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Magazin-2022-4

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JUNGE FRAUEN STÄRKEN<br />

Das bin ich.<br />

Nobuhle Kunene, 17, Südafrika<br />

frau stark<br />

Nobuhle Kunenes* Eltern<br />

sind beide an HIV/Aids<br />

gestorben. Heute hat sie<br />

sich eine eigene Existenz<br />

aufgebaut und sorgt auch<br />

für ihre Geschwister.<br />

Foto Hafid Derbal<br />

und brachte Tochter Kara zur Welt. Als sie erneut<br />

schwanger war, wurde ihr Partner positiv auf HIV<br />

getestet, woraufhin er sich von Mariam trennte<br />

und sie ihrem Schicksal überliess. Mariam und<br />

ihr Kind hatten sich nicht mit dem Virus infiziert.<br />

Die junge Mutter machte sich mit ihrer Tochter<br />

und dem neugeborenen Sohn auf den Weg zurück<br />

zu ihrer Familie – in der Hoffnung, dort wieder<br />

ein Zuhause zu finden. Ihre Mutter und die<br />

Geschwister nahmen sie aber nicht wieder auf<br />

und Mariam war auf sich allein gestellt.<br />

Der Armut entkommen<br />

In ihrer Not erfuhr sie von Ebli. Unsere Partnerorganisation<br />

engagiert sich in Mwanza dafür, dass<br />

junge Mütter ohne Schulabschluss dank Aus- und<br />

Weiterbildungen aus eigener Kraft der Armut entkommen<br />

können. Davon profitierte auch Mariam,<br />

die in das Programm für junge Mütter aufgenommen<br />

wurde. Bei Ebli fand sie den emotionalen Halt,<br />

traf Frauen mit einem ähnlichen Schicksal und<br />

lernte, ihre Situation anzunehmen. Mariam ist eine<br />

Kämpferin, heute hat sie dank der Unterstützung<br />

ein eigenes kleines Geschäft: Sie verkauft<br />

Mais, um sich ihren Lebensunterhalt zu finanzieren.<br />

Und sie hat wieder Träume: Mariam möchte<br />

ihren Kindern den Zugang zur Schule und ein<br />

gesundes Leben ermöglichen. Darüber spricht sie<br />

mit anderen jungen Frauen, klärt sie über ihre<br />

Rechte auf und motiviert sie, weiterhin die Schule<br />

zu besuchen. Weitere Themen, die ihr am Herzen<br />

liegen, sind Verhütung, ungewollte Schwangerschaften<br />

und falsche Versprechen – damit anderen<br />

Mädchen das Schicksal erspart bleibt, das ihr widerfahren<br />

ist.<br />

Die Talente junger Menschen stärken<br />

Die Diagnose Aids veränderte auch das Leben von<br />

Nobuhle Kunene* aus Südafrika: Nachdem ihre beiden<br />

Eltern am HI-Virus gestorben sind, lebt die<br />

17-Jährige heute mit ihren vier jüngeren Geschwistern<br />

bei ihren Grosseltern in den Townships der<br />

Region Kwa Zulu-Natal. Weil sie sich um die Geschwister<br />

und den Haushalt kümmern musste,<br />

brach sie die Schule ab. Damals war Nobuhle niedergeschlagen<br />

und hatte keine Perspektive mehr.<br />

Dies änderte sich, als sie im Jugendzentrum aktiv<br />

wurde, das von unserer Partnerorganisation Dlalanathi<br />

gefördert wird. Die Organisation stärkt die<br />

Talente von Jugendlichen in Südafrika, ermutigt<br />

sie, eine Ausbildung zu absolvieren und sich aktiv<br />

in die Gesellschaft einzubringen. Für Nobuhle war<br />

der Kontakt zu Dlalanathi sehr hilfreich: Sie kam<br />

in einem geschützten Raum mit gleichgesinnten<br />

Jugendlichen zusammen, lernte persönliche,<br />

realistische Ausbildungspläne zu erstellen, um auf<br />

eigenen Beinen stehen zu können. So bekam sie in<br />

einem Workshop die Grundlagen des ökologischen<br />

Gemüseanbaus vermittelt und begann, ihre eigenen<br />

Produkte anzupflanzen. Heute verkauft sie<br />

Peperoni, Chilis und Kohl auf dem Markt, sie kann auf<br />

diese Weise für sich und ihre Geschwister sorgen.<br />

Starke Frauen für eine zukunftsfähige Welt<br />

Es ist eine traurige Realität: Mädchen und Frauen werden in vielen Teilen der<br />

Welt auch heute noch aufgrund ihres Geschlechts ausgebeutet und misshandelt.<br />

Mit unseren Projekten im südlichen Afrika und in Lateinamerika geben wir<br />

ihnen die Chance, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen und sich eine sicherere<br />

Zukunft aufzubauen.<br />

Mariam John* verkauft<br />

ihren Mais und ihr<br />

Gemüse in der Nachbarschaft.<br />

Im Ausbildungsprogramm<br />

hat sie sich<br />

auch Computer- und<br />

Betriebswirtschaftskenntnisse<br />

für ihr eigenes<br />

Geschäft angeeignet.<br />

Foto Gabriela Wichser<br />

Mariam John* ist 21 Jahre jung und gibt alles, um<br />

sich und ihre zwei kleinen Kinder über Wasser zu<br />

halten. Von ihrem Partner verlassen und von der<br />

eigenen Familie verstossen hat die junge Frau wieder<br />

Mut geschöpft, ihr Leben selbst zu gestalten<br />

und Verantwortung für ihre beiden Kinder zu<br />

übernehmen. Ihre Geschichte liest sich exemplarisch<br />

für das Schicksal vieler jugendlicher Mädchen<br />

im Süden Afrikas und zeigt auf, wie viel Kraft<br />

in ihnen steckt, wenn sie Selbstvertrauen und Unterstützung<br />

erhalten. Nachdem ihr Vater früh verstarb,<br />

lebte Mariam mit ihrer Mutter und ihren Geschwistern<br />

in der Grossstadt Mwanza. Mit 17 Jahren<br />

wurde sie zum ersten Mal schwanger. Damit<br />

ist sie kein Einzelfall, im Gegenteil: In Tansania<br />

wird jedes fünfte Mädchen vor der Volljährigkeit<br />

schwanger. Verhütung und Sexualität sind traditionell<br />

tabu.<br />

Hoffnung auf ein besseres Leben<br />

Mariams damaliger Freund war fast zehn Jahre älter<br />

als sie. Er sprach sie an, als sie nach der Schule<br />

Erdnüsse auf der Strasse verkaufte, um etwas<br />

zum Lebensunterhalt der Familie beizusteuern. Er<br />

schenkte ihr Kleider, etwas Essen und immer wieder<br />

auch kleine Geldbeträge – vor allem aber versprach<br />

er ihr ein gutes, besseres und sorgenfreieres<br />

Leben. Mariam verliess schwanger die Schule<br />

4 magazin terre des hommes schweiz Nr. 4 <strong>2022</strong><br />

magazin terre des hommes schweiz Nr. 4 <strong>2022</strong><br />

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