Regio Augsburg Magazin 2024
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
DAS „WITTELSBACHER LAND“
Auch das ist ein
Wittels bacherschloss,
allerdings ein sehr viel
kleineres und eines aus
sehr viel friedlicheren
Zeiten. Denn das „Sisi-
Schloss“ erinnert an
Herzog Max in Bayern
und an seine Tochter
Elisabeth, die spätere
Kaiserin von Österreich
und Königin Ungarns.
Das Wasserschloss in
Unterwittelsbach bei
Aichach beherbergt
eine Dauerausstellung
sowie wechselnde Ausstellungen
zum Leben
dieser legendären
Wittelsbacherin.
44
Den Wittels bachern
kommt man im
„Wittels bacher Land“
kaum irgendwo mal
aus – auch nicht in
der Wallfahrtskirche
St. Leonhart in Inchenhofen.
Dort hat der einheimische
Maler Ignaz
Baldauf den Kurfürsten
von Bayern mit einem
edlen Ross am Halfter
dargestellt. Kurfürst
Maximilian I. hat einem
Kloster neben dieser
Kirche nämlich alljährlich
ein junges Pferd
aus seinem eigenen
Gestüt spendiert.
und Schwaben. Das Lechtal im frü̈hen Mittelalter“
wurde mit LEADER-Mitteln gefö̈rdert.
Wer diese Ausstellung und das Museum im
Schloss besucht, könnte sich anschließend gleich
auf die Suche nach den Spuren der Wittelsbacher
in der Stadt begeben. Dringend empfohlen sei
zum Beispiel eine Führung im Ratssaal des
Friedberger Rathauses. Dort stößt man auf
etliche Wittelsbacher und Wittelsbacherinnen,
deren Namen sich mit der Geschichte des
Schlosses und der Stadt verbinden. Eine Geschichte,
die für die Stadtbewohner nicht immer
sehr lustig war: Während des Dreißigjährigen
Kriegs, den die Wittelsbacher ganz maßgeblich
angezettelt hatten, legten schwedische Soldaten
und Augsburger Protestanten die bayerischkatholische
Grenzstadt in Schutt und Asche.
Das war der Grund dafür, dass die Friedberger
ihr sehenswertes barockes Rathaus errichteten.
An die Wittelsbacher, die des Öfteren großspurig
einen Krieg provozierten, danach aber kaum
einmal ihr Land und dessen Städte und Dörfer
schützen konnten, erinnert ein Spaziergang
entlang der in Teilen erhaltenen Stadtmauer.
Nicht nur in Friedberg, auch anderswo in
in Bayern und Europa haben die Wittelsbacher
immer wieder mal so agiert, dass sie danach
nicht eben sonderlich stolz auf das Vollbrachte
sein konnten. Im Jahr 1209 wurde zum Beispiel
die Burg Wittelsbach geschleift, weil Pfalzgraf
Otto VIII. von Wittelsbach im Jahr zuvor den
deutschen König Philipp ermordet hatte. Um
diesen „Schandfleck“ in ihrer Familiengeschichte
haben sich die Wittelsbacher lange herumgedrückt
– und die Mauerrelikte auf dem Burghügel
in Oberwittelsbach fast 650 Jahre gemieden.
Erst 1857 betrat mit König Maximilian II. von
Bayern wieder ein Wittelsbacher den Burghügel
»
In Oberwittelsbach
sah sich der König von Bayern
tief bewegt auf dem
„Boden meiner Ahnen“.
«
in Oberwittelsbach. „Also hier stehe ich auf
dem Boden meiner Ahnen“, soll der bayerische
König recht zitierfähig angemerkt haben. Später
hat sich auch König Ludwig III., der letzte
bayerische König, hierher getraut. Gedenksteine
erinnern an diese Besucher. Auch ein bayerisches
Nationaldenkmal hatte man auf dem Burgplatz
schon 1834 aufgestellt. Das neugotische Fialtürmchen
belegt, dass bei den Wittelsbachern
am Ende der Stolz auf das Erreichte die Scham
über die Schandtat ihres Altvorderen überwog.