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Magazin-2022-4

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SIMBABWE<br />

Junge Frauen und Männer lernen in den Kursen, wie man sich vor ungewollten Schwangerschaften<br />

und HIV schützt. Foto Hafid Derbal<br />

Im Workshop von<br />

Katswe Sistahood:<br />

Unsere Partnerorganisation<br />

fördert<br />

die Lobbyarbeit in<br />

Simbabwe.<br />

Foto Hafid Derbal<br />

Gesundheit und sexuelle Rechte<br />

Fast ein Drittel aller Frauen in Entwicklungsländern<br />

bekommt ihr erstes Kind<br />

im Alter von 19 Jahren oder jünger. Dies<br />

besagt die aktuelle Studie «Motherhood<br />

in Childhood», die der Bevölkerungsfonds<br />

der Vereinten Nationen (UNFPA)<br />

im Juni <strong>2022</strong> veröffentlicht hat.<br />

Schwangerschaft und Entbindung in<br />

jugendlichem Alter können schwerwiegende<br />

gesundheitliche Folgen für junge<br />

Mütter und ihre Babys haben. In Simbabwe<br />

sind Früh- und Teenageschwangerschaften<br />

für rund 30 Prozent der<br />

Todesfälle bei Müttern verantwortlich,<br />

so der Fonds UNFPA Simbabwe. Frühe<br />

Schwangerschaften wirken sich auch<br />

negativ auf die Bildung der Mädchen<br />

und die Sicherstellung deren Existenzgrundlagen<br />

aus. Untersuchungen zeigen,<br />

dass es unterschiedliche Gründe<br />

für die hohe Zahl an Teenageschwangerschaften<br />

gibt: frühe erste sexuelle Erfahrungen,<br />

Kindesmissbrauch sowie ein<br />

erschwerter Zugang zu Verhütungsmitteln.<br />

Auch wenn das neue Bildungsgesetz<br />

aus dem Jahr 2020 schwangeren<br />

Mädchen nach wie vor den Schulbesuch<br />

erlaubt, ist die Umsetzung des<br />

Gesetzes eine Herausforderung.<br />

Frauen aus der Abhängigkeit befreien<br />

Eine weitere Ursache für Teenageschwangerschaften<br />

ist die Frühverheiratung:<br />

Laut UNFPA Simbabwe sind 19<br />

Prozent der Teenageschwangerschaften<br />

im Land darauf zurückzuführen.<br />

Zudem haben die vorherrschende wirtschaftliche<br />

Situation im Land und die<br />

wachsende Armut die Rate der Teenageschwangerschaften<br />

erheblich in<br />

die Höhe getrieben. Aufgrund der prekären<br />

Wirtschaftssituation und mangelnder<br />

Aufklärung gehen jugendliche<br />

Frauen häufig auf Geschlechtsverkehr<br />

mit älteren Männern ein, um<br />

zu überleben. Aufgrund des Machtgefälles<br />

können sich die heranwachsenden<br />

Mädchen und jungen Frauen kaum<br />

für Safer Sex aussprechen.<br />

terre des hommes schweiz und seine<br />

Partner*-innen arbeiten seit 2012 in<br />

Simbabwe. Es zeigt sich, dass die Arbeit<br />

mit Jugendlichen und die Sensibilisierung<br />

des sozialen und gesellschaftlichen<br />

Umfelds ihre Wirkung zeigen,<br />

wenn es darum geht, die hohen Raten<br />

von Teenageschwangerschaften zu reduzieren.<br />

Praktische Erfahrungen vor<br />

Ort sowie wissenschaftliche Erkenntnisse<br />

zeigen klar: Eine nachhaltige positive<br />

Veränderung des Gesundheitsverhaltens<br />

ist das Ergebnis aufeinander<br />

abgestimmter und gleichzeitiger Sensibilisierung<br />

mit Jugendlichen und ihrem<br />

Umfeld. Es ist wichtig, die Jugendlichen<br />

selbst, ihre Familien, die Gemeinden<br />

und die wichtigsten organisatorischen<br />

und politischen Ebenen zu<br />

erreichen.<br />

Mit Jugendlichen für Jugendliche<br />

terre des hommes schweiz fokussiert<br />

sich auf Jugendliche und ihre Partizipation.<br />

Eine Beteiligung der jungen Menschen<br />

im öffentlichen Raum ist aber<br />

nur möglich, wenn sie Selbstvertrauen<br />

erlangen, sich zu äussern und die Möglichkeit<br />

dazu erhalten. Daher ist das<br />

Ziel, die Partnerorganisationen und<br />

ihre Jugendleiter*innen in alle strategischen<br />

Diskussionen und Prozesse<br />

einzubeziehen. Sandra Chiomvu, eine<br />

Jugendbetreuerin unserer Partnerorganisation<br />

CBO Million Memory Project<br />

Zimbabwe (MMPZ), wird nicht müde<br />

zu betonen: «Nichts für die Jugendlichen<br />

ohne die Jugendlichen!».<br />

In Zusammenarbeit mit der simbabwischen<br />

Organisation Katswe Sistahood<br />

fördert terre des hommes schweiz die<br />

Lobbyarbeit in Simbabwe. So werden<br />

interessierten Jugendlichen die Grundlagen<br />

aufgezeigt, die ihnen zugutekommen,<br />

wenn sie sich selbst öffentlich an<br />

der Gestaltung der Politik im Land beteiligen<br />

möchten. Das Ergebnis kann<br />

sich sehen lassen: Katswe Sistahood hat<br />

gemeinsam mit Jugendlichen ein<br />

Grundsatzpapier über Teenageschwangerschaften<br />

sowie ein Handbuch darüber<br />

erarbeitet, wie sich Jugendliche<br />

im Parlament einbringen können. Es<br />

fanden bereits Treffen mit Parlamentsmitgliedern<br />

statt, bei denen junge<br />

Menschen und alle Partnerorganisationen<br />

mit den politischen Entscheidungsträger*innen<br />

in Kontakt traten.<br />

Ferner wurde eine Petition an das<br />

Parlament gerichtet, die verlangt, dass<br />

wichtige Gesetze in Bezug auf Teenageschwangerschaften<br />

überarbeitet<br />

werden. Die Petition wurde inzwischen<br />

anerkannt und unsere Partnerorganisationen<br />

haben die Möglichkeit, mit<br />

Schlüsselparlamentarier*innen zu sprechen.<br />

Die Lobbyarbeit hat also nach<br />

nur einem Jahr bereits beachtliche<br />

Ergebnisse gezeigt und der Einsatz von<br />

Jugendlichen für Jugendliche in Simbabwe<br />

scheint auf Akzeptanz zu stossen.<br />

Die Erkenntnisse, die terre des<br />

hommes schweiz in Simbabwe macht,<br />

können künftig auch in die Arbeit der<br />

Partnerorganisationen in anderen Projektländern<br />

einfliessen. Denn nur,<br />

wenn eine breite Öffentlichkeit die<br />

Bedeutung der Arbeit von NGOs versteht,<br />

stossen Strategien von Diffamierung<br />

und Delegitimierung ins Leere.<br />

Hafid Derbal, Programmkoordination Simbabwe und Südafrika,<br />

Themenverantwortung sexuelle und reproduktive Gesundheit<br />

und Rechte<br />

Sexuelle und reproduktive Gesundheit<br />

terre des hommes schweiz macht sich zusammen<br />

mit lokalen Partnerorganisationen in Tansania,<br />

Südafrika und Simbabwe für Jugendliche, deren<br />

Gesundheit und sexuelle Rechte stark. Das sind<br />

unsere Ziele:<br />

• Zugang zu umfassender und jugendfreundlicher<br />

medizinischer Versorgung (Verhütung, Information,<br />

Beratung)<br />

• Prävention und Behandlung von sexuell<br />

übertragbaren Krankheiten, im Speziellen HIV<br />

• Reduktion von Frühschwangerschaften<br />

• Aufklärung und Stärkung der Jugendlichen in<br />

ihrem Recht, ihre Sexualität frei von Gewalt,<br />

Diskriminierung und Zwang leben zu können<br />

Weitere Informationen unter:<br />

> www.terredeshommesschweiz.ch/gesundheit<br />

8 magazin terre des hommes schweiz Nr. 4 <strong>2022</strong><br />

magazin terre des hommes schweiz Nr. 4 <strong>2022</strong><br />

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