Wildholz Praxisleitfaden - Interpraevent
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Hydrologische, morphologische und ökologische Bedeutung von Totholz<br />
5. Hydrologische, morphologische und ökologische<br />
Bedeutung von Totholz<br />
Zwischen Vegetation und Abflussgeschehen besteht eine Wechselbeziehung.<br />
Die Vegetation im Abflussraum wirkt sich als Teil des<br />
Gesamtfließwiderstandes auf das Abflussgeschehen aus, umgekehrt<br />
kann Vegetation durch Hochwässer reduziert werden. Während<br />
eines Hochwasserereignisses findet eine Neuverteilung des<br />
Totholzes im gesamten Fließgewässersystem statt. Diese Neuverteilung<br />
ist von der hydraulischen Charakteristik und Geometrie<br />
des jeweiligen Flusses abhängig.<br />
5.1. Hydrologie und Morphologie<br />
<strong>Wildholz</strong> beeinflusst die Erosions- und Sedimentationsprozesse<br />
sowie auch die Gerinnehydraulik und Gerinnemorphologie.<br />
Von großer Bedeutung ist der <strong>Wildholz</strong>haushalt eines<br />
Einzugsgebietes besonders, wenn man dessen Beziehungen<br />
zum Abflussregime betrachtet. <strong>Wildholz</strong> übt starken Einfluss<br />
auf die Morphologie von Gebirgsflüssen und -bächen aus,<br />
da meist die Flusstiefe und -breite größenmäßig mit den<br />
Durchmessern und Längen der <strong>Wildholz</strong>stämme vergleichbar<br />
sind. Somit kann <strong>Wildholz</strong> den Sedimenthaushalt eines<br />
Flusses beeinflussen.<br />
Totholz ist selbst eine Struktur und fördert weitere morphologische<br />
Strukturen. Vor Totholz-Akkumulationen entstehen<br />
kleinräumige Sedimentationsbereiche, flussabwärts<br />
davon Erosionsbereiche. Als Strömungshindernis führt Totholz<br />
zur Ausbildung von Überfällen, Kolken, Rückstaubereichen<br />
etc., erhöht die Verzweigungsneigung des Gerinnes (Inselbildung)<br />
und bedingt insgesamt eine Steigerung der strukturellen<br />
Vielfalt.<br />
Die Erhöhung des Abflussrückhalts durch den Energieverlust<br />
beim Überwinden von Strömungshindernissen hat einen<br />
positiven Effekt auf den unterwasserseitigen Hochwasserschutz.<br />
In totholzreichen Gewässerstrecken werden Hochwässer<br />
auf Grund der bereits angehobenen Wasserstände<br />
lokal häufiger über die Ufer treten. Totholz kann einen Einfluss<br />
auf den Ablauf einer Hochwasserwelle haben. Zum Beispiel<br />
wird die Fließgeschwindigkeit durch das in einer Au<br />
deponierte Totholz verringert und das zurückgehaltene Wasser<br />
verzögert. Totholz leistet somit einen Beitrag zum unterwasserseitigen<br />
Hochwasserschutz, erhöht aber lokal die<br />
Ausuferungswahrscheinlichkeit.<br />
Am Kamp (Niederösterreich) hat Totholz beim Hochwasser<br />
2002 als zusätzlicher Fließwiderstand Turbulenzen und<br />
damit Auskolkungen verursacht. In solchen Fällen ist Totholz<br />
ein unverzichtbarer Bestandteil eines Gewässers, weil<br />
es die Strömungsdiversität erhöht und Hochwasserspitzen<br />
vermindern kann.<br />
5.2. Ökologie<br />
Das akkumulierte organische Material stellt für aquatische<br />
Organismen eine Nahrungsquelle dar, führt bei heterogener Verteilung<br />
zu einer starken Differenzierung des Lebensraumes hinsichtlich<br />
der Nahrungsversorgung und erhöht die Produktivität<br />
an diesen Standorten.<br />
Totholzansammlung an einer Insel, Kamp, Niederösterreich<br />
(Foto: BOKU)<br />
Klassifikation von Pools (Kolke, Becken)<br />
(Robinson & Betscha 1990)<br />
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