Regio Augsburg Magazin 2024
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2024 IN DER KUNSTSTADT AUGSBURG
Die „Kunsthalle UG“
in einer Fußgängerunterführung
vor dem
Eingang zum Tagungs -
zentrum „Kongress am
Park“ belegt, wie sehr
die belebende Kraft der
Kunst zuvor unschöne
öffentliche Räume an -
sehn licher macht. Die
Er öffnung dieser Kunstausstellung
unter der
Gögginger Straße
im Juni 2023 hatten
(von links) Wirtschaft s -
referent Dr. Wolf gang
Hübschle, Stadträtin
Lisa McQueen, Kultur -
referent Jürgen Enninger
und Tourismus chef
Götz Beck, in Personalunion
Geschäftsführer
der Kongress am Park
Betriebs GmbH, vorangetrieben.
Gemälde „lesen“ kann oder sie erklärt bekommt,
erfährt mittels der teils originell konzipierten
Malereien etliches über die Stadt-, Zeit- und
Glaubensgeschichte sowie über die Augsburger
Prominenz in der Entstehungszeit oder früher.
Das Blatt eines von Holbein 1512 gemalten
Katharinenaltars hält zum Beispiel zwei Szenen
der Ulrichslegende fest. Darauf ist auch das
Fischwunder des Heiligen abgebildet, bei dem
ein Bote des Herzogs von Bayerns statt einem
Stück Fleisch (mit dem er Bischof Ulrich als
Fastenbrecher denunzieren wollte) verduzt einen
Fisch in der Hand hält.
Ein besonders figurenreiches Werk ist das
von Holbein um 1508 gemalte Votivbild des
Ulrich Schwarz. Holbein zeigte die Familie des
Augsburger Kaufmanns als betende Gruppe
unter der Darstellung des schwertzückenden
Gottvaters, seines Sohnes und der Maria mit
entblößter Brust. Der reiche Kaufmann ist mit
seinen drei Ehefrauen und insgesamt 31 Kindern
abgebildet. In der Schar der Knaben und jungen
Männer ist auch Matthäus Schwarz zu erkennen,
der als Hauptbuchhalter Jakob Fuggers Karriere
machen sollte. Hinter diesem Gemälde verbirgt
sich somit ein Stück Augsburger Sittengeschichte:
Sogar Kaiser Maximilian I., sein Hof narr Ritter
Kunz von der Rosen sowie ein frühes Modejournal
kämen darin vor.
Auf dem linken Altarflügel eines Gemäldes,
das die Basilika San Paolo fouri le mura in
Rom darstellt, hat Hans Holbein d. Ä. sich
selbst mit seinen zwei Söhnen Ambrosius und
Hans verewigt. So hochkarätig die Malerei des
Vaters auch war: Erst Hans d. J. machte den
Namen Holbein weltberühmt, weil er zum Hofmaler
des englischen Königs Heinrich VIII.
aufstieg. Heinrich war jener Monarch, der vier
seiner sechs Ehefrauen durch Scheidung oder
per Hinrichtung „entsorgte“. Hans Holbein d.J.
fiel bei ihm in Ungnade, als er ein „Recherche-
Porträt“ der vierten Gattin Heinrichs VIII., Anna
von Kleve, zu sehr geschönt hatte: Als Anna
„live“ in England eintraf, war der König so enttäuscht,
dass diese Ehe nie vollzogen und bald
annulliert wurde. Holbein durfte nie wieder
ein Mitglied der königlichen Familie malen.
500 Jahre später ist dagegen keiner enttäuscht,
wenn Künstler etwas eher Unattraktives mittels
Kunst zu verschönern suchen. Seit Juni 2023
zeigen Nachwuchskünstlerinnen und -künstler
aus der Region Augsburg in einer (wie überall
auch hier nicht sehr hübschen) Fußgänger -
unterführung aus den 1970ern, welch belebende
beziehungsweise gar „heilende“ Kraft die Kunst
entwickeln kann. Aus einer tristen „Angströhre“
vor dem Eingang zum Veranstaltungszentrum
„Kongress am Park“ an der Gögginger Straße
wurde die „Kunsthalle UG“. Dort zeigen jetzt
junge Kunstschaffende aus der Region Malerei
und Bildhauerei von heute. Oder, wenn man
so will, die der Zukunft. Die Ausstellung der
„Talente unterm Teer“ in der „Kunsthalle UG“
ist jederzeit öffentlich zugänglich .
» Zur Dauerausstellung im Glaspalast hat die Regio Augsburg Tourismus GmbH eine Broschüre
heraus ge geben. Sie ist gratis bei der Tourist-Info am Augsburger Rathausplatz erhältlich.
» Zur Ausstellung im Holbein-Jahr und zum „H2–Zentrum fü̈r Gegenwartskunst“ informieren die
Kunstsammlungen und Museen Augsburg: www.kunstsammlungen-museen.augsburg.de
» Infos zur stets öffentlich zugänglichen „Kunsthalle UG“ in der Unterführung beim Kongress -
zentrum „Kongress am Park“: www.kongress-augsburg.de/kampagnen/kunsthalleug
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