Regio Augsburg Magazin 2024
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RegioMagazin 2024
AUGSBURG
Wittelsbacher Land & Augsburger Land
ZUM WELTERBE: WO
AUGSBURG „LECHELT“
Entlang des Lechs lernt man
UNESCO-Welterbe am Fluss
per Rad oder zu Fuß kennen
RÖMERSTADT UND
RENAISSANCESTADT
Eine der ältesten deutschen
Städte – und die Antike im
Augsburg der Renaissance
ST. ULRICHS JUBILÄUM:
2024 FOLGT TEIL ZWEI
Der Heilige erinnert an die
Schlacht auf dem Lechfeld –
und an das Augsburger Wasser
EIN STREIFZUG DURCH
500 JAHRE KUNST
Holbeins gotische Malerei,
große Namen im Glaspalast
und Talente unterm Teer
INHALT
8 18 26
40 52 60
8
AUGSBURG,
SEIN WASSER UND SEIN WELTERBE
UNESCO-Welterbe am Lech: wo
Augsburg ganz besonders „lechelt“
2024 erlesen
18
26
Radeln, schauen, staunen und baden: vom Hochablassüber
die Wertachmündung zum Nördlichen Lechkanal
Augsburger Kanäle, die Wasserwerke und Wassertürme,
Wasserkraftwerke und Monumentalbrunnen sind seit
2019 UNESCO-Welterbe. Am Lech erlebt man die Verbindung
von Natur, Technik und Architektur zwischen
dem Hoch ablass und dem Wasserkraftwerk Meitingen.
VIEL WALD, VIEL AUF UND AB, VIEL BAROCK
50 Jahre Naturpark – ein rundes
Jubiläum im Land vor den Alpen
2500 Kilometer Wander- und Radwanderwege,
lohnende Ziele – und ab und zu ein Blick auf die Alpen
Zugegeben: Den Blick auf die nahen Berge genießt
man natürlich nur bei Föhnwetter – aber immerhin.
Doch der Weg in den hügel-, baum- und wasserrreichen
Naturpark westlich von Augsburg lohnt sich ganzjährig.
Und für jede Witterung findet man hier passende Ziele.
VON DER ANTIKE ZUR RENAISSANCEKUNST
Eine der wichtigsten Römerstädte
Deutschlands – Augsburg
40
52
MIT SPANNENDEN TOUREN GESCHICHTE ERLEBEN
Ins „Wittelsbacher Land“ – zu
Schlössern, zu Spuren und zu „Sisi“
Die Wittelsbacher nannten sich nach Unterwittelsbach:
dort wie drumherum gibt es einiges zu entdecken
Schlösser und Stadt mauern, Denkmäler und Kirchen
er innern an die Wittelsbacher im „Wittelsbacher Land“.
Im Wittelsbacherschloss in Friedberg geht es 2024 auch
um die spannende Epoche vor den Wittelsbachern.
GOTIK, OST-WEST-KUNST UND DIE KUNSTHALLE UG
Kunst im Glaspalast, „Talente unterm
Teer“ und Hans Holbeins Jubiläum
Malerei und Bildhauerei in Augsburg – eine Suche nach
berühmten alten Meistern und den „jungen Wilden“
Die Liste der Künstler im „Kunstmuseum Walter“ im
Glaspalast liest sich wie ein Who’s who der deutschen
Malerei. In einer Unterführung beim Tagungszentrum
„Kongress am Park“ sieht man junge heimische „Talente
unterm Teer“. Einem der Großen der gotischen Malerei,
Hans Holbein d. Ä, ist 2024 ein Gedenkjahr gewidmet.
Fotografie: Martin Kluger (5), Wolfgang B. Kleiner (1)
32
Spaziergänge und Stadtbesichtigungen zu Spuren der
Antike, der Cäsaren, antiker Götter und erster Christen
Augsburg, das von den Römern gegründete Augusta
Vindelicum, war nördlich der Alpen eine der wichtigsten
Städte des Römischen Reichs. Auf Antike trifft man in
Augsburg auf Schritt und Tritt – auf Grabungsfunde in
der Ausstellung „Römer lager – Das römische Augsburg
in Kisten“, aber auch auf römische Götter, Cäsaren und
antike Sagengestalten als Kunst der Renaissance.
DER HEILIGE UND EIN EPOCHALES EREIGNIS
St. Ulrich: 2024 folgt Teil zwei
seines großen Jubiläumsjahrs
Der Bischof von Augsburg, ein Brunnenheiliger und
Wasserpatron – und die Schlacht auf dem Lechfeld
Die Schlacht auf dem Lechfeld im Jahr 955 kennt wohl
jeder. Was aber ist davon zu sehen? Jede Menge – in
Kirchen, auf Straßen und Plätzen sowie in Museen in
der und um die Bischofsstadt Augsburg. Den Heiligen
findet man auch vor dem und im Haus Sankt Ulrich.
60
FOTOMOTIVE, DIE SCHON MAL ERRÖTEN LASSEN
Augsburg kurios – vom Ottifanten
bis zu zwei nackten Hinterteilen
Ziemlich originelle Stationen – und immer wieder ein
Motiv fürs Erinnerungsfoto vom Aufenthalt in Augsburg
Kuriose und originelle Stationen eines Städtetrips: In
den Groteskenmalereien im Augsburger Rathaus pinkelt
ein Putto in den Goldenen Saal, und ein nackter A …
erinnert ans konfessionelle Zeitalter. Den Hintern zeigt
auch eine Figur am Vogeltor. Dem Stoinernen Ma an der
Stadtmauer die Nase zu reiben, soll Glück bringen. Und
das Fuggerhaus ziert der Ottifant einer kleinen Gräfin.
AUSSERDEM (UND EINIGES MEHR)
48 Im „Wittelsbacher Land“ – „Sisis“ Mode im Schloss
66 Viel Musik in der Mozartstadt – von Klassik bis Jazz
76 Die „Europäische Fuggerstraße“: Route zum Bergbau
92 Augsburgs Welterbe nun auch in „Kongress am Park“
96 Im Stadtwald: Wege im „Waldgebiet des Jahres“ 2024
3
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Ob themenbasierte Stadtführungen mit Jim Knopf
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Fotografie: Martin Kluger (1), Kongress am Park (1), privat (1)
Klingt nicht schlecht, oder?
In Augsburg hat Bayern angefangen …
Dass Augsburg „eine der spannendsten Städte Deutschlands“
ist, stand schon im letzten Jahr an dieser Stelle zu lesen.
Nichts Neues also? Von wegen. Gerade in der letzten Zeit
ist auch den Augsburgern selbst mal wieder so richtig
bewusst geworden, wie viel Geschichte und Geschichten
(und damit Erlebnisse und Sehenswertes) in ihrer Stadt
stecken. Eine Stadt, die sich als die „Keimzelle“ des heutigen
Kulturlandes Bayern bezeichnen kann. Denn in der einstigen
Hauptstadt der römischen Provinz Raetien ging es (neben
dem römischen Kempten) so richtig los mit Handel, Technik,
Kunst und Baukunst im heutigen Bayern. Sogar die ältesten
Spuren des Christentums in Bayern hat man in Augsburg
gefunden. Am Rande: Augsburg ist weit mehr als tausend
Jahre älter als das nahe München – da kommt schon einiges
zusammen, worüber man sprechen, schreiben und staunen
kann.
Man könnte auch sagen: Augsburg hat Geschichte gemacht.
In der Antike als Wiege eines Kulturlandes. Im Mittelalter
als Bischofsstadt: Dass Bischof Ulrich hier die Ungarn im
Jahr 955 in der Schlacht auf dem Lechfeld besiegt hat, hat
die Geschichte Europas verändert – ein Jubiläumsjahr und
eine Ausstellung weisen 2024 darauf hin. 2025 folgt ein
Gedenkjahr, das in die Frühe Neuzeit und damit ins Zeit -
alter der Renaissance führt: Dann steht der 500. Todestag
Jakob Fuggers „des Reichen“ an, und damit die Erinnerung
an Reichstage der Habsburger und den Glanz des „goldenen
Augsburgs der Renaissance“, das mitnichten für alle golden
war, wie man im „Fugger und Welser Erlebnismuseum“
und in der Fuggerei erfährt. Dass in der Stadt der Mozarts
und Bertolt Brechts die Technik und das Wasser des Lechs
stets eine gewichtige Rolle gespielt haben, unterstreicht das
„Augsburger Wassermanagement-System“, das mit seinen
Wasserwerken und Kanälen, mit drei Monumentalbrunnen
und frühen Wasserkraftwerken zum UNESCO-Welt erbe
zählt. Es gibt hier und im Augsburger Umland also einiges
zu entdecken – für Tagesausflügler ebenso wie für Kulturtouristen,
für Tagungs-, Kongress- und Messegäste.
Lassen Sie sich also von Augsburg und seinen Nachbarn,
dem „Wittelsbacher Land“ und dem „Augsburger Land“,
überraschen – und begeistern. Herzlich willkommen.
Dr. Wolfgang Hübschle
Aufsichtsratsvorsitzender
der Regio Augsburg
Tourismus GmbH
Götz Beck
Tourismusdirektor
Regio Augsburg
Tourismus GmbH
Kultur und Kaffeegenuss in unseren
Museumsshops: regional, fair, nachhaltig
In den Museumsshops der Regio Augsburg Tourismus GmbH
findet man Gutes für Leib und Seele: Kaffee und Kuchen,
Souvenirs, Augsburg-Literatur und mehr – aber auch ungewöhnliche
Produkte mit Augsburg-Bezug von lokalen Unternehmen
und Einrichtungen: regional, fair und nachhaltig.
Souvenirs und Literatur gibt es im Brechthaus, im Leopold-
Mozart-Haus und im „H2 – Zentrum für Gegenwartskunst“,
darüber hinaus auch Bewirtung im Maximilianmuseum, im
Schaezlerpalais sowie im Fugger und Welser Erlebnismuseum.
Auskünfte, Broschüren, Führungen, Souvenirs und Produkte
der neuen Modelinie „RENAISSANCE – start again“ erhalten
Gäste der Region außerdem am Augsburger Rathausplatz in
der Tourist-Information der Regio Augsburg Tourismus GmbH.
Impressum
Veranstaltungstermine im Jahr 2024:
www.augsburg-tourismus.de
» Herausgeber
Regio Augsburg Tourismus GmbH
Schießgrabenstraße 14, 86150 Augsburg
Verantwortlich: Götz Beck,
Tourismusdirektor (V.i.S.d.P.)
tourismus@regio-augsburg.de
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» Verlag
context verlag Augsburg | Nürnberg
Martin Kluger
Frohsinnstraße 11, 86150 Augsburg
Telefon 0821 313161 | 0821 313162 | 0821 313163
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»Redaktion
Martin Kluger (verantwortlich)
Candida Sisto
Jessica Münderlein
» Layout und grafische Produktion
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»Druck
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Alle Angaben und Termine ohne Gewähr. Stand: 01/2024
5 5
Wir laden herzlich ein
74. Sudetendeutscher Tag
in Augsburg, Messe
17. bis 19. Mai 2024
Begegnung
Geschichte und
Kultur und
Brauchtum
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und Tschechen –
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AUGSBURG-STADTPLAN MIT DEN GRÖSSTEN SEHENSWÜRDIGKEITEN
ÖFFENTLICHER STADTRUNDGANG
„Auf den Spuren von Fugger, Mozart
und Brecht – in der Welt erbestadt Augsburg“
Januar – März: Mo. – Do. 11 Uhr (DE/EN), Fr./Sa./So. 11 (DE)
und 14 Uhr (DE/EN), April – Dezember: täglich 11 (DE) und
14 Uhr (DE/EN). Juli – September: Do. – So. 14 Uhr (EN)
Mehr zu allen Stadtführungen: Telefon 0821 50207-0 |
Tourist-Information, Rathausplatz 1 | www.augsburg-tourismus.de
AUGSBURG. STADTFÜHRER ZUM WELTERBE
WASSER UND ZU 2000 JAHREN GESCHICHTE
Augsburgs Wasserwirtschaft ist UNESCO-Welterbe,
und dieser Stadtführer leitet zu den Denkmälern.
Außerdem zu den Spuren der Römer, der Fugger und
der Mozarts, von Bertolt Brecht und Rudolf Diesel, ins
Rathaus, in den Dom, die Fuggerei und die Augs burger
Puppen kiste. 168 Seiten mit mehr als 320 Fotos.
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BP
Senkelbachstraße
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A n
traße
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der Blauen
Garten
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Katzenstadel
Kappe
23
tachbrucker-Tor-Straße
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Bahnhofstraße
Georgenstraße
Auf dem Kreuz
Holbeinstraße
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Gögginger Straße
Klinkertorstraße
Volkhartstraße
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Alte Gasse
Heilig- Kreuz-Stra ße
20
Kohlergasse
Theaterstraße
Ernst-
Reuter-
Platz
Stadtmarkt
Klinkertorplatz
Kennedy-
Platz
Schaezlerstraße
11
Hermanstraße
Beim Hafnerberg
Jesuitengasse
Ludwigstraße
Fuggerstraße
Völkstraße
Hafnerberg
Im Thäle
F
Königsplatz
Bus
&
Tram
Beethovenstraße
Frohsinnstraße
Alpenstraße
Kuhgässchen
Kornhausgasse
Kesselmarkt
19
Meister-
Bleigässchen
Hallstraße
Kapuzinergasse
Neidhartstraße
Karmelitengasse
Grottenau Karlstraße
Völkstraße
WC
Völkstraße
BP
Kleine Grottenau
9
Stettenstraße
Pfärrle
Frauentorstraße
WC
Steingasse
Unter dem
Bogen
Hoher Weg
Pe utingerstraße
Annastraße
8
6
WC F
Phil.-Welser-Straße
Bgm.-Fischer-Straße
Konrad-Adenauer-Allee
Schießgrabenstraße
7
BH
Obstmarkt
10
Zeuggasse
Äußeres Pfaffengässchen
Mittleres Pfaffengässchen
5
F
Katharinengasse
Karolinenstraße
2
Mauerb
Schmiedberg
Theodor-Heuss-
Platz
Stephingerberg
erg
Hunoldsgraben
Beim
Pfaffenkeller
Spenglergässchen
WC
3
Armenhausgasse
Weite Gasse
Kitzenmarkt
Leonhardsberg
F
1
Karmelitenmauer
Wintergasse Dominikanergasse
12
Maximilianstraße
13
4
Afrawald
Schwibbogenplatz
Ulrichsplatz
Kappelberg
21
18
14
Pr
Schwedenweg
Müllerstraße
Bei den
sieben
Kindeln
Vorderer Lech
Am Rößlebad
Mittlerer Graben
Unterer Graben
edigerberg
Kirchgasse
Ulri c hsgasse
Kanalstraße
Bert-Brecht-Straße
Pulver gässchen
Henisiusstraße
F
I
II
Hinterer
III
IV
V
Pilgerhausstraße
Mittlerer Lech
Eserwallstraße
Lech
Milchberg
BP
Bäckergasse
Quergässchen
Jakoberstraße
Oberer Graben
Schlossermauer
Am Schwall
Am Brun n enlech
Spitalgasse
Schwibbogengasse
Klauckestraße
Lauterlech
Am Eser
BP
Rotes Tor
Freilichtbühne
Franziskanergasse
Stephansplatz
Forsterstraße
Schwibbogenmauer
Riedlerstraße
Bei St. Max
Margaretenstraße
15
16
F WC
Hasengasse
Bei der
Jakobskirche
17
Jakobspl a tz
Veits-Gasse
Remboldstraße
Rote-Torwall-Straße
Oblatterwallstraße
Kahnfahrt
Vesaliusstraße
Gänsbühl
Paracelsusstraße
Lochgässchen
Vogelmauer
Rauwolffstraße
Kappeneck
Jakoberwallstraße
Wagenhalsstraße
Wolfsgässchen
BP
F
Wolfsgässchen
Provinostraße
Prinzstraße
Untere Jakobermauer
Gärtnerstraße
Oblatterwallstraße
Jakoberstraße
Wagenhalsstraße
Rosengasse
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Obere
Werner-Haas-Straße
Friedberger Straße/B300
BP
Jakobermauer
Obgm.-Dreifuß-Straße
Tourist-Information
Parkplatz/Parkhaus
BP Busparkplatz
BH Bushaltepunkt
WC Öffentliche Toilette
F Fahrradmietstation
Nagahama-Allee
Bergmühlst raße
Argonstraße
Zobelstraße
Raunerstraße
Theodor-Wiedemann-Straße
Obgm.-Hohner-Str.
str aße
Provino
22
Sanderstraße
© context verlag Augsburg | Nürnberg
1
Rathaus und Perlachturm
7
Diözesanmuseum St. Afra
13
Schaezlerpalais
18
Brechthaus
2
Augustusbrunnen
8
Mozarthaus
14
Ulrichskirchen
19
Naturmuseum und Planetarium
3
Merkurbrunnen
9
St.-Anna-Kirche
15
Heilig-Geist-Spital/Puppenkiste
20
Heilig-Kreuz-Kirchen
4
Herkulesbrunnen
10
Maximilianmuseum
16
Wasserwerk am Roten Tor/
21
Fugger und Welser Erlebnismuseum
5
Zeughaus/Römerlager
11
Synagoge
Freilichtbühne am Roten Tor
22
Textil- und Industriemuseum (tim)
6
Dom und Fronhof
12
Fuggerhäuser
17
Fuggerei/Museen in der Fuggerei
23
Kongresszentrum und Hotelturm
Rathaus und Perlachturm, Großes Haus des Staatstheaters Augsburg und St. Magdalena im Jahr 2024 wegen Sanierungsarbeiten geschlossen
7
Text:
Martin Kluger
Fotografie:
Martin Kluger (10)
8
SIEBENMAL UNESCO-WELTERBE IM UND AM LECH
Wo Augsburg
wasserreich „lechelt“
Radeln, staunen, auch mal was lernen: vom Hochablass
über die Wertachmündung zum Ende des Nördlichen Lechkanals
Augsburger Kanäle, Wasserwerke und Wassertürme, Wasserkraftwerke
und Monumentalbrunnen sind seit 2019 UNESCO-Welterbe.
Das Wasser dafür kommt überwiegend aus dem Lech oder aus dem
Grundwasser im Lechtal. Am Ufer des Lechs „lechelt“ Augsburgs
Welterbe besonders intensiv: Im oder am Fluss sieht man die welterbewürdige
Verbindung von Wasser, Technik und Architektur an
insgesamt sieben Objekten der Welterbe-Stätte. Wer dem Lauf des
Flusses vom Augsburger Hochablass bis zum Ende des Nördlichen
Lechkanals im „Augsburger Land“ zum Beispiel mit dem Fahrrad
folgt, rollt an diesen Denkmälern vorbei. Im Lechmuseum Bayern
im Wasserkraftwerk Langweid kann man dem Fluss und seinem Tal
vom Lechquellengebirge bis zur Mündung in die Donau folgen. Sogar
alle 22 Objekte des Augsburger Welterbes lernt man dort kennen.
9
SIEBENMAL ZUM UNESCO-WELTERBE: VOM HOCHABLASS LECHABWÄRTS
Zwei steinerne
Figuren am west lichen
Ende d es Hochablasses,
eines bis zum Jahr 1912
erbauten Stauwehrs
im Lech, illustrieren
die wirtschaftliche
Bedeutung des Flusses
für die Entwicklung der
früh industrialisierten
Stadt. Die männliche
Figur steht für die bis
zum Beginn des Eisen -
bahnzeit alters wichtige
Flößerei. Die Figur der
„Industria“ bezeugt die
Rolle des Lechs für das
Handwerk und frühe
Augsburger Fabriken.
1878/79 war nah beim
damals noch aus Holz
und Steinen erbauten
Stauwehr im Lech
das Wasserwerk am
Hochablass in Betrieb
genommen worden.
10 10
Der offizielle Name des UNESCO-
Welterbes am Lech – „Augsburger
Wasser management-System“ – verrät
dem wissbegierigen Besucher zunächst
einmal nicht sonderlich viel darüber,
was in der Welterbe-Stadt tatsächlich zu entdecken
wäre. Nämlich Denkmäler der Trinkwasserversorgung
und der Wasserkraftnutzung –
Wasserwerke und Wassertürme, Wasserbauwerke,
Kanäle und Wasserkraftwerke sowie die spektakuläre
Brunnenkunst aus der Zeit um 1600.
Die historischen Wassertürme, teils die im Kern
ältesten bestehenden Mitteleuropas, die äußerst
idyllische Kanallandschaft im Ulrichs- und Lechviertel
sowie Weltkunst in Form der Brunnenbronzen
am Augustusbrunnen, am Merkurbrunnen
und am Herkulesbrunnen entdeckt
man relativ weit seitab des größten Wasserlieferanten
dieser Welterbe-Stätte – des Lechs. Nicht
zuletzt verdeutlichen die Welterbe-Ojekte im
Stadtzentrum nur sehr bedingt den Augsburger
Wasserreichtum, wie man ihn zum Beispiel
direkt an diesem Gebirgsfluss erleben kann,
der weit östlich der Altstadt vorbeiströmt.
Direkt am und teils sogar im Fluss findet
man freilich auch sieben Objekte des Augsburger
Welterbes, die nicht für das Mittelalter oder
die Frühe Neuzeit, für späte Renaissance oder
für barocke Baukunst stehen, sondern für einen
der vielleicht spannendsten Themenkomplexe
in der ehemaligen Industriemetropole. Denn
dieses Augsburg wurde wegen seines „Gürtels“
von Fabrikschlössern um die alten Stadtmauern
in der Zeit um 1900 schon auch mal „deutsches
Manchester“ genannt. Sechs Welterbe-Objekte
aus Augsburgs großer Ära als Industriestadt
(und ein noch Jahrzehnte jüngeres) sieht man
direkt am Fluss: ein Wasserbauwerk von 1911/12,
ein Wasserwerk von 1878/9 sowie vier Wasserkraftwerke
aus den Jahren 1901, 1902, 1907
und 1922. Auf all diese Denkmäler und auf ein
bundesweit wohl einzigartiges Flussmuseum
stößt man auf der rund 25 Kilometer langen
Fließstrecke des Lechs zwischen dem Hochablass
»
Baukunst und Brunnenkunst
des Augsburger Welterbes
findet man in der Altstadt, die
Ingenieurskunst am Lech.
«
und dem Wasserkraftwerk am Nördlichen Lechkanal
bei Meitingen.
Diese Denkmäler der Wasserwirtschaft kann
man auch andersherum, also flussaufwärts
(be-)suchen. Denn findige Touristiker haben
den „Lechradweg“ ins Leben gerufen, der von
der Mündung des Lechs in die Donau bis in
die Alpen führt, wo dieser Gebirgsfluss entspringt.
Wer aber die Tour oder die Denkmalsuche
am Hochablass beginnt, steht auf einem 1911/12
als Stahlbetonkonstruktion errichteten Wasserbauwerk
im Lech. Über das Querbauwerk im
Fluss gelangt man zu Fuß von einem Ufer zum
anderen. Im Unterwasser sieht man den Lech
noch für ein kurzes Stück als wilden Gebirgsfluss,
dessen Wasser Kiesbänke umspült. Auf dem
Bauwerk, eines der 22 Objekte der Augsburger
Welterbe-Stätte, kann man manchmal die kühle
SIEBENMAL ZUM UNESCO-WELTERBE: VOM HOCHABLASS LECHABWÄRTS
Die mehrere Meter
hohen Windkessel im
Wasserwerk am Hochablass
sind imposante
gusseiserne, in Teilen
auch handgeschmiedete
„Dinosaurier“ der
Trinkwassertechnik –
ein Wasserhebesystem
„made in Augsburg“,
1878/79 gefertigt von
der Maschinenfabrik
Augsburg. In der Stadt
am Lech be herr schte
man seit Jahrhunderten
das technische Prinzip
des Hebens von Wasser
durch Wasser. Das 1973
stillgelegte Wasserwerk
ist ein europa weit
bedeutendes Denkmal
der Industrie kultur.
Gebirgsluft aus den nahen Alpen spüren. Am
östlichen Ufer liegt der Kuhsee: Augsburgs
„Lago di Lech“ ist ein beliebter, familienfreundlich
angelegter Badesee. An der Westseite des
Hochablasses wird das Flusswasser ausgestaut,
das danach im Stadtgebiet das Netz der Lechkanäle
mit seinen insgesamt beinahe 80 Kilometern
Länge durchströmt. Ein Glockentürmchen
ziert den Hochablass, an dessen westlichem
Ende zwei Steinfiguren die hohe Bedeutung
des Lechs für die Flößerei sowie für das Handwerk
und die Industrie versinnbildlichen.
Zwei weitere Objekte des Augsburger Welterbes
liegen gleich nebenan. Das am Hochablass
ausgestaute Flusswasser strömt im Neubach
unter dem Wasserwerk am Hochablass hindurch.
Das Kanalwasser treibt heute Strom erzeugende
Turbinen an. Denn das Wasserwerk, das ganz
Augsburg mit Trinkwasser beliefert hatte, wurde
»
Was Augsburg beherrschte,
sieht man auch im Wasserwerk
am Hochablass – die Kunst,
Wasser mit Wasser zu heben.
«
1973 stillgelegt. Im Baudenkmal, das wie ein
Fabrikschloss im Stil der Neorenaissance errichtet
wurde, sieht man bei Führungen auch heute
noch die riesigen schwarzen gusseisernen Druckpumpen
und Windkessel – imposante, teils
Der Eiskanal ist das mit
Abstand jüngste Objekt
unter den 22 Objekten
der Augsburger Welt -
erbe-Stätte. Dieser bis
1972 umgebaute und
verlängerte Lechkanal
wird kurz hinter dem
Wasserwerk am Hochablass
aus dem Hauptstadtbach
abgezweigt.
Der anlässlich der
Olympischen Sommer -
spiele des Jahres 1972
schwungvoll angelegte
Eis kanal ist die erste
von Menschenhand ge -
schaffene Kanu slalo m -
strecke der Welt.
11 11
SIEBENMAL ZUM UNESCO-WELTERBE: VOM HOCHABLASS LECHABWÄRTS
Das Wasserkraftwerk
bei Gersthofen ging
1901 zwar nicht als
erstes, aber doch als
das erste große Strom
erzeugende Wasserkraftwerk
in der Region
Augsburg in Betrieb.
Mit dem Fabrikkraftwerk
begann zugleich
die Elektrifizierung
der Region – aber noch
nicht die der Stadt
Augsburg, wo der
Magistrat die Strom -
erzeugung aus Wasserkraft
ablehnte und
noch jahrelang auf
städtische Gaswerke
setzte. Heute ist das
Gersthofer Kraftwerk
ein Objekt des Augsburger
Welterbes.
handgeschmiedete „Dinosaurier“ der Hydrotechnik.
Das Pumpensystem im Wasserwerk,
das 1879 in Betrieb genommen wurde, wurde
bei der Maschinenfabrik Augsburg gefertigt.
Die Technik, wie man Wasser von unten nach
oben fördert, hatte man in dieser Stadt im
Lauf der Jahrhunderte perfektioniert: „Wasser
mit Wasser heben“ hieß die Devise. Das Wasserwerk
am Hochablass ist ein europaweit herausragendes
Denkmal der Industriekultur.
Weltweit die „Nummer eins“ war 1972 der
gleich nach dem Wasserwerk abgezweigte Eiskanal.
Hier wurde ein ehemaliger Ablasskanal
verlängert und zur ersten künstlich angelegten
Kanuslalomstrecke der Welt ausgebaut. An
dieser schwungvoll angelegten Strecke fanden
die Wettbewerbe der Olympischen Sommerspiele
von München, Augsburg und Kiel im Jahr 1972
statt. Dieser junge Lechkanal ist ebenfalls ein
Objekt des Welterbes. Athleten aus aller Welt
beim Training zusehen kann man hier in der
warmen Jahreszeit des Öfteren auch noch.
»
Vier frühe Strom erzeugende
Wasserkraftwerke am Lech
gehören zu den 22 Objekten
des Augsburger Welterbes.
«
Zehn der 22 Objekte des Augsburger Welterbes
sind Strom erzeugende Wasserkraftwerke.
Mehrere davon liegen – nach dem Hochablass
flussabwärts – nah am Lech. Wer diesem Fluss
folgt, stößt auf der Wolfzahnau, der Halbinsel
im Mündungsdreieck von Lech und Wertach,
auf einen Blankziegelbau: Das Wasserkraftwerk
auf der Wolfzahnau erzeugte ab 1902 den Strom
Das Wasserkraftwerk
Langweid ging 1907
am Nördlichen Lechkanal
in Betrieb. Der
Bau des Treibwasser -
kanals war damals unabdingbar:
Man konnte
noch keine Flusskraftwerke
errichten.
Der Lech fließt hier
wenige Schritte östlich
des parallel zum
Flussbett gegrabenen
Treib wasser kanals.
Auf dem Kanaldamm
zwischen dem Lech -
mutterbett und dem
Nördlichen Lechkanal
verläuft ein Stück des
neu konzipierten
„Lechradwegs“.
12 12
Lechmuseum erleben!
Das Lechmuseum Bayern im Wasserkraftwerk Langweid
ist die multimediale Inszenierung des Flusses.
Das Lechmuseum hat jeden ersten Sonntag im Monat
von 10 bis 18 Uhr geöffnet.
Fragen? Unter Telefon 0821/328-1658
beantworten wir diese gern.
www.lechmuseum.de
Auf dem Kr
eu
uz 2
86 152 Augsbur
g
Telefon (0821) 34 30 5-0
Telefax (0821)
34 30 5-55
www.augsburger-hof.de
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das hotel
am alten park
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und tagen im diako
Mazda-Museum
DIE ECKE
FÜR FEINSCHMECKER UND WEINKENNER
Elias-Holl-Platz 2, 86150 Augsburg TELEFON: 08 21/ 510 600
www.restaurant-die-ecke.de
SIEBENMAL ZUM UNESCO-WELTERBE: VOM HOCHABLASS LECHABWÄRTS
Das Lechmuseum
Bayern im Wasser _ -
kraft werk Langweid
präsentiert unter
anderem Technik aus
der Entstehungszeit
um 1907: Das dortige
Glanzstück ist das
begehbare Turbinenhaus.
Im Flussmuseum
ist auch ein kleines
Info-Zentrum zur
Welterbe-Stätte in
und bei Augsburg ent -
standen. Dort können
Museumsbesucher
alle 22 Objekte des
„Augsburger Wasse r -
management-Systems“
per Bild und Text
kennenlernen.
für eine benachbarte Fabrik. Fabrikkraftwerke
waren zu Beginn auch die schlossartig als Blankziegelbauten
errichteten Wasserkraftwerke der
Lechwerke am Nördlichen Lechkanal bei Gersthofen
(ab 1901 in Betrieb), bei Langweid (ab
1907) und bei Meitingen (ab 1922). Im Langweider
Kraftwerk zeigt das Lechmuseum Bayern
Technik aus der Entstehungszeit – unter anderem
ein begehbares Turbinenhaus. Ein Museumsfilm
nimmt die Besucher mit auf eine Flussreise
vom Lechquellengebirge bis zur Mündung des
Lechs in die Donau. Und an einer Station im
Lechmuseum werden sämtliche 22 Objekte des
Augsburger UNESCO-Welterbes erklärt.
» Das Welterbe-Info-Zentrum am Augsburger Rathausplatz ist vom Lech zwar weit entfernt, aber
als Startpunkt zur Erkundung der Welterbe-Stätte geeignet (www.wassersystem-augsburg.de).
» Bei der Tourist-Info der Regio Augsburg Tourismus GmbH am Rathausplatz, direkt neben dem
Welterbe Info-Zentrum gelegen, erhält man gratis die Broschüre „Wasser. Welterbe. Augsburg“,
die zu Welterbe-Objekten sowie zu weiteren Wasser-Denkmälern und Museen informiert.
» Das Taschenbuch „Der Lech. Landschaft. Natur. Geschichte. Wirtschaft. Wasserkraft. Welterbe.“
beschreibt den Fluss und sein Tal, die dortige Stromerzeugung durch die Wasserkraft und das
Lechmuseum Bayern: www.context-mv.de. (Hier findet man noch weitere Bücher zum Thema.)
» Mehr zum Lechmuseum und zu seinen Öffnungszeiten: www.lechmuseum.de
» Mehr zum Radwandern auf dem Lechradweg: www.augsburg-tourismus.de
„Wege zum Welterbe
Wasserwirtschaft. Das
UNESCO-Welterbe
in Augsburg“ heißt das
Taschenbuch, das mit
Touren für Fuß gänger
und Radwanderer auf
120 Seiten zu mehr als
40 Sehens würdig keiten
der Wasserwirtschaft
in Augsburg sowie im
nördlichen Landkreis
Augsburg führt. Dort
ist das Wasserkraftwerk
bei Meitingen am
Nördlichen Lechkanal
das nördlichst gelegene
Objekt des Augsburger
Welterbes.
15
DAS AUGSBURGER UNESCO-WELTERBE
Auch ein Welterbe will
verwaltet, beworben,
betreut und bewahrt
werden. Augsburgs
Kulturreferent Jürgen
Enninger ist deshalb
in Personalunion der
Referent der Stadt für
das UNESCO-Welterbe
„Augsburger Wassermanagement-System“,
Alexandra Lotz leitet
das Augs burger Welt -
erbe-Büro. Die Bronzefigur
der Singold im
Maximilianmuseum ist
ein Teil dieses Welt -
erbes – eine originale
Beckenrandfigur vom
Augustusbrunnen, der
zu den 22 Objekten des
Augsburger Welterbes
zählt. (Zum Schutz der
unschätzbar wertvollen
Originalfiguren hat man
an diesem Brunnen
Abgüsse an gebracht.)
Auf der Suche nach dem Welterbe?
Zwei erste Anlaufstationen bieten sich an
Auf der Suche nach den 19 Welterbe-Objekten in Augsburg und weiteren drei im benachbarten
Landkreis Augsburg? Und auf der Suche nach einem ersten Eindruck und dem schnellen
Überblick? Dafür bieten sich zwei Stationen im Augsburger Stadtzentrum an – zunächst das
Welterbe-Info-Zentrum der Welterbe-Stadt am Rathausplatz. Dort geht es um sämtliche
22 Objekte der Welterbe-Stätte „Augsburger Wassermanagement-System“. Einige Exponate
gibt es dort auch, doch vor allem informieren Text, Ton und Film. Wenige Schritte entfernt
liegt das Maximilianmuseum: Dort sieht man „echtes“ Welterbe in Form der Originalfiguren
der Augsburger Monumentalbrunnen – Augustusbrunnen, Merkurbrunnen und Herkulesbrunnen.
So nah wie hier kommt man der Augsburger Brunnenkunst nirgendwo mehr.
16 16
Was genau hat es denn mit diesem
„Augsburger Wassermanagement-
System“ auf sich, das seit 2019
auf der Liste des UNESCO-Welterbes
steht – und damit in einer Reihe mit der
Chinesischen Mauer und den Pyramiden von
Gizeh? Beim Augsburger Welterbe geht es um
Wasserbau und Wasserkraftnutzung, um Trinkwasser
und Brunnenkunst – konkret um Treibwasserkanäle
und sehr frühe Wasserkraftwerke,
historische Wasserwerke mit architektonisch anspruchsvollen
Wassertürmen sowie um Monumentalbrunnen
aus der späten Renaissance.
22 Welterbe-Objekte (drei Wasserkraftwerke
liegen nördlich der Stadt) würdigen Leistungen
von Brunnenmeistern und Baumeistern, von
Wasserbauern, Handwerkern, Ingenieuren und
Bildhauern in einem Zeitraum von fast 800
Jahren. Schon früh hat man in Augsburg das
Wasser von Lech, Wertach, Singold und Quellbächen
intensiv und innovativ genutzt. Große
Leistungen wurden bei der Trinkwasserversorgung
erbracht: In Augsburg setzte man darauf, Wasser
maschinell mittels Wasserkraft zu heben. Man
nutzte Quell- oder Grundwasser und achtete
sehr viel früher als anderswo auf Hygiene:
Treibwasser, Trinkwasser und Abwasser wurden
strikt getrennt. Die Nutzung der Wasserkraft
im bis 1922 ausgebauten Kanalnetz von Lech
und Wertach für Transmissionen in Textil- und
Maschinenbaufabriken machte Augsburg nach
1840 zu einer Industriestadt – zum „deutschen
Manchester“. Augsburgs Stolz auf seine Wasse r -
wirtschaft spiegeln die Architektur der Wasserwerke
und Wasserkraftwerke sowie drei Brunnen
wider: „Wasserkunst“ (gemeint ist damit die
Technik) und Ingenieurskunst wurden mit Baukunst
und bildender Kunst gleichsam „gefeiert“.
» Das Welterbe-Info-Zentrum findet man im Verwaltungsgebäude der Stadt am Rathausplatz.
» Die Brunnenfiguren im Viermetzhof des Maximilianmuseums können kostenlos besichtigt werden.
Text: Martin Kluger | Fotografie: Wolfgang B. Kleiner
DAS AUGSBURGER UNESCO-WELTERBE
5
6
7
9
Objekte des Welterbes
1 Hochablass
2 Wasserwerk am Hochablass
3 Kanuslalomstrecke Eiskanal
4 Galgenablass
5 Lechkanäle im Lechviertel
6 Wasserwerk am Roten Torl
7 Wasserwerk am Vogeltor
8 Unteres Wasserwerk
9 Augustusbrunnen
10 Merkurbrunnen
11 Herkulesbrunnen
12 Stadtmetzg
13 Kraftwerk am Stadtbach
14 Kraftwerk am Proviantbach
15 Kraftwerk Wolfzahnau
16 Kraftwerk an der Singold
17 Kraftwerk am Fabrikkanal
18 Kraftwerk Wertachkanal
19 Kraftwerk Riedinger
20 Kraftwerk Gersthofen
21 Kraftwerk Langweid
22 Kraftwerk Meitingen
11
22 Objekte gehören
zum UNESCO-Welt erbe
„Augsburger Wassermanagement-System“
(nebenstehend abge -
bildet eine Auswahl).
Auf der Website des
Welterbe-Büros der
Stadt Augsburg finden
sich vertiefende In -
formationen zu allen
Welterbe-Objekten.
Mehr dazu erfährt
man auch in der Regio-
Broschüre „Wasser.
Welterbe. Augsburg.
Das UNESCO-Welterbe
,Augsburger Wassermanagement-System‘“.
Dieser Faltprospekt
ist kostenlos bei der
Tourist-Information
der Regio erhältlich.
Die Broschüre führt
noch zu weiteren Orten
in und um Augsburg,
bei denen Wasser eine
große Rolle spielt, wie
etwa in das Staatliche
Textil- und Industriemuseum
in Augsburg,
in den Bahnpark Augsburg
oder auch in das
Klostermü̈hlenmuseum
in Thierhaupten. Der
Faltprospekt ist über
die Website der Regio
Augsburg Tourismus
GmbH außerdem zum
Down load verfügbar.
Alle 22 Objekte des
Augsburger Welterbes
stellt übrigens auch das
Lechmuseum Bayern
im Wasserkraftwerk
in Langweid vor.
16
17
Text: Martin Kluger | Fotografie: Martin Kluger (9)
18
19
17
Der „Naturpark Augsburg – Westliche Wälder“ fängt nur ein paar
Kilometer westlich der Großstadt Augsburg an. Von manchen der
sanft geschwungenen Hügel im „Augsburger Land“ schaut man
einerseits auf den Augsburger Hotelturm und andererseits (bei
Föhn) auf die nahen Alpen. Zwischen den vielen Bäumen dieses
wald- und wasser reichen Naturparks finden sich tausende Kilometer
Wander- und Radwanderwege – auch entlang „herziger“
Flussschleifen der Schmutter. In der stellenweise fast un wirk lich
stillen Entschleunigungsregion verstreut liegen zahlreiche
Sta tionen, die einen Stopp während einer Tour oder Abstecher
vom nahen Augsburg aus lohnen: barocke Klöster und Kirchen,
Landschlösser, Prominente der Geschichte – Römer, Fugger, die
Mozarts und Ludwig Ganghofer. Alles in allem eine Gegend zum
„Runterkommen“ und Stress abbauen. 2024 ist dieser „Naturpark
Augsburg – Westliche Wälder“ quasi auch noch ein „Jubilar“:
Vor 50 Jahren wurde nämlich der Naturparkverein gegründet.
18 18
SEIT 50 JAHREN ENTSCHLEUNIGUNG
Das „grüne Herz“
Bayerisch-Schwabens
Der „Naturpark Augsburg – Westliche Wälder“: viel Wald,
viel Wasser, viele Wege, viel Ruhe – und 2024 sogar ein Jubiläum
Text:
Martin Kluger
Fotografie:
Thomas Baumgartner (2),
Wolfgang B. Kleiner (3)
Kloster Holzen
Hotel GmbH (1),
Martin Kluger (7),
Hama Lohrmann (1)
19 19
50 JAHRE „NATURPARK AUGSBURG – WESTLICHE WÄLDER“
Nur die Turmspitze der
Abteikirche sowie ein
Stückchen Fassade und
Dach verraten von fern
die Lage des vom Wald
gerahmten Klosters
Ober schönenfeld. Hier
schlägt das kulturelle
„Herz“ des Naturparks:
Geschichte, Kunst und
Wissen vermitteln
das Museum Ober -
schönenfeld und das
Naturpark-Haus. Die
Gegenwartskunst gibt
es in Ausstellungen
der Schwäbischen
Galerie zu sehen.
Einen Biergarten
und einen Spielplatz
entdeckt man hier
aber auch noch.
Den „Naturpark Augsburg – West -
liche Wälder“ mit einem einzigen
Satz zu beschreiben, ist aus vielerlei
Gründen schwierig. Vielleicht so:
Der „Naturpark Augsburg – West liche Wälder“
ist so ziemlich das Gegenteil von Großstadthektik.
Der Naturpark im Dreieck zwischen
den Tälern von Lech, Wertach, Mindeltal sowie
dem Rand des Donautals unweit von Dillingen
versteht sich als „Wohlfühl- und Entschleunigungsregion“
– sagt Karin Hauber, die stellvertretende
Geschäftsführerin des Naturpark Augsburg
– Westliche Wälder e. V. Der Naturpark
wird auch gern mal als „grüne Lunge“ der angrenzenden
Großstadt Augsburg bezeichnet.
Das immerhin klingt schon nach viel frischer
Luft – doch es geht um viel, viel mehr.
Wie beschreibt man also diesen Naturpark?
Die meisten Kurz porträts versuchen es mit
harten Fakten. Aber mal ganz ehrlich: Wer
kann es schon gedanklich umsetzen, wenn er
oder sie erfährt, dass der Naturpark ungefähr
1200 Quadratkilometer groß ist und dass es
dort 2500 Kilometer markierter Wege für Radler
und Wanderer gibt? Das klingt nach ziemlich
viel, immerhin. Nach viel Gegend, vielen Bäumen
und vielen Wegen. Und nach vielen Schritten
auf Wanderungen, nach vielen Tritten in die
Pedale bei Radeltouren. Doch das findet man
»
In diesem Naturpark gibt es
von vielem viel – viel Gegend,
viele Bäume, viel frische Luft
und viele Wege.
«
ja anderswo auch. Was also macht den „Naturpark
Augsburg – West liche Wälder“ so interessant?
Da ist zum einen das Wissen, dass es hier
eine Menge gepflegter Thementouren gibt,
deren Beschilderung zu folgen sich immer
wieder lohnt. Und zum anderen kann man in
dieser Gegend auch – von ein paar Kreuzungspunkten
des Straßenverkehrs mal abgesehen –
fast überall außerhalb des Augsburger Speck-
Die Alpenkette wie auf
diesem Foto sieht man
so von etlichen Stellen
im Naturpark aus –
wenn auch nur bei Föhn
und klarer Sicht. Der
Wald auf diesem Bild
ist da gegen ganz -
jährig und bei jeder
Witterung für Gäste
des Naturparks da.
Zwischen den Wäldern,
Wiesen und Gewässern
finden sich hier zweieinhalbtausend
Kilo -
meter beschilderter
Rad- und Wanderwege.
20
50 JAHRE „NATURPARK AUGSBURG – WESTLICHE WÄLDER“
Holzen
Holzwinkel
Laugna
Biberbach
Gabelbach
Reischenau
Dietkirch
Stauden
Klimmach
gürtels (damit sind die Städte Neusäß und
Gersthofen, Stadtbergen und Königsbrunn gemeint)
aus dem Auto oder vom Rad steigen
und einfach aufs Geratewohl drauflos spazieren,
wandern oder weiterradeln. Es gibt immer und
überall etwas zu sehen. Und an vielen Stellen
abseits der Großstadt Augsburg und ihrer Nachbarkommunen
empfängt dabei eine in diesen
unruhigen Zeiten fast unwirkliche Friedlichkeit
und Stille – Entschleunigung eben.
Das klingt zwar einladend, reicht „Neulingen“
in Sachen Naturpark aber sicherlich noch nicht
als weitreichende Auskunft. Schließlich möchte
man doch vorher wissen, wo genau sich ein
Ziel oder auch ein Zwischenstopp besonders
lohnt. Hier also ein paar (teils durchaus vom
persönlichen Geschmack des Verfassers geleitete)
Tipps zu Stationen im Naturpark. Der erste
dieser Tipps ist allerdings mehr oder weniger
»
Im Kloster Oberschönenfeld
schlägt das kulturelle „Herz“
des „Naturparks Augsburg –
Westliche Wälder“.
«
ein „Muss“: Das Kloster Oberschönenfeld bei
Gessertshausen muss man allein schon deshalb
besuchen, weil der Naturpark nirgendwo sonst
Der Naturpark erstreckt
sich vom Donautal bis
ins Unterallgäu. Auch
deshalb sind die dortigen
Landschaften ziemlich
abwechslungsreich.
Und so wandert man
hier mal durch Wälder
und mal mit weitem
Blick auf sonnige Flusstäler
und Hügelketten.
Mehr als die Hälfte der
Fläche des Naturparks
steht unter Landschaft s -
schutz – gut für den
arten reichen Naturpark,
den man getrost
als „grünes Herz“ des
bayerischen Schwaben
bezeichnen darf.
Die beiden Kirchtürme
des Klosters Holzen im
Abendrot: Die barocke
Wallfahrts- und Abteikirche
ist das Zentrum
eines sehenswerten
Baukomplexes hoch
über dem Lechtal bei
Allmannshofen. Das
„wundertätige Christkind“
in der Kirche war
einst ein viel besuchtes
Wallfahrtsziel.
21
50 JAHRE „NATURPARK AUGSBURG – WESTLICHE WÄLDER“
22 22
Das Museum Oberschönenfeld
findet
man in einem einstigen
Ökonomiegebäude des
Zisterzienserinnen -
klosters. Hier wird die
Geschichte der Region
vermittelt, aber auch
die dieses seit beinahe
900 Jahren bestehenden
Klosters im idyllischen
Schwarzachtal.
Im Natur park-Haus
geht es um den Wald
und seine Bewohner,
außerdem um durchaus
aktuelle Themen wie
die Energiekrise und
den Klimawandel.
in so vielen Facetten vorgestellt und verständlich
gemacht wird. Außerdem ist der vor Jahren
aufwendig renovierte klösterliche Komplex im
stillen Schwarzachtal mit seinen in die hügelige
Landschaft eingebetteten Bauten ganz einfach
sehenswert. Überdies vermittelt das Museum
Oberschönenfeld – ein Museum für regionale
Alltagskultur, zu dem auch eine Galerie für
zeitgenössische Kunst gehört – die Region und
ihre Menschen sowohl mit einer sehenswerten
Dauerausstellung als auch mit seinen liebevoll
gestalteten Sonderausstellungen. Nicht umsonst
wurde dieses Museum 2019 mit dem Bayerischen
Museumspreis ausgezeichnet. Im früheren Schafstall
des Klosters stößt man auf das Besucherzentrum
dieses Museums.
Das benachbarte Naturpark-Haus informiert
unter anderem mit einer begehbaren Landschaft:
Die Dauerausstellung „Natur und Mensch im
Naturpark“ lockt mit einem hundert Quadratmeter
großen Wald-Wiesen-Diorama, wo man
den Tieren im Naturpark – zum Beispiel Rehen
und Wildschweinen, Füchsen und Hasen – per
Kriechröhre ziemlich nah „auf den Pelz rücken“
kann. Die Ausstellung widmet sich natürlich
dem Wald, sie greift aber auch aktuelle Themen
wie Klimawandel und Energiewende auf.
Der Weg zum Kloster Oberschönenfeld
lohnt sich übrigens auch wegen der dortigen
Abteikirche, des Klosterladens und nicht zuletzt
wegen des dortigen Biergartens unter schattenspendenden
Kastanien respektive der Brotzeit
im Klostergasthof. Drum herum beginnen einige
Rad- und Wanderwege beiderseits der kleinen
Schwarzach. Einen Spielplatz findet man hier
auch. Ein „Warn hinweis“: Für den Besuch des
Klosters Oberschönenfeld sollte man durchaus
ein bisschen mehr Zeit einplanen. Ganz am
Rande bemerkt: In den Archivalien des Klosters
Oberschönenfeld hat man den ersten Vorfahren
Wolfgang Amadé Mozarts gefunden. Mozarts
Urahnen kamen aus der Gegend – dazu später
mehr. Die Klosterlandschaft um Oberschönenfeld
hat mit dem nahen Ensemble um die Kirche
St. Johannes Baptist in Dietkirch (idyllisch an
»
Im Naturpark
stößt man immer wieder auf
Barock und Rokoko, auf die
Fugger und die Mozarts.
«
einer Flussschleife der Schmutter gelegen), der
Rokokokirche St. Peter und Paul in Wollishausen
(ein Frühwerk Joseph Dossenbergers von 1747),
dem barocken Gasthaus Weiherhof (wo bis
2025 umgebaut wird) sowie mit der dortigen
barocken Kapelle noch weitere sehenswerte
Baudenkmäler zu bieten.
Ein anderer aus der Baumeisterfamilie
Dossenberger in Wollishausen, Josephs Bruder
Hans Adam, plante die 1756 errichtete Wallfahrtskirche
St. Thekla in Welden. Auf dem
Theklaberg hoch über dem Ort im „Holzwinkel“
(das ist der nördliche Teil des Naturparks) steht
dieses lichtdurchflutete Rokokojuwel, das als
höchstrangiges Baudenkmal im Landkreis Augsburg
gilt. Den 1756, also im Geburtsjahr von
W.A. Mozart begonnenen Bau der Theklakirche
hat ein Graf Fugger von Wellenburg bezahlt.
An der Orgel und etlichen anderen Stellen in
Museum für regionale Alltagskultur |
Schwäbische Galerie für zeitgenössische Kunst
Im Naturpark Augsburg – Westliche Wälder
Programm 2024 – ein Ausschnitt:
Kulturhistorische Ausstellungen
• Tradition und Umbruch – Klosterwelt und
Landleben im Wandel
• Geschichten aus Schwaben – von 1800 bis heute
• 24 Fragen zu Weihnachten | bis 28.01.2024
• Kleine Möbel – große Trends
Puppenhäuser von Bodo Hennig 1950 bis 2000
17.3. bis 13.10.2024
Kunstausstellungen, Schwäbische Galerie
27.1. bis 7.4. 2024
• Der Landkreis zu Gast | 19.4. bis 23.6.2024
• Stephan Huber – Kunstpreisträger
Bezirk Schwaben 2023 | 12.7. bis 13.10.2024
Di. bis So.
10:00–17:00 Uhr
An Feiertagen
Besuchen Sie eine
Infos/Veranstaltungen laufend aktuell unter
www.mos.bezirk-schwaben.de
50 JAHRE „NATURPARK AUGSBURG – WESTLICHE WÄLDER“
Auf die Geschichte
der Fugger trifft man
im Naturpark im Holz -
winkel in der Rokoko -
kirche St. Thekla hoch
über Welden. Im nahen
Bonstetten wandert
man an Werken des
dortigen „LandArt-
Kunstpfads“ vorbei.
Einer der schönsten
Radwanderwege im
Naturpark führt durch
das Anhauser Tal und
dort auf dem Mozartweg
„Barocke Blick -
winkel“ vorbei an einer
Mozartkirche und an
einer jener knallroten
Mozart stelen, die hier
an die Vorfahren von
W.A. Mozart erinnern.
Eine Radwanderung
durch das idyllische
Anhauser Tal führt
auch zu den Weihern
bei Burgwalden.
der Kirche prangt deshalb das Fuggerwappen.
(Ohne Führung kann man das Kircheninnere
nur durch ein Schutzgitter bewundern. Mit
Führung sieht man alles – und es lohnt sich.
Anfragen per Telefon 08293 273). Wer es bis
Welden schafft, könnte zusätzlich noch die
Ganghofer-Stätte Welden im „Landgasthof Zum
Hirsch“ besuchen. Hier erfährt man viel zur
Kindheit und frühen Jugend des Erfolgsschriftstellers
aus der Kaiserzeit. An Ganghofers Jahre
im „Holzwinkel“ erinnern kuriose Anekdoten
und die Lindenallee bei der Theklakirche. Der
nahe „LandArt-Kunstpfad“ bei Bon stetten ist
einer der größten Deutschlands.
Auch das ist hier nah: In Biberbach trifft
man sogar auf zwei prominente Namen auf
einmal – Mozart und Fugger. Bei der ohnehin
sehenswerten barocken Fuggerkirche St. Jakobus
major steht eine Mozartstele: Sie erinnert daran,
dass hier das kleine „Wolferl“ Mozart – einge -
laden von einem anderen Grafen Fugger – am
6. November 1766 zum Orgelwettstreit mit
einem einheimischen Wunderkind antrat.
Nur etwa rund 14 Kilometer von Biberbach
entfernt liegt hoch über dem Lechtal bei Allmannshofen
das Kloster Holzen. Das pausbäckige
„wundertätige“ Holzener Christkind (eine bekleidete
barocke Figur) in der dortigen barocken
Klosterkirche war lange ein beliebtes Wallfahrtsziel.
In Allmannshofen bewegt man sich schon
weit im „hohen Norden“ des Naturparks.
Der Süden des Naturparks geizt auch nicht
mit landschaftlichen Reizen, Geschichte(n) und
Prominenz. Im Gegenteil. Die Radroute „Barocke
Blickwinkel“ führt hier zum Mozarthaus in
Heimberg. Das Bauernhaus im Fischacher Ortsteil
ist das erste bekannte Anwesen eines Mozart.
In Fischach selbst sollte man (wegen der Fresken)
die Kirche St. Michael besichtigen. Auf dieser
Radroute kommt man im Anhauser Tal auch
an der Mozartkirche und an einer Mozartstele
am Waldrand vorbei.
In der Landschaft der „Stauden“ – in Mickhausen
– stößt man wiederum auf die Fugger:
Hier lässt die „Hermann Messerschmidt Kulturerbe-Stiftung“
soeben das einstige Fuggerschloss
restaurieren. Der Blick in die frühere Fugger’sche
Patronatskirche St. Wolfgang lohnt: Glasmalereien
in den Fenstern zeigen die Wappen der
Fugger – und das Kaiser Maximilians I.
Geografisch fast im Zentrum des Naturparks,
im weiten Becken der „Reischenau“, liegt der
Markt Dinkelscherben: Ein Mammutzahn im
dortigen Heimatmuseum Reischenau ist das
älteste Museumsexponat der Region. Und wenn
man schon hier ist, gleich noch ein Tipp: Vom
„Panoramabad Dinkelscherben“ aus genießt man
die weite Aussicht auf die „Reischenau“.
» Mehr zur Vielfalt der Routen und Ziele im Naturpark: www.naturpark-augsburg.de
» Mehr zum Museum Oberschönenfeld samt Schwäbischer Galerie: www.mos.bezirk-schwaben.de
» Infos zum Naturpark-Haus: www.mos.bezirk-schwaben.de/oberschoenenfeld/naturpark-haus
» Der Naturpark Augsburg liegt zu einem Großteil im Gebiet des Landkreises Augsburg: Mehr Infos
zum „Augsburger Land“: www.landkreis-augsburg.de/leben-im-landkreis/freizeit-tourismus
24
50 JAHRE „NATURPARK AUGSBURG – WESTLICHE WÄLDER“
Anfänge in den „Stauden“: 40 Jahre Theater EUKITEA
Im Theaterhaus – und auf der Waldbühne
Text: PM/Candida Sisto | Fotos: Marcus Merk (1). urbnups (1)
Es ist ein Jubiläum im Jahr 2024: Seit nunmehr 40 Jahren steht
das EUKITEA für Theaterarbeit für ein Publikum aller Alters -
klassen. Angefangen hat das alles 1984 mit einem kleinen
mobilen Theater im „Geburtsort“ Walkertshofen. Dieser Ort
in den Stauden liegt ebenso im Naturpark Augsburg–Westliche
Wälder wie Diedorf, wo das längst internationale Kinder- und
Jugendtheater heute seinen Sitz und sein eigenes Theaterhaus
hat: Es ist inzwischen
ein Kultur -
zentrum der Region
geworden. Das
Programm bietet
Theateraufführungen,
Konzerte,
Lesungen und
mehr – das alles
mit nationalen wie
internationalen Kunstschaffenden. Höhepunkte im Jahreslauf
sind das Sommer-Open-Air auf der Waldbühne im Diedorfer
Ortsteil Anhausen (stets neue Produktionen) sowie ein Weihnachtsmärchen.
Im Winter entführt das EUKITEA mit jährlich
wechselnden Stücken in zauberhafte Märchenwelten. Darüber
hinaus werden Theaterworkshops für Kinder und Jugendliche
in der Region angeboten: Denn EUKITEA praktiziert Theater
als ganzheitliche Methode, um Menschen in ihrer Selbst ent -
faltung zu fördern und ihre Lebenskompetenz zu stärken.
» Programme, Projekte und Philosophie: www.eukitea.de
Das Smartphone wird zur individuellen Augsburg-Map
„urbnups“ – die besten Momente speichern
Geheimtipps und Lieblingsplätze, spannende Neuentdeckungen
und beliebte Highlights, wertvolle Erinnerungen und
spektakuläre Aussichten oder ruhige Auszeiten: All das bietet
Augsburg eigentlich schon immer. Neu ist: Erlebnisse, Ent -
deckungen und Empfehlungen in und für Augsburg können
Gäste wie Einheimische jetzt ganz einfach als Momente im
Netzwerk „urbnups“ speichern – und zwar je nach Vorliebe
ganz privat, für
Freunde oder
öffentlich für alle.
Wer also wissen
will, welche Momente,
Erfahrungen
und Orte andere in
Augsburg in guter
Erinnerung be -
halten, kann dort
anfangen zu stöbern. Seit 2024 ist auch Augsburg dank einer
Kooperation mit der Regio Augsburg Tourismus GmbH eine
von mehr als 100 auf der Plattform vertretenen Destinationen.
„Urbnups“ erlaubt mit über 5000 gespeicherten Momenten in
31 Sprachen fast grenzenloses Entdecken – mittels Feed- und
Kartenansichten sowie relevanter Filter wie „Kultur“, „Natur“,
„Aktiv“ oder „Yummy“. Die „urbanups“-App macht jedes
Smartphone zur indivi duellen Map. „urbnups“ nutzt man
unter www.urbnups.com oder als iOS- und Android-App.
» www.urbnups.com/u/Deutschland/Bayern/Augsburg
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25
Auf Augsburger Boden lag der erste Stützpunkt des römischen
Weltreiches in Bayern. Die Wurzeln des heutigen Kulturlandes
Bayern sind also am Lech und an der Wertach zu suchen. Ein
halbes Jahrtausend lang war Augusta Vindelicum von Römern
besiedelt, und auch südlich und nördlich der Stadt reihen sich
die römischen Spuren entlang der Via Claudia Augusta wie die
Perlen einer Kette. Die schönsten Römerfunde sieht man in einer
Ausstellung im Augsburger Zeughaus: im „Römerlager – Das
römische Augsburg in Kisten“. Die derzeitige Diskussion um das
Fehlen eines Römer museums macht den Augsburgern bewusst,
wie hochkarätig die im „Römerlager“ ausgestellten (sowie die
aktuell nicht gezeigten) Funde sind: Schließlich war das antike
Augsburg eine der wichtigsten Römerstädte Deutschlands. Noch
etwas macht Augsburg sogar deutschlandweit besonders: Kaum
irgendwo hat sich der römische Teil der Stadtgeschichte später
vergleichbar niedergeschlagen wie in Augsburg. Dort brach te
die Renaissance Roms Cäsaren, Götter und Sagen gesta lten noch
einmal in die Stadt am Lech – bis heute sind sie im Rathaus und
in Stadtpalästen, an Brunnen und an Wasserkästen zu sehen.
26
Text:
Martin Kluger
Fotografie:
Martin Kluger (10),
Wolfgang B. Kleiner (1)
EINE DER BEDEUTENDSTEN RÖMERSTÄDTE
Zu Römern und
Renaissancerömern
Augsburg war der erste Stützpunkt der Römer in Bayern – und
im 16. Jahrhundert Ausgangspunkt ihrer „Rückkehr“ in der Kunst
27 27
AUGSBURG – RÖMERSTADT UND RENAISSANCESTADT
Neptun ist der
römische Wassergott:
Auch über die antike
Gottheit erinnerte
man sich im Zeitalter
der Renaissance an die
Epoche der Römer am
Lech. Die aus Bronze
gegossene Brunnen -
figur (heute ein Abguss)
steht auf dem
Pfeiler des Neptunbrunnens
auf dem
Jakobsplatz bei der
Fuggerei.
Einen kleinen Teil der
in Augsburg ergrabenen
Römerfunde, aber
auch den Abguss einer
Augustusstatue findet
man in der Ausstellung
des „Römerlagers“. Das
Prunkstück dieser Ausstellung
ist ein Pferdekopf
– wohl Teil eines
Standbilds, das eine
Quadriga darstellte.
Es gibt mindestens zwei Arten, von der
Geschichte der Römer in Augsburg zu
erzählen. Die erste, eher konventionelle
Art ist die von der Eroberung Raetiens
im Jahr 15 v. Chr. bis zum Ende dieser Provinz
in der Mitte des 5. Jahrhunderts, als sich die
Römer südwärts über die Alpen zurückzogen.
Die zweite, eher unkonventionelle, beginnt mit
dem Blick zurück auf die Antike, mit dem die
Augsburger Humanisten im 16. Jahrhundert
begannen, die Römerstadt – Augusta Vindelicum,
das die glanzvolle Hauptstadt der Provinz
Raetien war – gleichsam wieder zuentdecken.
»
Die Geschichte der
Römer in Augsburg begann
im Jahr 15 v. Chr. – und in der
Renaissancekunst nach 1500.
«
Wer die erste Variante bevorzugt, muss sie
sich erlesen. Auch ein Besuch im „Römer lager –
Das römische Augsburg in Kisten“, einer Ausstellung
der Kunstsammlungen und Museen
Augsburg im Zeughaus, ist dabei hilfreich. Die
dort gezeigten Exponate sind nur ein kleiner
Ausschnitt dessen, was die Archäologen im
Lauf der Zeit aus dem Erdboden unter Augsburg
geborgen haben. Und das ist einiges.
2021 kam bei Grabungen im Augsburger
Stadt teil Oberhausen ein sensationeller Fund
zutage: Es war der größte je in Bayern ergrabene
römische Silbermünzenschatz. Die Stadt archä -
ologen holten insgesamt Fundstücke mit einem
Gewicht von etwa 400 Kilogramm aus dem
Kies einer Bau stelle nah am Mündungsdreieck
von Lech und Wertach. Die ältesten Objekte
stammen aus der Zeit zwischen 8 und 5 v. Chr.
Damit war bewiesen, dass sich auf dem heutigen
Stadtgebiet von Augsburg der erste römische
Stützpunkt im heutigen Bayern befunden hatte.
Ein paar Jahrzehnte später, wohl noch vor dem
Jahr 100 n. Chr, löste die Römersiedlung am
Lech dann auch die erste Provinzhauptstadt
der neuen römischen Provinz Raetien – Kempten
28
AUGSBURG – RÖMERSTADT UND RENAISSANCESTADT
Der Blick auf einen
Meilenstein und zwei
Grabdenkmäler in der
Ausstellung „Römer -
lager – Das römische
Augsburg in Kisten“
im Zeughaus: Das Relief
auf dem Grabmal eines
römischen Weinhändlers
auf seinem Ochsenkarren
gilt als eine
der schönsten antiken
Steinmetzarbeiten
nördlich der Alpen.
Abgüsse dieses in
Augsburg entdeckten
Grabmals findet man
deshalb im Allgäu
ebenso wie am Limes.
(Cambodunum) – als Provinzhauptstadt ab. Die
Hauptstadt des Territoriums zwischen Alpenrand
und Limes blieb Augsburg dann noch bis zum
Ende der römischen Epoche – auch, als Raetien
bei einer Verwaltungsreform im 4. Jahrhundert
in zwei Provinzen geteilt wurde.
Tausend Jahre, nachdem das Imperium der
Römer untergegangen war, machten sich die
Augsburger die Ära der nunmehrigen Reichsstadt
als einstiges Verwaltungszentrum der römischen
Provinz mit Stolz bewusst. Denn damit war
man immerhin mehr als 1000 Jahre älter als
das nahe München: Dort saßen die Wittels -
bacher, die immer wieder mal gierig über den
Lech schielten, weil sie das reiche Augsburg
nur allzu gern dem Herzogtum Bayern einverleibt
hätten. Längst, seit 1806, gehört Augsburg nun
zu Bayern, aber eines hat die Stadt München
für immer voraus: „Augsburg ist eine der wichtigsten
Röme r städte“, schrieb etwa Prof. Dr.
Dr. Gunther Gottlieb, vormals Althistoriker an
der Universität Augsburg, in einem Zeitungs-
beitrag für das Feuilleton der „Augsburger Allgemeinen“.
Bis Augsburg ein neues Römisches
Museum bekommt, ist in der Interimsausstellung
im Zeughaus immerhin ein kleiner Ausschnitt
der bayernweit größten Zahl ergrabener Steindenkmäler
zu besichtigen. Der Grabstein eines
Weinhändlers gilt als eines der schönsten römischen
Reliefs nördlich der Alpen.
Wichtige deutsche Römerstädte sind natürlich
auch Trier, Köln, Mainz oder Xanten, in Bayern
zudem Kempten, Regensburg, Passau und das
»
„Augsburg ist eine der
wichtigsten Römerstädte“, aber
auch die mit einer bundesweit
wohl einmaligen „Zugabe“.
«
mittelfränkische Weißenburg. Eines freilich hat
Augsburg all diesen Städten voraus: Hier kehrten
die Römer im Zeitalter der Renaissance in wohl
einzigartiger Weise – und zwar über die Kunst –
zurück. Das nicht zuletzt wegen der Handels-
Zu den herausragenden
Ex po naten im „Römerlager
– Das römische
Augsburg in Kisten“
zählen Relikte einer
römischen Schiffs -
anlegestelle am Lech.
Eine kleine Auswahl
aus den zahlreichen in
Augsburg ergrabenen
römischen Steindenkmälern
hat man als
Abguss an der sogenannten
Römermauer
beim Dom aufgestellt.
Die Dauerausstellung
unter freiem Himmel
ist immer zugänglich.
29
AUGSBURG – RÖMERSTADT UND RENAISSANCESTADT
Oben: Im Augsburger
Rathaus erkennt man
Cäsar als vergoldete
Büste im Goldenen Saal
und Kaiser Augustus
als Teil eines Zyklus
mit den Bronzebüsten
römischer Herrscher.
Unten: Entlang der
antiken Römerstraße
Via Claudia führt heute
eine Kulturreiseroute
nach Augsburg und
durch das „Augsburger
Land“. Dieser Strecke
kann man auch auf
zwei Rädern folgen.
Die Geschichte der
Römer und ihre Spuren
in Bayern beschreibt
ein neuer Kulturreiseführer.
Augsburg und
auch sein Umland sind
darin zentrale Kapitel.
verbindungen mit Venedig, Genua, Florenz
und Rom ohnehin stark italienisch „angehauchte“
Augsburg schmückte sich im 16. Jahrhundert
(und auch später) mit repräsentativen Darstellungen
römischer Cäsaren, Götter, Sagenhelden
und Feldherren – und das in einer Dichte, die
wohl deutschlandweit ihresgleichen sucht.
Wann das neue „Römische“ in Augsburg
angefangen hat? Das weiß keiner so ganz genau.
Doch zumindest einen „Big Bang“ jener Mode,
»
Der Neptunbrunnen
war vielleicht ein „Big Bang“
bei der Wiederkehr römischer
Götter und Cäsaren.
«
Stadtpaläste, Plätze und die repräsentativen
Einrichtungen der Trinkwasserversorgung mit
antiken Motiven zu dekorieren, kennt man
schon: Irgendwann um 1530 ließ (vermutlich)
ein Fugger eine bronzene Neptunfigur für seinen
Lustgarten gießen. Als Motiv war der heidnische
Wassergott innovativ: Zuvor hatten Heilige und
Wappner auf den Brunnensäulen gestanden.
Bald zierten Kaiser Augustus, Gott Merkur und
Halbgott Herkules drei Monumentalbrunnen,
die jetzt Welterbe sind. Steinerne und gusseiserne
Wasserkästen am Ende der Röhrwasse r leitungen
sind mit Reliefs des Neptun und der schaumgeborenen
Venus dekoriert. Mit Cäsarenzyklen –
als Büsten oder gemalt – zierten die Augsburger
ihr Rathaus und reiche Handelsherren das
Innere ihrer Stadtpaläste. Römische Götter sieht
man auch in den barocken Deckenfresken im
Maximilianmuseum und im Schaezlerpalais.
Auf „Originalrömisches“ stößt man auch
im Umland. Stationen in Schwabmünchen und
»
Auch in Schwabmünchen,
Königsbrunn, Gersthofen und
Friedberg erinnert einiges an
den Alltag der Römer.
«
Königsbrunn, in Gersthofen, Gablingen, Friedberg
und Mering erinnern an den Alltag der
Römer – an Vorstadtvillen und an ein Töpferzentrum,
an römische Badekultur und Wasserversorgung
sowie an den Götterkult der Römer.
Entlang der Römerstraße Via Claudia Augusta
führt eine Tourismusroute durch die Region.
»Die Fülle der Augsburger Römerfunde und der „römischen“ Motive in der Renaissancekunst vorzustellen,
würde den Rahmen dieses Beitrags völlig sprengen. Dargestellt und erklärt werden sie
im 2023 erschienenen Taschenbuch „Die Römer zwischen Alpenrand und Limesland. Keimzelle
des Kulturlandes Bayern“. Dieser Kulturreiseführer leitet auf mehr als 260 Seiten zu Stätten und
Museen in Augsburg, im Umland und in Bayern, von Kempten bis zum Limes (www.context-mv.de).
» Mehr zum „Römerlager“ im Zeughaus und zum Maximilianmuseum (auch zu Römischem im
Diözesan museum St. Afra) auf der Webseite der Regio: www.augsburg-tourismus.de/museen
»Mehr zu Angeboten der Regio Augsburg Tourismus GmbH zum Thema Römer – von individuell
buchbaren Gruppenführungen bis zur Römer-App: www.augsburg-tourismus.de/roemer
30
Die Schlacht auf dem Lechfeld kennen nun wirklich alle, die im
Geschichtsunterricht aufgepasst haben. Es war im August 955,
als ein Heer der Ungarn – mal wieder – Augsburg zu erobern
ver suchte. Verhindert wurde dies durch die von Bischof Ulrich
geleitete Verteidigung der Bischofsstadt. Ulrich konnte die
Angreifer so lange abwehren, bis ein Heer der vereinten deutschen
Stämme heranrückte und die Magyaren vernichtend
schlug. Es war ein Ereignis, das den Lauf der Geschichte Europas
veränderte – und das Ulrich zur Legende werden ließ. 993 folgte
seine Heiligsprechung. So groß war die Dankbarkeit der bis 955
oft leidgeprüften Menschen im Lechtal, dass St. Ulrich dort verehrt
wurde wie kaum ein zweiter Heiliger – entsprechend häufig
findet man ihn in den Kirchen der Region. Bei der Spurensuche
stößt man auch auf Ulrichs Reiterdenkmal vor dem Augsburger
Dom – in seiner Hand das Siegeskreuz aus der Lechfeldschlacht.
32
Text:
Martin Kluger
Fotografie:
Martin Kluger (7),
Wolfgang B. Kleiner (3),
Angela Bonhag (1)
AUGSBURGS RETTER IN DER LECHFELDSCHLACHT
Bischof Ulrichs
sehenswerte Spuren
Wer in Augsburg und drum herum nach dem Heiligen sucht,
stößt dabei auf etliche der größten Sehenswürdigkeiten
33
ZUM ULRICHSJUBILÄUM: SPUREN DES HEILIGEN UND DER SCHLACHT AUF DEM LECHFELD
Ein Reliquiar in der
Heiltumskammer der
Augsburger Basilika
St. Ulrich und Afra
be herbergt das Siegeskreuz,
das der Legende
nach an Bischof Ulrichs
Rolle in der Schlacht
auf dem Lechfeld er -
innern soll – nur eine
vieler Erinnerungen an
das Jahr 955. In Kirchen
des Lechtals zeigen
Fresken Bischof Ulrich
öfter hoch zu Ross und
mitten im Gemetzel.
Das barocke Hochgrab
Bischof Ulrichs sieht
man in der Unterkirche
von St. Ulrich und Afra.
Vor der katholischen
Basilika steht die weit
kleinere evangelische
Ulrichskirche. Diese
Doppelkirche erinnert
an die finsteren Zeiten
des Glaubensstreits.
Im Jahr 2024 folgt nun also der Teil zwei
des Ulrichsjubiläums, mit dem das Bistum
Augsburg seinen Bistumspatron feiert. Genauer
gesagt: Den 1100. Jahrestag seiner
Bischofsweihe und den 1050. Todestag des im
Jahr 890 geborenen Heiligen. Doch ist dieses
Jubiläum, das mit dem letzten Tag der Ulrichswoche
2024 am 14. Juli endet, auch ein Anlass
für weitgereiste Gäste, die Heimat Bischof
Ulrichs zu besuchen? Vielleicht sogar danach?
Das ist es – zumal, wenn Gäste Augsburgs und
der Region a) an Geschichte und b) an bildender
Kunst interessiert sind. Dazu später mehr. Es
ist aber c) ohnehin so, dass die Suche nach den
Spuren des Bischofs und Bistumspatrons ganz
automatisch zu etlichen der größten Sehenswürdigkeiten
Augsburgs und seines Umlandes
führt – im „Augsburger Land“ ebenso wie im
„Wittelsbacher Land“, also in den Nachbarlandkreisen
Augsburg und Aichach-Friedberg.
Nehmen wir nur mal die von Jakob Fugger
„dem Reichen“ gestiftete Augsburger Fuggerei:
Wer hier in der Schlange vor dem Kassenhäuschen
steht, weiß in aller Regel nicht, dass auch
diese Hauptsehenswürdigkeit der Fuggerstadt
etwas mit dem heiligen Ulrich zu tun hat.
Denn finanziert wurden die Anfänge der Sozialsiedlung
von einem Stiftungskonto „St. Ulrich“.
Bereits der älteste Bruder von Jakob Fugger –
»
Auch die Fuggerei
und der Neptunbrunnen davor
erinnern – wenn auch indirekt –
an den heiligen Ulrich.
«
Ulrich – hatte das Stiftungskonto angelegt, weil
er sich dadurch den Schutz und die moralische
Billigung seiner Geschäfte durch den Heiligen
und damit durch Gott erhoffte. Schließlich
konnte ein Kaufmann (so sah es streng ausgelegt
das Kirchenrecht, so sah es ja auch ein Martin
Luther) kaum ohne Sünde sein.
Ein paar Schritte von der Fuggerei entfernt
plätschert auf dem Jakobsplatz der Neptun-
34
ZUM ULRICHSJUBILÄUM: SPUREN DES HEILIGEN UND DER SCHLACHT AUF DEM LECHFELD
Der Augsburger Domkapitular
Dr. Thomas
Groll ist der Bistums -
historiker der Diözese
Augsburg und zugleich
Seelsorger der Pfarrei
Hirblingen im gleich -
namigen Gerst hofener
Ortsteil. Derart nah
wie ausgerechnet in
der Zeit des Ulrichs– -
jubi läums 2023/24 kam
er dem heiligen Ulrich
in „seiner“ Pfarrkirche
St. Blasius jedoch nur
deshalb, weil ein Baugerüst
die Gelegenheit
bot, das Decken fresko
aus nächster Nähe zu
inspizieren. Besucher
dieser Kirche sehen das
Ulrichs fresko im Lauf
des Jahres 2024 wieder
ohne Gerüst und vom
Kirchenboden aus.
brunnen. Dieser Brunnen mit dem heidnischen
Wassergott auf dem Pfeiler stand im 16. Jahrhundert
vor dem Augsburger Rathaus: Dort
verdrängte die Figur der nackten Gottheit 1537
die Brunnenfigur des heiligen Ulrich: Damit
versuchte der Rat der Reichsstadt Augsburg, erwartbaren
polemischen Angriffen der seinerzeit
mehrheitlich protestantischen Bevölkerung aus
dem Weg zu gehen.
Als 1594 der Augustusbrunnen auf dem
Rathausplatz aufgestellt wurde, war die Zeit
des Glaubensstreits in Augsburg noch lange
nicht vorbei, ganz im Gegenteil. Vielleicht, um
St. Ulrich doch noch (wenigstens ein bisschen)
mit dem Zentrum der Reichsstadt verbunden
zu sehen, gab man jener bronzenen Sitz figur
auf dem Beckenrand, die den Fluss Wertach
verkörpert, einen Bronzefisch in die Hand. Das
bekannteste Attribut des Heiligen und Schutz -
patrons bei Wassergefahr ist ein Fisch, und mit
der Wertach verbinden sich zwei Wasserwunder
aus der Ulrichslegende. Der Schutzheilige des
Augsburger Zoos ist St. Ulrich übrigens nicht,
obwohl die ihm zugesprochenen Attribute fast
einen Tierpark ergäben: Neben dem Fisch (um
dieses Symbol für Wasser rankte sich später die
Legende eines Fischwunders) und dem Pferd
»
Fisch, Pferd und Ratte:
Zu den Attributen
des heiligen Ulrich gehört
ein halber Tierpark.
«
(auf dem der Bischof in die Lechfeldschlacht
geritten sein soll) hat man den Heiligen auch
mit einer Ratte dargestellt. Letzteres rührt daher,
dass die Erde vom Grab des 973 verstorbenen
Ulrich – so die Legende – gegen Mäuse- und
Rattenplagen helfen sollte.
Solche Ulrichserde wird in der Heiltumskammer
der Basilika St. Ulrich und Afra aufbewahrt.
Nur bei Führungen sieht man dort auch
ein Reliquiar, welches das „Crux victorialis“
umhüllt. Mitten im Schlachtgetümmel auf dem
Über Augsburg verteilt
findet man Skulpturen
des heiligen Ulrich aus
den Stilepochen von der
Gotik bis zur Moderne.
Werke aus jüngerer Zeit
personifizieren den
Augsburger Bischof
vor dem Eingang zum
Tagungshotel Sankt
Ulrich am Kappelberg
südlich der Basilika
St. Ulrich und Afra
sowie im Dom – dort
an der Kanzel und am
Ulrichsbrunnen (Bild
unten rechts). Diesen
Brunnen hat man 1955
anlässlich des Gedenkjahres
zur Schlacht
auf dem Lechfeld im
Jahr 955 in der Bischofs -
kirche aufgestellt.
35 35
ZUM ULRICHSJUBILÄUM: SPUREN DES HEILIGEN UND DER SCHLACHT AUF DEM LECHFELD
Ein Geschichts pfad
führt auch in den Info -
pavillon Königsbrunn:
Dort zeigen drei große
Landschaftsdioramen
Szenen der Schlacht.
Der Geschichtspfad
leitet auch zu einem
modernen Fresko der
Schlacht im Rathaus
von Kissing. Ein Fresko
in der Ulrichskirche in
Graben zeigt dieses
Motiv im barocken Stil.
Eine Figur verkörpert
St. Ulrich am Seiten -
altar von St. Leonhard
in Inchenhofen.
Ein neuer Kulturreiseführer
beschreibt die
Spuren des heiligen
Ulrich und der Schlacht
auf dem Lechfeld im
Bistum Augsburg und
teils darüber hinaus.
Lechfeld soll ein Engel Bischof Ulrich dieses
Siegeskreuz überreicht haben, so die Heiligenlegende.
Es versteht sich von selbst, dass man
der kostbarsten Reliquie des Bistums nur im
Rahmen von Führungen näherkommt.
Besichtigen kann man (soweit man keinen
Gottesdienst stört) die Basilika, ein Meisterwerk
spätgotischer Kirchenbaukunst, auch ohne Führung.
Malereien und Skulpturen zeigen den
Heiligen und Szenen aus seiner Legende. Das
»
Auf Ulrichskirchen und
andere Spuren des Heiligen
stößt man auch in Augsburgs
Nachbarlandkreisen.
«
im Barockzeitalter errichtete Marmorhochgrab
des Bischofs entdeckt man in der Unterkirche
der Basilika. Natürlich findet man Darstellungen
des Heiligen auch im romanisch-gotischen Dom,
im Domkreuzgang und im angrenzenden Diöze -
sanmuseum St. Afra. Eine Ulrichsskulptur am
nördlichen Domportal war wohl die erste Darstellung
des Heiligen mit dem Fisch. Gleich
nach dem gotischen Portal stößt man im Dom
auf den Ulrichsbrunnen: Entstanden ist er 1955,
zum Gedenkjahr der Schlacht von 955.
Ein Zentrum der Ulrichsverehrung findet
sich in der südlich von Augsburg im Landkreis
Augsburg gelegenen Stadt Königsbrunn. König
Maximilian II. von Bayern förderte den Bau
der Ulrichskirche als „Denkmal des bedeutsamen
Sieges“. Reliefs am modernen Ulrichsbrunnen
davor erinnern an die Schlacht auf dem Lechfeld.
Nur ein paar Schritte entfernt zeigen im Infopavillon
Königsbrunn drei großflächige Landschaftsdioramen
mit mehr als 12 000 handbemalten
Zinnfiguren Szenen der Schlacht. Ein
digitaler Geschichtspfad der Regio Augsburg
Tourismus GmbH führt dorthin und zu weiteren
Stationen – auch zu Ungarnschanzen – in den
Landkreisen Augsburg und Aichach-Friedberg.
» Zur Fülle der Spuren und Denkmäler Bischof Ulrichs in und um Augsburg leitet der im Jahr 2023
erschienene Kulturreiseführer „Bischof Ulrich. Ein Heiliger aus Augsburg“, ein Taschenbuch mit
216 Seiten und 258 Abbildungen. Mehr: www.context-mv.de
» Die Regio Augsburg Tourismus GmbH hat eine 20-seitige Broschüre mit dem Titel „Bischof Ulrich
von Augsburg. Im Ulrichsjahr 2023/24 auf den Spuren des Heiligen und Bistumspatrons“ heraus -
gegeben. Kostenlos erhältlich bei der Tourist-Info am Rathausplatz oder auf Anforderung – und.
zum Downloaden findet man diesen Prospekt unter www.augsburg-tourismus.de/broschueren.
» Mit dem „955 – Geschichtspfad“ führt die Regio Augsburg Tourismus GmbH virtuell zur Schlacht
auf dem Lechfeld, zu Spuren in und um Augsburg sowie in die Dauerausstellung im Infopavillon
Königsbrunn: www.955schlachtaufdemlechfeld.de.
» Infos zu Veranstaltungen im Rahmen des Ulrichsjubiläums: www.ulrichsjubilaeum.de
» Im Diözesanmuseum St. Afra – die Ausstellung „ULRICH genial sozial loyal“ (5. April bis 14. Juli)
»Mehr zum Haus Sankt Ulrich, dem Tagungshotel der Diözese Augsburg: www.haus-sankt-ulrich.de
36
ZUM ULRICHSJUBILÄUM: SPUREN DES HEILIGEN UND DER SCHLACHT AUF DEM LECHFELD
Text: Martin Kluger | Fotos: Martin Kluger (1), Petra Kluger (1)
Wurzeln an der Donau – und ein Denkmal in Dillingen
Der heilige Ulrich – fast ein Dillinger
Das Dörfchen Wittislingen – nur ein paar Kilometer westlich
von Dillingen a. d. Donau gelegen – wird als ein möglicher
Geburtsort des heiligen Ulrich gehandelt. Genaues weiß man
nicht. Doch in dem kleinen Ort im „Dillinger Land“ erinnert
eine Kirche an den Bischof von Augsburg, an seine Mutter
und an alemannische Gaugrafen – die Hupaldinger –, deren
Sippe der Grafensohn Ulrich entstammte. Verwandte Ulrichs
haben eine Burg in
Dillingen gebaut: Es
war die Gründung
dieser Donaustadt.
An manchen Ecken
des Schlosses, das
später zur Neben -
residenz der Augsburger
Bischöfe
werden sollte, erkennt
man das mittel alterliche Buckelquadermauerwerk. Darstellungen
Ulrichs findet man (unter anderem) in der Burg -
kapelle, in der Ulrichskapelle im Schlosshof sowie in der Konkathedrale
St. Peter und in einem Fresko in der Studienkirche.
Auf dem St.-Ulrichs-Platz steht das mächtige Ulrichsdenkmal.
Sehr sehenswert, und nur 50 Kilometer westlich von Augsburg.
» Mehr zu Dillingen a. d. Donau: www.dillingen-donau.de
» Mehr zur Region um Dillingen: www.dillingerland.de
Der Heilige, das Wasser, die Fischerei und der Wein
St. Ulrichs Denkmäler in Donauwörth
Donauwörth – nur gut 40 Kilometer nördlich von Augsburg
ge legen – war der Donauhafen der Augsburger Kaufleute. Vielleicht
deswegen, vielleicht deshalb, weil Verwandte des heiligen
Ulrich an der Gründung Donauwörths beteiligt gewesen sein
sollen, findet man auch hier die Spuren der Ulrichsverehrung.
Da Donauwörth an der Mündung der Wörnitz in die Donau
entstand und diese Stadt oft von Hochwasser betroffen war,
lag es auch nahe,
dass der Schutz -
patron bei Wasser -
gefahren im Mittelalter
hier besonders
verehrt wurde. Als
Patron der Fischer,
Winzer und Reisenden
war St. Ulrich
multifunktional
ge fragt: Denn die Flussfischerei war ein wichtiges Gewerbe.
An den Donauhängen wurde bis um 1550 Wein angebaut (wie
heute wieder beim nahen Schloss Leitheim). Und die Brücke
über die Donau war die einzige weit und breit. Im Liebfrauenmünster
stellt ein gotisches Fresko die Bistumsheiligen Ulrich
und Afra dar. Am spätbarocken Hochaltar der Klosterkirche
Heilig Kreuz sieht man Ulrich als goldglänzende Seitenfigur.
» Mehr zu Donauwörth: www.donauwoerth.de/tourismus
Rieder To or
Reichsstraße
Zusammenfluss von Wör
Käthe-Kruse -
Puppen-Museum
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Mai bis September: Montag bis Donnerstag, 18:00 Uhr
Oktober bis April: Termine
siehe Homepage
Treffpunkt: Tourist-Information, Rathausgasse
Familienführung „Donauw wörther G eschichte & G’schichtn“
Mai bis September: Samstag, Sonn- und Feiertag, 16:00 Uhr
Oktober bis April: Sonn- und Feiertag, 16:00 Uhr
Treffpunkt: Tourist-Information, Rathausgasse
Wechselnde Themenführungen
Mai bis September: Freitag, 18:00 Uhr
Oktober bis April: Termine
siehe Homepage
Treffpunkt: Tourist-Information, Rathausgasse
Führung auf den Turm des Liebfrauenmünsters
Mai bis September: Sonntag, 15:00 Uhr
Treffpunkt: Turmaufgang Liebfrauenmünster,
Reichsstraße
Führung durch das Käthe-Kruse-Puppen-Museum
Mai bis September: Sonnta
ag
, 15:00 Uhr
Treffpunkt: Museumskasse, Pflegstraße
Gruppenführungen jederzeit nach Vereinbarung
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an der Romantischen Straße ist ein idealer
Ausgangspunkt für ihre Freizeitaktivitäten
Radwander-, Wander-
und Pilgerzentrum
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Augusta, Lech, Altmühltal, Schwäbische Alb,
Kesseltal, Wörnitz, Jakobuswege,
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Städt. Tourist-Information
Rathausgasse 1
86609 Donauwörth
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el. 0906 789-151
tourist-info@donauwoerth.de
www.tourismus-donauwoerth.de
donauw
wörth
37
DAS HOTEL- UND TAGUNGSHAUS BEI DER BASILIKA ST. ULRICH UND AFRA
Das Haus Sankt Ulrich
liegt direkt unter dem
Ulrichsturm der Basilika
St. Ulrich und Afra: So
trifft späte Gotik auf
die Postmoderne. Das
bis 1974 errichtete, von
einem Stararchitekten
geplante Tagungshaus
und Stadthotel auf dem
Areal einer früheren
Reichsabtei bietet den
Vorteil der Nähe zum
Augsburger Stadt -
zentrum. Der mächtige
Bau komplex der Kirche
aber schirmt Gäste des
Hauses vom Großstadtlärm
ab: Hier ruht und
tagt es sich zentrumsnah
und un gestört.
Haus Sankt Ulrich: zum Schutzpatron der Reisenden
Seit 1993 empfängt St. Ulrich die Besucher des Hauses Sankt Ulrich – direkt unter dem Kirchturm der angrenzenden
Basilika St. Ulrich und Afra. Die ist ein spätgotisches Meisterwerk der Sakralbaukunst. Auf dem Areal der ehemaligen
Abtei St. Ulrich und Afra entstand das Haus Sankt Ulrich: das von einem Stararchitekten geplante Tagungshaus und
Stadthotel der Diözese Augsburg. Ein Ulrich steht vor dem weißen Komplex, einen Ulrich findet man in der Haus -
kapelle – und im Haus liebevollen Service, eine beson dere Atmosphäre und, trotz Zentrumslage, ungestörte Ruhe.
Direkt über dem Tagungshaus und Stadthotel der Diözese Augsburg
ragt der Ulrichsturm der benachbarten Basilika St. Ulrich
und Afra empor. In unmittelbarer Nachbarschaft dieses Juwels
der Kirchenbaukunst entstand nach den Plänen des Münchener
Star architekten Alexander Freiherr von Branca bis 1974 das Haus
Sankt Ulrich, eingebettet in das Areal der im Zweiten Weltkrieg
zerstörten Konventgebäude der eins tigen Abtei. Vor dem im Stil
der Postmoderne errichteten Komplex begrüßt seit 1993 die überlebensgroße
moderne Bronze figur des Bistumsheiligen Ulrich.
Eine gotische Schnitzfigur des Heiligen mit dem Fisch entdeckt
man dann auch in der lichtdurchfluteten Hauskapelle. Was man im
Inneren ebenfalls entdeckt: den liebevollen Service eines außer -
gewöhnlichen Hauses, ungestörte Ruhe und viele Möglichkeiten
für Veranstaltungen. Räume an der Park an lage des früheren Klos te r -
gartens sind für Tagun gen, Semi nare, Kon fe ren zen, Fir men events
und Work shops geeignet. Das Raumangebot reicht hier von zehn
Qua drat me tern bis hin zum Großen Saal einschließlich Bühne und
Foyer. Bis zu 380 Per so nen finden hier Platz.
»Mehr zum Service des Hauses Sankt Ulrich und zu den dortigen Veranstaltungen: www.haus-sankt-ulrich.de
» Vorteile beim Herkommen – die Tiefgarage im Haus, der nahe Hauptbahnhof und die ÖPNV-Haltestelle auf dem Ulrichsplatz.
St. Ulrich vor dem
Hotel und Tagungshaus
Sankt Ulrich, St. Ulrich
in der dortigen Haus
kapelle – zwei Bilder,
die zum Service und
zum Geist dieses
Hauses passen. Denn
schließlich ist der
Bistumsheilige mit
dem Fisch auf seinem
Evangelienbuch ja auch
noch der Schutz patron
der Reisenden: Für alle
Gäste ein gutes Omen.
38
Text: context verlag | Fotografie: Martin Kluger (1), Haus Sankt Ulrich (2)
Dillin ngen a.d.Donau
entdecken und erleben
Dillinger Schloss · Studienkirche „Mariä Himmelfahrt“ · Basilika St. Peter
·
Straßenkünstlerfest · Königstraße · Stadt- und Hochstiftmuseum · Altstadt
OpenAir-Sommer · Goldener Saal (ehemalige Universität) · Kneipp Lauschtour
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„WITTELSBACHER LAND“: SCHLÖSSER, SPUREN, „SISI“
Die Wittelsbacher,
immer und überall?
Wittelsbacher prägten das „Wittelsbacher Land“ – eine
Ausstellung in Friedberg zeigt: es gab ein Leben vor ihnen …
4040
Text:
Martin Kluger
Fotografie:
Martin Kluger (13),
Norbert Liesz (1)
Das „Wittelsbacher Land“ ist der altbayerische Teil des bayerischen
Schwaben. Das Tourismusziel Landkreis Aichach-Friedberg hat sich
nach den Wittelsbachern benannt. Viel früher aber stand in diesem
Land strich jene Burg, die den Wittelsbachern den Namen gab: Der
Burghügel in Oberwittelsbach erinnert noch daran. Diese namensgebende
Stammburg wurde zerstört, nachdem ein Wittelsbacher
den deutschen König erschlagen hatte. An ruhigere Zeiten (und an
die schöne Wittelsbacherin Elisabeth, die Kaiserin von Österreich)
er innert das „Sisi-Schloss“ im nahen Unter wittelsbach. Eine Stadtgründung
der Wittelsbacher war das bayerisch-barocke Friedberg:
Fresken im Rathaus zeigen, wie wichtig diese Dynastie für die Stadt
war. Ein Schloss der Wittelsbacher gibt es natürlich auch hier. Dort
erinnert 2024 eine Ausstellung daran, dass es tatsächlich schon in
der Zeit vor den Wittelsbachern im heutigen „Wittelsbacher Land“
Leben und Kultur gegeben haben soll. Schier nicht vorstellbar…
41
DAS „WITTELSBACHER LAND“
42
Tritt ein, bring Neugier
rein: Hinter diesem
Portal verbirgt sich
das feine „Museum im
Wittels bacher Schloss
Friedberg“. Die Rauten
zeigen es an – hier ist
man in Altbaiern. Und
die Löwen an der Tür
verraten die Bau- und
Schlossherren – natürlich
die Wittelsbacher,
deren Wappentier der
pfälzische Löwe seit
1214 war. 2024 beweist
eine Ausstellung im
Schloss, dass es im
„Wittels bacher Land“
tatsächlich eine Zeit
vor den Wittelsbachern
ge geben hat.
Wer vor dem Eingang zum Friedberger
Schloss steht, versteht die
Botschaft – selbst dann, wenn
er oder sie im schulischen Geschichtsunterrricht
nicht sonderlich gut aufgepasst
haben sollte. Die weiß-blauen Rauten stehen
nun mal für Bayern (das man vor 1825 meist
„Baiern“ schrieb). Und dass der Löwe mit der
erhobenen Pranke das Wappentier des Hauses
Wittelsbach ist, das ist zumindest in Bayern
allgemein bekannt. Diese heraldischen Elemente
zieren das Schlossportal aus gutem Grund:
Denn das Friedberger Schloss nennt man auch
„Wittelsbacher Schloss“, weil es von Wittels -
bachern erbaut, ausgebaut und genutzt wurde –
im Übrigen sogar als Sitz einer Manufaktur für
die gefragte Friedberger Fayence. Exemplare
edler Fayencekeramik findet man heute noch
im Museum im Schloss, und einiges mehr zu
den Wittelsbachern sowieso. Denn auch die
Geschichte und Baugeschichte Friedbergs wurde
jahrhundertelang ebenso von den Wittelsbachern
geprägt wie die anderer Orte im „Wittelsbacher
Land“, das sich östlich der Stadtgrenzen des
benachbarten Augsburg erstreckt.
Derart viel findet man hier zu den Wittelsbachern
und zu ihrer Epoche, dass man sich
fast gar nicht vorzustellen vermag, dass es im
heutigen Landkreis Aichach-Friedberg (das im
Tourismus als „Wittelsbacher Land“ für sich
wirbt) überhaupt schon mal ein Leben vor den
Wittelsbachern gegeben haben könnte.
Dass dem aber durchaus so ist, zeigen zum
Beispiel die römischen Funde im „Museum im
Wittelsbacher Schloss Friedberg“. Die sind Teil
»
Im Friedberger Schloss
der Wittelsbacher geht es 2024
in einer Ausstellung um die Zeit
vor den Wittelsbachern.
«
der Dauerausstellung. Vom Dezember 2023 bis
zum 17. März 2024 lockt aber auch noch eine
Sonderausstellung in das Schloss über dem
Lechtal, die zeigt, das es zwischen der Antike
und den Wittesbachern durchaus noch etwas
anderes gab: „Zwischen Baiern und Schwaben.
Das Lechtal im frü̈hen Mittelalter“ ist der Titel
der Ausstellung im Museum. Dabei geht es um
das frü̈he Mittelalter, zweifelsohne eines der
spannendsten Kapitel in der bayerischen Geschichte.
Im Friedberger Museum werden dabei
erstmals in einer umfassenden Zusammenschau
archä̈ologische Funde aus dem Lechtal präsentiert,
die aus der Zeit vom späten 5. Jahrhundert
bis zum frü̈hen 8. Jahrhundert stammen. Denn
die alte Kulturlandschaft erwies sich als Quelle
archä̈ologischer Glücksfälle: Äußerst kunstvoll
gearbeiteter Goldschmuck, Gü̈rtelschnallen aus
Walross-Elfenbein sowie wertvolles bronzenes
Tafelgeschirr dokumentieren neben dem hohen
Rang der Handwerkskunst auch die Handelsverbindungen
mit weit entfernten Regionen.
Im frü̈hen Mittelalter entwickelten sich neue
Siedlungs- und Herrschaftsstrukturen, die das
Leben in der Region östlich der ehemaligen römischen
Provinzhauptstadt Augsburg über Jahrhunderte
prägen sollten. Das Lechtal gehö̈rte
zum neu eingerichteten baierischen Herzogtum
(in dem die Wittelsbacher noch keine Rolle
DAS „WITTELSBACHER LAND“
spielten) mit Augsburg als bedeutendem Hauptort
und frühem Bischofssitz. Erst im ausgehenden
8. Jahrhundert wurde der damals noch breit
mäandrierende Gebirgsfluss Lech schließlich
zur – politischen wie auch kulturellen – Grenze
zwischen Baiern und Schwaben.
Die beeindruckenden archä̈ologischen Funde
geben Einblicke in die Gesellschaftsstrukturen
jener Zeit. Sie beleuchten die wirtschaftlichen
Grundlagen der Menschen im Lechtal und berühren
Aspekte des kulturellen und religiö̈sen
Lebens. Die Wertigkeit dieser Ausstellung wird
auch dadurch unterstrichen, dass sie in Kooperation
mit dem Bayerischen Landesamt für
Denkmalpflege, der Stadtarchä̈ologie der Kunstsammlungen
und Museen Augsburg sowie der
Archä̈ologischen Staatssammlung München entstanden
ist. Die Ausstellung „Zwischen Baiern
Im Wittelsbacher
Schloss (links oben)
trifft man auch auf
Funde aus römischer
Zeit (links unten). Aus
dem frühen Mittelalter
stammt die Goldmünze,
die in der Aus stellung
„Zwischen Baiern und
Schwaben. Das Lechtal
im frü̈hen Mittelalter“
zu sehen ist. Rauten in
Weiß und Blau findet
man auch bei einer
Führung im barocken
Friedberger Rathaus.
Das „Museum im
Wittels bacher Schloss
Friedberg“ ist ein feines
Haus, das eine ganze
Menge über die bewegte
Geschichte der öfter
vom Krieg ge plagten
bayerischen Grenzstadt
verrät. Museumschefin
Dr. Alice Arnold-Becker
zeigt ihre „Schätze“
in einer ansprechend
gestalteten Dauerausstellung
her – hier eine
Ansicht der Stadt Friedberg
von Westen: Das
Schloss ist am linken
Bildrand zu erkennen.
43
DAS „WITTELSBACHER LAND“
Auch das ist ein
Wittels bacherschloss,
allerdings ein sehr viel
kleineres und eines aus
sehr viel friedlicheren
Zeiten. Denn das „Sisi-
Schloss“ erinnert an
Herzog Max in Bayern
und an seine Tochter
Elisabeth, die spätere
Kaiserin von Österreich
und Königin Ungarns.
Das Wasserschloss in
Unterwittelsbach bei
Aichach beherbergt
eine Dauerausstellung
sowie wechselnde Ausstellungen
zum Leben
dieser legendären
Wittelsbacherin.
44
Den Wittels bachern
kommt man im
„Wittels bacher Land“
kaum irgendwo mal
aus – auch nicht in
der Wallfahrtskirche
St. Leonhart in Inchenhofen.
Dort hat der einheimische
Maler Ignaz
Baldauf den Kurfürsten
von Bayern mit einem
edlen Ross am Halfter
dargestellt. Kurfürst
Maximilian I. hat einem
Kloster neben dieser
Kirche nämlich alljährlich
ein junges Pferd
aus seinem eigenen
Gestüt spendiert.
und Schwaben. Das Lechtal im frü̈hen Mittelalter“
wurde mit LEADER-Mitteln gefö̈rdert.
Wer diese Ausstellung und das Museum im
Schloss besucht, könnte sich anschließend gleich
auf die Suche nach den Spuren der Wittelsbacher
in der Stadt begeben. Dringend empfohlen sei
zum Beispiel eine Führung im Ratssaal des
Friedberger Rathauses. Dort stößt man auf
etliche Wittelsbacher und Wittelsbacherinnen,
deren Namen sich mit der Geschichte des
Schlosses und der Stadt verbinden. Eine Geschichte,
die für die Stadtbewohner nicht immer
sehr lustig war: Während des Dreißigjährigen
Kriegs, den die Wittelsbacher ganz maßgeblich
angezettelt hatten, legten schwedische Soldaten
und Augsburger Protestanten die bayerischkatholische
Grenzstadt in Schutt und Asche.
Das war der Grund dafür, dass die Friedberger
ihr sehenswertes barockes Rathaus errichteten.
An die Wittelsbacher, die des Öfteren großspurig
einen Krieg provozierten, danach aber kaum
einmal ihr Land und dessen Städte und Dörfer
schützen konnten, erinnert ein Spaziergang
entlang der in Teilen erhaltenen Stadtmauer.
Nicht nur in Friedberg, auch anderswo in
in Bayern und Europa haben die Wittelsbacher
immer wieder mal so agiert, dass sie danach
nicht eben sonderlich stolz auf das Vollbrachte
sein konnten. Im Jahr 1209 wurde zum Beispiel
die Burg Wittelsbach geschleift, weil Pfalzgraf
Otto VIII. von Wittelsbach im Jahr zuvor den
deutschen König Philipp ermordet hatte. Um
diesen „Schandfleck“ in ihrer Familiengeschichte
haben sich die Wittelsbacher lange herumgedrückt
– und die Mauerrelikte auf dem Burghügel
in Oberwittelsbach fast 650 Jahre gemieden.
Erst 1857 betrat mit König Maximilian II. von
Bayern wieder ein Wittelsbacher den Burghügel
»
In Oberwittelsbach
sah sich der König von Bayern
tief bewegt auf dem
„Boden meiner Ahnen“.
«
in Oberwittelsbach. „Also hier stehe ich auf
dem Boden meiner Ahnen“, soll der bayerische
König recht zitierfähig angemerkt haben. Später
hat sich auch König Ludwig III., der letzte
bayerische König, hierher getraut. Gedenksteine
erinnern an diese Besucher. Auch ein bayerisches
Nationaldenkmal hatte man auf dem Burgplatz
schon 1834 aufgestellt. Das neugotische Fialtürmchen
belegt, dass bei den Wittelsbachern
am Ende der Stolz auf das Erreichte die Scham
über die Schandtat ihres Altvorderen überwog.
DAS „WITTELSBACHER LAND“
Neben diesem Denkmal, den Mauerresten der
Burg, Gedenktafeln und der Wallfahrtskirche
über der einstigen Burgkapelle „erzählt“ heute
eine kleine Freilichtausstellung von der Geschichte
dieses für das Land Bayern nicht eben
unbedeutenden Ortes.
1838 wurde in der Geschichte der Wittelsbacher
im „Wittelsbacher Land“ ein neues und
viel ge mütlicheres Kapitel aufgeschlagen: Damals
hatte Herzog Maximilian in Bayern, der Vater
der nachmaligen Kaiserin Elisabeth von Österreich,
ein altes Wasserschloss im zwei Kilometer
»
In Unterwittelsbach
erinnert das „Sisi-Schloss“ an
die Wittelsbacherin Elisabeth,
Kaiserin von Österreich.
«
entfernten Unter wittels bach als Sommersitz erworben.
Das Wasserschloss bei Aichach war
wohl ein paar Jahre lang der Lieblingsaufenthalt
dieses un konventionellen Wittelsbachers. Auch
die 1837 in München geborene Elisabeth – in
der Familie wurde sie „Sisi“ oder „Lisi“ gerufen –
soll sich bei ihrem Vater in Unter wittelsbach
aufgehalten und im Schlosspark Reitübungen
auf ihrem Pony absolviert haben. Das Wasserschloss
blieb bis 1958 im Besitz des Hauses
Wittelsbach. Erst 1999 hat die Stadt Aichach
das Baudenkmal erworben. Heute sieht man
im sogenannten „Sisi-Schloss“ eine Dauerausstellung
zum Leben von Elisabeth, der schönen
Kaiserin von Österreich und Königin von Un-
garn, und zu ihrer Epoche. Außerdem finden
hier jährlich thematisch wechselnde Sonderausstellungen
statt. Wer die Ausstellungen im
Schloss besichtigt, kann dabei auch einen Blick
auf und in die kleine Schlosskapelle werfen.
Die vermutlich von Benediktinern des Augsburger
Klosters St. Ulrich und Afra errichtete
Kapelle St. Ulrich, St. Afra und Jungfrau Maria
hat Herzog Max 1838 erneuern lassen. Der
Stilmix der Kapelle – Neugotik mit orientalischen
Anklängen – macht diesen Sakralbau weit und
breit ziemlich einmalig.
Auf dem Platz vor dem Eingang zum „Sisi-
Schloss“ steht eine romanische Säulen spolie.
Sie stammte aus einem Klostergut im nahen
Kühbach. Herzog Max hatte auch das dortige,
1803 säkularisierte Benediktinerinnenkloster erworben.
Die Gegend um Aichach scheint dem
Vater „Sisis“ getaugt zu haben, weil der ihn be -
engende Münchener Hof weit weg und sein
großes Jagdrevier dafür umso näher war. Für
diese Annahme spricht, dass Herzog Max auch
noch im nahen Rapperzell ein Jagdschlösschen
erworben hat, das man heute (es wird privat
bewohnt) immerhin von außen anschauen kann.
Die Gegend an und für sich bietet sich jedenfalls
ohnehin zum An- und Umschauen an.
Auf den Spuren „Sisis“ und der Wittelsbacher
führen diverse Wander- und Radwege zu den
Schlössern in Unterwittelsbach, Kühbach und
Rapperzell. In Kühbach lohnt sich außerdem
der Blick in die Schlosskirche St. Magnus, und
zwar sehr. Denn erstens ist die einstige Kloster-
Eine gotische Wal l -
fahrtskirche und ein
neugotisches Nationaldenkmal
auf dem Burghügel
in Oberwittels -
bach erinnern daran,
dass hier die namens -
gebende Stammburg
der Wittelsbacher gestanden
hat. Warum sie
nicht mehr steht, verrät
eine Inschriftentafel
auf dem Burgplatz.
Dort steht „Überreste
der i. J. 1209 geschleiften
Burg Wittelsbach“.
In der Kirche des Heilig-
Geist-Spitals in Aichach
sieht man die „Patrona
Bavariae“ zwischen den
Rauten und dem Pfälzer
Löwen. In und an dieser
Kirche am zentralen
Stadtplatz entdeckt
man noch etliche Hinweise
mehr auf die oft
ziemlich unfriedliche
Geschichte der Wittelsbacher.
45
Der Obere Tor in
Aichach ist eines jener
Relikte der einstigen
Stadtbefestigung, die
an die kriegerischen
Konflikte in der Epoche
erinnern, während der
die Wittelsbacher das
Bayernland als Herzöge
und später Kur fürsten
regierten. Am zentralen
Stadtplatz erinnern
zwei Stadttore, das
Rathaus und die Spital -
kirche an die teilweise
recht wilden Zeiten der
Wittelsbacher. Mittel -
alterliche Fehden und
der von Wittelsbachern
angezettelte Dreißig -
jährige Krieg machten
auch Aichach leidvoll
zu schaffen.
Zu den Wittels bachern
gibt es im „Wittels -
bacher Land“ – und
drum herum – noch
einiges mehr zu sehen,
zum Beispiel im nahen
Augsburg oder in
Donauwörth (auch
dort ging ein Mord
auf das Konto eines
Wittels bachers). Wo
man hier was findet,
verrät der Kultur -
reiseführer „Morde,
Macht und Mythos.
Geschichte, Denkmäler
und Städte der Wittelsbacher
im Wittels -
bacher Land“, ein
168-seitiges Taschenbuch
mit 144 Fotos
und sechs Karten.
kirche ohnehin sehenswert, und zweitens findet
man dort im Halbdunkel des Langhauses zwei
langformatige Stiftertafeln: Sie stellen neben
einigen Heiligen auch frühe Wittelsbacherinnen
und Wittelsbacher dar. Das Wappenschild mit
weiß-blauem Rautenwappen hält auf einer der
beiden Malereien der Vater des Königsmörders
vom Jahr 1208. Der erste Bayernherzog aus
dem Haus Wittelsbach, Otto I., ist noch mit
dem Reichsadler im Wappenschild dargestellt.
Kaiser Ludwig der Bayer, ein Wittelsbacher,
hat Aichach 1347 das Stadtrecht verliehen. Das
bayerische Weiß und Blau sieht man dort an
den Fensterläden der Stadt tore zu beiden Enden
des zentralen Stadtplatzes – am Unteren Tor
mit dem gotischen Spitzhelm und am barocken
Oberen Tor. Letzteres musste nach dem Kriegsjahr
1634 wiederaufgebaut werden. Gedenk inschriften
und Malereien an den Stadttoren erinnern an
die schreckliche Zeit. Im Unteren Tor zeigt das
„Wittel s bacher Museum“ Grabungsfunde vom
Burghügel in Oberwittelsbach. Am Rand des
Stadtplatzes steht die Spitalkirche, in der ein
Fresko einem besonders streitlustigen Wittelsbacher
– Herzog Ludwig VII. „den Gebarteten“ –
zeigt. Dieser Wittelsbacher kämpfte sogar gegen
die eigenen Verwandten – und endete letztlich
im Verlies eines anderen Wittelsbachers. An der
Fassade erinnert ein Wappenstein der Wittelsbacher
an den Bau der Stadtmauer. Eine bunte
Wappenmalerei nebenan bezeugt, dass 1777
ein Pfälzer zum Kurfürsten Bayerns wurde.
Wallfahrtskirchen findet man im „Wittels -
bacher Land“ einige – Herrgottsruh in Friedberg,
Maria Birnbaum bei Sielenbach und natürlich
St. Leonhard in Inchenhofen. Die Letztere ist
wohl deshalb die bekannteste, weil hier alljährlich
»
Spuren der Wittelsbacher
entdeckt man auch in Kirchen
in Inchenhofen und Mering –
wo Luther im Meer versinkt.
«
der älteste Leonhardiritt Bayerns um die barocke
Kirche zieht. Der Weg ins Innere dieser Kirche
lohnt sich auch ohne Pferdewallfahrt – allein
schon wegen der farbenprächtigen Deckenfresken.
Dort hat der Inchenhofener Maler Ignaz Baldauf
Kurfürst Maximilian I. von Bayern zu Füßen
des heiligen Leonhard abgebildet. Im Auftrag
des Wittelsbacherkaisers Karls VII. hat Baldauf
auch die Decke der Kirche St. Michael in Mering
bemalt. Auf dem Fresko versinkt Luther im
Meer. Die Realität war eine andere: Damals
waren soeben die Großmachtambitionen auch
dieses Wittels bachers „ins Wasser gefallen“.
» Mehr zur Ausstellung „Zwischen Baiern und Schwaben. Das Lechtal im frü̈hen Mittel alter“
im „Museum im Wittelsbacher Schloss Friedberg“ (bis 17. Mä̈rz 2024), zum Rahmenprogramm
und zu Führungen: Telefon 0821 6002–681 und www.museum@friedberg.de
» Informationen zum „Sisi-Schloss“: www.sisischloss.bayern
» Mehr Infos zu touristischen Zielen im „Wittelsbacher Land“: www.wittelsbacherland.de
» Führungen im Friedberger Rathaus bucht man bei der Tourist-Info der Stadt Friedberg:
Telefon 0821 6002-40 oder per E-Mail an touristinfo@friedberg.de.
» Vom „Wittelsbacher Land“ aus gesehen liegt die ehemalige Residenzstadt Neuburg an der
Donau fast vor der Haustür: 40 Kilometer östlich von Aichach, rund 50 sind es ab Friedberg.
Im Residenzschloss des 1505 gegründeten Wittelsbachischen Fürstentums Pfalz-Neuburg sieht
und erfährt man einiges mehr zum Thema Wittelsbacher in Bayern und in dieser Donaustadt.
46
RENAISSANCESTADT
NEUBURG AN DER DONAU
UNSERE
ENTDECKERTIPPS
Malerische Altstadt
Residenzschloss mit Staatsgalerie
Flämische Barockmalerei
Unterhaltsame Themenführungen
Vielseitige Wander- und Radrouten
Erlesenes Kulturprogramm
Tourist-Information Neuburg
Fon +49 (0)8431 55-400
tourismus@neuburg-donau.de
www.neuburg-donau.info
Fotos: Dietmar Denger
„WITTELSBACHER LAND“ – IN UNTERWITTELSBACH INS „SISI-SCHLOSS“
„Sisi“, die Kaiserin von
Österreich und Königin
von Ungarn, wusste
sich in Szene zu setzen.
Sie galt als eine der
schönsten Frauen ihrer
Epoche – eine Schönheit,
die sie durch
modische Gewänder
noch stärker betonte.
Im Jahr 2024 widmet
sich eine Ausstellung
im „Sisi-Schloss“
in Unter wittels bach
auch dieser Facette im
Leben der legendären
Wittels bacherin. Im
Hintergrund sieht man
ein Ganzkörperporträt
Elisabeths, im Vordergrund
ihr berühmtes
„Sternenkleid“.
Das Sisi-Schloss: 2024 mit der Ausstellung
„Kaiserin Elisabeth – Ode an die Mode“
Seit dem Jahr 2000 werden im „Sisi-Schloss“ im Aichacher Ortsteil Unterwittelsbach Ausstellungen rund um das Leben
der Wittelsbacherin Elisabeth, Kaiserin von Österreich und Königin von Ungarn, gezeigt. Die nunmehr 25. Ausstellung
widmet sich der Mode und „Sisis“ Gewändern. Die Ausstellung „Kaiserin Elisabeth – Ode an die Mode“ zeigt, warum
die schöne und modebewusste Kaiserin zu ihrer Zeit eine Stil-Ikone war. „Sisi“ schrieb nicht nur durch ihre exzentrische
Lebensart Geschichte, sondern prägte auch die Mode und den Kleidergeschmack einer ganzen Epoche. Zu sehen ist
diese Sonderausstellung vom 19. April bis 27. Oktober 2024. Darüber hinaus gewährt die Dauerausstellung im ersten
Obergeschoss mit einer multimedialen Inszenierung Einblicke in Facetten des Lebens dieser Wittelsbacherin.
Die Ausstellung „Kaiserin Elisabeth – Ode an die
Mode“ entführt Besucherinnen und Besucher
des „Sisi-Schlosses“ in Unterwittelsbach gemeinsam
mit der schönen Wittelsbacherin in die Welt der
Mode – vom Mittelalter bis zum Biedermeier. Das Biedermeier
war eine Reaktion auf die politische Neuordnung Europas
nach dem Wiener Kongress in den Jahren 1814/15. Dieser
Kongress restaurierte nach dem endgültigen Sieg über Napoleon
bei Waterloo die absolute Macht der alten Dynastien. Politik
wurde nun zum Tabu, die Menschen zogen sich ins Private
zurück. Diese Epoche beeinflusste nachhaltig die Kindheit
und Jugend auch der bayerischen Prinzessin Elisabeth.
1854 wurde Elisabeth mit ihrem Cousin Franz Joseph I.,
dem Kaiser von Österreich, verheiratet. Die in Bayern ungezwungen
erzogene und aufgewachsene junge Monarchin litt
unter dem strengen Spanischen Hofzeremoniell, das am
Wiener Hof die Umgangsformen diktierte. In Ungarn, wo
sie 1867 zur Königin gekrönt wurde, aber auch auf ihren
zahlreichen Reisen fühlte sie sich deshalb viel wohler und
weniger eingeengt als in Wien.
Man redete viel über Elisabeth. Vor allem den Frauen
imponierte ihr Selbstbewusstsein und ihre schöpferische
Kreativität. Mit namhaften Modeschöpfern ihrer Zeit ließ
sie ihre Träume Stoff werden. Ein Stoff, der für die Damen
48
der vornehmen Gesellschaft schnell zum Vorbild wurde. Es
war der Mut zu Neuem, der auch den Zeitgeist widerspiegelte,
der einerseits in der Geschichte wurzelte, andererseits aber
neuen Gedanken Raum zur Entfaltung gab. Das Eintauchen
in diese Welt der Mode zeigt das Ringen der Kaiserin um
neue Ausdrucksformen und stilvolle Lebenskultur. Ein Eintauchen,
das die Ausstellung „Kaiserin Elisabeth – Ode an
die Mode“ ermöglicht. Diese Ausstellung ist vom 19. April
»
Die Dauerausstellung im „Sisi-Schloss“:
„Sisi – Leben, Tod & Mythos“.
bis 27. Oktober 2024, jeweils von Dienstag bis Freitag von
10 bis 17 Uhr sowie samstags, sonntags und an den Feiertagen
von 10 bis 18 Uhr geöffnet.
Während der Ausstellungsmonate lohnt sich der Weg
nach Unterwittelsbach doppelt. Denn parallel zur „Moden-
Schau“ ist die Dauerausstellung im ersten Obergeschoss des
„Sisi-Schlosses“ – „Sisi – Leben, Tod & Mythos“ – zu finden.
Die multimediale Inszenierung ermöglichtt tiefe Einblicke
in Elisabeths Leben von der Kindheit bis zu ihrem Tod und
geht der Frage nach, wie der Mythos „Sisi“ entstand. Man erfährt
einiges zu „Sisis“ unbeschwerter Kindheit und Jugendzeit,
der nach der Heirat die Zwänge am Wiener Hof folgten. Ein
«
Text: PM/context verlag | Fotografie: Erich Echter/Stadt Aichach (2)
Gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Ernährung,
Landwirtschaft und Forsten und den Europäischen Landwirtschaftsfonds
für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER)
ZWISCHEN BAIERN
UND SCHWABEN
FRIEDBERG
ENTDECK
KEN
Rundgang 2
FRIEDBERG
Das Lechtal im frühen Mittelalter
16. Dezember 2023 bis 17. März 2024
Museum im Wittelsbacher Schloss Friedberg
Schlossstraße 21 . 86316 Friedberg . www.museum-friedberg.de
Geöffnet: Dienstag bis Sonntag und an Feiertagen von 10 bis 17 Uhr
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www.augsburg-tourismus.de
„WITTELSBACHER LAND“ – IN UNTERWITTELSBACH INS „SISI-SCHLOSS“
Die Ausstellung
„Kaiserin Elisabeth –
Ode an die Mode“ zeigt
Kleidung, mit der die
Wittelsbacherin zu
einer Trendsetterin in
Sachen Mode wurde.
Ein Raum im Schloss
in Unterwittelsbach
widmet sich „Sisis“
Schönheitsideal.
Raum widmet sich hier Elisabeths Schönheitskult. Ein
„magischer Spiegel“ gibt Geheimnisse der Kaiserin preis,
wenn man die Bürste oder den Handspiegel am Schminktisch
berührt. Elisabeths Reiselust ist ein ganzer Raum gewidmet:
An einem interaktiven Kartentisch kann man ihre Reiserouten
nachverfolgen. In einem Raum dreht sich alles um „Sisis“
tragischen Tod nach einem Attentat am Genfer See im Jahr
1898. In sieben Räumen können Besucherinnen und Besucher
zum Teil selbst aktiv werden, Informationen abfragen und
Hör- und Duftstationen nutzen. Auch Nachbildungen von
Kleidern der Kaiserin sind (gekonnt in Szene gesetzt) zu
sehen – darunter ihr kostbares „Sternenkleid“.
»
Frau Kastellanin führt durch
die Kleider-Schau im „Sisi-Schloss“.
Die Geschichten hinter den Exponaten erzählt Kastellanin
Brigitte Neumaier bei einer Führung durch die Ausstellung
„Kaiserin Elisabeth – Ode an die Mode“. Gruppenführungen
können per Telefon 08251 891869 vereinbart werden. Der
Preis je Führung beträgt 50 Euro (zuzüglich des Eintritts von
4 Euro pro Person). Für Einzelpersonen wird zwischen Mai
und Oktober jeweils am ersten Samstag im Monat eine kostenlose
Führung angeboten. Dabei ist nur der Eintritt zur
Ausstellung zu bezahlen. Diese Führungen beginnen jeweils
um 14 Uhr.
»
„Sisis“ Vater Herzog Max in Bayern
hatte das Wasserschloss 1838 erworben.
Das „Sisi-Schloss“ in Unterwittelsbach hatte Herzog Max
in Bayern, der Vater der am 24. Dezember 1837 geborenen
Elisabeth, im Jahr 1838 als Sommer- und Jagdsitz erworben.
Das Wasserschloss in Unterwittelsbach wurde für etliche
Jahre zum bevorzugten Sommeraufenthalt des Herzogs, der
hier der Jagd und dem Zitherspiel frönte. Im Landschloss
«
«
ihres unkonventionellen Vaters – der wegen seiner Vorliebe
für dieses Musikinstrument „Zither-Maxl“ genannt wurde –
hat auch die kleine Elisabeth Amalie Eugenie von
Wittelsbach unbeschwerte Kindheitstage verbracht.
Bis 1958 blieb das Wasserschloss im Besitz des Hauses
Wittelsbach. Später diente es als Jugendheim. „Wachgeküsst“
wurde das Landschloss durch erste Ausstellungen, jeweils
konzipiert von der Regio Augsburg Tourismus GmbH.
1999 erwarb die Stadt Aichach das Schloss und sanierte
es. Seit 2000 finden hier alljährlich von Mai bis Ende
Oktober Wechselausstellungen statt – stets mit Themen
zum Leben der Kaiserin und Königin Elisabeth.
»
Die „Sisi-Straße“ führt in sechs Länder,
ins „Sisi-Schloss“ – und nach Augsburg.
Das „Sisi-Schloss“ ist eine Station der „Sisi-Straße“.
Diese europäische Kulturroute folgt Lebenswegen der
Kaiserin Elisabeth in sechs Ländern Europas. Auf der
„Sisi-Straße“ gelangt man nicht zuletzt zu Schlössern
und Schlossparks, die im Leben der Kaiserin Österreichs
und Königin Ungarns eine Rolle spielten. Diese Kulturreiseroute
führt auch zu „Sisis“ Spuren in Bayern.
Eine Station der „Sisi-Straße“ ist Augsburg, wo die Ge -
denktafel an der Fassade des Hauses Maximilianstraße 87
sowie Klostermauern im Lechviertel an große Skandale
in der Familie Elisabeths erinnern. In Augsburg war ihr
Bruder als Kavallerieoffizier stationiert: Herzog Ludwig
in Bayern hatte sich hier in die jüdische Schauspielerin
Henriette Mendel verliebt. Der Liaison entstammte ein
uneheliches Kind – die spätere Gräfin Marie Louise von
Larisch-Wallersee. Sie spielte 1889 bei der „Tragödie von
Mayerling“, als Elisabeths einziger Sohn Rudolf seine
Geliebte und danach sich selbst erschoss, eine zentrale
Rolle. Die Nichte Elisabeths wurde vom Hof verbannt
und starb 1940 verarmt in einem Augsburger Sozialstift.
«
» Alles zum „Sisi-Schloss“ und zu den dortigen Ausstellung: www.sisischloss.bayern
» Die Regio Augsburg Tourismus GmbH informiert zum „Sisi-Schloss“, seiner Geschichte und zu „Sisis“ Papa, Herzog Max in
Bayern: www.augsburg-tourismus.de/de/poi/sisi-schloss-aichach-unterwittelsbach.
» Alles zu den Stationen und Veranstaltungen der „Sisi-Straße“: www.sisi-strasse.info
51
51
Text:
Martin Kluger
Fotografie:
Wolfgang B. Kleiner (1),
Martin Kluger (7),
Kunstsammlungen
und Museen Augsburg (1)
2024 bietet Augsburg ein besonders breites – und damit besonders
anregendes – Spektrum bildender Kunst. Die Dauerausstellung im
„Kunstmuseum Walter“ im Glaspalast zeigt Werke großer Namen
deutscher Gegenwarts kunst. Ein Pendant zur arrivierten Kunst im
lichtdurchfluteten Fabrikschloss findet man in einer Unterführung
vor dem Augsburger Tagungszentrum „Kongress am Park“: Dort
sieht man in der „Kunsthalle UG“ heimische „Talente unterm Teer“.
Es folgt ein Zeitsprung in das Augsburg vor 500 Jahren: Denn
einem der ganz großen der gotischen Malerei, Hans Holbein d. Ä.,
ist 2024 ein Gedenkjahr gewidmet. Seine Werke machten den vor
500 Jahren verstorbenen Augsburger zwar berühmt. Weltberühmt
machte den Namen Holbein jedoch erst sein gleichnamiger Sohn,
weil er Heinrich VIII., den König von England, porträtierte. An den
älteren Holbein er innern in Augsburg Werke im Dom sowie 2024 in
einer Sonderausstellung im Schaezlerpalais. Der Rokokopalast ist
ein prächtiges Haus der Kunstsammlungen und Museen Augsburg.
52
2024 IN AUGSBURG – 500 JAHRE GROSSE KUNST
Zwischen Gotik
und Gegenwartskunst
Ein Holbein-Jahr, Prominenz im Glaspalast, „Talente unterm Teer“
53 53
2024 IN DER KUNSTSTADT AUGSBURG
54
„Ostkunst“ ist einer
der Schwerpunkte des
Kunstmuseums Walter.
Die Privatsammlung
versteht sich selbst als
ein „Schaufenster“ der
Kunst der Nachkriegszeit
im Westen und im
Ostens Deutschlands.
Das Ausstellungs -
konzept – die Gegenüberstellung
ost- und
westdeutscher Malerei
und Bildhauerei – ist
womöglich international
ohne Parallele.
Das Industriedenkmal
Glaspalast ist an und
für sich schon sehenswert.
Doch noch mehr
Sehenswertes finden
Besucher im dortigen
Kunst museum Walter:
Die hier ausgestellte
Privatsammlung lässt
manches deutsche
Kunstmuseum vor
Neid erblassen.
Im Jahr 2024 bietet ein Streifzug durch die
Kunst in der Renaissancestadt Augsburg
etliche weite Spannungsbögen. Für Kunstliebhaber
jeder Couleur lohnt sich der
Weg zur Kunst am Lech noch mehr als sonst
ohne hin schon – vor allem für jene, die für
viele Stilrichtungen und Zeitströmungen offen
sind. 2024 jedenfalls reicht das bei der bildenden
Kunst besonders weite Augsburger Spektrum
von der Gotik bis zur Gegenwartskunst – um
nicht zu sagen, in die Zukunft. Das gilt auch für
die Ausstellungsorte. Hier reicht die Bandbreite
vom Rokokopalast über ein Fabrikschloss bis
zu einer lange Zeit kahlen, jetzt durch Kunst
verschönerten Unterführung beim Augsburger
Kongresszentrum „Kongress am Park“: Dort
stellen seit Juni 2023 Künstler aus der Region
Werke aus – quasi als „Talente unterm Teer“.
Während die Künstler in der „Kunsthalle
UG“ beim Kongresszentrum am Wittelsbacher
Park also mitunter noch darauf hinarbeiten,
sich über die Region hinaus einen Namen zu
machen, findet man beim Kunststreifzug in
Augsburg nur wenige Kilometer entfernt etliche
der bekanntesten Namen deutscher Gegenwartskunst
– und das auch noch ziemlich hoch über
dem Untergrund. Denn diese Werke werden in
einem lichtdurchfluteten Spinnereihochbau im
Augsburger Textilviertel ausgestellt.
Im sogenannten Glaspalast zeigt das private
„Kunstmuseum Walter“ in der Dauerausstellung
auf 6000 Quadratmetern Fläche Malerei, Plastik,
Foto grafie, Installationskunst und Glaskunst.
Die rund tausend dort gezeigten Werke bilden
ein womöglich weltweit einzigartiges „Schaufenster“
der Kunst der Nachkriegszeit im Westen
und im Ostens Deutschlands. Es ist ein Who’s
Who ganz großer Namen in der Bandbreite
von der weltberühmten Leipziger Schule bis
zur Düsseldorfer Kunstakademie-Schmiede. Es
ist wohl die einzige Privatsammlung, deren
Schwerpunkt auf der Gegenüberstellung ostund
westdeutscher Malerei liegt. Führende Vertreter
der „Ostkunst“ der sogenannten Leipziger
Schule sind im „Kunstmuseum Walter“ mit
Werken vertreten. Zu sehen sind Werke Gerhard
»
Der Glaspalast ist ein
Industriedenkmal – dort zeigt
das Kunstmuseum Walter
Ostkunst und Westkunst.
«
Richters: Er ist der auf dem internationalen
Kunstmarkt höchst ge handel te lebende Künstler.
Und man stößt auf Werke großer Namen wie
etwa Georg Baselitz, A. R. Penck, Jörg Immendorff
oder Markus Lüpertz. Die Sammlung im
„Kunst museum Walter“ umfasst ungefähr 1400
Werke von etwa 200 Kunstschaffenden. Eine
Auswahl daraus präsentiert das Kunstmuseum
in seiner Dauerausstellung auf zwei Geschossen
und in hellen Maschinensälen. Der Schwerpunkt
des „Kunstmuseums Walter“ liegt zwar auf der
deutschen Nachkriegs- und Gegen warts kunst.
Doch außerdem zeigt diese Sammlung Werke
der Klassischen Moderne, also abendländischer
Kunst aus der Zeit von 1900 bis 1945. Im Glaspalast
sind Impressionismus und Expressionismus
unter anderem durch Werke von Max Liebermann,
August Macke, Erich Heckel, Ernst
Ludwig Kirchner, Max Pechstein, Karl Schmitt-
Rottluff, Gabriele Münter, Victor Vasarely und
Auguste Rodin vertreten.
Der Weg zum Glaspalast lohnt sich auch
deshalb, weil sich die dortige „Galerie Noah“
als „Maschinenraum“ der Gegenwartskunst ver-
2024 IN DER KUNSTSTADT AUGSBURG
Im „Kunstmuseum
Walter“ stößt man auf
Werke der sogenannten
Ostkunst. Eines dieser
Gemälde zeigt aber
auch ein Stück Stadt -
geschichte – nämlich
ein Porträt des 1898 in
Augsburg geborenen
Schriftstellers Bertolt
Brecht. Das Bildmotiv
spielt auf den berühmten
„Kaukasischen
Kreidekreis“ an, dessen
literarischer Vorläufer
Brechts „Augsburger
Kreidekreis“ war.
steht. Der Blick in die Räume der Kunstgalerie
im Kuppelsaal, vormals ein Maschinenraum
der Textilfabrik, lohnt sich wegen der dortigen
Ausstellungen – und wegen der Kunstwerke,
»
Das „H2–Zentrum fü̈r
Gegenwartskunst“ ist ein
Haus der Kunstsammlungen
und Museen Augsburg.
«
bei deren Kauf die Galerie berät. In den weit -
läufigen und lichten Ausstellungsräumen im
Glaspalast stößt man auch auf das „H2–Zentrum
für Gegenwartskunst“: Es ist ein Angebot der
Kunstsammlungen und Museen Augsburg an
Liebhaber zeitgenössischer Kunst. In der sogenannten
Halle 1 im Glaspalast finden Wechselausstellungen
mit Werken regionaler und internationaler
Kunstschaffender statt. Auch die alljährliche
„Große Schwäbische Kunstausstellung“
des Berufsverbands Bildender Künstlerinnen
und Künstler findet hier statt.
Dass schon das Augsburg der Frühen Neuzeit,
der Fugger und Welser und der hier besonders
früh aufkommenden Renaissance eine Hochburg
der Kunst war, verdeutlicht (vom 26. Juli bis
zum 20. Oktober 2024) eine Sonderausstellung
der Kunstsammlungen und Museen Augsburg:
„Der ältere Holbein. Augsburg an der Schwelle
zur europäischen Kunstmetropole“. Diese Schau
Großzügig und lichtdurchflutet
ergeben
die weiten Säle des
„H2–Zentrums fü̈r
Gegenwartskunst“ im
einstigen Fabrikschloss
einen noblen Rahmen
für jene Wechselaus -
stellungen, mit denen
die Kunstsammlungen
und Museen Augsburg
dort Werke regionaler
wie internationaler
Kunstschaffender
präsentieren.
55 55
2024 IN DER KUNSTSTADT AUGSBURG
Auf einem der Tafel -
bilder, die 2024 in der
Sonderausstellung zum
500. Todestag Hans
Holbeins d. Ä. zu sehen
sind, hat sich der
Augsburger Meister
selbst dargestellt.
Am Rand des linken
Flügels des Epitaphs,
das die Taufe des
Paulus darstellt, hat
sich Hans Holbein mit
seinen beiden Söhnen
Hans und Ambrosius
abgebildet. Sein Sohn
Hans sollte den Namen
Holbein weltberühmt
werden lassen. Er
wurde Hofmaler des
englischen Königs
Heinrich VIII.
im prachtvollen Schaezlerpalais ist dem Maler
und Zeichner Hans Holbein d.Ä. gewidmet,
dem – so urteilte ein Augsburger Stadtlexikon –
„bedeutendsten Künstler des Übergangs von
der Spätgotik zur Renaissance“. In Holbeins
Heimatstadt sieht man Werke dieses 1524 verstorbenen
Meisters an einem Pfeiler im Langhaus
des romanisch-gotischen Doms sowie (normalerweise)
vor allem in der profanierten gotischen
Dominikanerinnenklosterkirche St. Katharina.
Normalerweise. Denn weil die Staatsgalerie in
der Katharinenkirche, wo man sonst mehrere
von Hans Holbein d.Ä. gemalte Tafelbilder bewundern
kann, 2024 wegen einer Sanierung
ausgerechnet im Holbein-Jahr geschlossen bleiben
muss, zeigen nun eben die Kunstsammlungen
und Museen Augsburg im direkt angrenzenden
Schaezlerpalais die Meisterwerke Holbeins in
ihrer Sonderausstellung.
Auf den von Hans Holbein und von seinem
Augsburger Malerkollegen Hans Burgkmair d.Ä.
»
Die Gemälde Hans Holbeins
„erzählen“ von Bischof Ulrich,
von Fuggern und Welsern – und
von sich und seinen Söhnen.
«
für das Kloster St. Katharina geschaffenen sechs
spitz bögigen Gemälden sind die sieben Hauptkirchen
Roms abgebildet. Damit ersparte man
den frommen Frauen dieses Augsburger Klosters
die Pilgerfahrt nach Rom. Wer die Motive dieser
Die Bildmotive
der Holbein‘schen
Ge mälde aus der
Staatsgalerie in der
Katharinenkirche
verraten viel über die
Sozial- und Sitten -
geschichte in ihrer
Entstehungszeit. Hans
Holbeins Votivbild des
reichen Ulrich Schwarz
(hier ein Ausschnitt)
zeigt den Augsburger
Kaufherrn und dessen
Familie: Schwarz hatte
mit drei Ehefrauen insgesamt
31 Kinder in
die Welt gesetzt.
56 56
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2024 IN DER KUNSTSTADT AUGSBURG
Die „Kunsthalle UG“
in einer Fußgängerunterführung
vor dem
Eingang zum Tagungs -
zentrum „Kongress am
Park“ belegt, wie sehr
die belebende Kraft der
Kunst zuvor unschöne
öffentliche Räume an -
sehn licher macht. Die
Er öffnung dieser Kunstausstellung
unter der
Gögginger Straße
im Juni 2023 hatten
(von links) Wirtschaft s -
referent Dr. Wolf gang
Hübschle, Stadträtin
Lisa McQueen, Kultur -
referent Jürgen Enninger
und Tourismus chef
Götz Beck, in Personalunion
Geschäftsführer
der Kongress am Park
Betriebs GmbH, vorangetrieben.
Gemälde „lesen“ kann oder sie erklärt bekommt,
erfährt mittels der teils originell konzipierten
Malereien etliches über die Stadt-, Zeit- und
Glaubensgeschichte sowie über die Augsburger
Prominenz in der Entstehungszeit oder früher.
Das Blatt eines von Holbein 1512 gemalten
Katharinenaltars hält zum Beispiel zwei Szenen
der Ulrichslegende fest. Darauf ist auch das
Fischwunder des Heiligen abgebildet, bei dem
ein Bote des Herzogs von Bayerns statt einem
Stück Fleisch (mit dem er Bischof Ulrich als
Fastenbrecher denunzieren wollte) verduzt einen
Fisch in der Hand hält.
Ein besonders figurenreiches Werk ist das
von Holbein um 1508 gemalte Votivbild des
Ulrich Schwarz. Holbein zeigte die Familie des
Augsburger Kaufmanns als betende Gruppe
unter der Darstellung des schwertzückenden
Gottvaters, seines Sohnes und der Maria mit
entblößter Brust. Der reiche Kaufmann ist mit
seinen drei Ehefrauen und insgesamt 31 Kindern
abgebildet. In der Schar der Knaben und jungen
Männer ist auch Matthäus Schwarz zu erkennen,
der als Hauptbuchhalter Jakob Fuggers Karriere
machen sollte. Hinter diesem Gemälde verbirgt
sich somit ein Stück Augsburger Sittengeschichte:
Sogar Kaiser Maximilian I., sein Hof narr Ritter
Kunz von der Rosen sowie ein frühes Modejournal
kämen darin vor.
Auf dem linken Altarflügel eines Gemäldes,
das die Basilika San Paolo fouri le mura in
Rom darstellt, hat Hans Holbein d. Ä. sich
selbst mit seinen zwei Söhnen Ambrosius und
Hans verewigt. So hochkarätig die Malerei des
Vaters auch war: Erst Hans d. J. machte den
Namen Holbein weltberühmt, weil er zum Hofmaler
des englischen Königs Heinrich VIII.
aufstieg. Heinrich war jener Monarch, der vier
seiner sechs Ehefrauen durch Scheidung oder
per Hinrichtung „entsorgte“. Hans Holbein d.J.
fiel bei ihm in Ungnade, als er ein „Recherche-
Porträt“ der vierten Gattin Heinrichs VIII., Anna
von Kleve, zu sehr geschönt hatte: Als Anna
„live“ in England eintraf, war der König so enttäuscht,
dass diese Ehe nie vollzogen und bald
annulliert wurde. Holbein durfte nie wieder
ein Mitglied der königlichen Familie malen.
500 Jahre später ist dagegen keiner enttäuscht,
wenn Künstler etwas eher Unattraktives mittels
Kunst zu verschönern suchen. Seit Juni 2023
zeigen Nachwuchskünstlerinnen und -künstler
aus der Region Augsburg in einer (wie überall
auch hier nicht sehr hübschen) Fußgänger -
unterführung aus den 1970ern, welch belebende
beziehungsweise gar „heilende“ Kraft die Kunst
entwickeln kann. Aus einer tristen „Angströhre“
vor dem Eingang zum Veranstaltungszentrum
„Kongress am Park“ an der Gögginger Straße
wurde die „Kunsthalle UG“. Dort zeigen jetzt
junge Kunstschaffende aus der Region Malerei
und Bildhauerei von heute. Oder, wenn man
so will, die der Zukunft. Die Ausstellung der
„Talente unterm Teer“ in der „Kunsthalle UG“
ist jederzeit öffentlich zugänglich .
» Zur Dauerausstellung im Glaspalast hat die Regio Augsburg Tourismus GmbH eine Broschüre
heraus ge geben. Sie ist gratis bei der Tourist-Info am Augsburger Rathausplatz erhältlich.
» Zur Ausstellung im Holbein-Jahr und zum „H2–Zentrum fü̈r Gegenwartskunst“ informieren die
Kunstsammlungen und Museen Augsburg: www.kunstsammlungen-museen.augsburg.de
» Infos zur stets öffentlich zugänglichen „Kunsthalle UG“ in der Unterführung beim Kongress -
zentrum „Kongress am Park“: www.kongress-augsburg.de/kampagnen/kunsthalleug
59
ZUM PINKEL-PUTTO UND ZUM ARSCH IM RATHAUS?
Tipps fürs Foto:
wo Augsburg kurios ist
Mal komisch, mal etwas obszön, immer skurril:
ziemlich erinnerungswürdige Bilder und Skulpturen
Text:
Martin Kluger
Fotografie:
Martin Kluger (7),
Thomas Baumgartner (2),
Jessica Münderlein (1)
60
Nicht jede Stadt hat so etwas wie das Manneken Pis, das vermutlich
weltberühmte Wahrzeichen der belgischen Haupt stadt Brüssel.
Auch der sogenannte Hinternentblößer – ein steinerner Wasser -
speier an der Fassade des Münsters in Freiburg im Breisgau – hat
es zu einiger Bekannheit gebracht. Derart drastische, zumindest
derbe Darstellungen sind bei Touristen beliebte Fotomotive. Auch
in Augsburg entdeckt man solche Bilder – wenn man weiß, wo.
Einen Pinkel-Putto wie in Brüssel gibt es auch hier – und durchaus
noch Obszöneres. Der Stoinerne Ma (Bild) an der östlichen Stadtmauer
ist nur etwas skurril – aber optisch immerhin „harm loser“
als der Nacktarsch und andere Malereien im Goldenen Saal des
Augsburger Rathauses. Ein Wegweiser zu den Orten, die zarter besaitete
Seelen schon mal erröten lassen – wo aber doch so ziemlich
alle ihre Kamera oder ihr Handy für ein Erinnerungsfoto zücken.
61
WO AUGSBURG SKURRIL UND KURIOS IST
62
Der Arsch im Rathaus
ist unter den skurrilen
Motiven des bilder -
reichen Augsburg
sicherlich eines der
derberen. Das den
Betrachtenden recht
obszön entgegen -
gestreckte blanke
Hinterteil erinnert
möglicherweise an ein
wenig lustiges Kapitel
der konfessionellen
Konflikte in Augsburg.
In den Grotesken -
malereien im Goldenen
Saal des Augsburger
Rathauses hängt ein
Schwein buchstäblich
ab. Doch wer genauer
hinschaut, entdeckt
dort auch noch ganz
andere Ferkeleien.
Eine gewisse Neigung zu groben Späßen
und derben Bildern kann man den
Menschen des Mittelalters und der
Frühen Neuzeit nicht unbedingt absprechen.
Es sind Späße, die zum Teil zu Wahrzeichen
von Städten geworden sind – wie das
Manneken Pis, das seit 1619 eine Hausecke in
Brüssel ziert. Der „Hintern entblößer“ am Freiburger
Münster fällt eine Spur derber aus, doch
selbst der wirkt gegen einen ziemlich obszönen
Arsch am Kölner Rathaus fast noch harmlos.
Auch in Augsburg gibt es solche Drolerien,
wie Kunsthistoriker diese Späßchen aus längst
vergangenen Jahrhunderten nennen. Hier muss
man sie freilich suchen. Denn in der Stadt am
Lech fallen sie auch deshalb nicht sofort ins
Auge, weil zum Beispiel Gold und Glanz im
Augsburger Renaissancerathaus wohl jedermann
von den derberen Motiven ablenken. Die hier
dominierenden Wandfresken im Goldenen Saal,
»
Direkt neben den
Majestäten der Kaiserfresken
pinkelt ein Kinderengel
in den Goldenen Saal.
«
dessen Name sich von der vergoldeten Decke
ableitet, zeigen je acht heidnische und acht
christliche Herrscher. Neben den Kaisern und
Königen übersieht man leicht, dass in den
Fresken der Nordwand, direkt neben den Majes -
täten, ein pausbackiger Kinderengel seine Notdurft
verrichtet. Es wirkt beinahe so, als würde
der Pinkel-Putto den Prunksaal besprenkeln.
Angesichts der „Flut“ der Kaiser und zahlreicher
gelehrter Anspielungen auf das Kaisertum
der Habsburger sowie auf die Stadtgeschichte
seit der Gründung Augsburgs durch die Römer
fällt es dem so vielfach abgelenkten Auge auch
nicht immer leicht, die Motive in jenen monochromen,
auf den ersten Blick beinahe unscheinbaren
Groteskenmalereien an den Saalwänden
wahrzunehmen. Diese Renaissancespäßchen
sind nicht überall ganz jugendfrei.
»
Die Groteskenmalereien
im Augsburger Rathaus
strotzen vor Bilderrätseln –
und vor derben Ferkeleien.
«
Zu harmloseren Motiven der Malereien zählen
Affen, ein zur Flöte tanzender Hund, eine
Katze beim Mausen, eine hängende Schildkröte,
diverse Vögel und Sagengestalten. Dass in diesen
Malereien auch ein Schweinchen im Wortsinn
„abhängt“, ist vielleicht erklärungsbedürftig,
aber noch lange keine Schweinerei. Doch in
diesen Grotesken finden sich etliche Ferkeleien,
die durchaus der Interpretation bedürfen. Eine
Szene mit der Darstellung eines Frosches – seit
den alten Ägyptern ein Symbol der Fruchtbarkeit
– könnte zarter Besaiteten die Schamröte
ins Gesicht treiben. Wer in dieser Malerei einen
Phallus zu erkennen glaubt, dürfte damit wohl
nicht ganz falsch liegen.
An der Ostwand des Goldenen Saals reckt
ein tief gebückt stehender Mann den Betrachtern
den nackten Arsch ins Gesicht. Ob nun dieses
WO AUGSBURG SKURRIL UND KURIOS IST
Fast zeitgleich mit dem
Brüsseler Manneken
Pis, einer kleineren
Bronzefigur, entstand
im Goldenen Saal des
Renaissancerathauses
in Augsburg um 1620
die gemalte Va riante
dieses Motivs. Neben
den imposanten Kaiserfresken
an den Wänden
des Prunksaals fällt
dieser Pinkel-Putto
aber nicht unbe dingt
gleich auf den ersten
Blick auf.
auf heutige Menschen recht obszön wirkende
Motiv (wie auch von anderen Orten her bekannt)
ein Hinweis auf das Verhältnis zu den jeweiligen
Obrigkeiten sein sollte oder ob sich dahinter
ein Drama in der Zeit des Konfessionsstreits
verbirgt, muss mangels schriftlicher Quellen
offen bleiben. Der nackte Arsch im Rathaus
„zeigt“ ganz offensichtlich in eine Richtung, in
der ein nahes Haus an die Unterdrückung der
Wiedertäufer erinnert: Denn 1528 wurde nur
ein paar Schritte vom Rathaus entfernt im Haus
des Augsburger Bildhauers Hans Daucher eine
Täuferversammlung ausgehoben. Die Täufer
wurden gefoltert, einige mit Brandzeichen verunstaltet,
einer Frau wurde die Zunge herausgeschnitten.
Der Vorsteher der Täufer wurde
hingerichtet. Susanna Daucher und andere
Täufer hat man der Stadt verwiesen. Die schutzlose,
hochschwangere Ehefrau des renommierten,
gerade auswärts weilenden Hans Daucher musste
ihre Kinder in der Stadt zurücklassen. Dann
»
Der Arsch im Rathaus
erinnert womöglich an ein
besonderes düsteres Kapitel
des Glaubensstreits.
«
verliert sich ihre Spur. Eine Gedenktafel am
Hinteren Lech erinnert heute an das mörderische
Ringen um den rechten Glauben.
Auf das todbringende Ringen um den rechten
Glauben verweisen auch andere etwas kuriose
Wie heißt es doch
so schön: „Ein Schelm,
der Schlechtes dabei
denkt.“ Wobei dieses
Motiv in den Fresken
der Groteskenmalerei
im Goldenen Saal des
Augsburger Rathauses
doch recht eindeutig
zweideutig ausfällt.
Der Frosch galt schon
den alten Ägyptern als
Fruchtbarkeitssymbol:
Alles andere kann sich
jeder Betrachter selbst
hinzudenken. Solch ein
Motiv in dem im konfessionellen
Zeitalter
eher sitten strengen
Augsburg überrascht
dann freilich doch.
63
WO AUGSBURG SKURRIL UND KURIOS IST
Am Vogeltor, einem
gotischen Stadttor,
sitzt ein Bärtiger rittlings
auf der Schulter
eines Gewappneten.
Die Szenerie erinnert
an eine Stadtsage: Ein
von den Auftraggebern
kritisierter Baumeister
habe entlang einer
Mauer ein „Häufchen“
fallen lassen, um so zu
belegen, dass das von
ihm errichtete Mauerwerk
im Lot und somit
gerade war. Am Südportal
des Doms zieht
ein grauslicher Teufel
die armen Sünder in
das weit aufgerissene
Maul der Hölle – ein
drastisches Bild für die
Furcht der Menschen
vor dem Höllenfeuer.
Den sogenannten
Ottifanten an der
Fassade des Fugger -
stadtpalastes an der
Maximilian straße muss
man erst einmal ent -
decken. Der Ottifant
(gemalt nach einer
Figur des Komikers
Otto Waalkes) soll das
Werk einer kleinen
Fuggergräfin sein.
Denkmäler in der Stadt: In einer Nische bei
der Schwedenstiege an der östlichen Stadtmauer
steht der Stoinerne Ma. Einer Sage nach soll er
an die Belagerung Augsburgs durch die Schweden
im Dreißigjährigen Krieg erinnern. (In Wahrheit
waren es die Schweden, die in der Stadt belagert
wurden.) An der eisernen Nase im Gesicht der
steinernen Figur zu reiben, soll Glück bringen.
Der sogenannte Hexenbrunnen an der nördlichen
Stadtmauer erinnert daran, dass auch
in Augsburg in den Zeiten des Hexenglaubens
Menschen auf dem Scheiterhaufen verbrannten.
Die aus Holz geschnitzte „Brunnenhexe“ schaut
entsprechend grimmig drein. Mit Glaubensfragen
hat auch das steinerne Maul der Hölle zu tun,
das man am Südportal des Augsburger Doms
entdeckt. Dort zerrt der Teufel die armen Sünder
in den weit aufgerissenen Höllenschlund. Andere
Motive sind dann doch deutlich lustiger: Am
östlich gelegenen gotischen Vogeltor sitzt eine
bärtige Steinfigur hoch über dem Torbogen.
Sie erinnert an eine Stadtlegende: Ein Baumeister
habe „etwas“ kerzengerade vom obersten Geschoss
des Torturms herabfallen lassen – es war
der duftende Beweis, dass sein Bau im Lot war.
Zur Kategorie „eher lustig“ gehören auch
zwei andere Motive. Im Hofgarten beim Fronhof
sitzt man neben steinernen Zwergenfiguren,
Bei spiele derben Humors im Rokokozeitalter.
Garantiert nicht aus der Renaissancezeit stammt
ein „Ottifant“ an der Fassade des Fuggerstadtpalastes
an der Maximilianstraße. Er soll das
Werk einer kleinen Fuggerin sein, die dort den
Ottifanten des Komikers Otto Waalkes „zitierte“.
» Wer die kleinen Ferkeleien und den Arsch im Rathaus noch 2024 sehen will, sollte sich damit
beeilen: Ab Mitte des Jahres ist das Rathaus wegen Renovierungsarbeiten länger geschlossen.
» Zum Pinkel-Putto und zu den Groteskenmalereien im Goldenen Saal informiert der Denkmal -
führer „Das Renaissancerathaus und der Goldene Saal in Augsburg (1620 – 2020)“. bundesweit
im Buchhandel und in der Tourist-Info der Regio erhältlich. Mehr: www.context-mv.de.
» Bei den Barockzwergen im Hofgarten sind Öffnungszeiten zu beachten. Das Südportal des
Doms, das Vogeltor, der Hexenbrunnen und der Ottifant am Fuggerhaus sind stets zugänglich.
Nicht so lustig: Der
1959 an der nördlichen
Stadt mauer aufge -
stellte Hexenbrunnen
er innert an die Zeiten
des auch in Augsburg
grassierenden Hexenwahns.
Ziemlich lustig:
Die Barockzwerge im
Hofgarten am Fronhof
kamen ursprünglich
wohl aus einem anderen
Zwergengarten
nach Augsburg.
64
STERNEKÜCHE IM „SARTORY“
PR-ANZEIGE
Gourmet-Tempel: ein Michelin-Stern im „Sartory“
Das 5-Sterne Superior „Hotel Maximilian’s“ an der zentralen Maximilianstraße in Augsburg kann auf eine mehr als
300 Jahre lange Geschichte zurückblicken. Zur jüngeren Geschichte dieses Hauses gehört, dass man dort in dem
Gourmet-Restaurant „Sartory“ exquisite Geschmackserlebnisse genießt. Simon Lang – Chef de Cuisine im „Sartory“ –
hat für seinen Feinschmeckertreff (unter anderem) einen Stern des „Guide Michelin“ erkocht.
Das „Hotel Maximilian’s“ zählt zu den traditionsreichsten Hotels
Deutschlands. Gastronomisch erwartet Gäste das „maximilian°s“
mit Show-Küche und Sonnenterrasse sowie die Bar „3M“. Doch
das mit einem Michelin-Stern ausgezeichnete Gourmet-Restaurant
„Sartory“ ist natürlich das kulinarische Highlight dieses Hauses.
Der „Salon Privé“ mit 24 Plätzen ist nach Johann Georg Sartory
benannt, einem Augsburger Küchenchef des 19. Jahrhunderts.
Auf Basis der französischen
Haute Cuisine
kreiert dort Gastgeber
und Küchendirektor
Simon Lang mit seinem
Team Geschmacks er leb nis -
se und Menü-Variationen,
abgerundet durch die feine
Weinauswahl. Sternekoch
Lang erklärt sein Erfolg s -
rezept so: „Leidenschaft,
Kreativität und Inspiration
sind Wurzeln meiner kulinarischen
Geschichte. Die
Basis meiner Küche ist die
klassische französische Küche. Wir
nehmen aber all das, was die Welt
uns bietet. Ich suche mir nur die
besten Zutaten aus – aus der Re -
gion oder aus dem mediterranen
Raum. So kreieren wir eine starke
Aromen- und Kräuterküche.
Grundprinzipien meiner Küche
sind absolute Topqualität und
Frische der Produkte, natürlich
auch mit Blick auf Nachhaltigkeit.
Ich nehme das, was die Welt mir
bietet, was mir gefällt – und ich
koche das, worauf ich Lust habe.
Unsere Gerichte und Zutaten sprechen für sich, und für den
jeweiligen Gang braucht es keine Erklärung .“ Der Geschmack
erklärt eben alles.
» Lust auf erste Impressionen? www.sartory-augsburg.de
Simon Lang, der Chef de Cuisine im „Sartory“, hat dem
Augsburger Gourmet-Tempel einen Michelin-Stern erkocht.
1/2 Seite quer Biohotel
65
Text:
Martin Kluger / PM
Fotografie:
Martin Kluger (7),
Partner der Regio Augsburg
Tourismus GmbH (5)
66
KONZERTE (NICHT NUR) VOR ROKOKOKULISSE
In der Mozartstadt
ist „Musik drin“
Augsburg bietet 2024 viele Töne – auch solche, die es zu Zeiten
der Mozarts noch nicht gab, die ihnen aber wohl gefallen hätten
Neben Wien und Salzburg ist Augsburg die dritte große Mozartstadt.
In diesem Kunstzentrum des Rokokozeitalters, das auch der
„Augsburger Geschmack“ genannt wurde, wurde Leopold Mozart
geboren – und vor allem ausgebildet. Er war nicht nur der Vater,
sondern auch der einzige Lehrer seines genialen Sohnes Wolfgang
Amadé. Ohne Augsburg also kein Mozart – mehr dazu verrät das
„Leopold-Mozart-Haus“ an der Augsburger Frauentorstraße, wo
sich Töne schon mal in Farben verwandeln. Und dann gibt es in der
Mozartstadt nicht nur zahlreiche Erinnerungen an die Familie und
auch an wüste Geschichten über W.A. Mozarts wilde Tage mit dem
Augsburger „Bäsle“. Man genießt hier noch immer recht viel Musik,
die an die Zeit von Vater und Sohn Mozart erinnert – und zwar nicht
nur akustisch, sondern auch optisch, ganz besonders ansprechend
vor den Rokokofassaden der Fürstbischöflichen Residenz am Fronhof.
Dazu hört man jede Menge Musik, die mit den Mozarts zwar
nichts zu tun hat (dafür schon mal mit Augsburgs UNESCO-Welterbe),
die aber wohl auch den beiden Mozarts gut gefallen hätte –
von Klassik bis Jazz, mit Instrumenten vom historischen Hammerklavier
bis zum Schlagzeug und in außergewöhnlichen „Konzert-Sälen“
vom Botanischen Garten bis zum Planetarium. Die Freilichtbühne
des Staatstheaters Augsburg am Roten Tor gehört zu den größten
(und auch schönsten) Deutschlands: Im Juni und Juli 2024 gibt man
dort – nein, nicht Mozart – Giacomo Puccinis Oper „Turandot“.
67
„MUSIK DRIN“ IN DER MOZARTSTADT
68
Die Ausstellung im
„Leopold-Mozart-Haus“
widmet sich dem Leben
der Mozarts nicht nur
mit Illustrationen und
Drucken, histo rischen
Musikinstrumenten
und Exponaten bis hin
zu einer Reisekutsche.
Die Frage „Haste Töne?“
wird in der Augsburger
Gedenkstätte der
Mozarts im Geburtshaus
von Leopold
Mozartmit Farben -
spielen und Konzerten
be antwortet. Antworten
zu allen Fragen um
Mozarts offenherziges
„Bäsle“ erhält man eher
bei Stadtführungen.
Warum sich Augsburg ganz zu
Recht „d i e“ deutsche Mozartstadt
nennen darf, erschließt sich
rasch bei einem Besuch des Augsburger
„Leopold-Mozart-Hauses“, dem Museum
im Geburtshaus Leopold Mozarts. Welche Bedeutung
der 1719 dort geborene Vater und einzige
Musiklehrers Wolfgang Amadé Mozarts
für seinen genialen Sohn hatte, erschließt sich
schnell bei einem Besuch der Augsburger Gedenkstätte,
die an die Geschichte der beiden
Mozarts und ihrer Augsburger Vorfahren erinnert.
Noch schneller erschließt sich das eine oder
andere bei einer „mozärtlichen“ Stadtführung,
bei der die Rede beinahe zwangsläufig darauf
kommen dürfte, dass der junge „Sauschwanz“
Wolfgang Amadé und sein wenig schüchternes
„Bäsle“ – nun ja, das liest man wohl besser im
2021 erschienenen Kulturreiseführer „Mozartstadt
Augsburg. Leopold Mozart, Wolfgang Amadé
Mozart und ihre schwäbische Familie“ nach,
oder auch in anderer einschlägiger „Augsburg-
Mozart-Literatur“. Davon gibt es einiges…
Die Erinnerung an die Mozarts wird in
Augsburg aber nicht zuletzt von einem bereits
1951 gegründeten Verein wach und vor allem
lebendig gehalten: Die „Deutsche Mozart-Gesellschaft“
hat das Ziel, Werke W.A. Mozarts
»
Die „Deutsche
Mozart-Gesellschaft“
erinnert an die in der Musik so
spannende Zeit der Mozarts.
«
sowie seines Vaters Leopold (auch aus beider
musikalischem Umfeld) zu pflegen, zu erforschen
und entsprechend zur Auffü̈hrung zu bringen.
Dies vorrangig deshalb, um – so steht es in der
Satzung des Vereins – „den Geist Mozarts einer
breiten Be vö̈lkerungsgruppe zu erschließen“.
Dieser hehren Aufgabe versucht die „Deutsche
Mozart-Gesellschaft“ weiterhin gerecht zu werden
und bietet darum den Augsburgern wie Musikliebhabern
von überall her ein vielfältiges und
kulturhistorisch fundiertes Programm.
In einer Zeit, in der die Hauptwerke Mozarts
allerorten und jederzeit zugä̈nglich sind, begibt
sich die „Deutsche Mozart-Gesellschaft“ auf
eine Spurensuche in Mozarts Umfeld und beleuchtet
dabei Aspekte, die auf dem etablierten
„MUSIK DRIN“ IN DER MOZARTSTADT
Der originale Hammerflügel
des Augsburger
Instrumentenbauers
und Mozart-Freunds
Johann Andreas Stein
von 1785 ist ein Prunk -
stück im „Leopold-
Mozart-Haus“. In der
Reihe „Mittwoch mit
Mozart“ geben junge
Musiker aus ganz
Europa und Studierende
des „Leopold Mozart
College of Music“ der
Universität Augsburg
mit dem historischen
Instrument im intimen
Ambiente des Zimmertheaters
solistische
oder kammer musika -
lische Konzerte.
Festivalmarkt kaum zu finden sind. Dazu ge -
hö̈ren etwa die Interpretation auf historischen
Instrumenten sowie die Sensibilisierung fü̈r die
Klä̈nge und musikgeschichtlichen Entwicklungen
einer aufregenden Epoche. In Ergänzung zu
der vom Mozartbüro der Stadt Augsburg veranstalteten
jährlichen Mozartfestwoche präsentiert
die „Deutsche Mozart-Gesellschaft“ das
ganze Jahr über kammermusikalische Konzerte.
Einen Schwerpunkt bildet die Reihe „Mittwoch
mit Mozart“ im intimen Ambiente eines Zimmertheaters
im „Leopold-Mozart-Haus“, bei
der vor allem junge Künstler aus ganz Europa
und Studierende des „Leopold Mozart College
of Music“ der Universität Augsburg solistische
und kammermusikalische Konzerte auf dem
»
Das „Leopold-Mozart-Haus“
informiert zur Geschichte der
Mozarts in Augsburg – und lädt
in ein Zimmertheater ein.
«
originalen Hammerflügel des Augsburger Instrumentenbauers
Johann Andreas Stein aus
dem Jahr 1785 geben. In Zusammenarbeit mit
der „Stiftung Fortepiano gGmbH“ und dem
Barockorchester „Hofkapelle München“ finden
außerdem Konzerte mit internationalen Gästen
in historischen Augsburger Sälen statt. Ein alljährlicher
Höhepunkt ist ein Mini-Festival in
der zweiten Septemberhälfte mit historischen
Hammerflügeln in den Prunkräumen eines
Stadt palastes im Rokokostil – im Schaezlerpalais.
Mehr zu Konzerten: www.mozartgesellschaft.de
Mehr Mozart hört man beim „Mozartfest
Augsburg 2024“ vom 7. bis zum 16. Juni 2024:
Den Liebhabern klassischer Musik bietet das
„Mozartfest“ in Augsburg eine Chance, Stars
der internationalen Klassikszene vor Ort zu erleben.
Einige der größten Namen sind in jedem
Frühsommer in den historischen Sälen der
deutschen Mozartstadt zu Gast. Sie sorgen für
Konzert erlebnisse, die unter die Haut gehen.
Darunter sind weltbekannte Orchester wie die
„Academy of St Martin in the Fields“, das
„Kammerorchester Basel“, das „Mozarteum -
orchester Salzburg“ sowie legendäre Kammermusikensembles
wie das „Quatuor Ébène“ und
als „Local Heroes“ Maximilian Hornung und
Sarah Christian mit dem „Freistil-Ensemble“.
Tickets und Programme: www.mozartstadt.de
Vor Fassaden im Stil der Mozartzeit finden
die „Konzerte im Fronhof“ statt – 2024 zum
26sten Mal. Vom 19. bis zum 21. Juli genießen
Einwohner wie Besucher der Mozartstadt das
Open-Air-Festival im historischen Fronhof: mit
großer Musik vor der spektakulären Kulisse der
»
»
Beim „Mozartfest“
gastieren Weltstars
der Klassikszene
in Augsburg.
«
„Konzerte im Fronhof“
sind ein Fest für die Ohren,
wegen der Rokokokulisse aber
auch für die Augen.
«
ehemaligen fürstbischöflichen Residenz – ebenfalls
ein Rokokobau. Die „Konzerte im Fronhof“
sind das einzige Klassik-Open-Air- Festival in
der Region Augsburg. Gespielt werden unter
anderem drei Sinfonien, ein Klarinettenkonzert
69
„MUSIK DRIN“ IN DER MOZARTSTADT
70
Das stimmungsvolle
Ambiente gibt den
„Konzerten im Fronhof“
den Namen. Denn am
Augsburger Fronhof
steht das ehemalige
fürstbischöfliche
Palais, errichtet im
Baustil des Rokokos –
dem Stil der Mozartzeit.
Leopold Mozart
ist in diesem Umfeld
auf ge wachsen und
auch im Domviertel,
ausge bildet worden.
sowie ein Hornkonzert von Wolfgang Amadé
Mozart. Der Männerchor der Augsburger Domsingknaben
singt Werke von Max Reger. Eine
Opern-Gala bietet Ouvertüren und Arien aus
„Le Nozze di Figaro“, aus der „Entführung aus
dem Serail“, dem „Tito“, dem „Idomeneo“ und
anderes. Veranstaltungen mit dem Titel „Friedensfest
Meets Konzerte im Fronhof“ mit den
„Lions European Chamber Players“ am Samstagnachmittag
und der „Jazz im Fronhof“ am
Sonntagvormittag runden das Programm ab.
Zum Programm: www.konzerteimfronhof.de
Wenn nun aber schon mal von der Schönheit
der Kulissen die Rede ist, kommt man nahezu
zwangsläufig auf die Augsburger Freilichtbühne
am Roten Tor zu sprechen. Sie ist eine der
größten und schönsten Freilichtbühnen Deutschlands.
Seit 1929 gibt man dort unter freiem
»
Die Freilichtbühne
am Roten Tor lockt 2024 mit
einer Oper und Ohrwürmern
eines Musicals.
«
Himmel Theater, Opern und Operetten. Auch
2024 steht hier eine Oper auf dem Programm:
Giacomo Puccinis „Turandot“ (ab 15. Juni).
Zudem kündigt die Website des Staatstheaters
Augsburg ein „himmlisches Musical“ auf der
Freilichtbühne an: „Diesen Sommer sorgt ,Sister
Act’ von Alan Menken für Abende mit Ohrwurmgarantie.“
(Die Premiere ist am 6. Juli.)
www.staatstheater-augsburg.de/freilichtbuehne
Ganz am Rande, doch auch das will gesagt
sein: Der Blick aufs Rote Tor ist sehr romantisch.
Aber die rückwärtige Kulisse der Freilichtbühne
gehört sogar zum UNESCO-Welterbe. Denn
bei diesen Mauern handelt es sich um die westliche
Front jenes gemauerten Aquädukts, durch
das einst Trinkwasser über den seinerzeit noch
nassen Stadtgraben ins Wasserwerk am Roten
Tor strömte, darüber die Mauern der Bastion,
die hier früher die Stadt schützte. Die Zuschauer
sitzen am Rand des ehemaligen Wallgrabens.
Noch mehr Oper bringt das Staatstheater
Augsburg bereits in den Wochen und Monaten
vor der Freilichtbühnensaison auf die Bühne
der Ausweichspielstätte im Martini-Park. Pjotr
Tschaikowskys Oper „Eugen Onegin“, Gaetano
Donizettis „Lucia di Lammermoor“ und Georg
Friedrich Händels „Serse“ („Xerxes“, die Premiere
am 27. April) stehen auf dem Programm. Die
komplette Programmvorschau findet man hier:
staatstheater-augsburg.de/zwischenmenschen
Ein Pavillon, Rosen und Rabatten sind vom
3. Juli bis zum 6. August beim mittlerweile
auch schon 32. „Internationalen Augsburger
Jazzsommer“ der Rahmen zum musikalischen
Programm. Der „Jazzsommer“ ist dank seines
»
Rosen statt Rokoko
und Jazz statt Klassik genießt
man beim „Internationalen
Augsburger Jazzsommer“.
«
hochklassigen Konzertprogramms auch im vierten
Jahrzehnt seines Bestehens ein Publikumsmagnet.
Vom 3. Juli an bietet das renommierte
Jazzfestival fünf Wochen lang Live-Jazz aus
aller Welt an außergewöhnlichen Spielstätten:
„MUSIK DRIN“ IN DER MOZARTSTADT
Parallel zu Konzerten internationaler Szenestars
in der Naturkulisse und in der Atmosphäre des
Rosenpavillons im Botanischen Garten erwartet
das Publikum im Brunnenhof Jazz am Puls der
Zeit. Im urbanen Ambiente des Innenhofs im
Zeughaus treten an den Samstagen charismatische
und junge Acts aus dem In- und Ausland auf.
Mehr dazu: www.augsburger-jazzsommer.de
Noch mehr Musik samt Blumenduft genießt
man im Augsburger Botanischen Garten vom
Samstag, 6. Juli, bis zum Samstag, 10. August.
Dann erlebt man diese grüne Oase nach dem
Einbruch der Dämmerung bei stimmungsvoller
Beleuchtung. Untermalt werden diese Abende
zumeist von Live-Musik unterschiedlichster Stilrichtungen.
Jeweils samstags – am 13., 20. und 27. Juli –
werden im Pflanzenüberwinterungshaus Opern
»
Noch mehr Musik
im Botanischen Garten –
auch mal mit stimmungsvoller
Beleuchtung am Abend.
«
und Operetten der „Kammeroper Augsburg“
zu hören sein. Mancher denkt trotz sommerlicher
Temperaturen dabei bereits mit Vorfreude an
den Winter: Denn am 22. Dezember, einem
Sonntag, lädt das „Adventposaunenwerk“ zum
weihnachtlichen Choralblasen vor dem Verwaltungsgebäude
des Botanischen Gartens ein.
Mehr: www.botanischer-garten/veranstaltungen
Die Augsburger Freilichtbühne
ist eine der
ältesten und schönsten
Deutschlands. Die Hintergrundkulisse
bilden
die Mauern der Bastion
am Roten Tor und das
Aquädukt des Wasserwerks
am Roten Tor.
Seit dem Jahr 2019 ist
diese Wasserbrücke
über den ehemaligen
Stadtgraben als Teil des
Architekturensembles
des Welterbe-Objekts
Wasserwerk am Roten
Tor auch ein Stück vom
Augsburger Welterbe.
Der Rosenpavillon im
Botanischen Garten ist
ein stimmungsvoller
Auf führungsort beim
„Internationalen Augs -
burger Jazzsommer“.
71 71
„MUSIK DRIN“ IN DER MOZARTSTADT
Das Welterbe
„Augsburger Wassermanagement-System“
und die Musik kommen
beim „WATER&SOUND
Festival“ im Sommer
2024 zusammen. Das
Rahmenprogramm des
Festivals verbindet
Kunst und Ökologie.
Das „WATER&SOU ND Festival“ vermittelt
vom 24. Juli bis zum 4. August, dass auch im
UNESCO-Welterbe „Augsburger Wasser mana -
gement-System“ Musik drin ist. Entlang von
inhaltlichen Schwerpunkten um Wasser- und
Musikkulturregionen bietet „WATER&SOUND“
ein mehrtägiges Programm an unterschiedlichsten
»
„WATER &SOUND“ – hier
läuft die passende Musik –
zum wasserreichen
Augsburger Welterbe.
«
Spielorten wie dem Annahof, der Freilichtbühne
am Roten Tor, dem Kuhsee beim Hochablass
und den Wassertürmen – Objekte des UNESCO-
Welterbes. Präsentiert werden zeitgemäße Entwicklungen
globaler Musik zwischen Tradition
und Moderne. Dabei werden elementare Bezüge
zwischen Mensch, Musik und Wasser hergestellt.
In Zusammenarbeit mit dem Welterbe-Büro
der Stadt Augsburg und der Universität Augsburg
verdeutlicht das Rahmenprogramm des Festivals
in der Verbindung von Ökologie und Kunst
die globale Bedeutung der Ressource Wasser.
Mehr Informationen: www.waterandsound.de
Nicht nur globale, sondern gar interstellare
Bedeutung haben jene Planeten, die man im
Augsburger „S-Planetarium“ bei den öffentlichen
Vorstellungen unter dem Motto „Abenteuer
Weltall. Eine Reise durch Raum und Zeit“ kennenlernen
kann. Die Reihe der Live-Konzerte
im Planetarium wird auch 2024 fortgesetzt –
»
Im S-Planetarium
begleiten Live-Konzerte die
Reisen zu den Sternen unter
der Planetariumskuppel.
«
sie bietet eine bunte Mischung an Musikrichtungen
und visuellen Erlebnissen. Gruppen wie
die „Hangonauten“ und „Mandàra“ nehmen
Live-Musik begleitet
den weiten Weg zu den
Sternen: Bei den Konzerten
im Augsburger
„S-Planetarium“ ver -
binden sich Töne mit
tief beeindruckenden
visuellen Impressionen.
72 72
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Im Dom Hotel logieren heißt Augsburg zu Fuß ent-
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„MUSIK DRIN“ IN DER MOZARTSTADT
Für Freunde und nicht
zuletzt Freundinnen
der Schlagermusik
ist Augsburg eine Art
„Pilgerort“ – weil man
dort auf die Spuren von
Roy Black stößt. „Ganz
in Weiß“, „Schön ist es,
auf der Welt zu sein“
und etliche weitere un -
ver gesse ne Hits haben
diesem Schlagerstar
mit dem wohl ziemlich
einzig artigen Schmelz
in der Stimme während
der 1960er, 1970er und
1980er Jahre eine bis
heute recht treue Fan -
gemeinde eingebracht.
Seine Denkmalbüste
steht im Augsburger
Stadtteil Göggingen.
die Besucher mit auf eine musikalische Tour
durchs Universum, begleitet von beeindruckenden
Visuals unter der Planetariumskuppel.
Mehr zum Spielplan: www.s-planetarium.de
Dass man in Augsburg auch an einigen der
bedeutendsten Ziele für auswärtige Gäste an
der Musik kaum vorbeikommt, zeigt zum Beispiel
der Blick auf das Augsburger Brechthaus.
Auch dort steht des Öfteren Musik auf dem
von Literatur dominierten Programm
(www.brechthaus-augsburg.de/termine). Doch
die Regio Augsburg Tourismus GmbH bietet
auch Schauspielführungen mit dem Titel „Ich,
Bertolt Brecht“ an – eine literarisch-musikalische
Stadtführung: Ein Schauspieler im Gewand rezitiert
und singt nach dem Besuch des Brechthauses
„brechtige“ Lieder bei einer Tour zu et -
lichen Orten, an denen Brecht lebte und liebte,
dichtete und politisierte.
Nicht vergessen werden darf die „Augsburger
Puppenkiste“. Auch dort steht schon mal Musikalisches
auf dem Programm. Bekannt und
beliebt ist etwa die Marionettenoper „Die kleine
Entführung aus dem Serail“. Der Blick auf das
jeweils aktuelle Programm der Marionettenbühne
verrät dazu mehr (www.puppenkiste.com).
Bei auswärtigen Gästen der Stadt überhaupt
nicht beliebt ist dagegen eine Melodie aus der
„Puppenkiste“, das „Lummerland-Lied“ („Eine
Insel mit zwei Bergen“). Das erklingt im Stadion
des Fußball-Bundesligisten FC Augsburg nämlich
immer dann, wenn die Gastmannschaft eben
Zur Musik geht es hier
in der Puppenkiste, beim FCA,
im Brechthaus, mit Roy Black
und den Domsingknaben.
ein Tor kassiert hat. Schon mal anhören? Kann
man auch übers Internet.
Und dann kennt Augsburg noch eine ganz
spezielle Besuchergruppe – Fans auf der Suche
nach den Spuren des Schlagerstars Roy Black
(„Ganz in Weiß“). Unvergessliche Hits… Was
das „Gold in der Kehle“ angeht, kann eine
Augsburger Gesangsgruppe Roy Black das Wasser
reichen – die „Augsburger Domsingknaben“
(www.augsburger-domsingknaben.de).
» Infos zu (auch musikalischen) Terminen: www.augsburg-tourismus.de/de/veranstaltungen
» Mehr zu Terminen: www.augsburger-allgemeine.de/special/veranstaltungen und
www.a3kultur.de. Die Print-Ausgaben der „AZ“ liefert werktäglich die Rubrik „Wohin heute“.
»
«
„Mozartstadt Augsburg.
Leopold Mozart, Wolfgang
Amadé Mozart
und ihre schwäbische
Familie“ lautet der Titel
des Kulturreiseführers,
der Gäste der Stadt
umfassend in Sachen
Mozart aufklärt. Die
Denkmäler sowie die
Geschichte der Augsburger
Mozarts werden
auf 96 Seiten und mit
99 meist aktuellen Abbildungen
vor gestellt.
Hier wie da lohnt sich
nach einem Blick ins
Programm der Weg:
Sowohl in der „Augsburger
Puppenkiste“
als auch im Brechthaus
steht Musikalisches
im Terminkalender.
Eine Brecht-Führung
samt musikalischer
Begleitung bietet die
Brechtstadt Augsburg
im Übrigen auch.
73 75
Text:
Martin Kluger
Fotografie:
Martin Kluger (11),
Norbert Liesz/Liquid (1)
ZU GOLD UND GELD, GRUBEN UND GESCHICHTE(N)
Auf der „Europäischen
Fuggerstraße“
Die neue Kulturreiseroute führt nach Augsburg und in
fünf Länder Europas – die Fuggerstadt liegt im Zentrum
76 76
„Fuggerstadt“ ist quasi ein Synonym für Augsburg. Um das zu
verstehen, muss man diese Renaissancestadt und ihre zahlreichen
Denkmäler der Fugger besichtigen und natürlich auch die Fuggerei
besuchen – die vermutlich prominenteste Sozialsiedlung der Welt.
Jakob Fugger „der Reiche“ hat diese Reihenhaussiedlung 1521 für
bedürftige Augsburger Bürger gestiftet. Wie dieser Augsburger
Kaufherr aber zu seinem Beinamen „der Reiche“ kam, und woraus
das einst legendäre Vermögen der Fugger resultierte, zeigt eine
neue, von der Regio Augsburg Tourismus GmbH initiierte Kultur -
reiseroute. Acht Stationen an der „Europäischen Fuggerstraße“
erinnern daran, wie die Fugger ihren Reichtum und ihre immense
Bedeutung für die Wirtschaftsgeschichte Europas erreicht haben –
vor allem mit ihren Montangeschäften nämlich. Deshalb führt diese
Kulturreise zu Kupfer und Silber nach Tirol, nach Südtirol und in die
Slowakei, zu Quecksilber und Zinnober nach Kastilien und zu Eisenerz
ins Allgäu. Seit 2024 ist jetzt auch das Gasteiner Tal ein Ziel an
dieser „Europäischen Fuggerstraße“: In den Hohen Tauern stiegen
die Fugger erstmals selbst in den Bergbau ein: Und dort ging es
gleich mal um nichts Geringeres als um – Gold.
77
REISEN ZUM REICHTUM: DIE „EUROPÄISCHE FUGGERSTRASSE“
78
Alles Fugger oder was?
Jakob Fugger „den
Reichen“ entdeckt man
auf einem Flügelbild
der Fugger orgel in der
Fuggerkapelle in der
Kirche St. Anna. Dieser
Augsburger Konzernchef
finanzierte die
Kaiser und Könige
des Hauses Habsburg.
Er gab auch anderen
gekrönten Häuptern
und sogar dem Papst
Kredit. Das Geld für
solche Finanzgeschäfte
erwirtschaftete der
Augsburger „Krösus“
mit seinen Montan -
unternehmen: Jakob
Fugger schuf einen
Konzern, der den
Kupfermarkt Europas
dominierte. Die
neue „Europäische
Fuggerstraße“ führt
in die Bergbaustädte
zwischen Spanien und
der Slowakei, deren
Gruben die Fugger
einst legendär reich
werden ließen.
Ein Mangel an Kreativität besteht bei
der Regio Augsburg Tourismus GmbH,
der Tourismusgesellschaft der Stadt
Augsburg und der beiden Landkreise
Aichach-Friedberg und Augsburg, wohl eher
nicht. Das Tourismusthema „Fugger“ hat die
Regio Augsburg Tourismus GmbH vor ungefähr
20 Jahren aus der Versenkung geholt: Seinerzeit,
das belegten mehrere Umfragen, kannte man
außerhalb der Stadt am Lech vorrangig bloß
die „Augsburger Puppenkiste“.
Mal ganz abgesehen davon, dass die Regio
Augsburg Tourismus GmbH mit der von ihr
aus der Taufe gehobenen „Sisi-Straße“ bereits
schon einmal eine internationale Tourismusroute
kreiert hat und dass sie auch bei der Entstehung
des heutigen UNESCO-Welterbes „Augsburger
Wassermanagement-System“ von Beginn an beteiligt
war, hat die im Jahr 1998 gegründete
Tourismusgesellschaft in Sachen Fugger und
Renaissance einiges bewegt. Auch das preis -
gekrönte „Fugger und Welser Erlebnismuseum“
ist ein Kapitel dieser Erfolgsgeschichte.
Mit der neuen „Europäischen Fuggerstraße“
hat die Regio ein weiteres Projekt angepackt,
das die Geschichte von Augsburg – „einer der
spannendsten Städte Deutschlands“ (so das
Credo von Tourimuschef Götz Beck) – für Be -
sucher dieser bayerischen Stadt noch attraktiver
macht. Um was aber geht es eigentlich bei der
„Europäischen Fuggerstraße“? Wer gehört dazu?
Was gibt es dort zu sehen? Und was ist die
Story, was der „rote Faden“ dieser Reiseroute,
die in immerhin fünf Länder Europas führt?
»
Die Fugger profitierten von
einer Welt im Wandel, von
neuen Handelswegen und
sogar von der Pest.
«
Die Story des Montankonzerns der Fugger
ist ein Kapitel europäischer Wirtschaftsgeschichte
an der Schwelle vom ausklingenden Mittelalter
zur Frühen Neuzeit. Eine Pestwelle hatte Europa
durchzogen und das reiche, technologisch wie
wirtschaftlich führende Norditalien besonders
hart getroffen und entvölkert. Augsburg und
Schwaben waren dagegen weitgehend verschont
geblieben. Damals „wanderte“ die Technologie
der Barchentweberei aus Oberitalien nach Augsburg
und in weitere schwäbischen Städte. Der
„Schwarze Tod“ hatte dazu geführt, dass es
überall an Händen und damit an Arbeitskraft
fehlte – nicht zuletzt auch im Bergbau, der als
„Mutter“ jeden technologischen Fortschritts
galt. Da nun Lohnarbeiter viel teurer geworden
waren, wurden dort Maschinen und dadurch
auch die Kapitalkraft von großen Handelsgesellschaften
wichtiger. Dass wagemutige Seefahrer
im Jahr 1492 den Seeweg über den Atlantik
nach Amerika sowie 1498 den Seehandelsweg
um Afrika ins ferne Indien fanden, verursachte
den Beginn dessen, was wir heute Globalisierung
nennen. Beim Handel mit Afrika, Indien und
Amerika waren Halbfertigwaren sowie Fertigprodukte
aus Metall das, was Europa in fernen
Ländern am gewinnbringendsten zu verkaufen
hatte. Auch für die ständigen Kriege in Europa
REISEN ZUM REICHTUM: DIE „EUROPÄISCHE FUGGERSTRASSE“
benötigten die Herrscher dynastien – zuvorderst
die Habsburger – viele Metalle: Münzmetall
ebenso wie Metall für die Kanonen und andere
Waffen. Auch der expandierende Schiffsbau,
Küchen gerät und Dachabdeckungen, sogar die
kunstvoll gegossenen Großplastiken monumentaler
Figuren wie jene der drei Augsburger Welterbe-Brunnen
verlangten nach Kupfer, Kupfer
und noch mehr Kupfer, aber auch nach Zinn
und Blei. Die Fugger hatten all das zum richtigen
Zeitpunkt zu bieten. Sie profitierten von all
dem – vom Wandel der Welt während der
Frühen Neuzeit und der daraus resultierenden,
lange Jahre anhaltenden Hochkonjunktur.
Selten gelingt es Unternehmen, sich so sehr
als globale Marktmacht zu positionieren, wie
es heutzutage US-Konzerne wie Microsoft,
Apple, Google oder Amazon geschafft haben:
Firmen, an denen man kaum vorbeikommt,
selbst wenn man es gerne wollte. Gelungen ist
etwas derartiges auch dem Montankonzern
»
Im Montanimperium der
Fugger ging es zwar auch um
Gold und Silber. Doch Kupfer
war das Kerngeschäft.
«
Jakob Fuggers „des Reichen“ und seiner Nachfolger.
Es war ein Montankonzern, dessen Zentrale
im weit von allen Bergbauorten entfernten
Augsburg lag. Nur während des Schmalkaldischen
Kriegs verlegte Jakob Fuggers Neffe und Nachfolger
Anton Fugger seine Firmenzentrale kurzzeitig
in die Tiroler Bergbaustadt Schwaz. In
Nach dem Vorbild von
Dürers meister lichem
Porträt Jakob Fuggers
schuf ein weit weniger
begabter Maler das Ab -
bild des Kaufherrn auf
einem der Flügelbilder
an der Fuggerorgel
in St. Ulrich und Afra.
Der Fugger wurde dort
als Jakobspilger dargestellt:
So hat man das
Verbot profaner Motive
in Kirchen umgangen.
Virtuell erlebt man im
„Fugger und Welser
Erlebnis museum“
ein fiktives Gespräch
zwischen Jakob Fugger
und Bartholomäus V.
Welser.
Eine bronzene Büste
ehrt Jakob Fugger „den
Reichen“ als Stifter der
Fuggerei: Dieser Abguss
seiner Büste in der
Walhalla – der Ruhmeshalle
der Deutschen in
Donaustauf – wurde in
der Grünanlage „seiner“
Sozialsiedlung aufgestellt.
Die Terrakottabüste
an einem Erker in
der Augsburger Bäcker -
gasse zeigt den Fugger
ebenfalls mit seiner
venezianischen Haube:
Diese Kopfbedeckung
sollte wohl die Welt -
läufigkeit des Kaufherrn
unterstreichen.
79
REISEN ZUM REICHTUM: DIE „EUROPÄISCHE FUGGERSTRASSE“
Im Kellergerwölbe des
Renaissancegebäudes,
in dem das „Fugger
und Welser Erlebnis -
museum“ untergebracht
ist, stößt man
auf eine Wand voller
Ringe aus Kupfer,
Messing oder Bronze.
In etwas schlichterer
Ausführung dienten
derartige Metallringe,
sogenannte Manillen,
als Zahlungsmittel der
Portugiesen beim
Menschenhandel an
der Küste Westafrikas.
Metallringe, wie sie
im Museum zu sehen
sind, waren Wert -
gegen stände und
Schmuck.
der damals von den Protestanten dominierten
Reichsstadt Augsburg, die sich sogar auf den
Krieg gegen Kaiser Karl V. einließ, war dem
kaisertreuen Fugger der Boden unter den Füßen
zu heiß geworden.
Mit Metallen hatten die Fugger schon früh
zu tun. Jakob Fugger „der Alte“, der Vater des
reichen Jakob, hatte bereits der Goldschmiedezunft
angehört – jener Zunft, in der auch die
Edel- und Buntmetallhändler vertreten waren.
In der Zeit des älteren Jakob darf also der
Einstieg der Fugger ins profitable Metallgeschäft
vermutet werden. Selbst und aktiv in das Bergbaugeschäft
stiegen die Fugger jedoch erst kurz
vor 1490 ein. Damals leitete noch Ulrich
Fugger – der älteste Bruder Jakob Fuggers „des
Reichen“ – die Gesellschaft. In und bei Gastein,
wo Bergleute gold- und silbererzhaltiges Gestein
zutage brachten und das Erz verhütteten, übernahmen
die Fugger wohl nach und nach Gruben
und Grubenanteile verschuldeter ortsansässiger
»
Bei Gastein ließen
die Augsburger Fugger
zum ersten Mal eigene
Erzgruben ausbeuten.
«
Gewerken. Damit wurden die Augsburger selbst
zu Bergwerksunternehmern, die eigene Erzgruben
und Schmelzhütten betrieben. Das Gold und
Silber aus den Hohen Tauern wurde vor allem
in Venedig verkauft. Bald nach 1500 gaben die
Fugger den Abbau von Gold- und Silbererz
bei Gastein jedoch auf: Weil diese Edelmetalle
Das innovative „Fugger
und Welser Erlebnis -
museum“ erklärt den
steilen Aufstieg der
Fugger und anderer
reicher Augsburger
Kaufmannsfamilien.
Auf einer Ausstellungswand
ist dort auch die
berühmte „Goldene
Schreibstube“ Jakob
Fuggers mit seinem
Hauptbuchhalter zu
finden. Das Museum
analysiert den großen
wirtschaftlichen Erfolg
der Handelshäuser
sowohl mit Blick auf
die Folgen der frühen
Globalsierung als auch
im Vergleich mit der
Wirtschaft von heute –
das alles durchaus
nicht unkritisch.
80
REISEN ZUM REICHTUM: DIE „EUROPÄISCHE FUGGERSTRASSE“
jetzt zu festgesetzten niedrigen Preisen bei der
Münzstätte des Landes- und Regalherrn, des
Erz bischofs von Salzburg, abgeliefert werden
mussten und nicht mehr zum Marktpreis verkauft
werden konnten, war den Fuggern der Profit
aus den Gasteiner Gruben zu schmal geworden.
Dennoch war Gastein ein richtungweisendes
Kapitel bei der Entstehung des Fugger’schen
Montankonzerns: Denn dort kamen sie mit
Melchior von Meckau, Fürstbischof von Brixen,
in Kontakt. Der als gebürtiger Sachse mit dem
Bergbau bestens vertraute Kirchenfürst wurde
zum Hauptfinanzier der Fugger, als diese 1494
den Ungarischen Handel gründeten und in den
Kupferbergbau in den Karpaten bei Neusohl
in Oberungarn (das heutige Banská Bystrica in
der Mittelslowakei) einstiegen. Mit ihrem eigenen
Kapital hätten die Fugger diesen Schritt damals
finanziell noch nicht bewältigen können. Auch
bergbautechnisch standen die Augsburger noch
ganz am Anfang: In dem in der Zips geborenen
Montanexperten Johann Thurzo fanden die
Fugger einen Geschäftspartner, der die Kontakte
zum ungarischen Königshof und vor allem das
technische Know-how für das Hüttenwesen
hatte. Auch in Neusohl ging es den Fuggern
wohl vor allem um das Münzmetall Silber:
Das Kupfer war zunächst einmal lediglich ein
massenhaft anfallendes Nebenprodukt.
Den Dusel, den Jakob Fugger „der Reiche“
mit seinem Montankonzern hatte, muss man
erst einmal haben. Das Augsburger Handelshaus
hatte in den letzten Lebensjahren Jakob Fuggers
genau das anzubieten, was ganz Europa auf
einmal dringendst benötigte. So groß war die
Marktmacht Jakob Fuggers, dass sich 1519 ein
Gesandter des Königs von Portugal, der Diplomat
Rui Fernandes, nach Deutschland bemühen
musste, um (nach einem vergeblichen Versuch
bei Nürnberger Kaufherren) beim Fugger wegen
Kupferlieferungen vorstellig zu werden. Im Bewusstsein
seiner Marktposition diktierte Jakob
»
Jakob Fugger hatte
das, was die Seemacht
Portugal dringend brauchte:
Kupfer, Kupfer, Kupfer …
«
Fugger „der Reiche“ den Preis. Der portugiesische
Gesandte ließ König Manuel I. wissen, dass
man nur vom Fugger Kupfer haben könne. Rui
Fernandes schrieb, der Augsburger Kaufherr sei
der wichtigste Mann in Deutschland, „der alle
Fürsten und Könige in einer Weise beherrschte,
dass keiner ohne ihn lebe, jeder sich freue, ihn
zum Freund zu haben.“
Der gefundene Seeweg nach Indien war der
„Big Bang“ der Globalisierung gewesen. Im
Wettlauf um Handelswege und Kolonien benötigten
die Supermächte zur See – Portugal
und Spanien – jetzt vor allem Schiffe und Geschütze,
und für beides jede Menge Kupfer.
Vor allem aber waren Güter aus Kupfer und
Kupferlegierungen für die Portugiesen die wichtigsten
Waren im Handel mit Indien und Afrika.
Indien hatte vieles, was Europäer begehrten –
selbst allerdings einen Mangel an Silber und
(qualitativ hochwertigem) Kupfer. Und an der
Westküste Afrikas hatten die Portugiesen schon
1482 ihren ersten festen Stützpunkt errichtet:
Dort verkauften ihnen regionale und lokale
afrikanische Machthaber gegen Manillen und
Gefäße aus Kupfer, Messing und Bronze menschliche
„Ware“. Portugiesische Sklavenhändler,
aber zum Beispiel auch Schiffe im Auftrag der
Augsburger Welser, verfrachteten die Versklavten
über den Atlantik und in beide Amerika.
„Transatlantischer Dreieckshandel“ nennt
man dieses Geschäft, bei dem Kupfer, Kupferlegierungen,
Fertigwaren aus Metall, Textilien,
allerlei Nippes und sogar Pferde aus Europa
nach Afrika verschifft wurden. Europäische Seefahrer
transportierten die dort von Afrikanern
verkauften Afrikanerinnen und Afrikaner unter
unmenschlichsten Bedingungen übers Meer.
Mit dem Erlös aus dem Sklavenhandel wurden
in Amerika die in Europa begehrten Güter erworben
– Gold, Zucker, Häute, Guajakholz
sowie verschiedendste exotische Luxuswaren.
Die Güter im Schiffsbauch der Karavellen und
Karacken waren die Rückfracht für Europa.
Kupfer war also eine „heiße Ware“, und
Jakob Fugger „der Reiche“ hatte mit äußerst
glücklichem Händchen wirtschaftlich alles richtig
gemacht. Schon 1495 war ein Hüttenwerk in
Fuggerau bei Arnoldstein in Kärnten entstanden,
wenig später ein Verhüttungsbetrieb in Hohenkirchen
bei Georgenthal in Thüringen. In Mogiła
bei Krakau betrieb die Fugger-Thurzo-Gesellschaft
ebenfalls eine Saigerhütte. Diese drei
Hüttenwerke lagen jeweils auf dem Territorium
von Zisterzienserklöstern. Man darf davon aus-
Ein kunstvolles Epitaph
in der Kirche St. Anna
erinnert an Stanislaus
Thurzo. Er war ein Angehöriger
der Familie,
mit der die Fugger den
„Ungarischen Handel“
gründeten. Nicht zuletzt
durch das bergmännische
Know-how
Johann Thurzos und
seiner Kontakte zum
ungarischen Königshof
hatten die Fugger ein
Kupfer imperium in den
Karpaten aufbauen
können. Die Fugger
hatten seinerzeit das
(Fremd-)Kapital beschafft.
Über ihr weitgespanntes
Netz der
Faktoreien hatten sie
zudem die Vertriebs -
wege zu bieten.
81 81
REISEN ZUM REICHTUM: DIE „EUROPÄISCHE FUGGERSTRASSE“
82
Auf einem Flügel
der Fuggerorgel in der
Basilika St. Ulrich und
Afra ließen spätere
Fugger auch Anton,
den Neffen und Nachfolger
Jakob Fuggers
„des Reichen“ abbilden.
Auf Anton Fugger stößt
man aber auch in einem
Kloster im Bergbauort
Schwaz. In Tirol hatte
man diese Abbildung
des Kaufherrn, der in
einer Kiste voller Goldmünzen
wühlt, noch
bis vor kurzem für eine
Alleg0rie der Habsucht
gehalten. Ein Hinweis
aus Augsburg sorgte
für Aufklärung. Gegen -
seitiger Wissensaustausch
im Rahmen der
Tourismuskoope ration
ist ein Neben effekt
der „Euro pä ischen
Fugger straße“.
Warum man Augsburg
„Fuggerstadt“ nennt,
verrät ein Blick in den
Reiseführer „Die Fugger
in Augsburg. Geschäfte
mit Kirche und Kaiser“.
Um fast alles zu zeigen,
was in Augsburg noch
an die Fugger erinnert,
sind im 300-seitigen
Taschenbuch weit mehr
als 400 aktuelle Foto -
grafien abgebildet.
gehen, dass die Fugger damit einen Weg gefunden
hatten, die wahren Dimensionen ihrer Erzausbeute
vor den Landesherren, den Besitzern der
Abbaurechte, zu verschleiern: Andernfalls wo -
möglich aufkeimende Begehr lich keiten wurden
dadurch heimlich, still und leise vermieden.
In Tirol hatten die Fugger schon bis 1522,
bis dahin aber nur als Händler und Bankiers,
am Montangeschäft in Hall, Schwaz, Sterzing
und andernorts mitverdient. Dort selbst zum
Montanunternehmer wurde Jakob Fugger „der
Reiche“ erst im Jahr 1522, als seine Gesellschaft
aus der Konkursmasse eines pleitegegangenen
Konkurrenten dessen Grubenanteile und Verhüttungsbetriebe
bei Schwaz übernehmen konnte.
Jetzt hatten die Fugger endgültig den Großteil
der gesamten Kupferproduktion Europas in der
Hand, erst jetzt dominierten sie den Kupfermarkt.
Jetzt aber mal so richtig…
Dass die Herrschenden dieser Zeit mit Geld
und Geschäften eher schlecht umgehen konnten,
war für einen wie Jakob Fugger ein Glücksfall:
Denn so kam er auch an die begehrten Quecksilbergruben
in Spanien. Was war geschehen?
1519 hatte der Augsburger Kaufherr maßgeblich
die Wahl des spanischen Königs Carlos zum
römisch-deutschen König Karl V. vor finanziert:
Die Wahl des Habsburgers durch die deutschen
Kurfürsten war die Voraussetzung dafür, dass
sich Karl V. zunächst „Erwählter Kaiser“ nennen
konnte, um sich dann 1530 ganz offiziell auch
vom Papst zum Kaiser krönen zu lassen. Dem
Fugger fielen 1525 durch dieses Kreditgeschäft
noch kurz vor seinem Tod drei neue Geschäftsfelder
quasi in den Schoß. Denn als der ewig
klamme Habsburger seine Wahlschulden nicht
abstottern konnte, überließ er dem mahnenden
Augsburger Bankier die Maestrazgopacht – die
Nutzung der Güter der spanischen Ritterorden
Santiago, Alcántara und Calatrava. Das waren
Ländereien, die sich die Krone Spaniens nach
dem Ende der Reconquista, der Vertreibung
der Araber von der Iberischen Halbinsel, mithilfe
einer päpstlichen Bulle einverleibt hatte. Das
ertragreiche Herzstück dieses Güterkomplexes
in Kastilien war das Quecksilberbergwerk von
Almadén. Weniger für den eigenen bescheidenen
Goldbergbau der Fugger im heutigen Polen
und in Kärnten als vielmehr im großen Stil für
die silbererzreichen Bergwerke in Amerika war
Quecksilber ein essentielles Hilfsmittel beim
Scheiden von Silber und Gold. Gewonnen
wurde das spanische Quecksilber aus dem
Queck silbererz Zinnober. Das flüssige Metall
tritt bei Almadén stellenweise sogar (bis heute)
»
Auch mit Quecksilber
aus dem spanischen Almadén
erschloss der Fuggerkonzern
einen ertragreichen Markt.
«
in reiner Form tropfenförmig aus dem Gestein
aus. Das in Flaschen transportierte Quecksilber
wurde nicht nur nach Amerika exportiert, sondern
auch in diverse Länder Europas, wo es bei
der Herstellung von Spiegeln und beim Vergolden
Verwendung fand. Aus dem Quecksilbererz
aber wurde außerdem der gefragte rote Farbstoff
Zinnober gewonnen, der bis nach Indien verschifft
wurde – ein neues Geschäftsfeld der
Fugger auch dies.
Auch das fiel den Fuggern als Markt in den
Schoss: Mit Quecksilber wurde die seit der Zeit
um 1500 in Europa grassierende Syphilis behandelt.
Die Fugger verdienten sogar daran:
Denn mit Quecksilberdämpfen und mit Quecksilbersalben
versuchte man, diese Krankheit zu
heilen. Dass die Fugger im Wechsel mit den
Welsern die Pacht des Quecksilberbergwerks in
Almadén am Ende bis 1647 innehatten, belegt
die kaufmännische Relevanz dieser Erzgruben.
Und dass das Quecksilberbergwerk von Almadén
von 1835 bis 1921 von den Rothschilds betrieben
wurde, spricht wohl ebenfalls für sich.
Das stillgelegte Quecksilberbergwerk kam
2012 als Teil des Komplexes „Erbe des Quecksilbers:
Almadén und Idrija“ auf die Liste des
UNESCO-Welterbes. Diese Bergbaustadt in
REISEN ZUM REICHTUM: DIE „EUROPÄISCHE FUGGERSTRASSE“
Seit 2024 ist auch
das Gasteiner Tal eine
der Stationen an der
„Europäischen Fuggerstraße“
– einer Reiseroute
durch die Ge -
schichte der Fugger
und die der Montanwirtschaft.
Unweit
von Bad Gastein, in
der Nachbarkommune
Bad Hofgastein, findet
man die Epitaphe von
reichen Gewerken, die
in der Zeit nach den
Fuggern goldhaltiges
Erz abbauen ließen.
Auf diesem Grabmal
sieht man Bergknappen
mit einem Schwinghammer
und mit
Poch werk zeug.
Kastilien ist das westlichste Reiseziel an der
„Europäischen Fuggerstraße“.
Im Zentrum der Kulturreiseroute zwischen
Spanien und der Slowakei liegt Augsburg. Von
der Bedeutung des Bergbaus erfährt man dort
vor allem etwas im „Fugger und Welser Erlebnismuseum“.
Abgesehen davon hat aber auch
das Augsburger UNESCO-Welterbe etwas mit
der Montanwirtschaft zu tun. Denn die Technik
der Wasserhebung mittels Wasserkraft kam aus
dem Bergbau. Das kann man hier zwar erfahren,
nicht aber sehen. Was kaum zu übersehen ist,
sind die Denkmäler der Fugger, die überall in
der Stadt zu finden sind – oft bezahlt mit den
Erträgen aus dem Montangeschäft.
Das gilt in erster Linie für zwei der drei
Stiftungen Jakob Fuggers „des Reichen“. Die
Fuggerkapelle in St. Anna ist seine Grablege
und die seiner Brüder Ulrich und Georg. Dürer
war an der Ausstattung dieser Kapelle beteiligt.
Die Fuggerkapelle ist der älteste Sakralbau der
Renaissance im heutigen Bayern. Auf einem
Flügelbild der dortigen Fuggerorgel ist auch
der Stifter Jakob Fugger abgebildet.
Der Damenhof sowie der Turnierhof des
Fuggerstadtpalastes an der Maximilianstraße
waren in Augsburg die ersten Profanbauten im
Stil der Renaissance. Die Prachtstraße – eine
der schönsten Deutschlands – ist nach Kaiser
Maximilian I. benannt. Das auf das Adlertor
des Fuggerstadtpalastes gemalte Wappen Kaiser
Karls V. verrät, dass sich dieser Habsburger
(wie einige seiner Nachfolger) hier bei Augsburger
Reichstagen einquartierte. In der nahen Basilika
St. Ulrich und Afra richteten sich die Grafen
Fugger fünf fürstlich ausgestattete Grabkapellen
ein. Deshalb entdeckt man dort zig Fuggerlilien –
gemalt, geschnitzt oder geschmiedet. Auf einem
der Flügelbilder an der Fuggerorgel in St. Ulrich
und Afra erkennt man bei genauerem Hinschauen
die beiden prominentesten Fugger –
Jakob Fugger „den Reichen“ und seinen Neffen
und Nachfolger Anton, der das Familienunternehmen
zum Zenit führte.
Das bekannteste Porträt Jakob Fuggers „des
Reichen“ hat Albrecht Dürer um 1520 geschaffen:
Dieses Gemälde ist erst wieder nach der aktuellen
Sanierung der Katharinenkirche in der dortigen
Staatsgalerie zu sehen. Doch auch 2024 erinnern
Kunstwerke und Denkmäler, der Fuggerstadtpalast,
natürlich die Fuggerei und Augsburgs
Monumentalbrunnen (jeweils Objekte des
UNESCO-Welterbes) an die Fugger.
Die „Fugger-Story“ erzählt nicht zuletzt das
„Fugger und Welser Erlebnismuseum“, das 2024
sein zehnjähriges Bestehen feiert. Geplant sind
eine rauschende Museumsnacht, Führungen sowie
neue Exponate in der Dauerausstellung.
Mehr zum Jubiläumsjahr findet man unter
www.fugger-und-welser-museum.de/programm.
» Mehr zu den Reisezielen an der „Europäischen Fuggerstraße“: www.fuggerstrasse.eu/de
» Alles zum „Fugger und Welser Erlebnismuseum“: www.fugger-und-welser-museum.de. Das im
Jahr 2014 eröffnete innovative Museum feiert 2024 mit einem Jubiläumsprogramm.
» Infos zu Führungen auf Spuren der Fugger in Augsburg: www.augsburg-tourismus.de/de/fugger
» Vieles zur Fuggerei auf der offiziellen Website des Hauses Fugger: www.fugger.de/fuggerei
» Das Taschenbuch „Die Fugger in Augsburg. Geschäfte mit Kirche und Kaiser“ führt auf insgesamt
300 Seiten und mit 424 (!) Abbildungen durch die Geschichte der Fugger und zu ihren
zahlreichen Sehens würdig keiten in der Stadt (www.context-mv.de).
» Die Anfänge der Fugger im Bergbau hat Fritz Gruber in seinem Buch „Das Gold der Fugger.
Gastein und Rauris– Bergbau der Fugger im Salzburger Land“ beschrieben (www.context-mv.de).
D I E So oziale Heimat seit 1521
F U G G E R EI
„Die Fuggerei – Soziale
Heimat seit 1521“ heißt
der offizielle Guide der
Fuggerschen Stiftungen
für die Sozialsiedlung.
Wie sie seit 500 Jahren
den Stiftungsauftrag erfüllt,
erklärt der Guide
mit einem Rundgang
durch die Gassen der
Reihenhaussiedlung.
Inhalte werden übersichtlich
und anschaulich
vermittelt: von der
Architektur über das
historische und heutige
Leben in der Fuggerei
bis hin zur Zukunft
ihrer Stiftungsidee.
Mit authentischen
Informationen und Geschichten
gut geeignet
für den Be such vor Ort
wie für die Lektüre zu
Hause. Der Serviceteil
und eine Klapp karte
helfen dabei, sich rasch
zu orientieren.
83
AUGSBURG – IM ZENTRUM DER ROMANTISCHEN STRASSE
Im 1950 noch stark
weltkriegszerstörten
Augsburg wurde
die Ferienroute der
„Romantischen Straße“
gegründet. Damals
brauchte man dafür
noch viel Fantasie –
und viel Optimismus.
Die Folgezeit gab den
Gründervätern dieser
Kulturreiseroute bald
recht: Romantische Altstädte
wie die in Augsburg
und in Friedberg,
in Landsberg am Lech
und in Donauwörth
locken heute Gäste
aus aller Welt nach
Deutschland.
Zu den touristischen
Höhepunkten in Augsburg
gehört das histo -
rische Wasserwerk am
Roten Tor: Es ist eines
der 22 Objekte dieser
Welt erbe-Stätte. Eines
der prominentesten
Ziele in der Fuggerstadt
Augsburg ist die
idyllische Fuggerei.
84
Zwischen Alpen und Main, mittendrin
Augsburg – die „Romantische Straße“
Nicht zuletzt, um Gäste aus dem Ausland die Jahre des NS-Regimes vergessen zu lassen und
um ein gastfreundliches Deutschland zu präsentieren, war die „Romantische Straße“ im Jahr
1950 gegründet worden – in Augsburg, wo sonst? Es gehörten damals viel Mut, Fantasie und
Visionen dazu, diese Ferienroute zwischen dem Main und den Alpen zu „erfinden“. Heute ist
die „Romantische Straße“ – nicht zuletzt auch international – die wohl bekannteste Ferienroute
Deutschlands.
Plakative Zeilen – platziert auf der Start seite der
Webseite der „Romantischen Straße“ – sind quasi
Programm: „Natur, Kultur, Kunst, Kulinarik und
Gastlichkeit auf Deutschlands ältester und beliebtester
Ferienstraße.“ Damit wäre gesagt, was diese
Tourismusroute zwischen Alpenrand und Main bei
Gästen aus aller Welt beliebt macht. 29 Orte liegen
an dieser 460 Kilometer langen Ferienstraße: Mit
dem UNESCO-Wel t erbe Würzburger Residenz,
dem mittelalterlichen Rothenburg ob der Tauber
und dem Schloss Neuschw a n stein sind – neben der
UNESCO-Welterbe-Stadt Augsburg – Hochkaräter
des Deutschland-Tourismus darunter. Die Ferienstraße
kann man individuell und Ort für Ort per
Auto oder auf dem „Radweg Romantische Straße“
kennenlernen. Besonders bequem geht es mit dem
„Romantische Straße Bus“: Deutschlands älteste
Fernbuslinie verbindet die „Romantische Straße“
von Mai bis Oktober mit den Metropolen Frankfurt
am Main und München. So oder so:
Mittendrin liegt die Renaissancestadt Augsburg,
umgeben von nahen Stationen voll mit Altstadt-
Romantik: in Sichtweite das altbaierische Friedberg,
südlich das oberbayerische Landsberg am Lech und
nur circa eine halbe Autostunde weiter nördlich
Donauwörth, die einzige Donaustadt dieser Route.
» Mehr zur Romantischen Straße, ihren Stationen und Angeboten: www.romantischestrasse.de
Text: Martin Kluger | Fotografie: Arbeitsgemeinschaft Romantische Straße (1), Thomas Baumgartner (1), Martin Kluger (4)
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AUGSBURG – BUNT UND AUFREGEND
Ein Lichterspektakel:
Während der Augs -
burger „Light Nights“
wird die Kulisse von
Augsburger Pracht -
bauten zur „Leinwand“
für be eindruckende
Licht- in stallationen.
Das Renaissancerathaus,
der Perlachturm
und weitere Baukunstwerke
im Stadtzentrum
verwandeln sich dann
in faszinierende Licht -
objekte. Besonders
viele Besucher ver -
sammeln sich auf dem
Rathausplatz, um
dieses spektakuläre
Schauspiel dort
zu be staunen.
Augsburg erleben – für Groß und Klein
„Augsburg Marketing“ bringt die reiche Geschichte der Stadt auf innovative Weise zur Geltung. Die „Light Nights“
verwandeln Augsburg in eine faszinierende Lichtkulisse, wobei historische Gebäude wie das Renaissancerathaus
und der Perlachturm in einem atemberaubenden Farbenspiel erstrahlen. Beim „Turamichele" im Perlachturm – dem
traditionellen Augsburger Kinderfest auf dem Rathausplatz – erwachen vergangene Zeiten zum Leben, während die
„Augsburger Sommernächte“ vom 27. bis 29. Juni die Straßen mit Musik und Lebensfreude erfüllen.
Ein weiteres Highlight ist „La Strada“ (vom 26. bis 28. Juli), ein
internationales Straßenkünstlerfestival, bei dem Künstler aus aller
Welt vor der Kulisse der Prachtbauten in der Augsburger Altstadt
Groß und Klein verzaubern. Geschichte wird auch am Wochen -
ende am 28. und 29. September erlebbar, wenn das historische
Turamichele im Perlachturm stattfindet – ein besonderes Erlebnis.
Alle Informationen dazu und mehr sind auf dem Erlebnisportal
augsburg-city.de zu finden. Dort gibt es nicht nur Veranstaltungstipps,
sondern auch Empfehlungen für gastronomische Highlights
und fürs Shopping. Spannend sind auch Tipps, um Augsburg abseits
der bekannten Pfade zu erkunden und versteckte Schätze zu
ent decken. Passend zum UNESCO-Welterbe „Augsburger Wasser -
management-System“ soll es auch im Sommer 2024 einen Wasserspielplatz
auf dem Rathausplatz geben.
Das internationale
Künstlerfestival „La
Strada“ bietet Kleinkunst
und Akrobatik
vor atemberaubender
Kullisse. „Augsburger
Sommernächte“ lassen
im Herzen der Stadt
alle Generationen
gemeinsam feiern.
86 2
Text: Augsburg Marketing | Fotografie: Martin Augsburger (3)
Einer der schönsten Weihnachtsmärkte Deutschlands
Der Augsburger
Christkindlesmarkt
Weihnachtsmärkte gibt es viele. Aber welcher findet vor einer ähnlich reizvollen Kulisse wie der Augsburger
Christkindlesmarkt statt? Das Renaissancerathaus, der Perlachturm und der Augustusbrunnen (Teil
des Augsburger UNESCO-Welterbes) bilden die Kulisse.
Alle Jahre wieder: Ab Sommer 2024 gibt es bei der Regio Augsburg Tourismus GmbH den Faltprospekt
zum Augsburger Christkindlesmarkt und zu den vorweihnachtlichen Angeboten in der Stadt und der
Region: in Augsburg von der Weihnachtsinsel auf dem Zeugplatz über den Christbaummarkt in der
Fuggerei bis hin zur „Augsburger Märchenstraße“. Der Advent in Augsburg bietet aber noch viel, viel
mehr – von den „Augsburger Domsingknaben“ über die Weihnachtskrippe im Zoo bis zur Orientalischen
Rundkrippe im Botanischen Garten. Auch im Umland locken die Weihnachtsmärkte: im „Augsburger
Land“ der Weihnachtsmarkt in Oberschönenfeld, der „Engerlmarkt“ in Thierhaupten oder die Weihnachtsmärkte
in Gersthofen und Neusäß. Attraktionen im „Wittelsbacher Land“ sind vor allem der „Friedberger
Advent“ vor der stimmungsvollen Kulisse des barocken Rathauses, der „Aichacher Christkindlmarkt“ im
malerischen Ambiente des Stadtplatzes und romantische Weihnachtsmärkte im Schlosshof von Affing
und auf Gut Mergenthau.
Mehr: www.augsburg-tourismus.de
Regio Augsburg Tourismus GmbH | Tourist-Information | Rathausplatz 1 | 86150 Augsburg
Telefon 0821 50207-0 | tourismus@regio-augsburg.de
context verlag Augsburg | Nürnberg · www.context-mv.de | Foto: Regio Augsburg Tourismus GmbH/Thomas Liesz
AUGSBURG UND DIE FUSSBALL-EUROPAMEISTERSCHAFT 2024
Augsburg – eine Stadt
voller Europa, auch auf
und um den Rathausplatz.
Die Figuren am
Augustusbrunnen auf
diesem Platz sind die
Schöpfungen eines
Niederländers, der von
Florenz nach Augsburg
und von dort nach Prag
ging. Das Rathaus entstand
im Stil der italienischen
Renaissance:
Im Inneren stößt man
auf Spuren des Hauses
Österreich – der Habsburger
– und damit
auch auf die der Krone
Spaniens und Portugals.
Im Goldenen Saal
findet sich sogar ein
griechischer Feldherr,
der König Mazedoniens
war. Der Franzosen -
kaiser Napoleon I. hat
all das dem Königreich
Bayern einverleibt.
Zur EM in München und zu Europa nach Augsburg
Mit dem Eröffnungsspiel der Fußball-Europameisterschaft – der Partie Deutschland gegen Schottland in der Münchener
„Allianz Arena“ – beginnt am 14. Juni die Fußball-Europameisterschaft 2024. In diesem Stadion finden noch weitere
drei Gruppenspiele, ein Achtelfinale und ein Halbfinale statt. Da muss der Fußball-Fan hin. Wohin aber muss er vor
oder nach dem Spiel? Weitgereiste auch mal in ein Hotel. München ist eine tolle Stadt, aber während der EM werden
die Betten eher ausgebucht und die Preise wohl etwas angehoben sein. Augsburg bietet sich da als „Ausweich-Spielstätte“
an. Weil: Viele Betten gibt es hier auch. Und die Arena in Fröttmaning liegt hier fast vor der Haustür.
Das Beste an Augsburg, so haben es Spötter dem Augsburger Bert
Brecht in den Mund gelegt, sei der D-Zug nach München. Im Fußball
nennt man so etwas ein Foul. Denn das hat Brecht nie gesagt.
Von Mitte Juni bis 9. Juli 2024 ist die dicht getaktete Zugverbindung
zwischen Augsburg und München dann aber doch eine feine Sache:
Ab Augsburg liegt die Spielstätte im Münchener Stadtviertel Fröttmaning
nämlich bloß eine Stunde entfernt. Es lohnt sich also sehr,
in Augsburg gut und günstig(er) zu übernachten. Auch darum, weil
Augsburg eine der spannendsten Städte Deutschlands ist: In dieser
„walkable city“ mit „Willkommenskultur“ (so Tourismuschef Götz
Beck) wurde oft europäische Geschichte geschrieben. Die Fülle des
Sehenswerten überrascht viele Gäste dieser Stadt. Die bayerischen
Bier gärten gibt es hier auch. Doch außerdem hat Augsburg da noch
etwas, was noch nicht mal München hat – ein UNESCO-Welterbe.
» Mehr zu den Spielterminen und Mannschaften in der Fußball-Arena in München: de.uefa.com/euro2024/hosts/munich
» Die Broschüre „Übernachten in Augsburg und der Region“ gibt es bei der Regio Augsburg als Printausgabe und online.
» Infos zu den Gastgebern in der Region Augsburg und zu den vielen Sehenswürdigkeiten: www.augsburg-tourismus.de
Europa – hier, da, dort
und des Öfteren noch
anderswo: Im Rokokosaal
des Schaezler palis
etwa tanzte die Tochter
der Kaiserin Maria
Theresia von Österreich
auf ihrem Weg
zur Hochzeit mit dem
künftigen König von
Frankreich ein Paar
Schuhe durch – Augsburg
bekam Marie
Antoinette definitiv
besser als später Paris.
88
Text: Martin Kluger | Fotografie: Martin Kluger (2)
Gefördert von:
Jetzt kostenlos:
neue Mozart-App
Google Play Store
„Mozart in Augsburg“ – die Mozartstadt
Augsburg mit dem Smartphone erleben
Die Mozart-App informiert zu 17 Augsburger Mozart -
stätten sowie deren Verbindungen zu Leo pold Mozart
und seinem Sohn Wolfgang Amadé. Videoclips, Fotos
und Augmented-Reality-Szenen er gänzen die Hö rbilder:
Schauspieler und Kabarettist Maximilian Schaf roth leiht
dem „Wolferl“ seine Stimme. Und auch W.A. Mozarts
geliebtes „Bäsle“ tritt virtuell auf den Plan. Verfügbar im
App Store und im Google Play Store (Stichwort: „Mozart
in Augsburg“) – oder über nebenstehende QR-Codes.
App Store
Regio Augsburg Tourismus GmbH
Tourist-Information | Rathausplatz 1 | 86150 Augsburg | Telefon 08 21/5 02 07-0
www.augsburg-tourismus.de | blog.sska.de/deutsche-mozartstadt-augsburg/
DIE AUGSBURGER „FEUERWEHRERLEBNISWELT“
Sie ist noch neu, und
sie ist eine ganz „heiße
Sache“: Die „Feuerwehrerlebniswelt“
im Augsburger Textilviertel
versteht sich
nicht zuletzt als Lernort
für den Brand- und
Katastrophenschutz.
Damit später mal nichts
„anbrennt“, sozusagen.
Dabei geht es hier aber
nicht nur ums „Feurio“,
sondern auch um einen
Ort zum Feiern.
Feuer und Flamme für eine neue Augsburger
Attraktion – die „Feuerwehrerlebniswelt“
Dass der oder die eine „für Augsburg brennt“, das soll es durchaus geben. Dafür gibt es gute Gründe: schöne Stadt, tolle
Geschichte(n), spannende Erlebnisse und natürlich den FC Augsburg. Einmalig in Bayern, und sogar einzigartig in ganz
Deutschland ist die Augsburger „Feuerwehrerlebniswelt“. Die dortige Ausstellung ist für viele Altersgruppen sowie für
Vereine, Feuerwehren, Hilfsorganisationen, Fachleute und Laien auch aufgrund ihrer Größe und Themenfülle eine für
Deutschland und weit darüber hinaus ziemlich einmalige Einrichtung. Besucherinnen und Besucher sind hier in aller
Regel – man kann es anders kaum sagen, das Wortspiel sei verziehen – „Feuer und Flamme“.
90
Mit der im Jahr 2021 eröffneten „Feuerwehr erlebniswelt“ hat
Augsburg eine doch ziemlich neue Attraktion zu bieten, die nicht
nur den Puls kleinerer Feuerwehrfans höher schlagen lässt, sondern
die auch die Neugier und den Wissensdurst von Erwachsenen
„be feuert“. Augsburg erwartet Besucherinnen und Besucher seither
in einer Halle mit 3000 Quadratmetern Fläche und vor allem mit
einem interaktiven Erlebnis rund um das Themenspektrum von
Feuer und Feuerwehr, Brandschutz und Katastrophenschutz, allgemeiner
Arbeits sicherheit und Unfallverhütung. Alles Wissen also,
das man recht gut brauchen kann, wenn es mal drauf ankäme.
Die „Feuerwehrerlebniswelt“ ist ein einzigartiges Projekt, das eine
Vielzahl an Aktivitäten und Möglichkeiten bietet, die sowohl für
Kinder als auch Erwachsene spannend sind. In der „Feuerwehr -
erlebniswelt“ findet sich neben einem inter aktiven Teil eine Ausstellung
mit Feuerwehrfahrzeugen und Ausrüstungsgegenständen –
von den frühen von Hand gezogenen Feuerwehrspritzen bis hin
zum modernen Löschfahrzeug.
Die „Feuerwehrerlebniswelt“ versteht sich allerdings vorrangig als
Lernort, quasi als „Bildungswelt“: Deshalb lautet das Motto hier
neben „Wasser marsch!“ vor allem „Wissen marsch!“. Der Tagungsraum
in der Halle im Augsburger Textilviertel verfügt über hochmoderne
Präsentationstechnik und ein innovatives Hygienekonzept.
Seminare sind eine der Kompetenzen der „Feuer wehr erlebniswelt“:
Hier können auch Brandschutzunterweisungen und die Ausbildung
zum Brandschutzhelfer – inklusive praktischem Feuerlöschtraining
– absolviert werden. Lernen ist das eine, Feiern ist das andere:
Die „Eventwelt“ in der „Feuerwehrerlebniswelt“ ist auch eine
Location, in der Veranstaltungen zum Erlebnis werden – in einer
Bandbreite von der Firmenfeier bis zum Kinder ge burtstag. Die
Finger, soviel sei verraten, verbrennt sich damit keiner.
» Öffnungszeiten: Mittwoch bis Montag, jeweils 9 Uhr bis 17 Uhr. Während der bayerischen Schulferien ist täglich geöffnet.
» Weitere Informationen zur Ausstellung sowie zur Event-Location: www.feuerwehrerlebniswelt.de
Text: PM | Fotografie: Feuerwehrerlebniswelt
Warum ist Augsburgs Wasser Welterbe?
Darum ist Augsburgs Wasser Welterbe.
Das „Augsburger Wassermanagement-System“ ist seit
2019 UNESCO-Welterbe: Die Idee, dass die Augsburger
historische Wasser wirt schaft (Kanäle, Wasser kraft werke,
Wasserwerke und Monumentalbrunnen) welt erbe würdig
ist, wurde 2010 im context verlag Augsburg | Nürnberg
geboren. Der context verlag hat Augsburgs Interessen -
bekundung 2014 erfolgreich auf die deutsche Tentativ -
liste geführt: Es war der entscheidende Schritt auf dem
Weg zum Welterbe-Prädikat. In diesem Verlag sind die
Bücher erschienen, die vermitteln, wieso die Augsburger
Wasserwirtschaft UNESCO-Welterbe wurde.
Mehr zu Augsburgs Wasser: www.context-mv.de
Welterbe Wasser
Augsburgs historische Wasserwirtschaft.
Das UNESCO-Welterbe „Augsburger
Wassermanage ment-System“
Die Denkmäler der Wasserwirt schaft
sowie ihre Bedeutung und Geschichte
erklärt dieser Bildband kurz und knapp
sowie mit vielen, auch großformatigen
Fotografien – leicht verständlich und
sehr anschaulich bebildert. Ein „Muss“
für alle, die sich für Wasserbau und
Trinkwasserver sorgung, die Nutzung
der Wasserkraft und die Brunnenkunst
der Renaissance interessieren.
Martin Kluger
120 S., 283 Abb., 19,80 €
Verfasst vom
„Vater der
Welterbe-Bewerbung“
(Augsburger Allgemeine,
3. Juli 2019)
Augsburgs historische
Wasserwirtschaft
Der Weg zum
UNESCO-Welterbe
Die Geschichte des Augs burger
Wassers seit 1412 und die Entstehung
aller Sehens würdig keiten der Wasserwirtschaft
bis 1923.
„Martin Kluger hat unzählige Quellen
gesichtet, Archive durchforstet und
dabei auch Details gefunden, die bislang
unbekannt waren. Nach jedem
Kapitel sind die Quellen ge listet. Das
macht das Buch ,Augsburgs histo ri sche
Wasserwirtschaft. Der Weg zum
UNESCO-Welterbe’ zum Kompen dium
von 500 Jahren ,Wasserkunst’ in
Augsburg.“ (Prof. Karl Ganser, in: Die
Augsburger Zeitung, 26. April 2016)
Martin Kluger
432 S., 553 Abb., 39,90 €
Wege zum Welterbe
Wasserwirtschaft
Das UNESCO-Welterbe
in Augsburg
120 Seiten, 197 Fotografien und drei
Karten leiten zu den Denkmälern des
UNESCO-Welterbes sowie zu Spaziergängen,
Radtouren und in jene Museen,
die sich mit dem Wasser befassen –
zum Beispiel auch in das Staa tliche
Textil- und Industriemuseum Augsburg
(tim), in das Maximilianmuseum Augsburg
und in das Lechmuseum Bayern
im Wasserkraftwerk in Langweid.
Martin Kluger
120 S., 200 Abb., 9,80 €
Wassertürme in Bayern
Denkmäler der Wasserkunst
Unter 334 porträtierten Wassertürmen
sind auch die zum UNESCO-Welterbe
gehörenden Augsburger Wasser türme.
Dieses Standardwerk vermittelt jedoch
Wassertürme in ganz Bayern und aus
den verschiedensten Epochen – auch
die Wasserkünste in den bayerischen
Schlossgärten. Dieses Buch entstand
mit Unterstützung durch die Frontinus-
Gesellschaft in Bonn.
Jens U. Schmidt, Günther Bosch
Hrsg.: Archiv deutscher Wassertü̈rme
304 S., 813 Abb., 19,80 €
Wasserkraft in Augsburg
Strom von mehr als 40 Wasser -
kraftwerken an Augsburger Kanälen
und Flüssen – ihre Lage, ihre Bau -
geschichte und ihre Technik…
Franz Häußler
Hrsg.: Stadtwerke Augsburg
216 S., 186 Abb., 24,90 €
Der Lech
Landschaft. Natur. Geschichte.
Wirtschaft. Wasserkraft. Welterbe.
Der Führer durch das Lech museum
Bayern – und zugleich ein Führer durch
die Natur, die Geschichte des Lechs
und des Lechtals sowie der Lechwerke.
Ein Kapitel stellt die drei Wasserkraftwerke
am Lechkanal bei Gersthofen,
Langweid und Meitingen vor, die seit
2019 zum UNESCO-Welt erbe gehören.
Martin Kluger
Hrsg.: Lechwerke AG
224 S., 315 Abb., 9,90 €
Augsburg und
die Wasserwirtschaft
Studien zur Nominierung
für das UNESCO-Welterbe
im internationalen Vergleich
21 Expertenbeiträge setzen sich mit
der Wasserwirtschaft, mit Wasser bau,
Wasser kraft, Trinkwassergewinnung,
Brun nenkunst sowie mit der globalen
Bedeutung der UNESCO-Welterbe-Liste
ausein ander. Vom Welterbe im Harz
über das Welterbe in Venedig bis zu
den welterbewürdigen Denk mälern
der Wasserwirtschaft in Augsburg…
A. Biffi, D. Bühler,
S. Ciriacono und andere
Hrsg.: Stadt Augsburg
248 S., 261 Abb., 29,90 €
Stadtwald Augsburg
Rad- und Wanderführer
zu Quellbächen, Lech kanälen
und Lechheiden
Gewässer, Tiere und Pflanzen, Sehenswertes
und Touren im artenreichen
Augsburger Trinkwasser- und Naturschutzgebiet.
Nicolas Liebig
Hrsg.: Landschaftspflege verband
Stadt Augsburg e.V.
156 S., 128 Abb., 9,90 €
Augsburg
2000 Jahre Geschichte
und das UNESCO-Welterbe
historische Wasserwirtschaft
Das von Römern gegründete Augsburg
ist Bischofsstadt, die Stadt der Fugger,
Mozarts und Brecht sowie eine Stadt
der Industriekultur. 19 Denkmäler, von
den drei Monumentalbrunnen über die
ältesten Wassertürme Mitteleuropas
bis hin zum olympischen Eiskanal von
1972, sind seit 2019 UNESCO-Welterbe.
Martin Kluger
168 S., 323 Abb., 9,80 €
context verlag
Augsburg | Nürnberg
www.context-mv.de
AUGSBURGS UNESCO-WELTERBE IN „KONGRESS AM PARK“
Augsburg leuchtet –
nicht zuletzt in seinem
Tagungs- und Kongresszentrum
„Kongress am
Park“. Ab 2024 wird
Augsburg dort seinen
touristischen „Leuchtturm“,
sein UNESCO-
Welterbe, präsentieren.
Augsburgs Wirtschaftsreferent
Dr. Wolfgang
Hübschle versteht das
auch als einen Wink an
die Veran stalter aus der
Welt der Wasserwirtschaft:
Denn wo, wenn
nicht in Augsburg, sollten
Veranstaltungen
dieser Branche denn
sonst statt finden?
Welterbe nun auch im Kongresszentrum:
Gewässer und Götter weisen den Weg
Augsburg hat ein UNESCO-Welterbe und wirbt dafür jetzt auch in seinem Kongresszentrum
„Kongress am Park“. Ab dem Jahr 2024 werden die dortigen Veranstaltungsräume nach den
vier Augsburger Hauptgewässern und den drei Monumentalbrunnen benannt sein. Schon im
Foyer werden die Besucherinnen und Besucher von Kongressen, Tagungen und Kulturveranstaltungen
mit Informationen zum „Augsburger Wassermanagement-System“ empfangen.
Der Merkurbrunnen
gehört zu den 22 Objekten
des UNESCO-
Welt erbes „Augsburger
Wassermanagement-
System.“ Ab 2024 gibt
Merkur, der Götter bote
und Gott der Händler,
jetzt auch einem der
Räume im Kongressund
Tagungszentrum
den Namen.
Um „Kongress am Park“
herum gab es schon
bislang viel Wasser.
Denn im Wittelsbacher
Park unterhalten die
Stadtwerke Augsburg
historische Brunnensäulen,
die kosten los
Trinkwasser spenden.
Um den kleinen See
beim Tagungs- und
Kongresszentrum lohnt
sich der Spaziergang
durch eine gepflegte
Park landschaft.
92
Augsburg ist stolz auf sein UNESCO-
Welterbe – und zeigt das jetzt auch
im Tagungs- und Kongresszentrum
„Kongress am Park“. Um diesen Baukomplex
im Wittelsbacher Park herum gab es
schon bisher viel Wasser – aus einem Brunnen
vor dem Eingang zum Foyer, in einem kleinen
See mit romantischem Pavillon am Rand, aus
einer historischen Trinkwassersäule unter hohen
Parkbäumen… Doch jetzt hält das Wasser in
Form des Augsburger UNESCO-Welterbes auch
Einzug in das Innere von „Kongress am Park“.
Ab 2024 werden die Säle im Veranstaltungskomplex
nach den Gewässern Lech, Wertach,
Singold und Brunnenbach sowie den namensgebenden
Gottheiten der drei Monumentalbrunnen
– Augustus, Merkur und Herkules –
benannt. Damit will Augsburgs Wirtschafts -
referent Dr. Wolfgang Hübschle Besuchern von
Kulturveranstaltungen im Haus sowie allen
Kongress- und Tagungsgästen das Welterbe an
diesem zentralen Ort präsentieren. Für „Kongress
am Park“ ist die neue Beschilderung durchaus
Eigenwerbung: Wo sonst sollten Institutionen,
Verbände und Unternehmen der Wasserwirtschaft
denn künftig tagen, wenn nicht in Augsburg?
»Mehr zu „Kongress am Park“: www.kongress-augsburg.de
» Die Website informiert auch zum Welterbe – und zu Rahmenprogrammen rund um das Welterbe.
Text: Martin Kluger | Fotografie: Martin Kluger (3), Daniel Reißner (1)
Komm
vorbei im Welterbe
Info-Zentrum
Erlebe das weltweit einzigartige Augsburger
Wassermanagement-System und UNESCO-Welterbe.
Unsere VR-Brillen erwecken sogar den Brunnenmeister
aus dem 18. Jahrhundert zum Leben.
wassersystem-augsburg.de
Welterbe Info-Zentrum
am Rathausplatz
Dienstag - Samstag 10.00 - 17.00
Sonntag / Feiertag 10.00 - 16.00 #fliesstbeiuns
AUGSBURGER MUSEUMSSHOPS
Wo gibt es denn so
etwas? Kaffeeduft bei
Blick auf (Welt-)Kunst?
In Augsburg gibt es so
etwas – zum Beispiel
im Museumsshop des
Maximilianmuseums.
Dort kann man mit
Blick auf welterbe -
würdige Brunnen -
bronzen im mit Glas
überdachten Viermetzhof
eine Tasse Kaffee
genießen – Kultur -
genuss und Kunst samt
Kaffeeduft. Köstlich.
Kaffee zur Kultur, Wasser zum Welterbe:
in Museumsshops der Regio Augsburg
Ein erfrischendes Glas Mineralwasser nach der Besichtigung der welterbewürdigen Brunnenfiguren?
Kaffee und Kuchen nach dem Kunstgenuss? Und Souvenirs aus Augsburg – mal für
kleines Geld, mal was Hochwertiges vom Juwelier? Augsburg-Literatur zum Nachlesen? Das
alles bieten Museumsshops der Regio Augsburg Tourismus GmbH im Maximilianmuseum,
im Schaezlerpalais und im Fugger und Welser Erlebnismuseum. Zwar keine Bewirtung, aber
Souvenirs und Literatur finden Gäste der Stadt und Einheimische auch in den Museumsshops
der Regio in vier weiteren Häusern der Kunstsammlungen und Museen Augsburg.
Wertiges Welterbe-
Souvenir: Zwei Wassertürme
des historischen
Wasserwerks am
Roten Tor als Anhänger
entdecken Besucher der
Welter be-Stadt Augsburg
in Museumsshops
der Regio Augsburg
Tourismus GmbH.
Augsburg-Literatur
findet man auch im
Shop im Maximilian -
museum. Dort mundet
der Kaffee ebenso gut
wie in der Kaffeehaus-
Atmosphäre des Shops
im Schaezlerpalais.
94
Mit Kaffeeduft zur Kunst oder mit
dem Wasser zum Augsburger Welterbe
erfrischen die Museumsshops
der Regio Augsburg Tourismus
GmbH die Besucher der Stadt in zwei Häusern
der Kunstsammlungen und Museen Augsburg:
im Maximilianmuseum am Fuggerplatz und im
Schaezlerpalais an der Maximilianstraße. Ein
Museumscafé findet man außerdem im Shop
des Fugger und Welser Erlebnismuseums im
Domviertel – auch an Sonn- und Feiertagen.
Keine Bewirtung, aber Augsburg-Souvenirs
von der Postkarte bis zum „Wasseranhänger“
aus der Goldschmiedewerkstatt bieten die vier
Museumsshops der Regio Augsburg Tourismus
GmbH im Leopold-Mozart-Haus, im Brechthaus,
im „Römerlager“ im Zeughaus und im H2–
Zentrum für Gegenwartskunst. Dort gibt es
jede Menge Augsburg-Literatur – vom Reiseführer
bis zu Katalogen der Sonderausstellungen. Tipp
für den Haushalt daheim: die „tim-Tü̈cher“ aus
dem Staatlichen Textil- und Industriemuseum.
»Mehr zu Museumsshops und -cafés: kmaugsburg.de/shops-u-cafes
» Information zu Öffnungszeiten der Museen: www.augsburg-tourismus.de/museen
Text: Martin Kluger | Fotografie: Martin Kluger (3), Regio Augsburg Tourismus GmbH (1)
Wo sind die Bücher zur Region?
Hier sind die Bücher zur Region.
Augsburg, das bayerische Schwaben und seine Nachbarregionen
sind voller Geschichte und Geschichten.
Bücher aus dem context verlag Augsburg | Nürnberg
führen dorthin. Der Verlag hat mit seinen Publikationen
bereits ein UNESCO-Welterbe sowie ein Immaterielles
Kulturerbe der UNESCO auf den Weg gebracht.
Mehr: www.context-mv.de
Elias Holl
Der Baumeister der Renaissancestadt Augsburg
Im Augsburger Lechviertel kam Elias Holl 1573 als Sohn des Baumeisters
Hans Holl zur Welt. 1596 er warb Elias Holl den Titel eines Maurermeisters.
Während einer Italienreise lernte Holl den Stil der Renaissance kennen,
der ihn prägte. 1602 wurde er von der
Reichsstadt Augsburg zum Stadtwerkmeister
berufen. Elias Holl hat Augsburg
während seiner langen Amtszeit
zur Renaissanc e stadt gemacht
. Sein Hauptwerk
ist das bis 1620 errichtete
Rathaus. Neben
seinen Bauwerken
erinnern in Augsburg
mehrere Denkmäler
an diesen genialen
Stadtwerkmeister,
der auch als Festungsund
Wasserbauer gefragt war.
Daran erinnert ein Objekt des UNESCO-
Welterbes. Auf das Wirken Holls stößt
man an der Donau, im Altmühltal, in
Franken und Tirol. Holl gilt auch als
Märtyrer des Protestantismus.
Elias Holl,
der Baumeister der
Renaissancestadt
NEU
Renate Miller-Gruber
168 S., 140 Abb., 14,90 €
Die Fugger in Augsburg
Geschäfte mit Kirche und Kaiser
Eine Legende erzählt von den Anfängen
der Fugger: Hans, angeblich ein armer
Dorf weber, wandert 1367 in die Reichsstadt
Augsburg ein. Vom Webstuhl zur
Weltmacht? Ein Märchen. Die Fugger
schaffen im Fernhandel das Kapital, mit
dem sie ab 1490 als Montan konzern
ein Vermögen anhäufen. Nicht Tuche
und Pfeffer b e gründen den legendären
Reichtum, sondern Silber, Blei, Quecksilber
und vor allem: Kupfer, Kupfer,
Kupfer. Die Fugger sind „die Krupps der
Frühen Neuzeit“. 1521 stiftete Jakob
Fugger „der Reiche“ die Fuggerei und
die Fugger kapelle in St. Anna.
Martin Kluger
300 S., 424 Abb., 16,90 €
Morde, Macht und Mythos
Geschichte, Denkmäler
und Städte der Wittelsbacher
im Wittelsbacher Land
Sie regieren ab 1180 in Bayern. Sie
regieren am Rhein und herrschen in etlichen
Ländern Europas. Sie sind Pfalzgrafen,
Herzöge und Kurfürsten, Könige
und Kaiser. Sie werden zum Mythos…
Wittelsbacher kämpfen gegen Gott und
die Welt – und häufig gegeneinander.
Ihre Verbrechen: ein Königsmord, ein
Gattin nenmord und ein Justizmord. Die
Katholiken der Dynastie kämpfen gegen
die Protestanten in der Familie. In Oberwittelsbach,
in Aichach und Friedberg,
im Lechtal und im Donautal erinnern
Denk mäler an den Aufstieg der Wittelsbacher,
an ihre Kriege und Skandale.
Martin Kluger
168 S., 150 Abb., 9,80 €
Die Römer zwischen Alpenrand und Limesland
Die römische Provinz Raetien. Keimzelle des Kulturlandes Bayern
Auch wenn es einen Altbayern schmerzt: Nein, die An fänge des Kultur -
landes Bayern liegen nicht in Regensburg – schon gar nicht in München.
Als Castra Regina (das heutige Regensburg) 179 n.Chr. gegründet wurde,
waren Augsburg und Kempten beinahe 200 Jahre alt und längst blühende
Römerstädte. Als Römer Straßenbau,
Architektur, Bildhauerei, Schrift- und
Badekultur über die Alpen brachten,
eroberten sie zuerst das Gebiet
zwischen Lech, Donau
und Iller. Cambo dunum
(Kempten) wurde zur
ersten Hauptstadt
der Provinz Raetien,
bald abgelöst von
Augusta Vindelicum
(Augsburg). Am Lech
fanden sich die ältesten
Spuren des Christentums
im heutigen Bayern. Eine Suche
nach den Anfängen des Kulturlandes
Bayern führt in rund hundert Orte und
in etliche Museen zwischen Alpenrand
und Limesland – vom Oberallgäu bis
in den Süden von Mittelfranken sowie
ins Donautal zwischen Iller und Inn.
Zu den
Spuren Roms:
„römische“ Orte und
das Welterbe Limes
NEU
Martin Kluger
268 S., 352 Abb., 23,00 €
Mozartstadt Augsburg
Leopold Mozart, Wolfgang
Amadé Mozart und ihre
schwäbische Familie
Die Mozarts waren eine schwäbische
Familie: 1331 erstmals westlich von
Augsburg urkundlich über liefert, waren
die ersten bekannten Mozarts Bauern
und später Maurer. Nachdem ein erster
Mozart 1643 in Augsburg eingewandert
war, verdienten sie bald als Baumeister,
Buchbinder und Bildhauer ihr Brot. Der
berühmteste Spross dieser Familie ist
Wolfgang Amadé Mozart. Sein 1719
in Augsburg geborener Vater Leopold
Mozart war sein Entdecker und einziger
Erzieher, Musiklehrer und „Manager“.
Wolfgang Amadé kam fünfmal nach
Augsburg. 1777 er lebte er dort mit dem
Augsburger „Bäsle“ – seiner Cousine
Maria Anna Thekla Mozart – vermutlich
sein erstes erotisches Aben teuer. Das
Taschenbuch führt zu 17 Mozartstätten
in Augs burg und zu weiteren in Hohen -
altheim, Kaisheim und Leitheim. Entstanden
mit Unterstützung der Stif tung
„Deutsche Mozartstadt Augsburg“.
Martin Kluger
Hrsg:. Regio Augsburg
Tourismus GmbH
96 S., 101 Abb., 9,90 €
Glaube. Hoffnung. Hass.
Von Martin Luther in Augsburg
(1518) über den Dreißigjährigen
Krieg (1618–1648) bis zur
„Sau aus Eisleben“ (1762)
Augsburg war die heimliche Hauptstadt
des Reiches. Deshalb wirkte sich
vieles, was in der Fuggerstadt geschah,
auf weite Teile Europas aus. Martin
Luthers Aufenthalt im Jahr 1518, das
Augsburger Bekenntnis von 1530 und
der Augsburger Religionsfrieden von
1555 waren solche Ereignisse. Nicht
nur in der Reichs- und Bischofs stadt,
deren Bürger mehrheitlich früh zum
evangelischen Glauben wechselten,
auch an der Donau und im Ries, im
Lechtal und in Altbayern, an der Iller
und im Allgäu prallten Reformation
und Gegen refor ma tion immer wieder
auf ein ander. Der Glaubensstreit in und
um Augsburg löste Kriege und Katastrophen
aus. Der Dreißigjährige Krieg
entvölkerte und verheerte Augsburg
und weite Teile von Schwaben. Unweit
von Nördlingen und am Lech bei Rain
wurden blutige Schlachten geschlagen.
Martin Kluger
336 S., 241 Abb., 18,90 €
context verlag
Augsburg | Nürnberg
www.context-mv.de
STADTWALD AUGSBURG
Der Stempflesee liegt
in der nördlichen Ecke
des Stadtwalds, im
so genannten Siebentischwald.
Diese stille
Wasserfläche lockt
zahlreiche Besucher an.
Noch viel mehr Wasser
durchzieht in einem
etwa 70 Kilometer
langen Kanal- und
Bachnetz den Stadtwald
in seiner ganzen
Länge. Und mit dem
Galgenablass an einem
dieser Bäche entdeckt
man dort sogar eines
der 22 Objekte des
UNESCO-Welt erbes
„Augsburger Wassermanagement-System“.
Stadtwald Augsburg: ins Waldgebiet des Jahres 2024
Den Stadtwald Augsburg hat der Bund Deutscher Forstleute Ende des Jahres 2023 zum Waldgebiet des Jahres 2024 gekürt.
Wer glaubt, dass es dabei nur um Bäume geht, befindet sich auf dem Holzweg. Denn der Stadtwald Augsburg ist
viel, viel mehr als „nur“ Holzlieferant. Er ist zugleich ein besonders artenreicher Naturraum, hier liegen etliche Quellen,
deren Wasser fürs Augsburger UNESCO-Welterbe wichtig war. Oberbürgermeisterin Eva Weber kommentierte diese
Ehrung mit den Worten: „Augsburgs Stadtwald ist ein Alleskönner“. Denn dieses Waldgebiet ist nicht „nur“ ein innerstädtischen
Trinkwasserschutzgebiet und ein Naturschutzgebiet – es ist darüber hinaus auch ein von Wander- und
Radwegen durchzogenes Erholungs gebiet. Fürwahr lohnende Wege – mit spannenden Zielen an den Rändern.
Ausgezeichnet wurde der Stadtwald Augsburg von Forstexperten
ja eigentlich wegen der Fülle seiner Ökosystemleistungen, und das
sogar innerhalb des Stadtgebiets. Ökodienstleistungen, das heißt
in diesem Fall, dass dieser Wald auf Flächen des ehemaligen Auwalds
entlang des westlichen Lechufers aus mehreren Gründen
Auch die sogenannte
Eichen-Basilika beim
Schaezlerbrunnen im
Siebentischwald bietet
sich für eine Pause im
kühlenden Schatten
hoher Bäume an. Es ist
ein beliebter Rastplatz,
den die Radler ebenso
gerne nutzen wie
die Wanderer und die
Spaziergänger.
96 2
ganz besonders wertvoll ist. Denn zum einen ist der Stadtwald
Augsburg aufgrund seiner lichten Kiefernwälder und der letzten
Relikte der einst sehr viel größeren Lechheiden ein Refugium für
rare Fauna und Flora. Zum anderen ist das Gebiet im Süden der
Großstadt Augsburg auch ein Trinkwasserschutzgebiet, und Wasser
Text: Martin Kluger | Fotografie: Martin Kluger (4), Thomas Baumgartner (2), Leopictures/Wikipedia/CCBY-SA4.0 DEED (1)
STADTWALD AUGSBURG
Entlang des Lechs
bildeten lichte Kiefernwälder
das gewohnte
Landschaftsbild im
oft überschwemmten
Auwald. Infolge der
Fluss korrektionen bei
Augsburg kommen die
artenreichen lichten
Kiefernwälder heute
nur noch auf kleineren
Teilflächen vor: Auch
sie machen das Natur -
schutz gebiet Stadtwald
Augsburg so
be sonders wertvoll.
fließt hier ohnehin an allen Ecken und Enden. Ein etwa 70 Kilometer
langes System von Quellbächen und Kanälen durchzieht
den Stadt wald. Der Galgenablass, das Relikt einer Wasserkreuzung,
ist sogar ein Objekt des UNESCO-Welterbes „Augsburger Wassermanagement-System“.
Wander- und Radwege führen auch zu zwei
Seen, zum Stempflesee im Norden sowie – ganz im Süden – zum
Ilsesee und zu einem großen Stausee am Lech, dem Mandichosee.
Am nördlichsten Rand dieses Gebiets fließt Wasser aus dem Stadtwald
übrigens zu zwei netten Nachbarn: Kanäle durchströmen den
als Parklandschaft angelegten Zoo – sehr zur Freude der Seehunde
und Wasserbüffel. Und im Botanischen Garten ist der stilgerecht
mit viel Wasser gestaltete Japanische Garten ein Höhepunkt.
»„Stadtwald Augsburg. Rad- und Wanderführer zu Quellbächen, Lechkanälen und Lechheiden“ heißt ein Taschenbuch, mit
dem Nicolas LIebig, der Geschäftsführer des Landschaftspflegeverbands Stadt Augsburg, mit fünf Routenvorschlägen dazu
animiert, die Schönheit (und die Geheimnisse) des Stadtwalds Augsburg zu entdecken. (www.context-mv.de)
» Mehr zum netten Nachbarn Nummer eins, dem Zoo Augsburg: www.zoo-augsburg.de
» Mehr zum netten Nachbarn Nummer zwei, dem Botanischen Garten: www.augsburg.de (> Freizeit > Ausflugsziele)
Viel Wasser einerseits,
karge Böden andererseits
tragen zur Artenvielfalt
im Stadtwald
Augsburg bei. Dort
findet man zahlreiche
Quelltöpfe, deren
klares Wasser bis heute
oft über den Brunnenbach
– bis 1840 ein
Trinkwasserlieferant
Augsburgs – in Richtung
Altstadt geleitet
wird. Die große Artenvielfalt
auf den mageren
Böden der letzten
Lechheiden wird auch
durch ein Beweidungsprogramm
bewahrt –
mithilfe von Schafen
und Przewalski pferden.
97
ST. ULRICH UND DIE LECHFELDSCHLACHT: DIE AUSSTELLUNG – UND DER „GESCHICHTSPFAD 955“
Auch das ist ein
Exponat der Ulrichs-
Ausstellung im
Augsburger Diözesanmuseum
St. Afra: Das
kunstvoll geschnitzte
Relief des sogenannten
Ulrichskamms bildet
eine Szene der Schlacht
auf dem Lechfeld ab:
Ein deutscher Ritter
reitet einen Krieger
des ungarischen
Heers nieder.
St. Ulrich im Diözesanmuseum St. Afra – eine
Ausstellung verdeutlicht die europäische Dimension
Das Augsburger Diözesanmuseum St. Afra zeigt vom 5. April bis 14. Juli 2024 die Ausstellung „ULRICH – genial sozial
loyal“, die Bischof Ulrich von Augsburg gewidmet ist. Im Rahmen des Ulrichsjubiläums 2023/24 – St. Ulrich wurde
923 zum Bischof geweiht, er starb 973 und wurde 993 heiliggesprochen – wird das Leben und Wirken dieses Heiligen
unter die Lupe genommen. Die Bedeutung – sowie die weite Verbreitung – der Ulrichsverehrung zeigen hochrangige
Exponate aus Deutschland und etlichen Ländern Europas, nicht zuletzt auch aus Ungarn sowie in Verbindung mit der
legendären Schlacht auf dem Lechfeld. Zu diesem epochalen Ereignis führt – abseits dieser Ausstellung sowie ganz -
jährig – die Suche nach den Spuren der Schlacht mit dem „Geschichtspfad 955“ der Regio Augsburg Tourismus GmbH.
Dass die Geschichte des heiligen Ulrich europaweite
Dimensionen hat, ist allgemein bekannt – nicht
allein, aber vorrangig wegen seiner Rolle in der
Schlacht auf dem Lechfeld im Jahr 955. Spuren
dieser Schlacht sind nur wenige erhalten. Umso spektakulärer
ist es daher, dass im Augsburger Diözesanmuseum St. Afra
auch das kostbare Zaumzeug eines ungarischen Kriegspferdes
98
»
Ein Höhepunkt der Ausstellung ist
das kostbare Zaumzeug eines Ungarn.
gezeigt werden kann – ein Höhepunkt unter den Exponaten
dieser Ausstellung. Auch andere Leihgaben schärfen den
Blick auf das Mittelalter und seine Mythen, die sich nicht
sehr streng an den Fakten orientierten. Das belegt etwa eine
Leihgabe aus Ungarn: Es ist ein kunstvoll verziertes Horn,
mit dem ein magyarischer Heerführer angeblich den deutschen
König erschlagen haben soll. Otto I. freilich hat die Schlacht
vor den Mauern von Augsburg unbeschadet überlebt.
Höhepunkte sind sicher auch die Ulrichsreliquien. Darunter
ist nicht nur das Teilstück einer Rippe, das in einem kostbaren
Ulrichsreliquiar geborgen ist. Auch etliche von Ulrich ge -
tragene Messgewänder oder von ihm benutzte Gegenstände
sind wegen ihrer Seltenheit Exponate von europäischem
«
Rang. Es wird gezeigt, wie erst später entstandene Gegenstände
mit den Namen des heiligen Ulrich verbunden wurden –
wie etwa der Ulrichskamm, dessen geschnitztes Relief eine
Schlachtenszene abbildet. Durch die Kontextualisierung und
die Zusammenschau der unterschiedlichen Objekte entsteht
eine Plattform des kulturellen Austausches, bei der verschiedene
Perspektiven und Interpretationen der Geschichte aufein -
andertreffen und bereichernde Dialoge entstehen. So unterstreichen
Exponate, die aus Deutschland und anderen Ländern
Europas zusammengetragen wurden, Ulrichs überregionale
Bedeutung: Sie zeugen von der tiefen Verehrung, die diesem
Heiligen vielerorts entgegengebracht wurde und wird.
Die Ausstellung wird von einem abwechslungsreichen
Programm begleitet. Ein Wandelkonzert bringt ausgewählte
Exponate mittels Wort und Musik näher. Menschen mit Demenz,
Blinden und Gehörlosen werden spezielle Führungen
angeboten. In Workshops für Kinder wird zum Beispiel der
Frage nachgegangen, wie in einer mittelalterlichen Schreibstube
gearbeitet wurde. Mehr zum Museum, zur Ausstellung und
zum Programm findet man unter www.museum-st-afra.de.
Mit ihrem „Geschichtspfad 955“ führt die Regio Augsburg
Tourismus GmbH in und bei Augsburg durch die Geschichte
und zu Erinnerungsorten der Lechfeldschlacht – mehr dazu
unter www.augsburg-tourismus.de.
Text: PM/Martin Kluger | Fotografie: Stefan Fink
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Tagungshotel der Diözese Augsburg
Kappelberg 1 86150 Augsburg
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