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FN-Ausgabe-Dezember-2022-komplett

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GELESEN<br />

buchtipps<br />

john sweeney<br />

Der Killer im Kreml<br />

Bücher über Putin gibt es viele. „Der Killer<br />

im Kreml“ – das Buch des vielfach ausgezeichneten<br />

englischen Enthüllungsjournalisten<br />

John Sweeney (BBC) tut richtig weh.<br />

Weil es der demokratischen Welt den<br />

gnadenlosen Spiegel vorhält, wie lange<br />

sie einem korrupten Putin vertraut, ihn<br />

verharmlost oder seine Verbrechen ignoriert<br />

hat. Mit zynischer Sprache, zuweilen<br />

schnoddriger Wortwahl, kriminalistischer<br />

Akribie und viel Courage beschreibt<br />

Sweeney Putins Blutspur vom kleinen Stasi-Mann<br />

bis hin zum allmächtigen Kreml-<br />

Diktator. Journalisten und Oppositionelle<br />

werden vergiftet, erschossen oder fallen<br />

aus dem Fenster. Hunderte russische Bürgerinnen<br />

und Bürger werden in die Luft<br />

gesprengt. Alle Indizien, so Sweeney,<br />

weisen darauf hin, dass Putin und der<br />

Geheimdienst hinter den Anschlägen stecken.<br />

Der als Nobody verspottete Putin<br />

kann sich als starker Mann präsentieren<br />

und hat einen willkommenen Anlass für<br />

den zweiten Tschetschenienkrieg. Dieser<br />

ist in seiner unbarmherzigen Grausamkeit<br />

die Blaupause für den Überfall auf die Ukraine.<br />

Thomas Pregl<br />

Heyne Verlag, <strong>2022</strong>. 336 S.<br />

thomas kraft<br />

Kino Gedichte<br />

In der Zeit der Pandemie blieben Säle leer,<br />

manches Kino überstand die Krise nicht.<br />

Seit Anfang 2020 änderte sich fast alles<br />

in der Kulturszene, die sich nur schwer<br />

davon erholt. In dieser Zeit entstand bei<br />

dem Literaten und passionierter Kinogänger<br />

Thomas Kraft die Idee, die Filme,<br />

die er gesehen hat, auf seine Weise zu<br />

verarbeiten: Sie in Worte zu verdichten<br />

und ihnen Gedichte zu widmen. Neue<br />

und alte Filme, die sich Kraft in dieser<br />

kulturstarren Zeit wieder angeschaut<br />

hat. Herausgekommen ist dieser liebevoll<br />

gestaltete Band mit 50 Gedichten<br />

als Verneigung vor dem Kino. Damit sie<br />

nicht alleine stehen, werden die Texte<br />

den Foto-Ansichten von Kinos, die er an<br />

vielen verschiedenen Orten besucht hat,<br />

wie auch Kinos aus aller Welt in edlem<br />

Druck gegenübergestellt. Die originalen<br />

Filmposter wurden von Helmut Ölschlegel<br />

authentisch kunstvoll hineincollagiert, so<br />

dass ein direkter Bezug zum Gedicht entst<br />

eht.<br />

Nevfel Cumart<br />

Andreas Reiffer Verlag, <strong>2022</strong>. 108 S.<br />

karsten Dusse<br />

Achtsam Morden im Hier und Jetzt<br />

Karsten Dusse ist mit seinen „Achtsam<br />

Morden“-Büchern zu einem der beliebtesten<br />

Schriftsteller Deutschlands geworden.<br />

Und was ihm immer wieder zugutegehalten<br />

wird: Die Bücher sind außerordentlich<br />

gut recherchiert. Umso spannender also,<br />

dass es im vierten Teil seiner Reihe um ein<br />

Tantra-Seminar geht. Nachdem Protagonist<br />

Björn Diemel im ersten Teil einen ganz bewussten<br />

und absolut entschleunigten Mord<br />

begangen hatte, im zweiten Teil beim liebevollen<br />

Leiten zweier Mafia-Clans sein inneres<br />

Kind entdeckte und im dritten Teil bei<br />

seiner Pilgerreise entlang des Jakobswegs<br />

ganz achtsam nach dem Sinn des Lebens<br />

suchte, ist er nun - wie gesagt – in einem<br />

Tantra-Seminar gelandet (welches er aus<br />

Versehen mit seiner Ex-Frau besucht). Diesmal<br />

nimmt Dusse die indische Achtsamkeitslehre<br />

inklusive Osho, den Begründer<br />

der spirituellen Bhagwan-Bewegung und<br />

seine Anhänger aufs Korn. Wie alle Vorgänger<br />

ist das Buch großartig geschrieben, zum<br />

Brüllen komisch und mit überraschend viel<br />

Tiefgang formuliert. Wie immer: absolute<br />

Leseempfehlung! Sabine Mahler<br />

Heyne Verlag, <strong>2022</strong>. 480 S.<br />

betty mahmoody<br />

Nicht ohne meine Tochter<br />

In Anbetracht der aktuellen Umstände,<br />

hier ein Klassiker: „Nicht ohne meine<br />

Tochter“ ist eine wahre Geschichte, die<br />

in der ersten Auflage 1988 erschien und<br />

damals zum Weltbestseller wurde. Die<br />

US-Amerikanerin Betty ist zunächst glücklich<br />

mit ihrem iranischen Ehemann Moody<br />

verheiratet. Als ihre Tochter vier Jahre<br />

alt ist, beschließen sie, für zwei Wochen<br />

in den Iran zu fliegen. Doch Moody hatte<br />

nie vorgehabt, in die USA zurückzukehren<br />

und hält beide dort gefangen. Frau und<br />

Kind sind nun sein Eigentum. Betty muss<br />

Tschador tragen und ist Gewalt und Willkür<br />

ihres Mannes ausgesetzt. Besonders<br />

ergreifend lesen sich heute die Szenen, in<br />

welchen die Sittenpolizei schon damals auf<br />

Frauen losging, deren Kopftuch nur leicht<br />

verrutscht war. Dennoch ist das Buch – wie<br />

man modern sagt – schlecht gealtert: Betty<br />

schreibt von oben herab, als wären alle<br />

Iraner:innen und ihre (fremde) Kultur regelrecht<br />

minderwertig. Das ist ungerecht,<br />

den Iraner:innen gegenüber, die ihr vor<br />

Ort geholfen haben und denen gegenüber,<br />

die heute dort auf den Straßen demonstrieren.<br />

Sabine Mahler<br />

Lübbe Verlag, 2015. 544 S.<br />

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unterhaltsamen und<br />

informativen Bücher!<br />

Austraße 12, 96047 Bamberg<br />

Tel. 0951-30182710<br />

Montag bis Samstag 10-18 Uhr<br />

www.neuecollibri.de<br />

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