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s9-16_red_jan23_ZM 22.12.2022 08:59 Seite 10<br />

verhelfen. „Betroffene“, so Studienleiterin Prof. Dr. Barbara Kavemann,<br />

„sind keine Bittsteller. Sie fordern die Anerkennung des Unrechts und seiner<br />

Auswirkungen sowie die Verbesserung ihrer Lebenssituation, die oft<br />

nachhaltig von den Folgen der Gewalt in Kindheit und Jugend geprägt<br />

ist.“ Zu den Vorschlägen der Forschungsgruppe gehören:<br />

• Ein Anerkennungsforum, das Leid und Unrecht von Betroffenen offiziell<br />

anerkennt und einen selbstbestimmten Raum bietet, um von Erfahrungen<br />

berichten zu können.<br />

• Ein Gedenkort gibt Betroffenen einen Platz und ein Gefühl von Zugehörigkeit.<br />

Er macht außerdem die Vielfalt des Betroffenseins sichtbar<br />

und auf vergangenes Unrecht aufmerksam. Der Gedenkort als lebendiger<br />

Raum ermöglicht Veranstaltungen und Projekte<br />

sowie Dokumentation und Forschung zum<br />

Thema.<br />

• Schriftliche Anerkennung: ein Beleg<br />

für erlittene sexualisierte Gewalt in<br />

Kindheit oder Jugend erspart Betroffenen,<br />

sich immer wieder erklären zu<br />

müssen. Ein verbindliches Dokument<br />

hilft bei Behördengängen<br />

und Anträgen für bedarfsgerechte<br />

Unterstützung.<br />

• Eine professionelle Begleitung<br />

kann Betroffene und ihre Interessen<br />

unterstützen. Zum<br />

Beispiel, wenn sie Personen in Institutionen<br />

oder in der Familie mit dem<br />

Tatgeschehen konfrontieren<br />

wollen.<br />

Mit dem Abschlussbericht<br />

des Forschungsprojektes<br />

liegt der Ball nun<br />

bei der Politik. Mithilfe von Gesetzen, Institutionen und finanzieller Ausstattung<br />

müssen vergangene Straftaten im Sinne der Betroffenen endlich<br />

aufgearbeitet und neue möglichst verhindert werden. Zudem sind wir<br />

alle angehalten, besser hinzusehen, zuzuhören, Unrecht zu glauben und<br />

anzuerkennen sowie Empathie für die Belastungen und Nöte aufzubringen.<br />

Seit 2010 gibt es die/den Unabhängige(n) Beauftragte(n) für Fragen des<br />

sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM). Die Stelle wurde für alle Anliegen<br />

von Betroffenen sexualisierter Gewalt im Auftrag der Bundesregierung<br />

geschaffen und ist an das Familienministerium angebunden.<br />

Die UBSKM setzt sich insbesondere auch für<br />

die Belange von erwachsenen Menschen<br />

ein, die in ihrer Kindheit oder Jugend<br />

Missbrauch erlitten haben. Seit 1.<br />

April 2022 hat die Journalistin und<br />

systemische Organisationsberaterin<br />

Kerstin Claus das Amt inne. Unter<br />

ihrem Dach tagt auch die Unabhängige<br />

Kommission zur Aufarbeitung<br />

sexuellen<br />

Kindesmissbrauchs, die das Forschungsprojekt<br />

zu mehr Gerechtigkeit<br />

nach sexueller<br />

Gewalt in Kindheit und Jugend<br />

auf den Weg gebracht hat.<br />

Das Forschungsprojekt wurde von<br />

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern<br />

am Sozialwissenschaftlichen<br />

Forschungsinstitut<br />

zu Geschlechterfragen<br />

Freiburg (SoFFI F) unter Leitung<br />

von Prof. Dr. Barbara<br />

Kavemann und in Zusammenarbeit<br />

mit Bianca<br />

Nagel, Adrian Etzel und Prof.<br />

Dr. Cornelia Helfferich durchgeführt.<br />

Das Projektteam<br />

wurde über den gesamten<br />

Projektverlauf von April<br />

2020 bis Mai 2022 von<br />

einer festen Forschungsgruppe<br />

begleitet, deren<br />

Mitglieder selbst sexualisierte<br />

Gewalt in<br />

Kindheit und Jugend in<br />

unterschiedlichen<br />

Kontexten erlebt<br />

haben. Zusätzlich in<br />

die Arbeit eingeflossen<br />

sind Daten aus<br />

Gruppendiskussionen<br />

und Interviews mit weiteren<br />

Betroffenen sowie<br />

Expertinnen und Experten<br />

unterschiedlicher<br />

Fachrichtungen.<br />

von Katja von Wintzingerode-Knorr<br />

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