Paulinus_Weihnachtsmagazin_2021
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DIE TRADITION DES ADVENTSKRANZES
SCHÖNSTE ZEIT ‐ IHR WEIHNACHTSMAGAZIN
SO ENTSTAND
DER ADVENTSKRANZ
von Christian Wölfel, KNA
Ganze 28 Kerzen, Tannenschmuck und 1,20 Meter Durchmesser – so sah die Urform
des Adventskranzes aus. Der evangelische Pfarrer Johann Wichern gilt als Erfinder
des beliebten Gestecks. Wie es dazu kam und warum der Kranz sich später veränderte.
1839 kam der 31-jährige Hamburger
evangelische Theologe und Pädagoge
Johann Hinrich Wichern (1808-1881)
auf die Idee, seinen Schützlingen die
Vorfreude auf die Geburt Jesu auf eine
sinnlich wahrnehmbare Weise nahe zu
bringen: Im sogenannten Rauhen Haus,
einem ehemaligen Bauernhaus, betreute
der Theologe verwaiste und verwahrloste
Kinder und Jugendliche aus Hamburger
Elendsvierteln. Die Zeit, in der es
immer dunkler und kälter wurde, sollte
von den Jugendlichen dennoch als ein
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Weg des Lichts empfunden werden und
die Zeit des Wartens und die Vorfreude
auf das Weihnachtsfest anschaulich
erlebbar zu machen. Für jeden weiteren
Tag kam eine Kerze dazu – bis zum
Heiligen Abend, also mindestens 24.
1851 wurden die Wände des Betsaals
erstmals während der Adventszeit mit
Tannenzweigen geschmückt. Erst 1860
verzierten die „Rauhhäusler“ auch ihren
Adventskranz mit Tannengrün und weißen
Bändern.
Zahlreiche Volkskundler und Brauchtumsexperten
haben diese Entstehungsgeschichte
des vorweihnachtlichen
Brauchs schon veröffentlicht. Und doch
taucht immer wieder die These auf, der
Adventskranz gehe auf germanische
Bräuche zurück. Alles Quatsch, schreibt
die Würzburger Volkskundlerin Heidrun
Alzheimer-Haller. Im 19. Jahrhundert
hätten Volkskundler im Zuge der
deutschen Nationalbewegung fast alle
Bräuche auf die Germanen und damit
auf das ursprünglich Volkstümliche
zurückgeführt.