09.12.2022 Aufrufe

Rundschau Liberal 3 (2022)

Zum Jahresende liegt unsere aktuelle „Rundschau Liberal“ vor – wir berichten über unsere Positionen und Initiativen, blicken zurück auf den Besuch unserer Partner-Kreisräte aus dem Rems-Murr-Kreis. Ein Schwerpunkthema ist zudem das „Forum Erneuerbare Energien“ im Landkreis: Akteure aus Wirtschaft, Politik und Verwaltungen arbeiten nicht zuletzt mit Beteiligung der Bürger an der Zukunft der Energieversorgung in der Region, die wegen ihrer Unternehmen im „Industriebogen“ zu den „energiehungrigsten“ gehört.

Zum Jahresende liegt unsere aktuelle „Rundschau Liberal“ vor – wir berichten über unsere Positionen und Initiativen, blicken zurück auf den Besuch unserer Partner-Kreisräte aus dem Rems-Murr-Kreis. Ein Schwerpunkthema ist zudem das „Forum Erneuerbare Energien“ im Landkreis: Akteure aus Wirtschaft, Politik und Verwaltungen arbeiten nicht zuletzt mit Beteiligung der Bürger an der Zukunft der Energieversorgung in der Region, die wegen ihrer Unternehmen im „Industriebogen“ zu den „energiehungrigsten“ gehört.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Rundschau</strong> <strong>Liberal</strong> / 01 <strong>2022</strong><br />

Vorwort<br />

Sehr geehrte Bürgerinnen und Bürger des Landkreises Meißen,<br />

heute halten Sie eine neue Ausgabe der „<strong>Rundschau</strong> <strong>Liberal</strong>“ unserer FDP-Kreistagsfraktion<br />

in den Händen. Wir möchten uns Ihnen damit weiterhin vorstellen und über unsere<br />

Positionen und Initiativen informieren. Gleichzeitig möchten wir Themen des Landkreises<br />

ansprechen, die aufgrund der aktuellen Lage leider nur zu wenig betrachtet wurden.<br />

Richtschnur unserer Arbeit als FDP-Kreistagsfraktion sind stets Freiheit und<br />

Eigenverantwortung – dafür kämpfen wir für Sie auf kommunaler Ebene.<br />

Ich freue mich sehr, dass wir im Sommer auf Initiative von Anita und Wolfgang Maaß unsere<br />

FDP-Fraktionskollegen aus dem Rems-Murr-Kreis, dem baden-württembergischen<br />

Partnerlandkreis des Landkreises Meißen, begrüßen durften. Der kommunalpolitische<br />

Austausch auch über die Ländergrenzen hinweg hilft, eine neue Sicht auf die Dinge zu<br />

bekommen. Mehr dazu finden Sie in dieser Ausgabe der „<strong>Rundschau</strong> <strong>Liberal</strong>“.<br />

Um einen großen Aufreger in der Region haben wir uns ebenfalls gekümmert. Wie Sie den<br />

Medien entnehmen konnten, wurde nach über 30 Jahren durch das Ordnungsamt des<br />

Landkreises Meißen der „Überfall“ bei der Karl-May-Fahrt praktisch untersagt. Noch am<br />

selben Tag haben wir dazu eine Anfrage an die Kreisverwaltung gestellt, deren Ergebnis Sie<br />

ebenfalls in dieser Ausgabe finden können.<br />

Zu guter Letzt noch ein Hinweis: Wir sind als FDP-Kreistagsfraktion immer um mehr<br />

Transparenz bemüht. Darum haben wir einen Antrag eingebracht, welcher endlich die Live-<br />

Übertragung der Kreistagssitzungen ermöglichen soll. Wir werden Sie über das Ergebnis auf<br />

dem Laufenden halten.<br />

Wenn Sie Fragen zu unserer Arbeit haben oder uns Wünsche und<br />

Anregungen mitteilen möchten, tun Sie das bitte gern!<br />

Bleiben Sie gesund!<br />

Martin Bahrmann<br />

Fraktionsvorsitzender<br />

Unsere Fraktion im Internet<br />

2


<strong>Rundschau</strong> <strong>Liberal</strong> / 01 <strong>2022</strong><br />

D<br />

ie 13. Sitzung des Kreistages Meißen begann in der Riesaer Stadthalle „Stern“ mit<br />

einer Einwohnerfragerunde, danach ging es zu den Anträgen. Zum Thema Planung<br />

alternativer Energien für den Landkreis berichtete Beigeordneter Andreas Herr,<br />

dass der Landkreis so viel Energie verbraucht wie drei sächsische Landkreise zusammen.<br />

Ziel sei, den Landkreis bis Ende des Jahrzehnts klimaneutral zu gestalten. Im September 2021<br />

gab es eine Anfrage von FDP-Kreisrätin Dr. Anita Maaß zum Modellprojekt „Einführung<br />

kommunales Energiecontrolling auf Landkreisebene“.<br />

Im Antwortschreiben vom Dezember 2021 teilte Landrat Ralf Hänsel (CDU) mit, dass sich der<br />

Landkreis nicht an dem Modellprojekt beteiligen werde. Seine Begründung: „Die<br />

Landkreisverwaltung beabsichtigt, ihre (begrenzten) Kräfte bei künftigen Energie- und<br />

Klimaschutzmaßnahmen neben der Optimierung ihrer eigenen Liegenschaften vor allem auf<br />

die Region des „Industriebogens" zu konzentrieren. Die Landkreisverwaltung verspricht sich<br />

davon, einen vergleichbar besonders hohen Klimaschutzeffekt, zumal in dieser Region mehr<br />

als ¾ des landkreisweiten Stromverbrauchs stattfindet und andererseits<br />

überdurchschnittlich hohe Potentiale für erneuerbare Energien bestehen.“ Der Landrat<br />

wurde unter anderem gefragt, wie die Landkreisobjekte energieeffizient und nachhaltig<br />

verwaltet werden „Bei Neubaumaßnahmen ist bereits in den Aufgabenstellungen für die<br />

Planung eine energetische Zielstellung enthalten. Dabei ist vorgegeben, die Forderungen des<br />

aktuellen Gebäudeenergiegesetzes (GEG) zumindest einzuhalten, wobei eine<br />

Unterschreitung angestrebt wird. Nachhaltige ganzheitliche Konzepte werden ausdrücklich<br />

erwünscht. Die Nachhaltigkeit zeigt sich bei haustechnischen Anlagen, u. a. in Nutzung von<br />

PV-Anlagen, dem Einbau von LED-Leuchten, Klimatisierungsaspekten und der<br />

Wärmerückgewinnung bei Lüftungsanlagen.<br />

Bei bestehenden Gebäuden werden in der mittelfristigen Planung schwerpunktmäßig<br />

energetische Maßnahmen eingebracht, wie z. B. der etappenweise Austausch von<br />

Beleuchtungen zugunsten LED oder der Rückbau von Ölheizungen. ...“ Anschließend ging es<br />

zum Neubau der Feuerwache in Lommatzsch, der Kreistag stimmte dem Antrag mit den<br />

Stimmen der FDP-Fraktion zu. Auch beim Ausbau des Breitbandes und der Entfernung<br />

„weißer Flecken“ aus dem Landkreis stimmte der Kreistag einstimmig zu. Zeitlich befasste<br />

sich der Kreistag lange mit dem Thema Krieg in der Ukraine. Landrat und Verwaltung wurde<br />

von nahezu allen Fraktionen gefragt, was der Kreis konkret für Geflüchtete tun kann.<br />

Unter folgendem QR-Code finden betroffene aktuelle Informationen.<br />

QR Code: Landkreis Meißen,<br />

Ukraine-Hilfe,<br />

https://www.kreismeissen.org/20083.html<br />

3


<strong>Rundschau</strong> <strong>Liberal</strong> / 01 <strong>2022</strong><br />

N<br />

ach sechs Jahren Pause – nicht zuletzt auch wegen Corona – konnte sich die FDP-<br />

Kreistagsfraktion Meißen Mitte Juni <strong>2022</strong> wieder persönlich mit ihren Partner-<br />

Kreisräten aus dem Rems-Murr-Kreis austauschen. Eine Delegation der<br />

Kreistagsfraktion von FDP und Freien Wählern des Rems-Murr-Kreises war drei Tage in der<br />

Region zu Besuch: Fraktionsvorsitzender Ulrich Lenk, die Landtagsabgeordneten Julia Goll<br />

und Jochen Haußmann sowie Wolfgang Weigold und Werner Häfele. Ebenso dabei waren<br />

Ehrenvorsitzender Ulrich Theurer und der FDP-Bundestagsabgeordnete Stephan Seiter.<br />

Die Beziehungen zwischen den Fraktionen blicken auf eine ebenso lange Geschichte zurück<br />

wie die zwischen den Landkreisen: Am 21. September 1990 schlossen Rems-Murr-Kreis und<br />

Landkreis Meißen die erste Partnerschaft zwischen einem baden-württembergischen und<br />

einem sächsischen Landkreis.<br />

vorn: Anita Maaß (FDP-Kreisrätin Meißen), Julia Goll (FDP-Kreisrätin Rems-Murr-Kreis, Landtagsabgeordnete Baden-Württemberg), hinten v.l.: Werner Häfele (Rems-Murr-Kreis), Uwe<br />

Köhler, Jochen Haußmann (Rems-Murr-Kreis, Landtagsabgeordneter Baden-Württemberg), Martin Bahmann (Meißen), Wolfgang Weigold (vorn; Rems-Murr-Kreis), Alexander Wolf (hinten;<br />

FDP-Stadtrat Radebeul, Vorstand VLK Sachsen), Ulrich Theurer, Ulrich Lenk (Rems-Murr-Kreis), Stephan Seiter (Bundestagsabgeordneter Baden-Württemberg), Wolfgang Maaß (Meißen)<br />

Zum Auftakt der drei Besuchstage mit zahlreichen Gesprächen begrüßte die stellvertretende<br />

Fraktionsvorsitzende, Anita Maaß, Bürgermeisterin von Lommatzsch und Vorsitzende der<br />

FDP Sachsen, die Gäste und gab ihnen einen ersten Überblick über die kommunalpolitischen<br />

Themen der Region. An ihrer Seite Kreisrat Wolfgang Maaß, der es sich als Geschichtslehrer<br />

nicht nehmen ließ, den Gästen bei einem Rundgang die Geschichte des Schlosses Moritzburg<br />

nahezubringen.<br />

4


<strong>Rundschau</strong> <strong>Liberal</strong> / 01 <strong>2022</strong><br />

Überhaupt waren die Gäste viel unterwegs vor Ort: Über die Herausforderungen des<br />

regionalen Handwerks – von Fachkräftemangel bis Unternehmensnachfolge – ließen sie sich<br />

beispielsweise von Kreisrat Uwe Köhler in dessen Meißner Messerschleiferei informieren.<br />

Und um mit Kreisrat Jan Mücke und Winzer Frédéric Fourré über Geschichte und Gegenwart<br />

des Weinbaus im Elbtal zu sprechen, kraxelten sie auf Fourrés Weinberg unterhalb des<br />

Spitzhauses in Radebeul.<br />

Auf einem kommunalpolitischen Abend der Vereinigung <strong>Liberal</strong>er Kommunalpolitiker (VLK)<br />

Sachsen in Meißen gaben Fraktionschef Martin Bahrmann und Anita Maaß in Vorträgen<br />

einen ausführlicheren Überblick über die Arbeit ihrer Fraktion im Kreistag: vom Kampf für<br />

die Berufsschulen, die Förderschule in Radebeul und die Musikschule, den Breitband-Ausbau<br />

im Landkreis, einen soliden Kreishaushalt, Erhalt und Finanzierung der Straßenbahnlinie 4<br />

und viele weitere Themen. Nicht zuletzt tauschten die Kreisräte aus Baden-Württemberg<br />

und Sachsen ihre Erfahrungen mit den kommunalen Herausforderungen der Corona-Krise<br />

und der Integration von Flüchtlingen aus der Ukraine aus.<br />

Martin Bahrmann, Chef der FDP-Kreistagsfraktion Meißen, begrüßt die Gäste aus dem Rems-Murr-Kreis auf dem kommunalpolitischen Abend der Vereinigung <strong>Liberal</strong>er Kommunalpolitiker (VLK)<br />

Der FDP-Fraktionsvorsitzende aus den Rems-Murr-Kreis, Ulrich Lenk, sprach zudem ein<br />

generelles Problem an, unter dem die Kommunalpolitiker nicht nur in Baden-Württemberg<br />

und Sachsen immer stärker litten: „Das Konnexitätsprinzip wird sträflich verletzt.“ Dieses<br />

besagt, dass Aufgaben- und Finanzverantwortung zusammengehören müssen.<br />

5


<strong>Rundschau</strong> <strong>Liberal</strong> / 01 <strong>2022</strong><br />

Oder anders ausgedrückt: Wer bestellt, bezahlt. „Aber Bund und Land beschließen immer<br />

mehr Wohltaten, für die die Kommunen die Rechnung zahlen müssen“, sagte Lenk und<br />

erntete breite Zustimmung.<br />

Auf großes Interesse der Gäste aus dem Rems-Murr-Kreis stießen die Ideen und Initiativen<br />

der FDP-Kreistagsfraktion Meißen für mehr Transparenz politischer Entscheidungen und die<br />

Einbeziehung der Bürger. Dies sei gerade auch in Zeiten wachsender Politikverdrossenheit<br />

und Zuspruchs für populistische Parteien besonders wichtig, betonte Fraktionschef Martin<br />

Bahrmann. Als Beispiel nannte er die Initiative seiner Fraktion, künftig Kreistagssitzungen für<br />

die Öffentlichkeit zu übertragen. Er äußerte Unverständnis, warum „Bedenkenträger im<br />

Kreistag immer noch auf der Bremse stehen“: „Die rechtlichen Voraussetzungen gibt es.<br />

Und das Beispiel des Stadtrates Meißen zeigt: Das Angebot kostet gerade einmal einen<br />

vierstelligen Betrag und wird von den Bürgern sehr gut angenommen.“ Bei spannenden<br />

Themen seien rund 2.000 Live-Zuschauer keine Seltenheit.<br />

Rems-Murr-Kreis<br />

Landkreis Meißen (Blau) und Rems-Murr-Kreis (Violett), Quelle: Statistisches Bundesamt / www.regionalstatistik.de, Stand: 31.12.2020<br />

6


<strong>Rundschau</strong> <strong>Liberal</strong> / 01 <strong>2022</strong><br />

In einer weiteren Veranstaltung begrüßte Beigeordneter Andreas Herr in Vertretung des<br />

verhinderten Landrates die Gäste aus Baden-Württemberg. Er berichtete, wie der Landkreis<br />

seit der letzten Kreisreform 2008 zusammenwuchs und wie er sich seit 2019 mit seinem<br />

„ZUKUNFTSFORUM im Landkreis Meißen“ und dem nachfolgenden<br />

„Kulturlandschaftsprojekt Meißen“ im Dialog mit Bürgern und Unternehmen fit für die<br />

Zukunft macht. Beigeordneter Herr erinnerte sich dankbar an die lange Partnerschaft der<br />

beiden Landkreise: „Vor 30 Jahren haben zuallererst wir von Ihnen gelernt, später dann<br />

voneinander.“ FDP-Rems-Murr-Fraktionschef Ulrich Lenk bedankte sich mit einem<br />

Kompliment: „Ich war das erste Mal sogar schon 1985 in Meißen. Wenn ich mich heute in<br />

der Region umschaue: Hut ab, was seit 1990 hier entstanden ist!“<br />

Für besonders rege Diskussionen zwischen den Kommunalpolitikern sorgten Strategie und<br />

Maßnahmen, wie der Landkreis Meißen den Herausforderungen des Klimawandels und der<br />

aufziehenden Energiekrise begegnet. Dies vor allem auch vor dem Hintergrund der<br />

landwirtschaftlichen Produktion in der Lommatzscher Pflege, der „Kornkammer Sachsens“.<br />

Noch bevor der Klimawandel in aller Munde war, wurden erfolgreich Maßnahmen gegen<br />

Hochwasser umgesetzt, gegen Bodenerosion durch Starkregen, gegen den Schwund der<br />

Waldfläche und viele weitere mehr. „Wir haben die üblichen großen und teuren<br />

Klimaschutzkonzepte zur Weltrettung immer abgelehnt, die eh nur im Aktenschrank<br />

verschwinden. Wir setzen auf konkrete, sinnvolle Projekte“, sagte Andreas Herr.<br />

Quelle: Kreisverwaltungen<br />

Dies sei auch deshalb notwendig, um Bürger und Unternehmen in der Region bei allen<br />

Entscheidungen mit ins Boot zu holen, betonte Beigeordneter Herr. „Dieser Dialog ist<br />

unverzichtbar für das Gelingen aller Maßnahmen.“ Daher setze der Landkreis auch bei<br />

seinem Energie- und Wasserstoffnetzwerk und dem frisch aufgelegte „Forum Erneuerbare<br />

Energien“ auf Transparenz. In diesem Themenfeld seien die Herausforderungen des Kreises<br />

besonders hoch: Durch den „Industriebogen“ rund um Riesa benötige Meißen etwa drei Mal<br />

so viel Energie wie ansonsten vergleichbare sächsische Landkreise. Deshalb sei die Frage, wie<br />

die verstärkte Energieerzeugung aus Wind und Sonne in der Region im Einklang mit Mensch<br />

und Natur gelingen kann, eine der zentralen Herausforderungen, so Herr.<br />

7


<strong>Rundschau</strong> <strong>Liberal</strong> / 01 <strong>2022</strong><br />

D<br />

ie Energiekrise, die vor allem auch eine Energiepreiskrise ist, trifft auch Bürger und<br />

Unternehmen im Landkreis Meißen – und sogar besonders heftig. Denn hier wird fast<br />

drei Mal so viel Energie benötigt wie in einem vergleichbaren sächsischen Landkreis:<br />

Im einheimischen „Industriebogen“ sind zahlreiche große Unternehmen angesiedelt, die zu<br />

den energieintensivsten Branchen gehören, Chemie und Stahl. Allein Wacker Chemie in<br />

Nünchritz mit seinen rund 1.500 Arbeitsplätzen hat etwa den Energiebedarf der gesamten<br />

Stadt Dresden.<br />

Anfang Mai hat der Meißner Kreistag auch mit den Stimmen der FDP-Fraktion das „Forum<br />

Erneuerbare Energien“ ins Leben gerufen, das Ende August nun zum ersten Mal in Nünchritz<br />

zusammenkam. Für die FDP-Fraktion nahm Wolfgang Maaß teil. „Wir müssen gemeinsam<br />

mit den Kommunen, mit Bürgern und Unternehmen, mit Vereinen und Verbänden Lösungen<br />

für die energiepolitischen Herausforderungen unserer Zeit auch direkt vor Ort finden“, sagt<br />

Maaß. Insbesondere die Aufgabe, die Interessen des Natur- und Landschaftsschutzes und<br />

der Anwohner mit dem hohen Flächenverbrauch von Windenergie- und Solaranlagen in<br />

Einklang zu bringen, werde viel Arbeit erfordern. Dabei von Anfang an auf Transparenz und<br />

Kommunikation mit den Bürgern zu setzen, sei der einzig richtige Weg, ist Maaß überzeugt.<br />

Bereits heute ist der Landkreis Meißen Vorreiter bei den erneuerbaren Energien. Wie das<br />

aussieht, besichtigten die Teilnehmer des Energieforums im Windpark Streumen und im<br />

Solarpark im Alten Lager in Zeithain. Die allerersten Windräder im Windpark konnten in den<br />

90-er Jahren jeweils bis zu 0,6 Megawatt Strom erzeugen. Drei Jahrzehnte später liefern nun<br />

drei Mal so hohe Anlagen bis zur zehnfachen Ausbeute – zumindest wenn Wind weht, und<br />

auch das nicht so stark, dass sich die Anlagen aus Sicherheitsgründen abschalten müssen. 18<br />

Windräder produzieren heute am Standort Strom für tausende Haushalte, weitere sind<br />

geplant.<br />

Mit einer Nabenhöhe von 135 Metern kann dieses Windrad im Windpark Streumen bis zu 3,6 Megawatt Strom erzeugen. Bei der leichten Brise während der Besichtigung waren es um die 60<br />

Kilowatt, was rechnerisch für rund 200 Haushalte reicht.<br />

8


<strong>Rundschau</strong> <strong>Liberal</strong> / 01 <strong>2022</strong><br />

Gerade einmal drei Kilometer Luftlinie entfernt wird Strom aus der zweiten großen<br />

erneuerbaren Energiequelle neben Wind erzeugt: Tausende Solarpanels überspannen die<br />

ehemalig militärisch genutzten Flächen im Alten Lager Zeithain, die ansonsten kaum sinnvoll<br />

anders genutzt werden könnten: Das ehemalige Zielgebiet des Schießplatzes konnte bis<br />

heute nicht für komplett kampfmittelfrei erklärt werden. Zudem sind die Photovoltaik-<br />

Anlagen für das Trinkwasserschutzgebiet unbedenklich. Und schließlich wird man auch mit<br />

hohem Aufwand dem Artenschutz gerecht: Auch für die anstehende Ausbaustufe des<br />

Solarparks werden wieder tausende geschützte Zauneidechsen per Hand eingesammelt und<br />

umgesiedelt.<br />

Wind- und Sonnenenergie, das sind die Energieträger, auf die die „Energie- und<br />

Wasserstoffallianz im Industriebogen Meißen“ (EWI) auch in Zukunft setzt, zur Erzeugung<br />

von Strom und von „grünem“ Wasserstoff. Das Netzwerk vereint acht große Unternehmen<br />

der Region, allein fünf aus der Stahlbranche. Die energieintensiven Unternehmen können<br />

Energieknappheit und explodierenden Preisen praktisch nicht mit Einsparungen begegnen,<br />

betont Wacker-Werkschefin Jutta Matreux im Namen der EWI: „Energiemanagement war<br />

für unsere Unternehmen schon immer Thema, denn Energie ist für uns ein direkter<br />

Kostenfaktor.“<br />

Am Alten Lager in Zeithain, einem ehemaligen Militärschießplatz, überspannen tausende Solar-Panels den anderweitig kaum wirtschaftlich nutzbaren Boden. 40 Jahre und länger beträgt<br />

die Haltbarkeitsdauer der Anlagen, ohne dass es zu einem größeren Abfall der Leistungsfähigkeit kommt.<br />

Matreux formulierte daher auf dem Energieforum noch einmal die Positionen und<br />

Forderungen der Energie- und Wasserstoffallianz: Der Zubau erneuerbarer Energien müsse<br />

beschleunigt werden, um einen wettbewerbsfähigen Strompreis zu sichern. Strom und<br />

Wasserstoff bräuchten eine leistungsfähige Infrastruktur in der Region. Für die<br />

Weiterentwicklung der Einsatzfähigkeit von Wasserstoff seien staatliche Fördermittel nötig.<br />

Und nicht zuletzt sei eine Beschleunigung von Genehmigungsverfahren im Umwelt- und<br />

Planungsrecht notwendig, sagt Matreux: „Mit der aktuellen Geschwindigkeit kann es nicht<br />

gelingen.“<br />

9


<strong>Rundschau</strong> <strong>Liberal</strong> / 01 <strong>2022</strong><br />

Die vielleicht größte Herausforderung wird aber sein, die Kommunen und ihre Bürger auf<br />

dem Weg in ein Zeitalter klimaneutraler Energie mitzunehmen, darüber waren sich praktisch<br />

alle Akteure des Energieforums einig. „Allein die Notwendigkeit des Ausbaus erneuerbarer<br />

Energien mantraartig zu betonen, wird nicht reichen“, sagt auch Wolfgang Maaß von der<br />

FDP-Kreistagsfraktion. Und eine zwangsweise Durchsetzung der Ausbauziele von oben dürfe<br />

es gleich gar nicht geben, sagt Maaß: „Insofern werden wir Staatssekretärin Meyer vom<br />

sächsischen Regionalentwicklungsministerium beim Wort nehmen, wenn sie auf dem Forum<br />

gesagt hat, der Freistaat wolle keine Anlagen gegen den Mehrheitswillen der Bevölkerung<br />

durchsetzen.“<br />

„Der lange Weg zur Akzeptanz und schließlich zum Erfolg der erneuerbaren Energien führt<br />

nur über wirksame Anreize“, sagt FDP-Kreisrat Maaß. „Und welche Anreize könnten besser<br />

funktionieren als finanzielle?“ Er begrüße daher die Ideen von Experten, die Standort-<br />

Kommunen und ihre Einwohner in Nachbarschaft von grüner Energiegewinnung direkt am<br />

wirtschaftlichen Erfolg zu beteiligen. „Die Städte und Gemeinden können das Geld für<br />

Investitionen gut gebrauchen. Und warum sollte ein Anwohner, der auf ein Windrad schaut,<br />

nicht das schöne Gefühl haben, dass es sich auch für seinen eigenen Geldbeutel dreht?“<br />

In unmittelbarer Nachbarschaft des Windparks Streumen liegt das größte Umspannwerk der Region, das unter anderem Wacker Chemie in Nünchritz und das Feralpi-Stahlwerk in Riesa<br />

mit Strom versorgt.<br />

10


<strong>Rundschau</strong> <strong>Liberal</strong> / 01 <strong>2022</strong><br />

Bislang hätten die Bürger deutschlandweit zu oft das Gefühl gehabt, dass Energiepolitik<br />

gegen sie statt mit ihnen gemacht würde, sagt FDP-Kreisrat Maaß. „Da ist viel Vertrauen in<br />

die Politik verloren gegangen.“ Als Beispiele nennt er das Erneuerbare-Energien-Gesetz, das<br />

20 Jahre lang Fehlanreize gesetzt und die Strompreise für Bürger und Unternehmen<br />

verteuert habe, ohne klimaneutrale Energien wirksam auszubauen. Oder die politische<br />

Entscheidung, praktisch gleichzeitig aus den grundlastfähigen Energieträgern Kohle und<br />

Kernkraft auszusteigen und sich beim Gas vom politisch unzuverlässigen Russland abhängig<br />

zu machen. „Wir werden auch über solche Fehler der Vergangenheit nachdenken müssen“,<br />

sagt Maaß, „besonders über die Frage, ob Deutschland seinen weltweiten Sonderweg, auf<br />

sichere und saubere Kernkraft zu verzichten, weiterhin gehen will.“<br />

S<br />

eit mittlerweile 30 Jahren werden jedes Jahr Züge der Traditionsbahn Radebeul<br />

überfallen – zum Wohle des „Lößnitzdackels“ und zum Vergnügen der Fahrgäste. Bei<br />

den Karl-May-Fahrten „überfallen“ Banditen die Dampfbahn, tapfere Verteidiger<br />

leisten Widerstand. Das könnte nun für immer enden. Denn zum typischen Wild-West-<br />

Szenario der 1860-er Jahre gehören Schusswechsel mit Platzpatronen. Zum Führen der dafür<br />

genutzten Waffen haben die Sport- und Traditionsschützen eine gültige Erlaubnis – für das<br />

Abfeuern von Platzpatronen hingegen nicht. Das wurde vom Landratsamt Meißen aber<br />

erstmals in diesem Jahr moniert; das Schießen wurde aus Sicherheitsgründen verboten. Statt<br />

geplanter Karl-May-Fahrt gab es daraufhin einen Sitzstreik des Meißner Schützenvereins<br />

1460.<br />

„Ich habe Verständnis für die Enttäuschung“, sagt FDP-Kreistagsfraktionschef Martin<br />

Bahrmann. Natürlich stehe Sicherheit beim Umgang mit Waffen immer an erster Stelle, aber<br />

„drei Jahrzehnte hat es keine Unfälle gegeben, weil die Schützen sich ihrer Verantwortung<br />

sehr bewusst sind“. Bahrmann hakte mit einer Anfrage beim Landratsamt nach. Dieses<br />

versprach ihm, eine Lösung mit den Schützen zu finden. „Die FDP-Fraktion wird<br />

dranbleiben“, verspricht der Fraktionschef. „30 Jahre Tradition dürfen nicht einfach sterben.<br />

11


<strong>Rundschau</strong> <strong>Liberal</strong> / 01 <strong>2022</strong><br />

04.12.2021<br />

Hiermit beantragen wir:<br />

Die Kreisverwaltung wird beauftragt, die technischen und organisatorischen<br />

Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass öffentliche Kreistagssitzungen, sowie<br />

Ausschussitzungen künftig live im Internet auf der<br />

Internetseite des Kreises Meißen übertragen werden können. Darüber hinaus bitten wir<br />

zeitnah zu ermöglichen, dass die Aufzeichnungen auch nach der Live-Übertragung »on<br />

Demand« abrufbar sind, so dass interessierte Bürgerinnen und Bürger die Sitzungen zu<br />

einem beliebigen Zeitpunkt anschauen können.<br />

Begründung:<br />

Mit der Anpassung der Sächsischen Gemeinde- und Landkreisordnung wurden die<br />

Voraussetzung zur Nutzung von Echtzeitübertragungen von Gremiensitzungen, so genannter<br />

„Live-Streams“, präzisiert. Generell ist es nun möglich, Redebeiträge von Kreisräten, welche<br />

diesem Verfahren zugestimmt haben, wiederzugeben.<br />

Über eine Art „Kreistags TV“ können Einblicke in politische Vorgänge und größere<br />

Transparenz gewährt werden. Somit können die besten Rahmenbedingungen für mehr<br />

Bürgerbeteiligung und daraus resultierend Verständnis für die Arbeit von Politikerinnen und<br />

Politikern geschaffen werden. Gerade junge Menschen aber auch Menschen mit<br />

Behinderungen, sowie Arbeitnehmer können so jederzeit an Kreistagssitzungen teilnehmen.<br />

Außerdem können auch Personen, die es nicht schaffen, an den Kreistags- bzw.<br />

Ausschusssitzungen teilzunehmen, diese terminunabhängig zu Hause anschauen.<br />

In vielen Städten Sachsens gibt es bereits erfolgreiche Umsetzungen<br />

solcher Systeme. Die Stadt Meißen ist hierbei ein gutes Beispiel dafür, wie eine erfolgreiche<br />

Umsetzung eines solchen Projektes mit realisiert werden kann. Angesichts zunehmendem<br />

Populismus und einem Vertrauensverlust in die Politik ist an der Zeit Transparenz zu schaffen<br />

und Vertrauen zurück zu gewinnen.<br />

Gerade nach der COVID19-Pandemie ist diese Möglichkeit für die Bürgerschaft, die Sitzungen<br />

des Kreistages zu verfolgen von besonderer Wichtigkeit.<br />

Finanzierung:<br />

Die Finanzierung erfolgt aus den Haushaltsstellen für Presse/Öffentlichkeitsarbeit sowie der<br />

Haushaltsstelle für den Kreistag.<br />

12

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!