05.01.2023 Aufrufe

Programmmagazin des 44. Filmfestival Max Ophüls Preis 2023

Endlich wieder in den Kinos. Das 44. Filmfestival Max Ophüls Preis 2023 bietet auch in diesem Jahr wieder ein herausragendes Programm für alle Kinoliebhaber.

Endlich wieder in den Kinos. Das 44. Filmfestival Max Ophüls Preis 2023 bietet auch in diesem Jahr wieder ein herausragendes Programm für alle Kinoliebhaber.

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<strong>Max</strong> <strong>Ophüls</strong> war<br />

ein Unikum<br />

Warum wolltest du unbedingt <strong>Max</strong><br />

<strong>Ophüls</strong>’ Spielfilmdebüt aus dem Jahr<br />

1932 zeigen?<br />

Wo sonst sollte man einen solchen Film<br />

zeigen, wenn nicht auf dem <strong>Filmfestival</strong><br />

<strong>Max</strong> <strong>Ophüls</strong> <strong>Preis</strong>? Er ist noch nie hier gelaufen.<br />

Ein Thema <strong>des</strong> Festivals ist ja: Kann<br />

man Talent früh erkennen und wie sieht<br />

das aus? Und ich wollte sehen: Wie sieht<br />

der erste Film von so einem großen Filmemacher<br />

wie <strong>Max</strong> <strong>Ophüls</strong> aus? <strong>Max</strong> hat<br />

immer nach Innovationen gesucht. Es gibt<br />

das Zitat aus LOLA MONTEZ, seinem<br />

ersten Farbfilm: „Bewegung ist für mich<br />

Leben“. Es war immer wichtig für ihn,<br />

lebendig zu bleiben, jung zu bleiben. Er<br />

ist auch sehr jung gestorben.<br />

DIE VERLIEBTE FIRMA ist ein Film übers<br />

Filmemachen. Verarbeitete <strong>Max</strong> <strong>Ophüls</strong><br />

darin seine eigenen, ersten Erfahrungen<br />

mit der Filmbranche?<br />

Ja, in diesem Film steckt viel Autobiografisches.<br />

Es geht ja um ein Studioteam, das in<br />

den Bergen dreht, und dann zanken sich<br />

die Schauspieler:innen und nichts geht<br />

mehr. <strong>Max</strong> musste das Buch sehr schnell<br />

schreiben. Eigentlich hätte er für die gleiche<br />

Firma einen Film mit Heinz Rühmann<br />

machen sollen, eine Art Militärschwank.<br />

Das Thema lag ihm aber überhaupt nicht<br />

und er vertrödelte sehr viel Zeit. Dann hieß<br />

es: Machen Sie mal rasch einen Film für<br />

billig. Und so überlegte er sich das. Genau<br />

90 Jahre ist das her. <strong>Max</strong> <strong>Ophüls</strong> hat nur<br />

von 1931 bis 1933 für das Kino in Deutschland<br />

gearbeitet, ehe er fliehen musste.<br />

Trotzdem war die Zeit für ihn prägend.<br />

<strong>Max</strong> <strong>Ophüls</strong> kam an der Schwelle vom<br />

Stumm- zum Tonfilm zum Film. Was<br />

war das für eine Zeit?<br />

Das war eine dramatische Zeit! Zum einen<br />

wusste man nicht, ob die Schauspieler:innen<br />

eine Stimme und eine Präsenz haben, die<br />

auf den Ton übertragbar ist. Dazu kam die<br />

finanzielle Krise nach dem Wallstreet-<br />

Crash 1929. Man wusste nicht: Ist das<br />

jetzt eine Kunst, die bleibt, weil man ja<br />

wahnsinnig viel Geld investieren musste. In<br />

neue Studios und neue Kinos. Dann noch<br />

das sprachliche Problem. Es gibt nicht so<br />

viele Länder, in denen Deutsch gesprochen<br />

wird. Also hat man – bevor man später zu<br />

Synchronisationen überging – von einem<br />

Film immer gleich mehrere Sprachfassungen<br />

gedreht. Dafür ließ man teilweise Stars<br />

aus anderen Ländern kommen. Man hat<br />

einen unheimlichen Aufwand betrieben.<br />

Und in dieser Zeitenwende betrat<br />

der junge <strong>Max</strong> <strong>Ophüls</strong> die Szene.<br />

Ein Idealist?<br />

Ja. Und ein Unikum. <strong>Max</strong> hatte keine Angst<br />

vor dem neuen Medium. Man muss sich<br />

das ja vorstellen: Damit der Ton gut war,<br />

musste alles isoliert werden. Man konnte<br />

die Kamera nicht mehr richtig bewegen,<br />

weil jede Bewegung Krach machte. Das<br />

Mikrofon war wie eine Diktatur. Manche<br />

Stummfilmregisseure, die vorher unglaubliche<br />

Dinge getan haben, wurden fast theatralisch,<br />

weil sie sich gar nicht mehr bewegt<br />

haben. Denen wurde die ganze Kunst<br />

weggenommen. <strong>Max</strong> <strong>Ophüls</strong> hingegen ließ<br />

sich nicht einschränken. Er kam vom Theater,<br />

wo er alles Mögliche machen konnte.<br />

Und so kam es zu den ersten Kamerafahrten,<br />

die man auch in DIE VERLIEBTE<br />

FIRMA sehen kann. Manchmal ist der Ton<br />

nicht ideal, manchmal ruckelt es. Aber<br />

dieses Unerschrockene hat ihm unheimlich<br />

geholfen. Dadurch waren seine Filme populärer<br />

als die Filme, die man sehr statisch<br />

aufgenommen hat.<br />

Andréas-Benjamin Seyfert<br />

Er ist Doktorand an der University of<br />

California in Los Angeles und arbeitet<br />

gerade an seiner Promotionsarbeit.<br />

Titel: „Filmverlust im Tonfilm der<br />

Weimarer Republik, 1929–1933“.<br />

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