Regio Augsburg Magazin 2024
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Der Obere Tor in
Aichach ist eines jener
Relikte der einstigen
Stadtbefestigung, die
an die kriegerischen
Konflikte in der Epoche
erinnern, während der
die Wittelsbacher das
Bayernland als Herzöge
und später Kur fürsten
regierten. Am zentralen
Stadtplatz erinnern
zwei Stadttore, das
Rathaus und die Spital -
kirche an die teilweise
recht wilden Zeiten der
Wittelsbacher. Mittel -
alterliche Fehden und
der von Wittelsbachern
angezettelte Dreißig -
jährige Krieg machten
auch Aichach leidvoll
zu schaffen.
Zu den Wittels bachern
gibt es im „Wittels -
bacher Land“ – und
drum herum – noch
einiges mehr zu sehen,
zum Beispiel im nahen
Augsburg oder in
Donauwörth (auch
dort ging ein Mord
auf das Konto eines
Wittels bachers). Wo
man hier was findet,
verrät der Kultur -
reiseführer „Morde,
Macht und Mythos.
Geschichte, Denkmäler
und Städte der Wittelsbacher
im Wittels -
bacher Land“, ein
168-seitiges Taschenbuch
mit 144 Fotos
und sechs Karten.
kirche ohnehin sehenswert, und zweitens findet
man dort im Halbdunkel des Langhauses zwei
langformatige Stiftertafeln: Sie stellen neben
einigen Heiligen auch frühe Wittelsbacherinnen
und Wittelsbacher dar. Das Wappenschild mit
weiß-blauem Rautenwappen hält auf einer der
beiden Malereien der Vater des Königsmörders
vom Jahr 1208. Der erste Bayernherzog aus
dem Haus Wittelsbach, Otto I., ist noch mit
dem Reichsadler im Wappenschild dargestellt.
Kaiser Ludwig der Bayer, ein Wittelsbacher,
hat Aichach 1347 das Stadtrecht verliehen. Das
bayerische Weiß und Blau sieht man dort an
den Fensterläden der Stadt tore zu beiden Enden
des zentralen Stadtplatzes – am Unteren Tor
mit dem gotischen Spitzhelm und am barocken
Oberen Tor. Letzteres musste nach dem Kriegsjahr
1634 wiederaufgebaut werden. Gedenk inschriften
und Malereien an den Stadttoren erinnern an
die schreckliche Zeit. Im Unteren Tor zeigt das
„Wittel s bacher Museum“ Grabungsfunde vom
Burghügel in Oberwittelsbach. Am Rand des
Stadtplatzes steht die Spitalkirche, in der ein
Fresko einem besonders streitlustigen Wittelsbacher
– Herzog Ludwig VII. „den Gebarteten“ –
zeigt. Dieser Wittelsbacher kämpfte sogar gegen
die eigenen Verwandten – und endete letztlich
im Verlies eines anderen Wittelsbachers. An der
Fassade erinnert ein Wappenstein der Wittelsbacher
an den Bau der Stadtmauer. Eine bunte
Wappenmalerei nebenan bezeugt, dass 1777
ein Pfälzer zum Kurfürsten Bayerns wurde.
Wallfahrtskirchen findet man im „Wittels -
bacher Land“ einige – Herrgottsruh in Friedberg,
Maria Birnbaum bei Sielenbach und natürlich
St. Leonhard in Inchenhofen. Die Letztere ist
wohl deshalb die bekannteste, weil hier alljährlich
»
Spuren der Wittelsbacher
entdeckt man auch in Kirchen
in Inchenhofen und Mering –
wo Luther im Meer versinkt.
«
der älteste Leonhardiritt Bayerns um die barocke
Kirche zieht. Der Weg ins Innere dieser Kirche
lohnt sich auch ohne Pferdewallfahrt – allein
schon wegen der farbenprächtigen Deckenfresken.
Dort hat der Inchenhofener Maler Ignaz Baldauf
Kurfürst Maximilian I. von Bayern zu Füßen
des heiligen Leonhard abgebildet. Im Auftrag
des Wittelsbacherkaisers Karls VII. hat Baldauf
auch die Decke der Kirche St. Michael in Mering
bemalt. Auf dem Fresko versinkt Luther im
Meer. Die Realität war eine andere: Damals
waren soeben die Großmachtambitionen auch
dieses Wittels bachers „ins Wasser gefallen“.
» Mehr zur Ausstellung „Zwischen Baiern und Schwaben. Das Lechtal im frü̈hen Mittel alter“
im „Museum im Wittelsbacher Schloss Friedberg“ (bis 17. Mä̈rz 2024), zum Rahmenprogramm
und zu Führungen: Telefon 0821 6002–681 und www.museum@friedberg.de
» Informationen zum „Sisi-Schloss“: www.sisischloss.bayern
» Mehr Infos zu touristischen Zielen im „Wittelsbacher Land“: www.wittelsbacherland.de
» Führungen im Friedberger Rathaus bucht man bei der Tourist-Info der Stadt Friedberg:
Telefon 0821 6002-40 oder per E-Mail an touristinfo@friedberg.de.
» Vom „Wittelsbacher Land“ aus gesehen liegt die ehemalige Residenzstadt Neuburg an der
Donau fast vor der Haustür: 40 Kilometer östlich von Aichach, rund 50 sind es ab Friedberg.
Im Residenzschloss des 1505 gegründeten Wittelsbachischen Fürstentums Pfalz-Neuburg sieht
und erfährt man einiges mehr zum Thema Wittelsbacher in Bayern und in dieser Donaustadt.
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