Vorstudie - Sozialhilfe

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3.4. Wirkungen Die Wirkungen von Case Management-Prozessen bewegen sich inhaltlich und bezüglich ihrer Reichweite und Nachhaltigkeit in einem breiten Spektrum. Trotz dieser Variationsbreite können aufgrund der Analyse der 20 Fälle zwei grundlegende Wirkungskategorien auseinandergehalten werden. Auf der einen Seite ist in den Daten eine Vielzahl von Wirkungen, die sich im Alltagshandeln der KlientInnen niederschlagen und sich in ihrem Umfeld entfalten, dokumentiert. Es handelt sich um unmittelbare Wirkungen des Case Managements. Wie Abbildung 2 schematisch aufzeigt, ist diese Kategorie in drei Wirkungsarten unterteilt, die mit den Begriffen Strukturierung der Situation, entwickelte Handlungsfähigkeit sowie gefestigte neue/wiedererlangte Handlungsmuster bezeichnet sind. Andererseits mündet das Case Management bei einigen der untersuchten KlientInnen in eine Statusänderung, namentlich die Aufnahme einer Erwerbsarbeit oder einer Ausbildung. Die zweite, auf Abbildung 2 erwähnte Möglichkeit der Statusänderung ist die Eingliederung durch die Invalidenversicherung mit einer arbeits- oder ausbildungsbezogenen Massnahme oder als RentnerIn. Abbildung 2: Wirkungsmodell Case Management Wirkungen von Case Management-Prozessen Statusänderungen Entwickelte Handlungsfähigkeit Verbesserung, Reaktivierung des Handlungsmöglichkeiten, Gesteigerte Lebensqualität Strukturierung der Situation Beruhigung, weniger Druck; mentale Stärkung, Standortbestimmung Gefestigte, neue/wiedererlangte Handlungsmuster Festigung der Tagesstruktur, Beschäftigung, Beziehungen, des Umgangs mit Geld usw. Aufnahme einer Erwerbsarbeit/Ausbildung (gesellschaftliche Integration) Massnahme bzw. Rente der IV (gesellschaftliche Eingliederung) 12
Strukturierung der KlientInnensituation Eine Folge des Case Management-Prozesses ist in allen Fällen eine Strukturierung der KlientInnensituation, das heisst die oft komplexen und dynamischen Problemlagen beruhigen sich und werden fassbarer und überblickbar. Ein 28-jähriger Klient erkennt im Assessment, wie Motivationsschwierigkeiten, Depressionssymptome und Erwerbsarbeitslosigkeit zusammenhängen. Parallel dazu nimmt er auch seine Ressourcen wieder bewusster wahr. Diese Prozesse bilden eine Voraussetzung, um wieder eine Tagesstruktur zu entwickeln, die Termine beim Therapeuten regelmässig wahrzunehmen und Ziele im Bereich Arbeit anzugehen. Die Strukturierung der Situation während des Assessments verläuft unterschiedlich. KlientInnen, die über gute Fähigkeiten zur Selbstreflexion verfügen und Erkenntnisse leicht in Handeln umsetzen können, erreichen die Strukturierung rascher als KlientInnen, die über wenig derartige Ressourcen verfügen. So beteiligt sich ein Teil der KlientInnen betont aktiv an der Situationsanalyse, indem sie Aufgaben erledigen und inhaltliche Schwerpunkte und das Tempo der Beratung mitsteuern. Eine Nebenwirkung dieses Prozesses ist eine Stärkung des Selbstwertgefühles der KlientInnen. Bei einer Mehrzahl der KlientInnen fördert das Assessment insgesamt die Selbsthilfefähigkeiten. Andere KlientInnen können aus dieser Strukturierung weniger oder keinen direkten Nutzen ziehen. Am auffälligsten ist dies bei KlientInnen, deren Selbständigkeit und Fähigkeit zu Verhaltensänderungen aufgrund ihrer Substanzabhängigkeit aktuell eingeschränkt ist. Entwickelte Handlungsfähigkeit Ein Teil der in den 20 analysierten Ausschnitten aus Fallverläufen beobachteten Wirkungen fällt in die Kategorie entwickelte Handlungsfähigkeit. Aufgrund der Reflektion im Case Management und daraus gewonnener Erkenntnisse realisieren die KlientInnen Handlungen, die neu sind oder während der Zuspitzung der Probleme misslangen und jetzt reaktiviert werden. Ein 20-jähriger Klient erkennt im Case Management-Prozess, dass er die Unterstützung spezialisierter Stellen benötigt. Er nimmt regelmässig die Termine des Arbeits- und Ausbildungscoachings wahr und beabsichtigt, eine psychologische Beratung zu beginnen. Ein Budget wird erstellt, um die Finanzen in den Griff zu bekommen. Der Klient überdenkt die Kontakte zu den KollegInnen seiner Clique, die das soziale Umfeld seiner Problemsituation bildet. Insgesamt bewegt er sich auf neuem Terrain; die veränderte Situation ist aber noch labil. Die entwickelte Handlungsfähigkeit ist eine Wirkungsdimension des Case Managements mit Ausstrahlung: In vielen Fällen ermöglicht sie den KlientInnen das Durchhalten und Verbessern des Alltagslebens. Die Spitze der Problemlage ist gebrochen. Dokumentiert ist beispielsweise die Situation von vier Müttern mit Kindern unter 10 Jahren. Die verbesserte Handlungsfähigkeit ermöglicht es ihnen, Erziehungsfunktionen, die allenfalls Institutionen übertragen werden müssten, wahrzunehmen. Verbesserte Handlungskompetenzen gehen einher mit mentalen Prozessen: Die KlientInnen setzen sich im Case Management mit ihrer Situation auseinander, reflektieren Vergangenheit und Zukunft, formulieren Anliegen, später Ziele und langfristige Entwürfe. Diese mentalen 13
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