Gemeindeblatt der Anstaltskirchengemeinde Lobetal
Gemeindeblatt der Anstaltskirchengemeinde Lobetal für den Zeitraum August - September 2022.
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Herzenstüren …<br />
An einer belebten Straßenecke saß ein blin<strong>der</strong> Mann und bettelte. Vor ihm<br />
stand ein Töpfchen und daran lehnte ein Pappschild mit <strong>der</strong> Aufschrift:<br />
„Ich bin blind…!“<br />
Viele Passanten gingen achtlos an ihm vorbei, doch niemand warf dem am<br />
Boden sitzenden Menschen ein paar Münzen in sein Töpfchen.<br />
Plötzlich blieb ein Mann stehen, begrüßte ihn und sagt in fast entschuldigendem<br />
Tonfall:<br />
„Ich habe lei<strong>der</strong> kein Geld, doch ich will trotzdem etwas für Sie tun…“<br />
Er nahm das Pappschild, schrieb etwas auf die leere Rückseite und stellte es<br />
wie<strong>der</strong> vor das Töpfchen.<br />
Der Mann verabschiedete sich freundlich von dem Bettler und ging weiter seiner<br />
Wege. Auf einmal nahmen die Passanten das Schild wahr und warfen dem<br />
Bettler nun doch immer wie<strong>der</strong> Münzen in seinen Napf.<br />
Nach einiger Zeit fragte <strong>der</strong> Bettler verwirrt einen Passanten, <strong>der</strong> ihm wie<strong>der</strong><br />
eine Münze gespendet hatte, was denn nun auf dem Schild geschrieben sei.<br />
Der Passant antwortete:<br />
„Es ist Frühling und ich werde ihn nicht sehen.“<br />
Mit den einfachen Worten „ich bin blind“ rührte <strong>der</strong> Bettler die Menschen nicht<br />
mehr an. Blinde Bettler gehörten früher zum alltäglichen Ortsbild.<br />
Mit dem beginnenden Frühling verbinden wir Gefühle: Aufbruch, Neuanfang,<br />
Wärme – und das wünschen wir auch An<strong>der</strong>en.<br />
Der Mann, <strong>der</strong> dem Bettler den Text verän<strong>der</strong>te, hat viel mehr als eine Münze<br />
für den Bettler getan. Mit dem neuen Text auf dem Schild sprach <strong>der</strong> Mann<br />
die Gefühle an<strong>der</strong>er Menschen an.<br />
Heute stehen Blinde o<strong>der</strong> Menschen mit Handicaps nicht mehr am Rande <strong>der</strong><br />
Gesellschaft. Dennoch müssen wir auf unsere Mitmenschen achtgeben und<br />
sie wahrnehmen, ihnen Unterstützung anbieten.<br />
Es müssen aber nicht immer finanzielle Hilfen sein – jede(r) hilft nach seinen/ihren<br />
Möglichkeiten und nach den jeweiligen Bedürfnissen. Oftmals reicht<br />
auch ein Wahrnehmen, ein freundliches Wort, die ausgestreckte Hand, ein<br />
nachbarschaftlicher Besuch, ein Glas Wasser in <strong>der</strong> Hitze, ein Gebet –<br />
…o<strong>der</strong> eine offene Tür!!!<br />
PS: eine Kellertür und <strong>der</strong> dazugehörige (kühle) Keller können bei den aktuell<br />
vorherrschenden Temperaturen auch eine beson<strong>der</strong>e Gabe sein…<br />
Ihre W.S. und T. B.<br />
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