Regio Augsburg Magazin 2024
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DAS „WITTELSBACHER LAND“
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Tritt ein, bring Neugier
rein: Hinter diesem
Portal verbirgt sich
das feine „Museum im
Wittels bacher Schloss
Friedberg“. Die Rauten
zeigen es an – hier ist
man in Altbaiern. Und
die Löwen an der Tür
verraten die Bau- und
Schlossherren – natürlich
die Wittelsbacher,
deren Wappentier der
pfälzische Löwe seit
1214 war. 2024 beweist
eine Ausstellung im
Schloss, dass es im
„Wittels bacher Land“
tatsächlich eine Zeit
vor den Wittelsbachern
ge geben hat.
Wer vor dem Eingang zum Friedberger
Schloss steht, versteht die
Botschaft – selbst dann, wenn
er oder sie im schulischen Geschichtsunterrricht
nicht sonderlich gut aufgepasst
haben sollte. Die weiß-blauen Rauten stehen
nun mal für Bayern (das man vor 1825 meist
„Baiern“ schrieb). Und dass der Löwe mit der
erhobenen Pranke das Wappentier des Hauses
Wittelsbach ist, das ist zumindest in Bayern
allgemein bekannt. Diese heraldischen Elemente
zieren das Schlossportal aus gutem Grund:
Denn das Friedberger Schloss nennt man auch
„Wittelsbacher Schloss“, weil es von Wittels -
bachern erbaut, ausgebaut und genutzt wurde –
im Übrigen sogar als Sitz einer Manufaktur für
die gefragte Friedberger Fayence. Exemplare
edler Fayencekeramik findet man heute noch
im Museum im Schloss, und einiges mehr zu
den Wittelsbachern sowieso. Denn auch die
Geschichte und Baugeschichte Friedbergs wurde
jahrhundertelang ebenso von den Wittelsbachern
geprägt wie die anderer Orte im „Wittelsbacher
Land“, das sich östlich der Stadtgrenzen des
benachbarten Augsburg erstreckt.
Derart viel findet man hier zu den Wittelsbachern
und zu ihrer Epoche, dass man sich
fast gar nicht vorzustellen vermag, dass es im
heutigen Landkreis Aichach-Friedberg (das im
Tourismus als „Wittelsbacher Land“ für sich
wirbt) überhaupt schon mal ein Leben vor den
Wittelsbachern gegeben haben könnte.
Dass dem aber durchaus so ist, zeigen zum
Beispiel die römischen Funde im „Museum im
Wittelsbacher Schloss Friedberg“. Die sind Teil
»
Im Friedberger Schloss
der Wittelsbacher geht es 2024
in einer Ausstellung um die Zeit
vor den Wittelsbachern.
«
der Dauerausstellung. Vom Dezember 2023 bis
zum 17. März 2024 lockt aber auch noch eine
Sonderausstellung in das Schloss über dem
Lechtal, die zeigt, das es zwischen der Antike
und den Wittesbachern durchaus noch etwas
anderes gab: „Zwischen Baiern und Schwaben.
Das Lechtal im frü̈hen Mittelalter“ ist der Titel
der Ausstellung im Museum. Dabei geht es um
das frü̈he Mittelalter, zweifelsohne eines der
spannendsten Kapitel in der bayerischen Geschichte.
Im Friedberger Museum werden dabei
erstmals in einer umfassenden Zusammenschau
archä̈ologische Funde aus dem Lechtal präsentiert,
die aus der Zeit vom späten 5. Jahrhundert
bis zum frü̈hen 8. Jahrhundert stammen. Denn
die alte Kulturlandschaft erwies sich als Quelle
archä̈ologischer Glücksfälle: Äußerst kunstvoll
gearbeiteter Goldschmuck, Gü̈rtelschnallen aus
Walross-Elfenbein sowie wertvolles bronzenes
Tafelgeschirr dokumentieren neben dem hohen
Rang der Handwerkskunst auch die Handelsverbindungen
mit weit entfernten Regionen.
Im frü̈hen Mittelalter entwickelten sich neue
Siedlungs- und Herrschaftsstrukturen, die das
Leben in der Region östlich der ehemaligen römischen
Provinzhauptstadt Augsburg über Jahrhunderte
prägen sollten. Das Lechtal gehö̈rte
zum neu eingerichteten baierischen Herzogtum
(in dem die Wittelsbacher noch keine Rolle