05.01.2023 Aufrufe

Programmmagazin des 44. Filmfestival Max Ophüls Preis 2023

Endlich wieder in den Kinos. Das 44. Filmfestival Max Ophüls Preis 2023 bietet auch in diesem Jahr wieder ein herausragendes Programm für alle Kinoliebhaber.

Endlich wieder in den Kinos. Das 44. Filmfestival Max Ophüls Preis 2023 bietet auch in diesem Jahr wieder ein herausragendes Programm für alle Kinoliebhaber.

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Sandra Hüller<br />

Hatten oder haben Sie einen Karriereplan?<br />

Nein, gar nicht. Ich hatte ein einziges Mal<br />

was, das ging in so eine Richtung. Da bin<br />

ich an einem Tag durch Berlin gerast für<br />

zwei Castings. Erst REQUIEM und dann<br />

mit dem Taxi zu MADONNEN. Die beiden<br />

Filme wurden auch direkt nacheinander<br />

gedreht. Da dachte ich: Wenn man das<br />

jetzt kombiniert, hier mein erster Film und<br />

dann kommt gleich der zweite, dazu zwei<br />

Rollen, die total unterschiedlich sind – das<br />

ergibt bestimmt Sinn. Und es war tatsächlich<br />

auch so.<br />

Für ihre Rolle in REQUIEM wurden Sie<br />

mit <strong>Preis</strong>en überschüttet, darunter<br />

mit dem Deutschen Filmpreis und dem<br />

Silbernen Bären. Kann man sagen, das<br />

war Ihr Durchbruch?<br />

Ich mag das Wort nicht so sehr. Ich frage<br />

mich immer: Durchbruch, durchbrechen –<br />

wo bricht man da eigentlich hin? Ohne<br />

Frage war REQUIEM aber ein total wichtiger<br />

Film für mich. Ich mag ihn auch heute<br />

noch und finde, er ist gut gealtert.<br />

In einem ZEIT-Interview wurden Sie einmal<br />

gefragt, ob Sie einen Unterschied<br />

ausmachen in der Zusammenarbeit mit<br />

weiblichen oder männlichen Regisseuren.<br />

Ihre Antwort: „Es gibt Arschlöcher<br />

und keine Arschlöcher.“ Muss man in<br />

seiner Karriere auch manchmal mit<br />

„Arschlöchern“ zusammenarbeiten,<br />

um weiterzukommen?<br />

Nein! Alles, was einen beschädigt, sollte<br />

nicht sein. Es ist manchmal schwierig, das<br />

vorher zu erkennen. Bei einem Casting<br />

muss man schon sehr aufmerksam sein,<br />

um zu merken, ob jemand bestimmte Tendenzen<br />

hat, über Grenzen zu gehen oder<br />

respektlos zu sein. Aber man sollte nie<br />

etwas aushalten oder erdulden, um weiterzukommen.<br />

Mit dem Gedanken kann ich<br />

gar nichts anfangen.<br />

Werden negative Begegnungen solcher<br />

Art bei Castings, auf Probebühnen oder<br />

Filmsets weniger, wenn man ein gewisses<br />

Standing erreicht hat?<br />

Man kann es sich vielleicht ab einem bestimmten<br />

Punkt genauer aussuchen, ja.<br />

Aber auch dann begegnet man noch unkontrollierten<br />

oder vielleicht auch gefährlichen<br />

Menschen. Ich kenne da Geschichten<br />

in alle Richtungen. Der Unterschied heute<br />

ist, dass niemand mehr solche Personen<br />

deckt. Es ist jetzt riskant für jemanden, der<br />

übergriffig agiert. Und das ist gut so.<br />

Sie sind häufig in Debüt- oder zweiten<br />

Filmen zu sehen. Ist das Zufall oder eine<br />

bewusste Entscheidung für Projekte<br />

junger Regisseur:innen?<br />

Ob ich eine Rolle in einer „Nachwuchsproduktion“<br />

übernehme, hat nichts mit dem<br />

Alter oder der Erfahrung der Regie zu tun,<br />

sondern eigentlich immer mit dem Stoff<br />

und der Geschichte. Dazu geben ganz<br />

praktische Faktoren den Ausschlag. Habe<br />

ich Zeit? Oder auch: Kann ich es mir gerade<br />

leisten, eine weniger gut bezahlte Arbeit<br />

zu machen?<br />

Ist es ein anderes Arbeiten für Sie, ob<br />

jemand schon fünf Filme gemacht hat<br />

oder noch ganz am Anfang steht?<br />

Das hat vielleicht auch etwas mit der<br />

Herde zu tun, die jemand um sich hat.<br />

Wenn jemand schon lange arbeitet, hat er<br />

natürlich Leute, denen er absolut vertraut.<br />

Da sind die Abläufe eingespielter. Wenn<br />

jemand seinen ersten Film macht, dann<br />

findet sich das noch. Da gibt es vielleicht<br />

noch andere Spannungen im Team. Wie<br />

Regieführende über Figuren oder eine<br />

Geschichte sprechen, wie sie ein Set leiten<br />

oder mit Macht umgehen, hat in meiner<br />

Erfahrung aber nichts damit zu tun, wie<br />

lange sie den Job schon machen. Das hat<br />

man oder nicht.<br />

Unten: Sandra Hüller in BROWNIAN MOVEMENT (2010)<br />

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