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Nachhaltiges Deutschland — Wie unser Verhalten die Welt verändert

Die Ziele der Agenda 2030 stehen im Hinblick auf die aktuellen Weltgeschehnisse infrage. Es ist also höchste Zeit, dass wir alle aktiv werden. Die Publikation „Nachhaltiges Deutschland – wie unser Handeln die Welt verändert“ zeigt, wie wir in unserem privaten Alltag und als Unternehmen die Welt nachhaltiger gestalten können.

Die Ziele der Agenda 2030 stehen im Hinblick auf die aktuellen Weltgeschehnisse infrage. Es ist also höchste Zeit, dass wir alle aktiv werden. Die Publikation „Nachhaltiges Deutschland – wie unser Handeln die Welt verändert“ zeigt, wie wir in unserem privaten Alltag und als Unternehmen die Welt nachhaltiger gestalten können.

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6<br />

<strong>Nachhaltiges</strong> <strong>Deutschland</strong><br />

Runter vom Gas<br />

GRÜNE ENERGIEN | VON JENS BARTELS<br />

Für <strong>die</strong> Versorgungssicherheit <strong>Deutschland</strong>s<br />

sind regenerative Energiequellen unabdingbar.<br />

Im ersten Quartal 2022 wurde immerhin<br />

knapp <strong>die</strong> Hälfte des Strombedarfs durch erneuerbare<br />

Energieträger erzeugt. Allerdings<br />

reicht das derzeitige Tempo beim Ausbau<br />

nicht aus, um <strong>die</strong> selbst gesteckten Klimaziele<br />

zu erreichen.<br />

Die erneuerbaren Energien sind<br />

der zentrale Faktor für langfristig<br />

günstigen Strom.<br />

Der in <strong>Deutschland</strong> erzeugte und in das Stromnetz<br />

eingespeiste Strom stammte auch im<br />

ersten Quartal 2022 mehrheitlich aus konventionellen<br />

Energieträgern. <strong>Wie</strong> das Statistische<br />

Bundesamt mitteilte, sank <strong>die</strong> Stromerzeugung<br />

aus konventionellen Energieträgern<br />

gegenüber dem ersten Quartal 2021 nach vorläufigen<br />

Ergebnissen um 8,0 Prozent auf einen<br />

Anteil von 52,9 Prozent an der gesamten Stromerzeugung.<br />

Dagegen stieg <strong>die</strong> Stromerzeugung<br />

aus erneuerbaren Energien im Vergleich zum<br />

ersten Quartal 2021 deutlich um 21,0 Prozent.<br />

Wichtigste Energiequelle war <strong>die</strong> Windkraft<br />

mit einem Anteil von 30,1 Prozent an der eingespeisten<br />

Strommenge (plus 28,8 Prozent). Die<br />

Einspeisung aus Photovoltaik stieg um 34,7 Prozent<br />

auf einen Anteil von 6,3 Prozent.<br />

Vorteile stärker nutzen<br />

Zu den wichtigsten Formen der alternativen<br />

Energiegewinnung gehören Sonnen- und<br />

Windenergie, Biomasse und <strong>die</strong> Wasserkraft,<br />

verhältnismäßig leistet dabei laut Umweltbundesamt<br />

<strong>die</strong> Wasserkraft den größten Klimaschutzbeitrag.<br />

Im Vergleich zu Kohle, Öl oder<br />

Gas bieten aber sämtliche erneuerbaren Energien<br />

eine Reihe von Vorteilen. Sie bestechen<br />

durch Versorgungssicherheit, Unabhängigkeit<br />

und versiegen auch nicht. Und ihre Nutzung ist<br />

nachhaltig – verursacht also deutlich weniger<br />

Treibhausgas-Emissionen. Grundsätzlich ist<br />

schon heute klar: Der schnelle Ausbau der erneuerbaren<br />

Energien ist der zentrale Faktor, um<br />

langfristig zu niedrigen Preisen Strom produzieren<br />

zu können.<br />

Windenergie: Ausbau beschleunigen<br />

Allerdings reicht <strong>die</strong> Geschwindigkeit beim Ausbau<br />

nicht aus, um <strong>die</strong> Klimaziele zu erreichen.<br />

Dies zeigt allein ein Blick auf das Themenfeld<br />

Für <strong>die</strong> Energiewende braucht<br />

es mehr Windräder.<br />

Windenergie. Bis zum Jahr 2032 sollen nach<br />

dem aktuellen Beschluss der Bundesregierung<br />

zwei Prozent der Flächen für Windräder zur Verfügung<br />

stehen. Allerdings ist im ersten Halbjahr<br />

2022 der Trend bei den Genehmigungen für<br />

Windkraftanlagen an Land nach Recherchen<br />

des SWR rückläufig. Dabei gibt es im Vergleich<br />

der Bundesländer große Unterschiede. Während<br />

in Bayern (4) und Sachsen (2) fast keine neuen<br />

Windräder genehmigt wurden, liegt Nordrhein-<br />

Westfalen (79) an der Spitze.<br />

<br />

iStock / Stefan Dinse<br />

Längerer AKW-Betrieb bringt<br />

keinen Nutzen<br />

Gastbeitrag<br />

2011 haben Union und FDP den<br />

Atomausstieg beschlossen.<br />

Jetzt fordern <strong>die</strong> Parteien in der<br />

Debatte um <strong>die</strong> Sicherheit der<br />

Energieversorgung eine Laufzeitverlängerung<br />

für <strong>die</strong> letzten drei<br />

am Netz befindlichen deutschen<br />

Meiler. Dabei ist klar: Aufwand<br />

und Nutzen stehen in keinem<br />

sinnvollen Verhältnis – so Green<br />

Planet Energy.<br />

Zurück zu Atom? Längere AKW-Laufzeiten<br />

sind keine Lösung zum Erdgassparen.<br />

Spitzenpolitiker verschiedener Parteien<br />

fordern wegen der aktuellen<br />

Gaskrise eine „ideologiefreie Diskussion“<br />

zur Laufzeitverlängerung<br />

der Atomkraftwerke Isar 2, Emsland<br />

und Neckarwestheim 2. Dabei<br />

sind es nicht Ideologien, <strong>die</strong> gegen<br />

Atomkraft sprechen, sondern Fakten:<br />

Durch einen Weiterbetrieb<br />

könnte über das Jahr gerechnet<br />

gerade mal rund ein Prozent des<br />

deutschen Erdgasverbrauchs eingespart<br />

werden – Gas mit einem<br />

Heizwert von 8,7 Terawattstunden.<br />

Das ist das zentrale Ergebnis einer<br />

neuen, stundenscharfen Analyse<br />

von Energy Brainpool im Auftrag<br />

von Green Planet Energy. Denn in<br />

der Stromproduktion lässt sich Gas<br />

lediglich in schnell reagierenden<br />

Spitzenlastkraftwerken einsparen.<br />

Ansonsten wird damit überwiegend<br />

Wärme erzeugt. Und genau da ist<br />

Atomstrom keine Hilfe.<br />

RWE und E.on: kein Interesse am<br />

Weiterbetrieb der letzten AKW<br />

Einer Laufzeitverlängerung steht<br />

auch eine lange Liste an praktischen<br />

Einwänden gegenüber:<br />

Neben Brennstäben fehlen Personal,<br />

Ersatzteile und Sicherheitsüberprüfungen<br />

für den Weiterbetrieb,<br />

denn <strong>die</strong> Branche hat ihre<br />

gesamte Planung auf <strong>die</strong> Abschaltung<br />

der Meiler ausgerichtet. Sogar<br />

deren Betreiber haben keinerlei Interesse<br />

an einer Laufzeitverlängerung.<br />

So wirbt E.on-Chef Leonhard<br />

Birnbaum bei seiner Belegschaft<br />

um Verständnis für <strong>die</strong> Entscheidung<br />

der Bundesregierung, dass<br />

<strong>die</strong> verbliebenen Kernkraftwerke<br />

„nicht Teil der Lösung“ seien. RWE-<br />

Chef Markus Krebber hält <strong>die</strong> ganze<br />

Diskussion für rückwärtsgewandt<br />

und fordert stattdessen tatsächlich<br />

wirksame Maßnahmen wie „Gas<br />

sparen“.<br />

Energiewirtschaft der Zukunft<br />

„Ein Weiterbetrieb der deutschen<br />

Atomkraftwerke wäre ein teurer<br />

und risikoreicher Fehler – der praktisch<br />

kein Problem löst, aber viele<br />

schafft“, sagt Sönke Tangermann,<br />

Vorstand der Ökoenergiegenossenschaft<br />

Green Planet Energy.<br />

Anstatt alte Technologien wider<br />

besseren Wissens und trotz der<br />

bekannten Risiken am Leben zu<br />

halten, müssten Politik, Unternehmen<br />

und <strong>die</strong> Zivilgesellschaft mit<br />

vereinten Kräften klimafreundliche<br />

Lösungen erarbeiten.<br />

Das Fundament dafür ist und bleibt<br />

der schnelle Ausbau erneuerbarer<br />

Energien. Essenziell ist auch <strong>die</strong><br />

damit synchronisierte Produktion<br />

von grünem Wasserstoff, um Industrie<br />

und Mobilität zu dekarbonisieren.<br />

Energieeffizienz und der<br />

Gebäudesektor bergen ebenfalls<br />

ein großes Einsparpotenzial. „Dadurch<br />

verringern wir auch <strong>unser</strong>e<br />

Energieabhängigkeit von Russland<br />

und anderen totalitären Staaten“,<br />

so Tangermann.

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