FN-Ausgabe-Dezember-2022-komplett
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Gregor Linz<br />
Der fast<br />
märchenhafte<br />
Reiz dieses<br />
Gebietes ist,<br />
dass es sich<br />
quasi noch<br />
in einem Dornröschenschlaf<br />
befindet.<br />
Foto: Charlotte Moser<br />
Bürgerverein engagiert sich für<br />
die „Untere Historische Bergstadt“<br />
„Es braucht<br />
einen Kuss!“<br />
Treffen sich drei Deutsche, so gründen sie einen<br />
Verein. Der belächelte Spruch stimmt zwar rechtlich<br />
nicht - ein Verein braucht sieben Mitglieder,<br />
um ins Amtsregister eingetragen zu werden, doch<br />
tatsächlich ist die Bundesrepublik mit rund mit<br />
615 000 Vereinen das Land der „Vereinsmeierei“. Ob<br />
Sport, Kultur, Politik, Geschichte oder Gesundheit<br />
- Bürger:innen investieren viel Kraft, Zeit und Herzblut,<br />
um sich für ihre Anliegen mit viel Leidenschaft<br />
zu engagieren. Zu den jüngeren Vereinen in Bamberg<br />
gehört der „Bürgerverein Untere Historische<br />
Bergstadt“, der dieses Areal wie der Prinz sein Dornröschen<br />
wachküssen will. Die <strong>FN</strong> ließ sich den Kuss<br />
von Gregor Linz, 1 .Vorstand des Vereins, erklären.<br />
Foto: Vera Mamerov<br />
„Wenn sich drei Deutsche<br />
treffen, gründen sie einen Verein!“<br />
Wie viel Wahrheit steckt für<br />
Sie in diesem Witz?<br />
Gregor Linz: Bei uns ging die Vereinsgründung<br />
nicht so schnell wie<br />
in dem Witz. Wir haben uns mehr<br />
Zeit genommen, fast zwei Jahre.<br />
Wir haben die Vereinsgründung<br />
reiflich überlegt und diskutiert.<br />
Und wir waren mehr als drei.<br />
Bamberg hat viele schöne Ecken.<br />
Was macht den Reiz Untere<br />
Bergstadt aus?<br />
Unser Gebiet, die „Untere Historische<br />
Bergstadt“, ist Teil des<br />
Weltkulturerbes. Wir sind mitten<br />
in diesem Zentrum. Der fast märchenhafte<br />
Reiz dieses Gebietes ist,<br />
dass es sich quasi noch in einem<br />
Dornröschenschlaf befindet. Es<br />
braucht den Anschub, oder bleiben<br />
wir beim Märchen, es braucht den<br />
Kuss, dass sich seine wahre Schönheit<br />
entwickelt und die Potentiale<br />
herausgekitzelt werden. Und dafür<br />
wollen wir als Verein eintreten.<br />
Warum braucht es einen Bürgerverein<br />
Untere Historische<br />
Bergstadt? Schließlich gibt es<br />
doch schon mehrere Bürgervereine.<br />
Neben dem Wachküssen der Prinzessin<br />
geht es verstärkt darum,<br />
sich in einer wachsenden Stadt gerade<br />
um die kleineren Einheiten zu<br />
kümmern. Aufgabe ist es, mit den<br />
hier wohnenden Einwohner:innen<br />
etwas gemeinsam voranzubringen.<br />
Wir müssen die Kleinteiligkeit<br />
sichtbar machen und unterstützen.<br />
Kleinere Einheiten bedeuten auch<br />
größere Chancen, Bamberg in seiner<br />
Vielfältigkeit zu zeigen und zu<br />
erleben. Bamberg hat jede Menge<br />
Qualitäten – in Baustilen, Denkmalpflege,<br />
Geschichte, Kunst, Kultur,<br />
Wohnen, die für ein urbanes<br />
Leben wichtig sind.<br />
Wer hat den Verein aus der<br />
Taufe gehoben?<br />
Daran waren vor allem die<br />
Bürger:innen aus dem Sutte- und<br />
Maternbereich beteiligt. Hier gibt<br />
es eine gewachsene Nachbarschaft,<br />
hier kennt und hilft man<br />
sich. Hier packt man gemeinsam<br />
an. Inzwischen haben wir rund<br />
100 Mitglieder.<br />
Welche Ziele hat sich der Verein<br />
gesetzt?<br />
Als neuer Verein haben wir die<br />
Chance, uns so zu gliedern, wie<br />
wir möchten. Wir haben verschiedene<br />
Arbeitsgruppen gebildet,<br />
die verschiedene Schwerpunkte<br />
behandeln. Arbeitsgruppen gibt<br />
es zu sozialem Miteinander, Quartiersgestaltung,<br />
Kultur, Denkmalpflege<br />
und Mobilität. Da wir noch<br />
ein junger Verein sind, haben wir<br />
natürlich auch die Möglichkeit,<br />
die Schwerpunkte auszuweiten.<br />
Im Moment gibt es Überlegungen,<br />
im Teufelsgraben eine Führung zu<br />
machen und sich die dortige Fauna<br />
anzuschauen. Wir nehmen das,<br />
was aus der Bürgerschaft kommt,<br />
auf und versuchen die Ideen und<br />
Anregungen zu integrieren.<br />
Was verstehen sie unter dem<br />
Stichwort Mobilität?<br />
Überaus wichtig ist natürlich, in der<br />
Altstadt zu schauen, wie sich die einzelnen<br />
Verkehrsteilnehmer:innen<br />
begegnen. Wie ist der Umgang von<br />
Fahrrad, Fußgänger und Auto miteinander?<br />
Welche Rücksichten gibt<br />
es? Wo sind Gefahrenstellen und<br />
wie kann man sie entschärfen? Wir<br />
haben am Torschuster eine Gefahrenstelle,<br />
an der Schulkinder täglich<br />
durch eine Engstelle mit viel<br />
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