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Stiftungen Aktuell Die guten Menschen von Berlin Private Stiftungen ...

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<strong>Stiftungen</strong> <strong>Aktuell</strong><br />

<strong>Die</strong> <strong>guten</strong> <strong>Menschen</strong> <strong>von</strong> <strong>Berlin</strong><br />

<strong>Private</strong> <strong>Stiftungen</strong> werden immer populärer und sind heute aus vielen<br />

Bereichen schon nicht mehr wegzudenken<br />

Neben großen Namen wie der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, der Stiftung<br />

Deutsches Technikmuseum oder der Klassenlotterie-Stiftung sind es vor allem<br />

Hunderte <strong>von</strong> privaten <strong>Stiftungen</strong>, die mit Privatvermögen viel bewegen. Sie<br />

setzen sich für die Altenpflege ein, engagieren sich für Tierschutz oder<br />

Bildung, unterstützen Wissenschaft und Forschung, helfen Obdachlosen und<br />

Kranken. Damit übernehmen sie Aufgaben, die sich der Staat immer weniger<br />

leisten kann oder die ohne privaten Einsatz gar keine Beachtung fänden.<br />

„Überall in <strong>Berlin</strong> finden sich Spuren der Tätigkeit <strong>von</strong> <strong>Stiftungen</strong>“, sagt<br />

Bürgermeisterin Karin Schubert. <strong>Berlin</strong>er Akzente, das Kundenmagazin<br />

unseres Hauses stellte in der neuesten Ausgabe einige vor.<br />

Hubert Jenner will die Welt verändern.<br />

Dafür baut er sich jetzt Stück für Stück<br />

seine eigene auf. Nach seinen eigenen<br />

Regeln, zum großen Teil mit seinem<br />

eigenen Geld – und vor allem so, dass<br />

viele, die sonst im Abseits stehen, da<strong>von</strong><br />

profitieren. Auch Erman Tanyildiz geht<br />

neue Wege. In seiner privaten Hochschule<br />

setzt der Unternehmer um, wie Ausbildung<br />

seiner Meinung nach organisiert sein<br />

sollte. Der deutsche Diplom-Kaufmann<br />

und der türkische Wirtschaftsingenieur<br />

lassen ihr privates Geld für das<br />

Allgemeinwohl arbeiten. Ulrich Brömmling<br />

vom Bundesverband Deutscher <strong>Stiftungen</strong><br />

erkennt „einen anhaltenden Boom“ für<br />

derartiges Bürgerengagement.<br />

1<br />

Bundesweit zählt sein Verband zurzeit fast<br />

12.000 <strong>Stiftungen</strong> mit einem geschätzten<br />

Gesamtvermögen <strong>von</strong> rund 50 Milliarden<br />

Euro.<br />

Hubert Jenners „Stiftung Lebensfarben“<br />

soll vor allem zeigen, dass es anders geht.<br />

Jenner kümmert sich um <strong>Menschen</strong> mit<br />

HIV und AIDS, um psychisch Kranke, um<br />

Sucht- und Drogenabhängige. Für sie<br />

schafft er in bestehenden Kiezen<br />

Wohnungen, damit sie nicht ausgegrenzt<br />

werden, „sondern wieder lernen,<br />

selbstständig klarzukommen“. Mittlerweile<br />

elf „Lebenshäuser“ – so nennt Jenner<br />

seine Projekte – sind schon entstanden.<br />

Und für den 53-Jährigen sind sie der<br />

Beweis, dass sich der Sozialsektor selbst<br />

finanzieren könnte, wenn – anders als jetzt<br />

– wirtschaftlich gedacht und gehandelt<br />

würde. Jenners Lieblingsidee heißt<br />

„vernetzen“.<br />

Nach diesem Prinzip funktioniert auch die<br />

Stiftung, „eine der umfangreichsten und<br />

ausgeklügeltsten Konstruktionen der<br />

Stadt“, wie Ulrich Brömmling vom<br />

Stiftungsverband erklärt.<br />

Mittlerweile fünf selbstständige soziale<br />

Projekte hat Jenner mit ihr vernetzt, und<br />

nach und nach sollen auch die Häuser,<br />

zum Großteil mit seinem Privatvermögen<br />

finanziert, in die Stiftung übergehen. Der<br />

hat Jenner 750.000 Euro Startkapital<br />

spendiert, unter anderem durch seine<br />

private Sammlung <strong>von</strong> fast 60 Klavieren<br />

aus drei Jahrhunderten. Für sie baut er ein<br />

Museum, Benefizkonzerte spielen neue<br />

Gelder ein, die seine Projekte<br />

mitfinanzieren. Kultur und Soziales – alles<br />

vernetzt.


Jenner selbst ist reich geworden als<br />

Gesellschafter einer Immobilienfirma. Mit<br />

dem verdienten Geld hat er dann gebaut,<br />

wie er selbst es wollte. Mittlerweile sind<br />

seine Lebenshäuser und die Stiftung ein<br />

Fulltimejob und seine Mission – aber die<br />

Welt verändert sich nur langsam.<br />

<strong>Die</strong> Geschichte <strong>von</strong> Helmut Ziegner<br />

kennen heute alle Mitarbeiter der<br />

Universal-Stiftung auswendig. Nachdem<br />

der Schauspieler und Regisseur im<br />

Oktober 1948 im Gefängnis eine<br />

Theateraufführung <strong>von</strong> Häftlingen besucht<br />

hatte, riss der Kontakt nicht mehr ab.<br />

Seitdem engagierte sich der damals 27-<br />

Jährige für die Resozialisierung <strong>von</strong><br />

Strafgefangenen, verschaffte ihnen aus<br />

privaten Mitteln Wohnraum und gründete<br />

Gewerbebetriebe, um sie auch mit<br />

Arbeitsplätzen zu versorgen.<br />

1957 entstand mit Unterstützung des<br />

<strong>Berlin</strong>er Senats und des<br />

Landesarbeitsamtes die „Universal-<br />

Stiftung Helmut Ziegner“, die in Gefängnis-<br />

Werkstätten heute fast 500<br />

Berufsförderplätze und mehr als 200<br />

Wohnplätze für Entlassene anbietet. Das<br />

mittlerweile wichtigste Standbein<br />

allerdings sind jetzt die<br />

Ausbildungsangebote für benachteiligte<br />

Jugendliche außerhalb des Strafvollzugs.<br />

Hinzu kommen Wohnheime und<br />

sozialpädagogische Hilfe. An fünf<br />

Standorten in <strong>Berlin</strong> betreuen rund 300<br />

Stiftungsmitarbeiter mehr als 1.600<br />

Jugendliche und junge Erwachsene. Allein<br />

im Ausbildungszentrum Schlachtensee<br />

lernen gut 300 Jugendliche. „<strong>Die</strong> meisten<br />

würden bei der Auswahl in normalen<br />

<strong>Stiftungen</strong> <strong>Aktuell</strong><br />

2<br />

Betrieben sofort durchfallen“, sagt<br />

Andreas Richter, der das Zentrum leitet.<br />

Sein Team bildet in 17 Berufen aus – vom<br />

Kfz-Mechatroniker über Koch bis hin zum<br />

Maler und Lackierer.<br />

Sein größter Erfolg? „Wenn wir merken,<br />

dass ein Großteil unserer Jugendlichen<br />

das Leben in den Griff bekommt“, sagt<br />

Richter.<br />

Um benachteiligte Jugendliche kümmert<br />

sich auch die „Stiftung für berufliche<br />

Bildung OTA-Tanyildiz“. Stifter Erman<br />

Tanyildiz, der sein Abitur an einer<br />

deutschen Schule in Istanbul abschloss,<br />

1970 zum Studium nach <strong>Berlin</strong> kam und<br />

sich schon 1983 als Bildungsträger<br />

selbstständig machte, hat sein Leben vor<br />

elf Jahren komplett verändert. Nach einem<br />

dramatischen Zwischenfall auf See<br />

wandelte sich der Mann, der „nur die<br />

Karriere im Kopf“ hatte, in den Stifter, der<br />

„heute mit Geldverdienen nichts mehr zu<br />

tun“ hat. Tanyildiz trennte sich <strong>von</strong> seinen<br />

insgesamt neun Firmen und pumpte sein<br />

Vermögen in seine Stiftung. 300.000 Mark<br />

waren das damals und rund 4,5 Millionen<br />

Mark in Form <strong>von</strong> Maschinen und<br />

Anlagen. Heute pendelt er zwischen<br />

<strong>Berlin</strong>, Istanbul und Ibiza und sagt: „ich bin<br />

100-prozentig zufrieden.“


In einem Ausbildungszentrum in <strong>Berlin</strong>-<br />

Lichtenberg bietet die Stiftung heute rund<br />

500 Plätze für behinderte und sozial<br />

benachteiligte Jugendliche an. Das<br />

Steckenpferd des 54-jährigen<br />

Wirtschaftsingenieurs aber ist die OTA-<br />

Hochschule, die er 2002 gegründet hat.<br />

Wirtschaft sowie Information und<br />

Kommunikation werden dort bislang<br />

gelehrt, und Tanyildiz verwirklicht auf<br />

seinem Campus, was ihm schon sein<br />

gesamtes Berufsleben lang vorschwebt:<br />

„Eine berufsqualifizierende Ausbildung mit<br />

viel Praxisbezug auf akademischem<br />

Niveau” – mit dem traditionellen deutschen<br />

Bildungssystem habe das nicht viel zu tun.<br />

Warum er all das tut? Wie Hubert Jenner<br />

ist Tanyildiz ein Überzeugungstäter, einer,<br />

der für seine Ideen kämpft. Dankbarkeit<br />

erwartet er nicht: „Hauptsache, alle<br />

bringen ihre Leistung.“ Und dann ist da<br />

noch die Erinnerung an die eigene<br />

Startphase. Als ihm der Bauunternehmer<br />

<strong>Die</strong>tmar Otremba mit Rat und viel Tat<br />

geholfen hat – ein wenig <strong>von</strong> all dem gibt<br />

Erman Tanyildiz jetzt zurück.<br />

Auch der Zoologische Garten profitiert <strong>von</strong><br />

privaten Gönnern. Baumaßnahmen wären<br />

ohne Sponsoren, Spenden, <strong>Stiftungen</strong> und<br />

Testamente gar nicht mehr möglich”, sagt<br />

Zoo-Vorstand Heiner Klös. Das neue<br />

Pinguinhaus etwa und die Robbenanlage<br />

wurden komplett aus diesen Quellen<br />

finanziert. Immer mal wieder steuern<br />

<strong>Stiftungen</strong> für einzelne Projekte etwas bei,<br />

in <strong>Berlin</strong> fördern bislang zwei<br />

<strong>Stiftungen</strong> <strong>Aktuell</strong><br />

3<br />

ausschließlich den Zoo – zum Beispiel die<br />

„Gertrud-Sonnenburg-Stiftung”: Für ihre<br />

Namensgeberin, die Witwe eines<br />

ehemaligen Schultheiß-Generaldirektors,<br />

„war es eine Herzensangelegenheit, mit<br />

dem Nachlass den Tieren zu helfen“, sagt<br />

Rechtsanwalt Bernd-Thomas Thaler, der<br />

ihre Stiftung verwaltet.<br />

Erich Andreas hat seine Stiftung erst im<br />

vergangenen Jahr ins Leben gerufen.<br />

Nach dem Tod seiner Frau Gisela war mit<br />

einem Schlag alles anders und auch der<br />

gemeinsame Bausparvertrag gar nicht<br />

mehr wichtig. Denn der stand für einen<br />

Traum, den der Professor für Klavier, der<br />

lange an der Hochschule der Künste<br />

gelehrt hat, allein nicht mehr verwirklichen<br />

will: „Uns zog es zurück ins Ländliche.“ Mit<br />

den angesparten 60.000 Euro will Andreas<br />

jetzt junge Pianisten fördern.<br />

Für weitere Informationen wenden Sie sich<br />

bitte an unsere Spezialisten im Stiftungsmanagement:<br />

Dr. Ulf Björner, Telefon 869 84057,<br />

Ines Fasting, Telefon 869 95845 und<br />

Markus Wilk, Telefon 869 84068<br />

Fax: 869 922 98 und 869 840 62<br />

E-Mail: stiftungen@lbb.de

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