. Unter anderem war<br />
130 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2022</strong> NOTIERT // KUNSTRÄUME / GROSSANLÄSSE 131
ereits die Gewinnerin des diesjährigen ‹Vision<br />
Award Ticinomoda› bestimmt: die New Yorker<br />
Performance-Künstlerin, Musikerin und Filmemacherin<br />
Laurie Anderson (*1947). Sie wird<br />
den Preis am 10. <strong>August</strong> auf der Piazza Grande<br />
entgegennehmen und tags darauf einen Artist<br />
Talk geben. Zudem werden zwei ihrer Filme im<br />
Programm gezeigt. Auch die deutsche Künstlerin<br />
Hito Steyerl (*1966) wird mit ihrer Installation<br />
‹Submarine Leonardo› und für ein Gespräch<br />
in Locarno präsent sein.<br />
antreibt», so heisst es vonseiten der Veranstaltung,<br />
«ist, uns nicht mehr darauf zu beschränken,<br />
die Welt durch den Verstand zu erfassen,<br />
sondern durch Affekte und unsere geteilte<br />
Fähigkeit, zu empfinden.»<br />
davon aus dem Kosovo, aus der Schweiz ist Ugo<br />
Rondinone vertreten.<br />
Screening auf der Piazza Grande, Locarno Film<br />
Festival 2019. Foto: Locarno Film Festival/<br />
far° été<br />
Massimo Pedrazzini<br />
→ 3.–13.8. ↗ www.locarnofestival.ch<br />
Nyon — Seit über 35 Jahren werden die<br />
<strong>August</strong>wochen in Nyon durch das far° Festival<br />
das arts vivant auf erfreuliche Weise<br />
«gestört». Spartenübergreifend erkundet die<br />
Veranstaltung aktuelle und neue künstlerische<br />
Praktiken. Positionen aus der Schweiz und<br />
dem Ausland präsentieren ihre Produktionen<br />
aus den Bereichen Theater, Tanz und Performance<br />
– in Sälen, aber auch im Parc du Borion,<br />
im Herzen der jurassischen Hochebene oder in<br />
einem Wohnwagen. Für die diesjährige Ausgabe<br />
sind etwa Marion Zurbach (*1984) oder das<br />
schweizerisch-argentinische Duo Elvio Avila &<br />
Savino Caruso mit von der Partie. Thematisch<br />
legt die aktuelle Ausgabe einen Schwerpunkt<br />
darauf, Möglichkeiten wiederzuentdecken oder<br />
zu erfinden, wie wir mit anderen in Verbindung<br />
treten können. «Der Grundgedanke, der uns<br />
Annamaria Ajmone · La notte è il mio giorno<br />
preferito, Tanz-Theater, ca. 50’. Foto: Andrea<br />
Macchia<br />
→ 10.–20.8. ↗ www.far-nyon.ch<br />
Biennale Matter of Art<br />
Prag — Die junge Biennale Matter of Art scheint<br />
ein Händchen zu haben für Themensetzungen,<br />
die – in fast prophetischer Weise – den Nerv der<br />
Zeit treffen: Noch bevor die Pandemie anrollte,<br />
wurde die erste Ausgabe für 2020 unter dem<br />
Motto ‹Come Closer› konzipiert. Die diesjährige<br />
zweite Edition untersucht nun Hintergründe der<br />
Identität Mittel- und Osteuropas als «Zwischenraum»<br />
– gefangen zwischen der Zugehörigkeit<br />
zur «Festung Europa» und dem ewig peripheren<br />
Status. Obwohl der Krieg in der Ukraine, den das<br />
Organisationsteam klar verurteilt, die Arbeit<br />
an der Ausstellung massiv beeinträchtigte,<br />
wurden die Vorbereitung vorangetrieben. Mit<br />
berücksichtigt wurden diesmal Perspektiven<br />
von «Kleinen» und Minderheiten wie Kindern,<br />
Enthusiast:innen, Analphabet:innen oder<br />
chronisch Kranken «als handelnde, sinnstiftende<br />
und bewusste Akteure». Die beteiligten<br />
Künstler:innen stammen mehrheitlich, aber<br />
nicht ausschliesslich, aus Osteuropa. Die<br />
visuelle Identität wurde von Ondřej Báchor<br />
gestaltet, der an der ECAL studiert hat und 2019<br />
einen Swiss Design Award erhielt.<br />
Tarek Lakhrissi · Revenge Fantasy, <strong>2022</strong>, Ausstellungsansicht<br />
Fondation d’entreprise Hermès,<br />
Brüssel, Courtesy Fondation d’entreprise<br />
Hermès und Vitrine. Foto: Isabelle Arthuis<br />
→ 21.7.–23.10. ↗ www.matterof.art/<strong>2022</strong><br />
Manifesta 14<br />
Pristina — Vor dem Hintergrund der Pandemie<br />
und anderer globaler Krisen verstärkt die<br />
europäische Wanderbiennale Manifesta ihr<br />
Ziel, ein nachhaltigeres Modell für Biennalen zu<br />
entwickeln. Der Fokus der diesjährigen 14. Ausgabe<br />
in Pristina liegt somit weniger auf dem<br />
temporären Event der Ausstellung, als vielmehr<br />
auf der Initiierung von langfristigen, inklusiven<br />
Praktiken. Dazu hat man im Vorfeld die lokale<br />
Bevölkerung befragt. Als zentrale Bedürfnisse<br />
zeigten sich etwa die Rückgewinnung des<br />
öffentlichen Raums, die Stärkung der partizipativen<br />
Demokratie, der Ausbau der kulturellen<br />
Infrastruktur in den Vororten und eine umweltfreundlichere<br />
Gestaltung Pristinas. Darauf reagiert<br />
die Manifesta, indem sie beispielsweise<br />
ein Lernzentrum für Öko-Urbanität einrichtet,<br />
auf einer alten Bahnlinie zusammen mit der<br />
Bevölkerung einen «Grünen Korridor» errichtet<br />
oder die ehemalige Kommunalbibliothek in ein<br />
interdisziplinäres ‹Centre for Narrative Practice›<br />
für Jung und Alt umfunktioniert, an dem<br />
Aktivitäten rund ums Archivieren, Geschichtenerzählen,<br />
Podcasten oder Performen gepflegt<br />
werden. An rund 22 ungewöhnlichen Lokalitäten<br />
sind daneben wie üblich künstlerische<br />
Interventionen zu finden. Es sind insgesamt<br />
77 Kunstschaffende beteiligt, rund die Hälfte<br />
Centre for Narrative Practice, Manifesta 14,<br />
ehemalige Bibliothek Hivzi Sylejmani, Pristina.<br />
Foto: Majlinda Hoxha<br />
→ 22.7.–30.10. ↗ www.manifesta14.org<br />
Zürcher Theater Spektakel<br />
Zürich — Die Landiwiese am Zürichseeufer<br />
wird ab Mitte <strong>August</strong> wieder zum Ort des geselligen<br />
Beisammenseins und zum Treffpunkt der<br />
internationalen Theaterszene: In den nunmehr<br />
42 Jahren seines Bestehens ist das Zürcher<br />
Theater Spektakel zu einem der wichtigsten<br />
europäischen Festivals für zeitgenössische<br />
Formen der darstellenden Künste aus aller<br />
Welt geworden. Auch in den zwei Jahren der<br />
Pandemie hatte sich das Organisationsteam<br />
um die horizontöffnende Internationalität bemüht.<br />
Für das diesjährige Festival konnten aber<br />
Gruppen in vielen Ländern erstmals wieder<br />
ohne Hindernisse proben und weitgehend frei<br />
anreisen. Mit dabei sind auch stets Positionen<br />
mit Bezug zur Bildenden Kunst, dieses Jahr<br />
etwa die Choreografin Meg Stuart, der Künstler<br />
Ragnar Kjartansson oder die Komponistin<br />
Lina Lapelyté, deren viel beachteter Beitrag im<br />
Litauischen Pavillon der Biennale Venedig 2019<br />
den Goldenen Löwen erhielt. Am Spektakel<br />
steigt sie für ihr neues Stück ‹What Happens<br />
with a Dead Fish?› gemeinsam mit dem Seefelder<br />
Kammerchor selbst in den Zürichsee,<br />
um über das Absinken und die Vergänglichkeit<br />
zu reflektieren. Kjartansson wiederum wird<br />
gemeinsam mit dem Musiker Davíð Þór Jónsson<br />
und der Schauspielerin Saga Garðarsdóttir<br />
an vier Tagen für jeweils drei Stunden auf der<br />
132 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2022</strong> NOTIERT // GROSSANLÄSSE 133
Saffa-Insel performen. Restaurants und Darbietungen<br />
von Strassenkünstler:innen auf dem<br />
Areal laden vor und nach den Aufführungen<br />
zum gemütlichen Verweilen ein.<br />
Lina Lapelytė · What Happens with a Dead Fish,<br />
2021, Kunstenfestivaldesarts, Brüssel.<br />
Foto: Bea Borgers/Kunstenfestivaldesarts<br />
→ 18.8.–4.9.<br />
↗ www.theaterspektakel.ch<br />
AUSSENPROJEKTE<br />
videocity.ch — ‹Augen-Blick› für ukrainische<br />
Kunstschaffende<br />
Basel — Bis Anfang <strong>August</strong> ist das e-Board am<br />
Congress Center in Basel wieder eine Plattform<br />
für Kunst. Die Initiative videocity.ch, die sich für<br />
die Präsentation von Videowerken an öffentlichen<br />
Plätzen starkmacht, stellt den diesjährigen<br />
Filmzyklus am Messeplatz in Basel<br />
unter das Motto ‹Augen-Blick›. Es geht um das<br />
Beobachten und das Beobachtetwerden – ein<br />
Thema, das im Zeitalter digitaler Medien stets<br />
brisant ist. Der aktuelle, zweite Programmblock,<br />
der unter diesem Motto gezeigt wird,<br />
ist sieben ukrainischen Kunstschaffenden<br />
gewidmet, für die das Thema aktuell nochmals<br />
eine ganz neue Bedeutung gewonnen hat. Daneben<br />
flimmern auch Werke der Videopionierin<br />
Valie Export oder des Konzeptkünstlers Peter<br />
Weibel (der in Odessa geboren wurde) über den<br />
Bildschirm. Verbunden wird die Präsentation<br />
mit einer Spendenaktion: Das Geld fliesst in die<br />
Honorare der beteiligten ukrainischen Kunstschaffenden<br />
und in eine Präsentations-Allianz<br />
für deren Videos, die sich von Basel aus bereits<br />
über Bern, Wien und Duisburg erstreckt und<br />
weiter wachsen soll.<br />
Mykola Ridnyi · Seacoast, 2008, Fimstill,<br />
SD-Video, 1’, Loop<br />
→ Congress Center, e-Board, bis 7.8.<br />
↗ www.videocity.org/donate-for-ukraine<br />
Geneva Biennale Sculpture Garden<br />
Genf — Die grösste öffentliche Grünfläche<br />
der Stadt Genf ist diesen Sommer wieder<br />
ein Ort der Kunst: Initiiert von der artgenève<br />
und in Kooperation mit dem MAMCO und der<br />
Stadt Genf findet zum dritten Mal die biennale<br />
Freilichtausstellung ‹Sculpture Garden› im Parc<br />
La Grange und dem daran angrenzenden Parc<br />
des Eaux-Vive statt. Devrim Bayar, Kurator des<br />
Wiels Contemporary Art Center in Brüssel, hat<br />
die aktuelle Ausgabe mit 26 Kunstwerken –<br />
rund die Hälfte davon eigens für den Anlass<br />
entstanden – verantwortet. Die eingeladenen<br />
internationalen Künstlerinnen und Künstler,<br />
darunter Liz Deschenes, Koenraad Dedobbeleer,<br />
Ceylan Öztrük oder Manfred Pernice,<br />
untersuchen mit ihren Werken die dem öffentlichen<br />
Raum innewohnenden Spannungen, aber<br />
auch dessen Emanzipationspotenzial. Zwei<br />
ebenfalls eingeladene ‹Special Projects› stellen<br />
gemeinschaftliches kreatives Schaffen in den<br />
Vordergrund: Axelle Stiefel mit der Plattform<br />
vorstellen.network für kollektives Schreiben<br />
sowie Sonia Kacem mit Studierenden aus<br />
dem Work.Master der HEAD, einem Programm<br />
für multidisziplinäre Gemeinschaftsprojekte.<br />
Mit weiteren Ausflügen in den Bereich der<br />
Architektur, der Fotografie oder der Videokunst<br />
anlässlich eines Screenings im MAMCO zeuge<br />
der diesjährige ‹Sculpture Garden› davon, wie<br />
«sich die Kunst im Lichte der zeitgenössischen<br />
Herausforderungen ständig neu erfindet».<br />
Alia Farid · In Lieu of What Is, <strong>2022</strong>, produziert<br />
in Kooperation mit Kunsthalle Basel, Geneva<br />
Biennale Sculpture Garden <strong>2022</strong>. Foto: <strong>Juli</strong>en<br />
Gremaud<br />
→ bis 30.9.; Videoscreening MAMCO: 1.9.<br />
↗ www.sculpturegarden.ch<br />
Art Catch und artlist.net<br />
Winterthur/Schweiz — Viele Städte der<br />
Schweiz sind eigentlich auch kostenlose<br />
Freilichtmuseen, gibt es doch überall Kunst<br />
im öffentlichen Raum, die man zu fast jeder<br />
Tageszeit und ganz ohne Eintritt besichtigen<br />
kann. Um die Vermittlung dieser Werke zu<br />
stärken, greift die Stadt Winterthur proaktiv<br />
auf die digitalen Medien zurück: Die kostenlose<br />
App ‹Artverse› der Softwarefirma Freisicht wird<br />
bereits von einigen Schweizer Museen als Tool<br />
genutzt, um Führungen durch Sammlungen und<br />
Ausstellungen vielseitig aufzubereiten. Nun<br />
hat Winterthur die Tour ‹Art Catch› lanciert, die<br />
via Smartphone oder Tablet zu vorerst neun<br />
Kunstwerken im öffentlichen Raum führt.<br />
Augmented-Reality-Technologie schafft einen<br />
spielerisch lustvollen Zugang. Für jedes ausgewählte<br />
Werk, etwa von Max Bill, Katja Schenker<br />
oder Donald Judd, wurden spezifische auditive<br />
oder visuelle AR-Elemente entwickelt.<br />
Die bereits 2020 von <strong>Kunstbulletin</strong> entwickelte<br />
Web App artlist.net, die über den Browser<br />
runtergeladen werden kann, bietet zusätzliche<br />
Hintergrundinformationen zu zahlreichen<br />
weiteren öffentlichen Kunstwerken – in Winterthur<br />
und in der ganzen Schweiz: Verschiedene<br />
Städte und Kantone nutzen die Möglichkeit,<br />
um ausgewählte Objekte auf der Plattform<br />
zu präsentieren und Informationen dazu der<br />
interessierten Öffentlichkeit von überall her<br />
zugänglich zu machen. Die Stadt Winterthur<br />
hat auf artlist.net ganze dreissig Werke mit<br />
Basisinformationen und mit literarischen Texten<br />
der Autorinnen Tanja Kummer und Andrea<br />
Keller attraktiv aufbereitet. Artverse App in den<br />
Stores von Apple und Google Play erhältlich.<br />
‹Art Catch› von Artverse in Aktion, Winterthur<br />
↗ stadt.winterthur.ch/smartcity<br />
↗ www.artlist.net<br />
Ursula Palla — Polizei- und Justizzentrum<br />
Zürich — Das Terrain rund um das neue Polizeiund<br />
Justizzentrum Zürich scheint unwirtlich für<br />
Pflanzen. Vor dem Gebäudekomplex, der sich<br />
als imposanter Riegel zwischen die viel befahrene<br />
Hohlstrasse und die Bahngleise geschoben<br />
hat, breitet sich ein Platz aus Asphalt aus.<br />
Doch tatsächlich spriessen aus diesem Asphalt<br />
nun Blumen – zwei übergrosse, bronzene Nachbildungen<br />
der Wegdistel. Ein weiteres Exemplar<br />
ist gar im Eingangsbereich des Neubaus zu<br />
finden. Ursula Palla (*1961), die aktuell auch im<br />
Kunst(Zeug)Haus in Rapperswil-Jona zu sehen<br />
ist (→ S. 67), hatte sich Ende November 2020 mit<br />
ihrem Kunst-und-Bau-Projekt ‹Listen to the<br />
Flowers› in einem Wettbewerb gegen drei andere<br />
Kandidat:innen durchgesetzt. Vorbild für ihre<br />
Skulpturen war jene gemeine Distelart, die sich<br />
134 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2022</strong> NOTIERT // GROSSANLÄSSE / AUSSENPROJEKTE 135
als widerspenstiges «Unkraut» selbst in gepflastertem<br />
Boden ausbreiten kann. Die sanfte,<br />
stolze Wehrhaftigkeit des Gewächses sowie<br />
seine Eigenschaft als Heilpflanze und Bienenweide<br />
machen es – gerade im Kontext eines<br />
Polizeigebäudes – zum Symbol für die Kraft der<br />
Blumen in revolutionären Prozessen wie etwa<br />
der Nelkenrevolution in Portugal 1974. Diese<br />
Lesart unterstreicht die Künstlerin mit dem<br />
poetischen Werktitel, der an das Antikriegslied<br />
‹Where have all the flowers gone› oder an<br />
die Flower-Power-Ära denken lässt. Auch die<br />
Machart setzt ein Zeichen gegen Gewalt: Eingegossen<br />
in die Blütenköpfe sind geschredderte<br />
Teile von Waffen, welche jeweils freiwillig von<br />
der Bevölkerung bei der Zürcher Kantonspolizei<br />
abgegeben werden – rund drei Tonnen pro Jahr.<br />
So wünschte man sich, dass der Wind den Keim<br />
von Pallas Disteln in die Welt hinaus trägt …<br />
Ursula Palla · Listen to the Flowers, <strong>2022</strong>,<br />
PJZ Zürich<br />
↗ www.zh.ch (Suche: Ursula Palla)<br />
Performance Reihe Neu-Oerlikon<br />
Zürich-Oerlikon — Gegründet von der Künstlerin<br />
und Kuratorin Maricruz Peñaloza, erkundet<br />
die Performance Reihe Neu-Oerlikon seit nunmehr<br />
13 Jahren das Potenzial der Performance<br />
im öffentlichen Raum und verhandelt dabei<br />
Fragen rund um diesen vieldeutigen Ort. Das<br />
Thema ist aktueller denn je: Mit der Pandemie<br />
wurden die Grenzen zwischen Public Space und<br />
Privatraum neu geordnet. Bewegen wir uns von<br />
der privaten in die öffentliche Sphäre, ohne unser<br />
Wohnzimmer zu verlassen? Oder betritt die<br />
öffentliche Sphäre unser Wohnzimmer? Solche<br />
Fragen stellen die Organisatorinnen mit der<br />
aktuellen Ausgabe, während sie überzeugt sind:<br />
Gerade im öffentlichen Raum wird das soziale<br />
Gefüge wiederhergestellt, das in den vergangenen<br />
zwei Jahren auf die Schnittstelle von Zoom<br />
und anderen Plattformen reduziert worden war.<br />
Sie haben zehn Positionen, die meisten aus der<br />
Schweiz, aber mit Verbindungen ins Ausland,<br />
eingeladen, um unter diesen Vorzeichen einen<br />
Nachmittag lang zu performen. Zudem wird<br />
eine Audioinstallation und im Anschluss an die<br />
Auftritte eine Gesprächsrunde mit den beteiligten<br />
Künstler:innen präsentiert.<br />
Johanna Barilier/Jhafis Quintero · Tree of<br />
Life, 12. Performance Reihe Neu-Oerlikon<br />
<strong>2022</strong>. Foto: Sandra Ramos<br />
→ Oerliker Park 27.8.<br />
↗ www.performancereihe.com<br />
NAMEN<br />
Paul Bernard<br />
Biel — Paul Bernard wird neuer Direktor des<br />
Kunsthaus Pasquart. Der 37-jährige Franzose<br />
ist Kunsthistoriker und hat an der Université<br />
Rennes 2, an der Université Paris 8 und an der<br />
Ecole des Hautes Etudes en Sciences Sociales<br />
in Paris studiert. Seit 2013 arbeitet er als Kurator<br />
am Musée d’art moderne et contemporain<br />
MAMCO in Genf. Dort konzipiert und realisiert<br />
er Ausstellungen und betreut die Sammlung.<br />
Davor war er unter anderem am Institut d’art<br />
contemporain in Villeurbanne tätig. Auch hat er<br />
von 2012 bis 2018 an der Haute Ecole d’Art et<br />
de Design HEAD in Genf gelehrt. In Biel folgt er<br />
im Oktober auf die langjährige Direktorin Felicity<br />
Lunn, die im März als Leiterin des Fachbereichs<br />
Gestaltung und Kunst an die HKB in Bern<br />
gewechselt hat (→ KB 12/2021, S. 104).<br />
Paul Bernard. Foto: <strong>Juli</strong>en Gremaud<br />
Robin Byland<br />
Grenchen — Auch am Kunsthaus Grenchen<br />
gibt es dieses Jahr einen Wechsel: Robin Byland<br />
(*1988) wurde zum neuen Künstlerischen<br />
Leiter per September gewählt. Er hat an der<br />
Universität Basel Kunstgeschichte und Bildtheorie<br />
sowie Deutsche Philologie und Medienwissenschaften<br />
studiert. Seine Masterarbeit<br />
beschäftigte sich mit Mark Rothko. Danach<br />
war er als Kunstvermittler im Schaulager in<br />
Münchenstein und als Praktikant im Aargauer<br />
Kunsthaus tätig. Von 2017 bis <strong>2022</strong> arbeitete er<br />
als wissenschaftlicher Assistent im Kunstmuseum<br />
Solothurn bei Christoph Vögele. In dieser<br />
Funktion kuratierte er Ausstellungen, verfasste<br />
Publikationstexte und war in der Kunstvermittlung<br />
tätig. Zudem eignete er sich die praktischen<br />
Kenntnisse sämtlicher Aufgabengebiete<br />
eines Kunstmuseums an. In Grenchen folgt<br />
er auf Claudine Metzger, die das Haus nach<br />
sechsjähriger erfolgreicher Tätigkeit verlässt,<br />
um sich neuen Herausforderungen zu stellen.<br />
Robin Byland<br />
<strong>Juli</strong>a Wallner<br />
Remagen —Mitte <strong>August</strong> tritt <strong>Juli</strong>a Wallner<br />
(*1974) als neue Direktorin am arp museum<br />
Bahnhof Rolandseck an. Die Kunsthistorikerin<br />
sowie Literatur- und Politikwissenschaftlerin<br />
hat 2006 zur amerikanischen Künstlerin Jenny<br />
Holzer promoviert und war im Anschluss bis<br />
2011 als Kuratorin am Kunstmuseum Wolfsburg<br />
tätig. Seit 2013 leitet sie das Georg Kolbe<br />
Museum, Berlin, im ehemaligen Künstlerhaus<br />
des gleichnamigen Bildhauers. Wallner richtete<br />
das Haus internationaler aus und verantwortete<br />
eine Sanierung des denkmalgeschützten<br />
Gebäude-Ensembles aus den 1920er-Jahren.<br />
In der Kuration legte sie einen Schwerpunkt<br />
auf die Wiederentdeckung weiblicher Positionen<br />
der Skulptur des 20. Jahrhunderts. Sie ist<br />
Mitglied zahlreicher Kunstpreis- und Stipendien-Jurys<br />
und wirkt seit 2016 im Vorstand des<br />
Landesverbands der Berliner Museen mit. Am<br />
arp museum, das die Kunst von Hans Arp und<br />
Sophie Taeuber-Arp sowie Sonderausstellungen<br />
präsentiert, folgt sie auf den langjährigen<br />
Direktor Oliver Kornhoff, der im Dezember als<br />
Gründungsdirektor des neuen Museums Reinhard<br />
Ernst in Wiesbaden antrat.<br />
<strong>Juli</strong>a Wallner. Foto: Helmut Reinelt<br />
PREISE<br />
Helvetia Kunstpreis<br />
Basel — Im Rahmen der Ausstellung Plattform22<br />
in der Kunsthalle Palazzo in Liestal<br />
haben die Helvetia Versicherungen ihren Preis<br />
für Nachwuchskünstler:innen vergeben: Er<br />
geht <strong>2022</strong> an Jonas Van Holanda (*1989). Der<br />
gebürtige Brasilianer absolvierte den Bachelor-<br />
Studiengang an der HEAD in Genf. In seinen<br />
immersiven Installationen verbindet er oftmals<br />
136 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2022</strong> NOTIERT // AUSSENPROJEKTE / NAMEN / PREISE 137
Videos und eigene Texte. Dabei bewegt er sich<br />
zwischen inhaltlicher Prägnanz und poetischer<br />
Narration, so die Medienmitteilung. Mit seinem<br />
Ausstellungsbeitrag ‹Moving Towards Us›, <strong>2022</strong>,<br />
nähert er sich den Möglichkeiten körperlicher<br />
Verwandlungen, konkret der Idee des Wandels<br />
von Fleisch in Klang. Das komplexe Gedankenspiel<br />
fusst in Van Holandas laufender Forschung<br />
zur negativen Entropie und in seiner eigenen Realität<br />
und Identität als Trans-Künstler. Die Jury<br />
zeigte sich «beeindruckt von dem erfrischenden<br />
Umgang mit einem äusserst komplexen Thema,<br />
bei dem es Jonas Van Holanda gelingt, mittels<br />
Quantenphysik den Raum für eine gesellschaftliche<br />
Utopie zu eröffnen und gleichzeitig die<br />
Zartheit eines poetischen Raumes zu respektieren».<br />
Van Holanda erhält zusätzlich zum<br />
Preisgeld von CHF 15’000 im Jahr 2023 eine<br />
Solopräsentation auf der Liste Art Fair.<br />
Jonas Van Holanda<br />
Pax Art Award<br />
Basel — In der Art-Basel-Woche im Juni<br />
wurden im Haus der Elektronischen Künste<br />
die diesjährigen Pax Art Awards für Schweizer<br />
Medienkunstschaffende vergeben: Mit dem<br />
Hauptpreis à CHF 30’000, der je zur Hälfte<br />
in die Förderung eines neuen Werks und<br />
einen Werkankauf investiert wird, ehrt die<br />
Art Foundation Pax den Zürcher Künstler Pe<br />
Lang (*1974). Dieser machte in den 1990er-<br />
Jahren zunächst mit Sound-Projekten auf sich<br />
aufmerksam, bevor er sich auf die bildende<br />
Kunst fokussierte. Mit einem Interesse für<br />
physikalische Gesetzmässigkeiten befragt<br />
er seither in minimalistischen, kinetischen<br />
Installationen scheinbar einfache, alltägliche<br />
Maschinen und Materialien. «Dabei entlockt er<br />
der Form, der Farbe, dem Raum, dem Rhythmus<br />
und dem Klang immer wieder neue Fragen»,<br />
so die Medienmitteilung. Zwei weitere Preise<br />
à CHF 15’000 wurden an junge, aufstrebende<br />
Medienkunstschaffende vergeben: Johanna<br />
Bruckner (*1984) fächert in ihrem Schaffen<br />
eine kaleidoskopische Vielschichtigkeit aus<br />
Bewegtbild, Ton, Narration, Performance und<br />
elaboriertem theoretisch-poetischem Unterbau<br />
auf. Dabei verhandle sie auf visuell eindrückliche<br />
Weise aktuelle Diskurse zu Identitätspolitik,<br />
Feminismus, Queer-Theorie, Posthumanismus<br />
und der Kapitalisierung von Körperlichkeit<br />
und Intimität. Auch die Arbeit von Jennifer<br />
Merlyn Scherler (*1996) umfasst verschiedene<br />
Medien und Formate, die von Lecture Performances<br />
über Videos und Fotografie bis hin zu<br />
Installationen reichen. In ihrer Bildsprache<br />
verwendet sie Fantasiewelten, popkulturelle<br />
Referenzen, Found Footage und Inhalte aus<br />
dem Netz, die sie mit persönlichen Reflexionen<br />
und Textfragmenten zu fesselnden Narrativen<br />
über zeitgenössische Internetkulturen verwebt.<br />
Pe Lang<br />
Johanna Bruckner. Foto: Ruth Bruckner<br />
Jennifer Merlyn Scherler<br />
Kulturförderpreis der Alexander Clavel-Stiftung<br />
Basel/Riehen — Seit 1983 fördert die Alexander<br />
Clavel-Stiftung mit einem Preis à<br />
CHF 35’000 jährlich Künstler:innen oder<br />
Kulturinstitutionen. Dieses Jahr geht die Auszeichnung<br />
an Simone Holliger (*1986, Aarau).<br />
Die heute in Basel lebende Künstlerin erlangte<br />
einen Bachelor in visueller Kunst an der HEAD<br />
in Genf und der HSLU in Luzern und anschliessend<br />
einen Master im selben Fachgebiet an<br />
der HEAD. Ihr Werk wurde bereits mehrfach<br />
ausgezeichnet, 2019 etwa mit einem Swiss Art<br />
Award. In ihrem Schaffen betreibt sie Materialrecherchen,<br />
basierend auf Zeichnungen zur<br />
Formfindung der räumlichen Umsetzung. Seit<br />
einigen Jahren ist der Werkstoff Papier für sie<br />
nicht nur Bildträger, sondern auch Werkstoff:<br />
Aus steifem, an den Kanten mit Heissleim<br />
verleimtem Papier entstehen raumgreifende,<br />
oft signalfarben bemalte Objekte, die fragil und<br />
massiv zugleich anmuten. In letzter Zeit sucht<br />
sie nun eine Weiterentwicklung der Papierskulpturen<br />
bis hin zum Übergang zu anderen<br />
Materialien. Dies zeigte sich auch in ihrer<br />
Ausstellung im Rahmen der Preisverleihung in<br />
der Riehener Villa Wenkenhof, die im Juni stattfand:<br />
Zahlreiche Papierelemente hatte Holliger<br />
hier mit Epoxyharz überzogen, um daraus eine<br />
Brunnenskulptur für das Bassin der französischen<br />
Gartenanlage zu formen. Im Gartensaal<br />
der Villa präsentierte sie zudem geschnitzte<br />
Skulpturen aus Polyurethan.<br />
Simone Holliger<br />
Schweizer Grand Prix Musik<br />
Bern — Das Bundesamt für Kultur gab im Mai<br />
die Vergabe des Schweizer Grand Prix Musik<br />
bekannt, der dieses Jahr auch die Aufmerksamkeit<br />
der Kunstwelt erhalten dürfte: Auf<br />
Empfehlung der Eidgenössischen Jury für Musik<br />
erhalten Dieter Meier und Boris Blank vom<br />
Elektro-Pop-Duo Yello die CHF 100’000 starke<br />
Ehrung. Yello wurde in den späten 1970er-<br />
Jahren in Zürich als Trio gegründet und ist seit<br />
dem vierten von insgesamt 14 Studioalben eine<br />
Zweimannformation. Blank ist zuständig für das<br />
Musikalische. Dieter Meier, der auch als Künstler<br />
bekannt ist, steuert die Texte, seine tiefe<br />
Frontmann-Stimme und die visuellen Konzepte<br />
bei. Insbesondere die Verwendung von Samples<br />
und synthetischen Klängen haben – auch international<br />
– Chart-Geschichte geschrieben. «Seit<br />
über 40 Jahren haben Boris Blank und Dieter<br />
Meier ihr durchdachtes und originelles Schaffen<br />
weitergeführt und sich den Digitalisierungsprozess<br />
in der Musikkultur zunutze gemacht»,<br />
so die Medieninformation. Auch unter den<br />
gleichzeitig verkündeten Schweizer Musikpreisen<br />
ist eine Position mit Verbindung zur Kunst:<br />
Der Schlagzeuger und Komponist Fritz Hauser,<br />
der kürzlich im Kunsthaus Baselland zu sehen<br />
war (→ KB 3/<strong>2022</strong>, S. 88/89), erhält eine der Auszeichnungen<br />
à CHF 40’000.<br />
Dieter Meier und Boris Blank (Yello).<br />
Foto: Helen Sobiralski<br />
Fritz Hauser. Foto: Priska Ketterer<br />
Jan-Tschichold-Preis<br />
Bern — Mit dem Jan-Tschichold-Preis würdigt<br />
das Bundesamt für Kultur BAK jährlich<br />
hervorragende Leistungen in der Buchgestaltung.<br />
<strong>2022</strong> geht die mit CHF 25’000 dotierte<br />
Auszeichnung an die Non-Profit-Organisation<br />
Volumes. Gegründet wurde das Kollektiv 2013<br />
von einem starken Frauenteam aus Zürich:<br />
Anne-Laure Franchette (*1979), Künstlerin<br />
und Kunsthistorikerin, Patrizia Mazzei (*1979),<br />
Kunsthistorikerin und Dozentin, sowie Gloria<br />
Wismer (*1984), Mitarbeiterin des Verlags<br />
Patrick Frey. Ihr Ziel ist die Förderung der<br />
verschiedenen Formen der internationalen<br />
Kunstpublikationen und deren Vermittlung an<br />
ein breiteres Publikum in der Schweiz mit Veranstaltungsreihen<br />
und Forschungsprojekten.<br />
Bekannt ist vor allem die in Zürich veranstaltete,<br />
mehrtägige Messe mit Kunstprogramm im<br />
November, bei der sich nationale und internationale<br />
unabhängige Verlage sowie Kunstschaffende<br />
mit Eigenverlag und beschränkten<br />
Produktionsmitteln präsentieren. 2020 lancierte<br />
Volumes auch einen jährlichen Buchpreis<br />
für dieses Segment. Gleichzeitig entstand der<br />
Volumes Book Club, eine Gesprächsreihe, die<br />
Menschen und Bücher in kleineren Veranstaltungen<br />
zusammenbringt.<br />
138 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2022</strong> NOTIERT // PREISE 139
Kollektiv Volumes: Gloria Wismer, Anne-Laure<br />
Franchette, Patrizia Mazzei. Foto: Bettina Diel<br />
↗ www.volumeszurich.ch<br />
Aeschlimann Corti-Stipendium <strong>2022</strong><br />
Bern — Mitte Mai wurden die Gewinner:innen<br />
der diesjährigen Aeschlimann Corti-Stipendien<br />
bekannt: Das Hauptstipendium im Wert von<br />
CHF 20’000 geht <strong>2022</strong> an Lorenzo Salafia<br />
(*1983). Der heute in Solothurn lebende Künstler<br />
absolvierte von 2011 bis 2014 ein Bachelor-<br />
Studium an der Hochschule der Künste in Bern.<br />
In seiner künstlerischen Arbeit subvertiert er<br />
die Auffassungen von Modell und Massstab<br />
und lässt seine Werke zwischen Realem und<br />
Surrealem, Traum und Wirklichkeit hin- und herpendeln,<br />
wobei sie stets von einer humorvollen<br />
Komponente begleitet werden. In der Stipendienausstellung,<br />
die von Mai bis Juni im Kunsthaus<br />
Langenthal gezeigt wurde, präsentierte<br />
er zwei Arbeiten, die beide die umgebende<br />
Atmosphäre als wesentlichen Bestandteil ihrer<br />
selbst einschliessen und sich einem musealen<br />
Verständnis von Archivierung und Erhaltung<br />
von Kunst entziehen. Die Jury würdigt mit dem<br />
Hauptpreis Salafias langjähriges und intensives<br />
Schaffen und lobt seine «beeindruckende<br />
Präzision … sowohl in der Ausarbeitung als auch<br />
in der Setzung». Zusätzlich wurden im Rahmen<br />
der Ausstellung auch drei Förderstipendien à<br />
CHF 10’000 vergeben. Sie gingen an Olivia Abächerli<br />
(*1992), Livio Baumgartner (*1982) und<br />
<strong>Juli</strong>a Znoj (*1990). Das Aeschlimann Corti-Stipendium<br />
der Bernischen Kunstgesellschaft BKG<br />
gilt als eines der wichtigsten privaten Förderinstrumente<br />
für bildende Künstler:innen unter<br />
40 Jahren im Kanton Bern. Dieses Jahr waren<br />
aus 64 Bewerbungen insgesamt 20 Positionen<br />
zur zweiten Wettbewerbsrunde im Kunsthaus<br />
Langenthal zugelassen worden.<br />
Lorenzo Salafia. Foto: Flavia Schaub<br />
Olivia Abächerli. Foto: Anders Stoos<br />
Livio Baumgartner<br />
<strong>Juli</strong>a Znoj. Foto: Celia Ott<br />
Kanton Thurgau — Förderbeiträge<br />
Frauenfeld — Der Kanton Thurgau hat im<br />
Juni seine Förderbeiträge für das Jahr <strong>2022</strong><br />
vergeben. Ausgezeichnet werden Thurgauer<br />
Kunstschaffende aller Sparten, «die mit einem<br />
überzeugenden Vorhaben in ihrer Karriere<br />
einen Schritt weitergehen möchten». Mit Hannes<br />
Brunner, Sonja Lippuner und Thi My Lien<br />
Nguyen gingen gleich drei der insgesamt sechs<br />
Preise an Vertreter:innen der Bildenden Kunst.<br />
Hannes Brunner (*1956) wurde in der Laudatio<br />
als ein Künstler gelobt, der sich mit seinen<br />
Arbeiten «oft in Denkbereiche begibt, in denen<br />
Wissen und Erfahrungen noch immer ungesichert<br />
sind». Den Förderbeitrag erhält er für sein<br />
Projekt, bei dem er zusammen mit Spezialistinnen<br />
und Spezialisten aus Robotik, Biologie und<br />
Computertechnologie eine Versuchsanordnung<br />
aufbaut, in der ein Industrieroboter, ein Steuerprogramm<br />
und eine Pilzkultur mit ihm als<br />
Künstler zusammenarbeiten. Sonja Lippuner<br />
(*1987) wird als eine Künstlerin gewürdigt, die<br />
in den letzten Jahren aus einer skulpturalen<br />
Praxis heraus einen beachtlichen Weg über die<br />
Zeichnung auf Tuch und hin zur raumgreifenden<br />
Malerei zurückgelegt hat. «Selbstbewusst und<br />
formal wie atmosphärisch stringent versetzt<br />
sie seither ganz unterschiedliche Räume mit<br />
ihren bunten Wirbeln in Vibration.» Den Förderbeitrag<br />
will sie unter anderem nutzen, um sich<br />
mithilfe von Fachleuten in den Möglichkeiten<br />
der Textilverarbeitung weiterzubilden. Thi My<br />
Lien Nguyen (*1995) schliesslich hat die Jury<br />
durch ihre fotografische und partizipative Praxis<br />
überzeugt, in der sie erforscht, wie Begriffe<br />
wie Zugehörigkeit und Heimat verhandelt und<br />
erweitert werden. «Ihre Begeisterung und Hartnäckigkeit<br />
im Versuch, ihre eigenen, auch ambivalenten<br />
Erfahrungen zu verstehen und die<br />
Formung von kulturellen und sozialen Gemeinschaften<br />
zur Diskussion zu stellen, zeichnet ihr<br />
vielfältiges Werk aus», so die Laudatio. Weitere<br />
Auszeichnungen wurden im Fachbereich<br />
Literatur an Lea Frei und Michael Frei sowie<br />
im Bereich Musik an Fabian Ziegler vergeben.<br />
Jeder Preis ist mit CHF 25’000 dotiert.<br />
Hannes Brunner, Thi My Lien Nguyen<br />
© ProLitteris; Sonja Lippuner<br />
Possehl-Preis für Internationale Kunst<br />
Lübeck — Der amerikanische Künstler Matt<br />
Mullican (*1951) erhält den zweiten Possehl-<br />
Preis für Internationale Kunst. Damit ehrt man<br />
einen wegweisenden Vertreter der sogenannten<br />
Pictures Generation, die Mitte der 1970er-Jahre<br />
den Einfluss massenmedialer Bilder in der<br />
alltäglichen Wahrnehmung untersuchten und<br />
sie somit als festen Bestandteil künstlerischer<br />
Auseinandersetzung deklarierten. Mullican, der<br />
heute in Berlin und New York lebt, war bis 2019<br />
auch Professor für zeitbezogene Medien an der<br />
HfBK Hamburg. Sein Schaffen reicht von Malerei<br />
über verschiedene druckgrafische Techniken bis<br />
hin zu bildhauerischen Arbeiten und Performances.<br />
Er versucht, die Unterscheidung zwischen<br />
High & Low in den Künsten ad absurdum zu<br />
führen, da sie – seiner Ansicht nach – die Kreativität<br />
einschränke, und die Grenzen der Kunst hin<br />
zu anderen Disziplinen weiter zu öffnen. Damit<br />
habe er «bis heute massgeblichen Einfluss auf<br />
jüngere Künstlergenerationen» ausgeübt, so die<br />
Jury, zu der auch Fanni Fetzer, Direktorin des<br />
Kunstmuseums Luzern, gehört. Der Possehl-<br />
Preis für Internationale Kunst wird seit 2019<br />
alle drei Jahre vergeben und besteht aus einem<br />
Preisgeld von € 25’000 sowie einer Ausstellung<br />
in Lübeck. Mullicans Präsentation startet Mitte<br />
<strong>Juli</strong> mit einer Bepflanzung auf der Domwiese<br />
und wird im Oktober mit Leinwandarbeiten in<br />
der St.-Petri-Kirche sowie einer Überblicksschau<br />
in der Kunsthalle St. Annen komplettiert.<br />
Matt Mullican. Foto: Max Ehrengruber, Courtesy<br />
Galerie Mai 36<br />
→ Florale Inszenierung Domwiese, 17.7.–9.10.<br />
→ Ausstellung, St.-Petri-Kirche, 9.10.–6.11.<br />
→ Werkschau, Kunsthalle St. Annen, 30.10.–8.1.<br />
↗ www.possehl-stiftung.de<br />
Stipendium Vordemberge-Gildewart<br />
Wien — Die Rapperswiler Stiftung Vordemberge-Gildewart<br />
hat ihr Stipendium dieses Jahr<br />
im Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig<br />
in Wien an Huda Takriti (*1990) vergeben. Die in<br />
Damaskus, Syrien, geborene Künstlerin studierte<br />
Malerei an der Faculty of Fine Arts der Damaskus<br />
University und TransArts an der Universität<br />
für Angewandte Kunst Wien, wo sie heute<br />
lebt. In der Ausstellung im mumok, die zwanzig<br />
nominierte Positionen versammelt, zeigt Takriti<br />
die Installation ‹Refusing to Meet Your Eye›,<br />
<strong>2022</strong>, bestehend aus einem Film, Schauvitrinen<br />
und Texttafeln. Ausgangspunkt ist eine Flugzeugentführung<br />
von 1969, bei der erstmals eine<br />
Frau federführend war. Die missglückte fotografische<br />
Dokumentation der Sprengung des leeren<br />
Passagierfliegers nimmt Takriti zum Anlass, um<br />
mit einer Fülle von Archivmaterialien und computergenerierten<br />
Bildern über den Zusammenhang<br />
von Bildmacht und Geschichtsschreibung<br />
sowie den Wahrheitsgehalt des Bildes nachzu-<br />
140 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2022</strong> NOTIERT // PREISE 141
denken. Die Jury zeigte sich «beeindruckt von<br />
der Fähigkeit der jungen Künstlerin, uns auf<br />
eine Reise durch Raum und Zeit zu entführen<br />
und dabei mit den Mitteln des Bildes selbst den<br />
Status des Bildes zu hinterfragen». Takriti kann<br />
sich über ein Preisgeld von CHF 60’000 freuen.<br />
Das Stipendium für Künstler:innen unter 35 wird<br />
jährlich in wechselnden europäischen Städten<br />
vergeben. Austragungsort für das kommende<br />
Jahr ist das Kunstmuseum Appenzell.<br />
Huda Takriti<br />
→ ‹nominiert … Vordemberge-Gildewart<br />
Stipendium <strong>2022</strong>›, mumok, bis 21.8.<br />
↗ www.mumok.at<br />
Art Vontobel Förderpreis<br />
Zürich — Dongkyun Vak (*1992) wurde im Mai<br />
mit dem dritten Art Vontobel Förderpreis für<br />
junge Fotografie ausgezeichnet. Der südkoreanische<br />
Künstler beleuchtet in seiner Arbeit<br />
das Spannungsfeld zwischen Natur und Kultur,<br />
Mensch und Technologie im Anthropozän. Dabei<br />
fokussiert er nicht etwa auf die menschlich verursachte<br />
Zerstörung des Planeten. Vielmehr baut<br />
er sein Studio in einen visuellen Denkraum um.<br />
Es entstehen stark stilisierte Objektwelten, die<br />
das Verführerische wie auch das Befremdliche<br />
der von neuen Technologien geprägten Umwelt<br />
widerspiegeln. Er erkundet so die langsame<br />
Entwicklung der Technologie zu einem eigenen<br />
«Organismus» und stellt die Frage nach der Verantwortung<br />
neu. Das Thema ‹Verantwortlichkeit<br />
im Zeichen des Anthropozän› stand im Zentrum<br />
der diesjährigen Förderpreis-Ausschreibung. Sie<br />
wird alle zwei Jahre veranstaltet und konzentriert<br />
sich stets auf eine andere Weltregion – die aktuelle<br />
Ausgabe auf Südostasien. Der Gewinn geht<br />
einher mit einer Preissumme von CHF 20’000<br />
und einer Ausstellung in den Zürcher Räumen<br />
des Schweizer Investmenthauses Vontobel. Die<br />
Schau von Vak wurde kuratiert von Urs Stahel,<br />
freier Kurator von Art Vontobel, und Georgina<br />
Casparis, Head & Curator Art Vontobel. Darüber<br />
hinaus ist ein Begleitkatalog mit Texten des<br />
Kuratorenduos sowie des koranischen Anthropozänforschers<br />
Buhm Soon Park erschienen.<br />
Dongkyun Vak<br />
↗ anewgaze.vontobel.com<br />
Kunstpreis Stadt Zürich <strong>2022</strong><br />
Zürich — Der mit CHF 50’000 dotierte Kunstpreis<br />
der Stadt Zürich geht dieses Jahr an<br />
Ursula Biemann. Die 1955 in Küsnacht geborene<br />
Videokünstlerin zählt zu den international<br />
profiliertesten Kunstschaffenden Zürichs. Sie<br />
erlangte ihren Bachelor of Fine Arts 1986 an der<br />
School of Visual Arts in New York und absolvierte<br />
ein Postgraduiertenstudium am Whitney<br />
Independent Study Program. In den 1990ern<br />
kehrte sie in die Schweiz zurück und war 1995<br />
bis 1998 unter anderem auch als Geschäftsführerin<br />
und Kuratorin an der Shedhalle in Zürich<br />
tätig sowie bis 2014 Senior Researcher an der<br />
Zürcher Hochschule der Künste. Ihre eindringlichen<br />
künstlerisch-essayistischen Werke machten<br />
sie weit über die Schweiz hinaus bekannt.<br />
Vorrangig im Medium der Videoinstallation<br />
beschäftigt sie sich mit essenziellen Themen<br />
der Gegenwart – von Gender, Globalisierung<br />
und Mobilität bis zu Ressourcen, Ökologie und<br />
Klima. Zudem schlägt sie als Theoretikerin<br />
und Aktivistin immer wieder Brücken zwischen<br />
Kunst und sozialem Engagement.<br />
Ursula Biemann<br />
AUSSCHREIBUNGEN<br />
Prix Anne et Robert Bloch<br />
Delémont — Die Fondation Anne et Robert<br />
Bloch pour la promotion de la création culturelle<br />
dans le Jura (FARB) hat ein Atelier stipendium<br />
für das Anwesen ‹La Sarrazine› in Lubéron,<br />
Frankreich, ausgeschrieben. Das Stipendium<br />
beinhaltet die kostenlose Unterkunft und einen<br />
finanziellen Beitrag an die Lebensunterhaltskosten.<br />
Die Dauer des Aufenthalts liegt zwischen<br />
drei und vier Monaten (März bis Juni oder<br />
<strong>Juli</strong> bis Oktober). Bewerben können sich Schweizer<br />
Künstler:innen und Fachleute, die im Bereich<br />
des kulturellen Erbes der Schweiz tätig sind.<br />
→ Eingabeschluss: 15.8.<br />
↗ www.fondationfarb.ch<br />
Schloss Haldenstein — Druckgrafik-Ausstellung<br />
Haldenstein — Das Schloss Haldenstein<br />
organisiert im Dezember <strong>2022</strong> eine Ausstellung<br />
zum aktuellen druckgrafischen Schaffen. Es<br />
lädt darum Mitglieder der Vereine Druckwerkstatt<br />
Schloss Haldenstein, visarte Graubünden,<br />
visarte Ost, visarte Liechtenstein, Kabinett der<br />
Visionäre sowie weitere druckgrafisch tätige<br />
Kunstschaffende mit Bezug zu Graubünden<br />
ein, sich zu bewerben. Eine Fachjury, die vom<br />
Vorstand des Vereins Schloss Haldenstein<br />
zusammengesetzt wird, entscheidet über die<br />
Auswahl der Werke.<br />
→ Eingabeschluss: 30.9.<br />
↗ www.druckwerkstatt-haldenstein.ch<br />
St.-Leopold-Friedenspreis für humanitäres<br />
Engagement<br />
Klosterneuburg (AT) — Der nach dem Stiftsgründer<br />
benannte St.-Leopold-Friedenspreis<br />
zeichnet Kunstwerke aus, die sich kritisch mit<br />
humanen und gesellschaftspolitischen Themen<br />
auseinandersetzen. Zugelassen sind Werke<br />
Malerei, Grafik, Fotografie und Bildhauerei,<br />
die zusätzlich zum künstlerischen Anspruch<br />
humanitäres Engagement zeigen und das vorgegebene<br />
Thema (s. Website) umsetzen. Bewerben<br />
können sich Künstler:innen und Kollektive<br />
jeder Nationalität, politischer und religiöser<br />
Überzeugung. Das Preisgeld beträgt € 12’000.<br />
→ Eingabeschluss: 30.9.<br />
↗ www.stift-klosterneuburg.at<br />
AICA International — Incentive Prize for Young<br />
Art Critics<br />
Paris/International — Die Internationale<br />
Vereinigung von Kunstkritiker:innen AICA<br />
hat einen Förderpreis für junge Schreibende<br />
ausgeschrieben. Junge und Mid-Career-<br />
Kunstkritiker:innen, die regelmässig in<br />
Zeitungen, Magazinen, im Radio oder Fernsehen<br />
publizieren, können sich mit einem<br />
Essay ihrer Wahl im Umfang von 2000 bis 5000<br />
Worten bewerben. In Aussicht stehen drei<br />
Preise im Wert von $ 1000, $ 500 und $ 250.<br />
Die Gewinner:innen werden auf dem AICA-<br />
Kongress in Chile im kommenden November<br />
verkündet.<br />
→ Eingabeschluss: 15.9.<br />
↗ aicainternational.news/young-critics-prize<br />
Kreativwettbewerb — Stiftung für die Frau<br />
Zürich — Die Stiftung für die Frau mit Sitz an<br />
der Mittelstrasse in Zürich schreibt erneut einen<br />
Wettbewerb ohne Themenvorgabe für gestalterische<br />
und künstlerische Arbeiten aus. Es<br />
sind alle Medien und Stile zugelassen. Einzige<br />
Bedingung ist, dass die eingereichten Werke<br />
<strong>2022</strong> entstanden sind. Es steht ein Preisgeld von<br />
insgesamt CHF 40’000 zur Verfügung. Teilnahmeberechtigt<br />
sind Einzelpersonen, Gruppen,<br />
Teams oder auch Familien. Eingaben von Kindern<br />
und Senioren sind willkommen und werden<br />
separat juriert. Die Namen der Preisträger:innen<br />
werden auf der Website und in den Schaukästen<br />
der Stiftung für die Frau veröffentlicht.<br />
→ Eingabeschluss: 31.10.<br />
↗ www.chemical-moon.squarespace.com<br />
142 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2022</strong> NOTIERT // PREISE / AUSSCHREIBUNGEN 143
DIES UND DAS<br />
Forum Schlossplatz — remise!<br />
Aarau — Ein neues Format ergänzt das<br />
Programm des Forum Schlossplatz in den<br />
Sommermonaten: ‹remise!› wird jährlich von<br />
anderen Menschen gestaltet und programmiert,<br />
ganz im Sinne des französischen Wortes<br />
«remise», was so viel heisst wie «Übergabe,<br />
Aushändigung». Genutzt wird dazu der frühere<br />
Geräte- und Fahrzeugschuppen im Park des<br />
Haus zum Schlossgarten. Mit Atelier- und<br />
Ausstellungsraum ausgestattet, bietet das<br />
kleine Gebäude heute den idealen Ort für<br />
bunte Ideen. Die erste ‹remise!› wird vom frisch<br />
gegründeten ‹Klub Fritto Misto› bestritten. Die<br />
Vereinsmitglieder Matteo Emilio Baldi (Autor<br />
und Gelegenheitsjournalist), Luca Schaffer<br />
(Fotograf und Veranstaltungstechniker) und<br />
Stephan Wespi (Szenograf und Designer)<br />
gestalten «in Gemeinschaftsarbeit mit vielen<br />
Lokalheld:innen», wie sie es nennen, sechs<br />
heitere Zusammenkünfte. Bereits stattgefunden<br />
haben ein gemeinsames Korkenziehen mit<br />
Lieblingsweinen aller Gäste und ein Rennen für<br />
ferngesteuerte Autos. Bei den noch folgenden<br />
Events steht Stückegiessen, Backen, Senden<br />
und Ausklingen auf dem Programm.<br />
Tatort Langmatt<br />
Baden — Das Museum Langmatt betritt puncto<br />
digitaler Kunstvermittlung ein weiteres Mal<br />
Neuland: Ein Comedy-Hörstück begleitet<br />
Besucher:innen neuerdings zu ausgewählten<br />
Werken und Objekten der Sammlung. Während<br />
man sich mit Kopfhörern und Tablet durch<br />
die Räume bewegt, wird automatisch eine<br />
Geschichte abgespielt: Das Museum Langmatt<br />
wurde Schauplatz eines Verbrechens! Was ist<br />
geschehen? Bereits ist Kommissarin Hugentobler<br />
vor Ort, nimmt Ermittlungen auf und befragt<br />
die Tiere der Sammlung. Freudig nutzen diese<br />
die Gelegenheit, endlich aus dem Schatten der<br />
Impressionisten zu treten und zu fabulieren.<br />
Die eingesetzte App wurde vom Stadtmuseum<br />
Aarau entwickelt und erst kürzlich lanciert.<br />
Vertont werden die Dialoge von der Schauspielerin<br />
und Parodistin Birgit Steinegger und dem<br />
Kabarettisten Gabriel Vetter. ‹Tatort Langmatt›<br />
ermöglicht einen leichten, spielerischen Zugang<br />
zur Sammlung, nicht nur, aber besonders<br />
auch für junge (ab Primarschulalter) und jung<br />
gebliebene Besucher:innen.<br />
eines dieser Bilder erzählen.» So beginnt der<br />
Einführungstext zu einer aktuellen Ausstellung<br />
der besonderen Art: ‹Leuchtendes Geheimnis –<br />
Kinder kuratieren Klee› heisst das Projekt des<br />
Zentrums Paul Klee. Dazu wurden via Open<br />
Call im Frühjahr 2021 Kinder im Alter von 8 bis<br />
12 Jahren gesucht, die sich mit experimentellen<br />
und eigens hierfür entwickelten Methoden dem<br />
Werk von Paul Klee nähern wollten. 13 Schülerinnen<br />
und Schüler aus der Region Bern haben<br />
sich auf das Wagnis eingelassen und sich während<br />
sieben Monaten wöchentlich in Workshops<br />
getroffen. Begleitet wurden sie dabei von Fachleuten<br />
der Abteilung Sammlung, Ausstellungen,<br />
Forschung des ZPK, des Kindermuseums Creaviva<br />
und des Community-Projekts paul&ich.<br />
Die Jungkurator:innen haben so eine vielfältige<br />
Ausstellung zum Avantgardekünstler selbst<br />
entwickelt – von der Themenfindung über die<br />
Werkauswahl und die Ausstellungsgestaltung<br />
bis hin zur Vermittlungsbroschüre. Ausgehend<br />
von dem Werk ‹Glas-Fassade› von 1940, das<br />
auf der Rückseite das lange unentdeckte Bild<br />
‹Mädchen stirbt und wird› enthält, fächert die<br />
Schau in zwölf Kapiteln zahlreiche Facetten von<br />
Klees Schaffen auf.<br />
museum, denn der Bau mit seinem markanten<br />
Treppenturm wurde ab Mitte des 19. Jahrhunderts<br />
von der damals neu gegründeten ‹Rotfarb<br />
und Cattundruckerei› genutzt. Anlässlich des<br />
Jubiläums lässt Direktorin Lucia Angela Cavegn<br />
diese Vergangenheit nun vierfach aufleben:<br />
Einerseits werden erstmals überhaupt rund<br />
100 der insgesamt mehr als 1000 erhaltenen<br />
Entwurfszeichnungen der ehemaligen<br />
Kattundruckerei präsentiert. Daneben erinnern<br />
Fotografien der Diessenhofer Fotografenbrüder<br />
Bruno + Eric Bührer an die Eröffnung des<br />
Museums vor 60 Jahren und an die gleichzeitig<br />
eingeweihte Dauerausstellung mit Werken von<br />
Carl Roesch (1884–1979). Daneben gibt es zwei<br />
Interventionen von zeitgenössischen Positionen,<br />
die auf den Kontext reagieren: Der heute in<br />
Aadorf lebende Modedesigner Donegel’ Chong<br />
zeigt neue, vom traditionellen Paisley-Muster<br />
inspirierte Gemälde und ein Environment. Die<br />
Diessenhofener Textildesignerin Andrea Buck<br />
hat eine Installation mit Modepuppen entwickelt<br />
und Zeugdrucke auf Fotografien der<br />
1920er-Jahre appliziert. Sie lassen sich mit<br />
dem eigenen Smartphone gar animieren. Zudem<br />
können Fotocollagen von Buck im Museum<br />
erworben werden. Der Erlös kommt der Produktion<br />
von Schutzwesten für die Ukraine zugute.<br />
Buddhistischer Löwe (Fo-Hund), sitzender Löwe,<br />
eine Perle verschlingend, China, Ming-Dynastie,<br />
1600–1640 oder um 1880, Irdenware, glasiert<br />
→ Museum Langmatt, bis 11.12.<br />
↗ www.langmatt.ch<br />
Workshop ‹Kinder kuratieren Klee›, Depot ZPK.<br />
Foto: Martin Waldmeier/Zentrum Paul Klee, Bern<br />
→ Zentrum Paul Klee, bis 4.9. ↗ www.zpk.org<br />
Klub Fritto Misto · Das Korkenziehen, Symbolbild<br />
zum gleichnamigen Anlass für ‹remise!›<br />
→ Veranstaltungen am 15.7., 13., 18./19.<br />
und 27.8. ↗ www.forumschlossplatz.ch<br />
Leuchtendes Geheimnis — Kinder kuratieren<br />
Klee<br />
Bern — «Paul Klee steckt voller Widersprüche<br />
und Geheimnisse – genauso wie seine Bilder.<br />
In dieser Ausstellung wollen wir die Geschichte<br />
60 Jahre Museum Kunst + Wissen<br />
Diessenhofen — Das Museum Kunst + Wissen,<br />
direkt am Rheinufer gelegen, vermittelt heute<br />
in Dauer- und Sonderausstellungen Kultur, Geschichte,<br />
Natur und Allgemeinwissen. Gegründet<br />
wurde es vor 60 Jahren als Stoffdruckerei-<br />
Andrea Buck · Anziehend! Lauter rotes Zeug,<br />
<strong>2022</strong>, Giclée-Print auf mattem Fotopapier aus<br />
100 % Zellstoff, DIN A2 , Ed. 5<br />
→ bis 18.9.<br />
↗ www.diessenhofen.ch/museum<br />
144 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2022</strong> NOTIERT // DIES UND DAS 145
Who Cares?<br />
Genf — Welche Figuren prägen unsere Vorstellung<br />
von Pflege und Betreuung? Und wie sieht<br />
die Realität der humanitären Arbeit aus? Unter<br />
dem doppeldeutigen Ausstellungstitel ‹Who<br />
Cares?› lädt das Internationale Rotkreuz- und<br />
Rothalbmondmuseum (MICR) dazu ein, die<br />
Geschichte der humanitären Arbeit aus der Gender-Perspektive<br />
zu betrachten. Mithilfe einer<br />
breit gefächerten Auswahl von Objekten und<br />
Texten, die erstmals zusammen präsentiert werden,<br />
wird ein kritischer Blick auf die stereotypen<br />
Darstellungen der Pflegenden geworfen und aufgezeigt,<br />
wie stark diese auf einem männlichen<br />
Blickwinkel aufbauen. Die Schau entstand aus<br />
der Partnerschaft zwischen dem MICR und der<br />
Universität Genf und wird vom Schweizerischen<br />
Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen<br />
Forschung (SNF) unterstützt.<br />
Anonyme Aufnahme, Rotkreuz-Spital ‹Vittorio<br />
Emanuele III›, Turin 1916, Internationales Rotkreuz-<br />
und Rothalbmondmuseum (MICR)<br />
→ Rotkreuz- und Rothalbmondmuseum (MICR),<br />
bis 9.10. ↗ www.redcrossmuseum.ch<br />
steirischer herbst — Prolog: Krieg in der Ferne<br />
Graz — Immer wieder war und ist die Steiermark<br />
von Kriegen umringt, von denen viele nur<br />
als Echo in der Ferne wahrgenommen werden.<br />
Die diesjährige Ausgabe des spartenübergreifenden<br />
Festivals steirischer herbst widmet sich<br />
ab Mitte September dieser drohenden Präsenz<br />
entlegener Schlachten. Schon jetzt lenkt eine<br />
Video- und Filmschau in der Neuen Galerie als<br />
Prolog zum Festival den Blick auf Russlands<br />
Angriffskrieg in der Ukraine. Er erscheint als<br />
Implosion einer bereits vorher tragischen<br />
und gewaltsamen ukrainisch-sowjetischen<br />
Geschichte, deren filmische Dokumente zu<br />
den Meisterwerken des Avantgarde-Kinos des<br />
20. Jahrhunderts gehören. Zeitgenössische<br />
Künstler:innen aus der Ukraine greifen auf diese<br />
Geschichte zurück und zeigen deren brutale<br />
Umkehrung in der Gegenwart, während sie über<br />
den seit 2014 andauernden Krieg mit Russland<br />
reflektieren. Daneben zeigen aktuelle Dokumentarfilme,<br />
wie sich der Krieg auf die wirtschaftlich<br />
schwachen Regionen und die dort lebende<br />
Bevölkerung auswirkt. Dabei wird deutlich: Trotz<br />
der weitverbreiteten Zerstörung gibt es Raum<br />
für Heroismus, Hoffnung und Poesie.<br />
Dana Kavelina · Letter to a Turtledove, 2020,<br />
Filmstill<br />
→ Neue Galerie, bis 1.8.<br />
↗ www.steirischerherbst.at<br />
Save Ukrainian Culture<br />
Kiew — Ende April haben das ukrainische Ministerium<br />
für Kultur und Informationspolitik, die<br />
Staatliche Agentur für Kunst und Kunstausbildung<br />
sowie Everstake, ein führender ukrainischer<br />
Anbieter von «dezentralem Staking» in<br />
der Blockchain-Industrie, ihre gemeinsame<br />
Charity-Initiative ‹Save Ukrainian Culture›<br />
vorgestellt. «In der Ukraine gibt es sieben<br />
UNESCO-Welterbestätten, weitere 17 Objekte<br />
stehen auf der Vorschlagsliste als Weltkulturerbe.<br />
Daneben gibt es Tausende kulturelle Einrichtungen<br />
und Denkmäler von unschätzbarem<br />
historischem Wert. Sie alle sind in Gefahr, von<br />
den Angreifern zerstört zu werden», heisst es in<br />
der Medienmitteilung. Die anhaltenden Bombardierungen<br />
durch das russische Militär haben<br />
bereits zahlreiche Museen, Kirchen, Theater, Bibliotheken<br />
und andere kulturelle Einrichtungen<br />
getroffen. Auch Plünderungen von beweglichem<br />
Kulturgut sollen stattgefunden haben. Für den<br />
Schutz dieser Güter und die spätere Wiederherstellung<br />
der zerstörten Stätten sammelt die<br />
Initiative nun Geld, denn: «Kultur ist die Essenz<br />
menschlicher Existenz.» Spenden können in<br />
Krypto- oder Fiat-Währungen getätigt werden.<br />
↗ donate.arts.gov.ua/en<br />
120 Jahre SGBK<br />
Leuk —Der Berufsverband Schweizerische<br />
Gesellschaft Bildender Künstlerinnen SGBK<br />
feiert heuer sein 120-jähriges Bestehen.<br />
Gegründet wurde die Vereinigung zu einer<br />
Zeit, da Frauen die Mitgliedschaft bei der<br />
Gesellschaft Schweizerischer Maler, Bildhauer<br />
und Architekten GSMBA (heute Visarte) noch<br />
verwehrt war. Seither hat sich puncto Gender<br />
in der Kunst vieles verbessert, vieles ist noch<br />
zu tun. Das Jubiläum der SGBK wird trotzdem<br />
ausgiebig gefeiert mit Sonderveranstaltungen<br />
und Ausstellungen. Die Sektion Bern/Romandie<br />
etwa «besetzte» das Schloss Leuk und zeigt<br />
eine Vielfalt von künstlerischen Positionen und<br />
Haltungen. Rund fünfzig Künstlerinnen werden<br />
in zwei Ausstellungsetappen präsentiert. Teil<br />
der Schau ist auch das partizipative Häkelprojekt<br />
‹Oma’s Glozzjini›, das von den Künstlerinnen<br />
Elisbeth Fux Mattig und Manuela<br />
Brügger initiiert wurde: Mit vielen fleissigen<br />
Stricker:innen und Häckler:innen sollten rund<br />
3480 Quadrate – Glozzjini eben – entstehen,<br />
aus denen schliesslich Hauben für die Zinnen<br />
des Schlosses erstellt wurden. Mitte <strong>August</strong><br />
wird vor dieser bunten Kulisse zur Jubiläumsfeier<br />
geladen. Parallel zeigt aktuell etwa<br />
die Galerie Carzaniga in Basel ausgewählte<br />
Werke der Sektion Basel, und im Rahmen der<br />
Performance-Schau ‹Bang Bang› im Museum<br />
Tinguely wird Anfang <strong>August</strong> ein Film über die<br />
120 Jahre der SGBK präsentiert.<br />
Aufbau von ‹Oma’s Glozzjini› Auslegung der<br />
gehäkelten Quadrate, Schloss Leuk <strong>2022</strong>.<br />
Foto: Elisabeth Fux Mattig<br />
→ Schloss Leuk, bis 30.9.; Jubiläumsfeier:<br />
20./21.8. ↗ www.sgbk.ch<br />
↗ www.sgbk-bern.ch ↗ www.omasglozzjini.ch<br />
→ Galerie Carzaniga, Basel, bis 20.8.<br />
↗ www.carzaniga.ch<br />
→ Museum Tinguely, Film-Screening, 3.8.<br />
↗ www.tinguely.ch<br />
Kunsthoch Luzern<br />
Luzern — 30 Kunsträume bilden zusammen<br />
Kunsthoch Luzern: Der Aktionstag der Institutionen<br />
zeitgenössischer Kunst in und um Luzern<br />
findet diesen Sommer zum 14. Mal statt. Er<br />
bietet neun Stunden lang Führungen durch die<br />
Ausstellungen, Performances, Lesungen oder<br />
Gespräche mit Kurator:innen und Kunstschaffenden.<br />
Zu entdecken gibt es etwa die<br />
Soloschau ‹Floor is Lava› des Luzerners Mathis<br />
Pfäffli im Kunstmuseum. Im Benzeholz – Raum<br />
für zeitgenössische Kunst in Meggen sind<br />
analoge Fotografien von Lorenz Oliver Schmid<br />
ausgestellt, während in der akku Kunstplattform<br />
der Auftakt des Projekts ‹Dessin – Zeichnung<br />
in der Zentralschweiz› zu sehen ist. Aber<br />
auch Galerien und Kunsträume präsentieren<br />
Sehenswertes und Sonderveranstaltungen.<br />
Um mehrere Stationen zu besuchen, bietet<br />
sich einer der kostenlosen Rundgänge an, auf<br />
146 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2022</strong> NOTIERT // DIES UND DAS 147
denen Persönlichkeiten aus dem Kulturleben<br />
Einblicke in ausgewählte Ausstellungen geben.<br />
So führt Lynn Kost, Kurator am Kunst Museum<br />
Winterthur, zu Fuss zu den im Stadtzentrum<br />
gelegenen Ausstellungsorten. Für jene im<br />
Radius der Stadt gibt es eine Velo-Tour – das<br />
Künstlerduo Lipp&Leuthold fährt auf dem<br />
Tandem voraus.<br />
Naegeli entdecken: Während der Pressekonferenz<br />
zur Ausstellung Anfang Mai dieses Jahres<br />
schlich sich der Künstler davon, um auf der<br />
Nordseite der St.-Peter-und-Paul-Kirche ein<br />
Totentanzmotiv anzubringen.<br />
Byamba Batkhuyag · Good-bye, 2020, Fotografie,<br />
Bayan Ulgii, Mongolei<br />
Kay Yoon · Play, Touch, Grip, 2021,<br />
Ausstellungs ansicht sic! Elephanthouse,<br />
Kunsthoch Luzern 2021<br />
→ 27.8.<br />
↗ www.kunsthoch-luzern.ch<br />
Les jours des éphémères<br />
Olten — Zum neunten Mal stellen ‹Les jours<br />
des éphémères› performative und schnell<br />
vergängliche Formen der Kunst ins Zentrum.<br />
Nach Stationen in Solothurn, Leuk und Bern<br />
wird das Festival <strong>2022</strong> im Lichtspiel-Theater<br />
in Olten ausgetragen. Die diesjährige Jury,<br />
bestehend aus Stefanie Steinmann, Kunsthistorikerin<br />
und freie Kuratorin, Michael Sutter,<br />
Leiter Kunsthalle Luzern, und dem Kunstschaffenden<br />
und Festivalinitiant Meinrad Feuchter,<br />
hat aufgrund einer Ausschreibung rund fünfzig<br />
Bewerbungen aus der Schweiz, Deutschland,<br />
Grossbritannien, Belgien, Frankreich und China<br />
erhalten. Daraus wurden zwanzig «kurzlebige»<br />
und prozessorientierte Projekte ausgewählt,<br />
die sich auch thematisch mit dem Flüchtigen<br />
und Vergänglichkeit beschäftigen. So spielen<br />
etwa Aggregatzustände, Lichteinflüsse oder<br />
die Schwerkraft eine Rolle in den Werken des<br />
diesjährigen Festivals.<br />
Franziska Lauber · Schlafende Hunde,<br />
5 Installationen mit Zeitungspapier im öffentlichen<br />
Raum, Les jours des éphémères,<br />
Solothurn 2017<br />
→ Verein Lichtspiele, 19./20.8.<br />
↗ www.lesjoursdeséphémères.ch<br />
art ufnau — Harald Naegeli<br />
Ufnau — Der «Sprayer von Zürich» Harald Naegeli<br />
(*1939) zeichnet nicht nur auf Betonwände,<br />
sondern auch auf Papier: Zwischen 2014<br />
und 2018 schuf der Künstler den Bilderzyklus<br />
‹Dämonie aus dem Unbewussten›, der nun<br />
in der Kapelle St. Martin auf der Insel Ufnau<br />
erstmals öffentlich präsentiert wird. In dem<br />
Sakralraum als durchgehender Fries gehängt,<br />
stellen die 37 Zeichnungen unter dem Ausstellungstitel<br />
‹Ufnauer Totentanz› eine Verbindung<br />
zur mittelalterlichen und frühneuzeitlichen<br />
Totentanztradition her – eine Tradition, die sich<br />
auch durch Naegelis reiches Schaffen zieht. In<br />
einer Veranstaltungsreihe wird das Thema mit<br />
Expert:innen aus unterschiedlichen Fachgebieten<br />
beleuchtet und zu Fragestellungen über<br />
das Menschsein ausgeweitet. Ende <strong>August</strong><br />
beispielsweise spricht die Astrophysikerin und<br />
Weltraumforscherin Katharina Altwegg über<br />
Endlichkeit und Unendlichkeit. Und Anfang<br />
September referiert Georges Descoeudres,<br />
emeritierter Professor des Kunsthistorischen<br />
Instituts in Zürich, über ‹Beinhäuser und Totentänze›.<br />
Wer sich zu dieser oder anderer Gelegenheiten<br />
auf die Insel Ufnau begibt, wird dann<br />
doch auch noch einen «typischen», gesprayten<br />
Harald Naegeli · Sprayzeichnung, <strong>2022</strong>,<br />
Nordseite der Kirche St. Peter und Paul, Insel<br />
Ufenau © ProLitteris. Foto: Michael Gnos<br />
→ bis Mitte Oktober<br />
↗ www.art-ufnau.ch<br />
Sustainable Mountain Art — Byamba Batkhuyag<br />
Valposchiavo — Seit 2014 existiert das Programm<br />
Sustainable Mountain Art, kurz SMArt,<br />
das mittels Kunst für die vielfältigen Herausforderungen<br />
der Bergregionen wie Klimawandel,<br />
Biodiversität oder Migration sensibilisieren<br />
will. Dazu werden Künstlerinnen und Künstler<br />
aus südlichen und östlichen Ländern zu<br />
Aufenthalten in Schweizer Partnerinstitutionen<br />
eingeladen, während derer sie sich mit lokalen<br />
Kunstschaffenden, anderen Fachleuten und<br />
dem Publikum austauschen. Basierend darauf<br />
wird ein Werk entwickelt, das die Gastregion mit<br />
dem Blick von aussen spiegelt. Aktuell residiert<br />
im Rahmen von SMArt im Kulturverein riverbero<br />
in Poschiavo der mongolische Fotograf Byamba<br />
Batkhuyag. Sein Fokus liegt auf Porträts,<br />
Streetphotography und Alltagszenen aus dem<br />
Ger District, dem Vorstadtgebiet, in dem er lebt.<br />
In Poschiavo konzentriert er sich auf das Thema<br />
Berglandwirtschaft. Ab Ende <strong>August</strong> präsentiert<br />
er die so entstandenen Arbeiten in einer Ausstellung,<br />
die von Vorträgen und Workshops rund<br />
um die gewählte Thematik begleitet wird.<br />
→ riverbero, Vernissage: 13.8., Ausstellung<br />
bis 10.9. ↗ www.riverbero.ch<br />
↗ www.sustainablemountainart.com<br />
vonWegen<br />
Winterthur — Der Skulpturort Weiertal mit<br />
zauberhaftem Park lässt sich nur zu Fuss erwandern.<br />
Da drängt sich das Thema Wege und<br />
Umwege geradezu auf. Das temporäre Kollektiv<br />
tac22 – Nico Lazúla, Ruedi Staub, Marion<br />
Strunk und Eva Wandeler – lud vier weitere<br />
Künstler:innen ein, so sind 19 Projekte zusammengekommen.<br />
Da hätte man tatsächlich<br />
gerne ein Pferd, wie von Alex Hanimann (*1955)<br />
bereits vermutet, um schnell und ressourcenschonend<br />
anzutraben. Doch zwei Beine müssen<br />
auch diesmal für die üppig bestückte Schau<br />
reichen. Beteiligt sind nebst den Initiant:innen<br />
und vielen anderen Peter Baracchi, Victorine<br />
Müller, Stefan Rohner, Navid Tschopp und Andrea<br />
Wolfensberger. Die Gesamtleitung liegt in<br />
den tatkräftigen Händen von Maja von Meiss.<br />
Alex Hanimann · o.T. [If I had asked], <strong>2022</strong>,<br />
Stahl, Aluminium, 80 x 815 cm © ProLitteris<br />
→ Kulturort Galerie Weiertal, bis 4.9.<br />
↗ www.galerieweiertal.ch<br />
148 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2022</strong> NOTIERT // DIES UND DAS 149
AGENDA<br />
Schweiz *0041<br />
Aarau Aargauer Kunsthaus, Aarau, Aargauerplatz Davor – Darin – Danach –ı 7.8.<br />
Altdorf Haus für Kunst Uri, Herrengasse 4, *870 29 29 Unsichtbar – Daniel Comte,<br />
–ı 21.8.<br />
Pascal Danz<br />
Appenzell Kunsthalle Ziegelhütte, Ziegeleistr. 14, *71 788 18 60 R.A.W. or the sirens of Titan –ı 16.10.<br />
Kunstmuseum Appenzell, Unterrainstrasse 5 R.A.W. or the sirens of Titan –ı 16.10.<br />
Arlesheim Forum Würth Arlesheim, Dornwydenweg 11, *61 705 95 95 Tomi Ungerer – Sammlung Würth –ı 20.11.<br />
Ascona Museo Castello San Materno, Via Losone 10, *91 759 8160 Lovis Corinth – Meister der Farbe – –ı 4.9.<br />
Meister der Grafik<br />
Museo Comunale d’Arte Moderna, Via Borgo 34,<br />
Marianne Werefkin e Willy Fries – –ı 15.8.<br />
*91 759 81 40<br />
due visioni a confronto<br />
Stiftung Ignaz und Mischa Epper, Via Carrà dei Nasi 1, Ignaz Epper –ı 30.10.<br />
*91 791 1942<br />
Sacchetti Contemporary, Via Beato P. Berno 14,<br />
Maximilian Verhas – Rolling Loops –ı 13.8.<br />
*91 791 20 79<br />
Baar foryouandyourcustomers, Standort Baar, Bahnhofstrasse 4 Georges Wenger –ı 30.11.<br />
Bad Zurzach Galerie Mauritiushof, Hauptstrasse 41, *56 249 2412 Skulpturen – Heinz Aeschlimann –ı 28.8.<br />
Baden Museum Langmatt, Römerstrasse 30, *56 200 86 70 Birgit Kempker –ı 4.9.<br />
Liebe Grüsse –ı 4.9.<br />
Renoir unplugged –ı 4.9.<br />
Schaufenster Archiv – Historische –ı 18.9.<br />
Postkartengrüsse<br />
Barbara Stutz – Growing Colours –ı 18.9.<br />
Raumfahrt VI – Badel/Sarbach, Val –ı 25.9.<br />
Minnig, Joaquim Cantor Miranda<br />
Galerie 94, Bruggerstrasse 37, Merker-Areal, *79 416 92 43 Imagine – Anna Lehmann-Brauns, 18.8.–24.9.<br />
Sabine Dehnel<br />
Kunstfenster, Metro Shop/Fussgängerebene,<br />
Von den Gaerten – Maria Kaegi –ı 22.7.<br />
Bahnhofstr. 40/42<br />
Balsthal Galerie Rössli Balsthal, Herrengasse 8, *76 575 28 68 René Myrha 21.8.–11.9.<br />
Basel Cartoonmuseum, St. Alban-Vorstadt 28 Gabriella Giandelli –ı 30.10.<br />
–ı 29.1.<br />
Historisches Museum Basel, Barfüsserplatz 4,<br />
*61 205 8600<br />
Schöner trinken – Barockes Silber<br />
aus einer Basler Sammlung<br />
Kunsthalle Basel, Steinenberg 7, *61 206 9900 Yoan Mudry –ı 7.8.<br />
Michael Armitage –ı 4.9.<br />
Berenice Olmedo –ı 18.9.<br />
Kunstmuseum Basel | Gegenwart, St. Alban-Rheinweg 60 Heute Nacht geträumt – Eine<br />
–ı 14.8.<br />
Ausstellung von Ruth Buchanan<br />
Joseph Beuys – Die Ursache liegt in<br />
der Zukunft<br />
–ı 14.8.<br />
Kunstmuseum Basel | Hauptbau & Neubau, St. Alban-<br />
Graben 16/20, *61 206 62 62<br />
Museum der Kulturen Basel, Münsterplatz 20,<br />
*61 266 56 00<br />
Variation in Print – Amerikanische –ı 28.8.<br />
Druckgrafik<br />
Brice Marden – Inner Space –ı 28.8.<br />
Making the World – Spirituelle<br />
–ı 4.9.<br />
Welten<br />
Picasso – El Greco –ı 25.9.<br />
tierisch! Keine Kultur ohne Tiere<br />
–ı 20.11.<br />
Stückwerk –ı 22.1.<br />
Erleuchtet! –ı 22.1.<br />
Memory –ı 5.7.<br />
Basler Fasnacht –ı 31.12.<br />
Museum Tinguely, Paul Sacher-Anlage 1 Bang Bang –ı 21.8.<br />
Jean-Jacques Lebel –ı 18.9.<br />
Basel — Sasaki Makoto, Hebel_121 Bellinzona — Patricia Jacomella<br />
Bonola, MACT/CACT<br />
Anouk Kruithof –ı 30.10.<br />
Le Définitiv – c’est le Provisoire –ı 30.4.<br />
RappazMuseum, Klingental 11, *61 681 7121 Peter Olpe – Der schweifende Blick –ı 17.7.<br />
ARTconcret 22.7.–9.10.<br />
Arté Wallhoff, Klosterberg 17, *0 79 308 53 43<br />
Mystic Compositions and Morphic –ı 28.7.<br />
Resonances – Otto Urwyler<br />
Kraft, Bilder und Regenerative 1.8.–29.9.<br />
Resonanzen – Dr. Martin Wechsler<br />
Ausstellungsraum balagan Arts, Allschwilerstrasse 101 Henna & Filmstills – Irène Hänni & –ı 28.7.<br />
Avan Omar<br />
Dock Kunstraum, Archiv und Ausleihe, Klybeckstr. 29, Fictional Plants –ı 4.9.<br />
*61 556 4066<br />
Galerie Carzaniga, Gemsberg 10<br />
120 Jahre Schweizerische<br />
–ı 20.8.<br />
Gesellschaft Bildender<br />
Künstlerinnen (SGBK)<br />
Andrea Gabutti | Informal<br />
Highlights: Fokus Mark Tobey |<br />
Jürg Kreienbühl<br />
25.8.–22.10.<br />
Galerie Eulenspiegel, Gerbergässlein 6, Postfach 1946,<br />
*61 263 70 80<br />
Galerie Gisèle Linder, Elisabethenstr. 54<br />
Galerie Marianne Grob, Amerbachstrasse 10,<br />
*78 953 72 58<br />
Takakazu Takeuchi<br />
–ı 6.8.<br />
BKG präsentiert... 10.8.–20.8.<br />
Tamara Lise, Dario Santacroce 25.8.–8.10.<br />
Renate Buser – Past, Future,<br />
–ı 16.7.<br />
Present<br />
Susanna Niederer – Weiter immer<br />
–ı 16.7.<br />
Weiter!<br />
Gallery Ann Mazzotti, Horburgstrasse 80, *76 433 17 82 Kerstin Mörsch 20.8.–1.10.<br />
Galerie Lilian Andrée, Gartengasse 12 Kira Weber — Malerei –ı 21.8.<br />
Guillaume Daeppen | Gallery & Space for zines,<br />
Müllheimerstrasse 144, *79 467 90 62<br />
STF Moscato – En attendant le<br />
retour des bêtes sauvages<br />
Wonky: Out The Mud – Balthasar<br />
Bosshard<br />
–ı 30.7.<br />
20.8.–22.10.<br />
Hebel_121, Hebelstrasse 121, *061 321 1503 Entgrenzter Raum II – Schrift<br />
–ı 6.8.<br />
und Bewegung<br />
Helvetia Art Foyer, Steinengraben 25, *58 280 1530 Satt Sehen –ı 30.7.<br />
Nicolas Krupp, Rosentalstrasse 28 Arnold Helbling –ı 27.8.<br />
SGBK, Spalenvorstadt 18, *61 361 61 48 Christiane Haefelin 18.8.–3.9.<br />
Stampa, Spalenberg 2, *61 261 79 10 Jonas Burkhalter – Mind –ı 27.8.<br />
Véronique Arnold – And when I say –ı 27.8.<br />
you are dreaming...<br />
videocity.bs, Messeplatz 21/22 Eye/View (Augen-Blick) –ı 23.10.<br />
Augen-Blick Ukraine –ı 7.8.<br />
Vitrine, Basel, Vogesenplatz Ich Dien – Martin Chramosta –ı 4.9.<br />
von Bartha Basel, Kannenfeldplatz 6 Olaf Breuning – Two Lakes –ı 30.7.<br />
150 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2022</strong><br />
AGENDA // SCHWEIZ 151
Basel/<br />
Münchenstein<br />
Sarah Oppenheimer – N-03 –ı 30.7.<br />
Wilde | Basel, Angensteinerstrasse 37, *61 311 70 51 Rafael Lozano Hemmer –<br />
Excuse you!<br />
–ı 20.8.<br />
HEK (Haus der Elektronischen Künste), Freilager-Platz 9, Emmanuel Van der Auwera –ı 7.8.<br />
*61 283 60 50<br />
Basel/Muttenz Kunsthaus Baselland, St. Jakob-Str. 170, *61 312 8388 Gabrielle Goliath –ı 17.7.<br />
Anne-Lise Coste –ı 17.7.<br />
Latifa Echakhch & Zineb Sedira –ı 17.7.<br />
Next Generation 21.8.–28.8.<br />
Claudia & <strong>Juli</strong>a Müller –ı 31.12.<br />
Basel/Riehen Fondation Beyeler, Baselstr. 101 Passagen – Landschaft, Figur und –ı 14.8.<br />
Abstraktion<br />
Mondrian Evolution –<br />
–ı 9.10.<br />
Piet Mondrian<br />
Künstlerhaus Claire Ochsner, Baselstr. 88, *61 641 1020 Fabelwesen – Claire Ochsner –ı 25.9.<br />
Galerie Mollwo, Gartengasse 10, *61 641 1678<br />
Bananensprayer Thomas<br />
–ı 23.7.<br />
Baumgärtel<br />
Sommeraccrochage 31.7.–11.9.<br />
–ı 28.8.<br />
Bellinzona Centro Arte Contemporanea Ticino, Via Tamaro 3,<br />
*91 825 4085<br />
Wunderkammer – Between Reason<br />
and Eroticism<br />
Patricia Jacomella Bonola – The –ı 28.8.<br />
Party Is Over: Welcome Darkness!<br />
Museo Villa dei Cedri, Piazza San Biagio 9, *58 203 17 31 Arte et Botanica –ı 7.8.<br />
Bern Historisches Museum Bern, Helvetiaplatz 5, *31 350 7711 Das entfesselte Geld –ı 8.1.<br />
Kunsthalle Bern, Helvetiaplatz 1 Ivana Franke –ı 7.8.<br />
Kunstmuseum Bern, Hodlerstr. 8–12 Heidi Bucher – Metamorphosen I –ı 7.8.<br />
Vivre notre temps! – Bonnard,<br />
–ı 16.10.<br />
Vallotton und die Nabis<br />
Naturhistorisches Museum Bern, Bernastrasse 15<br />
The Substitute – Alexandra Daisy –ı 30.11.<br />
Ginsberg<br />
Weltuntergang – Ende ohne Ende –ı 30.11.<br />
Zentrum Paul Klee, Monument im Fruchtland 3<br />
Bridget Riley – Looking and Seeing, –ı 21.8.<br />
Doing and Making<br />
Leuchtendes Geheimnis – Kinder<br />
–ı 4.9.<br />
kuratieren Klee<br />
casita, Schwalbenweg 6a, *79 260 6612 Bruno Fauser 19.8.–25.8.<br />
Bern / Hettiswil<br />
b. Hindelbank<br />
Galerie Bernhard Bischoff & Partner, PROGR_Zentrum für<br />
Kulturproduktion, Waisenhausplatz 30, *31 312 0666<br />
Die Mobiliar – Öffentlicher Ausstellungsraum,<br />
Bundesgasse 35<br />
Elsbeth Böniger – Alchimistische<br />
Substanz<br />
Kunst & Nachhaltigkeit Vol. 15 –<br />
Monica Ursina Jäger<br />
19.8.–17.9.<br />
–ı 26.8.<br />
DuflonRacz Bern, Gerechtigkeitsgasse 40 Annette Barcelo 20.8.–17.9.<br />
DuflonRacz/ProjektLinks/, Gerechtigkeitsgasse 40 Lorenzo Salafia 20.8.–17.9.<br />
Galerie da Mihi | KunstKeller, Gerechtigkeitsgasse 40 Urs Stooss 19.8.–24.9.<br />
Kino Rex, 9 Schwanengasse Eye/View x REX Box III –ı 26.7.<br />
Videocity zu Gast in der REX Box<br />
Bern<br />
28.7.–23.8.<br />
Museum/Galerie Illusoria-Land, Sandro Del-Prete,<br />
Illusoria-Land, Rest. Kreuz, Hindelbankstr. 33,<br />
3325 Hettiswil, *31 921 68 62<br />
Biel/Bienne Kunsthaus Centre d’art Pasquart, Seevorstadt 71,<br />
*32 322 5586<br />
Gewölbe Galerie, Obergasse 4+10a, *32 323 49 58<br />
Krone Couronne, 1 Obergasse, *79 523 15 42<br />
Sandro Del-Prete, optische<br />
Täuschungen und Holographien<br />
–ı 31.12.<br />
Aktuelle Malerei in der Schweiz –ı 4.9.<br />
Gedenkausstellung Giancarlo<br />
Tamagni & Eingeladene<br />
Echoes – Lara Dâmaso with<br />
N. Jagudajev, T. Johnson, M.<br />
P. Espinoza<br />
19.8.–17.9.<br />
–ı 16.7.<br />
Photoforum Pasquart, Seevorstadt 71–75, *32 322 4482 Sheida Soleimani –ı 4.9.<br />
Binn Landschaftspark Binntal, Postfach 20 Twingi Land Art <strong>2022</strong> –ı 16.10.<br />
Birsfelden City Salts, Hauptstrasse 12, *61 311 7375 Gina Proenza feat. Gina Fischli –ı 30.9.<br />
Jean Katambayi Mukendi –ı 30.9.<br />
Adriano Costa –ı 30.9.<br />
Brig Galerie Zur Matze, Alte Simplonstr. 28, *27 946 01 22 Amer Kobaslija 13.8.–4.9.<br />
Brugg Zimmermannhaus Brugg, Vorstadt 19, *56 441 96 01 Christine Bänninger, Angela Anzi 20.8.–2.10.<br />
Brunnen kunstkabinen.ch, Bahnhof Brunnen, Bahnhofstrasse Dave –ı 27.8.<br />
Bruzella Rolla Foundation, Rolla.info – la Stráda Végia, (ex via Where I Came From – Philip Rolla –ı 30.10.<br />
Municipio), *77 474 0549<br />
Büren a.A. ARTis Galerie, Hauptgasse 32, Postfach 1, *32 351 3046 Daniel Harisberger und Benji<br />
Massa<br />
–ı 16.7.<br />
Burgdorf Altes Schlachthaus Bernhard Luginbühl, Metzgergasse 15,<br />
*79 665 08 47<br />
Altes Schlachthaus Bernhard<br />
Luginbühl<br />
–ı 11.12.<br />
Museum Franz Gertsch, Platanenstrasse 3 Franz Gertsch – blau –ı 28.8.<br />
Xenia Hauser –ı 28.8.<br />
Katsutoshi Yuasa –ı 4.9.<br />
Castasegna Sala Viaggiatori, 1 Via Principale Max. 5 Grussworte – Das<br />
–ı 28.8.<br />
Postkartenbergell<br />
Chiasso m.a.x.museo, Via Dante Alighieri 6 Mario Comensoli –uomini in blu –ı 24.7.<br />
Vito Noto – Quaranta anni di<br />
–ı 11.9.<br />
grafica e design. Il senso delle idee<br />
Chur Bündner Kunstmuseum Chur, Bahnhofstrasse 35 Wolfgang Laib – Crossing Rivers –ı 31.7.<br />
Jean-Frédéric Schnyder –<br />
–ı 31.12.<br />
Apocalypso<br />
Forum Würth Chur, Aspermontstr. 1, *81 558 0558<br />
François Morellet oder die<br />
–ı 15.1.<br />
Leichtigkeit der Geometrie<br />
Rätisches Museum, Hofstrasse 1<br />
Bündner Söldner – Bündner in<br />
–ı 18.9.<br />
fremden Diensten<br />
Davos<br />
–ı 4.9.<br />
Kirchner Museum Davos, Promenade 82, Ernst Ludwig<br />
Kirchner Platz<br />
Fehmarndünen in den Alpen –<br />
Ernst Ludwig Kirchner<br />
Europa auf Kur – E. L. Kirchner,<br />
–ı 30.10.<br />
Th. Mann und der Mythos Davos<br />
Iris Wazzau, Promenade 72, *81 413 3106<br />
Davos – Aus dem Galerie-<br />
–ı 30.9.<br />
Programm<br />
Diessenhofen Museum kunst + wissen, Museumsgasse 11, *52 533 11 67 Andrea Buck – Anziehend! Lauter –ı 18.9.<br />
rotes Zeug<br />
Auf Tuchfühlung mit dem<br />
–ı 18.9.<br />
Kulturerbe<br />
Donegel’ Chong –ı 18.9.<br />
Bezugspunkt Diessenhofen –ı 18.9.<br />
Dietikon Holzkorporation Dietikon, Holzkorporation Kunst im Wald –ı 21.10.<br />
Eglisau Galerie am Platz Eglisau, Obergass 23 Daniel Leber –ı 13.8.<br />
Una Conca incantata – Rosina Kuhn 21.8.–1.10.<br />
Engelberg Tal Museum Engelberg, Dorfstrasse 6, *637 0414 Ian Clements –ı 14.8.<br />
Ennetbürgen Skulpturenpark Ennetbürgen, Stanserstrasse 81, *611 0510 Skulpturenpark Ennetbürgen <strong>2022</strong> –ı 13.11.<br />
Freienbach Insel Ufnau, Kapelle St. Martin, Insel Ufenau Dämonie aus dem Unbewussten –ı 20.10.<br />
Fribourg Kunsthalle Friart Fribourg, 22, Petites-Rames,<br />
Georgia Sagri, Case_L –ı 31.7.<br />
*26 323 23 51<br />
Musée d’Art et d’Histoire Fribourg, Rue de Morat 12 Isabelle Krieg –ı 18.9.<br />
Noémi Handrik – Muse(s):<br />
Zeitgenössische Keramik<br />
–ı 18.12.<br />
Genève<br />
Centre d’Art Contemporain Genève, 10, rue des Vieux-<br />
Grenadiers<br />
Guerreiro do Divino Amor<br />
–ı 7.8.<br />
Aria Dean –ı 14.8.<br />
Centre de la Photographie Genève, 28, rue des Bains Abdo Shanan –ı 31.8.<br />
Musée Ariana, 10, av. de la Paix Tasses ! –ı 31.7.<br />
Alexandre Joly –ı 7.8.<br />
Hubert Crevoisier –ı 7.8.<br />
152 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2022</strong> AGENDA // SCHWEIZ 153
Genève — Blair Thurman, Xippas.<br />
Foto: Kevin Todora<br />
Locarno-Solduno — Hans Arp, Fond.<br />
Marguerite Arp © ProLitteris. Foto: C.R.<br />
Musée d’Art et d’Histoire Genève, 2, rue Charles-Galland Surimono –ı 21.8.<br />
Passe-Temps –ı 28.8.<br />
La course du temps –ı 2.10.<br />
Musée d’ethnographie, 65–67, blv Carl-Vogt Injustice environnementale –<br />
–ı 21.8.<br />
Alternatives autochtones<br />
Musée Rath, Place Neuve Marisa et Mario Merz –ı 25.9.<br />
Espace Muraille, 5 Place des Casemates, *22 310 4292 The Night before the Day –<br />
–ı 3.9.<br />
Robert Wilson<br />
Villa Bernasconi, 8 route du Grand-Lancy Atlas arboricole –ı 24.7.<br />
Gowen Gallery, Grand-Rue 23, *22 310 57 83 James Nachtwey –ı 27.8.<br />
Open House, Several locations in Geneva Open House: Session IV –<br />
–ı 27.8.<br />
Experience<br />
Skopia, Vieux-Grenadiers 9 Summer exhibition –ı 3.9.<br />
Wilde | Genève, 24, rue du Vieux-Billard, *22 310 0013 Summer Collective –ı 26.8.<br />
Xippas, Rue des Sablons 6 Blair Thurman –ı 30.7.<br />
Giornico fabbrica culturale baviera, 7 Via Cribiago, *77 410 91 04 Spazio 1 — Kerim Seiler –ı 16.7.<br />
Spazio 1 — Gregor Lanz 23.7.–24.10.<br />
Spazio 2 — Heinz-Peter Kohler –ı 16.7.<br />
Spazio 2 — Ina Barfuss,<br />
23.7.–24.10.<br />
Thomas Wachweger<br />
Spazio 3 — Walter Grab –ı 16.7.<br />
Spazio 3 — Roberto Brocco 23.7.–24.7.<br />
Glarus Kunsthaus Glarus, Postfach 1636 Nicole Wermers –ı 21.8.<br />
Daphne Ahlers –ı 21.8.<br />
Glattfelden Gottfried Keller Zentrum, Gottfried-Keller-Strasse 8, Erich Steinmann, Henggart 20.8.–2.10.<br />
*44 867 3972<br />
Gontenschwil Galerie Schlössli, Dorfstr. 399, *44 381 04 42 Schaufenster Intermezzo Anna-<br />
–ı 31.7.<br />
Verena Hoffmann<br />
Schaufenster Intermezzo<br />
1.8.–30.9.<br />
Beatrice Bircher<br />
Grenchen<br />
–ı 25.9.<br />
Kunsthaus Grenchen, Bahnhofstrasse 53, vis-à-vis<br />
Bahnhof Grenchen Süd, *32 652 50 22<br />
Maria Magdalena Z’Graggen –<br />
Un affare di famiglia<br />
Form, Farbe, Schrift – Konkrete<br />
–ı 5.2.<br />
Kunst aus der Slg. L. Beck-<br />
Barbezat (Teil I)<br />
Grindelwald Hotel Alpenhof, Kreuzweg 36, *33 853 52 70 Hansueli Urwyler –ı 31.12.<br />
Gruyères Château de Gruyères, Rue du Château 8 Marc-Antoine Fehr –ı 16.10.<br />
Gstaad Studio Naegeli, Promenade 61 Split Window –ı 21.8.<br />
Heiden Henry-Dunant-Museum / Dunant Plaza, Kirchplatz 9,<br />
*71 891 44 04<br />
Unternehmen Algerien<br />
–ı 30.10.<br />
Flagge zeigen –ı 30.10.<br />
Hochdorf Kunstraum Hochdorf, Lavendelweg 8 ceramiche & poesie – Viviana Galli –ı 31.7.<br />
Interlaken Kunsthaus Interlaken, Jungfraustrasse 55, *33 822 1661 Kawakami Sumio – Emil Zbinden –ı 28.8.<br />
Galerie IHB Spectrum, Postgasse 16 Hansueli Urwyler –ı 31.12.<br />
Klosters-<br />
Serneus<br />
JungfrauPark, Obere Bönigstr. 100, *33 827 5757 Hansueli Urwyler –ı 30.10.<br />
Kunsthaus Klosters, Landstrasse 173, *78 786 65 71 Kunsthaus Klosters –ı 30.11.<br />
Kölliken Dorfmuseum Kölliken, 43 Hauptstrasse Christa Hunziker, Roland Hächler – –ı 30.10.<br />
Salvia<br />
Kriens Museum im Bellpark, Luzernerstr. 21 / PF Zusammenzeichnen. 201 Cadavres –ı 7.8.<br />
Exquis<br />
Küsnacht Grieder Contemporary Küsnacht, Lärchentobelstrasse 25, Female Voices –ı 2.9.<br />
*43 818 5607<br />
Langenbruck Kloster Schönthal, Schönthalstrasse 158 if seven was five –<br />
–ı 6.11.<br />
Thomas Scheibitz<br />
Langenthal Kunsthaus Langenthal, Marktgasse 13 Susi und Ueli Berger,<br />
Latefa Wiersch<br />
25.8.–13.11.<br />
Lausanne Musée Cantonal des Beaux-Arts Lausanne, Plateforme 10,<br />
Place de la Gare 16, *21 316 34 45<br />
Circuit, 9, av. de Montchoisi (accès quai Jurigoz),<br />
*21 601 4170<br />
Marie Cool, Fabio Balducci –<br />
–ı 4.9.<br />
Dai campi all’elica<br />
Jean Dubuffet – Donation de<br />
–ı 18.9.<br />
Mireille et James Lévy<br />
Train Zug Treno Tren – Voyages<br />
–ı 25.9.<br />
imaginaires<br />
Bernard Bazile –ı 23.7.<br />
Fabienne Levy, Avenue Louis-Ruchonnet 6 Ekene Emeka Maduka –ı 17.9.<br />
Forma, Rue Côtes-de-Montbenon 3, *21 312 1209 Smoke on the water – Lucie Kohler –ı 16.7.<br />
Galerie Viceversa, Rue Mercerie 3, *21 323 96 34<br />
Pépiements, omamori et<br />
–ı 23.7.<br />
bruissements de roche<br />
Le Locle Musée des Beaux-Arts Le Locle, Marie-Anne-Calame 6, Charles Fréger –ı 25.9.<br />
*32 933 8950<br />
Le Noirmont La Nef, Ancienne Eglise, *32 951 1745 Cabane –ı 4.9.<br />
Lens Fondation Opale, Route de Crans 1, *27 483 46 10 Présent Fugitif –ı 6.11.<br />
Leuk-Stadt Stiftung Schloss Leuk, *79 637 50 11 Leuk – Jubiläum – 120 Jahre SGBK 2.7.–30.9.<br />
Sektion Bern/Romandie<br />
Locarno Museo Casa Rusca, Piazza Sant’Antonio 1, *91 756 3185 Gabriela Spector – Abbracci e<br />
–ı 17.7.<br />
abbandoni<br />
Malina Suliman –ı 15.8.<br />
la rada, via della Morettina 2 Switch the Witch –ı 18.9.<br />
Locarno-<br />
Solduno<br />
Lugano<br />
Luzern<br />
Fondazione Marguerite Arp, Via alle Vigne 46, *91 751 2543 Jean Arp – Sono nato in una<br />
nuvola<br />
Fondazione Gabriele e Anna Braglia, Riva Antonio Caccia<br />
6/a, *91 980 08 88<br />
MASI Lugano, Piazza Bernardino Luini 6, Via Canova 10,<br />
*58 866 4230<br />
Personnages da Werefkin a Miró e<br />
da Warhol a Paladino<br />
James Barnor: Accra/London –<br />
A Retrospective<br />
Marcel Broodthaers – Industrial<br />
Poems<br />
–ı 30.10.<br />
–ı 16.7.<br />
–ı 31.7.<br />
–ı 13.11.<br />
Italienische Kunst der Moderne –ı 29.1.<br />
Buchmann Galerie Lugano, Via della Posta 2, *91 980 0830 Fiona Rae –ı 30.9.<br />
Hans Erni Museum, Lidostrasse 6, c/o Verkehrshaus der<br />
Schweiz, *041 370 44 44<br />
Typisch Schweiz!<br />
10. Schweizerische<br />
Scherenschnitt-Ausstellung<br />
Sammlungspräsentation Hans<br />
Erni-Stiftung<br />
–ı 16.10.<br />
–ı 31.12.<br />
Hans Ernis Tafeln für die UNESCO –ı 31.12.<br />
Kunsthalle Luzern, Bourbaki/Löwenplatz 11, *41 412 08 09 Von den Dingen –ı 7.8.<br />
Unsettling Identities 20.8.–25.9.<br />
Kunstmuseum Luzern, Europaplatz 1, *41 226 78 00 Mathis Pfäffli – Floor is Lava –ı 4.9.<br />
David Hockney –ı 31.10.<br />
Durch Raum und Zeit –ı 20.11.<br />
Apropos, Sentimattstrasse 6, *41 240 15 78 Johanna Näf 20.8.–11.9.<br />
154 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2022</strong> AGENDA // SCHWEIZ 155
B74 Raum für Kunst, Baselstrasse 74, *78 601 80 89 Marcel Glanzmann –ı 31.7.<br />
Zeichen und Lücken – Martin<br />
20.8.–10.9.<br />
Amstutz, Regula Bühler-Schlatter<br />
Galerie Müller Luzern, Haldenstr. 7, *410 7574 Eveline Rüttimann –ı 16.7.<br />
Galerie Urs Meile Luzern, Rosenberghöhe 4<br />
Urs Lüthi – How to get comfortable –ı 23.7.<br />
in an uncomfortable World<br />
Miao Miao – Magic Carpet 30.7.–27.8.<br />
Harlekin Art AG, Löwengraben 14, *41 248 46 56 Henri Spaeti in der Galerie Harlekin 25.8.–1.10.<br />
Löwengalerie Luzern, Löwenplatz 6, *78 797 37 65 Cuba meets Africa 25.8.–29.9.<br />
Lukaskirche, Morgartenstrasse 16 Vera Staub –ı 30.9.<br />
marytwo, 2A Mariahilfgasse Billy Morgan 20.8.–24.9.<br />
Network of Arts, Töpferstrasse 10, *41 508 24 43 Perspectives –ı 31.7.<br />
Vögeligärtli, Frankenstrasse 12 PlakArt – Weltformat –ı 31.7.<br />
Martigny Le Manoir de la Ville de Martigny, 3, rue du Manoir Après-hier –ı 28.8.<br />
Les archives de nos utopies –ı 25.9.<br />
Tinctoria – Vanessa Udriot –ı 30.10.<br />
Melano Artrust S.A., Via Pedemonte 1, *91 649 3336 Revolutions (and uprisings) –ı 29.7.<br />
Melchnau Kunst am Schlossberg, Forum Melchnau, Feldstrasse 1 Kunst am Schlossberg <strong>2022</strong><br />
–ı 17.9.<br />
(Outdoor)<br />
Mendrisio Museo d’arte Mendrisio, Piazzetta dei Serviti 1 Davide Cascio – Chaosmos –ı 28.8.<br />
Gianfredo Camesi – Dallo Spazo<br />
–ı 28.8.<br />
al tempo<br />
Morges Alexis Forel Museum, Grand-Rue 54, *21 801 2647 Arts Visuels Vaud | Waadtländer<br />
–ı 21.8.<br />
Preis für Bildende Kunst <strong>2022</strong><br />
Moutier Musée Jurassien des Arts, Rue Centrale 4, CP 729,<br />
Niklaus Manuel Güdel – Derrière<br />
–ı 13.11.<br />
*32 493 36 77<br />
la couleur<br />
Muri AG Museum Caspar Wolf, 1. OG des Singisenflügels im Kloster Grand Tour Caspar Wolf –ı 7.8.<br />
Muri, Marktstrasse 4, *56 664 7011<br />
Singisen Forum, Marktstrasse 4, *56 664 70 11 Grand Tour Caspar Wolf –ı 7.8.<br />
Muri BE Villa Mettlen, Pourtalèsstr. 35, *31 301 4720 Kunst zum Anfassen <strong>2022</strong> 19.8.–18.9.<br />
Neuchâtel CAN Centre d’art Neuchâtel, Rue des Moulins 37,<br />
*32 724 01 60<br />
Centre Dürrenmatt, Ch. du Pertuis-du-Sault 74,<br />
*32 720 2060<br />
Musée d’art et d’histoire de Neuchâtel, Esplanade<br />
Léopold-Robert 1, *32 717 79 20<br />
Ditesheim & Maffei Fine Art, 8, rue du Château,<br />
*32 724 5700<br />
Parallels Part 2: The Commuter –<br />
Alan Bogana, Francesco Finizio,<br />
Barbezat Villetard<br />
Friedrich Dürrenmatt – Das<br />
Arsenal des Dramatikers<br />
Friedrich Dürrenmatt –<br />
Schriftsteller und Maler<br />
Du projet à l’objet<br />
Permanent – Les automates<br />
Jaquet-Droz<br />
–ı 7.8.<br />
–ı 25.9.<br />
–ı 31.12.<br />
–ı 28.8.<br />
–ı 31.12.<br />
Mouvements –ı 23.1.<br />
Jan Vičar –ı 16.7.<br />
Nidau Étage 19, Schulgasse 19 Postkarten usw. 18.8.–21.8.<br />
Nyon Château de Nyon, Place du Château, *22 316 4273 vergoldet / doré –ı 14.8.<br />
Olten Kunstmuseum Olten, Kirchgasse 8, *62 212 86 76 Put on Your Red Shoes (and Dance –ı 21.8.<br />
the Blues)!<br />
Mokka Rubin, Ringstrasse 16<br />
N° 12 – Marc Aeschbacher &<br />
–ı 3.9.<br />
Sabine Reiss<br />
Pfäffikon SZ Vögele Kultur Zentrum, Gwattstrasse 14 Der Tod, radikal normal –ı 18.9.<br />
Pontresina plattner & plattner Art Gallery, Via da la Staziun 11 Gabriela Gerber, Lukas Bardill –<br />
–ı 23.10.<br />
Waldstücke<br />
Porza Museo Villa Pia, Via Cantonale 24, *78 608 96 94 Fabiola Di Fulvio – Non ho titolo<br />
–ı 4.9.<br />
ma esisto<br />
Porrentruy Espace d’art contemporain (les halles), rue Pierre-<br />
Camille Dumond (1988) –ı 21.8.<br />
Péquignat 9, *32 420 8402<br />
Poschiavo Casa Alpina Belvedere, Casa Alpina Belvedere Simon Heusser –ı 1.10.<br />
Riggisberg — Menschen, Tiere, Götterwesen,<br />
Abegg-Stiftung. Foto: Chr. v. V.<br />
Solothurn — Christoph Abbühl,<br />
Galerie Christoph Abbühl<br />
Prilly Locus solus, rue de la Combette 8, *77 41859 44 Aloïs Godinat –ı 28.8.<br />
Rapperswil- Kunst(Zeug)Haus, Schönbodenstrasse 1<br />
Ursula Palla – Like a Garden<br />
–ı 31.7.<br />
Jona<br />
Leonardo Bürgi – Exo Terra –ı 31.7.<br />
Familiensache 21.8.–30.10.<br />
Natacha Donzé 21.8.–29.1.<br />
Acht Räume –ı 2.4.<br />
Riggisberg Abegg-Stiftung, Werner Abegg-Str. 67 Menschen, Tiere, Götterwesen – –ı 13.11.<br />
Textile Schätze aus dem<br />
Alten Peru<br />
Romanshorn Atelier Galerie Demarmels, Amriswilerstrasse 44,<br />
Ludwig Demarmels –ı 22.12.<br />
*71 463 1811<br />
S-chanf Galerie Peter Vann, Somvih 24 Textilkünst von Irma Streich-Egg 23.7.–10.9.<br />
Sachseln Museum Bruder Klaus Sachseln, Dorfstrasse 4,<br />
Hungerkünste –ı 14.8.<br />
*41 660 55 83<br />
Samstagern Froh Ussicht, Hof Blum, *44 784 2994 mist – Zauber & Nährstoff –ı 30.10.<br />
Savièse Espace d’exposition de la collection communale, Route de Silhouettes bucoliques –ı 31.7.<br />
Saint Germain 50, *273951018<br />
Schaffhausen Museum zu Allerheiligen, Klosterstr. 16 Liquid Time – Monica Ursina Jäger –ı 7.8.<br />
Varlin/Moser – Exzessiv! –ı 25.9.<br />
Mensch und Landschaft –ı 30.10.<br />
–ı 11.9.<br />
Kunstkästen Schaffhausen, Bahnhof Schaffhausen/<br />
Bahnhofstrasse, *52 625 2418<br />
Lindenforum – about me and<br />
the others<br />
Scuol-Nairs Fundaziun Nairs, PF 71, Nairs 509, *81 864 98 02 Hemauer/Keller –ı 23.10.<br />
Sigriswil Paradiesli, Feldenstr. 87, *33 251 51 55 Suter & Bult und Paul Suter –ı 28.8.<br />
Sion Lemme, 45 Rue de Lausanne Welcome Stranger –ı 24.9.<br />
Musée d’art du Valais, Place de la Majorie 15, *27 606 4690 Insights –ı 6.10.<br />
Ferme-Asile, Promenade des Pêcheurs 10 Encore + De Toi –ı 1.9.<br />
–ı 31.7.<br />
Solothurn Kunstmuseum Solothurn, Werkhofstrasse 30,<br />
*32 626 93 80<br />
Galerie Christoph Abbühl, Schaalgasse 9/1. Stock,<br />
*79 682 03 28<br />
Fokus Sammlung – Le Crocrodrome<br />
est mort, vive le Crocrodrome<br />
Balance – 1970–1990: Kunst,<br />
–ı 31.7.<br />
Gesellschaft, Umwelt<br />
Fokus Sammlung – Hémisphère –ı 16.10.<br />
Die Sammlung Gerhard Saner 21.8.–30.10.<br />
Fokus Sammlung – Dieter Roth 21.8.–30.10.<br />
Christoph Abbühl – Arbeiten 20.8.–24.9.<br />
auf Papier<br />
Galerie Löiegruebe, Löwengasse 10 Gregor Lanz 20.8.–10.9.<br />
Haus der Kunst St. Josef, Baselstr. 27, *32 621 0980<br />
Arpeggio – On Tour: Reto Emch,<br />
–ı 23.7.<br />
Anet Fröhlicher<br />
Kunstforum Solothurn, Schaalgasse 9, *79 717 67 09 Akio Takamori 20.8.–24.9.<br />
Künstlerhaus S11, Schmiedengasse 11 Elf akustische Portraits –ı 31.7.<br />
11erlei 12.8.–4.9.<br />
Spiez Schloss Spiez, Schlossstrasse 16, *33 654 1506 Otto Tschumi – Surreale Welten –ı 16.10.<br />
156 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2022</strong> AGENDA // SCHWEIZ 157
Solothurn — Akio Takamori,<br />
Kunstforum<br />
Stans — Barbara Wälchli Keller,<br />
Galerie Stand<br />
Uster — Pamela Rosenkranz, Bechtler<br />
Stiftung<br />
Wädenswil — Katharina Lütscher,<br />
Kunsthalle 8000<br />
St. Gallen Kunst Halle Sankt Gallen, Davidstrasse 40 Upstream – Ari Marcopoulos –ı 7.8.<br />
Kunstmuseum St. Gallen, Museumstrasse 32 Birgit Werres –ı 7.8.<br />
St. Andreas Slominski –ı 28.8.<br />
Manon de Boer –ı 9.10.<br />
Sammlung –ı 31.12.<br />
Perfect Love –ı 14.5.<br />
Kunstmuseum St. Gallen – Lokremise, Grünbergstr. 7, Birgit Werres –ı 7.8.<br />
*76 325 8251<br />
Textilmuseum, Vadianstr. 1 Sudō Reiko – Making Nuno –ı 18.9.<br />
Die Klause, Mühlenstrasse 17 Stefan Rohner –ı 24.7.<br />
Lika Nüssli 16.7.–21.8.<br />
Asi Föcker 30.7.–4.9.<br />
Hiltibold, Stützmauer an der Magnihalde / Goliathgasse 15 Josef Felix Müller, Genevieve<br />
–ı 9.8.<br />
Leong<br />
Pablo Walser, Claudia S. Bühler –ı 30.8.<br />
St. Moritz Galerie Andrea Caratsch, Via Serlas 12, *81 734 0000 Accrochage – Künstler der Galerie –ı 15.7.<br />
Dokoupil – Corporations &<br />
18.7.–3.9.<br />
Products<br />
Luca Pancrazzi – Volare Nuvolare 18.7.–3.9.<br />
Hauser & Wirth St. Moritz, Via Serlas 22, *44 446 80 50 Zhang Enli – Looking Outwards –ı 10.9.<br />
Stampa Museo Ciäsa Granda, Strada Cantonale 102, *81 822 1716 <strong>August</strong>o Giacometti –ı 20.10.<br />
Alberto Giacometti, Paris sans fin –ı 20.10.<br />
Stans Nidwaldner Museum Salzmagazin, Stansstaderstr. 23,<br />
*618 7514<br />
Nidwaldner Museum Winkelriedhaus, Engelbergstr. 54A,<br />
*41 618 73 40<br />
Mutig, Trotzig, Selbstbestimmt<br />
Nidwalden – Objekte erzählen die<br />
Geschichten eines Kantons<br />
Hemauer/Keller – Über den<br />
menschgemachten Himmel<br />
–ı 29.1.<br />
–ı 29.1.<br />
Sommer im Museum 24.8.–11.9.<br />
Nachhall und Witterung –ı 30.10.<br />
Häuser für eine Minderheit – die 24.8.–30.10.<br />
Reformierte Kirche in Nidwalden<br />
Liselotte Moser –<br />
24.8.–30.10.<br />
Künstlerinnenleben zwischen<br />
Luzern, Detroit und Stans<br />
Von Blättler Dädi bis Hans von<br />
–ı 30.10.<br />
Matt – Frey-Näpflin-Stiftung<br />
Galerie Stans, Dorfplatz 11 Mond mit Federn –ı 24.7.<br />
Steffisburg Kunsthaus Steffisburg, Dorfplatz / Schulgässli 15 Archaeological Exravaganza –ı 27.8.<br />
Steinmaur/<br />
Sünikon<br />
Ateliers und Skulpturenpark, Park Aller Voraussicht nach ... –ı 30.10.<br />
Strada im<br />
Engadin<br />
Buchdruck- und Kulturmuseum, Stradun, *81 866 3224<br />
Gänsekiel, Gutenberg,<br />
Gruppenchat<br />
–ı 7.8.<br />
–ı 29.10.<br />
Sursee Museum Sankturbanhof, Theaterstr. 9, *41 922 24 00 Die Badi –ı 2.10.<br />
Im Kabinett – Fabienne Immoos –ı 2.10.<br />
Susch Muzeum Susch, Surpunt 78, *81 861 03 03 Heidi Bucher – Metamorphoses II 16.7.–4.12.<br />
Teufen Zeughaus Teufen, Zeughausplatz 1, *71 335 8030 Florilegium Teufen (Blütenlese) –ı 11.9.<br />
Zahnträger Wettbewerb –ı 25.9.<br />
Thalwil ThalwilerHofKunst, Artbox Perron 4 + 6, Bahnhof Thalwil, ArtBox107 – Ansichtskaten –ı 22.8.<br />
*44 720 78 56<br />
Thun Kunstmuseum Thun, Hofstettenstrasse 14, *33 225 84 20 Lorna Simpson –ı 14.8.<br />
–ı 27.11.<br />
Unterseen<br />
Thun-Panorama, Hofstettenstrasse 14, Schadaupark,<br />
*33 223 2462<br />
Sonderausstellung – Ticket zur<br />
fremden Welt<br />
Marquard Wochers Panorama –ı 27.11.<br />
Atelier & Kunstgalerie Hodler, Frutigenstrasse 46 A Sommer <strong>2022</strong> –ı 20.8.<br />
Kunstraum Satellit Thun, Scheibenstrasse 2 Rahel Scheurer –ı 18.8.<br />
Kunstsammlung Unterseen, Dachstock Stadthaus, Untere<br />
Gasse 2, *33 826 64 64<br />
Ursula Diem, Malerei – Jürg C.<br />
Bächtold, Skulpturen<br />
20.8.–11.9.<br />
Uster Bechtler Stiftung, Weiherweg 1 All Chemie – Sigmar Polke und<br />
–ı 18.9.<br />
Pamela Rosenkranz<br />
Walter de Maria – The 2000<br />
–ı 31.12.<br />
Sculpture<br />
Pipilotti Rist – I couldn’t agree with –ı 31.12.<br />
you more<br />
akku künstleratelier uster, Zeughausareal<br />
Von Blau zu Rot – von alten zu<br />
–ı 25.8.<br />
neuen Industrien am Aabach<br />
Dimitrina Sevova – Preisträgerin<br />
–ı 5.6.<br />
des Akku-Atelierstipendiums<br />
2021/<strong>2022</strong><br />
foryouandyourcustomers, Standort Uster, Bankstrasse 1 Hans Thomann –ı 30.9.<br />
Versam Safiental Tourismus, Safiental Tourismus/Haus Signina, Art Safiental <strong>2022</strong> –ı 23.10.<br />
Hauptstrasse 35, *81 630 60 16<br />
Vevey Musée Jenisch Vevey, 2, avenue de la Gare, *21 925 35 20 Art cruel –ı 31.7.<br />
Kokoschka – Grand voyageur –ı 31.7.<br />
Pietro Sarto – Chemins détournés –ı 31.7.<br />
Vicosoprano Biennale Bregaglia <strong>2022</strong>, Cad Martin Biennale Bregaglia <strong>2022</strong> –ı 24.9.<br />
Visp Galerie zur Schützenlaube, Ecke Schützenhausgasse / Adrian Fux 20.8.–11.9.<br />
Stapfengasse, *792788994<br />
Wädenswil Kunsthalle 8000, Zugerstrasse 180 The Punishment Of Luxury –<br />
–ı 3.9.<br />
R. Gysin, E. Hiltbrunner, S. Jaeggi<br />
u.a.<br />
Waldenburg Biennale ‹Ville des Arts› Waldenburg / BL, Zentrum Biennale <strong>2022</strong> in Waldenburg –<br />
–ı 22.10.<br />
Ville des Arts<br />
Walenstadt museumbickel, Zettlereistrasse 9, *81 710 27 77 Karl Bickel – Sommerausstellung 29.7.–11.9.<br />
Warth<br />
Kunstmuseum Thurgau / Ittinger Museum, Kartause<br />
Ittingen, *58 345 1060<br />
Gelobt, gepriesen und vergessen<br />
–ı 18.9.<br />
Josef Hofer –ı 18.12.<br />
Claudio Hils –ı 18.4.<br />
158 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2022</strong> AGENDA // SCHWEIZ 159
Wettingen Galerie im Gluri Suter Huus, Bifangstrasse 1, *56 426 2969 Michael Günzburger,<br />
14.8.–25.9.<br />
Kilian Rüthemann<br />
Winterthur Fotostiftung Schweiz, Grüzenstrasse 45, *52 234 1030 Georg Aerni – Silent Transition –ı 16.10.<br />
Fotomuseum Winterthur, Grüzenstrasse 44 + 45<br />
Wahlfamilie – Zusammen weniger –ı 16.10.<br />
allein<br />
Gewerbemuseum Winterthur, Kirchplatz 14, *52 267 51 36 Bilderbücher – illustriert &<br />
inszeniert<br />
–ı 23.10.<br />
Yverdon-les-<br />
Bains<br />
Kunst Museum Winterthur | Beim Stadthaus,<br />
Museumstrasse 52, *52 267 51 62<br />
Kunst Museum Winterthur | Reinhart am Stadtgarten,<br />
Stadthausstr. 6, *52 267 5172<br />
Welt aus den Fugen<br />
Gerry Schum<br />
–ı 14.8.<br />
–ı 11.9.<br />
Italia<br />
–ı 11.9.<br />
Nord – Süd –ı 11.9.<br />
Di passaggio –ı 12.2.<br />
Kunsthalle Winterthur, Marktgasse 25, *52 267 5132 Wet Mechanics of Seeing –<br />
–ı 24.7.<br />
Su Yu Hsin<br />
AXA Superblock Winterthur, Pionierstrasse 3 Nici Jost –ı 14.11.<br />
Kulturort Weiertal, Rumstalstr. 55, *52 222 70 32 Aussenseiterinnen – Aussenseiter –ı 4.9.<br />
vonWegen –ı 4.9.<br />
oxyd – Kunsträume, Untere Vogelsangstrasse 4 Zones of Potential Encounters –ı 17.7.<br />
Geschichten aus dem Hain 19.8.–2.10.<br />
Coalmine Forum für Dokumentarfotografie, Turnerstr. 1 Thi My Lien Nguyen –ı 24.7.<br />
kunstkasten, Katharina-Sulzer-Platz huber.huber –ı 29.7.<br />
Centre d’art contemporain Yverdon-les-Bains, Place Genêt Mayor –ı 31.7.<br />
Pestalozzi, *24 423 63 80<br />
Zofingen Kunsthaus Zofingen, Gen. Guisan-Str. 12, *62 751 4829 Schaufensterausstellung Look@<br />
–ı 12.8.<br />
JKON<br />
Zug Kunsthaus Zug, Dorfstrasse 27 Alles und Nichts –ı 24.7.<br />
Richard Gerstl – Inspiration – 14.8.–4.12.<br />
Vermächtnis<br />
Galerie Carla Renggli, Ober-Altstadt 8 Franziska Zumbach –ı 16.7.<br />
Galerie Urs Reichlin AG, Baarerstrasse 133 Jwan Luginbühl – Isch scho Guet! –ı 20.8.<br />
Lakeside Gallery, Artherstrasse 3, *41 710 46 47<br />
Symbiosen – Grönquist &<br />
24.8.–8.10.<br />
Grönquist<br />
Zürich Atelier Hermann Haller, Höschgasse 8a, *44 383 4247 Abstrakt gedacht –ı 2.10.<br />
Cabaret Voltaire, Spiegelgasse 1, *43 268 08 44 Office ektor garcia – nudos de tiempo –ı 25.9.<br />
Ilaria Vinci – Phoenix Philosophy<br />
–ı 9.7.<br />
Café<br />
Graphische Sammlung ETH, Rämistrasse 101, *44 632 4046 Linien aus Ostasien 17.8.–13.11.<br />
Helmhaus, Limmatquai 31, *44 415 56 77<br />
Kunststipendien der Stadt Zürich 16.7.–4.9.<br />
<strong>2022</strong><br />
Kunsthalle Zürich, Limmatstr. 270 Liz Larner –ı 18.9.<br />
Kunsthaus Zürich, Heimplatz Take Care – Kunst und Medizin –ı 17.7.<br />
Rudolf Koller –ı 14.8.<br />
Federico Fellini –ı 4.9.<br />
Landesmuseum Zürich, Museumstrasse 2, *44 218 65 11 Im Wald – Eine Kulturgeschichte –ı 17.7.<br />
Räder, Rennen, Ruhm 15.7.–16.10.<br />
Anne Frank und die Schweiz –ı 6.11.<br />
Prunkvolle Schlitten 22.7.–2.4.<br />
Einfach Zürich –ı 31.1.<br />
Geschichte Schweiz –ı 31.12.<br />
Die Sammlung –ı 31.12.<br />
Archäologie Schweiz –ı 1.1.<br />
Migros Museum für Gegenwartskunst, Limmatstrasse 270 Basel Abbas & Ruanne Abou-Rahme –ı 11.9.<br />
Aus den Fugen – Momente der<br />
–ı 11.9.<br />
Störung<br />
Musée Visionnaire, Predigerplatz 10, *44 251 6657<br />
Neverending Stories – Mario<br />
–ı 7.8.<br />
Cassisa, Lea Oetken<br />
Museum für Gestaltung, Ausstellungsstr. 60 Textiler Garten –ı 30.10.<br />
Museum für Gestaltung – Schaudepot,<br />
Pfingstweidstrasse 96<br />
Atelier Zanolli – Stoffe, Mode,<br />
Kunsthandwerk, 1905–1939<br />
Collectomania – Universen des<br />
Sammelns<br />
Museum Haus Konstruktiv, Selnaustrasse 25 Elisabeth Wild –ı 11.9.<br />
Jose Dávila –ı 11.9.<br />
Neues aus der Sammlung –ı 11.9.<br />
Museum Rietberg, Gablerstrasse 15 Hingabe und Sehnsucht –ı 30.10.<br />
Wege der Kunst –ı 25.6.<br />
Museum Strauhof, <strong>August</strong>inergasse 9 litafrika – Poesien eines Kontinents –ı 4.9.<br />
Denn wenn Chloe Olivia mag … –ı 4.9.<br />
Pavillon le Corbusier, Höschgasse Architekturikonen neu gesehen –ı 27.11.<br />
Stiftung BINZ39, Sihlquai 133<br />
Wäre ich Feuer, würde ich die Welt –ı 13.8.<br />
wegbrennen<br />
Stiftung Kunstsammlung Albert und Melanie Rüegg,<br />
Rämistrasse 30<br />
Marion Richter –ı 16.7.<br />
Tichy Ocean Foundation – Prague & Zurich, 9<br />
Lessingstrasse, *44 250 43 63<br />
Wo der gelbe Fleck ist und das<br />
Scheitelhaar liegt, da tut es weh<br />
–ı 4.9.<br />
–ı 8.1.<br />
–ı 21.8.<br />
A1 M.O.V.E., Bändliweg 20, *43 311 7010 Monika Amrein –ı 12.9.<br />
Andres Thalmann Zürich, Talstrasse 66, *44 210 2002 Mirrors and Light – Ian Davenport –ı 16.7.<br />
Annemarie Verna Galerie, Neptunstrasse 42, *44 262 3820 Artists of the Gallery –ı 17.8.<br />
ARS 28, Weinberstrasse 17, *78 981 27 72<br />
Marta Veinberga, Nic Hess, Carlos –ı 27.8.<br />
Kusnir, Peter Radelfinger<br />
Art Dock, Hohlstr. 258, *43 322 0790 Hannes R. Bossert – Eine Übersicht –ı 31.7.<br />
Baur au Lac Park, Talstr. 1, *44 220 5010 Art in the Park <strong>2022</strong> – Camille Henrot –ı 17.7.<br />
Beletage Art Space, Utoquai 41, c/o Dr. Rai Winata Olga Titus – Peristiwa Ringan –ı 19.8.<br />
Blue Velvet Projects, Rämistrasse 3, *62 918 10 80 Adam Cruces –ı 3.9.<br />
Chryssa Vardea Mavromichali –ı 3.9.<br />
Christophe Guye Galerie, Dufourstrasse 31, *44 252 0111 John Yuyi –ı 27.8.<br />
Dienstgebäude Art Space, Töpferstrasse 26, *79 211 7112 Tashi Brauen – Tomorrow –ı 16.7.<br />
Edition VFO, Verena-Conzett-Str. 7 Rebuilding Connections –ı 1.10.<br />
Fabian & Claude Walter Galerie, Rämistrasse 18,<br />
*44 440 40 18<br />
Hanna Roeckle – Zwei Skulpturen<br />
im Park der Galerie<br />
–ı 16.7.<br />
Luzia Simons – Vert Perpetuel –ı 16.7.<br />
Fabian Lang, Obere Zäune 12, *44 223 54 33 Isabelle Young – In Camera –ı 30.7.<br />
Galerie & Edition Stephan Witschi, Zwinglistr. 12 (Hof) Home is where the chandelier<br />
–ı 16.7.<br />
hangs – Zena Assi<br />
Galerie Agénor, 20 Bleicherweg, *44 500 66 40 China in the eyes of Astrid Krehan –ı 18.7.<br />
Galerie am Lindenhof, Pfalzgasse 3<br />
Dichotomie — Pedro Blas,<br />
–ı 25.7.<br />
Hony Torres<br />
The touch of Zürich – Ein Hauch der 26.7.–1.8.<br />
Stadt Zürich<br />
Faris Alsaadi 2.8.–8.8.<br />
mensch tanz 17.8.–21.8.<br />
Begehungen – Peter Frick 23.8.–5.9.<br />
Galerie Bernhard, Waldmannstrasse 8, 2 e Stock,<br />
Darrel Ellis –ı 29.7.<br />
*44 818 6843<br />
Galerie Eva Presenhuber, Maag Areal, Zahnradstr. 21, Peter Fischli & David Weiss –ı 30.7.<br />
*43 444 7050<br />
Galerie Eva Presenhuber, Waldmannstrasse 6 Earthing –ı 30.7.<br />
Galerie Francesca Pia, Limmatstrasse 268<br />
Alvin Baltrop, Wade Guyton,<br />
Heimo Zobernig<br />
–ı 23.7.<br />
Galerie Gmurzynska Paradeplatz, Paradeplatz 2,<br />
*44 226 7070<br />
Galerie Gmurzynska Talstrasse, Talstrasse 37,<br />
*44 226 7070<br />
La Main de Picasso, Roberto<br />
–ı 31.8.<br />
Matta – Les Témoins de l’Univers<br />
Roberto Matta –ı 31.8.<br />
Galerie Haas Zürich, Talstrasse 62a Sandra Vásquez de la Horra –ı 22.7.<br />
160 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2022</strong> AGENDA // SCHWEIZ 161
Zürich — Corina Staubli, Jedlitschka<br />
Gallery<br />
Zürich — Anya Kielar, Livie Fine Art<br />
Galerie Kogan Amaro (Rämistrasse), Rämistrasse 35, Made in Brazil – Mundano –ı 22.10.<br />
*44 422 5050<br />
Galerie La Ligne, Heinrichstr. 237, *43 205 28 29 Vera Molnar – Lignes de fuites rouges –ı 30.7.<br />
Galerie Lange + Pult Zürich, Rämistrasse 27, *44 212 2000 Ben Vautier –ı 20.8.<br />
Galerie Mark Müller, Hafnerstrasse 44 Joseph Marioni: liquid light –<br />
–ı 23.7.<br />
portraits of color<br />
it is, it isn’t –ı 23.7.<br />
Galerie Philippzollinger, Schlossgasse 5 Paul Fägerskiöld – Longue Durée –ı 23.7.<br />
Bea Orlandi, Arnaud Wohlhauser –ı 30.1.<br />
Galerie Rosenberg, Dufourstrasse 169, *44 311 79 52 Kunsttreff Galerie Rosenberg –<br />
–ı 29.7.<br />
Freitags 12–19 Uhr<br />
Galerie Rumbler, Kirchgasse 50, *44 260 44 00 New Horizons –ı 10.8.<br />
Galerie Ziegler SA, Rämistrasse 34, *44 251 2322 XXs und Partner –ı 1.10.<br />
XXs minus Partner –ı 1.10.<br />
Gregor Staiger, Limmatstr. 268, *78 759 3949<br />
Raphaela Vogel – My Appropriation –ı 23.7.<br />
of Her Holy Hollowness<br />
Hauser & Wirth Bahnhofstrasse 1, Bahnhofstrasse 1 Facing Infinity – Pablo Picasso and –ı 27.8.<br />
Alberto Giacometti<br />
Hauser & Wirth Zürich, Limmatstr. 270 Jack Whitten –ı 20.8.<br />
Frank Bowling – Penumbral Light –ı 20.8.<br />
Jedlitschka Gallery, Seefeldstr. 52, *44 252 3530 10. Skulpturgarten –ı 31.10.<br />
Karma International Zürich (70), Weststrasse 70 Meret Oppenheim –ı 16.7.<br />
Karma International Zürich (75), Weststrasse 75,<br />
Ida Ekblad –ı 16.7.<br />
*76 327 2278<br />
Kunstraum Limbo, 63 Neugasse, Kino Riffraff/Foyer 3+4 Laura Ferrara –ı 31.7.<br />
Last Tango, Sihlquai 274 Under My Skin –ı 16.7.<br />
Livie Fine Art, Claridenstrasse 34 Pastel House – Anya Kielar<br />
–ı 3.9.<br />
Johannes, Johannes VanDerBeek<br />
Lullin + Ferrari, Limmatstrasse 214, *43 205 2607<br />
Benedikte Bjerre– Who Delivers<br />
–ı 16.7.<br />
Klodin Erb – Liquid Sense<br />
Mai 36 Galerie, Rämistrasse 37 Lawrence Weiner –ı 13.8.<br />
Markus Saile –ı 13.8.<br />
Magnus Plessen –ı 13.8.<br />
nano – Raum für Kunst, Röschibachstr. 57, *79 785 22 29 Rachel Bühlmann, Sadhyo<br />
–ı 19.8.<br />
Niederberger, Lea Pelosi<br />
Nicola von Senger AG, Limmatstr. 275 Miroslav Tichy – 69 works –ı 16.7.<br />
Peter Kilchmann, Zahnradstr. 21 Teresa Margolles –ı 23.7.<br />
Peter Kilchmann (Rämistrasse), 33 Rämistrasse,<br />
Raffi Kalenderian –ı 29.7.<br />
*44 278 10 12<br />
sam scherrer contemporary, Kleinstr. 16, *44 260 4433 Werner Casty – Im Grafit –ı 16.7.<br />
–ı 8.9.<br />
Schaufenstergalerie Stampfenbachstrasse,<br />
Stampfenbachstrasse 31<br />
Ausstellung zur<br />
125-jährigen Geschichte der<br />
Künstlervereinigung Zürich<br />
Zürich/<br />
Schlieren<br />
suns.works, 249 Zollikerstrasse Salon Solaire –ı 31.7.<br />
Tableau Zürich, Stadelhoferstr. 28/Hof Stadelhofer<br />
Peter Hauser – Tastes great<br />
–ı 30.9.<br />
Passage<br />
feels good<br />
Tobias Mueller Modern Art AG, Waldmannstr. 8,<br />
Alighiero Boetti – Works on paper –ı 24.9.<br />
*44 272 5000<br />
Verein Josua Boesch, 10 Neeserweg Wort und Metall-Ikonen –ı 31.12.<br />
Visarte Zürich, Schoffelgasse 10, *44 252 4161<br />
Alexandra Carambellas – Ein Stück –ı 16.7.<br />
Heimat<br />
WBB Gallery, Trittligasse, *79 388 73 09 Mixtura2 –ı 17.12.<br />
We Are AIA I Awareness in art, Löwenbräukunst,<br />
Limmatstrasse 268<br />
Back to the Roots – Decolonize<br />
Nature<br />
–ı 25.9.<br />
Weiss Falk Zurich, Sonneggstrasse 82 KP Brehmer –ı 23.7.<br />
Windhager von Kaenel, Aemtlerstrasse 74 Earthbound –ı 30.7.<br />
Window of Fame, Weststr. 136, *79 674 08 87<br />
Freiheit Spricht – Riccarda Naef,<br />
Andrea Grieder<br />
–ı 21.7.<br />
Kunsthalle Schlieren, Gaswerkstr. 15, *79 485 1485<br />
New Normal – Bilder aus der<br />
–ı 24.7.<br />
Zeitenwende<br />
Zuoz Monica De Cardenas Zuoz, Chesa Albertini, Aguel 41,<br />
*81 868 80 81<br />
Belgien *0032<br />
Gianluca Di Pasquale<br />
–ı 23.7.<br />
Natur<br />
–ı7.8.<br />
Alex Katz, Stephan Balkenhol –ı 23.7.<br />
Christine Streuli 30.7.–3.9.<br />
Brüssel Bozar-Expo, Rue Ravenstein 23, *2 507 8200 Els Dietvorst – This is what you<br />
–ı 21.7.<br />
came for<br />
Wiels, Av. Van Volxemlaan 354, *2 347 3050 Lucy Raven – Another Dull Day –ı 14.8.<br />
Gent<br />
Hornu<br />
Dänemark *0045<br />
Centrale for contemporary art Bruxelles, Place sainte<br />
catherine, 44, *279 6435<br />
S.M.A.K. – Stedelijk Museum voor Actuele Kunst, jan<br />
hoetplein, 1, *9 323 60 01<br />
Musées des arts contemporains Hornu, 82, rue Sainte-<br />
Louise<br />
Els Dietvorst – This is what you<br />
–ı 18.9.<br />
came for<br />
Splendid Isolation<br />
–ı 18.9.<br />
Lydia Ourahmane – Barzakh –ı 18.9.<br />
N. Dash – earth –ı 6.11.<br />
Marcel Broodthaers –ı 31.12.<br />
Aline Bouvy – Cruising Bye –ı 18.9.<br />
Humlebæk Louisiana Museum of Modern Art, Gl. Strandvej 13 Alex Da Corte –ı 8.1.<br />
Deutschland *0049<br />
Albstadt Kunstmuseum der Stadt Albstadt, Kirchengraben 11 Familienband – Otto Dix:<br />
–ı 11.9.<br />
Generationen<br />
Alkersum Museum Kunst der Westküste, Hauptstr. 7 Provenienzgeschichten –<br />
–ı 19.3.<br />
Max Liebermann im Fokus<br />
Arnsberg Kunstverein Arnsberg, Königstrasse 24 Malte Bartsch 15.7.–11.9.<br />
Augsburg Galerie Noah, Beim Glaspalast 1 Anselm Reyle & Meisterschüler –ı 18.9.<br />
Backnang Galerie der Stadt, Petrus-Jacobi-Weg 1 Backnanger Künstlergruppe –<br />
–ı 14.8.<br />
Plakate der Galerie<br />
Bad<br />
Panorama Museum, Am Schlachtberg 9 Hans-Peter Müller –ı 16.10.<br />
Frankenhausen<br />
Bad Honnef Insel Grafenwerth, Grafenwerth Umweltskulpturenpark Insel<br />
Grafenwerth<br />
–ı 31.10.<br />
–ı 28.8.<br />
Bayreuth Ausstellungshalle Neues Rathaus, Luitpoldplatz 13,<br />
*921 764 5310<br />
Kunstmuseum Bayreuth, Maximilianstrasse 33,<br />
*921 764 5312<br />
Ganz großes Theater – Plakate<br />
von Frieder Grindler<br />
20 Jahre Prof. Dr. Klaus Dettmann<br />
Kunststiftung<br />
–ı 16.10.<br />
Bedburg-Hau Museum Schloss Moyland, Am Schloss 4 Joseph Beuys und die Schamanen –ı 29.8.<br />
162 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2022</strong> AGENDA // SCHWEIZ / BELGIEN / DÄNEMARK / DEUTSCHLAND 163
Bergisch<br />
Gladbach<br />
Kunstmuseum Villa Zanders, Konrad-Adenauer-Platz 8,<br />
*2202 142 334<br />
Inge Schmidt – an der Wand und vor<br />
und neben<br />
Katharina Hinsberg – Linien<br />
im Raum<br />
Berlin Akademie der Künste, Hanseatenweg 10 12. Berlin Biennale für<br />
zeitgenössische Kunst<br />
Alexander und Renata Camaro Stiftung, Potsdamer<br />
Straße 98A<br />
Alfred Ehrhardt Stiftung, <strong>August</strong>strasse 75, *30 2009 5333<br />
Ein Verhältnis mit Kunst –<br />
Alexander und Renata Camaro<br />
Herta Müller – Pfadlose Wege,<br />
Malerei, Zeichnung, Fotografie<br />
–ı 25.7.<br />
–ı 7.8.<br />
–ı 18.9.<br />
–ı 15.9.<br />
–ı 17.7.<br />
naturstrukturabstrakt 23.7.–11.9.<br />
Berlinische Galerie, Alte Jakobstr. 124–128 Nina Canell –ı 22.8.<br />
Sibylle Bergmann –ı 10.10.<br />
Bode-Museum, Am Kupfergraben 1, *30 2664 24242 Think Big! –ı 31.10.<br />
Hand Große Kunst –<br />
–ı 6.1.<br />
Medaillenkunst in Deutschland<br />
2007 bis heute<br />
Deutsches Historisches Museum Berlin, Unter den Linden 2 Karl Marx und der Kapitalismus –ı 21.8.<br />
Herlinde Koelbl – Angela Merkel<br />
–ı 4.9.<br />
Portraits 1991–2021<br />
Richard Wagner und das deutsche –ı 11.9.<br />
Gefühl<br />
Gropius-Bau, Niederkirchnerstr. 7<br />
Dayanita Singh – Dancing with<br />
–ı 7.8.<br />
my Camera<br />
Takeover –ı 14.8.<br />
Louise Bourgeois – The Woven 22.7.–23.10.<br />
Child<br />
Hamburger Bahnhof, Invalidenstr. 50–51, *30 397 8340 Under Construction –ı 9.10.<br />
Balance –ı 9.10.<br />
Haus am Waldsee, Argentinische Allee 30 Thomas Florschuetz –ı 28.8.<br />
James-Simon-Galerie, Bodestraße Schliemanns Welten –ı 6.11.<br />
Jüdisches Museum Berlin, Lindenstr. 9–14<br />
Wir träumten von nichts<br />
–ı 11.9.<br />
als Aufklärung<br />
KINDL – Zentrum für zeitgenössische Kunst,<br />
Michaela Melián – Red Threads –ı 24.7.<br />
Am Sudhaus 3, *30 8 3215 9120<br />
Kulturforum Berlin, Matthäikirchplatz #holzschnitt – 1400 bis heute –ı 11.9.<br />
Barbara Kruger – Bitte lachen /<br />
–ı 28.8.<br />
Please cry<br />
Museum Europäischer Kulturen, Arnimallee 25<br />
Splitter des Lebens – Ein Ukraine- –ı 15.1.<br />
Tagebuch<br />
Museum für Fotografie Berlin, Jebensstr. 2<br />
Bild und Raum – Candida Höfer im –ı 28.8.<br />
Dialog mit der Sammlung<br />
Museum für Fotografie –<br />
–ı 19.11.<br />
Hollywood<br />
Neue Nationalgalerie, Potsdamer Str. 50, *30 266 2655 Barbara Kruger –ı 28.8.<br />
Sascha Wiederhold –ı 8.1.<br />
PalaisPopulaire by Deutsche Bank, Unter den Linden 5 Opera Opera – Allegro ma<br />
–ı 22.8.<br />
non troppo<br />
Schinkel Pavillon, Oberwallstr. 1, *30 2088 6444 Between A Figure and A Letter –<br />
Pope.L<br />
–ı 31.7.<br />
Berlin Biennale für zeitgenössische Kunst,<br />
<strong>August</strong>strasse 69<br />
12. Berlin Biennale für<br />
zeitgenössische Kunst<br />
–ı 18.9.<br />
Buchmann Galerie Berlin, Charlottenstr. 13 Wolfgang Laib –ı 30.7.<br />
Inselgalerie, Petersburger Straße 76A Fresh Legs –ı 2.10.<br />
Galerie Heike Arndt, Voigtstraße 12 Fresh Legs –ı 2.10.<br />
Galerie im Körnerpark, Schierker Straße 8 Anonyme Zeichner <strong>2022</strong> –ı 24.8.<br />
Galerie Judin, Potsdamer Str. 83 (Hof), *30 3940 4840 Ian Davis –ı 27.8.<br />
Galerie oqbo, Brunnenstr. 63, *157 7536 6352<br />
Galerie Poll, Gipsstr. 3 / Parterre, *30 261 7091<br />
nGbK – neue Gesellschaft für bildende Kunst,<br />
Oranienstr. 25<br />
Sprüth Magers Berlin, Oranienburger Str. 18<br />
Barbara Probst, Ria Patricia Röder, –ı 30.7.<br />
Josef Sudek, Claus Goedicke<br />
Martina Altschäfer, Matthias<br />
–ı 30.7.<br />
Beckmann, Peer Boehm, Orlando<br />
The Driving Factor –ı 27.8.<br />
Bernd & Hilla Becher, LaToya Ruby<br />
Frazier, Stephen Shore<br />
Michail Pirgelis –ı 27.8.<br />
Bochum Kunstmuseum Bochum, Kortumstrasse 147 Das Raunen der Sammlung –ı 14.8.<br />
Sichtbar – die Eigene Sammlung –ı 31.12.<br />
Bremen Gesellschaft für Aktuelle Kunst, Teerhof 21 Den leeren Strand überqueren,<br />
–ı 28.8.<br />
um den Ozean zu sehen<br />
Kunsthalle Bremen, Am Wall 207 Richard Mosse –ı 31.7.<br />
Manns-Bilder – Der männliche Akt –ı 6.11.<br />
auf Papier<br />
Remix – Die Sammlung neu sehen –ı 13.11.<br />
Weserburg Museum für moderne Kunst, Teerhof 20 Skulpturale Poesie –ı 14.8.<br />
So wie wir sind 3.0 –ı 21.8.<br />
Silvia Bächli –ı 9.10.<br />
The Use of Colors – Nan Groot<br />
–ı 22.1.<br />
Antink, Fransje Killaars<br />
Darmstadt Institut Mathildenhöhe, Olbrichweg 13 A Nadira Husain –ı 2.10.<br />
Raumkunst –ı 27.7.<br />
Donaueschingen<br />
Dortmund<br />
Museum Art.Plus, Museumsweg 1<br />
Hartware MedienKunstVerein (HMKV), Leonie-Reygers-<br />
Terrasse, *231 496 6420<br />
Museum am Ostwall im Dortmunder U, Leonie-Reygers-<br />
Terrasse<br />
–ı 27.8.<br />
Durchstarten – Take off<br />
–ı 11.9.<br />
Seliger – Gerullis – Seliger –ı 9.10.<br />
House of Mirrors – Künstliche<br />
–ı 31.7.<br />
Intelligenz als Phantasma<br />
doing photography<br />
Body & Soul – Denken, Fühlen,<br />
Zähneputzen<br />
–ı 28.8.<br />
–ı 13.11.<br />
Duisburg Lehmbruck Museum, Düsseldorfer Str. 51 Janet Cardiff, George Bures Miller –ı 14.8.<br />
Museum DKM, Güntherstrasse 13–15, *203 9355 5470 Omoshirogara –ı 4.9.<br />
Schönheit und Urkräfte der Natur – –ı 25.9.<br />
Claudia Terstappen<br />
Eros in Erwartung der Ewigkeit –ı 25.9.<br />
Düsseldorf <strong>Juli</strong>a Stoschek Collection Düsseldorf, Schanzenstrasse 54 15-jährige Jubiläumsausstellung<br />
der <strong>Juli</strong>a Stoschek Collection<br />
–ı 10.12.<br />
–ı 25.9.<br />
K21 Kunstsammlung NRW, Ständehausstr. 1, *211<br />
8381204<br />
Dialoge im Wandel – Fotografie aus<br />
The Walther Collection<br />
Kunsthalle Düsseldorf, Grabbeplatz 4 City Limits –ı 14.8.<br />
Conrad Schnitzler –ı 14.8.<br />
Kunstpalast, Ehrenhof 4–5, *211 566 42 100 Landsberg-Preis 2021 –<br />
–ı 17.7.<br />
Alex Wissel<br />
Die grosse Kunstausstellung NRW –ı 17.7.<br />
Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Grabbeplatz 5, Lygia Pape – The Skin of All –ı 17.7.<br />
*211 8381204<br />
Galerie Ludorff, Königsallee 22 Neuerwerbungen Frühjahr <strong>2022</strong> –ı 30.7.<br />
Alex Katz – Now! –ı 10.9.<br />
Erlangen Stadtmuseum Erlangen, Martin-Luther-Platz 9 Aber Ich Lebe – Den Holocaust<br />
–ı 28.8.<br />
erinnern<br />
Essen Museum Folkwang, Museumsplatz 1, *201 884 5444 Candice Breitz – Whiteface –ı 21.8.<br />
Neue Welten – Die Entdeckung<br />
–ı 30.12.<br />
der Sammlung<br />
Expressionisten am Folkwang – 20.8.–8.1.<br />
Entdeckt – Verfemt – Gefeiert<br />
Werke aus der Sammlung Olbricht –ı 15.1.<br />
164 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2022</strong> AGENDA // DEUTSCHLAND 165
Bayreuth — Frieder Grindler,<br />
Kunstmuseum Bayreuth<br />
Esslingen/N Galerie der Stadt Esslingen, Pulverwiesen 25 How (Not) to Fit In –ı 17.7.<br />
Frankfurt/M Deutsches Architekturmuseum, Schaumainkai 43 Schön hier – Architektur auf<br />
–ı 27.11.<br />
dem Land<br />
Museum für Angewandte Kunst Frankfurt, Schaumainkai 17 Meet asian art –ı 18.9.<br />
Museum MMK für Moderne Kunst, Domstrasse 10,<br />
Zollamt MMK – Mire Lee. Look,<br />
–ı 4.9.<br />
*69 2123 0447<br />
I’m a fountain of filth raving mad<br />
with love<br />
Museum MMK – Marcel Duchamp –ı 3.10.<br />
Tower MMK – Stéphane<br />
–ı 30.10.<br />
Mandelbaum<br />
Städel Museum, Schaumainkai 63<br />
Into the New – Menschsein:<br />
–ı 17.7.<br />
Von Pollock bis Bourgeois<br />
basis, Gutleutstrasse 8–12<br />
Selbstähnlich – Cihan Cakmak &<br />
–ı 7.8.<br />
Moshtari Hilal<br />
Freiburg/B Kunstverein Freiburg, Dreisamstr. 21 Alex Ayed — Owls and Promises –ı 24.7.<br />
Friedrichshafen Zeppelin Museum, Seestrasse 22, *7541 38 010 Beziehungsstatus – Offen –ı 6.11.<br />
Göttingen Kunsthaus Göttingen, Düstere Straße 7 printing futures – art for tomorrow –ı 25.9.<br />
Halle<br />
Freiburg/B — Alex Ayed,<br />
Kunstverein. Foto: Marc Doradzillo<br />
Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale), Friedemann-<br />
Bach-Platz 5<br />
Hamburg Deichtorhallen, Deichtorstrasse 1–2 Currency – Photography<br />
beyond capture<br />
Hamburger Kunsthalle, Glockengiesserwall 5,<br />
*40 428 131 200<br />
Künstlerhaus Hamburg – Bergedorf, Möörkenweg 18 B-G,<br />
*17670732160<br />
Museum der Arbeit, Wiesendamm 3, *40 428 13 30<br />
Anna Franziska Schwarzbach<br />
–ı 28.8.<br />
Franz Marc –ı 28.8.<br />
Dieter Goltzsche –ı 28.8.<br />
–ı 18.9.<br />
Von Mischwesen<br />
–ı 31.7.<br />
Ernst Wilhelm Nay –ı 7.8.<br />
Give and Take –ı 28.8.<br />
Hans Makart –ı 31.12.<br />
Impressionismus –ı 31.12.<br />
something new, something old,<br />
–ı 18.2.<br />
something desired<br />
Atropos_soportA<br />
Hallo, Hallo – Noriko Kawakami,<br />
Farideh Jamshidi<br />
Streik – Zur Ikonografie<br />
des Protestes<br />
–ı 24.7.<br />
20.8.–4.9.<br />
–ı 15.8.<br />
Sammlung Falckenberg, Wilstorfer Strasse 71, *40 3250 6762 Charlotte March –ı 21.8.<br />
Hannover Sprengel Museum, Kurt-Schwitters-Platz Elementarteile –ı 31.12.<br />
Kunstverein Hannover, Sophienstrasse 2<br />
Christiane Möbus – seitwärts über –ı 24.7.<br />
den Nordpol<br />
Hofbieber Kunststation Kleinsassen, An der Milseburg 2 Zusammenschau –ı 28.8.<br />
–ı 21.8.<br />
Hörstel DA, Kunsthaus Kloster Gravenhorst, Klosterstrasse 10,<br />
*2551 69 4200<br />
Konstanz — Hans Sauerbruch,<br />
Städtische Wessenberg-Galerie<br />
Hidden Landscapes – Schichten<br />
des Anthropozän<br />
Ausstellung – Jugend gestaltet –ı 12.9.<br />
Kaiserslautern<br />
mpk – Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern,<br />
Museumsplatz 1, *631 364 7201<br />
Winterlicht – plants and plastics – –ı 13.3.<br />
Nils Völker<br />
Max Uhlig – Die verzeichnete Welt –ı 24.7.<br />
Hans Hofmann – Chimbote –ı 18.9.<br />
Graffiti –ı 18.9.<br />
100 Jahre APK 30.7.–25.9.<br />
Karlsruhe ZKM | Zentrum für Kunst und Medien, Lorenzstr. 19 The Artwork as a Living System –<br />
–ı 31.7.<br />
C. Sommerer, L. Mignonneau<br />
BioMedien –ı 28.8.<br />
Schlosslichtspiele 18.8.–18.9.<br />
John Sanborn – Between Order<br />
–ı 30.10.<br />
and Entropy<br />
Spatial Affairs – Worlding –ı 30.8.<br />
Badischer Kunstverein, Waldstrasse 3 Charlotte Johannesson –ı 11.9.<br />
Kassel Kunsthalle Fridericianum, Friedrichsplatz 18 documenta fifteen –ı 25.9.<br />
Hugenottenhaus, Friedrichsstr. 25 Erste Hilfe – First Aid –ı 25.9.<br />
Kiel Kunsthalle Kiel, Düsternbrooker Weg 1, *431 880 5756 Annette Kelm – Die Bücher –ı 4.9.<br />
ÜberLeben – Die Dreigroschenoper –ı 23.10.<br />
und die Kunst ihrer Zeit<br />
Wildes, Wüstes, Wunderschönes.<br />
–ı 19.2.<br />
Natur im Fokus der Sammlung<br />
Kochel am See Franz Marc Museum, Franz Marc Park 8–10, *8851 924 880 Tierschicksale – Franz Marc,<br />
–ı 17.7.<br />
Paul Klee, Gustave Flaubert<br />
Karin Kneffel – Im Bild –ı 3.10.<br />
Köln artothek – Raum für junge Kunst, Am Hof 50, *2212 2332 Moritz Krauth – docks –ı 27.8.<br />
–ı 21.7.<br />
Die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur, Im<br />
Mediapark 7<br />
Photographische Konzepte<br />
und Kostbarkeiten<br />
Kolumba, Kolumbastraße 4 In die Weite –ı 15.8.<br />
Museum Ludwig Köln, Heinrich-Böll-Platz Isamu Noguchi –ı 31.7.<br />
ZADIK | Zentralarchiv für deutsche und internationale<br />
Kunstmarktforschung, Im Mediapark 7, *221 470 89230<br />
30 years of ZADIK – Highlights<br />
and Insights<br />
–ı 24.5.<br />
Galerie Boisserée, Drususgasse 7–11 Häuser – Houses –ı 13.8.<br />
Galerie Gisela Capitain, St. Apern Strasse 26 Ximena Garrido-Lecca –ı 16.7.<br />
Konstanz Städtische Wessenberg-Galerie, Wessenbergstrasse 43 Zeit-Bilder –ı 4.9.<br />
Leipzig G2 Kunsthalle, Dittrichring 13, *341 3557 3793 Mixed Feelings – Sammlung<br />
–ı 18.9.<br />
Hildebrand<br />
Galerie für Zeitgenössische Kunst, Karl-Tauchnitz-Str. 9–11 Vom Haben und Teilen – Wem<br />
gehört die Sammlung?<br />
–ı 25.12.<br />
MdbK – Museum der bildenden Künste Leipzig,<br />
Katharinenstr. 10<br />
Tino Sehgal<br />
Unterschätzt – Künstlerinnen in<br />
Leipzig um 1900<br />
–ı 24.7.<br />
–ı 14.8.<br />
Leverkusen Museum Morsbroich, Gustav-Heinemann-Str. 80 1 Prozess, 1 Ort, 11 + 4 Räume –ı 16.9.<br />
Lindau/ Öffentlicher Raum Lindau, Stadt Lindau<br />
1. Biennale Lindau <strong>2022</strong> –ı 30.9.<br />
Bodensee Kunstmuseum Lindau, Maximilianstr. 52, *8382 27 47 47 Mythos Natur – von Monet<br />
bis Warhol<br />
–ı 3.10.<br />
Lingen Kunsthalle Lingen, Kaiserstrasse 10 a EAW – Gruppenausstellung 16.7.–4.9.<br />
Lörrach Dreiländermuseum, Baslerstr. 143, *7621 919 370 Paul Hübner – Maler und<br />
–ı 4.9.<br />
Schriftsteller<br />
Mainz Kunsthalle Mainz, Am Zollhafen 3–5 Homosphäre –ı 25.9.<br />
Mannheim Kunsthalle Mannheim, Moltkestrasse 9 Urban Nature von Rimini Protokoll –ı 16.10.<br />
(Haug/Huber/Kaegi/Wetzel)<br />
Marl Skulpturenmuseum Glaskasten, Creiler Platz 1 Christian Odzuck –ı 31.7.<br />
Memmingen MEWO Kunsthalle, Bahnhofstraße 1, *8331 850 770 Alice Morey – Conditioning Demands –ı 18.9.<br />
Tim Smith – Die Hutterer –ı 9.10.<br />
Vom Aussterben bedroht –ı 1.11.<br />
KinderKunstLabor – Blau –ı 26.2.<br />
166 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2022</strong> AGENDA // DEUTSCHLAND 167
München Alte Pinakothek, Barer Straße 27, *89 2380 5216 Die neue Kraft der Farben –<br />
–ı 24.7.<br />
Raffaelino Del Garbos<br />
Vive le Pastel! Pastellmalerei von –ı 23.10.<br />
Vivien bis La Tour<br />
Von Goya bis Manet –ı 31.12.<br />
Die Neue Sammlung – The International Design Museum, Design für Olympia –ı 3.10.<br />
Türkenstraße 15, *89 2380 5253<br />
ERES-Stiftung, Römerstrasse 15 Alter + Ego –ı 29.10.<br />
Tue Greenfort – Medusa Alga<br />
–ı 1.11.<br />
Laguna<br />
Haus der Kunst München, Prinzregentenstrasse 1 Carsten Nicolai –ı 17.7.<br />
Fujiko Nakaya –ı 31.7.<br />
Archiv Galerie 2021/<strong>2022</strong> –ı 4.8.<br />
Christine Sun Kim –ı 21.8.<br />
Dumb Type –ı 11.9.<br />
Tony Cokes –ı 23.10.<br />
Jüdisches Museum München, St.-Jakobs-Platz 16,<br />
Heidi in Israel – Eine Spurensuche –ı 16.10.<br />
*89 2339 6096<br />
Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung, Theatinerstrasse 8 Stille Rebellen –ı 7.8.<br />
Münchner Stadtmuseum, St.-Jakobs-Platz 1<br />
München 72. Olympische<br />
–ı 31.12.<br />
Spurensuche<br />
Nachts – Clubkultur in München –ı 8.1.<br />
München 72. Mode, Menschen<br />
29.7.–8.1.<br />
und Musik<br />
München 72. Forum 054 – Ina Kwon 29.7.–8.1.<br />
München/Gyeongju<br />
Museum Brandhorst, Theresienstr. 35a, *89 23805 2286 Future Bodies from a Recent Past –ı 15.1.<br />
Städt. Galerie Lenbachhaus/Kunstbau, Luisenstrasse 33/<br />
Königsplatz<br />
foryouandyourcustomers, Standort München,<br />
Liebigstraße 22<br />
Galerie der Künstler*Innen, Maximilianstrasse 42,<br />
*89 220 463<br />
Mouse on Mars<br />
Rosemary Mayer – Ways of<br />
Attaching<br />
–ı 18.9.<br />
–ı 18.9.<br />
Magdalena Abele –ı 30.11.<br />
Tacker <strong>2022</strong> – Preselection<br />
–ı 17.7.<br />
Mind≈Body≈Matter 28.7.–28.8.<br />
Gudrun Spielvogel, Maximilianstr. 45 Karin Radoy – Zwillingserwachen –ı 30.8.<br />
Kunstverein München, Galeriestrasse 4 Tony Cokes –ı 15.9.<br />
Smudajescheck Galerie, Schwindstr. 3, *173 311 0309 Wolfgang Flad, Lev Khesin –<br />
–ı 30.7.<br />
Le voyage dans la lune<br />
Münster LWL-Museum für Kunst und Kultur, Domplatz 10 Der Augenblick – Die Fotografin<br />
–ı 14.8.<br />
Annelise Kretschmer<br />
Murrhardt<br />
–ı 22.7.<br />
Ein Fenster inmitten der Welt, Heinrich von Zügel Haus,<br />
Wolkenhof 14, *79 545 87 62<br />
Videocity - ein fenster inmitten<br />
der welt<br />
Neunkirchen Städtische Galerie Neunkirchen, Marienstrasse 2 Weiß war der Schnee – Das<br />
–ı 17.7.<br />
Gletscherprojekt von Thomas Wrede<br />
Neuss Skulpturenhalle, Lindenweg/Ecke Berger Weg Bertram Jesdinsky –ı 7.8.<br />
Stiftung Insel Hombroich, Minkel 2, *2182 887 4000<br />
Zwischenraum – Sammlung<br />
–ı 24.7.<br />
als Dialog<br />
Landschaften – Chris Durham,<br />
–ı 30.10.<br />
Bernd & Hilla Becher<br />
Nürnberg Germanisches Nationalmuseum, Kartäusergasse 1,<br />
Werkstatt Mittelalter –ı 1.10.<br />
*911 133 1103<br />
Kunsthalle Nürnberg, Lorenzer Strasse 32 Geordnete Verhältnisse –ı 28.8.<br />
Neues Museum Nürnberg, Klarissenplatz<br />
Evelyn Hofer meets<br />
–ı 9.10.<br />
Richard Lindner<br />
Institut für moderne Kunst im Atelier- und Galeriehaus<br />
Defet, Gustav-Adolf-Str. 33<br />
Manfred Peckl –ı 28.8.<br />
Oldenburg Oldenburger Kunstverein, Damm 2a Lea von Wintzingerode – Notes on<br />
–ı 31.7.<br />
radical love<br />
Pforzheim Kunstverein im Reuchlinhaus, Jahnstr. 42 KEF! – Cycle of Chaos and Harmony 24.7.–4.9.<br />
In Zukunft Erinnerung –ı 22.10.<br />
Schmuckmuseum, Jahnstrasse 42 Schmuck – Sprache –ı 6.11.<br />
Remagen Arp Museum Bahnhof Rolandseck, Hans-Arp-Allee 1,<br />
*2228 942 513<br />
Unwesen und Treiben –ı 16.10.<br />
–ı 28.8.<br />
Reutlingen Kunstmuseum Reutlingen / konkret, Eberhardstraße 14,<br />
*7121 303 2322<br />
Kunstmuseum Reutlingen / Spendhaus,<br />
Spendhausstrasse 4<br />
Kunstmuseum Reutlingen / Galerie, Eberhardstr. 14,<br />
*7121 303 2322<br />
Vom Verrinnen – Zeitkonzepte<br />
der Gegenwartskunst<br />
Strawalde – Hunger nach Bildern<br />
–ı 21.8.<br />
Die Liebe ist ein Hemd aus Feuer –ı 25.9.<br />
Ins Licht – Highlights der<br />
–ı 29.1.<br />
Gemäldesammlung<br />
Çiğdem Aky –ı 23.10.<br />
Riegel kunsthalle messmer, Grossherzog-Leopold-Platz 1 Rendezvous der Illusionen –ı 23.10.<br />
Siegen Museum für Gegenwartskunst Siegen, Unteres Schloss 1,<br />
*271 405 7710<br />
Zweigeteilt – Antoni Tàpies<br />
–ı 16.10.<br />
MEINEJUDEN – Miriam Cahn –ı 23.10.<br />
Florence Jung –ı 26.2.<br />
Gemischtes Doppel –ı 26.2.<br />
Singen Kunstmuseum Singen, Ekkehardstrasse 10, *7731 85 271 Schaut her! – Toni Schneiders –ı 18.9.<br />
Stuttgart Kunstmuseum Stuttgart, Kleiner Schlossplatz 1 Tobias Rehberger –ı 28.8.<br />
Staatsgalerie Stuttgart, Konrad-Adenauer-Str. 30–32 Moved by Schlemmer –ı 9.10.<br />
Angespannte Zustände –ı 31.12.<br />
Tübingen Kunsthalle Tübingen, Philosophenweg 76 Christian Jankowski –ı 30.10.<br />
Tuttlingen Galerie der Stadt Tuttlingen, Rathausstrasse 7 Wilhelm Morat – Naturreflexion –ı 24.7.<br />
Multimediale <strong>2022</strong> – Sommer-<br />
5.8.–31.8.<br />
Kunst-Festival im Galeriehof<br />
Katharina Meister – Kunstkreis 30.7.–4.9.<br />
Tuttlingen e.V.<br />
Ulm kunsthalle weishaupt, Hans-und-Sophie-Scholl-Platz 1 Malerische Poesie –ı 9.10.<br />
Museum Ulm, Marktplatz 9 Barock in Ulm! –ı 25.9.<br />
Franco Clivio 23.7.–13.11.<br />
40 Jahre Freunde des Ulmer<br />
16.7.–20.11.<br />
Museum e.V. & Jobst Münster<br />
Otl Aicher 100 Jahre 100 Plakate –ı 8.1.<br />
Stadthaus Ulm, Münsterplatz 50, *731 161 7700<br />
Kudzu – Sabine Bungert,<br />
–ı 18.9.<br />
Stefan Dolfen<br />
Völklingen Weltkulturerbe Völklinger Hütte The World of Music Video –ı 16.10.<br />
Waiblingen Galerie Stihl Waiblingen, Weingärtner Vorstadt 12,<br />
Cover Art –ı 16.10.<br />
*7151 5001 1686<br />
Weil am Rhein Vitra Design Museum, Charles-Eames-Strasse 1,<br />
Plastik – Die Welt neu denken –ı 4.9.<br />
*7621 702 3200<br />
Weilburg<br />
–ı 31.8.<br />
fotobildlager7a + Archiv_Klaus Graubner*1938, Friedrich-<br />
Ebert-Straße 7a<br />
Reality Show 2020–2021 –<br />
Klaus Graubner<br />
Witzenhausen Baumhaushotel Robins Nest, Berlepsch 1 Via Detour – Uber Umwege –ı 25.9.<br />
Wuppertal Von der Heydt-Museum, Turmhof 8 Jankel Adler – Metamorphosen<br />
–ı 28.8.<br />
des Körpers<br />
Fokus Von der Heydt – ZERO,<br />
Pop und Minimal<br />
–ı 16.7.<br />
Skulpturenpark Waldfrieden (Cragg Foundation),<br />
Hirschstr. 12, *202 317 2989<br />
↗ www.artlog.net/kunstbulletin<br />
Wilheom Mundt – Klumpen<br />
–ı 31.7.<br />
Andreas Schmitten –ı 1.1.<br />
168 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2022</strong> AGENDA // DEUTSCHLAND 169
Frankreich *0033<br />
Altkirch CRAC Alsace, 18, rue du Château, *3 8908 8259 Jonathas de Andrade – Œil–Flamme –ı 18.9.<br />
Amilly<br />
Les Tanneries, centre d’art contemporain, 234 rue des A. Cruzvillegas, D. De Beir,<br />
–ı 28.8.<br />
Ponts<br />
G. Vappereau, L. Weinberger<br />
Angoulême Frac Poitou-Charentes, 63, Boulevard Besson Bey Paradoxales –ı 3.10.<br />
Annemasse Villa du Parc, 12, rue de Genève, *4 5038 8461 Des grains de poussière sur la mer –ı 18.9.<br />
Antibes Fondation Hans Hartung et Anna-Eva Bergman, 173<br />
Chemin du Valbosquet, *4 93 33 45 92<br />
Arles<br />
Fondation Vincent Van Gogh, 35, rue du docteur Fanton,<br />
*490 930 808<br />
Les Rencontres d’Arles, 10, rond point des Arènes<br />
Des grains de poussière sur la mer –ı 18.9.<br />
Les archives de la création –ı 30.9.<br />
Nicole Eisenman et les modernes –ı 23.10.<br />
Les Rencontres de la<br />
Photographie <strong>2022</strong><br />
–ı 25.9.<br />
Besançon FRAC Franche-Comté, Cité des arts/Passage des arts 2 Tombé du ciel – Roman Signer –ı 25.9.<br />
Bordeaux Frac Nouvelle-Aquitaine Méca, Bassins à flot N° 1 Nina Childress – Body Body –ı 20.8.<br />
Caen FRAC Basse-Normandie, 9, rue Vaubenard Hippydrome –ı 4.9.<br />
Carquefou FRAC des Pays de la Loire, La Fleuriaye Trilogie de cendres –ı 17.7.<br />
Chamarande Centre artistique et culturel, 38, rue du Commandant Devenir [un autre] animal –ı 18.9.<br />
Arnoux, *1 6082 5201<br />
Chantilly Château de Chantilly, 7 Rue du Connétable Albrecht Dürer – Renaissance<br />
–ı 2.10.<br />
et gravure<br />
Cherbourg- Le Point du Jour, 109, av. de Paris, *22 9923 Maxence Rifflet – Nos prisons –ı 2.10.<br />
Octeville<br />
Clermont- FRAC Auvergne, 6 rue du Terrail, *4 7331 8500 Charles Pollock –ı 18.9.<br />
Ferrand<br />
Delme Centre d’art contemporain Delme, 33, rue Poincaré Henrike Naumann – Westalgie –ı 2.10.<br />
Dijon Le Consortium, 37, rue de Longvic Tschabalala Self –ı 22.1.<br />
Douchy-les-<br />
Mines<br />
Dunkerque<br />
Centre Régional de la Photographie Nord pas-de-Calais,<br />
Place des Nations, *2731 3193<br />
FRAC Grand Large, 503 Av des Bancs de Flandres,<br />
*3 28 65 84 20<br />
Bi Hu Suo –ı 7.8.<br />
Nicolas Floc’h – La couleur de l’eau –ı 4.9.<br />
Delphine Reist – Vrac Multivrac –ı 30.12.<br />
Hyères CN Villa Carmignac, Île de Porquerolles, *170 02 33 26 Le rêve d’Ulysses –ı 16.10.<br />
Ile de Vassivière Centre International d’Art et du Paysage Lignes de fuite –ı 6.11.<br />
Landerneau<br />
Fonds Hélène & Edouard Leclerc, 71 Rue de la Fontaine<br />
Blanche, Rue des Capucins<br />
Françoise Pétrovitch<br />
–ı 15.1.<br />
Ernest Pignon-Ernest –ı 15.1.<br />
Lille Tripostal, Av. Willy Brandt, *3 2852 3000 Les Vivants –ı 2.10.<br />
Lyon Fondation Bullukian, 26 Place Bellecour, Lyon 2 e Oniric Landscapes –ı 16.7.<br />
L’Isle-sur-la- Villa Datris, 7, avenue des 4 Otages Toucher terre –ı 1.11.<br />
Sorgue<br />
Marseille FRAC PACA, 20, Boulevard de Dunkerque Â. Ferreira, W. Almendra,<br />
–ı 25.9.<br />
A. Weerasethakul, R. Guerreiro<br />
Musée des civilisations de l’Europe et de la Mediterranée, Abd el-Kader –ı 22.8.<br />
Espace Georges Henri Rivière, *4 9613 8090<br />
art-cade, 35 Rue de la Bibliothèque Épochè (maintenant) –ı 23.7.<br />
Triangle France, 41 Rue Jobin Jaimes –ı 16.10.<br />
Metz<br />
Centre Pompidou Metz, 1, parvis des Droits de l’Homme L’art d’apprendre –ı 29.8.<br />
CS 90490, *3 8715 3939<br />
Milly-la-fôret Le Cyclop de Jean Tinguely, Le bois des pauvres Jennifer Caubet & Thomas Teurlai –ı 6.11.<br />
Montpellier FRAC Occitanie Montpellier, 4–6, rue Rambaud Ran Zhang – Jiggly Motions /<br />
–ı 10.9.<br />
Gigues moléculaires<br />
La Panacée – Centre de Culture Contemporaine, 14, rue de La céramique, une épreuve du feu –ı 4.9.<br />
l’École de Pharmacie, *4 3488 7979<br />
MOCO, Montpellier Contemporain, Rue Yéhudi Ménuhin 130 Berlinde De Bruyckere –ı 2.10.<br />
Iconoscope, 25, rue du Faubourg du Courreau, *4 6763 0384 Elmar Trenkwalder – Merveilleux –ı 16.7.<br />
Mougins Musée de la Photographie, 67 Rue de l’Église Tom Wood – Every day is Saturday –ı 16.10.<br />
Moulis-en-<br />
Médoc<br />
Château de Chasse-Spleen Centre d’art, 32 Chemin de<br />
la Razé<br />
François Morellet –ı 30.9.<br />
Mulhouse La Kunsthalle, 16, rue de la Fonderie, *369 776 647 Exhumer le futur – Maarten<br />
–ı 30.10.<br />
Vanden Eynde<br />
Nantes HAB/Hangar à Bananes, Quai des Antilles 21, *2808 7728 Michael Beutler – plonger et puiser –ı 2.10.<br />
Le voyage à Nantes, 1/3 rue Crucy Le Voyage à Nantes 11 –ı 11.9.<br />
Nice Le 109, 89 Route de Turin Power Flower – Biennale des<br />
Arts <strong>2022</strong><br />
–ı 3.9.<br />
–ı 28.8.<br />
Musée d’Art moderne et d’Art contemporain Nice,<br />
Promenade des Arts<br />
Lucia Marcucci – Les secrets<br />
du langage<br />
Nîmes Carré d’Art, Place de la Maison Carrée, *4 66 76 35 70 Glenn Ligon –ı 20.9.<br />
Nogent-sur-<br />
Marne<br />
Maison d’Art Bernard Anthonioz, Rue Charles VII 16,<br />
*1 48 71 90 07<br />
Cellule de performance –ı 17.7.<br />
Musée Camille Claudel, 10 Rue Gustave Flaubert<br />
–ı 26.9.<br />
Nogent-sur-<br />
Seine<br />
Fabienne Verdier – Alchimie<br />
d’un vitrail<br />
Noisiel La Ferme du Buisson, Allée de la Ferme Le palais des villes imaginaires –ı 24.7.<br />
Notre-Dame de Le Shed, centre d’art contemporain de Normandie, 12 rue Gasiorowski, c’est tout –ı 17.7.<br />
Bondeville de l’Abbaye, *6 8169 1918<br />
Paris Cité des sciences et de l’industrie, 30 Avenue Corentin Cariou Grégory Chatonsky – Disnovation –ı 9.10.<br />
Cité Internationale Universitaire de Paris, 7, bd Jourdan, Le nom du monde est forêt –ı 21.7.<br />
*1 4416 1010<br />
Fondation d’entreprise Pernod Ricard, 1 cours Paul Ricard Oral texte –ı 23.7.<br />
Fondation Louis Vuitton, 8, av. du Mahatma Gandhi,<br />
La Couleur en fugue –ı 29.8.<br />
*1 4069 9600<br />
Hôpital Saint Louis, 1 Avenue Claude Vellefaux Sophie Delpeux & Marc Bauer –ı 30.11.<br />
Jeu de Paume, 1, Place de la Concorde Jean Painlevé – Les pieds dans l’eau –ı 18.9.<br />
Kadist Art Foundation, 19–21, rue des Trois Frères Xaviera Simmons – Nectar –ı 24.7.<br />
Le Plateau Paris, Angle r. des alouettes et r. carducci Eva Barto – Weak tongue –ı 24.7.<br />
Musée des Arts Décoratifs, 107, rue de Rivoli, *1 4260 3214 Shocking Chic – Les mondes<br />
–ı 22.1.<br />
surréalistes d’Elsa Schiaparelli<br />
Musée d’Art moderne de la Ville de Paris, 11, avenue du Toyen –ı 24.7.<br />
Président Wilson<br />
Palais de Tokyo, 13, av. du Président Wilson Laura Henno, Aïcha Snoussi –<br />
Prix SAM<br />
–ı 4.9.<br />
–ı 23.7.<br />
Plateau<br />
d’Hauteville<br />
Bétonsalon, 9, esplanade Pierre Vidal-Naquet,<br />
*1 4584 1756<br />
Galerie de Sèvres, 4 Place André Malraux<br />
Centre d’Art Contemporain de Lacoux, Place de<br />
l’ancienne école<br />
Tiphaine Calmettes – Soupe<br />
Primordiale<br />
Ulla von Brandenburg, Hélène<br />
–ı 22.7.<br />
Delprat, Annette Messager<br />
Sarah Ritter – L’ombre de la terre –ı 31.10.<br />
Poitiers Le Confort Moderne, 185, fbg du pont-neuf, *5 4946 0808 Chris Korda – The (Wo)man of<br />
–ı 28.8.<br />
the Future<br />
Reims<br />
Domaine Pommery, 5, Place du General Gouraud,<br />
Rêveries – Expérience Pommery 16 –ı 8.11.<br />
*3 26 61 62 58<br />
Rennes La Criée, centre d’art contemporain, pl. Honoré Commeurec Katia Kameli – Le Cantique<br />
des oiseaux<br />
–ı 28.8.<br />
Rochechouart<br />
Musée départemental d’art contemporain, Place du<br />
Château, *5503 7777<br />
Helen Mirra – du vent au vent<br />
Prinz Gholam – Mon cœur est un<br />
luth suspendu<br />
–ı 18.9.<br />
–ı 15.12.<br />
Saint-Louis Fondation Fernet-Branca, 2, rue du Ballon, *3 8969 1077 Olivier Masmonteil –ı 2.10.<br />
Saint-Louislès-Bitche<br />
Musée du cristal Saint-Louis, Rue Coetlosquet,<br />
Andrés Baron – Cling Cling Boum –ı 19.9.<br />
*8706 4004<br />
Saint-Nazaire Le Grand Café, Place des quatres z’Horloges, *2 4022 3766 Nicolas Deshayes – Chambre froide –ı 11.9.<br />
–ı 28.8.<br />
Saint-Ouenl’Aumône<br />
Saint-Priesten-Jarez<br />
L’Abbaye de Maubuisson, rue Richard de Tour,<br />
*1 3464 3610<br />
Musée d’art moderne et contemporain de Saint-Étienne<br />
Métropole (MAMC+), Rue Fernand Léger<br />
Laura Ellen Bacon – Chaque Fibre<br />
de Mon Être<br />
Thomas Ruff – Méta-Photographie<br />
Double Je –Donation Durand-<br />
Dessert & Collections MAMC<br />
–ı 28.8.<br />
–ı 18.9.<br />
Sète CRAC Occitanie, 26, quai Aspirant Herber, *4 6774 9437 Pauline Curnier Jardin –ı 8.1.<br />
170 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2022</strong> AGENDA // FRANKREICH 171
St-Paul-de-<br />
Vence<br />
Strasbourg Musée d’art moderne et contemporain Strasbourg, 1,<br />
Place Hans Jean Arp<br />
Villeneuve<br />
d’Ascq<br />
Villeurbanne<br />
Wattwiller<br />
Griechenland *0030<br />
Fondation Maeght, 623, ch. des Gardettes, *493 9332 8163 Au cœur de l’abstraction –ı 20.11.<br />
Marcelle Cahn – Auf der Suche<br />
–ı 31.7.<br />
nach Raum<br />
Stéphane Belzère –ı 27.8.<br />
LaM, 1, Allée du Musée, *3 2019 6870 Annette Messager – Comme si –ı 21.8.<br />
Institut d’art contemporain Villeurbanne, 11, rue Docteur-<br />
Dolard<br />
URDLA Centre International Estampes & Livres, 207,<br />
rue Francis-de-Pressensé<br />
Fondation François Schneider, 27 rue de la Première<br />
Armée, *3 8982 1010<br />
La Fabrique du Nous #1 / Des voix<br />
–ı 31.7.<br />
traversées<br />
La Fabrique du Nous #1 / Des voix<br />
–ı 31.7.<br />
traversées<br />
Nos îles –ı 18.9.<br />
Athina The Stathatos Mansion, Vasilissis Sofias ave./1 Irodotou str. Brice Marden and Greek Antiquity –ı 29.8.<br />
Idra HYam – Tombazis Mansion, Tombazis Mansion Ham – Anne-Charlotte Finel,<br />
–ı 14.8.<br />
Lito Kattou<br />
Italien *0039<br />
Milano<br />
Monica De Cardenas Milano, Via Francesco Viganò 4, MI,<br />
*2901 0068<br />
Fondazione Prada Milano, Largo Isarco 2, *25 3570 9200<br />
Frammenti di un discorso amoroso –ı 29.7.<br />
Chantal Joffe –ı 29.7.<br />
Useless Bodies? by Elmgreen &<br />
–ı 22.8.<br />
Dragset<br />
ICA Milano, Via Orobia 26, MI, *375 532 48 06 Irma Blank –ı 22.7.<br />
Le Gallerie d’Italia Milano, 6 Piazza della Scala, MI<br />
Marmi Torlonia – Collezionare<br />
–ı 18.9.<br />
Capolavori<br />
MUDEC, Via Tortona 56, MI David LaChapelle –ı 11.9.<br />
Museo del Novecento Milano, Palazzo dell’Arengario, MI, Aldo Rossi – Design 1960–1997 –ı 2.10.<br />
*2 8844 4061<br />
Museo Diocesano, Corso di Porta Ticinese, 95, *2 8942 0019 Elliott Erwitt –ı 16.10.<br />
Palazzo Reale Milano, Piazza del Duomo 12, *2 3646 1394 Grazia Varisco –ı 18.9.<br />
Pirelli HangarBicocca, Via Chiese 2, MI, *2 6611 1573 Anicka Yi – Metaspore –ı 24.7.<br />
Steve McQueen –ı 31.7.<br />
Triennale – Palazzo dell’Arte, 6 Viale Emilio Alemagna, MI Unknown Unknowns – An<br />
–ı 20.11.<br />
Introduction to Mysteries<br />
Building, Via Monte di Pietà 23, MI Tadashi Kawamata –ı 23.7.<br />
Letizia Cariello –ı 23.12.<br />
Galleria Raffaella Cortese, Via A. Stradella 7, MI Maurizio Cattelan –ı 6.11.<br />
Giò Marconi, Via Tadino 15 Louise Nevelson –ı 29.7.<br />
Kerstin Brätsch –ı 29.7.<br />
Bard Forte di Bard, Cerntro, AO, *125 833 811 Umberto Mònterin –ı 4.12.<br />
Bergamo GAMeC, Via San Tomaso, 53, *35 270 272 Anri Sala –ı 16.9.<br />
Christian Frosi –ı 25.9.<br />
La Collezione Impermanente –ı 8.1.<br />
Bologna Fondazione Massimo e Sonia Cirulli, Via Emilia 275, San Le donne di Kabul –ı 31.12.<br />
Lazzaro di Savena, BO<br />
Fondazione MAST, Via Speranza 42, *51 647 4345<br />
A visual alphabet of industry, work –ı 28.8.<br />
and technology<br />
Fondazione Zucchelli, 90 Strada Maggiore, BO In and Out –ı 31.7.<br />
Museo d’Arte Moderna, Via Don Minzoni 14, BO No, Neon, No Cry –ı 4.10.<br />
Raccolta Lercaro, 57 Via Riva di Reno, BO<br />
Cross Collection – Collezioni<br />
–ı 18.9.<br />
a confronto<br />
Bolzano ar/ge kunst Galerie Museum, Museumsstrasse 29 Alessandra Ferrini – Unruly<br />
–ı 30.7.<br />
Connections<br />
Fondazione Antonio Dalle Nogare, Rafensteiner Weg 19,<br />
BZ, *471 971 626<br />
Etel Adnan, Simone Fattal –<br />
Working Together<br />
–ı 6.11.<br />
Calatafimi<br />
Segesta<br />
Museion Bolzano, Dantestr. 6, BZ Erika Giovanna Klien –ı 7.9.<br />
David Medalla –ı 14.9.<br />
Jorge Otero Pailos –ı 18.9.<br />
Parco archeologico di Segesta, Contrada Barbaro, SR 22, Nella natura come nella mente –ı 6.11.<br />
TP<br />
Capena Art Forum Würth, 2, Via della Buona Fortuna, *690 103 800 Op Art, Arte Cinetica e Light Art<br />
–ı 8.10.<br />
nella Collezione Würth<br />
Catania BOCS, 150 Via Grimaldi, CT, *338 2203041 Fabrice Bernasconi Borzì –ı 10.9.<br />
Catanzaro Marca, Via Alessandro Roberto Giglio –ı 31.8.<br />
La Serpara, *0761 914 071<br />
–ı 31.7.<br />
Civitella<br />
d’Agliano<br />
Firenze<br />
Museo del Novecento Firenze, Piazza di Santa Maria<br />
Novella 10<br />
Mitico expo – Samuele Vesuvio,<br />
Angela Wahr @ Padiglione Serpara<br />
39 Künstler im Skulpturengarten –ı 31.12.<br />
Luca Vitone –ı 7.11.<br />
Palazzo Medici Riccardi, Via Camillo Cavour 1, *55 276 0444 Oscar Ghiglia – Gli anni di Novecento –ı 13.9.<br />
Palazzo Strozzi, Piazza Strozzi 1, FI, *55 282 635 Donatello, il Rinascimento –ı 31.7.<br />
Strozzina Centro di Cultura Contemporanea, Piazza<br />
Let’s Get Digital! –ı 31.7.<br />
Strozzi, *55 277 6461<br />
Villa Romana, Via Senese 68, FI, *55 221 654 Viron Erol Vert –ı 29.7.<br />
Giorgio Griffa –ı 16.9.<br />
Gallarate MAGA Museo Arte di Gallarate, Via De Magri 1,<br />
*33 170 6011<br />
Genova<br />
Jesi<br />
Palazzo Ducale Genova, Piazza Matteotti 9, GE,<br />
*10 562 440<br />
Fondazione Cassa di Risparmio di Jesi, 4 Piazza Angelo<br />
Colocci, AN<br />
Screens – Culture dello schermo e –ı 25.9.<br />
immagini in movimento<br />
Storia e arte in Italia tra 1948 e 1980 –ı 25.9.<br />
Genova Sessanta<br />
–ı 31.7.<br />
Tina Modotti –ı 9.10.<br />
Luigi Ghirri –ı 31.7.<br />
Lecce Fondazione Biscozzi | Rimbaud, 4 Piazzetta Giorgio Baglivi Salvatore Sava – L’altra scultura –ı 25.9.<br />
Merano Merano Arte, Laubengasse 163 Together – Zusammen – Insieme –ı 25.9.<br />
Modena<br />
–ı 18.9.<br />
Fondazione Modena Arti Visive, Corso Cavour 2, MO,<br />
*59 203 31 66<br />
Candice Breitz – Never Ending<br />
Stories<br />
Napoli<br />
Casa Morra – Archivio d’Arte Contemporanea, 20C Salita Gli Unici –ı 31.7.<br />
San Raffaele, NA, *81 564 1655<br />
Fondazione Made in Cloister, 48 Piazza Enrico de Nicola Interaction Napoli <strong>2022</strong> –ı 17.9.<br />
Fondazione Morra, Vico Lungo Pontecorvo 29/d Hermann Nitsch –ı 24.9.<br />
Museo Archeologico Nazionale, Piazza Museo 19 Gianni Fiorito –ı 5.9.<br />
Museo d’Arte Contemporanea Donna Regina, Via Luigi Lawrence Carroll –ı 5.9.<br />
Settembrini, 79, NA<br />
Orani Museo Nivola, 2 Via Gonare, NU Costantino Nivola –ı 15.7.<br />
Ortisei Biennale Gherdëina, 8 Pontives, BZ Persones Persons –ı 25.9.<br />
Parma Museo dello CSAC, Strada Viazza di Paradigna 1 Claudia Losi, Paola Mattioli, Sissi –<br />
Storie di fili<br />
–ı 25.9.<br />
Ponzano<br />
Romano<br />
PRAC – Centro per l’Arte Contemporanea, 6 Via XX<br />
Settembre, RM<br />
lllusions & Mirrors – Sarah, Roja,<br />
Shirin Neshat<br />
Prato Centro Arte Luigi Pecci, Viale della Repubblica 277, PO Il giardino dell’arte. Opere, collezioni –ı 24.7.<br />
Ravenna Fondazione Sabe, 31 Via Giovanni Pascoli, RA Gabriella Benedini –ı 16.7.<br />
Reggio Emilia Collezione Maramotti, Via Fratelli Cervi 66 Carlo Valsecchi – Bellum –ı 31.7.<br />
Tarwuk – ante mare et terras –ı 31.7.<br />
Rivoli Castello di Rivoli, Piazza del Castello, TO Agnieszka Kurant – Crowd Crystal –ı 17.7.<br />
Bracha L. Ettinger – Bracha’s<br />
–ı 17.7.<br />
Notebooks<br />
Espressioni con Frazioni –ı 17.7.<br />
Naturecultures –ı 22.9.<br />
A.B.O. Theatron – L’arte o la vita –ı 6.11.<br />
La Collezione Cerruti –ı 30.4.<br />
Roma Chiostro del Bramante, Via della Pace, RM, *6880 9035 Crazy – La follia nell’arte<br />
contemporanea<br />
–ı 8.1.<br />
–ı 9.9.<br />
172 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2022</strong> AGENDA // FRANKREICH / GRIECHENLAND / ITALIEN 173
Fondazione Memmo Arte Contemporanea, Via del Corso, Amalia Pica – Quasi –ı 16.10.<br />
RM, *687 2276<br />
Fondazione Volume!, 86/88 Via di San Francesco di Sales Benoît Maire –ı 22.7.<br />
Forof, 1 Foro Traiano, RM Soundwalk Collective – Lovotic –ı 15.7.<br />
Galleria Nazionale d’Arte Moderna, Viale delle Belle Arti 131 Intertwingled –ı 4.9.<br />
Chiara Bettazzi –ı 9.9.<br />
L’Accademia Nazionale di San Luca, 77 Piazza Accademia<br />
di San Luca, RM<br />
MAXXI Museo Nazionale delle Arti del XXI Secolo, Via<br />
Guido Reni 2, RM, *96 7350<br />
Palazzo Cipolla, 320 Via del Corso, RM<br />
Grazia Toderi – Marco (I Mark<br />
–ı 30.7.<br />
We Mark)<br />
Buone Nuove – donne in architettura –ı 11.9.<br />
Casa Balla –ı 31.12.<br />
Giacomo Balla – Casa Balla –ı 31.12.<br />
London Calling – British<br />
–ı 17.7.<br />
Contemporary Art Now<br />
rhinoceros gallery, 19 Via dei Cerchi, RM Pablo Picasso –ı 16.10.<br />
Senigallia Rocca di Senigallia, 2 Piazza del Duca, AN Claudia Losi – Being There –ı 25.9.<br />
Torino Fondazione Merz, Via Limone 24, *11 1971 9437 Dia Beacon –ı 20.11.<br />
Fondazione Sandretto Re Rebaudengo, Via Modane 16 Daniela Ortiz, Sayre Gomez –ı 2.10.<br />
OGR – Officine Grandi Riparazioni, Corso Castelfidardo 22 Naturecultures – Arte e Natura<br />
–ı 22.9.<br />
dall’Arte povera a oggi<br />
PAV – Parco Arte Vivente, Via Giordano Bruno 31,<br />
Elena Mazzi –ı 23.10.<br />
*11 318 2235<br />
Reggia di Venaria Reale, Piazza della Repubblica 4 Tony Cragg –ı 8.1.<br />
Quartz Studio, via Giulia di Barolo 18/D, TO, *11 429 0085 Sarah Ancelle Schönfeld –ı 16.7.<br />
Venezia Biblioteca Nazionale Marciana, Piazzetta San Marco 7 Heinz Mack – Vibration of Light –ı 17.7.<br />
Ca’Pesaro, Santa Croce 2076, *41 72 1127 Bice Lazzazi –ı 23.9.<br />
Raqib Shaw –ı 25.9.<br />
AFRO 1950–1970 – Dall’Italia<br />
–ı 23.10.<br />
all’America e ritorno<br />
Chiesa di Santa Maria della Visitazione, 919A Fondamenta Rony Plesl –ı 27.11.<br />
Zattere Ai Gesuati, VE<br />
Complesso dell’Ospedaletto, 6691 Barbaria de le Tole, VE Penumbra –ı 27.11.<br />
Ramin Haerizadeh, Rokni<br />
Haerizadeh, Hesam Rahmanian<br />
–ı 27.11.<br />
–ı 27.11.<br />
Conservatorio di Musica Benedetto Marcello di Venezia<br />
(Palazzo Pisani), 2810 Sestiere di San Marco, VE<br />
Uncombed, Unforeseen,<br />
Unconstrained<br />
Docks Cantieri Cucchini, Castello 40A/B, VE Alberta Whittle – Scotland + Venice –ı 27.11.<br />
Espace Louis Vuitton, 1353 Calle Ridotto, VE Katharina Grosse – Apollo, Apollo –ı 27.11.<br />
Fondazione Bevilacqua La Masa, Galleria di Piazza San Ha Chong-Hyun –ı 27.11.<br />
Marco 71/c, *41 523 7819<br />
Fondazione Emilio e Annabianca Vedova, Dorsoduro 46, Rainer – Vedova – Ora –ı 30.10.<br />
*41 522 6626<br />
Fondazione Forte Marghera, 30 Via Forte Marghera, VE Elisa Giardina Papa –ı 27.11.<br />
Fondazione Giorgio Cini, Isola di San Giorgio Maggiore,<br />
*41 271 0229<br />
Fondazione Prada Venezia, Ca’ Corner della Regina, Santa<br />
Croce 2215, VE<br />
Kehinde Wiley – An Archaeology<br />
–ı 24.7.<br />
of Silence<br />
On Fire –ı 24.7.<br />
Human Brains – It Begins with<br />
–ı 27.11.<br />
an Idea<br />
Fondazione Querini-Stampalia, Castello 5252 Isamu Noguci –ı 27.11.<br />
Ewa Kuryluk –ı 27.11.<br />
GAD Giudecca Art District, Via Giudecca, VE<br />
Humanabilia – Dal Mirabilis alla<br />
–ı 31.12.<br />
Téchne<br />
Galleria dell’Accademia Venezia, Campo de la Carità 1050, Anish Kapoor –ı 9.10.<br />
VE, *41 522 2247<br />
Gervasuti Foundation, Via Garibaldi<br />
Miltos Manetas – Assange in<br />
–ı 27.11.<br />
Prison<br />
Istituto Veneto di Scienze, Palazzo Loredan, *41 240 7711 Roma Women – Performative<br />
Strategies of Resistance<br />
–ı 27.11.<br />
La Biennale di Venezia, Giardini – Arsenale, *41 521 8711 La Biennale di Venezia <strong>2022</strong> –ı 27.11.<br />
M9 – Museum of the 20 th Century, 11 Via Giovanni Pascoli, Alberi! 30 Frammenti di Storia<br />
–ı 10.8.<br />
VE<br />
d’Italia<br />
Museo Correr, Piazza San Marco 52 Huong Dodinh –ı 9.10.<br />
Museo del vetro, Fondamenta Giustinian, 8 Gervasuti Foundation –ı 21.8.<br />
Museo di Palazzo Grimani, Ramo Grimani, 4858 The Flaying of Marsyas –<br />
–ı 27.11.<br />
Mary Weatherford<br />
Georg Baselitz –ı 27.11.<br />
Bosco Sodi a Palazzo Vendramin<br />
–ı 27.11.<br />
Grimani<br />
Negozio Olivetti, 101 Piazza San Marco, VE Lucio Fontana, Antony Gormley –ı 27.11.<br />
Padiglione delle Arti Applicate, 2169 Campo de la Tana, VE, Sophia Al-Maria –ı 27.11.<br />
*415218711<br />
Padiglione Svizzero, Giardini di Castello, VE Latifa Echakhch –ı 27.11.<br />
Palazzo Cini, Rio Terrà San Vio, 864/Dorsoduro, *41 521 0755 Joseph Beuys – Fine-limbed –ı 2.10.<br />
Palazzo Ducale Venezia, San Marco 1, VE Anselm Kiefer –ı 29.10.<br />
Palazzo Loredan, S. Marco 2945, *41 240 7711 Markus Lüpertz –ı 7.8.<br />
Peggy Guggenheim Collection, 701 Dorsoduro<br />
Surrealism and Magic – Enchanted –ı 26.9.<br />
Modernity<br />
Edmondo Bacci –ı 1.10.<br />
Procuratie Vecchie, 119 Piazza San Marco, VE Edoardo Tresoldi – Monumento –ı 11.9.<br />
Louise Nevelson –ı 11.9.<br />
Chutzpah –ı 11.9.<br />
Punta della Dogana, Dorsoduro 1, VE Bruce Nauman –ı 27.11.<br />
Salone Verde, Sestiere Santa Croce 2258, Calle della Regina Take Your Time –ı 27.11.<br />
Scuola Grande della Misericordia, Sestiere Cannaregio, VE Future Generation Art Prize<br />
–ı 27.11.<br />
@ Venice <strong>2022</strong><br />
Scuola Grande San Giovanni Evangelista, San Polo, 2454 Ugo Rondinone – burn shine fly –ı 17.9.<br />
Spazio Thetis, Arsenale Novissimo di Veneia, VE Antonio Ievolella – Paranza –ı 27.11.<br />
Zuecca Projects, 368 Salizada Streta, VE, *3357094602 Hermann Nitsch –ı 20.7.<br />
Verona Palazzo della Gran Guardia, Piazza Bra, *02 433 53522 Bosco Sodi –ı 27.11.<br />
Liechtenstein *0423<br />
Schaan SchaufensterKunst, Landstrasse 62 SchaufensterKunst –ı 24.7.<br />
Vaduz<br />
Kunstmuseum Liechtenstein mit Hilti Art Foundation, Im Kontext der Sammlung –<br />
–ı 7.8.<br />
Städtle 32<br />
Matthias Frick<br />
Körper – Geste – Raum –ı 28.8.<br />
C(hoch)4 –ı 4.9.<br />
Kunstraum Engländerbau, Städtle 37, *236 6077 New Normal –ı 24.7.<br />
Luxemburg *0352<br />
Luxemburg<br />
Monaco *0377<br />
Monaco<br />
Niederlande *0031<br />
MUDAM/Musée d’Art Moderne Luxembourg, 3, Park Dräi<br />
Eechelen, *4537 851<br />
Lynette Yiadom-Boakye – Fly In<br />
–ı 5.9.<br />
League With The Night<br />
Isamu Noguchi, Danh Vo –ı 19.9.<br />
Nouveau Musée National de Monaco, 17, avenue Princesse Newton, Riviera –ı 13.11.<br />
Grace, *98 981 962<br />
Hauser & Wirth Monaco, Place du Casino Paul McCarthy – Pirates Stew Pot –ı 28.8.<br />
Amsterdam Rijksmuseum, Museumstraat 1 Barbara Hepworth –ı 23.10.<br />
Stedelijk Museum, Museumplein It’s our F***ing Backyard –ı 4.9.<br />
Sedje Hémon, Imran Mir,<br />
–ı 16.10.<br />
Abdias Nascimento<br />
Maastricht Bonnefantenmuseum, Avenue Ceramique 250 Melati Suryodarmo –ı 30.10.<br />
174 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2022</strong> AGENDA // ITALIEN / LIECHTENSTEIN / LUXEMBURG / MONACO / NIEDERLANDE 175
Spanien *0034<br />
Dornbirn — Monika Sosnowska,<br />
Kunstraum<br />
Österreich *0043<br />
foryouandyourcustomers, Standort Wien,<br />
Köstlergasse 6–8<br />
Graz — Monica Bonvicini, Kunsthaus<br />
© ProLitteris. Foto: J.J. Kucek<br />
Dornbirn Flatz Museum, Marktstrasse 33, *5572 306 4839 Irving Penn – Black and White –ı 10.9.<br />
Kunstraum Dornbirn, Jahngasse 9, *5572 55 044<br />
Kunst Raum Stadt: Eva Schlegel<br />
–ı 21.8.<br />
mit 2MVD<br />
Monika Sosnowska –ı 30.10.<br />
Graz Kunsthaus Graz, Lendkai 1, *316 8017 9200 Monica Bonvicini –ı 21.8.<br />
Amazons of Pop! –ı 28.8.<br />
Neue Galerie Graz, Joanneumsviertel 2, *316 8017 9100 Ein Krieg in der Ferne – Prolog –ı 1.8.<br />
Axl Leskoschek –ı 21.8.<br />
Paul Neagu –ı 25.9.<br />
Ladies and Gentlemen –ı 30.10.<br />
Halle für Kunst Steiermark, Burgring 2, *316 740 084 Anita Leisz –ı 4.9.<br />
Yalda Afsah –ı 4.9.<br />
Give Rise To Omsk Social Club &<br />
–ı 12.9.<br />
Alexander Iezzi<br />
Hohenems Jüdisches Museum Hohenems, Schweizer Strasse 5 Ausgestopfte Juden? –ı 19.3.<br />
Innsbruck Kunstraum Innsbruck, Maria-Theresien-Str. 34 Zoopolis –ı 27.8.<br />
Krems Karikaturmuseum Krems, Steiner Landstrasse 3a 100 Jahre Paul Flora –ı 29.1.<br />
Linz Lentos Kunstmuseum, Ernst-Koref-Promenade 1 Inge Dick –ı 14.8.<br />
galerie wuensch aircube, Volksfeststrasse 36,<br />
Collection Wuensch – Stephan<br />
–ı 30.9.<br />
*69988796723<br />
Siebers<br />
Hardrein Barth –ı 30.9.<br />
Lustenau Dock 20 – Kunstraum und Sammlung Hollenstein,<br />
Luka Jana Berchtold – Dicke Haut –ı 11.9.<br />
Pontenstraße 20<br />
Salzburg Museum der Moderne Rupertinum, Wiener-<br />
Die Damen –ı 4.9.<br />
Philharmonikergasse 9<br />
Galerie Fotohof, Inge-Morath-Platz 1–3, *662 849 2964 Fotohof Bibliothek – Verlage zu<br />
–ı 30.7.<br />
Gast n°3: Hydra Editorial<br />
Rudi Frey – Professione: Reporter –ı 30.7.<br />
Thalheim b/WelsMuseum Angerlehner, Ascheter Str. 54, *7242 224 4220 Michael Vonbank –<br />
–ı 25.9.<br />
Dämonentheater<br />
Wien Albertina Museum, Albertinaplatz 1 Tony Cragg –ı 30.10.<br />
Wien Museum MUSA, Felderstraße 6–8<br />
Augenblick! Straßenfotografie<br />
–ı 23.10.<br />
in Wien<br />
Wiener Secession, Friedrichstrasse 12<br />
Neil Beloufa, Amoako Boafo,<br />
–ı 4.9.<br />
B. Ingrid Olson<br />
Eva Presenhuber Wien, Lichtenfelsgasse 4 Michael Williams –ı 23.7.<br />
–ı 30.11.<br />
Regula Dettwiler<br />
Christoph Luger<br />
Sali Ölhafen<br />
Ulrich Plieschnig<br />
Galerie Knoll, Gumpendorferstr. 18 Paul Horn – Erkenne dich felbft –ı 30.7.<br />
Almería MECA: Mediterráneo Centro Artístico, 11 Calle Navarro Darax Ming Yi Chou – Color –ı 28.7.<br />
Badajoz Meiac Alter(acción) 2.0 –ı 18.9.<br />
Colección Extremeña del MEIAC –ı 31.12.<br />
Barcelona Caixa Forum Barcelona, Avenida del Marqués de Domillas 6–8 Digerir el mundo donde está 19.7.–30.10.<br />
Centre d’Art Santa Mónica, Rambla de Santa Mónica 7 La irrupció –ı 21.8.<br />
Centro de Cultura Contemporánea, Montalegre 5 Francesc Tosquelles –ı 28.8.<br />
Fundació Antoni Tàpies, Aragó 255, Barcelona Mika Vainio – Sondear –ı 31.7.<br />
Melancolía – Tàpies –ı 25.9.<br />
En movimiento – Goshka Macuga –ı 25.9.<br />
Fundació Joan Miró, Parc de Montjuic, Barcelona,<br />
*93 443 9470<br />
Dies llargs, nits curtes<br />
–ı 18.9.<br />
El llegat més íntim – Miró –ı 26.9.<br />
1 possessió Drift 17.7.–16.10.<br />
Fundació Suñol, Passeig de Gràcia 98, *9349 6103 Exterior/Interior –ı 27.7.<br />
KBr Fundación MAPFRE, Avenida Litoral, 30, *932 723 180 Bleda y Rosa –ı 4.9.<br />
Museu d’Art Contemporani, Plaça dels Angels, 1<br />
Teresa Lanceta – Teixir com a<br />
–ı 11.9.<br />
codi obert<br />
Sismografia de les lluites –ı 25.9.<br />
Cinthia Marcelle –ı 8.1.<br />
Museu Nacional d’Art de Catalunya, Parc de Montjuïc Benet Rossell – Escriptures i<br />
–ı 11.9.<br />
trajectes<br />
Museu Picasso Barcelona, Montcada 15–19, *93 319 6902 Proyecto – Picasso –ı 4.9.<br />
Brigitte Baer – Picasso y los<br />
–ı 20.10.<br />
Grabados<br />
Lucien Clergue – Encuentros<br />
–ı 20.10.<br />
con Picasso<br />
Palau de la Virreina, La Rambla 99, *93 316 1000 Imágenes vacías – Oriol Vilapuig –ı 2.10.<br />
Èlia Llach – Escrito en el agua –ı 2.10.<br />
Amèlia Riera – Mrs. Death 21.7.–6.11.<br />
Adn galería, Enric Granados, 49 Miquel García – El foc i les ferides –ı 28.8.<br />
Regina José Galindo – No te creo –ı 28.8.<br />
Carles Taché, Consell de Cent, 290 Bosco Sodi – Reflexiones –ı 23.7.<br />
Galeria Àngels Barcelona, Carrer del Pintor Fortuny, 27 Mar Reykjavik – La voltereta –ı 3.9.<br />
Joan Prats, Rambla de Catalunya 54 Hole in the ground –ı 29.7.<br />
La Capella, Hospital 56, *9 3442 7171 El que és possible i el que no –ı 28.8.<br />
Mirador Torre Glòries, Avinguda Diagonal 211, Barcelona Cloud Cities Barcelona –<br />
–ı 31.12.<br />
Tomás Saraceno<br />
Bilbao Guggenheim Museum, Abandoibarra Etorbidea 2 Jean Dubuffet – Ferviente<br />
–ı 21.8.<br />
celebración<br />
Serra / Seurat – Dibujos –ı 6.9.<br />
Motion – Autos, Art, Architecture –ı 18.9.<br />
The Otolith Group – O Horizon –ı 9.10.<br />
Museo de Bellas Artes, Plaza del Museo 2, *94 439 6060 Sergio Prego – Trece a Centauro –ı 30.11.<br />
Sala Rekalde, Alameda Rekalde 30 Irantzu Yaldebere –ı 28.8.<br />
Ertibil Bizkaia <strong>2022</strong> –ı 16.10.<br />
Burgos Centro de Arte Caja de Burgos, Saldaña s/n. Félix de la Concha –ı 25.9.<br />
María Jesús G. Garcés –ı 25.9.<br />
Ernesto Cánovas –ı 25.9.<br />
Cáceres Centro de Artes Visuales Fundación Helga de Alvear, Pizarro 8 Cristina Lucas – Patterns –ı 15.7.<br />
Castellón Espai d’Art Contemporani, Carrer Prim s/n, Castellón El descrèdit de la realitat –ı 18.9.<br />
Córdoba Casa Árabe Córdoba, C/ Samuel de los Santos, *957 498 413 Memorias en movimiento –ı 16.9.<br />
Coruña Fundación Luis Seoane, San Francisco, s/n. Marc Vilanova – Limen –ı 18.9.<br />
Marcelo Expósito – Nueva Babilonia –ı 9.10.<br />
Cuenca Fundación Antonio Pérez, Calle de <strong>Juli</strong>án Romero 20 Alfonso – Cuidado con la memoria –ı 31.8.<br />
Kimsooja –ı 31.8.<br />
Luis González Palma –ı 4.9.<br />
176 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2022</strong> AGENDA // ÖSTERREICH / SPANIEN 177
Gijón<br />
LABoral Centro de Arte y Creación Industrial, Los Prados,<br />
121, *985 185 577<br />
Girona Bolit Centre d’Art Contemporani, Pujada de la Mercè, 12,<br />
*97 222 3305<br />
Extinción Remota Detectada –ı 27.8.<br />
Insectòdrom<br />
–ı 7.8.<br />
Biennal 2064 –ı 25.9.<br />
Granada Centro José Guerrero, Oficios, 8 El pequeño museo más hermoso<br />
–ı 11.9.<br />
del mundo<br />
Illa del Rei Hauser & Wirth Menorca, Diseminado Illa del Rei, Baleares Rashid Johnson – Sodade –ı 13.11.<br />
Las Palmas de<br />
G.C.<br />
León<br />
CAAM Centro Atlántico de Arte Moderno, Balcones 9–13,<br />
Las Palmas<br />
MUSAC Museo de Arte Contemporáneo León, Avenida de<br />
los Reyes Leoneses 24, León<br />
Myriam Mihindou – Le théâtre<br />
–ı 18.9.<br />
des mémoires<br />
Homenaje a Millares –ı 18.9.<br />
Juan Hernández –ı 18.9.<br />
Fernando Renes – Medir tierra<br />
–ı 11.9.<br />
Isabel & Alfredo Aquilizan –ı 6.11.<br />
Metanarrativas – Colección Musac –ı 22.1.<br />
Y. Z. Kami – In a silent way –ı 22.1.<br />
Lleida La Panera Centre d’Art, Pl. de la Panera 2, *973 262 185 Beques Art i Natura 2019–2020 –ı 2.10.<br />
Elena Aitzkoa – Brote de peral –ı 2.10.<br />
Laura Meseguer – Invisible –ı 2.10.<br />
Madrid Casa Arabe, Alcalà 62, Madrid, *91 563 30 66 Mounir Fatmi – La luz cegadora –ı 18.9.<br />
Luces o sombras de lo que fue … –ı 25.9.<br />
Casa de América, Paseo de recoletos 2, *91 595 4800 Sculpting Reality –ı 3.9.<br />
Centro Cultural Conde Duque, Conde Duque 9 y 11,<br />
*91 588 5834<br />
Devolver el fuego<br />
–ı 17.7.<br />
Núria Fuster – Sueños Geológicos –ı 17.7.<br />
CentroCentro, Plaza de Cibeles 1 Archivos Lambda –ı 28.8.<br />
The Pop Art Culture –ı 18.9.<br />
Híbridos –ı 25.9.<br />
Fotografía Pública – The Sixties –ı 2.10.<br />
Circulo de Bellas Artes, Calle Alcala 42, *91 3605 400 Ana Palacios – Armonía –ı 4.9.<br />
Carlos García-Alix –ı 4.9.<br />
Sculpting Reality –ı 4.9.<br />
El Águila, RamÍrez de Prado 3, *91 720 8226 Catalá-Roca –ı 18.9.<br />
Fundación Canal, Mateo Inurria 2, *91 541 506 Al descubierto –ı 24.7.<br />
Fundación Mapfre Sala Recoletos, Paseo Recoletos 23,<br />
*91 581 6100<br />
Paolo Gasparini<br />
–ı 28.8.<br />
Carlos Pérez Siquier –ı 28.10.<br />
Fundación Telefónica, Fuencarral 3, *91 9001 10707 José Manuel Ballester –ı 3.10.<br />
Liam Young – Construir mundos –ı 23.10.<br />
Matadero, Paseo de Chopera 12, Madrid Janet Cardiff & George Bures Miller –ı 25.7.<br />
Museo ICO, Zorrila, 3, Madrid, *91 420 1242 Juan Baraja –ı 11.9.<br />
Museo Lázaro Galdiano, 122 Calle de Serrano, Madrid Javier Campano –ı 28.8.<br />
Museo Reina Sofía, Santa Isabel 52<br />
De Posada a Isotype, de Kollwitz<br />
–ı 29.8.<br />
a Catlett<br />
Alejandra Riera – Jardín de<br />
–ı 5.9.<br />
las mixturas<br />
Giro gráfico –ı 13.10.<br />
Museo Thyssen-Bornemisza, Paseo del Prado 8 Alex Katz –ı 11.9.<br />
Palacio de Cristal, Parque del Retiro, *91 574 6614 Carlos Bunga –ı 4.9.<br />
Palacio Velázquez, Parque del Retiro, *91 573 6245 Néstor Sanmiguel –ı 19.9.<br />
Sala Alcalà, Calle de Alcalà 31, Madrid Guillermo Mora –ı 24.7.<br />
1 Mira Madrid, 16 Calle de Argumosa, Madrid Nil Yalter – La convivencia –ı 31.7.<br />
Aural Galería, 68 Calle de Pelayo, Madrid Ignacio Gómez de Liaño –ı 23.7.<br />
Blanca Berlín Galería, 28 Calle del Limón, Madrid Carlos Pérez Siquier –ı 30.7.<br />
Canal Isabel II, Santa Engracia 125, *91 545 1000 Aleix Plademunt –ı 24.7.<br />
Freijo Gallery, 46 Calle de Zurbano, Madrid, *91 310 30 70 Famosos y anónimos –ı 16.7.<br />
Galería Elba Benitez, San Lorenzo 11, *91 308 0468 Francisco Ruíz de Infante –ı 30.7.<br />
Galería Elvira González, General Castaños, 3 Albarrán cabrera –ı 22.7.<br />
Galería Marlborough, Orfila 5 Juan Navarro Baldeweg –ı 28.7.<br />
Galería Silvestre, 21 Calle del Doctor Fourquet, *910594112 Clara Lane Lens – Tell us we belong –ı 23.7.<br />
Madrid/<br />
Mostoles<br />
Málaga<br />
Guillermo de Osma, Claudio Coello 4 José Alemany – Mujeres –ı 27.7.<br />
Heinrich Ehrhardt, San Lorenzo 11 Theta Wave –ı 23.7.<br />
Helga de Alvear, Doctor Fourquet, 12 Gerardo Delgado –ı 16.7.<br />
La Caja Negra, 17 Calle de Fernando VI, Madrid Eva Lootz –ı 29.7.<br />
La Casa Encendida, Ronda de Valencia 2, Madrid Criaturas vulnerables –ı 18.9.<br />
Inéditos <strong>2022</strong> –ı 18.9.<br />
Eva Kot’átková –ı 2.10.<br />
Lucía Mendoza, 10 Calle de Bárbara de Braganza, Madrid Mercedes Lara – Es cuestión de tiempo –ı 15.7.<br />
NoguerasBlanchard, 4 Calle del Doctor Fourquet, Madrid Revelations on a shapeless sphere –ı 18.8.<br />
PHotoEspaña, Alameda 9 International photography festival –ı 28.8.<br />
Sabrina Amrani, 52 Calle Sallaberry, Madrid, *916 217 859 Alexandra Karakashian – Against<br />
the Sun<br />
–ı 23.7.<br />
Centro de Arte Dos de Mayo, Avda. de la Constitución 23,<br />
*91 276 0221<br />
Centre Pompidou Málaga, Pasaje Doctor Carrillo Casaux<br />
s/n. 29016 Muelle Uno,*, Málaga, *95 192 62 00<br />
Álvaro Perdices<br />
–ı 21.8.<br />
Reflector de miríadas –ı 21.8.<br />
Renate Lorenz & Pauline Boudry –ı 19.10.<br />
La arquitectura japonesa<br />
–ı 19.9.<br />
desde 1950<br />
Un tiempo propio –ı 15.10.<br />
Centro de Arte Contemporáne Málaga, Calle de Alemania Erik Parker – Easy Freedom –ı 28.8.<br />
Ben Sledsens –ı 11.9.<br />
Museo Picasso de Málaga, San Agustín, 8, *952 127 600 Paula Rego –ı 21.8.<br />
Menorca Hauser & Wirth Menorca, Diseminado Illa del Rei Rashid Johnson Sodade –ı 13.11.<br />
Navarra Museo Oteiza, Calle de la Cuesta, 7 David Bestué – Aflorar –ı 15.10.<br />
Palma de<br />
Mallorca<br />
Esbaluard, Plaza Porta de Santa Catalina 10<br />
Mal Pelo – Before the words<br />
–ı 28.8.<br />
María Ruido – Las reglas del juego –ı 4.9.<br />
Albert Pinya & Joan Pere Català Roig –ı 9.10.<br />
Personae – Máscaras contra<br />
–ı 8.1.<br />
la barbarie<br />
Salamanca Domus Artium, Avenida de la Aldehuela El vértigo de la vida –ı 28.8.<br />
Lee Friedlander –ı 25.9.<br />
Ana esteve Roig –ı 30.10.<br />
Santa Cruz de<br />
Tenerifa<br />
Tea Tenerife Espacio de las Artes, Avenida de San<br />
Sebastian 10, *92 284 9057<br />
José Herrera – Velar la forma –ı 11.9.<br />
Santander Centro Botín, Muelle de Albareda s/n, Kantabrien Ellen Gallagher, Edgar Cleijne –ı 11.9.<br />
Juan Muñoz – Dibujos –ı 16.10.<br />
Retratos – esencia y expresión –ı 31.12.<br />
Santiago de<br />
Compostela<br />
Sevilla<br />
CGAC Centro Gallego de Arte Contemporáneo, Valle Inclán<br />
s/n<br />
CAAC – Centro Andaluz de Arte Contemporáneo,<br />
Monasterio de la Cartuja, Sevilla<br />
El Museo como escenario<br />
–ı 2.10.<br />
Narelle Jubelin – Nalgures –ı 16.10.<br />
Raniero Fernández – O Archivo –ı 1.1.<br />
Muntadas<br />
–ı 4.9.<br />
Rubén Guerrero –ı 11.9.<br />
Valencia IVAM Centre <strong>Juli</strong>o González, Guillem de Castro 118 Zanele Muholi –ı 4.9.<br />
Arte en una tierra baldía 1939–59 –ı 4.9.<br />
Anna Boghiguian –ı 4.9.<br />
<strong>Juli</strong>o González y las Vanguardias 21.7.–9.10.<br />
Carmen Calvo –ı 1.1.<br />
Valladolid Museo Patio Herreriano, Jorge Guillén 6 Una revelación –ı 1.9.<br />
Juan Carlos Arnuncio –ı 11.9.<br />
Dora García – La máquina horizonte –ı 25.9.<br />
Derivaciones. Fotografía en<br />
–ı 13.11.<br />
España 1950–80<br />
Vigo Museo Marco de Vigo, Príncipe, 54 Idoia Montón – Las siete ventanas –ı 4.9.<br />
Francisco Leiro – O Antropomórfico –ı 16.10.<br />
Vitoria-Gasteiz Artium Contemporary Art, Calle Francia, 24 Erlea Maneras Zabala –ı 18.9.<br />
Anna Daučíková –ı 18.9.<br />
Néstor Sanmiguel Diest –ı 1.11.<br />
Montehermoso, Fray Zacarías Martínez 2 José Ibarrola – Mirar alrededor –ı 11.9.<br />
178 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2022</strong> AGENDA // SPANIEN 179
Vereinigtes Königreich *0044<br />
Birmingham Eastside Projects, 86 Heath Mill Lane, *121 771 1778 Bijan Moosavi –ı 6.8.<br />
Susan Philipsz –ı 1.9.<br />
Ikon Gallery, 1 Oozells Square, *121 248 0708<br />
Yhonnie Scarce, Salote Tawale and –ı 29.8.<br />
Osman Yousefzada<br />
Bristol Spike Island, 133 Cumberland Road, *117 929 2266 Eric Baudelaire & Alvin Curran –ı 18.9.<br />
Bruton Hauser & Wirth Somerset, Durslade Farm, Dropping Lane Henry Moore – Sharing Form –ı 4.9.<br />
Cardiff g39, Oxford St Tibro Yalp –ı 20.8.<br />
Gateshead Baltic, South Shore Road Mounira Al Solh – A day is as long<br />
–ı 2.10.<br />
as a year<br />
Glasgow The Common Guild, 21 Woodlands Terrace, *141 428 3022 Corin Sworn – Moving in Relation –ı 26.11.<br />
Leeds Henry Moore Institute, 74 The Headrow, *113 234 3158 Henry Moore – The Sixties –ı 30.10.<br />
The Tetley, Hunslet Road Bubu Ogisi –ı 29.8.<br />
Liverpool Tate Gallery Liverpool, Albert Dock Radical Landscapes –ı 4.9.<br />
Walker Art Gallery, William Brown Street<br />
The Tudors – Passion, Power and<br />
–ı 29.8.<br />
Politics<br />
Fact Liverpool, 88 Wood Street<br />
Yaloo and Sian Fan – My Garden, 22.7.–9.10.<br />
my sanctuary<br />
London Camden Arts Centre, Arkwright Road Jesse Darling –ı 18.9.<br />
cell, 258 Cambridge Heath Road, *20 241 3600 Asia-Art-Activism in Residence –ı 18.8.<br />
Design Museum London, 224–238 Kensington High St Weird Sensation Feels Good – The<br />
World of ASMR<br />
–ı 20.8.<br />
–ı 30.7.<br />
Horniman Museum and Gardens, London Road 100,<br />
Greater London<br />
Harun Morrison – Dolphin Head<br />
Mountain<br />
ICA Gallery, 12 Carlton House Terrace, *20 7930 3647 Penny Goring – Penny World –ı 22.9.<br />
Jerwood Space, 171 Union St/Southwark, *20 654 0171 Jerwood/FVU Awards <strong>2022</strong> –ı 23.7.<br />
Serpentine Galleries (North), West Carriage Drive,<br />
Back to Earth –ı 18.9.<br />
Greater London<br />
Serpentine Galleries (South), Kensington Gardens Dominique Gonzalez-Foerster –ı 4.9.<br />
South London Gallery, 65 Peckham Road, *20 7703 6120 The show is over –ı 4.9.<br />
Tate Britain, Millbank Walter Sickert –ı 18.9.<br />
Cornelia Parker –ı 16.10.<br />
Tate Modern, Bankside Surrealism Beyond Borders –ı 29.8.<br />
Lubaina Himid –ı 2.10.<br />
Victoria & Albert Museum, Cromwell Road, *20 942 2000 Fashioning Masculinities – The Art –ı 6.11.<br />
of Menswear<br />
Austrian Cultural Forum, 28 Rutland Gate, *20 225 0470 The Blue, the Pink, the Immaterial, –ı 22.7.<br />
the Void<br />
Barbican Art Gallery, Silk St., *20 7588 9023 Our time on earth –ı 29.8.<br />
Chelsea space, 16 John Islip Street In transit our memory fades –ı 27.9.<br />
Kate Morrell –ı 4.2.<br />
Gasworks Gallery, 155 Vauxhall Street<br />
Lou Lou Sainsbury – Earth is a<br />
–ı 19.9.<br />
Deadname<br />
Hauser & Wirth London, 23 Savile Row, *207 287 2300 Luchita Hurtado –ı 30.7.<br />
Larry Bell – New Works –ı 30.7.<br />
Iniva (Institute of International Visual Arts), Rivington Place Emii Alrai –ı 4.9.<br />
Kate Macgarry, 27 Old Nichol St., *20 7613 0515 Laura Gannon –ı 23.7.<br />
Lisson Gallery London, 29 and 52–54 Bell Street Antonio Calderara –ı 20.8.<br />
Maureen Paley, 21 Herald Street, *20 7254 9607 Alastair MacKinven –ı 31.7.<br />
Royal Institute of British Architects, 66 Portland Place Charles Holland & Di Mainstone –ı 30.7.<br />
The Showroom, 63 Penfold St., *20 7724 4300 Adam Shield – Amp Envelope 20.7.–17.9.<br />
↗ www.artlog.net<br />
Manchester Home, 70 Oxford St. British Art Show 9 –ı 4.9.<br />
The Holden Gallery, Cavendish Street, Greater Manchester Vidoecity visits Manchester<br />
–ı 28.7.<br />
Loneliness II – Night Screening<br />
Vidoecity visits Manchester<br />
–ı 28.7.<br />
Loneliness II<br />
The Horsfall, 2 Jersey Street, Greater Manchester<br />
Vidoecity visits Manchester<br />
–ı 29.7.<br />
Loneliness I – Into The Blue<br />
Margate Turner Contemporary, The Rendezvous Ingrid Pollard – Carbon Slowly<br />
–ı 25.9.<br />
Turning<br />
Middlesbrough mima, Centre Square Lubna Chowdhary – Erratics –ı 10.10.<br />
Nottingham Nottingham Contemporary, Weekday Cross, *115 948 9750 Meriem Bennani – Life on CAPS –ı 4.9.<br />
Southend-on- Focal Point Gallery, Victoria Avenue, *253 4108 Rosanna Lee – Parallel –ı 12.12.<br />
Sea Essex<br />
Wakefield Yorkshire Sculpture Park, West Bretton, *1924 832 631 Robert Indiana –ı 8.1.<br />
The Hepworth, Gallery Walk, *1924 247 360 Sheila Hicks – Off Grid –ı 25.9.<br />
Hongkong *0852<br />
Hong Kong<br />
Mexiko *0052<br />
Hauser & Wirth Hong Kong, 15–16/F, H Queen’s, 80 Queen’s<br />
Road Central, Hong Kong Island<br />
Nicolas Party – Red Forest –ı 23.9.<br />
Tehuantepec Casa Guietiqui, San Sebastian, OAX Videocity visits Santo Domingo<br />
with Eye/View<br />
Norwegen *0047<br />
Oslo OsloBiennale, Myntgata 2 OsloBiennale –ı 31.12.<br />
Südafrika *0027<br />
Kapstadt<br />
Zeitz Museum of Contemporary Art Africa, V&A Waterfont,<br />
S Arm Road, Silo District, *087 350 4777<br />
Vereinigte Staaten *0001<br />
Tracey Rose – Shooting Down<br />
Babylon<br />
–ı 30.7.<br />
–ı 28.8.<br />
Aspen Aspen Art Museum, 590 North Mill Street Precious Okoyomon –ı 18.9.<br />
Berkeley Berkeley Art Museum, 2625 Durant Avenue #2250,<br />
Tammy Rae Carland, David<br />
–ı 17.7.<br />
*510 642 0808<br />
Huffman, Lava Thomas, John Zurier<br />
Boston Institute of Contemporary Arts Boston, 955 Boylston St. Raúl de Nieves – The Treasure<br />
–ı 24.7.<br />
House of Memory<br />
Bárbara Wagner & Benjamin<br />
–ı 5.9.<br />
de Burca – Swinguerra<br />
A Place for Me – Figurative<br />
–ı 5.9.<br />
Painting Now<br />
Museum of Fine Arts Boston, 465 Huntington Avenue, MA, Philip Guston – Now –ı 1.9.<br />
*617 267 9300<br />
Chicago Art Institute of Chicago, 111 S. Michigan Ave, IL Cézanne –ı 5.9.<br />
Denver Denver Art Museum, 100 W 14 th Avenue Pkwy ReVisión –ı 17.7.<br />
Detroit<br />
Museum of Contemporary Art Detroit, 4454 Woodward<br />
Ave, *313 832 6622<br />
dream hampton<br />
Ground Up: Reflections on Black<br />
Abstraction<br />
–ı 14.8.<br />
–ı 15.8.<br />
Houston The Menil Collection, 1515 Sul Ross Wall Drawing Series – Marcia Kure –ı 22.8.<br />
Long Island City MoMA PS1, 22–25 Jackson Ave at 46th Ave, NY,<br />
*718 784 2084<br />
Los Angeles Los Angeles County Museum of Art, 5905 Wilshire<br />
Boulevard<br />
Frédéric Bruly Bouabré<br />
–ı 13.8.<br />
Our Selves –ı 2.10.<br />
Lee Alexander McQueen – Mind,<br />
–ı 9.10.<br />
Mythos, Muse<br />
Hauser & Wirth Los Angeles, 901 East 3 rd Street, CA Paul McCarthy – A&E Drawings –ı 17.7.<br />
Mika Rottenberg –ı 2.10.<br />
Minneapolis Walker Art Center, Vineland Place Five Ways In – Themes from the<br />
Collection<br />
–ı 1.1.<br />
180 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2022</strong> AGENDA // VEREINIGTES KÖNIGREICH / HONGKONG / MEXIKO / NORWEGEN / SÜDAFRIKA / … 181
New York Dia Art Foundation, 535 West 22 nd Street Walter De Maria – The Broken<br />
–ı 30.9.<br />
Kilometer<br />
Metropolitan Museum, 5 th Av. 82 nd Street In America – A Lexicon of Fashion –ı 5.9.<br />
MoMA – The Museum of Modern Art New York, 11 West 53 th<br />
Street, NY<br />
Museum of Arts and Design, 2 Columbus Circle,<br />
*212 299 7777<br />
Queens Museum of Art, Flushing Meadows Corona Park<br />
Frédéric Bruly Bouabré – World<br />
–ı 13.8.<br />
Unbound<br />
Our Selves –ı 2.10.<br />
Garmenting – Costume as<br />
–ı 14.8.<br />
Contemporary Art<br />
Stephanie Dinkins – On Love<br />
–ı 14.8.<br />
and Data<br />
Suzanne Lacy –ı 14.8.<br />
Christine Sun Kim –ı 31.1.<br />
S. R. Guggenheim Museum, 1071 Fifth Avenue Vasily Kandinsky – Around<br />
–ı 5.9.<br />
the Circle<br />
Swiss Institute, 38 St Mark’s Place, NY Si onsite – Megan Marrin: 340 E.<br />
–ı 1.9.<br />
9 th Street<br />
Eva Presenhuber, New York, 39 Great Jones Street, NY, Sarah Ortmeyer –ı 29.7.<br />
*212 931 0711<br />
Hauser & Wirth New York, 548 West 22nd Street, NY Nicole Eisenman – Untitled (Show) –ı 29.7.<br />
Lee Lozano – All Verbs –ı 29.7.<br />
Hauser & Wirth, 69th Street New York, 32 East 69 th Street Cindy Sherman – 1977 – 1982 –ı 29.7.<br />
Southampton Hauser & Wirth Southampton, 9 Main Street, NY Of Making and Material –ı 10.9.<br />
Washington Hirshhorn Museum & Sculpture Garden, Independence Av.<br />
at 7 th Street SW<br />
Laurie Anderson –ı 30.7.<br />
Messen und Auktionen<br />
Schaffhausen Femme Artist Table (FATart), Kammgarn Westflügel 2. & 5. FATart Fair <strong>2022</strong> 9.9.–11.9.<br />
3. Etage<br />
Paris Atelier Richelieu, 60, rue de Richelieu Outsider Art <strong>2022</strong> 15.9.–18.9.<br />
Gijón<br />
LABoral Centro de Arte y Creación Industrial, Los Prados,<br />
121, *985 185 577<br />
Vacacional 24.6.–5.11.<br />
Nachhaltige Präsenz:<br />
1500 aktuelle Ausstellungen<br />
8000 Institutionen<br />
37’000 Kunstschaffende<br />
Jahresabo Institutionen premium: CHF 145.– / € 110.– (+Porto)<br />
↗ www.artlog.net/kunstbulletin<br />
182 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2022</strong>
Look@JKON<br />
Stirnimann-Stojanovic<br />
30. Juni bis 12. <strong>August</strong> <strong>2022</strong><br />
Jubiläum: 120 Jahre SGBK<br />
im Schloss Leuk<br />
Sektion Bern/Romandie<br />
bis 31.7.22<br />
bis 31.7.22<br />
ab 21.8.22<br />
Balance.<br />
1970 – 1990: Kunst,<br />
Gesellschaft, Umwelt<br />
Fokus Sammlung<br />
Le Crocrodrome<br />
est mort, vive<br />
le Crocrodrome<br />
Die Sammlung<br />
Gerhard Saner.<br />
Von Ferdinand<br />
Hodler bis Max Bill<br />
Kunstmuseum Solothurn<br />
Werkhofstrasse 30<br />
4500 Solothurn<br />
DI – FR 11–17 Uhr,<br />
SA & SO 10–17 Uhr<br />
+41 32 626 93 80<br />
kunstmuseum@solothurn.ch<br />
Herzlich<br />
willkommen!<br />
54 Künstlerinnen in 2 Ausstellungen:<br />
• Gruppe 1: 2. <strong>Juli</strong> bis 12. <strong>August</strong><br />
• Gruppe 2: 20. <strong>August</strong> bis 28. September<br />
<strong>Juli</strong>/<strong>August</strong> | Mo–Fr: 11:30–17:00 Uhr<br />
1. <strong>August</strong> geschlossen<br />
September | Mo–Fr: 11:30–16:00 Uhr<br />
Schweizerische Gesellschaft Bildender Künstlerinnen<br />
SGBK, www.sgbk.ch, www.sgbk-bern.ch,<br />
www.omasglozzjini.ch, www.schlossleuk.ch<br />
www.schloss-spiez.ch<br />
Otto<br />
Tschumi<br />
Surreale Welten<br />
02/07 – 16/10/<strong>2022</strong><br />
Mo 14 –17h<br />
Di bis So 10 –17h<br />
<strong>Juli</strong> und <strong>August</strong> bis 18h<br />
AARGAU / BERN / SOLOTHURN 183<br />
Otto Tschumi 1941, © <strong>2022</strong> ProLitteris
René Myrha<br />
21. <strong>August</strong> bis 11. September <strong>2022</strong><br />
Öffnungszeiten: FR 18–21 Uhr | SA 15–18 Uhr | SO 11–14 Uhr<br />
Skulpturen<br />
Marmor – Holz – Ton<br />
www.klausneumann.ch<br />
Salvatore Fergola · Notturno a Capri, 1843,<br />
Napoli Museo di Capodimonte<br />
powered by<br />
Bild: Carrara Marmor poliert<br />
Maria Magdalena<br />
Z’Graggen<br />
Un affare di famiglia<br />
Galerie Rössli<br />
Kultur im Thal<br />
Herrengasse 8<br />
4710 Balsthal<br />
galerie-roessli.ch<br />
Form, Farbe, Schrift<br />
Konkrete Kunst aus der Sammlung<br />
Liliane Beck-Barbezat (Teil I)<br />
12. Juni bis<br />
25. September <strong>2022</strong><br />
Bahnhofstrasse 53 | CH-2540 Grenchen<br />
Mi bis Sa 14–17 Uhr | So 11–17 Uhr<br />
Feiertage siehe kunsthausgrenchen.ch<br />
Sommerpause (Kunsthaus ist geschlossen):<br />
25. <strong>Juli</strong> bis 16. <strong>August</strong> <strong>2022</strong><br />
artlog.<br />
net<br />
Das grösste kunstjournalistische<br />
Netzwerk der Schweiz<br />
184 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2022</strong> BERN / SOLOTHURN / INNERSCHWEIZ 185<br />
Aktionstag am 27.08.<strong>2022</strong> I 30 Ausstellungen zeitgenössischer Kunst in und um Luzern I kunsthoch-luzern.ch<br />
Mit Werken von:<br />
Jo Achermann, Elionora Amstutz, Heini Andermatt, Ursula Bachman,<br />
Christine Bänninger & Peti Wiskemann, Hans-Ueli Baumgartner, Guido Blättler,<br />
Jeremias Bucher, Adrian Gander, Carmela Gander, Bernhard Aldo Giger,<br />
Pia Gisler, John Grüniger, Gertrud Guyer Wyrsch, Alois Herrmann, Karl Imfeld,<br />
Barbara Jäggi, Monika Kiss Horvath, Matteo Laffranchi, Pi Ledergerber,<br />
Niklaus Lenherr, Rochus Lussi, Paul Louis Meier, Aldo Mozzini, Timo Müller,<br />
Johanna Näf, Jos Näpflin, René Odermatt, Katrin Odermatt, Andi Rieser,<br />
Andrea Röthlin, André Schuler, Markus Schwander, Diana Seeholzer, Kurt Sigrist,<br />
Ursula Stalder, Josua Wechsler, Stephan Wittmer, Hermann Wyss, Maria Zgraggen<br />
Ausstellung:<br />
Stanserstrasse 81, 6373 Ennetbürgen<br />
Informationstafel beim Parkplatz, Restaurant Nidair<br />
Vom 18. Juni bis 13. November <strong>2022</strong><br />
in der Dauerausstellung des Skulpturenpark<br />
Die Ausstellung ist<br />
jederzeit zugänglich<br />
STIFTUNG SKULPTUR URSCHWEIZ — Friedenstrasse 6 — 6373 Ennetbürgen<br />
skulpturenpark-ennetbuergen.ch — info@skulpturenpark-ennetbuergen.ch<br />
MU SE UM<br />
SANKTURBANHOF<br />
Donnerstag<br />
14:00 – 20:00<br />
SPE-Inserat-KB-JUL-AUG-62x59-sw.indd 1 09.05.22 09:12<br />
www.sankturbanhof.ch<br />
SURSEE<br />
IM KABINETT<br />
FABIENNE IMMOOS<br />
02.<br />
07.<br />
22<br />
ARDEZ<br />
Miao<br />
Miao<br />
Galerie Urs Meile Lucerne<br />
Galerie Urs Meile Beijing<br />
Magic Carpet<br />
30.7. – 27. 8. <strong>2022</strong><br />
02 .<br />
10.<br />
22<br />
www.galerieursmeile.com<br />
ardez@galerieursmeile.com<br />
Freitag<br />
14:00 – 17:00<br />
Samstag / Sonntag<br />
11:00 – 17:00<br />
ERÖFFNUNG:<br />
Samstag, 6.8.<strong>2022</strong><br />
16.00 – 19.00 Uhr<br />
Ort: Pop-up: Fuschina 79<br />
(Eingang Tschuffa)<br />
Öffnungszeiten:<br />
Donnerstag-Samstag 15-18h<br />
und nach Vereinbarung
© Miriam Cahn, könnteichsein, 2021, Detail<br />
JUDITH ALBERT<br />
MIRIAM CAHN<br />
ROSWITHA GOBBO<br />
DIANA MICHENER<br />
UNSICHTBAR<br />
DANIEL COMTE<br />
PASCAL DANZ<br />
bis 21. <strong>August</strong> <strong>2022</strong><br />
HAUS FÜR KUNST URI<br />
Herrengasse 4, 6460 Altdorf<br />
Do/Fr 14 – 18 Uhr, Sa/So 11 – 17 Uhr<br />
041 870 29 29<br />
www.hausfuerkunsturi.ch<br />
VALÉRIE FAVRE<br />
ASI FÖCKER<br />
AGNÈS GEOFFRAY<br />
MARTINA MORGER<br />
SUZANNE TREISTER<br />
BIRGIT WIDMER<br />
bis 16. 10. <strong>2022</strong><br />
Kunstmuseum Appenzell<br />
Kunsthalle Ziegelhütte<br />
noch bis 17. <strong>Juli</strong><br />
Stäuble • Baviera • Rüthemann<br />
20. <strong>August</strong> bis 9. Oktober<br />
Gabriela Löffel<br />
Luc Mattenberger<br />
Luca Harlacher<br />
Vernissage: Freitag, 19. <strong>August</strong>, 19 Uhr<br />
Do 18 – 20 Uhr<br />
Fr 16 – 18 Uhr<br />
Sa / So 12 – 16 Uhr<br />
Kulturzentrum Kammgarn<br />
Baumgartenstrasse www.vebikus.ch<br />
CH – 8201 Schaffhausen<br />
CASTELL<br />
ART WEEKEND<br />
23. – 25. September <strong>2022</strong><br />
Ida Ekblad<br />
begleitet von Daniel Baumann<br />
& Rinus Van de Velde<br />
begleitet von Fanni Fetzer<br />
werkstatt hildegard schenk<br />
Dorta 68<br />
CH-7524 Zuoz Zuoz<br />
Laute Fische Brigitta Gabban<br />
Ausstellung und Buchpräsentation<br />
30.7.<strong>2022</strong> bis 15.10.<strong>2022</strong><br />
Vernissage Sa 30.07.<strong>2022</strong> 16 bis 19 Uhr<br />
17 Uhr Einführung Christina Enderli-Fässler<br />
Finissage Sa 15.10.<strong>2022</strong> 16 bis 19 Uhr<br />
Öffnungszeiten:<br />
30.7.<strong>2022</strong> bis 17.9.<strong>2022</strong> Mi-Sa 16 bis 19 Uhr<br />
ab 18.9.<strong>2022</strong> nach Vereinbarung unter 078 661 41 27<br />
www.werkstattzuoz.ch<br />
WALDSTÜCKE<br />
GABRIELA GERBER & LUKAS BARDILL<br />
BIS 23. OKTOBER <strong>2022</strong><br />
Plattner & Plattner Art Gallery<br />
www.plattnerundplattner.ch/art-gallery<br />
Via da la Staziun 11, 7504 Pontresina,<br />
Telefon +41 81 842 01 12<br />
Ausstellung vom<br />
9. <strong>Juli</strong> bis 14. <strong>August</strong> <strong>2022</strong><br />
Kunstraum und Tiefparterre<br />
Gastausstellung Ukrainischer<br />
Gegenwartskunst<br />
Umso stärker schlägt mein Herz<br />
kuratiert von<br />
Kateryna Radchenko,<br />
Gründungsdirektorin, Odesa Photo Days<br />
und der Journalistin Katya Voropai<br />
Alle Veranstaltungen werden auf<br />
unserer Website und per Newsletter<br />
publiziert.<br />
www.kunstraum-kreuzlingen.ch<br />
Kunstraum<br />
Kreuzlingen<br />
Thurgauische<br />
Kunstgesellschaft<br />
Bodanstrasse 7a 8280 Kreuzlingen<br />
186 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2022</strong> INNERSCHWEIZ / OSTSCHWEIZ / GRAUBÜNDEN 187
kunstverein.ch<br />
präsentiert die Sektion<br />
des Monats <strong>Juli</strong>/<strong>August</strong><br />
und dazu ein Videoporträt<br />
von arttv.ch<br />
Kunstverein<br />
Oberwallis<br />
Schweizer Kunstverein<br />
Société Suisse des Beaux-Arts<br />
Maria Xagorari<br />
The Ocean Within<br />
Malerei und Zeichnung<br />
23. <strong>Juli</strong> – 14. <strong>August</strong> <strong>2022</strong><br />
Ausstellungseröffnung<br />
Freitag, 22. <strong>Juli</strong>, 19.30 Uhr<br />
Kunstverein Wasserburg<br />
am Bodensee e.V.<br />
Bahnhofstr. 18<br />
D – 88142 Wasserburg<br />
Geöffnet<br />
Fr, Sa, So<br />
15 – 18 Uhr<br />
www. ku-ba.org<br />
Parallel Quarry (II)<br />
Camille Dumond<br />
9.07 - 21.08.<strong>2022</strong><br />
espace d’art contemporain<br />
rue pierre-péquignat 9<br />
2900 porrentruy<br />
www.eac-leshalles.ch<br />
ZURCHER<br />
THEATER<br />
SPEKTAKEL<br />
18.8.––<br />
4.9.22<br />
ZTS_<strong>2022</strong>_Inserat_<strong>Kunstbulletin</strong>_62x59 Abg.indd 1 14.06.22 18:09<br />
Canton de Vaud<br />
BOURSE <strong>2022</strong> – ARTS PLASTIQUES<br />
En plus des soutiens accordés aux artistes plasticiens-nes, essentiellement au stade de la promotion<br />
et de la diffusion de leurs œuvres, l’Etat de Vaud tient à appuyer celles et ceux qui se trouvent<br />
dans la phase d’élaboration d’un projet important ou qui opèrent un virage significatif dans leur<br />
démarche artistique. A cet effet, il met au concours<br />
Une bourse de Fr. 20’000.–<br />
Peuvent participer au concours les artistes vivant et travaillant dans le canton depuis au moins<br />
trois ans, cinq pour les étrangers, ayant plusieurs réalisations à leur actif et présentant un projet<br />
artistique d’envergure.<br />
ALLER<br />
VORAUS-<br />
SICHT<br />
NACH...<br />
Pop-up-Kunstausstellung im<br />
Skulpturenpark Steinmaur / ZH.<br />
Bis 30. Oktober <strong>2022</strong><br />
Werke von 13 Künstler*innen<br />
zu Klimawandel und Migration.<br />
Ruth Baettig / Josef Briechle /<br />
Adrian Bütikofer / Veronika Dierauer /<br />
Martin Hufschmid /<br />
LAST nico lazúla l ruedi staub / MERESK /<br />
Ruedi Mösch / Nina Schipoff /<br />
Anna Schmid / Morné Swanepoel /<br />
Hans Thomann / Markus Wyss<br />
Täglich geöffnet / Rahmenprogramm /<br />
Führungen<br />
www.skulpturenpark-steinmaur.ch<br />
Les dossiers de candidature sont à déposer sur le site de l’Etat de Vaud (www.vd.ch). Pour plus<br />
d’informations, contactez le Service des affaires culturelles, rue du Grand-Pré 5, 1014 Lausanne,<br />
Tél. 021 316 07 43, mail karine.kern@vd.ch ou sur le site internet : http://www.vd.ch/bourses-culture.<br />
Les dossiers de candidature devront être déposés d’ici au 15 octobre <strong>2022</strong> au plus tard.<br />
188 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2022</strong> WESTSCHWEIZ / ZÜRICH / DEUTSCHLAND 189
Ausschreibung Werkbeiträge Kunst und Kultur <strong>2022</strong><br />
Die Kulturkommissionen von Obwalden und Nidwalden schreiben für <strong>2022</strong> gemeinsam<br />
Werkbeiträge für Kulturschaffende aus Obwalden und Nidwalden aus. Es werden ein<br />
Werkbeitrag von 20’000 Franken und ein Werkbeitrag von 10’000 Franken vergeben.<br />
Eine Fachjury entscheidet über die Dossiers.<br />
Mit den Werkbeiträgen sollen Kunst- und Kulturschaffende unmittelbar und personenbezogen<br />
gefördert werden, indem es diesen ermöglicht wird, sich während einer gewissen<br />
Zeit ihrem Schaffen zu widmen.<br />
Das Reglement und das Anmeldefor mular können unter www.ow.ch oder www.nw.ch<br />
heruntergeladen werden.<br />
Einsendeschluss: 31. <strong>August</strong> <strong>2022</strong><br />
Amt für Kultur, Mürgstrasse 12, Postfach 1244, 6371 Stans<br />
stefan.zollinger@nw.ch, 041 618 73 41<br />
Weiterbildungslehrgang<br />
Angewandte<br />
Kunstwissenschaft<br />
Material und Technik<br />
Certificate of Advanced<br />
Studies (CAS)<br />
23. September <strong>2022</strong> – 14. <strong>Juli</strong> 2023<br />
Hands-on!<br />
Der einzigartige<br />
Weiterbildungslehrgang<br />
für die kunst -<br />
wissen schaftliche<br />
Praxis<br />
Info/Anmeldung: sik-isea.ch/weiterbildung<br />
Anmeldeschluss: 29. <strong>Juli</strong> <strong>2022</strong><br />
Ein berufsbegleitender Weiterbildungslehrgang des Schweizerischen<br />
Instituts für Kunstwissenschaft (SIK-ISEA) in Zusammenarbeit<br />
mit der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK)<br />
Empfohlen von ICOM Schweiz – Internationaler Museumsrat<br />
Künstlerhaus<br />
Kunsthalle<br />
Kulturlabor<br />
Open<br />
Call<br />
Artists-in-<br />
Residence-<br />
Programm<br />
Arbeiten in einer einzigartigen<br />
Bergwelt, umgeben von Mineralquellen<br />
und dem Rauschen<br />
des Inns. Die Fundaziun Nairs<br />
bietet Freiraum für fokussiertes<br />
schöpferisches Arbeiten<br />
und persönlichen Rückzug.<br />
Bewerbe dich jetzt bis zum<br />
10. <strong>August</strong> <strong>2022</strong>.<br />
nairs.ch/<br />
anmeldung<br />
Neufrankengasse 4, CH-8004 Zürich<br />
Telefon 0041 (0)44 298 30 30<br />
info@kunstbulletin.ch, info@artlog.net<br />
www.artlog.net<br />
Onlineportal: www.artlog.net/kunstbulletin<br />
Web App: www.artlist.net<br />
Redaktion<br />
Claudia Jolles (Chefredaktion)<br />
Deborah Keller (Redaktion)<br />
Claudia Steffens (Redaktion artlog.net, Agenda)<br />
Ariane Roth (Administration, Vertrieb)<br />
Françoise Ninghetto (Rédaction romande)<br />
Boris Magrini (Redazione ticinese)<br />
Layout/Satz<br />
Nicole Widmer Meyer<br />
www.directarts.ch<br />
Druck/Papier<br />
Druckerei Odermatt AG<br />
Papier: Profibulk 1.1, Abokarte Maxi Offset<br />
(FSC zertifiziert)<br />
Designkonzept/Artdirektion<br />
Susanne Kreuzer<br />
www.susanne-kreuzer.com<br />
Kontakt Deutschland<br />
Miriam Wiesel<br />
Fontanepromenade 3<br />
D-10967 Berlin<br />
Telefon 0049 (0)30 69 81 64 16<br />
kunstbulletin@t-online.de<br />
Herausgeber<br />
Schweizer Kunstverein<br />
Neufrankengasse 4<br />
CH-8004 Zürich<br />
www.kunstverein.ch<br />
Autor:innenkürzel dieser Ausgabe<br />
Adrian Dürrwang (AD), Angelika Maas (AM), Deborah Keller (DK),<br />
Ingrid Dubach-Lemainque (IDL), Iris Kretzschmar (IK), Johanna<br />
Encrantz (JEN), Jens Emil Sennewald (JES), Katharina Holdereg<br />
ger (KH), Kristin Schmidt (KS), Mechthild Heuser (MH), Patrizia<br />
Keller (PK), Sibylle Omlin (SO), Sabine von Fischer (SVF),<br />
Thomas Schlup (TS)<br />
ABONNEMENTE<br />
<strong>Kunstbulletin</strong> Leserservice<br />
Postfach, CH-4600 Olten<br />
Telefon 0041 (0)41 329 22 29<br />
aboservice@kunstbulletin.ch<br />
PREISE<br />
Kombi Abo <strong>Kunstbulletin</strong> und artlog.net<br />
(10 Print-Ausgaben/Jahr plus E-Paper)<br />
Für Kunstinteressierte: CHF 80/€ 53.90*<br />
Für Institutionen (Agendaeintrag + E-Services):<br />
CHF 145/€ 110*<br />
Für Künstler:innen, Professionals (+E-Services): CHF 86/€ 84.10*<br />
*Auslandspreise zzgl. Porto<br />
Kombi Abo reduziert:<br />
Für Mitglieder SKV, SIK, visarte und SGBK/SSFA: CHF 70<br />
Für Studierende: CHF 47/€ 35*<br />
Mit Kulturlegi: CHF 40<br />
ERSCHEINUNGSTERMINE<br />
Ausgabe Erscheinungsdatum Anzeigenschluss<br />
9 September 26.08.<strong>2022</strong> 27.07.<strong>2022</strong><br />
10 Oktober 23.09.<strong>2022</strong> 24.08.<strong>2022</strong><br />
11 November 28.10.<strong>2022</strong> 28.09.<strong>2022</strong><br />
12 Dezember 25.11.<strong>2022</strong> 26.10.<strong>2022</strong><br />
Mediadaten (Inserate im Heft und online)<br />
↗ www.artlog.net/media<br />
Auflage<br />
Druckauflage ca. 8000 Exemplare<br />
Abonnemente ca. 7000 Exemplare<br />
Direktvertrieb ca. 1000 Exemplare (Buchhandel und Kiosk)<br />
ANZEIGENVERWALTUNG<br />
Claudio Moffa, Anzeigenleitung<br />
Telefon 0041 (0)44 928 56 31<br />
Sandra Verardo, Administration<br />
Telefon 0041 (0)44 928 56 35<br />
kunstbulletin@fachmedien.ch<br />
FACHMEDIEN<br />
Zürichsee Werbe AG<br />
Laubisrütistrasse 44, CH-8712 Stäfa<br />
ISSN 1013 – 69 40<br />
nairs.ch<br />
190 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2022</strong><br />
FUN_Inserat_<strong>Kunstbulletin</strong>_220623.indd 1 23.06.22 09:24<br />
191
DAS GROSSE RÄTSEL<br />
Das Ganzmöglichste<br />
Baia di Ieranto (Italien), 22.10.21. Foto SH<br />
«Poverino, che non sei in grado di vedere la bellezza de tu vita.» Der Spruch, in krakeligen<br />
Buchstaben auf die Betonverkleidung einer Kurve gesprayt, ist mir auf der<br />
ganzen Wanderung von der Strasse zur Baia di Ieranto nachgekrochen. Nun stehe ich<br />
vor einer Terrasse, die zu einem kleinen Landhaus gehört, das umringt von steinalten<br />
Olivenbäumen menschenleer in den Abend hineinträumt. Im Hintergrund leuchten<br />
wässrig die berühmten Faraglioni, die Felsen vor der süd-östlichen Ecke von Capri,<br />
tausendfach gemalt, am geheimnisvollsten vielleicht 1843 von .<br />
Wie geht es wohl hier an einem warmen Sommerabend zu, wenn Wein auf den<br />
Tischen steht, wenn Gelächter die Luft erfüllt und aus der Küche der Duft von Knoblauch,<br />
heissem Öl und frisch gedünsteten Meeresfrüchten die Nüstern der Hungrigen<br />
besäuselt? Mein Magen knurrt, und ich merke, dass sich ein salziges Schäumchen<br />
auf der Innenseite meiner Lippen bildet. Doch hätte ich, wenn plötzlich ein Teller mit<br />
Vermicelli und Vongole vor mir stünde, in den ich gierig meine Gabel drehen würde,<br />
überhaupt noch ein Auge für das zauberhafte Licht am Horizont, für das Fischerboot,<br />
das jetzt wie ein chinesisches Schriftzeichen durch das Gegenlicht ruckelt?<br />
Vielleicht hat der Sprayer recht. Vielleicht kann ich die Schönheit nur sehen, wenn ihr<br />
gerade etwas fehlt, wenn es allein die Fantasie ist, die den Lacryma Christi kredenzt.<br />
Gut. Aber kann ich mich wohl so manipulieren, dass ich den Bruchteil als das Ganze<br />
empfinde, zumindest als das Ganzmöglichste? Ich sollte es dringend lernen, will ich<br />
kein Poverino sein. Samuel Herzog<br />
Samuel Herzog, Textbauer, Inselbauer, Schüttsteinschaffer. info@samuelherzog.net<br />
Wo im Heft findet sich das im Text unkenntlich gemachte Kunstwerk? Mailen Sie uns bis zum 21.8. die<br />
Seitenzahl. Unter allen Einsendungen werden drei Preistragende ermittelt: raetsel@kunstbulletin.ch<br />
192 <strong>Kunstbulletin</strong> 7-8/<strong>2022</strong>
Pablo Picasso, Madame Canals (Benedetta Bianco), 1905,<br />
Museu Picasso, Barcelona © Succession Picasso, <strong>2022</strong> ProLitteris, Zurich<br />
Alonso Sánchez Coello (ehemals El Greco zugeschrieben),<br />
Die Dame mit dem Pelz, um 1580/88, Glasgow Museums, Stirling Maxwell Collection<br />
© CSG CIC Glasgow Museums and Libraries Collections