Regio Augsburg Magazin 2023
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RegioMagazin 2023
AUGSBURG
Wittelsbacher Land & Augsburger Land
UNESCO-WELTERBE,
WASSER, WELTKUNST
GLANZVOLLE RÖMISCHE
PROVINZHAUPTSTADT
RENAISSANCESTADT
UND „BRECHTIGE“ STADT
DER AUGSBURGER
HEILIGE MIT DEM FISCH
Die Figuren der Augsburger
Monumentalbrunnen sind viel
mehr als „nur“ spektakulär
Warum Augsburg eine der
wichtigsten Römerstädte
Deutschlands ist
Zwei Jubiläen: Augsburg ehrt
seinen Renaissancebaumeister
Elias Holl – und Bertolt Brecht
Im Ulrichsjahr zu Kirchen und
Kunst – und zu vielen Spuren
der Schlacht auf dem Lechfeld
INHALT
8 24 34
52 62 70
8
TRINKWASSER
UND RENAISSANCE VOM FEINSTEN
Augsburger UNESCO-Welterbe: drei
Monumentalbrunnen sind Weltkunst
Der Augustusbrunnen, der Merkurbrunnen und der
Herkulesbrunnen sind viel mehr als einfach nur schön
62
IM BRECHTHAUS UND MIT JUBILÄUMSPROGRAMM
Wie Augsburg an den vor 125 Jahren
hier geborenen Bertolt Brecht erinnert
Die Gedenkstätte im Geburtshaus Brechts, Wege seiner
Kindheits- und Jugendjahre – und rote Brecht-Stelen
Es ist Augsburgs Nähe zu Italien, die hier um 1600 drei
Glanzlichter der Renaissancekunst entstehen ließ: Alle
drei Monumentalbrunnen sind UNESCO-Welterbe.
Aber was stellen ihre Figuren dar? Welche Rolle spielten
die Brunnen bei der europaweit bestaunten Wasserversorgung,
auch als Teil der technischen Infra struktur?
Und warum sind sie Denkmäler des Habsburgerreichs?
1898 wurde Bertolt Brecht im Augsburger Lech viertel
geboren. Mackie Messer, die Mutter Courage und die
heilige Johanna der Schlachthöfe machten ihn welt -
berühmt. Sein Geburtshaus ist eine Gedenkstätte. An
ihn und an seine Familie erinnern weitere Stationen der
Kindheits- und Jugendjahre Brechts, ein paar knallrote
Stahlstelen in der Stadt und das Jubiläumsprogramm.
Fotografie Titel: Martin Kluger | Fotografie Seite 3: Martin Kluger (6)
24
34
52
ANTIKE: DIE GLANZVOLLE PROVINZHAUPTSTADT
Augsburg ist eine der wichtigsten
Römerstädte Deutschlands
Augsburg ist eine der ältesten Städte Deutschlands –
mehr als tausend Jahre älter als das nahe München. Ein
sensationeller Münzfund hat jüngst die Bedeutung der
römischen Metropole unterstrichen. Eine Ausstellung
im „Römerlager“ im Zeughaus zeigt bedeutende Steindenkmäler
– und die Relikte eines römischen Hafens.
DER MANN, DER DIE RENAISSANCESTADT SCHUF
Der geniale Stadtwerkmeister Elias
Holl und seine Augsburger Bauwerke
Baukunst in der nördlichsten Stadt Italiens – und
eine Holl-Retrospektive im Maximilianmuseum
Vor 450 Jahren wurde der Baumeister und spätere
Augsburger Stadtwerkmeister Elias Holl geboren. Die
Stadt ehrt den Architekten ihres bis 1620 errichteten
Renaissancerathauses und mehrerer weiterer stadtbild -
prägender Repräsentations- und Festungsbauten mit
einem Jubiläumsjahr und einer Ausstellung. Eine von
Elias Holls Schöpfungen ist sogar UNESCO-Welterbe.
DER RETTER AUGSBURGS STEHT AUF (EINEM) FISCH
Das Ulrichsjahr 2023/24 erinnert
an den heiliggesprochenen Bischof
Bischof Ulrich, der Schutzpatron bei Wassergefahren,
und sein Platz in der Schlacht auf dem Lechfeld
Das Bistum Augsburg begeht 2023/24 ein Ulrichsjahr –
zum Gedenken an Ulrichs Bischofsweihe im Jahr 923
und seinen Tod im Jahr 973. Der 993 heiliggesprochene
Bischof hatte Augsburg vor der Schlacht auf dem Lechfeld
im Jahr 955 gegen das Heer der Ungarn verteidigt.
Kirchen, Kunst, Museen und Brunnen erinnern an ihn.
70
86
ENTLANG DES LECHS UND DES LECHKANALS
Im Lechtal in und um Augsburg zu viel
Natur, viel Wasser und viel Welterbe
Zwischen Donautal und Alpenblick finden Radwanderer
Entspannung – und spannende Technikdenkmäler
Die Kilometer zwischen der Mündung des Lechs in
die Donau und dem UNESCO-Welterbe in und nahe
bei Augsburg sind ein relativ kurzer Streckenabschnitt
des Lechradwegs: Doch nur hier gibt es den Lech „mal
zwei“, nur hier radelt man an UNESCO-Welterbe vorbei
– an drei Wasserkraftwerken am Nördlichen Lechkanal
(samt Lechmuseum Bayern) und in Augsburg am
Hoch ablass und am Wasserwerk am Hoch ablass. Nördlich
und südlich von Augsburg streift diese Radroute die
Nachbarlandkreise Aichach-Friedberg und Augsburg.
WEITE HOTELLANDSCHAFT IN UND BEI AUGSBURG
Zu Hotelbetten „mit Plus“:
ein Überblick, teils mit Alpenblick
Hotels in und bei Schlössern, im Kloster oder gar über
einem Weinberg – einige Tipps zu besonderen Häusern
Der Augsburg-Tourismus brummt, die Hotellandschaft
wächst: Ein Streifzug durch diese Hotellandschaft verrät,
welche Häuser neu sind, wo Gäste besondere Aussichten
finden und was speziell ist an Betten in Augsburg und
bei seinen Nachbarn – zwischen „Wittelsbacher Land“
und „Augsburger Land“, Donautal und Unterallgäu.
AUSSERDEM
22 Die Augsburger Puppenkiste wird 75 Jahre jung
32 Wo die Regio Augsburg Museumsshops betreut
43 Eintritt frei bei den Kunstsammlungen und Museen
44 Auf drei Tourismusstraßen „made in Augsburg“
69 Feiern in der Uhrmacherstadt: die „Friedberger Zeit“
82 „Nachhaltigkeit im Tourismus“: Interview mit
Bayerns Ministerpräsident Dr. Markus Söder
84 Radeln und Wandern im Naturpark Augsburg
3
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Fotografie: Sandro Behrndt (1), Martin Kluger (1)
Klimafreundlicher „Urlaub daheim“: ein
Vergnügen, keine Verlegenheitslösung
Nachhaltigkeit und Klimaschutz waren und sind in diesen
Monaten in den Medien ein großes Thema – zu Recht. Es
ist eine Diskussion, die auch den Tourismus ein Stück weit
in die Verantwortung nimmt – auf der Anbieterseite wie
aufseiten der Gäste, ob sie nun als „klassische Touristen“,
als Tagungsgäste, Kongress- oder Messeteilnehmer in die
Region Augsburg kommen. „Urlaub daheim“ wird jedenfalls
aus vielerlei Gründen immer attraktiver: Dass man im
eigenen Land oder auch in der eigenen Region Entspannung
und Erholung sucht, hilft dem Klima und der Umwelt
generell, der heimischen Wirtschaft, Städten, Gemeinden
und Kulturschaffenden und stärkt zudem unsere Verkehrs -
infrastruktur. Und, mit Verlaub – eine Verlegenheitslösung
ist der „Urlaub daheim“, ob man nun aus dem Nahbereich
oder von irgendwo aus dem Land anreist, mitnichten.
Das ist schon deshalb so, weil Augsburg und sein Umland
auch für Gäste aus aller Welt seit Jahren immer attraktiver
geworden sind. Ein paar Stichpunkte? UNESCO-Welterbe
in Augsburg (mit dreimal Welterbe auch im Landkreis
Augsburg), Immaterielles UNESCO-Kulturerbe Augsburger
Hohes Friedensfest, eine der wichtigsten Römerstädte Deutschlands,
Renaissance und Industriekultur vom Feinsten, eine
attraktive Museumslandschaft nicht nur in Augsburg,
sondern auch im „Wittelsbacher Land“ und im „Augsburger
Land“, Namen wie Fugger und Welser, Mozart und Brecht,
Kaiserin Elisabeth und weitere Wittelsbacher, Rudolf Diesel
und Bischof Ulrich – Langeweile oder Themenarmut
kommen bei diesem Angebotsspektrum eher nicht auf. Dazu
ergeben sich hier immer wieder spannende Jubiläen: 2023/24
gedenkt Augsburg in einem Ulrichsjahr des Bistumspatrons –
was nicht nur in glanzvolle Kirchen führt, sondern auch
an die epochale Schlacht auf dem Lechfeld im Jahr 955 erinnert.
Ein Jubiläumsjahr ist dem Augsburger Stadtwerkmeister
Elias Holl gewidmet, dem Architekten (unter
anderem) des Renaissancerathauses. Und noch ein zweites
Jubiläumsjahr sollte 2023 nach Augsburg locken: Denn im
Brechthaus wurde 1898 – vor 125 Jahren – der weltberühmte
Schöpfer der „Dreigroschenoper“ und des Dramas „Mutter
Courage und ihre Kinder“ geboren. Kultur lässt sich hier
mit Natur verbinden: Der „Naturpark Augsburg – Westliche
Wälder“ ist ein Eldorado für Wanderer und Radler. Und
mit dem 2022 eröffneten Lechradweg ist das Radwandern
in unserer Region noch attraktiver geworden. Bis bald also?
Götz Beck
Tourismusdirektor
Regio Augsburg Tourismus GmbH
.
Neu im Angebot: Augsburger Renaissance
Das Team der Regio Augsburg Tourismus GmbH betreut die
Be sucher Augsburgs bei Stadt- und Themenführungen sowie
in der Tourist-Info am Rathausplatz. Service à la Regio bieten
Mit arbeiterinnen und Mitarbeiter dieser Tourismuseinrichtung
nunmehr auch in Museumsshops und -cafés von drei Häusern
der Kunstsammlungen und Museen Augsburg. Dort sowie im
Fugger und Welser Erlebnismuseum, im Mozarthaus und im
Brecht haus sind Augsburg-Souvenirs im Sortiment. Die Regio
hat dafür sogar eine Renaissance-Linie mit trendigen Textilien
und Taschen kreieren lassen. Im Jubiläumsjahr von Stadtwer k -
meister Elias Holl hat Augsburg zudem eine Kuscheldecke mit
Holl-Motiven weben lassen (im Bild, von links: der Ideengeber
Marcus Vorwohlt, Marlene Berz sowie Tourismusdirektor Götz
Beck). Mehr dazu auf den Seiten 32, 34 und 43.
Impressum
» Herausgeber
Regio Augsburg Tourismus GmbH
Schießgrabenstraße 14, 86150 Augsburg
Verantwortlich: Götz Beck,
Tourismusdirektor (V.i.S.d.P.)
tourismus@regio-augsburg.de
www.augsburg-tourismus.de
» Verlag
context verlag Augsburg | Nürnberg
Martin Kluger
Schießgrabenstraße 14, 86150 Augsburg
Telefon 0821 343222-12
info@context-mv.de
www.context-mv.de
»Redaktion
Martin Kluger (verantwortlich)
Candida Sisto, Sandra Riedmüller
» Layout und grafische Produktion
Thomas Leberle (Umschlaggestaltung und Produktion)
concret Werbeagentur GmbH, Augsburg
www.concret.cc
» Mediaberatung
Werner Vöst
Verlagsbüro & Medienagentur
Schertlinstraße 11/151, 86159 Augsburg
Telefon 0821 4506945
Telefax 0821 4506946
info@voewe.de
www.voewe.de
»Druck
ADV Augsburger Druck- und Verlagshaus GmbH
www.adv-schoder.de
Alle Angaben und Termine ohne Gewähr.
Stand: 12/2022
Stadtführungen und Veranstaltungen
im Jahr 2023:
www.augsburg-tourismus.de
5
waldmann-weinold.de
augen
weide
Schaezlerpalais
Grafisches Kabinett
Maximilianmuseum
Römerlager im Zeughaus
Stadtarchäologie/Zentraldepot
H2 – Zentrum für Gegenwartskunst im Glasplast
Neue Galerie im Höhmannhaus
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Brechthaus
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11 (DE) und 14 Uhr (DE/EN), Okt.: tägl. 11 (DE) und 14 Uhr
(DE/EN), Nov. – März: Fr. 14 (DE/EN), Sa./So. 11 (DE) und 14 Uhr
(DE/EN). Mehr zu allen Stadtführungen: Telefon 0821 50207-21 |
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Augsburgs Wasserwirtschaft ist UNESCO-Welterbe,
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Souvenirs, Literatur und Infos in Museumsshops
» Maximilianmuseum Augsburg (Fuggerplatz 1)
» Schaezlerpalais (Maximilianstraße 46)
» „Römerlager“ im Zeughaus (Zeugplatz 4)
» H2–Zentrum für Gegenwartskunst (Beim Glaspalast 1)
» Fugger und Welser Erlebnismuseum
(Ä̈ußeres Pfaffengässchen 23)
» Leopold-Mozart-Haus (Frauentorstraße 30)
» Brechthaus (Auf dem Rain 7)
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20
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Reuter-
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Platz
Schaezlerstraße
11
Hermanstraße
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Im Thäle
F
Königsplatz
Bus
&
Tram
Beethovenstraße
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Kleine Grottenau
Kuhgässchen
Kornhausgasse
Kesselmarkt
19
Meister-
Bleigässchen
Hallstraße
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Neidhartstraße
Karmelitengasse
Grottenau Karlstraße
Völkstraße
WC
Völkstraße
9
Stettenstraße
Pfärrle
Frauentorstraße
WC
Steingasse
Unter dem
Bogen
Hoher Weg
Pe utingerstraße
Annastraße
8
6
WC F
Phil.-Welser-Straße
Bgm.-Fischer-Straße
Konrad-Adenauer-Allee
Schießgrabenstraße
7
Obstmarkt
10
Zeuggasse
Äußeres Pfaffengässchen
Mittleres Pfaffengässchen
5
F
Katharinengasse
Karolinenstraße
2
Mauerb
Schmiedberg
Theodor-Heuss-
Platz
Stephingerberg
erg
Hunoldsgraben
Beim
Pfaffenkeller
Spenglergässchen
WC
Armenhausgasse
Weite Gasse
Kitzenmarkt
Leonhardsberg
F
BH
3
1
Karmelitenmauer
Wintergasse Dominikanergasse
12
Maximilianstraße
13
4
Afrawald
Schwibbogenplatz
Ulrichsplatz
Kappelberg
21
18
14
Pr
Schwedenweg
Müllerstraße
Bei den
sieben
Kindeln
Vorderer Lech
Am Rößlebad
Mittlerer Graben
Unterer Graben
edigerberg
Kirchgasse
Ulri c hsgasse
Am Eser
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Pulver gässchen
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F
I
II
Hinterer
III
IV
V
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Mittlerer Lech
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Lech
Milchberg
BP
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Am Brun n enlech
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Lauterlech
Franziskanergasse
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Schwibbogenmauer
Riedlerstraße
Bei St. Max
Margaretenstraße
15
Rotes Tor
Freilichtbühne
16
F WC
Hasengasse
Bei der
Jakobskirche
17
Jakobspl a tz
Veits-Gasse
Remboldstraße
Rote-Torwall-Straße
Oblatterwallstraße
Kahnfahrt
Vesaliusstraße
Gänsbühl
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F
Wolfsgässchen
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Jakoberstraße
Wagenhalsstraße
Rosengasse
Allee
Obere
Werner-Haas-Straße
Friedberger Straße/B300
BP
BH
F
Jakobermauer
Obgm.-Dreifuß-Straße
Nagahama-Allee
Tourist-Information
Parkplatz/Parkhaus
Busparkplatz
Bushaltepunkt
Fahrradmietstation
Bergmühlst raße
Argonstraße
Zobelstraße
Raunerstraße
Theodor-Wiedemann-Straße
Obgm.-Hohner-Str.
str aße
Provino
FREILICHTBÜHNE
AM ROTEN TOR
Musical „3 Musketiere“
Vor der eindrucksvollen
Kulisse der Wallanlagen am
Roten Tor führt das Staatstheater
Augsburg im Sommer
2023 auf der Freilichtbühne
das Musical „3 Musketiere“
auf (Premiere am 17. Juni).
Mehr: www.staatstheateraugsburg.de/freilichtbuehne
22
Sanderstraße
1
Rathaus und Perlachturm
7
Diözesanmuseum St. Afra
13
Schaezlerpalais
18
Brechthaus
2
Augustusbrunnen
8
Leopold-Mozart-Haus
14
Ulrichskirchen
19
Naturmuseum und Planetarium
3
Merkurbrunnen
9
St.-Anna-Kirche
15
Heilig-Geist-Spital/Puppenkiste
20
Heilig-Kreuz-Kirchen
4
Herkulesbrunnen
10
Maximilianmuseum
16
Wasserwerk am Roten Tor/
21
Fugger und Welser Erlebnismuseum
5
Zeughaus/„Römerlager“
11
Synagoge
Freilichtbühne am Roten Tor
22
Textil- und Industriemuseum (tim)
6
Dom und Fronhof
12
Fuggerhäuser
17
Fuggerei/Museen in der Fuggerei
23
Kongresszentrum und Hotelturm
Perlachturm, Großes Haus des Staatstheaters Augsburg und St. Magdalena im Jahr 2023 wegen Sanierungsarbeiten geschlossen
7
DIE DREI AUGSBURGER MONUMENTALBRUNNEN
UNESCO-Welterbe,
Weltkunst – und mehr
Ein Brunnen als Wegweiser, ein Brunnengott
als Werbefigur und ein Halbgott als politische Botschaft
62 8
Text:
Martin Kluger
Fotografie:
Wolfgang B. Kleiner (1),
Hannah Kluger (1),
Martin Kluger (35),
concret Werbeagentur
GmbH (1)
Die Denkmäler der Augsburger Wasserwirtschaft sind seit 2019
UNESCO-Welterbe. Während man diese Sehenswürdigkeiten
sonst am Rand der Altstadt suchen muss, stehen drei Objekte
der Welterbe-Stätte „Augsburger Wassermanagement-System“
mitten im Stadtzentrum. Die Bronze figuren am Augustus -
brunnen, am Merkurbrunnen und am Herkulesbrunnen sind
nicht „nur“ Weltkunst: Sie „erzählen“ auch vom vergeblichen
Werben der Reichsstadt Augsburg um prestigeträchtige Reichstage,
vom Weg in den verheerenden Dreißigjährigen Krieg sowie
vom beinahe peinlichen Bemühen, sich bei den Habsburgern
lieb Kind zu machen. Vor allem aber beschreiben sie die Augsburger
Hauptgewässer Lech und Wertach, Singold und Brunnenbach
sowie deren wirtschaftliche Nutzung. Bis 1879 wurde das
Röhrwasser für alle drei Augsburger Monumentalbrunnen vom
Wasserwerk am Roten Tor geliefert, das – wie die drei Brunnen
und deren Figuren – seit 2019 UNESCO-Welterbe ist.
63 9
AUGSBURGS UNESCO-WELTERBE UND DIE DREI MONUMENTALBRUNNEN
Es sprudelt und es
spritzt am Augsburger
Augustusbrunnen.
Noch bis 1879 hatten
diese „springenden“
Fontänen auch eine
technische Funktion.
Sprang das Wasser im
hohen Bogen, erkannte
der Stadtbrunnen -
meister, dass sämtliche
Röhrleitungen intakt
waren und der Wasserdruck
aus reichte.
Vor allem für junge
Augs burger ist der
Augustusbrunnen ein
beliebter Treffpunkt.
An allen vier Ecken
des Brunnens zeigen
Sitz figuren die Lage
der Gewässer an: Der
Brunnen wird so quasi
zum Wegweiser.
Gibt es so etwas wie den Augsburger
Augustusbrunnen weltweit noch ein
zweites Mal? Gut – dass der Brunnen
mit den Bronzefiguren des Niederländers
Hubert Gerhard Weltkunst ist und seit
2019 auch ein Objekt des UNESCO-Welterbes
„Augsburger Wassermanagement-System“, macht
ihn ohnehin zu etwas Besonderem. Doch der
Monumentalbrunnen ist noch weitaus mehr –
nämlich ein „Geschichtsbuch“, eine politische
»
Der Augustusbrunnen ist
nicht nur Weltkunst, sondern
auch ein „Geschichtsbuch“ und
ein Stück Wassertechnik.
«
Botschaft, eine technische Gebrauchsanleitung,
ein Wasserdruckmesser und letztlich quasi auch
noch eine Art Wegweiser zu vier Gewässern.
Um mit dem Geschichtsbuch zu beginnen:
Dass die Figur des nach seinem Ableben vergöttlichten
Kaisers Augustus auf dem Brunnenpfeiler
auf die Gründung Augsburgs durch die
Römer anspielt, ist wirklich nicht schwer zu erraten.
Dass diese Brunnenbronze aber auch ein
politischer „Stinkefinger“ in Richtung des mehr
als tausend Jahre jüngeren nahen München
war, ist schon weitaus weniger geläufig.
Ausgerechnet in München aber steht der
erste Brunnen nördlich der Alpen, den Meister
Hubert Gerhard im neuen Stil Italiens geschaffen
hat. Wie in Augsburg sitzen dort vier Personifikationen
von Gewässern auf den Brunnenrand:
Den fast gleichzeitig mit dem Augustusbrunnen
entstandenen Wittelsbacherbrunnen in der Münchener
Residenz zieren Figuren, die die Donau
und den Lech, den Inn und die Isar verkörpern.
Diese aus Italien importierte Gestaltungsidee
64 10
AUGSBURGS UNESCO-WELTERBE UND DIE DREI MONUMENTALBRUNNEN
»
Die oft reißenden Flüsse
Lech und Wertach werden von
starken männlichen Figuren
verkörpert.
«
übernahmen auch die Augsburger, wobei auf
dem Beckenrand des Augustusbrunnens die
vier Hauptgewässer der Stadt sitzen: die Gebirgsflüsse
Lech und Wertach (beide muskulöse,
männliche Figuren, weil starke reißende Flüsse)
sowie das Mühlenflüsschen Singold und der
trinkwasserspendende Brunnen bach als zartere
Frauengestalten.
Anders als in München zeigte man in Augsburg
mit diesen Figuren aber nicht allein die
Gewässer, sondern auch deren Lage und Funktionen.
Lech und Brunnenbach sind (wie im
Gelände auch) nach Osten hin orientiert, Wertach
und Singold sitzen am Beckenrand in Richtung
Westen. Damit ist der Brunnen überdies eine
Art Wegweiser. Doch auch die Darstellung der
Brunnenfiguren und ihre Attribute zeigen ein
exaktes „Who’s Who“ und „Wer für was?“ – fast
ein heiteres Beruferaten à la Robert Lembke.
Der Lech zeigt mit einem Fichtenkranz auf
dem Kopf, einem Wolfsfell und einem Ruder
seine wichtigsten Nutzungen an. Auf dem Fluss
trifteten die Augsburger Brenn- und Bauholz –
meist Fichtenstämme – bis aus dem Obersten
Lechtal in Tirol in Richtung Stadt. Das Ruder
zeigt den Stellenwert der Flößerei, das Wolfsfell
wohl die Bedeutung des Flusstals für die Jagd.
Die Wertach, noch bis ins 19. Jahrhundert
ein oft reißender Gebirgsfluss, wird von einem
kräftigen Mann mit Fischernetz personifiziert,
dessen Kopf ein Eichenkranz bekrönt. Eine
Hand der Figur hält einen sich windenden
Ein Gemälde im Goldenen
Saal des Rathauses
versinnbildlicht nicht
mehr vier, sondern fünf
Gewässer. Anders als
Bildhauer Hubert Gerhard
wusste der Maler
Hans Rottenhammer
schon von dem nach
einer Hochwasserkatastrophe
entstandenen
Senkelbach, dem neuen
Mühlkanal der Stadt.
Aus den Brüsten einer
Najade am Augustusbrunnen
sprudelt das
Wasser. Um es derart
stark spritzen zu lassen,
mussten Augsburgs
Brunnenmeister die
Türme im Wasserwerk
am Roten Tor mehrmals
aufstocken lassen.
65 11
AUGSBURGS UNESCO-WELTERBE UND DIE DREI MONUMENTALBRUNNEN
Der Fichtenkranz auf
dem Kopf des „Vaters
Lech“ zeigt an, dass
im Fluss Holz aus dem
Lechtal nach Augsburg
ge triftet wurde. Das
Ruder steht für Flößerei,
das Wolfsfell für die Jagd
im Lechtal – es könnte
auch eine Anspielung
auf das altgriechische
Wort „Lykos“ für „Wolf“
sein. Der Floßhafen lag
beim Hoch ablass, der
damals aber ganz anders
aussah. Auch das Quer -
bau werk von 1911/12 ist
nun UNESCO-Welt erbe.
Eine der weiblichen
Figuren am Augustus -
brunnen verkörpert die
kleine Singold, die bis
1588 der Mühlenfluss
der Reichsstadt war.
Fisch. Die Wertach war für ihren Fischreichtum
bekannt. Wer heute entlang der Wertach wandert,
wird in den Flussauen auf die – um 1600 aber
noch viel zahlreicheren – Eichen stoßen.
Die weibliche Singold ist ebenfalls ziemlich
leicht an ihren Attributen zu erkennen. Ihr
Ährenkranz, eine Getreideähre in der ausgestreckten
Hand und das von ihr gehaltene
Viertel eines Kammrads kennzeichen sie als
Mühlenfluss. Mühlen konnten lediglich an der
Singold betrieben werden, denn an den regelmäßig
hochwasserführenden Gebirgsflüssen
Lech und Wertach wären am Flussufer stehende
Mühlen ebenso regelmäßig zerstört worden.
Besonders apart hat Hubert Gerhard die
zarte weibliche Figur des Brunnenbachs geformt:
Sie personifiziert den Kanal, durch den das
Trinkwasser aus den reinen Quellen südlich
der Stadt zum Wasserwerk am Roten Tor geleitet
wurde. Ihr Tropfenkrönchen, ihre Wasserkanne
und ihr Füllhorn zeigen die Rolle des Brunnenbachs
als Trinkwasserspender. Das gemauerte
Aquädukt, in dem dieser Trinkwasserzuleiter
über den nassen Stadtgraben gelenkt wurde, ist
bis heute erhalten. Bis 1840 hoben Pumpwerke
das Quellwasser aus dem heutigen Stadtwald
»
Die weibliche Figur
des Brunnenbachs hält eine
Wasserkanne – der kleine Kanal
brachte das Trinkwasser.
«
Augsburg mit wasserradgetriebenen Kolbenpumpen
in die Hochreservoirs des Großen und
des Kleinen Wasserturms sowie des benachbarten
Kastenturms. Der Letztere wurde 1599 nicht
zuletzt deswegen errichtet, damit der Wasserdruck
auch noch für zwei weitere Prachtbrunnen –
66 12
Lechmuseum erleben!
Das Lechmuseum Bayern im Wasserkraftwerk Langweid
ist die multimediale Inszenierung des Flusses.
Das Lechmuseum hat jeden ersten Sonntag im Monat
von 10 bis 18 Uhr geöffnet.*
Fragen? Unter Telefon 0821/328-1658
beantworten wir diese gern.
www.lechmuseum.de
* Bitte beachten: Es gelten die momentanen Schutz-Vorgaben.
Etwaige coronabedingte Änderungen sind stets aktuell auf lechmuseum.de zu finden.
Unser Tipp
Ganzjährige Führungen für Bürger und Gäste
Historische Stadtführung durch die ehemals Freie Reichsstadt
Mai bis September: Montag bis Donnerstag, 18:00 Uhr
Oktober bis April: Termine siehe Homepage
Treffpunkt: Tourist-Information, Rathausgasse
Familienführung „Donauwörther Geschichte & G’schichtn“
Mai bis September: Samstag, Sonn- und Feiertag, 16:00 Uhr
Oktober bis April: Sonn- und Feiertag, 16:00 Uhr
Treffpunkt: Tourist-Information, Rathausgasse
Wechselnde Themenführungen
Mai bis September: Freitag, 18:00 Uhr
Oktober bis April: Termine siehe Homepage
Treffpunkt: Tourist-Information, Rathausgasse
Führung auf den Turm des Liebfrauenmünsters
Mai bis September: Sonntag, 15:00 Uhr
Treffpunkt: Turmaufgang Liebfrauenmünster, Reichsstraße
Führung durch das Käthe-Kruse-Puppen-Museum
Mai bis September: Sonntag, 15:00 Uhr
Treffpunkt: Museumskasse, Pflegstraße
Gruppenführungen jederzeit nach Vereinbarung
Ihr Ausflugsziel
Die bayerisch-schwäbische Donauperle
an der Romantischen Straße ist ein idealer
Ausgangspunkt für ihre Freizeitaktivitäten
Radwander-, Wander- und Pilgerzentrum
Donau, Romantische Straße, Via Claudia
Augusta, Lech, Altmühltal, Schwäbische Alb,
Kesseltal, Wörnitz, Jakobuswege,
Via Romea Germanica, JERUSALEMWEG
UNESCO Global Geopark Ries – Geotope
18-Loch-Golfpark „Gut Lederstatt“
Angeln und Bootswandern
4 Museen, u.a. Käthe-Kruse-Puppen-Museum
Solarbeheiztes Freibad, Naherholungsgebiet,
Sport- und Freizeitzentrum, Kletterhalle…
Exklusives Gruppenangebot
Historische Stadtführung
im Wert von 60,- €/Gruppe
Führung durch das Käthe-Kruse-
Puppen-Museum, im Wert von
25,- € + 2,- €/pro Person
Käthe Kruse-Postkarte
pro Teilnehmer kostenfrei
Städt. Tourist-Information
Rathausgasse 1
86609 Donauwörth
Tel. 0906 789-151
Fax 0906 789-159
tourist-info@donauwoerth.de
www.donauwoerth.de
Preis
komplett
98,- €
donauwörth
AUGSBURGS UNESCO-WELTERBE UND DIE DREI MONUMENTALBRUNNEN
Die Figur der Wertach
am Augustusbrunnen,
ein Bärtiger mit einem
Kranz aus Eichenlaub,
zeigt den Fischreichtum
des Flusses mit einer
Barbe und dem Fischernetz.
Damals floss die
Wertach weit westlich
an der Stadt vorbei. Der
Fluss lag im Gebiet des
Augsburger Bischofs
und für die Reichsstadt
damit im „Ausland“. Im
Ringen um Religion und
Wasserkraft entstand
der Senkelbach als „Kind
des Glaubensstreits“.
Attribute wie ein
Kammradviertel und
Getreideähren in der
Hand lassen die Singold
leicht als Augsburgs
Mühlenfluss erkennen.
den Merkur- und den Herkulesbrunnen – ausreichte.
Noch immer strömt Kanalwasser über
die Wasserbrücke ins Untergeschoss des Kleinen
Wasserturms am Roten Tor und von dort ins
angrenzende Lechviertel. Getrunken wird davon
nichts mehr. Das Kanalwasser treibt allerdings
noch etliche der rund 40 Augsburger Strom erzeugenden
Wasserkraftwerke an.
Als der Augustusbrunnen 1594 in Betrieb
genommen wurde, zeigten die Verkörperungen
der Gewässer auf dem Brunnenrand letztlich
eine ein Stück weit überholte Situation: Während
der Bildhauer Hubert Gerhard die Formen seiner
Brunnenfiguren für den Bronze guss entwarf,
hatte nämlich 1588 eine Hochwasserkatastrophe
den Flusslauf der Singold für immer verändert.
Infolge des Hochwassers hatte sich ihre Mündung
beim Dorf Göggingen – heute ein Stadtteil von
Augsburg – in die Wertach verlagert. Der Ober-
lauf der Singold, die zuvor nahe der Stadtmauer
geflossen war, um danach nördlich von Augsburg
in den Lech zu münden, gab nun ihr ganzes
Wasser an die damals noch weit außerhalb der
Reichsstadt liegende Wertach ab: Die Augsburger
Mühlen standen still. Man behalf sich später
damit, dass man die Wertach anstach und somit
»
Nach der
Hochwasserkatastrophe
von 1588 wurde der Oberlauf
der Singold zum Senkelbach.
«
Wertachwasser ins trockengefallene Flussbett der
Singold leitete: Der Senkelbach war „geboren“.
Dieses soeben „geborene“ und damit jüngste
fünfte Hauptgewässer Augsburgs sieht man im
Übrigen in einem Gemälde über dem Nordportal
des Goldenen Saals im Augsburger Rathaus.
68 14
Warum ist Augsburgs Wasser Welterbe?
Darum ist Augsburgs Wasser Welterbe.
Das „Augsburger Wassermanagement-System“ ist seit
2019 UNESCO-Welterbe: Die Idee, dass die Augsburger
historische Wasser wirt schaft (Kanäle, Wasser kraft werke,
Wasserwerke und Monumentalbrunnen) welt erbe würdig
ist, wurde 2010 im context verlag Augsburg | Nürnberg
geboren. Der context verlag hat Augsburgs Interessen -
bekundung 2014 erfolgreich auf die deutsche Tentativ -
liste geführt: Es war der entscheidende Schritt auf dem
Weg zum Welterbe-Prädikat. In diesem Verlag sind die
Bücher erschienen, die vermitteln, wieso die Augsburger
Wasserwirtschaft UNESCO-Welterbe wurde.
Mehr zu Augsburgs Wasser: www.context-mv.de
Welterbe Wasser
Augsburgs historische Wasserwirtschaft.
Das UNESCO-Welterbe „Augsburger
Wassermanage ment-System“
Die Denkmäler der Wasserwirt schaft
sowie ihre Bedeutung und Geschichte
erklärt dieser Bildband kurz und knapp
sowie mit vielen, auch großformatigen
Fotografien – leicht verständlich und
sehr anschaulich bebildert. Ein „Muss“
für alle, die sich für Wasserbau und
Trinkwasserver sorgung, die Nutzung
der Wasserkraft und die Brunnenkunst
der Renaissance interessieren.
Martin Kluger
120 S., 283 Abb., 19,80 €
Verfasst vom
„Vater der
Welterbe-Bewerbung“
(Augsburger Allgemeine,
3. Juli 2019)
Augsburgs historische
Wasserwirtschaft
Der Weg zum
UNESCO-Welterbe
Die Geschichte des Augs burger
Wassers seit 1412 und die Entstehung
aller Sehens würdig keiten der Wasserwirtschaft
bis 1923.
„Martin Kluger hat unzählige Quellen
gesichtet, Archive durchforstet und
dabei auch Details gefunden, die bislang
unbekannt waren. Nach jedem
Kapitel sind die Quellen ge listet. Das
macht das Buch ,Augsburgs histo ri sche
Wasserwirtschaft. Der Weg zum
UNESCO-Welterbe’ zum Kompen dium
von 500 Jahren ,Wasserkunst’ in
Augsburg.“ (Prof. Karl Ganser, in: Die
Augsburger Zeitung, 26. April 2016)
Martin Kluger
432 S., 553 Abb., 39,90 €
Wege zum Welterbe
Wasserwirtschaft
Das UNESCO-Welterbe
in Augsburg
120 Seiten, 197 Fotografien und drei
Karten leiten zu den Denkmälern des
UNESCO-Welterbes sowie zu Spaziergängen,
Radtouren und in jene Museen,
die sich mit dem Wasser befassen –
zum Beispiel auch in das Staa tliche
Textil- und Industriemuseum Augsburg
(tim), in das Maximilianmuseum Augsburg
und in das Lechmuseum Bayern
im Wasserkraftwerk in Langweid.
Martin Kluger
120 S., 200 Abb., 9,80 €
Wassertürme in Bayern
Denkmäler der Wasserkunst
Unter 334 porträtierten Wassertürmen
sind auch die zum UNESCO-Welterbe
gehörenden Augsburger Wasser türme.
Dieses Standardwerk vermittelt jedoch
Wassertürme in ganz Bayern und aus
den verschiedensten Epochen – auch
die Wasserkünste in den bayerischen
Schlossgärten. Dieses Buch entstand
mit Unterstützung durch die Frontinus-
Gesellschaft in Bonn.
Jens U. Schmidt, Günther Bosch
Hrsg.: Archiv deutscher Wassertü̈rme
304 S., 813 Abb., 19,80 €
Wasserkraft in Augsburg
Strom von mehr als 40 Wasser -
kraftwerken an Augsburger Kanälen
und Flüssen – ihre Lage, ihre Bau -
geschichte und ihre Technik…
Franz Häußler
Hrsg.: Stadtwerke Augsburg
216 S., 186 Abb., 24,90 €
Der Lech
Landschaft. Natur. Geschichte.
Wirtschaft. Wasserkraft. Welterbe.
Der Führer durch das Lech museum
Bayern – und zugleich ein Führer durch
die Natur, die Geschichte des Lechs
und des Lechtals sowie der Lechwerke.
Ein Kapitel stellt die drei Wasserkraftwerke
am Lechkanal bei Gersthofen,
Langweid und Meitingen vor, die seit
2019 zum UNESCO-Welt erbe gehören.
Martin Kluger
Hrsg.: Lechwerke AG
224 S., 315 Abb., 9,90 €
Augsburg und
die Wasserwirtschaft
Studien zur Nominierung
für das UNESCO-Welterbe
im internationalen Vergleich
21 Expertenbeiträge setzen sich mit
der Wasserwirtschaft, mit Wasser bau,
Wasser kraft, Trinkwassergewinnung,
Brun nenkunst sowie mit der globalen
Bedeutung der UNESCO-Welterbe-Liste
ausein ander. Vom Welterbe im Harz
über das Welterbe in Venedig bis zu
den welterbewürdigen Denk mälern
der Wasserwirtschaft in Augsburg…
A. Biffi, D. Bühler,
S. Ciriacono und andere
Hrsg.: Stadt Augsburg
248 S., 261 Abb., 29,90 €
Stadtwald Augsburg
Rad- und Wanderführer
zu Quellbächen, Lech kanälen
und Lechheiden
Gewässer, Tiere und Pflanzen, Sehenswertes
und Touren im artenreichen
Augsburger Trinkwasser- und Naturschutzgebiet.
Nicolas Liebig
Hrsg.: Landschaftspflege verband
Stadt Augsburg e.V.
156 S., 128 Abb., 9,90 €
Augsburg
2000 Jahre Geschichte
und das UNESCO-Welterbe
historische Wasserwirtschaft
Das von Römern gegründete Augsburg
ist Bischofsstadt, die Stadt der Fugger,
Mozarts und Brecht sowie eine Stadt
der Industriekultur. 19 Denkmäler, von
den drei Monumentalbrunnen über die
ältesten Wassertürme Mitteleuropas
bis hin zum olympischen Eiskanal von
1972, sind seit 2019 UNESCO-Welterbe.
Martin Kluger
168 S., 323 Abb., 9,80 €
context verlag
Augsburg | Nürnberg
www.context-mv.de
AUGSBURGS UNESCO-WELTERBE UND DIE DREI MONUMENTALBRUNNEN
Wasserkanne und
Tropfenkrönchen sind
Attribute der weib -
lichen Figur, die den
Brunnenbach ver -
körpert. Auf diesen ab
1840 nicht mehr als
Trinkwasserleitung
genutzten Kanal stößt
man im Stadtwald.
Im Stadtwald Augs -
burg, heute Augsburgs
innerstädtisches Trink -
wasserschutzgebiet,
ent sprangen Quellen,
deren reines Wasser
im Brunnenbach zum
Wasserwerk am Roten
Tor gelenkt wurde. Über
ein Aquädukt strömten
Trink- und Treibwassser
ins Untergeschoss des
Kleinen Wasserturms.
Dieses nur ein paar Jahre nach dem Guss der
Figuren am Augustusbrunnen entstandene Werk
des Münchener Hofmalers Hans Rottenhammer
zeigt im Prinzip das gleiche wie die Beckenrandfiguren
am Augustusbrunnen, aber eben
nicht dasselbe. Bei Rottenhammer kommt zu
den männlichen Personifikationen von Lech
und Wertach und den weiblichen Verkörperungen
von Singold und Brunnenbach noch ein Knabe
hinzu: der neu entstandende Singoldbach, später
Senkelbach genannt. Dieser Senkelbach sollte
im Industriezeitalter einer der wichtigsten Treibwasserkanäle
Augsburgs werden. Unter anderem
trieb er Turbinen auf dem Werksgelände der
Maschinenfabrik Augsburg an, wo Rudolf Diesel
seinen Dieselmotor entwickeln sollte.
Gibt es irgendwo noch einen für die Stadtund
Tech nikgeschichte ähnlich bedeutungsschwangeren
Brunnen wie den Augustusbrunnen
vor dem Augsburger Rathaus? Wohl eher nicht…
Schon bevor Hubert Gerhard seine Arbeit am
Augustusbrunnen begann, war er – wohl vermittelt
von den Fuggern – zum Hofbildhauer
des Herzogs von Bayern aufgestiegen. Ebenfalls
»
Als Hubert Gerhard nach
München ging, holte Augsburg
Adriaen de Vries, den nächsten
Superstar der Bildhauerei.
«
von den Fuggern vermittelt, holte die Reichsstadt
1596 den niederländischen Bildhauer Adriaen
de Vries nach Augs burg, um sich von ihm noch
zwei weitere Monumentalbrunnen anlegen zu
lassen. Die geplanten Brunnen waren Projekte
eines Stadtverschönerungsprogramms, mit dem
man den Kaiser bewegen wollte, weitere Reichstage
in der Stadt der Fugger anstatt – wie mitt-
70 16
AUGSBURGS UNESCO-WELTERBE UND DIE DREI MONUMENTALBRUNNEN
lerweile üblich geworden – in Regensburg
abzuhalten. Entsprechend wurde der Kaiser
umschmeichelt: Gott Merkur auf dem Pfeiler
des Merkurbrunnens wurde als Götterbote
gesehen, der – selbstverständlich – auch eine
Verkörperung des Kaisers war: Auch dieser galt
als Götterbote. Seit 1599 speit am Merkurbrunnen
auch der Kopf eines Reichsadlers Wasser.
Und weil Meister de Vries nun schon mal
in Augsburg weilte, beauftragte ihn der Rat der
Stadt mit einem weiteren Monumentalbrunnen,
mit dem man das Hofieren des Kaisers auf die
Spitze trieb. Denn natürlich verkörperte die
Figur des starken Halbgottes Herkules, der auf
dem Pfeiler des Herkulesbrunnens die Wasserschlange
Hydra mit seiner Keule erschlägt, niemand
anderen als den Habsburger in Prag.
Auch die Wahl des Hydramotivs war an „Ranschmeißerei“
kaum zu überbieten: Denn die
gräuliche Wasserschlange stellte seinerzeit die
Häresie – also den neuen Glauben – dar. Die
protestantischen Fürsten aber, die sich von
1546 bis 1547 im Schmalkaldischen Krieg gegen
den Kaiser erhoben hatten, waren von Karl V.
»
Mit Gott Merkur und dem
Halbgott Herkules hofierten
die Augsburger Ratsherren
den Habsburgerkaiser.
«
wie die Hydra gebändigt worden – nämlich mit
brutaler Gewalt. Besonders pikant: Auch das
seinerzeit von den Protestanten dominierte
Augsburg hatte zu den Verlierern des Kriegs gezählt.
Genau da, wo der Herkulesbrunnen am
Platz eines Vorgängerbrunnens stand, hatte der
Protestantenbezwinger Karl V. am 24. Februar
1548 (es war der Geburtstag des Kaisers) Herzog
Auf dem Pfeiler des
Merkurbrunnens steht
die Figur des Merkur.
Die römische Gottheit
galt als Götterbote –
wie der Kaiser aus dem
Hause Habsburg.
Am Merkurbrunnen
sieht man auch einen
Adlerkopf als Wasser -
speier. Der Götterbote
Merkur war ein „Bückling“
in Richtung Prag:
Man wollte den Kaiser
mit seinen Reichs tagen
nach Augsburg locken.
Um die Prachtbrunnen
mit stärkerem Wasserdruck
„springen“ lassen
zu können, nahm man
1599 den Kastenturm
im Oberen Wasserwerk
am Roten Tor in Betrieb.
71 17
AUGSBURGS UNESCO-WELTERBE UND DIE DREI MONUMENTALBRUNNEN
Der Herkulesbrunnen
ist der figurenreichste
der drei Augsburger
Welterbe-Brunnen –
und außerdem ein
beliebter Treffpunkt
für Nacht schwärmer.
Das prachtvolle
Schaezlerpalais bildet
an der Westseite der
Maximilianstraße die
Hintergrundkulisse
des Herkulesbrunnens.
Auf dem Brunnenpfeiler
erschlägt Herkules die
Wasserschlange Hydra.
Die Szenerie sollte den
Habsburger n ge fallen:
1548 hatte Karl V. exakt
an diesem Platz die von
ihm geschlagenen Protestanten
ge demütigt.
Moritz von Sachsen mit der Kurfürstenwürde
belehnt, die er dem bisherigen, aber gegen ihn
opponierenden Kurfürsten Johann Friedrich
von Sachsen aberkannt hatte. An der Stelle, an
der der Habsburger die Protestanten auf diese
Art und Weise gedemütigt hatte, machte sich
der Herkulesbrunnen natürlich besonders gut.
Später haben die Augsburger herumgerätselt,
was die Wasserschlange zu bedeuten habe: Sie
stelle die Bändi gung der Wasserkraft durch das
Handwerk dar, hieß es: Das freilich war eher
schlecht geraten als gut geforscht. Die Belehnung
des Kurfürsten von Sachsen im Jahr 1548 durch
Kaiser Karl V. zeigt übrigens bis heute ein Gemälde,
das im nordwestlichen Fürstenzimmer
des Augsburger Rathauses zu besichtigen ist.
Mit seinem Herkulesbrunnen schuf Adriaen
de Vries jedenfalls den figurenreichsten der drei
Augsburger Monumentalbrunnen. Seitab dieser
martialischen Szene hat de Vries mit den drei
sich waschenden Najaden am Brunnenpfeiler
vollkommene Kunstwerke geschaffen. Wasserspeiende
Tritonen und gänsewürgende Knaben –
jeweils Motive, die der Niederländer aus der
antiken Mythologie übernahm – komplettieren
das Figuren ensemble am Herkulesbrunnen.
Die bis 1600 entstandene Brunnentrias mit
den drei viel bestaunten Monumentalbrunnen
»
Den Augsburgern hinterließ
Adriaen de Vries eine satte
Rechnung – und zwei Brunnen,
die Weltkunst sind.
«
ist weltweit einmalig. UNESCO-Welterbe ist
sie seit 2019 ohnehin. Adriaen de Vries übrigens
wurde, als er seine Arbeit am Herkulesbrunnen
vollendet hatte, vom Kaiser als „Wachspossirer
72 18
AUGSBURGS UNESCO-WELTERBE UND DIE DREI MONUMENTALBRUNNEN
und Bildschnitzer“ nach Prag berufen. Mehr
Karriere ging damals nicht. Den Augsburgern
hinterließ der Niederländer eine satte Rechnung –
und den Brunnenjüngling. Diese Sitzfigur, einst
als protziger Einlaufhahn für das Wasserbecken
auf dem Kastenturm konzipiert, ist längst ein
unschätzbar wertvolles Kunstwerk und nationales
Kulturgut, das im Maximilianmuseum ausgestellt
wird. Im angrenzenden Viermetzhof sieht man
dort die originalen Brunnenfiguren aller drei
Monumentalbrunnen. Sie stehen unter einem
schützenden Glasdach, wo sie bei freiem Eintritt
besichtigt werden können. An den drei Brunnen
in der Stadt sieht man bronzene Abgüsse. Um
trotz der beiden neuen Monumentalbrunnen
genug Wasserdruck zu haben, um die Stadtpaläste
rechts und links des Weinmarktes (heute Maximilianstraße)
zuverlässig mit Röhrwasser zu
versorgen, wurde 1599 der Kastenturm als dritter
Wasserturm des Wasserwerks am Roten Tor in
Betrieb genommen. Der Kastenturm komplettierte
dieses Wasserwerk, das mit drei Wassertürmen,
zwei Brunnenmeisterhäusern, dem gemauerten
Aquädukt und dem Kanalbett im
Kleinen Wasserturm als Denkmal der Trinkwasserversorgung
in Europa seinesgleichen sucht.
» Unter www.augsburg-tourismus.de/de/unesco-welterbe informiert die Regio Augsburg Tourismus
GmbH zu allen Sehenswürdigkeiten der historischen Augsburger Wasserwirtschaft – und zwar zu
denen mit und ohne UNESCO-Prädikat. Dort findet man alle Infos zu Führungen, Veranstaltungen,
digitalen Angeboten, Literatur, Aufsätzen und Souvenirs zum Welterbe.
» 15 Bücher zum Thema entstanden im context verlag Augsburg | Nürnberg – 2010 auch die Idee, dass
Augsburgs Wasserwirtschaft überhaupt Welterbe sein könnte (www.context-mv.de/wasser.html).
Beliebtes Fotomotiv:
Der Herkulesbrunnen
ragt vor dem Turm der
Basilika St. Ulrich und
Afra gen Himmel. Die
drei Najaden an der
Brunnensäule gehören
zum Vollkommensten,
was der niederländische
Bildhauer Adriaen de
Vries je geschaffen hat.
Drei Tritonen speien
an der Brunnensäule
des Herkulesbrunnens
Wasser. Die Originale
dieser Mischwesen aus
der antiken Mythologie
wie auch aller anderen
Bronzefiguren der drei
Monumentalbrunnen
sieht man im Viermetzhof
des Augsburger
Maximilian museums.
73 19
AUGSBURGS UNESCO-WELTERBE
Wohl ein Erbe der Fugger, aber kein Welterbe
Augsburgs erster Renaissancebrunnen
Ausgerechnet die Augsburger Brunnenfigur, mit welcher die
Brunnenkunst Italiens erstmals in dieser Stadt Einzug hielt,
gehört nicht zu den hiesigen Welterbe-Objekten. Dabei war
die um 1530 gegossene Bronzefigur des Wassergottes Neptun,
deren Gussform ein nicht überlieferter Meister modelliert hat,
nicht nur eine künstlerische, sondern auch eine technologische
Inno vation. Denn Brunnenfiguren in Lebensgröße hatte man
bis dahin noch nicht
gießen können. Und
auch das Motiv der
Figur, eine – zudem
nackte – heidnische
Gottheit, war nördlich
der Alpen damals
etwas völlig
Neues. Gott Neptun
hatte wohl zuerst im
Lustgarten Raymund Fuggers gestanden, ehe er nach dessen
Tod von der Reichsstadt erworben und 1537 beim Rathaus aufgestellt
wurde, wo er einen Ulrichsbrunnen verdrängte. Weil
der Neptunbrunnen auf dem Jakobsplatz bei der Fuggerei später
noch auf anderen Plätzen aufgestellt wurde, wurde er nicht
zum Welterbe-Objekt. Muss man nicht verstehen, ist aber so …
»Das Buch „Augsburgs historische Wasserwirtschaft.
Der Weg zum UNESCO-Welterbe“ be schreibt auch den
Weg der italienischen Brunnenkunst nach Augsburg:
www.context-mv.de/wasser.html
Durchs Lechviertel und ins Wasserwerk am Roten Tor
Die Regio führt zum UNESCO-Welterbe
Ganzjährig – an jedem Samstag ab 11.30 Uhr – können Gäste
der Welterbe-Stadt (Augsburger natürlich genauso) mit Stadtführerinnen
und Stadtführern der Regio Augsburg Tourismus
GmbH einige Objekte des UNESCO-Welterbes „Augsburger
Wassermanagement-System“ besichtigen. Der Weg führt dann
vom Rathausplatz
(Augustusbrunnen)
über das Lechviertel
(einige Lechkanäle)
bis zum Wasserwerk
am Roten Tor. (Das
Letztere war der Torturm
im Süden der
Stadtbefestigung.)
Das Wasserwerk am
Roten Tor versorgte von 1433 bis 1879 größere Teile des Stadtgebiets.
Der Große Wasserturm ist sogar der älteste Wasserturm
Mitteleuropas. Regelmäßige Führungen durch den Kleinen und
den Großen Wasserturm im Wasserwerk am Roten Tor bietet
die Regio 2023 an Freitagen, Samstagen und Sonntagen an.
» Mehr zu der regelmäßigen Samstagsführung sowie zur
Buchung: www.augsburg-tourismus.de/de/fuehrungen/
themenf%C3%BChrungen/augsburg-ist-unesco#/
» Mehr zu Führungen im Wasserwerk am Roten Tor und zur
Buchung: www.augsburg-tourismus.de/de/fuehrungen/
themenf%C3%BChrungen/die-historischen-augsburgerwassertuerme#/
Die Broschüre der Regio Augsburg Tourismus GmbH
28 Seiten – Denkmäler der Wasserwirtschaft
„Wasser. Welterbe. Augsburg.“ heißt der Titel einer Broschüre
der Regio Augsburg Tourismus GmbH mit dem Untertitel „Das
UNESCO-Welterbe ,Augs burger Wassermanagement-System’“.
Auf 28 Seiten stellt dieser Prospekt im
handlichen Format besonders sehenswerte
Denkmäler der Wasser wirt schaft
vor. Nicht alle sind Welterbe-Objekte:
Doch die hier porträtierten Denkmäler
und Museen geben einen Überblick
über die für die Menschheit wichtigen
Themen Trinkwasser ver sorgung, Nutzung
der Wasserkraft, Schutz der natürlichen
Ressourcen, Wasserhygiene und
Nach haltigkeit. Zwei der Ziele liegen im
„Augsburger Land“ – das Lech museum
Bayern im Wasserkraftwerk in Langweid
(dieses Kraftwerk ist Welterbe) und das
Klostermühlenmuseum Thierhaupten
(zwar kein Welterbe, doch die Ausstellung zeigt vier Arten von
Mühlen und ein Modell zur Wasserversorgung des Klosters).
»Die Regio Augsburg Tourismus GmbH gibt die hand liche
Broschüre „Wasser. Welterbe. Augsburg.“ kostenlos in der
Tourist-Information am Augsburger Rathausplatz ab. Zum
Download: www.augsburg-tourismus.de/broschueren
» Unter www.wassersystem-augsburg.de präsentiert die
Stadt Augsburg alle 22 Objekte des UNESCO-Welterbes,
verweist auf ein Welterbe-Zentrum und auf Termine.
Technik um 1907 und ein Infozentrum zum Welterbe
Lechmuseum Bayern: im Welterbe-Kraftwerk
1898 begann man kurz hinter der nördlichen Stadtgrenze von
Augs burg mit dem Bau eines Lech kanals. Nur anderthalb Kilo -
meter nach der Stadtgrenze leitet ein Stauwehr seit 1901 Lechwasser
in diesen Werks kanal. Drei Kilometer kanalabwärts ging
damals das Wasser kraf t werk Gersthofen der Lechwerke Augsburg
in Betrieb. Für den Bau des 1907 fertiggestellten Wasserkraftwerks
in Langweid wurde der anfänglich vier Kilometer
lange Kanal weiter
verlängert. Beide
Wasserkraft werke
sind schlossartige
Blank ziegelbauten
im Historis mu sstil,
beide erzeugen bis
heute Strom, und
beide sind seit 2019
ebenfalls Objekte
des UNESCO-Welterbes. Im Wasserkraftwerk Langweid ist
eine historische Turbinenkammer samt technischer Ausstattung
als Technikdenk mal aus der Bauzeit erhalten. Sie ist der Höhepunkt
des 2008 eröffneten Lechmuseums Bayern, das den Fluss
und seine Geschichte erklärt. Eine neu eingerichtete Abteilung
informiert hier zu allen 22 Objekten des UNESCO-Welterbes.
»Das Lechmuseum Bayern liegt in Langweid am Lech.
»Mehr zum Museum: www.lechmuseum.de
»Eine Gruppenführung buchen: Telefon 0821 328-1658.
» Der Eintritt ins Lechmuseum Bayern ist kostenlos.
20
Coo n
Inszenierungs
es
von Mode
im 20. Jahrhundert
ln
Ausstellung
24.3. bis
22.10.2023
taatliches Textil- und
Industriemuseum Augsburg (tim)
S Kooperationspartner
www.timbayern.de
75 JAHRE AUGSBURGER PUPPENKISTE
So sehr sich das Sams
im Puppentheatermuseum
„die Kiste“
auch freut: Vier Kerzen
auf der Torte sind 2023
eindeutig viel zu wenig.
Denn die Augsburger
Puppenkiste feiert ihr
75-jähriges Bestehen.
75 Kerzen wird es zwar
trotzdem nicht auf der
Torte des Sams geben,
wohl aber eine Jubi -
läums ausstellung und
eine Kooperation mit
den Häusern der Kunstsammlungen
Augsburg.
Augsburger Puppenkiste: Bundesliga,
Kanzler Scholz und der 75. „Geburtstag“
Die Augsburger Puppenkiste, die wohl berühmteste Marionettenbühne der Welt, wird 2023
exakt 75 Jahre jung. Das Jubiläum verlangt nach einer Feier – etwa mit einer Jubiläumsschau
im Puppentheatermuseum „die Kiste“ und mit „Empfangskomitees“ in Augsburger Museen.
Unverkennbar, auch geschnitzt:
Kanzler Scholz
darf im Kabarett der
Puppenkiste mitwirken.
Das ist eher was für die
Erwachsenen. Kleine
Kinder und die Großen
begeistert das Puppen -
theatermuseum mit
dem Urmel aus dem Eis
und Schweinchen Mama
Wutz oder mit Bill Bo
samt Räuberbande.
Der große FC Bayern München weiß
es am allerbesten: Im Stadion des
FC Augsburg gibt es nichts geschenkt.
Mit einer Ausnahme: Alle
Gastvereine erhalten als nettes Souvenir eine
Marionette aus der Augsburger Puppenkiste.
Was weniger nett ist: Nach jedem Tor des FCA
müssen sich die Gästeteams auch noch ein paar
Takte der Lummerland-Melodie „Eine Insel mit
zwei Bergen“ anhören. Selbst in der Bundesliga
gilt also: Marionetten der Augsburger Puppenkiste
sind seit vielen Jahren (aktuell natürlich
neben dem FC Augsburg) die wohl bekanntesten
Botschafter Augsburgs – UNESCO-Welterbe
hin, Mozart, Brecht und Fugger her…
Die wohl berühmteste Marionettenbühne
der Welt feiert 2023 ihren 75. „Geburtstag“ –
mit einer Jubiläumsausstellung und einer Koope -
ration mit Museen der Kunstsammlungen Augsburg.
In deren Dauerausstellungen werden 2023
thematisch passende Marionetten die Gäste begrüßen:
etwa ein Legionär im „Römerlager“,
Menuetttänzer im Schaezlerpalais, Figuren aus
der Drei-Groschen-Oper im Brechthaus und
der Holzkopf Leopold Mozart im Mozarthaus.
Auch im 75. Jahr der Puppenkiste lockt natürlich
das Programm der Bühne. Die „Stars an
Fäden“ sieht man im Museum „die Kiste“. Und
wer auch mal hinter die Bühne schauen darf,
trifft dort vielleicht sogar Bundeskanzler Scholz.
» Mehr zur Marionettenbühne und zu ihrem Museum: www.augsburger-puppenkiste.de
» Weitere Infos zu den Holzköpfen: www.augsburg-tourismus.de/de/poi/augsburger-puppenkiste
Text:
Martin Kluger
Fotografie:
Petra Kluger (3),
Martin Kluger (2)
222
·
Das Staatstheater
Augsburg auf der Freilichtbühne
im Sommer 2023
Stadt Aichach, Tel. 08251/902-0
www.markttage-aichach.de
Große Musicalmomente und mitreißende
Konzerte in eindrucksvoller Kulisse
3 Musketiere
Musical von Rob & Ferdi Bolland
Premiere 17.6.2023
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22.6. & 29.7.2023
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Besucherservice am Rathausplatz
Rathausplatz 1, 86150 Augsburg
0821 324 4900
tickets@staatstheater-augsburg.de
staatstheater-augsburg.de/freilichtbuehne
Auf Augsburger Boden lag der erste Stützpunkt des römischen
Weltreiches in Bayern. Die Wurzeln des heutigen Kulturlandes
Bayern sind also am Lech und an der Wertach zu suchen. Ein
halbes Jahrtausend lang war Augusta Vindelicum von Römern
besiedelt, und auch südlich und nördlich der Stadt reihen sich
die römischen Spuren entlang der Via Claudia Augusta wie die
Perlen einer Kette. Die schönsten Römerfunde sieht man in einer
Ausstellung im Augsburger Zeughaus: im „Römerlager – Das
römische Augsburg in Kisten“. Die derzeitige Diskussion um das
Fehlen eines Römer museums macht den Augsburgern bewusst,
wie hochkarätig die im „Römerlager“ ausgestellten (sowie die
aktuell nicht gezeigten) Funde sind: Schließlich war das antike
Augsburg eine der wichtigsten Römerstädte Deutschlands.
24 62
EINE DER WICHTIGSTEN DEUTSCHEN RÖMERSTÄDTE
Augsburg – glanzvolle
Hauptstadt der Römer
Steindenkmäler und ein sensationeller Münzfund,
das „Römerlager“ im Zeughaus – und dreimal UNESCO-Welterbe
Text:
Martin Kluger
Fotografie:
Martin Kluger (19)
63 25
AUGSBURG, DIE RÖMISCHE PROVINZHAUPTSTADT
Kaiser Augustus
feiern die Augsburger
als ihren Stadtgründer.
Deswegen verkörpert
eine überlebensgroße
bronzene Figur auf dem
Pfeiler des Augustus -
brunnens vor dem Rathaus
den Imperator.
Die Brunnenfigur entstand
in der Spätzeit
der Renaissance. Seit
2019 ist der Augustus -
brunnen sogar ein
Objekt des Augsburger
UNESCO-Welt erbes.
Von den Römern ist
heute im Stadtbild von
Augsburg kaum noch
etwas zu ent decken.
Eine Auswahl zahlloser
Römerfunde sieht man
in einer Aus stellung im
Zeughaus – darunter
auch die Relikte eines
römischen Flusshafens.
Alles hat seine zwei Seiten. Manchmal
ist es gut, wenn man etwas wiederfindet.
Manchmal hingegen kann es
sogar ganz hilfreich sein, wenn man
einen Verlust zu beklagen hat. In Augsburg gilt
das eine wie das andere für den Blick auf die
Antike, als Augusta Vindelicum – die Römerstadt
am Lech – die glanzvolle Hauptstadt der Provinz
Rätien war.
Klar: Erfreulicher ist es natürlich, wenn man
etwas wiederfindet, das lange unter der Erde
vergraben lag und das dann auch noch richtig,
richtig wertvoll ist. 2021 kam bei archäologischen
»
Grabungsfunde haben es
2021 belegt: in Augsburg lag
der erste römische Stützpunkt
im heutigen Bayern.
«
Grabungen im Augsburger Stadt teil Oberhausen
ein sensationeller Fund zutage: Es war der
größte jemals in Bayern ergrabene römische
Silbermünzenschatz. Die überglücklichen Stadt -
archä ologen holten Fundstücke mit einem Gesamtgewicht
von 400 Kilogramm aus dem Kies
einer Bau stelle unweit der Mündung der Wertach
in den Lech. Unter diesen Funden waren eine
kunstvoll mit dem Sonnengott Sol verzierte
Öllampe und filigraner Silberschmuck, Werkzeuge
und Waffen. Die ältesten Fundobjekte
ließen sich auf den Zeitraum von 8 bis 5 v.Chr.
»
Der an der Wertach
gehobene Silberschatz wog
15 Kilo – der größte, der jemals
in Bayern gefunden wurde.
«
datieren. Damit war klar: In Augsburg befand
sich der erste römische Stützpunkt im heutigen
Bayern. Was die Auswertung der Funde auch
erkennen ließ: Die „Römer“, die hier stationiert
waren, stammten aus Rätien und Germanien,
aus Spanien, Südfrankreich und sogar Nordafrika.
Reitersoldaten waren in Gallien oder unter den
64 26
AUGSBURG, DIE RÖMISCHE PROVINZHAUPTSTADT
Das spektakulärste
Exponat der Römerausstellung
im Augsburger
Zeughaus ist ein lebensgroßer,
ursprünglich
vergoldeter bronzener
Pferdekopf. Das Artefakt
gehörte vermutlich
zum Standbild eines
Streitwagens: Diese
Quadriga hatte die
Römerstadt am Lech
wohl ab dem 1./2. Jahr -
hundert n.Chr. verschönert.
Dass dieser
Pferdekopf aus der
Wertach ge borgen
wurde, könnte darauf
hindeuten, dass er dort
verloren gegangen war,
als sich plündernde
Alamannen nach einem
Angriff auf die Stadt
überstürzt aus Augusta
Vindelicum hatten
zurück ziehen müssen.
Batavern am Niederrhein rekrutiert worden.
Auch Frauen befanden sich im Lager. Wenig
später fand man bei den Grabungen den größten
jemals in Bayern gehobenen römischen Silber -
schatz. Die hier geborgenen, insgesamt rund
5600 Denare waren im 1. oder 2. Jahr hun dert
n. Chr. ge prägt worden. 15 Kilo gramm brachte
der Silberschatz auf die Waage.
Doch nicht nur solch spannende Funde
machen den Augsburgern und ihren Gästen
die Bedeutung der Römerstadt am Lech deutlich.
Auch, dass etwas fehlt, führt letztlich dazu,
dass das Bewusstsein für den Stellenwert der
wohl ältesten Römersiedlung Bayerns wächst.
Spektakuläre Funde können hier nämlich nur
zu einem kleinen Teil gezeigt werden, denn das
ehemalige Römische Museum in der Renaissancekirche
St. Magdalena musste 2012 wegen
Baufälligkeit geschlossen werden. Bis dahin
zeigte die dortige Dauerausstellung eine Auswahl
der bayernweit größten Zahl ergrabener Steindenkmäler,
vom römischen Meilenstein bis
zum Grabstein eines römischen Weinhändlers.
In der Diskussion um den Standort eines neuen
Museums meldete sich etwa auch ein früherer
Althistoriker an der Uni Augsburg – Prof. Dr.
Dr. Gunther Gottlieb – zu Wort und schrieb
den Augsburgern im Februar 2022 in einem
Gastkommentar im Kulturteil der örtlichen
Tageszeitung ins Stammbuch: „Augsburg ist
eine der wichtigsten Röme r städte“.
Bis ein neues Römermuseum entstanden
sein wird, ist nur ein kleiner Ausschnitt zahlloser
»
„Augsburg ist eine der
wichtigsten Römerstädte“ – das
schrieb 2022 ein Uni-Professor
für Alte Geschichte.
«
in Augsburg ergrabener Römerfunde in einer
Ausstellung in der Toskanischen Säulenhalle
des Zeughauses zu sehen. Allein schon in
diesem Rahmen ergibt das eine Schau antiker
Exponate, die es in sich hat. Dabei sieht nicht
In der Ausstellung
„Römerlager – Das
römische Augsburg in
Kisten“ ist alles Gold,
was glänzt: Im Lech
fand man zum Beispiel
die vergoldete Bronze -
statuette des Genius
Populi Romani, des
Schutz geistes des rö -
mischen Volkes. Der
vergoldete Helm eines
römischen Offiziers aus
dem 4. Jahr hun dert ist
eines der Glanz lichter
dieser Ausstellung.
65 27
AUGSBURG, DIE RÖMISCHE PROVINZHAUPTSTADT
66 28
Eine Beschilderung
und Abgüsse von Steindenkmälern
in einem
Grünstreifen bei der
Kirche St. Magdalena,
dem Stand ort des seit
2012 geschlossenen
Römischen Museums,
erinnern an die Via
Claudia Augusta. Um
den „Sieben-Kindel-
Stein“ rankt sich eine
Augsburger Stadtsage.
Abgüsse der schönsten
in Augsburg ergrabenen
Steindenkmäler sieht
man an der Römer -
mauer beim Dom. In
der Kirche St. Ulrich
und Afra stößt man
auf einen römischen
Sarkophag: Er soll die
Gebeine der heiligen
Afra bergen.
alles auf den ersten Blick so beeindruckend aus
wie etwa der bronzene, einst vergoldete Pferdekopf,
der Teil eines Standbildes war und der –
womöglich zurückgelassen von plündernden
Ala mannen – in der Wertach entdeckt wurde.
Nahe der Wertach, im Stadtteil Pfersee, hat
man bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts
den vergoldeten Helm eines römischen Offiziers
gefunden. Die vergoldete Bronzestatuette des
Genius Populi Romani – des Schutzgeistes des
römischen Volkes – wurde im Lech entdeckt.
Auf den ersten Blick unscheinbarer als solche
antiken Kostbarkeiten sind ein paar Holzbalken,
die aus gutem Grund im Zentrum der Ausstellung
aufgebaut wurden: Dabei handelt es sich
um Relikte eines römischen Flusshafens am
Lech. Die strategisch gut gelegene Stelle an der
»
Spektakuläre Artefakte
aus römischer Zeit wurden
in Augsburg aus dem Lech und
aus der Wertach geborgen.
«
Mündung zwischen Lech und Wertach war also
nicht allein der Grund dafür, dass die Römer
15 v.Chr. und später gerade hier ihre ersten
Lager errichteten. Nicht zuletzt war der Lech
auch eine wichtige Verkehrsader für die Lastkähne,
die Kalksteinquader aus den Steinbrüchen
auf der Schwäbischen Alb und der Fränkischen
Alb über die Donau und dann lechaufwärts in
Richtung der bald als glanzvoll beschriebenen
Provinzhauptstadt transportierten. Die hölzernen
Relikte des Lechhafens wurden schließlich in
der östlichen Augsburger Alt stadt ergraben.
(Der Lech, der früher näher an der Stadt vorbeigeflossen
war, verlagete sich im Lauf zweier
Jahrtausende immer weiter in Richtung Osten.)
Den Ausstellungsmachern war es wichtig,
Exponate zu zeigen, die das zivile Leben und
die Alltagskultur der Römer an Lech und
Wertach behandeln. Denn darüber ist weitaus
weniger bekannt als über Roms Militär geschichte.
Wer genau hinschaut, dem vermitteln in der
»
Grabmäler und ein
scheinbar unscheinbarer
steinerner „Brotlaib“ vermitteln
viel vom antiken Alltag.
«
Römerschau im Zeughaus relativ unscheinbare
Exponate spannendes Wissen über den römischen
Alltag. So findet man in der Ausstellung
einen Stein, der aussieht wie ein überdimensionierter
Brotlaib. Die Exponatenbeschriftung
erklärt das scheinbar unscheinbare Objekt: Es
ist ein Stück eines Straßenpflasters im römischen
Augsburg. Die Rillen im Pflasterstein gruben
Räder zahlloser Karren, die darüber hinwegrumpelten.
Ein Straßenpflaster? Das gab es in
Augsburg erst tausend Jahre später wieder.
Wie solch ein Fuhrwerk aussah, zeigt das
Relief des Grabmals eines Weinhändlers: Ein
von Ochsen gezogener Karren, voll beladen
mit Weinfässern, auf denen ein Hündchen sitzt,
zählt zu den schönsten Transportszenen aus
römischer Zeit. Dass die Gastro nomie auch zu
Zeiten der Römer eine wichtige Rolle spielte,
belegt der Grabstein eines Wirtes: Sein Relief
stellt Szenen aus einer Weinschenke dar.
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AUGSBURG, DIE RÖMISCHE PROVINZHAUPTSTADT
Im Zentrum der untergegangenen
Römerstadt
findet man heute
einen Archäologischen
Garten. Dort erfährt
man einiges zur Bautechnik
der Römer.
Überreste römischer
Wohnbebauung direkt
neben dem Dom zeigt
das Diöze sa n museum
St. Afra in einer Vitrine
und mit einem Archäologischen
Fenster.
Das Augsburger Rathaus
ist ein verkapptes
Römermuseum: Beim
Weg zum Goldenen
Saal kommt man an
den Bronzebüsten
römischer Herrscher
vorbei: Die erste Büste
verkörpert den Stadtgründer
Augustus
(links). Im Goldenen
Saal stellt eine vergoldete
Büste Cäsar dar.
Die Stadtgöttinnen
Roms und Augsburgs
treffen auf einem
der drei vergoldeten
Reliefs am Herkulesbrunnen
aufeinander.
Außerhalb des „Römerlagers“ im Zeughaus
ist wenig Römisches zu entdecken, weil in der
seit dem Mittelalter reichen Stadt alles überbaut
wurde und man die Steine römischer Bauten
zweitnutzte. Eine der wenigen sichtbaren Spolien
ist der „Sieben-Kindel-Stein“ in einer Hausfassade
(„Bei den Sieben Kindeln 3“) am Unteren
Graben. Eine andere Spolie entdeckt, wer genau
hinschaut, im Gemäuer des nahen Jakobertors.
Römerfunde und ein Archäologisches Fenster,
das Relikte der römischen Bebauung beim Dom
zeigt, sieht man zudem im Diözesanmuseum
St. Afra. Römersteine findet man in der Tordurchfahrt
des Peutingerhauses beim Dom. Das
Anwesen hatte dem Augsburger Juristen und
Stadtschreiber Konrad (IV.) Peutinger gehört.
Mit diesem Humanisten begann in Augsburg
die Römer forschung.
Direkt gegenüber, auf dem südlichen Domvorplatz,
steht die sogenannte Römermauer:
Dort sind etliche der imposantesten in Augsburg
ergrabenen antiken Steindenkmäler aufgestellt,
wenn auch „nur“ in Form von Abgüssen. Kaum
zu übersehen ist das fast sieben Meter hohe
Grab mal eines Marcus Aurelius Carus aus der
Zeit um 180/200 n.Chr. Weit im Norden der
Altstadt stößt man im Äußeren Pfaffengässchen
auf einen Archäologischen Garten – dort, wo
früher das Zentrum des römischen Augusta
Vindelicum lag. Schautafeln und Markierungen
vermitteln einen Überblick über das Grundstück,
auf dem sich erst eine Kaserne, später ein römisches
Bad befand. Ganz im Süden der Altstadt
birgt ein römischer Sarkophag in St. Ulrich und
Afra angeblich die Gebeine der heiligen Afra.
Viel Römisches und jede Menge Römer
sieht man in Augsburg an zahlreichen Orten in
der Stadt, wenn auch aus einer späteren Epoche.
Die Wiederentdeckung der römischen Vergangenheit
im Zeitalter der Renaissance ist in Augsburg
kaum zu übersehen: Im 16. Jahrhundert
wurde Antike „schick“. Augsburger Humanisten
wie Konrad Peutinger und Markus Welser erforschten
die antike Vergangenheit ihrer Stadt.
Die Reichsstadt, man kann es nicht anders
sagen, protzte mit ihrer Stadtgründung durch
»
Augsburg ist voller
„Renaissance-Römer“ – Ende
des 16. Jahrhunderts wurden
Cäsarenzyklen große Mode.
«
die Römer. Die Figur des Kaisers Augustus am
Augustusbrunnen vor dem Rathaus ist nur das
offensichtlichste Beispiel dafür. Doch auch am
Herkulesbrunnen in der Maximilianstraße ließen
die Ratsherren auf drei vergoldeten Reliefs
Motive der römischen Stadtgründung Augs -
burgs abbilden. Dort treffen die Stadtgöttinnen
Roma und Augusta aufeinander – man gönnt
sich ja sonst nichts. Die Reliefs am Herkulesbrunnen
– auch dieser Brunnen gehört zum
68 30
AUGSBURG, DIE RÖMISCHE PROVINZHAUPTSTADT
Mithras-Kultstätte, Wasserversorgung und Töpferei
Römerfunde im „Augsburger Land“
An das Töpfer dorf Rapis erinnern die Relikte eines Brennofens
im Museum der Stadt Schwabmünchen. In Königsbrunn stellt
das Ar chäo logische
Museum
Römerfunde aus.
In dieser Stadt
findet man auch
das Mithräum,
Mauerreste eines
Mithrasheiligtums
und ein
Römerbad. In
der Stadt Gersthofen steht der Nach bau eines Merkurtempels.
Das Archäologische Museum in Gablingen zeigt Relikte eines
Fassbrunnens, mit dem Römer reines Trinkwasser gewannen.
» „Die Römer in und um Augsburg. Cäsaren, Feldherren
und Legionäre“ heißt die 24-seitige Broschüre der Regio,
die auch zu Römerspuren im „Augsburger Land“ führt.
Zu römischen Relikten im „Wittelsbacher Land“
Schloss Friedberg: der Römer mit dem Vogel
Auf dem Gebiet der heutigen Stadt Friedberg entstanden zur
Römerzeit ländliche Siedlungen mit noblen Vorstadtvillen.
Von der Lechleite aus genossen reiche Römer den Blick auf
die nahe Stadt. Auf römische Funde aus Friedberg stößt man
im Friedberger
Museum im
Wittels bacher
Schloss. Ein
Gra bdenkmal
aus Derching
über liefert den
Namen eines
Villenbesitzers.
Aus einer Villa
stammen Amphoren und ein Spielzeugvogel aus Terra kotta.
»Die Römerbroschüre der Regio beschreibt auch die Funde
im Friedberger Museum. Zum digitalen Blättern oder
zum Download unter www.augsburg-tourismus.de/de.
Augsburger UNESCO-Welterbe – sind Replika -
te. Die Originale zeigt das Maximilianmuseum.
Wer etwas auf sich hielt in dieser Zeit, verschönerte
repräsentative Räume mit Cäsarenzyklen.
Es war eine Mode, die wohl von den
reichen Fuggern eingeführt wurde, die auf diese
Art und Weise zum Beispiel die Badstuben in
den Fuggerhäusern zierten. Eine Mode, die
bald von anderen Patriziern und den Ratsherren
der Stadt übernommen wurde. Das Rathaus ist
quasi ein verkapptes Römermuseum. Im Unteren
Fletz und in den beiden Treppenhäusern, die
zum Goldenen Saal hinaufführen, kommt man
an den Bronzebüsten von 14 Cäsaren vorbei.
Die Wände im Goldenen Saal zieren Fresken
heidnischer und christlicher Herrscher, darunter
sieben Römer – von Cäsar bis Theodosisus.
Eine der vergoldeten Büsten im Goldenen Saal
verkörpert Gaius Julius Cäsar exakt mit jenen
Gesichtszügen, die man aus den „Asterix und
Obelix“-Comics kennt. Und im südwestlichen
Fürstenzimmer des Rathauses stößt man auf
Gemälde und eine hölzerne Büste, die römische
Politiker und Feldherren darstellen, die für Augs -
burgs Stadtgeschichte Bedeutung hatten.
Kaiserbüsten und Darstellungen römischer
Gottheiten finden sich noch in den ehemaligen
Stadtpalästen reicher Augsburger Patrizier. Doch
auch vor den Hausfassaden ist das Römische
an Augsburg kaum zu übersehen. Den Merkurbrunnen
ziert die bronzene Figur der römischen
Gottheit des Handels, der Wege und der Diebe.
Auf dem Pfeiler des Herkulesbrunnens steht
der namensgebende Halbgott. Über die drei
Monumentalbrunnen, die in der Zeit um 1600
entstanden, verbindet sich die römische Geschichte
Augsburgs mit ihrer Wiederentdeckung
in den Jahrzehnten des Humanismus und der
Renaissance. Über den Augustusbrunnen, den
Merkur- und den Herkulesbrunnen wird also –
zumindest indirekt – das antike Augsburg eine
Facette des UNESCO-Welterbes am Lech.
Auf dem Weg vom
Alpenrand in die
Römerstadt Augsburg
lag die Straßenstation
„Ad Nonas“. Die Relikte
dieser Römersiedlung –
ein Mithrastempel und
ein Römerbad – findet
man auf dem Areal des
Friedhofs der Stadt
Königsbrunn.
» Mehr zum „Römerlager“ im Zeughaus, zum Maximilianmuseum und zum Diözesanmuseum St. Afra
auf der Webseite der Regio Augsburg: www.augsburg-tourismus.de/de/museen
» „Das römische Augsburg. Militärplatz, Provinzhauptstadt, Handelsmetropole“ heißt ein 2022 erschienenes
Werk (Herausgeber: Dr. Sebastian Gairhos, Dr. Andreas Hartmann, Prof. Dr. Salvatore
Ortisi, Prof. Dr. Gregor Weber). 45 Kapitel zeichnen ein umfassendes Bild der Römerstadt am Lech.
» Das Taschenbuch „Die Römer zwischen Alpen und Limes. Die Keimzelle des Kulturlandes Bayern:
eine Spurensuche“ führt zu den Stätten in und um Augsburg (erscheint 2023, www.context-mv.de).
» Mehr zu Angeboten der Regio Augsburg Tourismus GmbH zum Thema Römer – von individuell
buchbaren Gruppenführungen bis zur Römer-App: www.augsburg-tourismus.de/de/roemer
31
SOUVENIRS, MUSEUMSSHOPS UND MUSEUMSCAFÉS
Kaffee meets Kunst:
So entspannt wie beim
Schach im Museums -
café im Schaezlerpalais
kann der Besuch eines
der feinen Häuser der
Kunstsammlungen
und Museen Augsburg
enden. Im dortigen
Museumsshop findet
man zudem Augsburg-
Souvenirs in Hülle und
Fülle. Betreut werden
etliche der Museumsshops
und -cafés von
Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern der Regio
Augsburg Tourismus
GmbH.
Im Museumscafé abhängen – und
UNESCO-Welterbe zum Aufhängen
„Souvenirs, Souvenirs – kauft ihr Leute, kauft sie ein …“, fordert der Schlager-Ohrwurm
von Bill Ramsey. Augsburg-Souvenirs führt die Tourist-Information der Regio Augsburg
Touris mus GmbH am Rathausplatz – und auch die von der Regio betreuten Shops der Kunstsammlungen
und Museen Augsburg halten eine breite Auswahl bereit. Dort kann man vor
und nach dem Museumsbesuch entspannt abhängen – und alles von der Augsburg-Literatur
über eine Mozart-Spieluhr bis zum Welterbe-Schmuck finden. Im Schaezlerpalais sowie im
Maximilianmuseum bieten Museumscafés außerdem Kaffee, Kuchen und Häppchen an.
UNESCO-Welterbe
zum Aufhängen: Das
historische Wasserwerk
am Roten Tor, eines der
bedeutendsten Denkmäler
des „Augsburger
Wassermanagement-
Systems“, findet man
als edles Souvenir in
den Museumsshops.
Die Regio hat, passend
zur Renaissancestadt
Augsburg, sogar die
Marke „RENAISSANCE
AUGSBURG – start
again“ kreiert: Produkte
mit diesem Label
(unten links) erhält
man in den Museumsshops.
Und auch im
Maximilian museum
(unten rechts) relaxt
man im Museumscafé.
Ob im Museumscafé im Schaezlerpalais
oder im Maximilianmuseum:
Da wie dort sorgen Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter der Regio
Augsburg Tourismus GmbH für Getränke, einen
Happen für den kleinen Hunger zwischendurch
und für Andenken an Augsburg. Die Aussichten
dabei sind auch nicht schlecht: Im Schaezlerpalais
genießt man Kaffee und Kuchen mit Blick auf
Rokoko, im Maximilianmuseum mit Blick auf
die Renaissancefiguren der Welterbe-Brunnen.
Welterbe zum Auf- beziehungsweise Umhängen
in Form kleiner silberner Wassertürme und anderen
Welterbe-Schmuck findet man dort wie
in ande ren Shops. Souvenirs und Augsburg-
Literatur gibt es auch im „Römerlager“ im Zeughaus
und im H2– Zentrum für Gegenwartskunst
im Industriedenkmal Glaspalast sowie in all
den Häusern, die seit Langem von der Regio
Augsburg Tourismus GmbH betreut werden:
im Fugger und Welser Erlebnismuseum, im
Leopold-Mozart-Haus und im Brecht haus.
»Mehr zu den Museen der Kunstsammlungen: www.kunstsammlungen-museen.augsburg.de
»Mehr zu diesen und den weiteren Augsburger Museen: www.augsburg-tourismus.de/de/museen
Text:
Martin Kluger
Fotografie:
Martin Kluger (1),
Regio Augsburg
Tourismus GmbH (2),
Natalija Ribovic (1)
32
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DER ARCHITEKT DES GLANZVOLLEN AUGSBURG
Der Mann, der die
Renaissancestadt baute
Die Stadt erinnert im Jubiläumsjahr auch mit einer Ausstellung
im Maximilianmuseum an Baumeister Elias Holl
34 62
Er war Handwerker und er war Ingenieur. Er war Baumeister
und der geniale Stadtwerkmeister der Reichsstadt Augsburg.
Er war ein gefeierter und gefragter Architekt, der auch für die
Fugger, Welser und Taxis arbeitete. Holl endete jedoch – von der
Reichsstadt um einen Großteils seines Vermögens geprellt – als
Märtyrer des Protestantismus. Doch in seiner Glanzzeit hat Holl
die Renaissancestadt Augsburg mit dem monumentalen Rathaus,
mit Repräsentationsbauten und mit Bauten der Stadtbefestigung
bis auf den heutigen Tag geprägt. Wer Augsburg besucht, kommt
also an vielen Bauten Holls vorbei. Man könnte aber auch sagen:
Wer Augsburg besucht, kommt an Holl nicht vorbei. Eines seiner
Werke – die Stadtmetzg mit dem (früher) kühlenden Lechkanal
unter dem Gebäude – ist heute sogar ein Objekt des Augsburger
UNESCO-Welterbes. Schöpfungen des vor 450 Jahren geborenen
Elias Holl und der Baumeisterfamilie Holl entdeckt man auch in
den heutigen Landkreisen Augsburg und Aichach-Friedberg.
Alles voll mit Holl – toll.
Text:
Martin Kluger
Fotografie:
Martin Kluger (20),
Hannah Kluger/
Winkler Werbung
Werbeagentur GmbH (1)
63 35
ELIAS HOLL UND DIE RENAISSANCESTADT AUGSBURG
Gemälde, Skulpturen
und Denkmäler, die
den Bau meister Elias
Holl darstellen, findet
man an vielen Stellen in
seiner Geburtsstadt
Augsburg. Auch in
einem Gemälde an der
vergoldeten Decke des
Goldenen Saals im
Holl'schen Rathaus ist
er zu erkennen.
Im Augsburger Rathaus
ehrt die Stadt ihren
Stadtwerkmeister mit
einer Bronzeskulptur:
Die Büste steht in einer
Nische im süd lichen
Treppenhaus. Auch auf
dem Weg in den „Ratskeller“
kommt man an
einer kleinen Bronzebüste
Holls vorbei.
Selbst ein Schild an der A8 in Richtung
München zeigt an, was ein Halt nach
der nahen Autobahnausfahrt zu bieten
hätte – „Renaissancestadt Augsburg“
steht darauf. Und es ist noch gar nicht so lange
her, dass man das prachtvolle Augsburg als
das „Pompeji der Renaissance“ bezeichnet hat.
Nicht, weil auch hier alles unter Vulkanasche
begraben wäre wie in der Römerstadt am Fuße
des Vesuvs, sondern weil der Lauf der Dinge
in der Stadt der Fugger und Welser erstaunlich
»
Rathaus und Perlach,
Zeughaus und Stadtmetzg,
Heilig-Geist-Spital und ein
Wasserturm – alles von Holl.
«
vieles von der Baukunst der Renaissancezeit
übriggelassen hat: Rathaus und Perlach, Neuer
Bau, Stadtmetzg und Zeughaus, Rotes Tor und
Wertachbrucker Tor, Heilig-Geist-Spital und
Protestantisches Gymnasium bei St. Anna –
um nur einige Renaissancebauten zu nennen.
Dazu würde es passen, einen recht bekannten
Werbeslogan abzuwandeln: „Alles Holl oder
was?“ In der Tat: Es ist alles von Holl. Sogar
»
Elias Holl war
Maurermeister, Bauingenieur,
Architekt, Baugutachter
und Wasserbauer.
«
der Untere St.-Jakobs-Wasserturm (der – warum
auch immer – nicht zum Augsburger Welterbe
gehört) ist ein Bauwerk von Holl. Dazu noch
einiges mehr: Rund hundert einzelne Baumaß -
nahmen hat er geplant und geleitet.
Elias Holl hieß der geniale Maurermeister,
Architekt und Handwerkeringenieur, Wasserbauer
und Bau sachverständige, der von 1602 bis 1629
64 36
ELIAS HOLL UND DIE RENAISSANCESTADT AUGSBURG
Zum 450. Geburtstag
Elias Holls ehrt das
Maximilianmuseum in
Augsburg den genialen
Baumeister mit einer
Jubiläumsausstellung.
Im Mittelpunkt dieser
Ausstellung werden
Baumodelle von Augsburger
Schöpfungen
Elias Holls stehen – wie
dieses Rathausmodell,
das der Museumschef
Dr. Christoph Emmendörffer
auch in der
Dauerausstellung des
feinen Museums präsentieren
kann.
(und noch einmal von 1632 bis 1635) auch der
Stadtwerkmeister der Reichsstadt Augsburg war:
Er verpasste seiner Heimatstadt im Lauf einer
langen Amtszeit ein neues „Gesicht“. Das Ge -
sicht Elias Holls, der 1573 als Sohn des be reits
recht arrivierten Baumeisters Hans Holl geboren
wurde, sieht man in der Renaissancestadt im
Übrigen an etlichen Stellen, nicht zuletzt auf
einer Gedenktafel an seinem Geburtshaus an
der Bäckergasse unweit des Roten Tors. Holl-
Porträts (ein Stein- und ein Holzrelief) findet
man hinterm Rathaus an zwei Hauswänden am
„Elias-Holl-Platz“, zudem auf einer Denkmalstele.
Was immer dieser Elias Holl auch sonst so
geplant hat – und es waren Schlösser, Kirchen
und Stadttore unter seinen Schöpfungen: Berühmt
gemacht hat ihn vor allem dieser eine,
von einer Reise nach Italien inspirierte Bau –
das monumentale Augsburger Rathaus. Dieser
Bau war wie der gleichfalls von Holl umgestaltete
und stilistisch angeglichene Perlachturm gemeinsam
mit dem seit 1594 vor dem Rathaus
sprudelnden Augustusbrunnen mit den Bronze -
figuren des (wie Holl von Italien faszinierten)
Niederländers Hubert Gerhard das zentrale Projekt
der Stadter neue rung. Sie machte aus dem
bis dahin von mittelalterlicher Gotik geprägten
Augsburg in kurzer Zeit eine Renaissancestadt
»
Elias Holls Schöpfungen
machten Augsburg
zur „italienischsten“ Stadt
Deutschlands.
«
nach italienischer Manier: Augsburg wurde so
zur „italienischsten“ Stadt Deutschlands.
Der Dreiklang von Rathaus, Perlachturm
und Augustusbrunnen bildet jedenfalls eines
der beeindruckendsten Renaissanceensembles
Deutschlands, wenn nicht Europas. Der sogenannte
Neue Bau, der an der Nordseite des
Rathausplatzes die Hintergrundkulisse für den
Augustusbrunnen gibt, ist ebenfalls ein Werk
Elias Holls. Dieses Gebäude verdrängte die bis
Elias Holl – streng
blickend und in Stein
gemeißelt oder in Holz
geschnitzt und farbig
bemalt – entdeckt man
an der Fassade des
Traditionsrestaurants
„Die Ecke“ am Elias-
Holl-Platz. Den Stich,
nach dem die späteren
Porträts von Elias Holl
entstanden, zeigt die
Dauerausstellung im
Maximilianmuseum.
65 37
ELIAS HOLL UND DIE RENAISSANCESTADT AUGSBURG
Alles voll mit Holl
im Augsburger Stadt -
zentrum: Das Rathaus
und der benachbarte
Perlachturm sind Bauten
eines spektakulären
Renaissanceensembles.
Die Stadtmetzg (oben
rechts) ist seit 2019 Teil
des UNESCO-Welterbes
„Augsburger Wassermanagement-System“.
Das prachtvolle Zeughaus
(unten links) und
das Protestantische
Gymnasium bei St. Anna
sind ebenfalls Hauptwerke
des genialen
Baumeisters.
um 1612 dort platzierte Stadtmetzg: Eine Verkaufshalle
der Metzger mit all ihren Geräuschen
und Ausdünstungen wollten die Stadtväter an
diesem nun so noblen Platz nicht mehr haben.
Eine neue Stadtmetzg wurde deshalb auf einem
nahegelegenen Platz im weniger feinen Lechviertel
bis 1609 erbaut. Ein bisschen kurios ist
es schon: Nicht mit dem prächtigen, europaweit
berühmten Rathaus wurde ein Werk Elias Holls
zum Objekt des UNESCO-Welterbes, sondern
mit dieser Verkaufshalle der Metzger, für die
der Stadtwerkmeister einen nahen Lechkanal
um leiten und unter dem Bauwerk verlegen ließ.
Der Vordere Lech – so heißt dieser Kanal –
kühlte mit dem Wasser aus dem Gebirgsfluss
Lech die Ware auf den Fleischbänken. Dadurch
machte Holl die Augsburger Stadtmetzg zu
einer damals bewunderten innovativen Einrichtung.
Holls Kanal unter dem Renaissancebau
»
Nicht das berühmte Rathaus,
sondern Holls Stadtmetzg
wurde wegen eines Lechkanals
zum UNESCO-Welterbe.
«
(heute ein Verwaltungsgebäude) gibt es noch.
Wasser fließt dort freilich längst nicht mehr.
Natürlich war auch die Fassadenoptik der
Stadmetzg vom Feinsten, und natürlich war
auch dieser Nutz- und Repräsentationsbau von
Das mittelalterliche
Rote Tor am südlichen
Rand der Augsburger
Altstadt hat Elias Holl
im Stil der Renaissance
umgestaltet. Hinter
diesem Stadttor liegt
die von ihm errichtete
Bastion am Roten Tor.
Das Heilig-Geist-Spital
beim Roten Tor war das
letzte große Werk des
Stadtwerkmeisters: Die
Reichsstadt trieb ihn
1631 aus dem Amt, weil
Elias Holl Protestant
war und seinem
Glauben treu blieb.
66 38
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ELIAS HOLL UND DIE RENAISSANCESTADT AUGSBURG
Einst Schutz und Trutz
der Reichsstadt, heute
längst nur Idylle – Elias
Holl erbaute auch die
mächtige Bastion am
Roten Tor im Süden des
Stadtmauerringes. Das
im Norden gelegene
Wertachbruckertor
stockte Holl auf und
gestaltete es im Stil
der Renaissance neu.
Klein, aber fein: 1609
errichtete Elias Holl
am Rand der Jakobervorstadt
den Unteren
St.-Jakobs-Wasserturm
am Gänsbühl. Das
dortige Hebewerk versorgte
auch die nahe
Fuggerei mit reinem
Trink wasser. Die kleine
Markuskirche in der
Sozialsiedlung hatte
Jahrzehnte zuvor Holls
Vater Hans errichtet.
der Architektur Italiens geprägt. Die Betonung
der Mittelachse und gleichmäßige Fassadenproportionen
zeichnen Renaissancebauten aus.
Holl hatte diese architektonischen Stilmittel
bereits ab 1602 umgesetzt, als er als frisch bestallter
Stadtwerkmeister den Bau des Zeughauses
übernahm, den er bis 1607 fertigstellte. Das
neue Waffenarsenal der Reichsstadt – ebenfalls
wenige Schritte vom Rathaus entfernt – war
nur ein Lagerhaus für Kanonen und Hellebarden.
Repräsentativ wirken sollte es trotzdem.
Die Hauptwerke Elias Holls im Stadtzentrum
von Augsburg – Rathaus und Perlach, Zeughaus
und Stadtmetzg – liegen bei einem Rundgang
»
Die Augsburger Hauptwerke
Elias Holls liegen jeweils
nur wenige Gehminuten von
seinem Rathaus entfernt.
«
nur wenige Minuten auseinander. Auch den
von Holl umgestalteten Kirchturm von St. Anna
und das angrenzende Protestantische Gymnasium
hat man vom Rathaus aus in wenigen Minuten
zu Fuß erreicht. Am Wegrand stehen Stadtpaläste,
die Elias Holl und sein Vater Hans für reiche
Augsburger Patrizier wie die Fugger bauten.
Doch auch am Rand der Altstadt – im
Süden wie im Norden – stößt man unweigerlich
auf Bauten von Elias Holl. Denn als Stadtwerkmeister
war er für die Fortifikation der Reichsstadt
verantwortlich. Wo die Altstadt im Ulrichsviertel
im Süden endet, hat Holl die mächtige Bastion
am Roten Tor errichtet. Sie ist heute die Kulisse
der Augsburger Freilichtbühne – eine der größten
und schönsten ihrer Art deutschlandweit. Das
Rote Tor selbst hat Elias Holl 1622 nach einem
Teilabriss von einem altväterlich-gotischen Stadttor
in einen Renaissancebau umgestaltet.
Im Schatten des Stadttors liegt das massige
Heilig-Geist-Spital: Sein letztes großes Werk
hat Holl ab 1623 geplant und gebaut. Vollendet
wurde es 1631 von seinem Nachfolger, weil die
Reichsstadt ihren verdienten Stadtwerkmeister
entlassen hatte, als sich der Protestant Elias
Holl selbst durch das kaiserliche Restitutionedikt
40 68
Wo sind die Bücher zur Region?
Hier sind die Bücher zur Region.
Augsburg, das bayerische Schwaben und seine Nachbarregionen
sind voller Geschichte und Geschichten.
Bücher aus dem context verlag Augsburg | Nürnberg
führen dorthin. Der Verlag hat mit seinen Publikationen
bereits ein UNESCO-Welterbe sowie ein Immaterielles
Kulturerbe der UNESCO auf den Weg gebracht.
Mehr: www.context-mv.de
Elias Holl
Der Baumeister der Renaissancestadt Augsburg
Im Augsburger Lechviertel kam Elias Holl 1573 als Sohn des Baumeisters
Hans Holl zur Welt. 1596 er warb Elias Holl den Titel eines Maurermeisters.
Während einer Italienreise lernte Holl den Stil der Renaissance kennen,
der ihn prägte. 1602 wurde er von der
Reichsstadt Augsburg zum Stadtwerkmeister
berufen. Elias Holl hat Augsburg
während seiner langen Amtszeit
zur Renaissanc e stadt gemacht
. Sein Hauptwerk
ist das bis 1620 errichtete
Rathaus. Neben
seinen Bauwerken
erinnern in Augsburg
mehrere Denkmäler
an diesen genialen
Stadtwerkmeister,
der auch als Festungsund
Wasserbauer gefragt war.
Daran erinnert ein Objekt des UNESCO-
Welterbes. Auf das Wirken Holls stößt
man an der Donau, im Altmühltal, in
Franken und Tirol. Holl gilt auch als
Märtyrer des Protestantismus.
Zum Jubiläum
von Elias Holl jetzt
im context verlag
NEU
Renate Miller-Gruber
(Taschenbuch, ab Frühjahr 2023)
Die Fugger in Augsburg
Geschäfte mit Kirche und Kaiser
Eine Legende erzählt von den Anfängen
der Fugger: Hans, angeblich ein armer
Dorf weber, wandert 1367 in die Reichsstadt
Augsburg ein. Vom Webstuhl zur
Weltmacht? Ein Märchen. Die Fugger
schaffen im Fernhandel das Kapital, mit
dem sie ab 1490 als Montan konzern
ein Vermögen anhäufen. Nicht Tuche
und Pfeffer b e gründen den legendären
Reichtum, sondern Silber, Blei, Quecksilber
und vor allem: Kupfer, Kupfer,
Kupfer. Die Fugger sind „die Krupps der
Frühen Neuzeit“. 1521 stiftete Jakob
Fugger „der Reiche“ die Fuggerei und
die Fugger kapelle in St. Anna.
Martin Kluger
300 S., 424 Abb., 16,90 €
Morde, Macht und Mythos
Geschichte, Denkmäler
und Städte der Wittelsbacher
im Wittelsbacher Land
Sie regieren ab 1180 in Bayern. Sie
regieren am Rhein und herrschen in etlichen
Ländern Europas. Sie sind Pfalzgrafen,
Herzöge und Kurfürsten, Könige
und Kaiser. Sie werden zum Mythos…
Wittelsbacher kämpfen gegen Gott und
die Welt – und häufig gegeneinander.
Ihre Verbrechen: ein Königsmord, ein
Gattin nenmord und ein Justizmord. Die
Katholiken der Dynastie kämpfen gegen
die Protestanten in der Familie. In Oberwittelsbach,
in Aichach und Friedberg,
im Lechtal und im Donautal erinnern
Denk mäler an den Aufstieg der Wittelsbacher,
an ihre Kriege und Skandale.
Martin Kluger
168 S., 150 Abb., 9,80 €
Die Römer zwischen Alpen und Limes
Die Keimzelle des Kulturlandes Bayern – eine Spurensuche
Auch wenn es einen Altbayern schmerzt: Nein, die An fänge des Kultur -
landes Bayern liegen nicht in Regensburg – schon gar nicht in München.
Als Castra Regina (das heutige Regensburg) 179 n.Chr. gegründet wurde,
waren Augsburg und Kempten beinahe 200 Jahre alt und längst blühende
Römerstädte. Als Römer Straßenbau,
Architektur, Bildhauerei, Schrift- und
Badekultur über die Alpen brachten,
eroberten sie zuerst das Gebiet
zwischen Lech, Donau
und Iller. Cambo dunum
(Kempten) wurde zur
ersten Hauptstadt
der Provinz Rätien,
bald abgelöst von
Augusta Vindelicum
(Augsburg). Am Lech
fanden sich die ältesten
Spuren des Christentums
im heutigen Bayern. Eine Suche
nach den Anfängen des Kulturlandes
Bayern führt in rund hundert Orte und
in etliche Museen zwischen Alpenrand
und Limesland – vom Oberallgäu bis
in den Süden von Mittelfranken sowie
ins Donautal zwischen Iller und Inn.
Zu den
Spuren Roms:
„römische“ Orte und
das Welterbe Limes
NEU
Martin Kluger
(Taschenbuch, ab Frühjahr 2023)
Mozartstadt Augsburg
Leopold Mozart, Wolfgang
Amadé Mozart und ihre
schwäbische Familie
Die Mozarts waren eine schwäbische
Familie: 1331 erstmals westlich von
Augsburg urkundlich über liefert, waren
die ersten bekannten Mozarts Bauern
und später Maurer. Nachdem ein erster
Mozart 1643 in Augsburg eingewandert
war, verdienten sie bald als Baumeister,
Buchbinder und Bildhauer ihr Brot. Der
berühmteste Spross dieser Familie ist
Wolfgang Amadé Mozart. Sein 1719
in Augsburg geborener Vater Leopold
Mozart war sein Entdecker und einziger
Erzieher, Musiklehrer und „Manager“.
Wolfgang Amadé kam fünfmal nach
Augsburg. 1777 er lebte er dort mit dem
Augsburger „Bäsle“ – seiner Cousine
Maria Anna Thekla Mozart – vermutlich
sein erstes erotisches Aben teuer. Das
Taschenbuch führt zu 17 Mozartstätten
in Augs burg und zu weiteren in Hohen -
altheim, Kaisheim und Leitheim. Entstanden
mit Unterstützung der Stif tung
„Deutsche Mozartstadt Augsburg“.
Martin Kluger
Hrsg:. Regio Augsburg
Tourismus GmbH
96 S., 101 Abb., 9,90 €
Glaube. Hoffnung. Hass.
Von Martin Luther in Augsburg
(1518) über den Dreißigjährigen
Krieg (1618–1648) bis zur
„Sau aus Eisleben“ (1762)
Augsburg war die heimliche Hauptstadt
des Reiches. Deshalb wirkte sich
vieles, was in der Fuggerstadt geschah,
auf weite Teile Europas aus. Martin
Luthers Aufenthalt im Jahr 1518, das
Augsburger Bekenntnis von 1530 und
der Augsburger Religionsfrieden von
1555 waren solche Ereignisse. Nicht
nur in der Reichs- und Bischofs stadt,
deren Bürger mehrheitlich früh zum
evangelischen Glauben wechselten,
auch an der Donau und im Ries, im
Lechtal und in Altbayern, an der Iller
und im Allgäu prallten Reformation
und Gegen refor ma tion immer wieder
auf ein ander. Der Glaubensstreit in und
um Augsburg löste Kriege und Katastrophen
aus. Der Dreißigjährige Krieg
entvölkerte und verheerte Augsburg
und weite Teile von Schwaben. Unweit
von Nördlingen und am Lech bei Rain
wurden blutige Schlachten geschlagen.
Martin Kluger
336 S., 241 Abb., 18,90 €
context verlag
Augsburg | Nürnberg
www.context-mv.de
ELIAS HOLL UND DIE RENAISSANCESTADT AUGSBURG
Eine Patrizierin gelobte eine Kapelle in Klosterlechfeld
Am Anfang stand der Sakralbau zweier Holls
Zu den frühen Werken Elias Holls gehört ein privater Auftrag
der Augsburger Patriziers witwe Regina Imhof. Sie gelobte 1602
eine Wallfahrt zu
stiften und dafür
eine Kapelle errichten
zu lassen.
Die Imhofin be -
auftragte Elias
Holl als planenden
Architekten.
Er entwarf einen
Zentralbau nach
dem Vorbild der Santa Maria ad Martyres – dem Pantheon in
Rom. Die ursprünglich wohl fensterlose Kapelle hat Elias Holl
zwar geplant, errichtet hat sie aber sein Bruder Esaias. Ab 1656
wurde die Wallfahrtskapelle der beiden Holls in Klosterlechfeld,
einem Dorf im Süden des heutigen „Augs burger Landes“,
zu einem barocken Sakralbau erweitert. Holls Rundbau mit ge -
mauerter Kuppel und Laterne ist jetzt der Chor der Kirche.
Ein Bauwerk in Kissing und zwei prominente Namen
Ein Schlösschen erinnert an Holl und Mozart
Bis zum Erwerb seines Meistertitels durfte Elias Holl in der
Reichsstadt Augsburg noch nicht eigenständig bauen. Darum
nahm er erste Aufträge außerhalb der Stadtmauern an. Das
Schlösschen des Augsburger Patriziers Melchior Ilsung baute
er 1595 um und
errichtete „auf
runden Pfeilern
und Bögen“ eine
Gartenmauer.
Das Schlösschen
gibt es noch
immer, und mit
ihm verbindet
sich ein zweiter
berühmter Name: Hans Georg Mozart hat es von 1713 bis
1715 für die Augsburger Jesuiten umgebaut. Der Komplex
diente danach als Jesuitenkolleg und als Sitz eines Hofmarksrichters.
Hans Georg Mozart – der Werkmeister des Dom -
kapitels – war Wolfgang Amadé Mozarts Urgroßonkel.
Im selben Jahr (1602),
in dem Elias Holl die
Wall fahrtskapelle Maria
Hilf (Bild links unten) in
Klosterlechfeld plante,
wurde er in das Amt
des Augsburger Stadtwerkmeisters
berufen.
Doch auch während
seiner Amtszeit nahm
Holl Aufträge privater
Bauherren außerhalb
Augsburgs an. Für den
Reichs pfennig meister
Zacharias Geizkofler (er
war quasi der Finan z -
minister des Kaisers)
plante Holl eine Kirche
im Dörfchen Haunsheim
(heute Landkreis
Dillingen a.d. Donau).
von 1629 nicht katholisch machen lassen wollte.
Die Altstadt im Norden begrenzt das mächtige,
von Elias Holl aufgestockte und anschließend
im Stil der Renaissance umgestaltete Wertachbrucker
Tor.
Einer der kleineren, aber auch einer der
reizvollsten Bauten Elias Holl liegt am Rand
der Jakobervorstadt am „Gansbühl“: der Untere
St.-Jakobs-Wasserturm. Hier wirkte Elias Holl
in seiner Funktion als Wasserbauer: Ein Hebewerk
im zierlichen Wasserturm am Äußeren
Stadtgraben versorgte das Augsburger Arme-
Leute-Viertel – unter anderem die nahegelegene
Fuggerei. In der von Jakob Fugger „dem Reichen“
1521 gestifteten Sozialsiedlung hatte Elias Holls
Vater als „täglicher Maur- und Werkmeister“
der Fugger schon bis 1581 die kleine Fuggereikirche
St. Markus errichtet.
Hans wie Elias Holl waren Stararchitekten.
Die Fugger und andere Adelige, Klöster, Bischöfe
und Fürsten beauftragten sie. Elias Holl plante
zum Beispiel das Schloss des Bischofs von Eichstätt.
Er beriet beim und baute am Fuggerschloss
Markt bei Biberbach. Als Baugutachter wurde
er von der Pfalz-Neuburg an die Donau und
von Jesuiten nach Innsbruck geholt. Dies alles
zählte nicht, als Augsburg 1629 vom Kaiser in
Wien in den Glaubensstreit verwickelt wurde.
Der Protestant Elias Holl blieb seinem Glauben
treu: 1631 wurde er entlassen. 1632 erreichte
der Dreißigjährige Krieg die bald von Hunger
und Pest entvölkerte Stadt. Hier starb Holl 1646.
»Die Kunstsammlungen und Museen Augsburg ehren Elias Holl zu dessen 450. Geburtstag vom
16. Juni bis zum 17. September 2023 mit einer Sonderausstellung im Maximilianmuseum. Infos:
www.kunstsammlungen-museen.augsburg.de/holl oder in der Tourist-Info der Regio Augsburg
»Die Regio Augsburg Tourismus GmbH führt Gruppen bis 25 Personen zu den Spuren Elias Holls.
» „Elias Holl. Der Baumeister der Renaissancestadt Augsburg“ heißt das neue Buch von Dr. Renate
Miller-Gruber, das der context verlag Augsburg | Nürnberg zum Jubiläumsjahr herausgibt.
42 70
VIER MUSEEN SEHEN – KOSTENLOS
Dr. Christof Trepesch,
Leitender Museums -
direktor der Kunstsammlungen
und
Museen Augsburg, in
der Barock galerie im
Schaezler palais. Den
Zu gang zu den dortigen
Kunstwerken will die
Stadt Augsburg künftig
erleichtern: Sonntags
ist der Eintritt in die
Dauerausstellungen
von vier städtischen
Museen im Jahr 2023
generell frei. Gäste
im Alter von bis zu
27 Jahren dürfen solche
Dauerausstellungen
an allen Museumstagen
kostenlos besichtigen.
Sonntags Eintritt frei in vier Augsburger
Museen – für junge Gäste sogar täglich
Augsburgs Museumslandschaft „glanzvoll“ zu nennen, ist wohl kaum übertrieben. Von den
Funden aus der Ära der Römer über die künstlerisch bahnbrechende Zeit der Renaissance
bis zur Epoche des Rokokos, als Augsburg die Kunsthauptstadt Süddeutschlands war, reicht
das Spektrum der eng mit Augsburgs Geschichte verbundenen Exponate in den Häusern der
Kunstsammlungen und Museen Augsburg. 2023 ist immer sonntags der Eintritt in die Dauerausstellungen
vier großer Museen frei – jüngere Gäste haben sogar jeden Tag freien Eintritt.
Es ist ein Experiment – aber was für
eines! Augsburg will noch mehr Gästen
als bisher den Zugang zu kulturellen
Schätzen der mehr als 2000 Jahre alten
Stadt ermöglichen. Der Eintritt in die Daueraustellungen
im Schaezlerpalais, im Maximilianmuseum,
im „Römerlager. Das römische
Augsburg in Kisten“ im Zeughaus und im
H2 –Zentrum für Gegen wartskunst im Glaspalast
ist 2023 an allen Sonntagen frei. Mehr noch:
Kinder, Jugen d liche und selbst Erwachsene bis
zu einem Alter von 27 Jahren dürfen 2023 die
Dauerausstellungen in den vier großen Häusern
der Kunstsammlungen und Museen Augsburg
gratis besuchen. Eintrittsgeld wird nur für
Sonderausstellungen verlangt.
»Mehr zu den Museen der Kunstsammlungen: www.kunstsammlungen-museen.augsburg.de
» Mehr zu diesen und weiteren Augsburger Museen: www.augsburg-tourismus.de/de/museen
Vier Museen der Stadt
zeigen ihre Schätze zum
Teil gratis – beispielsweise
Manfred Hahn im
„Römer lager“ im Zeug -
haus oder der Hausherr
im Maximilianmuseum,
Dr. Chris toph Emmendörffer
(unten links).
Auch die Regio Augsburg
Tourismus GmbH
unterstützt 2023 die
kulturelle Bildungsinitiative
der Stadt Augsburg
in Museen: Gäste
in den von der Regio
betreuten Museumsshops
erhalten den
168-seitigen Museumsführer
für die ganze
Region gratis als Gastgeschenk.
Text:
Martin Kluger
Fotografie:
Martin Kluger (3),
context verlag
Augsburg | Nürnberg (1)
143
Text:
Martin Kluger/
Candida Sisto
Fotografie:
Wolfgang B. Kleiner (1),
Martin Kluger (3),
Touristik Service
Dinkelsbühl (1),
Romantische Straße
Touristik-Arbeits -
gemeinschaft GbR (1),
Archiv der Augsburger
Allgemeinen Zeitung (1),
Regio Augsburg Tourismus
GmbH/Reinhard Paland (1)
44
Was könnte den Namen der Romantischen Straße schneller
erklären als ein einziger Blick auf das nächtliche Augsburg mit
den Kuppeltürmen des Renaissancerathauses und den Doppeltürmen
des romanisch-gotischen Doms? Zwar reicht die wohl
bekannteste deutsche Tourismusstraße vom Main bis zu den
Alpen. Initiiert und gegründet wurde die Route 1950 jedoch in
der Renaissancestadt Augsburg. Diese Stadt ist also nicht nur
wegen der geografischen Lage im Zentrum dieser Romantischen
Straße, sondern auch wegen deren Ent stehun gs ge schichte. Doch
abgesehen davon lohnt sich der Besuch der Stadt am Lech wegen
ihrer hochrangigen Sehenswürdig keiten sowieso – umso mehr,
als 2019 auch noch die Denkmäler der historischen Augsburger
Wasserwirtschaft zum UNESCO-Welterbe wurden. Zudem liegen
hier sehenswerte Nachbarn ganz nah – im Osten die bayerischbarocke
Uhrmacherstadt Friedberg, nördlich Donauwörth, die
einzige Donaustadt an der Romantischen Straße. Es ist eine
Kulturreiseroute, deren Anfänge nicht zuletzt auch damit zu tun
haben, dass ein paar visionäre Touristiker das verheerende Bild,
das sich das Ausland nach den Jahren der NS-Diktatur und des
Zweiten Weltkriegs von Deutschland machte, gerade rücken
wollten. Eine Rückschau – und ein Blick auf die Gegenwart …
WELTBERÜHMTE REISEROUTE – „MADE IN AUGSBURG“
In dieser Stadt lockt
deutsche Romantik
Die Romantische Straße reicht von den Alpen bis zum Main – im
Zentrum liegen Augsburg und seine sehenswerten Nachbarstädte
45
IN AUGSBURG „ERFUNDEN“: DIE ROMANTISCHE STRASSE
463
Ist das romantisch?
Das ist romantisch!
Der Herkulesbrunnen
in der Augsburger
Maximilianstraße zählt
seit 2019 sogar zum
UNESCO-Welterbe.
Die Ulrichsbasilika im
Hintergrund ist nicht
nur die (nach dem
Dom) zweitgrößte
Kirche Augsburgs,
sondern außerdem
ein atemberaubend
schönes Denkmal
der spätgotischen
Kirchenbaukunst.
Am 13. Januar 1950
berichtete die in
Augsburg erscheinende
„Schwäbische Landeszeitung“
über die Gründung
der Romantischen
Straße am 10. Januar.
Sie ist – global – der Inbegriff deutscher
Romantik und eine seit Jahrzehnten
welt berühmte Reiseroute: die Romantische
Straße. Im Norden endet sie mit
dem UNESCO-Welterbe Würzburger Residenz,
und im Süden lockt Schloss Neuschwanstein,
ein international berühmtes Postkartenmotiv.
Der Mittelpunkt der Route ist aber freilich die
Renaissancestadt Augsburg: nicht nur geografisch
gesehen, sondern auch wegen ihrer Fülle hochrangigster
Denkmäler – vom Dom über das
Rat haus bis zur Fuggerei. Seit 2019 lockt hier
auch noch UNESCO-Welterbe – in Form der
»
Die längst weltberühmte
Romantische Straße wurde in
der Renaissancestadt Augsburg
aus der Taufe gehoben.
«
Denkmäler der historischen
Wasserwirtschaft. Doch nicht
zuletzt spielt die Stadt am
Lech auch in der langen Geschichte
der Romantischen
Straße eine entscheidende
Rolle: In Augsburg wurde
diese Reiseroute „erfunden“
und auch hochoffiziell aus
der Taufe gehoben.
Man muss sich das
einmal vorstellen: In
einer Stadt, die wegen
des Zweiten Weltkriegs
in Schutt und Asche lag,
hatten weitsichtige und
mutige Touristiker die
Vision einer Reiseroute,
die nicht allein zur
(damals fast überall zerbombten) Romantik
deutscher Altstädte führen sollten. Es ging auch
darum, dass das An sehen Deutschlands in der
Welt nach 1945 gleichfalls „in Trümmern lag“.
Auch deshalb wurde die Romantische Straße
am 10. Januar 1950 als Aushängeschild eines
(gast-)freundlichen, weltoffenen Deutschlands,
reich an Kultur und Geschichte, ins Leben gerufen:
Die Touristiker wollten damit Gästen
»
1950 verstand sich
die Romantische Straße als
Gegenbild zum Deutschland
Adolf Hitlers.
«
aus dem Ausland einen Eindruck fernab von
Hitler-Diktatur und NS-Terror vermitteln. Die
ersten Touristen auf der Romantischen Straße
waren denn auch jene US-Soldaten, die ihren
Familien zeigten, wo sie stationiert waren. 1950
erschien ein englischsprachiger Prospekt – es
war der Beginn einer Welt-Karriere.
Der innerste Kern der Romantikroute liegt
weder am Alpenrand noch am Main, sondern
am Lech. Denn der Initiator der Romantischen
Straße war ein Augsburger, der damalige Geschäftsführer
des Augsburger Verkehrsvereins,
Dr. Ludwig Wegele. Er war ein ebenso hoch gebildeter
wie ideenreicher Tourismuschef, auf
dessen Arbeit zum Beispiel die Eröffnung der
Gedenkstätte im Augsburger Mozarthaus zurückging.
(Später wurde Wegele Kulturreferent
und Augsburgs Dritter Bürgermeister.)
Heute ist die Romantische Straße die bekannteste
und beliebteste Ferienstraße Deutschlands.
In ihrem Verlauf folgt sie ihrem Vorbild,
dem bereits im Jahr 1900 erwähnten „Deutschen
Reiseweg Nummer 1“, der ältesten Ferienstraße
IN AUGSBURG „ERFUNDEN“: DIE ROMANTISCHE STRASSE
Deutschlands, die ihrerseits auf mittelalterlichen
Routen beruhte. Die Romantische Straße gilt
inzwischen selbst als ein Bestandteil der Kulturgeschichte
im Nachkriegsdeutschland. Sie
folgt auf 460 Kilometern Länge alten Römer-,
Reichs- und Handelsstraßen. Alle Städte an der
Route bieten ein Ortsbild mit historischen Ansichten:
geschichtsträchtige Rathäuser, gotische
und barocke Kirchen sowie Burgen und prachtvolle
Schlösser vermitteln anschaulich Jahrhunderte
der Kunstgeschichte – von Romanik,
Gotik und Renaissance über Barock, Rokoko,
Klassik und Gründerzeit bis in die Moderne.
Nicht einmal eine halbe Autostunde nördlich
von Augsburg liegt zum Beispiel die ehemalige
Reichsstadt Donauwörth – zu Zeiten der Fugger
»
Die Reichsstraße im
Zentrum von Donauwörth
gilt als einer der schönsten
Straßenzüge Deutschlands.
«
und Welser lag dort der Donauhafen der Augsburger
Handelsimperien. Die Lage am großen
Strom verschafft Donauwörth heute als Station
der Romantischen Straße eine Alleinstellung:
Denn die Stadt der Käthe-Kruse-Puppen und
des Schwäbischwerder Kindertags ist die einzige
Donaustadt an der Romantikroute. Träge fließt
der große Strom an der Stadtsilhouette vorbei,
der von den Türmen des Liebfrauenmünsters
und der Klosterkirche Heilig Kreuz geprägt wird.
Die zentrale Reichsstraße zwischen dem Pfleghaus
der Fugger und dem neugotischen Rathaus hat
eine Dichterin einmal als einen der schönsten
Straße n züge Deutschlands bezeichnet. Einen
besonders imposanten Blick auf das Donautal,
die Türme und Dächer der Stadt genießt man
vom Schellenberg aus. Am stadtseitigen Abhang
erinnert der Kalvarienberg an eine der blutigsten
Schlachten des Spanischen Erbfolgekriegs.
Nördlich von Donauwörth folgen als Stationen
der Tourismusstraße die Harburg hoch
über dem Wörnitztal, die stadtmauer umgürtete
einstige Reichsstadt Nördlingen, Dinkelsbühl
und die Postkarten-Idylle Rothenburg. Auch
das mittelfränkische Dinkelsbühl genießt eine
bemerkenswerte Alleinstellung: Denn vor ein
paar Jahren hat das Magazin FOCUS seine
Leser Deutschlands schönsten Altstädte wählen
lassen. Dinkelsbühl tauchte am Ende im Ranking
»
An der Romantischen
Straße liegt die von Lesern
eines Magazins gewählte
schönste deutsche Altstadt.
«
der deutschen Altstädte auf dem ersten Platz
auf. Sein bekanntes Stadtfest, die Dinkelsbühler
Kinderzeche, gehört heute zum Immateriellen
Kulturerbe der Bundesrepublik Deutschland
und des Freistaats Bayern. (Mit diesem Prädikat
wurden mit dem Augsburger Hohen Friedensfest
und dem Stabenfest in Nördlingen noch zwei
Stadtfeste an Stationen der Romantischen Straße
ausgezeichnet.) Im idyllischen Dinkelsbühl findet
man die Geschäftsstelle der Touristik-Arbeits -
gemeinschaft Romantische Straße – eine nicht
profitorientierte Einrichtung übrigens.
So geschichtsträchtig all diese Ziele an der
Romantischen Straße auch sind: Die Arbeits -
gemeinschaft an der Romantischen Straße versteht
sich durchaus nicht nur als Bewahrer des
Althergebrachten. Das zeigt sich daran, dass
sich die Reiseroute als lebendiger „Organismus“
erwiesen hat. War sie anfänglich vor allem als
Die Stationen der
Romantischen Straße
in einer Tourismusbroschüre
aus den
1950er Jahren. Seitdem
hat sich nicht nur das
Design der Werbung
stark verändert. Mit
den Städten Friedberg
(im Landkreis Aichach-
Friedberg, dem sogenannten
„Wittelsbacher
Land“) und dem Städtchen
Rain (Landkreis
Donau-Ries) kamen
neue Stationen hinzu.
47
IN AUGSBURG „ERFUNDEN“: DIE ROMANTISCHE STRASSE
Nördlich von Augsburg:
Die Kirchtürme von
Heilig-Kreuz und des
Liebfrauenmünsters
prägen die donauseitige
Stadtsilhouette von
Donauwörth – die einzige
Donaustadt an der
Romantischen Straße.
Das Stadtzentrum von
Dinkelsbühl wurde
von den Lesern eines
Nachrichtenmagazins
zur schönsten Altstadt
Deutschlands gekürt.
Das altbayerische
Friedberg ist Augsburgs
östlich gelegene
Nachbarstadt. Das
„Museum im Fried -
berger Schloss“ zeigt
Friedberger Fayence
und Friedberger Uhr -
macherkunst. Rund um
das barocke Rathaus
und um den Marien -
brunnen davor feiert
die Stadt im Landkreis
Aichach-Friedberg im
Jahr 2023 ihr Stadtfest,
die „Friedberger Zeit“.
Das Spektakel erinnert
heute an die glanzvolle
Epoche des Friedberger
Uhrmacherhandwerks.
Busreiseroute gedacht, sind heute Individualreisende
in der Mehrheit – und sie bewältigen
diese Route oder Abschnitte davon nicht eben
selten auf dem 428 Kilometer langen „Radweg
Romantische Straße“. Wer den Radweg in Gänze
absolviert, sollte mit fünf Tagesetappen rechnen.
Unterschiedliche Landschaftsformen prägen dabei
den Verlauf der Ferienstraße: Das Taubertal
und der UNESCO-Geopark Ries, das Lechtal,
der Lechrain und der Pfaffenwinkel bieten (wie
das gesamte Alpenvorland) abwechslungsreiche
Eindrücke. Am Lech in Augsburg und im nördlichen
Landkreis Augsburg radelt man dabei an
jeweils drei Stationen des UNESCO-Welterbes
„Augsburger Wassermanagement-System“ vorbei.
Am Augsburger Hochablass atmet und riecht
man bereits die kühle Luft der nahen Alpen:
Auf dem Weg nach Neuschwanstein und zum
Alpenrand kommt man am UNESCO-Welterbe
Wieskirche vorbei.
Zum „Organismus“ Romantische Straße gehört
aber auch, dass der Status quo von 1950
nicht in Stein gemeißelt ist. So sind in jüngerer
Zeit mit den beiden altbayerischen Grenzstädten
Friedberg und Rain zwei weitere romantische
Altstädte – und damit zwei weitere hochkarätige
»
Das Wittelsbacherschloss,
das schmucke Rathaus, Uhren
und ein Stadtfest erinnern an
Friedbergs „goldene“ Zeit.
«
Reiseerlebnisse auf der Route – hinzugekommen.
In Sichtweite von Augsburg liegt die Stadt
Friedberg: Ihr barockes Stadtbild rund um das
Rathaus und den Marienbrunnen entstand,
nachdem 1632 schwedische Soldaten und Augsburger
Pöbel die Stadt im Dreißg jährigen Krieg
niedergebrannt hatten. Nach diesem Stadtbrand
wurde das im Kern mittel alterliche Wittelsbacherschloss
im Stil der Renaissance wiederaufgebaut.
Dieser Komplex beherbergt das „Museum
im Wittelsbacher Schloss Friedberg“. Das Museum
zeigt Friedberger Fayence: Diese Fayencen
waren im Schloss hergestellt worden. Ein bayerischer
Kurfürst hatte dort 1754 eine Manufaktur
einrichten lassen. Nun sieht man dort kunstvolle
Uhren, die Friedberger Uhrmacher im 18. und
19. Jahrhundert in weite Teile Europas lieferten.
Das historische Stadtfest „Friedberger Zeit“ erinnert
von 7. bis 16. Juli 2023 an diese Glanzzeit
der Uhr macherstadt im „Wittelsbacher Land“.
» Mehr zur Romantischen Straße, ihren Stationen und Angeboten: www.romantischestrasse.de
»Der ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrradclub) informiert zum „Genussradeln für Romantiker“:
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»Historische Gruppen, historische Gewänder und historische Musik, aber ganz frisches Bier:
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485
TOURISMUSSTRASSEN NACH AUGSBURG UND IN DIE REGION
Vor zwei Jahrzehnten
hat die Regio Augsburg
Tourismus GmbH die
erste Ausstellung
im „Sisi-Schloss“ in
Unterwittelsbach –
einem Stadtteil von
Aichach – initiiert.
Heute locken eine
Dauerausstellung und
jähr liche Sonderausstellungen
zu Kaiserin
Elisabeth in das Wasserschloss
– eine Station
an der „Sisi-Straße“, die
von Augsburg bis nach
Wien und Budapest, an
die Adria und sogar ins
Ionische Meer leitet.
Kulturreiserouten: zu Kaiserin Elisabeth
und in die Bergbauorte der Fugger
An Augsburg kommt man nicht vorbei – weder auf der Romantischen Straße noch auf den
anderen Kulturreiserouten, die in Bayerns drittgrößte Stadt und durch die Region Augsburg
führen. Nicht nur die Romantische Straße wurde in Augsburg „erfunden“. Trans natio nale
Kulturreiserouten wie die „Sisi-Straße“ – die unter anderem nach Wien und Budapest leitet –
und die „Europäische Fuggerstraße“ mit Stationen in Tirol, in der Slowakei und im Ober allgäu
wurden in jüngerer Zeit durch die Regio Augsburg Tourismus GmbH auf den Weg gebracht.
Es muss etwas „drin“ sein im Augsburger
Trinkwasser, das seit 2019 als Auslöser
für die Welterbe-Stätte „Augsburger
Wassermanagement-System“ irgendwie
ja auch zum dortigen UNESCO-Welterbe gehört.
Etwas jedenfalls, das Augsburger Touristiker
weder rasten noch ruhen lässt und ihre Kreativität
befeuert. Nicht nur die Romantische Straße
von 1950 ist „made in Augsburg“: Zwei transnationale
Tourismusstraßen resultieren aus der
Arbeit der Regio Augsburg Tourismus GmbH.
Im Jahr 2000 initiierte die Regio im „Sisi-
Schloss“ in Unterwittelsbach die erste Ausstellung
zur Kaiserin Elisabeth: Die Stadt Aichach hatte
es kurz zuvor erwerben können. Die erste Ausstellung
wurde mit dem Königlichen Schloss
Gödöllö nahe Budapest (das Lieblingsschloss
der österreichischen Kaiserin und ungarischen
Königin Elisabeth) im noch weitestgehend un -
sanierten Wasserschloss gestaltet. Heute ist das
„Sisi-Schloss“ nicht nur ein Identifikationspunkt
für den ganzen Landkreis Aichach-Friedberg,
sondern auch eine Station der bald darauf von
der Regio konzipierten „Sisi-Straße“. Sie führt
heute nicht nur bis nach Bad Ischl, Wien und
Gödöllö, sondern auch nach Genf, an die Adria
und auf Korfu, eine Insel im Ionischen Meer.
Im Jahr 2001 machte die Regio Augsburg
Tourismus GmbH die Geschichte der Fugger
zum bis dahin kaum beachteten touristischen
Thema. Mit dieser Idee gewann die Regio in
der Kategorie „Städte & Touren“ den ersten
Bayerischen Innovationspreis für Angebots -
gestaltung im Tourismus. Auf dieser Grundlage
kreierte die Regio später nicht nur das Fugger
und Welser Erlebnismuseum, sondern sogar
die „Europäische Fuggerstraße“. Diese Kulturreiseroute
leitet zu Spuren und Denkmälern
des Montankonzerns der Fugger und damit zu
Orten in Österreich und in Italien, in der
Slowakei und im Oberallgäu. 2022 konnte
Katharina Dehner, stellvertretende Leiterin des
Fugger und Welser Erlebnismuseums, sogar die
spanische Bergbaustadt Almadén als Station
der Europäischen Fuggerstraße gewinnen.
Zurück zum Augsburger Trinkwasser: Für
dessen Qualität sorgen die Stadtwerke Augsburg.
Doch auch an Augsburgs Welterbe-Bewerbung
war die Regio Augsburg Tourismus GmbH seit
Ende 2010 von der ersten Stunde an beteiligt.
» Mehr zum „Sisi-Schloss“: www.aichach.de/tourismus/sehenswertes/sisi_schloss/
» Alles zur „Sisi-Straße“: www.sisi-strasse.info/
» Die Porträts der Stationen der „Europäischen Fuggerstraße“: www.fuggerstrasse.eu/de/
Die Sisi-Straße führt
zu Stationen auf dem
Lebensweg der Kaiserin
Elisabeth: zum Beispiel
zum Schloss in Gödöllö
nahe Budapest.
Die „Europäische
Fuggerstraße“ leitet
in ehemalige Bergbau -
orte der Fugger in Tirol,
in der Slowakei und im
Allgäu. 2022 kamen die
Quecksilbergruben von
Almadén hinzu: Katha -
rina Dehner – die stellvertretende
Leiterin
des Fugger und Welser
Erlebnismuseums –
konnte die spanische
Welterbe-Stätte als
jüngstes Mitglied der
transnationalen Kulturreiseroute
gewinnen.
Text:
Martin Kluger
Fotografie:
Martin Kluger (3)
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Text:
Martin Kluger
Fotografie:
Martin Kluger (23)
Man muss kein „Weihwasserfrosch“ sein, um diesen Heiligen
spannend zu finden: Bischof Ulrich war der Retter Augsburgs
in der Schlacht auf dem Lechfeld, die im Jahr 955 – irgen dwo um
die Bischofsstadt am Lech – tobte. Das ist der Grund, weswegen
Szenen dieser Schlacht und Figuren des Heiligen in zahlreichen
Kirchen im Lechtal – von der Alb bis weit hinein in die Alpen und
ganz besonders oft in und bei Augsburg – zu finden sind. Der
Fisch auf der Bibel als markantes Attribut des Heiligen er innert
einerseits an ein Fischwunder, andererseits ist der Fisch wohl
auch ein Sinnbild für das Wasser. Denn Ulrich wurde als Schutzpatron
bei Wassergefahren und als Brunnenheiliger verehrt.
Das Wasser aus zahlreichen Ulrichsbrunnen in Süddeutschland,
Österreich und im Elsass galt sogar als heilkräftig. Lohnt es sich
für Besucher der Region aber tatsächlich, auch 2023 noch nach
Spuren des im Jahr 993 heiliggesprochenen Augsburger Bischofs
und Bistum spatrons zu suchen? Es lohnt sich definitiv. Noch
mehr als sonst im Ulrichsjahr, das 2023 mit einer Ulrichswoche
beginnt und ein Jahr später mit einer Ulrichswoche endet.
62 52
IM ULRICHSJAHR ZU DENKMÄLERN DES HEILIGEN
Augsburgs Retter
steht auf (einem) Fisch
Auf Bischof Ulrich stößt man in Augsburg und im Lechtal,
er erinnert dort an die Schlacht auf dem Lechfeld – und an Wasser
63 53
DER HEILIGE ULRICH, DIE LECHFELDSCHLACHT UND DAS ULRICHSJAHR
Nach den beiden
Bistumsheiligen ist die
katholische Basilika
St. Ulrich und Afra in
Augsburg benannt. Der
993 heiliggesprochene
Bischof ist auch der
Namenspatron der
evangelischen Kirche
St. Ulrich (vorn). Nur
zwei – wenn auch zwei
der bedeutendsten –
unter vielen Ulrich s -
kirchen im Lechtal sowie
zwischen Allgäu
und Frankenalb.
Auch in St. Ulrich und
Afra entdeckt man eine
der vielen Abbildungen
der Schlacht auf dem
Lechfeld. Und auch dort
reitet Bischof Ulrich
in vollem Ornat über
das Schlachtfeld.
»
Ginge es nach der Legende
des heiligen Ulrich, wäre er
in Zeiten des Klimawandels
eine große Hilfe.
«
Man könnte es in Erinnerung an
den brüllend heißen Sommer von
2022 und an den Mangel an Niederschlägen
sowie aus Sorge vor
dem Klimawandel auch so sagen: „Nie war er
so wertvoll wie heute.“ Die Rede ist vom
heiligen Augsburger Bischof Ulrich, der ja nicht
nur als Schutzpatron bei Wassergefahren – also
bei zu viel Wasser – gilt. Die Heiligenlegende
erzählt, dass dieser Bischof in der Sommerhitze
per Gebet oder Bischofsstab eine Quelle auftat,
als ihn der Durst quälte. Garantiert keine
Legende ist: Ulrich von Augsburg wird in Süddeutschland,
in Österreich und im Elsass auch
als Brunnenheiliger verehrt, weswegen es dort
zahlreiche Ulrichsbrunnen und Ulrichsquellen
gibt, die – und hier beginnt wieder die Legende –
etwa bei Augenleiden heilkräftig sein sollen.
In Augsburg, wo ein Dombrunnen unter einer
Reiterfigur des Heiligen sprudelt und sogar
ein Ulrichsbrunnen in der Bischofskirche selbst,
könnte man Bischof Ulrich quasi als Schutzheiligen
des UNESCO-Welterbes „Augsburger
Wassermanagement-System“ betrachten. Der
Fisch auf seiner Bibel jedenfalls, der neben
»
Der Fisch auf der Bibel
Bischof Ulrichs erinnert an ein
Fischwunder – er ist aber auch
ein Sinnbild für das Wasser.
«
dem Bischofsstab ein Attribut dieses Heiligen
ist, erinnert einerseits wohl an ein Fischwunder
(das gehört nun wieder zur Legende), soll aber
auch (keine Legende) das Wasser versinnbild -
lichen. Der Fisch dürfte Malern und Bildhauern
als Ersatzmotiv fürs Wasser gedient haben. Mal
abgesehen davon: Ein Augsburger Bischof war
64 54
DER HEILIGE ULRICH, DIE LECHFELDSCHLACHT UND DAS ULRICHSJAHR
auch in sehr weltlicher Hinsicht der Herr über
die Flüsse Lech und Wertach: Er besaß die
Rechte an der Fischerei sowie an der Flößerei,
beides für das mittelalterliche Augsburg nicht
eben unwichtige Wirtschaftszweige. Fisch war
Freitag für Freitag die Fastenspeise der Gläubigen.
Und Flößerei war die wirtschaftlichste Art,
Holz, schwere Lasten und Luxusgüter aus dem
Süden nach Augsburg zu transportieren.
Solch prosaische Überlegungen waren freilich
nicht der Grund, weswegen Bischof Ulrich von
Augsburg bereits 993, nur zwanzig Jahre nach
seinem Tod, der (so ein Zitat aus dem „Ökumenischen
Heiligen lexikon“) „erste im offiziellen
Verfahren Heiliggesprochene“ wurde. Und es
ist weder dieser großen Ehre, noch seiner Bedeutung
für das Wasser und schon gar nicht
seiner Bedeutung als Herr der beiden Augsburger
Flüsse geschuldet, dass Bischof Ulrich zum
Patron zahlreicher Kirchen im gesamten Lechtal
wurde und dass er – in Augsburg, im Allgäu
und auf der Alb, an der Donau wie in Tirol –
auf Fresken und in Bildnissen gemalt, geschnitzt,
in Stein wie in Holz gehauen oder in Bronze
gegossen zu finden ist. Seine älteste Darstellung
»
Bischof Ulrich sieht man
in und nahe Augsburg in vielen
Kirchen – gemalt, geschnitzt
oder in Stein gehauen.
«
als steinerne Figur entdeckt man am Nordportal
des Augsburger Doms, und seine älteste gemalte
wohl in einer Dorfkirche in Hainhofen (Landkreis
Augsburg). Noch in jüngster Zeit haben sich
Künstler an Bischof Ulrich versucht – in Augsburg
zu sehen am Dombrunnen oder auch an
der überlebensgroßen Ulrichsskulptur vor dem
Die spätgotische Kirche
St. Ulrich und Afra ist
der zweitgrößte – und
auch der stilreinste –
Sakralbau Augsburgs.
In der früheren Benediktinerklosterkirche
sieht man den Heiligen
in der Ungarnschlacht
sowie das Fischwunder
(unten links) gemalt
und – wie am Ulrichs -
altar – geschnitzt.
Das barocke Grabmal
des Heiligen entdeckt
man in der Unterkirche
von St. Ulrich und Afra.
Die marmorne Tumba
zeigt den Bischof als
Liegefigur. Ein zeit -
genössischer Künstler
schuf den Dombrunnen,
der den Heiligen auf
dem Schlachtross zeigt.
65 55
DER HEILIGE ULRICH, DIE LECHFELDSCHLACHT UND DAS ULRICHSJAHR
Der Fisch auf der Bibel
und sein Bischofsstab
sind die Attribute
des heiligen Ulrich.
Eine geschnitzte Figur
des Bischofs aus der
Zeit um 1330/60 mit
diesen Attributen steht
im Augsburger Mariendom
am Chorbogen.
Wenige Schritte hinter
dem Nordportal der
Bischofskirche hat man
1955 im Inneren einen
Ulrichsbrunnen auf -
gestellt. Das steinerne
Relief über dem Becken
zeigt Bischof Ulrich:
Der Brunnenheilige
steht dort auf einem
Fisch. Der Brunnen
im Dom erinnert an
die Schlacht auf dem
Lech feld im Jahr 955.
Wer St. Ulrich und
Afra besichtigt, stößt
ein paar Schritte nach
dem Eingangsportal an
der Westwand auf die
barocke Schnitzfigur
des heiliggesprochenen
Bischofs. Eine gemalte
Darstellung Ulrichs in
der Basilika ist schon
ein bisschen schwerer
zu finden: Sie ziert
nämlich die Rückwand
des Ulrichsaltars. Den
Heiligen entdeckt man
auch im angrenzenden
Ulrichsviertel als kleine
Figur in der Fassaden -
nische eines Hauses an
der Kohlergasse und
über lebensgroß als
moder ne Bronzefigur
vor dem Tagungshaus
Sankt Ulrich.
Tagungshaus Sankt Ulrich im Schatten der
katho lischen Basilika St. Ulrich und Afra.
Was den Bischof zwischen Alb und Alpen
so populär gemacht hat, ist vielmehr seine
Rolle als Verteidiger Augsburgs bei der Schlacht
»
Der Name von
Bischof Ulrich ist untrennbar
mit der Schlacht auf dem
Lechfeld verbunden.
«
auf dem Lechfeld im Jahr 955. Das ist der
Grund, warum die Stadtsilhouette Augsburgs
(wenn auch die aus der Zeit um 1600) noch im
tiefsten Tirol geläufig ist: Denn auch das Oberste
Lechtal hat lang zum Bistum Augsburg gehört.
Vor der Stadtansicht von Augsburg stellte man
Bischof Ulrich ein ums andere Mal in der
Schlacht auf dem Lechfeld dar – in der Regel
hoch zu Pferd, ein weiteres seiner Attribute.
Derartige Szenen finden sich in Augsburg
in der Basilika St. Ulrich und Afra oder auch in
den Deckenfresken der Ulrichskirchen in Graben
und Königsbrunn im Landkreis Augsburg. Mal
sieht man den Heiligen mitten im Schlachtengetümmel
(wie an einem Altar in der Basilika
St. Ulrich und Afra), mal seitab des Gemetzels
als Hirte bangender Menschen (wie in St. Ulrich
in Königsbrunn), mal als Kirchenfürst, der dem
siegreichen deutschen König Otto „dem Großen“
»
Malereien in Kirchen in
und um Augsburg zeigen Ulrich
mal mitten in der Schlacht und
mal auf einer Wolke darüber.
«
nach gewonnener Schlacht eine Hostie reicht
(wie im Deckenfresko von St. Ulrich und Afra
in Graben). Aus dem Rahmen fällt ein Fresko
der Simpertkapelle in der Augsburger Basilika:
Auf der Malerei in der Grablege des zweiten
Augsburger Bistumsheiligen hat der Künstler
den Wolfsheiligen Simpert und Bischof Ulrich
als interessierte Beobachter auf einer Wolke
66 56
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DER HEILIGE ULRICH, DIE LECHFELDSCHLACHT UND DAS ULRICHSJAHR
Ulrich da, Ulrich dort:
Auch in der Augsburger
Kirche St. Maximilian
stellt eine barocke
Bildhauerarbeit den
Heiligen und Bistumspatron
dar. Eine Skulptur
Bischof Ulrichs
sowie etliche weitere
Darstellungen Ulrichs
durch die bildende
Kunst sieht man im
Diözesanmuseum
St. Afra. Dort führt
der Weg auch in eine
mittelalterliche
Ulrichs kapelle.
In der Kirche St. Ulrich
in der Stadt Königsbrunn
zeigen ein
Deckenfresko und ein
Gemälde die Schlacht
auf dem Lechfeld mit
brennenden Dörfern
im Lechtal. Auf diesem
Bild kümmert sich der
Augsburger Oberhirte
abseits des Gemetzels
um die Gläubigen –
historisch gesehen
vermutlich die richtige
Einordnung der Rolle
des Bischofs im Jahr 955.
Natürlich kam auch
die ab 1855 erbaute und
ausgestattete Kirche an
einer Figur des heiligen
Ulrich nicht vorbei.
hoch über dem Gemetzel der Lechfeldschlacht
vor den Mauern und Türmen Augsburgs dargestellt.
Der Maler nahm sich die künstlerische
Freiheit, das Hauen und Stechen vor einer
Stadtansicht mit Bauten zu zeigen, die erst zu
Anfang des 17. Jahrhunderts entstanden waren –
was letztlich aber auch schon irgendwie egal
war: Denn wo die Schlacht auf dem Lechfeld
stattgefunden hat, weiß bis heute niemand.
Die Überlieferung ist spärlich, und das Lechfeld
weit. Lediglich das kostbare Pferdegeschirr eines
»
Ein digitaler
„Geschichtspfad“ der Regio
Augsburg vermittelt das
epochale Ereignis von 955.
«
ungarischen Reiters hat ein Heimatforscher mithilfe
seines Metall detektors nahe Todtenweis
entdeckt: Es war eine archäologische Sensation,
die aber auch eher einen Fluchtweg der Magyaren
erahnen lässt als den Ort der Schlacht. Was
man sicher weiß: Östlich wie westlich des Lechs
findet man bis heute Spuren der sogenannten
Ungarnfluchtburgen – etwa bei Todtenweis und
Pöttmes im „Wittelsbacher Land“ oder auch bei
Fischach und Schwabegg im „Augsburger Land“.
Ein digitaler „Geschichtspfad“ der Regio Augsburg
Tourismus GmbH führt zu all diesen
Orten. In hastig aufgeworfenen Erdschanzen
im Wald hatte sich die bäuerliche Bevölkerung
um Augsburg zurückgezogen, wenn die ungarischen
Reiter wieder einmal in Schwaben und
Bayern eingefallen waren. Die häufigen Raubzüge
der heidnischen Reiterhorden waren eine Plage,
die mit dem Sieg des Heers der von König
Otto I. vereinigten deutschen Stämme im Jahr
955 zu Ende ging.
Als zentrale Gedenkstätte des epochalen Ereignisses
von 955, das schon mal als die „Geburtsstunde
der Deutschen“ bezeichnet wurde,
hat die Regio Augsburg Tourismus GmbH vor
einigen Jahren den „955 Informations- und Präsentationspavillon“
zur Schlacht auf dem Lechfeld
in Königsbrunn initiiert. Dort zeigen drei Landschaftsdioramen
mit mehr als 12 000 von Hand
bemalten Zinnfiguren Szenen des Schlachtgeschehens
am Lech und an der Schmutter. Eines
der Dioramen stellt das schwach befestigte
Augsburg mit dem romanischen Dom dar. Auf
der Wehrmauer steht Bischof Ulrich (wohl recht
ahistorisch in einer Art grünem Nikolauskostüm),
der die Verteidiger der Stadt anfeuert. Ob diese
Schlacht so ablief wie dargestellt, ob Ulrich mit
Mitra oder mit Helm und Schild in die Schlacht
zog oder ob er für den Sieg betete – wer weiß
es? Jedenfalls zeichnen die Dioramen ein Bild
jener Tage, in denen Bischof Ulrich seine Stadt
verteidigen konnte, bis Hilfe kam.
Ein weiteres Museum setzt sich weniger mit
Bischof Ulrich in der Schlacht als vielmehr mit
Bischof Ulrich in der Kunst auseinander: Auch
68 58
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KO
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DER HEILIGE ULRICH, DIE LECHFELDSCHLACHT UND DAS ULRICHSJAHR
Eine Ausstellung im Diözesanmuseum St. Afra
Das Ulrichskreuz – und mehr als 700 Kreuze
Vom 6. Oktober 2023 bis 28. Januar 2024 zeigt das Augsburger
Diözesanmuseum St. Afra die Sonderausstellung „Das Ulrichskreuz.
Ereignis & Erinnerung“. Seit der Barockzeit wurden
Nach bildungen eines Kreuzreliquiars von etwa 1320/30 angefertigt,
das drei
Kreuzpartikel
birgt, die für den
Sieg über die Ungarn
955 verantwortlich
gemacht
wurden. Ulrichskreuze
waren als
Wall fahrts anden -
ken beliebt. Die
Ausstellung zeigt auch neuere, nach 1937 entstandene Kreuze.
»Das Diözesanmuseum St. Afra (Kornhausgasse 3–5) liegt
direkt beim Dom (Auskünfte: Telefon 0821 3166-8833).
»Mehr Infos: www.museum-st-afra.de/de
Der „955 Informations- und Präsentationspavillon“
Königsbrunn: Bischof Ulrich auf der Mauer
Die drei Dioramen in der Königsbrunner Gedenkstätte zur
Schlacht auf dem Lechfeld im Jahr 955 zeigen die Flucht der
ungarischen Reiter über den Lech, einen Überfall der Ungarn
auf den Tross des deutschen Heeres sowie den Angriff auf die
Bischofsstadt
Augsburg. Auf
der niedrigen
Stadtmauer steht
auch Bischof
Ulrich, der die
Verteidiger anfeuert.
Der Eintritt
in die Ge -
denkstätte im
Zentrum von Königsbrunn ist frei. Führungen sind möglich.
» Zur Gedenkstätte, zu Öffnungszeiten und zu Führungen
informiert das Kulturbüro der Stadt Königsbrunn:
www.koenigsbrunn.de/kultur/museen/955
Ein barockes Decken -
gemälde in der Kirche
St. Ulrichund Afra im
Lechfelddorf Graben
stellt Bischof Ulrich dar,
wie er König Otto I.
vor der Schlacht auf
dem Lechfeld eine
Hostie reicht.
im Diözesanmuseum St. Afra ist der Heilige zu
sehen – als hölzerne Büste, auf einem Altargemälde,
auf einem kostbaren Wandteppich …
Am heiligen Ulrich kommt man also in
Augsburg kaum vorbei. Selbst eine Brücke über
den Lech trägt den Namen des Bistumspatrons.
Die Ulrichsbrücke überspannt den Fluss zwischen
den Augsburger Stadtteilen Jakobervorstadt und
Lechhausen. Auch der dortige „Ulrichsstein“,
1955 von der Stadt Augsburg aufgestellt, erinnert
an die Schlacht, bei der – so der Text einer Beschilderung
– „die Ungarn am 10. August 955
von König Otto I. und dem Augsburger Bischof
Ulrich vernichtend geschlagen wurden“.
Das Ulrichsjahr beginnt am 3. Juli 2023
(mit der Erhebung des Ulrichsschreins, der aus
der Krypta in die Kirche getragen wird) und
endet nach der Ulrichswoche am 14. Juli 2024.
Anlässe für das Ulrichsjahr sind die Bischofsweihe
Ulrichs im Jahr 923 – vor 1100 Jahren – und sein
Tod am 4. Juli 973, also vor 1050 Jahren.
Ob Bischof Ulrich etwa doch in irgendeiner
Weise am Kampfgeschehen im Jahr 955 beteiligt
gewesen war, sei übrigens recht fraglich – meint
man jedenfalls im Augsburger Bischofshaus.
Denn in der ersten, 993 verfassten Ulrichsvita
aus der Feder eines Zeitgenossen – des Dompropstes
Gerhard – sei von einem mitten im
Schlachtgetümmel reitenden Bischof nichts erwähnt.
Als Kleriker und Oberhirte habe Ulrich
seinen Platz vielmehr wohl eher bei den verängstigten
und um den Sieg des christlichen
Heeres betenden Menschen gehabt – also so,
wie es in der Kirche St. Ulrich in Königsbrunn
dargestellt ist. Frühere Künstler hätten lediglich
die martialischere Darstellung des Heiligen be -
vorzugt. Der Fokus des Ulrichsjahrs liegt darum
auf Bischof Ulrichs karitativ-sozialem Wirken.
»Die Regio Augsburg Tourismus GmbH informiert zur Schlacht auf dem Lechfeld im Jahr 955 und
zum digitalen Geschichtspfad unter www.augsburg-tourismus.de/de/955schlachtaufdemlechfeld.
Dort erhält man Informationen zum Geocaching und zu einer Wissensspiel-App.
» Die Regio Augsburg Tourismus GmbH informiert mit der 20-seitigen Broschüre „Bischof Ulrich von
Augsburg“ zum Ulrichsjahr 2023/24 und zu den Denkmälern des Heiligen und Bistumspatrons.
»Das Bistum Augsburg informiert zum Ulrichsjahr über die Webadresse www.ulrichsjubiläum.de
sowie mit der Broschüre „1100 Jahre Hl. Ulrich“ zum Ulrichsjubiläum 2023/24.
»Eine Multimedia-Reportage: www.sankt-ulrich-verlag.pageflow.io/der-heilige-ulrich/#68892
»Die Regio Augsburg Tourismus GmbH führt im Ulrichsjahr zu den Spuren des Heiligen und in die
Basilika St. Ulrich und Afra. Auf Anfrage sind spezielle Gruppenführungen möglich. Informationen
dazu gibt es unter Telefon 0821 50207-21 und www.augsburg-tourismus.de/de/fuehrungen.
60 70
DER HEILIGE ULRICH, DIE LECHFELDSCHLACHT UND DAS ULRICHSJAHR
Um Augsburg – etliche Denkmäler Bischof Ulrichs
Abstecher zu den Wurzeln des Heiligen
Im Bistum Augsburg ist die Verehrung des heiligen Ulrich besonders
ausgprägt. Denn geboren wurde er 890 in Wittislingen.
Ulrich war der
Sohn eines
Grafen aus dem
Geschlecht der
Hupaldinger,
der Vorfahren
der Grafen von
Dillingen: Ihre
Stammburg stand
in dem Dorf am
Rand des Donautals, nur circa 50 Kilometer nord westlich von
Augsburg und nur 30 Kilo meter vom Westen des „Augsburger
Lands“ entfernt. Das Deckenfresko in der Wittislinger Kirche
St. Ulrich und Martin zeigt den Heiligen. Der Unterbau des
freistehenden Kirchturms erinnert an den Bergfried einer Burg.
» Zum schwäbischen Donautal: www.donautal-aktiv.de
Das Ulrichsdenkmal und ein Schloss in Dillingen
Bischof Ulrich und das „Schwäbische Rom“
Um 950 verlegten die Hupaldinger (das Hochadelsgeschlecht,
aus dem Bischof Ulrich stammte) ihren Sitz von Wittislingen
in das rund acht Kilometer entfernte Dillingen. Das war der
Ursprung der bischöflichen Burg mitten in der Donautadt, die
sich wegen ihrer
vielen Kirchen
und Klöster als
„Schwäbisches
Rom“ bezeichnet.
Naturgemäß ist
die Verehrung des
heiligen Ulrich
hier besonders
sichtbar. Denn ein
Aufenthalt Ulrichs im Schloss führte zur ersten urkundlichen
Erwähnung Dillingens. Im Schlosshof steht die Ulrichskapelle,
mitten im Stadtzentrum stößt man auf das Ulrichsdenkmal.
» Mehr zu Dillingen: www.dillingen-donau.de/tourismus
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und Größe – Augsburg ist wie dafür gemacht. Mit besten
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Tagungszentrum „Kongress am Park“ oder im Messezentrum.
Das alles in einer der spannendsten Städte Deutschlands:
Bischofsstadt und Stadt der Reformation, Immaterielles
Kulturerbe „Augsburger Hohes Friedenfest“, ein wasserreiches
UNESCO-Welterbe und 2023/24 auch noch das
Ulrichsjahr… Sprechen Sie uns an!
Mehr zu kirchlichen Tagungen und Kongressen
in und um Augsburg:
www.augsburg-tourismus.de/messe-tagung-kongress
Text:
Martin Kluger,
Fotografie:
Martin Kluger (10),
Buchhandlung
am Obstmarkt (1),
concret Werbeagentur
GmbH (2)
1898 – vor 125 Jahren – wurde Bertolt Brecht im Augsburger
Lech viertel geboren. Vor und hinter seinem Geburtshaus fließt
heute UNESCO-Welterbe. Weltberühmt ist das, was der Augs -
bur ger später schrieb: B.B. war der Schöpfer von Mackie Messer,
der Mutter Courage und der heiligen Johanna der Schlachthöfe.
Brechts Werke werden bis heute weltweit aufgeführt. Das
Handwerkerhäuschen, in dem er geboren wurde, ist heute
eine Gedenkstätte. An die Familie Brechts und an Brechts Kindheits-
und Jugendjahre erinnern weitere Brechthäuser, die Bert-
Brecht-Straße, ein paar knallrote Stahlstelen in der Stadt und
natürlich das Jubiläumsprogramm im Jahr 2023.
62 50
IM BRECHTHAUS WURDE B.B. IM JAHR 1898 GEBOREN
Brechtiges Jubiläum
für Bertolt Brecht
Augsburg feiert im Jahr 2023 den 125. Geburtstag
des weltweit wohl berühmtesten Sohnes der Stadt
51 63
BERTOLT BRECHTS JUBILÄUMSJAHR 2023
Vor dem Geburtshaus
Bertolt Brechts empfängt
die knallrote
Stahlsilhouette des
Dichters. Das Brecht -
haus ist die zentrale
Gedenkstätte des
großen Sohnes der
Stadt. Sehr lange gewohnt
hat Familie
Brecht in dem engen
Haus im Handwer ker -
viertel nicht: Im
Erd geschoss lärmte
eine Feilenhauerei,
und die Wohnung da -
rüber mussten sich die
drei Brechts mit zwei
weiteren Mieterinnen
teilen. Wenige Monate
nach Bertolt Brechts
Geburt entfloh die
Familie dem Krach und
der drangvollen Enge
und zog ein paar
Häuser weiter.
»
In seiner Geburtsstadt
Augsburg war Bertolt Brecht
lange Zeit verfemt, weil
er Kommunist war.
«
Der Bertolt Brecht des – sagen wir
mal – Jahres 1953 würde sich wohl
ziemlich gewundert haben, hätte er
denn gewusst, wie viel Zuneigung
ihm in seiner Geburtststadt Augsburg im Jahr
2023 entgegengebracht würde und was „seine“
Augsburger so alles an Nettigkeiten über ihn
er zählen würden. Denn 1953, in der Zeit des
Wirtschaftswunders und der Ära Adenauer, war
der „rote“ Eugen Berthold Friedrich Brecht –
so lautete sein vollständiger Geburtsname – in
seiner Heimatstadt im Westen Deutschlands
mitnichten gut gelitten: Bertolt Brecht war in
den 1920er Jahren zum überzeugten Kommunisten
geworden. Nach dem Zweiten Weltkrieg
wurde ihm – der 1933 wegen der Nationalsozialisten
ins Exil gegangen war und der 1947 in
den Vereinigten Staaten wegen „unamerikanischer
Umtriebe“ verhört wurde – sogar die Einreise
in die amerikanische Besatzungszone (und somit
auch in seine zerbombte Heimatstadt Augsburg)
verweigert. 1948 ließ er sich deshalb im Osten
Berlins nieder, wo er im Theaterbetrieb der im
Jahr 1949 gegründeten Deutschen Demokratischen
Republik – der DDR – reüssierte. 1956
verstarb Brecht in Ost-Berlin.
Angesichts einer solchen Vita – die zudem
mit zahlreichen, teilweise ziemlich unschönen
„Frauengeschichten“ garniert war – war der in
Ost-Berlin vom Publikum gefeierte Dramatiker
und innovative Theatermacher in Augsburg
nicht sonderlich beliebt – im Gegenteil.
Die Aussöhnung der Stadt mit ihrem weltweit
wohl bekanntesten Sohn begann erst nach und
nach. Eine Gedenktafel an seinem Ge burtshaus
im Lechviertel – wo Brecht am 10. Februar
»
Die Aussöhnung der
Stadt Augsburg mit ihrem
berühmtesten Sohn erfolgte
erst nach Brechts Tod.
«
1898 das Licht der Welt erblickte hatte – kam
1960 lediglich aufgrund einer Privatinitiative
an die Fassade des schmalen Handwerkerhäuschens
„Auf dem Rain 7“. Erst, als in dem Häuschen
im „Kleine-Leute-Viertel“ unweit des Rathauses
1985 eine Gedenkstätte für den zuvor
verfemten Bertolt Brecht eingerichtet wurde,
hatte die Stadt ihren lange verstoßenen Sohn
wieder lieb – dafür nun aber umso mehr.
Heute wird Bertolt Brecht mit einem eigenen
Festival gefeiert. Er wird von allen Seiten durchleuchtet
und erforscht, und jede Postkarte mit
einer Nachricht Brechts, die neu gefunden wird,
sorgt für eine mehrspaltige Sensationsmeldung
im Feuilleton der lokalen Tageszeitung. Der
Buchhändler, Literaturkenner und Brecht-Fan
Kurt Idrizovic führt in seiner „Buchhandlung
am Obstmarkt“ sogar einen weltweit einzigartigen
Brecht-Shop. Und an etlichen Stellen in der
Stadt stehen knallrote Brecht-Stelen (wenn sie
64 52
BERTOLT BRECHTS JUBILÄUMSJAHR 2023
nicht gerade mal wieder abhanden gekommen
sind) und weisen mit der Kontur des Dichters
auf die nun stolze Brechtstadt Augsburg hin.
Bertolt Brecht – auch Bert Brecht oder
schlicht B.B. – war aber auch eine ganz große
Nummer. Bis heute gilt er als einer der weltweit
meistinszenierten Autoren: Seine Stücke, da -
runter die „Mutter Courage und ihre Kinder“
und „Die Dreigroschenoper“, sind quasi zeitlose
Werke, und ganz nebenher revolutionierte der
Dramatiker Bertolt Brecht mit seiner Form des
epischen Theaters auch noch die Welt des
Schauspiels.
Brecht verbrachte seine gesamte Kindheit
und Jugend in Augsburg, hier begann seine
Karriere als Literat. Die Industriestadt am Lech
mit den Elendsquartieren um die Fabrikschlösser
der Textil- und Maschinenbauindustrie hat ihn
in vielerlei Hinsicht geprägt. Von allen vier
Augsburger Wohnhäusern der Brechts war zum
Beispiel auch der Städtische Schlacht- und Viehhof
nicht weit entfernt – vielleicht flossen
solche Eindrücke in sein episches Theaterstück
„Die heilige Johanna der Schlachthöfe“ ein,
»
Augsburgs Geschichte
und diverse Orte der Stadt
finden sich in Werken des
Dichters wieder.
«
das er in den Schlachthöfen Chicagos spielen
ließ. Der „Stoinerne Ma“, eine skurrile Denkmalfigur
an der östlichen Stadtmauer, an der
Brecht einige Zeit auf seinem Weg zur Schule
vorbeigekommen war, soll ihn jedenfalls zu
einer Szene in seiner „Mutter Courage“ angeregt
haben. Brechts 1940 erschienene Erzählung
„Der Augsburger Kreidekreis“ – ein Vorläufer
seines „Kaukasischen Kreidekreises“ – hat die
Belagerung Augsburgs durch katholische Truppen
im Dreißigjährigen Krieg zum Thema. Dabei
dürften Eindrücke der Kindheits- und Jugendjahre
mitgespielt haben. Alle Brecht’schen
Wohnhäuser lagen wenige Schritte von der östlichen
Stadtbefestigung entfernt: Dort erinnerten
die während des Dreißigjährigen Kriegs gebaute
„Schwedenstiege“ an der „Schwedenmauer“, der
„Schwedenweg“ und der nahe „Stoinerne Ma“
stetig an die Schreckenszeit der Jahre 1634 und
Eine Gedenktafel im
Flur des Brechthauses
hält fest: „In diesem
Hause wurde Bertolt
Brecht am 10. Febr. 1898
geboren“. Die Gedenktafel
wurde 1960 – als
Höhepunkt einer ersten
Brecht-Woche – an der
Fassade von Brechts
Geburtshaus enthüllt.
Finanziert wurde die
Gedenktafel für den
damals noch ziemlich
ungeliebten Sohn der
Stadt Augsburg durch
private Spendengeber.
Die Lebensabschnitte
Bertolt Brechts – von
seiner Kindheit und
Jugend in Augsburg
über erste Erfolge in
Berlin und seine Jahre
im Exil bis hin zu seiner
Arbeit in Ost-Berlin –
sind für die Besucher
des Brecht hauses in
Text, Fotografie und
Ton nach vollziehbar.
53 65
BERTOLT BRECHTS JUBILÄUMSJAHR 2023
Zu den originalen
Kunstwerken, die im
Augsburger Brechthaus
zu besich tigen sind,
gehören auch Brecht-
Masken und mehrere
Skulpturen, die den
welt berühmten Dichter
und Dramaturgen
ver körpern.
In die Vita und das
Werk Bertolt Brechts
können Be sucher des
Brecht hauses im Erd -
geschoss der Gedenkstätte
in einer Lese -
lounge oder auch über
eine Videowand ein -
tauchen – beides ganz
entspannt und da wie
dort in be quemen
Sitz möbeln.
1635, in denen Augburg ungefähr zwei Drittel
seiner bis dahin etwa 50 000 Einwohner durch
Pest und Hungersnot verloren hatte.
Dass Brecht einen eigenen Kopf hatte und
einen kritischen Blick auf sogenannte Autoritäten
in Staat und Kirche, auf Kapitalismus und
Kriegstreiberei, hatte er schon in seiner Augsburger
Schulzeit unter Beweis gestellt: Als er
ein Zitat von Horaz – „Süß und ehrenvoll ist
es, für das Vaterland zu sterben“ – nicht im
Sinne der stockkonservativen Lehrerschaft interpretieren
wollte, flog er fast von der Schule.
Später notierte er zynisch: „Während meines
neunjährigen Eingewecktseins an einem Augsburger
Realgymnasium gelang es mir nicht,
meine Lehrer wesentlich zu fördern. Mein Sinn
für Muße und Unabhängigkeit wurde von ihnen
unermüdlich hervorgehoben."
Kein Wunder, dass der Spötter und Gesellschaftskritiker
Brecht 1940 vor den National -
sozialisten fliehen musste. Schon 1922, als in
München sein „Im Dickicht der Städte“ aufgeführt
wurde, war bereits die zweite Vorstellung
von den Nazis massiv gestört worden. Das
Stück wurde daraufhin abgesetzt. Nach dem
Reichstagsbrand vom 27. Februar 1933, der den
Nationalsozialisten als Vorwand für zahlreiche
Verhaftungen missliebiger Personen diente, floh
Brecht gemeinsam mit seiner Frau Helene
Weigel über Prag und Wien in die Schweiz und
von da nach Dänemark. Schweden, Finnland
und die Vereinigten Staaten waren die weiteren
Stationen seines Exils. 1947 war die Schweiz
das einzige Land des west lichen Europas, für
»
1933 floh Bertolt Brecht
vor den Nationalsozialisten
ins Exil – im Jahr 1947 ging er
nach Ost-Berlin.
«
das er eine Aufenthaltsgenehmigung erhielt.
Von dort ging er schließlich nach Ost-Berlin.
Den Stationen im Leben Brechts widmet sich
das Brechthaus im ersten Obergeschoss: Es geht
um seine Eltern sowie die Kindheit und Jugend
Brechts in Augsburg, um die Zeit vom Ende
des Ersten Weltkriegs bis zu seinem Weggang
nach Berlin, um seine ersten Erfolge in der
deutschen Hauptstadt, sein Exil und die Jahre
nach seiner Rückkehr nach Deutschland bis zu
66 54
BERTOLT BRECHTS JUBILÄUMSJAHR 2023
seinem Tod im Jahr 1956. Be sucher der Gedenkstätte
können sich auch per Handy und
Video-Guide von Brecht-Experten durch das
Haus leiten lassen. In der Ausstellung sind
Handschriften und Erstausgaben von Brechts
Werken, ein Bühnenbild von 1949, Brechts
Lebendmaske und seine Totenmaske sowie
Skulpturen zu besichtigen. Ein Raum der Ausstellung
beherbergt das Schlafzimmer von Bertolt
Brechts geliebter, aber früh verstorbener Mutter
Sophie. Im Erdgeschoss können die Besucher
des Brechthauses in einer Leselounge und mittels
einer Videowand tiefer in Brechts Leben und
Werk eintauchen.
» Die Regio Augsburg Tourismus GmbH hat eine Broschüre herausgegeben, die Besucher der Stadt
zu Stationen der Kindheit und Jugend Bertolt Brechts führt. Der zwölfseitige Prospekt kann unter
www.augsburg-tourismus.de/de/broschueren bestellt, gelesen oder heruntergeladen werden.
Dort findet man auch eine jährliche Programmbroschüre mit den Veranstaltungen in der Brecht-
Gedenkstätte und zu Terminen des Brechtfestivals der Stadt Augsburg.
» Mehr zum Brechthaus: www.kunstsammlungen-museen.augsburg.de/brechthaus
Ein Raum im Brecht -
haus wurde mit dem
Schlafzimmer von Bert
Brechts früh verstorbener
Mutter Sophie eingerichtet.
Die Brechts
wohnten lange ein paar
Schritte vom Unteren
St.-Jakobs-Wasserturm
am Stadtgraben entfernt.
2023 präsentieren
dort die Theaterwerkstatt
Augsburg
und die Buchhandlung
am Obst markt auf
einer See bühne die
„Kahnfahrt-Festspiele“
mit dem Motto „Und
über uns im schönen
Sommerhimmel“. Die
Protagonisten: Brecht,
Elias Holl und Architekt
Karl Albert Gollwitzer,
der am Äußeren Stadtgraben
den Hafen für
einen Schifffahrtsweg
bis zur Donau plante.
Informationen zum Programm
findet man hier:
www.buchhandlungam-obstmarkt.de
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BERTOLT BRECHTS JUBILÄUMSJAHR 2023
Brechts Geburtshaus steht zwischen zwei Lechkanälen
Weltliteratur, Welterbe und Wasser
Im Brechthaus geht es um Weltliteratur. Das ist den Besuchern
in aller Regel bewusst. Dass jedoch das Geburtshaus Bertolt
Brechts „Auf dem Rain“ zwischen UNESCO-Welterbe und
UNESCO-Welterbe steht, dürfte weit weniger geläufig sein.
Doch die Lechkanäle, die vor und hinter dem Geburtshaus
Brechts durch das Lechviertel fließen – der Mittlere Lech und
(unterm Steg am Hauseingang hindurch) der Hintere Lech –
sind jeweils Teil der
UNESCO-Welterbe-
Stätte „Augsburger
Wassermanagement-
System“. Wie schmal
Brechts Geburtshaus
ist und wie eingeklemmt
es zwischen
den beiden Kanälen
steht, erkennt man
gut von einer kleinen Fußgängerbrücke am nördlichen Ende
der Gasse „Auf dem Rain“ aus. Jahrhundertelang nutzten viele
Augsburger Handwerker solche Kanäle, um Ma schinen mit
Wasserkraft anzutreiben. Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts
wurden die Wasserräder über den Kanälen nach und nach von
Turbinen verdrängt. Wer beim Weg durch das Lechviertel genauer
hinschaut, wird das eine oder andere Turbinenhäuschen
über dem Kanal und am Schwallech ein Wasserrad entdecken.
»Mehr zum Welterbe: www.augsburg-tourismus.de/de/
unesco-welterbe/augsburg-ist-unesco-welterbe
Eine Buchhandlung, eine Kneipe und ein Restaurant
Eine „Brecht-Meile“ – und Genuss bei Brecht
Der weltweit einzigartige Brechtshop in der „Buchhandlung
am Obstmarkt“ (mit dem Deutschen Buchhandlungspreis 2022
prämiert) und die vis-à-vis liegende Brecht-Kneipe machen den
Augsburger „Obstmarkt“ quasi zur Brecht-Meile. Im Brechtshop
findet man die Werke Brechts, CDs, DVDs sowie Hör -
bücher, die Mackie-
Messer-Spieldreh -
orgel und Brecht-
Zigarren sowie eine
engagierte Beratung
in Sachen Brecht
und Literatur ganz
all gemein. Die
Brecht-Kneipe (ein
Brecht-Porträt ziert
den Wirtshausausleger über dem Eingang) bietet „brechtige“
Labsal. Bayerisches Bier hat Brecht stets geschätzt. Das Lechviertel
war sein jugendzeitliches Kneipenrevier. Daran erinnert
das feine Traditionsrestaurant „Die Ecke“ am Elias-Holl-Platz.
Auf einem farbig bemalten Holzrelief an der Hausfassade ist
unter den Prominenten, die hier getafelt und gebechert haben
sollen, auch Brechts markanter Charakterkopf zu erkennen.
»Mehr zur „Buchhandlung am Obstmarkt“ und zum
Brecht-Shop: www.buchhandlung-am-obstmarkt.de
»Auskünfte zur Brecht-Kneipe: Telefon 0173 8909773
»Tischreservierung für ein Essen im Restaurant
„Die Ecke“: Telefon 0821 510600
Eine Broschüre der Regio Augsburg Tourismus GmbH
Brecht – das Programm im Jubiläumsjahr
2023 feiert Augsburg den 125. Geburtstag des Dichters Bertolt
Brecht. „125 Jahre Bert Brecht und Augsburg. Brechts Spuren
in seiner Heimatstadt Augsburg im Jubiläumsjahr erkunden“
heißt der 14- seitige Prospekt, mit dem
die Regio Augsburg Tourismus GmbH
in das Brechthaus und durch Brechts
Geburtsstadt führt: 14 Stationen – vom
Geburtshaus im Lechviertel über den
Rathausplatz bis hin zum Protes tan -
tischen Friedhof (wo Brechts Eltern
begraben liegen) – sind Ziele an zwei
„brechtigen Wegen“. Der erste Weg,
ein „Spaziergang zu den Brechthäusern“,
leitet an allen drei Elternhäusern
Bert Brechts vorbei. Die zweite Tour –
„Brecht rund ums Rathaus“ – führt
unter anderem in die Barfüßerkirche,
wo Brecht 1898 getauft wurde, sowie
in den Goldenen Saal des Rathauses. Beide Touren dauern
circa eine Dreiviertelstunde, zuzüglich des Aufenthalts in der
Gedenkstätte Brechthaus („Auf dem Rain 7“). Die Broschüre
bietet zudem einen Überblick über das Programm im Jubiläumsjahr
– darunter eine Ausstellung im Grafischen Kabinett.
»Die Regio Augsburg Tourismus GmbH verteilt die hand -
liche Broschüre zu den „brechtigen“ Stationen kostenlos
in der Tourist-Information am Augsburger Rathausplatz
(Download: www.augsburg-tourismus.de/broschueren).
Augsburger Stadtführung auf den Wegen Brechts
Eine „brechtige“ Thementour der Regio
Bertolt Brecht (auch: Bert Brecht oder ganz kurz: B.B.) ver -
brachte all seine Kindheits- und Jugend jahre in Augsburg. Eine
Themenführung für Gruppen führt dort als Spaziergang zu
Spuren Brechts und vermittelt die Sicht des Dich ters auf seine
Geburtsstadt. Klar ist: Keine zweite Stadt hat Bertolt Brecht
so geprägt wie Augsburg, mit dem ihn wohl eine Art Hassliebe
verband. Recht sicher scheint, dass Brecht mehrmals Eindrücke
und Personen aus
seiner Heimatstadt
literarisch ver arbeitet
hat. Da ran erinnern
Stationen wie der
Goldene Saal im
Rathaus oder wie
der „Stoinerne Ma“
an der Stadtmauer.
Die Tour führt auch
zur „Kahnfahrt“ an der Bert-Brecht-Straße, wo Brechts drittes
Elternhaus (Ecke Bleichstraße) steht. Es gehörte zur „Haindl-
Kolonie“: Diese Stiftungshäuser waren eine Werkssiedlung der
nahen Papierfabrik Haindl, in der Brechts Vater gearbeitet hat.
»Alle Informationen, Buchung, Termine und Preise:
Telefon 0821 50207-33, gruppen@regio-augsburg.de
» Zweistündige Stadtführungen der Regio für maximal
35 Teilnehmer, pro Gruppe 95 Euro zzgl. Eintritte
» Weitere Informationen und Buchung der Führung:
www.augsburg-tourismus.de/de/fuehrungen
68 56
DIE „FRIEDBERGER ZEIT“: FEIERN IN DER UHRMACHERSTADT
Historisches Gewand,
historisches Treiben:
Die Stadtsoldaten sind
streng, der Schandbube
am Pranger benimmt
sich schändlich.
So tickt Friedberg – die Stadt feiert 2023
die „goldene Zeit“ ihrer Uhrmacher nach
Im dreijährigen Turnus lockt die altbaierische Grenzstadt Friedberg – normalerweise – mit
ihrem historischen Stadtfest „Friedberger Zeit“ in ihre barocke Mitte. Normalerweise: Doch
2022 machte Corona allen Planungen einen Strich durch die Rechnung. 2023 wird nun die im
Vorjahr ausgefallene „Friedberger Zeit“ nachgeholt – vom 7. bis zum 16. Juli wird gefeiert.
Warum das Friedberger Altstadtfest
„Friedberger Zeit“ heißt, verrät
ein Besuch des Museums im
Wittelsbacher Schloss. Dort sind
etliche jener kostbaren Zeitmesser ausgestellt,
für die diese altbayerische Uhrmacherstadt im
Zeitalter des Barocks weit über die Landesgrenzen
des Kur fürstentums Bayern hinaus einen guten
Ruf genoss.
Wie wichtig das Uhrmacherhandwerk für
diese bayerische Grenzstadt auf dem Lechrain
war, belegt beispielsweise ein „Seelenbeschrieb“,
der sich in einem Friedberger Pfarrarchiv erhalten
hat: Die Archivalie aus dem Jahr 1789 listet die
Berufe sämtlicher Haushaltsvorstände der damals
321 bürgerlichen Haushalte auf. Jeweils drei
Schmiede, Schlosser, Schäffler, Sattler, Schreiner,
Maurer und Gärtner verdienten in Friedberg
ihr Brot. Es gab hier sieben Bäcker, neun
Metzger und zwölf Bierbrauer. Auch wenn man
diese zehn Handwerke zusammenzählt, waren
51 Uhrmacher noch immer die Mehreren.
Das ist der historische Hintergrund des im
Jahr 1989 erstmals in Friedberg gefeierten Altstadtfestes.
Es war ein Erfolg von Beginn an:
Schon damals wurden rund 200 000 Besucher
gezählt. Solchen Andrang garantiert neben dem
romantischen Rahmen der Altstadt das strikt
befolgte Festkonzept. Weit mehr als tausend
Friedberger tummeln sich während der Festtage
in den nach historischem Vorbild geschneiderten
Ge wändern auf Straßen und Plätzen. An
Friedbergs Blüte zwischen 1680 und 1790 orientieren
sich Speis und Trank, Geschirr und
sogar die Sprache: Bei der „Friedberger Zeit“
wird mit dem damals gängigen „Habe die Ehre“
gegrüßt. Protagonisten zwischen den Marktständen
spiegeln Berufsbilder dieser Zeit wider –
vom Stadtsoldaten bis hin zum Nachtwächter.
Dass das Handwerk grundsätzlich soliden
bis goldenen Boden hatte, vermitteln die Schau-
Werkstätten und Stände anderer historischer
Berufe: Schmiede, Steinmetze, Beutelschneider,
Münzmeister, Töpfer und sogar ein Bader zeigen
ihr Können. Stets eine „Mordsgaudi“ ist dieser
Programmpunkt: Die Stadtwache führt einen
Schandbuben zum Pranger. Die „Bäckertaufe“
ist dort die nasse Strafe für zu klein gebackene
Brötchen. Mit Musik, Tanz und Akrobatik sorgt
fahrendes Volk täglich für Unterhaltung.
» Das Altstadtfest „Friedberger Zeit“ findet vom 7. bis zum 16. Juli 2023 statt.
» Für historisch gewandete Besucher sowie für Kinder im Alter von bis zu zwölf Jahren
ist der Eintritt in die Festzone „Friedberger Zeit“ kostenlos.
» Alle Informationen zum Programm des Altstadtfestes: www.friedberger-zeit.de
Da ist Musik drin: Seit
dem Jahr 1989 lockt das
historische Altstad t -
fest „Friedberger Zeit“
zigtausende Besucher
in die von Barockfassaden
geprägte Altstadt.
2023 ist es wieder so
weit. Neben Gaumenfreuden
nach historischem
Vorbild sowie
Handwerkskünsten und
Schauspiel wird Musik
(etwa von der Jugendkapelle
Friedberg)
dargeboten.
Die „Bürgersfrauen“
tanzen im historischen
Gewand – nicht selten
selbst geschneidert.
Text:
Martin Kluger
Fotografie:
Stadt Friedberg/
Andreas Schmidt (2),
Martin Kluger (2)
69
NATUR, INDUSTRIEKULTUR UND ETLICHE „LECHE“
Am Lechradweg: viel
Wasser, viel Welterbe
„Lecheln“ im Lechtal – in die Welterbe-Stadt am Lech, an den
Nördlichen Lechkanal, ins Lechmuseum und zur Lechmündung
70
Text:
Martin Kluger
Fotografie:
Martin Kluger (23)
Nein, dieses Foto mit Wasser in tropisch wirkenden Farben ist
nicht an einem Strand irgendwo im Pazifik entstanden. Es zeigt
vielmehr eine Kiesinsel im Lech wenige Kilometer nördlich von
Augsburg. Der Lech ist Augsburgs Schicksalsfluss – als Ursache
für die Gründung der späteren Stadt durch die Römer, als Grenze
zwischen Schwaben und Altbayern sowie als Kraftquelle für das
Handwerk und die hier frühe Industrialisierung. Der Naturraum
Lechtal und Objekte des UNESCO-Welterbes – drei Wasserkraftwerke
(in einem das Lechmuseum Bayern) am Nördlichen Lechkanal,
der Augsburger Hoch ablass und das Wasserwerk am Hoch -
ablass – liegen am Lechradweg. Was also läge näher, als eine
Teilstrecke dieser (insgesamt 244 Kilometer langen) Radwander -
route bis zur Mündung in die Donau in Augsburg beginnen oder
enden zu lassen: in der Stadt, deren Denkmäler der Wasserwirtschaft
vor allem wegen des wasserreichen Lechs zum UNESCO-
Welterbe wurden? Die noch wenig bekannten Lechauen zwischen
Augsburg und der Mündung sind ohnehin ein Geheimtipp. Südlich
von Augsburg locken Lechheiden und der Mandichosee. Die
Streckenabschnitte nördlich und südlich von Augsburg streifen
auch die Nachbarlandkreise Augsburg und Aichach-Friedberg.
71
DER LECHRADWEG: IN UND UM DIE WELTERBE-STADT AUGSBURG
Auwald rahmt den Lech
bis zur Mündung ein.
Fast 18 Kilometer lang
begleitet der Lechkanal
den Fluss. Nördlich von
Augsburg ist der Lechradweg
zwischen der
Welterbe-Stadt und der
Donau insgesamt rund
40 Kilo meter lang.
In Bruck schaut man
auf die Lech mündung.
In diesem Dörfchen
steht auch der offizielle
Start punkt (oder – falls
man sich in Augsburg
auf den Weg ge macht
haben sollte – der Zielpunkt)
dieser neuen
Radwanderroute. Die
Staustufe bei Feldheim
ist ein Vogelparadies –
und offenbar ein guter
Platz, um zu fischen.
Das Beste am besten gleich am Anfang.
In und bei Augsburg gibt es nicht
nur einen Lech. Hier gibt es etliche
Leche. Das ist es, was die Etappen
des Lechradwegs in der und um die UNESCO-
Welterbe-Stadt zum Beispiel den Streckenkilometern
in Tirol voraushaben, wo man zwar immerhin
„den letzten Wilden der Alpen“ kennenlernen
kann, aber mitnichten Welterbe,
Wasserbau und Industriekultur (und derart viele
Leche wie hier). Im Übrigen ist es so, dass
gerade die Flussstrecke zwischen Augsburg und
der Lechmündung in die Donau ein noch
immer viel zu wenig bekannter, aber reizvoller
Geheimtipp ist. Wobei: Ganz so geheim ist der
Tipp nun auch wieder nicht – denn auch die
Radroute der Romantischen Straße verläuft entlang
des Lechs, und ein Stück weit auch der
„Tillyweg“ des Ferienlands Donau-Ries. Vorweg
als Hinweis: Man muss sich nicht sklavisch an
die offizielle Route des Lechradwegs halten,
denn rechts und links dieser Wegeführung gibt
es jede Menge Ziele zu entdecken, für die sich
ein kurzer Abstecher lohnt.
Falls man sich das Beste bis zum Schluss
aufheben will, und das ist beim Lechradweg sicher
die UNESCO-Welterbe-Stadt Augsburg
»
Man startet an der
Mündung des Lechs in die
Donau – oder man radelt von
Augsburg aus dorthin.
«
mit ihren beeindruckenden Denkmälern der
Wasserwirtschaft, könnte man eine Tour auf
dem Lechradweg wahlweise in Tirol, im Allgäu
oder bei der Mündung des Flusses im Dörfchen
Bruck, einem Ortsteil von Marxheim, starten.
72
DER LECHRADWEG: IN UND UM DIE WELTERBE-STADT AUGSBURG
»
Ein Stausee vor dem
Wasserkraftwerk bei Feldheim
ist ein Vogelparadies – sogar
für Flussseeschwalben.
Bruck ist ein idyllischer Ort, in dem die zentrale
„Flößerstraße“ verrät, dass die Flößerei auf dem
Lech hier bis ins Eisenbahnzeitalter einige Bedeutung
hatte. Vom Uferdamm oder von
einem Steg über einen angrenzenden Altarm
der Donau aus kann man hier entspannt dabei
zusehen, wie der große Strom gemächlich breiter
wird: Der Lech ist einer der wasserreichsten
Zuflüsse der Donau. Wer über die Mündung
hinweg lechaufwärts schaut, sieht in geringer
Entfernung das letzte Wasserkraftwerk am Lech,
das Flusskraftwerk bei Feldheim. Die Staustufe
vor diesem Kraftwerk ist ein Vogel paradies. Der
«
Betreiber des Kraftwerks, die LEW Wasserkraft
GmbH, hat dort sogar ein Brutfloß für Flussseeschwalben
errichtet, damit die am Lech
früher so häufigen Vögel ungestört ihre Population
vergrößern können. Die „Vogelfreistätte
Feldheimer Stausee“ ist Teil des Ramsar-Gebiets
„Lech-Donau-Winkel“ und zudem eine Fläche,
für die das Europäische Artenschutzprogramm
Natura 2000 gilt.
Wo dieser Stausee etwas weiter nördlich beginnt,
geht es nicht allzu weit flussaufwärts, bis
man das Wasserkraftwerk bei Rain erreicht. Am
westlichen Ufer verläuft der „Tillyweg“, und
ein Hinweisschild zeigt den Weg zur Grenzsäule
bei Rain. „Payrland“ ist in der ostseitigen Nische
an der historische Säule zu lesen: Hier lag einst
die Grenze zwischen dem Bayern der Wittelsbacher
und dem Schwaben der Habsburger –
und auch das Flussufer, das im Zuge der Fluss-
Runter vom Rad und
ran an den Baum: Wer
solche Baumriesen im
Auwald zwischen Lech
und Lechkanal nördlich
von Augsburg umarmen
will, tut sich mitunter
etwas schwer. Denn wo
so viel Wasser ist, legen
sich Bäume imposante
Stammdurchmesser zu.
Historisches Denkmal:
Unweit der Lechstau -
stufe Rain stößt man
auf eine Säule, die einst
die Grenze zwischen
Bayern und Schwaben
markierte. Modernes
Denkmal: An der Lechbrücke
bei Meitingen
verkörpert eine Figur
aus Stein den „Vater
Lech“ samt Dreizack.
73
DER LECHRADWEG: IN UND UM DIE WELTERBE-STADT AUGSBURG
Eine imposante Baumgruppe
im Lechauwald
unweit von Langweid
verrät auf den ersten
Blick, warum Silber -
weiden das Silber im
Namen tragen. In den
Auen am Lech und am
Nördlichen Lechkanal
wuchert die Vegetation
überaus üppig.
Auf den Betriebs -
dämmen entlang des
Lechkanals blüht eine
reichhaltige Flora – sie
sind dadurch wertvolle
Rückzugsgebiete für
seltene Schmetterlinge
und an dere Insekten.
Drei Land schafts schutz -
gebiete in den nörd -
lichen Lechauen sind
Inseln der Artenvielfalt.
korrektionen im 19. Jahrhundert weiter nach
Osten verlagert wurde.
Weiter flussaufwärts folgt erneut ein Kraftwerk
auf Natur: Oberhalb des Wasserkraftwerks bei
Ellgau liegt ein Altarm des Lechs – das Landschaftsschutzgebiet
„Lechauen bei Thierhaupten“.
Auch dort lohnt eine Rast, bei der man den
Wasservögeln zusehen kann, die immer wieder
aus dem Schilfgürtel des Altarmes auftauchen.
Die nahe Brücke über den Lech ermöglicht
einen kurzen Abstecher zum hoch über dem
Lechtal gelegenen Kloster Thierhaupten und
zum dortigen Klostermühlenmuseum. Auf der
Brücke entdeckt man eine steinerne Liegefigur
mit Dreizack: Hier hat ein Bildhauer in den
1960er Jahren den „Vater Lech“ verkörpert.
Die Lechbrücke an der Staatsstraße (St 2045)
zwischen Meitingen und Thierhaupten erlaubt
jeweils den weiten Blick auf das Lechmutterbett
und – ein paar Schritte weiter westlich – den
Nördlichen Lechkanal. Nur wenig später wird
der Lechkanal über ein Auslaufwerk auf Höhe
von Ostendorf sein Wasser wieder ans Lechmutterbett
zurückgeben. Nicht allzu viel weiter
flussaufwärts stößt man auf das erste Objekt
des UNESCO-Welterbes „Augsburger Wasser -
»
Am Nördlichen Lechkanal
stößt man bei Meitingen,
Langweid und Gersthofen
auf UNESCO-Welterbe.
«
management-System“ am Nördlichen Lechkanal.
Das 1922 in Betrieb genommene Wasserkraftwerk
der Lechwerke ist das nördlichste der 22 Objekte
der Welterbe-Stätte „Augsburger Wassermanagement-System“.
Das nächste Denkmal der
Wasserwirtschaft mit Welterbe-Prädikat erwartet
74
FRIEDBERG
AKTIV ERKUNDEN
Rundgang 2
FRIEDBERG
Weißes Gold und tickende Uhren
FAHRRADTOUR FRIEDBERG
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UNHEIMLICH
DIE KUNST
VON FRITZ SCHWIMBECK
28.
Januar
bis
23. April
2023
Museum im Wittelsbacher Schloss Friedberg
Abb.: Illustration zu „Macbeth“ von William Shakespeare, 1920 · Layout: IdeenSchmiede
DER LECHRADWEG: IN UND UM DIE WELTERBE-STADT AUGSBURG
Auf dem Kanaldamm
bei Langweid: Im Hintergrund
ist das Wasser -
kraftwerk Langweid zu
erahnen. Das bis heute
Strom erzeugende
Kraftwerk beherbergt
auch das Lechmuseum
Bayern: Dieses Flussmuseum
erklärt den
Lech und sein Tal vom
Lechquellengebirge in
Vorarlberg bis zu seiner
Mündung in die Donau.
Die Wasserkraftwerke
bei Meitingen (links)
und Langweid sind seit
2019 die nördlichsten
Objekte der UNESCO-
Welterbe-Stätte
„Augsburger Wasser -
management-System“.
den Radler etwa sieben Kilometer und ungefähr
20 Minuten später an der Lechstaustufe bei
Langweid. Das Wasserkraftwerk Langweid der
Lechwerke ist ein Historismusbau, in dem man
Wasserkrafttechnik der Bauzeit um das Jahr
»
In Gersthofen begann das
Stromzeitalter in der Region –
nur Augsburg setzte noch Jahre
später allein auf Leuchtgas.
«
1907 sowie das Lechmuseum Bayern findet.
Wer das Glück hat, eine Führung zu ergattern,
bekommt hier in Wort, Bild, Ton und Film
den Lech und das Lechtal von der Quelle bis
zur Mündung erklärt. Weitere gut sechs Kilometer
kanalaufwärts und 20 Minuten weiter liegt das
Wasserkraftwerk Gersthofen am Weg. Auch
dieser Blankziegelbau ist UNESCO-Welterbe,
auch er wird von der Lechwerke AG mit Sitz in
Augsburg betrieben. 1901 wurde das Wasserkraft -
werk in Betrieb genommen. Mit ihm begann
in der Region das Stromzeitalter – übrigens
nicht in der Stadt Augsburg selbst: Dort setzte
man noch ein paar Jahre auf Leuchtgas und
Dampfmaschinen, weil der Magistrat Stromgewinnung
aus Wasserkraft für Schwindel hielt.
Etwa drei Kilometer weiter und zehn Minuten
später radelt man an der Stelle vorbei,
wo ein Einlaufwerk Wasser aus dem Lech in den
ab da parallel fließenden Nördlichen Lechkanal
lenkt. Kurz zuvor hat man die Straße zwischen
Gersthofen und dem Augsburger Stadtteil Firnhaberau
erreicht. An der dortigen Lechbrücke
lohnt sich ein kurzer Blick in die Grünanlage:
Dort hat 1991 ein Bildhauer den Lech mit einer
modernen Bronzebü̈ste verkörpert. Auf dem
steineren Sockel im Grü̈n zwischen Lech und
76
NATURPARK-HAUS
Oberschönenfeld
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Öffnungszeiten:
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Montag geschlossen
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Am Fastnachtsdienstag, 24. Dezember
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DER LECHRADWEG: IN UND UM DIE WELTERBE-STADT AUGSBURG
Das Wasserkraftwerk
am Lechkanal in Gersthofen
ist ein Blank -
ziegelbau im Stil eines
Fabrikschlosses. Es erzeugte
1901 als erstes in
der Region Strom. Seit
2019 gehört auch dieses
Wasserkraftwerk zum
UNESCO-Welterbe.
Die Lechbrücke
in Gersthofen dient
vielen Radlergruppen
als Orientierungspunkt
auf dem Weg in die
nahe Welterbe-Stadt
Augsburg. Die moderne
Büste im Straßenbegleitgrün
an dieser
Brücke zeigt den
alten „Vater Lech“.
Lechkanal steht eine allegorische Darstellung
des Flusses. Sie zeigt einen surrealen massigen
Kopf auf einem großen „L“, das den Lech symbolisiert.
Ein kleines „L“ steht für den Lechkanal.
Der Lech hat ein Fischmaul, eine Muschel auf
der Nasenpitze und einen wellenförmigen Bart.
Von der Lechbrücke aus ist auf dem Radweg
(vorbei am Gersthofer Europaweiher) die nördliche
Stadtgrenze Augsburgs bald erreicht. Das
Stadtgebiet beginnt nahe des Mündungsdreiecks
von Lech und Wertach und der daraus resultierenden
Halbinsel, der Wolfzahnau. Ganz am
Ende dieser Halbinsel ging 1902 das Wasserkraftwerk
auf der Wolfzahnau als erstes Strom
erzeugendes Kraftwerk am Ende aller Augsburger
Lechkanäle in Betrieb- Es war ein reines Fabrikkraftwerk,
da die Stadt, wie erwähnt, noch 1915
das Gaswerk im Stadtteil Oberhausen bauen
ließ, um die Straßen mit Gaslaternen zu beleuchten.
Natürlich ist auch das im Stil der wilhelminischen
Ära errichtete Wasserkraftwerk
auf der Wolfzahnau ein Denkmal auf der Welterbe-Liste.
Direkt daran vorbei kommt man
nicht: Mit etwas Glück sieht man das Rot der
»
Während die Stadt Augsburg
noch auf ihre Gaswerke setzte,
gewannen die Fabriken längst
Strom aus Wasserkraft.
«
Blankziegelfassade durchs dichte Blattwerk der
Bäume am Lechufer schimmern. Für den Radwanderer
würde sich auch hier ein Abstecher
lohnen. Das Kraftwerk ist zwar Privatbesitz,
über eine Abzäunung hinweg kann man dieses
Juwel der Industriekultur aber doch bewundern.
Dass der schlossartige Stil der wilhelminischen
Ära bald nach dem Ende des Ersten
78
DER LECHRADWEG: IN UND UM DIE WELTERBE-STADT AUGSBURG
Weltkriegs und nach dem Ende der verzopften
Monarchie durch die bis heute modern wirkende
Architektur der Neuen Sachlichkeit abgelöst
wurde, sieht man am Beginn der Wolfzahnau
weiter südlich nah am Lech. Dort erzeugt das
Proviantbachkraftwerk an einem der vom Lech
gespeisten Industrie kanäle bis heute Strom.
Der Proviantbach ist einer der größten Lechkanäle.
Auf ihm wurden Waren ins Stadtgebiet
geflößt – sogar, daher der Name, Vieh und Getreide.
Auch die kleineren Lechkanäle im Lechviertel
Augsburgs dienten teilweise als Transportwege
der Flößerei, die Waren bis in die
Stadt brachte. Vor allem lieferten die „Leche“
ge nannten Kanäle seit dem Mittelalter die Antriebskraft
für wasserradgetriebene Maschinen
des Handwerks und des Kunsthandwerks. Nach
1850 trieb das Wasser der Leche – des Schwallechs
sowie des Vorderen, Mittleren und Hinteren
»
Das historische Wasserwerk
am Roten Tor zu sehen, ist für
Besucher der Welterbe-Stadt
Augsburg ein „Muss“.
«
Lechs – die ersten Turbinen an. Das von diesen
Lechkanälen durchzogene Lechviertel sollte man,
obwohl es zwei Radel-Kilometer stadteinwärts
von der Lechhauser Lechbrücke entfernt liegt,
unbedingt besuchen. Der Abstecher zum historischen
Wasser werk am Roten Tor ist ein absolutes
„Muss“. Doch nur bei einer etwa einstündigen
Gruppenführung der Regio durch das Wasserwerks-Ensemble
lernt man den Großen und
den Kleinen Wasserturm auch innen kennen.
Zurück zur Lechhauser Lechbrücke: Wer
von dort aus den etwa fünf Kilometer entfernten
Hochablass im Augsburger Südosten ansteuert,
In Lechhausen, einem
vom Lech durchzogenen
Augsburger Stadtteil,
zeigen Baumleichen im
Flussbett, welche Kraft
dieser Gebirgsfluss bei
Hochwassern frei setzt.
Auf der Halbinsel
Wolfzahnau kommt
das Wasser sämtlicher
Augs burger Lechkanäle
wieder zusammen: Der
flussähnliche Vereinigte
Stadt- und Proviantbach
entsteht. Er treibt
das Wasserkraftwerk
auf der Wolfzahnau an,
das ab 1902 eine Fabrik
mit Strom versorgte
und heute ein Objekt
des UNESCO-Welterbes
in Augsburg ist.
79
DER LECHRADWEG: IN UND UM DIE WELTERBE-STADT AUGSBURG
Direkt neben dem
Hochablass: Aus einem
Altarm des Lechs wurde
der Kuhsee. Der „Lago
di Lech“ ist ein Badesee.
Ruderboote mieten
kann man dort auch.
Am Stauwehr im
Lech, am Hochablass
(Bild unten rechts),
staut man den Neubach
aus. Früher trieb dieser
Kanal die Turbinen des
Wasserwerks am Hoch -
ablass (links) an. Seit
1972 speist er auch den
olympischen Eiskanal.
Steinfiguren auf dem
Stauwehr verkörpern
Augsburgs Industrien
und die Lechflößerei.
Bild auf Seite 81 unten:
Abendstimmung am
stillen Mandichosee.
sollte – wenn Kinder mitradeln – mit einer längeren
Fahrzeit als mit der üblichen Viertelstunde
planen. Wenige hundert Meter nach dieser
Brücke hat die Stadt Augsburg vor Jahren den
Lechhauser Flößerpark angelegt. Auch die
schattige Parkanlage direkt über dem Lechufer
lädt natürlich zu einer Rast ein. Vor allem aber
wird man mit dem Nachwuchs in der Radelgruppe
kaum problemlos am dortigen Wasserspielplatz
vorbeifahren können, ohne dass
das Gelände in aller Ausgiebigkeit getestet
worden ist.
Mit dem nahen Hochablass erreicht man
dann aber doch einen absoluten Höhepunkt
am Lechradweg. Dass man hier auf gleich drei
Objekte des UNESCO-Welterbes „Augsburger
Wassermanagement-System“ stößt, war einer
der Gründe, warum sich Augsburgs Tourismus-
Chef Götz Beck frühzeitig massiv für die Verlängerung
des Lechradwegs über die Welterbe-
Stadt eingesetzt hat. Seine einfache Rechnung:
Das Welterbe wertet den Lechradweg auf. Und
der Lechradweg führt noch mehr Gäste zu den
Augsburger Welterbe-Objekten, vor allem zu
denen am Hochablass. Auf dem 1911/12 errichteten
Lechstauwehr – einem Querbauwerk,
»
Am Hochablass riecht man
die Luft aus dem Gebirge,
hinter dem Mandichosee ragen
bei Föhn die Alpen empor.
«
das als hochwassersichere Stahlbetonkonstruktion
ausgeführt wurde – weht einem schon die Gebirgsluft
um die Nase. Von diesem Welterbe-
Objekt aus erreicht man wenige Schritte weiter
auf dem westlichen Lechufer das nächste Welterbe-Denkmal,
das historische Wasserwerk am
80
DER LECHRADWEG: IN UND UM DIE WELTERBE-STADT AUGSBURG
Donauwörth
Leitheim
2
Bruck
1
Marxheim
Donau
Donau
Lech
3
Rain
Oberndorf am Lech
4
Mertingen
Schmutter
Allmannshofen
Kloster Holzen
Ellgau
Nordendorf
5
Baar
Schmutter
Ostendorf Lech
Westendorf 6
Lechkanal
7
Thierhaupten
Markt
8
Meitingen
Hochablass. Der am Hochablass ausgestaute Neubach, der unter
dem stillgelegten Wasserwerk von 1878/79 hindurchfließt, speist
kurz danach den Eiskanal, die bis 1972 gebaute Kanuslalomstrecke
der Olympischen Sommerspiele von München, Augsburg und
Kiel. Natürlich ist auch die erste künstliche Kanuslalomstrecke
der Welt ein Objekt des Augsburger UNESCO-Welterbes.
Über den Hochablass radelt man in Richtung „Wittelsbacher
Land“. Dort lockt der Mandichosee bei Merching, der Stausee
am dortigen Wasserkraftwerk. Bei Föhnwetter ragen hinter dieser
Staustufe die Gipfel der Alpen empor. Von dort leitet der Lechradweg
weiter in Richtung Süden und Alpen. Auch kein schlechter
Streckenabschnitt – ab dem Hochablass aber ohne Welterbe…
» Unter www.lechradweg.info sind alle Abschnitte und wichtige
Sehenswürdigkeiten am Lechradweg aufgeführt. Man findet
GPX-Daten zu jeder Etappe und Infos zu einer Lauschtour.
» Den Fluss vom Lechquellengebirge bis zur Mündung beschreibt
das Buch „Der Lech. Landschaft. Natur. Geschichte. Wirtschaft.
Wasserkraft. Welterbe.“ (www.context-mv.de/wasser.html).
»Mehr zum Lechmuseum Bayern: www.lechmuseum.de
Biberbach
Achsheim
Lützelburg
Gablingen
Aystetten
Batzenhofen
Schmutter
Erlingen
Langweid
a.Lech
Stettenhofen
Hirblingen
Gersthofen 10
11
Neusäß
1 Lechmündung/Donau
Hainhofen Westheim
2 Wasserkraftwerk Biburg
Feldheim
Steppach
nhof
3 Wasserkraftwerk Rain
n
Stadtbergen
4 Wasserkraftwerk
Willishausen
Oberndorf
eubach
5 Wasserkraftwerk Diedorf Leitershofen Ellgau
Anhausen
Mozartkirche
6 Auslaufwerk St. Adelgundis Ostendorf
Schloss
Gessertshausen
7 Klostermühlenmuseum Wellenburg
Thierhaupten
eld
Bergheim
8 Wasserkraftwerk Meitingen
9 Wasserkraftwerk Langweid/
Singold
Lechmuseum Bayern
Burgwalden 10 Wasserkraftwerk Gersthofen
Wertachstaustufe
Inningen
11
Straßberg
Einlaufwerk Gersthofen
12 Hochablass
Wertach Bobingen
ausen
13 Kuhsee
Wehringen
14 Mandichosee
© context verlag Augsburg | Nürnberg
9
Sand
Sander Seen
Lechkanal
St. Stephan
Lech
Wertach
Kaisersee
Autobahnsee
Derching
Ilsesee
Königsbrunn
Mandichosee
(Lechstaustufe 23)
Todtenweis
Aindling
Rehling
Friedberger
Ach
Mühlhausen
Augsburg
Stätzling
Affing
Wulfertshausen
Lech 12
13
14
Friedberger See
Kuhsee
Friedberg
Kissing
Auensee
Weitmannsee
Mering
Paar
Merching
70 81
NACHHALTIGER TOURISMUS – ZUM BEISPIEL MIT „URLAUB DAHEIM“
Nachhaltigkeit im Tourismus? Nachgefragt beim
Bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Markus Söder
„Die Art des Reisens und das Tourismusmanagement vor Ort bestimmen,
wie nachhaltig ein Urlaub werden kann. Umweltfreundliche Angebote nehmen
zu, aber vor allem boomen konventionelle Formen, die die Um weltbelastungen
ignorieren.“ Das schrieb Dr. Stefanie Groll Ende 2021 auf der Homepage der
Heinrich-Böll-Stiftung, der parteinahen Stiftung von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN.
Ein ernüchterndes Fazit: Erkenntnis und Realität prallen im Urlaubsverhalten der
Deutschen hart aufeinander. Urlaub da heim oder Fern reise per Flugzeug – mit
längst unvertretbarem ökologischen Fußabdruck? 2022 hat die Bayern Tourismus
Marketing GmbH in Augsburg in Kooperation mit der Regio Augs burg Tourismus
GmbH eine Fach tagung zur nachhaltigen Destinations entwicklung ausgerichtet.
Bayerns Tourismus branche hat also die Zeichen der Zeit erkannt und das Thema
Nachhaltigkeit und Klima schutz längst aufgegriffen. Der Tenor ist klar: „Besser
Bayern als Ballermann.“ Besser „Urlaub daheim“ als „ab in den Flieger“. Kann
aber auch die Politik Nachhaltigkeit und Klima schutz im Tourismus fördern?
Und falls ja: wie? Das AUGSBURGMagazin hat nachgefragt – beim Bayerischen
Minister präsidenten Dr. Markus Söder.
„Unsere einzigartige Natur, unsere traditionsreiche Kultur
und unser ganz eigenes Lebensgefühl sind die Gründe, weswegen
die Menschen zu uns nach Bayern kommen: zum Leben, zum
Arbeiten – und zum Urlaub machen.“ Das schreibt zum Beispiel
die Bayern Tourismus Marketing GmbH (BayTM) auf ihrer
Homepage. Herr Ministerpräsident, verstehen Sie, warum ein
Bayer überhaupt Urlaub im Ausland machen will – also zum
Beispiel in Hessen oder sogar noch weiter weg?
Ministerpräsident Dr. Markus Söder: Der Slogan
stimmt: Bayern ist einfach wunderschön. Wir haben das
große Privileg, dort zu wohnen, wo viele andere Urlaub
machen. Ab und zu brauchen wir aber natürlich alle mal
einen Blick über den Tellerrand. Bei einem Urlaub außerhalb
Bayerns kann man sich deshalb gleich doppelt freuen:
Auf das Verreisen – und auf das Nach-Hause-Kommen.
Bayern ist sicherlich schön, von selbst wird es aber kaum so
schön bleiben. Auch die BayTM fragt heute: Wird der touristische
Raum so gestaltet, dass ökologische Aspekte berücksichtigt
werden? Derartige Fragen hat bis vor Kurzem gerade mal der
BUND Naturschutz gestellt. Wie reagiert die Politik auf solche
Forderungen? Wie vertragen sich solche Bedürfnisse mit der
Realität? Wie und wo kann und will die Politik gegensteuern –
auch zum Schutz des Tourismus?
Ökonomie und Ökologie müssen kein Widerspruch sein.
Wir wollen unsere Natur und Heimat erhalten und sie
zugleich unseren Gästen aus aller Welt stolz präsentieren.
Wir gaben in Bayern im Jahr 2022 allein eine Milliarde
Euro für den Klimaschutz aus – so viel wie kein anderes
Bundesland. Dazu pflanzen wir 30 Millionen neue Bäume
und renaturieren unsere Moore und Wälder. Bis 2040
Weiß-blau strahlt
der Himmel über dem
Kloster Oberschönenfeld
im „Naturpark
Augsburg – West liche
Wälder“: Unweit
dieser Szenerie hat
der Bayerische
Minister präsident
Dr. Markus Söder
den letzten „Urlaub
daheim“ verbracht.
82
INTERVIEW MIT DEM BAYERISCHEN MINISTERPRÄSIDENTEN DR. MARKUS SÖDER
soll der Freistaat klimaneutral sein. Zudem bauen wir
alle erneuerbaren Energien weiter massiv aus, obwohl
wir schon jetzt bundesweit führend sind.
Das zeigt: Klima hat Top-Priorität, damit unser Land lebenswert
bleibt. Denn nur das stärkt auch den Tourismus.
Auch bei der Landwir t schaft sind unsere kleinteiligen und
regionalen Strukturen ein Vorbild für die Bauernhöfe der
Zukunft. Wir haben keine Agrarfabriken wie in anderen
Teilen Deutschlands, sondern familiengeführte Betriebe.
Gerade deshalb ist Urlaub auf dem Bauernhof in Bayern
so beliebt.
Lässt sich sagen, dass nachhaltiger Tourismus und damit
verbundene Forderungen im Kern auch die Lebensqualität
der einheimischen Bevölkerung bewahren?
Das gehört fest zusammen. Nur wenn sich Einheimische
wohlfühlen, kommen auch die Gäste gern. Deshalb setzen
wir auch bewusst nicht auf Massentourismus, sondern auf
Naturverträglichkeit und Nachhaltigkeit.
Nun hat ja die Schlüsselbranche Tourismus nicht „nur“ öko -
logische und soziale, sondern auch ethische und sogar ästhetische
Aspekte zu berücksichtigen. Nicht zuletzt ist der Tourismus in
Bayern aber eine Frage von Arbeitsplätzen. Wäre es nicht sinnvoll,
mehr Wertschöpfung im eigenen Lande zu halten – also
den klimafreundlicheren „Urlaub daheim“ stärker zu fördern,
zu bewerben und „sexy“ zu machen?
Wir sind schon jetzt mit Abstand das Tourismusland
Nummer 1. Jede fünfte touristische Übernachtung in
Deutschland ist in Bayern – und viele der Gäste kommen
aus dem Inland. Das zeigt die Zugkraft vom „Urlaub
daheim“: Er kommt insbesondere dem ländlichen Raum
und der Belebung der Innenstädte zugute. Der Tourismus
sichert das Einkommen von rund 600 000 Menschen und
ist einer der Schlüssel für gleichwertige Lebensverhältnisse
überall im Land. Mit unserer Tourismusagentur, unseren
Förderungen und Programmen wie etwa zum Bau neuer
E-Bike-Ladestationen unterstreichen wir das. Wir freuen
uns über jeden Gast, der nach Bayern kommt – egal ob
aus Wolfsburg, Weimar oder Washington.
Hand aufs Herz – wie und wo macht ein Bayerischer Ministerpräsident
in der Regel Urlaub?
Ganz ehrlich: besonders gern in Bayern. Ich bin dann oft
mit dem Fahrrad unterwegs oder schwimme in unseren
Seen. Eine meiner Lieblingsgegenden liegt im bayerischen
Schwaben. Erst in diesem Sommer habe ich hier wieder
wunderschöne Tage verbracht. In der Natur kann man
Kraft tanken und in Ruhe nachdenken.
Und was für ein Ausflugsziel in der schwäbischen Region Augsburg
könnte den Franken Söder reizen? Die Renaissancestadt
Augsburg, die Puppenkiste, die Fuggerei, das UNESCO-Welt -
erbe – die Denkmäler der historischen Wasserwirtschaft? Oder
gar etwas ganz anderes? Vielleicht sogar ein neues Römisches
Museum, bei dem der Freistaat der Römerstadt Augsburg unter
die Arme gegriffen hat?
Im Grunde alles, denn diese Vielfalt zeichnet unsere
Heimat aus. Ich bin gern im Land unterwegs – natürlich
auch sehr oft hier. Ob Kultur, Museum oder eine Fahrradtour
durch den Naturpark: Die Region ist immer einen
Besuch wert. Augsburg und Schwaben sind eine Chancen-
Region. Neben dem Tourismus investieren wir deshalb als
Freistaat auch in Gesundheit wie mit dem Uniklinikum
Augsburg, in unsere Familien, Kinder und die Wissenschaft.
Mit einem Technologiepaket für 100 Millionen Euro speziell
für Augsburg fördern wir zudem die Transformation
der Wirtschaft in der Region. Wir bewahren also unsere
Heimat und Natur und machen die Region gleichzeitig
fit für die Zukunft.
Die Fragen des AUGSBURGMagazins zum Thema
Nachhaltigkeit im Tourismus stellte Martin Kluger.
Fotografie:
Bayerische Staatskanzlei (1),
Martin Kluger (1)
383
WANDERN UND RADWANDERN BEI AUGSBURG
Radwanderwege im
Naturpark Augsburg
führen beispielsweise
ans Ufer des Flüsschens
Schmutter und zu den
knallroten Stelen des
Radwanderwegs im
„Schwäbischen Mozart -
winkel“ – so wie hier
im autoverkehrsfreien
Anhauser Tal.
Radeln und Wandern: im Naturpark
Augsburg, zu Land-Art und ums Kloster
Wandern und Radwandern am Rand der Großstadt Augsburg? Kann man im Lechtal, kann
man auch im hügelreichen „Wittelsbacher Land“. Ein „klassisches“ Revier der Wanderer und
Radwanderer ist aber vor allem der „Naturpark Augsburg – Westliche Wälder“. Das dortige
Radwegenetz ist mehr als tausend Kilometer lang, und hier finden sich viele gepflegte und
beschilderte Wanderwege. Am Anfang, am Rand und am Ende der Touren im Naturpark liegen
Ziele wie der LandArt-Kunstpfad, Ganghofers Welden und das Kloster Oberschönenfeld.
Text:
Martin Kluger
Fotografie:
Martin Kluger (5)
Das „Museum Oberschönenfeld“
auf dem
Areal des Klosters bei
Gessertshausen ist ein
Volkskundemuseum,
das sehr anschaulich
spezielle Facetten
der Region vermittelt:
Dort stößt man auch
auf die Legende der
„Sieben Schwaben“.
Es ist eine waldreiche Gegend, die ein
Gebiet von beinahe 1200 Quadrat -
kilometern umfasst: Der „Naturpark
Augsburg – Westliche Wälder“ ist nicht
nur die „grüne Lunge“ der benachbarten Großstadt
Augsburg, sondern auch ein kleines Paradies
für Wanderer und Radwanderer. Jede Menge
Wald, viel Wasser und viele stille Wege – und
dazwischen eingestreut immer wieder Ziele, die
das Absteigen beziehungsweise eine längere
Rast lohnen. Der Land-Art-Kunstpfad bei Bon -
stetten ist solch ein Ziel. Dieser 5,6 Kilometer
lange Rundweg im Naturpark ist einer der größten
Land-Art-Parks deutschlandweit. Von dort
aus sind die Wege auf den Spuren des Schriftstellers
Ludwig Ganghofer in Welden nicht
weit. Das „kulturelle Herz“ des Naturparks aber
schlägt im Kloster Oberschönenfeld: Das
„Museum Oberschönenfeld“ zeigt, was die
Region und ihre Menschen prägt.
» Bei der Regio Augsburg, in Papierform und auf der Website – 44 Seiten der Broschur „Radwandern:
Touren in der Region Augsburg. Die besten Routentipps für das Radelvergnügen im Alpenvorland“.
» Bei der Regio Augsburg, gedruckt wie zum digitalen Lesen: die 52 Seiten der Broschur „Stadt, Land,
Fluss: Wege im Wittelsbacher Land. Spaziergänge zu Wittelsbachern, Wasser und Wallfahrten“.
84
Museum für regionale Alltagskultur |
Schwäbische Galerie für zeitgenössische Kunst
Im Nat
urpark k Augsburg – Westliche Wälder
Programm 2023 – ein Ausschnitt:
Kulturhistorische Ausstellungen
• Tradition und Umbruch – Klosterwelt und
Landleben im Wandel
• Geschichten aus Schwaben – von 1800 bis heute
• Über Grenzen – Menschen in Schwaben und ihre
Geschichten (Sonderausstellung bis 8.10.2023)
Kunstausstellungen, Schwäbische Galerie
• Talking to Cows – Jonas Maria Ried
(bis 29.1.2023)
„Brain Painting“ (12.2. bis 23.4.2023)
• Am Horizont Utopia. Andrea Sandner und
Erika Kassnel-Henneberg, Kunstpreisträgerinnen
des Landkreises Augsburg
(12.5. bis 2.7.2023)
Di. bis So.
10:00–17:00 Uhr
An Feiertagen
Besuchen Sie eine
unserer Führungen!
Infos/Veranstaltungen laufend aktuell unter
www.mos.bezirk-schwaben.de
RENAISSANCESTADT
NEUBURG AN DER DONAU
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ENTDECKERTIPPS
Malerische Altstadt
Residenzschloss mit Staatsgalerie
Flämische Barockmalerei
Unterhaltsame Themenführungen
Vielseitige Wander- und Radrouten
Erlesenes Kulturprogramm
Tourist-Information Neuburg
Fon +49 (0)8431 55-400
tourismus@neuburg-donau.de
www.neuburg-donau.info
Fotos: Dietmar Denger
ÜBERNACHTEN IN UND BEI AUGSBURG
Bett „mit Plus“: Alpen
und andere Aussichten
Hotels mit Geschichten und besonderer Geschichte –
das nördlichste liegt sogar bei einem Schloss und im Weinberg
86 62
Text:
Martin Kluger
Fotografie:
Hotel Schloss Leitheim (1),
Hotel Leonardo (1),
Hotel Augsburger Hof (1),
Hotel Haunstetter Hof (1),
Hotel Zum Schwarzen Reiter (1),
Kloster Holzen Hotel GmbH (1),
Hotel Alte Posthalterei (1),
Baumhausquartier am Kellerberg (1),
Wolfgang B. Kleiner (1),
Martin Kluger (8),
concret Werbeagentur GmbH (1)
Hätte man dieses Foto an einem Föhntag gesch0ssen, wären im
Hintergrund auch die Türme und Hochhäuser von Augsburg im
Bild – und dahinter die Alpenkette. Das Panorama des Lechtals
nördlich von Augsburg haben jedenfalls diejenigen vor Augen,
die im Pool des Wellnessbereichs von „Hotel Schloss Leitheim“
am Rand des Donautals relaxen. Knapp hinter dem Beckenrand
beginnt der Weinberg des einstigen Lustschlosses der ehemaligen
Zisterzienserabtei im nahen Kaisheim. Das Leitheimer Hotel ist
eine der Übernachtungsmöglichkeiten in der Region Augsburg,
die neben „Bed and Breakfast“ auch noch besondere Aussichten
und eine ganz besondere Geschichte bieten. Grundsätzlich aber
ist die Auswahl groß, und für jeden Geschmack und jeden Geld -
beutel ist bei den Hotels in und um Augsburg etwas dabei: Weil
der Augsburg-Tourismus brummt, hat man allein in der drit t -
größten bayerischen Stadt die Wahl unter mehr als 6000 Betten.
Samt „Drum herum“ in der Region sind es noch 5000 mehr. Ein
Überblick über eine weite Hotellandschaft.
63 87
IN UND UM AUGSBURG: BETTEN MIT BESONDERER GESCHICHTE
Schloss Leitheim
und die benachbarte
Schlosskirche: Die
„Schlossherrin“,
die Messerschmitt
Stiftung, ließ neben
diesen beiden Denk -
mälern ein 4-Sterne-
Plus-Hotel errichten.
Besonders Barock:
Das „Hotel Schloss
Leitheim“ liegt neben
dem einstigen Sommerschloss
der Kaisheimer
Äbte und gegenüber
dem Weingärtnerhaus.
Besonders hoch: Der
Hotel turm neben dem
Augsburger „Kongress
am Park“ ist ein Sichtbetonbau
der 1970er.
Dass das nördlichste Hotel der Region
Augsburg hoch auf dem Nordrand
des schwäbischen Donautals thront
und dass sich am Südhang unter
dem dortigen Schloss ein Weinberg ausdehnt,
ist sicher eine der überraschenderen Facetten
eines kurzen Porträts der Hotellandschaft in
und bei Augsburg. Doch schon die Äbte der
reichen Zisterzienserabtei Kaysersheim – dem
heutigen Ort Kaisheim – wussten, wo es ganz
»
Schon die Äbte des Klosters
Kaisheim wussten, wo es schön
ist – ihren Geschmack schätzen
heutige Hotelgäste.
«
besonders schön ist. Schön war es hier bereits
damals, weil der Standort des Barockschlosses
auf dieser Hangkante der Fränkischen Alb gleich
mehrere Vorteile bot: Erstens den weiten Blick
über das Lechtal, der bei Föhnwetter bis nach
Augsburg und vor allem bis zu den dahinter
aufragenden Alpen reicht. Und zweitens gediehen
schon zu Zeiten der barocken Äbte die Trauben
im Weinberg auf dem Südhang unterhalb des
Schlosses nicht eben schlecht. Die Abtei besteht
schon längst nicht mehr, doch das barocke
Sommerschloss ist bestens erhalten und der
Schauplatz der „Leitheimer Schlosskonzerte“.
„Schlossherrin“ ist nun die Messerschmitt Stiftung,
die direkt neben dem vorbildlich sanierten
Schloss ein schickes Hotel betreibt, zu dem zu
allem Überfluss das feine Restaurant im benachbarten
Weingärtnerhaus gehört. Der Weinberg
der Äbte wurde erneuert, die Weinlese
bringt äußerst genießbaren Ertrag. Hotel und
Weingärtnerhaus sind fest in der Hand eines
Ehepaars: Colette Zinsmeister leitet das „Hotel
64 88
IN UND UM AUGSBURG: BETTEN MIT BESONDERER GESCHICHTE
Schloss Leitheim“. Ihr Ehemann Paul Zinsmeister
ist Küchenmeister und Küchenchef im benachbarten
„Weingärtnerhaus“: Mit seinen Kreationen
»
Eine weite Aussicht vom
Barockschloss – die Aussicht
vom Augsburger „Maiskolben“
reicht sogar noch weiter.
«
hat es der gebürtige Rieser unter die besten
Köche Deutschlands geschafft.
Die Aussicht von der Leitheimer Schlossterrasse
oder vom dortigen Pool aus reicht weit.
Das gilt auch für das nahe „Parkhotel Donauwörth“:
Vor dem Eingang genießt man bei
Föhnwetter den Blick auf die Alpen, vom Hotel
und der Terrasse des dortigen Restaurants aus
die idyllische Aussicht auf die Kirchtürme und
die Dachlandschaft des alten Donauwörth.
Soweit vom Donautal aus auch die Blicke
schweifen – die Aussicht aus dem Hotelturm
im 50 Kilometer entfernten Augsburg reicht
viel weiter. Dort wurde der „Maiskolben“, ein
115 Meter hoher Bau in der Sichtbetonarchitektur
der frühen 1970er Jahre, nicht zuletzt
wegen der anstehenden Olympischen Sommerspiele
von 1972 mit Wettbewerben in der Augsburger
Sporthalle und im Eiskanal errichtet.
Das „Dorint Hotel An der Kongresshalle Augsburg“
bietet in höher gelegenen Etagen (die
höchste im elften Stock) einen weiten Blick auf
die Stadt. Spektakulär ist die Aussicht aus Konferenzräumen
in der 34. Etage: Gästen liegen
dort die Alpen bei Föhnwetter quasi zu Füßen.
Der Turm ist die Landmarke des benachbarten
Kongresszentrums „Kongress am Park“.
Aussichten ganz anderer Art erwarten Gäste
des Hotels „Haus Sankt Ulrich“. Vor dem Ein-
Ein altes Sprichwort
sagt: „Unterm Krummstab
ist gut hausen.“
Der Bischofsstab der
Bronzefigur des heiliggesprochenen
Augs bur -
ger Bischofs Ulrich vor
dem „Haus Sankt Ulrich“
ver spricht immerhin
angenehme Hotelauf -
enthalte vor der Kulisse
der Basilika St. Ulrich
und Afra.
Das „Haus Sankt Ulrich“
liegt am südlichen Ende
der Maximilianstraße:
Das UNESCO-Wel t erbe
Herkulesbrunnen ist
also ganz nah. Auf die
Türme des Doms schaut
man im „Dom Hotel“
in etlichen Zimmern.
65 89
IN UND UM AUGSBURG: BETTEN MIT BESONDERER GESCHICHTE
66
Musikalische Lage: Das
Hotel „Augsburger
Hof“ steht direkt gegenüber
dem Mozarthaus,
wo anno 1719
W.A. Mozarts Vater
Leopold geboren
wurde und heute ein
Museum empfängt.
Zentrale Lage: Das
„Best Western Hotel
Augusta“ nah beim Rathaus
und beim Dom.
Himmlische Lage: Das
„Hotel Kloster Holzen“
ist Teil eines barocken
Ensembles über dem
Lechtal. Historische
Lage: In der Posthalterei
in Zusmarshausen
ist schon Napoleon abgestiegen
(Fotos im
Uhrzeigersinn von
links oben).
Vor dem „Haus Sankt
Ulrich“ empfängt
die überlebensgroße
Bronzefigur Bischof
Ulrichs von Augsburg.
gang empfängt ein Heiliger in Form einer Bronzefigur
des Augsburger Bischofs Ulrich. Gästen
des Hotels, welche die wenigen Schritte um die
benachbarte Basilika St. Ulrich und Afra herumspazieren,
tut sich ein spektakulärer Blick
auf die Maximilianstraße mit den dortigen
Stadtpalästen sowie den Türmen von Rathaus
und Dom als Hintergrundkulisse auf. Schon
vom Platz vor der Basilika aus sehen die Gäste
des „Haus Sankt Ulrich“ sogar UNESCO-Welterbe
– den Herkulesbrunnen. Ein Besuch der
mächtigen Basilika ist „Pflicht“: Der spätgotische
»
Das „Haus Sankt Ulrich“
ist ein Bau des Münchener
Stararchitekten Alexander
Freiherr von Branca.
«
Bau ist Augsburgs zweitgrößte Kirche – und die
schönste. Spannende Aussichten (im übertragenen
Sinn) ergeben sich für die Hotelchefin Roberta
Willi: Denn das Ulrichsjahr 2023/24 lässt etliches
an zusätzlicher Aufmerksamkeit für das „Haus
Sankt Ulrich“ erwarten. Errichtet wurde das
zentral gelegene Hotel und Tagungshaus auf
dem Areal eines ehemaligen Benediktinerklosters
1975 nach den Plänen des vielfach ausgezeichneten
Münchener Stararchitekten Alexander Freiherr
von Branca. Vor der Kulisse der imposanten Basilika
ist das „Haus Sankt Ulrich“ in den historischen
Benediktiner garten eingebettet.
Mit einer speziellen Aussicht (im Wortsinn)
kann auch das familiär geführte „Dom Hotel“
im Zentrum von Augsburg punkten: Etliche
Hotelzimmer ermöglichen hier den Blick auf
die beiden Türme des benachbarten romanischgotischen
Doms. Die Inschriftentafel an der
Fassade verrät, dass der Vorgängerbau die Dompropstei
gewesen war. Errichtet hat sie der Augsburger
Bürgersohn Matthäus Lang, ein „Spezl“
Kaiser Maximilians I. Der Intimus des Habsburgers
wurde Erzbischof von Salzburg und
»
Im „Dom Hotel“ schaut man
auf die zwei Türme des Doms.
Und der „Augsburger Hof“
ist ein Nachbar der Mozarts.
«
schließlich sogar Kardinal. Langs prominenteste
Gäste in Augsburg waren Maximilian I. von
Habsburg und dessen Gemahlin Bianca Maria
Sforza. Einige Tonscherben in einer Vitrine im
Foyer verweisen darauf, dass das „Dom Hotel“
auf dem Boden des römischen Augsburg steht.
Auch der nahe „Augsburger Hof“ (Ecke
Auf dem Kreuz/Frauentorstraße) ist über den
Mauerresten von Augusta Vindelicum errichtet
worden. Dort ist keine weite Aussicht das „Plus
zum Bett“, sondern der Blick auf das direkt benachbarte
Mozarthaus: Das Geburtshaus von
Leopold Mozart, dem Vater und Musiklehrer
seines genialen Sohnes Wolfgang Amadé, beherbergt
heute ein Museum, das zur Vater-
Sohn-Beziehung sowie zu den fünf Aufenthalten
Wolfgang Amadés in der Stammstadt der Mozarts
informiert. 1777 hat W.A. Mozart mit seinem
Augsburger „Bäsle“ Maria Anna Thekla Mozart
die Freuden der Erotik entdeckt.
Familie Mozart hat 1763 und 1766 im „Hotel
zu den Drei Mohren“ genächtigt. Obwohl die
Hotels, Gastronomie, Privatunterkünfte,
IN UND UM AUGSBURG: BETTEN MIT BESONDERER GESCHICHTE
In Fischach geht es
„hoch her“: Dort ist ein
Baumhaus-Hotel die
wohl ungewöhnlichste
Übernachtungsmöglichkeit
im „Naturpark
Augsburg –West liche
Wälder“.
Mit ihrer Broschüre
„Übernachten in Augsburg
und Region“ und
parallel per Internet
in formiert die Regio
Augsburg Tourismus
GmbH Gäste der
Region zu den Hotels
und weiteren Über -
nachtung s angeboten,
zu Hotelpauschalen
und zur Gastronomie.
Übernachten in
Augsburg und Region
barocken Büsten von drei Mauren – der Legende
nach abessinische Mönche, die auf der Suche
nach einer Unterkunft waren – noch (als Replikate)
die Hotelfassade und (als Originale) eine
Wand im Hotelfoyer zieren, will das Haus seit
2020 nicht mehr „Drei Mohren“ heißen. Nach
einer Rassismusdebatte hat sich das Haus an
der Maximilianstraße in „Hotel Maximilian's“
umbenannt. 2015 hatte der Historiker Thomas
Wiercinski noch eine 336-seitige Chronik zum
„Drei Mohren“ und seinen prominenten Gästen
verfasst. 2022 feierte das Hotel, in dem Napoleon,
Zar Nikolaus I. und US-Präsident Roosevelt
abgestiegen waren, das 300-jährige Bestehen.
Im Zeitalter vor der Eisenbahn reisten Gäste
oft mit der Postkutsche an. Die Erinnerung ans
rumpelige Reisen auf holprigen Straßen trägt
heute noch das feine „Romantik Hotel Alte
Posthalterei“ in Zusmarshausen im westlichen
„Augsburger Land“ im Namen. Der Schweifgiebel
an der Hauptfassade des zweigeschossigen Vier -
flügel baus der seit 1647 überlieferten Posthalterei
»
In der Zusmarshauser
Posthalterei hat schon Kaiser
Napoleon genächtigt – freilich
ohne den Komfort von heute.
«
lässt die Entstehung des Baudenkmals in der
Zeit des Barocks erkennen. Die später als Königin
Frankreichs enthauptete Habsburgerin Marie-
Antoinette soll im ehemaligen „Gasthaus zur
Post“ genächtigt haben. Auch der Franzosenkaiser
Napoleon machte hier Rast. Vom heutigen
Komfort und vom kulinarischen Angebot des
feinen Hauses an der Augsburger Straße hätten
beide wohl nicht einmal zu träumen gewagt.
Die Kombination von denkmalgeschütztem
Ambiente und Jetzt-Zeit-Komfort findet sich
im Übernachtungsangebot der Region Augsburg
noch etliche Mal. „Geh doch ins Kloster“, wäre
ein Tipp für Übernachtungsgäste im nördlichsten
Landkreis Augsburg: Im ehemaligen Benediktinerinnenkloster
Holzen hoch über dem Lechtal
finden Gäste des „Hotels Kloster Holzen“ im
historischen Ambiente der barocken Klosteranlage
bei Allmannshofen zeitgemäßen Komfort.
Die Verbindung von Hotel und Schloss
findet sich im ländlichen Aichacher Stadtteil
Blumenthal: Gäste nächtigen dort in einer ehemaligen
Deutschordenskommende. Die Schlossanlage
zwischen zwei idyllischen Torbauten hat
später einmal den Fuggern gehört.
Dass man aber auch aus einem ehemaligen
Gewerbebau mitten in der Großstadt etwas Besonderes
machen kann, belegt das „Best Western
Hotel Augusta“ im Augsburger Stadtzentrum.
Im ehemaligen Presse- und Druckhaus der
„Augsburger Allgemeinen Zeitung“ waren ganz
unterschiedlichste Raumgrößen zu nutzen. Das
Hotel hat dafür ein intelligentes Raumkonzept
ent wickelt, das sich zum Beispiel dank großer
Familienzimmer für Gäste mit Kindern eignet.
107 Zimmer verschiedener Kategorien und vier
Suiten stehen im „Best Western Hotel Augusta“
zur Verfügung.
Grün und Anbindung sind das große „Plus“
beim „Hotel am alten Park“. Auf dem Areal
der Evangelischen Diakonissenanstalt Augsburg,
direkt am Augsburger Hauptbahnhof gelegen,
finden sich auch der denkmal geschützte Bau
des Mutterhauses der Diakonissenschwesternschaft
und das Restaurant „zeit.los“. Das Hotel
liegt eingebettet im Park unter alten Bäumen.
»
Das „Hotel am alten Park“
liegt tatsächlich in einem alten
Park – ein Archäologischer
Garten gehört dazu.
«
Weil auf dem Gelände beim Hotel Grabungsfunde
aus römischer Zeit zutage kamen, findet
man dort sogar einen Archäologischen Garten.
Bei Tagungen im Haus kann dieser Park um
das Hotel samt dem dortigen Apotheker- und
Sinnesgarten genutzt werden.
Mit viel Grün wartet seit Kurzem auch ein
außergewöhnlicher Übernachtungsbetrieb im
„Naturpark Augsburg–Westliche Wälder“ auf:
In der Staudengemeinde Fischach im Landkreis
Augsburg hat ein Baumhaus-Hotel eröffnet.
Reizvoll kann auch ein Übernachtungsangebot
unter dem Motto „modern trifft modern“
sein, zumal mit innovativer Zielsetzung. Ein
Beispiel dafür ist das beim Universitätsklinikum
Augsburg gelegene „Hotel einsmehr im Westhouse“.
Etwa die Hälfte der Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter des 2021 eröffneten Hotels
hat ein Handicap: Sie nehmen hier an einem
Programm zur beruflichen Qualifizierung teil.
Weil der Tourismus boomt und die Stadt
Augsburg als Standort von Kongressen, Tagungen
und Messen gefragt ist, ist das Interesse der
Hotelbranche an Augsburg samt Umland nicht
eben gering. Waren 2019 gerade mal rund
4500 Betten im Angebot, gab es Ende 2022
schon rund 6000. Im Jahr 2022 haben allein in
Augsburg sieben neue Häuser eröffnet.
Das Auswahl ist – wie erwähnt – groß, und
jeder Gastgeber bietet jeweils Vorteile – sei es
nun das Konzept oder die Lage, der Preis oder
der Komfort. Das AUGSBURGMagazin listet
auf Seite 96 sämtliche Hotels in der Region
auf, die Mitglieder des Ver kehrsvereins Region
Augsburg sind und von der Regio Augsburg
Tourismus GmbH empfohlen werden.
Angebote und Pauschalen 2023
» Zu den Hotels und weiteren Übernachtungsangeboten, Hotelpauschalen und mehr informiert
die Regio Augsburg Tourismus GmbH mit ihrer Broschüre „Übernachten in Augsburg und Region“,
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IN IN UND UND UM UM AUGSBURG: BETTEN MIT MIT BESONDERER GESCHICHTE
6894
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Im Naturpark Augsburg: ein Hotel mit Gedenksäule
Eine „Räuberpistole“ als Gründungslegende
In Fischach geht es
„hoch her“: Dort ist ein
Baumhaus-Hotel die
wohl ungewöhnlichste
Übernachtungsmöglichkeit
im „Naturpark
Augsburg –West liche
Wälder“.
Mit ihrer Broschüre
„Übernachten in Augsburg
und Region“ und
parallel per Internet
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Augsburg Tourismus
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Region zu den Hotels
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Augsburg und Region
Hotels, Gastronomie, Privatunterkünfte,
Angebote und Pauschalen 2023
barocken Büsten von drei Mauren – der Legende „Augsburger Allgemeinen Zeitung“ waren ganz
nach abessinische Mönche, die auf der Suche unterschiedlichste Raumgrößen zu nutzen. Das
nach einer Unterkunft waren – noch (als Replikate)
die Hotelfassade und (als Originale) eine ent wickelt, das sich zum Beispiel dank großer
Hotel hat dafür ein intelligentes Raumkonzept
Wand im Hotelfoyer zieren, will das Haus seit Familienzimmer für Gäste mit Kindern eignet.
2020 nicht mehr „Drei Mohren“ heißen. Nach 107 Zimmer verschiedener Kategorien und vier
einer Rassismusdebatte hat sich das Haus an Suiten stehen im „Best Western Hotel Augusta“
der Maximilianstraße in „Hotel Maximilian's“ zur Verfügung.
umbenannt. 2015 hatte der Historiker Thomas Grün und Anbindung sind das große „Plus“
Das „Leonardo Augsburg“ ist das größte Hotel
Wiercinski noch eine 336-seitige Chronik zum beim „Hotel am alten Park“. Auf dem Areal
in der Stadt Augsburg und eine architektonisch
„Drei Mohren“ und seinen prominenten an Gästen sprechen de der Landmarke Evangelischen am Nordrand Diakonissenanstalt der City. Augsburg,
verfasst. 2022 feierte das Hotel, in dem Napoleon,
Zar Nikolaus I. und US-Präsident Roosevelt finden sich auch der denkmal geschützte Bau
direkt am Augsburger Hauptbahnhof gelegen,
abgestiegen waren, das 300-jährige Bestehen.
Das „Leonardo“
des Mutterhauses der
–
Diakonissenschwesternschaft
das größte
Im Zeitalter vor der Eisenbahn reisten
Hotel
Gäste
in der
und das
Stadt
Restaurant
Augsburg
„zeit.los“. Das Hotel
oft mit der Postkutsche an. Die Erinnerung ans liegt eingebettet im Park unter alten Bäumen.
rumpelige Reisen auf holprigen Straßen Es hat trägt einen Grund, warum Teams von Fußball-Bundesligisten,
heute noch das feine „Romantik Hotel die beim Alte FC Augsburg
» Das antreten „Hotel müssen, am neuerdings alten Park“ ein Hotel am
Posthalterei“ in Zusmarshausen im westlichen nördlichen Rand liegt der Augsburger tatsächlich Innenstadt in einem buchen. alten RB Leipzig,
„Augsburger Land“ im Namen. Der Schweifgiebel Borussia Mönchengladbach, Park – 1. ein FC Archäologischer
Köln und 1. FSV Mainz 05: Sie
an der Hauptfassade des zweigeschossigen alle Vier waren - hier bereits zu Garten Gast, obwohl gehört das Hotel dazu. an
«
der Wertach
flügel baus der seit 1647 überlieferten Posthalterei erst Ende 2021 eröffnet wurde. Was sie schätzten, ist die ungestörte
Anfahrt über Weil eine Privatstraße auf dem Gelände und die Möglichkeit, beim Hotel zwei Grabungsfunde
belegen aus römischer zu können, Zeit verrät zutage Hoteldirektor kamen, Florian findet
oder drei
» In der Zusmarshauser Etagen exklusiv
Posthalterei hat schon Kaiser Falzboden. Der man gebürtige dort sogar Münchener einen Archäologischen – er ist „Wahl-Augsburger“ Garten. –
Napoleon genächtigt – freilich verweist aber Bei auch Tagungen darauf, dass im die Haus Fußball-Stars kann dieser ja nur Park ein kleines um
ohne den Komfort von heute. Segment
«
des das Gästeaufkommens Hotel samt dem darstellen, dortigen das Betten Apotheker- in Augsburgs und
größtem Hotel Sinnesgarten bucht. Denn genutzt 235 Zimmer werden. und Suiten bieten – citynah
in und der verkehrsgünstig Mit viel gelegen Grün wartet – eine Anlaufstation seit Kurzem sowohl auch ein für
lässt die Entstehung des Baudenkmals
Zeit des Barocks erkennen. Die später als die Königin „klassischen“ außergewöhnlicher Touristen wie für Geschäftsreisende. Übernachtungsbetrieb Tagungs- im und
Frankreichs enthauptete Habsburgerin Seminarveranstaltern Marie- „Naturpark bietet Augsburg–Westliche das Haus sechs Veranstaltungsräume
Wälder“ auf:
Antoinette soll im ehemaligen „Gasthaus samt zur einer Conference In der Staudengemeinde Hall. Sie genießen Fischach hier das im Angebot Landkreis eines
Post“ genächtigt haben. Auch der Franzosenkaiser Restaurants mit Augsburg Levante-Küche hat ein und Baumhaus-Hotel einer Bar. Weiterer eröffnet. Komfort:
Napoleon machte hier Rast. Vom heutigen ein Fitnessraum, Reizvoll ein Fahrradverleih kann auch und ein E-Tankstellen. Übernachtungsangebot
Gäste unter wie dem Einheimische Motto „modern in den trifft architek modern“ to nisch
Eines wird
Komfort und vom kulinarischen Angebot künftig desauswärtige feinen Hauses an der Augsburger Straße anspruchsvoll hätten sein, gestalteten zumal Baukomplex mit innovativer an der Langenmantelstraße
Zielsetzung. Ein
beide wohl nicht einmal zu träumen gewagt. locken: In der Beispiel warmen dafür Jahreszeit ist das können beim sie Universitätsklinikum
den Aufenthalt auf der
Die Kombination von denkmalgeschütztem 165 Quadratmeter Augsburg großen gelegene Dachterrasse „Hotel in der einsmehr fünften Etage im Westhouse“.
Innenhof Etwa die und Hälfte auf einer der Terrasse) Mitarbeiterinnen genießen.
(alternativ
sich im begrü̈nten Ambiente und Jetzt-Zeit-Komfort findet
im Übernachtungsangebot der Region Augsburg und Mitarbeiter des 2021 eröffneten Hotels
noch etliche Mal. „Geh doch ins Kloster“, » Weitere wäre Informationen hat ein Handicap: zum „Leonardo Sie nehmen Augsburg“: hier an einem
ein Tipp für Übernachtungsgäste im nördlichsten www.leonardo-hotels.de/augsburg/leonardo-hotel-augsburg
Programm zur beruflichen Qualifizierung teil.
Landkreis Augsburg: Im ehemaligen Benediktinerinnenkloster
Holzen hoch über dem Lechtal Augsburg als Standort von Kongressen, Tagungen
Weil der Tourismus boomt und die Stadt
finden Gäste des „Hotels Kloster Holzen“
Der
im„Haunstetter und Messen gefragt ist,
Hof“:
ist das Interesse
nah bei
der
historischen Ambiente der barocken
der
Kloster-Messanlage bei Allmannshofen zeitgemäßen Komfort. eben gering. Waren 2019 gerade mal rund
Hotelbranche
und
an Augsburg
südlich
samt
der
Umland
City
nicht
Die Verbindung von Hotel und Südlich Schlossder Augsburger 4500 Betten Innenstadt im Angebot, und damit gab nah es beim Ende Messe 2022 -
findet sich im ländlichen Aichacher Stadtteil zentrum Augsburg schon sowie rund beim 6000. Kongresszentrum Im Jahr 2022 haben „Kongress allein amin
Blumenthal: Gäste nächtigen dort in einer Park“ ehemaligen
Deutschordenskommende. Die guter Schloss-
Verkehrsanbindung, Das Auswahl die regionale ist – wie Küche erwähnt des Restaurants – groß, und im
liegt der „Augsburger sieben Hof“. neue Besucher Häuser schätzen eröffnet. die Lage mit
anlage zwischen zwei idyllischen Torbauten Hotel hat und nicht jeder zuletzt Gastgeber das Preis-Leistungs-Verhältnis bietet jeweils Vorteile des – Hauses. sei später einmal den Fuggern gehört.
nun das Konzept oder die Lage, der Preis oder
Dass man aber auch aus einem ehemaligen » Mehr zum der „Haunstetter Komfort. Hof“: Das AUGSBURGMagazin www.hotel-haunstetterhof.de listet
Gewerbebau mitten in der Großstadt etwas Besonderes
machen kann, belegt das „Best Western auf, die Mitglieder des Ver
auf Seite 96 sämtliche Hotels in der Region
Im Augsburger Stadtteil
Haunstetten
kehrsvereins
und
Region
somit
Hotel Augusta“ im Augsburger Stadtzentrum. Augsburg sind und von für der die Regio Besucher Augsburg des
Im ehemaligen Presse- und Druckhaus der Tourismus GmbH empfohlen Messegeländes werden. und des
Kongresszentrums verkehrsgünstig
mehr informiert ge legen:
» Zu den Hotels und weiteren Übernachtungsangeboten, Hotelpauschalen und
die Regio Augsburg Tourismus GmbH mit ihrer Broschüre „Übernachten in Augsburg der „Haun und stetter Region“, Hof“,
erhältlich in der Printversion oder digital (www.augsburg-tourismus.de/de/broschueren).
ein neues Hotel an der
Landsberger Straße.
Martin Platzer IV. (Bild unten) ist der Chef im Horgauer „Flair
Hotel Zum Schwarzen Reiter“. Die römische Vier hinter dem
Vornamen lässt erkennen, dass es vor ihm schon einige Platzer
mehr gab. Um den ersten der Familie, der 1764 eine bereits
1429 erwähnte Taverne an der Straße von Augsburg nach Paris
er warb, rankt sich eine romantische „Räuberpistole“. Georg
Johann Platzer hatte, so ist
überliefert, dem Preußenkönig
Friedrich II. in einem
Husarenregiment gedient.
Als Platzer 1763, am Ende
des Siebenjährigen Kriegs,
verabschiedet wurde, ritt er
in Richtung seines Heimat -
dorfs Stoffenried. Westlich
von Augsburg ver irrte sich
der Husar aber im Rauhen
Forst: Im finsteren Wald
stieß er auf eine Räuberbande
– und nahm den
gefürchteten Räuberhauptmann
in einer gewagten Aktion gefangen. Danach fand er den
Weg dank des Klangs der Horgauer Kirchglocke. Bereits 1477
hatte die mit den Fuggern verwandte Augsburger Patrizier -
familie Rehlinger Horgau als Herrschaft unweit der Reichsstadt
erworben: Wohl im dortigen Schloss lieferte Platzer den
Räuberhauptmann ab. Seine Helden tat wurde üppig entlohnt,
und schon bald kehrte er nach Horgau zurück: Dort ehelichte
er 1764 die Wirtstochter Maria Anna Baißele aus dem nahen
Holz winkeldorf Reutern und erwarb die Taverne, den ersten
Vor gängerbau des heutigen Hotels. Eine Gedenktafel im Wald
bei Horgau (am gut drei Kilometer langen „Schwarzer-Reiter-
Rundwanderweg“ im „Naturpark Augsburg–West liche Wälder“)
zeigt den Husaren auf seinem sich hoch aufbäumenden Ross.
Die Inschrift darunter überliefert das Geschehen. Wäre diese
Räuber geschichte nicht wahr, wäre sie zumindest gut erfunden.
Den reitenden Husaren entdeckt man an einem Zwerchgiebel
des „Flair Hotels Zum Schwarzen Reiter“ und – unübersehbar –
an einer Wand. Martin IV. Platzer – die siebte Generation nach
dem wackeren Vorfahren – erzählt, dass der Wald auch für das
jetzige Tagungs- und Wellnesshotel noch eine Rolle spielt. Dort
einen Räuber einzu sammeln und dann dafür eine Belohnung
zu kassieren, klappt heute zwar eher nicht mehr. Wanderer und
Radler schätzen jedoch die Wege im waldreichen Naturpark.
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Gasthof Wangerhof
86199 Augsburg-Inningen
www.wangerhof.de
Grandhotel Cosmopolis
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www.grandhotel-cosmopolis.org
Haunstetter Hof
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www.hotel-haunstetterhof.de
Haus Sankt Ulrich
86150 Augsburg
www.haus-sankt-ulrich.de
Holiday Inn Express
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www.ihg.com/holidayinnexpress/
Hotel Alpenhof
86154 Augsburg-Oberhausen
www.alpenhof-hotel.de
Hotel am alten Park
86150 Augsburg
www.hotel-am-alten-park.de
Hotel Am Rathaus
86150 Augsburg
www.hotel-am-rathaus-augsburg.de
Hotel Augsburger Hof
86152 Augsburg
www.augsburger-hof.de
Hotel Bayerischer Wirt
86167 Augsburg
www.bayerischer-wirt.de
Hotel einsmehr
86156 Augsburg
www.hotel-einsmehr.de
Hotel Fischertor
86152 Augsburg
www.hotel-fischertor.de
Hotel Goldener Falke
86154 Augsburg
www.goldener-falke.de
Hotel Ibis Augsburg Hauptbahnhof
86150 Augsburg
www.ibis.com
Hotel Ibis Augsburg Königsplatz
86150 Augsburg
www.ibis.com
Hotel Ibis Budget Augsburg City
86152 Augsburg
www.ibis-budget-hotelaugsburg-city.de
Hotel Langemarck
86156 Augsburg
www.hotel-langemarck.de
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86153 Augsburg
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Hotel Lochbrunner
86150 Augsburg
www.hotel-lochbrunner.de
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www.augsburg.intercityhotel.de
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www.quality-hotel-augsburg.de
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LKR Aichach-Friedberg
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Landgasthof Asum
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Eurohotel Friedberg
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Gasthof Kreisi
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Hotel Park Ambiente
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Landgasthof Aumiller
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Hotel Reidinger
86554 Pöttmes
www.hotel-reidinger.de
Landgasthof Huber
86504 Steinach
www.landhotel-gasthof-huber.de
LKR Augsburg
Parkhotel Schmid
86477 Adelsried
www.parkhotel-schmid.de
Hotel Kloster Holzen
86695 Allmannshofen
www.kloster-holzen.de
Gasthof Magg
86485 Biberbach
www.gasthof-magg.de
Hotel Schempp
86399 Bobingen
www.hotel-schempp.de
Gasthof Zur Traube
86850 Fischach
www.traube-fischach.de
Arthotel ANA Petite
86368 Gersthofen
www.ana-hotels.com
Gersthofer Auszeit
86368 Gersthofen
www.gersthofer-auszeit.de
Hotel Asgard
86368 Gersthofen
www.hotellerie-asgard.de
Hotel Römerstadt
86368 Gersthofen
www.hotel-roemerstadt.de
Hotel Sonnenhof
86356 Gersthofen
www.sonnenhof.augsburg.de
Hiltenfinger Keller
86856 Hiltenfingen
www.hiltenfinger-keller.de
Flairhotel Zum Schwarzen Reiter
86497 Horgau
www.zumschwarzenreiter.de
Best Hotel Zeller
86343 Königsbrunn
www.hotelzeller.de
Best Western Hotel
am Europaplatz
86343 Königsbrunn
www.hotel-europaplatz.
bestwestern.de
Hotel Königsbrunner Hof
86343 Königsbrunn
www.koenigsbrunner-hof.de
Gasthof Pension Hubertus
86872 Konradshofen
www.hubertus-konradshofen.de
Schlemmerhütte
86462 Langweid
www.schlemmerhuette-langweid.de
Gasthof Zum Adler
86868 Mittelneufnach
www.adler-zott.de
Select Hotel Augsburg
86356 Neusäß
www.select-hotels.com
Gasthof Fuchs
86356 Neusäß-Steppach
www.gasthoffuchs.de
Gasthof Donderer
86845 Reinhartshofen
www.gasthof-donderer.de
Hotel Deutschenbaur
86830 Schwabmünchen
www.hotel-deutschenbaur.de
Hotel Weinberger
86391 Stadtbergen
www.hotel-weinberger.de
Lechpark Hotel
86836 Untermeitingen
www.lechpark-hotel.de
Landgasthof Zum Hirsch
86465 Welden
www.landgasthofzumhirsch.de
Gästehaus Eisele
86473 Ziemetshausen
www.gaestehaus-eisele.de
Gasthof Adler
86473 Ziemetshausen
www.adler-ziemetshausen.de
Gästehaus Kranzfelder
86441 Zusmarshausen
www.gaestehaus-kranzfelder.de
Romantik Hotel Alte Posthalterei
86441 Zusmarshausen
www.posthalterei.com
LKR Donau-Ries
Parkhotel Donauwörth
86609 Donauwörth
www.parkhotel-donauwoerth.de
Alte Brauerei Mertingen
86690 Mertingen
www.alte-brauerei-mertingen.de
Schloss Leitheim
86687 Leitheim
www.schloss-leitheim.de
LKR Günzburg
Burgau-Hotel-Sonnenhof
89331 Burgau
www.sonnenhof-burgau.de
Euro Hotel Günzburg
89312 Günzburg
www.eurohotelguenzburg.de
Vienna House Easy Günzburg
89312 Günzburg
www.viennahouse.com/de/
easy-guenzburg
Hotel Heike garni
89359 Kleinkötz
www.hotel-heike.de
Gasthaus Adler
89361 Landensberg – Glöttweng
www.adler-gloettweng.de
LKR Landsberg am Lech
Gasthof Zur Brücke
86916 Kaufering
www.gasthofzurbruecke.de
Vienna House Easy Landsberg
86899 Landsberg a. Lech
www.viennahouse.com
S T ART
A G AIN
REN AISSA N C E A UGS B URG
D E S I G N BY
N ATA L I J A RIB O V I C
EINE KAMPAGNE FÜR DEN PERLACHTURM
Imposanter Dreiklang
der Renaissance in
Deutschland: Mit dem
Rathaus (angeschnitten
rechts im Bild), dem
UNESCO-Welterbe
Augustusbrunnen und
dem Perlachturm verfügt
Augsburg über ein
Ensemble, das viel dazu
beiträgt, dass es sich
als „nördlichste Stadt
Italiens“ bezeichnen
kann. Der 70 Meter
hohe Turm wird derzeit
baulich saniert. Eine
Fund raisingkampagne
soll nun dabei helfen,
auch das Innere des
Turms aufzupeppen.
Prima Perspektive für den Perlachturm
Der Perlachturm, eine der großen Sehenswürdigkeiten Augsburgs, ist (nach 400 Jahren)
in die Jahre gekommen. Aktuell ist der Aussichtsturm deshalb wegen seiner Renovierung
geschlossen. Eine Fundraisingkampagne will jetzt die Wiederbelebung dieses Turms unterstützen:
Dabei geht es nicht um Gelder für die bauliche Sanierung, denn das übernehmen
Vater Staat und die Stadt. Das Ziel ist es vielmehr, die Aufenthaltsqualität im Inneren des
Turms zu heben. Auch das Glockenspiel des Perlachturms soll erweitert werden.
Im romanischen Untergeschoss
des Perlachturms
kann es schon
mal romantisch eng
werden. Anschließend
geht es über weit mehr
als hundert Treppenstufen
hinauf zur Aussichtsplattform
unter
der Turmhaube. Eine
transparente stählerne
Treppenkonstruktion
soll künftig die ganze
Höhe des Turms auch
innen erlebbar machen.
Der Perlachturm ist ein Wahrzeichen
der Stadt Augsburg. Im „Zwillings-
Look“ steht der von Elias Holl bis
1616 umgestaltete Glockenturm der
Kirche St. Peter am Perlach neben dem im Stil
der Fassade eng mit ihm „verwandten“ Rathaus.
Der imposante Turm, ein 70 Meter hohes Bauwerk,
bereitet den Augsburgern zwei Probleme.
Das kleinere ist der Name: Unaus rottbar geistert
die Mär von einem Bärentanzplatz am Perlachberg
durch die Stadt. Da bei hat der Sprachforscher
Rupert Zettl längst be legt, dass der Name
Perlach nicht auf Bären, sondern auf den Platz
über dem (eiszeitlichen) Lechufer verweist.
Das weitaus größere Problem aber ist: Teile
des Turms sind baufällig und müssen saniert
werden. Der Aussichtsturm, der einen weiten
Blick über Augsburg, auf das Umland und auf
die Alpen erlaubt, ist darum 2023 geschlossen.
Mit seiner Sanierung soll auch das Innere
des Turms proper werden und noch mehr Aufenthaltsqualität
– etwa Raum für Ausstellungen –
bieten. Die Stadt und der Verkehrsverein Augsburg,
die Regio Augsburg Tourismus GmbH
und die altaugsburggesellschaft haben dafür
eine Fund raisingkampagne kreiert: Augsburger
und Augsburg-Liebhaber können dabei mithelfen,
dass der Perlachurm noch attraktiver wird.
» Mehr zum Perlachturm: www.augsburg-tourismus.de/de/poi/perlachturm
»Mehr zur Fundraisingkampagne und zum Spendenkonto: www.augsburg-tourismus.de
Ziele für Augsburger
und auswärtige Gäste:
das Turamichele-Spiel
um den Michaelitag und
die Aussicht über Stadt
und Land. Der Klang
des Glockenspiels er -
innert an die Mozarts
und an Bertolt Brecht.
982
Text:
Martin Kluger
Fotografie:
Martin Kluger (4)
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